Allgemeine Militär-Zeitung [34]

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Militär-Zeitung

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Allgemeine

Militär

-

Zeitung .

Herausgegeben von

einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

V

Alle Remem

wat

900

Vierunddreißigster

Jahrgang.

1859.

Mit einer lithographirten Tafel und mehreren in den Text gedruckten Holzschnitten .

Darmstadt.

Eduard

3ernin.

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30011 ‫است‬.

Register

über die

Allgemeine

Militär - Zeitung

1859.

(Die Zahlen deuten auf die Nummern.)

Adjustirung , she. Uniformtrung. Administration , she. Militärverwaltung . Admiralität. Preußen. 31. 32. Amüsetten. Breußen. 49. 50. Antwerpen, die Befestigung von A. 69. 70. Armeedotation. Frankreich. 23. 24. Armeewaffen- und Armee corpswaffen - Inspection. Defters reichische Monarchie. 9. 10. Armstrongkanone , die neue. 15. 16. 27. 28. 29. 30. - Groß britannien. 21. 22. 43. 44. 57. 58. 69. 70. 99. 100. Desters Arsenal. Großbritannien. 5. 6. 99. 100. 101. 102. reichische Monarchie. 87. 88. Artillerie. Bayern. 29. 30. - Deutschland. 25. 26. - Groß britannien. 33. 34. 41. 42. 45. 46. Desterreichische Monarchie. 87. 88. Preußen. 25. 26. 29. 30. 49. 50. 53. 54. 57. 58. 83. 84. - Rußland. 93. 94. - Schweden und Norwegen. 35. 36. - Spanien. 59. 60. 93. 94. - Türkei. 7. 8. 51. 52. 89. 90. - reitende. Desterreichische Monarchie. 77. 78. - Spanien. 45. 46. Artilleriecomité. Rußland. 63. 64. 71. 72. Artillerieschießschule. Großbritannien. 47. 48. Artillerieschule. Schweden und Norwegen . 17. 18. ――――― Sar dinien. 87. 88. Artilleriewesen , Veränderungen im preußischen A. 11. 12. 13. 14. Sachsen Augenkrankheit. Frankfurt, freie Stadt. 105. 106. Coburg-Gotha. 15. 16. Avancement. Großbritannien. 11. 12. Baden. Kriegsministerialerlaß, die Instruction der Hauptleute, Oberlieutenants und Adjutanten mit der Manipulation des Tele graphen betr. 19. 20. Neue Bestimmungen über die Militärbil bungsanstalten. 93. 94. Neue Formation und Eintheilung der In fanterie. 99. 100. Bajonnetfechten. Mecklenburg-Schwerin. 77. 78. Batterien, schwimmende. Frankreich. 17. 18. 81. 82. - Groß britannien. 83. 84, 85. 86. 105. 106. Bayern. Prinz Carl von B. , Feldmarschall und Generalinspector der Armee. 23. 24. Einführung von gezogenen Gewehren der v. Podenwils'schen Construction nach 3 Modellen bei den Infan terieregimentern. 15. 16. Allerhöchste Dotation zur Herstellung einer bayerisch en Kriegsgeschichte. 28. 24. - Errichtung eines 4.

Artillerieregiments. 29. 30. Annahme des Feldofenmodells Les pinaſſe als Ausrüstungsgegenstand für die Feldbäckerei des Heeres. 29. 30. Umånderung der Benennung : 1., 2., 3. und 4. Armee divisionscommando in jene der Generalcommandos München, Augs burg, Nürnberg und Würzburg. 35. 36. Einführung des schwarzen sämischen Rüstungslèderwerks, statt des weißen, bei der Infanterie. 45. 46. Kriegsformationsſtand des Genieſtabs. 45. 46. Errich tung einer Local- Geniedirection für die Veste Würzburg. 45. 46. Bildung einer dritten Sanitätscompagnie für die Armee. 45. 46. Herstellung eines Feldtelegraphen. 47. 48. Einführung einer neuen Exercirordnung bei der Infanterie. 47. 48. Beabsichtigte Entfernung alles blanken Metallzeugs der Uniformen für den Felddienst. 49. 50. Veränderte Formation der 8 Cavalerieregimenter. 55. 56. Versuchsweise Einführung von Tornistern neuer Art. 57. 58. 69. 70. Vorschläge zur besseren Wehrhaftmachung des Landes. 59. 60. Stand des Militärwittwen- und Waiſenfonds für 1856/57. 75. 76. Beabsichtigte Errichtung von 3 Batterien_gezogener Kano nen. 83. 84. Versuche behufs Prüfung von Vorschlägen für eine verbesserte Cavalerieausrüstung. (Schraubenstollenhufeisen und Sattelmuster.) 97. 98. Versuche mit einem von dem englischen Capitan Terry construirten Kammerladungsgewehr. 103. 104. Befestigungswesen. Deutschland. 69. 70. 103. 104. ――― Frank reich. 71. 72. 105. 106. Großbritannien. 81. 82. 103. 104. Hannover. 25. 26. - Desterreichische Monarchie. 61. 62. Portugal. 51. 52. 77. 78. Preußen. 75. 76. 89. 90. 99. 100. 103. 104. - Schweden. 25. 26. - Zürkei. 7. 8. Bekleidung, die, der Offiziere. 105. 106. - Schweden. 3. 4. Belgien. Die Befestigung von Antwerpen. 69. 70. Bevorstehen der Kriegsministerial- Erlaß, die Ernennung specieller Comité's für jede einzelne Waffengattung der Armee betr. 21. 22. Vorlage des Kriegsministers, die außerordentlichen Ausgaben für Verbeſſe= rungen im Kriegsmaterial im Jahre 1859 betr. 37. 38. Die Be festigung Antwerpens . 37. 38. Beginn der Erdarbeiten bei Ant werpen zur Errichtung eines verschanzten Lagers . 53. 54. Die Waffenfabrication Lüttichs im Jahre 1858. 59. 60. Die Kosten des Ausbaues des Antwerpner Festungssystems. 61. 62. Der Um bau und die Befestigung Antwerpens. 65. 66. Beurlaubung. Desterreichische Monarchie. 105. 106. Bewaffnung. Bayern. 15. 16. - Dänemark, 15. 16. 77. 78. - Großbritannien. 9. 10. - Niederlande. 25. 26. 35. 36. 69. 70. - Oesterreichische Monarchie. 33. 34. 87. 88. 105. 106. Frankreich. 27. 28. ――― Preußen. 25. 26. 83. 34. Bibliotheken. Großbritannien. 3. 4. Blocklaffeten. Großbritannien. 41. 42. 1

Bodenſee.

Wie iſt der B. bei einer kräftigen Vertheidigung

unſerer Gränzen in Mitleidenſchaft zu ziehen ? 25. 26.

Bourbonkugel , die. 63. 64. 103. 104. Braunſchweig. Der Zug des Herzogs von B. Jarch Norddeutſchland im Sommer 1809. 75. 76. Bevorſtehende Gedächtnißfeier der erſten deutſchen Freiheitskämpfe von 1809. 1. 2. Briefe , militäriſche, aus Frankreich. III. 7. 8. 9. 10. IV. 13. 14. 15. 16.

V. 25. 26. 27. 28.

Feſtungen und Feſtungsbauten. Belgien. 37. 38. 53. 54. 61 . Deutſchland. Dänemark. 45. 46. 91. 92. 62. 65. 66 . Großbritannien. 81. 82. Griechenland. 15. 16. 65. 66. Deſterreichiſche Monarchie. 61. 62. -

75. 76. 89. 90. 99. 100. 103. 104.

Preußen. 47. 48. 55. 56. Schweden . 37. 38. -

Spanien. 3. 4. – Siehe auch Befeſtigungsweſen.. Bayern. 29. 30. 45. 46. Formation. Baden. 99. 100 . Großbritannien . 45. 46. Heſſen, Großherzogthum . 101. 102. Deſterreichiſche Monarchie . 87. 88. 93. 94. 95. 96. 97. 98. -

Bundesbeſaßungen ,, zur Frage der B. 19. 20. 21. 22. Bundeskriegsverfaſſung , 89. 90. Zur Frage der B. I. 93. 94. 95. 96. II. 101. 102, 103, 104,

105. 106.

Sardinien . 3. 4.

Spanien. 21. 22. 59. 60.

---

Siehe auch Organiſation. Frankfurt, freie Stadt. Gutachten der Commiſſion über den

Cadettenſchule . Neapel. 11. 12.

Befund und Erſaß der ſämmtlichen Percuſſionsgewehre. 43. 44.

Carabiner. Großbritannien. 9. 10. Cavalerie. Ueber Ausrüſtung und Bewaffnung der 6. 17. 18. - Bayern . 55. 56. 97. 98 . Großbritannien . 9. 10. – Heſſen , -

Großherzogthum . 101. 102. Deſterreichiſche Monarchie. 87. 88. Türkei. 89. 90. Spanien. 21. 22. 105. 106. Comité. Belgien. 21. 22.

Commiſſionen , wiſſenſchaftliche. Bayern. 23. 24.

Frankfurt, Frankreich. 27. 28. 43 , 44. 105. 106. -

freie Stadt. 43. 44. Griechenland. 15. 16. – Großbritannien. 41. 42. — Naſſau. 19. 20. Portugal. 17. 18. 51. 52. 77. 78. Preußen. 73. 74.

Württemberg. 37. 38. Compagnieſyſtem . Württemberg. 93. 94. Conſcriptions geſek . Naſſau. 9. 10. 15. 16. Cüraſſe. Spanien . 35. 36 . Türkei. 7. 8 .

ampfmarine, die, in den continentalen Kriegen. I. II. III. 31. 32. 33. 34. 35. 36 .

Gehaltserhöhung der Offiziere. 91. 92. Ausbruch der Augenkrank heit unter den Soldaten . 105. 106.

Frankreich. Militäriſche Briefe aus Frankreich. III. 7. 8. 9. 10. gezogenen Rano IV. 13. 14. 15. 16. V. 25. 26. 27. 28. Die nen in F. 19. 20. 31. 32. Die militäriſche Stellung Frankreichs

Deutſchland gegenüber. I. 53. 54. 55. 56.

II. 65. 66. 67. 68.

III, 73 , 74. iv. 77. 78. V. 81. 82. Das Kriegsbudget für

bas laufende Jahr. 5. 6. Stärkeverhältniſſe der Armee. 15. 16.

Neue Unwendung der ſchwimmenden Batterien. 17. 18. Verſuche mit außerordentlich leichten gezogenen Kanonen. 17. 18. Verſuche mit Schießbaumwolle. 17. 18. Stand des Marine-Offiziercorps. 17. 18. Erhöhung der Loskaufungstarife. 17. 18. Ueberſicht über die Wirkungen der Armeedotation . 23. 24. Verfügung des Marine miniſters , die Einführung von gezogenen Kanonen bei den Kriegs ſchiffen betr. 25.26. Commiſſion, die Errichtung einer großen Nano nengießerei zu Bourges betr. 27. 28. Bewaffnung der Seeſoldaten

mit dem Revolver. 27.28. Beabſichtigte Neorganiſation des Militär ſanitätsweſens. 31. 32. Vergleich der franzöſiſchen und engliſchen

Dänemark. Einrichtung einer Schule für Hufſchmiede. 9. 10. Verſtärkung und neue Armirung der Marine. 15. 16. Stand der Armee. 29. 30. Beginn der Befeſtigungsarbeiten Kopenhagens .

Flottenſtarke im Januar 1859. 31, 32. Dermehrung des Cadres des Generalſtabs,1 ſowie des großen Generalſtabs. 41. 42. Errichtung zweier neuer' Jnfanterieregimenter, Nr. 101 u. 102. 43, 44. Bez

45. 46. Reiſe des Capitäns Linnemann nad Paris , um die

richt der Commiſſion über die durch den orientaliſchen Krieg verur

Conſtruction der gezogenen Kanonen kennen zu lernen. 69. 70. Stand der Bewaffnung der Infanterie mit gezogenen Gewehren.

ſachten Ausgaben. 43. 44. Verſuche mit einem neuen Geſchoß für die

77. 78. Neu conſtruirter eiſerner Wagen zum Truppentransport

Gewehre der Jäger zu Fuß und der Zuaven. 55. 56. Beabſich tigte Aenderungen in der Uniformirung der Infanterie. 57. 58.

über Seen und Flüſſe. 81. 82. Beabſichtigter Bau von 4 eiſernen Transportfahrzeugen und neuen Schrauben -Dampf-Kanonenbooten. 83. 84. Bericht des Kriegsminiſters in Betreff der Arbeiten an

battanten des italieniſchen Feldzugs. 67. 68.

ben Seebatterien . 91. 92.

ſuche zwiſchen der Dornbüdyfe und einem neuerfundenen Büchſen

Denkmünze .

Frankreich. 67. 68 .

Deutſchland. Zur gegenwärtigen politiſch - militäriſchen Page Deutſchlands . 97. 98. Ueber die Errichtung einer Akademie der Militärwiſſenſchaften für das geſammte deutſche Bundesheer. 99. 100. Die Zuſammenſegung des Bundesheeres im Frieden . 15 . 16. Wunſch nach Einigung im Bundesheer in Betreff des Weg

falls der 6 Pfünder Kanonen und Anſchaffung von nur 12 Pfün dern mit gleichem Kaliber. 25. 26. Die ſtrategiſche Widytigkeit

von Germersheim . 65. 66. Die Nothwendigkeit einer Befeſtigung der Seehafen an der Oſt- wie Nordſeeküſte . 69. 70. 75. 76. An

trag in der Bundesverſammlung, Aenderungen in der Kriegøyerfaſſung des Bundes betr. 89. 90. Beabſichtigte Herſtellung einer

größeren einheitlichen Organiſation der kleineren Bundescontingente. 99. 100. Antrag in der Bundesverſammlung, die Befeſtigung der deutſchen Norſee- und Oſtſeeküſten betr. 103. 104 . Dienſtauszeichnung. Niederlande. 25. 26. Diviſions dulen , ihe. Striegsſchulen.

Ghrengerichte. Nußland. 93. 94. Ginquartierung. Sachſen -Coburg-Gotha. 59. 60. Eiſenbahn- und Telegraphen - 3 ngenieure. Preußen. 39. 40. Enfield büchſe.

Oroßbritannien. 1. 2.

Erfindungen, militäriſche. Frankreich. 69. 70. – Großbritannien . .

17. 18. 25. 26. 33. 34. 69. 70. 71. 72.

Niederlande . 63. 64. thum . 43. 43. Ejercitordnung. Bayern . 47. 48.

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Heſſen, KurfürſtenSpanien . 23. 24 .

Neues Modell eines gezogenen Mörſers. 57. 58. Das Lager von

Châlons. 61.62. Gründung einer neuen Denkmünze für die Com Vergleichende Ver

Modell des Majors Neßle. 69. 70. Bermehrung der 5 großen Militärcommandos um 2 und Veränderung ihrer Namen in

Militär-Arrondiſſements. 71. 72. Bevorſtehender Geſebentwurf, einen neuen Credit für Vollendung der Küſtenvertheidigungsanſtal ten betr. 71. 72. Verſuche mit einem Widderſchiff. 71. 72. Aus rüſtung der Kanonenboote mit gezogenen Kanonen. 71. 72. Un fertigung von 50 bombenfeſten & anonenſchaluppen. 81. 82. Ver ſuchsweiſer Bau einer ſchwimmenden Batterie mit 2 übereinander: liegenden Feuerlinien. 81. 82. Errichtung von Drehbatterien an den Küſten. 81. 82. Verwendung der Meeralgen (Seegras) zu Stanonenpfropfen. 87. 88. Verſuche mit einem vom Kaiſer Napo leon entworfenen Revolverkanonenſyſtem . 91. 92. Bau von Sano nenbooten mit eiſernen Wänden . 95. 96. Beabſichtigte Ubfaffung von Regimentsgeſchichten für jedes Regiment. 101. 102. Bevor ſtehende Veränderungen im Striegsdepartement. 105. 106. Com miſſion zur Berathung über die Vertheidigung des Landes und

die Befeſtigung der Küſten . 105. 106. Vermehrung des General ſtabß der Flotte. 105 , 106. Freicorp8, über die Drganiſation deutſcher F. 35. 36. 37. 38. Freiwillige , einjährige. Breußen. 19. 20.

Cage. Frankfurt, freie Stadt. 91. 92. Rußland. 41. 42. Preußen. 69. 70. Gefreiten. Preußen . 5. 6 .

Naſſau. 9. 10. Sardinien. 91. 92.

Generalcommando. Bayern . 35. 36. Generalſtab. Frankreich. 41. 42. 105. 106.

Sdyweiz. 9. 10 .

11. 12. 61. 62.

Genieſtab.

' ahnen. Preußen. 91 , 92. Feldofenmodell. Bayern. 29. 30.

Bayern . 45. 46.

Gepäс weſen . Ueber das Gepäck des Infanteriſten . 73. 74. Deſterreichiſche Monarchie. 105. 106.

-

Preußen. 73. 74.

Gefchofje. Frankreich. 55. 56. 69. 70.

Geſchüß gießerei. Frankreich. 27. 28. - Großbritannien . 93. 94.

mandanten, die Beſchränkung ber körperlichen Züchtigung betr. 95. 96. Stellung ſämmtlicher Kanonen gießereien des Arſenals von Woolw unter Herſt rongs ichrong' eitunBeabſ 100.Anlag g. 99. Armſt Geſch der ſchenArmſt ichtigte üße.Dberl 99, 100. einešg e ellun neuen großen Arſenals, Weedon, für das als ſolches eingehende Obercommandanten, Neue Verfügung Woolwich. 102. 101.der Züchtigungdesbetr. 101. 102. Drdre körperlichen Abſchaffung die

99. 100. Preußen , 29. 30. Gewehre. Dänemark 77. 78. Frankfurt, freie Stadt. 43. 44. Naſſau. 19. 20. — Sardinien. 25. 26. Sdyweiz. 9. 10. 19. 20.

Hartlepool. 103. 104 .

-

25. 26. 33. 34. 103. 104.

Großbritannien . 17. 18. Kurheſſen . 43. 44 .

bie, der gezogenen franzöſiſchen Kanonen. 79. 80. Geſchüße. Deſterreichiſche Monarchie. 87. 88. – Portugal. 17. 18. Preußen. 25. 26. 49. 50. 83. 84 . Spanien. 61. 62. Siehe auch Kanonen .

-

61. 62. 67 , 68. 105. 106 .

Spanien . 23. 24. 61. 62. 81. 82.

Gewehrfabriken . Preußen. 31. 32. Granaten. Großbritannien. 17. 18.

Admir Bevor Modif der ſyſte auf Rhede t zur des Straf on tigun der Flott e. Befeſ 103. 104.alită ſtehe ndeicati g der Baims und von Verſuche mit Hohlkugeln . 103. 104. Bes richt des General Hay über die Fortſchritte an der Schießſchule

Spanien. 61. 62. zu Hythe. 105. 106.

Griechenland. Commiſſion für den Vertheidigung& zuſtand der

Gußſtahl. Preußen. 49. 50. 79. 80.

Feſtung Nauplia. 15. 16.

Großbritanien . Die Landmacht Englands. 87. 88. 89. 90. Entannover . Beabſichtigte Befeſtigung der Küſte durch Erbauung ſendung von Offizieren und Unteroffizieren des Inſtructorencorps von Standbatterien. 25. 26. Bevorſtehende Ausrüſtung der ge von der Schießſchule zu Hythe nach Indien . 1. 2. Errichtung be: ſammten Infanterie mit Käppis . 79. 80. ſonderer Wohnungen für die verheiratheten Soldaten. 3. 4. Bau Haubisen. Portugal. 17. 18. von Küchen nach verbeſſerter Rochweiſe. 3. 4. Herſtellung von þeerverfaſſung , über dte preußiſche §. 69. 70. Leſezimmern und Bibliotheken . 3. 4. Anſtellung eines beſonderen Heerweſen . Frankreich. 105. 106. Großbritannien . 39. 40. Gouverneurs für das Arſenal zu Woolwich. 5. 6. Officielle Aus Niederlande. 33. 34. 85. 86.— Deſterreichiſche Monarchie. 63. 64. weiſe über die Stärke der Kriegsflotte. 5. 6. Königliches Decret, 87. 88. 105. 106. Peru. 11. 12. - Preußen. 5. 6. 87. 88. Sardinien. 69. 70. die Beſichtigung des Militärcollegiums betr. 9. 10. Bewaffnung Spanien . 9. 10. 95. 96. 105. 106 . 105. 106. Toscana. 39. 40. mehrerer Cavalerieregimenter mit dem Terry - Carabiner. 9. 10. Türkei. 9. 10. Neue Beſtimmungen über das Avancement zum Offizier. 11. 12. Belien , Großherzogthum . Perſonalchronit. ( Fünfzigjähriges Dienſt: jnbiläum des Geb. Staatsrath F. W. Zimmermann.) 13. 14. Verſuche mit Capitän Norton's neuerfundenen Geſchoſſen und Hand Perſonalchronik. (Ceh . Staatsrath Dr. Zimmermann † .) 17. 18. granaten . 17. 18. 25. 26. 33. 34. Jahresbericht über die Reſul Neue Formation der Cavalerie. 101. 102. tate der Schießſchule zu Kythe. 17. 18. Errichtung ausgedehnter -

Etabliſſements zur Anfertigung von Armſtrongʻichen Geſchügen . Beiſen , Kurfürſtenthum. 21. 22. Die Armee-Voranjdläge für das bevorſtehende Verwal tungsjahr. 25. 26. Verſuche mit Warry's neuer von hinten zu ladender Kanone . 25. 26. 29. 30. 33. 36. Der Armeebeſtand für 1859/60. 29. 30. Beſtand der Dampfflotte. 29. 30. Gegenüber ſtellung der franzöſiſchen und engliſchen Flottenſtärke im Januar 1859. 31. 32. Verſuche behufs leichter Bewegung von jdweren

Mörſern. 31.32. Beabſichtigte Vermehrung desArtillerieregiments um

neue Batterien . 33. 34. Capitän Norton's neuerfundenes

Wurfgeſchoß. 33. 34. Inſtruction des Corpscommandos, die prak tiſche Ausbildung der Offiziere betr. 35. 36. Neue blinde Patrone. 35. 36. Incorporation der ganzen Miliz und Vermehrung der permanenten Armee um 50 Bataillone. 39. 40. Vermehrung des Marineſoldatencorps. 39. 40. Commiſſion behufs Ausarbeitung

Neu erfundenes Spirkugel- Hohlgeſchoß.

43. 44. Errichtung von Sanitätscompagnien bei allen Infanterie regimentern. 53. 54.

Hufſchmiede. Dänemark. 9. 10.

Jägerbataillone . Cürkei. 89. 90 . Württemberg. 37. 38.

57. 58.

Infanterie. Baden. 99. 100. Bayern . 15. 16. Frankreich . Niederlande. 25. 26. Großbritannien. 77. 78. 43. 44 . Deſterreidsiſche Monarchie. 63. 64. 71. 72. 73. 74. 77. 78. 105. 106.

Preußen. 7. 8. 91. 92.

Sardinien. 23. 24.

Spanien . 3. 4. Niederlande. 7. 8. Ingenieurſchule.

von Vorſchlagen zu leichterer und ergiebigerer Necrutirung der

Ingenieurwe Schweden Inſpectionen.ſen. Spanien . 3. 4.und Norwegen . 35. 36.

Armee. 41. 22. Einführung der Blodlaffete nad Major Clerk's Syſtem , ſowie des vom Capitän Borer erfundenen Shrapnelge:

Italien. Der Krieg in Dber- J. I. 39. 40. II. 41. 42. III.

ſchoßfes mit Querwänden in der Artillerie. 41. 42.

Die Kriegs

rüſtungen in Woolwich . 43. 44. Neue Formation der Artillerie in Brigaden . 45. 46. Reſultate der Lancaſterbüchſe. 45. 46. Er: richtung einer Normal- Artillerieſchießſchule zu Shoeburyneß. 47. 48. Bericht der Commiſſion über die Umbildung der indiſchen Armee. 47. 48. Die Factorei zur Anfertigung Armſtrong'ſcher Kanonen . 57. 58. Errichtung neuer Batterien und Verſtärkung der Forts in Gibraltar. 57. 58. Vorſdläge der Sanitätscommiſſion, die Beſchäftigung der Soldaten betr. 57. 58.

Eine neue Monſter-

kanone. 59. 60. Aufſchlagen eines Zeltlagers bei Chatham . 67. 68.

Einführung der Armſtronggeſchüße in der Marine. 69. 70. Neu erfundene Laffete. 69. 70. Verſuche mit dem Fahrbaren Kochapparat des Capitäns Grant. 69. 70. 75. 76. Ausrüſtung jeder Mili tårſtation des Landes mit einem photographiſchen Apparat . 69. 70. Erweiterung der Militärakademie. 69. 70. Verſuche mit einem glattläufigen von Armſtrong in einen gezogenen umgewandelten 32Pfünder. 71. 72. Neu erfundenes Nachtſignal, Photophor ges nannt. 71. 72. Neu conſtruirtes Feldſpitalzelt des Capitäns Rhodes . 77. 78. Inſtruction des 10. Theils der Infanterieabtheilungen

in Bedienung der Feldgeſchüße. 77. 78. Erweiterung der Befeſtigungen der Cidatelle von Dover. 81. 82. Verſuche mit einer neuen Sdyartenart. 81. 82. Verſuche mit der ſchwimmenden Batterie trusty. 83. 84. 85. 86. 105. 106. Herſtellung einer großen Zahl von Lancaſtergeſchüßen . 85. 86. Verbeſſerungen der Medicamentenkörbe. 77. 78. Umgeſtaltung der geſammten Kanonengteßereien in Woolwich. 93. 94. Seneralbefehl bes Obercom : .

45.

46.

IV. 47. 48.

V. 51. 52.

VI. 55. 56.

VII. 59. 60.

VIII. 99. 100. Zum Krieg in Ober-J. 63. 64. Die Streitkräfte der italieniſchen Staaten . 41. 42.

Rüdblick auf die bisherigen

Kriegsereigniſſe in Ober:J. 49. 50.

Kammerladungsgewehr.

Bayern. 103. 104. Großbritannien . 25. 26. 29. 30. 35. 36 . Kanonen , gezogene. Bayern . 83. 84. Frankreich. 17. 18. Deſterreichiſche Monarchie. 33. 34. 79, 80. 87. 88. 25. 26 . Preußen. 49. 50. 79. 80. Spanien . Schweiz. 97. 98. Türkei . 89. 90 . 93. 94. Vereinigte Staaten von Nord amerika . 63. 64 . Württemberg. 73. 74. Kanonen .

-

gezogenen Frankreich. .67.19.68.20. 31. 32. Nochmals , bie, in Kanonen die gezogenen franzöſiſchen Kanonenboote . Danemark. 83. 84 . Frankreich. 71. 72. 95. 96. Deſterreichiſche Monarchie. 93. 94. Preußen. 55. 56. Ranonenpfropf. Frankreich . 87. 88.

Stanonendhaluppen. Frankreich . 81. 82. Måppis . Sannover. 79. 70 .

Württemberg. 93. 94.

Kartatſch - Patronen für gezogene Feuerwaffen. 71. 72. Kirchenſtaat. Neues Reglement über die innere Regimentöver waltung. 1. 2. Auflöſung des Kriegsminiſteriums und Reconſti tuirung deſſelben als Centralverwaltung für Militärangelegenheiten . 9. 10 .

Roch apparat . Großbritannien . 69. 70. 75. 76. fopfbebedung. Rußland. 41. 42.

Kriegserfaß, der, der Offiziere. Eine Lebensfrage. 61. 62.. Kriegsflotte. Großbritannien. 5. 6. 29. 30. ――――― Niederlande. 33. 34. - Türkei. 17. 18. Siehe auch Marine. Kriegsgeschichte. Bayern. 23. 24. Kriegsjahr, das, 1759. I. Strategische Skizze. 63. 64. 65. 66. 67. 68. II. Die Schlacht von Minden. 85. 86. III. Die Schlacht von Kunersdorf. 95. 96. 97. 98. Kriegsmarine, die österreichische, sardinische und neapolitanische. 9. 10. Kriegsministerium. Kirchenstaat. 9. 10. Kriegsschulen. Preußen . 39. 40. 41. 42. 63. 64. 67. 68. Krimfelbzug. Ein Nückblick auf den R. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Krupp'schen Etabliſſements, die, zu Eſſen. 101. 102. Kugel , neuerfundene. Großbritanien. 17. 18. -— Niederlande. 63. 64.

Lager. Frankreich. 61. 62. Großbritannien. 67. 68. - Nie derlande. 41. 42. 55. 56. - Schweden und Norwegen. 51. 52. Lancasterbüchsen. Großbritannien. 45. 46. Lancastergeschüße. Großbritannien. 45. 46. Landwehr. Preußen. 59. 60. 63. 64. -―――― Schweiz. 79. 80. Landwehrfrage , zur preußischen. 75. 76. - (Erwieberung) . 81. 82. Laffeten. Großbritannien. 69. 70. Lederwerk. Bayern. 45. 46. Berathung eines neuen Militärgésezbuchs. Lippe- Detmold. 9. 10. Loskaufsumme. Frankreich. 17. 18. -- Spanten. 103. 104.

Marine.

Dänemark . 15. 16. - Großbritannien. 69. 70. Niederlande. 35. 36. 85. 86. — Oesterreichische Monarchie. 93. 94. dinadam Portugal. 51. 52. -- Preußen. 83. 84. 91. 92. - Rußland. 53. 54. - Schweden und Norwegen. 47. 48. 53. 54. ―― Spanien. - Siehe auch Kriegsflotte. 77. 78. Marinebudget. Niederlande. 49. 50. = Marine Infanterie. Spanien. 11. 12. 41. 42. Marine- Offiziercorps. Frankreich. 17. 18. - Schweden und Norwegen. 53. 54. Marine Soldaten. Großbritannien. 39. 40. - Niederlande. 69. 70. Mecklenburg- Schwerin. Die Erfolge des Turnens und Bajon netfechtens bei den Truppen. 77. 78. Medicamentenkörbe. Großbritannien. 87. 78. Großbritannien. Militär - Akademie , eine deutsche. 105. 106. 69. 70. Niederlande. 7. 8. ―― Preußen. 39. 40. 75. 76. Militär =. Arrondissements. Frankreich. 71. 72. Militär - Aerzte. Preußen. 79. 80. - Rußland. 31. 32. Militärbeamte. Niederlande. 17. 18. Militärbudget. Frankreich . 5. 6. - Großbritannien. 25. 26. - Niederlande. 49. 50. 85. 86. Schweden. 3. 4. Militär- Collegium. Großbritannien. 9. 10. Militär - Commandos. Frankreich. 71. 72. Militärdienstzeit. Rußland. 83. 84. 87. 88. Militärdistricte. Spanien. 95. 96. Militär- Ersaginstruction. Preußen. 25. 26. Militär- Gesezbuch. Lippe-Detmold. 9. 10, Militär - Gymnastik. Betrachtungen über M. I. 79. 80. 81. 82. 83. 84. II. 101. 102. Militär - Montirungsdirectionen. 3. 4. Militärpflicht. Sachsen-Altenburg. 41. 42. 67. 68. Militär- Reitschule. Sachsen, Königreich . 79. 80.. Militär - Sanitswesen. Bayern. 45. 46. - Frankreich. 31. 32. Kurhessen. 53. 54. - Preußen. 51. 52. - Rußland. 31. 32. Spanien. 3. 4. Militär- Stellvertretung. Sachsen-Altenburg. 41. 42. 67. 68. Militär - Strafwesen . Großbritannien. 95. 96. 101. 102. 103. 104. Militärunterrichtswesen. Baden. 83. 94. - Großbritannien. 11. 12. 35. 36. Niederlande. 17. 18. -- Desterreich. 1. 2. 35. 36. - Portugal. 29. 30. - Preußen. 7. 8. 39. 40. 41. 42.

63. 64. 67. 68. 75. 76. 91. 92. -— Rußland. 27. 28. 6 Spanien. 11. 12. 25. 26. Militär- Verpflegswesen. Desterreichische Monarchie. 87. 88. Rußland. 77. 78. - Schweden. 3. 4. 35. 36. Militärverwaltung . Kirchenstaat. 1. 2. - Desterreichische Monarchie. 95. 96. Türkei. 37. 38. Militär -Wittwen und Waisenfonds. 75. 76. Miliz. Großbritannien. 39. 40. Mincio , das Land zwiſchen dem M. und der Etſch. 53. 54. 57. 58. Monsterkanone. Großbritannien. 59. 60. Mörser. Frankreich. 57. 58. Nähmaschinen. Rußland. 93. 94, Schweden. 3. 4. Nassau. Gesezentwurf zur neuen Regulirung der Gehalte der Militärpersonen . 9. 10. Beabsichtigte Vorlage eines neuen Con scriptionsgesezes . 9. 10. 15. 16. Commission zu Versuchen mit verschiedenen Schußwaffen. 19. 20. Nationalfest. Braunschweig. 1. 2. Neapel. Beabsichtigte Errichtung einer Cadettenschule in jedem Schweizerregiment. 11. 12. Niederlande. Plan, die Militärakademie zu Breda in eine Inge= nieurschule umzubilden. 7. 8. Vorschriften über die Prüfungen der Unterlieutenants bei der ostindischen Armee und Militärbe amten. 17. 18. Stiftung einer Dienstauszeichnung für Unter offiziere und Soldaten. 25. 26. Beabsichtigte Bewaffnung der Infanterie mit neuen Seitengewehren. 25. 26. Bevorstehende Re organisation der Armee. 33. 34. Bestand der Kriegsflotte. 33. 34. Bewaffnung der Marine mit gezogenen Büchsen. 35. 36. Versuche zur Erprobung der Widerstandsfähigkeit von Eisen- und Stahl platten den Spizkugeln gegenüber. 35. 36. Die Commission der Normalschießschule. 41. 42. Bevorstehendes Lager bei Millingen. 41. 42. Beabsichtigte Erhöhung des Marine- und Kriegsbudgets. 49. 50. Bevorstehendes Uebungslager bei Zeist. 55. 56. Neu erfundene Kugel des Sergeanten Bourbon. 63. 64. Versuche mit dem Abfeuern mehrerer Geschüße auf einmal durch Electricität. 69. 70. Ausrüstung der Marinesoldaten mit dem Säbelbajonnet. 69. 70. Die Budgetsvorlagen des Kriegs- und Marinedepartements und das Memorandum des Kriegsministers . 85. 86. Versuche mit dem Feldtelegraphen. 87. 88. Einrichtung einer pyrotechnischen Schule zu Delft. 103. 104.

ffiziere. Der Kriegserfaß der D. Eine Lebensfrage. 61. 62. – Frankfurt, freie Stadt. 91. 92. - · Großbritannien. 1. 2. 11. 12. 35. 36. - Niederlande. 17. 18. - Preußen. 5. 6. 7. 8. 105. 106. Schweden und Norwegen. 7. 8. 17. 18. - Spanien. 11. 12. Offiziersbildungsanstalten , die, der sächsischen Armee. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Oldenburg. Veränderungen in der Uniformirung. 29. 30. Organisation. Deutschland. 99. 100. - Desterreich. 9. 10. Schweden und Norwegen. 35. 36. 47. 48. Schweiz. 79. 80. Spanien. 41. 42. Württemberg. 37. 38. 57. 58. Desterreichische Monarchie. Die operative und dietaktische Ein der Militär-Er 105. 106. ― im ziehungshäuser und Schulcompagnien. 1. 2. Aufhebung der Armee Waffen- und Armeecorps -Waffen-Inspectionen. 9. 10. Beabsichtigte Einführung gezogener Kanonen in der Armee. 33. 34. Neues Regle ment für die Militärbildungsanstalten. 35. 36. Beabsichtigte Befesti gung von Borgoforte. 61. 62. Bevorstehende Veränderungen im Heerwesen. 63. 64. 87. 88. Beabsichtigte Erhöhung der Anzahl der Infanterieregimenter. 63. 64. 71. 72. Neue Uniformirung der Linienregimenter. 71. 72. 73. 74. Vermehrung der Infanterie regimenter und Jägerbataillone. 73. 74. 77. 78. Ausarbeitung eines neuen Tirailleursystems. 77. 78. Versuche mit gezogenen Kanonen am Steinfelde bei Neustadt. 79. 80. 87.88 . Einführung von Kol benpiſtolen als einzige Schießwaffe bei der Cavalerie. 87. 88. Um wandlung der Fußartillerie in fahrende. 87. 88. Verbesserung des Feldverpflegswesens. 87. 88. Das neue Arsenal in Wien. 87.88. Nachtheile der reitenden Artillerie. 87. 88. Eintheilung der Armee in 8 Infanterie- und 1 Cavaleriecorps. 93. 94. 97. 98. Beab sichtigte Einführung der mit Eisen gepanzerten Kanonenboote in

der Marine. 93. 94. Versuche mit Eisenplatten in Marienzell. 93. 94. Die Reformen in der Armee. 95. 96. Verbesserungen in der Adjustirung. 95. 96. Reform der Verwaltung des Heeres . 95. 96. Annahme der Division anstatt der Brigade als taktische Einheit für größere Operationen . 95. 96. Veränderungen im Heer wesen. 105. 106. Beurlaubungen in der Armee. 105. 106. Be vorstehende Einführung der zweigliedrigen Stellung in der Infan 105. 106. Vereinfachungen der Ausrüstung in der Cavalerie. 105. 106. Proben mit der neuen Bekleidung und Ausrüstung der Infanterie. 105. 106.

atrone. Großbritannien. 35. 36. die neue, des preußischen Zündnadelgewehrs. 77. 78. Pensionsgesez. Spanien. 29. 30. Bersonalchronit. Heffen, Großherzogthum. (50jähriges Jubiläum des Geh. Staatsraths Zimmermann .) 13. 14. ( Geh. Staatsrath Dr. Zimmermann +.) 17. 18. - Preußen. (Generalmajor v. Schöning t.) 35. 36. (Generallieutenant v. Wigleben † ) 83. 84. (General der Infanterie v. Hirschfeld t.) 85. 86. Württemberg. (Avance ment des Generalmajors J. v. Hardegg.) 77. 78. Beiho, der engliſche Ängriff auf die chinesischen Forts am P. 97. 98. 99. 100. Bersien. Reorganisation der Armee nach europäischem System. 35. 36. Peru. Officieller Bericht des Kriegsministers, den Stand des Heeres betr. 11. 12. Photographie. Großbritannien. 69. 70 . Photophor. Großbritannien. 71. 72. Pistolen. Desterreichische Monarchie. 87. 88. Portugal. Ernennung einer permanenten Waffencommission für die Artillerie. 17. 18. Versuchsweise Herstellung von Haubigen von schwerem Kaliber und von 4 gezogenen Feldgeschügen. 17. 18. Die Regimentsschulen . 29. 30. Vermehrung des Heeres bis auf 24,000 Mann. 47. 48, Commiſſion behufs Inſpicirung der. Feftungen. 51. 52. Feststellung der Seemacht für 1859/60. 51. 52. Abschaffung der Stelle eines Obercommandanten der Armee. 51. 52 Credit zur Anschaffung neuer Handfeuerwaffen . 31. 52. Versuche mit einem gezogenen Vierpfünder. 69. 70. Commission zu Ent werfung eines Plans zur Landesvertheidigung . 77. 78. Errichtung eines Recrutendepots zu Mafra. 77. 78. Preisfragen. Schweden und Norwegen. 27. 28. Breffe, die militärische, und ihre Aufgabe. II. 1. 2. 3. 4 5. 6. 7. 8. 9. 10. Breußen. Veränderungen im preußischen Artilleriewesen. 11. 12. 13. 14. Ueber die preußische Heerverfassung. 69. 70. Zur preußischen Landwehrfrage. 75. 76. 81.82. Beabsichtigte Reformen des Heer wesens. 5. 6. Vorschläge zur Vermehrung der Offizierstellen und zur Sebung der Lage der Unteroffiziere. 5. 6. 7. 8. Kriegsministerielle Verfügung, die Deckung der Gefreiten-Manquements durch neue Er nennungen betr. 7. 8. Vermehrung der Schulabtheilung in Potsdam. 7.8. Zurücknahme der nachträglichen Ertheilung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst. 19. 20. Auszug aus dem Reglement für die Beförderung von Truppen, Militäreffecten 2c. auf den Staatsbahnen. 21. 22. Die neue Militär-Erfaginstruction vom 9. December 1858. 25. 26. Einführung von gezogenen Geschüßen von neuer Construction von Gußſtahl, Beseitigung der 6pfündigen Kano nen und Einführung von durchweg 12pfündigen Feldgeschügen bei dem Garde-Artillerie-Regiment. 26. 26. Bevorstehende Reorganisation der Artillerie. 29. 30. Beabsichtigte Aufhebung der Kanonen gießereien in den Provinzen und Anlage einer Centralgießerei in Spandau. 29. 30. Königlicher Erlaß, die Reorganiſation der Abmiralität betr. 31. 32. Bevorstehende Verlegung sämmtlicher Gewehrfabriken in die Festungen. 31. 32. Die diesjährigen Trup penübungen. 33. 34. Ausrüstung der Jågerbataillone mit neuen Seitengewehren. 33. 34. Personalchronik (Generalmajor v. Schö ning ). 35. 36. Bevorstehende Auflösung der Divisionsschulen des Garde , 2., 3., 4., 7. und 8. Armeecorps und Eröffnung aweier Kriegsschulen in Botsdam und Erfurt. 39. 40. Anwendung der Bezeichnung „Kriegsakademie" für die allgemeine Kriegsschule in Berlin. 39. 40. Beabsichtigte Bildung eines Corps von Eisen bahn- und Telegraphen-Ingenieuren. 39. 40. Die Reorganisation

der bisherigen 9 combinirten Divisionsschulen. 41. 42. Uebungen mit dem ambulanten Feldtelegraphen bei sämmtlichen Pionnierabthei lungen. 41. 42. Die Vermessungsarbeiten der Provinz Preußen. 47.48. Die Festungsbauten von Marienburg. 47. 48. Versuche mit gezogenen 6pfündigen Kanonen. 49. 50. Aufgabe der Amüſetten (Bündnadelstandbüchsen). 49. 50. Aufstellung eines Probegeschüßes aus Gußstahl von Krupp in Effen. 49. 50. Beabsichtigte Neuerungen im Militär-Sanitätswesen. 51. 52. Die neue Organisation der Ar tillerie, 53. 54. 57. 58. Die Festungsbauten von Königsberg. 55. 56. 75. 76. Bau von 20 Schraubenkanonenbooten . 55. 56. Bevor stehende Aenderungen in der Organiſation der Landwehr. 59. 60. 63. 64. Errichtung einer Kriegsschule für das 1., 5. und 6. Ar meecorps in Neiße. 63. 64. Organisationsplan der Kriegsschulen. 67. 68. Bevorstehende Aenderung der Uniformirung der Armee. 67. 68. Beabsichtigte Gehaltsverbefferung der Unteroffiziere. 69. 70. Die Waffenfabrication im Solinger Kreise. 69. 70. Ver suche mit Rollscheiben zur Herausstellung der Wirkung des Zünd nadelgewehrs gegen Cavalerie. 73. 74. Commission behufs Ver einfachung des Soldatengepäcks. 73. 74. Die Erweiterung der Spandauer Festungswerke. 75. 76. Beabsichtigte Erhebung Wesels zu einem Waffenplag ersten Ranges. 75. 76. 89. 90. Die innere Organiſation der Militär-Akademie in Berlin. 75. 76. Beabsich tigte beffere Stellung der Militärärzte. 79. 80. Anfertigung von Gußstahlkanonen. 79. 80. Personalchronik (Generallieutenant v. Wigleben t). 83. 84. Schießversuche mit Landungsgeschüßen der Seeartillerie. 83. 84. Personalchronik (General der Infanterie v. Hirschfeld †). 85. 86. Vorbereitung der Reorganisation der Armee. 87. 88. 95. 96. Bevorstehende Erweiterung einiger Festungen. 89. 90. Vorlage für den Landtag in Bezug auf die Marine. 91. 92. Plan zur Errichtung einer Seeartillerieſchule. 91. 92. Beabsichtigte Verminderung der Zahl der Fahnen bei der gesamm ten Infanterie. 91. 92. Einstellung von Artilleriepferden bei Grund besigern. 97. 98. Beschlossene Aufgabe der Festungen Jülich und Silberberg. 99. 100. Beabsichtigte Umgestaltung der Festung Min ben in einen größeren Waffenplag. 103. 104. Die bevorstehende Reform der Armee (die künftige Stärke der Feldarmee; die Ver mehrung der Offiziercorps). 105. 106. Bestimmung über das Be= stehenbleiben der Trainbataillone auch in Friedenszeiten. 105. 106.

Recrutendepot . Portugal. 77. 78. Rußland. 61. 62. Recrutirung. Großbritannien. 41. 42. Reformen. Desterreichische Monarchie. 63. 64. 87. 88. 95. 96. 105. 106. - Preußen. 5. 6. 51. 52. 59. 60. 63. 64. 105. 106. --- Sardinien. 23. 24. Regimentsgeschichten. Frankreich. 101. 102. Regimentsschulen. Portugal. 29. 30. Reglements. Kirchenstaat. 1. 2. ― Desterreichische Monarchie. 35. 36. - Preußen. 21. 22. - Schweden. 3. 4. 35. 36. Reisen , wissenschaftliche. Dänemark. 69. 70. Reiterei. Die Formirung der R. in einem Gliede. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. Siehe auch Cavalerie. Reorganisation. Frankreich. 31. 32. - Niederlande. 33. 34. - Desterreichische Monarchie. 95. 96. 105, 106. - Persien. 35. 36. ― Breußen. 29. 30. 31. 32. 41. 42. 53. 54. 57. 58. 87. 88. 95. 96. ― Schweiz. 9. 10. 11. 12. Revolver. Frankreich. 27. 23. Revolverkanonensystem. Frankreich. 91. 92. Rollscheiben. Preußen. 73. 74. Rußland. Die russische Armee. 77. 78. 79. 80. Bericht über die Militäranſtalten. 27, 28. Reform im Militär - Medicinalweſen. 31. 32. Erhöhung der Gehalte aller Offiziersgrade. 41. 42. Ein führung der bei dem kaukasischen Corps gebräuchlichen Kopfbe bedung (Papachi) bei allen Truppen des orenburgischen, fibirischen c. Corps. 41. 42. Bericht des Marine-Inspectorats über die Marineverhältnisse des verflossenen Jahres . 53. 54. Die bevor stehenden Úcbungen des Gardecorps im Lager von Krafſnoje-Sſeló. 59. 60. Kaiserlicher Ukas, die Recrutirungsmodalität im König reich Polen betr. 61. 62. Kaiserlicher Befehl, die Aufhebung der Directorstelle des wissenschaftlichen Militärcomités, sowie die Bil dung eines temporären Artilleriecomités 2c. betr. 63. 64. 71. 72. Bericht über das Verpflegungswesen im legten Krieg. 77. 78. Be

ป .

vorstehende Aenderungen im Exercitium und in der Uniformirung. 77. 78. Reduction der Militärdienstzeit. 83. 84. 87. 88. Beab absichtigte Einführung von Ehrengerichten im Heere. 93. 94. Be absichtigte Errichtung eines Etabliſſements zur Anfertigung von Kriegsprojectilen. 93. 94. Bestellung von Nähmaschinen. 93. 94.

achsen , Königreich. Die Offiziersbildungsanstalten der könig lich sächsischen Armee. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Re fultate der Militärreitschule in Dresden. 79. 80. Sachsen-Altenburg. Verordnung, die Unzulässigerklärung der Befreiung von der Militärpflicht durch Stellvertretung betr. 41. 42. Verordnung, die Wiedereinführung der Zulässigkeit der Stellvers tretung betr. 67. 68. Sachsen- Coburg - Gotha. Ausbruch der entzündlichen Augen frankheit unter den Soldaten. 15. 16. Neues Gesez über Einquar tierung und sonstige Naturalleiſtungen für Militärzwecke. 59. 60. Sardinien. Eintheilung und Kosten der Armee. 3. 4. Verände rungen in Verpflegung, Bekleidung und Ausrüstung der Armee. 3. 4. Beabsichtigte Reform der Infanterie. 23. 24. Resultat der im Jahre 1857 ausgeschriebenen Concurrenz für die beste Infan teriefeuerwaffe. 27. 28. Vermehrung des Kriegsheeres. 69. 70. 87. 88. Beabsichtigte Errichtung einer Artillerieſchule in Pavia. 87. 88. Beabsichtigte Erhöhung der Gagen der Offiziere. 91. 92. Sattel. Bayern. 97. 98. Scharfschüßenschule. Schweiz . 77, 78. chießbaumwolle. Frankreich. 17. 18. Schießschule. Großbritannien. 17. 18. 105. 106. --- Niederlande. 41. 42. - Schweden u. Norwegen. 29. 30. — Spanien. 17. 18. Schraubenstollenhufeisen. Bayern. 97. 98. Schulabtheilung. Preußen. 7. 8. Schweden und Norwegen. Das Militärbudget von 1858/60. 3. 4. Veränderte Uniformirung der Offiziere. 7. 8. Königliche Verfügung in Betreff der Befugnisse des Chefs des Landesver theidigungsdepartements. 17. 18. Neue Bestimmungen für den Eintritt von Offizieren der Infanterie und Cavalerie in die höhere Artillerieschule. 17. 18. Der Plan der Befestigung Stockholms. 25. 26. Preisfragen der Akademie der Kriegswissenschaften für 1859. 27. 28. Neue Einrichtung der Schießschulen. 29. 30. Jahresbericht des Secretärs der Akademie der Kriegswissenschaften über die Veränderungen der Armee im Laufe des Jahres 1858. 35. 36. Die Befestigung Stockholms. 37. 38. Plan für eine neue Organisation der norwegischen Marine. 47. 48. 53. 54. Be ; vorstehendes Uebungslager bei Ladugårdsgard. 51. 52. Beabsich tigte Vermehrung der Flotte. 53. 54. Bestand des Marine-Offi giercorps. 53. 54. Schweiz. Bevorstehender Truppenzusammenzug. 1. 2. 75. 76. Um ånderung sämmtlicher Infanteriegewehre des Auszugs und der Reserve nach dem Burnand - Prélat System. 9. 10. 19. 20. Ablehnung der Reorganisation des Generalstab8. 9. 10. 11. 12. Anträge des Ständeraths , die Bildung eines tüchtigen Stabes, sowie die Festsegung eines gezogenen Gewehrs für die Infanterie betr. 61. 62. Autrag des Nationalraths, die Umänderung der Infanteriegewehre betr. 67. 68. Die Scharfschüßenschule auf der Luziensteig. 77. 78. Verordnung des Berner Regierungsraths, die Organisation der Landwehr betr. 79. 80. Beabsichtigte Ein führung der gezogenen Kanonen . 97. 98. Anträge des Bundes raths, eine neue Uniformirung betr. 103. 104. Einführung eines gleichmäßigen Kalibers für die Gewehre der Armee. 105 , 106 . Seearsenal. Spanien. 33. 34. Seeartillerieschule. Preußen. 91. 92 . Seitengewehr. Niederlande. 25. 26. Preußen. 33. 34. Shrapnel geschoß. Großbritannien. 41. 42. Spanien. Errichtung einer Inspection der Infanterie. 3. 4. Ver änderungen mit der Festung Alicante. 3. 4. Bevorstehende Ein führung von neuen Arzneikasten und Ambulancetaschen. 3. 4. Die Effectivstärke der Armee für 1859. 9. 10. Rangordnung der ein zelnen Corps . 9. 10. Concursexamen für die Aspiranten zu Lieu tenantsstellen in der Marine-Infanterie. 11. 12. Die Schießschule in Pardo. 17. 18. Bevorstehende neue Formation der Cavalerie. 21. 22. Neuerfundenes Infanteriegewehr. 23. 24. Bevorstehende außerordentliche Concurs-Prüfung für die Artillerieakademie. 25. 26.

Neu erlassenes Pensionsgesez. 29, 30. Erbauung von 7 neuen Schiffen im Seearsenal de la Carraca. 33. 34. Neue Cüraſſe aus der Fabrik von Trubia. 35. 36. Gesez, einen außerordent lichen Credit von 2000 Millionen Realen für das Heerwesen betr. 41. 42. Neue Organiſation der Marine-Infanterie. 41. 42. Ver mehrung der Armee um 16,000 Mann. 45. 46. Beabsichtigte Bildung einer neuen Brigade reitender Artillerie. 45. 46. Bevor ſtehende Vermehrung und neue Formation der Artillerie. 59. 60. Gründung einer Gewehrfabrik zu Sevilla. 61. 62. Umwandlung der glattläufigen Gewehre in gezogene und Herstellung von ge= zogenen Geschügen. 61. 62. Stand der Kriegsmarine. 77. 78. Die Maße des neuen gezogenen Gewehrs. 81. 82. Die Aus rüstung der Artillerie mit gezogenen Geschüßen. 93. 94. Einthei lung des Königreichs in 5 Militärdistricte 95. 96. Vermehrung der Armee und neue Festsetzung der Loskaufsumme. 103. 104. Be stand der Landarmee. 105. 106. Spectateur militaire, der , von 1826 bis 1858. 43. 44. 45. 46. der, über deutsche Wehrfähigkeit. 87. 88. Sterblichkeit , die, im Kriege. 53. 54.

aktik. Nicht allein in der T. der Truppen, sondern auch in deren Formation und in den Geſammtvorbereitungen zum Kriege find bedeutende Aenderungen erforderlich. 1. 2. 3. 4. 5. 6.- Schwe ben und Norwegen. 35. 36. Telegraph. Baden. 19. 20. - Bayern. 47. 48. -- Niederlande. 87. 88. Preußen. 41. 42. Tirailleursystem. Desterreichische Monarchie. 77. 78. Topographie. Schweden und Norwegen. 35. 36. Tornister. Bayern. 57. 58. 69. 70. Toscana. Gegenwärtiger Bestand der Armee. 39. 40. Train. Preußen. 105. 106 . Transportwagen. Dänemark. 81. 82, Turnen. Mecklenburg-Schwerin. 77. 78. Türkei. Commiſſion zu Ausarbeitung einer Befestigung der Gränze von Kars bis Batum. 7. 8. Beabsichtigte Erhöhung der Festungs artillerie auf 7 Regimenter. 7. 8. Stärke des Heeres und Nach richten über das Heerwesen. 9. 10. Gegenwärtiger Stand der Flotte. 17. 18. Erneuerung der Contracte über die Lieferungen für die Armee und Mittheilungen über die Militärverwaltung. 37. 38. Beabsichtigte Vertauschung der 4pfündigen Geschüße der reitenden Batterien gegen leichte 8Pfünder und Ersegung der Ge= birgshaubigbatterien durch Raketen. 51. 52. Umänderung der ge sammten Artillerie Aegyptens nach dem System der gezogenen Kanonen. 89. 90. Bildung von 4 neuen Jägerbataillonen und 2 Liniencavalerieregimentern. 89, 90.

Webungen. Preußen. 33. 34. 41. 42. - Rußland. 59. 60. Schweiz. 1. 2. 75. 76. ― Württemberg. 27. 28. - Siehe auch Lager. Uniformirung. Ueber die bunte U. 57. 58. Die U. nnd das Gepäck des Infanteriſten. 69. 70. Noch ein Wort über U. 88. 84. Frankreich. 57. 58. - Oldenburg. 29. 30. --- Desterreichische - Preußen. 67. 68. Monarchie. 71. 72. 73. 74. 95. 96. 105. 106. Schweden. 7. 8. --- Schweiz. 103. 104. Rußland. 77. 78. Unteroffiziere. Großbritannien. 1. 2. - Niederlande. 25. 26. Preußen. 5. 6. 7. 8. 69. 70.

Bereinigte Staaten von Nordamerika . Versuche mit ge zogenen Kanonen. 63. 64 . Vermessungen. Preußen. 47. 48. Versuche , militärische. Bayern . 97. 98. 103. 104. Frankreich. - Großbritannien . 17. 18. 17. 18. 55. 56. 69. 70. 71. 72. 91. 92. — 25. 26. 29. 30. 31. 32. 69. 70. 71. 72, 75. 76. 81. 82. 83. 84. 103. 104. 105. 106. - Niederlande. 35. 36. 69. 70. --- Dester reichische Monarchie. 79. 80. 87. 88. 93. 94. -Portugal. 69. 70. Preußen . 47. 48. 49. 50. 73. 74. 83.84. - Vereinigte Staa= ten von Nordamerika. 63. 64. - Württemberg . 73. 74.

Bor 50 Jahren. I. Strategische Skizze des Krieges 1809. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. II. Die Schlacht bei Aspern am 21. und 22. Mai. 47. 48. 49. 50. III. Die Schlacht von Wagram am 5. und 6. Juli. 53. 54. 57. 58. 59. 60. Waffenfabrication. Belgien. 59. 60. - Preußen. 69. 70. Wehrpflicht , ein Beitrag zur Frage der allgemeinen W. 103, 104. Widderschiff. Frankreich. 71. 72. Wunderschiff, ein. 5. 6. Württemberg. Uebungen im Ein- und Ausladen der verschiede nen Truppengattungen in Eisenbahnwaggons. 27. 28. Commission behufs Organisation einiger Jägerbataillone. 37. 38. Die bes vorstehende Organisation zweier Jägerbataillone. 57. 58. Ver= suche mit einer gezogenen Kanone nach der Construction des Haupt mann Dorn. 73. 74. Personalchronik (Generalmajor v. Hardegg zum Generallieutenant 2c. avancirt). 77. 78. Einführung des modificirten Compagnieſyſtems für den Unterricht der Infanterie. 93. 94. Aenderungen der Käppis. 93. 94. Bäumung , etwas über Z. 61. 62. Zeitfragen , militärische. 49. 50. 51. 52. II. 91. 92. 93. 94. Belte. 77. 78. Zum 18. Oktober. 83. 84. Zündhütchen , zur Fabrication der 3. 17. 18. Zündnadelgewehr. Preußen. 73. 74. Zündnadelstandbüchsen. Preußen. 49. 50.

Verzeichniß der Aufsäge. Die militärische Preffe und ihre Aufgabe. II. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Nicht allein in der Taktik der Truppen , sondern auch in deren For mation und in den Gesammtvorbereitungen zum Kriege find bedeu tende Aenderungen erforderlich. Von d.-V. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Ein Wunderschiff. 5. 6. Militärische Briefe aus Frankreich. III. 7. 8. 9. 10. Die österreichische, sardiniſche und neapolitanische Kriegsmarine. 9. 10. Ein Rückblick auf den Krim-Feldzug. I. II. III. IV. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. Veränderungen im Gebiete des preußischen Artillerieweſens. 11. 12. 13. 14. Militärische Briefe aus Frankreich. IV. 13. 14. 15. 16. Die neue Armstrong-Kanone. 15. 16. Ueber Ausrüstung und Bewaffnung der Cavalerie. 17. 18. Zur Fabrication der Zündhütchen. 17. 18. Zur Frage der Bundesbesaßungen. 19. 20. 21. 22. Die gezogenen Kanonen in Frankreich. 19. 20 . Brinz Carl von Bayern, Feldmarschall und Generalinspector der Armee. 23. 24. Die Formirung der Reiterei in einem Gliede. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. Wie ist der Bodensee bei einer kräftigen Vertheidigung unserer Grån zen in Mitleidenschaft zu ziehen ? 25. 26. Militärische Briefe aus Frankreich. V. 25. 26. 27. 28. Die Armstrong-Kanone. 27. 28. 29. 30. Die Dampfmarine in den continentalen Kriegen. 31. 32. 33. 34. 35. 36. Nochmals die gezogenen Kanonen in Frankreich. 31. 32. Die Offiziers-Bildungsanstalten der königlich sächsischen Armee. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Ueber die Organiſation deutſcher Freicorps . 35. 36. 37. 38. 1 Der Krieg in Oberitalien. 1. 39. 40. Vor 50 Jahren. I. Strategische Skizze des Krieges 1809. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. Der Krieg in Oberitalien. II. 41. 42 . Der Spectateur militaire von 1826-1858 . 43. 44. 45. 46. Der Krieg in Oberitalien. III. 45 , 46. · Der Krieg in Oberitalien. IV. 47, 48

Vor 50 Jahren. II. Die Schlacht bei Aſpern am 21. u. 22. Mai. 47. 48. 49. 50. Rückblick auf die bisherigen Kriegsereignisse in Oberitalien. 49. 50. Militärische Zeitfragen. 49. 50. 51. 52. Der Krieg in Oberitalien. V. 51. 52. Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber. I. 53. 54. 55. 56. Das Land zwischen dem Mincio und der Etſch. 53. 54. 57. 58. Vor 50 Jahren. III. Die Schlacht von Wagram am 5. u. 6. Juli. 53. 54. 57. 58. 59. 60. Die Sterblichkeit im Kriege. 53. 54. Der Krieg in Oberitalien. VI. 55. 56. Ueber die bunte Uniformirung. 57. 58. Der Krieg in Oberitalien. VII. 59. 60. Der Kriegserfaz der Offiziere. Eine Lebensfrage. 61. 62. Etwas über Zäumung. (Mit einer Kupfertafel. ) 61. 62. Zum Krieg in Oberitalien. 63. 64. Das Kriegsjahr 1859. I. Strategische Skizze. 63. 64. 65, 66, 67. 68. Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber. II. 65. 66. 67. 68. Nochmals die französischen gezogenen Kanonen. 67. 68. Ueber die preußische Heerverfaſſung. 69. 70. 71. 72. Die Befestigung von Antwerpen. 69. 70. Die Uniformirung und das Gepäck des Infanteristen . 69. 70. Kartätschpatronen für gezogene Feuerwaffen. 71. 72. Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber. III. 73. 74. Ueber das Gepäck des Infanteristen. 73. 74. Der Zug des Herzogs von Braunschweig durch Norddeutschland im Sommer 1809. 75. 76. Zur preußischen Landwehrfrage . 75. 76. Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber . IV. 77. 78. Die neue Patrone des preußischen Zündnadelgewehrs. 77. 78. Die russische Armee. 77. 78. 79. 80. Betrachtungen über die Militärgymnastik. 79. 80. 81. 82. 83. 84. Die Geschosse der gezogenen französischen Kanonen. 79. 80. Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber. V. 81. 82. Zur preußischen Landwehrfrage. (Erwiederung.) 81. 82. Zum 18. October. 83. 84. Noch ein Wort über Uniformirung 83. 84. Wodurch wird ein Staat im Stande sein, bei plöglichen kriege rischen Eventualitäten seine Armee schnell zu verstärken, ohne durch die in den einzelnen Waffen deßhalb nöthigen Vorbereitungen das Friedensbudget wesentlich zu übersteigen ? 85. 86. 87, 88. 89. 90. 91. 92. Das Kriegsjahr 1759. II. Die Schlacht von Minden am 1. Auguſt 1759. 85. 86. Der Spectateur militaire über deutsche Wehrfähigkeit. 87. 88. Die Landmacht Englands. 87. 88. 89. 90. Militärische Zeitfragen. II. 91. 92. 93. 94. Zur Frage der Bundeskriegsverfassung. I. 93. 94. 95. 96. Das Kriegsjahr 1759. III. Die Schlacht von Kunersdorf am 12. August 1759. 95. 96. 97. 98. Zur gegenwärtigen politisch-militärischen Lage Deutschlands . 97. 98. Der englische Angriff auf die chinesischen Forts am Peiho. 97. 98. 99. 100. Ueber die Errichtung einer Akademie der Militärwiſſenſchaften für das deutsche Bundesheer. 99. 100. Der Krieg in Oberitalien . VIII. 99. 100. Die Krupp'schen Etablissements zu Eſſen. 99. 100. Zur Frage der Bundeskriegsverfassung . II. 101. 102. 103. 104. Betrachtungen über Militärgymnastik. II. 101. 102. Ein Beitrag zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. 103. 104. Die Bourbon-Rugel. 103. 104. Eine deutsche Militärakademie. 105. 106. Die operative und die taktische Einheit im österreichischen Heere. 105. 106. Die Bekleidung der Offiziere. 105. 106.

Verzeichniß der angezeigten Schriften, Karten und literarischen Nachrichten.

Baumann , B. v . , die Schügen der Infanterie, ihre Ausbildung und Verwendung. Zweite Auflage. 33. 34. Belagerung , die, von Sebastopol im Jahr 1854/55, nach dem Werke des französischen Geniegenerals Niel. 27. 28. 29. 30. Berg, K. v., die bayerische Landesfestung Ingolstadt in kriegsge schichtlicher und strategischer Beziehung. 57. 58. 59. 60. (Antikritik). 95. 96. Berichte, militärisch-politische, aus Frankreich, von einem nord " deutschen Offizier. 51. 52. Bernhardi , Th. v., Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaisers lich russischen Generals von der Infanterie G. F. Grafen von Coll. 1.- 4. Bd . 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Bestimmungen über den Dienst der französischen Armee im Felde, in's Deutsche übertragen 2c. von L. Starost. 97. 98. Bormann , the Shrapnell Shell in England and in Belgium . 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. Brig, Beschreibung des Materials und der Organiſation der kaiser lich russischen Feldartillerie. 31. 32. Brodrück, C., Quellenstücke und Studien über den Feldzug der Reichsarmee von 1757. 17. 18. 19. 20. Carlyle, Th., Geſchichte Friedrich's II. , Königs von Preußen, deutsch von Norberg. 1. Band. 103. 104. 105. 106. Clellan, G. B. Mac, officieller Bericht über die Operationen in der Krim. 71. 72. Deutschlands und Frankreichs Macht, eine Schuß- und Truß schrift. 35. 36. Fogt, H., Grundzüge der permanenten Befestigung und der Lehre vom Angriff und der Vertheidigung von Festungen. 101. 102. Freiwillige , der einjährige, im preußischen Heere. Zweite Auf lage. 67. 68. Gedanken , einige, über die heutige Kriegführung. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Gempen , Gaugler de, essai d'une description de l'armement rayé de l'infanterie européenne en 1858. 41. 42. 43. 44. Gillion , F., études sur les canons rayés. 3. 4. 5. 6. Goeler , A. v., Cäsar's gallischer Krieg in den Jahren 58-53 vor Christo. (Antikritik.) 75. 76 . Goetsch , P., die Armeen der europäischen Mächte, ihre Organiſation und Stärke. 39. 40. Höfler , E., der Feldzug vom Jahre 1809 in Deutschland und Tyrol, mit besonderer Beziehung auf die Taktik. 33. 34. Kellemes , A. Melczer v. , Grundzüge über den Gebrauch der Artillerie im Felde und der Kriegswaffen überhaupt . 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. Knesebeck , E. von dem , Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Büneburg, während des fiebenjährigen Krieges. 2. Band. 73. 74. 75. 76. Künzel , H., das Leben und der Briefwechsel des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt, des Eroberers und Vertheidigers von Gt braltar. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. La Roche ! C. du Jarrys Frhr. v . , Gedanken über die Anordnung und Ausführung von Feldübungen kleiner Infanteriehaufen . Zweite Auflage. 91. 92. 93. 94. Melczer, siehe Kellemes . Metger, Dr. H., nautische Geographie. 1. Thl. 23. 24. Militärhandbuch des Königreichs Württemberg . (Anzeige). 89. 90. Militär -Notiz - Kalender , preußischer , für 1860. 4. Jahrgang . 105. 106. Miliutin, Geschichte des Krieges Rußlands mit Frankreich unter der Regierung Kaifer Paul's I. im Jahr 1799, überſeßt von Chr. Schmitt. 4. und 5. Band. 53. 54. 55. 56. Mittheilungen aus Justus Perthes' geographischer Anstalt von Dr. A. Petermann. 1858. Heft 10-12. 1859. Heft 1-9: 7. 8. 17. 18. 29. 30. 37. 38. 47. 48. 59. 60. 71. 72. 79. 80. 83. 84. 103. 104. 105. 106. Otto , J. C. F., neue ballistische Tafeln. 1. und 2. Abtheilung. 81. 82. Petermann , she. Mittheilungen.

Po und Rhein. 95. 96. Rouvroy , W. H. v., dynamische Vorstudien zu einer Theorie der gezogenen Feuerwaffen. 63, 64. 65. 66. Ruf, der, nach einer verbesserten Truppenausbildung. 13. 14. Dasselbe Werk. 71. 72. Rüstow , W. , Geschichte der Infanterie. 2 Bände. 27. 28. 29. 30. 31. 32. allgemeine Taktik, nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Kriegskunst bearbeitet. 47. 48. der italienische Krieg 1859, politisch-militärisch beschrieben. 1. Abtheilung. 77. 78. Schön, J., Geschichte der Handfeuerwaffen. 9. 10. 11. 12. Schreckenstein , Frhr. Roth v. , Vorlesungen über den Sicherheitsdienst im Felde, nebst Betrachtungen über Taktik und Strategie. 15. 16. Schubert , T. F. de, exposé des travaux astronomiques et géodésiques exécutés en Russie. 25. 26. Siegmann , W., Taschenbuch für den Dienst im Felde, bearbeitet für den Subalternoffizier der k. sächſ. Reiterei. 57. 58. Smitt , Fr. v., Feldherrnstimmen aus und über den polnischen Krieg vom Jahre 1831. 23. 24. 25. 26. Starost, she. Bestimmungen . Sturmfeder, W. v., Repertorium der deutschen Militärjournaliſtik 19. 20. Thielen , M. F., der Feldzug der verbündeten Heere Europas 1814 in Frankreich. 79. 80. Toll , C. F. Graf v., she. Bernhardi. Wirthmann , J., Handbuch über die Heiraths -Cautionen und Ehen der Militärpersonen im Königreich Bayern. 25. 26. Wittgenstein , Prinz E. v., Cavalerie- Skizzen. 51. 52. Dasselbe Werk. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94.

Bayern , topographischer Atlas vom Königreich B. Heraus gegeben von dem topographischen Bureau des k. b. General quartiermeisterstabs. Blatt 17. Aschaffenburg. Maasstab 1 : 50,000. 97. 98. Böhmen , Specialkarte des Königreichs B. Herausgegeben vom k. k. Generalquartiermeisterstab. Bl. 4. 8. 13. 15. 16. 22. 27. 36. Maasstab 1 : 144,000. 97. 98. Dänemark , Atlas des Königreichs D. Herausgegeben von dem k. d. Generalstabe. Bl. 20. Maasstab 1 : 80,000. 97. 98. Deutschland , topographische Specialkarte von D. , der Schweiz, Holland etc. Herausgegeben von G. D. Reymann, fortge setzt durch C. W. von Oesfeld. 143. u. 144. Lfrg. 97. 98. France , carte nouvelle de la F. 8 sections. à l'échelle de 1 : 80,000. 97. 98. —— carte de la F., 6 sections. à l'écheille de 1 : 320,000. 97. 98. Hessen , Kurfürstenthum, Karte des K. H. Aufgenommen von dem topographischen Bureau des k. h. Generalstabs. Schluss lieferung. Maasstab 1 : 50,000. 97. 98. Nederlanden , topographische en militaire kaart van het koningrijk der N. Sect. 27. 38. 58. Op de schaal van 1 : 50,000. 97. 98. Oldenburg, topographische Karte des Herzogthums O. Blatt 8. 9. Maasstab 1 : 50,000. 97. 98.. Oesfeld , C. W. v., she. Deutschland. Oesterreichischer Kaiserstaat , Generalkarte des Ö. K. von Scheda. Bl. 8. Maasstab 1 : 576,000. 97. 98. Preussischer Staat, topographische Karte des Pr. St., nach den neueren Ländervermessungen • beim k. Generalstab bear beitet. 7 Sectionen. Maasstab 1 : 100,000. 97. 98. Reymann , G. D. , she. Deutschland. Scheda , she. Oesterreichicher Kaiserstaat. Schweiz , topographische Karte der S. mit Neuenburg. Blatt 19. Maasstab 1 : 100,000. 97. 98.

Achard , A., Montebello, Magenta, Marignan. 63. 64. Handtke's F., Specialkarte von Italien. 1. Lfrg. 47. 48. Adam , Ch., la guerre d'Italie. 63. 64. Karte des Kriegsschauplages in Sardinien. 47. 48. Bazancourt , Baron de, la campagne d'Italie . 73. 74. Karte von Oberitalien. 37. 38. Bédollière , E. de la, histoire de la guerre d'Italie . 63. 64. Niveaukarte von dem Kurfürstenthum Hessen im Maaßstab von Bibliothek , die, des ſpaniſchen Artilleriearchivs. 7. 8. 1 : 25,000. 1. 2. Bogdanowitsch, Beschreibung des vaterländischen Kriegs von Raymond , J. B. L., carte militaire, topographique et stratégique 1812. 101. 102. du Piémont. 47. 48. Boggio , F. C. , storia politica militare della guerra dell' indi Scheda, v., Generalkarte des österreichischen Kaiserstaats. 47. 48. pendenza Italiana. 83. 84. Carthy , O. Mac, géographie physique, économique et poli Seeatlas der Jade-, Weser- und Elbmündungen. 83. 84. Straßenkarte der lombardischen Ebene. 47. 48. tique de l'Algerie. 31. 32. Terrainkarte vom Königreiche Bayern in 15 Blättern. 101. 102. Funke, Zeichnungen des Artilleriematerials der k. preuß. Marine. 101. 102. Gardiner , R., considerations on the military organisation of the british army. 1. 2. Gazetta militare. 27. 28. Verzeichniß der angezeigten außerdeutschen Militär Gempen , Gaugler de, essai d'une description de l'armement rayé de l'infanterie européenne en 1858. 7. 8. Guerra, la, dell' indipendenza d'Italia. 83. 84. Guerre d'Orient. Siége de Sébastopol 1854-56. 83. 84. zeitschriften. Heyse , Dr. J. C. A. , Fremdwörterbuch. 31. 32. Indipendenza , l'Italiana. 83. 84. Belgien. Journal de l'armée belge. 1858 , September . Kreisler, she. Rang- und Quartierliſte. 7. 8. October. 15. 16. November. 21. 22. December. 29. 30. Militärzeitung , neue holländische. 1. 2. 1859, Januar. 37. 38. Februar. 49. 50. März. 59. 60. April. 67. 68. Mai. 75. 76. Juni. 93. 94. spanische. 27. 28. Niemeyer, H. , Heldenzug des Herzogs Friedrich Wilhelm von Dänemark. Tidsskrift for Krigsväsen. 1858. III. Quar talheft. 21. 22. IV. Quartalheft 45. 46. Braunschweig an der Spiße seiner Schwarzen. 73. 74. Pengulliy Haridon , M. O., iconographie du Musée d'ar Frankreich. Le Spectateur militaire. 1858, September. tillerie de Paris. 9. 10. 1. 2. October. 7. 8. November. 15. 16. December. 23. 24. Nang- und Quartier liste , allgemeine, für das 8. 9. und 10. 1859, Januar. 31. 32. Februar. 37. 38. März. 51. 52. April. deutsche Armeecorps, zusammengestellt von H. Kreisler. 37. 38. 61. 62. Mai . 69. 70. Juni. 79. 80. Juli. 87. 88. August. Richard , J., Napoléon III. en Italie. 73. 74. 99. 100. Sbornik , boinyj . 7. 8. Großbritannien. Naval and Military Gazette. 1858, Tableaux de la composition des armées européennes I. L'Au September. 1. 2. October. 7. 8. November. 15. 16. December. triche. 47. 48. 23. 24. 31. 32. 1859 , Januar. 31. 32. Februar. 37. 38. März. -III. la France . 63. 64. 51. 52. April. 61. 62. Mai. 69. 70. Juni. 79. 80. Juli, 87. Thiers , histoire du Consulat et de l'Empire. tome. 17 ème. 88. August. 99. 100. 9. 10. Niederlande. De Militaire Spectator. 1858, September. Vandevelde, notice sur le théâtre de la guerre en Italie. 63. 3. 4. October. 11. 12. November. 17. 18. December. 25. 26. 64. 1859, Januar. 33. 34. Februar. 43. 44. März. 57. 58. April. Weekblad , militaire. 27. 28. 65. 66. Mai . 73. 74. Juni. 81. 82. Juli. 89. 90. August. Westerweller, P. v. Anthony, défense et prise du château 101. 102. de Badagoz à l'assaut du 6. Avril 1812. 7. 8. Portugal. Revista militar. 1858, September. 5. 6. Octo ber. 13. 14. November. 19. 20. December. 27. 28. 1859, Westphalen, v., Geschichte der Feldzüge des Herzogs Ferdinand Januar. 35. 36. Februar. 45. 46. März . 55. 56. April . 63, von Braunschweig. 27. 28. Zeitung, preußische militärärztliche . 101. 102. 64. Mai. 77. 78. Juni. 83. 84. Juli. 95. 96. August. 103. 104. Zur Erinnerung an den Feldzug des Herzogs Wilhelm von Sardinien. Rivista militare. 1858 , September. 5. 6. Braunschweig 1809. 23. 24. 73. 74. October. 13. 14. November. 19. 20. December. 27. 28. 1859, Januar. 33. 34. Februar und März. 41. 42. April und Mai. 75. 76. Juni. 85. 86. den. Kongl. Krigs - Vetenskaps- Akademiens Atlas , topographischer, des Kurfürstenthums Hessen im Maaßstab Schwe Handlingar och Tidskrift. 1858, September. 3. 4. Octo 1 50,000. 1. 2. ber. 11. 12. November. 17. 18. December. 25. 26. 1859, Atlas , historique et topographique de la guerre d'Orient. 47. Januar. 35. 36. Februar. 43. 44. März. 55. 56. April. 63. 48. 64. Mai. 73. 74. Juni. 81. 82. Juli. 91. 92. August. 101. Generalkarte von dem Kurfürstenthum Hessen, 2 Bl. im Maaß 102. stab von 1 : 200,000 . 1. 2. Spanien. La Asamblea del Ejército. Nr. 23 (1858, P -- 1 Bl. im Maaßstab von 1 : 350,000. 1. 2. December). 29. 30. Nr. 24 (März). 57. 58. Nr. 25 (April). - neue, von Toscana, 2 Bl. im Maaßſtab von 1 : 300,000. 31. 65. 66. Nr. 26 (Mai). 77. 78. Nr. 27 (Juni). 83. 84. Nr. 28 32. (Juli). 95. 96. Nr. 29 (August). 103. 104.

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Samstag, 1. Januar 1859. aple hommaaDur 19 sanit Adil hi domi allow to

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Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Oesterreichische Monarchie. Wien , 23. Decbr. 1858. Nach erfolgter Durchführung der Organisirung der Militär - Erziehungshäuser und Schulcompagnien wird der Stand dieser An stalten folgender sein: 5 Untererziehungshäuser mit 600 Zöglingen , 5 Obererziehungshäuser mit 1000 3öglingen, 2 Infanterie-Schulcompagnien, 1 Cavalerie- Schulfchwadron, 4 Artillerie-Schulcompagnien , 1 Pionniers , 1 Genie- und 1 Marine-Schulcompagnie mit je 120 Zöglingen.

Braunschweig. Braunschweig im December 1858. Der von Braun schweig ausgegangene und zuerst in der A. M.-Z. Nr. 83 & 84 von 1858 veröffentlichte Vorschlag, zum 50jährigen Gedächt niß der ersten deutschen Freiheitskämpfe von 1809: des preußischen Majors Ferdinand v . Schill, des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig - Dels und der Versuche des Obersten v. Dörnberg und des Hauptmanns v. Katte in Westphalen, zum nächsten Jahre in der genannten Stadt, we bekanntlich nach Bewältigung des Schill'schen Aufstandes in Stralsund 22 Angehörige des Corps deffelben als geborene Westphalen und Deserteurs erschossen wurden, und in deren Nähe auf dem bekannten Heldenzuge des Herzogs von Braunschweig von der Saale nach der Mündung der Weser, den 2. August 1809 das für die Braunschweiger so ehren volle Treffen bei Oelper vorfiel, ein deutsches Nationalfest zu feiern, scheint in weiteren Kreisen großen Anklang ges funden zu haben, und verlautet namentlich , daß von com petenter Stelle bereits mehrere Gedächtnißschriften vorbe reitet werden. Auch der so oft verlautete Wunsch nach einer authentischen Biographie des tapferen Welfenherzogs, der, das zweite Schlachtenopfer seines Heldenstammes, den 16. Juni 1815 bei Quatrebras in der Vertheidigung der Sache des Vaterlandes , dem er so treu gedient, sein Hel denleben licß. wird, wie verlautet , bei dieser Gelegenheit seine Befriedigung finden , doch wäre es wohl zu wün schen , daß dabei auch die Thaten des braunschweigischen schwarzen Corps in Spanien , wo es von 1810 1814

beinahe ununterbrochen die Avantgarde des Heeres unter Wellington bildete , gleich mit aus den braunschweigischen Generalstabs. Acten ausgezogen und veröffentlicht werden möchten. Eine genaue Darstellung des braunschweigischen Feldzugs von 1809 ist dagegen schon vor etwa 10 Jahren von dem General v. Wachholz, einem Theilnehmer an dem selben , herausgegeben worden , und ebenso hat auch die Theilnahme der Braunschweiger an dem Feldzuge von 1815 längst eine actenmäßige Bearbeitung gefunden . Die braun schweigischen Jäger tragen bekanntlich in der Hauptsache heute noch die schwarze Uniform mit kornblauem Kragen des braunschweigischen Corps vom Jahre 1809. Unter dem Denkmale der in demselben Jahre in Braunschweig erschossenen 22 Schill'schen Gefangenen hat übrigens 1835 auch das nach der Erstürmung von Stralsund von den das bei betheiligten holländischen Truppen von dem Rumpfe getrennte und bis dahin in dem zoologischen Museum der Universität Leyden als eine besondere Merkwürdigkeit vor gezeigte Sauvt des treuen, muthigen Preußenhelden Schill seine leßte Ruhestätte gefunden. Großbritannien.

-b- Das Kriegsministerium hat die Anordnung ge= troffen, daß von dem an der Schießschule zu Hythe unter dem Commando des Generalmajors Hay gebildeten In ftructoren - Corps eine gewisse Anzahl Unteroffiziere als Instructoren 2 und 3. Claffe ausgewählt und zu den in Indien dienenden Regimentern entfendet werde, um dort Unteroffiziere und Mannschaft im Gebrauch der Enfield- Büchse zu unterrichten. Ebenso soll auch eine Anzahl hierzu geeigneter Offiziere, welche einen Cursus in der Büchsen-Juftruction an der Schießschule durchgemacht haben, nach Indien geschickt werden , um die Instruction der Offiziere und Mannschaften der dortigen Regimenter zu überwachen. Kirchentaa t. Der Cardinal Antonelli hat als provisorischer Kriegs minister - wie bereits in Nr. 85 & 86 der A. M.-Z. von

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1858 erwähnt das neue Reglement über die innere Regimentsverwaltung veröffentlicht , welches vom 1. Januar 1859 an in Wirkung tritt. Dieses Reglement handelt zuerst von der Zusammenseßung des Verwaltungs rathes, seinen Obliegenheiten, den bei seinen Berathungen einzuhaltenden Formen, der pecuniären Verantwortlichkeit, welche seinen Mitgliedern ebenso auferlegt ist , wie Offi zieren, welche einzeln verwalten; von der Verantwortlichkeit des Oberstlieutenants, des Verwaltungscapitäns, des Zahl meisters , des Bekleidungsoffiziers , je nach dem einzelnen Fall ; von der „Masse" des einzelnen Mannes, die in ihren kleinsten Details geregelt wird ; von der Regulirung der Reiseentschädigungen und Vorschüsse, sowie der an die Fa milien der Militärs in Folge regelmäßiger Uebertragung dieser zu bezahlenden Summen ; von der Anschaffung der Kleinmontirungsstücke , die durch eine Commission besorgt wird ; von der Thätigkeit der Commandobehörden in Bes ziehung auf das Wohl des Soldaten , sowie endlich von der Controle der Militärintendanz. Es wird darin ferner eine vierteljährige Abrechnung festgesezt, wodurch die Mittel iu den Nachweisen gegeben werden , den Bestand mit den in verzeichneten Forderungen zu vergleichen, sowie die Einlagen des Einzelnen und die Abgaben an denselben auszugleichen. Das Reglement handelt sofort von den Aversen , welche eine Verbesserung der innern Rechtsverwaltung bezwecken . Diese Aversen sind genau detaillirt , und die verschiedenen jedem einzelnen Aversum zukommenden Ausgaben auf das bestimmteste vorgeschrieben. Endlich regelt es das Mon tirungswesen bis ins Einzelne, bestimmt die Ausweise, welche von den Specialräthen an die Centralverwaltungsräthe einzugeben sind , sowie die Verwaltungscontrole innerhalb der Regimenter; und schließt mit einer Verordnung über die Gendarmerie . Schweiz.

Bern , 22. Decbr. 1858. Das eidgenössische Militär departement ist bereits mit der Organisation eines neuen Truppenzusammenzugs beschäftigt , der nächsten Sommer im Bernischen Seeland , in der Nähe des Städts bens Aarberg, abgehalten werden soll . Man hat sich doch überzeugt, daß die Truppen bei dem legten Zusammenzug an der Luziensteig viel gelernt haben und daß Geld und Zeit gut angewendet waren.

Die militärische Presse und ihre Aufgabe.

II . * ) Die Redaction dieser Blätter hat seiner Zeit erlaubt, daß wir den Reigen der Auffäße des Jahrgangs 1858 mit unseren Ansichten über die militärische Presse und ihre Dieser Artikel hat nun in den Aufgabe" eröffneten. Nummern 37 und 38 der Neuen Mil.-Ztg. vom vorigen Jabre unter der Aufschrift „ Die deutsche Militär-Journa fiftit III." etwas spät einen kleinen Angriff erfahren , der uns unter herzlichem Gruß und kameradschaftlichem Hand *) Vgl. I. in der A. M.-Z. Nr. 1 & 2 von 1858.

schlag zu den nachstehenden Bemerkungen veranlaßt. Da aber nicht bloß große, sondern auch selbst kleine Leute den Erfolg ihrer Unternehmungen an gewisse Tage gebunden glauben , so haben wir uns für die vorliegenden Betrach tungen wiederholt den Beginn des neuen Jahres erwählt. Natürlich will unser gegenwärtiger Auffaß nur für die Punkte als eine Erwiederung angesehen werden, welche fich direct auf unsere Aussprüche beziehen, während die übrigen Gedanken lediglich durch die vortreffliche Arbeit unseres Herrn Gegners hervorgerufen wurden wurden.. Wir bedauern sogar die Nothwendigkeit , in der wir uns befinden , auf den ange zogenen Aufsaß der Neuen Mil .-3tg. in Form einer Ent gegnung antworten zu müssen , denn wir sind , wie der weitere Verlauf unserer Ausführungen zeigen wird , durch aus nicht sehr weit von den Anschauungen des Herrn Ver fassers des Artikels in Nr. 37 und 38 der Neuen Mil.-Ztg. entfernt. Endlich glauben wir noch gleich hier im Ein gange bemerken zu dürfen, daß wir den Aufsag in Nr. 1 & 2 der Allg. Mil.-Ztg. vom vorigen Jahre keineswegs unter directer Bezugnahme auf die Arbeit in Nr. 48 der Neuen Mil.-Ztg. von 1857 verfaßt haben , daß wir in keinerlei redactioneller Beziehung zur erstgenannten Zeitung stehen und gegen dieselbe nur solche Verpflichtungen beobachten, wie sie aus dem Verhältniß eines langjährigen Mitarbei ters entstehen , dessen Erstlingsblüthen seiner literarischen Thätigkeit freundliche Aufnahme in den Spalten dieses Organs fanden. Wenn man uns in der vorliegenden Frage überhaupt eine Partbeinahme vorwerfen will , so muß dieselbe nur in der ausgesprochenen Vorliebe gesucht werden, welche wir seit unserem Eintreten in den Offiziers stand für den Militär-Journalismus hegten. Vor Allem müssen wir erwähnen, daß wir die dermalen bestehenden Zustände der militärischen Presse durchaus nicht mit rosenfarbenen Gläsern ansehen ; wir wollten dieß nicht Denn ſagen und glauben es auch nicht gesagt zu haben. wahrlich, so lange selbst Autoren von Namen für die Früchte ihres Fleißes kaum einen Verleger finden und den Druck ihrer Werke oft auf eigene Kosten veranstalten , kann niemand Man will eben auch in die Verhältnisse günstig nennen. unserem Stande, wie anderwärts , wohl Bücher lesen, aber nicht kaufen. Ferner bitten wir sich zu erinnern, daß wir nicht ausschließlich vom Militär-Journalismus gesprochen, sondern die militärische Presse im Allgemeinen im Auge hatten. Was zunächst den ersteren betrifft , so treten wir im Ganzen der Ansicht des Kameraden in Nr. 37 und 38 der Neuen Mil.-Ztg. bei , und sagen mit ihm , daß die Fachzeitungen noch nicht auf der geistigen Höhe fich befin= den , auf welcher fie eigentlich stehen sollten und könnten . Nur über die Art und Weise, wie die militärischen Blätter gehoben werden dürften , weichen im Grunde unsere Mei nungen von denen unseres geehrten Herrn Gegners ab. Wir halten nämlich die einem Aufschwung entgegenstehenden Hindernisse vorläufig für bedeutender und schwerer zu be fettigen, als der uns fritiftrende Herr Kamerad. Gehörten wir auch Gottlob noch nie einer Redaction an, so hat uns doch der Briefwechsel mit den Unternehmern mehrerer deutschen militärischen Blätter einigen Einblick in die Ver hältnisse der vaterländischen Militär-Journalistik verschafft, den wir hier vorzugsweise wiedergeben wollen, in der Ueber zeugung, daß doch mancher Leser etwas Neues erfährt und



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fich kaum die Calamität ſo groß gedacht hat, als sie wirk lich ist.

blick vorläufig nur darum handelt , die bestehenden Fach. journale durch Zusammenhalten zu fräftigen, weil - selbst unter der Annahme, daß es den neu auftauchenden Dr

Wie unser Herr Gegner unverhohlen angibt und durch Beispiele beweist, ist die Mehrzahl der seit ungefähr vierzig Jahren gegründeten deutschen Militär-Zeitungen nach kurzem Bestehen wieder verschwunden und selbst die neueste Zeit liefert für die verdienstlichsten Unternehmungen ähnliche traurige Resultate. Unser Herr Gegner ist so billig , die Ursachen dieses baldigen Aufhörens nicht so sehr in der Haltung der Zeitschriften ſelber, als vielmehr in äußeren Umständen zu suchen, will aber auf diese Ursachen ihrer großen Mannichfaltigkeit wegen nicht näher eingehen. Und doch lassen sich dieselben alle in die dürren Worte vereinen : es fehlt an Theilnahme , d . h. an Lesern und, was noch schwerer wiegt , an Abonnenten. Troß der Schwächen, die unserer Militär- Journalistik noch ankleben , find es nicht diese , welche allein die Schuld an dieser betrübenden Erscheinung tragen. Würde der Abnehmer- und Leserkreis endgültig über den Werth einer literarischen Arbeit ent scheiden , so müßte man den Inhalt unserer ausgezeichnet ften Werke geringschäßend behandeln , denn mit Mühe und Noth bringen es dieſe claſſiſchen Erzeugnisse bis zur zweiten Auflage, während viel leichtere Waare den doppelten Ab saß dieser ersteren finden. In Ju Nr. 37 der Neuen Mil. -Ztg. vom vorigen Jahr wird mit Recht gesagt, daß die meisten der damals bestandenen 10 deutschen Militär-Zeitschriften durch die Zahl ihrer Abnehmer höchstens in den Stand gesezt sind, sich nothdürftig zu erhalten. Wir gehen hierin sogar noch etwas weiter , wenn wir als gewiß behaupten, daß selbst einige der ältesten Unternehmungen bis zur Stunde noch immer nicht in der Lage find, ihren begabte ften und fleißigsten Mitarbeitern auch nur das geringste Honorar zu bezahlen, so daß die Einsender die bei großen Entfernungen wahrlich im Laufe eines ganzen Jahres zu nicht unbeträchtlichen Summen anwachsenden Portoaus lagen , neben dem Zeitaufwande , tragen müssen. Haben wir also so gar Unrecht gethan , wenn wir den Ausspruch wagteu (welcher wohl den Hauptverdruß erregte !) , jede Zersplitterung der geistigen Kräfte sei unter den gegens wärtigen Verhältnissen tief zu beklagen und die Gründung von neuen Fachjournalen biete wenig Aussicht auf Erfolg ? – Wenn aber die Allg. Mil.-Ztg. alle bedenklichen Wege zu vermeiden wußte und hierdurch ihr Alter schon bis in das vierte Jahrzehnt gebracht hat , so befolgte sie damit nur in höchst kluger Weise das Beispiel der größten politischen Organe , die sich ja auch nach der Zeitströmung und ihren Lesern richten müssen. Daher hatte der Herr Kamerad in Nr. 37 der Neuen Mil.-Z.g. vollkommen Recht , wenn er die geschickte Haltung dieses Blattes betonte. Die Wahrnehmung, daß unter dritthalbtausend Zeit schriften in Deutschland sich nur 10 militärische befinden, mag tief beklagenswerth sein , der Zustand der Militärs Journalistik im Ganzen wird aber durch das Entstehen neuer Blätter gewiß nicht gebessert. Wir werden weiter unten darthun, daß das eigentlich Erschreckende bei der in Rede stehenden Sache doch nicht die geringe Anzahl unserer Organe ist. So sehr wir auch das Fördernde einer Con currenz auf geistigem wie auf materiellem Gebiet für das Publicum anerkennen und würdigen , so glauben wir doch wiederholen zu müſſen, daß es ſich im gegenwärtigen Augen

ganen gelänge , die älteren Colleginnen theilweise zu vers drängen ― in dem eintretenden Uebergangsstadium doch alle nur eine vielleicht gleichmäßig schwache Abonnentenzahl haben dürften , welcher Nachtheil auf sämmtliche Blätter fühlbar drücken würde. In der That ein gefährliches Experiment während der Krisis, in der sich einige Militär zeitungen stets mehr oder minder bewegen ! Wir wissen zwar, daß gerade im Beginn des Jahres 1858 , als die Concurrenz am schönsten blühte, der Absaß mancher Militär zeitung stieg (z. B. bei der Allg. Mil.-Ztg. um der früheren Höhe) , so daß es allerdings den Anschein hat, als wenn gerade die größere Zahl der Blätter auch ein größeres Jutereffe für die Militär-Journalistik erwecke. Dieß ist aber nur eine Täuschung , denn im zweiten Se mester des Jahres 1858 gingen die Abnehmer-Zahlen bei einzelnen Zeitschriften wieder zurück. Der weitere Lebens lauf unserer Organe wird noch beweisen , daß die obige Zunahme nicht von Dauer ist und sich nicht bei allen Blät tern zeigt. Wie oft haben wir uns seit einer Reihe von Jahren die Provbetenrolle angemast , wenn der Kreis der Kameraden im Lesezimmer des Regiments bei Besichtigung der Probenummer und Besprechung des Programms einer neuen Militärzeitung über deren Anschaffung debattirte, in " dem wir sagten : „Aus Grundsaz müssen wir das Unter nehmen ftüßen und wir werden daher abonniren ; aber Ihr werdet sehen, in ein oder zwei Jahren ist das so hoffnungs voll angekündigte Blatt wieder verschwunden“ und bis jezt hat dieser Unkenruf leider noch immer das Richtige ge troffen. Aber es gründete sich dieser Ausspruch eben auch wirklich auf einige Kenntniß der Verhältnisse der deutschen Militär-Journalistit. Für die Regimentsbibliotheken tritt noch der weitere Umstand ein , daß fie gewöhnlich , wenn die Ankündigung einer neuen Fach-Zeitschrift erfolgt , auf die vorhandenen Blätter bereits abonnirt sind , für welche das Budget gerade noch hinreicht. Selbst für den Fall, daß nun ein neu gegründetes Journal sich schnell Geltung in der militärischen Welt zu verschaffen wußte, sind dann oft die nöthigen Mittel für Erwerbung desselben nicht mehr vorhanden , oder die Bibliothekverwaltungen müßten eine ältere Zeitung abbestellen, wozu sie sich natürlich nur schwer und meistens erst bei völliger Gehaltlosigkeit derselben ent schließen. Da alle Journale gesammelt und nach Jahr gängen gebunden werden, wird man dann ein ächtes Biblio, thefarherz tadeln wollen , wenn es in der Zeitungsfolge nicht gerne Lücken sieht ? Wir erinnern uns , welche Mühe wir oft wegen solcher und ähnlicher Rückſichten hatten, um die Anschaffung eines neuen Blattes durchzufechten. Warum ist aber nun die Theilnahme so gering , d. H. warum zählen die Militärjournale so wenig Abonnenten ? Was haben die Offiziere an den Blättern auszuseßen ? Mögen die Kameraden vielleicht überhaupt nicht viel lesen ? — Wir wollen diesen Fragen eine eingehende Betrachtung widmen. Als erste Antwort mag dienen, daß es vorzüglich zwei Ursachen sind , welche die unangenehmen Erscheinungen hervorrufen, nämlich pecuniäre Rücksichten eines schon durch die Natur der Verhältnisse sehr kleinen Leserkreises und die

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nicht immer gerechtfertigte Unterschäßung der Militär Literatur überhaupt und nicht bloß des Militär-Journalis, mus allein. Was nun zunächst die finanziellen Hindernisse betrifft, so ist bekannt, daß die wenigsten Subalternoffiziere in der Lage sind, sich Journale halten zu können und zwar die Fachblätter um so weniger, als diese eben wegen der geringen Zahl der Abnehmer im Vergleiche mit den politischen Zei fungen unverhältnißmäßig theuer find ; die Stabsoffiziere und Generale aber, welche auf ein oder das andere Blatt abonniren könnten , mögen dieses in der Regel aus den verschiedensten Gründen nicht thun. Eine kleine Besserung bereitet sich jedoch hierin gegenwärtig vor, indem zunächst die jüngeren Kameraden in einzelnen Regimentern damit beginnen , je drei oder vier gemeinschaftlich ein Militär Journal anzuschaffen. Auch gibt es schon Bibliotheken, die wegen des unaufhörlichen Circulirens der Zeitschriften bei den Offizieren des betreffenden . Corps genöthigt sind , ein und dasselbe Blatt in zwei oder drei Exemplaren zu halten. Möchten wir andererseits aber bald dahin kommen, ¥ daß wenigstens jede deutsche Militär-Bibliothek die deut schen Militär- Zeitungen bestellt ! - Ebenso ist die Beach tung der Journale unter den Offizieren größer geworden, und ein einsichtsroller Bibliothekar wird sich darob nicht grämen , daß die einzelnen Blätter , wenn sie zum Ein binden kommen , manchmal förmlich zerlesen sind und wenn auch sie die eigenthümlichen Spuren zeigen , welche man bisher besonders reichlich an der erbaulichen Belletristik des Auslandes fand . Wenn einmal unsere Blätter vor der Lesewuth der Kameraden in Brüche gehen , ja dann befinden wir uns in einem günstigen Fahrwasser. Das zweite Hinderniß, die Unterschäzung der Militär literatur, ist leider troß Allem, was bisher darüber gesagt und geschrieben wurde , noch immer so enge mit einigen Standesvorurtheilen verknüpft, daß es nur ganz allmählig verschwinden wird. Weil es sich bei unserem Handwerk viel mehr um das Können , als um das Wissen handelt, glaubt man von mehreren Seiten noch immer die Theorie unterschäßen zu dürfen. Die tapfersten und geistreichsten Soldaten haben diesen eingewurzelten Irrthum schon be kämpft, aber bis jezt ist er nicht ganz ausgerottet und die reinen Empirifer bilden in unserem Stande stets eine mächtige Parthei . Man sieht nun einmal das Schreiben bei den Militärs nicht gerne und jeder schreibende Kamerad wird zugestehen müssen , wie er genöthigt ist , außerordentlich Acht zu geben, daß er im Waffendienste nicht die ges ringste Blöße zeigt, denn sonst ist er augenblicklich gerichtet, er, über dessen Beschäftigung man ohnehin schon die Ache Unpartheiischer Weise muß man freilich zu seln zuckt.

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geben, daß ein Ueberwuchern der Theorie , zu viel theore fische Ausbildung , oder ein zu tiefes Versenken in das Studium für den Linienoffizier seine bedenkliche Seite hat , weßhalb es viele höhere Vorgesezte gibt , die nicht * ohne Grund glauben , mehrere deutsche Offiziere hätten eher schon zu viel als zu wenig Theorie im Kopfe. Ebenso ist wahr , daß der Journalismus für die jungen Offiziere die gefährliche Klippe weist, daß die geringe Anstrengung, welche vielleicht ein schnell wieder vergessener Artikel zu seiner Abfassung erfordert , nur gar zu gerne zur Ober flächlichkeit verleitet. Man sollte nun freilich meinen, zwi

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schen einem eigentlichen Gelehrten und einem wissenschaft lich gebildeten Linienoffizier sei noch ein großer Unterschied. Aber eben die häufige Erfahrung, wie gelehrte Kameraden sich nur mit Abneigung und unter Ueberwindung (sehr un recht , aber erklärlich) mit den vielen Details des Linien dienstes befaßten, hat den verschiedenen Commandanten eine Scheu vor dem uniformirten Gelehrtenthum beigebracht, die sie auch auf die bloß fleißig studirenden Offiziere über trugen. Wer könnte den Chefs in Bezug auf die erstere Kategorie auch Unrecht geben ? Wenn die Offiziere un sterbliche Schriften gleich Erzherzog Carl, Clausewiß u . s. w. verfaßten , dabei aber ihren Dienst vernachlässigten , so werden sie weder der Sache , noch ihren Commandanten etwas nügen und find wegen ihrer Pflichtverlegung unter Der strenge Begriff allen Verhältnissen zu verdammen. „ Dienst“ muß vollkommen rein erhalten werden. Nur sollte man nicht so weit gehen zu behaupten , ein uner müdetes wissenschaftliches Streben , eine fruchtbringende literarische Thätigkeit schwäche die Kraft des Charakters, oder dem lächerlichen Vorurtheil huldigen, daß eine höhere Bildung der praktischen Tüchtigkeit und der Energie des Handelns schade. Im Gegentheil , ein emfiges Studium vermehrt eher die Thatkraft , sonst würden die Männer des Cabinets nicht so häufig auch die des Schlachtfelds gewesen sein. Wer der obigen Anschauung beipflichtet, weiß eben nicht , welche Selbstbeherrschung , Consequenz und Willenskraft oftmals erfordert wird , wenn man bei dem Studium und den Arbeiten ausharren will - gegenüber dem bösen Feinde , der jedem Menschen in der natürlichen Trägheit mehr oder minder angeboren ist. Jedenfalls aber erweitert die fachwissenschaftliche Beschäftigung ebenso wohl den Gesichtskreis , als jedes andere Studium , und wirkt deßhalb mittelbar wieder günstig selbst auf den alltäglichen Dienst zurück. (Fortsegung folgt.)

Nicht allein in der Taktik der Truppen , sondern auch in deren Formation und in den Gesammtvorbereitungen zum Kriege ſind bedeutende Aenderungen erforderlich.

(Von d.-V. ) Daß weder über das Bedürfniß von Veränderungen in der Taktik der Truppen , veranlaßt durch die großen Verbesserungen in deren Waffen, noch über das Maß dieser Veränderungen eine genügend verbreitete klare Ansicht be steht , beweisen die in den meisten neueren militärischen Abhandlungen beiläufig hierüber zur Kenntniß kommenden widersprechendsten Aeußerungen. Während die eine Seite behauptet , es bleibe die bisherige Taktik unverändert, nur die Entfernungen für die Aufstellungen und das Feuer hätten sich geändert, die vorzugsweise Benugung der einen oder der anderen vorhandenen taktischen Form habe nur gewechselt, hebt die andere Seite oft zu grell die Noth wendigkett hervor, durchgreifende Veränderungen in der Formation und Taktik der Truppen eintreten zu lassen. Ueber die gewaltigen fichtbaren Fortschritte in der Be waffnung sind bei diesen Aeußerungen die Einflüsse der

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vermehrten Eisenbahnen und der mit Dampfschiffen be lich auf die Taktik der Truppen gerechtfertigt. Allein man fahrenen Wasserstraßen zu Truppentransporten , und die würde sicher in einen großen Fehler verfallen , wenn man Folgen der durch die Bodencultur angewachsenen, auf An die Modificirnng der weniger allgemeinen Principien der griff und Vertheidigung influirenden Terraingegenstände Kriegführung und die unzweifelhaft bedürftigen Modifica mehr als nüglich in den Hintergrund getreten. Es liegt tionen derjenigen Anordnungen , welche von den drei ge in der Natur der Sache und in den relativen Begriffen, nannten Factoren betroffen werden , deßhalb nur als De welche mit den Worten „ bedeutend “ , „wesentlich " u. d. m. tails der Kriegskunst oder der Taktik *) bezeichnen Wenn nicht schon mehrfachen speciellen Werken verbunden werden können , daß der Ausdruck für das wollte. Maß der bedürftigen Veränderungen nicht überall der und Auffäßen, durch welche die Nothwendigkeit bedeutender selbe sein wird , allein die Nothwendigkeit von umfassenden Veränderungen in der Taftif der einzelnen Truppen Aenderungen überhaupt wird nirgends mit Recht bestritten gattungen , namentlich der Infanterie und Artillerie, nach werden können. Dieß, und daß man wohl thut, alle drei gewiesen wurde, eine Beweiskraft dafür zugestanden werden bezeichnete Veranlassungen zu Veränderungen in der Kriegs sollte , so dürfte doch vielleicht den folgenden allgemeineren kunft zunächst verbunden in's Auge zu fassen , auch Betrachtungen , welche uralte Wahrheiten gern bestehen nicht bloß deren Folgen auf die Taktik der Truppen, son lassen , dieser Vorzug zu Theil werden. dern gleichzeitig auf deren Formation und auf die Ge Die durch die Eisenbahnen und Dampfschiffe herbei sammtvorbereitungen zum Kriege aufzusuchen , soll durch geführte Erleichterung des Transports fommt vorzugsweise vorliegende Zeilen nachgewiesen werden . Man erwarte in der Infanterie zu gut. Bei schleunigem Gebrauch von diesem Nachweis feine Trennung der drei Ursachen und Truppencorps wird man daher über eine Masse zusammen der drei Classen zur Sprache gebrachter Folgen. Sie be gezogener Infanterie zuerst verfügen können , und nicht dingen einander auf eine Weise , daß man bedauern muß, selten wird der Fall eintreten , wo die Operationen mit durch die Unvollkommenheit der Sprache zu irgend einer ihr zu beginnen haben , ohne mit der üblichen und nüß Trennung im Ausdruck ihres Einflusses genöthigt zu sein. lichen Zahl von Cavalerie und von Geschüß verbunden zu Ist aber ihr Verhältniß klar geworden und als wahr an sein. Die gewöhnlichsten Sammelpunkte der Armeen oder erkannt, dann ist es an der Zeit, die für Lehr- und Hand Truppencorps find aber die Gränzen des Staates , und bücher geeignete scharf zersezende Methode auch auf die unter diesen vorzugsweise die verwundbarsten. Es werden Darstellung ihrer Resultate anzuwenden. Die Ergebnisse daher schon im Frieden folgende Einrichtungen und Rück dieser auf wenige Punkte beschränkten allge fichtnahmen hervorgerufen , welche die Zutheilung von Ca meinen Untersuchung werden dann auch mit Sicher valerie und Geschuß an die mit Leichtigkeit zusammenge heit auf die bedürftigen speciellen organisatorischen, admini zogene Infanterie beschleunigen . strativen und taktischen Maßregeln ſchließen laſſen , welche 1) Das Feldgeschüß und die Cavalerie ſind in jeder einzelnen Truppengattung im Geiste der Neu im Frieden den Gränzen des Staates, und be= zeit zu treffen sind, und dennoch in der Form mit Recht sonders den verwundbarsten Gränzen genäher große Verschiedenheiten darbieten können. ter , als bisher , zu dislociren. Wie schon gesagt , hat die Zeit drei große materielle Es ist selbstredend , daß hierbei das Bedürfniß der Veranlassungen geboren, die heute bestehenden und gehand Ueberwachung mehrerer entgegengeseßter Gränzen wohl bes habten Grundsäge für die Vorbereitungen zum Kriege, für achtet wird. Nichts desto weniger wird für die Feldar die Formation der Truppen und für deren Taktik einer tillerie und für die Cavalerie eine so gleichmäßige Ver kritischen Beleuchtung zu unterwerfen. Es sind dieß breitung über das ganze Land, wie sie bei der Infanterie a) die Veränderungen des Bodens , welche durch die zulässig erscheint , nicht angemessen sein. Der hinsichtlich zunehmende Cultur und durch vermehrte Baulichkeiten der Artillerie mögliche Einwand, daß man bei einer Mobil aller Art erzeugt worden sind und sich fortwährend machung ja doch die Pferde größtentheils aus dem ganzen vermehren ; Lande entnehmen müsse , hat geringes Gewicht , da es b) die schnelle Verbreitung der Eisenbahnen und der etwas Anderes ist , Artillerieparks auf Eisenbahnen zu Dampfschifffahrt als Mittel zur Erleichterung und transportiren , oder nur einen Theil der zu ihrer Bespan zur Beschleunigung der Transporte von Truppen und nung nöthigen losen Pferde. von Kriegsmaterial , und Allein selbst bei möglichster Beachtung des Punktes 1 c) die großen Verbesserungen der tragbaren und nicht werden die Operationen der Armeen nicht selten mit wes tragbaren Feuerwaffen. niger Feldgeschüß , noch häufiger aber mit viel weniger Die uralte Wahrheit , daß die allgemeinsten Principien Cavalerie eröffnet werden , als bisher. Namentlich wird und die hieraus abgeleiteten größten Combinationen und dieß bei solchen Heeren eintreten, welche den Vertheidigungs Operationen des Krieges in ihrem Wesen von der spe krieg zu führen haben. Ihre hinhaltenden, Zeit gewinnen ciellen Gestaltung des Kriegsschauplages , von der Natur den Operationen führen vorzugsweise auf die eifrigste Be der nicht lebenden Bewegungsmittel ( Transportmittel), und nugung der natürlichen Terrainobjecte und auf ein ange messenes System künstlicher Deckungen , während die in von der Beschaffenheit der angewendeten Schuß- und Zer ftörungsmittel (Waffen) unabhängig sind, wird durch jene der ersten Zeit nicht selten mit mehr Artillerie und Ca drei neuen Veränderungen in den Kriegselementen nicht valerie zu erwartenden Gegner zu den schleunigsten und

alterirt. Insofern ist der oft vernommene Ausspruch ihres sehr beschränkten Einflusses auf die Kriegskunst und nament

*) Wie selbst der General Jomini dieß thut.

11 12 heftigsten Angriffen schreiten werden , um die Zeit der Leben angekommen wäre ; dieser ist nunmehr in dem soeben Ueberlegenheit in diesen beiden Waffengattungen zu be erschienenen vierten Bande mit dem Abschlusse des Feldzugs nußen. Offenbar lassen diese Verhältnisse heute die 1814 erreicht und wir beeilen uns, dieses in seiner Art classische Selbstständigkeit , welche die Infanterie vor den Buch, das ohnehin wegen der Höhe des Preises nicht allen beiden anderen Waffen von jeher voraus hatte , in noch unseren Lesern zugänglich sein wird , in ausführlicher Wür. größerer Bedeutung hervortreten. digung vorzuführen. Zuvor müssen wir bemerken , daß Berns 2) Es bedarf aber auch die Infanterie einer hardi's Werk nicht sowohl als eine Verarbeitung der etwa von Formation , Taktik und Ausbildung , welche dem Grafen Toll hinterlassenen Memoiren, vielmehr als eine ihre Unabhängigkeit vom Geschüß und von Cas durchaus selbstständige , auf die Correspondenz und mündliche valerie bei defensiven und offensiven Absichten Erläuterungen des Verstorbenen begründete Arbeit zu betrachten. bis zu einem Maximum steigert. ist , unternommen zu dem doppelten Zweck , um erstens dem Daß sie ein solches Maximum noch nicht besißt , be Andenken eines bedeutenden Mannes gerecht zu werden , der weisen unter anderm die Geringfügigkeit ihres Feuers aus als Mensch wie als Krieger ausgezeichnet war und während der Angriffscolonne und aus dem vollen Quarré, nach einer langen welthistorischen Periode eine hervorragende Rolle mehreren in Kraft bestehenden Exercirreglements , das Un spielte, und zweitens um der Geschichte eine Reihe von That zureichende in den Vorschriften für den Schüßendienst zur sachen zu sichern, die bisher gar nicht oder nur wenig bekannt war. Dank dem reichen Material , das der Verfasser sich zu möglichen gleichzeitigen vollen Verwerthung des Feuers eines jeden Gewehrs vom ganzen Bataillon , und der in verschaffen, dem vielseitigen historischen Wissen und der kris den meisten mobilen Armeen bestehende Mangel an Werk tischen Forschungsgabe, womit er zu fichten, der Wahrhaftig. zeugen zur schleunigen Umformung von Terrain und dessen Baulichkeiten. Im Großen und im Kleinen werden die aus dem Ter rain zu zichenden Vortheile nur dadurch wirklich gewonnen werden können , daß , außer den schon seit langer Zeit für nothwendig erkannten, permanent befestigten, großen Waffen plägen mit daran gelehnten großen Waffenplägen mit daran gelehnten geschüßten Lagern 3) geeignete Punkte im Frieden gewählt , ፡ Pläne zu deren erhöhter Vertheidigung mit telst passagerer Werke entworfen , und das nöthige Positionsgeschüß und Schanzzeug in dem nächsten Waffenplage niedergelegt werde, und daß

4) nicht allein mehr Ingenieurtruppen als bisher in die Normalformation der mobilen Truppencorps aufgenommen, sondern solche auch schon im Frieden vorzugsweise nach den großen festen Gränzpläßen verlegt werden. (Fortseyung folgt.)

Literatur.

keit und Unpartheilichkeit , womit er darzustellen wußte , hat Bernhardi ein Werk geliefert , das als eine Zierde deutscher Geschichtschreibung und in der Memoirenliteratur geradezu als classisch dasteht. Eingedenk der Sorgfalt, welche diese Zeits schrift von jeher in Aufdeckung neuer Quellen, in Aufhellung kriegshistorischer Thatsachen als eine ihrer Hauptpflichten bes trachtet , werden wir unser Augenmerk vorzugsweise auf die reiche Ausbeute richten, welche der Verfasser von Toll's Denk würdigkeiten gerade in dieser Hinsicht darbietet. Das erste Buch schildert Toll's Kindheit und erste Jugend 1777-1801 . Toll stammte aus einer ursprünglich nieder ländischen , um 1560 nach den Ostseeprovinzen übergefiedelten Adelsfamilie , welche sich in mehreren Zweigen über Esthland und Schweden verbreitete ; er gehörte einem ärmeren Zweige des Geschlechts an , und es war für den talentvollen , streb samen und willensfräftigen Knaben, für dessen Erziehung sein vermögensloser Vater nur wenig hätte thun können , ein bes sonderes Glück, daß er durch Verwendung eines Dheims 1782 mit kaum 5 Jahren in das adelige (ießt erste) Landcadetten corps nach Petersburg gebracht wurde, wo er bis zum 19. Jahre sorgfältig erzogen und als einer der Vorzüglicheren und als der mit der ersten Nummer bezeichnete Zögling_gleich nach Pauls 1. Regierungsantritt zum Offizier und in die Suite des Kaisers befördert wurde. Aus dieser Suite construirte man damals den kaum aufgelößten Generalstab von Neuem und in diesem sollte Toll , begünstigt durch schöne Handschrift und

Zeichentalent , bald eine eminente Carriere machen. Die erste praktische Verwendung fand Toll 1798 in Podolien , wo er für das Corps des Generals Hermann eine Karte der Deza fow'schen Steppe mit Rücksicht auf Dislocirung dieses Corps anzufertigen hatte und sich das Renommé eines höchst brauch baren Offiziers erwarb. Das nächste Jahr führte ihn mit dem Wir haben mit Besprechung dieses trefflich geschriebenen Corps Rosenberg nach Italien , wo er von Suworow selbst und in mehr als einer Hinsicht höchst interessanten Werkes zu nach der Schlacht von Novi zum Capitán befördert wurde, rückgehalten , bis dasselbe an einem Hauptabschnitte in Toll's . nachdem der Anblick des Schlachtfelds zwei Tage zuvor auf den damaligen Neuling einen so erschütternden Eindruck ge macht hatte, daß er nach beendigtem Feldzuge in Civildienste Obwohl bereits in den Nrn. 29-32 der A. M.-Z. von 1856 eine *) Besprechung des ersten Bandes dieses Werkes enthalten ist , so überzutreten beschloß. Aus dieser neuerdings durch Miliutin's glauben wir doch des besseren Zusammenhanges halber vor= Werk theilweise aufgehellten, aber immer noch , was die öfter stehende Recension des Gesammtwerkes unverkürzt mittheilen zu reichische Kriegführung betrifft, ziemlich dunkelen Periode bringt sollen. D. Reb. d. A. M.-Z. das Buch die neue Thatsache, daß der König von Sardinien, Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser lich russischen Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theotor v. Bernhardi. 4 4 Bände. Bände. Leipzig , 1856-58. Verlag von Otto Wigand. *)

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welchem das beutegierige Thugut'sche Cabinet das Betreten seines Landes verweigerte , bei Kaiser Paul um den Eintritt in russische Dienste nachgesucht hatte, um unter dieser Firma nach Piemont zu gelangen - ein Gesuch , das zwar mit Freuden gewährt , aber durch den famösen Operationsplan, welcher Suworow in die Schweiz schob, vereitelt wurde. Dieser berühmte Zug selber wird sehr anschaulich beschrieben, was um so genauer geschehen konnte , da Toll mit den Jägern meist die vorderste Spiße führte. Störend an Bernhardi's Schilde rung ist immer die eigenthümliche Rechtschreibung , deren er sich bei manchen Ortsnamen bedient : so schreibt er Glaris statt Glarus , Netsthal statt Nettstall , Dornbüren statt Dornbirn. Neues erfahren wir mancherlei ; so erwähnt keines der seitherigen Berke, nicht einmal Miliutin, daß Suworow schon am 25. Seps tember zur Umgehung des Urner Loches und der Teufelsbrücke, welche man stark vom Feinde befeßt wähnte , die Brigade Kamensky auf demselbem Wege, welchen Lecourbe in's Göschener thal eingeschlagen, vorausschickte. Der Kampf an der Teufelss brücke wird hier zum erstenmal wahrheitsgetreu geschildert ; nach Toll wurde das vorderste Bataillon nicht nur nicht aufgerieben, wie die sonst so zuverlässige " Geschichte der Kriege in Europa" sagt, die Vertheidigung der Franzosen war sogar sehr schwach“ und wurde ganz aufgegeben, als jene russischen Musketiere toll kühn in das 50 Fuß tiefe Reußbett hinabkletterten und die Feinde hinter dem abgebrochenen linken Brückentheil zu ver treiben drohten. Damals war es, wo die russischen Offiziere

glänzend gezeigt , wie der französische Berichterstatter be wundernd anerkennt. Nie trat zugleich die außerordentliche moralische Ueberlegenheit des Engländers über den Einges bornen auffälliger zu Tage. Algier. Die entfernteren Provinzen Algiers machen es zu weilen nöthig , daß ihnen die Macht Frankreichs nahe ge rückt wird. Darum Expeditionen, welche militärische Spa ziergänge bis an die Gränzen des Tell machen. Ein solcher Spaziergang nach den Hochebenen Drans wird hier males risch beschrieben : Naturschilderungen , Marschscenen, Besuche von Römergräbern , Begegnungen arabischer Fürsten und Frauen und Beschreibungen von Löwenjagden bilden den interessanten Inhalt desselben. Belagerung und Schlacht von Nancy ( 1476—77 ). (Forts.) Mit dem Plane der Stadt und Umgegend . einer Beschreibung der Befestigungen Nancy's , sowie des Lagers von Karl dem Kühnen , folgt eine Würdigung des Geistes der beiderseitigen Truppen , die sehr zum Nachtheile des leßteren ausfällt . Die früher geschlagenen und jezt von Hunger und Kälte heimgesuchten Truppen Karls werden durch den Geist ihres Führers dennoch zu wiederholten ver zweifelten Stürmen getrieben , die jedoch an der Tapferkeit der lothringischen Besaßung scheitern. Die darauf folgende Blocade und Beschießung bringt manche interessante Details. Réné naht endlich mit (zum ersten Mal für Geld) geworbenen Schweizern zum Entsaz. Karl bietet in einer fehlerhaften Stellung ohne Sicherung des Rückzugs die Schlacht an. Historischer Abriß der Befestigungen, Ingenieure 2c. (Forts.) Boufflers befeßt und vertheidigt in Lille gegen die Ansicht seiner Offiziere die ausspringenden Winkel des bes deckten Wegs. Die Belagerer erleiden hauptsächlich durch Mitschleppung zu großer Faschinen große Berluste und ver mögen fich nicht festzuseßen. ―――― Bei der Belagerung von Tortosa in Spanien macht die wegen Mangels an Boden schwierige Sappirung die Anwendung von Doppelfaschinen Bei Tournai zeigt sich die Unrichtigkeit des nöthig. Die Systems vieler kleiner Ausfälle statt eines großen.

fich an zusammengebundenen Schärpen in den tobenden Wasser schlund hinabließen. Uebrigens war der damals erst 22 jährige Toll keineswegs blind dagegen, daß sein Divisionscommandant Rosenberg , welcher über den Oberalppaß nach Urseren in Las courbe's Rücken gedrungen , bei größerer Entschlossenheit die Franzosen total hätte aufreiben können, auch beim Abzug in's Schöchenthal die Maßregeln zur Verhinderung einer Verfolgung durch die Franzosen arg vernachlässigt hatte. Der Zug über den Kinzig-Kulm , welcher 60 Stunden dauerte, wie der über den Pragel und später über die Panizer Berge ist vortrefflich beschrieben ; vor dem Marsche über den Pragel hatte sich Toll in dem glänzenden Gefechte gegen Maſſena zu Mutten seinen ersten Orden verdient. Kaum nach Petersburg zurückgekehrt, wurde er dadurch , daß Paul eine Masse Generalstabsoffiziere plößlich und ohne allen Grund verabschiedete , zum Major bes fördert, weil ihm der Kaiser ,,ob seiner schönen Handschrift" gewogen war. (Fortsetzung folgt.)

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. September 1858.

Ueberzahl von Festungen in Frankreich verhindert die ge hörige Verproviantirung derselben , wodurch häufig der Fall einer Festung herbeigeführt wird . Das Aeußere des Pferdes. Der Verfasser nimmt nur zwei Hauptracen, die arabische und die Berberrace an ; alle anderen sind nach ihm Mischungen. Bei diesen Kreuzungen habe man darauf zu sehen, daß nur ähnliche Pferde gewählt werden. Anderer Boden und anderes Klima wirken nach. Ein Bataillenpferd soll nur gut, theilig auf die Race. nicht schön gehen , durch zu vieles Schulmeistern wird es ruinirt. Der schlechte Beschlag in Frankreich rühre von der schlechten Bezahlung der Hufschmiede her. Dadurch werde das Pferd früher ruinirt als anderswo .

Frankreich . Großbritannien . Le spectateur militaire. Recueil de science, d'art et d'histoire militaires. 33e année. Paris, 1858.

Die Militärmacht der Engländer in Indien. (Forts.) Delhi und seine Schicksale bilden den Inhalt dieses Artikels. An dieser intereſſanteßten Thatsache des ganzen Kriegs hat fich die Willenskraft und Zähigkeit der angelsächsischen Race

Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1858. Den 4. September. Die Kriegsflotte bedarf der Handelsmarine ; dieſe müßte das sein, was die Miliz für die Armee ; deßhalb aber

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müßten ihre Offiziere uniformirt und classificirt und die Mannschaft in den Waffen , in Disciplin und Ordnung geübt werden.

dann zu helfen wissen , wenn ein europäischer Krieg eine Verstärkung dahin zu schicken nicht möglich macht.

Klage über fortwährend schlechte Militärverwaltung.. Ein gewisser Storm in New York hat die Erfindung gemacht, ein gewöhnliches Gewehr nur für 4 Schilling per Stück in ein von hinten zu ladendes umzuwandeln , das in jeder Beziehung treffliche Resultate liefert. Es ist dort commissarisch geprüft und angenommen worden.

Eine große Schwäche der englischen Küfte bleibt troß Festun gen und Artillerie der Mangel an Truppen in den Seestädten. Hier könnte nur durch Bildung freiwilliger Corps abgeholfen werden.

Den 11. September. Kurze Anzeigen und Nachrichten. Die gegenwärtige Organisation der Miliz schadet nur der An werbung für die Armee. Sie müßte durch's Loos aus allen Classen gezogen werden, und wenigstens 100,000 Mann start sein, da die geworbene Armee aus finanziellen Gründen nicht stark genug gemacht werden kann. Ein sehr unpartheiischer Vergleich des englischen Sols daten mit dem französischen fällt nicht zu Gunsten des ersteren aus. Der tüchtige Stamm ist größtentheils in der Krim geblieben. Der Franzose ist gut inftruirt, zweck mäßiger als der englische gekleidet und ausgerüßtet und hat auch eine bessere Haltung. Dieß hat die Conſcription be wirkt, welche auch die besseren Classen in die Armee bringt. Der Franzose hat Freude an seinem Stande, der Engländer aber, selbst der Offizier, nicht. Das war früher anders. Es wird darauf hingewiesen, die großen Grundbefizer zu Ers richtung von freiwilligen Schüßencorps zu vers anlassen, die sich hauptsächlich im Gebrauch der Büchse und nur den nothwendigsten Elementarbewegungen des Reglements üben, der Regierung aber dadurch einen mächtigen Rückhalt bieten würden.

Den 18. September. Eine Canalflotte bedarf nicht nur großer Schiffe, sondern auch Kanonenboote. Solche hat man mit großen Kosten für die baltische Flotte angeschafft, fie nachher aber auf's Trockene gelegt, wo sie zu Grunde gehen müssen ; anstatt sie unter der Obhut einiger alten Offiziere und Matrosen in geeig neten Häfen zu belassen. Es wirft dieß ein neues Licht auf den Mangel an Umficht , der im Marineminiſterium herrscht. Die Frage des Stellenkaufs ist durch eine Commission auf's gründlichste untersucht und schließlich dahin beantwortet worden, daß das System wohl zahlreicher Verbefferungen fähig sei , ohne Nachtheil für den Staat und die Armee aber nicht aufgegeben werden könne. Die Untersuchung hat namentlich dargethan, daß der Hauptvortheil des Kauf systems darin bestehe , daß der Offizier viel schneller avans cirt , somit früher und länger im Genuß größerer Gehalte ist. - · Daß ein rasches Avancement noch andere und größere Vortheile als die Geldvortheile mit ſich bringe, hat die Com mission nicht hervorgehoben , dieß liegt aber auf der Hand. Den 25. September.

Auch in den Colonien wird jezt eine Miliz zur Selbst vertheidigung eingerichtet, was den großen Vortheil hat, daß diese Colonien künftig selbstständiger werden und sich auch

R. Ein großes , schönes Kartenwerk , ein Werk jahrelangen an gestrengten Fleißes : Der topographische Atlas des Kurfürsten thums Hessen im Maßstab von 1 : 50,000 ist nach foeben erfolgter Ausgabe der Schlußlieferung mit den Sectionen Caffel , Schmal kalden , Nenndorf , Rinteln und Oldendorf vollendet. Dieser Atlas besteht somit einschließlich des Titels aus 40 Blättern , welche auch einzeln bezogen werden können und , je nachdem sie mehr oder weniger Inland enthalten , zu dem Preise von 1 Rthlr. (15 Blätter), 20 gr. (12 Blätter) und 10 Sgr. (13 Blätter) käuflich sind. Der Preis des ganzen Atlas ist 27 Rthlr. 10 Sgr. In dem kurfürstlich hessischen topographischen Bureau ſind außer dem folgende Karten in Bearbeitung : a) Niveaukarte von dem Kurfürstenthum Hessen auf 112 Blättern im Maßstab von 1 : 25,000. Diese lithographirte Copie der 129 Originalaufnahme:Blätter unterscheidet sich von den lezteren darin , daß die Bergschrafferung sich auf Raine, Hohlweg ränder , Eisenbahndämme und Einschnitte 2c. beschränkt , dagegen die Höhendarstellung durch die roth eingedruckten Horizontalen der Ori ginalaufnahme von je 60 rheinl. Fuß Höhenabſtand ausgedrückt ist. Diese in gleicher Weise noch nirgends ausgeführte Darstellungsart läßt das Terrain ſelbſt klar , und bietet große Vortheile für geogno stische , landwirthschaftliche und forstwirthschaftliche Zwecke, für Eisen bahnanlagen, Wegebau :c. dar. Die Veröffentlichung wird demnächst beginnen. b) Generalkarte von dem Kurfürstenthum Hessen in 2 Blättern und im Maßstab von 1 : 200,000. c) Generalkarte von dem Kurfürstenthum Hessen auf einem Blatt im Maßstab von 1 : 350,000. Beide Generalkarten werden eine in der Lehmann'schen Manier ausgeführte, auf systematischer Reduction beruhende Höhendarstellung erhalten und voraussichtlich im Laufe des Jahrs 1859 zur Publica tion gelangen.

15 Mit Neujahr 1859 wird die Gründung einer neuen holländischen Militärzeitung beabsichtigt. Dieselbe soll wöchentlich einmal am Sig der Militärakademie, zu Breda, erscheinen und von dem Premierlieutenant L. C. de Fremery redigirt werden. Ihre Tendenz wird besonders dahin geben, ihre Leser mit allem Be merkenswerthen, was sich bei fremben Armeen zuträgt, auf dem Lau fenden zu erhalten, sowie der Militärliteratur die gebührende Berücks sichtigung zu widmen. ― Unter dem Titel „Considerations on the military organisation of the british army. Respectfully adressed to H. R. H. the duke of Cambridge hat der General Sir Robert Gardiner, bei der königl. Artillerie , eine Brechüre (London, By field, Hawksworth & Comp. 1858) herausgegeben, welche die Auf merksamkeit des Obercommandos der Armee auf die eigenthümliche Lage lenken soll , in der sich die britischen Artillerieoffiziere gegenüber denen der anderen Waffen der Armee dadurch befinden, daß sie nicht mit Armeecommandos, wie die der Infanterie und Cavalerie, betraut werden. Der Verfasser beansprucht auch diese Stellung für die Offi ziere seiner Waffe und führt seine Apsicht mit Begründungen durch.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Samſtag,

34. Jahrgang.

8. Januar 1859.

No. 3 & 4.

y

Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Großbritannien .

Feldartillerie: 3 Regimenter, 1 Regiment Plaßartillerie, 1 Arbeiterregiment und eine Central - Artilleriecommiſſion.

b- Das Kriegsminiſterium hat unlängſt Schritte ges Genietruppen : 1 Sappeurregiment; Train. - Die Koſten than für die Errid tung beſonderer Wohnungen dieſer Armee belaufen ſich ohne Einrechnung der Militär für die verheiratheten Soldaten und ihre Familien , penſionen auf 36,858,941 Fros ., nämlich gewöhnliche Aus zu Sheffield und Dover , ebenſo für den Bau von gaben 32,657,475 Frce. , außergewöhnliche 4,201,466 Frcs. A üchen nad verbeſſerter toch weiſe, zu Cam- Ünter den erſteren iſt zu nennen : Verwaltung 854,528, bridge und Portsmouth, ſo wie endlich für Herſtellung von Stäbe 874,911 , Infanterie 8,774,127, Jäger 1,256,447, Tas Leſezimmern und Bibliotheken daſelbſt. 68 wird . valerie 2,387,963, Artillerie 1,976,060, Geniecorp8 668,946, 1

nun beabſichtigt, dieſe wichtigen Verbeſſerungen in allen

Train 203,171, Verwaltungstruppen 221,039, Freiſchüßen

größeren Kaſernen des Königsreichs einzuführen. Ferner

126,848 , für öffentliche Sicherheit 3,619,700 , Veteranen

find in den Artilleriefaſernen zu Woolwid die Schlafs

529,141 , Haus des Königs 275,146, Sanität 827,475 , Ver

zimmer der Mannſdaft erhöht , und ſämmtlich mit einem neuen Ventilationsſyſtem verſehen worden. Auch iſt die Einrichtung getroffen, daß jeder Mann fünftig unentgeltlich in der Raſerne ein Bad nehmen fann.

fiedener Dienſt 945,652, Felddienſtühungen 100,000, Or den 16,000 , Militärſchulen 438,586 , Militärſtrafanſtalten

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$ ar din i e n.

155,384, Naturalien 5,828,345, Artilleriedienſt 1,130,307, Geniedienſt 863,615, Pferdeveredlung 189,174 2 . Unter den außergewöhnlichen ſind beſonders Raſernen- und Feſtungs

bauten ( Åleſſandria, Spezzia) hervorzuheben.

Turin , 18. December 1858. Die Einteilung der piemonteſiſchen Armee , deren Stärke in Nr. 103 & 104 der Å . M.- 3. von 1858 angegeben word , iſt

Schweden . S. Für die Finanzperiode von 1858/60 wurden gegenwärtig auf dem Friedensfuße folgende: Grenadiere : von den Reichsſtänden folgende Summen verwilligt: Kriegs

Grenadierbrigade Sardinien, 1. und 2. Regiment; Infan. miniſterium 473,772 Rthlr., Indelta -Armee " 3,528,752 terie : Brigade Savoyen , 1. und 2. Regiment ; Brigade Rthlr. , Geworbene Armee 2,212,998 Rthlr., Wehrmann Piemont, 3. und 4. Regiment; Brigade Aoſta, 5. im 6. ſchaft 599,134 Rthlr., Material 1,723,228 Rthlr., Ver: Regiment; Brigade Cuneo, 7. und 8. Regiment; Brigade ſchiedenes 149,014 Rthlr. Zuſammen 8,686,900 Rthlr., Regina , 9. und 10. Regiment; Brigade Caſale , 11. und wozu für außerordentliche Ausgaben 2.905,031 Rthlr. 12. Regiment; Brigade Pinerolo, 13. und 14. Regiment ; kommen. Für die Kriegsmarine wurden verwilligt: für Brigade Savona , 15. und 16. Régiment und Brigade ordentliche Ausgaben 3,241,330 Rthlr. , für außerordents Acqui, 17. und 18. Regiment. Jedes Regiment enthält liche 229,697 Rthlr. 4 Bataillone , jedes Bataillon 4 Compagnien und jede In Beziehung auf Verpflegung, Bekleidung -

Compagnie im

Frieden 80 und im Kriege 160 Mann.

und A118 rüſtung ſind nach dem darüber erſtatteten Be

Bersaglieri ( Schüßen ) : 10 Bataillone à 4 Compagnien zu

richt in der Akademie der Kriegswiſſenſchaften in den lek

80 , reſp. 160 Mann . Ein Corps Cacciatori franchi zu

ten Jahren folgende Veränderungen eingetreten :

4 Compagnien ; ein Adminiſtrationsbataillon zu 3 Goms

Es iſt ein neues Verpflegung 8 -Reglement ausgearbeitet worden, welches demnädſt eingeführt werden wird. Einſtweilen wurde ein Speiſetarif für Truppens zuſammenziebungen und Commandos feſtgeſeßt, wie ſchon 1855 für die geworbene Armee eine verbeſſerte Speiſe:

pagnien. Cavalerie,ſchwere : Regiment Nizza , Regiment Piemont, Regiment Savona und Genua ; leichte: Regiment Novara , doſta , Saluzzo , Montferrato und Aleſſandria. Jedes Regiment beſteht aus 4 Feld- und 1 Depotescadron .

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ordnung eingeführt wurde. — Mit Fleischbrod und Fleisch grüße wurden Versuche angestellt und dieselben praktischer als die Suppengrüße befunden. Die Kocheinrichtung des Capitän Grant wurde für Kasernen und Lager, nicht aber für's Feld und für vorübergehende Zusammenziehungen zweck mäßig gefunden ; Grant's Wascheinrichtung dagegen als sehr zweckdienlich erkannt. Zur Herstellung und Unterhaltung der Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände der Mannschaft wurden 1855 Militär - Montirungsdirectionen errichtet , welche per Regiment aus 1 Major, 1 Capitän, 1 Lieutenant und dem Regimentsquartiermeister bestehen. Die Leibmonti rung (Kopfbedeckung , Lagermüße , Halstuch , Waffenrock , 1 Paar Tuch , 1 Paar Zelttuch und 1 Paar Sacklein wandbeinkleider) geht in dem Maße als sie abgenutzt wird, in die Exercirmontirung über. - Besondere Aenderungen in der Uniform fanden nicht statt. Im Jahr 1854 wur den die Capotröcke wieder eingeführt ; zu gleicher Zeit wur den Halsbinden von schwarzem Tuch für alle Abtheilungen eingeführt , ebenso eine gleiche Lagermüße. Seit 1856 wird ferner der Abgang an alten Tschakos durch Käppis erseßt. - Die Nähmaschine ist auch in Schweden ver ―――― sucht worden. Als Fußbekleidung wurde (1856) für alle rottirten Regimenter 1 Paar Stiefeln mit offenem Rohr, 1 Paar Schuhe und 1 Paar Sohlen vorgeschrieben. ―――

Die Veränderungen mit der Festung Ali cante werden in Folgendem bestehen : Der Hafen wird durch neue Befestigungen geſchüßt und zu dem Zweck auch die bisherigen Forts S. Barbara und S. Fernando be lassen werden. Die Mauern gegen die See sowohl als gegen die Landseite sollen geschleift werden. Neue Straßen sollen breit und in der Richtung der Forts angelegt werden. ― Demnächst werden neue Arzneikasten und

II. (Fortsegung. )

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Wir schreiten ferner zur Beantwortung einer weiteren Hauptfrage: was denn die Offiziere an den Fachjournalen eigentlich zu tadeln haben und woher die Nichtbetheiligung selbst der vermögenden Kameraden komme ? Unser geehrter Herr Gegner in der Neuen Mil.-Ztg. sagt, daß die Militär Zeitungen zu langweilig und ledern, ohne Kraft und leben dige Anregung seien und findet darin einen Grund der obigen Erscheinung. Dieses Urtheil nun scheint uns ent schieden zu hart. Wir haben schon früher zugegeben , daß unsere Zeitungen noch nicht den Rang einnehmen, welchen fie vermöge der in den verschiedenen Offiziercorps vors handenen einzelnen Intelligenzen erreichen könnten ; dieß kommt zunächst aber nur daher , weil gerade die hervor ragendsten Offiziere aus hunderterlei Rücksichten nicht Die Redactionen sind hieran wahrlich schreiben wollen. nicht Schuld und die militärische Tagesliteratur franft eben nur an demselben Uebel, welches troz aller Preßfrei heit auch die politische Journaliſtik ſo ſchmerzlich empfindet, nämlich daß die Männer nichts veröffentlichen , die dazu vorzüglich berufen wären. Für Offiziere , besonders wenn fie in höherem Range stehen , muß auch die Betheiligung an der Journalistik , falls die Einsendungen nicht die reine Technik oder eine ältere Geschichtsperiode betreffen , von jeher eine mißliche Seite gehabt haben, denn sonst würden nicht Mitarbeiter von Namen im didaktischen Bereiche der Militärliteratur bei den unschuldigsten Auffäßchen auf ihrer Anonymität bestehen. Jedenfalls ist es richtig , daß sich die meisten Offiziere schon mehr durch Reden und Schrei ben , als durch Schweigen geschadet haben. Die Tage der stummen Meinungslosigkeit sind zwar großentheils , aber doch noch nicht so ganz vorüber. Die Zukunft wird auch diese Engherzigkeit bessern. Der Kamerad in Nr. 38 der Neuen Mil.-Ztg. sagt selbst, daß er nicht behaupten wolle, man ſei überall und besonders oben begierig die Wahrheit zu hören. Wir gehen aber hierin noch weiter, indem wir bemerken , wie man wohl immer und immer Lob verneh men , doch nicht den leisesten Tadel vertragen kann und zwar naturgemäß gegen den letteren gradatim empfindlicher ist , in einem je kleineren Lande er ausgesprochen wird. In Oesterreich und Preußen hört man freimüthigere Aeuße rungeu über die einheimischen Heereszustände , als in den Dort betrachtet man an entſchei= fleinen Contingenten.

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S. Die neuerrichtete Inspection der Infanterie besteht aus 1 Inspecteur, 1 Brigadiersecretär , 2 Oberst lieutenants, 7 ersten Commandanten, 3 zweiten Comman danten, 14 Capitäns und 22 Lieutenants.

Die militärische Presse und ihre Aufgabe.

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Spanien.

Ambulancetaschen in der spanischen Armee einge führt werden.

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Im Jahr 1853 wurden neue Modelle von Cavaleriecar touchen, Brodsäcken aus Segeltuch mit Fellfutter, und Le dertornistern festgestellt. Seit 1856 werden die abgängi gen Tornister durch solche erseßt, welche keine Brustriemen, dagegen in den Leibgürtel eingreifende Tragriemen haben ; 6 Regimenter sind jezt bereits auf diese Weise ausgerüstet. Mit dem Cogentsattel wurden durch 116 Mann Ver suche angestellt, derselbe jedoch nicht unbedingt vortheilhaft befunden. Auch mit einer Heupreßmaschine wurden befrie digende Versuche angestellt. Von den im Jahr 1852 angenommenen neuen Wagen wurden 1100 angefertigt ; es erhält nun jedes Bataillon der Infanterie 1 Stabs-, 1 Ambulance , 4 Munitions- und 4 Compagnie-Packwagen, der Cavalerie 1 Stabs-, 1 Munitions- und 1 Ambulance Wagen, sowie jede Schwadron 1 Packwagen. Auch ein neues Feldschmiede- Modell wurde eingeführt, die Regi menter erhielten je nach ihrer Stärke 2 , 4 und 6 solcher Schmieden. Von dem für Schweden nothwendig er achteten Brückentrain von 6 Abtheilungen wurden 5 an geschafft. Ferner wurden angeschafft : 10,000 Capot: röcke, 6000 Paar Beinkleider, 3000 Paar Stiefeln , 5000 Garnituren Kleinmontirungsstücke, 9500 Tornister mit Leib gürteln , 10,000 Käppis und 8000 Helme, 25,000 Zünd hütchentaschen, 1500 Reservesättel, 500 französische Sattel bäume, 100 neue Zelte, 1500 Krankenbetten nebst Zubehör, 1 eiserner Ofen zum Glühen der Kanonenkugeln, 2 Kugel pressen, 1 Feldtelegraph, 1 Wärme- und Luftwechselapparat für Kasernen.

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dender Stelle jede Kritik als objectiv , hier wittert man lauter Personalien. Erst unlängst hat sich ein anerkannt vorzügliches Blatt bei Gelegenheit einer in Druck gebrachten amtlichen Ausfertigung auf historische Irrthümer hinzu weiſen erlaubt , dabei angebend , daß dieselben hätten vers mieden werden können , weil einige Jahre früher schon das darauf bezügliche Material in den Militär-Zeitungen er schienen war. Welchen Zorn hat aber diese gerechte nnd ganz verdiente Rüge an der betreffenden Stelle hervorges rufen ! Man sprach schon von einem Verbote des unglück lichen Blattes innerhalb der Gränzen des beleidigten Staates. Eine solche Maßregel fehlte dem Militärjourna

das einmüthige Frontmachen gegen die Ueberwucherung des verderblichen Paradegeistes hervorgerufen hat ? Die hier her gehörigen Arbeiten werden vielleicht unserem Herrn Gegner doch scharf und deutlich genug gewesen sein ? Und selbst für die organische Einigung waren die deutschen Militär-Zeitschriften nicht ohne jeden Nugen. Haben die selben auch nicht den geringsten Antheil an der hocherfreu lichen Erscheinung , daß gegenwärtig schon fünf Armee corps des Bundesheeres ein Kaliber bestßen ? Hatte die unaufhörliche Anregung , wenigstens die wichtigsten Com mandoworte für die Leitung größerer Truppenkörper und die wesentlichsten Benennungen in den Felddienstvorschriften bei den verschiedenen Contingenten übereinstimmend zu machen , noch gar keinen Erfolg und wird bei festem Aus harren der öffentlichen Stimme nicht auch dieser Wunsch noch vollständig in Erfüllung gehen ? Unser Herr Gegner erkennt zwar die wirklichen Ver dienste der Allg. Mil.-Ztg. um die wiſſenſchaftlichen, histo rischen und technischen Gebiete der Militärliteratur in bil liger Weise an, findet aber doch , daß sie sich fast nie zu einer scharfen und eingehenden Besprechung wichtiger Tages fragen erhoben habe. Es eignet sich in diesen Spalten nicht wohl , die vielen Artikel aufzuzählen, welche uns den Ausspruch des Herrn Kameraden in Nr. 37 der Neuen Mil. Ztg. zu entkräften scheinen , denn man würde uns au diesem Orte am Ende mit einigem Recht den Vorwurf machen , daß wir nur pro domo schrieben. Wir be

lismus noch ! Kurz, im Allgemeinen sieht man unsere Zeit schriften nicht gerne, sonst hätte man nicht selbst taktvoll redigirte Journale, deren Fortbestehen durch den geringsten materiellen Zuschuß von oben gesichert worden wäre , un schön zu Grunde gehen lassen. Wir constatiren diese That sachen nur , doch vertreten wir sie nicht. Wenn man nun diese unangenehmen Einwirkungen von oben auch theilweise zugesteht, so sucht man doch eine vor zügliche Ursache des häufigen raschen Verschwindens neuer Unternehmungen nebenbei in der Mangelhaftigkeit ihres Inhalts. Möchte hierbei doch nicht übersehen werden, daß selbst die gediegensten Journale unseres Standes selten ein jolches Alter aufweisen können , wie ungefähr gleichzeitig gegründete mittelmäßige politiſche Blätter ! Der preußischen Wehrzeitung wird man sicher bezeugen , daß sie fast durch gängig die Intelligenz des preußischen Offiziercorps würdig schränken uns daher auf die Frage : ob denn in Wahrheit repräsentirte. Doch wir müssen von diesem Organ hier während 33 Jahren Xylander, Decker , Pz. , du Vigneau absehen , da es selbst aufhören wollte zu erscheinen ; es u. f. f. fast nie eine Tagesfrage eingehend erörtert haben ? glaubte seine hohe Miſſion erfüllt und hatte überdieß poli Weiter meinen wir , daß man denn doch in maßgebenden fische Gründe für sein Abtreten. Aber ist denn nicht auch Kreisen hin und wieder auf die in den militärischen Blät die vortreffliche , unter den Auspicien des hochgefeierten tern sine ira et studio ausgesprochenen Gedanken Rück Erzherzogs Carl geschaffene österreichische Militär-Zeitschrift ſicht genommen hat. Gewiß wissen wir aber z . B. , daß Die 1849 nach vierzigjährigem Bestehen erloschen ? in der jüngsten Zeit in Frankfurt a. M. , dem Size der Discretion die uns unser gegnerischer Herr Kamerad Militär-Bundescommiſſion, die Artikel der Allgemeinen und hier wenigstens gestatten wird ―――― verbietet uns , selbst nur Neuen Mil.-Ztg. über die Kehler Brückenfrage und die einige Namen der seit beiläufig zehn Jahren an der Militär Raſtatter Besagungsverhältnisse Beachtung fanden. Weiter Journalistik Theil nehmenden Persönlichkeiten zu nennen . werden die genannten Journale wohl nichts verlangen Eine solche Veröffentlichung würde beweisen, daß für unsere können. Warum gehen denn einige Artikel der Militär Zeitungen die bochgestelltesten Offiziere und die ersten Fach Zeitungen in die ersten politischen Blätter über ? Wohl schriftsteller, ja nicht selten sogar fürstliche Personen thätig kaum , weil sie so oberflächlich sind. Wir wollen jedoch waren , weshalb unsere Literatur sicher den Spottnamen über diesen Punkt mit dem geehrten Herrn Kameraden nicht verdient , welchen in der jüngsten Zeit sogenannte nicht länger rechten , weil er selbst zugibt , daß die Neue geniale Leute dafür ersonnen haben. Die ungenügende Mil.-Ztg. in dieser Richtung einen Anfang gemacht hat, wissenschaftliche Haltung trägt an der üblen Lage vieler wenn auch einen schwachen. Unser Herr Gegner hat im unserer Zeitungen gewiß nicht die Hauptschuld. Ganzen die Allg. Mil .- Ztg. so gerecht und billig beur Oben haben wir uns bereits erlaubt , den Ausspruch theilt , und wo er eine Ausstellung machte , dieselbe mehr über die gegenwärtige Militär- Jourualistik von Seite unseres gegen das Princip des Militär Journalismus überhaupt, geehrten Herrn Gegners etwas schroff zu finden. Wir als gegen die Leistungen des genannten Blattes im Detail müssen diese Ansicht besonders da wiederholen, wo er sagt, gerichtet , daß wir nicht ungehalten sein wollen , wenn er unsere Blätter hätten auf das deutsche Heerwesen einen diesen berührten Anfang in ihr noch nicht bemerkte und verhältnismäßig nur geringen Einfluß geübt. Die Ein fügen nur noch bei , wie wir die allgemeine Anerkennung wirkung auf eine organische Einigung des deutschen der vortrefflich redigirten Neuen Mil.-Ztg. (die erst kürz Bundesheeres, ja die war gering und dieselbe scheint selbst lich zu unserem Bedauern eine wirklich incompetente Be noch heute ziemlich unfruchtbar ; der Einfluß auf die geistige urtheilung erfahren mußte) und ihrer gehaltvollen , beson Einigung aber ist gewiß nicht unbedeutend gewesen. Sollte ders auch in formeller Hinsicht mustermäßigen Artikel voll man wirklich Auge und Ohr absichtlich so verschließen kön kommen theilen. nen , um nicht bereits an allen Orten Deutschlands die Daß das in den Fachjournalen niedergelegte Material Wirkungen wahrzunehmen, welche seit etwa 10-12 Jahren nur in höchst seltenen Fällen als der Ausdruck einer in

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unseren Offiziercorps vorherrschenden Anschauung gelten könne , erachten wir wieder nicht für ganz richtig. Die Thatsache , daß in den Hauptfragen die Offiziere der ver schiedensten deutschen Contingente so einig sind und ein Artikel, der oft im Norden geschrieben wird, auch genau auf den Süden paßt , daß ferner gegenwärtig die brennendste Angelegenheit, die Abrichtungs- und Ausbildungsfrage, mit völliger Uebereinstimmung besprochen wird und ein Aussag

Daß diesem Bedürfniß weder große Parks , in deren Unterabtheilungen nur Munitionsgegenstände gleicher Art den Hauptbestandtheil bilden , noch Abtheilungen , welche von allen Munitionsgattungen etwas enthalten , noch ab gesonderte Handwerker- und Feuerwerksabtheilungen , wie man sie oft in den Armeen findet, entsprechen, leuchtet ohne Weiteres ein.

gewissermaßen den andern nur immer bestätigt und ergänzt, deutet doch darauf hin , wie unsere Militärzeitungen die Es Ansichten der Mehrzahl der Offiziere repräsentiren. bleibt uns nur der Wunsch , es möchte manchmal ein Ge genstand von verschiedenen Standpunkten aus beleuchtet und mehr dem altdeutschen Sprichworte gehuldigt werden : "Red und Gegenred, muß man hören bed". Ob aber wohl die Redactionen an dem zu geringen Durchsprechen einer ftrittigen Frage die Ursache sind? Die kriegshistorischen Leistungen der Militärjournale, welche besonders hoch zu schäßen sind , um so mehr als fie nun durch das soeben erschienene ,,Repertorium" zugäng licher gemacht worden, hat unser gegnerischer Herr Kamerad nicht angegriffen, weshalb wir natürlich auch diese Schäße nicht zu vertheidigen brauchen. Nur hätten wir gewünscht, daß speciell die heeresgeschichtlichen Forschungen unserer Organe lobend erwähnt worden wären, worin sich vorzügs lich die Neue Mil .-3. seit ihrer Gründung auszeichnet , ein Gegenstand, den zunächst mit archivalen Arbeiten betraute . Kameraden zu würdigen wiſſen. (Fortsegung folgt. )

Nicht allein in der Taktik der Truppen , sondern auch in deren Formation und in den Gesammtvorbereitungen zum Kriege ſind bedeutende Aenderungen erforderlich. (Fortsegung.) Dem öfter schon ausgesprochenen Gedanken , jeden Infanteristen mit einer Schippe oder Hacke zu versehen, Die dadurch verminderte vermag ich nicht beizutreten. Gewandtheit und Schnelligkeit der Infanterie würde be sonders heute größere Nachtheile erzeugen , als jener Ge danke Vortheile brächte. Allein eine Berstärkung der Ingenieur-Feldparks mit Schanzzeug und eine Formation derselben , welche eine ordnungsmäßige vorge sehene Zerlegung bis zu zwei Schanzzeugwagen möglich macht, folgt allerdings daraus . Wenn schon nach dem Angeführten Infanteriecorps in den Fall kommen werden , Gefechte , ohne die ganze nor malmäßig für sie bestimmte Geschüßzahl erhalten zu haben, durchzuführen , so wird noch viel weniger auf die sofortige Anwesenheit der festgesezten Artillerie-Reserveparks zu rech nen sein , und 5) es muß diesen Parks eine solche Organi sation gegeben werden, daß kleine Theile der selben selbstständig bestehen und wechselnd nur das enthalten können , was für die zuerst mit den Truppen verbundenen Batterien erforder lich ist.

Beiläufig gesagt , liegen auch in diesem ganzen Ver lauf der oft erst nach und nach eintretenden Vollendung der normalmäßigen Zusammenſegung der Armeecorps Gründe gegen die übergroße Vermehrung der schweren Feldgeschüße und der schweren Munition, gegen die Bestimmung schwerer Batterien zur Divisionsartillerie und gegen ein zu großes Verhältniß reitender Geschüße. Zu der Etablirung großer Artillerie- und Ingenieur garnisonen in den großen Gränzwaffenplägen führt aber auch außerdem der Umstand , daß die Ausbildung dieser Truppen und vorzüglich der Artillerie ein immer größer und kostbarer werdendes Material und ein an Wiſſen_und Können immer mehr ausgezeichnetes Lehrer- und Instruc tionspersonal erfordert , welches für eine große Menge kleiner Garnisonen weder zu beschaffen , noch angemessen zu benutzen ist. Wenn aber einerseits die im freien Felde operirenden Truppencorps selbst länger dauernde Operationen werden ausführen müssen , bevor die zu den gesammten bisher für fie bestimmten Reserve- Artillerieparks erforderlichen Pferde disponibel sind, so führt dieß andererseits zu der Erwägung, ob nicht der heutige Zustand der Communicationen eine Verminderung der bespannten Fahrzeuge dieser Parks über haupt zuläßt , und ob nicht ein Theil derselben , anstatt mit vollständig ausgerüsteten , wenn auch erst unmittelbar vor dem Ausbruch eines Krieges ausgehobenen Artillerie pferden, im Fall des Bedürfnisses mit Pferden des Landes eben so bespannt werden kann , wie dieß schon jetzt mit Belagerungsparks auf gewöhnlichen Straßen zu geschehen pflegt. Wo fich Eisenbahnen in genügender Anzahl und in den für die wahrscheinlichen Kriegsoperationen erforderlichen Richtungen befinden, und bei der starken Bevölkerung und dem bedeutenden Pferdebestande der Länder des mittleren und westlichen Europa ist allerdings beides statthaft; 6) es wird ein Theil der Fahrzeuge der Ar tillerie- Reserveparks ohne besondere Bespan= nungen bestehen können. Die Größe dieses Theiles richtet sich nach der Frequenz und Richtung der Eisenbahnen oder der mit Dampfschiffen befahrenen Wasserstraßen , und nach der Ausdehnung und Beschaffenheit der Kriegstheater. 7) Es fällt ferner der allgemeinen Gesez gebung und Landesverwaltung anheim, die Ge stellung der erforderlichen Pferde zum Trans port eines Theiles der Parks für den Fall des Bedürfnisses vorzubereiten. Die Artillerie wird es sich natürlich angelegen sein lassen, die ohne besondere Artilleriebespannungen bleibenden Fahrzeuge rechtzeitig zu beladen , und deren Auswahl so zu treffen , daß sie den Ersag anderer mit Artilleriepferden bespannter , aber geleerter und zurückgehender Fahrzeuge

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bilden. Eine starke Versorgung der Gränzpläge mit Feld munition ist davon die natürliche Folge. 8) Auf einen Theil der Brückentrains ist die Maßregel in 7 in ähnlicher Art auszudehnen. Zu der in Punkt 2 erwähnten , bis zu einem Maximo zu steigernden Unabhängigkeit der Infanterie von der Ar fillerie und Cavalerie tritt nun die naturgemäße Absicht, von deren vervollkommnetem Gewehr den größtmöglichen Nugen zu ziehen , hinzu. Dieß kann auf dreifache Weise geschehen. Zunächst in geschlossener Linie , wobei es vor zugsweise auf schnelles Massenfeuer und auf eine Ver fassung der Truppe ankommt, aus der sie in jedem Moment schleunig zu Bajonnetattaquen und zu Quarréformationen übergehen kann. Demnächst in einer Formation , in der jeder einzelne Mann zugleich seine erworbene Kunstfertig feit im Schießen vollkommen geltend machen kann, aus der aber auch die größte Masse gut treffenden Feuers muß abgegeben werden , das Terrain nicht bis in seine kleinsten Einzelnheiten benugt wird , und die vorerwähnten anderen

Verbindet man mit dem Zugeständniß der vorstehenden Anordnungen die Ueberzeugung , daß sie aller Infanterie ohne Ausnahme nothwendig sind , und daß sowohl sie als auch die im Punkt 2 erwähnte größere Unabhängigkeit ohne Schnelligkeit der Manöver und ohne Ausdauer im Mar schiren todte Geburten sein würden , so kann kein Zweifel mehr darüber obwalten , daß jedes Infanteriebataillon das sein muß , was man bisher leichte Infanterie nannte , 12) daß also nur eine Gattung von Infan terie zu erzielen ist , und daß , wenn dieß der Bil dungszustand eines Volkes oder einer Armee im gegen wärtigen Augenblick noch nicht zuläßt, die Formation oder Beibehaltung besonderer leichter Infanteriebataillone (Jäger-, Chasseurs und Voltigeurbataillone) nur eine von der Noth abgedrungene, vorübergehende Einrichtung ist. Diese Ba taillone werden sich so lange vermehren , bis die ganze Armee dem Grundsag in 12 entspricht. Was die Cavalerie betrifft , so wird sie zunächst durch das sichere, weitere und zum Theil auch schnellere Feuer Formationen in nicht zu langer Zeit ausführbar bleiben. Der Infanterie zu einer Bewaffnung mit gezogenen Cara Drittens durch das eigentliche Schüßengefecht mit größeren binern und zur Vermehrung derjenigen ihrer Theile ge= nöthigt, welche den Carabiner zu erhalten haben. Die zu Intervallen der Schüßen und mit Benußung aller Einzeln heiten des Terrains durch den einzelnen Mann . Nur die nehmenden natürlichen Bodenhindernisse und die häufigeren zweite Art des Feuers ist neu ; sie bedingt die Oeffnung Anordnungen zur Erzeugung künstlicher Deckungen weisen ihr, je länger je mehr, eine häufigere Action in kleineren der Rotten nur bis zu einem Betrage, welcher jeden Mann von den Bewegungen seiner Nebenleute beim Feuern völlig Abtheilungen (in Regimentern und Escadrons ) an. Die ungestört läßt, und das gleichzeitige Feuern zweier Glieder, Fragen über die Bildung eigentlicher Dragoner, und über sowie das Feuern im Liegen , Knieen 2c. gestattet. Eine die Zusammenstellung von Schwadronen mit verschiedener Bewaffnung in den Regimentern find alt, und gehört deren Intervalle der Rotten von einem Schritt oder etwas we niger wird dazu genügen. Alle drei Feuerarten erstrecken Wiederaufnahme nicht hierher. Sicher ist es, daß die For sich auf das ganze Bataillon zugleich und auf jede einzelne mation und Taktik der Cavalerie von den Eingangs ge getrennte oder nicht getrennte Abtheilung desselben. Ohne nannten drei großen Veranlassungen zu Veränderungen in weitere Beweise dürfte einleuchten, daß nur die zweigliedrige der Kriegskunst am wenigsten betroffen wird , daß es Linien- oder Grundstellung allen drei Feuerarten , dem sich bei ihr nicht um andere wesentliche Formen, nicht um andere Grundsäße des Gebrauchs , sondern nur um eine, Uebergange aus der einen zur andern und der Formation nach Raum, Zeit und Ausdehnung veränderte Anwendung zu den Colonnen und zu den Quarrés bequem entspricht. Zur Hervorbringung von möglichst viel Feuer aus der An des Bestehenden handelt. So wichtig nun Lezteres auch griffscolonne, ohne die Kraft derselben zur Bajonnetattaque an ſich ist , und so sehr es auch durchdacht , gelehrt und zu schwächen , ja selbst zur Stärkung derselben und zur ausgeübt sein will, so gehört es doch nicht in den Bereich Schwächung der Wirkung des Artilleriefeuers auf die Co derjenigen Veränderungen , zu deren Namhaftmachung der Ich beschränke mich daher lonne , erscheint es angemessen , nur drei Abtheilungen der Zweck dieses Aufsages führt. Linie hinter einander zu bringen. Dem Quarré sofern auf die Hervorhebung der Ansicht, 13) daß bei der Cavalerie , nach deren Be es nicht aus einer überraschten Angriffs colonne gebildet ――― werden soll wird man aber aus demselben Grunde den waffnung mit gezogenen und von hinten zu Grad der Vollheit, den es dann beſißt, in anderen Fällen ladenden Schießwaffen , der Betrag des mit nicht belassen dürfen , vielmehr da , wo es noch nicht be Carabinern zu bewaffnenden Theiles zuzu • steht , auch ein hohles Quarré annehmen müſſen. Diese nehmen hat. Dieß zieht von selbst eine vermehrte Aufmerksamkeit Erfordernisse lassen sich in den Worten zusammenfassen : 9) daß da , wo die zweigliedrige Stellung auf das immer nur ausnahmsweise Abseßen und Fechten der Cavalerie zu Fuß nach sich, ohne jedoch ihren Charak der Infanterie noch nicht besteht, deren An ter als eigentliche Cavalerie schwächen zu dürfen. nahme erforderlich sein dürfte , Die Feldbatterien werden in ihrer Formation wesent 10) daß außer der geschlossenen Linienstel lich nicht mehr berührt, als bisher. Die Frage über die en lung einzuführ Linienstel lung die gelockerte besten Kaliber und über deren angemessenste Zusammen sei , und ftellung find sehr alt, und die Ergebnisse davon , so ver 11 ) daß in der gewöhnlichen Angriffs colonne schiedenartig fie auch ausgefallen find, wenden sich niemals nur drei Abtheilungen hinter einander pla mehr einander nähern. Dagegen hat die materielle Be cirt werden. *)

*) Man vergleiche mit diesen drei Punkten den Aufſag „ die beſte

Formation der Infanteriebataillone" in den Nrn. 53–56 der A. M.-Z. von 1857.

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schaffenheit der Geſchoffe, zum Theil auch der Geſchüße,* ) und es haben die Umstände, unter denen die eine oder die andere Art des Gebrauchs der Geschosse eine häufigere und bedeutendere geworden ist, zu einer wesentlichen Aen derung in der Ausrüstung einer Batterie mit leblosem Mas terial geführt , und auch den Grundsägen für die Verbin dung der Artillerie mit den andern Truppen und für ihre Action mit letteren kann ein wesentlich verschiedener Cha rafter beigelegt werden. Dieß wird sich weiter hinten in einem Blick auf das veränderte taktische Verhalten aller verbundenen Truppengattungen schon herausstellen. Hier darf nur besonders hervorgehoben werden , daß alle berührten Verhältnisse auf Steigerung andauernder schneller Bewegung der Batterien hinweisen, und daß die vermehrte Mannichfaltigkeit der Geschosse das Geschüß sehr bald selbst dann noch von einem Munitionswagen abhängig macht, wenn es auch in Summa mit funfzig ** ) Schüssen in seiner Proze versehen wäre. 14) Wirkliche Fußartillerie auf Schlacht፡ feldern kann daher ohne große Nachtheile fer ner nicht bestehen. 15) Eine engere Verbindung der Geschüße mit den Munitionswagen ist da , wo sie noch nicht besteht , unerläßlich. Welch verändertes Bild gewährt aber die Formation und Taktik der verbundenen Truppen in den allgemeinſten Zügen ? Bei aller Unveränderlichkeit der Bestimmung der drei fechtenden Truppengattungen und der Grundzüge in ihrem gegenseitigen Verhalten ist dennoch ihre örtliche Ver bindung durch die Vergrößerung der wirksamen Schuß weiten des Infanteriegewehrs, durch die als weiter reichende Kartätschschüsse zu betrachtenden Shrapnels , durch die größere Rücksichtsnahme auf die Wirkung eigener und der feindlichen Artilleriegeschoffe , und durch das dem Geschüß und der Cavalerie erschwerte Fortkommen auf dem durch Cultur und Ingenieurtruppen unzugänglicher gewordenen Boden eine bei weitem lockerere, getrenntere ge worden. Durch die für das Geſchüß entstandene Unmöglichkeit, unmittelbar oder mit geringer Deckung von Infanterie seine Stellung auf den äußersten zugänglichen Flügeln einer Infanterielinie ferner einzunehmen, und durch die oft sehr vortheilhafte Ausdehnung der Infanterie zur gelocker ten Linienstellung dehnt sich die Aufstellung der Infanterie in die Breite aus. Eine erste Linie derselben muß auch zur Annahme des Schüßengefechts in viel größerem Maßstabe als bisher ver wendet werden können. Hieraus entspringt für die Wahrung der Intensität der Vertheidigung und des Massenangriffs die Nothwendig keit, mehr Infanterieabtheilungen als bisher hinterein = *

Und dieser Umstand wird noch viel bedeutender hervortreten , so bald die Feldartillerie, wie unfehlbar , gezogene Kanonen in ihre Ausrüstung aufgenommen haben wird. **) Bestünden beispielsweise diese 50 Schüffe aus 20 Kugelschüssen. 22 Granatkartätschen und 8 Kartätschen , so wird der Mangel einer dieser Schußarten durch die andern nicht ersezt , und treten noch Granaten in die Verbindung , wie bei Granatkanonen , so steigert sich dieser Mangel.

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ander aufzustellen, oder, wenn dieser Ausdruck genehmer ist, die Bildung mehrerer kleinerer verstärkter Infanterie reserven, oder dreier Infanterietreffen eintreten zu lassen, so daß das ganze erste Treffen dieser Waffengattung ge wissermaßen , und in den dazu geeigneten Umständen , zur Schüßenabtheilung des zweiten und einer Reserve , oder zweier anderer Treffen werden kann. (Schluß folgt.)

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Literatur. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser lich russischen Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theodor v. Bernhardi. 4 Bände. Leipzig , 1856-58.

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Verlag von Otto Wigand. (Fortseßung.) Das zweite Buch gibt Toll's Emporsteigen zu höheren Stellen von 1801-11 , wo er Oberst im General stab wurde. Besonders interessant ist das 2. und 3. Capitel mit dem Feldzug der Ruſſen in Mähren 1805 und der Auster lizer Schlacht , ferner Toll's Antheil am türkischen Kriege 1808-9 . Ausgezeichnet gelungen ist eine Charakteristik des Phantasten Mack als Antwort auf Schlosser's Darstellung dieses ―――― Mannes fie ist geradezu das Beste , was je über ihn ge= sagt wurde, ― ferner die Darstellung der leitenden Politik damaliger Zeit , welche schon a priori auf das völlige Miß lingen des Feldzugs 1805 mit Sicherheit schließen ließ , so namentlich die ebenso hochmüthigen als kurzsichtigen Pläne Alexander's in Betreff Preußens , das man nur so im Vor beigehen zur Allianz zu zwingen hoffte , wie aus einem von Danilewsky unbegreiflicherweise veröffentlichten Briefe deducirt wird . Bernhardi zeigt hier das allerentschiedenste Talent zum Geschichtsforscher ersten Ranges und nur mit Widerstreben müssen wir es uns versagen , das S. 119-134 Gesagte mit seinen eigenen treffenden Worten anzuführen. Rein unerklär lich ist , wie Kaiser Alexander dem völlig unfähigen Korsakow das Commando der Reservearmee anvertrauen konnte, ihm, der seit der erbärmlichen Rolle , die er in der Schweiz gespielt, fich mit Damenstickereien beschäftigte und dem Kaiser einige Jahre später ein eigenhändig gesticktes Sophapolster verehrte, wofür ihm dieser ironisch ein allerliebstes Damenetui zum Gegengeschenk machte. Mit Recht wird über Danilewsky's Ge schichtschreibung gesagt : „ nicht genug, daß er über vieles We fentliche mit Abficht schweigt , weiß er auch wirklich nicht, worauf es eigentlich ankommt und was eigentlich in der mili tärischen Geschichte eines Feldzugs erzählt werden muß. " Seine Ungenauigkeit erweist sich besonders eclatant bei Berechnung der Stärke der Alliirten bei Austerliß : er zählt nämlich im Ganzen 104 Bataillone, 159 Schwadronen und 8 Kosaken regimenter ; nach Abzug von 20 Bataillonen, 54 Schwadronen Desterreicher - auch diese sind falsch — ergäbe dieß 84 Ba taillone, 105 Schwadronen Russen. Gleich darauf gibt er aber 94 Bataillone , 82 Schwadronen an und diese dürften richtig sein ; Desterreicher waren es 20 Bataillone und 43 Schwadronen. Ihre Stärke berechnet Bernhardi im Wider spruch mit Schönhals, der in der österreichischen militärischen Zeitschrift eine Schilderung der Schlacht gegeben, auf 15,715 Desterreicher und 63,000 Russen , oder mit Einrechnung von

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29 2500 Kosaken zu etwa 80,000 Mann .

30 Das Treiben der

kriegsluftigen Kammerherren und Flügeladjutanten im russischen Hauptquartier ist sehr anschaulich geschildert ; ihr Einfluß auf den leichtbegeisterten Alexander , nicht gehemmt durch das hös fische Schweigen Kutusow's und Bagrations , deren bessere Einsicht die voreilige Offensive verdammte, wird hier erst recht klar. Interessant ist zu vernehmen , wie der als Reisemarsch zu betrachtende Vormarsch von Olschan gegen Olmüş derart betrieben wurde , daß die in Zügen marschirenden Colonnen Reih und Glied , genauen Abstand und sogar Schritt halten mußten ! ein Seitenstück zu dem Vormarsch der 5 Schlacht colonnen bei Austerlig selbst , wo namentlich Kutusow's 27/ Bataillone in einer zusammenhängenden links abmarschirten Halbzugscolonne hinter einander herzogen. Die Schlacht selbst, wie namentlich auch die Disposition des Generals Weyrother, des Verderbers bei Rivoli und Hohenlinden , hat Referent in dem Tag von Austerliß “ (A. M.-Z. Nr. 97-102 v . 1857) mit Benugung der Toll'schen Aufklärungen ausführlich geschildert und kann hier darauf verweisen . Sie trug dem Verstorbenen den Wladimirorden ein. Ihre Folgen für die dabei bethei ligten Generale waren zum Theil traurig ; der unschuldige Kutusow fiel in Ungnade , Langeron mußte den Abschied neh men , Przybyszewski wurde gar zum Gemeinen degradirt und mit Verlust seines Ranges und seiner Orden verabschiedet. Die kurze Pause des Friedens benußte Toll zu seiner höheren Ausbildung; er las viel, besonders Jomini's Schriften. Bern hardi sagt bei dieser Gelegenheit über die wissenschaftliche Auss bildung der höheren russischen Offiziere : " Man hatte sich bis dahin in der russischen Armee so gut wie gar nicht um die militärische Literatur bekümmert ; sie war kaum dem Namen nach bekaunt. Die unbestimmt herrschende Vorstellung war, daß der im Cadettenhaus erhaltene Unterricht genüge , und wer schön und reinlich zeichnete, galt für einen gelehrten Offi zier." Toll fand übrigens schon im Jahr 1808 eine Anstellung als Oberstlieutenant im Generalstab der Dniesterarmee ; er machte deren Feldzüge in den Donaufürstenthümern mit, bes freundete sich auf's Neue mit Kutusow, wurde wegen Streitig keiten mit dem Oberbefehlshaber Fürst Prosorowski auf sein Nachsuchen in die Linie verseßt, wo er zu seinem großen Nußen den inneren Dienst der Infanterie kennen lernte , um bald darauf ( 1810) wieder in den Petersburger Generalstab berufen. und dort im Jahr 1811 zum Obersten befördert zu werden. Er war jest 34 Jahre alt. (Fortsegung folgt.)

Etudes sur les canons rayés par F. Gillion, capitaine d'artillerie de l'armée Belge. Liège , 1858. F. Renard , éditeur . Bei der großen Wichtigkeit, welche die gezogenen Geschüß röhre für die Bewaffnung in Anspruch nehmen , und bei dem Geheimniß , mit dem fast überall nach ihrer Construction ge forscht wird , verdienen alle , auch die kleinsten Versuche mit denselben , und sämmtliche begründete Aeußerungen darüber in So auch die kleine nur 58 der Literatur volle Beachtung. Seiten enthaltende Brochüre , welche uns vorliegt. In der ges zröhre , wie die ges Ueberzeugung , daß die gezogenen Geschüßröhre zogenen Gewehre , die Vertheidigung mehr begünstigen , als den Angriff, und daß daher Belgien mehr als irgend ein

anderer Staat zu ihrer Einführung veranlaßt ist , studirte der Herr Verfasser die ihm bekannt gewordenen Versuche mit ge zogenen Gewehren und Geschüßen ; dieß gab den ersten Theil seiner Schrift ; und stüßte darauf theoretische Betrachtungen über die Construction gezogener Kanonen , welche den zweiten Theil der Brochüre ausmachen. Hieran knüpft er dann den Wunsch , daß die belgische Artillerie den seit vorigem Jahre auf dem Schießplaß bei Braschaet ausgeführten Versuchen eine größere Ausdehnung geben möchte. Die von dem Herrn Verfasser studirten Versuche find : Für die Züge diejenigen , welche in Frankreich ausgeführt wurden, um das gezogene Gewehr von Pontcharra- Delvigne zu con struiren ; die Versuche mit den französischen Wallbüchsen von 1831 und 1840 ; die Versuche mit den englischen mit 2 und mit 3 Zügen versehenen Gewehren ; einige Versuche mit dem preußischen Zündnadelgewehr ; die vom sardinischen Major Cavalli in Schweden angestellten Versuche ; die in Schweden in den Jahren 1845 und 1846 angestellten Versuche mit einem eisernen 24 Pfünder , 30 Pfünder und 60 Pfünder , sowie mit einer 10 zölligen Bombenkanone ; die in den Jahren 1852, 1853 und 1854 in Sardinien ausgeführten Versuche mit einem gezogenen gußeisernen Feldgeschüß , einem gezogenen 30 Pfünder und einer Lancasterkanone ; endlich die 1856 auf dem Polygon zu Braschaet in Belgien angestellten Versuche mit 3 eisernen 18 Pfündern , durch Bohrung von 3-60 pfün digen Granatkanonen auf das 18 pfündige Kaliber entstanden. Die wichtigsten und neuesten Versuche, welche das Jahr 1857 in mehreren Staaten brachte , leiteten also die Studien des Herrn Verfassers noch nicht, und das ist sehr zu bedauern. Die bei den angeführten Versuchen gebrauchten Geschüße wurden theils von vorn , theils ven hinten geladen. Die Ges schosse waren ogivale , cylindro-fonische und cylindro ogivale, volle und hohle, und wurden durch Flügel (ailettes) oder durch Warzen (tenons) , welche in die Züge traten , zur Rotation gezwungen. Der Drall war von sehr verschiedenen Windungen, es fam auf 7 und bis auf 36 Fuß Länge eine ganze Win dung. Die Ladungen betrugen größtentheils bis des Gewichts der Geschosse. Keiner der benußten Versuche ist von der Beschaffenheit und Ausdehnung gewesen, daß sich daraus schon auf eine bis in die Details bestimmte und günstige Construction eines Ka libers für die unmittelbare Praxis schließen ließe ; ja , wir können die Ansicht nicht zurückhalten, daß die Anwendung von Flügeln oder Warzen an den Geschossen schwerlich ein gün stiges Resultat verspricht; daß vielmehr auch bei den Geschüßen nur diejenigen Mittel zur sicheren Rotationserzeugung Beach tung verdienen , welche bei den kleinen Feuerwaffen die heu Auch hat das Jahr tigen besten Resultate hervorbrachten. 1857 , nach Allem , was man durch die Tagespresse erfahren hat , in mehreren Ländern neue Wege zur Feststellung geeig neter Constructionen für gezogene Geschüßröhre gebracht. Aus diesen Umständen wird es auch erklärlich, warum der Herr Verfasser der vorliegenden Brochüre noch keine Vorschläge zu der Construction eines für die Praxis ganz geeigneten ge zogenen Geschüßes macht , sondern sich mit theoretischen Bes trachtungen über dergleichen Geschüße begnügt. Wir halten dafür, daß auch diese theoretischen Aufschlüsse ein nüßliches der ge Material für die fich herausbildende neue Literati zogenen Geschüße abgeben, da fie ganz das Gepräge der Gründ lichkeit , objectiver Natur und eines festen Standes auf aner

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kannten mathematisch-physikalischen Basen an sich tragen. Deßs halb wollen wir jeßt einige wesentliche Schlüſſe mittheilen, welche die Ausbeute der Studien machen. (Schluß folgt. )

Schweden.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften. September 1858.

Niederlande. De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1858. Ueber Küstenvertheidigung , nach dem Spanischen des Obersten Gautier. Aus dem " Archiv für die Offiziere der 1. preußischen Artillerie und des Ingenieurcorps." Ueber die Wassermühlen , welche bei der Belagerung von Hertogenbosch (1625) angewendet wurden. - Der Ingenieur Leeghwater, berühmt durch sein Haarlemer Meer buch , worin er die Trockenlegung dieses Meeres empfahl und die dazu nöthigen Maßregeln beschrieb , war damals in das Lager berufen worden , um die künstliche Uebers schwemmung des von den Belagerten innegehabten Terrains durch die Macht des Windes zu beseitigen. Innerhalb 14 Tagen hatte er neben 2 alten 21 neue Windmühlen aufge stellt , die täglich 40,217 Kubikellen Wasser auffogen und hierdurch in furzer Zeit das gewünschte Resultat herbeis führten. Die Erfindung der Shrapnels . Die gegenwärtig im Gebrauch befindlichen Shrapnels find allerdings eine engs lische Erfindung , allein die Anwendung von mit Kugeln gefüllten Hohlgeschossen , die in Folge einer Sprengladung Schon bei der Belagerung des bersten , ist weit älter. Castells von Gennep durch den Prinzen Friedrich Heinrich von Nassau-Oranien ( 1641 ) warfen die Spanier ähnliche Geschosse. Ja aus einer Handschrift der Heidelberger Unis versität von einem Büchsenmeister Samuel Zimmermann geht hervor , daß die Frage der Shrapnels schon 1574 , unter dem Namen Hagelkugeln , sowohl theoretisch als praktisch behandelt wurde und daß man darin ungefähr eben so weit war wie jest. Nur wurden derartige Dinge mehr als Ges heimnisse der Kunst behandelt. Bücheranzeigen : Militärische Notizen über die Unters werfung der Chinesen in Montrado auf Borneo . Aus dem Tagebuche eines Offiziers von van Rees . ―― Man erkennt in Holland den Werth der ostindischen Besitzungen mit jedem Jahre mehr. Aus obigen Notizen ergibt sich, daß in wenigen Jahren ( 1854-56 ) ein großer Länderstrich für die Cultur gewonnen , die Bewohner gezähmt, das Feld rationell bebaut, Straßen und Dörfer angelegt wurden. Ein Auszug schildert eine der Waffenthaten , denen man dieses große Resultat verdankt. - Die Geschichte von Italien von der ersten französischen Revolution bis 1850 , Ueberseßung aus dem Englischen von Wrightson, wird empfohlen.

Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1858. Bericht über die Fortschritte in der Taktik von 1853-57. (Forts. ) Der Berichterstatter geht nun auf die pfeilförmige , mit Kork umgebene Kugel des dänischen Lieutenants Pingel für glatte Läufe über, welche die Com pressionskugel erseßen soll ; dann auf die verschiedenen Viſir einrichtungen , Klapp-, Stand- und vereinigtes Klapp- und Standvifir. - Das Faschinenmesser findet immer allges meinere Annahme ; für die Büchse erscheint das französische Säbelbajonnet besser als das deutsche Haubajonnet. Das Gewicht des Gewehrs wechselt von 3,8 Kil. bis 4 , 8. Bei der Reiterei nimmt der Gebrauch der Lanze zu. Die neu aufgefrischten Infanteriekanonen sind schwierig zu hand haben , daher ohne Zukunft. - Der Bericht wendet sich hierauf zu den taktischen Veränderungen in Schweden, zur Verpflegung, Uniformirung x . In Rußland wurde ein Theil der Regimentsverwaltung den Chefs abgenommen und Com miſſionen übertragen. In England wurde die Uniformirung centralisirt. In Desterreich wurden Verpflegungskreise ge bildet ; eine besondere Fleischverwaltung besteht unter einem Regimentsoffizier. In Frankreich und Algier wurden die österreichischen Silo's für Aufbewahrung des Getreides ein geführt. Die continuirliche Backmethode besteht erst in Eng land, Frankreich und einigen deutschen Staaten . Axelson's Antrittsrede bei der Akademie der Kriegswissenschaften , über die Dienstleistung der Offiziere beim topographischen Corps . Diese Offiziere erhalten durch Uebung im Aufnehmen und Recog nosciren den im Felde so nothwendigen Ueberblick über das Terrain. Eine jede Truppe sollte daher Offiziere haben, die mit dem Recognosciren vertraut sind. Aus einer tabel larischen Zusammenstellung ergibt sich , daß in den lezten 43 Jahren 530 Commandos zum topographischen Corps stattgefunden haben , und zwar von 41 Regimentern ; nur 6 Regimenter hatten keine Offiziere commandirt. Diese Einrichtung sollte gleichmäßiger bestehen und die Offiziere länger commandirt sein, um so viel zu lernen, daß ſie inner halb der Regimenter selbst wieder lehren könnten. Anwendung der topographischen Kenntnisse der Offiziere zum Nußen der schwedischen Landes vermessung. An das so eben Gesagte anknüpfend wird hervorgehoben, daß die Offiziere beim topographischen Corps das feldmäßige Aufnehmen nicht lernen , sondern ihrer Zeit zum Zeichnenlernen , zur Arbeit on der Landver messungskarte verwenden. Man habe daher für die beſſere Förderung der Karte 8 Unteroffiziere als permanente Feld messer und Zeichner anstellen müssen . Künftig sollte man die Offiziere überhaupt nicht mehr für die Karte verwenden , sondern nur in Schnellaufnahmen üben, und zwar in einem 3jährigen ununterbrochenen Commando . Ein jeder Offizier müßte aber vorher eine Probe davon ablegen, daß er zeichnen könne.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

34. Jahrgang.

Samſtag, 15. Januar 1859.

No. 5 & 6.

00

al OG 100%

Allgemeine Militär- Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Preußen.

der laufenden

Einnahmen gedect werden , ſo daß alſo er :

böhte Steuern auf feinen Fall in Ausſichtſtehen.

Dem

Berlin , 7. Januar. Geſtern Vormittag war beim

Mehrbedarf für die Marine wäre bei Vermeidung der

Prinz-Regenten militäriſcher Vortrag im Beiſein des Gene-

Steuererhöhung durc) Creirung einer Anleihe zu genügen.

rals Neumann, des Chefs des Generalſtabs, General von Moltfe und des Miniſters von Auerswald. Das Referat bei dieſer Conferenz hatten der Kriegsminiſter und General von Manteuffel, und betraf daſſelbe muthmaßlid; die wegen der beabſidigten Reform des Heerwejeno dem

Landtage zu machenden Vorſchläge zur Vermehrung der Offizierſtellen und zur Hebung der Lage der Unteroritzicre. Das für die erſtere ſprechende Bedürfniß hängt zum Theil mit dem Zuſtande unſerer Landwehroffiziercorp8 zuſammen , hinfiditlich deren aus vieljährigen Beobachtungen ſich das Reſultat ergab , daß dieſe Corpo , mit einem in der That vortrefflichen Geifte und einem an erfennenswertben guten Willen , dod eine nichtsweniger als befriedigende Dienſtfenntniß verbinden. Die Einberu :

( N. Hannov. 3tg .) frankreich .

Paris , 4. Januar. Das Kriegsbudget für das laufende Fabr beträgt 354 Millionen Fros. , ſomit 8 Mil

lionen mehr als das legte, welches ſich bloß auf 346 Mil lion en belief.

Der Unterſdied rührt vorzüglich von den

Anfänſeu dos dirtilleriematerials und von den Auélagen her , welche das Beſchaffen der neuen Feuerwaffen ver urſachte. Sro

britannien .

London , 7. Januar.

Das große Arſenal zu

Woolwidh jammt allen damit zuſammenhängenden Eta

fung bildet bei der Mehrzahl der Landwehroffiziere das bliſſements ſoll einem Beſchluß des Kriegøminiſteriums erſte Debut ibres Offizierdienſtes. So treten dieſe Männer

zufolge , fortan einem beſonderen Gouverneur uns

oft als Offiziere in die Front, ohne vorher jemals Offizier, dienſt gethan all haben , und die furze Uebungszeit" kann dann natürlich nicht ausreichen, ihnen die militäriide Aug: bildung zu geben, welche von einem Offizier gefordertwird.

mittelbar unterſtellt werden, der dafür einen jährlidien Ge halt von 2000 Pid. beziehen wird. Der befannte Oberſt Tullod), einer der rüchtigſten Artillerieoffiziere, wird wahrs Weinlich der erſte ſein , der dieſen wichtigen und einträge

Die Vermehrung der Offizierſtellen würde die Möglichkeit

lichen Poſten erhält.

gewähren, den aus jenen Verhältniſſen hervorgebenden

Mängeln des Landwehrſyſtems einigermaßen abzuhelfen. Es ſoll deßhalb auch zunächſt auf eine Vermehrung der Premierlieutenante ſtellen Bedacht genommen werden, aus welchen die Kommandos der Landwehrcompagnien

-

Ueber die Stärke der engliſden Krieg $

flotte , die in neueſter Zeit zu mancherlei widerſprechen den Betrachtungen Anlaß gegeben hat, liegen heute offi . cielle Ausweiſe vor. Dieſen zufolge beſteht ſie gegen: wärtig aus 523 Fahrzeugen verſchiedenec Größe und 167

beſeßt zu werden pflegen. Durch die Vermehrung der Kanonenbooten. Von jenen befinden ſich 176 im activen Offizierſtellen würde indirect auf deren Verbeſſerung hins gewirkt werden , indem jene ein ſchnelleres Vorrüden der

Dienſt und find über die ganze Erde vertheilt. 32 Linien ſchiffe, Fregatten und kleinere Fahrzeuge ſtehen auf den

unteren Chargen in die Premierlieutenantsſtellen herbeiführen

indiſchen und chineſiſchen Stationen ; 25 an den afrikanis

müßte. Zudem ſoll beabſichtigt ſein , dieſe Wirkung durch den Küſten ; 16 auf den Stationen Auſtraliens und des eine Einigeilung der Secondlieutenants bei den Regimen- ftillen Weltmeers ; 15 auf jenen Nordamerikas und Weſt tern in Altersclaffen der Art zu unterſtüßen , daß für die indiens ; 7 an der Südoſtküſte Amerifað und 5 am Cap. zwölf älteſten Secondlieutenants ein höherer Gehalt auf Die übrigen 61 Schiffe ſind eben entweder zu beſonderen den Etat gebracht würde. Die für dieſe Einrichtungen Dienſten verwendet, oder ſtehen in den Kriegebäfen Groß erforderlichen Mehrausgaben ſollen aus den Ueberſdüſſen britanniens und Frlands als Wachtſdiffe u. dgl. Außer

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den in activem Dienst befindlichen Fahrzeugen liegt in Cha tham und Sheerneß eine starke Reserveflotte von Dampferu, bestehend aus 36 Linienschiffen , schwimmenden Batterien, Fregatten und kleineren Dampfern , die in kürzester Frist secfertig gemacht werden könnten, während die 167 Kano nenboote sammt und ſonders (die meisten von diesen haben Maschinen von 60 Pferdekraft) zum Dienst fix und fertig find. - Im Bau begriffen sind gegenwärtig 11 große Linien schiffe, von denen einige beinahe fertig sind. Das größte darunter wird der ,,Prince of Wales", von 131 , das

aufmerksam , welchen seiner Zeit möglicherweise ein zu rasches Emporkommen unserer Fachjournaliſtik dem auf so schwachen Füßen stehenden Vertrieb der Militärliteratur bringen könnte, da beim Buchhandel im Großen bereits die Folgen eines übermäßigen Anschwellens der Erzeugniſſe der Tagespresse fühlbar seien , einer Fluth , die mit der Zeit noch alle übrigen Werke zu verschlingen droht. Die obige Berechnung , welche auch der geehrte Kamerad in Nr. 37 der Neuen Mil.Ztg. als Argument wiederholt hat, würde wohl nur dann ganz befriedigend sein , wenn (die Anzahl der jegt bestehenden Zeitungen in Deutschland in runder Zahl zu 2500 angenommen) auch der wirkliche Abonnentenkreis 2 der Übnehmer aller übrigen Blätter beträgt. Ergibt die Untersuchung einen größeren Bruch theil , z. B. 11001, dann existiren gegenwärtig zu wenig Militär-Zeitungen ; entziffert sich aber ein kleinerer , z . B. 3 , dann haben wir eher noch zu viel Fachjournale. Wir beginnen die nicht sehr erbauliche Rechnung , die uns zu ganz anderen Resultaten führt, als unseren Herrn Gegner, mit der Bemerkung , daß Blätter , die von aller Politik nach Möglichkeit abstrahiren müssen , heutigen Tages stets nur eine sehr beschränkte Zahl von Abnehmern haben können. Oder ist dieß etwa bei Zeitschriften , welche den Intereffen der Schule, der Aerzte, der Landwirthschaft u . ſ. w. dienen, nicht der Fall ? Ungewöhnlich gering ist jedoch die Zahl derer, welche an den militärischen Blättern Antheil nehmen können , wie wir sogleich sehen werden . Treibt aber eine Fachzeitung Politik , dann darf sie nur um so gewisser darauf rechnen, daß sie bald zu Grunde geht. In dieser gebieterischen Rücksicht liegt es auch, warum manche Heeresangelegenheit des weiteren Vaterlandes nicht scharf und eingehend genug behandelt wird. Der Verfasser des Auffages in Nr. 48 der Neuen Mil .-Ztg. vom Jahr 1857 über die deutsche Militärjournalistik II." glaubt die Zahl derer , die Interesse und Theilnahme an der militärischen Presse erwarten lassen , auf 50,000 und mehr schäßen zu dürfen. Wir bedauern, hier gleich fast bis auf die Hälfte herabgehen zu müſſen. Unteroffiziere und Soldaten denken im deutschen Reiche kaum an ein Fachjournal ; deßgleichen liegen unsere Blätter dem bürgerlichen Bedürfnisse so ferne, daß man nur ganz selten ein oder das andere derselben in den Privatlesezirkeln und literarischen Vereinen der Civi listen findet. Somit bleiben nur die sämmtlichen Militär bibliotheken nebst allen Offizieren und Militärbeamten, welche nach den Schematismen und Ranglisten unter Ein rechnung aller Pensionisten , zur Disposition Gestellten, dann der Chargen à la suite und außer Dienst u. s. w. in den deutschen Bundesstaaten die Zahl 30,000 noch nicht erreichen. Von diesem gewiß spärlichen Publicum nehmen wir ferner an , daß dermalen der dritte Mann ein Leser Uns scheint dieses und der fünfzehnte ein Abonnent sei. Verhältniß von 10,000 Lesern und 2000 Abonnenten noch zu günstig geschäßt , während es Anderen vielleicht zu pessimistisch dünft. Die Legteren ersuchen wir uns zu be antworten, ob sie denn glauben, daß z . B. in einem Offi ziercorps von 60 Köpfen sich 20 Waffenbrüder befinden, welche die fraglichen 10 Militärzeitschriften lesen , und ob fich von jedem Blatte 4 Exemplare in dem Corps vor finden ? ――― Die Einwohnerzahl Deutschlands beträgt an nähernd 43 Millionen , von denen wir die sechste Person

fleinste der ,,Irresistible" von 80 Geſchüßen. Zuſammen Rechnet man werden fte 1033 Kanonen führen können. dazu die 14 im Bau begriffenen Fregatten und Corvetten erster Classe, so ergibt sich, daß England jezt Kriegsschiffe von 65,000 Tonnen für 1515 Geschüße auf den Werften hat.

Die militärische Preſſe und ihre Aufgabe. II. (Forthegung.) Bei Betrachtung der , wie uns dünkt , doch noch nicht so ganz erwiesenen Behauptung, die politischen Blätter hätten in der Besprechung allgemeiner Fragen unseres deutschen Heer- und Kriegswesens stets ungleich bedeutendere Arbeiten gebracht, als die Militär-Zeitungen, stellt unser Herr Geg ner diese beiden Gattungen von Journalen in eine Pa rallele , ein etwas kühner Vergleich, auf den sich Manches erwiedern läßt. Vor Allem hat uns in Erstaunen verseßt, daß die gerade in der Allg. Mil.-Ztg. zur Genüge durch gesprochenen Themas über ein verschanztes Lager bei Na statt, die Befestigung der Schwarzwald-Pässe und die mili tärische Bedeutung der Eisenbahnen zu den schwachen und schüchternen Versuchen" gerechnet werden. Ja wollte man Alles sammeln , was seit ungefähr 30 Jahren z . B. bloß über die Vertheidigung des Schwarzwalds geschrieben und gedruckt wurde, so könnte man schon hiermit recht gut einen der größten Schwarzwaldpässe verrammeln. Wer aber den Maßstab der großen politischen Journale an unsere Organe legt , der schaffe uns auch die Mittel , über welche die ersteren verfügen und wir werden sicher Aehnliches leisten. Eine solche materielle Kraft können aber unsere Zeitungen nicht innerer , sondern vorzüglich rein äußerlicher Gründe wegen nie erreichen. Ein Aufsaß in Nr 48 der Neuen Mil.-Ztg. vom Jahr 1857 hat als Schreckbild eine Bes rechnung aufgestellt , woraus hervorging, daß sich jenes mal unter 2346 Zeitschriften aller Art nur 10 militärische befanden. Zahlen werden gewöhnlich als die besten Be weismittel betrachtet , während doch solche statistische An gaben genau untersucht sein wollen , wenn man sich nicht einer starken Täuschung hingeben will . Wir betrachten unsere nachfolgende Berechnung auch nicht als unfehlbar , obwohl wir dieselbe mit einigen er fahrenen Buchhändlern gemacht haben , die uns , im Vor beigehen gesagt , ersuchten , doch ja vor der Gründung neuer Fachjournale zu warnen , da nach ihren Wahrneh mungen das Bedürfniß hierfür nur in der Einbildung bes stehe. Sie nannten einen solchen öffentlichen Ausspruch ein gutes Werk und machten uns selbst auf den Nachtheil

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als Zeitungsleser , die fünfzigste ( d . i. 2 pCt. ) etwa als es ist dem betreffenden Verleger bis zur Stunde noch nicht Abnehmer rechnen, wonach fich für 2500 Zeitschriften nahezu gelungen , selbst nur einzelne der vorhandenen completten 7 Millionen Lesende und 870,000 Abonnenten ergeben. 250 Exemplare , die werthvolles kriegsgeschichtliches Mate Sezt man die Leser- und Abonnentenzahlen der Fachjours rial enthalten, unter den Offizieren abzuseßen, obwohl der nale in das Verhältniß mit den correspondirenden Zählen der Jahrgang jezt nur mehr einen Gulden rheinisch kostet ! nicht-militärischen Blätter, so erhält man 10,000 : 7,000,000 Die entschiedene Mehrzahl der deutschen Offiziere wäre in und 2000 870,000 oder die Bruchtheile VV und 45. Verlegenheit , wenn sie die dermalen erscheinenden 8 Zeit schriften nur nennen müßte und wir haben uns erst un Es hätten also zu der Zeit , als 10 Militär-Zeitungen be standen , 4350 und nicht bloß 2500 der übrigen Zeit längst überzeugt , wie viele Kameraden über die Existenz schriften mit einiger Aussicht auf Erfolg existiren können, eines schon längere Zeit wirkenden Fachjournals in völliger Solche Thatsachen sind gewiß sehr oder umgekehrt , als es 2500 nicht militärische Journale Unwissenheit waren. gab , würden hierzu ungefähr 6 unseren Interessen gewid traurig, aber wahr, und wer es vermag, der schaffe Beſſe Nur verstehen wir nicht , wie man gegenüber von mete Blätter im richtigen Verhältniß gestanden haben, eine rung. Anzahl, die sich den im Augenblicke erscheinenden 8 Militär solchen Verhältnissen und den fast jährlich sich wieder holenden Erfahrungen bei den Gründungen von_neuen Zeitungen annähert. *) Freilich, wenn von den 2000 Abon nenten jeder die 10 Fachzeitungen halten würde , könnten Journalen noch von größerer Leselust, einem frischen Streben fie sämmtlich vorzüglich bestehen ; in der Praxis ist dieses unter den Offizieren , einem Drang nach Austausch der in den verschiedenen Contingenten vorhandenen Intelligenz, aber gewiß nicht der Fall , und mehr als ein militärisches Blatt möchte sich glücklich schäßen , wenn es seine Abon oder gar einem Bedürfniß nach Vermehrung der Militär Zeitschriften u. dgl. sprechen kann . nenten nur so nach Hunderten zählen könnte , als dieses Nach unserer Ueberzeugung würden eigentlich 3 große bei großen politischen und selbst bei Local-Zeitungen nach Blätter dem Standesintereſſe vorläufig vollkommen genügen, Laufenden geschieht. Vertheilen sich aber die 2000 Ab nehmer auf die 10 Fachjournale gleichmäßig , dann dürfte nämlich eines für die Tagesliteratur , cines für die tech nischen Specialwaffen und eines als Monatsschrift für die keines derselben ohne Opfer des Verlegers erscheinen können. Ist einmal die deutsche Ueberdieß finden wir, daß nach den obigen Annahmen jede Kritik der erschienenen Werke. der 2500 nicht-militärischen Zeitungen fast den dreifachen Marine von erheblicher Bedeutung , so mag für sie ein möglichen Leserkreis von einem jeden unserer 10 Blätter viertes Organ geschaffen werden ; jezt finden die Gegen baben konnte. Deßhalb erscheint uns auch das in stände ihres Ressorts noch in den Centralblättern Raum . Nr. 48 der Neuen Mil.-Ztg. vom Jahr 1857 entwickelte Man wird uns auf die Militär-Zeitungen hinweisen , die in den einzelnen deutschen Staaten zu ihrer Zufriedenheit Verhältniß nicht gar so unnatürlich , wenn daraus hervor geht , daß die 10 militärischen Blätter nur etwa die Hälfte bestehen ; wir kennen dieselben, ehren gebührend ihre Leistungen und wünschen ihrem Streben jeden möglichen Erfolg und der Zahl von Zeitschriften erreichen , welche der Jugend das beste Gedeihen, aber wir fügen auch bei, daß in dem für ihr besonderes Lesebedürfniß geboten werden und nur Heere , welchem wir angehören , innerhalb 30 Jahren drei der Anzahl jener hochwichtigen Organe , die über die Vorgänge auf dem stets wechselnden Gebiete der Mode journalistische Unternehmungen verunglückt find. Nebenbei berichten. Unter der lieben vaterländischen Jugend und werden die militärischen Blätter in den einzelnen Contiu genten , die gleichzeitig mit den großen Centralorganen er deutschen Frauenwelt sind eben auch weit mehr als zweimal und resp . dreimal so viel Leser und Leserinnen, als unsere scheinen , immer zu einer unangenehmen Zerstückelung des vorhandenen Stoffes führen, was gegenwärtig sehr fühlbar Journale im günstigsten Falle zu erlangen hoffen können ! ist , wo man ein und dieselbe Sache oft mehrmals liest, Wir wissen nun allerdings nicht , in wie weit man ge besonders aber in der Literatur auffällt, da ein Buch drei neigt ist , unserer schwankenden Berechnung einige Bedeu oder viermal besprochen wird , wenngleich dieß bei bedeu tung beizumeffen ; aber um darzuthun , daß dieselbe doch tenden Erscheinungen kein eigentlicher Nachtheil ist. nicht gar so willkürlich und aus der Luft gegriffen ist und (Fortsegung folgt.) zugleich zum Schluffe der vorliegenden ſtatiſtiſchen Skizze über Militärzeitungen erlauben wir uns ein paar voll kommen richtige Angaben zu machen , die uns eben zur Hand find. In einer Garnison , die circa 500 Offiziere Nicht allein in der Taktik der Truppen, sondern auch und Militärbeamte nebst anderen im Range und Bildungs in deren Formation und in den Gesammtvorbereitungen grade von Offizieren stehenden Individuen zählt, hatte ein zum Kriege find bedeutende Aenderungen erforderlich. ganz vorzügliches Fachjournal während des abgelaufenen (Schluß.) Jahres 2 , sage mit Worten zwei Abonnenten ! - Eine Die Entfernung des Geschüßes von nicht angelehnten militärische Zeitschrift von ganz genügender Haltung bes Flügeln führt zu einem größeren Schuß der Flügel durch schloß ihr siebenjähriges Bestehen 1850 mit 120 Abneh Cavalerie , der aber eine bei weitem mehr rückwärts des mern im ganzen großen weiten deutschen Vaterlande , und ersten Infanterietreffens liegende Stellung , als bisher, *) Vorstehender Auffaz ward im December v. J. niedergeschrieben, anzuweisen sein dürfte. als in Berlin 4, in Wien 1 und in Darmstadt 3 Militärzei Hierdurch vermindert sich die Stärke der Cavalerie tungen erschienen. Für das Jahr 1859 reducirt sich - durch die Ge= reserven außerhalb des Schußbereiches. Berschmelzung von 2 Darmstädter Blättern in eines Das Geschüß der ersten Linie kann sich nicht, wie bis fammtzahl der deutschen Militärzeitungen auf 7. Anm. d. Red . d. A. M.-Z. her , so weit vor dem ersten Treffen der Infanterie vor.

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ſchieben, und seine neuen Geschosse reduciren den Cha rafter seiner Bewegungen im Feuerbereich auf wenige, aber sowohl nach Ort als Zweck bedeutendere Veränderungen in seiner Aufstellung. Die Einnahme leßterer erfordert die möglichst schnellen und von bestimmten Truppentheilen unabhängigen Bewegungen. Alle Truppenführer bedürfen eines tieferen und größeren Verständnisses des Verfahrens aller zu gemeinsamen Zwecken mit ihnen operirenden Abtheilungen , während das Auge ihnen dabei weder so oft noch so bestimmt zu Hülfe kommt, als bisher. Da alle Gefechtsbewegungen der Truppen auf größeren Theilen der zu durchschreitenden Räume durch wirksames Feuer erschwert sind , so folgt einerseits die Nothwendig keit einer schnelleren und entschlosseneren Zurücklegung dieser Entfernungen , und andererseits eine bei weitem größere Sorgfalt, die Wirkung , welche das schnelle Vorschreiten ermöglichte , durch andere Truppen fortdauern zu laſſen, und , wenn die vorgehenden Truppen zurückgeworfen wer den, den früheren Zustand unverschlechtert zu erhalten. Die schon immer empfohlene Regel, das Geschüß so wenig als möglich vereinzelt wirken zu laſſen, es vielmehr nur auf den Hauptpunkten der eigenen Stellung und gegen die Hauptpunkte der feindlichen Operationen zu gebrauchen, empfängt durch die mehrfach erwiesene größere Selbststän digkeit der Infanterie und durch die Abnahme der langen freien Schußlinien bei vermehrtem Anbau des Bodens eine erhöhte Geltung , und vermehrt das Bedürfniß des losen Bestehens der Mehrzahl der Batterien in den Truppen verbindungen . Das Maß des selbstständigen Handelns jedes einzelnen Mannes und aller Führer , von dem einer Section bis zu dem eines Armeecorps , wächst ; eine wahre kriegerische Ausbildung der Truppen gewinnt au Nothwendigkeit und Bedeutung, und aller eitle, nur die todte Form betreffende Schein kriegerischer Tüchtigkeit fällt immer mehr in sein Nichts zurück. Es möge gestattet sein , das Wesentlichste aus dieser Darstellung durch folgende Punkte den vorangegangenen recapitulirend auzureihen. 16) Der Verband der Truppen von verschiede nen Gattungen auf dem Schlachtfelde ist ein örtlich viel lodererer geworden ; er erweitert das Maß des selbstständigen Handelns eines jeden Betheiligten und nöthigt sowohl zu neuen tak tischen Verbindungsformen , als auch zu einem gesteigerten Verständniß ihrer Bedeutung.

dessen Vereinzelung immer mehr aus und führt zu einer Verminderung des Diviſions geschüßes . 20) Alle Gefechtsbewegungen der Truppen im Feuerbereich müssen einen entschiedeneren Charakter annehmen , und es erhöht sich das Bedürfniß von deren Ausführung mit größter Schnelligkeit. Die nach den Kriegstheatern und dann auch gewöhn lich über diese hinans führenden Eisenbahnen müſſen na türlich von den Truppen an solchen Punkten verlassen wer den, von wo aus die Zusammenziehung derselben mit allem Zubehör zeitig genug und ordnungsmäßig geschehen kann. Wie weit diese Punkte hinter dem ſtrategiſchen Aufmarsch der Armee oder eines Corps zu wählen sind , hängt von der zulässigen Benugung großer deckender Waffenpläge, schüßender Terrainabschnitte und von der Nähe feindlicher zu beachtender Streitkräfte ab. Es kann nicht fehlen, daß eine , zunächst durch Nachdenken gebildete Lehre über die Natur und das Verfahren der Benußung der Eisenbahnen und deren Telegraphen zu strategischen Aufmärschen recht bald in die allgemeine Lehre vom Kriege wird aufgenommen werden , und schon jezt wird 21) keine der geringsten Uebungen des Gene ralstabs darin bestehen, die Art der deßfallsigen Benutzung der Eisenbahnen des eigenen Landes und der angränzenden Staaten in das Feld der Vorbereitungen zu großen Kriegsoperationeu zu verpflanzen. Wohl dem Staate, der schon bei dem Bau der Schienen wege die Rücksichten auf diesen wichtigen Gebrauch der selben vollständig nahm ! 22) Der Dienst der Truppen des Ingenieur corps vermehrt sich durch deren Verpflichtung, zerstörte Schienenwege und deren Telegraphen wiederherzustellen , und da , wo für kürzere Zeit ihr Gebrauch unterbrochen werden soll , die nöthigen, später bald wieder zu beseitigenden Zerstörungen auszuführen. Der Antheil , den sämmtliche Truppen selbst an der Ausführung der Transportmaßregeln haben, beſchränkt ſich auf ein schnelles und ordnungsmäßiges Besteigen , und ebenso auf ein Verlaſſen der Eisenbahnen mit allem ihrem beigegebenen Material ; es fehlt bereits schon jezt nicht an zweckmäßigen Instructionen für diesen Dienstzweig , und eine praktische Einübung desselben im Frieden ist mit ge ringen Schwierigkeiten verbunden . Wenn schon nach dem Vorstehenden die neuen besproche nen Zustände der Bewaffnung, des Bodens und der Trans porte auf die Führung des Feldkrieges einen bedeutenden Einfluß ausüben, so ist dieß hinsichtlich des Belagerungs krieges noch viel mehr der Fall. Die größte Schwierig= feit zur Unternehmung einer förmlichen Belagerung , die Herbeischaffung des dazu erforderlichen Artilleriematerials ift durch die Schienenwege unendlich vermindert , und da durch zugleich die Zulässigkeit geöffnet , 23) schwerere und wirksamere Kaliber, als bisher , zur Belagerung zu verwenden. Dieser günstige Umstand wird sich vorzüglich dadurch geltend machen , daß die gezogenen Kanonen , deren Treff fähigkeit die ältere so bedeutend übertrifft , und deren

17) Die Aufstellung der Truppen , und na mentlich der Infanterie , bedarf einer größeren Tiefe, um mit der von ihrer zugenommenen Wirksamkeit und Elasticitat gestarteten größe ren Ausdehnung in die Breite, die Intensität des Massengefechts zu verbinden.

18) Bei zugängigen Flügeln einer Stellung fällt deren Deckung viel mehr, als bisher, der anwesenden Cavalerie anheim , und wird das durch die Stärke der Cavaleriereserven ge mindert. 19) Der

Gebrauch des

Geſchüßes ſchließt

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cylindro-ogivale Geschoffe mehr als das doppelte Gewicht der Kugeln der glatten Kanonen gleichen Kalibers haben, eine sicherere, schnellere und aus größerer Ferne erfolgende Zerstörung aller schädlichen, sichtbaren Theile der Festungen und ihrer Streitmittel bewirken werden. Auch die Ver

wehr auf größeren Entfernungen und die Structur der jegt vollführten neuen Festungsbauten , so ergeben sich daraus folgende Aenderungen im taktischen Charakter des Festungs krieges : 28) Sicherere Wirkungen aus größerer Ferne ; sorgfältigere und vermehrte Benuzung aller Deckungsmittel ; Steigerung jeder Art von Wirksamkeit, wobei die Gegner und ihre Streit mittel gegenseitig den Blicken der andern ents zogen sind ; vermehrte Wirkung bei Nacht , und Wiederbelebung des Minenkrieges .

wendung der schwersten Hohlgeschosse, namentlich der größ ten Bomben wird statthaft und läßt der Erwartung Raum, die stärksten vorhandenen Ueberdeckungen in den Festungen durchschlagen zu können . Es stellt stellt sich sich dem deßfallsigen vollkommenen Uebergewicht des Belagerers über den Be lagerten nur noch das große Hinderniß entgegen , die Bes Standtheile des Belagerungsparks von dem Punkte aus, wo solche die Eisenbahnen verlaſſen müſſen , bis zu den Orten ihrer Wirksamkeit zu transportiren. Zwar ist der große Pferdebebarf , der schon bei der bisherigen Belage rungsartillerie kaum zu befriedigen war, dadurch unendlich vermindert, daß die Strecken zwischen den Endpunkten des Transports auf Eisenbahnen bis zu den Tranchéen viel fach geringer ſind, als die ohne Schienenwege zurückgeleg= ten Strecken waren ; man wird sich aber mit diesem Vor theile noch nicht begnügen , vielmehr in allen Fällen , wo es mehr oder minder ausführbar erscheint , 24) dem Dienste der Ingenieure die neue Sorge auferlegen , durch Schienenwege , deren Natur der der Eisenbahnen so nahe als möglich zu bringen ist , den Pferdebedarf auf jenen für zeren Strecken nach Möglichkeit noch zu ver mindern. Man muß dabei keineswegs auf vollkommene Eisen bahnen mit Locomotiven Anspruch machen , vielmehr oft schon mit eisernen oder selbst hölzernen Schienen , ohne fünftliche Unterlagen, auf wenig rectificirtem Boden, ohne Dampfmaschinen sich begnügen. Auch die Ausführung dieser Maßregel wird hin und wieder, schon im Frieden, dadurch vorbereitet werden kön= nen , daß die einstige Verwendung der Vorrathsschienen der permanenten Eisenbahnen in Ueberlegung genommen wird. Wo Wasserstraßen mit Dampfschiffen zum Transporte der Belagerungsartillerie sich darbieten, treten ähnliche Be günstigungen für lettere ein. Der Widerstand der Festungen gegen die erwähnten Streitmittel kann nur dadurch eine verhältnißmäßige Stei gerung empfangen , 25) daß ein Theil der Festungsartillerie einen schwereren , wirksameren Charakter an nimmt, 26) daß zur Bekämpfung der Belagerungs: batterien immer mehr zur Anwendung des in directen Feuers in flachen Bögen ( namentlich aus gezogenen Kanonen und schweren Haubißen) geschritten , und 27) daß bei neuen oder corrigirten Festungs bauten dahin gestrebt wird , dem Auge des Be lagerten senkrechte , oder in der Projection senkrecht erscheinende Flächen der Werke ( also nicht allein Mauerwerk ) zu entziehen. Erwägt man gleichzeitig mit diesen aus der Natur der neuen Geschüße und Geschosse sich ergebenden Folgen die vermehrte Sicherheit im Treffen mit dem tragbaren Ge

So kurz auch die vorstehende Darstellung gehalten ist, so dürfte ſie doch den Beweis der Richtigkeit ihrer Uebers schrift nicht schuldig bleiben. Ihr Inhalt ist ganz allge= mein, für alle Staaten, für alle Verhältnisse geltend , und über diese Allgemeinheit hinauszugehen, lag nicht im Plane dices Auffages. Er kann aber auch als Ausgangspunkt für alle specielleren Durchführungen von den erforderlichen Veränderungen betrachtet werden, es mögen diese sich auf die Praxis , auf eine Lehre , auf Exerctrreglements , oder auf Instructionen beziehen. Kein größeres Werk, keine Abhandlung, welche die Veränderungen der Formation und Taktik der einzelnen Truppengattungen , der Natur der Festungsbauten und der speciellen Vorbereitungen zu Kriegs zwecken aufsucht , kein neues Exercirreglement wird nach meiner unvorgreiflichen Meinung die hingestellten Forde rungen vermissen lassen dürfen , dann aber in den Aus führungsformen alle Verschiedenheiten nachweisen können, welche durch die besonderen, geschichtlichen, nationalen, Cul tur-, Boden- und Finanzverhältnisse des betreffenden Staates d.-V. gerechtfertigt find.

Literatur. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser lich russischen Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theodor v. Bernhardi. 4 Bände. Leipzig , 1856-58. Verlag von Otto Wigand. (Fortseßung.) Das dritte Buch, betitelt 1812 unter Barclay de Tolly's Oberbefehl , schildert den russischen Krieg und bringt in Folge der wichtigen Rolle , welche Toll bald als Generalquartiermeister der ersten Westarmee spielte , viele Zunächst wird die von neue und überraschende Aufschlüſſe. Butturlin und Danilewski auf 127,000 Mann angegebene russische Armee erster Linie auf 104,250 Mann nebft 6-7000 Kosaken reducirt (Beilage 3 bringt die detaillirte Schlachtord des Feldzugs) ; sodann wird das Treiben nung bei Eröffnung 1 der verschiedenen Persönlichkeiten im Wilnaer Hauptquartier, es werden Phull , Wolzogen , Barclay , Yermolow in scharfen Charakteristiken vorgeführt , die verschiedenen Operationsplane, der von Phull, einer von Toll, ein Bericht des leßteren über das Schlachtfeld bei Wilna besprochen , Wolzogen's und Her zog Eugen's Behauptung , als sei der Rückzug in's Innere gleich Anfangs beabsichtigt gewesen , schlagend widerlegt und

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klar bewiesen , daß keinem der Offiziere des Hauptquartiers russischen Colonnen bei dem Nachtmarsche im Walde fich total zu Wilna auch nur entfernt einfiel, die ungeheure Ausdehnung verirrten , so daß der 20. Auguſt für die ruſſiſche Armee ein Rußlands zu Hülfe zu nehmen , was nachher im Lauf der Er Tag völliger Deroute hätte werden können , wenn die Fran eignisse ganz von selbst und ohne daß jemand es beabsichtigt zosen deren Lage gekannt, wenn Ney energischer gedrängt und hätte, zur entscheidenden Hauptsache wurde. Nachdem Berns Barclay , Toll und Tutschkow sich nicht aufgeopfert hätten . hardi und dieß ist ein Hauptverdienſt ſeines Buches Bekanntlich gelangen die Schmähungen Constantins , und Bars erste Periode des Feldzugs (bis zum Rückzug von Driſſa) von clay , dessen instinctiver Scheu vor der Entscheidungsschlacht den seitherigen vielfachen Entstellungen gereinigt, ist er in der Rußland allein seine Rettung verdankt (die Auszüge aus seinem glücklichen Lage, aus der an Kaiſer Alexander gerichteten Denk Berichte an den Kaiser sind vom höchsten Intereſſe und wider schrift des wahrheitsliebenden Barclay neue Aufschlüsse beizu legen ein für allemal Herzog Eugen's Behauptungen der urs bringen. Wie wichtig diese sind, geht schon aus der Qualität sprünglichen Absicht eines Parderkrieges) wurde durch Kutusow der seitherigen Historiographen dieses Feldzugs hervor , denn abgelöst . Auch Toll hatte bei solchen Befehlsverhältnissen einen Butturlin und Danilewsky find weit entfernt, die ganze Wahre schweren Stand : Barclay verdarb ihm aus irrigen Voraus heit zu sagen , Clausewig und Hofmann standen nicht im sezungen seinen Offenſivplan über Rudnia gegen Witepsk ; mit Mittelpunkt der Ereignisse , Herzog Eugen von Württemberg Bagration gerieth er heftig zusammen, als es sich darum han war durch seine Stellung zur Zurückhaltung gezwungen . Die delte , daß lepterer in der vortrefflichen Stellung hinter der Operationen bis zur Schlacht von Borodino gewinnen durch Uja in Gemeinschaft mit Barclay schlagen sollte . Früher voll Bernhardi's Darstellung ein wahrhaft dramatisches Interesse, Drangs nach der Schlacht verwarf er die dortige Stellung, denn er läßt uns allenthalben hinter die Coulissen sehen und pries die von Dorogobusch, welche Clausewiß (damals General Vieles , was bis jezt unklar gewesen , ist durch die heillosen stabschef im Pahlen’ſchen Corps) geradezu abscheulich nennt Intriguen im ruſſiſchen Hauptquartier völlig aufgehellt. Dort -- Alles nur , damit Barclay nicht zum Schlagen komme, da war nämlich nach Alexanders erwünschtem Abgang Barclay die eingeleiteten Intriguen zu dessen Sturze auf der Anklage als Commandant der ersten Westarmee, neben ihm aber Phull, seiner Passivität beruhten. Damals ging Bagration so weit, der intriguante Bennigsen und Andere zurückgeblieben ; Bagras daß er Toll mit den Worten anschrie : " Herr Oberst , Ihr tion, an der Spiße der zweiten Armee , war jedoch älterer Betragen verdient, daß man Ihnen die Flinte auf den Rücken General als Barclay ; der Kaiser war der Schwierigkeit , ihn gibt ! " also einem Offizier von Toll's Verdienst, dem General, geradezu unter des leßteren Befehle zu stellen, aus dem Wege quartiermeister der Armee, durfte man mit Degradation drohen, gegangen und hatte es den Herren überlassen , sich selber zu weil er besserer Ansicht war , als der Untergeneral !! Der helfen wie sie könnten. So mußte Barclay den unbotmäßigen lügnerische Danilewski wird an unzähligen Stellen berichtigt Bagration , welcher dem Marschall Davouft bei Mohilew wohl und seine Absicht, zu entstellen, schlagend nachgewiesen ; daneben absichtlich so geringen Widerstand leistete , um der gefürchteten auch seine Partheilichkeit. So verschweigt er absichtlich , daß Vereinigung mit und Unterordnung unter Barclay bei Smo Toll am 20. den Rückzug von Smolensk gerettet und put lensk zu entgehen - er mußte ihn flehentlich um diese Ver statt dessen Tutschkow (zur Zeit der Publication seines Werks einigung bitten , und als sie endlich zu Stande gekommen, kaiserlicher Reichsrath !) zum Helden auf , wie er dann Toll ging das Elend erst recht an. Der boshafte Yermolow, der überall geflissentlich übergeht, obgleich er, Danilewski, welcher intriguante und maßlos heftige Constantin, Bagration und die ursprünglich aus Civildiensten am Tage von Borodino als gebornen Polen unter den russischen Generalen vereinten sich, Stabscapitän der Miliz zu Kutuſow gekommen , von Toll in um Barclay zu stürzen. Alle seine Maßregeln wurden laut den Generalstab befördert wurde , also diesem seine Carrière Toll war dem slavischen Schmeichler zu gerade. und offen getadelt, verläumderische Briefe hinter seinem Rücken verdankte. an den Kaiser gerichtet ; das Wort „ Verrath" wurde auf ihn Von der Stellung bei Dorogobusch behauptet Danilewski, die und den ehrlichen Wolzogen angewendet, und doch erzählt Bern beiden Feldherrn hätten sie zu eng " gefunden, während Bar hardi gerade hierüber eine erbauliche Geschichte. Es war am clay unter den vier Gründen , weßhalb er sie verwarf , gerade 8. Auguft, als Toll's Operationsplan zum Ueberfall der weit ihre übermäßige Ausdehnung in seinem Berichte an den Kaiser läufigen Cantonnementsstellung der Franzosen bei Witeps in aufzählt. Poniatowsky läßt er am Tage nach dem Treffen der Richtung über Rudnia mit höchster Leidenschaft verhandelt bei Mohilew zu Davouft stoßen und macht es diesem zum Vor wurde ; dort erzählt unser Buch wörtlich : Der kaiserliche wurf, daß er tros dessen Bagration nicht verfolgt habe , da Flügeladjutant Fürst Lubomirski hatte den russischen Angriffs doch Poniatowski erst am 28. Juli , also 4 Tage später, ein plan unter den jungen Herren des Hauptquartiers zu Smo traf ! Auch die Verfasser der Kriege von 1792-1815 werden lensk auf offener Straße besprechen hören. Er beeilte sich, in diesem Abschnitte einem der intereſſanteſten des Buches — seine Mutter , die in der Gegend auf dem Lande lebte , durch manche willkommene Berichtigung finden. ein französisch abgefaßtes Briefchen zu warnen und, da Murat So weit geht der erste Band ; der zweite Band enthält im bei dieser Dame einquartirt war, kam die Nachricht auf dem vierten Buch , betitelt 1812 unter Kutusow's Obers Es kam sogar zur befehl den Schluß dieses , im fünften ―― Frühjahrs . geradeften Wege an den rechten Mann.“ offenen Meuterei , als Constantin an der Spiße der unzu den Anfang des nächsten Krieges feldzug von 1813 ― friedenen Generale am 19. Auguft den Obergeneral zwingen bis zum Waffenstilstand . wollte, den Befehl zum Rückzug von Smolensk zurückzunehmen . (Fortsetzung folgt.) Barclay blieb jedoch fest und schickte den Großfürsten unter schicklichem Vorwand nach Petersburg. Ueber dieser leiden schaftlichen Scene hatte man aber keine Zeit gefunden , den Rückzug aus Smolensk zu ordnen und daher kam es, daß die

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Etudes sur les canons rayés par F. Gillion, capitaine d'artillerie de l'armée Belge. Liège, 1858. F. Renard , éditeur.

(Schluß.) 1) Die Rotationsgeschwindigkeit des Geschosses steht in einem geraden Verhältniß mit der Geschwindigkeit des Vor schreitens, mit dem Durchmesser des Geschosses , und in einem umgekehrten Verhältniß mit dem Windungsbetrage des Dralles (pas d'hélite). Sie nimmt viel langsamer ab , als die Ge schwindigkeit des Vorschreitens . Nach Cavalli betrug die An zahl der Umdrehungen des 30pfündigen Geſchoſſes 35 bis 112 77 in einer Secunde , erstere Zahl bei einem Dralle von 3,7 100 leptere von 10,36 Meter Länge für eine ganze Windung. 2) Der paracolische progressive und der reprogressive Drall wurden von der Erfahrung verworfen. Der gleichförmige ist der beste. 3) Die ballistischen Principien sprechen dafür , daß die Dralibeträge sich verhalten , wie die Quadrate der Kaliber (Seelendurchmeſſer). Wir halten dafür, daß dieses Verhältniß in der Wirklichkeit zwischen dem einfachen der Kaliber , und zwischen dem der Quadrate der Kaliber liegt, und kein constantes iſt. 4) Vier Züge find besser als zwei. Die Seiten der Züge bedürfen einer gewissen Steilheit. Wir glauben, daß die größeren Kaliber mehr Züge bedür fen, als die kleineren , und daß es vortheilhaft ist , selbst dem kleinsten Geschüßkaliber mehr als vier Züge zu geben , wenn die Flügel oder Warzen an den Geschossen fortbleiben. 5) Die ogivalen Geschosse mit Flügeln sind die der Praxis am meisten entsprechenden. Die Anhänger der von hinten zu ladenden gezogenen Feuerwaffen, zu denen auch der Berichterstatter sich zählt, wers den schwerlich die Flügel empfehlen, wohl aber Expansivgeschosse, oder erweiterte Pulversäcke des Rohres , bei Anwendung weicher Metallüberzüge der Geschoffe. 6) Das Pulver für gezogene Geschüße muß nicht sehr schnell zusammenbrennend sein. 7) Die gezogenen Röhre können kürzer sein, als die glat ten, ohne daß die Schußweiten und die Richtigkeit der Schüsse darunter leiden. 8) Die jeßigen eisernen Geſchüße würden , wenn man ſie zöge, cylindro-ogivale Geſchoſſe von einem 1½ fachen Gewichte der Vollkugel mit geschoßschwerer Ladung schießen können, ohne mehr zu leiden , als bei glattem Seelenzustande und bei Anwendung von Vollkugeln mit kugelschwerer Ladung, und dabei dennoch größere Schußweiten und eine größere Genauig keit des Treffens geben als aus glatten Seelen. Bei Geschossen ohne Flügel , also bei Expansivgeschossen oder nur allein durch die Geſchüßladung sich in die Züge ein klemmenden Geschossen von weicher Oberfläche, ist der entzün deten Ladung der Ausgang neben dem Geschosse noch mehr erschwert , und kann daher das Ladungsverhältniß noch mehr vermindert werden , ohne die erwähnten Vortheile einzubüßen. Auch steht der Anwendung von noch schwereren Geschossen, als solchen von 12 Kugelgewicht , nichts Wesentliches entgegen . 9) Das Zichen der Kanonen wird die Verminderung der bisherigen Kalibergröße, bei Beibehaltung gleich großer mecha nischer Wirkungen, wenigstens um die Hälfte gestatten. Dieser Vortheil ist von unberechenbarer Größe für die Er

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leichterung sowohl der Feld als der Belagerungs- und Festungs fanonen, und wird sich vorzüglich dann in seiner ganzen Bes deutung herausstellen , wenn das Gewicht der Geschosse über das 1½ fache der Vollkugeln gebracht , und die von uns be fürwortete Gestalt der Geschosse gewählt wird. 10) Broncene Geschüße würden auch mit Vortheil gezogen werden können. Allerdings dürften sie den glatten broncenen Geschüßen vor zuziehen sein, doch werden ſtählerne und gußeiſerne sicher den Zweck mehr erfüllen . Dieß haben auch nach der Tagespreſſe die französischen Versuche mit broncenen gezogenen Kanonen erwiesen. Wir schließen unsern Bericht über die recht interessante Schrift mit dem Wunsche , daß ihr recht viele ähnliche folgen möchten , und in der auch von dem Herrn Verfasser getheilten Ueberzeugung , daß die Einführung gezogener Kanonen als eine unzweifelhafte gilt, wie viel Arbeiten auch noch vorangehen mögen, bevor die sämmtlichen Specialitäten ihrer Construction festgestellt sein werden.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. September 1858.

Portugal. Revista militar. Direcção : Antonio de Mello Breyner , tenente Coronel ; Luiz Travassos Val dez , Major graduado ; João Manoel Cordeiro, Major graduado. Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1858. Die Festung Peniche. (Forts.) Nach einigen historischen Bemerkungen über zwei bedeutende an der Küste von Pe niche stattgehabte Schiffbrüche wird auf die großen Hülfs mittel übergegangen , welche die Festung befißt und dabei bemerkt, daß sie alle Sorten Getreide und genügend Wein hervorbringe. Zum Schlusse wird nochmals ihre strategische Wichtigkeit als Festung ersten Rangs sowohl zur Vertheis digung Lissabons, als auch als leßter Zufluchtsort in Zeiten der Gefahr hervorgehoben. Ueber den Gehalt der Artillerie offiziere. Der Ums stand , daß die Artilleriecadetten in dem Vorbereitungscurse der Specialwaffen als die leßten rangiren , und bei ihrer nachherigen Anstellung als Offiziere nur einen geringen Ges halt beziehen , ist Schuld , daß es in der Artillerie zahl reiche Vacaturen gibt. Der erste Mißstand ist nicht so leicht zu beseitigen, da er mit der Organisation der Kriegs schule zusammenhängt. Das Miniſterium will daher wenigs stens im zweiten Punkte helfen und beantragt folgende Ges halte : für den Oberst in activem Dienst bei besonderen Auf trägen und Verschickungen 89,000 Reis , im gewöhnlichen Garnisonsdienst 84,000 R. ( 267 und 252 fl .) , Oberflieutenant 78,000 und 73,000 R. (234 und 219 fl. ) , Major 75,000, 70,000 R. ( 225 und 210 fl .) Capitän 49,000 , 44,000 R. ( 147 und 132 fl .) , Oberlieutenant 32,000 R. (96 fl .), Lieutenant 25,000 R. (75 fl. ) ; für den Lieutenant als Batteriecommandant 5000 R. Zulage. Ein Theil des Ge halts ist als Gratification zu betrachten und steuerfret. Die brasilianische Armee. Bestand derselben : Großer Generalstab, Ingenieurcorps, Generalquartiermeisterftab, Sani

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tätscorps , geistliche Abtheilung , 1 Ingenieurbataillon , 1 Regiment reitender Artillerie , 4 Bataillone Fußartillerie, 1 Arbeitercorps, 2 Compagnien Garnisonsartillerie, 5 Regis menter Cavalerie , 7 Compagnien Garnisonscavalerie , 13 Bataillone Infanterie , 13 Compagnien Garniſonsinfanterie mit 29 Generalen , 201 Stabsoffizieren , 1285 Subatern offizieren, 22,389 Unteroffizieren und Soldaten. Die Or ganisation enthält unter Anderem eine Militärverbesserungs Commission, welche Vorschläge zu Verbesserungen zu machen hat und eine Generaladjutantur , die den Miniſter über Stand , Disciplinverwaltung und Unterricht auf dem Lau fenden erhält. Es folgen nun zahlreiche Auffäße aus Militär - Zeis tungen des Auslands , welche neuerdings die Original artikel überwuchern und uns meistens schon von anderer Seite her bekannt sind. Wir nennen folgende : Die hole ländische und fardinische Armee , Stärke und Zusammenseßung. Die spanische , dänische und englische Kriegsmarine. Indien und die Sepoys. Die hannoversche Reitschule. Die Seefeftung Cherbourg. Sardinien . Rivista militare , giornale mensile. Direttori L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III. Torino , 1858 . Militärstatistik von Italien. ( Forts. ) Toscana. So sehr dieß Land im Civil vorgeschritten , so sehr ist es im Militärischen zurückgeblieben. Seine Armee steht in keinem Verhältniß zu der Einwohnerzahl und dem Reichthum des Landes. Ueberdieß ist für keine Reserve gesorgt. Die Ar mee zählt 3 Brigaden oder 12 Bataillone Infanterie , 2 Schwadronen Jäger und 2 Compagnien Artillerie , nebst einigen Bataillonen freiwilliger Jäger, und ist nur circa 8000 Mann stark. Der Gehalt ist geringer als in Sar dinien und Neapel . Das Brod wird in den Militärbäcke reien gebacken 2c. Das Tuch zu den Kleidern liefert die Regierung an die Regimenter ; die Remontirung geschieht im Lande. Es gibt 2 Militärſchulen , die eine mit 50 Zöglingen zu 14-16 Jahren , die andere mit 80 Zög lingen von 10-12 Jahren. - Kirchenstaat. Hier ist das Militär am meisten vernachlässigt. Es sind nur 18,000 Mann vorhanden, während der Staat 30,000 halten könnte. Sie bestehen aus der Hefe des Volkes , und werden durch ein Inquisitionssystem noch mehr demoralisirt. Die Vers waltung ist schlecht , ebenso die Instruction ; am schlechtesten aber steht es mit der Disciplin. Die Armee ist eingetheilt in eine Nobel , Palast und Schweizergarde , 2 Schweizer regimenter , 2 römische Regimenter , 1 Jägerbataillon , 1 Dragonerregiment , 3 Felds und 5 Festungsbatterien , 2 Garnisonsbataillone und 3 Legionen Gendarmen. Nach dem auch noch Parma und Modena kurz durchgenommen, wird der Schluß gezogen, daß Italien 194,903 M., 21,934 Pferde und 350 Kanonen , im Feld aber 304,937 Mann und 45.927 Pferde besiße , mit anderen Worten , daß es eine Armee aufstellen könne , die genüge , um seine Unab hängigkeit zu sichern , wofern nur die Staaten unter sich einig wären. Rechenschaftsbericht über die sardinische Aushe

Nach dem neuen Recrutirungsgesetz bung von 1857. zerfällt die waffenpflichtige Mannschaft in zwei Theile: Die Dienstmannschaft und die Reserve mit etwa je 9000 Mann, welch' leßtere nur die Lücken des ersten Theils aus füllt, 5 Jahre pflichtig ist, in diesem Zeitraum nur 40-45 Tage in einem Uebungslager präsent bleiben muß und heis rathen darf, während die Dienstmannschaft 5 Jahre präsent Durch dieses System wird und 6 Jahre auf Urlaub ist. eine starke Reſerve mit geringen Kosten ( 400,000 Lire) für das Uebungslager jährlich) gewonnen , und sämmtliche Re crutirungspflichtige find einander gewissermaßen gleichgestellt. Das Lager ist so fituirt , daß fast alle Pflichtigen es in 24 Stunden erreichen können , wo sie gut verpflegt und behandelt werden. Ueberdieß sind in den Hauptmilitärsta tionen Speciallehrcurse für solche Reservisten angeordnet, die es vorziehen , hier ihren Dienst zu erlernen. Die Stell vertretung wird dadurch nicht schwierig , da eine genügende Zahl präsenter Individuen (Unteroffiziere) hierfür vorhanden. ist. — Unter 100 Pflichtigen zählt man 31 untaugliche und 33 als Soldat oder von 52,068 berücksichtigte , so bleibt Pflichtigen 8873 Recruten erster Kategorie und 8832 Re servisten. Sie sind nur vor einem Feldzuge räthlich , riegsräthe . nicht aber im Laufe eines solchen , wo sie die Thatkraft Hemmen . Große Feldherrn brauchen keine . Vermischtes : Die Schraubenkugel des Unteroffi ziers Müller für glatte Läufe . Der hintere Theil dieser konischen Kugel hat 6 Flügelchen , durch welche die gleiche Rotation hervorgebracht werden soll , wie durch die Züge der Büchse .

Miscelle. Ein

Wunderschiff.

Der britischen Abmiralität liegt gegenwärtig eine von einem Amerikaner ihr zum Kauf angebotene neue Erfindung vor ein Boot, das unsichtbar unter Wasser sich fortbewegen kann und es mit allen Kriegsflotten der Welt aufnehmen würde. Der Erfinder erbietet sich, ein derartiges Boot von 8 Tonnen Gehalt für 12 bis 15 Mann zu bauen. Dasselbe hat Raum , eine Menge Pulversäcke und sonstige Explosionsapparate aufzunehmen , kann sich ohne Luftzufuhr von außen mehrere Stunden entweder ganz nahe unter dem Meeresspiegel oter in einer Tiefe von über 100 Fuß mit einer Schnelligkeit von 3 Mei len pr. Stunde nach allen beliebigen Richtungen hin bewegen , fola lich in das Centrum feindlicher Flotten eindringen, Schiffe und Batte rien in die Luft sprengen , feindliche Fahrzeuge anbohren ; kann ein schweres Geschug mit sich in die Tiefe nehmen , um inmitten einer feindlichen Flotte plöglich aufzutauchen , das Geschüß abzufeuern und wieder unterzutauchen ; kann übrigens auch zu friedlichen Zwecken, zur Perlenfischerei , zum Heben versunkener Schiffe und dergleichen gebraucht werden. Uebrigens aber war England das legte Land , dem diese Erfindung angeboten wurde. Die amerikanische Admiralität hatte den Erfinder mit der Bemerkung abgewiesen , daß sie vorerst Schiffe , die auf, nicht unter dem Wasser schwimmen , brauche. Darauf hin kam er nach Frankreich , das sein Anerbieten nicht einmal einer Ante wort würdigte. Endlich klopfte er bei der englischen Admiralität an, die eben nicht im Rufe steht, bei jeder Erfindung rasch zuzugreifen. Aber der Mann wurde höflich angehört, und es ist nicht unmöglich, daß man ihm die Mittel zukommen läßt, ein Modell seines Wunder schiffes herzustellen. Wenn es fertig ist , wird man wohl Näheres erfahren , und wenn es nur die Hälfte von dem , was der Yankee verspricht , leisten kann , ist es eine schöne runde Summe unter Brü dern werth.

Redigirt unter Verantwortlichten des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Samftag ,

34. Jahrgang.

22. Januar 1859.

No. 7 & 8.

เมน

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Preußen . Berlin , 17. Januar. Im Herbſte v. 3. wurde, wie

längerem Militärdienſte bekanntlich einen Anſpruch auf (N. Pr. 3.)

Anſtellung im Civil erlangen.

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in Nr. 87 & 88 der A. M. 3 . von 1858 mitgetheilt, von

Niederlande.

Seiten des f. Kriegsminiſteriums die Anordnung getroffen, daß Ernennungen von Gefreiten fortan nicht mehr vorzunehmen und nur diejenigen Gemeinen im Genuſſe der Gefreiten - Zulage zu belaſſen ſeien , welche dieſelbe ſchon

Aus dem þaag , 13. Januar. Dem Bernehmen nach ſoll das Cadetten - Inſtitut zu Breda aufgehoben wer

den. Dhne daß dieſe Angelegenheit bereits einen officiellen

früber bezogen hätten . Man bezweďte durch dieſe Maß-

Charakter trägt, erfährt man doch von unterrichteter Seite,

regel, hinreichende Fonds zur Bermehrung der Unterofft:

daß der Plan gehegt wird , die MilitärsAfademie zu Breda in eine Ingenieurídule u mzubilden ;

ziersgehaltezu gewinnen , welche bei dem immer fühlbarer

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werdenden Dangel an Unteroffizieren dringend gebo- nur bleibt es noch vorläufig der Frage unterworfen , ob ter erſchien. Durch eine ganz neuerlich ergangene frieg se jene Anſtalt als ein rein militäriſches Inſtitut einzurichten minifterielle Verfügung iſt nun die vorerwähnte oder, mit der Afademie zu Delft verbunden , zu einer allge Anordnung zurückgenommen und beſtimmt worden , daß meinen polytechniſchen Schule umzugeſtalten iſt. Die der Gefreiten-Manquements da , wo fie inzwiſchen eingetreten ,

Offiziers -Carrière fich widmenden jungen Leute ſollen bei

wiederum zu deden ſeien . Es deutet dieſe neueſte Beſtim . der eventuellen Aufhebung des Cadetten - Inſtitute ihre mung darauf hin , daß man bei den in Ausſicht geſtellten Ausbildung im Regiment und in noch zu organiſirenden (Preuß. Ztg.) Finanzvorlagen zur Kräftigung des Heeres vor Adem auf Regimentsſmulen empfangen. eine Verbeſſerung der äußeren Lage des Unter.

offizierſtandes bedacht ſein wird , und dieß um ſo mehr, als anderweitige, mit Geldopfern verknüpft Umge

Sch w eden.

ſtaltungen im Organismus der Armee in dieſem Jahre dem Vernehmen nach nicht beabſichtigt werden. Für die Þebung und Feftigung des ſo wichtigen Standes der Unteroffiziere iſt übrigens innerhalb der lebten Jahre auch in andern Richtungen viel geſchehen , vornämlich durch Vermehrung der Schulabtheilung in Potsdam ,

ſollen im Laufe dieſes Jahres eine theilweiſe veränderte Uniform anlegen . Namentlich iſt vom Kriegsminiſterium befohlen worden, daß die Gradbezeichnungen nicht mehr wie früher nach preußiſchem Mufter durch Epauletten, ſondern durch Goldgallonen , Goldſchnüre und Goldknöpfe

Stocholm , 7. Januar.

Die ſchwediſchen Dffiziere

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als der eigentlichen Unteroffiziersſchule des Heeres . Dieſelbe um den Kragen, wie ſolche die öſterreichiſchen Offiziere in iſt vor 11 Jahren von drei aufvier Compagnien heran- ähnlicher Weiſe tragen, angegeben werden ſollen. gewachſen und ſeit dem 1. October v . I. auf den Stand von 115 Gemeinen auf die Compagnie. Mit 17 Jahren

treten die jungen Leute in die Schulabtheilung ein und erhalten während eines dreijährigen Curſus unentgeltlich

TÜ r k e i.

Conſtantinopel, 30. December 1858. In Erzerum

Selim die beſte wiſſenſchaftliche und militäriſche Ausbildung, iſt gegenwärtig eine Commiſſion, beſtehend aus beſchäf gegen welche die Bedingung, für jedes der Souljahre Paſcha, Muchlis Paſcha und Feizi Paſcha, damit zwei Jahre in der Armee dienen zu müſſen , nur unbedeu- tigt, die Befeſtigung der Gränze von Kars bis tend in die Wagicale fält. Mancher unbemittelten Familie Batum zu bearbeiten. Auf Cypern hat man kürzlich die bis jeßt vorhan dürfte in der That damit gedient ſein, ihre Söhne foſtens frei ſo gut untergebracht zu wiſſen, zumal dieſelben bei dene Feſtungsartillerie in Nizam verwandelt. Dieſe Um -

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wandlung war für die Feftungen des türkischen Reichs eine sehr nothwendige, da das alte Institut der Jerli-Artillerie (Ortsartillerie) auch den bescheidensten Ansprüchen nicht mehr entsprach. Man beabsichtigt nach und nach die Festungsartillerie aus den Ueberresten diesesI Aufge bots auf sieben Regimenter zu bringen.

Gold aufgewogen wird ! Während wir mit Abfaſſung dieser Zeilen beschäftigt waren , ging uns die Einladung zum Abonnement auf den XII . Jahrgang der österreichischen Militär -Zeitung zu und wir waren nicht wenig befriedigt, dort unsere Ansicht bestätigt zu finden. In richtiger Würs digung des von uns dargestellten Verhältniſſes hat die betreffende Redaction vom Jahr 1859 an den Ehrenfold in einer Weise für ihre Mitarbeiter festgestellt , wie dieses bisher nur große politische Organe thun konnten. Auf jeden Fall hat es für die Redactionen der Fachjournale immer einen unangenehmen Beigeschmack gehabt, wenn die Erträgniffe ihrer Organe fie kaum einmal in den Stand ſegten, den Mitarbeitern die Einsendungskosten vergütet zu sehen, von einem Honorare ganz zu schweigen , das in der gün stigsten Zeit nicht einmal dem vierten Theile der Summe gleichkam , welche politische Blätter bezahlten. Fürchteten wir nicht gegen den Takt zu verstoßen , wir würden aus unserer eigenen Journalistenpraxis eine kleine Aufklärung geben, und z. B. ersichtlich machen, wie lange wir für eine oder die andere Zeitung thätig waren , bis wir uns nur zu einem ständigen Freiexemplar aufgeschwungen haben. Wenn nun aber die militärischen Blätter über einzelne Tagesfragen wirklich völlig stumm gewesen find , oder die selben wenigstens nicht umständlich genug erörtert haben , wie ihnen dieses unser geehrter Herr Gegner in Nr. 37 und 38 der Neuen Mil.-Ztg. vorwirft , so tragen hieran auch wieder nicht die Redactionen die Schuld, sondern die eigenthümlichen Verhältnisse, in welchen sich die Mehr zahl der Mitarbeiter befindet. Die Redactionen erkennen gewiß ihren Vortheil und sind über die Schwächen ein zelner Originalartikel ganz im Klaren ; wenn sie es nur so machen könnten , sie wünschten gewiß auch das zu ers Kaum taucht reichen , was der Herr Kamerad andeutet.

Die militärische Preſſe und ihre Aufgabe. II . ΄ (Forthegung. ) Der Herr Kamerad in Nr. 37 der Neuen Mil .-Ztg. vom vorigen Jahre hat der militärischen Auffäße der in Augsburg erscheinenden " Allgemeinen Zeitung“ gedacht und hier zunächst der gediegenen Artikel des geistreichen und erfann publicistisch gewandten früheren h. Correspon denten , nunmehrigen Mitredacteurs dieses Journals er wähnt , und zwar in einer für unsere Blätter eben nicht sehr schmeichelhaften Parallele. Wäre nur eine Militär Zeitschrift im Stande gewesen, dieſem Herrn das zu bieten, was die " Allgemeine Zeitung" zu bieten vermochte, er würde vielleicht bei seiner vorherrschenden Neigung zu militär-wissen schaftlichen, das Marinewesen und die Technik betreffenden Arbeiten, ebenso gerne der Redaction eines Fachblattes beige treten sein oder ihr vorgestanden haben. Damit haben wir nun einen Punkt berührt , den wir nur ungern besprechen, zu dessen Erwähnung wir aber gezwungen find , wollen wir uns nicht wieder vorwerfen lassen, daß wir über unsere eigenen Worte erschrecken Wir meinen nämlich - den ner vus rerum , den Geldpunkt. Es muß diese Saite ein mal angeschlagen werden ; möchte es uns gelungen sein, dieß zart zu versuchen ! Wir hören uns schon im Geiste zurufen, die Offiziere schreiben in die militärischen Blätter bloß um der Ehre willen , und bedürfen keiner weiteren Belohnung , als jener, welche in dem Bewußtsein liegt, die Interessen des Standes vertreten und gefördert zu haben. Im Princip ganz einverstanden ; aber die Aus führung ? Die Redactionen möchten hierin von anderen Erfahrungen erzählen können. Wir läugnen nicht , daß sehr viele , besonders höhere Offiziere Beiträge liefern, lediglich um der guten Sache zu dienen, und wollen feines wegs behaupten , die Redactionen hätten Ursache , über Eigennuß ihrer freundlichen und gefälligen Mitarbeiter zu flagen ; nein , wir sagen nur , daß den Militär-Zeitungen deßhalb das beste Material entgeht , d. h. gar nicht ange boten wird , weil man dasselbe anderswo besser zu vers werthen weiß. Es gibt heut zu Tage so viele literarische Unternehmungen , daß sich wirkliche Schriftstellertalente wegen des dargelegten Verhältnisses dahin wenden werden, wo ihre Geistesproducte auch materiell eine höhere Schäzung erfahren. Oder find etwa manche der gepriesensten Ar beiten in politischen Blättern nicht von Offizieren geschrie ben ? Es ist, vorzüglich für unbemittelte Kameraden, nicht recht abzusehen , warum gerade fie ihre journalistischen Leistungen nur pour l'honneur et la gloire bieten sollen, während doch den ersten Gelehrten Deutschlands jeder Bogen , den sie für eine größere Zeitschrift liefern , mit

am politischen Horizont irgend ein Thema auf , was eine allgemein wichtigere militärische Seite bietet, so gchen schon die redactionellen Briefe nach allen Weltgegenden aus . Wir wurden selbst mehr als einmal, je nach dem Bedürfniß des Augenblicks , mit solchen urplöglichen Aufträgen beehrt. Abgesehen davon , daß , wie wir oben erwähnten , oft die intelligentesten Offiziere ihre literarischen Producte einem politischen Blatte einsenden , wird die getreue Schaar der Mitarbeiter durch solche unvermuthete Aufforderungen förm lich überrascht , weßhalb die wenigsten von ihr im ersten Augenblick im Stande sind , ein bindendes Versprechen zu geben. Bis fie dann des verlangten Gegenstandes mächtig find , ist meistens der gesteckte Zeitpunkt , d . h. das mo mentane Interesse an einer Sache, schon wieder vorüber. Außerdem wollen die wenigsten Mitarbeiter bestellte Auf säße fertigen , sondern sich die zu behandelnden Themas frei und selbstständig wählen. Wahrlich, die geehrten Re dactionen werden uns Recht geben , keine hat Mangel an Einsendungen , nur die Artikel , wie sie eben der immer währende Wechsel der Tagespreſſe erfordert, fehlen. Welche Fluth von Arbeiten läuft oft über ein und denselben Gegen stand in das Redactionsbureau, und welche Ungeduld oder welcher Verdruß entsteht jedesmal, wenn diese Aufsäge nicht sogleich oder am Ende gar nicht mehr abgedruckt werden können ! Was bemühen sich ferner die Redactionen, um mehr Originalcorrespondenzen für den Theil ihrer Blätter zu gewinnen , welcher den Nachrichten gewidmet ist ! Wie

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oft erhalten fie gar keine Antwort oder wie viele sagen regelmäßige Einsendungen zu und wie wenige bleiben ihres Versprechens eingedenk! Wie viel Rücksichten der verschie densten Art haben die Redactionen nicht sonst noch zu nehmen ! Welche Verdrießlichkeiten haben sie, wenn sie hin und wieder von ihren unveräußerlichen Rechten Gebrauch

Wir erklären uns zwar mit ihrer Leser zu suchen find. einer solchen Einrichtung unter keiner Bedingung einver standen , müssen es aber den Abonnenten des betreffenden Blattes überlassen , einen sich zeigenden unwissenschaftlichen Geist zu bannen , wenn er ihnen widerlich sein sollte. (Fortsegung folgt.)

machen , z . B. eine Kürzung vornehmen , zur Erzielung einer gleichmäßigen Schreibart eine kleine Correctur wagen u. f. f. , Dinge , die man von einem großen politischen Blatte ohne Murren erträgt ! Ja , Gott möge uns gnädig vor den Mühen und Schmerzen einer Redaction bewahren ! Zur Journalistik gehört außer Beruf und Talent auch noch Zeit. Die activen Offiziere und dieß sind weitaus die Mehrzahl der Einsender, treiben aber dieses Geschäft doch nur in den dienstfreien Stunden , so zu sagen nebenher. Deßhalb werden ihnen hierin die Journalisten von Pro feſſion faſt immer überlegen sein und ein Vergleich mit Es ist überdieß diesen scheint uns daher nicht zulässig. der schriftstellernden Kameraden vorzüglichste Aufgabe durch aus nicht, gerade in der Tagesliteratur zu glänzen. Hätten fie immer gleich zur verlangten Zeit die nöthige Muße, fie Möge fönnten wohl auch eingehende Artikel schreiben . uns hier wieder ein Beispiel erlaubt sein. Geseßt , wir erhielten den Auftrag , einen energischen Aufsatz gegen die Schleifung der Festung Rendsburg und für die Erhebung Wären dieses Plazes zur Bundesfestung zu verfassen. Wären wir Journalist von Fach , so würden wir etwa wie folgt verfahren. Wir suchten zuerst auf , was der selige Pz. über die noch mangelhafte Fortification unserer Nordsee küste Treffliches geschrieben hat; es ist uns dieses Material noch im Gedächtniß und wir könnten es daher rasch auf finden. Dann schlügen wir in den zwei oder drei bedeu tendsten Werken über die schleswig-Holstein'sche Angelegen heit die betreffenden Friedensverträge nach. Endlich sprä chen wir viel von der Züchtigung des dänischen Uebers muths durch die deutsche Kraft , verbrämten das Ganze der Artikel wäre fertig. mit nationalen Ermahnungen und Hätten wir gar das Glück , am Siß der Redaction eines großen politischen Organs zu sein , so stünden uns über dieß noch ganz vorzügliche Einrichtungen und Hülfsmittel Wir hätten dann die für Literatenzwecke zu Diensten. ausgezeichnetsten encyclopädischen Werke und die verläſſigsten Karten , Pläne u. s. f. zu unserer Benugung , wesentliche Bedingungen , die den Bureaur der militärischen Blätter zum Theil noch fehlen. Man kann aus diesem Exempel unschwer entnehmen , warum die nicht-militärischen Zeit schriften unseren Blättern manchmal voraus find. Wenn unser Herr Gegner ferner sagt , daß militärische Blätter es wagen durften , ihren Lesern schlechte moderne Novellen zu bieten , so wäre es gut gewesen , dieselben zu benennen. Uns ist nur ein Blatt bekannt, welches dieses gethan hat und manchmal noch thut. Schlechte Novellen erinnern wir uns zwar auch nicht dort gelesen zu haben ; nur erschien einmal eine verunglückte Nachahmung einer Originalerzählung, die allerdings so voll von Commißwißen, Kasernengeruch und gewissen Anzüglichkeiten war, daß fie mitten in ihrem Abdruck unvollendet eingestellt werden mußte. Das in Rede stehende Organ wird für die Bei behaltung seines Feuilletons jedenfalls Gründe haben , die vielleicht in den traurigen und abgelegenen Garnisonen

Militärische Briefe aus Frankreich. III . *) Paris vom militärischen Gesichtspunkte. Paris auf Hieb und Stich , auf Angriff und Verthei digung fortwährend gefaßt und gerüstet - ist eigentlich die Soldatenstadt par excellence. Die ganze Geschichte von Paris ist eine Kriegsgeschichte, deren Lettern in Stein und Erz in den Straßen geschrieben stehen; der Sinn der ganzen Bevölkerung ein kriegerischer, der die Waffen gegen sich selbst kehrt , wenn er nach außen keine Befriedigung findet. Diese Grundzüge geben der Stadt Paris das kriegerische Gepräge, denn nicht die Maffe der Soldaten macht sie zu einer Soldatenstadt par excellence , wie Berlin rielleicht diesen Charakter für sich in Anspruch nimmt , sondern die seit mehr als einem Jahrtausend fast ununterbrochene Reihenfolge großer militärischer Erlebniſſe, deren Umfang und Tragweite sich mit dem Umfang und der intellectuellen Erweiterung der Stadt zugleich gesteigert hat. In einem Zeitraume von 11 Jahrhunderten ist die Umfassungsmauer von Paris neunmal erweitert und neun mal hat inzwischen die Physiognomie der Stadt sowie die der Bevölkerung fich geändert. Diesen Augenblick beſchäf tigt man sich damit , die Octroi-Mauer , die alte Be= festigungslinie, niederzureißen und Paris bis zu den neuen fortificatorischen Anlagen , bis zu dem großen Wall , der die Stadt umgibt, auszudchnen, wodurch die Stadt Paris die Vorstädte in sich aufnimmt , affimilirt und absorbirt, ein Proceß, wodurch die Stadt Paris nicht allein 300,000 Einwohner mehr gewinnt, sondern wodurch ihre Einnahme von 93 Millionen Francs auf 125 Millionen erhöht wird ; eine nothwendige Maßregel endlich, um diese schnell , wild und naturwüchsig emporgeschossene Bevölkerung unter die ordnende Controle der Stadt zu stellen , um in diesem planlosen Aufbau Verbindung und Einheit möglich zu machen und um die Pariser der inneren Stadttheile durch eine Ausdehnung der Polizei und Sicherheitsmaßregel vor dem Schreckensruf der revolutionären Bewegung zu schüßen : , les faubourgs descendent ! " Aber gleich wie im Jahr 1792 le mur mourant fait les faubourgs murmurant", und bis zur Verwirklichung dieser Idee sind noch manche Die großartigsten baulichen Vers Kämpfe zu bestehen. änderungen gehen indessen in Paris selbst vor : ganze Stadttheile sieht man in unglaublich kurzer Zeit verschwin den und neu entstehen , und alle diese großartigen Neu bauten haben , abgesehen von ihrem national-öconomischen, commerciellen und industriellen Charakter, vorzüglich einen strategischen Beweggrund . Man will die eigentlichen Heerde *) Vgl. II. in der A. M.-Z. Nr. 93-96 von 1858.

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der Revolution vernichten, jene dunklen kleinen Gaffen ver denn unter der Rue Rivoli führt ein breiter verdeckter Gang , wohinein selbst Geschüße gebracht und befördert schwinden lassen , welche der Gesundheit des Volkes und Staates gleich schädlich sind , man will mit dem revolu werden können. So ist Paris gegen sich selbst immer auf rionären Geiste brechen, die Rückkehr dieses spectre rouge dem Sprunge und zum Kampfe bereit, und das Ganze ist unmöglich machen , man will die Stadt und seine Be ein System der Gewalt gegen die Gewalt, ein System , völkerung militärisch beherrschen ; darum werden jene dem so Manches geopfert wird . Wie viele Bauwerke von frummlinigen Schlupfwinkel des Proletariats durchbrochen monumentalem Charakter, von großem historischen Werthe und durch breite gradlinige Boulevards erseßt , an deren hat man der geraden Schußlinie zum Opfer gebracht, man Endpunkten große Kasernen liegen , welche die Straße, hat Kirchen zerstört und Paläste errichtet, und Alles — der sowie den Stadttheil beherrschen. Diesen Augenblick find graden Linie wegen ! Keine Stadt hat so unbarmherzig 7 neue Straßen im Bau und 13 für den Bau projectirt, mit der Vergangenheit gebrochen , feine Stadt hat den unter ihnen ist die bemerkenswerthefte und breiteste le Zerstörungssinn auch so äußerlich bethätigt , keine Stadt Boulevard de Sebastopol " , der , die Seine rechtwinklig hat so gegen ihr eigen Fleisch und Blut gewüthet , wie durchschneidend , fast ganz Paris in zwei gleiche Theile Paris , so daß dieß alte Paris fast das Aussehen eines theilt ; an seinem öftlichen Endpunkte liegt der Straßburger modernen Badeorts hat und sich sein jeßiger Charakter zu Bahnhof, an seinem westlichen das Pariser Observatorium ; seinem früheren antirevolutionären verhält wie etwa eine vom Boulevard St. Denis bis zur Rivoli- Straße bildet modisch aufgepuzte Balldame zu der claſſiſchen Venus von er eine grade Linie , welche der Länge nach von einem Milo. Und was helfen alle diese Künste, alle diese Maß regeln der Gewalt, des Volkes gegen sich selbst ? Wenn Geschüß bestrichen werden kann ; seine Breite erlaubt , daß eine Batterie von 6 Geschüßen nebeneinander Spielraum der Barricadenkampf nicht mehr möglich ist, die Revolution findet. In der Nähe der Straßen befinden sich zwei der erfindet andere Mittel. Diese unterirdischen hohlen Gänge größten neuen Kasernen , die Kaserne Napoleon und die einmal gesprengt, und eine ganze Straße ist in eine Barri Kaserne Château d'Eau , von denen die erstere in der " cade umgewandelt ! Auf einen derartigen Einwurf antwortete mir ein französischer Offizier : „Vom Barricadenkampf ſind Mitte gelegen die Rivoli- Straße und die Quailinie_be herrscht und die legtere la caserne de château d'Eau wir ganz abgekommen, das Wichtigste ist Positionenhalten ; Paris in sich selbst ersticken, ihm die Lebensader unterbinden ! in den früheren Sammelplag der revolutionären Ele Die drei wichtigsten find : la place de la Concorde , les mente gelegt ist , in die Gegend der porte St. Martin. Diese Kaserne , welche für 1500 Mann Plaz bat , domis Tuileries , la place de la Bastille ; das Uebrige machen nirt 6 Straßen : Boulevard St. Martin , Boulevard du die Kasernen. Der place de la Concorde dient l'Espla nade des Invalides und le champ de Mars als Zuzug Temple , rue du faubourg du Temple , rue de la Douane, rue de Château d'Eau und rue de l'Entrepôt. und Reserve, wo bis zum Jahr 1852 noch 52,000 Mann Die Bauart der neuen Häuser und Kasernen ist durchaus campirten, die Tuilerien können in ihrem Innern durch die feuer- und bombenfest aus Eisen und Sandstein, den man Vereinigung mit dem Louvre 70,000 Mann aufnehmen und in der Nähe von Paris in Courbevoie in großen Stein die Hälfte dieser Zahl hat auf der place de la Bastille brüchen in Unmasse findet, Holz kennt man in Paris zum Plaz ; durch diese wichtigen Positionen beherrschen wir ganz Bau nicht mehr ; das Steinpflaster aus kleinen Sandsteinen Paris, denn wir theilen es in zwei Theile, die nicht mit einander in Verbindung treten können, wir haben die ganze zusammengedämmt und gekittet , ist schwer aufzubrechen, und macht jeden Barricadenbau schon wegen der Straßen Linie der Seine in unserer Gewalt, und durch dieß „ divide breite unmöglich . Die nächst wichtige große Kaserne ist et impera" glückte uns der Staatsstreich vom 2. December 1852." die Ecole militaire, welche als Sammelplag für die nörd (Schluß folgt.) lich von Paris liegenden Garnisonen dient und zugleich der Wohnort der Truppencommandeure ist , des Commandeurs der Garde und dreier Brigadegenerale , um nöthigenfalls sogleich das Commando über die Armee übernehmen zu fönnen und durch schnelle einheitliche Maßregeln jede auf Literatur. kommende Bewegung in ihrem Keime zu ersticken ; 23 kleinere Kasernen sind über ganz Paris vertheilt , welche Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser den größeren als Zwischenstationen und Soutiens dienen lich russischen Generals von der Infanterie und die alle miteinander in Verbindung stehen , 5 der= Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theodor Was aber diesen Vorsichts selben find noch im Bau. v. Bernhardi. 4 Bände. Leipzig , 1856-58. maßregeln erst die rechte Bedeutung verleiht, das sind die Verlag von Otto Wigand . lebendigen Streitkräfte , welche in unglaublich kurzer Zeit (Fortseßung.) in Paris concentrirt werden können , und die ihr Unters Das vierte Buch beginnt mit einer Charakteristik Kutu fommen , sowie ihre vollständig friegsmäßige Ausrüstung an Ort und Stelle finden. Paris kann jeden Augenblick sow's, nicht nach Danilewsky, denn der hat sein Buch", wie zwei Armeecorps zu 30,000 Mann mobil machen und in der Verfasser mit Recht sagt, in der Absicht geschrieben , ein Gegenstück zu Xenophon's Cyropädie zu liefern und uns das 24 Stunden die Zahl der Streitkräfte verdoppeln , also über 100,000 Mann feldmäßig ausgerüstet zum Kampf Mußter eines Feldherrn vorzuführen, wie dort das Ideal eines Kutusow traf am bereit stellen ; Paris kann von einem Ende der Stadt bis Königs Gegenstand der Dichtung ist." 29. Auguft im Hauptquartier zu Zarewo - Saimischtſche , auf zum anderen ungesehen Truppen und Geschüße schicken,

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deutsch Kaiserdamm, ein ; sie war so benannt nach dem stunden langen Damm, auf welchem die Moskauer Chauſſée hier einen weitgedehnten Moraſt überschritt , hinter welchem Barclay sich schlagen wollte. „ Mit dem ungehinderten Uebergange über diesen Damm zog eigentlich Napoleon in Moskau ein", sagt Major Blesson als Augenzeuge, und dennoch wurde die dortige Stellung weitaus die beste Bertheidigungsposition zwischen Smolensk und Moskau , wie Borodino die schlechteste ――――――― am 30. Auguft geräumt , weil Kutusow dem abgeseßten Barclay die Ehre nicht gönnte , daß er in einer von dieſem ausges wählten Stellung gefiegt hätte. Durch Kutusow's Ernennung gewann auch Toll's Stellung an Gewicht , denn Kutuſow kannte den Oberst aus frühester Zeit und hatte sich schon früher vielfach auf ihn gestüßt ; jezt war er selbst des Beistands mehr als je bedürftig und fand den ehemaligen hoffnungsvollen jungen Offizier als gereiften und entſchloſſenen Krieger wieder. Toll's Einfluß wuchs auch mit jedem Tage und wurde herrs schend , soweit das bei Kutusow's oft ganz haltungsloser Schwäche möglich war. Dieß Alles , wie Toll's Verdienste bei dem Flankenmarsche auf Kaluga , bei den Operationen auf Malo Jaroslawez, Tarutino , Wiäsma, Krasnoi erkannte Dani lewsky früher in der von ihm in franzöſiſcher Sprache ges schriebenen Biographie Toll's an ; später als er es vortheilhafter fand, ſich Paskiewitsch's Verehrern anzuschließen, ſchrieb er ſein Werk über 1812 , worin Toll's Name nicht vorkommt, gerade wie Schönhals den von Heß verschweigt. Ueber das Einleis tungsgefecht bei Schewardino am 5. Sept., das von Butturlin und Danilewsky, von Chambray und Gourgaud gleich unvoll. ständig geschildert wird , bringt der Verfasser die ersten volls ständigen Angaben, wie auch über dessen Verluste, welche allein von Miller , nunmehrigem k. württembergischen Kriegsminister, richtig taxirt waren. Ebenso ftellt Toll die erste genaue Liste der beiderseitigen Streitkräfte auf, wonach bei Borodino 123,000 Franzosen gegen 104,000 Ruſſen fochten , also ein Verhält niß von 6 : 5, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß jene lauter abgehärtete Kerntruppen, dieſe unter andern neuen Heertheilen 15,000 faum gebildete Recruten hatten. Kutusow's Verhalten in der Schlacht ist schon von Clausewiß geschildert : „ Regungs los saß er den ganzen Tag auf seinem Schimmel bei Gorki, wie Einer, der nicht recht weiß, wie ihm der Kopf steht. " böse Zungen behaupteten ,,wie Einer, der zu viel Schnaps getrunken" ; statt anzuordnen, antwortete er auf alle Vorschläge nur : c'est bon ! faites-le ! Unser Verfasser berichtigt einen Hauptirrthum, der sich in Clausewiß's Darstellung und aus dieser in viele andere eingeschlichen , den nämlich , als wäre schon um 8 Uhr bei der Rajewski- Schanze gekämpft worden und bringt die Ent stehungsgeschichte des dem Oberst Toll fälschlich zugeschriebenen, von Platow herrührenden Ausfalls mit dem Uwerow'schen Cavaleriecorps, welchen Clausewitz als Generalstabschef mit machte. Die Schlacht endete Mittags 3 Uhr mit gänzlicher Erschöpfung beider Theile , ausgenommen die 20,000 Mann französischer Garde ; der Kampf hatte den Russen, Dank ihrer tiefen gedrängten Stellung, in der Zeit von 9 Stunden 52,000, also die Hälfte, den Franzosen wohl etliche 34.000 (3) gekostet, war also auch in dieser Hinsicht ein schwerer Nachtheil für Kutusow, der jegt mit 52,000 Mann den 90,000 Napoleons gegenüberstand. Die Entscheidung schreibt Bernhardi neben dem Mangel an räumlicher Tiefe bei den Ruſſen dem vors trefflichen Gebrauche der französischen Artillerie zu , während die Russen gerade in dieser Waffe ungemein überlegen

waren, fie aber nicht gleich gut verwendeten. Mit welch' unverschämten Lügen Kutusow seinen Herrn und Kaiser bewirthete , mit welch' schändlicher Undankbarkeit er den edlen Barclay , der sich bei Borodino wie ein Held benommen und den Feldmarschall bei dem confusen Kriegsrath am 13. September vor Bennigsen's Project mit der unvortheilhaften Stellung von Fili gewarnt hatte , erst beim Kaiser verläumdete und als es damit nicht gelang , da Alexander vor Barclay's Privatchas rakter weit mehr Achtung hatte , als vor dem Kutusow's , ihn durch unwürdige Behandlung vom Heere trieb , die comödien haften Scenen , wie der alte Schlaufopf sich gegen Bennig ſen's Intriguen wehrte, indem er diesem, der auf des Feldmars schalls Abseßung und seine eigene Ernennung zum Oberb es fehlshaber hinarbeitete , so oft von Offensive die Rede war, mit den Worten : Vous ètes commandant de l'armée - je ne suis que volontaire, völlig freie Hand ließ, dann aber, als Bennigsen doch von der Ausführung seiner Projecte abstand, also fortfuhr : „ Alors je reprends le commandement , Peter Petrowitsch (dieß war Konowinczin) schreiben Sie den Befehl zum Rückzug" , wie bunt und toll es überhaupt im ruſſiſchen Hauptquartiere herging , wie der Umstand , daß der General quartiermeißter Yermolow fich am Tage vor dem beabsichtigten Ueberfalle von Woronowo eines lucullischen Diners halber abs ſichtlich nicht finden ließ, ſo daß an die bezeichneten Truppen gar kein Befehl ergehen konnte . Veranlassung wurde , endlich einen Chef der Artillerie aufzustellen und den Generalstab nach Bedürfniß zu gliedern — dieß Alles muß man selbst S. 113, 173 , 190 , 193 , 216 des zweiten Bandes nachlesen. Wir waren durch die Aufzeichnungen von Clausewiß einigermaßen vorbereitet , aber doch kaum auf so tolle , so wohl documen tirte und trefflich erzählte „innere Geschichten“ . Wir glauben, daß die Ruſſen dem Verfaſſer wenig Dank wissen werden für Enthüllung dieser Wirthschaft ; desto tiefer ist ihnen die Ge schichte verpflichtet. Was werden wir erst in späteren Bänden aus Diebitsch's und vollends aus Paskiewitsch's Hauptquartier zu hören bekommen ! Der Brand von Moskau ist Rostophschin's Werf ――― das wird klar nachgewiesen. Warum der Krieg von Smolensk an den Charakter eines Volksfriegs annahm, wird einfach erklärt. Der Großrusse kannte den Krieg nicht anders, als seine Väter ihn durch die mordenden und sengenden Polen und Tartaren erfahren hatten ; es machte sich also ganz natur gemäß von selbst , daß er dem Feinde mit Familie und Befiß thum entfloh und nur die leere Hütte zurückließ. Im Gegens theil möchte es schwer gewesen sein, diesem Volke andere Vor stellungen beizubringen und der Verfasser glaubt , daß auch jezt noch ähnliche Vorstellungen in vermindertem Umfang ſich wiederholen könnten , wie damals, als die durch Moskau retis rirende Armee von den Kaufleuten selbst zum Plündern ihrer Magazine eingeladen wurde, da diese ihre unrettbaren Schäße den Landsleuten eher als den Feinden gönnten ; es blieben deß halb über 6000 Marodeurs in Moskau zurück und verbrannten meist im Rauſche. Der Rückzug und die beiderseitigen Ein leitungen hierbei find meisterhaft geschildert, überhaupt ist Bern hardi's Darstellung des russischen Feldzugs geradezu als die vollständigßte und von ruffischer Seite bewährteste zu betrachten, welche wir bis jezt besaßen und fortan befizen werden. Das Mährchen von dem Frost, der Ende October nach den franzöfifchen Berichten Alles verdarb, ist als solches dargelegt ; das gerade Gegen theil fand statt. Während sonst Ende October um Moskau feste Schlittenbahn sich findet , trat gerade der Vorwinter 1812

59 äußerst gelinde auf und nicht der Frost , sondern Napoleons Leichtsinn und Halbheit in ſeinem Manöver auf Kaluga, seine Lügen gegen die entfernten Generale , sein Mangel an Aus dauer bei Jaroslawez haben seine Armee zu Grunde gerichtet. Kutusow's Feigheit bei Krasnoi ist noch nirgends so sonnens flar geschildert worden , wie hier : die ängstliche Haft, mit der ein gefangener bayerischer Offizier nach dem Signalement Napoleons, dessen Namen er nicht auszusprechen wagte , von ihm ausgefragt wurde , der Triumph , mit dem er beim An blick der 45 wider seinen Willen erbeuteten Geschüße sein Pferd zum erstenmal in diesem Feldzug in Galopp sezte, rechts fertigen Bernhardi's Ausspruch vollkommen , wenn er sagt : ,,Niemals hatte in Ermangelung wirklicher Streitkräfte der Schrecken, den Napoleons Name verbreitete , so für ihn ge kämpft, wie hier bei Krasnot ―――― nie hatte er im Laufe seines ganzen Feldherrnlebens einen Feind gefunden , dem er so im ponirte!" Dieſe jämmerliche Scheu bei Krasnoi gab den Fran zosen das Recht zu behaupten , nur der russische Winter, nicht das russische Heer habe sie besiegt , ja Gourgaud sagt sogar in seiner unverschämten Prahlerei : Certes si nos soldats passèrent par les armes de Kutusow , les Russes passèrent par les armes françaises et ils y passèrent si bien que depuis on ne les trouva plus ; während Cham bray dagegen zugibt , daß Kutusow bei Krasnoi der Feldherrn. laufbahn Napoleons ein für allemal ein Ende machen konnte. Für Deutschland allerdings war es unendlich besser , daß es sich in den drei folgenden Jahren seine Freiheit durch eigenen Heldenmuth erkämpfen mußte , anstatt fie als fertiges Geschenk aus russischen Händen anzunehmen ! Noch ärger als bei Krasnoi fündigten Eziczagow und Wittgenstein an der Berefina ; General Dertel vollends war mit 15,000 Mann Reservetruppen von Moghr aus nicht zu ersterem gestoßen , weil er die Vieh seuche in Litthauen fürchtete -- gewiß einzig in der Geschichte ! an der Berefina, wo das Schicksal Europas von den 2 Feld schmieden, den beiden Kohlen- und 6 Handwerkswagen abhing, welche General Eblée zum bevorstehenden Brückenschlag gerettet hatte ! Höchst interessant find die Belege , welche Bernhardi über die Stimmung des französischen Heeres über Napoleon - cet homme , wie er damals in Frankreich durchgängig be -nannt wurde beibringt : so jene Scene in Ozmiana , wo der vom Heere fliehende Kaiser von einer Ehrenwache sämmt licher Grenadiercompagnien der Division Loison empfangen wurde. Damals war es , wo Major Lapie des 113. französ fischen Linienregiments die Hauptmänner jener Rheinbunds grenadiere mit den Worten versammelte : Maintenant, Messieurs, ce serait le moment ! Nie vorher war von diesem Augenblick gesprochen worden und doch verstanden Alle sogleich , was er bedeute ; nur dem Umstande, daß deutsche Edelleute jene Com pagnien commandirten , verdankte es Napoleon , daß er das male nicht Wallenstein's Schicksal zu Eger unterlag . Auch das russische Heer hatte in den 45 Tagen von Tarutino bis Wilna einen Verlust von 61,964 Mann, im Verlauf des ganzen Feldzugs aber von Ende Juni bis Mitte December eine Einbuße von 169,510 Mann , d . H. 17 der Gesammt zahl erlitten ; — das scheint denn doch nicht für die Abhär tung und Ausdauer des russischen Soldaten zu sprechen. (Fortsegung folgt. )

60 Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. Heft X. Gotha, 1858. Justus Perthes . Die jüngsten Kriege und Expeditionen der Franzosen am Senegal haben die Summe der geographischen Kenntnisse, welche wir über diesen Theil von Afrika befißen , mehr als vervierfacht und eine neue Karte dieser Gegenden, wie sie das vorliegende Heft von dem bekannten französischen Reisenden und Geographen G. Lejean gibt , enthält deßhalb eine von allen bisherigen Karten wesentlich verschiedene und detaillirtere Darstellung, die eine werthvolle Bereicherung der Geographie von Afrika bildet und zum Verständniß dortis ger Ereignisse unentbehrlich ist. In dem zugehörigen Text erörtert G. Lejean die Grundlagen der Karte und gibt eine Uebersicht der Völkerschaften am untern Senegal. Auf einer zweiten größern Tafel des Heftes find 25 Portraits von Eingebornen Ostafrika's zusammens gestellt , nach den Daguerreotypen , welche Capitän Guillain auf seiner Expedition ausführen ließ. Wir finden hier die Typen der mohametanischen Somali , Sawahili und anderer Küstenbewohner mit denen der heidnischen Völker vereinigt, welche ganz Ostafrika bis zu dem kürzlich von Burton und Speke erreichten großen See Inner - Afrika's , die User dieses geheimnißvollen See's selbst , sowie die Umgebungen der be rühmten Schneeberge Hilimandjaro und Hignea (Kignea) und das wahrscheinliche Quellgebiet des Nils bewohnen. In der Mitte des Blattes ist ein von Dr. Petermann gezeich netes Kärtchen angebracht , welches ihre Wohnfiße angibt, und im Text wird nach Guillain's Werk , sowie nach den Schriften der Missionäre Rebmann und Krapf, namentlich auch nach des leßteren neuestem Buch „ Reisen in Oft-Afrika in den Jahren 1837-1855" das Hauptsächlichste angeführt , was man bisher über die physische Entwickelung , die Trachten, Sitten und Gebräuche dieser Völkerschaften in Erfahrung ge bracht hat. Unter den zahlreichen Miscellen des Heftes, die viele ori ginale Nachrichten bringen , erwähnen wir besonders : Der tönende Sand auf der Insel Gigg in Schottland, ein Gegen . stück zum Gebel Nakus auf der Halbinsel Sinai und zum Reg-Rawan am Hindukusch , nach dem schottischen Geologen. Hugh Miller ; die Bevölkerung des russischen Reiches nach Peter von Köppen's neuesten Arbeiten ; -- Werner Munzinger's Forschungen in den Habab - Ländern am rothen Meere ; Slora und Sauna von St. Helena ; - ein ausführlicher Bericht des Fernando da Costa - Leal über seine Erforschung des untern Laufes des Cunene-Fluſſes ; ――― Auszüge aus den in deutscher Sprache noch nicht veröffentlichten Briefen des vers storbenen füdafrikaniſchen Reiſenden und gewaltigen Elephanten jägers Wahlberg ;; Dr. Bleek's Untersuchungen über die Bes ziehungen zwischen Hottentotten und Kafir, und anderweitige Ar beiten dieses dieſes Forschers in Südafrika ; ―――― Baron J. W. v. Mül ler's Bericht über seine Besteigung des Piks von Orizaba ; — Beobachtungen über die Regenmenge zu Rio de Janeiro , von Dr. Manoel da Cunha Galvos auf dem dortigen Obſervatorium in den Jahren 1851-1854 angestellt ; -zur Kartographie von Chile ; - das Südlicht in Australien , beobachtet von G. Neumayer im Jahr 1858 ; politische Eintheilung von

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61 Beru und geographische Positionen daselbst ; -- Endresultat der Positionsbestimmung von St. Paul durch die „ Novara “, Lieut. Maury's aus einem Briefe von Dr. K. Scherzer ; neueste Arbeit über die physikalische Geographie des atlantischen Oceans ; Columbus und Martin Behaim von Alexander Ziegler. -Ein reichhaltiger Literaturbericht ( 113 Nummern) beschließt das Heft.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. September 1858. Belgien.

Recueil d'art, Journal de l'armée Belge. d'histoire et de sciences militaires . 7ème année. Bruxelles , 1858. Der Inhalt dieses Hefts bildet allein ein Artikel : Die Plänklerinstruction , Ueberseßung des österreichischen Jägerreglements von Barbieux. Diese Ueberseßung wird durch die Worte des Generals Renard in seinen Betrach tungen über die Taktik der Infanterie eingeleitet : daß die Zugsschule durch die Compagnieschule erseßt werden sollte, um dem Capitän einen höheren Grad von Wichtigkeit und Selbstthätigkeit zu verleihen ; und daß man mit dieser Com pagnieschule eine Plänklerinstruction, sowie Belehrung über den Angriff und die Vertheidigung von Dertlichkeiten vers binden müsse. Die Belgier haben nun zwar ein Plänkler reglement ; dieses gibt aber nur das Formelle des Plänkler dienstes , während das österreichische Plänklerreglement auch taktische Fingerzeige für die Plänkler enthält. Dieser Mangel hat Barbieur zu obiger Ueberseßung veranlaßt , wobei er jedoch den ersten Theil, die Dressur , nur insoweit in Bes tracht zog , als dieſelbe von den belgischen Vorschriften ab wich, den taktischen Theil jedoch vollständig wiedergab, ohne demselben übrigens irgend eine Bemerkung beizufügen. October 1858.

62 an Intereffe ab ; das vorliegende Stück behandelt eine jener Kabylen-Expeditionen , von denen so häufig ein größeres Geschrei gemacht wird , als die Wirklichkeit rechtfertigt. Algier. (Forts.) Ein Stück afrikanischer Soldatenpoefie : ein nächtliches arabisches Festmahl bei einem beleuchteten Wasserfall , mit arabischen Tänzen , Musik und Improvisa tionen ; ein Reiterbivouac ; eine Revue. - Dann folgt eine Charakterisirung der Kriegführung vor und unter Abd-el Kader ; die Zweckmäßigkeit der mobilen Colonnen wird dabei hervorgehoben . Belagerung und Schlacht von Nancy ( 1476-77). (Schluß.) Der Verfaſſer verbreitet sich über das Terrain, auf welchem die Schlacht stattfand, und das jeßt der vielen Veränderungen wegen kaum noch genau bezeichnet werden Dann geht er auf die Beschreibung der Schlacht fann. ordnung Karls über , die aller Uebersichtlichkeit des vors liegenden Terrains entbehrte und deßhalb leicht umgangen werden konnte. Hätte dieser sich so aufgestellt , daß seine Artillerie unter allen Umständen wirken konnte , so würde er feinenfalls eine solche Niederlage erlitten haben. Die Schlacht selbst und der Tod Karls wird höchft lebendig und mit interessanten Details erzählt. Historischer Abriß der Befestigungen, Ingenieure x. (Forts.) Bei den Belagerungen von Douai und Bethune spielen künstliche Ueberschwemmungen eine Hauptrolle , die durch Aufwerfung von Dammen von Seiten der Belagerer paralyfirt werden. Die Floßbrücken Landsbergs über den Borgraben erweisen sich zweckmäßig. - Bei der Belagerung von Gerona wird des ungünstigen Bodens wegen die Pa rallele aus Schanzkörben und zwar sehr nahe gebildet , die starken Mauern werden durch Minen geöffnet. Vor Prats de Rey wird die Belagerung wegen starker , von einer ganzen Armee beseßter Abschnitte innerhalb des Orts, deren Wegnahme große Verluste hätte zur Folge haben müssen, aufgehoben. Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1858. Den 2. October.

Frankreich. Le spectateur militaire . Recueil de science d'art et d'histoire militaires. 33e année . Paris 1858.

Die Militärmacht der Engländer in Indien. (Forts.) Es werden zunächst die Gründe der Einverleibung von Dude auseinandergesezt ; sie geschah aus Befürchtung vor den Afghanen. Allein diese Einverleibung trug wesentlich zur späteren Steigerung der Rebellion bei , denn durch fie wurde der König seiner Armee und damit des Mittels bes raubt, seine 250 herrischen Vasallen in Ordnung zu ers halten, welche sich zwar Anfangs scheinbar unter die Ges walt der Engländer beugten , später aber die Macht der Sepoys bedeutend verstärkten. - Es folgt die Beschreibung von Lucknow und seiner zweimaligen Belagerung, der Leiden und Heldenthaten der Besaßung , an der sich das bisherige Zersplitterungssystem gleichfalls rächte . Erinnerungen eines Offiziers vom 2. Zuavens regiment. (Forts. ) Diese Erinnerungen nehmen sichtlich

Große Unregelmäßigkeiten im Bekleidungsdepar tement laffen auf falsche Beseßung der dortigen Stellen und schlechte Controle derselben schließen. Auch die Vers pflegung wird so lange mangelhaft sein , als fie in den Händen von Lieferanten liegt , die nur an ihren Nugen denken. Das Kings - College hält so gut Schritt mit den friegs wissenschaftlichen Anforderungen der Jeßtzeit , daß auch Offiziere, welche sich für den Stab vorbereiten wollen, dort Audiren können. Den 9. October.

Das alte Lied vom Nepotismus in der Flotte. Solche Offiziere , die durch Verdienst etwas geworden , sollten in irgend einer Weise ausgezeichnet werden . Unter die Vorschläge zur Modificirung des Kauf systems gehört auch der : die Stellen fünftig nicht mehr im Regiment, sondern in der Armee zu verkaufen, weil dann der Verkaufende den Käufer weniger kennen und die Kauf ´summe auch weniger über den geseßlichen Preis steigern würde.

63 Das Verkaufen zu einem höheren Preise müsse vor Allem verhindert werden , dann würden viele Offiziere so lange im Dienste bleiben , bis sie die Penfion mit Vollgehalt bes kämen, folglich überhaupt nicht mehr verkaufen dürften.

Den 16. October. Die Küstenwache bildet den Kern der Vertheidigung bei einer Invasion ; fte sollte deßhalb im Sommer immer einige Zeit geübt werden. Die erhöhten Anforderungen für die Aufnahme in das Sandhurst-College werden gebilligt , ebenso auch die Vers ordnung, daß solche, welche das Aufnahmsexamen dahin nicht bestehen, doch noch später zur Offiziersprüfung zugelassen werden. Durch die Verordnung, daß Leute, die ausgedient haben und fortdienen wollen , künftig in pecuniärer Beziehung als Recruten behandelt werden . d. h. 2 Pfd . baar und eine Garnitur Montirung oder für diese den Geldbetrag von 3 Pfd. 3 Sch. (6 Pfd . 12 Sch. bei der Cavalerie) erhal ten, hofft man viele alte Soldaten bei der Fahne zurückzu behalten. Den 23. October. Der neue Armeebefehl über Anzahl , Bezahlung . der Offiziere erscheint für die lange Zeit, welche man darauf verwendet, sehr unpräcis. Getadelt wird besonders die Bes schränkung der Generalsstellen, durch welche das Avancement der Stabsoffiziere gehemmt werde. Dagegen wird die Verordnung über die Rang und Gehaltsverhältnisse des ärztlichen Personals als ein Muster von Klarheit , Bestimmtheit , Billigkeit und Liberalität gerühmt. Freilich werden hierdurch die Zahl meister benachtheiligt , welche in Rang und Gehalt hinter die Aerzte gestellt sind , während sich doch auch unter ihnen viele verdienstliche Männer befinden.

Den 30. October. Das bisherige Montirungssystem unter der unmittelbaren Obhut des Miniſteriums wird als ein fehlerhaftes , dem Nepotismus verfallenes bezeichnet , durch welches die Armee niemals zur rechten Zeit zu ihrem Bedarf kam. Unter dem früheren System waren die Regimentschefs verantwortlich ; jezt ist es Niemand mehr. Die häufigen Aenderungen im Pensionsgeseß des Soldaten find ein Gegenstand allgemeiner Klage, da hierdurch die Zukunft keine Garantie erhält. Dieses Geseß sollte zu Gunsten des Invaliden revidirt , für immer festgestellt und namentlich auch allgemein verständlich geschrieben werden.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. R. Das Decemberheft des Spectateur militaire von 1858 ent hält unter Anderem auch einen sehr bemerkenswerthen, vom Großher zoglich Heffischen Oberlieutenant im 2. Infanterieregiment Paul

64 Westerweller *) von Anthony verfaßten Auffag : Défense et prise du château de Badajoz à l'assaut du 6 Avril 1812. Derselbe weist schlagend und überzeugend die vielen Unwahr heiten nach , welche Thiers in dem 13. Bande seiner Histoire du Consulat et de l'Empire bei der Beſchreibung der Einnahme von Badajoz sich hat zu Schulden kommen lassen und tritt für die anges griffene hessische Waffenehre mit ebensoviel patriotischem Eifer als Geschick in die Schranken. - Es ist sehr erfreulich , daß die Nedac tion des Spectateur militaire , um der Wahrheit die Ehre zu geben, diesen Artikel in ihre Spalten aufgenommen und so den Franzosen Gelegenheit geboten hat , sich selbst über manche grobe Entstellungen ihres Landsmanns , des sonst so berühmten Historiographen, ein Ür theil zu bilden. (Der Auffaz selbst enthält wesentlich fast dasselbe, was bereits in dem in Nr. 99 & 100 der A. M.-Z. von 1856 ab gedruckten Aufſay : „ Geschichte und französische Geschicht schreiber" gesagt ist.) -- In St. Petersburg ist soeben ein neues Militär -Journal unter dem Titel „ Boinyj Sbornik“ (Kriegs- Sammler) begründet worden, welches sich die Aufgabe stellt, die im ruſſiſchen Heerwesen stattfindenden Mißbräuche und Mängel zu rügen. S. Die Bibliothek des spanischen Artillerie - Archivg zu Madrid besteht gegenwärtig aus 936 Werken in 1974 Bänden, worunter 416 französische, 64 deutsche , 50 engliſche, 13 italieniſche, 12 lateiniſche und 5 portugicſiſche Werke sich befinden.

16 Die Literatur der Waffentechnik der Neuzeit , welche gegen wärtig , außer in Deutſchland , noch in Belgien , Frankreich und England besonders rege ist , hat durch das soeben in Paris er schienene Werk: Essai d'une description de l'armement rayé de l'infanterie européenne en 1858 , par Gaugler de Gempen , ancien officier de chasseurs à pied . Paris , J. Corréard wieder eine Bereicherung erfahren. Dasselbe besteht aus 2 Theilen , von denen der eine , etwa 20 Bogen stark , den beschrei benden Text , der andere. auf 36 Tafeln , die erläuternden Abbil dungen enthält. Der Verf. stügt sich auf das Studium der besten in Deutschland , Belgien , Frankreich und England in den lezten Jahren erschienenen technischen Schriften und Fachjournale und gibt folgende als Quellen an , die wir nachstehend aufführen , da sie man chen Lesern dieser Blätter theilweise noch nicht bekannt sein dürften. Allgemeine Militärzeitung; Schön , das gezogene Infanteriege= wehr , Dresden 1855 ; Schmölzl , Ergänzungswaffenlehre , Mün chen 1857. (Diese Auswahl ist etwas mager !) Journal des sciences militaires , Revue militaire belge , le spectateur militaire ; Cotty, mémoire sur la fabrication des armes portatives , Paris 1806 ; Aide-Mémoire de l'artillerie fran çaise , Paris 1844 ; Du Quesnay , du tir des armes à feu, Paris 1845 ; Favé , des nouvelles carabines et de leur emploi , Paris 1847 ; Homilius , construction et fabrication des armes porta tives , Paris 1848 ; Panot , traité des armes portatives , Paris 1851 ; Emy , description abrégée de la fabrication des armes portatives , Metz 1852 ; Piobert , traité d'artillerie, Paris 1852 ; Notes prises au cours du capitaine Fèvre, Vincennes 1855 ; Aide Mémoire de l'artillerie française , 1856 ; Gillion , cours sur les armes portatives , Liége 1856 ; Mangeot , des armes rayées , Bruxelles 1857. Colburn's united service military journal ; Professional papers of the corps of royal engineers ; Greener, the science of gunnery , London 1841 ; Remarks on rifles and rifle practice, London 1852 ; Report on small arms , ordered by the house of commons to be printed, London 1854 ; Jervis , the rifle musket, 1854 ; Kennedy , the theory of musketry , 1855 ; Jacob , rifle practice , London 1856 ; Griffith's artillerist's manual, London 1856. (Wir kommen demnächst auf das Werk zurück. D. Red.) *) Jm Spectateur militaire ſteht irriger Weise Westerwetter.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlepers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

L Samftag,

34. Jahrgang.

29. Januar 1859.

No. 9 & 10.

Allgemeine Militär - Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Oeſterreichiſche Monarchie.

beabſichtige, dem das Princip der allgemeinen Wehrpflicht nad preußiſchem Muſter zu Grunde liege.

Das gegens

Wien , 15. Januar. Se. Maj. der Kaiſer haben die wärtig in Kraft beſtehende Conſcriptionsgeſeß läßt noch die Aufhebung der bisherigen ArmeesWaffen und Stellvertretung durch Einſteber zu und beruft zum Eintritt Arme eco rp8 •Waifen - Inſpection anbefohlen . Erſtere beſtand aus einem Chef ( Feldmarſchall -Lieutenant) und einem Adjutanten ; Armeecorp8-Waffeninſpectoren gab és im Gan: zen 12 und zwar je einen für das 1. und 2., 3. und 9, 4. , 5. und 8. , 6. und 7., 10. und 11. , 12. Armeecorps , einen

durch das Loo8.

Lippe - Detmold . Detmold , 20. Januar. 1

Seit dem 17. d. Mts. ift

für das Cavaleriecorps, einen für Croatien, Slavonien und hierder Landtag zuſammengetreten und hat mit der Bes Dalmatien , einen für das Banat und Serbien, einen für rathung eines neuen Militärgelegbuchs begonnen . Mainz,einen für die Marine, Die Geſchäfte dieſer Inſpec DadieſerEntwurf den Beſtimmungen nachgebildet iſt, welche tionsbehörden fallen von nun an den Regimentscommandans inPreußen maßgebend find, ſo Bürfte derſelbe zu keinen iers

ten und Brigad

zu.

Daſſa u . Wiesbaden , 19. Januar. Dem ſo eben zuſammen ,

weitläufigen Verbandlungen Anlaß geben. Dänemark.

neuen Regulirung der Gehalte der Militärper: jonen vorgelegt werden. Die Gagenbezüge der Offiziere find darin mie folgt feſtgeſept: Generalmajor 5000 fl., Oberſtlieutenant 3000 fl., der Major: 1 ) Artillerie und Generals ſtab 2800 fl.,2 ) Infanterie 2700 fl., Hauptmann: 1) Ar: tillerie und Generalſtab 1600 fl., 2 ) Infanterie 1500 fl.,

: || : Unter der Oberaufſicht des Perſonals der Militär reitſchule iſt eine Schule für şufſchmiede eingerichtet worden , in welcher die unter den Recruten befindlichen Grobſchmiede in der Beſớlagkunſt unterrichtet werden ſollen, um ſie nach beendigtem Curſus als Şufſchmiede in der Armee können.. Der theoretiſche Unterricht Armee verwenden zu können begreift die Kenntniß des Hufes im geſunden und kranken

Oberlieutenant: 1) Artillerie, Generalſtab und Pionniers corpg 1000 fl., 2) Infanterie 900 fl., Unterlieutenant: 1) Ar: tillerie, Generalſtab und Pionniercorps 800 fl., 2) Infanterie 700 fl. Für die Chargen vom Hauptmann abwärts ſoll

Zuſtande, ſowie die Art, wie der regelmäßige und un regelmäßige øuf behandelt und beſchlagen werden muß ; der praktiſche das Schmieden , Þerrichten , Anpaſſen 2c. des Eiſens , ſowie der dazu gehörigen Nägel. Die täg

getretenen Landtag wird auch ein Gefeßentwurf zur

nach zweimal fünf weiteren Dienſtjahren jedesmal eine

liche Arbeitszeit dauert von Morgens 6 bisAbends 7 Uhr

Gagenerhöhung eintreten und zwar beim Hauptmann um

mit 3 Stunden Rube; der theoretiſche Unterricht wird eins

jedesmal 150 ft., beim Oberlieutenant und Unterlieutenant bis zweimal wöchentlichvorgenommen. Die ganze Beleh um jedesmal 100 fl. Als Functionsgehalt beſtimmt der

rung dauert 6 bis 7 Monate, ſv daß jeder Zögling zwei volls

Entwurf : für den Generalmajor 1000 fi., für den Oberſt ſtändige Curſe durchmachen fann. Beim Abgang haben die 500 fl., für den Oberſtlieutenant als Regimentscommandant Zöglinge eine theoretiſche und eine praktiſche Prüfung abzu 500 fl., und für den Commandanten der Artillerie und des legen. Die leßtere beſteht im Schmieden und Anpaffen eines Die Fouragebezüge für die vollſtändigen Beſchlage für 4 geſunde Hüfe und zweier Eiſen Dienſtpferde ſollen dieſelben bleiben, jedoch eine beſondere für mißgeſtaltete und franke Hüfe ;im Schmieden und Áb zwiden von 30 Nägeln und im Auflegen eines vollſtändigen Vergütung für Pferde und Stadgeld eintreten. Es wird ferner verſichert, daß die Regierung den Beſdılage. Die Zeugniſſe werden in Zahlenwerthen gegeben :

Jägerbataillons 400 fl.

Ständen ein neues Conſcriptionsgeſeß vorzulegen 17 iſt ausgezeichnet , 14 ſehr gut, 12 gut, 9 brauchbar. Wer

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nicht wenigstens 9 erwirbt, erhält bei seinem Abgang kein Tüchtigkeitszeugniß. Die bei der Armee angestellten Huf schmiede erhalten eine goldene Treffe in Form eines Huf eisens auf dem linken Oberarm.

sehne als das glatte Gewehr , dessen Zeit für die euro päische Armee vorüber sei ; sie werde den ihr das gezogene Gewehr - die Waffe der Neuzeit - für alle Fußgänger sichernden Beschluß mit Freuden begrüßen." Es wird übrigens bemerkt, daß die jeßige Umänderung nach jenem System nur als eine Uebergangsmaßregel zu betrachten und jetzt schon grundsäßlich die Einführung einer ganz neuen Bewaffnung , resp. Verminderung des jeßigen In fanteriekalibers zu beschließen und anzubahnen set . Wit dem fraglichen System will man nur , um aus einem im Falle des Ernstes bedenklichen Zustande der gegenwärtigen Bewaffnung herauszukommen, am schnellsten und billigsten zu einem für einmal genügenden Resultate kommen. Bei späterer Einführung einer ganz neuen Bewaffnung wären die jest umgeänderten Gewehre als Waffe für die Land wehr verwendbar, also die jeßige Ausgabe keine verlorene. Die Erfinder, welche die Maßregel in einer zu dem Zwecke in Thun zu errichtenden Centralwerkstätte auszuführen hätten, sollen darin zugleich den Lohn für ihre Erfindung finden. Es sind für Auszug und Reserve etwa 66,000 Gewehre berechnet, und die Operation hofft man in anderthalb Jahren zu beendigen. Die Kosten, vom Bund allein zu übernehmen , find für das Gewehr auf 7 Fr. 40 C. bes rechnet . Es ist bereits der Wunsch aufgetaucht , die vor geschlagene Maßregel auf die ganze Infanterie auszudehnen. Man solle auf das neue Jägergewehr verzichten oder es den Scharfschüßen geben : drei Kaliber neben einander, Prélat- Gewehr, Jägergewehr und Stußer sei des Guten zu viel. *) ―――― Der Nationalrath hat dem Plan zu einer Reor =

Großbritannien . -b- Ein f. Decret bestimmt, daß der Militärerziehungs rath fünftig von Zeit zu Zeit das k. Militärcolle gium besichtigen und dem Generalcommando über den Unterricht in demselben Rapport abstatten solle. Wenn dieser Rath einen Lehrer findet, der seiner Function nicht ge wachsen erscheint, so soll er dem General en chef hierüber Bericht erstatten und dessen Entfernung beantragen. Die Entfernung selbst kann jedoch nur durch den General en chef in Verbindung mit dem Staatssecretär für den Krieg erfolgen. Ebenso soll der Erziehungsrath , falls Lehrer stellen vacant werden, die Kenntnisse der Candidaten sorg fältig untersuchen und den würdigst befundenen dem Genes ral en chef zur Beseßung der Stelle in Vorschlag bringen. - Der neue von Terry in Birmingham erfundene arabiner , deffen schon vor längerer Zeit Erwähnung ges schehen war (vgl. A. M.-3. Nr. 61 & 62 von 1858) hat fich bei neuen mit ihm angestellten Versuchen so bewährt, daß das Kriegsministerium Befehl ertheilt hat, mehrere Cavalerieregimenter sofort mit demselben zu bewaff nen. Er hat den Vorzug, daß er vom Reiter während des schärfften Galopps ohne die geringste Gefahr geladen wer den fann; es wurden aus einem solchen Garabiner 1800 Schüsse abgefeuert, ohne daß er ein einziges Mal versagte oder gepust zu werden brauchte, das Rohr ist übrigens bloß 30 Zoll lang , und doch soll sich aus demselben auf 1050 Yards (etwa 3000 Fuß) nach der Scheibe schießen Laffen.

ganisation des A. M. 3. Nr. 51 versagt.

eidgenössischen Generalstabs (vgl. & 52 von 1858) seine Zustimmung

Kirchenstaa t.

Spanien.

Rom, 6. Januar. Mittelst Decrets ist das Kriegs ministerium aufgelöst und vom 1. Januar ab als „ Central verwaltung für Miltärangelegenheiten " recon= ftituirt worden.

S. Ein f. Decret bestimmt die Effectivstärke der Armee für 1859 auf 84,000 Mann. ――――――― Ein anderes k. Decret bestimmt folgende Rang2 ordnung der einzelnen Corps : 1) Die k. Hellebardiere. 2) Die Corps der Armee , welche als maison du roi verwendet werden.

Schweiz. Bern, 14. Januar. Der Bundesrath hat auf den Antrag des eidgenössischen Militärdepartements einstimmig beschlossen , den eidgenössischen Räthen noch in der gegen= wärtigen Session vorzuschlagen, sämmtliche Infanterie gewehre des Auszugs und der Reserve der Bundesarmee nach dem System der Herren Burnand und Prés lat umzuändern. Die Eidgenossenschaft soll die Kosten übernehmen und zur Deckung derselben einen Credit von 500,000 Frcs. ausseßen. In Thun soll eine Werkstätte errichtet werden , die die ganze Operation , welche die Er finder selbst bewerkstelligen würden, binnen Jahresfrist für den Auszug, binnen 18 Monaten für die Reserve beendi gen soll. Den Cantonen fallen die Kosten für Verpackung der Gewehre , sowie für Umänderung der Munition_zu . Die Trefffähigkeit der Waffe wird durch das neue System von 200 Schritt auf 800 erhöht. — Die betreffende Bot schaft des Bundesraths dringt auf schnellen Entscheid über Diese Frage, da „ die Armee sich nach einer besseren Waffe

3) 4) 5) 6) 7)

8) 9) 10) 11) 12) 13)

Das Infanterieregiment Nr. 1 König. Das Artilleriecorps zu Fuß. Die Infanterieregimenter von 2-11. Das Ingenieurregiment. Die übrigen Jufanterieregimenter von 12 bis zu den Fijos de Ceuta. Die Jägerbataillone nach ihren Nummern. Die Provinzialbataillone (dermalen die Reserve). Das Infanteriecollegium (Kriegsschule). Die Commandantſchäften der Carabiniere. Die Terzios (Fußcompagnien) der Gendarmerie. Die provisorischen Infanterieabtheilungen.

*) In seiner Sigung vom 21. Januar hat der Nationalrath den Antrag auf Umänderung der Gewehre angenommen. 8 bleibt nun noch zu hoffen , daß auch der Ständerath diesem Beschlusse beitreten werde. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

69 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20)

Die Gebirgs- , fahrende und reitende Artillerie. Die Cavalerieregimenter nach ihren Nummern. Die Jägerschwadronen. Die Remonteschwadronen. Das Cavaleriecollegium . Die berittenen Carabiniere. Die berittene Gendarmerie.

Türkei. Man schreibt der „Temesw. = Ztg. " aus Constanti nopel, Ende December 1858 : Gerade in diesem Augen blick ist es sehr schwierig , auch nur mit einiger Genauig= feit die Stärke des stehenden Heeres , oder eines Theils desselben anzugeben , weil das Resultat der Recru tirungen, welche in den letzten Wochen vorgenommen wur den, war im Allgemeinen als ein günstiges in Bezug auf die Zahl der eingezogenen Leute bekannt ist , aber dennoch für die Provinzen namentlich bis jezt die specielleren Daten darüber fehlen , um aus diesen , mit dem früheren Stand der Armee zusammengestellt , den augenblicklichen Effectivbestand berechnen zu können. Für die beiden Ar meecorps der Hauptstadt ſind die Recrutirungen fast be endet , in Rumelien ist man ebenfalls nur mit wenigen Districten im Rückstand . Im östlichen Anatolien hatte man früher als in der europäischen Türkei und im west lichen Theile Kleinaftens angefangen , die Recrutirungs commissionen in die verschiedenen Districte zu entsenden , um mit Hülfe der bewaffneten Macht auch in denjenigen Theilen der Provinz ein günstiges Resultat zu erzielen, welche fast nur im Sommer zugänglich find. Dennoch hat fich ein bedeutender Theil Kurdistans , besonders die Dersin Kurden , auch in diesem Jahre seiner Pflicht , Leute zum Militärdienst zu stellen, gänzlich entzogen; ebenso hat man in Laciſtan ein nur unvollständiges Resultat erreicht. In Arabistan konnte man es bei der dort vorhandenen , ganz ungenügenden Truppenmacht (das ganze 5. Armeecorps ist nicht über 6000 Mann stark) gar nicht wagen , auch nur einen Versuch zu machen , die dienstpflichtigen Leute einzu ziehen. In Bagdad hat Omer Pascha zwar sich bemüht, mit Gewalt Recruten zu nehmen, doch können seine Erfolge hierin bei seinen schwachen Kräften (es stehen ihm nur etwa 5500 Mann zur Disposition ) nur sehr ungenügende sein. Um der vollständigen Auflösung des 5. Corps vors zubeugen, hat man beschlossen, von den Recruten der beiden ersten Corps 5000 Mann nach Arabistan zu entsenden, um mit diesen 10,000 Mann die dortigen Cadres einigers maßen auszufüllen. Die Qualität der eingezogenen Leute läßt sehr viel zu wünschen übrig , indem ein großer Theil derselben dem Greifenalter bereits sehr nahe steht , Andere wieder das Alter von 20 Jahren noch nicht erreicht haben . Dieser Uebelstand mag wohl zum Theil seinen Grund in der Mangelhaftigkeit der türkischen Listen haben , zum Theil mag ihm auch ein wirklicher Mangel an waffenfähigen Leuten zu Grunde liegen. Von der Entlassung der aus gedienten Leute ist bis jezt noch keine Rede , und es er scheint überhaupt fraglich , ob man dieselbe vorläufig be absichtigt, da man die Armee auf einem möglichst hohen Stand erhalten will , wie aus der theilweisen Einberufung der Redifs hervorgeht.

70 Die ganze Truppenmacht , welche augenblicklich in der europäischen Türkei , mit Ausschluß der Hauptstadt , sich befindet , hat ungefähr folgende Stärke : Vom ersten Corps : 10 Jufanteriebataillone à 750 Mann , zusammen 7500 Mann ; diese stehen größtentheils in ihren Garnisonen im östlichen Theile der europäischen Türkei, nur 2-3 Bataillone in Bosnien. 2 Regimenter Cavalerie à 850 Pferde , zusammen 1700 ; in Sofia und Rustschuf. - 5 Batterien mit 700 Mann ; hiervon 2 in Rustschuk , 1 in Jenischehir, 1 in Bosnien , 1 in Skodra. Von der Garde: 4 Bataillone à 700 Mann , zu fammen 2800 Mann . - 2 Batterien mit 300 Mann in Bosnien. Vom rumelischen Corps : 22 Bataillone durch schnittlich à 700 Mann , zusammen 15,400 Mann. — 4 Regimenter Cavalerie à 700 Pferde , zusammen 2800 Pferde. 11 Batterien mit 1500 Mann. Von besonderen Truppenabtheilungen : 2 Festungs- Artillerieregimenter zur Besetzung der Batterien ― in den Dardanellen 1800 Mann. 2 Compagnien Pion niere 200 Mann. ―― Polnische Cavalerie 2 Regimenter, 600 Mann. Im Ganzen 35,300 Mann. Diese Truppenmacht von 35,000 Mann wird durch die Einziehung der Redifs noch ziemlich bedeutend vermehrt werden , so daß voraussichtlich im Frühjahr etwa 45,000 Mann in der europäischen Türkei , excl. Constantinopel, stehen werden. Die Garnison von Constantinopel und Scu tari besteht augenblicklich aus folgenden Truppentheilen : Vom ersten Corps : 13 Bataillone à 750 Mann, zu sammen 9750 Mann. 4 Escadrons à 150 Pferde, zu sammen 600 "Pferde. 6 Batterien mit 36 bespannten Geschüßen und 900 Mann. Von der Garde: 8 Bataillone à 700 Mann , zu ſammen 5600 Mann . — 2 Regimenter Cavalerie à 800 Pferde , zusammen 1600 Pferde. 9 Batterien mit 54 bespannten Geschüßen und 1200 Mann. Vom anatolischen Corps : 1 Jägerbataillon 750 Mann. Von den Truppentheilen , welche nicht im Corpsverbande stehen: 11 Batterien des Reserve Artillerieregiments mit 66 bespannten Geschüßen und 1600 Mann. 1 Artillerieregiment zur Beseßung der Batte rien im Bosporus 1000 Mann. - 2 Handwerkerbataillone 1400 Mann. 14 Compagnien ( 1 Bataillon und 6 Com pagnien) Pionniere 1400 Mann. - 2 Bataillone à 4 Com pagnien Marinesoldaten 800 Mann. Im Ganzen 26,600 Mann. Die Gesammtsumme beträgt 56,600 Mann mit 156 bespannten Geschüßen. Von dieser ganzen Stärke find etwa 10 bis 12,000 Mann in den zahlreichen Wachlocalen von Constantinopel und Scutari vertheilt , der Rest ist in den vorhandenen Kasernen untergebracht. Für die nächste Zukunft ist eine Verstärkung der hier genannten Truppentheile nicht zu erwarten, eher noch könnte cine Verringerung derselben stattfinden , indem man die ausgedienten Mannschaften in ihre Heimath entließe. Vor läufig ist indessen von einer solchen Entlassung, welche den Geseßen gemäß bald erfolgen müßte , noch keine Rede.

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Von den Redif Bataillonen , mit deren Erziehung

ob ein Offizier bloß die nöthigſte fachliche oder auch eine

man gerade jeßt beſchäftigt iſt, werden wahrſcheinlich einige für die Verſtärkung der Garniſon von Conſtantinopel verwendet werden ; doch iſt es bis jeßt unmöglich , die Stärke anzugeben , mit welcher dieſelbeu erſcheinen werden. So weit es befannt iſt, ſind von den 18 Redif -Bataillonen , welche für die erſten 3 Armeecorps eingezogen wer-

humaniſtiſdhe Bildung genoſſen hat. Die Zeit mag in richtiger Erkenntniß , was Noth thut , auch dieſen Uebels ſtand beſſern ; eine freudige Hoffnung iſt aber nur dann zu begen , wenn die Militärſchulen anfangen , fid des

den ſollen (die erſten Bataillone der Regimenter), in dieſem

in einer Zeit , wo die größten Genies dieſen undankbaren

Prunkens mit ihren Zöglingen zu entſchlagen , wenn ſie aufhören Vielwiſſer und Encyclopädiſten bilden zu wollen,

Augenblic nur zwei Bataillone bereits unter Waffen. Titel nicht mehr erreichen können , wenn ſie gleich den höheren bürgerlichen Lehranſtalten wo nöthig durd) einen Dieſe garniſoniren vorläuftg in Jsmidt. energiſchen Befehl gezwungen werden, ihren kaleidoskopiſchen Unterrichtsplan einzuſchränken und zu vereinfachen , wenn eines Tage der Unterſchied zwiſchen Schule und Leben ſchärfer erfannt wird und man außer Soldaten auch noch

Die militäriſche Preſſe und ihre Aufgabe. II .

( Fortſepung und Schluß .)

ganze Menſchen erzieht. Daß die rigtige Vereinigung der realiſtiſchen oder hier militäriſchen Erziehung und Bil dung mit der claffiſchen der allein ſicher zu einem ſchönen Ziele führende Weg iſt, erleidet heute wohl feinen Zweifel

Mit dem, was ferner der verehrte Herr Ramerad über mehr. Schließlich wollen wir gerne zugeſtehen, daß unſeren

die Aufgabe der militäriſchen Preſſe und über die theore

militäriſchen Bildungsanſtalten beſſere Lehrer nöthig ſind,

tiſche Bildung der Offiziere ſagt , " ſind wir aber wieder volkommen in Uebereinſtimmung. Nur wollen wir es nicht unternehmen , den Offiziercorps das alles zu ſagen, was man ihnen eigentlich über ihre Theilnahmsloſigkeit und Gleichgültigkeit ſelbſt bei Behandlung der wichtigſten

vor allem aber , wie uns dünft, ſolche, welche es ver

mögen , die Fachwiſſenſchaften aus dem hiſtoriſden Ges fichispunft vorzutragen . Uuf die ſpeciellen Fragen des Herrn Kameraden in Nr. 38 der Neuen Mil.- 3tg. vom vorigen Jahre nach beſtimmten Kategorien von Lehrern

Fragen vorhalten müßte. Nicht als ob uns hierzu gerade können wir ihm jedoch erwiedern , daß an der Militär der moraliſche Muth mangelte, aber einestheils "ließe ſich über dieſe Sache jo außerordentlich Vieles erörtern, daß

afademie, die wir genau fennen , ſich allerdings Docenten befinden, welche, wenn ſie die Waffenlehre und Artillerie

wir von unſerem Thema gänzlich abfommen würden, anderns

wiſſenſchaft vortragen, auch der höheren Mathematik und

theils entſteht die Frage, ob die bittere Pille etwas nüßen

Mechanik, ſowie der einſchlägigen Zweige der Naturwiſſen

möchte und endlich wollen wir , in fteter Erinnerung an die Rüge , welche uns unſer Herr Gegner ertheilt hat,

ſchaften mächtig find und daß die Lehrer der Fortification

nichts

ade an den großartigen deutſchen Feſtungen gebaut, d. h.

albes jagen. Zur ganzen Wahrheit fehlt uns einzelne Fronten oder auch nur Objecte felbſtſtändig aus

jedoch die Ruhe, dann auch wiſſen wir nicht einmal, ob

geführt haben.

wir zu einer ſolchen Textleſung berechtigt ſind. Das ganze Wenn die verſchiedenen Zweige des militäriſchen Wiſſens Unternehmen iſt ſo gefährlich und will ſo flug angefaßt als noch ſehr ungleich bearbeitet geſchildert werden, ſo iſt ſein, daß wir daſſelbe gerne geſchideren Federn überlaſſen . Dieſes vollkommen wahr. Doch geſchieht auch hierin für .

Doch iſt richtig , daß man den ſchriftlichen Arbeiten vieler

eine größere Gleichmäßigkeit vieles und der Mangel, daß

Offiziere anſteht, wie den Verfaſſern die claſſiſche Bildung einzelne der Praxis ferner liegende Gebiete faſt gar nicht feblt und wie ſie in lauter Realien ihre Jugend verbracht in Angriff genommen find , fommt auch in anderen Wiſſen, baben .

Dieſer zwar längſt erfannte Uebelſtand rührt zu-

daften vor. Die Zukunft wird das noch ändern. Einſt

nächſt von der Einrichtung unſerer Militärbildungsanſtalten her , liegt aber zum Theil auch in der Art des Zugangs der auf Beförderung dienenden jungen Leute. Sie unter brechen nämlich hierbei faſt immer einen beſtimmten Lehrcurſus und ſchwören deßhalb meiſt gerade in dem unglücklichen Zuſtande der Şalbbildung zur Fahne. Ueberdieß verlangt man von ihnen in einzelnen deutſchen Heeren bei ihrer Verpflichtung ein ſolches Minimum von Wiſſenſchaft, daß ſelbſt die unfähigſten und trägſten Schüler der öffentlichen Anſtalten die Aufnahmsprüfung als Offiziersaſpiranten beſtehen können. Man mag noch ſo ſehr der Theorie von der glüdlichen Miſchung eines Offiziercorp8 anhängen, und in demſelben die dienſtlichen, wiſſenſchaftlichen , ſocialen

weilen möge aber eine Disciplin , wie die unſere , wo die wichtigſten Definitionen einzelner Gegenſtände noch nicht einmal feſtgeſtellt ſind , durch die obige Wahrnehmung fich erneut aufgefordert fühlen , beſcheiden zu ſein. Was nun endlich unſere Verurtheilung der zu beftigen Rufe, die einige Brochüren und in der jüngſten Zeit auch einzelne Auffäße der Militär- Journale hören laſſen, an langt, ſo können wir auch heute von dieſem Ausſpruche leider nicht das Geringſte zurücnehmen. Es wäre uns leicht, dieſe Behauptung durch eine Blumenleſe der Ar beiten, welche wir im Auge haben , zu erweiſen , aber einess theile würde dieſes hier zu weit führen, anderntheils möchte es doch auch bei den betreffenden Verfaſſern böſes

u. ſ. f Elemente vertreten ſehen wollen , ſo wird man

Blut machen. Und wahrlich, wir wollen keinen Unfrieden

doch auch zugeben müſſen , daß ein beſtimmtes Maß von poſitiven Kenntniſſen für einen Offizier unbedingt nothwendig iſt, und zwar in unſeren Tagen mehr denn je. Denn nicht nur nach den literariſchen Arbeiten, ſondern ſelbſt im einfachen Geſpräch läßt ſich ſehr oft beurtheilen,,

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ſtiften . Aber wie man im Hinblic auf einige Excurſionen

gegen den Paradegeiſt, wo ſich oft Ausdrüde finden, die geradezu die Gränie des Anſtands überſchreiten , von einem Üebermaß an Mäßigung , das eben an der Tagesordnung ſein ſoll , ſprechen kann, begreifen wir nicht. És erſcheint

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uns hier nöthig zu erklären , daß wir ein entschiedener sehen auf die Infanterie , die selbst im Frieden den unans Freund der freien Presse sind , ja daß wir die Freiheit genehmsten und beschwerlichsten Theil des täglichen Dienstes der lezteren so weit ausgedehnt wissen möchten , als dieses trägt u. f. f. , alles Dinge von sehr heikeliger Natur für nur denkbar ist . Aber deßhalb können wir doch unmöglich die Oeffentlichkeit. Die Antwort auf diesen „militärischen von der Anschauung abkommen , daß das Heer eine große Brief" in Nr. 21 scheint uns aber so ganz dem zu ents Familie bildet , von welcher nicht Alles bis zum legten sprechen, was unser Herr Gegner unter „ lebhafterem Reden“ Schaden hinab in die Oeffentlichkeit gelangen darf. Bliebe verstehen möchte , daß wir gewünscht hätten , er würde das , was in den Militär-Zeitungen gesagt wird , wirklich dieser musterhaften Erwiederung gedacht haben , natürlich unter uns und lägen diese denn doch nicht manchmal in vorausgesezt , daß ihm dieselbe schon bekannt war. Es den Lesecirkeln eines gemischten Publicums auf und fände ist möglich, daß die Redactionen etwas zu vorsichtig find, man sie hin und wieder nicht selbst in Restaurationslocalen, weil fie , wie wir aus eigener Erfahrung wissen , selbst so möchte eine noch größere Freiheit der Rede wünschens unschuldige Ansäge von Humor nicht passiren laſſen , in werth sein. Da aber dieß der Fall ist , so werden wir dem sie dieses Verfahren dem Ernst der vertretenen Sache eine gewisse Zurückhaltung stets für geboten erachten . Außer für schädlich halten. Ebenso ist denkbar, daß es dem dem verlangen unsere eigenthümlichen Standesverhältnisse Militärjournalismus sogar von Nußen wäre , wenn im immer einige Maßigung. Die vorzüglichste Aufgabe der Laufe des Jahres ein oder das andere Blatt ein paarmal militärischen Presse ist doch auch, gleichwie die der übrigen confiscirt würde ; aber wir müssen diesen gefährlichen Ver Literatur , die öffentliche Meinung zu leiten , den Fort such der Beschlagnahmen den Redactionen zur Beurtheilung schritt anzubahnen, Standesinteressen zu vertreten u. f. f., überlassen. Wer verlangt , daß die militärischen Blätter furz zu wirken. Wenn sie nun mehr Wirksamkeit von freier reden sollen, der schaffe ihnen auch die nöthige Frei einer ruhigen und gemessenen Sprache , als von zu hef heit und Unabhängigkeit und mache unsere Zustände den tigen Angriffen erwartet , wer möchte sie dann darüber englischen ähnlich. Doch selbst dann entsteht noch die tadeln, daß sie einen gemäßigten Weg einschlägt ? - Gegen große Frage, ob es wohl gut wäre , wenn wir unsere ein lebendigeres Reden , einen lebhafteren Kampf in der Schäden so schonungslos darlegten , wie dieses die eng militärischen Tagesliteratur glauben wir uns gewiß nicht lischen Militärzeitungen gegenüber den hartnäckigsten Vor erklärt zu haben, sondern wir wollten nur daran mahnen, urtheilen für nöthig hielten und ob unsere Preffe auf diese unangenehme Wahrheiten auf die rechte Weise und mit Art mehr bezwecken würde , als jezt. Während die eng Bescheidenheit darzulegen, was ja auch unser geehrter Herr lischen Militärjournale in einer für deutsche Ohren wahr Gegner wünscht. Wir wissen, daß wir mit dieser Ansicht haft unerhörten Weise die unzweckmäßige Kleidung , die im Augenblick so ziemlich allein stehen , doch werden wir schwerfällige Ausrüstung der nach Indien bestimmten oder deßwegen dieselbe noch nicht für irrig halten und denken, bereits abgesegelten Truppen u. s. f. geißelten , ging die daß uns die sich immer steigernden Angriffe in Bälde einen Einschiffung der Soldaten mit allem dem bekämpften Un - Man kann sich eben auch oder den anderen Gesinnungsgenossen erwecken werden. finn ungestört vor sich! Nur die Redactionen der deutschen Militärzeitungen scheinen an die schärffte Sprache gewöhnen , und deßhalb möchten wir vorläufig der deutschen militärischen Preſſe rathen, sich etwas unserem Standpunkte zuzuneigen, wie das z. B. die von unserem Herrn Gegner citirte Nr. 13 der Neuen dieses Mittel für die dringendsten Gelegenheiten und für Mil.Ztg. vom vorigen Jahre beweist , deren auf das Be den Zeitpunkt aufzusparen , wo wir einstens mit Keulen schwichtigen angelegter Aufsaß , die Mißstimmung unter schlägen gegen solche fürchterliche Schäden und Mißbräuche Den Offizieren" betreffend , seinen Tadel erregt. Und doch, zu kämpfen haben , als dieselben allerdings bei dem eng was der Verfasser sagen wollte , scheint er uns ganz klar lischen Heere bestehen. Deu Auffag in Nr. 8 vom Jahr 1858 der nunmehr und hinreichend gesagt zu haben. Oder sollte es vielleicht ein Fehler sein , wenn die militärische Presse eine wirklich wieder erloschenen " Allgemeinen deutschen Militär- und vorhandene Mißstimmung unter den deutschen Offizieren Marine-Zeitung " einer näheren Kritik zu unterziehen, kön zu beschwichtigen sucht ? — Unser gegnerischer Herr Kamerad nen wir um so mehr unterlaſſen , als unser Herr Gegner hat seine Mißbilligung über den rückhaltsvollen Ton ge selbst einigen Vorschlägen dieses Artikels nicht beistimmen rechter Weise auf die Schultern der beiden Darmstädter will , und ein genaueres Eingehen auf diese Arbeit , der Zeitungen gelegt , weshalb wir die Allg . Mil.-Ztg. nicht wir im Uebrigen ein entschiedenes Verdienst unangetastet besonders zu vertreten brauchen. Aber die umsichtige Re lassen, unsere Erwiederung nur noch mehr verlängern würde. daction der Neuen Mil.-Ztg. wird wohl auch ihre triftigen Die in dem angezogenen Auffag vorgeschlagenen Besserungs Gründe gehabt haben , warum 3. B. der pikante Artikel Mittel find rein aus dem faufmännischen Gesichtspunkt in Nr. 15 und 16 vom vorigen Jahre nicht weiter vers entsprungen und möchten für einen vermehrten Absag folgt wurde ; da hätte sich eben dann nicht bloß über den unserer Militärzeitungen gewiß recht praktisch sein, die falschen Corpsgeist der Garden, den der Verfasser so scharf Würde unserer Tagespreffe würde aber durch die angeregten finnig zeichnet , ergangen werden müssen , sondern deß Versuche kaum gewinnen. Wir sprechen es unumwunden aus, gleichen vielleicht sogar etwas schärfer , als es ohnehin daß wir vorzögen, eher gar keine Fachjournale zu befißen, schon geschehen ist , über den selbst in Deutschland noch als solche , die sich nur durch die der Localpresse eigen immer vorhandenen Dünkel einzelner Truppengattungen, thümlichen Hülfsquellen zu halten vermöchten . Gerade das über den Hochmuth der außer der Linie stehenden Offiziere ist es, was wir an der Allg. Mil.-Z. so sehr schäßen, daß gegen die sogenannten Troupiers , welche im Grunde die fie in den zwei Krisen 1848 und 1856 , die uns von ihr verdienstlichsten Glieder der Armee sind , über das Herab bekannt find, jene Auswege verschmäht hat, welche nur auf

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reine Speculation hinausliefen. Man hüte sich, die milis tärische Tagespresse auf das Niveau der Localblätter herab zudrücken ; denn wir wissen aus Erfahrung , daß das Ge fühl der meisten Offiziere verlegt wird , wenn sie in den Militär - Organen immer von Stellen い Tausch , Armees Rafirmessern, Armee-Cravatten u. dgl. leſen müſſen. Eigen thümliche Einrichtungen einer Armee erfordern für das ihren Bedürfnissen dienende Journal auch eigenthümliche Redactionsanordnungen. Aber im Allgemeinen wäre für das deutsche Bundesheer ein Annoncenblatt nicht nur un nöthig, sondern sogar vom Uebel.

nicht ganz gleich einer Simme in der Wüste verhallt ist, daß noch mehr Waffenbrüder wie wir denken und von der für unseren heutigen Militärjournalismus allein richtigen Anschauung ausgehen , man solle concentrisch , aber nicht auf parallelen Wegen arbeiten. Dieses ist auch der Punkt, wo der geehrte Kamerad in Nr. 37 u. 38 der Neuen Mil.Ztg. und wir am Schluſſe unserer beider seitigen Untersuchungen wieder etwas näher zusammenkom men, indem wir beide militär-wissenschaftliche Centralorgane ersehnen , nur daß diese unser Herr Gegner auf gemein schaftliche Militärakademien bezieht , während wir auf ein deutsches Fachjournal abzielen. Wenn unsere Sprache in der Nr. 1 & 2 der Allgem. Mil.-Ztg. vom vorigen Jahr in der Nr. 37 der Neuen Mil.-Ztg. von 1858 harmlos gefunden wird , so haben wir dagegen gar nichts einzuwenden ; denn wir wollten harmlos , d . H. objectiv , ohne die leiseste Bitterkeit gegen Behörden oder Personen schreiben , nicht gerade weil uns zu billigen Tiraden oder schroffen Aussprüchen die nöthige Courage fehlt , sondern vorzüglich deßhalb , weil wir eine gründliche Abneigung gegen jeden hißigen Federkampf haben , dem man sich sehr leicht ausseßt , wenn man un Wir überlassen den Genuß vorsichtig darauf losschreibt. eines literarischen Streites allen jenen , die sich berufen fühlen, energischer aufzutreten, als wir. Daß aber der ge ehrte Kamerad unsere Ansichten als gar zu harmlös erklärt, bedauern wir mit dem Wunsche , unsere Sprache möge ihm wenigstens heute weniger rückhaltsvoll erschienen sein, wo wir den Beweis liefern wollten , wie wir aus seiner Kritik Nußen gezogen haben. Ob man uns nach dem Allen , was wir bis jezt ge sagt , noch vorwerfen kann , wir seien über die gegenwär tigen Zustände der militärischen Preſſe ziemlich befriedigt, stellen wir getrost dem geneigten Urtheile des aufmerksamen Lesers anheim. Unseren Wunsch für die Allg . Mil. Ztg. beim Jahreswechsel 1858 können wir aber auch heute nur wiederholen, sie möge nämlich wie bisher in Eintracht mit ihren wackeren Colleginnen unverdrossen fortfahren, die Ver tretung der deutschen militärischen Interessen zu übernehmen und die geistige Einigung des deutschen Bundesheeres in ihrer richtigen Auffassung zu erstreben. Sobald die Literatur und besonders die Tagesvresse unseres Standes sich auf der Höhe befindet , welche ihr unser verehrter Herr Gegner gleich uns wünscht , nur daß er dieselbe für leichter und auf anderen Wegen erreichbar hält , als wir , werden wir der erste sein , welcher seine Feder niederlegt und den Schauplaß der Thätigkeit größeren Intelligenzen überläßt. So lange aber dieser glückliche Zeitpunkt noch nicht gekommen und der Militärjournalismus überhaupt verkannt ist, werden wir wie bisher in unserem keineswegs mühelosen Beginnen fortfahren , den Fachzei tungen unser Scherflein anzubieten , selbst auf die Gefähr hin , daß unsere Arbeiten ein Uebermaß von Mäßigung, eine stillvergnügte Befriedigung zeigen oder als in das eigene Selbstbewußtsein gehüllt erscheinen sollten. Möchten die vorstehenden Zeilen recht viele kritische Leser gefunden haben , damit wir berichtigt werden , wo wir im Irrthum sind ; möchte aber auch eine oder die andere Ansicht beherzigt werden , auf daß wir den Tag segnen

Auch der Artikel in Nr. 8 der " Allgemeinen deutschen Militär- und Marine-Zeitung " enthält Vorwürfe für unsere Blätter , die uns nicht gerechtfertigt erscheinen , besonders soweit dieselben die kriegsgeschichtlichen Leistungen der gegen wärtig bestehenden Militär - Zeitschriften betreffen. Wenn aber dort gesagt wird , daß die Fachjournale während der Bewegungsjahre über die Vorkommnisse in Italien, Ungarn, Schleswig, Baden, Sachsen u . f. f. fö karg waren, so lag der Grund für diesen Mangel nur darin , daß eben Ori ginalberichte von den Kriegsschauplägen und den Heerden der Revolution äußerst schwierig erlangt werden konnten. Hatten doch selbst die großen deutschen Blätter mit ihren bedeutenden Geldmitteln in dieser Hinsicht oft Mühe genug. Gerade jene Zeit war die schlimmste für unsere periodische Presse , weil durch den häufigen Ausmarsch der deutschen Truppentheile so viele Abonnements plöglich gekündigt wurden. Ein größerer Capitalstock war bei den wenigsten Unternehmungen vorhanden und mehr als ein Verleger hat , wie wir wieder sicher wissen , in der That nicht un beträchtliche Opfer für das Fortbestehen des ihm anver trauten Organs gebracht. Erstaunt waren wir jedoch zu vernehmen , wie gering der Verfasser des Auffages in Nr. 8 der Allgemeinen deutschen Militär- und Marine-Zeitung " vom vorigen Jahr den nachtheiligen Einfluß einer ungehörigen Sprache auf die Disciplin anschlägt (wir leben ja nicht in England !) und daß er der Flüchtigkeit und Nachlässigkeit im Styl das Wort redet. Besonders die leßteren Betgaben fehlten unserer Tagesliteratur noch , damit sie ganz zu Gründe ginge. Ist es denn nicht gerade der Abgang höherer Bil dung, welchen man bei so vielen Verfassern der Artikel in den deutschen Militär-Zeitungen bemerken will und wegen dessen unsere Journalistik von wirklichen und nur einge bildeten Intelligenzen so über die Achsel angesehen wird ? -- Lasse man uns daher einstweilen noch die vielverspottete deutsche Gründlichkeit und Methodik. Was nun ferner den Nachtheil einer ungezügelten Sprache für die Disciplin angeht, so bemerken wir, daß auch wir nicht so gering von den Offiziercorps denken, um zu glauben, jedes die Gränze der Mäßigung überschreitende Wort habe sogleich einen positiven Schaden für die Reinheit der Standesbegriffe im Gefolge ; aber immerhin werden zu rücksichtslose Angriffe bestehender Einrichtungen der jungen Generation ein schlech tes Beispiel gehen und das grundsägliche Räsonniren in den Offiziercorps vermehren , welches, aufrichtig gesprochen, ohnehin schon mehr als genug an der Tagesordnung ist. Gefreut hat uns schließlich , daß unser inniger Wunsch nach einem großen deutschen Militärorgan doch



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können , an dem wir erneut eine Anregung gegeben zur Vereinigung der jezt bestehenden Wochenblätter in ein großes Organ!

In Neapel und Sardinien find die Matrosen zugleich Kanoniere , Desterreich hat eine besondere Marineartillerie von 1149 Mann.

Die österreichische, sardinische und neapolitaniſche Kriegsmarine.

Die zu Turin erscheinende Rivista militare brachte soeben eine Zuſammenstellung der maritimen Kräfte der genannten Staaten, welcher wir Folgendes entnehmen, was bei der gegenwärtig auf die genannten Länder gerichteten allgemeinen Aufmerksamkeit von Interesse sein dürfte. *) Neapel hat drei maritime Bezirke , 1) Neapel und Salerno , 2) Pizzo , Reggio , Cotrone , 3) Basilicata, Otranto , Barletta , Pescara ; Sardinien hat 7 See directionen , Genua, Nizza , Savona , Chiavari , Spezzia, Oneglia , Cagliari ; Oesterreich zählt 2 Hauptbezirke, Istrien mit Triest , Pirano , Cittanova , Rovigno , Pola und Venedig , und Dalmatien mit Zara , Sebenico, Spa latro , Macarsca, Ragusa und Cattaro. Neapel hat 20 Millionen Lire bestimmt , um aus dem Avernersee einen unangreifbaren Seehafen zu bilden ; Sardinien wird Spezzia dazu machen und hat 10 Millio nen für das Arsenal , 3 Millionen für die Befestigungen und 1 Millionen für die Artillerieausrüstung bestimmt ; Desterreich hat in Pola einen Kriegshafen mit 23 Forts und 204 Feuerschlünden. In Neapel dauert die Matroseneinschreibung vom 16. bis zum 50. Jahre, der eigentliche Flottendienst be trägt 8 Jahre; in Sardinien dauert die Einschreibung vom 16. bis zum 40. Jahre, der Flottendienst 4 Jahre ; in Desterreich werden die Matrosen für immer eingeschrie ben, der eigentliche Dienst dauert 10 Jahre. Das jährliche Contingent beträgt in Neapel 376 Mann, in Sardinien 350, in Desterreich 848 Mann, In fanterie und Artillerie mit einbegriffen. Das Offizier corps der Flotte beträgt in Vice Contre Linien- Fre Lieute admiral. admiral. schiffs- gatten- nants. capitän. capitän. 36 16 8 Neapel (118) 4 6 16 49 7 Sardinien (95) 1 2 24 200 7 Desterreich (336) 2 3

Fähn drichs. 48 20 100

Neapel zählt außer den Stäben 4 Artilleriecompagnien à 135 Mann, 4 Matrosencompagnien à 168, 2 fedentäre Compagnien à 156 , zusammen 1130 Mann ; Sardinien hat 1250 Mann , Desterreich 4160 Mann in 26 Com pagnien. *) . Wir verweisen bei dieser Gelegenheit noch besonders auf die früher von uns mitgetheilten Auffäße : „ Das Königreich beider Sicilien und seine Vertheidigungskräfte. Von stra tegischem Standpunkte von A. v C. " ( A. M. -3. Nr. 85 & 86 von 1856) , ſowie: Heeresverhältnisse und Verthei Eine bigungsmittel der k. sardinischen Staaten. “ strategisch-statistische Studie von A. v. C. (A. M.-Z. Nr. 61-70 von 1857) , welche über die beregten Gegenstände zuverlässige Kunde geben. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

Die technische Mannschaft besteht in Neapel in 1 Compagnie Arbeiter, Sardinien hat keine besondere Ein richtung dafür , Desterreich hat 2 Compagnien à 160 M. An Maschinisten hat Neapel 1 Compagnie nebst einer Maschinistenschule , Sardinien befigt keine besondere Einrichtung hierfür , das österreichische Maschinistencorps zählt 84 Mann und 100 peizer. Von Marine - Infanterie hat Neapel 1 Regiment von 2 Bataillonen , mit einem Stab und 4 Compagnien per Bataillon , die Compagnie à 163 Mann , zuſammen 1340 Mann, Sardinien hat ein Bataillon von 745 Mann, Desterreich ein Regiment zu 3 Bataillonen à 6 Compagnien à 160 Mann , zusammen 2964 Mann.

Das Administrations corps begreift in Neapel 80 Verwaltungsbeamte, in Sardinien 35, in Desterreich 83 . Ingenieure zählt Neapel 7 , Sardinien 11 , Oester reich 7 , die aus der Seeschule von Triest hervorgehen. Der Sanitätsdienst in Neapel ist nicht bekannt, Sardinien hat 22 , Desterreich 39 Aerzte.

Spitäler hat Neapel 2 : Piedigrotta für 300 Kranke und Castellamare, Sardinien besißt deren 3 : Genua, Madda lena und Capraja, Desterreich gleichfalls 3 : Venedig, Triest und Pola. Neapel hat eine Compagnie Marineaspiranten mit 40 Aspiranten und einer Compagnie Marinezöglinge mit 50 3öglingen, eine Compagnie für die Seeunteroffiziere mit 56 Zöglingen und eine Maschiniſtenſchule mit 30 Zöglingen ; die sardinischr Seeschule zählt 54 Zöglinge, die Seeakademie zu Triest zählt 40 3öglinge, die Seeschule daselbst für Unteroffiziere, Techniker , Maschintsten 2c. 60 Zöglinge, die Seewaisenschule Marianna hat 40 Zöglinge.

Das Seearsenal Neapels ist gegenwärtig noch in Neapel, das von Sardinien zu Genua, das österreichische zu Venedig mit 5 Gießereien, 34 Werkstätten , 5 Waffen fälen für 10,000 Mann 2c. Segelschiffe hat Neapel 16 mit 592 Kanonen, nämlich 1 Linienfchiff von 90 Kanonen, eines von 80 Ka nonen, 2 Fregatten von 60 , 1 von 50 , 2 von 44 Kano nen , 1 Corvette von 22 , 1 von 14 Kanonen , 5 Briggs von 20, 2 Goëletten von 14 Kanonen ; ferner 29 Dampf schiffe mit 164 Kanonen und 6650 Pferdekraft , nämlich 2 Fregatten zu 450 Pferdefraft , 12 Corvetten zu 300, 4 zu 240 Pferdekraft, 4 Avisodampfer zu 200, 1 zu 120, 3 zu 50, 3 zu 40 Pferdekraft ; endlich kleinere Schiffe mit 50-70 Kanonen. Die Seemacht Sardiniens besteht aus 2 gemischten Fregatten à 50 Kanonen und zusammen 960 Pferdekraft, 10 Segelschiffen mit 270 Kanonen , nämlich 3 Fregatten zu 60 , 50 und 36 Kanonen , 2 Corvetten zu 30 und 22 Kanonen , 4 Briggs zu 20 , 16 , 14 und 12 Kanonen , 1 Goëlette zu 10 Kanonen ; ferner 7 Dampfschiffen mit 38 Kanonen und 1600 Pferdekraft , nämlich 1 Fregatte zu 450 Pferdekraft , 2 Corvetten zu 400 und 220 Pferde kraft, 4 Avisodampfer zu 180, 160 , 100 und 90 Pferde

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kraft. - Im Bau begriffen find 2 Fregatten à 50 Kano nen mit zusammen 960 Pferdekraft. Die österreichische Marine besteht aus 3 gemischten Fregatten zu 44 , 36 , 36 Kanonen und je 300 Pferde fraft , 20 Segelschiffen mit 454 Kanonen, nämlich 4 Fre gatten zu 60 , 50 , 50 , 44 Kanonen , 2 Corvetten mit 22 und 24 Kanonen, 3 kleinen Corvetten mit zusammen 46 Kanonen , 6 Briggs zu 18 und 16, zusamen 98 Kanonen, 5 Goëletten zu 12 Kanonen, 9 Dampfschiffen mit 42 Ka nonen und 2010 Pferdekraft , nämlich 2 Fregatten mit zusammen 700 Pferdekraft, 2 Fregatten mit 550 Pferde fraft und 5 Avisodampfern mit zusammen 760 Pferdekraft. Im Bau begriffen sind 2 Linienschraubenschiffe à 90 Ka nonen mit zusammen 700 Pferdekraft, 2 Fregatten à 40 * Kanonen mit zusammen 400 Pferdekraft.

80 werden können. Aber wie groß auch die Widerstandskraft der lebendigen Hülfsmittel von Paris sein mag, die Furcht vor einer Belagerung würde eine entsetzliche Einwirkung auf die Bevölkerung der Stadt, ja auf die von ganz Frankreich äußern , würde die Existenz vieler Tausenden bedrohen ; und das steht fest, daß die Forts dem Feinde gegenüber nicht so gefährlich sind , wie der Stadt selbst. Einmal find diejenigen Seiten von Paris , welche nicht nach Deutschland zu liegen , besonders die südliche, viel schwächer befestigt als die westliche , und wir würden doch wohl nicht die Festung da angreifen , wo sie am stärksten ist; zweitens aber hat Paris als Festung die unglücklichste Lage der Welt , denn die Stadt liegt in einem Reffel , fte ist von Höhen umgeben , welche sie selbst durch die Forts nicht beherrschen kann, sondern die die Stadt beherrschen; Paris hat in dieser Beziehung eine große Aehnlichkeit mit der Lage von Stettin, namentlich auch darin, daß zwischen allen Befestigungsarbeiten Häuser und Gebäude einge schachtelt sind , welche, wenn sie nicht alle zerstört werden, die Vertheidigung schwierig , ja unmöglich machen.

Militärische Briefe aus Frankreich.

Bei der Anlage der 18 Forts, die zusammengenommen eine Besagung von höchstens 80,000 Mann aufnehmen können , hat man zwar darauf gesehen , den militärischen (Schluß.) Grundsaß: Wer die Höhe hat, hat auch das Thal" mög Betrachten wir jetzt Paris von einem anderen Gefichts lichst strenge durchzuführen, aber dieser Grundsaß ist nicht Ja , wenn es lauter selbstständige Höhen immer richtig. punkte , seine militärische Lage nicht sich selbst , sondern dem Auslande gegenüber, machen wir zusammen eine wären, aber wenn es eine Höhenkette ist, zwischen welcher der Feind hindurchschleichen kann , und wenn das Thal Promenade in die Forts und Befestigungsarbeiten um eine gedeckte Paris, so müssen wir unserer Ansicht getreu bleiben : von den so mit Häusern bedeckt ist, daß der Feind überall siegreich den gegen Schuß jeder wenn , findet Aufstellung Forts von den Höhen des Mont Martre und des Kirchhofs Père Lachaise , wo unser echt deutscher Börne begraben vordringenden Feind die Stadt und ihre Bewohner selbst Auch nachdem wir die Forts be liegt , kann man Paris in Grund und Boden schießen. zerstört, wie dann ? von ihrer Widerstandsfähigkeit, viel nicht wir halten sehen, Der berühmte Physiker Arago hat schon in der Deputirten gibt es unglaublich kleine Forts , die faum einmal denn kammer im Jahre 1832 den Artillerie - Offizieren aus den eine Besagung von 2000 Mann aufnehmen können , und Gesezen der Ballistik bewiesen, (in seinen berühmten Ge sprächen über die Befestigung von Paris) daß diese Forts zweitens ist die Distanz zwischen denselben so ungleich, daß an eine regelmäßige Vertheidigung nicht zu denken Paris viel gefährlicher seien , als dem Feinde , der Paris ist ; wenn man den Ehrenbreitstein gesehen, da kommen etwa belagert, daß diese Gefahr mit der Ausdehnung der dem militärischen Beobachter alle solche Befestigungsan Stadt zugleich zunehme, und daß die 100 Millionen Francs vom Volke gegen sich selbst zum Nugen des Auslandes stalten wahrhaft fleinlich vor. Bei dem Befestigungsbau haben die Franzosen mit einer außerordentlichen Zähigkeit verwandt seien, daß , wenn nur ein Fort genommen, alle ande an ihren alten Befestigungssystemen festgehalten , das Na nuglos würden endlich ren sein die Forts kein Hinder , daß tionalgefühl hat nicht erlaubt , die Fortschritte anderer niß seien, um Paris selbst zu erobern ―――― oder wenigstens Nationen zu verwerthen ; immer dieß Polygonalsystem , zu beschießen. Dennoch können wir nicht ganz die Ansicht immer diese geraden Linien , diese Ecken und Winkel , in dieses berühmten Physikers theilen ; Paris selbst erobern welche man die Natur einzwängen will, immer dieſer fran ist einmal unmöglich , weil nichts gefährlicher wäre , als zösische Absolutismus , statt daß sie wie wir in Deutschland in die Straßen von Paris cindringen zu wollen, denn das doch endlich gelernt hätten, die Form der Befestigung wie ein Volk versteht den Straßenkampf , und Paris zu beschießen Kleid der Natur selbst anzupassen und dieß absolute Oc hat seine großen Schwierigkeiten in einer lebendigen Be troyiren im Voraus bestimmter Formen der Natur wenig festigungsmauer, die man jeden Augenblick auf dem ganzen stens gegenüber immer mehr und mehr zu unterlaſſen. Umkreise der Peripherie errichten kann, denn viel wichtiger 44. Paris , 31. December 1858. als Forts und Anlagen ist das Eisenbahnnez um Paris, wodurch im Zeitraum von einigen Stunden auf einem bes liebigen Punkte des Umkreises die ganze Garnison , alle Streitkräfte von Paris und selbst die der Forts concentrirt Hierbei eine Beilage. III.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage

zur Allgemeinen

Militär - Zeitung

Literatur. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser lich russischen Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theodor v. Bernhardi. 4 Bände. Leipzig , 1856-58. Verlag von Otto Wigand.

(Fortsehung.) Aus dem Frühjahrsfeldzug 1813 " ist zunächst der Stands punkt zu bemerken, von welchem man im russischen Hauptquartier Kutusow selbst hatte die Fortseßung des Kriegs auffaßte. unterm 12. Januar nach Haus geschrieben : „Fürchtet nichts ! wir werden wohl nicht sehr weit gehen - ich bin ja nicht jünger geworden !" Auch die um diese Zeit von Toll (er war unterdessen außer der Tour General geworden) eingereichte Denkschrift beschränkt sich darauf, aus 60,000 Russen und ebens soviel Preußen eine Armee in Nord , aus gleichviel Defters reichern eine solche in Süddeutschland und Italien zu bilden. Hiermit wie mit der im Posen'schen aufzustellenden russischen Reservearmee glaubte man das französische Joch abschütteln zu können ! Weiter enthält der Frühjahrsfeldzug , wie überhaupt das ganze Kriegsjahr 1813, das von anderen Seiten schon so reich documentirt ist , des Neueren nicht mehr so viel , wie das vorangehende , so daß wir uns kürzer faſſen können. Der Vormarsch der russischen Armee von Dresden gegen Altenburg (28. April), wo Toll nach seinem Plan sämmtliche Streitkräfte der Alliirten vereinigen wollte , war Toll's Werk allein , der hier nach Kutusow's erwünſchtem Abgange und der Abreise Alexanders nach Böhmen die Armee eine Zeitlang allein coms mandirte. Die Idee und die keineswegs glückliche Detail disposition zur Schlacht von Großgörschen schreibt Bernhardi nicht Scharnhorst, sondern dem Generalquartiermeister des um ftändlichen und unentschlossenen Oberbefehlshabers Wittgenstein, dem General Diebitsch, zu. Die Schlacht selbst, wie den Rück zug nach Baußen machte Toll als Kranker mit. Miloradowitsch, das ,enfant terrible " der russischen Generalität, der sich durch aus nicht unter Wittgensteins Oberbefehl ftellen mochte, verdarb die Vertheidigung Dresdens , indem er aus Mißvergnügen plöglich den Befehl daselbst niederlegte, später die von Baußen durch übereilten Rückzug aus der dortigen festen Vorposten stellung am ersten Schlachttag. Die dortige Schlacht war in der Hinsicht der gerade Gegensaß zu Borodino, daß die Ruſſen sich hier sehr tief, dort sehr flach aufstellten, so daß bei Boro dino 16 , bei Baußen nur 3½ Mann auf 1 Schritt Frontlänge famen. Die Schlacht wurde diesmal wenigstens auf dem linken Flügel fast ausschließlich von Alexander selbst geleitet; unter seinen Rathgebern Diebitsch , Toll und Knesebeck spielte lepterer die erste Rolle ; Wittgenstein soll mehrere Stunden geschlafen haben. Toll erhielt für seine Dienste in dieser Schlacht den rothen Adlerorden I. Claſſe. Bei Wittgensteins Abgang nahm Barclay aus Abneigung gegen Toll den General Diebitsch zum Generalquartiermeister. Stein urtheilt hierüber wie folgt : Barclay ist tapfer , rechtlich, kriegserfahren , aber beschränkt und wenig unternehmend , daher mehr zum Frieden geneigt ; er hat einen geschickten brauchbaren Mann von sich entfernt, den General Toll. Da Barclay aber Ordnung und Me thode besißt, so ist er Wittgenstein weit vorzuziehen. Vielleicht

Nr.

9 & 10.

wäre der beste Weg, um seinen Unvollkommenheiten abzuhelfen, wenn man ihm einen tüchtigen Generalstab beiordnete, der aus Wolkonsky , Toll und dem preußischen Oberstlieutenant Grol mann beſtünde“. Durch diese veränderte Stellung kam eine gewisse Spannung zwischen Diebitsch und Toll , die sich erst später zum Einklang löste, als beide einander näher kennen fernten. Daß der Waffenstillstand den russischen Generalen, speciell Barclay , der von Haus aus Preußen aufgeben und nach Polen retiriren wollte, erwünscht war und warum, erhellte erst in neuerer Zeit aus Gneisenau's und Henkel's Mitthei lungen , welche nicht nur die physische, sondern besonders die moralische Schwächung und Verwilderung der ruffischen Armee constatirten. Sie werden von Bernhardi bestätigt ; über den Waffenstillstand selbst wird eine Denkschrift Toll's beigebracht , worin derselbe als der größte Fehler in Napoleons militärischer Laufbahn geschildert wird. Er war es an sich und noch mehr, wenn man die Verhältnisse und Verhandlungen des alliirten Haupt. quartiers zu Grödig kennt , wenn man erfährt , wie Barclay den Rückmarsch seiner Armee nach Polen durchgefeßt und bereits bis Strehlen angetreten hatte. Hätte Napoleon den Marschall Davouft von Hamburg nach Berlin vorgeschoben , hätte er Dudinot an sich gezogen , seine Armee bis an die Weichsel poussirt und Danzig entsagt , so hätte er an der Spiße von 150,000 Mann und in guter Stellung den Frieden bieten können, der ihm gewiß auf die vortheilhafteßten Bedingungen gewährt worden wäre. Statt dessen vereitelte er durch seinen Uebermuth die Friedensverhandlungen zu Prag und besiegelte dadurch sein Verderben. (Fortsegung folgt.) Geschichte

der

Handfeuerwaffen.

Eine

Darstellung des Entwickelungsgangs der Hand feuerwaffen von ihrem Entstehen bis auf die Neuzeit bearbeitet von J. Schön , Hauptmann in der k. sächsischen Leib- Infanterie-Brigade, Ritter etc. Mit 32 erläuternden Tafeln. Dresden, 1858. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze . Der Verfasser des vorstehend genannten Werkes machte sich dem militärischen Publicum vor einigen Jahren durch ein Buch bekannt , welches das gezogene Infanteriegewehr" bes handelte und dadurch eine bedeutende Verbreitung fand , daß es in einer Zeit erschien , in der das Interesse für das ge zogene Gewehr lebhaft angeregt war. Das Werk besteht be kanntlich zum überwiegendßten Theil aus sorgfältig gesammelten Dimensionsangaben und zahlreichen , sehr sauber gefertigten Zeichnungen , welche gezogene Gewehre verschiedener Armeen veranschaulichen, zum kleineren aus eigenen Betrachtungen des Verfassers . In den leßteren und namentlich in der Grup pirung und Charakterisirung der verschiedenen Systeme der gezogenen Gewehre vermißten wir mehrfach eine scharfe Ord nung und Klarheit und waren daher sehr gespannt zu sehen, wie der Herr Verfaſſer die sehr schwierige Aufgabe gelöft habe, eine Geschichte der Handfeuerwaffen zu schreiben, welche ein bedeutendes Maß von System und Klarheit erfordert. Zunächst überraschte uns das umfangreiche Vorwort, welches theils eine Art historischen Risses enthält, theils didaktisch ge halten ist und nur an einer Stelle den Hauptzweck eines

83 Vorworts erfüllt, d . h. den Leser mit den Absichten und dem speciellen Ideengang des Verfassers bekannt zu machen. Diese Stelle lautet : „ Den Einfluss der Feuerwaffen und namentlich der Handfeuerwaffon in seiner ganzen Ausdehnung aufführen zu wollen , nämlich welcher Art derselbe auf die Krieg führung in allen ihren Gliedern, auf die Organisation der Heere u. s. w. bis auf die neueste Zeit war , sowie alle die Wissenschaften, wie Chemie, Physik u . s. w. , welche, wie wir später andeutungsweise sehen werden , zur Ver besserung und Vervollkommnung der Handfeuerwaffen hilfreiche Hand boten , je nach ihrem Einwirken auch nur einigermassen berühren zu wollen , lag bei der Be arbeitung dieses Werkes weder in der Absicht , noch in den Kräften des Verfassers, von welchem daher auch nur das rein Technische mit kurzen Andeutungen auf jene im Auge behalten worden ist. “ Dieses Programm einzuhalten ist schwer , da der Entwick lungsgang der Handfeuerwaffen, namentlich mit dem der Taktik und Heresorganisation in engster Wechselwirkung steht ; soll es eingehalten werden, so entsteht entweder ein Bilderwerk mit kurz er läuterndem Text oder ein detaillirt antiquarisches Werk, ein An halt für einen Sammler ; statt deffen fanden wir einen wirf lichen Geschichtsversuch , der demgemäß nach keiner Seite hin wahrhaft genügt. Fragen wir uns, bevor wir zu einer näheren Besprechung des Werks übergehen , noch, von welchem Standpunkt aus eine Geschichte der Handfeuerwaffen zu schreiben sei, so ist es wohl unbestreitbar , daß sie nur für Leute geschrieben werden kann und darf, welche mit den heutigen Handfeuerwaffen voll kommen vertraut find , denn wer das Wesen bestehender Ein richtungen nicht gründlich kennt, dem läßt sich das vergangener sehr schwer klar machen. Hält der Autor diesen Standpunkt fest , so gewinnt er einen sicheren Boden für die Darstellung, er braucht nicht , wie es z. B. auf Seite 102 u. s. f. des vorliegenden Buches geschehen, elementare Lehren zu entwickeln, die das Geschichtswerk in ein Lehrbuch ganz anderer Gattung verwandeln , und behält mithin Zeit und Raum für wirklich historische Forschungen , um die es sich doch nach dem Titel des Werks handelt. Wenden wir uns nun zu dessen Inhalt. Der Herr Vers fasser liefert wie schon bemerkt , ein Vorwort , welches bereits auf Dinge Bezug nimmt, die der Geschichtserzählung vorzu. behalten waren und außerdem 6 Abschnitte folgender Art. Erster Abschnitt : Geschichtliche Darlegung des frühesten Gebrauchs des Schießpulvers bei verschiedenen Völkern. Zweiter Abschnitt : Von den ersten Handfeuerwaffen bis mit der Erfindung des Luntenschlosses. Dritter Abschnitt : Von der Erfindung des Radschlosses bis zu der des französischen Batterieschlosses. Bierter Abschnitt : Von der Erfindung des franzöft schen Batterieſchloſſes und Bajonnets bis mit der Erfindung der eisernen Ladeftöcke und konischen Zündlöcher. Fünfter Abschnitt : Verbesserung der Feuerwaffen, Percuffionirung und Zustand derselben bis auf die neueste Zeit. Schluß. Mit dieser Eintheilung können wir uns nicht einverstanden. erklären, da wir eine rationelle Eintheilung für ein sehr dringen des Erforderniß eines Geschichtswerks halten, demgemäß aber

84 nach unserer Meinung im vorliegenden Falle nur da ein Ab schnitt gemacht werden darf, wo ein wirklicher und auf die Taktif einflußreicher Abschluß in dem Entwicklungsgange der Handfeuerwaffen hervortritt. Ein solcher Abschluß ist nun aber z. B. mit der Einfüh rung der eisernen Ladestöcke und konischen Zünd löcher (welche leßteren außerdem, wie der Herr Verfasser auch selbst ausführt , bis zur Erfindung und Einführung der Ber cussionszündung nicht einmal allgemein wurden) keineswegs erreicht , wohl aber mit der vollständigen Ausbildung und all gemeinen Annahme der Bajonnetflinte , die demgemäß einen Abschnitt schließen mußten. Auf Grund dieser Anschauung hätte dann der fünfte Abschnitt alle späteren Verbesserungen der Bajonnetflinte enthalten und konnte ohne Verstoß gegen das Systematische bis zur allgemeinen Einführung der Ber cuſſionszündung geführt werden. Den Schluß bildeten dann naturgemäß alle Erfindungen, welche dazu dienten, der Waffe der Neuzeit , dem gezogenen Gewehr , Eingang zu verschaffen ; ein solcher Schluß durfte nicht fehlen , mochte er auch noch so bündig gehalten sein. Der Herr Verfasser scheint sich vor einer Wiederholung dessen gescheut zu haben , was er bereits im gezogenen Infanteriegewehr “ aufführte , denn er verweist auf jenes Buch , was nach unserer Meinung bei Herstellung eines selbstständigen Werks nicht wichtig ist , gibt nur einen ganz kurzen Riß der Fortschritte in der Handfeuerwaffenent wickelung seit Delvigne , dagegen Mehreres , was bereits im fünften Abschnitte erledigt ist , 4. B. einen Rückblick auf die Percussion , und als endlichen Schluß eine Ergänzung seines früheren Buches , indem er sächsische Schießversuche mit Ge wehren Lorenz'schen Systems mittheilt. Um dem Entwurfe zu begegnen , als hätte bei unserer vorher motivirten Eintheilung der dritte Abschnitt leicht zu lang ausfallen können, bemerken wir noch, daß sich für diesen Fall ein Ruhepunkt beim 30 jährigen Kriege bot , in deffen Verlauf die Einrichtung und der Gebrauch der Muskete sehr wesentliche Veränderungen erfuhr. (Schluß folgt.)

Kurze Anzeigen und Nachrichten. Der nächstens erscheinende Band von Thiers, histoire du Con sulat et de l'Empire wird die hundert Tage und die Geschichte der Schlacht von Waterloo behandeln. Herr Thiers hat 3 Jahre lang für diese Arbeit Forschungen angestellt und widerlegt in derselben viel fach den Oberst Charras , der bekanntlich unlängst über diesen Gegen stand geschrieben, und, wie es scheint, nicht die Quellen und nament lich nicht die eigenhändigen Briefe Napoleon's zur Verfügung hatte, aus denen Thiers geschöpft hat. Auf die Erzählung von dem Sturze Napoleon's I. wird Herr Thiers ein historisches Resumé über den großen Feldherrn folgen lassen. ― Demnächst wird in Paris eine dem bekannten Werke von Groll und v. Sacken : Rüstungen und Waffen der Ambraser Samm lung , von welchem soeben die fiebente Lieferung ausgegeben ward, ähnliche literarisch-artistische Novität im Verlage von Gide erscheinen. Dieselbe wird den Titel führen : Iconographie du Musée d'artillerie de Paris , accompagnée d'un texte explicatif et d'un précis historique sur l'histoire des armes ; par M. O. Pen gulliy ' Haridon, officier d'artillerie , conservateur du musée d'artillerie de Paris. " und in 100 Lieferungen mit je 2 Tafeln Ab bildungen und dem begleitenden Texte ausgegeben werden . Somit wird das Werk 200 durch Lithophotographie hergestellte Abbildungen enthalten und das Ganze 700 Fres. kosten.

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Von Rüstow's militäriſchem Handwörterbuch find bereits 4 Lieferungen zum Preise von 10 Ngr. oder 36 fr. erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben. Zürich, 1858 . Fr. Schultheß.

A ▸

Geb. 5 Ngr. oder 18 kr.

4

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Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen : Geschichte des herzoglich braunschweigischen Leibbataillons und seines Stammes, der Infanterie des Corps, mit welchem der Herzog Friedrich Wilhelm im Jahre 1809 den ruhmvollen Zug durch Deutschland ausführte. Von W. Teichmüller. Lieutenant im Leibbotaillon, 176 Seiten gr. 8. Braunschweig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

geh.

12 Sgr. oder 42 fr.

C. A. Schwetschke u. Sohn. (M. Bruhn.) Druck von C. W. Leske.

-

Samftag, 5. Februar 1859. Santo

34. Jahrgang. No. 11 & 12. Student LORD

5701

BABE

Allgemeine Militär- Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Großbritannien .

mung, ſowie die ganze Ausrüſtung des Reiters und Pfer des fennen . - Die Lieutenants, welche nach 1849 einge

-b- In Beziehung auf das Avancementzum Offi

treten ſind und Alie,welche fünftig in Dienſttreten , haben ſich,

zier find folgende neue Beſtimmungen feſtgeſtellt worden. Ghe" ein Offizier (Fähndrich) zur Beförderung zum Lieutenant vorgeſdlagen werden darf, hat der Com mandırende eine Prüfungscommiſſion niederzuſeßen und Dieſe Commiſſion joll wo möglich aus

ehe ſie zum Gapitän vorrücken, über folgende Kenntniſſe auszuweijen: 9) Sie müſſen die Muting Act, die Kriegs artifel , ſowie die formen und das Verfahren bei Kriegs geridyten vollſtändig innebaben. 10) Sie müſſen die Bewegungen eines Cavaleriercgiments oder Jufanteriebas taillons, wie ſie das Reglement vorſchreibt, kennen. 11 ) Sie

3 Stabsoffizieren beſteben und über die Inſtruction der

müſſen den Dienſt der ledten Infanterie, den Vorpoſten

Candidaten nach folgendem Maßſtabe an den Militärs

und Patrouillendienſt, den Vors und Nadburdienft inne

ſecretär berichten : 1 ) Sie müſſenoibre Verrichtungen als

huben. 12) Sie müſſen die innere Verwaltung einer Com

ſelbſtſtändige Wadcommandanten oder als beigegebene Offis

pagnie (Sawadron ) und das Rechnungsweſen derſelben

2) Sie müſſen die Soldaten- und

fennen. 13 ) Sie müſſen mit den Reglements der Königin

fich über die Befábigung des Betreffenden Rapporter-

ſtatten zu laſſen .

ziere genau fennen .

Zugsſchule, ſowie auchdic Compagnieſdule ererciren fönnen. und des Miniſteriums volſtändig bekannt ſein. 14 ) Sie 3 ) Sie müſſen die Pläße der Compagnieoffiziere bei den müſſen einer Compagnie (Schwadron) oder einem Detache Bewegungen im

Bataillon fennen , und eine Compagnie

ment in jeder Lage vorſtehen fönnen. 15) Sie müſſen die

und im Recognog beim Bataillons. perciren führen fönnen. 4 ) Sie müſſen nöthige Kenntniß in der Feldbefeſtigung Capitän geſdiebt vor die durch die Reglemente und Dienſtordnungen feſtges

ſtellten Pflichten und Obliegenheiten der Subalternoffiziere, ſowie die Muting Act und Kriegsartikel in ſo weit inne haben , als ſie dieß in ihrer Eigenſchaft als Richter bei die müſſen die Sie müſſen einem Kriegsgericht nöthig baben. 55 )) Sie Verordnungen in Betreff der Löhnung, Menage und der

ciren haben. – Die Prüfung zum einer von dem commandirenden General oder Offizier des Diſtricts bierzu befehligten Commiſſion , die aus einem

höheren Offizier und zwei nicht zu dem Regiment des Gras minanden gehörigen Stabsoffizieren zuſammengeſeßt ift. Die Prüfungscommiſſion wird fich durch prattiſche Prüfung

Ausrüſtungsartikel fennen . 6) Sie müſſen das Gewicht

und nid) t bloß durch mündliche oderſchriftliche Fragen und

des Torniſters, des Gewehre mit und ohne Bajonnet, der

Antworten überzeugen, ob der Betreffende in den Punften

Patrontaſche mit und ohne Munition , die Anzahl der Patronen des Mannes und das Gewicht ſeiner übrigen Ausrüſtungsartifel wiſſen. 7) Diejenigen , welche einen Curſus an der Scießidule zú þythe durchgemacht haben, müſſen in der Behandlung der Büchſe, ſowiein der Theorie der Waffenlebre erfahren ſein. 8 ) Die Cornets der Cavalerie haben fich außerdem über ihre Befähigung in Fols gendem auszuweiſen : aj Sie müſſen im Fußererciren , in den Uebungen mit dem Säbel , ſowie im einzelnen und paarweiſen Reiten erfahren ſein ; b) fie müſſen eine Abtheir lung mit dem Carabiner , der Lanze und dem Säbel und

2, 3, 8, 10 und 11 zu Hauſe iſt. Der General oder comman dirende Offizier des Diſtricts oder der Station hat den Bes

ſelbſt im Zug , ſowie in der Scwadron crerciren fönnen ; c) fie müſſen eine Schwadron in der Schwadronsídule commandiren fönuen ; d) ſte müſſen die Sattelung , Zäus

richt der Commiſſion unter Anſluß der ſchriftlichen Aus

arbeitungen und mit ſeinen eigenen Bemerkungen begleitet, an den Militärſecretär einzuſchigen. –- Jeder Cornet oder

Fähndrich wird in den oben genannten Fächern geprüft, noch ebe er 8 Monate Dienſt gethan hat ; beſteht er die Prüfung

nicht, ſo hat der Commandirende zu melden , ob hieran Mangel an Fleiß oder Umſtände , die nicht von dem Bes treffenden abhängen , wie z. B. Krankheit,, Schuld find. We a p el.

Es wird beabſichtigt, in jedem Schweizerregiment eine Gadettenſchule nad öſterreichiſchem Syſtem einzu =

91

Wenigsten, doch meinte ein Redner, wenn man sich an dem Namen „ Generalität " stoße , so könne man sie ja anders nennen, etwa „Präsident“ ( !) oder „Vorreiter", wenn man wolle. Im Ganzen verkannte Niemand die Wichtigkeit eines tüchtigen Generalstabs , aber in den Wegen dazu war man nicht klar und fand die Einigung nicht. (Preuß. Ztg. )

I

45

richten , um daraus künftig Offiziere zu ziehen. Früher hatten die Cantone, später die Capitans die Unterlieute nants vorgeschlagen , wodurch häufig junge Leute ohne alle militärische Vorbildung und fast nie ein tüchtiger Unteroffizier zu Offizieren befördert wurden .

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Peru.

མ་

Wir werden übrigens Ge *) Der „ Preuß . Ztg." entnommen. legenheit haben , auf das Niel'ſche Werk_zurückzukommen. D. Red. d . A. M.-Z.

1 ia

ཚོན་ པ་

die meisten Fehler lägen in den Personen , nicht in der Organisation. Die Creirung von Divisions- und Brigade Obersten (Divisions- und Brigade Generale) gefiel den

115 839

Spanien. Lima, 12. Decbr. 1858. Aus dem officiellen Bericht S. Bei dem Concursexamen , welches die Aspi des Kriegsministers an den Congreß geht hervor, daß zu ranten zu Lieutenantsstellen in der Marine - Infanterie Anfang dieses Jahres das Heer aus 8000 Mann bestand, zu bestehen haben , wird in folgenden Fächern geprüft: wovon aber seit dem Fall Arequipas ziemlich viele entlassen Arithmetit , Algebra , Geometrie, Trigonometrie , praktische find. Zu diesem gehört nach den eigenen Angaben des Geometrie , Einiges aus der beschreibenden Geometrie, Kriegsministeriums ein Offiziercorps von 1856 Mann, Feldbefestigung , Einiges aus der stehenden Befestigung, nämlich 2 Großmarschälle, 5 Divisionsgenerale, 22 Brigades Religion, Geschichte, Geographie , militärisches Zeichnen. generale, 142 Oberste, 158 Oberstlieutenants, 201 Majore, 404 Capitans , 456 Lieutenants , 418 Unterlieutenants , 11 Commissäre und 37 Aerzte. Von diesen sind 418 auf Urlaub und empfangen jährliche Zahlung von 269,718 Doll. , Ein Rückblick auf den Krim- Feldzug. *) 274 der Invalidenliste 81,400 Doll . , 280 in Ruhestand I. mit Pensionen im Betrage von 107,905 Doll ., ferner be kommen 528 Wittwen und Kinder von Offizieren jährlich Wenn auch die Zeit jener dramatischen und politischen 205,690 Doll. , zusammen 664,743 Doll. , außer dem regel Spannung vorüber ist, mit welcher alle Welt die Ereignisse mäßigen Budget für das stehende Heer. Die Marine be auf dem Kriegsschauplage des Orients verfolgte und jede fteht aus 6 Steamern mit zusammen 90 Kanonen , einer Einzelschilderung derselben mit theilnahmvoller Aufmerk Segelbrigg zu 12 Kanonen und 3 Transportschiffen à 3 Kaz samkeit entgegennahm , so knüpft sich doch noch ein sehr nonen , und zu dieser gehören 3 Admirale , 40 Capitans , berechtigtes Interesse an die nachgeborenen Veröffentlichungen, 17 erste Lieutenants , 18 zweite Lieutenants, 40 Midship welche über die thatsächlichen Vorgänge jener denkwürdigen men, 20 Marineoffiziere, 51 Contadores (Kassirer), 7 Aerzte Zeit genaueren Aufschluß geben. Zunächst dürfte die mili und 11 Lootsen , also auch eine ganz hinlängliche Anzahl färische Wissenschaft mit besonderem Dank die Arbeit sach für 10 Schiffe. verständiger Federn begrüßen, welche die Einzelnheiten und Schweiz. den Zusammenhang der kriegerischen Operationen zum ausführlicher Darstellung und eingehender Kritik Gegenstand Bern, 20. Januar. Die Ablehnung einer Reor machen, während die Geschichtsschreibung mit Sorgfalt ganisation des eidgenössischen Generalstabs von jeden Lichtstrahl aufzusuchen hat , welcher aus solchen Seite des Nationalraths bildet eine etwas überraschende Werfen auf bisher dunkle Punkte des thatsächlichen Mate en Episode in den Verhandlung der Räthe, namentlich wenn rials oder auf die innere Verkettung der Ereignisse fallen fie mit dem Motive der Commissions - Minderheit erfolgt fönnte. wäre, welches ein derzeitiges Eintreten abwies in Erwä Eine so eben in Paris veröffentlichte Schrift ist gung der Schwierigkeiten , die mit einer neuen Organiſation des eidgenössischen Generalstabs verbunden wären, und der nach beiden Seiten hin von hoher Wichtigkeit , wenn auch die militär-wissenschaftliche Forschung das erste Recht hat, Kosten, welche aus einer besseren und praktischeren In (1) die Buchs für sich in struction entstehen würden". Aber auch die Mehrheit der Commission hatte eine Zurückweisung an den Bundesrath Anspruch zu nehmen ; wir meinen das mit Genehmigung behufs einer nochmaligen Prüfung und Vervollständigung des Kriegsministers herausgegebene " Tagebuch der Genie - Operationen vor Sebastopol vom General des Gesezvorschlages beantragt. Bei der Abstimmung Journal des opérations du génie, par le général rourde das Nichteintreten in die Vorlage, und zwar ohne Niel ( Niel. Paris, librairie militaire de J. Dumaine, libraire Motivirung beschlossen, es heißt aber, daß bei einem ande Man wird über Inhalt und ren richtigen Abstimmungsmodus der Antrag der Commis éditeur de l'Empereur). Bedeutung dieses Tagebuchs nicht in Zweifel sein können, t fionsmehrhei mit seinen Motiven und angedeuteten Ver besserungen (namentlich den Generalstab mit tüchtigen wenn man sich erinnert, daß der genannte General , nach jüngeren Kräften zu versehen) gestegt haben würde. Oberst dem er zuvor als Adjutant Napoleon's III. mit einer Specialmission (man darf annehmen zum Zwecke eines dem Benz rügte den sich geltend machenden Trieb der Nach Kaiser zu erstattenden genaueren Berichts über den Stand ahmung der stehenden Heere und hob den für die Schweiz allein richtigen Standpunkt einer Milizarmee hervor, dafür der Belagerung) nach der Krim gegangen war, vom Mai 1855 ab den Oberbefehl über das Gentewesen der französ ein Urtheil Radeßky's citirend . Oberst Kurz fand in dem Entwurfe etwas Anderes, aber nichts Besseres , und meinte, fischen Expedition übernahm und in dieser Stellung die

5

f



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94

Belagerungsarbeiten bis zum Falle Sebastopols leitete. koff seine Operationsbasis und seine Magazine wieder ge Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, die Ausführungen wann , so ließ er mit dem größten Theil seiner Truppen des umfangreichen Specialwerks auch nur auszugsweise einen Plaz im Stich, dessen Vertheidigungswerke im Süden wiederzugeben ; doch bietet es einen um so reicheren und noch viel zu unvollständig waren , als daß derselbe nicht auch für weitere Leserkreise anziehenden Stoff , als es mit der Wegnahme durch einen Handstreich hätte ausgesezt dem Einzelbericht über den Krimfeldzug eine zusammen sein sollen. Was die Verbündeten betrifft , so sollten sie faffende Darstellung der orientalischen Krisis verbindet. bei Balaklama und in den chersonesischen Buchten eine Wir begnügen uns , dem Gesammtbilde einige bemerkens gesicherte Operationsbasis finden ; aber, indem sie die von werthe Züge zu entlehnen. Süden her so schwer einzunehmenden Mackenzie Höhen voll Das Werk des Generals Niel zerfällt in drei Theile. ständig frei gaben, ließen sie dem Fürsten Mentschikoff die Der erste dient gewissermaßen als Einleitung und schildert Möglichkeit , sich mit einer schon entmuthigten Garnison die Begebenheiten bis zum Angriff auf Sebastopol ; der wieder in Verbindung zu seßen , dieselbe zu verstärken, zweite und wichtigste enthält die eigentliche Monographie nöthigenfalls zu erneuern , und ihr fortwährend Lebens über die Belagerung von Sebastopol ; der dritte endlich ver mittel und Kriegsbedarf zuzuführen ; mit einem Worte : vollständigt die Geschichtserzählung , indem er über die die Verbündeten thaten auf eine vollständige Einschließung weiteren Vorgänge bis zum Friedensschlusse berichtet. Als des Plazes Verzicht. Aber eine Belagerung ohne voll Anhang sind dem Werk verschiedene Documente als Belag ständige Einschließung, namentlich wenn ein großes Hülfs stücke der allgemeinen Darstellung und besondere Mitthet heer mit der Besaßung in freier Verbindung steht , bietet lungen über die Minenoperationen vor Sebastopol bergefügt. fast unübersteigliche Schwierigkeiten dar. " Zur Beranschaulichung des Berichts dient ferner ein Atlas, Hieran schließt sich die Erörterung eines andern Punkts, welcher 15 Kupfertafeln in Folio enthält. dessen Auffassung für den ganzen Verlauf des orientaliſchen Die geschichtliche Einleitung beginnt mit der Ankunft des Krieges von entscheidender Wichtigkeit werden mußte, näm Fürsten Mentschikoff in Constantinopel (28. Februar 1853) . lich der Frage , ob die Verbündeten bei ihrer Ankunft im Nachdem die Pforte den Abschluß eines Vertrags, welcher Süden von Sebastopol durch einen sofortigen, entschlossenen die auf etwa acht Millionen zu schäßende Gesammtheit der Angriff nicht den Plaß hätten überrumpeln fönnen. Schon zur griechischen Kirche gehörenden Bevölkerung des tür aus der oben angeführten Auseinanderseßung erbellt, daß General Niel im Grunde sich einer bejahenden Beantwor kischen Reichs unter das Special-Pretectorat Rußlands stellen sollte , entschieden abgelehnt hatte , trat mit der Abreise tung zuneigt, wenn er auch, aus Rücksicht auf die damals Mentschikoffs (21. Mai 1853 ) der diplomatische Bruch angenommenen Operationspläne und auf die Urheber der zwischen Rußland und der Türkei ein , auf welchen der selben, Anstand nimmt sein Urtheil in unumwundener Weise Uebergang der Ruſſen über den Pruth (3. Juli) und end auszusprechen. Er glaubt allerdings in Betracht ziehen lich die Kriegserklärung der Pforte an Rußland folgte zu müssen , daß die französische Armee in jenem entschei (4. October). Troß der Mißerfolge der ruſſiſchen Truppen dungsvollen Momente eben in der Person des Marschalls in den Donaufürstenthümern und trog der vielfachen diplo von St. Arnaud ihren Oberbefehlshaber verloren hatte matischen Vermittelungsversuche kam bekanntlich eine Bei und daß die gesammte Truppenmacht der Verbündeten das legung des Streites nicht zu Stande, und die Westmächte mals unter drei Befehlshabern stand , so daß viel thatsäch= beschlossen endlich , als Rußland die Aufforderung zur liche und persönliche Schwierigkeiten einem Beschlusse ent Räumung der Donauländer unerfüllt ließ , mit dem Ge gegenstanden , welcher im unglücklichen Falle das Schicksal wicht ihrer Waffen die Vertheidigung des türkischen Reichs des ganzen Heeres in die äußerste Gefahr gesezt hätte. gegen den übermächtigen Nachbar zu unterstüßen. Noch Dennoch verräth sich die eigentliche Ansicht des Generals vor Unterzeichnung des Vertrags vom 10 April 1854 Niel deutlich genug in folgender Schlußbemerkung : „ Man wurde die französische Orientarmee am 11. März 1854 glaubte durch sorgsame Vorbereitung eines umfassenden constituirt und unter den Oberbefehl des Marschalls St. Angriffes den Weg der Vorsicht einzuschlagen. Dieses Arnaud gestellt. Die Darstellung des Generals Niel geht Verfahren war jedenfalls nicht das schleunigste ; es konnte nun auf die Einzelnheiten der Krim- Expedition über und sogar möglicher Weise nicht einmal als das sicherste erfun gibt eine nähere Beschreibung von den localen Verhält den werden ; aber , obwohl es die Dimensionen des unter nissen der taurischen Halbinsel. Nach dem Berichte über den Mauern von Sebastopol begonnenen Kampfes über die Schlacht an der Alma seßt er die Gründe auseinander, alle Erwartung hinaus ausgedehnt hat, so kann man doch welche das Expeditionsheer , nach dem glänzenden Erfolge jezt keine Trauer darüber empfinden , nachdem dasselbe so der westmächtlichen Waffen , veranlaßten , durch einen ge viel Glanz auf unsere Waffen geworfen hat". Diese aus fährlichen Flankenmarsch nach der Südseite von Sebastopol weichende Wendung nimmt keineswegs der Kritik des Gene vorzudringen, während die Russen die Seefestung von rals Niel ihren Stachel, da die Frage sehr nahe liegt, ob Truppen entblößten und gleichfalls eine bedenkliche Flanken die mit Blizesschnelle auf die Almaſchlacht folgende Ein bewegung ausführten , um vor allen Dingen ihre Verbin nahme von Sebastopol weniger ruhmvoll für die Waffen dungen mit Sympheropol und dem Innern der Krim gegen der Verbündeten gewesen wäre , als ein später Sieg nach Uebrigens unglaublichen Anstrengungen und Opfern. einen etwaigen Angriff zu vertheidigen. General Niel spricht sich über den vielfach controversirten Gegenstand in hat auch General Canrobert, der Nachfolger des Marschalls folgender Weise aus : von St. Arnaud im Oberbefehl über das Krimbeer, die im Auf beiden Seiten ſchrieb man ſich das Verdienst einer Niel'schen Werke aussprochenen Ansichten keineswegs mit Gleichgültigkeit aufgenommen , sondern in einem an den geschickten Bewegung zu ; aber, wenn der Fürst Mentschi

95 Kriegsminister gerichteten und auf seinen Wunsch durch den „Moniteur" veröffentlichten Schreiben ausdrücklich erklärt, daß die Vertheidigungswerke von Sebastopol, als die ver bündeten Truppen im Süden der Festung anlangten, nicht von der Art waren, welche man mit dem Bajonnette nimmt. Er fügt hinzu , daß General Niel , wenn er das Genie wesen des Expeditionsheeres von Anfang an befehligt hätte, gewiß die Ansicht des Generals Bizot , damaligen Leiters der Belagerungsarbeiten, getheilt haben würde, welcher ents schieden jeden Angriff widerrieth, bevor man gegen die mit grobem Geschüß hinlänglich ausgerüsteten Vertheidigungs werke von den hundert und zwanzig Belagerungsgeschüßen Gebrauch gemacht habe, welche den Verbündeten zur Ver General Canrobert befennt schließlich fügung standen. unumwunden , daß er sich dieser an Ort und Stelle „ von den besten Köpfen " des Heeres getheilten Meinung damals angeschlossen habe. Wie dem auch sein möge, jedenfalls geht aus der Dar stellung des Generals Niel hervor , daß Sebastopol , von der Seeseite völlig geschüßt , allmählig durch die unermüd lichen Anstrengungen der Russen auch nach der Landseite bin sehr feste Vertheidigungswerke erhielt , und daß die Arbeiten der Belagerten wesentlich dadurch unterstügt wur den , daß sie über das reiche Material eines großen See arsenals und über zahlreiche , durch Zuzug von Norden her immer wieder frisch erseßte Mannschaften zu verfügen hatten. Als die Sachlage sich so gestaltet hatte, da blieb den Verbündeten nichts übrig, als ihre Truppen zu schonen, um nach gründlicher Vorbereitung mit großen Maſſen den Sturm auf die wichtigsten Punkte der russischen Werke zu unternehmen . Die Ausführung dieses Plans führte endlich zur Einnahme des Malakoffwerkes , welcher die Räumung Sebastopols von Seiten der Russen auf dem Fuße folgte. (Fortsegung folgt. )

Veränderungen im Gebiete des preußischen Artilleriewesens. 1 ) Die Einheit des preußischen , in der Artillerie vors kommenden Gewichts bildet das Zollpfund. Das preußische Pfund ist hiernach gleich einem Pfund und 2,209158143 Loth des alten preußischen Gewichts . 100 Pfund machen 1 Centner, und 40 Centner oder 4000 Pfund eine Schiffs last aus. Das Pfund wird in 30 Loth , das Loth in 10 Quentchen , das Quentchen in 10 Zent , der Zent in 10 Korn getheilt. 2) Zum Probiren des Geschüß- und Gewehr pulvers dienen ein eiserner Probirmörser, nebst einer concentrischen gußeisernen , 7 zölligen Hohlkugel, welche durch Bleieinguß auf das Gewicht von 58 bis 59 Pfund gebracht ist. 3) Geschüßröhre. a) Die Feld geschüßröhre erhalten statt des Angusses an der Verstärkung des Bodens , nachdem das Ge schüßrohr gebohrt und äußerlich fertig bearbeitet ist, einen metallenen Ansazkasten für den Aufsaß. Be huss der Befestigung des Auffaz-Ansazkastens wird im Boden senkrecht zur Seelenachse, parallel der hinte

96 ren Fläche der Bodenfriese ein Loch ausgehauen, welches sich nach vorne erweitert , und dessen Tiefe sich nach der hinteren Oeffnung verflacht. In dieß Loch wird ein Metallstück eingetrieben , die obere Fläche des letzteren mit der der Bodenfriese ver glichen , und dem Metallstück die Form des Aufſay Ansazkastens gegeben. b) Zu Defensionszwecken und für den Belage = rungstrain find gußeiserne , 12- und 24 pfündige gezogene Kanonenröhre eingeführt. 4) Laffeten. a) Die Feldlaffeten haben verstärkte, mit Laffetenblechen versehene Wände und einen erhöhten Mittelriegel er halten. b) Für 3 , 4 und 6pfündige eiserne und broncene Kanonen-, 7pfündige Haubiß- und 12 pfündige Feld kanonenröhre ist eine eiserne Kasemattenlaffete ein führt. Sie besteht, wie die eisernen Festungslaffeten, aus Stäben von Schmiedeeisen und ist mit 2 guß eisernen Blockrädern und einem hölzernen Schwanz riegel versehen. Zum Transport des Geschüßes , oder der Laffete dient ein eiserner Proghebel, und die bes stehende Kasematten- , resp. Wallproze. 5) Ernstfeuerwerkerei. a) Die Feldgranaten werden beim Laden in einem Brettspiegel, welcher aus zwei ungefähr gleich starken, übereinander geleimten Brettern besteht , befestigt. Das Einspiegeln der Feldgranaten in Brettspiegel geschicht auf folgende Art : 1 ) Die auf den Spiegel gelegte Granate wird mit einem Blechkreuze versehen , dessen Ring den Zünder umfaßt , und deſſen Streifen auf der unteren Fläche des Spiegels befestigt werden. 2) Die auf einem wagerechten Tische ruhende Vor richtung zum Einspiegeln besteht aus 2 hölzer nen Rahmen , von denen jeder auf einer ges ebneten starken Bohle befestigt und mit 2 senk recht auf der unteren Bohlenfläche eingespannten. Fäden versehen ist. Die so weit fertige Gra nate wird zwischen zwei gegenüberstehenden Fäden der beiden Rahmen gestellt , und der Pfeilstrich der Granate durch Drehen der leßte ren im Spiegel in die durch beide Fäden gehende Evene gebracht. 3) Die Blechkreuzstreifen werden durch Sackband gewürgt und gebunden , und der Bund mit Leim bestrichen. b) Hohlkugeln mit Bleieinguß. 1) Darstellung. Die erwärmten Hohlkugeln werden mit geschmolzenem Blei ausgegoffen , so daß das Innere derselben vollständig ausgefüllt ist, worauf man die Geschosse abkühlen läßt. Hierauf werden sämmtliche Hohlkugeln gewogen , und die zu leicht befundenen ausgeschmolzen und auf's Neue ausgegossen. 2) Polen. Der Schwerpunkt der Geschosse erhält ungefähr eine entgegengeseßte Lage, als bei gewöhnlichen Hohlkugeln.

97 3) Bezeichnen und Einspiegeln geschehen in der bei Hohlkugeln ohne Bleieinguß gebräuchlichen Art. c) Die Brandkugeln sind abgeschafft. d) Feuerballen dienen in Stelle der früheren Hands brand , Handleucht- und Stankkugeln und werden wie folgt gefertigt. Ein zwillichener Bentel wird mit Sag ausgestopft und auf der oberen Saßfläche mit einem Sagröhrchen und einer Beplattung versehen ; der Beutel wird hierauf zusammengenäht, mit starkem Bindfaden bestrickt und in flüssiges Pech getaucht. -Feuerballen brennen mit einer hellleuchtenden, gleich mäßigen Flamme. e) Brandkränze dienen in Stelle der früheren Pech und Leuchtkränze und Pech- oder Brandfaschinen ; ste werden wie folgt gefertigt. Dünne Tonnenreifen wer den mit Werg und Hobelspänen umwickelt, mit Bind faden umbunden, in eine flüssige Pechtheermasse getaucht und mit Zehrungssag bestreut. Hat der Kranz durch das beschriebene , wiederholte Verfahren die nöthige Stärke erreicht, so wird derselbe mit Eisendraht weit läufig umwickelt, mit 3 zur schnellen und sicheren Ent zündung dienenden Zündlichtenden verschen, mit Stroh ― lose umwickelt und bepußt. Brandkränze entzünden sich sehr rasch und brennen lange mit heftiger Flamme. Feuerballen und Brandkränze werden an trockenen, fühlen Orten aufbewahrt.

1) Leuchtfackeln sind eines der Erleuchtungsmittel, deren sich die Artillerie bei Vertheidigung der Festungen Sie bestehen aus einer dünnen Zinkblech bedient. hülse , welche mit Leuchtsag vollgeschlagen und mit etner aus Papier und baumwollenem Zeuge bestehen den Beplattung versehen wird. Die Beplättung wird zum Schuß gegen Feuchtigkeit lackirt. - Leucht fackeln , von denen eine 12 bis 15 Minuten brennt, werden in Kasten verpackt und in trockenen, luftigen Räumen untergebracht. Leuchtfackeln werden angewendet : 1) Zur Beleuchtung innerer Räume und Paſſagen, des Terrains vor freistehenden Mauern, Galle rien und Kasematten , sowie der Annäherungs arbeiten des Feindes von der dritten Paral. lele ab. 2) Bei feindlichen Unternehmungen zur Recog noscirung der Festungswerke, nächtlichen Stür men und Ueberfällen : Zur Erleuchtung des Haupt- und Ravelingrabens und des gedeckten Weges , bei ganzen und halben gewöhnlichen Futtermauern. Das Verfahren in dem zuerst genannten Falle besteht darin , daß die Leuchtsackel durch Draht an einen Faschinenpfahl befestigt und in horizontaler Lage durch Scharten , Fensteröffnungen oder in die Brustwehr gesteckt wird. Das Verfahren in dem zu legt genannten Falle ist folgendes : Die Leuchtfackel wird am vorderen Ende eines Lattenkreuzes befestigt, das Lattenkreuz auf die Brustwehrkrone gelegt und, nachdem die Leuchtfackel entzündet , mit Hülfe einer langen Stange über die Brustwehr geschleudert ; in besonderen Fällen läßt man dasselbe auf einer Holz

98 bahn hinabgleiten. Eine am hinteren Ende des Lattenkreuzes befestigte Leine dient dazu , dasselbe in derjenigen Höhe über der Grabensohle zu erhalten, in welcher die Leuchtfackel in fast horizontaler Lage brennen soll ; sowie zum Zurückziehen des Latten freuzes. Bei alleiniger Erleuchtung des Grabens brennt die Leuchtfackel am günſtigsten unter der Höhe des gedeckten Weges, um das Hervortreten der äuße ren Conturen der Werke zu vermindern . (Schluß folgt.)

Literatur. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser lich russischen Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theodor v. Bernhardi. 4 Bände. Leipzig , 1856-58. " Verlag von Otto Wigand. (Forthegung.) Den ganzen dritten Band füllt das sechste Buch , ente haltend den Herbstfeldzug 1813. Es ist besonders reich an interessanten Beilagen und beginnt mit einer Betrachtung darüber , ob der von Scharnhorst projectirte Volkskrieg , den das Kalischer Manifest predigte und unter welchen Bedingungen er gelingen konnte. Zu leßteren rechnet Bernhardi nament lich ein weniger zaghaftes Vorgehen von Seite Preußens und Rußlands, rasches Vordringen an den Rhein, wodurch Nord deutschland und seine Hülfsquellen für die Alliirten erobert und die französischen Rüstungen gestört wurden. Nachdem solches versäumt war , sah Scharnhorst selbst sowohl aus dem unerwartet hülflosen Zustande der russischen, wie aus dem ebenso unerwarteten Anschwellen der französischen Schaaren, wie er es bei Lüßen wahrnahm , daß man sich ohne Defter reich einem sehr überlegenen Gegner unter ungünstigen Ver hältnissen gegenüber befand . Leztere Macht , deren Lenker Metternich jedoch damals dem jakobinischen " Preußen tief abgeneigt war, zu sich herüberzuziehen, war Alexanders leidens schaftliches Bestreben : schon 5 Tage nach dem Waffenstillstand mußte Toll einen Operationsplan ausarbeiten und denselben zu Gitschin dem Fürsten Schwarzenberg vorlegen , von deſſen Generalquartiermeister Radesky er unbedingt gebilligt wurde. Zwar hatten die beiden österreichischen Generale von ihrem Cabinet die Weisung , jede einigermaßen bindende Berathung durch unbedingtes Gutheißen von Toll's Arbeit abzuschneiden ; doch findet sich in Radesky's Denkwürdigkeiten ein Actenstück, auf welches Bernhardi bei Erscheinen dieses dritten Bandes (1857 ) noch nicht hinweisen konnte , woraus hervorgeht , daß Radesky die damalige Lage ähnlich wie Toll betrachtete. Dankenswerth ist , daß Bernhardi Alles gethan hat , um die seither so verschieden angegebene Stärke beider Theile zur Zeit der Auffündigung des Waffenstillstands festzustellen ; nach ihm standen 440,000 Franzosen mit 1200 Geschüßen 493,000 Alliirten mit 1388 Geschüßen gegenüber allerdings keine überwältigende Ueberzahl, gegen welche Napoleons centrale Lage und seine Einheit der Oberleitung (wenn dieſe nämlich seinen Antecedentien entsprochen hätte) wohl aufkommen konnte. In der

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gegenseitigen Schäßung der Streitkräfte fand ein eigenthümlicher Irrthum ftatt: Napoleon überschäßte die Desterreicher, diese unters schäßten ihn , was auf die Courage des alliirten Hauptquar tiers von Einfluß war. Noch intereſſanter ist die Schilderung der verschiedenen Hauptquartiere , vorab des österreichischen. Die Wahl Schwarzenbergs zum Oberfeldherrn frappirte nicht wenig im kaiserlichen Heer , wo man des Fürsten geringe Be fähigung zum großen General wohl kannte ; dabei wurde er weniger, als man glaubte, von dem bescheidenen Radesky, als von dem anmaßenden Langenau und von Duka , Franzens Intimus , geleitet. Warum der Erzherzog Karl gar nicht in den Wurf kommen konnte , erfahren wir hier zum erstenmal : er hatte seit dem Zerwürfnisse mit Suworow seine Abneigung gegen die Russen so wenig verläugnet , daß er sich schon im Jahr 1805 das Commando in Italien vorzugsweise deßhalb ausgebeten hatte , um nicht gemeinsam mit ihnen auf dem deutschen Schauplaße operiren zu müſſen ; dann war ihm sein eigener Bruder abhold , da man ihn vom Jahr 1809 her ob jener nach dem Tage von Regensburg begonnenen eigenmäch tigen Unterhandlungen mit Napoleon beschuldigte , er habe nach der Würde eines Rheinbundkönigs von Böhmen gestrebt. Noch schlimmer stand es im Hauptquartier Bernadotte's. Diesem hatte Alexander , welcher die Bourbons haßte, schon das Jahr zuvor in der Zuſammenkunft zu Abo Aussichten auf den fran zösischen Thron eröffnet ; sein Kriegsmanifest war also nur gegen Napoleon, sein ganzes Streben vielmehr dahin gerichtet, die französischen Schaaren wo immer zu schonen. Mit Recht hatte Stein vor Bernadotte gewarnt ; man wollte zu spät ein sehen und bereuen. Die beiden franzöſiſchen Generale Moreau und Jomini werden treffend charakteriſirt ; ersterer , welcher eigentlich an der Spiße von 40,000 französischen Gefangenen einen Einfall in die Vendée hatte machen wollen, spielte eine unbedeutende , zu ſeinem Glück kurze Rolle ; der leztere mußte fich selbst als schlechten „ Taktiker“ bekennen, dagegen steht sein Ansehen als „ Stratege“ in der russischen Armee noch jeßt in höchsten Ehren . Wichtig für Napoleon's Operationsplan bei Wiedereröffnung der Feindseligkeiten ist ein Brief des Kaiſers an St. Cyr vom 17. Auguſt (von diesem in seinen Memoiren ausgelassen), woraus hervorgeht, daß er auf die Nachricht von Schwarzenbergs Offensive gleichfalls einen Offensivstoß aus der Oberlausit über Böhmisch-Leipa gegen Prag beabsichtigte, woran er nur durch Blüchers energisches Vordringen aus

lichkeit : Oberst Hofmann war in der Nacht des 26. von Her zog Eugen mit der Meldung von Vandamme's Vorbrechen vom Königstein bei Schwarzenberg eingetroffen und es ist deß halb sehr glaublich, daß der Fürst die projectirte Schlacht nur noch als Arrièregardengefecht zur Deckung des Rückzugs nach Böhmen betrachtete , wohin er gleich am Morgen einzelne österreichische Abtheilungen abrücken ließ. Ganz richtig wür digte Toll das musterhafte Verhalten Eugens, welchem Alexander in seiner bedrängten Lage zwar nicht die erbetene Verstärkung, wohl aber einen Narren - Ostermann - als überflüssigen Oberbefehlshaber geschickt hatte , weil er leßteren los ſein wollte. Ueber den Rückzug von Dresden aus erhalten wir

Schlesien verhindert wurde. Ganz zutreffend find die Erörtes rungen über den Angriff auf Dresden am 25. und deſſen Dispositionen. Toll , welcher dem großen Hauptquartier als Generalquartiermeister der Ruſſen angehörte , war aus irrigen Vorausseßungen überhaupt gegen den Angriff, der allen An ordnungen nach noch am 25. , aber merkwürdigerweise erst 4 Uhr Nachmittags geschehen sollte , während man um Mittag beginnen konnte, wenn man nicht gar so spät von Dippoldis walde aufgebrochen wäre. Der Aufschub des Sturmes , welchen Danilewsky u . A. dem Fürsten Schwarzenberg Schuld geben, war Folge eines Kriegsraths , in welchem Jomini auf als baldigen Angriff drang , Moreau aber entschieden vom Stür, men abrieth , weil er , bezeichnend genug , die Lenkung so großer Massen überhaupt nicht für menschenmöglich hielt. So wurde aus dem Angriff weniger als eine halbe Maßregel : man wollte nur einen zaghaften „ Versuch“ machen , der unter so ganz veränderten Umständen nicht anders als mißlingen konnte. Bernhardi gibt die beste Erklärung dieser Unbegreif

wichtige Aufschlüsse, welche die seitherigen Darstellungen wesents lich berichtigen ; das Gewichtigste aber ist die Andeutung, daß der Erfolg von Kulm deßhalb so entscheidend war , weil durch ihn die gelockerte Verbindung der Alliirten mit Metternich, welcher die seinige mit Napoleon nie ganz aufgegeben und nach der Dresdener Niederlage alsbald wieder eine Einladung zu Friedensunterhandlungen in Prag an ihn abgesendet hatte -neuerdings befestigt wurde. Kulm, Kazbach, Hagelsberg diese Nachrichten stärkten den so tief gesunkenen Muth der Ver bündeten , speciell die Disciplin bei den Desterreichern ; von da an zweifelte niemand mehr an der glücklichen Beendigung des Kriegs. In demselben Verhältniß schwand bei den Fran zosen die Zuversicht und verwischte den Eindruck des Dresdener Sieges ; besonders Napoleon's Marschälle disgustirte das lügenhafte Betragen ihres Herrn und Meisters gegenüber von Vandamme. Am tiefsten war die Entmuthigung in Macdo nald's Heer; dieser fürchtete eine totale Auflösung, denn viele seiner Versprengten kamen nicht wieder , sondern schlichen ſich an Dresden vorüber dem Rheine zu . Bei dem Rückzug vom rechten Elbufer zeigte Napoleon in seiner Erbitterung wieder dieselbe Rohkeit, wie das Jahr zuvor in Moskau ; wie er dort ausdrücklich den Kreml sprengte, so gab er hier Befehl, ſogar und die Wälder anzuzünden und die Obstbäume umzuhauen das nicht in Feindesland, ſondern in dem eines sich aufopfernden Alliirten! Die Disposition für den 16. October war von Langenau ausgearbeitet, weil man ihm als geborenen Sachſen die genaueste Terrainkenntniß zutraute — eine Annahme, worin man sich schwer täuschte. Diese Disposition wurde von Toll auf's entſchiedenste bekämpft und mußte abgeändert werden, wiewohl Schwarzenberg seinem Lieblingsgedanken , das öster reichische Gros in den Sümpfen westlich der Pleisse zu ver wickeln , auch hier noch getreu blieb. Toll war für dieſen Tag zu Klenau vor Liebertwolkwiß gesendet , um diesen ge hörig anzufeuern ; er gerieth darüber mit dem österreichischen General in Streit , infolge deſſen Klenau eine Zeit lang das Commando abgab , was Toll dazu benußte , den Besit des wichtigen Dorfes Seiffertshain zu sichern . Am 19. wurde er zu dem schwachen König von Sachsen nach Leipzig gesendet, der sich in seiner Todesangst in einem Keller versteckt hatte. Zum Danke für den Leipziger Sieg wurden Diebitsch , Pas kiewitsch und Toll an einem Tage außer der Tour zu General lieutenants befördert. (Schluß folgt.)

101 Geschichte der Handfeuerwaffen. Eine Darstellung des Entwickelungsgangs der Hand feuerwaffen von ihrem Entstehen bis auf die Neuzeit bearbeitet von J. Schön , Hauptmann in der k. sächsischen Leib- Infanterie-Brigade, Ritter etc. Mit 32 erläuternden Tafeln. Dresden, 1858. Verlagsbuchhandlung von Rudolf Kuntze.

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nachtheilig , wie denn z. B. die auf Seite 34 über die dopa pelten Doppelhaken à 2 Ctr. Gewicht und die Kammerbüchsen von 6-8" Kaliber. Verwirren die alten Schriftsteller die Begriffe, so muß dieser Fehler heute nicht nachgeahmt werden. Statt solcher Anführungen, zu denen wir auch die für den 3wed des Werks unnöthigen genauen Beschreibungen des Bogens, Balesters, der Orgelgeschüße 2c. rechnen, wären andere sehr willkommen gewesen, die sehr wichtig sind , als : über (Schluß.) Beschaffenheit des frühesten Bulvers , welche allein die Wahl Was nun , abgesehen von der allgemeinen Eintheilung, der Ladungen erklärt , über den eigenthümlichen Gebrauch der die Darstellung selbst anbetrifft , so hat uns auch diese nicht älteren Handfeuerwaffen , welcher das langsame Laden und Schießen erklärt , endlich (denn das ist doch etwas rein Tech befriedigt. Die Geschichte der Handfeuerwaffen verlangt eine ganz be nisches) über die Fortschritte in der auf die Verbesserung der sonders strenge Forschung und Sonderung der historischen An Waffen so einflußreichen Fabrication , da die deßfallfigen bei gaben, sollen fich die Begriffe des Lesers nicht verwirren ; die läufigen Bemerkungen im Vorwort , welches noch dazu von Quellen über die ersten Gewehre enthalten unklare und oft Vielen gar nicht gelesen wird, nicht als eine Darstellung dieses verworrene Angaben , werfen Geschüß und Handfeuerwaffe Gegenstandes betrachtet werden können. durcheinander, so daß der Autor scharf sichten und sich selbst Der Herr Verfasser hat offenbar viele Quellen studirt, aber seinen Stoff nicht vers und durchgearbeitet , so daß das eigene klare Vorstellungen schaffen muß. Dieß nun vermissen wir in dem Werke, ja die Darstellung ganze Werk mehr den Eindruck einer Skizzensammlung und trägt ihrerseits dazu bei , den Leser zu verwirren , indem die Vorarbeit , denn eines fertigen, abgeſchloſſenen Werks macht. Sehr anerkennenswerth sind dagegen die dem Text anges Abschnitte nicht streng innegehalten, bereits abgehandelte Dinge in anderen Beziehungen wiederholt, Angaben, welche in spätere hängten zahlreichen und sehr sauber in Steindruck ausge führten Zeichnungen , bei deren Anfertigung den Herrn Vers Abschnitte gehören , anticipirt werden sc. Die Rückblicke am Schluffe jedes Abschnitts erfüllen ihren fasser die Umstände besonders begünstigten , indem ihm die Zweck, ein kurzes und überſichtliches Resumé der verschiedenen, reichen Schäße der Dresdener Gewehrgallerie zur Verfügung neben einander hingestellten Angaben zu liefern , durchaus standen. Schade , daß er diese Gunft der Verhältnisse nicht nicht ; sie bringen oft weitläufige , mitunter fast wörtliche mehr für die schriftliche Darstellung ausgebeutet hat. Mit der Wahl der Zeichnungen sind wir nicht durchaus Wiederholungen , zuweilen Neues , geschichtliche Anführungen und Technisches durcheinander. einverstanden ; so hätten wir statt des Bogens, der Armbrüste, Die Speculationen find nicht erschöpfend , nicht scharf, der Orgelgeschüße , der zahlreichen Steinschloßflinten neuerer während es doch gerade , wie wir schon vorher andeuteten, Zeit , die sich meist nur in höchst unwesentlichen Aeußerlich Pflicht des Schriftstellers ist , nicht nur verworrene Quellen keiten unterscheiden , lieber noch Abbildungen älterer Waffen, angaben neben einander hinzustellen und dem Leser den Schluß namentlich auch der frühesten gezogenen und ihrer Seele, ferner zu überlassen, sondern seine eigene Ansicht zu liefern. solche von Gewehren aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts 2 . Mitunter finden wir sogar ein Mißverstehen der Quellen. gefunden. Haben wir uns in vorstehender Besprechung hauptsächlich So z. B. steht auf S. 28 in Betreff der Entstehung der Muskete : gegen Anlage und Durchführung des schriftlichen Theils des In dem Napoleon'schen Werke heisst es , nachdem Buches wenden müssen , so dürfen wir zum Schluß noch zwei von den geschwächtem Haken die Rede war : ",,mais sous Dinge nicht unerwähnt lassen , welche durchaus nicht anges François I. les Espagnols adoptèrent de nouvelles armes nehm auffallen ; es sind dieß die zahllose Masse der Drucks à feu , ou plutôt modifièrent une arme déjà connue , qui fehler , welche sehr gegen die Sorgfalt der Correctur spricht, ne manqua pas de produire des grands effets " " - und und der sprachliche Ausdruck. In Bezug auf leßteren waren dann auf S. 29 Anmerkung **) : „ Nach einigen Angaben wir Anfangs aufrichtig geneigt , die Schuld den oft finnent stellenden Druckfehlern beizumessen , fanden indessen bald , daß soll diese Waffe ursprünglich ein kleines Geschütz von die deutsche Sprache wirklich in einer Weise gehandhabt ist, 13 Kal. Länge und 1 Ctr. 30 Pfd. Schwere gewesen sein, welches 9 Loth Eisen oder 13 Loth Blei mit gleicher welche ihren Regeln auffallend widerstreitet und der Styl Pulverladung schoss und dessen Visirschuss 185 Schritt wesentlich hinter den Forderungen zurückbleibt , welche man betrug. Es würde also diese Angabe ziemlich mit der heut zu Tage an den Schriftsteller stellt und stellen darf. im Napoleon'schen Werke p . 150 (d. h . der obigen) über einstimmen. " Das ist nun aber keineswegs der Fall , da der Kaiser Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. Napoleon den Begriff Modification durchaus nicht so weit October 1858. ausdehnt , sondern einfach eine Modification des von seinem Niederlande. Gestell herabgenommenen Doppelhakens und dessen Umformung De Militaire Spectator , tijdschrift voor het zur Muskete meint. Nederlandsche leger. Breda , 1858 . Aehnliche Auffassungen finden sich mehrfach , und bedauern wir , daß der Raum dieser Blätter uns nicht gestattet, weitere Ueber Küstenvertheidigung nach Gautier. (Forts.) Belege dafür zu liefern. Aus dem „ Archiv für die Offiziere des k . preuß. Artillerie Biele Anführungen And unnöthig , ja der Darstellung und Ingenieurcorps".

103 Brief über die „ Bemerkungen über das Reglement der Cavalerie". Der Schreiber dieses Briefs hatte von den Bemerkungen, da sie von einem höheren Cavaleries offizier stammten , mehr als einzelne Andeutungen erwartet, während dem Reglement doch die Hauptsache , eine sichere Grundlage , fehle. Was die Einzelnheiten betrifft, so ist der Briefschreiber gegenüber den übertriebenen Inversio nen für eine einzige Grundstellung , die sich jedoch nach den Umständen modificiren laſſen müſſe ; er befürwortet das Vornehmen von Tirailleurs und kann die Mißſtände dieser Maßregel nicht einsehen ; er ist für das Schießen zu Pferde , aber das Scheibenschießen zu Fuß , da das Pferd doch nicht stille stehe; er spricht sich für mehr und zweck mäßigere Säbelübungen aus . Einige Vorschläge der „ Bes merkungen" zu Commandoänderungen findet er unmotivirt ; er verwirft die zu genaue Bestimmung des Abſtandes als eine Pedanterie ; dagegen ist er einverstanden mit Einfüh rung des Contremarsches im Peloton , der Colonnenstellung in der Schwadronsschule , der Richtung nach den Pferde köpfen 2c. Beitrag zur Kenntniß der verbesserten Feuers waffen. Dieser Artikel knüpft an Schmölzl's Ergänzungs Waffenlehre (überseßt von Kempers) an , dessen klare Zus sammenstellung der verschiedenen Systeme verkannt wird, obwohl der Verfasser eine mehr logische Eintheilung darin sehen würde , wenn die Systeme nach der größeren oder geringeren Nöthigung der Kugel den Zügen zu folgen, rangirt wären ; also 1 ) das System käme , nach welchem die Kugel schon bei der Ladung in die Züge getrieben wird, 2) dasjenige , wo dieß erst nach der Entladung erfolgt, 3) dasjenige , wobei die Kugel gar nicht in die Züge ge preßt wird, sondern ihre rotirende Bewegung durch die Art der Ladung oder der Construction des Laufs ( Lancaſter) erhält. ――――――― Schmölzl's Werk iſt, wie es die Natur der Sache mit fich bringt, bereits wieder veraltet ; die belgische Büchse, das sächsische und schweizerische Jägergewehr , das hannoversche, belgische und englische Infanteriegewehr, das des 8. deutschen Armeecorps haben mehr oder weniger Veränderungen er litten. Getadelt wird an Schmölzl , daß er das preußische Zündnadelgewehr zu ungünstig, die Progressivzüge zu günstig beurtheile, da die Gründe für beides nicht stichhaltig seien. Der Verfasser gibt in Betreff der Treffsicherheit der Thous venin-Delvigne'schen Dornbüchse und dem gleichen Gewehr den Vorzug vor dem Miniégewehr mit der Expansions fugel , und meint , daß die ersteren mehr für Jäger , das leßtere mehr für die Linie ſich eigne. Hohle Spitkugeln , mit einer Zeichnung. Dieser Auf sag bespricht die Rückstände dieſer Kugeln , welche aus dem nicht vollen Guß der Kugel und dem Auffeßen derselben entstehen und zwar das Weiterfeuern nicht , wohl aber die Sicherheit des Schusses beeinträchtigen dürften. Die Zeich nung stellt die seltsamen Formen solcher Bleißtückchen vor, welche oft von mehreren Schüssen zurückbleiben und sich zu sammenklumpen . Ein Zeichen am Ladstock bei gut aufges seßter Kugel läßt erkennen , ob solche Rückstände vorhanden find , weil dann der Ladstock um so viel weiter aus dem Laufe sieht.

104 Schweden. Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1858. Bericht über die Fortschritte in der Taktik von 1853-57. (Forts.) Während in Frankreich noch immer. die Speisung innerhalb der Compagnie stattfindet und nur erst einzelne Versuche_zur Centraliſirung im Bataillon vor kamen , hat man in Desterreich Dampfküchen für das ganze Regiment und auch in Preußen eine allgemeine Menage. In Belgien, Sardinien und Spanien wurden Versuche mit Küchenwagen gemacht. In England wurde die Grant'sche In Texas ges Küche für Lager und Garniſon eingeführt. fertigter Fleischzwieback wurde in Nordamerika verwendet ; in Preußen 2. fanden Versuche mit Suppengries , Wurzel Das gestampfte und gepreßte Heu wird früchten 2c. statt. des größeren Zuckergehalts und des leichteren Transports -- Fast in allen Ar wegen dem gewöhnlichen vorgezogen. meen wurden Sanitätsabtheilungen errichtet. Der Waffen rock und die graue Capote fanden immer weitere Verbrei tung, ebenso Käppi, Tuchhalsbinde und Halbstiefeln. Holz Die Näh schuhe außer Dienst waren von großem Werth. maschine fand Eingang bei verschiedenen Armeen. Durch Dampfwascheinrichtungen wurden in Frankreich , England und Desterreich große Ersparnisse erzielt. In Betreff des Kochgeschirrs herrscht noch Zwiespalt ; in einigen Armeen wird das große Geschirr gefahren. Krankenwagen wurden in Frankreich , Desterreich , England 2c. eingeführt. Das alte konische Zelt zeigte sich als das zweckmäßigste ; in Preußen Was die Reglements betrifft , so eine Art tente-abris. finden wir neue bei Defterreich, Preußen, Belgien, Württem berg . Bayern , Schweiz , Spanien, Nordamerika, die jedoch im Allgemeinen nicht befriedigen ; namentlich ist das ameris kanische ein Muster von geringer Praxis, ebenso das schweis zerische; das spanische wird dagegen als einfach und zweckmäßig gerühmt. Die zweigliedrige Stellung und die Com pagniecolonne breiten sich immer mehr aus. Historische Notizen über das Westgötha - Regiment. Che in Schweden das Eintheilungssystem bestand , wurden die Regimenter aufgeboten , so auch in Westergöthland ein Regiment zu Pferd. Die Thaten dieses Regiments , sowie seiner tapferen Obersten Soop und Hjerta werden in Kürze mitgetheilt. Bemerkungen über das schwedische Exercirregle ment der Cavalerie von 1847. Eine Reihe details lirter Vorschläge zur besseren Fassung , Erläuterung und Ergänzung der einzelnen Bewegungen. Die schwedische und finnische Armee von 1630 Anführung der Regimenter , ihrer Eintheis und 1636. lung, Stärke und ihres Antheils an den damaligen Kriegen ; ein interessanter Beitrag zur Geschichte des 30 jährigen Krieges.

Berichtigung . In der Beilage zur A. M.-Z. Nr. 9 & 10 auf Seite 84 Zeile 24 von von oben bitten wir richtig statt wichtig und Zeile 31 von oben Einwurfe statt Entwurfe zu lesen.

Redigert unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von C. W. Leske.

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Samstag , 12. Februar

1859.

34. Jahrgang. No. 13 & 14.

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Allgemeine Militär - Beitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Hingabe an Fürst und Vaterland nicht unterlag. Er be Großherzogthum Hessen. sorgte in höchster Stelle fast allein die Angelegenheiten :: Darmstadt , 10. Februar. Der heutige Tag ist der Landwehr , die einen so reichen Stoff der Thätig. für unsere Zeitung ein wahrer Fest- und Ehrentag : ihr feit darboten; er mußte sich fast allein den Arbeiten unter Gründer und langjähriger Chef-Redacteur , der Geheime ziehen, welche sich auf die damals noch bestehende Militär Staatsrath Friedrich Wilhelm Zimmermann , feiert justiz in bürgerlichen Rechtssachen bezogen ; er redigirte heute sein 50jähriges Dienstjubiläum. Mit besonderer ferner die Kriegsartikel , welche im Jahr 1819 ema Freude ergreifen wir diese Gelegenheit, dem hochverdienten nirten und durch welche der erste Grund zu einer besseren Manne öffentlich unsere Verehrung zu bezeigen, und zu und zeitgemäßeren Strafgesetzgebung für das Großherzog gleich rechnen wir auf den Dank unserer Leser, indem wir liche Militär gelegt wurde. Auch die vollständige Reform, es versuchen , in furzen Umrissen das Leben des Jubilars welche die Verwaltung der Invalidenanstalt in Es ist ein Bild der bescheidenen , aber um dieser Zeit erfuhr , ist größtentheils sein Werk , und der darzustellen. so achteren Größe , was wir zu entfalten gedenken , das blühende Zustand dieses Justituts , dos die Verwaltung Bild eines reinen Menschen und eines musterhaften Staats in den Stand seßt , die im Kriegsdienste zum Lebenser mannes , von dem eine stärkende und begeisternde Kraft werb untauglich gewordenen Unteroffiziere und Soldaten auf alle Freunde des Wahren und Guten übergehen muß. ausreichend zu versorgen , ist ein redender Zeuge von Der Geheime Staatsrath Zimmermann, der dritte Sohn Zimmermann's Verdiensten. Bei der Vorliebe , die er des großen Pädagogen Johann Georg Zimmermann, wurde viele Jahre lang der Sorge für diese Anstalt zuwendete, am 25. Juni 1789 geboren. Schon in seinem 17. Lebens trat jener Grundzug seines Wesens hervor, den er in jahre bezog er, mit einem seltenen Reichthum von Schul feiner Lebensbeziehung verläugnete : unbegränzte Herzens kenntnissen ausgerüstet , die Landesuniversität Gießen, und güte , der es zur höchsten Wonne gereicht , wenn sie dem Facultätsprüfung schon im September 1808 bestand er die Von dieser reinen Bedrängten rathen und helfen kann. in ehrenvoller Weise. *) Seinem Wunsche, als Accesfift Menschlichkeit finden wir sein dienstliches , wie sein Privat bei dem Secretariat des damaligen Oberkriegscollegs ein leben bis zum leisesten Zuge durchdrungen und beseelt. Er utreten , wurde nach rühmlichst bestandenem zweiten Exa scheute - dieß werden ihm Alle bezeugen , die im Dienste men durch Decret vom 10. Februar 1809 willfahrt , und an seinen Rath und an seine Hülfe gewiesen waren fast gleichzeitig ward ihm das Secretariat der Invaliden teine Mühe und Arbeit , um zu helfen , und wo er zu anstalt übertragen. Er legte, obgleich an Jahren noch ein helfen außer Stand war, ließ er es wenigstens an der Jüngling, in seiner amtlichen Wirksamkeit gleich Anfangs herzlichen Theilnahme nicht fehlen. Das Lebermaß der so entschiedene Proben der Tüchtigkeit und des Fleißes ab, fast immer auf ihm ruhenden Geschäfte hinderte ihn nie daß er mit Bezeugung der allerhöchsten Zufriedenheit in mals, dem, der sich bittend und vertrauend an ihn wandte, rascher Aufeinanderfolge zum Canzleisecretär ( 1811 ) und Gehör zu schenken. zum Kriegssecretär ( 1812) ernannt wurde. Zimmermann's große Verdienste , seine Tüchtigkeit in Die Kriegsjahre , in die der Beginn seines Dienstes den Fächern der Verwaltung und Justiz , und namentlich fiel, und die folgende Zeit bis zum Jahr 1820 legten ihm sein hervorragendes Organisationstalent fanden die huld eine ganz außerordentliche Last von Geschäften auf, der volle Anerkennung seines Fürsten ; er wurde im Jahr 1817 nur ein Mann von seinem schnellen und sicheren Blick, zum Fiscal des Kriegsärars und zum Geheimen Ober von seiner Begeisterung für die Arbeit , von seiner treuen friegssecretär und im Jahr 1821 zum Geheimen Secretär *) Das deßfallsige Zeugniß lautete : Bene in examine stetit et befördert. Durch den ersten Landtag des Großherzogthums ers ad quaestiones ex pluribus jurisprudentiae partibus ipsi propositas docte adpositeque respondit. " hielten seine Geschäfte einen neuen Zuwachs . Er redigirte

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auf Ersuchen die Protocolle der zweiten Kammer , ohne von einem Stenographen unterstügt zu werden , mit einem feinen Takte, der ihn das Wesentliche festhalten ließ , mit sprechender Kürze und einfacher Schönheit des Styls . Bei der wiederholten Erwählung des Geheime

des Geheimeraths Schenck_im_Kriegsministerium__verſah, arbeitete er das Militärstellvertretungsgeseß aus und nahm , obgleich er noch kein Mitglied des Kriegs ministeriums war , eine Revision des Recrutirungs geseßes vor. Beide Vorlagen wurden von den Ständen angenommen. Eine ganz besondere Anerkennung fand die dem Recrutirungsgeseße beigefügte Vollziehungsverordnung. Indem wir darauf verzichten , die einzelnen Verord nungen alle namhaft zu machen , die ursprünglich von Zimmermann ausgegangen sind , beschränken wir uns auf die allgemeine Bemerkung. daß alle wichtigen Verord nungen im Bereiche der militärischen Verwaltung bis in die neueste Zeit ihm hauptsächlich ihr Dasein verdanken . Seine Verdienste um den musterhaften Geschäftsgang des Kriegsministeriums , auf den er als langjähriger Vor steher der Canzlei den entschiedensten Einfluß hatte, deuten wir nur an. Zimmermann hat unter drei Regenten gedient, und fünf Kriegsminister haben ihm ihre Liebe , ihre Achtung, ihr Vertrauen geschenkt. Zu Folge dieser Anerkennung, die seine Verdienste fanden, machte er dann auch ein rasches Avancement. Er wurde im Jahr 1829 Kriegsrath , im Jahr 1835 Ministerialrath, 1844 Geheimerath. Nach Graf Lehrbach's Abgang wurde ihm die interimistische Leitung des Kriegsministeriums übertragen. Im Jahr 1852 wurde er zum Geheimen Staatsrath und ordentlichen Mitglied des Staatsraths ernannt. Dazu kamen noch andere ehren volle Beweise der allerhöchsten Gnade. Nachdem er schon im Jahr 1828 mit dem Ritterkreuz des Ludewigsordens 1. Classe und 1837 mit dem Commandeurkreuz 2. Claffe dieses Ordens , sowie 1839 mit dem Militärdienstehren zeichen für 25 Dienstjahre decorirt worden war, erhielt er im Jahr 1849 das Comthurkreuz 1. Classe des Verdienst ordens Philipps des Großmüthigen und im Jahr 1853 am 14. Juni, der 100jährigen Geburtstagsfeier Ludwig's I., das Commandeurkreuz 1. Classe des Ludewigsordens. Da zu kam im Jahr 1857 der kaiserlich russische Stanislaus orden 2. Classe mit dem Stern. Das Neueste, was Zimmermann mit dem fräftigen Bei stande des Kriegsministers Freiherrn von Schäffer-Bernstein hauptsächlich vorbereitet und entworfen hat , ist das Mili tärstrafgesetzbuch vom 25. August 1858. Dieses Gesetzbuch fand die günstigste Aufnahme in den Kammern der Land stände und trat mit dem 1. Januar 1859 in Wirksamkeit. ** Fassen wir die Vorzüge und Verdienste dieses Mannes in kurzen Worten zusammen, so ist es sein schneller, sicherer und scharfer Blick , seine Gewandtheit , Klarheit und Fein heit in der Darstellung, ſeine schöpferische Kraft im Or ganisiren , seine strenge Gewissenhaftigkeit , sein Riesenfleiß und seine außerordentliche Selbstverleugnung im Dienste, seine unwandelbar treue Hingebung an das Fürstenhaus, vor Allem aber die schöne Menschlichkeit seines Herzens , was ihn zu einer Zierde unseres Staates macht. Je weniger der bescheidene Mann , dem der Lohn seines inneren Bewußtseins genügte , nach äußerer Anerkennung strebte, desto tiefer wurzelt die allgemeine Verehrung und Liebe, die ihm gewidmet wird, und nicht leicht wird einem anderen Manne so ungetheilt und in so reichem Maße die

raths Schend zum Abgeordneten versah Zimmermann jedes mal dessen Geschäfte im Kriegsministerium neben seinen cigenen. Der Commission , die nach dem Schlusse des Landtags im Jahr 1821 zur Entwerfung eines Militär strafgesezbuchs zusammentrat, wurde Zimmermann als Secretär beigegeben. Er übernahm es , derselben einen Entwurf vorzulegen , und als er diese Arbeit in einer Zeit ron 6 Monaten neben seinen laufenden Dienstgeschäften vollendet hatte , wurde sie von der Commiſſion nach ge ringen Veränderungen angenommen und von Ludwig I. durch den gnädigsten Betfall gechrt. Ein Werk des juri stischen Genies , der weisen Humanität und des gewissen haftesten Fleißes , reicht diese Arbeit hin , ihrem Verfasser in der Geschichte unseres Militärs einen unsterblichen Na men zu sichern. Die wohlthätigen Einwirkungen, die von ciner solchen Gesetzgebung auf den Zustand des Heeres überflossen , konnten auch außerhalb unseres Großherzog thums nicht verborgen bleiben ; man erkannte die Vortreff lichkeit des Werks in ganz Deutschland an, und es wurde bei den Gesetzgebungen anderer Länder vielfach , ja oft zum Theil wörtlich benußt. Selbst die Verbesserungen, die im Laufe der Zeiten auf dieſem Felde als nothwendig erschienen , rühren dem Ursprunge nach von Zimmer mann her. Zu dieser weit ausgedehnten amtlichen und legislativen Thätigkeit gesellte sich in nicht geringem Umfange die jour nalistische. Während Zimmermann als Nachfolger von Matthias Claudius , Hoffmann und Hallwachs Jahrelang die hessische Landeszeitung redigirte, begründete er in Ge meinschaft mit mehreren hochgestellten Offizieren und Mili tärbeamten, unter denen sich auch sein Schwager, der jezige Generallieutenant von Wachter befand , unsere Allge meine Militärzeitung , die bereits in ihrem 34. Jahr gange steht und jeder Zeit einen ehrenhaften Namen in der militärischen Literatur behauptet hat. Er bereicherte unser Blatt durch viele treffliche Aufsäße seiner Feder und trat durch sie in Verbindung niit den ausgezeichnetsten Militärschriftstellern. Wie groß die Verehrung war und ift, die er sich bei ihnen erwarb , davon hatten wir viel fache Gelegenheit uns zu überzeugen. Nur ungern sah er sich später genöthigt, die Redaction der Allgemeinen Militär zeitung aufzugeben. Wegen der seltenen Befähigung , die Zimmermann im Fache der militärischen Gesetzgebung bewiesen hatte, wurde er zum Mitgliede der Commiſſion ernannt , die mit der Ausarbeitung eines gemeinschaftlichen Strafgeseß buchs für das 8. deutsche Armeecorps beauftragt war. Er schrieb einen umfassenden Entwurf desselben nieder; aber die Unterbrechungen, die in der Entwickelung des deutschen Bundes eintraten, riefen einen Stillstand in diesen legislativen Arbeiten hervor. Wohl in Folge der Thätig feit, die Zimmermann dieser Commission gewidmet hatte, decorirte ihn Se. Majestät der König von Württemberg im Jahr 1854 mit dem Comthurkreuz des Ordens der württembergischen Krone. Während Zimmermann neben seiner Stelle auch die

*) Wir werden auf das neue Großherzoglich Heffiſche Militärſtraf gesegbuch noch besonders zurückkommen.

109 Anerkennung widerfahren , daß er seinen Mitbürgern in jeder Hinsicht als Muster vorgehalten werden könne. Die heutige Feier des Jubeltags ging mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Jubilars, der leider schon seit einiger Zeit durch Unwohlsein das Zimmer zu hüten genöthigt ist , in der Stille vor sich. Nichtsdestoweniger gab es der Auszeichnungen eine große Zahl. Se. Königl. Hoheit de Großherzog übersandten dem Jubilar das Großkreuz des Verdienstordens Philipps des Großmüthigen mit folgendem allergnädigsten Hand schreiben : "Da der Geheime Staatsrath Zimmermann , Chef Der II. Section des Kriegsministeriums , morgen vor 50 Jahren in den Dienst getreten ist , so nehme Ich bieraus gerne Veranlassung , über den unermüdlichen Eifer, sowie über die rastlose, hingebende Thätigkeit und Pflichttreue , mit welcher er sich seinem schwierigen Be rufsleben stets hingegeben hat, Meine Genugthuung aus zusprechen. Gleich selten wie das Erlebniß der fünfzigs jährigen Dienstfeier erscheint der Umstand , daß Geheime Staatsrath Zimmermann während dieser langen Zeit einem und demselben Colleg angehört hat , ein um stand , durch welchen seine Wirksamkeit besonders erfolg: reich und ihm das Verdienst geworden ist, die mannich fachsten und wichtigsten militärischen Institutionen ge fördert zu haben. Um daher den ausgezeichneten Diensten , welche der Geheime Staatsrath Zimmermann Mir, Meinem Hause und dem Staate geleistet hat , einen neuen Beweis Meiner Anerkennung zu geben , verleihe Jch demselben das Großkreuz Meines Verdienstordens Philipps des Großmüthigen. Indem Ich den Wunsch ausspreche, daß dieſem ver dienten Manne die vollste Anerkennung durch diesen Meinen Befehl bewahrt werden , und Mir und dem Staate seine guten Dienste noch lange erhalten bleiben mögen, trage Jch dem Kriegsministerium auf, diesen Befehl alsbald den Truppen zu verkündigen. Ludwig." München , 9. Februar 1859. Se. Excellenz der Kriegsminister überreichte persönlich, in Begleitung der ältesten Räthe und im Namen der sämmt lichen Beamten des Kriegsministeriums dem Jubilar einen filbernen , im Innern vergoldeten , von künstlerischer Hand gearbeiteten Pokal. * ) Ferner übersandte der Canzler der Landesuniversität

110 Gießen das Ehrendiplom als Doctor juris ; auch sonst noch ward der Jubilar durch vielseitige Beweise der all gemeinsten Verehrung erfreut. Wir schließen diese Mit theilungen mit dem innigen Wunsche , daß der hochver diente Mann lange noch seinem Regentenhause und dem Vaterlande erhalten bleiben und daß der Staat reich sein möge an Dienern seiner Art !

Ein Rückblick auf den Krim - Feldzug. (Fortſegung.) II.

Die zweite Abtheilung des Niel'schen Tagebuchs schil dert in aller Vollständigkeit den Verlauf der Angriffs arbeiten von den ersten Recognoscirungen, welche der Er öffnung der Laufgräben vorangingen , bis zum entſcheiden den Sturmangriff. Der erste Angriff der Verbündeten richtete sich gegen die Verschanzungen von der Maſtbastion bis zum vorspringenden Winkel des Redan. Man glaubte durch starke Batterien die feindliche Artillerie auf diesem Theil der Vertheidigungswerke beherrschen zu können und wollte dann vom südlichen Hafen aus mit stürmenden Waffen in den Plag eindringen , um denselben noch vor Einbruch des Winters zu nehmen. Nachdem man die Er öffnung der Laufgräben (900 Meter von der Linie der Vertheidigungswerke) auf den 9. October 1854 feſtgeſezt hatte , ging man an die Aufstellung mehrerer Batterien und am 17. October um 62 Uhr Morgens begann die Artillerie der Verbündeten das Feuer gegen Sebastopol mit 125 Geschüßen, von denen 53 den Franzosen, 72 den Engländern angehörten. Der Plaz antwortete mit einer Artillerie , welche an Zahl und Kaliber der Geschüße die Mittel der Angreifer überragte. Auf der Landseite hörte das Bombardement um 10 Uhr auf und um 1 Uhr er öffneten die verbündeten Geschwader ein wohlgezieltes Feuer auf die Seeseite der Festung. Die Werke Sebastopols wurden stark mitgenommen ; doch waren die Beschädigungen nicht umfangreich genug , um einem Sturmangriff die nöthige Erleichterung zu bieten. Man überzeugte sich , daß man die Annäherungsarbeiten fortseßen und neue Batterien aufführen müsse. Obgleich die Arbeiten bei der steinigen Natur des Bodens nur langsam fortschritten , beschloß man dennoch, in den ersten Tagen des Novembers Sturm zu laufen. Die Russen erkannten aus den getroffenen An ordnungen den Plan der Verbündeten und versuchten die Fuß hoch. Aus reichem Blätter *) Dieser Pokal ist mehr als 1 werk hervorsprossend , erhebt sich ein sechseckiger Fuß, mit gothi Ausführung desselben durch eine Diversion zu hindeen. Am 26. October griffen sie in der Ebene von Balaklava schem Maaswerk geschmückt. Ein Gürtel von Steinen und über demselben ein Lorbeerkranz verbinden den Fuß mit dem eigents die Engländer an , welche troß einer muthigen Verthei digung einen Theil ihrer leichten Cavalerie einbüßten. Bald lichen Becher , der in Gestalt eines nach oben verjüngten En linders aus Blüthen und gothischen Spizen emporsteigt. Die darauf (5. November) folgte der Angriff von Inkerman , glänzende Vorderseite ziert ein Kranz von Eichenlaub mit fol welchen die verbündeten Waffen mit glänzendem Erfolge gender Inschrift: " Dem Ghef der zweiten Section Gr. Geheimen Staatsrath Friedr. Wilh. Zimmermann nach zurückgelegten fünfzig zurückwiesen , der aber nichtsdestoweniger den Sturm auf Sebastopol in die Ferne rückte. Den Russen war es nicht Dienstjahren in warmer Verehrung und Anerkennung gewidmet von den Mitgliedern und Angehörigen des Kriegsministeriums." gelungen , die Stellung der Belagerer wesentlich zu er Den Deckel bildet ein von einem Lorbeerkranz umschlungenes schüttern , aber die Verbündeten hätten starke Verluste an Postament , auf welchem sich die Figur der Pallas Athene aus Mannschaft erlitten und erkannten aus der Häufigkeit und mattem Silber getrieben erhebt. Ihr Haupt deckt ein Helm, auf dem eine Sphinx und zwei Greife ruhen. In der Linken dem Nachdruck der Angriffe , daß die Belagerten sehr an hält sie die Lanze als siegreiche Göttin, in der Rechten den Del sehnlichen Zuzug erhalten haben mußten. Auch waren die Belagerungsarbeiten keineswegs genügend vorgerückt. Es zweig als Symbol der Segnungen des Friedens.

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wurde deßhalb am 6. November bei Lord Raglan ein Kriegsrath abgehalten , welcher zu dem Beschlusse führte, daß man bis zur Ankunft von Verstärkungen an Truppen und an Kriegsbedarf den Sturm verschieben müſſe. So sahen die Verbündeten sich genöthigt, einen harten Winter vor den Mauern Sebastopols zuzubringen und ihre Angriffspläne auf das Jahr 1855 zu vertagen. Um die Belagerungsoperationen nicht ganz stillstehen zu lassen, begann man mit der Anlage von Minen , welche später eine ziemlich bedeutende Ausdehnung erhielten . Während die Mannschaften abwechselnd unter falter und feuchter Witterung zu leiden hatten , wurden die Laufgräben vor zugsweise durch das Thauwetter und die häufigen Regen güsse beschädigt. Am 27. Januar 1855 kam der General Niel mit einer Miſſion des Kaisers in Kamieſch an. Er überbrachte dem Oberbefehlshaber der französischen Truppen, General Cans robert , ein kaiserliches Decret vom 10. Januar , welches neben mancherlei anderen Umgestaltungen dem General Pelissier an Stelle des Generals Forey das Commando des ersten Armeecorps übertrug und eine Generalreserve schuf, zu welcher eine Brigade der kaiserlichen Garde ge hören sollte. Gleichzeitig wurde auch den Angriffsplänen eine andere Richtung gegeben. Der General Burgoyne, Oberbefehlshaber des englischen Geniewejens, hatte einge sehen, daß die britischen Truppenkräfte unzulänglich waren, um die rechte Seite der Verbündeten zu decken und gleich zeitig die Operationen gegen Karabelnaja rüftig zu be treiben. Er nahm deßhalb französische Unterstüßung für

Der Obergeneral Canrobert zog jedoch vor , die Annähe rungsarbeiten von der Lancaster-Batterie aus weiter zu fördern , um einen näheren Stüßpunkt für den Angriff zu gewinnen . Inzwischen machten die Belagerten in der Nacht voin 22. zum 23. März einen Ausfall , der ohne wesent liche Folgen blieb. Bei dieser Gelegenheit macht der Verfaſſer einige in teressante Bemerkungen über das System der Ausfälle . Er segt zunächst auseinander, daß Tagausfälle mit größe ren Truppenmassen unternommen werden können , während für Nachtausfälle nur kleine Abtheilungen brauchbar find, weil die Mannschaften den Erfolg ihrer Angriffe in der Dunkelheit nicht genau zu beurtheilen vermögen und daher leicht auf die eigenen Freunde schießen. Dann äußert Gene ral Niel : " Die verschiedenen Befestigungsarbeiten und Operationen der Russen während der Belagerung werden unbestritten bewundert werden : aber dieß dürfte nicht so mit ihrem allgemeinen Vertheidigungssystem der Fall sein. m Ein weit ausgedehnter Brückenkopf mit leicht benngbaren Ausgängen, mit fünfzehntausend Feuerschlünden ausgerüstet und sehr stark befestigt, aber ohne Escarpen , sollte wohl nicht , wie es mit Sebastopol geschah , nach den für einen ringsum eingeschlossenen Play geltenden Regeln vertheidigt werden. Große Ausfälle am Tage würden die Belagerung unmöglich gemacht haben. Nur ein einziger von dieser Art wurde am 5. November 1854 ausgeführt ; aber er stüßte sich nicht auf eine genügende Truppenzahl , und besonders ist zu bemerken , daß der Angriff um 10 Uhr Morgens während der Schlacht von Inkerman stattfand , als der General Forey mit allen seinen Truppen auf der Hut war.“ Inzwischen rückten die Belagerungsarbeiten so weit vor, daß im April 1855 die Franzosen 48 Batterien mit 302 Feuerschlünden, theils groben Belagerungsgeschüßen, theils leichteren Feldstücken , gegen die Stadt und 11 Batterien mit 76 Geschüßen gegen die Vorstadt aufgerichtet hatten ; die Engländer hatten ihre Batterien mit 123 Feuerschlünden besezt. Die Russen hatten ihrerseits ihr Geschüßmaterial so verstärkt , daß sie darin den Belagerern noch immer überlegen waren. Dennoch gingen die leßteren daran , das Feuer zu eröffnen (9. April) und beschlossen , trog der keineswegs befriedigenden Wirkung desselben, am 28. oder 29. April den Hauptsturm auszuführen . Indessen lief die Nachricht ein , daß in den ersten Tagen des Mai etn Re servecorps von etwa 22,000 Mann aus Constantinopel zu erwarten sei, und man zog es vor, das große Unternehmen bis zur Ankunft der Verstärkung zu vertagen. (Fortsegung folgt. )

die Arbeiten auf jener Seite in Anspruch. General Niel stimmte der britischen Auffassung bei und schlug vor , den Hauptangriff auf_das_Malakoff-Fort zu richten , welches er als den Schlüſſel des Plages betrachtete. Dieser Plan wurde nach gründlicher Erwägung von den Obergeneralen angenommen , welche im Februar beſchloſſen , die Annähe▪ rungsarbeiten dem Malakoff-Werke so nahe als möglich zu führen , um bei dem allgemeinen Sturme von diesem Punkte aus in den Plaz zu dringen. Mit Rücksicht auf diesen Zweck wurde das französische Heer in zwei Corps eingetheilt; das eine unter General Pelissier sollte die An griffe gegen die Stadt fortseßen , während das andere, unter den Befehlen des Generals Bosquet , die Ver schanzungslinie zu decken und die Karabelnaja - Vorstadt anzugreifen hatte. Von diesem Augenblicke an beginnt eigentlich die neue Belagerung , deren Einzelnheiten das Niel'sche Tagebuch nach Monatsabschnitten genau berichtet. Das Bosquet'sche Corps begann seine Arbeiten auf der Inkerman-Höhe ; aber die Russen erkannten die Absicht der Verbündeten und warfen die Redouten Selinghinsk (22. Februar) und Vol bynia (27. Februar) auf, um die Beseßung des grünen Hügels vor dem Malakoff-Werke von Seiten der Verbün deten zu hindern. Die Belagerer errichteten Batterien, um gegen die neuen Schanzen zu operiren ; aber am 11. März bemerkten sie , daß der Feind auf dem grünen Hügel ein starkes Werk errichtete. Die obere Fläche war schon mit einer steinernen Mauer umgeben , hinter welcher zahlreiche Arbeiter mit Anlegung eines Grabens beschäftigt waren. Die Generale Bizot und Niel trugen darauf an, daß man die Verjagung der Russen von dem grünen Hügel versuche, che sie ihre Befestigungsarbeiten daselbst vollendet hätten.

Veränderungen im Gebiete des preußischen Artilleriewesens . (Schluß.) g) Rollbomben sind fehlerhafte, zum Gebrauch beim Geschüß untaugliche Hohlgeschosse , welche mit einem Zünder und einer Sprengladung versehen sind. Die selben werden von der Artillerie bei Vertheidigung der Festungen über die Brustwehr gegen den Feind gerollt , um durch ihr Crepiren zu wirken. Rollbomben werden gegen den gewaltsamen An griff angewendet :

113 1 ) Gegen solche Stellen trockener Gräben , welche gar nicht oder unvollständig durch Geschüße be strichen werden. 2) Gegen nahe bei den Festungswerken liegende Schluchten und Bergabhänge , die durch Wurf feuer unvollständig beherrscht werden und zum Sammeln feindlicher Trupps dienen. Gegen den förmlichen Angriff findet die Anwen dung zur Vertheidigung der Brejchen und zur Er schwerung des Baues der Grabenübergänge, nament lich bei nassen Gräben , start. Beim Hinabrollen von Bergabhängen bedient man fich der größeren Kaliber , in allen übrigen Fällen der kleineren. Die Sprengstücke der Rollbomben dürfen weder der Besaßung naheliegender Werke schaden , noch Vertheidigungsmittel auf der Graben soble , am Fuße unbekleideter Wälle zerstören. Die zum Rollen der Rollbomben dienende Roll bahn besteht für Brustwehren ohne oder mit unbe wachsener Berme aus 2 Brettern, welche durch eiserne Bänder mit ihren langen Seiten unter einem Winkel verbunden sind ; diese Rollbahn wird mit ihrer Länge quer über die Brustwehrkrone gelegt und durch eine am hinteren Ende untergelegte, ausgeschnittene Bohle befestigt. Die Rollbahn für Brustwehren mit be wachsener Berme besteht aus einem Brette und auf den langen Seiten desselben aufgenagelten Latten. Eine Rollbombe wird in die Rollbahn gelegt , der Zünder derselben durch ein Zündlicht entzündet und die Rollbombe mitteist einer hölzernen , aus einem Stiel und kreisförmigen Stoßbrett bestehenden Krücke durch die Rollbahn gestoßen. 6) Artilleriegeräth. a) Ein Hafengepäck mit Packgestell ist bei allen Sattel- und Reitpferden der Batterten eingeführt. b) Die Packkissen sind zur Verhinderung von Druck schäden am Widerriß mit eisernen Kammerbügeln versehen. c) Der zur Handhabung der Brettspiegel-Feldgranaten dienende Granatbügel ist bei den Progen und Munitionswagen der Feldbatterien , sowie bei den 7 pfündigen Geschüßproßen der Festungs-Ausfallbatte rien eingeführt. d) Zur Herstellung einer zerrissenen Kette dient ein Bandgelenk, welches aus 2 eisernen Backenstücken und 2 gußstählernen Armen besteht , durch das Ab ziehen einer Backe leicht geöffnet und durch einen Vorstecker von Eisendraht geschlossen wird. 7) Maschinen. Die Kasemattenschletfe , zum Trans port schwerer Geschüßröhre in Kasematten dienend , wird entweder mit dem schweren 12 pfündigen , kurzen 24 pfün digen Kanonen- oder 25 pfündigen Hauvizrohr beladen. 8) Bei der Vertheidigung der Festungen gegen den förmlichen Angriff bedient sich die Artillerte des Wall spiegels , eines zum Hinwegsehen über Brustwehren einge richteten Spiegelinstruments , welches den Zweck hat , den Feind oder die eigenen Schüſſe und Würfe über eine Brusts wehr hinweg zu beobachten , während der Vertheidiger durch diese vollständig gedeckt ist. Der Wallspiegel besteht aus einer etwa 6' langen, vier eckigen Röhre von starkem Blech, welche sowohl am oberen

114 als unteren Ende mit einem ebenen , gegen ihre Achse um 45° geneigten Spiegel versehen ist und unten mit ciner Tülle endet, die zur Aufnahme eines Stocks dient , auf dem das Instrument beim Gebrauch aufrecht gestellt wird. Die Röhre ist jedem der Spiegel gegenüber mit einer ver schließbaren Oeffnung und außerhalb mit 2 Handhaben versehen, an denen der hinter dem unteren Spiegel stehende und in denselben hineinsehende Beobachter das Instrument nach der erforderlichen Richtung in der Absicht dreht , den zu beobachtenden Gegenstand dem oberen Spiegel gerade gegenüber zu bringen und ihn dadurch für sich sichtbar zu machen. Dadurch , daß der Beobachter die Gegenstände gerade so wahrnimmt , als wenn sich sein Auge in dem vom oberen Spiegel eingenommenen Punkte befände , wo durch sein Standpunkt sich um die Entfernung beider Spiegel von einander scheinbar erhöht , wird demselben auch Ein sicht in verdeckt liegende Räume gewährt.

Anmerkung: Die zur Vertheidigung der Festungen bestimmten , nach dem Minié- System umgeänderten M heißen nach Thouvenin'schen Infanteriegewehr 39 neuerer Bestimmung gezogene Infanterie-Defensions M gewehre 39

Militärische Briefe aus Frankreich. IV. *) Soldat und Offizier in Frankreich . - Verhältniß der Armee Deutschland gegenüber. In den Forts , von denen wir im legten Briefe ge sprochen, sowie auf dem champ de Mars hatten wir Ge legenheit , uns die Ausbildung im Kleinen und das Exer ciren im Großen näher anzusehen. Was die erstere be trifft, so begreift man nicht , wie bei einem so veralteten Reglement , bei einem solchen Zopfexerciren von einer Ars mee so jugendliche Bewegungen gemacht werden können. Wenn nicht die Natur des französischen Volkes eine durch und durch kriegerische wäre , die erste Ausbildung thäte wahrhaftig nicht viel , um tüchtige Soldaten in's Feld zu stellen. Das Gewehr 11 hoch im rechten Arm" , im langs samen Marsch, beim "Halbrechts und Halblinks" ein Sett wärtsschieben ohne Drehung des Körpers , Eindoubltren der Glieder , von Tritt und Richtung beim geschlossenen Exerciren keine Rede, beim Tirailliren aber „Points vor“, die schwerfälligsten, unpraktischsten Bewegungen, wie sie unser ――― Reglement vor 50 Jahren enthielt ! Aber diese Schwers fälligkeit ist dem Franzosen nicht zu eigen , und wenn der französische Soldat die drei ersten Stufen seiner Ausbil dung hat ,, die école du soldat , du pelo dung durchlaufen durchlaufen hat ton et du bataillon , spacio in den évolutions de ligne und in den Manövern macht er sich wieder frei ; auch ge schieht auf der anderen Seite zu viel , um den Soldaten gewandt zu machen und um ihm Gelegenheit zu geben, den Gebrauch seiner Kräfte zu erlernen : er lerni fechten, 1 , schwimmen , turnen , lesen , schreiben und etwas *) Vgl. III. in der A. M.-Z. Nr. 7-10 v. d . J.

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rechnen; außerdem erzählt man ihm natürlich die Wunder der französischen Geschichte und alle die Heldenthaten, welche die französische Armee vollbracht hat, man hat gut in struiren mit einer solchen Kriegsgeschichte und bei so auf merksamen Zuhörern. Das Selbstgefühl wird auf jede Weise genährt und die Resultate sind wirklich glänzend, denn es ist mitunter förmlich lächerlich zu sehen, mit welchem Selbst gefühl ein gemeiner französischer Soldat, sei er auf Posten oder auf der Straße, einherstolzirt ! - Die Offiziere theilen sich in die Arbeit , der eine hat das Turnen , der andere das Fechten , der dritte sogar das Tanzen unter seiner Controle , was natürlich eine Abwechselung in ihrer Be schäftigung nicht ausschließt. Durch diese Selbstständig feit in den einzelnen Dienstzweigen verhütet man die Ab spannung , welche das ewige Einerlei der Truppenausbil dung natürlich im Frieden immer bei den Offizieren mehr oder minder hervorruft. Garnisonswechsel , Arbeitsthei lung und Abwechselung, Anerkennung wirklicher Verdienste das erhält die Gemüther frisch, während bei uns der Mangel an diesen drei Haupteigenschaften auch die größte Thätigkeit leicht erlahmen läßt. Der französische Soldat hat zwei Wege , auf denen er vorwärts kommt : 1 ) auf dem Wege der Jutelligenz , das ist der schnellste , 2) auf dem Wege des Verdienstes und der persönlichen Auszeich nung. Wir haben zwei Brüder neben einander geschen ; der jüngere aus der Schule von St. Cyr hervorgegangen, war Capitän , der ältere Sergeant in demselben Regis ment ; lepterer hatte viel persönlichen Muth an den Tag gelegt , man hatte ihm den Orden gegeben , aber Offizier war er bis dahin nicht geworden, obgleich ihm diese Aus sicht nicht benommen ist. Ein höherer Offizier - der Commandant Martin vom

Literatur.

3. Garde-Voltigeurregiment - sagte sagte uns uns :: „Keine „Keine Armee Armee fann gute Soldaten haben, wenn nicht der gemeine Soldat schon die Gewißheit hat, nach seiner Leistungsfähigkeit und Tapferkeit belohnt zu werden , und dieß Princip muß im Frieden , wie im Kriege aufrecht erhalten bleiben; Aus zeichnung durch Decoration und Aussicht auf Avancement, das sind die beiden Mobile, wodurch wir unsere Soldaten in's Feuer treiben. Die Tapferkeit ist deßhalb bei uns eine unbedingt herrschende Eigenschaft , der General mar schirt vor seiner Brigade, die Offiziere vor ihren Zügen ; fallen sie, nun gut , da sind für jeden zwei Andere da, Da nun dieser Grundsaß auch die ihn erseßen können. im Frieden strenge aufrecht erhalten wird, so finden sich in unserer Armee Offiziere , die als Bauerjungen zum Regi ment kamen, die weder schreiben noch lesen konnten, die aber durch angestrengtes Arbeiten erst Corporäle, dann Offiziere geworden sind. Die Energie wird auf diese Weise schon im Frieden gehoben, während ein bloßes Avancement nach der Anciennetät alle Kräfte erlahmen läßt. Ebenso kann ein tüch tiger kenntnißreicher Offizier par choix schnell zu einem höheren Grade avanciren, und was ist das für eine Friedens schule , welche die Energie der Truppenführer und ihren Eifer auf alle Weise zu steigern ſucht ?” (Schluß folgt.)

Denkwürdigkeiten aus dem Leben des kaiser lich russischen Generals von der Infanterie Carl Friedrich Grafen von Toll, von Theodor v. Bernhardi. 4 Bände. Leipzig , 1856-58. Verlag von Otto Wigand . (Schluß.)

Noch vollständiger als dieser vorliegende ist der Feldzug 1814 in Frankreich als siebentes Buch des Ganzen in dem vierten Bande behandelt , welcher noch überdieß 28 werthvolle Beilagen enthält. Mehr noch wie der dritte Band athmet er denselben Geißt , verkündet dieſelben Ansichten , wie wir sie von Clausewiß über die Kriege von 1812-14 kennen, nur mit dem Unterschied , daß Bernhardi ſeine Darstellung durch alle einschlagenden Correspondenzen und Befehle sowohl auf französischer , wie auf alliirter Seite belegt hat. Toll, welcher wieder dieselbe Stelle in Schwarzenbergs Hauptquar tier , wie im Jahr 1813 bekleidete , war am meisten in der Lage , die Unklarheit , Rathlosigkeit und Unsicherheit dieſes Hauptquartiers bis in's Detail zu durchschauen, und was auch Radezky in seinen Denkwürdigkeiten zur Rechtfertigung so mancher Vorwürfe sagen mag, die Beschuldigung fortwäh renden Schwankens läßt sich durch nichts beseitigen , so sehr man auch die Schwierigkeit einer Heeresleitung unter so com plicirten Verhältnissen zugeben mag , doppelt erschwert durch die Zweideutigkeit des österreichischen Cabinets. So gibt Bern hardi den authentischen Beweis, daß Kaiser Franz von Troyes aus den Befehl an Schwarzenberg richtete , nicht über die Seine zu gehen, w w einen Befehl, schlimmer als einen Waffen stillstand , da Napoleon hierdurch völlig freie Hand gegen Blücher behielt. Der arme Fürst mußte alle Zumuthungen Alexanders durch Ausreden abweisen und strategisch den Boden stampfen. Kein Wunder, wenn im russischen Hauptquartier und an Alexanders Tafel mit unendlicher Geringschäßung von ihm gesprochen wurde , wie Beilage XXI beweist. Gleichwie die Russen sich zum zweiten Band wenig gratuliren werden, ebenso dürften sich die Oesterreicher über den dritten und vierten nicht allzusehr freuen. Bernhardi hat sich bemüht, die verschiedenen Berichte über die Stimmung des französischen Volks zusammenzustellen ; sie war so , daß Napoleons treuer Diener Caulaincourt von Lüneville aus an den Kaiſer ſchreibt : le découragement presque absolu dont je suis témoin rend un armistice indispensable. Dans les départements, à l'armée, on répète que c'est à V. M. personnellement qu'on fait aujourd'hui la guerre : on sépare les interêts du souve rain de coeur de son peuple. Schon auf der Höhe von Langres konnte man darüber im Reinen sein , daß von einem Volkskriege nichts zu besorgen war ; so wußte man , daß der Präfect des Vogesendepartements auf's äußerste verhaßt war, weil er eine Volksbewaffnung zu Stande bringen wollte, man wußte, daß General Sacken hatte befehlen müssen , die Unters thanen sollten seinen Leuten an Wein und Branntwein nur das Nothwendige reichen, während sie sie Anfangs förmlich voll stopften , man wußte, daß der Magistrat von Dijon den 15 österreichischen Husaren , welche die Stadt zur Uebergabe auf forderten , zur Antwort gab , man würde herzlich gerne capi tuliren , nur müßte der Commandirende eine stärkere Truppe vor die Thore schicken . Auch über die Auflösung des ge schlagenen französischen Heeres nach der Brienner Schlacht, über

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die gänzliche Theilnahmlosigkeit der Bewohner von Troyes wahrscheinlich Veranlassung geworden sein , daß er die öfter gegen die Geschlagenen werden treffende Züge erzählt. Wie reichischen Dinge etwas ruhiger gewürdigt hätte , denn seine weit es Napoleon im Lügen gebracht , wie es ihm eigentlich Auffassung gibt jener von Clausewig an verleßender Schärfe geradezu zum Gewohnheitslafter geworden war , ersehen wir wenig oder nichts nach. aus seinem Briefe an Caulaincourt bei Gelegenheit der Frie densunterhandlungen zu Châtillon ; dort schreibt er , wohlges Der Ruf nach einer verbesserten Truppenaus bildung. merkt , am 6. Februar aus Troyes , also mitten im Rückzug : Ein Wort für beide Theile von einem J Le rapport du prince de Schwarzenberg est une folie ; il deutschen Offizier. Darmstadt, 1859. Eduard Zernin. n'y a pas eu de bataille à la Rothière. " Der Streit Unter diesem Titel ist soeben eine kleine Schrift erschienen, über die Frage , von wem der Gedanke zum Marsche gegen in welcher der Verfasser , ähnlich wie viele Andere , gegen das Paris herrühre, wird hier natürlich von Neuem angeregt und Parade- und Formenwesen , welches Geist und Zweck unseres ausführlich besprochen. Bekanntlich haben die officiellen öfters Standes zu verschlingen droht , zu Felde zieht. Aus sei reichischen Schriftsteller Prokesch , Schels und Thielen die Ur nem Motto : Halte Maß in allen Dingen“ geht schon hervor, heberschaft dieses Gedankens dem Fürsten Schwarzenberg, daß es die Absicht des Verfassers ist , möglichst glimpflich und Sneisenau hat ihn schon im Januar sich selbst , Danilewsky schonend gegen die Verfechter des Paradewesens aufzutreten. hat ihn dem Kaiser Alexander und speciell dem Fürsten Wols Wir verfennen keineswegs , daß es sowohl die Klugheit als konsky (dieser militärischen Null !) vindicirt, die meisten Stim die den Standesgenossen schuldige Achtung gebietet , bei Be men hatten sich bis jezt auf Toll vereinigt. Da kam im sprechung selbst der eclatantesten Mißbräuche in Ton und Aus laufenden Jahr die biographische Lebensskizze des Grafen Ra druck so weit Maß zu halten , als nöthig , um nicht zu ver degky und brachte Seite 266 den Ausspruch : „ Der Alles ents legen. Das Altherkömmliche hat immer ein gewisses ange scheidende Entschluß zum unaufgehaltenen Marsch nach Paris stammtes Recht , und Mancher hält schon deßhalb so krampf ist somit das alleinige Verdienst des Fürsten Schwarzenberg haft an den Gewohnheiten seiner Jugend fest, weil er sich leztere und seines Chefs vom Generalstab. " Die hohe Wahrhaftigkeit, durch jene zu erhalten wähnt ; ihn mit herbem Spott bekehren welche jenes ganze Werk durchdringt , würde dieses Zeugniß zu wollen , wäre wohl ein vergeblich Streben , das ihn nur zu einem unumstößlichen machen , wenn nicht andere Umstände erbittern und um so unnachgiebiger machen könnte. Wir vorliegen, welche darauf hindeuten, daß Radeßky hier in einer können daher die nach beiden Seiten begütigende Absicht des Selbsttäuschung begriffen war. Er mag ursprünglich diesen Verfassers nur loben , - dagegen ist wohl zu beachten , daß Gedanken gehabt und ihn dem Fürsten schon am 21. nach dem bei einem solchen sorgsamen Laviren nicht das Ziel aus dem Kampfe bei Arcis vorgetragen ; Schwarzenberg mag auch diesen Auge verloren gehe. Der Verfasser ist diesen Gefahren noch Gedanken im Kriegsrath zu Pough am Nachmittag des 23. glücklich entronnen. Wenn er auch scheinbar einmal ſeiner als einen der denkbaren Fälle hingeworfen haben, daß er ihn Farbe untreu zu werden , und sich sogar in eine unerquickliche ober in beeinflußender oder gar in entscheidender Weise am Abhandlung über das Drillen zu verlieren droht , so geschieht 24. bei Sommepuis geltend gemacht , dem entspricht der ganze dieß sichtlich nur , um nicht den Drillmeistern vor den Kopf Inhalt der dortigen Berathung. Lord Burpersch , engliſcher zu stoßen , ―――― ähnlich wie jener Hydropath , der neben An Militärbevollmächtigter im alliirten Hauptquartier , sagt aus wendung der Naturheilkräfte seinen zweifelerfüllten Patienten drücklich, der Kaiſer (Alexander) habe mit großem Nachdruck“ immer ein Bischen gestoßenen Zucker und Himbeersaft als die Zweckmäßigkeit eines Marsches nach Paris geltend gemacht Pulver und Elixir beibrachte , um ihrem schwankenden Vers und fährt dann fort : „ Der Fürst Schwarzenberg willigte, un trauen etwas nachzuhelfen. Uebrigens ist das Schriftchen ein erachtet der Gründe, die mehrere hochgestellte Offiziere seines wahrer Spiegel , der in schlichter und unentßtellter Form all' eigenen Hauptquartiers dagegen vorbrachten, in das Verlangen die krankhaften Auswüchse zeigt, die einem jeden Militär, deſſen des Kaisers". Dem widerspricht ferner Schwarzenberg's Brief Empfindung noch nicht ganz abgeftumpft ist, schon so manchen an Kaiser Franz vom 22. und 23. , worin er die Lage der Stoßseufzer ausgepreßt haben. Mancher Leser wird sich viels Alliirten als sehr mißlich darstellt , die einzige Rettung vor leicht denken , das sei Alles schon dagewesen ; diesen Einwurf Napoleons Rückenmanöver in der Vereinigung mit Blücher hätte man aber auch Gato machen können, wenn er am Schluß findet und dem Kaiser räth , zu seiner Sicherheit nach Dijon einer jeden Rede sein : „ Ceterum censeo , Carthaginem esse auszuweichen. Wir glauben gerne, daß Radesky sich länger delendam " wiederholte. Wir möchten daher einem Jeden, der mit diesem Gedanken getragen ; bei seiner überbeſcheidenen zu es gut mit seiner Armee meint , anrathen, das Schriftchen zu rückhaltenden Weise, durch welche er sich schon im Jahr 1813 lesen, und wieder zu lesen, ――――― und laut in lesen, ―― und um den ihm zukommenden Einfluß im großen Hauptquartier immer mit höherer Stimme zu lesen ! gebracht, ist es aber höchst unwahrscheinlich, daß seine Einwir kung bei Sommepuis maßgebend geworden. Sehr liebens Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. würdig ist es aber von ihm, daß er ſogar in dieſem, erst nach October 1858. seinem Tode publicirten Werke seinem ehemaligen Chef die Portugal. Ehre gönnen wollte. Bernhardi hat diese ganze Frage sehr Revista militar. Direcção : Antonio de Mello umständlich und erschöpfend behandelt, nur auf Radegky's beide Breyner , tenente Coronel; Luiz Travassos Val Schriften hat er im 3. und 4. Bande nirgends Bezug ge dez , Major graduado ; João Manoel Cordeiro, nommen. Beim 3., der voriges Jahr erschien, war dieß nicht möglich, -- warum aber nicht beim 4. ? Er ist erst im Octo Major graduado. Typographia de G. M. Martins . Lisboa , 1858. ber 1858, Radegky's Werke sind im Frühjahr erschienen : wie In diesem längeren Die portugiesische Artillerie. kommt es also, daß Bernhardi, welcher fast alle Quellen so ge Artikel wird hervorgehoben, daß das überall offene Portugal wissenhaft abwägt, gerade diese übersehen mußte ? Sie würde

119 einer Reorganisation seines Vertheidigungssystems und in Folge davon seines Artilleriematerials bedürfe. Man möge große Summen für Verkehrsmittel verwilligen , man gebe auch etwas für feste Pläße aus, namentlich in der Rich tung gegen Spanien , das immer Gelüfte nach Portugal trage. In Betreff der Feldartillerie sollte man 12 Pfdr. Granatkanonen einführen , um die Wirkungen des ge zogenen Infanteriegewehrs auszugleichen . Portugal bedürfe überhaupt 120 Feldgeschüße , was nur die Herstellungs kosten in Anspruch nehmen würde, da das Metall vorhanden ſei. Die amerikanischen gezogenen Sawyer-Kanonen mit 6 pfündigen cylindro- ogivalen Kugeln mit Sprengladung werden zwar gerühmt, doch eine Trefffähigkeit auf eine Ent fernung , wo man nicht mehr gut sieht , nicht hoch ange schlagen. Bei der Beschaffenheit des Terrains in Portugal könne man keine schweren Feldgeschüßen brauchen, sondern nur sehr mobile, wie die 12 Pfdr. Berghaubißen und 16 Pfdr. Mörser, die besonders im Gebirge zu empfehlen seien . Diese Geschüße müßten nur der Infanterie folgen können, da die Reiterei in Portugal nur sehr ausnahmsweise in größeren Massen aufzutreten vermöge. Zum Theil ist diese Anforderung erfüllt , da jedes Artillerieregiment mit einer der genannten Batterien versehen ist. Die Fahrzeuge be dürfen einer vollständigen Reform. Militär - Denkmäler in Portugal. Die drei Haupt denkmäler in Portugal find : das Kloſter von Alcobaça zum Gedächtniß der Gründung des Königreichs Portugal durch das Schwert ; das Kloster von Batalha zum Andenken an den Sieg über die Spanier bei Albujarrota und die das durch erfolgte Befreiung Portugals ; das Kloster von Belem zur Verherrlichung des kriegerischen Ruhms der Portugiesen. In Lissabon erinnert die Kirche Cosmus und Damian an die Befreiung aus den Händen der Araber und die Kirche do Carmo gleichfalls an Albujarrota. Die den Journalen des Auslands entlehnten Ar tikel besprechen : die Büchſenbatterie des Generals Shaw ; ― die Kriegsschulen in Preußen ; die Forts von Pecho ; ― den Pferdebändiger Rarey ; die österreichische und ameri kanische Kriegsmarine ; die Geschichte der Projectile ; die Eisenbahnen in Rußland ; ――――― die italienischen Armeen ; die Militärinstruction in Bayern. Sardinien.

Direttori Rivista militare , giornale mensile. L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III. Torino , 1858. Betrachtungen über Küstenvertheidigung . (Forts.) Sowohl die Vorgänge vor Sebastopol und Sweaborg , als die neueren Seebestigungen in Frankreich und England haben eine Besprechung dieser Frage in verschiedenen Militärzeits schriften hervorgerufen. Auch der vorliegende Aufſag be handelt diese Frage sowohl im Allgemeinen , als im streng wissenschaftlichen Detail. Das Wesen der Küstenverthei digung besteht nach demselben in der Vereinigung einer zweckentsprechenden Anzahl Geschüße an den bedrohten Punk

120 ten , welche Anzahl sich nach der Macht zu richten hat , die der Feind voraussichtlich gegen diese Punkte führen kann oder will. Bankbatterien find wegen des größeren Schieß feldes den Kasemattenbatterien in der Regel vorzuziehen, welch' lettere jedoch überall da , wo ein beschränkter Raum durch ein starkes Feuer zu sichern ist , in Anwendung kom men. Für die Batterien wird ein großer Abstand von dem muthmaßlichen Aufstellungspunkt der Schiffe verlangt , weil fie dann noch richtig schießen, während dieß bei den lezteren Die Vorzüge von rechtwinklig nicht mehr der Fall ist. und im Kreise aufgestellten Batterien, flankirenden Batterien und solchen in zweiter Linie werden auseinandergeseßt, und durch Detailberechnung die erforderliche Anzahl Geschüße, die Richtung derselben 2c. festgestellt und die Befestigungen von Sebastopol , Sweaborg , Gibraltar , Toulon , Malta, Genua , Gaëta , Neapel und Cherbourg einer eingehenden Kritik unterworfen. Strategische Studien über die Vertheidigung der Schweiz. (Forts.) Vertheidigung gegen die italieniſche Seite oder gegen Desterreich. ―――― Der Verfasser würde es offenbar gerne sehen, wenn die Schweiz in einen Kampf Sardiniens mit Desterreich hineingezogen würde. Er seßt auseinander , wie das leßtere der Schweiz durch die süd lichen Graubündtner Pässe schwer beikommen könnte , ver breitet sich namentlich über die vortheilhafte Stellung bei Nauders zur Sperrung des Engadin und meint, mit 15,000 Mann könne diese Richtung wohl vertheidigt werden . Auch das Teſſin ſei nicht so schwierig zu vertheidigen , als man gewöhnlich annehme. Gegen den Comersee decken die Ges birge, der Luganersee und die Stellungen bei Lugano, Mes lide , Mendrisio , gegen den Lago maggiore hin die Stel lungen von Ponte Tresa und Luino ; hierzu bedürfe man Die starke Stellung von Bellinzona 20-25,000 Mann. sei kaum zu umgehen. Im Allgemeinen müßten an den Hauptpunkten Schanzen mit etlichen 70 Geſchüßen angelegt werden. Zur besseren Vertheidigung Graubündtens wäre die alte Grafschaft Tomo zu beseßen , dadurch würde auch Tessin gedeckt und wären die Unternehmungen der Piemon tesen erleichtert. Ein neues Brandgeschoß für Handfeuerwaffen. Ueberseßung des in der Allg. Mil. -Ztg. Nr. 63 & 64 von 1858 enthaltenen Auffaßes. Vor 1848 bestanden Die Herbstmanöver bei Genua . Uebungslager bei S. Maurizio für die vereinigten Waffen, später fanden Manöver bei Aleſſandria, Caſale und in den Appenninen zur Belehrung der Diviſionscommandanten ſtatt. Neuerdings läßt General La Marmora bei Genua Uebungen ausführen , welche die Belagerung des Jahres 1800 dar stellen.

Berichtigung. In Nr. 11 & 12 der A. M.-Z. auf Seite 103 Zeile 24 von oben bitten wir anerkannt statt verkannt zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

34. Jahrgang.

Samſtag, 19. Februar 1859. som

bet

No. 15 & 16.

11 19 d . 8th

04

93

2135 100 0193801

Allgemeine Militär - Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Deutſchland. Frankfurt a. M., 2. Februar.

f. bayeriſchen Kriegsminiſteriums Nr. 4 mittheilt, hat der

König unter dem 8. d. Mts. beſtimmt, daß bei den In Das deutſche fanterieregimentern gezogene Gewehre der - von dem

Bundesheer im Frieden zählt an Infanterie 458,215 Major Philipp Freiherr von Podew ito , Director der Mann, Cavalerie 79,030 Mann, Artillerie 54,172 Mann, Gewehrfabrit zu Anberg , angegebenen – neuen Colls Pionniere und Genietruppen 11.943 Mann , höhere Stäbe ſtruction nad jenen drei Modellen eingeführt werden, -

1291 Mann , im Ganzen alſo 604,651 Mann. Rechnet welche auf Grund umfaſſender Verſuche von den hierfür

man zu dieſer Zahl der ſtreitbaren Mannſchaft die Nicht: berufenen Commiſſionen als vollfommen entſprechend er: combattanten (Sanitätstruppen, Beamten 2c.) 41,327 Mann, fannt worden ſind , und zwar: a ) das Infanteriege .

ſo ergibt der Totalbeſtand des deutſchen Bundesheeres 645,978 Mann. Dieſelbe vertheilt fich nach den einzelnen

webr , Modell Nr. 1, für die Füfiliercompagnien ; b) das Schüßengewehr , Modell Nr. 2, von Nr. 1 nur in der

Armeecorps wie folgt: Es beträgt nämlich die ſtreitbare Einrichtung der Viſre verſchieden , für die Sdüßencome

Mannſchaft des I., II. ud III. Armeecorps (Deſterreich ): pagnien ; c) die Büchſe, Modell Nr. 3 , für die beſten Jufanterie 135,750, Cavalerie 26,694 Mann, Artillerie Schüßen aller Compagnien , in ſolchem Verhältniſſe aus 19.359 Mann, Pionniere und Genietruppen 6139 Mann, gewählt, daß bei jeder Füſiliercompagnie 2 Unteroffiziere im Ganzen 198,344 Mann. IV , V. und VI. Armee ohne Rückſicht auf ' Charge oder Rang , jedoch mit Aus; corps (Preußen ): Infanterie 127,513 Mann, Cavalerie įdluß des Feldwebels, dann 8 Gefreite oder Gemeine, 24,220 Mann , Artillerie 14,475 Mann , Pionniere und

Genietruppen 3014 Mann, im Ganzen 176,047 Mann . VII. Armeccorps (Bayern) : Infanterie 37,128 Mann, Cavalerie 7143 Mann , Artillerie 5973 Mann , Pionniere und Genietruppen 860 Mann , im Ganzen 56,174 Mann.

VIII. Armeecorps (Württemberg , Baden, Großherzogthum Heſjen ): Infanterie 34,802 Mann, Cavalerie 7406 Mann,

bei jeder Schüßencompagnie ſämmtlide Untecoffiziere, dann 24 Sefreite oder Gemeine mit derſelben ausgerüſtet werden ſollen.

u aſſau. SM . Wiesbaden , 10. Februar.

31. Nr. 9 & 10

dieſer Blätter befindet ſich die Mittheilung , daß die Re

Artillerie 5844 Mann , Pionniere und Genietruppen 731 gierung das preußlide Conſcriptionsſyſtem bei Mann, im Ganzen 51,085 Mann. IX . Armeecorps (Sach- und einzuführen beabſichtige. Wir glauben kaum, ſeitens der Regier ung hieran gedacht wird. Mann, Cavalerie 7377 daß Da Infanterie 33,322 ſen, Kurheffen ): 4596 wir durd Organiſation einer Landwehr weit über Mann , Pionniere und Genietruppen Mann, Artillerie 583 Mann , im Garizen 53,895 Mann . X. Armeecorps die bundesmäßigen Verpflichtungen hinauskommen würden, ( Hannover und norddeutſche Staaten ) : Infanterie 33,584 ſo fönnte bei einer projectirten Uebertragung des preußi: Mann, Cavalerie 6190 Mann , Artillerie 3995 Mann, ichen Conſcriptionsſyſtems auf unſere Truppe nur vou Pionniere und Genietruppen 616 Mann, im Ganzen 50,855 einer Reduction der Dienſtzeit von 6 auf 3 Jahre die Mann. Reſerve- Infanterie 16,891 Mann, $ a yer n.

* München , 11. Februar. Die in dieſen Blättern öfter (zuleßt in Nr. 21 & 22 von 1858 ) berührte Bes

Rede ſein. Dieſe Reduction würde die Laft der Conſcrips tionspflicht allgemeiner und deßhalb dem Einzelnen weni: ger drüdend machen ; der Pflichtige würde ſeinem bürger lichen Berufe auf viel fürzere Zeit entzogen, Vortheile,

welche in einem au Hülføquellen ſo reichen Staate wie dem unſrigen gegenüber der unausbleiblichen höheren Anſpan

waffnungsfrage der f. bayeriſchen Infanterie hat ſoeben nung der Steuerfraft wohl der Beachtung werth wären. ihre Erledigung gefunden. Wie das Verordnungsblatt des Der Truppe ſelbſt aber würde .durch dieſe Reduction der

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Nachtheil erwachsen, daß sie mit Ausnahme der Capitulan ten und Einsteher nur aus jungen Leuten bis zum 24. Le bensjahre bestünde ; dagegen würde die größere Povu larität des Standes und der bedeutend vermehrte Prä senzstand im Frieden den vortheilhaftesten Einfluß auf Geist und Tüchtigkeit derselben üben. Daß außerdem die Wehr kraft des Landes durch jene Einrichtung fast um das Doppelte vermehrt werden würde, bedarf kaum der Erwähnung. Wenn aber auch die Regierung eine derartige Reducs tion beabsichtigte , so würde sie nach den Vorgängen der lezten Jahre bei der Ständeversammlung gewiß einen er heblichen Widerspruch finden. Hat doch der Ausschuß für den Militärexigenzetat des Jahres 1857 (vergl . A. M.-3. Nr. 47 & 48 von 1857) die Erhöhung der Dienst zeit von 6 auf 7 Jahre wiederholt beantragt ! Es würde zu weit führen , wollten wir auf diese Ge gensäße näher eingehen. Vielleicht bietet sich ein andermal

Schiffe geschleuderte Metallmasse ist dadurch bedeutend ver mehrt worden und beträgt z . B. bei dem Linienschiffe ,,Skjold" jest 990 Pfd. Eisen , während sie früher nur 936 Pfd . war.

dazu Gelegenheit. Für heute nur noch die Bemerkung, daß über die Nothwendigkeit der zulässigen Vertretung durch Einsteher bei uns ein erheblicher Zweifel ebenso wenig herrscht , als die in diesen Blättern vielfach besprochene Zweckmäßigkeit dieser Einrichtung unterschägt wird.

frankreich.

h 44 Paris , 11. Februar. Ich beeile mich, Ihnen über die Stärkeverhältnisse der französischen Armee Nachstehendes mitzutheilen , das unter den gegenwärtigen Verhältnissen Ihren Lesern von Interesse sein dürfte. Frankreich hat am 1. April, wenn man das ganze Contin gent der Glaſſe 1857 unter den Waffen behält und keine Beurlaubung eintreten läßt, 568,000 Mann bei der Fahne. Am 1. Juni beläuft sich , wenn das ganze Contingent der Claſſe 1858 einberufen wird , die Mannschaft auf 632,000 Köpfe, wie Sie aus nachstehender Tabelle ersehen. Diese Kopfzahl würde im Fall eines Krieges durch die Einstellung der Freiwilligen sich um 50,000 vermehren, zu sammen alſo 682,000 Mann betragen. Effectiv bestand der Armee am 1. April 1859.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha , 4. Februar. Auch hier ist, wie erst vor Kur zem in Coburg (vgl. A. M.-Z. Nr. 99 & 100 von 1858), die bekannte entzündliche Augenkrankheit, welche auch die hiesigen Strafanstalten hetmgesucht hatte, unter den in hiesiger Kaserne befindlichen Soldaten ausgebrochen , so daß sich eine schleunige vorbeugende Maßregel nöthig ge macht hat. Es ist deßhalb die sofortige Ausquartierung der Soldaten aus der Kaserne angeordnet worden und eine gestern mittelst Ausrufs veröffentlichte stadträthliche Ver fügung verkündet die Einquartierung des Militärs in Privatwohnungen. Dänemark.

Die Tidsskrift for Kopenhagen, 6. Februar. Söväsen brachte soeben eine amtliche Mittheilung über Verstärkung und neue Armirung der dänischen Marine. Nach derselben wird die im Bau begriffene Dampfcorvette Maschinen von 300 Pferdekraft erhalten und mit 16 30pfündigen Kanonen armirt werden . Das Linienschiff „Skjold " , welches in ein Schraubenschiff um gewandelt wird, erhält Maschinen von 300 Pferdekraft und eine Armirung von 66 30 pfündigen Kanonen, während es früher 84 Kanonen hatte, von denen aber nur 30 30pfün dige, der Rest 18pfündige Kanonen waren. Auch im Ueb rigen ist man darauf aus, die Zahl der Geschüße zu ver mindern und dafür das Kaliber derselben zu verstärken. So führt das neueste Segellinienschiff „Danebrog", wäh rend die älteren Linienschiffe seines Ranges mit 84 Kano: nen armirt waren , nur 74 Kanonen und die Fregatte Tordenskjold" statt 46 oder 48 Kanonen nur 44 Kano nen , aber alle diese Geschüße sind durchweg 30 Pfünder, während die Armirung der älteren Schiffe nur zum gerine geren Theile aus Kanonen dieses Kalibers , im Uebrigen Die von den Lagen dieser aus 18 Pfündern bestand.

Infanterie . Cavalerie Artillerie Genie . Equipages militaires

Cent gardes Kaiserliche Garde Corps, die sich durch Einbe rufung nicht recrutiren (Gene ralstab , Gendarmerie , Corps étrangers und indigènes) •

Präsenz stärke unter der Fahne Kleinbe (Claffen urlaubt vor der von 1857)

Bei der Fahne ( laffe 1857)

208,728 99,000 46,900 12,500 27,450 13,900 6,710 4,600 4,870 4,400

43,500 351,228 12,700 72,100 2,900 44,250 450 11,760 450 9,720

294,658 134,400 142 29,700 100

60,000 489,058 142 29,800

100 48,900 373,400 134,600

Total

-

49,000 60,000 568,000

Obgleich sich die jährliche Erfagmannschaft auf 100,000 Mann beläuft , so find doch nur 60,000 angegeben , weil 18,000 ungefähr jährlich von ihrer Dienstpflicht befreit, 5,000 zur Marine abgegeben und 17,000 zur Unterstügung zurückgeschickt werden . Die auf Kleinurlaub befindliche Mannschaft hat meist den Krimfeldzug mitgemacht und kann in 8 Tagen zur Fahne stoßen. Für die Beurlaubung existirt kein Recht, kein Zeitmaß, der Soldat gehört dem Staate und er tritt nur dann auf Augenblicke in seine Heimath zurück , wenn seine Vorgesetzten glauben, er habe die nöthige Tüchtigkeit erlangt , jedoch ist die Zahl der zu beurlaubenden Männ schaft vorgeschrieben. Am 1. Juni steigert sich die Kopfzahl auf 672,400 . Wenn Frankreich für Algier und das Innere , sowie an Depotbataillonen 200,000 zurückbehält, so bleiben demnach 472,400 übrig, welche - ohne das Geringſte in den mili tärischen Institutionen zu ändern jeden Augenblick inʼs Feld marſchiren können.

Athen, 4. gefeßt worden , digungszustand diese Maßregel dehnen.

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Griechenland.

Dieser Plan , welcher im Wesentlichen auf eine Ein schließung und Berennung Sebastopols von allen Seiten hinausfam , wurde von Seiten der Befehlshaber des Be lagerungsheeres einer reiflichen Prüfung unterworfen und am 14. Mai nach einer langen Erörterung zur Ausführung angenommen. Aber gerade in Bezug auf die Einzelnheiten der Ausführung kam man auf Schwierigkeiten und die Niel'sche Darstellung läßt erkennen , daß diese Angelegen= heit mit dem Rücktritt des Generals Canrobert vom Ober befehl der franzöfifchen Expeditionsarmee in nächster Be ziehung stand. Der General Pelissier, welcher am 20. Mai das Com mando übernahm , gab alle auf eine Einschließung des Plaßes gerichteten Operationen auf und ordnete die rüſtige Fortführung der begonnenen Belagerungsarbeiten an. Um dieselbe Zeit wurde auch die schon früher beschloffene und plöglich abbestellte Flottenexpedition nach Kertsch mit güns stigem Ergebniß ausgeführt. Am 25. Mai hatten die Ver bündeten die Tschernaja-Linie besezt und zwei Infanterie divisionen nahmen Stellung auf den Fedukin-Hügeln, welche die Traftir-Brücke und die Tschernaja- Ebene beherrschen . Da auch die Annäherungsarbeiten gegen das Malakoff-Werk wesentlich vorgeschritten waren, so beschloß man einen An griff, welcher am 7. Juni zur Einnahme des „ grünen Hügels“ und einiger anderen vorgeschobenen Vertheidigungs werke führte. Die Beseßung des „grünen Hügels " gab den Belage rern eine feste Stellung im Angesicht des Malakoff-Werks. Da die Laufgräben bis auf 400 Meter der Umwallungs linie des Plaßes nahe gerückt waren , so beschloß General Pelissier, den Sturm auf die Karabelnaja-Vorstadt zu unter nehmen. Nachdem die nöthigen Vorbereitungen getroffen worden waren, kam der Plan am 18. Juni zur Ausführung und schlug gänzlich fehl. Die stürmenden Truppen hatten von den Laufgräben aus eine Entfernung von 3-400 Metern unter dem mörderischen Feuer der Feinde zurückzu Ein Jägerbataillon legen und erlitten schwere Verluste. drang in die Vorstadt; aber es konnte nicht rechtzeitig Der An unterstügt werden und mußte sich zurückziehen. griff war auf allen Seiten zurückgewiesen und der einzige Erfolg der Belagerer bestand darin , daß die Russen sich nicht in der Lage fühlten , die Angreifenden zu verfolgen und das Lager der Verbündeten durch einen sofortigen Ausfall zu beunruhigen. Judeß sprach sich die Freude der Belagerten über den glücklich abgeschlagenen Sturm in mancherlei Kundgebungen aus. Das Tagebuch des Gene rals Niel enthält darüber Folgendes : „ Am darauf folgen den Tage ( 19. Juni) um 41 Uhr Abends tritt ein Waffen Die Russen stillstand ein, um die Todten fortzuschaffen. haben in den Werken der Vorstadt ihre schönsten Mann schaften angesammelt ; sie haben dieselben auf den Bruſt wehren amphitheatralisch aufgestellt , um auf die Einbil Der Anblick so dungskraft unserer Soldaten zu wirken. bedeutender Streitkräfte beweist allerdings , daß man nicht die Verhältnisse einer gewöhnlichen Belagerung vor sich hat ; aber andererseits fragt man sehr natürlich , wie ein so zahlreiches Heer sich von Laufgräben einschließen laſſen kann ?" Von nun ab waren die Operationen der Belagerer wieder fast ausschließlich gegen das Malakoff- Werk gerichtet,

Februar. Es ist eine Commission ein um die Festung Nauplia in Berthei zu sezen. Das Ministerium hat beschlossen, auf alle festen Pläße des Reiches auszu

Ein Rückblick auf den Krim- Feldzug. (Fortsegung.) III . Am 11. April 1855 starb der Oberbefehlshaber des franzöfifchen Geniewesens , General Bizot , in Folge der am 11. deffelben Monats bei einer Recognoscirung er haltenen Wunden und am 5. Mai wurde General Niel zu seinem Nachfolger ernannt. Niel war 1837 vor Constan tine zum Bataillonschef befördert worden , erhielt ſeine Generalsepauletten bei der Belagerung von Rom und hatte den Hauptantheil an der Einnahme von Bomarsund . Auch vor Sebastopol trug unstreitig seine Thätigkeit zu dem Endlich seßte der entscheidenden Erfolge wesentlich bei. Zuzug des fardinischen Hülfscorps , welches bald darauf (8. Mai) unter der Führung des Generals La Marmora eintraf, die Verbündeten in den Stand, ihre Operationen mit Nachdruck fortzuführen. Dennoch schritt man zu einem Hauptangriff auch schon deßhalb nicht, weil, nach den da mals vorwaltenden Absichten , der Kaiser Napoleon III . selbst den Oberbefehl über das Expeditionsbeer übernehmen und die entscheidenden Ereignisse leiten sollte. Um diese Zeit traf jedoch ein Ordonnanzoffizier des Kaisers mit einem neuen , in den Tuilerien ausgearbeiteten Feldzugs plan und mit der Nachricht ein, daß der leztere aus poli tischen Gründen die Reise nach der Krim aufgegeben habe. Ueber den aus Paris übersandten Operationsplan gibt der Bericht des Generals Niel folgende Mittheilung : „ Der Kaiser wollte drei Armeen bilden : die erste von 60,000 Mann war bestimmt , unter dem General Pelissier die Belagerungsarbeiten und die Häfen zu decken ; die zweite , von 55,000 Mann unter Lord Raglan , sollte in ununterbrochener Verbindung mit der ersteren das Baidar Thal beseßen und seine Vorposten weit genug vorschieben, um die Verbindungen der Ruffen zwischen Sebastopol wid Sympheropol zu bedrohen ; endlich die dritte unter dem Gei eral Canrobert, aus 40,000 Mann des Lagers vor Sebastopol und 22,000 Mann des bei Constantinopel zu ſammengezogenen Reservecorps gebildet, sollte von Aluschta her im Rücken des Feindes auf Sympheropol losgehen. Wenn die Russen , um den Mittelpunkt ihrer Provisions bezüge zu vertheidigen, die Schlacht von Sympheropol an nähmen , sollte Lord Raglan , auf Baktschi-Serai ziehend, die rechte Seite oder den Rücken derselben bedrohen . Wenn dagegen die Feinde Sympheropol im Stich ließen , um alle ihre Kräfte für Sebastopol zu verwenden , so sollte General Canrobert über Baktschi- Serai auf sie anrücken, während Lord Raglan, dieser Bewegung folgend, im Augen blick des Angriffs die Höhen von Inkerman zu besëßen hätte , um sofort an der Schlacht theilzunehmen."

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weil bei der dominirenden Lage desselben voraussichtlich mit seinem Falle die Einnahme der Vorstadt gesichert war. Aber das felsige Terrain seßte den Arbeiten außerordent liche Schwierigkeiten entgegen und die noch immer an Zahl überlegene Artillerie der Ruffen verschüttete schnell die an gelegten Gänge, selbst wenn drei Reihen Schanzkörbe ihre Brustwehr befestigten. Die Verbündeten hatten Mühe, in der Nacht die Arbeiten wieder zu ergänzen , welche die Ruffen am Tage zerstört hatten. Auch die Laufgräben gegen den "I kleinen Redan " waren zwar vorgeschritten ; doch war eine Verbindung derselben mit den Annäherungs arbeiten gegen das Malakoff-Werk des ungleichen Bodens wegen nicht herzustellen. Diese kritische Lage der Verbündeten endete erst um die Mitte des Augustmonats , wo die Russen die legten ver geblichen Anstrengungen machten , um den Erfolg der Be lagerung zu hintertreiben. Die Schlacht an der Tschernaja (Traftir-Brücke , 16. August) gab den Waffen der Ver bündeten einen neuen Glanz , ohne den Lauf ihrer Ope rationen aufzuhalten . Auch die russischen Minenanlagen zum Schuße des Malakoff-Werks blieben ohne Wirkung und die Belagerten schienen sich schon auf den äußersten Fall vorzubereiten, da sie ein etwa 3000 Fuß langes Floß herstellten , um einen schleunigen Uebergang auf die Nord ſeite des Plages ausführen zu können. Inzwiſchen rückten die Belagerungsarbeiten , unter dem Schuße neuer Batte rien , so kräftig vorwärts , daß man dem Malakoff-Werke bis auf 25 Meter und dem kleinen Redan" (Bastion Nr. 2) bis auf 40 Meter nahe gekommen war. Bei dieser Lage der Dinge kam der General Niel zu der Ueberzeugung, daß ein Generalangriff nicht länger verschoben werden dürfe. Er legte in einem Berichte an den Oberbefehls haber den Stand der Arbeiten ausführlich dar , um nach zuweisen, daß jede Zögerung dem Erfolg des Angriffs nur nachtheilig werden könne, und in Folge dessen beschloß der General Pelissier , den Sturm auf den Plaß am 8. Sep tember zur Ausführung zu bringen. Schon am 5. September eröffneten die Verbündeten, um den Feind zu beunruhigen , das Feuer mit 814 Ge schüßen, und zwar mit zerstörender Wirkung. Die Russen erlitten ungeheure Verluste und Fürst Gortschakoff selbst charakterisirte in seinem Berichte das Bombardement mit der Bezeichnung höllisch “ . „ Die Russen “, bemerkt General Niel bei dieser Gelegenheit , mußten nun die Folgen des von ihnen angenommenen Vertheidigungssystems über sich ergehen lassen. Da sie unseren Angriffen nur kleine Aus fälle , keine kräftige Offensivabwehr entgegengesezt hatten, so waren fie allmählig in ein Nez von Laufgräben einge schlossen worden. Sie waren jeßt dem concentrischen Feuer unserer Batterien preisgegeben ; denn , da sie nicht durch Mauerescarpen gedeckt waren , so mußten sie jeder Zeit starke Reserven bereit halten , um den jeden Augenblick drohenden Sturm abzuweisen.“ Hier folgt nun eine ausführliche Schilderung der An ordnungen , welche der General Pelissier für den allge meinen Sturm traf. Der Hauptangriff war auf das Mala. koff-Werk gerichtet, welches auf drei Punkten berannt werden sollte, und stand unter Leitung des Generals Bosquet, dessen Corps die Infanterie der Kaisergarde beigefellt wurde. Die Engländer sollten ten großen Redan" stür

men und den Truppen des ersten Armeecorps unter dem General Salles war aufgegeben, die Centralbastion und die Mastbastion zu berennen. Da die bisherigen erfolglosen Angriffe der Belagerer immer am frühen Morgen oder beim Hereinbrechen der Nacht ausgeführt worden waren , so kamen die Befehls haber der Verbündeten auf den Gedanken, daß ein Sturm in der Tagesmitte den Feind mehr überraschen würde, während jedenfalls das russische Hülfsheer , wenn es zur Befreiung des Plazes einen Versuch machen wollte , nicht leicht vor Abend zum Angriff auf das Lager gelangen könnte. Man beschloß also, daß der Abmarsch der Sturm colonnen gegen das Malakoff-Fort um 12 Uhr Mittags er folgen solle, und um alle den Feinden sichtbare Signale zu vermeiden , wurden die Uhren aller Corpschefs mit der des Oberbefehlshabers in Uebereinstimmung gefeßt. So bald das Malakoff-Werk genommen war , sollten die von der Brancion-Redoute wehenden Fahnen Frankreichs und Englands dem engliſchen Heere und den Truppen des ersten Corps das Zeichen zum Sturm geben . Alle diese Anord nungen wurden pünktlich ausgeführt und hatten den beab sichtigten Erfolg. Ueberall wurde die Vertheidigungslinie im schnellen Anlauf überschritten ; aber dennoch wurden die Verbündeten auf allen übrigen Punkten wieder zurück geworfen und konnten sich nur im Malakoff-Fort halten. Indeß der Fall dieses Werks war von entscheidender Wir fung. Die Ruffen machten ungeheure Anstrengungen, um dasselbe wieder zu nehmen. Da jedoch die Franzosen un erschütterlich Stand hielten , so beschlossen die Belagerten, einen ehrenvollen Rückzug auszuführen : sie bohrten den Rest ihrer Flotte in den Grund, verbrannten alle Vorräthe, steckten die Stadt ſelbſt in Brand und gingen noch am Abend des 8. Septembers auf die Nordseite hinüber. So fiel nach einer Belagerung von 334 Tagen Sebastopol, von 1500 Feuerschlünden vertheidigt , in die Hände der " Verbündeten. Als man das Junere des Plazes sah," Verbündeten . - bemerkt General Niel , ― da konnte man sich leicht erklären, daß die Einnahme des Malakoff-Forts dieses große Aber vor diesem Ausgang Ergebniß herbeiführen mußte. war oft die Nothwendigkeit eines Angriffs angefochten worden (von General Canrobert ?) , welcher , nach fünf Monaten einer schon sehr beschwerlichen Belagerung , dem französischen Heere noch einen neuen Zuwachs von Gefahr und Mühe auferlegte." (Schluß folgt.)

Militärische Briefe aus Frankreich. IV. (Schluß.) Unter den franzöfifchen Offizieren findet man ganze Männer , Männer von unbestrittener Thatkraft, welche sich Alles selbst verdanken, welche aber auch das Glück hatten, anerkannt zu werden ; man steht unter ihnen selten jene halben Soldaten, die vom Frieden angenagt find , ste füllen ganz aus, was fie ergriffen und die Ueberzeugung haben wir jedenfalls in Frankreich gewonnen : die Armee ist das Beste

ADATTA MATA SG ACESTUIA MOR

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dort, man findet in ihr die größte Männlichkeit und Kraft, eine Behauptung , deren Rechtfertigung wir uns für ein besonderes Werk vorbehalten. Vielefranzösische Offiziere find zwar feine Salonmenschen , aber jeder Franzose hat so viel angeborenen Takt , um zu wissen , was sich schickt und was sich nicht schickt , und was ist im Grunde die feinste gesellschaftliche Bildung_anders , als die Ausbildung Dieses Schicklichkeitsgefühls ? Der franzöfifche Offizier kennt nicht jene Mischung von Cavalier und Offizier, wobei der eine immer den anderen über Bord wirft; er ist ganz Soldat,

mal, um die Thätigkeit des Einzelnen wach zu halten, zweitens , um sie in die richtige Bahn zu lenken, drittens aber , um den Wetteifer zwischen Vorgesezten und Unter gebenen im Gefechte stets zu entflammen. Es verliert sich nicht der einzelne Soldat in der Masse , sondern das In viduum verschafft sich Geltung , jeder Mann nimmt thä, tigen Antheil am Gefecht und alle Kräfte wirken wett eifernd zusammen, um den Sieg davonzutragen. Die Offi ziere im Paradeschmuck vorauf, - denn jeder Tag des Gefechts ist ein Festtag , - die Soldaten nacheifernd

und alles Andere ordnet fich dieſem einen höchsten Zwecke Hier ist keine Halbheit wie in der Wissenschaft, hier ist kein Coquettiren mit dem Degen , hier erscheint der Franzose als Mann, und wir haben immer einen großen Respect vor einer ächten Männlichkeit gehabt. Verzeihen wir ihm daher , wenn er , von Eitelkeit getrieben , ftellen weise in seinem Anzuge etwas Burschikoses hat , wenn er weite Pumphosen , Studentenmüße , übergeklappte Vater mörder 2. trägt, wenn er seine Militärmüße abnimmt und grüßt , als ob er Civilist wäre ; dieß Flotte liegt nun einmal in der Natur des Franzosen , und der Anblick ist noch immer weniger unangenehm , als der einer ent nervten Schwäche, welche die Vornehmheit affectirt. Wenn man den französischen Offizieren erzählt, daß man bei uns in den ersten 20 Jahren nur auf dem Wege der Anciennetät vorwärts kommt, daß man nur eine Eigenschaft braucht, um etwas Großes zu werden , und zwar die niedrigste im ganzen Leben der Schöpfung, worin uns sogar der Stein überlegen ist , -- die Dauerhaftigkeit , dann schütteln sie ungläubig den Kopf und schneiden Gesichter , als ob man ihnen von China erzählte , oder als ob sie Leib schmerzen hätten. Sie im Gegentheil und geraden Gegen faße zu uns , haben für jede Charge ein Alter, ein Maxi mum festgesezt , worüber hinaus wegen physischer und in tellectueller Unbrauchbarkeit der Offizier gezwungen ist, den Abschied zu nehmen , in Folge der Erfahrung, welche der Krieg bei ihnen festgestellt hat, der Erfahrung nämlich, daß im Allgemeinen die Kriegstüchtigkeit eines Mannes in dem selben Grade abnimmt , als die Jahre zunehmen. Der Divisionscommandeur darf nicht über 65 Jahre , der Bri gadegeneral nicht über 63, der Regiments commandeur nicht über 59, der Lieutenant colonel nicht über 57, der Chef de bataillon nicht über 56 Jahre alt sein , eine Regel, die natürlich in einzelnen Fällen Ausnahmen erleidet, aber was find die Ausnahmen anders , als eine Bestätigung der Regel ? Im Allgemeinen steht in der französischen Ar mee das Princip fest : daß die Thatkraft mit den Jahren abnimmt , und daß man jugendliche , frische , intelligente und bewährte Elemente an der Spiße haben muß , um mit den Truppen im Angesicht des Feindes Erfolge zu erringen ; fie sehen im Alter die Verknöcherung , die Un biegsamkeit und die Gefahr. Wenn der Grundsag von Napoleon I.: Carrière ouverte aux talens " ihnen tüch tige Offiziere liefert, so schafft ein anderer ihm verwandter Grundzug in der französischen Armee tüchtige Soldaten. Es ist nämlich der in einem unserer früheren Berichte schon angedeutete Grundſaß , dem Individuum einen großen, möglichst freien Spielraum zu geben , deßhalb haben die Franzosen kleine Compagnien , halb so stark, wie bei uns , Deshalb haben sie unverhältnißmäßig viele Vorgesezte, ein

hinterdrein , Alle ruhm- und thatendurstig, mit der Gewiß heit, nach ihren Verdiensten belohnt zu werden ; einer sol chen Armee gegenüber Stand zu halten ist nicht leicht, zumal wenn der Soldat hier nur eine schäßenswerthe Eigenschaft befißt , den passiven Gehorsam , der seine Selbstthätigkeit lähmt. Es ist über diesen Gegenstand schon so viel ge= schrieben und geredet worden und doch kann der deutsche Offizier, der sein Vaterland und seinen Beruf lieb hat, nicht anders , als auf die Cardinaltugenden des französischen Soldaten zurückkommen : auf die Jugendlichkeit der fran zösischen Armee und auf die Selbstständigkeit ihrer Glieder. Vergeblich wäre es , läugnen zu wollen , daß in den hiesigen Geistern eine gewisse Unruhe, ein gewisses Vor gefühl eines bevorstehenden Krieges herrscht , welches die Vernunft vergebens zu zerstören sucht ; dieß Vorgefühl hat auch uns nach Frankreich geführt, um unseren zukünftigen Feind bei Zeiten kennen zu lernen, um ihm die Schwächen abzulauschen , um die Grundzüge der französischen Armee von Angesicht zu Angesicht uns fest einzuprägen ; wir wissen nicht , ob man es uns Dank wiſſen wird , wenn wir aus Liebe zu unserem Berufe nochmals eine Saite berühren, die so oft vergebens angeschlagen ist. Das neue Kaiser thum steht den Augenblick voraus, wo es ohne Krieg nicht mehr wird leben können und es trifft für diesen Zeitpunkt schon seine Vorbereitungen. Die Armee , der der Kaiser sich vor allen Dingen zugewandt , will Beschäftigung , fie fühlt sich , der Krimfeldzug hat ihr nicht genügt , er hat ein gewisses unbefriedigtes Gefühl zurückgelaſſen, Frankreich hat nichts außer der Ehre gewonnen , dagegen 4 Milliar den dafür verausgabt, die Kräfte sind einmal in Bewegung gesezt, - sollten sie jezt schon ihre Beruhigung finden ? -Der Krimfeldzug wird von den französischen Offizieren als eine militärische Promenade , als eine Einleitung bes trachtet, nicht einmal die ganze Armee hat daran Theil genommen, fie wollen Alle Krieg, einen reellen Erfolg oder eine reelle Vernichtung ; so still und ruhig verblutet fich das Kaiserthum nicht , das glauben wir in den Geistern gelesen zu haben. Daß Frankreich dabei den Fall eines Angriffs auf Deutschland vorzugsweise im Auge hat, liegt in der Natur der Sache. Frankreich hält sich überzeugt, daß es bei einer eventuellen Invasion in Deutschland nur des Er folgs bedarf, um Bundesgenossen_in_Deutſchland_ſelbſt_zu finden, und glaubt, daß die unheilbare Schwäche des staatlichen und militärischen Systems (?) des gegenwärtigen Deutschlands den wenigstens anfänglichen Erfolg eines französischen An griffs sehr wahrscheinlich mache. Die politische Lage Deutsch lands scheint den Franzosen nur ein Provisorium, fie sagen : Deutschland ist weder sicher vor sich selbst noch vor dem Auslande , dem es nur zersplitterte Kräfte gegenüber zu stellen habe. Hoffentlich wird ihnen dieser Glaube leicht

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zu nehmen sein ! - Kräftig wirkt allerdings das National gefühl in Frankreich ; wenn bei der aufgesteckten Tricolore --der Ruf erschallt : la patrie est en danger! " da strömt Alles zu den Waffen , da schweigen alle Kämpfe im In nern, die erbittertſten Feinde reichen sich versöhnt die Hand, einig und stark steht Frankreich dem Auslande gegenüber. Zwar treibt der Franzose mit diesem Nationalgefühl auch einen großen Luxus , überall hängt die Tricolore als Aus hängeschild , der erbärmlichste Hofpastetenbäcker hat das Recht, die französischen Farben vor die Thüre zu hängen und auf die Kuchen zu backen , la gloire und l'honneur find 2 Buhlen, mit denen der Franzose fortwährend coquets tirt ; fanm kann man sich 2 Minuten mit ihm unterhalten, so muß man sogleich ihn und seine Armee bewundern ; aber wir achten nun einmal diese heilige Liebe zum Vaterlande hoch, und wir wünschten sehnlichst, wir könnten fie zu einem Gemeingut aller _deutschen Soldaten machen , in denen doch vor allen Dingen das Nationalgefühl seinen Ausdruck finden soll. Jedes Volk ist von einer Idee beherrscht , welche lebendig in allen Gemüthern geschrieben steht , in Frankreich ist es die Nationalidee . Sie ist so fein und ausgebildet, daß es im höchsten Grade gefährlich ist, fte zu berühren , auch wenn es noch so be hutsam geschieht. Um davon ein Beispiel zu erzählen : die ganze Armee ist darüber etwas verstimmt , daß die neue Garde nicht getreu die Uniform der alten Garde copirt hat , sondern daß man dort ausländische Costüme findet, wie z. B. bei der Garde- Artillerie die horse - guards Uniform , bei den Cürassieren preußische Nachahmungen ; Der bei den Husaren österreichische Modelle u. s. w.

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Auffassung und die zweckmäßige Ausführung der höheren Be fehle von dem Grade der Einsicht, zu dem es der Untergebene gebracht hat, abhängig ist, und weil namentlich der Cavalerie offizier als Führer von Patrouillen und Detachements, die oft meilenweit von der Armee entfernt find , die allgemeinen Verhältnisse selbstständig muß würdigen können. Dieser Punkt ist besonders wichtig und wurde in den meisten Cas valeriehandbüchern nicht genugsam berücksichtigt ; der verstorbene Herr Verfasser, als ausgezeichneter Reiterführer bekannt, mußte durch seine langjährige Erfahrung nothwendig hierauf geführt werden und es ist deshalb nicht zu verwundern , wenn ſein " Sicherungsdienst im Feld " zu einem förmlichen Lehrbuch über Taktik angewachsen ist. Die nähere Angabe des Inhalts wird dieß deutlicher machen. Das Buch zerfällt in 15 Abschnitte. Der I. behandelt in 3 Capiteln den Sicherheitsdienst im Allgemeinen, der ll . den Einfluß der Entfernungen und Gefechtsverbindungen (von leßteren kommt aber nichts vor) oder eigentlich die Detachirungen , der III. Pos fitionen im Allgemeinen , der IV. Aufstellungen für die verschiedenen Waffengattungen (3 Capitel) . Die beiden nächsten Abschnitte umfaffen in 12 Capiteln (für Cas valerieoffiziere offenbar viel zu ausführlich) die Dorfge fechte , die Anzahl und Verwendung der Truppen hierbei ; Abschnitt VII . Berechnung des Raumes zur Aufstellung von Infanterie und Artillerie (3 Ca pitel , für Cavaleristen eigentlich auch überflüffig) , VIII. & in leitung der Gefechte , Rücksichten in Betreff des Terrains , IX. Strategische Rücksichten bei der Wahl der Stellungen , Operationslinien und Märsche (4 Capitel) , X. Widerstandsfähigkeit der Franzose will etwas Originelles , keine Nachahmungen . Flüsse , deren Vertheidigung und Einfluß des Die Uniform der Cent gardes ist zwar eine Composition Wassers auf die Kriegführung (diese 8 Capitel hätten Nun eigenthümlicher Art , von ganz abweichendem Geschmack, wohl die meisten Leser weniger ausführlich erwartet). aber sie ist originell , der Kaiser hat diese Uniform selbst kommen eigentlich erst die für Cavaleristen bestimmten Ab schnitte, nämlich XI . 4 Capitel über die Gefechte der Cas erfunden , im Auslande wird man schwerlich etwas der ― artiges zu Gesicht bekommen , das beruhigt den Franzosen valerie , XII. 3 Capitel über den Gang und Verlauf der Gefechte, XIII. 3 Capitel über Anwendung der und er schweigt dazu . 44 . Gefechtslehre auf Dorf , Wald ร und Defiléges Paris , 12. Januar 1859. fechte , XIV. 3 Capitel über Vervollständigung des Sieges und Verfolgung , endlich XV. Abschnitt Schluß, betrachtung. Die 6 beigegebenen trefflichen Pläne geben genaue Raumberechnungen bei Aufstellung einer Schwadron, Literatur. eines Bataillons, eines Infanterieregiments, bei einer Dorf , einer Kirchhofbeseßung und der Eintheilung einer großen Vorlesungen über den Sicherheitsdienst Vorhut. im Felde nebst Betrachtungen über Taktik Läßt sich vielleicht über die Vertheilung und namentlich und Strategie etc. Vom Freiherrn Roth von über die Deconomie des Stoffes streiten , so kann Referent und Cavalerie der stein , General Schrecken wenigstens das und es ist dieß eine Hauptsache - Hers commandirenden General des 7. Armeecorps. vorheben , daß Alles in dem Buche den ächten Geist des Ca Mit 6 Plänen. Münster, 1858. Druck und Ver valeristen athmet : Kühnheit, Unternehmungsluft, Brauchbarkeit lag der Aschendorff'schen Buchhandlung. beim Nachrichtenwesen , das sind die Punkte , auf welche der Die Absicht des Herrn Verfassers bei diesen aus seinem Autor mit Recht besonderen Werth legt. Wir hoffen , daß es Nachlaß herausgegebenen Vorlesungen ging dahin , jüngere feinen Cavalerieoffizier geben wird , der diesen Nachlaß eines Offiziere zum reiflicheren Nachdenken über die Dienstobliegen. der berühmtesten Veteranen seiner Waffe nicht begierig zur heiten eines Cavalerieoffiziers im Felde zu veranlassen , über. Hand nimmt und aufmerksam studirt ; im Interesse der haupt aber dahin zu wirken, daß dieselben nicht bloß bei dem jüngeren unserer Herren Kameraden hätten wir aber gewünscht, stehen bleiben , was thre Waffe allein angeht , sondern eine daß der Herr Verfasser aus dem reichen Schaße seiner Er genauere Kenntniß von dem Gebrauche gemischter Waffen und fahrungen , wie seiner Belesenheit echt viele passende Beispiele eingestreut hätte. Nur das 7. Capitel des X. Abschnitts ent in specie der Infanterie , Artillerie 2c. zu erlangen trachten. Lesteres aus dem ganz richtigen Grunde , weil die schnelle hält einige ganz allgemein gehaltene strategische Exempel ; wir

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133 hätten aber gerade ganz detaillirte taktische Muster über die Hauptaufgaben des Cavaleristen (etwa in der Art , wie Pz. fie über eine Branche , das Recognosciren , in seinem bes treffenden Lehrbuche bringt) gewünscht , denn die Infanterie wurde zwar in neuester Zeit reichlich mit Beiſpielſammlungen bedacht, die Cavalerie ist aber leider noch ziemlich leer aus gegangen.

134 unterrichtet. Die Einschiffung selbst könnte durch einen An griff gestört werden. Dann stünde eine Seeschlacht in Aus= ficht, bei der die Transportschiffe geniren würden. Neue Bei der Zähigkeit Schwierigkeiten böte die Ausschiffung. der Engländer wäre nicht auf einen schnellen großen Erfolg zu hoffen; vielmehr stünde eine Capitulation der Expedis tionsarmee nach verlorner Rückzugslinie in Aussicht. November 1858.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. October 1858 .

Belgien.

Frankreich. Le spectateur militaire. Recueil de science d'art et d'histoire militaires. 33e année . Paris 1858.

Die Militärmacht der Engländer in Indien. (Forts.) Bisher hatte die kleine Armee von Indien Alles allein ge Journal de l'armée Belge. Recueil d'art, than ; für die Verstärkungen war die Vernichtung der Bans d'histoire et de sciences militaires. 7ème année. den und die Herstellung der Polizei aufgespart. Bis dahin Bruxelles , 1858. waren die englischen Unternehmungen unmittelbare Folgen Die topographische Karte Belgiens , gezeichnet der Nothwendigkeit gewesen ; jeßt begannen militärische Com Belgien war das leßte Land, binationen. Es handelte sich darum, den Rest der Rebellen durch den Generalstab. in welchem die Herstellung einer topographischen Karte von zwischen Dude und Rohilcund einzuschließen und zu vers nichten. Zu dem Ende marschirten 9 Colonnen in ver Seiten des Generalstabs begonnen wurde , weil die Karten schiedenen Richtungen gegen den Ganges ; allein verschiedene von Ferraris und Vandermälen lange Zeit genügend ers schienen , obwohl sie sowohl für bürgerliche als militärische Ansichten zwischen Obergeneral und Regierung verzögerten Zwecke zu ungenau waren . Auch die frühere Triangulirung die weiteren Maßregeln. Die Rebellen wurden nicht ums des Capitans Erzeh erschien unvollständig und ungenau ; zingelt ; es entstand ein gefährlicher kleiner Krieg , den die Doch wird näch. Sommerhize noch beschwerlicher machte. es wurde daher eine neue und die Messung einer geodäti schen Basis nöthig , da die Linien der anstoßenden Länder ften Sommer voraussichtlich Alles beendigt werden. mit den diesseitigen Messungen nicht übereinstimmten. - Erinnerungen eines Offiziers vom 2. Zuaven . regiment. (Forts.) Dieser Abschnitt umfaßt die Bes Die ersten Arbeiten, militärische Recognoscirungen, begannen 1840 ; 1851 wurde die Ausgangsbasis beim Lager von schreibung der Expedition von 1857 gegen Kabylien. Das Beverloo , 1853 die Schluß oder Probebasis bei Ostende Regiment marfchirte in 27 Tagen von Dran nach Algier. Auf dem Marsche gegen die Ben Raten wurden keine Tors gemessen. Unmittelbar darauf begannen die eigentlichen geos nister mitgenommen , dagegen Schußzelte und Lebensmittel dätischen Operationen , zu welchem Zweck 32 Offiziere der Diese Infanterie zum Generalstab commandirt wurden. für 2 Tage. Angriff und Einnahme mehrerer Kabylen Arbeiten kosteten bis jeßt 370,000 Frcs. , und werden voraus Dörfer wird erzählt , wobei die Zuaven großen Verlust ers litten. Die Erbauung des Forts Napoleon und die Unter fichtlich noch 1,100,000 Frcs . kosten. Von den geodätischen werfung der Stämme bilden den Schluß. Arbeiten ist , von den astronomiſchen 3 , von den topos Als Probe wurde eine Anzahl von Historischer Abriß der Befestigungen, Ingenieure 2 . fertig. graphischen (Forts.) Die Belagerung von Bouchain durchMarlborough wird Plänchen über die Umgebung von Beverloo auf Stein ges zeichnet , aus denen sich die Genauigkeit der Aufnahme er mit großen Artilleriemitteln betrieben ; die Vernachlässigung gibt. - Der vorliegende Aufsaß hat den Zweck, die Kam eines Dammes zwischen dieser Festung und der Stellung der französischen Armee macht die Belagerung überhaupt mer zu einer neuen Verwilligung für dieses gemeinnüßige Werk zu veranlaſſen. möglich. - Die günstige Lage des Lagers von Berwil bei Chaparillan verhindert die Kaiserlichen an Einfällen in die Eine Landung der Franzosen in England , sowie Dauphiné, Eugen belagert Quesnoy mit starker Artillerie ; die Schwierigkeit von Seeoperationen über . der Minenkrieg ist hier für die Belagerten vortheilhaft. haupt, nach der Lausanner Militär-Zeitung. Nach einer Bei der Belagerung von Douai durch Villars find die historischen Uebersicht über die bisherigen Unternehmungen Wassergräben ein großes Hinderniß ; die Ueberschwemmung zur See, wobei unter 33 achtzehn gelangen und die übri wird durch einen Canal abgewendet , die Faschinenbrücken gen ihren Erfolg nur der Uebermacht verdankten, wird hers werden durch die Belagerten verbrannt. vorgehoben, daß vor Gebrauch der Artillerie derartige Ex peditionen ungleich leichter waren. Die Hauptschwierig Studien über das Pferd , mit einer Zeichnung. Nach Morris find die parallelen Gliederradien nicht nur in den leiten bestehen in den Transportverhältniſſen, der feindlichen Knochen, sondern auch in den Sehnen und Bändern zu Flotte und der befestigten Küste. Die Erfindungen der fuchen ; Verfasser glaubt, daß nur die ersteren in Betracht Neuzeit kommen beiden Theilen in gleichem Maße zu gut. kommen. Morris habe den Schwerpunkt unrichtig angegeben. England ist aber noch immer in maritimer Beziehung jeder Gliederradien feien nur nach dem versammelten Pferde zu be andern Macht überlegen. Eine Concentrirung der Schiffe stimmen, wie die Kraft eines Bogens nur nach seinem ge könnte nicht stattfinden, ohne daß man Wind davon bekäme ; spannten Zustande. Das Pferd habe vier Grundstellungen : dann wäre fie leicht zu stören ; auch von einer Concentrirung eine freie, eine normale oder placirte, eine versammelte und der Armee am Einschiffungspunkte würde man bei Zeiten

135 eine Paradepofitur. In der zweiten, nicht wie Morris meint, in der ersten, müsse sich das Pferd befinden, um vollen Ges brauch von seinen Kräften machen zu können. Nekrolog des Generals Baron Robert von Menerbes. Dieser alte Soldat machte von 1792 an alle Feldzüge als Capitän mit, bis er 1807 Bataillonschef wurde, und erhielt erst 1808 das Kreuz der Ehrenlegion. Er zeichnete sich besonders in Spanien aus. Sammlung der Militär - Gesetzgebung von Garrel. Diese Sammlung wird als eine sehr gewissenhafte Arbeit gerühmt, von welcher einzelne Theile schon drei Auflagen ers lebten.

Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1858. Den 6. November. Die große Anzahl überzähliger Commanders in der Flotte verringert dort das Avancement. — Der Obergeneral rügt das Verfahren eines Kriegsgerichts, welches das unpassende Benehmen eines jungen Offiziers nicht ſtreng genug beurtheilte. Er will gewisse schlechte Spässe unter den jüngeren Offizieren ausgerottet wissen. - In Indien wird über ungleiche , oft unbrauchbare Munition getlagt. - Das Desertiren und Wiedereintreten bei einem anderen Regiment wird von Manchen zum Ges werbe gemacht. - Eine bessere Ausstattung der Offizier squartiere mit eisernen Möbeln wird gewünscht. Den 13. November. Die Armee in Indien sollte ganz aus Europäern bes tehen und einen Theil der königlichen Armee überhaupt bilden ; die Sepoys sollte man durch eine starke Polizei er sezen. -- Für die Armee in Indien wird folgende zwecks mäßigere Kleidung beantragt : leichte Filzhelme, weiter Rock und Beinkleider von Misefarbe , Baumwollen- und Flanellhemden , seidene Halstücher , braune Lederstiefeln. — Gewünscht wird , daß wie in der Flotte , so auch in der Armee die jungen Offiziere selbst instruiren ; bis jezt gibt es nur Instructoren in der Schießvorschrift, alles Andere wird vernachlässigt .

Den 27. November.

Die bisherige Ungleichheit in der Ausbildung der Offiziere für England und für Indien könne am besten durch eine ges meinschaftliche Kriegsschule beseitigt werden ; in Indien sollte man keine Cadetten verwenden , dort brauche man Männer. - Die a derbautreibende Classe soll die besten Soldaten geben , und die Fuchsjagd die besten Landwehrreiter bilden. - In Betreff der Montirung geht man damit um, den Musikern und Unteroffizieren die felbe Tuchqualität zu geben wie der Mannschaft , und die Spielleute nicht mehr anders zu uniformiren als die Sol daten; ferner sollen 3 Hauptfarben eingeführt werden : roth für die Infanterie , grün für die Jäger und blau für Cavalerie und Artillerie ; auch Aufschläge, Knöpfe 2c. sollen vereinfacht werden. Ausländer im Verhältniß von 3 können fünftig gleichfalls in die englischen Regimenter ―――――― treten. Klage , daß troß seiner zahlreichen Geschäfte der Quartiermeister eine ungleich geringere Bezahlung als der Zahlmeister hat.

Miſcelle. Die neue Armstrong - Kanone.

Berichtigung. In Nr. 13 & 14 der A. M.-Z. auf Seite 114 Zeile 20 von oben bitten wir Gewehre statt Gewehr und auf Seite 118 Zeile 33 von oben widerspricht statt entspricht zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Zu den gewaltigsten Hülfsmitteln , welche England nöthigenfalls in's Feld führen könnte, gehört als das neueste und außerordentlichste die Armstrong - Kanone , eine Waffe von so wunderbaren Eigen schaften, daß sie nicht unwahrscheinlicher Weise eine so große Ver änderung im Kriegswesen herbeiführen könnte, wie die Dampfmaschine in der Schifffahrt oder das Percussionsschloß im Kleingewehr herbei geführt hat. Die Armstrong-Kanone gleicht in ihrem Bau einem ver größerten Carabiner. Sie ist leichter als gewöhnliche Feldstücke und wie wohl länger im Rohr, doch leichter transportabel. Das Projectil, dus fie wirft, ist ein 18 pfündiges eisernes Geschoß, eigenthümlich eingefügt in ein anderes Metall, wodurch die Friction unschädlich gemacht wird. Die Kernschußweite dieser Kanone ist 1000 Ellen , aber so groß ist die Kraft und Geschwindigkeit , die sie der Kugel gibt , daß Schüffe bis auf 9000 Ellen, oder faſt vier englische Meilen Entfernung, noch die massivste Eichenholzscheibe durchschlagen. Eine andere Eigen thümlichkeit dieser Kanone ist die außerordentliche Präcision ihres Feuers und die Genauigkeit , womit sie durch mechanische Mittel ge= richtet werden kann. Auf 3000 Ellen hat man die Figur eines Mannes zu Pferd mit ziemlicher Gewißheit getroffen ; auf 1000 Ellen traf man das 9 Zoll im Durchschnitt große Schwarze einer Scheibe. Und da die Kanone , wie gesagt , ganz durch mechanische Mittel ge richtet wird , und nach jedem Schuß sich wieder in die frühere Posi tion stellt , so kann , wenn nur erst einmal die richtige Wurfweite auf ein gegebenes Object gefunden ist , ein Hagel von Gefchoffeu in raschester Aufeinanderfolge darauf geschleudert werden. Es ist offen bar , daß bei Landoperationen die Möglichkeit des Angriffs auf bes festigte Punkte durch diese furchtbare Waffe unendlich erweitert wird. Auf dem Schlachtfeld wirkt sie , auf eine Distanz von 1000 Ellen, mit der mörderischen Genauigkeit der Miniébüchse, und auch zur See dürfte sie mit der Zeit Wirkungen hervorbringen , die man sich jezt noch nicht träumen läßt.

कल आग

Den 20. November. Die Beförderung zum Offizier aus der Reihe der Unter offiziere wird befürwortet. Bei der großen Menge all jährlicher Freiwilligen finden sich gewiß viele Individuen, welche mit tüchtigen Soldateneigenschaften ausgerüstet auch den anderen Anforderungen entsprechen , welche man an den Offizier stellt. Wegen tapferen Verhaltens allein sollte man allerdings niemand zum Offizier befördern. -- Bei der allgemeinen verbesserten Stellung der Armeebeamten find die Pferdeärzte allein unberücksichtigt geblieben , wäh rend ihnen doch ein so großes Capital anvertraut ist. Für die neu zu erbauenden Kasernen werden Spielpläße zu körperlichen Uebungen gewünscht. Eine Reorganisation des Offiziercorps der Miliz und Entfernung der Gis vilisten aus demselben erscheint dringend nothwendig.

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I

kk . Samſtag,

34. Fahrgang.

26. Februar 1859.

tis No. 17 & 18..

Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten.

** Darmſtadt, 23. Februar. Peute in der Mittago

Küſte von Ceuta liegend , um die Geſchüße von Gibraltar gänzlich zu paralyſiren, und würden ſomit die Säulen des Bercules beherrſchen .

ſtunde" beendete der Geheime Staatsrath Dr. Friedrich

General Rabitte leitet in Vincennene , wie das

Großherzogthum Heſſen.

Wilhelm Zimmermann , Chef der zweiten Section des „Journal des Débats“ mittheilt, ſehr intereſſante Ver Kriegsminiſteriums, der Gründer und langjährige Chef ſuche mit außerordentlich leichten Kanonen von Redacteur unſerer Zeitung, nach langen Leiden ſeine überaus der Größe eines Vierpfünders, womit man Breſche ſchießen verdienſtliche irdiſche Laufbahn. - Geboren am 25. Juni

fann.

In der vorigen Woche wohnte der Kaiſer dieſen

1789, erreichte der jeßt Berewigte, deſſen Lebensbe Berſuchen bei. Es wurde bis halb ſechs Uhr Abends ge ſchreibung wir in Nr. 13 & 14 dieſer Blätter bei Bes ſchofſen , ohne daß es gelungen wäre , Breſche zu ſchießen , legenheit der ihm noch vergönnten Feier ſeines 50jährigen und der Kaiſer fuhr nach Paris zurück. Er war noch keine Dienſtjubiläums unſeren Leſern mitgetheilt, noch nicht das 70. Lebensjahr. Friede ſeiner Aſche — Ehre Ébre ſeinem Ges

ſtürzte und die Breſche gemacht war. Sachkenner behaup.:

dächtniß !

ten , dieſe Verſuche würden beſtimmt eine Revolution im Artillerieſyſtem berbeiführen. Nad dem Journal du

frankreich .

RK

Poris, 8. Februar. Die von mehreren franzöſiſchen Zeitungen gemeldete Umformung des Dampflinienſchiffs

1000 Schritt von Bincennes entfernt, als die Mauer ein

Havre“ Find dieſes die gezogenen Ranonen, von denen ſchon mehrfach die Rede geweſen iſt. Sie erhalten nur drei Viertel der gewöhnlichen Ladung, haben aber trobdein

Jemmapes" iſt nach dem „ Pays “ der Anfang einer neuen

eine doppelte Projectionskraft. Die Kugel ift coniſch, auf

und wichtigen Anwendung der ſchwimmenden Batterien. Es iſt die Rede daron , mehrere ſolder Dampffeſtungen berjurichten zur Vertheidigung der Kriegshäfen , welche ſie gegen jeden Angriff fichern würden. Dieſe ungebeuren Baue ſollen wie die ſchwimmenden Batterien mit geſchmie: deten Eiſenplatten bekleidet werden ; ſtatt aber ſenkrechte

beiden Seiten mit zwei fleinen Kugeln verſehen , welche die Reibung gegen die Wände des Geſchüßes verhindern . nach demſelben Blatte beſtanden die Verſuche in Vin cennes darin , daß man zuerſt mit einer gewöhnlichen las none Breſche in eine Mauer legte, wozu 2000 Schüſſe er. forderlich waren , und dann mit jener gezogenen Kanone ;

ebene Wände zu haben, welche den von Armſtrong8- Stanonen . im leßteren Falle genügten 729 Schüſſe. -

geſchleuderten Spißfugeln geſtatten würden , einzudringen Der Kriegsminiſter läßt gegenwärtig Berſu dje und unter furchtbaren Berheerungen in den Schiffswänden , mit Schießbaumwolle anſtellen , deren Braudbarkeit zu plaßen , ſollen die nenen ſchwimmenden Feſtungen ges durch eine neue Zuthat gewonnen haben ſoll. frümmte und mit parallelen Cannelirungen verſehene Wände Dem jüngſt erſchienenen „ Annuaire de la marine erhalten, von denen die Kugeln , ohne Schaden zu thun, impériale“ pro 1859 zufolge gab es ſeit dem 11. März abſpringen ( ricochettiren) und vielleicht unter 20,000 Schüfſen 1626 bis heute 94 Marineminiſter. In dieſem Augenblic nur eiumal eindringen würden . Dieſe ſchwimmenden Gitas iſt der Stand des Marine-Offiziercorpo folgens dellen , mit den ſtärkſten und ſicherſt treffenden Geſdrüßen der: 2 Admirale, 11 Vice-Admirale , 20 Contre-Admirale, ausgerüſtet, würden auf der Rhede manövriren , und 2 113 Linienſchiff8-Capitäns , 232 Fregatten-Capitän8, 673 oder 3 von ihnen genügten , um den Hafen und die Arſes . Linienſchiffs-Lieutenants, 546 Fähndriche. Die Marine nale außer der Saußweite eines ganzen feindlichen Ges Artillerie zählt 1 Brigade-General,6 Oberſten , 8 Oberſt. ſchwaders zu halten . Sie würden ſogar die Feftungswerfe,

lieutenants , 17 Majors , 86 Capitäns.

Die Marine- Ju

welche gewiſſe Fahrſtraßen beherrſchen , ganz ohnmächtig fanterie 2 Brigade-Generale, 4 Oberſten, 14 Oberſtlieutes

machen , 10 g. B. genügten zwei dieſer Schiffe, an der nants, 30 Majors, 165 Capitäng.

139 Den Bestimmungen der " Commission supérieure de la dotation de l'armée" zufolge sind die Loskau fungstarife bedeutend erhöht worden und zwar um 200 Frcs. jährlich für ganz neu eintretende Soldaten und um 400 Frcs . für solche , die bereits gedient haben und ſich von den noch übrigen Dienſtjahren loszukaufen wünschen. Großbritannien. London , 11. Februar. Noch ist die als so furchtbar geschilderte Armstrong-Kanone ein Geheimniß ihres Erfin ders , und schon hört man von neuen Zerstörungs waffen, die von Capitän J. Norton herrühren und mit deuen gestern im Beisein vieler Ingenieuroffiziere in Cha tham außerordentlich befriedigende " Versuche angestellt worden find. Zuerst wurde seine „ Liquid- fire rifle shell " verschiedenen Proben unterworfen. Es ist dieß ein Ge schoß, das drei bis vier Mal so groß als eine gewöhn liche Spikkugel, aber hohlgegossen ist. In ihre Höhlung paßt eine Glaskapsel, welche das " flüssige Feuer", von dem sie den Namen hat, einschließt. Die chemische Mischung derselben ist für jezt noch Geheimniß des Erfinders , ihr Hauptbestandtheil ist , soviel bekannt , Phosphor in Bisul phat von Kohle aufgelöst. Kommt diese Mischung mit brennbaren Stoffen in Berührung , so werden dieselben rasch entzündet, und damit diese Berührung stattfindet, ist eben nichts weiter erforderlich, als daß die Kugel an einen festen Körper anpralle , worauf sie selbst und mit ihr die eingeschlossene Glaskapsel in Trümmer geht. Das Wetter war gerade zu Experimenten dieser Art überaus ungünstig . Säcke, die man wie Segel auf Stangen aufgehängt hatte, waren vom starken Regen bald durchtränkt, aber das hin derte den Erfinder nicht, seine Probe abzulegen. Er schoß seine Kugel aus einer schweren Wallflinte auf die nassen Säcke, und siehe da, sie begannen sofort zu glimmen , nur wenige Stunden später standen sie lichterloh in Fammen. Capitän Norton erbietet sich, mit ähnlich construirten aber größeren Kugeln jedes Linienschiff in Brand zu stecken, und wer die Experimente gestern mit ansah, zweifelt nicht, daß er es im Stande sei. Die nächsten Versuche machte er mit einer neuerfundenen Büchsenkugel , die von ihm „ Spinster" (Jungfer) getauft worden ist , und mit der er auf eine Entfernung von 1800 Yards (5400 Fuß) das Lager und die Munitionskarren des Feindes in Brand ftecken kann. Die Kugel gleicht wieder einer gewöhnlichen Spigfugel, wie sie aus der Enfieldbüchse geschossen wird, hat aber an ihrer Basis eine chemische Substanz , welche sich beim Abfeuern entzündet , und lange genug entzündet bleibt, um ihren Brandzweck zu erfüllen. In der That entzündete Capitän Norton mit dieser Kugel gestern einen ganz durchnäßten , mit schlechtem Schießpulver und Säge spänen gefüllten Sack. Und nachdem somit auch diese Er findung sich unter den ungünstigsten Verhältnissen bewährt hatte , producirte er noch eine neue Art von Hand granaten (er nennt fie „ Frictional igniters " ), von denen er sich große Wirkung verspricht. -b- Die Fortschritte, welche eine anhaltende Uebung nach den in der Schießschule zu Hythe festgestellten Grund fäßen zur Folge hatte , ergeben sich am deutlichsten aus den statistischen Notizen über die Resultate des legten

140 Jahres. Die Anzahl der Offiziere , welche in diesem Zeitraum dort unterrichtet wurden , beläuft sich auf 147, worunter 16 Offiziere im Dienste der Compagnie. Diese Offiziere erhielten in jeder Beziehung den gleichen . Unterricht mit den Unteroffizieren und Soldaten ; 95 von thnen oder 64; pCt. thaten Schüsse erster Claffe, 50 oder 1 34 pCt. folche zweiter und nur 2 oder 11 pt. solche dritter Classe. Unteroffiziere und Soldaten wurden 654 eingeübt , wovon 389 oder 59½ pCt. dem Resultat nach in die erste, 250 oder 38 ; pCt. in die zweite und 15 oder 24 pCt. in die dritte Classe kamen. ---- Im Abstands schäzen kamen 853 pCt. Offiziere und 851 pet. Unter offiziere und Soldaten in die erste , und nur 1 Mann in die dritte Claſſe. Die in diese Schule commandirten Ab theilungen durchlaufen nur einen einzigen Cursus , wie er für Recruten vorgeschrieben ist , mehr um die Betreffenden in den Stand zu sehen , bei ihren Bataillonen als Lehrer auftreten und eine flare , folgenreiche Instruction weiter perbreiten zu können , als um sie selbst besonders geschickt im Gebrauch der Büchse zu machen. Offiziere , Unteroffi ziere und Soldaten werden, nach vorläufiger Exercirübung, im Schießen auf 3 und 400 Ellen ohne Benutzung des Viſirs geübt. Ver Unterschied in der Dreſſur besteht darin, daß man sonst in Masse abrichtet , während hier jeder einzeln vorgenommen wird. Die Zweckmäßigkeit dieser Methode ergibt sich am besten , wenn man die Leistungen von Leuten , die nur 3 Tage hiernach geübt wurden , mit den Leistungen derselben am ersten Tage vergleicht. Ein guter Schuß auf größere Entfernungen , z . B. auf 600 Ellen, wird erst dann erreicht, wenn die Mannschaft vorher geübt wurde , auf Gegenstände , die noch weiter entfernt sind , zu zieleń. Ein Vergleich zwischen einer Com pagnie Schweizer und der englischen Infanterie neigte die Wagschale zu Gunsten der letteren , namentlich im Zugsfeuer, obgleich die Uebungen der ersteren im Som mer , die der legteren während falter , stürmischer Witte rung stattfanden , und die Schweizer durch Gewohnheit und Volkssitte mehr mit dem Büchsenschießen vertraut waren als die Engländer. Es ergibt sich hieraus, daß das treff liche Unterrichtssystem der legteren verborgene Kräfte weckte ; und was dort Ausnahme war , ― gute Schüsse - hier zur Regel erhob. Unter den 89 Unteroffizieren und Soldaten , welche sich als Candidaten für das In structoren corps meldeten, wurden nur 41 befähigt ge funden und als Sergeanten-Instructoren der Waffenlehre den Bataillonen zugetheilt. Aus der Trefflichkeit dieser Instructoren mag hervorgehen , wie ausgezeichnet dieses Instructorencorps geleitet und geübt wird. Viele Candi daten für dasselbe mußten zurückgewiesen werden , weil sie nicht einmal gewöhnliche Befähigung besaßen ; ja es war so schwer, Leute zu erhalten, welche die vorschriftsmäßigen Bedingungen erfüllten , daß diese etwas ermäßigt werden mußten. Dennoch waren jene den Bataillonen zugewiesenen Instructoren in Theorie und Praxis des Schießens weit über das Maß der gewöhnlichen Unteroffiziersbildung in dieser Richtung erhaben. Das Instructorencorps naht"ſich übrigens troß der durch den Krieg herbeigeführten Schwie rigkeiten seiner Vervollständigung. Kein Individuum vom Stab des Corps wurde indessen einzig wegen seiner Schieß fertigkeit hierzu auserlesen. Bei der Wahl der Sergeanten

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sah man auf gute Aufführung und Intelligenz , bei der der Mannschaft gleichfalls auf Aufführung und physische Geschicklichkeit. Von den 147 Offizieren , welche den In Atructoren-Cursus durchmachten , erhielten 115 Zeugnisse erster Classe , 25 solche zweiter Claſſe ; 7 wurden für nicht befähigt erklärt.

in Bezug auf Angriff und Vertheidigung von Festungen. Was die Artilleriewissenschaften betrifft , so umfaßt die Prüfung das Pulver , die Anfertigung von Patronen, die Taktik der Artillerie (Bedienung der Geschüße , Batterie bau). Ferner kommen noch hinzu allgemeine Taktik , die verschiedenen Reglements und die obigen Nr. 3, 4, 10. Im zweiten Examen wird Sprechen des Französischen ver langt. In der Algebra kommen Gleichungen zweiten Grads 2c. hinzu ; zur Geometrie noch Stereometrie und beschreibende Geometrie , zum Aufnehmen das Nivelliren. Die Dynamik ausführlicher. In der Befestigung Angriff und Vertheidigung von Festungen im Detail und mit Be ziehung auf die Thätigkeit der Artillerie hierbei. Die Artilleriewiſſenſchaften ausführlicher. Physik. Das Uebrige wie oben. "Die Chemie ist in den Artilleriewiſſenſchaften enthalten. Von einem Genie- und Sappeuroffizier wird verlangt : Holländische und französische Sprache. In der Algebra einige Kenntniß der Differential- und Integral rechnung , beschreibende Geometrie. Feldmeßkunde , Nivel liren und Kartenzeichnen. Statik , Hydrostatik , Dynamik und Hydrodynamik, Mechanik. Wasserbaukunde, Festungs bau , Civil- und Militärbaukunft. Kenntniß und Behand lung der verschiedenen Waffen und was damit in Ver bindung steht. Taktik, Geschichte , Geographie , geome trisches Plan- und Freihandzeichnen, Physik und Chemie. Soldaten , Zugs- und Bataillonsschule. Militär-Rechts pflege. Auch für die Militärbeamten ist eine ähnliche Prüfung vorgeschrieben. Die Aspiranten hierfür müſſen vorher 2 Jahre in der Linie gedient haben. Nach be standener Prüfung werden sie einem Rechner zugetheilt. Die Prüfungen finden in Batavia ſtatt.

Niederlande. + Der Militaire Spectator" theilt soeben die ausführ liche Vorschrift über die Prüfungen zum Unter. lieutenant bei der ostindischen Armee mit. Wir ent nehmen derselben Folgendes : Zu der Prüfung werden Unteroffiziere zugelassen, welche nach vollendetem 18. Lebens jahre wenigstens 4 Jahre , worunter 2 als Unteroffiziere gedient und das 29. Lebensjahr nicht überschritten haben, überdieß durch ihr Betragen , ihre Bildung und ihren Diensteifer sich des Offizierstandes würdig zeigen. Ersag männer, Degradirte c. find von der Erlaubniß ausge schlossen. Wer das erste Mal nicht besteht, darf die Prüfung im folgenden Jahr noch einmal machen. Die Prüfungen finden nach Bedarf vor einer Commission von wenigstens 3 Offizieren statt , und find sowohl schriftliche als münd liche ; fie erstrecken sich auch , wo der Gegenstand es ers fordert, auf die Praxis. Ueber den Erfolg der Prüfung wird ein Protocoll aufgenommen und auf Grund desselben eine Candidatenliste angefertigt, nach welcher sodann die Ernennungen bei Bedarf erfolgen. Folgendes find die Anforderungen für die Infan terie: 1 ) Holländische Sprache ; Kenntniß der malayischen, javanischen, französischen, deutschen oder englischen Sprache wird als empfehlenswerth bezeichnet. 2) Guter schriftlicher Aufsag. 3) Allgemeine Geschichte , Geschichte der Nieder lande und der niederländischen Besitzungen in Indien. 4) Allgemeine Geographie von Holland und holländisch Ostindien. 5) Rechnen, bis einschließlich der Proportionen und auf militärische Zwecke angewandt. 6) Algebra bis zu den Gleichungen ersten Grads. 7) Ebene Geometrie. 8) Etwas Aufnehmen und Croquiren. 9) Die Reglements des inneren und Garnisondienstes , der Soldaten , Zugs- und Ba taillonsschule, der zerstreuten Fechtart, des Scheibenschießens, der allgemeinen Militärpflichten , der Militärverwaltung. Praktische Justruction und Exerciren der Zugsschule als Lehrer. 10) Militär-Rechtspflege. 11 ) Felddienst (in Indien). 12) Allgemeine Kenntniß der Artillerie , Anfer tigen von Patronen. 13) Feldbefeſtigung , Traciren, Pro filiren von Feldschanzen , Kenntniß der Festungen. Für die Cavalerie wird außerdem verlangt : Reiten und Befähigung zum Unterricht im Reiten , Säbelexercis tium , Pferdedressur und Pferdekenntniß. Für die Artillerie find zwei Prüfungen vorge schrieben. Die erste umfaßt die obigen Punkte 1 , 2 , 3 . In der Algebra kommen noch Wurzelausziehen , Logarith men und Reihen hinzu ; Geometrie, Goniometrie und ebene Trigonometrie. Im Aufnehmen wird Kenntniß und Be handlung sämmtlicher hierher gehöriger Instrumente , praf tisches Aufnehmen und Planzeichnen nach verschiedenen Manieren verlangt. Neu erscheint Mechanik ( Statik und Dynamit). Sowohl Feld als permanente Be festigung wird ausführlicher

gefordert ,

namentlich

auch

Portugal. S. Für die Artillerie ist eine permanente Waffen Versuchsweise werden commission ernannt worden. Haubizen von schwerem Kaliber für die Küsten Auch 4 gezogene Feldgeschüße batterien gegossen. find in Angriff genommen .

Schweden und Norwegen. Stockholm , 3. Februar. Wie die officielle „ Post och Inr. Tidskrift" meldet, hat der König unterm 11. v . M. verfügt, daß der Chef des Landesvertheidigungs Departements ( Kriegsminister ) nächst dem Könige Befehlshaber der Armee sein und daß es ihm in solcher Eigenschaft zukommen soll, mit der Gewalt und Voll macht eines Chefs die Fragen , welche die Disciplin be rühren, zu entscheiden. S. In Beziehung auf den Eintritt von Offizieren der Infanterie und Cavalerie in die höhere Ar tillerieschule sind nachstehende neue Bestimmungen ge troffen worden : 1) Der Vorbereitungsunterricht zur Prüfung für den Eintritt in die höhere Artillerieſchule beginnt bei den Ar tillerieregimentern alljährlich am 1. October und wird zwei Winter nach einander fortgeseßt , der Unterricht jedoch ſo

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vertheilt, daß für die Befähigteren der zweite Winter allein schwindigkeiten ihrer Geschosse , ihre Percussionskraft auf zur Vorbereitung für die Prüfung hinreicht , welche ein den verschiedenen Abständen , den Einfluß, den die unrich Jahr um das andere im April oder Mai stattfindet. tige Schäßung jener auf die Genauigkeit des Schusses üben 2) Diese Prüfung findet vor einer von dem General kann , und die Lösung anderer nicht weniger wichtiger bal feldzeugmeister und Chef der Artillerie bestellten Commission listischer Fragen zu bestimmen. Endlich sollen dort sämmt statt und umfaßt folgende Gegenstände : Mathematik liche in Europa im Gebrauche befindliche Handfeuerwaffen (Arithmethik , Algebra , Reihen und Logarithmen , ebene in einem Museum vereinigt werden , um so die Mittel zu einem Vergleiche mit den spanischen Handfeuerwaffen zu Stereometrie , ebene Trigonometrie, Anwendung der Alge bra auf die Geometrie) ; Mechanik (reine Bewegungs bieten. lehre, Mechanik, Anfangsgründe der Statik) ; Artillerie ; Türkei. Feldbefestigung ; militärische Gesundheitslehre ; Pferdekunde; Zeichnen (Construction eines 6- oder Konstantinopel , 20. Januar. Nach einem officiel 12 Pfünders , einer 12 Pfünder Granatkanone , 7zölligen len Berichte besteht die türkische Flotte gegenwärtig Bombenkanone und eines 7zölligen Mörsers , Grundriß aus 2 Segelliniensch iffen, jedes zu 84 Kanonen, 2 Schrau und Profil einer Feldschanze , Zeichnen einer Karte im benliniendampfern, jeder zu 72 Kanonen , 2 dergleichen zu Maßstab von 1 : 20,000). 72 Kanonen, 2 dergleichen zu 92 Kanonen, 1 Schrauben 3) Nach bestandener Prüfung kommen dann praktische dampffregatte zu 64 Kanonen , 7 Raddampffregatten, 1 der Uebungen während des Sommers, welche umfassen : Schuß gleichen Corvette, 7 stanonenböten mit Segeln und 3 mit und Wurfübungen mit Geschüßen der Feld- und Be Dampf , 4 Avisos und 8 Transportschiffen mit Dampf. lagerungsartillerie ; Anlegen von Schuß- und Wurf Mehrere Schiffe sind im Bau begriffen, als 1 Schrauben tabellen und Berichte über die angestellten Versuche ; linienschiff ersten Ranges , 2 Schraubenfregatten , jede zu Traciren und Profiliren von Feldwerken und Batte 60 Kanonen , 2 Schraubencorvetten , 5 Schraubenkanonens rien , Anfertigung von Verkleidungsmaterial boote und 4 große gemischte Transportschiffe , endlich 10 und Aufwerfen eines einfachen Werks ; Feldmessen und Schraubenfüstenwächter, jeder mit 2 Geschüßen von schwe Recognosciren . rem Kaliber bewaffnet. 4) Ein Offizier , der die Prüfung bestanden und die genannten praktischen Uebungen durchgemacht hat , darf in den in dem gleichen Jahre beginnenden Curs der höheren Artillerieſchule eintreten. Ein Rückblick auf den Krim- Feldzug. Diese Bestimmungen treten vom 1. October 1859 an (Schluß.) in's Leben , und wird die nächste Prüfung im darauf fol genden Frühjahr stattfinden. IV. 1

Spanien. S. Die Schießschule in Pardo leistet dem spas nischen Heer bereits die ersprießlichsten Dienste. Nicht nur hat die theoretische und praktische Instruction einen bemerkenswerthen Aufschwung erhalten, inden gewiſſe Claſſen zu diesem Behufe errichtet wurden , welche von den Offi zieren, Sergeanten und Corporalen , die von den Abthei. lungen dorthin commandirt find , täglich besucht werden, indem man ferner einen Cursus für das Pistolenschießen in der Anstalt einführte und einen Fechtsaal für die Offis ziere herrichtete , in welchem diese sich mit den betreffenden blanken Waffen üben , sondern es sind auch , um die zur Erkennung und Vervollkommnung der verschiedenen Hand feuerwaffen nöthigen Versuche mit der gehörigen Präcision vornehmen zu können , die besten Apparate und Instru mente, welche das Ausland zu diesem Endzweck kennt und anwendet, erworben und hier aufgestellt worden. Gegen wärtig ist man im Begriff , auf dem Schießplag ein in : Trubia construirtes Versuch Gerüste (potro) aufzustellen, welches dem in den Vereinigten Staaten vor Annahme des dortigen neuen Infantericgewehrs, das man 3 Jahre lang anwendete , ganz gleich ist. Ebenso wird dort ein electro ballistischer Pendel von Capitän Navez aufgestellt. Wenn diese beiden Apparate einmal im Gange find, so wird eine Reihe von Versuchen beginnen , um die mittleren Trag weiten der spanischen Handfeuerwaffen , die Anfangsge

Das Niel'sche Tagebuch weist auch in Zahlen den Auf wand von Zerstörungskräften nach, welche gegen den Plaz in Bewegung gesezt wurden. Die Franzosen, deren Bat terien zu Anfang der Belagerung ( 17. October 1854) nur mit 53 Geſchüßen besezt waren , ließen beim Sturm vom 8. September 1855 von ihren Batterien 601 Feuerschlünde spielen, denen sich 194 Geschüße der Engländer zugesellten. Die französische Artillerie hat während der Dauer der Bes lagerung 510,000 Kanonenkugeln, 236,000 Haubizgranaten, 350,000 Bomben und 8000 Granaten , Raketen u. dergl. in den Plaß geworfen , zusammen also 1,104,000 Schüsse gethan , für welche über 3 Millionen Kilogramm Pulver verbraucht wurden. Da die Schüsse der englischen Artil lerie sich auf ungefähr 400,000 veranschlagen lassen , so berechnet man , daß im Ganzen anderthalb Millionen Ge schosse aller Art gegen Sebastopol geschleudert worden sind. Während des ganzen orientalischen Krieges haben die Fran zosen mehr als 25 Millionen Infanteriepatronen verschos sen. Die Ingenieurarbeiten haben bei der Belagerung von Sebastopol eine Ausdehnung erlangt, von welcher man früher kaum eine Vorstellung hatte. Die Franzosen hatten 37 Kilometer Laufgräben zum Angriff auf die Stadt und 30 Kilometer zum Angriff auf die Vorstadt ausgeführt. Dazu kommen noch 13 Kilometer Laufgräben , welche die Engländer gegen den großen Redan" angelegt hatten, so daß im Ganzen 80 Kilometer oder über 10 Meilen solcher Erdgänge in einem äußerst steinigen Boden und unter dem

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mörderischen Feuer der Russen hergestellt worden waren. Zur Ausführung derselben wurden von franzöfifcher Seite 80,000 Schanzkörbe, 60,000 Faschinen und über eine Mil lion Erdsäcke verwendet. - An Minengängen haben die Franzosen gegen die Stadt 1251 laufende Meter ausges führt ; fie haben 116 Minenöfen und 20 Steinminen mit Aufwand von 65,795 Kilogramm Pulver spielen lassen. Die Minenarbeiten der Ruffen waren von ungeheurer Ausdehnung ; zur Vertheidigung der Mast - Bastion und der Central-Bastion hatten sie allein 5360 Meter Minens gänge angelegt. Mit dem zweiten Abschnitt des Nicl'schen Werkes schließt der für das allgemeine Jutereffe wichtigste Theil der Schil derung. Der dritte Abschnitt berichtet über die Arbeiten der Verbündeten nach der Einnahme Sebastopols , über die Expedition gegen die Forts an den Dnieper-Mündun gen und endlich über die Vorgänge auf dem Kriegsschau plaze nach dem Eintritt des Waffenstillstandes und nach dem Friedensschluſſe. Zur Erläuterung der geschichtlichen und militärischen Darstellungen dient der schon erwähnte Atlas mit 15 auss gezeichneten, von Herrn Alexis Orgiazzi gestochenen Karten. Das erste Blatt enthält die Karte der Krim-Halbinsel, so weit sie Schauplaß der kriegerischen Operationen wurde. Das zweite gibt den Uebersichtsplan der Belagerungs arbeiten ; das dritte Blatt ( 2 bis ) gibt denselben Plan rereinfacht und mit den Daten für die Eröffnung der ver schiedenen Laufgräben versehen. Die Blätter Nr. 3-6 enthalten im größeren Maßstabe die Befestigungswerke von Sebastopol. Nr. 7 ist speciell dem Nikolaus - Fort und dem Malakoff-Fort gewidmet. Es sind für diese Blätter die Aufnahmearbeiten der französischen Ingenieur-Offiziere benußt. Das Blatt Nr. 8 stellt die Gegenlaufgräben dar, welche die Ruffen vor der Stadt und der Karabelnajas Vorstadt angelegt hatten. Endlich die Nr. 9-14 beziehen sich auf den Minenkrieg.

um durch enge Pforten einen Eingang zu erzwingen, hinter welchen unsere Colonnenspißen ein vollzähliges Heer anges troffen hätten , dann wäre Sebastopol eine uneinnehmbare Festung gewesen. Man vergleiche die Angriffsarbeiten auf Sebastopol mit denen einer gewöhnlichen Belagerung und man wird sehen , daß man am 8. September 1855 , dem Tage des legten Sturmes, nach den größten Anstrengungen nichts ausgeführt hatte , als die Laufgräben , welche der Krönung des bedeckten Ganges vorausgehen müssen , daß man also noch nicht in das Stadium der schwierigsten und opfervollsten Arbeiten eingetreten war. Man hatte keinen Grund sich darauf einzulassen , weil die Gräben und Um wallungen der Festung , wie der Ausgang bewies , keines wegs unübersteiglich waren. Die Schwierigkeit bestand nicht minder darin, das russische Heer auf einem für seine Vertheidigung gründlich vorbereiteten Terrain zu besiegen, als das materielle Hinderniß der Befestigungen zu über winden. Da unsere Waffenpläge etwa 30 Meter von den Vertheidigungswerken lagen, so konnte man den Augenblick des Kampfes wählen und unversehens auf den Feind stür zen, welchen das Feuer unserer Artillerie gezwungen hatte, fich bis zum leßten Augenblick hinter seinen Blendungen zu bergen. zu Ein Weitergehen würde das ruſſiſche Heer provocirt haben , die Initiative des Angriffs zu nehmen. Der Mangel an Escarpemauern, welche den Plaz gegen eine Sturmersteigung gesichert hätten , übte auch einen wesentlich nachtheiligen Einfluß auf die Vertheidigung ; Bel denn die Belagerten waren gezwungen , an dem Eingange der Werke starke Reserven in Permanenz zu halten , um den jeden Augenblick drohenden Sturm abzuwehren. End lich ist zu beachten , daß diese Reserven , welche Tag und Nacht von dem concentrischen Feuer unserer Batterien decimirt wurden , durch weite Ausgänge aus dem Plage heraustreten konnten, ohne von den engen Durchlässen be hindert zu sein , welche die Zugbrücken ummauerter Pläge bieten. So bildeten die Vertheidigungstruppen eine stehende Drohung für die Belagerer , welche jeden Augenblick das rauf gefaßt sein mußten, ihre Werke durch einen plößlichen Ausfall einer ansehnlichen russischen Heeresmacht angegriffen zu sehen. Man befand sich daher weder auf der einen noch auf der andern Seite in den Verhältnissen der Be lagerung eines festen Plazes , welchen eine gute Mauer Escarpe gegen Ueberfall ſchüßen.“ Wir glauben hiermit aus dem vorliegenden reichen. Material wenigstens die Punkte zusammengestellt zu haben, welche der allgemeinen Aufmerksamkeit unmittelbar nahe Das ganze Werk mit seinen umfassenden und liegen. ausführlichen Darstellungen dürfte für die Geschichtsschrei bung des orientalischen Krieges eine um so schäzenswerthere Quelle bilden , als es nicht nur in seinen objectiven An gaben mit Genauigkeit und Umsicht den thatsächlichen In halt des Krimfeldzugs vorführt, sondern auch in seinen kritischen Bemerkungen, welche in ihrer Unbefangenheit ge gen Freund und Feind den hohen Gesichtspunkt des mili tärischen Genius befunden , dem prüfenden Urtheile einen sichern Anhalt bietet.

Das Niel'sche Werk hat schon durch den von sachkun digster Feder gegebenen ausführlichen Bericht über den Ver lauf jenes denkwürdigen Kriegsunternehmens eine hohe Bedeutung; für die militärischen Kreise dürfte es einen besonderen Vorzug noch dadurch erhalten , daß der Ver faffer bei den durch die Krimoperationen in Anregung ge brachten Streitfragen offen mit seinem Urtheil hervortritt und dasselbe in eingehender Weise begründet. Wir haben schon auf solche Ausführungen ' hingedeutet und heben schließlich noch die Stelle hervor, wo General Niel die An ficht bekämpft , als ob Erdbefestigungen als ausreichender Ersag für gemauerte Werke gelten könnten : Von der langen Dauer der Belagerung Sebastopols betroffen, haben einige fremde Offiziere die Meinung ausgesprochen, daß die mit Mauerwerk ausgerüsteten Böschungen keineswegs von unbestreitbarem Nußen für die Vertheidigung fester Pläße seien. Sebastopol, als ein weites verschanztes und durch Erdbefestigungen im großen Umkreise vertheidigtes Lager, zog seine Hauptstärke aus einer Ausrüstung , wie man fie nur in einem gewaltigen Seearsenal vorfinden dürfte, und aus einem zahlreichen Heere, welches mit dem Herzen Rußlands immer in ungestörter Verbindung blieb. Wenn die Umwallung mit gutem Mauerwerk versehen ge wesen wäre, wenn man erst hätte Bresche schießen müssen,

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Ueber Ausrüstung und Bewaffnung der Cavalerie.

Praxis erproben , darüber kann der Exercirplaß nicht ent scheiden. Wer weiß, wie nahe uns der Zeitpunkt liegt, in dem wir das Glück haben, hierin Erfahrungen zu sam

PAT B.Q ESAS3 M

Während unsere an allen möglichen Erfindungen und Vervollkommnungen auf dem Gebiete der Technik so reiche meln ! Worin uns aber die Möglichkeit gegeben ist, schon Zeit sich mit dieser Fortschrittsrichtung auch in allbekannter jezt auf eine entschiedene Weise den Fortschritt zu beförs Weise bei dem Soldaten geltend machte, indem sie zu den dern , und worauf wir auch hinfort unablässig unser außerordentlichsten Verbesserungen der Schußwaffen führte, Hauptaugenmerk richten sollten, das ist , eine erhöhte während also bei der Infanterie eine Neuerung bei der Beweglichkeit in jeder Beziehung zu erstreben. Die ――― Construction des Feuergewehrs tie andere verdrängte ; selbe kann mit Ordnung und Präciston Hand in Hand ― während bei der Artillerie die großartigsten Versuche ange unserer Ansicht nach gar nicht genug gesteigert gehend stellt wurden und bei beiden Waffen, namentlich bei ersterer, werden. Zu erzielen wäre sie aber nach unserem Dafür eine bis dahin nicht geahnte Tragweite und Trefffähigkeit halten etwa durch Folgendes : 1 ) Durch eine wesentliche der Geschosse erzielt wurde ; während ferner die Infanterie Vereinfachung der Exercirreglements, an deren Weitläufig durch Vereinfachung der Reglements u. s. w. eine unges feit und Schwerfälligkeit noch manche deutsche Staaten mein größere Beweglichkeit und Manövrirfähigkeit erreichte, franken, indem sie mit Evolutionen und Exercirplay-Künſte während alles deſſen geschah bei der Cavalerie fast nichts , leien, deren Ausführung vor dem Feinde nie und nimmer was man als eine wesentliche Vervollkommnung ihrer Be zur Anwendung kommt , die kostbare Zeit auf sehr unnüße waffnung und Beweglichkeit bezeichnen könnte. Und gerade Weise verbringen. Für keine Waffengattung sind die Be jezt , in einem Augenblick , wo die Aufgabe der Cavalerie wegungen auf ein größeres Minimum zu beschränken , wie durch das entschiedene Fortschreiten der anderen Waffen für die Reiterei und wie viele Armeen schleppen sich noch eine so viel schwierigere wird , sollte man darauf bedacht mit dickletbigen , von complicirten Bewegungen strogenden sein , auch ihr einige Brocken , wenigstens der allgemeinen Exercirvorschriften herum. 2) Durch eine Vereinfachung Progression, zuzuwenden . Warum denn tritt uns auf diesem der Packung. Das ist von jeher unsere schwächste Seite Gebiete nichts derartiges entgegen ? Weil, werden Manche gewesen, unzählige Versuche sind in dieser Richtung gemacht antworten , die Cavalerie keiner wesentlichen Vervollkomm worden, ohne zu einem befriedigenden Resultat zu führen ; nung fähig ist. Ist das wirklich der Fall, ist der Reiter aber wir möchten diesen Gegenstand hier und immer wieder zum Stillstand oder , da es diesen auf unserer Welt nicht anregen , weil wir der Ansicht sind , daß auch hierin eine gibt, zum Zurückgehen verdammt ? Sollte seine Waffe wirk Vervollkommnung nicht zu den Unmöglichkeiten gehören lich den Culminationspunkt erreicht haben und nun im möchte. Preußen, das , wie in so vielen Dingen, so auch fortwährenden Abwärtsschreiten begriffen sein ? Allerdings auf dem Gebiete der techniſcheu Verbesserungen stets voran ist es eine vielfach verbreitete Ansicht , welche die Kriege zu gehen pflegt , bat bekanntermaßen in den lezten Jahren Friedrich des Großen als die Glanzperiode der Cavalerie eine gänzliche Umformung seiner Packung eintreten laffen, bezeichnet , allerdings zeigte sich in den darauf folgenden indem es den Mantelsack abschaffte und zur Unterbringung Revolutionskriegen die deutsche Cavalerie nicht ganz ihres der Montirung u. s. w. das Sattelkissen bestimmte. Ueber erworbenen Ruhmes würdig, aber nur weil sie keine Führer die Vor- und Nachtheile ist viel hin und her gestritten hatte, die sie im Geiste eines Friedrich und ſeines Ziethen worden, die Ansichten über das Praktiſche dieser Neuerung und Seydlig zu verwenden verstanden. Und erst dem sind sehr getheilt. Bewähren könnte sie sich erst in den Schlachtenmeister Napoleon war es vorbehalten, ihr wieder Wechselfällen eines ernsten bewegungsreichen Feldzugs . den Rang und den Standpunkt anzuweisen , welche ihr in Der unbestrittene Vortheil einer gleichmäßigeren Gewichts der Waffenreihe gebühren, freilich nach denselben Principien, vertheilung , dadurch die geringere Wahrscheinlichkeit des die Friedrich beobachtet hatte. Darin aber ist jedenfalls Satteldrucks , neben einem gefälligeren Aussehen ist ihr kein Rückschritt bemerkbar. Unser langer darauf folgender nicht abzusprechen. Die anderen Armeen laboriren indeſſen Friede mußte natürlich in etwas einschläfernd wirken, wie noch immer an den hochgethürmten Packungen, die nament wir denn denselben für keine Waffe für so verderblich lich den kleineren Pferden das bedenkliche Ansehen eines halten , als gerade für die Cavalerie, deren Hauptelement, Lastthieres geben und den Reiter in die hohen Wülste un die Beweglichkeit , nur zu leicht unter dem Einfluß der gebührend hineinzwängen. Worauf man aber hinwirken Schulreiterei und der immer zunehmenden und ihr Terrain müßte , das wäre unseres Erachtens die Verringerung besonders beengenden Bodencultur leidet. Den bloßen der unverhältnißmäßigen Last, die ein Pferd zu tragen hat. Gedanken nur des Stehenbleibens, des Rückschritts dürfen Diese beträgt durchschnittlich bei der leichten und mitt wir aber nicht aufkommen lassen. Wir müssen uns viel leren Cavalerie 300 Pfund. Hin und wieder ließen sich mehr mit allen unseren Kräften dessen erwehren ; zudem ist wohl ein paar Pfund durch den leichteren Bau des unga nicht wohl irgend ein Gegenstand denkbar, der nicht der rischen Sattels, durch leichtere Arbeit am Riemenzeug und Verbesserung fähig wäre, und also verhält es sich auch mit dergleichen ersparen , (wir haben französische Mustersättel der Reiterei. Große , das innere Wesen der Waffe be gesehen , an denen in dieser Hinsicht Wesentliches geleistet rührende Aenderungen , ein gänzlicher oder auch nur theil war ;) die größte Gewichtsverkleinerung aber würde in der weiser Wechsel in der Gebrauchs- und Kampfweise könnte Reducirung der Montirungsstücke bestehen müssen. Freilich allerdings nur aus den Erfahrungen eines andauernden ist kein Mann übermäßig luxuriös mit Kleidungsstücken aus Krieges entstehen ; die vielleicht veränderte Anwendung, die gestattet ; es mag daher auf den ersten Blick wie eine sie in Zukunft den vervollkommneten Schußwaffen gegen Härte erscheinen , wenn man da auch noch abzwacken und über finden könnte , ließe sich erst im ganzen Ernst der beschneiden wollte. Und doch sind wir der Ansicht , daß

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149 man höheren Rücksichten müßte.

ein

Opfer

der

Art

bringen

von der durchgängigen Lanzenbewaffnung seiner Landwehr cavalerie abgegangen. Die Vertheidiger dieser Waffe, deren es in neuester Zeit nicht wenige gibt , werden da gegen vielleicht erwiedern : Aber Oesterreich hat erst vor Kurzem fast sämmtliche Chevauxlegers- Regimenter in Uhlanen verwandelt , und das nach beendigtem Feldzug , nachdem

Das wohl in allen Armeen mitgeführte zweite Beinkleid, die bei manchen Armeen vorgeschriebene Tuchjacke sind unserer Meinung nach zwar sehr angenehm , aber entbehrlich das Lederzeug des Mannes , die häufig unverhältnißmäßig große Patrontasche und derartige Ausrüstungsgegenstände man also die Trefflichkeit der Lanze erprobt haben mußte. Darauf entgegnen wir erstens , daß Oesterreich , wie bes Zweiund würden leicht einer Modification fähig sein. kannt, eine noch einmal so lange Präsenz bei seiner Cava dreißig Loth geben ein Pfund , und hundert Pfund einen lerie hat, wie die obigen beiden Staaten und zweitens, Gentner! 3) Endlich sind wir der festen Ueberzeugung, daß man die Erfolge der Lanze im Jahre 1848 und 1849 daß in den meisten deutschen Armeen auf wirkliches nur nach solchen Regimentern beurtheilen konnte , deren Campagnereiten , auf praktische Felddienstübungen , auf Mannschaft bis dahin — so viel uns wenigstens bekannt Voltigiren und alle die Uebungen, die den einzelnen Mann ausschließlich aus Gegenden ſich recrutirte, in denen die gewandt, lebhaft , mobil machen, lange nicht so viel Werth gelegt und so viel Zeit verwendet wird , als dieselben be Lanze national ist; wie ja die ganze Lanzenbewaffnung, der neueren Zeit wenigstens, den Polen entnommen ist , denen Die man oft mit überflüssigen Evolutionen oder dem theoretischen Unters fie auch wohl erst von den Kosaken übermacht wurde. Ob richt vergeudet , wäre auf oben angeführte Weise gewiß sie bei den neuen österreichischen Uhlanenregimentern auch beliebt und man eben solche davon ver besser angewendet . Und das ist ein Feld, auf dem fast spricht, wissen wir nicht anzugeben. ―― Was man gerne zum jeder Subalternoffizier zu wirken und zu fördern im Stande Vortheile der Lanze hervorhebt, ist der moralische Ein ist ; möchte doch ein jeder, seiner Aufgabe bewußt, in dieser Druck, den sie auf den Feind machen soll. Es mag sein Richtung schaffen und helfen ! Bewegung in der höchsten Potenz bleibt, gepaart mit Kraft und Geschlossenheit, die Imponirendes haben , einen solchen Lanzenwald gegen sich heranbrausen zu sehen. Die Truppe aber , die vor der Seele der Cavalerie. Lanze umdreht, wird auch vor dem Säbel Reisaus nehmen, Was die Bewaffnung des Reiters betrifft , so hat und diejenige, der von Haus aus Disciplin , Entschlossen man allerdings in Betreff der Schußwaffen ihn auch an heit und Vertrauen auf ihre Führer innewohnt , wird dem Vortheil ihrer Vervollkommnungen theilnehmen lassen, weder vor dem Lanzenreiter zurückweichen , noch wird sie man hat Minié- Zündnadel - Karabiner und Minié- Zünd der Waffe des legteren bedürfen , um den Sieg zu er nadel-Pistolen und wie sie alle heißen mögen, eingeführt. Aber kämpfen. Wir unsererseits sind wie gesagt der Ansicht, dieser Fortschritt wird immer ein untergeordneter bleiben. daß eine Waffe , die nicht das allgemeine Vertrauen der Wir wissen nicht, wer die treffliche Aeußerung gethan : „ die Truppe befigt , nur schädlich einwirken kann ; wiewohl ein Pistole sei für den Reiter als Waffe nur da von Werth, fizer Soldat sich zuletzt auch mit dem Dreschflegel in der wenn sich die feindlichen Flanqueurs so nahe kämen, um Hand brav schlagen wird . Aber da jedes ernste Reiter →→→→ fich dieselbe an den Kopf schmeißen zu können," aber der gefecht endlich doch mit einem ordentlichen Handgemenge Ausspruch ist gewiß nicht unrichtig. Unsere eigentliche enden muß, so stellen wir uns den deutschen Cavaleristen, Waffe bleibt nur Säbel oder Lanze. Man sagt wohl, wie er ist, schließlich noch einmal mit der Lanze bewaffnet die Lanze ist die Königin der Waffe ; wir möchten hinzu in demselben vor ; und jeder, der die Sache nur auf dem fügen : für den der sie zu gebrauchen versteht und Ver Exercirplay annähernd mit angesehen oder sich sonst einen trauen zu ihr hat. Das aber ist unseres Erachtens beim Begriff davon zu machen weiß , wird zugeben , daß ein deutschen Reitersmann wenig . der Fall. Der deutsche solcher Moment gerade nicht seine Glanzperiode ist. Die Bauernbursch) der Stamm unserer Cavalerie weiß Lanze ist ihm im Handgemenge überall im Wege. Nun von Haus aus gar gut mit dem Hiebeaustheilen umzu könnte man einwenden , dazu habe der Uhlan ja seinen gehen ; den langen Spieß dagegen betrachtet er in der Säbel. Ganz gut , aber wenn er mit gefällter Lanze in Regel schon als Recrut mit Mißtrauen und befreundet sich den Feind hineingeritten ist , möchte er jegt schwerlich die selten recht eigentlich mit ihm. Der Gebrauch der Stoß Zeit finden, die Lanze hoch zu nehmen , in den Schuh zu -- ein schwieriges Manöver, wenn das Pferd in waffe liegt überhaupt, wie allbekannt, nicht im deutschen bringen, ― Nationalcharakter. Nun gehört zur Handhabung der Lanze lebhafter Bewegung ist und den Säbel zu ziehen. Bis eine sehr sorgfältige und längere Zeit dauernde Uebung. dahin kann ihm sein Gegner jedenfalls dreimal den Kopf Die Staaten, die Lanzenreiter in Deutschland besigen, sind gespalten haben. Oder föll er die Lanze in diesem Moment Desterreich bei der leichten, Preußen bei der schweren Ca des wildesten Kampfes etwa gar wegwerfen ? Das wäre valerie und Württemberg, das seine ganze Cavalerie mit dann allerdings der beste Beweis - ihrer Unbrauchbarkeit. Lanzen bewaffnet hat, und welch' lettere Reiterei wir zur Nein , unserer Ansicht nach gebe man dem deutschen mittleren zählen möchten . Preußen und Württemberg haben Reiter einen tüchtigen Säbel in die Faust, einen kräftigen ihre Reiter drei Jahre bei der Fahne ; wir halten diese Gaul zwischen die Schenkel und erleichtere sein Gepäck, und Zeit für ungenügend , um bei dem in der Regel vor er wird, nur halbwegs gut geführt, stets seinem Handwerk handenen Widerwillen gegen die Lanze der Mannschaft Ehre machen. Daß man die Verbesserungen anderer Waffen eine Gewandtheit beizubringen, die sie nothwendig besigen auch beim Cavaleristen anwendet , ihm für den Nothfall müßte , um mit Erfolg die Waffe handhaben zu können. fieber ein gutes anstatt eines schlechten Schießgewehrs in Preußen ist auch gewiß theilweise aus diesem Grunde die Hand gibt, ist ganz in der Ordnung , nur mache man

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Und zum Schluß da dergleichen nicht zur Hauptsache. wollen wir wünschen , daß es unseren Reitersleuten recht bald vergönnt sein möchte, ihre Kraft mit derjenigen an derer zu messen !

unwillkommen sein, wenn wir eine solche Maschine in den Grundzügen ihrer Construction betrachten. Die fragliche Zündhütchenprägmaschine ist auf Grund belgischer und französischer Constructionen mit einigen eigen Sie besteht thümlichen Verbesserungen construirt worden.

Zur Fabrication der Zündhütchen. Die neuesten Fortschritte der praktischen Mechanik haben in keinen technischen Zweig des Kriegswesens so erfolg reich eingegriffen , als in die Erzeugung der Kriegsmuni tion , insbesondere derjenigen für tragbare Feuerwaffen. Die verbesserte Handfeuerwaffe selber hat bezüglich ihrer Construction der modernen Technik verhältnißmäßig weniger zu verdanken, ihre Ueberlegenheit beruht der Hauptsache nach auf den spiralförmigen Vertiefungen der Seele, deren normale Herstellung noch heute vielfach in derselben Weise geschieht, wie vor drei Jahrhunderten, und mit dem besten Erfolge : ein auf der alten Zugbank mit Sorgfalt gezogenes Rohr concurrirt noch immer mit den besten Erzeugnissen der neuen Maschinen, welche hier nur die arbeitende Kraft des Menschen abgelöst, die Genauigkeit der Arbeit indessen nicht wesentlich gesteigert haben . *) Die nach alter Weise über den Dorn geschmiedeten Rohre sind bis jezt den in Walzwerken erzeugten vorzu ziehen, auch von den übrigen Haupttheilen der Handfeuer waffe läßt sich behaupten, daß sie durch neueste und aller neueste mechanische Vorrichtungen zwar schneller und billiger, nicht aber in einer für die Wirkung der Waffe sehr ein flußreichen besseren Qualität gefertigt werden. Anders verhält es sich mit der Munition , deren emi nenter Effect nicht allein auf neuen Formen und neuem Material beruht, sondern zum großen Theile auch auf der Regelmäßigkeit der neuen Erzeugungsmethode. Die Anfertigung von Langgeschoffen sammt ihren Spies geln und Enveloppen wird nicht nur hinsichtlich ihrer Schnelligkeit und Billigkeit , sondern auch bezüglich der Qualität des Fabricats in so hohem Grade durch moderne Maschinen gefördert, daß diese bereits unentbehrlich ge worden sind. Die Dasselbe gilt unbedingt von den Zündhütchen. jehr complicirten und doch überaus rohen Vorrichtungen, mit welchen dieselben anfänglich erzeugt wurden, ſind durch einfache, leicht transportable Maschinen ersetzt , welche die verringern früher erforderlichen Arbeitskräfte etwa auf und dabei ein erheblich besseres Fabricat liefern . Hier, wie bei der Erzeugung der Geſchoſſe und Treib spiegel , treten die mit Excentriques arbeitenden Präg maschinen durch ihre Einfachheit und treffliche Wirkung in den Vordergrund, und es mag daher unseren Lesern nicht *) Für Nohre_mit paraboliſchem , sogenanntem progreſſivem Drall hat die moderne Technik durch neue Führung der Zugstange (mittelst Zahnrad und Tricbstange) eine sinnreiche Verbesserung geliefert , deren Nothwendigkeit sich indessen in der Praxis noch ebenso wenig fühlbar gemacht hat, als die Ueberlegenheit des parabolischen Dralls .

aus folgenden Haupttheilen : Horizontal gelegter gußeiserner Rahmen ; Schwungrad ; Welle mit drei Excentriques ; Prägdorn, der von dem mittleren Excentrique bewegt wird ; Schußbolzen, welcher von den beiden äußeren Excentriques durch Pleuelstangen mit Kugelgelenken bewegt und in hori zontalen Coulissen geführt wird, während er selbst für den an dem mittleren Excentrique hängenden Prägdorn die Führung abgibt ; horizontal feststehender Stempel von fternförmigem Querschnitt , in der Achse mit einer dem äußeren Conus des Zündhütchens entsprechenden Vertiefung versehen, welche als Stanze dient. Der horizontal gehende Schußbolzen enthält das Schneid zeug, d. h. eine der äußeren Gestalt des feststehenden Stem pels genau entsprechende sternförmige Schneidé (sternförmig durchbrochene Stahlplatte), so daß aus dem zwischen beide gebrachten Kupferblech die zur Bildung des Hütchens er Diese letteren forderlichen Sterne geschnitten werden. werden unmittelbar nach ihrer Entstehung von dem Präg dorn (der die innere Gestalt des Hütchens darstellt) in die mittlere Vertiefung des Stempels gedrückt und so mehr durch einfaches Zusammenlegen , als durch Dehnen - in Zündhütchen umge oder Ziehen des Kupferblechs wandelt , welche dann der zurückgehende Stempel abstreift und fallen läßt, indem er sich in seine Führung innerhalb des Schußbolzens zurückzieht. Die Hebung der beiden äußeren Excentriques beträgt 1 Centim. , die des mittleren 5 Centim.; der Gang von Schneidzeug und Prägdorn wird (durch Correctur der Länge des leßteren mittelst einer Keilvorrichtung) genau so geregelt, daß die horizontale Bewegung beider im Mo mente des Prägens nur um die Dicke des Kupferblechs differirt, der Stern also unmittelbar nach dem Ausschneiden von dem Prägdorn gefaßt und in die mittlere Vertiefung des Stempels gedrückt wird . Die ganze Maschine ist nur 30 Zoll 75 Centim . lang, 20 Zoll = 50 Centim. breit , 75 Centim. hoch , mit Gestell ; sie wiegt 120 Kilogr. und ist daher sehr leicht transportabel. Dieselbe wird von einem Arbeiter bewegt und bedient , welcher mit der rechten Hand das Schwung rad zu drehen, mit der linken das in Streifen geschnittene und gewalzte Kupferblech einzuschieben hat , und in dieser Weise etwa 3500 Hütchen in einer Arbeitsstunde produ ciren kann. Die beschriebene Maschine ist aus dem Atelier von J. L. Buschbaum in Darmstadt hervorgegangen und in verschiedene Laboratorien z. B. in das zu Stockholm geliefert worden . Nach desfallsiger Mittheilung können noch jezt dergl. Maschinen zum Preise von 350 Thlr. aus jenem Etabliſſe ment bezogen werden . Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Beilage zur Allgemeinen

Militär - Zeitung

Literatur. Quellenstücke und Studien über den Feldzug der Reichsarmee von 1757. Ein Beitrag zur deutschen Geschichte im 18. Jahrhundert. Von Carl Brodrück, Hauptmann im Großherzogl . Hessischen 2. Infanterieregiment , Lehrer der Kriegsgeschichte an der Großherzogl. Hessischen Militärschule. Leipzig, 1858. Verlag der Dyl'schen Buchhandlung. Eine Skizze der Geschichte des Großherzogl . Hessischen 3. Infanterieregiments , deren Entwurf dem Verfasser des hier genannten Werks übertragen werden war , leitete ihn, wie er im Vorworte mittheilt , zu Nachforschungen über die Wahrheit eines gewissen geschichtlichen Factums. Die bezüg lichen Untersuchungen und Studien lieferten ihm nach und nach ein ansehnliches Geschichtsmaterial in die Hände , aus welchem dann die vorliegende specialgeschichtliche Arbeit heraus wuchs , die in ihren Darstellungen genau die Literatur des Feldzugs von 1757 mitbenußte, wesentlich aber auf die ersten Vieles konnte dabei nur aus Geschichtsquellen zurückgriff. dem Zusammenhang mit den nachwirkenden Thatsachen und Umständen einer vorausgegangenen Zeit in dasjenige klare Licht gebracht worden, welches der Verfasser über die wichtig ften , durch absichtliche Verfälschung und leichtfertig nachge schriebenen Irrthümer entstellten Momente des Feldz 98 von 1757 zu verbreiten das ernßte und lobwürdige Bestreben hat, und so finden wir denn in diesem Werke zuerst eine das Wes sen des deutschen Reiches im 18. Jahrhunderte treffend charak terifirende Einleitung, in welcher manche unrichtige Auffassung aufgeklärt , und der Schlüſſel zu den Räthseln des besagten Feldzugs gegeben wird. Der I. Abschnitt behandelt ſodann den Reichsexecutions, beschluß und die Reichsarmee des Jahres 1757. Der II. Abs schnitt, betitelt: „ Aus dem Hauptquartier", enthält nach einer Vorbemerkung über die Verhältniſſe, Persönlichkeiten und Hand lungen des Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen Darmstadt und seiner Söhne , Ludwig und Georg Wilhelm , sowie über das Kreisregiment Darmstadt, welches der Landgraf 1757 zum Reichsheere stellte, sehr werthvolle und interessante Briefe des dem Prinzen Georg im Feldzuge 1757 als Secretär beige gebenen Regierungsraths Mollinger und als Ergänzung ders selben ein Tagebuch des den Prinzen gleichfalls begleitenden Canzlisten Kemfe. Der Ill. und größte Abschnitt verbreitet sich über den Oberbefehl in der Reichsarmee und deren Zustände , über das Sammlungslager bei Fürth , den Einmarsch der Armee in Thüringen, über das französische Heer unter Soubise und das Reichsheer unter Hildburghausen bis zur Sammlung bei Eise nach, ferner über das Gefecht bei Pegau und den Rückzug der Verbündeten nach Eisenach , über das Gefecht bei Gotha und die Bewegungen von Eisenach nach Gotha und Langensalza, über Hadik's Erscheinen in Berlin , die Ereignisse auf dem Marsche gegen Leipzig und endlich über die Quellenstücke und Truppenstärke über und in der Schlacht bei Roßbach und deren taktische Verhältnisse. Bemerkungen über die Ereignisse vom 30. October bis zum 5. November , eine biographische Skizze Loudons und eine Mittheilung der Reformversuche im Reichsheer nach der Katastrophe von Roßbach , beschließen das Werk, deſſen Inhalt wir nur in seinen Hauptzügen ans deuten , da eine Besprechung der mannichfaltigen Details die

Nr. 17 & 18.

Gränzen unserer Absicht weit überschreiten würde , einer Abs ficht, die lediglich auf eine Charakterisirung dieser unvergleich lich fleißigen und gewissenhaften Arbeit gerichtet ist. Sie ist , was sie nach dem Titel sein will , ein wichtiger Beitrag zur deutschen Geschichte im 18. Jahrhundert, vorzüg lich aber eine Sammlung von Quellenstücken, über deren Werth die entschieden historiographische Begabung des Verfaſſers ges richtet hat. (Schluß folgt.)

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1858. Heft XI. Gotha, Justus Perthes. In dem unlängst ausgegebenen fünften und legten Bande von Dr. H. Barth's großem Reisewerk ist eine von Dr. Petermann gezeichnete Karte von Nord- und Central - Afrika in 2 Blättern und im Maßstab von 16,000,000 enthalten, welche die kartographischen Resultate jener bedeutungsvollen Expedition in ihrer Gesammtheit vor führt. Von dieser , in der Entdeckungsgeschichte Afrika's eine wichtige Epoche bezeichnenden, Karte bringt das obige Heft den interessantesten Theil, nämlich den Theil Central-Afrika's, der´jene ausgedehnten Regionen zwiſchen Timbuktu im Weſten und Wara (dem durch Dr. Vogel's Schicksal so berühmt ge wordenen Ort) im Often , zwischen Air im Norden und der Bucht von Benin im Süden, alſo den hauptsächlichsten Schau plag von Dr. Barth's und seiner Begleiter Thätigkeit, nmfaßt. Wie die große Originalkarte iſt auch diese nach der politiſchen und ethnographischen Eintheilung colorirt und wird gewiß dens jenigen Lesern willkommen sein, welche Dr. Barth's Werk ſelbft nicht befizen. Ein Auffaß über die politisch geogra phischen Verhältnisse der hauptsächlichsten Staas tengruppen Central Afrika's mit Rücksicht auf ihre geschichtliche Entwickelung bildet den Text zu dieſer Karte ; da derselbe ausschließlich auf Dr. Barth's Forſchungen und Erkundigungen beruht , so zeigt auch diese Bearbeitung eines einzelnen Zweiges der afrikanischen Geographie , so ges drängt sie auch gehalten ist , welch' unendlich reiches Material durch dieselben aufgeschlossen wurde. Der Aufsatz ist durch zablreiche Ansichten und Abbildungen aus dem Lande der Tuareg , Bornu , Musgu , Kanene , Sokoto , Adamaua , Gando , Maſſina , Timbuktu in Holz, ―― schnitt illuſtrirt. Als zweiten Aufsag finden wir eine neue werthvolle Be rechnung der Dimensionen des Erdsphäroids von dem um die mathematische Geographie hochver dienten f. f. Rath Anton Steinhauser. Sie bes ſteht in einer von 30 ′ zu 30 ′ fortschreitenden Tafel, welche in 11 Columnen die Winkelgröße des Halbmeſſers zum Aequator und Pol , die Länge der Sphäroid-Meridiangrade und Sphä roid Parallelgrade in geographischen Meilen und Toisen , die Länge des Sphäroid -Halbmessers in geographischen Meilen und im Verhältniß zum Aequatorial-Halbmeſſer , sowie den Flächen inhalt des halbgradigen Meridianstreifens , des halbgradigen Trapezes und der Zone in geographischen Quadratmeilen aus drückt. Die Abtheilung der Miscellen ist wiederum ſehr reichhaltig und bringt unter anderen : Buys-Ballot's Angaben

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über die physikalischen Beobachtungen in den niederländischen überseeischen Befißungen ; eine neue von dem österreichischen Armeeobercommando eingeschickte Berechnung der österreichischen Monarchie ; Nachrichten über die holländische Expedition nach Neu-Guinea , und über die englische unter Burton und Speke nach dem großen innerafrikanischen See ; ――― wichtige Angaben über die Kaukasus - Länder, über Peter von Tschihatscheff's dießs jährige Reisen in Kleinaften , Armenien und Kurdistan ; neueste Nachrichten über die Amur-Länder, sowie aus den Nil Ländern , aus Abessinien , aus Australien , Neuseeland , von dem gediegenen Reisenden von Tschudi in Südamerika , von der österreichischen Novara-Expedition 2c. Hieran schließt sich ein über 100 Nummern enthaltender Literaturbericht.

Betrachtungen über den Verlust an Dienstpferden durch die Roß- und Wurmfrankheit. Bearbeitung des unter diesem Titel in Nr. 39-46 der Allg . Mil.-Ztg . von 1858 mitgetheilten Auffaßes des Generals der Cavalerie Roth von Schreckenstein. Kritiken. Graf Radesky von einem österreichischen Vetera nen, überseßt von Kuyper ――― wird gerühmt und empfohlen.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. November 1858. Niederlande. De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1858 . Versuch einer theoretischen Bestimmung der für eine Küstenbatterie nothwendigen Anzahl Ge schüße. 11. Mit einer Abbildung. Um eine Hafensperre zu beseitigen, müssen die Schiffe vorher die jene schüßenden Batterien zum Schweigen bringen. Diese Batterien müſſen daher so angelegt sein, ddß sie die Schiffe schon von weitem beschießen können ; ſie ſelbſt müssen sich gegenseitig unter stüßen und nicht einzeln angegriffen werden können . Es wird sofort die Anzahl Schiffe berechnet, die einen gegebenen Hafen angreifen können und hieraus die Formel für die nöthige Anzahl Geschüße berechnet. Die Schiffe müſſen in dem ganzen Kreise, den sie an einem Kabel von 260 Ellen Länge beschreiben können , beschossen werden können. Das Schußfeld der Landgeschüße kann durch Verstärkung der Scharten nach rückwärts auf 96º, und durch eine Verände rung am Rahmen der Walllaffete bis auf 136 ° erhöht werden. Es wird dann weiter berechnet , wie viel Schüsse auf Schiffe gethan werden können , die in einer Geschwin digkeit von 8 Meilen nahen. Batterien , die von den Schiffen aus enflirt werden können , müssen durch hohe Traversen geschüßt werden. Träumereien. Klage , daß zu wenig für Hebung des mo ralischen Elements in der niederländischen Armee geschehe. Aeußerlich sei Alles in Ordnung , aber es fehle die rechte militärische Freudigkeit , ein kameradschaftliches Leben , ein freundliches Verhältniß zwischen Offizieren und Mannschaft. — Unteroffiziere und Soldaten sollten besser besoldet werden, um fie eher bei den Fahnen zu erhalten. Gedanken über Verschiedenes , die niederländische Armee betreffend. Nicht nur Leute mit Medaillen , sondern auch die ältesten Unteroffiziere sollten Urlaub bis 11 Uhr ers halten ; detachirte Bataillone sollten keine Offiziersaspiranten schule haben , weil ihnen die Lehrkräfte abgehen ; die Ver waltungsoffiziere sollten überzählig , nicht commandirt ſein ; für die Infanterie wird Abschaffung der Tschakowüberzüge und der Tschakownummern, ein kürzerer Waffen-, ein längerer Capotrock, Knöpfe ohne Nummern 2c. gefordert. Tirailleurs, Jäger, Scharfschüßen. Besonders fors mirte leichte Truppen führen einerseits eine zu häufige Ver wendung und Abnußung derselben , andererseits eine Ab schwächung der übrigen Infanterie um ihre besten Elemente durch deren Herausziehen herbei.

Schweden. Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1858. Bericht über die Fortschritte in der Taktik für 1853-57 . (Forts.) Es wird mit der Kritik der Reglements fortgefahren. An dem neuen württembergischen wird unter Anderem getadelt , daß bei den Linienbewegungen die Bas taillone des zweiten Treffens nicht hinter den Intervallen Das österreichische Jägerreglement wird des ersten stehen. namentlich in Beziehung auf deſſen Instruction zur Terrains benußung als sehr praktisch gefunden. Bei dem preußischen Reglement wird der Marsch mit aufgepflanztem Bajonnet Das und die schwierige Quarré-Formation hervorgehoben. österreichische Manövrirreglement wird durch Zeichnungen illustrirt und ausführlich behandelt ; es wird als ein Pro duct der Erfahrungen der leßten Kriege bezeichnet, während die Linienbewegungen der Franzosen, Belgier und Engländer noch auf der Taktik Friedrichs des Großen bafirt seien. Das österreichische Cavaleriereglement wird wegen seiner praktischen Ansichten , das österreichische Artilleriereglement wegen seiner kurzen, deutlichen, inhaltsreichen Bestimmungen gerühmt. Alle österreichischen Reglements zeichnen sich durch umfassende Angabe der Gründe der Bewegungen aus. Die Franzosen seien zurück; die Ruffen haben mehr Maſſenge. fechtsformen und Uebungen als solche der zerstreuten Fecht. art. Der Krimfeldzug brachte keine Veränderung in den tak tischen Formen hervor, bewies aber die Macht des Dampfes und der Electricität, den Werth der Festungen und des gezogenen Infanteriegewehrs . - Künftig : mehr deckende Stellungen, weniger schwere Reiterei, größeres Artilleriekaliber, gezogene Geschüße , Feldtelegraphen . Die Grundzüge der Armeeverpflegung und der Krankenpflege im Felde. Auszug aus der Generals stabswissenschaft des württembergischen Generals J. v. Hardegg. Soll die Entwickelung des schwedischen Wehr . systems im Sinne des Auslands geschehen ? Man glaubt in Schweden häufig , daß sich alle Mängel des dors tigen Wehrsystems nur durch Anschluß an Einrichtungen des Auslands heben lassen. Indessen besteht ein Haupt unterschied darin , daß es in Schweden eine von der Land wehr vollständig getrennte Armee gibt , während im Aus land diese beiden Institute in Wechselwirkung mit einander stehen. Monatlange Landwehrübungen wären in Schweden unmöglich. Manche wollen zwar Abschaffung der stehenden Armee und längere Uebungen der Indelta ; allein im Grunde wollen sie eben eine Armee auf dem Papier. Indessen lasse sich das bestehende System vervollkommnen 1 ) durch Verlängerung der Dienstzeit der Wehrmannschaft von 5 auf 10 Jahre , wodurch das militärische Band ein stärkeres würde; 2 ) durch längere Uebungszeit derselben , wobei die größeren Kosten für den Staat dadurch weniger fühlbar ge macht würden , wenn jeder Mann für seine Ausrüstung selbst sorgen müßte ; 3) durch Eintheilung der Wehrmann schaft in Compagnien und Bataillone .

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Oeuvres historiques, tomI-VII, Oeuvres philosophiques tom. VIII, IX, Õeuvres poétiques, tom. X.-XV, Corre spondence, tom. XVI -XXVII, Oeuvres militaires, tom. XXVIII-XXX avec 51 plans in folio , table chronologique générale. On vend séparément : Oeuvres historiques , 7 volumes. Qrix: 71% thalers. Königl. Geheime Oberhofbuchdruckerei (R. Decker) in Berlin , Wilhelms-Strasse 75 .

8. broch. 1 Thlr. 18 Ngr. oder 2 fl. 5 kr. Dieses in Inhalt und Darstellung ausgezeichnete Werk, das während der beiden Feldzüge in Heften erichien und von allen spätern Bearbeitern reichlich benugt wurde, iſt nur noch in einer kleinen Zahl von Exemplaren vorräthig. Bericht über die militairischen Operationen im lombardischen Feldzug vom Jahr 1848, dem Kriegs ministerium erstattet von General Bava. Aus dem Italie nischen. 8. br. 18 Ngr. oder 1 fl. 3 fr.

Verlagshandlung von Fr. Schultheß in Zürich.

Ju der Jos. Lindauer'schen Buchhandlung in München ist jezt vollständig erschienen und durch alle Buchhändlungen zu beziehen:

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Das Königlich Preußische Geschichte

des

Krieges

Rußlands

mit Frankreich

Militair-Pensions-Reglement.

unter der Regierung Kaiſer Pauls I. im Jahre 1799.

Mit allen Nachträgen und Erläuterungen bis zum Ende des Jahres 1858.

Verfaßt auf Allerh. Befehl Sr. Maj . des Kaisers Nikolaus I. von Oberst Miliutin. Nach dem russischen Originale in's Deutsche übertragen von Chr. Schmitt, Lieutenant im königl. bayer. 2. Inf -Regiment Kronprinz. 5 Bde.

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Pferdebesizer. Siebente , ſehr vermehrte und verbeſſerte Auflage. 12. geh. 1 Thlr. oder 1 fl. 48 fr. Es enthalten diese von den größten Züchtern und Pferdekennern , so z. B. von dem weltberühmten Reisenden Catlin , Fürſt- Pückler Muskau und dem amerikanischen Roffebändiger Rarey herrührenden Mittheilungen unter Anderm : Aufzucht der Pferde im ersten Lebens jahre. Ernährung der Fohlen bei feblender Milch. Die vermin derte Freßlust der Pferde wieder herzustellen und abgezehrte Pferde bald wieder in guten Stand zu verseßen. Ein Pferd für die Hälfte der bisherigen Kosten gut zu ernähren. - Wie die Araber und Perser ihre Pferde füttern. Heilung der Rozkrankheit. — Wider die Kolik, die Druse, die Moudblindheit, den Koller, Satteldruck der Pferde ; sämmtlich vielfach erprobte und bewährte Mittel . - Den Pferden das Beißen, Schlagen, das Durchgehen, das Niederlegen im Waſſer, das Kopen oder Krippenbeißen auf eine ganz leichte Weise abzugewöhnen. Wie die Indianer eben eingefangene wilde Pferde augenblicklich sahm wie ein Lamm machen. Zu erkrankte und erschöpfte Pferde neues Leben zu bringen. - Zu ermitteln ob eine Stute tragend ist. - Das Ballen des Schnees unter den Füßen der Pferde zu verhindern. -· Schuß der Pferde vor jedem Fliegenstich u. s. w. Außer einer Einleitung und Abbandlung über Pferdezucht enthält diese Schrift noch 73 böchst wichtige, durchaus erprobte und bewährt gefundene Mittheilungen für alle Pferbebefizer, von denen jede einzelne in vorkommenden Fällen sich hundertfach bezahlt machen wird. Es follte deshalb kein Pferdebesißer diese geringe Ausgabe scheuen. Der Absaß von 7000 Exemplaren binnen Jahressrist zeugt übrigens am besten für das hohe Interesse, daß diese Schrift tog der in neueſter Zeit unglaublich großen Konkurrenz fortwährend zu bieten vermag. (Man wolle bei der Bestellung daher genau auf obigen Titel (Verlag von L. Garde in Naumburg und Leipzig) achten.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von C. W. Leske.

Samſtag,

34. Jahrgang.

5. Mä r z 1859.

No. 19 & 20.

1980

Babu Bau

. Allgemeine Militár-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Preußen .

Die dazu tauglichen Gewehre der Infanterie ſollen nach dem Miniéſyſtem umgeändert werden .

Berlin , 4. März. In Betreff der als dreijährige Freiwillige oder audi ſonſt in Ableiſtung ihrer Militä rs pflicht ti der Armee dienenden jungen Männer war es bisher nachgelaſſen , denſelben auf Grund demnädöſt bes

$ ch wei 3. Bern , 26. Februar. Nach längeren Verhandlungen hat der Bundesrath den Vertrag für Umwandlung oftandener beſonderer Prüfungen während dieſer Dienſt ſämmtlicher Infanteriegewehre nad dein Syſtem zeit nachträglid die Berechtigung der einjährigen Freie der Herren Burnand und Prélat (vgl. 4. M.- 3. willigen zuerfennen zu dürfen . Unter Hinweis darauf, Nr. 9 & 10 v. d. I.) genehmigt. Die Ausführung iſt daß die Beſtimmungen wegen derartiger Prüfungen ins bereits von den Erfindern übernommen , die fich zu dem wiſden außer Kraft getreten wären , iſt jedoch fürzlich

2nd mit einem großen franzöſiſchen Baffenfabrikanten:

quia die ferncie namiräglide Grtbeitung, einer ſoiden Derrn Monceau , aſſociirt haben . Die Umwandlung fou, Dienſtberechtigung als im Allgemeinen nicht mehr zu läſſig erachtet worden.

wie früher gemeldet, mit circa 66,000 Fliuten vorgenommen werden und binnen Jahresfriſt vollendet ſein.

Baden.

Zur Frage der Bundesbeſaßungen. Carlsruhe, :1. März. Durch einen joben erfolgten

In der „Neuen Militärzeitung " vom 21. Auguſt v. J.

Krieg sminiſterialerlaß wird angeordnet, daß die befindet ſich mit der obigen Ueberſchrift eine Erwiederung Hauptleute, Oberlieutenants und Adjutanten der Regimenter fid mit der Manipulation des Teles

auf den in der Allgemeinen Militärzeitung vom 19.und 26. Juni v. Š. enthaltenen „Die Beſaßungen der Bundesfeſtungen graphen befannt zu wadyen haben. In den größeren vom “ überſdýriebenen Artikel **), welche €r Garuiſonsſtädten werden zu dieſem Zweck eigene Locale hergerichtet und Uebungsapparate aufgeſtellt, wäbrend in

den fleineren Garniſonsorten die Einübungen auf den bes treffenden Staatstelegraphenbureauy vorgenommen werden. Die Ausführung dieſer Maßregel bat auf das ſchleunigſte zu geldeben .

naſſa u . Wiesbaden , 28. Februar. Seit einigen Tagen werden hier von einer Commiſſion von Jäger- und Ins

wiederung mit folgenden Worten beginnt:

Eiu Auffas in der Allgemeinen Militärzeitung , daß jämuntliche Bundesfeſtungen ausiließlich nur von öfters retchilden und Preußiſden Truppen belegt werden ſollen, macht jeßt die Runde durch alle militäriſchen, wie auch durd) die größeren politiſchen Blätter Deutſchlands. Wenn

auch die Idee einen ziemlich allgemeinen Anklang findet, ſo iſt doch die Ausführung ſchwierig, und es möchte doch wohl mehr als eine Frage bleiben , ob alle mittelgroßen Staaten des Bundes es ihrer Größe und Würde genehm

finden würden, darauf einzugeben . Es iſt nicht die Bes

fajiterieoffizieren Verſide mit verſ diedenen Schuß

ſabung allein , auch alle militäriſchen Behörden und Bes

waffen angeſtellt, um hierauf ein Gutachten darüber ab zugeben, welche dieſer Waffen bei den Jägern und welche bei der Infanterie einzuführen ſei. 8 iſt die Wahl

amten müſſen dam idon der Conſequenz wegen lediglich

zwiſden der öſterreichiſden Dornbüdöſe und dem Sdweizer Stußen für die Jäger und verſchiedenen Gewehren nach dem Minié'ſchen Syſtem für die Infanterie zu treffen .

von den beiden deutden Großmädyten beſtellt werden .

Wenn aber auch Bayern mit über 41 Millionen Seelens *) Derſelbe Artikel war von da in die Beilagen zur Algemeinen Zeitung vom 6. und 7. Juli v. 9. aufgenommen worden.

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zahl zu den Ländern gezählt wird, welche die Besagungen der eigenen festen, wenn auch Bundes-Pläge neben seinem Bundescontingent nicht zu leisten befähigt seien, so wäre darüber doch Einiges zu entgegnen." und wird nun in leßterer Beziehung uamentlich angeführt : Die bayerische Armee betrage in runder Summe 66,000 Mann, die in vier Wochen marschfertig seien. Zu dieser Zahl seien noch 24,000 Mann zu rechnen , welche zwar nicht verpflichtet, gekleidet und ausgebildet, wohl aber den Regimentern und Abtheilungen wirklich eingereiht und in Listen aufgenommen seien ; und überdieß besige das Land in seinen mit Abschied entlassenen Soldaten eine ausgiebige Reserve, welche bis zum 40. Jahre dienstverpflichtet bleibe, wonach es doch höchst befremdend wäre , wenn mit einem Heere von 90,000 und mit einer Reserve von 100,000 Mann ein Staat , der nur 4 größere Feftungen und noch 4 kleinere befestigte Punkte enthalte, selbst wenn der Krieg schon im Lande herrsche , damit in den Besagungen nicht ausreichen sollte, um so mehr , als sein Contingent mit Reserve und Ersagstamm nur 59,000 Mann betrage. Was nun zunächst das obige Bedenken - daß nämlich bei Realisirung des fraglichen Vorschlags, wonach jede der fünf Bundesfestungen ausschließlich nur von Oesterreich und von Preußen , von jedem dieser beiden Staaten in gleicher Stärke , zu besegen sein würde , auch alle mili farischen Behörden und Beamten der Bundesfeftungen ledigs lich von den beiden Großmächten bestellt werden müßten anbelangt , so würde dich allerdings eine natürliche Conse quenz jenes Vorschlags sein ; wie denn auch in der Wirk lichkeit dieses Verhältniß in Mainz (der größten Bundes festung) bereits seit 40 Jahren besteht. Wie aber bierdurch die Souverainetät des Territorial herrn von Mainz in keiner Weise beeinträchtigt wird, so würde auch dadurch , daß nach dem besagten Vors schlag die in anderen , selbst größeren mittleren Bundes Staaten belegenen Bundesfeftungen gleichfalls nur von Desterreich und von Preußen gemeinschaftlich zu besezen und in Folge davon auch die gedachten Behörden und Beamten von ihnen zu bestellen wären , der Würde jener anderen mittelgroßen Bundesstaaten eben so wenig zu nahe getreten werden . Nur zu leicht können aber Fälle die bei den dermaligen politischen Verhältnissen nur zu wahr scheinlich sehr nahe liegen dürften eintreten, in denen gerade diese letteren Staaten es tief zu beklagen haben möchten , einer bloß vermeintlichen Beeinträchtigung ihrer Würde wegen nicht auf einen Plan von dem die gedachte Erwiederung selbst sagt, daß er „einen ziemlich allgemeinen Anklang" gefunden habe eingegangen zu sein, der es ermöglichen würde , bei einem unerwarteten Angriff auf die deutsche Westgränze die paraten Streit mittel des 7. und des 8. deutschen Armeecorps um 24,000 Mann zu verstärken , während nach demselben Plan schon von jest an , um allen Eventualitäten zu begegnen, Luxemburg , Landau und Rastatt mit der vollen Kriegs besagung und Mainz mit dieser Besagung von Seiten Desterreichs und Preußens gemeinschaftlich zu belegen sein würden.

Zum Haupt- und zum Reserve- Contingent , sowie zu den Besagungen der Bundesfeftungen dürfen nur solche bei den Fahnen befindliche oder zeitlich beurs laubte Mannschaften verwendet werden, welche , bei einer Präsenthaltung von mindestens zwei Jahren während ihrer ganzen Dienstzeit, von ihrer Einreihung an und vor ihrer ersten Beurlaubung wenigstens 6 Monate ununterbrochen zu Dienst (da sie erst von da an aufhören , Recruten zu sein) gewesen sein müssen , insofern nicht die Aufstellung des Bundesheeres innerhalb jenes Termins von 6 Monaten erfolgt, mithin die Completirungsmannschaft des betreffen den Jahres noch in ihrer ersten Ausbildung begriffen ist. Eine natürliche Folge hiervon besteht aber wohl ohne Zweifel darin , daß derselben Kategorie von Mannschaften auch die Besaßungen derjenigen Festungen , welche keine Bundesfestungen sind , angehören müssen , weil, wenn diese Besagungen von minder guter Beschaffenheit wären , fene zumal wenn bei einem unerwarteten Angriff Festungen auf die deutsche Westgränze ein alsbaldiges Vordringen des feindlichen Heeres in die betreffenden Staaten zu be sehr leicht gefährdet werden könnten, mithin sorgen ist für den deutschen Bund weit eher ein sehr großer Nach theil , als ein Vortheil sein würden. Über auch das Ersaßcontingent darf nur aus solchen Mannschaften bestehen, welche - wenn sie auch nicht alle die volle erste Ausbildung erhalten haben doch jeden falls schon im Frieden mindestens in so weit eingeübt sein müssen , daß dem ausgerückten Bundesheere nach und nach nur solche Leute nachgesendet werden können, die bis dahin wenigstens ihre volle sechsmonatliche Ausbildung erhalten haben , mithin nicht mehr als Recruten zu betrachten sind. Zu diesen verschiedenen Contingentsleistungen können jedoch in Bayern die obenerwähnten , noch nicht einmal verpflichteten 24,000 Mann schon deßhalb nicht verwendet werden, weil sie eben noch gar keine Ausbildung als Sol daten erhalten haben , mithin fein geeignetes Material zur Kriegsbereitschaft des Bundesheeres darbieten und eben so wenig zu den paraten Streitmitteln dieſes Heeres gezählt werden können. Was nun die oben weiter erwähnten , nach Erfüllung ihrer eigentlichen Dienstpflicht bereits mit Abschied ent lassenen 100,000 Mann anbelangt , so dürften dieselben wohl eben so wenig als zu den besagten Bundesleistungen verwendbar erscheinen , nachdem diese Leute sich nach ihrer Beabschiedung bürgerlich niedergelassen und zum größten Theile verheirathet haben , in so lange sie nicht nach ihrer Beabschiedung in ähnlicher Weise, wie dieß in Preußen hinsichtlich der in der Linie ausgedient habenden Leute der Fall ist, behandelt, mithin organisirten Truppenkörpern (in Preußen der Landwehr ersten Aufgebots ) zugetheilt und hierbei alljährlich nochmals eingeübt werden , zumal wenn dieselben Leute in den lezten zwei oder wohl gar drei Jahren ihrer eigentlichen sechsjährigen Dienstzeit nicht mehr einbeordert worden sind , und in so lange nicht dafür Sorge getragen ist, diese Leute, bei ihrem Ausmarsch in's Feld oder wenn sie auch nur dauernd zur Fahne berufen werden, für das Aufgeben ihres bürgerlichen Etabliſſements

Was sodann weiter die obigen Angaben der Stärke des bayerischen Heeres betrifft , so bemerken wir hierüber Folgendes :

schadlos zu halten. Sollte einem einzelnen Bundesstaate das Eine oder das Andere (die Einrechnung völlig uneingeübter Leute

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oder nach Erfüllung der eigentlichen Dienstzeit bereits be abschiedeter Mannschaften , ohne daß bei den letzteren die oben weiter bezeichneten Bedingungen erfüllt find, in die Bundesleistungen) gestattet werden, so würde wohl bald die Mehrzahl der übrigen Bundesstaaten diesem Beiſpiel folgen und hierdurch die parate Streitkraft des Bundes heeres bedeutend beeinträchtigt werden. Hiernach verbleiben für Bayern nur die oben ange führten 66,000 Mann zur Disposition , um daraus die verschiedenen Bundesleistungen an Truppen zu bestreiten. Zieht man nun von dieser Summe den Bedarf für die drei Contingente (Haupt- , Reserve- und Ersagcontingent) ab mit 59,400 Mann, so bleiben 6600 Mann zu weiterer Verwendung übrig. Es müssen aber , nach §. 21 der neueren Kriegsver fassung des deutschen Bundes, über das Minimum der drei Contingentsleistungen von 13 Procent der bestehenden Matrikel (also für Bayern 59,333 oder rund 59,400 Mann) hinaus in den einzelnen Bundesstaaten noch weiter die zur Erhaltung der inneren Ordnung und zur Beseßung der Landesfestungen erforderlichen Truppen schon im Frieden bereit gehalten werden ; und da es sich in dem vorliegenden Falle von der Aufrechthaltung der Ordnung in einem 1387 Quadratmeilen großen Staate und von der Besetzung der beiden Festungen Germersheim und Ingolstadt, sowie vier kleinerer Vesten handelt , so dürfte hierzu der obige Ueberschuß von 6600 Mann noch bei weitem nicht ausreichen . Hiernach muß also der auf Bayern fallende Antheil an den Kriegsbesagungen von Landau und von Ulm allerdings dem dortigen Haupt- und Reserves contingent entnommen werden; und da hinsichtlich des auf Baden und auf Württemberg fallenden Antheils an den Kriegsbesaßungen von Rastatt und von Um ein ganz ähnliches Verhältniß eintritt, so erscheint die auf Seite 445 der Allg. Mil.-Ztg. vom Jahre 1858 vorkommende Bes hauptung, daß die am Oberrhein dem ersten Auprall von Westen her von dem 7. und dem 8. deutschen Armeccorps entgegenzustellenden bereiten Streitmittel (Haupt- und Re servecontingent) durch den von den benannten drei Staaten zu stellenden Antheil an den Kriegsbeſagungen von Landau, Rastatt und Ulm um etwa 24,000 Mann vermindert wer den, als ganz gerechtfertigt ; und würde — wenn künftig, nach dem auf Seite 446 der Allg . Mil. ፡ Ztg. vom v. J. gemachten Vorschlage, die Mitbesetzung von Landau im Kriege nicht mehr durch die Contingente von sieben kleineren Staaten stattfinden und dieser Ausfall nicht durch die beiden deutschen Großſtaaten, wie lezteres derselbe Vorschlag annahm , son - jener Abgang dern durch Bayern gedeckt werden sollte sich um weitere 3000 Mann vermehren und der ganze Ab gang sich mithin bis auf 27,000 Mann belaufen." Wenn nun nach der oben erwähnten " Erwiederung " in der Neuen Militärzeitung vom 21. August v. J. der in der Allg . Mil.-3tg. vom 19. und vom 26. Juni v. J. gemachte Vorschlag, zur Deckung jenes Abgangs , sowie aus den sonstigen daselbst näher entwickelten Gründen, alle Bundesfestungen ausschließlich nur durch Desterreich und Preußen im Frieden, wie im Kriege gemeinschaftlich, und zwar von jedem dieser beiden Staaten in gleicher Stärke beseßen zu lassen , schon damals einen ziemlich allgemeinen Anklang" " gefunden hat , so dürfte vielleicht

da das Hauptbedenken in jener Erwiederung durch die wohl als beseitigt zu betrachten sein obige Darstellung der fragliche Vorschlag gerade in dem jeßigen möchte Zeitpunkt , wo wir der Kriegsfrage so bedeutend näher gerückt find , als sehr beherzigungswerth erscheinen. Erwiederung" wird dann darin Im Verlaufe der gesagt: Angenommen auch , daß das 7 und 8. Bundescorps von dem Festungsdienst unbehelligt bleiben , so ist die größere Wehrhaftigkeit der westlichen deutschen Gränze damit keineswegs verbürgt und die Wahrscheinlichkeit eines französischen Einfalls in die deutschen Bundes länder zwischen Main und Neckar , oder zwischen dem Neckar und der oberen Donau oder zwischen dieser und der Iller für den Kriegsanfang nicht aufgehoben. Durch die strategische Richtung der Eisenbahnen von dem Centralpunkt Paris zum Rhein , in Verbindung mit jenen von der Saone und vom Doubs , durch das in den Hauptpläßen an diesen Linien bereit liegende Ma terial zur Kriegsausrüstung sind die Franzosen in den Stand gesezt , in der kürzesten Zeit am Ober , wie am Mittelrhein bedeutende Heermassen zu vereinigen , und sogleich offensiv zu verfahren. " Die Möglichkeit , diese Heeresmaffen in der fürzesten Zeit an der deutschen Westgränze zu vereinigen , ist auf Seite 445 des fraglichen Artikels der Allg . Mil. -Ztg . vom vorigen Jahre noch ausführlicher dargethan ; und nur dieses Umstandes wegen dürften , denn auch die in demselben Ar tifel enthaltenen Vorschläge gemacht worden sein. Daß aber hierbei eine Vermehrung der zunächst disponiblen, am Oberrhein zu versammelnden deutschen Wehrkraft um 24 oder 27,000 Mann keineswegs als unerheblich erscheinen. kann , möchte nicht wohl in Abrede zu stellen sein. Wenn es nämlich in der "I Erwiederung " unmittelbar nach der zuleht angeführten Stelle weiter so heißt : "! Bis man auf deutscher Seiten ersehen kann , was die Operation bezweckt , auf welche Objecte die feindlichen Colonnen losrücken, wird das 8. Bundescorps etwa bei Rastatt aufgestellt sein, das 7. auf dem linken Rhein user sich vielleicht an einem Punkt der Pfalz concentrirt haben. Wie lange oder wie viel Tage in dieser Anord nung , wenn nicht weitere Kräfte unverzüglich anlangen, verweilt werden kann , ist vorerst nicht zu bestimmen. Gehen die französischen Maſſen am Oberrhein aber nörd wobei die Schweiz_als_neutral lich von Basel über — oder doch unbetreten betrachtet ist --- so stehen sie in 10 Tagmärschen von Stuttgart bis zum Bodensee und in Sicht von Ulm . " so sind wir mit jener Aufstellung des 7. und des 8. deut schen Armeccorps durchaus nicht einverstanden , und sind wir vielmehr der Ansicht , daß sich in einem solchen Falle diese beiden Armeecorps auf dem rechten Rheinufer und zwar vereint bei Rastatt aufzustellen haben , während die Vertheidigung der Linie Luxemburg , Saarlouis , Landau, Germersheim getrost Preußen überlassen werden kann, welcher Staat , bei seinen bedeutenden Streitmitteln und mittelst der bereits bestehenden oder doch schon sehr bald beendigt werdenden Eisenbahnen, ganz in der Lage ist, in möglichst kurzer Zeit eine genügende Truppenmacht auf jener Linie versammeln zu können.

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Wenn nun , nach der Annahme der "1 Erwiederung“, die besagten zwei Armeecorps, schon ehe man auf deutscher Seite ersehen kann, was die feindliche Operation bezweckt, an den oben bemerkten beiden Punkten aufgestellt sein werden , so können sie sogar noch früher bei Rastatt vers eint sein , und wir werden daher zu rechter Zeit daselbst bei der Vorausseßung , daß die Besaßungen der betreffenden drei Bundesfeftungen nicht dem 7. und dem 8. deutschen Armeecorps entnommen werden - eine Truppen macht von beinahe 100,000 Mann (die Haupt- und Re servecontingente beider Armeecorps) bei Rastatt , die dor tige Besagung ungerechnet , aufgestellt haben. Diese Truppenmacht wird denn auch den Kern bilden, an den sich die aus Oesterreich und aus Norddeutschland gleichzeitig heranziehenden Verstärkungen anschließen werden ; und da wir erst unlängst das erhebende Beispiel erlebt haben, in welcher überaus kurzen Zeit ein ganzes öfters reichisches Armeecorps von Wien aus mittelst nur Eines Schienenwegs von dort nach Triest und von Venedig nach Mailand ― ohngeachtet der damit verbundenen Ueber schiffung von Triest nach Venedig - nach der lombardischen Hauptstadt befördert werden konnte, wobei namentlich auch die vorzügliche Marſchbereitschaft der österreichischen Armee die vollste Anerkennung verdient, so ist wohl nicht entfernt daran zu zweifeln, daß die bei Rastatt aufgestellte Truppen macht mittelst der schon jezt bestehenden und der ihrer Vollendung entgegensehenden Schienenwege - wobei nur zu bedauern bleibt , daß die gänzliche Herstellung der Ver bindung zwischen München und Linz noch nicht in naher Aussicht zu stehen scheint — sehr bald eine solche Stärke erreicht haben wird, daß der in der "1 Erwiederung" ange nommene Vormarsch der , nördlich von Basel über den Rhein gegangenen französischen Maſſen gegen Ulm hin als eine sehr bedenkliche Operation zu betrachten sein dürfte und daß, wenn diese Massen (gleichfalls nach der Annahme der Erwiederung) in 10 Tagmärschen von Stuttgart bis zum Bodensee und in Sicht von Ulm " , jene bedeutende feindliche Truppenmacht im Rücken habend, aufgestellt sein sollten , deren Rückzug nach dem Rhein jedenfalls äußerst gefährdet sein würde. Zur Ermöglichung jenes möglichst schnellen Heranziehens weiterer Truppen in die Aufstellung bei Rastatt , sowie der schleunigsten Aufstellung einer genügenden preußischen Truppenmacht auf der Linie von Luxemburg bis Germers heim erscheint es aber als eine absolute Nothwendigkeit, daß die höchste Bundesbehörde den Truppentransport auf den deutschen Eisenbahnen namentlich mit Rücksicht auf die verschiedenen Bundesstaaten und Eisenbahngesellschaften, -mit denen man es hierbei zu thun hat auf eine kräftigere und wirksamere Art , als dieß bisher der Fall gewesen zu sein scheint , und zwar in der Weise in die Hand nimmt, daß über diesen so überaus wichtigen Gegenstand end lich einmal allgemein gültige , möglichst ausführliche Bestimmungen erlassen, daß die zu so umfassenden und beschleunigten Truppentransporten, wie solche oben voraus gefeßt find , weiter erforderlichen Transportmittel unvers züglich angeschafft und daß bei jenem, wie bei diesem die in fraglicher Hinsicht schon so vielfach, namentlich von dem unvergeßlichen Pz. gegebenen Rathschläge gehörig befolgt werden. Alles dieses muß aber um so eher zur Aus

führung gebracht werden , als nur zu wahrscheinlich auf dem Verzug Gefahr haften dürfte. Weit davon entfernt , selbst bei dem in der "I Erwiede rung" angenommenen Vorrücken französischer Maſſen nörd lich von Basel her gegen Ulm hin an eine sofortige Preis gebung der badischen Rheinebene ohne vorausgegangene und verlorene Schlachten zu glauben , sind wir vielmehr der Ueberzeugung, daß bei den obigen Annahmen oder bei einem ähnlichen Verfahren das fragliche Vorrücken fran zösischer Massen zur Unmöglichkeit gemacht wird ; wobei wir übrigens von der sich von selbst verstehenden Unter stellung ausgehen, daß der Ueberschreitung des Rheins von Seiten jener Maſſen die Aufstellung einer genügenden, mit einer geringen Zahl von Bahnzügen nicht wohl herbeizu schaffenden Truppenmacht am linken Rheinufer vorauszu gehen haben wird - wie denn auch die Erwiederung" selbst annimmt, daß „bis man auf deutscher Seite ersehen. kann, was die Operation bezweckt, auf welche Objecte die feindlichen Colonnen losrücken “ , das 7. und das 8. deutsche Armeecorps nächst dem Rhein , jedes für sich , concentrirt sein werden , daß ferner die Gesandten der deutschen Staaten, namentlich diejenigen der beiden deutschen Groß - mit Rücksicht darauf, daß ihnen, wenn mächte in mächte in Paris Paris ste nur einigermaßen ihre Schuldigkeit thun , die Zuzüge französischer Truppen nach dem Rhein hin und die diesen Zuzügen nothwendig vorausgehenden Vorkehrungen unmög lich unbekannt bleiben können schon von den ersten An zeichen dieser Vorkehrungen ihren Höfen unverzüglich Kenntniß geben , sowie daß schon von jegt an für das gesammte Bundesheer (Haupt- und Reservecontingent) eine solche Marschbereitschaft angeordnet wird, um alle Contin gente nach Einlangung des deßfallsigen Befehls augen blicklich nach den zum voraus bestimmten Sammelplägen dirigiren zu können . Hiernach dürfen wir denn auch die zuversichtliche Er wartung aussprechen , daß wenn nach den obigen und den in der Allg. Mil.-Ztg . vom 19. und vom 26. Juni v. J. weiter enthaltenen Vorschlägen verfahren wird die in der " Erwiederung" als wahrscheinlich angenommene Aufstellung französischer Massen zwischen Stuttgart und dem Bodensee niemals realiſirt werden kann ; während jene Massen , wenn nicht deren Rückzugslinie durch eine , nach dem obigen Vorschlage schon gleich Anfangs bei Rastatt aufzustellende und sich täglich bedeutend vergrößernde Heeresmacht bedroht wird , wohl gar auch noch bis nach München vorrücken könnten. Schon die bloße Möglichkeit , daß bei einem unerwar teten Angriff auf die deutsche Westgränze am Oberrhein sogleich mit dem Beginne der Operationen , in Ermange lung genügender Wehrmittel auf der Diesseite , ein so bes deutender Theil des südwestlichen Deutschlands mit feind lichen Heerschaaren überschwemmt werden könnte , würde ganz dazu geeignet sein , die Bewohner dieser gesegneten Landstriche in die peinlichste Unruhe zu verseßen, wenn sie sich vergegenwärtigen , wie die französischen Heere früher in Deutschland gehauft haben , und wie die feindlichen Massen erst hausen und die betreffenden Länder aussaugen und brandschaßen würden, wenn sie, wider unser Erwarten, bis in die besagte Aufstellung wirklich vorrücken sollten, und sich von da , wie solches bei der diesseitigen Ueberzahl

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nicht anders zu erwarten ist , bald darauf wieder zurück Die gezogenen Kanonen in Frankreich. ziehen müßten ; und könnte man es wahrlich den Bewohnern jener Landstriche nicht verargen , wenn sie es bedauern Der Fortschritt der französischen Artillerie ist ein drei müßten, einem Staatenbunde anzugehören, der fie - einfacher : Für Festungs- und Feldartillerie 1) Die Einheit. zig und allein nur aus dem Grunde, weil dieser Bund existirt dasselbe Geschoß , dasselbe Kaliber, dasselbe von den ihm so reichlich zu Gebot stehenden , bedeutenden Hülfsmitteln keinen rechtzeitigen Gebrauch gemacht hat Rohr , dieselbe Proße, derselbe Munitionswagen und vor einer so überaus unglücklichen Katastrophe nicht zu dieselbe Laffete ; Einheit in Geschoß und Geſchüz iſt also erstes Princip. schüßen vermag. 2) Die Einfachheit. Dasselbe Geschoß wird als Wenn wir nun mit Befriedigung die feste Ueberzeugung aussprechen , daß es zu einer solchen Calamität für unser Hohl- und Vollkugel , dasselbe Geschüß zum Feld deutsches Vaterland unmöglich kommen fann , wenn , so und Belagerungsdienst, zum Vertical- und Horizontal feuer benugt. lange noch Zeit dazu ist , die geeigneten Vorsichts 3) die Beweglichkeit. Man hat die Metallstärke des maßregeln und Vorkehrungen getroffen werden , so darf dabei nicht unbemerkt bleiben , daß diejenigen Männer, Geschüßes vermindert , alle Kaliber über den Zwölf welche bei den deßfallsigen Anordnungen mitzusprechen haben, pfünder hinaus beseitigt , und Beschlag , Bekleidung sich einer schwer auf ihnen lastenden Verantwortung aus und Bespannung vereinfacht. sezen würden , wenn in dieser Beziehung irgend etwas Die Seele aller dieser Neuerungen und Fortschritte ist von ihrer Seite versäumt werden sollte. die von dem Obersten Tamister aufgefundene und von Hierbei kann jedoch nicht genug hervorgehoben werden, dem Lieutenant colonel Treuille de Baulieu fortgesette daß das oben uäher angedeutete diesseitige Verfahren bei " Grundidee : „ das System der gezogenen Gewehre auf die einem plöglichen Angriff auf die deutsche Westgränze oder Der Verlauf dieses bedeuten Geschüße zu übertragen" . auch schon bei einer ernstlichen Bedrohung dieser Gränze den Fortschritts der Artillerie war folgender : Zuerst gab zunächst nur darauf baſirt ist , daß schon von jezt man dem Geschüß 2 Züge und dem Geschoß 4 Zapfen, an die jämmtlichen Bundesfestungen ausschließlich nur von von denen 2 und 2 über oder vor einander standen. Diese österreichischen und preußischen Truppen in der oben näher Zapfen (ailettes) griffen in die Züge ein und folgten dem bezeichneten Weise beseßt , mithin namentlich Luxemburg, Drall derselben. Zwei Züge genügten nicht, die zu starken Landau und Rastatt mit der vollen Kriegsbesaßung belegt Oscillationen mußten Rohr und Zapfen zugleich stark ab. werden und daß sich in dem fraglichen Falle das 7. und Sodann versuchte man es mit 3 Zügen und 6 Ailettes ; das 8. deutsche Armeecorps in dem vollen Bestande des das Geschoß erhielt dadurch 3 Stüßpunkte , die Resultate Haupt- und Reservecontingents alsbald vereint bei Ras verbesserten sich , man verdoppelte Züge und Zapfen , gab statt aufzustellen haben, was aber nach der obigen Dar: 6 Züge und 12-Ailettes , die Oscillationen- verschwanden legung nur dadurch ermöglicht werden kann , wenn diese vollkommen , Rotation und Flugbahn waren ganz geregelt, Armeecorps an den Besagungen von Landau , Rastatt und dagegen blieb die Reibung zu stark, Züge und Wände Ulm nicht theilnehmen . Erwägt man nun , daß diese wurden schnell ruinirt. Aufstellung schon in wenigen Tagen vollzogen sein Die dritte Verbesserung , bei der man jezt stehen ge kann, so werden wir daselbst zur rechten Zeit eine Truppen blieben , besteht nun darin, daß man die Zahl der Zapfen macht von beinahe 100,000 Mann , die Besagung von (ailettes) auf 6 reducirte , die man nicht hinter oder vor Rastatt ungerechnet , besißen , welche , unter Anlehnung an einander , sondern schachbrettförmig über einander stellte. eine gut construirte und mit allem Nöthigen versehene Der Drall wurde von 2 auf 12 Meter reducirt. Festung, eine genügende Stärke haben wird , um sogar Die Geschosse von Eisen in cylindrisch conischer Form einem mit überlegenen Kräften ausgeführten , sofortigen stud jezt sämmtlich Hohlgeschosse. Wenn man diese Hohl Angriff auf diese Stellung wenigstens bis zur Ankunft geschosse als Vollkugeln verwenden will , wird die Spreng weiterer Verstärkungen mit Erfolg widerstehen zu können ; ladung durch Sand und Kleie erfeßt, um dasselbe Gewicht während für den Fall , daß an jener Stärke die nach der zu behalten, weil Sand allein bekanntlich specifisch schwerer bestehenden Annahme von beiden Armeecorps zu stellenden ist als Pulver. Besaßungstheile der zuleßt erwähnten drei Bundesfestungen Die Füllung des Geschosses geschieht durch eine Deff mit 24 oder gar 27,000 Mann in Abzug gebracht werden nung an der Spize , welche durch einen meſſingenen müſſen, die Chancen dieses Erfolgs sich sehr bedeutend Schraubstollen geschlossen wird, worauf man zur Zündung vermindern würden. Möge man doch dieses nicht wohl zu ein großes Zündhütchen seßt. Die Ailettes sind von Zink. bestreitende Factum das so ganz dazu geeignet ist, die Man hat, um die Abnuzung der Züge zu vermindern, im Eingang des gegenwärtigen Artikels erwähnten Be bei den letzten Schießversuchen zu Vincennes folgendes Ver -denken in den Hintergrund treten zu lassen an den fahren eingeschlagen und zwar , wie man behauptet , mit entscheidenden Stellen recht beherzigen und dabei gehörig dem größten Erfolge. An den abgefeuerten Geschossen beachten , daß in einer Nichtberücksichtigung jenes so über wurden die Veränderungen beobachtet, die an den Ailettes aus leicht zu erlangenden großen Vortheils eine arge Ver durch die Reibung der Züge entstanden waren , hierauf kennung dessen , was dem deutschen Bunde Noth thut , zu wurde den Ailettes der neuen Geschosse genau dieselbe Ge erblicken sein würde! stalt gegeben , welche die Ailettes der schon gebrauchten (Schluß folgt.) durch den Schuß erhalten hatten. Durch dieses Mittel will man die Abnuzung der Züge

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auf ein Minimum reducirt haben , und es wird sogar be hauptet, daß in der richtigen Construction der Ailettes das ganze Geheimniß bestehe , was man bisher in einer bes sonderen Metallcomposition gesucht hat. Bei ter Marine artillerie hat man versuchsweise ein Geschüß eingeführt, welches 3 Züge hat und von hinten geladen wird. Der Verschluß des Rohrs ist dabei nach dem System des schwe dischen Capitän von Engstrom. Die Bombenkanonen ___ canons obusiers - werden

5 Millimeter Tiefe, sie machen auf 2 Meter eine Windung (reducirt auf 11) . 17) Die Geschosse haben 841 bis 85 Millimeter Durch meſſer ohne die Ailettes, daher bis 1 Millimeter Spiel raum , die Ailettes haben 10 Millimeter Breite und 5 Milli meter Höhe (beinahe 1 Millimeter Spielraum) . * ) 45. Paris , 15. Februar.

wie alle Belagerungsgeschüße umgegossen , 480 neue Ge schüße sind im Schmelz, der Zwölfpfünder ist die Einheit. Es ist möglich, Sechspfünder derartig auszubohren und mit Zügen zu versehen , daß auf sie diese neue Erfindung anwendbar wird . Dem weittragenden französischen Gewehr und Geschüß gegenüber mit dem gewöhnlichen Sechspfünder auffahren zu wollen , den ungleichen Kampf auch nur zu versuchen, scheint im höchsten Grade gefährlich. Die Schuß resultate mit dem Infanteriegewehr auf 800 Meter , mit dem Geschüß auf 2000, find fabelhaft ; Deutschland möchte sich zu beeilen haben , um sich in Bezug auf Bewaffnung Frankreich gleichzustellen. Nachstehend geben wir die authentischen Ziffern, die fo genau sind , daß danach die Geschüße selbst angefertigt werden können. 1) Die Traube hat 90 Millimeter Durchmesser. 2) Die Kehle der Traube hat an ihrer dünnsten Stelle 60 Millimeter. 3) Die Verstärkung des Bodens ist 40 Millimeter dick und hat auf der Grundfläche 245 Millimeter Durchmesser. Die äußere Seite ſchließt sich in einer Curve dem Boden an. 4) Der Boden hat 50 Millimeter Dicke und 245 Milli meter Durchmesser. 5) Das Bödenstück ist cylindrisch und hat 395 Milli meter Länge auf 225 Millimeter Durchmesser. 6) Das Zapfenstück ist 305 Millimeter lang und hat hinten 215 Millimeter, vorne 195 Millimeter Durchmesser, ist daher etwas conisc . 7) Das lange Feld ist ebenfalls conisch. Es ist 555 Millimeter lang , der hintere Durchmesser ist 180 , der vordere 150 Millimeter. 8) Der Rundstab hat 170 Millimeter Durchmesser und 10 Millimeter Dice. 9) Der Kopf ist 130 Millimeter lang und hat einen Durchmesser hinten von 170 Millimetern, an seinem stärksten Punkt 200 und vorne 176 Millimeter. 10) . Die Geschüße werden auf zwei verschiedene Arten construirt : a) mit dem Uebergewicht nach hinten (Feldartillerie) , b) mit dem Uebergewicht nach vorne (Bergartillerie). 11) Im ersteren Falle stehen die Schildzapfen auf 603 Millimeter Entfernung vom hinteren Ende des Bodens . 12) Im zweiten auf 445 Millimeter. 13) Die Schildzapfen haben 80 Millimeter Länge und 80 Millimeter Durchmesser.

14) Die Secte des Rohrs hat 1400 Millimeter Länge und 85 Millimeter Durchmesser. 15) Am Boden ist die Seele nur in den Ecken schwach abgerundet. 16) Die 6 Züge haben 16 Millimeter Breite und

Literatur. Quellenstücke und Studien über den Feldzug der Reichsarmee von 1757. Ein Beitrag zur deutschen Geschichte im 18. Jahrhundert. Von Carl Brodrück, Hauptmann im Großherzogl. Hessischen 2. Jufanterieregiment , Lehrer der Kriegsgeschichte an der Großherzogl. Hessischen Militärschule. Leipzig, 1858. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung. (Schluß.) Die kritische Feststellung der Thatsachen , nach welcher Zeit und Personen beurtheilt sind , kann nur durch so gediegene, die Wahrheit suchende Studien , wie die vorliegende, ermög licht werden. Wenn dieses achtungswerthe Streben , verbunden mit dem seltenen Talente einer scharfsinnigen Erforschung der in den Zuständen des Reichs und seiner Armee zwar ruhenden, *) Indem wir die vorstehenden Notizen mittheilen, haben wir einige Erläuterungen beizufügen. Zunächst scheint es sich also fest zu bestätigen , daß bei richtiger Construction der Züge und Flügel (Führungen des Geſchoſſes) das gewöhnliche Kanonenmetall eine genügende Dauerhaftigkeit für gezogene Rohre darbietet und selbst die Anwendung eines für ein Kaliber von 85,5 Millimeter ganz eminenten Dralls von 1,5 Millimeter zuläßt. Nach den obigen Maßangaben bilden die Züge , bei 7/8 Windung auf die Boh rungslänge , einen Winkel von nur 79°9′ gegen den verticalen Schnitt auf die Rohrachse , während bei gezogenen Handfeuer waffen schon ein Winkel von etwa 87° dem zulässigen Minimum nabe liegt. Wenn obige Mittheilungen sich völlig bestätigen, woran wir nicht zweiflen , so muß es überraschen , daß man lediglich durch Anwendung eines zweckmäßigen (wahrscheinlich gerundeten) Profils der Züge und Flügel dahin gelangt ist, eine dem ersten gewaltsamen Stoß der Gase widerstehende solide Füh rung herzustellen. Das Material der Flügelanſäge ist wohl nicht reines Zink, sondern eine etwas minder spröde Zinklegirung. Leider fehlt die Angabe über Gewicht und Länge des Geſchoſſes. Da das Kaliber 85,5 Millimeter beträgt , so kann ein etwa zwei Kaliber langes cylindro - conisches eisernes Hohlprojectil und in diesem Sinne sammt Füllung etwa 6 Kilogr. wiegen wäre dann der Zwölfpfünder die Einheit geworden. Als Ladung läßt sich 1/5 Geschoßgewicht vermuthen. Wer sich auch nur aus den Wirkungen der Langgeschosse tragbarer Feuerwaffen eine wissenschaftliche Ansicht über die Leistungen gebildet hat , welche von einem 150 bis 200 Mal schwereren Geschosse zu erwarten sind , wird es sehr wahrscheinlich finden , daß die Tragweite und Treffsicherheit unserer seitherigen Geschüße der schwersten Kaliber durch die neue Kanone erreicht und überboten sei. Ob außer der Kugel auch die Granate ausreichend erscßt sei, bleibt zu erwägen, da die Sprengwirkung des Langgeſchoſſes unmittelbar bei dem ersten Aufschlage erfolgen wird ; auf den Kartätſchſchuß muß die gezogene Kanone verzichten, aber es wird einer Feldbutterie aller dings sehr schwierig sein, auf Kartätſchschußweite an einen Feind heranzukommen , dem jenes Geschüß zur Seite steht. Wir stimmen unserem geehrten Herrn Correſpondenten bei, daß Deutschland sich zu beeilen habe, solcher Concurrenz die Spiße zu bieten. Aber es bedarf wohl kaum der Bemerkung,

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aber vielfach übersehenen Ursachen der Begebenheiten , allein schon den Dank des Publicums hervorrufen muß , so finden wir vorzüglich in der Beharrlichkeit, mit welcher sich der Vers fasser der mühsamen Beitreibung aller Aufschluß gebenden Materialien unterzog , um eine Lanze gegen Verläumdungen und leichtsinnige Urtheile einzulegen, einen Grund dafür , den Verfasser als einen würdigen Geschichtschreiber zu bezeichnen, ein Prädicat, auf welches er ein um so unzweifelhafteres An recht hat , als sein Urtheil sich vor Verblendung , Leidenschaft und Taktlosigkeit zu verwahren wußte. Selbst da, wo es galt, einer beliebten Anschauung der Dinge entgegenzutreten , beob achtete er die Schonung eines Mannes , der zwar die Belege zu der Wahrheit , die er aufgefunden hat , mit Selbstgefühl und im Triumphe einführen könnte ; der aber gleichwohl nur den Muth zeigt, die absichtlich oder bewußtlos entstellten Thats sachen in ihrer nackten Geſtalt darzustellen. Diese treue und gewissenhafte Wahrheitsliebe verzichtet auf alles Andere gerne, nur nicht auf das Bewußtsein, Recht und Würde der Geschichte gerettet zu haben. Fast ist es unmöglich, für eine größere Zeitperiode in dem Verhältnisse Hülfsmittel aufzutreiben , wie es hier für eine engere Geschichtssphäre geschehen . ist ; ein langes Menschenleben würde kaum ausreichen , die geschichtlichen Stoffe auch nur aus einigen Jahrhunderten zu sammeln , zu prüfen und nach einem Plane geſchichtlich zu bearbeiten. Für die Abfassung einer allgemeinen oder Kriegs- Geſchichte ſind geschichtliche Fest stellungen, wie sie für einen speciellen Abschnitt der Geschichte in dem Werke des hessischen Herrn Kameraden geboten wurden, ganz unentbehrlich und , obgleich sie selten genug in gleicher historischer Meisterschaft vorgefunden werden , so gehört doch kein besonderes Geſchick dazu , die Glaubwürdigkeit der wirk

lich vorhandenen zu erkennen und zu vernußen. In der Be zichung trifft das in der heutigen Militärliteratur ersichtliche Streben nach guten Regimentsgeschichten den Kern des wahren. Bedürfnisses für den Kriegsgeschichtschreiber , dessen Arbeit durch sie erleichtert wird . Die ächte Kriegsgeschichte selbst aber hat nicht allein eine sehr hohe Bedeutung für die allgemeine Geschichte , sondern sie wird auch zur einzig reinen Quelle nüßlicher praktischer Belehrungen für den Soldaten, da sie ihn an der Hand der Erfahrung in die positiven Grundsäße der Kriegswissenschaft einführt. Allen Militärs, resp. Regiments Geschichtsschreibern möchten wir die Art der stofflichen Be handlung des vorliegenden Werks zur Nachahm ng empfehlen, insbesondere aber die gute Combination , Ergänzung und Bes richtigung der Quellenstücke aus und mit anderen , die den gleichen Gegenstand behandeln. Wo der gründlichsten Forschung ungeachtet ein Fragezeichen übrig blieb , da spricht der Vers faffer höchstens eine Muthmaßung oder seine Gründe für oder gegen die Wahrscheinlichkeit des Factums aus ; in einer abs sprechenden oder gar für einen bestimmten Zweck zugerichteten Weise geht er niemals über den Gegenſtand hinaus und dieſem redlichen Verfahren hat man eine Arbeit zu danken , die nach Absicht und Umfang als eine vollendete und höchst gelungene der wärmsten Theilnahme aller deutschen Offiziere empfohlen werden kann. Der Wunsch wird gerechtfertigt sein , daß der Verfasser eine der wichtigeren Episoden aus der Kriegsgeschichte unseres Jahrhunderts einer gleichen Behandlung unterziehen möge ; wir sind überzeugt , daß die Resultate seiner Forschung zur Ausbeute kriegswissenschaftlicher und unsere heutigen Verhält nisse näher berührender Grundsäße berechtigt sind .

daß die formidable neue Einheitskanone der französischen Ar tillerie immer noch nicht viel mehr ist , als ein neues Modell, welches bei den praktischen Anlässen der nächsten Zukunft in einigen interessanten Musterbatterien zur Erscheinung kommen dürfte . Kein Machtwort der obersten Gewalt , keine technische Ein ſicht und keine großartigen Mittel können uns schon innerhalb der nächsten Monate eine völlig neue , in ihrem ganzen Material umgewandelte französische Artillerie gegenüberstellen. Gewiß aber ist es an der Zeit, daß auch in Deutschland diese hochwichtige Angelegenheit aus den luftigen Höhen der wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen Besprechungen heruntergezogen werde auf die Schießrläge der Artillerie, wozu ja hier und dort schon ein An fang vorliegt. Möchte man aber dem französischen Modell keine mehr oder minder genaue Copien von österreichischem, preußischem, bayerischem 2c. Kaliber entgegenstellen , sondern eine überlegene Waffe von deutschem Kaliber, zu welcher der Krupp'sche Gußstahl das rechte Material bietet. Die Ueberlegenheit der französischen Handfeuerwaffen über die unserigen ist wirklich fabelhaft, d . h. - eine Fabel. Selbst unter der Voraussetzung , daß die spät begonnene Umänderung der glatten Infanteriegewehre und ihrer Munition schon hinläng lich durchgeführt wäre, werden die Leistungen derselben keineswegs die Wirkungen eines deutschen gezogenen Infanteriegewehrs von ähnlichem Kaliber ( 17,5 bis 18 Millimeter) überbieten, wohl aber wesentlich zurückbleiben hinter den Leistungen deutscher Waffen von kleinerem Kaliber. Dieß gilt besonders für die österreichischen Handfeuerwaffen, welche in den Händen der kaiserlichen Schüßen noch auf 900 Meter eine sehr zuverlässige, keineswegs fabelhafte Wirkung äußern. Eine Ueberlegenheit der französischen Dornbüchse über die bayerische , hannoversche und sonstige Dornbüchsen ist niemals constatirt worden. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

Repertorium der deutschen Militärjournalistik, von W. v . Sturmfeder, Oberstlieutenant im fur fürstlich hessischen Kriegsministerium . Cassel , 1859. Verlag von Oswald Bertram. Endlich ist dieses längst zugesagte und mit Sehnsucht er wartete Repertorium erschienen, ―――― eine Riesenarbeit, für welche wir dem Herrn Verfasser zum höchsten Danke verpflichtet find. Wer hätte nicht schon ―――― und wie oft! wenn er tagelang nach diesem oder jenem Gegenstande des militärischen Wissens in den reichen Minen unserer Militärjournalistik vergeblich nachgrub , den Mangel eines solchen Repertoriums empfunden, das ihm Aufschluß gäbe , wo da und dort ein neuentdecktes Goldkorn der Wahrheit zu finden ist ! Und wie sollte er sich vollends nicht freuen, dasselbe - Dank dem Fleiß und der Herr Einsicht des Verfassers so trefflich gediehen zu sehen ! Der Verfasser hat nicht weniger als 37 militärische und 20 sonstige Zeitschriften benußt und deren Inhalt höchſt übersichtlich nach folgenden Rubriken geordnet : I. Heerwesen und Heer verfassung. II. Krieg und Kriegführung. III . Kriegs funt , Strategie. IV. Taktif. V. Kleiner Krieg. Leichte Truppen. VI. Eisenbahnen und deren An wendung zu militärischen Zwecken. VII . Uebungen und Manöver im Frieden. VIII . Einzelne Waffen gattungen. IX. Generalstab und Generalstabs. dienst. X. Landwehr , National garden , Miliz . XI. Marine , Marinetruppen, Dampfschifffahrt. XII. Einzelne Militärgrade betreffend. XIII. Waffen lehre. XIV. Terrainlehre , Terrainkenntniß , Ters

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rainbeschreibung. XV. Militärisches Zeichnen und Aufnehmen , Kartenwesen. XVI. Militärgeogra phie, Statistik, Reisebeschreibungen. XVII. Mathes matif, Naturwissenschaften. XVIII. Telegraphie. XIX. Geschichte der Kriegskunst und des Kriegs wesens. XX. Kriegsgeschichte in 6 Unterabtheilungen . XXI. Kriegsgeschichte. Biographien , Charakter schilderungen , Nekrologe. Natürlich muß dieser treff liche Anfang durch regelmäßige Supplementhefte fortgeführt und ergänzt werden ; der Herr Verfasser hat auch dieses ver sprochen und wir werden ihn seiner Zeit daran zu mahnen uns erlauben. Wir enthalten uns jeder Anpreiſung des treff lichen Buches ; wer sich überhaupt mit Militärwissenschaft ab gab , hat längst seinen Werth empfunden und freut sich mit uns , diesen stillen Wunsch endlich erfüllt zu sehen .

für die Gestüte hätten von sachverständigen Commiſſionen - aus 1 Cavalerieoffizier, 1 Pferdearzt und 1 Stallmeister bestehend ―― gewählt und die Gestüte selbst unter Controle gestellt werden sollen. Alte Cavaleriemannschaft wäre zum Dienst dabei zu verwenden gewesen. Auch die Regiments. gestüte hätten unter Commissionen gestellt und nicht jeder Offizier dazu commandirt werden sollen ; bisher war das Gestütwesen im Regimente unwissenden Unteroffizieren an vertraut. Der Ankauf guter Stuten und fehlerfreier , eins heimischer Hengste wird empfohlen, da diese am besten taugen. Unter Auszügen aus anderen Militärzeitungen erwähnen wir : Geschichte der Feuerwaffen , Französische Armee und Marine , Desterreichische Armee , Militärinstruc tion in Bayern, Uebungen der chinesischen Armee, Militärs orden St. Johann von Jeruſalem , Neue Schweizerbüchſe, Schweizer-Armee , Preußische Armee , Chinesische Armee, Expedition von Cochinchina, Verluste der englischen Armee, Eiserne Schiffe. Sardinien.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. November 1858. Portugal. Revista militar. Direcção : Antonio de Mello Breyner , tenente Coronel ; Luiz Travassos Val dez , Major graduado ; Joâo Manoel Cordeiro, Major graduado. Typographia de G. M. Martins . Lisboa , 1858. Die portugiesische Artillerie. (Forts.) Festungs artillerie. Ein gutes Artilleriematerial iſt das erste Be dürfniß einer Festung. Das portugiesische ist weder in Quantität, noch in Qualität zureichend. Seit 100 Jahren wurden keine Broncegeschüße für Festungen mehr gegossen. Die Kaliberverschiedenheit ist sehr groß ; die Geſchüße find zu kurz ; Haubißen und Mörser gar nicht vorhanden. Auch die Küstenartillerie bedarf der Verbesserung ; naments lich sind die Befestigungen Lissabons so gut wie gar nicht armirt ; für Oporto ist nichts zu fürchten ; die anderen Häfen find klein und schwer zugänglich. Der Mörser von Porto. Im Hofe von Sta. Clara ſteht Er wurde ein 10 zölliger , 1833 gegossener Broncemörser. während der Belagerung von Porto gefertigt, um vorräthige Bomben von 9 ″′ 9 ″ benußen zu können. Seine Laffete wurde von einem 100 jährigen Baume genommen , den D. Pedro Anfangs schonen wollte , den aber ein Sturm, wie providentiell , niederriß. Marschall Bugeaud's Grundsäße für das In fanteriegefecht. Die Erfahrungen dieses Marschalls find in einer Anrede an das 56. Regiment niedergelegt. Er verlangt : sparsames Feuer , und nicht auf große Ents fernungen , Laden mit zwei Kugeln , mehr Gefangene zu machen, als niederzustoßen , Einleitung des Kampfes durch Schüßen und Abziehen derselben nach den Flanken , herz haftes Drauflosgehen , Vermeiden des Parallelkampfes , Des ployiren im Lauf , schnelle Rückzüge , für die Offiziere Doppelbüchsen . Gestüte. In Portugal ist ein Hengst per Schwadron zur Beschälung bestimmt ; wo es angeht , werden Stuten und Fohlen bei den Regimentern gehalten ; in jedem adminiſıra tiven Bezirke besteht ein Gestüt zur Verbesserung der Nace. -Die Früchte dieser Einrichtungen find fast null : die Orte

Rivista militare , giornale mensile. Direttori L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III. Torino , 1858.. Die Kriegsmarine der drei italienischen Haupts staaten Desterreich , Sardinien und Neapel. (Die Hauptmomente dieses Artikels sind in Nr. 9 & 10 der A. M.-Z. von d. J. mitgetheilt .) Das Gewehr Prélat - Burnand , nach der Revue mili taire suisse. Die Nothwendigkeit , einen Theil der In fanterie mit besonders ausgezeichneten Handfeuerwaffen aus zurüsten , führt den Mißstand eines verschiedenen Kalibers Ueberdieß hat das gewöhnliche gezogene Gewehr herbei. eine flachere Bahn und auf die kurzen Entfernungen ' eine geringere Abweichung. Man dachte daher darauf , ein auch für Recruten unschwer zu behandelndes gezogenes Gewehr zu gewinnen , das auf weniger als 300 Schritt kein Visir hätte und sich leicht laden ließe. Dieses Problem ſoll nun das Gewehr Prélat- Burnand lösen. Es wurden mit dem selben • vor einer Commission 5 Tage lang Schießversuche angestellt, wobei von 200-400 Schritt sämmtliche Kugeln, im Ganzen aber von 386 auf Entfernungen von 200-1000 Schritt abgefeuerten Kugeln 264 trafen, und bis 800 Schritt Dieses Ge nur kleine Horizontalabweichungen vorkamen. ehr sehr überlegen, wehr ist dem gewöhnlichen Infanteriegew und kommt der franzöſiſchen Dornbüchse nahezu gleich. Es wird ihm nur eine leichtere Kugel gewünscht , um es über haupt jedem Infanteriegewehr vorziehen zu können. Eine neue Generalkarte von Toscana. Kartographie. (Wir werden demnächst darüber berichten. ) Verschiedenes. Beschreibung des Lagers zu Neuenkirchen. Die österreichische Kriegs Militärbericht aus Petersburg. marine. Die Vorgänge in China.

Berichtigung.. In Nr. 15 & 16 der A. M.-Z. auf Seite 124 Zeile 16 von unten bitten wir 5000 statt 50,000 , ferner in der Beilage Nr. 17 &18 auf Seite 153 Zeile 22 von oben werden statt worden und Zeile 24 v. o. nachgeschriebene statt nachgeschriebenen zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

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Druck von G. W. Leske.

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K.

Samſtag, 12. Mär i

34. Jahrgang,

1859.

No. 21 & 22.

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Allgemeine Militär - Beitung.. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Im jebigen Augenblick dürfte

nen , verdecten Eiſenbahnwagen. a ) Das in leinenen Säden verpackte befindet ſich in ,guten , dichten, Pulvertonnen Zündhütchen Patronen ; diePulver , Cartouchen

die Mittheilung eines Auszugs aus dem Reglementfür Die Beförderung von Truppen , Militärerfecten und ſonſtigen Armeebedürfniſſen aufden Staatseiſenbahnen von Jntereſſe ſein. — 1) Die Eiſenbahu: direction beurtheilt, ob die Beförderung mit gewöhnlichen oder Extrazügen ſtattfinden ſoll; dieſelbe hat jedochdem

Zündſpiegelund Zündungenſind in eben ſolchen Tonnen oder feſten Kaſten verpadt. b Auf den Boden des Eiſen bahnwagens und zwiſchen jede Lage Tonnen und Koſten werden Saardeđen gelegt. c ) Mehr als 3 Lagen Tonnen oder Raften dürfen nidt übereinandergelegt, und in dem ſelben Wagen feineandere Ladung aufgenommen werden .

Preußen .

** Berlin , 2. März.

-

Verlangen eines Truppenführers , welcher aus militäriſden Etwaigen Schaden, welcher bei der Beförderung von Pulver Gründendie Beförderung mit einem Extrazuge für noth- und Munition ohne Verſehen der Eiſenbahnverwaltung,

wendig hält, Folge zu geben . 2) Das Gin- und Auslekteteroder anderen Perſonen erwägſt, erſegt die Mili Laden der Pferde , Effecten , Geſchüße 2. geſchieht unter türverwaltung

Leitung der Bahnhofsverwaltung durch die Militärmann ſchaften.

3) Für lebtere werden außer Perſonenwagen,

auch verdedte , mit Sißen verſehene Güterroagen geſtellt. 4 ) Beſchädigungen und Verluſte , welche bei der Befördes 1

rung vorgefommen , werden nach Ankunft des Zuge pun

der Eiſenbahnverwaltung und Militärbehörde feſtgeſtellt, und ſolche, welche nicht durch Schuld des Militärs, einen

Belgien. Brüſſel, 1. März. Man fileht der baldigen Ber: öffentlichung eines Erlaíſes aus dem Kriegsminiſterium entgegen, welcher ſpecielle Comités für jede einzelne Waffengattung der Armee aus der Mitte der betreffens den Offiziercorps ernennen wird. Die präſidirenden Gene

unabwendbarenZufall oderunvorhergeſehene Naturereig- raledieſer Einzelcomités werdenvereinigt denpermanenten niſſe entſtanden ſind , von der Eiſenbahnverwaltung erlebt. Ausſchuß der Landesvertheidigung bilden. Das Project, 5) Für zu befördernde Truppen und Kriegsmaterial eines welches durch dieſe Maßregel zur Ausführung gelangen fremden Staats gelten die nämlichen Beſtiminungen . wird , datirt bereits von mehreren Jahren ber. 1

Aus dem Anhang entnehmen wir Folgendes über Be: förderung von Pulver und leicht entzündlicher

Großbritannien .

Munition. 1 ) Beförderung von in Kriegøfahrzeugen London, 5. März. Um möglichſt viele Armſtrong'ſche verpadter Munition auf unbedecten Eiſenbabiiwagen. a) Die Geldüße ( vgl. a . M.- 3 .Nr. 15 & 16 v. d. I.) zu Räter der aufgeladenen Fahrzeuge werden durch Rreuzhoz gehemmt, die Deichſeln aber nur, wenn es nothwendig iſt,

erhalten , werden zu Woolmich und Newcaſtle ausgedehnte Etabliſſements errichtet. Arinſtrong, welcher ſeine Erfins

herausgenommen, um den durch Wiedereinſeben derſelben ver-

dung dem Staate unentgeltlich überlaſſen hat, wird außer

urſachten Zeitverluſt beim Verlaſſen der Eiſenbahn zu ver:

der bereits unter dem 23. Februar ihm verliehenen Ritter

meiden. b) Alle von den Kriegsfahrzeugen entfernten, würde in Geſchenk von 20,000 Pid. St. erhalten. leicht feuerfangenden Gegenſtände werden mit brandſicheren Deden bededt, oder in einem bededten Güterwagen unters

gebracht. c) Eine geringe Ánzahl Kriegsfahrzeuge wird

$ p a nie n. S. Die ſpanijde Cavalerie jou demnächſt eine

nach Ermeſſen der Eiſenbahnverwaltung in gemiſcten Pers neue Formationerhalten, nach welcher ſie aus 4 Regis fonens oder Güterzügen , cine größere Zahl derſelben in Extrazügen befördert." 2) Beförderung von Pulver und nicht in Kriegsfahrzengen verpadter Munition, in geidyloſjes

mentern Cüraſſiere, 8 Regimentern Lanciers, 4 Regimentern

uſaren und 4 Regimentern Jäger beſtehen wird.

‫یو‬ ‫ا‬.

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Zur Frage der Bundesbeſaßungen.

wie überhaupt allen Schrecken des Kriegs eine geraume

(Schluß.)

Zeit hindurch preisgegeben sein würden , ganz abgesehen davon, daß die aus dem 7. und 8. Armeecorps bestehende nachdem die größere Hälfte (das Heeresabtheilung 7. Armeecorps) nach unglücklich bestandenen Kämpfen aus der Pfalz über den Rhein zurückgeworfen worden — als zu dem besagten Flankenangriff sehr wenig geeignet.zu betrachten sein dürfte. Wenn man übrigens mit Zuversicht vorausseßen darf , daß , wenn die Lombardei unerwartet von Piemont aus angegriffen werden sollte , das dort befindliche tapfere österreichische Heer sich nicht ohne vorausgegangene und verlorene Schlachten hinter die Minciolinie zurückziehen und hier aufstellen , sondern vielmehr die etwa einge drungene sardiniſche Armee über den Ticino zurückwerfen und derselben auf eigenem Grund und Boden die gebüh rende Lection geben wird , so fann wohl eben so zuver sichtlich behauptet werden, daß bei einem unerwarteten An griff auf das deutsche Bundesgebiet am Oberrhein das deutsche Hauptheer sich nicht hinter der Jller, unter Preis gebung des ganzen westlich gelegenen Bundesgebiets , auf stellen, sondern vielmehr sich wo möglich bei Rastatt oder, wenn hier Hindernisse eintreten sollten, bei Bruchsal, unter ganz besonders erschwerenden Umständen aber doch jeden falls am Neckar zwischen Mannheim und Heidelberg, zur Benußung der an den zwei letteren Punkten zusammen treffenden Eisenbahnen, zu sammeln haben wird, um dieses Heer, sobald es die genügende Stärke erreicht hat, augens blicklich in südlicher Richtung vorrücken und durch dasselbe. die eingedrungenen feindlichen Massen über den Rhein zu rückwerfen laſſen zu können. Die Erwiederung fährt sodann fort :

In dem bisher Gesagten haben wir uns nur damit --――― beschäftigt , wie etwa befferer Einsicht unbeschadet einem unerwarteten Angriff von Westen her von der Wenn nun auch hier Diesseite zu begegnen sein möchte. mit ein vorläufiges Ueberschreiten der deutschen Gränze von Seiten eines Theils des französischen Heeres , sei es nun bei einem Angriff auf die Gränze nächst der Linie von Luxemburg bis Germersheim oder bei einem Ueber gang über den Rhein nördlich von Basel , verbunden sein mag, so zweifeln wir doch nicht entfernt daran, daß — mit Rücksicht auf die bedeutende Mehrzahl an Streit kräften auf Seite des deutschen Bundesheeres und unter der Voraussetzung einer tüchtigen und einheitlichen Führung dieses Heeres - dem weiteren Vorschreiten jenes Heeres theils bald Einhalt gethan , derselbe über die Gränze zurückgeworfen und somit der Kriegsschauplaß auf das französische Gebiet verlegt werden wird. Namentlich für den lezteren der beiden erwähnten Fälle sezen wir dabei weiter voraus , daß, nach der obigen Annahme, Rastatt als Sammelplag für das deutsche Hauptheer bestimmt wird und daß die von dem Bundesfeldherrn zu diesem Haupt heer befehligt werdenden Theile des österreichischen Contin gents (1. , 2. und 3. deutsches Armeecorps) sich , unter möglichster Mitbenugung der zu dieser Zeit disponiblen Eisenbahnen, eben so schnell, als nur immer thunlich, nach jenem Sammelplage zu begeben haben, während das recht zeitige Eintreffen der zu dem besagten Hauptheer befehligt werdenden Theile des preußischen Contingents (4., 5. und 6. deutsches Armeecorps ) auf dem erwähnten Sammel. plaze mit Rücksicht darauf, daß diesen Truppentheilen 'eine größere Zahl von Schienenwegen zur Disposition steht, weit eher zu erwarten sein wird. Wenn dagegen die " Erwiederung" annimmt , daß bei einem unerwarteten Angriff von Westen her die öfter reichischen Corps fich wohl zwischen Jller nud Lech zu ver einigen haben würden , um in Wirksamkeit zu treten , weil die Entfernungen, wobei die Eisenbahnen sie vorläufig noch nicht sehr begünstigen , zu groß find , als daß eine Auf stellung von mindestens 100,000 Mann näher zum Rhein möglich wäre " , und daß nachdem es sich ergeben , daß das in der Pfalz aufgestellte 7. deutsche Armeecorps fich, troß der ihm gebrachten preußischen Hülfe , daselbst nicht hat behaupten können, und nachdem dasselbe, in Folge da von, sich über den Rhein zurückgezogen und mit dem bei Rastatt aufgestellten 8. Armeecorps vereinigt hat - beide Armeecorps , wenn nicht ein Flankenangriff auf den vom Oberrhein schon gegen den Neckar vorgerückten Feind vor theilbringender ist" , den Rückzug auf das mittlerweile in Action tretende österreichische Heer *) auszuführen haben so find wir mit diesem Verfahren nach dem Obigen um so weniger einverstanden, als bei der leßteren Alterna tive die herrlichen Landstriche zwischen dem ganzen Obers rhein bis über Carlsruhe hinaus und der Jller den Brand schagungen und Verwüstungen des feindlichen Heeres , so: *) In dem vorliegenden Falle kann nicht von einem österreichischen Heere,sondern nur von einem österreichischen Contingent die Rede sein.

Geht der Eröffnung des Feldzugs ein diplomatischer Schriftwechsel von einigen Monaten voraus , nun dann würden die Bundescorps versammelt , und in Position nach dem Ermessen des Oberbefehlshabers stehen. &8 ist aber immer anzunehmen , daß die Franzosen , wollen oder müſſen ſie einmal schlagen , die Initiative ergreifen, wozu fie die Mittel haben , und daß sie vor Allem darauf bedacht sein werden , eine so große Strecke , als ihren Streitkräften angemessen , im Süden Deutschlands zu beseßen und so eine Concentrirung deutscher Heeres maſſen dem Rhein zunächst zu verhindern. Bis sie von dort zurückgeworfen werden , haben sie das beſeßte Land ausgiebig benugt und ausgepreßt."

und wird hierauf noch in der „ Erwiederung“ darauf hin gewiesen , wie viel leichter nunmehr gegen früher , wegen der besseren durch den Schwarzwald führenden Straßen sich mit großen Massen Neckar und Donau erreichen, und ein strategischer Aufmarsch gegen die Jller und Ulm aus führen läßt. " Es bleibt hierbei sehr zu bedauern , daß in der „ Ers wiederung" nicht näher angegeben ist , wo denn eigentlich bei jener Vorausseßung das Gros des der französischen Rheingränze gegenüber stehenden Theils des , nach dem Eingang des vorstehenden Auszugs bereits in Position" befindlichen deutschen Bundesheeres aufgestellt sein soll. Da jedoch die " Erwiederung “ das französische Heer , nach Erreichung des Neckars und der Donau, einen strategischen

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Aufmarsch gegen die Jller und Ulm ausführen läßt , ohne daß dabei von vorausgegangenen, auf deutscher Seite vers lorenen Schlachten die Rede ist , und das aggressive Vor gehen dieses Heeres namentlich bezwecken soll , eine Cons centrirung deutscher Heeresmaſſen dem Rhein zunächst zu verhindern , hiernach also eine solche Concentrirung , troß der hierzu gegebenen langen Zeit , zuvor nicht stattgehabt hat, so muß nothwendig unterstellt werden , daß nach der Annahme der "Erwiederung" sogar auch hierbei der besagte Theil des deutschen Bundesheeres hinter der Jller aufgestellt ist und die badische Rheinebene, sowie die Pässe des Schwarzwalds entweder gar nicht oder doch nur mit schwachen Abtheilungen besezt sind. Mit dieser Aufstellung können wir uns nicht nur aus den schon oben angeführten Gründen , sondern auch um deßwillen nicht einverstanden erklären , weil eine so sehr weit rückwärts vom eigentlichen Streitobject (dem Rhein), und noch dazu unter den gegebenen Verhältnissen

Falle dem Oberfeldherrn des Bundesheeres eine genü gende Zeit zur zweckgemäßen Aufstellung dieses Heeres

angenommene Aufstellung durch die hierdurch an den Tag gelegte Furcht und Muthlosigkeit so nachtheilig auf den Geist dieses Theils des Bundesheeres einwirken müßte, daß schon dieser alleinige Umstand einer auf deutscher Seite verlorenen Schlacht gleich erachtet werden könnte ; wobei denn namentlich auch die gerechte Erbitterung der vielen, aus dem westlich der Juler belegenen Bundes gebiet gebürtigen Angehörigen dieses Heerestheils darüber, daß, während des Vordringens des feindlichen Heeres und bis zu deffen unter solchen Umständen problematischem Zurückwerfen über den Rhein , ihre Heimathsorte und Familien ganz unnöthigerweise den Verwüstungen und Erpressungen des Feindes preisgegeben sind , nicht hoch genug anzuschlagen sein dürfte. Je weniger aber wohl auch nur entfernt darüber ein Zweifel bestehen kann , daß der , innerhalb derselben Zeit, zum Schuße der Rheingränze aufgestellte Theil des französischen Heeres diese Aufstellung nicht hinter den Vogesen, etwa auf der Höhe von Epinal ) , sondern viel mehr vor denselben im Elsaß nehmen wird , um desto mehr wird man davon überzeugt sein können , daß jeder der beiden zum Schuße der Gränze nächst der Linie Luxemburg Germersheim, und der Rheingränze aufgestellten Theile des deutschen Bundesheeres die betreffende Gränze direct decken und sein Gros nur so weit rückwärts der selben Gränze placiren wird, um jeden Versuch zum Ueber schreiten der Gränze von feindlicher Seite her mit Ent. schiedenheit zurückweisen zu können ; wobei wir jedoch recht gerne zugeben, daß ein sich seiner numerischen Schwäche und vielleicht auch anderer Mängel bewußtes , mithin zum Schuße weitläufiger Gränzen gegen einen überlegenen Feind nicht geeignetes und, in Folge davon, auf die allei nige Führung eines Vertheidigungskriegs reducirtes Heer in den meisten Fällen wohl daran thun wird, sich in einer gut gewählten, rückwärtigen Position aufzustellen und hier den Entscheidungskampf abzuwarten. Daß aber das deutſche Bundesheer dazu, eine so traurige Rolle zu spielen, keines wegs verurtheilt sein kann, und daß das in der „ " Er ― troß dem , daß in dem vorliegenden wiederung" *) Epinal_ist_noch dazu nur etwa halb so weit , als Ulm , vom Rheine entfernt.

gegeben war - dem leßteren gestellte Prognostikon : „Es ist aber immer anzunehmen, daß die Franzosen , wollen oder müſſen ſie einmal schlagen, die Initiative ergreifen, wozu fie die Mittel haben. " auf irrigen Unterstellungen beruhen muß , glauben wir in Folgendem nachweisen zu können. Das deutsche Bundesheer (Haupt- und Reservecontin gent) bat bekanntlich (ohne das gleichfalls eingeübte Er fagcontingent und ohne diejenigen weiteren ebenwohl ein geübten Mannschaften , welche in den meisten Mittelstaaten über die eigentlichen Contingentsleistungen hinaus vor handen sind) eine Stärke von 452,473 oder rund 452,000 Mann; und da nach §. 21 der neueren Kriegsverfassung des deutschen Bundes über die drei Contingentsleistungen hinaus in den einzelnen Bundesstaaten noch weiter die zur Erhaltung der inneren Ordnung (nach vollzogenem Aus marsch) und zur Besezung der Landesfestungen erforders lichen Truppen schon im Frieden bereit gehalten werden müffen , so verbleibt jene volle Stärke dem Oberfeldherrn zur Disposition gestellt. Die französische Armee kann nach allen bekannten sta - nicht , wie der Constitutionnel be tistischen Angaben hauptet, zu 600,000 - sondern nur höchstens zu 550,000 *)

Mann (eingeübter Mannschaft) angenommen werden ; und da hiervon aus mehrfachen Gründen mindestens 200,000 Mann im Inneren , Algerien mitbegriffen , ver wendet bleiben müssen (der Constitutionnel nimmt bierfür 175,000 Mann an), so werden dem deutschen Bundesheere gegenüber nur höchstens 350,000 Mann aufgestellt werden fönnen. Es ergibt sich hiernach eine Mehrzahl von etwa 100,000 Mann auf deutscher Seite ; und es ist daher auch wohl mit Bestimmtheit anzunehmen , daß bei einem solchen nu merischen Uebergewicht ――――― und da auch in anderen Be8 ziehungen (bei aller Anerkennung der dem französischen Heere zur Seite stehenden Vortheile der einheitlichen obersten Leitung des Kriegs , der Uebereinstimmung des Kalibers, einer gleichen Stärke und Organisation der ein zelnen Truppenkörper , sowie gleicher Commandowörter und gleicher Benennungen der taktischen Bewegungen und For mationen) das diesseitige Heer seiner jene Vortheile com penfirenden Vorzüge wegen dem jenseitigen nicht nachstehen ―――――――― dürfte sodann mit der Gewißheit, daß bei einem aggress fiven Vorgehen des deutschen Bundesheeres gegen die fran zösische Hauptstadt weitere Streitkräfte aus Desterreich und aus Preußen schnell nachfolgen werden, von diesem Heere zu rechter Zeit, wenn auch die Franzosen „ einmal schlagen wollen oder müssen", die Initiative ergriffen oder daß, wenn etwa von jener Seite vor Beendigung des „ diplo matischen Schriftwechsels" der Angriff begonnen werden *) Selbst diese Zahl dürfte mit Rücksicht darauf, daß in den vorderen Jahren ein nicht unbedeutender Theil des jährlichen Necruten contingents gar nicht zu Dienst berufen worden ist , daß der jährliche Verlust sich auf 5 bis 6 Procent belaufen dürfte und daß es als fraglich erscheint , ob die im Krimfeldzuge erlittenen Verluste bereits vollſtändig erſezt sind , als viel zu hoch anzu nehmen sein.

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sollte , dieser Angriff sogleich zurückgeschlagen und damit zugleich vom Bundesheere die französische Gränze über schritten werden wird ; und wird hierbei namentlich weiter vorausgesezt , daß schon bei der besagten Aufstellung des Bundesheeres die erforderlichen Vorkehrungen getroffen werden, um für jeden der beiden eben berührten Fälle die Hauptmacht dieses Heeres an dem zum schnellen Ergreifen der Initiative geeignetsten Punkt alsbald concentriren zu fönnen. In jedem seiner Kraft bewußten Volk , das mit einem anderen Krieg führt , liegt das instinctmäßige Verlangen, den Kriegsschauplag mit allen seinen Plagen und Schrecken auf das feindliche Gebiet zu übertragen ; und da diese Uebertragung in die Hand des Stärkeren gegeben iſt, ſo müßte es für unser deutsches Vaterland äußerst demüthigend sein , wenn bei einem Conflict mit Frankreich , troß der nunmehrigen großen Ueberzahl auf der Diesseite, Deutsch land abermals zum Tummelplaß französischer Heere ge macht werden sollte. Wenn lezteres leider seit dem dreißig jährigen Kriege und bis zum Jahre 1813 stets der Fall gewesen war, so lag der Grund hiervon meistens nur daxin, daß unterdessen Desterreich und Preußen in der Regel unter sich uneins gewesen und , zu großem eigenem Nachtheil, in der Politik verschiedene Wege gewandelt sind . - Da jes doch nunmehr Oesterreich und Preußen mit dem übrigen Deutschland in einem festen unauflöslichen Bunde vereint sind und diese drei Factoren somit eine mitteleuropäische Groß macht mit enormen Streitkräften bilden , so würde es für diese Großmacht eine Schmach sein, wenn bei einem Kampfe mit dem alleinigen Frankreich dieser nicht auf feindlichem Boden , und zwar mit dem besten Erfolge auf deutscher Seite , durchgefochten werden sollte. Wenn übrigens nach dem obigen Auszuge aus der „Erwiederung" diese annimmt , daß die Franzosen zum Ergreifen der Initiative die Mittel haben , ſo dürfte wohl gerade der gegenwärtige Zeitpunkt am geeignetsten dazu sein, das in dieser Beziehung dem deutschen Bundesheere noch Fehlende so bald , als nur immer thunlich, her beizuschaffen; und gehen wir hierbei überhaupt von der Vorausseßung aus, daß, wenn in dem benachbarten Frank reich in der Art , wie solches dermalen der Fall ist, zum Kriege gerüstet wird, im deutschen Bunde nothwendig das selbe geschehen muß. Wenn aber in jenem Staate naments lich Flugschriften , die ganz offen zuerst den Krieg gegen Desterreich in Italien und unmittelbar darauf den Krieg zur Wiedereroberung des linken Rheinufers predigen und anrathen , mit der notorischen Sanction des Staatsober haupts in unzähligen Exemplaren gedruckt und in die Welt geschleudert werden dürfen und gleichzeitig in der umfassendsten Weise , wie dermalen zum Kriege gerüstet wird , so dürfte es doch wahrlich an der Zeit ſein , sich diesseits endlich aus dem bisherigen Schlafe zu ermannen und der Pflicht der Selbsterhaltung dadurch zu genügen, daß auch im deutschen Bunde alsbald in gleicher Weise gerüstet und die vollständigste Kriegsbereitschaft herge stellt wird , als wozu namentlich der Ankauf der erforders lichen Pferde , ein nicht vom Zollverein , sondern vielmehr von der Bundesversammlung zu erlaffendes Pferdeausfuhr Verbot, die Versorgung der Bundesfestungen mit allem Erforderlichen und deren Belegung mit der vollen Kriegs

besagung , die Aufstellung genügender Truppencorps an den besonders bedrohten Punkten * ) 2c. gehören dürften . Nachdem wir im Vorstehenden von der Unterstellung aus gegangen sind, daß der deutsche Bund , respective die eben erwähnte mitteleuropäische Großmacht das alleinige Frank reich zu bekämpfen habe , wollen wir nunmehr diejenigen Streitmittel näher angeben , welche dieser Großmacht für den Fall , daß sie gleichzeitig von anderen Staaten aus feindlich bedroht werden sollte , zur Disposition stehen. In dieser Beziehung bemerken wir nun, daß die öster reichische active Armee eine Stärke von 664,000 und das preußische Heer eine Kriegsstärke von 560,000 Mann hat. Bringt man daher an diesen Zahlen die Contingents leistungen beider Staaten zum Bundesheere in Abzug und rechnet man zu den verbleibenden Ziffern den Bestand des Bundeshecres , so erhält man folgendes Ergebnis :

1

A

I ili

+

1) Desterreich mit 664,000—142,000 = 522,000 M. 2) Preußen mit 560,000 - 120,000 = 440,000 "! 452,000 "I 3) das deutsche Bundesheer mit und ergibt sich daher für die mitteleuro päische Großmacht eine Gesammt-Heeres 1,414,000 M. stärke von .

Bw

Darüber wird wohl kein Zweifel bestehen , daß , wenn Sardinien, bei einem Kriege zwischen Frankreich und dem deutschen Bunde , die Lombardei angreifen sollte , das be reits dermalen in Oberitalien stehende österreichische Heer mit jenem kleinen, sich zur Großmacht aufblähenden Staate schon von selber fertig werden und den lezteren für dieſen Daß abermaligen Treubruch gebührend züchtigen wird . aber bei einem , im Falle jenes Krieges nach dem Obigen sicherlich zu erwartenden offenstven Vorschreiten des deutschen Bundesheeres gegen Paris das ſardinische Heer von Frankreich aus gar nicht oder doch nur unerheblich unterstügt werden kann , wird wohl eben so wenig in Ab rede zu stellen sein. Sollte aber für den Fall des besagten Krieges selbst Rußland , unter gänzlicher Verkennung seiner wahren In tereffen, gemeinschaftliche Sache mit Frankreich machen und, in Folge davon, die östlichen Gränzen der mitteleuropäischen Großmacht angreifen wollen wie man dieß namentlich mit Rücksicht auf die sehr kriegerische Sprache befürchtet, derer sich die russischen Zeitungen , bei Besprechung der dermaligen Streitfrage , bedienen durften , während doch jedem Vernünftigen einleuchten muß , daß ein aggreſſives Vorgehen Frankreichs gegen Oesterreich am Ticino in seinen Folgen einem Angriff auf die preußische Rheinprovinz gleich zu achten ist so verbleiben der besagten Großmacht, nach den obigen Zahlenangaben, zur Abwehr dieses An griffs von rufſiſcher Seite hinreichende Streitkräfte zur Disposition und zwar um so mehr , als das große Ruß land in allen von ihm im gegenwärtigen Jahrhundert ge führten Kriegen einen Mangel an genügender Offenſivkraft an den Tag gelegt hat. Daß aber mag nun in dem fraglichen Falle das aggreſſive Vorschreiten Rußlands

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*) Diese Aufstellung dürfte wohl , mit Rücksicht auf die allerneueste Sachlage, bereits vor dem Druck des obigen Artikels angeordnet worden sein.

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185 gleichzeitig gegen beide deutsche Großftaaten oder nur gegen Einen derselben ausgeführt werden bei jeder dieser zwei Voraussetzungen für beide Großstaaten , auch ohne vorausgegangene gegenseitige Garantieleistung für den Bes fizstand der beiderseitigen Staaten , vernunftgemäß eine solidarische Verpflichtung zur gemeinschaftlichen Abwehr vorliegt , wird wohl als sich von selbst verstehend angenommen werden können.

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findet , wo auf der Diesseite noch gar keine Vorkeh rungen gegen einen Angriff getroffen find, wo mithin auch nicht auf einen naheliegenden Entsag zu zählen ist , um desto höher muß es auch angeschlagen werden , wenn die bejagte Mannschaft , wie wir dies zur Ehre unseres deut schen Vaterlandes hoffen wollen , den Opfertod der Ver rätherei vorzieht , in welchem Falle diese kleine Schaar den heldenmüthigen Vertheidigern von Thermopylä gleich Bei dieser Veranlassung können wir übrigens nicht genug zu achten sein wird. Wenn man sich aber hinsichtlich der Opferbereitwillig unser lebhaftestes Vedauern darüber aussprechen , daß gerade diejenige Bundesgränze , welche nament keit dieser Mannschaft getäuscht haben oder im ersteren lich bei einem unerwarteten Angriff von Westen her am Falle die Ueberrumpelung vor der Zerstörung der Brücke ebesten einer Ueberschreitung von feindlicher Seite ausges stattfinden , oder endlich die Zerstörung der Brücke nur in segt ist, nämlich die Strecke am Oberrhein von Basel bis so weit erfolgen sollte, daß eine Herstellung derselben zum Straßburg seither dadurch so sehr vernachlässigt wurde, Gebrauche als Eisenbahn durch den Feind in kurzer Zeit daß nicht daselbst zu rechter Zeit schüßende Festungen er realisirt werden kann , so würde dieß für den deutschen baut worden sind , wie denn auch bereits auf Seite 448 Bund ein Nachtheil sein , der gar nicht hoch genug ange der Allg. Mil . 3tg. vom 26. Juni v. J. in dem mehrers schlagen werden könnte . wähnten Artikel der Wunsch ausgesprochen wurde , daß Wenn es sich hierbei nur von einer gewöhnlichen, verzugsweise entweder bei Freiburg oder am südwestlichen nicht zum Eisenbahnbetrieb eingerichteten , festen Brücke ― mit Rück Ende des Schwarzwalds und , wenn die feste Brücke bei handelte, so müßte schon in diesem Falle Straßburg ausgeführt wird, auch bei Kehl Bundesfestungen sicht darauf, daß von jeher in den Franzosen der Erzfeind erbaut werden möchten" ; und möge hierbei zugleich darauf Deutschlands erkannt wurde , wie denn die neuesten Vors hingewiesen werden , wie sehr gerade in dem jezigen gänge zur Genüge beweisen , daß Frankreich dieses auch Moment diejenigen , welche sich der früher beabsichtigt noch jezt ist , und daß mittelst der besagten Brücke dem gewesenen Erbauung eines verschanzten Lagers bei französischen Heere gerade an diesem so sehr wichtigen Rastatt widerseßten , diese ihre damalige Opposition zu Punkt der Einfall in das deutsche Bundesgebiet so unge bereuen haben dürften. mein und jedenfalls weit besser, als solches mittelst Schiff - in Wenn es indessen wirklich , was wir jedoch für jezt brücken geschehen kann , erleichtert werden würde noch nicht glauben wollen, seine Richtigkeit hat, daß diesseits dem diesseitigen Zugeständniß der Erbauung einer solchen der bei Straßburg zu erbauenden festen Brücke keine Festung Brücke ein großer Fehler erkannt werden. Dieser Fehler vergrößert sich aber durch das Zuge und selbst nicht einmal ein größeres Fort , sondern viel mehr nur ein jedenfalls sehr bescheidenes Befestigungswerk, ständniß der Erbauung einer Eisenbahnbrücke über welches zur Deckung von Sprengminen hinreichen würde, alles Maß , wenn man bedenkt , daß das Geleiſe aller die zur Zerstörung der Brücke in Kriegsfällen bestimmit Eisenbahnen auf dem europäischen Continent gleich weit wären , erbaut werden und dieses Werk nur die Ausdeh ist , so daß alle diesseitigen Eisenbahnen durch die franzö nung erhalten soll , welche zur Aufnahme einer für den fischen Locomotiven und Waggons ohne irgend einen An Schuß der Minen nöthigen Besaßungsmannschaft erforder= stand befahren werden können , und daß mithin das fran lich sein würde" , so kann eine solche Schugmaßregel nur zösische Heer , im Befiße der unverlegten oder der wieder als eine sehr illusorische betrachtet werden , da den hergestellten Brücke, bei einem Vordringen in das deutsche Franzosen bet einer Aggression gegen Deutschland Alles Bundesgebiet , durch die Benutzung des immensen , ihm daran gelegen sein muß , die fragliche Sprengung un hiernach zu Gebot stehenden Materials der französischen mittelbar vor dem beabsichtigten Rheinübergang zu ver Eisenbahnen auf jenem Gebiet und mit Rücksicht darauf, eiteln , um in den Besiß der unverlegt erhaltenen Brücke daß die in der Eile zerstörten Eisenbahnen in der Regel zu gelangen. Bedenkt man nun , daß bei dem geringen leicht, namentlich mittelst des gedachten Materials , herge Umfang dieses Werks deſſen Besagungsmannschaft nur stellt werden können , so ganz ungemein begünstigt werden eine geringe Stärke haben kann , und erwägt man weiter, muß. Die etwaige Entgegnung aber , daß man auch mit daß schon oftmals eigentliche Festungen von einer sehr telst anderer Eisenbahnen von Frankreich aus auf deutsches bedeutenden feindlichen Uebermacht durch plögliche Bundesgebiet gelangen kann , wird dadurch entkräftet, daß Escaladirung , namentlich bei Nacht , überrumpelt worden den betreffenden , dem Rheine zueilenden Bahnzügen durch find , so wird möglicherweise entweder dieses Mittel oder die, an den eben oder später erbaut werdenden Eisenbahn vielleicht auch schon die von einer 10 bis 20 fachen , das brücken befindlichen und die leßteren deckenden deutschen Werk plöglich umzingelt habenden Uebermacht mit Ent Festungen Halt ! geboten werden wird . Hiernach glauben wir uns denn auch der Hoffnung schiedenheit ausgesprochene Drohung, daß die schwache Be sazung im Falle der Zerstörung der Brücke ganz gewiß hingeben zu dürfen , daß — in Anbetracht des eben er wähnten , sicherlich nicht zu läugnenden Thatbestandes bis auf den lezten Mann niedergemacht werden wird , zu entweder diesseits der fraglichen Brücke eine wirkliche jenem Ziele führen können. Je verzweifelter die Lage dieser Mannschaft in dem Festung, welche vor jener vollendet sein muß, erbaut, oder legteren Falle sein muß, wenn, wie dieses zu erwarten ist, daß , was bei weitem vorzuziehen wäre, dem bereits be die plögliche Umzingelung des Werks zu einer Zeit statt gonnenen Bau der Brücke, unter Schadloshaltung der

187 beiden betreffenden Staaten von Seiten des Bundes , so bald als nur möglich Einhalt gethan wird ; und mag fich hieran noch der weitere Wunsch reihen , daß , wenn auch die gegenwärtige Kriegsgefahr beseitigt werden sollte, doch mit Rücksicht auf die Permanenz einer feindlichen Be drohung von Westen her auf so lange , bis die oben er wähnten Festungen am Oberrhein erbaut sein werden, etwa bei Freiburg ein mit einem Truppencorps von mindestens 50,000 Mann Bundestruppen ständig beseßtes und durch Erdwerke verschanztes Lager baldthunlichst etablirt werden möchte. Die mit einem solchen Lager verbundenen, allerdings nicht unbedeutenden Kosten würden unserem deutschen Vaterlande aus mehrfachen Gründen reich liche Zinsen tragen. Da mit dem Gegenstand des gegenwärtigen Artikels die wahrscheinlicherweise nahe bevorstehende Ernennung eines Oberfeldherrn des deutschen Bundesheeres im engsten Zusammenhang steht , so möge in dieser Hinsicht Nach stehendes bemerkt werden : Nicht leicht hätte man eine Situation für den deutschen Bund herbeibeschwören können , die mehr, als gerade die dermalige, dazu geeignet gewesen wäre , das Zweck gemäße und Ersprießliche des auf den Seiten 448 und 449 der Allg. Mil.-3tg. vom 26. Juni v. J. in dem mehrbe fagten Artikel gemachten Vorschlags ―――――― nämlich , aus den daselbst angeführten sicherlich sehr gewichtigen Gründen, schon im Frieden für den Fall der Aufstellung des Bundesheeres nicht nur den Oberfeldherrn , sons dern auch die dort näher bezeichneten Corpscommandanten und Generalstabschefs alternirend , für die jedesmalige Dauer von 3 Jahren , ernennen zu laſſen ―――――――― auf das evidenteste darzuthun. Erwägt man , welche großen Vortheile mit dieser Er nennungsweise und welche bedeutende Nachtheile namentlich mit einer verspäteten Ernennung des Oberfeldherrn nach der bestehenden Norm verknüpft sind – wie alles dieses in dem erwähnten Artikel ausführlich dargelegt ift so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß in dieser so hochwichtigen Angelegenheit schon jezt die Dieſſeite von der Jenseite sehr erheblich übervortheilt ist , wenn es nämlich wirklich in der Intention des Staatsoberhaupts von Frankreich liegt , den Krieg zur Wiedereroberung der deutschen Rheinlande zu beginnen , da in diesem Falle dort bereits der Obercommandirende (insofern der Kaiser nicht selbst das Obercommando führen will ) ernannt , von diesem der Operationsplan entworfen und alles weiter Er forderliche eingeleitet und vorbereitet ist. Sollte aber erst dann zur Ernennung des diesseitigen Oberfeldherrn ge schritten werden, nachdem ein plößlicher Angriff auf die deutsche Gränze bereits mit Erfolg ausgeführt worden ist, und dem betreffenden General dessen Ernennung zum Ober feldherrn , in Folge der mit dieser nach dem besagten Ar tikel verknüpften vielen Erfordernisse und Unbequemlich feiten , erst dann zukommen , wenn der Feind schon tief in das Bundesgebiet vorgedrungen ist, so wird sich in einem solchen Falle eine genügende deutsche Truppenmacht, in Ermangelung der nur vom Oberfeldberrn allein zu treffen den Vorkehrungen und in Folge des sich hieraus von selbst ergebenden großartigen Wirrwars , noch nicht einmal hinter der Jller, sondern nur zu wahrscheinlich in einer noch viel

188 weiter rückwärts belegenen Stellung zu versammeln ver mögen ; während bei der Unterstellung, daß nach dem oben erwähnten Vorschlage die fraglichen Ernennungen für den Fall eines Krieges bereits schon früher vollzogen worden wären , der eventuell ernannte Oberfeldherr in Stand ge seßt sein würde, bei der dermaligen Kriegsbedrohung gleich falls einstweilen alles Erforderliche zur Gegenwehr einzus leiten und vorzubereiten. Möchte man sich doch, im wohlverstandenen Intereſſe des deutschen Bundes , über jene Ernennungen recht sehr bald an den geeigneten Stellen zu verständigen suchen ! Ein weiterer, mit dem gegenwärtigen Artikel gleichfalls im engsten Zusammenhange stehender Gegenstand ist die auf Seite 449 der Allg. Mil.-Ztg. vom 26. Juni v. J. in dem mehrerwähnten Artikel zur Sprache gebrachte Garanties frage. Seit jener Zeit hat sich aber die ganze Sachlage sehr wesentlich in der Art geändert , daß bei dem derma ligen Conflict zwischen Frankreich und Desterreich von einer Garantieleistung des Bundes für den Besißstand der leßteren Macht in Oberitalien gar keine Rede zu sein braucht , sondern daß vielmehr für den fraglichen Fall die Bestimmungen des Artikels 47 der Wiener Schlußacte voll kommen maßgebend find , welcher Artikel so lautet : "I Gefährdung von annexirten nichtdeutschen Ländern. " "In den Fällen , wo ein solcher Bundesstaat (der zu gleich außerhalb des Bundesgebiets Befizungen hat) in seinen außer dem Bunde belegenen Befißungen bedroht oder angegriffen wird , tritt für den Bund die Verpflich= tung zu gemeinschaftlichen Vertheidigungsmaßregeln , oder zur Theilnahme und Hülfsleistung nur in so ferne ein, als derselbe, nach vorgängiger Berathung durch Stimmenmehr heit in der engeren Versammlung, Gefahr für das Bundes gebiet erkennt ." Da nun in der , mit der Sanction des Staatsober haupts von Frankreich erschienenen Laguéronnière'ſchen Schrift , sowie auch durch viele andere Anzeichen , welche officiöser Art find , der Befizstand Oesterreichs in Obers italien ganz offen mit einem Angriff von Seiten Sardi niens und Frankreichs insofern sich jener Kaiserstaat nicht am Tage vor dem Kampfe dazu versteht , wozu er sich am Tage nach seiner Besiegung verstehen müßte, nämlich zur Herausgabe des lombardisch-venetia nischen Königreichs -bedroht wird und in derselben Schrift, also auch mit der Sanction jenes Staatsober haupts, die bestehenden Verträge als erlöschen erklärt wer den , so müßte man blödsinnig sein, wenn man, auch ohne die neuere Girardin'sche Schrift , in jenem Angriff nicht, bei dem bis zur Raserei gesteigerten Ruf der Franzosen nach der Rheingränze , das Vorspiel der Wiedereroberung der jenseitigen deutschen Rheinlande und mithin die drin gendste "I Gefahr für das Bundesgebiet " deutlich erblicken wollte , da , wenn Oesterreich , auf sich beschränkt , in der Vertheidigung seines italienischen Besißstandes unter liegen sollte , dasselbe , nachdem es dabei seine Kräfte er schöpft hat , hierdurch außer Stand gesezt sein wird , bei dem sodannigen Kampfe um den Besit des linken Rhein users mitzuwirken , und da bei diesem Kampfe das durch den Sieg über Desterreich ermuthigte französische

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Heer mit dem unterdeſſen unthätig gebliebenen und durch die Desterreich betroffene Katastrophe entmuthigten deutsch-preußischen Heere in deffen Unterliegen eine ge rechte Strafe für den an dem deutschen Bundesgenossen begangenen Verrath nicht zu verkennen sein würde ――― um so eher fertig zu werden gedenkt. In der That würde denn auch das, Beginnen eines blutigen Krieges von Seiten Frankreichs in der alleinigen Absicht, aus Italien einen Staatenbund , mit dem Papst an der Spize , zu machen , eine wahre Lächerlichkeit sein , wenn es nicht da bei den eben näher bezeichneten Plan vor Augen hätte. Wenn nun schon hiernach der deutsche Bund in Ge maßheit des obigen Artikels der Wiener Schlußacte ver pflichtet wäre, dem in seinen italienischen Besitzungen an gegriffenen Bundesgenossen activen Beistand zu leisten, so hat sich dieses Verhältniß durch die unterdessen , nach der Behauptung der officiösen französischen Journale gleich falls mit der Sanction des Staatsoberhaupts erschienene Girardin'sche Schrift sehr wesentlich verändert , da diese Schrift die Absurdität, der Errichtung jenes italienis schen Staatenbundes wegen französisches Blut zu vergießen, flar nachweist und dagegen, unter Zustimmung der officiösen französischen Presse , folglich auch mit Zustimmung des Staatsoberhaupts, zum directen Krieg zur Wiedereroberung des linken Rheinufers auffordert. Hiernach ist also Gefahr für das deutsche Bun desgebiet , mag nun der eine oder der andere jener beiden Plane zur Ausführung kommen , in gleicher Weise vorhanden ; und es würde daher tief zu beklagen und nur zu wahrscheinlich später nicht genug zu bereuen sein, wenn nicht, in Gemäßheit der Artikel 38 und 47 der Wiener Schlußacte in der allernächsten Zeit, da mit jedem Tage des Verzugs die Gefahr so bedeutend vergrößert wird , das wirkliche Vorhandensein der Gefähr für das Bundesgebiet von der Bundesversammlung mittelst eines von ihr und zwar wie wir zur Ehre unseres Ge sammtvaterlandes hoffen wollen , mit Stimmeneinhelligkeit - zu fassenden Beschlusses erkannt werden sollte. Daß

Neujahrstage einem kaiserlichen Mund entschlüpft sind, ―― sicherlich unausgesprochen geblieben sein Worte, die nebst den bald darauf in der officiösen französischen Preſſe auspoſaunten Kundgebungen von dem erstaunten Europa mit Entrüstung vernommen worden sind und in den meisten Staaten unseres Welttheils , ja in Frankreich selbst, dem Handel und der Industrie ganz enorme Nach theile und Verluste zugefügt, den dem leßteren Reiche eng befreundeten Kleinstaat Sardinien aber an den Rand des Bankerotts geführt haben. Nur erst dann, nachdem der besagte Vertrag mittelst Bundesbeschluſſes geschlossen ist , wird der deutsche Bund mit seinen beiden Großstaaten eine achtunggebietende Macht bilden, ie bei allen auf dem europäischen Continent vor kommenden Kriegen ein entscheidendes Wort mitzusprechen hat ; während, in Ermangelung dieses Vertrags, vom Aus land stets auf die Uneinigkeit jener Großstaaten, die diesen selbst schon mehrmals zum Verderben gereicht hatte , ſpe= culirt und auf die Schwäche oder den Abfall der einen øder der anderen derselben einzuwirken gesucht werden wird. Schließlich glauben wir uns noch mit dem, in den Beilagen zur Allgemeinen Zeitung vom 21. und vom 22. Februar dieses Jahres enthaltenen, ganz vortrefflichen Artikel Zur innern Politik des französischen Kaiserreichs" und namentlich damit, daß Europa, we nigstens Deutschland, einen solchen Zustand jenes Reiches, wie dieser in dem besagten Artikel so überaus richtig bes zeichnet ist , nicht dauernd dulden darf, vollkommen eins verstanden sind.

aber gleichzeitig mit diesem Beschluß auch die „unver züglich in Wirksamkeit zu seßenden Vertheidigungs-Maß regeln" beschlossen werden müssen, ist in dem ersteren jener beiden Artikel klar vorgeschrieben . Hierbei glauben wir zugleich den dringenden Wunsch aussprechen zu müſſen , daß , alsbald nach Erledigung des dermalen bestehenden Conflicts , die im Artikel 36 der Wiener Schlußacte ausgesprochene Garantie durch Bun desbeschluß auch auf die außer dem Bunde belegenen Be fizungen der beiden deutschen Großftaaten ausge dehnt werden möchte , indem wir dabei auf das in dieser Beziehung auf Seite 449 *) der Allg. Mil . 3tg. vom vorigen Jahre Angeführte, sowie namentlich auf den, denselben Gegenstand betreffenden Leitartikel in der außer ordentlichen Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 7. Juni 1856 Bezug nehmen. Hätte ein solcher Vertrag schon vor dem gegenwärti gen Jahre bestanden, so würden gewisse Worte, die am

Tagebuch der Arbeiten des Geniecorps bei der Belagerung von Sebastopol , von General Niel. Dieses interessante Tagebuch wird hier in seinen wichtigsten Abschnitten wiedergegeben und besprochen. Es wird zunächst die Beschreibung der Befestigungen Sebastopols bei Beginn der Belagerung gegeben. Das Des tail derselben ohne Plan zu wiederholen , wäre unnüß, be sonders seitdem auch diese Blätter über das „ Tagebuch" bereits berichtet. Wir beschränken uns daher darauf, die Bemerkung des Journal de l'armée Belge anzuführen : daß General Niel die Frage, warum die alliirten Generale nicht gleich am ersten Tage ihrer Ankunft vor der Stadt einen allgemeinen Sturm unternahmen , ausweichend beant wortet. Man muß es indeffen Niel zu gut halten , daß

* Auf dieser Seite war in der Zeile 24 v. u. durch einen Druck fehler Bundesstaaten" statt „ Großstaaten" gesagt worden. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. November 1858.

Belgien. Journal de l'armée Belge. Recueil d'art, d'histoire et de sciences militaires. 7ème année. Bruxelles , 1858.

er die Unfähigkeit seiner Vorgesezten , die er Allem nach - recht wohl einfieht , möglichst verschleiert. In der That gibt es wenige Feldzüge, wo sich die Generale mittelmäßiger und die Subalternen heroischer zeigten. ――― Der beigeschlossene Brief des Marschalls Canrobert an den Kriegsminister lautet wahrhaft kläglich und ist mehr Selbftanklage als Entschule digung. Aus der darauf folgenden Beschreibung jener Befestigungen am Schlusse der Belagerung ers

191 geben sich einige intereſſante Details über die von den Ruſſen bei Anlage der Bastion Korniloff (vulgo Malakoff) gemachten Fehler: Die Verbindung derselben mit der rückwärtigen Bastion Nr. 2 durch eine sehr schiefe Courtine , welche in Folge eben dieser schiefen Richtung der Enfilirung durch das Artilleriefeuer entzogen war und den Franzosen beim Sturm gestattete , sich längs derselben gedeckt vorwärts zu ziehen, der Abschluß des Malakoff in der Kehle , wodurch die Ein gedrungenen Deckung fanden ; die zu spät begonnenen und deßhalb wirkungslosen Contreminen vorwärts der Bastion Korniloff 2c. ―― Unter den Bemerkungen Niels über das Vertheidigungssystem der Russen verdient ſein Nachweis über die Nuslosigkeit nächtlicher Ausfälle mit großen Massen hervorgehoben zu werden. Dagegen meint er : wenn die Russen einen großen Ausfall bei Tage nnternommen hätten , so würde es ihnen gelungen sein , die schwachen Tranchéenwachen zu vernichten und die Batterien zu zerstö ren , ehe die Reserven herangekommen wären , welche man wegen des weittragenden Artilleriefeuers der Festung sehr weit zurückstellen mußte. - Den bekannten Plan des Kaisers , mit 3 Armeen, einer vor Sebastopol , einer im Baidar-Thal und einer im Rücken der Russen , gegen diese zu operiren , muß Niel natürlich geschickt entworfen finden ; die Redaction aber, mit der wir vollkommen übereinstimmen, findet diese an Wurmser's und Alvinzy's Operationen mah nende Theilung der Kräfte, welche zu Einzelniederlagen hätte führen müssen , so schlecht als nur immer möglich. - Bei den Vorbereitungen zurm Sturm ift die Ausrüstung der Abtheilungen mit kurzem Schanzzeug und die Mitgabe von Artillerieſectionen zu bemerken ; sowie die Wahl der Mittagsstunde als einer sonst zu solchen Unternehmungen ungewöhnlichen , somit überraschenden Zeit. Dänemark.

Tidsskrift for Krigsväsen , udgivet af en Forening af Officerer. IV. Aargang. Kjöbenhavn , 1858. III. Quartalheft. Aus Veranlassung der Flugschrift : „Die Infan terie und der Generalstab. " -- Ein Infanterieoffizier hatte einen Artikel hierüber an die Redaction ( Generalstabs offizier) eingesandt, diese denselben nicht angenommen, worauf Wir kennen jener den Artikel als Brochüre drucken ließ. den Artikel selbst nicht ; es scheint aber , als wenn derselbe durch eine maßlose Sprache , Uebertreibungen und einzelne Unrichtigkeiten sich ausgezeichnet habe. Die Klagen gingen dahin , daß die Infanterie ein schlechtes Avancement habe, und noch dazu durch Einschiebungen von Generalstabsoffi zieren leide, und zwar von solchen , die beim Generalstab nicht zu brauchen seien. Die Redaction weist nun durch Zahlen nach, daß das Avancement der Infanterie keineswegs schlecht sei, daß die Einschiebungen sehr vereinzelt vorkämen, ſie bemerkt, daß wissenschaftlich gebildete Generalstabsoffiziere fich jedenfalls leicht in den Dienst der Infanterie einarbeiten, daß endlich der Infanterieoffizier verschweige wie viel Offl ziere von der Infanterie in den Generalstab übergegangen . Der neue Organisationsentwurf der Kriegsschule scheint dem Infanterieoffizier mangelhaft , indem darin zu wenig für

192 wissenschaftliche Bildung gethan sei. Diesem Vorwurf wird entgegengehalten , daß die wissenschaftliche Eintrittsprüfung die Grundlage bilde , im Uebrigen fünftig in der Kriegs schule nicht weniger geschehen solle, als bisher. - Die Bes fürchtung, daß zu viel Unteroffiziere künftig in die Reihen des Offiziercorps treten und dieſes darunter leiden werde, sei unbegründet ; nur befähigte Unteroffiziere würden zuge lassen und solche seien in der That ein Vortheil. Das Vers langen , die Artillerie zu beschränken , sei unbegründet ; der schleswig'sche Feldzug sei in Beziehung auf das Terrain eine Abnormität und beweise nichts. Die Infanterie und die neuen Handfeuerwaffen. Dieser Artikel bringt viel Bekanntes über die Nothwendig. feit eines weitreichenden Gewehrs für die ganze Infanterie, über seine Folgen auf Offensive und Defensive , auf Cas valerie und Artillerie 2c. , und geht sodann auf Betrachtung der dänischen Infanterie über. In Schleswig haben die dänischen Schüßen der preußischen Infanterie viel zu schaffen gemacht ; die ganze Infanterie zeigte sich troß des Mangels an Offizieren und Unteroffizieren tüchtig , namentlich ruhig im Feuer. Jest sei das Offiziercorps vollständig , jung, gebildet , allein in Ausbildung der Mannschaft in der zers Atreuten Fechtart und im Scheibenschießen sei noch Manches zu wünschen. Es sollten namentlich 1 ) die Schießübungen fünftig ausschließlich mit der Dornbüchse geschehen und jede Abtheilung zu diesem Behufe eine Anzahl Büchsen enthalten ; 2) der dann noch bleibende Rest von Büchsen sollte an ganze Abtheilungen abgegeben , und der Rest der Infanterie mit gezogenen Waffen nach dem neuen System ausgerüstet wer den; 3) ein jeder Mann sollte 150 Schuß thun und die hierzu nöthige Zeit anderen Uebungen genommen werden ; 4) in jeder Garnison sollten geschüßte Schießpläße für die kleineren Abstände eingerichtet und 5 ) das Schießen im Lande aufgemuntert werden. Der leßtere Gegenstand scheint uns ein wesentlicher , bisher noch zu wenig gewürdigter Punkt. Den Schüßengilden sollte mehr Aufmerksamkeit ge schenkt und sie mehr in das Interesse der Landesvertheis digung hereingezogen werden !" Die Einquartierung in Friedensgarnisonen. In Dänemark ist man aus Mangel an Kasernen an vielen Orten auf Einquartierung angewiesen. Die Lasten sind jedoch sehr ungleich vertheilt. Im Königreich werden sie auf das Land, in den Herzogthümern auf die einzelnen betreffenden Orte umgelegt. Andererseits garnisoniren im Königreich ungleich mehr Abtheilungen als in den Herzogthümern. Es sollten die Lasten daher auf die ganze Monarchie gleichmäßig vers theilt werden ; allein ein solches Gesez seze allerdings die Regelung der dänischen Staatsverhältnisse überhaupt voraus. Eine andere Einberufungszeit für die Recruten der Cavalerie. Statt der bisherigen Curse Januar 1 Juni und Juli - December, unter denen Sommerexers citien und Winterfelddienstübungen leiden, werden die Curse - Augußt vorgeschlagen , so daß October ―― März , April — künftig jeder Recrut einen ganzen Sommer- und Winter curs durchmache. Nekrolog des Oberarztes Bendz und dessen Verdienste um Regelung des Sanitätswesens.

Redigirt unter Verantwortlia fen der Berleças Ecuard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

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Samstag, März 1859.

34. Jahrgang. No. 23 & 24. @kip toid and . OT 5971 19 posted on

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Bayern. [19] München, 14. März . Seine Majestät der König, der erlauchte Beschützer der Wissenschaften , hat im laufen den Jahre neben anderen beträchtlichen Summen für lite rarische Zwecke, auch 7000 fl . zur Herstellung einer bayerischen Kriegsgeschichte anzuweisen geruht. Hier nach soll dem Volk und dem Heer ein Ehren- und Gedenks buch seiner Waffenthaten erwachsen , wodurch zunächst ein langjähriger Wunsch der Armee erfüllt wird Zur Aus führung der allerhöchsten Willensmeinung hat sich unter dem Vorsitze des Obersten und Flügeladjutanten des regie renden Königs , Dr. von Spruner , eine Commission von vier Oberlieutenants gebildet , welcher alle bisherigen Vorarbeiten , gedruckten Hülfsmittel und die Archive des Landes zur Disposition gestellt wurden und welche den gesammten Stoff , den eingreifendsten Veränderungen im Kriegswesen gemäß , in vier Hauptperioden theilte. Die erste Periode endet mit dem Landshuter Erbfolgekrieg ( 1505) , der zugleich mit der Einführung des Erstgeburts rechts in Bayern durch den Herzog Albrecht IV. ( 1506) und mit der allgemeineren Verbreitung zunächst der kleineren Feuerwaffen passend zusammenfällt. Die kriegerischen Er eignisse, welche den neunzig Jahren angehören, die zwischen dem Tode Albrecht IV. und dem Regierungsantritte des Herzogs und späteren großen Kurfürsten Maximilian I. Liegen (1598 ) , sowie die Vorboten des dreißigjährigen Krieges (1607) und ( 1611), dann dieser selbst (1618 bis 1648) , gehören der zweiten Hauptperiode an. Die dritte Periode umfaßt die Zeiten Ferdinand Marias ( 1651-1679), die Türkenfriege unter Max Emanuel ( 1683-1688 ) und das sogenannte Jahrhundert der Erbfolgekriege ( 1700 bis 1792). Die Kriege in Folge der französischen Staats umwälzung (1792-1815) erfüllen die vierte Periode, welcher sich noch die 33 jährige Friedensepoche , sowie die friegerischen Leistungen in den zwei deutschen Revolutions jahren anschließen werden ( 1815-1848 und 1848-1849). In vier Jahren - etwaige unvermeidliche Unterbrechungen abgerechnet - soll die Arbeit beendet sein.

frankreich. Der Spectateur militaire" gibt eine Uebersicht über die Wirkungen der im Jahr 1855 eingeführten Armeedotation. Bekanntlich sollte dieselbe das in Frankreich bis dahin in den Händen der Speculanten ruhende Einsteherwesen ersehen. Man hatte ursprünglich bestimmt, daß die Prämie für die auf 7 Jahre wiedereins stehenden Soldaten und Unteroffiziere 1000-2300 Fres. als Maximum , die für 1 Jahr 230 Frcs . betragen , daß • diese Einsteher überdieß einen höheren Sold , und nach 25 Dienstjahren eine kleine Pension erhalten sollten , jo daß ein Mann im Alter von 48 Jahren neben einem fleis nen Capital eine jährliche Pension von 365 Fres. (der Unteroffizier 415 Fres .) bezöge. Für diejenigen , welche sich loskaufen wollten und welche bisher den Speculanten 3-4000 Frcs . hatten bezahlen müssen , wurde eine Los faufsumme von 2800 Fres. bestimmt. Da jedoch diese Bestimmungen die Wirkung hatten, daß im Jahr 1855 nicht weniger als 22,800 Mann wieder einftanden und. 1477 freiwillig eintraten , so daß 24,277 Mann sich los kaufen durften, so wurden jene Summen berabgesezt, und zwar die Prämie für 7 Jahre von 2300 Fres . auf 1500, die für 1 Jahr von 230 Fres. auf 150 Frcs . , und die Loskaufsumme von 2800 Fr. auf 2000 Fr. Im Jahr 1856 betrug die Zahl der Einsteher 16,830 , der Freiwilligen 3336 , so daß um diese Zeit die Zahl der Einsteher die der Losgekauften um 14,033 Mann überstieg. Jene Herab segung der Prämien . sowie eine Beurlaubung von 170,000 Mann im Jahr 1857, wegen Abschluß des Friedens, hatte indessen zur Folge, daß sich im Jahr 1857 nur 8604 Ein steher und 1314 Freiwillige zeigten, und die Einsteher die Loskaufenden nur noch um 6446 Mann überstiegen. Die Zukunft wird nun lehren , ob weitere Friedensjahre diesen Ueberschuß aufzehren und in ein Deficit verwandeln werden , so daß wieder eine Erhöhung der Prämie nöthig würde. So viel ist gewiß , daß durch diese Einrichtung ein Kern alter Soldaten erhalten wird , welche eine ge= ficherte Zukunft vor sich haben , und andererseits die Fa

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milien keine so großen Geldopfer wie früher zu bringen haben. Was die finanzielle Seite betrifft , so hatten die Einnahmen circa 70 Millionen , die Ausgaben circa 31 Millionen betragen. Dieses Verhältniß wird natürlich eine Aenderung erfahren , wenn einmal die Pensionen praktisch werden; doch dürften dieselben von den einstweiligen Er sparnissen leicht zu decken sein .

hauptsächlich der kriegerischen Laufbahn. Bei Gelegenheit des Eintritts in das Heer stellte König Max Joseph den Prinzen Carl unter des bewährten Wrede Commando. Seine Worte lauteten ungefähr so : „Ich übergebe Ihnen, lieber General , meinen Sohn , im Vertrauen auf Ihre stets bewiesene Treue und Einsicht, und bin überzeugt, daß ich ihn feinem Besseren anvertrauen kann. So sehr es mich schmerzt , meinen Sohn von mir zu entfernen , und ihn den Wechselfällen des Kriegs preiszugeben , so sehr fühle ich aus eigener Erfahrung, daß der Charakter eines Mannes und vorzüglich eines Fürsten nur im Kampfe Kraft und Selbstständigkeit erlangt. Seien Sie ihm da her , was Sie mir immer waren und bleiben werden, Freund und Rathgeber , so wird er den Vater nicht ver missen. " Mit gerührtem Herzen gelobte der General, diesen Erwartungen zu entsprechen. Am 1. August übernahm Prinz Carl im Lager bei München das Commando der 1. Brigade der Division Rechberg. Er führte dasselbe während der Feldzüge von 1813 und 1814, ungeachtet er am 9. November 1813 zum Divisionsgeneral ernannt worden war. Während der Lager übungen befehligte der Prinz auch eine Division. Am Schlusse der Disposition zu dem Divisionsmanöver stehen die schönen, ſeinem Charakter zur Ehre gereichenden eigen händigen Worte : „ Die große Achtung , welche ich für die Verdienste so vieler würdigen und gedienten Offiziere habe, hätte mich beinahe abgehalten , diese Bemerkungen beizu fügen, aber wären sie auch für den größten Theil derselben ganz entbehrlich, so betrachten Sie dieſelben als eine Folge meines Diensteifers und meines Wunsches , mich in Ihrer Mitte recht bald so auszubilden, damit ich, wenn es unser allergnädigster König befiehlt, an Ihrem Ruhm und Sieg einen gleichen Antheil nehmen kann . “ Einige Tage nach dem Rieder Vertrag brach_die Armee vom Inn (wohin sie bekanntlich schon im August marſchirt war) auf und traf am 24. October vor Würzburg ein.

Sardinien.

Turin , 16. Februar. Wie die "I Allg. Ztg. " berichtet, spricht man jezt von einer allgemeinen Reform der har dinischen Infanterie , welche dieselbe, wenigstens was die materielle Organisation betrifft, ganz auf den Fuß der französischen Infanterie stellen würde. Die Regimenter, welche jezt aus 4 Bataillonen bestehen , würden auf 3 herabgesezt, und die Bataillone, welche bisher nur 4 Com pagnien stark sind , würden künftighin deren 6 zählen. Spanien. S. Der Artillerielieutenant D. Antonio García Ferriz auf den kanarischen Inteln hat ein neues Infanterie gewehr erfunden , dessen Schloß mit dem Lauf nach einem neuen System und mit einem Mechanismus von 16 Zündhütchen verbunden ist. Leßtere seßen sich bei dem Aufziehen des Hahns von selbst auf, so daß man also 16 Mal nach einander keine neuen Zündhütchen aufzuseßen braucht.

Prinz Carl von Bayern , Feldmarschall und General - Inspector der Armee. [Ein Beitrag zur Feier Höchstdessen sechszigjährigen Jubiläums als Inhaber des 3. Infanterieregiments . ] *) Auf dem Schlachtfeld , im dichtesten Kugelregen haben die Wittelsbacher allezeit ein unerschrockenes Heldenherz gezeigt. Dieß ist eine Wahrheit, welche sich auch an dem Prinzen Carl erprobt hat. So oft von Ritterlichkeit (und zwar in des Wortes vollster Bedeutung) deutscher Fürsten die Rede sein wird , wird auch Prinz Carl von Bayern ſtets in erster Reihe genannt werden müssen. Es möge daher gestattet sein, ein kurzes Lebensbild dieses erlauchten Wittelsbachers , deffen Name bet Gelegenheit seines sechs zigjährigen Jubiläums als Inhaber des 3. Infanterie regiments neue Weihe erhält , hier zu entwerfen. Prinz Carl Theodor Maximilian August ist geboren am 7. Juli 1795. Sein Herr Vater war Maximilian Joseph , Herzog von Zweibrücken , nachher Kurfürst von Pfalz-Bayern und seit 1806 König von Bayern. Seine Frau Mutter war Wilhelmine Auguste, Tochter des regie renden Landgrafen Ludwig von Hessen- Darmstadt. Nach einer tüchtigen militärischen Erziehung und nachdem er die dienstlichen Obliegenheiten aller Chargen durchgemacht, wurde Prinz Carl am 25. Juni 1813 zum Generalmajor und Brigadier der Infanterie ernannt. Von dieser Zeit an widmete nun der Prinz seine ausgezeichneten Talente *) Der „N. Münchn. Ztg." entnommen.

Prinz Carl wohnte nun der Beschießung und Einnahme dieses Plages bei (26. October). Da aber das Main viertel vertragsmäßig von den Franzosen besegt blieb , ſo nach der Uebergang über den Main in Würzburg nicht stattfinden konnte, so boten sich bedeutende Schwierigkeiten wegen des Weitermarsches dar. So mußte die Division Rechberg bei Heidingsfeld übergeschifft werden, was natür lich nuc langsam geschehen konnte. Am 27. October Abends traf Prinz Carl mit seiner Brigade bei Miltenberg ein. Der Prinz, welcher die Mühseligkeiten dieſes zwölfſtündigen Marsches , ebenso wie den Bivouac vor Würzburg , mit dem gemeinen Mann getheilt hatte, ließ seine Brigade die vorhandenen Steinschiffe besteigen , um den Weg nach Aschaffenburg (dem Rendez-vous des österreichisch-baye rischen Heeres) zu Wasser zurückzulegen. Während die übrigen Abtheilungen des unter Wrede's Befehl stehenden Heeres von Aschaffenburg nach Hanau marschirten , sollte die Division Rechberg über Seligenstadt und Offenbach nach Frankfurt rücken , diese Stadt beseßen und von dort aus die Nidda in der Art bewachen , daß jede Unterneh mung von Mainz aus gegen Frankfurt verhindert wurde. Nachdem im Laufe des 29. die Division Rechberg suc cessive in Aschaffenburg_eingetroffen und Nachmittags um 2 Uhr die Vorhut nach Offenbach aufgebrochen war, folgte

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Prinz Carl zu Wasser bis zu diesem Orte, wo er landete. In der Schlacht von Arcis (20. März) , welche dem Hier sammelte sich die Division Rechberg, worauf sie Prinz 5. Corps der Hauptarmee unter Wrede bleibenden Ruhm Carl nach Frankfurt führte , da Generallieutenant Rech brachte , da es sich gegen die überlegenen Angriffe des berg an heftigen Gichtschmerzen litt und nur zu Wagen Feindes unter Napoleons persönlicher Führung zwölf Stun folgen konnte. In Frankfurt kam es nun am 31. October den lang ganz allein in seiner halbkreisförmigen Stellung zu einem lebhaften Brückengefecht zwischen Abtheilungen um Arcis behauptete , und dadurch die Entwickelung der der Brigade des Prinzen Carl und den von Hanau fom gesammten feindlichen Streitkräfte auf dem linken Ufer der menden und nach Mainz marschirenden Franzosen. Prinz Aube verhinderte, zeichnete sich der Prinz folgendermaßen aus: Carl befand sich während des Gefechts stets an der Brücke Nachdem Prinz Carl am 20. um 8 Uhr Morgens und eiferte seine Abtheilungen zu tapferem Widerstand an. seine Brigade in geschlossenen Bataillons colonnen mit Com Mit Stolz und Zuversicht blickte der Soldat hier , sowie pagniebreite auf den Anhöhen von Chaudrey aufgestellt bei allen folgenden Gefechten auf den Prinzen , welcher in hatte , und nach 12 Uhr Mittags der Befehl zum Vor seiner hohen , jugendlich kräftigen Gestalt so recht zum rücken gegeben war , rückte er links der Straße gegen Krieger geboren war. Torcy-le-grand vor. Zu der Nähe dieses Dorfs ange Nach dem Rheinübergange (22. December 1813) erhielt kommen, wurde die Brigade von einem lebhaften Geschüß die Division Rechberg den Befehl , Belfort einzuschließen. feuer empfangen , worauf der Prinz im Vormarsch seine Bei einer am 24. December unternommenen Recognoscirung Colonnen entwickelte und bis in die Höhe von Torch seinen dieses Plazes kam Prinz Carl so in's feindliche Feuer, Marsch fortseßte. Ohne einen Schuß zu thun , blieb die daß zwei Ordonnanzreiter in seiner nächsten Nähe getödtet Brigade , den rechten Flügel an Torcy (welches von der österreichischen Brigade Volkmann besegt war) gelehnt , im wurden. Prinz Carl machte hierauf die äußerst beschwer lichen Märsche mit, welche der Schlacht bei Brienne voran heftigsten Feuer mit Gewehr im Arm stehen . Als der gingen. Der dreimonatliche Feldzug in Frankreich war Prinz wahrnahm , daß die Oesterreicher im Dorfe gedrängt ohne Zweifel einer der angestrengtesten dieses Jahrhun würden , schickte er das leichte Bataillon Cronegg nebst derts. Von diesem Gesichtspunkt aus ist er noch immer einer halben Batterie in die rechte Flanke des Dorfs , da nicht hinreichend gewürdigt worden. der Feind auf dieser Seite hervorzubrechen drohte. Gegen Während der Schlacht bei Brienne , welche dem Feld Abend unternahm der Feind einen erneuerten heftigen An griff auf das Dorf, und zwang die Oesterreicher nach marschall Wrede zu so großer Ehre gereicht , da er im Widerspruch mit den erhaltenen Befehlen aus eigenem tapferer Gegenwehr, dasselbe zu verlassen. Da durch dieses Entschluß mit seinem Corps Theil daran nahm und das Zurückgehen die rechte Flanke der Brigade bedroht wurde, durch wesentlich zu ihrem Gewinn beigetragen hat, befand ließ Prinz Carl , ungeachtet ihm die Vertheidigung des Dorfs nicht übertragen war , ein Bataillon dorthin ab sich Prinz Carl stets in den vordersten Reihen der Kämpfenden. Dieser Umstand verdient deßhalb beſondere rücken. Er bestimmte hierzu das 2. Bataillon des 1. Linien Erwähnung , da die Division Rechberg am 1. in Reserve Infanterieregiments . Begeistert durch die Anwesenheit des stand , und Prinz Carl lediglich aus Thatendrang für Prinzen dringt Major v. Baligand mit dem nur 4 Com pagnien starken Bataillon unter dem heftigsten feindlichen seine Person sich am Kampfe betheiligte. Feuer mit gefälltem Bajonnet, ohne einen Schuß zu thun, Der hartnäckige Kampf um den Besitz von Rosnay am 2. Februar ist zum großen Theil des Prinzen Verdienst. in das Dorf , wirst den Feind aus dem größten Theil Statt jeder Anpreisung möge der beste Gewährsmann, desselben und seßt sich darin fest. Der Feind aber, welchem nämlich Wrede , selbst reden. Er sagt nämlich in seinem an dem Besize dieses wichtigen Punkts Alles gelegen iſt, Berichte an den König über des Prinzen Benehmen an schickt von allen Seiten Verstärkungen, und Baligand ſicht den beiden ersten Tagen des Februar : „Ich sehe mich ver sich genöthigt , mit beträchtlichem Verluste wieder zurückzu gehen. Als hierauf die Brigade Habermann (1. der 3. Di pflichtet , die Bravour und Kaltblütigkeit E. Maj. anzu rühmen, mit welcher Se. K. Hoh . Prinz Carl Theil an vision Lamotte) nach Torch entsendet wurde , ließ Prinz Carl das Bataillon wieder bei seiner Brigade einrücken. dem Gefechte vom 1. Februar , an welchem Tage die 1. Division en reserve stand , und an dem Höchstdieselben Nachdem der Feind die Brigade eine Zeitlang beschoffen sich stets bei mir befanden, dann in dem vom 2. Februar, hatte , machte seine Reiterei Miene , dieselbe zu attaquiren. an dem Höchstihre Brigade den ganzen Tag im Feuer . Der Prinz ließ jedes Bataillon ein Quarré formiren. Die stand , beigewohnt haben. Die Bravour und die mili ruhige und entschlossene Haltung, welche er bei dieser Ge tärischen Einsichten dieses Prinzen berechtigen die legenheit bewies , theilte sich auch seinen Bataillonen mit Armee und das Vaterland zu den schönsten Hoffnungen. " und die feindliche Reiterei unterließ den Angriff. Ungefähr um 10 Uhr Nachts erhielt Prinz Carl Be Wenn , wie am 1. Februar , seine Brigade nicht in's Gefecht kam, so nahm er doch jederzeit an demselben Theil. fehl , seine Brigade in die Stellung vom Morgen zurück Dieses geht unter Anderem aus Wrede's Bericht vom zuführen. Schritt für Schritt und in Schachbrettform 16. Februar hervor. Hier heißt es : „Obschon die Bri trat er nun den Rückzug an, fortwährend von der feind gade Sr. K. Hoh. des Prinzen Carl an diesen Tagen lichen Reiterei umgeben. Diese näherte sich oft bis auf nicht im Feuer war, so befand sich Derselbe doch während 40 Schritt den Quarrés , Prinz Carl ließ aber deſſen ungeachtet nicht feuern, ―nd.com> bis an die Spiße der Bajon= des ganzen Gefechts wie gewöhnlich bei mir. Ich muß Ew. Majestät die Entschlossenheit , die Einsichten nete wollte er sie kommen lassen , um sie desto sicherer zu und den richtigen militärischen Ueberblick dieses Eingeschüchtert durch diese abermalige_ent vernichten. schlossene Haltung fehrte die Reiterei um, und Prinz Carl Prinzen wiederholt anrühmen. "

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erreichte unangegriffen und in bester Ordnung den Bi Nach dem Tode des Fürsten Wrede wurde Prinz Carl zum Feldmarschall ernannt. Beruhigt konnte der alte Held vouacplag . Das musterhafte Benehmen des Prinzen würdigte Wrede in's Grav steigen, da er die Gewißheit mit sich nahm , in seinem Bericht an den König mit den Worten : „ S. K. H. daß ſein mit so großem Ruhme geführter Befehlshaberstad der Prinz Carl hat eine seltene Bravour gezeigt und in die Hand des Prinzen Carl übergehen werde , dem er seinen Truppen das schönste Beispiel von Beharrlichkeit zuerst das große Schauſpiel des Kriegs gewiesen. Was nun der erlauchte Prinz seitdem als Generalin gegeben. Es ist mir das angenehmste Gefühl, dieſen verz dienstvollen Prinzen E. M. neuerdings empfehlen zu müſſen.“ spector , als Commandirender des 7. und 8. deutschen Bei la Fère Champenoise, wo Wrede persönlid) ruf Armeecorps , als Reichsrath 2. geleistet , ſteht noch in so sische Reiterei gegen die Divisionen Pacthod und Amey frischem Andenken, daß es hier keiner weiteren Auseinander vorführte , betheiligte sich Prinz Carl wiederum auf das sezung bedarf. Wir glauben diese Skizze nicht besser schließen zu kön lebhafteste. Für die Tapferkeit und tüchtige Truppenfüh nen , als wenn wir den heißesten Wunsch aussprechen, rung, welche der Prinz bei jeder sich darbietenden Gelegen heit an den Tag legte, erhielt er das Ritterkreuz des bayes Prinz Carl , dieſe Zierde deutscher Fürstenschaft, der Wohl= rischen Militär-Max- Josephs-, des österreichischen Militär thäter jo vieler Bedrängten und Nothleidenden, möge noch recht lange in ungestörter Gesundheit zu Bayerns Chre Maria-Theresienordens, sowie die 4. Claffe des St. Georgen ordens Auszeichnungen, welche bekanntlich nur auf dem und Ruhm erhalten bleiben ! Schlachtfelde erworben werden können. Nach dem Pariser Frieden kehrte Prinz Carl nach Bayern zurück , und begleitete hierauf seinen Herrn Vater dem Wiener Als aber die Nachricht von Die Formirung der Reiterei in einem Gliede. Napoleons Landung in Wien cintraf und ein neuer Kriegeit einiger Zeit taucht die Idee auf, die Reiterei gegen denselben beschlossen wurde , eilte Prinz Carl zur Armee. Es war ein schönes Heer von 60,000 Bayern, nicht mehr wie seither in zwei Glieder , sondern in ein welches Wrede in der Gegend von Mannheim auf beiden Glied zu formiren , also , nach dem Geseze des ewigen Ufern des Rheins versammelte. Prinz Carl übernahm Kreislaufes der Dinge , wieder auf die Form zurückzu das Commando der 1. leichten Cavaleriedivision. Diese kommen , in welcher vor Jahrhunderten die geharnischten bestand aus den Brigaden Carl Pappenheim und Diez, Ritter kämpften ! Da hiermit ein Umsturz der gegenwärtig und zählte zusammen 24 Escadrons. Ehe aber noch die bestehenden taktischen Formen verbunden sein würde , so Bayern die französische Gränze überschritten, kam die Nach dürfte es gerechtfertigt erscheinen, diese für die Waffe wich richt von dem Siege bet Waterloo. Das bayerisch: Heer tige Angelegenheit zur öffentlichen Besprechung zu bringen. Als Vortheile der Formation in einem Gliede wer rückte nun in Eilmärschen über Nancy und Châlons gegen Paris vor, um die Engländer und Preußen zu unterstügen. den angeführt : Die Abdankung Napoleons endete den Krieg. 1) Die Verminderung der durch die feindlichen Geſchoffe entstehenden Verluste. Nachdem das Heer wieder nach Bayern zurückgekehrt 2) Die Vermehrung der Zahl der Schwerter , welche war, übernahm Prinz Carl das Generalcommanto Mün bei dem Angriffe wirklich zum Einhauen gelangen. chen, das er jedoch nur bis 1822 führte . Denn in diesem 3) Die Möglichkeit , mehr und stärkere Reserven for Jahre sah die Armee zu ihrem größten Leidweiſen den miren zu können. Prinzen aus ihrer Mitte scheiden , da mehrere seiner Vor 4) Die leichtere Ueberwindung von Terrainhinderniſſen. schläge , welche er im Verein mit Wrede und Raglovich 5) Der schnellere und leichtere Uebergang aus der zer lediglich zum Besten der Armee gemacht , aus administra= streuten in die geschloffene Ordnung. tiven Gründen unberücksichtigt geblieben waren. Im Armee 6) Vermeidung der Unordnung, welche häufig im zweiten befehl vom 1. October 1822 hieß es : „ Dem Generalcom Gliede entstehe und sich cem ersten mittheile. mandanten, Generallieutenant Prinzen Carl K. H. wurde Sehen wir zu , wie es sich mit diesen vermeintlichen die nachgesuchte Entlassung mit Beibehaltung dessen zwei Regiments- Inhaber- Stellen, und Bezeugung der allerhöchsten Vortheilen verhält. Zufriedenheit über deſſen bei jeder Gelegenheit dem ad 1. Könige und Vaterlande , geleistete ausgezeich Daß die Feuerwaffen , in Folge der wesentlichen Ver nete Dienste , dann Verleihung des Ranges eines Generals der Cavalerie mit der Erlaubniß , die für diese besserungen, die sie erfahren haben, sowie der sorgfältigeren Charge bestimmte Uniform und Auszeichnung zu tragen, Ausbildung der Schüßen, der Reiterei gefährlicher werden und ihr größere Verluste bereiten können, als die früheren bewilligt." Eben so wenig Prinz Carl widmete sich nun ganz den militärischen Schußwaffen , unterliegt keinem Zweifel. Wissenschaften, besonders der Kriegsgeschichte. Auf diesem ist zu läugnen , daß in einer tiefen Stellung dem feind Gebiete erwarb er sich denn auch die umfassendsten Kennt lichen Feuer, namentlich dem der Artillerie , mehr Opfer zu fallen pflegen , als in einer dünnen Linie. Man wolle aiffe. Wer einmal das Glück hatte , mit dem herablassen aber berücksichtigen , daß unter der tiefen Stellung die sse, Organi Kriegsereigni n über Prinzen den, wohlwollende sation der Hecre, Heerführung 2c. zu sprechen, ist erstaunt Colonne verstanden ist , und daß , wenn eine Linie, in über sein treffendes Urtheil und die Vielseitigkeit seines Folge des Wegfalls des zweiten Gliedes , sich unverhält nißmäßig in die Länge dehnt , das Object für die feind= Wissens.

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lichen Geschosse , trog der eingliedrigen Formation , min destens eben so groß sein dürfte , als in der gegenwärtig allgemein angenommenen zweigliedrigen. Denn in dem selben Maße , wie die Reiterei sich ausdehnt , wird auch die ihr gegenüber stehende Infanterie sich ausbreiten und Gelegenheit bekommen , mehr Feuergewehre zum Schuſſe zu bringen , folglich die Wirkung ihres Feuers zu ver mehren. Von einer Verminderung der durch die feind lichen Geschosse drohenden Verluste durch die Formirung der Reiterei in ein Glied wird demnach schwerlich die Rede sein können. Man darf übrigens den Einfluß des vervollkommneten Schießgefechts nicht zu hoch anschlagen. Die ſtattgefunde nen bezüglichen Fortschritte werden der Reiterei manche Unbequemlichkeit bereiten und sie zu einiger Vorsicht vers anlassen, mit einem Worte , sie werden nicht ignorirt wer den dürfen ; aber sie werden dieselbe niemals hindern, nach wie vor Lorbeeren zu ernten und Großes zu leisten, wenn sie nur den Drang dazu in sich fühlt , ihrem Charakter getreu bleibt und ernstlich will. Das moralische Ele ment, wodurch die Reiterei oft mehr bewirkt , als mit Lanze und Schwert , kann nicht weggeschossen werden , und wenn eine compacte Reiterlinie ― nicht aber ein dürftiges Glied fühn und verwegen , brausend wie der Sturm wind , auf die Jufanterie losreitet , so wird sich derselben, so lange sie wie andere Menschenkinder aus Fleisch und Blut besteht , ihre Gewehre mögen die Kugeln noch so weit und sicher tragen , ein unheimliches Gefühl bemächs tigen , was leicht in einen panischen Schrecken übergehen kann , wenn die Reiterei noch) außerdem unerwartet viel leicht gar in einer Flanke - erscheint, also mit ihrem An griffe überrascht. In solchen Momenten fehlt aber die zum Treffen unerläßliche Ruhe und kaltblütige Beurthei lung ; es wird zu zeitig gefeuert ; es wird nicht gehörig geztelt , was ohnehin Staub und Pulverdampf sehr er schweren , oft unmöglich machen , und demzufolge zu kurz oder zu hoch geschoffen ; nur wenige Kugeln treffen , und wenn die Infanterie steht, daß ihre ersten, auf große Ents fernungen abgegebenen Salven , die angreifende Reiterei weder niedergeworfen, noch zum Umdrehen vermocht haben, daß leztere vielmehr ihren donnernden Lauf unaufhaltsam fortſezt , ſo iſt das sehr geeignet , ihren moralischen Muth zu erschüttern, das Vertrauen zu ihrer Waffe zu schwächen. Hierzu kommt , daß die Infanterie , wenn sie von der Reiterei angegriffen wird , nicht selten durch ein vorherges gangenes Feuergefecht mit der diesseitigen Infanterie, oder auch durch Artillerie gelockert , abgespannt, und überhaupt in eine Verfaſſung versezt worden ist, wo es für sie dops pelt schwierig wird , einen kräftigen Widerstand zu leisten. Endlich darf man nicht vergessen , daß die Wirkung des feindlichen Feuers, mehr noch als von der Vollkommenheit der Waffe, von der Geschicklichkeit desjenigen abhängt, der sie führt , und daß, wenn auch gegenwärtig in allen Ar meen die Infanterie große Sorgfalt und viel Zeit auf die Ausbildung guter Schüßen verwendet , dieselben doch im Laufe eines Feldzugs täglich der Zahl nach abnehmen , ohne ersegt werden zu können , in der Hand halb ausgebildeter Recruten aber die beste Waffe ihre Wirkung verliert. Ja, es könnte vielleicht sogar die Frage aufgeworfen werden : ob nicht ein mittelmäßiger Schüße mehr zu fürchten ist, wenn

er mit einem Gewehre alter Art bewaffnet ist , von dem er weiß , daß es nur auf 300 bis 400 Schritt trifft, und mit welchem er daher auf eine größere Distanz gar nicht feuert , als wenn er ein Gewehr führt , mit welchem er auf 800 Schritt und weiter treffen zu können glaubt, und womit er auf solche Entfernungen schießt , aber nichts trifft, weil ihm die zur Handhabung eines derartigen Ge wehrs erforderliche Geschicklichkeit abgeht. Darum möge die Reiterei an ihren Erfolgen nicht ver zweifeln ! So lange sie tüchtige Führer an ihrer Spige hat , die Ruhe , umsicht und Bejonnenheit mit Kühnheit und energischem Wollen zu vereinigen wissen ; so lange fie von einem ächten Reitergeiſte beseelt , gut ausgebildet , ſo wie kriegstüchtig beritten und ausgerüstet ist, wird sie auch in der Geschichte fünftiger Kriege manches Blatt mit ihren Thaten füllen. Sie wird auch fernerhin ſich nicht darauf beschränkt sehen , die Armee auf dem Marsche und im Bi vouac durch ihre Vorposten zu sichern , sondern es wird ihr auch am Tage der Schlacht ihre Rolle : den Kampf zu entscheiden und den Gegner zu vernichten, verbleiben. Ihr kühner Muth, die Schnelligkeit und Ord nung ihrer Bewegungen, Formen, welche einen hinlänglichen Grad von Beweglichkeit verleihen, und vor Allem der Geist des Führers, werden ihr in den Kriegen der Zukunft eben so oft den Sieg verschaffen, als in denen der Vergangenheit, allen Geschossen zum Troße ! Es bedarf hierzu keiner Ver änderung in der Taktik der Waffe, weder in dem intellec tuellen, noch im formellen Theile derselben. Bei den Formen kommt es vorzüglich auf Einfachheit, sowie darauf an, daß der größtmögliche Grad von Beweglichkeit und Schnellig feit erzielt wird. Alle Evolutionen, die sehr künstlich ſind, viel Vorbereitungen und Zeit erfordern , mehr auf den Exercirplag als auf das Schlachtfeld berechnet sind, taugen nichts. Die Kunst , auf ihrem dermaligen Standpunkte, bietet eine reiche Auswahl , und das vorhandene Material reicht vollkommen aus, wenn man dasselbe nur zu würdigen und richtig zu gebrauchen versteht. Hiermit wollen wir jedoch nicht gesagt haben , daß rücksichtlich der bestehenden reglementarischen Vorschriften nirgends eine Ver befferung möglich wäre. Denn diese zeigen allerdings hier und da noch mehr oder weniger erhebliche Mängel, welche die Reiteret hindern , denjenigen Grad von Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit zu erreichen , dessen fie fähig ist und auch bedarf, um thre Bestimmung zu erfüllen. Naments lich wäre eine fürzere , bezeichnendere und mehr logisch construirte Commandoſprache zu wünschen. Es hängt von der Art zu commandiren mehr ab , als es den Anschein hat. General vou Bismark ſagt in seiner Ideentaktik : Im Commandowort liegt das Gesez , die Harmonie und die Ordnung eines Manövers . Wer es also versteht, die anzeigenden und vorbereitenden Commandos während der Bewegungen zur rechten Zeit zu geben , bleibt Herr der= selben. Das Ausführungscommando ift immer schnell wie der Gedanke. In der Kunst, richtig zu commandiren, liegt ein Theil des Geheimnisses der Reitertaktik, ein Theil des Geheimnisses , mit Reiterei zu überraschen. Wer diese Kunst nicht inne hat , muß von vorne herein darauf vers zichten , mit Reiterei Thaten zu vollbringen. Um fich in einer Sprache auszudrücken, muß fie gelernt sein . " Dieser Ausspruch bezieht sich nun zwar hauptsächlich auf den Ge

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brauch, den der Führer von der ihm durch das Reglement vorgeschriebenen Commandoſprache machen soll , und nicht auf die Eigenschaften , welche lettere selbst haben muß. Aber es leuchtet ein, daß der Gebrauch, der von einer Sache zu machen ist , ganz wesentlich von der Beschaffenheit der felben abhängt , also eine kurze , bündige und in jeder Be ziehung zweckmäßige Commandosprache größere Vortheile bietet , als eine solche , welche durch ihre Weitläufigkeit und sonstige Einrichtung dem Führer Fesseln anlegt. Man findet diese Angelegenheit , sowie das Ganze der taktischen Formenlehre ausführlich abgehandelt und von der wissen schaftlichen , wie von der praktischen Seite aufgefaßt , in dem von dem f. sächs. Oberst Siegmann herausgegebenen Werke über die Elementartaktik der Reiterei , auf welches wir hiermit verweisen . *) (Fortsegung folgt.)

rungen über Prondzynski's Stellung zu Skrzynecki, wie über die Theilnahme des polnischen Generalquartiermeisters an den einzelnen Operationen . Der dritte Aufſaß „ über die erste Hälfte des Feldzugs 1831 " ist nach den Notizen eines rus fischen Generals *** , zu welchem der Generaladjutant Neid hardt Anmerkungen beigegeben , gut zuſammengestellt ; man erhält durch ihn eine kurze Uebersicht des Feldzugs von Dies bitsch , besonders über die so schwierigen und viel getadelten Verpflegungsverhältnisse , während Neidhardt's Bemerkungen vornämlich die Absichten des Feldmarschalls besprechen. Die vertraulichen Berichte von Diebitsch über seinen Feldzug in Polen" enthalten die Rechtfertigung dieses Feldherrn und widerlegen den größten Theil der ihm gemachten Vorwürfe ; sie zeigen, in welchem erschwerten Element er handelte , wie das Glück ihm in Allem entgegen war , wie seine ſchönſten Entwürfe eben durch die Ungunst des Glücks vereitelt wurden, wie er oft , wenn er seinen Gegner zu packen glaubte , durch widrige Umstände gezwungen , von ihm ablassen mußte, vor. nämlich aber rechtfertigen sie die ihm so oft und damals mit Recht ――― vorgeworfene Unthätigkeit in der späteren Zeit,

Literatur. Feldherrnstimmen aus und über den polnischen Krieg vom Jahre 1831. Herausgegeben von Friedrich v. Smitt. Leipzig und Heidelberg , 1858. E. F. Winter'sche Verlagshandlung. Wer kennt nicht Smitt's dreibändiges Werk über den polnischen Feldzug 1831 , eine wahrhaft claſſiſche Arbeit, wel cher die Kriegsgeschichte wenig ähnliche an die Seite zu stellen hat? Das vorliegende Buch ist als ein Nachtrag zu obigem Werke zu betrachten und als ein sehr wichtiger. Der Ver fasser sagt nämlich selbst , daß ihm bei Abfaffung der beiden ersten Theile verschiedene entscheidende Papiere vorenthalten worden , daher bei der Darstellung von Diebitsch's Feldzug manche Lücken blieben. Als ihm später die volle Benuzung des Petersburger Kriegsarchivs zugestanden ward , habe er ers kannt , daß er aus Nichtkenntniß der vertraulichen Correspon denz Diebitsch's dieſem bisweilen Unrecht gethan . Um nun dieſem edlen, später so elfach verläumdeten und aus Schmeichelei gegen seinen glücklicheren Nebenbuhler tief herabgefeßten Feld " Herrn gerecht zu werden , hat der Verfasser dieſen höchſt in tereſſanten Nachtrag geliefert , den er dadurch noch gewichtiger zu machen wußte, daß er eigenhändige Auffäße und Memoiren aller Häupter des polnischen Krieges, wie Chrzanowski, Prond zynski , Neidhardt, Diebitsch, Toll, Paskewitsch beibringt und uns durch die vertraulichen Reden jener Männer einen besseren Begriff von ihrer Persönlichkeit gibt, als die längsten Schilde rungen zu gewähren vermöchten. So hat Chrzanowski den ersten Aufſaß „ über die militärischen Operationen in Polen 1831 " auf Verlangen der russischen Regierung gleich nach Be endigung des Aufstandes geschrieben, dessen Geschichte er haupts sächlich mit Bezug auf seine eigene Betheiligung daran einfach und leidenschaftslos schildert, daher seine Arbeit eine gute Uebersicht des Feldzugs vom polniſchen Standpunkte gibt. Die Bemerkungen des weniger gleichmüthigen Prondzynski zu dem Werke von Smitt hatte der Pole dem Autor mit der Bitte zugesendet, einige Stellen seines Werks in einer zweiten Auflage danach zu berichtigen ; sie geben interessante Aufkläs *) Eine Besprechung dieses Werks findet sich in Nr. 5 der A. M.-Z. von 1854. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

die Nichtverfolgung nach dem Siege von Oftrolenka, endlich das nicht früher erfolgte Heranziehen der Garden. Manche der ihm aufgebürdeten angeblichen strategischen Fehler finden hier ihre Erklärung oder Widerlegung. Der Auffah des Generalintendanten Pogodin über die Verpflegung der russischen Armee unter dem Grafen Paskewitsch“ , einfach und klar gegeben , ist darum wichtig , weil er die später folgenden Unwahrheiten dieses Feldherrn, der manche seiner Unterlassungs fünden durch Mängel der Verpflegung zuzudecken sucht , am schlagendßten widerlegt. (Schluß folgt. )

Nautische Geographie von Dr. H. Metger , Sub rector am Gymnasium und Lehrer an der Naviga tionsschule zu Emden. 1. Theil : Mathematisch- astro nomische Geographie. Mit Figuren und einer Stern karte. Hannover, 1858. Helwing'sche Hofbuchhandlung. Dieser 1. Theil, auf 53 Seiten, gibt mit Hülfe der beis gedruckten Figuren , der hier sehr geeigneten bildlichen Dar ftellungen , den Zöglingen der Navigationsschulen , zugleich denen der Gymnasien und Realschulen , einen vortrefflichen Leitfaden für den Eintritt in eine positive und zugleich er. habene Wiſſenſchaft. In der Behandlung ist eine richtige Aus wahl und eine angemessene Form gefunden worden. Da im geselligen Verkehr , in dem praktischen Leben und bei dem Nachdenken klare und einfache Begriffe in der mathematiſch astronomischen Geographie recht nüßlich sind , so ist der Leits faden selbst für Erwachsene von Werth. Nur eine Bemers kung zu den Sternschnuppen ( S. 27) geht dahin , daß dieselben im Weltraume nach den Geſeßen der Schwere um die Sonne kreisen (nicht um die „ Erde “). „ Wenn diese Körper in ihrem Laufe der Erde begegnen und von ihr angezogen werden, so werden sie an der Gränze unserer Atmosphäre leuch tend, plagen oft und lassen dann steinartige Bruchstücke herab -r. fallen."

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Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften.

Die Rennen zu Algier von Esménard , Kritik dieſes militärischen Gedichts. Feldherrn - Stimmen von Smitt , günftige Kritik dieſes Werks. Die Regimentsschulen der Infanterie und Ca valerie von Guillot. Instruction über Einrichtung und Führung derselben. Nekrologe der Generale de Salles und Ardant.

December 1858. Frankreich. Le spectateur militaire. Recueil de science. d'art et d'histoire militaires. 33e année . Paris 1858. Die Militärmacht der Engländer in Indien. (Forts.) Dieser mit großer Sachkenntniß und Unpartheilichkeit ges schriebene Auffag verbreitet sich in seinem vorliegenden Theile über die Nothwendigkeit einer Aenderung der politiſchen und militärischen Organisation in Indien. In ersterer Beziehung wird verlangt , daß England mehr als bisher chriftliche Civilisation in Indien verbreiten solle ; in leßterer , daß das Recrutirungssystem dem des Continents genähert werden müsse, namentlich seitdem zwei Hauptmärkte der Recrutirung, Irland und Hannover , fast ganz weggefallen seien. Das System der Milizen sei unzulänglich, besonders schlecht aber die Verwaltung . -~ In letterer Beziehung ist nun neuer dings Manches geschehen ; allein mit einem anderen System der Recrutirung scheint es noch gute Wege zu haben. Historischer Abriß der Befestigungen, Ingenieure 2 . (Forts.) Bei der Belagerung von Landau machte die Stärke der Besagung die Umfassung einer größeren Front nöthig . Die Besagung machte gar keine Ausfälle . Bei Freiburg mußten erst die breiten und tiefen Wassergräben abgeleitet werden. Der Ingenieur Valory zeichnete sich bei dieſen

Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1858. Den 4. December.

beiden Belagerungen durch Umficht und Sachkenntniß aus. Um jene Zeit brachte der Ingenieur Masse ein neues Sy stem auf , das sich durch Feuer aus kasemattirten Räumen harakterisirt. Bei der Belagerung des aufständigen Barce lona kam der bei den Spaniern so beliebte und durch die dortige Bauart begünstigte Häuserkampf, der den Belagerern Um jene Zeit sehr viele Leute kostete , in Anwendung. zählte Frankreich 21 Directoren der Fortificationen. Die Kosten der letteren betrugen von 1658-1715 : 194 Mill. Livres.

Statt der einheimischen und der besonderen indischen Armee sollte fünftig nur eine einzige fönigliche Armee bestehen, deren Truppen nicht in Indien allein , sondern überall zu verwenden wären. Der Transport von Truppen auf Handelsschiffen und um Afrika herum wird als kostspielig und langwierig bezeichnet. Es sollten besondere Kriegstransportschiffe ge bildet und davon eine genügende Zahl im rothen Meer Stationirt werden , nm den Transport über Suez schneller und wohlfeiler bewerkstelligen zu können. Die öconomischen Verhältnisse der Quartiers und Zahlmeister werden einander gegenübergestellt. Die Quartiermeister, aus der Zahl der Unteroffiziere hervorges gangen , erhalten nach 30 Dienstjahren Capitänsrang und Penſion mit Vollfold. Die Zahlmeister seien früher Offi ziere gewesen, haben ihre Stellen kaufen müssen und genießen feine so günstigen Pensionsverhältnisse. Der Quartiermeister habe allerdings viel zu thun, erhalte aber auch viele Accedentien, Douceurs von den Accordanten , die besten Quartiere in den Kasernen, Brod, Fleisch und Holz nach Belieben. Der Zahlmeister dagegen , der auch den ganzen Tag zu thun habe , müsse seinem Fourier eine Zulage aus eigenem Ver. mögen geben. Den 11. December.

Bericht über die Belagerung von Montpellier im Jahr 1622, mit einem Plan. Montpellier war von den Protestanten beſeßt und wurde durch Louis XIII. mit einer ziemlich starken Macht belagert. Die Befestigungen waren durch den tüchtigen Argencourt verstärkt. Der bedeckte Weg fand hier seine erste Anwendung. Wir finden hier - wie bei Sebastopol - vorwärts der eigentlichen Befestigungen Erdauf würfe für Schüßen , die mit Verlust genommen werden mußten , ehe die eigentliche Belagerung beginnen konnte. Die Belagerten bedienten sich der damals noch neuen Muskete. Insbesondere aber wirkten sie durch häufige, energiſche Aus fälle, wobei die Belagerer bedeutend litten, so daß Louis XIII. noch eine große Verstärkung herbeiziehen mußte. Zulett fand ein Vergleich statt. Bertheidigung und Einnahme des Schloffes von Badajoz den 6. April 1812 von dem Großherzogl. Heff. Oberlieutenant Paul Westerweller d'Anthony. (Vgl. die von uns in Nr. 7 & 8 v. d. J. hierüber mitges theilte Notiz.) Die Birkungen der Dotation der Armee seit Eins führung derselben bis Ende 1857. (Siehe unter Nachrichten der heutigen Nummer.)

Die beabsichtigte Gleichfarbigkeit der Aufschläge wird getadelt ; der Corpsgeist gehe verloren , im Felde finde Man der Mann seine Abtheilung nicht mehr so leicht. ahme überhaupt die Franzosen zu sehr in der Kleidung nach. Es folgen Klagen über schlechte Bezahlung der Stabs. sergeanten der Miliz , die doch so viel zu thun haben, wie die der Linie ; über die schlechten Schiffe , in wel chen Truppen nach Indien geschickt werden ; über die neue Rangordnung der Militär ärzte , welche einen jungen kaum eingetretenen Arzt über einen alten verdienten Offis zier stelle. Die ungeheure Desertion wird als das Hauptübel des Jährlich desertiren englischen Militärweſens bezeichnet. durchschnittlich 10,000 Mann! Es gebe Grafs schaften in Schottland , in welchen fich 10-12,000 Defer teurs herumtreiben. Die meisten machen ein Gewerbe daraus, indem sie sich immer von Neuem anwerben lassen. Man sollte deßhalb das Handgeld der Recruten ganz abschaffen, dagegen die Werber besser bezahlen. Die vielen franken Aerzte in Indien rühren davon her, daß man Biele mit schon gebrochener Gesundheit hin schicke und ihnen keinen Erholungsurlaub gönne.

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Auch in den Dampfflotten werde England den anderen Nationen überlegen sein, weil die englischen Seeleute auch in Handhabung der Maschinen geschickter seien. Die Dampf kraft erzeuge übrigens eine geordnetere Seetaftif , als bis her möglich gewesen. Den 18. December.

Jene Stelle zu Elsfleth am Weſerufer ist es , an welcher ein deutscher Fürst mit einer Schaar tapferer Männer , der Zwingherrschaft Napoleons und seiner Satrapen weichend, am 7. August 1809 Abschied nahm von deutschem Boden

Die gegenwärtigen Zustände Europas verlangen , daß Eng land besser gerüstet sei : seine Canalflotte sei ganz un bedeutend , seine Armee zu Hause bestehe aus Recruten. Schon Wellington habe 150,000 wohldisciplinirte Milizen verlangt. Die Concursprüfungen seien gut , aber man sollte bloß Gentlemen zulassen. Candidaten aus niederen Ständen fommen nur in unangenehme Conflicte mit ihren Familien und neuen Kameraden.

Die Erinnerung an jene That ungebrochenen Muthes , zu Nuß und Frommen des lebenden und des kommenden Geschlechts, wach zu erhalten durch Errichtung eines Gedenksteins in Els fleth, fordern die Unterzeichneten ihre Landsleute auf . ihr Scherflein beizutragen jeder nach seinen Kräften -- auch die kleinste Gabe ift dem Zwecke willkommen ! Sie selbst wollen außerdem zur Förderung desselben ein Büchlein herausgeben :

Der Soldat erhalte geringes , ja oft krankes Fleisch , weil der Tarif 4 Den. (13 fr.) per Pfund viel zu gering sei. Die Zeit, wo man um einen solchen Preis erträgliches Jezt schlachte man Fleisch erhalten , sei längst vorüber. altes , ja ſogar krankes Vieh für den Soldaten , um den Tarif einhalten zu können. Klagen über die große Partheilichkeit in der Marine ; über schlechte Bezahlung der Quartiermeister , des einzigen höheren Postens , den der gemeine Mann er reichen könne ; über schlechte Bezahlung der Musiker, weßhalb man nie gute Banden habe, außer wenn die Offis ziere aus ihrem Vermögen zuschießen. Das schlechte Recrutirungssystem wird wiederholt getadelt. Man hole die Recruten aus der elenden Bevölke rung der Fabrikstädte ; dagegen gebe es große Strecken in den Hochlanden , wo sich nie ein Werbesergeant zeige , und doch sei der Bauer der beste Soldat. Man sollte den Orts obrigkeiten die Befugniß einräumen , Recruten anwerben zu dürfen. (Die Nummer vom 25. December ist uns nicht zugekommen.)

An das Publikum !

der tapfere Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig und sein schwarzes Corps.

Zur Erinnerung an den Feldzug des Herzogs Wilhelm von Braunschweig 1809. (Mit Actenstücken. ) Wie die Unterzeichneten bereit sind , jede Gabe dankbar in Empfang zu nehmen , so wenden sie sich auch an alle Freunde dieses patriotischen Unternehmens mit der Bitte , dasselbe durch Mittheilungen über die Ereig niſſe jener Tage zu befördern , namentlich sie auch über An denken aus jener Zeit schleunigst unterrichten zu wollen , wo durch fie in den Stand gefeßt würden , ein Verzeichniß dieser Reliquien ihrem Büchlein anzuhängen. Der Ertrag dieses Schriftchens , welches die Vors gänge innerhalb des Herzogthums , in Bremen und an der unteren Weser besonders ausführlich behandeln soll , wird mit den übrigen freiwilligen Beiträgen auch der Errichtung jenes Denksteins gewidmet werden . Der Preis eines Exemplars wird auf 10 Groschen festgestellt werden , doch bleibt es natürlich Jedermann überlassen , einen höheren Preis zu zahlen. Alle öffentlichen Blätter werden ersucht, vorstehendem Auf ruf ihre Spalten zu öffnen.

(Eingesandt.) Die 50jährige Wiederkehr des verhängnißschweren Jahres 1809 , in welchem Desterreich sein Aspern und Wagram für Deutschlands Befreiung schlug, Tyrol seinen Hofer und Specks bacher erstehen sah , wo Norddeutschland Zeuge war von den kühnen Thaten des Herzogs von Braunschweig-Dels und ſeiner tapferen schwarzen Legion , wird der Gedenkfeste manche vers anlassen in deutschen Gauen ! Mögen sie befruchtend wirken auf das Nationalgefühl, und die Einigkeit aller Stämme unseres großen Vaterlandes, möge die Belebung des Andenkens an die Thaten , an die Leiden der Väter, das Band , welches uns Alle umschlingt , fester knüpfen zu einer Zeit , wo abermals im Westen kriegerische Gelüste rege werden ! Unsere engere Heimath, das Herzogthum Oldenburg, wurde zwar nur selten von den Wettern des Krieges heimgesucht, doch haben auch wir unsere Weiheſtätte aus jener Zeit tiefster Erniedrigung, wo Deutschland unter den ehernen Tritten seines fränkischen Bezwingers seufzte.

Oldenburg und Elsfleth , 6./7 . März 1859. C. W. Schröder Rathsherr. v. Negelein , Hauptmann. C. Klåvemann, Rathsherr. D. H. Kanzelmeyer , Bürgermeister zu Elsfleth . v. Beaulieu - Marconnay , Hauptmann. v. Alten.

Berichtigung. In Nr. 19 & 20 der A. M.-Z. auf Seite 172 ist die Chiffre des Pariser Correspondenten irrig mit 45 anstatt 44 angegeben ; ferner bitten wir auf Seite 174 Zeile 15 von unten der Einsicht des Herrn Verfassers statt der Herr Einsicht des Verfassers zu lesen.

Hierbei eine literarische Beilage von Otto Spamer in Leipzig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verleças Ecuard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leste.

34. Jahrgang.

Samſtag,

26. Mä r ; 1859.

Din

Led Tube No. 25 & 26 . and TONTIN

lords

ger

sogna

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Allgemeine Militär- Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . tingente des Bundesheeres verwendet werden müſſen ,

Deutſchland. Frankfurt a. M.,1 22. März. In der vor drei

fann es gar nicht darauf ankommen , dieſe Koſten noch durch diejenigen weiteren Ausgaben zu vermehren , welche

Jahren inDarmſtadt erſchienenenSchrift „ Die Nothwendig. durch die Verwirklichung der beiden obigen Defiderien feit einer Vereinbarung über gleiche Commandowörter im deut- entſtehen werden , wenn man dabei bedenkt, wie überaus ſchen Bundesheere“ war bereits (auf Seite 4 ) darauf hin wichtig der dadurch zu erreichende Zweck für das Bundess gewieſen worden, daß, wenn der vom Kaiſer Napoleon III. beer iſt, und wenn man zugleich weiter berüdſichtigt, daß aufgefaßte Plan , künftig in Frankreich nur eine Art von das zweite Defiderium gerade bei Gelegenheit der frag. Feldgeſchüß , nämlich die „Granatkanone“, beſtehen lichen Umwandlung der 6 Pfünder in 12 Pfünder Kanonen zu laſſen , wirklich zur Ausführung komme , damit zugleich am wohlfeilſten zu realiſtren iſt. 1

die unverkennbare Nothwendigkeit eingetreten ſein werde,

Möchten diejenigen, welche hierüber zu entſcheiden baben ,

auch für das deutſche Bundesheer ein ähnliches Geſchüß zur Erreichung dieſes hohen Zweds baldig ft und kräfı zu adoptiren , oder doch mindeſtens auf die Beibes tigft mitwirken ! baltung der 6 und der 8 Pfünder Kanonen . -

Preuß e n.

da fich dieſe leichteren Kaliber in der wirtſameren Schußs weite derſelben, den weithin treffenden gezogenen Gewehren

Berlin , 20. März. Das neueſte „ Miniſteralblatt für

der neueren Zeit gegenüber, nicht mehr zu behaupten ver- die geſammte innere Verwaltung“ enthält die neue Militär mögen – zu verzidy ten. “

Erlaßinſtruction vom 9. December v. 3. und die dazu Da nun, nach den öffentlichen Blättern , bei der gehörige Ausführungsverordnung. - In der Erſaßinſtruction, preußiſchen Artillerie ſchoi. vom Mai d. I. an die werden zunächſt die bisherigen Verordnungen über dieſen 6 Pfünder Kanonen ganz in Wegfall kommen und an deren Gegenſtand aufgehoben. Mit dem erſten Januar 1860, Stelle nur 12 Pfünder treten ſollen , ſo dürfte es als ſehr an welchem Tage die neueInſtruction in Kraft tritt, darf wünſchenswerth erſcheinen , aus den oben angeführten die Bezeichnung Militärpflichtiger als Ganzs, Salb- Inva Gründen bei dem geſammten Bundesheere ſo bald , lide und Armeereſerviſt nicht mehr ſtattfinden . An die -

als nur immer tbunlich , in gleicher Weiſe verfahren zu laſſen. Für den Fall der Realiftrung dieſes Wunſches würde

Stelle der Inſtruction für Militärärzte vom 14. Juli 1831

man es aber ſpäter bitter zu bereuen haben , wenn man

Militärdienſtverpflichtung und Militärdienſtzeit im Auge

1

.

tritt eine neue Inſtruction vom 9. December 1858. Die Inſtruction handelt im erſten Abſchnitt von der Mehrpflicht,

in Würdigung deſſen , was auf den Seiten 3—5 der meinen. Die Wehrpflicht jedes Preußen (für Mennoniten

oben erwähnten Schrift bezüglich eines gleichen Kalibers

und Quäker beſtehen bedingungsweiſe beſondere Befreiungen )

für die Feldgeſchüße des deutſchen Bundesheeres angeführt beginnt mit dem vollendeten 17. und dauert bis zum vols ift - nicht dieſe Umwandlung zugleich dazu benußen

lendeten 49. Lebensjahre und zwar vom 17. bis 20.,

wollte, die Gleichheit des Ralibersder 12 Pfünder Kanonen

vom 20. bis 39. beim ſtehenden Beere, der Landwehr erſten

im ganzen Bundesheere, wenn aud nicht vollſtändig, und zweiten Aufgebots, und vom 39. bis 49. beim Lands doch mindeſtens in ſo weit zu erzielen, daß die Kugeln

ſturm .. Ade Wehrpflichtige,1 welche nicht zur Linie oder

dieſer Kanonen bei den verſchiedenen deutſchen Heeren Landwehr eingezogen ſind, bleiben auc, für die Dauer dieſer gegenſeitig gebraucht werden können . (Siebe Seite 5 Nichteinziehung landſturmpflichtig. Der zweite Abſchnitt der beſagten Schrift.) beſpricht die Eintheilung der Ergänzungsbezirke und die Bei den enormen Koſten , welche ohnehin dermalen auf

an leßtere gebundene Militärpflichtigkeit. Das Staats .

die Mobilmachung und Ausrüſtung der verſchiedenen Cons gebiet iſt in acht Armeecorp8 getheilt, deren jedes einen

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besouderen Ergänzungsbezirk bildet. Das Gardecorps und die Seetruppen haben keinen besonderen Ergänzungsbezirk, sondern empfangen ihren Ersaß aus den Bezirken der acht Provinzialcorps. Der dritte übschnitt bespricht die Be hörden , welche die Ersaßangelegenheiten leiten , und das Reffortverhältniß und die Organiſation derselben ; der vierte Abschnitt die Ermittelung des Ersagbedarfs der Truppen und Marine, sowie dessen Vertheilung behufs der Aus hebung auf die Ergänzungsbezirke ; der fünfte Abschnitt die Anlegung, Führung und Berichtigung der Geburtslisten 2c .; der sechste Abschnitt das Kreisersaßgeschäft, worin auch von ter körperlichen Untersuchung der Militärpflichtigen die Rede ist. Die Aussprüche des Arztes , es mögen dieselben die Ein- oder Zurückstellung für angemessen halten , find für die Commission nicht bindend. Der siebente Abschnitt umfaßt das Departementsersaßgeschäft ; der achte Abschnitt die Recruten und deren Verhältniß bis zur Einstellung bei den Truppen ; der neunte den freiwilligen Eintritt in den Militärdienst ; betreffs des einjährigen freiwilligen

auch eine Vermehrung des Bestandes an Zugpferden ver bunden sein wird , soll dem Vernehmen nach bereits bis zum 1. Juni durchgeführt werden. Hannover. Hannover , 18. März. Nach einer Mittheilung des Hannov . Couriers " hat die Regierung die Befestigung der hannoverschen Küste durch Erbauung von Strandbatterien beschlossen , und zwar sollen mehrere Küstenbatterien des schwersten Kalibers aufgestellt werden . Es sind bereits Contracte zum Guß der nöthigen Laffeten abgeschlossen , die Eisengießerei in Hannover würde deren allein 10 , jede 100 Centner schwer , zu den schwersten Positionsgeschüßen herstellen.

Frankreich.

Paris , 5. März. In Folge der Versuche , welche Dienstes kann die wissenschaftliche Befähigung entweder zu Vincennes und Lorient angestellt worden sind , hat der durch Atteste oder besondere Prüfung festgestellt werden. Marineminister beschlossen, daß alle oberen Batterien Den Nachweis durch Atteste können nur führen u. A.: französischer Kriegsschiffe hinfort aus gezogenen a) die Studirenden, die auf einem inländischen Gymnasium Kanonen bestehen sollen. das Zeugniß der Reife erlangt haben ; b) die Schüler preußischer Gymnasien aus den zwei ersten Claſſen , die Großbritannien. Secundaner jedoch nur , wenn sie mindestens ein halbes Jahr in Secunda gesessen nnd an allen Unterrichtsgegen Die Armee- Voranschläge für das bevorstehende ständen Theil genommen haben. Die der Gewerbeschule Verwaltungsjahr enthalten Folgendes : Der Kriegs minister verlangt vom Unterhause in Summa 11,568,060 in Berlin und der Realschule in Meseriß gewährte Gleich Pfd. St. nämlich 9,240,555 Pfd. St. für den effectiven stellung mit einem Gymnasium ist aufgehoben; c) Mit glieder der königlichen Theater , welche zu Kunstleistungen und 2,147,505 Pfd. St. für den nicht effectiven Dienst. bei denselben angestellt sind ; d) die Primaner der zu Ent: Es vertheilen fich die veranschlagten Ausgaben in folgender Weise : Sold und Rationen der Landtruppen 3,724,474 laſſungsprüfungen berechtigten höheren Bürger- und Real schulen , wenn sie mindestens ein halbes Jahr in Prima Pfd . St.; ditto vermischte Ausgaben 562,369 Pfd. St.; gesessen; e) die Schüler derjenigen näher bezeichneten Pro eingekleidete Miliz 150,000 Pfd . St .; Freiwilligencorps gymnasien , deren oberste Classe der Gymnasial- Secunda 88,000 Pfd . St.; Departement des Kriegsministers und gleichsteht, falls fie diese Claſſe mindestens ein halbes Jahr Generalissimus der Armee 185,594 Pfd . St.; Werkstätten, besucht haben. Der zehnte Abſchnitt handelt von den Kasernenverwaltung u . dğl. 359,040 Pfd . St.; Handwerfer Folgen der unterlassenen Meldung zur Berichtigung der und Arbeiterlöhne 626,153 Pfd . St.; Uniformen sammt Stammrolle und der Nichtgestellung vor die Ersaß- , resp. Zubehör 400,000 Pfd. St.; Provisionen , Fourage , Holz, Militärbehörden, sowie der allgemeinen Controle der Mili Licht, Bettzeug 1,003,604 Pfd . St.; Kriegsmaterialien für Land- und Seetruppen 718,088 Pfd . St.; Befestigungen tärdiensterfüllung. Beigegeben find Schemata und For mulare. 325,072 Pfd . St.; Privatgebäude 212,507 Pfd . St.; -Nachdem hierselbst schon längere Zeit von Seiten Kasernen 797,122 Pfd . St.; wissenschaftliche und Er der Artillerie - Prüfungscommiſſion Bersuche mit ge ziehungs-Abtheilung 268,532 Pfd . St. Für den nicht effec zogenen Geschüßen von neuer Construction an tiven Dienst sind ausgeworfen : Belohnungen für Dienste gestellt, sollen nunmehr diese neuen aus Gußstahl be vor dem Feinde 25,370 Pfd . St.; Generalsbesoldungen : stehenden Geschüße zunächst bei dem Garde-Artillerieregiment 76,067 Pfd. St.; Besoldungen pensionirter und halbpen in Gebrauch kommen. Mit ihrer Einführung wird dem fionirter Offiziere 505,702 Pfd. St.; Wittwengehalte und nächst begonnen. Bei dieser Gelegenheit werden die sech 8 Rationen 185,916 Pfd. St.; Gehalte für verwundete pfündigen Kanonen des Regiments ganz besei Offiziere 44,433 Pfd. St.; Pensionen in Invalidenhäu tigt und au ihrer Stelle durchweg zwölfpfündige Felds sern 30,734 Pfd. St.; desgleichen außerhalb derselben geschüße eingeführt. Von dem leichteren Kaliber blei 1,145,380 Bfd. St.; und Gehalte für überjährigen ben nur die siebenpfündigen Haubigen , deren das Regis Dienst 133,903 Bfd . St. Es sollen 122,655 Mann ment statt einer fünftig zwei Batterien zählen wird . Es Landtruppen bewilligt werden , gegen 130,135 img verfloſſe Die Reduction beträgt somit 7480 Mann . wird beabsichtigt , allmählig auch bei den Artillerieregis nen Jahre. mentern der anderen 8 Armeecorps die neuen Geschüße zur In dieser Gesammtheit befinden sich 6306 Offiziere, 9309 Unteroffiziere und 107,040 Gemeine mit 12,839 Pferden. Verwendung zu bringen , wogegen die sechspfündigen Ge schüße in Wegfall kommen. Diese neue Einrichtung , mit Die besonders aufgeführten königlichen Truppen in Indien welcher wegen des schweren Kalibers der neuen Geschüße zählen 91,897 Mann aller Waffengattungen, gegen 79,494

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Mann in den Jahren 1858 und 1859. Außerdem stehen in den englischen Depots für Indien 15,005 Mann. Da durch erhebt sich die königliche Armee in Indien auf 106,962 Mann. Dazu obige Summe von 122,655 Mann, ergibt sich somit der gesammte Armeestand auf 229,557 Mann. - Die Verwaltung der Kriegsgerichte kostet dem Lande 50,299 Pfd . St. ( Gefängnisse mit eingeschlossen) ; Truppenbewegungen 129,000 Pfd . St.; Gottesdienst 42,366 Pfd. St.; Medaillen 3000 Pfd . St.; Dienstbelohnungen 9000 Pfd . St.; die deutsche Legion am Cap 18,133 Pfd . St. Der Generalissimus der Armee , gegenwärtig S. K. H. der Herzog von Cambridge , erhält täglich 9 Guineen (63 Thlr.) , nämlich 3457 Pfd . St. per Jahr und jeder seiner Adjutanten 793 Pfd . St. per Jahr. Der Militär secretär bezieht 2000 Pfd . St. und der Generaladjutant 1388 Pfd. St. jährlich. ― Mr. Warry, ein Waffenschmied- Sergeant in der englischen Armee, hat eine neue von hinten zu ladende Kanone verfertigt, mit der dieser Tage in der Prompton kaserne Versuche angestellt wurden. Die Kanone mißt in ihrer ganzen Länge nicht mehr als 16 , vom Schwanz ftück bis zur Mündung 14 Zoll. Ihr Gewicht ohne Kasten beträgt bloß 11 Pfund , sie ist aus Messing und der Me chanismus schön gearbeitet. Sie feuert 10 Patronen per Minute, so schnell eben, als 2 Mann fie bedienen können. Die bei der Probe gebrauchten Kugeln waren die gewöhn lichen Enfieldbüchsen- Spizkugeln, und die konischen papier überzogenen Kugeln vom Capitän Norton , die manchen Vortheil vor den anderen haben. Die Kugeln wurden nach einem 2000 Ellen entfernten Ziele mit der größten Sicherheit geschossen. Ein Hauptvorzug dieses Geschüßes ist, daß es vermittelst eines Zündhütchens abgefeuert wird. Nach dem schnellsten Schießen bleibt das Innere des Laufes vollkommen fühl , da die Oeffnung am Schwanzstück einen Luftzug beim jedesmaligen Laden hineinläßt. Man Man beab fichtigt , Mr. Warry's Princip versuchsweise auf eine ge wöhnliche 32 pfündige Schiffskanone anzuwenden. Auf Verlangen des britischen Ingenieurcorps hat Capitän Norton , dessen vor Kurzem Erwähnung geschah (vgl. A. M.-Z. Nr. 17 & 18) , in Chatham umfassende Versuche mit seinen neu erfundenen Zerstörungs waffen angestellt. Das erstemal waren , wie man sich erinnern wird , vermittelst seines „flüssigen Feuers" regen durchtränkte Leinwandsäcke in Brand gesteckt worden. Dieß mal kam es darauf an , zu zeigen , daß auch starke Holz balken , somit Schiffe , diesem Zündungsstoffe nicht wider ftehen können, und zu diesem Zwecke war ein Haufe solcher Schiffsbalken als Scheibe aufgestellt worden. Gegen diese schoß er wie früher eine Hohlkugel ab , in die kaum mehr denn ein Theelöffel voll seines flüssigen Feuers gefüllt worden war. Die Hohlkugel und mit ihr die eingeschlossene Glaskapsel zersprang , so wie sie mit den Balken in Be rührung famen , wenige Augenblicke später standen auch schon leptere in vollen Flammen und brannten fort , so lange noch ein Span an ihnen zu verzehren war. Ein Gleiches dürfte demnach auch bei Schiffen der Fall sein, zumal wenn man ihnen ein halbes Dugend solcher Kugeln zugleich auf den Leib hezt. Seine wasserdichte Reibent zündungs-Patrone" wurde gleichfalls probirt und soll sich nicht minder gut bewährt haben. Es ist dieß ein einfacher

Apparat , um unter Waffer Sprengungen vorzunehmen, der viel ficherer, als die Voltaische Batterie und als die häufig angewandte Pickford'sche Lunte wirken soll.

Niederlande. Aus dem Haag , 2. März. Eine königl. Ordre be stimmt , daß zur Anerkennung der Verdienste , welche sich Unteroffiziere und Soldaten durch eine langjährige treue Dienstzeit erworben, eine Dienstauszeichnung gestiftet werden soll. Demnach werden die Unteroffiziere und Soldaten, welche 12 Jahre im activen Dienst sich befanden, mit einer broncenen, und die 24 Jahre in der Armee stan den, mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet werden, wäh rend sich eine 48 jährige makellose Dienstzeit eine goldene Medaille erwirbt. ―― Die Infanterie soll andere Seitengewehre , und zwar eine Art Faſchinenmeſſer erhalten.

Sardinien. O Bekanntlich wurde im Jahre 1857 ein Concurs für die beste Infanterie - Feuerwaffe von Seiten des Kriegsministeriums ausgeschrieben und von der Kammer ein Preis dafür ausgesezt (vgl. A. M.-Z. Nr. 57 & 58 von 1857) . Auf den Vorschlag der Centralcommiſſton der Artillerie hat nun der Kriegsminister erklärt, daß von den zahlreichen zu diesem Behufe eingeschickten Waffen nur die nachstehenden zu den Proben , durch welche man den rela tiven Werth der Waffen erforschen will, zugelassen werden sollen , nämlich : die des mirttembergischen Artilleriehaupt manns Dorn , die des Waffenfabricanten Lardinois zu Lüttich , die des Schweizer-Offiziers Hans Wieland , des Schweizer Waffenfabricanten Sauerberg und die der Londoner Büchsenmacher Caltsher und Terry. Diejenige Waffe wird als unbrauchbar erklärt werden, welche weniger als 50 pCt. Treffer in einer freisrunden Scheibe von einem Halbmesser gleich z des Abstandes hat. Schweden. Stockholm, 10. Februar. Seit mehreren Jahren hat man den Plan gehabt , Stockholm zu befestigen, ein Unternehmen , das viele Millionen fosten würde und in der Preſſe , ſowie in Brochüren 2. ebenso heftig ange griffen worden ist , wie die projectirte Befestigung Kopen= hagens. Die Regierung scheint indessen, wie die Flensb. Ztg." berichtet , für eine solche Befestigung zu sein und theilt wohl nicht mehr die Sicherheit Karl Johanns, welcher einst dem russischen Gesandten bei deſſen Vorstellung , daß Schweden ein offenes Land sei , und Se. Majestät be denken möge , daß der Kaiser sein Herr , wenn es ihm ge fiele, und die Nachgiebigkeit der schwedischen Regierung in der gerade discutirten Angelegenheit nicht anders er reicht werden könnte, 100,000 Mann nach Schweden mar schiren lassen könnte , erwiederte : " Möge er es thun, Festungen und Erdwälle werden sie auf ihrem Marsch nicht viele treffen , allein benachrichtigen Sie den Kaiser, Ihren Herrn, daß er dann neue 100,000 vorräthig haben möge ; er hat deren bedürftig , um sich zu vergewissern , daß die

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ersten angekommen sind." Die angesehenen schwedischen Militärverfasser sind übrigens keineswegs über die Zweck mäßigkeit einer solchen Befestigung einig ; namentlich hat sich der General Edenhjelm in dieſen Tagen in einer Bro chüre stark dagegen ausgesprochen, indem er überhaupt den Nußen der Befestigung jeder großen Stadt in Abrede stellt. Die schwedische Presse selbst ist nur zum Theil für diesen Plan. Die Furcht vor einer russischen Invasion und der Hinblick auf die schlechte finanzielle Lage des Staates sind die beiden Hauptmomente, die bei derselben für das pro et contra bestimmend wirken.

Wirklichkeit etwas geschehen, was des Nennens werth wäre. Das anschaulichste und nachahmungswürdigste Beispiel gibt uns aber in dieser Beziehung Oesterreich , das mit einem Theil seines Flottillencorps den Lago maggiore und den Gardasee occupirt hat, seitdem sich bei der Vertheidigung von Peschiera der Mangel bewehrter Fahrzeuge in so herber Weise fühlbar machte. Vor etwa zwei Jahren hatten wir Gelegenheit , die Flottillen-Etablissements auf den genannten Seen in Augens schein zu nehmen und da möchten wir namentlich die Einrich tungen auf dem Gardasee als für unseren Fall besonders beachtungswerth empfehlen. Die Station der daselbst befindlichen Abtheilung des Flottillencorps ――― das damals auf den Seen , in den Lagunen bei Venedig und auf der Donau vertheilt war Die Riva. Nordseite Sees des zu der befindet sich auf Mannschaft ist in einer hart am Ufer liegenden, mit seinen Grundmauern in den See reichenden Kaserne untergebracht, die, wenn wir nicht sehr irren, kasemattirt, mit Plattform versehen und zur Vertheidigung geeignet ist. Außer den daselbst vorhandenen Kanonenbooten stehen nun die auf dem See zwischen Riva, Peschiera und Desenzano fahren den und dem Personen- und Güterverkehr übergebenen Dampfboote unter dem Commando des Flottillencorps, werden von ihm bemannt und geführt. Leßteres geschieht auf folgende Art : Alle Monate bezieht ein Offizier des Corps je ein Dampfboot als Befehlshaber, seine Mann schaft, wenn wir uns recht erinnern , jedesmal auf eben so lange Zeit ; während Steuermann , Maschinist und Heizer - alle im Militärverband - beständig auf dem Schiffe bleiben. Ein Conducteur rechnet wie auf anderen ähn lichen Verkehrsanstalten mit den Passagieren , Güterſpedi Durch diese vortreffliche Einrichtung teuren u. f. w. ab. werden Offiziere und Mannschaft in steter Uebung erhalten und neben dem ungemein Praktischen genießt diese Organiz sation auch den Vorzug des außerordentlich Billigen , da sie zum großen Theil durch die freiwillige Steuer der Reisenden und Güterversender bestritten wird. Die Schiffe find für den Kriegsdienst eingerichtet und mit einigen Ge schüßen armirt. Die Mannschaft gibt den Wachdienst u . s. w. im Kleinen , wie er auf größeren Kriegsschiffen üblich iſt und rückt nach ihrer Ablösung bei der betreffenden Abthei lung wieder ein, um an den anderen in ihr Fach schlagen den Uebungen Theil zu nehmen. Eine derartige Einrichtung auch für den Bodensee ohne Weiteres anzunehmen , nachdem sich dieselbe anderen Orts erprobt und bewährt hat, ist leider bis jezt unterlassen worden , wie man fich denn in kleineren Staaten nur zu oft höchft ungern zur unbedingten Adoptirungen fremder, auch noch so anerkannt trefflicher Inftitutionen entschließt. So müssen wir denn sehen , in welcher Weise in dem viel leicht nahe liegenden Ernstfalle am leichtesten und besten nachzuhelfen wäre , um das einigermaßen zu erseßen, zu dessen vollständiger Herstellung es des ruhigsten Friedens zustandes bedürfte. Wir haben auf dem Bodensee 5 baye rische Passagier und 2 Schleppdampfboote , 5 württem bergische Passagier- und 6 Schleppdampfboote , 4 badische Passagier und 2 Schleppdampfboote , zusammen also 24 Dampfschiffe ; die Schweiz besißt ferner noch 6 Passagier und 3 Schleppdampfboote, die wir aber nicht in Rechnung

Spanien. S. Da die gewöhnliche Concursprüfung für die Artillerieakademie nicht das gewünschte Resultat ge habt hat , und von den 20 Zöglingsstellen , welche die Akademie enthält , noch 9 offen sind , so soll am 1. April eine außerordentliche Prüfung stattfinden, um die Akademie zu completiren. Die Erfordernisse sind folgende: Arithmetik bis einschließlich Proportionen und Gesellschaftsrechnung, Algebra einschließlich der Gleichungen, Logarithmen, Reihen ; ebene Geometrie und Stereometrie. - Die Aspiranten müssen zwischen 16 und 23 Jahren alt sein , Taufscheine (selbst der Eltern und Großeltern und die Heirathsurkunden dieser!), Bürgerrechtsurkunden (auch der Eltern) , Prädi catszeugnisse (der ganzen Familie ! ) und ärztliche Zeug niffe betbringen. Wenn sie die Prüfung bestehen (welche fich auch noch auf die französische oder englische Sprache oder Zeichnen erstreckt) , so treten fie in einen Vorberei tungscursus der ebenen und sphärischen Trigonometrie und analytischen Geometrie, welcher vis zum 1. December dauert und mit einer neuen Prüfung schließt. Wer diese zweite Prüfung besteht , tritt mit Unterlieutenantsrang in die Akademie. Wer die erste Prüfung nicht besteht, darf auch die zweite nicht mitmachen ; dagegen können solche , welche in der ersten Prüfung schon einmal nicht bestanden sind , diese Prüfung so oft wieder mitmachen , als es das oben festgesezte Alter gestattet.

Wie ist der Bodensee bei einer kräftigen Vertheidigung unſerer Gränzen in Mitleidenschaft zu ziehen? Wie bei den vielfältigen Besprechungen der augenblick lichen Lage Deutschlands dieselbe in leßter Zeit von allen Seiten beleuchtet wurde und man vorzugsweise das Bes drohtsein des Südwestens hervorhob , war es namentlich) auch der Bodensee , dem bei einer Nichtbeachtung der Schweizer Neutralität feindlicher Seits eine besondere Wich tigkeit als Südflanke Deutschlands nicht abzusprechen war. Die Bedeutung desselben ist wohl unzweifelhaft und wurde über diesen Gegenstand in älterer und neuerer Zeit schon vielfach verhandelt *), namentlich auch das Wehrhaftmachen der Wassergränze in Berathung gezogen , ohne daß je in

* Wir verweisen hierbei auf die unter dem gleichen Titel : Die örtliche Vertheidigung des Bodensees " in der Beilage zur Allg. 3tg, vom 18. August des Jahrgangs 1856 und in Nr. 75 & 76 der Allg. Mil.-Ztg. von 1856 erschienenen Aufsäge. Anm. d . Red . d . A. M.-Z.

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ziehen wollen. Sämmtliche Schiffe find Staatseigenthum, also steht ihrer sofortigen Verwendung für andere Zwecke, als ihre Bestimmung erheischt , von dieser Seite nichts im Wege. Obwohl fie nun für nichts weniger als für den Kriegsgebrauch gebaut find , so kann man sie doch durch Anwendung geeigneter Maßregeln dazu einigermaßen zu ftugen. Man umgebe das Verdeck mit hohen Wänden von starken en Bohlen , die man nöthigenfalls auch noch

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einen der Uferpunkte , so ist es keine für das Corps zu ver schmähende Aufgabe, den Versuch zu machen , ihn von dort zu vertreiben , was vorzugsweise von dem Muth des Führers und der größeren oder geringeren Bravheit der Truppe , ihrer Verfassung und der ihres Materials ab hängt. Ein derartiges offensives Vorgehen wäre am wahr scheinlichsten , wenn der Feind , von Süden anrückend , fich auf dem Schweizerufer zeigte. Käme er dagegen von Westen durch dahinter aufgethürmte Sandsäcke verstärken kann und bewegte er sich auf einem oder beiden Seeufern in öst und schüße auf ähnliche Weise namentlich auch den Plaz licher Richtung vorwärts , so wäre es die Aufgabe des des Steuermanns, was besonders nothwendig ist, da man Flottillencorps , die Flanken des Feindes im Vormarsche diesen, sowie den Maschiniſten und Heizer auf den Schiffen zu beunruhigen und unsere ihm entgegengeworfenen Land belaffen muß und sie möglicherweise nicht sehr zuverlässig truppen nach Kräften zu unterstüßen. Ein gleiches Vers find. Ferner armire man das Verdeck mit einigen Ge fahren wäre zu beobachten , wenn der Feind es versuchte, schüßen schwereren Kalibers, zu denen man eigene Laffeten am Ost- oder Westufer vorbei in nördlicher Richtung vor nach dem Muster der auf Kanonenbooten üblichen anfertigt. zudringen , etwa über Bregenz oder Constanz. Gelänge Die nächste und Hauptſorge sei dann , für jedes Schiff es ihm schließlich , trog unserer Vorsicht selbst Fahrzeuge einen passenden Offizier als Commandanten zu finden ; herbeizuschaffen und mit diesen vorzudringen , dann müßte hierzu geeignete Persönlichkeiten gibt es in jeder Armee, die ganze Kraft aufgeboten werden, um demselben in über es handelt sich nur darum, fie mit Geschick herauszusuchen. wältigender Weise zu begegnen und den kühnen Gegner zu Sollte er wirklich das legtere - ein offen vernichten. Der Offizier , der einmal als Befehlshaber auf ein Fahr ― zeug commandirt ist , muß von da an auch beständig auf fives Vorgehen auf dem See wagen , so würde unser demselben verbleiben , so lange die Einrichtung besteht ; er Sieg wohl kaum zweifelhaft sein , da höchst wahrscheinlich sowohl, wie seine Mannschaft, damit sie mit der neuen unsere schwächste Flottenausrüstung doch die seinige noch Bestimmung vertraut werden und die schwimmenden Bretter übertrifft. als ihre Heimath betrachten lernen. Die Auswahl der Zwar kann in diesem Falle die Wahrung der Schweizer Mannschaft scheint uns in diesem Fall ungleich schwieriger, Neutralität unsererseits sehr gefährlich werden, da ein Auf wie die der Offiziere , da bei ihr in der Regel das fehlt, bringen von Schweizer Schiffen höchst wahrscheinlich als was derartige Organisationen in Norddeutschland z. B. so ein Bruch der ersteren angesehen würde und wir andererseits sehr erleichtern : die Luft, Freude und das Vertrautsein durch Unterlassung dieser sehr nothwendigen Maßregel dem mit dem Schifffahrtswesen. Doch würde man auch hier Feinde große Vortheile in die Hand gäben . aus den Pionniercorps , der Artillerie, den Schwarzwald Wir haben uns gedrungen gefühlt , unseren Ansichten flößern und dergleichen das Contingent formiren können . über diesen Gegenstand Worte zu geben und in großen Ein solches provisorisches Flottillencorps, unter Einem Umrissen die Ausführbarkeit einer Maßregel darzuthun, wie intelligenten entschlossenen Führer vereinigt , würde unserer fie uns nicht unmöglich und nicht ganz unpraktisch erscheint. Ansicht nach zweifelsohne seiner Aufgabe : Sicherung eines Außerordentliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Anord Theils unserer Südgränze und Abwehr der durch die nungen. Uebrigens nehmen wir gern Berichtigungen über Schweiz gegen dieselbe und gegen die jenseits des Sees einen Gegenstand an , den wir nur oberflächlich aus der gen Norden sich verzweigenden Eisenbahnlinien vordringenden Friedenspraxis und den wir in kriegerischer Thätigkeit nur feindlichen Colonnen gewachsen sein. Und das in voll annähernd und auch nur durch Anschauung kennen zu lernen ständigerer Weise und mit geringeren Streitkräften , als Gelegenheit hatten. Uns wird es vielmehr freuen , wenn es der Landarmee möglich wäre, die bedeutender Obser Obiges zu weiterer Besprechung Veranlassung geben sollte. 45. vationscorps auf den Linien Ulm - Friedrichshafen und Augsburg-Lindau bedürfte , welche auf diese Weise zu er sparen sind, da leßtgenannte Endpunkte - Friedrichshafen Die Formirung der Reiterei in einem Gliede. und Lindau als muthmaßliche Haupthafen mit einigen h (Fortsegung.) passageren Befestigungen versehen , nur verhältnißmäßig schwacher Besagungen bedürfen. Wenn weiter oben zugegeben worden ist , daß unter den Was die Thätigkeit des Corps betrifft, so würde solche gegenwärtig obwaltenden Verhältnissen das Feuer der feind in der Hauptsache etwa aus Folgendem bestehen : Zu lichen Infanterie der Reiterei lästiger werden könne als ehedem, nächst vor Beginn der Feindseligkeiten im Aufbringen und und dieß nicht unbeachtet bleiben dürfe, so müssen wir eines Bergen sämmtlicher anderen Fahrzeuge des Bodensees und Gegenstandes gedenken, der künftig bei den Stellungen und seiner Zuflüsse , theils zum möglichen Selbstgebrauch , vor Bewegungen dieser Waffe von wesentlicherem Einfluß sein zugsweise aber , um dem Feind jegliches Wassertransport wird als früher, zumal auch die Artillerie jezt auf größere mittel zu nehmen. Hat man aber einmal ein feindliches Entfernungen und mit mehr Sicherheit schießt , sowie fich Vorrücken von Süden oder Westen in Erfahrung gebracht, mörderischerer Geschosse bedient als sonst. Wir meinen : die das sich in den Bereich unserer Wassergränze zu ziehen richtige Beurtheilung und geschickte Benuzung droht , dann muß das Flottillencorps seine ganze Thätig des Terrains als Dedung gegen die feindlichen feit aufbieten, um durch unablässiges Kreuzen die feind Kugeln. Es bezieht sich dieß jedoch nicht sowohl auf den lichen Angriffsrichtungen zu erforschen. Besezt der Feind eigentlichen Act des Angriffs , als auf die demselben voraus

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gehenden und folgenden Aufstellungen und Bewegungen im Bereiche des Schlachtfeldes. Zum Angriffe selbst kann man sich in der Regel das Terrain selbst nicht auswählen, man muß den Feind da faſſen , wo man ihn findet und wo man ihm beikommen kann. Eine Deckung durch das Terrain ist hierbei selten möglich und auch weniger nöthig, da es sich nur um Zeiträume von Secunden, höchstens von Minuten handelt, und ohnehin schon , wie wir gesehen haben, der Reiterei das moralische Element, sowie mannich fache äußere Umstände unterstüßend zur Seite stehen und die Wirkung des feindlichen Feuers schwächen. Anders verhält es sich mit den erwähnten Aufstellungen und Be wegungen , wenn der Gegner , durch das Terrain gedeckt und durch keine moralischen Eindrücke befangen, mit Ruhe und Sicherheit auf große Entfernungen ein anhaltendes Feuer unterhält und so zu sagen den einzelnen Mann auf's Korn nimmt . Hier ist es durchaus nothwendig , auf den möglichen Schuß gegen die feindlichen Kugeln , mit denen man überschüttet wird , Bedacht zu nehmen . In der Geschichte der früheren Feldzüge finden sich viele Beispiele, daß die Reiterei in den Schlachten Stunden, ja halbe Tage lang in einer völlig ungedeckten Aufstellung bem feindlichen Feuer ausgesezt und dadurch auf die Hälfte und weniger ihres Bestandes reducirt worden ist , bevor es ihr vergönnt war anzugreifen. Ein solches Verfahren,

Ob die Fortschritte in der Construction der Feuerwaffen und in der Ausbildung der Schüßen auf Seiten der In fanterie es nöthig machen werden , auch bei der Reiterei einen Theil der Mannschaft als Schüßen zu bewaffnen und auszubilden , ist eine noch offene Streitfrage , deren Ent scheidung eine sorgfältige Prüfung erfordert und wohl noch einige Zeit ausgesezt bleiben wird. Jedenfalls dürfte die Ausbildung solcher Schüßen sehr schwierig und ihr Nußen problematisch sein. Das Schießgefecht ist nun einmal gegen die Natur der Reiterei, und der verstorbene General von Decker hat nicht Unrecht, wenn er in seinem Hand buche der Taktik sagt : „Die Anwendung des Feuergefechts verlangt Ruhe , ja selbst Gemächlichkeit. Ruhe steht aber im offenbaren Widerspruch mit dem Geiste des Cavalerie gefechts, dessen Hauptelement die Bewegung ist. Ein un geduldiger Schüße und ein geduldiger Reiter sind von gleichem Werthe, d. h. fie taugen beide nichts . " Ein guter Schüße und ein tüchtiger Reiter sind in der That aber auch so verschiedene Elemente , daß man kaum hoffen darf, fie mit glücklichem Erfolge in einer Person zu vereinigen. Die jüngst in Rußland stattgefundene Auflösung des unter Kaiser Nicolaus mit so viel Vorliebe gepflegten Dragoner corps, ohne dasselbe im Krimkriege vor den Feind gebracht zu haben, gibt in dieser Beziehung Stoff zum Nachdenken. Ueber den Einfluß der Feuerwaffen auf die künftige Kriegführung und die bei leßterer der Reiterei zufallende Aufgabe, desgleichen über die Berücksichtigung, welche dieser Waffe schon während des Friedens zu Theil werden muß, wenn sie im Kriege im Stande sein soll, ihre Bestimmung zu erfüllen , finden sich sehr beachtenswerthe Andeutungen in einer interessanten , geistreich geschriebenen Brochure, welche vor Kurzem bei Mittler & Sohn in Berlin, unter dem Titel : „ Einige Gedanken über die heutige Krieg= führung “ erschienen ist. Der Herr Verfasser scheint In fanterist zu sein, ist aber mit dem Wesen der Reiterei sehr genau vertraut. Seine Urtheile und Ansichten sind ge diegen und praktisch , wenngleich das , was er Seite 64 für die Formirung der Reiterei in ein Glied sagt , von den meisten Cavaleristen nicht als richtig anerkannt wer den dürfte.

welches seinen Grund nur in einer völligen_Nichtachtung des Materials , in falsch verstandenen Begriffen von Ehre und Muth , oder in der Ungeschicklichkeit der Befehlenden haben kann, dürfte schon unter den damaligen Verhältnissen nicht zu rechtfertigen sein, denn es führt zu nuglofen, oft un erseglichen Verlusten und entmuthigt die Truppe. Gegen wärtig , bei der vermehrten Feuerwirkung , würde dasselbe noch härterem Tadel unterliegen, und von Rechts wegen müßte jeder Führer , den ein derartiges Verschulden träfe, und wäre es der commandirende General selbst , vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Hoffen wir, in den wir, daß es in Schlachten der Zukunft nicht mehr in Anwendung kommen und man einen besseren Gebrauch von der Reiterei zu machen wissen werde , als sie zur Ausfüllung der Lücken in der Schlachtordnung zu benußen und als Kugelfang für die feindlichen Geschosse aufzustellen. Die Reiterei muß am Tage der Schlacht so lange als möglich gegen das feind liche Feuer geschügt werden. Dieß ist aber nur allein durch eine zweckmäßige Benuzung des Terrains möglich , liegt also in der Hand des Führers , der mit schnellem Blicke und richtigem Takte die gebotenen Mittel erkennen und fich ihrer mit Umsicht zu bedienen verstehen muß . Ein forgfaltiges Studium der Terrainverhältnisse dürfte daher jedem Reiteroffizier angelegentlichst zu empfehlen sein. Vorstehendes darf nicht so verständen werden, als solle die Reiterei sich immer nur ängstlich hinter Höhen, Büschen oder sonstigen deckenden Terraingegenständen verkriechen und sich nirgends sehen lassen , wo die Kugeln pfeifen. Davon kann keine Rede sein; wo es gilt und sowie ste zum Handeln berufen wird , kennt sie keine Gefahr , scheut fie kein Opfer. Aber sie soll nicht unnöthiger Weise als Zielscheibe aufgestellt, vor nuglosen Verlusten bewahrt, über Haupt keiner vernichtenden Paſſivität ausgesezt werden, da mit sie moralisch und phyfisch ungeschwächt ist , wenn ihre Rolle beginnt.

ad 2. Es ist noch nicht gar lange her, daß viele Taktiker die Colonnenform für die Angriffe der Reiterei als besonders zweckmäßig empfahlen, weil sie von dem Stoße einer volu minösen dichten Masse einen größeren Erfolg erwarteten, Ein Schriftsteller der da als von der blanken Waffe. maligen Periode sagt: „Die Kraft der Cavalerie liegt in der Gewalt des Rosses und in der Macht des Anrittes, nicht in dem Gebrauche der blanken Waffe :" und der bes kannte Beerenhorst schrieb : „ Das Einbrechen , Ein stürzen , ist die wahre Action der Cavalerie. Wenn dies selbe eingebrochen ist, über den Haufen geworfen hat , ſo ist es einerlei , ob sie haut oder sticht." Dieß war eine extreme Richtung , die bald entschiedene Gegner fand und niemals zur Geltung gekommen ist , zumal sich keine Ges legenheit fand , die Zweckmäßigkeit der angepriesenen Co E8 lonnenangriffe auf dem Schlachtfelde zu erproben. blieb bei Versuchen auf dem Exercirplaße und einem leb haften Federkriege. Bald schlief die Sache ein , und die

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in so vielen Feldzügen bewährte Formation in zweigliedrigen gleich wieder vorwärts treiben, ohne daß sie es selbst wissen. Linien wurde überall beibehalten. Denn der stattgefundene Es gibt Pferde , die sich , wenn der Athem der folgenden Streit hatte die Ueberzeugung von den Vorzügen dieser ihre Hintertheile erwärmt , rasch vorwärts werfen. Dieß ist auch die Ursache, warum manches Pferd nicht im ersten Form nur noch mehr befestigt. Dieselbe trägt dem mora lischen Elemente , der Stoßkraft der Masse und dem Ge Gliede geritten werden kann , indem es durch die Annähe brauche der blanken Waffe in gleicher Weise Rechnung, rung des zweiten Gliedes allzu nnruhig wird . Ein mit und dieß find ja die drei Factoren , die bei jedem Reiter Ordnung marschirendes zweites Glied kann daher die Ge angriffe gemeinschaftlich wirken müssen. schwindigkeit sehr vermehren ". Jezt legt man auf einmal wieder den Accent auf den Endlich dürfte der Zweck : so viel Schwerter als mög Gebrauch der blanken Waffe, und will durch die Formitung lich in Thätigkeit zu seßen, durch die Formirung in ein in ein Glied die Zahl der zum Einhauen gelangenden Glied nicht einmal erreicht werden, und die Formation in zwei Glieder viel geeigneter hierzu sein. Denn da das Schwerter auf ein Maximum bringen , also einen jener drei Factoren auf Kosten der anderen beiden verstärken. zweite Glied, wie wir nachgewiesen zu haben glauben, nicht müßig bleibt, vielmehr die Schwerter derselben auch mit in die Das ist abermals ein Extrem nach einer andern Richtung hin, und dürfte es daher ebensowenig wohlgethan sein, demselben Wagschale fallen, so vereinigt man bei zwei Gliedern ge= rade noch einmal so viel Schwerter auf demselben Raume, nachzugeben und leichtsinnig das lange Bewährte über Bord zu werfen. Die Schwerter des zweiten Gliedes bleiben als bei einem Gliede. Da nun die Reiterei nicht immer ja nicht müßig in der Scheide , und sowie es zum Ein in langen Linien angreifen kann , sondern sehr häufig, na ―――― früher kann auch das brechen in den Feind kommt, mentlich gegen Infanterie , nur_ſchwadronsweise attaquirt und von einer ausgedehnteren Front, als eine Schwadron erfte Glied feinen Gebrauch von seinen Waffen machen, wird ihnen ihr Antheil an der blutigen Arbeit nicht fehlen. in ihrer gegenwärtigen Formation bietet, gar keinen Ges Das zweite Glied gewährt aber auch außerdem in brauch zu machen vermag , so ist es nicht gleichgültig , ob mehrfacher Beziehung so wesentliche Vortheile, daß es in man auf dem vielleicht 50 Schritt breiten Plaße , den der der That als unentbehrlich betrachtet werden darf. Wenn Gegner einnimmt, in einem Gliede, also etwa mit 50 Mann, beim Angriffe das erste Glied flattert oder dasselbe durch oder in zwei Gliedern , folglich mit 100 Mann anlangt. das feindliche Feuer gelichtet wird ; wenn in demselben da Es muß bei der taktischen Formirung der Truppen stets durch Lücken entstehen , daß , wie es erfahrungsmäßig stets darauf Bedacht genommen werden, daß man weder zu viel der Fall ist , die fühnsten und am besten berittenen noch zu wenig Mannschaft auf einem bestimmten Raume In einer zweigliedrigen Linie fommen auf jeden Mannschaften vorprallen und mit den Offizieren ge= hat. wissermaßen ein vorderstes Glied bilden , dann müssen Schritt Frontlänge zwei Reiter; in einer eingliedrigen die Mannschaften des zweiten Gliedes jene Lücken aus nur ein Mann, was zu wenig ist, und zu einer Zerſplitterung füllen und das erste Glied ergänzen , damit die Linie der Kräfte führt. (Fortsegung folgt.) möglichst compact bleibt. Das zweite Glied dient demnach als Erſagmaterial, sowie als Unterſtügung für das erste, und dürfte hierzu um so nothwendiger gebraucht werden, je größer die Wirkung des feindlichen Feuers ist. Ein Militärische Briefe aus Frankreich. einzelnes Glied würde in Folge der eben erwähnten Um " (Schluß. ) stände, ehe es den Gegner erreicht, so gelockert und durch löchert sein , daß sein Angriff kaum einen Erfolg haben V. *) fönnte, wenn demselben ein nur einigermaßen kräftiger Widerstand entgegengesezt wird . Dazu kommt, daß es auf Die militärischen Lehrinstitute in Frankreich. die Truppen selbst entmuthigend wirkt , wenn die Mann 1 ) Die École de St. Cyr. schaft ihre Reihen gelockert und gelichtet sieht , ohne daß hinter Unterstügung eine die Lücken ausgefüllt werden, ohne Die militärische Organisation der École de St. Cyr, sich zu wissen , wogegen es ein Gefühl der Zuversicht und welche aus ungefähr 500 Eleven besteht, ist der des Ber Das Bataillon der der erhöhten Kraft erzeugt , wenn eine Unterstüßung als liner Cadettencorps sehr ähnlich. Es kann sogar der Eleven von St. Cyr ist in 8 Compagnien getheilt , bei zweites Glied unmittelbar folgt. Fall eintreten, daß das zweite Glied das erste am Um denen die Offizierstellen von Offizieren aus der Armee, drehen hindert, sowie auch manche Cavaleristen der Meinung die Unteroffizierstellen von den Schülern selbst besetzt werden. find, daß die Pferde des ersten Gliedes fich zu rascherem Bei einer großen Parade marſchirt das Bataillon von Laufe angeregt fühlen, wenn sie die eines zweiten Gliedes St. Cyr der Garde vorauf , und dieser Grundsaß wird hinter fich haben. General von Bismark sagt : „ Das in Frankreich festgehalten : die Intelligenz geht der Armee zweite Glied trägt sehr zur Regelmäßigkeit der Bewegungen voran. Außer den gewöhnlichen Linienexercitien werden des ersten Gliedes bei. Obgleich die Leute im ersten Gliede die Schüler besonders an der Kanone und die zukünftigen nicht rückwärts sehen können, so hören sie doch und werden Cavalerieoffiziere zu Pferde eineɣercirt. Die Schüler vers durch eine Art inneren Gefühls — welches dem der Blin bleiben 2 Jahre in St. Cyr , es gibt also die Lehranstalt den gleich ist - gewahr , was daselbst vorgeht. Bilden jedes Jahr 250 Eleven an die Armee ab , von denen die einige Mann im ersten Gliede beim Vormarsche einwärts jenigen , welche die 20 ersten Nummern im Examen er gehende Krümmungen , so werden die hinter ihnen reiten Den Leute des zweiten Gliedes durch das Annähern ste *) Vgl. IV. in der A. M.-Z. Nr . 13-16 v. d . J.

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halten haben , in die Generalstabsschule zu Paris , und diejenigen , denen die 30 legten Nummern zufallen, zur Marine-Infanterie übertreten , 200 werden nach Wahl an die Regimenter vertheilt. Was den Lehrplan der Ecole de St. Cyr betrifft , so ergibt sich nach einem genauen Vergleich mit den theoretischen Anforderungen, welche man in Preußen im Offizierexamen an die Aspiranten stellt, fein wesentlicher Unterschied , nur wird in Frankreich die Ballistik als ein besonderer Zweig der Militärwiſſenſchaft behandelt und zu einem gründlichen Studium erweitert ; dagegen sind die Schüler in den allgemeinen Wissenschaften beim Eintritt in die Ecole nicht so weit vorgeschritten, wie die Cadetten beim Eintritt in's Berliner Cadettencorps .

Frankreich lehrt , um das Können , in Deutſchland , um das Wiſſen zu verbreiten ; man fragt dort wie, und scheidet durch diese Frage alles Ueberflüssige, nicht streng zur Sache Gehörige aus , hier fragt man was und überläßt dem Schüler die Verarbeitung und Anwendung der im Vor trage gewonnenen Ideen für das spätere Leben. Es führen verschiedene Wege nach Rom ; wir halten es, von einzelnen Ausschweifungen abgesehen , indessen im Allgemeinen mit unserer deutschen Erziehung. In 2 Jahren läßt sich kein Offizier fix und fertig theoretisch heranbilden , die intellec tuelle Bildung nicht abschließen und für die reifere Aus bildung ist dem französischen Offizier kein Lehrinstitut, wie in Preußen die Kriegsschule, die künftige Militärakademie, zu Der wesentlichste Unterschied beſteht jedoch in dem Ver Berlin zugänglich. Wer nicht das Glück hat, zufällig eins hältniß der Schüler zum Lehrer und in der Art und Weise der besten Examen gemacht zu haben, muß auf seine spätere des Vortrags. Während der deutsche Lehrer seinen Schü Ausbildung verzichten ; auch treten die Schüler mit zu ges lern eine mehr universelle, kosmopolitische und rein theore ringen Vorkenntnissen in die École de St. Cyr ein, werfen tische Bildung zu geben sich bestrebt , hat in der franzö fich dort in aller Haft auf das , was sie speciell zu ihrem hen Schule Alles einen mehr praktischen Anstrich ; der Berufe brauchen , bringen es darin allerdings erstaunlich französische Lehrer beschränkt sich ganz auf das Programm weit , namentlich in den mathematischen Wissenschaften, und gibt in kurzen Grundstrichen die Resultate, die Quint bekümmern sich aber um alles Andere gar nicht. Uns ist effenz seines Wissens wieder. Daher ist es zu erklären, es aufgefallen , eine wie große Rolle die exacten Wissen warum in kürzerer Zeit mehr erreicht wird , warum der schaften , z . B. die Mathematik , welche den Geist in spa theoretische Unterricht täglich nur den Zeitraum von 1 nische Stiefel einschnürt und bei ihrer Abgeschlossenheit am Stunden zu umfassen braucht , warum die ganze übrige allerwenigsten anregend wirkt, in den französischen Lehr Zeit der Verdauung angehören muß ; warum die franzo instituten, namentlich in den höheren , wie in der polytech fischen Offiziere in dem Speciellen , was zu ihrem Berufe nischen Schule und in der école d'application d'État-Major gehört , so außerordentlich weit und sicher find, warum fie spielen. Die Franzosen haben überhaupt die größte Luft, aber auf der anderen Seite den deutschen Offizieren , die selbst die allgemeinen Wissenschaften in exacte umzuwandeln, auf der Schule täglich 5 bis 6 Stunden Unterricht ge und dieß in sich Abgeschlössene, Chinesische, der Umbildung noffen haben , an allgemeiner Ausbildung so nachstehen. Unfähige ist der wahreu Wissenschaft zuwider. Was soll Der französische Lehrer liest niemals in der Stunde vor, die militärische Erziehung überhaupt dem Schüler geben ? dictirt nicht, hält sich nicht mit Nebenfragen auf; er bleibt Außer der technischen Fachkenntniß, welche der Offizier für bei der Stange, geht sogleich zur Sache, spricht frei und seinen Beruf nothwendig braucht, muß fie im Stande sein, so schnell , daß man kaum nachschreiben kann , also seine Ideen in ihm zu wecken , ihm eine geistige Anregung für ganze Aufmerksamkeit zusammennehmen muß , um ihm zu das spätere Leben mitzugeben , so daß er aus sich selbst folgen. Sie scheinen dort von dem richtigen Grundsaz herausschaffend später sich auf eigener Bahn weiter zu ents Und hierin ist die deutsche Erziehung auszugehen : wer in einer Stunde seinen Schülern nicht wickeln vermag. so viel beizubringen vermag , daß das Gelernte , die Ver der französischen durchaus überlegen ; läßt zwar unser Be arbeitung und Verdauung des Vortrags bei ihnen den streben , universell zu sein , uns oft unpraktisch werden , so ganzen Tag in Anspruch nehmen muß , der ist nicht Herr macht jene das Bestreben, speciell zu werden, oft engherzig des Stoffes. Obgleich wir auf der Sarbonne und im und beschränkt; jedenfalls fönnten wir aber von den Fran College de France Vorträge gehört , denen man diese zosen lernen , die intellectuelle Koft zu vereinfachen, den Bündigkeit, Kürze und Gediegenheit nicht nachrühmen kann, Ideen ein praktischeres Gewand zu geben , den Schülern denen sogar der wissenschaftliche Gehalt mehr oder minder durch Besprechung mit den Einzelnen , welche der Auf fehlte , weil die Reflexion der Improvisation , die Wissen klärung bedürfen , die Verdauung und das Festhalten des schaft der Lust zu glänzen und zu gefallen geopfert wurde, Gelernten zu erleichtern ; dem Unterricht im Allgemeinen so haben wir doch, abgesehen von diesen allgemeinen mehr jene Breite und Ausdehnung zu nehmen , ohne genöthigt philosophischen Lehrinstituten , in allen Facultäten und zu sein, die dem deutschen Lehrer dabei eigenthümliche Specialschulen eine viel größere Beschränkung des Vor wissenschaftliche und intellectuelle Tiefe einzubüßen. trags auf das specielle Fach als in Deutschland wahrge Zur Unterhaltung der Ecole de St. Cyr thut der nommen ; es liegt dieß überhaupt in der mehr praktischen Staat wenig, die Anstalt erhält sich durch sich selbst, durch Richtung der französischen Wissenschaft , wenn dergleichen die verhältnißmäßig hohen Beiträge (1500 Frcs. jährlich). überall existirt , was uns namentlich auf den französischen (Schluß folgt.) Universitäten mitunter zweifelhaft erscheinen wollte. Der Hauptunterschied zwischen deutscher und französischer Unter Hierbei eine Beilage. richtsmethode scheint uns darin zu bestehen , daß man in

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage zur

Allgemeinen

Militär - Zeitung Nr. 25 & 26.

Literatur. Feldherrnstimmen aus und über den polnischen Krieg vom Jahre 1831. Herausgegeben von Friedrich v. Smitt. Leipzig und Heidelberg , 1858. E. F. Winter'sche Verlagshandlung.

(Schluß.) Die weitaus wichtigsten Schriften des ganzen Buches bil den die beiden nächsten Auffäße : Nr. 6. "Tagebuch des Grafen Zoll während der zweiten Hälfte des volnischen Feldzugs" und Nr. 7. „ Paskewitsch's Umrisse des Feldzugs in Polen", ersterer den Angriff, leßterer die Vertheidigung des Feldmar schalls bildend. Toll beleuchtet mit unerbittlicher Schärfe die ganze Kriegführung Paskewitsch's , den er von Haus aus als einen Gegner betrachten mußte. Hatte er ja doch selbst nach Diebitsch's Tode den gegründetßten Anspruch auf den Oberbe fehl gehabt , den er auch bis zu Paskewitsch's Ankunft mit fester Hand führte , und mußte fich nun einem plöglich vom Kaukasus hergekommenen Anführer unterordnen , der weder die Lage der Dinge, noch den Feind , noch das eigene Heer genau kannte, dazu einem Manne von finsterem argwöhnischem Ge müth, der in ſeinen Gehülfen lauter Feinde zu erblicken glaubte und so handelte, als wenn sie es wären. Man spürt deutlich, der Unmuth des zurückgeſeßten Ehrenmannes hat hier die Feder geführt, indem er uns das innere Treiben des russischen Haupt quartiers fennen lehrt. Toll's Tagebuch wurde nie gedruckt ; es circulirte nur in einzelnen Abschriften und ganz insgeheim in Petersburg ; aus Furcht vor dem mächtigen und rachsuch tigen Generalissimus ward nur mit großer Vorsicht davon ge= sprochen. Leßterer schwieg auf diesen Angriff, so lange Toll lebte ; erst ums Jahr 1847 verfaßte er seine von Smitt mit getheilte Gegenschrift oder dictirte fie vielmehr einem Geheim schreiber in die Feder. Sie ist merkwürdig , indem sie uns den berühmten Feldmarschall selbstredend vorführt , und wenn es wahr ist, daß man bei solchen geistigen Kämpfen durch die eigenen Reden der Gegner das Gepräge und das Maß ihres Geistes und Charakters erhält, so hat sich Paskewitsch hier ein schlimmes Zeugniß ausgestellt. Ein stärkerer Hang zur Un wahrheit, eine ärgere Beschönigungssucht , eine größere Ent stellung der Thatsachen ist höchstens bei Napoleon , dieſem großen Meister der Lüge, hervorgetreten. Empört über solches Gebahren, welches Smitt am richtigßten beurtheilen konnte, da er den polnischen Feldzug in eigener Person mitgemacht und Alles ganz in der Nähe gesehen hatte , schrieb dieser im Jahr 1849 feine Bemerkungen zu dieſem Auffaß ; fie drücken der ungünstigen Vorstellung, welche uns Paskewitsch von sich selber beibringt , den leßten Stempel auf. Sie durften damals nur Wenigen mitgetheilt werden ; jeßt, aber, da unter Alexander II . Alles neu auflebt , hat Smitt fie veröffentlicht und sie bilden den gewichtigen Schluß unseres Buches. Alle Geschichtsfreunde, insbesondere alle Militärs , welche den Herrn Verfasser durch seine Geschichte des polnischen Krieges hochschäßen lernten, werden diesen für die Geschichte unschäßbaren Nachtrag zu würdigen wissen ; wir fragen aber : wie reimt sich die in jenem Geschichtswerk aufgestellte Charakteriſtik des damals lebenden Paskewitsch zu der in der vorliegenden Vorrede enthaltenen

Schilderung des todten Feldherrn ? und wie räumt sich ferner die Anwendung jenes Spruches von Tacitus : rara temporum felicitate , ubi sentire quae velis et quae sentias dicere licet (glückliche Zeit , wo man denken darf , was man will und sagen, was man denkt ! ) auf die jeßigen russischen Zustände, wenn wir fürzlich erst aus Warschau vernehmen, daß Smitt's Hauptwerk dort noch verboten ist ? Eine Verkehrtheit der Re gierung, vollkommen ebenbürtig jener der österreichischen, welche Görgey's Leben uud Birken in Ungarn" in ihrem Lande 5. verbietet !

Exposé des travaux astronomiques et géo désiques exécutés en Russie dans un but géo graphique jusqu'à l'année 1855 , par le Général d'infanterie T. F. de Schubert. St. Peters burg , 1858.

Der General v. Schubert , welcher selbst einen so großen Antheil an der Triangulirung Rußlands hat , fügt durch das vorliegende ausgezeichnete Werk, in welchem sich seine und ſeiner Collegen großartige Arbeiten wiederspiegeln , ein neues Vers dienst zu den vielen seiner langen rühmlichen Laufbahn. In unglaublich kurzer Zeit hat er , was bisher in verschiedenen Archiven und Registraturen vergraben lag , zu einem materiell und formell gleich trefflichen Ganzen verarbeitet , aus welchem nicht nur Europa , sondern auch Rußland selbst zum ersten Male genau und umfassend erfährt , was auf diesem Gebiete der Wissenschaft bisher dort geleistet worden ist. Der Raum gestattet uns leider nicht, hier in die Details dieser verdienst vollen Arbeit einzugehen. Wir begnügen uns daher , durch eine kurze Angabe des Inhalte unseren Lesern einen allgemeinen Begriff von dem Werthe des Buches zu geben. Es beginnt dasselbe mit einer historischen für das größere Publicum unge. mein anziehenden Darstellung sämmtlicher astronomisch-geoda tischer Arbeiten , welche seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Rußland stattgefunden haben , und durch welche nicht weniger als 14,531 Orte nach Länge und Breite bestimmt wurden. Die eigentliche Triangulirung, welche erft vor 35 Jahren bes gonnen wurde , bedeckt jezt schon 33 Gouvernements , das Königreich Polen, die Küften von Esthland und Finnland und das Land der donischen Kosaken mit einem ununterbrochenen Neße von Dreiecken. Es wird ferner eine detaillirte Unters suchung der geographischen Pofitionen der Hauptorte Rußlands, eine Darstellung der geodätischen Operationen und ihrer Cor recturen, sowie der gelehrten Reifen in dieser Richtung gegeben, und endlich schließt eine treffliche Uebersichtskarte über diese Arbeiten das seltene Werk. Jene 14,531 Ortsbestimmungen aber find in einer großen Tabelle mit Angabe der betreffenden. Arbeiter , ihrer Instrumente , der dabei beobachteten Bestim mungsmethode zc. zusammengestellt. Wir schließen mit dem Wunsche , daß der historische, allgemein intereſſante Theil im Interesse der Verbreitung geographischer Kenntnisse unter einem größeren Publicum , eine Uebertragung in's Deutsche finden möchte, umsomehr, als Deutsche und Abkömmlinge von solchen einen so großen und rühmlichen Antheil an jenen großartigen 27. Leistungen hatten.

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Handbuch über die Heiraths - Cautionen und Eben der Militärperſonen im Königreich Bayern von Joachim Wirthmann. Mit einem Anhange über Siegelmäßigkeit , Stempel , Taxen, Advocatengebühren , Post- Portobestimmungen u. s. w. nebst Formularien . München , 1859. Joh. Palm's Hofbuchhandlung. Der Verfasser, früher Regimentsauditeur im f. bayerischen Generalauditoriat und nunmehr functionirender geheimer Prä. fidialsecretär daselbst , hat in dem hier vorliegenden Werke eine Arbeit geliefert, die außer einem reichen Anhange , von zu einem endgültigen Ganzen bearbeiteten Normen über Gagirung und Pensionen, über Siegelmäßigkeit, Stempel, Taxen, Advo= catengebühren. Post-Portobestimmungen u. f. w. auch einen für Jedermann gleich zugänglichen , leicht verständlichen Rath geber über bürgerliche Rechtsverhältnisse und Vermögensvers waltung enthält, sei es , daß diese sich auf Staatspapiere, Hypotheken oder Realitäten beziehen, die den Weg der An säſſigmachung bereits aus dem Militärftande Getretener zeigt und endlich eine große Anzahl von Formularien bietet. Wir begrüßen das Erscheinen dieses Werks um so freu diger, als dadurch wirklich einem längst gefühlten, dringenden Bedürfnisse glücklich abgeholfen und endlich jene Klippe von Hindernissen beseitigt ist , die sich seither fast jedem ehelichen Bündnisse entgegenstemmte und abschreckend für jeden Vater war, ―― welcher oft besonders wenn er zufällig Geschäftsmann — eher bereit gewesen wäre, seiner Tochter doppeltes Heirathsgut zu ver schreiben, als seine Vermögensverhältnisse auf unnöthige Weise zur Schau zu stellen. Nicht allein jenen Angehörigen Bayerns , welche seither ges nöthigt waren, oft mit Aufopferung von Kosten, Zeit und Mühe fich in obigen Angelegenheiten Aufschluß und Rath bei Anderen um zu erholen, sondern auch dem Auslande ftellen, sowie der vielen darin enthaltenen vortrefflichen baye rischen Institutionen wegen fönnen wir dieses Handbuch 19. bestens empfehlen.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften. December

1858.

Niederlande. De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1858. Ueber Quellen und Materialien zur niederlän dischen Kriegsgeschichte. In der Akademie der Wissen schaften hat unlängst der Oberst Knoop einen Vorschlag ge macht , deffen Realisirung auch in anderen Ländern erstrebt zu werden verdiente. Er bat nämlich, eine Commission zur Erforschung von Quellen niederländischer Kriegsgeschichte niederzuseßen. Die Akademie nahm diesen Vorschlag an und bestimmte die Herren Bosscha und Bakhuizen zu dieſer Commission. Der vorliegende Artikel enthält nun den Be richt dieser Herren, aus welchem hervorgeht, daß das Reichs archiv im Haag mit seinen zahlreichen Unterabtheilungen (dem der Provinz Holland , des Staatsraths , des Kriegs minifteriums , des Secretariats der Statthalter , des Seewesens und mehrerer Privaten) die Hauptquelle sei,

deren einzelne interessante Documentereihen namhaft ges Hieran schließen sich die Sammlung des macht werden. topographischen Bureaus , des Militär- Gerichtshofs zu Uts recht , die k. Privatbibliothek , die der Akademie zu Breda ; das Hausarchiv , die Archive der Provinzen und zahlreiche Privatarchive. Zur Bewältigung dieser Quellenmaſſe wäre die Verwendung von Offizieren am zweckmäßigsten, die ähn lich der section historique am Dépôt général de la guerre zu Paris oder der historischen Abtheilung des preußischen Generalstabs diesen Stoff verarbeiten und besonders dafür belohnt würden. Diesen Antrag machte die Akademie zu dem ihrigen und wandte sich ddmit an den Kriegsminister, von dem man Zustimmung hofft. Betrachtungen über den Verlust an Dienstpferden durch die Roß- und Wurmkrankheit. (Fortseßung dieses der Allg. Mil.-3tg. entnommenen Artikels.) Das französische Reglement über den Transport von Truppen auf Eisenbahnen. In 15 Artikeln wird das ganze Verhalten der Truppen bei der Einschiffung und in den Wagen selbst kurz und deutlich abgehandelt. Notice sur une nouvelle fusée de Kritiken . guerre par le cap. Splingard . Diese Kriegsrakete ist von uns bereits besprochen. Notice sur une nou velle arme à feu à 6 coups , par le comte de Bylandt. Diese interessante Waffe unterscheidet sich von dem Revolver durch die zweckmäßige Einrichtung , daß die Patrone mittelst einfacher Mechanik von dem Cylinder in den Lauf geschoben und dort abgefeuert wird. Schweden. Kongl. Krigs - Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1858. Bericht über die Fortschritte der Taktik für 1853-57. (Forts.) In Beziehung auf Organisation berührt der Berichterstatter die 5 Generalcommandos in Frankreich ; die neue Eintheilung der Armee in Dänemark ; die Umwandlung der Cavalerie in Rußland ; die Erhöhung der Contingente von 1 auf 11 pCt. in Deutſchland ; die Vermehrung der Bataillone auf 1100 Mann in England. Eben da wurde das Handgeld erhöht ; der Loskaufpreis in Defterreich auf 1500 fl ., in Frankreich auf 1800 Fres. fests gestellt ; das Einsteherwesen in Belgien, Spanien 2c. einges führt. - Die Scharfschüßen erfuhren in England und Rußland eine Vermehrung. - Das neue Militär - Er ziehungswesen in Desterreich fand seine Vollendung, es befinden sich dort 800 Zöglinge in höheren , 9500 in niederen Anstalten ; Rußland errichtete 22 Schulen für 9000 Knaben , und 21 Cadettenschulen für 7000 (?) 3öglinge ; England verbesserte seine Regimentsschulen , bestimmte Cons cursprüfungen, errichtete eine Generalstabsschule. — In Rußland wurde ein neues Reservesystem , Auflöſung der Militär-Colonien , neues Kriegsgeseß , bessere Verwaltung, ―― neues Pensionsgesetz verfügt. Schießschulen in Rußland und Spanien. Gußstahlharnische in Preußen und Defters reich; Lanzen für die belgische Reiterei. ―― Reitschulen in Wien und Maidstone. — Große Uebungslager in allen Ländern. ――――― Versuche mit gezogenen Kanonen in Dänemark, Sardinien, Preußen , besonders aber in Frankreich ; mit Kammerladungsgeschüßen in Frankreich und England. -

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Beginn der Befestigung von Kopenhagen ; Verstärkung von Toulon und Lille ; von Königsberg und Spandau ; von Peschiera , Verona , Komorn und Krakau ; von Alessandria und Spezzia 2c. Die Grundzüge der Armeeverpflegung und der Krankenpflege im Felde , nach General v. Hardegg. (Forts.) Topographische Kenntnisse für die Offiziere der Linie. Zwei Artikel , von denen der erstere will , daß die zum topographischen Corps commandirten Offiziere fich topo graphischer Kenntnisse erwerben und nicht lediglich zum Kartenzeichnen verwendet werden sollten ; der zweite dagegen hervorhebt , daß das Kartenwerk nun einmal die specielle Aufgabe des topographischen Corps sei , jener andere Zweck

aber leicht durch Ausseßung einer besonderen Summe hier für erreicht werden könne. Ueber die Beschäftigung des Generalstabs off i ziers , von Radeßky. An die Aufzählung dieser Beſchäf tigungen schließt sich die Bemerkung , daß das Aufnehmen und Zeichnen von Karten das Augenmaß schärfe und das Terrain beurtheilen lerne, daß aber das höhere Talent durch diese Beschäftigung gehemmt wird . Man sollte daher immer die jüngeren Generalstabsoffiziere dazu verwenden , um so mehr, als genaue Terrainkenntniß die Grundlage der höheren Militärwissenschaften sei. Militärzeitschriften und Zeitungsliteratur. Kurzer Inhalt des Jahrgangs 1857 des Archivs für die Offiziere der k. preußischen Artillerie- und Ingenieurcorps.

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methit und Blanimetrie , mit 215 eingedrukten Figuren, gr . 8. geh. 1 Thlr. Sgr. 2 15 kr., zu erhalten, als : Ersten Bandes erste Abththeilung : Arithmetik. gr. 8. geh. 20 Sgr. oder 1 fl. 12 kr. Ersten Bandes zweite Abtheilung : Planimetrie. gr. 8 geh. 171/2 Sgr. oder 1 fl. Die zweite Abtheilung des zweiten Bandes, Stereometrie enthaltend, wird baldmöglichst nachfolgen und damit dieſes bereits mit großem Beifall aufgenommene und mehrfach in den Unterrichtsanſtalten eingeführte Lehrbuch vollendet werden.

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Außer einer Einleitung und Abbandlung über Pferdezucht enthält dieſe Schrift noch 73 böchſt wichtige, durchaus erprobte und bewährt gefundene Mittheilungen für alle Pferbebefizer, von denen jede einzelne in vorkommenden Fällen sich hundertfach bezahlt machen wird . Es sollte deshalb kein Pferdebesizer diese geringe Ausgabe scheuen. Der Absaß von 7000 Exemplaren binnen Jahressrift zeugt übrigens am besten für das hohe Interesse, das diese Schrift trop der in neuester Zeit unglaublich großen Konkurrenz fortwährend zu bieten vermag. (Man wolle bei der Bestellung daher genau auf obigen Titel (Verlag von L. Gar de in Naumburg und Leipzig) achten .) Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von C. W. Leske.

Kubin, Josefine geb. v. Kunovic, Der grosse Lorbeerkranz, Der tapferen österr. Armee zur Erinnerung an ihren glorreichen Feldherrn Joseph Grafen Radetzky de Radec ; zur Enthüllungsfeier des Radetzky-Monumentes in Prag gewidmet. 16. geh. 16 Ngr. oder 57 kr. Der reine Ertrag ist zum Besten des Radetzky-Invaliden fondes bestimmt.

Samſtag, 2.

April

05

1859.

34. Jahrgang. No. 27 & 28.

13210

3

Allgemeine Militär- Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. w ü rttemberg.

giercorps die Manipulationen des Telegraphirens fich an zueignen hat, gehört ebenfalls in dieſe Kategorie. Als

= Au8 Württemberg, 26. März. Im Laufe der leßten Woche wurden in den Garniſonen Stuttgart , Lids wigsburg und Ulm Uebungen im Ein- und A u 8. laden der verſchiedenen Truppengattungen in

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Eiſenbahnwaggons vorgenommen. Das Zweckmäßige

weitere Nachricht von Wichtigkeit iſt ferner der am 23. März erfolgte Befehl zum Anfauf von Reits und Zugpferden für Cavalerie und Artillerte durch 4 Commiſſionen in 52 Ort ſchaften , meiſtens Oberamtsſtädten, anzuführen, welche Re montirung am 28. März beginnend, am 11. April been-:

dieſer Uebungen iſt unverfennbar, namentlich in Betreff

digt ſein ſoll. – Jede auf weiteres Gerüſtetſein hinzielende

der Artillerie, der Pontontrains und der Cavalerie ; wenn

Maßregel fönnen wir nur mit der größten Freude begrüßen,

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auc leßtere ſeltener in den Fall foimen möchte, von der

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denn wir bedürfen fürwabr der Wacjamfeit und der volften

Eiſenbahn als Transportmittel Gebrauc zu machen, da Bereitſchaft für alle Eventualitäten . Mögen die Zeitungen zu ihrer Beförderung – namentlich bei größeren Maſſent von neuen Friedenshoffnungen reden, mögen fte aus dieſem 1

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wie befannt, eine unverhältnismäßig große Zahl von Bag

und jenem Worte, das man hier und dort fallen ließ ,

gons gehört. Jedenfalls aber iſt es gut, daß auch der nelle Hoffnungen ſchöpfen für den Born , deſſen friſches, Reiter die fleinen Vortheile, die dabei anwendbar ſind, ungetrübtes Rauſchen zu erhalten, Allen am Herzen liegt nicht erſt dann lernen muß , wenn er ſie vielleicht im – wir nehmen's ihnen nicht übel , wir miſjen ja rect 1

Drange des Augenblicke und der Gefahr ausüben ſoll.

wohl , daß das, was unſer höchſtes Leben , was unſere

Alle Exercitien der Art fönnen nicht genug empfohlen Feſttage ſind, für den friedlichen Bürgers- und Aders werden , und wünſchten wir , daß

fie in noch erweiterteix mann in der Regel in ſeinen momentanen Folgen nicht Maße in's Leben gerufen würden ; beſonders aber ſollte erſprießlich iſt; der auch für ſie meiſtens aus dem fräftigen man Maßregeln treffen , um Militärs mit dem Führen der Ringen um die höchſten Güter des Lebens erwachſende Locomotiven u . ſ. w. befannt zu machen. Es möchte ſich Gewinn macht ſich in der Regel erſt ſpäter geltend wohl dann und wann , zumal in Feindes Land, ereignen, aber , mögen die Zeitungen fich abmügen in Beleuchtung daß es an Locomotivführern, namentlich an 'zuverläſſigen und Betrachtungen der gegenwärtigen Lage, von welchen fehlte, wo denn aus der eigenen Armee entnommene mehr Seiten ſie wollen, die ganze Politik des Tages liegt unſerer als erwünſcht wären ; die Einübung zu dieſem Dienſte hat Anſicht nad einzig und allein darin , ob Napoleon den aber gar feine beſonderen Scwierigkeiten. Man commans Krieg haben will, haben muß oder nicht; hält er ihn als dire eine gewiſſe Anzahl Unteroffiziere aller Waffen und für ſein Wohl am förderlichſten, ſo wird er ihn anzufangen

laſſe dieſe mit allen gewöhnlichen Bahnzügen - auf je einer wiſſen , trop aller Congreſſe und Vermittelungsvorſchläge, Locomotive Einen – die gewöhnlichen Routen fabren, und in kurzer Zeit werden ſich dieſe Leute unter gehöriger Unter: weiſung der Maſdziniſten die nöthigen Kenntniſſe, die zum Führen eines Eiſenbahnzugs u . nöthig ſind , erwerben fönnen. Uud) ſind mir überzeugt, daß ſich überál Offi. -

froß aller Unpopularität in ſeinem eigenen Lande. Die Dinge wiederholen ſich ja alle wieder ; diefelben Manöver, die unter Napoleon I. angewendet wurden, finden wir audy jeßt friſch aufgewärmt vor , und leſen wir die Bes richte der Augenzeugen der damaligen Zeit , ſo bemerken ziere finden würden , die zur freiwilligen Erlernung dieſes wir auch dort dieſelben Scenen der ſehr getheilten Stims

Dienſtes bereit wären .

Wir halten wenigſtens die Ers

mung in der Republik und im Kaiſerthum Franfreich, trop

werbung von Kenntniſſen , deren Anwendung ganzen Truppen: deren Napoleon I. noch jahrelang regierte. theilen zum Seil und zur Rettung gereichen fann, eines Offiziers nicht unwürdig. Die in Baden erfolgte jehr zwedmäßige Beſtimmung , nach welcher das dortige Offic

Daß Ein Mann es vermag , faſt ganz Europa nach ſeinem Willen in Krieg zu verwickeln , mag nicht ſehr erbaulich ſein , iſt aber am Ende dod die Wahrheit, und was die Popula

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rität dieses Krieges betrifft, so wird sich dieselbe, wie, wir wissen nicht mehr welche Zeitung sehr richtig neulich be merkte , in Frankreich von selbst finden , wenn die ersten Rothhosen den Rhein überschreiten. Dafür , meinen wir, spricht schon die bekannte Sucht nach der „gloire " !

8) Sind Kriegsraketen von besonderem Nußen für eine Flotte und wie müßten ste für diesen Fall beschaffen ſein ? 9) Welches ist die Hauptbestimmung der Ambulance auf dem Schlachtfeld ? Soll man dort Amputationen oder nur einen vorläufigen Vecband vornehmen ? Die Preisschriften find bis Ende August einzusenden ; außer den genannten Fragen ist auch die Beantwortung anderer wichtiger Fragen aus allen Zweigen der Kriegs wissenschaft willkommen.

frankreich. Paris , 28. März. Seit langer Zeit wird die Ers richtung einer großen Kanonengießerei an einem centralen und strategischen Punkte beabsichtigt . Es würde sich darum handeln , die 3 Gießereien von Douai, Straßburg und Toulouse , die der Gränze zu nahe oder von der Hauptstadt zu entfernt gelegen find , in ein jeder erforderlichen Ausdehnung fähiges Etabliſſement zu vereinigen. Dieser der Prüfung einer Commission von Genie- und Artillerieoffizieren vorgelegte Plan war jüngst Vortrag eines Berichts an den Kaiser, und wie der „Cour wissen will , lautet er dahin , daß von rier de allen Städten Mittelfrankreichs Bourges die geeignetste Stadt zur Anlegung einer derartigen Anstalt sein würde. ―――― Es ist beschlossen , daß der Revolver von nun an einen Bestandtheil der Bewaffnung der Seefol. daten ausmachen soll. Eine von dem Marineminifter ernannte Commission hat die Anwendung dieser Waffe für sehr vortheilhaft erklärt.

Die Formirung der Reiterei in einem Gliede. (Fortsegung. ) ad 3.

Man will einen Theil der Mannschaften , die man seither in das zweite Glied einstellte , zu Reserven ver wenden, welche stets à portée ſein ſollen , um zu ergänzen und zu unterstüßen, wenn und wo es sich nothwendig zeigt. Diese Reserven hätten also die Bestimmung, welche gegen wärtig das zweite Glied hat, und wären als eine Art von Ersaß für den Verluft desselben zu betrachten. Liegt hierin aber nicht eigentlich ein indirectes Zugeständniß , daß das zweite Glied unentbehrlich ist ? Es erscheint jedoch nicht recht klar , wie es mit diesen Reserven gemeint ist , die ja nicht dem Ganzen , sondern nur ihren Schwadronen ange Rußland. hören , folglich gar nicht den Charakter einer wirklichen St. Petersburg , 10. März . Dem soeben veröffents Reserve an sich tragen und eben so wenig den Zweck der lichten Rechenschaftsberichte über die Militäranstalten selben erfüllen würden. Jedenfalls möchte eine geschloffene in Rußland entnehmen wir folgende Daten. Es bestanden Schwadron , in angemessener Entfernung und als selbst Anfangs dieses Jahrs 24 derartige Institute mit 8446 ständiger Körper dem Regimente folgend , mehr nügen, Zöglingen. In erster Linie stehen das Pagencorps , die als mehrere Trüppchen in einem Gliede formirt. Ders Nicolaische Ingenieurschule, die Michael'sche Artillerieſchule, artige Abtheilungen, in der unmittelbaren Nähe des Regi das 1. und 2. hiesige Cadettencorps , das finnländische ments , würden sehr häufig im Wege sein und in den Cadettencorps, sowie die Militärschulen in Moskau, Orel, seltensten Fällen Zeit und Ort zu ihrer Betheiligung am Kampfe richtig wählen. Und wo sollten die Führer für Woronesch, Tula , Tamboff 2c. dieselben herkommen ? Eine zweckentsprechende Führung Schweden. würde nicht ganz leicht sein und von jungen Offizieren S. Die Akademie der Kriegswissenschaften hat oder von Unteroffizieren kaum erwartet werden dürfen ; für das Jahr 1859 folgende Preisfragen ausgeschrieben : ältere Offiziere aber find nicht disponibel. Endlich : welche bedeutende Anzahl von Schwertern , von Offizieren und 1) Wie müssen die Schießübungen der Infanterie ein gerichtet werden, damit diese Truppe aus den in der legten Unteroffizieren , würde durch eine derartige Maßregel der Zeit am Gewehr eingeführten Verbesserungen am leichtesten Linie entzogen , welche Zersplitterung der Kräfte dadurch herbeigeführt werden ! und zweckmäßigsten Vortheil ziehe ? Reserven find unbezweifelt nothwendig und können 2) Auseinandersezung der wichtigeren Punkte, welche die Frage des neuen Gewehrs und dessen Munition be außerordentlich nüglich werden. Aber sie müssen eine ge treffen. wisse Selbstständigkeit haben, in einer Hand sich befinden, 3) Wie soll die Packung des Reiters im Felde einge und nicht zu nahe am Gros kleben. Auch darf die Truppe, richtet werden ? welche den Hauptstoß führen soll , durch sie nicht unvers Es muß Regel bleiben: 4) Wie müßte eine Centralschule für das Reiten und hältnißmäßig geschwächt werden. die Waffenübungen zu Pferd der schwedischen Cavalerie so stark als möglich auf den Feind loszugehen. Wenn eingerichtet werden? man aber den Schwadronen ihr zweites Glied nimmt , ſo 5) Welches ist die zweckmäßigste Construction der Bom führt das zu einem Verluste an Kräften, welcher durch die in der Entfernung folgenden Reservetrupps nicht ausge ben und Granaten als Zündungsapparat ? 6) Welche Lehren kann die Befestigungskunst aus der glichen wird . Uebrigens würde außer diesen legteren immer noch eine eigentliche Reserve für das Ganze nothwendig Belagerung von Sebastopol ziehen ? 7 Erfordert die jezt gebräuchliche Verfahrungsweise sein, also ein doppelter Aufwand an Kräften entstehen. bei topographischer Aufnahme und Zeichnungen eines Lan Denn die statt des zweiten Gliedes formirten Trupps ge hörten ja doch wohl nur jeder seiner Schwadron an ? des gewisse Verbesserungen ?

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Es möge bei diesen wenigen Bemerkungen bewenden, da bis jetzt in Bezug auf die in Rede stehenden Reserven nur allgemeine Andeutungen vorliegen , die wir vielleicht falsch verstanden haben. Eine gründlichere Erörterung des Gegenstandes wird erst dann möglich sein , wenn die den Wegfall des zweiten Gliedes befürwortenden Taktiker mit bestimmten Vorschlägen für die beabsichtigten Aenderungen hervorgetreten sein werden.

pflegt. Sagt doch General von Bismark in der unter 2. angeführten Stelle : „ das zweite Glied trägt sehr zur Regelmäßigkeit der Bewegungen des ersten Gliedes bei." Was die Beaufsichtigung des hinteren Gliedes anlangt, so kann diese allerdings durch die vor der Front reitenden Abtheilungscommandanten nicht vollständig erfolgen. Allein wozu sind denn die hinter der Front reitenden Schließen= den da, unter denen sich sogar, nach den reglementariſchen Bestimmungen der meisten Armeen , bei jeder Schwadron der älteste Subalternoffizier und der Wachtmeister befinden ? Ihre Bestimmung ist ja hauptsächlich , das Innere der Schwadronen und ganz besonders das zweite Glied zu beaufsichtigen , da die Abtheilungscommandanten während der auszuführenden Bewegungen ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten haben . (Schluß folgt.)

ad 4. Gräben , Hecken oder andere derartige Terrainhinder nisse sind unbestritten eine Unbequemlichkeit, welche für das hintere Glied jeder in zwei Glieder formirten Ab theilung größer ist , als für das vordere, bisher aber noch von feiner tüchtigen Reiterei gescheut worden ist. Die preußische Reiterei unter Seydlig ist mit ihren zwei Gliedern über Alles weggekommen , worüber ein Glied wegkommt , und wenn die Reiterei stets so reitet , wie die eben erwähnte im fiebenjährigen Kriege geritten ist, wo fie Anfangs sogar noch in drei Glieder formirt war, so wird man Ursache haben zufrieden zu sein und weitere Anforde rungen in das Reich der frommen Wünsche zu verweisen .

ad 5. Das Sammeln nach einer Attaque, fte sei ftegreich ge= wesen oder abgeschlagen worden, überhaupt der Uebergang aus der zerstreuten in die geschlossene Ordnung, hat dem Feinde gegenüber stets seine Schwierigkeiten , es mag in ein Glied oder in zwei Glieder formirt werden. Die selben find aber auch nicht zu heben , weil sie nicht in der Form, sondern in der Natur der Sache, sowie in Ver hältnissen begründet find , die sich nicht ändern laſſen. Es ist dieser Gegenstand in der Militärliteratur bereits zur Genüge besprochen ; wir glauben daher nicht tiefer auf den selben eingehen zu müssen , unsere Ueberzeugung aber da bin aussprechen zu dürfen, daß der Wegfall des zweiten Gliedes auch beim Sammeln einen erheblichen Vortheil nicht gewähren dürfte. ad 6. Es wird behauptet : die meisten Unordnungen bei den Bewegungen der Reiterei hätten ihren Ursprung im zweiten Gliede ; es herrsche in demselben gewöhnlich nicht die ge hörige Ruhe und Aufmerksamkeit ; es werde nachlässig ge ritten , weil die vor der Front befindlichen Führer dieß nicht so wie das erste zu übersehen und zu überwachen vermöchten. Daran mag etwas Wahres sein , aber doch nicht so viel , um dem zweiten Gliede deßhalb den Stab zu brechen und alle Vortheile zu vergessen , die dasselbe Auch darf man nicht unberücksichtigt lassen , daß bietet. das zweite Glied bei den meisten Gelegenheiten eine schwierigere Aufgabe hat als das erste , und daß nichts destoweniger demselben in der Regel die ungeschicktesten Leute mit den schlechtesten Pferden zugetheilt werden. Wollte man einmal den Versuch machen, die besseren Leute und Pferde in das zweite Glied einzustellen , so würde fich die Sache gewiß anders gestalten, und man dürfte sich überzeugen , daß die obigen Vorwürfe , wenn sie begründet sein sollten , weniger das hintere Glied , als die Elemente treffen , aus denen dasselbe zusammengeseßt zu werden

Die Armstrong-Kanone. *)

Wenige Erfindungen der Neuzeit haben das allgemeine Interesse in dem Maße auf sich gezogen, wie die gezogene Kanone, weiche Herr , jezt Sir W. Armstrong so sehr ver vollkommnet hat. Die Erfahrung, welche wir in dem Krim feldzug machten, lehrte , daß unsere Artillerie in einigen sehr wesentlichen Punkten weniger tauglich sei, als die des Feindes , und die Aufmerksamkeit der Regierung war değ halb seither sehr natürlich Versuchen mit verschiedenen Ge schüßen zugewendet , um ein solches von größerer Wirk samkeit zu gewinnen. Die alte Muskete der Linie war durch die sicheren Minié- und Enfieldbüchsen verdrängt worden, nur die Ar tillerie war stehen geblieben. Das große Problem, welches hier zu lösen war , bestand darin , ein gezogenes Geschüt herzustellen, welches ein eben so großes Uebergewicht über die alten Kanonen gewinnen sollte , wie die Enfieldbüchse In der That war die über die veraltete braune Bess. Artillerie damit bedroht , nahezu unbrauchbar im Felde zu werden , wenn sie nicht eine Veränderung_in_Trefffähigkeit und Tragweite erfuhr. Offenbar waren Geschüße , welche nicht auf eine Entfernung von mehr als 1000 Ellen zu verlässig waren , nuplos gegenüber von Büchsen oder Jn= fanteristen, welche auf die doppelte Entfernung ihren Mann von den Kanonen wegschossen. Im Krimfeldzug kam ein Fall vor, der auf eine schlagende Weise darthat, wie hülf los die Artillerie gegenüber einer kleinen mit Enfield büchsen bewaffneten Abtheilung werden kann. Ein Schüßen offizier nöthigte mit 6 Mann zwei ruffiſche Geschüße, eine sehr wichtige Stellung zu verlassen , indem er so schnell als möglich gegen die Bedienungsmannschaft feuerte, wäb rend seine Leute die Büchsen für ihn luden. Ueber die Hälfte der Bedienungsmannschaft wurde durch ihn außer Gefecht gefeßt , so daß die Geschüße endlich abzogen. Die große Schwierigkeit bei der Verwendung gezogener Geschüße besteht darin, daß man für die Kugeln eines so weichen Metalls bedarf, daß sie genau den Zügen des Rohrs *) Nach dem

Observer" bearbeitet von v. S.

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folgen. Bleikugeln kann man für Geschüße nicht ver wenden ; sie sind zu weich , würden ihre vollkommene Kugel gestalt verlieren und somit dem Zweck nicht entsprechen. Eisenkugeln dagegen find zu hart und würden deßhalb den Zügen nicht folgen. Diese Schwierigkeit wurde dadurch gelöst, daß man eiserne Geschosse mit Blei überzog und das Princip der Kammerladung annahm , nach welchem sich ein Geschoß verwenden läßt, welches etwas größer als die Mündung des Geschüßes ist. Sir W. Armstrong ist nun der Mann, der vollendet hat, was alle großen Autori täten der Artillerie bisher für eben so unerreichbar hielten, wie die Auffindung der Quadratur des Cirkels. Das neue Geschüß des Sir W. Armstrong ist weder gegossen , wie eine gewöhnliche Kanone, noch aus ver schiedenen Langstücken construirt , wie die Whitworth's, noch besteht sie aus einer aus Reifen zusammengesezten oder aus Drähten gewundenen Röhre , wie Capitän Bla fely , Mallet bei seinem Monstermörser und Andere vor schlugen. Sie besteht vielmehr aus einer inneren Stahl röhre , welche überbunden ist mit Streifen von gewalztem, spiralförmig aufgelegtem Eisen , etwa in der Art wie bei Pistolenläufen, wobei die Streifen abwechselungsweise nach verschiedenen Richtungen gelegt sind . Diese Constructions weise ist natürlich kostspielig, allein sie gewährt eine große Stärke bet sehr kleiner Metallmasse. Die innere Stahl röhre ist in einer sehr eigenthümlichen Weise gezogen. Statt zwei , drei oder vier Züge zu befißen, wie die ge wöhnlichen gezogenen Geschüße oder eine ovale Bohrung zu haben wie die Lancaſter's oder eine polygonale wie die nach Whitworth's System, hat es eine sehr große Anzahl fleiner Züge , die hart neben einander liegen. Der Erfinder legte seinen Plan zuerst im Jahr 1854 dem damaligen Kriegsminister, Herzog von Newcastle vor, auf dessen Veranlassung er sofort ein leichtes Feltgeschüß nach dem damals vorgelegten Plan construirte. Dieses wurde nun zwei Jahre lang einer großen Anzahl ſehr harter Proben unterworfen und zeigte dabei die merkwürdigsten Resultate. Das Geschüß war an der Kammer weiter, was ein Geschoß anzuwenden gestattete, das einen größeren Durchmesser als die Mündung hatte, so daß man ver sichert war , es müſſe dem Eindruck der Züge folgen und die Bohrung beim Abfeuern vollkommen ausfüllen. Das Geschüß wog 5 Centner und wurde auf eine gewöhnliche 6 Pfünder Laffete gelegt. Mittelst einer Schraube fonnte man ihm eine Neigung nach auf- oder abwärts geben, so wie es horizontal auf der Laffete bewegen , wodurch das Ziel sehr genau genommen werden konnte. Der Rücklauf hatte eine Bewegung nach aufwärts, wodurch das Geschüß nach dem Abfeuern vermöge seiner Schwere in die frühere Lage zurückkain. Die Bohrung war etwa 2 Zoll und in der oben angegebenen Weise gezogen. Das Geschoß war ein zugespißter 6½ Zoll langer und etwa 5 Pfund schwerer Cylinder von Gußeisen und mit Blei überzogen. Es hatte eine Aushöhlung in der Mitte und konnte deßhalb sowohl als Kugel , wie als Granate benugt werden ; die Pulverladung betrug 10 Unzen. Bei der officiellen Prüfung durch Oberst Wilmot er gaben sich ganz außerordentliche Resultate. Zuerst wurden 14 Kugeln auf die Entfernung von 1500 Ellen auf eine 5 Schuh breite und 7½ Schuh hohe Scheibe abgefeuert ;

6 Schuß brauchte man, um die richtige Elevation zu finden, nachher aber traf jeder Schuß. Die Elevation betrug 4 Grad 26 Minuten und die mittlere Seitenabweichung des Schusses von einer durch die Mitte der Scheibe senkrecht gezogenen Linie maß nur 11½ Zoll . Wer mit der Artilleries praxis einigermaßen vertraut ist , wird die Genauigkeit Ein gewöhnlicher dieses Feuers zu würdigen_wiſſen . 6 Pfünder ist auf einen Abstand von 1500 Ellen voll kommen wirkungslos und sehr unsicher auf 1000 Ellen. Die gewöhnlichen Abweichungen der schweren Kaliber werden deßhalb in Ellen und nicht in Zollen gemessen , wie bei der Armstrong- Kanone. General Peel führte unlängst die Resultate neuerer Ver suche mit einem Geschüß von größerem Kaliber an. Er theilte mit , daß eine Armstrong-Kanone , die ein Geschoß von 18 Pfund feuert , um ein Drittel weniger wiegt , als der bisherige 18 Pjünder. Die Tragweite eines 32 Pfün ders, der mit einer Pulverladung von 5 Pfund abgefeuert wurde , betrug etwas mehr als 51 Meilen , während die Genauigkeit des Schusses noch außerordentlicher war. Sie verhielt sich nämlich auf 3000 Ellen zur Genauigkeit der gewöhnlichen Kanone auf 1000 Ellen , wie 7 zu 1 ! Auf 1000 Ellen aber traf sie die Scheibe jedesmal , während die gewöhnliche Kanone fie unter 57 Schüssen nur einmal traf. Auf gleichen Abständen ist somit die Armstrong Kanone 57 Mal genauer als die gewöhnliche Kanone. (Schluß folgt.)

Militärische Briefe aus Frankreich.

V.

Lehrinstitute in Frankreich. militärisc Die Die militärischen hen Lehrinstitute in Frankreich). (Schluß.) 2) Die École impériale d'application d'État- Major. Gleichwie die École de St. Cyr ist die Generalstabs schule , aus 50 Schülern bestehend , in zwei Diviſionen getheilt, von denen in der ersten die Militärwiſſenſchaften, in der zweiten die allgemeinen Wissenschaften behandelt werden ; der Cursus ist zweijährig. Die Generalstabsoffi ziere müssen , wenn die Schule absorbirt ist , 2 Jahre bei der Jufanterie und 2 Jahre bei der Cavalerie dienen, ehe sie in den wirklichen Generalstab treten , wo sie den Zweck haben , de débarrasser le général du détail " , wie fich der Lehrer ausdrückt , nicht aber um selbst an die Spize der Truppen zu treten. Die Generalstabsoffiziere bringen es schnell bis zum Grade des Capitäns, kommen aber sehr langsam darüber hinaus ; die Generale gehen in Frankreich aus der Armee selbst , sehr selten aus dem Generalstabe hervor. Jene bilden die Ergänzung des Generals , erseyen seinen Mangel an Detailkenntnissen , find das ordnende Element in der Armee , wozu sie nicht die Eigenschaften, welche zum General erforderlich sind , selbst zu befizen brauchen. Für den General verlangt man in Frankreich angeborene mittärische , im Felde, dem Feinde gegenüber, erprobte Talente; dazu braucht man weder Salonmensch zu sein , noch Generalstabsschule durchgemacht zu haben.

241 Um aber das militärische Wissen der Generalstabsoffiziere so praktisch wie möglich zu machen , gibt man ihnen die jenigen Offiziere aus der Armee zu Lehrern, deren Kennt nisse und Erfahrungen im Angesichte des Feindes die Feuer probe bestanden haben ; z. B. in der Artilleriewissenschaft unterrichtet jezt ein Artilleriecapitän, der vor Sebastopol mit seiner Batterie gestanden und sich durch sein Wissen , wie durch seine Geschicklichkeit ausgezeichnet hat ; in der Militär adminiſtration trägt ein Militärintendant vor , der am legten Feldzuge Theil genommen hat. Als Mitschüler der ersten Diviſion der französischen Generalstabsschule hatten wir so recht Gelegenheit , in den Ideengang und in die inneren Verhältnisse dieser höheren Militärlehranstalt hineinzublicken. Da wurden wir vorzüglich durch zwei Er scheinungen angezogen , einmal durch das innige ächt kameradschaftliche Verhältniß zwischen den Offizieren , was selbst auf uns, den Fremden, wohlthuend überging . Man sagt , die Freundschaft des Franzosen daure nicht lange und sei bloß äußerlich , und dennoch hat uns der Sonnen schein warmer Menschenfreundlichkeit hier unendlich wohl ge than. Wer denkt denn darüber nach, ob die Freundschaft, welche uns den Augenblick gezeigt wird , wahr oder schein bar ist ? Freunde findet man im Leben wenige und da ge nügt wohl ein freundliches Wesen , was das Zusammen leben erleichtert. Wir genießen den Sonnenschein , ohne uns darüber zu betrüben , daß er uns nur kurze Zeit ver göunt war. Zweitens aber war die hervorspringende Tüchtigkeit der Lehrer der Militärwiſſenſchaften für uns eine Art Stüß punkt in dem sonst so leichten , oft leichtfertigen franzö sischen Leben. Mit welcher unwiderstehlichen Gewalt und Ueberzeugung sprach der Lehrer de l'art militaire ! Die finsteren Brauen zusammengezogen , stieß er die Worte mit einer Kraft aus , gab seine Gedanken mit einer Prä cifion wieder , daß jeder Widerstand un Geiste der Zu hörer unmöglich wurde. Dem schweren Geschüß seiner Worte gegenüber verstummte der Widerspruch . Am meisten gefiel uns dieß Selbstüberzeugtsein von der Ueberlegenheit französischer Kriegskunst, dieß Feststehen und Durchdrüngen sein von der eigenen Kraft. Liegt in dem katholischen Gedanken der Unfehlbarkeit und Ünüberwindlichkeit eine gewisse Beschränktheit, eine gewiſſe Schranke für die intel lectuelle Fortbildung , so hat er dennoch in militärischer Beziehung seine unendlichen Vorzüge , denn das Ueber zeugtsein von der eigenen Kraft gibt Kraft , und dieser Gedanke hat den Franzosen manche Schlacht gewonnen. Das Dahinbrüten über unsere Schwächen hat uns oft schwach gemacht ; es ist Zeit , daß wir von unserer Kraft eine feste Ueberzeugung gewinnen . Dieser Hauptmann im Generalstabe mit seinem fürchterlich kräftigen Organ und seinem mörderlich kriegerischen Ansehen wird uns als Bild der französischen Kriegskunst noch lange im Gedächtniß verbleiben ! Wie genau überhaupt die französischen Offi ziere über sich und ihre Verhältnisse unterrichtet sind , das haben wir aus zwei Vorträgen zu erkennen geglaubt : über die Militär-Geographie und über die Militär-Adminiſtra tion. Frankreich kennt seine Kräfte ganz vollständig und weiß jeden Augenblick über sie zu verfügen. Zwar ist das Land durch seine Centralisation merkwürdig leicht zu über sehen , aber in der Uebersicht über die physischen und ins

1 242 tellectuellen Kräfte des Landes , welche der Armee so sehr zu Statten kommt, hat wohl selten ein Staat es weiter gebracht als Frankreich ; daraus ist die große Schlagfertigs feit und Mobilität des Heeres zu erklären . Jene unver gleichliche Schule in Algier , wo die französische Armee unter ausgezeichneten Generalen sich während 20 Jahre in allen Phasen des mühsamsten Krieges üben , und an alle Beschwerden des veränderlichsten Klimas gewöhnen , wo die vortreffliche französische Militäradministration lernen konnte , alle Hindernisse zu überwinden , und unter der wohlthätigen Controle einer rücksichtslosen Oeffentlichkeit, Thätigkeit mit Ordnung und Kraft mit Rechtlichkeit zu vereinen, - sie ist die Quelle militärischen Wissens , woraus die Lehrer der Generalstabsschule ihre Erfahrungen geschöpft haben. Die Einheit der Verwaltung und die Controle der mit ihr betrauten Beamten bleibt etwas für deutsche Armeen schwer nachzuahmendes. Zu den Administrativbeamten nimmt Frankreich die tüchtigsten Offiziere der Armee , in der Ueberzeugung , daß , um den Bedürfnissen einer Armee schnell und sicher zu genügen , Männer zur Unterhaltung und Verpflegung derselben angestellt sein müssen , welche Umficht mit Thatkraft und Intelligenz vereinen und die aus der Armee selbst hervorgegangen find . Zur Verthei lung der materiellen Streitkräfte gehört ein richtiger mili tärischer Blick , der nicht bei Militärbeamten , welche aus dem Civil hervorgehen, sondern nur bei Offizieren aus der Armee ausgebildet gefunden werden kann. Die Erhaltung der Armee ist schwieriger wie ihre Schöpfung, dieser Grund sag wurde den Offizieren des Generalstabs täglich einge prägt , und was hat ein guter Generalstabsoffizier anders in's Auge zu fassen , als seine ganze Thätigkeit dahin zu richten, eine möglichst große Anzahl Streitkräfte zur Dis position des Generals zu erhalten , der ihnen dann , den Impuls gebend , die Wege ihrer Wirksamkeit vorschreibt ? 44. Paris , 18. Februar 1859.

Literatur. Die Belagerung von Sebastopol im Jahr 1854/55, übersichtlich und gemeinverständlich dargestellt nach dem großen Werfe : Journal des opérations du des französischen Geniegenerals Niel. génie etc. Mit einem Uebersichtsplan der Belagerung in Farben druck. Stuttgart , 1859. Verlag von Karl Aue. Bekanntlich hat General Niel unter dem Titel : „ Siège de Sebastopol , Journal des opérations du génie , publié avec l'autorisation du Ministre de la guerre par le général Niel, avec un atlas in Fol . de 15 planches , Paris 1858 “ ein Tagebuch der Belagerungsarbeiten vor Sebastopol und mit ihm die zuverlässigste, vollständigste und lehrreichste Darstellung einer Belagerung geliefert , welche noch jemals vom Stand, punkt des angreifenden Ingenieurs erschienen ist. Aus diesem sehr umfangreichen , kostspieligen und , weil für den Ingenieur berechnet , in seiner Masse von Details für den Militär im Allgemeinen nicht überall verständlichen und intereſſanten Werke das Wesentliche auszuziehen , auf den kürzesten Ausdruck zu bringen und zu einem übersichtlichen , jedermann zugänglichen

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Ganzen zusammenzustellen , war gewiß ein glücklicher Gedanke. Seine Ausführung erforderte aber einen eben solchen Meister, wie Niel selbst , und zwar nicht nur an technischem, sondern an allgemeinem Wiſſen, einen Autor, der den riesigen Stoff zu beherrschen und die eigentliche Essenz mit dem bezeichnend ften Ausdruck hervorzuheben vermochte. Sie hat ihn gefunden, wenigstens müßten wir uns sehr irren , wenn nicht der in diesen Blättern schon oft rühmlichst genannte J. v. H. , Vers fasser der " Vorlesungen über Kriegsgeschichte" , einer "1Skizze über Generalstabswiſſenſchaft“ 2c. der Autor dieser glücklichen Bearbeitung wäre. Neben der unverkennbaren Kürze und Präcifion des Ausdrucks haben wir noch sonstige Gründe, den General von Hardegg , ersten Adjutanten des Königs von Württemberg , als Verfasser der oben angezeigten Schrift zu vermuthen ; hat er sich auch durch Verschweigung seines Namens dem Danke des militärischen Publicums entzogen , so hat er ihn doch nicht weniger verdient , wie aus einer kurzen Angabe des Inhalts am besten hervorgehen dürfte. Nachdem der Herr Verfasser als Einleitung die Ereigs nisse vor der Belagerung , nämlich die Landung , Aus schiffung, dann sehr anschaulich die Terraingestaltung geſchil dert und den Stand der Befestigung am Anfang mit dem am Ende der Belagerung verglichen , geht er zur Belagerung selbst über. Diese wird ― und an dieser scharfen Unterſchei dung erkennen wir unſeren Mann - in drei deutlich geson derte Abschnitte geschieden , nämlich 1. die vier ersten Monate bis zu Niel's Ankunft, II. die drei Monate Februar bis April 1855 bis zur Uebernahme der Gentedirection durch Niel, und III. die vier nächsten Monate bis zur Erftürmung des Mala koff (8. September) . Am 9. October 1854 werden die

Hatte er doch durch seine " Untersuchungen über die Organi sation der Heere" , durch seine " Geschichte des griechischen Kriegswesens " , ferner durch das allerdings etwas schwache Werkchen ,,Heerwesen und Kriegführung J. Cäsar's " Vorstudien gemacht, welche ihm ein reiches Material zu Gebot stellten, so daß sich ein treffliches Werk erwarten ließ , das eine empfind liche Lücke unserer Literatur auszufüllen bestimmt war. Zu unserem Leidwesen müssen wir jedoch bekennen , daß unsere Freude einigermaßen herabgestimmt wurde , je mehr wir im gewissenhaften Studium des Werks vordrangen. Diese Ge schichte der Infanterie ist allerdings die erste und also auch beste , die wir befißen ; der Verfaſſer verdient schon darum Dank , daß er seinen Blick auf diese klaffende Wunde unserer Literatur gerichtet ; sein Buch ist entschieden praktiſch geschrieben, wie Alles , was er bis jezt unternommen, die zahlreichen Beis spiele find sehr geschickt gewählt und zum großen Theil auch durch Neuheit anziehend, allein in Bezug auf alles das, was sich auf die Vollständigkeit des Stoffes und die gewissenhafte Behandlung desselben bezieht , sind viele sogar höchst billige Wünsche uner füllt geblieben. Die Sache ist : der Herr Verfaſſer nimmt es zu leicht mit dem Bücherschreiben , wie wäre sonst eine so riefige Productivität möglich ? - eine Fruchtbarkeit, welche sich, was jeder mit Dank anerkennt , gerade auf solche Branchen des militärischen Wissens wirft , welche bis jetzt noch wenig oder gar nicht bebaut worden. Die meisten seiner neueren Werke , so jene Schrift über Cäsar , seine „ Lehren von der Anwendung der Verschanzungen" , seine " allgemeine Taktik", die " Feldherrnkunft des 19. Jahrhunders “ sind schlagende Be weise für die Wahrheit dieſer zu unserem Leidweſen uns ab gedrungenen Bemerkung. Eben deßhalb , weil wir von jeher die mannichfachen Verdienste dieses thätigen Autors mit auf richtiger Wärme anerkannt und in allen unseren Beurtheilungen gepriesen haben , befißen wir das Recht , auch diese etwas weniger günstige Meinung auszusprechen, welche wir durch die unten folgende Ausführung zu vertreten suchen. Das Werk zerfällt in 2 Bände : der erste geht vom Be ginn der Kriegsgeschichte bis zum Anfang des 17., der zweite von da bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese Einthei lung ist durchaus zweckmäßig. Das erste Buch- Fußvolk des Alterthums - ist sehr lückenhaft , wahrscheinlich deß. halb, weil der Verfasser das in seiner Geschichte des griechischen Gleich Kriegswesens Gesagte hier nicht wiederholen wollte. wohl hätte so manche in jenem Buch, wie in seiner Organi sation der Heere gründlich behandelte Frage über Bewaffnung, Ausrüstung , Besoldung , Führung u. s . w. hier nothwendig beigezogen werden müssen , denn man kann dem Leser einer " Geschichte der Infanterie" nicht wohl zumuthen , daß er die drei oben genannten Werke unseres Autors noch nebenher consultire. Höchst überflüssig find die bitteren Auslaſſungen gegen die Monarchie S. 51. Sie gehören gar nicht her ; wir laſſen Rüstow seinen Republicanismus , protestiren aber gegen solche Bitterkeiten, als die Würde eines historischen Werks beeinträchtigend . Vergessen ist die Eintheilung der Phalang unter Alexander in 4 Chiliarchien von je 1024 = 8 Pentakofiarchien (512) 16 Syntagmen ( 256) ; auch der Gliederabstand (geöffnet 6 ' , geschlossen 3 ' , dichtgeschlossen 12 ) blieb unerwähnt. Die Eintheilung und Aufstellung der römischen Legion ist gleich ungenau. General Hardegg führt 8 Hauptformen auf , nämlich vor dem ersten punischen Krieg 1 ) die Phalanx ftellung der 30 Manipeln (96) ohne Intervalle in einem Treffen

Laufgräben von Franzosen und Engländern gegen die III. und IV. Bastion eröffnet ; am 17. beginnt ihr Feuer aus je 6 Batterien , zugleich auch der erste und einzige Versuch einer -Cooperation der Flotte beides vergeblich ; die erfte , zweite und dritte Parallele , leßtere schon unter bedeutenden Boden hindernissen , werden zu Stand gebracht , am 25. wird Lis prandi bei Balaklava abgewiesen. Den Monat November bezeichnet zunächst die Schlacht von Inkerman , welche den Russen 12,000, den Engländern 2700 , den Franzosen 800 Mann Poftet , dann jene furchtbaren Naturereignisse (Orkan am 14.), welche den Eintritt des Winters verkünden und von denen die entseßlichen Leiden der Engländer datiren ; am 20. beginnt der Minenkrieg , nachdem die fortwährenden Regengüſſe zum Ein stellen der oberirdischen Arbeiten genöthigt. Im December steigt die Zahl der Kranken der zu 54,000 Mann mit 9000 Pferden angegebenen französischen Armee bis auf 10 ; die von Kamiesch angelegte Chaussée sicherte jedoch die Franzosen vor dem jammervollen Mangel , welchem die Engländer unterlagen. Die Minenarbeiten wurden fortgeseßt ; das Feuer der Rufsen behauptete seine Ueberlegenheit , Dank dem größeren Kaliber und der beherrschenden Lage. Russischer Seits trat Often Sacken an Mentschikoff's Stelle. (Schluß folgt.)

Geschichte der Infanterie von W. Rüstow. 2 Bände. Gotha, 1857-58 . Verlag von Hugo Scheube . Mit Freuden begrüßten wir das Erscheinen dieses Werks, zu dessen Bearbeitung der Verfasser geeignet war wie keiner.

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= 3300 ; 2) die Manipularstellung , 30 Manipeln (3300 bis 4600 ) in einem Treffen mit frontgleichen Intervallen ; 3) erfte Quincuncialstellung in 5 Treffen, jedes zu 15 Mani peln à 63 , resp. 62 Mann , im ersten 1245 Haftaten , im zweiten 945 Principer , im dritten 930 Haftaten , im vierten eben so viele Rorarier, im fünften ditto Accensen, Totalstärke der Legion 4980 ; von 250-50 v . Chr.; 4) die verbesserte Quincuncialstellung in 3 Treffen , 30 Doppels, 10 einfache Manipeln à 120 schwereres, 30 leichtes Fußvolf, 10 Reiterei, Triarier nur 64 die Manipel , zusammen 4300 ; 5) erste Cohortenstellung des Marius in 3 Treffen, die Manipeln sub 4 abermals verdoppelt zu Cohorten von 240, bloß Fußvolk von 3900 Totalßtärke ; 6) zweite Cohortenstellung Cäsar's , 10 Cohorten à 400 in 3 Treffen , bloß Fußvolk = 4000 ; aus der Kaiserzeit 7) dritte Cohortenftellung , 2 Treffen mit 10 Cohorten à 486 in Intervallen von Frontlänge, erste Cohorte Milliarcohorte , Total 5374 ; 8) Hadrian's Legionsstellung, im ersten Treffen eine zusammenhängende Phalanx von 3080, im zweiten 3 Manipeln à 830 , Total 5570.

Haubige mit der französischen Granatkanone. Verfasser meint , daß jene , weil kürzer und schwerer , mehr Widers standsfähigkeit habe und in Betreff der Trefffähigkeit und Tragweite fein großer Unterschied bestehe. Diese Aenderung dürfe daher als eine nüßliche Uebergangsmaßregel angesehen Doch sollte später eine gänzliche Umwandlung werden. nach dem französischen System mit Laffeten nach dem bel gischen oder modificirten piemontefischen Modell eintreten. Die Colonien. In den Colonien erwartet den portugies fischen Offizier der Ruin seiner Gesundheit , Armuth und ein ruhmloser Tod. Unter diesen Umständen will Niemand dorthin gehen. Man sollte vor Allem den Sold der Offi ziere erhöhen.

December 1858.

Remonte. Es wird eine permanente Remontirungscommission zur Aufmunterung der Pferdezüchter , und kleine Remonti rungskaffen für die Regimenter gewünscht , um nach Bedarf nachhelfen zu können . Die Stellung der Sergeant Quartiermeister. Für diese aus den Unteroffizieren hervorgehenden Beamten sollte dadurch eine raschere Beförderung gewonnen werden, daß man die Quartiermeister (Offiziere) nicht als solche absterben Lasse, sondern zu Commissionen ac. ständig verwende. Unter Auszügen aus anderen Militärzeitungen er wähnen wir : Die Geschichte der Feuerwaffen ; die öfters reichische, englische, bayerische, dänische Armee ; die Militär schulen in Rußland ; die Vorgänge in Cochinchina.

Portugal.

Sardinien.

(Fortsegung folgt . )

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften.

Revista militar. Direcção : Antonio de Mello Breyner , tenente Coronel ; Luiz Travassos Val dez , Major graduado ; Joâo Manoel Cordeiro, Major graduado. Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1858. Militär - Inftruction. Die Fortschritte Portugals auf dem Gebiete des Unterrichts werden aufgezählt. Die Con cursprüfungen der Sergeanten werden umfassender und trenger; auch um Major zu werden , muß eine Prüfung bestanden werden. Deßgleichen soll fünftig eine zum Unter lieutenant stattfinden. Man beabsichtigt in den Regimentern Schulen einzurichten , in denen man sich zum Sergeanten und Unterlieutenant heranbilden kann . Es wird nun ein Leitfaden für einen derartigen Unterricht herausgegeben. Derselbe foll umfassen : 1 ) die portugiesische Grammatik ; 2) die Elemente der Arithmetik ; 3) die Elemente der Geo metrie ; 4) Militärgeschichte von Portugal ; 5) Geographie ; 6) Geschichte der Taktik ; 7) Elemente der Topographie ; 8) deßgleichen der Feldbefestigung und 9) der Militärver waltung. Die portugiesische Artillerie. (Forts.) Dieser Artikel bespricht den Zustand der portugiesischen Artillerie vor dem Halbinselkrieg, wo sie aus 3 und 6 Bfündern und 5zölligen Haubigen bestand ; ihre Organisation während des Kriegs durch die englischen Majors Meyer , Dickson und Ahrent. schild , und die später im portugiesischen Revolutionskrieg Nach den Kriegen war das stattgehabten Organisationen. Material so vernachlässigt worden, daß man ein ganz neues Es folgt ein Vergleich der in eine anschaffen mußte. 12 Pfünder Haubißkanone umgeänderten früheren 9 Pfünder

Direttori Rivista militare , giornale mensile. L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III . Torino , 1858. Strategische Studien über die Vertheidigung der Schweiz. (Schluß .) Bertheidigung gegen Frankreich. Dieser Theil ist besonders interessant, da er eben jezt leicht praktisch werden könnte , obwohl unter ganz anderen Ver hältnissen als der Verfasser meint , der von einer Allianz der Schweiz mit Piemont zur Sicherung ihres Gebiets träumt. Er theilt die Linie von Genf bis Basel in vier Hauptabschnitte, zu deren Vertheidigung er 135-146,000 Mann für nöthig hält. Der erste Abschnitt , die Linie Nyon-St. Cergues und St. Cergues-Rousses mit dem bes kannten Dappenthal, hat die Straßen Lyon- Genf und Dijon St. Sulpice gegen sich. Das Dappenthal müßte festges halten werden , um die Franzosen auf die Straße von St. Genis zu beschränken und ihre Flanke zu bedrohen. Auch das leicht zu vertheidigende Jougthal böte Gelegenheit zu günstigen Offensivbewegungen gegen Flanke und Rücken des Feindes. Genf müßte mit Hereinziehung der dasselbe domis nirenden Höhen befestigt werden. Der zweite Abschnitt begreift Ballaignes , St. Croix , Verrières , Brevine , Locle und Chaug mit wichtigen und starken Stellungen . einer Flankenstellung am Chafferon und Neufchatel als Central punft. Der dritte Abschnitt längs des Doubs bei Bois, Noirmont, Seignelégier, Montfaucon , St. Braise und St. Ursanne wäre sehr durch das Terrain begünstigt, nur müßte das vorgeschobene Porrentruy aufgegeben werden . Der vierte Abschnitt vom Jura bis Basel wäre schwach , aber schmal, und wenn Basel durch Feldschanzen gedeckt wäre , leicht zu

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vertheidigen. Bei weiterem Vorrücken hier käme der Feind in die Klemme zwischen die Schweiz und Deutschland . Schließlich bespricht der Verfasser auch eine weiter rück wärts gelegene Linie über Yverdon , Vevay , Freiburg, Murten . Neufchatel , Biel und Solothurn . Die Enfieldbüchse und die amerikanischen Feuers waffen nach dem Spectateur militaire , worüber wir be reits berichtet. Eine neue Kriegsrakete von Splingard nach dem Jour nal de l'armée belge , gleichfalls von uns schon erwähnt. Ueber den Einfluß der Erdumdrehung auf die Be wegung der Geschosse. Eine Denkschrift des piemon tesischen Oberstlieutenants San Roberto beschäftigt sich mit dieser Frage und weist nach , daß dieser Einfluß bei weiten Schüssen in Rechnung zu ziehen sei. Er berechnet, daß die Geschosse in unserer Breite immer eine Abweichung nach rechts haben. Es wäre deßhalb rathſam, die Züge der Ge wehre von rechts nach links gehen zu laſſen , indem dann die nach links stattfindende Derivation durch jene Abweichung der Erdrotation corrigirt würde. Verschiedenes. Wörtliche Auszüge aus dem Niel'schen Tagebuch. - Die Belagerung Turins 1706 nach Das österreichische Re dem Spectateur militaire. crutirungsgeset.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. Von dem k. preußischen Staatsminister a. D. von Westphalen wird in Kurzem ein sehr interessantes historisches Werk herausgegeben werden : Das nachgelassene Manuscript einer Geschichte der Feld= züge des Herzogs Ferdinand von Braunschweig , verfaßt von dem Großvater des Ministers , dem früheren vertrauten Geheim Secretär des Herzogs und nachherigen Landdrost von Westphalen. Derselbe hat die Feldzüge , denen er in der Umgebung des Herzogs durchweg beigewohnt hat , in einer umfassenden und auch auf die politischen Verhältnisse Preußens und die übrigen Staaten während bes siebenjährigen Krieges tief eingebenden Darstellung geschildert und zugleich viele handschriftliche Documente zur Beleuchtung der Thatsachen hinterlassen. Vielfach ist in den geschichtlichen Werken über den siebenjährigen Krieg auf das Vorhandensein dieses Werks hinge wiesen und das bisherige Unterbleiben der Veröffentlichung als ein Verlust für die Geschichte erkannt worden . Vor Kurzem ist nun der handschriftliche Nachlaß durch Erbschaft in die Hände des Staats ministers von Westphalen gelangt , der denselben nun zur Heraus gabe gesichtet und geordnet hat.

-- Die in Nr, 93 & 94 der A. M.-Z. von 1858 als bevor stehend angezeigte Gazetta militare " für das päpstliche Militär hat, wie die " Allg. Zta. " aus Rom berichtet , mit dem Jahr 1859 zu erscheinen begonnen. Das Wesentliche des Inhalts der ausgegebenen ersten Nummer ist eine genaue Aufzählung der Militärbeamten nach dem neuen Etat. Dieser ist gegen sonst ein mannichfach veränderter; denn eine beträchtliche Anzahl von Bediensteten , die man nicht mehr nöthig glaubte, ist im neuen Jahre zur Disposition gestellt oder ganz in den Ruhestand versezt worden. Diese Maßregel wird von allen Sachkundigen als zeitgemäß gebilligt.

tair Weekblad" , ist also ein Wochenblatt, das jeden Montag ausge geben wird. 5 Nummern à 1/2 Bogen find uns bereits zugegangen. Es besigt die niederländische Militärliteratur nunmehr 5 Zeitschriften : den Militaire Spectator , den Nieuwe Spectator , die Fahne (Vaandel), die Marinezeitung und das Wochenblatt , was fast zu viel erscheinen möchte. Die Herausgeber begründen ihr Unternehmen damit, daß die drei ersten Zeitschriften nur Monatsſchriften ſeien und sich ausschließlich mit der Armee beschäftigen , die vierte dagegen nur alle Vierteljahre erscheine, somit das Interesse des Tages nicht gewahrt werde. Ueber dieß verspricht das neue Blatt der Miliz (schuttery) und der Han delsflotte gleichfalls seine Aufmerksamkeit zuzuwenden , die Waffen thaten der ostindischen Armee zu besprechen und die niederländische Kriegsgeschichte in passenden Auszügen zu berühren. Endlich sollen auch politische Ereigniſſe, insofern sie auf das Militär influiren, mit Dem neuen Unternehmen , das , so viel bis jezt getheilt werden . beurtheilt werden kann, Tüchtiges verspricht, ist der beste Fortgang zu wünschen. S. Spanien besigt gegenwärtig nicht weniger als 11 Militär zeitungen. Die Asamblea del ejército, eine treffliche Bei tung , ist unseren Lesern durch unsere Revue bekannt ; leider erscheint dieselbe seit einiger Zeit nicht mehr alle Monate , sondern un regelmäßig. Die Gaceta militar bringt alle t. Decrete , welche sich auf das Personelle und Materielle beziehen, Notizen über Inland und Ausland , ſowie ein Feuilleton , das hiſtoriſche und novelliſtiſche größere Artikel enthält. Sie erscheint einen um den andern Tag. Das Memorial de Infanteria bringt officielle Kundgebungen, welche die Infanterie betreffen , Standesausweise 20. Es erscheint 6 Mal im Monat. Das Memorial de Artilleria erscheint seit vereits 14 Jahren in 12 Monatsheften und enthält größere wissenschaftliche Artikel , die theils Originalarbeiten , theils Uebersezungen , besonders aus dem Deutschen , sind. Dieses sowohl als die Asamblea und Gaceta , gibt Beilagen von Karten , Plänen , Abbildungen 2c. Das Memorial de Ingenieros erſcheint ſeit 13 Jahren in Monats heften und verbreitet sich über die Ingenieurarbeiten im In- und Aus land ; endlich bringt es auch officielle Acte und zahlreiche Abbildungen. Das Memorial de Carabineros enthält rühmliche Thaten von Offizieren und Mannschaft dieſes Corps , sowie Decrete und Befehle, welche sich auf dasselbe beziehen. Der Guio del Guardia civil gibt gleichfalls theils Officielles , theils die Dienste dieser trefflichen Gendarmerie in Stadt und Land Betreffendes. Das Boletin de Ad ministracion militar , ein neues Blatt, welches 6 Mal monatlich erscheint , bespricht Verwaltungsgegenstände in ausgedehnter Weiſe, ſowohl die in Spanien , als auch im übrigen Europa ; ferner werden Lieferungen , Verkäufe 2c darin ausgeschrieben , statistische Nachweise gegeben, nebst Berichten über Abgabe von Verwaltungsgegenständen an die einzelnen Corps 2. Das Memorial de Sanidad del Ejército y Armada bespricht Alles , was die Gesundheitspflege der Armee und Flotte berührt, namentlich auch die Naturalverpflegung des Soldaten ; endlich gibt es noch größere militärhiſtoriſche Artikel. Es erscheint monatlich und enthält auch Abbildungen. Die Crónica Naval erscheint in ziemlich starken Monatsheften und enthält neben ihrem officiellen Theile größere Artikel über Schifffahrt , Marine Artillerie , Schiffbau , Dienſt an Bord , Hiſtoriſches . Das Depar temento ist ein zweites Marinejournal , ähnlich in Tendenz und Umfang. Wenn aus der Menge dieser Journale eine bedeutende geistige Regsamkeit unter dem spanischen Offiziercorps hervorgeht , so müssen wir leider hinzusezen , daß diese Regsamkeit nur einen ver hältnißmäßig kleinen Theil desselben berührt , indem die meisten dieser Journale aus Mangel an Abonnenten kaum bestehen können und aus diesem Grunde sehr häufig eines oder das andere eingeht , um in deffen bald wieder ein neues hervorzurufen.

Berichtigung. + Ebenso ist die in Nr. 1 & 2 der A. M.-Z. v. d. J. als er scheinend angekündigte neue holläntische Militärzeitung mit Ende Februar d. J. in's Leben getreten. Dieselbe führt den Titel „ Mili

In der Beilage zur A. M.-Z. Nr. 25 & 26 auf Seite 226 Zeile 1 von oben bitten wir reimt sich statt räumt sich zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

ALE

9.

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Samstag, April 1859.

Allgemeine

34. Jahrgang. No. 29 & 30.

Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Preußen.

Berlin , 31. März . Mit dem 1. Mai d. J. tritt die schon längere Zeit beabsichtigte, in Nr. 25 & 26 dieser Blätter be reits theilweise erwähnte Reorganisation der Artillerie in's Leben. Dieselbe soll darin bestehen, daß aus der Feld artillerie sämmtliche 6pfündige Geschüße entfernt und da für 12 pfündige Kaliber eingeführt werden, außerdem aber jedes Artillerieregiment noch um drei 7pfündige Haubig batterien vermehrt wird. Die reitende Artillerie bleibt vor läufig von dieser Maßregel unberührt. Zweck derselben ist die Herbeiführung einer noch größeren Trefffähigkeit und - Eigenschaften welche den Geschüßen , Percussionskraft , mit schwerem Kaliber bekanntlich in erhöhtem Maße bei wohnen. — Es wird beabsichtigt, die in den Provinzen noch vorhandenen Kanonengießereicu aufzuheben und eine Centralgießerei in Spandau anzulegen.

Nach der neuen Formation hat das erste und das zweite Artillerieregiment zu bestehen : aus dem Stabe, Sechs , 2 Zwölfpfünder und 7 Fußbatterien in Divi fionen zu 2, 3 oder 4 Batterien. sodann aus 2 Fuhrwesen escadrons , jedes auf dem Friedensfuß zu 2647 Mann, und auf dem Kriegsfuße zu 2722 Mann, ferner aus 268 und resp. 800 Pferden , hierzu je die beiden Fuhrwesen escadrons mit 1523 und resp. 1641 Mann, dann 109 und resp. 2611 Bferden. Das neue vierte Artillerieregiment bat zu bestehen aus dem Stabe, 2 Sechs-, 2 Zwölfpfünder und 8 Fußbatterien in Divisionen zu 2, 3 oder 4 Batte rien. Die Stärke dieses Regiments beträgt 2617 Mann und 202 Pferde im Frieden und 2694 Mann und 640 Pferde Das dritte (reitende) Artillerieregiment auf Kriegsfuß. wird mit dem Stabe auch fortan aus 4 Batterien mit 1131 Mann und 468 Pferden auf Friedens- und 1148 Mann und 892 Pferden auf Kriegsfuß bestehen. Es tritt sonach im Ganzen eine Vermehrung der bayerischen Artillerie um 6. Batterten ein.

Bayern . * München , 1. April. Die soeben erschienene Nr. 9 des Militärverordnungsblatts enthält eine allerhöchste Ent schließung vom 30. März, die Errichtung eines vierten Artillerieregiments , vorläufig mit dem Standorte in Augsburg, betreffend , sodann die verschiedenen Ver änderungen an den Sollständen der bisherigen 3 Artillerie regimenter , wie dieselben durch Kriegsministerialrescripte vom 18. September 1851 und vom 14. März 1855 bes stimmt wurden. Für den Vollzug wird Nachstehendes verordnet : Die beiden Artillerieregimenter Prinz Luitpold und Lüder formiren jedes unverweilt aus dem Stand der dienstthuenden und unmontirten affentirten Mannschaften, nach dem Verhältniß der verschiedenen Batterie- Sollstände 2c., zu ihren gegenwärtigen 15 Batterien noch weiter eine 6pfündige, eine 12pfündige und eine Fußbatterie. Sobald die 18 Batterien formirt sind , gibt jedes Regiment von seinen bisher schon bestandenen Batterien sechs Batterien, mit ihrem vollen Stande von Offizieren , Unteroffizieren, Mannschaft und Pferden , an das vierte Artillerieregi ment ab.

- Se. Maj. hat ferner genehmigt , daß das Felds ofen modell Lespinasse als Ausrüstungsgegen stand für die Feldbäckerei des Heeres angenom men werde. Das Geniecorpscommando hat den Auftrag erhalten, die Vorschriften für die Aufstellung, Abtragung_2c. des eisernen Normal-Feldbackofens vervielfältigen zu laſſen und an die Commandostellen zu vertheilen.

Oldenburg. Oldenburg , 26. März. In der Uniformirung des Großherzoglichen Militärs sind einige Veränderungen getroffen worden. Die Offiziere haben statt der bisherigen gereiften Epaulettekränze glatte Kränze , wie solche in der preußischen und hannoverschen Armee getragen werden, bekommen , ferner hat die gesammte Infanterie und Ar tillerie statt der blauen jest graue Beinkleider , wie die Cavalerie ste trägt, erhalten. Beide Veränderungen sollen öconomisch vortheilhafter sein und machen zudem die Uni form kleidsamer und auch derjenigen der übrigen Contin gente des Armeecorps ähnlicher.

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Dänemark.

Dieß gibt dem genannten Blatte in Nr. 3 von d. J. Veranlassung, in einem längeren Artikel unsere Bemerkung als gänzlich unrichtig zu bezeichnen. Wir haben hierauf zu erwiedern , daß in Nr. 11 der Revista militar" vom v. 3. Seite 364 fich folgender Sag findet : " Der größere Theil der Corporale und Gefreiten wurde zu diesen Posten befördert , nachdem sie lesen , schreiben und rechnen gelernt hatten." Hieraus glaubten wir schließen zu dürfen , daß der kleinere Theil" ohne diese Bedingung befördert wurde , mit an deren Worten, daß nicht alle Unteroffiziere lesen 2c. könnten, um so mehr , als das Gesagte sich auf eine Elitenabthei lung , die Jäger , bezog. Vielleicht ist indessen nur unsere Bezeichnung Unter offiziere" falsch verstanden worden , indem wir gewohnt sind , auch Gefreite und Corporale so zu nennen, während in manchen Ländern nur die Sergeanten 2. als Unter offiziere gelten.

:: Nach der neuen Armeeorganisation ist der Stand der dänischen Armee auf dem Feldfuß 43 Bataillone à 900 Mann , 26 Schwadronen à 170 Mann, 15 Batte rien à 200 Mann und 900 Mann Genietruppen, zusammen circa 50,000 Mann. Großbritannien. -b- Aus dem Budget für 1859/60 ergibt sich fol gender Armee bestand : 6306 Offiziere , 9309 Unter offiziere , 107,040 Gemeine und 12,839 Pferde ; hierzu kommen in Indien 91,879 Mann und 11,231 Pferde. Das Ganze besteht aus : 2 Regimentern reitender Artillerie, 2 Regimentern Leibgarde zu Pferd , 1 Regiment Garde zu Pferd, 7 Regimentern Dragoner- Garden, 18 Regimentern Dragoner, 2 Regimentern Artillerie, der Reithaus- Schwa dron, der Invaliden-Artillerie, 2 Regimentern Ingenieurs, 2 Regimentern Train, 1 Regiment Grenadiergarde (2694) , 1 Regiment Coldstream-Garde ( 1797), 1 Regiment schot tische Füsilier-Garde ( 1809), 100 Regimentern Infanterie (1000-1400), 4 Bataillonen Scharfschüßen, 3 westindischen Regimentern , 11 Colonialcorps. - Die gegenwärtige Dampfflotte besteht aus 431 Kriegsschiffen , worunter 319 Schrauben und 112 Rad dampfer. 32 Schraubenschiffe sind im Bau begriffen . Die Schraubenschiffe find : 33 Linienschiffe, 19 Fregatten, 9 Blocks schiffe , 4 Mörserschiffe , 38 Corvetten , 3 kleine Schiffe, 26 Kanonenschiffe , 161 Kanonenboote , 8 schwimmende Batterien , 4 Tender , 13 Transportschiffe , 1 Yacht ; die Radschiffe: 9 Fregattten , 35 Corvetten , 38 Tender, 2 Transportschiffe und 4 Yachts . London, 8. März. Warry's verbesserte Ka none (vgl. A. M.-Z. Nr. 25 & 26) ist gestern in Chatham abermals einer Reihe von Versuchen unterzogen worden, Die Ver die sehr befriedigend ausgefallen sein sollen. besserung besteht darin, daß das Geschüß (jede Kanone, die dazu hergerichtet wird) auf die schnellste Weise von rückwärts geladen wird und 20 Mal in einer Minute abgefeuert werden kann, ohne daß sich das Rohr stark erhißte. Eine Kanone dieser Art war gestern mit den von Capitän Norton erfunde nen, mit flüssigem Feuer" gefüllten Kugeln geladen worden. Eine solche gegen ein ausgespanntes Leinwandstück abge schoffene Hohlkugel steckte die Leinwand sofort in Brand, wodurch der Beweis geliefert worden ist , daß eine Nor ton'sche Bombe beim allergeringsten Widerstand plagen und zünden kann. Nicht minder rasch war die Wirkung dieser Kugeln , wenn sie gegen einen weichen Lehmhügel Sie plagten , so wie sie an diesen abgeschossen wurden. anprallten, und werden daher beim Angriff auf Erdwerke von unberechenbarem Vortheil sein. Portugal.

In der A. M. 3. Nr. 79 & 80 vom v. J. hatten wir einen der Revista militar entnommenen Artikel über die Regimentsschulen Portugals _mit_dem_zunächst auf die dortigen Jägerbataiuone bezüglichen Säße ge schlossen : „Nicht alle Unteroffiziere und Jäger können lesen und schreiben ."

Schweden. S. Für die Schießschulen , für welche die Stände 9000 Rthlr. jährlich verwilligt haben , ist folgende Ein richtung bestimmt worden: Dieselben treten ein um das andere Jahr in Wirkung und zwar jedes Mal 60 Tage lang. Die Leitung ist immer einem Chef, einem dienstthuenden Major und 3 Lehrern anvertraut. Für dieß Jahr hat jedes Re giment und Corps der Infanterie 1 Zögling dahin abzu geben; das nächste Mal aber jedes Regiment 2, jedes Corps 1 Zögling . Diese Zöglinge werden den Subaltern offizieren entnommen ; die leitenden Offiziere werden für je einen Cursus commandirt. Zur Dienstleistung an der an der Schule wird 1 Unteroffizier, 1 Verwaltungsunter offizier und 1 Büchsenmacher beſtimmt.

Spanien. S. Aus dem neu erlassenen Pensionsgefeße heben wir folgende Hauptmomente heraus : Ein jeder Offizier, der einschließlich der durch einen mitgemachten Feldzug ge= wonnenen Dienſtjahrvermehrung , 12 Jahre gedient hat, ist pensionsberechtigt und darf die Uniform tragen. Der Anwachs der Procente im Verhältniß zu den Dienstjahren ――― 40, ist folgender : Mit 20 Dienstjahren 30 pCt., 25 30 ――――― 60, 31-63, 3266 , 3369, 34-72, ―――― - 81, 38 - 84, 39 ― 87, ―― 75 , 36 78, 37 35 90. Wer durch im Felde empfangene Wunden voll 40 ständig dienstunfähig wird , hat Anspruch auf die höchft mögliche Pension seiner Charge. Die sonst unfähig Ge wordenen erhalten die nächste Pension nach der , auf die sie sonst Anspruch gehabt hätten. Wer das Gesicht oder ein Körperglied im Feld verliert , erhält seinen vollen Ge halt als Pension. Um die gewöhnliche Pension zu erhal ten, muß man 2 Jahre in seiner Charge gedient haben; widrigenfalls die Berechnung nach der nächst vorhergehen den Rangstufe gestellt wird, unterlieutenants ausgenommen. Wer in das Civil übergeht , behält das Pensionsrecht mit Berechnung nach dem Tage , wo der Uebertritt_ſtattge= funden hat, bei.

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Die Formirung der Reiterei in einem Gliede.

schließlich gegen Infanterie gerichtet , sondern auch , und Es darf dieß mindestens eben so oft , gegen Reiterei. daher nicht einzig und allein der Wirkung des feindlichen Feuers Rechnung getragen werden , sondern es muß auch darauf Rücksicht genommen werden , wie sich die Verhält nisse bei einem Kampfe zwischen Reiterei gestalten . Hier möchte man aber mit einem Gliede schlechte Geschäfte machen , wenigstens so lange , als man riskirt , daß der Gegner mit zwei Gliedern erscheint. Denn daß eine in ein Glied formirte Abtheilung einer anderen aus zwei Gliedern bestehenden gegenüber sehr im Nachtheile wäre, Es ist zwar vorges wird Niemand bezweifeln wollen.

(Schluß.); Indem wir im bisher Gesagten versuchten, die Vortheile, die fich Einige von der Formirung der Reiterei in ein Glied versprechen, auf ihren wahren Werth zurückzuführen, hat sich bereits mehrfach Gelegenheit gefunden , auf den Nugen des zweiten Gliedes aufmerksam zu machen und die Uebelstände anzudeuten , welche der Wegfall desselben un ausbleiblich nach sich ziehen würde. Wir halten uns aber im Interesse unserer Waffe für verpflichtet , zum Schlusse noch die wesentlichsten directen Nachtheile zusammenzu stellen, welche mit der Formirung in ein Glied verbunden sein dürften . Einen sehr erheblichen Nachtheil glauben wir vor Allem in der Abschwächung des moralischen Elements erblicken zu müssen , was bei den Angriffen der Reiterei eine so wichtige , nach der Ansicht Vieler die Hauptrolle spielt, und wovon man namentlich auch bei den Colonnen angriffen große Resultate erwartete. Der moralische Eindruck , den das Erscheinen der wie ein Orkan heranbrausenden Reiterei auf den Gegner her vorbringen soll, ist zwar keineswegs ausschließlich von dem Volumen und der Dichtigkeit der Maſſe abhängig, sondern es wirken noch andere Ümstände mit ; allein eine gewisse Solidität möchte denn doch nothwendig sein , wenn es darauf abgesehen ist , zu imponiren. Zwei Glieder ge währen eine hinreichend compacte Masse , ein Glied aber nicht. Lockert sich dasselbe nun gar etwas auf , entstehen Lücken, bilden sich während der Carrière mehrere Glieder, so erhält das Ganze ein so luftiges , durchsichtiges An sehen , daß es einem Angriffe à la débandade gleich kommt und man sich wohl kaum mit der Hoffnung schmeis cheln darf , den Feind damit aus dem Gleichgewicht zu bringen. Selbst das Geräusch, welches durch das Klirren der Waffen, sowie durch den Hufschlag und das Schnauben der Pferde erregt wird und zur Erhöhung des moralischen Effects beiträgt , ist selbstverständlich bei einem Gliede geringer als bei zwei Gliedern . Aber nicht nur das moralische Element, auch die phy sische Gewalt einer attaquirenden Linie wird durch den Wegfall des zweiten Gliedes bedeutend vermindert , und dieß ist ein zweiter nicht zu übersehender Nachtheil. Der innere Zusammenhang geht durch den Einfluß der mehrer wähnten Umstände bei einer eingliedrigen Linie viel leichter verloren, als bei einer zweigliedrigen, und ist weit schwe rer , eigentlich gar nicht, im Laufe der Bewegung herzu stellen; die Wirkung des Stoßes , die Kraft des Chocs wird ungemein geschwächt ; ein Einbrechen in den Feind, ein Niederreiten desselben weit schwieriger, wenn nicht un möglich . Wir haben weiter oben , als wir der Colonnen angriffe gedachten , die Meinung geäußert , daß der Ein fluß , den das Volumen und die hieraus entspringende Stoßkraft der Maſſe ausüben , nicht überschäßt und nicht von ihm allein das Heil erwartet werden dürfe . Allein es würde ein eben so großer, vielleicht ein größerer Fehler sein , denselben zu unterschäßen , und in Folge dessen einen der Factoren zu entkräften, deren gemeinsames Wirken zum Gelingen eines Reiterangriffs nothwendig ist . Uebri gens sind ja die Angriffe der Reiterei keineswegs aus

schlagen worden , hinter dem einen Gliede eine Anzahl Unteroffiziere und Ersazmannschaften als Schließende folgen zu lassen , um entstehende Lücken auszufüllen , sowie über haupt als Verstärkung und Unterstügung zu dienen. Das wäre ja aber doch wieder eine Art zweites Glied, nur in einer anderen , weniger zweckmäßigen Form, welche alle angeblichen Nachtheile des jeßigen zweiten Gliedes hätte, ohne dessen Vortheile vollständig zu gewähren . Oder glaubt man vielleicht, daß jene Schließenden mit mehr Ruhe und Ordnung reiten würden, als gegenwärtig das zweite Glied ? Ein weiteres sehr gewichtiges Bedenken gegen die Fors mirung in ein Glied bezieht sich auf die räumlichen Verhältnisse und auf die Gliederung der taf tischen Körper. Wenn man die jezt gebräuchliche Stärke und Gliede rung der taktischen Körper beibehalten wollte , so würden durch die Formirung in ein Glied so lange Fronten ent stehen , daß schon ein Regiment , noch vielmehr aber eine Brigade , selten einen Plag finden dürfte , wo es möglich wäre , sich in Linie aufzustellen oder zu bewegen. Eben so wäre für die Colonnen , für die Äufmärsche aus den selben, überhaupt für Aufstellungen, sowie für alle Evolu tionen ungleich mehr Play erforderlich, als bei der jezigen Formation . Man würde also häufig genöthigt sein, wegen Mangels an Plaz das Regiment in Treffen oder Flügel zu spalten , wodurch die Manöver complicirter werden, eine Zersplitterung der Kräfte entsteht und der Comman deur den Vortheil verliert , seine Truppe in der Hand zu behalten. Die Evolutionen würden aber nicht nur mehr Raum , sondern auch mehr Zeit erfordern , und überdieß noch in der Ausführung schwieriger werden, da die Front länge der Schwadronen und Züge in demselben Verhält nisse zunähme , wie die des Regiments . Es ginge dem nach an Beweglichkeit , an Schnelligkeit und an Ordnung verloren. Denn es ist klar , daß eine Linie von 600 Schritt Länge bei einem Frontmarsche größere Schwierigkeiten zu überwinden hat , leichter schwankt und in Unordnung geräth , als eine andere , deren Front 300 Schritt zählt ; daß Schwadronen mit einer Front von 50 bis 60 Schritt , oder Züge mit einer dergleichen von 12 bis 15 Schritt mit mehr Ordnung und Genauigkeit sich bewegen und schneller ab- und einschwenken werden , als wenn ihre Front die doppelte Länge hat ; daß eine Co lonne von 600 Schritt Tiefe noch einmal so viel Zeit zu ihrem Aufmarsche braucht , als eine, welche nur halb so tief ist ; daß überhaupt jeder Körper schwerfälliger und unbehülflicher wird , wenn er an Stärke und Ausdehnung unverhältnißmäßig zunimmt. Außerdem sind lange Fronten

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und tiefe Colonnen für die Abtheilungscommandanten, so mentscommandanten und seinen Schwadronscommandanten wie für den Regimentscommandanten schwieriger zu über stören die Einheit des Commandos , beeinträchtigen die sehen ; das Commando und selbst die Signale werden Beweglichkeit des Regiments , verzögern die Ausführung häufiger nicht verstanden ; Terrainhindernisse, Nebel, Staub der Evolutionen und führen noch mannichfache andere und mannichfache andere erschwerende Ümstände führen Uebelſtände herbei. Die Eintheilung der Regimenter in leichter Störungen herbei , als bei einer concentrirteren Divifionen 2c. besteht zwar schon jezt in einigen Armeen ; Formation. Um den erwähnten Nachtheilen zu begegnen, wir vermögen uns aber nicht von dem Nußen derselben müßte man entweder die Stärke der Regimenter ver zu überzeugen , und wo sie durch die Stärke der Regi mindern oder ihre taktische Gliederung ändern. menter geboten ist , erscheint sie uns als ein nothwendiges Eine Verminderung der Stärke der Regimenter, welche Uebel. Ebenso finden wir hier und da auch halb in gleichem Verhältnisse eine Herabseßung der Stärke der Schwadronen und halbe Züge. Wir können uns jedoch Schwadronen und Züge nach sich zöge , würde eine wenig auch hiermit nicht befreunden , und wo diese Einrichtung empfehlenswerthe Maßregel sein , wenigstens bei Regis schon bei der gegenwärtigen Formirung für nothwendig mentern, welche gegenwärtig nicht mehr als 800 bis 900 gehalten wird, dürfte sie bei einer Verdoppelung der Front Pferde zählen. Denn die Regimenter wären dann so länge ihren Zweck kaum noch erfüllen. schwach, daß sie keinen hinreichenden Grad von Selbst Wir begnügen uns mit den vorliegenden Andeutungen, ständigkeit und Leistungsfähigkeit beſißen , außerdem auch welche ein warmes Jutereſſe für die Waffe in die Feder im Laufe eines Feldzugs in Kurzem auf ein Minimum zu dictirt hat. Vielleicht sind sie geeignet, cavaleristische Au zu denen sich der Verfasser nicht zählt — zu sammenschmelzen würden. Dasselbe gilt von den Schwa toritäten dronen und Zügen, die ja häufig einzeln detachirt werden veranlassen , dem fraglichen Gegenstande ihre Aufmerksam und dann in den Fall kommen , selbstständig auftreten zu feit zuzuwenden und ihre Ansichten über denselben zu ver müssen. Man würde also überall , wo man jezt ein öffentlichen. Es wäre dieß sehr wünschenswerth. Regiment, eine Schwadron 2c. entsendet , deren zwei schicken müssen , was manche Inconvenienz hätte. Die Stärke der Truppenförper ist überdieß nicht einzig und allein von taktischen Rücksichten abhängig ; es kommen auch Die Armstrong-Kanone. administrative und disciplinarische Verhältnisse in Betracht, und da würde man, was den Geldpunkt anlangt, auf eine (Schluß.) ernstliche Opposition stoßen. Eine Verminderung der Es ist jedoch nicht allein die außerordentliche Präcision Stärke zieht eine Vervielfältigung der Zahl der Regimenter nach sich , und hierdurch wird wiederum eine Vermehrung und verhältnißmäßige Leichtigkeit , was diese Kanone so der Offiziere zc. und des Administrationsaufwandes bedingt. merkwürdig macht. Ihre Zerstörungskraft übersteigt Alles, Wollte man aber den Regimentern ihre dermalige was man bis jetzt in der Artillerie gekannt hat. Bei dem Stärke lassen und sie nur anders gliedern , ſo daß z . B. bereits genannten Versuch wurde die Scheibe aus 6 Lagen ein Regiment anstatt in vier , in acht Schwadronen , und zusammengebolzter Ulmenhölzer gebildet, welche einen festen cine Schwadron anstatt in vier, in acht Züge ; oder aber, Block von 3 Schuh Dicke darstellten. Einige der Schüffe mit Beibehaltung der früheren Anzahl von Schwadronen gingen ganz durch denselben, die anderen drangen so weit und Zügen, die Schwadron in halbe Schwadronen, der Zug ein , daß sie nur noch ein Paar Zoll bis zur entgegenge in halbe Züge zerfiele , so würden auf die eine wie auf segten Seite hatten. Wurde mit Granaten gefeuert , so die andere Art vielleicht einige , aber durchaus nicht alle war die Wirkung noch erstaunlicher. Bei der Construction Uebelstände beseitigt werden, dagegen aber mehrfache neue der Granaten bedient sich Sir Armstrong eines selbst ers Unzuträglichkeiten entstehen. Vermehrt man die Anzahl fundenen Percussionszünders , welcher die Granate beim der Schwadronen und Züge , so werden diese Körper zu Aufschlagen auf den Gegenstand entzündet, falls das Auf schwach; halbirt man sie , so erhält man in den halben schlagen stattfindet, ehe der tempirte Zünder seine Wirkung Schwadronen und halben Zügen zwei anderweite Gattungen gethan hat. In einem cylindrischen Gehäuse innerhalb von Unterabtheilungen, was kein Gewinn sein würde. Die der Granate ist nämlich ein Gewicht oder ein Aufschlag mittelst eines durch ihn und die Seiten des Gehäuses Spaltung in Unterabtheilungen ist nothwendig und zweck mäßig ; fie muß aber ihre Gränzen haben , sonst wirkt sie gehenden Stifts befestigt. Der Stift wird durch die Er hemmend auf den Mechanismus der Maschine, bringt Un schütterung, welche das Geschoß im Lauf beim Abfeuern sicherheit bei den betreffenden Führern hervor und erschwert erhält , abgebrochen oder abgestoßen , und das hierdurch die Sache nach allen Seiten hin. Auch wächst mit der freigewordene Gewicht fällt nach dem hinteren Ende des Zahl der Unterabtheilungen der Bedarf an Führern ; diese Gehäuses , wo es bleibt , bis der Flug der Granate durch fosten aber Geld und find nicht einmal immer zu beschaffen, einen dazwischen tretenden Gegenstand gehemmt wird . Wenn wenn man die Anforderungen an ihre Befähigung nicht zu dieß eintritt , so fährt das Gewicht , da es an der Retar sehr herabstimmen will . Dasselbe gilt von der Vereinigung dation der Granate feinen Theil nimmt, in dem Gehäuse nach mehrerer Schwadronen zu Diviſionen , Bataillonen oder vorwärts und treibt ein eingelegtes Stück von einer deto Flügeln , wenn diese Körper stabile Unterabtheilungen des nirenden Composition plöglich gegen eine feste Spize, wo Regiments bilden und nicht bloß eine vorübergehende, durch durch die Composition losgeht und die Sprengladung der Ein kleiner Zeitraum wird hierbei das Bedürfniß des Augenblicks hervorgerufene Existenz Granate entzündet . haben. Dergleichen Zwischeninstanzen zwischen dem Regis erforderlich, um , nachdem das Losgehen des Zünders durch

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den Aufschlag stattgefunden hat , die Entzündung der Sprengladung herbeizuführen. Während dieser unmeßbaren Periode macht die Granate noch einige Schritte von dem Punkte , wo sie aufgeschlagen hat , und berstet dann. Die Granate wirkt somit erst als Kugel und dann als Granate. Wenn sie eine Scheibe durchdringt , kann man bemerken, wie die Explosion einige Schuh jenseits stattfindet ; wenn fie aber rajant wirkt , so hat sie noch Zeit zu steigen, und man bemerkt dann, wie sie plagt, wenn sie den Boden schon verlassen hat. Wird eine solche Granate gegen ein Schiff gefeuert, so durchdringt sie zuerst die Seite als eine Kugel, plagt dann und zertrümmert die Decks ; gegen Truppen abgeschossen, durchdringt sie die vordere Linie wie eine Kugel und wirkt gegen die hinteren Reihen wie eine Kartätsche. Es macht keinen Unterschied , ob dieses außer ordentliche Geschoß zuerst einen harten oder weichen Gegen stand trifft ; ja es ist so fein in seiner Construction und

bedeutende Wirkung erzielen. Selbst leichte 5 Pfünder könnten schon von großer Entfernung die Seiten eines Schiffes durchbohren und die Decks mit ihren Sprengge schossen reinfegen. Ein kleiner rascher Dampfer würde mit wenigen solcher leichten Geschüße selbst einem großen Linienschiffsehr beschwerlich fallen. Bei 18 oder 32Pfundern müßte die Wirkung eine noch furchtbarere sein. Der Kriegs minister führt beispielsweise an , daß ein nach diesem Sy stem construirter 18 Pfünder von St. Paul's Kirchhof bis Hammersmith *) mit Sicherheit treffen würde. Um die

doch so zerstörend in seinem Wesen , daß es explodirt, selbst wenn es nur die Oberfläche des Wassers berührt. Die Sprengladung ist sehr klein , doch kräftig genug , um die Granate in 30 Stücke zu zertrümmern , welche ihren Lauf verfolgen , ohne einen sehr großen Streuungskegel zu bilden. Troß alle dem läßt sich das Geschoß vor seinem Gebrauch mit vollkommener Sicherheit behandelu , da nur die Geschüßentladung das kleine Gewicht frei macht, welches dann im Augenblick der Retardation der Granate gegen die verhängnißvolle Detonirungsmaſſe ſchlägt. Einige Versuche mit diesen Granaten, deren Beschreibung wir Greener's trefflichem Werk entnehmen , werden ihre furchtbare Gewalt deutlich machen. Es wurden zwei Scheiben in einem Abstand von 30 Schuh und ſo hinter einander aufgestellt, daß ſie, von der Kanone aus betrachtet, wie Eine aussahen , und zwar in einer Entfernung von 1500 Ellen von der lezteren. An der vorderen Scheibe wollte man das Durchbohren der Granate vor dem Plaßen, an der hinteren die Wirkung der Explosion bemerken. Man feuerte 22 Granaten nach der vorderen Scheibe , wovon nur eine einzige in Folge eines starken Seitenwindstoßes die Scheibe verfehlte. 17 Granaten durchbohrten die erste Scheibe , plaßten hart hinter ihr und die Stücke drangen in die 30' entfernt stehende zweite Scheibe. 3 hatten eine rajante Wirkung , plaßten unmittelbar vor der vorderen Scheibe und durchbohrten mit ihren Stücken beide. Eine traf den Boden der ersten Scheibe und explodirte in der Erde. Das Resultat war , daß die erste Scheibe 51 und die zweite 164 Löcher zeigte, während der Boden zwischen den Scheiben 70 Einbohrungen durch Granatstücke hatte, von welchen man nachher den größeren Theil durch Graben wieder auffand. Mehrmals wurde die Kanone auf eine Entfernung von mehr als 3000 Ellen mit einer Elevation von 110 und der gewöhnlichen Pulverladung von 10 Unzen versucht ; eine verstärkte Pulverladung vermehrt die Tragweite , ver mindert aber die Trefffähigkeit. Ein gewöhnliches Geschüß wäre nicht im Stande, gegenüber dem Granatfeuer aus solchen kleinen gezogenen Geschüßen , die in der Entfernung einer Meile aufgestellt werden könnten , irgend eine Wirkung zu thun. Bei See gefechten könnten solche Geschüße , jedoch von größerem Kaliber, mit Kammerladung und dem Rücklaufsystem, eine

Wirkung dieser Geschüße namentlich auch gegen Erd- und Mauerwerk festzustellen , wird eine Commiſſion_zuſammen gesezt werden, und sobald größere Geschüße gefertigt sind, ihre ihre Versuche beginnen. beginnen . Die Absicht der Regierung geht jezt dahin , nicht eine größere Tragweite , sondern durch ein schwereres Geschoß eine größere Gewalt zu gewinnen. Was hierin bereits vorliegt , läßt auf noch Größeres schließen. Ein 32 Pfünder nach Armstrong's System hat eine größere Tragweite und Präcision, als jedes andere bisher in der Flotte gebräuchliche Geschüß und wiegt doch nur 26 Centner , während der gegenwärtige 68 Pfünder 95 Centner wiegt. Wir könnten somit das Gewicht unserer Schiffsgeschüße ohne Beeinträchtigung der Trefffähigkeit und Tragweite um reduciren, wodurch die Handhabung derselben bedeutend erleichtert und die Bemannung beträcht fich vermindert werden könnte. Armstrong's Charakter ist eben so groß als sein Talent. Er hat seine Erfindung dem Lande zur Verfügung gestellt, ohne irgend eine Bedingung daran zu knüpfen . Die Re gierung hat ihn nun als berathenden Ingenieur angeſtellt und die Königin ihm die Ritterwürde verliehen.

Literatur.

Die Belagerung von Sebastopol im Jahr 1854/55, übersichtlich und gemeinverständlich dargestellt nach dem großen Werke : Journal des opérations du génie etc. " des französischen Geniegenerals Niel. Mit einem Uebersichtsplan der Belagerung in Farben druck. Stuttgart , 1859. Verlag von Karl Aue. (Schluß.) Die Kälte des Januar steigerte die Erkrankungen ; so rapportirt das Journal über die einzige Nacht zum 7. von 525 Neuerkrankten und 72 an Kälte gefallenen Pferden ; die Engländer vollends konnten von den 54,000 nach und nach in der Krim Gelandeten am 18. nur noch 14,000 Mann zum Tran chéendienst verwenden ; ihre Cavalerie war fast spurlos ver schwunden. Die Russen beunruhigten in dieser Zeit durch unaufhörliche , aber zu zahlreich unternommene nächtliche Aus fälle, während sie die weit wirksameren Ausfälle bei Tage fast ganz unterließen ; dagegen waren ihre Verstärkungsarbeiten in den beiden leßten Monaten merkwürdig gefördert worden, wäh rend die der Alliirten nicht von der Stelle rückten. Erst mit Niel's Ankunft im Februar kam neues Leben in die Bes lagerungsarbeiten : das Angriffsobject wurde nach dem Mala *) 4 Meilen westlich von London.

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foff verlegt , das Corps Bosquet mit den Arbeiten auf dem Sapunberge beauftragt , so daß die Engländer jezt in das Centrum kamen ; noch im Februar werden die Leuchtthurmredoute, die große Redoute , die Batterien der Engländer , die batterie du font du port , die Batterie Victoria hinter der Lancaster batterie, nebst dem englisch-französischen Waffenplage zu Stande Chruleff scheiterte in seinem Angriffe auf Omer gebracht. Pascha bei Eupatoria. Auch im März wurden die Haupt arbeiten vor Bosquet's Front ausgeführt ; gegen die Redouten Selinghinsk und Volhynien wird die erste, gegen die Kamtschatka (mamelon vert) die erſte und die zweite Parallele vollendet. Mit dem Monat April hatten die Franzosen 378 , die Eng länder 123 , zusammen 501 Geschüße, aufgestellt gegen 1500 Die Haupt russische , worunter 1200 auf der Südfront. schwierigkeit der Verbündeten, an welcher die ganze Belagerung frankte, bestand immer noch darin, daß man bei dem Flanken marsche auf Balaklava die wichtigen Makenzie-Höhen aufge geben, also der russischen Feldarmee die ungestörte Verbindung mit der Veste gelaſſen hatte. Erst nachdem die Alliirten genug. sam verstärkt waren , konnte an den Sturm gedacht werden ; zur Einleitung deſſelben begann am 9. April die Beſchießung der Stadt und dauerte den ganzen Monat ; sie wird von den Russen anfänglich mit 10,000 , später nur noch mit 1500 Kugeln täglich erwiedert. In diesem Monat wird auch der Varnatelegraph fertig . Am 5. Mai übernimmt Niel die oberste Geniedirection ; am 8. landen 15,000 Sardinier, am 16. gibt Canrobert den Oberbefehl an Pelissier ab. Gleich nach An kunft der französischen Reservetruppen unter d'Angély beseßt Canrobert mit 2 Divisionen die Tschernajalinie , General Die in Er Brown führt die Expedition nach Kertsch aus. wartung des Kaisers Napoleon eingetretene Pause in den Be lagerungsarbeiten wird von Russen mit großer Thätigkeit zu Der Monat Juni begann ver Gegenmaßregeln benußt. heißungsvoll für die Alliirten : am 7. werden nach vorheriger Beschießung die Redouten Selinghinsk, Volhynien und Kamtschatka von den Franzosen , die ouvrages des carrières von den Eng Die Zeit vom 8. bis 18. wird zur An ländern erstürmt. legung einer vierten und fünften Parallele vor und rück wärts des mamelon vert benußt ; der Sturm am 18. , der das Versöhnungsfest für Waterloo werden sollte, mißlingt jedoch, kostet aber auch den Russen 783 Todte und 4979 Bleſſirte. Bis zum Schluß des Monats werden nun die regelmäßigen Belagerungsarbeiten wieder aufgenommen und vor dem Malas Der Juli war koff bis zur sechsten Parallele vorgeführt. eben so arm an entſcheidenden Ereigniſſen, als der Juni reich daran gewesen war. Vor der Malakofffront wurde unter den größten Mühseligkeiten die sechste und theilweise siebente Pa rallele vorgezogen. Den Monat August füllt Canrobert's Zurückberufung (durch Pelissier's Eifersucht veranlaßt) , die Niederlage der Russen an der Traktirbrücke, die Recognoscirung der Alliirten zwischen dem Baidar- und Belbekthal, die Anlegung der russischen Schiffbrücke zwischen den Forts Nikolaus und Nachdem die siebente Michael , über den Hafen reichend . Parallele vor dem Malakoff und der Bastion II . zu Stande gekommen , beginnen die Alliirten am 5. September aus 812 Geschüßen jenes Feuer , welches Gortschakoff selbst als ein höllisches“ bezeichnete ; der Sturm am 8., der den Russen 11,690 , den Alliirten 10,054 Mann kostete , entscheidet über das Schicksal des Malakoff und damit über die Südseite der Stadt.

Die colossalen Dimensionen dieser Belagerung gehen aus folgenden Angaben hervor : die französische Artillerie verfeuerte im Ganzen 1 104,000 Schüsse , d . h . 6 Millionen Pfund Pulver, die Engländer 400,000 ; die gesammte Längenaus dehnung der engliſch-franzöſiſchen Tranchéearbeiten betrug über 120,000 Schritt , d . h. 10 geographische Meilen , die unter irdischen Minenarbeiten bekamen allmählig eine Länge bis zu 8000 Schritt. Der Verlust der Franzosen während der Bes lagerung allein betrug 40,308 Mann. Ebenso wie die Er eignisse vor, so werden auch die nach der Belagerung bis zum Frieden kurz geschildert und als Anhang zwei wichtige Beis lagen angefügt , nämlich Niel's Bericht an den Kaiser über den Stand der Belagerungsarbeiten vom 14. Februar 1855 und eine Zusammenstellung der Vertheidigungs- und Angriffs werke von Sebastopol zur Erklärung des beigefügten sehr sauberen und übersichtlichen polychromen Plänchens.

Geschichte der Infanterie von W. Rüstow. 2 Bände. Gotha, 1857-58. Verlag von Hugo Scheube . (Fortsegung.) Besser ist das zweite Buch - Fußvolk des Mittel alters so besonders das Fußvoll bei den Byzantinern, wo Procop und das Reglement des Kaisers Leo benußt und Belisar's Gefecht bei Dara als Beispiel gegeben ist. Eine Vergleichung mit Belisar's oftgothischem Krieg , wie er in J. v. H.'s Vorlesungen über Kriegsgeschichte ", 1. Bd . §. 33 enthalten ist , kann jedoch am besten den Unterschied hervor. heben , wie er zwischen gewissenhafter Geschichtschreibung und der von dem Verfaſſer neuerdings beliebten Buchmacherei ob waltet. Namentlich weiß General v. Hardegg Beliſar's Verdienſt gebührend zu würdigen ; nach Rüstow's Schilderung könnte man ſich dessen Siege nur dadurch erklären, daß man seine Gegner als über alle Maßen erbärmlich annimmt. Immerhin ist diese Schilderung der byzantinischen Heere eingehender behandelt und Rüstow zeigt hier als der Erste den Uebergang der byzan tinischen Verhältnisse zu denen des erblühenden und des ver fallenden Ritterthums im Westen , der durch die große Aehn lichkeit beider überrascht. Sehr befriedigend und zum Theil neu ist der Abschnitt über die abgesessene Reiterei des Mittel alters " , illustrirt durch die beiden Gefechte bei Certomondo und bei Lucca aus der florentinischen Geschichte von Villani ; sehr anschaulich auch die Taktik der englischen Eroberungs heere dargestellt in den Schlachten von Crecy , Poitiers und mehreren kleineren Treffen nach Froissart. Die Organiſation der burgundischen Heere unter Karl dem Kühnen ist irrig an gegeben : Rüstow berechnet die Lanze nur zu 6 Bewaffneten, während Hardegg nachweist , daß sie aus 9 bestand und daß die ganze Ordonnanz im Jahr 1472 in 1200 Lanzen 10,800 Mann betrug. Neu ist die Ansicht des Verfaſſers, der sich – entgegen der Meinung des in militärischen Dingen allerdings wenig einsichtigen Joh. v. Müller , wie auch des sonst treff lichen Haller's von Königsfelden ――――――― manche unerklärliche Greig niſſe in den Schlachten der österreichisch-schweizerischen Kriege, so namentlich den Kampf am Moorgarten , das Treffen bei Näfels , die Sempacher Schlacht dadurch erklärt , daß er die Habsburger Ritterschaft zum Theil abgesessen kämpfen läßt. S. 132 läßt sich der Verfasser sogar durch seine demagogischen

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Ueberzeugungen , wegen deren wir ihn nie angefeindet haben, zu einer Ungerechtigkeit gegen Karl von Burgund hinreißen, wenn er sagt : „ Es gibt keine unbedeutendere und widerlichere Persönlichkeit als Karl den Kühnen , eigensinnig und von geringer Einsicht, eingebildet im höchsten Maße, und nur eine ganz verkehrte Geschichtschreibung kann diese Wahrheit ver decken." Darin hat er Recht , daß Karl für die Geschichte des Fußvolks von ungemeiner Bedeutung ist , denn " in den Niederlagen , die er sich von den Schweizern holte , ging die Sonne des Ritterthums unter und die Sonne des Fußvolks auf". Sehr klar find S. 133-137 die Grundbedingungen geschildert , welche zusammentreffen mußten , um den Werth des Fußvolks am Ausgang des Mittelalters eingänglich zu machen, Bedingungen , welche nicht bei den Städten als solchen , sondern nur in der Schweiz bei deren Kampfe gegen Habsburg und Burgund zutrafen und nach dem glücklichen Ausdrucke des Verfassers jenes Duell zwischen Reiterei und Fußvolk" hervorriefen, von welchem der neuere Aufschwung in der Geschichte der Infanterie datirt. Anschaulich zwar , aber ziemlich willkürlich schildert Rüßtow S. 157-169 das Fuß volk der Schweizer um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Für die Organisation benußte er die Manuscripte des Züricher Archivs aus der Zeit des alten Züricher Krieges , so unter anderen den Reichsrodel der Stadt Zürich aus dem Jahr 1444. Dieses Material ist für die Kriegsgeschichte höchft will kommen ; was aber nun die damalige Infanterietaktik betrifft, so werden die sette libri della guerra Macchiavelli's vom Autor in einer Weise gedeutet , wie sie seinen apriorischen Ansichten am besten entspricht. Sowie er die damalige Taktik schildert, war sie für die dortigen Verhältnisse die beste, - wo aber der Beweis , daß sie so gewesen ? Mit Recht wird dagegen auf die Elemente der Terrainbenußung aufmerksam gemacht, welche schon im 15. Jahrhundert bei den Kämpfen der Schweizer nothgedrungen eine hervorragende Rolle spielen. Zur Schlacht von Granson müssen wir einen Irrthum berichtigen : Rüstow gibt die Stärke der Schweizer zu 17,000 Mann an, Haller von Königsfelden zählt aber 21,660 mit 25-30 Kanonen und 60 Mann Straßburger und Berner Reiterei auf. Der öfterreichische und elsässische Zuzug (3000 Reiter und 2000 Büchsenschüßen) war erst im Anmarsch und traf am Abend der Schlacht ein. Mit der S. 182 ff. enthaltenen Schilderung der Schlacht von Murten möge der Leser die im Hardegg'schen Werk S. 18 des zweiten Bandes beginnende Darstellung vergleichen, um für die Richtig keit unserer früheren Behauptung einen neuen Beleg zu gewinnen. (Schluß folgt.)

angeblichen großen Goldreichthums seiner bedeutendsten Flüſſe, des Fraser und Thompson River , die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich gezogen hat, - bringt das neueste Heft der " Geographischen Mittheilungen“ eine ausführliche Abhand lung , welche sich hauptsächlich auf wenig bekannt gewordene officielle Documente des englischen Parlaments ftüßt. Sie wird von einer größeren Karte von Britiſch - Columbia, Vancouver ፡ Insel und dem nördlichen Theile von Washington - Territorium begleitet, welche von Dr. Peter mann nach allen vorhandenen officiellen und authentischen Quellen bearbeitet , die vollständigste und , so weit dieß jezt möglich , die richtigste Karte der Colonie sein möchte, die bis her erschienen ist. Von großer Bedeutung ist für Großbri tannien die geographische Colonie , denn sie ist die einzige, welche es an der Ostküste des großen Oceans befigt, auf dem sich gerade in unseren Tagen an allen Ecken und Enden ein neues Leben entwickelt, und gewährt der Schifffahrt durch ihre außerordentlich reiche Küstenentwickelung , ihre vortrefflichen Häfen , ihre Kohlenlager und ihr ausgezeichnetes Bauholz die größten Vortheile. Ein zweiter Aufsaß mit einer Kartenskizze schildert die neuesten englischen Aufnahmen im mittleren HiS malaya , in Kaschmir und in Karakorum , jenem ge waltigen Bergzuge im Norden Indiens, welchen der verschollene Reisende Adolph Schlagintweit überschritten hat. Wir erfahren aus diesem wichtigen Berichte , daß man bereits 18 Gipfel des Himalaya kennt , die höher sind als der Acoucagua , der Culminationspunkt der neuen Welt. Der höchste von den Engländern in Karakorum bis jezt gemessene Berg ist um mehr als 6000 Pariser Fuß höher als der Chimborazo. Eine dritte sehr gediegene und kritische Arbeit, über die dem russischen Reiche unterworfenen Kirgisen , von dem ruſſiſchen Akademiker Peter v . Koeppen , gibt uns sehr interessante Aufſchlüſſe über den Fortschritt und gegenwärtigen Standpunkt der russischen Macht in Inner-Asien. Dasselbe Heft enthält u. a. noch einen reichhaltigen Lite raturbericht von mehr als 100 Nummern. Mit diesem Heft schließt also dieſe mußtergültige Monats schrift den Jahresband 1858. Ueberblickt man die Leistungen dieser trefflichen Zeitschrift , so muß man zunächst anerkennen, daß die Reichhaltigkeit und Authenticität der " Geographischen Mittheilungen" dieselbe zu einer authentischen Chronik gemacht haben , aus welcher man in allen zweifelhaften Fällen im Gebiete der Weltkunde unfehlbaren Aufschluß schöpfen fann. Die mannichfachen Abhandlungen , Auffäße , Notizen

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1858. Heft XII. Gotha, Justus Perthes. British Columbia , die im Sommer 1858 von den Hundsonsbai-Ländern abgesonderte englische Colonie an der Westküste von Nordamerika, liegt in etwa denselben Breiten als Großbritannien , Norddeutschland , Frankreich , sowie auch die neuen russischen Befißungen am Amur , und ist - nebft Vancouver-Insel dem Areal nach so groß wie ganz Spa Von diesem ausge nien und Portugal zusammengenommen. dehnten Lande , welches in jüngster Zeit beſonders wegen des

und Karten erstrecken sich über den ganzen Erdkreis und über sämmtliche der Geographie verwandte Wissenschaften : ste be rühren ebensowohl das Wesen der Erdkunde im Allgemeinen (ihre Aufgabe , Stellung zu anderen Wissenschaften , Hand habung beim Unterricht 2c.) , als auch die Aftronomie und mathematische Geographie, die Meteorologie und Klimatologie, Geologie und Drographie , anthropologische , zoologische und Pflanzen- Geographie , Ethnographie , Cultur (physische , tech nische und geistige), Production und Consumtion, Handel und Verkehr, Staatseinrichtungen, geographische Literatur, - furz Alles, was dem denkenden Menschen, gleichviel welcher Lebens ftellung angehörig , zu wissen unentbehrlich ist. Daß die Res daction diejenigen Gebiete des Erdtheils , welche im Augen blicke gerade ein besonderes , wenn auch nur vorübergehendes Intereſſe erregen , auch stets mit besonderer Bevorzugung be

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263 handelt und so der Tagesliteratur ein wissenschaftliches Relief gewährt, ist ein Verdienst , für welches ihm nicht bloß die Literaten von Fach zu Danke verpflichtet ſind. Dieſe Praxis, welche natürlich den Werth der „ Geographischen Mittheilungen“ bedeutend erhöht , hat es wohl auch vorzugsweise ermöglicht, den Leserkreis auf eine Ausdehnung zu bringen, die troß der luxuriösen Ausstattung in geistigem wie materiellem Gehalt, troß der zahlreichen Kartenbeilagen dennoch einen so niedrigen Preis ( 10 gr. pro Heft) gestattet. Möge der neue Jahres band zu den alten Freunden und Lesern auch viele neue finden !

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften. December 1858. · Belgien.

Journal de l'armée Belge. Recueil d'art, d'histoire et de sciences militaires . 7ème année. Bruxelles , 1858. Leben des Marnix de Sainte - Aldegonde , von Dieser ausgezeichnete Mann , der Urheber Th. Juste. des berühmten Compromisses , war bisher von Protestanten und Katholiken sehr einseitig beurtheilt worden. Juste hat ihn nun nach seiner wahren Gestalt , als das verkörperte Princip der Revolution gegen Philipp II., gezeichnet. Schon frühe begann er diesen Kampf und führte ihn seiner Der getreu mit rast, vise : - - " Ruhe in der anderen Welt !" losem Eifer fort. Oranien nahm ihn in seine Dienste und sezte seine Ernennung zum Bürgermeister von Antwerpen. durch. Leider gab diese Würde ihm nicht so viel Gewalt, um die dortigen Dämme durchstechen und so eine Verbin dung mit Seeland zur Vermittelung von Lebensmitteln für Der gänzliche die belagerte Stadt herstellen zu können. Mangel an lepteren zog daher den Fall von Antwerpen nach sich. Man warf Marnix Verrath vor, er reinigte sich jedoch glänzend. Der Hauptfehler seines Lebens war , daß er aus Berzweiflung über Draniens Tod und die Erschöpfung aller Hülfsquellen die Franzosen als Gegengewicht gegen Philipp II. herbeirief. Am Ende seines Lebens wurde er, der früher so eifrig gegen Intoleranz geftritten , selbst in tolerant. Er mochte eingesehen haben , daß man in Zeiten solcher Aufregung mit der Toleranz nicht weit fommt. Marnix war Theologe. ---- er überseßte die Bibel ―――――― Sol dat , Jurist , Gesandter und Staatsrath. Die Wirkungen der Dotation der französischen Armee, nach dem Spectateur militaire , worüber wir in Nr. 23 & 24 berichtet. Verschiedenes. Die Kriegsmarine der italieni , schen Staaten nach der Revista militare , von uns ge bracht. ――― Ueber die Wichtigkeit des Dappenthals. Dasselbe wird als ein Punkt der Verlegenheit für die Schweiz bezeichnet , der ganz ohne militärischen Werth sei, da es zwischen den zwei franzöſiſchen Pofitionen von Rouſſes und Faucille liege und die Franzosen höchstens zu einem fleinen Umweg über St. Clauds nöthige.

Spanien. La Asamblea del Ejército , periodico mensual de ciencia , arte é historia militar, publicado por una reunion de oficiales del cuerpo de E. M. Editor responsable D. Mariano Vicente del Ca Madrid Año III. Nr. 23 , publicado en stillo . Diciembre de 1858. Die Expedition der Spanier nach Afrika. (Forts.) Diese Auffäße scheinen bestimmt , die Aufmerksamkeit in Spanien wieder mehr auf ein Gebiet zu lenken, auf welchem die Spanier sich einst Ruhm erwarben und dessen Zukunft schon durch seine geographische Lage Spanien nicht gleich gültig zu sein scheint. Der vorliegende Aufsatz schildert die Unternehmungen der Spanier gegen das Marokkaniſche, insbesondere gegen die Forts an der Mahmora und Oran, die Intriguen der Holländer und Engländer , welche die Araber beständig gegen Spanien reizten, um dasselbe hier durch in Athem zu halten und von überseeischen Expedis tionen abzulenken, endlich den Verfall der Größe Spaniens unter dem ehrgeizigen , aber kurzfichtigen Olivares , der Philipp IV. durch Feste einschläferte und darüber die afri kanischen Befizungen bis auf Dran , sowie Braſilien und Portugal verlor. Der Generalstab . Nicht die oft angefochtene Nothwen digkeit desselben soll hier von Neuem bewiesen werden, ſon dern seine Nüßlichkeit , namentlich die des ſpaniſchen . Eine historische Einleitung hebt die ähnlichen Einrichtungen der Griechen und Römer hervor und verbreitet sich dann über Carls V. maestros de campo und maestros de guardias, unter den tüchtigen Feldherrn Alba , Farnese und Juan de Austria , deren Functionen bereits das Scelett der Verrich tungen des jeßigen Generalstabs enthalten und von denen Franzosen und Deutsche lernten. Ueber Katasterkarten. (Schluß. ) Nachdem im vorigen Artikel die Trianguliruug Spaniens besprochen, handelt der jezige über Detailaufnahmen und Kartenzeichnungen. Er hebt hervor , daß eine rasche gleichzeitige Aufnahme von hohem Werthe sei , aber auch ein zahlreiches Perſonal er heische. Die Offiziercorps der Specialwaffen können das selbe nicht abgeben, da sie anderweitig beschäftigt seien und die Aufnahme zu theuer wäre. Man sollte sich vielmehr der zahlreichen Geometer und Straßenbauinspectoren , von welchen schon Anträge in dieser Richtung geschehen, bedienen, denselben Normalkarten austheilen und sie durch die aus Offizieren bestehende Vermessungscommission von Madrid überwachen laſſen. Dann würde eine Aufnahme im Maß stab von 1 : 2500 circa 182 Millionen Realen kosten, was schon durch die dadurch ermöglichte bessere Einschägung der Grundsteuer wieder herauskomme. Die Schlacht bei Albuera. (Schluß. ) Der leßte Ans griff Soults wird hier erzählt , wobei die Vertheilung von Lanciersabtheilungen zwischen der Infanterie taktisch merk. würdig ist , und der Vortheil einer ſpäten Abgabe des Feuers wiederholt hervortritt. Zahlreiche Actenstücke, Rapporte 2c. bilden den Schluß dieses für die Kriegsgeschichte intereſſanten Artikels ; wie sich denn überhaupt die Asamblea durch neue Beleuchtungen des Krieges auf der Halbinsel in ihren zahlreichen Artikeln ein unläugbares Verdienst erworben hat.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Samſtag,

34. Jahrngag.

16. April 1859.

No. 31 & 32 .

Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten.

31 37

zu vertreten, und die

Fregatten

13

28



Corvetten 19 33 Briggs Aviſoſchiffe 83 Schwimmende Batterien 5 Kanonenboote 28

15

Berantwortlichkeit mit dem Oberbefehlshaber der Marine, fich zu benehmen . Von der Ruhr , 8. April. Nach dem Beſchlufſe der

Transport diffe

26

280

fabriken in die Feſtungen verlegt werden . Die Linienſdiffe Blodſdiffe

.

.

9

.

Corvetten

.

Schaluppen

Paris, 11. April. Es wird die Reorganiſation

Sdwimmende Batterien desRrantenweſens in der Armeebeabſichtigt. Die Mörſerſchiffe ſelbe foli fid) zunächſt auf die Verbefferung der Lage der Krankenpfleger und auf die Errichtung von mediciniſch

97

Ranonenboote enſchiffe Kanon Kleine Schiffe

.

28 15 23 4 8 163

81 39 35

95 5 28 3

44 38

18

26

45

24

446

9

.

20 30 40

5

53

6 4

51

67 4 8 163 26

26

militäriſchen Schulen beziehen . Die Die Frage Frage wird dem Ges Ge 107 106 ſundheitsrath der Armee zur Prüfung vorgelegt werden . 75 75 Đabbampfer 386 201 614 27 Großbritannien. In Woolwich werden Verſuche gemacht, ich weer -b- Die „ Naval and mil. Gazette gibt folgende -

RK

2

52

im Bau im Dienſt Dampf. Segel. Dampf. Segel. Summa. 51 35 5 11

Fregatten

frankreich .

5 2

Großbritannien hat :

Militärbehörde ſolen ſämmtliche königliche Gewehr : Gewehrfabrif in Saarn wird nach Erfurt fommen .

3 12

||| | 18

Marine wichtigeren Angelegenheiten hat der Chef der Mas

8

12

und verfügt in den zum Reſſort des Obercommandos ges Mörſerſchiffe g; 4 ) über die für die Kleine Schiffe 24 en ſelbſtſtändi hörigen Angelegenheit Verwendung Entwidelung der Schraubentransportſch. 20 , Örganiſation und weitere rineverwaltung, vor deren Erledigung , unbeſchadet ſeiner

im Bau

Dampf. Segel. Dampf. Segel. Summa.

geleitet , welcher die Marine-Angelegenheiten im Linienſdiffe niſter8 Staatsminiſterium und vor dem Landtag

in ſolchen Angelegenheiten ergehenden alerhöchſten Befehlezu contrafigniren hat; 3) das Obercommando der Marine ſteht,wie bisher, dem Oberbefehlshaber der Marine zu . Derſelbe hat dieBefugniſſe eines commandirenden Genes rals , iſt Generalinſpector des geſammten Marineweſene,

woro

im Dienſt

II I 110

Marine; 2) die Marineverwaltung wird von einem Chef mit den Befugniſſen und der Verantwortlichkeit eines Mi

191111919

lijden Flottenſtärfe im Januar 1859 , aus der ſie Preußen. den Schluß zieht , daß zwar England im Ganzen numes Berlin, 11. April.. Der „ Staatsanzeiger “ bringtriſch ſtärker, aber wegen der Entfernung und Ausdehnung folgenden , die Reorganiſation der Admiralität be- . ſeiner Colonien doch ſchwächer als Frankreich, und deß treffenden Erlaß vom 14. März : 1 ) Die admiralität be- halb die Errichtung einer Canalflotte ein dringendes Bes ſteht fortan aus zwei von einander getrennten Behörden : dürfniß ſei. a) der Marineverwaltung, b) dem Obercommando der Frankreich hat :

-

-

Gegenüberſtellung der franzöſiſchen und eng- Mörſet mit derſelben Leichtigkeit zu bewegen wie

Bk

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Feldgeschüße. Die besonders zu diesem Zweck construirten Laffeten haben sich , mit 6 Pferden bespannt , so wirksam erwiesen , als man nur wünschen konnte.

Titel : „ Die Dampfmarine in den continentalen Kriegen", welchem wir Nachstehendes entlehnen. In der Einleitung heißt es : Wenn die Erfindung des Schießpulvers vor 400 Jahren eine vollständige Revolution in der Kriegführung hervorbrachte , so wird der Einfluß nicht unbedeutend sein, den die außerordentliche Sicherheit im Treffen mit Gewehren und Kanonen , und die Anwen dung des elektrischen Telegraphen , der Eisenbahnen und der Dampfschiffe bet den militärischen Operationen ausübt. Männer von Fach , wie Laien , werden die Wirkung wür digen , welche diese neuen Erfindungen hervorbringen , in dem sie den Armeen in ihren Bewegungen eine bisher nicht gekannie Schnelligkeit und Sicherheit verleihen. Unter nehmungen, die bisher für unmöglich galten , werden nicht allein möglich , sondern leicht ausführear. Es ist der

Rußland. St. Petersburg , 30. März. Bekanntlich hat ſich während des Krimkrieges ein fühlbarer Mangel an Militär ärzten in der ruſſiſchen Armee herausgestellt. Sofort nach Abschluß des Friedens wurden denn auch denjenigen Stu direnden der Medicin, welche nach Vollendung ihrer Stu dien in den Militärdienst zu treten versprachen , gewisse Begünstigungen zu Theil, wodurch allerdings die Zahl der Militärärzte bald bedeutend recmehrt sein dürfte. Um nun aber auch die Befähigung und Tüchtigkeit derselben zu er höhen , bedurfte es einer gewissen Reform im Militär Medicinalwesen überhaupt. In dieser Beziehung sind find jezt , der "Hamb. Nachr." zufolge , die folgenden neuen Bestimmungen erlassen : Bei der Ernennung zu den höheren militärärztlichen Aemtern , wie z. B. zu Corps , Stabs und Divisionsärzten, sowie zu Oberärzten in den Militär hospitälern , soll fernerhin als strenge Regel gelten , daß die betreffenden Persönlichkeiten rite promovirte Doctoren der Medicin oder der Medicin und Chirurgie , und durch ihre tiefe theoretische und praktische Kenntniß der Medicin, sowie durch ihre Geschicklichkeit und Erfahrung in der Administration befonnt seien. Um den Militärärzten nach Möglichkeit Gelegenheit und Mittel zu ihrer höheren Aus bildung zu gewähren , sollen von den Regiments- und Hospitalärzten die geschicktesten Subjecte ausgewählt und auf die nächste Universität oder die kaiserliche medicinisch chirurgische Facultät in Petersburg geschickt werden , um sich dort unter der Leitung der klinischen Professoren noch ferner auszubilden. Von diesen werden dann die Begab testen und Würdigsten auf Staatskosten für zwei Jahre in's Ausland geschickt, wo sie nicht nur die berühmtesten Kliniken und Hospitäler zu besuchen haben , sondern sich and vollständige Kenntniß verschaffen müssen über die Organisation der europäischen Armeen in hygienischer und ärztlicher Beziehung , über ihre Kafernirung, ihr Lager leben, ihre Verpflegung , Kleidung , den Einfluß des Kli mas auf die Entwickelung der Krankheiten , über die Ein richtung und Verwaltung der Lazarethe und Krankenhäuser 2c. Ferner sollen die Hospitalbibliotheken verbessert , resp. ver größert und die Hospitäler mit Instrumenten und sonstigen ärztlichen Hülfsmitteln reichlicher versehen werden. Zur Bestreitung der durch diese Verbesserungen erforderlichen Kosten ist der Etat des Medicinaldepartements im Kriegs minifterium um 12,000 Rubel jährlich erhöht worden.

Die Dampfmarine in den continentalen Kriegen. I. Die " Preuß. 3tg." brachte soeben eine Bearbeitung des in der 4. Lieferung des 19. Theils der " Revue des Deux Mondes" enthaltenen Aussages, wie man sagt, von einem illuſtren Verfasser (Prinz von Joinville) , unter dem

Phantasie freier Spielraum gegeben für Combinationen, die eben so unerwartet und ſicher sind, wie sie bisher ohne Beispiel waren, und der Art, daß sie die auf Erfahrungen beruhenden Pläne zur Vertheidigung der Reiche über den Haufen werfen. Aber diese neuen Hülfsmittel sind in einem gewissen Maßstabe auch schon durch die Erfahrung bestätigt. Wenn auch die neu erfundenen Kanonen, deren außerordentliche Wirkungen gevriesen werden , sich auf dem Schlachtfelde noch bewähren sollen , so ist dieß mit den Gewehren in Afrika , Rom , in der Krim und in Indien schon der Fall gewesen , und es ist ohne Zweifel , daß die eine oder die andere der Neuerungen auf die Zusammens stellung und Operationen der Armeen einen großen Einfluß üben werden. Die Eisenbahnen haben bereits verschiedene Male gezeigt , was man von ihnen erwarten kann , um Truppen schleunigst auf einem Punkte zu concentriren, wo man schleunigst ihrer bedarf. Um den Commandirenden augenblicklich mit den Truppen in Verbindung zu seßen, ist der Telegraph ein unentbehrliches Hülfsmittel geworden. In Zukunft wird der electrische Draht den Armeen überall folgen , wie dieß bereits in Indien bei den schwachen eng lischen Colonnen der Fall war 2 . Aber unter allen Hülfsmitteln, die sich die Kriegskunst unserer Zeit zu eigen gemacht hat , scheint uns keins ein flußreicher und fruchtbringender als die Beihülfe , welche Ueber die außer Dampfflotten den Landarmeen leisten. ordentliche Wichtigkeit , welche diese haben werden , wollen wir unsere Betrachtungen austellen und die Aufmerksamkeit des Lesers hierfür in Anspruch nehmen. Hätte man es vor 40 Jahren für möglich gehalten, mit einer Armee unerwarteterweise auf einer europäischen Küste zu landen , ohne daß der Gegner im Geringsten darauf vorbereitet gewesen , dieselbe zu empfangen , dort schnelle und entscheidende Schläge auszuführen , oder gar ſich dort zu halten , allein geftügt auf das Meer und die unerschöpflichen Hülfsquellen , welche dasselbe bietet , und schließlich auf diese Art die Kräfte eines der mächtigsten Reiche in Schach zu halten? Dieses neue großartige Schau spiel haben wir im Krimfriege erlebt, dessen rasch folgende Begebenheiten und blutiger Schluß die Aufmerkſamkeit der gestalt fesselte , daß sich dieselbe mehr von der Art der Kriegführung ab , dem ergreifenden Drama zuwendete, das auf jenen Frankreich und England so fern liegenden Küsten der Welt vorgeführt wurde, und daher ist es wohl vielfach versäumt worden , die Charakteriſtik aufzufassen und die

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Consequenzen zu ziehen. Das Charakteristische zu sammeln und die Consequenzen zu ziehen, soll den ersten Theil des Aufſaßes bilden , und werden wir versuchen , es möglichst kurz zu machen. Wir sind weit davon entfernt , hier eine so oft und gut erzählte Geschichte zu liefern. Dieß kann so furz nach den Begebenheiten nur von denjenigen ge schehen, die ihnen beigewohnt haben ; wir sind dieses Vor zugs nicht theilhaftig geworden. Obgleich wir weder han Delnd, noch als Zuschauer dabei waren, haben wir versucht, ein aufmerksamer Beobachter zu sein, und all' unser Nach denken hat uns zu der Ueberzeugung geführt , daß das Zusammenwirken der Land- und Seemacht in den euro päischen Kriegen für Frankreich ein unvergleichliches Ele ment zum Erfolg und Ruhme werden kann , aber auch zu gleich die Ursache zu einer großen Gefahr , über die man Um eine Thatsache sich nicht genugsam aufklären kann. von dieser Wichtigkeit in das gehörige Licht seßen zu kön nen , wird man uns verzeihen , wenn wir auf einzelne, wenn auch ganz bekannte, Begebenheiten der Krimexpedition zurückkommen. Wir werden sie aber nur erwähnen , um Daraus praktische Schlüsse und nüßliche Lehren zu ziehen.

sischen Coloß anzugreifen, vor dem zu zittern man sich seit langer Zeit gewöhnt hatte. Preußen , Desterreich und in ihrem Gefolge die kleinen Staaten blicben daher neutral mit Wünschen und Sympathien bald für den Einen oder den Anderen, je nachdem Zuneigung und Interesse sie da hin zog. Unter diesen Neutralitäten war eine , die von Oesterreich , welche für Rußland viel verderblicher wurde, als erklärte Feindschaft. Hätte sich Desterreich sogleich für Frankreich und England erklärt , so wäre es dem Czaren möglich gewesen , sich vor einer so überlegenen Macht mit Ehren zurückzuziehen ; oder hätte er auf dem Kriege be standen, so wäre dieser auf einem anderen Kriegstheater ausgefochten worden , und würde vielleicht einen anderen Ausgang gehabt haben. Nachdem die Alliirten ihre Truppen und Flotten bei Varna einmal concentrirt hatten , war eine Expedition zur

Die zweite Abtheilung wird dazu dienen , die Schlüsse zu entwickeln und diese Lehren zu verallgemeinern. Es schien gerechtfertigt, die Einleitung ziemlich in ihrem ganzen Umfange wiederzugeben , um den Standpunkt fest zustellen , auf den sich der Verfasser des Auffages gestellt hatte ; das Folgende kann nur im Auszuge geschehen , um die gegebenen Gränzen nicht zu überschreiten. Für England war es nichts Neues , seine Armee in weit entfernte Lande zu transportiren, es hatte seine Sol daten nach Portugal , Spanien und den Niederlanden ge sendet, dagegen war es für Frankreich, als eine Continen ialmacht , etwas Anderes ; setne Unternehmungen der Art nach Acgypten und Algerien können nur als Versuche in Dieser Richtung bezeichnet werden. Man kann jagen, Europa war auf eine solche Kriegführung noch nicht vorbereitet, das zeigte Rußland, indem es Sebastopol nur gegen einen Angriff von der Seeseite sicherte. Schon die Anwesenheit der Franzosen in Varna war etwas Neues , das sie allein durch die entwickelte Marine ermöglichten. Bisher war Deutschland das Schlachtfeld für die Kämpfe zwischen Rußland und Frankreich gewesen ; dieses neutrale Land , das einen Angriff zu Lande verhin Jezt hindert derte , war mit diesem Schritt vermieden. gerade Deutschland eine Zuvasion der Ruffen über die Landgränze. Außerdem hat diese Art Kriegführung noch den Vortheil , daß Frankreich die mit einem Kriege vers bundenen Uebelstände nicht vor Augen hatte und weniger fühlte. Frankreich konnte so ohne Befürchtungen an diesem ent fernten Kampfe Tbeil nehmen, und Europa von der Noth wendigkeit überheben , sich daran zu betheiligen. Europa war seit 1830 daran gewöhnt , Frankreich und England vereint als unwiderstehlich zu betrachten , cs hatte gejeben, wie diese Union , troß der heiligen Allianz , die belgische Nationalität gründete und in Portugal und Spanien libe Es war gefährlich , sich an rale Inftitutionen einführte. dieser entente cordiale zu reiben , die inniger denn je geworden war. Ebenso war man nicht geneigt, den rus

See abzusehen; in England namentlich sprach sich die öffent liche Meinung für einen Angriff auf Sebastopol aus, weil von dort aus stets die Gefahr eines Angriffs auf Con stantinopel drohte. Aber es war nicht allein die Integrität des türkischen Reichs zu erhalten , weßhalb sich England so eng mit Frankreich liirte , hierzu hatte es noch einen Noch kein Jahr war verflossen , seit besonderen Grund. England sich am Vorabend einer französischen Invasion glaubte ; gab es ein besseres Mittel , die Engländer von diesem Gedanken zu befreien, als beide Armeen und Flotten unter dem Feuer der Russen in einer langaussehenden Expedition fraternisiren zu lassen ? Und welch' herrliche Gelegenheit bot sich , den Plaz zu zerstören, wo eine Flotte anferte , die augenblicklich nur Constantinopel , späterhin vielleicht England bedrohen konnte ! Diese Flotte zerstören , die bei Sinope einen unternehmenden Geist gezeigt hatte, hieß die Chancen einer maritimen Coalition gegen Eng land verringern . Wenngleich diese Ansichten für das fran zösische Gouvernement nicht maßgebend waren, so war dieß gerade eifrig bemüht, die Integrität der Pforte zu erhalten, und hatte auch seine besonderen Gründe, England zu will fahren. Die französische Armee bedurfte eines Coups und der war nur in der Krim ausführbar. Es war zwar auch von einer Landung bet Odeſſa die Rede, das Project wurde aber bald verworfen. Vor einer Landunternehmung dagegen warnten die Erfahrungen von 1812. Bei solchen Unternehmungen einer Landarmee , geſtügt auf eine Flotte , bleibt der Feind in Ungewißheit, wohin der Stoß gehen soll ; daher kam es , daß die vereinigte Armee bei der Ausschiffung nur einen kleinen Theil der russischen Streitkräfte sich gegenüber fand. Es war das erste Mal , daß eine so große Expedition ausgeführt werden sollte , wozu nur die Erfahrungen der Expedition nach Algier von 1830 maßgebend sein konnten, welche der fortwährende Truppentransport dahin vervoll fommnet hatte. Die französischen Truppen waren mit dem Gedanken vertraut, an einer Küste zum Kampfe zu landen. als einziges Hülfsmittel die Flotte hinter sich. Die Vorbereitungen zur Einschiffung waren nicht so leicht ; jezt allerdings weiß man, was jedes Schiff von Mannschaften, Pferden , Geschüßen 2c. tragen kann und wie viel Truppen in einer bestimmten Zeit ausgeschifft werden können, damals mußte Manches erst versucht werden.

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Nach den Listen , die veröffentlicht wurden , bestand die französische Flotte aus : 15 Linienschiffen, theils mit Segeln, theils mit Dampf, 25 Dampffregatten und Corvetten , 5 Segelfregatten zum Transport , 3 Handels-Dampfschiffen , 49 Handels-Segelschiffen. Die Schiffe waren bei der Ueberfahrt dergestalt einge theilt, daß sie sämmtlich mit Dampf bewegt werden konnten ; die Dampfschiffe wurden als Remorqueurs für die Segel schiffe gebraucht, und nur einige Schiffe mit Proviant fuhren unter Segel , um die Expedition nicht aufzuhalten. Auf dieser Flötte befanden sich 29,000 Mann, 68 Feld geschüße und 2900 Pferde und Maulthiere. Wir führen hier diese Zahlen an , um später darauf zurückzukommen und um zu zeigen, was Frankreich dereinst vermöchte , wenn es sich darum handelte, alle seine Hülfs quellen zu entfalten. (Fortseßung folgt.)

4) Als Pulverladung wurde nur Geschoßgewicht an gegeben; jedenfalls soll sie geringer als die bisherige (3) sein. 5) Als Schußweite mit guten Treffreſultaten sprach man von 3000 , ja sogar von 4000 Metern ; jedoch beob achtete man eine conftante Seitenabweichung, durch die rotirende Bewegung des Geschosses hervorgerufen. Da wegen dieses Umstandes die Visirlinie nicht mehr parallel der Achse der Seele bleiben durfte, so hat man das Korn nicht auf der Mitte , sondern etwas an einer Seite des Kopfes der Kanone angebracht. 6) Die Ricochetwirkung des Langgeschoffes soll besser sein als die der Kugel , da ersteres nach dem Aufschläge seine Bahn unter einem kleineren Winkel als dem Auf schlagswinkel, daher mit rasanterer Wirkung, fortſezen soll. Ob bei diesem merkwürdigen Aufschlage des Geschofſes, welcher der Theorie zuwider ist , auch ein Verseßen nach einer Seite stattfindet , darüber wurde nichts gesagt.

Nochmals die gezogenen Kanonen in Frankreich.

Ju Nr. 19 & 20 dieser Blätter gibt ein Artikel : „ Die gezogenen Kanonen in Frankreich" detaillirte An gaben über die Neuerungen in der franzöfifchen Artillerie. Einsender dieses , welcher unlängst Gelegenheit hatte, in den französischen Werkstätten und Arsenalen einen Theil des neuen Artilleriematerials zu sehen , kann zu diesen An gaben Folgendes hinzufügen : Durch die Einführung der gezogenen Kanonen wird die französische Artillerie vorzüglich an Beweglichkeit ge winnen , da bei gleichem Gewichte der Geschosse das Ka liber der gezogenen Kanonen (mit Langgeschoß) fast um die Hälfte geringer , als das der bisherigen Kanonen (mit Kugeln) ist , und daher das ganze Material um ein Be deutendes erleichtert werden konnte. Der Fortschritt in der Einheit und Einfachheit wird aber nicht in der Weise erreicht werden , wie im Anfange des oben erwähnten Artikels gesagt wird , da man für die Feld- und Festungsartillerie verschiedene Geschüße behält. Als Feldgeschüß wird ein Achtpfünder eingeführt. Von diesem Geschüße mögen bis jeßt circa 400 Stück fertig sein, welche bis vor Kurzem jedoch noch nicht an die Regis menter ausgegeben , sondern in den Arsenalen von Mar seille und Straßburg aufbewahrt wurden. Dieser Acht pfünder wird den detaillirten Ziffern des früheren Artikels entsprechen. Es können über dieses Geschüß noch folgende Mittheilungen gemacht werden. 1) Das Kaliber ist übereinstimmend mit der Angabe des früheren Artikels 84 bis 85 Millimeter. 2) Die Seele des Rohrs hat vier Züge (mit gerun detem Profile) , und der Drall beträgt auf 2 Meter eine Windung. 3) Das hohle Langgeschoß wiegt 8 Pfund (4 Kilo gramm ?) , ist cylinderförmig und am vorderen Ende halb fugelförmig abgerundet , und hat an diesem Ende eine runde Deffnung zur Aufnahme der Sprengladung, wie der frühere Artikel näher angibt.

7) Die Laffetirung ist im Allgemeinen nach demselben System, wie die des Zwölfpfünders (canon-obusier) con struirt ; jedoch sind alle Theile so leicht und fein , daß die Laffete und Proze eher den Eindruck eines zierlichen Mo dells , als den eines soliden Feldgeschüßes macht. Für die Höhe der Räder , welche bet Laffete und Proze gleich ist, und für die Spurweite hat man die Dimensionen des bisherigen Materials beibehalten. Die vorzüglichen Ab weichungen von dem früheren System find folgende : a) Die Laffete, in der allgemeinen Gestalt einer Block laffete , besitzt der Länge nach von der Stelle der Richt maschine (welche beiläufig der früheren ähnlich ist) bis zum Schwanze einen etwa 2 Zoll breiten Ausschnitt , wodurch fie ein Mittelding zwischen Block und Wangenlaffete wird . Zwei eiserne Bolzen verbinden in dem Ausschnitte die beiden Theile der Laffete. b) Die eisernen Achsen sind ohne jede Holzbekleidung. c) Auf der Achse der Laffete ruhen , ähnlich wie bei der f. hannoverschen Artillerie , zwei kleine Kasten , von welchen ein jeder einen hölzernen Einsag mit 4 Patronen aufnehmen kann. Der Propkasten bietet für sechs solcher Einfäße (24 Patronen) Raum. Das Geschüß wird dem nach 32 Patronen mit sich führen können . Ueber das Gewicht der Laffete mit Proße wurde gesagt, daß es ein gutes Drittel" leichter set, als das frühere Material ; man sprach von 405 Kilogramm (?) . 8) Zur Bedienung dieses Geſchüßes find uur vier Mann erforderlich. Die Bespannung wird aus vier Pferden bes stehen. Als Belagerungsgeschüß wird ein gezogener Vier undzwanzigpfünder eingeführt werden , und man beabsich= tigt den Zwölfpfünder (canon-obusier) , deſſen Kaliber ungefähr dem eines gezogenen Vierundzwanzigpfünders ent spricht , hierzu herzurichten . Da in Frankreich die Neuerungen auf das sorgfältigſte geheim gehalten werden , und daher die Mittheilungen darüber sich nicht immer auf eigene Anschauung ftüßen, da ferner die große Menge von Modellen und Versuchen leicht zu Irrungen Anlaß geben kann , so ist es erklärlich , daß man in verschiedenen Mittheilungen über diese Neuerungen abweichende Angaben finden wird.

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In der französischen Artillerie lassen sich sehr viele erzielte. Die Stärke und Zusammenseßung der taktischen Ein Stimmen vernehmen, welche sich entschieden gegen die Einheiten S. 235-247 if ziemlich willkürlich behandelt. Die führung dieser Neuerungen in der Feldartillerie in diesem Vierung des Haufens hatte Pescara schon zu Frondsberg's Augenblick der kriegerischen Rüstungen aussprechen . Man Zeiten beim spanischen Fußvolk verlassen ; während lezterer erkenut sehr richtig den Nachtheil, sich entweder ausschließ seinem Regimentsquadrat noch die mystischen Zahlen 51 oder lich einem neuen noch nicht genügend erprobten Materiale 57 zur Grundlage gab , hatte Pescara schon zu Bicocco anvertrauen, oder mit einem zweifachen Materiale mit ver(27. April 1522) seine Arcabuseros in 4 Gliedern aufgestellt schiedener Munition zu Felde ziehen zu müssen. Man beund eine Art von Defiléfeuer mit ihnen eingeübt. Bei dem hauptet ferner, daß der Fortschritt der gezogenen Geschüße „ Bataillon der blanken Waffen " , wie Rüftow es mit einem mehr für die Festungs- und Belagerungsartillerie, als für neuen Namen benennt, find besonders intereſſant Macchiavelli's die Feldartillerie von Wichtigkeit sei , da für lettere der Betrachtungen und das von ihm angegebene Reservesystem sehr wichtige Kartätschschuß verloren geht. Keinenfalls nebst Rüstow's Bemerkungen. Mit Grund ist als charakteristisch wird die deutsche Artillerie auch in Zukunft den Kampf mit angegeben , daß die Reiterei immer mehr die Eigenthümlichkeit der französischen troß gezogener Kanonen und weittragender der Ritterschaft verlor und sich in eine Truppe reitender Lands Gewehre zu scheuen brauchen , wie der frühere Artikel in knechte verwandelte ; als solche trat die Reiterei fortan neben diesem Blatte meint. Das neuerdings eingeführte gezogene das Fußvolk wie eine Waffe neben die andere , schußgebend Infanteriegewehr ist um so weniger zu fürchten , als in und schußbedürftig . Die Taktik der schwarzen Reiter während der französischen Infanterie vielfach Klagen über die Mängel des Schmalkaldenkrieges und der Hugenottenkämpfe ist gut ge Desselben laut werden. schildert , nur hätten wir einige Beispiele gewünscht , wovon Avila so treffende an die Hand gibt. Ganz richtig werden S. 326 die Gründe angegeben , warum im schmalkaldiſchen, in den französischen Religionskriegen , wie in der ersten Zeit des niederländischen Unabhängigkeitskampfes der Scharmüßel Literatur. frieg und die lose Verbindung der Schüßen mit den Pikeniren vorherrscht die allgemeine politische Lage nämlich , welche, Geschichte der Infanterie von W. Rüstow. statt eine Entscheidung zu suchen , ihr vielmehr nach Kräften 2 Bände. Gotha, 1857-58. Verlag von Hugo aus dem Wege ging. Scheube. Das vierte Buch - Fußvoll des 17. Jahrhun (Schluß.) derts - gibt zu den wenigften Ausstellungen Veranlassung. Das Fußvolk des 16. Jahrhunderts - Drittes Gleich am Eingang ist der Einfluß des 30 jährigen Krieges Buch - gibt vergleichungsweise die vollständigßte Schilderung auf die Geltung und Stellung des Fußvolks treffend hervors des ganzen Buches. Was aber um's Himmels Willen verans gehoben ; auch die Zuſammenstellung des Waffenverhältnisses in den damaligen Heeren ist richtig, nur find S. 21 bei dem laßt den Verfasser, George von Frondsberg zu schreiben ? Will er etwa dieſe kerndeutsche Natur, den Vater der deutschen Bestand der schwedischen Compagnien 18 Rottmeister vergessen. Sehr anschaulich ist S. 26 der Uebergang der niederländischen Landsknechte, zum Franzmanne stempeln ? Mit Recht nennt Rüstow die italienischen Kriege die Schöpfungsgeschichte des Ordonnanz zur schwediſchen Brigadestellung gegeben ; Rüftow's modernen europäischen Fußvolks . Er schildert die Haupt Berechnung der schwedischen Halbbrigade scheint richtiger , als die in anderen Werken sich vorfindende. Die Aufstellung schlachten, aber sehr ungleich : die von Ravenna ist gut ge Tilly's in der Breitenfelder Schlacht ist hier zum ersten Male geben, nur ftört der fast stereotype Druckfehler Navarra statt Pedro flar gegeben , nur ist in dem Plane 18. das Reiterregiment Navarro. Die interessante Schlacht von Pavia ist sehr kurz weggekommen , dagegen das Treffen von Cerifolles als Muster Colloredo als Infanteriebataillon dargestellt. Die Angabe über aller rangirten Schlachten des 16. Jahrhunderts über Gebühr die Stärke der schwedischen Armee bei Lüßen ( 16,850 M. ) widers ausführlich. Das Treffen von Agnadello, welches er S. 265 ftreitet zwar der sonst sehr gründlichen Darstellung Vince's, der sie zu 27,000 Mann , worunter 6500 Pferde , berechnet, ziemlich unrichtig und ohne Angabe dieses weltläufigen Namens hat aber die innere Wahrscheinlichkeit für sich , denn Gustav beschreibt , gibt Anlaß zu ganz anderen Bemerkungen , als Rüftow fie daraus zieht. Man lese nur Sismondi nach, denn Adolf hatte bei Erfurt nur 18,500 Mann gemustert , seither keinen Zuwachs erhalten, wohl aber Abgang durch nothwendige er bezeichnet dieses Treffen geradezu als den Wendepunkt zur Garnisonen gehabt. Dieser Stärke entsprach jene Wallenstein's neueren Kriegführung. In der That hat es ein ganz anderes mit 18,000 M.; bei diesem ist die Zahl der Geschüße vergessen . Gepräge, als alle seitherigen : im ersten Moment ein lebhaftes Auch schildert Rüftow den dritten Schlachtmoment nach Pappen Tirailleurgefecht , dann den mißglückten Versuch, ein Defilé zu heim's Eintreffen zu flüchtig ; daß das zweite Treffen des forciren, im zweiten die zweckmäßige Placirung des französischen schwedischen Centrums den Landgraben und die dort eroberte Heeres, die Erftürmung des Dammes, unterstüßt durch Plänkler Batterie zum zweiten Male verliert und erst Weimar's dritter haufen rechts und links , schließlich , nachdem der Feind ges wüthender Angriff mit dem in einer Linie vereinten erften hörig erschüttert ist, eine glückliche Cavaleriecharge und damit und zweiten Treffen den Ausschlag gibt, ist total übergangen. die Entscheidung. Mit Recht ist Bicocco als Wendepunkt der Auch hat der Verfasser die Lüßener Schlacht als Beispiel da alten Schweizertaktik des blinden Drauflosgehens , wiewohl für geben wollen , daß das Fußvolk hier ausnahmsweise die nur obenhin , angedeutet. Uebrigens war es der Spanier Pescara und nicht der Römer Colonna , der die Kaiserlichen Entscheidung herbeiführte ; am Schlusse der Schlacht scheint ihm jedoch diese Nuzanwendung entfallen zu sein. S. 116 dort commandirte und sein Fußvolk so trefflich postirte , daß und 117 in der Schlachtstellung Montecuculi's haben wir einige er das erste glänzende Beiſpiel tüchtiger Feuerwirkung mit ihm

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Druckfehler zu berichtigen : auf S. 116 3. 11 von unten ist Nr. 7 zu streichen , auf S. 117 muß in Figur 27 (dieſe heißt eigentlich 28) im vierten Treffen an der Stelle von 12 die Nr. 21 stehen. Daß die Pedanterie der späteren Taktiker des 17. und 18. Jahrhunderts , wie Montecuculi , Puysegur, Tü renne, aus der „ Herrschgier des Befehls in Folge der modern monarchischen Luft , welche durch Europa weht" ( . 133 und 191 ) , hervorgegangen , behauptet zwar Rüstow , ist jedoch den Beweis schuldig geblieben. Besonders wichtig ist der Ab schnitt "Feststellung der Organisation und Taktik der Infanterie in Folge der Abschaffung der Piken". Das fünfte Buch - Fußvolk des 18. und 19. Jahr hunderts ist auffallend arm an Beispielen ; von den

steht: in 4 zu 2 Laffetenarten (Wandlaffeten), in hölzernen zu eiſernen Achsen , zu einem Schenkel, in 2 zu 1 Art von Proze u. s. w. Als Zubehör befindet ſich bei dem Ge schüß : die Shrapnelzündertaſche mit 3 Abtheilungen für 3 vers schiedene Zünder, das zugehörige Abplattemeſſer und der Zünder schlägel. Die 6 Pfünder Kanonen haben keine Shrapnel. Die Bespannung ist : 8 Pferde für ein schweres reitendes Ge schüß, 6 für ein leichtes und 6 für ein schweres Fußgeschüß, 4 für ein leichtes , 3 für die meisten Wagen , 2 für die Karren. — In den Proßen und Munitonskarren ( 2 bei dem leichten und 3 bei dem schweren Geſchüß) : für einen 12 Pfünder 122 Kugeln , 30 Kartätſchen und 15 Shrapnel ; für einen 6 Pfünder 140 Kugeln und 30 Kartätschen ; für ein halb pudiges Einhorn (lange 7 Pfünder Haubiße) 80 Granaten, 30 Kartätschen und 15 Shrapnel ; für ein viertelpudiges Einhorn Eine 75 Granaten , 30 Kartätschen und 15 Shrapnel. -

Schlachten Friedrichs 11. ist nur die erste (Mollwig) angedeutet, dagegen mit vollem Recht das Treffen bei Lexington ( 19. April 1775) als Anfangspunkt des Tirailleurgefechts hervorgehoben. Warum ist S. 299 Gouvion St. Cyr als Lehrmeister im schwere Fußbatterie zu 12 Geſchüßen hat zur Hälfte 12 Pfünder Tirailliren vergessen ? Seine Division war bekanntlich die erste, Kanonen und halbpudige Einhörner ; eine leichte 8 6 Pfünder Kanonen und 4 viertelpudige Einhörner ; eine schwere reitende welche hierin ercellirte. In dem Abschnitt „ Ausbildung des Batterie 8 halbpudige Einhörner und eine leichte 4 6 Pfünder Tirailleurgefechts" , welcher 24 Seiten einnimmt , hat sich der Kanonen und 4 viertelpudige Einhörner. Im Kugelschuß Verfasser complet auf den taktischen Katheder gestellt ; ist auch bei dem 12 Pfünder 2 bis 3 Schuß, 6 Pfünder 3 bis 4 Schuß, seine Ansicht in der Streitfrage, ob die Compagniecolonne für alle Fälle als taktische Grundeinheit zu betrachten, im Ganzen Kartätschen 3 bis 5 Schuß , Shrapnel 1 bis 2 Souß in 2 Minuten. Zum Werfen bei jeder Einhornart 5 verschiedene die richtige, so faßt er ſie doch zu einseitig und kennt wohl nur die Ladungen, die zusammengeseßt werden können ; die Elevationen preußische und schweizerische Compagniecolonne als die einzig Der fechtende Theil einer Batterie gegebene. Das S. 383 angeführte System v. Hörbachs ist find 16 bis 20 Grad. das nämliche , wie es vom Jahr 1842-1856 im 8. deutschen besteht aus den Geschüßen , Munitionskarren, Vorrathslaffeten, Reservepferden und Krankenwagen , wovon unmittelbar in's Armeecorps, am consequentesten im Großherzogthum Hessen und Gefecht kommen die Geschüße und für jedes ein Munitions Königreich Württemberg, Geltung hatte. farren ; die Schüffe in dem Karren werden zur Unterhaltung des Feuers benußt , die in der Proße aber so lange als mög lich geschont. ―――― Auf weite Entfernungen darf nur zur Er reichung einer moralischen Wirkung und dann stets nur lang Beschreibung des Materials und der Organi sam gefeuert werden. Sonst ist ein übereiltes Feuer auf zu sation der Kaiserlich Ruſſiſchen Feld artillerie. große Entfernungen das sicherste Kennzeichen einer schlechten Von Brix , Lieutenant im Königl. Preußischen 3. Ar Artillerie. Mit Kartätſchen beschießt man Truppenlinien fron ―r. tal , besonders Cavalerie und dichte Tirailleurketten. tillerieregiment. Mit 5 Figurentafeln und 16 ange hängten Tabellen. Berlin , 1856. Ju Commiſſion bei E. S. Mittler und Sohn.

Spät , aber gewiß nicht zu spät , führen wir die schäzbare Arbeit hier vor , wodurch nunmehr in eingehender , zuver lässiger und möglichst vollständiger Weise die faisel. russische Feldartillerie , eine sehr geachtete und gut ausgerüstete Waffe, bekannt wird , wie dieß durch die Beschreibung mehrerer Ar tillerien von Jacobi geschehen ist. Bei einem so reichhaltigen Material, ohnehin so gedrängt, geordnet und in Tabellen gebracht , läßt sich nicht eine Vor stellung von dem Wesen der russischen Feldartillerie im Vers gleich mit anderen Artillerien hier mittheilen. Jeder Beginn hierzu würde zu weit führen und doch unvollständig sein. Aber interessant ist dieß Artillerieweſen in seiner Maſſe der Einzeln heiten , seiner systematischen Ordnung und seiner Fortschritte, weßhalb Einiges von demselben zu bemerken sein dürfte. Die Aufsäße sind an den Geschüßrohren nicht befestigt, sondern werden als Geschüßzubehör mitgeführt und zum Rich. ten auf das Bodenstück an Anfäßen daselbst aufgehängt. Das alte Laffetenmaterial ist von 1805 mit Aenderungen vom Jahr 1840, das neue von 1845 mit Aenderungen von 1848, 1849 und 1850. Der Schritt vom Alten zum Neuen be

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. December 1858.

Großbritannien . Naval and Military Gazette . East India and Colonial Chronicle. London , 1858. Den 25. December. Die Desertion wächst in bedenklicher Weise ; man zählt mindeſtens 11 000 Mann jährlich. Strenge Maßregeln werden dagegen vorbereitet ; man sollte vor Allem die Re cruten nicht so lange in den Recrutirungsbezirken lassen, sondern gleich zu ihren Corps schicken. Die projectirte Reduction der Armee um 10,000 Mann ist nur eine scheinbare ; es wird deßhalb kein Mann ente lassen , da der vorschriftsmäßige Stand aus Mangel an Recruten weitaus nicht erreicht ist. - Klage über die pars theiische Behandlung der Marinebrigade in Canton , indem sie dort die der Artillerie und Infanterie

277 278 bewilligte Zulage nicht erhalte. Klage über den nachtheis ligen Einfluß der Bildung auf körperliche Uebungen ; es wird bemerkt , daß jezt der Londoner nicht mehr wie früher im Stande sei , seine Stadt zu vertheidigen . Eine neue Instruction regelt die Art der Auswahl und Be zahlung von Quartieren für Truppen , die nicht iu Kasernen untergebracht werden können. Vorschläge zur Reorganisation der eingeborenen Ars mee in Indien : Verwendung der Madras -Armee in Ben galen, Recrutirung aus den niederen Kasten, in welchen sich Chriſten befinden 2c. Januar 1859. Frankreich. Le

spectateur militaire. d'art et d'histoire militaires. 1859.

Recueil de science 34e année . Paris

Der Spectateur militaire von 1826-1858 . Dieser Artikel erzählt die Gründung dieser Zeitschrift , führt die Mitarbeiter an und gibt eine Uebersicht über die Geschäfts thätigkeit des Journals . (Wir kommen auf denselben noch besonders zurück. ) Zwischen den Gelehrten Archäologen und Militärs. Quicherat und Desjardins einerseits und einigen Offizieren andererseits ist ein heftiger Streit über die Lage von Cä ſar's Alesia entbrannt. Die Gelehrten sind naiv genug, zu behaupten, daß Militärs über die militärischen Dingen des Alterthums überhaupt nicht mitsprechen dürfen , weil Stras tegie und Taktik ganz anders geworden. Es wird nun hier nachgewiesen, daß die Strategie immer dieselbe gewesen und dieselbe sein werde, und daß auch in der Taktik die Grund züge bleiben , daß aber jedenfalls Militärs die militärischen Verhältnisse richtiger beurtheilen müssen als Professoren . Die Absurditäten in den Behauptungen der ersteren in Be treff Alesia's werden wiederholt aufgedeckt. Rußland , sein Volk und seine Armee . Die Einlei tung zu diesem Aufsaß , die topographische Beschreibung Rußlands, die Charakteriſtik ſeiner Bewohner und seine Ges schichte enthaltend , ist eine Ueberseßung von Bod's : Ruß lands Entwickelung bis zum Frieden vom 30. März 1856 . Eigene Bemerkungen find in Aussicht geßtellt. Das österreichische Recrutirungsgeseß. Auszug aus der Wiener Zeitung. Die Reitkunst bei den Arabern. Einer jener Phantasies

artikel , in welchen sich französische Schriftsteller seit Er werbung Algeriens so gerne ergehen. Entwickelung der Reit kunft zur Blüthezeit der arabischen Herrschaft , nicht nur in der Praxis, sondern namentlich auch in der Beschreibung des Pferdes. Beispiele hierüber aus Prosa und Poesie. Als erstes Erforderniß wird die eigenhändige Besorgung des Pferdes bezeichnet ; der Araber ist mehr als Reiter , er und fein Pferd find Eins. - Gegen die Mesalliancen und das Caftriren der Pferde. Die Pferde der Bretagne, aus dem Tagebuch eines Soldaten von Joubert. Diese Pferde sollen aus einer Mischung arabischer Hengste , die 1212 durch den Sultan

von Aegypten an Graf Rohan geschenkt wurden , mit ein heimischen Stuten stammen und ihr Blut nicht verläugnen. Es gibt zwei Arten , die erste zu Artillerie- und Wagens vferden , wegen ihrer Dauerhaftigkeit und unerschrockenheit trefflich geeignet , die zweite , die französischen Kosaken ges Sie haben sich in Algier und der nannt , für Reiterei. Der Bretagner hat in seiner Behandlung Krim erprobt. des Pferdes viel Aehnlichkeit mit dem Araber. Nekrolog des Generals Pelet. Dieser Veteran ist I Ende vorigen Jahres . 82 Jahre alt, zu Paris gestorben . Aus seinem thatenreichen Leben find hervorgehoben : seine militärischen Aufnahmen in Oberitalien, seine Vertheidigung von Planchenoit (Waterloo) , seine Thätigkeit als Chef des Dépot de la guerre zur Herstellung der Karte von Frank reich, als Mitarbeiter des Spectateur milit. und als Verfasser einer Geschichte des Feldzugs von 1809 . Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle . London , 1859.

Den 1. Januar. Aufzählung der Fortschritte des vergangenen Jahres: Bessere Bezahlung guter Sergeanten, ein General Kriegsminister, Verwendung der Pensioners zur Recrutirung, beffere Einrichtung des Medicinal und Verwaltungswesens, des Feldcaplanats , des Bekleidungswesens, Beseitigung des besonderen Militärcommandos in Indien, besseres Erziehungs system der Offiziere. Ein Fürwort für die schlecht bezahlten und ungünstig stationirten Invaliden Offiziere in Indien . Befürwortung einer reichlicheren Ration für den Sol daten, namentlich eines Zuschusses von Pfund Brod täglich. Die ungeheure Sterblichkeit an manchen Stationen Indiens verlangt energische Präventivmaßregeln : Cultivirung ungesunder Strecken , größere und besser gelüftete Kasernen, bessere Nahrung , zweckmäßige Uebung .

Den 8. Januar. Napier stellt eine Vergleichung der englischen und französischen Flotte an : das Material sei jezt gleich gut, im Personal haben die Franzosen Fortschritte gemacht, die Engländer seien stehen geblieben. Eine gut bemannte Canalflotte sei sehr nöthig. (Vgl. die Notiz im nachrichtlichen Theile dieser Nummer). Die Miliz entzieht der Linie so viele Recruten , daß für erstere eine Ausziehung nach dem Loos und ohne Aus nahme gewünscht wird.

Klage, daß bei Regulirung der ärztlichen Verhältnisse viele alte Aerzte durch junge unerfahrene übersprungen worden seien. Klage über Mangel an Uebungen mit der blanken Waffe in England.

Den 15. Januar. Die Armee in Indien arte in Disciplin und Sitten aus, wenn sie nicht einen integrirenden Theil der Armee bilde.

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Schilderung des Cavaleriecollegiums zu Richmond , deffen innere Einrichtung , Personal , Oberleitung , Haus ordnung und Reſultate sehr gerühmt werden. Die Flotte wird der Aufmerksamkeit der Regierung empfohlen. Gegen Napier wird bemerkt , daß das frühere Üebergewicht des Engländers über den Franzosen nicht in der größeren Erfahrung , sondern in der größeren persönlichen Stärke bestanden habe und noch bestehe. Der Engländer, im Gefühl dieser Stärke , gehe darauf los , der Franzose scheue zu Land und zu Wasser im Gefühl seiner Schwäche das Handgemenge.

Den 22. Januar. Die Pacification Indiens liege nicht in den Siegen , sondern in der Entwaffnung . Früher habe das Volk Waffen und Munition befißen und fabriciren dürfen. Dieß hat aufgehört. Die vorgeschlagene Pensionirung mit Vollgehalt nach 30 Dienstjahren wäre vielleicht eben so gut , wie der Stellenverkauf. Allein es gebe viele Gründe, um den Dienst früher zu verlassen und dann sei man schlechter daran. Würden sich aber nicht mehr so viele pensioniren laſſen, dann würde das Avancement schlecht.

Den 31. Januar. Zur Verbesserung der Küstenvertheidigung wird vorgeschlagen , den 25 Miliz-Artillerieregimentern je 8 Acht zehnpfünder zur beständigen Uebung und mit Bespannung durch Bauernpferde zuzuweisen. Gegen die Borrechte der Garde (höherer Rang der Offiziere, geringerer Dienst , Verwendung im Stab ohne Prüfung 2c ) ; fie sollten aufgehoben , oder die Garde als besonderes Corps , wie die Artillerie behandelt werden , wo durch dann die Linie nicht mehr benachtheiligt würde. Gegen die Ehrenbezeigungen von Protestanten vor katholischen Proceſſionen 2c.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. Wir nehmen Veranlassung, auf die soeben erscheinende neue (zwölfte) Auflage von Dr. J. C. A. Heyse's allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwörterbuch , nach den früheren Bearbeitungen von Dr. K. W. L. Heyse neu verbessert und sehr bereichert herausgegeben von Dr. C. A. F. Mahn, hier auf merksam zu machen. Diese neue Ausgabe des bewährten Buches er scheint jest in Lieferungen , deren 2 erste uns bis jezt vorliegen und soll im Laufe dieses Jahres vollständig ausgegeben werden. Die erste Auflage des Heyse'schen Fremdwörterbuchs erschien schon im Jahr 1804 unter dem Titel „Verdeutschungswörterbuch". Besonders in seiner jezigen neuen Bearbeitung erscheint dieß Werk gewiß empfehlens werth. Das topographische Bureau zu Florenz hat eine neue Gene ralfarte von Toscana in zwei Blättern mit Farbendruck, nebst

280 den angefügten Plänen von Florenz und Livorno herausgegeben, welche um so mehr Bedürfniß war, als seit 1830, wo die Karte Inghiramis erschien , zahlreiche politische und topographische Veränderungen einge= treten waren , worunter der Zuwachs Luccas und die neue admini strative und juridische Eintheilung als die bedeutendsten erscheinen. Die neue Karte isi im Maßstab von 1 : 300,000 gezeichnet und auf ein Neg von 520 astronomisch und trigonometrisch bestimmten Punkien bafirt. Der mittlere Meridian fällt auf 8° 39′ 30″ Pariser Länge, der mittlere Parallelkreis auf 43° 0 ' 0" nördlicher Breite. Die Ab Die Karte dachung gegen den Pol ist zu 1 : 300 angenommen. Inghirami's und die des österreichischen Generalstabs von Mittel italien im Maßstab von 1 : 86,400 wurden hierbei zu Grunde gelegt. Die Karte enthält die Hauptstädte der Kreise und Delegationen , die Hauptorte der Gemeinden , sämmtliche andere Städte , Marktflecken und Dörfer , die Flüsse , Seen, Häfen , Rheden , Sümpfe , Brücken, Pässe , Eisenbahnen, Haupt-, Neben- und Vicinalstraßen , Saum und Fußwege. Es sind darauf angegeben : die Size der Erzbischöfe und Bischöfe , Univerſitäten , Telegraphenbureaux , Poſtſtationen, Seecurſe, Douanen , Mühlen, Mineralquellen , warme Bäder , Salinen , Gold , Silbers, Kupfer , Eisen , Blei , Zink , Quecksilber , Antimon-, Borag und Alaungruben, Schwefel- und Steinkohlenlager, Marmor-, Alabaster und Steinbrüche , die trigonometrischen Punkte , Gehölze, Einsiedeleien und Klöster. -p- Der als algieriſcher Schriftsteller so bekannte D. Mac Carthy hat eine ,,Géographie physique , économique et politique de l'Algerie" (Algier. Dubos.) herausgegeben, welche ge wiß mit vielem Interesse gelesen werden wird. Wenn es gleich noch nicht möglich ist , ein alle Details umfassendes geographisches Hand buch über das so reiche und durch die zahlreichen Feldzüge interessant gewordene Land zu bringen , so finden wir doch in obigem Buche ge nug , um uns militärisch ausreichend zu orientiren. Nachdem in den ersten Abschnitten alle in die Geographie einschlagenden Notizen ge= geben werden, nachdem besonders auch den öconomischen und Pro ductionsverhältnissen alle Aufmerksamkeit geschenkt ist , welche allen Operationen eine so bedeutende Rolle spielen , kommt der Herr Verfasser auch auf die algierische Armee und die Milizen zu sprechen. Es ergibt sich für erstere ein Effectiv für 1858 von 69,521 Mann und 15,306 Pferden und zwar : französische Truppen : General stäbe 423 Mann mit 400 Pferden ; die algierische Gendarmerie-Legion mit 661 Mann und 443 Pferden ; 9 Infanterieregimenter Linie , 3 Bataillone Fußjäger , 3 Regimenter Zuaven , 3 Bataillone algierische leichte Infanterie , 7 Disciplinar-Compagnien , im Ganzen 32,864 Mann mit 285 Pferden; Cavalerie : 3 Regimenter afrikaniſcher Jäger, 3 Regimenter leichte Cavalerie, 3 Compagnien Remonte , im Ganzen 7839 Mann mit 5865 Pferden ; Artillerie : 12 Batterien, 1 Compagnie Pontonniers, 2 Compagnien Arbeiter, 1 Compagnie Waffenschmiede, im Ganzen 2806 Mann mit 1126 Pferden ; Genie: 14 Compagnien , 1 Compagnie Arbeiter, im Ganzen 2502 Mann mit 690 Pferden ; Train : die Operationsparks , 3 Escadrons Equipagentrain , 1 Compagnie Arbeiter , im Ganzen 2456 Mann mit 2492 Pferden ; Administration : 2652 Mann mit 160 Pferden. Die fremden Truppen bestehen aus 2 Regimentern Infanterie mit 4266 Mann und 45 Pferden ; die ein gebornen Truppen aus 3 Regimentern algieriſcher Tirailleurs mit 9452 Mann und 80 Pferden (Infanterie) und 3 Regimentern Spahis mit 3600 Mann und 3720 Pferden (Cavalerie). Das militärische Dollmetscher-Corps zählt 40 Individuen und ist in 4 Claffen ge theilt. Die Milizen bilden sich in den einzelnen Orten aus der Coloniebevölkerung ; bis jezt sind dieselben 14,374 Mann_ſtark und zwar 12,490 Infanterie, 295 Cavalerie, 474 Artillerie, 905 Sappeurs Pompiers , 220 Offiziere. Nach den Berechnungen des Herrn Ver faffers können die Eingebornen (deren Kopfzahl auf etwa 2,283,793 angegeben ist) 336,758 Infanteristen und 93,628 Reiter in's Feld stellen. Alles in Allem gerechnet, wird die Seelenzahl der französischen Beſigungen, die Europäer mit eingerechnet, auf etwas über 2,611,000 angegeben. Es fehlt uns an Raum , um das wirklich empfehlens werthe Buch hier in seinen weiteren Details zu verfolgen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von E. W. Leske.

1 34. Jahrngag.

Samſtag , 23.

April

1859 .

No. 33 & 34.

ge 199

819

99 sen

Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Oefterreichiſche Monardie . Wien , 11. April. Dem Anſcheine nach wird auch

von 12 Fuß- und 4 reitenden Geldjüßen der Diviſion perbftübungen abhalten.

Abweichend von den darüber

beſtehenden Borſchriften iſt jedoch das Exerciren der In

in der öſterreichiſchen Armee die Einführung gezogener fanterieregimenter auf fünf Tage zu beſdrånken , und find Kanonen beabſichtigt ; es werden ſeit einiger Zeit dagegen die Infanterie-Brigadeübungen auf Tage auss bereits Verſuche mit ſolden angeſtellt. Dieſelben ſind je: judebnen. Auch iſt für die leßteren drei achtTage dieſer doch nicht nach dem Princip Napoleons gegoſſen , ſondern nach einem von dem gegenwärtigen Artilleriedirector, Felds zeugmeiſter von Bauslab, entworfenen Syſtem. Der Er finder glaubt, daß fich dieſe neuen Kanonen namentlich

Uebungen Artillerie in entſprechender Zahl hinzuzuziehen. Die Lantwehr- Infanterie der oben genannten Årmeecorps ſoll bei den Stabsquartieren in Bataillonen üben , mit Ausnahme der Bataillone des dritten und vierten Armees

für die Armirung von Strandbatterien ſehr nüßlich er:

corps , ſowie der Landwchrbataillone Bartenſtein , Drteles

weijen werden .

burg und Wohlau , welche vorzugsweiſe behufs der erſten

Schießübungen mit dem Zündnadelgewehr — zu je zwei -

Preußen.

Berlin , 12. April.

Ueber die dieſjährigen

und zwei Compagnien ihre Uebungen abzubalten haben. -

Die Landwehr-Cavalerie des dritten und vierten Armee corps übt in zuſammengezogenen Regimentern , die Esca -

Truppenübungen find folgende allerhöchſte Beſtiin: dron des Landwehrbataillons Wriezen jedoch für ſich. mungen getroffen : 1) das ſiebente und achte Armeecorps Die Landwehr-Artillerie, die Pionniere, die Jäger und ſolen große Herbſtübungen abhalten, anwelchen die Land- der Train haben nach den allgemeinen Beſtimmungen ihre webrs Infanterie und die Landwehr-Cavalerie, ſowie von

Uebungen abzuhalten. - 4 ) Bei ſämmtlichen Armeecorps

jedem der acht Reſerve- Infanterieregimenter ein combinirtes find die Linien- Cavalerieregimenter, welche mehr als eine Bataillon Theil zu nehmen haben. Zum Schluſſe dieſer Garniſon haben , im Frühjahr – jedoch nicht vor Mitte Uebungen ſollen fünftägige gemeinſame Uebungen beider Mat – zum zehnmaligen Exerciren im Regiment an dens

Armeecorps ſtattfinden , wozu der Chef des Generalſtabs der Armee die zur allerhöchſten Genehmigung vorzulegende Generalidee zu entwerfen hat. In Anſehung der Zeit und der Orte der Zuſammenziehungen wird das Nähere ſpäter erfolgen. Der Ausfall, welcher an der Etatsſtärke der

jenigen Punkten zuſammenzuziehen , bei welchen die er: forderlichen Exercirpläße vorhanden ſind und wo ſich fts caliſche Magazine befinden. Im Herbſt, vor dem Beginn der Brigadeübungen, ſollen die Linien -Cavalerieregimenter dagegen nur viermal im Regiment exerciren. ,

Breslau, 16. April. Seit einigen Tagen haben die Truppentheile durch die Zahl der Kranken und Comman: dirten entſteht, iſt durch inziehung der nöthigen Reſerve Mannſchaften des 6. Jägerbataillons hier neue Seiten : und Landwehrmannſchaften zu deden. — 2) Für die gewehre (ộirſchfänger) erhalten . Sie ſind , ſchreibt die Bresl. Ztg." von den alten weſentlich verſchieden. Die Uebungen der Linientruppen des Gardecorps wird das 11

Generalcommando noch die Vorſchläge machen. Die Bas bohl geſchliffene Klinge iſt breiter und fürzer und überein taillone des zweiten Gardeslandwehrregiments üben bei Drittelihrer Länge von der Spiße an zweiſchneidig. Der ihren Stabøquartieren und hat das vierte GardesLandwehrs Griff iſt länger und dünner und wie die der Seitenges regiment an den Uebungen des flebenten Armeecorp8 Theil - 3) Bei den übrigen Armeecorps, welche nicht vor Sr. Königl. Hoheit dem Prinzregenten Revue haben , ſollen die Diviſionen allgemein unter Theilnahme

zu nehmen.

wehre ſtange wenn Zielen

der Infanterie zum feften Halt gerippt. Die Parir und dient, aber hat die Form eines liegenden die Klinge in die Erde geſtoßen iſt, zum ficheren zum Auflegen der Büdſe beim Tirailleurs oder Vor

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postendienst. Die alten Seitengewehre hatten am Griff eine Feder, um sie auf die Büchse stecken und als Bajonnet benugen zu können. Die neuen Büchsen machen diese Bor richtung überflüssig. An diesen ist eine circa 3 Fuß lange Pike dreikantig in Bajonnetform angebracht, die mit einem Griff_gelöst werden kann und zur Deckung bei Formationen von Quarrés benußt wird.

portschiffen , zusammen 29 Dampf- und 97 Segelschiffen. 2 Dampffregatten und 6 Schraubendampfer find im Bau negriffen.

Großbritannien .

-b- Das Artillerieregiment soll zwei neue Ba taillone (Nr. 15 und 18) erhalten und dann in 4 Divifionen eingetheilt werden , wovon jede einen eigenen Regimentsstab an einer bestimmten Station bekommen würde. ―――――

Derselbe Capitän Norton , dessen mit flüffigem Feuer gefüllte Kugeln schon erwähnt wurden (vgl. A. M.-3. Nr. 17 & 18 , 25 & 26) -er feuert sie jest mit gutem Erfolg auch aus gezogenen Piſtolen - hat ein Wurf geschoß erfunden, um eisenbeschlagene Schiffe und schwim mende Batterien zu durchbohren. Es ist ein starker Eisen balken , dreimal jo lang als dick, der, je nach der Kanone, aus der er abgefeuert werden soll , in beliebiger Größe angefertigt werden kann , mit einem zähen Papierüberzuge Zoll Durchmesser versehen und derartig construirt, ron daß er mit seiner Spize , wenn diese aus Stahl angefer tigt wird , einen eisernen Schiffsbeschlag von einem halben Zoll Dicke durchbohrt. Capitän Norton hat ferner bewiesen , daß sich die zündende Substanz , die er anwendet , mit großem Erfolge auch in Holzkapseln füllen läßt. Werden diese aus Ka nonen , Büchsen und Pistolen gegen Segel , Schiffsförper, Zelte oder Munitionskarren abgefeuert , so entzündet sich nicht nur die Füllung , sondern auch die Holzkapsel , wo durch die Wirkung des Brandgeschosses natürlich größer als bei Metallhüllen ist. Solche Holzkapseln , die von beliebiger Härte angefertigt werden können , lassen sich übrigens leicht mit der Hand werfen , und sind dem , der fie zu werfen hat , bei Weitem nicht so gefährlich, als die bisher üblichen Handgranaten. Niederlande.

Aus dem Haag , 11. April. Wie man der " Preuß. 3tg." schreibt , feht man einer Reorganisation der Armee demnächst entgegen. Die dienstthuende Schuttery (Nationalgarde) soll dem Vernehmen nach den resp. Ba taillons der activen Armee zur Anbahnung einer innigeren Centralisation und gleichmäßigeren und ausreichenderen Er lernung des Waffendienstes zugetheilt werden. Vielleicht dürfte aber dieser leyteren Auffaſſung ein Zweifel entgegen zusehen sein , weil bei einer energischen Durchführung sol ches Plans kaum überwindliche Schwierigkeiten zu besiegen wären. Die niederländische Kriegsflotte besteht gegenwärtig aus 5 Linien (Segel ) Schiffen , 2 Dampf und 13 Segelfregatten , 2 Dampf- und 6 Segelcorvetten, 7 (Segels) Briggs, 7 (Segel ) Schonerbriggs, 4 ( Segel ) Schonern, 2 Dampfkanonenbooten, 53 Segelkanonenbooten, 8 Schraubendampfern, 15 Raddampfern , 2 ( Segel-) Trans

Spanien. S. Im Laufe des Jahres 1858 wurden in dem See arsenal de la Carraca die Schiffe nebst Zubehör zu 4 großen Expeditionen (nach Fernando-Póo, in die Habana, gegen das Riff und zur königlichen Rundfahrt) ausgerüstet. Ferner wurden 7 neue Schiffe erbaut, 2 Fregatten von 50 und 31 Kanonen und 360 und 600 Pferdefraft, 1 Cors vette von 14 Kanonen und 250 Pferdekraft , 3 Goëletten von 4 , 4 und 2 Kanonen und 200, 200 und 80 Pferde kraft, sämmtlich Schraubenschiffe und 1 Packetboot. Der Hafendamm wurde verlängert , sämmtliche Werkstätten er weitert , am Observatorium gearbeitet und die Marine schule vergrößert.

Die Offiziers- Bildungsanſtalten der königlich sächsischen Armee. Wer in der königl. sächsischen Armee zum Offizier avanciren will , muß die erforderliche Vorbildung in einer der vaterländischen Militär-Bildungsanstalten erhalten haben. Bei der Reiterei werden jedoch, so lange die Verhältnisse es angemessen erscheinen lassen , auch junge Leute zu Offi zieren befördert, welche ihre wiſſenſchaftliche Bildung an derswo erlangt haben, wenn sie sich der vorschriftsmäßigen Prüfung unterwerfen und dieselbe bestehen . Bei der Ar tillerie geschieht dieß nicht , und bei der Infanterie nur ausnahmsweise und mit besonderer allerhöchsten Geneh migung, wenn außergewöhnliche Umstände eine solche Maß regel nothwendig erscheinen lassen. Die erwähnten Bildungsanstalten haben in diesem Jahre eine veränderte , dem Bedürfnisse der Armec mehr als seither entsprechende Organisation erhalten , und be steht demgemäß gegenwärtig ein Cadettencorps und eine Artillerieschule. Ersteres bildet junge Leute zu Offi= zieren für die Infanterie und Reiterei ; leßtere für die Artillerie und deren Dependenzen. Beide Anstalten sind, obgleich in einem und demselben Gebäude vereinigt, völlig unabhäugig von einander , und hat jede derselben einen besonderen Commandanten, welcher unmittelbar dem Kriegs minifterium untergeben ist. Das Lehr- und Dienstpersonal jeder Anstalt steht unter den Befehlen ihres Commandanten. Die Verwaltungsangelegenheiten besorgt für beide An stalten gemeinschaftlich ein Wirthschaftsoffizier , welcher in persönlicher Beziehung unter dem Commandanten des Cas dettencorps, rücksichtlich seiner Geschäftsführung aber ledig lich unter dem Kriegsministerium steht. Der Zweck der in Rede begriffenen Anstalten ist nicht allein die wissenschaftliche Ausbildung der künftigen Offiziere, sondern ganz besonders auch deren militärische Erziehung. Man ist bemüht, den jungen Leuten die Grundsäße des militärischen Geborsams, eines ächten Ehr gefühls , der wahren Kameradschaft einzuprägen.

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Außer den etatsmäßigen Zöglingen können sowohl im Cadettencorps als in der Artillerieschule einige Volontäre, gleichviel ob Inländer oder Ausländer , Aufnahme finden, 1 Commandant, und hat ein solcher Volontair für Unterhalt , Bekleidung, 1 Wirthschaftsoffizier , Inländer Unterricht 2. jährlich 400 Thaler zu zahlen. 3 Militärlehrer, Volontaire können später in ctatsmäßige Stellen einrücken, 3 Disciplinaroffiziere, ohne daß jedoch hierauf ein Anspruch besteht. 2 Civillehrer, Endlich ist gestattet , daß einige jüngere , besonders bes 2 Lehrer der französischen Sprache, fähigte Unteroffiziere der Armee an dem Unterrichte in dem 1 Wirthschaftssecretär , Cadettencorps theilnehmen , um sich für das Offiziers 3 Gouverneure und Unterlehrer , avancement auszubilden. Dergleichen Unteroffiziere dürfen 6 Stubenheizer, aber nur in die erste oder zweite Division aufgenomuien 1 Kranfeuwärter ; werden und haben eine hierauf berechnete Prüfung zu be für die Artillerieſchule : Sie bleiben in den Listen ihrer Parthei , werden stehen. 1 Commandant , commandirt geführt , wohnen nicht im Cadettenhause_und 3 Militärlehrer , stehen nur in Bezug auf den Unterricht unter dem Com 1 Disciplinaroffizier, mandanten der Anstalt. 1 Civillehrer, Die Zöglinge des Cadettencorps werden Cadetten , 1 Lehrer der französischen Sprache , die der Artillerieschule Artillerieschüler genannt. 2 Gouverneure und Unterlehrer , Behufs des Unterrichts sind die Cadetten in fünf, die Außerdem 2 Stubenheizer. Artillerieſchüler in drei Divisionen getheilt. Der Wirthschaftssecretär und der Krankenwärter find besteht zur Handhabung der Disciplin und der militärischen Ordnung eine Eintheilung in Brigaden , deren das Ca für beide Anstalten gemeinschaftlich. Außer den vorstehend aufgeführten etatsmäßigen Lehrern dettencorps drei , die Artillerieſchule zwei hat. Die Bris werden noch Hülfslehrer für den Unterricht in der frans gaden zerfallen in Vifitationen , welche von den in einer zösischen und lateinischen Sprache , in der Religion , in Stube zusammen wohnenden Cadetten und beziehendlich Jede Visitation stebt der Physik, im Fechten, in der Gymnastik und im Tanzen Artillerieſchülern gebildet werden. Der Reitunterricht wird in der Militär unter der Aufsicht eines Visitationscommandanten , wozu angenommen. ein besonders zuverlässiger Cadett oder Schüler der ersten Reitanstalt ertheilt. Bei jeder Brigade fungirt ein Den ärztlichen Dienst bei beiden Anstalten versieht ein Division bestimmt wird. Die Disci als Obervifitationscommandant. Gouverneur dirter arzt t dazu comman Militär unter der Aufsich eines plinaroffiziere führen die Oberaufficht. damit beauftragten Oberarztes . Diejenigen Cadetten und Artillerieschüler , welche fich Die Militärlehrer und Disciplinaroffiziere werden unter in jeder Beziehung vorzüglich auszeichnen, werden zu Ge den Offizieren der Armee ausgewählt, und ist ihnen der freiten ernannt. In der Artillerieſchule können Schüler Rücktritt in die Linie vorbehalten. Die Disciplinaroffi der ersten Division , welche sich durch Fleiß, Fortschritte, ziere verwendet man, neben ihrer Dienstleistung als solche, sittliches Betragen und dienstliche Brauchbarkeit dazu wür zum Unterrichte in der deutschen Sprache und im Militär dig zeigen , bei Beginn des lesten Lehrjahres zu Portepée styl, sowie zur Führung des Listenwesens und als Biblios junfern ernannt werden , haben aber als solche keine An thefare. ciennetät, sondern bekommen dieselbe erst beim Austritte Als Gouverneure werden besonders befähigte und in aus der Anstalt angewiesen. der Regel nur unverheirathete Unteroffiziere der Armee Die Portepéejunker und Gefreiten , sowie solche Ca Die Posten als Stubenheizer und Kranken detten und Artillerieſchüler , welche es durch Fleiß , Sitt angestellt. wärter erhalten ebenfalls lange und gut gediente Unter lichkeit und Zuverlässigkeit verdienen , genießen rücksichtlich offiziere und Soldaten. der Benußung ihrer Zeit in dienstfreien Stunden eine

Etatsmäßig angestellt sind : für das Cadettencops :

Die etatsmäßige Anzahl der Zöglinge beträgt bei dem Cadettencorps 80, bei der Artillerieschule 24, und zerfallen die betreffenden Stellen bei ersterem in 65 halbe und 15 ganze Zählstellen , bei leßterer in 19 halbe und 5 ganze Zahlstellen. Für jeden Inhaber einer halben Zahlstelle ist ein jährlicher Beitrag von 100 Thalern , für jeden Inhaber einer ganzen Zahlstelle von 200 Thalern zur Anstaltscaffe zu entrichten. Ueberdieß ist für jeden neu aufgenommenen Zögling der Anschaffungspreis für deffen Equipirung und die zunächst erforderlichen Lehr bücher 2c. einzuzahlen. Für später nothwendig werdende Lehrbücher 2c. wird die Zahlung bei eintretendem Bedarfe geleistet. Die Verleihung der vacanten Stellen erfolgt Vortrag des betreffenden Commandanten durch das Kriegs minifterium.

größere Freiheit als die übrigen. Der Monat Juli jeden Jahres ist zu Ferien bestimmt, während welcher die Zöglinge beurlaubt werden können. Junge Leute , welche in das Cadettencorps oder in die Artillerieſchule aufgenommen zu werden wünschen , müſſen, um in die unterste Division einzutreten, das 14. Lebens jahr zurückgelegt und das 16. nicht überschritten haben ; ihre wissenschaftliche Befähigung in einer mit ihnen zu veranstaltenden Prüfung darthun, confirmirt ſein oder, als Katholiken , das Abendmahl genossen haben , und folgende Papiere betbringen : 1) das Taufzeugniß; 2) ein ärztliches Zeugniß , ob sie geimpft sind und die Masern oder das Scharlachfteber gehabt haben ;

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3) die Schulzeugnisse von den in den lezten vier Jahren besuchten Anstalten ; 4) eine gerichtlich recognoscirte Zusicherung des Vaters, Vormundes 2. , daß die Kosten für die Equipirung bei der Aufnahme in die Anstalt, sowie die regulativ mäßigen Beiträge während des Aufenthalts in derselben zu den festgesezten Terminen gezahlt werden können und sollen , deßgleichen , daß die später nothwendig werdende Portepéejunker- und Offiziers - Equipiruug beschafft werden könne. Für den Fall, daß der Dienst bei der Reiterei gewählt wird, ist noch außerdem der Nachweis einer jährlichen Zulage von 240 Thalern erforderlich. Vor der Aufnahmeprüfung findet eine Untersuchung der körperlichen Tüchtigkeit durch den Generalstabsarzt der Armee statt. Ist ein junger Mann zum sofortigen Eintritt in eine höhere Division befähigt , so kann die oben angegebene Altersgränze um so viel überschritten sein, als die Zeit beträgt , welche , wenn die Aufnahme früher stattgefunden hätte, in den niederen Divisionen zugebracht worden wäre. Eine sofortige Aufnahme in die erste oder zweite Divi fion des Cadettencorps oder in die erste Division der Artillerieſchule ist nicht statthaft. (Fortsegung folgt. )

Die Dampfmarine in den continentalen Kriegen. (Fortsegung.) Die Engländer führten 28,000 Mann und 74 Geschüße und eine noch größere Anzahl von Zugthieren und Pferden ; fie hatten eine Cavaleriebrigade mehr. 57 Handelsschiffe, von 35 großen Dampfern geschleppt , waren zum Trans port der Armee bestimmt. Für die Verpflegung und Sonstiges war außerdem noch eine bedeutende Anzahl von Segel- und Dampfschiffen verwendet. Außerdem waren noch 7000 Türken auf Transport schiffen , die von den Dampfern der vereinigten Flotten geschleppt wurden. Man brauchte eine Woche zur Ueberfahrt , die ohne jede Störung oder Unordnung verfloß. Jezt bei der großen Vermehrung der Dampfschiffe würde sich der Weg in 48 Stunden zurücklegen lassen. Die Ausschiffung ging fran zösischer Seits so rasch vor sich , daß nach anderthalb Stunden die erste Division mit ihrer Artillerie an's Land gesezt war ; bis Abend war das Werk vollendet. Bei den Engländern ging es Anfangs langsamer, weil die Mannschaften der Flotte erst später zu Hülfe genommen wurden , nachdem man die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß die russische Flotte nicht aus dem Hafen von Sebasto pol auslaufen und das Unternehmen behindern würde. Um am Manövriren nicht behindert zu sein und die Unter nehmung vor jedem Angriff decken zu können , hatten die englischen Kriegsschiffe keine Soldaten oder sonstige Ladung an Bord. Hätte der Admiral Nachimoff Dampfschiffe zu seiner Disposition gehabt, so würde er unzweifelhaft einen Angriff

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unternommen haben, wenigstens um dem Fürsten Menschi koff Zeit zu geben , die Bertheidigung von Sebastopol zu organisiren; so mit Segelschiffen hatte er ketne Wahrschein lichkeit des Gelingens für sich. Aber wenn die Flotte ohnmächtig war, weßhalb blieb die Armee unthätig ? Hätte der Kaiser drei Monate vorher die Möglichkeit einer Lan dung erwogen, so wäre die Unternehmung leicht Verderben bringend gewesen. Zur Zeit aber herrschte die größte Un gewißheit , wohin die Flotte sich wenden würde , es gab keine Telegraphen oder Avisos , welche die Annäherung vorher verkünden konnten, und selbst dann hätte ein Schein manöver den Feind noch täuschen können. Durch Dester= reich an den Gränzen der Moldau und durch die Alliirten auf allen Punkten der Küste bedroht, war nur noch bei Odeſſa cine Truppenmasse zusammengezogen , die leider in der Krim fehlte und die erst zwei Monate später auf dem Kampsplaß erschien, um bei Juferman vernichtet zu werden. Fürst Menschikoff, an der Spize von 30,000 Mann, erwartete die Alliirten zwischen Eupatoria und Sebastopol und hatte mit diesen in jener Gegend ein Lager bezogen, das von der Flotte aus wahrgenommen wurde ; die Alliirten bestimmten zur Landung einen Punkt, der so weit entfernt war, daß der Feind in einem Tage diesen vom Lager aus nicht erreichen konnte. Die Russen , das Feuer der Flotte respectirend, vermieden einen Angriff und zogen sich in die starke Stellung an der Alma zurück. Es ist heut zu Tage allgemein anerkannt, daß der Er folg der Schlacht an der Alma der Umgehung des feind lichen linken Flügels durch General Bosquet zuzuschreiben ist. Man hat den Ruffen vorgeworfen , daß sie die Ver theidigung ihres linken Flügels vernachlässigt hätten , doch hat man dabei außer Acht gelaſſen , daß von den Kriegs schiffen aus die Abhänge unter Feuer gehalten wurden, und daß die unerschrockene russische Artillerie dieſem nicht widerstehen konnte. Ein wichtiger Dienst , den die Flotte an jenem Tage der Armee leistete , doch war es nicht der einzige : sie versah die Armee mit Mundvorrath , ſie nahm die Kranken und Verwundeten auf, begleitete schüßend den Marsch längs der Küste und holte schließlich Verstärkungen aus Varna. Nach der Schlacht bei Inkerman nahm der Krieg eine andere Gestalt an, die großen Anstrengungen der Russen, die Alliirten aus der Krim zu vertreiben , waren gescheitert, vor einem Siege der lezteren konnte von einer Wiederein schiffung keine Rede sein. Eigentlich war die Mitwirkung der Flotte der Alliirten hiermit ziemlich beendet, von Seiten der russischen war sie bedeutender , deren im Hafen eingeſchloſſene Dampfboote hörten nicht auf, die Vertheidigung kräftig zu unterstüßen, indem sie , hinter dem hohen Ufer verborgen , plöglich er schienen , um von geeigneten Plägen aus die Angriffsar beiten mit ihren Projectilen zu überschütten. Selbst noch am Tage des Sturmis war ihre Thätigkeit den Belagerten von Nugen und mehr als ein Mal mußten die Stürmenden durch das Feuer derselben hindurch und erlitten ſtarke Ver lufte. Den vereinigten Flotten von ihren entfernten Anfer plägen bei Balaklava und Kamiesch war eine solche Mit wirkung unmöglich. Die Lage der Kriegführenden in diesem Feldzuge war nicht ohne Aehnlichkeit mit der der Armeen von Maſſena

• 289 und Wellington 1811 , nur umgekehrt , die Engländer in den Linien von Torres Vedras hatten die See hinter sich, es standen ihnen die Hülfsquellen des Seeweges offen und ermöglichten den Sieg über eine der besten französischen Armeen. Hier hatten die Belagerer den Seeweg offen, und nach Einführung des Dampfes auf den Schiffen , bei der schnellen und sicheren Communication führte dieser Vor theil um so mehr zum Siege. Die Russen haben oft den Mangel einer Eisenbahnverbindung zwischen Sebastopol mit dem Innern bedauert , doch glauben wir nicht , daß eine solche Verbindung sich mit der zur See meſſen kann. Der geringste Zufall kann eine Eisenbahnverbindung unter brechen, die immer nur wenig auf einmal heranzuschaffen vermag und deren einziger Vortheil in der ununterbrochenen Thätigkeit besteht. Zur Sec lassen sich die Transporte massenhaft ausführen und Unglücksfälle treffen nur ein zelne Schiffe , bleiben vereinzelt und sind daher kaum bes merkbar. Die Russen stander überall im Nachtheil , mit Aus Ihre nahme des großen Vorraths an Kriegsmaterial. Verluste an Menschen durch das concentrische Feuer waren bedeutender , nnd die ankommenden Verstärkungen hatten durch lange Märsche gelitten , während die soeben ausge schifften französischen Bataillone sogleich den Dienst in den Laufgräben antreten konnten. Außerdem daß die Flotte den Alliirten Lebensmittel und Kriegsbedarf zuführte, nahm sie noch directen Antheil am Kriege , indem sie dem Feinde die Lebensmittel ab schnitt und die Depots längs der Küsten des Aſow'schen Meeres, sowie die Transportflottille daselbst zerstörte. Aber nicht allein die Communication auf der See, sondern auch auf dem schmalen Landwege von Arabat , die von den Schiffen aus ganz beherrscht war , wurde durch die Flotte unterbrochen. Um fich frei auf dem Asow'schen Meere be wegen zu können , mußte Kerrsch genommen werden , die Expedition dahin war eine schwache Wiederholung der größeren nach der Krim. 15,000 Mann wurden zu der felben verwandt. Nachdem man bereits 60,000 transpor tirt hatte , waren die 15,000 eine Kleinigkeit. Man ge langte ohne einen Schuß zu thun an's Land , und ſobald dieß einmal geschehen , wäre eine Armee nöthig gewesen, um die Truppen zur Rückkehr zu zwingen , die fehlte aber. Wo hätte sie auch herkommen sollen ! Der Fürst Gortscha koff war weder von dem Plane zu dieser Expedition , noch über das Ziel derselben unterrichtet, und auf die bloße Ver muthung hin die Armee bei Sebastopol zu schwächen, oder, als der Schlag geschehen war, Truppen dorthin zu senden, deren Erfolg ohnehin noch zweifelhaft war, wäre wohl nicht gerechtfertigt gewesen. So wichtige Punkte , wie Kertsch , können durch Hin zuziehung der Flotte angegriffen und gehalten werden, während das Gros der nationalen Truppen auf den Gränzen . mit dem Feinde im Kampfe steht. Jeder Staat muß die leicht verwundbaren Punkte zu erkennen suchen und sie dann mit Werken befestigen , die Angriffen längere Zeit widerstehen können , um die Zeit zu gewinnen , daß Unter ftügung herangeführt werden kann . Für diesen Zweck reichen die alten und altmodischen Befestigungen aber nicht aus. Die Russen haben an den einst so gerühmten Be festigungen von Kinburn in dieser Beziehung traurige Er

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fahrungen gemacht. Kinburn ist eine reguläre Feftung mit Mauerwerk ; man glaubte , fie würde lange Widerstand leisten können, aber man wird sich erinnern, daß das ver einte Feuer der Land- und Schiffsbatterien , und insbe= sondere der schwimmenden Batterien, in wenigen Stunden hinreichte , diese Festung zur Uebergabe zu zwingen. Bis dahin der erste Theil, der zweite wird die Conse quenzen zeigen, die aus den Beiſpielen in der Krimexpedition gezogen werden können .

II. Die Thatsache soll hauptsächlich beleuchtet werden , wie leicht es ist , 60,000 Mann einzuschiffen, zu transportiren und auf einem entfernten Fleck im feindlichen Lande auszu schiffen. Die Flotte hat während einer Woche, die jezt genügt, um von Toulon nach Alexandrien, oder von Cher bourg in die Ostsee zu gelangen , keinen Unfall gehabt. Das , was man hier mit Schiffen und Mannschaften aus drei verschiedenen Nationen mit Leichtigkeit ausführte, wird unter einem Führer und mit einer Nationalität jezt noch viel leichter sein , nachdem die Hülfsmittel verbessert wor den find. Diejenige Nation alſo, die über eine große Armee und Flotte, wie Frankreich , disponiren kann, wird einen großen Vortheil den Nationen gegenüber haben , die keine Marine befißen. Geht man auf die Geschichte zurück , so wird man sehen , daß in dem Kriege zwischen Desterreich und Frankreich die Flotte nur dazu diente , Triest und Ragusa zu bloquiren ; dieß blieb auf den Lauf des Krieges jedoch ohne eigentlichen Einfluß . Jezt ist es ganz anders ; so bald die Seemacht der Armee die Möglichkeit liefert , ent fernte , unerwartete und entscheidende Schläge zu führen. Es ist nicht zu übersehen , daß sich das Verhältniß gegen Frankreich auch umkehren kann , und daß es dasselbe zu erwarten hat , wenn man sich derselben Waffen bedient. Wenn es möglich war , mit einem Corps von 60,000 Mann, das nur einen geringen Theil an Artillerie und Cavalerie bei sich führte, in einer Woche von Varna in die Krim zu gehen , so würde der Transport eines Corps von 50,000 Mann , mit normalem Antheil von Cavalerie and Artillerie , auch keine Schwierigkeiten darbieten. In der Armee befißt Frankreich hierzu die Mittel ; es fragt sich nur , werden die vorhandenen Mittel der Marine aus reichend sein ? In dieser Beziehung ist es schwer , eine richtige Be rechnung aufzustellen , denn die Marine von 1859 ist eine andere als 1854; damals war man in der Umgestaltung begriffen, die Segelschiffe wurden durch Dampfschiffe erseßt. Die französische Flotte war in das Schwarze Meer gesen det worden , ohne daß vorher an eine große Expedition gedacht worden war , es waren also dort nicht alle Kräfte aufgeboten. Es stand noch eine Escadre vor Bomarsund, alle Stationen waren vollständig beseßt, viele Schiffe rühten abgetakelt in den Häfen , und keines der Schiffe von den vielen Packetbootlinien war herangezogen worden. Troßdem wurden 29,000 Mann eingeschifft. Früher war die französische Segelflotte in zwei ziemlich gleiche Theile getheilt, in die zum Friedensdienst nöthigen Schiffe und in die Reserve. Leptere , aus Linienschiffen und Fregatten bestehend, fand man auch vollendet noch auf

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Sobald sich dem Stapel behufs besserer Aufbewahrung. die Ansicht geltend machte, daß nur noch ein Dampfboot die Kriegszwecke erfülle , erhielten sämmtliche Schiffe , wo es noch der Mühe lohnte , Maschinen, ebenso die auf dem Stapel. Als sich aber zeigte , daß das Einseßen der Ma jchine nur gut und leicht beim schwimmenden Schiffe ges schehen konnte , wurde sogleich die ganze Reserve vom Auf diese Art wuchs die franzöfifche Stapel gelaffen. Marine während des Krieges ganz außerordentlich , ohne daß die Engländer dieß anstößig finden konnten. Die zu Dampfschiffen umgebauten Segelschiffe zeigten sich den modernen Ansprüchen , in Hinsicht der Schnellig feit , nicht gewachsen , und werden daher nur als Trans portschiffe nach Civitavecchia und Afrika verwendet. 3u gleicher Zeit wurden aber auch sehr rasch gehende Fre gatten und eine Anzahl Schraubencorvetten erbaut , welche legteren zur Aufnahme von Mannschaften und Pferden be sonders eingerichtet waren , und namentlich bei der Expes dition nach Cochinchina von diesen Gebrauch gemacht. So viel steht fest , die französische Marine ist heut im Stande, das Dreifache an Dampfschiffen zu stellen, als zur Zeit des Krimkrieges . Werden die Dampfer von den Packet bootliuien noch hinzugenommen , so wird es leicht sein, 50,000 Mann zu transportiren auf Fahrzeugen , die alle unter Dampf gehen . Aber noch furze Zeit und die Fran zosen werden im Stande sein, bei einer solchen Expedition die Linienschiffe ohne Belastung zur Vertheidigung dispo nibel gehen zu laſſen. (Schluß folgt.)

mancher Gefechte , und die geringe Ausbildung in zerstreuter Gefechtsweise ist an manchen Waldgefechten zu erkennen. Auch die Angaben über die Verpflegung der Armee sind für die Charakteristik der Kriegführung bezeichnend , und in wenig Worten werden Napoleon's Mittel zum Siege dargestellt : „fich theilen , um zu leben ; vereinigen , um zu kämpfen ; größte Anstrengung bis zu erfolgtem Siege". Die Begebenheiten beim Ausbruche der Revolution in Tyrol enthalten zwar nichts Neues, bestätigen aber die früheren Ansichten , daß die wenigen Truppen ein Opfer der Verhält nisse geworden find.

Literatu r.

Der Feldzug vom Jahre 1809 in Deutsch land und Tyrol mit besonderer Beziehung auf die Taktik. Mit Benutzung neuerer bayerischer Quellen bearbeitet von Edmund Höfler , Hauptmann im k. bayerischen 15. Infanterie regiment (König Johann von Sachsen) , Lehrer im k. Cadettencorps . Mit einer Uebersichtskarte und einem Detailplane. Augsburg, 1858. Math. Rieger'sche Buchhandlung.

Der Herr Verfasser , welcher uns als eifriger Mitarbeiter und Mitredacteur der früher in München erschienenen Zeit schrift " Archiv für Offiziere aller Waffen " bekannt ist , liefert in dem vorliegenden Werkchen einen neuen schäßenswerthen Beitrag zur Kriegsliteratur. Er richtete hierin sein Haupts augenmerk besonders auf die taktischen Beziehungen eines Krieges, welcher reich an hervorragenden kriegerischen Leistungen, besonders den jüngeren Offizieren die Lehren der Taktik in's Gedächtniß ruft und erweitert , während die neueren Materia lien manche Begebenheit in ein anderes Licht stellen und all gemeines Intereſſe erregen dürften. Die Organisation der streitenden Heere liefert einen Bes leg zur Heeresgeschichte und wir erfahren unter Anderem hierin die großen Aenderungen , welche die österreichische Armee von Dieselbe dient auch zur Beurtheilung 1805-1809 erlitt.

Der Verfasser war vorzugsweise bemüht, die Begebenheiten vom 16. bis 23. April mit möglichster Ausführlichkeit zu be handeln, was auch gelungen ift ; denn die Ereignisse von Landshut am 16. April ; Biburg 18. April ; Arnhofen 19. April ; die zur Schlacht von Abensberg gehörigen Gefechte von Offen ftetten , Biburg , Sälingsberg , Kirchdorf, Birgwang, Pfeffen hausen , das Treffen von Schierling, die Schlacht von Ed mühl 2. enthalten Details , welche nicht allein die Begeben heiten in ein anderes Licht stellen , sondern - und worauf der Tendenz des Buches gemäß besonders Nachdruck zu legen für die verschiedenen Waffengattungen schäßenswerthe ift Angaben bieten. Durch die möglichst genauen Angaben der gegenseitigen Stellungen an jedem Tage , der Stärke der einander gegenüberstehenden Truppentheile , der Befehle Napos Icons an seine Corpsführer liegen die Gründe der Resultate so vor Augen, daß es nicht vieler Bemerkungen bedarf , und die der Darstellung folgenden Betrachtungen dadurch völlig ents sprechen. Bei der großen Ausdehnung , welche das Operationsfeld der Gefechte vom 16. bis 23. April einnimmt, ist die Ueber ficht der topographischen Verhältniſſe eine wünschenswerthe Bei gabe , und ist hierdurch den jüngeren Offizieren ein Beispiel über die Recognoscirung eines größeren Terrainabſchnittes ge geben. Ueberblickt man die Art und Weise der Darstellung , so läßt sich finden, daß während die Begebenheiten bis zum Rück zuge der Desterreicher aus Bayern mit möglichster Ausführlich fett behandelt werden , in dem übrigen Theile des Feldzugs die Hauptumrisse dargestellt und nur die geschichtlich oder tak tijd wichtigsten Ereignisse hervorgehoben find. Dieß ist nicht nur durch den Zweck des Buches , sondern auch durch die vielen über den Feldzug 1809 handelnden Werke , welche am Schluffe angeführt sind , gerechtfertigt. Mit möglichster Uns partheilichkeit sind die Materialien für die entscheidenden Bes gebenheiten bei Wien und Znahm benugt worden , und ent halten die Darstellungen der Kämpfe bei Wagram und Znaym manche interessante neue Details für die Taktik. In den Bemerkungen find entweder die Aussprüche berühmter Autoren angeführt , oder sie lassen sich dort und da erkennen , was ihren Werth eher erhöht. Vergleiche mit anderen Kriegsereig niſſen find paſſend. Die Begebenheiten in Tyrol , welche von entscheidendem Erfolge waren , oder für die Taktik besonders wichtige Beis spiele geben , find mit neuen Details - theils archivarischen, theils privatlichen Nachrichten entnommen bereichert. So das Gefecht am Lofer-Paffe , die Gefechte zum ersten Entſaße Kufsteins , die Gefechte bei Mauls und bei der Expedition in das Oberinnthal , die Gefechte bei Innsbruck 2c.

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Anerkennung verdient das Hervorheben solcher Kriegs. thaten , welche besondere Belobungen zur Folge hatten ; denn Tapferkeit , sagt Clausewiß, ist das Element des Krieges, und hierzu anzufachen , Aufgabe der Taktik - die hier auch gelöst gelößt wurde.

Hier wird jeder Plänkleroffizier sagen: wenn meine Recruten nach den ersten Uebungen diese Wahrheit nicht selbst in ihrem Kopfe erfänden , so würde ich meine Methode zum Fenster hinauswerfen. Nicht wahr ist gleich der erste Saß des Buches , welcher also lautet : „Die Schüßen werden in der Theorie ihrem Wesen und dem Gebrauche nach in leichte In fanterie und Positions -Infanterie geschieden" ; neben beiden Gate Der tungen wird später noch die Linieninfanterie genannt.

Werfen wir einen Ueberblick über das Ganze , so ist es eine Bearbeitung eigenthümlicher , von dem Bisherigen ab weichender Art. Nicht ein die Thaten aller Mithandelnden referirendes Buch sollte es werden, sondern nur dasjenige wurde hervorgehoben , was vorzüglich zur Belehrung dient. Und in Wahrheit ist kaum ein Feldzug so lehrreich , als der hier in Frage stehende. Von den kleinsten Gefechten bis zu den größten und entscheidensten Schlachten find für die Lehrer der Laktif die wichtigsten Beispiele gegeben, die gesammte Taktil findet sich hier gewissermaßen durch Beispiele belegt. Die Ausstattung des Buches ist schön, der Preis billig.

Die Schüßen der Infanterie , ihre Ausbildung und Verwendung, von Bernhard von Baumann, Hauptmann im 4. Bataillon der k. sächſ. Brigade Kronprinz, Ritter des Ernestinischen Hausordens und Inhaber der Württembergischen Vedaille für Kunft und Wissenschaft. Zweite verbesserte und vermehrte Auflafle. Dresden, 1858. Verlagsbuchhandlung von Rud. Kunze. Wir haben in der Nr. 65 & 66 der A. M.-Z. vom v. J. den Feldwachcommandanten“ und den „ Sicherheitsdienßt im Marsch" des geehrten Verfassers mit Freuden begrüßt , denn in beiden hatte sich ein entschieden praktisches Talent fundge geben. Was er uns hier bietet , ist eine vermehrte Ausgabe seiner vor zwei Jahren erschienenen Aphorismen über Schüßen dienst ; doch müssen wir zu unserem Leidwesen gestehen , daß dießmal unsere sehr zu Gunsten des Verfassers gestimmte Er wartung etwas enttäuscht wurde. Fast fürchten wir, der Herr Verfasser hat sich durch die wohlverdiente günstige Aufnahme seiner beiden ersten Werke zu einer Plusmacherei hinreißen laffen , welche wir um seinetwillen beklagen müßten , wenn sie zum System bei ihm werden sollte. Mit Recht läßt sich der Spruch auf das Büchlein anwenden : was daran wahr ist, ist nicht neu, und was etwa neu ist, ist nicht wahr“ . Nicht neu ist z. B. der ganze Abschnitt B. „ Winke für die Abthei lungsführer“ ; was hier auf 6 langen Seiten gesagt ist, wurde in all den zahlreichen , seit Waldersee erschienenen Schriften über Plänklerausbildung zur Ermüdung wiederholt , ohne daß wir uns erinnerten , jemals in einem derselben eine Binsens wahrheit wie folgende gefunden zu haben. S. 15 heißt es : ,,3) Des Vortheils eingedenk, daß das gezogene Gewehr auf eine größere Entfernung richtiger schießt , als das glatte Gewehr, halte der Schüße den Gegner , der nicht mit gleicher Waffe versehen ist , auf einer Entfernung , wo deffen Schuß noch ungewiß ist , er ihm selbst aber schon Abbruch thun kann. Angenommen, der Schüße treffe auf 200-300 Schritt mit völliger Sicherheit sein Ziel , während der mit glattem Ges wehr bewaffnete Infanterist nur noch auf 100-150 Schritt trifft , so werden die Schüßen sehr wenig von ihm zu leiden haben, während sie ihm empfindlichen Schaden zufügen können."

Verfasser steht hier noch auf einem Standpunkt , welcher seit dem Augenblicke , da die gleichmäßige Bewaffnung der ges sammten Infanterie mit gezogenen Gewehren ausgesprochen und in den meisten Staaten angebahnt ist , als ein überwundener zu betrachten ist , zu deſſen Beseitigung namentlich die Allge meine Militärzeitung nach Kräften beigetragen hat. Nicht wahr ift ferner , was Punkt 2. S. 14 anführt : „Der Führer laſſe die Bewegungen während des Feuerns langsamer ausführen, damit der Ladende beim Stillßtehen nicht so weit zurück bleibt 2c." Wir könnten einige der vorgeschrittenßten Plänkler vorschriften der Neuzeit anführen , wo das Feuern und Laden während der Bewegung nur als seltenßte Ausnahme gestattet iß. Ferner eben dort : man muß durch langes Laufen es dahin bringen, daß man eine Viertelstunde laufen kann , ohne das Blut erheblich zu erhißen." Ein bepackter Infanterist, welcher das vermag , muß Fisch- , aber kein Menschenblut in den Adern haben. Die Wir beschränken uns auf diese wenigen Exempel . kriegsgeschichtlichen Beispiele , welche in den Abschnitten B. Winke für die Führer , um das Schüßengefecht im Sinne der Waffe zu leiten , C. Winke für die Führung von Schüßenabtheilungen auf dem Felde ihrer eigentlichen Thaten , D. Verwendung der Schüßen zu besonderen Kriegszwecken , in großer Zahl beigegeben werden, sind gut gewählt , durchaus sachge mäß und besonders auch darum interessant, weil sie zum Theil der neuesten Kriegshistorie entnommen find. Hätte sich der Herr Verfasser auf sie beschränkt und nur etwa in den Titel der Aufschriften das leitende Motiv niedergelegt , so wollten wir ihm für diese brauchbare Beispielsammlung aufrichtig danken. So aber scheint unsere Befürchtung , als ob der Autor seine Arbeit etwas überschäße , schon durch die Vorrede bestätigt zu werden, denn wie hätte er sonst einen Bombast niederschreiben können, wie folgenden : „ Möge es mir durch diesen mehr ver vollkommneten Versuch gelungen sein , einen Baustein, der als ein rechter von dem Forum der Kritik befunden werden möge, zu dem gleich großartigen und prächtigen Bau des Ruhmes mit gelegt zu haben , den sich diese Waffe , reich an glänzenden Erinnerungen, noch reicher aber an stolzen Hoff nungen seit Jahrhunderten aufrichtete , zu diesem Pharus , auf den schon eine vorige Welt schaute , von dessen Stirn für die Gegenwart Laurien und die dortigen Schüßenthaten glühen und zu dem fünftige Geschlechter ebenso aufblicken werden , um gleich stolze , wenn nicht noch rühmlichere Thaten dieser Waffe dort fort und fort flammen 5. zu sehen. " (?)

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Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften.

Ein neuer Ambulanceapparat, nach der Allg. Mil .-Ztg., welche diesen Aufſaß der dänischen Tidsskrift for Krigs väsen entnahm . Hieran schließt sich Beschreibung und Ab bildung der ruſſiſchen (und portugiesischen) Einrichtung, nach welcher zwei Mann die zerlegbare , aus 2 Leinwand ſtücken , die in zwei Lanzen geschoben werden , zusammenge seßte Tragbahre tragen , und ein Tornister als Kopfkissen dient.

Januar 18 5 9. Niederlande. D

Militaire Spectator , Nederlandsche leger.

tijdschrift voor het

Breda , 1859 .

Vertheidigung der 5. Compagnie. Eine frühere Nummer hatte einen Artikel gegen besondere Jäger, 2c. Abtheilungen gebracht. Hier wird eine Lanze für sie gebrochen. Der Verfasser sagt , man verliere durch die Schüßencompagnien nicht die besten Soldaten, sondern nur die beſſeren Schüßen. Er ist dagegen , daß solche Schüßen bei den Compagnien bleiben und nur bei Bedarf zusammengezogen werden ; er will fie vielmehr als eine Art Artillerie zur Erreichung größerer Zwecke verwenden , so daß ein Bataillon oft gar feine , manchmal aber auch 2 bis 3 solcher fünften Com pagnien nöthig haben könne. Im Felde will er die Lücke nicht durch Linie ausfüllen. Tirailleurs , Jäger , Scharfschüßen. Dieser Aufſaß verfolgt dieselbe Tendenz , wie der obige. Man kann nicht der ganzen Infanterie beſſere Gewehre geben, also muß man besondere Abtheilungen bilden. Jener frühere Aufsatz will dieß in derselben Compagnie ausführen, allein dadurch müßte die Ausbildung der lezteren nothwendig Störungen erfahren. Weit entfernt zu schaden , müßte eine besondere Abtheilung als das Ziel des Ehrgeizes für die Linie betrachtet werden. Diese würde sich Mühe geben, sich im Schießen immer mehr auszubilden, um auch in diese besonderen Abtheilungen auf genommen werden. Das französiche Reglement über den Transport von Truppen auf Eisenbahnen. (Forts.) Eigen thümlich ist in Beziehung auf das Einsteigen , daß Tam bours , Musiker und Zimmerleute zusammen in einen bes sonderen Wagen kommen , während man anderswo den Grundsaß festhält, daß die Tambours bei ihren Compagnien bleiben. Ferner werden sämmtliche Tornister eines Wagens erst durch 2 Mann untergebracht , ehe die Anderen ein steigen. Auf Haltstationen find Wechsel zwischen Personen und Güterwagen angeordnet. Veränderungen im Gebrauch der Feld artillerie nach Einführung der gezogenen Geschüßrohre . Bearbeitung des unter ähnlichem Titel in der Allg. Mil.-Ztg . Nr. 75-78 von 1858 erschienenen Aufsaßes. Militärbäckereien. Ein Artikel im Nieuwe Spectator hatte verlangt , daß den Einkaufscommissionen Aerzte , als Kundige in der Botanik , zugetheilt werden sollten, um das Einsender meint , dazu bedürfe es Mehl zu beurtheilen. Dagegen sollten feiner Botanif, sondern nur Erfahrung. die Militärbäckereien den militärischen Verwaltungsbeamten unterstellt werden , um Unregelmäßigkeiten bei der Brods bereitung zu vermeiden. Betrachtungen über den Verlust an Dienstpferden durch die Roz- und Wurmkrankheit. Fortseßung dieses der Allg. Mil. Ztg. entnommenen Artikels.

Sardinien. Rivista militare , giornale mensile.

Direttori

L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III. Torino , 1859. Betrachtungen über die Befestigungen von Linz. Die Befestigungen von Linz sollen demolirt , Wien dagegen Das leßtere wird hier als ein richtiger befestigt werden. Gedanke bezeichnet ; auch unnüße Pläße zu demoliren ſei flug. Aber ist Linz unnüz ? Wird eine Flankenstellung über haupt für unnüß gehalten, oder nur die bei Linz ? Es wird nun aus der Geschichte nachgewiesen , von welchem Werthe Flankenstellungen immer gewesen , und aus der Geographie und Topographie , daß eben Linz als Annäherungshinderniß gegen Wien von entschiedener Bedeutung sei , um so mehr, da Defterreich über das wichtige Regensburg nicht ver fügen könne. Das Dappenthal. Nach einer historischen Darlegung der Streitfrage wird nachzuweisen gesucht , daß dieß Thal keine sonderliche militärische Bedeutung für die Schweiz, wohl aber für Frankreich habe, welches die von ihm gebaute Straße durch dasselbe nicht freiwillig aufgeben werde , somit die Schweiz nur unnöthiger Weise in einen Krieg verwickelt werden könnte . Tagebuch der Operationen des Genie cops bei der Belagerung von Sebastopol vom General Niel. Ein Auszug , der nachzuweisen sucht, daß die Alliirten nach der Almaschlacht keinen Sturm hätten risquiren können, was in Betracht ihrer Führer zugegeben werden muß. Be trachtungen Niels über die Maßregeln der Ruffen , deren Defensive er als trefflich anerkennt , während er die Offen. five als mangelhaft bezeichnet. Kritik. Die Sardinier in der Krim von Mariano d'Ayala, wird als populäres Buch gerühmt. Vermischtes . Der Schweizeroberst Moll spricht sich in Be ziehung auf die beste Bespannungsweise der Geschüße für das piemontesische System aus , welches mittelst einer ein fachen Vorrichtung der Deichsel eine ſolide Stüße gibt. Kriegsgeschichtlicher Kalender auf den Januar , mit kurzer Anführung der an jedem Tage stattgehabten Ereigniſſe. Alte und neue Militärbibliographie in Italien. Die Einleitung bespricht die italienischen Bibliographien überhaupt , wobei sich die Eigenthümlichkeit zeigt , daß viele Geistliche über militärische Dinge geschrieben haben. Unter den neueren Militärbibliographen werden Deutsche und Fran zosen gerühmt ; unter den Italienern hat Mariano d'Ayala eine Militärbibliographie ( 1854) in 7 Theilen herausgegeben. Uebersicht über sämmtliche Militärzeitungen Eus ropas. Dieselbe ist nicht ganz vollſtändig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Bericgers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

30.

34. Jahrgang. No. 35 & 36.

Samstag , Avril 1859.

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‫انار‬

Allgemeine

Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Oesterreichische Monarchie . Wien, 20. April. Nach dem socben im Druck er schienenen Reglement für die Militärbildungs anstalten zerfallen dieselben in Militärerziehungs- und in Militärlehranstalten. Die Erziehungsanstalten theilen sich in Unteroffiziers- und in Offizierserziehungsanftale ten. Zu den Unteroffizierserziehungsanstalten gehören : 1) die Untererziehungshäuser , fünf an der Zahl , zu Prerau , Fischau , Bruck a. d. Leitha , Weißkirchen und Belluno ; 2) die fünf Obererziehungshäuser zu Kutten berg , Kaschau , Guns , Kamenis und Straß; 3) die Schulcompagnien für Jufanterie zu Hainburg und Olmüz, für Cavalerie zu Enns , für Artiuerie zu Prag, Olmüß, Krakau und Liebenau , für Pionniere zu Lulu , für Genietruppen zu St. Pölten. - Zu den Offiziers erziehungsanstalten gehören die Cadetteninstitute zu Hain burg, Eisenstadt , Marburg und Fiume , und die Militär akademien zu Wiener-Neustadt , Weißkirchen und Kloster Brud. Zu den Militärlehranstalten gebören : das Militär ehrinstitut, die technische Artillerieschule, der höhere Artillerie und der höhere Geniecurs, das Central- und das Artillerie Equitationsinftitut, die Kriegsschule, die militär-administra rive Lehranstalt, die medicinisch- chirurgische Josephsakademie und das Thierarzneiinftitut. Die Zahl der Zöglinge be trägt für jedes Untererziehungshaus 100, für jedes Obers erziehungshaus 200 , für jede Schulcompagnie 120 , für jedes Cadetteninstitut 200, für die Neustädter Akademie 400, für die Artillerieakademie 160, und für die Genieakademie 160 Zöglinge. Für die Erziehungshäuser und Schulcom pagnien zusammen find 2180 ganz freie, für die Cadetten institute und Militärakademien zusammen 750 ganz freie und 200 halbfreie Militärzöglingspläge systemistrt.

Preußen . Am 3. d. Mts. starb zu Berlin , 26. April. Potsdam ganz plößlich der Generalmajor a. D. und Histo riograph der preußischen Armee , Kurd Wolfgang von Schöning. Im Jahre 1789 geboren , machte der

selbe in den unteren Offiziersgraden die Befreiungskriege von 1813-1815 mit und wurde 1827 bei'm Ausscheiden aus dem Militärdienst Hofmarschall des Prinzen Karl von Preußen. Nunmehr begann der Verstorbene seine rühm, liche Thätigkeit als Schriftsteller im Gebiete der preußischen Militärgeschichte . Die bedeutendsten der von ihm erschies nenen Werke find : Geschichte des 3. Dragonerregiments ; Leben des Generalfeldmarschalls v. Schöning; Leben des Feldmarschalls v. Nazmer, mit den Hauptbegebenheiten des Hardereiterregiments Gendarmes ; im Jahre 1840 : die Generale der kurbrandenburgisch preußischen Armee von 1640-1840; und Geschichte des Garde-du- Corpsregiments ; 1842 : Geschichte des 5. (Blücher'schen) Husarenregiments ; 1844-1850 : Geschichte der preußischen Artillerie ; 1851 1852 : Der fiebenjährige Krieg ; 1854: Der bayerische Erb folgefrieg. - v. Schöning wurde bei dem Ausscheiden aus dem Amte als Hofmarschall des Prinzen Carl zum fönigs lichen Kammerherrn ernannt , und ihm 1856 der Titel eines Historiographen der Armee mit dem Charakter als Generalmajor verliehen.

Bayern. München, 23. April. Durch allerhöchste Entschließung = von gestern ist bestimmt worden , daß die bisherige Be nennung : 1., 2. , 3. und 4. Armeedivisionscom mando in jene der Generalcommandos München, Augsburg , Nürnberg und Würzburg mit gleicher Compe ten der Armeedivisionscommandos umgeändert werde. Großbritannien . -b- Die nachfolgende Instruction , welche das Corps commando an die Regimentscommandanten ergehen ließ, beweist , wie sehr man in England bemüht ist , die Offi ziere zu einer praktischen Ausbildung für ihr Fach anzubalten : Bei den Reisemärschen , welche den Winter über vors genommen werden , sollen die commandirenden Offiziere so riel als möglich darauf ausgehen , ibre Bataillone und

299 1300 insbesondere die jüngeren Offiziere über Gegenstände zu mit blinden Patronen der mit Kugelpatronen gleichgestellt belehren , welche sich bei solchen Gelegenheiten leichter er werden soll. Diese Patrone, welche die höhere Geneh läutern lassen als bei den Exercitien im Kasernenhof und migung erhalten hat , besteht aus denselben Theilen , wie die Kugelpatrone , nämlich einer inneren Hülse, welche das den Instructionen auf dem Zimmer. Viele Offiziere schei nen nicht zu wissen , daß es ihre Pflicht ist , eine Karte Pulver enthält, einer falschen Kugel, die aus einer Papier von dem District , in welchem sie liegen , zu besigen, diese hülse mit Muſſelinboden und mit fein geförntem Pulver zu studiren und mit der Gegend selbst zu vergleichen , um gefüllt , besteht , und einer äußeren Hülſe , in welcher jene eine praktische Anschauung ihres militärischen Charakters, beiden stecken. Um versichert zu sein , daß der Feuerstrahl der Straßen , Flüsse , Wälder , Höhen , Ebenen , Canäle, das Pulver in der falschen Kugel entzünde , und zu ver Brücken und Ortschaften , kurz aller Terraingegenstände, hindern , daß diese ganz , aus dem Gewehr fliege , ist ein die bei Angriff und Vertheidigung eine Rolle spielen , zu Theil vom Boden der äußeren Hülse weggeschnitten ; der gewinnen. Um sich zu versichern , daß sich die Offiziere Schüße ist nun genau dahin zu instruiren , daß er beim diese Wissenschaft so weit als möglich erwerben , sowie um Laden die blinde Patrone genau so umkehre, wie die Kugel sie daran zu gewöhnen , ihre Beobachtungen und Ansichten patrone und das gefettete Ende zuerst einführe. Vom schriftlich niederzulegen , soll darauf gesehen werden , daß Papier braucht nichts abgebissen zu werden . ein jeder Offizier mit Bleistift und Taschenbuch versehen Der Waffenschmied Warry , der Erfinder einer set, in weldy legtercs er die nöthigen Notizen einträgt, aus neuen von hinten zu ladenden Kanone (vgl. A. denen er nachher eine Meldung über all' die oben erwähnten M. -3. Nr. 25 & 26 , 29 & 30) bat darau noch eine Gegenstände und die vielen anderen zusammenstellt, die ihm wichtige Verbesserung angebracht wodurch man im Stande , während des Marsches aufstoßen. Die Details dieser Mel ist , 20 Schüsse in der Minute mit Leichtigkeit_abzufeuern. dungen hängen hauptsächlich von dem ab , was während Die Verbesserung besteht in einem neben dem Schwanzstück des die oben angebrachten Hebel, der durch eine einfache Bewegung das nur ganz allgemeine , die unter den gewöhnlichen Verhält: die darauf nissen vorkommen. in einem Augenblicke dasselbe schließt , die Patrone abbeißt Wenn Bataillone Feldwachen und Schildwachen aus und Feuer gibt. Kurz , in zwei einfachen Tempos wird stellen oder sonst eine praktische Uebung vornehmen , so ist wenn die Versicherung des Erfinders sich bestätigt eine Beschreibung von dem Ganzen zu geben. Kann ein die Kanone in Bereitschaft gesezt und abgefeuert. Mr. Offizier einen Theil seiner Meldung durch Beigabe eines Warry hat außerdem eine chemische Mischung als Ueberzug Croquis , wenn auch nur am Rande, erläutern , so soll er für seine Kugeln erfunden , in Folge deren das Geschüß dazu angehalten werden. Eine Meldung dieser Art kann selbst nach 50 Schüssen noch nicht gepugt zu werden braucht. nicht einfach und deutlich genug abgefaßt sein; zugleich Bald nachdem der erste Bericht über seine Kanone in der aber soll sie jede mögliche Erläuterung geben, je detaillirter Times" erschienen war, meldete sich der Ageut einer fremden So ist zum Beispiel der Zu und genauer, desto besser. Regierung bei ihm und machte ihm die glänzendsten Aner stand und die Breite der Straßen anzuführen und ob sie bietungen für seine Erfindung, aber Mr. Warry wollte von für Artillerie prakticabel sind ; ob die Gegend eingeengt, dem Ancrbieten nichts hören und weigerte sich dem Aus , offen, flach oder bergig ist ; die hervorragenden Höhen länder auch nur das Modell seiner Kanone zu zeigen Von . müssen in der Meldung namhaft gemacht werden, ebenso Englan ist sie indesse auch noch nicht angekauft worden . d n Städte und Dörfer , ihre Größe , Erwerbszweige , Lage. Alle Flüsse , Brücken , Canäle , Forts , Thürme und alle Niederlande. starken Punkte, welche sich zu einer Stellung eignen, sollen gleichfalls darin aufgeführt werden. Die Bewaffnung der Marine mit gezogenen dem Büchsen nach dem System Delvigne Minié, welche mit Marsche an den Bataillonscommandanten einzusenden , der dem Säbelbajonnet versehen sind , schreitet vorwärts . ſic entweder selbst prüft oder durch einen seiner Majors wird ein eigener Schießplag für sie angelegt , und eine Alle Fehler und Auslassungen find zu be prüfen läßt. entsprechende Anzahl von Offizieren , Unteroffizieren und merken und zu verbessern. Hierauf werden die Meldungen Soldaten haben an den Uebungen der Normalſchießſchule gesammelt und in der Registratur des Bataillons aufbe im Lager bei Millingen Theil zu nehmen . wahrt. Diejenigen Meldungen , welche durch Talent oder -Zu Willemsoord hat man Versuche gemacht , um Fleiß hervorragen , sind an das Brigadecommando einzus Jenden. die Widerstandsfähigkeit von Eisen- und Stahl Bei solchen Märschen haben die Compagniecomman platten gegenüber von Spizkugeln, die aus gezogenen danten ihre Mannschaft, so oft das Bataillon Halt macht, Gewehren geschossen wurden, und Kärtätschen zu erproben. im Schäßen der Entfernungen zu üben , zu welchem Ende Die Eisenplatten waren 7 Linien , die von gepuddeltem Stahl 6 Linien dick. Beide Arten von Platten wurden die Halte etwas zu verlängern find. Um den Offizieren so viel als möglich praktische Uebung auf 10 Schritte Abstand durch die Bleikugeln nicht durch zu verschaffen , sollen die Commandanten jedesmal wieder drungen. Die Kartätschen gingen bis auf 150 Schritt nicht eine andere Straße wählen. Bei all' diesen Gelegenheiten hindurch ; auf 100 Schritt ging eine Kugel durch die ist darauf zu ſehen, daß das Privateigenthum geschont werde. eiserne Platte, auf 75 Schrift durchdrangen die Kugeln Der Oberintendant der Laboratorien hat eine neue beide Platten , doch waren die Durchgänge in der Eisen blinde Patrone vorgeschlagen , wodurch die Ladeweise platte viel größer, als die in der Stahlplatte.

" 301 Persien. Teheran , 10. März. Die persische Armee wird soeben reorganisirt und zwar ganz nach europäischem System , zunächst dem französischen Muster. Schweden und Norwegen. S. Dem Jahresbericht des Secretärs der Aka demie der Kriegswissenschaften entnehmen wir fol gende Uebersicht über die im Laufe des vergangenen Jahres in der Armee stattgehabten Veränderungen : Organisation.

Die Pensionen wurden erhöht ; ein General erhält jezt nach 65 Jahren 6000 Rthlr. , ein Oberst nach 60 Jahren 3000 Rthlr. , ein Oberstlieutenant oder Major nach 55 Jahren 2250 , 2000 und 1500 Rthlr. , ein Compagnieoffi zier nach 50 Jahren 1000, 500 und 400 Rthlr., ein Unter offizier nach 50 Jahren 400 , 300 und 200 Rthlr. Die 2 besten Corporale per Compagnie ( 1 per Schwa dron) wurden zu Distinctions - Corporalen ernannt. Im Frieden wird die Landwehr des 1. und 2. Aufge bots jährlich 15 Tage geübt. Eine aus 4 Militärs und 6 Civilisten bestehende Com miſſion bereitet eine neue Organisation des Wehr wesens im Allgemeinen vor. Ein neues Verpflegungsreglement , sowie ein neuer Proviantirungsmodus für die Waffenübungen ist fest gestellt worden ; deßgleichen eine erhöhte Marschverpflegung. Die Montirung der Indelta - Armee, sowie die Verpflegung der Pferde derselben bei Truppenübungen wird fünftig von Staats wegen besorgt. Ein neues Dienstreglement ist erschienen. Die Studienzeit an der höheren Artillerieſchule ist durch Uebertragung einiger Lehrzweige auf die Artillerie regimenter vermindert worden. In Norwegen bereitet sich eine andere Einthei = lung der Infanterie in Brigaden à 2 Regimenter à 2 Ba taillone à 4 Compagnien und einer Schulcompagnie vor. Auch ein Scharfschüßenregiment zu 6 Compagnien ſoll dort errichtet werden. Taktif. Es befinden sich 12,000 gezogene Gewehre in Arbeit. Die Zeit der Recrutenübungen ist auf 42 Tage, die der Regimentsübungen auf 20 erhöht worden. Drei Offiziere dienen zur Uebung in der französischen Armee. Bei Axevalla hat ein 20 Tage dauerndes Lager mit 16 Bataillonen, 8 Schwadronen und 4 Batterien Schweden und Norweger stattgehabt. Bei der norwegischen Cavalerie haben 2 Schwadronen Kammerladungscarabiner erhalten. Artillerie. Die schwedischen Stückgießereien haben hauptsächlich für Frankreich und Rußland gearbeitet. Ein neues Artillerie - Exercir reglement ist aus gegeben worden. Mit dem electro - ballistischen Pendel sind zur Bestimmung der Kugelbahn nach Wrede's Methode ges lungene Versuche angestellt worden.

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Auch in Schweden wurden Versuche mit gezogenen Kanonen gemacht. Ingenieurwesen. Die Befestigung von Waxholm ist beendigt , die von Caristen beinahe ; von den 8 Forts zum Schuße der Rhede von Carlskrona wurde eines vollendet. Die Befestigung der Hauptstadt auf der Südseite wird im nächsten Jahre in Angriff genommen werden. Topographie. Das bisher geheim gehaltene, im Maßſtab von 1 : 100,000 gefertigte Kartenwerk kommt nunmehr in dem Maße , als die Karten revidirt werden, in das Publicum. Zur rascheren Beendigung der Karte ist das Personal wesentlich vermehrt worden. Die Aufnahmen wurden in Schonen mit 3 Abthei tungen , worunter 2 Lehrabtheilungen für Offiziere und Unteroffiziere , fortgefeßt ; Malmöhuslan ist fast beendigt Mit den Aufnahmen und Christianstadslan begonnen. wurden wie früher Höhenmeſſungen verbunden. Spanien. S. Die in der Fabrik von Trubia gefertigten Güraſſe für die neuen Güraffierregimenter zeichnen sich nicht nur durch ihre schöne Form, sondern auch durch ihre Solidität aus, indem eine aus einem gezogenen Gewehre abgefeuerte Kugel dieselben auf 40 Meter Abstand nicht durchdringt. Die Dicke des Türaſſes beträgt in der Mitte 3 Millimeter und am Schulterstück 1 Millimeter. Der ganze Cüraß mit allem Zubehör wiegt 13 ſpaniſche Pfund .

Ueber die Organiſation deutscher Freicorps. (Eingesandt.) Es ist nicht bloß eine patriotische Stylübung, zu welcher sich in gegenwärtiger Stagnation in Deutschland jeder be rufen und verpflichtet glaubt , der da schreiben kann dixi et salvavi animam meam, - wenn man die Frage er örtert , was mit den vielen Kräften anzufangen sein wird, die sich von patriotischer Begeisterung getrieben dem deuts schen Erb- oder Erzfeind entgegenstellen oder stürzen wollen . Es ist ein Aufschrei jegt, wie wir ihn in solcher meteor gleichen Erscheinung noch nie gehört , ein patriotischer Auf schwung, der sich durch alle deutschen Gauen hebt und be wegt , wie wir selbst nicht zu den sogenannten Befreiungs kriegen erlebt und gesehen haben , der um so gewichtiger und bedeutsamer, als weder jahrelange Unterdrückung, noch auch jahrelange Vorbereitung und Bearbeitung der zag haften Gemüther von Seiten eines Tugendbundes voraus ging , noch auch endlich der 3. Februar zu irgend einem wiederholten Aufruf „ an mein Volk!" benugt worden ist. Die deutsche Geschichte hat wohl keine erhebenderen Tage einzuzeichnen , als die sich auf jene berühmte An rede in den Tuilerien folgen und agglomeriren zu dem un geheuren Gewichte , das , endlich in die Wage geworfen, die imperiale Wagschale jenseits des Rheins hoch in die Luft und ihren Inhalt ganz leichtlich wieder auf ein ganz kleines Eiland schleudern dürfte , woselbst dann der Ber

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faffer der Idées napoléoniennes gleich seinem großen Vor bilde Muße hätte, deren von ihm versuchte Insceneseßung selbst zu fritiftren ! Ich glaube auch nicht, daß dieser gewaltige Strom von Begeisterung in Sand verrinnen wird , wenn das Motiv dazu zur Benutzung bei günstigerer Gelegenheit auf die Seite geschoben sein wird. Daß man sich nicht auf sie stüßte, daß man sich nicht von ihr auf den Schild heben ließ, sei es aus Stolz oder Unflugbeit , dürfte vielleicht später recht unlieb nicht bloß der deutsche Bund als solcher wieder empfinden.

anderer Lehr- und Lernanstalten zusammenſegte, und das wohl geordnet, gegliedert und disciplinirt, den stehenden Heeren, neben und zwischen denen und zu deren Nußen dasselbe agirte , von unsäglichem Vortheil nicht bloß für die even tuelle Dauer des Krieges wäre, sondern für mehr als eine Generation das Heee wieder mit Bürger- und Beamten stand verschwisterte , wie es so erhebend und mächtigend durch dessen Kriegsverfassung in Preußen der Fall ist, im übrigen Deutschland aber erst wieder seit den jüngsten Greignissen zu finden ist, in Folge deren man in dem Sol daten nicht mehr den Schildhalter und Träger des Abso lutismus , den verthierten Söldling , sondern den Verthei diger des einen großen deutschen Vaterlandes, seiner Jute grität und seiner Ehre sieht. Deutschland als solches zählt nahezu an 17,000 Uni versitätsstudenten und vertheilen sich dieselben in runden Zahlen für Desterreich auf 4000 , für Preußen auf 5000 und für das übrige Deutschland auf 7600. Oesterreich und Preußen, besonders leßteres, haben ihre eigene und eigenthümliche Heeresverfassung , durch welche Freicorps zwar durchaus nicht unmöglich und immer wahrs scheinlich , allein nicht so in ein System gebracht werten können , wie es in den übrigen Staaten, beziehungsweiſe Bundescorps, möglich , ja sogar wünschenswerth sein dürfte. Diese 9000 Jünglinge, denen sich wohl noch 4500 weitere Zöglinge der Intelligenz und Wissenschaft anschließen dürf ten , liegen daber außer dem Bereich der gegenwärtigen Berechnung und näheren Besprechung. Da man aber die ganze übrige Gesammtmasse weder zusammen aufstellen und abrichten , viel weniger aber verwenden könnte , so dürfte ihre Ansammlung und Benuzung am zweckdienlichſten und politisch praktischsten je nach den Armeecorps sein, in deren Bezirken die Universitäten und Anstalten sich befinden. Dem 7. , 8. , 9. und 10. Armeecorps würden daher die übrigen 7600 Studenten mit den Mitgliedern der übrigen wissenschaftlichen und künstlerischen Lernanstalten zuzutheilen sein , unter deren ersteren jedenfalls auch die Priestersemi narien einbegriffen find . Es wird den katholischen Ge meinden Deutschlands später dann recht gut zu Statten kommen, Priester zu besigen, die Gelegenheit gehabt haben, sich in der Welt und unter Menschen zu rühren und zu bewegen, daher auch Welt, Menschen und Verhältnisse be urtheilen können , wie sie wirklich und nicht wie sie im Canisius vorgeschrieben sind. ――――― Uebrigens müßten und müssen sogleich mit dem Beginn der Formation_dieser Corps aller Orten gleichmäßig die Gränzen der Berech tigung zum Eintritt scharf und genau gezogen und - aus nahmslos und unverbrüchlich eingehalten werden. Die Ursachen solcher Nothwendigkeit liegen nicht bloß in den Erinnerungen an Persönlichkeiten, welche sich in den Jahren 1848 und 1849 in die Reihen der Studenten in Wien und anderen Orten eingeschmuggelt haben. Als Basis zur Berechnung derjenigen, welche nicht Uni versitätsstudenten, nehme ich stets für den Bezirk die Hälfte derselben an und dürfte durch solche Annahme, auch wenn fie zu niedrig gegriffen , sich der Ausfall erseßen , der sich gegenüber den bekannten statistischen Notizen über die deut schen Universitäten durch Krankheit, Schwächlichkeit 2c. Ein

Man ist allerdings jezt ruhiger , abgekühlter als im Jahr 1848 , wo Alles zu den Waffen lief und nach den selben rief und griff, um den Feind Deutschlands zu be friegen und zu besiegen, wie die Anerbietungsadressen aller jener Freicorps und Freischaaren, je nachdem sie sich eben -alle benannten , sagten sei es den Feind im Westen, den Alles brüderlich gleich republicanifirenden Franzosen zu zwingen, oder den gewaltigen Alles ruffificirenden, fnech fenden zaren zu erschlagen. Das Spiel war damals mehr oder weniger falsch. Während die deutschen Armeen alle offen und ehrlich mit dem ritterlichen Kaiser sympathisirten, dem einzigen Manne in jener Zeit coquettirten alle diese gesinnungstüchtigen Schaaren mit der jungen Republik und waren sie von ihren sichtbaren und hauptsächlich noch unsichtbaren An stiftern und Leitern bestimmt, Hand in Hand mit den fran zösischen Heeren gehend die Welt frei zu machen. -Ab gesehen von der Art , wie das stehende Heer alle derlei Freicorps, die in der Bildung begriffen sind und noch nich : die Bluttaufe empfangen haben , über die Achsel anficht, standen dieselben damals bei der offen ausgesprochenen Neigung und Tendenz, die stehenden Heere zu erseßen, über flüssig und auflösen zu machen, nicht bloß nicht neben diesen in Reihe und Glied , sondern ihnen gegenüber in Opposition, in Feindschaft und endlich im Kampfe, in dem nie dann hauptsächlich in Folge des Mangels an Discis plin erlagen. Das ist jezt anders , glorreich anders. Bürger und Soldaten, Beamte und Offiziere fragen zweifellos über die Richtung und Farbe des Einzelnen nicht mehr gegen wen oder wohin ? sondern es geht dem Wiedersehensgruße die Frage vorher: „Wann endlich werden wir Alle gehen , dort jenseits des Rheins an der Seine Ruhe, Friede, Ordnung, Sicherheit und Gefeß wieder dictiren ?" Es dürfte daher am Plaße und an der Zeit sein, offen und ehrlich der Frage in's Geficht zu sehen, ob man bei uns in Deutschland Freicorps wieder wird haben wollen, denn daß sich solche ausammeln werden, ist unvermeid lich und gewiß bei dem Stande der gegenwärtigen Stim mung ; und wie wir im Falle der Bejahung dieser Frage am besten zu Nußen , Glanz und Ruhm des Vaterlandes dieselben sich bilden und bestehen laſſen und in der Action verwenden. Das erste dieser Corps , das sich bildete , dürfte und würde solches wohl nicht bloß in der Reihe , sondern hauptsächlich wegen seines objectiven und subjectiven Werths jenes sein , das sich aus der frischen , begeisterten und unternehmungsluftigen und fähigen Jugend von 16 bis 24 Jahren der Üniversitäten, der polytechnischen Schulen und

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während denn auch die Ausländer nicht

mit in Ansag kommen, noch auch die Conscriptionspflichtigen. Es ergäbe sich demnach folgende Ein- , Ver- oder Zu theilung:

Stu Summa. Poly: Gesammt centen. technifer. Summe. 7. Armeecorps Bayern : • München Würzburg Erlangen

1900 700 400

3000

1500

4,500

8. Armeecorys Württemberg, Großherzogthum Hessen, Baden: Tübingen • Heidelberg Gießen Freiburg

800 700 400 300

2200

1100

3,300

9. Armeecorps Sachsen, Kurhessen : Leipzig • Marburg

800 300

1100

550

1,650

1300

650

1,950

7600

3800

11,400

10. Armeecorps Hannover , Weimar , Mecklen burg , Holstein : Göttingen • Jena Rostoc Kiel . Summa

·

700 400 100 100 -

Es dürfte daher als erster Anfang für jedes der 4 er wähnten Armeecorps vorerst ein Vorort bestimmt werden, an dem je die geschlossenen Abtheilungen der Freicorps ſich ansammelten ― München , Tübingen , Leipzig und Göt tingen. Dort müßten als Cadres die aus den Armeen bestimmten Führer mit dem nöthigen Material sich festsezen und ihr Amt und ihre schwere Arbeit beginnen , die , so lange fie dauern , entschieden zu den schwierigsten und freudelosesten der ganzen glorreichen Bewegungszeit gehören, ihren Lohn nur im eigenen Bewußtsein und später vielleicht in einzelnen Worten der Geschichte einer Zeit finden wer den , deren Resultat für Deutschland jedenfalls mächtiger werden wird , wenn es von unseren deutschen Schwertern mit deutschen Hieben ausgehauen, als wenn es mit diploma tischen Federn beschrieben und umschrieben wird. - Diese Führer müßten bereits die feststehenden Geseze und Regles ments mitgebracht haben , in deren Schranken die Jüng linge hineintreten und dürfte es nicht erst ihren Berathungen anheimgegeben bleiben , welche militärisch-ſtudentiſchen und studentisch-militärischen Normen sie sich zu geben belieben würden. (Schluß folgt.)

Die Offiziers - Bildungsanstalten der königlich sächsischen Armee. (Fortsetzung.) Die Aufnahmeprüfung wird vor einer Commission ab= gehalten, welche aus dem Commandanten und sämmtlichen etatsmäßigen Lehrern der Anstalt besteht. Zur Aufnahme ist für die unterste Division erforderlich : 1) Mathematik. Völlige Sicherheit und Gewandt heit in der Numeration, in den vier Grundrechnungs arten mit unbenannten und benannten Zahlen, Kennt niß der Rechnungsarten mit gemeinen und mit Decis malbrüchen , sowie der Proportionen und der ein fachen Regeldetri. Für die Artillerieschule außerdem noch Uebung im Lösen von Aufgaben aus der zu sammengesezten Regeldetri, Ketten- und Gesellschafts rechnung . 2) Geographie. Kenntniß der Erdoberfläche im All gemeinen , sowie der Erdtheile , speciell Europas und Deutschlands. 3) Geschichte. Die Hauptepochen der älteren und neueren Weltgeschichte , nähere Kenntniß der älteren, namentlich der griechischen und römischen Geschichte. 4) Deutsche Sprache. Mögliche Sicherheit in Ortho graphie und Grammatik , Uebung im richtigen und fließenden Lesen, Fähigkeit, einen leichten erzählenden Auffag verständlich zu fertigen. 5) Lateinische Sprache. Kenntniß der Declination, Comparation und Conjugation der regelmäßigen und der gewöhnlich vorkommenden unregelmäßigen Zeit wörter , Ueberschung leichter Aufgaben aus dem Las teinischen in's Deutsche , und einfacher Säße aus dem Deutschen in's Lateinische. 6) Französische Sprache. Bekanntschaft mit den Regeln der Aussprache, daher Lesen ohne grobe Vers stöße übrigens dieselben Anforderungen wie im La teinischen. 7) Schönschreiben. Deutlichkeit in der deutschen und lateinischen Schrift. 8) Zeichnen. Einige Fertigkeit im Zeichnen aus freier Hand. Für die Artillerieſchule : Fähigkeit , einfache geometrische Figuren nach Vorlagen , sowohl in derselben , als in veränderter Größe wiederzugeben ; ebenso bezüglich sehr leichter Ornamente ohne Schats tirung, Alles nach dem Augenmaße und ohne Meſſung oder Beihülfe eines Instruments. Soll die Aufnahme in eine höhere Division erfolgen, so muß das geleistet werden, was erforderlich ist, um dem Unterrichte in der betreffenden Division folgen zu können, und wird die Prüfung hiernach eingerichtet. Diejenigen jungen Leute , welche von der Prüfungs commission zur Aufnahme befähigt gefunden werden, trägt der Commandant der Anstalt dem Kriegsministerium dazu vor , und fügt zugleich Vorschläge wegen Verleihung der halben und der ganzen Zahlstellen bei. Der Lehreurfus ist im Cadettencorps von fünf jähriger, in der Artillerieschule vor sechs jähriger Dauer. Demnach haben in der Regel die Cadetten in jeder Di vision ein Jahr , die Artillerieſchüler in jeder Division zwei Jahre zu verbleiben. Derselbe beginnt im Cadetten

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corps alljährlich , in der Artillerieſchule alle zwei Jahre zu Ostern, und ist demzufolge auch der Eintritt in die Anstalt, sowie der Uebertritt aus derselben in die Armee an diese Termine gebunden . Ausnahmsweise können jedoch auch einzelne junge Leute in der Zwischenzeit aufgenommen werden, aber nur im Cadettencorps in die beiden unterften Divisionen ; in der Artillerieſchule in die dritte Division. Das Aufrücken aus einer niederen in eine höhere Division, dem jedesmal eine Prüfung vorausgeht , findet gleichfalls im Cadettencorps jedes Jahr , in der Artillerieſchule alle zwei Jahre zu Ostern statt. Außer den eben erwähnten Aufrückungsprüfungen wird in den Monaten Zuni und December jedes Jahres eine allgemeine mündliche und schriftliche Prüfung abgehalten. Nach Beendigung der alljährlichen Aufrückungsprüfungen erstattet der Commandant der Anstalt über die Fortschritte, Befähigung und den allgemeinen Standpunkt der wissen schaftlichen Ausbildung , sowie über das ſittliche Verhalten der Zöglinge einen Rapport an das Kriegsministerium, welcher Sr. Majestät dem Könige vorgelegt wird . Der ganze Lehrcursus zerfällt in zwei Hauptabschnitte : in den niederen oder Vorbereitungscursus und in den höheren Cursus. Der erstere beschränkt sich in in dem Cadettencorps auf die fünfte und vierte , in der Artillerieſchule auf die dritte Diviſion . Der leztere um faßt die übrigen Divisionen. Der Vorbereitungscursus erstreckt sich nur auf solche Gegenstände , welche zur allgemeinen Bildung gehören und worauf die militärischen Fachwissenschaften zu gründen sind. Es wird hierbei der Ausbildung in der Muttersprache be sondere Sorgfalt gewidmet. Nach Ablauf des Vorbereitungscursus findet mit den betreffenden Zöglingen wegen ihres Uebertritts in den höheren Cursus eine Prüfung statt , und zwar vor einer Commission , welche aus dem Commandanten und sämmts lichen etatsmäßigen Lehrern der Anstalt beſteht und zu welcher das Kriegsministerium einen Offizier abordnet, um Kennt niß von dem Standpunkte der wissenschaftlichen Ausbildung der zur Prüfung gelangenden Zöglinge zu nehmen. Cadetten oder Artillerieſchüler , welche wegen Mangels an Fleiß oder in Folge allzu geringer geistiger Befähigung in der wissenschaftlichen Ausbildung so weit zurückgeblieben find , daß sie die Uebertrittsprüfung nicht bestehen konnten, werden zur Entlassung vorgetragen. Außerdem können Zöglinge , welche unfähig erscheinen oder durch Trägheit und übles Beispiel auf die Fortschritte ihrer Kameraden hemmend einwirken oder endlich durch ihr sittliches Ver halten einen nachtheiligen Einfluß ausüben , zu jeder Zeit von dem Commandanten der Anstalt dem Kriegsministerium zur Entlassung vorgetragen werden. Wenn dagegen das Zurückbleiben eines Zöglings in der wissenschaftlichen Ausbildung nicht Folge von Unfähig feit und Trägheit, sondern einer verspäteten geistigen Ent wickelung ist und derselbe Fleiß und guten Willen gezeigt hat , so kann , auf Vortrag des Commandanten , von dem Kriegsministerium die Genehmigung zu einem längeren Ver bleiben in der betreffenden niederen Division ertheilt werden. Den Cadetten und Militärschülern der höheren Divis fionen wird so viel als thunlich Gelegenheit gegeben , sich auch praktisch für den Dienst in der Armee vorzubereiten.

Es werden dieselben daher im Exerciren, Zielschießen, Be dienen der Geschüße, Laboriren, Schanzens, Batteriebau 20. geübt. Außerdem bekommt die erste Division im Monat September eine größere Terrainaufnahme auszuführen. Nach Beendigung des höheren Cursus findet die Aus trittsprüfung und, wenn dieselbe genügend bestanden worden ist , der Uebertritt in die Armee , entgegengesezten Falls die Entlassung statt , da ein längeres als das vorschrifts mäßige Verbleiben in den höheren Divisionen nicht zu lässig ist. Die Austrittsprüfung erfolgt vor einer Commiſſion, welche aus zwei oder drei Offizieren des Generalstabs und zwei Offizieren der Linie für das Cadettencorps ein Infanterie- und ein Retteroffizier , für die Artillerieſchule ----zwei Offiziere des Artilleriecorps besteht. Den Vorsiz führt der Chef des Generalstabs oder ein von dem Kriegs ministerium abgeordneter Abtheilungschef des leßteren. Die Commandanten der Infanterie und der Reiterei, beziehend lich der Commandant des Artilleriecorps sind berechtigt, der Prüfung beizuwohnen, oder sich durch einen Beauf tragten dabei vertreten zu laſſen. Ueber das Resultat der Prüfung wird ein Protocoll aufgenommen und an das Kriegsministerium eingereicht. Hiernach werden diejenigen , welche dieselbe zur Zufrieden heit bestanden haben, als Portepéejunker bei der erwählten Waffe angestellt. Solche , welche sich aus irgend einem Grunde hierzu nicht eignen , haben ihrer Militärpflicht in Gemäßheit der dießfallsigen allgemeinen geseglichen Bes ftimmungen Genüge zu leisten. Im Falle bet dem Artilleriecorps ein Ueberfluß an Offizierssubjecten stattfindet , können Artillerieſchüler auch bei der Infanterie und Reiterei als Portepéejunker ein treten. Desgleichen sollen solche Artillerieſchüler , welche in der höheren Mathematik und den hiermit verwandten Fachwissenschaften für die Artillerie nicht hinlänglich aus gebildet erscheinen , aber übrigens hinter den austretenden Cadetten nicht zurückstehen und gute Zeugnisse haben, eben falls als Portepéejunker bei der Infanterie oder Reiterei angestellt werden , bei leßterer unter der Vorausseßung, daß sie die dazu erforderlichen Mittel beßißen.

Lehrplan. I. Für das Cadettencorps. A. Vorbereitungscursus. Fünfte Division. Geographie. Elementarbegriffe der mathematischen und physikalischen Geographie. Uebersicht der Erdtheile, be sonders Europa. Geschichte. Ausführliche Behandlung der Geschichte der alten Welt. Deutsche Sprache. Grammatik, Leseübungen und Er klärung der gelesenen Stücke , Dictirübungen , Recitir übungen , einfache Auffäße beſchreibender und erzählen der Art. Lateinische Sprache. Grammatikalischer Unterricht, Uebungen im Uebersezen aus dem Lateinischen in's Deutsche und umgekehrt , wöchentliche Specimina. Französische Sprache. Grammatikalischer Unterricht, Conjugation aller unregelmäßigen Zeitwörter , Construc

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tionsregeln im Allgemeinen , Uebungen im Ueberseßen leichter Säße aus dem Franzöſiſchen in's Deutsche und umgekehrt. Mathematik. Zahlenrechnung, Uebungen im Kopfrech nen , Anfangsgründe der Algebra. Zeichnen. Gebrauch des Reißzeuges 2c. , Zeichnen von geradlinigen Figuren , Kreisen 2c. , Anlagen von Flächen in den verschiedenen Tuschtönen, Planschrift, Darstellung der Wegeverbindung , Gewässer 2. , Schraffiren. Religion. Erklärung der Lehren der heiligen Schrift zur Erweckung und Erhaltung ächt christlichen Sinnes . Kalligraphie. Schreibübungen nach Vorlagen.

Was soll man nun thun, um sich gegen einen solchen unerwarteten Einfall zu schüßen ? Truppen versammeln an den wahrscheinlichſten Landungspunkten. Die sind einem Geschwader schwer zu verbergen , das dann nur einige Meilen weiter zu gehen braucht , um ungestört zu landen . Welcher Staat in Europa hätte eine so zahlreiche Armee, daß es ihm möglich wäre , ohne sich zu zersplittern , eine beliebige Anzahl ähnlich starker Corps zu entsenden , um seine Küste zu decken ? Daraus folgt , daß eine solche Expedition überall und immer gelingen muß. Man könnte einwenden, daß es möglich sein würde, mit der Eisenbahn auf solche bedrohte Punkte rasch eine be deutende Truppenzahl zu versammeln . Die Eisenbahnen können sich aber in ihrer Fähigkeit mit einer Flotte nicht messen, die in jeder Stunde 15,000 Mann an's Land ſezen fann. Gestüzt auf die Erfahrungen in der Krim , behauptet der Verfasser , nach zwei Tagen mit dieser Armee einen Marsch antreten zu können , durch den die Reihe von Festungen vermieden wird, welche von Nord und Süd her gegen Frankreich , nach den Unglücksfällen des ersten Kaiser reiches , erbaut worden sind , und mitten hinein in das Eisenbahnuez , das in feindlicher Absicht gegen Frankreich gebaut worden ist , gerade in das Herz des Landes gegen die gewöhnlich unbefestigte Hauptstadt. Das Erscheinen eines solchen Corps wäre eine ganz Welche Wirkung würde neue , bisher unerhörte Sache. dieß, indem es sich auf die feindlichen Rückzugslinien oder in die offene Hauptstadt wirft , auf den Lauf des Krieges hervorbringen ? Das Wenigste ist, daß ein Theil des Lan des einem solchen Expeditionscorps preisgegeben werden muß , das sich im ungünstigsten Falle nur unter die Ka nonen der Flotte zurückzuziehen braucht. Vielleicht wäre es auch möglich, die Flotte noch ander weitig thätig in einem Landkriege zu sehen , indem flach gehende Kanonenboote in die Flüſſe einliefen, um die Unter nehmungen der Land-Armee zu unterstügen. Geht man aus den allgemeinen Betrachtungen heraus und stellt Frankreich mit seiner doppelten Art der Krieg führung den Mächten gegenüber , die seit 60 Jahren als dessen Feinde gelten , und betrachtet , wie sich die Verhält nisse geändert haben, und namentlich Preußen und Dester reich, jo findet man beide Staaten in einer sehr ungünsti gen Lage. Preußen an der Ostsee, Oesterreich am Adria tischen Meere besigen lang ausgedehnte Küsten, die zu er wähnten Expeditionen viele geeignete Stellen bieten. Keiner der beiden Staaten befißt eine seiner continentalen Wichtigkeit angemessene Flotte. Preußen und Oesterreich haben unsere Gewehre und Geschüße angenommen, diese so gar noch verbessert, aber sie haben keine Marine , oder es wird wenigstens noch lange Zeit vergehen , bis sie eine Frankreich ebenbürtige besigen werden . Man kann eine Armee in furzer Zeit erschaffen, zur Marine aber gebraucht man Zeit, darum wird noch lange Zeit vergehen, bis einer oder der andere Staat eine Seemacht befißt , wenn auch zur Zeit die Nothwendigkeit einer solchen gefühlt wird . Bis dieses Werk vollendet ist , sind ihre Küsten für eine französische Invasion offen und die Staaten widrigen Zu fälligkeiten ausgesezt. Wenn beide Staaten vereinigt im Bunde mit ganz Deutschland find , dürfte vielleicht das

Vierte Division. Geographie. Specielle Betrachtung Deutschlands und besonders Sachsens . Geschichte. Geschichte des Mittelalters . Deutsche Sprache. Leseübungen, Erklärung Schiller' scher Gedichte , Vorübungen zu freien Vorträgen erzäh lender und beschreibender Art , Stylübungen. Lateinische Sprache. Forthegung des grammatika lischen Unterrichts , Lesen eines leichten lateinischen Au tors , fortschreitend bis Julius Cäsar ; Specimina zum Uebersehen aus dem Deutschen in's Lateinische. Französische Sprace. Fortgeseßter grammatikalischer Unterricht , Uebungen in Bezug auf die Conjugationen und die Hauptregeln der Construction . Uebersezen etwas schwererer Aufgaben aus dem Französischen in's Deutsche und umgekehrt. Mathematik. Lehre von den Zahlensystemen, Gleichungen, Anwendung derselben, Operationen mit benannten Zahlen, Verhältnißlehre , Regeldetri , Construction einfacher Glei chungen , Gleichungen mit mehreren Unbekannten vom ersten Grade , zusammengeseßte Regeldetri. Zeichnen. Einfache Constructionen aus dem Gebiete der Geometrie , Maßstäbe, Tuſchen, Copiren von Plänen in gleichem Maßstäbe , Planschrift , Anwendung des Qua dratnezes. Religion. An den Unterricht der fünften Division an knüpfende fortschreitende Vorträge. Kalligraphie. Schreiben nach Vorlagen. (Fortsegung folgt. )

Die Dampfmarine in den continentalen Kriegen. (Schluß.)

Was das Personal zur Equipage betrifft , so ist dieß in doppelter Anzahl vorhanden . Nachdem die Möglichkeit einer solchen Expedition von 50,000 Mann nachgewiesen ist, wird der Feind gezwungen, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen ; das ist schon ein Sind die Küstenbewohner gut gefinnte Leute, Gewinn. so erweckt der Gedanke an die Gefahr Aengstlichkeit ; sind ſie aber mißvergnügt , so werden sie das Erscheinen einer französischen Flotte als das Zeichen zu ihrer Befreiung und zum Aufstande betrachten. Im einen wie im anderen Falle ist Aufregung nicht zu vermeiden und jede Truppen zusammenziehung wird sie nur vermehren.

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numerische Uebergewicht der Armeen entscheidend sein, der Eine oder der Andere allein wird dem Uebergewicht , das die Flotte gibt, unterliegen müſſen . Rußland, das seit der großen Niederlage Alles daran ſeßt, eine Dampfflotte zu beschaffen , wird bald auf dem selben Standpunkte wie Frankreich sein, und eine Vercini gung dieser beiden Mächte müßte auf Europa von unbe gränztem Einflusse sein. Bricht dagigen zwischen diesen beiden Mächten ein Krieg aus , werden solche improvifir ten Einfälle unmöglich oder doch wenigstens sehr gewagt sein, wenigstens nicht eher, als bis Einer von Beiden sich durch einen entscheidenden Schlag zum Herrn der See ge macht hätte. Für Rußland ist es ein großer Nachtheil, daß seine Häfen so lange durch das Eis geschlossen sind, aber dieß wird sich ändern und dann ist Frankreich großen Gefahren ausgeseßt , vornämlich wenn es zur selben Zeit in Italien oder am Rheine engagirt wäre. Die Dampfflotte mit ihrer Fähigkeit, beinahe überall eine Landung vollbringen zu können , ist ein neuer Factor in der Kriegführung. Was hätte Napoleon darum gege ben, hätte er so unverhofft 50,000 Mann hier oder dort hin werfen können ! aber zu jener Zeit war die französische Flotte durch die Revolution in der Auflösung begriffen und mußte sich überall vor der britischen Flagge zurückziehen . Was England betrifft, so muß zugestanden werden, daß auch heut noch eine Expedition zur See nicht ohne deſſen Einverständniß geschehen kann. Über wenn zugegeben wer den muß, daß die Flotten eine große Rolle bei den Land friegen spielen werden , so kann man auch nicht leugnen, daß sich zur See der gleichzeitige Besiß einer großen Armee Geltung verschaffen wird . Die Benugung des Dampfes wird den Seekriegen immer mehr und mehr einen militäri schen Charakter geben , und in nicht langer Zeit werden sämmtliche Marinen ziemlich gleichmäßig sein , ſo daß das nationale Talent hierfür , gegen die mechanischen Mittel, in den Hintergrund tritt. Gleichmäßig bewaffnet , unterrichtet und exercirt , sieht ein französisches Bataillon gerade so aus, wie ein russisches oder österreichisches, wenigstens so lange dasselbe als Masse gebraucht wird, wo die angeborenen Eigenschaften des Sol Baten verschwinden. Wahrscheinlich werden in kurzer Zeit sich die sämmtlichen Dampfschiffe ebenso gleichen. Die Schiffskörper, die Maschinen, die Artillerie und fämmiliches Material werden nach den besten , vielleicht denselben Mo dellen construirt sein, denn Geheimnisse können wenigstens nicht mehr für lange bewahrt werden. Wenngleich England, in Folge seiner großen Handels flotte, eine alle Nationen überwiegende Anzahl von erfah renen Matrosen befizt , so sind diese eben dieses Handels halber über die ganze Erde zerstreut. Da aber die heuti gen Unternehmungen schnell beschloffen und schnell aus geführt werden , so geht den Engländern dieser Vortheil bei außerordentlichen Gelegenheiten verloren, und ist es in solchem Falle schlechter daran , als die übrigen Marinen. Im richtigen Gefühle der Lage hat man das Institut der coast volunteers und der continuous service men ge gründet. Seit die Bewegung der Schiffe, durch den Dampf un

abhängig vom Winde , ganz in der Hand des Comman direnden liegt, ist die Taktik eine mehr militärische gewor den , daher jede Nationalität zu einem solchen Gefechte leichter einzuexerciren ist. So wie bei einer Feldschlacht zumeist Alles darauf ankommt, auf einem gegebenen Punkte in möglichst überwiegender Anzahl zu erscheinen, so ist dieß in einer Seeschlacht annähernd dasselbe. Durch Dampf ist eine solche Concentration erleichtert , derjenige also im Vortheile , der die meisten Schiffe bemannt hat. Daher England, um für alle Eventualitäten gerüstet zu ſein, jezt die sogenannte channel fleet als Stamm für eine rasch zu rüffende größere hält. Durch seine politischen Beziehun gen ist England sehr liirt mit den Mächten des Continents, die keine Flotten, aber große Armeen haben, und kann im Verein mit diesen auch in einem Landkriege jede Unter nehmung zur See verhindern . Dagegen würde es für England allein eine sehr gewagte Unternehmung sein, eine Landung zu unternehmen , dazu ist die englische Armee zu schwach. Was würde England allein in Portugal und Spanien und namentlich bei Waterloo ausgerichtet haben ? England, auf seine eigne Armee beschränkt , könnte mit dieser nur einen sogenannten kleinen Krieg führen , viele kleine Unternehmungen gegen die Küsten ausführen , diese verwüsten und die Seestädte verbrennen. Englands Kano nenboote würden , wie zur Zeit der alten Normannen , in die Mündungen der Flüſſe dringen und die Zerstörung auch auf das Innere ausdehnen . Die Rolle der englischen Armee würde darauf hinaus laufen , in irgend einer befestigten Stellung unter den Kanonen der Flotte , in irgend einem Kinburn , in Garnison zu stehen. Bei der schwachen Armee könnte sich England , käme es 3. B. mit Frankreich in Krieg . nur ein beschränktes Kriegs theater, etwa Algier, wählen und versuchen, dieß in Besiß zu nehmen. Das ist möglich , aber nicht wahrscheinlich, da es in diesem Fall stets Alliirte auf dem Continent suchen und finden wird. Zum Glück befißt Frankreich eine be festigte Hauptstadt , die durch einen Handstreich zur See nicht so leicht genommen werden kann. Man steht, je mehr sich die Seemacht vermehrt , desto größer wird deren Einfluß auf die Kriege ; alle Welt hat Ursache, darüber nachzudenken , nicht bloß die Seeftaaten. Für Frankreich aber liegt die Aufforderung besonders nahe, dem Seewesen eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen und dasselbe zu vervollkommnen. Frankreich kann nicht den Anspruch machen, der Zahl nach die stärkste Flotte zu hal ten, es muß daher streben, die beste zu haben. Das Material ist gut, während des Krimkrieges ist sie, ohne daß Eng land etwas darin finden konnte, bedeutend vermehrt worden. Möge es streben, den Zustand zu erhalten und ein offenes Auge haben für alles Gute - , das irgendwo auftaucht, und daraus Nugen ziehen. Mit dem Wunsche, daß Mancher sich bewogen fühlen möchte, das Original in ſeiner ganzen Ausdehnung zu lesen, schließen wir hier , da das Uebrige nicht allgemein intereſ= sant ist. Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

Beilage zur

Allgemeinen

Militär - Zeitung Nr. 35 & 36.

Literatur.

Einige Gedanken über die heutige Krieg füh rung. Berlin, 1859. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn. Diese tüchtige, nur 4 Bogen starke Schrift, speciell für die preußische Armee bestimmt ist , troß ihres geringen Umfangs von sehr reichem Inhalt , wie wir in Folgendem darlegen werden. Sie zerfällt in 2 Abschnitte, strategische und taktische Betrachtungen. §. 1 bespricht den Einfluß der verbesser ten Feuerwaffen auf die Strategie der Zukunft und widerlegt mit Recht die Ansicht , als ob sie den früheren Positionskrieg an die Stelle des modernen Entscheidungskrieges seßen werde. Die Strategie muß in ihrem Rechte bleiben , muß namentlich die Wahl der Schlachtfelder nach ihren Anforderungen treffen ; der Feldherr, der sich im Vertrauen zu der jeßigen Feuerstärke auf den Vertheidigungskrieg beschränken wollte , würde einem energischen Angreifer gegenüber noch mehr in Nachtheil kommen. als ehedem. §. 2 und 3 behandeln die Eisenbahnen und Teles graphen ; sie machen im Allgemeinen den Krieg künstlicher und mahnen den Feldherrn zur Vorsicht in seinen Entwürfen daß er sie nicht allzuſehr auf diese so leicht störbaren Factoren Aus den Eisenbahnen wird die strategische Verthei bafire. Hauptnußen ziehen : sie werden die Flußvertheidigung, den digung die Verpflegung, besonders in Landstrichen , wo sich der Krieg dauernd niederläßt, wie z. B. in der Champagne im Jahr 1814, ferner den Nachschub der Ersaßmannschaften erleichtern . Sie rücken die Baſis näher an die Armee und erweitern sie derart, daß das Verlegen der Operationslinien - ein eminenter Vor -eher ermöglicht wird ; mancher Feldherr wird sich aber theil Der An auch durch sie zum Cordonſyſtem verleiten laſſen. greifer wird die eigenen Eisenbahnen zu überraschender Cons centrirung , die im feindlichen Lande aber erst dann benußen können, wenn die sie deckenden Festungen in seiner Gewalt und die Beschädigungen hergestellt sind ; leßteres wird in den meisten Fällen leicht möglich werden. Auch die Telegraphen kommen meist dem strategischen Vertheidiger zu gut ; dagegen werden fie wohl öfter die Regierungsgewalt verleiten , die ehemalige Rolle des Wiener Hofkriegsraths dem Feldherrn gegenüber zu spielen. (Als schlagendes Beispiel hätte der Verfasser hier anführen können , daß die Zerstörung des Varna-Telegraphen unmittelbar vor dem Hauptsturm auf Sebastopol von Pelissier selbst ausgegangen sein soll , der sich dadurch auf kurze Zeit der Leitung Napoleons entziehen wollte). §. 4 hebt die wichtige Rolle des Trains hervor und eifert gegen deſſen Vermehrung, wie sie die Neuzeit durch die Sanitäts , die Feldtelegraphen wagen, die Post 2c. eingeführt und die Summe der Fahrzeuge bei einem preußischen Armeecorps excl. des Artilleriefuhr werks auf 450 gebracht hat. Wie müßte der Train noch weiter anwachsen, wenn man sich zu einer Vermehrung der Infanterie patronenwagen verſtände, oder lauter 12 Pfünder oder gezogene Geschüße in gleicher Anzahl , wie die seitherigen leichten ein führte! Um der Armee ihren operativen Charakter zu erhal ten, machte Feldmarschall von Müffling schon bei der Mobil machung von 1850 den Vorschlag , eine Anzahl 6 Pfünder

Batterien abgehen zu lassen und dieß zu einer Zeit , da erst die Jäger und Füßilierbataillone und einige Garderegimenter der preußischen Armee mit gezogenen Gewehren bewaffnet waren. Der Verfasser räth die Verminderung des Lurustrains an ; er sagt mit Recht, die neuen trefflichen Kunststraßen , welche seit 1815 allenthalben entstanden, sollten nicht zu einer Vergröße rung des Trains , ſondern eher zur Beschleunigung der Opera §. 5 stellt den Werth der modernen Festun tionen drängen. gen, auch der armirten Hauptstädte, für die moderne Stragetie fest und beschäftigt sich mit der wichtigen noch nirgends ganz gelösten Aufgabe, das Eisenbahnneß mit der Landesvertheidigung oder umgekehrt lettere mit ersterem in Einklang zu bringen. (Fortseßung folgt .)

Eine Deutschlands und Frankreichs Macht. Schuß und Trugschrift von einem deutschen Offi zier a. D. Potsdam , 1859. Verlag von A. Stein, Riegel'sche Buchhandlung. Nachdem die zwiſchen Frankreich und Oesterreich schwebenden Differenzen , sowie die Kriegslust des französischen Heeres als Motive für einen zwischen beiden obengenannten Mächten drohenden Krieg bezeichnet sind , wünscht der Verfasser in legterem vor allen Dingen einen engen Anschluß Preußens und Deutschlands an Desterreich, indem er die Zuversicht hegt, daß es mit Hülfe der bewaffneten Macht der genannten drei Staaten, falls dieselbe gehörig benußt werde, nicht schwer sei, den Sieg gegen Frankreich und das mit ihm verbündete Sardinien zu erkämpfen. Zum Beweise von der Ueberlegenheit der bewaff neten Macht Desterreichs , Preußens und Deutschlands über diejenige Frankreichs und Sardiniens , läßt der Verfaſſer nun eine Beschreibung der Armeen der eben genannten fünf Mächte, sowohl nach ihrem Hauptcharakter, als speciell nach ihrer gegen wärtigen Organisation und Stärke folgen. Wir wollen einige der hauptsächlichsten Züge dieser Beschreibung wieder geben. Bei der österreichischen Armee werden die schon in den früheren Kämpfen mit Frankreich erprobte Standhaftigkeit und tüchtige Beschaffenheit , sowie die wichtigen Verbesserungen seit den Jahren 1848 und 1849 hervorgehoben. Die Kriegstüch tigkeit , und die auf einer zweckmäßigen Wehrverfaſſung be ruhende , im Verhältniß zur Landesgröße bedeutende Stärke der preußischen Armee find gebührend anerkannt. Der immer größeren Vervollkommnung der kleineren deutschen Bundesheere zollt der Verfasser verdientes Lob spricht aber gleichzeitig den wohlberechtigten Wunsch aus , daß bald eine größere Gleich mäßigkeit in der Kriegsausrüstung dieser Heere herbeigeführt werde. Die für einen auswärtigen Krieg zu verwendende Landmacht Desterreichs , Preußens und des deutschen Bundes zusammen wird richtig auf 840,000 Mann angegeben. Bei der französischen Armee werden zwar große Kriegstüchtigkeit, mannichfache Vorzüge , Kriegserfahrung , und die besonderen Eigenschaften des französischen Soldaten hervorgehoben ; jedoch in Standhaftigkeit , Uebung und Fertigkeit im Waffendienst dieser Armee kein Vorzug vor den deutschen Armeen einge räumt. Dagegen wird in Disciplin unter schwierigen Um

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ftänden, genauem Vorpostendienste , Pflege und Wartung der Pferde die franzöfifche Armee, als den deutschen Armeen nach fiehend bezeichnet. Die für einen auswärtigen Krieg dispos nible Landmacht Frankreichs wird auf 420,000 Mann , das heißt sicher nicht zu niedrig angegeben. Die Kriegstüchtigkeit der sardinischen , über 50,000 Mann starken Armee , welche in's Feld zu rücken bestimmt ist , erachtet ver Verfasser, einige gute Truppen abgerechnet , nur für gering. Die sardinischen kämpfenden Bundesgenossen , aus undisciplinirten Freischaaren bestehend , sind von keinem Belang. Nach Vorhergehendem empfehlen wir den Inhalt des Büch leins bestens und wünschen , daß es dazu dienen möge , die noch vielfach verbreiteten irrigen Vorstellungen von der Macht Frankreichs zu berichtigen.

Europa's Lage verlange im Gegentheišeine feßtere militäriſche 4 Organisation als ze. Kriegsmaterial. Die portugiesische Infanterie ist man gelhaft bewaffnet ; noch mehrere Regimenter haben Steinschloß gewehre ; erst in 2 Jahren wird die ganze Armee mit Per cuffionsgewehren versehen sein. Die vor 10 Jahren erhals tenen Waffen find nicht mehr in gutem Stand. Man sollte wenigstens 10 Mann per Compagnie mit gezogenen Ges wehren bewaffnen, damit Offiziere, Unteroffiziere und Sol daten daran lernen könnten. Kinnriemen. Man sollte dieselben immer im Dienste tragen. Verschiedenes : Geschichte der Feuerwaffen. (Forts.) - Die neue spanische Büchse. ― Die Stärke der englischen, piemontesischen, neapolitanischen Armee.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften.

Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1858.

Schweden.

Januar 18 5 9. Portugal.

Direc Revista militar. Periodico quinzenal. ção: Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joân Manoel Cordeiro , Major graduado. Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1859. Die portugiesische Artillerie. (Fortſ.) Beschreibung von Cavalli's piemontesischer Laffetirung, wodurch die Solis bität des Gribeauval'schen Systems mit der Leichtigkeit des englischen vereinigt werden wollte. Keine Vermehrung der Armee, aber Gleichstellung mit andern Armeen wird verlangt, in Beziehung auf Inſtruction, Bewaffnung und Ausrüstung. Die von den Kammern bes willigte Mannschaftszahl sollte vorhanden sein ; man möchte nicht so viele Offiziere commandiren, die Stabsoffiziere redu ciren. Die Zukunft der Offiziere sollte durch ein Gesetz geregelt und nicht partheiische Pensionen ertheilt werden. Die Befestigungen von Torres Vedras, Lifſabon und Almeida sollten wiederhergestellt werden. Ueber Dienstentlassung. Es wird geklagt, daß mit der größten Willkür Soldaten viele Jahre länger als geseßlich ihren Abschied nicht erhalten, so daß Leute, die 4 Jahre zu dienen haben, oft erst nach 9 und 10 Jahren ihren Abschied bekommen. Der Grund hiervon liege darin , daß die Civil. behörden ihre Recruten nicht zur rechten Zeit ftellen. Ein Gefeßesentwurf für die Colonien. Um besser für die Offiziere in den Colonien zu sorgen, wird beantragt : daß jeder Offizier, der dahin detachirt ist, und dort Capitän oder Stabsoffizier wird , in die Armee zurücktreten dürfe, wenn er dort 10 Jahre und 3 Jahre davon in seiner leßten Charge gut gedient hat. Ueber das stehende Heer. Eine portugiesische Zeitung hatte die Behauptung aufgestellt , Portugal sei zu klein für stehende Heere und verdanke seine Unabhängigkeit nur dem europäischen Gleichgewicht. Dagegen wird geltend gemacht, daß der Fall des Charles & George gerade das Gegen theil bewiesen habe ; fremde Nationen beſchüßen die Unab . hängigkeit Anderer nur , wenn es ihr eigenes Intereſſe er fordern. Mit dem Patriotismus vertheidige man kein Land ;

Bericht über Zuwachs und Abgang in der Kriegs akademie. Derselbe enthält die Biographien lauter im Auslande wenig bekannter Persönlichkeiten. Vertheidigungsplan des Großfürstenthums Finn land von Feldmarschall Ehrensvård , im Jahr 1766. Es wird darin auseinander gefeßt , daß die Ents fernung Schwedens, die Entblößung Finnland's von Festun gen , Truppen , Schiffen und Lebensmitteln das Land den Ruffen öffne. Demnach wird als wünschenswerth bezeichnet : eine tüchtige Flotte , eine Armee von circa 40,000 Mann, Munition für 1 Jahr , Lebensmittel für 4 Monate und Sveaborg als Centralpunkt der Vertheidigung. -- 33. Die Kosten des deutschen Kriegs von 1628 Diese für den Historiker interessanten Detailberechnungen zeigen die Regimenter , ihre Stärke , die Bezahlung der Offiziere, die Zahl der Gewehre und sonstigen Waffen und damaligen Preise an. Die Gesammtkosten betrugen 53 Mil lionen Rthlr. nach jeßigem Gelde, wozu Frankreich und Hol land 10 Millionen als Subfidien beitrugen. Das erste Jahr war das theuerfte , später nährte sich der Krieg fast ganz durch sich selbst. Soll die Entwickelung des schwedischen Wehr systems im Sinne des Auslands geschehen ? 1. Einsender verneint diese Frage, wie es schon ein früherer Artikel that, welch' leßterer übrigens Einiges vom Ausland befürwortete , nämlich : Verlängerung der Wehrpflicht und Uebungszeit , und Eintheilung der Wehrmannschaft in Bas taillone und Compagnien ſchon im Frieden. Dagegen wird bemerkt , eine Verlängerung der Dienstzeit ohne gehörige Uebung habe keinen Werth , die leßtere sei aber in Schwes den nicht möglich. Die Selbstbeköstigung 2c. während der Uebungszeit wäre gegenüber den ohnehin Befreiten unbillig. Die Anmeldungen beim Compagnie Commandanten bei Wegzügen 2c. sei wegen der Größe der Entfernungen nicht durchzuführen. ― II. Der Verfasser des citirten Artikels erwiedert hingegen : Die Verlängerung der Uebungszeit beabsichtige keinen Landsturm, sondern eine Vereinigung mit dem stehenden Heere ; der Selbstunterhalt sei nur theilweise gemeint ; die Eintheilung in Compagnien habe ihr Miss liches , sei aber ausführbar , und gebe der Wehrpflichtigkeit eine bestimmtere Form.

Ankündigungen.

In unterzeichnetem Verlage ist soeben erschienen :

Cavalerie - Skizzen

entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein, Kaiserlich Russischem Obersten und Flügeladjutanten. 8.

elegant broch.

5 Bogen.

Motto: Boute en avant ! Preis 16 Sgr. oder 54 kr. Eduard Zernin.

Darmstadt, den 25. April 1859.

Rudolf Kunge's Verlagsbuchhandlung in Dresden.

In Commission der J. Krüll'schen Universitätsbuchhandlung in Landshut erschien soeben : Die bayerische Landesfeftung

Die

militärische Beredtfamkeit, dargestellt in Ingolstadt Erörterung und Beiſpiel von 8. von Baumann, Hauptm. im 4. K. S. Infant.-Bat.

8.

in kriegsgeschichtlicher und strategischer Beziehung dargestellt von Konrad von Berg , Hauptmann im f. 7. Infanterieregiment (Hohenhausen).

eleg. broch. 20 Ngr. oder 1 fl. 12 kr.

Mit einer Ueberſichtskarte .

8.

broch.

Preis 1 Thlr. 5 Sgr. oder 2 fl.

Von demselben Verfasser erschienen früher in gleichem Verlag : Der Sicherheitsdienst im Marsche, bearbeitet und durch_kriegsge schichtliche Beispiele erläutert. 8. broch. 2 Thlr. 15 Ngr. oder 4 fl. 30 fr. Der Feldwach - Commandant. Eine Anleitung für die Ausübung des Feldwachdienstes, sowie für die dabei oorkommende Beseßung und_Vertheidignng von Dertlichkeiten. Dritte dermehrte Auflage. Mit 1 Holzſchnitt. 8. broch. 1 Thlr. 10 Ngr. oder 2 fl. 24 fr. Die Schüßen der Infanterie, ihre Ausbildung und Verwendung. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 8. broch. 16 Ngr. oder 57 fr.

In unserm Verlage ist soeben erschienen :

Miguel Gomez . Ein Lebenslichtbild. Von Wilhelm Baron von Rahden, vormals Brigade- General im Genie- Corps der Spaniſch-Carliſtiſchen Armee von Aragon und Valencia.

Supplement zu : Nachbenannte Werke, welche im Gebiete der mathematischen Wissenschaften als unübertroffen da stehen, sind durch jede gute Buchhandlung zu beziehen : Heim, J. P. G. v., Oberstlieutenant, Beitrag zur Theorie der Bewegung der Räderfuhrwerke, insbesondere der Dampf wagen. Für Artillerie - Officiere, Ingenieure, überhaupt für Diejenigen, welche sich mit dem Studium der höheren Mathematik beschäftigen. 4. Mit Abbildgn. br. 3 f. 30 kr. oder 2 Thlr. - Beiträge zur Ballistik in besonderer Beziehung auf die Umdrehung der Artilleriegeschosse. 4. br. 3 f. 30 kr. oder 2 Thlr. Cannstatt , April 1859.

Louis Bosheuyer's Verlag.

Wanderungen eines alten Soldaten. Dritter Theil. Aus Spaniens Bürgerkrieg. 1833-1840 . Mit einem Facsimile. gr. 8. gebeftet. Preis 15 Sgr. oder 54 kr.

Früher ist erschienen und noch vorräthig : Aus Spaniens Bürgerkrieg. 1833-1840 . (Auch_u. d . T.: Wanderungen eines alten Soldaten. Dritter Theil.) Mit 2 Karten. 1851. 28 Bog. gr. 8. ges heftet. Preis 2 Thlr. 7% Sgr. oder 4 fl. 3 fr. Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker) in Berlin.

In der Herder'ſchen Verlagshandlung in Freiburg ist vollständig erschienen :

Atlas

der

Schlachten ,

Treffen

und

Belagerungen

aus der Geschichte der Kriege von 1792-1815 von Professor Dr. J.

E. Woerl .

Einhundert und vierzig Blätter , verbessert und mit kurzen Erläuterungen begleitet von Ferdinand von Dürrich, -Königl . württemb . Ingenieur-Hauptmann a. D. Preis 5 Thlr. oder 8 fl. Dr. A. Petermanns „ Mittheilungen aus Justus Perthes geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie." ( 1858. XIII ) sagen über dieses Werk : Der anerkannt vortreffliche Sclachten- Atlas des Professor Dr. Woerl ist in einer neuen Ausgabe erschienen , die sich bei ihrer zweckmässigen Einrichtung und grossen Billigkeit gewiss in den weitesten Kreisen Eingang verschaffen wird. Hauptmann v. Dürrich, durch seine militärgeogra phischen Arbeiten rühmlichst bekannt, hat die 140 Uebersichtskarten und Schlachtenpläne, aus denen der Atlas besteht, neu revi dirt und mit kurzen Erläuterungen aus Prof. Woerls „ Geschichte der Kriege von 1792-1815 " begleitet. Die detaillirten , über sichtlich und praktisch angelegten Schlachtenpläne leisten dem Verständniss der Kriegsgeschichte der genannten Jahre den wesent lichsten Vorschub."

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Im Verlage der Hahn'schen Hofbuchhandlung in Hannover iſt ſoeben erschienen, und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :

wichtige Mittheilungen für alle Fünfstellige

Pferdebesizer. Siebente, sehr vermehrte und verbesserte Auflage. 12. geh. 1 Thlr. oder 1 fl. 48 fr. Es enthalten diese von den größten Züchtern und Pferdekennern, so z. B. von dem weltberühmten Reiſenden Catlin, Fürſt - Pückler Muskau und dem amerikaniſchen Rossebändiger Rarey herrührenden Mittheilungen unter Anderm : Aufzucht der Pferde im ersten Levens jabre. Ernährung der Fohlen bei fehlender Milch. Die vermin derte Freßlust der Pferde wieder herzustellen und abgezehrte Pferde bald wieder in guten Stand zu verseßen . Ein Pferd für die Hälfte der bisherigen Kosten gut zu ernähren. ― Wie die Araber und Perser ihre Pferde füttern . Heilung der Rogkrankheit. -Wider die Kolik, die Druse, die Mondblindheit, den Koller, Satteldruck der Pferde ; sämmtlich vielfach erprobte und bewährte Mittel. -- Den Pferden das Beißen, Schlagen, das Durchgehen, das Niederlegen im Wasser, das Koppen- oder Krippenbeißen auf eine ganz leichte Weise abzugewöhnen. Wie die Indianer eben eingefangene wilde Pferde augenblicklich zahm wie ein Lamm machen. In erkrankte und erschöpfte Pferde neues Leben zu bringen . Zu ermitteln, ob eine Stute tragend ist. Das Ballen des Schnees unter den Füßen der Pferde zu verhindern. Schuß der Pferde vor jedem Fliegenstich u . s. w. Außer einer Einleitung und Abbandlung über Pferdezucht enthält diese Schrift noch 73 höchst wichtige, durchaus erprobte und bewährt gefundene Mittheilungen für alle Pferbebefizer, von denen jede einzelne in vorkommenden Fällen sich hundertfach bezahlt machen wird . Es ſollte deshalb kein Pferdebeſißer dieſe geringe Ausgabe ſcheuen . Der Abſag von 7000 remplaren binnen Jabresfiiſt zeugt übrigens am besten für das hobe Intereſſe, das dieſe Schrift trop der in neuester Zeit unglaublich großen Konkurrenz fortwährend zu bieten vermag . Man wolle bei der Bestellung daher genau auf obigen Titel (Berlag von L. Garce in Naumburg und Leipzig) achten.)

Socben erschien in der Anton'schen Sortimentsbuchhandlung in Halle und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen : Wiltsch, Th., Pastor von Reichardtswerben, Die Schlacht von, nicht bei Roßbach u . f. w. den 5. Novemb. 1757. Nach bisher noch unbenußten authentischen und archi varischen Quellen und nach glaubwürdigen Berichten von Augenzeugen. Mit 4 Beilagen, einem Schlachtplane und einer Lithographie mit den Schlachtsäulen gr. 8. geh. 2 Thlr. oder 3 fl. 36 fr.

logarithmisch-trigonometriſche Tafeln vom Professor Dr. Theodor Wittstein. gr. 8. geh. 20 gr. oder 1 fl. 12 fr. Diese Tafeln zeichnen sich durch Größe und Deutlichkeit der Ziffern vor allen bekannten Tafeln aus, und können selbst von schwachen Augen ohne allen Nachtheil gebraucht werden. Sie be schränken sich auf fünf Decimalstellen, welche in den meisten Anwen dungen der Mathematik eine hinreichende Genauigkeit geben und über welche auch die Bedürfnisse des Schulunterrichts nur in seltenen Fällen hinausgehen. Die Tafeln enthalten : 1) Die Briggischen Logarith men der natürlichen Zahlen ; 2) die natürlichen trigonometrischen Zahlen von Viertel- zu Viertel-Grad ; 3) die Logarithmen der trigo nometrischen Zahlen von Minute zu Minute ; 4) die Längen der Kreis bögen; 5) die Gaußiſchen Logarithmen ( legtere in neuer vereinfachter Anordnung); 6) die natürlichen Logarithmen. Als Anhang sind trigonometrische Formeltafeln beigefügt.

Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Entwaffnung oder Krieg. Eine Denkschrift für den italienischen Congreß. Zugleich ein Nachtrag zu der Schrift : Die Rettung der Gesellschaft aus den Gefahren der Militärherrschaft.“ Von Wilhelm Schulz-Bodmer. 8. Geb. 8 Ngr. oder 28 fr.

Durch alle Buchhandlungen ist zu haben : Handbuch der Artillerie , aus dem Frans zösischen übersegt von B. v. Seydlitz. 68 Bogen Text und 109 Tafeln Abbildungen. Preis 4 Thlr. oder 7 fl . 12 fr. Vorstehendes ist eine Üleberseßung der neuesten (3.) Auflage des rühmlich bekannten Aide- Mémoire à l'usage des officiers d'artillerie. Das lehte (8. Heft) wird in einigen Wochen fertig. Sés llll.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

A t

7.

Samstag, Mai 1859. Bersaing vod- fired stabloring

898

7.

34. Jahrgang. No. 37 & 38.

Allgemeine Militär - Zeitung . Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Württemberg.

gegen diese Macht bedacht sind ; denn es kann ja nicht A Stuttgart, 2. Mai. Es wird beabsichtigt, lange dauern , bis Rußland seine im vorgenannten Krieg einige Jägerbataillone zu organisiren. Eine zu geschwächten Kräfte ersetzt hat, und mit den Kräften kom wieder. Sollte dem Zwecke niedergeseßte Commission hat bereits ihre men wohl auch die alten Eroberungsgelüfte dieß geschehen, so ist unsere Bertheidigung gegenwärtig so Arbeiten begonnen. eingerichtet, daß wir keinen großen Haltpunkt an der Küste Belgien. besigen, sondern den Feind unbehindert landen und sich Der Kriegsminister hat dem unserer Küstenpunkte, natürlicherweise auch des ganz offenen Brüssel , 28. April. Centralausschusse , welcher das Kriegsbudget prüft , eine Stockholms , welches sich gar nicht vertheidigen kann , bes Uebersicht über die im Jahre 1859 zu machenden außer mächtigen laffen müssen. Unser im Anfang eines Feldzugs ordentlichen Ausgaben für Verbesserungen im Kriegs einem russischen Invasionsheer immer untergeordnetes Heer, material vorgelegt. Der verlangte außerordentliche Cres das auf einem unermeßlichen Raum vertheilt ist, und Zeit dit beträgt 5 Millionen. Davon sollen für Geschüße und zu seiner Concentration bedarf , muß sich natürlich ins Wurfgeschoffe 280,000 Fres. , für Laffeten 2c . 200,000 Frcs ., Junere des Landes zurückziehen, und hier haben wir einen für Handwerkszeug, für Festungsbauten 180,000 Fres., Centralwaffenplag in der Festung Carlsborg bei Wettem, für Gewehre und Säbel 700,000 Frcs . und für Pulver u. s. w. die aber noch unvollendet ist. Gesezt auch , daß Carls 895,000 Fres . verwandt werden . borgs Wälle den Feind aufhalten können , und daß unser Der Plan der Befestigung Antwerpens ist inzwischen verstärktes Heer hier Vortheile über den Gegner beabsichtigt jezt, Man in ein neues Stadium getreten. gewinnt , so hat doch dieser die Zeit gehabt, die reichsten die Stadt mit einer großen Ringmauer zu umgeben, deren Provinzen des Reichs zu verheeren, die Hauptstadt zu be Vertheidigung durch 1500 Stück groben Geschüges ge= rennen ; und wenn der Winter kommt nnd das Invasions schehen soll. Die Vorlage an die Kammer wird dem Ver heer sich einschiffen muß denn den Winter über kann ja nehmen nach im Juni erfolgen und die Kammer dann zu doch kein feindliches Heer in unserm Lande stehen, wenn einer außerordentlichen Sizung zum Zwecke dieser wichtigen es nicht die Festungen, besonders die Centralfeftung , inne Discussion einberufen werden. hat —so ist uns bereits unberechenbarer Schaden zugefügt, Schweden. und im nächsten Feldzug kann das Land in die Hände der Stockholm, 10. April. Es ist bekannt , daß der Russen fallen. Wie soll nun dem abgeholfen werden ? vorige Reichstag eine fleine Summe für die Befestigung Die Antwort auf diese Frage ist in schlagender Weise Stockholms votirte. Mehrere Stimmen ließen sich da durch eine Schrift gegeben, die sehr geeignet ist , Aufsehen mals über das Unnöthige, ja Widersinnige dieser Maßregel zu erregen. Diese Schrist , von dem Zweck der Befesti vernehmen, und die Geringfügigkeit der votirten Summe, gung Stockholms ", ist von einem jungen , aber kenntniß 200,000 Rd. , auf zwei Jahre vertheilt , schien auch an reichen und ausgezeichneten Offizier, Lieutenant J. Mankell, zudenten , daß man zugleich wollte und nicht wollte; daß verfaßt, und beleuchtet die Frage nach allen Seiten. Das man unschlüssig war , wie man die Sache nehmen dürfe. Resultat , zu welchem seine Untersuchungen leiten, ist : daß Daß diese Frage ein Discussionsgegenstand auf dem be die ungeheuren Opfer, welche das jest obwaltende Central vorstehenden Reichstag werden wird, läßt sich leicht absehen, vertheidigungssystem erheischt, nur dadurch beseitigt werden wie auch, daß die Partheien daran ihre Kräfte messen werden . fönnen , daß man Stockholm zu einem Centralwaffenplag Durch die veränderte Stellung , die wir in Folge unseres macht , der die ganze schwedische Armee aufnehmen kann, Verhaltens im legten orientalischen Krieg zu Rußland ein und somit das erste Operationsobject des Feindes figirt". ― warnt der Verfasser - man befestige Stockholm genommen, ist es nothwendig , daß wir auf Vertheidigung Aber

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in großem Maßstab , man scheue die Aufopferung von 10 bis 15 Millionen nicht, und um Alles bald fertig zu haben, um nicht unvorbereitet dazustehen, wenn der Erbfeind uns angreift, wende man alle Kräfte der Befestigung der Haupt stadt zu, und lasse die übrigen Festungsbauten ruhen , bis Stockholm in Vertheidigungsstand gekommen. Wir fönnen nicht umhin zu glauben, daß dieß eine Lebensfrage für unser Land ist, und sind überzeugt, daß die eindringlichen Worte des Verfassers nicht ungehört verhallen werden. Wir unsererseits bekennen, daß dieses Buch uns von der Nothwendigkeit, Stock holm großartig zu befestigen, vollständig überzeugt hat. Türkei. Pera , im März. Da der Abschluß des türkischen Jahres nahe bevorsteht , so ist man auf dem Kriegsmini sterium beschäftigt, neue Contracte über die Lieferungen für die Armee abzuschließen. Der Rüstungen wegen werden wahrscheinlich dießmal noch bedeutendere Ankäufe erforderlich werden, als dieß gewöhnlich der Fall ist. Bei wei tem der größere Theil des nöthigen Materials zur Bekleidung und Bewaffnung der Armee wird aus Europa, nament lich aus Frankreich bezogen. Ueber die Montirungsstücke wird gewöhnlich hier in Constantinopel mit armenischen oder griechischen Lieferanten ein Contract abgeschlossen ; diese laffen dann auf eigene Rechnung das Tuch 2c. aus Frank reich kommen und die einzelnen Bekleidungsstücke hier an. fertigen. Nur das graue Tuch für die Mäntel ist zum Theil inländisches Fabricat. Noch abhängiger als in Be zug auf die Bekleidung , ist die türkische Armee hinsichtlich der Bewaffnung. Es bestehen zwar Fabriken für die Anfertigung von Gewehren und blanken Waf fen , ja es find dieselben mit nicht unbedeutendem Kosten aufwand eingerichtet worden , doch sind ihre Leistungen so schwach, daß sie nicht einmal im Stande sind , den Frie densbedarf zu liefern. Die Gewehrfabrik hat ihre Thätigkeit vollständig eingestellt , weil das Gebäude, welches ursprünglich zu diesem Zweck in Dolmabaktsche be nugt wurde, in ein kaiserliches Theater umgewandelt worden ist; es sind ihr zwar andere Räumlichkeiten in Zeitun Burnu eingeräumt worden , doch ist ihre Wirksamkeit seither eine rein illusorische geblieben. Ebenso verhält es sich mit der Fabrik für Säbel und blanke Waffen überhaupt. Die ganzen Armaturstücke, wie sie jezt vorhanden sind, wurden in Frankreich und zum geringeren Theile auch in England angekauft. Da diese Ankäufe zwischen den Regierungen abgeschlossen worden , so bedarf es keiner besonderen Er wähnung, daß man nicht gerade die besten Waffen hierher sendet , so daß z . B. alle türkischen Schüßenbataillone mit den in Frankreich früher üblichen , dann durch die Minié büchsen erseßten , alten Thouvenin'schen Büchsen bewaffnet sind. Nur die Artillerie erhält ihr ganzes Material aus den Fabriken des Julandes ; die Geschüße, Wagen und Geschirrsachen aus Topchane , die Eisenmunition aus Sa matur , das Pulver aus der Fabrik bei Zeitun Burnu. Wenn auch augenblicklich hinreichende Waffenvorräthe noch vom lezten Krieg her vorhanden sind , um nöthigenfalls die ganze Armee ziemlich gut bewaffnen zu können (man würde auch den Redifs Percussionsgewehre geben), so wäre doch leicht denkbar, daß im Verlauf eines längeren Kriegs ein Mangel hieran sich fühlbar machen würde. (Allg. 3.)

Ueber die Organiſation deutscher Freicorps. (Schluß.) Es könnten oder müßten nun diese Corps gebildet werden innerhalb der Rahmen von Bataillonen zu je 6 Compagnien, deren jede beftünde aus 4 Offizieren, 1 Feld webel , 2 Oberführern , 8 Führern , 2 Signalisten, 5 Öffi ziersdienern , 100 Gemeinen - Summa 122. ―― Im Ganzen daher das Bataillon aus 24 Offizieren, 66 Unteroffizieren , Summa 732. 12 Signalisten, 30 Offiziersdienern , 600 Gemeinen, Zu diesen gehörte noch als Stab : 1 Commandant , 1 Adjutant , 1 Arzt, 1 Auditor , 1 für Waffenaufsicht , 1 Rechnungsbeamter , 1 Rechnungscanzleischreiber, 1 Signalistenführer, 2 Zimmerleute , 1 Profos , 1 Gehülfe , 1 Adjutantenschreiber , 5 Diener. Sohin das Bataillon 750 Mann. Aus dem activen Heere müßten und sollten in diese Corps gestellt werden : der Commandant , welcher entweder ein Stabsoffizier oder ein bisheriger Hauptmann sein müßte ; der Adjutant , ein Lieutenant und dessen Adjutanten schreiber, sowie der Profos und dessen Gehülfe ; der Rechnungsbeamte ferner für jede Compagnie der Hauptmann , ein jüngerer Hauptmann oder ein Oberlieutenant; 1 Feldwebel , Listenführer , und der Waffen-Aufsichtsoffizier. Zur Handhabung des praktischen Dienstes mit dem ge botenen Ernste sind alle diese Chargen aus der Linie nöthig, den Rahmen des Ganzen festzuhalten, daß er nicht unter der ritterlichen Schwärmerei patriotischer Begeisterung und endlich unter der Last der Prosa und der Wirklichkeit und der Entbehrungen auseinanderfahre in Stücke , wie ein ― auf's Saalpflaster gefallenes Champagnerglas. Die deutsche Jugend, deren Schwärmerei ihren Gipfel ―――― punkt offenbar in Schiller erreicht hat der ihren Edel Posa gezeichnet hat und in Allein ist groß und verehrungswürdig in ihrem Wollen. die Unthätigkeit ist im concreten Falle nicht bloß ihr ag grefsiver Feind , sondern sie ist auch der Wurm , der den Kitt zwischen den Fugen herausnagt , und bald und leider auch nachhaltig aus einem im ersten Augenblick der Ge fahr des feindlichen Andrangs und Anpralls wirklich mach tigen Ganzen eine rand- und bandlose Heerde von Pro fefforen, Doctoren, Rathern und Grüblern machen wird . — eine alle Gefahr nicht achtend, in den Feind dringender junger Leute, morgen

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in eine zaghafte, Flucht und Rettung à tout prix parla der Seltenheit halber auch im Heere nicht sehr leicht ents mentarisch berathende Gesellschaft. Es liegt in solchen behrt werden können . Doch aber vermißt die Linie die mit Gesellschaften ein selbst ihr himmelstürmendes Wollen über solchen Eigenschaften ausgestatteten Männer in ihrer bereits steigendes Können , das sein Grab in keiner physischen An feststehenden Form viel leichter , als eine Abtheilung Freis strengung, selbst nicht in der augenscheinlichsten Unmöglich williger diese Eigenschaften in ihrem Führer entbehren feit findet, das aber verflüchtigt in dem ersten Moment kann. Diese aus dem activen Heere herübergenommenen von Ruhe, ler über das Bedürfniß hinausgeht. Nicht so Persönlichkeiten sind gleichsam das Geländer an dem schmalen leicht können Strapagen oder Entbehrungen die Kräfte oder Stege, der aus der Ungebundenheit des akademischen Lebens den Muth solcher Corps erschöpfen , wohl aber Unbeschäf über die Kluft der Insubordination in die feste und fest tigtheit ihren Geist erlahmen machen , und dieselbe Abthei stehende Ordnung der Disciplin hinüberführt, ohne welche lung , die heute Alles niederschmetternd fieghaft vordrang, gerade ein solches Corps am allerwenigsten bestehen kann, wird in 8 Tagen, unfähig jeden Widerstandes, den jüngst weil gerade von derselben das Gelingen der Haupt- und eroberten Plaß nicht mehr halten , kaum furze Zeit vers eigentlichen Aufgaben dieser Corps abhängt. Sie müssen in den Reihen der Linienarmee noch festen Fuß haben und theidigen. Der deutsche Jüngling ist unbestreitbar die edelste Natur, durch die ungehinderte Möglichkeit des Uebertritts das selbst in der Erscheinung des Bauern , wo der Großtheil kameradschaftliche Band abgeben zwischen Linie und Freis willigen, welche ohnehin durch die eigene Natur ihrer Ver seiner Fehler und Bergehen nur Verirrungen des Kraft bewußtseins und deren Aeußerungen sind. Hinterlist, wendbarkeit wie eine selbstständige Waffengattung des Sie find Heimtücke und alle die Eigenschaften des Tartuffe lernt ganzen Hecres dastehen können und sollen. ihm erst das Priesterseminar an oder die vielen und trau wie sie einerseits das Bindemittel zwischen den beiden Heer rigen Erfahrungen der Praxis des bürgerlichen Lebens, theilen der stehenden Armee und der Freiwilligen sind in dem das Allgemeine hinter dem hochgehaltenen und andererseits aber auch jene , welche stets nicht bloß die sorgsam gepflegten Ich des Einzelnen verschwindet. ersten Aeußerungen gegenseitigen Uebelwollens empfangen Es weiß jeder Jüngling , was er thut , sobald er in und ist es ihre schwere Aufgabe , dasselbe nicht nur nicht -――――――― • das Corps eintritt. Er begibt sich freiwillig, mit dem wachsen zu lassen, sondern nach Möglichkeit zu paralysiren . ganzen Bewußtsein des Opfers , auf ein gewisse Zeitdauer Sie sind es , auf deren militärischen Ruf alle jene Unord ― des freien Verfügungsrechts seiner Handlungen gewisser nungen und Exceffe fallen , welche unvermeidlich sind bei maßen seines Urtheils und Willens und ergibt sich allen einer Schaar junger Menschen, die zum Theil bemittelt Consequenzen, die oft viel schmerzlicher und härter zu ver sind , deren Jugend andern Theils aber auch eine große dauen sind als die blauen Bohnen , mit denen der Feind Verausgabung an Kraft gestattet und alle Folgen oft wieders die fecken Partheigänger überschütten wird . Er steht daher holter langer und auch trunkener Nachtwachen rasch in ein viel höher als der Conscribirte, der mehr oder weniger paar Stunden Schlaf wieder erseßt. Pensionirte oder gar entlassene Offiziere dürfen hier nicht gegen Neigung und natürlichen Beruf vom väterlichen Pflüge Sie bringen nichts mit neben ihren oder Gewerbe geriſſen wurde, als der in der Kaserne auf angestellt werden. gewachsene, freiwillig zugehende Soldat, als der in einer schwachen Erinnerungen aus der Activität , als eine un Militärerziehungsanstalt von seiner Kindheit auf in den nüße Menge von Plänen und Luftschlössern , welche sie Soldatenstand hineinerzogene angehende Offizier , als der in der Mußezeit combinirt haben, die ihnen durch ihre Pen vom Knabenalter an bis zum Antritt seiner Pfründe der fionirung gegeben und die sie sich während ihrer Dienstzeit Welt, der Menschheit zum unnatürlichen Manne im Clerical selbst gemacht. - Sie zeigen jedem Begegnenden den seminare entfremdete Priester. -- Der junge Mann ge Stachel ihrer nicht anerkannten Verdienste und wiſſen, wöhnt sich durch die Einsicht der Nothwendigkeit leichter gleichviel ob mit Recht oder Unrecht , über jeden noch in an die Disciplin und Ordnung , als der in Regelmäßig Linie stehenden Kameraden irgend etwas Nachtheiliges zu keit und Gehorsam älter gewordene Offizier an die nach allen sagen. Sie erhielten ihre Pensionirung entweder wegen Seiten ausschlagende Ungebundenheit einer Gesellschaft mehr Krankheit oder Schwäche, nahmen solche aus Faulheit oder gar noch Schlimmerem. - Im ersten Falle ist ihre Ruhe gut oder weniger eigenwilliger Individuen , die er zu Resul ―――― taten führen soll, deren Ziel nur erreicht werden kann durch für sie, im leßten Falle für das Hcer. Alle derlei Kunst feste innige Geschlossenheit und Folg und Fügsamkeit in griffe und Reactivirungsgelüfte sind nichts als Finanz eine einzige compacte Masse. speculationen , Angeln , die sie nach erhöhten Pensionsge Es ist immer mehr oder weniger ein Stück der Auf halten auswerfen , und schaden gerade bei solchen Corps , gabe des Commandanten , seine Befehle und Anordnungen deren Bestehen und Basis in persönlicher Selbstverläugnung je nach den allerdings nur aus der Weite vernommenen und Aufopferung hauptsächlich beruht , mehr als der tüch verschiedenen Meinungen und Wünschen einzurichten und tigste Führer, der ritterlichste Mann in Monaten gut machen, nügen kann. zu geben. Es ist etwas Parlamentarisches in seiner Stel Unter , beziehungsweise neben diesen Offizieren und lung - das allein schon die Uebernahme einer Führung solcher Abtheilung zu den riefigsten Opfern stempelt, das ein älterer Unteroffizieren , welche als die Cadres mit ihrer festge erfahrener Öffizier dem Vaterland zu bringen im Stande ist. wohnten Disciplin aus den stehenden Heeren herübertreten, Die Wahl der Offiziere für diese Corps ist sehr schwer, würden alle anderen Chargen aus den Versammelten und zwar von ihnen selbst gewählt, dürfen aber dann nie mehr weil nicht bloß die hierzu nöthigen Eigenschaften, wie die Ritter lichkeit der Erscheinung und des Charakters fich nicht sehr von ihnen , sondern nur vom Commandanten amovirt häufig in einer Persönlichkeit vereint finden , sondern eben werden. ―― Die erste Wahl ist begründet und nothwendig

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Durch die längere gegenseitige Bekanntschaft und das daraus entstehende Vertrauen. Jede gelungene Abseßung und Neuwahl würde aber das Corps zu einer Bande regelloser Freijchäler machen, wie wir deren 1849 in der Pfalz und in Baden, in Italien zu Tausenden vor den in fich fest verbundenen Schaaren der stehenden Heere fliehen sahen. Selbst Miroslawski sagte damals : das beste und einzige Mittel, eine Armee zu demoraliſiren , ſei ihr die Wahl ihrer Vorgesezten preiszugeben. Jede fernere Unteroffizierswahi geschieht mit Beiziehung der anderen Offiziere der Compagnie durch deren Com mandanten, wie auch jede neue Offiziersernennung im Ein vernehmen mit den übrigen Offizieren und zwar wo mög lich aus und in den Compagnien durch den Bataillonschef geschicht und je nach den Grundsägen der Organisation und Betheiligung des Staats von demselben , jedenfalls aber vom Armeecommandanten die Genehmigung, beziehungs weise Bestätigung erhält. - Wie der längere Feldzug das Material an aus dem stehenden Heere abgegebenen Chargen aufgeschri hat und aufzehrt, so erseßen sich entschieden deren Stellen aus dem Corps selbst , während es andererseits ganz gut sein dürfte, wenn man die sich im activen Heere ergebenden Lücken aus den Freicorps erjezte, denn es haben in Deutschland ―― Preußen kaum ausgenommen - die Be dürfnisse der Jahre 1848-51 das Material, das zur Noth noch für Unteroffiziersstellen vorhanden war, in den Bundes heeren durch Beförderung zu Offizieren bis zur legten Nagel probe erschöpft -und wurde eine sehr große Zahl älterer Männer in die jüngsten Offizierschargen gesezt , so zwar, daß jezt ihr Alter allein schon ihnen keine höher gesteigerte Ambition mehr erlaubt , als die Pension eines Haupt manns. Napoleon I. sagte , daß jeder französische Soldat den Marschallsstab in seiner Patrontasche trüge ――― bescheiden, wie wir Deutsche sind, werden wir dem III. dankbar sein, daß er dafür gesorgt hat , daß dem deutschen Lieutenant endlich wieder die Generalsepauletten im Kopfe stecken. Das danken ihm die Heere, - das Vaterland , das ganze, große aber dankt ihm eine Verbrüderung, eine Einstimmig kett , die jezt zu zerreißen weder seine Macht stark, noch Cit. fetne Diplomatie flug genug sein dürfte !

Die Offiziers.Bildungsanstalten der königlich sächsischen Armee. (Fortseßung.)

B.

Höherer Lehrcursus . Dritte Division.

Schilderung der außerdeutschen Länder Geographie. Europas. Geschichte. Neucre Geschichte bis 1789. Deutsche Sprache. Lesen und Erklären eines größeren classischen Dichterwerks, Recitiren, freie Vorträge, Styl übungen. Grammatikalische Uebungen, Französische Sprache. Gebrauch der schwierigeren unpersönlichen Zeitworte, Gallicismen , Ueberseßen in das Französische.

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Englische Sprache. Begründung einer guten Aussprache, Lehre von den grammatikalischen Formen , Conjugation, besonders unregelmäßiger Zeitwörter, Lectüre eines leichten progressiven Lesebuchs. Mathematik. Gleichungen zwetten Grades, unbeſtimmte Gleichungen , einfache arithmetische und geometrische Reihen , Logarithmen , Elementargeometrie. Waffenlehre. Allgemeine Erklärungen , ältere Waffen lehre , das Schießpulver, Feuerwaffen, das kleine Feuer gewehr , glatte Gewehre der Infanterie und Reiterei, allgemeine Grundsäge für die Construction derselben, Grundsäge für die Construction der gezogenen Gewehre. Terrainlehre. Vollständiger Cursus . Aufnehmen . Theorie des Aufnehmens , Juftrumentens fenntniß , Abstecken. Physik. Mechanische Naturlehre , Geseze des Gleichge wichts und der Bewegung fester , flüssiger und gasför miger Körver. Zeichnen. Projectionen von Flächen und Körpern, Tuschen derselben, Copiren von Plänen in verjüngtem Maßstabe.

Zweite Division. Geographie . Die außereuropäischen Welttheile. Geschichte. Neueste Geschichte bis 1815. Deutsche Sprache. Deutsche Literaturgeschichte , besons ders der neueren Zett von Klopstock an, Rede und Stylübungen. Französische Sprache. Ausschließlicher Gebrauch der selben beim Unterrichte , Festigkeit im Syntax , franzö fische Compositionen über beliebige Themata, Uebersetzung eines deutschen Schriftstellers in's Französische und eines französischen Classikers in's Deutsche. Fortgesetter Unterricht in der Englische Sprache. Grammatik, Uebersetzung von Gesprächen und leichten Aufsägen in's Englische , Lesen eines leichten Claſſikers . Gleichungen höherer Grade , unendliche Mathematik . Reihen, Trigonometrie, analytische Geometrie der Ebene, Einleitung in die Stereometrie. Waffenlehre. Die verschiedenen Systeme der gezogenen Feuergewehre, historisch geordnet, Einrichtung, Munition, Gebrauch , Trefffähigkeit und Percussionskraft, das fäch fische gezogene Gewehr speciell , Grundzüge der Con struction der Geschüßröhre. Befestigungskunst. Feldvefestigungskunst. Taktik. Taktik der einzelnen Waffen , Taktik der ver bundenen Waffen , angewandte Taktik. Aufnehmen. Topographische Aufnahme in größerem Maß stabe , Aufnahme mit Terrainzeichnung. Physik. Lehre vom Schalle und vom Lichte. Zeichnen. Copiren von Plänen, Zeichnen nach Modellen, Auszeichnen der Aufnahme , Theorie des Situations zeichnens , Fortificationszeichnen . Erste Division.

Deutsche Sprache. Grundlagen der Logik und Rhes tortk, Rede- und Stylübungen . Französische Sprache. Conversation , Fertigung fran zösischer Auffäße , sofortiges Ueberseßen eines deutschen Schriftstellers in's Französische und umgekehrt.

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Englische Sprache. Mündliche Uebungen, Vorträge in englischer Sprache über historische und geographische Gegenstände, Repetitionen in englischer Sprache, Lecture eines Dichterwerks , schriftliche Auffäße. Mathematif. Beschluß der Stereometrie , sphärische Trigonometrie, nach Umständen auch Erklärung der Haupt grundsäße der Perspective, descriptive Geometrie, Statik und Dynamik. Waffenlehre. Construction der sächsischen Geschüßröhre, Laffeten , Proßen , Fuhrwerke 2c. , Munitionsverpackung, Anfertigung der Geschüße und Munition, Kriegsraketen, Schießen und Werfen , Handhabung und Gebrauch der Geschüße, Wirkung derselben , blanke Waffen. Befestigungskunst. Fortgesezte Vorträge über Feldbe festigung, anknüpfend an die der zweiten Division , per manente Befestigung und zwar : Nomenclatur, Haupt systeme in historischer Reihenfolge, Belagerungskrieg, An griff und Vertheidigung der Festungen. Kriegsgeschichte. Uebersicht der Geschichte der Kriegs funst ; Vorträge über Kriegsereignisse und ganze Feldzüge zur Ergänzung und Einprägung der Lehre der Taktik. Aufnehmen. Aufnahme mit der Mensol , allgemeine

Situationszeichnen. Uebung im Striche machen, Sca len , Darstellung von Ebenen und geometrischen Körpern. Ornamentenzeichnen. Einfache Ornamententheile und Ornamente im Contour bis zum Schraffiren und Tuschen einfacher Ornamente.

Kenntniß der Höhenmessungen und des Nivellements, Aufnehmen à coup d'oeil mit Unterlegung militärischer Zwecke. Physik. Lehre von der Wärme , dem Magnetismus und der Electricität. Zeichnen. Division.

Fortseßung des Unterrichts in der zweiten

II.

Für die Artillerieſchule.

A. Vorbereitungscurf u s. Dritte Division . Erstes Lehrjahr. Geographie. Repetition des bei der Aufnahme Gefor derten, Elementarbegriffe der mathematischen Geographie, specielle politische Geographie von Westeuropa. Repetition der alten Geschichte , Geschichte Geschichte. von der Völkerwanderung bis zu Karl dem Großen. Deutsche Sprache. Vollständiger Cursus der Gram matik in Betreff der Lauts, Wort- und Sazlehre, Dictir übungen zur Einprägung der Rechtschreibung, Lese- und Recitirübungen , Lehre der Interpunction , schriftlice Aufsäge. Lateinische Sprache. Einübung grammatischer Formen und Regeln nach einem leichten Ueberseßungsbuche, Ueber segen leichter Auffäße aus dem Lateinischen in's Deutsche. Französische Sprache. Anfangsgründe der Gram motif , Redetheile , Declinationen , Conjugationen regel mäßiger und unregelmäßiger Zeitwörter , mündliche und schriftliche Uebung im Ueberseßen der einschlagenden Bei spiele aus der zu wählenden Grammatik , Auswendigs lernen und Repetiren der darin vorkommenden Worte. Mathematik. Zahlenrechnung und Algebra bis zu den Gleichungen zweiten Grades. Geometrisches Zeichnen. Gebrauch der Instrumente, Anfangsgründe des Linearzeichnens bis mit den Maß stäben.

Zweites Lehrjahr. Geographie. Politische Geographie von Oft- und Mittel europa. Geschichte. Von Karl dem Großen bis zur Entdeckung von Amerika. Deutsche Sprache. Kurzer Abriß der Styllehre und der deutschen Verslehre , allgemeine Wiederholung des Ganzen und Anwendung desselben beim Lesen prosaischer und poetischer Musterstücke , freie Vorträge , schriftliche Auffäße. Lateinische Sprache. Befestigung in den grammatika lischen Regeln durch Extemporalien, fortgeseßte Uebungen im Ueberseßen. Französische Sprache. Fortschung des grammatika lischen Cursus bis mit dem Gebrauche der Zeiten und Moden , mündliche und schriftliche Ueberseßung einschla= gender Uebungsbeispiele , Recitiren leichter Gedichte und Fabeln. Mathematik. Beendigung der Algebra, ebene Geometrie . Physik. Experimentalphyfik als Vorbereitung zum Unter richte in der höheren Physik. Geometrisches Zeichnen. Gebrauch der Maßstäbe, Lassiren und Abtuschen von Ebenen. Situationszeichnen. Darstellung einfacher Bergformen, Copiren von Topographie und Bergen. Ornamentenzeichnen. Architektonische Gliederungen und Ornamente nach Gyps , in Tusche , Sepia und Farbe ; Zeichnen leichter architektonischer Ansichten . Religion und Kalligraphie in betden Lehrjahren, wie im Vorbereitungscursus des Cadettencorps . (Schluß folgt.)

Literatur. Einige Gedanken über die heutige Krieg füb= rung. Berlin, 1859. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn.

(Forthegung. ) Die taktischen Betrachtungen widmen sich mit Recht vor zugsweise der Infanterie. Das erste Capitel faßt den Unterschied in's Auge , welcher zwischen der gegenwärtigen In fanterietaktik und jener der vor Verallgemeinerung der gezogenen Waffen normal gewesenen stattfindet . So lange nicht der nächste Krieg dargelegt haben wird , ob und inwiefern das beffere Schießen die Zahl der Truppen erseßt, glaubt der Ver. fasser, daß die Stärke defenfiver Avantgarden und der Arrière garden kaum vermindert , die der offensiven Avantgarden eher vermehrt, auch ihre Entfernung vom Gros schwerlich verändert werden dürfte. Dagegen wird in der Schlachtordnung der Truppen durch Einführung der zweigliedrigen Stellung und

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vermehrte Anwendung der Compagniecolonnen eine Ausdehnung in die Breite eintreten , welche dem Gegner das Schäßen der Stärke erschwert. Als Schlußwahrheit resumirt der Verfasser die , daß die Vertheidigung durch die verbesserten Feuerwaffen verstärkt , der Angriff erschwert wird ; das zweite Capitel han delt deßhalb von den Schußmitteln gegen Verluste , nämlich von der Benußung des Terrains und der Gefechtsstellung der Infanterie. Das erste Treffen kämpft in Schüßen- und Com pagniecolonnenlinien , auf weiterem Raume nach dem Terrain. vertheilt ; ihre Reserve in Linie mittelst des Maſſenfeuers. Je nach der Terrainbeschaffenheit wird das ganze Bataillon oder nur ein Theil Deckung finden ; was nicht gedeckt ist, legt sich nieder, und der Verfasser empfiehlt das Salvenfeuer liegend zu üben , wobei die Säbel der Mannschaft (wir meinen, lieber die in die Erde gepflanzten Bajonnette ) den Stüßpunkt zum Auflegen abgäben. Mit Zündnadelgewehren hat das Laden der liegenden Soldaten keine Schwierigkeit ; anders iſt's mit dem Percussionsgewehr. Hier wird wohl am besten nur das erste Glied in lockerer Gliederung liegend feuern und mit dem zweiten knieenden Gliede die Gewehre wechseln . Sind die Theile eines Bataillons zufolge der . Bodenbeschaffenheit ver - aufgestellt , so schieden theils liegend , theils knieend — wird die Feuergeschwindigkeit eine verschiedene werden und also natürlich das Abtheilungsfeuer abgegeben ; ebenso

des ersten Treffens nicht ablösen läßt , sondern nur Unter ftüßungen zur Deckung von Flanken und Rücken und zur Auf nahme nahe rücken läßt , denn siegestrunkene Truppen find moralisch stark ; ebenso tadelt er mit Recht, daß man bei Fries densmanövern das Ablösen des großen Treffens durch das zweite viel zu früh vornimmt und dadurch falsche Begriffe bei bringt : Napoleon, dieser Meister in der Deconomie der Kräfte, ließ das vordere oder die vorderen Treffen so zu sagen aus brennen , die Reserve für besondere einheitliche Zwecke auf sparend. (Schluß folgt.)

wenn eine Feuerlinie gleichzeitig auf mehrere Objecte zu zielen hätte. Auch räth unser Autor, das Deployiren vor der Salve gleich mit Rücksicht auf das deckende Terrain auszuführen und hinter einem Kamme, z . B. die Richtungsunteroffiziere gerade so weit vorgehen zu laſſen, daß sie noch bequem darüber weg feuern können , natürlich ohne alle Rücksicht auf die gerade Linie. Den Rückzug in Linie kennt das preußische Reglement nicht ; es formirt immer zuvor die Colonne auf die Mitte rück wärts. Der Autor tadelt diese verlustdrohende Schwerfälligkeit, empfiehlt den Laufschritt für die zurückgehende Linie, wenn die Reserven zur Aufnahme bereit stehen und räth auch diesen, von der normalen Colonne auf die Mitte (der einzigen , welche Preußen kennt, die aber sehr leicht nicht überall Terrainschuß fin det) je nach Bedarf abzuweichen. Der Angreifer wird sich seine erschwerte Aufgabe durch verdecktes Heranschleichen , raschen Sturmmarsch, oft bloß durch den Anfall zahlreicher Schüßen schwärme statt der tiefen Colonnen, durch Verwendung der dem Boden fich anschmiegenden Compagniecolonnen erleichtern ; Ba taillonscolonnen und angreifende Linien gehören mehr in offe neres Terrain und müssen den Laufſchritt anschlagen , sobald fie ihre eigene Plänklerlinie überschreiten ; die Schüßen werden oft, wenn sie ihre Sache verstehen , dem Bataillonscomman danten die gedeckteste Richtung angeben können. Die Länge des bestrichenen Raumes wird öftere Pausen zum Luftschöpfen nöthig machen, während deren sich Alles zur Erde wirft. Der abgeschlagene Angreifer muß , wenn immer möglich , seine Plänkler vor dem Feinde zurücklassen, denn ohne deren deckendes Feuer ist das Zurückführen abgewiesener Abtheilungen gar zu mißlich. Wenn unser Autor als Angriffsformation der Res serven die von Lannes am zweiten Schlachttage von Aspern gewählte Staffelform mit sehr tiefen Colonnen anempfiehlt (es waren damals 3 Diviſionen , jede eine aus 4 hinter einander rangirten Regimentscolonnen bestehende Staffel bildend) , so können wir ihm hierin unmöglich beipflichten ; jene 3 Staffeln würden heutiges Tags fast keinen Mann mehr zurückbringen . Dagegen billigen wir vollkommen , daß er siegreiche Truppen

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1859. Heft I. Gotha, Justus Perthes. In neuerer Zeit sind viele Schäßungen versucht und zahl, reiche Arbeiten geliefert worden über die wahrscheinliche Total bevölkerung der ganzen Erde. Leider vermißt man aber in derartigen Arbeiten und Zusammenstellungen nur zu oft jene Gründlichkeit, jenes tiefere Eingehen und Prüfen der Quellen und der Grundlagen früherer und gangbarer Angaben, die bei denselben so wichtig sind , für ihren Werth maßgebend find . Herr E. F. W. Dieterici, Director des statistischen Bureaus in Berlin , hat es nun unternommen , eine ganz neue Be arbeitung dieses Gegenstandes mit allen ihm zu Gebote stehen den Mitteln auszuführen , und das Resultat dieser Arbeit in dem ersten Heft des neuen Jahrgangs ( 1859) obiger Zeits schrift zu veröffentlichen. In einem ebenso wichtigen als lehr reichen, auch durch die Form anziehenden Auffaße erörtert ders ſelbe in drei Abſchnitten : die Bevölkerung der Erde nach ihren Totalsummen, nach ihren Racenverschiedenheiten und nach ihren Glaubensbekenntniſſen. Das Hauptresultat , die Totalbevölke, rung der Erde, stellt sich hiernach auf 1288 Millionen Mens schen , und es gehören davon in runder Zahl 522 Millionen zur mongolischen , 369 zur kaukasischen , 200 zur malayischen, 196 zur äthiopischen und 1 Million zur amerikanischen Race. Nach den Glaubensbekenntnissen ge hören 335 Millionen zur christlichen Religion , 5 Mill. zum Judenthum , 600 Mill . zu asiatischen Religionen , 160 Mill. zum Muhammedanismus , 200 Mill. zum Heidenthum . Eine anschauliche Uebersicht über die Dichtigkeit der Be völkerung in den verschiedenen Theilen der Erde gibt die von Dr. Petermann gezeichnete Karte, auf der man z. B. auf einen Blick erkennt , daß eine vorwiegend dichte Bevölkerung nur in China , Indien , gewissen Theilen von Europa und in dem nordöstlichen Winkel der Vereinigten Staaten Nordamerikas zu finden ist ; in allen übrigen Theilen der Erde ist die Bes völkerung höchst unbedeutend und gering , und es ist noch Raum genug für Tausende von Millionen vorhanden . Einige Zahlen werden dieß näher begründen. Ganz Nordamerika hat nur etwa 36 Millionen Einwohner , also kaum so viel als Frankreich oder Desterreich ; ganz Central- und Südamerika hat etwa 23 Millionen , also nicht so viel als Italien. Das europäiſche Rußland befißt über 60 Millionen Einwohner oder etwa so viel als Nord- und Südamerika, Auſtralien und Poly.

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neften zusammengenommen. In London wohnen mehr Menschen als in ganz Australien und den sämmtlichen Inseln des großen Oceans. Das eigentliche China allein hat mehr Einwohner als Amerika, Australien und Afrika. Indien hat beinahe drei mal so viel als die ganze neue Welt. -Das sehr reichhaltige Heft enthält u. a. noch vier andere Abhandlungen nebst drei colorirten Karten von Dr. Petermann, in welchen wir das Neueste über die phyſikaliſche Geographie Indiens , über das Amurland, über das Innere Nordamerikas und über das westliche Eskimo - Land (meist nach dem Eskimo Geographen Erk-hin-ra) erfahren.

Februar 1859.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. Januar 1859.

Belgien. Recueil d'art, Journal de l'armée Belge. d'histoire et de sciences militaires. 8ème année . Bruxelles , 1859. Unter die tüchtigen General Binchant de Gontroeul. Krieger , welche Belgien und namentlich das Hennegau hers vorgebracht hat, gehört auch der aus Mons ( 1755) gebürs tige General Vinchant, dessen Vorfahren schon für das Haus Defterreich gekämpft hatten und der sich gleichfalls in dieſen Diensten auszeichnete , zuerst bei Neerwinden und Vicogne, dann unter den Augen des Kaisers Franz 11. bei Landre cies , besonders aber bei Roulers , wo er von Clerfayt im Stiche gelassen , sich in der Nacht durch die ganze franzö fische Armee durchschlug und sich mit dem kaiserlichen Heere wieder vereinigte. Nachdem er noch bei Bamberg und Würz burg mit Auszeichnung gekämpft , rettete er als Brigades general der italienischen Armee durch die Wegnahme von Tarvis den Artilleriepark der Defterreicher , wobei freilich seine ganze Brigade zu Grunde ging und er selbst schwer verwundet wurde. Im Jahr 1798 starb er plöglich. Statistische Notizen über die europäischen Armeen. Wir entnehmen diesem Artikel folgende Belgien betreffende Notizen: Belgien hat bei einer Bevölkerung von 4,529,461 Einwohnern ein Militärbudget ron 32 Millionen Francs. Die Armee zählt circa 78,000 Mann , nämlich : Infanterie 1 Regiment Carabiniers , 1 Regiment Jäger , 1 Regiment Gendarmerie , 12 Regimenter Linie 61,290 Mann ; Cas valerie 2 Regimenter Jäger, 2 Regimenter Lanciers , 2 Regimenter Cüraffiere , 1 Regiment Guiden , 1 Regiment Gendarmen 9443 Mann ; Artillerie 4 Regimenter mit 152 Geschüßen 7276 Mann. Project zu einem Gestüte. Die Schwierigkeit der Re monte im Ausland hat zu dem Vorschlag geführt , bei Beverloo ein Gestüt zur Remontirung der Cavalerie anzus legen. Bisher war man zwar der Ansicht , daß dieß uns vortheilhaft sei, weil ein so gezüchtetes Pferd auf 1000 Fres. zu stehen komme, während man es im Ausland für 800 Fres. erhalte ; allein es wird nun nachgewiesen , daß die so ers kauften Pferde sich schwer acclimatisiren und bald darauf gehen, so daß das Erstere doch vortheilhafter sei. Ueberdieß würde Belgien in Kriegszeiten dadurch vom Auslande un abhängiger.

Frankreich.

Recueil de science Le spectateur militaire. d'art et d'histoire militaires. 34e année . Paris 1859. Rußland, sein Volk und seine Armee. (Forts.) Dar stellung des Einflusses der Fremden , besonders der Deut schen ; und Charakteristrung des Adels . Die französische Armee von Hundt von Hafften. Diese der französischen Armee gewidmete Schrift hat sich den ganzen Beifall der Franzosen gewonnen. Sie verherrlicht Napoleon I. , was den französischen Berichterstatter zu der Bemerkung veranlaßt , daß alle aufgeklärten Deutschen mit dem Kaiserreiche sympathisiren. Daß der Autor Napoleon III. an Charakter , Geist und Seele seinem Oheim an die Seite stellt , gefällt eben so sehr , wie der Umstand , daß er von dem französischen Soldaten mit ,, Inspiration" spricht. Weniger sagt dem französischen Recensenten die Lobrede auf die preußische Armee und deren civilisatorischen Beruf zu ; er findet die Behauptung unrichtig , daß das preußische Heer gegenüber dem Volke fester, einer Verlockung weniger fähig dastehe ; auch die Disciplin sei in Frankreich so strenge wie Uns scheint, daß in Preußen, nur auf eine feinere Art . man den französischen Soldaten wohl anerkennen kann, ohne ihm gerade ein Buch widmen zu müſſen. Bemerkungen über Jomini's Formation der Trup pen zum Gefecht , von einem alten preußischen General. Jomini glaubte nicht an eine erhebliche Vers änderung der Taktik durch die neuen Feuerwaffen , der preußische General war entgegengeseßter Ansicht. Der frans zösische Berichterstatter stellt sich nun in die Mitte. Der preußische General bestreitet Jomini die Erfindung der ges schlossenen Colonne , auch der Franzose thut dieß und führt weiter aus, daß auch die Formation des Bataillons in Linie mit Colonnen hinter jedem Flügel eine uralte sei. Der preußische General spricht sich für die Dreigliederstellung wegen ihrer größeren Offensiv- und Defensivkraft aus; der Franzose hält bald die eine, bald die andere für besser. Der preußische General behauptet , die Cavalerie sei nicht solcher Thatkraft fähig wie früher , der Franzose schreibt dieß einzig den dicken Pferden zu , die man deßhalb durch starke Uebungen mager erhalten müſſe. Die Geschichte der Ballonen Garden im Dienste Spaniens , von Guillaume. Dieser belgische Schrifts steller hatte aus einer Menge in Belgien zerstreuter Docu mente die interessante Geschichte dieses tapferen Corps seit seiner Organisation unter Philipp V. bis zu seinem Unters gang in der Revolution von 1822 zusammengestellt. Das Leben und die Memoiren Feuquières. Feus quières hatte 40 Jahre lang mit größter Auszeichnung ge dient , als seine Geradheit und Freimüthigkeit ihm die Un gnade des Hofes zuzog , und die Gelegenheit weiterer Aus zeichnung benahm . Er schrieb nun jene Memoiren für seinen Sohn , in denen er mit seinen Zeitgenossen sehr strenge verfährt. Als das Interessanteste daraus wird bezeichnet : Seine Befürwortung eines gemischten Avancements , halb nach der Anciennetät , halb nach dem Verdienste ; seine Bes vorzugung alter erfahrener , aber noch rüßtiger Generale ;

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seine Darstellung des Spionenwesens , seine Befürwortung gezogener Büchsen für besondere Abtheilungen , seine Aners kennung der Wichtigkeit der Terrainkunde , ſeine Regeln für Märsche , Führung von Convois und Partheigänger ; seine guten historischen Beispiele. Die Memoiren Sully's und das Memorial von St. Helena. Ein kühner Versuch, Napoleon I. mit Heins rich IV. zu vergleichen ; wie der leßtere religiöse kosmopo litische Ideen gehabt , so habe Napoleon I. die Welt durch bürgerliche Reformen beglücken wollen , was ohne den rus fischen Feldzug auch gelungen wäre. (!) Das österreichische Geseß über die Befreiung vom Militärdienst. Kurze Kritiken , wobei auch La Roche's Gedanken über die Anordnung und Ausführung von Feld übungen 2c. sehr gerühmt werden.

Das ganze System der Marine wird als ein faules bezeichnet ; nicht nur die Schiffe, sondern auch die Commandanten taugten nichts und seien den jungen gut inftruirten fran zösischen Offizieren nicht gewachsen. Den 26. Februar. Wiederholte Mahnung , troß aller Reden Napoleons Flotte , Marine, Miliz und Armee in besseren Stand zu seßen. Rechtfertigung einer interessanten Behauptung Napier's Er hatte gesagt : in seiner Geschichte des Halbinselkriegs. im Jahr 1815 seien 15,000 Portugiesen als Hülfscorps für die englische Armee bestimmt gewesen und nur durch Canning's Nachlässigkeit nicht rechtzeitig nach den Nieders Dieß war als Verunglimpfung landen gebracht worden . Cannings bezeichnet worden ; allein Napier liefert den Bes weis der Wahrheit seiner Behauptung. Heftiger Angriff der Admiralität : nur Egoismus herrsche dort und compromittire Englands Macht und Ehre. Man sollte das bürgerliche Element dort ganz ausscheiden und nur wirkliche Admirale anstellen.

Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1859 . Den 5. Februar. Die große Desertion wird zum Theil dem unverständ lichen Eide zugeschrieben , es sei daher eine Revision der Eidesformel nothwendig ; auch sollte man fein Handgeld, sondern nur ein Taggeld geben. Von den 36,000 Recruten des Jahrs 1858 desertirten 5000 Mann , diejenigen nicht gerechnet, die vor der Beeidigung davonliefen. Die Eng länder seien , mit Ausnahme der Holländer , hinter allen feefahrenden Nationen im Schiffbau zurück. Die alten Bestimmungen Pitts über den Bau der Schiffe schließen jeden Fortschritt aus . Die Unwissenheit der Admiralität producirt beständig unbrauchbare Schiffe ; der National schuld hätte durch diese Verschleuderungen gedeckt werden können. Vorschlag , die Colonien zur Recrutirung herbeizuziehen. Befürwortung der Bildung von freiwilligen Schüßen corps zur besseren Küstenvertheidigung. Vorschlag , die Miliz als Reservearmee zu behandeln und ſie nach dem Loos - Systeme zu reorganiſiren.

Den 12. Februar. Die Nothwendigkeit der Vermehrung der Marine wird hervorgehoben , um in den Seehäfen immer eine genügende Anzahl Seeleute zur Bemannung der Schiffe und Verthei digung der Häfen selbst zu haben. Vorschlag zur Centralisirung des ärztlichen Dienstes in Armee und Flotte , Europa und Indien , um alle Un gleichheiten und Eifersüchteleien zu beseitigen. Den 19. Februar. Die Commiſſion über Trevelyan's Vorschlag zur Abſchaffung des Kaufsystems hat gefunden, daß Generale und Stabsoffiziere dabei bedeutend verlieren, die Subalternoffiziere ſehr wenig ge winnen , das Avancement gelähmt und die Staatsausgaben um 290,000 Pfund vermehrt würden . Trevelyan hatte dieß bestritten ; hier wird seine Berechnungsweise als un richtig dargethan.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. R. Die soeben erschienene „ Allgemeine Rang- und Quar tierliste für das VIII. , IX. und X. Armee corps und die Reserve- Infanterie division des deutschen Bundesheeres für 1859 , zusammengestellt und herausgegeben unter Mitwirkung des Großherzoglich Luxemburgischen Lieutenants a. D. Herrn C. Fachinger von H. Kreisler , Fürstlich Waldeck'schem Lieutenant," gibt eine besonders jezt sehr willkommene Ueversicht über 30 deutsche Bundescontingente , die um so mühevoller zusammenzustellen war , als bisher nur Sachsen und Württemberg eigene Militärhandbücher be= saßen und der Militäretat 7 anderer Contingente zerstreut in Hof oder Staatskalendern aufgeführt war . Da die lezteren aber nicht immer gleichzeitig erscheinen , so daß die Angaben der Liste eines Staates bereits veraltet sind , ehe die eines anderen noch erschienen ist ; da ferner die von dem Herausgeber deßhalb nachgesuchten offi ciellen Aufklärungen nicht von jeder Seite ihm geworden sind , so enthält diese Nang- und Quartierliste allerdings manche Lücken und ungenauigkeiten. (Beispielsweise ist in Baden der Etat des bereits durch Großherzogl. Didre vom 24. October 1857 errichteten 3. Füst lierbataillons noch gar nicht angegeben. ) Es ist zu hoffen , daß der nächste Jahrgang , den der Herr Verfasser durch Notizen über Orga= nisation der einzelnen Contingente , Uniformirung und kurzgefaßte Geschichte derselben vervollständigt im Januar 1860 herauszugeben gedenkt , weniger Spuren der gerügten Mängel trägt. Auch die Aus stattung läßt Manches zu wünschen übrig , wenngleich man durch die besonders in früheren äußere Erscheinung der preußischen Rangliste Jahrgängen ―――― und anderer Handbücher nicht gerade verwöhnt ist. --- Die besonders durch ihre trefflichen kartographischen Werke ausgezeichnete Verlugshandlung von Justus Perthes in Gotha hat soeben eine in vollen Farben - vielleicht etwas zu dunkel colorirte Karte von Oberitalien (1 Blatt, 15 Zoll rh. hoch, 26 Zoll rh. breit) ausgegeben , welche gerade jegt Vielen sehr willkommen sein wird. Dieselbe stellt zur Rechten Oberitalien im Maßstabe von 1 : 1,850,000, zur Linken Sardinien , von Pavia westlich bis hinter einschließlich Turin und von oberhalb Biella südlich bis Savona im Maßstabe von 1 : 450,000 dar. Leztere Karte scheint mit Benuzung des vortrefflichen Mayr'schen Atlas der Alpenländer entworfen zu sein. Beigegebene Cartons enthalten Genua mit Um gebung, Venedig nebst Umgebung und die Minciolinie in größeren Maßstäben. Die Karte ist, wie alle Erscheinungen des J. Perthes'schen Verlags , mit größter Sorgfalt gearbeitet und verdient daher ihre ficher nicht ausbleibende große Verbreitung mit vollſtem Necht.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leste.

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Samstag, Mai 1859.

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34. Jahrgang. No. 39 & 40.

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Preußen . Bekanntlich ist durch allerhöchste Berlin, 10. Mai. Cabinetsordre vom 19. August 1858 genehmigt worden, daß an Stelle der gegenwärtig bestehenden neun Divisions. schulen zum Zweck der kriegswissenschaftlichen Ausbildung der Offizier- Aspiranten drei Kriegsschulen , jede für drei Armeecorps, errichtet werden , und zugleich bestimmt, daß, sobald dieß geschehen , die jeßige allgemeine Kriegsschule zur Unterscheidung von jenen Kriegsschulen die Bezeich In Gemäßheit nung Kriegs- Akademie" erhalten soll. der in dieser Angelegenheit ergangenen anderweiten allers höchsten Cabinetsordre vom 6. April d. I. werden mit dem Schluß des Cursus für 1858-59 zunächst die Di visionsschulen bei dem Garde , 2., 3. , 4. , 7. und 8. Armeecorps aufgelöst und dagegen mit tem 1. De tober 1859 zwei Kriegsschulen , die eine in Pots dam für das Gardes, 2. und 3. , die andere in Erfurt für das 4., 7. und 8. Armeecorps eröffnet werden; auch tommt vom 1. October 1859 ab für die allgemeine Kriegs schule die Bezeichnung "I Kriegs - Akademie " in An wendung. Die Divisionsschulen bei dem 1. , 5. und 6. Armee corps werden vorläufig noch in ihrer bisherigen Gestalt fortbestehen , da in Bezug auf den Ort, wo die an deren Stelle tretende dritte Kriegsschule errichtet werden soll, die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen find . (Pr. 3tg.) Wie die „ Wes. Ztg. " von gut unterrichteter Seite erfährt, geht man bereits mit dem Plane um, cin Corps von tüchtigen Eisenbahn- und Telegraphen -In genieuren und , wenn thunlich , bewährten Eisenbahn Durriers ju bilden , welches in vorkommenden Fällen die schleunige Wiederherstellung der Bahn- und Telegraphen verbindungen, sowie Errichtung neuer Telegraphenlinien, pro visorische Brückenschlagung 2c. behufs Wiederaufnahme des Eisenbahnbetriebs möglich machen soll. Wir zweifeln nicht, daß eine derartige , höchft wichtige Einrichtung überall da getroffen werden wird , wo solche Demolirungen durch Feindeshand zu erwarten stehen, und möchten darauf hins

gewiesen haben , daß sich die schleunige Errichtung eines solchen technischen Corps überall empfehlen ließe.

Großbritannien. London, 8. Mai. Die "United Service Gazette" bestätigt die Nachricht über die Incorporation der ganzen Miliz, welche 60 bis 70,000 Mann zählt, und fügt hinzu, daß die (nach Disraeli gegenwärtig aus 200,000 Mann bestehende) permanente Armee um 50 neue Bataillons oder 50.000 Mann vermehrt werden wird. England, eine vor Allem maritime Macht, welche auf Ver stärkung der Flotte von jcher und in der lezten Zeit noch in besonders hohem Grade Bedacht genommen hat, würde demnach in kurzer Frist auch ein Landheer von 310 bis 320,000 Mann auf den Beinen haben. — Durch einen Geheimerathsbefehl vom 30. v. Mts. wird das Marinesoldatencorps durch 2000 Mann und 2 Oberstlieutenants mit entsprechendem Offizierstabe vermehrt werden. Das ganze Corps wird demzufolge 112 Divisionscompagnien umfassen und jede derselben aus 1 Capitän , 2 Subalternoffizieren, 6 Aerzten, 6 Unteroffis zieren, 3 Tambours und 116 Gemeinen , somit zusammen aus 134 Mann bestehen. Dazu 16 Artillericcompagnien mit je 1 Capitän, 4 Subalternoffizieren , 11 Sergeanten, 9 Corporalen , 3 Trommlern und 152 Kanonieren , zu sammen 180 Mann. Rechnet man dazu den aus 99 Offi= zieren 2c. bestehenden Generalstab , so besteht das ganze Corps aus 16,995 Mann.

Toscana. * Die toscanische Armee besteht gegenwärtig aus ( etwa 20,000 Mann, davon ungefähr zur Hälfte aus regulären Truppen. Die Infanterie ist stark : 8 Bataillone, jedes zu 612 Mann und 1 Bataillon Jäger mit 500 Mann ; die Cavalerie zählt 2 Divisionen mit nur 248 Mann ; die Artillerie umfaßt 1 Division : 1 Feldcompagnie mit 6 Kanonen und 2 Haubizen , 1 Plaßcompagnie und das Arbeitercorps , im Ganzen etwa 1600 Mann; dazu fommt

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noch das 1. und 2. Bataillon der Guarda coste (conti nentale und insulare) , legteres etwa 520 Mann stark. Zu den Truppen außer dem Feldstande gehören 1 Regiment Gendarmerie , circa 2000 Mann , 6 Bataillone freiwillige Küsten- und Gränzjäger , etwa 4200 Mann , die Strafs division von 2 Compagnien , 210 Mann , 1 Bataillon Veteranen, 325 Mann, 1 Compagnie Wächter, 100 Mann, und die Pallastgarden , 71 Mann.

des Bestßstandes und der Verträge , worauf er gegründet ist, auch wenn man der Nationalitätsidee des unglücklichen italienischen Volks noch so viele relative Berechtigung zu gestehen mag. Es liegt also in der Tendenz der Angreifer eine Kriegführung , die auf große Entscheidungen ausgeht. Sie wollen eine Großmacht nicht etwa in ihrem Dasein treffen , dazu haben sie die Macht nicht ; aber sie wollen ihr doch eine große , wichtige Proving entreißen , die sie rühmlich erobert und behauptet hat. Daß das nicht ohne verzweifelten Kampi augeht, sagen fich die Angreifer wohl felbst. Allein ihre ganze innere Lage treibt sie auch zu einer entscheidenden Kriegführung. Der Kaiser Napoleon bedarf für seine Dynastie seinem Volk gegenüber eines fiegreichen Kriegs ; nicht minder , wenn auch in anderer Weise , König Victor Emanuel ; außerdem ist das heiß blütige italienische Volk in die Sache eingemischt. Der Vertheidiger hat nicht weniger kräftige Antriebe. Was er seit Jahren und mehr noch seit Monden dort erfahren mußte , hat ihn mit einem großen Maß bitterer und zor Sein Ziel kann zwar kaum der niger Gedanken erfüllt. Bestand der angreifenden Staaten sein , wohl aber der ihrer Dynastien ; ein Sieg, groß genug , um diese zu stürzen , würde ihm Ruhe schaffen. Darum scheint mir das Räsonnement der sonst trefflichen "IBriefe aus Deutsch land " in der Wiener Militärzeitung in diesem Punkt unrichtig. Desterreichs mögliches Ziel verliert sich nicht in einem halb ohnmächtigen Rückschlag ; es kann im glücklichen Fall den Gegnern voll heimzahlen. Dabei scheint auch Desterreichs innerer Staatslage ein kurzer , blutiger, ent scheidender Krieg mehr zuzusagen , als ein langwierig sich hinschleppender. Dazu weist dieser Krieg schon jezt auf Dimensionen hin , die über die Oertlichkeit , wo er jegt gefochten wird , hinaus liegen. Es ist nicht möglich, daß Desterreich ſeine italieniſchen Besitzungen verliere, ohne daß Deutschland und wahrscheinlich auch England Einsprache thut ; es ist ebenso wenig möglich, daß Sardinien aus der Reihe der Staaten verschwände , wenn auch in der ersten Reihe des Widerspruchs andere Mächte stünden. Troß aller dieser treibenden Gewalten vermuthe ich , daß sich Der Krieg nicht sogleich in entscheidenden Schlägen ent laden wird . Eine Ürsache liegt in dem annähernden Gleich gewicht der Kräfte , die aufeinander treffen ; eine andere in der natürlichen Scheu der Menschen , Staatsmänner und Generale, zu äußersten Entschlüssen zu greifen , nament lich , wenn sie in den Gedanken und Stimmungen eines langen Friedens aufgewachſen ſind. Wir müssen aber darüber den eigentlichen inneren Charakter dieses Kriegs nicht vergessen , wenn wir seinen Verlauf verstehen wollen. Der Krieg ist damit eröffnet, daß der Vertheidiger die Initiative ergriffen hat. Er hat das diplomatische Spiel, das mit ihm von Seiten Frankreichs und auch Rußlands getrieben wurde , mit einem kühnen Schritt zerschnitten. Daß er damit politisch den richtigen Augenblick gewählt hat , beweist, daß die Anfangs schwankende Meinung mehr und mehr zu seinen Gunsten sich entschieden hat. Dá gegen meinen Viele , er hätte aus strategiſchen Gründen früher losbrechen müssen ; es wäre ihm vielleicht sogar mög lich gewesen, Piemonts Widerstand zu vernichten , che Frankreich mit hinlänglicher Macht auf dem Kriegsschau plag erscheinen konnte. Ich kann ein solches Urtheil von

Der Krieg in Oberitalien. I. e. Sie wünschen in Ihrem geehrten Blatte den Gang der Kriegsbegebenheiten in Oberitalien mit zusammenge drängten Darstellungen zu begleiten, welche zugleich jedes mal eine kurze fritische Prüfung enthalten sollen, und for dern mich zu dieser Arbeit auf. Ich bin dazu bereit , bis fich eine bessere Feder findet. Sie haben wohl Recht, ich habe mich vielleicht nicht ohne Erfolg mit dem Kriegsschau play , diesem classischen Boden so vieler berühmten Feld züge , beschäftigt; ich habe mich auch bemüht , die Heere, welde dort aufeinander treffen , nach ihrer Verfassung, ihrer Organisation und ihrem Geiste kennen zu lernen. Allein diese Aufgabe fordert noch etwas mehr, als ein ernstes und eingehendes Studium ; das Urtheil , welches die Er eignisse noch während ihres Verlaufs zu deuten versuchen will , muß mit einem hohen Grad jenes praktischen Taktes ausgestettet sein, der wie durch Eingebung aus der Menge der bewegenden Motive die augenblicklich vorherrschenden und entscheidenden herauszufinden weiß. Einen solchen Taft kann man Niemanden zuschreiben, che er ihn nicht bewährt hat. Indeffen kommt es ja hier nicht auf un trügliches Prophetenthum an. Es scheint mir durchaus nicht nöthig , daß sich die Beurtheilung nachher im wirk lichen Gang der Dinge durchaus bestätige ; sie wird viel mehr schon wegen mangelhafter Kenntniß der Verhältnisse häufig irren ; und es scheint mir eine sehr eitle Kunst, solche Irrthümer nachträglich beschönigen oder gar um drehen zu wollen. Es kommt nur darauf an , daß das Urtheil in sich , in seinem Zusammenhang, seiner Entwickes lung haltbar und gerechtfertigt erscheine ; damit es anrege, damit es der wahren Erkenntniß diene , die nur aus der tiefen und lebendigen Betheiligung verschiedener Geister hervorgehen kann. In diesem Sinne möchte ich Ihrer freundlichen Aufforderung zu entsprechen versuchen. Lassen Sie mich zunächſt die politiſchen Motive berühren, durch welche dieser Krieg , wie jeder andere , in seinem Charakter wesentlich mit bestimmt ist. Für unseren Zweck genügt es , zu wissen , was ja bei uns allgemein feststeht, daß Desterreich Vertheidiger , Frankreich und Sardinien, sowie was sich ihnen in Italien weiter anschließt, Angreifer sind. Dann aber ist es ein Krieg , der seinen Motiven nach die äußersten Ziele hat. Wer das nicht aus allem Vorangegangenen schon wußte , konnte es in den französ sischen und sardinischen Manifesten lesen, aus der geglückten Revolution in Toscana u. s . w. , der zunächst vertuschten in Rom, der mißlungenen in Parma erkennen. Es wird offen die Befreiung Italiens ausgesprochen ; d . h. Umsturz

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Seiten der öffentlichen Meinung begreifen , die von Ge fühlen, Eindrücken, Stimmungen beherrscht wird ; befremden aber muß es , daß man diese Ansicht auch in militärischen und anderen Kreisen hören muß, wo man sich erst aus einer reifen Erwägung der wirklichen Verhältnisse bestimmen follte. Die Ansicht scheint mir aus zwei Gründen völlig unhaltbar. Erstens ist die Besiegung Piemonts eine Auf gabe für Desterreich , die nach dem Feldzug 1849 zu bes urtheilen , eine Thorheit wäre. Damals waren Staat, Regierung und Heer völlig in sich zerrüttet ; dunkle Ge walten bestimmten den unglücklichen Karl Albert zur Auf fündigung des Waffenstillstands, nicht ein freier Entschluß. Seitdem haben sich Staat, Heer, Festungssystem unter zum Theil nicht unfräftiger und ungeschickter Leitung ent wickelt ; günstige Erfahrungen, wie die aus dem Krimkrieg, find hinzugekommen. Wir müssen nach authentischen Quellen und Nachrichten annehmen, daß Sardinien, abgesehen von den neuesten , lockeren Formationen und von den bedenk lichen Haufen der Freischaaren , 45-55,000 Mann ge übter Truppen in's Feld stellen kann ; eine Macht, die doch auch für einen Staat von fast 5 Millionen Einwohner nicht zu hoch erscheint. Dabei hat es die leßten Jahre benugt , um das Festungssystem wieder herzustellen , von welchem, wie alle geschichtlichen Erfahrungen beweisen, der Befit nnd die Behauptung des ganzen Landstrichs zwischen Scrivia, Ticino, Alpen und ligurischen Appenninen ab hängt: das System Aleſſandria-Caſale Tortona , mit Genua als großartigem Reduit. Sind auch die Bauten noch lange nicht vollendet , so bezeugen doch deutsche Offiziere aus eigener Anschauung , daß gerade der Hauptplaß des Sy ſtems , Aleſſandria, in Erdwerken gut ausgeführt und so ausgedehnt angelegt ist , daß wohl eine Armee bis zu 45,000 Mann darin sicheren Schuß findet. Jeder unter. richtete Militär weiß , daß unter solchen Umständen der Vertheidiger, wenn er seine Sache nur einigermaßen_vers steht, auch gegen die doppelte Ueberlegenheit sich wenigstens einige Monate behaupten kann, namentlich wenn ihm , wie hier, zunächst bei der Festung zwei Flüſſe , Tanaro und Bormida, dann ein schwer zugängliches Gebirge, die Appen ninen , im äußersten Fall der Rückzug auf einen Seeplay, Genua, oder in befreundetes Land zu Hülfe kommen. Wir müssen also zweifeln , ob die Desterreicher zum Ziel ges kommen wären , selbst wenn sie schon vor 3 Monaten mit 100-120,000 Mann angreifen konnten. Allein sie konnten dieß auch gar nicht; und dieß führt uns auf den zweiten Grund, der einem so vorzeitigen Losbrechen entgegenstand . Desterreich hätte dazu mindestens 150,000 Mann in Ita lien haben müssen , d. h . doch wohl über das Doppelte der Macht, die gewöhnlich dort steht. Glaubt man , das hätte sich in 8 Tagen dort hinwerfen lassen ? Es gehört wahrlich ein schlechter Begriff von der Örganisation der österreichischen Armee dazu , wo das Depotbataillon mit dem Werbbezirk und der beurlaubten Mannschaft oft hun dert und mehr Stunden von den Feldbataillonen entfernt ist ; es gehört eine gänzliche Unerfahrenheit von der Fülle der Reibungen und Hemmnisse dazu , die schon bei einer kleinen Armee beim Uebergang aus dem Friedens in den Krieg zu überwinden sind. Nach allen zuverlässigeren Nachrichten hatte Desterreich erst Ende April in Italien die Macht wirklich zusammen, deren es dort zum Losschlagen

bedurfte. Auch ist es eine seltsame Logik, daß man Frank reich, das doch keine schwerfälligere Heeresorganisation hat als Oesterreich, in einem Athem die Initiative des ganzen Handels zuschrieb und es gleichzeitig doch mit seinen Rüstungen so sehr hinter dem leßteren zurückwähnte , daß es nicht einmal zur See seinem Verbündeten einige Wochen nach dem Angriff sollte 100,000 Mann zu Hülfe schicken können. Der Vorwurf, welchen man der Politik Dester reichs und den vermittelnden Mächten, namentlich England und Preußen , gemacht hat, als wäre durch ihre Verhand lungen eine kostbare Zeit verloren gegangen , fällt also in sich zusammen. Die politische Situation und Gruppirung aber , also auch die ſtrategiſche, hat im Laufe dieser Ver handlungen an Klarheit sehr gewonnen ; die Meinung der zunächst berührten Regierungen , Staaten und Völker hat sich stets entschiedener und einmüthiger gegen die Angreifer gefehrt. Konnte also Desterreich nicht früher losbrechen , warum hat es nicht den günstigen Augenblick benugt, den es noch hatte ? warum ist sein Heer nicht gleich auf die feindliche Hauptstadt losgegangen ? Die Wegnahme von Turin, wenn auch nur vorübergehend, hätte doch einen bedeutenden mora lischen Eindruck gemacht, und vielleicht war dabei noch ein Dann mußte man auch den Haupt Sieg zu gewinnen. theil des sardinischen Hecres bei Aleſſandria aunehmen; mit einem Theil hätte es jedenfalls etwas zur Verthei digung der Hauptſtadt gewagt. So können wir jezt fragen und sagen, nachdem es wahrscheinlich ist , daß erst seit den lezten Tagen größere Massen von Franzosen allmählig Die Oesterreicher, als sie am 29. April dort eintreffen. den Teſſin überschritten, hatten aber darüber wahrscheinlich ganz andere Vermuthungen. Und was die Hauptsache ist, und die oben ausgesprochene Behauptung weiter bestätigt, die Desterreicher werden sich zu einem Zug auf Turin, der das sardinische Festungssystem mit der Armee in Flanke und Rücken gelassen hätte, nicht stark genug gefühlt haben. Man sieht, es hätte dazu hinter der vorgegangenen eine zweite Armee gehört, stark genug, um gegen die Sardinier und die von Genua herbeikommenden Franzosen das linke Ufer des Po von Casale bis zum Teſſin wenigstens einige Tage zu behaupten. Dieß scheinen schon haltbare Gründe für die Oesterreicher gewesen zu sein , die weiteren müſſen wir abwarten. Was haben aber die Oesterreicher dann mit ihrem An griff beabsichtigt ? Volle Klarheit liegt darüber noch nicht vor. Eine Reihe von dunkeln und ziemlich vereinzelten Nachrichten läßt sie bald auf die bei Alessandria und Ca sale stehenden verbündeten Gegner , bald auf Tortona und Novi gchen, um dort die Eisenbahn von Genua nach Alessandria zu beseßen und die von Genua kommenden Franzosen beim Debouchiren in die Appenninen zurückzu werfen ; dann sollten sie nach Asti marſchiren , um es dort den von Turin kommenden Franzosen ebenso zu machen 20. Diese Nachrichten , obgleich hier und da mit Namen und Zahlen ausgestattet, find zu widersprechend unter sich und mit dem , was man sonst weiß , um besondere Bedeutung zu haben. Ihr Sinn könnte nur der sein, daß die Oester reicher mit entschiedener Kühnheit den vereinigten Gegnern in der Ebene von Alessandria gleich die entscheidende Schlacht bieten wollten. Allein es muß höchſt unwahr

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scheinlich erscheinen , daß sie dieß wagen sollten in einem werden die rein militärischen Factoren hervortreten. Für Landstrich, wo der Feind durch die Nähe seines Feftungs jezt noch eine politisch-strategische Bemerkung. Die erste systems so überwiegende Vortheile hätte ; dazu würde doch Entscheidung wird keine Hauptentscheidung sein , mögen eine ganz andere numerische und moralische Ueberlegenheit die Oesterreicher fiegen oder hinter den Tessin und weiter auf ihrer Seite gehören. Auch lassen sich die Bewegungen, zurückgehen. Eine Hauptentscheidung für die Oesterreicher so weit sie einigermaßen näher bekannt geworden sind, nicht läge nur in einem großen Sieg in der Ebene von Aleſſan= in diesem Sinne deuten. dria , dem die Belagerung dieser Festung folgen könnte ; Mir scheint, der h . Correspondent oder vielmehr Mit eine solche für ihre Gegner in einem ähnlichen Sieg am redacteur der "1 Allg. Ztg. " hat das Richtige angedeutet. Mincio, dem die Belagerung Mantuas folgen könnte ; denn Die Desterreicher werden in dem Landstrich zwischen dem Alessandria entscheidet über den Besiß des oberen, Mantua Tessin und der Sesia stehen bleiben , über die Sesta nach mit dem bekannten unvergleichlichen Festungssystem über Westen , über den Po nach Süden demonstriren und den des unteren Polandes ; das hat die ganze Kriegsge= Die Dinge werden sich also langsamer recognosciren , die eigentliche Initiative aber dem Gegner schichte bewiesen . überlassen und sich inzwischen in der eroberten feindlichen entwickeln, als unsere öffentliche Aufregung erwartet. Ins Proving möglichst darauf vorbereiten. Sie haben am 29. besondere ist Desterreich noch lange nicht auf dem Punkt, den Tessin überschritten , wie es scheint in 3 Corps , gegen seinen Besty in Italien zu verlieren ; und Deutschland hat 100,000 Mann starf. Bis zum 4. Mai hatten sie die noch reichlich Zett , seinen Moment zu wählen. Sesia und den Po erreicht , Hauptquartier Lomello , 6-9 Geschrieben den 10. Mai. Meilen in 5 Tagen ; das langsame Vorrücken lag also offenbar im Plane , denn Regengüsse und Ueberschwem mungen erklären es für sich allein nicht ausreichend. Am 4. fand dann die sogenannte Allarmirung der Polinie statt, Vor 50 Jahren. von Frassinetto unterhalb Caſale bis San Nazzaro , eine eine Desterreicher machten Die Meilen. 5-7 von Strecke I. Reihe von Scheinversuchen, wobei es zu erfolglosen Kano Strategische Skizze des Krieges 1809. naden kam, und schlugen während dessen eine Brücke bei Pieve del Cairo oder bei Cornale , wahrscheinlich unter Vor 50 Jahren am 9. April erließ Kaiser Franz ſein halb der Stelle , wo gegenüber der Tanaro einfällt. Der Kriegsmanifest gegen den fränkischen Eroberer, in welchem Punkt scheint taftisch wie strategisch glücklich gewählt. Der er mit Recht sagen durfte : „Die Freiheit Europas hat sich Uebergang wird durch Inselbildungen erleichtert und ge unter Desterreichs Fahnen geflüchtet. " Heute, nur 20 Tage schüßt , und zugleich hat man hier die Straße , die südlich später , spricht sein Großneffe zu den Völkern Desterreichs : auf Tortona und Novi führt , östlich die Verbindung mit Wenn ich nothgedrungen zum Schwert greife, so empfängt Vom 5. bis 7. Mai zeigten sich dann es die Weihe , eine Wehr zu sein für die Ehre und das Piacenza öffnet. österreichische Corps südlich des Po bei Castelnovo della gute Recht Desterreichs , für die Rechte aller Völker und Scrivia und Voghera , sowie westlich der Sesia bei Trino Staaten , für die heiligsten Güter der Menschheit." In und verschwanden wieder ; also bloße Recognoscirungen . ganz Deutschland , von der Hütte bis zum Thron , von Inzwischen scheinen aus der Lombardei noch weitere Truppens einer Gränze zur anderen , hallen diese Worte in Aller theile theils bei Piacenza eins, theils über den Tessin nach. Herzen ; „Heil Oesterreich und männlichen Kampf an seiner zurücken. Haben die Oesterreicher dann hinreichende Macht Seite" , das ist's , um was alle deutschen Krieger flehen. auf dieser Linie , so fällt ihren Feinden ein schwieriger Und Heil Deutschland " rufen wir dazu , daß es so ist, Derselbe_trifft bei frontaler Richtung von denn vor 50 Jahren war es anders . Damals bot Deutsch Angriff zu. Westen (Turin, dann Linie der Dora Baltea) her auf die land das jämmerliche Schauspiel , daß 62,000 deutsche Sesia, von Süden (Tortona-Alessandria) her auf den Po ; Brüder als Helfershelfer des fremden Eroberers gegen mit anderen Worten , die Oesterreicher haben zwei Flüsse Oesterreich kämpften , daß die zweite deutsche Großmacht vor sich , die es ihnen möglich machen , unter günstigen sich unschlüssig versagte und dadurch die patriotische Be Verhältnissen zu schlagen. An ihrer Stellung vorbeigeben geisterung niederdrückte, welche den übrigen Norden unserer könnten aber die Gegner nur in der Richtung auf Pia Gauen sonst gegen den Unterdrücker in Flammen gesezt cenza , und diese Straße ist eben von dieser Stellung aus hätte. Heute sind wir ein festgeschlossener Bund " , und genommen unmittelbar in der Flanke . mag der Constitutionnel " in seiner Unverschämtheit procla= Die Sardinier sollen bei Aleſſandria, Caſale und hinter miren : Kaiser Louis Napoleon hat Europa seine Armeen der Linie der Dora Baltea stehen ; Franzosen wären schon zur Disposition gestellt , um den österreichischen Stolz zu mit ihnen vereinigt . Außerdem stünde der Haupttheil des zähmen " , mag die tückische „ Patrie “ ausrufen : „Defters es hat die Lombardei Corps von Baraguay d'Hilliers bei Novi , derjenige von reich hat den Ticin überschritten Canrobert und Niel bei Turin ; der Kaiser Napoleon würde verloren" ; uns soll das wenig anfechten : wir stehen zu um die Mitte des Mai bei der Armee erwartet. Die sammen als Brüder einer heißgeliebten Mutter , und der nächsten Wochen werden wohl Vieles in der Lage aufklären Neffe des Onkels soll mit Schrecken erfahren , was deutsche und dann eine erste Entscheidung bringen . Arme und Armeen vermögen. Wir sind Soldaten ; ein fräftiges offenes Wort ist uns Für dießmal mußte ich viel auf politische Motive ein gehen , weil ohne sie die Lage nicht zu verstehen ist. Je mehr noch als anderen Ständen gestattet. Möge es darum näher ein bedeutender Zusammenstoß rückt , desto mehr Niemand verleßen , wenn wir die Wahrheit - Wahrheit

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nennen und einen gänzlich ungeschminkten militärischen Be richt über die Ereignisse von 1809 geben. Wir werden Gelegenheit finden , dem österreichischen Heroismus , der todesmuthigen Ergebung und Tapferkeit so Vieler unsere Bewunderung zu zollen ; möge darum auch ein Wort ge rechten Tadels, wo es am Plage, bei unseren österreichischen Waffengefährten die rechte Stelle finden. Der Kriegsschauplaz umfaßte ganz Desterreich mit Ausnahme der ungarischen Gebietstheile östlich der Donau, Bayern, das Großherzogthum Warschau, einen Theil Nord deutschlands und Seeland. An Streitkräften führten beide Gegner in's Feld und zwar Desterreich und England 308,770 Mann, nämlich auf dem Hauptkriegstheater 174,450, in Italien 56,250 (ungerechnet 34,600 Landwehr) , in Tyrol beiläufig 15,000, gegen Warschau 25,000, Engländer gegen Seeland 38,070 Mann; Frankreich und seine Alliirten 298,175 Mann , und zwar in Deutschland 174,300 , in Italien 75,875, in Polen 24,000, in Holland 24,000 Mann. Der Operationsplan hatte Desterreich auf allen Punkten die Offensive dictirt, welche gleichmäßig am 10. April er griffen wurde , leider zu spät ; denn wäre man , wie man mit Aufgebung untergeordneter Rücksichten konnte , am 20. März , ja wäre man nur wenigstens am 1. April los gebrochen , so mußte der erste Stoß ein viel wirksamerer werden. (Gebe Gott, daß dieſes „zu spät“ nicht auch für den gegenwärtigen Feldzug die traurige Parole werde !) Bei der großen Ausdehnung des Operationstheaters theilen wir der Uebersicht halber den ganzen Krieg von 1809 in:

seit Mitte März auf Regensburg anmarſchirenden Davouft herfiel , diesen und Oudinot einzeln schlug und sich in Bayern festsegte -gewiß die beste Eröffnung , die es geben konnte; nur mußte sie am 20. März geschehen und die Armee geradeaus auf Neumarkt und Schwabach diris girt_werden. Statt dessen wird am 20. März der Ab marsch in's Donauthal angetreten , erst am 8. April bes endigt , gleichwohl aber die Concentrirung der Armee bei Eichstädt festgehalten. Neben dem Verluste der kostbarsten Zeit war schon jezt vorauszusehen , daß dieses Project, einem Napoleon gegenüber , nicht gelingen konnte , vor welchem es wenig gerathen war , von Böhmen aus auf dem ungeheuren Ümwege über Braunau und Kehlheim auf Eichstädt vordringen zu wollen. Am 8. April hatte die österreichische Armee folgende Stellung inne: in Böhmen bei Plan und Pilsen die Corps I. (Bellegarde), II. (Col lowrath) zusammen 49,000 Mann, am Inn bei Andiesen. hofen , Schärding , Braunau , Obernberg das Gros von 126,350 Mann , eingetheilt in die Corps III. (Hoben= zollern) , IV. ( Rosenberg) , V. ( Erzherzog Ludwig), VI. (Hiller) und die beiden Reservecorps Lichtenstein und Kien maier. Am 10. wurde der Jun überschritten , aber erst

1) Hauptkrieg in Deutschland vom 10. April bis 11. Juli. 2) Feldzug in Italien , Dalmatien , Kärnthen , Krain, Steyermark , Ungarn vom 10. April bis 18. Juli . 3) Feldzug in Tyrol vom 11. April bis 9. December. 4) Feldzug im Großherzogthum Warschau vom 15. April bis 18. Juli. 5) Kriegsereignisse in Norddeutschland und Seeland vom 28. April bis Ende December . 1 ) Hauptkrieg in Deutschland .

a) Feldzug von Eggmühl vom 10. bis 24. April. Es war das erste Mal, daß Napoleon dem Erzherzog Karl gegenüberstand (denn 1797 konnte nicht gelten) und Europa schaute mit begreiflicher Spannung auf diesen Zwei kampf zwischen den beiden berühmtesten Feldherrn des Jahr hunderts . Der Erzherzog hatte seine Operationsarmee in Böhmen concentrirt und hatte die Initiative vor dem Gegner voraus ; dieser, die Feindseligkeiten erst Ende Aprils erwartend , hatte sich gegen eine mögliche Ueberraschung insofern vorgesehen , daß das bayerische Corps den feind lichen Anmarsch zwischen Isar und Donau erwartete, Da voust und Dudinot vom Main her gegen die Donau sich dirigirten und hinter den befestigten Depotplägen Donau wörth und Augsburg alle Contingente und Verstärkungen aus dem Westen unter Massena sich sammelten . Der öfter reichische Generaliſſimus wollte den Feldzug damit eröffnen, daß er mit gesammter Kraft von Böhmen aus über den

nach 6 Tagen , am 15. die Vuls (9 Meilen ) erreicht, wäh rend die böhmischen Corps auf ihrem Wege gegen Eich städt nach den am 13. und 14. mit der Division Friant von Davoust's Corps gehabten Gefechten bei Schwarzen feld stehen blieben , also noch auf 16 Meilen vom Gros getrennt waren. Am 16. wurden die Bayern bei Lands hut zurückgedrängt , am 17. auf beiden Straßen gegen Neustadt und Kehlheim vormarschirt. An demselben Tage war Napoleon , der in der Nacht zum 13. von Paris abgegangen , in Donauwörth ange langt und hatte seine Armec in folgenden durch Berthier angeordneten Stellungen getroffen : II. Corps (Dudinot) und IV. (Maſſena) bei Augsburg , III . ( Vavouft) bei Regensburg und Ingolstadt, VII. (Lefèvre mit den Bayern) bei Siegenburg und Pfaffenhofen , VIII. ( Vandamme mit den Württembergern) bei Vohburg, die thüringische Division Rouyer bei Ingolstadt , die Cavaleriereserve (Beſſières) bei Donauwörth , Regensburg und Augsburg. Vom Gegner wußte man , daß er theils vom Böhmerwald herab gegen die Donau , theils über die Isar gegen Regensburg vor dringe, Landshut besezt habe , aber auch in Moosburg und München stehe. Diese Zersplitterung erleichterte Na poleon das kühne Manöver, das er nunmehr anbefahl. Zum Stoße gegen den rechten feindlichen Flügel sollten Davoust, Vandamme und Lefèvre am 18. in Neustadt sich concentriren, Maſſena dagegen mit dem II . und IV. Corps direct auf Pfaffenhofen losgehen und den linken öster reichischen Flügel beseitigen . Am 18. , während des Weiter marsches gegen Neustadt, erfährt der Erzherzog , daß Da voust mit bedeutender Macht bei Regensburg stehe und concentrirt seinen rechten Flügel bei Rohr , während Col lowrath jenseits der Donau bis Regenstauf vorgegangen, die französische Besazung am Abend dieses Tages schon aus der Vorstadt Steinweg hinausdrängt. Davouft, wels cher die verspätete Division Friant abwarten muß , fann nicht am 18 , sondern erst am 19. von Regensburg ab marſchiren und das Glück will , daß der Erzherzog noch in der Nacht zum 19. diese Verspätung erfährt und seine

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Disposition treffen kann. Er wird an dieſem verhängniß. vollen Tage mit seinem 67,300 Mann zählenden rechten Flügel auf den im Marsche begriffenen Davoust stoßen etwas Günstigeres läßt sich gar nicht wünschen . Mit dem 19. beginnen dann jene bis zum 24. fich erstreckenden Operationen, welche den Feldzug von Egg mühl ausmachen. Davoust marschirt vor Tagesgrauen mit 56 Bataillonen und 41 Schwadronen in 3 Colonnen von Regensburg gegen Abensberg ab, ter Erzherzog stößt auf ihn , aber leider ist sein Gros in einem Terrain, wels ches die Uebersicht unmöglich, gegenseitige Unterſtügung der einzelnen Colonnen sehr zweifelhaft macht. Diese sind in 3 Haupt- und mehrere Nebencolonnen auf 3 Meilen auseinander gezogen und vom linken Flügel vollends durch eine Entfernung von 5 Meilen getrennt ; die Cavaleriereſerve, auf der großen Regensburger Straße ohne Gegner, bleibt unthätig stehen, stati das Gelände links zu eclairiren und auf den Kanonen donner loszureiten ; Karl selbst bleibt den ganzen Tag bei Rosenberg's passiver Colonne und so bleibt der wüthende Kampf des Corps Hohenzollern bei Haufen gegen Da voust's zweites Treffen erfolglos. Der einzige Gewinn war die Eroberung Regensburgs durch Collowrath, welcher Davoust's Abzug vom Dreifaltigkeitsberg aus wahrge nommen und die 3 Bataillone französischer Besaßung zur Capitulation vermocht hatte. Aber wie war die beider seitige Lage binnen der 24 Stunden bis zum Morgen des 20. fo völlig verändert ! Am 19. stand Karl's rechter Flügel bei Rohr vereinigt ; diese 67,000 Mann, füglich noch ver stärkt durch Vecfay's 6000 oder einen guten Theil der 17,000 Mann des V. Armeccorps , fonnten entweder über Davoust's 50,000 oder Lefèvre's 32,000 Mann einzeln herfallen und mußten sie schlagen bei der begeisterten Tapfer feit der österreichischen Armce ; Maſſena , noch 7 Meilen entfernt , konnte beide Marschälle nicht unterstügen und die Gefahr seines Marsches auf Landshut verschwand, wenn man bei Neustadt oder Abensberg entscheidend siegte. Am Morgen des 20. dagegen hat Napoleon 99,000 Mann in dem engen Dreieck Abensberg-Neustadt- Siegenburg ver einigt, Massena ist mit 54,000 Mann zu einer Flanken umgebung bei Pfaffenhofen eingetroffen , ihnen gegenüber die österreichische Macht in sehr coupirtem Terrain 6 Meilen weit von Pfeffenhausen bis Alten-Egloffs in unzähligen einzelnen Posten auseinandergezogen ! Hieß das nicht, das Unglück geradezu herausfordern ? Es kam auch mit un widerstehlicher Wucht. (Fortsegung folgt. )

Deutsche Sprache. Literaturgeschichte , in _kurzen Ab rissen von der ältesten Zeit bis auf Klopstock; Lesen und Erklären eines Dichters ; freie Vorträge und Recitir übungen ; schriftliche Auffäße. Französische Sprache. Vollendung des grammatika lischen Cursus ; mündliche und schriftliche Uebersetzung der einschlagenden Uebungsbeispiele ; Auswendiglernen und Recitiren gewählter Prosa und Gedichte; Lesen eines nicht zu leichten Buches. Mathematik. Stereometrie , ebene und sphärische Tri gonometrie.

Die Offiziers - Bildungsanstalten der königlich sächsischen Armee.

(Schluß.) B.

Höherer Lehrcursus . Zweite Division. Erstes Lehrjahr.

Geographie. Asien , Afrika und Australien. Geschichte. Von der Entdeckung von Amerika bis zum Ausbruche der französischen Revolution.

Artillerie wissenschaften. Einleitung und kurzer vor läufiger Cursus , Schießpulver und explosive Präparate, Kriegsfeuerwerkerei. Auftragen einzelner Theile eines Artilleriezeichnen. Geschützrohrs und der Munitionsgegenstände , Anfänge im Auftragen ganzer Geſchüßröhre. Befestigungskunst. Feldbefestigung. Descriptive Geometrie. Einleitung ; Lehre vom Punkte, der Geraden und der Ebene , den begränzten Figuren und den Poliodern. Geometrisches Zeichnen. Abtuschen von geometrischen Körpern , sowie von architektonischen und artilleristischen Gegenständen nach Vorlegeblättern. Situationszeichnen. Copiren von Situationsplänen in verschiedenen Maßstäben , mit und ohne äquidistante Horizontalen. Theorie des Situationszeichnens und Aufneh mens. Chemie. Theoretische Chemie. Kalligraphie . Planschrift.

Zweites Lehrjahr.

Geographic. Amerika ; allgemeine Uebersicht der wichtigſten ――― Allgemeine Wiederholung. neueren Entdeckungsreisen. Geschichte. Vom Ausbruche der französischen Revolu tion bis auf die neueste Zeit. - Allgemeine Wieder holung. Deutsche Sprache. Literaturgeschichte von Klopstock bis auf die neueste Zeit, fortgescßte Lectüre von Meiſter werken und deren Erklärung , freie Vorträge über ge habte Lehrstoffe , schriftliche Auffäge. Allgemeine Repetition der Französische Sprache. Grammatik, Dictir- und Stylübungen , mündliche und schriftliche Uebersetzungen , Auswendiglernen und Reci tiren, Leseübungen , mündliches Wiedergeben geleſener Erzählungen. Mathematik. Differentialrechnung ; analytische Geome trie der Ebene und des Raumes. Artilleriewissenschaften. Construction der Geſchüß röhre , Einrichtung der Fuhrwerke , Construction der Laffeten . Proßen und Wagen. Artilleriezeichnen . Auftragen von Geschüßröhren, Laffetentheilen und Laffetirungen nach Maßtabellen, vor zugsweise in Linearzeichnung.

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349 Befestigungskunst. Fortsetzung und Schluß der Feld befestigungskunst. Einleitung in die permanente Bes festigungskunst, Definitionen und allgemeine Grundsäge, Einfluß der Festungen auf die Kriegführung . Fortificationszeichnen. Profile und Grundrisse, des- . gleichen Verstärkungsmittel der Feldverschanzungen, Pro file permanenter Befestigungen. Descriptive Geometrie. Krummlinige descriptive Geometrie, frumme , Umdrehungs- und windschiefe Flä chen , Lehre von der Tangentenebene. Theorie des Ter rainaufnehmens mit und ohne äquidistante Horizontalen. Situationszeichnen. Zeichnen von Bergen und Ge genden nach Modellen, Auszeichnung der selbstgefertigten Terrainaufnahmen , Modelliren gegebener Bergformen. Topographische Aufnahme ohne Terrain in 1 : 5000 der natürlichen Größe. Physik.´´ Mechanische Naturlehre, die ersten Begriffe und elementaren Grundsäße der Mechanik. Kalligraphie. Planschrift , Stenographie. Erste Division. Erstes Lehrjahr. Französische Sprache. Stylübungen , Auswendig lernen und Declamation, Lesen eines classischen Werks, mündliches Wiedergeben gelesener Erzählungen zc ., Cons versationsübungen. Mathematik. Integralrechnung , reine Mechanik. Artilleriewissenschaften. Kleines Feuergewehr und blanke Waffen, Kenntniß der hauptsächlichsten Materia lien zur Herstellung der Geschüße und Fuhrwerke und deren Verwendung dabei, Anfertigung und Prüfung der Geschüßröhre und Eisenmunition, Organisation und Aus rüstung der Artillerie im Allgemeinen. Taktik. Taftik der einzelnen und der verbundenen Waffen. Artilleriezeichnen. Fortsetzung der Arbeiten des vor jährigen Cursus , Tuschen und Coloriren der Pläne. Befestigungskunst. Permanente Befestigungskunst. Einrichtung des Profiles und Grundriſſes , geſchichtliche Entwickelung der Befestigungskunst , Angriff und Ver theidigung der Festungen. Fortificationszeichnen. Zeichnen von Befestigungs systemen und Belagerungsarbeiten. Civilbaukunst. Vorbegriffe , Eintheilung und Nußen der Civilbaukunst , Baustoffe. Descriptive Geometrie. Durchschnitte krummer Flä chen unter sich, Schattenlehre , Projection auf eine ein zige Ebene, graphisches Defilement. Situationszeichnen. Fortschung des vorjährigen Cur sus. Eine kleinere Terrainaufnahme in 1 : 12,000 d . n . G. und eine größere mit Neglegung in 1 : 24,000 d . n. G. und Nivellement. Physik. Lehre vom Schalle, vom Lichte und von der Wärme. Praktische Chemie. Darstellung von Präparaten, Reaction der wichtigsten Säuren und Basen , Unter suchung löslicher unorganischer Verbindungen.

Zweites Lehrjahr. Französische Sprache. Cursus.

Fortseßung des vorjährigen

Mathematik. Repetition.

Angewandte Mechanik. -

Allgemeine

Artilleriewissenschaft. Kriegsraketen, Handhabungs und Herstellungsarbeiten , Bedienung der Geschüße, Schießen und Werfen, Wirkung der Geschüße, Verhalten und Gebrauch der Artillerie im Festungskrieg. Taktik. Angewandte Taktik. Kriegsgeschichte. Uebersicht der Geschichte der Kriegs funft, Vorträge über Kriegsercigniſſe und über einen Feldzug zur Erläuterung und Ergänzung der Taktik. Artilleriezeichnen. Fortsetzung des rorjährigen Cursus. Befestigungskunst. Batteriebau, Erklärung , Theorie, Eintheilung und Bau der Minen und deren Anwendung im Festungskriege. Repetition. Fortificationszeichnen. Entwurf und Zeichnung ver schiedener Batterien, Zeichnen von Vertheidigungsarbeiten und Minensystemen , desgleichen von Pionnier- und Pontonniermaterial und dergleichen Arbeiten. Pionnier und Pontonnierwissenschaft. Kriegs und Nothbrücken, Straßen- und Wegebau im Felde, Flußübergänge, Brückenequipagen der europäischen Heere, sächsisches Pontonnier-Reglement. Civilbaukunft. Erdarbeiten, Verbindung der Bausteine und Baubölzer , Eisenconstructionen. Descriptive Geometrie. Perspective, Steinschnitt, Kartenprojection. - Repetition. Terrainlehre und höhere Geodasie. Terrainlchre im engeren Sinne. Aufnehmen à coup d'oeil , Re cognoscirung, kurzer Vortrag über trigonometrische Trian gulirung und Aufnahme eines ganzen Landes. Praf tische Aufnahmen à coup d'oeil. Situationszeichnen. Auszeichnen der Aufnahmen à coup d'oeil und Recognoscirungen. Physik. Magnetismus und Electricität , kurzer Abriß der Meteorologie . ― Repetition. Chemie. Repetition der theoretischen und analytischen Chemie. Praktische Chemie. Untersuchung unlöslicher unor ganischer Verbindungen. Quantitative Analysen leich terer Art.

Literatur. Einige Gedanken über die heutige Kriegfüh rung. Berlin, 1859. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn. (Schluß.) Im Eingang des dritten Capitels : „ Ausbeuten der Feuer wirfung" bringt unsere Schrift die auffallende Erscheinung zur Sprache, daß das Salvenfeuer auf der Scheibe bis jezt ein günstigeres Resultat ergeben habe , als das Plänklerfeuer ; dieses würde offenbar auf eine mangelhafte Ausbildung des preußischen Schüßen hindeuten. Was der Autor S. 31 unter dem langen Schießen" versteht , haben wir von jeher als die Die einzige rationelle Verwendung des Feuers betrachtet. Plänkler eines Bataillons in dem Augenblick, ehe dieses das

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Massenfeuer beginnt, zu Boden liegen und fortfeuern zu lassen, wie die Russen und Franzosen es machen, ist gewiß zweckmäßiger, als die Front ganz von ihnen räumen zu lassen, wie die Preußen und überhaupt die Deutschen thun. Ebenso tadelt der Vers fasser, daß die angreifenden Colonnen in Preußen keine Plänkler vor der Front, sondern nur in den Flanken haben, ebenso daß das preußische Reglement den Schräganschlag gar nicht kennt. Der Angreifer wird künftig auf vielerlei Hemmnisse stoßen, die man früher nicht kannte. Das Recognosciren , das Ab zählen der feindlichen Truppen wird wesentlich erschwert , also unvollkommener geschehen, der Calcul des Angreifers wird sich demnach mehr auf Wahrscheinlichkeiten, als auf Positives grün den, das Disponiren wird ihm dadurch bedeutend erschwert und er bedarf mehr als sonst einer starken Reserve. Uebers rumpelungen vor Tag und bei schlechtem Wetter werden deß halb mehr als sonst beliebt werden, so schwierig sie auch durch, zuführen sind . Die Einleitung der Gefechte wird seltener als ehedem und auf fürzere Zeit durch Artillerie geschehen , die Infanterieplänkler werden öfter an deren Stelle treten und die Geschüße erst unter deren Schuß abpreßen. Es verspricht daher Vortheil, die besten Schüßen zur Einleitung zu verwen den, weil hier vornämlich noch kaltblütiges Zielen und gutes Treffen möglich ist. Sobald das Gefecht der Entscheidung zu geht , werden wohl an Stelle der großen Napoleon'schen Bat terien größere Infanteriekörper ein erschütterndes Schnellfeuer abzugeben haben. Was den Angreifer betrifft, so wird dieser die eigentliche Dichtigkeitsschichte der Gefahr auch ferner in einer mittleren Entfernung vom Feinde ( 300-400 Schritte) finden, wie die frühere Erfahrung bei glatten Gewehren ergab. daß 150-200 Schritte bei ihnen die gefährlichste Entfernung waren und die Verluste von da an bis zum Feind mehr und mehr abnahmen. Die leßte Entscheidung wird in Zukunft vielleicht mehr durch eine Reihe partieller Entscheidungen als durch einen gewaltigen Keulenschlag das leßte Auskunfts mittel entfesselter Leidenschaft --erzielt werden. Von der Feld artillerie meint unser Buch , die Zeit ihrer höchsten Glorie sei überhaupt vorüber , denn die seitherigen Geſchüße werden gerade da, wo sie am meisten leisteten , von 300 bis 1000 Schritte weit seltener wirken, da die Unsicherheitssphäre durch Infanteriefeuer sich seitdem verdoppelt hat, und auch für verbesserte Geschüße werde das Terrain weit weniger Gelegens heit bieten, auf 2000-3000 Schritte die frühere Wirkung hervorzubringen , es wäre denn auf unbewegliche Gegenstände, d. h. feindliche Batterien. Dieß führt den Verfasser anf die Reorganisation der Feldartillerie derart, daß die 6 Psünder abs geschafft und ſtatt ihrer für partielle Zwecke ebensoviel gezogene Batterien aufgestellt würden , als seither Haubißbatterien vor handen waren ; leßtere dürften dann verdoppelt werden. Nur bei den reitenden Cavaleriebatterien könnte der 6 Pfünder beis behalten, bei denen der Hauptartilleriereserve dagegen müßte er durch ein anderes Geschüß , vielleicht durch Raketen , erſeßt, im Ganzen aber die Zahl der Geſchüße verringert werden. Die Cavalerie ist seit 60 Jahren mehr eine Unterstüßungswaffe für Infanterie geworden, während sie noch im 7 jährigen Krieg ebensogut wie diese Hauptwaffe war. Aus der Schilderung des preußischen Herrn Verfassers läßt sich zwischen den Zeilen lesen, daß er die preußische Cavalerie weitaus als die schwächste

Waffe seiner vaterländischen Armee betrachtet. Er vergleicht fie mit jener , wie sie Friedrich II . bei Mollwit vorgefunden und hält ihr vor , wie der große König deren Leistungen im Frieden wir möchten sagen bis zu solchem Excesse ges steigert, daß bei großen Attaquen 2000 Schritte getrabt und den Galopp ungerechnet , 600 Schritte geschlossen und ohne den Athem zu verlieren , Carrière geritten wurde. Nicht selten sollen 6 solcher Attaquen an einem Vormittage vorgekommen, nach mancher derselben noch ausgeschwärmt worden sein. Uebris gens ist die ganze Abhandlung über die Cavalerie mit hoher Einsicht und Gerechtigkeit geschrieben und die so oft aufges tauchte Ansicht , als wären die Zeiten zu glänzenden Thaten für diese Waffe vorüber , gründlich widerlegt. Auch wird der neue Gedanke angeregt , ob nicht die Cavalerie in Zukunft sich besser in einem Gliede rangiren werde. Als neue Func tionen für die Pionniere wird die Aufstellung, Handhabung und Bewachung der Feldtelegraphen , das Herstellen , Verlegen oder Zerstören von Eisenbahnen angeführt. Wir haben der kleinen Schrift eine , wie es erscheinen fönnte, ungebührlich lange Besprechung gewidmet, glauben aber durch deren ungewöhnlich reichen und interessanten Inhalt ges rechtfertigt zu sein. Jedenfalls wird uns der Leser , der das Büchlein selbst zur Hand nimmt - und das rathen wir jedem denkenden Offizier ―――― darin beipflichten, daß in den leßten Jahren selten eine Schrift von soviel anregender Kraft ver öffentlicht worden, weßhalb wir uns doppelt aufgefordert fans den, die Aufmerksamkeit der Herren Kameraden auf fie zu lenten.

Die Armeen der europäischen Mächte , ihre Organisation und Stärke , nach_authentischen Quellen bearbeitet von P. Goetsch, Lieutenant der Artillerie a. D. Potsdam , 1859. J. Schlefter, Stechert'sche Buchhandlung. Das Büchelchen enthält im Anfange eine Zusammenstel lung der europäischen Streitmächte , in welcher der deutsche Bund ohne Preußen und Desterreich , als ungetheilte Macht enthalten ist. Hierauf werden von jedem europäiſchen Staate, sowie von sämmtlichen Einzelstaaten des deutschen Bundes Größe , Bevölkerung , und in übersichtlicher Darstellung die Eintheilung, Formation und Stärke des Landheeres angegeben. Zu bemerken ist hierbei, was aus dem Titel des Werkchens zunächst nicht hervorgeht, daß überall , wo eine Marine vorhanden ist, lettere `gleichfalls ebenso ausführlich wie das Landheer beschries ben ist. ―― Von kleinen Mängeln und Unrichtigkeiten des sonst gut ausgestatteten Büchelchens find folgende hervorzu heben : Es hätten zur Bequemlichkeit des Lesers an mehreren Stellen die Summen der angegebenen Zahlen gezogen und über, tragen werden können ; beispielsweise wäre dann die Richtigkeit der den disponiblen Stand der britischen Marine angebenden Zahlen leichter zu übersehen gewesen. Dann fehlt bei der Linien - Infanterie des preußischen stehenden Heeres die An gabe der Bataillonsstärke im Frieden und Kriege.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

21.

34. Jahrgang. No. 41 & 42.

Samstag , Mai 1859.

Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Preußen . ** Berlin, 12. Mai. Die nunmehr nunmehr bestimmt bestimmt am am Die 1. October d. J. zur Ausführung kommende Reorgani sation der bisherigen 9 combinirten Divisions schulen erstreckt sich zunächst , wie bereits gemeldet (vgl. A. M.-3. Nr. 39 & 40), auf die Lehranstalten des Gardes, 2. und 3., und 4., 7. und 8. Armeecorps , da die Unter bandlungen , welche behufs Beschaffung der Localitäten zu der für das 1., 5. und 6. Armeecorps bestimmten Kriegs schule in Neiße gepflogen worden , noch nicht zum Ab schluß gediehen sind. Der Zweck der Kriegsschulen bleibt zunächst der, den Offizieraspiranten der Infanterie und Cavalerie , welche das Portepéefähndrichsexamen abgelegt haben, die nöthige Reife für die Offiziersprüfung zu geben, zugleich aber auch eine sichere wissenschaftliche Grundlage für spätere Fortbildung. Der Cursus ist auf 10 Monate bestimmt, mit dem 1. October beginnend. Der theoretische Unterricht beschränkt sich auf die Kriegswissenschaften und wird durch viele praktische Uebungen unterstüßt. Eine Erweiterung des bisherigen Pensums findet nur in so weit statt , als die neuen Veränderungen im Kriegswesen fie nothwendig machen. An der Spige jeder Kriegsschule wird ein Stabsoffizier als Director stehen, dem ein Adjus tant beigegeben ist ; die Wahl der zu Lehrern und zur Beaufsichtigung commandirten Offiziere geschieht mit der größten Sorgfalt. Diese neue , bekanntlich schon mehrere Jahre vorbereitete Formation ist jedenfalls als ein sehr wichtiger Fortschritt im preußischen Militärbildungs wesen anzusehen. — Bet sämmtlichen Pionnierabtheilungen werden seit Kurzem Uebungen mit dem ambulanten Feldtele: graphen angestellt . Es sind dazu besondere Mannschaften commandirt, die für diesen Dienst mit großer Sorgfalt eingeübt werden.

Sachsen - Altenburg.

Altenburg , 10. Mai. Als im Januar 1857 auf wiederholten Antrag der Landschaft die Erfüllung der

Militärpflicht durch Stellvertretung wiederum gestattet wurde , erfolgte die geseßliche Genehmigung indessen aus drücklich nur auf so lange, als nicht Kriegs- oder sonstige außergewöhnliche Zustände den Landesherrn zum Widerruf veranlassen würden (vgl. A. M.-3. Nr. 19 & 20 von 1857) . Von diesem vorbehaltenen Widerruf ist jetzt Ges brauch gemacht worden , indem eine heute zur Publication gebrachte Verordnung vom 7. d. Mts. die Befreiung von der Militärpflicht durch Stellvertretung fortan bis auf Weiteres als unzulässig erklärt und die bezüglichen Bestimmungen des Gesezes vom 22. Januar 1857 einstweilen außer Wirksamkeii segt.

Frankreich.

t

Paris , 8. Mai . Der Kaiser hat unter dem 6. d . Mts. beschlossen , daß eine neue Anwendung des Decrets vom 7. März 1855, wodurch der Cadre des Generalstabs, sowie des großen Generalstabs vermehrt wird, und dessen Wirkung während des Friedens suspendirt war, erfolgen soll. Demnach wird der Cadre des General ftabs (erster Abtheilung) um 30 Generale vermehrt, näm lich um 10 Divisionsgenerale , wodurch die Anzahl der Generale dieses Ranges auf 90 gebracht wird , und um 20 Brigadegenerale , wodurch die Anzahl der Generale dieses Ranges sich auf 180 erhöht. Die Gesammtzahl der Offiziere erster Abtheilung beträgt somit 270. Der Cadre des großen Generalstabs wird um 80 Offiziere vermehrt, nämlich um 5 Obersten , so daß die Anzahl der Offiziere dieses Grades jeßt 35 beträgt , sowie um 5 Oberstlieute nants, so daß die Anzahl der Offiziere dieses Ranges jezt 35 beträgt , um 10 Escadronschefs , so daß die Anzahl der Offiziere dieses Ranges jezt 110 beträgt, um 30 Cas pitäns, so daß die Anzahl der Offiziere dieses Ranges jezt 330 beträgt, und um 30 Lieutenants , so daß die Anzahl der Offiziere dieses Ranges jezt 100 beträgt. Die Ge sammtzahl der Offiziere des großen Generalstabs beträgt jezt also 610. Zur Beseßung der neugeschaffenen Stellen soll nur nach Maßgabe der Erfordernisse des Dienstes ges schritten werden.

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Großbritannien.

"für die Marine, worunter 350 Millionen für die Erbauung von Schiffen und 100 Millionen für die Seearsenale.

-b- Es ist eine Commission aus 2 Generalen , 4 Obersten und 1 Civilbeamten zuſammengeseßt worden , um Vorschläge zu leichterer und ergiebigerer Recru tirung der Armee zu machen ; indem sich das gegenwär tige Recrutirungssystem als durchaus ungenügend und un zweckmäßig herausgestellt hat.

- Die Marine - Infanterie erhält folgende neue Organisation: Sie wird zerfallen in 3 Halbbrigaden à 2 Bataillone , die zu Cadiz , Ferrol und Cartagena sta tionirt werden und alle 2 Jahre wechseln sollen. Jedes Bataillon soll aus 6 Compagnien mit je 1 Capitän und 2 Lieutenants bestehen. Das Offiziercorps soll bestehen aus : 1 Brigadier , 2 Obersten , 8 Oberstlieutenants , 7 Commandanten , 36 Capitäns , 78 Lieutenants und 42 Unterlieutenants.

- Nach längeren Versuchen ist die Blocklaffete nach Major Clerk's System , welche einfacher als die bisher construirte ist und 24 Schuß mitzunehmen gestattet, in der englischen Artillerie eingeführt worden. Major Clerk hat auch Räder für Belagerungslaffeten vor geschlagen , welche eine doppelte Reihe sechszölliger Bunde und parallele und innen abgerundete Felgen , sowie runde Speichenzapfen haben.

Der Krieg in Oberitalien.

II. - Das von Capitän Boxer erfundene Shrapnel 9. Kaiser Napoleon ist am 12. Mai in Genua ange geschoß mit Querwänden ist gleichfalls in der eng kommen ; am 13. hat er zu seinen Soldaten gesprochen . fischen Artillerie eingeführt worden. Die neuen Geschoffe, Es ist etwas von dem weltbekannten Styl in der Procla= Zünder 2c. werden in möglichster Schnelligkeit für jede Feldmation , auf den sich auch Napoleon III. versteht ; allein Batterie angeschafft werden. Boxer hat für seine Erfindung mit dem berühmten Aufruf von 1796 verglichen , ist sie 5000 Pfd. St. von der Regierung erhalten. doch nur, wie das ganze jezige Kaiserreich im Verhältniß zum früheren, ein künstlicher, äußerlich stärker aufgetragener, Niederlande. innerlich schwächerer Abklatsch . Der Kaiser weist mit einer in allen Armeen gebräuchlichen Wendung gegen die neuen Die an der Spize der Normalschießschule Präcisionswaffen auf das Bajonnet hin; diese Waffen Bebende Commission besteht aus 1 Major , 1 Capitän müssen also den Franzosen doch einigen Respect einflößen. und 5 Oberlieutenants ; die in den Cursus dahin_deta Er fürchtet nichts, als daß sich der Muth seiner Soldaten chirten Offiziere aus 8 Oberlieutenants und 12 Lieute überstürzen möchte ; das erinnert beinahe an die Abge nants , wozu noch 22 Unteroffiziere , 22 Corporale und schmacktheiten von „ Bestien“ und „Pauthern “ , womit die 47 Mann kommen. Franzosen gegenwärtig thren unbezähmbaren Muth zu bes Gegenwärtig wird ein Lager bei Millingen aus zeichnen lieben. Indessen , der Tagsbefehl bestätigt die gesteckt, welches von 6 Tirailleurcompagnien und der Nors Absicht , wovon ich im Eingang meiner ersten Betrachtung malschicßschule bezogen werden soll. Die für die Infanterie sprach ; er verheißt einem unterdrückten Volk Hülfe , er will in Indien bestimmten Offiziere werden an den Uebungen die Soldaten zum Gefecht führen. Wir werden also wohl den Angriff erwarten dürfen ; die Zögerungen scheinen mehr des Lagers Theil nehmen . auf die immer sehr umfassenden und zeitraubenden Vor bereitungen zur versammelten Bewegung einer so großen Rußland. Armee, als auf Rechnung des Regenwetters und der Hoch St. Petersburg , 5. Mai. Durch kaiserlichen Be, wasser von den Alpen zu kommen. Daß die „ Befreier" fehl vom 17. (29.) April wird eine Gehaltserhöhung vor der starken Stellung der Oesterreicher stehen bleiben sollten , bis dieselben etwa durch Krankheiten oder durch aller Offiziersgrade vom Fähndrich an bis zum die Revolution in ihrem Rücken zum Rückzug bewogen General bestimmt und zwar auf Grundlage einer neuen würden, kann ich mir nicht denken. Sie wissen wohl, daß vom Kaiser bestätigten Gehaltstabelle. die österreichische Armee vor solchen Feinden nicht flieht; ― Bei allen Truppen des orenburgischen , sibirischen, und überdieß ist der Angriff gegen den eingedrungenen und ostsibirischen Gorps ist statt der bisherischen Helme Feind eine nothwendige Forderung ihres ganzen Auftretens und Tichakows die bei dem kaukasischen Corps gebräuch und ihrer Lage. Italien will Thaten schen , der unver liche Kopfbedeckung (Papachi) eingeführt worden. meidliche Bundesgenosse, die Revolution , führt dort und selbst in Frankreich eine immer fecere Sprache und droht am Ende die Gewalt an sich zu reißen ; mit dem Papst Spanien. und der katholischen Kirche scheinen die Berwickelungen sich S. Durch ein unlängst erlassenes Gesez wird der Re immer häflicher zu gestalten. Nur ein Sieg entspricht der gierung ein außerordentlicher Credit von 2000 laut verkündeten Absicht, zerstreut die Wolken , führt , in Millionen Realen gewährt , in 8 Jahren realisirbar. weiterem Kreise zündend, der Unternehmung neue Kräfte zu. Von dieser Summe sind bestimmt 50 Millionen für Artillerie Auch ist die Kriegserklärung Sardiniens an Modena ein material, 300 Millionen für Ingenieurmaterial und zwar weiterer Wink, wo es damit hinaus will ; für den Kirchen darunter 200 Millionen für Befestigungen , 450 Millionen staat kommt mit dem Fortschritt der Sache auch die Zeit.

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Aber was werden Richtung und nächstes Ziel des An griffs sein ? Man muß gestehen , die Verbündeten wissen ihre Maßregeln und Absichten gut zu verhüllen . Wir wissen wenig mehr von ihnen , als vor 8 Tagen. Die zwei Recognoscirungen der Sardinier gegen Vercelli bedeuten nichts ; eben so wenig die Gerüchte von Garibaldi , der bald einen Einfall über den Lago Maggiore beabsichtigen soll , bald — und dieß ist wahrscheinlicher - noch zu Ponteſtura am Po liegen und in allerlei Händel über die Organisation und Bestimmung seines Corps verwickelt sein joll. Die Hauptmacht scheint um die Punkte Alessandria, Cajale, Tortona, Novi vereinigt. Hier ist auch der Kaiser und der König Victor Emanuel , die sich in Alessandria begrüßt haben; Marschall Canrobert, Baraguay d'Hilliers, General Niel, Lamarmora u . s . w . wären um sie gewejen. Hinter der Dora Baltea stünde ein selbstständiges Corps der vereinigten Streitmacht als linker Flügel. Bei Spezzia wären Franzosen und Sardinier gelandet und mit den Insurgenten in Maſſa und Carrara in Verbindung ge treten . Wir dürften also erwarten , daß sich der Kampf

theils der Verbindung, theils der Sicherung des Rückzugs halber , nicht aber in der Bedeutung , als sollten sie den Rückzug einleiten. Vielmehr sind die Truppenzüge , die seit dem ersten Vorrücken über Piacenza angelangt scheinen , durchaus im Sinne einer Behauptung der Stellung ver wendet worden. Die Oesterreicher haben von dort nach Parma , dann gegen Bobbio an der oberen Trebbia deta cirt; und vor Allem die Hauptsache , ſie hätten auf dem rechten Poufer am Terrainabſchnitt des Curone förmlich) Stellung genommen und wären in derselben in unmittels barer Verbindung mit jener am 4. Mai bei Ponta Cornale geschlagenen Pobrücke. Auf diese Weise erschiene der cm pfindlichste Theil der Stellung, die linke Flanke, bedeutend verstärkt. Die Gegner müßten, wenn sie Pavia zum Ob ject wählen und in dieser Gegend den Po überschreiten wollten , jedenfalls zuerst dieß Corps am Gurone zurück werfen. Wahrscheinlich eine schwere Aufgabe, da es wobl einen starken Terrainabschnitt vor sich , das befestigte Pia cenza hinter sich hat und in der linken Flanke, des Ge birgs wegen , nur schwer umgangen werden kann. Die Mitte der Desterreicher von San Nazaro bis Casale ist schon durch den Po stark, den sie vor sich hat. Ihr rechter Flügel hält die Linie der Sesia mit Vercelli als Haupt punkt ; eine feindliche Umgehung von Jvrea aus über die obere Sesia wäre hier vielleicht möglich , allein die Oester reicher hätten die mangelnde Flankenanlehnung ganz richtig durch die Tiefe der Stellung ersetzt, die zurück bis Palestro, Robbio , Novara reichte. So sind sie völlig bereitet , dem Angriff zu begegnen. Ich wiederhole es , das blutige Zuſammentreffen, welches fich hier vorbereitet, wird zunächst nur darüber entscheiden, ob der Krieg gegen den Mincio oder gegen Aleſſandria und Turin sich bewegt. Der Besiegte wird einen geord neten Rückzug machen ; auf eine vernichtende Niederlage kann kein Theil ausgehen , denn das wirkliche Gleichge wicht der Kräfte und das Gefühl der Unsicherheit einem Gegner gegenüber , mit dem man sich noch nicht gemessen hat, sowie die Stärke der beiderseitigen Stellungen werden alle äußersten Tendenzen ermäßigen. Im günstigsten Falle müßten die Franco- Piemontesen vor der Minciolinie , die Desterreicher vor Aleſſandria Halt machen. Damit nähert sich die Zeit , wo Deutschland eingreifen muß ; die end gültige Entscheidung ist in seine Hände gelegt. Unsere Rüstungen werden, bis jene ersten Schläge_ge= schehen sind , Anfang Juni, vollkommen beendet sein. Das ist erfreulich. Dagegen erhebt sich über die Wahl des Moments ein offener Zwiespalt , der eine Gefahr von un berechenbarer Größe in ſich trägt. Wer von den Wegen des Kriegs und der Politik nur irgend etwas versteht, kann nicht dringend genug vor jener thörichten Bewegung warnen , die Preußen gleich dem kleinsten Bundesstaat be handeln und im Nothfall durch Mehrheitsbeschluß in den Krieg hineinreißen möchte. Jezt , wo Oesterreichs Haupt kraft in Italien in Anspruch genommen ist , muß die Lei tung am Rhein naturgemäß Preußen zufallen, weil in ihm das reale Gewicht der Macht liegt. Die Bundeskriegs verfassung hat dieß zu wenig berücksichtigt , indem sie den Kern der Action in den lockeren föderativen Verband gelegt bat ; es war nach der Art ihrer Entstehung nicht anders möglich. Darum sollen wir uns freuen , daß der Gang

von der ganzen Linie Spezzia-Aleſſandria-Cafale-Jvrea aus gegen die Linie Piacenza Stradella-Vercelli bewegen wird. Doch liegen auf den Straßen von Spezzia über Pontremoli auf Parma , von Genua über Bobbio auf Piacenza , sos wie andererseits von Ivrea gegen die obere Sesta nur Demonstrationen und Nebenerfolge. Der Hauptangriff wird sich wohl Vercelli und Mortara mit dem Poübergang vei Tajale , oder Mortara und Vigevano mit dem gewalt jamen Uebergang bei Valenza , oder Pavia mit der Fors cirung des Fluſſes in der Gegend von San Nazaro , zum Ziel nehmen. Das erstere gäbe bei allerdings geringerem Wagniß kein großes Resultat ; es wäre gleich einer Frontal ichlacht. Das dritte käme einer Umgehung der sehr em pfindlichen linken Flanke des Gegners gleich und könnte Denselben in einen schlimmen Rückzug verwickeln , wäre aber so schwierig und gewagt , daß man bezweifeln muß, ob die Uebermacht dazu vorhanden ist. Es bliebe also das zweite, eine Art strategischen Durchbrechens , wobei natürlich die anderen beiden Richtungen als Nebenunter nehmungen mit vorfämen. Die Oesterreicher haben , wie es scheint , ihre Zeit gut benugt , ganz in dem Sinne , wie ich im ersten Artikel ihre Absicht gedeutet habe. Es schien einmal , als wollten sie den äußersten rechten Flügel bis an den Cerno vor schieben , indem sie gegen Biella , Saluzzola , Santhia rückten, doch war dies wohl nur eine Recognoscirung mit Requisitionen verbunden , denn schon Ivrea hätte diese Stellung in der Flanke gefaßt. Denselben Charakter hatte die Unternehmung nach der unteren Dora Baltea , Trons zano , Livorno , Crescentino , mit einem Scheinversuch, den Po bei Gerola zu überschreiten , welche bis zum 9. Mai dauerte und Turin in Alarm brachte. Die Zerstörung der Eisenbahnbrücke bei Tortona war schon früher gelungen ; ebenso die weit wichtigere Sprengung zweier Bogen der Brücke bei Valenza , welche den sardinischen Gegenmaß regeln eben fein günstiges Zeugniß ausstellt. Neben dieser Thätigkeit in und vor der Front bewegte sich eine andere im Rücken. Die sardinischen Bulletins berichten von Brücken und Befestigungen am Teſſin , bei Vigevano , Motta Vis conti und am Gravellona ; sie mögen ihre Richtigkeit haben,

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der Ereignisse selbst den Fehler verbessern will. Ist doch zu jenem heißblütigen Drängen , zu jenem verderblichen Mißtrauen feinerlei ausreichender Grund vorhanden . Eben weil Deutschland die Entscheidung geben muß, darf es sich in der Wahl des Augenblicks nicht blind fortreißen lasseu. Ich erinnere an den Feldzug in Italien 1796 . Wenn damals ein Deutschland da war, welches den Sieges lauf des ersten Napoleon aufhalten wollte ; hätte es da besser bei jenen ersten Entscheidungen in den Appenninen oder bei jenem neunmonatlichen Ringen um Mantua ein gegriffen? Niemand kann zweifeln , daß der Erfolg im zwetten Falle ohne Vergleich vollständiger geworden wäre. Heute liegt freilich dort Vieles ganz anders ; aber das strategische Gesez besteht doch noch , daß der Sieger von einem Umschlag am Ende seiner Bahn viel vernichtender getroffen werden muß , als am Anfang , weil dann alle errungenen Vortheile mit der ganzen Summe der An strengungen , die sie repräsentiren , in einen Sturz mit hinabgerissen werden . Und gegen gegen Oesterreich mit seinem weltberühmten Festungssystem an dem Mincio und der Etsch bedürfte doch der Gegner mehr, als einer gewonnenen großen Schlacht, ehe er daran denken könnte, die Lombardei wirklich erobert zu haben , d . h. am Ende seiner Sieges bahn zu sein. Geschrieben den 17. Mai.

und es folgt jene Reihe von 19 partiellen Gefechten, welche er hernach die Schlacht von Eggmühl getauft hat. Es folgen noch die beiden Abzugsgefechte von Regensburg, am 23. vom Generalissimus von Neumarkt , am 24. von Hiller mit dem linken Flügel geliefert ; dann retirirt die Hauptarmee nach Böhmen , woher fie gekommen , Hiller über den Jun, durch das ganze Donauthal und den Böhmer wald von ihr getrennt. Das Resultat dieses Eröffnungsfeldzugs ist ein nieder schlagendes. Mack hatte im Jahr 1805 nach einer zwölf tägigen Campagne mit 25,700 Mann und 87 Geschüßen schimpflich capitulirt; der Erzherzog erlitt in diesem Er öffnungsacte von 1809 in einem 14 tägigen oder , wenn man nur die Hauptoperationen rechnet , bloß 6tägigen Feldzuge die ungeheure Einbuße von 56,000 Mann, d . h. Vieles in seiner Heer mehr als 25 pCt. seiner Armee. leitung harrt noch der wünschenswerthen Aufklärung; ſo namentlich das Kundschaftswesen , da man nicht begreift, wie der Generalissimus, im Besiße einer so trefflichen und zahlreichen leichten Cavalerie , über die Aufstellung und Maßnahmen des Gegners so sehr im Unklaren sein konnte ; ferner das Meldungswesen in seinem Hauptquartier , ver möge deſſen er vom 18. -22. ohne alle und jede Nachricht von seinem linken Flügel blieb ; sodann die Hartnäckigkeit, mit welcher man auf der Concentrirung bei Eichstädt, trog der gänzlich veränderten Umstände, beharrte, endlich über haupt der ganze Feldzugsplan , welcher die Armee zur Ge winnung eines weiten Operationsraums schon bei Eich städt vorlegen wollte , dann aber am 20. März beginnen mußte. Könnte man durchaus erst später losschlagen , so mußte man sich mit Geringerem begnügen , mußte von Böhmen direct auf Regensburg marschiren und sich von Dietfurt bis Kehlheim hinter der Altmühl , von da bis Freising hinter der Abens eine tüchtige Vertheidigungslinie schaffen , wodurch die Reichsgränze am Inn genugsam ge ――― deckt war. Die neuesten Kriegsereignisse auf dem jezigen italienischen Kriegstheater sind heute, da wir dieses schrei ben , noch zu wenig aufgeklärt , um eine Vergleichung zu gestatten ; verhüte der Himmel , daß sie überhaupt eine Aehnlichkeit damit haben!

Vor 50 Jahren. I.

Strategische Skizze des Krieges 1809. (Fortseßung.) Der Morgen des 20. April brachte das Gefecht bei Rohr , der Abend das noch unglücklichere bei Rotenburg. Hiermit hatte Napoleon eine sehr deutliche Andeutung zum Durchbruch der österreichischen Mitte gegeben , wenn er auch den eigentlichen Zweck an diesem Tage nicht, wie ge hofft , erreicht hatte. Jezt erst läßt Karl von der , fast fönnte man sagen fixen, Idee mit Eichstädt ab und beruft den von Regensburg nach Betlengries vorgegangenen Col lowrath nebst Bellegarde zurück. Am 21. müſſen Hiller und Erzherzog Ludwig bei Landshut Gaſſen laufen , ohne daß der Generalissimus eine Ahnung davon hat ; er hofft an diesem Tage die mit Rücksicht auf den erwarteten linken Flügel entworfene Disposition auszuführen und es erfolgen die Gefechte bei Schirling, in denen es Davouft nicht nur gelingt , den rechten österreichischen Flügel vollauf zu be schäftigen , in welchen er sogar Hohenzollern und Rosen berg hätte aufreiben können, wenn er deren Zersplitterung hätte übersehen können und nicht von Haus aus zum bloßen Demonstriren angewiesen gewesen wäre. Selbst am 22. weiß der Generalissimus noch nichts von seinem linken Flügel; er ahnt nur ein Unglück und beschließt für den heutigen Tag einen Angriff zur Aufklärung der Lage , der aber vermöge seiner Anlage im besten Falle ein Lufthieb gewesen wäre. Napoleon dagegen packt jezt nach Beseis tigung des linken Flügels den rechten in Flanke und Rücken

b) Feldzug von Aspern vom 24. April bis 22. Mai. In den ersten drei Tagen zu Cham mag der Erzherzog mit dem Plane umgegangen sein, mit dem durch Verstärkungen auf 90,000 Mann angewachsenen Hauptheer zu erneuter Offensive vorzugehen und so die Landesgränze zu decken. Gewiß ist , daß er schon vor dem 26. dem am Inn com mandirenden Hiller aufgab, falls dieser Gränzfluß geräumt werden müſſe, bei Linz zur Hauptarmee zu stoßen, welcher Befehl am 26. erneuert und dabei avisirt wurde, daß der Generalissimus nicht vor dem 4. Mai in Budweis ein treffen könne. Hiller erhielt ihn am 1. auf dem Marsche von Wels auf Linz. Dieser ganz gerechtfertigte Entschluß wurde durch Hiller vereitelt. Statt auf energische Ver folgung von Seiten Napoleons sich gefaßt zu machen (denn man konnte seine Art , einen Sieg auszubeuten , gewohnt sein) , wollte er seit dem 26. mit seinem allerdings ver stärkten Corps den Inn auf einer Länge von 13 Meilen behaupten ; die ohne sein Verschulden erfolgte über eilte Räumung Schärdings öffnete den Franzosen vollends

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die Lücke zum Durchbruch , und ihr Weitermarsch wurde mit solcher Anstrengung fortgeseßt , daß Hiller die dritte am 1. Mai ausgefertigte und in der Nacht des 2. einge laufene Weisungwonach er, etwa am 7. oder 8. von Linz aufbrechend , hinter der Traun , dann der Enns sich segen und sich schließlich bei Mauthausen mit Karl ver einigen , müsse er aber Linz vor dem 8. räumen , mit dem Gros bei Urfahr auf's linke Donauufer übergehen , nur 10,000 Mann am rechten lassen und die Linzer und Mauthauser Brücke zerstören föllte - schon nicht mehr auszuführen wagte. Er brach am 3. Morgens 4 Uhr nach Anzündung der Linzer Brücke mit sämmtlichen Truppen nach Ebelsberg auf und dort erfolgte jener blutige Kampf gegen den kopflos anstürmenden Massena, der ohne Hiller's Verschulden bei der fast übermenschlichen Tapferkeit seiner Truppen mit einem glänzenden Siege statt einer Nieder lage hätte enden müssen. Die durch Zufall zertrümmerte Mauthauser Brücke verlassend, erreichte er Mölk am 7., ging dort am 8. auf's linke Ufer und ließ nur Dedovic auf der Wiener Straße. Der Generaliſſimus wollte die Ver einigung mit ihm nunmehr bei Mautern bewerkstelligen ; allein er verlor zwei kostbare Tage zu Budweis in der durch Vandamme's Demonstrationen gegen Urfahr und Bernadotte's Anmarsch gegen Linz erzeugten Besorgniß, Napoleon könnte gegen Böhmen vorbrechen. Dieses sein Verhalten ist noch nicht aufgeklärt und man wunderte sich bis jest, wie er glauben konnte , sein Gegner werde von Linz aus durch den unwegsamen Böhmerwald ihm nach dringen. Mußte er sich nicht sagen, daß sein Gegner auch durch einen unzweifelhaften Sieg in dieser Richtung wenig gewinnen, durch eine Niederlage viel verlieren könnte, daß dagegen durch rasches Vordringen Napoleons im Donau thal Hiller vernichtet , Wien erobert und hierdurch die Operationen in Italien umgestaltet werden mußten? Mit Recht trieb Napoleon mit solcher Eile vorwärts , daß er am 11. Mai schon vor Wien stand und ohne Lannes' Ver= schulden bei Nußdorf , dessen Lässigkeit den dort beabsich tigten Brückenschlag vereitelte, das Marchfeld 2 Tage vor dem Erzherzog erreicht haben würde. Hätte der Erzherzog jene beiden Tage bei Budweis nicht verloren und eben solche Gewaltmärsche wie die Franzosen gemacht , so hätte er sich bei Krems vorlegen fönnen , vielleicht schon bei Linz , wenn er nämlich , seine Hauptarmee schon am 25. gehörig instradirend, von diesem Tage an den Oberbefehl an Hiller's Statt auf dem wich. tigsten Schauplage selbst übernommen hätte. So kam es, daß der Generalissimus erst bei Zwettel (13 Meilen dies seits Wien) stand , als Napoleon vor dieser Hauptstadt eintraf und nachdem Erzherzog Max diese verlassen und Hiller die Besagung von 25,000 Mann an sich gezogen, dieselbe am 13. zur Capitulation nöthigte. Napoleon wünschte dringend vor Karl's Eintreffen die Donau zu überschreiten , und da Hiller die Taborbrücke zerstört hatte, so mußten schon am 12. Lannes oberhalb Wien nach Nuß dorf, Massena unterhalb nach Kaiser- Ebersdorf rücken, um Uebergänge zu versuchen. Der günstigere bei Nuß dorf mißglückte; zu dem anderen brachte Maſſena bis zum 18. das benöthigte Material zusammen und vollendete bis zum 20. die Brücke auf die Lobauinsel. Vorher, am 17., war ein vom Generaliſſimus weit angelegter Handſtreich

gegen den französischen Rücken, wozu Collowrath ron Bud weis aus , Erzherzog Johann auf seinem Rückmarsche aus Italien über Villach, Spital auf Salzburg, von dort aus gegen Linz vordringen und diesen wichtigen Punkt besezen sollte, gänzlich verunglückt ; Karl führte sein Gros am 16. hinter den Bisamberg und erfocht am 21. und 22. Mai den herrlichen Sieg bei Aspern , glorreich durch die un vergleichliche Tapferkeit seiner Armee, wie durch seine eigene todesmuthige Hingebung , doppelt ruhmvoll dadurch , daß es Desterreichs Waffen beschieden war , Europa über die vermeinte Unbesiegbarkeit des gefürchteten Eroberers auf zuklären . c) Feldzug von Wagram vom 25. Mai bis 11. Juli. Nur trug fie leider nicht die erwarteten Früchte, hatte vielmehr bloß die Einleitung zur endlichen Entscheidung gebracht. Aus diesem Grunde unterließ der Erzherzog die Anfangs projectirte Offensive von Tuln aus auf das rechte ――― Donauufer , unterließ aber den Angriff auf die Lobau zwar mit Recht jedoch auch alle Maßregeln , um die durch Zertrümmerung der Donaubrücken abgeschnittenen 40,000 Franzosen noch länger daselbst festzuhalten und dadurch dem sicheren Verderben preiszugeben. Sein ganzes Bestreben war darauf gerichtet, seine Streitkräfte genügend zu vermehren, weßhalb er den besten Kern des Heeres bei Aspern geschont hatte, was man ihm zum Vorwurf machen wollte. Ob in dem sechswöchentlichen Zeitraum bis zur Wagramer Schlacht Kraft und Muße zu anderweitigen Unternehmungen übrig gewesen wäre , ist schwer zu ent scheiden ; sein Gegner, Anfangs gegen einen Angriff bei Tuln oder Mautern sich vorschend , benugte diese Pauſe dazu , daß er den Vicekönig Eugen aus Italien , ferner Macdonald , Lauriston , Colbert , Montbrun und Gudin nach Ungarn, Davouft zum Festhalten Erzherzog Johanns vor Preßburg schickte und durch eine mit wahrhaft wunder barer Präcision ausgeführte Marschdisposition alle ent sendeten Corps vom 2. bis 5. Juli bei der Lobau ver einigte , so daß er die Schlacht von Wagram (5. und 6. Juli) mit 179,500 Mann gegen 137,622 Desterreicher schlagen konnte. Sie ging nach dem glänzenden Siege des ersten Tages am zweiten für Karl verloren ; er beschloß jedoch, auf den vortheilhaften Höhen von Iglau den Kampf von Neuem aufzunehmen und nur die Langsamkeit des über mäßigen Troffes trug die Schuld , daß die Armee schon am 10. Juli bei Znaym ereilt und am 11. , wo sie Vor mittags den alleinigen Marmont ganz wohl hätte vernichten. können , schließlich zur Abschließung jenes vierwöchentlichen Waffenstillstandes von Znaym genöthigt wurde , welcher außer Böhmen , dem nördlichen Mähren und dem unteren Ungarn die ganze österreichische Monarchie dem Feinde preisgab . (Fortseßung folgt.)

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Literatur. Grundzüge über den Gebrauch der Artillerie im Felde und der Kriegswaffen überhaupt. Mit Rücksicht auf die in der k. k. österreichischen Artillerie bestehenden neuesten Einrichtungen. Von Andor Melczer von Kellemes , k. k. Feldmar schalllieutenant. Für Offiziere zur Selbstbelehrung. Wien , 1857. Verlag , Druck und Papier von Leo pold Sommer. Dieses vorzugsweise für österreichische Linienoffiziere vers faßte Werk mußte , um ganz verständlich zu sein , die Waffen lehre um so mehr bis zu einem gewissen Umfange in fich schließen, als auch in der österreichischen Artillerie seit mehreren Jahren viele Veränderungen, man kann wohl sagen, große Ver besserungen eingetreten sind , welche die früheren Lehrbücher wohl nicht so vollständig und mit der Sicherheit geben , als es zum vollen Verständniß einer Lehre über den Gebrauch der Artillerie und vorzugsweise der österreichischen Artillerie ers forderlich ist. Der Herr Verfaſſer behandelt daher in einem ersten Abschnitt die Waffenlehre, und ließ den Gebrauch der Artillerie in zwei andere Abschnitte zerfallen , von denen der eine die reine oder Elementartaktik der Ar tillerie und der andere deren angewandte Taktik zum Gegenstand hat. Ein jeder dieser drei Abschnitte zerfällt in mehrere Abs theilungen , und zwar der erste in die der blanken und Handfeuerwaffen , in die der Geschüße und in eine dritte über Erzeugung , Verpackung und Verführung der Munition, Ladung bei Transporten und Auf bewahrung der Artilleriegüter , Feuergewehre und Waffen. *) Der zweite Abschnitt gibt in einer ersten Abtheilung die Bedienung der Geschüße und die Einübung der Grundformen ohne Rücksicht auf das Terrain und ohne Verbindung mit anderen Truppen, in einer zweiten Abtheilung die taktische Uebung mehrerer Batterien , und in einer dritten die Aufstellung und Uebung der Grundbewegungen einer Batterie in Verbindung mit anderen Trup pen und mit markirten Gefechtsmomenten. Der dritte oder leßte Abschnitt handelt in einer ersten Abtheilung von der Eintheilung der Geschüße in Batterien , in einer zweiten von den Grundsäßen über Geschüß. placirung , und in einem dritten über Verwendung der Artillerie im Gefecht. Aus diesen Ueberschriften geht schon hervor, daß einerseits kein Gegenstand unberührt geblieben ist , welcher von einem nach vielseitiger Praxis in seinem Beruf strebenden Linien offizier gekannt sein muß , daß aber auch andererseits jede hierzu unnöthige Kenntniß vom Artilleriewesen in Desterreich sorgfältig bei Seite gelaſſen wurde. Ebenso finden wir nach dem von dem Herrn Verfasser gefaßten , sehr zu billigenden Plane im ersten Abschnitt nur Erfahrungsresultate, und wenn bei deren Aufzählung dennoch hin und wieder eine Erwäh nung von allgemeinen Regeln und von Beweisgründen ein tritt, so dürfte dieß theils in der glücklichen Uebereinstimmung *) Es werden die Ueberschriften der Abtheilungen des Werks, mehrere wichtige Stellen und in Desterreich gebräuchliche Ausdrücke von uns wörtlich wiedergegeben.

3644 der angeführten Thatsachen mit der wahren Kriegstheorie, theils in dem Bestreben liegen den mit Selbstbelehrung beschäftigten Offizier vor dem Irrthum zu bewahren , daß allgemein Aner kanntes nur specifisch österreichiſch ſei. Der Inhalt des zweiten und dritten Abschnitts , dessen Bearbeitung ohne Beimischung subjectiver Anschauungen unmöglich ist , konnte , da ihm be, reits durch die nur zu beachtenden österreichischen Einrichtungen und Vorſchriften ein bestimmter - man erlaube uns den Aus druck etwas einseitiger Charakter angewiesen war, die Weiter, förderung der Wissenschaft des Krieges nicht zum Zweck haben, noch viel weniger den leßten Standpunkt des gesammten Ar tilleriewesens und das im Werden begriffene Neue zur Sprache bringen. Dagegen finden wir eine vortreffliche , nur dem wahren, erfahrenen , tief blickenden Krieger mögliche Verbin dung der von der Natur des österreichischen Artilleriematerials und seiner reglementsmäßigen Gebrauchsanordnungen gebotenen Rücksichten mit den gesundesten , bewährtesten , nie im Stich lafsenden Regeln einer wirklichen Kriegstheorie. Es zeigt sich hierbei recht der Vortheil , den die Literatur gewinnt , wenn in hohen Functionen stehende und mit Kriegserfahrung aus gerüstete Militärs das Amt belehrender Schriftsteller über nehmen ; ſelbſt dann wenn, wie im vorliegenden Falle Mancher vielleicht finden dürfte, in der Form und Reihenfolge der Dar stellung nicht alle Hülfsmittel des schulgerechten Pädagogen und des schriftstellerischen Mechanismus in Anwendung kommen . Nach dem Gesagten hegen wir die Ansicht , daß das vor liegende Werk den beschränkten Zweck seines Entstehens auf das vollständigste erfüllt, und daß nicht nur die österreichischen Linienoffiziere , sondern auch alle Artillerieoffiziere sich über seinen Befiß , als bedeutendes und sicheres Mittel zur Steige rung ihrer kriegerischen Leistungen , höchlich freuen können. Aber für die Offiziere aller Armeen liegt noch ein anderer Nußen darin, der wichtig genug erscheint , um zu Gunsten des Werks die Gränzen zu überschreiten, welche für gewöhnlich den Berichten über neu erschienene Werke in der Allgemeinen Man kann nämlich mit Sicher Militär-Zeitung gesezt sind. heit daraus erkennen, inwieweit die neuen Ansichten über Bil dung von Waffen , über Organisation im Artilleriewesen und über künftige Gebrauchsweise der Truppen in Desterreich am Schluß des Jahres 1857 zu einer factischen Geltung ge kommen waren. Es treten uns in dieser Beziehung vorzüglich drei Gegenstände entgegen , welche jeder Freund eines weisen Fortschritte mit großer Befriedigung anerkennen wird , näm lich die Bewaffnung der österreichischen Armee mit kleinen Feuergewehren, die reglementarischen Vorschriften für das Exer ciren und die Manöver einer und mehrerer Batterien , und die Freiheit in ihrer Benußung für Zwecke der Friedensübung und des Feldkrieges nach den wahren Grundsäßen der Ar tillerietaktik. (Fortsegung folgt.)

Essai d'une description de l'armement rayé de l'infanterie européenne en 1858. Par Gaugler de Gempen, ancien officier de chasseurs à pied. Accompagné d'un Atlas de 30 Planches. Paris , 1858. J. Corréard .

In dem hier vorliegenden Werke öffnet uns ein franzö fischer Offizier eine neue Umschau auf dem Gebiet der trag

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baren Feuerwaffen. Wir müssen zunächst den Standpunkt des Herrn Verfaſſers als den eines vorurtheilsfreien Mannes be zeichnen, dem gediegene technische Kenntnisse und manche eigene praktische Erfahrungen zur Seite stehen , wenn ihm auch ein großer Theil der in seinem Buche beschriebenen Waffen nur aus Büchern bekannt geworden ist. "In Frankreich", sagt die Vorrede, gibt es wenig Werke, welche die gegenwärtige Bewaffnung der Infanterie der verschiedenen europäischen Mächte beschreiben. Noch sieht man häufig dieser oder jener Nation eine Bewaffnung zuschreiben, welche längst zum alten Eisen gehört ; es ist dieß ein um so schlimmerer Irrthum , als es so zu sagen keine europäische Armee mehr gibt, welche nicht die gezogene Waffe angenommen hätte. Wo man bei ihnen noch glatten Gewehren begegnet, liegt dieß einzig daran , daß die Fabrication der neuen Waffen oder die Umänderung der alten factisch noch nicht die Zeit Es ist traurig zu sehen , daß hatte vollendet zu werden. Frankreich, von welchem die Initiative zu dieser Bewegung ausgegangen ist , noch am längsten umhergetastet hat , bevor es sich entscheiden konnte , seiner Infanterie eine dem jeßigen Fortschritt entsprechende Waffe in die Hand zu geben. " ,,Nachdem ich eine erhebliche Zahl von Notizen gesammelt habe, zumeist aus den trefflichen Werken , welche Deutschland fortwährend über diesen Stoff veröffentlicht, nachdem ich ferner einige der wichtigsten fremden Militäretablissements besucht habe , habe ich gehofft , oder dem anderen

dem Hauptmann Neßler vorgeschlagenen Expansionsgeschosses ohne Treibspiegel entschieden , welches sich dadurch auszeichnet, daß ein dreieckiger Querschnitt der Höhlung an die Stelle des freisförmigen getreten , und das Geschoß hierdurch der Länge nach in dicke und dünne Stellen getheilt ist , wobei eine enge Höhlung von großem Durchmesser (viel Gasdruck) erreicht und die nöthige Festigkeit für den Transport garantirt wird. Es muß erwähnt werden, daß diese Principien bereits vor drei Jahren in Deutschland wirklich in's Leben getreten find, indem schon im Jahre 1856 auf Befehl des Großh. Heſſiſchen Kriegsministeriums officielle Versuche mit Geschossen von ähn licher Höhlung ausgeführt worden sind. Durch diese Versuche wurde festgestellt, daß allerdings die leichte Ausdehnbarkeit der Projectile zugleich mit der nöthigen Festigkeit gegen Defors miren oder Zerreißen im Lauf , ſowie gegen Zerdrücken beim Transport , nur dadurch zu erreichen ist , daß man die Höh lung in sehr dicke und sehr dünne Parthien gliedert , wodurch bei sehr solidem Bau eine große Expansionsfähigkeit erzielt werden kann. Von der officiellen Einführung dieses Systems haben seiner Zeit diese Blätter Nachricht gegeben. (Schluß folgt.)

raden nüßlich zu werden, indem ich meine zerstreuten Nachrichten zusammenflickte , so wie es eben ging ." Die Bescheidenheit, welche sich in diesem Bekenntniß aus spricht , zeigt, daß der Verfasser wirklich einen Ueberblick über seinen schwierigen und unendlich verzweigten Stoff gewonnen hat, dessen schwer zu bewältigende und noch sehr veränderliche Masse in jedem wohlunterrichteten Autor ein Gefühl der eignen Unzulänglichkeit hervorrufen muß. Wir sind daher weit ents fernt von dem Standpunkt selbstbewußter Kritik, wenn in den nachfolgenden Zeilen auch viele Mängel und Unrichtig keiten des besprochenen Buches zu erwähnen ſind . Bezüglich der oben erwähnten französischen Zustände ist von deutschem Standpunkte zunächst darauf hinzuweisen , daß die ursprünglich deutsche gezogene Präcisionswaffe immer ein Gegenstand nationaler Vorliebe und sorgfältiger Pflege gewesen ist , - daher die rapide Verbreitung in allen deutschen Ar meen , sobald durch einige geniale französische Techniker die Das Schwierigkeiten des Ladens vollends beseitigt waren.

Februar und März 1859.

Schießen mit der gezogenen Waffe ist bei uns von Alters her eine Lieblingsbeschäftigung , in der alle Stände ſich begegnen. Ein höchst schäßbares Element unserer Wehrhaftigkeit liegt in dieser Vorliebe für das wichtigste Instrument der modernen Kriegführung. Wer Gelegenheit gehabt hat , die Einübung auswärtiger Armeen in dieser Beziehung speciell kennen zu lernen , muß sich überzeugt haben , um wie viel leichter und schneller die Instruction des deutſchen Recruten vorangeht, der in der Regel Vorkenntnisse mitbringt, selten aber alle Anlagen zum Schüßen verläugnet. Sehr bemerkenswerth war der hohe Grad von Eifer und Selbstbewußtsein , der sich unmittelbar in denjenigen deutschen Elitetruppen entwickelte , denen zuerst die verbesserte Waffe anvertraut wurde. Nachdem nunmehr die Umånderung sämmtlicher glatten Feuerwaffen in Frankreich beschlossen und bereits tüchtig vor angeschritten ist , hat man ſich für die Annahme eines von

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften.-

Sardinien.

Direttori Rivista militare , giornale mensile. L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III. Torino , 1859 . Den Inhalt dieses erst unlängst uns zugegangenen Doppel heftes bilden folgende Auffäße :

+ Militärische Betrachtungen über Sardinien. Diese in jeßiger Zeit ganz besonders interessanten Betrachtungen knüpfen sich an eine Schrift des Majors Pinelli , welcher im Hinblick auf einen eventuellen Krieg zwischen Desterreich und Piemont die großen Ausgaben für das verschanzte Lager bei Alessandria als ungerechtfertigt bezeichnet hatte. Hier gegen sezt die Rivista militare die großen Vortheile anderer großen Waffenpläge , wie Verona , Mantua , auseinander, während die Vertheidigung Turins für unnöthig erklärt Bei der Befestigung Alessandrias ist übrigens von vorne herein auf einen Alliirten gerechnet worden . Zwar wird zugegeben , daß Alessandria nicht mehr so bedeutend sei wie früher , weil Piacenza und andere Pofeftungen in den Händen der Desterreicher seien , und daß eine Festung am Zusammenfluß des Po und Tanaro vortheilhafter wäre. Da aber einmal die Citadelle von Aleſſandria existirt habe, Wäre Alessandria so habe man hier anknüpfen müssen. schon 1849 verschanzt gewesen , so hätte sich die sardinische Armee dahin zurückziehen und den Aufstand in der Lom bardei abwarten können. Wenn jezt Desterreich unversehens angreife , so dürfe man nicht Stand halten , sondern müſſe nach Alessandria ausweichen und die Franzosen abwarten. Das Lager dort habe gegenwärtig 18 Bastionen und be dürfe circa 8000 Mann Besagung , so daß noch eine ges nügende Operationsarmee übrig bleibe. Eine Schlacht bei

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Novi zu wagen , wäre sehr unflug , da man im schlimmen Man solle Falle dort nur den Rückzug nach Genua habe. nur in Alessandria bleiben. - Was Pinellis Vorwurf bes trifft , daß die sardinische Armee bei einer Mobilmachung nicht genug Offiziere und Unteroffiziere habe , so wird der selbe durch eine Darstellung der ganzen Organisation widers legt und dabei hervorgehoben , daß selbst die 20 Reserves bataillone ohne Anstrengung durch die bisherigen Cadres ausgefüllt werden können. Die neuen gezogenen Geschüße der Franzosen nach dem Journal de Genève. An diesen Bericht werden Bemerkungen über Vor- und Nachtheile der gezogenen Ges schüße überhaupt geknüpft , und als ein Hauptmangel ders selben bezeichnet , daß sie den absolut nothwendigen Ricochets schuß ausschließen. Tagebuch der Operationen des Genie corps bei der Belagerung von Sebastopol vom General Niel. (Forts.) Das Gewehr Prélat - Burnand. Abdruck des Berichts der Schweizer Commiſſion hierüber. Die Stellung der Ersaßmänner. Eine Apologie des franzöfifchen Systems, welche auf folgende Grundsäße bafirt ift : Um die alten Soldaten bei den Fahnen zu erhalten, müssen sie gut beſoldet und ihnen ein sorgenfreies Alter in Aussicht gestellt werden. Der Fonds dazu wird durch die Erlaubniß der Loskaufung gewonnen , welche, um das Prin cip der Ehre aufrecht zu erhalten , nicht direct , sondern durch Einzahlung einer gewissen Summe in die Dotations kasse geschehen darf. Diese Summe muß ziemlich groß sein, damit dem Militär eine Anzahl intelligenter junger Leute bleibt , die später zu Offizieren befördert werden können. Ueber die Bespannung der Artillerie Fahrzeuge. Es gab bisher zwei Bespannungsarten , die englische durch Wagscheite , die französische durch unmittelbare Verbindung der hinteren Stränge mit den vorderen ; die erstere gibt mehr Unabhängigkeit , die zweite mehr Kraft . Bei Wen dungen ist namentlich die engliſche Art ungleich zweckmäßiger. Um die Vortheile beider nach Umständen zu vereinigen, schlägt nun ein Schweizer Offizier den Ansaß eines Strang, stückes , welches in Form eines lateinischen T endet, an die hinteren Stränge vor , welches für gewöhnlich daneben eins geschlungen , nach Bedarf aber unmittelbar an die vorderen Stränge befestigt werden könnte, um so einen stärkeren directen Zug zu erhalten. Ueber den Nußen der Zimmerleute bei der Jn Es wird eine Vereinigung derselben im Bas fanterie. taillon und gemeinschaftliche Instruction gewünscht. Militärbibliographie in Italien. Vermischtes . Beschreibung der Bibliothek des Herzogs von Genua , die mit 400 italienischen und 200 franzöfifchen 2. Handſchriften ausgestattet ist. Gegenüber von Dürer's Befestigung von 1527 wird hervorgehoben , daß der Italiener Giamb . della Valle von Venafro schon 1521 , somit vor Dürer, einen Aufzählung der in Tractat hierüber geschrieben habe. ――― Italien über den Feldzug 1848/49 erschienenen Werke. - Zur Kriegsgeschichte. Rechfertigung des Generals Gortschakoff über die Schlacht bei Inkerman in

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einem Brief an Guérin , Beschreiber des Krimfeldzugs ; deßgleichen des Marschalls Canrobert. ― Chronologie der militärischen Unternehmungen zur See von 1541 bis heute , nach der Revue militaire. Mili tärische Philologie. Wunsch, daß einige in das Ita lienische übergegangene moderne Ausdrücke durch italienische bezeichnendere Wörter erseßt werden sollten. - Militär kalender von Februar und März. ―――――― Anwendung der Algee als fröpfe bei den Marinegeſchüßen , wegen ihrer Unverbrennlichkeit sehr zweckmäßig. Militär Statistik.

Miscelle. Die Streitkräfte der italienischen Staaten. Ueber die jezigen Streitkräfte der italienischen Staaten gibt die „ Sp. Ztg." folgende Zuſammenſtellung , wobei wir die Angabe über Sardinien und Toscana , als bereits mitgetheilt , übergehen. Parma besigt_in_Garden (Garde du Corps , Hellebardiere, Guiden) 179 Mann , 2 Bataillone Linie, 1 Jägerbataillon = 3254 zusammen M , 1 Comp. Artillerie 84 M. , Genie 14 M., Gendarmerie 4 Comp. = 417 M. , Stäbe , Commandos , Schulen, Modena: 4294 M. · Arbeitercompagnie , zusammen 346 M. 4 Regimenter Linie , jedes aber nur in ein Bataillon formirt , wozu für den Kriegsfall noch ein Reserve (Miliz ) Bataillon hinzutritt = 4880 M. , 1 Compagnie Jäger = 120 M., 3 Comp . Dragone r = = 300 M. (versehen zugleich den Dienst der Gendarmen) , 1 Batterie Feldartillerie zu 6 Geschügen = 150 M. , 1 Küstenbatterie zu 12 130 Mann, Geſchüßen = 250 Mann , eine Arbeitercompagnie eine Pionniercompagnie 200 Mann , alsdann noch Veteranen, Die kleine Repu Ehrengarden , Hellebardiere 2c. = 7594 Mann. blik San Marino mit einem Milizbataillon von angeblich 800 ― Mann. Kirchenstaat : 2 Schweizer Infanterieregimenter (das dritte eben in der Bildung begriffen) jedes zu 2 Bataillonen à 6 Com pagnien und auf 1862 Mann angegeben, aber lange nicht vollständig, 2 national-italienische Regimenter von gleicher Formation und Stärke, doch ebenfalls kaum auf dem halben Soll- Etat, 2 Sedentär-Bataillone = 1200 M., 1 Dragonerregiment 670 M. und Pferde, 1 Artillerie regiment mit 7 Batterien à 4 Geschüße == 802 M. , Gendarmerie 4323 M. , dabei 550 Pferde , Stäbe , Genie , Arbeiter- , Invaliden-, Disciplinar-Compagnien 2. angeblich und auf dem Papier 15,255 Mann. ―― Neapel und Sicilien : 4 Schweizer Regimenter , 2 neapolitanische Garde- Grenadier-, 6 Grenadier- , 13 Linien-Infanterie regimenter und 1 Carabinierregiment , jedes zu 2 Bataillonen à 6 Compagnien und in Kriegsstärke incl. der Depotcompagnie = 21,961, zusammen also 57,096 Mann , 12 Jägerbataillone à 8 Compagnien, jedes 1248 , zusammen also 14,976 , und incl. der Depotcompagate 16,740 Mann , 9 Regimenter Cavalerie , jedes zu 4 Feld und 1 Depotschwadron , dabei 2 schwere , 3 Dragoner , 1 Carabinier- , 2 Lancier und 1 reitendes Jägerregiment = 8415 Mann und Pferde, 2 Regimenter Artillerie, jedes 2 Feld- und 1 Festungsbataillon, oder 16 Feldbatterien zu je 8 Geſchüßen = 128 Geschüße, und 12 Festungs compagnien, zusammen auf dem Kriegsfuß , incl. Train 5200 Mann. Dazu noch die eigentlichen Leibgarden (Hartschiere , Hellebardiere, Gardes du Corps, Guiden), das Genie ( 1800 Mann), die Gendarmen (allein 9400 Mann) , Stäbe , Invaliden , Arbeitercompagnie xc. , auf dem Kriegsfuß Alles in Allem 130,307 Mann. Die neapolitanische Flotte besteht aus 2 Linienschiffen zu 80 und 84 Kanonen , 5 Segel fregatten, 12 Dampffregatten zu je 10 Kanonen , 2 Segelcorvetten, 4 Dampfcorvetten zu 8 und 6 Kanonen , 2 Segelgoëletten , 11 flei neren Dampfschiffen , 10 Mörser- , 10 Kanonenbooten und 20 Stran dern mit je einer schweren Kanone.

Redigert unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von G. W. Veske.

Re

28.

34. Jahrgang. No. 43 & 44.

Samstag, Mai 1859.

Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Kurhessen. Kassel, 14. Mai. Wie der " Arbeitgeber" mittheilt, wird in der hiesigen Maschinenfabrik von Henschel ein neues Spißfugel -Hohlgeschoß nach der Erfindung eines kurhessischen Artillerieoffiziers angefertigt , welches alle englischen und französischen Erfindungen der Art über treffen soll. Fortgesezte Proben haben bis jeßt für Hand geschoffe (Gewehr. Carabiner 2c.) zu einem vollkommen entsprechenden Resultate geführt. Man hat erreicht, daß die neu construirten Spißkugeln aus ungezogenen Läufen derart geschossen werden , daß dieselben bis zu ihrem Ziels punkt in gerader Richtung bleiben und so gerade einfallen ; in Folge dessen dringen die 21 Zoll langen Kugeln 6 Zoll in Holz , wonach also die Spiße der Kugel 81 Zoll zu durchbohren hat. Die Kugeln sind nach Art des Pfeiles mit dem Schwerpunkt nach der vorderen Spize construirt und ist nach der Spize voll , und nach hinten hohl; die Höhlung wird mit einer explodirenden Füllung ver sehen. Es sind nun auch schon Kugeln für Zwölfpfünder Geschüß gegossen und sollen die Schießproben hiermit in den ersten Tagen vorgenommen werden. Die Kugeln find beinahe einen Fuß lang und übrigens ganz wie die ersteren angefertigt. Dadurch , daß die Kugeln aus ungezogenen Läufen geschossen werden und somit das Umarbeiten der Geschüße nicht erforderlich wird , wie dieß bei den neuen französischen Geschüßen der Fall ist , werden Millionen er spart. Wünschen wir den wackeren Männern Glück zu ihrem Unternehmen, welche uns bei der täglich sich stei gernden Gefahr ein neues Sicherheitsmittel in die Hand zu geben gedenken !

Freie Stadt Frankfurt. Eine aus Sachvers Frankfurt a. M. , 19. Mai. ständigen niedergesezte Commission hat die sämmtlichen vorhandenen (Percussions ) Gewehre den neueren Ans forderungen nicht mehr entsprechend gefunden und die beim österreichischen Heer nach einer neu erfundenen Construction eingeführten Schußwaffen für die zweckmäßigsten erklärt.

General von Schmerling soll dieser Commission erklärt haben, daß man den ganzen für Frankreich nöthigen Bes darf an Gewehren in der kürzesten Zeit aus den öfters reichischen Staatswerkstätten beziehen könne , und find die betreffenden Aufträge bereits dahin abgegangen.

frankreich.

Das " Bulletin des lois " vom heutigen Datum enthält ein Decret , betreffend die Er richtung zweier neuer Infanterieregimenter Nr. 101 und 102. Eine Commission des gescßgebenden Körpers war beauftragt worden , einen besonderen Bericht über die Ausgaben , welche der orientalische Krieg ber beigeführt habe, zu erstatten. Diese Commission hat ihren Bericht jezt vollendet. Sie zog so genau wie möglich aus dem Gesammtbetrage der Rechnungsjahre 1854 bis 1857 die Posten aus , die sich auf den orientalischen Krieg be ziehen. Auf diesem Wege hat sich herausgestellt , daß der genannte Krieg Frankreich 1 Milliarde und 721 Millionen Francs gekostet hat. Diese Ausgaben wurden durch drei Anleihen von 200 , 500 und 750 Millionen gedeckt, zu welchem dann noch die Ergebnisse der neuen Steuern, wie des doppelten Centime , der Alkoholsteuern , die allein 32 Millionen ergaben , der Steuer von Obligationen und Quittungen und der Eisenbahnsteuern famen. Aus diesen neuen Einnahmequellen wurden 210 Millionen erzielt. Paris , 20. Mai.

Großbritannien.

Unter der Ueberschrift , die London, 17. Mai. Kriegsrüstungen in Woolwich " bringt die „Times " einen längeren beschreibenden Artikel , dem wir Folgendes entnehmen : In Woolwich , dem Centrum für die Erzeugung von Zerstörungswaffen und Kriegsmaterialien , herrscht gegen wärtig dieselbe Thätigkeit , wie zur Zeit des Krimkrieges. Vorerst allerdings nur , um sich vor den Schrecken des Krieges sicher zu stellen , aber was immer der Endzweck

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fein mag -

das Land wird mit Befriedigung vernehmen , mit jedem Tage wachsen, daß seine Vertheidigungsmitt el und daß es ihm in drei Monaten , was die Rüstungen als solche betrifft , ziemlich gleichgültig wird sein können , ob Das Arsenal von ihm Krieg oder Friede bescheert sei. Woolwich ist als Fabrik und Depot von Kriegsmaterialien das großartigste Justitut , nicht nur Englands , sondern der Welt , und die gegenwärtig daselbst herrschende Thä tigkeit versinnlicht nur einen Theil dessen , was in den übrigen Flotten- und Militärstationen des Landes gearbeitet wird . Während des vorigen Verwaltungsjahres hatte die Regierung bei Privaten 1335 Geschüge aus Eisen von In diesem Jahre redus zusammen 4800 Tons bestellt . cirten sich die Bestellungen auf nur 1000 Stück , doch können im Nothfall dreimal so viel geliefert werden , und lassen sich mit Hülfe der neuen Regierungsetabliſſ ements 4000 bis 5000 Stück der allerbesten und schwersten Kano Doch reichen die nen jährlich mit Leichtigkeit herstellen . vorhandenen Vorräthe allein schon zu einem mehrjährigen europäischen Kriege vollkommen hin . In Woolwich liegen 12,000 Geschüße bereit , und schließt man die altmodischen aus , so bleiben dort noch an 7000 von den besten und schwersten . Dazu kommen noch 1000 bis 1500 schwere Geschüße neuester Construction , die in jeder der drei Werften von Woolwich bereit liegen . Von diesen Ge schüßen können in Woolwich wöchentlich 200 , im Noth falle 500 , zum actwen Dienst geliefert werden , und gegen wärtig verschifft dieses Etablissement allwöchentlich 100 Stück , vollständig montirt, nach den verschiedenen Mittel meerstationen mit ungeheurer Naschheit . Auch die Forts in Canada , die Martellothürme an der britischen Süd und Ostküste, sowie alle Festungswerke längs der Themse mündung erhalten nacheinander Geschüße von schwerem Kaliber , während auffallenderweise Portsmouth und Ply mouth in dieser Sphäre noch immer stiefmütterlich bedacht sind. Unter dem alten Contractsystem lieferten Privats firmen die Tonne (20 Ctur . ) Stück und Hohlkugeln für 13 Pfd . St. Erst während des Krimkrieges fi ng fin g die Regierung an, eigene Gießereien anzulegen . Diese liefern die Geschosse um 6 Pfd . St. per Tonne wohlfeiler und verfertigen wöchentlich 26,000 Stück , können aber im Noth Daß dadurch und fall wohl an 40,000 Stück erzeugen . durch den bereits auf dem Lager befindlichen Vorrath alle Bedürfnisse auf lange Zeit gedeckt sind , dafür spricht die Thatsache , daß während der ganzen Belagerung von Se bastopol von englischer Seite nicht mehr als 251,872 Stück Das macht und Hohlkugeln verschossen worden waren . 6000 Stück pr. Woche, somit nur den sechsten Theil deffen, was Woolwich allein liefern kann . Seefriege würden allen falls das Doppelte verschlingen , wie denn der „ Agamem non " , der am 17. October an dem Bombardement von Sebastopol Theil genommen hatte , über 3000 Schüsse in 4 Stunden abfeuerte . Rodney , Sanspareil und Bellero phon verbrauchten an jenem Tage nicht viel weniger Mus nition . Hart neben der neuen Kanonengießerei in Wool wich entsteht jezt eine noch neuere , ausschließlich zur Hers Modelle derselben be stellung Armstrong'scher Geschüße . finden sich ohne Zweifel längst in Berlin , Wien , Paris und Petersburg , und von Geheimhaltung zu reden ist rein Was dabei geheim ist, bezieht sich nicht auf lächerlich .

372 die Construction , sondern liegt in dem großen Ueberge wicht der englischen Eisenfabrication , die sich nicht über Nacht mittheilen läßt. Nachmachen läßt sie sich leicht, gut wird man sie außerhalb Englands vielleicht erst nach jahree langen kostspieligen Versuchen herstellen können. Der Kaiser der Franzosen machte aus seinen gezogenen Karonen eben falls ein großes Geheimniß , troßdem kennt unsere Regie rung jede einzelne, die er zu erzeugen im Stande ist. Er dürfte davon jegt an 100 Stück fertig haben, und sind sie auch unläugbar den alten Feldgeschüßen weit vorzuziehen, so stehen sie zu den Armstrong'schen Geschüßen doch noch immer in dem untergeordneten Verhältnisse einer Pistole zu einer vollendet guten Büchse. Ein Armstrong'scher 32 Psünder wiegt bloß 26 Gentner , und schießt bei einer Ladung von 5 Pfund seine Kugel 5½ (engl.) Meilen. Das sind beinahe 30,000 Fuß , während aus einem gewöhn lichen 32 Pfünder , der 57 Centner wiegt , im äußersten Falle nur auf 9000 Fuß Entfernung geschossen werden kann. Aus der Armstrong'schen Kanone werden gewöhn lich nur Eisenkugeln geschossen , die aber in neuester Zeit nicht in eine Blethülle eingeschlossen, sondern bloß mit zwei Bletringen eingefäßt werden. Das erste dieser Geschoffe, mit welchem die Regierung experimentirte, bevor sie das System guthieß, hat 3500 Schüsse abgefeuert und ist heute noch so brauchbar wie am ersten Tage. So ausgezeichnet ist übrigens, auch was Genauigkeit im Zielen betrifft, diese Kanone, daß ein guter Artillerist mit ihr im Stande ſein soll , eine Scheibe von 10 Fuß im Gevierte auf eine Ent fernung von 12,000 Fuß 90 unter 100 Mal zu treffen . So viel in gedrängter Kürze über die Herstellung schwerer Geschüße in Woolwich. Nicht minder ausgedehnt sind die dortigen Maschinenvorrichtungen zur Erzeugung von Klein gewehr-Munition. Es sind 80 bis 90 Millionen Patronen für die Miniébüchse vorräthig. Wöchentlich werden durch Maſchinenkraft 2 Millionen Spizkugeln erzeugt, und ließe man des Nachts arbeiten, könnte man sie auf 3 Millionen steigern. Sollte England - so schließt dieser Artikel — gegen seinen Wunsch zur Theilnahme an diesem Kriege ge zwungen werden , dann soll dießmal die Welt über seine Hülfsmittel staunen. Der Krimkrieg war eine starke und bittere Lehre , aber keine vergebliche.

Der Spectateur militaire von 1826 bis 1858. *) Die Gründer dieser Zeitschrift ſtammen aus jenen großen Tagen , während welcher die französischen Soldaten in die Schule des Schlachtenfaisers gingen , und der Referent konnte deßhalb nicht besser beginnen , als mit einer Rück

*) Den 33. Jahrgang dieser militärischen Zeitschrift eröffnet einer ihrer vortrefflichsten Mitarbeiter (de Colonjon) durch einen historischen Rückblick auf ihre Gründung , ihre Leistungen und ihr seitheriges Bestehen. Wir glauben nun den Spectateur militaire am geeignetsten dadurch begrüßen zu können , daß wir unseren Lesern diese geistreichen Betrachtungen , die in ihrem rein wiffen= ſchaftlichen Theil auch so manchen Fingerzeig für die deutsche Militärjournalistik enthalten , auszugsweise vorführen , und er füllen damit zugleich die angenehme Pflicht der Artigkeit gegen die Leitung einer Zeitschrift, die mit der unserigen gleiches wissen schaftliches Streben und gleiches Alter hat. Mag auch hierzu

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Mitarbeiter der neuen Zeitschrift der Verfasser nennt sie " les glorieux champions de l'homme du destin" stark durch ihre Leidenschaft und Hingebung für die Arbeit und durch die Macht ihrer Grundsäge , von deren Recht lichkeit sie durchdrungen waren, als die Vertreter der wahr haften Gesinnungen in der Armee , statt sich in unfrucht baren Klagen zu gefallen, sich muthig jenen Angriffen ent gegenstellten , die darnach strebten , mit den alten Tradi tionen , mit der glänzendsten Vergangenheit Frankreichs rasch zu brechen und den militärischen Ruhm der Ver gessenheit , ja selbst der Verachtung preiszugeben, und wie diese Vorkämpfer während ihrer Vertheidigung jene Ge danken wach erhielten , welche nur den Augenblick erwar teten, um wieder hervorzutreten . Aber diese kühnen Männer gehörten eben auch in die Reihe jener glücklichen und ächten Militärschriftsteller , welche sich durch die auf den Schlacht feldern erhaltenen Wunden die Berechtigung erkämpft hatten, die großen Thaten des ersten Kaiserreichs würdig zu illu striren und der Welt die Macht jenes gewaltigen Geistes zu schildern , der daſſelbe geschaffen hatte. Gleich wie die militärischen Schriftsteller des classischen Alterthums zuerst Soldaten waren , bevor sie Geschichtschreiber wurden , so hatten sich auch die Unternehmer des Spectateur schon im heißen Kampf der Schlachten erprobt, ehe sie den gefähr lichen Streit mit einer irre geleiteten öffentlichen Meinung wagten, und wenngleich die Durchführung des begonnenen großen Kriege sagten sich: „Der Gott, der Frankreich be Werks sehr schwer war , so scheint doch dessen Erfolg be schügt, schügt auch den Ruhm des Helden", und sie hofften reits gleich im Anfang theilweise dadurch verbürgt worden. deßhalb selbst in der schrecklichsten Bedrängniß immer auf zu sein, daß sich die Gründer vorher versichert hatten , ſie die Zukunft. Als nur wenige Jahre nach dem Tode des seien im Staude , die Verantwortung ihrer Ansichten so erhabenen Gefangenen die Gegenparthei versuchte, die glors weit und hoch zu tragen , als es nur nöthig sein würde. Die Geschichte überhaupt, sowie die Werke eines Xeno reiche Zeit zu entstellen, da vereinigten sich die zahlreichen phon, Thucydides, Sallust und Julius Cäjar, die neueren Kämpfer des Kaiserreichs, um ihre Sache vor der Deffent lichkeit zu vertheidigen. Und dieß ist der Zeitpunkt der Schriften eines Rohan , Turenne, Puységur und Anderer Gründung des Spectateur militaire. bis auf Friedrich II. , waren für diese tapferen Krieger In enger Freundschaft verbunden , angespornt durch nicht nur die Quellen eifrigen Studiums, sondern sie sogen das Bestreben , jene innige , in den Tagen der Gefahr aus ihnen auch jene Begeisterung, die sie unaufhörlich auf entstandene Waffenbrüderschaft zu bewahren , welche sie zu forderte, jene würdigen Vorbilder nachzuahmen. Es liegt den ersten Soldaten der Welt gemacht hatte , stellten sich nahe , daß die Mitarbeiter des Spectateur Napoleon I. weit über jene berühmten Namen stellten und daß sie in die Generale des früheren Kaiserreichs die schwierige Auf gabe, die Schlachten desselben zu beschreiben und dabei ihm das schönste Vorbild für ihre Bestrebungen erkannten , führte ihnen doch ihr Geist stets jene Bilder aus den zugleich dem kommenden Geschlecht zu beweisen , daß Na poleon I. in Wahrheit der vollkommenste Vertreter der Erfolgen ihrer Feldzüge vor Augen , von deren Wieder modernen Civilisation gewesen sei. Sie wollten darlegen, holung fie ihr künftiges glücklicheres Schicksal erwarteten. daß wie ein militärischer Schriftsteller ihres Landes In der Schule des großen Meisters hatten sich ihre Ge sagt ---- der Kaiser auserkoren war , eine neue Dynastie danken erweitert , sie hatten ihn auf dem Schlachtfeld ge= zu gründen , welche ein junges Europa vorbereiten sollte, sehen , leuchtend im Glanze des Sieges und seine Befehle groß und schön wie das alte , aber frischer und kräftiger, zu einer Zeit empfangen , wo die französischen Adler ihre weil seine Triebfedern noch nicht von Rost und Reibung Schwingen noch mit eben so großer Kühnheit , als unver angegriffen waren. Werden auch die europäischen und vor gleichlichem Genie entfalteten. Aber welche große Aufgabe hatte sich der Spectateur Allem die deutschen Völker diese Anschauung nur mit dem ――――― Es galt nicht etwa größten Vorbehalt anerkennen dürfen, so wird es doch auf für die ersten zehn Jahre gestellt ! jeden ächten , vorurtheilsfreien Soldaten einen erhebenden bloß eine einzelne Schlacht zu beschreiben , an welcher ein oder der andere Mitarbeiter Theil genommen ; nein, alle Eindruck machen , wenn er sieht , wie die Gründer und Kriege Frankreichs nacheinander sollten nach den Gesezen der gegenwärtige Zeitpunkt nicht ganz richtig gewählt erscheinen, der Erfahrung und Wissenschaft zergliedert , erklärt und so kann doch diese Rücksicht uns nicht bestimmen, das schon früher beurtheilt werden. Es war in den Tagen politischer gefaßte Vorhaben aufzugeben , da wir ja hier nur auf dem Streitigkeiten, als sich die Gründer der Zeitschrift wechsel Standpunkte der Wissenschaft stehen , die sich durch alle Länder 2 seitig verpflichteten , der Beurtheilung der kriegshistorischen die Hand reicht , selbst wenn dieselben entzweit wären. D. Red. d. A. M.-Z.. Werke einen höheren Werth zu verschaffen. Wie diese

schau auf die lezten Momente des großartigen Dramas. Als ein eifriger Anhänger der Napoleonischen Dynastie ergreift er natürlich jede Gelegenheit , den Namen seines Helden zu verherrlichen , und seine reiche Phantasie weiß kaum Titel und Bilder zu erfinnen , die hierfür groß und glänzend genug wären. Es war am 5. Mai 1821 , als Napoleon I. zu St. Helena , eingehüllt in seinen Kriegsmantel, auf seinem Feldbette verschied . Die leßten Worte eines so großen Feldherrn konnten nur dem Andenken seiner tapferen Ar mee und den Genossen seines Ruhms gewidmet ſein. "Die Nachwelt wird mich richten", rief im Sterben der Riese des Jahrhunderts aus ; „die Verläumdung hat ihr Gift gegen meine Person erschöpft , und wenn die Spuren jener Schmähschriften nicht mehr zu finden find, dann werden die großen Werke , die unter meiner Regie rung entstanden , die Denkmäler , welche ich errichten ließ, die Gesezbücher, die ich geschaffen , in die kommenden Jahrhunderte übergehen. Meine Dynastie wird Frankreich noch von Nuzen sein und spätere Geſchichtschreiber werden die Ungerechtigkeit rächen , deren Zielscheibe ich war , so lange ich lebte." In dem Bewußtsein seines Genies und in dem Ge fühl seiner Größe hegte der Kaiser die feste Ueberzeugung, seine tapferen Soldaten würden sein Andenken treu be wahren. In der That, die ehrwürdigen Trümmer der

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Kritik gehandhabt werden sollte , das sagt uns die erste Jüngling nur nominell den Oberbefehl bei Hohenlinden Lieferung des Spectateur in der nachfolgenden schönen geführt , jeßt aber in demselben Alter , in welchem Napos Betrachtung : leon seinen Feldzug 1796 geschlagen , das wirkliche Ober „Täglich entreißt uns der Tod einige der Theilnehmer commando bekleidete , und der Vicefönig Eugen , welcher an jenen mächtigen Ereignissen , die sich vor unseren Augen seither an der Seite seines Stiefvaters gefochten hatte und zugetragen haben, während wir dagegen täglich neue Memoiren nun zum erstenmal zum selbstständigen Truppenführer be In beider Maßnahmen , besonders in denen erscheinen sehen, in denen Wahrheit und Gerechtigkeit ver rufen war. legt sind. Zuverlässige Männer , welche sich in der Lage des Vicekönigs, ist deßhalb noch Anfangs einige Befangenheit Johann commandirte befanden , die Begebenheiten kennen zu lernen , treten mit und Unsicherheit wahrzunehmen. 56,250 Mann Linientruppen, eingetheilt in die Corps VIII. ihren Erinnerungen und einigen Bemerkungen in die schrift stellerischen Schranken . Allein gleichzeitig bieten sie auch (Albert Gyulai) und IX. (Ignaz Gyulai) bei Tarvis, Caporetto , Wurzen und Görz - General Stoichewicz in aus ihrem Gedächtniß noch andere weniger verlässige No tizen , Anekdoten 2c. , in welchen die Wahrheit verfälscht Croatien — aufgeftelt ; außerdem standen noch 34,600 Mann ist , sowie Berichte mit entstellten , persönlichen Ansprüchen Landwehr zur Verfügung, von denen aber 8000 wegen Man gets an Kleidern und Waffen abgingen, 3000 bei Chasteler und um die bei solchen aphoristischen Arbeiten unvermeid Eugen hatte im Ganzen lichen Lücken auszufüllen , schreiben sie dann leider noch in Tyrol verwendet wurden. andere Werke ab , welche der Genauigkeit entbehren. Es 75,875 Mann meist neuer Truppen unter seinem Commando, läßt sich in diesen Machwerken selten unterscheiden , was von denen aber Marmont's Corps in Dalmatien ( 10,300 aus der einen oder der anderen Quelle stammt , und so Mann ) außer seinem Bereiche war , die meisten Abthei= ſcheint es dann, als wollten sich dramatische Schilderungen, lungen noch weit rückwärts standen , zum Theil erst aus flüchtige Erinnerungen und kühne Behauptungen des ernsten Unteritalien heranzogen , so daß bei Eröffnung der Feind Gebiets der Geschichte bemächtigen. Aber die historische seligkeiten nur die einzige Division Brouſſier am Taglia Kritik erkennt nur authentische Schriftstücke als brauchbares mento den Oesterreichern gegenüberstand. Troß des Vor Material für militärische Ausarbeitungen an , sowie Auf theils der Initiative und der ungeheuren Ueberzahl er schreibungen , welche gleichzeitig mit der Dauer der frieges öffnete der Erzherzog am 10. April seinen Feldzug mit rischen Ereignisse gemacht wurden und etwa noch die Er einem Angstmanöver, indem er, die Hauptstraße von Tarvis zählungen einzelner Thaten , die durch die Ehrlichkeit und vermeidend, sein Gros auf dem sonst nie betretenen und durch Thauwetter schrecklich zugerichteten Gebirgspfade von Wahrheitsliebe ihrer Berichterstatter verbürgt sind . " Mit diesen Worten bestimmte der Spectateur die Rich Caporetto vom Isonzo gegen den Tagliamento führte, tung, der er zu folgen entschlossen war und gleich die ersten Broussier , welcher offenbar ihm gehörte , entschlüpfen und Mitarbeiter zeichneten sich durch zwei Eigenschaften aus, dem Vicekönig volle Zeit ließ , bis zum 15. ein Heer von ohne welche jede Kritik zur Unmöglichkeit wird : sie hatten 40,000 Mann hinter der Livenza bei Sacile zu sammeln. gründlich studirt und waren vollkommen besonnen ; neben Dort ging letterer am 16. über den Fluß und lieferte ein bei machten sie sich selbstverständlich noch durch eine glühende sehr ungeschickt angelegtes und mangelhaft durchgeführtes Sympathie für das frühere Kaiserreich bemerkbar. Es Offensivtreffen , die sogenannte Schlacht von Sacile , waren tapfere Soldaten , die mit gutem Geschmack ausge das ihm allein 4000 Gefangene und 15 Geschüße kostete. dehnte Kenntnisse vereinten und denen weder die Macht Ohne jedoch den unverhofften und durch die unbegreif des Talents , noch die Festigkeit in ihrer wiſſenſchaftlichen lichen Fehler des IX. Corps eigentlich unverdienten Sieg Disciplin fehlte ; geistreich und gelehrt , hatten sie gerade zu verfolgen , der bei der sichtlichen Lockerung der franzö so viel mit Menschen und Büchern im Verkehr gestanden, fischen Armee zu wichtigen Resultaten, bei raſchem Anlaufe daß sie in ebenmäßigem Einklang die einen abwechselnd sogar zur Eroberung von Verona hätte führen und dann durch die anderen beurtheilen konnten , wodurch sie dem dem Tyroler Aufstande eine mächtige Stüße hätte gewähren Spectateur jenen Charakter bald der Kühnheit, bald wieder können, blieb Johann am 17. stehen, am 18. und . 19. folgte der Klugheit verliehen , der allein den Erfolg beherrscht. ein 48 stündiger Regen , der die Gegend überschwemmite und so dauerte es vom 22. - 28. , bis die Hauptmasse der Was von einem einzelnen Mann nicht zu erwarten ist, das können Mehrere im Vereine vollbringen, und zur Gründung Oesterreicher allmählig über die Piave gelangte, während einer guten militärischen Zeitschrift gehörte allerdings, daß Eugen seine erschütterte Armee bei Caldiero sammelte. sich eine Gesellschaft von tiefen Denkern verbündete. Jeht trat der Umschlag ein : die Nachrichten vom deut (Schluß folgt.) jchen Kriegstheater machten beiden Heerführern klar , daß der Moment gekommen war , ihre beiderseitigen Rollen auszutauschen. Johann wurde zum Vertheidiger und jezt stellte sich der Unterschied in der Qualification - nicht Vor 50 Jahren. der Oberanführer, denn diese mochten sich ebenbürtig sein I. aber der Untercommandanten nur zu deutlich heraus : wäh= Strategische Skizze des Krieges 1809 . rend Eugen über Divisionscommandanten verfügte , deren (Fortseßung.) Trefflichkeit das geringere Leistungsvermögen der Truppen 2) Feldzug in Italien, Dalmatien , Kärnthen , aufwog, war Johann gerade hierin gar übel berathen und Krain, Steyermark und Ungarn. besonders in der Person des Generals Zach mit einem In Italien standen sich zwei noch unversuchte Heers Generalquartiermeister begabt, welcher - Mack nicht unähn -nichts als weitausgreifende Pläne ohne Berechnung führer gegenüber : Erzherzog Johann , der als 18jähriger lich

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von Zeit und Kräften entwarf, die schon vor der Aus führung verlassen werden mußten, und was dann noch zu thun übrig blieb , war in der Durchführung mehr als mangelhaft. Gleich der erste Entwurf war sehr gut in seiner Anlage: der Erzherzog wollte felbft mit 14 Bataillonen und 18 Schwadronen von Bassano aus durch die Valsu gana nach Trient marschiren , von dort aus , Eugen's Rücken bedrohend , diesen an einer energischen Verfolgung des Gros hindern , das unter Ignaz Gyulai hinter der Piave und später, durch die Landwehren verstärkt , in den Friauler Pässen ausreichenden Widerstand leisten konnte. Johann's Erscheinen in Tyrol mußte unter den damaligen Verhältnissen Wunder wirken, und säumte man nicht, rasch von Salzburg gegen Linz vorzudringen und in Gemeinschaft mit Collowrath dort die Kette zu schließen, wie der Genes ralissimus beabsichtigte, so befand sich Napoleon in höchst übler Lage. Allein schon am zweiten Tage des am 1. Mai angetrete nen Rückzugs wurde dieser Plan aufgegeben und nur General Schmidt nach Bassano geschickt, der sich durch die Division Rusca in's Pusterthal abdrängen ließ und durch sein dor tiges Verhalten seine gänzliche Unfähigkeit an den Tag legte. Eugen hatte die Nachrichten aus Deutschland am 28. April , einen Tag früher als Johann , erhalten ; er beſchloß, - die Offensive gleich mit einem glänzenden Schlage zu eröffnen und ließ Colloredo bei Soave zwei Tage lang von der gesammten Garde angreifen . Dieser widerstand aber mit unerschütterlichem Muthe und glänzender Tapfer feit. Am 2. Mai begaun Eugen seinen Vormarsch , lies ferte am 8. das unentschiedene Uebergangsgefecht an der Piave , wo nur seine eigenen Maßnahmen und der ange schwollene Strom eine Bestrafung der argen Truppenzer splitterung auf Seiten der Oesterreicher hinderten. Johann paſſirte am 10. den Tagliamento , am 12. den Isonzo, wo ihm nunmehr die Aufgabe ward , die 13 Meilen be tragende Linie der Kärnthner Pässe mit seiner schon auf die Hälfte reducirten Armee zu behaupten. Sie war bei geschichten Maßnahmen , bei der Tapferkeit der Truppen und der ängstlichen Vorsicht des Gegners sehr wohl zu lösen , und der Generalissimus hatte auch fest darauf ge rechnet, daß sein Befehl zu dem großen Streiche bei Linz, welcher den Erzherzog allerdings erst am 19. Mai erreichte, diesen noch bei Villach treffen werde. Allein Johann ließ die Stellungen von Tarvis , Saifnig und Arnoldstein in offenbarer Uebereilung räumen , trozdem daß der mit dem Terrain ganz unbekannte und dadurch ängstliche Eugen erst am 14. Mai angriff und die österreichischen Ingenieur hauptmänner Hensel und Hermann die von ihnen erbauten Blockhäuser am Malborghett- und Predilpaß mit wahrem Heldenmuth vertheidigten . Johann trat am 17. den Ab marsch nach Ungarn an, um nach dem Verluste von Wien wenigstens der dortigen bei Raab bedrohten Insurrections armee zu Hülfe zu kommen ; er erreichte erst am 24. Graz, während Eugen an diesem Tage bereits Judenburg und Knittelfeld im Murthale besezte und am 25. der von Rad ſtadt zu Johann zurückberufenen Division Jellacic bei St. Michael eine schwere Niederlage bereitete. Eugen verlegte seine Truppen nunmehr in Cantonnirungen und reiste nach Wien , um Napoleons weitere Dispositionen in Empfang zu nehmen. Das österreichische IX. Armeecorps

hatte am 16. und 17. den Prewaldpaß und die dortigen treff lichen Stellungen gegen Macdonald, später das befestigte und haltbare Laibach geräumt und sich am 22. an die croatische Gränze zurückgezogen. Von den Operationen in Dalmatien ist nachzuholen, daß Marmont die schwachen österreichischen Kräfte nicht ohne deren rühmlichen Widerstand nach Croatien manövrirt , aber erst Ende Mai Fiume erreicht hatte. Am 5. Juni begann Eugen mit den schon früher an gegebenen Verstärkungen seinen vierwöchentlichen Feldzug in Ungarn und mit ihm beginnt die unerquicklichste Seite Er hatte, höchst unnöthiger von Johanns Wirksamkeit. weise bis zum 29. Mai in Graz verweilend (das später am 26. Juni von 2 , zulegt 5 französischen Bataillonen gegen Gyulai's ganzes Corps 15 Stunden lang verthei digt wurde! ) , am 1. Juni bei Körmend wieder ein Corps von 21,000 Mann beisammen ; mit ihm sollte er nach der am 2. eingetroffenen Disposition des Generalissimus nach Preßburg und der Insel Schütt rücken , um die linke Flanke des Marchfeldes zu decken und zu Offensivbe wegungen zur Hand zu sein. Johann hatte aber Größeres im Sinne: er wollte erst Macdonald nach Kärnthen werfen, dann mit Chasteler und dem Banus von Croatien über Marmont herfallen, sodann rasch gegen Eugen sich wenden, welcher zu spät kommen und dann Unterstügung von der großen Armee bedürfen werde ; d. h. mit anderen Worten, mit Truppen , die sich bis jezt (ohne ihr Verschulden) durch ihre Langsamkeit berüchtigt gemacht hatten , wollte man Macdonald bei Graz (13 Meilen von Körmend), dann Marmont bei Laibach (20 Meilen) , ſodann Eugen über den Haufen werfen , der am 7. Juni ( und früher fonnte man nicht beginnen) mit 31,000 Mann nur 3—3½ Meilen im Umkreise um Körmend stand ; und dabei rechnete man auf die Mitwirkung des Banus , der damals bei Windisch-Landsberg ( 15 Meilen südlich von Graz) , ferner Chasteler's , der mit bloß 4000 Mann bei Stein an der Drau (23 Meilen südwestlich von Graz) stand . Den Generaliſſimus trifft hier der Vorwurf, daß er diesem Zach'schen Phantaſieſtück nicht sogleich ganz entschieden ent gegentrat , denn welche andere Folge konnte es haben, als daß Johann von Papa und damit von Ungarn und Preß burg abgeschnitten wurde, wenn Eugen seine Schuldigkeit that ? Sein Glück ließ ihn diesem Schlage entrinnen und er erreichte das befestigte Lager von Raab , wo ihm der Palatinus 18,000 Mann der Insurrectionsarmee zuführte Was und das Heer dadurch auf 39,000 Mann brachte. wären fie in der Hand des Generalissimus gewesen und was waren sie hier? Die beiden Erzherzoge täuschten sich so sehr über ihre und des Gegners Lage, daß sie mit Auf ― einer sehr starken Po gebung des einzigen Vortheils den Angriff auf den 15. Juni beschlossen hatten, fition wenn ihnen nicht Eugen am Erinnerungstage von Marengo und Friedland zuvorkommen und sie mit seinen 31,000 Mann abgehärteter Soldaten in der Schlacht bei Raab geschlagen hätte. Der Umstand , daß man die Donau schiffe theils versenkt , theils nach Komorn geschickt hatte, statt einige Brücken zwischen dem großen und kleinen Schütt zu errichten , hätte sich bitter rächen können , wenn Eugen sich nicht mit der Eroberung der Festung Raab begnügt hätte. Johann rückte am 22. und 23. nach Preßburg ab;

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die Rolle , welche er von hier aus bei der Wagramer Schlacht spielte , werden wir später zu würdigen haben. Kaum war diese durch seine Schuld verloren gegangen, als er mit einem neuen großartigen Angriffsprojecte nach Preßburg zurückkehrte jenem Ausfalle aus dem Press Preß burger Brückenkopfe nämlich, welcher Johann selbst, ferner nerale die nach Dedenburg und Neustadt beorderten

Gran ( 13 oder 13 Loth österr.) innewohnt , welches den Gewehren aller Truppen zu Fuß eine Ladung von 55 Gran (44 oder Kugelgewicht) ohne Nachtheil zu geben gestattet. Hierdurch fallen die bei allen größeren Kugelkalibern der anderen großen Staaten so schmerzhaft empfundenen Nachtheile eines zu geringen Ladungsverhältnisses, der davon abhängenden wenig bestreichenden Geschoßbahn , des großen Rückstoßes , der großen Belastung des Soldaten oder der zu geringen Aus rüstung deſſelben mit Patronen , der Mitführung verschiedener Geschosse für Infanterie und Cavalerie , und der Vermehrung der Patronenwagen in den Parks fort ; denn auch die frühere runde Kugel der Infanteriegewehre wog zwischen 13 und 2 Loth. Daß aber dieses leichte Spißgeschoß eine genügende Durchschlagskraft befißt, zeigt die weiter unten folgende Notiz. Ungeachtet der Gleichheit aller Munition (mit Ausnahme der Ladung für Cavaleriepatronen , welche 25 Gran beträgt) hat man bei den Truppen zu Fuß Dorns und Jägerstußen , In fanteriegewehre und Extracorpsgewehre eingeführt , worüber eine Discussion zulässig wäre. Die Cavalerie erhält Pistolen und theilweise Carabiner. Sämmtliche Rohre haben 4 Zoll breite halbrunde Züge von 1 Punkt Tiefe bei Gleichheit der Breite der Felder mit den Zügen. Der Drall macht bei den Jägerſtußen mit und ohne Dorn auf 60 Zoll , bei den In fanteriegewehren auf 80 Zoll eine ganze Windung. Vom Punkte des Visirs bis zur Schwanzschraube erhält der Lauf eine Erweiterung von höchstens 1 Punkt. Sämmtliche Schlösser find gleich und Kapselschlösser. Die Gewehre der Extracorps unterscheiden sich nur durch eine geringere Länge des Laufes von den anderen Gewehren. Der Jägerstußen ist für z der Jäger , der Dornstußen für die Jägerunteroffiziere und der Jäger , das Infanteriegewehr für die gesammte Linien- und Gränzinfanterie bestimmt. Lezteres ist mit einem gewöhnlichen. Bajonnet, der Stußen mit einem Haubajonnet ( Säbelbajonnet) versehen. Mit Bajonnet wiegt das Infanteriegewehr 8 Pfund 8 Loth , der Stußen mit Haubajonnet 8 Pfund 15 Loth österreichisch. Die Aufsäße sind bei den Dornstußen auf 1200, bei den Stußen ohne Dorn auf 1000 , bei dem Infanterie gewehr für Unteroffiziere und das dritte Glied auf 900 Schritt vorgerichtet. Wir können unser Bedauern nicht zurückhalten , daß nicht alle Infanteriegewehre gleiche Richtvorrichtungen haben. Sowohl bei dem Stußen , als bei dem Infanterieges wehr erhebt sich das Geschoß auf 300 Schritt nur um 1½ bis 2 Fuß , auf 600 Schritt um 8 bis 10 Fuß über die Linie zwischen Mündung und Zielpunkt. Die Spißkugel durchschlägt auf 600 Schritt 6 einzöllige , auf 2000 Schritt aber noch 2 einzöllige Bretter von weichem Holze. Nach den Versuchen fallen mit aufgelegtem Gewehr auf 150 Schritt 86 Procent Treffer in eine Fläche von einem Quadratfuß, und 100 Procent in eine Fläche von 6 Fuß Höhe und 2 Fuß Breite. Auf 1200 Schritt wurden noch 46 Procent in eine Scheibe von 8 Fuß Höhe und 8 Fuß Breite gebracht. In der Regel soll bis auf 400 Schritt noch auf den einzelnen Mann , bis auf 700 Schritt noch auf kleine Abtheilungen, bis auf 1200 Schritt nur auf größere Infanteries oder Ca valerieabtheilungen und Batterien geschossen werden , um noch auf erfolgreiche Wirkung zählen zu können. (Fortsegung folgt. )

Ignaz Gyulai und Chasteler nach Wien führen sollte. Nur hatte man leider versäumt , den wichtigen Brückenkopf Marchegg, die einzige Verbindung mit der Hauptarmee, zu beseßen, was Eugen sogleich benußte, und es war noch ein Glück zu nennen , daß der Ausfall in der Nacht vom 10. Juli verregnet wurde. Man vergebe uns jede Regung von Bitterkeit, welche uns unwillkürlich gerade wegen unserer Sympathie für Desterreich ergreift, wenn wir die Entwürfe des genialen Generalissimus durch die Disharmonie seines Bruders ver dorben sehen und die Folgen erwägen, welche hieraus her vorgingen. Es ist kein Unrecht , wenn wir es offen aus sprechen , daß der Erzherzog Johann der böse Stern des Hauses Desterreich war , daß er den Heldenkampf von 1809 verdorben hat und daß ein Bruder wohl berechtigt war, ihm jene harten, aber gerechten Worte zu sagen, die wir lieber verschweigen wollen. (Schluß. folgt.)

Literatur. Grundzüge über den Gebrauch der Artillerie im Felde und der Kriegswaffen überhaupt. Mit Rücksicht auf die in der f. f. österreichischen Artillerie bestehenden neuesten Einrichtungen. Von Andor Melczer von Kellemes , f. k. Feldmar schallieutenant. Für Offiziere zur Selbstbelehrung. Wien , 1857. Verlag , Druck und Papier von Leo pold Sommer. (Fortsegung.) Es kann mit Recht darüber geftritten werden , welches System der bekannten mechanischen Vorrichtungen zur Ers zielung der größtmöglichen Trefffähigkeit des kleinen Feuer gewehre für Militärbewaffnung den Vorzug verdient ; zweifel los erscheint es uns aber , daß die allgemeinen Grund principien für diese neue Bewaffnung in Desterreich mit einem Grade von Richtigkeit gewählt und von Consequenz durchgeführt sind und noch weiter durchgeführt werden , wie er aus der gegenwärtigen Bewaffnung anderer großen Staaten nicht so erkennbar hervortritt. Dieß liegt vor Allem in dem für sämmtliche kleine Feuerwaffen der Infanterie, Ca valerie und der Specialtruppen gleichen und kleinen Kugelkaliber von 6 Linien und 3 Punkten (0,521 österreichische Zolle *) , wodurch einer Compressivspißkugel von cylindro ogivaler Gestalt **) nur ein Gewicht von 1 Loth 155 *) Die Truppen des 8. deutſchen Armeecorps (Baden , Württem= berg und Großherzogthum Heſſen) beſigen ebenfalls dieſes kleine Kaliber, mithin 4 Armeecorps der deutschen Bundesarmee. Man vergleiche den Aufsag über die Bewaffnung der deutschen In fanterie in Nr. 19 u. ff. des Jahrgangs 1858 der A. M.-Z. **) Der Erfinder ist der k. k. österreichische Oberlieutenant Joseph Lorenz.

381 Essai d'une description de l'armement rayé de l'infanterie européenne en 1858. Par Gaugler de Gempen, ancien officier de Accompagné d'un Atlas de chasseurs à pied. 30 Planches . Paris , 1858. J. Corréard .

382 nicht so , denn die größere Leichtigkeit des Materials , gegens über dem gewöhnlich verwendeten Eisenblech , läßt den Culot in noch höherem Grade die rasche und vollständige Expansion des Geschosses bewirken , indem ja das Eintreiben des Spie gels in das Projectil fast lediglich aus der Gewichtsdifferenz beider Körper hervorgeht.

(Schluß.) Der Autor faßt bei der Uebersicht der verschiedenen Sy steme mit richtigem Takt alle diejenigen Geschosse, deren Quer schnitt dem des Rohrs ähnlich ist (ſo daß sie also schon beim Laden der Windung des Laufes folgen) , in eine Gruppe zu von sammen , und erkennt darin ein sehr altes System ― deutschem Ursprung , wie die Züge überhaupt. Hierher Hierher ge ge hören also einestheils alle die in verschiedenen deutschen und auswärtigen Waffenſammlungen aufbewahrten , viereckig , viel eckig oder oval gezogenen Rohre, andererseits viele neuere und neueste Erscheinungen, vom braunschweigiſchen Ovalgewehr bis zu der Lancasterkanone und Whitworths vielbesprochener Feuer waffe, deren Seele einem sehr stark gewundenen sechskantigen Prisma entspricht ; endlich auch alle durch angegossene Flügel geführte Geschosse, welche von deutschen Jägern und Scheiben schüßen schon frühe angewendet wurden, und in der englischen Erfindung von Jacob eine hohe Leistungsfähigkeit , besonders auch als Explosionsgeschosse gezeigt haben. *) Gelegentlich der Einführung der Cannelirungen (Riefen am Geschoßcylinder), welche Tamifier als lenkende Widerstände (résistances directrices) aufgefaßt hat, spricht der Herr Ver fasser die allerdings sehr verbreitete Anſicht aus , daß von jenem Moment an die Cannelirungen als ein wichtiges Element in die Wissenschaft des Schießens eingetreten seien . Es läßt fich hierauf entgegnen , daß man sich in verschiedenen Staaten durch die sorgfältigsten vergleichenden Versuche mit ganz glatten und mit cannelirten Geschossen hinlänglich überzeugt hat, daß den legteren ein erheblicher Einfluß auf die normale Lage des Ges schosses zur Bahn seines Schwerpunkts keineswegs zugeschrieben werden kann. Die geniale Idee , ein Geschoß durch die Wirkung der Pulvergase auszudehnen , wird mit Recht für Delvigne in Anspruch genommen. Als eigentlicher Erfinder der Expansion des Projectils durch einen zweiten , leichteren , durch den Stoß der Gase eingetriebenen Körper wird der englische Büchsenmacher M. Greener genannt , welcher in der That bereits 1841 bei Longmann in London eine Schrift über diesen Gegenstand veröffentlicht hat. Er schlägt darin einen maſſiven Culot von einer leichteren Legirung (Blei , Zinn, Zink) vor. Ein englisches Prüfungscomité zu Woolwich ers kannte die Leistungen der Greener'schen Projectile als sehr befriedigend , verwarf aber dieselben wegen ihrer Zusammen seßung aus zwei verschiedenen Körpern . Bei Besprechung des hölzernen Treibspiegels , welcher bekanntlich in England zur Einführung gekommen ist , bemerkt der Verfaſſer , daß derselbe mehr zum Schuß der Geschoffe gegen das Zerdrücken beim Trans. port, als zur Expansion derselben bestimmt sei. Dem ist nun

*) Ein Geschoß, deſſen innerer Raum zur Aufnahme einer Spreng ladung verwendet werden muß, kann natürlich nicht zweckmäßiger in den Zügen geführt werden , als durch seine äußere Gestalt, welche die Compression und Expansion entbehrlich macht.

In der That hat man durch die Anwendung des hölzernen Treibspiegels die Expansion der Geschosse in dem Grade bes schleunigt und vervollständigt , daß die Anwendung größerer Toleranzen im Spielraum erst jeßt für die englischen Gewehre ermöglicht ist. Mit vollem Rechte sieht der Herr Verfasser einen großen Fortschritt in der Maßregel , daß man zwei , der Größenver schiedenheit der Leute entsprechende Kolbenlängen für die eng Gewehre angenommen lischen Gewehre angenommen hat. Jeder praktische Schüße weiß, welcher Werth einem bequemen Anschlag beizumessen ist. Bei Besprechung der russischen Waffen wird nur der Umänderung der glatten Gewehre von großem Kaliber Ers wähnung gethan, das russische gezogene Gewehr neuen Modells vom Kaliber 6 englischer Linien ist dem Herrn Verfasser noch unbekannt. Dasselbe ist sowohl in diesen Blättern (Nr. 65 & 66 von 1858 in einer Originalcorrespondenz aus Suhl) , als in den " Blättern für Kriegswesen" beschrieben worden. Auch die neue preußische Patrone des Zündnadel gewehrs mit dem eigenthümlich geformten Geschoß, dem soge= nannten Langblei , findet noch keine Beachtung in der Rundschau des Verfassers . Unter den Hannoverschen Waffen fehlt die neueste, das siebenzügige Pickelgewehr für leichte Infanterie mit dem sogenannten Schirmgeschoß. Ein dem legteren ähnlicher Körper wird als Projectil eines desfauischen gezogenen Gewehrs abgebildet , mit der Bemerkung , daß dieser Staat sich dem österreichischen Kaliber angeschlossen habe. Wenn dieß für uns eine erfreuliche Ent deckung war , so können wir dagegen dem Herrn Verfaſſer die Mittheilung machen, daß außer Dessau auch Bayern, Württem berg, Baden nnd Großherzogthum Hessen das österreichische Kaliber für ihre neuen Waffen adoptirt haben, eine Thatsache, deren praktische Consequenzen sich eintretenden Falls nur in günstigster Weise bemerkbar machen können . Bei Erwähnung der kurhessischen Waffen und ihres nach Timmerhans construirten Geschosses drängt sich uns die Frage auf , ob wohl dort noch die Calamität verschiedener Ge schoßkaliber bestehe ? Die uns früher zu Geficht gekommenen (nicht sehr transportfähigen) Projectile waren leider mit auf gegossenen Nummern versehen, welche die Bestimmung für vers schiedene Kaliberstufen einer und derselben Waffe anzudeuten schienen. Bei Erklärung des Schweizer Systems von Wild ist es dem Herrn Verfaſſer begegnet , das zum Anfeuchten des Pflasters bestimmte Wasser nach jedem Schuffe in das Rohr gießen zu laſſen , ein Verfahren , welches schwerlich geeignet wäre , die Entzündung des Pulvers vorzubereiten. Der Autor hat seinem Buche 30 lithographirte Tafeln beis gefügt , welche dem französischen Publicum vieles Neue vor führen , für uns dagegen fast nichts enthalten , was nicht aus dem Werke von Schön oder aus anderen deutschen Büchern und Zeitschriften bekannt wäre. Die correcte Ausführung, die

383 wir in Deutschland von solchen Zeichnungen verlangen , wird an diesen flüchtig lithographirten und vielfach unrichtig ges zeichneten Abbildungen vermißt werden. Nichtsdestoweniger ist das ganze besprochene Buch nicht wohl in einer technischen Bibliothek zu entbehren, da es immerhin manches Neue im Text enthält ; dieser gibt im Allgemeinen von einem ungleich wissenschaftlicheren Geiste Zeugniß, als manche deutsche Bücher, welche , wie z. B. die von Schön, durch die correcte Eleganz ihrer Zeichnungen unserem französischen Werke weit überlegen find .

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. Februar 1859. Niederlande. De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859. Flüchtige Blicke auf das Kriegswesen der Gegen wart. (Forts.) Die Bewegung , die sich in allen Wissen schaften kundgibt , zeigt sich auch im Militärwesen : in England beseitigt ein ernster Wille allmählig die bis herige erbärmliche Organisation ; in Rußland will man lieber weniger , aber besser ausgebildete Soldaten , als bis her; 50,000 Mann sind mit Büchsen bewaffnet, 45 Scharfs schüßenbataillone organisirt und jedes Bataillon mit einer Scharfschüßencompagnie versehen ; Dänemark verstärkt ſeine Defenſivkraft durch die Befestigung Kopenhagens ; Schießschulen in Rußland , England und Indien ; Schießs preise in Frankreich und England. Die Organisation der belgischen Armee. Nach einer detaillirten Darstellung derselben folgt eine Gegenüberstellung des belgischen und holländischen Offiziercorps , aus welcher Rich ergibt, daß mit Ausnahme der Artillerie die Belgier in allen Waffen und Militärzweigen mehr , häufig doppelt so viele Offiziere haben , als die Holländer. Die Verbesserung der tragbaren Feuerwaffen in den Niederlanden. Vor Allem sollte die 45,000 Mann starke Infanterie mit gezogenen Gewehren versehen werden. Für diese wird ein kleines Kaliber zwischen 10-15 Mmtr. verlangt, da das französische und belgische viel zu groß sei ; ferner wo möglich ein Kammerladungsgewehr. Als Beis spiel der Umänderung wird diese Manipulation in Preußen auseinandergeseßt. Ueber Hornmusik bei Infanterieregimentern. Die Wiedereinführung der früheren Regimentsmusiken wird ge wünscht, indem die auf Rechnung der Regimenter geschehene Einführung einer Hornmusik das Bedürfniß einer solchen zeige. Ein nicht erheblicher , gefeßlich festgestellter Fonds würde diese in gute Regimentsmusiken verwandeln können. Bericht über die Uebungen des 10. deutschen Armeecops. Denselben haben 22 niederländische Offi ziere beigewohnt.

384 Bücheranzeigen. Die Taktik in Beispielen von Seubert, übersezt von Brouwer , wird empfohlen. Schweden. Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift . Stockholm, 1859. Bericht über Zuwachs und Abgang von Mitglie dern der Kriegsakademie. (Forts.) Biographie des Militärschriftstellers Lavén , des Oberstlieutenants Norden andar , Generalmajor Peyron , Oberdirectors Norling , des Nestors der Akademie , sowie des auswärtigen Mitglieds Pöniz. Der Zuwachs beträgt 12 schwedische Offiziere und den sardinischen General La Marmora. Betrachtungen über Ehrensvärds Vertheidigungs plan von Finnland. Bekanntlich herrschte während des Krimfeldzugs große Aufregung und Neigung in Schweden, Rußland gleichfalls den Krieg zu erklären , um Finnland wieder an sich zu bringen. Dieser Artikel ſezt nun die Schwierigkeit, wo nicht die Unmöglichkeit eines solchen Unters nehmens auseinander und knüpft zu diesem Behuse an die Zustände von 1743 an. Damals waren die Gränzfeſtungen genommen , die kleine Besaßung Finnlands zersplittert , die Flotte entfernt. Ehrensvärd's Plan bestand im Allgemeinen darin , Finnland nur so stark zu machen, um es, bis Hülfe von Schweden käme , halten zu können . Zu dem Ende sollte Sveaborg zu einer starken Festung erhoben und dort Lebensmittel und Munition angehäuft werden ; 12,000 Mann sollten Finnland so lange halten, bis die schwedisch-finnische Hülfsarmee gesammelt wäre. Dieser Plan war so lange ausführbar , als Schweden eine starke Flotte und die Herrs schaft der Ostsee besaß. Allein Ehrensvärd's Vorschläge wurden nicht ganz ausgeführt ; in den unüberlegten Angriffs kriegen Gustavs II. und IV. bekam die russische Flotte all mählig die Oberhand , und ein unverhoffter Winterfeldzug sette die Russen für immer in den Besiß von Finnland . Jezt befißt Schweden die Kraft nicht mehr, Finnland wieder zu nehmen oder zu behaupten. Das österreichische und preußische Cavalerieregles ment. Ersteres wird namentlich in seinem ersten Theil, der eigentlichen Abrichtung, als zu weitläufig geschildert ; lepteres erscheint dem schwedischen ähnlicher , welches fürzer, deutlicher als das österreichische ist und eher rasche Be wegungen ermöglicht. Dienst- und Lebensalter , sowie Beförderung in der schwedischen Armee. Aus der angehängten Tabelle geben wir das mittlere Lebensalter der Offiziere der Ar tillerie, Cavalerie und Infanterie. Es beträgt bei den Obersten 54, 46 und 59 Jahre , bei den Oberstlieutenants 64 , 54 und 53 , bei den Majors 52 , 51 und 50 , bei den Capitáns 43 , 44 und 45, bei den älteren Lieutenants 34 , 37 und 38 , bei den jüngeren 30 , 31 und 32 , bei den älteren Unterlieutenants 27 und 26 , bei den jüngeren 20 und 21 Jahre.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

4.

34. Jahrgang. pl inkNo. 45 & 46. mi

Samstag, Juni 1 85 9.

學生

Allgemeine



Militär - Zeitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Bayern. * München, 24. Mai. Durch allerhöchste Entschließung, bereits datirt vom 30. März , wurde bestimmt , daß bei den Infanterieregimentern statt des weißen schwarzes = werde. fämisches Eine weitere allerhöchste Entschließung vom 18. d. Mts . sezt den Kriegsformationsstand des Geniestabs auf 12 Stabsoffiziere , 24 Hauptleute, 24 Oberlieutenants und 20 Unterlieutenants fest und ordnet die Errichtung einer Local- Geniedirection für die Beste Marien berg mit dem Mainviertel bei Würzburg an. - Vor einigen Tagen ist die sofortige Bildung einer 3. Sanitätscompagnie für die Armee ange ordnet worden. Dieselbe wird aus je der Hälfte der 1. und 2. Compagnie formirt werden , wogegen diese Com pagnien eine entsprechende Anzahl neuer Mannschaften erhalten. Dänemark. Kopenhagen , 15. Mai. Die aus Offizieren aller Waffenarten bestehende Commission zur Aufstellung von Vorschlägen rücksichtlich der im vorigen Jahre aller höchst sanctionirten Befestigung Kopenhagens von der Seeseite darf seit einigen Wochen ihrem Zwecke überhoben angesehen werden , da die Regierung schon im Laufe des vorigen Monats dem bekannten Geniecapitän von Ernst den ehrenvollen Befehl ertheilte, die Aufführung der endlichen Fortificationswerke zu leiten. Capitän von Ernst , der auch Mitglied der obengedachten Commission war, hat nun augenblicklich auf der gegen das Marine werft Nyholm gekehrten Spize der das Territorium der Hauptstadt begränzenden Insel Amager das Einrammen von schweren Pfählen angeordnet , die dem aus Granit aufzuführenden stärksten und umfangreichsten Fortifications werke zur festen Grundlage dienen sollen. Die werdende Seeschanze soll nach dem jezigen Regierungsbeschlusse die sammt ihren fleineren Schwestern Sixtus und Lynetten den Eingang in den Marine- und Handelshafen beschüßende, mehrere tausend Schritt nördlicher liegende starke Batterie

"Trefroner" überragen , während zwischen den drei ge nannten festen Punkten Seebatterien von fleineren Dimen fionen gewünscht werden. Großbritannien . Ab- Die Artillerie hat fürzlich eine veränderte For mation in Brigaden erhalten, welche bestehen aus der reitenden Brigade, der Festungsartillerie : 1., 2. , 3. , 5., 6. , 7. , 10. , 12. Brigade und der Feldartillerie : 4. , 8. , 9. , 11., 13. , 14. Brigade. Das Hauptquartier bleibt in Woolwich, der Stab der Brigaden vertheilt sich jedoch in die Standquartiere derselben : Woolwich, Dover, Plymouth, Gibraltar, Malta, Quebef , Portsmouth , Ballincollig, Guernsey , Bengalen , Bombay und Mauritius , welche zu Anfang Juni bezogen werden. - Die in den Händen der Ingenieurcompagnien be findlichen Lancasterbüchsen haben sich in dem Feldzug in Indien als in jeder Beziehung der Enfieldbüchse über legen gezeigt. Die Trefffähigkeit ist ausgezeichnet und namentlich bietet die Ladung auch dann gar keine Schwie rigkeit, wenn eine große Zahl Patronen bereits verfeuert worden ist, ein Vorzug, dessen sich die Enfieldbüchse nicht rühmen kann, welche nach circa 20 Schüssen gereinigt werden muß. Die Resultate , welche mit der Lancaster büchse vor dem Feind erzielt wurden , waren höchst be friedigend. Spanien. S. Die Cortes haben 16 Millionen Realen für Ver mehrung der Armee um 16,000 Mann und 91 bis 10 Millionen Realen für die Remonte bewilligt. Es wird dieß vor der Hand Alles sein, was Spanien in der gegen wärtigen Krifis zu thun für nöthig hält. ― Es wird beabsichtigt , eine neue Brigade rei tende Artillerie zu errichten ; sie soll aus der aufge lösten 2. Brigade der Gebirgsartillerie gebildet werden.

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Der Krieg in Oberitalien.

III. *) e. Es scheint, daß wir nahe vor einer ersten größeren Entscheidung stehen; vielleicht hören wir schon von den Einleitungen dazu, ehe diese Zeilen gelesen werden können. Am 26. Mai soll Garibaldi in Varese ein glückliches Ge fecht bestanden haben , am 27. wäre er nach lebhaftem Kampf in Como eingerückt. Er stünde also 2-3 Märsche von Mailand oder Bergamo, 4-6 von Brescia, im Nor den der Lombardei , der sich immer besonders entzündbar für die italienische Erhebung bewiesen und überdieß durch den Gebirgscharakter jeden Volksaufstand begünstigt ; auch wäre im Veltlin und am Leccosee die Bewegung bereits zum Ausbruch gekommen. Es ist klar , daß die Oester reicher das nicht dulden durften. Daher haben die heute umlaufenden Gerüchte von einer entscheidenden Niederlage Garibaldi's viel Wahrscheinlichkeit. Was werden aber die Franco-Sarden thun ? Werden sie der Zersprengung eines Corps , das ihnen , da sie einmal mit der Revolution Bündniß haben müssen , wesentliche Dienste leisten kann, ruhig zusehen ? Haben sie die unruhige Bande vielleicht gar darum dorthin geschickt ? Oder ist es wahr , daß das Corps des Generals Niel von Biella aus auf Sesto Ca lende rückt, um Garibaldi Luft zu machen ; und wäre dem nach die ganze Expedition desselben nur wie eine Einleitung zu einem großen allgemeinen Angriff ? Mir scheint das leztere der Fall zu sein. Denn noch mehr. In Modena und Parma sollen die Desterreicher und ihre Verbündeten bereits einen schweren Stand haben ; Prinz Napoleon ist bereits in Livorno eingetroffen ; in Neapel bereiten sich bedeutungs volle Entscheidungen vor. Also auch auf der linken Flanke und im Rücken soll die Stellung der Oesterreicher immer schwerer bedroht werden. Wollen der Kaiser Napoleon und sein Verbündeter etwa die Entwickelung von alledem abwarten , bis ihnen die Früchte davon in den Schooß fallen? In der That sollen sich solche Stimmen im Haupt quartier vernehmen lassen. Mir dagegen würde ein solcher Entschluß wie ein grober Fehler erscheinen. Denn einmal werden alle jene Erhebungen erst mächtig aufwachsen, wenn der Rausch einer Siegesnachricht sie durchdringt ; und dann bedürfen beide Herrscher eines Siegs , der durch ihre eigenen Waffen und nicht durch die Revolution erfochten ist , denn die lettere ist ihnen ohnedieß schon gefährlich geang. Ich muß also daran festhalten, was ich schon neulich sagte, daß die Verbündeten ihrer ganzen Lage nach schon in der Kürze einen ersten großen Erfolg suchen werden ; nur die Wahl des Augenblicks läßt sich aus der Ferne nicht sicher beurtheilen. Unter diesen Umständen tritt die Bedeutung der Ge fechte seit dem 17. Mai mehr zurück , da sie keine eigent lichen Einleitungen zur Entscheidung , sondern mehr ein Betasten, ein vorläufiges Sichprüfen und Abmessen waren. Das bedeutendste darunter war das von Montebello oder Casteggio am 20. Mai. Es hat einigermaßen meine Ans ficht bestätigt, daß sich hier Gegner gegenüberstehen , die einander ebenbürtig sind ; sowie die andere , daß das Ges fühl dieses Gleichgewichts in beiden Armeen verbreitet ist *) Vgl. II. in der A. M.-Z. Nr. 41 & 42 v. d . J.

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und als ein die Entscheidung ermäßigendes Princip wirkt, indem es die Generale auf beiden Seiten vom Wagen zurückhält. Auf beiden Seiten , scheint es , war man be friedigt , nur etwas erreicht zu haben , ohne den Moment völlig ausbeuten zu wollen. Die officiellen Berichte, welche jezt beide vorliegen , behaupten zwar jeder einen der Ab ficht ganz entsprechenden Erfolg ; allein sie würden in die sem Punkt nicht entscheidend sein, auch wenn sie nicht auf die Veröffentlichung berechnet wären. Am wenigsten will der Erfolg der Verbündeten sagen. Sie sind der angrei= fende Theil; sie haben also den meisten Antrieb, zu post tiven, erheblichen Resultaten zu kommen . Und nun kommt ihnen der Feind halb entgegen. Sie find überrascht, dann gelingt es ihnen , den Angriff gerade zurückzuweisen , ohne andere Trophäen , als eine kleine Zahl von größten theils verwundeten Gefangenen, wie sie sich aus einem so verwickelten Gefecht um Öertlichkeiten immer ergeben. Das ist ein ziemlich dürftiges Resultat , um so mehr, als die Oesterreicher hinreichend Stand gehalten haben , um fie in eine schwerere Entscheidung zu verwickeln . Dieſe legteren geben ihrerseits als Zweck eine bloße Recognosci rung an. Dieß kann richtig sein, obwohl die verwendeten Kräfte dafür etwas stark und vielleicht auch künstlich zu sammengefeßt erscheinen. Es waren bekanntlich unter dem Befehl des Feldmarschalllieutenants Stadion , Commans danten des 5. Corps , eine Division (3 Brigaden ) des 5., eine des 9. und etwas über eine Brigade des 8. Corps, was doch reichlich 20,000 Mann gegeben haben muß, wovon freilich der Hauptangriff auf der Straße von Ca steggio und Montebello nach Voghera nur von 12-15,000 Mann wird . Man fragt sich , ob es nicht sein wird. Mann geschehen geschehen sein doch vielleicht auf die Beſeßung und Behauptung der Linie des Curones oder des Stafforabachs abgesehen war , da dieß für den linken Flügel der Gesammtstellung wahrschein lich eine bessere , jedenfalls eine kühnere strategische An ordnung ergeben hätte. Indessen liegt keine Nöthigung für die Desterreicher vor , die Sache so weit zu treiben. Eine kräftige Recognoscirung kann dem Vertheidiger für die Anordnung seiner Massen, um den möglichen Angriffs richtungen zu begegnen , allerdings gute Dienste leisten, und man darf schon etwas daran seßen. Ueberdieß hat der Vertheidiger bei einer solchen vorbereiteten Maßregel mehr Recht , jederzeit abzubrechen , da er nicht den post tiven Zweck hat. Der taktische Berlauf des Gefechts ist ziemlich bekannt, doch darum noch nicht genügend aufgeklärt. Das Ganze muß sich , da auch Oriolo und Cafatisma neben Voghera und Casteggio genannt werden , in einer Breite von 1 bis 11 Stunden hin und hergeschoben haben , als Frontal gefecht ohne bedeutendere Umgebungen . Die Kämpfe am Abfall des Gebirgs um Montebello und Casteggio haben über die anderen Punkte mit entschieden. Es zieht die Hauptstraße hier durch und die Oertlichkeit gibt brauchbare Positionen. Daher sind auch zwei schöne Dorfgefechte vorgekommen. Die Vertheidigung der österreichischen Jäger erinnerte wieder an den Tag von San Lucia (6. Mai 1848) ; aber auch die Franzosen , ihre höheren Offiziere voran , bewiesen die Gewandtheit und das Feuer im An griff, wie in der Krim. Die Ueberlegenheit der Zahl war gewiß zuleßt auf ihrer Seite , wenn sie auch die Oester

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reicher mit 40,000 Mann zu boch schäßen. Jedenfalls nennt General Forey mit dem 74., 84., 91. und 98. Re giment (10 bis 12 Bataillone) höchstens diejenigen Truppen, welche am Hauptgefecht theilnahmen ; andere Berichte geben auch schon für dieses noch das 52. Regiment und das 6. Jägerbataillon an ; außerdem die Sardinier. Der Gesammtverlust scheint auf jeder Seite 1500 Mann betragen zu haben , wahrscheinlich 10 bis der Truppen, die wirk lich ernstlich in's Gefecht kamen, wonach der Kampf stellen weise allerdings ziemlich hartnäckig gewesen sein muß. Das Gefecht bei Candia in der Nacht vom 24. auf den 25. Mai, mit seinem erfolgreichen Auftreten der öster reichischen Artillerie , die verschiedenen Recognoscirungen bei Vercelli, die endliche Räumung dieser Stadt durch die Desterreicher scheinen nur isolirte Bedeutung gehabt zu haben.

Leider har die öffentliche Beurtheilung dieses Kriegs und seiner Ereignisse in Deutschland in den lezten Wochen Während die Spannung der wenig Fortschritte gemacht. feindlichen Gewalten langsam und intensiv wächst , fangen Viele in selbstzufriedener Verblendung wieder an den Frie den zu glauben an , den die Macht der Industriellen 2c. herbeiführen soll. Andere schreien, wohl aus denselben geheimen Motiven , nach augenblicklicher Eröffnung des deutschen Kriegs gegen Frankreich . *) Auch diese wiffen nicht , was sie sagen; sie pochen auf die 1 Million deuts scher Soldaten und auf den Marsch nach Paris. Das Die Aufgabe wird ist eine gefährliche Selbsttäuschung. für uns nicht ausbleiben , aber sie wird schwerer sein, als ein großer Theil unserer Presse meint. Eine solche Ueber macht, um in einem Zug nach Paris zu gehen, haben wir nicht. Dennoch dürfen wir wohl auf den endlichen Sieg Aber dazu gehört vor Allem Besonnenheit , Zu hoffen. sammenhalten der Kraft. Das_blinde Drauflosgehen, wie es öfter selbst in militärischen Kreisen gefordert wird, ent behrt der haltbaren , realen Fundamente. Je gewisser auf der Action Deutschlands die schließliche Entscheidung dieses Kriegs beruht , um so gerathener ist es , die ganze Ent Unser Eingreifen wird wickelung in Italien abzuwarten. eben so viel berechtigter als kräftiger sein , wenn es iu das Ringen aller Kräfte mitten hinein trifft. Geschrieben am 31. Mai.

Was wird die Richtung des bevorstehenden Angriffs der Verbündeten sein ? Die Frage hat ein spannendes Interesse , welches für uns Deutsche natürlich weit über eine bloß wissenschaftliche Theilnahme hinausgeht. Ich habe in der legten Nummer die 3 Hauptrichtungen be zeichnet, je nachdem die Verbündeten entweder ihrem rechten Flügel auf Pavia oder Piacenza , oder ihrer Mitte von Balenza auf Mortara und Garlasco , oder ihrem linken Flügel von Vercelli auf Novara das Hauptgewicht geben. Die leptere Combination erweitert sich noch, wenn es rich tig ist, daß General Niel von Biella aus auf Sesto Ca lende rückt. Es wäre dieß entweder eine kräftig wirkende Umgehung der österreichischen rechten Flanke, während der Hauptangriff doch von der Mitte ausginge ; oder es wäre ein Zeichen, daß sich die Hauptmacht des Angreifers links schieben wollte, um durch die wachsende Wucht einer Ueber flügelung in dieser Richtung die Desterreicher zum Rückzug zu bewegen. Das leßtere wäre ein weites Ausbiegen aus der natürlichen Richtung der Kraft und es könnte sein, daß sich dabei für die Oesterreicher der Moment zu einem fräftigen Gegenstoß auf die rechte Flanke der überflügeln den Macht ergeben würde. Es wäre eine Richtung , die für beide Theile größeres Wagen enthielte, wobei also auch mehr vom Talent des Feldherrn abhinge. Die Wahr scheinlichkeit spricht also immer noch mehr für den Haupts angriff von der Mitte aus , etwa mit einer starken Des monstration auf dem linken Flügel. Gelingt es hierbei den Verbündeten , die Oesterreicher allmählig zurückzu drängen, so müssen wir dieß weniger ihrer militärischen Ueberlegenheit , als der politisch-strategischen Gesammtlage zuschreiben. Denn die Revolution , welche sich im Rücken und auf beiden Seiten der Desterreicher erhebt, macht ihre Stellung allerdings viel empfindlicher. Die Kraft dieser Erhebung würde dem Gegner zuwachsen in dem Maße, als er voranschreitet. Es würde also auch eine dauernde Vertheidigung der Abschnitte für die Oesterreicher_kaum eintreten ; etwa an der Adda könnten sie sich , auf Pia cenza und Pizzighettone gestüßt , noch behaupten. Ueber den Mincio hinüber würde aber die Ueberlegenheit des Angreifers schwerlich reichen. Dort würde die eigentliche Entscheidung erst anfangen ; dort liegt die Hauptsache über wiegend in den Heeren , denn eine Volkserhebung will in dieser Stellung für das österreichische Heer weit weniger fagen.

Der Spectateur militaire von 1826 bis 1858. (Schluß.) Nachdem der Verfasser dieses historischen Rückblicks seine Napoleonische Begeisterung etwas gemäßigt hat, geht er zu der eigentlichen Geschichte des Spectateur über, mit deren Gründern er beginnt. Als solche werden uns die Generale Fririon , Haro (bekannt durch die in der per manenten Fortification nach ihm benannten casemattirten Batterien seines Bastionär- Tracés) , d'Houdetot , La marque , Marbot (der Kritiker Rogniat's ), Pelet (der vielfach benußte Verfasser des Feldzugs von 1809), Valazé und der Intendant de La Neuville bezeichnet , welche von Marschällen , Generalen und jungen Offizieren aller Man vertheilte Grade und Waffen unterstüßt wurden. die verschiedenen Fächer, die Thätigkeit begann und in Bälde war der Spectateur eine reiche Fundgrube bio graphischer Notizen , eine ausgedehnte Sammlung von historischen Bearbeitungen , von Abhandlungen über die Natur, den Zweck, die Ziele und die Führung des Kriegs, von Verbesserungsvorschlägen für den Fortschritt in der Armee, eine wahre Militärencyclopädie, in deren kritischen Studien fich die Entwickelung der Geister auf dem Felde der Kriegswissenschaft genau erkennen ließ . Alle wichtigen Fragen über die Theorie des Kriegs , alle militärischen Ereignisse von nur einiger Bedeutung wurden in dieser *) Wir hoffen auch hierüber nächstens eine Reihe von Betrachtungen D. Reb. b . A. M. 3. mittheilen zu können.

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interessanten Zeitschrift nach und nach behandelt , einem reichen Schilderung der Gefangenschaft des jeßigen Kaiſers Journal , dessen Bestimmung es war, den raschen Fort und der zunächst durch seine tiefen Studien vorbereiteten schritt des Kriegswesens im neunzehnten Jahrhundert zu glänzenden Zukunft. Diese Ansprache führte der Referent wörtlich und beinahe vollständig an , weil er , und gewiß bestätigen. Die ersten acht bis zehn Jahre , so lange die wackeren nicht mit Unrecht , glaubt , daß die erhabenen Gedanken Männer sich gegenseitig treu ergeben an dem gemeinschaft und die kräftige Fassung derselben überall einen günstigen lichen Werke betheiligten , werden uns als die schönsten Eindruck machen müssen , besonders die begeisternde Auf Tage des Spectateur geschildert. Aber bald schieden einige forderung und die eindringliche Mahnung zur unabläſſigen von den ersten Gründern , indem diese Veteranen der Ar Arbeit. Für diesen schönen Lebensgrundsaß zu wirken , waren beit , der Wissenschaft und des Ruhmes zur großen Armee auf ewig einberufen wurden. Der Referent läßt ihrem alle Mitarbeiter des Spectateur seit den 33 Jahren seines Andenken in kurzen, gelungenen Charakterschilderungen die Bestehens bestrebt, und man kann deßhalb nicht im Zweifel sein über die Richtung, welcher diese Zeitschrift in der verdiente Anerkennung widerfahren und hebt hierbei be sonders die Generale Fririon und Bréval hervor, ver nunmehr beginnenden zweiten Periode folgen wird. An weilt aber außerdem noch bei Haxo , Valazé , Marbot statt sich von einer unpassenden Leidenschaft hinreißen zu und Lamarque. laffen , wollen sich die Mitarbeiter der Feder nur als Unter den noch thätigen Schriftstellern wird dem General Waffe bedienen, um bei jeder Gelegenheit das zu verthei digen , was gut , gerecht und wahr ist. Die militärischen Pelet der erste Plaß zuerkannt , der jedoch diese öffent liche Huldigung nicht mehr erleben sollte. Ferner werden Schriftsteller des Spectateur werden stets darnach trachten, gerühmt der Oberst Augoyat, der Herausgeber von daß neben der freien geistigen Entwickelung auch die Ach Vauban's Werfen , als Ingenieur, der Oberst Tortel als tung vor den Rechten des Vorgesezten gewährt bleibe und Artillerist und der General Koch, der Verfaſſer des Feld neben einer gewissen Ungebundenheit die Forderungen der Disciplin Berücksichtigung finden. zugs von 1814 und der Herausgeber von Massena's Me moiren als Historiker. Auch dem General Ambert ist Aber es scheint, als habe der Verfaſſer gerechten Grund eine rühmliche Erwähnung nicht versagt , obwohl er sich zu seinen Klagen über die geringe Theilnahme, welche die von dem Spectateur getrennt zu haben scheint , um seiner Armee im Großen den militärischen Arbeiten bezeuge und Neigung für die vollständigste geistige Freiheit in seinen wie noch hin und wieder in Deutschland , selbst in Frank reich der Irrthum herrscht, der Militärjournalismus pflege literarischen Arbeiten folgen zu können. Die berühmten Namen der Gründer , ihre Kenntnisse, den Geist des Ungehorsams . Die Liebe zu seinem Stand ihre reichen kriegerischen Erfahrungen und ihre glänzenden und die zarten Pflichten der Kameradschaft hindern den Thaten verliehen dieser Zeitschrift in den ersten zehn Jahren taftvollen Referenten zwar , sich vor der Oeffentlichkeit ihres Bestehens eine Bedeutung , welche ihr die späteren eingehender über das Leben einer Mehrzahl vön franzö Mitarbeiter ungeachtet ihrer vorzüglichen Fähigkeiten nicht fischen Subalternoffizieren auszusprechen , allein er gibr ganz erhalten fonnten. Man muß jedoch zugestehen, daß doch deutlich zu verstehen , wie es kaum zur Aufklärung die letteren das Werk ihrer gelehrten Meister mit allem des Geistes, zur Schärfung der Urtheilskraft und zur Be Erfolg fortseßen , indem sie sich dieselben zum Vorbilde ruhigung des Gewissens eines Mannes dienen könne, wenn nahmen und hierdurch zugleich deren Gedächtniß ehrten, er sich zügellos den rein materiellen Genüssen hingebe. Sehr treffend wird uns weiter gesagt , wie der unwiſſende sowie ihren Verdiensten gerechte, aber auch dankbare Er Militär, selbstzufrieden und nur mit seiner eigenen Person kenntlichkeit zollen. Unter der Regierung des jeßigen Kai sers kann es den fleißigen Mitarbeitern nicht an Auf beschäftigt , bloß deßhalb über nichts im Zweifel ist , weil munterung fehlen, bewähren sie sich doch durch ihr Streben 1 er eben nichts gelernt hat, und aus diesem Grunde muß und ihre Leistungen stets als seine bescheidenen und er er fich auch bei dem meistens gleichzeitig vorhandenen un gebenen Schüler. Eine bedeutende Stüße finden dieselben gemäßigten Streben nach einem höheren Grad mehr auf Ganz auch in dem jezigen Kriegsminister, dem als Militär wie die Intrigue , als auf sein Verdienst verlassen. als Gelehrter gleich berühmten Marschall Vaillant , deſſen anders verhielte es fich dagegen mit dem fleißigen und Dieser empfindet das Bedürfniß Ansichten und Grundsäße daher hier mit Recht durch seine unterrichteten Offizier. nicht , sich selbst zu bewundern , oder sich Verdienste beizu eigenen Worte bewiesen werden. Es ist nämlich ausführ lich eine Rede eingeschaltet, welche der Kriegsminister am legen , die er nicht hat ; er geht seinen geraden Weg und 11. August 1856 in der Sarbonne gehalten hat, in welcher wendet nur ehrbare Mittel an , um einen glücklichen Er er die jungen Leute zur Arbeit und geistigen Thätigkeit folg zu erreichen. Kehrt ihm aber das neidische Glück den auffordert. Nachdem er den hohen Werth derselben in Rücken , dann schließt er sich nur um so inniger an sein schwungvollen Worten gepriesen , geht er zur Schilderung geistiges Leben , mit dem Bewußtsein , daß er vorzüglich seiner eigenen Laufbahn über und gibt dabei deutlich zu in ihm Trost für ſein Unglück und die Kraft finden werde, verstehen , wie sowohl er als seine hochgestellten Freunde, sich wieder zu erheben. Als weitere Belege für diese richtigen Ansichten find Ruhm und Ehre nur allein ihren angestrengten Arbeiten zu danken hätten. Dann rühmt er die außergewöhnlichen Aussprüche von Augustin Thierry, Ambert und Montgomery Ganz vorzüglich ist aber die Behauptung des Verdienste des ihm zur Seite befindlichen Marschalls angeführt. Pelissier und fordert die jugendlichen Zuhörer auf, sich geistreichen Oberst Ambert , der ebenso wahr als schön an demselben ein Beispiel zu nehmen. Die wirklich muster sagt: „Wenn jemals einem Offizier der Degen zur Last wurde , so war dieses gewiß kein solcher , der auch die gültige Rede schließt mit einer poetischen und phantafie

393 Feder zu führen wußte, und wenn jemals das Soldaten leben verflucht ward , so kam der Fluch sicher nicht aus dem Studirzimmer. " Möchten wir doch im Stande sein, diese Worte einer anerkannten Soldatennatur allen jenen unter unseren jüngeren deutschen Kameraden zurufen zu fönnen , welche so häufig über die Thatenlosigkeit der Zeit und die daraus hervorgehende Friedensverflachung unseres Standes in ein Universalmißbehagen versinken , für das ―– nur eine angestrengte geistige Arbeit das Gegengift bietet! Hoffen wir, daß die Anschauung zu Montgomery's Zeit nie mehr wiederkehre. Dieser tapferste Mann seiner Epoche erzählt nämlich, wie man sich in jenen Tagen ( 1702) nicht geschämt habe , die militärischen Tugenden eines Mannes mit dem Instinct der Hunde zu vergleichen , indem man behauptete , ein ganzer Mann könne eben so wenig zu gleich Soldat und Gelehrter sein , als sich ein Schweiß hund gleichzeitig zum Aufspüren der Hühner und Hasen abrichten lasse. Wenn aber eine solche Anficht selbst heute noch vereinzelt Geltung hätte , so könnte dieselbe doch nur von den Gleichgültigen, den Faullenzern, den Langweiligen und Gelangweilten aller Art ausgehen , denn sagt der Referent - Alles scheint uns dahin zu führen, die Arbeit zu lieben und zwar nicht um der Belohnung , sondern um der geistigen Anregung willen , die wir in der steten Be schäftigung finden , auf daß wir einst , wenn die leßte Stunde schlägt, in voller Wahrheit laut und offen sagen können , wir haben uns in guten wie in schlimmen Tagen als fleißige und tüchtige Soldaten durch Muth und Er gebenheit bewährt. In den europäischen Heeren gibt es eine große Menge ausgezeichneter höherer und niederer Offiziere , welche sich außer mit dem Dienste und den Waffenübungen in freien Stunden auch mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigen und der Verfasser erfüllt damit eine angenehme Pflicht, indem er allen jenen von ihnen dankt , welche an dem Spectateur Antheil genommen haben. Der Masse von vorzüglichen Ausarbeitungen , welche alljährlich aus den verschiedenen Ländern geliefert werden, liegt stets der eine Gedanke zu Grunde , die wissenschaftliche Bildung in den jeßigen Heeren mit dem militärischen Geiste mehr und mehr zu verbinden. Den verehrten Mitarbeitern und Lesern in den fremden Armeen , zu denen sich der Verfasser hier direct wendet , wird bei Beginn des neuen Jahres der herzlichste Glückwunsch dargebracht und ihnen hierbei die Versicherung gegeben , daß alle eingesendeten Arbeiten so weit als nur immer möglich verbreitet werden sollen , so bald dieselben des Lobes und der Empfehlung würdig find. " Sollte es aber der Vorsehung gefallen", fährt der Referent fort , den wir hier selbst sprechen lassen , „ daß die Stunde des Kampfes schlage , dann werden wir uns scheidend zurufen : auf Wiedersehen ! Wir werden, unges duldig zu fiegen, nach den Waffen greifen und alles Uebrige Gott anheim geben. Unterdeffen laffet uns das geistige Leben pflegen und dabei jenem Geseß der Natur gehorchen , welches will , daß in dieser Welt die einen fommen , wäh rend die anderen gehen. Als Soldaten von allen Nationen, find wir mit dem erhabenen Gedanken geboren , daß ein Volk, welches groß sein will , Kraft und Glauben haben muß. Die Kraft liegt in der richtigen Härte unserer Herzen und Waffen. Den Glauben jedoch werden wir

394 lebhafter in uns fühlen , wenn wir uns zu Gott erheben, anstatt daß wir versuchen, ihn in den Kreis unserer irdischen Interessen_herabzuziehen. " Die Schlußbetrachtungen des Verfaffers , denen wir noch die nachfolgenden wenigen Säße entnehmen, sind der jüngsten Vergangenheit gewidmet. Er erkennt in den vorübergegangenen lezten Jahren nicht bloß den gewöhn lichen Lauf der Zeiten , sondern auch den raschen Fort schritt des menschlichen Geistes , die Vervollkommnung der Sitten und die Eroberungen der Erfahrung und der Ci vilisation. Die sociale Entwickelung geht zwar langsam vorwärts , aber fie dringt endlich doch überall durch. Krieg und Friede, Handel und Wissenschaft, Alles befördert das Werk der Vorsehung . ,,Alles schreitet fort, Alles wächst" ruft der Verfasser aus , nachdem er der großartigen Bau werke in allen Ländern erwähnt , der ausgedehnten Ver bindungen der Völker durch den Telegraphen gedacht und endlich noch die Triumphe der Wissenschaft geſchildert hat, welche dieselbe in den vielen Entdeckungen feierte. Das neunzehnte, dieses Reiſejahrhundert strahlt gegen wärtig in seinem vollen Glanze , und unter dessen Schuße hat das Jahr 1858 zu Gunsten Frankreichs den Reich thum geltend gemacht , welcher im Schooße der Zeit ver borgen lag; es wird deßwegen auch eine würdige Stelle in dem großen Gang der Weltgeschichte einnehmen , denn es ist der Zukunft muthig vorausgegangen. Frankreichs Unternehmen gegen China war vom Sieg gefrönt und sein durch Verträge gesicherter Einfluß wird dortselbst die Cultur und Civilisation verbreiten . In den Colonien, be sonders in Algier , hat sich der Ackerbau entwickelt und der Verkehr gehoben. Und wenn sich Frankreich hierdurch schon die Achtung der ganzen Welt verdient hat , so ist doch noch auf den Glanz hinzuweisen , welche die groß artigen Festlichkeiten zur See in Brest und Cherbourg über das geliebte Vaterland verbreiteten, und als ob felbft dieses nicht genug wäre, endlich auch des großen Unters nehmens der Wissenschaft zu gedenken , wodurch der Con tinent verdoppelt und der Erdball neu gestaltet werden soll , indem man die beiden Landengen von Suez und Panama durchsticht. Möchten wir Deutsche doch von ähnlichen erhebenden Gefühlen für das Wohl unseres schönen Vaterlandes be seelt sein. Es ist möglich, daß die ruhigeren von unseren freundlichen Lesern den fortwährenden Durst nach Ruhm und die vielen schwungvollen Phrasen , wodurch der vor gelegte Aufsaß ſich charakterifirt , maßlos finden ; aber ge wiß nur ein reger Patriotismus gibt solche Worte ein und das Nationalgefühl kann durch sölche Darstellung nur gee winnen. Von der Redaction des Spectateur militaire jedoch scheiden wir mit dem aufrichtigen Wunſche für sein ferneres gedeihliches Fortbestehen, für die Ausbreitung seiner Vers bindungen und die beständige Erweiterung seines Leser kreises im In- und Auslande. Möge dieses verdienstliche und hochbedeutsame Journal fortfahren, wie bisher, in der unpartheiischen Anerkennung jeder literarischen Leiſtung ohne Rücksicht auf Nationalität ; möge es das Gute, Wahre und Rechte zur Geltung bringen, wo es dieses auch findet; möge es ferner auch kämpfen gegen den gedankenlosen Schlendrian , das eingerostete Herkommen und den gefähr

395 lichen Paradegeist in den europäischen Heeren , auf daß der vernünftige Fortschritt unaufgehalten sei; möge es be sonders auch das Gebiet der neueren Kriegsgeschichte noch mehr anbauen und es wird ihm auch in Deutschland nie an Freunden fehlen! -

Vor 50 Jahren. I. Strategische Skizze des Krieges 1809 . (Schluß.)

3) Erhebung in Tyrol. In dem edlen Kampfe , welchen Tyrols tapfere Söhne mit rühmlichem Opfermuthe für das österreichische Stamm haus lieferten, find drei Perioden zu unterscheiden : die erste Erhebung unter Chasteler vom 11. April bis zum 21. Mai, Die zweite unter Hofer vom 22. Mai bis Ende Juli , die dritte unglückliche unter eben demselben vom 3. Auguſt bis zum 9. December. In Tyrol commandirte der bayerische Generallieutenant Kinkel eine in viele Posten aufgelöste Diviston von 4426 Mann; gegen ihn zog der Marquis Chasteler mit einer zu Johann's Armee gehörigen Diviſion von 10,000 Mann, er sollte am 9. April von Ober-Drauburg aus die Ost gränze überschreiten , der längst vorbereitete und von den bayerischen Beamten in unbegreiflicher Verblendung nicht geahnte Aufstand sollte in der Nacht zum 12. losbrechen. Die Ungeduld der kampfluftigen Gemeinden um St. Lorenzen im oberen Rienzthal beschleunigte jedoch den Ausbruch um 12 Tage; seit dem 11. wurde an der Mühlbacher Klauſe und an der Laditscher Brücke im Eisackthal (wo jezt die Franzensveste steht) mit Hartnäckigkeit geftritten ; Martin Teimer mit 10,000 Mann Oberinnthalern , Joseph Speck bacher mit denen vom Unterinn eroberten am 12. Inns bruck, Hofer mit den Paffeyrern drangfalirte von Sterzing aus die Bayern und eine französische Brigade Biſſon; ― am 13. mußten Kinkel und Bisson, welche beide total den Kopf verloren, bei Jnnsbruck capituliren. So batten diese einfachen Naturföhne ohne fremde Hülfe , fast ohne obere Leitung binnen 3 Tagen den Haupttheil ihres Vaters landes befreit und einem Gegner , welcher nachgerade fast für unüberwindlich galt , 6000 Gefangene , 4 Adler und Fahnen nebst 7 Geschügen abgenommen. Ungeheurer Jubel im Lande von einer Gränze zur anderen ; Chasteler, welcher erst am 15. April nach Innsbruck kam, wendete sich sofort südwärts gegen den General Baragay , der mit der Divi fion Fontanelli vorwärts Trient bei Lavis stand ; er drängte ihn mit Hülfe der Landesschüßen von Stellung zu Stellung bis Rivoli zurück , während er selbst zu Roveredo Halt machte. Ende April war ganz Tyrol vom Feinde gesäubert. Napoleon hatte alsbald , sowie Erzherzog Karl das bayerische Gebiet geräumt hatte , den Marschall Lefèvre mit dem ganzen bayerischen Corps zur Unterdrückung des Tyroler Aufstandes nach Salzburg detachirt. Die Tyroler hatten die Nordgränze und deren Pässe, Jellacic überdieß, im Rückzug auf Radstadt begriffen , die des Salzkammer guts bei St. Gilgen , Abtenau und den Luegpaß beseßt.

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Gegen ihn richteten sich zunächst am 1. und 5. Mai die vergeblichen Anstrengungen der Division Kronprinz bei Altenau und am Luegpaffe ; allein er hielt sich bloß defensiv, während er durch eine thätige Offensive gegen Salzburg jedes Vordringen der Bayern gegen Tyrol verhindert hätte. So konnten Wrede am Himmelfahrtstag ( 11. Mai) den Strubpaß stürmen , Dervi gegen Kufstein vordringen, beide vereinigte Divifionen am 15. Schwaz niederbrennen und am 18. Innsbruck beseßen . Der 19. Mai und die folgenden Tage wurden verhängnißvoll für Tyrol durch Chasteler's fatalen Entschluß , das Land mit den Linien Die Nacht zuvor hatte er durch truppen zu räumen. Teimer die von Napoleon über ihn verhängte völkerrechts widrige Aechtung erfahren ; bald darauf kam die Nachricht von der Capitulation Wiens, von der Beseßung Villach's durch die Franzosen , dem Rückzuge Johanns bis Pettau, von legterem selbst wiederholte unbestimmte Befehle - kurz der sonst tapfere Krieger , vor dem Loose des Verbrecher todes zurückbebend, entschloß sich, die Tyroler ihrem Schick sal zu überlassen und sich zu Johann's Armee durchzu schlagen. Das Unglück verfolgte ihn bei der Ausführung dieses leidigen Plans : durch Schmid's Kopflosigkeit bis zum 1. Juni bei Ober-Drauburg aufgehalten, hatte er am 6. ein scharfes Gefecht bei Klagenfurt zu bestehen und ent rann nur wie durch ein Wunder , d . h . durch Marmont's Verſäumniß von Cilli aus zum Banus nach Croatien. Lefèvre war unthätig in Innsbruck verblieben und hatte am 23. Mai die Division Wrede nach Salzburg abgegeben, ohne zu ahnen, bis zum welchem Grade die Grausamkeiten der Bayern bei Strüb und Schwaß den Haß der Tyroler , gesteigert hatten. Als Chasteler unter den sich widerstreis tenden Plänen am 20. den Entschluß ausgesprochen hatte, Tyrol auf's äußerste vertheidigen zu wollen , eilte Hofer in's Passeyer , Teimer in's Vintschgau , Speckbacher in's Innthal, und schon am 22. Mai standen Tausende tapferer Landesschüßen auf dem Brenner. Die zweite Erhe bung begann : am 25. entbrannte der Kampf auf dem Brenner, am 29. wurde er mit unerhörter Wuth auf dem Berge Isel und den Höhen füdlich von Innsbruck fortge segt , in der Nacht darauf zog die Division Deroy über die einzig noch offene Mühlauer Brücke und in 36stüa digem Marsche auf den beschwerlichen Wegen des linken Innufers nach Kufstein. Wäre der Angelerpaß nach der Weisung des unermüdlich verfolgenden Teimer beseßt wor den , so wäre Deroy seinem Schicksale kaum entgangen ; auch so verlor er nicht weniger als 2200 Todte und Bless firte , 596 Gefangene nebst vielem Heergeräth. Tyrol war abermals frei und blieb es bis Mitte Juli unter seinem Obercommandanten Hofer , der die ersten 6 Wochen mit dringenden Organisirungsarbeiten beschäftigt war, und als die Nachricht von einer großen an der Donau geschlagenen Schlacht einlief , im Vertrauen auf deren glücklichen Er folg und in Gemeinschaft mit den gleichfalls aufgestandenen Vorarlbergern am 17. Juli einen ungeschickt angelegten Aus fall nach Bayern machte , welcher mißlingen mußte. An demselben Tage lief die Nachricht vom Znaymer Waffen stillstande ein und daß Tyrol, von Oesterreich preisgegeben, einen neuen Anfall der Feinde zu erwarten habe , da Na poleon vor Wiederausbruch der Feindseligkeiten das Kriegs theater in seinem Rücken um jeden Preis reinigen wollte.

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Vom Norden her sollte Lefèvre mit den Divifionen Raglo vich (früher Kronpring) und Deroy, und der von Passau herangezogenen Division Rouyer , ferner Beaumont von Augsburg , Graf Arco und Oberndorf aus Bayern , vom Often Rusca , vom Süden Peyrie eindringen. Vor solcher Uebermacht mußten die Tyroler die Waffen strecken ; Lefèvre zog am 30. Juli ungehindert in Innsbruck ein , und am 3. August war das Land von folgenden Truppen beseßt : die italienische Division Peyrie (4000 Mann) bei Verona, Rusca (eben so stark) in Ober Drauburg, Division Rouyer (5000 Mann) zu Sterzing und auf dem Brenner, Lefèvre mit 12,000 Mann zu Innsbruck , Montmarie mut 3000 Mann im unteren Jnnthal , im oberen Oberst Burtscheid mit 2000 Mann bei Landeck , Beaumont mit 4000 Mann in Vorarlberg. Da entzündete in rührender aber furzsichtiger Aufopfe rung sich der dritte Aufstand. In Gemeinschaft mit Haspinger, Speckbacher , Mayer , Schenk und Thalguter eröffnete er am 3. August bei Oberau im Eisackthal gegen die von Sterzing nach Brixen marſchirende Diviſion Rouver den Kampf, der sich am 4. gegen diesen , am 7. gegen den mit der Diviſion Raglovich herbeigeeilten Lefèvre mit fortwährend wachsenden Kräften fortsette, am 8. den Oberst Burtscheid an der Puntlager Brücke fast vernichtete, Rusca an der Lienzer Klause zum Land hinauswarf und am 11. gegen den retirirenden Lefèvre die Brennerscenen vom April und Mai nur in weit furchtbarerer Gestalt wiederholte,

geführt werden mußte , können wir uns kurz faffen , da seine Ergebnisse ohne Einfluß auf den Hauptkampf waren. Erzherzog Ferdinand stand hier mit dem VII. Armee corps (25 Bataillone und 44 Schwadronen) dem Fürsten Ponia towsky gegenüber , der zwar über 24,000 ungeübte Sol daten verfügte , im Felde aber bloß 13,000 verwenden fonnte. Ferdinand konnte erst am 15. April die Offen

denn der Tyroler Landsturm war jest bis zu 18,000 Mann angewachsen. Am 13. und 14. August erlebten die Höhen um Junsbruck die zweite Auflage des Schlachttages vom 29. Mai ; am 18. August hatten die Bayern zum dritten Male das Land geräumt. Wieder folgte eine sechswöchents liche Pause; die Scharmüßel am Luegpaß, bei Hallein und Berchtesgaden und am Laris waren nur die Vorspiele des Kampfes, der nach dem Abschluß des Schönbrunner Frie dens folgen sollte. Dieser veränderte die ganze Sachlage : die Tyroler hatten bis jeßt wie Helden gefochten, weil sie den Wiederausbruch der Feindseligkeiten mit Sicherheit er warteten ; schloß Oesterreich Frieden, so war längerer Wider stand zwecklos. Ueberdieß hatte Napoleon den milderen Eugen mit 50,000 Manu zur Beruhigung des Landes beordert ; dieser hatte am 25. October von Villach aus einen Generalpardon verkündigt und um den Tyrolern Zeit zur Besinnung zu lassen , die Zeit des Einrückens bis An fang Novembers verschoben. Wirklich hatte auch Hofer in einem Aufruf vom 8. November die Tyroler zum Nieders legen der Waffen aufgefordert, durch den Verräther Donay und den halbverrückten von Kolb verleitet , diesen Aufruf am 15. wieder zurückgenommen ; so entbrannte der leßte boffnungslose Kampf , welcher viel edles Blut nuglos ver geudete , auch das des Sandwirths , welcher, ohne auf die Rettungsversuche des milden Baragay's einzugehen , in einer abgelegenen Sennhütte verharrte, bis ihn Donay am 20. Januar den Franzosen auslieferte und einen Monat später zu Mantua etne Kugel seinem frommen Heldenleben ein Ende machte.

4) Feldzug in Polen. Ueber diesen, welcher entweder ganz unterbleiben oder, wollte man ein entsprechendes Resultat erzielen , anders

sivoperationen eröffnen , welche am 17. zu dem Gefechte bei Raczyn, am 21. zur Capitulation von Warschau führ ten , bei welcher jedoch der wichtige Brückenkopf Braga in den Händen der Polen blieb. Den ganzen Mai be hauptete er sich dort ohne weitere Thätigkeit , während Poniatowsky das Land ringsumher durchstreifen ließ und seine Streitfräfte vermehrte. Nachdem diese in beun ruhigendem Grade angewachsen , traten die Oesterreicher in der Nacht zum 2. Juni den Rückzug von Warschau an , den sie, von dem ungeschickten Poniatowsky wenig gedrängt , mit aller Ruhe bis Krakau fortsegten , wo die mittlerweile nachgerückten Ruffen ihren polnischen Bundes genossen den Zutritt bestritten , bis die Nachricht des Waffenstillstandes am 18. Juli dem beiderseits verpfuschten Feldzuge ein Ende machte. 5) Operationen in Norddeutschland und auf Seeland. Hierher gehören der unglückliche Zug des Schill'schen Freicorps , die glücklichere Heerfahrt des Herzogs von Braunschweig und die unselige Expedition der Engländer nach Seeland. In Norddeutschland herrschte dumpfe Gährung ; die kaum zweijährige Herrschaft der Franzosen hatte allgemeines Mißbehagen verbreitet und auf die Kunde , daß Oesterreich den Krieg wieder aufnehme, gründete ein Geheimbund die Hoffnung einer allgemeinen Erhebung im Norden. poleon, mit Recht Alles auf die Entscheidung in Oester reich segend , dessen Sieg den ganzen Norden von Deutsch land entflammt hätte , hatte dort kaum 16,000 Mann zuz rückgelassen , nämlich die 10,000 Mann der westphälischen Armee , 5000 Holländer an der Niederelbe , Weser und Nordseeküste nnd schwache Garnisonen franzöſiſcher Truppen und sächsischer Depots. Der Major Ferdinand von Schill war in Folge seines heldenfesten Verhaltens vor Colberg im Jahr 1807 zum Commandanten des aus seinem Freicorps gebildeten Leibhusarenregiments ernannt worden und ſtand ſeit De cember 1808 in Garnison zu Berlin. Er hatte Anfangs April einen geheimen Aufruf zu einem Aufstand in Nord deutschland erlassen , welcher beim Beginn der fopflosen Dörnberg'schen Erhebung zu Caffel dem König Jerome in die Hände fiel ; zeitig gewarnt, entschloß er sich zum Los schlagen , noch ehe die Entscheidung in Desterreich gefallen war. Am Nachmittag des 28. April rückte er mit seinem Regiment auf den Exercirplaz nach Großkreuz , forderte seine Husaren zum Kampfe gegen den Unterdrücker des Vaterlandes auf und erschien am 1. Mai vor Wittenberg ; hätte er sich Nachts durch Handstreich dieser kaum beseßten Festung bemächtigt , so hätte er neben mehreren Caffen einen wichtigen Stüßpunkt für fernere Operationen ge wonnen ; so aber mußte er froh sein , daß der schwache

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Commandant seine 460 Husaren unbelästigt über die Elb brücke ziehen und am 4. Mai Bernburg erreichen ließ. Anstatt von hier den einzig noch offenen Rettungsweg nach Böhmen einzuschlagen , wendete er sich ohne festen Plan gegen Norden, bestand am 5. bei Dodendorf ein glück liches Gefecht gegen ein von Magdeburg ausgesendetes franzöfifches Detachement , und begann sein durch den Zu zug von 164 Mann vom leichten Bataillon des preußischen Leibregiments verstärktes Corps zu organisiren. Am 15. Mai eroberte er den Punkt Dömiz an der Elbe , den er ohne Localkenntnisse als Waffenplag sehr schlecht gewählt hatte. Schon drohte General Gratien mit den Holländern von

Tage 2 westphälische Bataillone aus Magdeburg einge troffen waren und gefangen wurden. Am 31. wurde er mit Jubel in seiner Residenz Braunschweig aufgenommen und bestand den Tag darauf vor der Stadt ein Treffen gegen Reubell, einen windigen Emporkömmling und Günſt ling Jerome's , den dieser wegen seines erbärmlichen Ver haltens hinterher entlassen mußte. Aber auch Reubell's feiger Rückzug hätte den Herzog nicht vor Schill's Schick sal gerettet , denn schon nahte Gratien von Halberstadt, und der Herzog wollte durchaus am 2. zu Braunschweig verweilen , um dort noch eine Dragonerschwadron zu for miren: da gab sein Generalstabschef, der treffliche Major Korfes , gegen seinen Willen den Befehl zum Aufbruch und marschirte unaufhaltſam über Burgdorf, Nienburg, Hoya an die Hunte , paſſirte dieſe am 6. auf der Fähre bei Huntebrück, schiffte sich am 7. August bei Elsfleth und Brake auf bereit gehaltenen Weserfahrzeugen ein und er reichte glücklich Helgoland, indem nur bei Bremerlehe durch die Kanonade der unberufenen Dänen ein einziges Fahr zeug verloren ging. Bekanntlich fand der Herzog später im Jahre 1815 den Heldentod bei Quatrebras . Der schöne Gedanke, ihm zu Elsfleth ein Denkmal zu sehen , wird durch die patriotischen Gaben Deutschlands, zu denen auch der Kaiser von Oesterreich und die Veteranen von Aspern ein großmüthiges Scherflein beigesteuert , im laufenden Jahre verwirklicht werden. Das trübseligste oder eigentlich zum Lachen jämmer lichste Ereigniß des ganzen Kriegs bildete die Expedition der Engländer gegen Seeland . Von Oesterreich zu einer Lan dung an der Nordseeküste aufgefordert, hatten sie die Unter nehmung von Monat zu Monat verschoben ; endlich 2 Tage nach Abschluß des Waffenstillstandes ging eine ſtolze Flotte mit 38,070 Mann , d. h. nämlich Üllem , was in Eng land von Truppen vorhanden war , gegen Seeland unter Segel , um unter Lord Chatham's unbegreiflicher Führung bis Ende December weniger als nichts auszurichten. Das Resultat des hier skizzirten Krieges war der Friede von Schönbrunn , d. h. die totale Vereitelung des Hauptzwecks , wegen dessen das ritterliche Oesterreich in die Schranken getreten war. Die Ursachen dieser trau

der Niederelbe , eine westphälische Abtheilung rückte gegen Dömiz, die gar nicht betheiligten Dänen erboten sich frei willig zur Verfolgung und so wählte Schill als einzigen Ausweg den Marsch nach Stralsund , um von dort auf Er brach am die englische Ostseeflotte zu entkommen. 18. Mai auf, öffnete sich am 25. durch das Gefecht bei Damgarten den Uebergang über die Reckniß und erreichte noch an demselben Tage das nur von 150 französischen Artilleristen beseßte Stralsund. Schon am 31. erschien Gratien mit 6000 Mann , worunter 1500 Dänen , und die tapfere Besagung erlag nebst ihrem schlechtberathenen Führer in tapferem Kampfe ; 186 Husaren nebst einigen Hundert Infanteristen schlugen sich durch, 600 wurden nach kräftigem Widerstande gefangen. Ebenso resultatlos, aber wenigstens glücklicher in seinem Ausgang war der Zug des Herzogs von Braunschweig Dels. Dieser damals 37 jährige feurige Fürst , welcher unter seinem bei Auerstädt gefallenen Vater die Kriege von 1792 und 1793 als Erstlingsfeldzüge mitgemacht , bei Jena gefochten und Blücher nach Lübeck begleitet hatte, war von Napoleon durch den Tilsiter Frieden seines ererbten Herzogthums beraubt worden und hatte in Böhmen ein Freicorps von 1000 Reitern und 150 reitenden Artilleristen geworben , das sich unter dem Namen der schwarzen Schaar" bald rühmlich bekannt machte. Seine im Juni unternommenen Einfälle in Sachsen blieben , troß Dres den's Eroberung , so lange ohne Erfolg, bis der unfähige österreichische General Am Ende durch den thätigeren Kiens maier ersetzt war; in Gemeinschaft mit diesem zog er gegen den durch das Baireuth'sche vordringenden Junot , schlug ibn am 9. Juli bei Bernek , wendete sich dann gegen das Gros von Jerome, worauf dieser Hals über Kopf nach Erfurt retirirte, und war auf dem besten Wege , endlich seinen Wünschen gemäß etwas Tüchtiges auszurichten, als am 17. die Nachricht des Znaymer Waffenstillstandes seine Pläne durchkreuzte. Jezt entschloß er sich zu dem Zuge an die Nordsee , wo die englische Flotte schon am 7. Juli bei Cuxhaven gelandet war ; mit ihm begann er die ge lungenste That seines Lebens . Am 24. von Altenburg aufbrechend, erreichte er in Gewaltmärschen, die Infanterie auf Wagen führend , mit seinen 1900 Mann am 26. die Stadt Halle , nachdem er bei Leipzig ein hißiges Gefecht bestanden ; am Nachmittag des 27. von dort abmarſchirt, erstürmte er am Abend des 29. Halberstadt, wo an diesem

rigen Wirkung find theilweise noch unaufgeklärt ; die spätere Geschichtschreibung wird ein gerechtes Urtheil fällen, wenn Die eine die Wiener Archive einst geöffnet sein werden. und wohl die wesentlichste dieser Ursachen dürfen wir schon jezt hervorheben : es war die Uneinigkeit Deutsch lands ― jener Jahrhunderte alte Fluch, welcher bewirkte, daß Deutschland dem Bruderstaate nicht nur nicht beistand , sondern sogar die Waffen seiner Söhne theilweise gegen ihn kehrte!" Dieses jammervolle Schauspiel wird nie wiederkehren ; im Gegentheil hoffen wir , daß das Jahr 1859 berufen sei, den Epigonen der damaligen Sieger le revers de la medaille 5. vor die übermüthige Stirne zu halten!

Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage zur Allgemeinen

Militär - Zeitung Nr. 45 & 46.

Literatur.

Grundzüge über den Gebrauch der Artillerie im Felde und der Kriegswaffen überhaupt. Mit Rücksicht auf die in der k. k. österreichischen Artillerie bestehenden neuesten Einrichtungen. Von Andor Melczer von Kellemes , f. f. Feldmar schalllieutenant. Für Offiziere zur Selbstbelehrung. Wien . 1857. Verlag , Druck und Papier von Leo vold Sommer. (Fortschung. ) Desterreich hat die 6 pfündige und 12 pfündige ältere Kas none , die 7 pfündige kurze Haubiße für die Feldbatterie beis behalten und die lange 7 pfündige Haubiße hinzugefügt. Für wenige Positionsbatterien besteht noch der 18 Pfünder, für die Armee in Italien allein der 30 pfündige Mörser und für die Gebirgsartillerie die 12 pfündige Haubiße auf Tragthieren . Außerdem bestehen die Raketenbatterien. Eine jede Batterie, mit Ausnahme der nur aus 4 Geschüßen bestehenden Mörsers und der Gebirgsbatterien , zählt seit 1850 8 Geschüße , die 6 pfündigen Fuß- und Cavaleriebatterien 6 6 Pfünder und 2 7 pfündige kurze Haubigen , die 12 pfündige Batterie 6 12 Pfünder und 2 7pfündige lange Haubigen, die 7pfündige Haubisbatterie 7 lange Haubigen. In die vielfach angeregte Idee, den 6 Pfünder ganz abzuschaffen und eine 12pfündige Granat kanone einzuführen. ist also Desterreich bisher nicht eingegangen. Aber auch von der Einführung der stählernen Geschüße, der ges zogenen Kanonen und der Verwendung des Gußeisens in der Feld artillerie scheint es noch fern zu sein. Die Laffetirung blieb im Wesentlichen die bisherige. Die Granat und Hohlkugel kartätschen bestehen bei allen Geschüßen , mit Ausnahme der 6 Pfünder , und doch sind sie auch bei ihnen von bedeutendem Nußen. Es gibt 6 pfündige und 12 pfündige Raketengeschüße ; erstere haben 31 pfündige Granatſchußraketen, 5pfündige Granat wurfrafeten , 3 löthige Kartätschraketen und 5 pfündige Brand ballonraketen. Leßtere 6pfündige, 8pfündige und 12 pfündige Granatwurfrafeten, 16 pfündige Bombenwurfraketen *), 8 pfün dige Brandballonwurfraketen und Leuchtballons mit Fallschirmen als Leucht und Signalraketen. Das Tempiren der Feld granaten für die verschiedenen Entfernungen war 1857 noch nicht eingeführt ; die Worte des Herrn Verfassers, „ das rechts zeitige Springen ist ein zufälliges" , scheinen aber keine Zu friedenheit darüber auszudrücken, und nach anderen Nachrichten soll durch Zünder nach Breithaupt dieser Uebelstand abbestellt werden. Von der Benußung excentrischer oder polarisirter Geschosse schweigt das Werk. Man ist in Desterreich dem Princip möglichster absoluter Leichtigkeit der Geschüße und Fahrzeuge treu geblieben , hat die fahrende Cavalerie-Artillerie nicht in reitende verwandelt, nur die Packpferde bei derselben gegen zweispännige Karren vertauscht, seit 1850 einem jeden Feldgeschüß einen Munitions. wagen gegeben, und hatte daher auch wenig Mühe, die 6 pfün digen Fußbatterien in den dazu geeigneten Momenten des Ge Die leichten Fußgeschüße fechts in fahrende zu verwandeln . *) Die 12 pfündigen und 16 pfündigen Geschosse kommen nicht in die Feldraketenbatterien.

sind mit 4, die Geschüße der Cavalerie- Artillerie, die 12 pfün digen Kanonen und die langen 7 pfündigen Haubißen mit 6 , der 18 Pfünder ist mit 8 , der Karren des Cavaleriege. schüßes mit 2 und jeder Munitionswagen mit 4 Pferden bespannt. Diese geringe Bespannung bewirkt , daß sämmtliche Fußgeschüße , mit Ausnahme der langen 7 rfündigen Haubiße, troß ihrer absoluten Leichtigkeit, dennoch nicht leicht beweglich Es kommen find , wenn Schwierigkeiten sich entgegenstellen. nämlich 699 bis 716 Pfund auf ein Pferd des ausgerüsteten Geſchüßes und Munitionswagens . Uebersehen wir aber hier bei nicht, daß eine Vermehrung der Bespannung um 2 Pferde (wie 1812 im Kriege gegen Rußland mehrere Artillerien der großen verbundenen Armee fie eintreten ließen) nicht schwer ist, und daß dann die österreichische Artillerie die leichteste aller europäischen Artillerien ist. Durch angemessene Vermehrung der Batterieoffiziere bis zu einem Commandeur , einem Obers lieutenant und zwei Unterlieutenants , durch Einführung bes rittener Trompeter , durch Berittenmachen aller Feuerwerker und Corporale bei allen Batterien, durch viele dem Referenten sehr zweckmäßig erscheinende reglementarische Formen und Dr. ganisationen, durch bestimmte Aussprüche über den Werth, den Gebrauch und die Außerachtlassung dieser Formen zu rechter Zeit, endlich durch im Werke nachgewiesene, von wahrer Theorie und Praxis eingegebene Vorschriften für freies, selbstständiges Handeln der Batteriecommandeure und der höheren Artillerie führer im Gefecht dürfte Alles gescheben sein , was dem Feld geschüß in kleinen Abtheilungen und in großen Batterien die beste Wirkung möglich machen kann. Dieser Umstand ist von folcher Wichtigkeit, daß es den Herren Kameraden aller Waffen gattungen außerhalb Desterreichs erwünscht sein dürfte , ihn durch einige Angaben aus dem Werke anschaulich gemacht zu sehen. *)

(Fortsegung folgt.)

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften . Dänemark.

Tidsskrift for Krigsväsen , udgivet af en Forening af Officerer. IV . Aargang. Kjöbenhavn , 1858. IV. Quartalheft . Wie in Das Befestigungswesen der Monarchie. allen Ländern ist auch in Dänemark die Befestigungsfrage in neuester Zeit in den Vordergrund getreten , nur ist man *) Wir verwahren uns hierbei gegen die mögliche Meinung , als wenn wir persönlich eine jede der berichteten Anordnungen für die bestmögliche hielten. Wir wünschen nur zu zeigen , daß sie in ihrer Summe für das gewählte österreichische Ar tilleriematerial aus den richtigsten und zweckmäßigsten Prin cipien des Gebrauchs der Artillerie geflossen sind , und daß das einer Abänderung Werthe ohne Umgestaltung des Ganzen und ohne Alterirung des darin wehenden Geistes gegen Anderes ver tauscht werden kann. Wir müssen auch unsere Leser bitten , die in dem Werke erfolgte weite Durchführung der reglementsmäßigen Evolutionen der Batterien nicht als einen Beweis gegen die stattgefundene Fortlaſſung aller ‍schädlichen Evolutionen anzu sehen. Es ist nur Vieles ausführlich festgestellt, was an anderen Orten auch ausgeführt wird , dessen Ausführung aber aus der Analogie mit vorangegangenen Beispielen geschlossen werden soll .

403 noch nicht über die Art und Weise im Reinen. *) Der Artilleriecapitän Kauffmann hat den Ansichten des Mini fteriums entgegen - den Vorschlag gemacht, nur 10 Mil lionen für die Befestigung Kopenhagens und permanente Erdwerke an der Eider , am Danevirke, bei Fredericia, Dyppel , Neumünster und an der Küste zu verausgaben, dagegen die Landarmee auf 80,000 Mann zu erhöhen . Der gegenwärtige Artikel bekämpft diese Ansicht, sowie die damit verknüpfte Bemerkung , daß die Festungen den Werth nicht mehr haben wie früher und Erdwerke dem kostspieligen Mauerwerk vorzuziehen seien. Gegen die erstere wird die Thatsache angeführt , daß die Festungen gerade in neuester Zeit eine so große Rolle gespielt haben ; gegen die leßtere, daß bei Erdwerken von bombenfesten Räumen , Grabenver theidigung 2c. keine Rede sei ; 80,000 Mann lassen sich nicht jo schnell am Danevirke aufstellen : im Jahr 1848 habe man von 14,000 Mann nur 11,000 dort vereinigen können, von 80,000 Mann werde man kaum die Hälfte zusammen bringen. Ein größeres Corps in Rendsburg oder den anderen vorgeschlagenen geschlossenen Punkten aufzustellen, sei gefährlich, weil es abgeschnitten werden könnte. Offene Erds werke dagegen können allerdings vorübergehend von Nußen ſein. Das Gleiche gilt vom Danevirke ; ein Vertheidigungssystem hierauf zu basiren, wäre ein Leichtsinn. Als Flankenstellung eigne fich Fredericia , sobald es durch die nöthigen Werke gegen eine Ueberrumpelung , ein Bombardement und ein Abschneiden von Fünen geſchüßt sei. Von hier aus könnte der zweite Theil des Feldzugs seinen Ausgang nehmen. Kauffmann's Vorschlag würde auch in anderer Beziehung nicht vortheilhaft sein , da die vorgeschlagene Vermehrung der Armee um 25,000 Mann die an den Befestigungen gemachten Ersparnisse verschlingen würde. Nefrologe. Generallieutenant Bülow , besonders dessen Thaten in den Jahren 1848 und 1849 bei Bau , Flens burg, Danevirke, Eckernförde , Kolding und Fredericia. Oberst Helgesen. Seine Theilnahme an der Schlacht bei Waterloo ; seine ausdauernde Tapferkeit als Commans dant von Frederiksstad , das er troß der schwachen Befestigung gegen große Uebermacht hielt. Weber Cavaleries Exercirschulen. Für diese Schulen wird eine längere Uebungszeit gewünscht , für die Recruten Theilnahme an den Felddienstübungen , für die Schwadron ein größerer Stand , um Evol tionen ausführen zu können. Der Mangel an leßteren mache kleinlich und führe zu einer Detailreiterei , wodurch dem Manne die Lust am Dienst benommen werde. Die Exercirschulen sollten unabhängiger von den Schwadronen gestellt werden ; fest angestellte Unter offiziere werden gewünscht. Die Mittagsfost des Soldaten. Dem Grundſaße ges mäß, dem Soldaten möglichst viel an Naturalien und mög lichst wenig an Geld zu verabreichen , will man jezt auch in Dänemark Militärmenagen einführen. Bisher hatte der Soldat ziemlich theuer beim Marketender eſſen müſſen . Es scheint indessen, daß man in Dänemark sich die Schwierigs Man veral. dagegen die in dem nachrichtlichen Theile unserer heutigen Nummer auf Seite 385 gebrachte Mittheilung. Anm. d. Red. d . A. M.-Z.

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keiten einer Militärmenage viel zu groß vorstellt und die Einrichtungen anderer Länder in dieser Beziehung nicht ges nügend kennt. Februar 1859. Portugal. Revista militar. Periodico quinzenal. Direc ção : Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel ; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joâo Manoel Cordeiro , Major graduado. Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1859. Ueber das stehende Heer. (Forts.) Der Vorwurf ges wiffer portugiesischer Blätter, als ob die portugiesische Armee eher dazu beigetragen habe , die Ruhe zu stören , als sie zu erhalten, wird zurückgewiesen. Die Einwirkungen seien von außen gekommen . Im Uebrigen seien die einzelnen Garnis sonen ein ähnlicher Schuß wie die Schildwachen, und werden auch gewöhnlich von den Ortschaften dringend gewünscht. Der Volksunterricht in Portugal und die Aus bildung der Armee. Der Fortschritt des Volksunter richts in Portugal in den legten 50 Jahren wird in einer Tabelle durch Zahlen belegt ; auch in der Armee geschieht immer mehr dafür, wie dieß die für die höheren Unteroffi ziere festgeseßten Concursprüfungen beweisen. Jorge Brite. Dieser Portugiese war Commandant der spanischen Festung Lerida ( 1647) , als Condé dieselbe an griff. Durch ein starkes Artilleriefeuer und unausgeseßte energische Ausfälle gelang es ihm , Condé zur Aufhebung der Belagerung zu nöthigen. Stellvertretung . Ein früherer Artikel der Revista war von uns so verstanden worden , als ob in Portugal der Unteroffizier bisher , sobald er für einen Recruten eingeht, dieß in der Eigenschaft eines Soldaten thun müsse und als Einsteher nicht avancire ; wir hatten dieß als eine Unvoll ftändigkeit des Geseßes bezeichnet. Der gegenwärtige Ar= tikel sucht nun die Vollständigkeit, übrigens in einer anderen als in der von uns angegriffenen Richtung, zu beweisen. ueber Equitation. Im Jahr 1839 war in Portugal eine Equitationsschule gegründet worden , in welche jede Waffe etnige Zöglinge schickte. Diese Schule , welche sehr günstige Resultate lieferte , wurde 1847 aufgelöst , um neu organisirt zu werden , was übrigens bis jeßt nicht geschah, so daß ein sehr ungleicher Reitunterricht stattfindet. && wird daher hier die Ausgabe einer klaren, bestimmten Vor schrift für diesen Unterricht gewünscht. Lieutenantsprüfungen . Es soll ein Gesez eingebracht werden , wonach bei der Prüfung zum Lieutenant fünftig die Dienstzeit in der unmittelbar vorher inne gehabten Charge und nicht die ganze Dienstzeit in Betracht gezogen werden wird. Dieß wird insofern gut geheißen , als das durch die wirklich Fähigen bevorzugt werden , während bis her z . B. ein erster Sergeant , der als solcher 1 Jahr, tm Ganzen aber 11 Jahre diente, dem Fähigeren vorges zogen wurde , der im Ganzen nur 10 , als erster Sergeant aber schon 4 Jahre diente. Verschiedenes : Die englischen Militärgeistlichen. Zusammenseßung der vreußischen Armee.

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Wenn in bewegter und von äußeren Gefahren vielfach bedrohter Gegenwart des deutschen Vaterlands ein Jeder in Kraft der Gesinnung und Aufrichtigkeit des patriotischen Bes wußtseins mitzuarbeiten berufen ist, an einer friedlicheren, schöneren Zukunft desselben, da richten sich unwillkührlich die Blicke auf die Helden aus der Zeit der Freiheitskriege gegen französischen Uebermuth und die Gewaltherrschaft Napo leon I. , um in erneuter Betrachtung ihres patriotiſchen Wollens und Wirkens sich den festen Sinn und den opferfreudigen Muth anzueignen, mit dem sie einst für die heiligsten Güter des deutschen Volks, für Freiheit und Sitte tapfer stritten und den Sieg erkämpften. Zu jenen Männern deutschen Volks und deutscher Kraft gehört vor Allen auch York mit ſeiner eisernen, zäh-energiſchen Tapfer keit, seiner ernſten, strengen Festigkeit, aber auch mit seinem, alle Verhältnisse schnell durchschauenden, klaren Ver ſtande, verbunden mit glühendſter Begeisterung für die Rechte des Vaterlandes, für die Ehre und den Nuhm Deutschlands . Das anerkannt classische Geschichtswerk Droyſen's darf wohl mit Recht als treuestes Charakterbild York's und seines dem Vaterlande geweihten Lebens jedem ächten Deutschen aufs Neue warm empfohlen werden in einer Zeit, die der Männer von ächter deutscher Art, Kraft und That bedarf!

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Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in -Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

34. Jahrgang. No. 47 & 48.

811 ww w

11.

Samstag, Juni 1859.

B

Allgemeine

Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Bei dem nahen Ablaufe des

ersten Semesters ersuchen wir diejenigen Leser der Allg. Mil . -Ztg.,

welche dieselbe durch die Post zu beziehen pflegen , um recht baldige Erneuerung ihrer Be stellungen, damit jede Unterbrechung in der regelmäßigen Zusendung vermieden werde. Der Preis des halben Jahrgangs beträgt für die gewöhnliche Ausgabe 2 Thlr. 10 gr. oder 4 fl. und für die Ausgabe auf feinem Velinpapier 3 Thlr. 15 gr. oder 6 fl. , exclusive der Bestell gebühren. Die Versendung geht regelmäßig jeden Freitag vor sich.

Darmstadt , im Juni 1859. Die Verlagshandlung von Eduard Zernin.

Preußen.

Bayern.

München, 6. Juni. Bei der großen Wichtigkeit, welche Bekanntlich wurden schon Königsberg, 4. Juni. feit geraumer Zeit militärischer Seits Arbeiten zur Ver der telegraphische Verkehr für das Heerwesen hat, war zu messung der Provinz Preußen ausgeführt , nach erwarten, daß man auch bei uns cinen Feldtelegraphen herstellen werde. So ist denn auch bereits geschehen. Das deren Beendigung auch eine genaue Karte von der Pro vinz herausgegeben werden sollte, an der es dringend fehlt, Kriegsministerium ließ aus der befannten Fabrik in Berlin sechs Apparate fommen ; der erforderliche Draht ist eben da die vorhandene aus dem Jahr 1805 ziemlich unvoll falls herbeigeschafft , auch eine Anzahl Militärs im Tele Mit dem Einbruch der kriegerischen Verhält ständig ist. nisse sind auch die weiteren Vermessungen vorläufig im graphiren schon eingeübt , so daß die Aufstellung des Feld Algemeinen eingestellt worden , es sollen nur die längs telegraphen jeden Augenblick erfolgen kann. — der furischen Nehrung fortgeseßt und beendigt werden, das Bei der bayerischen Infanterie ist vor einigen Mo mit nicht die bereits dort aufgestellten trigonometrischen naten eine neue Exercirordnung für die Handhabung Merkmale durch Naturereignisse , wie fie in jener Gegend der Waffen eingeführt worden , die manche Erleichterung nicht selten find, wieder zerstört werden. Zu dem Zweck gewährt. Kraft eines Kriegsministerialerlaſſes wird diese Der Vermessungen famen in diesen Tagen zwei Jugenieurs Ordnung nun auch bei der Landwehr in Bayern einge offiziere, Geographen , von Berlin hierher , und wird der führt. In allen Städten Bayerns diesseits des Rheins eine von Cranz, der andere von Memel aus die Arbeiten ber ist die Landwehr so zahlreich und so gut organisirt , daß ginnen. Wie wir hören, sollen aber auch die Vermessungen sie zum Dienste im Innern vollkommen ausreichen würde, im Allgemeinen mit dem 1. Juli c. wieder aufgenommen und demnach das ganze stehende Heer Bayerns nach außen und fortgesetzt werden, sobald Preußen bis dahin zu keinem verwendet werden kann , wenn die Umstände es erheischen weiteren kriegerischen militärischen Aufwande genöthigt sein sollten. (Fr. Postz.) sollte. Großbritannien . Die Arbeiten an den hie Marienburg, 2. Juni. 16 London, 20. Mai. In Shoeburyneß ist seit dem rken werden seit einiger Zeit mit be figen Festungswe sonderem Eifer betrieben. Täglich find circa 200 Mann 1. April d . J. eine Normal- Artillerieſchießschule beschäftigt. Gegenwärtig wö.bt man das Pulvermagazin. in's Leben getreten. Dirigent ist der Oberst Mitchell, (Kön. Zig.) außerdem find 2 Oberstlieutenants, 2 Majors und 3 Capis

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leztere von Führern der indischen Armee vertheidigt wird. Was die eingeborene Armee anbetrifft , so stellt die Com - Vor fast einem Jahre wurde eine königliche Commission einstimmig folgende Principien auf : fie aus mög mission zur Berichterstattung über die Umbildung lichst verschiedenen Racen , Bekenntnissen und Kasten zu Das Ergebnis recrutiren , und auch die einzelnen Regimenter stets aus der indischen Armee niedergesezt. ihrer Arbeiten liegt jezt in einem Blaubuche vor, dessen Menschen der mannichfaltigsten Art zusammenzusehen ; ste gewaltiger Inhalt sich im Wesentlichen auf folgende Säße zum Dienst auch außerhalb Indiens zu verpflichten , was zurückführen laffen möchte. Die Commiſſion meint , daß, bisher nicht der Fall war und für Hindus irreligiös ist ; wenn einmal die Ruhe in Indien wieder hergestellt und die technischen Specialwaffen nur in soweit mit Einge jede weitere Gefahr entfernt sei, 80,000 Europäer genügen borenen zu beseßen , als das Klima es verlangt , die bis herige englische Uniform aller Eingeborenen dagegen durch würden, um den indischen Theil des Heeres vertrauens werth zu machen. Lezterer sollte in Bengalen 100,000 , ein mehr orientalisches Costüm zu erseßen ; die Gewalt der englischen Offiziere zu erhöhen , die Beförderung der ein in Madras und Bombay zusammen 90,000 Mann betragen. Artillerie jedoch sollte, nach den übereinstimmenden Aussagen heimischen Offiziere" aber weniger nach der Anciennetät, als der Tüchtigkeit zu bemessen ; die Zahl der europäischen aller Zeugen, nie mehr den Händen der Eingeborenen über lassen werden, und die jeßige „ militärische Polizei " , welche Offiziere zu erhöhen und deren Gehalt und Stellung so die Elemente zukünftiger Gefahren in sich trage , weder zu verbessern , daß sie sich nicht mehr zu Civilstellen , zu militärisch eineɣercirt, noch der Zahl nach verstärkt werden. diplomatischen Aemtern und sonstigen Abcommandos dräng So weit gehen die Mitglieder der Commission unter ten. ――― Vor dem Aufstande befanden sich in Indien 50,000 Europäer und 260,000 Eingeborene im Compagniedienst. einander und mit den Quellen, aus denen sie ihre Infor Der wichtige Punkt mation ableiteten , Hand in Hand. dagegen , ob der europäische Theil der indischen Armee Portugal. in seiner bisherigen Ausnahmsstellung zu verharren habe, und recrutirt Regeln besonderen nach ferner auch ob er Lissabon , 18. Mai. Die Vermehrung des commandirt werden und niedriger als die königlich eng Heeres um 24,000 Mann ist von den Cortes votirt ― dieser Punkt erregte hef worden. lische Armee rangiren solle , tigen Zwiespalt im Schooße der Commiſſion. Die Mehr heit erklärte sich entschieden gegen eine Fortdauer dieses Schweden und Norwegen. anomalen Zustandes , der wohl in der früheren Sonder habe, gefunden Erklärung feine Christiania , 17. Mai. Das Marinedepartement hat Compagnie stellung der jezt aber, nach Vereinigung Indiens mit der Krone von einen Plan für die neue Organisation der nor Die euro England, fich nicht mehr rechtfertigen lasse. wegischen Marine ausgearbeitet. Diesem zufolge würde päisch-indische Armee, so wurde von dieser Seite geltend die norwegische Kriegsmarine fortan bestehen aus : 4 Dampf gemacht, sei eine lose exercirte Truppe, mit Offizieren ohne fregatten , 4 Dampfcorvetten , 2 Segelcorvetten, 2 Schoo militärische und häufig auch ohne andere Bildung , eine nern, 5 Bugfir und Avisodampfschiffen, 12 Dampfkanonen Truppe , die nicht allein weniger wirksam wäre , als die booten, 78 Kanonenschaluppen, 41 Kanonenjollen, 5 Com britische, sondern durch ihre Zwitterstellung den Rang und mandofahrzeugen zur Ruderflottille und 1 Schulſchiff. das gesellschaftliche Ansehen der leßteren gefährde. Sie in dem Maße zu verstärken , als die größere Anzahl der hinfort in Indien stationirten Europäer erfordere , würde Der Krieg in Dberitalien. fich militärisch und politisch als ein verhängnißvoller Jrr thum erweisen ; sie bei veränderten Zahlenverhältniſſen in IV. ihrer alten Stärke zu belassen , hieße sie so gut wie un Man solle sie deßhalb der königlichen e. Die Entscheidung , welche ich nach meiner lezten nöthig machen. Armee einverleiben und aus beiden ein einziges, nach den Betrachtung für unmittelbar bevorstehend hielt , ist nun wirklich erfolgt. Allein in einer anderen Richtung und in selben Grundsägen verwaltetes Heer erschaffen. Die Mino Ihr zufolge einem größeren Maßstab , als ich nach unserer Kenntniß rität war der entgegengeseßten Meinung . Die tele genügt die indisch-europäische Armee in ihrer heutigen Tüch der Verhältnisse glaubte annehmen zu müssen. tigkeit den Erfordernissen ihrer Verwendung und besißt graphischen Nachrichten , welche über die lezten Tage zu durch ihren längeren Aufenthalt im Lande sogar beträcht uns gelangt sind , lassen bis jezt nur erkennen , daß bei liche Vorzüge vor zeitweiligen Garnisontruppen , die sich Magenta am 4. und 5. Juni eine große Schlacht geschlagen Leßtere - die worden ist , deren Endergebniß wahrscheinlich zu Gunsten an Klima und Volk nicht gewöhnten. königlichen Truppen aus Europa - wünsche man aller der Oesterreicher war. Bestätigt sich, wie wir hoffen möchten, dings nicht ganz zu entbehren , sondern , wie bisher , zur gegenüber den anfänglichen französischen Siegesberichten Leitung , zum Beispiel und zur Aushülfe kommend und diese glückliche Wendung , so ist damit der Eindruck, wel chen man von den Bewegungen beider Theile in den legten gehend, im Lande zu haben ; das Hauptgewicht müſſe in Denn was war die deffen dauernd auf die stehende indisch-europäische Armee Tagen empfing , fast umgekehrt. fallen. Bezeichnend für die Motive und den Standpunkt Situation zu Anfang dieser großen Entwickelung ? Zuerst der beiden Partheien in der Commission ist der Umstand, überschritt Garibaldi den Tessin bei seinem Ausfluß aus daß die erstere Ünficht von Generalen der englischen , die dem Lago maggiore bei Sesto Calende ; er drang bis

täns mit dem nöthigen Unteroffiziersperſonal dahin commandirt worden.

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Varese , bis Como vor , es gelang ihm , diesen Landstrich reicher schienen durch die Umgehung wirklich überrascht. Es war ihnen nicht gelungen, Garibaldi zu zersprengen zu insurgiren. Obwohl auf Augenblicke in Bedrängniß, oder über die Gränze zu jagen , den Uebergang über den behauptete er sich und erhielt zugleich die Verbindung mit der Hauptarmee ; der Uebergang bei Sesto Calende scheint oberen Teffin zurückzugewinnen. Bei Vercelli und Palestre ununterbrochen in den Händen einer sardinischen Abthei hatten sie kaum zum Widerstand hinreichende Macht zu lung geblieben zu sein. Es war offenbar eine gelungene sammen , viel weniger zu einem den egner verderblichen Einleitung zu dem allgemeinen Angriff der Hauptarmee. Gegenstoß ; Novara mußten sie nach einem leichten Vor Diese hatte ihre Massen inzwischen hinter dem Schleier postengefecht räumen. Es schien, sie hatten ihre Maffen zu einer Reihe von Vorpostengeiechten bei Vercelli, Candia zc. sehr nach der Mitte und namentlich nach dem linken Flügel zu einer strategischen Umgebung im großen Styl gegen die gezogen , ihrem rechten Flügel keine hinreichende Tiefe ge= feindliche rechte Flanke gesammelt. In erster Linie hette geben , um ihn dagegen zu sichern , daß er mit seiner äußersten Flanke ohne Anlehnung ziemlich in der Luft stand. den linken Flügel der König von Sardinien mit dem Auch die Rückzugspunkte Pavia , Bereguardo , Rosate, größeren Theil seines Heeres, den rechten Flügel Marſchall Es mochte zweifelhaft Canrobert mit seinem Corps, die französische Garde scheint Abbiategrasso bestätigten dieß. zunächst als Reserve gefolgt zu sein. In zweiter Linie scheinen , ob sie ihre Massen am linken Ufer des Teſſin rückte General Niel , wohl von Santhia oder Saluzzola noch zeitig genug dem Feind würden entgegenwerfen können, aus, gegen Novara vor ; Garibaldi und dann jene sardi um ihm den Weg nach Mailand zu verlegen . Freilich nische Division war ihm auf Sesto Calende, vielleicht von war es am Ende beſſer, die Stadt fiel ohne eine Schlacht, Biella aus , vorausgegangen. Die zur Hauptbewegung als nach einem Sieg dem Feind in die Hände. Er hatte auf diese Weise versammelte Masse kann nach ungefährer dann nichts , als die für den Augenblick bedeutende , doch Schägung wohl 90—120,000 Mann betragen haben. Die im Verlauf jedenfalls sich abschwächende politische Wir erste Linie lieferte am 30. und 31. Mai die Gefechte bei kung ; der reale Machtzuwachs durch die Erhebung des Vercelli und Palestro , Anfangs mit wechselndem Glück Landes konnte jedenfalls bedeutendere Früchte erst in Mo und unter nicht geringem Verlust, zulegt mit günstigem naten tragen. Die österreichische Armee dagegen, in Muth, Erfolg. Zu dem leßteren trug wahrscheinlich die moralische Haltung , Zahl wesentlich ungeschwächt , fand spätestens am Vincio eine Linte, die dem Feind unbedingt Hait ge= Wirkung der umgehenden Bewegung des Generals Niel das Ihrige bei. Genug , die Oesterreicher gaben der Wir bot. Man konnte also in ihrem Rückzug für den endlichen fung des im Rücken ihrer rechten Flanke entzündeten Auf Ausgang des ganzen Kampfes noch nichts Verderbliches standes , der Wirkung der in Toscana in der Verlänge erkennen ; immer indessen blieb es ein Rückzug . rung ihrer linken Flanke immer drohender anwachsenden Bei dieser Lage mußte die Pariser Siegesdepesche einen bedenklichen Eindruck macher. Es schien wirklich das Bewegung , am meisten aber der Wucht der strategischen Echlimmere eingetreten : eine Schlacht und der Einzug in Umgebung vor ihnen nach. Sie versuchten nach dem tapferen Widerstand bei Palestro keinen Gegenstoß, sondern Mailand in Folge eines Siegs. Der Angreifer hatte die bis daher so gelungene Umgebung ohne Aufenthalt fortge= nahmen ihre Massen über Robbio , Mortara , Vigevano, Garlasco über den Tessin zurück. scht. Von Novara war er, wie c8 scheint, mit der Haupt macht links ausbiegend bei Turbigo über den Tessin ge Bis hierher schien der Angriff ebenso kühn und glücklich angelegt , als geschickt und entschieden durchgeführt. Der Der gangen, von dort ſuchte er südwärts herabziehend die große Straße nach Mailand bei Magenta wieder zu gewinnen. strategische Gedanke entsprach ebenso der Aufgabe, wie der Stellung der Verbündeten. Sie durften eine so weit um Hier warfen sich ihm die Oesterreicher , von Süden kom mend , entgegen. Die Franzosen hatten Anfangs große greifende Bewegung , welche die Hauptmacht vom rechten Mühe, sich aus ihren Querwegen , die zum Theil durch Flügel (das Corps von Baraguay d'Hilliers 2c. ) trennte, Defiléen liefen , herauszuwinden und fochten offenbar eine wagen , weil der lettere auch gegen einen übermächtigen Angriff durch Aleſſandria hinlänglich gesichert schien. Die Zeit lang nicht glücklich) , namentlich die Garde hatte ein Allein wie ihre größeren Maſſen umgehende Macht selber konnte auf diese Weise stark genug sehr schweres Gefecht. aus der Tiefe in die Gefechtslinie einrückten, änderte sich gemacht werden , um eine entschiedene Niederlage, die sie die Sache. Die zwei Arme corps, welche die Oesterreicher gegen das Gebirge geworfen hätte, als sehr unwahrschein hier hatten, vielleicht 50—60,000 Mann, waren nicht mehr lich erscheinlich zu lassen. So scheint es auch geschehen zu ansreichend ; Magenta und die Straße wurden wahrschein sein. Das Ziel war ganz richtig Mailand. Der Einzug der Verbündeten in der Hauptstadt der Lombardei , einem lich von den Franzosen genommen und behauptet ; und wahren Brennpunkt der italienischen Sache , mußte eine zwar der Ort von Mac Mahon , einem ihrer tüchtigsten Divisionsgenerale. So mag der Kampf am 4. Juni Abends weitreichende moralische Wirkung geben , ein großer Zu gestanden haben. Es ging das bekannte Siegesbulletin wachs neuer Kräfte mußte daraus dem Sieger zuströmen. ab (Nachts 10 Uhr) : 15,000 Torte und Verwundete, Es war anzunehmen, daß die Desterreicher aus demselben 5000 Gefangene , 3 Kononen , 2 Fahnen wären der Ver Grund einen kräftigen Widerstand leisten würden. Dann gewann man vielleicht noch einen Sieg dazu , der sich ja lust des Feindes gewesen , nur 3000 Mann der eigene. Nach allen früheren Preben lag freilich die Ucbertreibung in den Augen der harrenden eigenen Völker durch Bulletins auf der Hand, namentlich das Verhältniß der Gefangenen beliebig vergrößern ließ. Jedenfalls mußte diese Aussicht und Kanonen war unwahrscheinlich ; man mochte den beiders auf eine Schlacht dem Angreifer eine willkommene sein, denn seiner ganzen Lage nach brauchte er einen Sieg. Auch seitigen Verlust nach der Natur des Gefechts vielleicht gleich groß, etwa zu 6—8000 Mann annehmen. Doch schienen schien Alles im besten Zug des Gelingens. Die Defter

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die Franzosen entschieden im Vortheil geblieben zu sein. In Folge davon zeigte sich in Mailand, nur 4—6 Stunden östlich Magenta, eine gewaltige Bewegung ; FZM. Gyulai lich die Stadt und die Citadelle räumen; die dreifarbige Fahne wurde aufgepflanzt , das Volk berauschte sich im Gefühl der Freiheit. Die Wiener Depesche dagegen stellte den Kampf vom 4. als unentschieden dar und eine Forts segung in Aussicht. Nur 2 Armeecorps hätten an dem selben Theil genommen. Jedenfalls näherte sich die öster reichische Armee, indem sie von Magenta etwa auf Abbiates grasso zurückging , ihren noch unberührten Kräften. Man durfte also allerdings eine Erneuerung , vielleicht einen Umschlag des Kampfs erwarten. Gleichwohl verkünden Gerüchte vom 5. noch einen Rückzug der Oesterreicher gegen Lodi, und eine französische Depesche vom 6. , 8 Uhr Mor gens, berichtet die Räumung von Mailand und wiederholt, daß eine große Anzahl Gefangener gemacht worden sei. Aber wie konnte der Sieg der Franzosen am 4. wirklich so groß sein , wenn das österreichische Hauptquartier noch in der Nacht zum 5. in Abbiategrasso oder in Rosate war ? Der Kampf wurde also am 5. erneuert. Die Wiener Depesche, welche den Sieg der Oesterreicher meldet, ist vom Abend ; fie gibt als entscheidendes Moment dafür das Eintreffen des Generals Clam Gallas mit seinem Corps auf dem Schlachtfelde an. Das Alles hat viel Wahr scheinlichkeit. Ich meine, daß mit dem legteren, erst kürze lich durch Bayern gekommenen , von Verona her einge troffenen Corps , wohl 5 österreichische Armeecorps im Kampf gewesen sein und die Ueberlegenheit gehabt haben fönnen. Ueber die Größe des Siegs , über das besondere Ver dienst bei demselben , über die Folgen müssen wir noch nähere Nachricht abwarten. Die Hartnäckigkeit des Kampfes ergibt sich schon aus dem bedeutenden Verlust der Fran zosen an höheren Offizieren. Auch bezüglich der Stellung der Armeen zu ihrer Rückzugslinie (in ihrer rechten Flanke) war die Schlacht im großen strategischen Styl. Selbst die Schlachten der Krim werden dagegen zurücktreten müffen. Die strategischen und politischen Folgen werden nicht gering sein. Geschrieben am 7. Juni . *)

Vor 50 Jahren. II. Die Schlacht bei Aspern am 21. und 22. Mai. Wir haben bereits in der strategischen Skizze angeführt, daß Napoleon die beiden Uebergangspunkte Nußdorf und Kaiser-Ebersdorf als diejenigen ausersehen hatte , wo er wo möglich noch vor Ankunft des Erzherzogs Karl vom rechten Donauufer auf das Marchfeld debouchiren wollte.

*) Vorstehende Betrachtungen sind, wie schon aus dem Datum ersichtlich, unter dem ersten Eindrucke der zulegt erwähnten Wiener Depesche niedergeschrieben worden ; leider hat sich die legtere , wie unsere Leser jest wissen, nicht bestätigt. Anm. d . Ned. d. A. M.-Z.

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Der von Nußdorf oberhalb Wiens war der vortheilhaftere, denn dort begünstigt das erhöhte rechte Ufer das Auf stellen der Artillerie zur Deckung des Brückenschlags , der Hauptarm der Donau ist nur 600 Schritt breit und durch die geräumige und stark bewachsene Fedelser Au dem Feuer vom linken Ufer entzogen ; zwischen ihr und dem March feld liegt nur noch ein schmaler todter Arm, die schwarze Lache". Lannes war dort mit Herstellung einer Brücke beauftragt und ließ schon am Morgen des 13. Mai einige Voltigeurcompagnien überschiffen, die aber mit dem weiteren Vordringen so wenig Ernst machten , daß eine schwache Landwehrabtheilung sie so lange aufzuhalten vermochte, bis der Obercommandant Hiller 6 Bataillone auf die benach barte Enzersdorfer Au detachiren konnte. In demselben Augenblick, da die leßten Landwehrmänner verdrängt waren, stürmte das Regiment Kerpen von Westen her über den Damm auf die Fedelſer Au ; es entſpann sich ein hißiges Gefecht , das erst am Abend mit Gefangennehmung der noch übrigen 363 Franzosen endete. Die Insel wurde sofort starf von den Oesterreichern beseßt , eine Brigade als Reserve dahinter aufgestellt ; Napoleon verzichtete auf eine Wiederholung dieses von Lannes nur läſſig betriebenen Versuchs und beschloß, bei Ebersdorf den Brückenschlag durch Massena einleiten zu lassen , während die Aufmerk Bis zum samkeit der Gegner auf Nußdorf gelenkt war. 18. hatte Massena hinreichendes Material zum Bau der Brücke beisammen. Zwar hatte man bei Ebersdorf eine Strecke von 900 Schritt zu überbauen ; doch erforderte die Hauptbrücke auch nur 600 Schritt Länge , da eine kleine Insel, „ der Schneiderhaufen “ , einen Zwischenpunkt dar bot ; die vorliegende große Insel Lobau , größtentheils be waldet, gewährte bei 6000 Schritt Länge und 5000 Schritt Breite genügenden Raum zur gesicherten Aufstellung einer ganzen Armee. Vom Marchfeld wird die Lobau durch einen nur 160 Schritt breiten Arm getrennt , der , von 8 Inseln unterbrochen , Uebergangspunkte genug darbietet, den günstigsten an der Südwestece , wo die Donau einen stark vorspringenden Begen bildet. Für das Debouchiren der Armee war freilich erforderlich, daß die Dörfer Aspern und Eßling vom Feinde entweder nicht beseßt, oder schnell von ihm gesäubert wurden. Um 18. hatten mehrere fran zösische Bataillone die beiden österreichischen auf der Lobau postirten Compagnien vertrieben ; bis zum Abend des 19. war die ganze Division Molitor übergeseßt und der Brücken schlag begonnen ; am 20 war die Brücke über beide Arme vollendet. Massena begann noch an demselben Tage den Uebergang ; ihm sollten mehrere leichte Cavaleriebrigaden, sämmtliche Güraffiere , die Garden , Lannes und Davoust folgen und nur eine Division zwischen Mölk und Tuln zur Beobachtung zurückbleiben. Schon am 18. konnte der Erzherzog nicht mehr daran zweifeln , daß Napoleon durch die Lobau auf das March feld vordringen wolle ; diese Absicht war ihm willkommen, denn so ließ sich die Entscheidungsschlacht gegen den ge theilten Gegner unter günstigen Verhältnissen einleiten . Während in der Nacht zum 20. 16 Schwadronen nach Rastdorf vorgeschoben , das Gros der Jufanterie am 20. in ein Lager zwischen Gerasdorf und Säuring , die Cas valerie nach Aderklaa geführt , das 5. Corps , nunmehr unter Fürst Reuß, zur Verbindung mit der bei Krems

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postirten Division Schuftek zwischen Strebersdorf und Korn vor Neusiedel, nur 10 Minuten davon entfernt, der kleine neuburg vertheilt wurde , erhielt man durch Cavaleries Ort Großhofen. Wagram liegt zum kleineren Theil im patrouillen die Nachricht , daß französische Infanterie den Thal zwischen zwei tief eingeschnittenen Armen des Baches, lezten Arm südlich von Aspern bereits überschritten habe. zum größeren an der hier ansteigenden Höhe ; die große Durch einige hundert übergeſchiffte Voltigeure gedeckt, hatte Kirche auf der Spize beherrscht den ganzen Flecken. Von Massena am 20. den Bau der dritten Brücke um 4 Uhr da bis Neusiedel , das in der Tiefe sich ausstreckt , dehnt Nachmittags vollendet und sogleich mehrere Bataillone und sich 11 Stunden lang der zwar nicht hohe , aber steil ab zahlreiche leichte Cavalerie hinübergeworfen ; leßtere begann fallende, terrassirte und nur in wenigen Schluchten zu er alsbald das Gefecht mit der österreichischen Cavalerie, steigende linke"Rand des Rußbachthals ; er bezeichnet die welche sich ebenso wie die seither zu Aſpern und Eßling Front der österreichischen Stellung. Bei Neusiedel , wie bei Wagram biegt das Plateau rückwärts und hat östlich postirten Infanterieposten zurückzog. Das Marchfeld heißt die westlich und nördlich von das tiefer liegende Ober- Siebenbrunn in der linken Flanke Vor der Front liegen in erster Linie auf den Ausläufern des mährischen Gebirgs , östlich von der der Stellung . March begränzte Ebene , die sich in einer Länge von 5, 1 Stunde Entfernung die Marchdörfer Stammersdorf, einer Breite von 3 Meilen sachte gegen die Donau senkt. Gerasdorf, Aderklaa, Raschdorf und Ruzendorf. in zweiter Sie wird in der Mitte durch den von Nordwesten gegen Linie, weitere 11 Stunden entfernt, Jedlersdorf, Kagran, Südosten ziehenden Rußbach in zwei Hälften geschieden. Hirschstätten (zwischen diesem und Aderklaa befinden sich Breitenlee und Süßenbrunn), Aſpern, Eßling, Groß-Enzers In der südlichen , fast ganz ebenen und reich mit Dorf schaften besäten Hälfte befindet sich das Schlachtfeld von dorf , Wittau , Probstdorf und südlich zwischen beiden Aspern ; in der nördlichen , nur 12 Meilen nordöstlich von lezteren Mühlleiten. *) jenem , das von Wagram; von hier bis an Bookfließ und Die österreichische Armee zählte 115 Bataillone , 157 Angern beginnt das Terrain wellenförmig anzusteigen . Schwadronen , im Ganzen gegen 88,000 Mann , einge Das Schlachtfeld von Aspern ist räumlich das theilt in das 1. Corps (Bellegarde), 2. (jezt Hohenzollern), fleinste unter allen modernen Kampfplägen : es beschränkt 4. (Rosenberg) , 5. (nunmehr Reuß) , 6. (Hiller) ; das fich der Länge nach auf den nur eine halbe Stunde bes Grenadiercorps (16 Bataillone unter d'Aspre) und die tragenden Raum zwischen den Dörfern Aspern und Eßling, Cavaleriereserve (Lichtenstein) . In der Nacht des 20. war der Tiefe nach auf die nur eben so breite Ebene , welche das 1., 2. und 4. Corps zwischen Gerasdorf und Wagram, fich von diesen Dörfern südlich bis zur Donau ausdehnt d'Aspre nach Säuring , Lichtenstein nach Aderklaa, das und deren Nähe durch bewachsene Wiesen begränzt wird ; 7. nach Stammersdorf gezogen worden , das 5. Corps beide Ortschaften find Leigendörfer, deren Front der Donau jenseits des Bisamberges geblieben. Nach der Dispo zugekehrt ist. Aspern selbst , in seiner ganzen etwa 1000 fition follte Hiller als erste Colonne (19 Bataillone und Schritte betragenden Längenausdehnung an den oben ge 22 Schwadronen) von Stammersdorf längs der Donau nannten dritten Donauarm gelehnt, hat zwei Hauptgaffen, gegen Aspern, Bellegarde als zweite Colonne mit 20 Ba= welche am westlichen Ausgange gegen Hirschstätten bei der taillonen und 16 Schwadronen über Leopoldsau nach Hirsch von einer 3 Fuß hohen Kirchhofmaner umgebenen Kirche stätten vorgehen , Hohenzollern mit der dritten Colonne zuſammenlaufen und von hier beherrscht werden ; nahe am (22 Bataillone und 8 Schwadronen) sollte sich ihr von öftlichen Ausgange gegen Egling steht die isolirte Ziegel Breitenlee aus anschließen, Lichtenstein mit 78 Schwadronen hütte. Das Dorf, wie die meisten Orte des Marchfeldes, dahinter sich anschließen und die Verbindung mit Rosen auch Eßling , ist massiv in Stein gebaut. Lezteres liegt berg unterhalten , der mit 26 Bataillonen und 24 Schwa etwa 1200 Schritt nördlich der Donau und bildet von dronen die vierte und fünfte Colonne bildete und mit der Westen nach Osten nur eine 800 Schritt lange Gaffe, vierten von Raschdorf auf Eßling , mit der fünften von aus welcher gegen Süden eine andere mit dem Seiten Baumersdorf an Enzersdorf vorbei eben dahin vorgehen wege nach Groß- Enzersdorf ausläuft. An lezterer be sollte , während die Grenadiere bei Gerasdorf in Reserve Andet sich die Kirche , der festeste , aber in den Berichten blieben. Der Infanterie war hier zum erstenmal die gar nicht erwähnte Punkt des Dorfes. Seitwärts vom Bataillons colonne mit Compagniebreite als öftlichen Ausgange, unfern des Weges nach dem Eßlinger Fundamentalstellung für's Gefecht vorgeschrieben hof liegt ein Getreidestadel, der sogenannte Schuttkasten", und hiermit die seither beibehaltene Lineartaktik defi ein massives Gebäude von 43 Schritt Länge , 20 Schritt nitiv abgeschafft. Nach Abrechnung des Reuß'schen Breite in 3 Stockwerken mit je 4 Luftlöchern in den beiden Corps wurden somit 75,000 Mann Desterreicher zum unteren , 2 in der oberen Etage. Troß seiner nicht be Kampfe verwendet , wovon 36,000 gegen Aspern , 15,000 herrschenden Lage spielte dieser Schuttkaften und nicht die gegen Eßling disponirt waren . Leicht hätte der Genera Kirche die Hauptrolle beim Dorfkampfe. liffimus bei etwas mehr Deconomie seine Armee um 20,000 Das Schlachtfeld von Wagram liegt zu beiden Mann stärker auftreten lassen können, wenn die unnöthiger Seiten des oben erwähnten Rußbachs , der, von Groß weise abwesenden Corps Collowrath, Reuß nebst der Divi Enzersdorf kommend , an der Ecke von Wagram_nach Often biegt und über Baumersdorf, Markgrafen-Neuftedel, *) Das neueste Blatt (Nr. VIII.) von Scheda's Generalkarte des Glinzendorf entlang der österreichischen Stellung hinläuft. österreichischen Kaiserstaats ist für beide Hauptschlachten , wie Sein rechtes Ufer ist ganz eben; Stunde südlich von überhaupt für die wichtigsten Parthien des ganzen Kriegs, ebenso Wagram liegt in einem seichten Kessel das Dorf Aderklaa, namentlich auch des Winterfeldzugs 1848 in Ungarn vorzüglich zu verwenden. von wo ein Hohlweg nach Wagram führt ; ebenso liegt

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sion Schustek , für deren Aufgabe ihrer Stärke genügte, herangezogen worden wären . Es wäre dieß um so besser gewesen, als auf der Insel Lobau und am rechten Donau ufer 120.000 Franzosen diesen 75,000 Desterreichern, also im Verhältniß von 5 : 3, entgegentraten.

einer Flügelabtheilung vorwärts . Zum Abmarsch rückwärts wird zunächst die Front verkehrt. Die Bewegungen der Co lonnen und Maſſen gleichen denen der Linie. Das Vergrößern der Abtheilungen erfolgt immer nur während des Marsches voiwärts, das Verkleinern auch von der Stelle nach vorwärts. Die Entwickelung der Colonnen oder Massen findet nur nach vorwärts , gerade oder schräge, oder nach jeder der Flanken statt. It damit ein gleichzeitiger Uebergang in die Gefechts stellung verbunden , so wird stets nur eingeschwenkt, ohne auf etwaige Inversion Rücksicht zu nehmen. Alle Uebergänge aus einem Aufstellungs- oder Formationsverhältniß in ein anderes erfolgen nur nach vorwärts . Nur der Uebergang aus der Gefechtsstellung zur Colonne kann auch nach einer Flanke und nach rückwärts geschehen. Die Bildung von Staffeln erfolgt nur aus der Gefechtsaufstellung ; der Aufmarsch aus Staffeln nach vorn, nach rückwärts und nach jeder Flanke. Man sieht, daß alle zu künstlichen Evolutionen, als z . B. das Incolonnen sezen vor einer stehenbleibenden Abtheilung , das Entwickeln der Colonnen auf eine Abtheilung der Mitte oder Queue, die Achsschwenkungen u. s. w. , wie man sie in anderen Regle ments wohl findet, ganz fortbleiben. Das Feuer ist entweder ein Batterie- oder ein Einzelfeuer. Bei ersterem wird das Feuer in jeder Halbbatterie für sich unterhalten , indem jeder Feuerwerker bei seiner Halbbatterie die Nummer des Geschüßes anruft , welches feuern soll , wogegen bei dem Einzelfeuer jedes Geschüß von seinem Vormeister (dem Richtenden Nr. 3) zum Feuern commandirt wird . Es erscheint sehr zweckmäßig, die Offiziere von dem speciellen Commandiren der Geſchüße zu entbinden , damit sie sich in der Batterie und außerhalb derselben frei bewegen und ihre Wirksamkeit auf Alles erstrecken können. Wie sehr darauf Bedacht genommen ist, bei den Bewegungen mehrerer vereinigter Batterien im Gefecht das schädliche und widernatürliche Behandeln und Commandiren derselben wie einen einzigen taktischen Körper zu unterlassen , spricht sich in folgenden Worten des Werkes aus : „ Die Bewegungen größeier Geschüßmassen unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch von jenen einzelnen Batterien , daß bei ersteren die Abtheilungen nicht alle gleichzeitig und gleichmäßig bewegt werden , sondern jede derselben so geleitet wird , daß fie auf die einfachste Art und möglichst schlagfertig in kürzester Linie auf den Bunkt gelange, welcher ihr in Folge der angeordneten Hauptbewegung zukommt , was in Fällen , wo die Bewegung in entwickelter Linie nicht zulässig ist , mit Halbbattericcolonnen fast immer am besten erreicht wird. Die Ausführung der Bewegungen erfolgt bei größeren Geschüßmassen durch allgemeine Disposition oder durch Avisos , wozu jede Batterie zum Batteries, Divisions oder Brigadecommandanten einen ausrichtsamen, geschickten, gut berittenen Unteroffizier bestimmt.” Dieß hindert nicht, daß zur Ausfüllung der Dispositionen und der Avisos außerhalb des Feuergefechts Trom petensignale angewendet werden , und daß bei gewissen Be wegungen auch ohne vorangegangene Avisos die Diviſion oder Brigade das Signaliſirte sogleich ausführen muß. Es find deßhalb Signale (Anrufe) für die Worte „ Diviſion “, „ Brigade“, und für eine jede Batterie in ihrer Reihenfolge vom rechten zum linken Flügel eingeführt. Die vom Reglement beachteten Linienbewegungen mehrerer vereinigten Batterien außerhalb des Feuergefechts (vorzugsweise als taktische Unterrichts übungen , wie die Ueberschrift schließen läßt) sind das Richten,

(Schluß folgt.)

Literatur. Grundzüge über den Gebrauch der Artillerie im Felde z . von Andor Melczer von Kellemes. (Fortsegung.) Die Grundstellung einer jeden Batterie in Front ist in zwei Linien ; die erste Linie bilden die 8 Geschüße (bei den Cavaleriebatterien mit den zweirädrigen Munitionskarren), die zweite Linie die 8 Munitionswagen . Die Haubißen stehen. auf dem linken Flügel. Es gibt eine concentrirte, eine Massen und eine Gefechtsaufstellung. In der concentrirten Aufstellung beträgt die Intervalle , von Mittellinie zu Mittellinie der Ge schüße , 6 , die Distanz zwischen den Geschüßen , Karren und Munitionéwagen 9 Schritt. In der Massenaufstellung, welche nur bei beschränktem Raume stattfindet , werden die Distanzen bis auf 3 Schritt vermindert. In der Gefechtsaufstellung bes trägt die Intervalle 15 Schritt , die Distanz der Munitions. wagen bei den Fußbatterien 50 Schritt , bei den Cavalerie batterien 200 bis 300 Schritt. Man hat also in Desterreich eben so wenig, wie in der großen Mehrzahl aller Staaten die übertriebene Furcht vor dem Auffliegen von Munitionswagen im Gefecht. Bei Eröffnung des Feuers bleiben von jeder Fußbatterie nur 4 Wagen , bei jeder Cavaleriebatterie nur 4 Karren in der Aufstellung bei den Geschüßen , der Rest tritt in's Reserveverhältniß und wird bei den Fußbatterien 200 bis 300 Schritt hinter den Geſchüßen , bei den Cavaleriebatterien 9 Schritt vor den schon ſtehenden Munitionswagen aufgestellt, stets mit Benußung von vorhandenen Deckungsgegenständen. Der zweite Unterlieutenant führt die Wagen. Trompetersignale dürfen nur bei ganzen Batterien (ausnahmsweise bei halben) und auch dann nur in der Gefechtsaufstellung ertheilt werden . Für die Mannschaften zu Fuß besteht der gewöhnliche Marsch takt und der Lauftritt. Sie sollen in den Fällen des Bedürf nisses auffißen , aber nur bis auf Entfernungen von 1000 Schritt. Gräben werden von den Reitpferden übersprungen oder durchschritten ; Zugpferde soll man nie springen lassen. Der Galopp dient nur bei Cavaleriegeschüßen zu raschen Ent wickelungen und als Uebergang zur Carrière. Lestere ist zur möglichst schleunigen Erreichung einer vortheilhaften Auffiel lung anzuwenden . Die Batterie zerfällt in zwei Halbbatterien, diese in zwei Züge , der Zug in zwei Halbzüge , aus einem Geschüß mit seinem Munitionswagen bestehend. Zwei Batterien machen eine Batteriediviſion , vier Batterien eine Batteriebris gade aus. Die Linienbewegungen einer Batterie sind auf Rich tung, Verkehren und Herstellen der Front, Vormarsch, Ziehung und Directionsveränderung, Rückmarsch und Seitenmarsch nor mirt. Die Colonnen und Massen werden stets in der Ver längerung der Frontlinie gebildet , respective mit Abmarsch

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das Verkehren und Herstellen der Front, der Vor-, Rück- und Seitenmarsch, Directionsveränderungen der Front , der Uebers gang aus der concentrirten in die Maſſens , in die Gefechts aufstellung , aus der Colonnenlinie *) in die Gefechts-, concen. trirte oder Maſſenaufstellung , oder in eine andere Formation und umgekehrt. Die Colonnen und Maſſen bestehen in ein fachen und in Doppelcolonnen oder Maſſen. Bei ersteren marschiren die Batteriecolonnen oder Massen hintereinander, bei letteren in zwei Batterien nebeneinander mit 6 Schritt Intervallen. Das Reglement beschäftigt sich mit der Formirung dieser Colonnen oder Maſſen , mit ihrer Bewegung und Ent wickelung in die concentrirte oder in die Gefechtsaufstellung, und in Colonnenlinien in gerader und schräger Linie, mit dem Aufmarsch in eine Flanke und mit Staffeln. Alles scheinbar sehr complicirt , jedoch mit dem Grade von Einfachheit , der bei der einzelnen Batterie angeführt wurde.

Wir sind überzeugt , daß ein Jeder , welcher dieses Buch zur Hand nimmt , es mit der größten Spannung und dem regsten Intereſſe ſtudiren und es mit der größten Befriedigung aus der Hand legen wird , um es recht oft wieder in dieselbe zu nehmen und sich an dem gesunden Gedankengange der Dars stellung zu erfreuen und sich zu belehren. Wir halten dieß Werk für eines der gelungensten des genialen Verfassers , und wir würden es geradezu für eine Versündigung gegen den Geist des Buches halten, wollten wir unsererseits in's Detail abschweifen und dieß und jenes her vorheben , worüber wir mit dem Herrn Verfasser nicht ganz einverstanden sind, denn die Bedeutung und der Werth dieſes Werks liegen in seiner Gesammtanlage, in seiner Gesammt . durchführung und in seiner consequent allgemeinen Haltung.

(Schluß folgt.)

Allgemeine Taktik, nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Kriegskunst bearbeitet. Mit erläuternden Beispielen. Von W. Rüstow. Zürich , 1858. Druck und Verlag von Friedrich Schultheß. Wir wünschen mit dem Herrn Verfaſſer vorstehend ge nannten Werks , daß ein Jeder , der es zur Hand nimmt, die Vorrede lesen möge, und wir möchten zu dem Ende wün ſchen, daß dieselbe , wie bei unserem Exemplar , durch einen Zufall mitten in den Text hineingebunden wäre. Der Herr Verfasser tadelt nämlich in seinem Vorwort mit Recht, daß man sich in neuerer Zeit auf dem Gebiet der Taktik in erschreckender , ja gefahrdrohender Weise in's Detail vers irre , was hauptsächlich die Folge dessen sei , daß die Frage der Vervollkommnung der Feuerwaffen und namentlich der Handfeuerwaffen alles andere Interesse verschlinge , und daß man über diesem Abirren in's Detail den Zuſammenhang, die Verbindung zum Ganzen verliere. Und wer wollte, wenn er aufrichtig sein will , die Wahr heit dieser Behauptung bestreiten ? Die Richtung der Zeit spuft nicht nur in den taktischen Büchern , fie macht sich auch auf den Exercirpläßen und auf den Manöverfeldern geltend, wo wenige Schüßenzüge der Compagniecolonnen oft lang dauernde Gefechte durchführen und die Bataillonsmassen uns benußt und unverwendet bleiben. Darum sagen wir dem Herrn Verfasser unseren aufrich tigen Dank , daß er den entgegengeseßten Weg gegangen ist und ein Mal recht gründlich wieder an den Zusammen hang erinnert hat , denn er ist vorzugsweise dazu befähigt und hat auch in der That die Aufgabe , welche er sich stellte, in höchft gelungener Weise gelöst . Mit seiner bekannten Klarheit und geistigen Schärfe er greift er das Wesen der Dinge und stellt , auf den ewig wahren Lehren der Kriegsgeschichte fußend , die Grundsäße der Taktik in hündiger , faßlicher und überzeugender Weise dem Leser vor die Augen. * ) Die Colonnen nebeneinander.

Das ganze Werk zerfällt in 5 Bücher. Das 1. Buch ―――― einleitender Theil gende Punkte.

umfaßt fol

Aufgabe der Taktik . Mittel derselben. Anwendung der Mittel zum Zweck. Die Truppen. Die drei Waffen. Gliede rung der Armee. Gliederung der drei Waffen. Strategische Einheiten. Momente der Kraft. Waffenverhältniß. Führung . Ausbildung. Ausrüstung. Raumverhältnisse. Zeitverhältnisse. Allgemeine Eigenschaften der taktischen Ordnungen. Treffen. Die schmale Ordnung. aufstellung. Treffen und Reserven. Von den Detachements. Das 2. Buch handelt vom Gefecht und enthält im Verlauf der trefflichen Darstellung als Beispiele die Truppens eintheilung in den Schlachten von Baußen (Angriffsschlacht) und von Austerliß ( Vertheidigungsschlacht). Das 3. Buch ――――― Beispiele zur Gefechtslehre liefert die praktische Ergänzung des 2. Buches und umfaßt die Darstellung der Schlachten von Jdstedt und an der Alma, des Uebergangs Massena's über die Limmat am 25. September 1799 und des Rückzugs Blücher's von Bauchamps am 14. Februar 1814. " Können wir der Wahl dieser Beispiele nur unseren vollen Beifall zollen, so müssen wir ihn in noch höherem Grade der wahrhaft meisterhaften Darstellung schenken, welche ein wahres Kunstwerk von militärischer Kürze , Klarheit und Anschaulich. feit ist. Das 4. Buch handelt von den Märschen und liefert als Beispiele den Flankenmarsch Radesky's von Verona nach Mantua am 27./28 . Mai 1848 und den Marsch der Ver. bündeten von der Alma nach Balaclava vom 23. bis 26. Sepe tember 1854. Das 5. Buch endlich handelt von den Lagern und Quartieren und enthält als Beispiele : die Cantonnirungen und den Vorpostendienst der preußischen Armee in den Nieder landen Anfangs Juni 1815 und die Quartiere der schleswig holsteinschen Armee im Herbste 1850 . Zahlreiche Figuren und Pläne erläutern die Darstellung in trefflichster Weise . Indem wir unsere Besprechung des durchaus gelungenen Werks mit dieser kurzen Andeutung des reichen Inhalts schließen, bitten wir den Herrn Verfasser noch , mit unserem aufrichtigen Dank für die von ihm bewirkte Bereicherung unserer Militärliteratur auch den Wunsch entgegenzunehmen,

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einer zweiten Auflage seines Buches , welche sich wahrscheinlich bald nöthig machen wird , ein Inhaltsverzeichniß beifügen zu wollen, da gerade Werke, wie das in Rede stehende, am meisten dazu auffordern , häufig einzelne Abschnitte von Neuem zu lesen, so daß eine Erleichterung des Nachschlagens sehr wünschens. werth ist.

Kärtchen des Kriegsschauplazes entstehen oder auch wieder aufleben laſſen , von denen wir einzelne unseren Lesern bezeichnen wollen. Die bereits in Nr. 37 & 38 erwähnte Perthes'sche Karte von Dberitalien hat soeben eine , bei der kürzlich erfolgten Verlegung des Kriegsschauplages , sehr erwünschte Ergänzung in der Straßen karte der lombardischen Ebene ( von Como und Treviso bis Genua und Bologna und von Buffalora bis Venedig) erhalten. Dieſe Karte , ein Blatt, ist entsprechend dem großen Straßennez-Carton auf ter erstgenannten Karte von Oberitalien - im Maßstab von 1 : 450,000 angelegt , wie diese 15 Zoll rh . hoch , 26 Zoll rh. breit und stellt die Schienenwege nebst 4 Claſſen von Straßen dar. Sie ist sehr empfehlenswerth.

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1859. Heft II. Gotha, Justus Perthes. Der hohe imposante Vulkan Demavend nördlich von Teheran, der Hauptstadt Perfiens , wurde bekanntlich im October 1858 von zwei Engländern und einem Franzosen , den Herren Thomson, Lord Schomberg Kerr und Saint-Quentin, erstiegen ; weniger bekannt aber dürfte es ſein, daß schon vor ihnen zwei Europäer , und zwar beides Desterreicher , ― der treffliche Botaniker Dr. Theodor Kotschy und der Bergingenieur Czar notta , die Spiße erreichten , jener im Jahr 1843 , dieser im Jahr 1852. Von Kotschy's Besteigung und Durchforschung der ganzen Berggruppe bringt das zweite Heft dieser Zeit schrift einen umfangreichen Originalbericht , von Czarnotta's Reise nur einen kurzen Aufsatz, da derselbe in Folge der höchft anstrengenden und gefährlichen Besteigung drei Wochen nachher starb, und nur wenige Aufzeichnungen hinterlassen hat. verschiedenen bis jest vorgenommenen Messungen dieses Berg colosses differiren sehr bedeutend, doch kann man etwa 19.000 Pariser Fuß als seine wahrscheinliche Höhe , und ihn somit auch als Culminationspunkt des ganzen westlichen Aftens an nehmen. Kotschy's Bericht ist von drei lithographirten Ans fichten und einem Grundriß des 378 Schritt im Durchmesser haltenden, zum Theil aus Schwefelwänden bestehenden Kraters begleitet. Außer diesen beiden Berichten enthält das Heft eine Arbeit über Finnland, nebst einer detaillirten Höhenschichtenkarte, welche die Höhenlinien von 100 zu 100 Fuß angibt und nach der Schattirungsweise Dr. Petermann's ausgeführt ist. Neben den Höhenverhältnissen kommt in dieser Karte das höchft compli cirte Neß der Seen, welches Finnland vor allen übrigen Län dern Europas auszeichnet , zur deutlichsten Anschauung. ――― Eine Reihe kürzerer Notizen bringt unter anderen die neuesten Nachrichten von den Expeditionen Livingstones in Südafrika , Baikie's auf dem Niger , Burton's in Ostafrika, sowie von Roscher's Reise , und von Baron Krafft , der sich unter dem Namen Hadj Skander auf dem Wege nach Tim, buktu befindet..

Kurze Anzeigen und Nachrichten . R. Der in Oberitalien entbrannte Kampf hat, ähnlich wie seiner Zeit der orientalische Krieg , in dieſen Tagen zahlreiche Karten und

Die Verlagshandlung von Carl Flemming in Glogau hat die erste Lieferung von F. Handtke's Specialkarte von Italien ausgegeben , welche Oberitalien in 2 Blättern darstellt ; die zweite Lieferung soll Mittelitalien gleichfalls in 2 Blättern bringen ; das Ganze ist auf 12 an einander passende Blätter berechnet. Die Karte ist ziemlich speciell und enthält eine reiche Nomenclatur , ſie könnte aber gefälliger sein. Empfehlenswerther ist dagegen die von derselben Verlagshand lung soeben publicirte Karte des Kriegsschauplages in Sar dinien , im Maßstab von 1 : 250,000. Dieselbe ist nach der sardis nischen Generalstabskarte bearbeitet und enthält 2 Specialpläne, Ales= sandria und Casale. Leider reicht diese Karte nur von Turin bis Mailand, und von Biella bis Novi, ſie bedarf alſo einer Ergänzung. Eine weitere, durch ihre Vollständigkeit und saubere Ausführung sich empfehlende Karte ist die soeben in Paris (bei A. Franck) et schienene Carte militaire topographique et stratégique du Piémont , par J. B. S. Raymond , capitaine au Corps Royal des Ingénieurs. 1 Blatt im Maßstab 1 : 200,000. Diese Karte umfaßt Piemont, einen großen Theil der Lombardei mit dem Lago maggiore und zeichnet sich durch große Genauigkeit und Klarheit aus. Für den Fall der Verlegung des Kriegsschauplages nach einer anderen Gegend wird eine Fortseßung der Karte in gleichem Maßstabe ver sprochen. Schließlich wollen wir nicht unerwähnt laſſen, daß von der ganz vorzüglichen Generalkarte des österreichischen Kaiſerſtaates von Scheda , im Maßstab von 1 : 570,000 , nach einer Anzeige der Expedition dieser Karte, ausnahmsweise die Sectionen XI., XII., XVI. und XVII., welche den gegenwärtigen Kriegsschauplaß mit den be nachbarten Ländern enthalten , einzeln abgegeben werden. ―― Die thätige Verlagsexpedition von C. Muquardt in Brüssel hat soeben den Anfang eines neuen zeitgemäßen Unternehmens ver öffentlicht, auf welches wir nicht ermangeln wollen hiermit aufmerk sam zu machen. Dasselbe besteht in Tableaux de la compo sition des armées Européennes sur le pied de guerre, dressés d'après des documents officiels. I. L'Autriche. 1 Blatt Roy.-Fol. mit Litel. Diese erste Tabelle ist nach zuverlässigen Notizen bearbeitet und enthält genaue statistische Angaben über die österreichische Armee, nebst anderen dahin gehörenden Bemerkungen und Notizen , welche gerade jezt von Interesse sind. Eine zweite Tabelle soll sehr bald folgen , dieselbe wird die französische Armee behandeln. 16 Als ein weiteres höchst bedeutendes Werk über den legten Orientkrieg wird auf Veranstaltung des kaiserlichen Generalſtabs demnächſt in Paris erscheinen : Atlas historique et topogra phique de la guerre d'Orient en 1854, 1855 , 1856, entrepris par ordre de S M. l'Empereur Napoléon III. , redigé sur les docu ments officiels etc. et publié par les soins du Dépôt de la guerre. 1 Band in Fol. von 53 Blatt. Wie man uns schreibt , soll von diesem Atlas keine bedeutende Auflage genommen werden und nur eine geringe Zahl von Exemplaren in den Handel kommen , deren Preis allerdings ein sehr bedeutender (150 Frcs.) ſein wird.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von 6. W. Leske.

Samſtag,

34. Jahrgang.

18. Juni 18 5 9 .

No. 49 & 50 .

Toine

Allgemeine Militär- Beitung. þerausgegeben vou einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Bei dein nahen Ablaufe des erſten Semeſters erſuchen wir diejenigen Leſer der Allg. Mil.-Ztg., welche dieſelbe durch die Poſt zu beziehen pflegen , um recht baldige Erneuerung ihrer Be

ſtellungen, damit jede Unterbrechung in der regelmäßigen Zuſendung vermieden werde.

Der Preis

des halben Jahrgangs beträgt für die gewöhnliche Ausgabe 2 Thlr. 10 Sgr. oder 4 fl. und für die Ausgabe auf feinem Velinpapier 3 Thlr. 16 Sgr. oder 6 fl., ercluſive der Beſtell gebühren.

Die Verſendung geht regelmäßig ieden Freitag vor ſich.

Darmſtadt, im Juni 1859.

Die Verlagshandlung von Eduard Zernin. Preußen . Berlin , 7. Juni. In militäriſchen Kreiſen ſpricht man viel von den außerordentlichen Reſultaten, welche bei

von Friedrich Krupp in Ellen angefertigt worden iſt. Ein Probegeſdüß iſt ſeit dem 7. Juni hier angelangt und

im bieftgen Zeughauſe aufgeſtellt. B a ye r n.

den neueſten Berjud on mit den in der Spandauer

Kanonengießerei angefertigten gezogenen 6 pfündigen

München , 12. Juni. Für den Felddienſt iſt dem

Die Genauigkeit des

Vernehmen nach die Entfernung alles blanten

Ranonen erreicht worden find .

Treffens auf weite Entfernungen, wo die Ranonenfugel Metallzeug 8 der Uniformen beſchloſſen. bisher nur auf Maſſenanwendbar war , joll wunderbar

ſein . Da die Umformung aller bisherigen 6 pfündigen Fußbatterien in dergleichen 12 pfündige nun beendet iſt, ſo

glaubt man , wird die reitende Artillerie , welche die leche pfündigen beibehalten ſoll, mit dieſen gezogenen 6pfündigen bewaffnet werden. Dagegen iſt von den ſogenannten Amüfetten oder Zündnådel Standbüchſen , welde eine Zeitlang viel beſprochen wurden und den Bataillonen beigegeben werden ſollten , nicht mehr die Rede. Das

Niederland e.

+ Die Regierung hat der Kammer zwei Gefeße8

entwürfe vorgelegt, wonach das Marinebudget für 1859 um 2,265,000 fl. und das Kriegsbudget um 3,733,961 fl. erhöht werden ſoll, um Vorräthe , nament:: lich das Tuch zu den Uniformen von 18,000 Mann dienſt thuender und 30,000 Mann ruhender Schuttery anzu ſchaffen, urid die Ausrüſtung von 5-6 Batterien und die

fertige Material iſt in die Feſtungsarſenale abgegeben Umänderung von 20,000 Gewehren in Tirailleurgewehre worden, um im Falle einer Belagerung als Waubüdſen

zu bewerkſtelligen .

verwendet zu werden. Nach den großen Voffnungen , die man ſeiner Zeit von dieſen Amüjetten gebegt, hat ſich allerdings ein ſo ſchnelles Ende derſelben nicht erwarten

Rüdblick auf die bisherigen Kriegsereigniſſe

in Oberitalien. laſſen. Statt alſo leichter , iſt die preußiſche Artillerie jeßt ſchwerer geworden , und die Infanterie erhält feine Nach fünf Monaten ſeit Heraufbeſdywörung der öfter: ( Wien . 3tg.) Bataillonsgeſchüße. reichiſch-franzöſiſchen Verwickelungen ſind wir an einein Die franzöſiſche Erfindung der gezogenen Kanonen Abſchnittspunkte angekommen, der es geſtattet, einen Augen. -

iſt dem Vernehmen nach durch Herſtellung eines Geſchüßes blid ſtehen zu bleiben und den wir , einen allerding8" oft aug Gußſtahl übertroffen worden, welches in der Fabrik gebrauchten Ausdruck anwendend , das Ende des Anfangs

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Dieser Abschnitt ist die Schlacht von nennen möchten. Magenta und der darauf hin erfolgte Einzug Napoleons in Mailand. Im Begriff , die bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten Begebenheiten kurz zusammenzufassen , sehen wir uns allerdings genöthigt , vielfach Schlußfolgerungen und persönliche Annahmen an die Stelle wirklicher Factas treten zu laſſen, da ja über einem großen Theil der lezteren und namentlich über ihren Motiven noch ein Schleier ruht . Mag man in Folge deſſen das Recapituliren und Kritiſiren über in einem Augenblick , in dieselben für vermessen halten nur halb entwickelten Er den m in mitten noch wir welche ―― wir lassen uns gern jede Berichtigung eignissen stehen gefallen und bitten dann das Folgende selbst für Nebel bilder aus der umschleierten Gegenwart zu halten.

Augenblick also , in dem eine ernstliche Offenfivbewegung in westlicher Richtung schwerlich mehr durchzuführen war, jedenfalls durch das Landen der Franzosen in Genua und das dadurch erfolgte Bedrohtsein der linken Flanke im höchsten Grade gefährdet wurde. Nebenbei scheint zu dieſer Zeit das indessen eingetretene andauernde Regenwetter jede größere Operation verhindert zu haben. Man sah_fich also zu einer Unthätigkeit gezwungen , die man durch par tielles Vorschieben auf diesen und jenen Punkten ausfüllte, wobei es an mannigfachen Verzettelungen der Streitkräfte nicht fehlen konnte und sah sich nebenbei plößlich unfrei willig in die Defensive verseßt , die hier nicht om Plage war, denn eine Defensivschlacht , in dieser ausgedehnten Stellung, in dem zerrissenen unübersichlichen Terrain , den Tessin im Rücken , war wohl nicht denkbar. Konnten die Oesterreicher nicht offensiv zu Werke gehen , so mußten fie den Rückzug über den Teffin vor Augen haben, das Stehen bleiben auf dem rechten Ufer konnte nur den Werth haben, auf feindlichem Boden auf Feindes Kosten zu leben. In diesen Zeitraum fällt als Hauptereigniß das Recognosci rungsgefecht von Montebello. Große Recognoscirungen haben gar häufig schon als passende Unterbrechung der Unthätigkeit dienen müssen , sie sind nicht selten ein an genehmes Mittel , etwas zu thun , wenn man zugleich nichts Entscheidendes thun will. War das dieses Mal

Der soeben zu seinem Abschnitte gelangte Zeitraum möchte nun etwa in Folgendes zerfallen : Erster Moment: A. Desterreichischer Seits. Die überraschend schnelle Concentrirung der Truppenmassen beim Herannahen drohender Verhältnisse in Italien , die uns mit Bewunderung erfüllt und uns eine Beweglichkeit der österreichischen Armee kundgibt , wie wir solche bisher noch nie an ihr wahrgenommen hatten. Zweiter Moment : Der politische Notenwechsel , die verschiedenen fruchtlosen Vermittelungsversuche , endlich das kühne Durchhauen des gordischen Knotens durch die erfolgende Kriegserklärung, von der nur zu bedauern ist, daß sie nicht wenigstens vier Wochen früher stattfand . Bis hierher wäre übrigens Alles gut gewesen; auch noch in diesem Moment war ein beinahe ficherer Erfolg zu erringen, wenn man die einmal begonnene Bewegung consequent fortgesezt hätte, d. h. wenn man unverweigerlich bei der bekannten Sardinien gestellten dreis tägigen Frist es hätte bewenden lassen. Statt dessen aber dritter Moment - ein unzeitiges Zaudern, beginnt unserer Ansicht nach durch das leidige Einmischen der Politik veranlaßt, die schon so oft in störender, hemmender Weise die Kriegsoperationen durchkreuzte ; anstatt nach Ab lauf der drei Tage unaufhaltsam den Teffin zu überschreiten, um nun mit Zusammenhaltung aller Kräfte rücksichtslos nur auf ein Ziel - die sardinische Armee - loszugeben, fte aufzusuchen und , wo man sie fand , zu schlagen, oder wenn man sie nicht fand , d. h. wenn sie nach Alessandria * auswich und man sich nicht stark genug fühlte , fie dort anzugreifen , ihr gegenüber ein genügend starkes Corps zu laffen , mit der Hauptarmee aber auf Turin zu marſchiren -eins oder das andere vor Eintreffen der frans statt dessen bleibt die Ar zösischen Hülfstruppen Vermittelungsversuche unzeitige durch scheint es wie mee, gebannt , noch ein paar Tage stehen und die so unendlich Es ist freilich post festum leicht kostbare Zeit verrinnt. zu sagen, das und das mußtet ihr thun, es ist auch mög lich, daß wir die obwaltenden Verhälnisse falsch beurtheilen, ein energisches unaufhaltsames Vordringen aber scheint uns in diesem Falle unabweislich geboten ; oder wollte man dieses Wagniß nicht begehen, dann lieber bleiben, wo man war , d. h. hinter dem Tessin , um die Schritte des Geg= ners abzuwarten und danach sein Handeln einzurichten. Vierter Moment : Das Ueberschreiten des Tessins nach der angeführten Verzögerung und das Etabliren der öster reichischen Armee auf feindlichem Boden fast gleichzeitig mit dem Aumarsch der französischen Colonnen ; in einem

nicht der Fall , so geschah die Recognoscirung , um sich von der Stärke des französischen rechten Flügels und von der Richtigkeit der muthmaßlichen Annahme des öster reichischen Hauptquartiers zu überzeugen , daß der Haupt angriff Napoleons der österreichischen Linken gelte. B. Frankreich - Sardinien. Beide waren auf den Krieg schon längere Zeit gefaßt ; die Sarden ſtanden schon geraume Weile auf dem von ihnen vorbereiteten Kriegstheater und troßten den Desterreichern in der allerdings sehr aus gedehnten Stellung Aleſſandria- Casale hinter dem Tanaro und Po , an der vorbeizugehen nur ein sehr kühner Feld. herr wagen mochte. Die Franzosen hingegen ließen ihre schon concentrirten Truppen gleichzeitig , ja noch vor er folgter österreichischer Kriegserklärung, über den Mont Cenis und das Mittelmeer nach dem Kriegsschauplage aufbrechen. Obwohl wir auch bei ihnen die Schnelligkeit der Be wegungen anerkennen müssen , so seßt uns solche doch nicht dermaßen in Erstaunen , wie die anfängliche der Dester reicher , da Frankreich als Anstifter des Kriegs genügend vorbereitet sein mußte. Dieß leßtere scheint übrigens doch nicht hinlänglich der Fall gewesen zu sein , hauptsächlich durch die zu heimlichen Rüstungen veranlaßt. Wenigs stens hören wir von der Unzufriedenheit Napoleons mit dem zu langsamen Fortgange der Truppenbewegungen und erfahren , wohl in Folge dessen , einen Wechsel des fran zösischen Kriegsministeriums . Umfaßt Obiges und das Einrücken in die Stellungen feindlicher Seits den ersten Moment, so beginnt der zweite mit dem Eintreffen Napoleons auf dem Kriegsschauplage. Das große Publicum nun erwartete sofort nach seiner Ankunft entscheidende Er eignisse und ſah sich einigermaßen enttäuscht, als die Sache auf beiden Seiten keinen rechten Fortgang hatte und die Neugierde lediglich durch die Thaten Garibaldis einiger maßen gestillt wurde , der allerdings nicht ohne Geschick als kühner Partheigänger den österreichischen rechten Flügel

429 beunruhigte. Unter Männern von Fach war vielfach die Ansicht verbreitet , Napoleon werde sich vorzugsweise auf den linken österreichischen Flügel werfen ; es mochte auch eine Operation auf dem rechten Poufer (mit Umgebung der vielfachen Flußlinien in der Richtung von Nord nach Süd) manches für sich haben, auch schienen die Bewegungen des Prinzen Napoleon Anfangs darauf hinzudeuten und glauben wir, wie schon gesagt, daß auch im österreichischen Hauptquartier diese Ansicht Geltung fand. Sei es nun, daß Napoleon sehr geschickt demonstrirte, und dadurch wirks lich die österreichische Hauptmacht zwischen Mortara und Piacenza fesselte, sei es, daß er durch die Erfolge Garibaldis erst zu einer Unternehmung weiter nordwärts gegen den rechten österreichischen Flügel sich veranlagt fah , genug, dritter Moment - sich wir sehen ihn plöglich ―― links wenden , daun gegen den Tessin vorgehen und ihn - den Schwerpunkt Mailand bedrohend bei St. Mars tino und Turbigo überschreiten . Durch die dem Fluß übergang vorhergehenden Bewegungen saben sich, wie wir oben schon andeuteten , die Oesterreicher genöthigt , das rechte Tefsinufer zu verlassen und sich auf das linke zurücks zubegeben , wodurch wir für sie den fünften Moment bezeichnen. Die erste entscheidende Schlacht, der Schlußstein dieser ersten Feldzugsperiode , war somit herbeigeführt. Ueber diese nun wissen wir außer dem ersten und daher nur all gemein übersichtlichen österreichischen Schlachtbericht noch sehr wenig. Daß sich die Truppen mit ausgezeichneter Bravour geschlagen , daran war weder bei der wirklich über alles Lob erhabenen österreichischen Armee , noch bei ihrem Gegner zu zweifeln. Der Kampf, welcher am 4. Juni Morgens durch Vorrücken der Franzosen in der Richtung von St. Martino auf Magenta begonnen zu haben scheint, bestand vorzugsweise auf diesem Punkt aus dem wechsel vollen Ringen um Ponte di Magenta , welches schließlich Abends in den Händen der Franzosen blieb . Während der österreichische Oberfeldherr , der hier anwesend war, die Wegnahme jenes Punktes durch Bedrohen der rechten französischen Flanke- namentlich durch das 3. Corps zu erleichtern suchte , wiewohl ohne großen Erfolg , unter nahmen allem Anschein nach gleichzeitig die Franzosen eine ähnliche Flankenbewegung von Turbigo aus gegen den rechten österreichischen Flügel und zwar mit mehr Er: folg. Denn als der FZM. Gyulai Abends entschlossen war, die Schlacht am folgenden Morgen zu erneuern, wurde er zum Aufgeben dieses Beschlusses durch die unerwar tete Nachricht bewogen, daß das 1. und 2. Corps bereits den Rückzug angetreten habe. Beide Corps standen aber aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem rechten Flügel. Das Aufgeben Mailands und der durch dasselbe führenden näch sten Rückzugsstraße auf die Hauptoperationsbasis , sowie das Einnehmen einer Flankenstellung" (so wird die Stel ung bei Abbiategrasso und Binasco zwar nicht im offi ciellen Schlachtbericht , aber sonst vielfach genannt) scheint demnach durch ein vollständiges Abdrängen des rechten österreichischen Flügels von jener Rückzugslinie geboten worden zu sein. Der erneute Angriff am 5. Juni geschah nur noch , um sich Luft zu machen , worauf die Defter reicher ihren Rückzug geordnet antraten. Wohl sagt man jest, Napoleon habe durch den Besiz Mailands wenig

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gewonnen , denn nicht dieser , ſondern die Einnahme des bekannten Festungsvierecks am Mincio und der Etsch sichere das Befißthum der Lombardei und das ist richtig. Aber er hat , was er für den Augenblick noch nothwendiger braucht , als die Lombardei : den ungemeinen moralischen Eindruck und das Siegesbewußtsein seiner Nation . Der Kaiser Napoleon , so wie er sich an die Spiße der Armee stellte , mußte siegen, weil der Sieg für ihn eine Existenz frage war , daran wird Niemand zweifeln. Diese innere Nothwendigkeit aber und vielleicht die längere Uebung und Erfahrung seiner Generale in der Führung größerer Truppenkörper find die Factoren zu seinem ersten Siege. Eine Armee aber , die wie die öfterreichische in solcher Weise den Kampfvlag räumt , nachdem sie sich mit ihren vom blutigsten Kampfe ermüdeten und geschwächten Truppen durch einen kräftigen Gegenstoß den Sieger vom Halse geschafft und unverfolgt, geordnet den Rückzug antritt, eine solche Armee fann man nicht als geschlagen betrachten ; und seit sich ihr jugendlicher heldenmüthiger Kaiser an die Spige gestellt, seit ihr größter Stratege Heß als General stabschef fungirt , beginnt eine neue era fürfie , die in Kurzem eine andere Wendung der Dinge herbeiführen muß. Nach den neuesten Nachrichten befindet sich das öster reichische Hauptquartier zu Cavatigozzi unweit Cremona, Also ist die Armee schon auf der Straße nach Mantua. jeßt ihrer vielleicht Anfangs gefahrvollen Lage entrissen und wieder vollständig bastrt , mit dem Unterschiede , daß sie sich im momentanen Aufgeben der nördlicheren Operations linie ihrer südlichen bedient. Ob sie nun in nächster Zeit, nach Ergänzung ihrer Verluste , ausgeruht und neu ge kräftigt wieder offensiv vorgehen , oder ob sie den Feind in der festen Stellung der Mincioftellung erwarten wird, muß die Zukunft lehren. Nach unserem Dafürhalten wäre das erstere das den Verhältnissen angemessenere , denn erstens dürften die Oesterreicher etwas lange warten müssen, bis Napoleon es wagen möchte, die Minciolinie anzugreifen und zweitens möchte ein baldiger Angriff auf die allem Anschein nach außerordentlich geschwächte franco - sardische Armee große Erfolge versprechen , zumal die österreichische Armee unzweifelhaft über größere und näher zur Hand gelegene Kräfte zum Ersaße ihrer Lücken zu verfügen bat, ― von Sardinien gar nicht zu reden, dessen wie Frankreich) Anstrengungen savon bis auf's Höchste gesteigert wurden . Ob und in welchem Maße Deutschland sich an den Bes gebenheiten der nächsten Zukunft betheiligt, wird jedenfalls auf die von Oesterreich zu ergreifenden Maßregeln von größtem Einfluß sein. Hoffen wir , daß die Betheiligung größtem Deutschlands eine solche sei, wie wir fte Alle von ganzem Herzen wünschen ! 45. Den 12. Juni 1859.

Militärische Zeitfragen. Wenn nicht geläugnet werden kann , daß dem fran . zösischen Heere die , in der Allg. Militär-Zeitung vom 12. März d. J. auf Seite 182 angeführten, einheitlichen Einrichtungen , dem diesseitigen Bundesheere gegens über , sehr zum Vortheil gereichen , so ist es tief zu be klagen , daß die seit 1815 abgelaufenen 43 Friedensjahre

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nicht dazu benutzt worden sind, um in den Einrichtungen des lepteren Heeres wenigstens diejenige Einheit * ) zu erzielen , welche, troß der verschiedenartigen Zusammens segung dieses Heeres , bei einem ernsten Wollen so überaus leicht zu realisiren gewesen sein würde ; und lastet auf denjenigen Männern , welche in fraglicher Beziehung ein Wort mitzusprechen hatten , sich aber demohngeachtet hierbei passiv verhielten , eine schwere Verantwortung. Am bedauerlichsten ist es aber , daß wenn auch, ficherlich nicht aus bösem Willen, sondern lediglich um deß willen , weil eben dieser hochwichtige Gegenstand aus allzu großer Sorglosigkeit an den entscheidenden Stellen niemais ernstlich zur Sprache gebracht worden war , für das ganze Bundesheer keine deßfallsigen Vereinbarungen getroffen wurden ――――― in dieser Richtung selbst in den ein zelnen gemischten Armeecorps keine bessere Ueber einstimmung erzielt worden ist , als dieß bis in die neuere Zeit der Fall gewesen zu sein scheint. Wir geben uns zwar gerne der Hoffnung hin , daß das dieserhalb früher Versäumte bei den, nach Anordnung der Marschbereitschaft für das ganze Bundesheer , für jedes der drei gemischten Armeecorps bestandenen Confe renzen nachgeholt worden sein wird . Für den Fall jedoch, daß dieß nicht bei jedem dieser drei Armeecorps ge schehen seinsollte, erlauben wir uns hier diejenigen Frage punkte anzudeuten , welche dabei , unserer Ansicht nach und in Ermangelung ihrer früheren Erledigung , hätten zur Sprache kommen können ; und wenn es einestheils im Interesse der betreffenden Staatscaffen , der Bevölkerung und der einzelnen Truppentheile selbst weit vortheilhafter gewesen wäre, die Marschbereitschaft, in so weit sie fich auf die Einbeorderung aller bis dahin Beurlaubten bezog , nicht eher eintreten zu lassen , als bis unmittel bar darauf auch wirklich sei es nun sogleich zum Kriege oder doch vorerst zur Zusammenziehung der ein zelnen Armcecorps, wo möglich im Lager ausmarschirt worden wäre , so bietet anderntheils die hiernach leider eingetretene Muße die beste Gelegenheit dar , die frag lichen Vereinbarungen innerhalb der einzelnen ge mischten Armeecorps noch möglichst zu vervollständigen. Zu diesem Behuse lassen wir nun die besagten Fragepunkte hier nachfolgen , glauben aber denselben einige fich auf das ganze Bundesheer beziehende An deutungen vorausgehen lassen zu dürfen : 1) Der Bundes - Oberfeldherr. Wenn die Gründe, welche für die alsbaldige Ernennung des Oberfeldherrn, sowie des Chefs vom Generalstab des Bundesheeres für den Fall der wirklichen Aufstellung des Bundes heeres auf den Seiten 187 und 188 der Allg . Mil.-Ztg. vom 12. März d . J. - unter Bezugnahme auf das dicserhalb schon früher auf den Seiten 448 und 449 der ― selben Zeitung vom 26. Juni v. J. Vorgekommene angeführt wurden , nicht wohl zu widerlegen sind , so er scheint es als auffallend , daß die fraglichen Ernennungen auch jezt noch immer auf sich warten lassen ; während

doch jeder weitere Tag der deßfallfigen Verzögerung die nach theiligsten Folgen für das deutsche Bundesheer haben kann. Sollte man aber etwa aus allzugroßem Zartgefühl für Frankreich Anstand nehmen , schon jezt den Bundesober feldherrn , sowie dessen Generalstabschef zu ernennen , so würde gerade hierin das Zweckgemäße des auf Seite 448 der Allg . Mil. Ztg. vom 26. Juni v. J. gemachten Vor schlags nämlich die fraglichen Ernennungen stets schon im Frieden für den Fall der Aufstellung des Bundesheeres alternirend , für die jedesmalige Dauer von 3 Jahren, vornehmen zu lassen - nicht zu verkennen sein. 2) Das Geschüßwesen. In dem ersten Artikel der ―――― Allg. Mil. -Ztg. vom 26. März d. I. welcher Artikel auch in die Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 9. April d. J. aufgenommen wurde - ist bereits darauf hinge wiesen worden , daß und aus welchen Gründen , nach dem deßfallsigen Vorgang in Preußen , bei dem Feldge schuß des gesammten Bundesheeres so bald , als nur immer thunlich , die 6 (oder 8) Pfünder Kanonen ganz in Wegfall kommen und an deren Stelle nur 12 Pfünder treten möchten , sowie daß und warum diese Umwand lung , gerade in dem jezigen Moment , zugleich dazu zu benußen sein dürfte , die Gleichheit des Kalibers der 12 Pfünder Kanonen im ganzen Bundesheere, wenn auch nicht vollständig, doch mindestens insoweit zu erzielen, daß die Kugeln dieser Kanonen bei den verschiedenen deut schen Heeren gegenseitig gebraucht werden können. Aus denselben Blättern der beiden erwähnten Zeitungen ist zugleich weiter zu ersehen , daß , nachdem in Preußen schon längere Zeit von Seiten der dortigen Artillerie Prüfungscommiſſion Versuche mit gezogenen Ge schüßen von neuer Construction angestellt worden waren, nunmehr daselbst diese neuen aus Gußstahl bestehenden Geschüße nach und nach bei der ganzen Armee, und zwar zunächst bei dem Garde-Artillerieregiment , in Gebrauch kommen sollen ; während , nach neueren Nachrichten , die preußische reitende Artillerie fünftig gezogene 6 Pfünder Kanonen führen wird. Wenn man nun bedenkt , was in allen diesen Be ziehungen schon seit 4-5 Jahren in Frankreich unab lässig geschehen ist und daselbst noch fortwährend geschieht, welche colossale Anschaffungen von Geschüßen neuer Con struction , namentlich von gezogenen Geschüßen aus Gußstahl, daselbst unterdessen bewirkt worden sind, so daß dort die nichtgezogenen Kanonen kleineren Kalibers ganz beseitigt sind und die Feldgeschüße jezt nur aus me tallenen 12Pfünder Granatkanonen und aus Geschüßen neuer Construction aus Gußstahl , diese meistens mit ge zogenen Rohren, bestehen, so ist es sehr zu bedauern, daß man mit jenen so überaus wichtigen Neuerungen im Nach barlande ´auf der Diesseite nicht schon längst gleichen Schritt gehalten hat und daß unterdessen bei dem deut schen Bundesheere, Preußen ausgenommen, nur sehr wenig oder gar nichts geschehen ist, während es doch unmöglich als zweifelhaft erscheinen konnte , daß die diesseitige zur Hälfte aus 6Pfündern bestehende Feldartillerie * ) dem

*) Die dem deutschen Bunde überhaupt sehr nöthige Einheit auch auf einem anderen Felde zu erzielen , hat Dr. Noellner in seiner empfehlenswerthen Schrift: Die deutschen Einheits bestrebungen im Sinne nationaler Gesezgebung und Rechtspflege " nach Kräften mitzuwirken gesucht.

*) Die Feldartillerie des Bundesheeres soll in der Regel be= stehen aus einem Viertheil Haubigen, einem Viertheil 12 Pfündern, zwei Viertheilen 6 Pfürdern.



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dortigen schwereren Kaliber, sowie den dortigen gezogenen Geschüßen gegenüber, bei der Vorausseßung einer gleichen Zahl von Geschüßen auf beiden Seiten , einen harten Stand haben werde. Unter diesen Umständen möchte es daher als ein sehr dringendes Bedürfniß erscheinen , daß diese auf die Ge schicke des Bundesheeres einen so bedeutenden Einfluß ausübende Angelegenheit unverzüglich von dem Bunde in die Hand genommen , mithin nicht den vielen einzelnen Bundesstaaten überlassen werde , damit sobald , als nur immer thunlich, bei dem gesammten Bundesbeere die noch vorhandenen 6 oder 8Pfünder durch 12 Pfünder oder gezogene 6 Pfünder ersegt werden, sowie daß dabei zugleich das in Preußen bereits angenommene System gezogener Geschüße aus Gußstahl , und zwar der Einfachheit und schnelleren Förderung wegen wohl am besten nach den dortigen Mustern , allgemein adoptirt und bei allem diesem die Uebereinstimmung der Kaliber der Feldgeschüße zu erzielen gesucht wird . Wir wissen zwar recht gut , daß die fraglichen Aende rungen sehr viel Geld , und jedenfalls weit mehr kosten werden , als wenn sie zur rechten Zeit nach und nach ausgeführt worden wären ; dagegen find wir aber auch davon überzeugt , daß , wenn diese so hochwichtige Ange legenheit noch länger vernachlässigt werden und bei einem unter den vorliegenden Umständen nur zu wahrscheinlichen und sogar wünschenswerthen Kriege mit Frankreich das Bundesheer ――――― vielleicht mit in Folge dieser weiteren Ver -nachlässigung unterliegen sollte , jene Geldopfer den in einem solchen Falle zu zahlenden Kriegscontributionen gegenüber , ganz abgesehen von den sonstigen mit jenem Unterliegen verbundenen großen Calamitäten, gar nicht in Betracht kommen fönnen. Wenn wir übrigens auch gerne zugeben , daß voraus sichtlich der besagte Krieg schon weit früher ausbricht, als die fraglichen Aenderungen bei allen Bundescontin genten vollführt sind , so wird schon die Anordnung einer solchen gemeinsamen Maßregel von Seiten des Bundes ein großer Gewinn sein , da die hierdurch in Aussicht ge stellte Gleichheit im Feldgeschüßwesen des ganzen Bundes heeres auf dieses einen erhebenden Eindruck hervorbringen und damit zugleich die Möglichkeit gegeben sein wird , im Verlaufe des Kriegs die bereits begonnene , so überaus wichtige Gleichstellung zu vervollständigen. (Schluß folgt.)

schädigung der beiden ersten Brücken , verursacht_theils durch das Anschwellen des Stroms, theils durch die Dester reicher , welche Baumstämme , ganze Mühlen und steinbe= ladene Rähne dawider losließen , war dieser Uebergang so langsam vor sich gegangen, daß bei Eröffnung der Schlacht nur 27 Bataillone von Massena , die Türaſſierdivision d'Espagne ( 16 Schwadronen) , 4 Brigaden leichter Cas valerie (30 Schwadronen) , im Ganzen 24,000 Mann_In fanterie , 9000 Pferde (33,000 M.) am linken Ufer stan= den, nämlich die Division Legrand in und bei Eßling, Molitor theils in Aspern und der südlich davon gelegenen Au , theils bei der Ziegelhütte , die Division Boudet rück wärts von da, die Reiterei in dem Raume zwischen beiden Dörfern. Der erste Moment dieses Tages von 4-7 Uhr be gann damit , daß Hiller's Vorhut von Stadelau her die Vortruppen Molitor's gegen Aspern zurücktrieb , dieses Dorf im ersten Anlauf eroberte und einige ihrer eigenen Bataillone in die benachbarte Au warf. Leztere wurden wieder in's Dorf gedrängt , da jezt die ganze Diviſion Molitor dahin marschirte und den Kampf um deſſen Besit gegen die im Westen unter Hiller, im Norden unter Belle garde anstürmenden Oesterreicher unterhielt. Hohenzollern war in 2 Treffen mit dem rechten Flügel am Weg von Breitenlee , das Geschüß vor der Front , in den Raum zwischen beiden Dörfern vorgerückt , die linke Flanke durch Lichtenstein's Cavaleriereserve gedeckt , von welcher 4 Regis menter noch weiter links rückten, zum Schuße Rosenberg's gegen die von den Franzosen drohende Cavalerieattaque. Leßterer mit der 4. Colonne ging langsamer vor , um die 5. Colonne auf ihrem Umweg über Enzersdorf abzuwarten ; vereinigt schritten beide zum Angriffe Eßling's , welchen 2 französische Cavaleriechargen nur zeitweilig aufhielten . Während der Kampf in den Dörfern raste , litt die fran zösische Reiterei furchtbar durch das österreichische Geschüß feuer, dem sie wegen des engen Raums und des Mangels an Tiefe nicht auszuweichen vermochte ; Napoleon befiehlt deßhalb , daß diese ganze Masse von 9000 Pferden gegen die österreichische Front , nämlich den linken Flügel Belle garde's, das Hohenzollern'sche Corps und den rechten Flügel von Rosenberg , einen allgemeinen Angriff unternehme. Diesem gewaltigen Anprall vermögen die paar vorgezogenen österreichischen Schwadronen eben so wenig wie die Ge schüße zu widerstehen ; sie weichen und die ganze Wucht Dieses steht aber mit un trifft nunmehr das Fußvolk. erschütterliche Ruhe , gibt erst auf 10 Schritt eine mörde rische Salve, so daß fast die ganze Division d'Espagne, voran er selbst und alle höheren Offiziere , niedergeschmet tert und die französische Cavalerie von der nun auftretenden Reserve Lichtenstein's mit schwerem Verluste in die frühere Stellung zurückgejagt wird. Um 7 Uhr treffen Nansouty's 8 erste Cürassierschwa= dronen ein und hiermit beginnt der zweite Moment. Napoleon läßt einen abermaligen Cavalerieangriff gegen Lichtenstein's rechten Flügel versuchen , der aber gleichfalls total scheitert und die französische Reiterei zur Paſſivität verdammt. Während dessen dauert der Kampf in den Dörfern unausgefeßt fort ; Rosenberg , welcher der Division Legrand um mehr als das Doppelte überlegen war, scheint seine Uebermacht nur immer partiell und bloß gegen den

Vor 50 Jahren. II. Die Schlacht bei Aspern am 21. und 22. Mai. (Schluß.) Am Mittag des 21. Mai, des ersten Schlachttages, waren sämmtliche österreichische Colonnen von ihren Sammel pläßen aufgebrochen und da sie bei dreistündiger Entfer nung etwa um 4 Uhr Nachmittags bei Aspern eintreffen konnten, se hatten die Franzosen volle 24 Stunden Zeit zum Uebergang auf's linke Ufer. Allein in Folge der Bes

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östlichen Eingang verwendet zu haben. Hiller und Belle garde kämpften energischer ; wohl sechsmal ward Aspern genommen und verloren , zulegt wurde es von Legrand's 6 leßten Bataillonen erobert , sobald diese von der eben eingetroffenen Division Carra St. Cyr abgelöst waren, aber auch sie wurden schließlich von Vaquant's 8 frischen Bataillonen in die östliche Hälfte zurückgedrängt. Um 9 Uhr Abends erlosch der Kampf und lieferte an diesem ersten Tage das Resultat , daß 33,000 Franzosen etlichen 60,000 Desterreichern rühmlich widerstanden hatten, daß von lezteren Bellegarde den Kirchhof und die Westhälfte von Aspern behauptete, Hiller sich dicht dahinter aufstellte, Rosenberg aber einige hundert Schritt hinter Eßling zu rückwich.

ständen aber nichts mehr zu verlieren war. Lannes läßt Hohenzollern's Front erst tüchtig mit Geschüß bearbeiten, dann in Staffeln vom rechten Flügel mit Regiments colonnen zum Angriff vorgehen, die Cavalerie dicht aufschließen und durch die Intervallen vorbrechen. Hohenzollern's Front steht mauergleich , nur 1 Bataillon weicht , ein anderes wird von der Reiterei durchbrochen ; da erscheint aber der Erzherzog selbst , die Fahne des Regiments Zach hoch in der Hand schwingend , und führt die 3 Bataillone dieses Regiments durch die Lücke zum Bajonnetangriff_vor. *) Dieses Beispiel entflammt die übrigen Bataillone, die nun selbst unter donnerndem Hurrah Lannes' Staffeln anfallen. Dieser muß in die ursprüngliche Aufstellungslinie zwischen beide Dörfer zurückgehen , wobei sein rechter Flügel sogar einen Flankenangriff von 4 Grenadierbataillonen auszu halten hat , welche jedoch von den französischen Batterien in der Front , von Eßling her, in der linken Flanke der= maßen mit Feuer überschüttet werden, daß nur Karl's per sönliche Führung ihren Rückzug geordnet erhält. So war es Mittags 11 Uhr geworden und der zweite Moment vorüber ; mit diesem furchtbaren Frontalangriff hatten die Desterreicher die Krise der Schlacht überstanden. Aus dem Mißlingen der letzten Grenadierattaque er kannte der österreichische Generalissimus die Wichtigkeit von Eßling, welches Rosenberg seit dem ersten mißglückten Angriffe des heutigen Tages nur mit Geschüß beworfen hatte. Er muß jezt 3 Angriffscolonnen , 2 gegen das Dorf, 1 gegen den Speicher , bilden , deren wiederholte Angriffe jedoch immer wieder abgeschlagen werden. Gegen Mittag läßt Karl von der Nordseite her einen neuen Ver such machen , welcher gleichfalls scheitert , Napoleon aber zum Detachiren von 4 Gardebataillonen nach diesem Punkt veranlaßt ; eben so viele kommen nach Aspern, wo Maſſena sich nur mit Mühe gegen Hiller und Bellegarde zu behaupten vermag. Und jezt gelangen wir zu einem der beiden bes gründeten Vorwürfe , welche man dem Erzherzog über die Führung dieser Schlacht machte : statt nämlich die Erobe rung des wichtigeren Aspern durch die 12 leßten Grena dierbataillone zu erzwingen , beschränkt sich Karl darauf, sämmtliches Geschüß vor seine ermatteten Truppen zu pla ciren und die tiefe Aufstellung der Franzosen damit zu bes schießen. Allerdings war es erst Nachmittags 3 Uhr, als er den dritten Moment mit dieser halben Maßregel beschloß ; aber er mußte so gut wie Napoleon wissen , daß dieser keine Reserven mehr zu erwarten hatte , und jezt war der Augenblick da , um an das Höchste Alles zu wagen. Dieser kühne Wurf unterblieb. Der vierte Moment dauerte vollends bis zum Ein bruch der Nacht. Durch Maſſena's und Lannes' Infanterie gedeckt , ließ Napoleon erst die Reiterei, dann die Garden und Oudinot auf die Lobau zurückgehen ; erst mit Ein bruch der Nacht folgte Massena , der sich bis dahin in der Ostecke von Aspern behauptet , dann Lannes , welcher im legten Moment tödtlich verwundet wird. Auch hier ist österreichischer Seits eine Unterlaſſungsfünde zu beklagen,

Die kurze Mainacht verbrachten die Truppen auf dem Schlachtfeld unterm Gewehr, fest entschlossen, den blutigen Tanz am anderen Morgen mit erneuter Wuth zu beginnen. Während derselben änderte sich jedoch französischer Seits durch das Eintreffen der Garden , 7 badischer Bataillone, der Division Legrand , Oudinots , der Divisionen St. Hi laire und Demont , der 16 übrigen Türaſſierſchwadronen Nansouty's das Stärkeverhältniß derart , daß Napoleon über 96 Bataillone, eben so viele Schwadronen, im Ganzen mit Einrechnung der gestrigen Verluste über 80,000 Mann verfügte , überdieß die 4 Divisionen von Davouft und die Cürassiere von St. Sulpice noch erwartete, also den Oesters reichern , von denen nur die 16 Grenadierbataillone , jezt in Breitenlee , noch intact waren und deren Gesammtzahl sich auf etwa 66,000 Mann verringert hatte , reichlich um 20,000 Mann überlegen war. Während Massena mit den Divisionen Boudet und St. Cyr das wichtige spern um jeden Preis behaupten , den geschwächten Molitor in die Au dahinter postiren sollte , während die nun vollständige Division Legrand in Eßling blieb , ging Napoleon's Ent wurf dahin , daß Lannes mit den links von Eßling stehen den Divisionen St. Hilaire , Tharreau , Claparède und der Mehrzahl der Reiterei einen Durchbruch der öster reichischen Mitte unternehmen, die Division Demont hinter ihr als erste, die Garden als zweite Reserve sich aufstellen sollten. Der zweite Schlachttag begann. Mit grauendem Morgen brach der Kampf in den Dörfern von Neuem los :, Massena warf Vaquant aus Aspern , wurde aber alsbald von frischen Truppen Hiller's angefallen ; auch Rosenberg erneuerte die gestrigen Angriffe gegen Eßling mit wech selndem Erfolg. Während dessen sah man Launes seine Truppen zum Stoße gegen Hohenzollern zusammenziehen und dieser forderte Lichtenstein auf, ſeinen 22 Bataillonen in dem bevorstehenden Frontalangriffe beizustehen, weßhalb dieser einige Regimenter der Cavaleriereserve hinter den linken Flügel, als auf denjenigen Punkt stellte , der den Anprall zunächst aufzuhalten hatte. Mit diesen Vorberei tungen schloß um 7 Uhr Morgens der erste Moment. Davoust's vorderste Division St. Hilaire war mit Tagesanbruch am linken Donaunfer eingetroffen ; die drei übrigen und St. Sulpice's Cürassiere blieben aus und Napoleon muß längstens um 7 Uhr Nachricht gehabt haben , daß die Brückenverbindung abermals unterbrochen sei. Dennoch soll der beschlossene Angriff beginnen , da durch ihn Alles zu gewinnen, unter den obwaltenden Um

*) Diesen Moment hat Fernkorn zu dem schönen Monumente des Erzherzogs Karl gewählt , welches der Kaiser jegt eben seinem heldenhaften Oheim auf dem äußeren Burgplag in Wien er richten läßt.

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daß nämlich dieser successive Abzug von der zahreichen und trefflichen kaiserlichen Cavalerie nicht benußt wurde , um Napoleons Niederlage glanzvoll zu beenden. Napoleon, der nie Ueberwundene, war geschlagen, denn -Caldiero hatte er sich nie als Niederlage anrechnen laſſen das harrende Europa vernahm es mit Staunen , trog der lügenhaften französischen Siegesbulletins, in welchen natür lich nur 1100 Todte , 3000 Blessirte figurirten. Und den österreichischen Waffen gebührt der Ruhm, diese Erstlings that erwachender deutscher Kraft vollbracht, seinem Genera lissimus die Ehre , Habsburg's Banner an dem Ueber müthigen gerächt zu haben. Der Sieg kostete den Dester reichern 741 Offiziere, 19,021 Tedte und Verwundete, 838 blessirte Gefangene ; den Franzosen dagegen 7000 Todte (darunter Lannes, d'Espagne und St. Hilaire) 35,000 Bleſ= firte, 2000 Gefangene (worunter die Generale Durosnel und Fouler), 3 Geschüße. Die 40,000 Ueberlebenden hatten bis zum 25., wo die Brücke hergestellt ward, schwere Tage zu verleben. Hätte man österreichischer Seits am 23. größere Thätigkeit entwickelt und die Herstellung der Brücke durch Anschwemmungen , vielleicht durch Batterien , auf der südlichsten Insel jenseits Aspern etablirt , noch etliche Tage verhindert, so wäre der Kern der französischen Armee erlegen ; ohnehin war er in den lezten Tagen auf Gras 5. und Pferdefleisch angewieſen gewesen .

leitungen darüber sagen. Wir heben nur Einiges daraus her. vor, um in die allgemeinen Maßregeln , deren sich die öfters reichische Armee zur Sicherung der besten Wirkung ihrer Ar tillerie bedient , und welche der Herr Verfasser am stärksten betont, den mit dieser Armee Unbekannten einen Blick zu ges währen. Die Batterien einer Armee im Felde zerfallen in Bris gades , in Reserves und Positionsbatterien. Zu ersteren gehören nur 6pfündige Fuß und Cavaleriebatterien, also keine schweren Batterien , wie jest gegen des Referenten Ansicht oft verlangt wird. Zu den zweiten gehören die 12 pfündigen , die 7 pfündigen langen Haubißbatterien , die Raketenbatterien und Cavaleriebatterien. Es findet also weiss lich ein sehr starker loser Bestand an Batterien in der Armee statt. Zu den dritten die 18 pfündigen und Feldmörserbatterien. Die Geschüßreserve (nämlich alle Reservebatterien) zer fällt in die Corpsgeschüßreserve (Reserven jedes Armec corps) und in die Armeegeschüßreserve (Centralreserve, Generalreserve der Armee). Jedes Armeecorps hat demnächst eine Munitions Unterstüßungsreserve und jede Truppendiviſion deſſelben bis Erstere eine Handreserve (einen Divisionspark) . 1 Stunde rückwärts . Die ganze Armee hat im Felde eine Munitions Hauptreserve , 4 bis 6 Stunden rückwärts des Haupt quartiers , und eine schwere Reserve , 4 bis 6 Stunden hinter der Hauptreserve. In leßterer befinden sich die im Felddepot befindlichen Positionsgeschüße , wenn ihr Gebrauch wahrscheinlich wird . Ein Felddepot ist 25 bis 35 Stunden hinter der schweren Reserve aufgestellt und wird an einen näheren Ort gebracht, wenn im Laufe des Feldzugs die Entfernung deſſelben zu groß wird. Für Schlachttage ist der Armeegeschüßreserve eine eigene Munitionsreserve beigegeben, die nur Geschüßmunition enthält. Es kann die Nüglichkeit der fteten Bildung einer Armees geschüßreserve und des Diviſionsparks , welche in Norddeutsch, land immer noch keinen rechten Eingang findet , nicht stark genug hervorgehoben werden. Indem der Herr Verfasser in seiner Belehrung über die angewandte Taktik der Artillerie die Grundfäße über die Plas cirung des Geschüßes auf dem Terrain als die Hauptgrund. lage der Verwendung des Geschüßes vorzugsweise behandelt, bekämpft er auch indirect die schädliche Neigung, der reglementa rischen Manövrirkunft mit Geschüßen auf dem Schlachtfelde einen zu großen Werth und Einfluß beizulegen. Die Stelle des Werks : " Das Geheimniß der Artillerie ist überlegenes Feuer auf einen Punkt , wo solches der Feind nicht erwartet , daher Erschütterung. Hierauf Durchbruch der Alle so viel ges Truppen , Trennung der Flügel u . f. w. rühmten Flankenattaquen , Ueberflügelungen 2c. haben in der Wirklichkeit , wenigstens im taktischen Bereich , nur wenig Er folg. Nur strategische Umgehungen find entscheidend “ und die zweite Stelle : Ueberraschung ist schon halber Sieg ; für dieſen Zweck dient die Reserveartillerie , und zwar so , daß man bei Fußbatterien die Mannschaft aufſißen läßt" mögen bei der Verwendung großer Batterien stets der Leitstern in unseren deutschen Armeen sein , und die Ueberzeugung von der Noth wendigkeit, jede Fußbatterie auf dem Schlachtfelde als fahrende Batterie verwenden zu können , besiegeln.

Literatur. Grundzüge über den Gebrauch der Artillerie im Felde z . von Andor Melczer von Kellemes . (Schluß.) Wie es mit den Bewegungen während des Feuer, gefechts zu halten ist , darüber geben folgende Worte des Werks die klarste und richtigste Auskunft : Bei einem gut geleiteten Feuergefecht werden Bewegungen während desselben nur ausnahmsweise stattfinden und sich bloß auf einzelne Batterien beziehen u. s. w. Sind aber während des Feuergefechts dennoch Bewegungen unvermeidlich, so ordnet fie der Batteries, Divisions- oder Brigadecommandant an. Bei deren Ausführung kommt es jedoch nicht auf taktiſche Genauig feit, sondern bloß auf Zweckmäßigkeit, Schnelligkeit und mögs lichste Ordnung an . Die Anordnungen werden daher in der Regel weder durch Avisos, noch durch Signale, sondern durch kurze, aber klare und bestimmte Dispositionen den betreffenden Batteriecommandanten persönlich ertheilt, oder durch sehr verläßliche Individuen übersendet." Aus dem bisher Gesagten dürfte klar ersichtlich werden, daß ebensowohl die Bedürfnisse des Kriegsgebrauchs, als der Friedensübung und die Anforderungen der militärischen Ord. nung und Gewandtheit berücksichtigt find . Es kommt also nur darauf an , daß die Persönlichkeit der Commandirenden in jedem speciellen Fall vom Dargereichten das Rechte wählt. Der Inhalt der Abtheilungen über das Verfahren der Artillerie in Verbindung mit anderen Truppen und über die angewandte Taktik der Artillerie stimmt in allem Wesentlichen mit dem überein, was die besten Lehrbücher und neueßten An

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Cine dem Referenten unbekannte Anekdote , womit der Herr Verfasser den Grundsaß , dem Feinde mit Geschüß so nahe als möglich auf den Leib zu rücken , dem Gedächtniß noch mehr einprägt, dürfte mit Nußen auch hier Plaz finden. „ Als Napoleon 1809 vor Linz einem Stabsoffizier der fran zösischen Garde-Artillerie , der mit seiner Batterie ganz nahe an die österreichiſchen Geſchüße herangefahren war , deßhalb Vorwürfe machte, antwortete dieser : Sire! Un coup de pistolet est ma mésure , je n'en connais point d'autre. Der Kaiser figirte ihn eine Weile , wandte sein Pferd und ritt weg, ohne ein Wort zu sagen." Zum Schluß sei es uns gestattet, folgende Worte von der letter Seite niederzuschreiben : „ Aus Ullem , was bisher an geführt wurde , sowie aus der Natur der Dinge geht unum stößlich hervor , daß die Grundregel aller Geſchüßplacirung und Verwendung der Artillerie im Felde unveränderlich sind, und es auch so lange bleiben werden , als die heutige Kriegs führung keine Aenderung erleidet. Dagegen ist die aus diesen Grundregeln abgeleitete Anwendung über den Gebrauch der Geschüße allerdings vieler Modificationen fähig , welche die oft so verwickelten Gefechtsverhältnisse und die schwierige Unter scheidung von Wahrheit und Schein , von Zufall und Absicht nothwendig hervorbringen müſſen. “ Der Sinn dieser Worte hält auch alle nothwendigen Modi ficationen, welche aus der veränderten Wirkungsart der Ges schüße und des kleinen Feuergewehrs hervorgehen , von Extra vaganzen und Täuſchungen frei. Das Werf, über welches wir berichteten , darf als eine bedeutende Hülfe zur Verbreitung auch sehr vieler wichtigen absoluten artilleristischen Wahrheiten betrachtet werden.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. Februar 1859. Belgien. Journal de l'armée Belge. Recueil d'art d'histoire et de sciences militaires . 8ème année, Bruxelles , 1859. Anwendung des Dampfes auf den Krieg und An griff und Vertheidigung fester Pläße. Es wird hervorgehoben, wie wichtig große befestigte Pläße als Basen für die Operationen seien , dabei aber die Wichtigkeit von Paris sehr überschäßt. Die durch die Dampfkraft gewährten Mittel fordern noch mehr als bisher zur Verschanzung der Hauptstädte auf. Ihre Wirkung für die Seetaftik wird hier in einem Auszug aus der Revue des deux mondes gegeben. Der Krimfeldzug , heißt es dort , habe gezeigt, wie leicht die Einschiffung einer größeren Armee vor sich gehe , wie schnell und sicher die Fahrt sei. Dabei wird jedoch vollständig übersehen, welche höchft bedenkliche Folgen der Angriff durch eine feindliche Flotte während der Ein *) Wir haben einen ähnlichen Auszug in den Nrn . 31-36 d . J. unter dem Titel : „Die Dampfmarine in den continen talen Kriegen" unseren Lesern bereits mitgetheilt. Anm . d. Ned. d. A. M.-Z.

440 schiffung , Fahrt und Ausschiffung hätte haben müssen. Frankreich befize jest zahlreiche Schraubendampfer , doppelt so viele Linienschiffe und dreimal so viel Fregatten, als im Krimkrieg ; nur an Transportschiffen fehle es noch , das Personal sei für eine doppelt so große Marine vorhanden. Unter diesen Umständen müsse Frankreich die Welt in be ständiger Angst erhalten ; nie fönne man wissen , wo es 50,000 Mann hinwerfen werde. Diese können an einer unbeschüßten Küste (Istrien , Pommern) landen , von da gegen die Hauptstadt (Wien , Berlin) vorrücken und der Insurrection befreundeter Völker (Ungarn, Polen) die Hand bieten. Die Schwäche Desterreichs und Preußens zur See müsse Frankreich troß des deutschen Bundes die Oberhand geben. Dazu kommen die maritimen Fortschritte Rußlands und die schweren Folgen der Verbindung dieser Macht mit Frankreich. Doch wird zugegeben , daß ohne Englands Zu Die stimmung feine große Expedition geschehen könne. großen Mittel Englands werden hervorgehoben , als ein Hauptmangel wird jedoch bezeichnet, daß seine Matrosen in der Handelsflotte zerstreut und somit bei einem plöglichen Krieg nicht disponibel seien ; es werde daher in Zukunft Durch Organisation einer Canal. auch recrutiren müſſen. flotte suche England eine große Uebermacht zu erlangen ; verbunden mit einer Seemacht, sei ihr Uebergewicht gewiß, mit einer Colonialmacht könne es Bedeutendes leisten, doch ― sei Frankreich durch Befestigung seiner Hauptstadt gesichert. Frankreich fehle es noch an fleinen Schiffen , Kanonen booten 2c.; das Heer der Verwaltungsbeamten sollte bes Schließlich wird darauf hingewiesen, schränkt werden . daß der Seekrieg durch die Dampfkraft seine Eigenthüm lichkeit ziemlich einbüße und mehr als bisher der allgemeinen Taktik angehöre. Die militärische Ehre. Bei Gelegenheit einer Duell proceßfache hatte der Gerichtspräfident von Mecheln ge äußert , es gebe keine militärische Ehre. *) Hier gegen wird eingewendet, daß der Betreffende mit den mili tärischen Verhältnissen ganz unbekannt sein müsse. Die Ehre beruhe auf Entsagung und Hingebung , diese sei aber nirgends mehr als beim Soldaten vorhanden , weshalb er auch mehr als Andere Anspruch darauf und ein feineres Gefühl dafür habe. Ein Civilist könne hierüber nicht ur theilen ; die Ehre bestehe nicht in der Erfüllung der Pflicht, wie der Präsident meine , sondern in freiwilligem Opfer. Die französischen gezogenen Kanonen nach dem Journal de Genève. Beschreibung derselben , sowie der Armstronggeschüße . Biographie des Obersten Berents.

*) Eine ähnliche Behauptung wurde im Jahre 1858 bei den Land: tagsverhandlungen der 2. Kammer des Großherzogthums Heffen aufgestellt. Vgl. darüber die von uns in Nr. 55 & 56 der A. M.-3. von 1858 gebrachte Mittheilung. Anm . d . Red . d . Alg. M.-Z.

Berichtigung . In Nr. 43 & 44 der A. M -3. auf Seite 378 Zeile 8 von unten bitten wir zuvorgekommen wäre statt zuvorkommen , und in Nr. 47 & 48 auf Seite 412 Zeile 10 von unten in einigen Exemplaren 4. und 5. Juni statt 4. und 6. Juni zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leste.

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Samstag, Juni 1859.

BR

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34. Jahrgang. No. 51 & 52.

Allgemeine Militär - Zeitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Bei dem nahen Ablaufe des ersten Semesters ersuchen wir diejenigen Leser der Allg. Mil.-Ztg., welche dieselbe durch die Post zu beziehen pflegen , um recht baldige Erneuerung ihrer Be Der Preis stellungen , damit jede Unterbrechung in der regelmäßigen Zusendung vermieden werde. des halben Jahrgangs beträgt für die gewöhnliche Ausgabe 2 Thlr. 10 Sgr. oder 4 fl. und für die Ausgabe auf feinem Velinpapier 3 Thlr. 15 Sgr. oder 6 fl. , exclusive der Bestell gebühren. - Die Versendung geht regelmäßig jeden Freitag vor sich.

Darmstadt , im Juni 1859. Die Verlagshandlung von Eduard Zernin.

Preußen.

Portugal.

Berlin , 14. Juni. Im Militär- Sanitätswesen, Lissabon, 6. Juni. Die portugiesische Regierung welches erst vor wenigen Jahren durch Errichtung der so hat eine Commission ernannt , welche die Festungen genannten Krankenträger-Compagnien eine wesentliche Ver inspiciren und Anträge für die Vervollständigung der besserung erfahren hat , wird , wie die " Elberf. 3tg." ver Vertheidigungsmittel stellen soll. nimmt , abermals eine nicht unwichtige Neuerung beab S. Die Seemacht für das Jahr 1859/60 ist auf sichtigt , die bei der angeordneten Mobilmachung vielleicht 2369 Mann festgestellt worden , welche sich vertheilen auf schon zur Ausführung gelangt. Jedes Regiment hat be 1 Linienschiff und 1 Fregatte (Transportschiffe) ; 5 Cor kanntlich seinen Regimentsarzt", unter welchem bei den ein vetten , worunter 3 Dampfer ; 4 Briggs und 3 Schooner, zelnen Compagnien meist nur Chirurgen für das Detail worunter 1 Dampfer, 1 Galere (Transportschiff), 1 Kutter, der Krankenpflege fungiren. Der Uebelstand, daß bei einer 2 Cahiques und 7 Dampfer. Trennung der den Regimentsverband bildenden Bataillone - Die Stelle eines Obercommandanten der von einander der Regimentsarzt nicht überall gegenwärtig soll nach dem Antrag des Kriegsministers abge = Armee sein und die Behandlung der ihm anvertrauten Patienten nicht immer persönlich leiten kann, hat sich schon in Friedens fchafft werden. Es ist ein Credit von 228 Contos zum Behuse zeiten oftmals fühlbar gemacht und die Anstellung eines der Anschaffung neuer Handfeuerwaffen begehrt worden . besonderen Stabsarztes für jedes Regiment veranlaßt, der als Vertreter des Oberstabs. (Regiments-) Arztes dem selbstständig garnisonirenden Bataillon beigegeben zu werden Schweden. pflegt. Da nun im Heere das Bataillou die eigentliche raktische Einheit bildet , so will man , wie es scheint , das S. Das Grenadierbataillon des Leibregiments , das Småland- Grenadierbataillon , die Regimenter Söderman Institut der Bataillonsärzte verallgemeinern , d. h. jedem land und Westmanland , die Feldjägercorps Norrs und Infanteriebataillon einen eigenen Oberarzt mit selbststän digen Befugnissen , höherem Range und besserem Gehalte Westerbotten , sowie ein Bataillon des Regiments Nerike sollen zu einem Uebungslager bei Ladugårdsgärd zu als bisher geben, dagegen das Institut der Regiments ärzte allmählig ganz eingehen lassen. Die Cavalerie, fammengezogen werden. Auch das Cadettencorps wird in bei welcher der Regimentsverband die taktische Einheit dieses Lager verlegt, welches vom 17. Juni bis zum S. Juli dauert. darstellt, würde durch diese Maßregel nicht berührt werden.

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gewicht befißt, um aus ihrer zurückgehaltenen gesammelten Stellung herauszutreten . Das zeigt sich auch in den sehr Pera, 3. Juni. Wie die " Allg. Ztg. " berichtet, sollen allgemeinen Andeutungen der officiellen Bekanntmachungen ; in der Artillerie wesentliche Veränderungen ein man liest nichts daraus , als daß die Armee glücklich in die Stellung rücke , die ihr der Kaiser befohlen habe. treten , indem man die bisher gebrauchten 4pfündigen Ge Es muß sich zunächst auch die politische Situation schüße der reitenden Batterien gegen leichte 8 Pfünder um tauschen will. Ebenso sollen die Gebirgs -Haubißbatterien klarer entwickeln. Der militärische Erfolg der Verbündeten durch Raketen ersetzt werden, sobald die Versuche über die enthält noch nichts , was jener Proclamation von der Bes legteren , mit denen man noch immer beschäftigt ist , zu freiung Italiens bis zum adriatischen Meer entspräche ; cinem genügenden Resultat geführt haben werden. er enthält bis jezt noch keine Erschütterung des europäischen Gleichgewichts. Diese ist dagegen unfehlbar angekündigt, sowie der Kampf auf's Neue entbrennt. Die Großmächte werden dieß also zu verhindern suchen ; sie werden , das am nächsten betheiligte Preußen voran , eine bestimmtere Der Krieg in Oberitalien. Gelingt die Vermitte Stellung zum Kampf einnehmen. V. *) lung nicht , so ist eine Betheiligung Deutschlands wahr e. Das österreichische Heer steht also am Mincio ; die scheinlich vor der Thür, und dann wird in nicht langer Zeit der Brand auch England und Rußland in seine Kreise Berbündeten haben Mailand und die Lombardei ; der erste Act des ernsten blutigen Dramas in Oberitalien ist zu mit hineinziehen ; es wird ein europäischer Krieg von dem Ende. Durch die Natur der Dinge gezwungen , werdem größten Styl und Umfang und unberechenbarem Ausgang. jezt beide Theile sich vorbereiten , che sie auf's Neue die Vor einer so furchtbaren Möglichkeit stehen natürlich die Waffen an einander messen. Der innere Antrieb zwar, den betheiligten , wie die unbetheiligten Mächte noch einmal Kampf sogleich fortzuseßen , wäre auf beiden Seiten vor stille und suchen in hin und wiedergehender Verhandlung Die Zeitungen der Verbündeten verkünden die die Haltung und den Boden zu gewinnen , die sie dann handen. zu behaupten vermöchten . Es ist das zweite Motiv, welches gewaltigen Pläne , die im Lager des Kaisers ausgesonnen einen Stillstand von einigen Wochen wahrscheinlich macht. find : Garibaldi soll wieder den rechten Flügel der Oester Natürlich , daß sich uns bei dieser Lage vor Allem die reicher durch Tyrol umgehen , gefolgt und unterstügt von einer hinreichenden regelmäßigen Macht ; eine Flotte soll Frage aufdrängt : welche Ursachen haben diesen Ausgang 40,000 Mann an der venetianischen Küste an's Land seßen, herbeigeführt, welches ist die eigentliche , entscheidende Be= in Verbindung damit soll Prinz Napoleon durch Toscana deutung der Ereignisse, die vor unseren Augen geschehen und die Legationen nach dem unteren Po ziehen. Die find ? Die Antwort sollte für uns Deutsche zugleich die Hauptmacht würde die Minciolinie angreifen , die Sar Andeutung enthalten , wie eine bessere Wendung zu hoffen dinier würden im Norden auf Peschiera gehen, die Fran sei . Indem ich meinen Beitrag dazu zu geben versuche, zosen den Fluß in der Mitte überschreiten. Auf der anderen bewege ich mich zunächst in den allgemeinen Umrissen fort, Seite sagen die österreichischen Blätter, daß die Räumung soweit in ihnen die vorherrschenden Einflüsse , die ents aller vorgeschobenen Positionen im Kirchenstaat (Ancona, scheidenden Umstände hervortreten. Das Einzelne ist bis jezt noch so wenig aufgeklärt , daß eine fruchtbare Be Bologna 2c. ) und in den Herzogthümern (Piacenza , Mo dena 2c.), die entschlossene Versammlung der ganzen Macht trachtung erst später möglich erscheint. Vorerst muß ich noch einiges Thatsächliche nachholen . im berühmten Festungsviereck nichts anderes bedeute , als die Vorbereitung eines gewaltigen Offensivschlags , der Leider haben sich die Nachrichten der österreichischen Sieges nächstens die Gegner treffen und aus ihren Eroberungen depesche , die meine leßten Mittheilungen zum Theil be zurückwerfen werde. Allein alle diese Gedanken, zum Theil stimmten, nicht bestätigt. Jenes unerwartete Auftreten des nur Ausdruck der Stimmungen und Wünsche, zum Theil Corps von Clam- Gallas, sein als so glücklich verkündetes von wirklichem Gehalt und vielleicht mit aus dem Feld Eingreifen in den Kampf konnte einen Umschwung in den lager entsprungen , deuten doch auf eine etwas weiter Entschlüssen des österreichischen Oberbefehls , das lezte D Der Angriff ist rasche Ergreifen eines günstigen Augenblicks, herbeigeführt liegende Zeit , als ihre Absicht scheint. an einer Gränze angelangt, wo er wirklich umfaffender Pläne durch das Zusammenwirken glücklicher Umstände, bedeuten. und Anordnungen, wo er eines ansehnlichen Kraftzuwachses, Allein diese einzig haltbare Erklärung jener Siegesnach Die Schlacht bei wo er der Ausbeutung aller Mittel, die ihm seine Stellung richt ist inzwischen zusammengefallen. bietet , bedarf, um mit Aussicht auf Erfolg weiter vorzus Magenta war nichts als ein Act in der österreichischen schreiten. Das weiß auch der Kaiser Napoleon recht gut ; Rückzugsbewegung , weit mehr von der Noth des Augen deßhalb sagte er seinen Soldaten in der Proclamation aus blics abgerungen , als vorher bedacht und erwogen ; cine Mailand vom 8. Juni , daß Alles noch nichts sei, was sie That in die Hand des Zufalls gegeben und darum wenig geeignet , wieder gut zu machen , was verfehlt war. Die Die Vertheidigung ihrerseits wird wohl gethan hätten. Abtheilung des Corps von Clam-Gallas , weit entfernt als wissen , daß sie bei dem Zuwachs an moralischer Macht und an physischen Mitteln , den der Angriff durch die bereite Reserve zu dienen , wurde dem Feind als die erste legten Ereignisse , durch das Zufallen von halb Italien zu Truppe entgegengeworfen, die zur Hand war ; die anderen Brigaden scheinen dann ebenso eilfertig herbeigezogen worden seinen Absichten erfahren hat , zunächst nicht das Ueber zu sein. Den nur halb verlorenen Kampf am anderen Morgen fortzuseßen , fehlten dann die Mittel, die anderen *) Vgl. IV. in der A. M.-Z. Nr. 47 & 48 v. d. J.

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Corps waren nicht heran. Der Kampf hatte also nur die Bedeutung : entweder dem Feind die Hauptstadt der Lom bardei nicht ohne Schwertstreich zu überlassen , oder ihn aufzuhalten , damit er nicht am Ende einen Theil der Armee im Rückzug überhole , oder beides . In dieser be schränkteren Absicht aufgefaßt , hat dann die Schlacht auch das ihrige geleistet und kann an sich als gerechtfertigt ers scheinen. Allein das ist damit nicht gerechtfertigt, daß es überhaupt nicht mehr möglich war , an dieser Stelle den Dingen eine andere Wendung zu geben. Die Rückzugs anordnungen von den Tagen von Vercelli und Palestro an (30. und 31. Mai) haben es verschuldet, daß die öster reichische Armee hinter dem Tessin nicht mehr rechtzeitig zu einer Vertheidigungsschlacht versammelt werden konnte; fie haben es auch verschuldet , daß die Truppen bei Ma genta nach einander auf einem unvorbereiteten Schlachtfeld in den Kampf geworfen werden mußten. Das Weitere ergab sich als eine nothwendige Folge daraus. Wohl mochte man zunächst an einen Halt hinter der Adda denken. Allein der Abschnitt ist an sich nicht stark genug, eine durch beständige strategische Ueberflügelung in Verbindung mit entsprechenden Gefechtserfolgen zurückgedrängte Armee zu ftügen , und Piacenza war nicht , wie man vorher wohl geglaubt , selbstständig genug , diesen Mangel zu ersetzen. Wir finden also den fortgesezten Rückzug der Oesterreicher bis zum Mincio im Gang der Ereignisse völlig begründet. Es mochte schmerzlich sein , Piacenza , Pizzighettone, das Castell von Mailand u. s. w. räumen zu müssen ; allein es war ein weiser Entschluß , nicht noch hier und da, wie man wohl gefonnt hätte, einen vereinzelten Widerstand zu versuchen. Von hier an war , wie es scheint , der richtige Gedauke durchgedrungen , daß am ersten Theil des Feld zugs nichts mehr zu helfen wäre, daß der zweite in einem neuen Styl am Mincio beginnen müsse und daß es gälte, dazu allen Entschluß und alle Kräfte zuſammenzufaſſen. Der Anlage und Ausführung der großen Bewegung, welcher die Franco- Sarden einen solchen Erfolg verdanken, mußten wir schon da unsere Anerkennung gewähren , als es noch einen Augenblick zweifelhaft schien, ob sie gelungen wäre. Jezt steht fie , obwohl wir über das Einzelne noch lange nicht hinreichend unterrichtet sind , als ein schöner Feldzug im großen strategischen Styl vor unseren Augen, wie ihn die Franzosen aus der neuesten Zeit bis daher noch nicht aufzuweisen hatten. Es hilft nichts , ist viel mehr eine gefährliche Selbstverblendung , wenn man sich dagegen , wie österreichische und andere deutsche Blätter thun , überreden will , bei Magenta hätte es nur der Zu fall, das glückliche Eingreifen Mac Mahons oder auch die Uebermacht gethan ; es wären 120,000 gegen 60,000 Mann oder noch weniger gewesen u. s. w. Man schlägt sich das mit nur selbst ; denn bei einer solchen Ueberlegenheit im Geist und in der taktischen Fähigkeit der Truppe konnte den Desterreichern der strategische Nachtheil ihrer Lage gar nichts schaden; sie mußten dann sofort nach Magenta eine zweite Schlacht liefern, die sicherlich Alles wieder gut machte; am wenigsten konnte es dann zu solchen Rück zugsgefechten , wie bei Melegnano (8. Juni) kommen. Nein, der Sieg bei Magenta mit seinen Folgen muß dem Zusammenhang der ganzen strategischen Bewegung der Ver bündeten , und dann in dieser Verbindung der Tüchtigkeit

der Generale und Soldaten zugeschrieben werden ; und die anfängliche Bedrängniß der Garden beweist gar nichts da gegen, vielmehr kommt dergleichen bei so großem Zusammen treffen fast immer vor. Auch wissen wir bis jezt nicht anders , als daß dort hauptsächlich nur die Garden und Mac Mahon kämpften, der größere Theil der Armee, Can robert, Niel, die Sardinier und Baraguay d'Hilliers , war so gut, wie bei den Oesterreichern noch unberührt. Gerade wenn man den Franzosen bald wieder gegenüber zu stehen denkt, sollte man sie nicht herabseßen. Der Tapferkeit der Oesterreicher gebührt allerdings Ehre und Dank dafür, daß ihre Gegner nicht noch Größeres gewannen , daß sie bei Magenta den anderen Tag erschöpft ruhen mußten, statt den Sieg zu verfolgen , daß selbst Melegnano , ob: gleich , wie es scheint , die Oesterreicher halb überrascht wurden , keinen bedeutenden Erfolg gab. Allein der fran zösischen Armeeführung gebührt jedenfalls der Preis vor der österreichischen. Sie hatte sich offenbar ein flares be stimmtes Ziel gesezt ; ſie brauchte die Lombardei und ihre Hauptstadt , und zwar wo möglich in Folge eines Siegs ; und sie hat dieses Ziel auf dem einfachsten Wege mit allen Mitteln und einer ausgesprochenen Energie verfolgt. Dazu hat gewiß die einfache Nothwendigkeit der politischen Lage das ihre beigetragen; die Verbündeten mußten da hin oder ihre Sache war verloren ; doch bleibt es immer ein Verdienst , dieſem klaren und einfachen Motiv so ent schieden gefolgt zu sein. Wenn dem gegenüber den österreichischen Oberbefehl das gerade Gegentheil , nämlich ein unglückliches Schwanken kennzeichnet, wenn er darüber so ganz den eigenthümlichen Vortheil jeder Vertheidigung, die leßte Ueberraschung aus spielen zu können, aus der Hand verliert, daß er vielmehr selbst der Ueberraschte ist, so können wir ihn darum doch nicht so ohne Weiteres der Unfähigkeit anklagen , wie es jezt viele Zeitungen thun. Auf diese Weise freilich wird man am schnellsten mit dem bösen Eindruck fertig ; ob aber zum eigenen Besten , ist eine andere Frage. Statt dessen sollte man gewissenhaft nach dem legten Grunde jenes Schwankens suchen ; sollte man sich fragen, ob denn die Aufgabe des österreichischen Feldherrn so einfach war, daß man ihm seine Fehler nur an den Fingern herzuzählen braucht ? Und diese Aufgabe war wirklich viel schwerer, als die französische , weil ihr das starke treibende Motiv dieser letteren fehlte. Der erste Fehler , der geschah, und die Ursache aller anderen war , wie wir jest urtheilen müssen, ein politischer ; es war das Losbrechen Desterreichs, der Angriff , womit es aus seiner Vertheidigungsstellung hervorbrach . Der große Schein des Vortheils , der darin lag, hat sich theuer bezahlt gemacht. Sollte dieser Angriff seinem Zweck entsprechen, so mußte er kühn sein , mußte entweder bis Turin oder bis Novi und Aleſſandria gehen und mitten in die feindlichen Bewegungen hineintreten. Fühlte man sich dazu nicht mächtig genug , so hätte man ihn weit besser unterlassen. Denn daß die Revolution das Heer in seiner Position in Feindesland bald rings um spinnen werde, war vorauszusehen. Unschädlich zu machen war sie nur durch einen großen Sieg. Diesen zu suchen, fühlte man sich zu schwach , dennoch ging man vor und blieb dann stehen. Damit war das Schwanken von An fang in die österreichische Action gelegt , und in natür

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lichem, verderblichem Zusammenhang ist Schwanken daraus bervorgegangen. Allerdings sind darüber hinaus noch be sondere militärische Fehler vorgekommen ; ich gedenke später davon näher zu reden . Vor Allem aber galt es , bis auf die Quelle zurückzugehen. Der österreichische Angriff_war es , welcher gleichzeitig den Vortheil einer wohlgerüsteten Vertheidigungsstellung aus der Hand gab und die Gegner zu ihrem kühnen Vorgehen gleichsam herausforderte. Hoffen wir , daß die Lehre benutzt werden wird , daß vor Allem eine völlig klare politisch-strategiſche Gesammt anschauung eintritt. Wie es scheint, ist sie schon da, und unsere Zeitungen haben Unrecht, von den feindlichen Plänen und der großen Gefahr so viel Lärm zu schlagen. Die jezige Stellung der Desterreicher, wenn sich damit das rechte Maß und die Besonnenheit der Gesammtauffaffung verbindet , hat eine Stärke , an der wohl die ganze Macht der Verbündeten mit allem Zuwachs, den sie jest gewinnt, sich erschöpfen mag. Noch ist für Oesterreich nichts Wesent liches, nicht sein italienischer Besig verloren. Denn darüber entscheidet allein sein starkes Festungssystem. Was ver loren ist, war gleichsam nur der Ueberschuß, war der weit über die Halbinsel sich hinſtreckende vorherrschende Einfluß des Kaiserstaats. Darum eigentlich wurde bis jezt ge fämpft. Desterreich hat unterlegen, doch mit Ehren . Ist denn nun das Unglück so groß, daß es jene Position, jenen Einfluß mußte fallen sehen ? Verliert der Staat damit wirklich ein Element der Kraft , oder kann er sich nicht vielmehr von einer undankbaren, erschöpfenden Aufgabe zu größerer eigener Stärkung jezt zurückziehen ?

dier , 1 Schüßen- und 4 Liniencompagnien unter der Vorausseßung bestehen zu lassen , daß die beiden ersteren Compagnien wirkliche Elitencompagnien sind, und daß die Schüßencompagnie in der Manövrirordnung nicht mit dem Bataillon unmittelbar zusammenhängend sein, sondern sich vielmehr hierbei ihrer eigentlichen Bestimmung nach vor , neben oder hinter dem Bataillon befinden wird, wie dieß in den meisten derjenigen Militärdienste , welche keine besonderen Schüßencompagnien haben, hinsichtlich der aus dem 3. Gliede formirten Schüßenzüge in der Regel der Fall ist.“ und da in neuester Zeit in Frankreich das Infanteriebataillon , statt der bisherigen 8 Compagnien, nunmehr aus 6 Compagnien ( 1 Grenadier , 1 Voltigeur und 4 Füfiliercompagnien) zusammengesezt ist , so können wir nur bedauern, daß die Formation des Bataillons aus ――――――― 6 Compagnien welche bei einer gleichen Stärke der Bataillone zwar kostbarer , dagegen aber bei der Unter stellung , daß sich darunter eine Schüßencompagnie befindet und diese in der Manövrirordnung in der oben bezeichneten Weise verwendet wird, weit zweckgemäßer, als diejenige des Bataillons aus nur 4 oder 5 Compagnien *) ist — nicht in allen deutschen Bundesstaaten besteht. Das österreichische Infanteriebataillon hat , die in be sondere Bataillone formirten Grenadiercompagnien abge rechnet , 6 Compagnien ; und wenn daher in Bayern die Infanteriebataillone bei der bevorstehenden Mobilifirung wieder, statt der bisherigen 5, aus 6 Compagnien gebildet werden sollten , so würden dann bei des Bundesheeres die Infanteriebataillone aus der lezteren Zahl ron Com pagnien bestehen. Hierbei erlauben wir uns darauf aufmerksam zu machen, daß , wenn , wie solches wahrscheinlich ist , auch bei dem jezigen Bestande des französischen Infanteriebataillons von 6 Compagnien die dortige Bataillons colonne (Angriffscolonne oder Colonne mit Divisionen) aus drei hintereinander befindlichen zweigliedrigen Abtheilungen zu zwei Compagnien (Plotons) gebildet wird , jene Colonne nur eine Tiefe von 6 Mann und , die Compagnie zu 150 Mann angenommen, eine Breite von 150 Rotten hat, daß dagegen die österreichische Bataillons colonne (oder Masse) , bei deren Bildung aus 6 hinter einander be findlichen dreigliedrigen Abtheilungen mit Compagnie (Halbdivisions ) Breite, dreimal so tief und nur halb so breit , wie die französische Bataillonscolonne, sein wird ; weßhalb denn auch in den bisherigen Kämpfen da, wo die beiderseitigen Arten von Colonnen sich gegenüberstanden und noch nicht zum Bajonnetkampf geschritten war , das Gewehrfeuer der Spizen der französischen Colonnen von Seiten der Spißen der österreichischen Colonnen nur durch

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Militärische Zeitfragen. (Schluß.)

3) Die gezogenen Gewehre der Infanterie. Als sehr wünschenswerth erscheint es , daß bei dem zu erwartenden Ausmarsch in's Feld auch diejenigen Contin gente des Bundesheeres , bei welchen solches bisher noch nicht der Fall gewesen ist , mit gezogenen Gewehren versehen sein möchten. 4) Die Wiederherstellung zerstörter Eisen bahnen. Mit Rücksicht darauf, daß der Truppentrans port auf Eisenbahnen einen so wesentlichen Einfluß auf die dermalige Art der Kriegführung ausübt , müssen die Pionniere schon im Frieden nicht nur im Zerstören der Eisenbahnen , sondern auch in der Wiederherstellung zer störter Eisenbahnen gehörig unterwiesen werden, da hier bei nicht immer , am wenigsten aber auf feindlichem Ge biet, auf die Beihülfe der betreffenden Landesbewohner wird gerechnet werden können. 5) Die Formation des Infanterie bataillons. Hinsichtlich der zweckmäßigsten Formation des Infanterie bataillons sind wir der auf Seite 52 der Schrift: „Die Nothwendigkeit einer Vereinbarung über gleiche Commando wörter im deutschen Bundesheere" *) ausgesprochenen An ficht : nämlich das Bataillon am besten aus 1 Grena *) Bei den weiteren Anführungen dieser Schrift wird solche kurzer Hand mit ,,V. u. g . C. " bezeichnet werden.

die Hälfte der Schüsse erwiedert worden sein kann , die lepteren Colonnen aber durch das feindliche Geschüßfeuer einen beinahe dreifach größeren Verlust , als die ersteren Colonnen erlitten haben müssen. *) Siehe hierüber die Seiten 52 , 53 , sodann 300 - 311 der V. i. g. C. , wo auch der große Vorzug hervorgehoben ist, welchen die Formation des Bataillons aus 4 Liniencompagnien und einer in der obigen Weise zu verwendenden Schüßen compagnie vor derjenigen des Bataillons von nur 4 Gom pagnien , aus dessen 3. Gliede erst im Falle des Bedarfs Schüßenzüge gebildet werden , darbietet.

449 Dieses sehr arge Mißverhältniß kann jedoch in ersterer Beziehung ganz und in legterer Hinsicht wenig stens theilweise mit Leichtigkeit beseitigt werden , wenn die 6. Compagnie des österreichischen Infanteriebataillons vorzugsweise für den Plänklerdienst unter der Be nennung " Schüßencompagnie" bestimmt und in der, im Eingang der Nr. 5 näher bezeichneten Weise und namentlich bei Bildung der besagten Bataillonscolonne die dann , bei deren Bildung auf die Mitte , die dritte Compagnie als Spize haben würde in der Art ver wendet wird, daß von den beiden Hälften dieser Schüßen compagnie die erste rechts und die andere links der ersten Abtheilung jener Colonne , jede in Linie befindlich , ihre Stelle erhält, wonach dann die besagte Abtheilung dieselbe Frontlänge, wie die erste Abtheilung der französischen Co lonne haben wird , während , zur weiteren Verminderung der Tiefe der österreichischen Colonne , deren lezte Abthei lung , um die erste in ihrer ganzen Frontlänge intact zu laffen , bei dem Vor- und Zurückgehen der Colonne zum Plänkeln verwendet werden kann. 6 ) Die Aufstellung der Linieninfanterie in 2 oder 3 Gliedern. Wir würden es als einen großen Mißstand betrachten, wenn hierin bei einem Ausmarsch in's Feld in den einzelnen gemischten Armeecorps, oder wohl gar in den einzelnen Divisionen derselben, eine Ver schiedenheit bestehen sollte. Ganz abgesehen von den mit einer solchen Verschiedenheit verbundenen Nachtheilen würde die Wahrnehmung dieser Verschiedenheit unseren muth maßlichen Gegnern Stoff zu gerade nicht zu unseren Gunsten lautenden Betrachtungen geben , da sie daraus ersehen würden , daß selbst in einem und demselben Armeecorps eine Uebereinstimmung über einen so wesentlichen Gegen stand nicht zu erzielen gewesen ist. Da übrigens in den meisten der die gemischten Armeecorps bildenden Staaten entweder die Linieninfanterie schon jezt in zwei Gliedern aufgestellt wird oder, bei dem Vorhandensein von dret Gliedern , mit der Formation zum Gefecht und bis zu dessen Beendigung aus dem dritten Gliede Schüßenzüge gebildet werden , hierbei also , dem Feinde gegenüber , die Ausstellung in nur zwei Gliedern factisch besteht, da ferner unsere muthmaßlichen Gegner auch ihre Linieninfanterie seit zwei Jahren in 2 Gliedern aufstellen und da die auf den Seiten 291 und 292 der Allg. Mil.-Ztg. vom 24. April 1858 aufgeführten Gründe für diese Aufstellung sprechen dürften , so werden sich doch wohl die betreffenden anderen Bundesstaaten mit Rücksicht auf die Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Kriegs gerne dazu verstehen , zur Herbeiführung der frag lichen Uebereinstimmung in den einzelnen gemischten Armee corps auch ihrerseits die Aufstellung der Linieninfanterie in zwei Gliedern anzunehmen . „ Eine natürliche Folge dieser Aufstellung “ (heißt es auf Seite 292 der Allg. Mil.-Ztg. vom 24. April 1858 wört lich) " würde aber wohl darin zu bestehen haben, daß dann _________ da ein in nur zwei Gliedern aufgestelltes Bataillon von 1000 oder mehr Mann eine allzulange Front ein nehmen würde - schon aus diesem Grunde die vorzugs weise zum Plänklerdienst bestimmte Mannschaft - wohl am besten des Bataillons , wenn solches bis dahin aus 4 Compagnien bestand am zweckmäßigsten eine be

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ſondere , in der taktischen Formation des eigentlichen Bataillons nicht mitbegriffene , in disciplinarischer und in administrativer Hinsicht in einem organischen Verbande vereinigte Abtheilung unter der Benennung " Schüßen compagnie" zu bilden haben würde. " ,,Daß dagegen die durch die Ereirung einer besonderen Schüßencompagnie entstehenden Kosten , die bestehende Formation des preußischen Bataillons zu Grund gelegt, so unbedeutend find , daß dieselben durch die großen Vor züge einer solchen Compagnie , sowie durch den damit erlangt werdenden Vortheil eines günstigeren Avancements für die unteren Offiziersgrade bei weitent überwogen wer den, dürfte wohl auf den Seiten 302-304 der V. ü. g . C. als nachgewiesen zu betrachten sein." Hiermit würde zugleich der Mißſtand beseitigt sein, daß , nach Bildung der Schüßenzüge , diese (im Ganzen 333 Mann starf) nur durch Einen Offizier mehr befehligt werden, wie jede nur halb so starke , in geschlossener Ord nung befindliche Compagnie des Bataillons. Sollte jedoch die nunmehrige Aufstellung der franzö sischen Infanterie in zwei Gliedern sich bei Monte bello und Magenta , der österreichischen dreigliedrigen Aufstellung gegenüber , namentlich auch in den wirklich ausgeführten Bajonnetkämpfen und bei der hierbei statt gehabten Ungleichheit in der Gliederzahl der vordersten Abtheilung der Angriffscolonne , nicht zur Zufriedenheit bewährt und dieses Resultat die Rückkehr zur dreigliedrigen Aufstellung jener Infanterie zur Folge haben , so würde wohl zur Frage kommen , ob dann nicht auch die Linien infanterie des ganzen Bundesheeres in gleicher Weise auf zustellen ſein dürfte. ( Siche hierüber S. 301 der V. ü. g. C.) Ob übrigens in den besagten Kämpfen die gezogenen Gewehre der Desterreicher und die gezogenen Ge schüße der Franzosen einen wesentlichen Einfluß aus geübt haben , ist noch sehr zweifelhaft; und scheinen dabei die taktischen Aufgaben ganz in der Art gelöst worden zu sein , als ob die fragliche Ungleichheit nicht vorhanden gewesen wäre. 7) Mangel einer Uebereinstimmung in den taktischen Formationen und Bewegungen eines Bataillons . und in deren Benennungen. Wenn auch diese in der, im Eingang der obigen Nr. 5 gedachten Schrift befürwortete Uebereinstimmung im ganzen Bundesheere, aus welcher Uebereinstimmung in den frags lichen Benennungen sich die Gleichheit der Commando wörter mit Leichtigkeit ergeben haben dürfte , mit manchen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein würde , so bleibt doch sehr zu beklagen , daß unterdessen die besagte Ueber einstimmung nicht wenigstens in jedem der drei gemischten Armeecorps zu erzielen gesucht worden ist. Da wir nun durch den Mangel dieser Uebereinstimmung in einem und demselben Armeecorps unserem muthmaßlichen Gegner sehr nachstehen , dieser Mangel aber auch jezt noch bei einem gegenseitigen Nachgeben so überaus leicht und in ganz furzer Zeit beseitigt werden könnte , so glauben wir in dieser Beziehung folgende Punkte hier anführen zu dürfen : a) Begriff der Colonne und Benennung der verschiedenen Colonnenarten. In diesen beiden Beziehungen besteht bei dem deutschen Bundesheere die auf den Seiten 74-76 , 90 , 93 und 94 der V. ü. g. C.

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Armeecorps nur Eine Art von Quarrés bestehen darf, da man bei einer_deßfallßigen Verschiedenheit von den leßteren in einem so engverbundenen Truppenförper auch einen verschiedenartigen Erfolg zu erwarten haben würde , sowie daß vom Bataillon sei es nun aus der entwickelten Linie , aus der Colonne auf die Mitte oder aus der einfachen Colonne -- immer nur ein und das selbe Quarré gebildet werden darf , wie dieß auch in jedem der beiden größten deutschen Staaten der Fall ist. Nachdem nun bezüglich der in diesen beiden Staaten bestehenden Quarrés auf Seite 202 der V. ü . g. C. an= geführt worden , daß man , nach dem Vorausgegangenen, in den besagten beiden Staaten nur in dem , namentlic auf der vorderen und der hinteren Seite , mindestens 4 Glieder tiefen Quarré einen genügenden Schuß gegen die Angriffe der Reiterei zu finden vermeine , heißt es dann auf derselben Seite so weiter : „und nach dem deß fallsigen Vorgang in diesen Großſtaaten , sowie mit Rück sicht auf die in allen anderen deutschen Staaten bestehende ungleich kürzere Präfenszeit der Soldaten der Infanterie möchte es als sehr rathsam erscheinen , allenthalben auf das einfache (nur 2 , resp. 3 Glieder tiefe) Quarré um so mehr Verzicht zu leisten , als ein Verharren auf der Ansicht, daß man mit unseren jungen , nicht an den Krieg gewöhnten Soldaten auch in einem solchen Quarré zweite Compagnie die Spiße und die vierte das Ende den Angriffen der Reiterei mit Zuversicht entgegensehen bildet, daß sich zwischen diesen beiden Compagnien die erste könne , im Ernstfalle die fatalsten Folgen haben dürfte" ; Compagnie in links abmarschirter Colonne mit Zügen hinter als gegen welche Annahmen nicht wohl ein gegründeter dem dritten und die dritte Compagnie in rechts abmar Widerspruch zu erheben sein möchte. *) Was dagegen die sonstige Form des österreichischen schirter Colonne mit Zügen hinter dem vierten Zug be findet, sowie_daß die sich hiernach ergebenden 4 Abthei und des preußischen Quarrés anbelangt , so ergeben sich - nämlich in Beziehung auf die Bildung der lungen der Colonne Zugsabstand zwischen sich haben - hierbei ersezt werden möchte. Ein großer Mißstand würde es Flanken bei beiden Quarrés und hinsichtlich des inneren aber sein, wenn in dieser Beziehung, auch dem Feinde leeren Raumes des preußischen – die auf den Seiten 202 gegenüber, in einem und demſelben Armeecorps keine Weber bis 205 der besagten Schrift angeführten Mängel, welche einstimmung stattfinden sollte ; und können wir hierbei zu von der Art sind , daß die Annahme des einen oder des gleich nur den angelegentlichen Wunsch aussprechen , daß anderen dieser beiden Quarrés nicht als empfehlenswerth im gegenwärtigen Kriege in Italien die tapfere österreichische erscheinen kann. Armee die so außerordentlich viele Vortheile darbietende, Da hiernach jede Flanke des österreichischen namentlich zur Quarrébildung geeignetste " Colonne auf Quarrés eine Masse bildet , welche , bei einer Tiefe von die Mitte" vorzugsweise vor der rechts oder links abmar 18 Mann , einschließlich der damit im Zusammenhang schirten Colonne zur Anwendung bringen möchte. ( Siehe stehenden Abtheilungen der vorderen und der hinteren Seite eine Breite von 27 Mann hat, so müssen hierdurch, wenn die Seiten 281 und 282 der V. ü. g. C.) d) Das Bataillonsquarré. Wenn einerseits die bei Montebello und bei Magenta vor dem Angriff der Widerstandsfähigkeit des Quarrés vorzugsweise durch den Reiterei auf die österreichischen Quarrés jene Massen Muth und die Ausdauer der dasselbe bildenden Truppen von der Seite her, also bei einem directen Geschüßfeuer bedingt wird , so muß doch andererseits die Formation auf die vordere Seite des Quarrés , beschossen worden des Quarrés eine solche sein , die auch bei einer minder sind , die Verluste an Todten und Verwundeten bedeus guten oder einer ungleichen Beschaffenheit der Truppen, tend gesteigert worden sein ; auf welchen nachtheiligen der Wahrscheinlichkeit nach, einen günstigen Erfolg zu ver Umstand schon vor 3 Jahren (auf Seite 203 der gedachten Ebenso sprechen vermag, da die Kriegsgeschichte nicht reich an Schrift) erfolglos hingewiesen worden war. solchen erhebenden Beispielen ist , wie sie bei dem legt hinigen Gefecht von Montebello vorgekommen sind , wo *) In dem Exercirreglement der französischen Bataillone der Jäger österreichische Quarrés die ſardiniſche Reiterei bis auf 40 zu Fuß vom Jahr 1855 ist vorgeschrieben , daß , da das zwei Schritte heranrücken ließen und erst hier , auf das Com Glieder tiefe Quarré nicht immer eine genügende Widerstands fähigkeit darzubieten vermöge, der Bataillonschef auch das vier mando ihrer braven Befehlshaber und mit der besten Wir Glieder tiefe Quarré formiren laffen kann ; und werden wir kung, die erste Salve abgaben. demnächst erfahren, ob von der nun allgemein in zwei Gliedern Als eine absolute Nothwendigkeit erscheint es aber, aufgestellten franzöſiſchen Infanterie im gegenwärtigen Kriege, den daß , wenn dieß auch nicht für das ganze Bundesheer zu Angriffen der österreichischen Reiterei gegenüber, das zwei- oder erzielen gewesen , doch wenigstens in jedem gemischten das viergliedrige Quarré mit Erfolg gebildet worden ist. näher bezeichnete Verschiedenartigkeit , welche vor dem Feinde zu argen Mißverständnissen die Veranlaſſung geben kann und darum auch in einem und demselben Ar meecorps nicht wohl vorkommen darf. b) Flankenmarsch in Doppelrotten. Es dürfte als sehr empfehlenswerth erscheinen , die Flankenbewegungen der einzelnen Abtheilungen der Infanterie beim Manövriren, also namentlich auch beim Ployiren und Deployiren , in allen deutschen Militärdienſten in Doppelrotien aus führen zu lassen, welche Art des Flankenmarsches die Vor theile einer wesentlichen Erleichterung der Mannschaft und einer steten Einhaltung der zur Herstellung der Front er forderlichen Abstände zwischen den Rotten gewährt und bei der Aufstellung in nur zwei Gliedern ungleich leichter, als bei derjenigen in drei Gliedern zu vollziehen ist. c) Colonne auf die Mitte. Es erscheint als sehr wünschenswerth, daß diese bis zum Jahr 1857 in allen deutschen Militärdienſten bestandene Colonne , deren For mation sich schon aus ihrer Benennung ergibt , jedenfalls auch in den gemischten Armeecorps beibehalten und , aus den auf den Seiten 316 und 317 der Allg . Mil. -Ztg. vom 1. Mai 1858 angeführten Gründen , nicht etwa durch die im Jahr 1857 in Württemberg an die Stelle der früheren „ Angriffscolonne" getretene Colonne gegen Reiterei" - welche in der Art formirt wird , daß die

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vergeblich wurde schon damals (auf derselben und der folgenden Seite) auf die allzugeringe Breite der Flanken des preußischen Quarrés von, einschließlich der Flügelleute der vorderen und der hinteren Seite , nur 9 Mann, da mit dem Uebergang zur Gefechtsordnung so gleich die Schüßenzüge gebildet werden , sowie auf die allzugroße Beschränktheit des inneren leeren Raums dieses Quarrés aufmerksam gemacht, welche Beschränktheit wegen der Unmöglichkeit, die in den bevorstehenden Kriegen - durch das , dem eigentlichen Reiterangriff vorausge gangene Beschießen der Quarrés aus gezogenen Gewehren ― bedeutend gesteigert werdende Zahl der und Geschüßen Verwundeten , außer den berittenen Offizieren , in jenem fleinen Raume aufnehmen und behandeln zu können , nur um so mehr zu beklagen sein wird . Unter den vorstehenden Umständen — und da auch die Annahme des hannoverschen Quarrés , um deßwillen nicht als empfehlenswerth erscheint , weil , wegen Ver doppelung der Abtheilungen , jede Seite nur die Breite einer halben Compagnie hat, die Feuerwirkung der vorderen und der hinteren Seite mithin um die Hälfte vermindert wird - erlauben wir uns daher den Vorschlag , bei dem

Bei dieser Gelegenheit machen wir zugleich darauf auf merksam, daß in der Sizung der preußischen Abge ordneten vom 2. oder 3. April d . J. der dortige Kriegs minister , nachdem er zuvor von einer Umformung der Artillerie und von der Bewaffnung des Heeres mit einem neuen vortrefflichen Gewehre gesprochen, namentlich erklärt hat : „ Diese Verbesserung unserer Waffen in Verbindung mit den Erfahrungen der lezten Kriegsjahre (Krim) haben eine neue Gefechtsordnung verlangt und diese bedingt wieder gewisse Formationen in unserem Heere , denen Linie und Landwehr werden folgen müſſen" ; und erscheint es als auffallend , daß selbst jezt , also nach Ablauf von 22 Mos naten und nachdem schon seit dem 1. Mai d. J. die Marschbereitschaft für das ganze preußische Heer ange ordnet worden , noch gar nichts bezüglich der fraglichen Neuerungen kundgegeben worden ist, während deren Kund gebung auch für die anderen Bundesstaaten , zum Bchufe etwaiger Annahme derselben , von so überaus hohem In teresse gewesen wäre. Wenn nun aber die besagte „ neue Gefechtsordnung" namentlich auch eine Erweiterung des bisherigen Gebrauchs der Compagniecolonnen zum Gegenstand haben sollte, so hoffen wir, daß dabei die bisherige, sehr zweckgemäße, preußische Formation des Bataillons in Compagnie colonnen unverändert beibehalten , und für die erste Auf stellung in der geschlossenen Gefechtsordnung nicht etwa eine Zersplitterung der einzelnen Bataillone in vier gleich weit von einander getrennte Compagniccolonnen, am_aller wenigsten aber die auf Seite 31 der taktischen Studie von A. r. T.: „Die Conſequenzen der Verbeſſerungen des Infanteriegewehrs " vorgeschlagene Formation angenommen werden möchte, nach welcher aus dem in Linie entwickelten Bataillon die vier Halbzüge jeder Compagnie fich, oberhalb der Fahne rechts (auf die ersten Halbzüge rechts abmar schirt) , unterhalb der Fahne links (auf die vierten Halb züge links abmarschirt) in Colonne zu seßen haben , wo durch sich also zwischen den zwei mittleren Compagnie colonnen ein leerer Raum von anderthalb Compagnie breiten ergeben wird. Wenn darüber kein Zweifel bestehen kann , daß die franzöſiſche Infanterie bei Montebello und bei Magenta nicht in Compagniecolonnen , sondern vielmehr in ges schlossenen Bataillonen , mögen diese nun in An griffscolonnen oder in entwickelter Linie befindlich geweſen sein , oder in sehr starken Tirailleurschwärmen ges kämpft haben wird, so wird es dagegen von Intereſſe ſein, demnächst zu erfahren , bei welchen Gelegenheiten hierbei die tapfere österreichische Infanterie von der Formation der Bataillone in Divisionscolonnen Ge= brauch gemacht hat ; wobei jedoch namentlich mit in Rech nung zu bringen sein wird , daß jede der drei Diviſions colonnen eines Bataillons aus 450 Mann besteht , mithin der Stärke eines schwachen Bataillons entspricht. Sehr bedauerlich würde es aber sein, wenn bei diesen Gelegenheiten die Auflösung der allerdings etwas zu starken österreichischen Bataillone in drei gleich große , von einander weit entfernte und mithin auch im eigent lichen Gefecht selbstständig auftretende und dem Commando ihres Bataillonscommandanten entzogene Divisions colonnen ungünstige Erfolge mit bewirkt haben sollte ;

Bestande des Bataillons aus 4 Compagnien oder aus 4 Liniencompagnien und einer Schüßencompagnie das Quarré aus der aus den 4 Compagnien (Liniencompagnien) be stehenden Colonne auf die Mitte oder einfachen Colonne mit Compagnien in der Art formiren zu laſſen , daß die 1. und die auf dieſe dicht aufgerückte 2. Abtheilung die vordere, die 4. die hintere Seite und die 3. Abtheilung, durch Abschwenken von der Mitte aus mit halben Zügen rechts und links und durch sodanniges Aufschließen der inneren Halbzüge auf die äußeren , die beiden Flanken zu bilden, die Schüßencompagnie oder, in deren Ermangelung, die Schüßenzüge aber, insoweit jene oder diese nicht anderweit verwendet sind , die hintere Seite zu verstärken haben ; während aus der entwickelten Linie das Quarré auf die beiden mittleren Züge des Bataillons ganz in ähnlicher Weise, wie aus der Colonne auf die Mitte zu bilden sein würde. (Siehe hierüber , sowie über die zweckgemäßeste Art , aus dem aus 6 Compagnien bestehenden Bataillon das Quarré zu bilden, die Seiten 205—208 der V. ü . g . T.) e) Compagnie colonnen. Wir können uns nur dafür aussprechen , daß die „ Formation des Bataillons in Compagniecolonnen" in allen denjenigen deutſchen Staaten, wo solche noch nicht besteht, angenommen werden möchte. Wir geben aber hierbei von der Unterſtellung aus, daß mag nun diese Formation für die geschlossene oder für die zerstreute Gefechtsordnung bestimmt sein - die selbe bei dem Bestande des Bataillons aus 4 Liniencom pagnien immer nur auf die in Preußen bestehende Art „auf die Mitte" - wobei nämlich das Bataillon , aus schließlich der Schüßenabtheilung , in 3 Colonnen , die mittlere aus zwei Compagnien bestehend , zerfällt — voll zogen werden muß , sowie daß in der geschlossenen Ordnung der Gebrauch dieser Compagniecolonnen nur bei dem einzelnen Bataillon , oder bei dessen Verwen dung als Avantgarde oder Arrièregarde- Bataillon , und bei mehreren vereinigten Bataillonen bloß ausnahms weise, etwa nur in den auf Seite 220 der V. ü. g. C. näher bezeichneten Fällen , zur Anwendung kommen darf.

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und möchten in diesem Falle vielleicht die auf den Seiten 310 und 311 der V. ü. g. C. für Bataillone von sechs Compagnien gemachten Vorschläge als em pfehlenswerth erscheinen. f) Gleiche Benennungen der taktischen For mationen und Bewegungen eines Bataillons c. Daß in dieser Beziehung für den Fall eines Krieges in einem und demselben Armee corps keine Verschiedens heit bestehen kann und darf, wird wohl nicht als zweifel haft zu betrachten sein ; und erscheint es daher in dem

8) Möglichste Uebereinstimmung der Com mandowörter. Ist einmal die eben unter 7. f. näher bezeichnete Uebereinkunft getroffen , so wird die Ueberein stimmung der Commandowörter sich von selbst ergeben oder doch mit Leichtigkeit zu erzielen sein. Ueber die deßfallsige Nothwendigkeit kann aber, wenigstens bei Militärs , nicht wohl ein Zweifel be stehen, wenn man bedenkt, daß, in Ermangelung dieser Uebereinstimmung in einem und demselben Armee corps , nicht einmal die Bewegungen zweier Com pagnien , insofern sie verschiedenen Staaten ange hören , von Einem Offizier durch das Commandowort be fehligt werden können , während im Felde nur zu oft Fälle vorkommen dürften , wo in einem gemischten Armeecorps die Abtheilung eines Contingents unter das Commando eines die Abtheilung eines anderen Contingents befehligenden Offiziers gestellt wird (Siehe die zweite An merkung auf S. 291 der V. ü. g . C.) , wobei wir nur --noch darauf hinweisen wollen , daß wenn z. B. zum Vormarsch einer in Linie aufgestellten kleineren Abtheilung bei einem Contingent die Führerseite und die Schrittart im Commando bezeichnet werden muß , bei dem anderen Contingent aber dazu bloß „Marsch “ oder „Marsch Marsch" commandirt zu werden braucht und hierauf Rich tung und Fühlung von selbst nach der einen oder der anderen Seite genommen wird, wie diese Verschiedenartig keit wirklich besteht (Siehe die Seiten 119, 296 und 297 der V. ü. g. C. ) - jener Vormarsch von Seiten eines aus Mannschaften verschiedener Contingente eines und desselben Armeecorps zusammengesezten Zugs uur mangel haft ausgeführt werden kann und voraussichtlich zum Gespötte der etwa zuschauenden Laien die Veranlassung geben wird .

gegenwärtigen Moment als ein absolutes Bedürfniß, hierin in jedem gemischten Armeecorps so bald, als nur immer möglich, noch eine Uebereinkunft treffen zu lassen, insoweit dieß bis jezt noch nicht geschehen sein sollte. Zur Begründung jenes Bedürfnisses mögen bezüglich der deßfallsigen Verschiedenheiten nachstehende Beispiele hier angeführt werden : 1 ) Der Flankenmarsch wird in einigen Staaten "I Rottenmarsch " , in anderen " Reihenmarsch " be 1 nannt. S. 22. *) 2) In einigen Staaten wird auch die im Flankenmarsch begriffene Abtheilung mit „ Colonne" benannt, wäh rend unter dieser Benennung in anderen Staaten nur diejenige Formation des Bataillons 2. ver standen wird , in welcher die betreffenden Unter abtheilungen hintereinander stehen. S. 74. *) 3) In denjenigen Staaten , in welchen das preußische Reglement besteht , wird unter „Colonne" im Com mando stets nur eine geschlossene Colonne ver standen, während man in den meisten anderen deut schen Staaten hierbei angeben zu müssen glaubt, daß es eine geschlossene" Colonne oder eine solche mit halbem oder Viertels-Abstand sein soll. S. 24. *) 4) Hinsichtlich der im betreffenden Commando vorkom menden näheren Bezeichnung, in welcher Weise aus der entwickelten Linie die geschlossene Co= lonne gebildet werden soll , besteht eine Verschieden artigkeit, die nur zu leicht zu Mißverständnissen die Veranlassung geben kann und jedenfalls nicht in einem und demselben Armee corps stattfinden darf. S. 89-91 . *) 5) Hier Angriffscolonne" , dort "Colonne auf die Mitte". S. 27. *) 6) Hinsichtlich der Bildung der entwickelten Linie aus der geschlossenen und der geöffneten Colonne, sowie aus der Colonne auf die Mitte bestehen sehr verschiedenartige Bezeichnungen. S. 32-39. *) Frontveränderung , Auf 7) Ueber die Benennungen marsch und Schwenkung rechts (links) rückwärts" bestehen in den verschiedenen Staaten die verschieden artigsten Begriffe. S. 81 , 82 und 189. *) 8) Auch die Benennung der verschiedenen Seiten des Quarrés ist in den verschiedenen Staaten sehr ver schiedenartig. G. 198. *) *) Diese Zahlen beziehen sich auf die betreffenden Seiten der V. ú . g. C.

Schließlich können wir - mit Rücksicht darauf, daß seit dem Druck der ersten Abtheilung des vorstehenden Artikels die endliche Aufstellung eines aus allen in Marschbereitschaft gesezten Contingenten des Bundesheeres und aus möglichst vielen weiteren preußischen Truppen abtheilungen bestehenden deutschen Heeres an der deutsch-französischen Gränze bedeutend näher gerückt ist nur noch den Wunsch ausdrücken, daß, während der Kaiser von Desterreich das Obercommando in Italien über sein dortiges Heer führt, der Prinz -Regent von Preußen , dem Verlangen von ganz Deutschland entsprechend , den Ober befehl über das vorerwähnte deutsche Heer zu über Daß aber in diesem nehmen sich entschließen möge. Falle von feiner Instructionsertheilung von Seiten der Bundesversammlung und eben so wenig von der Ernennung eines besonderen Bundes -Oberfeldherrn die Rede sein kann , sowie daß dann die Führung des besagten deuts schen Heeres vertrauensvoll lediglich dem Ermessen des Prinz-Regenten anheim gestellt werden wird , dürfte wohl als sich von selbst verstehend zu betrachten sein.

Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage zur

Allgemeinen

Militär - Zeitung Nr. 51 & 52.

Literatur. Militärisch-politische Berichte aus Frankreich . Von einem norddeutschen Offizier. Berlin , 1859. Ferdinand Schneider (Behrenstraße 12). Der Herr Verfasser obiger Schrift ist uns schon aus seiner Brochüre ,,Armee und Staat " *) vortheilhaft bekannt. Er war nach Beendigung der Uebungen des 10. deutschen Armeecorps seit October v. J. in Frankreich mit Studien über die französische Armee beschäftigt und wir verdanken ihm die intereſſanten und gerne gelesenen "militärischen Briefe aus Frankreich" im vorigen, wie im laufenden Jahrgang der Allg . Militär-Zeitung. Ders selbe hat nun seine reichen Notizen zu einem Gesammtbericht zusammengefaßt, der, theils militärischer, theils politischer Natur, in ersterer Richtung von uns gewürdigt werden soll. scharfe Beobachterblick, der auch in die kleinsten Details eins dringt und sie wieder unter einem allgemeinen Gesichtspunkt zu ſummiren weiß, den wir schon in den „ militärischen Briefen" mit Freuden wahrnahmen, bewährt sich auch hier ; auch stimmen feine Bemerkungen ganz mit den neuesten Betrachtungen anderer competenter Richter , wie z . B. W. Streubel in der deutschen Vierteljahrsschrift “ , überein . Die Schilderungen aus dem Lager von Châlons find uns bereits aus jenen Briefen bekannt ; die „ Bemerkungen über die Taktik der Franzosen“ zum Theil auch; doch dürfte es unseren Lesern nicht unwillkommen sein, wenn wir den Hauptinhalt hier kurz zusammenfassen. Der Herr Verf. sagt : „ Das Hauptbestreben der Franzosen geht dahin, 1 ) überall den Feind unter Kreuzfeuer zu erhalten ; 2) stets und so schnell wie möglich ihn in der Flanke anzugreifen, während ein Theil ihn in der Front beschäftigt. " Diese ausschließliche Vorliebe für Flankenmanöver fönnte ihnen von einem energischen Geg ner, der ihre Mitte rasch über den Haufen wirft, einigermaßen entleidet werden . So führt unser Antor eine aus dem legten Krieg entnommene Lieblingsformation an : Um die attaquirende Cavalerie unter Kreuzfeuer zu bringen , gibt ein deployirtes Bataillon Frontalfeuer , zwei quarrés obliques auf den Ecken geben Flankenfeuer, die dahinter haltende Batterie bricht durch die Lücken vor, sobald der Angriff abgeschlagen ist, und bewirft mit Kartätschen den abziehenden Gegner , die Cavalerie past auf, um jede Umkehr des Feindes zu verhüten ". Dieses Zu sammenwirken der drei Waffen selbst in dem engen Verbande des Regiments ist allerdings zu loben ; wenn übrigens unſere Reiterei mit der berittenen Artillerie das eine dieser Flügel quarrés so auf die Mitte wirft , daß das französische Geschüß wäre diesem nicht zu wirken vermag , so dächten wir Lieblingsmanöver bald begegnet. " Der Franzose ordnet bei den Manövern die einzelne Bewegung der des Ganzen derartig unter, daß er oft mehr an Andere, als an sich selbst zu denken scheint. Die Bewegungen eines Bataillons scheinen unregels mäßig, ja fast ungeordnet , die eines Armeecorps im höchsten Grade geordnet , einheitlich und regelmäßig " . Hierin sollten Die Marschordnung wir ihnen mehr als seither nacheifern. läßt viel zu wünschen übrig , die Marschgeschwindigkeit des *) Eine Besprechung dieser Schrift findet sich in der Beilage zu Nr. 69 & 70 der A. M.-3. von 1858. Anm. d. Red. d . A. M.-Z.

Fußvolks aber gar nichts : ein Jägerbataillon macht in der Minute 135, die Linie 120 Schritt ; dieser schnelle Marsch liegt in der Ungeduld der Franzosen ; sowie es zum Gefechte geht , läuft Alles , weil sie den Moment gar nicht erwarten fönnen , wo sie an den Feind gerathen. Die Franzosen sind uns in der Kunst , Tuppenmassen auf dem Gefechtsplage mit Geschicklichkeit und Leichtigkeit zu tummeln , vielleicht etwas überlegen ; troßdem erscheinen mir ihre Bewegungen in hohem Grade unvorsichtig und derartig angelegt , daß wenn die Be wegung mißglückt, wenn das Gefecht zum Stehen kommt , der Erfolg durchaus zweifelhaft wird. Sie rechnen zu sehr auf Erfolg , bringen die Reserven zu bald ins Gefecht ", (das zeigte ich neuerdings bei Magenta) feßen überhaupt Alles zu ſehr hasardartig auf eine Karte , daß daß, wenn wir sie erst einmal gründlich haben anlaufen lassen, fie meiner Ansicht nach gegen einen gründlich und entschieden nachrückenden Feind nicht lange Widerstand leisten werden. Die Hauptsache ist, daß man eine gute Stellung habe , der man nicht ungestraft in die Flanke zu kommen und die man nicht zu umgehen vermag , (denn es ist unglaublich , welche Gewandtheit der Franzose darin befißt, den Feind stets in der Flanke zu fassen und ihn überall unter Kreuzfeuer zu bringen), eine Stellung , der man in der Fronte kommen muß , und daß die besten Waffen gleich in dem ersten Gefecht wirken. Den Franzosen im Angriff gleich bei dem ersten Zusammentreffen zuvorkommen zu wollen, mit diesem französischen Geist der Initiative es gleich zu Anfang, wo die Truppen noch ungeübt sind , aufnehmen zu wollen, scheint mir sehr gefährlich . Wenn die deutschen Truppen erst eine Zeitlang im Felde gestanden haben, dann die Franzosen angreifen, wo sie sich sehen lassen , das ist gewiß von großem Nußen, ebensogut wie es wäre, wenn wir uns jeßt im Frieden schon bemühten , diesen Geist der Initiative und des Angriffs , der auch in uns Deutschen steckt" (und schon lange vor den Franzosen in uns steckte !) „auf alle erdenkliche Weise wachzurufen und auszubilden." ――― Sehr anziehend ist , was unser Autor in dem Abschnitt : „Blicke in die französische Armee" über den Geißt des Unter offiziers und des Offiziercorps fagt. " Die Seele der fran zösischen Armee auf der einen, das revolutionäre Element ders selben auf der andern Seite , das sind die Unteroffiziere ; fie befinden sich in dem unglücklichen Stadium des Uebergangs , find alle von Ehrgeiz voll, find bei ihrer halben Bildung mit ihrer Zwitterstellung nicht zufrieden und wollen Offiziere wer den um jeden Preis . and deßhalb Leute, die sich durch Eifer im Frieden, durch Kühnheit im Feld hervorthun, die aber bei jeder politischen Bewegung viel Unheil anrichten , denn ihr Ehrgeiz ist zu stark und ihr Wirkungskreis zu groß". Die Offiziere theilt er ein 1 ) in officiers avec éducation und 2) in officiers sans éducation. 1 sagt zu 2 : Parvenu , Crétin, Être commun, brute incurable ; 2 schimpft 1 : Officier d'aristo crate, d'antichambre , vil flatteur, bas adulateur, poseur, faiseur de courbettes. ――― Ueber das Detaileɣerciren macht der Verfaſſer die richtige Bemerkung : " Die ganze Armee ist in Frankreich in Rücksicht auf die Ausbildung und Anwendung der Kraft des einzelnen Mannes organisirtein Grundzug, der überall scharf und deutlich hervortritt. Das Individuum verliert sich

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nie in der Maſſe, ſondern tritt handelnd heraus und wird nach seiner Leiſtungsfähigkeit hervorgezogen ; es ist kein Mechanismus, sondern ein einheitliches Zusammenwirken lauter einzelner Kräfte, von denen jede ſelbſtſtändigen Antheil nimmt an der Lösung ge meinsamer Fragen ". Aber die Sache, so verlockend fie aussieht, hat ihre Schattenseite. Man thut Alles , um den einzelnen Soldaten selbstständig und gewandt zu machen , um ihn vor wärts zu treiben, seine Gesammtkraft zu entwickeln (wozu auch Fechten und Tanzen fleißig geübt wird) ; aber man thut fast nichts , um den Soldaten Widerstandsfähigkeit, Ausdauer und ein festes Zusammenhalten zu verleihen ; man thut Alles für den einzelnen Mann, weniger für die Ausbildung kleiner tafti scher Körper , und das ist ein entschiedener Fehler. Nur in großen Massen und einzeln verstehen die Franzosen zu fechten“. Das Bataillon wird brav geführt ; die Führung der Com pagniecolonne, die sie nicht kennen, würde Vieles zu wünschen übrig lassen.

Beseitigung des unpraktiſchen Carabiners. Was die Vor schläge der taktischen Umformung und Waffenvermischung in den Schwadronen betrifft, so bescheiden wir uns darüber in unserem Urtheil. Jedenfalls bedürfte eine so tief eingreifende Reform der Reiterei der reiflichßten Ueberlegung , resp. theils weisen Erfahrung. Von ganzem Herzen aber stimmen wir bei und möchten gerade im jeßigen Moment Persönlichkeiten von Einfluß die Beherzigung der Worte anempfehlen, wenn der Herr Verfaſſer „ vom Cavaleriechef“ Folgendes ſagt : " Der Cavaleriechef muß mit gediegener Erfahrung die nöthigen Geistes- und Körperkräfte in dem ungeschwächten Maße befißen , als es nöthig ist , seinen Untergebenen mit Er muß raich zu gutem Beispiele vorangehen zu können. beurtheilen , rasch auszuführen wissen, und Vollmacht genug besigen , um auf eigene Fauft handeln zu können, da wo es die Kürze der Zeit und der Vortheil der Gelegenheit nicht erlaubt , Befehle einzuholen. Unschlüssigkeit , Körpers schwäche und pedantiſcher , in das Kleinliche gehender Sinn find das Grab seines Ansehens und seiner Popularität bei den Soldaten.“

Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein , kaiserl. russischem Obersten und Flügeladjutanten . Darmstadt, 1859. Eduard Zernin.

Auch die Ausstattung des Werkchens verdient das größte Lob.

Motto : Boute en avant ! Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften . Wir legen soeben ein Buch aus der Hand , bei dessen Lesung es uns so recht von Herzen angeheimelt hat und deſſen Studium wir allen unseren Waffenkameraden auf's eindring, lichste empfehlen möchten. Diese " Skizzen" enthalten auf ihren 74 Seiten eine solche Masse kerngeſunden Stoffe und haar, scharfer Urtheile , daß Gelegenheit zum ernstesten Nachdenken für lange Zeit geboten wird . Unter seinem bescheidenen Titel birgt das Büchlein die so oft und doch nie oft genug durchges sprochenen Themata über die Cavalerie , wie sie zum großen Der Herr Verfasser legt Theil ist , und wie sie sein sollte. in kurzen gedrängten Säßen das Resultat jahrelanger Erfah rung nieder. Jeder , der zur reitenden Waffe zählt , wird die schlagenden Wahrheiten , die uns wohl auf allen Seiten ents gegentreten, anerkennen müſſen. Was uns noth thut und wo uns der Schuh drückt, das ist in dem Buche dargethan, wie es die meisten von uns empfinden werden. Der Form nach theilt der Herr Verfaſſer das Werkchen in folgende Capitel : Von der Cavalerie im Allgemeinen ; vom Cavaleries chef; vom Subalternoffizier ; vom Soldaten ; von den Belohnungen und Strafen ; von der Zäumung und den Gangarten des Cavaleriepferdes ; von der Führung und dem Size des Cavaleristen; von dem Sattel und Pack , der Kleidung und Bewaff nung ; von einigen in der Cavalerie einführbaren Verbesserungen , und bespricht darin der Reihe nach alle dahin gehörtgen Momente mit dem Freimuthe und der treffenden Wahrheit , die den erfahrenen Cavalerieoffizier beurkunden. Feind aller unnöthigen Paradedressur und Paradetempos redet er der wahren Campagnereiterei das Wort und belegt seine Aussagen durch vielfache Beispiele aus dem Erfahrungs schaße der Reitervölkerschaften und der geborenen Reiters männer. Eine ganz besondere Würdigung verdient unserer Ansicht nach die vom Herrn Verfasser vorgeschlagene Abschaffung der Kandahre und Erseßung derselben durch die Trense, sowie die

März 1859. Frankreich.

Le spectateur militaire. Recueil de sciences , d'art et d'histoire militaires. 34e année . Paris 1859. Rußland , sein Volk und seine Armee. (Forts.) Die Sympathie zwischen Russen und Franzosen wird hervorges hoben ; Darstellung des russischen Adels ; die Sclaverei des gemeinen Mannes ; Organisation der stets auf dem Kriegs fuß befindlichen Armee ; Detaillirung der Armeeorganisation vor 1856 , sowie der neuesten Organisation. Bemerkungen über Jomini's Formation der Truppen zum Gefecht von einem alten preußischen General. (Forts.) Dieser Schriftsteller ſieht keinen Fortschritt bei der Cavalerie, fie habe viele indolente unfähige Generale, die auf dem Exercirplaß Soldaten spielen wie Kinder. Die Redaction läßt das nicht gelten ; sie bezeichnet die Einfüh rung des gezogenen Carabiners als einen Fortschritt ; sie wünscht aber die Lanze wenigstens für das erste Glied , selbst der Cüraffiere. - Als Folge der gezogenen Feuerwaffen für die Cavalerie wird angeführt , daß sie hauptsächlich noch zu Die Ins Ueberraschungsgefechten verwendet werden solle. fanterie müsse die Aufstellung der Artillerie decken ; das Die leichte Artillerie Plänklergefecht sei ießt Hauptsache. wegen ihrer lang sei schwere die , spiele die zweite Rolle samen Bewegung großen Verlusten ausgeseßt. Es werde sich nicht, wie Jomini meint, nichts Bedeutendes in der For Man werde die mation ändern müssen , sondern Alles. Truppen länger in der Entfernung laſſen , aber am Ende doch angreifen müssen. Der Versuch, alle Waffen nach den gleichen Commandos und mit analogen Bewegungen zu Die Offiziere müssen aber auch exerciren, wird gerühmt.

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die Taktik der drei Waffen kennen . Den Compagnies und Bataillonscommandanten sei mehr als bisher in die Hand gegeben; es seien mehr Kenntnisse , mehr Urtheilskraft nöthig. Die Macht der Rakete sei noch nicht gehörig ge Um das alte Verhältniß der drei Waffen herzu würdigt. stellen, müsse man sehr weit tragende Geschüße einführen (?) und die Cavalerie fich besonders schnell und fühn zeigen. Eugen von Savoyen , die sehr lebendig beschriebene Bios graphie dieses Kriegshelden. Eine Episode aus dem Feldzug in Africa. Im Jahr 1845 hatte das 10. Jägerbataillon eine Redoute in einer Fiebergegend beseßt ; dort vernahm es eines Tages dumpfe Schüsse, die man einem Gefechte einer mobilen Colonne zuschrieb. Da brachte ein Araber einen Brief, worin ein Capitän , der eingeschlossen war , um Hülfe bat. Was war zu thun ? Nur 150 fieberschwache Leute find disponibel. Der Zweifel über die Aechtheit des Briefes veranlaßt den Commandanten , nicht auszumarschiren. Es zeigte sich später , daß eine französische Truppe , welche sich zu sehr zerstückelt hatte , niedergemacht worden war. Ob der Brief ächt oder falsch gewesen , konnte nicht ermittelt werden.

Den 12. März.

Die Organisation der österreichischen Armee. Ueber den Seekrieg mit Dampf nach Douglas. Douglas räth England , Frankreich und dessen Fortschritte zur See nicht außer Augen zu lassen . Er gibt Details über die beste Constructionsweise der Räder, sie sollten flache Schau feln haben, um das Wasser möglichst wenig zu stören. Der Schraube, die das Hintertheil benachtheiligt , wird gleich. wohl der Vorzug gegeben, da sie die Bewegung der Schiffes weniger hindere. Nüglichkeit eines Tauchers an Bord. Großbritannien.

Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1859.

Den 5. März. Wunsch, daß die Marinesoldaten vermehrt würden , um aus ihnen nöthigenfalls die Canalflotte mit Kanonieren zu versehen. Diese Vermehrung ließe sich durch Freiwillige aus der Linie , wozu sich die Bewohner der Küste melden würden, leicht bewerkstelligen. Nicht durch Geftattung größerer Licenzen , welche nur gute Seeleute vertreiben, sondern durch Erhöhung des Soldes werde man die Schiffe leichter bemannen. Die schlechte Bezahlung der Seeärzte ist Schuld , daß dieser Zweig des Dienstes im Argen liegt. Klage , daß die Miliz mehr auf dem Papier bestehe , als in der Wirklichkeit. Sie sollte überall zu gleicher Zeit auf geboten werden ; wo die Freiwilligen nicht ausreichten, müßte das Loos entscheiden.

Die Marinesoldaten haben einen solchen Mangel an Offi . zieren, daß Abtheilungen häufig durch Unteroffiziere com mandirt werden . Ein langer Artikel bezeichnet Frankreichs Machtvergrößerung zu Land und zur See als nicht gefährlich für England. Den 19. März. Das Generalcommando und das Kriegsministerium stören sich gegenseitig aus Eifersucht, statt sich in die Hand Ihr Wirkungskreis sollte genauer begränzt zu arbeiten. sein. Das beste wäre ein einziger Chef, aber bei den eng lischen Ansichten nicht zu erhoffen. Die Aerzte sollten nur ausnahmsweise außer der Tour befördert und dann ihr Verdienst gehörig auseinandergesezt werden. Für das Verwaltungswesen werden militärische Benen nungen und Recrutirungen aus dem Militär ſelbſt ges wünscht. Es hat einen guten Eindruck gemacht , daß die unzeitgemäßen Privilegien der Garde durch einen Commiſſär unter sucht werden sollen. Als Schuß gegen die neuen Geschosse wird eine Verkleidung der Schiffe mit Stahlplatten vorgeschlagen ; ferner eine Eisendecke für das Verdeck , die unteren Masten von Eisen, das Tauwerk Eisendraht , Sättigung der Segel mit einer Zinkauflösung.

Den 26. März . Die Garde würde nicht um ihre Vorrechte beneidet werden, wenn sie wie bei Napoleon 1. aus lauter alten, decorirten Leuten bestünde . Die Militärmusiken sollten reorganisirt und für musika, lische Geschicklichkeit fünftig kein militärischer Rang mehr gegeben werden. lage über die willkührliche Entlassung eines Offi ziers , der vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollte. Vorschläge zur Reorganisirung der Miliz: 1 ) Nichts einberufung derselben, außer für den Kriegsfall ; 2 ) Dreffur in der Heimath, nach den Arbeitsstunden, in den Sommer monaten ; 3 ) Annahme von nur solchen Freiwilligen , die an Ort und Stelle wohnen ; 4) Einmal im Jahr eine Revision im Regiment ; 5) 20 jährliche Uebungstage für die Offiziere und Dressursergeanten ; 6) Prüfungen für die Offizierscandidaten ; 7) Inspection in den Sommermonaten ; 8) monatlicher Rapport der Dressursergeanten.

Berichtigung. In Nr. 47 & 48 der A. M -Z . auf Seite 412 Zeile 23 von oben bitten wir „ Vermehrung des Heeres bis zu , nicht um 24,000 Mann" zu lesen.

A

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kündigungen.

Karten des italienischen Kriegsschauplatzes .

OBER - ITALIEN 15 Zoll Rh. hoch, 26 Zoll Rhein. breit. Dieselbe stellt zur Rechten dar : Ober - Italien (zur Orientirung über die politischen Grenzen, die Grenze des deutschen Bundesgebiets , die Grenze des Schweizerischen Neutralitätsgebiets in Savoyen, die Italienische und ―――― Französische Sprachgrenze) mit Cartons : Alessandria ; Die Festungen am Mincio ; Genua ; Venedig ; Casale. zur Linken : Strassennetz zwischen Turin, Genua und dem Lago Maggiore . An diesen grossen Strassennetz Carton anschliessend und so die Karte von Ober - Italien vollständig und in grossem Maassstabe für den Kriegsschauplatz ergänzend , ist eben erschienen : Strassenkarte der

Lombardischen

Ebene

15 Zoll Rh. hoch, 26 Zoll Rh. breit. (Maassstab 450,000-) Mit Colorit der Strassen und politischen Grenzen. Ausdehnung nach Norden : bis Varese, Como, Riva, Asolo ; nach Süden : bis Genua, Pontremoli , Ravenna ; nach Osten : bis Venedig (Pomündungen) ; nach Westen : bis Sesto Calende, Novara, Alessandria. Preis für beide Karten (die aber auch einzeln zu haben sind) 20 Sgr. oder 1 fl. 12 kr. Justus Perthes .

Gotha.

In unserm Verlage ist soeben erschienen : Lehrbuch

der Arithmetik mit Einschluß

der Algebra und der niederen Analyſis . Zum Gebrauch bei den Vorträgen an der vereinigten Artillerie- und Ingenieur-Schule und zum Selbſtunterricht bearbeitet von

unserer tüchtigsten und erfahrenſten mathemathischen Lehrer ſich gleich falls eignen." Berlin , 8. Juni 1859. Königl. Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. Decker), Wilhelmsſtr. 75.

In unserm Verlage sind soeben erschienen : Die Befestigung

Dr. K. H. M. Aschenborn, großer Landes - Hauptstädte pon Professor am Berliner Kadettenhause, Lebrer und Mitglied der Studien Kommiſñon der vereinigten Artillerie- und Ingenieur-Schule. Meyer, 30 Bogen gr. 8. geheftet. Preis 1 Tblr. 15 Sgr. od. 2 fl. 42 kr. General-Major der K. Preuß. Ingenieur-Corps a. D. Mit 10 Plänen. Die Preußische Zeitung" sagt hierüber : „ Dies Lehrbuch der Gr. Leg.-8. 3 Thlr. 10 Sgr. oder 6 fl. Arithmetik 2., welches endlich das dringende Bedürfniß eines solchen nach dem gegenwärtigen Standpunkt der Wiſſenſchaft bearbeiteten Lehr mittels für denjenigen mathematischen Unterricht befriedigt, der ge= Betrachtungen nöthigt iſt, über die Grenzen der Anforderung bei der Portepéefäbn über richs Prüfung hinauszugeben. Dies ist der Fall bei Allen, welche als Artilleries, Ingenieur- und Marine-Offiziere Prüfungen zu bestehen haben und bisher eines gemeinsamen Lehrbuchs ento brten. Aber nicht eine erhöhte Terrainbenußung blos den Schülern der technischen Militairſchulen wird dieses Lehrbuch don das Nachschreiben und Ausarbeiten der Vorträge überflüssig machen M. Freiherr von Wallbrunn , und dem Lehrer wie Schüler mehr Zeit für Uebungen und Anwen Hauptmann in der K. Prenß. Garde-Pionir-Abtheilung. dungen gewähren, sondern auch denjenigen Offizieren, welche sich für gr. 8. 9 Ngr. oder 33 fr. den Besuch der Kriegs-Akademie iu Berlin in der Mathematik vorbe reiten wollen, wird es ein lange entbehrtes Hülfsmittel sein. Das Buch ist für Leser geschrieben, welche in den Aufangsgründen der Mathematik nicht mehr ganz ungeübt find, weshalb der Verfaſſer in Das Piſtol, den 3 ersten Kapiteln bei den Elementen der Buchstabenrechnung zum Beweisen der einfachern Geseze nur die Anleitung, dagegen in den dessen Theile, Behandlung und Gebrauch. folgenden Kapiteln die Beweise ausführlich gegeben bat. Zahlreiche Beispiele, von dem Verfasser mit sehr wenigen Ausnahmen neu gebil Für Avancirte der Kavallerie u . reitende Artillerie zuſammengestellt det, begleiten erläuternd und übend den Vortrag durch alle ſeine Theile. don Diejenigen Theile des Lehrbuchs, welche der Stoff zur Vorbereitung 2. Gräfe , für das Portepée- Fähnrich-Examen enthalten, sind in der Einleitung K. Preuß. Premier Lieutenant im 3. Artillerie- Regiment. genau angegeben. Im Herbste wird vom Verfaſſer die Geometrie (ebene Mit 2 Tafeln Abbildungen. und förperliche und die Kegelschnitte) und im nächsten Winter die gr. 8. 9 Ngr. oder 33 kr. Mechanik erscheinen . Für den mathematischen Unterricht in den oberen E. S. Mittler & Sohn . Klassen der Gymnasien und Realschulen dürfte dies Lehrbuch eines Berlin, im Juni 1859 . Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von C. W. Leste.

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34. Jahrgang. No. 53 & 54. fi HOME with chin 45

Samstag, 2. Juli 1859. Coop Jola gido in 147407900 MU

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Preußen. ** Berlin , 27. Juni. Die Nachrichten , welche in den öffentlichen Blättern über die neue Organisation der Artillerie gebracht worden , find im Ganzen unge nau. Bisher hatte jedes Armeecorps 11 Feldbatterien von 8 Geschügen , nämlich 3 12pfündige , 4 6pfündige Fuß batterien , 1 7pfündige Haubigbatterie und 3 reitende Batterien. Die 6pfündigen Fuß- und reitenden Batterien bestanden aus 6 Kanonen und 2 Haubißen. In der Kriegs formation erhielt jede Zufanteriebrigade eine Fußbatterie, die Cavaleriedivision eine reitende Batterie , 6 Batterien bildeten die Reserveartillerie des Corps.

Organisation schwerer" geworden, lassen wir dahingestellt ; ihr erleichtertes Material darf sich vor Terrainhindernissen um so weniger scheuen , als kein Beispiel bekannt ist, daß in den Kriegen von 1813-15, wo viel Zwölfpfünder mit wirkten , einer derselben trop des damaligen schweren Materials nicht hat fortgebracht werden können . Ueber die Einführung gezogener Geschüße aus Gußftahl haben auch schon viele Blätter berichtet. Die preußische Artillerie wird denen der anderen Mächte in feiner Beziehung nach stehen und kann getrost erwarten , auf welche Proben sie die Kriegscreignisse stellen werden ! Kurhessen.

Den neuen Feuerwaffen der Infanterie gegenüber ist nun für zweckmäßig erachtet werden , die 6 pfündigen Fuß batterien, deren geringere Tragweite fie gefährdet, eingehen zu lassen, und dafür sowohl die Zwölfpfünder , als auch die Haubisbatterien zu vermehren . Leßtere werden voraus fichtlich sowohl der neueren Gefechtsfelder , als auch der jezigen ausgezeichneten Trefffähigkeit unserer Granaten wegen mehr zur Anwendung kommen. Das Artillerieregiment eines Armcecorps hat gegen= wärtig 12 Feldbatterien. Diese sind in 4 Abtheilungen, jede unter einem Stabsoffizier, getheilt, nämlich in 3 Fuß und 1 reitende Abtheilung. Die lettere besteht nach wie vor aus 3 Batterien zu 6 6pfündigen Kanonen und 2 Haubigen. Jede Fußabtheilung enthält 2 12 pfündige Batterien von 8 Kanonen, und 1 7 pfündige Haubisbatterie . Demnach hat das Armeecorps jezt 6 12 pfündige, 3 Haubig und 3 reitende Batterien .

Cassel, 26. Juni. Eine allerhöchste Ordre befiehlt die Errichtung von Sanitätscompagnien bei allen Infanterieregimentern . Eine solche Com pagnie soll aus einem Öberlieutenant als Führer , einem Unterlieutenant und den betreffenden Unteroffizieren mit 50 Mann Gemeinen bestehen.

Belgien. Brüssel, 25. Jni. Die Regierung läßt , ohne das Votum der Kammer abzuwarten, bereits die nothwendigen Erdarbeiten bei Antwerpen zur Errichtung eines großen verschanzten Lagers beginnen . Binnen 6 Wochen soll dasselbe vollständig hergerichtet sein. Rußland.

Bei der Kriegsformation wird nicht mehr den einzelnen Brigaden Artillerie zugetheilt , sondern jede Infanterie division erhält eine Abtheilung von 3 Batterien , wie vor stehend angegeben. Dadurch wird der Zersplitterung dieser Waffe vorgebeugt und jede Division so selbstständig , daß ein vorzeitiger Anspruch an die Reseveartillerie nicht ges macht zu werden braucht und diese zu großen Entschei dungen ungeschwächt auftreten kann. Ob die preußische Artillerie, wie die " Wiener Zeitung" bemerkt (vgl. Nr. 49 & 50 dieser Blätter), durch die neue

St. Petersburg , 2. Juni. Wir entnehmen der Schles. Ztg." einige interessante Daten aus dem Bericht des Marine-Inspectorats über die russischen Marine verhältnisse im verflossenen Jahre. Durch die Auflösung der Donauflottille, die Verkürzung der tscherno. morischen und der Flotte auf dem kaspischen Meer (wo jezt der größte Theil des Transports durch die Schiffe der Privatcompagnien besorgt wird ) hat der Bestand der Flottenmannschaften um 349 Offiziere und 5449 Mann

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vermindert werden können. Ferner find im Jahr 1858 von den Cantonisten des Militärdepartements (Matrosen kindern), denen der Kaiser die Freiheit gegeben hat, ihren Beruf zu wählen , 7234 ausgeschieden. Den Offizieren ist bekanntlich gestattet worden , Dienste auf Handelsschiffen zu nehmen , von welcher Erlaubniß 168 im verflossenen Jahr Gebrauch gemacht haben. In zwei Flottenequipagen find Betrügereien und Unordnungen vorgekommen. Der Commandeur der einen hat einen strengen Verweis erhalten, der andere ist vor ein Kriegsgericht gestellt und caſſirt worden. Für die Campagne von 1858 sind im Ganzen in Dienst gestellt gewesen 152 Schiffe, davon 71 Dampf und 25 Segelschiffe in der Ostsee, 3 Dampf- und 3 Segel schiffe im weißen Meer , 12 Dampf- und 5 Segelschiffe im kaspischen und resp. 21 und 12 im schwarzen Meer, deren Gesammtbesagung aus 1384 Offizieren und 19,658 Mann bestanden hat. Da die Verhältnisse der Ostseeflotte die wichtigsten sind, so führen wir noch besonders an, daß in der oben erwähnten Gesammtzahl von 96 Schiffen sich 7 Linienschiffe , 5 Fregatten , 8 Dampffregatten , 9 Cor vetten , 6 Klipper , 2 Briggs , 5 Schooner , 9 Yachten (darunter die des Kaisers) , 6 Transportschiffe , 18 leichte Dampfschiffe und 15 Schrauben-Kanonenboote befanden. Außerdem gab es an leichten Schiffen zum Hafendienst, Kanonenbooten und schwimmenden Batterien noch 174 Stück in der Ostsee. Für die tschernomorische Flotte sind ange geben 2 Linienschiffe, 6 Corvetten, 12 Schooner, 2 Yachten, 5 Transportschiffe und 5 leichte Dampfschiffe.

gewöhnlichen Maße die öffentliche Aufmerksamkeit gewonnen hat. Die Abhandlung war zuerst unter dem obigen Titel im zweiten Heft der " Deutschen Vierteljahrsschrift" er schienen , ist dann unter einem schärfer ausgesprochenen Titel * ) in einem besonderen Abdruck veröffentlicht worden und hat auch in der „ Augsb . Allg. Ztg ." cine eingehendere Besprechung gefunden. Es versteht sich von selbst , daß eine Militärzeitung einer Arbeit ihres Fachs, die mit durch zwei der angeschensten Organe unserer Presse eingeführt und vertreten ist , auch ihrerseits die verdiente Beachtung schenken wird . Bei der gegenwärtigen Lage ist dieß , wie gesagt, doppelt geboten ; es kommt zu der militär-wissens schaftlichen noch überwiegend die patriotische Pflicht hinzu . Große Kämpfe sind gefochten ; größere wahrscheinlich, denen Deutschland nicht müßig zusehen darf, stehen bevor. Prüfen wir also unsere und des Gegners Kraft an einander ; es wird nicht vergeblich sein , wenn auch die Wirkung erst allmählig erfolgen kann. Was der Herr Verfasser darin geleistet , verdient in Bezug auf sein militärisches Urtheil, wie auf seine vaterländische Gesinnung unsere Anerkennung. Wir werden mit Vielem unsere Uebereinstimmung auszu sprechen haben , für Anderes andere Gesichtspunkte auf stellen. Man kann der guten Sache auf verschiedene Weise dienen , ohne daß darum der Wahrheit Gewalt angethan zu werden braucht. Des Verfaffers Gedanke scheint es gewesen zu sein , in Deutschland zunächst das Bewußtsein seiner Stärke , seiner überlegenen Kraft zu wecken und zu fördern ; und sicherlich dürfen wir der deutschen Natür etwas mehr kräftiges , wohl berechtigtes Selbstvertrauen wünschen. Wir unsererseits halten es für eben so sehr geboten, daß wir uns auch über die Punkte nicht täuschen, worin wir weniger günstig zum Gegner gestellt sind , daß wir uns selber entschieden eingestehen, was uns noch fehlt. Denn ein solcher Krieg wird gewaltige Anstrengungen von uns verlangen , und nur , wenn wir uns muthig , nüchtern und besonnen darauf vorbereiten , können wir hoffen , ihn siegreich zu Ende zu führen. Wir schließen uns ungezwungen dem Gang unserer Schrift an und werden daher zunächst die Armeen , dann den westlichen und öftlichen Kriegsschauplaß behandlen und zulezt mit einigen allgemeinen Betrachtungen schließen. Zunächst also die Zahlen. Es ist außerordentlich schwierig , darüber zu einem sicheren Ergebniß zu gelangen. Die Etats und Sollstände zwar sind überall ziemlich be kannt, allein die wirkliche Stärke bleibt in den verschiedenen Armeen, und selbst in der nämlichen Armee zu verschiedenen Zeiten in höchst ungleichmäßigem Verhältniß darunter. Die Organisation , die Verwaltung, der Geist der Armee, der innere Zustand und der Charakter von Land und Volk sind beständige Factoren von sehr verschiedenem Einfluß ; dazu kommt die Bedeutung des Kriegs , welche Volk und Regierung zu größerer oder geringerer Anstrengung , zu plöglicher Sammlung aller Kraft oder zu nachhaltiger Aus dauer spornen kann u. f. w. Unser Verfasser hat, wie es scheint, vorzugsweise einen Factor, nämlich die Sollstände, berücksichtigt. Er kommt dabei für die französische Armee

Schweden und Norwegen. Christiania , 4. Juni.

Der Plan für die neue

Organisation der norwegischen Marine (vgl. A. M.-Z. Nr. 47 & 48 ) ist vom König mit einer gerings fügigen Abänderung genehmigt worden. Laut königlichem Befehl wird die Flotte nunmehr zu folgender Stärke ge bracht werden: 4 Dampffregatten , 4 Dampfcorvetten , 5 Bugsirdampfboote , 12 Dampfkanonenboote , 2 Segelcor vetten und 4 Segelschooner. Ferner 78 Kanonenschaluppen, 41 Kanonenjollen, 5 Commandofahrzeuge und 1 Uebungs fahrzeug. Das Marine - Offizier corps soll bestehen aus 1 Admiral , 4 Commandeur- Capitäns , 20 Capitäns, 25 Capitän-Lieutenants , 25 Premier und 25 Second Lieutenants. Die Seemannschaft soll 4000 Mann und eine Reserve ausmachen , mit 730 Unteroffizieren und einem Handwerkercorps von 123 Mann.

Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber. I. Die Armee nach ihren Zahlenverhältnissen. Die gegenwärtige Zeitlage fordert schon an sich zu ein gehenderen Erörterungen über die in der Ueberschrift be zeichnete Frage hinreichend auf; indessen finden wir noch eine besondere Veranlassung dazu in einer militär-litera rischen Erscheinung der lezten Zeit , welche in einem nicht

*) Die militärische Schwäche Frankreichs Deutschland gegenüber. Von W. Streubel , Artillerielieutenant a. D. Stuttgart, 1859. J. G. Cotta'scher Verlag.

469 zu einer Kriegsstärke von 575,000 Mann mit etwa 1200 Geschüßen; außerdem wären gegen 25,000 Gendarmen und 60,000 im 7. Dienstjahr entlassene Leute als Reserve zu rechnen. Die Nationalgarde mit vielleicht 100,000 Mann wäre gegenwärtig kaum in Anschlag zu bringen ; Alles in Allem könne man die französische Armee zu höchstens 660,000 Mann anschlagen . Die österreichische Armee da= gegen zähle 7-800,000 Mann mit 1344 Geschüßen , die preußische 541,000 Mann mit 1004 Geschüßen , die der übrigen Bundesstaaten 350,000 Mann. Die deutsche Staatengruppe in ihrer Gesammtheit könne ohne besondere Mühe 1,500,000 Mann aufbringen , das Dreifache der französischen Armee. Wir gestehen , dieß Ergebniß erscheint uns nicht im ganzen Umfang haltbar, oder vielmehr, es beantwortet die Frage nicht genau genug , auf die es ankommt. Oester reich hat 39 Millionen , Preußen 171 Millionen , das übrige Deutschland 18 Millionen Einwohner , zusammen also 74 bis 75 Millionen. Frankreich zählt 36 Millionen, d. h. fast die Hälfte. Worin soll es nun liegen , daß unser Staatenbund die dreifache Heeresmacht aufbringen fönnte ? Freilich sind die deutschen Länder im Ganzen in blühenderem Wohlstand , beffer regiert und verwaltet, das Volk höher gebildet , in besseren wirthschaftlichen Verhält nissen , die Staaten , von Oesterreich abgeſehen , in ihren Finanzen gesicherter und geordneter. Allein dieß Alles wirkt nur relativ auf die Stärke der Armee, gibt naments lich für die unmittelbare und augenblickliche Anstrengung nur einen unsicheren Maßstab. Wir können daraus schließen, daß Deutschland Frankreich gegenüber wohl einer dauernden Anstrengung fähig ist , die über das Verhältniß der Bes völkerungszahlen hinausgeht. Für den Anfang des Kriegs dagegen kommt Frankreich die Centraliſation , welche die Staatskraft in viel größerem Maß der Regierung zu Ge bot stellt, jedenfalls so zu ſtatten, daß wir unsere Heeres fraft faum auf die doppelte Stärke anschlagen dürfen. Läge es in der Natur , im Ziel und Anlaß des Kriegs, die öffentliche Meinung fortzureißen , eine kräftige Bethei ligung des Volks hervorzurufen und so die Hecreskraft des Staates zu steigern, so müssen wir ebenfalls annehmen, daß dieß im Anfang mehr Frankreich und erst im Verlauf des Kampfes Deutschland zu gute käme. Denn dort ges schieht es viel eher , sei es durch die Geschicklichkeit und das Glück der Regierung , die glänzende Aussichten auf Ruhm , Gewinn , Genuß zu eröffnen versteht, sei es durch die unmittelbare Wirkung des eifersüchtigen , erregbaren und entzündlichen Nationalgefühls , daß das leichtbeweg liche Volk in einheitlicher massenhafter Bewegung einem Regiment, auch wenn es sonst nicht beliebt wäre, zu Hülfe kommt. Ju Deutschland dagegen bedarf es gemäß des bedächtigeren , besonneneren Volkscharakters im Zusammen hang mit der föderativen Natur des Staatswejens, wel cher stets eine Menge von sehr verschiedenen Anschauungen, Stimmungen und Interessen entsprechen wird , jedenfalls viel stärkerer und länger wirkender Antriebe , bis es zu einer entschieden ausgesprochenen, kräftigen, einigen National bewegung kommt. Dagegen wird sich die franzöſiſche Be wegung allerdings eher überschießen , verwirren und er schöpfen , während die deutsche , in dem Maße , als sie gerechter und lauterer ist , mehr und mehr innerlich

470 wachsen und erstarken und eine überlegene Ausdauer be weisen wird. Oder läge es in der Verschiedenheit der Militärsysteme , daß Deutschland sofort einen so viel größeren Bruchtheil seiner Volkszahl zu den Waffen rufen könnte ? Man muß hier die verschiedenen Staaten unterscheiden. Desterreich zunächst wird man hierin schwerlich mehr zutrauen dürfen, als Frankreich . Seine Heeresorganisation ist , wenn auch in anderer Art , doch in nicht geringerem Man denke nur Grade ein Staat im Staate , wie dort. an die weiten Entfernungen der Regimenter von ihren Werb- und Depotbezirken ; an die damit zusammenhängen den Weitläufigkeiten und Kosten jeder größeren Entlassung und Einziehung von Beurlaubten ; an die Schwierigkeiten der Recrutirung in einem Staate, der sich erst seit dem lezten Jahrzehnt zu einem gleichmäßig geordneten System der inneren Verwaltung durcharbeitet; an den Wechsel der Garnisonen , welchen die Zusammenschung des Staates aus so verschiedenen Nationalitäten bedingt. Das Alles kommt dem Heer in anderer Weise wieder zu gute ; es hängt der ererbte, überlieferte, einheitliche Geist der großen Körperschaft , der gemeinsame Guß des Ganzen damit zu sammen. Allein es nimmt die Mittel und Kräfte in einer Richtung in Anspruch, welche nothwendig die Zahlenstärke des Heeres , so lange nicht eine theilweise oder allgemeine Volkserhebung hinzutritt, mindestens in dieselben Gränzen einschränkt , wie bei Frankreich. (Schluß folgt.)

Das Land zwischen dem Mincio und der Etſch. *) Das Land zwischen dem Mincio und der Etsch , das man heute wohl das strategische Viereck oder Trapez der Desterreicher zu nennen pflegt und dessen Wichtigkeit für den Besiz Italiens Bonaparte 1796 zuerst ganz erkannte, kann, wenn es richtig benußt wird , wohl als die Cita delle Oberitaliens betrachtet werden. So lange die öfter reichische Armee diese Gegend befizt und sich ihre Gemein schaft mit Tyrol und dem Hinterlande offen und frei erhält, wird es ihr immer möglich bleiben , die Offensive wieder ergreifen und das Gleichgewicht auf dem Kriegstheater wieder herstellen zu können. Im Westen begränzt der Mincio diese wichtige Strecke Landes, im Osten die Etsch ; - > im Norden schließen sie der Garda - See und die wenig zugänglichen Wege aus Tyrol, die alle wohl befestigt sich in den Händen der Öesters reicher befinden ; im Süden endlich sichern sie die Sümpfe des Po und der Etsch , die Valli Veronese , diese un durchdringlichen Sümpfe, die der Tartaro, Castagnaro und eine Menge Canäle, Naviglio's und Foſſa's bilden. Vier feste Pläge, welche in den Ecken dieses Trapezes liegen, vertheidigen resp . Peschiera und Mantua den Mincio, das starke Verona und Legnago , mit seinem doppelten Brückenkopf , die Etsch , - Ferrara aber schüßt den Zugang zu dieser Gegend. — Doch ist es heute mit dieser südlichen Barrière cin fraglich Ding. Wäre es nämlich

*) Der „ Preußischen Zeitung " entnommen.

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begründet, daß die Franzosen mit ihrer Ruderflottille unter La Roncière de Nourry und ihren 120 Kanonenbooten mit flachen Böden sich in Bereitschaft hielten , das Po-Delta und die Küsten heimzusuchen, so könnte wohl manche Com bination auf die Unzugänglichkeit des besagten Vierecks zu Schanden werden. Käme hierzu noch Admiral Bouets Vilaumez mit seinen 40 Dampf- Transportschiffen, so würde es schon sehr großer Anstrengungen der Oesterreicher be dürfen , ihr strategisches Viereck gegen Rückenangriffe zu fichern, besonders noch, wenn die italienischen Tyroler und die Bewohner der östlicheren Gegenden ihr Spiel von 1848 , von Garibaldi hierzu angereizt, auf's Neue wieder holten. Die Meinungen über die Bedeutung des Mincio als starkes Hinderniß find sehr getheilt. General v. Schön hals , dem wir das treffliche Buch : „ Erinnerungen eines österreichischen Veteranen aus den italienischen Feldzügen 1848 und 1849 " verdanken , der in diesem Kriege FM. Radezly's erster Adjutant war , meint, daß derselbe dazu weder breit noch tief genug sei. Anderer Ansicht ist hierüber Jomini. Der Mincio , meint dieser , ſei im Verhältniß zu der Wassermasse des Garda-Sees , aus dem er komme, nur klein , aber er sei für eine Armee nicht durchwatbar, wenn man den Canal von Salionze schlösse ; er böte selbst dann, wenn dieß nicht geschähe, nur wenige Fuhrten . Die Uebergänge, fährt er fort, wären alle vortheilhaft für den, der das linke Ufer inne habe , das das rechte beständig (constamment) beherrsche, mit Ausnahme einiger Biegungen bei Monzambano und Molino (bei Pozzolo), wo das rechte Ufer das entgegengesezte entschieden dominire. Derselben Ansicht ist auch Pinelli in seiner vortrefflichen Militär Geschichte Piemonts . Ein Fluß von so geringer Breite ――― 20 Toisen nämlich sagt Napoleon , wenn er über diesen Gegenstand spricht, sei ein geringes Hinderniß, wenn man das dominirende Ufer beherrsche und das andere Ufer mit Kartätschen erreichen könne, wie dieß hier der Fall sei. Das aber ändere sich , wenn die Breite des Flusses 200 bis 500 Toisen betrüge und das andere Ufer der Wirkung der Kartätschen entzogen blicbe. Wenn nun schon die Wirksamkeit der neuen Handfeuerwaffen hierin eine Modi fication bedingt, so hat doch die geringe Breite des Flusses ihre bedenkliche Seite. Die Hügel von Monzambano und Volta auf dem rechten Ufer beherrschen das gegenüber liegende linke ; die von Salionze und Valeggio auf dem linken dominiren das rechte. Eine kleine Citadelle auf

liches zu leisten. Scherer machte hierin traurige Erfah rungen, und Bellegarde, wenngleich er allen den Vorsichts maßregeln genügt , die Bonaparte vorschreibt , wenngleich er Salionze, Valeggio , Volta und Goito sorgfältig ver schanzt und nach allen Regeln besezt hatte , sah sich troz der Tapferfeit seiner Leute und der unglaublichen Unge schicklichkeit Brune's , die Napoleon in seinen Dictées so bitter getadelt , gezwungen , die Minciolinie aufzugeben. Peschiera und Mantua werden als die Bollwerke dieser Linie angesehen . Peschiera , früher ein venetianisches Fort , war durch eine Art Verrath in österreichische Hände gekommen und dann an die Franzosen übergegangen , die es bald darauf wacker gegen die Oesterreicher vertheidigten. General

dem linken Ufer, auf der Höhe von Valeggio, eine andere bei Salionze, die Herstellung des kleinen Plages Goito, den man noch durch Ueberschwemmungen sichern könnte, würden jedoch den Fluß vollkommen sperren. Doch würde hierzu noch gehören , ein Corps auf dem rechten Poufer zu haben. Merkwürdig aber ist es, daß auch Vorkehrungen dieser Art selten dazu beigetragen zu verhindern , den Uebergang zu forciren. In den ersten italienischen Feldzügen war von dergleichen Vorkehrungen allerdings weniger die Rede, und Bonaparte bemächtigte sich ohne Weiteres des Mincios und der Etsch . Der Landstrich zwischen beiden ist recht eigentlich die Wiege seines Ruhms ; wenigstens bereitete er von hier aus einen großen Theil jener Schläge , die Europa damals in Erstaunen sezen sollten, vor. Anderen Feldherren ist es weniger gelungen , von hier aus Aehn

Guillaume , dem nur 400 Mann zur Disposition ſtanden, hatte die Thore vermauern lassen , um seinen Maßregeln so mehr Nachhalt geben zu können. Unter dem Directorium ging es nochmals an die Oesterreicher über, ohne daß der Commandant mit seiner 1500 Mann starken Besagung einen eigentlichen Angriff abgewartet hätte, und ward 1800 durch die Franzosen unter Chasseloup belagert. Die Bes lagerung hatte bereits vier Wochen gedauert, als es durch den Waffenstillstand , den Brune schloß, den Franzosen die Thore öffnen mußte. Im Jahr 1848 ward es durch die Piemontesen belagert und ergab sich wegen Mangels an Lebensmitteln, nachdem die Belagerung vom 29. April bis zum 17. Mai gedauert. Der Hauptwall hatte noch keine Bresche ; im Orte befanden sich 150 Geschüße . GM. Rath hatte es mit 1500 Croaten vertheidigt. — Als später die Piemontesen den Rückzug antraten , griff GM. Haynau den Plag mit einem Park von 52 Geschüßen an. E8 waren erst 1684 Schuß und Wurfe gegen ihn geschehen, als ein mit Projectilen gefülltes Magazin in die Luft flog und einige Unordnung verursachte. Auf Grund des Mai länder Vertrags, d. d. 10. August, mußte General Federici den Ort übergeben , obwohl der Hauptwall noch intact war. Mit ihm zugleich gerieth_auch die Flottille auf dem See wieder in die Hände der Desterreicher, die für dieſen Theil des Kriegsschauplages in allen Beziehungen von so großer Wichtigkeit ist. Wir führen diese kriegsgeschicht lichen Notizen hier kurz an , um von der Haltbarkeit des Plages im Allgemeinen einen Begriff zu geben , obwohl wir der Meinung sind , daß der jedesmalige Commandant die Stärke des Örts und auch die Tüchtigkeit der Garnison mit bedingt. Das alte Peschiera , auf einer Insel des Mincio ges legen, den dieser hier bei seinem Ausfluſſe aus dem Garda See bildet, hat die Gestalt eines unregelmäßigen Fünfecks, dessen nördliche Front die größte Ausdehnung hat. €8 hat gute , breite Gräben , die nach Belieben unter Wasser gesezt werden können. Die Festung ist zu beiden Seiten des Flusses von Höhen eingeschlossen, die, wenngleich schon früher benugt , neuerdings ganz in deren Vertheidigungs Links des Flusses erhebt system hineingezogen worden. sich die Mandella , auf der jegt drei Lünetten liegen , die den Berg vollständig beherrschen, während eine Art Ravin, das ihn fast in seiner ganzen Ausdehnung umgibt, deſſen Avenuen vertheidigt , wozu es durch fortificatorische Vor kehrungen eingerichtet ist. - Auf dem rechten Ufer deckt der Sälvi , ein nicht unbeträchtliches Werk , das auf der

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Altura Mano de Ferri liegt , die Westseite der Citadelle. Seit 1848 find die Oesterreicher aber mit ihren Ver schanzungen noch vorgegangen und haben 8 Lünetten am Abhange des Berges aufgeführt , wobei sie das Terrain sehr gut benugt haben sollen. Sie haben sich so ein vers schanztes Lager geschaffen , in dem eine ganze Division --untergebracht werden kann. Die Werke um Peschiera sind ziemlich nach ein und derselben Idee gemodelt. Es find gewöhnlich Lünetten mit einem Erdmantel, ciner tüch tigen Contreescarpe , einer Carnot'schen Mauer und einem bombenfesten Reduit , meistens mit einem Glacis en con trepente , jedes Werk stark genug , sich selbstständig zu vertheidigen. In der Kehle sind alle durch eine crene lirte Mauer geschlossen , die jedoch nicht gegen Kanonen feuer eingerichtet ist. Die Franzosen werfen diesem System eine Zersplitterung (morcellement) vor, behaupten, daß, wenn man eine dieser Lünetten genommen, damit auch schon der Fall der anderen angebahnt sei , daß man die Kehlmauern leicht in Bresche legen könne. Ohne irgend einen Werth auf Ansichten dieser Art zu legen, bemeifen wir nur, daß die Franzosen ihrem alten Befestigungssystem treu geblieben sind , während man in Deutschland glaubt einen großen Fortschritt gemacht zu haben, indem man sich einem anderen System zuwende. Selbst die Erfahrungen, welche die Belagerung von Sebastopol geboten , haben hierin feine Einigung herbeigeführt. Sehr richtig bemerkt der Berichterstatter der Revue des deux mondes" über

Giorgio, das zugleich den nach der Stadt führenden Damm sicher stellt. Dieser ist etwa 400′ lang, hat eine Zugbrücke in der Mitte und wird durch einige Werke vor der Stadt selbst geschüßt. Er trennt sogleich den Mittel: See von dem Ober-See und bezeichnet den Anfang des Unter-Secs. St. Giorgio hatte sonst nur eine schlechte Umwallung und ward von den Franzosen zur Zeit der Belagerung und Blocade sofort genommen. Später ist es regelmäßig be festigt worden und bildet jezt ein tüchtiges Fort. Es deckt das Debouché nach Legnago. Den dritten Damm aus der Stadt , etwa gegen 800' lang , sichert das Fort Pictolo , das sehr gut gebaut ist. Der Weg zu dem Fort selbst führt durch das Retranchement von Migliaretto , das mit dem du Thé zusammenhängt. Es hat nasse Gräben und ist gut erhalten , hat aber den großen Uebelstand , daß rom anderen Seeufer her dessen Gemeinschaft mit der Stadt gänzlich beherrscht wird . Der vierte Damm geht durch das Retranchement von Migliaretto und das du Thé , von dem es nur durch das Thor von Geresa getrennt ist, und führt südwestlich eben durch das Ceresa-Thor über die Pajolo-Sümpfe nach Borgoforte an dem Po und von da weiter nach Modena. Das Retranchement du Thé bildet eigentlich ein wohl ver schanztes Lager mit naſſen Gräben und hat c. 600 Toisen Länge und 150-200 Breite. Hier lagerte während der Blocade, die Wurmser zur Capitulation zwang, deſſen Armee. Der fünfte Damm endlich führt durch das Pradello Thor in das Hornwerk gleichen Namens und die Lünette Belfiore und sichert die Debouchéen nach Marcaria und Cremona. Der Damm hier ist über 1400 ′ lang. Das Werk ist unter Chasseloup's Leitung erbaut. Mantua selbst ist mit einem alten bastionirten, hier und dort crene lirten Wall umgeben und hat einen guten naffen Graben. Ein Arm des Mincio umgibt , ein anderer durchschneidet es ziemlich in der Mitte. Der Ort ist von N. nach S. 1000 Toisen lang und von D. nach W. etwa 860 Toisen breit. Der nordöstliche Theil der Werke wird eine Entwickelung von etwa 3000 Toisen , der südwestliche aber etwa 2000 Toisen haben. Die Forts um die Stadt, die sonst in einem schlechten Zustande waren , sind heute in gutem Stande. Aber sie haben den Nachtheil kleiner Werke. Man nimmt an, daß man diesem Uebelstande durch Minensysteme , die man an gelegt, entgegengearbeitet, was ihm aber schwerlich abhelfen dürfte und was wir dahingestellt ſein laſſen. (Schluß folgt.)

diesen Streit en fait de fortification tout ce qui est vérité sur une rive du Rhin est taxé d'erreur sur l'autre bord du fleuve". Peschiera bildet den Haupthafen für die Dampfschiff fahrt auf dem See und enthält alle Materialien für fie. Mantua, die Hauptfestung am Mincio , wird nörd lich und östlich von einem großen See, den der Fluß hier bildet , umfäumt , während es westlich und südlich durch Naſſe Jahre machen diese große Moräste umgeben ist. Nasse wohl zu einer Art Lagune , die stellenweis ganz unter Wasser steht; trockene dagegen vermindern die Wafferfläche der Seen bedeutend, sie können dann sogar durch) Benugung der Schleusen in einen moorigen Sumpf umgeschaffen wer den, der aber dann vollends unzugänglich wird. Mantua hat also eine insulare Lage und hängt mit der Umgegend nur durch fünf Dämme zusammen, die an ihrem Ausgange durch starke Werke beherrscht werden. N. N. W. liegt die Citadelle de Porto, auch die Favo rite genannt, ein regelmäßiges Pentagon mit nassen Gräben, das westlich ganz und nördlich theilweise durch Moräste gedeckt ist. Durch das Fort führen die Wege nach Ca ftiglione und Verona. Der steinerne Damm der Molina, der von dem Fort nach der Stadt führt , scheidet den oberen See von dem mittleren , enthält die Schüßen zur Regulirung des Wasserstandes in dem oberen See und lehnen sich an ihn auch die Mühlen der Stadt. Er hat 600 Länge. Die Citadelle hat sich in den früheren Be lagerungen stets gut gehalten und bietet unbedingt die größte Widerstandsfähigkeit der vier um die Stadt liegenden Forts. Dieß ist insofern von höchster Wichtigkeit, als hierdurch die Debouchéen nach Castiglione , Peschiera und Verona gesichert sind. Den östlichen Zugang zur Stadt deckt das Fort St.

Vor 50 Jahren.

III. *) Die Schlacht von Wagram am 5. und 6. Juli. Napoleon hatte nach dem Tage von Aspern von Seiten seiner Gegner einen Angriff auf das rechte Ufer bei Tuln oder Mautern erwartet ; als dieser nicht erfolgte , traf er *) Vgl. II. in der A. M.-Z. Nr. 47-50 v. d . J.

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unverweilt die großartigsten Vorbereitungen , um seiner Zeit abermals zur entscheidenden Schlacht von der Lobau aus auf das Marchfeld vorzubrechen. Neben der stehenden Schiffbrücke wurde noch eine Jochbrücke über beide Haupt arme gebaut , beide wurden durch eine doppelte , zugleich für Infanterie gangbare Verpfählung gegen das Herab treiben zerstörender Fahrzeuge gesichert. Zahllose Kähne und Donauschiffe wurden herbeigeschafft, um eine möglichst große Truppenzahl auf einmal an das linke Ufer zu werfen ; bewaffnete Fahrzeuge beherrschten den Strom auf- und ab wärts. Die Donauinseln oberhalb der Lobau , namentlich die bei der abgebrannten Taborbrücke wurden sorgfältig ver shanzt und armirt, um einen Handstreich der Oesterreicher hier zu verhindern und einen Theil ihrer Kräfte durch Beobachtung dieses Punktes zu absorbiren. Die Lobau selbst wurde in ein befestigtes Lager verwandelt ; der durch einen Wassergraben abgetrennte südlichste Theil ward zum Brückenkopf und Reduit , wo Bäckereien und Magazine etablirt wurden. Eine neue Chauffée durchschnitt die Lobau in ihrer ganzen Länge ; die wichtigsten Punkte gegen die Marchebene wurden befestigt, solide Brücken nach den 6 kleinen Inseln im dritten Donauarme geschlagen, diese vers schanzt und mit 106 schweren Geſchüßen aus dem Wiener Zeughaus armirt. Sie erhielten ron West nach Ost ge zählt folgende Namen : Nr. 1. Ile de Moulin , 2. Bes sières , 3. St. Hilaire , 4. d'Espagne , 5. Montebello, 6. Alexandre.

an der Donau zwischen Kornneuburg und Florisdorf; VI. Corps (Klenau statt des erkrankten Hiller) 25 } Bat. , 16 Schw. , 13,740 M. ( 1275 Pf. ) , 88 Gesch. an der Donau zwischen Aspern und Enzersdorf, so daß in vor defter Linie 39,490 Mann standen ; endlich die Reserve (Liechtenstein) 17 Grenadierbataillone, 82 Schw., 17,936 M. (8054 Pf.) , 48 Gesch . zwischen Gerasdorf und Säuring, wo die Grenadiere, bei Breitenlee , Süßenbrunn , Rasch dorf und Aderklaa , wo die Reserveschwadronen standen. Total 171; Bat. , 154 Schw. , 137,622 M. , worunter 15,432 Pf. mit 452 Geſchüßen. Am Abend des 30. Juni machten die Franzosen eine größere Demonstration von der Löbau aus. Unter dem Schuß eines heftigen Artilleriefeuers wurde an der Stelle der ehemaligen Brücke ein Ausfall auf das linke Ufer ge macht , die Brücke hergestellt , Schanzen aufgeworfen und durch eine Brigade gedeckt. Am 1. Juli ward eine zweite Brücke daneben gebaut , am 2. wurde den ganzen Tag kanonirt , 600 Voltigeure mußten den Oesterreichern die benachbarte Insel troß ihres heftigen Feuers abnehmen, Brücken vor und rückwärts wurden hergerichtet und durch Fleschen gedeckt ; auch von der Beſſières-Aue sah man mehrere Uebergänge vorbereiten. Alles schien auf einen Ausfall der ganzen französischen Armee hinzudeuten und Karl ließ deßhalb das VI. Corps in die Schanzenreihe zwischen Aspern und Enzersdorf, das I. - III. Corps dicht dahinter, das IV. Corps nach Wittau, die Cavalerie nach Raschdorf, d. h. den Haupttheil seiner Kräfte auf 1 bis 12 Stunden gegen das Donauufer vorrücken . Allein

Desterreichischer Seits trachtete man vor Allem danach, die eigenen Streitkräfte auf dem entscheidenden Punkt ent sprechend zu vermehren. Collowrath mit dem größten und besten Theile seines Corps , 4 Bataillone von Schuftef wurden herangezogen ; der aus Italien ver drängte Erzherzog Johann sollte herbeieilen , traf jedoch, wie wir wissen, erst am 23. Juni nach der Raaber Schlappe mit bloß 15,000 Mann in Preßburg ein. Bis die Armee die gewünschte Stärke erreicht hatte , wurden Aspern und Egling zur Vertheidigung eingerichtet, die Ein gänge von Enzersdorf durch Fleschen gedeckt , alle 3 Orte durch Schanzenreihen verbunden und gegen die Donau noch einzelne Feldwerke vorgelegt. Auch südlich von Enzers dorf gegen Mühlleiten und Probstdorf wurden Erdwerke aufgeführt ; doch schenkte man diesem Theile der Contre vallationslinie weniger Aufmerksamkeit , wohl weil man den Ausfall des Gegners aus seinen Brückenkopfe wieder an der früheren Stelle erwartete sehr mit Unrecht, wie wir sehen werden. So war die österreichische Armee den ganzen Juni in ihren Stellungen geblieben ; ihre Stärke, Eintheilung und Aufstellung war folgende : Vortrab (Nordmann ) 23 Ba= taillone, 20 Schwadronen, 14,365 Mann incl. 2528 Pferde, 36 Geschüße an der Donau von Enzersdorf bis Orth; 1. Corps (Bellegarde) 22 Bataillone , 8 Schwadronen, 21,693 Mann, wobei 801 Pferde, 68 Geschüße, II. Corps (Hohenzollern) 26 Bat. , 6 Schw ., 25,951 (517 Pf.) , 68 Gesch., IV. Corps (Rosenberg) 24 Bat., 8 Sch., 18,187 M. (792 Pf.) , 68 Gesch . diese drei Corps , zusammen 88,796 Mann zählend, zwischen Wagram und Markgrafen Neuftedel; III. Corps (Collowrath) 22 Bat. , 6 Schw., 16,596 M. (667 Pf.), 50 Gesch . bei Hagenbrunn ; V. Corps (Reuß) 12 Bat., 8 Schw . , 9154 M. (798 Pf.), 26 Geſch .

Napoleon erwartete noch über 50,000 Mann , welche seit Ende Juni herbeigerufen waren und auch mit wahrhaft musterhafter Präcision eintrafen. So Bernadotte von St. Pölten , Davouft von Preßburg , Eugen von Raab (er verließ dieses am 2. Juli und stand am 4. schon in Schwächat) , Marmont und Broussier , am 1. von Gleis dorf und Graß aufgebrochen, erreichten am 5. die Lobau ; die Division Wrede mit 40 Geſchüßen mußte in 4 Tagen von Linz nach Wien ( 24 Meilen) marschiren. Durch diese Maßreg . In bekam die französische Armee folgende Stärke : II. Corps (Oudinot) 50 Bat. , 12 Schw . , 23,000 M. ;* III. Corps (Davouft) 52 Bat., 20 Schw., 36,500 M.; IV. Corps (Massena) 45 Bat. , 28 Schw. , 33,000 M.; IX. (Bernadotte) 22 Bat. , 20 Schw. , 20,000 M.; XI. Corps (Marmont) 15 Bat. , 2 Schw. , 11,000 M., Division Wrede 9 Bat. , 8 Schw . , 6000 M.; Armee Eugens 55 Bat., 43 Schw ., 32,000 M.; Cavaleriereserve (Bessières ) 56 Schw., 7000 M.; Garde 12 Bat., 18 Schw. , 11,000 M.; zus sammen 260 Bat., 207 Schw . mit 179,500 Mann. Dieses sind die auf dem Schlachtfeld verwendeten Truppen ; mit Lefèvre und Vandamme zählte die franzöfifche Armee über 200,000 Mann. Als leztere vom 2. Juli Mittags sich völlig ruhig vers hielt, faßte der Erzherzog den verhängnißvollen Entschluß, die einzelnen Corps am 3. Nachmittags aus ihrer treff lich concentrirten Stellung in ihre früheren Lager zurück kehren zu lassen. Er that dieß zur Schonung der Truppen, welche seit 60 Stunden unter den Waffen gestanden und durch Waſſermangel litten ; wenn aber von einer Schlacht das ganze Schicksal einer großen Monarchie abhängt , ist solche Humanität übel am Plaze. Erzherzog Johann,

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welcher einer früheren Ordre zufolge in der Nacht zum von 1 Uhr Mittags bis Abends 6 Uhr. Davouſt diri 5. einen Ausfall mit 18 Bataillonen gegen Engerau auf girte sich rechts gegen Kümmerleinsdorf , Oudinot auf einer schon geschlagenen Schiffbrücke hatte machen wollen, Ruzendorf, Massena links auf Breitenlee, während Eugen, später auch Bernadotte, sich zwischen Oudinot und Massena um einen Theil der Gegner auf jenem Punkte festzuhalten, wurde nunmehr am 4. Abends 7 Uhr angewiesen , den hereinschob ; die Garde , Marmont und der Rest der Ca Brückenkopf von Preßburg nur schwach zu beseßen und mit valeriereserve folgten hinter der Mitte. Nur Oudinot fand alleu verfügbaren Kräften nach Marchegg (61 Meilen von Widerstand zu Ruzendorf, wo Nordmann sich nebst den Neuftedel) zu rücken , um dem Feinde , wenn er die linke 22 Reserveschwadroñen postirt hatte und erst dann gegen Neusiedel wich, als Davoust von der Rechten, die Division Flanke der Armee bedrohe, in Flanken und Rücken zu fallen. So kam der Abend des 4. Juli ; um 9 Uhr mit ein Dupas (zu Bernadotte gehörend , vorderhand aber Oudinot brechender Nacht eröffneten die Franzosen aus allen Lobaus folgend) von der Linken ihn bedrohten. Bernadotte ver batterien eine lebhafte Kanonade , welche von den Oester trieb eine andere österreichische Abtheilung aus_Raschvorf, Klenau räumte die Verschanzungen reichern erwiedert wurde. Während deren Aufmerksamkeit später aus Aderklaa . hierdurch an die Lobau gefesselt war , schifften sich 1500 zwischen Aspern und Enzersdorf in dem Maße, als Massena Mann von Oudinot am südöstlichen Ende der Insel ein, gegen Breitenlee vordrang und retirirte in ſchönſter Haltung landeten an der gegenüberliegenden Spiße der vor Mühl bis Stammersdorf. leiten gelegenen Insel und deckten den Bau einer dort zu (Fortsegung folgt.) beginnenden Brücke. Ebenso viele poussirte Massena vön der Insel Alexandre auf das jenseitige Üfer, wo auf dem Raum einer Viertelstunde 5 weitere Brücken erbaut und trop Sturm und Regen so rasch gefördert wurden , daß Literatur. mit Tagesanbruch die Corps Oudinot und Massena am linken Ufer standen und Davoust mit zahlreicher Cavalerie im Defiliren begriffen war. Hiermit nahm der erste Geschichte des Krieges Rußlands mit Frankreich Schlachttag (5. Juli) seinen Anfang , dessen erster unter der Regierung Kaiser Paul's I. im Moment von 3 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittags dauerte. Jahre 1799. Verfaßt auf allerhöchsten Befehl General Nordmann's weit zersplitterter Vortrab konnte Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus I. von Oberst Miliutin. Nach dem russischen Originale in's natürlich dieser Uebermacht nur schwachen Widerstand ent gegenseßen ; bloß bei Haufen und dem festen Schloffe Deutsche übertragen von Chr. Schmitt , Lieutenant Sachsengang gelang es , Oudinot bis 8 Uhr Morgens im f. bayer. 2. Infanterieregiment Kronprinz. 4. und aufzuhalten. Um diese Zeit stand Massena und die leichte 5. Band. München, 1858. Eigenthum des Ueber Cavalerie Lasalle's als linker Flügel an der Donau , drei sezers. In Commiſſion der Joſ. Lindauer’ſchen Buch handlung . .seiner Batterien eroberten nach hißigem Gefechte Groß Enzersdorf; Davoust und die Cavaleriedivisionen Grouchy, Das Miliutin'sche Werk , dessen wir während seines Er Pully, Montbrun dehnten sich als rechter Flügel bis Wittau, Oudinot in der Mitte , zusammen über 90,000 Mann, scheinens in deutscher Ausgabe bereits mehrmals Erwähnung gethan *) , liegt nun vollendet vor und schließt mit dem vor während der Rest der Armee auf Brücken und Fähren un Da wir uns über den aufhörlich überseßte. Jezt rächte sich die oben getadelte Kurzem erschienenen fünften Bande. Inhalt der drei ersten Bände bereits ausgesprochen, so wollen Humanität des Erzherzogs ; hätte er seine concentrirte wir hier den Inhalt des vierten und fünften Bandes unseren Stellung vom 2. beibehalten und die Strecke zwischen Lesern gleichfalls in gedrängter Stürze vorführen und hierbei Enzersdorf und Mühlleiten beffer in's Auge gefaßt , so vorzugsweise den Zug Suworoff's durch die Schweiz in's konnte er Maſſena und Oudinot Morgens 5 Uhr mit 452 Auge fassen. Geschüßen entgegentreten - man denke sich dann deren Nachdem Suworoff in Italien so glückliche Erfolge ers Lage ! So aber konnte er die Stellung zwischen Enzers rungen und das österreichische Tabinet dort genug gethan zu dorf und Ruzendorf_nicht mehr beziehen , da die zu weit haben wähnte , kam von Seiten des legteren das Project rückwärts verlegten Truppen mindestens 3 Stunden dahin in Vorschlag, Suworoff mit seinen Truppen nach der Schweiz gebraucht hätten ; er zog es also vor , den Feind in der zu ziehen, um die Franzosen , wie er es in Italien gethan, vortheilhaften Position zwischen Wagram und Neusiedel zu so auch aus den Bergen dieses Alpenlandes zu vertreiben. erwarten , brachte jedoch nur der Armee an diesem Tage Wenn auch ungern und mit innerem Widerstreben, mußte sich zusammen , da die Truppen , wie gesagt , auf zu weitem der russische Heerführer den ihm gewordenen höheren Weisungen Umkreise lagerten und Collowrath mit der Reserve gar fügen und brach Anfang Septem ber nach der Schweiz auf. s nicht herangezogen wurde. Suworoff hatte zwischen mehreren nach der Schweiz führenden wurden 22 Schwadronen nach Ruzendorf entsendet , das Straßen zu wählen ; er fonnte über Giavenna und den Splügen gegen ward Morgens 5 ; Uhr ein Courier an Erzherzog oder über Bellinzona und den Bernhardin oder endlich auch Johann mit dem Befehl abgefertigt, daß er nur 3 Stunden über den St. Gotthardt und durch das Reußthal eindringen. in Marchegg raften und sodann über Schönfeld bis Sieben Suworoff, schnelle und entscheidende Operationen allen anderen brunn heranrücken solle. Sobald Eugen's Truppen über die Brücken defilirt vorziehend , entschied sich für den legteren. Sein allgemeiner waren, begann die französische Armee sich fächerartig aus. *) Zulegt in den Nrn. 35-38 der A. M.-Z. von 1858. zubreiten und hiermit trat fie in den zweiten Moment

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Plan bestand darin , die Franzosen zu gleicher Zeit von drei Seiten her in die Enge zu treiben ; während die Ruſſen von Italien aus über den St. Gotthardt in das Reußthal ein dringen , sollten die österreichischen Generale Linken, Jellachich und Hoße dieselben von der Linth zurückdrängen und Korssas koff, der mit seinen Russen an der Nordgränze der Schweiz stand, über die Limmath gehen, Massena so von allen Seiten angegriffen und durch Suworoff's Bewegung im Rücken be droht , gezwungen werden, die starke Position, die er auf dem Albis genommen , aufzugeben und den größten Theil des von ihm beseßten Landes zu räumen . Doch sieht man auf den ersten Blick , daß die Ausführung dieses Plans eine äußerst schwierige sein mußte. Die unzusammenhängende Bewegung der einzelnen Colonnen gegen die concentrirten Streitkräfte des Feindes war sehr gefährlich, abgesehen davon, daß leßterer den Verbündeten an Zahl überlegen , mit dem Terrain genau bekannt und im Gebirgskriege durch eine lange Praxis sehr geübt war. Nachdem Suworoff von den in der Schweiz commandirenden Generalen , Strauch und Hoße , noch vers schiedene Vorschläge und Berichte über die allgemeine Lage und die Verhältnisse in der Schweiz erhalten, sezte er sich mit ſeinen Truppen in Marsch und gelangte nach einem mehrtägigen Aufenthalte in Taverne am 21. September in der Nähe des St. Gotthardts an, Rosenberg wurde mit seiner Division zur Umgehung des St. Gotthardt rechts durch das Blegnothal gegen Dissentis entfendet und sollte dann, über den Oberalpsee einbrechend , den die Position auf dem St. Gotthardt verthei digenden Franzosen in den Rücken zu fallen, während Suworoff dieselben in der Fronte angriff. Troß des äußerst hartnäckigen Widerstandes von Seiten der Franzosen gelang Suworoff's Plan ; die Russen warfen nach ungeheuren Anstrengungen und Verlusten den Feind und folgten demselben bis nach Ürseren, wo die einbrechende Nacht dem Kampfe ein Ende machte. Rosens berg , welcher über den Oberalpsee gezogen, kam jedoch erst in der Nacht bei Urseren an, und die Franzosen erhielten so Zeit, sich zurückzuziehen und an der Teufelsbrücke dem weiteren Vors dringen der Russen neuen Widerstand entgegenzuseßen. Miliutin bringt über die Passage durch das Urnerloch, den Angriff auf die Teufelsbrücke und den Rückzug Lecourbe's , der jezt das Commando über alle im Reußthale stehenden republikaniſchen Truppen übernommen , verschiedene und den Behauptungen früherer Schriftsteller widersprechende Angaben. Nach dem russischen Autor waren es vor Allem zwei zur Umgehung über die Berge detachirte Colonnen (von denen eine sogar durch den reißenden Strom watete und die Gebirgswände des linken Ufers erftieg) , welche die schnelle Beendigung des Kampfes und die Wegnahme der Brücke entschieden. Doch war auch, nachdem die Franzosen schon den Rückzug angetreten, der Ueber gang über die Brücke äußerst schwierig , da die Feinde einen Bogen derselben gesprengt hatten und die Passage unter dem Feuer ihrer Nachhut wieder hergestellt werden mußte. Von hier drangen die Russen , wenn auch unter immerwährendem Kampfe, doch ohne erheblichen Verlust bis Altdorf vor und be seßten diesen Ort, während die Franzosen sich nach Fluelen und Seedorf zurückgezogen. Doch hatte Suworoff hiermit so

viel wie nichts erreicht. Die Straße , auf der man bisher vorgedrungen, hörte am Züricher See auf, die Herstellung einer Verbindung mit Korssakoff längs des östlichen Ufers des Sees wurde durch das steil abfallende Gebirge unmöglich gemacht. Die Frage , warum Suworoff dieß vorausgesehen , bleibt auch nach der gründlichen und in alle Details eingehenden Dar stellung Miliutins unbeantwortet. Derselbe scheint zwar zu behaupten, Suworoff habe sich hierin gänzlich auf die öfter reichischen Generalstabsoffiziere , vorzüglich auf Oberst Wei rother verlassen , diese hätten ihm zu diesem Wege gerathen, allein es klingt doch ganz unglaublich , daß die Desterreicher, welche die Gegend aus eigener Erfahrung kennen mußten, ihm die eigentlichen Terrainverhältnisse so weit verschwiegen hätten. (Schluß folgt.)

Miscelle.

Die Sterblichkeit im Kriege. Im Hinblick auf den gegenwärtigen Kampf in Italien entnehmen wir der " Preuß. Ztg. " folgence statistische Angaben über die Sterb lichkeit im Kriege. Zunächst ist es eine erfahrungsgemäß feststehende Thatsache , daß ſelbſt in den blutigſten Kriegen in der Regel unver gleichbar mehr Menschen durch Krankheiten , Strapazen , Mangel und Entbehrung fortgerafft werden , als durch die feindlichen Waffen. So starben in den 41 Monaten des englisch-spanischen Krieges an Krankheiten 24,930 Soldaten, an Wunden nur 8999. Bei der eng lischen Expedition nach Walchern ( 1809) fielen bei einem Effective stande von 39,219 Mann durch fcindliche Waffen 217 ; dagegen starben an Krankheiten vom 28. August bis zum 23. December 4175 ; die Zahl der Erkrankten betrug 26,846. Während des Krimkrieges kamen im Februar 1855 von der englischen Armee um : vor dem Feinde 7 , an Krankheiten im Lager 1407 , in Spitälern 660. Die Ges sammtsumme der Verluste an Todten und Versprengten während des 7 jährigen Kriegs ( 16 Hauptschlachten ; ― 3 Corps zu Grunde ge= richtet; ―― 5 Besaßungen verloren) gibt Friedrich II. in der „ Histoire de mon temps" auf 180,000 Mann an , die seiner Verbündeten auf 160,000 Mann. Die Verluste seiner Gegner berechnet der König wie folgt: Desterreicher , welche in 10 Hauptschlachten kämpften und 3 Besagungen einbüßten , 140,000 Mann ; Russen in 4 Schlachten nebst Verlusten auf dem Marsch 120,000 Mann ; Franzosen circa 200,000 Mann; Schweden 25,000 Mann ; zusammen 513,000 Mann. ~ In dem 22 jährigen Kriege Englands gegen Frankreich wurden nach amtlichen Berichten von der englischen Armee 19,796 Mann (jährlich 899) getödtet und verwundet 79,709 (jährlich 3623). Der Ver luſt in den blutigſten Schlachten war bei " " "/ "

Waterloo Salamanca Vittoria Talavera • Trafalgar

Todte 1771 388 501 670 447

Verwundete 5889 2714 2807 3406 1214

In der Schlacht von Borodino kämpften 104,000 Ruſſen und 123,000 Franzosen. Die Verluste betrugen bei den Ruſſen 52,000 und bei den Franzosen 28,000 Mann .

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegens Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

9.

Rupe

Samstag, Juli 1859.

Allgemeine

34. Jahrgang. No. 55 & 56. spa

Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten .

Preußen . Königsberg , 23. Juni. An der Vollendung unserer großartigen Festungsbauten wird besonders jezt eifrig gearbeitet . Man glaubt zwar nicht , fie bis zu einer ge gebenen Frist vollkommen herzustellen , doch werden sie in zwei Monaten wenigstens so weit vollendet sein , daß sie als sturmfrei betrachtet werden können. Es sind gegen wärtig bei den Festungsarbeiten bereits circa 2500 Mann neu angestellt worden, und soll sich die Zahl bis auf 5000 und noch darüber steigern. Danzig, 21. Juni. Die preußische Marineverwal tung hat den Bau von 20 Schraubenkanonenbooten angeordnet , von denen jedes eine Länge von 106 Fuß, eine Maschine von etwa 60 bis 80 Pferdekraft und 4 bis 6 Geschüße erhalten wird . Das Seebataillon ist auf 1500 Mann verstärkt worden. Das preußische Geschwader besteht gegenwärtig aus 2 Fregatten, 3 Corvetten, 2 Schoonern, 2 Dampfavisoschiffen und 40 Kanonenbooten .

Bayern . München, 27. Juni . In Münchener Correspondenzen verschiedener Blätter ist von Verstärkung der bayerischen Armee durch Errichtung neuer Cavalerieregimenter, Cü Diese n rassiere sowohl als Chevaurlegers , die Rede. gaben beruhen indessen auf einem Irrthum. Es handelt fich im besonderen Falle nur um eine veränderte For mation der bereits vorhandenen acht Cavalerieregi menter zu rein taktischem Zwecke , um diesen Truppen förpern eine größere Manövrirfähigkeit zu geben. Bisher bestand jedes leichte oder schwere Reiterregiment in Bayern aus 6 activen und einer Depotschwadron, also zusammen 7 Schwadronen, jede zu 150 Mann im Kriegsstande. Ein vollständiges Reiterregiment hätte also mit 900 Mann und Pferden in's Feld zu rücken. Daß es aber einem Obersten als Regiments commandanten ganz unmöglich ist, eine solche, in drei Divisionen von je zwei Schwadronen abgetheilte Masse gehörig zu überschauen oder gar mit der Stimme zu beherrschen , leuchtet Jedem ein , der einmal ein solches Regiment auch nur auf dem Exerci plag hat manövriren sehen . Darum ist man mit Recht in sehr vielen

Armeen von dieser Formation bereits abgegangen , und hat nun auch bei uns , um die leichtere Verwendbarkeit der Truppe zu erreichen, und dem Commandanten die Möglichkeit eines Ueberblicks über seine Truppe und einer erfolgreichen Führung derselben zu gewähren , die auch anderwärts in den deutschen Heercskörpern bereits bestehende, unstreitig zweckmäßigere Formation der einzelnen Regimenter in vier Schwadronen und eine Depotschwadron angenommen. Diese Umwandlung ist bereits im vollen Gange und nahezu vollendet , ohne daß daraus eine wesentliche Vermehrung des Gesammteffectivstandes unserer Reiterei entsteht. Bayern wird nach der neuen Formation statt 2 Cü rassierregimenter 3, in 15 Schwadronen statt der bisherigen 14, und statt 6 Chevauxlegers regimentern 8 in 42 Stwa dronen wie bisher haben. Das 1. und 2. Chevauxlegers regiment behalten nämlich ihre bisherige Formation vor läufig bei, und erst , wenn auch bei diesen die Umwand lung eintritt , wird noch ein 9. Chevauxlegersregiment mit der Nenbildung einer Depotschwadron zu errichten sein. Dagegen steht die Errichtung der 4. Bataillone der In fanterieregimenter und damit eine bedeutende Erhöhung des Effectivstandes der Armee bevor, wozu aber das Er gebniß der legten außerordentlichen Recrutirung mehr als ausreicht, ohne daß darum schon jetzt auf die früheren Altersclaffen der Legionisten (d. h. aller nach Vollendung ihrer militärischen Dienstzeit nicht ständig seßhaft gewordenen ledigen Männer bis zum 42. Lebensjahre) zurückgegriffen zu werden braucht. Indessen soll auch an diese den Alters claffen bis zum Jahr 1825 zurück angehörenden Legionisten bereits Befehl ergangen sein , sich für alle Fälle bereit zu halten , und deshalb sich nicht ohne vorherige Anzeige von ihrem gegenwärtigen Wohnfiße zu entfernen. Mit der Bildung der 4. und später auch der 5. Ba taillone der Infanterieregimenter werden auch diese voraus sichtlich aus taktischen Rücksichten , wie jezt die Reiterei, (Fr. Post-Ztg. ) eine neue Formation erhalten .

Frankreich. Paris , 25. Juni. In Vincennes werden gegenwärtig Versuche mit einem neuen Geschoß für die Gewehre

483 der Jäger zu Fuß und der Zuaven gemacht , von denen man sich sehr viel verspricht.

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machen wollten , einen außerordentlichen Vortheil voraus ; es hat von Anfang eine Heereskraft in Bereitschaft , wie ſie anderwärts vielleicht erst nach Verlauf eines Jahres und länger in Bewegung gesezt werden kann . Allein wir Wiederlande. müssen doch die verschiedenen Heertheile unterscheiden. Für Gravenhaag, 2. Juli. Im bevorstehenden Herbste den eigentlichen Dienst im Felde, in wie außer Landes, sollen , um die Kriegsübungen nach einem größeren Maß tft bekanntlich nur die Linie und die Landwehr ersten Auf stabe als bisher stattfinden zu lassen , 12 aus den ver gebots bestimmt , eine Masse , die man nach Abzug der schiedenen Infanterieregimentern gezogene Bataillone nebst Depots, Festungsbesaßungen u. s. w. vielleicht auf 320,000 9 Cavalerieregimentern und 3 Batterien Artillerie zu einem Mann, d. h. gegen 2 Procent der Volkszahl , anschlagen Uebungslager bei Zeist , unweit Utrecht , concentrirt fann. Und auch dieß muß schon als eine sehr bedeutende des das in 2 Anstrengung betrachtet werden , da wohl ein Drittheil das theilt, ist dem Prinzen Friedrich überwiesen. Zu Brigade von angesessene Leute sind , die durch den Krieg mitten commandeurs werden der Prinz von Oranien und der aus den Arbeiten des Feldes und des bürgerlichen Er Baron von Geen designirt. Denn Preußen stellt , ob werbs herausgerissen werden. gleich geseßlich die allgemeine Wehrpflicht besteht , doch kaum die Hälfte seiner waffenfähigen jungen Mannschaft Zur Dienstpflicht kommt jährlich er unter die Fahne . Die militärische Stellung Frankreichs Deutſchland gegenüber. fahrungsgemäß 1 Procent der Bevölkerung , also etwa 170,000 Mann ; hiervon ist die Hälfte bis § , d. b. I. 85-106,000 Mann einstellungsfähig ; es kommen aber in (Schluß.) der Regel nur 42-45,000 Mann zur Einstellung. Jene Auch die mittleren und kleineren deutschen Staaten bedeutende Heeresmasse wird also durch die lange Dienst zeit aufgebracht , welche in der Linie 5 , in der Landwehr werden kaum einen größeren Bruchtheil ihrer Volkszahl zu den Waffen rufen können. Sie ersten Aufgebots 7 , zusammen 12 Jahre , beträgt. Die Sie haben haben meistens meistens eine eine Landwehr zweiten Aufgebots , mit einer weiteren Dienst ähnliche Heerverfaſſung , wie Frankreich : Conscription mit Stellvertretung ; Recrutirung der einzelnen Regimenter zeit von 8 Jahren , soll in der Regel nur für die un mittelbare Landesvertheidigung verwendet werden. Uebrigens und Truppentheile durch's ganze Land , ohne besondere wird nach anderen Quellen das preußische Geſammiheer Ergänzungsbezirke ; regelmäßige Einreihung von nur etwa der ganzen Waffenfähigen jungen Mannschaft in's sogar mit gegen 580,000 Mann angegeben, und die Mann Heer, welche jährlich im Durchschnitt - Procent der schaft wenigstens scheint auch bis zu dieser Höhe vorz Bevölkerung beträgt ; 5-7 jährige Dienstzeit , wobei nur handen. Allein man darf in keinem Falle diese 540,000 oder 580,000 Mann ebenso zählen , wie man die 5—600,000 in einzelnen Staaten, wie in Bayern, eine Art Landwehr und Reserveverpflichtung für Nichteingestellte und Ausge Franzosen zählt ; und am wenigsten kann man sagen , daß diente besteht, die aber im Kriegsfall allemal nur langsam sie ohne besondere Mühe aufgebracht würden. Jene werden gewiß da sein, wenn es die Größe und Noth des Krieges zur Wirksamkeit kommen kann , weil sie ganz neue For mationen nöthig macht. Freilich ist das System in vielen verlangt ; aber auch Frankreich) würde in einem solchen Punkten viel geordneter , als in Frankreich , die Kräfte Falle sein Heer bedeutend über die Gränze hinaus ver werden mehr gespart, geschont; zurückgehalten ; dagegen ist stärken können , welche die regelmäßigen Etats angeben . Ob etwa dem Verfasser bei der Berechnung der Etats, auch die militärische Anstrengung bei einem Staate der ein durchaus ſelbſtſtändiges , großſtaatliches , in alle inter troß der fachkundigen Aufzählung derselben, noch besondere nationale Bewegung unmittelbar eingreifendes Dasein hat, Irrthümer begegnet sind , können wir hier, weil uns Raum jedenfalls im Verhältniß größer , als bei Staaten , welche und Material dazu fehlen, nicht näher untersuchen. Jeden erst in zweiter Reihe bei den großen politischen Fragen falls scheint uns im Verhältniß zur französischen Armee von 575-660,000 Mann , die österreichische mit 7--800,000 betheiligt sind. Es bliebe also Preußen, und dieß scheint auf den ersten Mann um 100-150,000, die preußische mit 541,000 um Blick allerdings jene hohe Zahl der deutschen Heeresmacht 200-220,000 Mann und die der übrigen deutſchen Staaten zum Theil zu rechtfertigen . Seine Armee würde, im Ver mit 350,000 Mann wohl auch um etwa 100-150,000 Unter den lezteren steht z. B. hältniß wie die franzöſiſche gerechnet , etwa 260,000 Mann Mann zu hoch angeſeßt. Bayern mit 90,300, Kurheſſen mit 15,000 Maun. Jenes betragen ; statt deſſen finden wir sie mit 541,000 Mann , also mit 281,000 Mann mehr, angegeben. Wahrscheinlich hat 42 Millionen, dieses 736,000 Einwohner, also ist jedes kann Preußen im Fall der Noth diese Macht annähernd Heer zu 2 Procent der Bevölkerung gerechnet. Allein die wirklich aufbringen ; die Mannschaft ist jedenfalls vollzählig Etats des eigentlichen stehenden Heeres ergeben für Bayern vorhanden, ist eingeübt, die Ausrüstung iſt da, die Stämmie höchstens zwischen 70 und 80,000 , für Kurhessen 10,000 sind es wenigstens zum Theil ; kurz , die Vorbedingungen Mann . Darüber hinaus hat das erstere allerdings noch zu einer raschen Formation bestehen . Kam dieselbe schon Reserven und Landwehr, bei denen aber nur von bezeichneter 1839 im Laufe von vielleicht 8-10 Wochen zu Stande, Mannſchaft, kaum von vorbereiteten Formationen die Rede so wird dies heute , nach den Erfahrungen von damals , sein kann , während das leßtere über jene Zahl überhaupt Auch berechnet sich nach den noch rascher geschehen. Preußen hat dadurch vor allen nicht hinauskommen wird . anderen Staaten, auch wenn sie eine ähnliche Anstrengung Standestabellen, die unser Verfaſſer ſelbſt anführt ( S. 15),

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das Gesammtheer dieſer deutſchen Staatengruppe auf wenig über 200,000 Mann , was uns ziemlich zutreffend scheint. Daneben wollen wir noch beiläufig bemerken, wie mißlich es ist, daß die Bestimmungen der Bundeskriegsverfassung, sowohl die ursprünglichen, als die nachträglichen, nicht ein mal officiell bekannt sind. Man begegnet in Folge davon auch bei so unterrichteten Männern , wie unser Verfaſſer, noch manchen Lücken und Unrichtigkeiten. Es ist das freilich leider im hergebrachten Styl des Bundes ; allein man könnte doch auch schon auf diesem Gebiet gelernt haben , daß die Geheimhaltung meistens der falschen Ver dächtigung dient , während nur eine offene Verhandlung fruchtbare Ergebnisse liefert. Bei der Schwierigkeit , welche die Berechnung der Heereskraft aus den Etats und aus den allgemeinen Ver hältnissen und Kräften des Staates bietet , ist es zugleich angemessen, geschichtliche Proben als weitere Anhaltspunkte herbeizuziehen. Frankreich z . B. hatte nach officieller Mit theilung im orientalischen Krieg zulegt 250-300,000 Mann auf den Kriegsschauplag in der Krim und in der Türkei geworfen, woraus ein dauernder Effectivſtand von 150 bis Allein es war dadurch auch 200 000 Mann hervorging. so erschöpft , daß die Truppentheile in der Heimath_viel fache Lücken zeigten und kaum im Stande waren , die Er gänzung sicherzustellen. Es wird also , wenn man auch Entfernung, Klima u. s. w. noch so sehr in Anschlag bringt, seinen eigentlichen Feldarmeen bei einem europäischen Kriege schwerlich die doppelte Stärke, wie im orientalischen geben können. Für Oesterreich wird der Sommer 1849 ein Maß der Leistungsfähigkeit geben können , wenn man die unga rischen Insurrectionsarmeen mitrechnet. Denn war auch der Staat damals zerrütter, so wurden doch sicherlich von beiden Seiten die höchsten Anstrengungen gemacht. Die gesammten Militärkräfte jener Zeit berechnen sich nun zu 500-550,000 Mann. Und damit stimmen die officiellen Angaben aus der Mobilmachung von 1855 überein, welche damals eine Gesammtmacht von 554,000 Mann auswiesen . Preußen und das übrige Deutſchland sind neuerdings nicht auf die Probe eines größeren Krieges gestellt und darum sind auch eingehendere Zahlenangaben nicht bekannt ge worden. Das erstere wird 1849 etwa 200,000 , 1839 vielleicht 400,000 Mann unter den Waffen gehabt haben. Von den anderen Staaten ist uns wenigstens bezüglich einzelner bekannt , daß sie wirklich etwa 1; Procent der Bevölkerung unter den Waffen und zum größten Theil gegen die Revolution in Thätigkeit hatten. Im Ueberblick aller dieser Erwägungen glauben wir unsere Frage annähernd in folgender Weise beantworten zu können. Frankreich hat gegenwärtig , wo vielleicht die regelmäßigen Etats ziemlich vollzählig , die neuen Forma tionen dagegen jedenfalls noch in der Entwickelung sind, in seinen Feldarmeen in Italien und gegen Deutſchland zusammen schwerlich mehr als 11 Procent der Bevölkerung, d . b. 450,000 Mann. Da es über 50,000 Mann Matrosen und Marinetruppen für seine Flotte bedarf, auch das Innere und Algier nicht entblößen kann, so balten wir eine Steige rung dieser Macht bis auf 1 Procent für das höchste, schwerlich völlig erreichbare Maß , d. h. Frankreich wird an allen seinen Gränzen und jenseits derselben kaum mit der Gesammtstärke von 500-540,000 Mann auftreten

können. Wird es auf die Vertheidigung zurückgeworfen und dringt der Krieg in das Innere des Landes , so läßt sich bei der unberechenbaren Natur des Volks kaum sagen, was geschehen wird . Möglich , daß die jetzige Dynastie dann bereits ihren Boden verloren hat , und daß den Heeren aus der Volkskraft so wenig Verstärkung zuwächst, wie 1814 und 1815. Möglich aber auch , daß eine Art nationalen Aufschwungs stattfindet, wie zur Zeit der ersten Revolution . Wir unsererseits werden jedenfalls besser thun, uns auf das Lettere, als das Schwerere gefaßt zu machen ; allein wir dürfen für diesen Fall doch annehmen, daß das Volk nach so viel politischen und gesellschaftlichen Fieber schauern und nach dem aussaugenden , niederschlagenden Despotismus des lezten Jahrzehnts die Spannkraft von damals nicht erreichen wird. Es würde also dann das Gesammtheer, d . h. Alles, was uns in Waffen und kampf tüchtig gegenüberstünde, schwerlich auf volle 2 Procent der Bevölkerung, d. h. auf 7—720,000 Mann geſchäßt werden dürfen. Von Desterreich) fönnen wir wahrscheinlich kaum die Es hat gleiche Leistung erwarten, wie von Frankreich) . 3-4 Millionen mehr Menschen als dieses, hat kein Alge rien , bedarf zu seiner Flotte nur etwa 10,000 Mann. Allein der Staat kann durchaus nicht in gleichem Grad auf seine verschiedenen Nationalitäten zählen ; die 5 Millionen der italienischen Provinzen namentlich sind ein ziemlich un sicheres Material ; dabei sind die Finanzen und der Credit noch weniger befriedigend , ist die Verwaltung jedenfalls verschiedenartiger, weitläufiger und schwerfälliger, die Volts natur zwar zäher und gesünder, aber im Durchschnitt nicht so leicht erregt, nicht so begabt für plößliche Bewegung, neue Organisationen u . s. w . als in Frankreich. Wir können also, so sehr wir es wünschen möchten , die 7—800,000 Mann, die auch der bekanntlich recht zuverlässige Gothaer Kalender anfeßt, nicht annehmen, ohne uns einer bedenklichen Selbsttäuschung hinzugeben ; auch scheinen die lezten Ereigniſſe in Italien gerade hierin leider bereits einen schlagenden Beweis über nommen zu haben. Vielmehr glauben wir , daß die Ge sammtſtärke der frei verwendbaren activen Armeen 1-11 Pro cent der Bevölkerung oder etwa 4—450,000 Mann schwer lich übersteigen wird. Und wenn Oesterreich) auf einen inne ren Vertheidigungskrieg zurückgeworfen würde, einen solchen, bei dem wenigstens eine theilweise nationale Bewegung der Regierung kräftig zu Hülfe kommen dürfte , so würden wohl 6-650,000 Mann die äußerste Zahl für die gesamm ten Streitkräfte bezeichnen . Preußen ist ohne Zweifel der Staat, welcher im Ver hältniß der höchsten militärischen Machtentwickelung fähig ist. Es beruht dieß in seiner ganzen geſchichtlichen Ent wickelung ; es ist als Militärstaat groß geworden , durch die Heerverfassung, die Erbschaft einer Volkserhebung ohne Gleichen , sind die gesellschaftlichen und politischen Vorbe dingungen für ausgedehnte Organisationen , militärischer Geist und militärische Uebung weiter im Volk verbreitet, als irgendwo sonst ; dazu ist das Volk einig , die Staats verwaltung seiner Kräfte in hohem Grad mächtig. Doch dürfen wir die Leistungsfähigkeit nicht überschäßen. Wir meinen , daß es wohl 1 Procent der Volkszähl , d. h . etwa 250,000 Mann dauernd als active Armee wird in's Feld stellen können und halten 13 Procent oder etwa

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300,000 Mann in dieser Richtung für die Gränze. Da gegen wird die Kraftentwickelung bei einem nationalen Vertheidigungskrieg ungleich bedeutender sein und mag sich wohl bis zu 3 Procent , d. h. 500,000 Mann , steigeru laffen , wobei wir freilich noch kein 1813 angenommen haben , weil der Aufschwung von damals außer aller Be rechnung liegt. Das übrige Deutschland wird Frankreich in der mili tärischen Anstrengung aus den schon oben angegebenen inneren Gründen eher übertreffen , als dahinter zurück bleiben ; jedenfalls wird es einer größeren Ausdauer darin fähig sein. Nimmt man also 11-12 Procent der Volks zahl für die active Armee , so gibt das 220-270,000 Mann , für einen nationalen Vertheidigungskrieg dagegen erhielten wir mit 2 Procent 360,000 Mann. Jedenfalls erachteten wir es für höchst angemessen, wenn Breußen wirklich beantragt hätte , daß diese Staaten ihre Heeres macht auf 2 Procent der Volkszahl bringen sollen . Wir fennen die großen Schwierigkeiten und Anstrengungen, die das kosten würde ; allein wir waren schon einmal, 1849, nach dem Beschluß der Reichsgewalt und der National versammlung , auf dem besten Weg dazu. In unserem Staats- und Volksleben würde gerade in so dringender Zeit der organisatorischen Thätigkeit Vieles zu Hülfe kom men , wie vir später noch näher zu zeigen denken. Das Ergebniß scheint uns immer noch befriedigend genug. Wir stimmen mit unserem Verfasser insoweit überein, daß wir auch sagen, der große Staatenbund mag etwa 14 , ja vielleicht gegen 12 Millionen Soldaten auf bringen können ; aber nur zur Vertheidigung , bei höchster Anstrengung, bei einem wirklich nationalen Krieg, bei voll fommener innerer Einigkeit. Die Angriffsmacht Frank reichs dagegen würde 540,000 Mann , diejenige Rußlands vielleicht eben so viel betragen, zusammen 1 Million. Wir haben also für unsere nationale Existenz nichts zu fürchten. Allein nach unseren Wünschen für uns entschieden würde die Sache nur durch einen großen glücklichen Angriffskrieg, und dabei stellen sich die Zahlen doch anders. Wir hätten dann höchstens 1 Million und Frankreich allein vielleicht 6—700,000 Mann . Immer noch genug zum Sieg, allein nicht um in einem Sommerfeldzug nach Paris zu gehen, wie viele unserer Zeitungen meinen. Wir bemerken noch, daß wir überall bis an die höchste Gränze gegangen sind ; im Felde selbst würden diese Zahlen sicher bedeutende Ver minderungen erleiden. Jedenfalls geben sie politisch , wie strategisch viel zu denken. Weitere Combinationen , wie 3. B. im Westen ein Angriffs- , im Osten ein Verthei: digungsfrieg , würden uns für dicßmal zu weit führen. Ihre Erwägung aber sollte unsere Zeitungsschreiber doch lehren, daß die Kriegs- und Staatspolitik eine schwere Sache ist, die jedenfalls mit mehr Besonnenheit und Mäßigung getrieben werden sollte , als es bisher zum Theil geschah. Der Krieg in Oberitalien.

VI. *) e. In meiner legten Betrachtung vom 21. Juni batte ich einen Stillstand des Kampfes von einigen Wochen für *)

gl. V. in der A. M.-3. Nr. 51 & 52 v. d. J.

498 wahrscheinlich gehalten. Die Schlacht bei Solferino am 24. Juni hat diese Vermuthung in ihrem thatsächlichen Theil auf furchtbare und blutige Weise widerlegt. Da gegen hat sie den Gründen , worauf die Vermuthung be ruhte, leider nur zu ſehr Recht gegeben. Ich sagte dort, daß und warum die Vertheidigung zunächst nicht die Macht besigen werde , aus ihrer zurückgehaltenen , gesammelten Stellung herauszutreten. Sie hat es wider Erwarten doch gethan ; der Versuch ist mißlungen ; der Vortheil , welcher im Abwarten gelegen hätte , ist verspielt; dem Feinde ist wenigstens der moralische Gewinn in die Hand gegeben, der ihm vor der Ueberschreitung des Mincio besonders er wünscht sein mußte. Worin lagen die Fehler des Ent schlusses und der Ausführung ? Welches werden die Folgen sein? Betrachten wir zunächst in allgemeinen Zügen den Verlauf der Schlacht, soweit er sich nach den bis jezt be faunt gewordenen Berichten und Mittheilungen feststellen läßt. Die Oesterreicher hatten nach der Schlacht von Magenta (4. Juni ) und dem Nachhutgefecht bei Melegnano (8. Juni) ihren Rückzug ununterbrochen fortgesezt und im Verfolg desselben sogar die starke Stellung hinter der Chiese, jenen berühmten Höhenzug von Lonato und Desenzano bis Volta aufgegeben, der 1796 und 1848 vom Donner ents scheidender Schlachten wiederhallt war. Ihre Maſſe ſam melte sich hinter dem Mincio. Dort, auf einem bekannten und vorbereiteten Boden , zwischen ihren Festungen , von den Eisenbahnen Verona - Peschiera und Verona - Mantua begünstigt, wollten sie, so schien es , den Angriff des Fein des erwarten. Dieser rückte langsam und vorsichtig vor; ein Zeichen, daß er aus den bereits bestandenen Kämpfen auf noch schwerere schloß, die ihm bevorſtünden ; von Mailand und Melegnano bis zur Chiese, etwa 14-18 Meilen oder 5-6 Märsche, brauchte er 14 Tage. Hinter diesem Flüß chen erwarteten die Verbündeten wohl zuerst die öster reichische Armee zu finden. Allein die Nachrichten lauteten übereinstimmend, daß die Stellungen verlassen wären . Die Vortruppen gingen daher schon den 22. über , die Armee scheint zum größten Theil den 23. gefolgt zu sein. Am Abend dieses Tags wird durch die Vortruppen und das Volk die Kunde von dem gesammelten Vorrücken der Oester reicher gekommen sein. Es scheint nicht , daß das frans zösische Hauptquartier sofort ein günstiges Ereigniß darin sah; allein es hat sich dadurch auch nicht erschüttern oder irre machen lassen. Der Bericht des Moniteur sagt , daß bestimmte Dispoſitionen für das fortgesezte langsame Vor rücken am folgenden Tag gegeben worden seten ; wahr sch inlich für die doppelte Möglichkeit , daß man es mit der ganzen österreichischen Armee oder nur mit Vortruppen derselben zu thun habe. Der Vormarsch hätte dann am 24. der Hige wegen sehr frübe begonnen und sehr bald auf den Feind geführt. Der Kaiser wäre auf den Kanonen donner rasch herbeigeeilt , hätte sich mit Mac Mahon be sprochen und sofort seine Dispositionen getroffen . Den linken Flügel mit der weit ausgedehnten Richtung auf Rivoltella und Pozzolengo erhielten die Piemontesen. In der Mitte bewegte sich das 1. Corps (Baraguay d'Hilliers) ron Castiglione gegen Solferino , die Garde folgte ziem lich seiner Richtung Richtung. Das 2. Corps zog von Medole auf ich seiner Cavriana . Auf dem rechten Flügel rückte das 4. Corps (Niel) gegen Guidizzolo , das 3. (Canrobert) folgte, ins

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dem es zugleich zur Sicherung der rechten Slanke gegen einen von Mantua her befürchteten Angriff seine Kräfte zum Theil gegen Castel Goffredo und weiter rechts richtete, Wahrscheinlich ist dabei Mänches ausgeschmückt, Vieles hat sich sicherlich von selbst gemacht , ohne die Eingebung be sonderer Dispositionen ; doch verdient die Festigkeit des Entschluſſes, beim Vorgehen zu beharren, alle Anerkennung. Die Desterreider ihrerseits überschritten am 23. , wie es heißt, bei Goito, Valeggio, Monzambano und Peschiera den Mincio. Der rechte Flügel, F.M.L. Benedek mit dem 8. Corps , rückte auf Pozzolengo und Rivoltella. In der Mitte scheint das 5. Corps (Stadion) auf Solferino, das 1. (Clam Gallas) und 7. Corps auf Cavriana marschirt zu sein. Den linken Flügel hätte das 3. und 9. Corps, unterstügt vom 11. mit der Reservecavalerie , gebildet, welche auf Guidizzolo und Castel Goffredo vorgerückt wären. Leider läßt sich von einer bestimmten klaren Ab ſicht und einem Schlachtplan , der ihr entsprochen und ein sicheres Zusammenwirken der Theile bedingt hätte , aus dem österreichischen Bericht nichts entnehmen. Nicht ein mal das läßt sich erkennen , wie der Oberbefehl eingerichtet war und wer die einzelnen Theile der Schlach linie be fehligte. Wir müssen nur ganz allgemein schließen , daß sich der Kaiser mit seinem Stab bei der Mitte aufhielt, daß hier General Schlik, auf dem linken Flügel General Wimpffen , auf dem rechten F.M.L. Benedek das Com mando führte. Im Uebrigen scheint es ganz allgemein auf ein frontales Vorrücken abgesehen gewesen zu sein , bei dem sich der Sieg etwa von selbst ergeben würde. Am frühen Morgen des 24. trafen die Armeen auf der ganzen 4-5 Stunden langen Linie aufeinander und gegen 9 Uhr schon waren die Massen im heißen Kampf. Der rechte Flügel der Desterreicher unter Benedek war gegen die Sardinier siegreich und blieb es den ganzen Tag. Er gewann wohl eine Stunde oder mehr Boden ; auch die feindlichen Berichte gestehen zu , daß die Italiener stark litten und daß es ihnen trog aller Verstärkungen und wiederholten Anstrengungen nicht gelang , das verlorene Terrain völlig wiederzugewinnen. Anders in der Mitte . Hier gelang es dem französischen 1. Corps , unterstüßt von einem Theil der Garden, nach einem drei- bis vier stündigen Ringen, um Mittag Solferino zu nehmen . Um diese Zeit griff dann Mac Mahon , der von Medole aus vorgerückt war, Cavriana_an. Nach zweifelhaftem Kampf ſah er sich in Folge des siegreichen Vordringens bei Sol fering unterstügt , zum Theil , wie es scheint , durch die von dort vorrückenden Truppen, zum_Theil durch Garden, die noch in Reserve waren. Der Orkan , welcher um 5 Uhr losbrach , g bot dem Kampfe vorübergehend Einhalt, doch gegen Abend mußten die Desterreicher auch diese Stellung räumen. Gegen den weit vorgedrungenen öfter reichischen linken Flügel scheint Niel Anfangs wenig aus gerichtet zu haben; der Kampf schwankte lange um Gui dizzolo ; Marschall Canrobert war in Besorgniß vor jener Umgehung von Mantua her, nahm Caftell Goffredo, blieb dann beobachtend stehen und zögerte kräftig einzugreifen . Endlich, als er gegen Abend seine Maſſen hinter Niel und auf deſſen rechter Flanke entwickelte , mußten die Oester reicher auch hier weichen . Es war nach ihrem Bericht des Feindes Sieg in der Mitte und sein Vordringen von

Carriana auf den Hauptrückzugspunkt Volta , welches den linken Flügel von der übrigen Armice zu trennen drohte, es war dann das Entwickeln überlegener feindlicher Maſſen eben dieſem Flügel gegenüber , wodurch man sich zum all gemeinen Rückzug veranlaßt sah. Beweggründe, die aller dings zu dem Gang der Schlacht, wie er aus den beiders seitigen Mittheilungen bekannt ist, stimmen . F.M.L. Bene def mit dem rechten Flügel ging nicht vor dem Feind, sondern auf höhere Anordnung zurück. Es war eine furchtbare Schlacht , die größte , die in unseren Tagen geschlagen worden ist ; die Kämpfe in der Krim mögen ihr an Hartnäckigkeit geglichen haben , nicht an Umfang. Blätter der Verbündeten geben ihre Stärke schwankend , bald zu 140,000, bald zu 180,000 und mehr an ; wir möchten bei 5 französischen Corps und der ſar dinischen Armee die Zahl 160-170,000 für wahrschein lich halten ; die 7 österreichischen Corps mit der Reserve reiterei mögen 140-150,000 Mann gezählt haben. Der Ge sammtverlust der ersteren soll_nach ihren eignen Angaben über 18,000 Mann, der der Oesterreicher blöß an Todten und Verwundeten gegen 11,000 Mann betragen haben. Man wird also auf jeder Seite einen Gesammtverlust von etwa 20,000 annehmen dürfen ; vielleicht 1-} der Kräfte, die sich an einander maßen. Was waren die Ursachen , daß die Oesterreicher den Sieg verloren ? Hüten wir uns vor. Allem , zuviel auf Rechnung der französischen gezogenen Kanonen zu sehen , welche die Franzosen als eine kaiserliche Erfindung na türlich gerne preisen. Dergleichen muß doch erst ganz anders nachgewiesen sein und bildet überhaupt nur ein untergeordnetes Moment. Die Güte der Waffe ist von Wichtigkeit in der neueren Taktik; allein sie erhält ihre Bedeutung doch erst durch die Organisation , die Aus bildung , den Geist , welche ihre Verwendung bestimmen. Völlig albern ferner erscheint das vielverbreitete und nach gesprochene Gerücht von der geschickten Flügelverwechselung der Verbündeten. Dergleichen zeitraubende Manöver, die von einem entschlossenen Feind jedesmal durchstoßen wer den, machen die kriegsgeübten Franzosen gewiß nicht ; die Bewegungen auf dem linken Flügel , um die Verbindung der Piemontesen mit dem ersten franzöſiſchen Corps her zustellen , haben vielleicht Anlaß zu jenem Gerücht gegeben . Wer etwas vom Krieg versteht , wird die Ursachen des Mißlingens wo anders suchen. Ich habe schon darauf hingedeutet. Sie müssen am meisten dem Mangel_an einem klaren, einheitlichen Oberbefehl zugeschrieben werden . Man erkennt nicht, was der Schlachtplan eigentlich wollte. Was sollte das gleichmäßige Vorrücken auf so weit aus gedehnter Linie ? Es muß doch bei einem solchen Angriff eine Absicht, einen Punkt geben, worauf man setne Kräfte versammelt. Die Absicht nun , welche sich in diese Be wegung hincin legen ließe , könnte kaum eine andere ſein, als daß man den Feind mit beiden Flügeln , namentlich mit dem linken , umfassen wollte. Also ein sehr gewagtes Streben , welches auf eine völlige Niederlage des Feindes hinausging. Waren aber die Oesterreicher dazu berech igt , ste, die bisher vor dem Gewicht des Gegners batten weichen müſſen ? Nein ; gewiß , sie durften thr Streben höchstens auf einen einfachen Sieg ftellen , auf ein lang sames Umschlagen des Gleichgewichts zu ihren Gunsten,

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wie es nur durch eine ſparſame, zurückhaltende Anordnung und Verwendung der Kräfte erreicht wird. Zu diesem Zweck, scheint mir , hätte man besser gethan , dem linken Flügel die defenfive Aufgabe zuzutheilen, daß er in zurück gezogener Stellung Volta halte, wo im unglücklichen Falle eine Gefahr für den Rückzug lag. Dieser Aufgabe hätte er vielleicht mit einem, statt mit drei Armeecorps genügt. Die Wucht des Angriffs konnte man dann um so eber in die Mitte und auf den rechten Flügel legen, denen dadurch noch eine Reserve von zwei Armeccorps zugewachsen wäre. Dieß gab auch im schlimmen Fall einen besseren Rückzug. Jedenfalls wären die österreichischen Kräfte dann noch mehr zusammengreifend zur rechten Zeit und am rechten Orte zur Verwendung gekommen. Den Entschluß und die Anordnungen zur Schlacht kann man dem F.Z.M. Heß , dem Meister von 1848 und 1849, nicht zutrauen. Auch zeigt das Ganze , wie gesagt, gar keinen einheitlichen Willen , sondern macht den Eins druck verschiedener sich kreuzender Einflüſſe. Schon im anfänglichen Räumen der starken Stellungen hinter der Chiese und dann wieder im plöglichen Vorgehen in die selben spricht sich dieß aus . Man hätte meinen sollen, daß sie die Oesterreicher gar nicht räumen , sondern daß fie hier dem Feind eine große Defensivschlacht liefern wür den, mit dem Gedanken an einen offensiven Rückstoß, wozu ihnen die Stellung selbst, wie ihre ganze Lage viel Be rechtigung bot. Waren die Stellungen aber einmal ge räumt, so mußte man, scheint es , den Angriff hinter dem Mincio erwarten, um da dem Feind gleich bei seinem Ein tritt ins Festungsviereck eine tüchtige Lehre zu geben. Der eigene Angriff war ein Zurückfallen aus der Vertheidigung, die ihre Zeit abwartet , in unzeitige , ungeduldige Sieges hoffnungen, in der Meinung, daß man jezt und hier schon den Hauptumschlag des Feldzugs herbeiführen könne . Wir finden namentlich die politischen Motive , welche dazu ge drängt haben mögen , sehr natürlich ; wissen auch aus der Geschichte etwas von den persönlichen Einflüssen , die in solchen Fällen in einem kaiserlichen Hauptquartier thätig zu sein pflegen. Nur zu erklärlich , daß solche Antriebe durchdrangen , namentlich , wenn noch die Stimmung des Heeres hinzukam . Wer dergleichen in der Nähe gesehen hat , weiß, daß es da unendlich schwerer ist, zu widerstehen und das Richtige festzuhalten , als hinterher darüber zu schreiben. Deshalb aber müssen wir uns um so mehr

zu Werke gehen zu wollen. Die Piemontesen werden. Peschiera belagern ; die franzöſiſche Hauptmacht, mit dem Hauptquartier in Valeggio , scheint zur Deckung der Be lagerung und zur Beobachtung von Verona eine sehr ver sammelte Stellung zu nehmen ; Mantua wird nicht ange : griffen, sondern nur von ferne beobachtet. Es sollen also die vorliegenden Aufgaben, die Belagerung von Peschiera , von Mantua u . s. w. , nur Schritt für Schritt gelöst wer den. Und allerdings kommt den Verbündeten dabei die moralische Wirkung des erfochtenen Siegs ſehr zu ſtatten, und dieß ist der Vortheil , den ihnen die Oesterreicher in die Hand gespielt haben. Denn diese haben zwar durch ihr Festungssystem hier eine überlegene Freiheit der Be wegung und des Wagens. Allein diese Freiheit gewinnt doch erst dann ihre Bedeutung, wenn die Aussicht auf das Uebergewicht in der Schlacht hinzukommt. Doch auch diese Aussicht kann sich wieder einstellen, wenn Desterreich ſeine Lage erst ganz richtig würdigt , wenn es sich gemäßigte, erreichbare, in der Lage gegebene Ziele sezt, und diese mit Besonnenheit. Umsicht und voller Entschiedenheit verfolgt. Denn das Verfahren der Verbündeten kostet Zeit , viele Zeit und in dieser Zeit wird sich Vieles ändern. Hinter Oesterreich steht Deutschland, und Oesterreich am meisten hat die Mittel in der Hand , es zu den Waffen zu rufen . Geschrieben den 5. Juli.

sagen und wiederholen, daß der Punkt, wo den Oesterreichern zu helfen , der ist , daß eine klare_politiſch-strategische Ge sammtanschauung eintritt, und daß im Zusammenhang da mit der Oberbefehl ohne Beschränkung in die rechte eine Hand gelegt werde. Dann werden sich auch schon auf diesem Kriegsschau play die Folgen der bisherigen Ereignisse und namentlich der lezten Schlacht wieder ausgleichen lassen. Es war obnedicß keine förmliche Niederlage des österreichischen Heeres ; die ruhmwürdige Haltung desselben hat dies ab gewendet. Auch zeigt sich dieß schon im Benehmen des Siegers . Erst fünf Tage nach der Schlacht wagt er den Mincio zu überschreiten ; wie er selbst augibt, erst, nachdem er seine Verstärkungen erhalten und sich namentlich mit den 35,000 Mann des Prinzen Napoleon in Verbindung ge segt hat. Dabei scheint er sehr vorsichtig und methodisch

Literatur. Geschichte des Krieges Rußlands mit Frankreich unter der Regierung Kaiser Paul's I. im Jahre 1799. Verfaßt auf allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus I. von Oberst Miliutin. Nach dem russischen Originale in's Deutsche übertragen von Chr. Schmitt 2 . (Schluß.) Da Suworoff vor Allem daran lag, Schwyz zu erreichen, um sich von dort aus mit Korssakoff zu vereinigen , so ent schloß er sich , da ihm keine andere Wahl mehr blieb , über den Rostock in's Muttenthal zu gehen und wo möglich auf So entschied er diesem Wege seinem Ziele nahezukommen. sich , ohne auch nur einen Tag in Altdorf zu verlieren , für Bagration führte die den Uebergang in das Muttenthal. Avantgarde , Rosenberg mußte sich bis nach erfolgtem Ueber gange der ganzen Traincolonne in Altdorf halten. Der Ueber gang der Ruſſen über den Rostock wird von Miliutin in höchſt Nach unsäglichen Schwierigs anziehender Weise geschildert. keiten langte die Tête der Colonne am Nachmittage auf dem War das Heraufsteigen sehr ges Gipfel des Bergrückens an. fährlich , so war es das Herabsteigen noch weit mehr . Wer nur im geringsten unvorsichtig ausglitt oder einen Fehltritt machte , stürzte in die Tiefe hinab und ging jämmerlich zu Um 5 Uhr Abends langten die ersten Russen im Muttenthale an ; aber immer noch bot der ganze Gebirgspfad von Altdorf bis Mutten eine ununterbrochene Reihe einher ziehender Soldaten und Pferde dar , welche einzeln hinter Beklagenswerth war einander die steilen Berge hinanstiegen. das Loos derjenigen , welche die Nacht auf den steilen Ab hängen oder am Rande der Abgründe ereilte. Viele Unglück

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liche gingen auf diesem Wege jämmerlich zu Grunde ; Viele wurden vor Hunger und Erschöpfung , Viele vor Kälte ohne mächtig ; Andere glitten am Rande eines Abgrunds aus und fanden einen schauerlichen Tod. Eine Menge Leichen von Menschen , Pferden und Maulthieren , welche auf der ganzen Strecke zerstreut lagen, fennzeichneten den Weg, den die Armee Die russische genommen , auf eine schaudererregende Weise . Arrièregarde hielt sich in Altdorf hartnäckig und zog , nach, dem die Gepäckcolonne paſſirt war , aus ihrer Stellung ab. Welche Nachrichten mußte Suworoff bei seiner Ankunft im Muttenthale vernehmen ! Man brachte ihm die Kunde , daß Korsakoff bei Zürich eine totale Niederlage erlitten, daß Hoße an der Linth geschlagen worden und verschwunden sei, daß Jelacich nach Wallenstadt zurückgegangen , daß bedeutende feindliche Streitkräfte Glarus besezt hielten , Maſſena ſelbſt aber seine Armee bei Schwyz zusammenziehe , um den Russen das Debouchiren aus dem Muttenthale unmöglich zu machen. Massena hatte seine Absicht , die Vereinigung der verbündeten ·Streitkräfte in der Schweiz zu verhindern, erreicht ; Suwo roff ſah sich jetzt mit seinem 18,000 Mann starken Corps in mitten der unübersteigbaren Schweizer Berge von einem weit überlegenen Feinde eingeschlossen. Die Lage der Ruſſen im Muttenthale war in der That fürchterlich. Suworoff versam melte einen Kriegsrath , in welchem er den hierzu geladenen Generalen die gefährliche Lage darlegte und ſe am Schluſſe aufforderte , die Ehre Rußlands und ihres Gzaaren um jeden Preis zu retten. Es wurde nun beschlossen , sich gegen Glarus zu wenden und im Falle der Feind auch diesen Ausweg vers sperren sollte, die äußersten Kräfte anzuwenden und selbst das leßte Opfer zu bringen. Die Vortruppen brachen noch in der Nacht gegen den Bragel auf und stiegen am folgenden Morgen gegen den Klönthalsee hinab , dessen Defilé eine französische Colonne , welche von Glarus hergekommen , beseßt hatte. Während Suworoff, der Avantgarde folgend, mit dem Gros über den Bragel stieg und gegen Glarus vordrang, hatte Rosenberg , welcher im Muttenthale zurückgeblieben , um der Armee als Nachhut zu folgen , einen harten Kampf gegen Massena zu bestehen , der von Schwyz gekommen und die Stellung , welche die Russen bei dem Dorf Muotta quer über das Thal genommen , zu sprengen suchte. Zwei Tage lang wieſen die Russen die Angriffe der Republikaner ab , schlugen diese zulegt selbst zurück , verfolgten sie bis dicht vor Schwyz und zogen dann , nachdem sie sich gegen diese Seite hin Luft gemacht , der Hauptarmee über den Bragel nach . Nicht ohne Verlust bei Glarus angekommen , sah sich Suworoff genöthigt, bei Netstall und Glarus drei Tage zu verweilen, um den noch auf dem Marsche über den Bragel begriffenen Rosenberg zu erwarten. Am 4. October endlich sammelte sich in Glarus

diese Art allein war es möglich , nach einigen Tagmärschen jeder weiteren Gefahr enthoben zu sein und baldmöglichst die unumgänglich nothwendigsten Proviantvorräthe zu erhalten. Aber auch dieser leßte Marsch war noch mit harten Kämpfen und erheblichen Verlusten begleitet und erst nach zwei mühe vollen Tagen , am 8. October , langten die Truppen in Chur an. Hier konnte man wieder frei athmen , man hatte endlich

Alles , was von Suworoff's Armee übrig geblieben ; aber in welch' furchtbarem Zustande befanden sich diese Ueberreste ! Die Truppen waren durch die beispiellosen Märsche, den immer währenden Hunger und die täglichen Kämpfe völlig erschöpft und entkräftet ; ſie waren zerlumpt, ohne Schuhe, ohne Patronen und fast ohne alle Artillerie. Der größte Theil der Fahr zeuge war zu Grunde gegangen , man hatte nicht einmal mehr Mittel, um die Verwundeten fortzufchaffen . Da es unmöglich schien , durch die feindlichen Truppen, welche den Ausgang aus dem Linththale sperrten , sich durch, zuſchlagen, ſo faßte Suworoff den Entschluß, ſich das Sernft thal aufwärts über den Paniger gegen Glanz zu wenden. Auf

das Rheinthal gewonnen und hatte Hoffnung , sich jest mit den Desterreichern und mit Korssakoff vereinigen zu können. So endete dieser ewig denkwürdige Zug durch die Schweiz. Von den 20 000 Mann, welche aus Italien abgezogen waren , kamen nach 16 Tagen nicht ganz 15,000 Mann in Flanz an und diese noch dazu in völliger Auflösung , ohne Gepäck und Artillerie. Mehr als 1600 Mann waren gefallen , in Ab gründe gestürzt , erfroren oder vermißt. Die Zahl der Ver wundeten betrug über 3500 Mann und doch schleppten die Russen noch 1400 gefangene Franzosen mit sich fort , welche fie in Chur an die Oesterreicher auslieferten. Nachdem Suwo roff in Chur zwei Tage gerastet , brach er gegen Mayenfeld und Feldkirch auf und bezog bei dem Dorfe Altenstadt ein Lager. Von hier aus schlug Suworoff dem Erzherzog Karl, der unterdessen wieder nach der Schweiz zurückgecilt war, mehrere neue Operationspläne vor , welche aber von legterem nicht angenommen wurden und es entſpann sich in Folge deſſen zwiſchen beiden ein Depeschenwechsel , worin fich Suworoff gegen den Erzherzog allerdings nicht in der schonendsten Weise ausdrückte und sogar eine Zusammenkunft mit dem jungen General , wie er ihn nannte , ausschlug. Bald traf jedoch von Petersburg der Befehl zum völligen Rückzuge der Ruffen ein und Suworoff , sich von allen ge meinsamen Operationen mit den Oesterreichern lossagend , bes zog mit seinen Truppen Winterquartiere in Bayern . brach jedoch von dort am 26. November wieder auf, und marschirte, seine Truppen in zwei Corps theilend , nach der Heimath . So weit der Inhalt des vierten Bandes. — Der fünfte, mehr politischen Inhalts, bietet wenig militärisches Intereſſe. Die Schuld an der verunglückten Expedition gegen Holland , welche zulegt mit einer schmachvollen Capitulation endete , wird von den Russen allerdings den Engländern aufgebürdet , deren Oberbefehlshaber freilich die unverzeihlichsten Fehler machte ; allein auch bei den Russen war wenig Ordnung und Disci plin vorhanden und Miliutin gesteht selbst in einer Note, daß die doppelten Portionen Rum , welche die Engländer ihren Verbündeten verabfolgen ließen, an der Unordnung Schuld ge wesen , welche bei der Schlacht bei Bergen eingerissen und die Niederlage der Ruſſen verursacht habe. Die Russen wurden nach Abschluß der bekannten Capitulation wieder nach England eingeschifft , wo sie auch den ganzen Winter auf den Inseln Jersey und Guernsey verbrachten und erst gegen das Frühs jahr 1800 , als sich Rußland von der Allianz losſagte und gegen England sogar eine feindliche Stellung annahm , wieder in ihre Heimath zurückkehrten. Ein eigenes Capitel widmet Miliutin am Schluſſe ſeines interessanten Werks der Belagerung von Ancona ; die dortigen Vorfälle , welche zwischen den Oesterreichern und Russen eine große Spannung hervorriefen , scheinen zu der bald ers folgten Auflösung der Allianz vorzüglich beigetragen zu haben. Den Schluß des Ganzen bildet eine kritische Untersuchung über die Bedeutung des Jahres 1809 , worin der ruſſiſche Autor die falschen Ürtheile, welche so viele Schriftsteller über

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Suworoff und insbesondere seinen Zug durch die Schweiz fällen, znrückweiſt und die Operationen im Ganzen einer strengen militärischen Beurtheilung unterwirft. Dieß ist im Allgemeinen der Inhalt der beiden legten Bände des Miliutin'schen Werks , dessen allmähligem Erscheinen in deutscher Sprache wir mit immer größerem Interesse gefolgt find. Wir können von dem Werke nicht scheiden, ohne wieder holt den nicht zu verkennenden großen Fleiß und die meister hafte Gewandtheit zu rühmen , womit die Ueberseßung gears beitet ist. Der Herr Ueberseßer hat die deutsche Literatur hier um ein höchft bedeutendes kriegsgeschichtliches Werk bereichert und sich damit Anspruch auf allseitige Anerkennung erworben. *) 21 .

Classe , nicht nur die Freiwilligen, zu den Prüfungen bei gezogen werden. Lang und treu geleistete Dienste sollten anders , als durch Beförderungen belohnt werden ; nur Be fähigung sollte hier entscheiden. Kleine Detachements. Sie werden als das Grab der Disciplin bezeichnet , namentlich wenn sie zur Unterstützung der Douane dienen , indem sich der Soldat hierbei allerlei schlimme Gewohnheiten aneigne. Erhöhung der Offiziersgehalte. Die Nothwendigkeit derselben wird aus der Erhöhung der Lebensmittelpreise und der Miethe nachgewiesen. Die Gehalte der auf Halbfold befindlichen Offis ziere. Diese sind noch nach dem Tarif von 1790 regulirt und stehen in feinem Verhältniß zu den seither verbesserten Gehalten , weßhalb ein Geseßesentwurf zu ihrer beſſeren Regulirung eingebracht wurde. Beförderungen in den Colonien. Diese hatten bisher nur zweimal im Jahre ſtattgefunden und dadurch viele Miß, stände herbeigeführt. Bei den jeßigen raschen Verkehrsmitteln ist eine Beschleunigung ermöglicht. Militärpensionen. Man sollte von allen Seiten dahin wirken, daß ein den Bedürfnissen der Jeßtzeit entsprechendes Pensionsgesetz eingebracht und nicht Hunderte von Familien der Willkür preisgegeben würden. Beförderung nach den Colonien. Der Dienst in den Colonien verlangt besonders gebildete Offiziere , weil ihnen Statt dessen gehen nur solche auch Civildienste zufallen. dahin , welche in Portugal nicht auf schnelle Beförderung rechnen können. Man sollte größere Vortheile bieten und die tüchtigen , die bleiben wollen , dort laſſen. Reorganisation der Armee. Das Seßen auf Halbfold (Penfioniren) sollte nicht an so viele Bedingungen geknüpft sein , um die Armee jung zu erhalten ; die übertriebene Sparsamkeit gestatte nicht , die Cadres im gehörigen Stande Ein Corpscommando sei im Interesse der zu erhalten. Disciplin und der Ausbildung auch im Frieden wünschens. werth. Ein Gefeß für Beförderung und Belohnung fehlt. Schweden.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. März 1859. Portugal. Revista militar. Periodico quinzenal. Direc ção: Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel ; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joâo Manoel Cordeiro , Major graduado . Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1859. Es find. Die Beförderung zum Unterlieutenant. wenigstens zwei Dienstjahre in der nächst vorhergehenden Charge und ein Lebensalter unter 30 Jahren hierzu nöthig ; bei der Location entscheidet die Länge der Dienstzeit in der zunächst vorhergehenden Charge. Mit 15 Dienstjahren, wo von 7 als Porteepéefähndrich , erster Sergeant zc. , ist der Unterlieutenant pensionsberechtigt. Frühere Uniformen. Auszug aus der Uniformsvorschrift von 1764 ; Angabe der Farben, sowie der Stoffquantitäten. Für Rock und Beinkleider wurden 33 Ellen, für die Weste 1 Ellen Tuch berechnet; für den Sommer wurden weiße Beinkleider abgegeben ; alle Jahre bekam man 1 Hut, jedes Kamm und 6 Ellen Zopf Halbjahr 1 Paar Schuhe. band gehörten auch zu dieſer Uniform, die bis 1806 dauerte. Ueber die Nothwendigkeit der Heere und Festungen Wäre Lissabon zur Unabhängigkeit der Staaten. und die portugiesische Küste wohl befestigt , die Armee gut ausgerüstet , so würde Frankreich nicht ungestraft Portugal haben verhöhnen können. Auch Spaniens goldener Traum sei der Besiß Portugals ; drum müsse man sich bei Zeiten rüßten. Es gebe ein Heer von Offizieren , aber nicht von Soldaten, und jene entbehren zum großen Theil der nöthigen Instruction. Regimentsschulen. Die neue Lehrmethode Castilho's soll fich nicht erprobt haben ; nach der alten Methode habe man schneller gelernt und die Disciplin sei nicht durch Scherze gestört worden. Man solle nicht jeden zum Lehrer machen, der sich dazu melde , sondern nur geprüfte Leute. Unteroffizier sprüfungen. Zur Herstellung eines all gemeinen Wetteifers sei nöthig, daß alle Unteroffiziere einer *) Von Seiten Sr. Maj. des Kaisers von Rußland sind bereits die Verdienste des Herrn Uebersezers durch Verleihung des St. Stanislausordens 3. Cl. anerkannt worden. Anm . d . Red . d . A. M.-Z.

Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm , 1859. Diese Zeitschrift bietet uns dieses Mal weniger Ausbeute als sonst , da die Artikel , welche das vorliegende Heft enthält, selbst der Literatur des Auslandes entnommen und uns so mit schon bekannt ſind. Wir geben daher nur ihre Titel : Die neue Organisation der russischen Armee, Aus zug nach der Militär-Zeitung von 1858. Bericht des französischen Kriegsministers über die personellen und materiellen Verhältnisse während des Krim friegs. Militär-Zeitschriften und Zeitungs - Literatur. Kurzer Inhalt der wichtigsten Auffäße der Militär-Literatur zeitung von 1857 . Vermischtes : Die neue Armstrong-Kanone.

Berichtigung. In Nr. 53 & 54 der A. M.-Z. auf Seite 480 Zeile 5 von oben bitten wir ,,warum Suworoff dicß nicht vorausgesehen" zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. B. Leste.

Samstag, Juli 1859.

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34. Jahrgang. No. 57 & 58.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Preußen. ** Berlin , 8. Juli. Als Ergänzung zu meiner neu lichen Mittheilung über die neue Organisation der Artillerie (vgl. A. M.-3 . Nr. 53 & 54) fann ich Ihnen heute die weitere Mittheilung machen, daß jedes Armee corps noch eine , die 13. , Batterie erhalten soll , welche jedoch nicht mit in's Feld rückt , sondern zur Unterstützung der Festungsartillerie durch active Vertheidigung zurück bleibt.

ayern. [2] Müchen, 4. Juli. Seit einigen Tagen bemerkt man bei dem hier garnisonirenden 6. Jägerbataillon Tor nister neuer Art , die ganz nach der Wölbung des mensch lichen Rückens geschnitten sind. Die Grundidee hierzu hat der f. bayerische Hauptmann Hr. A. Frhr. v. Schönhueb gegeben , welche dann von der Handfeuerwaffen-Versuchs commission weiter ausgeführt und zum Theil auch ver bessert wurde. Vorläufig werden von diesen Tornistern 1000 Stück verfertigt ; sollten sich dieselben jedoch so günstig bewähren, als man dieses zu vermuthen allen Grund hat, so kann ihre allmählige Einführung bei der gesammten Infanterie wohl nicht ausbleiben . Bei den Klagen , die man beim Fußvolk zu allen Zeiten über die Last des Ge päckes auf großen Märschen und besonders in drückender Hize vernommen hat, - Klagen, die im jezigen Augenblick wieder ungewöhnlich laut aus Oberitalien ertönen , - sind die Vertheilung des Gewichts, die zweckmäßigste Art, das selbe zu tragen, sowie die beste Form des Tornisters , der Patrontasche u. f. w. , gewiß Gegenstände , die ein reif liches Nachdenken und umfassende Versuche verdienen.

Württemberg. Aus Württemberg , 6. Juli. Die schon seit dem Frühjahr projectirte Organisation einiger - vorläufig zweier Jägerbataillone wird jezt mit Nächstem in Wirksamkeit treten ; sämmtliche Oberoffiziere sind bereits er nannt und erwarten nur den Befehl, um zu ihrer neuen Be

stimmung abzugehen. Die beiden Bataillone , à 4 Com pagnien , werden dergestalt formirt , daß jedes der 8 Jn fanterieregimenter eine Compagnie abgibt, vom Rottens meister (Gefreiten) abwärts vorläufig zu 100 Feuer gewehren. Zu Commandeurs der beiden Bataillone find ernannt Nr. 1 Major von Starkloff des 8. , Nr. 2 Major von Hügel des 7. Infanterieregiments. Die Grundfarbe der Uniform bleibt blau , wie die der ganzen Armee , und erhalten die Jäger als Abzeichen grüne Aufschläge und Kragen. Bewaffnet werden sie mit der durch Hauptmann Dorn in mancher Hinsicht verbesserten Minie'schen Büchse, welche ein kleineres Kaliber hat ( 18 Kugeln pr. Pfd . ), sowie mit Faschinenmessern.

frankreich. Paris , 28. Juni . In Bezug auf die Aenderungen in der Uniformirung der französischen Infanterie sollen folgende , nächstens einer Prüfungscommission vor zulegende Vorschläge bestehen : Uniform von blauem Tuch, kürzer als die bisherige , mit Ausschnitt und Verzierung über den Hüften ; blauer Kragen mit Epauletten und rothen, gelben oder grünen Achselschnüren , je nachdem es sich um Compagnien von den Grenadieren , den Voltigeurs oder dem Centrum handelt. Die Uniform , mit drei Reihen Knöpfen beseßt , bekommt en grande tenue ein weißes Bruststück auf jeder Seite mit sechs Knöpfen unten und einem oben aufgeknöpft. Dieses Bruststück, welches , wenn es getragen wird, die mittlere Knopfreihe verbirgt , wird en petite tenue weggenommen. Die Beinkleider von frapprothem Tuch , wie gegenwärtig , aber von der Form derjenigen der Gardejäger zu Fuß . Die Fußbekleidung statt von gelbem Leder, wie bei den Chasseurs und Zuaven, würde von schwarzem Leder sein, mit weißtuchenen Gamaschen im Sommer und schwarzledernen im Winter. Das Camisol würde größer als bisher und könnte, wo nöthig, über die übrigen Kleidungsstücke getragen werden, wie der Husaren pelz. Ein Mantel von Tuch , ähnlich der Uniform , der fich über Waffen und Gepäck tragen läßt, würde den In fanteristen gegen den Regen und im Winter , durch einen

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Gürtel zusammengehalten , um so beffer gegen die Kälte schüßen. Die Kopfbedeckung würde in einem Helme bestehen , an Gestalt ähnlich dem , den gegenwärtig die Sappeur-Pompiers von Paris tragen, aber von schwarzem lackirten Leder mit fupfernen Zierräthen und rother Raupe, etwas kleiner als die auf dem Helme der Carabiniers .

mit gymnastischen Uebungen und entsprechenden Arbeiten beschäftigt werden sollen , und sind die Regimentscomman danten demgemäß angewiesen worden , die nöthigen Appa= rate anzuschaffen und die Spielpläge zu miethen .

Paris , 7. Juli. Nach speciellen Angaben des Kaisers wird gegenwärtig hier an dem Modell eines gezogenen Mörsers gearbeitet, von welchem man sich keine geringeren Erwartungen macht , als von den gezogenen Kanonen . Großbritannien. Die Factorei für die Anfertigung der von Sir William George Armstrong erfundenen , und nach ihm genannten Kanonen in der Elswich'schen Maschinenbauanstalt zu Newcastle- on-Tyne ist nunmehr beinahe vollendet und wird bald in vollem Betriebe sein. Sie besteht aus 5 ver schiedenen Gebäuden oder „ Shovs " , wie sie technisch ge= nannt werden, und von ihnen ist eines , und zwar das größefte , bereits fertig , und die anderen vier werden es Der erste " Shop " ward im Juli ver sehr bald sein. gangenen Jahres begonnen und ist 312 Fuß lang. Er ist für Grebschmiedearbeit bestimmt und wird mit ungeheuren Schmelzöfen und Hammerwerken versehen werden , welche das zu dem Körper der Kanone erforderliche Metall bear beiten sollen. Der ungeheure Umfang jener Maschinerien läßt sich danach bemessen, daß einer von den Amboßblöcken, welche neuerdings für diese Werkstätten gegossen wurden, nicht weniger als 212 Tonnen wiegt. In zweien der vier kleineren " Shops " sollen die mit dem mechanischen Theil der Kanone zusammenhängenden Stücke verfertigt, im dritten Bomben gegossen und im vierten und legten die Kanonen zum Dienste fertig gemacht werden . Sobald

Ueber die bunte Uniformirung. Vor einigen Jahren schrieben wir mehrere Artikel über die Nüglichkeit oder vielmehr Schädlichkeit der Helme und es gereichte uns zur großen Freude, als wir aus den militärischen Blättern ersahen, daß, freilich nicht auf unsere Anregung , aber doch in demselben Gedankenzuge, den wir verfolgten, bald darauf in der königlich preußischen Armee theilweise die von uns perhorrescirten Helme ( Pickelhauben) bei den Jägern und Schüßen abgeschafft wurden . Wir möchten nun heute, anschließend an jene Artikel, auf einen anderen Gegenstand aufmerksam machen , der zwar nichts weniger als neu , indeß gewiß praktisch wichtig ist. Die Theorie hat keine bessere Lehrmeisterin , als gerade die Praxis. Lord Nelson fiel am Bord seines Admiralschiffes, indem er, in voller Uniform , mit allen Orden bedeckt, troß der Abwehrung seiner Adjutanten erschien. Im legten Krimkriege sind ganz unverhältnißmäßig viele Generale theils getödtet , theils verwundet ; und ebenso steht es mit den Subalternoffizieren. Wollen wir einen Blick rück

wärts werfen , so war dasselbe der Fall beim vergeblichen Sturm auf Friedrichstadt, wo von einem einzigen schleswig holsteinschen Bataillon sechszehn Offiziere, theils todt, theils verwundet, blieben. Zu dem Kriege in Oberitalien fallen verhältnißmäßig mehr französische Offiziere als öfter reichische; es kommt dieß gewiß nicht daher , daß sich die ersteren mehr als die leßteren dem feindlichen Feuer aus Der ganze Organismus dieser Fabrik in Thätigkeit sein seßen, sondern hat wohl lediglich seinen Grund darin, daß wird , sollen jede Woche vier Kanonen von verschiedenen jene auffallend anders gekleider find , als ihre Soldaten, Größen angefertigt werden. In Bezug auf die Arbeiten während diese erst auf wenige Schritt als Offiziere zu soll die größte Strenge herrschen ; einem Jeden wird sein erkennen find. Wenn nun bekanntlich auch die kaiserlich russischen Offi Plaß angewiesen werden, über welchen hinaus er sich unter feiner Bedingung begeben darf. Uebrigens soll es , wie ziere, als sie in der Krim gegen die Alliirten fochten, auf das " Court Journal" meldet , Absicht der britischen Re Befehl des Czaaren ganz dieselbe Adjustirung trugen, wie gierung sein, die Armstrong-Kanone auch für den Seedienst die gemeinen Soldaten und nur durch einen kleinen dunklen Strich am Kragen, durch feineres Tuch und feinere Wäsche so bald als möglich in Anwendung zu bringen . - Nach einer Mittheilung des „Moniteur de la flotte " zu erkennen waren ; wenn , wie wir damals hörten , unter den gefangenen Russen selbst ein General erst nach längerer wird in Gebraltar eine neue Batterie errichtet werden, die Zeit als solcher erkannt ward, weil er eben keine Abzeichen nur armirt werden mit 30 trug ; wenn wir wissen , daß im afrikanischen sowohl als 8 Fuß hoch über dem Boden liegt, so daß die Artilleristen im tscherkessischen Kriege dieselben Vorsichtsmaßregeln ge vollständig gegen das feindliche Feuer gedeckt find. Nicht troffen wurden , so müßte uns doch endlich der Gedanke weit davon wird eine ähnliche Batterie errichtet , welche einleuchten, daß Epauletten und sonstige Auszeichnungen das Einlaufen feindlicher Schiffe in die Bai verhindern für den Offizier im Felde durchaus nichts taugen. Wir foll ; die hierzu bestimmten Kanonen find von so schwerem Alle, besonders wir Infanterieoffiziere , instruiren unsere Kaliber , daß 13 Maulesel nöthig sind , um sie fortzu Leute dahin, möglichst auf den feindlichen Offizier zu schaffen . Alle anderen Forts werden ebenfalls bedeutend zielen , weil am Tode eines Führers offenbar mehr liegt, verstärkt. Neue Erfindungen treten an die Stelle des als an dem eines Untergebenen. Wollen wir hier ein alten Materials , und mit fieberhafter Eile wird an der Beispiel , so erinnern wir nur daran, wie die Franzosen Anhäufung ungeheurer Vorräthe gearbeitet. unter Führung des Generals Lourmel fast unverhofft, -b- Die Sanitätscommission hat den Vorschlag indem sie den Ausfall der russischen Truppen in das Fort gemacht, daß die Soldaten künftig im Interesse der Ge Nr. 6 von Sebastopol zurücktricben , einen Handstreich fundheit mit Ball , Kolben- , Wurf- und Billardspielen, gegen die Festung vollführt hätten , wäre nicht der ge=

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nannte General gerade im entscheidenden Augenblick tödt lich verwundet worden. Der Zweck dieses Auffages läuft indeß keineswegs darauf hinaus , dem Schuß der Offiziere allein das Wort zu reden. Das wäre eine Schmach gegen den Stand, welchem dieses Blatt speciell gewidmet ist. Aber gleichwie wir bisher durchweg gegen die Pickelhauben zu Felde zogen , als gegen eine im praktischen Gebrauch be sonders durch ihren Metallglanz gefährliche Montirung, so möchten wir, in Bezug auf die neuesten Kriegsereignisse, nur darauf hinweisen , daß man für den uns jetzt . nach 44 Friedensjahren wohl endlich bevorstehenden Kriegsdienst nicht versäumen möge, den immer noch gepflegten Parade dienst vom Felddienst zu unterscheiden. Zur Parade macht sich ein rothes Husarenregiment sehr gut , aber zu Vor posten , zur Vedette und Schleichpatrouille paßt der Anzug gewiß nicht. Ein Kosak, so schrieb ein Berichterstatter aus der Krim, reitet gern 20 Meilen, wenn er die Tressen vom Tschako eines englischen Cavalerieoffiziers erobern fann. Alles Blanke, Scheinende, in den Friedensjahren, auf Hofbällen , Casinos, bei Paraden und Aſſembléen sehr Hübsche muß wegfallen in einer Zeit , welche ernstere An forderungen macht. Wir möchten daher, da es jezt noch Zeit ist , ganz unmaßgeblich anheimgeben , ob nicht in der Uniformirung der deutschen Truppen dahin gestrebt werden könne , daß dieselbe möglichst von allem bunten Tand befreit werde. Wir rechnen dahin: - Entfernung der Epauletten für die Offiziere, ähnlich wie in der kaiserl. österreichischen Armee; möglichste Einkleidung der Mannschaft in dunkle Uniformen, sei es Blau, Grün, Schwarz , Grau ; Entfernung der bunten Kragen, indem die Regimenter und Abtheilungen sich durch entsprechende Schnüre an den Achselklappen , Uniforms knöpfe mit betreffenden Emblemen u . f. w. genug unter ――― scheiden können, furz , wir empfehlen in einer Zeit, welche den homerischen Kämpfen nicht viel nachgeben dürfte, den ganzen Prunk des Paradedienstes fahren zu laſſen und nur auf das Praktische Bedacht zu nehmen. Wir wissen sehr wohl, welches Recht das Hergebrachte, das Historische im Staate beanspruchen darf und dürfen kann. Auf dem Schlachtfelde aber gilt jeder Einzelne als Mensch , als Mitglied einer Familie ; an jeden Einzelnen knüpfen sich Freuden und Leiden , Hoffnungen und Be fürchtungen ; jeder einzelne Soldat wird , ist er ächter Soldat, natürlich fröhlich und gottvertrauend seine Pflicht bis in den Tod erfüllen . Das ist der alte , angestammte Charakter unserer Deutschen, der sich auf den blutgetränkten Gefilden Oberitaliens soeben wieder glänzend bewährt. Aber es ist auch Pflicht der Regierungen, nicht unnüß dem Feinde Zielscheiben in den Personen ihrer Unterthanen zu geben, die lieber zu Tausenden bluten , als Einen unnüz ge opfert sehen. Wie wir früher auf die Helme , diese Zielscheiben für den Feind im Vorpostenkrieg , übel zu sprechen waren ; wie wir die Desterreicher um ihre fehlen den Epauletten und ihre dunklen Tschakos beneiden , wäh rend wir ihre weißen Uniformen auch jetzt noch aus Herzens grund tabeln , wie wir die Praxis der Russen in ihrer einfachen Adjustirung , auch des geringsten Mannes , nur anerkennen , so müssen wir auch wünschen , daß man nicht den Paradeeffect mit der wirklichen Kriegsfähigkeit ver

wechsele und daß auch in den deutschen , namentlich den norddeutschen Heeren bald , und zwar ehe das Wort : zu spät !" ertönt , eine Wandlung eintrete ! *)

Das Land zwischen dem Mincio und der Etſch. (Schluß des in Nr. 53 & 54 abgebrochenen Auffages.) Mantua beherrscht ausschließlich das Seraglio , d. h. einen etwa 6 Lieues umfassenden höchst fruchtbaren Land strich , den Mantua selbst , der Mincio , der Po und die Fossa a Maestra , ein Canal, der aus den Seen von Mantua in der Nähe von Borgoforte in den Po führt, begränzen. Man sagt, daß die Befestigung von Governolo unfern der Mündung des Mincio in den Po, die früher rasirt worden, neuerdings wieder hergestellt ſei . — Mantua erfordert im Minimum eine Besagung von 12,000 Mann. Als 1799 General Kray General Foissac Latour hier be lagerte , hatte dieser , weil er nur circa 8000 Mann Be saßung hatte, von Hause aus auf die Beseßung der Werke von Pradella und St. Giorgio verzichtet. - Mantua hat als Festung einen großen Ruf und wird sonst als der Schlüffel Als 1796 Bonaparte vor Schlüssel Italiens betrachtet. dem Orte erschien, war er in schlechtem Zustande. Chaſſe loup versprach damals , ihn in 5 Tagen nehmen zu wollen. Aber ein Sturm auf die Vorwerke des Migliaretto miß lang ; das Bombardement, das man hierauf 13 Tage hin durch fortseßte , ergab kein Resultat , und am 31. Juli mußte in Folge der Bewegungen der Oesterreicher die Be lagerung aufgehoben werden. Später führten bekanntlich zwei Blocaden, von den wechselvollsten Ereignissen begleitet, zur Uebergabe der Stadt , in der zugleich die Trümmer des Heeres des Feldmarschalls Wurmser capitulirten . — Im Feldzuge 1799 belagerte General Kray den Play, den General Foissac Latour vertheidigte. Ersterer griff von Pradella her die Festung an; der Commandant räumte, wie bereits oben erwähnt , wegen Unzulänglichkeit seiner Mannschaft sowohl dieß Hornwerk , als auch das Fort St. Giorgio. Endlich ging er sogar nach einer kaum 14 tägigen Beschießung vom 15. bis 28. Juli - eine Capitulation ein , die der Garniſon gestattete , nach Frank reich zurückzukehren , während der Stab und alle Generale als Geißel in Gefangenschaft verblieben . Foissac Latour ist wegen dieser Capitulation hart angegriffen und von einem Kriegsgericht verurtheilt worden. Mit dem Orte geriethen 665 Geschüße , 13,000 Gewehre und Vorräthe Es waren aller Art in die Hände der Desterreicher. 14,272 Schüffe und Würfe auf die Stadt geschehen, doch *) Wie in der ,,N. Pr. Ztg ." berichtet wird, ist für die preußische Armee bereits der Befehl gegeben , daß die Offiziere am Tage einer größeren Schlacht die Epauletten ablegen sollen. Das erscheint uns indeß nur als eine halbe Maßregel. Die k. preuß. Armee hat bereits bei ihren Husarenregimentern und der Marine andere Abzeichen als die Epauletten eingeführt ; sollte diese zweck mäßige Einrichtung nicht auch auf die anderen Truppentheile an gewandt werden können ? und sollte dieß Beispiel , das uns dann Preußen gäbe , -- welches uns schon in so manchem Guten vorangegangen, mit manchen Consequenzen nicht auch von den betreffenden anderen deutſchen Bundesstaaten nachzuahmen sein ? D. Red. d . A. M.-Z.

503 hatte die Belagerung selbst den Oesterreichern nur 3 Offi ziere und 74 Manu Todte und 17 Offiziere und 218 Mann Verwundete gekostet. Der größte Feind der Festung sind die sich aus den Sümpfen entwickelnden Miasmen . Deren Einflüsse rufen die bösartigsten Fieber hervor, denen die Soldaten maſſen haft erliegen. Für den Frieden hat man die am rechten Poufer liegende Abtei St. Benedetto als Reconvalescenten Station eingerichtet, was aber selbstredend im Kriege fort fält. Von Peschiera bis Mantua sind vier Meilen. Nähme man an, daß der Fluß in dem von Napoleon an gegebenen Sinne befestigt wäre, so wäre der Mincio aller dings eine gewaltige Bertheidigungslinie, besonders noch, wenn man die Kräfte dazu disponibel hat. Aber die Ge fahr für diese Linie wird dießmal von einer ganz anderen Seite her fommen ; die Frontalangriffe dürften dazu nur das Complement abgeben. Die Ersch wird von Napoleon als die Hauptlinie, die das Pothal deckt , betrachtet. Der Fluß ist breit, reißend und tief und hat nirgends Fuhrten. Roveredo, Verona und Legnago bilden die Stüßpunkte dieser Linie. Von Legnago bis zum Meere bedecken Sümpfe , durch schneiden Flüsse und zahlreiche Canäle die Gegend und machen sie für militärische Operationen höchst schwierig . Wenn man die Etsch , den Po und die Brenta beherrscht, so hat man eine Waſſercommunication mit Venedig, meint Napoleon. Durchfläche man den Erschdamm unterhalb Porto-Legnago , fährt er fort , so seze man das Terrain zwischen Po und Etsch unter Wasser ; man brächte so deren Wasser mit dem der Motinella in Zusammenhang und mache so die Gegend von Legnago bis zum Meere un prakticabel; öffne man noch die Schleusen von Castagnano, so trete das Etschwasser in den weißen Canal (canale bianco) und gelange so in den Po , wodurch man eine zweite Inundationslinie erhielte. Für den Fall aber, daß der Feind dennoch zwischen Castagnano und dem Meere vordränge , schlägt er eine Stellung hinter den Alpen bei Caldiero vor , worüber er zugleich einige nähere Data hinzufügt. Die Etsch fließt vor ihrem Eintritt in Italien in einem eingeengten, felsigen Thale, das sich bei Verona erweitert, hier in die Poebene übergeht, von wo ab die Ufergegenden flach , von Mast ab aber ſehr ſumpfig werden. Trogdem bietet der Fluß vielfache Gelegenheit , Brücken schlagen zu können, und ist dieß sowohl in den Revolutionskriegen, als auch 1848 ober- und unterhalb Verona geschehen. Verona und Legnago oder Porto-Legnago werden als die Schlüssel der Eischlinie betrachtet. Verona, vor der französischen Invasion 1796 , war Besißthum der Venetianer und hatte damals nur eine Art Citadelle , die keine sonderliche Widerstandsfähigkeit hatte. Massena bemächtigte sich der Stadt trog aller Widersprüche der Republik , und von diesem Augenblicke an ist sie bes rufen gewesen , in den wichtigen Kämpfen hier eine bedeu tende Rolle zu spielen. Anfangs zwar gerieth sie bald in die Hand der Franzosen oder Desterreicher, je nachdem die Einen oder die Anderen Herren der Umgegend waren. Nach der Schlacht von Castiglione genügten einige Kanonen schüsse , um den Franzosen die Thore zu öffnen. Seitdem stellten Franzosen und Desterreicher die alten Festungs

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werke wieder her. Erstere haben jedoch den Ort nur immer als eine place de moment betrachtet, während die Dester reicher ihm besonders seit 1848 ihre ganze Aufmerkſamkeit zugewandt und einen überaus starken Plaz daraus ge macht haben. Verona , 32 französische Lieues von Mailand , 25 von Venedig , 16 von Trient , mit 60,000 Einwohnern , liegt zu beiden Ufern der Etjch , über die heute 4 stehende und eine Schiffbrücke führen ; die vorzüglichste darunter ist die alte Brücke (ponte vecchio) , die 60 Toisen lang ist. Die Stadt ist auf beiden Uferu mit starken Festungs werfen umgeben , die ein Developpement von 6000 Toisen haben. Deren stärkerer Theil liegt auf dem rechten Ufer. Man sagt, daß die Regierung zwischen 25-28 Millionen Kaiser-Gulden auf Instandseßung der Festungswerke ver wandt. Man hat bei Anlage der neueren Werke ziemlich die Trace der alten italienischen Jugenieurs beibehalten. Die acht Bastionen des rechten Ufers laufen längs der alten Stadtmauer fort , ſind nach Tarnor's Manier ange legt und haben Contreescarpen en contrepente , um jo Das Fort St. Patroclus die Ausfälle zu erleichtern. schließt sich dort, wo der Fluß in die Stadt tritt, an diesen , während ein anderes , das Fort Heß , deſſen Aus tritt beherrscht. Vor dieser starken Front dehnt sich noch ein verschanztes Lager aus, das eine Front von etwa 4000 Schritt haben wird. Die einzelnen Werke deſſelben, 9 an der Zahl, bestehen aus geschlossenen Werken , deren Kehle Dieselben sind nach Gene eine Defensionskaserne bildet. ralen, die sich in der Schlacht bei Sta. Lucia besonders ausgezeichnet haben, benannt und sind so angelegt, einander flanfiren zu können. Das mitteiste dieser Werke, als das stärkste , ist nach Feldmarschall Radeßky benanut. Jedes Werk ist mit bombenfesten Reduits versehen . – Von dem Walle selbst ist diese Reihe Werke an 2600 Schritt ent ferut und bildet ſomit hinlänglich Raum, eine ganze Armnee aufnehmen zu können ; die Stadt selbst bildet ſomit nur das Reduit dieſes Lagers. Der andere Theil der Stadt, der seitwärts des Ponte vecchio, den ein eigenes Werk deckt, der mithin der Haupt verbindungsstraße seitwärts liegt , ist nicht weniger stark befestigt. Die Werke sind auf der alten Kaisermauer -Gallienus angelegt , die in späteren Zeiten durch den bekannten Militärarchitekten San Michele mit Thürmen versehen worden, denen man noch in neuerer Zeit Bastionen hinzugefügt hat. Dieser Theil der Befestigung hat sechs Fronten , beginnt an der Etsch bei der Porta St. Giorgio und schließt sich mit der Porta Victoria, vor der das Fort Schell liegt , an den Fluß. Der Hauptbestandtheil des selben ist das Fort St. Felice, das, auf einem Vorsprunge der Tyroler Alpen ſituirt, weit vorspringt und zur größeren Sicherheit mit einer Menge kleinerer isolirter Werke und Thürme umgeben ist. Die Stadt selbst ist noch mit einigen Defensionskäsernen versehen , enthält eine große Menge Militäretabliſſements und bildet unbedingt den Hauptplag der Oesterreicher in Italien. Legnago, das zu dem Befestigungssystem dieser so wichtigen Gegend gebört, ist weniger stark befestigt und ist gewissermaßen nur als ein doppelter Brückenkopf zu be trachten. Es hat in seinem Ensemble nur 6 Fronten von keinem sonderlichen Developpement. Doch soll in neueſter

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Zeit viel zu deffen Verbesserung geschehen sein. --- Legnago dürfte bei den Operationen , wie sie das Vorrücken eines französischen Corps gegen den unteren Po und die bes schleunigte Ausrüstung der Küsten- und Flußflottille der Franzosen vorausseßen läßt , in jeder Beziehung Beachtung Jedenfalls ist dem Gegner das strategische verdienen.

Vor 50 Jahren. III. Die Schlacht von Wagram am 5. und 6. Juli. (Forthegung des in Nr. 53 & 54 abgebrochenen Auffazek.)

So hatte Napoleons Armec um 6 Uhr Abends folgende Grundgesez, seine Stärke gegen die Schwäche des Gegners, d. H. dessen Flanke und Verbindung zu dirigiren , sehr Ausstellung erreicht. Rechter Flügel : Davouſt (52 Ba wohl bekannt , was ihn also gegen Ferrara und von dort taillone) nebst den Dragonerdiviſionen Grouchy und Pully auf Rovigo und Este, eventuell Padua und Benedig, füh gegenüber Neusiedel zwischen Glinzendorf und Großhofen ; Mitte: Oudinot (48 Bataillone nebst 9 Bataillonen Dus ren muß, während man ihn am Mincio beschäftigt. Von Verona bis Legnago find etwa 5 Meilen. Doch pas) zwischen Großhofen und Baumersdorf, Eugen (38 Bà bietet die Ersch auf ihrem Laufe von dort bis hier mehrere taillone, 20 Schwadronen) von da gegen Aderklaa ; linker feste Uferstellen , die sich zu Brücken und Brückenköpfen Flügel : Bernadotte ( 20 Bataillone) bei Aderklaa, Maſſena eignen. Alle Verbindungen der beiden Pläge unter sich, (43 Bataillone) als linke Flanke von da rückwärts bis sowie von ihnen nach Peschiera und Mantua, alle Fluß Breitenlee und Hirschstätten ; Reserve : Garden und Cü übergänge 2c., sind vollkommen gesichert, und es bleibt für rassiere vorwärts von Raschdorf hinter der Mitte der eine strategische und taktische Benuzung dieser Festungs Frontlinie. Die österreichische Stellung war dagegen folgende. gruppe , die unsere Strategen ja als die stärkste Stellung in Europa betrachten , nichts zu wünschen übrig , wenn Rechter Flügel : Bellegarde (22 Bataillone , 8 Schwe. man die dazu erforderlichen Truppen hat. dronen ) von Wagram bis an die Höhe von Baumersdorf; Im Norden ist diese wichtige Landesstrecke , die bald Mitte: Hohenzollern (26 Bataillone, 6 Schwadronen) von der Kampfplay zweier großer Armeen werden dürfte, neuer da bis Neuftedel ; linker Flügel : Rosenberg (24 Ba dings noch durch mehrere Forts und Maximiliansthürme taillone, 8 Schwadronen) in und hinter Neusiedel mit zu geschlossen worden. Wahrscheinlich hat hierzu der Feldzug rückgebogener Flanke. Die drei genannten Orte wurden von 1848 Veranlassung gegeben, - wenigstens find die nach 5 Uhr besezt ; die am Nachmittag begonnene Ver besagten Werke in der Art und Weise angelegt , ähnlichen schanzung der Höhe fonnte nicht vollendet werden . Reserve : Liechtenstein mit noch 60 Schwadronen rechts seitwärts von Incursionen entgegenzuwirken . Wagram in der Ebene , d'Aspre's Grenadiere (17 Ba= Die Communication dieser Stellung mit dem Mutter lande über Rocca d'Anto ist bereits unterbrochen. Ihr taillone) weiter rechts bei Säuring, Collowrath lagerte noch in bheben nur noch die über Roveredo und Vicenza. Hagenbrunn (über 1 Meile westlich von Wagram), Klenau Sich Combinationen über das zu erlauben , was hier traf erst gegen 8 Uhr in Stammersdorf ein , Reuß war geschehen könnte , dürfte wenig angemessen sein. Wir bes und blieb am Bisamberg . merken nur noch , daß das Gelände hier ziemlich dem, Diesen günstigen Umstand, daß über 13 der österreichischen worauf man sich bis jezt geſchlagen, ähneln dürfte. Verona Armee wegen zu großer Entfernung für heute nicht mehr umgeben Weingärten, Anpflanzungen und Gärten in einer verwendbar war , wollie Napoleon zur Ueberwältigung der Wagramer Stellung benußen. Ohne die Reserve bei Rasch Art und Weise , daß von einer übersichtlichen Schlachten be dorf konnten 90,000 Mann Infanterie, 7000 Reiter gegen jührung faum die Rede sein kann. Das mit Bäumen be jezte Terrain erlaubt nirgends eine Uebersicht. Ein Be Karl's 88,000 losgelaffen werden ; ein einheitlich geleiteter reiten der Linien , eine übersichtliche Stellung für den geregelter Angriff konnte bedeutende Resultate liefern. Allein General , der führt , ist fast nirgends möglich , sagt G.M. die 4 Corpscommandanten Davouft, Oudinot, Eugen und v. Williſen 1. in seinem Feldzuge des Jahres 1848 ; wer Bernadotte handelten ohne Einklang und Eifer ; Napoleon was sehen will , muß Thürme und Dächer hoher Häuser scheint dem Ganzen fern geblieben zu sein und so miß besteigen , und auch dann ſieht er meistens nichts , als ein glückte der großartige Angriff , welcher den dritten Mo Gefecht unter dem grünen Dache der Maulbeerbäume oder ment von 7-10 Uhr Abends bezeichnet. Die Infanterie Oudinor's machte den Anfang (Na Weingelände. Die Artillerie hat mit großen Schwierig feiten zu kämpfen, um einen Play zum Auffahren zu finden ; poleon hatte der gesammten Infanterie infolge des Tages von Aspern die längst abgeschafften Bataillonsgeschüße Cavalerie ist selten in größeren Maffen als in Escadrons wieder zugetheilt) : die Diviſionen Tharreau und Grandjean zu verwenden. Reisfelder , Bewässerungscanäle , schmale, mit Bäumen eingefaßte Wege und durchsumpfte Stellen wendeten sich theils gegen Baumersdorf , wo Graf Ignaz ergänzen noch diese Unbequemlichkeiten. Nur wo Colonnen Hardegg sich mit eiserner Standhaftigkeit behauptete, theils östlich davon gegen Hohenzollerns linken Flügel. Schon wege von langer Hand her vorbereitet sind , und dieß ist der Fall zwischen den Festungen , vermindern sich diese hatte leztere Colonne die Höhe erstiegen, fie fand aber oben tapferen Widerstand und eilte in wilder Flucht zurück, als Hindernisse, die sich den Märschen der Truppen sonst dar bieten. Was aber einer solchen fortificatorischen Anlage Hohenzollern selbst mit 6 Schwadronen in sie einhieb ; Hardegg brach aus dem brennenden Baumersdorf zur Vers den wissenschaftlichen Grund der Stärke gibt, ist die Haupt folgung vor. regel aller Kriegführung , mit- Massen zu kämpfen , So standen die Sachen , als Eugen's Angriff folgte. auf die Fortification angewandt. Hic Rhodus, hic salta! Die beiden Divisionen Dupas und Lamarque (Pactod und Broussier trafen erst in der Nacht ein , deßhalb wurde

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Dupas beigezogen) hatten sich westlich von Baumersdorf gegen die Lücke zwischen dem ersten und zweiten öfters reichischen Corps gewendet und dort das Plateau erstiegen ; ihnen auf dem Fuße folgten Seiras und Durutte und 16 Schwadronen von Sabuc. Die ersten Divisionen ent wickelten sich rasch unter nahem heftigen Feuergefecht ; so bald die Reserve zur Stelle war , gingen sie zum Angriff über. 1 Bataillon von Hohenzollern , 7 von Bellegarde wichen aus dem ersten Treffen, rissen zum Theil das zweite Treffen mit sich und die rasch nachdringenden Franzosen gelangten bis hinter die österreichische Lagerlinie. Hätte Sahuc uebst dem Geschüß die zwar kurzen, aber steilen Terrassen rasch genug hinterlegen können , so hätte selbst die persönliche Aufopferung Karls , der hier verwundet wurde , der Niederlage nicht vorgebeugt ; so aber gelang es dem Regiment Erbach , die Lücke zu schließeu , die wei chenden Bataillone mit sich zu reißen und das Gefecht zum Stehen zu bringen ; als Hohenzollern vollends mit seinen 6 Schwadronen herbeikam und den Franzosen in die linke Flanke fiel , war auch hier der Sieg erfochten. Eugen's Niederlage wäre vollständig gewesen , wenn der jetzt auf marschirte Sahuc die österreichische Reiterei nicht an der Verfolgung gehindert und den Rückzug gedeckt hätte. Erst als Hohenzollern noch 4 Husarenſchwadronen herbeirief, wurde auch Sahuc geworfen , nachdem das Fußvolk den Rußbach überschritten , in seiner wilden Flucht sich aber weit über Raschdorf hinaus verlaufen hatte. Hätte Karl bei der einbrechenden Dunkelheit diese Katastrophe über sehen können und Liechtenstein's Cavaleriereſerve eingreifen die Niederlage des franzöſiſchen Centrums wäre laſſen, eine heillose gewesen. Ueber Davoust's Kampf bei Neuftedel hat man nur dürftige Berichte , welche darin übereinstimmen , daß auch Bernadotte vollends begann den sein Angriff scheiterte. seinen erst um 9 Uhr, also zu einer Zeit , wo der Kampf sonst überall beendigt war; von den beiden sächsischen Divisionen Zeschwig und Polenz gingen zwei Staffeln gegen Wagram vor, wurden an der Umfassung mit mörde rischem Kartätschfeuer, im Dorfe selbst aus allen Häusern mit Flintenkugeln empfangen und vermochten nie über den auf der Höhe gelegenen großen Plag und die dortige öfter reichische Reserve hinauszudringen ; als vollends die dritte Staffel , am Südeingange angelangt , in der Dunkelheit auf ihre eigenen Kameraden feuerte, entstand gränzenlose Verwirrung, ――― das brennende Dorf mußte geräumt werden . Bernadotte selbst war gar nicht am Plag und schickte noch um 10 Uhr Nachts Reiterei gegen Wagram vor , um zu erfahren , ob das Dorf in Freundes- oder Feindeshänden fich befände. Diese eigene Pflichtversäumniß juchte er nach her durch Verläumdung der sächsischen Tapferkeit zu rechts fertigen. So hatte der erste Schlachttag mit einem Siege der Desterreicher auf allen Punkten geendet. Denken wir uns jezt , was vollends erfolgt wäre , wenn der österreichische Generalstab über den Uebergangspunkt des Gegners sich nicht so arg getäuscht und wenn der Erzherzog die Con centration vom 2. Juli beibehalten hätte ! Mußte man sich nicht sagen , was Napoleon auf den ersten Blick erkannte, daß das Debouchiren östlich der Lobau den mißlichen An griff gegen die österreichische Front überflüssig machte, diese

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links umging und um alle vorbereiteten Vortheile brachte ? Und wäre bei dieser richtigen Erwägung die Linie Enzers dorf Mühlleiten , wo der meisterhaft eingeleitete Durchbruch wirklich erfolgte, mehr mit Verschanzungen berücksichtigt worden , wie wollte Napoleon dann herüberkommen ? Die geschlagene französische Armee bivouacirte auf der Linie Aderklaa- Glinzendorf. Desterreichischer Seits gab der Generaliſſimus die nöthigen Befehle, um mit der näch sten Früh einen concentrischen Angriff mit gesammter Macht zu unternehmen . Klenau und Collowrath follten um 1 Uhr nach Mitternacht aufbrechen , ersterer entlang der Donau auf Hirschstätten , legterer auf Breitenlee losmarschiren; d'Aspre's Grenadiere , um 3 Uhr abrückend , erhielten die Richtung auf Süßenbrunn ; Liechtenstein's Reserverciterei sollte sich in gleicher Höhe mit ihnen und Bellegarde halten, welcher um 4 Ühr Aderklaa, Rosenberg ebenso früh Glinzen dorf angriff , während Hohenzollern die Stellung hinter dem Rußbach so lange festhielte , bis Bellegarde Terrain gewonnen , worauf auch das zweite in die Lücke einrückte. Johann war durch einen neuen , erst um 5 Uhr abge gangenen Courier aufgefordert worden , in Marchegg gar nicht zu rasten, sondern ungesäumt über Unter- Süßenbrunn in Leibersdorf in Davoust's rechter Flanke einzutreffen. Mit Abrechnung des V. Corps , das beobachtend am Bi samberg blieb , dreier Bataillone Collowrath's zu Stam mersdorf, zweier von Rosenberg, welche Johann entgegen zogen, betrug die österreichische Schlachtmaſſe 124,860 Mann mit 418 Geschüßen . Diese Disposition ist schon von allen neueren Strategen besprochen und verschiedentlich beurtheilt worden. In der Angriff gegen Napoleon Berechtigung des Zieles nach dem gestrigen Siege ― stimmen Alle überein ; über die angewandten Mittel gehen die Ansichten himmelweit auseinander. So viel scheint unwiderleglich zu sein , daß die Disposition sich sowohl in der Berechnung des Raums, wie der Zeit schwer täuschte. Des Raums , denn die für den rechten Flügel beschlossene Umgebung holte viel zu weit aus : wie fonnte man einen Gegner wie Napoleon, der zwischen Aderklaa und Glinzendorf ganz concentrirt stand, auf einer 2 Meilen langen Linie angreifen , da er noch überdieß die Ueberlegenheit der Zahl für sich hatte ? Der Zeit, denn wie konnte man erwarten , daß Klenau und Collowrath um 1 Uhr Nachts aufbrechen würden, wenn die Adjutanten mit der Disposition nicht vor 3 Uhr bei ihnen eintreffen könnten ? Der Fehler von Austerlig wiederholte sich hier und dadurch verfehlte der Angriff, in Raum und Zeit nicht zusammenfallend , von Haus aus seine Wirkung, wie wir sehen werden. Napoleon verzichtete auf ferneren Angriff und war nur auf engere Concentrirung bedacht. Davoust mußte weiter links, Massena mit Hinterlassung einer Division in Aspern ganz rechts nach Aderklaa rücken , so daß mit grauendem Morgen 180,000 Mann versammelt waren, da die gesammte Armee unterdessen übergegangen, selbst Wrede zur Reserve herangerückt war. (Schluß folgt.)

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Literatur.

Wir wollen aber gerne glauben , er habe Neues gebracht und einige Berichtigungen seines Vorgängers veröffentlicht, zu um ständlich wird dieser Abschnitt im Zusammenhalte mit den übrigen Theilen seines Werks immerhin bleiben. Manchmal verliert sich unser Autor in einen förmlichen Baffantenrapport über die Durchreise allerhöchster und höchster Personen , in die Beschreibung der in der Nähe Ingolstadts in jüngster Zeit ( 1857) stattgehabten Brigademanöver mit gemischen Waffen (während das ungleich wichtigere große Lager von 1823 , wo noch die Führer der alten Armee, Wrede und Raglovich u . s. w., commandirten und gegenüber manövrirten , nur ganz kurz bes rührt wird), ja selbst in Anecdötchen (S. 228 ) , die mit dem historischen Ernste kaum in Einklang zu bringen find. (Schluß folgt.)

Die bayerische Landesfeftung Ingolstadt in kriegsgeschichtlicher und strategischer Beziehung , dar gestellt von Konrad von Berg , Hauptmann im f. 7. Infanterieregiment (Hohenhausen). gr. 8. Mit einem lithographirten Uebersichtsfärtchen der Feldzüge an der oberen Donau. Ingolstadt , 1858. Im Selbstverlage des Verfaſſers. *)

Das vorliegende, mit wohlthuender patriotischer Wärme und sehr correcter, stellenweise sogar poetischer Diction bearbeitete Werk muß aus zwei verschiedenen Gesichtspunkten beurtheilt werden. Erstens als nüßlicher Beitrag zur bayerischen Kriegs geschichte und hierin entspricht es uns vollkommen, so daß wir nicht zweifeln, es werde von allen jenen bayerischen Waffen brüdern freudig begrüßt werden, die ihre Studien mit Vorliebe -der einheimischen Heeresgeschichte zuwenden, zweitens aber * Taschenbuch für den Dienst im Felde, bearbeitet müssen wir die dankenswerthe Arbeit als das Ergebniß ſtrate für den Subalternoffizier der k. sächſ. Reiterei von W. Siegmann, Oberst und Commandant des k. gischer Studien betrachten, worin uns dieselbe aber nicht ganz befriedigt, wie das nachfolgende kurze Referat ausweisen wird. sächs. 3. Reiterregiments. Nebst 6 Tafeln mit Ub Die " Einleitung " zeichnet in Umrissen die geschichtliche bildungen. Leipzig , 1857. Druck und Verlag von B. G. Teubner. Entwickelung der verschiedenen Befestigungsmethoden, mit bes sonderer Rücksicht auf die in Bayern in das Leben gerufenen Es gibt , wie der Herr Verfasser in seiner Vorrede sagt, festen Pläge. Diese Schilderung erscheint uns als sehr fleißig sehr viele und darunter recht gute Bücher über den Dienst im durchgeführt und läßt unschwer den gründlich kriegswissenschaft Felde ; es gibt unter dieser Zahl aber noch mehr schlechte, lich gebildeten und historisch beleſenen Offizier erkennen. Das möchten wir hinzufügen und deßhalb find wir recht sehr er gleiche Lob möchten wir dem folgenden Abschnitt, welcher die hier ein Buch vor uns zu haben , das wir durchaus freut, Kriegsereignisse an der oberen Donau" behandelt, können. empfehlen Dasselbe ist leicht verständlich , gibt selbst ertheilen. Wir finden hier die strategische Bedeutung der dem noch in den Anfängen des Dienſtes befindlichen Subaltern Donau selbst schon im Alterthum mit einigen Worten er Vorstellung vom Felddienste , ist wähnt ; ferner ihre militärische Wichtigkeit im schmalkaldischen offizier eine flare, richtige Man sieht es und im dreißigjährigen Krieg, dann im spanischen und öfters logisch geordnet und durchweg praktisch. dem Buche an , daß der Herr Verfaſſer ſeine Sache gründlich reichischen Erbfolgekrieg und endlich mit gebührender Ausführ versteht und dabei das beneidenswerthe Talent befißt , sein lichkeit in den Feldzügen 1796, 1800 , 1805 und 1809. Daß Wiffen auch Anderen in deutlicher Weise mitzutheilen. eigenes es sich hierbei meist nur um die hohe Wichtigkeit der strates der Herr Verfasser nach dem Titel seine Arbeit vors gischen Bedeutung des oberen Donaugebiets handeln kann, für k. sächsische Offiziere bestimmte , so möchten wir zugsweise ist selbstverständlich. Für den Feldzug 1796 war begreiflich doch dasselbe zum Studium jedem Cavalerieoffizier , gleichviel das Werk des unvergeßlichen Erzherzogs Carl die Hauptquelle, welcher Armee er angehört , empfehlen , da von gewöhnlichen, für 1809 das Buch des Generals Pelet. Doch sind auch die überall unwesentlich verschiedenen Felddienstformen in dem hierher gehörigen Auffäße der österreichischen militärischen Zeit Buche wenig enthalten ist. Gerade in diesem Augenblick aber schrift, die Kriegsgeschichte der Bayern von Völderndorff und fühlen wir uns veranlaßt, auf genanntes Werk besonders aufs andere gute Arbeiten vortheilhaft benußt. Der dritte Abschnitt merksam zu machen , da durch die in fast allen deutschen Ars die obere Donau und einige hierauf bezugs meen augenblicklich beschleunigte Offiziersbeförderung diese habende strategische Gedanken " beschreibt die Donau jüngeren Herren Kameraden nicht alle in ganz vollständiger mit ihren Hauptübergängen von Ulm bis Passau und gibt Weise ausgebildet sein werden und diesen wird das Buch ein auch wieder Auszüge aus der neueren Kriegsgeschichte . Nun vortrefflicher Leitfaden sein , um sie in das Wesen und die folgt " die Festung Ingolstadt", resp . die Chronik der Handhabe des Felddienstes einzuführen , und sie namentlich Stadt und Festung. Diese Partie hätten wir bündiger ge darauf aufmerksam zu machen, worauf es in den meisten Fällen wünscht , um so mehr als ja bereits eine ähnliche gute Arbeit ankommt und wie man Wesentliches vom Unwesentlichen zu unter (Gerstner, J., Geschichte der Stadt Ingolstadt, München 1852) lernen muß. Wer also namentlich von den jüngeren scheiden vorhanden ist und der Verfasser für sein Buch einen Titel Herren noch nicht vor dem Feinde steht , der nehme die viel gewählt hat , welcher die Details ſeit 1815 ( S. 204-230) leicht nur noch kurze Muße wohl in Acht ; wenn der ganze wenigstens in dieser Ausführlichkeit schwerlich vermuthen läßt. Ernst unseres Standes eintritt, ist es zu spät zum Studium. Es liegt uns im Augenblick das angegebene Buch nicht vor, Auf der Feldwache kann man nicht mehr Felddienst aus Büchern so daß wir dasselbe mit der Chronik des Verfassers nicht ver lernen , und bei aller Bravour und dem besten Willen ist es gleichen können und nur aus früherer Lectüre urtheilen müßten. 45. mit dem Dreinschlagen allein doch auch nicht gethan. *) Jm Buchhandel zu beziehen durch die Krüll'sche Universitätsbuch handlung in Landshut.

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Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften. März 1859. Niederlande. De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859. Tirailleurs , Jäger , Scharfschüßen. Dieser Artikel ist gegen Errichtung einer fünften Schüßencompagnie im Ba taillon gerichtet. Eine eigene leichte Infanterie , unter welchem Namen oder unter welcher Form fie erscheine , bes nachtheilige die Linie, da man die besten Leute der leßteren Diese leichte aus ihr ziehe , um jene daraus zu bilden. Infanterie werde dann durch fortwährendes Tirailliren und den kleinen Krieg aufgezehrt und könne nicht wieder erſeßt werden. Dieß sei am meisten bei der 5. Compagnie der Fall. Sie sei Schuld , daß die übrigen 4 Compagnien im Tirailliren und im Vorpostendienst schlecht geübt werden. Etwas Anderes ſei es, wenn die Schüßen nicht den anderen Compagnien entnommen, sondern von vornherein in eigenen Abtheilungen recrutirt und ausgebildet , und gar nicht dem Misstand ausgeseßt würden , von einem Bataillonscomman danten verkehrt gebraucht zu werden. Dieses Die niederländische Scharfschüßen - Miliz. erst fürzlich durch die Bemühungen einiger Patrioten ents standene Institut hat den Zweck , die Freude am Schießen im Volke zu verbreiten und Schüßen zu bilden , und ift ſomit besonders für Holland , deffen Heeresorganisation auf der Miliz beruht , von Werth. Es wird gewünscht , daß geringe Kostspieligkeit eine zahlreiche Theilnahme ermögliche. Betrachtungen. Es ist in Holland wie überall : man ver langt alle möglichen Verbesserungen und will doch kein Geld dafür hergeben . Der Sold des Soldaten ist viel zu gering, ſein Eintrittsgeld von der Art, daß er sich nicht damit aus rüsten kann , sein Kleinmontirungsgeld unzureichend . Die Freiwilligen sollten eine bessere Beförderung erfahren ; die Soldaten unentgeltlichen Schulunterricht erhalten. Die neuen gezogenen Geschüße in Frankreich und die Armstrong Kanone mit einer Abbildung , nach der All gemeinen Militär-Zeitung. Die Gefechte bei Kermpt und Hasselt am 7. und 8. August 1831 . Marine- Artillerie. Versuche und Bücheranzeigen. Uebungen , welche im Jahr 1857 stattfanden : Bestimmung der Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse durch Navez' elektros ballistischen Pendel ; Versuche mit der Dauerhaftigkeit guß eiserner Geschüße , mit Handgranaten , mit Granaten als Rollschüssen, mit der Neßler'schen Rotativkugel. Die leztere wurde unbrauchbar befunden , doch wird bemerkt , daß viels Ueber den leicht nicht das richtige Modell bekannt war. Nußen von hinten zu ladender Handfeuerwaffen für die Marine.

Editor responsable D. Mariano Vicente del Ca stillo . Madrid Año III. Nr. 24 , publicado en Marzo de 1859. *) Die Nothwendigkeit der Bildung eines Armees corps zu strategischen und taktischen Uebungen. Es wird bemerkt, daß die Monotonie des Garnisonsdienstes einschläfre. Die spanische Armee sei zwar gut disciplinirt und exercirt, aber sie entbehre einer höheren taktiſchen nnd Atrategischen Ausbildung . Die Artillerie und das Ingenieurs corps werden namentlich nicht genügend in feldmäßigen Manövern geübt. Am besten wäre die Bildung einer aus allen Waffen zusammengeseßten Armee von 18-20,000 Mann , welche auf passendem Terrain alle 2-3 Jahre und je 34 Monate lang Felddienstübungen im größeren Maßstabe ausführen würde. Soldatenkinderschulen. Die Thatsache , daß nicht nur die Unteroffiziere , sondern auch viele Offiziere nicht im Stande find , ihre Söhne in Cadettenanstalten erziehen zu lassen , führt auf die Nothwendigkeit der Errichtung anderer Institute. Nach einer Darstellung der österreichischen, preußischen , ruſſiſchen und belgischen Anstalten zu dieſem Zwecke werden Spaniens Bestrebungen seit 1784 in dieſer Richtung geschildert. Diese Versuche waren eigentlich nur bei der 1853 errichteten Schule für die Kinder der Guardia civil von nachhaltigem Werthe. Noch fehlt eine solche Ans ſtalt für die ganze Armee ; die Mittel zur Gründung der selben find jedoch in dem durch die Loskaufungen erzielten Fonds gegeben. Allgemeine Betrachtungen über den Zustand der spanischen Armee für den plößlichen Fall eines Kriegs. Die Elemente , aus denen die spanische Armee besteht , werden hier als trefflich , aber als nicht gehörig Es wird zu viel kleinliche In gebildet geschildert. Atruction und Paradewesen getrieben , die Ausbildung für den Felddienst, ebenso die Uebungen mit der blanken Waffe Das (Säbel), und das Scheibenschießen vernachlässigt.

Bajonnetfechten wird als Charlatanerie bezeichnet und dafür Gymnastik empfohlen. Ein deutsches Urtheil über die gegenwärtige frans zösische Armee. Ein Auszug aus der bekannten Bro chüre Wickede's , mit der der Spanier nicht einverstanden ist. Er bestreitet , daß das Avancement des Unteroffiziers zum Offizier gut sei , man erhalte dadurch nur abgelebte Capitans. Revolutionszeiten machen eine Ausnahme. Falsch ſei , daß der französische Offizier schlechter besoldet und aus der Gesellschaft ausgeschlossen sei . Grundfalsch sei die Bes hauptung Wickede's , daß Franzosen eine gleiche Anzahl Engländer immer schlagen werden, die ganze Geschichte lehre eher das Gegentheil. Der Werth einer Truppe bestimme sich nach ihrem Commandanten. Schilderung der Stellung der Chronik des Auslands . Desterreicher in Oberitalien , sowie der der österreichischen und sardinischen Armee.

Spanien. La Asamblea del Ejército , periodico mensual de ciencia , arte é historia militar, publicado por una reunión de oficiales del cuerpo de E. M.

*) Nach längerer Unterbrechung sind uns von dieser trefflichen Zeit schrift wieder einige Hefte zugegangen ; es scheint sonach ihr regelmäßiges Erscheinen wieder gesichert zu sein. Anm. d . Red. d. A. M.-Z.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von G. W. Leske.

23.

Samſtag,

34. Jahrgang.

Juli 18 5 9.

No. 59 & 60.

2 Allgemeine Militär-Beitung.. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . davon Kenntniß haben , ſeiner Aufgabe in ſeltener Weiſe genügt. Vielleicht hätte man in einzelnen Details weniger

Preußen .

Berlin , 16. Juli. In Bezug auf die Landwehr ängſtlich mit dem Gelde markten ſollen, z. B. beim Pferde ſollen bedeutſame Aenderungen bevorſtehen, da man

ankauf; allein dieſe Deconomie beweiſt nur , wie gewiſſen

in hervorragenden Kreiſen von der Nothwendigkeit einer

haft bei aller Energie die Behörden verfahren ſind. Das

Abänderung des Verģältniſſcs der Landwehr zur Linie durdydrungen iſt. Es handelt fich nämlich darum , cine Umgeſtaltung in der Weiſe zu treffen, daß, um die Ärmee

Reſultat der Geſammtleiſtung iſt daher auch außerordent lid erfreulich. Gleichwohl war die Zeit zu furz , um Alles zu leiſten , was in Bezug auf Wehrhaftmachung ges

mobil zu machen , nicht immer auch die Landwehr zu den

leiſtet werden kann.

Waffen berufen zu werden braucht. Wie tief die Einbe-

rechnen wir dabin zimnächſt die ungenügende Bewaffnung

1

.

Was das todte Material betrifft, ſo

rufung der Landwehr in die Verbältniſſe des geſammten der Infanterie und Artillerie. Dieſe entſpricht der Ent preußiſchen Staates eingreift , hat ſich in einer Weiſe wieder dargethan , daß eine eingehende Erwägung, wie das Intereſſe des Staates und jenes der Bevölkerung in dieſer Beziehung in Einflang zu bringen ſei, für unumgänglich erfannt worden iſt. Es iſt deßhalb wohl vorauszuſehen, daß bezüglich dieſer Bodywidtigen Angelegenheit eine Porlage für den nächſten Landtag vorbereitet werden wird.

wicelung der Waffentechnik nicht. Mit den neuen Pode wils’ſchen vortrefflichen Gewehren fonnten hauptſächlich nur die Jägerbataillone bewaffnet werden. Bei dem Ernſt der Lage dürfte es nothwendig ſein, dem Kriegsminiſterium die nöthige Summe zur Dispoſition zu ſtellen, um in fürzeſter Zeit die ganze Infanterie damit zu bewaffnen. In der fürzeſten Zeit , wiederholen wir , und wenn die

München , 17. Juli. Die „ Allg . Z." ſpricht die An-

bayeriſche Waffeninduſtrie dazu nicht ausreicht, ſo muß die fremde, etwa die belgiſche, zu Hülfe genommen werden. Auch die Geſchüße der Feldartillerie find ungenügend; ibre raſcje Umänderung wurde beabſichtigt, konnte aber wegen

Ficht aus , daß es die Aufgabe der jeßt zuſammentretenden Kammern ſei, für die vollſtändige Wehrhaftmachung

Mangels an Zeit nicht beſchafft werden. Man muß alſo in dieſer Beziehung raſo Sorge tragen und die betreffenden

Bayern

Geldmittel zur Dispoſition ſtellen. Endlich iſt die Landes

( Fr. Poſt- Ztg .) Bayer 1.

zu ſorgen.

Wir entnehmen dieſem Artikel

Folgendes: Der von Weſten heraufbeſchworne Conflict befeſtigung entſchieden unzureichend, namentlich fehlt es traf die bayeriſche Armee in einer Verfaſſung , die es ihr

in der Pfalz an einem entſprechenden befeſtigten Schlacht

nicht ermöglichte , raſch und in der Weiſe , wie es zu

feld , von welcher Defenſivſtellung aus dieſelbe mit Augs

wünſchen geweſen , vom Friedensfuß auf den Kriegsfuß überzugehen. Zum großen Theil lag dieß aber in der Beſchränkung des Militärbudgets, welches die Rammern ſelbſt feſtgelegt hatten. Es fäït der Vorwurf des Mangels an Kriegsbereitſchaft alſo wenigſtens nicht weſentlich den

ficht auf Erfolg auch gegen Uebermacht vertheidigt werden Wo cine ſolche Stellung zu ſchaffen iſt , darüber fann wohl fein Zweifel ſein - es iſt Ludwigshafen fann .

-

Mannheim . Bei kluger Verbindung der proviſoriſchen Bes feſtigungen mit den permanenten kann , mit Energie und

bezüglichen Kriegsminiſtern zur Laſt. Unläugbar iſt das Umſicht, binnen ſechs bis acht Monaten eine den Bedürfs gegen, daß von Seite des jeßigen Kriegsminiſters und der niſſen des Augenblicke entſprechende Befeſtigung vollendet ganzen Regierung Außerordentliches geleiſtet worden iſt, werden. Was das lebendige Material betrifft, ſo fann um allen Mängeln abzuhelfen und die Wehrkraft auf den es offenbar nicht auf dem Kriegofuß bleiben , auf dem es Fuß zu ſeben , welcher der politiſchen Lage entſprach . An iſt. Findet fich fein Drt , wo beim heutigen Zuſtand der Energie , Ausdauer , Umſicht hat das Kriegsminiſterium

Felder größere Manöver ausgeführt werden fönnen , ſo

es in keiner Richtung fehlen laſſen , es hat , ſo weit wir

muß der Erſparniß wegen die Ärmee unmittelbar auf

.

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Friedensfuß gesezt werden; jedoch muß dabei die weitere Durchbildung des Heeres in reicherem Maß als bisher gesichert, und für ihren raschen und sichern Uebergang auf den Kriegsfuß Sorge getragen werden. Vielleicht ist es in Betracht dessen besser , die Reiterei ein Jahr lang noch auf dem vollen oder beinahe vollen Etat zu erhalten, was einen Mehraufwand von etwa 1 Million Gulden veran lassen dürfte. Dasselbe gilt von den Geschüßbespannungen der Artillerie. Alle anderen Wagenbespannungen verkaufe man. Es hat sich gezeigt, daß das Land hinreichendes

Vertheidigung von Portsmouth mitzuwirken. Zu dem Ende ist zwischen Southsea Caſtle und der westlichen Auxiliar batterie eine Bettung von 7 Tiefe in den Schiefer einge graben worden , worauf das Geschüß mit Laffete , Lad krahnen 2c. ruhen soll . Von diesem Plaße aus kann das Geschüß den Eingang in den Canal von Portsmouth be= herrschen. Von der Zerstörung, welche ein einziger Schuß aus diesem Riesengeschüß hervorzubringen im Stande wäre, kann man sich aus seinen Dimensionen einen Begriff machen . Es ist nämlich 16 ' 6 " (engl. ) lang , hat einen Umfang hinten von 11 ' 4" , vorne von 7' 11" , einen Durchmesser hinten von 3 ' 7 2 " , vorne von 2' 34" , eine Metallstärke hinten von 1 ' 10 ", vorne von 71 " . Sein Gewicht be trägt 22 Tonnen (à 20 Ctnr.) ; das Gewicht der ganzen Ladung 3 Ctur. , das der Pulverladung 78 Pfund. Die Laffete wiegt 3 Tounen, 2 Etnr.

Materiai an Zugpferden besigt. Da die Bewegungen großer Reitermassen viele Vorübungen erfordern, so wäre es sicher zweckmäßig, dem Kriegsministerium die Mittel zu gewähren , um die sämmtliche Reiterei in Verbindung mit der reiten den Artilerie und einigen fahrenden Batterien auf der Lechfeld Dede , cinem durchaus dazu geeigneten Terrain, einige Wochen zum Zweck größerer Manövers concentriren zu können. Für die Infanterie dürfte es angemessen sein, die Cadres nicht auf den Winterstand zu reduciren , son dern die Mannschaft in raſchem Wechsel, hauptsächlich zur Ausbildung im Schießen und im zerstreuten Gefecht , zur Fahne zu berufen. Bayern besig bis heute auch kein vollständiges Reglement für die Jäger." Sachsen-Coburg- Gotha.

Coburg , 11. Juli. In diesen Tagen ist das Gesez über Einquartierung und sonstige Naturalleistungen für Militärzwecke erschienen. Dasselbe umfaßt fünf Ab schnitte, von denen der erste den Gegenstand der Leistungen, der zweite die Verpflichtung zu den Leistungen , der dritte die Anforderungen derselben, der vierte die Vergütung der selben, sowie der fünte die Aufhebung der älteren Gefeße und Ausführungsverordnungen betrifft. Es können hiernach für Militärzwecke bei bevorstehendem Kriege oder während seiner Dauer, ferner in Friedenszeiten, so weit das Staats ministerium die Anwendbarkeit dieses Gesezes ausdrück lich für nothwendig erklärt hat, an Naturalleistungen nach Vorschrift dieses Gesezes von den Staatsangehörigen ur Bewohnern des hiesigen Herzogthums gefordert werden a) die Gewährung von Räumlichkeiten , b) die Leistung von Verpflegung , e) die Lieferung von sonstigen Natura (Dresdn. J.) lien , sowie d) Dienstleistungen.

Belgien. Brüssel, 15. Juli. Die Waffenfabrication Lüt richs hat im Jahre 1858 die glänzenden Resultate der beiden Vorjahre 1857 und 1856 nicht erreicht , immerhin ist sie jedoch von großer Bedeutung gewesen. Es wurden an Luxuswaffen 198,211 einfache Läufe , 74,723 doppel läufige , 19,250 Paar Sattelpistolen und 90,830 Taschen pistolen , und an Kriegswaffen 62,563 Stück fabricirt . Zur Prüfung wurden im Ganzen 484,692 Läufe eingegeben , im Jahr 1857 dagegen im Ganzen 599,208, und im Jahr 1856 587,924 Stück. Großbritannien .

-b- Eine neue Monster Kanone aus Schmiedeeisen, von Horsfall construirt, hat die Bestimmung erhalten, zur

Rußland. Petersburg, 22. Juni. Die nun nächstens begin menden großen Uebungen des Gardecorps im Lager bei Krajnoje Sjeló werden , wie man hört , dicßmal ein ganz besonderes Interesse darbieten , nicht allein , weil das bet zum ersten Male eine neue Batterie von 8 gezogenen Geschüßen in Thätigkeit sein wird , sondern weil man glaubt , daß die abermaligen Erfolge der franzöſiſchen Kriegsart, im Kampfe gegen die österreichische Armee, nun bei uns zu einem vöütgen Verlassen unserer bisherigen taktischen Formen führen werden. Seit dem Krimfricge , dessen Concert allerdings durch die gegenwärtige Dissonanz zwischen einigen der damaligen Concertanten bald ganz gestört worden ist , hat man schon Vieles gethan , um die russischen Truppen beweglicher und vor allen Dingen selbst ständiger zu machen, und man nennt einige hohe Militärs, welche in besonderer Gunst beim Kaiser stehen, namentlich cen einflußreichen Chef des Stabes vom Gardecorps, Generallieutenant und Generaladjutant Eduard Baranoff 11., als die besonderen Empfehler der franzöſiſchen Taktik, wäh rend bisher mehr deutsche oder eigentlich preußische Muster befolgt wurden. Troß der anscheinend so starren Formen haben unsere Offiziere eine entschiedene Vorliebe für die zwangloseren und degagirten Bewegungen der französischen Truppen , und so möchten unter dem Eindrucke der über raschenden Erfolge in Italien die dicßjährigen Manöver bei Krassnoje vielleicht eine entscheidende Wendung im (N. Preuß. Zig.) System herbeiführen .

Spanien. S. Die Artillerie wird durch eine Brigade fah* render Artillerie zu 4 Batterien (jede zu 4 Gefchüßen im Frieden) vermehrt und erhält dann eine neue For mation. Aus einer Brigade Gebirgsartillerie soll eine zweite fahrende Brigade gebildet werden. Eine dieser fah renden Batterien wird mit Pferden bespannt und mit Positionsgeschüßen ausgerüstet werden.

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Der Krieg in Oberitalien.

fochtenen Siegs . Aber wie mühsam , mit welcher An strengung , mit welchen Verlusten , mit welcher Erschütte rung der eigenen Armee war er erfauft ! Die lettere, und im Zusammenhang damit der Zwist unter den Verbündeten, sind freilich noch nicht näher bekannt ; nur starke Ver muthungen sind darüber nahe gelegt, um so mehr, als der Sieger 5 Tage nach der Schlacht stehen blieb und Ver stärkungen erwartete, ehe er die Bewegung über den Mincio fortsette. Dagegen bleibt es gewiß, daß ein einziger Sieg der Oesterreicher in diesen Positionen die Gegner wahr scheinlich um allen bisherigen Gewinn gebracht und bis über den Tessin zurückgeworfen hätte. Es lag also doch die Möglichkeit eines völligen Umschwungs nicht so fern und der Kaiser Napoleon hat dieß wohl am meisten er kannt, und seinen Friedensanerbietungen darum diese ge mäßigte Gestalt gegeben . Aber durfte Desterreich in seiner Position , die Unterstüßung Deutschlands in naher Aus sicht, darauf eingehen ? Ich fürchte, es haben da andere Beweggründe entschieden, als die einer besonnenen ruhigen Betrachtung der Lage. Es ist die nämliche innere Tendenz , von welcher wir die österreichische Action während der ganzen Frage be wegt saben; die Tendenz , eine Stellung im ganzen Um fang zu behaupten , in welcher nicht bloß Vertheidigung alter, vertragsmäßig verbürgter Rechte, sondern auch ein gutes Stück übergreifenden Angriffs lag. Diese Rechte waren der Besiß der italienischen Provinzen ; was darüber hinausging , war der herrschende Einfluß auf der Halb insel mit den Separatverträgen, den Besagungsrechten u. s. w. als Zubehör. Vom österreichischen Standpunkt aus mochte das Leztere als eine nothwendige Folge des Ersteren er scheinen. Allein es ist eben so gewiß , daß gerade das Leztere der sardinisch-französischen Provocation ihren An laß und ihren ganzen Halt gab . Wir brauchen dabei über den Nationalitätsgedanken , der indessen in unserer Zeit jedenfalls eine Macht ist , oder über die italienische Be wegung, der bei allem Uebermaß von Leidenschaft eine gewisse Berechtigung nicht abzusprechen sein wird, gar keine nähere Untersuchung anzustellen . Es handelt sich zunächst einfach um die Machtfrage. War Oesterreich stark genug, diesen herrschenden Einfluß gegen Frankreich und Italien zusammen zu behaupten ? Gewiß ist , daß Oesterreich sich so schägte und daß ein großer Theil der öffentlichen Mei nung in Deutschland , namentlich in der Presse, ihm darin folgte. Troßdem war es ein unglücklicher Irrthum. Oester reich hat gegen 40 Millionen Einwohner ; Frankreich mit den hier in Betracht kommenden italienischen Provinzen 50 Millionen. Das gibt schon ein Stärkeverhältniß von 4 : 5 , welches sich dadurch noch ungünstiger gestaltet, daß unter jenen österreichischen 39-40 Millionen über 5 Millio nen Italiener waren. Konnte Desterreich dieß ungünstige Verhältniß durch die innere Ueberlegenheit der Staats kraft und insbesondere des Heeres auszugleichen hoffen ? Italien gegenüber gewiß , allein Frankreich mit der Macht seines in einer Hand versammelten Volksgeistes und seinem friegserprobten Heer mußte man sich doch mindes stens gleichstellen. Dabei hatte Frankreich dieselben , ja durch das Meer theilweise noch bessere Verbindungen nach dem Kriegsschauplag und die Gestaltung dieses leßteren war nur bezüglich der strengen Vertheidigung Desterreich

VII. *) e. Der Friede ist geschlossen ; der Anlaß für diese Be trachtungen hört auf. Deutschland kann nur mit einem Gefühl tiefer Verstimmung zusehen. Abermals ist eine Gelegenheit versäumt, daß unser großes Volk, an Bildung das erste in Europa , in der Welt , auch in der einigen Thatkraft nach außen erschienen wäre , die uns im eignen Bewußtsein und in der Anerkennung des Auslands erst zum wirklichen Volk machen kann , deſſen Name auch einen gefürchteten und geachteten Klang in allen Landen hat. Wir haben das demüthigende Gefühl , daß ein großer Kampf, bei dem wir am nächsten betheiligt waren , ohne uns entschieden ist. Wir haben als Soldaten, als Männer das drückende Gefühl , daß uns auch diese Aufforderung verloren gegangen ist , die männliche Kraft erst in Thaten zu prüfen und zu bewähren , ohne die sie nicht wirklich besteht. Es ist nicht meine Sache , hier zu erörtern , auf welcher Seite die Schuld liegt ; es galt mir zunächst um militärische Betrachtungen. Freilich mußten sich diese zu nächst auf politische Motive gründen , weil von diesen am Ende Alles bestimmt wird . Allein wie sehr wir auch jest wieder den Einfluß dieser Motive anerkennen und hervor heben müssen , so kann es uns doch nicht in den Sinn kommen, in den Kampf der gegenseitigen Verbitterung und Verdächtigung einzutreten , der leider in der Presse und in der öffentlichen Meinung aller Orten sich entzündet. Unsere Aufgabe bleibt es , auf das hinzuweisen , was uns Noth thut , damit einst doch das deutsche Schwert als ein einiges und mächtiges Schwert in den Geschicken Europas mit entscheide . Darum für jezt nur noch ein paar Worte von den lezten Ereignissen und von dem allgemeinen Gang, der dahin geführt hat. Die neuen Forderungen , welche die Zeit an uns stellt, werden diese Blätter nicht versäumen, in besonderen Arbeiten immer wiederholt und nachdrücklich auszusprechen. Nach Allem, was ich über den Gang der Ereignisse bis nach der Schlacht am Mincio bisher gesagt habe, bleibt mir eigentlich nur die Frage übrig , ob die milis tärischen Erfolge diesen Frieden rechtfertigen ? Darauf scheint mir nur, wenigstens was Oesterreich) angeht , ein entschiedenes „Nein“ am Orte. Die Gegner hatten freis lich den Mincio in Folge einer siegreichen Schlacht über schritten , die moralische Wirkung reichte wohl weit genug, daß sie im Weg strenger, vorsichtiger Methode die nächsten Wochen benugen konnten, um ihre Position für die Siches rung der bevorstehenden Belagerungen zu nehmen. Allein in der Schlacht hatte sich doch die Wage nur leise auf Seite der Verbündeten geneigt , der Besiegte hatte sich in fester geordneter Haltung zurückgezogen. Nun stand er in einer starken Stellung , auf seine Festungen gestügt , die ihm auch bei einem gewagten Hervorbrechen einen sicheren Rückzug, boten . Er durfte wohl noch ein , noch zweimal eine Entscheidungsschlacht im großen Styl wagen, ehe seine Festungen fielen. Ganz anders die Verbündeten. Für sich hatten sie , was ihnen von Oesterreich leider in die Hand gespielt worden war , das Gewicht eines eben er *) Vgl. VI. in der H. M.-Z. Nr . 55 & 56 v. d . J.

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günstig. Hier fand es in seinem berühmten Festungssystem die mächtigste Stüße ; jeder Angriff desselben mußte das gegen an den Alpen und Appenninen bedeutende Hinder nisse finden , die noch durch Alessandria vor und Genua hinter dem Gebirgszug bedeutend verstärkt wurden. Man sagt freilich , daß es dabei nicht bloß auf die österreichische , sondern auf die gesammte deutsche Macht ankam . Darauf läßt sich antworten : nicht allein auf diese, sondern auch auf die der europäischen Großmächte. Die Stimmungen Rußlands und Englands waren ausgesprochen gegen jene Machtausdehnung Oesterreichs in Italien, und Das erstere wäre nicht zurückgeblieben , wenn Deutschland sein Schwert in die Wagschale warf. Die Berechnung, welche sich daraus ergibt , würde hier zu weit führen. Allein so viel ist doch ohne näheren Beweis klar, daß die Macht Oesterreich- Deutschlands in der Vertheidigung wohl derjenigen von Frankreich , Rußland und Italien ges wachsen sein mag , nicht aber, um eine ausgedehnte , weit vorgetriebene Angriffsposition zu behaupten. Dazu hat man von dieser Seite die Thatsache übersehen, daß Oester reich- Deutschland nicht ein Einheitsstaat , sondern ein Staaten- und Völkerbund ist. Gegen jene Angriffsposition war jedenfalls ein großer Theil des deutschen Volks ent schieden gestimmt ; auf der strengen Vertheidigung von Befiß und Recht dagegen hätte Desterreich unzweifelhaft die Unterstüßung von ganz Deutschland gefunden. Es ergibt sich also, daß Oesterreich nach der Gesammt lage und seiner besonderen Stellung diesen Krieg durchaus und streng als einen Vertheidigungskrieg hätte führen müſſen. Setne strategische Position dafür war ihm klar gegeben; ihr Nerv lag im berühmten Festungsviereck. Man frage sich einfach , ob dieser Friede möglich war , wenn die verbündete Macht vor dem leßteren ankam ohne das moralische und materielle Gewicht zweier Siege, eine noch von der Erschütterung des Kampfes nicht wesentlich be rührte österreichische Ärmee vor sich . Als Muster einer richtigen Schägung von Kraft und Aufgabe hatte man Radeyfy's Feldzug von 1848 vor sich. Statt dessen ging man über die von den Verhältniſſen gegebene Linie hinaus vor und schob damit dem Feind die ganze Gunst der Gewiß , es Situation zu , die er sich wünschen mochte. war im Anfang außerordentlich schwer, hier das Rechte zu treffen, um so nöthiger ist es, daß man sich jezt über die Ursache des großen Gangs der Ereignisse vollkommen klar werde. Der verhängnißvolle Mißgriff, der alle anderen

Vor 50 Jahren.

nach sich zog , lag im Vorgehen über den Teffin. Unsere früheren Betrachtungen haben das im Einzelnen gezeigt. Wir können in der entgegengeseßten Ansicht , die sogar noch ein früheres Vorgehen gefordert hätte , nur mehr ein Urtheilen nach Eindrücken , als nach dem Zusammenhang der Verhältnisse erblicken . Die politisch-strategischen Ge danken und Verhältnisse beherrschen allezeit den Gang eines Kriegs in hohem Grad ; nur das Genie und das Glück eines Feldherrn fann ihrem Einfluß ein besonderes unbe rechenbares Gewicht entgegenseßen .

III. Die Schlacht von Wagram am 5. und 6. Juli.

(Schluß.) Der zweite Schlachttag (6. Juli) brach an. Dieß mal macht Fürst Rosenberg den Anfang : Punkt 4 Uhr läßt er die Infanterie in tiefen Colonnen gegen Großhofen und Glinzendorf vorgehen, den linken Flügel durch Reiterei gedeckt. Davoust war eben im Abzug begriffen ; er machte nun Halt und entsendet die Division Gudin gegen Loibers dorf, weil er eine combinirte Bewegung von Preßburg her vermuthet. Auch der Kaiser theilt diese Besorgniß , denn er eilt mit der Garde und 40 Cüraſſierſchwadronen zur Stelle und erst als Rosenberg auf Befehl ftillhalten muß, statt deſſen aber in die frühere Stellung zurückgeht , um seine tiefen Massen dem verheerenden Artilleriefeuer zu ents ziehen , wendet sich der Kaiser nach Raschdorf zurück , 16 Schwadronen bei Davouſt zurücklaſſend . Auch Bellegarde hatte um 4 Uhr vorzurücken begonnen, das verlassene Aderklaa besezt und sich von da bis Wagram entwickelt, wo 6 Bataillone zurückblieben. Aber schon jezt zeigte sich , daß Klenau's , Collowrath's und d'Aspre's Colonnen zu spät benachrichtigt worden und daß die be gonnenen Angriffe unmöglich in einander greifen konnten. Deßhalb wurde Rosenberg zurückgehalten, und Bellegarde, der gesammten Artillerie von Bernadotte und dem jezt auf dem linken Flügel eingerückten Maſſena preisgegeben, hatte einen schweren Stand. Mit der achten Stunde begann der zweite Moment des heutigen Tags von 8-10 Uhr. Napoleon hatte be reits den umfassenden Angriff des linken österreichischen Flügels und dadurch dessen Trennung von Johann ange ordnet , als ihm klar wurde , daß der rechte Flügel des Gegners, d . h. ein volles Drittel der österreichischen Armee, nicht vor mehreren Stunden eintreffen konnte, und da wollte er zuvor einen Durchbruch der Mitte versuchen : Berna dotte und Massena sollten Bellegarde über den Haufen rennen. Bei der Erschütterung der Sachsen_infolge des gestrigen Nachtkampfes muß Massena's intacte Truppe das Beste leisten , auch dringt er mit 9000 Mann in dichten Massen unter verheerendem Geschüßfeuer in Aderklaa ein, die nächststehenden österreichischen Bataillone gerathen in Unordnung ; allein die Führer stellen die Ordnung wieder her. Die aus dem Dorfe vorbrechenden Franzosen werden mit ungeheurem Verluste zurückgetrieben , und da jezt auch d'Aspre von Säuring eintrifft, so wird Aderklaa von Neucm zurückerobert. Ohne die heldenmüthige Standhaftigkeit von Bellegarde's Infanterie wäre die Schlacht schon um 10 Uhr mit dem Durchbruche des österreichischen Centrums ent schieden gewesen , ―― dieß Alles in Folge der unglücklichen Disposition. Den dritten Moment von 10 bis halb 1 Uhr füllen unbedeutendere Zwischenunternehmungen. Die Behauptung von Aderklaa seinem Bruder Ludwig mit 2 Grenadier brigaden übertragend , läßt Karl die 9 übrigen Grenadier bataillone von Süßenbrunn aus gegen Breitenlee ein schwenken ; rechts neben sie, mit dem rechten Flügel an diesem Ort, rückt Collowrath , neben ihn Klenau , welcher

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die Division Boudet mit einem Verlust von 10 Geschüßen hatte die Aufgabe erhalten, den linken österreichischen Flügel aus Aspern geworfen und Eßling besezt hatte. Da die zu überwältigen ; er brauchte jedoch mehrere Stunden, bis Grenadiere zur Ausfüllung des weiten Raums in einem die außer dem feindlichen Wirkungskreis ausgeführte Bes Treffen aufmarschiren müſſen, ſo wird die Reservecavalerie wegung bewerkstelligt war. Während Rosenberg's Vortrab als zweites Treffen dahinter gestellt. Es mochte 11 Uhr unter Nordmann in Neusiedel hartnäckigen Widerstand sein , als der Aufmarsch der Oesterreicher auf dieser zwei leistete , troß der großen Geschüßmasse , welche gegen den Meilen langen Linte vollendet war , und jezt , als es zum Ort wirkte , gingen Morand , Friant , Grouchy , Pully und Montbrun weiter unterhalb über den Rußbach und Angriff gehen soll , erkennt Karl , daß er mit seiner Üm fassungsmaßregel zu weit ausgeholt , daß er nirgends ge hatten , nachdem einige österreichische Schwadronen aus nugsame Kraft zu einer erfolgreichen Attaque versammelt Ober- Siebenbrunn verdrängt waren , um 10 Uhr westlich hat , weil der rechte Flügel (65,000 Mann) mit Front von diesem Orte eingeschwenkt, während Gudin und Puthod, gegen Often , der linke (58,000 Mann) mit der nach rechts neben ihnen Arrighi's Reiter , vor der Front von Süden, 2 Meilen aus einander und ohne Reserve in der Neusiedel aufmarschirten. Rosenberg ließ durch 7 Bataillone, Mitte durch eine halbstundenlange Lücke getrennt sind . Von 12 Schwadronen einen Haken rückwärts bilden, später die Stunde zu Stunde auf Johann's Eintreffen hoffend, bleibt gesammte Reiterei hinter dem linken Flügel sammeln und man stehen, ein erfolgloses Vordringen Collowrath's gegen auch die von Hohenzollern gesandten 5 Bataillone und Durch die Attaquen 4 Echwadronen hier aufmarschiren. das neue Wirthshaus abgerechnet, während die Grenadiere der österreichischen Cavalerie nicht aufgehalten , rücken verschiedene Angriffe Beſſières' mit der Gardecavalerie und Nansouty's Cürassiere abweisen , wodurch Napoleon Zeit Morand und Friant in zwei Treffen vor, werden aber auf für seine Gegenmaßregeln gewinnt. Diese bestehen darin, 50 Schritt mit einer Salve und dann mit dem Bajonnet daß Massena gegen Eßling rückt , um dem rechten öfter empfangen und hinter das zweite Treffen geworfen ; ein reichischen Flügel wenigstens etwas entgegenzustellen (der mörderisches Gewehrfeuer beginnt , auch das zweite Treffen Marsch über den Eßlinger Hof kostete ihm viele Leute) ; vermag nicht durchzudringen und das Gefecht wird auf 3 Divisionen Eugen's werden unter Commando des alten diesem Punkte stehend . Unterdeſſen haben aber Gudin und Republicaners Macdonald in die Höhe vor Raschdorf links Puthod den Flecken Neuſiedel genommen , sind bis zum geschoben , eine Batterie von 100 Geschüßen wird hier Thurm auf der Höhe vorgedrungen und ihre Geschüße etablirt , um den beabsichtigten Hauptangriff einzuleiten. enfiliren von da die österreichische Hafenlinie. Da gleich Der vierte Moment bezeichnet die Krise der Schlacht ; zeitig die Generale Nordmann und Mayer fallen , 9 Ba taillone von Friant den Angriff erneuern , so muß Rosen • er dauert nur eine Stunde , von halb 1 bis halb 2 Uhr. berg die rühmlich vertheidigte Stellung von Neusiedel um Sobald die große Batterie aufgefahren ist, weicht Bessières dieselbe Zeit räumen, als Davoust's Vordringen für Macdo nach mißlungenem Angriff um beide Flügel Macdonald's nald das Zeichen zu seinem Angriffe wird . Auch jezt noch herum hinter die Infanterie. Diese steht ( 30 Bataillone, versucht Rosenberg von Neuem Stellung zu nehmen und 16 Schwadronen) in Angriffscolonnen , rechts 18 Schwa einige Bataillone gegen den Neusiedler Thurm im Haken dronen der Garde , links 24 von Nansouty , dahinter die zurückzubiegen ; da aber auch Dudinot , der sich bis jezt Gardeinfanterie nebst Wrede als Reserve, nach weiter rück auf eine Kanonade beschränkt, nunmehr Baumersdorf ernst wärts Marmont rechts , die zwei übrigen Divisionen Eugen's lich angreift , so retirirt Rosenberg gegen Bockfließ, Hohen links von Raschdorf, während Maſſena den Ort Eßling erreicht hat. (Die französischen Berichte lassen dieß Alles zollern gegen den Helmhof , beide durch ihre Reiterei so wirksam gedeckt , daß die Attaquen der beiden Dragoner schon Morgens 10 Uhr vor sich gehen , was rein unmöge divisionen Grouchy und Pully unwirksam bleiben , die der lich ist. ) Sobald man Davoust's Fortschritte gewahr wor Cüraſſierdivision Arrighi durch die Festigkeit des Fußvolks den, feuert die große Batterie Anfangs von der Stelle, glänzend abgewiesen und nur das hinterste Bataillon über dann im Vorrücken , erleidet aber dabei schweren Verlust ritten wird . durch die österreichische Artillerie troß deren Minderzahl. Als Macdonald das österreichische Fußvolk genugsam er Mit halb 2 Uhr hatte der fünfte Moment begonnen ; schüttert glaubt , läßt er seine Infanterie antreten ; als er dauerte bis 5 Uhr. Hohenzollern hatte auch die bet Richtung bezeichnet er ihr den Kirchthurm von Süßenbrunn Wagram stehende Brigade von Bellegarde's Corps mit als denjenigen Punkt , wo die Grenadiere und Collows sich genommen , und als der Generalissimus gegen halb rath's linker Flügel zusammenstoßen. Ein gewaltiger Kampf 2 Uhr seinen linken Flügel in der Höhe des Helmhofs den entbrennt : der rechte Flügel der Grenadiere weicht zwar Rußbach überschreiten sah, ließ er auch den zwischen Wa etwas zurück, kommt aber gleich wieder zum Stehen, trogdem gram und Aspern kämpfenden Corps des rechten Flügels daß die französischen officiellen Berichte die Desterreicher vor den Befehl zum Rückzug zugehen. Derselbe wurde ſtaffel diesem Anpralle im Nu 1 Meile weit zurückschleudern lassen, weise unter fortwährend heißem Kampf in musterhafter und Macdonald, durch ungeheuren Verlust geschwächt, muß Ordnung ausgeführt ; troßdem daß Macdonald mit allen bald Halt machen. Napoleon läßt sogar die junge Garde Waffen gegen Süßenbrunn, Eugen gegen Gerasdorf, Maſſena antreten , läßt Macdonald durch Wrede ablösen : das Re gegen Leopoldau vorbrachen , vermochten sie den in fester sultat bleibt, daß der Durchbruch der österreichischen Mitte Haltung Retirirenden nichts anzuhaben , welche zunächst total mißlingt, der Kampf auf diesem Punkte in eine hinter Stammersdorf und Gerasdorf Halt machten. Um 5 Uhr endlich traf Johann mit 20 Ba hartnäckige Kanonade sich verwandelt , aber wenigstens taillonen und 21 Schwadronen ( 12,310 Mann) bei Karl's Aufmerksamkeit an diese Stelle gefeffelt wird . Dieser Ober - Siebenbrunn ein. Troßdem daß er schon in der Wir müssen uns jezt zu Davouft wenden .

523 Nacht zum 5. Befehl zum Anrücken erhalten , war er erst am 6. um Mitternacht zum Abmarsch fertig geworden und hatte , da der nähere Weg über Schloßhof und Neudorf nicht gewählt werden konnte , weil die dortige Marchbrücke aus unbekannten Gründen abgebrochen war, auch noch So machte einen Umweg von 1 Meile zuwege gebracht. er zwar zahlreiche Gefangene , merkte aber bald die Nuß losigkeit seines Auftretens , welches 6 Stunden früher , wo er Davoust gerade in den Rücken getroffen hätte , ent scheidend gewesen wäre und trat mit Einbruch der Dunkel heit den Rückmarsch nach Marchegg an. Die österreichische Tapferkeit bätte bei Wagram den glänzendsten Sieg verdient. Er wurde ihr nicht , weil zu den oben angedeuteten Verstößen noch die Verspätung Jo hanns als entscheidender Fehler hinzukam. Für diesen Fehler war aber nicht nur er , sondern auch sein Bruder verantwortlich , denn der Generalissimus hatte ihn , wenn auch am 4. , im Ganzen dennoch zu spät herbeigerufen, da er doch aus leidigen Erfahrungen die Langsamkeit seiner Unter generale kennen mußte. Johann hätte bei Todesstrafe schon am 2. herbeordert werden sollen : dann konnte er im rechten Moment eingreifen, und trat er um 11 Uhr auf, bei der damaligen Erschütterung des französischen Corps eine mäch tige Wirkung hervorbringen. Napoleon hätte dann unter allen Umständen abbrechen müssen und ein dritter Schlacht tag mit concentrirter Kraft mußte den Oesterreichern den unzweifelhaften Sieg bringen. Wie sehr die Franzosen vor Johann's Erscheinen Respect hatten , beweist die un beschreibliche Verwirrung , die es schon am 6. bis hinter Raschdorf veranlaßte , beweist ferner Napoleon selbst am 7. durch die Zusammenziehung der Truppen bei Wien, bewiesen schon am Morgen des 6. seine und Davoust's Befürchtungen. Der Verlust beider Armeen ist nur annähernd zu schäßen . Der amtliche Bericht der Desterreicher nennt, incl. der bis zum Waffenstillstand gefolgten Gefechte , 753 Offiziere, 22,997 Mann todt und blessirt , 7585 Mann gefangen, 3 verlorene Geschüße. Napoleon log wieder von 1500 Todten , 3-4000 Verwundeten, während sein Verlust dem der Oesterreicher mindestens gleich kam und an Gefangenen allein 7000 Mann, 12 Adler und Standarten, 11 Geschüße 5. betrug.

Literatur.

Das Leben und der Briefwechsel des Land: grafen Georg von Hessen - Darmstadt , des Gin Eroberers und Vertheidigers von Gibraltar. Beitrag zur Geschichte des spanischen Successions friegs, zur Memoirenliteratur des 17. und 18. Jahr hunderts , und zur hessischen Landesgeschichte. Von Heinrich Kuenzel. Mit dem Bildniß des Land grafen Georg und der Admiralitätskarte von Gibraltar. Friedberg in der Wetterau : C. Scriba's Buchhand lung. London : Bei John Mitchell, Buchhändler der Königin. 1859. Das vorliegende Werk macht uns, auf 713 Seiten Große octav , mit dem Leben eines Helden , des Eroberers und Ver

524 theidigers von Gibraltar , bekannt , welcher in nie endendem Thatendurfte Großes erstrebte und vollbrachte. Er war ge= schmückt mit allen ritterlichen Tugenden, und wenn ihm auch die Intrigue , die Beherrscherin seiner Zeit , nicht fremd sein durfte , so war er dagegen stets bereit , für seine Plane das Leben einzuseßen und verschmähte es , aus sicherem Hinterhalte vergiftete Pfeile abzuschießen. Gewiß war er nicht blind für ſeine Verdienste , aber er duldete fremde nicht nur neben und unter , sondern auch über sich. Die ihn beseelende Idee war la guerre est mon metier und der Wahlspruch , welchem er stets huldigte, war : Alles für die Christenheit und das deutsche Kaiserhaus , in welchem sich ihm Deutschland personificirte, und Alles gegen Frankreich , den Erbfeind Deutschlands. Landgraf Georg, geboren den 25. April 1669 , war der Sohn von Ludwig VI. († 1678) und Elisabethe Dorothea, der Tochter des Herzogs Ernst des Frommen von Sachsen Gotha und verdankte ſomit , wie sein älterer Bruder, der am 15. November 1667 geborne Landgraf Ernst Ludwig , seine Erziehung nur seiner Mutter. Die Geschichte kennt viele große Männer, welche bloß von Müttern erzogen wurden, und in der That haben ja auch die Frauen oft mehr Sinn für Ritterlichkeit , Edelmuth und Religiosität , als die durch das Staats- und Geschäftsleben abgeflachten Männer. Das vorliegende Werk ist nicht bloß eine Biographie , es gibt uns auch Einsicht in die Weltereignisse während des Lebens unseres Helden , namentlich so weit sie im Laufe des spanischen Succeſſionskriegs in Spanien sich zutrugen . Hier macht uns der Herr Verfasser mit einem Zeitabschnitte näher bekannt , welcher auf dem Gebiete der Weltgeschichte noch nicht vollständig Boden gewonnen hatte. Den reichen Stoff wußte er geschickt zu ordnen und die Monotonie glücklich zu ver meiden ; stark in Charakterzeichnungen und in der Darlegung

von Fäden , aus welchen die Intriguen gesponnen wurden, beschreibt er die kriegerischen Ereignisse, sowie die festen Pläge, Terraingestaltungen 2c. mit genügender Deutlichkeit. Doch wir wollen vor Allem dem Werke eine Skizze des Lebens des Landgrafen Georg entnehmen. Die Landgräfin Elisabethe Dorothea bot schon im Jahr 1685 dem Kaiser Leopold I , glorreichen Andenkens, ein Regis ment an , mit ihrem Sohn Georg an der Spiße , und fandte zu dem Ende den Oberst Johann Freiherrn von Riedesel zu Eysenbach nach Wien ab. Dieser sollte dabei den Kaiſer an die treuen Dienste erinnern , „ welche der Vater , Großvater und Urgroßvater dem Kaiserhause geleistet und was für Haß fie darüber auf sich geladen haben." Der Plan der Anwer bung eines Regiments durch den Landgrafen kam nicht zur Ausführung , wahrscheinlich wegen dessen zu großer Jugend, und die Landgräfin beschloß deßhalb, vorerst ihre beiden ältesten Söhne , Ernst Ludwig und. Georg , eine größere Reise machen zu lassen. Die geistreiche Frau schrieb eine bezügliche Ins ftruction, worin es unter Anderem hieß : daß Sie einen gott wohlgefälligen Wandel und Leben führen ... in Gottes Wort täglich lesen , davon anders nicht , als mit höchstem Respect reden und von dem einmal erkannten allein seligmachenden unveränderten Augsburgischen Glaubensbekenntniß auf keinerlei Weise sich abwendig machen lassen .... daß je höher man seye , je mehr es gebühre ſich zu demüthigen , zumal aber gar nicht Ursache habe anderes Leuth zu verachten , zu prahlen, ju prassen und seines Willens zu leben, keine Einrede zu leiden,

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ſondern schlechthin meisterlos ſein wollen .... im Zusagen Zuſagen legen müssen , wie fich die erzählten kriegerischen Ereignisse bedächtig , im Halten aber standhafft sein .. Damit modificirt haben würden , wenn eine oder die andere Parthei Ihre Liebden denen mit Untugenden behaffteten Leuthen, Fuchs im Befiße des heutigen (wohl befestigten) Plaßes Ingolstadt schwänzern , Ohrenblässern , Wäschern , Prahlern und Aufs gewesen wäre ; - wie endlich seine projectirte Eisenbahn von München über Ingolstadt nach Neumarkt ( S. 246) Einfluß schneidern von Herzen feind werden. " geübt haben möchte u. s. w. Statt dessen überläßt der Vers Die jungen Fürſten verließen Darmstadt am 1. Juni 1685 fasser ― wahrscheinlich wegen zu großer Zurückhaltung und kamen den 4. nach Straßburg , wo sie bis Ende Sep tembers Unterricht in den Sprachen , Ingenieurwissenschaften dieses Alles dem Leser, da seine strategischen Betrachtungen im Grunde nicht viel mehr bieten , als einen Auszug aus „ Erz und im Reiten nahmen, hierauf über Genf nach Marseille und Toulon, wo sie die Seearsenale und Schiffswerften im Detail herzogs Karl Feldzug von 1796 “. Während wir unser Referat niederschreiben , erinnern wir besichtigten, und über Lyon nach Paris gingen , wo sie am 20. November eintrafen und alsbald Unterricht im Reiten, uns des bekannten Sprüchworts : „ Tadeln ist so leicht, Besser Fechten und Tanzen nahmen . Am 12. Januar 1686 wurden machen aber schwer" , und wie wir schuldig wären , jede ab fie zu Versailles der königlichen Familie vorgestellt und ihnen weichende Ansicht näher zu begründen, jeden angezeigten Mangel zu Ehren sprangen die Wasser. Am 28. Januar 1686 annäherungsweise zu verbessern. Aber es würde uns dieses wohnten fie , auf besondere Einladung von Ludwig XIV. , zu einestheils über die Gränzen einer einfachen Besprechung weit Versailles der Aufführung der Over "I Acis und Galatea" bei, hinausführen , anderntheils hätten wir hierzu vielleicht nicht in welcher sie zum erstenmal die weiblichen Parthien nicht von einmal die nöthige Befähigung. Von der geehrten Redaction Jünglingen, sondern von Frauen darstellen sahen. Landgraf dürfen wir aber vielleicht erwarten , daß sie bei Gelegenheit Georg fam am 21. October 1686 von Paris nach Darmstadt einem ihrer fleißigen Mitarbeiter die schöne Aufgabe stellt, das zurück, Ernst Ludwig jedoch blieb dort bis zum 25. Mai, der besprochenen Schrift Abgehende , nämlich die eigentliche begab sich dann nach England an den Hof zu Windsor und, Verarbeitung des gesammelten Materials , in einem größeren Aufsaße zu unternehmen , wobei dann die alte Sünde wieder nach kurzem Aufenthalte daselbst , über Brüssel , Cöln und Ems , wo er das Bad gebrauchte , nach Darmstadt , wo er zu zur Sprache kommen könnte , daß Ingolstadt noch immer in der Luft steht. Anfang Octobers eintraf.

(Fortseßung folgt.)

Die bayerische Landesfeftung Ingolstadt in kriegsgeschichtlicher und strategischer Beziehung , dar gestellt von Konrad von Berg, Hauptmann im P. 7. Infanterieregiment (Hohenhausen) . gr. 8. Mit einem lithographirten Uebersichtskärtchen der Feldzüge an der oberen Donau. Ingolstadt , 1858. Jm Selbstverlage des Verfaſſers.

Papier, Druck , die Correctur desselben Ausstattung des Buches sind tadellos.

sowie die übrige 19 .

Mittheilungen aus Justus Perthes' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der 1859. Geographie von Dr. A. Petermann. Heft III. und IV. Gotha, Justus Perthes .

(Schluß.)

Heft III. Die Ueberschrift " Conclufum " des leßten Abschnitts führt den Referenten schließlich wieder zu dem Gedanken , den er im Beginn seiner literarischen Anzeige ausgesprochen hat. Hier nämlich, wie in den früheren Abschnitten, sucht man ver geblich nach der Nuzanwendung der zahlreichen historischen Citate. In den ersten Zeilen seiner Vorrede legt der Ver fasser sein Programm dar , das die zwei Fragen enthält : Erstens, welche Gründe sprechen für die Wahl von Ingolstadt als Hauptlandesfeftung? und zweitens , welche Dienste können im Fall eines Kriegs von diesem Plaße erwartet werden? Zur Beantwortung dieser Fragen hat aber der Autor nach unserer Meinung nur das Material geliefert , wenn auch allerdings ein sehr schäßbares Material. Als kritisch gesichtete Materialiensammlung zur Geschichte betrachtet , kann man das Werk nur sehr vortheilhaft beurtheilen, wie wir dieß auch schon oben erwähnten. Um dem aufgestellten Programm zu genügen , hätte jedoch der Verfasser in seinen strategischen Räsonnements wohl nachweisen müssen , wie nicht nur nach der Theorie, sondern auch nach der Erfahrung die obere Donaus Straße über den Besiß Bayerns entscheidet ; er hätte ferner dar

Genau zu derselben Zeit, als die große ruhmwürdige Expe dition nach Centralafrika , unter Richardson, Barth und Over weg , die Sahara von Norden nach Süden , in der Richtung von Tripoli nach Kuka, durchschnitt, führte ein einzelner frans zösischer Reisender, Leopold Panet , eine ganz ähnliche Reise durch dieselbe Region von Süden nach Norden aus , indem er im Auftrage des französischen Marine- und Colonialministeriums vom Senegal durch die ganze westliche Wüste nach Marokko ging. Während aber jene Expedition weltbekannt geworden ist, blieben die Resultate der ebenfalls interessanten und wichtigen Panet'schen Reiſe bisher beinahe verborgen, und das vorliegende Heft bringt nebst aus führlichem Bericht die erste Karte von des Reisenden Route und der von ihm erforschten Länder , nach einer im Marines ministerium zu Paris befindlichen unpublicirten Zeichnung. Durch Panet's Reise werden wir mit ausgedehnten, früher als ununterbrochenes Sandmeer angesehenen , aber in Wirklichkeit höchst mannichfaltig beschaffenen Strichen zuerst näher bekannt gemacht.

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Dasselbe Heft enthält außerdem Auffäße über die Bodulet im adriatischen Meere (mit Jllustration) ; über die hauptsäch lichsten Höhenmessungen und Positionsbestimmungen in Eng land , Schottland , Irland ; Beiträge zur physikalischen Geo graphie Croatiens und Slavoniens ; ethnographische Mittheis lungen über den österreichischen Kaiserstaat ; über die neuesten Werke Italiens ; Nachrichten vom Assyk-Kul ; von Siebold's neuer Reise nach Japan; von Du Chaillu und Burton in Inner-Afrika; von der vorjährigen Expedition nach Spiz bergen; der neuen amerikanischen Expedition nach dem Nord pol ; Auffag über das Innere Australiens und viele kleinere

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften.

März 1859. Belgien. Recueil d'art Journal de l'armée Belge. d'histoire et de sciences militaires . 8ème année, Bruxelles , 1859. Kurze Geschichte der Befestigungskunst und des Ingenieurcorps in Frankreich. Unter diesem Titel hat der bekannte französische Oberst Augoyat, der im Spec tateur militaire eine lange Reihe historischer Artikel über die Befestigungen Frankreichs veröffentlichte , eine nicht nur Notizen. für den Militär , sondern auch für den Laien intereſſante Heft IV. Geschichte jener Kunst herausgegeben , welche die Periode Bisher besaß man nur das von 1284 bis 1715 umfaßt. So ungemein viel auch in den letzten zwei Jahren für ndet gebliebene Werk des Oberlieutenants Allent unvolle die Erforschung des Innern sämmtlicher Continente der Erde Augoyat hat dasselbe ergänzt und überhaupt hierüber. geschehen ist , so überragen doch diejenigen des australischen durchaus mit größter Gewissenhaftigkeit nach Archivalquellen Continents alle anderen an Ausdehnung, Interesse und Wich gearbeitet. Die Geschichte der Ingenieure und der bedeus tigkeit , und ganz besonders ſind ſie in wiſſenſchaftlich-geogra tendsten Belagerungen ist damit verbunden. Vermißt wird phischer Beziehung bemerkenswerth , da sie die interessante nur eine bestimmte Kritik, sowie eine Analyse der besten Streitfrage über die wahrscheinliche Beschaffenheit des Innern Befestigungsweisen und ihres Einflusses. Insbesondere schildert dieses Continents , worüber seit 100 Jahren viel geschrieben Augoyat Vauban nach den vielfachen Richtungen seiner Thä und gestritten worden , ob das ganze Innere desselben aus tigkeit, zum Theil durch Auszüge seiner ungedruckten Corres Einer großen troftlosen Wüste bestehe oder nicht“ endlich zur Bei seiner Berechnung der Befestigungskosten spondenz. Lösung gebracht haben. Dabei kommt diejenige Ansicht , die Frankreichs, von 1668-1715 , hat Augoyat indeſſen ver Dr. Petermann seit 6 Jahren öffentlich ausgesprochen hat, gessen , daß der Werth des Geldes damals 2½ - 3 Mal mehr und mehr zur Geltung , und in ganz besonders über größer war, wodurch sich seine Summe bedeutend vergrößert. raschender Weise sind seine Prophezeihungen ," daß sich nord Betrachtungen über Lagerung , Wohnung , Nah westlich von Adelaide und westlich vom Torrens- See frucht rung und Ausrüstung der Heere nach den Bemer bare , wasserreiche und vielversprechende Regionen befänden", kungen des Arztes Baudens , von der A. M.-Z. längst ge durch die vielen höchst erfolgreichen Expeditionen , die während bracht *). Neu find nur die eingeflochtenen Anordnungen Bus der lezten zwei Jahre daselbst thätig waren, zur vollen Wahr geaud's für das Wohl des Soldaten : früher Abmarsch, vor heit geworden. Ueber diese Expeditionen enthält das her Kaffee oder Suppe, Halt nach 4 Stunden , später alle vierte Heft , nach officiellen und authentischen Stunden kurze Halte , Schildwachen an Brunnen , um 10 Berichten aus Australien , eine ausführliche Ab Uhr Morgens Eintreffen im Bivouac ; wo kein Holz in handlung , und dazu die erste in Europa diesen Gegenstand Aussicht, Mitnahme von Reisachbüscheln ; persönliches Uebers erörternde größere colorirte Karte , von Dr. Petermann zeugen , daß der Soldat die Leibbinde trage ; Selbstauf im Maßstab von 1 : 1,000,000 gezeichnet , also etwa in stellen der Schildwachen ; bei Krankheiten verbesserte Nahrung . demselben Verhältniß , in dem wir in den größeren Atlanten Ueber die neue Bewaffnung der französischen In Außerdem ge Karten von Centraleuropa dargestellt finden. fanterie. Das neue französische Infanteriegewehr ist das hören zu dem Aufsatz drei interessante Porträts von austra Es hat eine Länge von abgeänderte Modell von 1842. lischen Eingebornen , nach Photographien , die an Ort und 1.029 Mtr. , durch welche Reduction das Laden erleichtert Stelle angefertigt wurden. wird, dagegen ein längeres Bajonnet ; der Lauf hat 4 gleich Außer einem Literaturbericht der neuesten geographischen des Kaliberumfangs ; der Wund hat breite Züge , gleich Werke und Karten enthält das Heft noch eine längere Ab eine Länge von 2 Mtr. , die gleichmäßige Tiefe der Züge handlung von Dr. A. Mühry in Göttingen über das geo beträgt 0,002 Mtr. , das feststehende Visir ist 11 Millimtr. graphische System der Winde mit seinen Problemen, hoch , der Ladestock hat oben eine Nagelform und ist 17,2 in klimatologischer Hinsicht , in welcher wir ganz neue Millimtr. dick; die Kugel hat 17 Millimtr. im Durchmesser interessante und wichtige Aufschlüsse besonders über die Wind und paßt für ein Kaliber von 17,6 Millimtr. bis 18,4 verhältnisse im Innern der Continente erhalten. Millimtr. , das Gewicht derselben beträgt 32 Gr. , die Pa trone wiegt 4,5 Gr. und ist gefettet. Der Kernschuß findet auf 200 Mtr. ftatt ; die Kugelbahn ist ziemlich flach. *) Vgl. den in der A. M.-Z. Nr. 47–50 von 1858 mitgetheilten Aufsag : Die sanitätischen Verhältnisse in der Krim. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

Samſtag,

34. Jahrgang.

30. Juli 18 5 9 .

No. 61 & 62.

No. BE 61

WS

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Oeſterreichiſche Monarchie . Wien , 20. Juli. Es ſoll beabſichtigt werden , den Ort Borgoforie (am Po , ſüdlich von Mantua) nach aden Regeln der Fortificationskunſt zu befeſtigen und ſomit das furchtbare Feſtungsviereck, das Louis Napoleon

reid Polen , durch die Zeitungen veröffentlicht. Vor dem Jahre 1830, zur Zeit, als Polen noch ein conftitutionelles, durch Perſonalunion mit dem Kaiſerreich kraft der Wiener Verträge vereinigtes Königreich war , beſtand ein Geſek, das alle Stände ohne Ausnahme zum Militärdienſte im

ein „bis hierber und nidii weiter famen die feindlichen Nationalheere verpflichtete. Nach der Aufhebung derTons Reiter“ (dieß

Diſtichon befindet ſich in Tyrol in der Nähe ſtitution, des Nationalheeres, der Univerſität in Folge der

von Sterzing auf einer Votivtafel eingeſchrieben , zur Ers

Sdilderhebung vom 20. November 1830 , blieb es zwar

dein Auøbebung8s und Conſcriptionsmodus der ſoges innerung daran , daß die Franzoſen im Jahre 1809 uit bei Branka (Recrutenpreſſen ), allein Beamtenföhne und nannten weiter als bis daoin vordringen founten ) zuirief , in ein

( Cölu . Ztg.)

Fünfeď umgeſchaffen werden .

Belgie n. Brüſjel , 22. Juli. Die Koſten , welche der Au8 bau des Antwerpner Feſtungsſyſtem's nach der gegenwärtigen officiellen Berednung verurſachen wird, find

Söhne des Adels , welder vom Raiſer beſtätigt war, ſo mie der ruſſiſche Adet waren von der Conſcription befreit.

Das neue Recrutirungsgeſek verfügt nun , daß der alt polniſche Erbadel , welcher zehn Jahre in einem etatos mäßigen Staatsamte gedient hat, ebenfalls von der Cons ſcriptionspflicht befreit bleiben ſoll , desgleichen alle Geiſt

auf 48,927,000 Fres. veranſdlagt, für deren Beſdyaffung lidhe chriſtlicher Bekenntniſſe; Ausländer und deren Söhne, 20 Millionen aus dem Anleihen von 45 Millionen ver-

wenn leßtere vor Erwerbung des ruſſiſchen Unterthanens

wandt, 10 Millionen durch die Stadt Antwerpen beiges ſteuert und die reſtirende Summe von 18,927,000 Frce.

red)is geboren wurden ; Mennoniten und mähriſche Brüder ; Juden , welche zum Chriſtenthum übergegangen ſind vor

auf dem Wege der gewöhnlichen Hüljøqueden des Staats- der jedesmal auf faiſerlichen Befehl anzuordnenden Cons Die Regierung macht ſcription . Aus den Juden werden beſondere Recrutirungs große Anſtrengungen, um eine Majorität für ihren Ents freiſe gebildet. Das Recrutenalter iſt 20 bis 30 Jahre.

ſchabes beſtritten werden ſollen.

wurf zu gewinnen, dem auch von allerhöchſter Seite das Die vormals beſtandene Gleichheit aller Stände bei Er 1

größte Intereſſe gewidmet wird. fra n k r eich . Paris , 21. Juli. Im Lager von Châlon & ſind in dieſem Sominer Truppen in einer Effectivſtärke von

füllung der vaterländiſden Pflict des Armeedienſtes iſt ſomit geſeßlich aufgehoben und das Syſtem der Recrutis rung dem ruſſiſchen vollſtändig aſſimilirt. Man erwartet demnädiſt einen Recrutirungsukas .

General Sdramm führt den

$ ch we i3. Bern , 13. Juli. Im heutigen Ständerath_gab die Mangelhaftigkeit unſeres Militärweſens Stoff zu eins gehenden Verhandlungen, und es wurden mit großer Mehrs

35,000 Man

Oberbefehl.

verſammelt.

Das Lager wird gebildet von 3 Infanteries

und einer Cavaleriediviſion; im Ganzen ſind 12 Infanterie: regimenter, 3 Jägerbataillone und 4 Cavalerieregimenter,

ſowie 3 Batterien"Artillerie und 2 Geniecompagnien bei beit folgende zwei Anträge angenommen : 1)E8 habe der Châlons verſammelt. Uebrigens werden unter Anderm noch 8 Batterien im Lager erwartet.

Bundesrath Änträge zu bringen, wie für die allſeitige Bildung eines tüchtigen Stabes , namentlid für praktiſch tüchtige Oberoffiziere und Truppenführer, in der

Rußland .

eidgenöſſiſden Ärmee geſorgt werden fönne , und die Ver:

Warſdau, 24. Juni. Es iſt ein faiſerlicher Ufas , janimlung erflärte fidis für dieſen Zweď zu erheblichen betreffend die Recrutirungsmodalität im König: pecuniären Opfern bereit. 2) Es habe der Bundesrath

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die nöthigen Studien und Versuche bezüglich der Fest feßung eines reglementarisch gezogenen Gewehrs für die Infanterie zu veranstalten , welches zu neuen An schaffungen als Muster dienen soll. (Fr. Post-Ztg.)

denn die bloße Ernennung thut es nicht . So weit die Verlustlisten zuverlässig find, beträgt in der oben genannten Schlacht die Zahl der Offiziere bei den Oesterreichern den neunzehnten , bei den Franzosen gar den vierzehnten Theil des Gesammtverlustes ! Bei einzelnen Truppentheilen ist das Verhältniß noch schlimmer gewesen. Darin suchen wir den Haupterfolg der neuen , ver Die Schlachten , wie gesagt, besserten Handfeuerwaffen. sind für die Mannschaft nicht mörderischer geworden , nur für die Offiziere , und zwar nahezu um das Doppelte. Es liegt nicht in dem Vorangehen , in dem vorleuchtenden das ist immer da gewesen , sondern in dem Beispiele, sicheren Treffen , da auf die Offiziere vorzüglich geschoffen wird. Daß die Franzosen mehr verlieren, suchen fie darin, daß ihre Offiziere durch die Epauletten weithin kenntlich sind , während die österreichischen , nur durch Sterne am Kragen ausgezeichnet, weniger von der Mannschaft zu unter scheiden. Wir finden die Ursache aber eher in dem besseren Gleichviel , die Schießen der österreichischen Infanterie. Thatsache ist da , und es fragt sich nur , wie soll dieser gesteigerte Abgang an Offizieren ersetzt werden? Daß er den Nerv des Heeres trifft, und für den Krieg im Großen nicht allein , sondern für jedes kleine Gefecht, ja überhaupt für alle Unternehmungen von den unglück lichsten Folgen ist , bedarf in militärischen Kreisen keines Beweises. Auch die anderen Claffen der Gesellschaft im Staate wissen ja schon , daß auf den Führern nicht allein die Waffenehre des Volks , sondern sein Glück oder Un glück im Kriege, somit die ganze Sicherheit der Nation und des Landes beruht. Es ist also eine Lebensfrage, wie der Ersaß derselben zu sichern ist. Die Beförderung einer neuen Zahl von Individuen zu Offizieren , entweder aus den Truppen selbst (Unteroffiziere u. s . w. ) oder durch Freiwillige aus den gebildeten Ständen des Volkes, ist leicht. Über mit der bloßen Ernennung ist der Beförderte noch lange nicht ein Offizier , wie ihn die heutige Krieg führung, selbst die bloße Gefechtsmechanik, verlangt. Jeßt, wo das einfache Massengefecht des vorigen Jahrhunderts, das den Offizier in der Front zu einem bloßen Gliede der Maschine machte, gegen eine andere Taktik, die überall Intelligenz , Kenntnisse, und Selbstthätigkeit fordert, zurückgetreten ist , genügen die Epauletten oder Sterne nicht, um einen Soldaten oder gar einen Anderen zum Wir wollen den braven Unteroffi Offizier zu zu stempeln . ――― zieren Ehre ihrem Stande ! nicht die Aussicht auf Avancement nehmen, die Geschichte hat Namen verzeichnet, die sich von der untersten Stufe zu Feldberrn aufgeschwungen haben, es können aber in deutschen Heeren immer nur Ausnahmen sein. Die Unteroffiziere gehen der Mehrzahl nach nicht aus den gebildeten Ständen hervor , es sind Söhne von Handwerkern und Bauern, mit Familien durch Herkunft und Heirath verbunden , in denen weder die all gemeine Bildung herrscht, die den Offizier kennzeichnen foll , noch diejenigen bewegenden Ideen und Anschauungen möglich find , welche nach der Stellung des Offiziers in deutschen Heeren - und nicht etwa bloß im Frieden! sein geistiges Lebenselement bilden. Die Erfahrung hat geweſene Unteroffiziere ――――― wir meinen solche, gelehrt , daß gew

Spanien. S. Ein k. Decret befiehlt die Gründung einer Ge wehrfabrik zu Sevilla, welche im Stande sein soll, jähr lich 30,000 Gewehre zu liefern; ferner die Ausdehnung der Fabrik von Oviedo ; den Ankauf der nöthigen Maschinen, sowie die Anwerbung der nöthigen Arbeiter im Ausland, und endlich die Absendung geeigneter Offiziere zu diesem Zwecke dahin. Gom In den Fabriken von Sevilla, Trubia und Oviedo wird eifrig daran gearbeitet , sämmtliche noch hierzu taug liche glattläufige Gewehre in gezogene umzuwandeln. Auch gezogene Man glaubt über 60,000 zu erhalten. Geschüße werden dort hergestellt.

Der Kriegsersatz der Offiziere. Eine Lebensfrage. Der Verlust an Offizieren in den Schlachten der Gegen wart ist in einem so furchtbaren Verhältniß gegen frühere Zeiten gewachsen , daß wir nach den Ursachen dieser Er scheinung und, da sie sich nicht beseitigen lassen , nach den Mitteln fragen , den Ersaß der Offiziere zu sichern . Die Schlachten an sich , in Bezug auf die Gesammtzahl der Todten und Verwundeten, sind nicht mörderischer geworden, troß der verbesserten Feuerwaffen. Wir haben dieß schon an einem anderen Orte ausgesprochen und dargethan ; auch die Wiener Militärzeitung hat das neuerdings nachgewiesen. Für den denkenden Militär wird es durch die veränderte Gefechtstaktik , verändert selbst seit den Napoleonischen Kriegen, leicht erklärt. Aber die Offiziere ! Das Etats verhältniß zu der Mannschaft (Unteroffiziere und Gemeine) wird bei der Infanterie in runder Zahl etwa 1 : 40 sein, Abweichungen in einzelnen , mit dem Kriegsbudget knaus fernden Staaten ungerechnet. Von der Jufanterie, welche die Schlachten von Anfang bis zu Ende durchkämpft, reden wir hier nur ; die Verluste der Cavalerie , weil sie nur in einzelnen , wenn auch noch so großartigen Momenten eingreift , waren von jeher viel geringer und werden es auch bleiben. In der Schlacht von Solferino ist der Unterschied wohl am schlagendsten hervorgetreten. Bei der Infanterie dagegen müßte die Zahl der getödteten und verwundeten Offiziere nach obigem Verhältniß etwa den vierzigsten Theil der außer Gefecht gesezten Mannschaft betragen. So ist es freilich niemals gewesen. Von jeher sind im Verhältniß mehr Offiziere gefallen , weil sie , um ein heldenmüthiges Beispiel zu geben, von Ehre und Muth getrieben, sich der Gefahr mehr ausseßen und immer vor herrschend das Ziel der feindlichen Waffen sind. Eine Truppe ihrer Offiziere berauben , ist das sicherste Mittel zum Siege. Aber in der neuesten Zeit ist dieser Verlust so entseßlich geworden , daß wirklich die höchste Gefahr vorhanden ist , die Offiziere nicht mehr erseßen zu können,

die früher nie daran gedacht, jemals Offiziere zu werden selbst wenn sie für ihre Thaten vor dem Feinde zu Offi

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zieren befördert und von dem Offiziercorps mit guter Kameradschaft aufgenommen worden sind, sich bald bewußt werden , daß sie besser gethan , in ihrer alten Stellung, die fie ganz ausfüllten , zu bleiben. In Deutschland , wo nun einmal die allgemeine Nivellirung noch nicht Plaz gegriffen hat , wird der Offizierſtand immer seinen Ersaz beffer aus den Ständen wählen , die ihm in der allge -meinen Bildung nahestehen, aber es ist das nicht allein, dem Unteroffizier fehlt auch die militärische Bildung, welche der bloße Frontdienst nicht geben kann . Bald genug wird er als Offizier sich in Lagen befinden, wo er durch den Mangel an militärischen Kenntnissen und höherer Einsicht in Verlegenheit kommt und Fehler begeht, die, wie es heute steht , von den unglücklichsten weiteren Folgen sein können. Diese Einsicht gewinnt sich nicht allein durch Studien, sondern auch im Umgang mit Männern , deren höhere Stellung ihnen einen weiteren Gesichtskreis eröffnet hat. Dem Unteroffizier ist ein solcher Umgang verschlossen. Wir wollen aber das , was durch sich selbst klar ist , nicht weiter ausführen . Wie mancher würde nach seiner Be förderung fühlen , daß er besser gethan hätte , ein guter Unteroffizier zu bleiben, anstatt ein mittelmäßiger Offizier zu werden , der nun gar, wenn der Krieg vorbei ist , in der socialen Stellung , die sein Rang ihm anweist , eine traurige Rolle spielt! Der Ersag für das Offiziercorps wird also neben einzelnen Beförderungen von Unteroffizieren 1 ) aus den Cadettenhäusern oder Militärschulen (falls diese nicht , wie es gewöhnlich geschieht, bei ausbrechendem Kriege aufgelöst werden) und 2) aus Freiwilligen , die sich zum Eintritt mit Aussicht auf Beförderung zum Offizier melden , ge schehen. Die Cadettenhäuser werden bald erschöpft sein. Natürlich kann man doch nur deren obere Claffen, in welchen schon förperlich und geistig entwickelte Zöglinge vorhanden sind , zu den Truppen schicken. Es wäre eine

ein gesunder Soldatenblick und Instinct in gewöhnlichen Lagen das Rechte finden hilft. Selbst Männer , welche von ihrem politischen Stand punkte aus für die Abschaffung der stehenden Heere kämpfen, wie Schulz-Bodmer und W. Rüstow, nennen es ein Ver brechen vom Staate, wenn er nicht für intelligente, kenntnißreiche Führer ſorgt. Im Frieden thun die Staaten auch das Ihrige , um durch militärische Bildungsanstalten, von der Militärknabenſchule an bis zur Kriegs- und General stabs- Akademie hinauf, einen tüchtigen Nachwuchs zu ge winnen. Soll das aufhören , wenn der Krieg einbricht, der in jedem Gefechte die Führer mehr als decimirt , in den Schlachten sie zu Hunderten hinwegreißt ? Sollen, wenn der Janustempel geöffnet wird , alle Pforten der Militärbildungsanstalten geschlossen werden ? Freilich kann man die jungen Männer , die einmal schon Soldat find, wenn draußen die Truppen in's Feld rücken , nicht an die Schulstuben fesseln und andererseits seßen die Anstalten für jüngere Altersclaſſen ihre treue Arbeit eifrig fort , um immer neue Generationen auszubilden , aber sie reichen ja mit ihren auf den gewöhnlichen Friedensabgang berechneten Etats nicht aus und die Kriege fordern oft in wenigen Monaten den gewaltigsten Ersag an Offizieren. Der Krieg ist allerdings die beste Soldatenschule, ― aber will man Offiziere haben, denen man Truppen mit Ruhe anvertrauen kann, so so gebe man ihnen und wär's in furz zusammen gedrängten Hauptstücken die nöthige Kenntniß nur für ihren nächsten Wirkungskreis ! Wird der Freiwillige in der Truppe , die vielleicht in Reserve steht oder --- wir ― haben's erlebt ! durch Zufälle selten an einem Gefechte theilnimmt , lernen , was der Offizier braucht ? Soll während des Kriegs durchaus die rohe Empirie alles mili tärische en gverschmolzene Wissen und Können über wuchern, um nach dem Kriege, durch traurige Erfahrungen belehrt, wieder von vorn anzufangen ? Es ist eine Lebens frage, auch während des Kriegs unausgeseßt für den Ersaß von Offizieren zu sorgen , die wenigstens die aller nöthigsten Kenntnisse von den Waffen und ihrer Wirkung, vom Terrain , dessen Einfluß und Benußung , von den Hülfsmitteln der Feldverschanzung , von den Eigenthüm lichkeiten der Truppen und ihrem Gebrauch mitbringen. Eine ächte Kriegsschule läßt sich denken , wo jungen Männern diese unentbehrlichen Elemente in praktischem Sinne kurz und gedrängt gelehrt werden, che sie zur Armee abgehen und auf Beförderung zum Offizier eintreten dürfen, die Lehrer dazu finden sich unter den nicht im Felde stehenden oder invaliden Offizieren , die Räume in den leerstehenden Militärschulen. Unablässig thätig , wie die Ersazbataillone und Ersaßcadres der Truppen , mag diese Kriegsschule bemüht sein, ihre Contingente zu schaffen und nachzusenden, sich selbst ohne einen beschränkten Etat zu ergänzen und zu vermehren , um ihrer segensreichen Auf gabe nachzukommen. nachzukommen . Hier darf der Staat nicht sparen, - es wird schon zu viel gespart im Frieden . Offiziere auszubilden, statt gemeiner Soldaten, sollte doch überhaupt ein Dienst sein , der höchsten Anerkennung werth, wenn er seinen besten Lohn auch im eigenen Bewußtsein findet. Wir zweifeln nicht , daß die deutschen Regierungen die Lebensfrage des Kriegserſaßes ihrer Offiziere, ohne welchen kein siegreicher Erfolg zu erwarten steht, längst in reifliche

Sünde , Knaben , denen jene Entwickelung fehlt , in den ficheren Untergang zu stürzen. Was könnten sie überhaupt leisten , geistig und körperlich unreif ? Sie würden nur die Lazarethe füllen und elend umkommen , wie wir es 1813 an Napoleon's knabenhaften Conſcribirten gesehen habeu. Die edelsten Elemente , wenn man ihnen nur Zeit gibt, würden hier dem Staat zu Grunde gehen, - von den nuglosen Opfern und den gerechten Vorwürfen ihrer Familien wollen wir gar nicht einmal reden. Wohl ver mag der Geist , die moralische Kraft , der glühende Auf schwung in diesen jungen Seelen viel über den Körper, aber gerade diese Spannung reibt die physischen Kräfte um so cher auf. Greife man daher zu dieser Art der Ergänzung nur mit Vorsicht. Es bleibt also noch der Ersaß durch Freiwillige , und wir schen mit Freude , wie bereitwillig eine große Zahl von jungen Männern den früher gewählten Beruf, die Studien , bereits gesicherte Stellungen verläßt , um dem Vaterlande ihre Kräfte zum Kriegsdienst zu weihen. Wir heißen sie willkommen. Aber wir wünschen auch , daß sie nicht mit ihrer Begeisterung allein , nicht unvorbereitet für ihren hohen Beruf in den Kampf geworfen werden. Wohl bringen sie Vieles mit, was den Unteroffizieren fehlt, aber in militärischer Beziehung befißen sie noch weniger als diese , welchen doch ihre praktische Dienstkenntniß und oft

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Erwägung gezogen haben , - aber was geschehen soll, das geschehe rasch und mit vereinigten Kräften! Wäre eine deutsche Central -Kriegsschule für die Wehr kraft des gemeinsamen Vaterlandes so unmöglich ? K. G. v. B.

der That durch dieses einfache Mittel sehr wesentliche Vor theile erzielt werden können. Wir betrachteten demunge achtet aber die in Rede stehende Angelegenheit keineswegs als abgeschlossen , sondern seßten unsere bezüglichen Beob achtungen und Versuche fort. Da kam uns die von dem verstorbenen f. preuß. General Roth von Schreckenstein erfundene Kanthare , die jedem Reiter von Fach bekannt sein dürfte , in die Hände und erregte unsere Aufmerksam keit. Die theoretische und praktische Prüfung derselben ließ uns jedoch erkennen , daß die vortheilhafte Wirkung des am Oberarme zum Einschnallen der Stuhlstrippe an gebrachten Ringes durch die Art und Weise , wie die innfette mit dem Oberarme in Verbindung gesezt ist, ziemlich neutralisirt wird . Es ist dieß natürlich. Denn wenn die Kinnkette, wie an der eben erwähnten Kanthare, in ein besonderes , am Oberarme befindliches Loch einge hängt ist , so gibt der Punkt , wo sich letzteres befindet, bei der hebelartigen Wirkung der Bäume den Stüßpunkt ab , und es ist ziemlich gleichgültig , wie oberhalb jenes Loches der Oberarm geformt ist , ob sich in demselben ein eckiges oder ein rundes Auge befindet , oder auch ein be weglicher Ring aufgesezt ist , ebenso wie es ohne Einfluß sein würde , wenn man unterhalb des Zügelringes den Baum verlängern oder demselben irgend eine besondere Gestaltung geben wollte. Der bewegliche Ring kann unter diesen Umständen nur vielleicht verhindern , daß die Kan thare durch die Stuhlstrippen, wenn dieselben zu stark und zu steif sein sollten , in der durch die Anzüge der Zügel Einen wesentlichen entstehenden Lage festgehalten wird .

Etwas über Zäumung. (Mit einer Kupfertafel.)

Ein wesentlicher Theil der Zäumung ist die Kinn fette. Sie hat bekanntlich den Zweck : die Lage der Kan thare im Maule des Pferdes zu fixiren und bei den hebel artigen Bewegungen der leßteren , den Stüßpunkt abzu geben. Dieser Zweck wird aber in der Lage , welche sie bei der gegenwärtig allgemein gebräuchlichen Zäumung ein nimmt, nur mangelhaft erreicht , und außerdem entstehen aus dieser Lage mehrfache sehr erhebliche Nachtheile. Denn es wird die untere Kinnlade des Pferdes zwischen dem Mundstücke und der Kette, gleichsam wie durch eine Zange eingeklemmt , in Folge dessen aber , wenn die Hand des Reiters nicht in einem sehr hohen , also seltenen Grade geschickt ist , schon durch das Anstehen der Zügel , noch mehr aber durch jeden Anzug derselben , dem Pferde ein Schmerz verursacht , der ihm die Zäumung unangenehm machen muß und häufig , besonders bei wenig geschickten Reitern , so heftig ist, daß er das Thier zur Widerseßlich feit reizt , oder auch das Gefühl im Maule dergestalt Einfluß auf die Wirkung der Kanthare übt er nicht aus, tödtet , daß die Zügelhülfen fast erfolglos werden . Zu und die im Eingange dieses Auffages dargestellten Nach gleich entsteht, außer dem Drucke des Mundstücks auf die theile , welche durch die Kinnkette hervorgerufen werden , Laden , wodurch dem Pferde der Wille des Reiters ver bleiben unbeseitigt . ständlich gemacht werden soll, durch die Kinnkette ein ander Wenn nun aber auch an der Schreckenstein'schen Kan weiter, gerade entgegengesezt wirkender Druck auf den aus thare die Art und Weise, die Kinukette zu befestigen, nicht wendigen Theil des Untermauls , welcher die Wirkung des ansprechen konnte , so gewannen wir doch sehr bald die Mundstücks beeinträchtigt und die Zügelhülfen unbestimmt Ueberzeugung , daß von dem an derselben befindlichen be und zweideutig macht. Endlich veranlaßt die Kinnkette weglichen Ringe ein anderweiter und zwar sehr vortheil sehr leicht Verlegungen an den Lefzen und in der soges hafter Gebrauch zu machen sein würde. Wir ließen daher nannten Kinnkettengrube, sowie auch, vermöge der erwähnten eine Kanthare (Fig. 3) bauen , welche eine ganz gewöhn Einklemmung , Verwundungen durch das Mundstück , im lice Construction hatte , jedoch am oberen Ende des ver Innern des Mauls , auf den Laden. Mit einem Worte, hältnißmäßig kürzeren Oberarms mit einem in einer Dese sie ist die Ursache von unendlichen Martern für die armen gehenden Ringe versehen war. In diesen Ring , der in Thiere , und oft der hauptsächlichste Grund , daß die der Dese nicht schlottern , aber auch nicht streng gehen Zäumung , trog der vielfachen verschiedenen Kantharen, darf, wurde die Stuhlstrippe eingeschnallt, zugleich aber deren man sich bedient, Schwierigkeiten verursacht und dem auch die Kinnkette eingehängt. Der Erfolg über traf die Erwartung und war unter allen Umständen ein Reiter nicht diejenige Unterstüßung gewährt , welche der selbe von ihr erwartet , und die fie unbedingt gewähren überaus günstiger , wobei sich jedoch von selbst versteht, fann und wird , sobald sie zweckmäßig nach rationellen daß derselbe je nach der verschiedenen Individualität der Pferde mehr oder weniger auffallend hervortrat. Am ent Grundsäßen eingerichtet ist. Schon vor mehreren Jahren haben wir diesen Gegen siedensten günstig zeigte er sich bei jungen , bisher auf Trense gerittenen , sowie bei sehr empfindlichen , überhaupt stand zur Sprache gebracht (Preuß. Wehrzeitung, 6. Jahr gang Nr. 36) und den Vorschlag gemacht : die Kinnkette bei allen solchen Pferden, welche rücksichtlich der Zäumung und zwar eine schmale , flache Panzerkette — nicht in Schwierigkeiten zu bereiten pflegen. Die Zäumung war die Kinnkettengrube zu legen , sondern in der Weise , wie den Pferden unverkennbar angenehmer , als die frühere ; dieselben zeigten keine Furcht vor dem Mundstücke und doch Fig. 1 und 2 es ersichtlich machen , oberhalb des Trensen den vollständigsten Gehorsam ; Pferde, die stets ein trockenes mundstückes , durch eine am hinteren Theile des Nasen riemens angebrachte Schlaufe zu ziehen. Die angestellten Maul gehabt hatten , schäumten starf; nie kam eine Ver deßfallfigen Versuche hatten ein sehr befriedigendes Re legung der Laden oder des äußeren Untermauls vor , ja sultat gegeben und zu der Ueberzeugung geführt , daß in es war nicht einmal eine Röthung der ersteren zu bemerken,

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wenn das Pferd anhaltend flott , z . B. beim Exerciren geritten worden war und manche starke Hülfe bekommen hatte. Dabei reichte ein Mundstück von der Fig. 4 dar

selbe nachgiebig und gehorsam gegen das Mundstück, nimmt die wünschenswerthe Anlehnung und bleibt weder hinter der Hand , noch legt es sich zur Ungebühr in dieselbe ein . Es bedarf kaum der Erwähnung , daß hier von einem zu gerittenen Pferde die Rede ist. Denn Uebelstände , die

gestellten Form für die Mehrzahl der Pferde aus , und wo dieß nicht der Fall war , brauchte man nur demselben, je nach Bedürfniß , etwas mehr oder weniger Zungenfrei heit , sowie eine mehrere oder mindere Stärke geben zu lassen. Die Kinnkette konnte , wie bei der seitherigen Zäumung, in der Kinnkettengrube liegen , oder in der aus Fig. 1 und 2 ersichtlichen Weise eingehängt werden. Im ersten Falle zeigte es sich zweckmäßig , wenn sie stark und schwer war; bei der letterwähnten Methode , der wir den Vorzug geben, weil die Kanthare dadurch eine sicherere und bessere Lage erhält , muß man sich einer schmalen, möglichst bandartig geformten Panzerkette bedienen. Man fönnte die Kinnfette auch ganz weglassen und statt der selben einen mit einer Schnalle versehenen Lederriemen an wenden, den man auf beiden Seiten durch den Ring zicht und dann so fest als nöthig zusammenschnallt. Allein ein solcher Riemen , der nur dünn und schmal sein kann , hat für das Soldatenpferd eine zu geringe Haltbarkeit , nußt sich bald ab und gibt der Zäumung kein so nettes Ansehen, wie eine Kette. Außerdem dehnt er sich , besonders wenn er naß wird, und das Auf- und Zuschnallen ist - nament lich, wenn das Leder feucht geworden sein sollte oder die Finger des Reiters von der Kälte erstarrt sind - viel viel unbequemer und umständlicher, als das Aus- und Ein hängen der Kinnkette. Leßtere wird daher stets den Vor zug behalten , und wollen wir rücksichtlich derselben nur noch bemerken , daß sie bei der eben beschriebenen Zäumung etwas fürzer gehängt werden muß , als es jezt gebräuch lich ist , damit die Kanthare am Durchfallen gehindert, so wie in einer angemessenen , dem Auge wohlgefälligen Lage erhalten wird. Es kann dieß unbedenklich geschehen , da dem Pferde dadurch nicht der geringste Schmerz verursacht wird , darf aber selbstverständlich nicht übertrieben werden, da sonst die Kanthare eben auch eine fehlerhafte Lage be kommen , an Beweglichkeit verlieren und zu streng wirken würde. Was die Construction der Kanthare im Allgemeinen anlangt, so erleidet dieselbe, mit Ausnahme des am Ober arm angebrachten Ringes , keine Veränderung. Die Rich tung, sowie die Form der Bäume , desgleichen das Ver hältniß des Oberarmes zu dem Unterarme (fg : gh in Fig. 3), wobei der Ring mit zu dem Oberarme zu rechnen it , bleiben wie seither; ebenso die Stellung des Mund stückes zu den Bäumen. Fassen wir zum Schlusse die Vortheile der im Vor ftehenden beschriebenen Zäumung zusammen, so ergibt sich Folgendes : 1) Die Kinnkette erfüllt vollständig ihre Bestimmung, ohne irgend einen Nachtheil herbeizuführen. 2) Alle Uebelstände, welche bei der früheren Zäumung durch die Kinnkette entstehen , werden beseitigt, namentlich, wenn man leytere auf die oben angegebene Art durch den Nasenriemen zieht. 3) Die Wirkung der Kanthare ist schnell , kräftig und bestimmt, demungeachtet aber schmerzlos, ſo daß das Pferd Vertrauen zu den Hülfen gewinnt , während es bisher dieselben gewöhnlich fürchtete. Demzufolge zeigt sich das

aus dem Mangel an Dressur entspringen , vermag keine Zäumung zu heben , ebenso wenig wie solche , die ihren Grund in der Ungeschicklichkeit des Reiters haben. Eine zweckmäßige Zäumung gewährt eine wesentliche Unter tüzung , aber nie einen Ersaß für die fehlende Geschick lichkeit des Pferdes oder des Reiters . 4) Der leiseste Anzug der Zügel wird dem Pferde so fort fühlbar , und ebenso das geringste Nachgeben der selben, da die Kanthare , vermöge ihrer Beweglichkeit, augenblicklich in ihre normalmäßige Lage zurückkehrt , ohne, wie bei der jeßigen Zäumung , durch die Stuhlstrippen daran verhindert oder doch wenigstens dabei aufgehalten zu werden. Die Wirkung der Kanthare ist demzufolge für die Hand des Reiters eine weit angenehmere. 5) Durch die eben erwähnte Beweglichkeit der Kanthare wird das Maul des Pferdes lebendig erhalten , und ſelbſt ein trockenes Maul zum Schäumen gebracht.

6) Die so verschiedenartigen , zum Theil sehr künstlich geformten Mundstücke, deren man sich gegenwärtig bedient, werden entbehrlich , da das Fig. 4 abgebildete Mundstück für alle Fälle ausreicht, wenn, wie bereits erwähnt, deſſen Stärke und Zungenfreiheit den Umständen angepaßt wird . Dadurch entsteht eine wesentliche Vereinfachung rücksichtlich der Zäumung, und der große Vorrath von Kantharen, dessen man seither zu bedürfen glaubte , um eine passende Aus wahl treffen zu können, wird auf einige wenige Exemplare reducirt. Wir sind der Ueberzeugung, daß, wenn es häufig so schwer hielt und wiederholter Versuche bedurfte , eine Kanthare zu finden , auf welcher das Pferd so ging , wie der Reiter es wünschte und verlangte , dieß hauptsächlich seinen Grund in der verderblichen Einwirkung der Kinn fette hatte , und daher das Pferd diejenige Zäumung am besten annahm , bei welcher durch die Form des Mund stücks und die Beschaffenheit der Kanthare überhaupt, manch mal auch durch das Hinzutreten zufälliger Umstände, jene Einwirkung am meisten gemildert wurde. 7) Das Geschäft des Zäumens wird sehr erleichtert und abgekürzt, verlangt überhaupt weniger Geschicklichkeit als gegenwärtig . Denn während jezt bald die Kanthare durch fällt oder zu grell liegt , bald die Kinnkette steigt, schlottert oder kneipt , bald die zu steifen oder zu gefügigen Stubl strippen hinderlich erscheinen, und man demnach oft lange suchen und probiren muß, ehe man alle Uebelstände beseitigt und eine geeignete Zäumung zu Stande bringt : macht dieß bei der in Rede stehenden Zäumung gar keine Umstände, sobald nur die Dimensionen der Kanthare dem Maule des Pferdes entsprechen und die Kinnkette die richtige Länge hat. Kanthare und Kinnkette gelangen so zu sagen von selbst in die richtige Lage und Wirkung , und die Stuhl strippen äußern gar keinen Einfluß. 8) Junge Pferde gewöhnen sich leichter und schneller an die Kanthare, und die Schwierigkeiten, welche sich seit her häufig bei dem Uebergange zur Zäumung zeigten, werden wesentlich vermindert.

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9) Zur Fortsetzung der Dressur ist die in Rede stehende Zäumung geeigneter , wie jede andere, da fie dem Pferde eben so wenig Schmerz verursacht , als das Trensengebiß, und sehr bestimmt wirkt. 10) Ueble Angewohnheiten des Pferdes, wie z. B. das Zungenstrecken, das Fangen der Bäume, das Verschieben. des Untermauls 2c. , wenn solche , wie es in der Regel der Fall ist , aus dem Widerwillen gegen die Kanthare entstehen , werden selten oder gar nicht veranlaßt. Sind fie freilich, in Folge einer anderen Zäumung , schon vor handen , so dürften sie nicht immer sich wieder verlieren. Wir erlauben uns, den abgehandelten Gegenstand jedem erfahrenen und denkenden Reiter zu freundlicher Beachtung und Prüfung zu empfehlen, und würden uns im Interesse der Sache freuen , wenn Autoritäten sich veranlaßt fühlen sollten , Versuche zu machen und das Resultat derselben 12. mitzutheilen.

Drau und zog auf deren rechtem Ufer gegen die Festung Essel. In deren Nähe hatten die Türken , 80,000 Mann , eine vers schanzte Stellung , welche die Desterreicher nicht anzugreifen wagten, weshalb sie am 24. Juli über die Drau zurückgingen. Die Türken folgten dem Gegner und wurden am 12. August bei Mohacz total geschlagen, auf welcher Ebene am 29. Auguft 1526 König Ludwig II. von Ungarn gegen Soliman den Großen Leben und Krone verlor Landgraf Georg participirte , wie gesagt, an dem Feldzuge von 1687 , und gewiß mag ihm sein deutsches Herz bei dem, was er an deutscher Einheit bei dem chriftlichen Heere sah, geblutet haben . durch deffen glänzende Lapferkeit allein das deliberant reges et plectuntur Achivi fich nicht erfüllen sollte. Man denke sich , daß das christliche Heer aus zwei Armeen bestand : der Hauptarmee , 40.000 Mann , unter dem Herzog Karl von Lothringen, und der zweiten Armee , 20,000 Mann, unter dem Kurfürst von Bayern, welchem der Markgraf Ludwig von Baden ad latus war. Der sonderbare Marsch gegen die

Stellung von Essek war gewiß eine Folge der Diſſidien der Commandirenden , denn ihn hätte weder der Herzog , noch der Markgraf selbstständig ausgeführt und der Kurfürst kommt als Literatur . Feldherr nicht in Betracht ; wären nämlich die Türken bei Das Leben und der Briefwechsel des Land Effek aus ihrer verschanzten Stellung gebrochen und hätten sie die Chriften geschlagen, so würden diese nur mit großer Noth grafen Georg von Hessen - Darmstadt , des Bei Mohacz com über die Drau haben zurückgehen können. Ein Eroberers und Vertheidigers von Gibraltar. mandirte der Herzog von Lothringen den rechten, der Kurfürft Beitrag zur Geschichte des spanischen Successions von Bayern den linken Flügel , ein eigentlicher Oberbefehls ratur friegs, zur Memoirenlite des 17. und 18. Jahr haber fehlte jedoch , und die Türfen erkannten auch wohl diese hunderts , und zur hessischen Landesgeschichte . Von Sachlage, indem sie sich mit aller Macht auf den linken Flügel Heinrich Kuenzel 2c. des Gegners warfen ; dessen Fußvolk , unter dem Kurfürsten, (Fortsegung. ) hielt jedoch Stand , der Markgraf stürzte sich mit 60 Schwas dronen auf die Angreifer und der Herzog führte im Sturm Landgraf Georg nahm 1687 an dem Feldzuge der Defter schritt den rechten Flügel vor, welchem sich der linke anschloß, reicher gegen die Türken als Freiwilliger Theil und hatte am 26. Juni zu Wien eine Audienz bei dem Kaiser Leopold I., so daß der Feind überall geworfen und sein verschanztes Lager welcher die Kämpfe der Christenheit gegen den Moslemismus erstürmt wurde. Landgraf Georg gab bei Mohacz , kaum in sein 18. Jahr schon 1683 erneuert hatte. Hinsichtlich derselben sagt der Herr getrete n, eine glänzende Probe seines persönlichen Muths und " Verfasser: Die Kämpfe , welche das Haus Habsburg gegen davon, daß er die edle Fechtkunst mit Erfolg betrieben ; er die Ungläubigen Jahrhunderte lang zu führen hatte , wurden von der europäischen Christenheit , mit Ausnahme Frankreichs, erlegte einen sehr starken Türken" , nachdem er längere Zeit gekämpft hatte. das auch im Orient durch Unterstüßung oder gar Bundesges mit ihm Der Sieg von Mohacz hätte die drei Führer, welche zwar nossenschaft mit den Türken die europäische Uebermacht des nicht von demselben Talent , aber gleich tapfer waren , vers Hauses Habsburg zu bekämpfen suchte, als eine Fortsetzung einigen sollen ; dem Kurfürsten widerstrebte es jedoch , in Ge Kreuzz oder eine Art von ügen angesehen. " *) Bet Mohacz meinschaft mit dem Herzog zu handeln und so heckte er mit vereinigte sich zu Ende Juni 1687 das österreichische Heer, in dem Markgrafen den Plan aus , mit der 2. Armee die tür der Stärke von 60,000 Mann , und ging auf dem rechten Ufer der Donau stromabwärts in Ungarn vor, überschritt die fische Festung Erlau zu belagern. Doch der Herzog , welcher das Verderbliche einer Kriegführung erkannte, wonach man die *) Was die Oesterreich und Deutſchland ſtets feindselige Politik Armeen vor den Festungen zersplittert, anstatt sie vereinigt im Frankreichs betrifft , so huldigte ihr sogar Ludwig XVI. , der freien Felde zu verwenden , widersetzte sich energisch . *) friedfertigste und loyalste aller Könige. Er strebte so sehr nach grollten jene Führer und verließen am 3. September das Heer. dem überwiegenden Einfluffe bei der Pforte , daß er den öfter: Landgraf Georg, welcher zu dem Markgrafen in die freundlichsten reichischen Internuntius , Thugut , förmlich in Sold nahm und zum Verräther an seinem Kaiſer, Joseph II., machte. Ludwig XVI. Beziehungen getreten war , schloß sich dem Kurfürsten an und schrieb unter dem 2. April 1775 : „Was den Einfall der Truppen traf zu Ende des Jahrs in Darmstadt ein. Doch nicht lange sollte er hier verweilen und seine Thä des Kaisers (Joſeph II. !) in das Venetianische betrifft , so weiß ich keinen Grund dafür , allein das Recht des Stärkeren ist tigkeit sich bald auf einem anderen Kriegsschauplage entfalten. immer das beste. Dieser Einfall beweist recht den ehrgeizigen und despotischen Charakter des Kaisers. “ Der König *) Der Plan für den Beginn des Feldzugs von 1687 involvirte wachte übrigens , während er gegen seinen Schwager auf jede Weise , auch bezüglich der freien Schifffahrt auf dem schwarzen ursprünglich die Belagerung der türkischen Festungen Belgrad, Stuhlweißenburg 2c. und wurde nur durch die Einsprache des Meere , intriguirte, sorgfältig darüber , daß hiervon die Königin, Maria Antoinette, nichts erfuhr. Herzogs geändert.

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Die Venetianer, schlau wie alle handeltreibenden Völker, hatten mit Vergnügen die Niederlagen bemerkt , welche die Türken ſeit 1683 in Ungarn erlebten, und darum im Jahr 1685 den Plan gefaßt, ihnen Morea zu entreißen. Sie warben Italiener, Spanier, Schweizer und Deutsche und schlossen mit deutschen Fürsten Subsidientractate. Zu Ende von 1687 hatten fie nicht nur Morea erobert , sondern auch Athen , und bezogen hier die Winterquartiere am 4. Dctober 1687. Da brach die Best bei dem Heere aus und raffte dessen größten Theil weg. Der Doge von Venedig , Morosini , bewarb sich deßhalb um neuen Zuwachs , namentlich in Deutschland , und so entschloß fich Landgraf Georg , dem Herzog , Administrator Friedrich Karl von Württemberg , welcher 4000 Mann zu stellen unter nommen hatte , ein Regiment von 1000 Mann in 10 Com pagnien zuzuführen, und traf mit diesem zu Ende Juni 1688 zu Venedig ein. Die venetianische Armee, nachdem sie sich auf Morea gesammelt hatte , brach unter dem Commando des Dogen in der Stärke von 24,000 Mann , darunter 12,000 Deutsche, auf 200 Schiffen am 11. Juli von Poros auf und landete am 13. Juli auf der türkischen Insel Negroponte, eine Meile von der Stadt und Festung gleiches Namens. Gegen diese begann alsbald ein regelmäßiger Angriff , es brachen jedoch Krankheiten bei den Belagerern aus und durch sie und die tapferen Vertheidiger waren die christlichen Streitkräfte Am schon am 4. August auf die Hälfte geschmolzen. -

und seine Colonne weicht, worauf Landgraf Georg an deren Spize tritt ; auch er wird verwundet und der Sturm miß glückt. Der Doge, nachdem er 13,000 chriftliche Streiter vers loren und ihm nur noch 10,000 erübrigen, beschließt die Bes lagerung aufzuheben und schifft sich am 21. Dctober ein, ohne dabei von den Türken beunruhigt zu werden ; die Flotte ges langt erst am 5. Januar 1689 nach Venedig. Landgraf Georg, dessen Wunde nur langsam heilte , verweilte bis zum Anfang des Jahrs 1691 in Darmstadt. (Fortsegung folgt.)

20. Auguft sollte die Vorstadt von Negroponte gestürmt werden und es wurde in vier Colonnen vorgerückt. Eine dieser Co lonnen Malthefer, Baireuther und Mailänder –- war gegen eine Redoute und Batterie auf dem Hügel Marabut dirigirt und ihr folgten im zweiten Treffen die Württemberger mit den Hessen-Darmstädtern und dem Hessen- Caffel'schen Regiment. Die zulezt genannte Colonne wich zurück und die Württem berger 2c. rückten im Sturmschritt vor. Die Soldaten schwankten jedoch und waren im Begriff , das böse Beispiel des ersten Treffens nachzuahmen , da traten Major von Mai vor die Darmstädter , Hauptmann Raabe vor die Caſſelaner und er munterten die Mannschaft mit kräftigen Worten. Der Marabut wurde genommen und ähnlich war der Erfolg an den anderen Angriffspunkten. Zur Eroberung eines halb niedergeschossenen großen steiner nen Thurmes , zu welchem eine doppelte Sappe führte , erhielt Landgraf Georg am 8. September den Befehl und rückte mit seinem Regiment, dem Waldeck'schen Regiment und den Schweis zern in die Laufgräben , von wo Hauptmann Dorn von den Waldeckern mit 50 Mann auf den Thurm beordert wurde, um sich daselbst zu verbauen. Er gelangte, von den Türken unbe merkt, hinauf und begann seine Arbeit ; da erhoben die ringsum auf den Höhen stehenden venetianischen Posten ein so lautes Frohlocken , daß die hierdurch aufmerksam gemachten Türken den Thurm alsbald beſchoffen und ihn wieder zu nehmen von allen Seiten herbeieilten. Jest warf sich Landgraf Georg, gefolgt von dem Grafen Friedrich von Waldeck, auf den Thurm und pflanzte daselbst vier Fahnen auf, worauf sich ein wüthen der Kampf entspinnt : der Thurm wird von den Türken erobert, Hauptmann Dorn, Graf von Waldeck 2c. fallen, 400 Chriſten werden kampfunfähig, doch Landgraf Georg bleibt wunderbarers weise verschont, — ſeine Stunde hatte noch nicht geschlagen. Am 12. October sollte eine für gangbar erachtete Bresche er ftürmt werden und den erßen Angriff führte Brigadier Spar mit 1000 Deutschen und 400 Italienern. Er wird verwundet

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. April 185 9. Frankreich. Le spectateur militaire. Recueil de sciences , d'art et d'histoire militaires. 34e année . Paris 1859. Beurtheilung der Geschichte des italienischen Un abhängigkeitskriegs von 1848 und 1849 von Ulloa. Diese Geschichte soll die einseitige Darstellung, namentlich deutscher Schriftsteller, auf das richtige Maß zus rückführen. Das Mißlingen der Unternehmung wird dem Umstande zugeschrieben, daß die Fürsten die Sache des Volks verließen und die republicanische Parthei den chimärischen Plan der Einheit verfolgte. Die Discussion verbreitet sich zunächst über die Angriffspläne auf Verona. Es werden hier zwei Richtungen bezeichnet , welche die Piemontesen hätten einschlagen müssen, nämlich entweder Peschiera bei Seite liegen lassen, Mantua einschließen , mit einem Theil bei Legnago über die Etsch übergehen , sich mit Durando vers einigen und so Radeßky und Nugent trennen , oder aber mit der Hauptarmee über die Etsch gehen und direct gegen die linke Flanke der Desterreicher und ihre Rückzugslinie manövriren. In Betreff des ersteren Plans hätte Ulloa eine einzelne Befiegung der zwei piemontesischen Heertheile befürchtet, was der Spectateur nicht zugibt, indem er auf die Befürchtungen Radezky's wegen seiner Rückzugslinie hin weist. Für die Ausführung des zweiten Plans hält Ulloa die Piemontesen für zu schwach ; nach dem Spectateur wären fie im Gegentheil stärker als Radeßky gewesen, dabei aber allerdings zu unbeweglich . Sie haben sich nie zu einem energischen , thätigen Manövriren entschließen können. Militärische Portraits . Blaise de Montluc. Ein sehr lebendiges Bild dieſes tapferen Capitäns, der einer der Erften, der den Werth der Infanterie erkannte , namentlich für den Hleinen Krieg , und diese auch trefflich zu führen wußte. Troß seines ausgezeichneten Benehmens ward er indessen ftets zurückgesezt und konnte erst spät die höheren Stellen erreichen . In seinen späteren Jahren machte er den Henker der Protestanten , gegen die er wenigstens offen und ehrlich verfuhr , wobei er ihre maskirten politischen Beweggründe wohl durchschaute. Bei der Einnahme von Rabasteins wurde er so schrecklich im Geficht verwundet, daß er zeitlebens eine Maske tragen mußte. Seine Memoiren find mit großer Lebendigkeit geschrieben und geben zahlreiche interessante Details.

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543 Rußland , sein Volk und seine Armee. (Forts.) Sie enthält die Eintheilung der Regimenter und Bataillone, der Ergänzungsmannschaften ; die Zusammenstellung der Artillerie reserve und Trainwagen. Drganisation der österreichischen Armee. (Forts.) Sie begreift Pionniers , Flottillencorps , Train ; sodann die Res crutirungsbezirke der Regimenter und endlich die Aufzählung Der Spectateur macht die Bes sämmtlicher Streitkräfte. merkung , daß Desterreich kaum im Stande sei , seine Armee auf dem Friedensfuß zu erhalten , daß aber der Kriegsfuß nur einiger Monate das ganze Budget verschlingen müſſe. Eine Dar Ein Kampf an den Gränzen Algiers.

stellung , welche den Zweck hat , darzuthun , daß gegenüber den wilden Araberstämmen die Franzosen zuweilen genöthigt seien , auch taktisch verwerfliche Aufstellungen zu nehmen, nur um nicht durch Weichen den Nimbus einzubüßen. Bardin , dictionnaire militaire . Dieser Schriftsteller wird als sehr einseitig in seinem Urtheil über andere Bücher bezeichnet , die er mehr nach der Form , als nach dem In. halt beurtheilt. Namentlich verdammt er den dictionnaire von La Chesnaye , der gleichwohl viel Gutes hat , nament lich das Hervorgehen der gegenwärtigen Militärorganisation Frankreichs aus dem Feudalsystem klar auseinanderseßt. Administration und Organisation der englischen Arniee von E. Barrington ; das erste englische Buch dieser Art, nach officiellen Documenten und durch einen der Sache gewachsenen Mann . Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1859.

Den 2. April. Kriegsspeculationen. Die Unzulänglichkeit der Flotte wird hervorgehoben und bemerkt, daß L. Napoleon von seiner England nicht günſtigen Armee abhängig ſei. — Pensio nirung in der Flotte. Die Admirale erhalten keine Pensionen, deßhalb ist ihre Beseitigung so schwer. - Aerzte der Marine. Sie sind schlechter befoldet , als die der Armee und haben keine Aussicht auf Beförderung. ―――― Das Militärcommissariat. Die neue Verordnung bestimmt Beförderung nach einer gewissen Zeit, mit Rücksicht auf Ver dienst. Diese lettere Art der Beförderung sollte übrigens möglichst beschränkt bleiben. Recrutirungscommiss sion . Es wird ihr empfohlen , namentlich die betrügliche Werbmethode , wonach den Recruten goldene Berge vers -sprochen werden . zu beseitigen. Correspondenz : Bes Man wird Seeleute genug bes mannung der Flotte. kommen , wenn man sie besser bezahlt und die Peitschen strafe nur noch bei Unverbesserlichen anwendet.

Den 9. April. Recrutirungscommission . Andeutung für dieselbe, Ver hinderung , daß die verschiedenen Recrutirungsabtheilungen fich gegenseitig Concurrenz machen ; Abschaffung des Hand

gelds , bessere Bezahlung der Werber; keine Leute aus der Revolver. Die besten von Linie zum Werbgeschäft. __ Revolver. Deane und Adams ; der Deane-Harding-Revolver ist wegen. leichter Handhabung besonders für Soldaten und Seeleute geeignet. Correspondenz : Die Privilegien der Garde. Dieser Unfug wird mit Nennung von Namen und Beispielen gerügt. Den 16. April. Die Admiralität. Es wird eine Anzahl höherer Flotten offiziere im Parlament gewünscht , um gehörig Rede und Antwort in Sachen der Flotte geben zu können. ―――― Die Armee in Indien soll nach den Ansichten der betreffenden Commission nur ein Theil der Armee der Königin sein und eben so gut in Europa verwendet werden können. Statt der eingebornen Armee sollte eine eingeborne Polizei ers richtet werden. - Das Commissariat in Indien ist gut eingerichtet , es besteht 1 ) aus Offizieren , die 4 Jahre gedient haben , 2) aus Unteroffizieren , und 3 ) aus einge= bornen Agenten ; es kennt somit die Bedürfnisse der Armee und die Mittel des Landes. Die Hülfsärzte (acting assistant-surgeons) sollten nach beendigtem Kriege im Militär behalten und für die Colonien verwendet werden. In England werde für die Veteranen schlechter gesorgt als in Frankreich. -- Correspondenz : Capitän Norton ist der eigentliche Erfinder der Spißkugel mit hohlem Hinter raum , Minié hat nur das Culot erfunden ; auch die Ge wehrgranaten hat Norton erfunden.

Den 23. April. Die projectirte Militärarzt - Schule wird für weniger praks tisch und kostspiger bezeichnet , als die bisherigen Lehr ftühle für Militärärzte an den verschiedenen Universitäten . Correspondenz : Die in Vergessenheit gerathene Dampfs kanone von Perkyns sei ihrer Zeit nicht gehörig beachtet worden; sie lasse sich praktisch machen. Die Capitäns der Küstenwache machen unnöthige und theure Inspec tionsreisen , welche Offiziere und Mannschaft von nüßlichen Beschäftigungen abhalten ; die Hafenschiffe seien zu Woh nungen für die Familien der ersteren gemacht , anstatt daß die Mannschaft darauf geübt werde. Den 30. April. Aufforderung zur Vermehrung der Flotte ; den Matrosen sollten Pensionen in Aussicht gestellt werden. - Adminis stration. Klage über schlechte Besoldung und den Mangel einer Bestimmung bei unfreiwilligem Seßen auf Halbfold. — Die Vertheidigung der englischen Küste sei mangelhaft, London müsse gegen einen Handſtreich gesichert, eine Reserve armee organisirt , freiwillige Corps errichtet , Matrosen ge preßt werden. Die militärische Einrichtung des Königs David wird gerühmt , der seine Milizen so aufs geboten , daß fie abwechselnd 1 Monat im Jahr präsent blieben. Aehnliches wird für England empfohlen. ―――― Corre spondenz: Ueber die Nothwendigkeit , Offiziere, somit Leute vom Fach , im Parlament zu haben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Samſtag,

34. Fahrgang.

6. Auguſt 1859.

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No. 63 & 64. Onu - 330 thina

1930

2018

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Oeſterreich iſ dhe Monarchie.

Entwicelung, wie ſie veränderte Zeit- oder Kriegsverhälts niſſe immer wieder fordern werden .

Die Modificationen

Wien , 26. Juni. Nach einer Mittheilung der , Cöln . Zig.“ geht das öſterreichiſche Heerweſen mit ziemlich

der Wehrverfaſſung ſcheinen beſonders darauf hinauszu gehen , den Uebergang aus der Friedens: in die Kriegos unverzögertem Schritte mancher weſentlichen , mehr oder formation zu erleichtern. Dazu ſollen die Cavaleriedivi minder tiefgreifenden Veränderug entgegen. Daß der fionen , welche ſouſt erſt bei der Mobilmachung formirt eben zu Ende gediehene der von maßgebendem wurden , fünftig auch im Frieden beſtehen , ſo daß ein allem dabei Impuls ſei, ſteht außerFeldzug

. Der hauptſäch

Armeecorps dann zwei Infanteries und eine Cavaleries

lichſte Zwed , den man dabei verfolgeu wird , iſt die leich diviſion ( außer den Specialwaffen ) haben wird, jede dieſer tere Gliederung im Ganzen und die leichtere Beweglich: Diviſtonen aus zwei Brigaden beſtehend, bei der Infanterie feit im Einzelnen . Zunächſt, heißt es , ſoll die Anzahl von einem Linien- - und dem gleichnamigen Landwehrregi I

der Infanterieregimenter

-

bisher 62 Linien- und 14 Jedes

Grängerregimenter – auf 100 erhöht werden.

ment , bei der Cavalerie aus zwei Linien- und zwei Lands wehrregimentern. Von der Landwehr bleiben natürlich

Regiment würde dagegen normal aus 4 Bataillonen be: nur Stämme, deren Etat vielleicht etwas verändert wird. ſtehen und die Errichtung von 5 und 6 im Kriege dadurch nicht ausgeſchloſſen ſein. Das Bataillon würde nur 4 Com :

Bei der Mobilmachung wären dann die Truppenkörper an fich foon formirt und es käme nur darauf an , den Ins

pagnien zählen , und die Stärke der Compagnien gegen die fanteriediviſionen von der Savalerie und Artillerie die ſeither übliche namhaft verringert werden. Zugleich würde bei dieſer Einrichtung eine paſſende Gelegenheit gefunden ſein, die große Anzahl von neu avancirten Offizieren , die ſonſt als überzählig in Dispoſition geführt werden müßten zu ihrem eigenen und der Geſammtheit Voriheit in thätiger

nöthigen Abtheilungen zu überweiſen. Die Erſaßtruppen ſollen vor der Sand noch bleiben und die Ausbildung der Recruten übernebmen. Ob das eine permanente Maßregel ſein wird und die Recruten wie in einigen anderen Armeen auch im Frieden durchaus

Verwendung zu erhalten. Die Beurlaubung hat begonnen, von den Depots ausgebildet werden ſollen , ſteht dahin. und rüden bereits allenthalben die Beurlaubten in ihre

Es will reiflich erwogen ſein. – Dic ,,Magdeb. Ztg. " glaubt and guter Quelle vers Juwieweit es begründetſei, daß die Dienſtzeit auch auf fichern zu dürfen, daß zur Zeit ein Hauptaugenmerk der 5 Jahre herabgelebt werden ſoll, dürfte einſtweilen noch Regierung auf die Sicherung der Oſtſeeküſte wider Dabingeſtellt bleiben . etwaige zukünftige Eventualitäten gerichtet iſt , wozu von einer beſonders hierzu eingeſeßten "Fadycommiſſion die geeigneten Vorſchlåge ausgearbeitet werden ſollen. Preußen . Depots ein , um von dort in ihre Heimath zurüdzufebren.

Dem Vernehmen nach wird dabei der doppelte Geſichts.

** Berlin , 2. Auguſt. In Betreff der bevorſtehen:

punft feftgehalten werden , was ſich zu dem angegebenen

den Aenderungen in der Drganiſation der Lands Zwede binnen fürzeſter Friſt in’s Werl ſeben läßt und webr kann ich Ihnen für heute Folgendes mittheilen :

was erſt bei der Anlage und Ausführung eines umfaſſen

Eine Umwandlung des Landwehrſyſtems in ein volls den Seevertheidigungsſyſtems feine Erledigung finden ſtändiges Reſerve- oder Cadreſyſtem wird wohl auf möchte. In dieſer Beziehung würden jedenfalls ausges keinen Fall ſtattfinden . Das preußiſche Landwehriyſtem führte Eiſenbahnverbindungen nad) adlen einigermaßen wich. iſt mit dem ganzen Voltes und Staatsleben verwachſen tigen Punkten der Küſte und die neuen Kriegshafenan. und bedarf in der That nichts, als einer fortgeſeßten lagen auf Rügen mit eine Sauptrolle ſpielen, wogegen für

547

548

die provisorischen Vorkehrungsmaßregeln die Verstärkung Reorganisation der Ingenieurſection dieſes wiſſenſchaftlichen der der See und resp. Flußseite zugekehrten Werke von Militärcomités , dieselbe der unmittelbaren Autorität des Pillau , Weichselmünde, Danzig , Kolberg, Swinemünde, Generalinspectors des Geniewesens (Großfürsten Nikolaus Stettin und Stralsund, nächstdem die Anlagen von Strand Nikolajewitsch) zu unterstellen , und Höchstdemselben_alle 4) Dem batterien an den zumeist bedrohten Küstenpunkten und die hierauf bezüglichen Fragen zu unterbreiten. schleunige Herstellung einer Kanonenbootflottille erforderlich Kriegsminister alle 14 Tage durch Vermittelung des Groß find. Für die Beschaffung einer solchen werden seit längerer meisters der Artillerie und des Generalinspectors des Ge= Zeit schon im In- wie im Auslande große Anstrengungen niewesens einen Bericht über den Gang der Angelegen gemacht und eben jetzt sind wieder zwanzig neue derartige heiten jener beiden Sectionen zukommen zu lassen. 5) Die Section des Stabes des wissenschaftlichen Militärcomités Fahrzeuge in Danzig in Bau gegeben worden. Die Aus führung der Strandbatterien soll dagegen nach einem neuen, gänzlich aufzuheben , und alle Dienstangelegenheiten der vorzugsweise auf die Abschwächung der Wirkung der neuen selben wie früher dem Departement des Stabes zuzuweisen. französischen Kanonenboote berechneten Befestigungssystem : Diese Verordnung ist aut 18. v. Mts. dem dirigirenden erfolgen und deren Bewaffnung durchgängig aus gezogenen Senat durch den Kriegsminister zugestellt worden, und Geschüßen vom schwersten Kaliber mit einer Beigabe von scheint ihre Entstehung der praktisch bewährten Umgestal tung der Artilleric u. s. w. zu verdanken. leichten Haubigen zur Begegnung von etwaigen feindlichen Landungsversuchen bestehen. Neiße, 25. Juli. Daß am 1. October 1860 hier die Kriegsschule für das 1., 5. und 6. Armee. corps errichtet werden soll , ist nunmehr definitiv ent=

Vereinigte Staaten von Nordamerika. New- York , 14. Juli. Die Regierung läßt gegens wärtig Versuche mit gezogenen Kanonen anstellen und wird dieselben so rasch wie möglich einführen.

schieden. Zufolge allerhöchster Cabinetsordre vom 30. Juni c. ist dazu unsere Stadt bestimmt und bezüglich der Herstel lung des für diese große Anstalt erforderlichen Gebäudes mit der Stadtcommune ein Vertrag dahin abgeschlossen worden , daß Seitens der Stadt das Etabliſſement neu erbaut und dem Militärfiscus zur miethweisen Benutzung Die Bauzeichnungen gegen Entgelt überlassen werde. find vom Architecten Franke in Berlin gefertigt und vom Kriegsministerium genehmigt. Die Bauausführung wird in den nächsten Tagen schon begonnen, denn zum 1. De tober f. 3. soll das Gebäude seinem Zwecke übergeben werden.

Der geehrte e. Correspondent Ihrer Zeitung hat in den mir zugekommenen Artikeln I. und II. damals die Lage im Allgemeinen richtig aufgefaßt und gewürdigt .

Niederlande.

Leider haben die kriegerischen Ereignisse mich verhindert, Einsicht in die folgenden Artikel III. und IV. zu nehmen.

Aus dem Haag, 28. Juli. Ein Sergeant im 6. nieder ländischen Infanterieregiment, de Bourbon, soll foeben eine wichtige Erfindung für die Schußwaffen gemacht haben. Dieselbe besteht, wie die 11 Preuß. Ztg." vernimmt, in der eigenthümlichen Construction von Kugeln , bei deren Ge brauch die gewöhnlichen Infanteriegewehre die Minié büchsen zu ersehen vermögen. Man spricht selbst davon, daß in Folge dessen das Kriegsdepartement , welches die Einführung der Miniébüchsen in der diesseitigen Armee eifrig betreibt, der weiteren Anfertigung von Miniége wehren vorläufig Einhalt gethan hat. Rußland . St. Petersburg , 23. Juli. Ein kaiserlicher Befehl im Militärressort verordnet : 1 ) Die Aufhebung der Direc torstelle des wissenschaftlichen Militärcomités und der dieser attachirten Eanzlei . 2) Zum Erfag für die Artillericſection dieses Comités und bis zur vollendeten Revision für das Kriegsministerium , die Ernennung eines temporären Ars tilleriecomités , welchem obliegt , die Prärogativen und Pflichten des Kriegsministers und des Großmeisters der Artillerie in Bezug auf diese Waffengattung einer rascheren Entscheidung zuzuführen. 3) Bis zur später vorbehaltenen

Zum Krieg in Oberitalien.

In dem mir übersendeten Abschnitt V. finde ich einige Bemerkungen , welche ich mich verpflichtet sehe , als nicht richtig zu bezeichnen. So behauptet Ihr Herr Correspondent :

"„Die Schlacht von Magenta war nichts als ein Act in der österreichischen Rückzugsbewegung , weit mehr von der Noth des Augenblicks abgerungen, als vorher bedacht und erwogen; eine That in die Hand des Zufalls gegeben und darum wenig geeignet, wieder gut zu machen, was verfehlt war. Die Abtheilung des Corps Clam-Gallas_x . " „Den nur halb , verlorenen Kampf am anderen Morgen fortzuseßen , fehlten dann die Mittel , die anderen Corps waren nicht heran." Die Schlacht von Magenta war durchaus nicht ein Werk des Zufalls. Nachdem der österreichische Feldherr die Vortheile , die ihm seine günstige defensive Stellung bei Robbio und Mor tara, gegen die schief nach Novara von Vercelli hinlaufende Operationslinie des Feindes, -- der sich von seiner Basis Alessandria-Cafale vollkommen entfernt hatte und da= mit die indirecte Vertheidigung des Ticinofluffes , baſirt auf Bereguardo und Pavia, aufgegeben hatte, entschloß er sich zur directen Vertheidigung hinter dem Strome.

549 Diese directe Vertheidigung konnte auf zweierlei Art be wirft werden, und zwar entweder durch eine Aufstellung der Armee à cheval der von Magenta nach Mailand führenden Straße , oder durch einen Flankenangriff in demselben Sinne, wie von Mortara aus, basirt auf Pavia, gegen die Linie Vercelli-Novara.

!

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führenden Straße stehen bleiben mußten. So kam z. B. das 8. Corps statt nach Rosate , wohin es bestimmt war, in die Nähe Bereguardos zu stehen. Die Folge war, daß außer der vom 1. Corps bereits bei der Armee eingetroffenen Division nur noch das 2. Corps, welches bereits am 3. bei Magenta stand, end Die erste Art wurde aus dem Grunde verworfen, weil lich das 7. und 3. Corps au dem am 4. entbrannten damit im Falle des Mißlingens der Vertheidigung der Kampfe theilnehmen konnten. Rückzug auf der oberen Straße über Mailand , Brescia Diese Vertheidigungsart des Ticino und damit Mai eingeschlagen werden mußte , und bei der damaligen Gäh lands durch ein Flankenmanöver war , wie selbst der da rung in diesen Hauptstädten diese Rückzugslinie gefährdet mals bei der Armee auf Befehl Sr. Majestät , unseres erschien. ritterlichen Kaisers, eingetroffene Feldmarschall Baron Heß Ueberhaupt war gleich beim Beginne der Operationen bezeugen kann , vom Armeecommando vorausbedacht und diese Linie als Rückzugslinie verworfen. Man beabsich beabsich von dem genannten Herrn Feldmarschall ſelbſt als ein tigte in der Nähe des Pos zu bleiben, um mit Benußung schönes Manöver bezeichnet. der Manövrirpunkte Vaccarizza, Piacenza, Brescello, Borgo Hierbei wurde vom Armeecommando angenommen , daß forte die innere Stellung zwischen den von Süden und der Brückenkopf von St. Martino, durch mehrere Bataillone von Westen vordringenden Kräften des Gegners zu bez beseßt und mit Positionsgeschüz armirt , auch im Stande haupten. sein werde, die Tête der französischen Armee einige Stunden Diese untere Straße über Cremona war auch bereits hindurch aufzuhalten , und daß nach endlich nothwendig vor dem Beginne der Feindseligkeiten zur Etappenstraße werdender Verlassung desselben die Sprengung der Brücke über den Ticino abermals dem Feinde eine kostbare Zeit eingerichtet. Uebrigens wäre auch keine Zeit gewesen , nach dem rauben werde, da dieser Fluß bei seiner starken Strömung Rückzuge von Mortara eine directe Vertheidigung Mais nicht so leicht zu überbrücken ist , wie uns selbst bei der lands durch eine Aufstellung à cheval der oberen Straße Herstellung der Brücke bei Vigevano, die Erfahrung lehrte. anzubahnen. Man entschloß sich gleich bei Verlassung der Indeß wurde gegen den Befehl des Armeccommandanten Lumellina zu einer flankirenden Bewegung gegen die Linie der genannte Brückenkopf verlassen ; die Sprengung der Novara-Mailand. Brücke gelang nicht , so daß dieselbe von den feindlichen Bei diesem Manöver war man auf Pavia , welches zu Infanteriecolonnen zur Ueberschreitung des Stromes benugt einem kleinen verschanzten Lager angewachsen war , ferner werden konnte. auf Piacenza und Pizzighettone basirt. Alle Wege, welche Am Kampfe selbst , der nun am Ponte di Magenta von der Linie Magenta-Mailand in schiefer Richtung gegen entstand, nahmen die bereits oben erwähnten Corps Theil. — Lodi , Pizzighettone , Piacenza führen , waren in Boraus Das 8. Corps langte erst Abends bei Bestazzo und das sicht, daß der Fall einer Vertheidigung des Ticino hinter 5. Corps hinter dem 3. bei Robecco, lezteres unmittelbar, dem Flusse durch ein Flankenmanöver eintreten könne, durch ersteres nur 3 Miglien vom Kampfplage entfernt, an. Generalstabsoffiziere nos vor dem Beginne der Feindselig Der Kampf war , wie bereits allgemein bekannt, mehr feiten genau recognoscirt und hier und da ausgebeffert. für uns als für den Gegner entschieden , der sogar am Ferner hatte man bei dieser Vertheidigungsart den Vor Morgen des 5. seine Truppen auf das rechte Ticinoufer theil, daß man sich nach dem Verluste der Schlacht hinter zurückgezogen hatte. den breiten Canal , der Abbiategrasso und Matland ver Der Armeccommandant war fest entschlossen, den Kampf bindet und dessen Brücken minirt waren , zurückziehen und am 5. weiter aufzunehmen, Sämmtliche Corps der Armee, die Verfolgung des Feindes hemmen konnte. mit Ausnahme des 9. , welches den Rücken zu decken be Endlich war auch das Terrain zwischen dem Canal und stimmt war , sollten an dem Kampfe theilnehmen ; die weiterhin gegen Süden für eine energische Verfolgung Detaildispositionen für die Schlacht wobei dem Grund durchaus nicht geeignet. faße der Concentrirung der Massen auf dem entscheidenden Die Corps sollten nach dem am 2. Juni begonnenen Punkte volle Rechnung getragen wurde - waren bereits Rückzug derart in Kreuzform aufgestellt werden , daß ein entworfen , als abermals ein unglückseliger Zwischenfall , Corps an der Tête , drei in der Front und zwei als Re der nicht im Armeecommando seinen Grund hatte, der aber serve bereit wären, durch einen einfachen Vormarsch gegen durch eine außerordentliche Energie von demselben vielleicht Magenta jedes Vorgehen des Gegners zu flanfiren. Die hätte beseitigt werden können , eintrat , welcher den Rück Corps hatten dem entsprechend die nöthigeu Befehle erhalten. zug der Armee zur Folge hatte. Also vorher bedacht und wohl erwogen war die Ope Nun trat auf dem Rückmarsche hinter den Ticino ein Zwischenfall ein , der dem Armeecommando durchaus nicht ration hinter dem Ticino , und nicht die Rückzugsanord zur Last gelegt werden kann, und den aufzudecken die Ver nungen von dem Tage von Vercelli und Palestro haben es hältnisse verbieten ; ein Zwischenfall , welcher verhinderte, verschuldet , daß die österreichische Armee nicht mehr rechts daß die Corps am 3. die ihnen angewiesenen Stellungen zeitig hinter dem Ticino versammelt werden konnte ; nicht sie hatten es verschuldet , daß die Truppen bei Magenta nicht erreichen konnten, dieselben daher nicht jene oben er wähnte Kreuzstellung einnahmen , sondern echellonirt hinter nach einander auf einem unvorbereiteten Schlachtfelde in dem Ticino auf der von Abbiategrasso nach Bereguardo den Kampf geworfen werden mußten.

551

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Daß außer den Garden und dem Corp8 Mac Mahon's,

Kerutruppe , wie er ſchon bei Zorndorf erprobt hatte.

wenn auch nicht die ganzen Corps, ſo dode einzelne Divis Gerade dieſe Vereinigung hatten jedoch die Cabinette von ſionen derſelben an dem Kampfe theilnahmen , beweiſtder Wien, Petersburg und Verſailles zuſammen verabredet; Umſtand, daß von allen Corps Gefangene gemacht wurden. die Ruſſin ſollten von Poſen aus bei Kroffen oder Karo lath die Oder überſdreiten und mit Daun vereinigt den

Rönig erdrüden . Hatte man nur erft die Ruſſen dieffeito der Öder, ſo fonnten ſie trefflid als Eisbrecher gegen die Preußen verwendet werden ; Defterreich konnte es nur will

Das Kriegs jabr 1759. *)

fommeu ſein, wenn dieſe beiden ſid gegenſeitig aufzehrten,

1.

und Soltyfow abnte etwas derart , als Daun fidy ſpäter ſo unthätig verhielt.

Strategiſche Skizze.

Zu den Operationen dieſes Jahres ſtanden dem König Verfügung. Die Artillerie war nach Mann zurderartvermehrt 124,520 Vorgang Daun's

Von allen Feldzügen Friedrich II. war der von 1759 96,100 Mann Infanterie, 28,420 Mann Cavalerie, zuſammen

der unglüdlichſte : drei Niederlagen koſtetenihm faft: ſeiner , daß fie im Ganzen rationen , ging verloren und die Kriſe trat dem König fameni. 580 Stüde auf8Tauſend zählte, alſo eine 4 Gejdüße über reitende Batterie, die erſte, diesmal ſo nahe , daß Soltvfow nach dem Tagevon Ku- weldhe rnformirte Königauswar derDarunter" 10 Sechspfünde ; ſie ging

Geſammımacht ; Dresden , ein Hauptſtüßpunft ſeiner Ope

nersdorf nur das einzige Wörtchen ,,Marich " bätte auss ſprechen dürfen und die preußiſche Monardjie mar unretts bei Kunersdorf, eine zweite bei Magen verloren,

Prinz

bar verloren. Daß fich der König ausdieſer furchtbaren Heinrich ließ aber im Jahr 1760 eiiiedrittz erridten . Die Lage aufraffte , daß er es durch ſeine Standhaftigkeitdas Armee des Berzoge von Brannſdyweig zählte,Dieaber erſt Defters hin brachte, den Feldzug nahezu wie die früheren - den einzigen Verluſt Dresdens ausgenommen – beſdyließen beſdhließen zu

Mitte Sommers, im Ganzen 75,106 Mann . reicher hatten 87,099 Main Fußvolk, 22,950 Mann Tas

Same: 110,049, 28,000, die Ruſſen78,280 , die131,484 , zuſamdiemen Reichsarmee fönnen : das iſt es,warum Friedrich mitvollemRechte valerie den 12.000, die Franzoſen den Beinamen des Großen verdient . Der Hauptheld des aufgeſtellt DasberVerhältniß deronalltirten Preußen wie war alſo der Coaliti und Englän der . gegenü diebjährigen Feldzuig8war übrigens nicht der König, ſon: Mann dern ſein Bruder Seiurid , der Einzige, von welchem der 202,426 354,813. : König ſelbſt zugeſtand, daß er nie einen Fehler machte. friegeriſchen Ereigniſſe des Jahres zerfallen in Friedrich, ' deljeu altes Kriegsheer ſdon ſehr zuſammens drei Die Abſchnitte in , nämlich geſchmolzen und neuerdings durd das Einſchieben von I. Die Operationen Ferdinand von Braunſdweig 30,000 Recruten geſchwächt war , fühlte ſich zu der Offens gegen die Franzoſen - Feldzug von Minden ſive im großen Styl, wie er ſie ſciiber geführt hatte, zu vom 2. Januar 1759 bis zuin 7. Januar 1760. 1

ſchwady. Ohnehin hätte ſie bei dem ſpäten Auftreten der Ruſſen nur gegen Daun gerichtet, nur durch einen Schlag

gegen Prag und Dimüß eröffnet werden können ; vor beiden

II. Die Operationen des Königs gegen Deſterreicher und Ruſſen - Feldzug von Kunersdorf

warnte die feitherige Erfahrung und die der preußiſden

Lineartaktit nicht zulagende Beſchaffenheit des Kriegstheaters

III. Die Operationen des Prinzen Seinrich gegen die

in Böhmen oder Mähren ; es warnte nod mehr die Dulas lität des feindlichen Feldherrn , welder dem König durch ſeine Meiſterbaftigkeit in der Defenſive imponirt und dem

Reichsarinee und die Deſterreicher = Feldzug don Magen dom Mai bis zum 3. December.

-

er das Auswählen der Stellungen , die Vorſicht in den Bewegungen , die Wirkung einer guten Artillerie zu ſeinem

eigenen Nußen abgelernt hatte. Des Königs Operation18s plan gegen Daun war alſo diesmal auf die ſtricte Des

vom Februar bis Mitte December.

1.

}

Feldzug von Minden. Wie im vergangenen, ſo eröffnete auch in dieſem Jahre

fenſive gerichtet; er wollte den Gegner indie der preußiſchen der Herzog von Braunſchweig die Operationen des Jahres. Truppenausbildung mobr zuſagenden Ebenen Schleſiens Dieſelben zerfallen in zwei übſchnitte: in ſeine mißlungene oder der Laufik berabfommen laſjen , ihn dort in feſten

Expedition gegen Frankfurt vom 23. März bis zum 13. April,

Stellungen Gegen Vereinigung mit denNuſſen erwartendieſe und, ſeine deren Dunfle Maſſen wie eine

Scladottage von Bergen in die Operationen Glanzpunkt indem Heffen und Weſtphalexi die Sælacht , deren, und

dunkle Wetterwolfe ſeinen

von Minden bildet. Die Erpedition gegen Frankfurt hatte

bindern .

Rüden bedrohten , mußte der

Hauptſơhlag geſdrehen und hierzu bedurfte es einer ſtarfen Ferdinand ſdon ſeit dem 10. November beſchloſſen und * ) Mit der hundertjährigen Gedädytnißfeier des Kriegsjahre 1759

feit dieſer Zeit mit König Friedrid) unterhandelt , welcher aber beharrlich die ſo wünſchenswerthe Theilnahme der

gedenken wir es ähnlich wie im vorigen Jahre mit jener des Armee des Prinzen Heinrich ablehnte. Darüber war viele

Kriegéjahrs 1758 zu halten , indem wir in 3 Abſänitten eine koſtbare Zeit verſtrichen , währendderen Soubiſe, deffen ſtrategiſche Skizze, die Schlacht bei Minden und die 20,000 Vann ſtarfes Corp8 die Winterquartiere zwiſchen Sd ladt bei ſunersdorf veröffentliden. Der Mangel an Lahn Frankfurt bezogen hatte, und Main einnahm am 2. Januar die Reid)8 Naum erlaubte uns leider nicht, biermit so früh zu beginnen ; ſtadt neben Gießen und dadurch und Jubiläumétage daß wir am den Bericht über die Sdylacht bei Minden unſeren Leſern hätten vorführen können . D. Red . D , A. M.-3.

Hanau einen dritten feſten Punkt gewann , der die Ver

bindung mit den ſüddeutſchen Reichsfürſten und der Reiches 1

653

354

armee ficherte und eine gute Operationsbaſis gegen Beſlen

Feindes Stüßpunfte, wegzunehmen, nachdem dieſer bis

und Hannover abgab . Da überhaupt das Stärkeverhält:

jenſeits der Weſer zurüđunanövrirt wäre. Zu der Ueber.

niß Ferdinand8 den Franzoſen gegenüber wie 3 : 5 ſtand, macht der Franzoſen fam dicßmal eine neue zwedmäßige ſo mußte er dag Moment der Ueberraſchung für ſich in

Eintheilung in eine pauptarmee (65,000 Mann ) unter

und zwei von ihm abhängige Reſervecorps,das die Wagſchale legen ; er concentrirte deßhalb am 23. März Contades ein Corp8 von 28,000 Manu bei Caſjel, rüdte mit dieſen von Broglio ( 18,000 Mann ) und das oben genannte von nach Fulda und entſandte am 30. März den Erbprinzen Armentières, ferner ein planmäßiges, wohlberechnetes Vor.

wenn es mit gehöriger Raſch Mann gegen Franken, wo gehen durd Heſſen , das, von Braunſchweig mit 16,000öſterreidiſche Infanterie- und þeir erfolgt wäre, dem Gegner ſchwere Verlegenheiten die Reichsarmee , durch 4 1

eben ſo viele Cavalerieregimenter unter den Generalen bätte bereiten können. Ferdinand hatte nämlid), ſobald

drei wiederholte Ein: ihm das Vorhaben des Gegners flar wurde, nur 16,000 Arberg und Blouquet verſtärft, ſchon gemacht hatte. Der Zug Mann unter Imhof bei Frißlar gelaſſen , die ganze weſt

fälle in die hefjijchen Quartiere

des Erbprinzen verlief äußerſt glüdlid und brachte reiche

phäliſche Armee dagegen ſeit dem 11. Juni bei Soeſt vers

Beute und Gefangene; aber er koſtete 10 werthvolle Tage, jammelt und nur 9000 Mann unter Wangenheim bei welde der Nachfolger von Soubiſe, der Herzog von Broglio. Dülmen, Salmen und Koesfeld gegen Armentières ſieben mit muſterhafter ümficht zu ſo wohlberedyneter Concentris laſjen . rung ſeiner Truppen benußt hatte, daß dieſe binuen 36

( Fortſeßung folgt.)

Stunden auf jedem bedrobten Punkte eintreffen fonnten . So kam es , daß Ferdinand , als er am 10. April in 3 Colonnen von Fulda aufbrach und noch dazu in den Deft

léen des Vogelgebirges unerwartete Binderniſſe fand, welche das Poſitionsgeſchüß über Gebühr auſhielten , am 12. mit

Literatur.

erſchöpften Truppen bei Windeđen eintraf , während Bro glio ſeine unterdeſjen auf 35,000 Mann verſtärfte Armee

Das Leben und

der Briefwedſel des Land :

in der von ſeinem Vorgänger ausgewählten , wobl vorbes reiteten Vertbeidigungsſtellung zu Bergen ( 3 Stunden nord-

grafen Georg von Hofjen- Darinſtadt , des

öftlid) von Frankfurt) verſammelt hatte.

Ferdinand unters

Beitrag zur Gedichte des ſpanijden Succeſjiones

ſchäfte hier ſeinen Gegner ſowohl in der Stärfe der

fricgs, zur Memoirenliteratur des 17. und 18. Jahrs

Truppen als der Poſition , denn als er am 13. Morgens

hunderte , und zur beſiſchen Landesgeſchidyte. Von

8 Uhr mit der nur aus 5 Bataillonen , 3 Sdwadronen

Beinridy Kuenzel 2 .

Eroberer8 und Bertheidigers von Gibraltar,

beſtehenden Avantgarde vor der franzöſiſchen Stellung eins

Gin

(Fortſepung. )

traf , ließ er dieſe alsbald zum Angriffe vorgeben , ohne

Um 31. Juni 1690 batte Prinz Wilhelm von Oranien die übrige Armee abzuwarten. Da auch nad demn line an dem Franzoſen und Irländer treffen derſelben ein zweiter partieller Angriff ihn noch den König Jacob II. nicht über den wahren Sachverhalt aufklärte , ſo ließ er Boynefluſſe in Irland auf's Haupt geſchlagen ; der König fortwährend neue, aber immer ſd)wadye Attaquen folgen febrte bald darauf nach Franfreich zurüd und Gleiches that -

und machte durch ſeine Partnädigkeit aus einem Recoge

zu Ende des Jahres die Hülfemacht Franfreide, deſſen Flotte

noscirungsgefedhte eine Sæladyt, welche ihm eine durch mande andere Fehler (die Zahl ſeiner Poſitionsgeſchüße betrug . B. bloß 3 Stüd gegen 45 franzöſiíde) wohl. verdiente Schlappe und einen Verluſt von 2500 Mann foſtete . Er mußte nach Ziegenbain retiriren und ſeine Armee, beſonders die Artillerie, in beſſeren Stand jeben. Er befand ſich jeßt in ähnlider Lage wie König Friedrich

indeſſen zu Unfang von 1689 über die engliſche und in der Mitte von 1690 über die engliſch-holländiſche geſiegt hatte. Der Krieg währte 1691 fort und zu Anfang dieses Jahres wurde Landgraf Georg in dem Haag von dem Sönig Wil. helm II . dahin disponirt, fich nach Jrland zu begeben und ſeiner Sache zu dienen. Daſelbſt war ein franzöſiſches Hülfs. corps wieder erſchienen und am 12. Juli fam es bei Uughrim

in Sdyleſien und faßte einen ähnliden Entidyluß, nämlid ): der überlegenen Hauptarmee des Gegners am Niederrhein, auf der Defenſive zu balten 1, die Truppen (31,000 Main

zur Schlacht, worin die irländiſch -franzöſiſche Armee beſiegt wurde ; Landgraf Georg wurde in dieſer Schlacht ſchwer vers wundet. zu Anfang Septembers ergab ſic Limmerid , das leßte Bollwerf der Jacob II. Treugebliebenen , dem König

in Weſtphalen, 26,000 Mann in Heſſen) ſo zu vertheilen,

Wilhelm und der Krieg hatte hiermit ſein Ende erreicht.

dem beträchtliden Seitencorps in Heſſen gegenüber ſich daß fie für beide Kriegstheater bei der Sand wären und

Landgraf Georg begab ſich nun zu Ende März 1692 nach

Contades die Initiative zu überlaſſen. Dieſer hatte einen

Wien zu dem Kaijer Leopold I. , welcher ihn zu Anfang von

von den früheren Jahren völlig abweidienden Operationsplan entworfen : gewilligt durch die Erfabrungen der lebten

major ernannt batte.

Feldzüge, wollte er ſein Object, Hamover, nidt mehr durch

Markgraf Ludwig von Baden zwar am 19. Auguſt 1691 bei

ein Vordringen durd Weſtphalen an die Weſer, ſondern durd, Heljen aus erreichen , und concentrirte deshalb die

Slankament die faſt doppelt ſo ſtarfen Türfen total geſchlagen ,

25,000 Mann bei Weſel zurüdblieb, um erſt dann in Beſts

6. Juni 1692, an welchem Tage ſich die Feftung ergab. Der

phalen einzudringen und Münſter und Lippſtadt , des

Markgraf ließ die Feſtungswerke verſtärken und legte daſelbft

1691 zum Inhaber eines Güraſſierregiments und zum Generals

Von da ging er nach Ungarn , wo

aber auch , ſeinem unglüdſeligen Syſtem folgend , durch die Armee des Mittelrheins und die von Heijen am 2. Juni Belagerung von Großwardein der Früchte ſeines Siegs fich in Gießen , während am Niederrhein nur Armentières mit beraubt batte ; diefelbe dauerte vom September 1691 bis

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Nachdem der Herzog Philipp von Anjou als Philipp V. ein verschanztes Lager an , da": Operationen im Felde - dieſes Jahr wegen der bei Christen und Türken herrschenden Krank, dem König Carl H. von Spanien zu Anfang von 1701 ges heiten nicht statthaben konnten. Am 5. November verließ folgt war, wankte der Boden unter den Füßen des Landgrafen Landgraf Georg den Kriegsschauplag in Geſellſchaft des Marks Georg , eines der ersten Führer der österreichischen Parthei grafen Ludwig von Baden, mit welchem er eine innige Freunds in Spanien ; zu Ende Februars von 1701 wurde er von der schaft geknüpft hatte , an deſſen Seite er auch dem Feldzuge Stelle eines Bicekönigs entheßt ; er ging nun zunächst nach von 1693 an dem Rhein in dem deutsch-französischen Kriege Wien , weilte dann vom September bis Ende Februars, 1702 beiwohnte , worauf er 1694 wieder in Ungarn focht. in Darmstadt und begab sich von da zu Anfang März nach : London. Landgraf Georg ging im Frühjahr von 1695 ale com mandirender General der österreichischen Hülfstruppen , bei Am 15. Mai 1702 kam , um den zweiten Sohn von welchen sich unter anderen ein sachsen-coburgsches , das kaiser. Leopold I., Carl, auf den Thron von Spanien zu ſeßen, eine lich Zweibrücksche und das Regiment Baron Bech befanden, Allianz zwischen dem deutschen Kaiser , England und Holland nach Catalonien. Schon am 9. Juli 1686 hatte nämlich zu Stande, und am 30. Juni lief die englisch-holländische Engländer 30 Linienschiffe 2c., Holländer 20 Linien Kaiser Leopold 1. eine Allianz mit König Carl II. von Spanien Flotte unter dem Herzog von Ormond aus, mit 13,800 gegen den alle Verhältnisse Europas verwirrenden und aller schiffe zc. Verträge spottenden Ludwig XIV. geschlossen und der Krieg Mann Landungstruppen unter dem Landgrafen Georg , und erschien am 23. August vor Cadix. Der damalige Gouverneur in Catalonien hatte bereits 1689 begonnen, wurde jedoch aus Mangel an Geld und Soldaten sehr lau geführt. Deßhalb der Provinz Cadiz , Don Francisco del Castillo Marquis von Villadarias, „ von Jugend auf Soldat, vertraut mit der Kriegs sollte die französische Flotte mitwirken und am 8. Juni 1691 kunst , ein Mann von Talent , Muth und Energie , aber auch erschien sie vor Barcelona , am 22. Juli vor Alicante und voll Menschlichkeit und persönlicher Würde , war der beste verwandelte diese Städte in Schutthaufen. Im Feldzuge von 1694 wurde die französische Armee unter General Spaniens und in Cadig und der ganzen Provinz von Allen wahrhaft geliebt." Die Garnison von Cadix be dem Marschall Noailles auf 30 Bataillone , 15,000 Mann, und 46 Schwadronen, 10,000 Pferde, gebracht. Am 18. Mai stand nur aus 300 Mann und Villadarias hatte sich bei der 暑 wurde die spanische Armee , unter dem Herzog von Medina Annäherung der Flotte nach Madrid wegen Verstärkung ges Sidonia, am Tex geschlagen , weil sie diesen Fluß an allen wendet. Er versah Cadig mit Lebensmitteln, sammelte in der Punkten vertheidigen wollte, ohne dem Feinde an dem eigents Proving die besten Truppen, versenkte am Eingang des Hafens lichen Uebergangspunkte gleiche Geschüßwirkung entgegenseßen zwei alte Schiffe und zog ein starkes Pfahlwerk durch dens zu können . Bald hatte er 5-600 Reiter und einige Taufend Am 21. Juni wurde hierauf Gerona von den selben. sich. Am 26. Auguft begann die Ausschiffung Franzosen eingeschlossen und ergab sich am 30. Die übrigen Mann unter sich. Waffenthaten in Spanien find unerheblich bis zum 6. Juni der Truppen , und auf die sofortige Aufforderung des Lands 1697, wo Marschall Vendome mit 30,000 Mann vor Barce grafen Georg zur Uebergabe wurde von dem Gouverneur ge lona erschien, wo der Vicekönig Don Velasco den Oberbefehl, antwortet ; Los Españoles no mudamus de religion ni rey ." Landgraf Georg das Commando über die Truppen - 15,000 (Wir Spanier wechseln weder die Religion noch den König .) Mann einschließlich 4000 Mann Miliz' Vidy führte . An dem Die Belagerer vermochten nur ein Fort zu nehmen , konnten aber sonst keine Fortschritte machen, und die unter dem Land genannten Tage erschien Vendome vor der Festung und am grafen Georg stehenden Truppen waren den Mitteln der 12. Juni begann die Belagerung , während welcher 2500 Häuser durch französische Bomben vom Lande und von den Festung gegenüber offenbar zu schwach ; sie hatten auch keine Cavalerie, während Villadarias die ſeinige zu häufigen kleinen Schiffen aus in Brand gesteckt wurden . Am 7. August war eine prakticable Bresche vorhanden und Vendome forderte zur Ausfällen trefflich zu verwenden wußte. Nachdem ein zwei> Uebergabe unter ehrenvollen Bedingungen auf. Da kein Ermaliger Versuch , in den gesperrten Hafen einzulaufen , miß faß zu hoffen und die Garnison bedeutend zusammengeschmolzen lungen war, wurde die Belagerung am 30. September auf war, so glaubte Velasco einem Sturme nicht gewachsen zu gehoben und dieser erste Versuch , dem Erzherzog Carl als sein und capitulirte ; am 15. August marschirte die Garnison Carl III. die Krone Spaniens zuzuwenden , war somit miß mit ihren Waffen durch die Bresche. Der Fall von Barcelona lungen , wäre aber ohne den Geißt und die Geschicklichkeit des führte den Frieden von Nyswik , 20. September 1697 , her- Gouverneurs von Cadix zweifelsohne geglückt. Landgraf Georg war mit der engliſch-holländischen Flotte bei, in welchem die Franzosen die in Spanien und den Nieder landen gemachten Eroberungen zurückgaben , in Deutschland zu Ende 1702 nach London zurückgekehrt und verweilte da Freiburg, Altbreisach, Kehl und Philippsburg ; Straßburg, selbst bis zur Mitte Januars 1704 ; am 7. Mai 1703 war Sarlouis und Longwy blieben in französischen Händen . Be auch dahin sein nächſßtjüngerer Bruder , Landgraf Heinrich, ge züglich dieses Friedens sagt Rotted : Europa erstaunte über kommen , um sein Schwert der guten Sache zu weihen. Bei dem Zurücksegeln von Cadix nach London stieß der die Mäßigung des Königs von Frankreich , aber die Weiseren. erkannten darin die Vorbedeutung weit gefährlicherer Anschläge." Herzog von Ormond auf die spanische Silberflotte und bes Im Herbst von 1697 begab sich Landgraf Georg nach mächtigte sich ihrer in dem Hafen von Vigo. Sie war von 10 französischen Kriegsschiffen beschüßt , davon 7 von den Madrid , wo ihn Carl II. zum Grand von Spanien und Ritter des goldenen Vließes ernannte und ihm alle den könig Engländern genommen wurden , und es war dieses der erste Die einzige lichen Prinzen zustehende Ehrenbezeugungen erweisen ließ ; Umschlag zum Nachtheil der französischen Flotte. im September wurde er Vicekönig von Catalonien. Der Strategie zu Land und zu Wasser ist : viribus unitis. (Fortsegung folgt.) Kaiser Leopold I. ernannte ihn 1699 zum kaiserlichen Felds marschall.

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Dynamische Vorstudien zu einer Theorie der gezogenen Feuerwaffen von 骨 W. H. von Rouvroy, Generallieutenant und Comman ! dant der königl. sächsischen Artillerie. Nebst einer lithographirten Tafel. Dresden , 1858. Verlag von Adler und Dietze. Es muß und wird sich eine eigene Literatur und eine Theorie der gezogenen Feuerwaffen bilden , allein der bisher in der Lesteren gemachte Anfang erhebt sich , wie der Herr Verfasser in dem Vorworte zu seiner nur 29 Seiten enthal tenden wichtigen Brochüre aus dem ihm bekannt Gewordenen bemerkt*) , kaum noch über die Uebung eines gewissen Taft. finnes ; es fehlen darin feste dynamiſche Grundlagen. Diesem Mangel hilft die Schrift auf eine Weise ab, welche nicht allein dem heutigen Standpunkte der Theorie der artilleristischen Ballistik volle Rechnuug trägt , sondern als eine wahre Bes reicherung derselben zu betrachten ist. Zwar wird mancher so genannte praktische Artillerist in 1 Gemeinschaft mit manchem reinen mathematischen Theoretiker die gewöhnliche Rede laut werden lassen, daß sowohl zur Erleichterung der Entwickelung der Endformeln, als bei der Auswerthung derselben in Zahlen zu viel willkürliche beschränkende Annahmen gemacht worden find. Wer aber mit den großen Schwierigkeiten bekannt ist, die selbst dann noch den balliſtiſchen Rechnungen sich entgegens stellen ; wer naturgemäß die ballistische Theorie nicht zur Ers mittelung aller Vorkommnisse bei einem einzelnen Schuffe, sons dern als Prüfftein richtiger oder unrichtiger allgemeiner praks tischer Maßnahmen , als ein zur Ersparung und zu vollstän diger Verwerthung empirischer Versuche unentbehrliches Mittel betrachtet ; wer als wahrer militärischer Praktiker die Zulässige keit und unerheblichkeit der von dem Herrn Verfaſſer abficht» lich nicht berücksichtigten geringfügigen Verhältnisse für den gesteckten Zweck und für die große Waffenpraxis erwägt : der wird sowohl über das eingeſchlagene Verfahren , als über die D gewonnenen Ergebnisse eine wahre Freude empfinden. Die Schrift beginnt mit allgemeinen Erörterungen über die Bewegung der Geschosse gezogener Feuers waffen, geht dann zu den Längen des Dralles über, welche bei verschiedenen Feuerwaffen den Rotationsachsen der Geschoffe gleiche Stabilität geben, fährt mit der Entwickelung der kleinsten Länge des Dralles fort , bei welcher die Geschosse noch den Zügen folgen , und schließt mit Betrach tungen über die parabolischen Züge. Es ist also alles Wesentliche in die Untersuchung gezogen , was mit Vortheil für die Praxis zunächst mit dem Auge des Dynamikers zu betrachten ist, und jeder Versuch, Dinge theoretisch zu ergründen und festzustellen , welche sich nur empirisch bestimmen lassen (wenigstens für die nächste Zeit ) , ist unterblieben. Die allgemeinen Erörterungen, denen wir, unter den statts gefundenen, der Praxis ganz entsprechenden Vorausseßungen nichts hinzuzufügen vermögen , find ganz dazu geeignet, den so häufig vorgekommenen unrichtigen Vorstellungen von den Gründen der Derivation der Spißgeschosse aus gezogenen Rohren für immer ein Ende zu machen. Es ist auch theore *) Die schwedische, französische und italienische Literatur haben, wie dieß namentlich auch aus der in Nr. 3-6 der A. M.-Z. v. d. J. besprochenen Brochüre des belgiſchen Artilleriehauptmanns Gillion hervorgeht, mehrere beachtenswerthe Beiträge zu einer Theorie der gezogenen Feuerrohre seit den dreißiger Jahren gebracht.

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tisch vollständig erwiesen , daß die Seitenabweichung des Ges schoffes stets nach der Seite gehen muß, wie die Windung der Züge auf der unteren Seite des Rohrs. (Schluß folgt.)

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften.

April 185 9. Portugal. Revista militar. Periodico quinzenal. Direc ção : ४Antonio de" Mello Breyner, tenente Coronel ; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joân 2 Manoel Cordeiro , Major graduado. Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1859.

Ueber Artillerie. Auszug aus dem Moniteur de l'armée und der Gaceta militar über die Armstrong- und die neue französische Kanone und ihre Consequenzen, Bibliographie. Resultate der Reise einer medicinisch-mili tärischen Commission nach England , Frankreich , Belgien Von Belgien rühmt die Commission, daß und Holland. der Soldat im Spital seine Löhnung nicht verliere und dadurch in den Stand gefeßt ſei , ſeine kleinen Bedürfniſſe In England werden die Spitäler durch zu befriedigen. 1 Private gegründet und erhalten. Betrachtungen über die Beförderungsprüfungen Es sollte hierbei kein Zwang 1 der Unteroffiziere. herrschen, sondern einem Jeden überlassen bleiben , ob er die Prüfung machen wolle oder nicht. Stehende Heere. Die Revista treitet mit dem Archivo über die Rechtfertigung des Kriegs . Jeder Eroberungs. krieg, auch ein solcher im Interesse der Civilisation, sei ein ungerechter; stehende Heere aber seien nothwendig zur Ers haltung des Friedens. Das Archivo hatte behauptet , bei intelligenten Menschen sei kein passiver Gehorsam möglich, dagegen meint die Revista, gerade der Intelligente gehorche eher, weil er seine Pflichten besser kenne. Italien. Der traurige Zustand Italiens wird den Päpsten zugeschrieben. Dieses Land sei beim allgemeinen Fortschritt zurückgeblieben; der militärische Geist sei seit den Normannen verloren gegangen, und dieß die Hauptschuld an dem Ver fall des Landes. ፡ Militärpensionsanstalt. Der Mangel einer solchen in Portugal wird lebhaft empfunden. Viele Offiziere haben fich deshalb bei der allgemeinen Civilpensionsanstalt bethei 2 ligt. Dieß wird zur Nachahmung empfohlen und ein Uebers blick über den Besißstand und die Wirksamkeit dieser Anstalt AJI gegeben. J * Ueber die Mißbräuche bei der Musik in Portugal. Es wird über das unmilitärische Wesen der Musiker geklagt : troß aller Befehle erlauben sich die Musiker in Civil zu gehen , selbst zu ihren Vorgeseßten, fie tragen unordonnanz mäßig lange Haare und Phantasiebärte ; aber diesen Leuten werde Alles erlaubt.

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Auszüge aus fremden Militärzeitungen : Die Forts schritte der englischen Artillerie. - Das flüssige Feuer des Die hollän Die englische Armee. Capitans Norton. dische Armee in den Colonien. - Die spanische , englische und französische Marine. Auszug aus den Kammersißungen. Feststellung der Marine für 1859/60 auf 2369 Mann und 25 Kriegs schiffe, der Landarmee auf 24,000 Mann mit einer Recruten quote von 5500 Mann.

armee fet langsam und schwer aufzubringen und nur zur Defensive verwendbar, welche Rußlands eigentliche Kraft In der neueren Organisation tritt hervor die Ab bilde. nahme der Zahl der Bataillone und Schwadronen ſeit 1833, dagegen eine numerische Zunahme der einzelnen Abtheilungen, wodurch diese schwerfälliger geworden. - Das Schüßen system hat wesentlich gewonnen : statt 8 hat Rußland jezt 25 Schüßenbataillone und jedes der 264 Infanteriebataillone Bei der Cavalerie eine (5.) Schüßencompagnie erhalten. ist das erste Glied der Cüraſſiere , Husaren und Uhlanen mit Lanzen bewaffnet ; bei den Dragonern haben beide Glieder gezogene Dragonergewehre ; bei Husaren und Uhlanen das zweite Glied gezogene Carabiner. Die kaukasische Armee ift seit 1848 auf mehr als das Doppelte erhöht , was auf läßt. Rußlands Pläne gegen Asien schließen 1.

Schweden. Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1859. Ein Blick auf die Entwickelung der Kriegskunst vom Gesichtspunkte des Handgemenges und der Fechtkunst aus. Der Krieg wird gewöhnlich vom artille ristischen Standpunkte aus betrachtet und beurtheilt ; der dem Alterthum eigenthümliche gymnastische oder Fechters standpunkt ist verlassen worden. Gleichwohl übt das Fechten einen bedeutenden Einfluß im Kriege aus. Die Eintheilung der Kriegskunst in Strategie und Taktik ist nicht erschöpfend, die eigentliche Kunst des Kämpfers , die Machätit , kommt zu kurz, während sie doch seit Verbesserung der Handfeuers waffen eine größere Rolle als bisher spielt. Die Grunds kraft der Kriegskunst steckt nicht in den verschiedenen Mitteln der Taktik, sondern in der menschlichen Willenskraft. Diese muß in jedem militärischen Individuum ausgebildet und auf den Kriegszweck gerichtet werden. Der Soldat ist da her zum Kampf Mann gegen Mann auszubilden . Der Stoß ist die erste und beste Art des Angriffs , weil gegen das Herz gerichtet ; an ihn schließt sich der Wurf; beide wurden zuerst durch den Wurfspieß vermittelt. In enger Verbindung damit steht der Schuß durch Schild , Helm 2c. Das Schwert hat sich aus dem Jagdmesser entwickelt und ist zunächst für den Stoß bestimmt. Das Bedürfniß , von der Entfernung den Kampf zu beginnen, hat die Schleuders und Schußwaffen hervorgebracht bei welchen mehr mecha nische als menschliche Kräfte wirken. Der Schlag, bei den Nordländern beliebt, und gegen den Kopf gerichtet, ist keine so direct wirkende Macht wie der Stoß ; ihn bezeichnet Keule, Art, Schlagschwert. Die Artillerie liefert statt der Kraft des Arms größe mechanische und chemische Mittel ; die Cavalerie gibt eine bessere Stellung für Stoß und Hieb und erhöht die Geschwindigkeit. Die neue Organisation der russischen Armée. (Fort ſeßung.) An eine Uebersicht der ganzen Heeresmacht wird die Bemerkung geknüpft , daß weder die irregulären. Corps, noch die Corps mit besonderer Bestimmung an der afia. tischen Gränze bei einem Angriffskrieg in Rechnung kommen. Ueberdieß seien von der Öffensivarmee auf dem Papier 25 pCt. abzuziehen , die nicht existiren ; man erhalte , dann erst die wahre Stärke, welche in's Feld rücke, die aber durch Krankheiten rasch abnehme , so daß die ganze Offenſivarmee nur auf 300,000 Mann anzuschlagen sei. - Die Reserve

Die neuen französischen gezogenen Kanonen. Nach der Allg. Mil. Ztg. und Wiener Mil. Ztg. bearbeitet. Capitan Norton's flüssiges Feuer und sonstige Ers findungen.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. R. Naum ist der italienische Krieg beendet , so tauchen , ähnlich wie nach dem Kriege im Orient , besonders in Paris zahlreiche lite= rarische Erscheinungen auf, welche denselben zu commentiren suchen. Es sind uns bereits drei derartige Pariſer Werke bekannt ; das erste ist von Ch. Adam verfaßt und führt den Titel : La guerre d'Ita lie ; histoire complète des operations militaires dans la Péninsule, rédigée d'après le Moniteur, les pièces officielles , les correspondances particulières et des documents inédits et précedée d'un exposé des faits qui ont amené les hostilités ainsi, que des éclaircissements qui peuvent faciliter l'intelligence des événements. In 8. 192 p. Avec portraits , cartes et plans. Paris. Das zweite hat E. de la Bé dollière zum Verfaſſer und iſt betitelt : Histoire de la guerre d'Italie. Illustrations de Janet-Lange. Cartes géographiques de Palestro. A. H. Dufour. Solferino. - Montebello. Magenta. Mariguan. In 4 à deux colonnes, 112 pages et un tableau (Paris, G. Barba). Ein drittes Werk ist von A. Achard verfaßt, und hat den Titel : Montebello , Magenta , Marignan. Lettres d'Italie (mai et juin 1859). In 18 jésus, 314 p. (Paris, L. Hachette & Co.) In Brüssel hat der bekannte Capitan L. Vandevelde (Heraus geber des Journal de l'armée Belge) in diesem Journal begonnen, eine Notice sur le théâtre de la guerre en Italie (accom pagnée d'une carte indiquant la position de Vérone - Legnago Mantoue - Peschiera) zu veröffentlichen, welche auch als besonderer Abdruck in Heften erscheint. Ebenso beginnt der zu Paris erscheinende Spectateur militaire in ſeinem neueſten (Juli-) Heft ausführliche Be trachtungen über den italienischen Krieg, auf welche wir in unserer „ Nevue“ ſeiner Zeit zurückkommen werden. --- Die in Nr. 47 & 48 dieser Blätter als demnächst erscheinende No. II. der Tableaux de la composition des armées eu guerre , dressés d'après les documents ropéennes sur le pied officiels les plus récents ist soeben ausgegeben worden und behandelt Frankreich. Ebenso wie die erſte Tabelle iſt_auch sie nach den_ge= nauesten Notizen bearbeitet und gibt eine treffliche statistische Ueber ficht über die französische Armee mit schägenswerthen erläuternden Bemerkungen. Die demnächst folgenden Tableaug sollen die preußische und sardinische Armee betreffen.

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von G. W. Leske.

cigi

Samſtag,

34. Jahrgang.

saa

13. Auguſt 1859.

No. 65 & 66.

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po te

Allgemeine Militär- Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Deutſchland.

außer der Befaßung zwiſchen dem Gürtel der 12 Vorveſten

Germersheim , 4. Auguſt. Die „adg. 3tg. “ hat und der Hauptumfaſſung 20,000 Mann zu lagern , und in neueſter Zeit wiederholt auf dieNothwendigkeit der zwar bei einem Umfang von volen 3 Stunden , ſo tritt

Befeſtigung von Ludwigghafen-Mannheim hingewieſen. Wir die Wichtigkeitdes Plages noch mehr hervor. Bis jeßt und vielleicht noch länger, - mußte Germersheim, ein verkennen keineswegs den Werth dieſes ſtrategiſchen Knotens – -

-

punkts ; glauben jedoch, daß zu viele Feſtungen ebenfalls Bollwerk Deutſchlands, den KirchthurmintereſſenvonKarls zu vermeiden ſind , die deutſche active Rraft übermäßig ruhe mit ſeiner Knielinger Brücke nachſtehen , und konnte ſchwäden würden undnurnoch da gebaut werdenſollten, die natürlichſte, fürzeſte, ſtrategiſch richtigſte Eiſenbahn 1

wo wirkliche Lüden beſtehen . Dieß iſt aber hier nicht der verbindung nach Bruchſal nicht durchgeſeßt werden .

Fall, und zwiſchen Mainz und Germersheim iſt kein Deutſchland einig, groß und mächtig ſein , ſo darf das Zwiſdenpunkt an der Rheinlinie mehr nothwendig." Der Intereſſe des Ganzen nid)t Localintereſſen derkleinlidſten Fehler war bisher , und iſt es noch gegenwärtig , daß

Art geopfert werden, und es iſt Sache der Bundes-Militär

man den Werth von Germersheim, troß der früheren

wenn Germersheim auch

commiſſion-

keine Bundes .

Erfahrungen und der Ereigniſje von 1849, nicht gebörig feſtung iſt - hier im Intereſſe der Vertheidigung Deutſch würdigte .Unſere Weſtgränze gegen Frankreich, von Bajet lands entſcheidend einzugreifen. bis Germersheim , bildet gicidjam die Courtine einer bes feſtigten Front , deren linte Baſtion die Schweiz, deren

rechte die deutſchen Länder weſtlich des Rheing und BelWaffenplaß Straßburg, aber keinen geſichertenRheinübers gangøpunft, wie Deutſchland ihn an Germersheim findet. Das dazwiſchen liegende Raſtatt hat in dieſer Beziehung wenig Werth. Ludwigshafen -Mannheim deđt die Neckar: linie, aber dieſe iſt in ihrer größten Länge mehr durch Germersheim geſchüßt, und ein Vordringen der Franzoſen auf der früheren Kaiſerſtraße wird immer auf Mainz ges richtet ſein. Zwiſchen den ſtrategiſchen Linien der Donau gien ſind. Vor der Courtine hat Franfreich ſeinen großen

( Aug. 3tg.)

Belgien. Brüſſel, 26. Juli. Die Befeſtigung Antw pens in dem vorgeſhlagenen Sinne, wodurch dieſelbe zu einer Operationsbaſis, zu einem feſten Rückzugspunkt, zu

einem befeſtigten Schlachtfeld für die belgiſge Ärmee wird, hat ein Intereſſe, das weit über die Gränzen Belgiens hinausgeht , namentlich hat es für Deutſchland eine außer ordentliche Bedeutung. Der Umbau der Feſtung Antwerpen zerfällt in zwei Theile. Erſtens in den Bau einer neuen ( geſchloſſenen) Enceinte, eines Hauptwalls, welcher die alte Stadt ſammt den Vorſtädten Berchen und Borgerhout eins ſchließt. In dieſer neuen Enceinte find alle bisherigen

und des Mains hat die Nedarlinie nur untergeordneten Forts eingeſchloſſen. Die Enceinte beginnt an der Schelde ftrategiſchen Berth. Von Germersheim iſt ferner übermijden dem Nordfort und dem alten Fort Piemontel,

Brudyſal das Donauthal und deſſen Schlüſſelpunkt Ulm verbindet die Reblen der Fort8 1 , 3 , 5 , 6 und 7 und ſchneller als von jedem anderen Punft der Rheinlinie zu ſchließt fich endlich an die Citadelle an . 2500 Mtr. von erreichen . Um aber den Werth von Germersheim .

auf dieſer Linie , in welcher die alten Fort8 aber als felbſt ſeine volle Höhe zu ſteigern , iſt eine Eiſenbahnverbindung ftändige Werfe die Stellen der Baſteien im baſtionirten

von Neuſtadt nach Germersheim und von Germersheim Syſtem einnehmen, wird eine zweite Linie von detachirten Forte erbaut werden . Ein größeres Werf mit Reduit auf und ohne Terrainſchwierigkeiten , zu bauen. Hierdurch der linken Scheldeſeite wird die Befeſtigung vervollſtändigen; nach Bruchſal, beide dieſer Linien nur 4 ; Stunden lang

wird Germersheim der widtigſte ſtrategiſche Punkt zwiſchen Straßburg und Mainz. Betrachtet man ferner die geniale Anlage der Befeſtigung des Plaßes Germersheim , den offenſiven Charakter derſelben , der die Möglichkeit bietet,

die Geſammtunfoſten find, wie bereits erwähnt, auf 48 Millionen Francs angeſchlagen.

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Die militärische Stellung Frankreichs Deutschland gegenüber.

ziercorps die Ueberlegenheit der Bildung und mit Recht legt sie darauf ein großes Gewicht. Sie hat dabei zu nächst mehr das wissenschaftliche Element im Auge ; fie hätte es von der Bildung überhaupt in umfassendem Sinne sagen dürfen. So viel auch noch bezüglich unserer Militär bildungsanstalten und der berufswiſſenſchaftlichen Vorbil dung zum Offizier zu wünschen bliebe: unsere Militär schulen geben eine gleichmäßigere, bessere Durchschnitts bildung , als die französischen; die Anforderungen an die Offiziere , so viel sie noch hinter der rechten Linie zurück bleiben, enthalten im Allgemeinen die Gewähr eines gründ licheren , gleichmäßiger verbreiteten Wissens. Die Fragen der militärischen Wissenschaft und Praxis finden im Zu sammenhang damit in Deutschland einen fruchtbareren Boden, größere Kreise , aus denen die Verhandlung Nah rung und Anregung schöpft ; sie werden alsó reifer , tiefer, vielseitiger durchgearbeitet. Aber noch mehr. Unsere Vor bildungsanstalten , unsere allgemeinen Schulen sind auch besser , als die französischen ; unsere Offiziere gehen in der - in großen Mehrzahl aus den gebildeten Ständen hervor, — einer Weise , wie es in Frankreich gar nicht möglich ist, weil es diese weit verbreitete Bildung in den Mittelelaffen gar nicht hat. Daher haben die deutschen Offiziere nicht nur im Wissen , sondern auch in Taft, Ton, Haltung eine Ueberlegenheit über den Soldaten ; fie bilden hierdurch und in Folge der Beförderungseinrichtungen eine eigene Körper schaft , in welcher sich vorzugsweise der Geist des Heeres überliefert und immer erneut. Gerade dieß ist eine deutsche Eigenthümlichkeit von der höchsten Bedeutung für die Aus bildung , wie für den Geist des Heeres , nur müßte fle noch besser verstanden und entwickelt ſein. Was hilft uns aber unsere Bildung , wenn uns die Franzosen auf dem Schlachtfeld überlegen find ? Woher rühren ihre Siege , als von ihren jungen , gewandten, zu versichtlichen , energischen Generalen in der höheren , von der Waffe ihrer fecken, ehrgeizigen Offiziere in der niederen

II. *) Die Armeen nach ihrem Gehalt und ihrer Organisation. Der Friede kann für uns fein Anlaß sein , die von uns begonnenen Betrachtungen abzubrechen. Es geht fast durch ganz Deutschland , ja durch ganz Europa , das Ge fühl , daß er nichts ist , als eine Pause in der Reihe der schweren Erschütterungen , welche über die Ordnungen und den Bestand unseres Welttheils , wie sie in den großen Friedensschlüssen vor bald einem halben Jahrhundert fest Der gestellt wurden , hereinzubrechen begonnen haben. Friede ist also nur eine Zeit der Vorbereitung zu neuen Kämpfen , eine vielleicht nur kurze Frist , in der die Dop pelte Aufforderung liegt , mit Wort und Waffen dafür einzustehen , daß wir einst gerüstet seien. Die militärische Presse hat das Ihre dazu zu thun ; und wenn sie ihre Aufgabe versteht , wird ihr ein guter Theil von Einfluß, Der Kreis von Antheil , von Verdienst dabei zufallen. ihrer Thätigkeit ist gerade durch die leßten Erfahrungen erweitert ; fie muß eine Menge von einzelnen Fragen in ihren Bereich ziehen ; fie muß zugleich überschauend den Blick über dem Ganzen behalten. Die Aufgabe der gegen wärtigen Untersuchung gehört dem leßteren Gebiet an ; wir müssen uns darauf beschränken, überall nur auf die Haupts punkte hinzuweisen . Die nähere Erörterung über dieselben wird in diesen Blättern gewiß von anderer Seite her ihre Stelle finden. Wir bleiben dabei , besonderen Bezug auf die Schrift von Streubel zu nehmen : „Die militärische Schwäche Frankreichs Deutschland gegenüber. " Dieselbe stellt be züglich der Qualität " der Armeen das Wort an die Spize: wie sehr man auch die innere Tüchtigkeit der frans zösischen Armee anzuerkennen Ursache habe, eine unbe fangene Parallele müsse doch unbedingt zum Vortheil der Deutschen ausfallen . Wir fürchten , die Ergebnisse des legten Kriegs haben den Glauben an diese Behauptung vielleicht schon zu sehr erschüttert . Und doch liegt in ihr eine Wahrheit , der wir uns bewußt bleiben sollen Sie ist nur zu zuversichtlich hingestellt , wie es auch der Titel der ganzen Schrift ist , und wie es , unserer ersten Unter fuchung zufolge , auch die Zahlenverhältnisse sind. Wir möchten den Saz dahin ändern : daß die deutschen Heere kriegerische Eigenthümlichkeiten und Vorzüge haben, welche denen des französischen Heeres die Wage halten ; ja daß, sobald einmal glücklichere politische Verhältnisse die volle Entwickelung dieses unseres kriegerischen Stoffes und Ge haltes erlauben , wahrscheinlich das Uebergewicht auf unserer Seite sein wird. Wir werden diesen Gedanken zunächst in Bezug auf den inneren Gehalt , so weit er sich in Zu sammenſegung und Art des Offiziercorps und der Mann schaft ausspricht , dann in Bezug auf die Organiſation im Zusammenhang mit Taktik und Bewaffnung zu besprechen versuchen . Mit Recht findet unsere Schrift bei den deutschen Offi. *) Vgl. I. in der A. M.-Z. Nr. 53–56 v. d . J.

Führung, welche auch die kleinen Abtheilungen mit so viel Sicherheit und Energie in's Feuer zu bringen verstehen? Machen wir's wie dort , suchen wir uns durch welche Mittel immer junge Generale , auf welchem Wege immer eine größere Menge von Offizieren auch in den niederen So läßt sich leider die neueste Graden zu verschaffen. Weisheit vernehmen , die unmittelbar an der Quelle der Erfahrung geschöpft haben , aus den leßten Ereignissen belehrt sein will. Vor ihr könnte freilich unsere eben aus gesprochene Ansicht vom deutschen Offiziercorps kaum be Allein so viel Richtiges jene Behauptungen im stehen. Einzelnen enthalten , eben so viel Ünhaltbares läuft dabei mit unter; sie beruhen auf Eindrücken , nicht auf Erfah rungen ; um den leßteren Namen zu verdienen, fehlt ihnen der innere Zusammenhang , der nur aus dem reifen all seitigen Durchdenken entspringt ; viele ihrer Vertreter ahnen vielleicht nicht einmal, daß in solchen Worten Vieles liegt, was die Organisation der deutschen Offiziercorps in ihren Grundlagen angreifen würde. Woher haben die Franzosen diese Masse von Offizieren, woher diese jungen Generale ? Die Antwort ist einfach. Die Hälfte oder mehr von ihren Capitäns und Lieute nants geht aus Unteroffizieren hervor , nur vielleicht der kleinere Theil aus den gebildeten Ständen, aus Schülern

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der Militärſchulen u. s. w.; die Beförderungen beruhen theils auf dem Dienstalter, theils auf dem Belieben der Regierung; in den unteren Stellen etwa zu gleichen Theilen, in den oberen mit wachsendem Uebergewicht des leßteren Motivs , so daß die Stellen vom General aufwärts ziem lich ausschließlich nach „Wahl“ , d . h . willkührlicher Aus wahl von oben , besegt werden. Bekanntlich ist das Alles nach bestimmten Normen und Zahlen durch ein Gesez ge regelt , welches von Marschall Soult herbeigeführt wurde, als er unter König Ludwig Philipp Kriegsminister war. *) Dieß Gesez war vortrefflich auf den französischen Charakter und die Natur der französischen Armee berechnet , wie sie sich unter der Revolution und dem ersten Kaiserreich ent wickelt hatte. Es ſchmeichelt der Eitelkeit des franzöſiſchen Soldaten mit der Einbildung , daß er wirklich den Mars schallstab in der Tasche trage ; es ſporut auf diese Weise gerade die Eigenschaften, welche ihn hauptsächlich bewegen, seinen Ehrgeiz , seine Sucht nach Glanz , Ruhm , Genuß. Daß das Ganze für die Meisten nur Läuschung ist , daß unter vielen Tausenden nur Einer der Glückliche ist, macht den Franzosen nicht irre; er will den Schein, er lebt vom Schein und seßt alle Kraft seiner seltenen kriegerischen Gaben daran. Dazu kommt denn die Kriegsschule in Algier; dazu neuerdings die Garde , zwei wichtige moralische Hebel, welche in dieser Beziehung bei uns noch häufig, z. B. auch von unserem Verfasser , unterschät werden . Sie geben Gelegenheit, Belohnungen auszutheilen, das Verdienst hervorzuziehen, Ehrenbezeugungen und Gunst zu spenden. Was Wunder also , wenn durch die franzö fische Armee bis zum Soldaten herab eine drängende Be wegung geht, welche die Kräfte oft bis zum äußersten Maß spannt ; was Wunder, wenn sie wirklich in den höheren Stellen eine Reihe tüchtiger , kühner , entschlossener Führer zeigt. Selbst ohne einen Napoleon mußte bei einem solchen System die eigenthümliche kriegerische Begabung der Fran zosen ihre Früchte tragen, wie viel mehr, wenn ein Mann, wie der jezige Kaiser , dieß Syſtem handhabt. Wie sehr er sich auf dasselbe versteht und wie gut er sein Volk kennt , beweist eben die Ergänzung, welche er dem System durch die Garde und vielfache Einzelmaßregeln hat zu Theil werden laſſen. Aber sollen wir das nachmachen ? Könnten wir es nach machen , selbst wenn wir wollten ? " Lassen wir uns doch durch den Glanz über die tiefen Schatten dieses Systems nicht verbienden. Die französischen Offiziere bilden kein Offiziercorps in unserem Sinn. Freilich , es könnte auch bei uns noch Vieles anders , noch Bieles besser sein ; aber wir sind denn doch in der Durchschnittserscheinung eine einzige Körperschaft, von einer gemeinsamen Bildung, einem gemeinsamen militärischen Geist durchdrungen , von ange fehener gesellschaftlicher Stellung , von einem übereinstim menden Ton des kameradschaftlichen Umgangs. Mindestens sollte es so sein ; und wo es nicht ist , find gerade solche Einrichtungen Schuld , die nach den französischen hin ab

weichen. Denn dort ist es anders . Die Elemente des Offiziercorps find viel zu gemischt , um eine gemeinsame Art der Bildung der militärischen und gesellschaftlichen Bewegung aufkommen zu lassen. Dazu ruft die Möglich feit rascher Beförderung außer der Reihe einen drängenden Wetteifer , ein sich Ueberbieten und Beneiden hervor , bei dem sich ein Geist ächter Kameradschaftlichkeit kaum ents wickeln kann. fann. Daher auch dort eine Strafgewalt jedes höheren , ja selbst nur dienstälteren Offiziers über den niederen , jüngeren , wie man sie bei uns nicht kennt ; da her solche Anordnungen , wie die , daß Offiziere verschiede nen Rangs nicht einen Mittagstisch zusammen haben sollen ; daher nur bei einem Theil der Offiziere eine gesellschafts liche Stellung. Die Folgen sind klar. Es muß dort der starke innere Kitt fehlen, der das Ganze gleichmäßig durch dringt, der Hebel ist mehr der Ehrgeiz , als die Pflicht. So lange Alles gut geht , wird das thatkräftige Wett= eifern der Einzelnen Bedeutendes leisten ; bei einem Um schlag dagegen geht das Ganze viel eher aus den Fugen; denn es ist die Art dieser selbstischen persönlichen Triebe, daß sie in raschem Feuer auflodern, aber auch die Gefahr eines plößlichen Zusammenfinkens in sich tragen. Nur das Gefühl , zu ernster, treuer , gemeinsamer Pflicht verbunden zu sein, durchdringt das Ganze mit jenem gehärteten Guß der Zucht , welcher auch dem Mißgeschick lange widersteht. Wollten wir jenes System nachmachen , wir würden einem fremden Schatten nachjagen und das ächte Wesen, das wir in uns selbst haben können , darüber verlieren. Denn Sinn für Ehre und Ruhm soll uns ja nicht fremd sein, und ist es nicht. Nur in jener sprühenden , lecken, glänzenden , doch auch eitlen und täuschenden französischen Erscheinung ist er nicht unsere Sache. Bilden wir das gegen aus , was uns eigenthümlich ist : den edlen Geist der Körperschaft , die sich selber und das Ganze trägt. Dazu bedürfen wir keiner französischen Einrichtungen , feiner Massen niederer Offiziere , keiner plöglichen , willkührlichen Beförderungen , selbst keiner jungen Generale in dieser Weise. Wir müssen gerade den umgekehrten Weg gehen. Nicht sowohl die Jugend an Jahren , als die männliche Selbstständigkeit an Geist, Bildung und Charakter ist es, welche den Mann des zähen, energischen Kriegshandwerks, welche auch den Führer bezeichnet. Darum , weit entfernt die Anforderungen an den Offizier herabzuſeßen , müſſen wir sie steigern ; weit entfernt, die Anzahl der niederen Offiziersstellen zu vermehren , müssen wir sie vermindern ; weit entfernt , die Beförderung nach dem Dienſtalter zu verwerfen , dürfen wir nur in außergewöhnlichen Fällen Ausnahmen davon wünschen. Das läßt sich hier nicht näher ausführen ; doch sind es Forderungen, die in strengem, innerem Zusammenhang stehen. Wer z . B. über die Ver minderung der Lieutenantsstellen erschreckt , der bedenke, daß es gerade an ihrer Ueberzahl liegt , wenn sich die Offiziere in unseren Heeren 15-20 Jahre durch einen unbefriedigenden, unselbstständigen Wirkungskreis hindurch schlagen müssen. Damit ist denn meist die beste Kraft des Mannes gebrochen , er vermag in den nächsten und den höheren Stellungen wenig mehr zu leisten, auch wenn er seinen Jahren nach dazu noch lange fähig ist. Man hat in den jüngsten zahlreichen Beförderungen und in dem so viel frischeren Leben , das dadurch in viele Truppenkörper

*) Das Nähere darüber würde uns hier zu weit führen ; man findet es am ausführlichsten mit treffender Beurtheilung in der Schrift eines deutschen Offiziers : „ Militärische Briefe auf einer Reise durch die Schweiz und das mittägliche Frankreich" , die auch heute noch zum Besten gehört , was man über die französische Armee lesen kaun.

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gekommen ist , ein Beispiel, wie belebend eine rechtzeitig erlangte Selbstständigkeit wirkt. Allein so außerordentliche Zeiten sind selten; man muß die Sache auch für den ge Und das geschieht wöhnlichen Friedensgang sicherstellen . nur durch jene Stellenverminderung, die zugleich die Mög lichkeit gewährt, aus unseren Unteroffizieren mehr zu machen . Denn auch diesen , wenigstens den älteren , fehlt es an einer angemessenen Stellung. Man lasse sie nicht aus dem Kreis des Unteroffiziers heraustreten ; allein man verbessere fie in Rang und Gehalt, man weise ihnen zum Theil den Dienst des Subalternoffiziers zu, mache sie zu Zugführern für den Exercirplay , wie für das Gefecht u. s. m. Das wird ihnen ein gehobenes Bewußtsein geben, und die Früchte davon würden so wenig ausbleiben, als bei den Offizieren .

Ferdinand, seit dem 17. nach Petershagen vorgerückt, konnte nicht wagen , die überstarke Stellung von Minden zu for ciren, er suchte deßhalb den Feind im Norden und Westen einzuengen und durch Detachirung des Erbprinzen mit 9000 Maun in seinem Rücken nach Lübbecke und Hille die einzige Verbindungsstraße über Herford zu bedrohen . Anstatt nun Broglio zur Vertheidigung Mindens zurückzulaffen, während er selbst am 28. mit Armentières sich vereinigte, am 29. den Erbprinzen erdrückte und am 30. in Ferdinands rechte Flanke ging, oder anstatt den Erbprinzen durch Ar mentières zu beschäftigen und dem Herzog im Verein mit Broglio schon am 29. jenseits Minden zu Leibe zu gehen, anstatt endlich einen Uferwechsel vorzunehmen und in's Han növersche einzudringen, verhält sich Contades vom 25. bis zum 31. Juli völlig paffiv, verzettelt überdieß seine Truppen derart , daß er von seinen 84,000 Mann nur 53,650 zur Schlacht brachte , während Ferdinand , der von Haus aus nur 59,000 Mann zählte , 51,020 hiervon zum Kampfe verwendete. Am 1. August erfocht der Herzog von Brauns schweig in 2 Stunden den merkwürdigsten seiner Siege, - den bei Minden - welcher so panischen Schrecken

Vergessen wir nicht , worin unsere Stärke liegt und seien wir nicht lüstern nach dem fremden Pfunde. In Bezug auf rasche , glänzende Erfolge können wir mit den Franzosen nur schwer wetteifern ; in Bezug auf sichere, ächte und dauernde können wir ihnen überlegen sein. Das muß in den Offiziercorps, wie in der ganzen übrigen Art der Heere zum Vorschein kommen.

verursachte , daß die Franzosen sogar das gar nicht be drohte Münster freiwillig räumten und Contades , als der Erbprinz zu derselben Stunde durch den Sieg bei Goh feld die Herforder Straße sperrte , den Kopf so total ver lor , daß er , das linke Weſerufer völlig räumend , ohne Bagage und Magazine am rechten Ufer nach Caffel eilte. Das Kriegsjahr 1759. Er hätte statt dessen zwei Wege vor sich gehabt, entweder am 2. August den Erbprinzen bei Gohfeld seinerseits I. zu überfallen und sich neuerdings bei Herford zu seßen, Strategische Skizze. oder an die Mittelelbe vorzudringen , wo er gerade recht gekommen wäre , um die Früchte der Kunersdorfer Nieder (Fortseßung.) lage vollauf auszubeuten . Den Herzog trifft der Vorwurf, Eine abermalige höchst unnöthige Expedition des Erb daß er seinen schönen Sieg nicht durch energische Ver prinzen gegen Düſſeldorf und die schlechte Einrichtung des folgung ausnußte , sondern die Franzosen nur allmählig Kundschaftswesens war Schuld , daß der Herzog , die ge durch fortwährende Bedrohung ihrer linken Flanke und die naue Richtung des feindlichen Vormarsches von Korbach Besorgniß , vom Rhein abgeschnitten zu werden , aus den Stellungen von Caffel, Marburg, Wolfshagen bis Gießen aus nicht kennend , erst am 14. Juni im Lager zu Büren eintraf, nachdem Contades die schwierigen Diemeldefiléen zurückmanövrirte , wo er ihnen gegenüber das bekannte schon hinter sich hatte. Hätte der französische Oberfeldherr Lager von Krofdorf bezog und 3 Monaten lang festhielt. zu den 18 Meilen von der Lahn bei Gießen bis jenseits Nur der Umstand , daß der geschwächte König eine bedeu der Diemel bei Wünnenburg nicht volle 14 Tage verwendet, tende Unterstützung von Ferdinand verlangte und daß so hätte er am 16. bequem den Punkt Herford erreichen, Imhof noch keine Fortschritte in Westphalen gemacht hatte, verhinderte den Herzog an der Ausführung ſeines Haupt Minden und Hameln dadurch vom Feinde isoliren , ganz Hessen und die Weser erobern und überdieß den mit großer projects , die Franzosen bis hinter den Main zu werfen, Umsicht aus Hessen retirirenden Imhof abſchneiden können. denn der an Contades' Stelle getretene Broglio wich zwar Den Rest des Juni und den ganzen Juli operiren die im November bis Friedberg zurück, als aber der Erbpriuz Armeen, beiderseits ohne Entschiedenheit, Anfangs westlich , mit 10,000 Mann zu Friedrich's Heer abging (wo er am seit dem 9. Juli östlich des Teutoburgerwaldes ; Ferdinand 25. December in Freiberg an der Mulde eintraf und so= verräth dabei zufolge seiner Abhängigkeit von London eine fort den Rückmarsch wieder antreten durfte) , machte Bro Unsicherheit in seinen Bewegungen , welche ihm schweres glio eine combinirte Bewegung gegen Gießen , indem Ar Unglück brachte. Am 10. Juli fällt Minden, von welchem mentière's Corps über Dillenburg in dem Rücken, der Herzog Punkte er sich zu fern gehalten ; wäre er sofort dem durch von Württemberg mit neuerdings gestellten 10,000 Mann Broglio's Abwesenheit zu Minden geschwächten Contades in der linken Flanke Braunschweigs operirte, woraufFerdinand bei Herford auf den Leib gerückt , so konnte er Münster nach der am 27. December vorgefallenen Kanonade zu Krofdorf dieses Lager räumte und seit dem 7. Januar retten. Statt dessen weicht er zur Deckung seiner rück wärtigen Magazine weserabwärts nach Stolzenau und seine Winterquartiere von Marburg aus bezog , nachdem Armentières erobert am 25. Münster. Der Herzog_befand er auch in diesem 12 monatlichen Feldzug das Resultat fich jest in sehr übler Lage ; aber nun rafft er sich auf der früheren , nämlich Behauptung der hessischen und west und Contades kommt ihm mit eigenen Fehlern entgegen. phälischen Lande, erreicht hatte. (Schluß folgt.)

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großen Posener Magazin und dem einmonatlichen Proviant vorrath, den fie auf ihren Artellwagen mit sich führten, für ihren Rücken zu sorgen hätten !) ; nur der Bedächtig feit Soltykow's , welcher diesen seinen Fehler wohl erkannte , hatte Dohna es zu danken, daß er von dem Gegner , der ihm seit seinem Aufbruche von Posen fort während um einen Marsch voraus war, und dem er unter wegs wenigstens bei Kasimirz und Wilzyn partielle Schlappen hätte beibringen können, nicht abgeschnitten wurde, sondern am 21. Juli den Punkt Züllichau (östlich von Krossen) erreichte, während er besser gethan hätte , die Obra zur Defensivlinie zu nehmen und sich , näher am König , zwi schen Krossen und Glogau festzusehen. Jeßt wurde es Friedrich doch zu arg ; er schickte den feurigen General Wedell als Dictator zur Armee; dieser traf_am_22. in Züllichau ein, schritt gleich am 23. zum Angriffstreffen bei Kay (oder Züllichau) und wurde total geschlagen. Fr

Feldzug von Kunersdorf.

Seinem Operationsplan entsprechend , ließ der König als einleitende Defensivmaßregel die russischen Magazine zu Posen Ende Februar durch General Wopersnow zer stören, um Fermor's Aufbruch dadurch zu verzögern . Das gleiche Mittel wollte er auch gegen Daun in Anwendung bringen; allein Fouqué's Handstreich gegen die mährischen Magazine wurde durch Deville's Gegenmaßregeln vereitelt; als aber Daun, um sich gegen einen Einbruch des Königs in Böhmen und Mähren in Verfaſſung zu seßen , das Gros seiner Armee bei Jaromirz und die detachirten Corps Laudon, Beck, Harsch an der schlesischen Gränze versam melte, brach Prinz Heinrich am 15. April mit 2 Colonnen über das Erzgebirge in Nordböhmen ein , vernichtete die in lauter offenen Orten angelegten beträchtlichen Magazine und kehrte nach 5 Tagen nach Sachſen zurück. hatte nämlich vom König den stricten Befehl , die Russen Zunächst haben wir nun die Operationen gegen die Russen noch am rechten Oderufer zu schlagen und war am 23. zu betrachten. Fermor hatte in der Person des reizbaren, Morgens 5 Uhr zur Recognoscirung des russischen Lagers schwer zu behandelnden und unter dem Einfluß des ruf aufgebrochen. Von diesem fand er jedoch nur eine starke fischen Thronfolgers stehenden Soltykow einen Nachfolger Abtheilung (die Arrièregarde mit der Bagage) und sah in erhalten und war für seine Person (gleich Canrobert in der Ferne große Staubwolken. Ohne näher zuzusehen, der Krim) als Untercommandant bei der Armee geblieben. wendete er sich südlich, um einen besseren Lagerplag für Soltylow war am 18. Mai mit 72,000 Mann von Thorn seine Truppen zu suchen. Auch die preußischen Außenposten aufgebrochen und in 3 durch die Neße und deren Brüche merkten nicht , daß die russische Armee in einem Bogen und Sümpfe getrennten Colonnen gegen Posen marſchirt ; um_die_linke Flanke herummarschirte ; erst gegen Mittag dieser Vormarsch war so langsam von Statten gegangen, wurde Wedell durch den Kanonendonner in's Lager zurück daß die Armee zu dem nur 40 Meilen betragenden Wege gerufen und fand um diese Zeit die Russen schon in seinem volle 42 Tage brauchte und sich erst am 29. Juni im Rücken zwischen Züllichau und Krossen, wo sie sich mit dem Lager von Posen concentrirte. Des Königs Plan war, ihnen entgegengesendeten Laudon vereinigen wollten. Als die Russen noch vor ihrem Eintreffen an der Oder wos bald schritt Wedell zum Angriff in einem ihm ganz unbe möglich partiell schlagen zu laſſen und einen günstigeren kannten, der Entfaltung der Truppen höchst ungünstigen Zeitraum als obige 6 Wochen konnte es hierzu gar nicht Terrain und erschöpfte seine Armee in lauter partiellen geben; allein der König mußte es selber thun oder durch Angriffen von dem einzigen Punkte - der Kaymühle seinen Bruder ausführen laſſen , wenn er das rechte Re aus , welches verkehrte Verfahren (der Ueberfall der zurück sultat erreichen wollte. Statt dessen commandirt er den gelassenen russischen Arrièregarde hätte Soltykow weit sicherer altersschwachen und kranken Grafen Dohna aus Pommern aus seiner festen Stellung herausgelockt) mit einer totalen Niederlage und einem Verluste von 8148 Mann und 11 gegen die Ruffen. Dieser, durch seine Krankheit gehin dert, bricht zu spät aus Pommern auf, bewegt sich im Kanonen für die Preußen endete. Wie durch ein Wunder ließ Schneckengange gegen Landsberg, wo er erst am 19. Juni Soltyfow den Gegner über die Oder entschlüpfen und bes eintrifft, statt daß er schon Anfang Mai auf diesem gut gnügte sich damit, die Vereinigung mit Laudon zu bewirken gewählten Centralpunkt hätte stehen sollen. So lange und mit diesem oderwärts nach Frankfurt zu ziehen , wo man noch ungewiß war, ob die Ruſſen auf Stettin , auf er auf den Höhen von Kunersdorf ein Lager bezog. Küftrin oder Schlesien operiren wollten, stand er dort am (Fortseßung folgt.) besten, wo die Linie der Neße oder Warthe zur Offensive, die Drage nördlich , die Obra südlich zur Defensive sich gleich gut eigneten. Sobald die russische Absicht gegen Literatur. Posen sich aussprach, war die Offensive längs der Neße am räthlichsten , da man so die 3 Corps am ehesten ein Das Leben und der Briefwechsel des Land zeln schlagen oder, vereinigten sich zwei derselben zu einer grafen Georg von Hessen- Darmstadt , des bedeutenden Uebermacht , durch Uferwechsel ausweichen_und Eroberers und Vertheidigers von Gibraltar. Ein in Flanke oder Rücken des Feindes wirken konnte. Statt Beitrag zur Geschichte des spanischen Successions deſſen that Dohna das Ungeschickteste , was überhaupt ge= friegs, zur Memoirenliteratur des 17. und 18. Jahr schehen konnte: er faßte die rechte Flanke der Russen in's hunderts , und zur hessischen Landesgeschichte. Von Auge, statt sich fortwährend an deren linke zu halten und Heinrich Kuenzel 2. dadurch wenigstens mit der Hauptarmee in Verbindung zu (Fortsegung. ) bleiben; rückte mit seinen 28,000 Mann längs der Warthe in Spanien und in England überaus Georg Daß Landgraf nach Obornik in den Rücken der Ruffen , um sie von der Weichsel zu trennen (als ob sie bei ihrer Uebermacht, dem thätig war, um durch mündliche und schriftliche Unterhand

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lungen, durch ſeinen fo ſchwer in die Wagſdale fallenden pers nahme von Gibraltar von Carl.III. zum Gouverneur der Stadt fönlichen Einfluß der von ihm vertretenen Sache Geltung zu und Feſtung ernannt. verſdaffen , brauchen wir faum ausdrüdlich hervorzuheben ; er

wurde von dem am 6. Januar 1704 nach London gekommenen

Den 20. Auguft verließ die engliſch -holländiſche Flotte 44 Linienſchiffe 2c. den Hafen von Gibraltar, um die -

König Carl III. alsbald zum Generalcapitän der in Portugal franzöſiſche Flotte - 50 Linienſchiffe u. — aufzuſuchen ; die -

gegen ven Pratendenten von Spanien zu errichtenden Armee in Gibraltar zurüdgebliebene Befaßung betrug 2000 Mann. ernannt. $

Um 16. Januar 1704 lichtete die engliſch bolländiſche Flotte unter dem Admiral Roof in Portsmouth die Anfer für

Beide Flotten begegneten fich am 24. bei Malaga und es tam hier zur Seeſchlacht, welche von Morgens 10 Uhr bis in die finkende Nacht dauerte , wo die Franzoſen die See nicht mehr .

Portugal und es befanden fich an Bord des Admiral diffes behaupten konnten, - nichts deſto weniger te deum in Paris, Carl ill. nebſt den Landgrafen Georg und Beinrich.

während die franzöfiſche Flotte fich in dem Hafen von Tous

leßteren waren vorausgeeilt, um den König in Liſſabon anzus lon barg ! kündigen , und die flotte , durch Stürme aufgebalten , fam erſt am 8. März daſelbſt an. Der Plan des Landgrafen Georg , fic vorerſt Barcelonas

zu bemächtigen , wurde angenoinmen. Er verlangte hierzu 2000 Mann (Portugieſen) und von der Flotte , welche nach Nizza inftradirt war , nur einige Tage Unterſtüßung. *) Am 9. Mai 1704 lichtete die engliſch -holländiſche Flotte im Tajo die Anter ; dem Landgrafen Georg batte man verſprochen , die

Zur Wiedereroberung von Gibraltar wurde von franzöfiſch.

ſpaniſcher Seite der Marquis von Villadarias beordert und er erſchien von der Landſeite aus gegen Ende Septembers 1704 vor dem Plaße ; am 4. October warf die franzöſiſde Flotte, 22 Linienſchiffe und Fregatten , in der Bai von Gibraltar die Unter. Den 21. Dctober wurden die Lauf gräben eröffnet und die franzöfiſde Flotte wandte fich , mit Zurüdlaſſung von 6 Schiffen , nach Cadig ; bis zu dieſem

2000 Portugieſen nachzuſenden , und da er in dieſer und Tage war die Beſaßung , durch Ausfälle und das Feuer von anderer Beziehung viel mit Intriguen in Liſſabon zu kämpfen

Land und See, auf 1200 Mann geſchmolzen. In der Nacht

Hatte, äußerte er bezüglich des Ausbleibens dieſer Mannſchaft: des 9. Novembers führte ein Hirte aus Gibraltar auf einem ,, Dem Bericht eines ſchlechten Kerle wird mehr Vertrauen

ibin bekannten Ziegenpfade 500 Spanier in das Innere der

gegeben, als der Aufrichtigkeit ehrlicher Leute.“ Um 28. Mai Feſtung, welchen auf ein gegebenes Signal 3000 Mann folgen erſchien die Flotte vor Barcelona und am 29. überließ Roof folten. Doch dieſes wurde nicht richtig gegeben oder ver, dem Landgrafen Georg 1200 Engländer und 400 Holländer

ftanden und jene 500 Mann befanden ſich am Morgen des

auf 3 Tage. Er erſchien mit dieſem Trupp vor den Thoren von Barcelona, welche zu öffnen man ihm zugeſichert hatte,

10. iſolirt im Angeſichte der Befaßung. Landgraf Georg warf fich auf die Eindringlinge und vernichtete ſie bis auf 160 doch fie blieben verſchloſſen und der Gouverneur Don Velasco Mann , welche ſich ergaben ; Landgraf Heinrich wurde hiers erftidte die Verſchwörung. An 30. Mai wurde die Feſtung bei ſchwer verwundet und genas erſt nach 3 Monaten. Ein von den Schiffen vergeblich beſdoſſen , worauf die Flotte allgemeiner Sturm war von Billabarias auf den 12. Nos weiter jegelte. Sie erſchien , nachdem die Beſorgniſſe wegen vember projectirt, da lief am 11. die engliſch -holländiſche Flotte Nigja fich als unbegründet gezeigt hatten , auf Veranlaſſung in den Hafen und brachte 500 Mann Verſtärkung ; die Werte des Landgrafen Georg, am 1. Auguſt vor Gibraltar , wo fos wurden reparirt, beſſer bewaffnet und von den Schiffen aus gleich unter dem Commando dieſes Fürften 2400 engliſche und wurden die Belagerer beſchoſſen. Am 23. November machte bolländiſche Marineſoldaten ausgeſchifft wurden , welche der Landgraf Georg einen großen Ausfall und zerſtörte die feinds Beſaßung von 100 Mann und 50 Reitern die Verbindung lichen Arbeiten ; kleinere Ausfälle hatten fortwährend ſtattge. mit dem feſten Lande abſchnitten . Der tapfere Commandant, funden. Um 18. December erhielt die Befaßung, außer einer .

Don Diego de Salinas, entſprach der Aufforderung zur Uebers

gehörigen Berproviantirung, einen Succurs von 2000 Mann,

gabe nicht, hielt auch ein heftiges Bombardement der Stadt

worauf die Flotte nadh Liſſabon ſegelte. Am 10. Januar 1705 war eine Breſche in dem ſogenannten runden Thurme und eine in der daran ſtoßenden Mauer prafticabel , auf welche am 11. , 12. und 27. vergeblich geſtürmt wurde. Um

und der Feſtungswerke am 3. aus , glaubte jedoch , bei der

geringen Stärke der Vertheidiger und da er weder von dem Lande noch von dem Waſſer auf eine Unterſtüßung rechnen fonnte , fit nicht länger halten zu fönnen und nahm deßhalb am 5. Auguſt die Bedingungen einer Capitulation an. Die

Garniſon zog nämlichen Tags , 80 Köpfe ſtart , mit militä .

7. Februar wurde der „ runde Thurm “ von den Spaniern und

Franzoſen erſtürmt, jedoch von den Engländern und pollins dern wieder genommen , unter der Leitung des eben

riſchen Ghren aus und Landgraf Georg hielt dagegen an der ſo tapferen als an Hülfsmitteln unerſdöpflichen Landgrafen Spiße der Engländer und Holländer ſeinen Einzug , ließ die

Georg .

Um 9. Februar wurde Marquis Villadarias durch

kaiſerliche Fahne aufpflanzen und proclamirte Carl III. als Intriguen entfernt und ftatt ſeiner der verdienſtloſe franzöſiſche König von Spanien . Von jeßt verwandte der Landgraf alle Sorgfalt auf Verſtärkung der Feſtungswerte und eine der von ihm gegen die Landſeite angelegten Linien heißt noch jeßt the

Marſchall Teſſé ernannt , verfallen durch Namenloje ."

„durch Namen erſtehen Reiche und Am 26. Februar erſchienen 14

franzöſiſche und am 21. März 35 engliſch -holländiſche Linien

Princes lines . Der Landgraf wurde ſogleich nach der Eins Schiffe vor Gibraltar ; die franzöſiſchen Linienſdiffe ſuchten das *) Nizza war nämlich von Ludwig XIV . bedroht , deſſen Intriguen

Weite und nur dret derſelben wagten den ungleichen Kampf. Um 10. April begannen die Belagerer ihre Kanonen aus den

Philipp v. die ſpaniſdie Krone zufallen ließen ; er , hatte, Tranchéen zu ziehen und zu Anfang Mai zog der unbelorberte um ſich Jtalien zu ſichern , mit dieſem König ex machina die

dreizehnjährige Prinzeſſin von Savoyen vermählt, hierdurch aber die Allianz des jjerzogo von Savoyen mit Deſterreich nicht ver:

Maridad polftändig ab. - Der rubmvolle Bertheidiger von

Hindern fönnen .

dige Lebensgefahr , in der er dwebte , nicht abgehalten hatte,

Gibraltar , welchen das Geräuſch der Waffen und die beſtán .

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mit Catalonien in lebhaftem Verkehr zu bleiben , wurde von allen Seiten beglückwünscht ; Marlborough, Herzog Ormond 2c. drückten ihm ihre Bewunderung aus.

Die aus den specifischen Schweren der Geschosse *) stehen. bisherige Empirie führte nur zu dem Saße, daß leichtere Ges schosse in einem und demselben gezogenen Rohre eines steileren. Dralls als schwerere Geschosse bedürfen, um gleiche Stabilität zu verlangen, wenn nicht durch eine Veränderung der Ladung eine Ausgleichung erfolgt. Die schwierigste Untersuchung ist die im vierten Abschnitt über die parabolischen Züge. Sie schließt mit der für die Praxis genügend genauen Constructionsregel , daß , wenn man sich die Züge bis an den Boden der Seele verlängert denkt, die Tangente des dortigen Drallwinkels der Tangente des jenigen Drallwinkels betragen muß , welcher durch die zuneh mende Steigung der Züge an der Mündung erreicht werden foll. Der Herr Verfasser hält den Nußen dieser Züge für Rohre, in denen das Geschoß erst durch die Gewalt der Las dung in die Züge getrieben wird , für wenig erheblich ; das gegen sollen sie für Geschosse mit Flügeln oder Warzen bes achtenswerth sein. Mehrere französische Autoren und der bel gische Artilleriehauptmann Gillion in seinen Studien über die gezogenen Kanonen betrachten sie auch in diesem leßteren Falle, also überhaupt , von der Erfahrung verworfen. Das besprochene kurze Werk ist nicht allein geeignet, allen Militärperſonen und Waffenfabricanten einen so tiefen theores tischen Blick in die Natur des Schuſſes aus gezogenen Läufen und in die Folgen verschiedenartiger Zuggestalten zu gewähren, wie der Berichterstatter ihn aus einer anderen ihm bekannt gewordenen Schrift noch nicht empfing , sondern es wird auch bei den Versuchen mit gezogenen Gewehren und Geſchüßen die Nothwendigkeit , durch wirkliches Schießen zur Kenntniß vieler Eigenthümlichkeiten derselben zu gelangen , bedeutend vermins dern . Es bildet zu den älteren Vorlesungen über die Ar tillerie zum Gebrauch der königl. sächsischen Militärakademie von Friedrich Gustav Rouvroy , Dresden 1821 , und naments lich zu deſſen vierten Abschnitt im dritten Theile über balliſtiſche Verhältnisse einen werthvollen Nachtrag,

(Forthegung folgt.)

Dynamische Vorstudien zu einer Theorie der gezogenen Feuerwaffen von W. H. von Rouvroy, Generallieutenant und Comman dant der königl. sächsischen Artillerie. Nebst Dresden , 1858. einer lithographirten Tafel. Verlag von Adler und Dietze. (Schluß.) Der zweite Abschnitt führt unter Anderem zu dem wichtigen Saße , daß bei verschiedenartigen gezogenen Feuerrohren , und in solchen Augenblicken, wo die Geschwindigkeiten beider Ges schosse nach vorwärts mit ihren Anfangsgeschwindigkeiten in gleichem Verhältniß stehen , die Entfernungen *) vom Geschüß, auf denen die Geſchoſſe **) gleiche Stabilität der Rotations achsen haben, sich zu einander verhalten, wie die Producte der Geschoßdurchmesser mit den specifischen Schweren , welche sich für die Geschosse ergeben , wenn man sich ihre Massen in den durch ihre äußeren Gestalten bestimmten Räumen gleichförmig vertheilt denkt. Welchen praktischen Nußen dieser Saß hat , wird sich aus dem von dem Herrn Verfasser berechneten Beispiele recht klar herausstellen . Nimmt man nämlich an , daß aus einer Jäger büchse Bleigeschosse von Zoll Durchmesser und der specifische. Schwere von 11,3 und aus einer gezogenen eisernen Kanone eiserne Geschosse von 31 Zoll Durchmesser und der specifischen Schwere von 7 geschossen werden , so verhalten sich die Ent. fernungen , auf denen die Rotationsachsen noch gleich größe Stabilität besigen , wie 113 zu 490, d . h. es wird die Rich tigkeit des Ganges des größeren Geschosses auf 2450 Schritt noch eben so sicher sein , als die des kleinen Geschosses auf 565 Schritt vom Standpunkte des Schüßen. Dieses Ergebniß der Theorie erklärt zur Genüge die uns gemein große Trefffähigkeit, welche die gezogenen Kanonen des 6 pfündigen , und um so viel mehr der größeren Kaliber selbst noch auf 2000 und über 2600 Schritt bewiesen haben sollen. Die Gleichungen, welche die Aufgabe des zweiten Abschnitts lösen , können dazu dienen , aus der Länge des Dralls oder aus der Tangente des Drallwinkels eines durch die Erfahrung bewährten gezogenen Rohrs , die gleichnamigen Größen für ein neu zu construirendes gezogenes Rohr zu bestimmen. Sie führen auch zur Kenntniß des Maximums des Dralls für ein Rohr. In dem dritten Abschnitt wird nebst manchem Anderen näher erwiesen , daß für gleiche Stabilität der Geschosse von gleicher innerer und äußerer Construction die Tangenten der Drallwinkel in umgekehrtem Verhältniß der Quadratwurzeln *) Unter der Annahme, daß die Bewegung der Gefchoſſe eine grad linige , und der Luftwiderstand gegen die Geschosse den Qua= draten der Geschwindigkeiten derselben proportional ſei. **) Wenn ſie in ihrer äußeren Geſtalt wenigstens annäherungsweise ähnliche geometriſche Körper ſind. Für die Praxis iſt ſowohl diese Beschränkung, als die Annahme in der nächſtvorangegangenen Bemerkung vollkommen zuläſſig.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften. April 185 9. Niederlande. De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859 . Flüchtige Blicke auf das Kriegswesen der Gegens wart. (Forts ) Nach Aufstellung des Grundfaßes : das ges zogene Gewehr sei eine Lebensfrage für jede Armee , folgt eine Zusammenstellung der wichtigſten Erfindungen in dieser Richtung: die Melvill -Kugel , ein leichtes Geschoß , 26 Gr., eignet sich deshalb für große Kaliber , besißt gute Treffs fähigkeit und eine flache Bahn bis 600 Schritt ; Pingel's Korfgeschoß taugt für glatte Läufe zur Ausfüllung jedes Spielraums , hat eine der Miniékugel fast gleiche Wirkung, und läßt schnelle Ladung zu; die Whitworth-Kugel , durch eine Beimischung von Antimon härter als gewöhnlich, längs lich, sechskantig mit gewundenen Rippen , wird mit sehr geringem Spielran geladen und entwickelt eine außer ordentliche Kraft , ist der Enfieldkugel nach allen Theilen überlegen; die Neßler'sche Kugel, mit dreieckiger pyramidaler *) Diese specifische Schwere wie bei den vorangegangenen Angaben über den zweiten Abschnitt verſtanden.

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Aushöhlung, ist für glatte Gewehre nicht ohne Vortheil. Das Fetten der Kugel, Ausfüllen des hohlen Raums mit Fett und die lose Kugel find von Vortheil. Das neue Geschoß des Zündnadelgewehrs , Langblei , gibt größere Sicherheit; die Podewils'schen Brandkugeln , Norton's flüssige Feuer fugeln haben sich bewährt. Die Armstrong - Kanone. Von uns bereits gebracht. Bericht über die Webungen des 10. deutschen Ar meecorps. (Forts.) Haltung und Ausrüstung der Sols daten wird gerühmt ; ebenso die Einheit und Ruhe im Commando , die Schnelligkeit der Formationsänderungen ; die Pferde der Cavalerie , die Gewandtheit der Reiter ; die Artillerie erschien nicht so ausgezeichnet wie die beiden anderen Waffen. Das Tuch der Uniform wird als grob bezeichnet, die Uniform selbst als gut gemächt, die Pickelhaube läßtig, der In der leinene Kittel in Kaserne und Lager praktisch. Bewaffnung sei aber große Kaliberverschiedenheit. In der Cadettenschule werde nicht so viel Militärisches gelernt , als in Holland. - Die Lagerstrohhütten erprobten sich treffe lich. Die Wahl des Lagers war ganz geeignet. Bei den Manövern wird gerügt : das Feuer auf zu große Abstände, zu Anfang jedes Gefechts. Die Recrutirung der indisch niederländischen Armee. Der Bedarf in Indien ist groß , die Holländer find nicht sehr kriegsluftig ; aus Deutschland und der Schweiz bekommt man gegenwärtig nicht viel Leute. Es wird nun vorgeschlagen , auch aus den Disciplinarcompagnien Mann. schaften zu nehmen, wenn sie nicht gerade Trunkenbolde seien, da man ja unter den Geworbenen öfter sogar Zuchthäusler erhalte. Statistik der niederländischen Armee und Flotte in Indien. Die Armee zählte im December 1856 : 1019 Offiziere, worunter 11 einheimische , 18,820 Mann In fanterie , 2311 Mann Artillerie, 508 Mann Cavalerie und

die Geschäfte des Generalquartiermeisters auf mehrere Indis viduen vertheilt , und dadurch eine beklagenswerthe Decens tralisation herbeigeführt , wobei ein Theil jener dem Obers general , ein Theil den Commandanten der Infanterie und Cavalerie zufiel. Später kehrte man zur Centralisirung zurück und organißirte einen Generalstab. In Spanien ge schah dieß 1810 ; derselbe war aus Generals, ersten und zweiten Adjutanten unter einem Chef zusammengeseßt. Nach den Feldzügen wurde derselbe abgeschafft, aber 1815 wieder, obwohl auf kurze Dauer, eingeführt. Frankreich erhielt ins dessen durch St. Cyr einen vollendeten Generalstab. In Spanien wird ein solcher 1823 durch die Cortes festgestellt. • Er bestand aus 16 ersten , 30 zweiten Generaladjutanten und 60 Capitäns. Diese Offiziere mußten in der Taktik, Arithmetik, Geometrie, Trigonometrie, im Befestigungswesen und im Zeichnen unterrichtet sein. Der Stab hatte die Aufsicht über die taktische Ausbildung der Truppen , die Festungen und das Kriegsdepot. Eine Specialinftruction für seine Waffe besaß er nicht. Gestüte und Remontewesen in Spanien. Die spa nische Pferderace ist eine Urrace : die Pferde Salomos , die besten Schwadronen der Römer waren Jberier. Im rus fischen Feldzug 1812 und neuerdings in der Krim haben fich die spanischen Pferde am besten gehalten. Aber die Zucht ist herabgekommen. Man könnte dieser aufhelfen, wenn man die Pferde nicht zu früh verkaufte. Die Remon tirung sollte eine einzige in der ganzen Armee sein ; man sollte die Militärpferde mit 14 Jahren verkaufen , dann würde man noch etwas erlösen , der Landwirthschaft kämen fie sehr zu Statten und sie bildeten zugleich eine tüchtige Reserve für außerordentliche Fälle. Die Armee sollte bei ihren 4 Remonteetablissements Gestüte anlegen , ein un cultivirtes Terrain zu Weiden kaufen , statt miethen, und durch die Strafgefangenen jenes Terrain cultiviren laſſen. Kriegsgeschichtliche Studien. Wallenstein. Eine un partheiische Schilderung der Reformation und ihrer ver schiedenen Ursachen , und Wallensteins erstes Erscheinen auf dem Schauplaße. Chronik des Auslands. Die Organisation der östers reichischen Armee und die Bemerkungen des Spectateur mili taire darüber.

771 Sappeurs mit 713 Pferden; und zwar 14,366 Afiaten und 8075 Europäer und Afrikaner. Die Werbung auf Java nimmt einen guten Fortgang ; das Handgeld beträgt dort zwischen 20-50 fl . Die Sterblichkeit ist im Innern weit geringer als an der Küste. Errichtung einer Schieß schule, Vergrößerung der Unteroffiziersschule . Die Flotte zählt 2 Fregatten, 3 Corvetten, 10 Briggs , 11 Dampfer, 1 Kanonenboot mit 2369 Europäern und 583 Aftaten. Ueber den ärztlichen Dienst bei der niederländischen Armee. In Briefform werden die üble finanzielle Lage, die geringen Aussichten auf Beförderung , ja selbst die ge ringe Gelegenheit zu höherer wissenschaftlicher Ausbildung hevorgehoben. Bücheranzeigen : Leitfaden zur Kenntniß des Feld dienstes in Indien von van Rees , das erste Buch dieser Art, wird gerühmt. Spanien. La Asamblea del Ejército , periódico mensual de ciencia , arte é historia militar, publicado por una reunion de oficiales del cuerpo de E. M. Editor responsable D. Mariano Vicente del Ca stillo. Madrid Año III . Nr. 25 , publicado en Abril de 1859. Betrachtungen über den Generalstab der spanischen Armee. (Forts.) Bei der Vergrößerung der Armeen wurden

Chronik des Inlands. Absendung einer Militärabthei lung nach der neuen Colonie Fernando Póo ; die Manöver in der Havanna ; größere Uebungen in allen Provinzen der Halbinsel; Fortschritte der Militärliteratur in Spanien ; Beschäftigung der Artillerie mit den gezogenen Geſchüßen ; Recognoscirungsreisen des Generalstabs ; Fortschritt der Karte von Spanien. Spanische Militär - Bibliographie. Aufzählung und kurze Kritik der neuesten Militärwerke Spaniens.

Berichtigung. In Nr. 63 & 64 der A. M.-H. auf Seite 549 Zeile 3 von unten bitten wir statt „nicht erreichen konnten“ bloß erreichen konnten“ zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

Samſtag,

PG

20. Auguſt 1859.

34. Jahrgang. No. 67 & 68.

MES

wa

Allgemeine Militär -Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . tiſche Zwedmäßigkeit der neuen Einrichtung (aud in dieſen

preußen.

Blättern nachgewieſen) würde jedenfalls zugeſtanden werden Berlin , 4. Auguft.

Nach der von dem General

müſſen.

Auch die Gründe für und wider die von den

von Peucer herbeigeführten Organiſation der Kriegos Franzoſen neuerdings in Italien in Anwendung gebrachte foulen , welche bekanntlich an die Stelle der früheren

Maßregel, das Gepäck vor dem Eintritt in die Schlacht,,

Diviſionsſchulen treten , ſollen die Zöglinge in Parallel-

oder vor dem Antritt forcirter Märíde abzulegen und zu

.

claſſen von höchſtens 30 Sdülern unterrichtet werden, und rützulaſſen ,. ſind ſchon vielfach in Ueberlegung gezogen diejenigen , welche das Zeugniß der Reife für die Univer- worden, doch ſcheint nach den verlautbar gewordenen üblen fität beſigen, oder icon Univerſitätsſtudien gemacht haben, Erfahrungen , welche die Franzoſen hierbei ſelbſt in dem oder ſich ſonſt durch geiſtige Befähigung auszeidynen, wo- lepten , durch feinen einzigen Unfal getrübten Kriege ge möglich eine beſondere Clapie bilden , damit der Unterricht macht haben ſollen , dieſe Neuerung hier wenig Fürſprache hier über die für minder Fähige nöthigen niedrigſten Gränzen zu finden . hinausgehen fönne. Die zweite Stufe beſteht aus Zög $ achſen - Altenburg. , diedem regelmäßigen Vortrage zu folgen vermögen, lingen die dritte Stufe aus den minder Begabten oder wiſſens Altenburg, 14. Auguſt. Durch h . Verordnung vom ſchaftlich zurückgebliebenen, in Privatanſtalten nothdürftig 8. D. Mts. iſt die unter dem 7. Mai d. 3. erlaſſene Vers für das Beſtehen der Prüfung zum Portepéefähndrid ordnung, nach welcher die Erfüllung der Militär Zugeſtugten“. Die Gruppirung der Kriegsſchüler wird pflicht durch Stellvertretung bis auf Weiteres für

vor dem Beginn des Curſus durch eine Vorprüfung feſt: unzuläſſig erklärt wurde (vgl. ( 4.' M. -3. Nr. 41 & 42 geſtellt.

Wichtig iſt die Forderung im S. 19 , daß für

alle Disciplinen der Militärwiſſenſchaften als allgemeiner Ausgangspunft das Gefedyt feſtgehalten , auf dieſes bes zogen , durch daſſelbe Alles motivirt werde. Der Unter: richt, welcher in die eigentlichen Lehrſtunden , in die be 1

v. d. I.), wieder außer Kraft gelebt, und das Geſetz vom 22. Januar 1857, welches die Zuläſſigkeit der Stell vertretung eingeführt hat , ale wieder in Wirkſamkeit ge treten erklärt worden.

fra n k r eich .

ſonderen Repetitions- und Applicationsſtunden und in die

praktiſchen Uebungen zerfält, währt 8 ; Monate , vom

Paris , 13. Auguſt. Der neueſte „Moniteur bringt

Juni, und hat in den 8 militä-

ein Decret über die Gründung einer neuen Deni münze für die Combattanten des italieniſchen

1. October bis Ditte

riſchen Disciplinen (Waffenlehre, Taftif , Fortification,

1

Terrainlehre , Zeichnen u . i. w.) wöchentlich 16 Lehr-, Rebrá

Feldzugs. Dieſelbe wird aus Silber geprägt und zeigt

10 Applications- und 6 Stunden zum Reiten , Fechten

auf dem Avers Louis Napoleon': Bild mit der Umſchrift:

und Turnen.

,,Napoleon III. Raiſer" und auf dem Revers die Namen :

– Wie die ,,Spen . Ztg ." vernimmt, ſteht in der Unis formirung der preußiſchen Armee für die Zukunft inſo: fern eine åenderung bevor, als die Epauletten bei den Offizieren abged afft und nach dem Vorbilde der öſterreichiſchen Armee durch den reſp. Grad und die Charge

Montebello, Paleſtro , Turbigo, Magenta , Marignano, Sulferino" , darunter Italieniſcher Feldzug“. Ein Lors beerkranz umgibt die Namen. Die Denfmünze wird an einem Bande mit rothen und weißen Streifen auf der linken Bruſt getragen.

-

anzeigende Sternden am Kragen oder ſonſt welche Sticerei Großbritannien .

Abzeichen erſeßt werden ſollen. Die durch Einführung der verbeſſerten Feuerwaffen ſo ſehr geſteigerte Smarfſchüßen-b- Da der Verſuch, eine größere Anzahl Truppen der wirkung wird als Grund hierfür angegeben, und die praf- Garniſon Chatham unter Zelten lagern zu laſſen , im lebten

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TAKAT

Sommer sehr gelungene Resultate sowohl in Beziehung daß nämlich im Geist und in der Art der Heere die Ver auf die Gesundheit, als die Disciplin der Mannschaft schiedenheit des Nationalcharakters zum Vorschein kommen lieferte , so wurde dieses Jahr wieder ein Lager auf dem muß. Der französische Soldat ist im Grunde so wenig freien Terrain außerhalb der Kasernen und innerhalb der geschickt , eine gleichmäßige gründliche militärische Ausbil Befestigungen geschlagen, um die überfüllten Kasernen von dung zu erlernen , als sein Offizier, sie ihm zu lehren . Chatham zu erleichtern. Das Terrain hierzu wurde sorg Was deutsche Offiziere in dieser Beziehung von der Schule fältig gewählt und die nöthige Anzahl bequemer Zelte auf kleinerer und größerer Truppenförper , wie von der Aus geschlagen. Die Mannschaft schläft darin auf Bettstellen, bildung der Einzelnen , besonders im Schießen , berichtet da man die Erfahrung gemacht hat , daß das Lagern auf haben , bestätigt dieß : es ist für deutsche Augen ein ganz dem Boden der Gesundheit sehr nachtheilig ist. ungewohnter Anblick zu sehen , mit welcher Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit das Alles behandelt wurde. Allein Schweiz. auf den Uebungsplägen lernt man noch keine Armee kennen, Dieselbe ungeduldige, Bern , 20. Juli. In der gestrigen Sißung des Na am wenigsten die französische. tionalraths referirte Stehlin über die Motion Delarageaz, sprühende Lebendigkeit , welche einer strengen Einübung so viel zu schaffen macht, erweist sich auf dem Schlachtfelde, betreffend die Umänderung der Infanteriegewehre. Die Minderheit legt, nach Angabe des Bund ", folgenden ja überhaupt im Krieg, als eine sehr glückliche Eigenschaft. Beschlußentwurf vor: "1 Der Bundesrath wird eingeladen, Wie das ganze Volk stets überraschenden Ausbrüchen , ge wagten Angriffen, fecker Zuversicht seine Erfolge verdankte, mit den Unternehmern , welche die Umänderung der In fanteriegewehre nach dem System Prélat-Burnand auszu so auch der französische Soldat. Große Anstelligkeit und Ges führen haben, in Unterhandlung zu treten, um unbeschadet wandtheit für die regelmäßige Einübung darf man nicht der Trefffähigkeit des Gewehrs eine Modification der für bei ihm suchen ; es ist vielfach bestätigte Thatsache , daß diese Umänderung festgesezten Kalibergränzen zu erzielen. " der deutsche Recrut sich viel rascher und gleichmäßiger ent Einstimmig bringt die Commission im Ferneren folgenden wickelt , viel eher etwas von militärischer Haltung und Allein sobald der Fran Antrag : " Der Bundesrath ist beauftragt, die Kosten für militärischem Verständniß zeigt. Erweiterung der Gewehrläufe , sowie für das Verseßen zose sich frei und selbstständig bewegen darf, sobald eine des Korns auf Rechnung des Bundes zu nehmen." Der kriegerische Handlung sein Wesen herausfordert , so zeigen Antrag der Mehrheit hingegen lautet : „Der Bundesrath sich seine Anlagen in glänzendem Licht ; er entwickelt eine ift eingeladen, mit den Unternehmern , welche die Um überraschende Schnelligkeit, die Situation zu begreifen und das Entsprechende zu thun, auf dem Marsch , im änderung der Infanteriegewehre nach dem System Prélat Burnand auszuführen haben , in Unterhandlung zu treten, Lager, im Gefecht. Jener Unterschied , der neulich einem englischen Offizier aufftel, hat wirklich etwas Bezeichnendes. um eine Verringerung in dem für diese Umänderung an Er sah ein Bataillon Oesterreicher und einige Wochen genommenen Kaliber in dem Sinne zu erzielen , daß das später ein Bataillon Franzosen in einen Eisenbahnwagen Minimum auf 58, Linien festgesezt werden könne. " Stehlin tritt besonders für den Antrag der Majorität auf, zug einsteigen. Die ersteren in strenger Ordnung, abthei Karlen für den der Minorität. Bundesrath Frey-Herosée lungsweise auf bestimmten Befehl, eine präcise Ausführung in furzer Zeit; die legteren dagegen in einer einzigen will die Sache zur Prüfung an den Bundesrath zurück weisen. Der Antrag der Commiſſionsmehrheit wird ge Masse auf ein bloßes Zeichen ihres Commandanten ; ~es schien einen Augenblick lang ein tobender verworrener nehmigt. Haufe, doch es dauerte nicht länger, wie bei jenen , so war er entwirrt und jeder hatte seinen Play. Zu dieser Gewandtheit , welche den Franzosen in allen Gefechtslagen Die militärische Stellung Frankreichs Deutſchland begleitet , kommt dann sein frischer, kecker Muth, ja Ueber gegenüber. muth, der sich verwegen in die Gefahr hineinstürzt , in der Zuversicht, daß er siegen werde. II. So läßt auch die Gefechtsweise dieser Armee , wenig Die Armeen nach ihrem Gehalt und ihrer stens bei den fleineren Truppenkörpern, nichts von einem Organisatiou. funstvoll geordneten Zusammenwirken erkennen ; am Ba taillon ist selten noch eine Gliederung zu unterscheiden; (Schluß.) es drängt sich Alles in die Linie oder die Masse zusammen, Wir kommen zu der Mannschaft. Wie vergleicht sich die Soldaten folgen ihrem natürlichen Zug, die Offiziere, ihre kriegerische Anlage mit der französischen ; wie ist sie der Bataillonscommandant , ja oft der General einge So in der Heerverfassung verwerthet ? Unsere Schrift hat nur schlossen , gehen mit persönlichem Beispiel voran. wenige , doch treffende Aussprüche darüber ( S. 16-19) . wird es uns fast aus allen großen Kämpfen der ersten und Wir halten es für angemessen, die Fragen etwas ausführ der jezigen Napoleonischen Zeit geschildert. Nur daß man licher zu betrachten ; es liegt ein wichtiges Stück unserer nicht meine, dieser Ungestüm tauge allein zum Angriff. Eigenthümlichkeit darin, die uns, wie gesagt, gerade dieser Dieser ist allerdings die vorherrschende Form solcher Krieg Augenblick dringend zu erkennen und zu entwickeln auf führung , allein man muß sich an Schlachten , wie die an fordert. der Trebbia (17-19 . Juni 1799) , bei Novt (15. Auguft Die Erfahrung aller Kriege , auch der leßten , hat es 1799) , bei Leipzig, man muß sich an Macdonald's Alpen bestätigt, was auch an sich als allgemeiner Saß einleuchtet, feldzug (Winter 1799 auf 1800) , an Maſſena's Vertheis

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digung von Genua (1800) , an den ſpaniſchen Krieg , an Sebastopol erinnern, um zu erkennen, daß dieß kriegerische Feuer zugleich von einem nachhaltigen Stoff ächten, harten Kriegergeistes genährt wird . Der Franzose bringt schon einige glückliche Eigenschaften seiner leiblichen Natur dazu mit; er ist im Durchschnitt mäßig, genügsam, marschfähig. Allein die Hauptsache liegt in der unberechenbaren, geistigen Elasticität dieser Natur. Es ist weniger ein gleichmäßig fortbrennender Kriegergeist, als ein immer sich erneuernder friegerischer Ehrgeiz ; es ist weniger eine kaltblütige Aus dauer , als eine Reihe überraschender Aufschwünge , worin die Eigenthümlichkeit dieſer Soldatennatur sich ausspricht. Woran wir sie , doch immer erst nach einer Erschöpfung in großen Thaten , wohl haben erlahmen sehen , das ist der Mangel eines eigentlichen moralischen Schwerpunkts . Die Stärke und die Schwäche dieser Natur liegen , wie es scheint, in einem Uebermaß von Selbstbewußtsein, Selbst schägung, Selbstbespiegelung ; es fehlt ihr ein gleichmäßiger Beisaß der mehr beharrenden Tugenden , der Hingebung, der Selbstbezwingung , der sich selbst vergessenden Unters werfung. Darum hat es auch, abgesehen von den Huge nottenbeeren , in denen bekanntlich noch eine stärkere gers manische Ader lebte , niemals ein französisches Heer ge geben, welches ein Muster der Disciplin gewesen wäre. Darum sahen wir auch , wenn die Geistesausströmungen erschöpft waren, Volk und Heer und Staat wohl gänzlich zusammenbrechen. Unsere Schrift hat ganz Recht, Frank reich und französische Heere hätten sich an unserer Stelle 1813 nimmer so aufgerafft. Allein hüten wir uns , den Feind so zu unterschäßen und stellen wir deßhalb die Frage daneben: welches europäische Volk hätte so aus seinen Gränzen hervorbrechen , die Welt mit solchen Thaten überraschen und halb Europa so an seinen Siegeswagen fesseln können ? Es war freilich das Genie eines Na poleon , welches dahin führte. Aber ohne diesen Volks und Heeresgeist , der schon vor ihm da war , hätte er das nicht vermocht . Sie sind einander entgegengekommen ,

die Auslegung an. Ein Anderes ist der Angriff, der ohne viel äußere Ursache aus der eigenen entzündbaren Natur hervorbricht , ein Anderes der Angriff , der aus der Ver theidigung entspringt und mit kräftigem Rückschlag die Schranken der Abwehr durchbricht. Der erstere entspricht mehr der französischen , der lettere mehr der deutschen Art. Das deutsche Volk ist in allen Stücken schwerer in Bewegung zu bringen , schwerer zur Thatkraft zu reizen ; es hat einen starken Zug der Betrachtung, des befriedigten Versunkenſeins in den kleinen Kreis des eigenen Arbeitens und Erwerbens in sich . Man vergleiche nur die fortwäh renden politischen Fieberschauer Frankreichs mit den poli= tischen Bewegungen in Deutschland , die sich troß Allem, was wir in den lezten Jahrzehnten erlebt haben, weit mehr auf der Oberfläche halten, die Masse des Volks viel weniger tief berühren und aufregen , und darum auch eine Gefahr wirklicher bleibender Umwälzungen kaum fürchten lassen . Ist dagegen die deutsche Natur einmal wirklich in Bewegung, handelt es sich um etwas , das ihr werth und theuer ist, so hat ihr auch niemals die Kraft gefehlt, jeden Widerstand niederzubrechen. Das befannte Bild von dem Postillon , der erst warm werden mußte , gibt einen Zug von bleibender Wahrheit. Dieß läßt sich auch im Soldaten erkennen. Man kann , wie wir schon oben bemerkten , durchaus nicht sagen , daß der deutsche Recrut weniger gewandt, anstellig und gelehrig wäre , daß er schwerer und lang samer lerne , als der französische. Weit eher findet das Gegentheil statt. Wie der Deutsche überhaupt entwicke lungs- und bildungsfähiger ist, wenn er nur auf die rechte Weise angegriffen wird , so auch für deu Soldatenstand. Es ist vielfach beobachtet und ausgesprochen , daß der deutsche Bauernsohn schon nach einigen Wochen der Ein übung etwas von der Haltung des Soldaten durchscheinen läßt , während man dem französischen noch überall die Holzschuhe und die Bauernkappe anmerkt. Wir haben in unseren Heeren im Ganzen noch wenig Ursache, uns unserer Leistungen im Schießen , im Fechten , in der Gymnastik zu rühmen. Dennoch steht es fest, daß die Durchschnitts ausbildung der deutschen Soldaten in diesen Stücken der jenigen der französischen überlegen ist. Der Vortheil der legteren liegt in einem anderen Punkt : fte finden sich im Militär eher selbst , als der deutsche Soldat. Ja wir müſſen es sagen, und es trifft damit unsere Ausbildungs methode ein schwerer Vorwurf : der deutsche Soldat findet im Frieden oft erst sehr spät , oft gar nicht sich selbst , er kommt nicht zum Bewußtsein seiner Kraft , seiner Fähig feit , seiner tüchtigen Natur. Um diesen Preis gelingt es uns , unsere Soldaten so rasch für die Schule des Exer cirplages , für die großen Schaustücke präciser Bewegungen abzurichten. Wir sind überraschend schnell mit dem Sol daten fertig und haben darüber die Hälfte des Mannes verloren. Es liegt das in der Uebertreibung des Autori tätsprincips , das befriedigt ist, wenn sich die Unterwerfung unter die Zucht nur recht schroff in der äußeren Haltung ausspricht. Es ist die Schuld der deutschen Natur , daß sie dahin führt und dieß erträgt. Es liegt ja etwas durchaus Nothwendiges und Berechtigtes darin ; es hängt unsere Ueberlegenheit in der Disciplin damit zusammen. Nur dürfte sie uns nicht in dem Maße die Selbstständige

haben einander entzündet und fortgeriffen und freilich zu lezt auch zum Sturz geführt.

Es ist schwer , diesem Charakter gegenüber den des deutschen Soldaten in einem ähnlichen Bild zusammenzus fassen. Denn das deutsche Heer trägt eben so wenig, als das deutsche Volk , das nämliche, streng einheitliche Ge präge, wie das französische. Man kann in unseren Armeen noch heute ziemlich die alten Stammesunterschiede erkennen : die bayerisch-österreichische , die allemannische ( schwäbische), die fränkische (rheinländische ), die sächsische (norddeutsche), die lich hier zu weit führen. Versuchen wir dafür lieber ein flüchtiges Bild der allen gemeinsamen Eigenthümlichkeit zu zeichnen , die gleich der Gemeinschaft der Sprache und der geistigen Bildung unläugbar vorhanden ist. " Wenn wir Anfrage in den deutschen Armeen hielten, ob der Soldat mehr zur Vertheidigung oder mehr zum Angriff tauge, wir würden wahrscheinlich von allen Seiten dasselbe hören , was Friedrich der Große von seinen Sol daten sagte: es ist das Genie unserer Leute , zu atta quiren". Und solches ist auch" , wie der große König hinzufügt , schon ganz Recht" ; allein es kommt doch auf

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Wir könnten das Eine haben , ohne das feit tödten. Andere zu lassen. Denn daß es dem deutschen Soldaten nicht an der Anlage zur Selbstständigkeit und Selbstthätigkeit fehlt, daß er überhaupt aller activen militärischen Tugenden fähig ist, das hat er im Feld hundertfach bewiesen. Wie ein mal unsere Friedensschule ist , so dauert es bei ihm wohl länger, als bei dem Franzosen, bis er sich dazu entwickelt ; allein es ist dann auch um so gründlicher. Unser Soldat ift weniger beweglich, als der französische ; er hat kräftigere Bedürfnisse, als dieser, das bringt das Klima schon mit sich. Allein auf die Länge der Zeit wird er in Marsch und An strengung ausdauernder sein, nicht bloß , weil er bessere Ordnung hält , sondern auch , weil seine Natur härter ist. Im Leben des Lagers , im Dienst der Vorposten , in den tausend Thätigkeiten des kleinen Kriegs wird er weniger leichtblütig , sorglos , schnell fertig sein , aber desto sorg Jamer, besonnener und darum nicht weniger geeignet , sich zu finden , zu helfen und einzurichten . Für das Gefecht können wir dem Franzosen eine absolute Ueberlegenheit durchaus nicht zugestehen ; vielmehr glauben wir , daß im Lauf der nächsten Kämpfe die verbesserten Waffen zulegt überwiegend dem Deutschen zu gute kommen werden. Die Franzosen haben auch jezt wieder ihren alten Ungestüm im Angriff, im massenhaften Andrang bewährt ; sie mögen sich auch in der Ausnußung der taftischen Lage, der Boden verhältnisse u. s. w . mit großem Geschick benommen haben ; gesunder Instinct des Soldaten , energijche , rasche , ents schiedene Führung von Seiten des Generals kommt ihnen dabei zu Hülfe. Kommt es aber einmal zu einem rechten Gefechtsorganismus, der die neuer Waffen auch verwerthet, der eine wirkliche Selbstständigkeit und dabei zugleich ein streng geordnetes Zusammenwirken bis in die kleinen Ab theilungen herab verlangt, so wird , hoffen wir, die Ueber legenheit , wenn auch erst nach vielen Erfahrungen und Mit einem Prüfungen , zulegt auf deutscher Seite sein. Worte , vergleichen wir den militäriſchen Guß und Geiſt tm Ganzen , so brauchen wir Deutsche den endlichen Aus Hang des Kampfes nicht zu fürchten . Es wird vielleicht Zett kosten, bis wir erst recht zum Bewußtsein unserer selbst , unserer Kraft und Gaben kommen. Es war leider auch früher jo, aber wir haben es doch erreicht, wir haben Unsere kriegerische Begabung ist anderer Art ; gelegt. aber wir können uns mit unseren kriegslustigen Nachbarn Welch' ein doch in jeder militärischen Tugend messen. Bild von Disciplin , von zusammenhaltender Zucht und Kraft hat 1812 jenes York'sche Armeecorps gegeben , als Die große Armee in Trümmer ging ! Und in dieser selbst waren es außer der Garde doch nur kleine deutsche Con ingente , die noch zuleßt ein Häuflein_von_militärischer Haltung bildeten. War einmal ein rechter Zug , ein ge wecktes, bewußtes Gefühl der eigenen Kraft über die deut sazen Armeen gekommen , so waren sie auch auf dem Schlachtfeld den Franzosen gewachsen , wo nicht überlegen. Das haben für Oesterreich die Schlachten auf dem March feld 1809 , das hat für Preußen der Siegeszug von Wenn daneben die kleineren Heere 1813-15 bewiesen. ihre Ruhmestage leider meist aus dem Bruderkampf das tiren , so wollen wir doch nicht vergessen, daß sie zum Theil wir erinnern nur an die Hessen schon vorher einen

kriegerischen Namen von weitverbreitetem guten Klang Und einmal wird ja auch die Zeit kommen , wo hatten. sich dieser kriegerische Klang in einer guten deutschen Sache bewähren wird!

Das Kriegsjahr 1759 .

I.` Strategische Skizze.

(Fortsegung und Schluß.) Jezt mußte der König dennoch herbeieilen ; hätte er's früher gethan oder wenigstens den Prinzen Heinrich zeitig aus Sachsen geschickt, das einen Monat später doch ge= räumt werden mußte, so würde er keinen Tag von Kay erlebt haben; so aber machte er dieselbe Erfahrung mit seinen Unterbefehlshabern, wie Napoleon im Jahr 1813 auf dem selben Kriegsschauplaße. So lange Daun nach dem Auf bruche aus Böhmen den ganzen Juli zu Mark Liſſa gleich einer Wetterwolke drohte und den Russen entgegenzuziehen Miene machte, hatten sich sowohl der König in dem be rühmten Lager von Schmottseifen (2 Meile südlich von Löwenberg ), als auch Prinz Heinrich in Sachſen paſſiv ver halten. Diese Versäumniß wurde verhängnißvoll , denn konnte er auch den vorsichtigen Daun im Bunde mit seinem Bruder Heinrich nicht zur Schlacht zwingen , so konnte er ihn doch durch leßteren beschäftigen und für seine Person den Ruſſen entgegenziehen, so lange Dohna's Corps noch intact war ; hätten er und der Prinz die Linie von Schmott seifen über Glogau auf Posen als gemeinsame innere Ope rationslinie festgehalten , so konnten beide , selbst nicht durch den Tag von Kunersdorf , getrennt werden. Am 30. Juli übernahm der König zu Sagan das Commando über 19,000 Mann der sächsischen Armee, welche Heinrich dahin geführt hatte, während leßterer das Lager zu Schmott seifen zu commandiren hatte. Der König vereinigt sich zu Kroffen mit Wedell's Ueberrest und holt sich zu Kuners dorf ( 12. Auguſt) die furchtbarste Niederlage, die er noch je erlebt hatte. Vergegenwärtigen wir uns des Königs Lage nach diesem Schlage. Er selbst mit 18,000 Mann bei Fürstenwalde, sein Bruder 30 Meilen von ihm entfernt mit 38,000 Mann in Schmottseifen ; zwischen ihnen nirgends ein fester Punkt, Torgau, Wittenberg, Leipzig, bald auch Dresden verloren ; dem König steht Soltykow und Laudon mit 50,000 Mann bei Loſſau, dem Prinzen Heinrich und zwischen ihm und dem König steht Daun mit 80,000 Mann bei Priebus mit drei starken Verbindungscorps bis zur böhmischen Gränze gegenüber ; Haddik gegen Berlin , Beck gegen Glogau, die Reichsarmee in Sachsen. In Europa glaubte niemand mehr an eine Rettung Friedrichs und liest man die Briefe, welche er unter dem ersten vernichtenden Eindruck der Niederlage nach Berlin und Dresden geschrieben , ſo ſieht man , daß auch er sich damals verloren gab. Da rettet ihn Solty kow's (wohl erkaufte ? ) Unthätigkeit. Dieser wollte nicht darum 20,000 Mann in zwei siegreichen Schlachten ge opfert haben, damit Daun allein die Früchte ernte ; lieber er gar keine Frucht des Sieges , als sie mit

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seinen Russen zum Mitgenuß der Alliirten einernten . Der Pause ; in der zweiten Hälfte des Monats mußte Heinrich französische Militärgesandte Montalembert vermittelte eine seine Armee nach Sagan dem König zuführen ; auch General persönliche Zusammenkunft beider Feldherrn zu Haber. Fink, anfänglich mit 8000 Mann in Baugen zurückges Soltykow verlangte Vereinigung beider Armeen und Vor lassen , mußte noch die Hauptarmee verstärken und Sachsen marsch gegen den König, den man unaufhaltſam aus allen seinen war jegt bis auf die festen Pläße Dresden, Leipzig, Witten Erbstaaten hinausmarschiren laſſen konnte. Daun dagegen berg und Torgau vollständig von den Preußen geräumt. bestand zuvor auf der gemeinsamen Eroberung Schlesiens, Diesen Moment benußte Zweibrücken , seit 1. August bei weil die Unterwerfung der ganzen preußischen Monarchie Naumburg concentrirt , um mit der Reichsarmee ( 28,000 den Russen verhältnißmäßigen Mitgewinn gewährt hätte, Mann ) das verlassene Land zu beseßen. Der König wurde was man ihnen nicht gönnte. So kleinlich, so kurzsichtig für die Nachlässigkeit , mit welcher er, der das Ingenieur ist der Neid ! Um die Ruffen am linken Oderufer festzus wesen überhaupt unterschäßte, versäumt hatte , die festen Falten, verspricht Daun sie mit Lebensmitteln zu verschen ; Pläge in den drei lezten Jahren in Stand zu sehen, ― bitter bestraft : die vier oben genannten Besten fielen in er wußte recht gut, daß er es nicht halten konnte , man sieht hier ein würdiges Vorspiel zu den Erfahrungen, kurzer Frist und Friedrich hatte somit jeden Haltpunkt im welche 40 Jahre später die russisch-österreichische Allianz Kurfürstenthum verloren . von 1799 darbot ! Dafür daß Dann , um selber nichts Die Lage der Preußen nach dem Schlage von Kuners thun zu müssen , den Ruffen weitere 11,000 Mann unter dorf haben wir bereits im Detail betrachtet ; für Heinrich Campitelli zur Verfügung stellte , versprach Soltykow , die kam Alles darauf an , das Nez, womit Daun ihn um Belagerung Glogaus zu unternehmen, weil dann die Russen stellt hatte, zu durchbrechen und der Trennung vom Könige ihre Winterquartiere im Herzen der preußischen Monarchie ein Ende zu machen. Diesen Entschluß faßte er , sobald nehmen und im nächsten Jahre 4 Monate früher im Feld ihm die Botschaft jener Niederlage zukam ; die Weisheit, erscheinen konnten. Allein hier kam ihm der König zu mit der er ihn durchführte, war es, welche ihn zum Helden vor; er legte sich erst am linken und als die Russen bei des vorliegenden Feldzugs und zum Retter der preußiſchen Karolath über die Oder gingen , am rechten Ufer vor, Monarchie Monarchie stempelte. stempelte. Er wollte zunächst die Vereinigung worauf Soltykow am 24. October über die polnische Gränze der beiden feindlichen Hauptarmeen hindern , dem durch in die früheren Winterquartiere, Laudon zum gleichen Zweck die Deckung Berlins und die Schwäche seines Corps ge= nach Desterreichisch- Schlesien zurückkehrte. lähmten Könige Luft machen und den Kriegsschauplag Fragen wir nun , woher diese auffallend ungünstigen wieder auf fremdes Gebiet spielen , d. h. Sachsen wieder Resultate des vorliegenden Feldzugs ? so haben wir die erreichen und Daun durch die Besorgniß um Dresden da Antwort theilweise schon gegeben. Des Königs Passivität hin nach sich ziehen. Solches auf dem geraden Wege durch bis Ende Juli hatte das ganze Unglück verschuldet; in den die Oberlausiß zu versuchen , verlangte Niederwerfung des Operationen gegen die Russen hatte er es in der Wahl Corps Deville , Bukow und d'Ainse, welche , zusammen der Zeit, der Person und der Mittel verfehlt, denn Dohna's 39 Bataillone und 12 Cavalerieregimenter zählend , zu Armee war unter allen Umständen auch zu schwach , wäh, Lissa , Lauban und Rothenburg echelonnirt waren ; den rend die des Prinzen in Sachsen feiern mußte. Der König hierdurch drohenden Menschenverlust glaubte Heinrich nicht hatte , wie wir schon beim Operationsplan angedeutet, den risquiren zu können , denn nach dem Tage von Kunersdorf Grundsaß der activen Defensive für diesen Feldzug auf waren die Menschen kostbar ; sonst wäre Dresden gerettet gegeben : er , welcher , der erste unter den Feldherrn , das worden , denn es fiel erst am 4. September. Der Prinz wahre Princip der Defensive , den Bewegungskrieg , in theilt also die Armee ; den nach Schmottſeifen berufenen seinen bisherigen Feldzügen praktisch demonstrirt hatte , er Fouqué mit 17 Bataillonen und 23 Schwadronen daselbst war sich durch Truppenmangel genöthigt, wie er glaubte zurücklassend , bricht er selbst mit 31 Bataillonen und 60 selbst ungetreu geworden , hatte sich an den Positionsfrieg Schwadronen am 20. August nach Sagan auf, als ob er gebunden und die Resultate waren, daß er nur noch durch auf diesem Wege die Vereinigung mit dem Könige suche. Daun hätte diese Maske durchschauen können , denn jezt die Fehler der Gegner dem Verderben entrann. und auf diesem Wege zum Könige stoßen , hieß ja für 3. Heinrich geradzu, sich gänzlich von Schlesien und Sachsen zu trennen und die feindliche Hauptarmee hinter sich her zu Feldzug von Maxen. ziehen, was er aber vermeiden wollte. Heinrich fannte jedoch Nach der oben erzählten Aprilexpedition gegen Böhmen seinen Mann : Daun gehorcht sogleich dem gegebenen Im unternahm Prinz Heinrich eine ähnliche , aber mit bedeus pulse und entblößt die Oberlausiß zu seiner eigenen Ver tenderen Kräften (39 Bataillone , 55 Schwadronen) gegen stärkung . Alsbald bricht Heinrich (4. August) dahin auf, Franken. Die dort cantonnirende Reichsarmee wurde zum läßt die feindlichen Magazine bei Zittau und Friedland Theil in ihren Quartieren überfallen , ihrer Magazine be bedrohen und dem kann Laun unmöglich widerstehen. Er raubt und der Prinz hoffte schon bei Bamberg eine Ent retirirt am 9. nach Spremberg , am 12. nach Baußen, scheidung herbeizuführen , wenn nicht sein Gegner , der wodurch er Soltykow vollends wüthend macht. Bis zum Herzog von Zweibrücken, bis Nürnberg ausgewichen wäre. 23. rastet er wieder zu Baußen und als er sich endlich Ihm dorthin zu folgen, schien nicht räthlich, da der Feind zum Angriffe der bei Görlig postirten Preußen auschickt, wohl auch dort nicht Stand gehalten hätte und so kehrte hat Heinrich bereits seine linke Flanke umschlichen, hat den man nach Sachsen zurück. Dieser Streifzug füllte den ganzen General Wehla bei Hoyerswerda überfallen und Sachsen Monat Mai; Juni und erste Hälfte Juli terrschte völlige wieder gewonnen , damit aber seinen Hauptzweck erreicht,

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den König von Daun zu degagiren und den Kriegsschau plaz wieder in's Ausland zu verlegen. Die beiden nächsten Monate operirt Heinrich gegen ――― Daun und gegen Zweibrücken in Sachsen, wir werden sehen, mit welchem Geschick. Daun hatte erst am 25. Seps tember Heinrich's Richtung erfahren , war sofort auf drei Schiffbrücken bei Dresden über die Elbe gegangen und hatte sich bei Kesselsdorf mit der Reichsarmee vereinigt. Sofort war er Heinrich entgegengerückt , welcher den nach Sachsen vorausgeschickten General Fink an sich gezogen und seine Armee dadurch auf 40,000 Mann gebracht hatte; durch Bedrohung seiner rechten Flanke manövrirte er ihn bis Torgau zurück. Dieser Plaß war nämlich nebst Witten berg und Leipzig eben so leicht von den preußischen De tachements wieder erobert worden , wie sie verloren ge gangen. Daun ließ sich auch durch wiederholte Weisungen aus Wien nicht aus seiner vorsichtigen Bedächtigkeit heraus schrecken: anstatt seine ungeheure Uebermacht zu einem tüch tigen Schlage zu benußen , ließ er Anfangs die Reichs. armee im Plauen'schen Grunde zurück , damit sie sich vom Nichtsthun erhole, zog sie erst später herbei und suchte die Preußen bei Torgau völlig zu umstellen. Dieß hatte zur Folge , daß das im Rücken Heinrichs aufgestellte Ahrem Daun hatte berg'sche Corps völlig versprengt wurde. unterdessen sein Lager bei Schilda zu einer förmlichen Festung verschanzt ; er räumte diese aber Anfangs November, als er den Abzug der Russen und den Anmarsch des Generals Hülsen mit 19 Bataillonen und 30 Schwadronen erfuhr. Kaum war Heinrich durch dessen Ankunft auf 50,000 Mann verstärkt , als er dem kaiserlichen Cunctator zu Leibe ging und ihn bis in das Lager von Wilsdruf zurückdrängte. Dort traf am 14. November der König wieder bei der Armee ein, nachdem er sich zu Glogau von einem Anfalle des Podagras curirt hatte. Ihm, wie dem Prinzen kam Alles darauf an , die Oesterreicher vor Ein tritt des Winters aus Sachsen zu entfernen , was durch Bedrohung der feindlichen Rückzugslinie geschehen sollte. Kaum hatte also der König das feindliche Lager recog noscirt und zu stark zum Angreifen befunden , als er den schon nach Nossen detachirten General Fink mit 13,500 Mann und 71 Geschüßen nach Dippoldiswalde beorderte, mit dem gefährlichen Auftrage , durch Besetzung der Stel lung von Maxen dem Feinde Angst zu machen. Fink machte Gegenvorstellungen, wurde aber nicht angehört und bezog sofort am 17. November die befohlene Stellung, in welcher er durch schwieriges Terrain auf 4-5 Meilen vom Könige völlig getrennt war , nachdem er auch die Ver bindungsposten zu Dippoldiswalde, um keinen Echec zu erleiden, batte an sich ziehen müssen . In dieser Stellung wurde er von Daun selbst am 20. November mit 36,500 Mann und zahlreicher Artillerie in drei Colonnen ange griffen und am Morgen des 21. zur Capitulation mit dem gesammten Corps gezwungen. Er war nicht ungewarnt angefallen worden ; Ziethen hatte Daun's Project an den König gemeldet und dieser den General benachrichtigt, aber in einer Weise , welche dieser , gleich allen preußischen Generalen an buchstäbliches Pariren gewöhnt, mißverstand. Er war sonst ein sehr wackerer Soldat , der das ganze Vertrauen des Königs besaß ; er wurde zu zweijähriger Festungsstrafe verurtheilt und trat später als General der

Infanterie in dänische Dienste. Diese Katastrophe von Maxen, welche mit der von Kulm viele Aehnlichkeit hat, kam, wie das Unglück immer, nicht allein ; am 3. December wurde auch General Diericke, von Hülsen bei Strehla am rechten Elbufer zurückgelassen , durch General Beck bei Zaſchendorf überfällen und mit 1500 Mann gefangen ges Solche Schläge hießen auf die Hoffnung ver nommen. zichten , die Kaiserlichen jezt noch aus Sachsen zu ver treiben; der König mußte sich damit begnügen, den Strich von Wilsdruf bis an's Erzgebirge inclusive Dresden dem Feind zu überlassen und den übrigen Theil des Kurfürsten thums für sich zu behalten , immer noch froh genug , daß das Kriegsjahr 1759 ihm troß der erlittenen furchtbaren - Dank den colossalen Fehlern seiner Gegner — Schlappen ―――― nicht schwerere Verluste gebracht hatte. Nicht unter die geringsten dieser Fehler gehört auch das Verhalten der Schweden , deren 12,000 Mann starkes Corps nichts that und nichts ausrichtete , troßdem daß ihnen während des Sommers gar keine preußischen Truppen gegenübergestellt 5. werden konnten.

L Literatur. Das Leben und der Briefwechsel des Land grafen Georg von Hessen - Darmstadt , des Eroberers und Vertheidigers von Gibraltar 2c. von Heinrich Kuenzel 2 . (Fortsegung. ) Landgraf Georg verweilte vom 20. bis zum 24. Juli in. Lissabon, um einem von Carl III. präsidirten Kriegsrathe bes züglich einer Expedition nach Catalonien beizuwohnen , welche der Landgraf immer befürwortet hatte; sie wurde definitiv bes schlossen und Carl III. traf am 2. August in Gibraltar ein, Am wo ihm als König von Spanien gehuldigt wurde. 5. August verließ die 48 Linienschiffe 2c. starke englisch-hol ländische Flotte , auf welcher sich Earl III. nebst den Land grafen Georg und Heinrich befand , Gibraltar und erschien am 16. vor Barcelona , dessen Besaßung 5000 Mann stark war; 8000 Mann Landungstruppen wurden alsbald eine halbe Stunde von der Stadt ausgeschifft. Die Expedition stand unter dem Befehl des Lords Peterborough, in Barcelona com mandirte Don Velasco. Lord Peterborough , einer der geistreichsten und tapfersten Soldaten , welche je gelebt haben , hatte die Idee gefaßt und deren Ausführung nach allen Seiten hin praktisch vorbereitet, die Citadelle Montjuich , die Akropolis von Barcelona , durch Ueberfall , und so Barcelona , welches nach dieser Seite nur mit einer Mauer versehen war , zu gewinnen. Dieses Unter nehmen hatte er auf den 13. September und dazu 1200 Mann, mit Sturmleitern sc . versehen , nebst 200 Miquelets *) ( Ge birgsjägern und 1000 Mann Reserve bestimmt . Er begab sich am Abend dieses Tags zu dem Landgrafen Georg , nachdem

*) Ohne nähere Bezeichnung bedeutet miqueleto oder micaleto einen Räuber in den Pyrenäen.

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er ihm und aller Welt vorgespiegelt hatte , die Belagerung aufheben zu wollen , und gab ihm anheim , ob er ihn bei der Expedition begleiten wolle ; alsbald schloß sich dieser hochherzige Fürst und auch sein tapferer Bruder Heinrich an. Nach bez schwerlichem Marsche wurde in der Morgendämmerung der Montjuich erstürmt , mit Ausnahme der Barcelona zunächst liegenden Befestigung , des Reduits. Don Velasco hatte nach den ersten Schüssen auf dem Montjuich eine Verstärkung von 200 Mann , unter dem Marquis von Risburg , dahin beor dert. *) Peterborough hatte dieß vorausgesehen und auf dem Stadtwege die Miquelets vortheilhaft poftirt , welche jeden Succurs verhindern sollten ; doch die Miquelets , anstatt die Reiter durch ihr Feuer aufzuhalten , entflohen bei ihrer An näherung. Kaum war Marquis von Risburg in das Reduit eingezogen , so bediente er sich einer des ehrenhaften Soldaten unwürdigen Kriegslist : er ließ die Thore öffnen und die Be sagung den König Carl Ill. hoch leben. Landgraf Georg, hierdurch getäuscht, ließ 250 Mann, unter Oberst Allen, nach dem Reduit marſchiren und folgte mit 1 Compagnie. Oberst Allen drang rasch in dem Graben des Reduits vor , gerieth jedoch hierbei in ein mörderisches Feuer, welchem auch der heldenmüthige Landgraf Georg , an dessen Seite sein Bruder Heinrich sich befand , erlag ; was von der Abtheilung des Oberst Allen nicht blieb , wurde gefangen genommen. Lord Peterborough eilte herbei, ließ den sterbenden Landgrafen nach den nächsten Häusern hinabtragen, schwang sich dann wieder auf das Pferd und eilte nach dem Stadtwege, um zu recognosciren. Auf diesem kam jezt eine Colonne von 3000 Spaniern heran, der Marquis von Risburg hatte sich dagegen beeilt , die gefangenen Engländer sc. aus dem beengten Reduit nach Barce lona in Sicherheit zu bringen. Als der eben so vorsichtige als friedfertige Führer der Colonne von den Engländern und ihrer Escorte, welche ihm auf halbem Wege begegneten , er-s fuhr , daß Lord Peterborough und Landgraf Georg auf dem Montjuich commandirten , so glaubte er , das ganze Belage rungscorps sei bereits daselbst und hielt es darum für räth lich, seinen Trupp nach der Stadt zurückzuführen. Lord

ziere , richtete große Zerstörungen an und legte in den Haupts wall eine große Bresche. Unmittelbar nach der Exploſion stürzte die 300 Mann starke Besaßung aus dem Reduit und ergab sich kriegsgefangen. Von jest an wurde der Angriff gegen Barcelona von Montjuich aus mit aller Thätigkeit ge führt und am 3. October war eine Bresche gangbar. Don Velasco ließ daselbft Minen legen und erwartete den Sturm mit aller Ruhe. Da wollte es der Zufall , daß eine Bombe der Engländer die Minen zündete , wodurch ein großer Theif der Mauer gesprengt und die Festung ganz offen gelegt wurde. In Folge dessen kam am Abend des 9. eine für die Spanier ehrenvolle Capitulation zu Stande und der Ausmarsch der An diesem Tage brach Garnison sollte am 14. stattfinden. jedoch eine von dem plünderungssüchtigen Pöbel ausgegangene furchtbare Revolution in Barcelona aus ; da eilt Peterborough an der Spiße einer Dragonerabtheilung , welcher eine Com pagnie Grenadiere folgte , in die Stadt , rettet die Herzogin von Popoli aus der Mitte einer wüthenden Rotte , stellt die Ruhe in der Stadt her und läßt die Besaßung , auf den Wunsch Don Velascos , nach Alicante bringen.

Peterborough, wegen des von ihm befürchteten Zuzugs bes ruhigt, sprengt auf den Montjuich zurück und sieht daselbst seine Truppen in dichten Haufen ihre Position verlaſſen. Als nämlich dieselben mitten in der Gefahr den Lord Peterborough nicht mehr erblickten , glaubten sie sich von ihrem Führer vers laffen und wandten sich, so tapfer sie auch bis dahin gekämpft hatten, zur Flucht. Doch Lord Peterborough jagt ihnen nach, bringt sie zum Stehen und führt sie auf ihren Posten zurück. Die fliehende spanische Colonne wurde von den Miquelets verfolgt, deren Muth sich jest wieder hob , und sie nahmen sogar in dem ersten Anrennen das die Verbindung zwischen Barcelona und Montjuich beherrschende Fort Bertran , da dessen Besagung durch die Flucht der Colonne in panischen Schrecken gerathen war. Lord Peterborough lich nun schweres Geschüß auf den Montjuich kommen und hiermit und den früher eroberten 8 Kanonen das Reduit tüchtig beschießen und bewerfen. Am 17. September zündete eine Bombe der An greifer das Pulvermagazin des Reduits , tödtete mehrere Offi.

Dieses nach amtlichen Quellen ausgearbeitete Werkchen enthält alles das , was den preußischen Einjährig-Freiwilligen über ihre Stellung und militäriſche Zukunft zu wiſſen nöthig ist.

*) Der eben so umsichtige als tapfere Don Velasco sandte 400 Reiter , welche sich in der schnellsten Gangart bewegen mußten, auf den Montjuich und 200 derfelben kehrten mit den Pferden zurück.

Am 23. October zog König Carl in Barcelona ein ; er verließ es am 27. September 1711 , nachdem er am 17. April 1711 seinem älteren kinderlos zu Wien gestorbenen Bruder, Joseph I. , gefolgt war und die deutsche Kaiserkrone als Carl VI. zu empfangen hatte. (Schluß folgt.)

Der einjährige Freiwillige im preußischen Heere. Nach amtlichen Quellen. Zweite nach den neuesten Bestimmungen umgearbeitete und ver mehrte Auflage. Potsdam , 1859. J. Schlester (E. Stechert'sche Buchhandlung).

Das erste Capitel berichtet über die Berechtigung zum eine jährigen freiwilligen Militärdienst , unter genauer Berücksich tigung der in der Prüfung hierzu erforderlichen , wissenschaft lichen Qualification und der Verhältnisse der Ausländer. Im zweiten, dritten und vierten Capitel find der Eintritt der Ein jährig-Freiwilligen in das stehende Heer , besondere Verhälts nisse und Dienst der Freiwilligen im stehenden Heer beschrieben. Das fünfte Capitel handelt vom Landwehroffizier Examen , im Besonderen von der Prüfung und Feststellung der Qualification zum Landwehroffizier. Die drei leßten, das sechste, siebente und achte , Capitel betreffen Entlassung der Einjährig -Freiwilligen aus dem stehenden Heer ; besondere Verhältnisse derselben bei der Reserve und Landwehr und bei einer Mobilmachung ; außerdem einjährig freiwillige Aerzte , Pharmaceuten und Thierärzte.

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Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften.

müſſen die Defterreicher bis Berona zurüdweichen , wenn fie nicht die Flantenbewegung gegen den Stelvio und Tonale

April 18 5 9.

vorziehen , wodurch fie die Flanfe der franzöſiſchen Armee bedroben und dieſe gegen deutſches Bundesgebiet loden. Vorſtehende Betrachtungen ſind zwar inzwiſchen durch die

Belgien.

Journal de l'armée Belge.

Recueil d'art

d'histoire et de sciences militaires. 8ème année, Bruxelles , 1859. Den Inhalt dieſes Hefte bildet ein Aufſaß unter dem Titel :

Ereigniſſe überholt worden, indeß erſcheinen ſie auch jeßt noch nicht ohne Werth .

Ueber den Kriegsſcha uplaß in Italien , mit einer Ueberſichtsfarte. Derſelbe gibt eine Darſtellung des Landes

Miſcelle.

nebſt den verſchiedenen ſtrategiſchen und taftiſchen Haupt momenten . Er beginnt mit der Beſchreibung des 80 Stunden langen und 60 Stunden breiten Pobedens und ſeiner Seitenflüſſe , welche eben ſo viele Transverſalbinderniſſe bilden .

Dann werden die Zugänge von Franfreich her bes

ſchrieben : der M. Genis, M. Genèvre, Col d'Argentière,

Nochmals die franzöſiſchen gezogenen Kanonen. Als theilweiſe Ergänzung unſerer früheren Mittheilungen ent nehmen wir der „ Göln . 3tg." einige intereſſante Einzelheiten über die

Wirkung und Geſchichte der gezogenen Kanonen , welche der Turiner Correſpondent des genanntenerhalten Blatteshaben von will. einem höheren franzöſiſchen Artillerieoffizier mitgetbeilt

di Tenda , die Straße de la Corniche , längs des Meeres,

Was zunächſt die Wirkung des neuen Wurfgeſchoſſeð betrifft , ſo ſoll dieſelbe allerdings

und die Bocchetta.

über das bisher Bekannte hinausgeben . Dieſes neue Mortwerfzeug

Ueber den M. Tenis werden 4 , über

den M. Genèvre 6 ſchwierige Märſche gerechnet; die Uebers fahrt von Toulon nach Genua ohne Ein- und Ausſchiffung dauert 18 Stunden. Dagegen gelangt man von Wien bis Mailand in 75 Stunden, überdieß führen die Straßen über S. Stelvio und Tonale , welche von öſterreichiſcher Seite leicht geſperrt werden können , direct auf Mailand. Die Eiſenbahnen auf dem Kriegstheater ſelbſt ſcheinen meiſtens von untergeordneter Bedeutung , Gyulai hätte ſie zerſtören

wird die Bedingungen des Krieges ganz ändern.

bei der in den Kampf geführten Truppe wird bleiben können . ,,Nun müſſen Sie wiſſen “ , fügte der erwälynte franzöſiſche Artillerieoffizier hinzu , daß unſere Zwölfpfünder nod nicht fertig geweſen und dieſe treffen mit großer Genauigkeit aus einer Entfernung von 6000 Metres ( 14/2 Lieue ).“ Der eigentliche Erfinder der neuen Waffe iſt der Hauptmann Tamiſier, ehemaliger Commandant der Schießſchule von Vincennes. Dieſer hatte zuerſt die Idee zu einem ſol hen Geſchüße gefaßt und dieſe zuerſtKriegøminiſterium ausgeführt. Schon im Jahr 1849 brachte 1

und dadurch die über den M. Genis debouchirenden Frans dieſer Militär beim zoſen aufhalten fönnen. Dagegen habe die Wien -Mailänders

Die Heeresauf:

ſtellung muß eine andere werden , da die Reſerve nicht mehr ſo nahe

ein ſolches Hohles Projectil

von länglicher Form zur Prüfung ein. Die Flügelchen , die er dabei

Bahn großen Werth ; durch ſie hätten fich die Defterreicher

anbrachtë, ſowie die Schärfe in der Kanone waren viel finnreicher,

an der Etſch in weit höherem Maße als die Franzoſen vers

als die gegenwärtig angebrachten ; in praktiſcher Beziehung war noch mandie Verbeſſerung zu wünſchen . Herr Tamiſier mußte ſeine Ver ſuche einſtellen , da er Mitglied der Conſtituante geweſen und von Der am 2. December in der Mairie des 11. Arrondiſſements ver ſammelten Nationalvertretung zum Unterfeldherrn der franzöſiſchen

ftärfen können.

Die oben genannten Querflüſſe bilden

ſchwache Vertheidigungslinien , nur die Etſch mit Verona ſei ebenſo treffliche Baſis zu Offenſive, wie Reduit zur Defenſive.

Der vorliegende Mincio ſei furz und daher

birge und Sümpfe deden die Flanken dieſes Fluſjes , der

Urmee (Dudinot war bekanntlich Oberfeldberr ) ernannt worden war und feither im Gril lebt. Der Artilleriebauptmann Treuil verbeſſerte ſpåter die Erfindung von Tamiſier, und der Kaiſer hat das Ver: dienſt, daß er , die Vorzüge der neuen Waffe raſch erkennend , alle Schwierigkeiten beſeitigte, weldie die Männer der Routine der Um

nidit zu durchwaten iſt.

geſtaltung der franzöſiſchen Artillerie entgegenzujeßen nicht aufgehört

leicht zu überwachen und zu bertheidigen ; die Etich ſelbſt nur in der Länge von 15 Stunden zu überſchreiten ; Ge

Von dem Feſtungsviereď bedroht

Peſchiera die Flanke einer gegen Verona rückenden Armee ,

haben .

es iſt klein , zwar durch neuere Werke verſtärft, die ſich aber gegenſeitig nicht gut unterſtüßen. Die Stärfe Mans tuas beſteht in ſeinen Ueberſchwemmungen , fönnten dieſe

weſentlich umgeſtaltet worden , von demſelben , dem Frankreich die

Der Zünder der gezogenen Kanone iſt von Oberſt Suſener

neuen Congreverafeten verdankt.

abgeleitet werden , ſo wäre es leicht zu nehmen ; es wurde dieß früher verſucht, aber nur ein großer Sumpf hervorges

Wir fügen dieſen Mittheilungen aus franzöſiſcher Quelle bei, was der Berichterſtatter der „ Deſterr. 3tg." in ſeinen Rückerinne rungen vom Kriegsſchauplaş über denſelben Gegenſtand ſchreibt. Nach ihm zeigte ſich die größere Wirkſamkeit der franzöſiſchen Artillerie

bracht, deſſen Uusdünſtungen ſehr gefährlich.

Seine Zu

hauptſächlich ſchon beim Auffayren der öſterreichiſden Batterien . Durch

gänge feien ſchmal und ſtart vertheidigt . Verona , die Hauptfeftung , babe auf dem rechten tidufer 8 ftarfe Ba .

die größere Tragweite der gezogenen Kanonen konnten die Franzoſen dion die Wege , auf denen die öſterreichiſde Artillerie vorrückte, be ſtreichen , ehe noch deren Gejdüşe ihre Schußweite erreicht hatten.

.

ſtionen und ein großes verſchanztes Lager mit zahlreichen ſtarfen Redouten ; auf dem linken Ufer ſeien mehr ältere Befeſtigungen . Es ſei ein zweites Sebaſtopol und die Stellung der Etſch ſo ſchwer zu umgehen , wie die an der

Tichernaja. Bewegungen am linken Ufer des Gardaſees

So ſtand auf den Hiben jenſeits der Haide von Medole eine bebeu :

tende Anzabl franzöſiſcher Batterien , und dieſelben beberrſchten durd ihre Poſition die ganze Haide. Von der öſterreichiſchen Stellung aus fonnte bei der großen Entfernung der Feind mit Nernſdjüſſen nicht

erreicht werden , die Nicodetſchüſſe wurden ſchon auf dreiviertel ihres Wegs zu matt; man wil ſie ein Paarmal aufſchlagen und dann

und gegen die Thäler der Drau und Mur ſeien ſehr ges langſam verlaufen geſchen haben ,während die feindliden Projectile fährlich. - Außer dieſen Befeſtigungen haben die Deſter- mit ganzer Kraft daherpfiffen. Wenn die öſterreichiſden Geſchüße reicher noch Piacenza mit einem verſchanzten Lager , mit aber einmal auf Schußweite aufgefahren waren , ſo war deren Wirt: der Front gegen Tortona und Genua ; Pavia als gute ſamkeit unbedingt eine überlegene; raſch brachten ſie die feindlichen Nanonen zum Soweigen und zwangen ſie zum Rückzuge, wobei der Operationsbaſis gegen Piemont , aber untauglich für die Feind aber den Vortheil hatte , daß er in ſicherer Ferne wieder ein

Defenfive ; Brescia und Bergamo von untergeordnetem Werth.

wirkſames Feuer eröffnen fonnte und die Deſterreicher ſich unter dem

Wenn die Linie des Teſſin aufgegeben werden muß , ſo

ſelben mit Verluſt erſt wieder Stellung ſuchen mußten .

Nedigirt unter Verantwortlidkeit des Verlegers @tuard Sernin in Darmſtadt. Druck von 6. W. Leste.

Samſtag,

34. Jahrgang.

27. Auguſt 1859.omne 19

som

No. 69 & 70 .

SSS I

Jan 1912 191192

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5

1990

O

ala 19

M 310

Unio

Allgemeine Militär - Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. bauung der Fort und Arſenale, noch Mittel, um die erforder

Deutſchland.

lichen ſchweren Feſtungsgeſchüße herzuſtellen. Ebenſo wie

Aus Medlenburg- Schwerin, 14. Auguft. Man ganz Deutſchland dabei betheiligt iſt, daß Raſtatt, Ulm, hofft und erwartet hier allgemein, daß die augenblidliche Ruhe des Friedens dazu benußt werde, um enòlid die ſo

Mainz, Luxemburg und Landau ſtarfe Bundesfeſtungen ſind und bleiben , " eben ſo gereicht ihm auch der Schuß

dringend nothwendige Befeſtigung der Seehafen an unſerer norddeutſchen Häfen zum Nußen , ihre bisherige unſerer deutſchen oft wie Nordfeefüſte nach einem völlige Schußloſigkeit aber zum Verderben , da ein nicht gemeinſamen Plane zu bewirken. Bei bem eifrigen Wunſche, unbedeutender Theil unſerer gemeinſamen militäriſchen

den der Kern der geſammten norddeutſchen Küſtenbevölfe

Kräfte dadurch dem Offenſivfrieg entzogen wird.

rung hegte, Deſterreid ) in ſeinem jüngſt beendeten gerechten Kampf auf die thatfräftigſte Weiſe zu unterſtüßen , wirkte der Gedanke an die vöüige Schußloſigkeit nnſerer Häfen doch ungemein niederſchlagend, und gab den Anhängern des faulen Friedens nur zu viele Gründe für die Vertretung ihrer kleinlichen Anſicht. Kein Land der Welt – weder England , Franfreich , Schweden und Norwegen, Belgien , Holland, Rußland, die nordamerikaniſchen Frei-. ſtaaten , noch ſelbſt einmal die kläglich ihr Daſein friſtens.

Die Koſten für eine zweďmäßige Vertheidigung der Häfen find übrigens gar nicht ſo ungeheuer groß, wie dieß den Anſchein hat. Erdwälle haben ſich bisher erfahrungs mäßig gegen Sdiff& geſchüße ſtets am zwedmäßigften bes wieſen, und dieſe aufzuwerfen, foſtet lange nicht die Gelder, welche die Erbauung von Feſtungsmauern erfordert. Wenn nur jeder Hafen einige Werke , die zuſammen an 30-40 ſchwere gezogene Kanonen aufnehmen können, beſißt, ſo hat die Bertheidigungs- und ſomit auch die Angriffskraft

den ſogenannten jüdamerikaniſchen Republifeu - läßt ſeine

des geſammten deutſchen Bundes gegen einen auswärtigen

-

.

Küſten in einem ſo gänzlich vertheidigungsloſen Zuſtand, Feind dadurch nicht wenig gewonnen. Hier in Meďlen wie der iſt, in dem ſich unſere deutſchen Dſt: wie Nord.

burg, wo man die drohende Gefahr mit am nädyſten ers

ſeehäfen befinden, mit Ausnahme der preußiſchen Oſtſee- fennt, würde ſolche Befeſtigung allgemein mit der leb Häfen , die faſt ſämmtlich mehr oder minder ſtark befeſtigt

hafteſten Freude begrüßt werden.

ſind. Welchen unermeblichen Vortheil auch nur einiger: maßen richtig angelegte und zweckmäßig mit ſehr ſchweren

Geſchüßen armirte Rüſtenforts gewähren, und wie dadurch der Angriff ganger Flotten aufgehalten werden kann , zeigte beſonders wieder der lebte Krieg Rußlands gegen Eng: land und Franfreich in recht überzeugender Weiſe. Sehr glänzende Reſultate gewannen 1849 " auch bei Efernförde und 1854 bei Odeſja ſchon einige Strandbatterien gegen den Angriff mächtiger Kriegsſchiffe. Soll Soll aber die Bes Be

(Leipz. Ztg.)

Preußen. Berlin, 19. Auguſt. Die ſchon längere Zeit beab. ftohtigte Gehaltsverbeſſerug der Unteroffiziere foll nun demnächſt eintreten. Außerdem werden noch eine

größere Zahl von Sergeanten und Unteroffizieren 1. und 2. Gehaltsclaſſe etatemäßig angeſtellt, dagegen die Zahl der Unteroffiziere 3. Gehalteclaſſe bedeutend verinindert werden .

Im Bataillon waren ſeither 37 Unteroffiziere

feſtigung der norddeutſchen Seebäfen Warnemünde ( Hafen 3. Gehaltsclaſſe mit monatlich 41 Thlr., während deren von Roftod ), Wismar, Travemünde (Hafen von Lübec ), Kurs fünftig nur 16 im Bataillon verbleiben ſollen. Solingen, 5. Auguſt. Die Waffenfabrication haven, Bremerhaven, Emden, Leer, und noch einiger anderen Punkte auf wirklich zwedmäßige und dabeidod ;möglichſt wohl , in hieſigem Kreiſe iſt ſelbſt während der lebten friege: feile Weiſe geſchehen , ſo muß das Ganze von Bundeswegen

riſch bewegten Zeit fortwährend in voller Thätigfeit ges

betrieben werden . Die einzelnen betreffenden fleinen Staaten ' blieben, da nicht allein für die preußiſche Regierung, ſondern haben weder die dazu nöthigen Geldmittel, noch beſiben ſie auch für eine große Anzahl anderer Regierungen Såbel

fämmtlich befähigte Ingenieure und Artillerieoffiziere zur Ers' angefertigt wurden. So arbeiten z. B. drei hieſige Häuſer

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schon seit langer Zeit an einem Auftrage der englischen Regierung. Diese haben nämlich die Lieferung von 200,000 Hirschfängern für England übernommen. Zu den Klingen wird englischer Gußstahl verwandt , da dieser besser ist als der deutsche , wenn auch die Deutschen es verstehen, ihn zu größeren Stücken zusammenzuschmieden. Die Form dieser Degen ist verschieden von der preußischen , dieselben sollen auf diese Weise zum Hauen und Stechen verwandt werden können.

gewesenen Leibgurte auf Märschen nicht selten um die Schultern wie ein Bandelier getragen haben. Zugegeben ; war aber auch die Leibkuppel und ihre Anhängsel, sowie die knappanliegende Adjustirung mit ihrer Haarzopfdressur damals nicht so unzweckmäßig beschaffen, daß den Soldaten nicht auch jede Kleinigkeit geniren mußte, und er sich Luft machte, wo er nur konnte ? Ueberdieß erzeugt immer und überall jeder Wechsel momentane Erleichterung, die der Mann bei einer gut conftruirten Leibgurte sich dadurch verschaffen kann, daß er auf dem Marſche dieselbe abwechs lungsweise fest und los trägt. Was man gegen die Leib gurte auch einwenden mag, die Geschichte weist nach , daß fie zu allen Zeiten und bei allen Völkern im Gebrauch war. Selbst das weibliche Geschlecht trägt seine Kleider ausschließlich um die Mitte geschürzt. Läufer und Last träger bedienen sich desselben. Brust , Arme und Beine bleiben frei und die Beweglichkeit des Mannes wird durch sie gefördert. Der Tornister lagert sich besser. Einfachheit, Wohlfeilheit, hübscheres Aussehen und geringere Erhaltungs fosten für Propretät zeichnen sie aus. Die Patrontasche soll nur so groß sein, daß sie nicht mehr als 24 Patronen faßt. Die Mehrzahl der Patronen soll im Tornister untergebracht sein, wofür bei den neuen Tornistern durch ein von außen verschließbares Patronenfach Vorsorge ge= troffen ist. Werden die Tornister abgelegt, so zieht der Soldat mit Leichtigkeit ſein Patronensäckchen aus demselben und hängt es an den Säbel oder versorgt es im Brodsack. Die bayerische ungefüllte Patrontasche mit Bandelier und Säbelkuppel ist 2-21 mal schwerer als die französische Tasche mit Leibriemen. Eine gründliche Aenderung dieses Verhältnisses dürfte ebenso dringend geboten sein , als es andererseits Jammerschade wäre, neues Material für Gegen stände aufzuwenden, die mehr oder weniger der Vergangen heit verfallen sind. Dänemark.

Bayern. München, 4. August. Zu den wichtigsten Neuerungen in der Ausrüstung unseres Heeres gehört unstreitig die unlängst durch die Einführung von Tornistern neuer Art bei dem 6. Jägerbataillon angebahnte Aenderung des gegen wärtigen höchst unpraktischen und unnatürlichen Gepäck systems der Infanterie. Dieselben sind (wie bereits in Nr. 57 & 58 dieser Blätter vorläufig mitgetheilt) nach dem von dem k. bayer. Hauptmann A. Frhr. v. Schön hueb über das Tragen von Rückenbehältern höchsten Orts dargelegten Grundsägen construirt, denen gemäß dem Scelett und der Beschaffenheit des menschlichen Rückens durch Schnitt und Form des Tornisters, sowie durch eine richtige Lastvertheilung auf 3 Tragpunkte gleichmäßig Rechnung getragen wird. Mit der Prüfung dieses Projects waren seit 11 Jahren die Monturdepotcommission , sowie später die Feuerwaffenversuchscommission beauftragt und hat leß tere die Vortheile dieser Tornisterconstruction durch vielfache Versuche erprobt und gefördert, namentlich aber der inneren Einrichtung und Gliederung eine sehr zweckdienliche Ge staltung gegeben. Die Mannschaft soll damit sehr zufries den sein. Es ist eine bekannte und aus früherer Erfahrung bis zur Evidenz nachgewiesene Thatsache, daß die Last des Gepäckes auf angestrengten Märschen 2c. ebenso viele Leute kampfunfähig macht, als das feindliche Feuer. Wie viel mehr dürfte dieß bei dem unzweckmäßigen bisherigen Ge päcksystem gegenwärtig der Fall sein, wo man durch rasche und billige Communicationsmittel sich immer mehr des an gestrengteren Marschirens entwöhnt. Diese Neuerung ist daher ebenso als ein Act der Humanität , wie des zeit gemäßen Fortschrittes zu begrüßen , wofür man dem Kriegs minifterium nur Dank wissen kann. Mit den nunmehr verkleinerten und verbesserten Tornistern dürften aber auch Patrontaschen und Bandeliere in Einklang gebracht werden. Die Patrontaschen neuerer wie älterer Art erschweren dem Mann die Last des Gepäckes und nehmen ihm durch ihr hinderliches Volumen die rasche Beweglichkeit. Sie sißen selten und unsicher auf dem für sie bestimmten Plaß. Die Bandeliere bilden einen Lederpanzer , dessen Gewicht mit jenem der Tasche und des Säbels einen um so stärkeren Druck auf die Brust ausübt, je mehr jene über den Rücken frei hängen. Dieß schadet aber der Gesundheit mehr, als durch das Abprallen mancher schwachen Kugel auf dem Lederpanzer andererseits genügt wird. Auch wird durch denselben der belebende und erquickende Zutritt der Luft auf die Oberfläche des Körpers gemindert. Die horizontal getragene Kuppel (für Säbel und Patrontasche zugleich) dürfte daher der gegenwärtigen Einrichtung weit vorzu ziehen sein. Aeltere Offiziere wenden zwar ein , daß die Soldaten die zu Anfang dieses Jahrhunderts im Gebrauch

Kopenhagen, 18. August. Auf Anordnung des Kriegs ministeriums hat der Capitän der Artillerie Linnemann eine Reise nach Paris angetreten, um sich mit der Construction der gezogenen Kanonen, welche in dem leßten italienischen Krieg eine so große Rolle spielten , vertraut zu machen. frankreich . Paris , 19. August. Im Lager von Châlons werden vergleichende Versuche zwischen der Dornbüchse und einem anderen Büchsenmodell angestellt, dessen Kugel von besonderer Form ist und das beträchtlich weiter und ge= nauer tragen soll als die Dornbüchse. Außerdem kann man schneller damit schießen und braucht nicht alle die Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen, welche bei der Dornbüchse nach einer gewissen Anzahl von Schüssen erforderlich sind. In Vincennes waren schon früher Versuche angestellt worden. Das neue Geschoß ist eine Erfindung des Majors Nessle, Commandanten der Schüßenschule in Vincennes . Großbritannien. -b- Die neuen gezogenen Geschüße von Arm= strong sind jest in Gebrauch gegeben. Eine größere An zahl wird sofort gefertigt werden. Dieses Geschüß wird auf Grund der damit angestellten Versuche in ausges dehnter Weise in der Marine Anwendung finden. Ebenso

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wird eine Laffete aufgestellt werden , welche alle bisher Pontonniers werden auch verhältnißmäßig vermehrt werden. mit dem Rollen eines Schiffes verbunden gewesenen Uebel Dadurch wird das Heer um drei Divisionen vermehrt, stände beseitigen wird. Durch diese Erfindung wird ein welche in Friedenszeiten 30,000, in Kriegszeit 45,000 Mann ausgebildeter Constabler im Stande sein , ohne Beihülfe betragen , die Reserven ungerechnet. Man ist in einiger das Geschüß auf jede Entfernung abfeuern , es nach Er Verlegenheit , um die große Anzahl von Offizieren herbei forderniß zur Rechten und zur Linken bewegen , ihm auch zuschaffen , die durch eine solche Vermehrung des Kriegs jede nöthige Elevation oder Depreſſion mit der größten heeres benöthigt wird. Diejenigen, welche in der Militär akademie und der Kriegsschule von Ivrea gebildet worden, Leichtigkeit geben zu können. Zu Woolwich wurden unlängst Versuche mit machen kaum die Hälfte des Bedarfs aus . Der Kriegs dem fahrbaren Kochapparat des Capitans Grant minister hat daher beschlossen , alle Freiwilligen , die für gemacht. Derselbe besteht aus einem geräumigen Backofen, die Zeit des Krieges eingereiht wurden , und zu den ge Schmor- und Siedtöpfen , und einer großen cylindrischen bildeteren Ständen gehören , nach Novara zu berufen und Suppenmaschine , welche 150 Gallonen Suppe gibt und ihnen dort anzutragen, als Offiziere definitiv in das Heer 11 Ctr. und in der Arbeit eine Tonne wiegt. Diese einzutreten. Anstalt wurde auf einen gewöhnlichen von 2 Pferden ge zogenen Artilleriewagen gejezt und über die Straßen und Ueber die preußische Heerverfaſſung. Durchgänge des Arsenals gefahren. Nach einem zwei Es sind beinahe 8 Jahre , daß in diesen Blättern (in stündigen Marsch wurde Halt gemacht , worauf 500 Ar den Nrn. 150 und 151 des Jahrgangs 1851 ) gelegentlich beiter, die zu der Wagnerei gehörten , herankamen und einer von der damals bestandenen Wehrzeitung hervorge Billets vorwiesen , die ihnen vorher ausgetheilt worden rufene Discus sion über Stellvertretung die preußische Heer n Auf diese bekam ein jeder ein Quart Wurzel waren. verfassung näher beleuchtet und die Nothwendigkeit von suppe und eine Portion Fleisch. Eine Portion frisch ge Reformen in derselben nachgewiesen worden ist. Die dabei backenes Brod , sowie einige größere Stücke Hammel- und entwickelten Ansichten erfuhren damals Widerspruch, gleich Ochsenfleisch wurden gleichfalls aus dem Ofen gezogen und wohl find inzwischen in dem angedeuteten Sinne manche nebst einer Probe Suppe 2. der Commiſſion servirt, welche Aenderungen eingetreten, andere n sieht man mit Spannung fich einstimmig für die Trefflichkeit dieser Einrichtung für entgegen , weil deren Nothwendigkeit bei der neueste u Mo den speciellen Zweck aussprach. Das Kochholz bestand bilmac hervorg ist. Allein hung nicht bloß etreten in Preuße n, aus 150 Pfund gewöhnlichen Holzes , wie man es überall sondern auch in dem übrigen Deutschland ſieht man den findet. Resultaten der in dieser Beziehung obwaltenden Verhand - Jede Militärstation des Landes hat einen photo lungen erwartungsvoll entgegen , da jede Veränderung, graphischen Apparat zur Aufnahme von Befestigungen, Küstenlinien 2c. und Einsendung dieser Aufnahmen an das welche sich in dem preußischen Heer ergibt , auch das all gemeine deutsche Interesse berührt. Zur besseren Beurthei Generalcommando erhalten. ―――――― Die Militärakademie wird in dem Maße er lung der erwarteten Reformen dürfte es daher nicht un zweckmäßig sein , den Lesern der A. M.-3. die in jener weitert , um 100 Cadetten mehr in 4 Claffen aufnehmen Beleuchtung ausgesproche nen Ansichten in's Gedächtniß zu zu können . rufen , was wohl am einfachsten durch den nochmaligen Niederlande. Abdruck derselben bewerkstelligt, der hier folgt. Zu Delft find gelungene Versuche mit dem Ab Stellvertretung. feuern mehrerer Geschüße auf einmal mittelst Electricität Ueberschrift wird in der Nr. 310 der dieser Unter angestellt worden. die wiederhergestellte Stellver Wehrzeitung preußischen : daten Säbel dem mit find -Die Marinesol tretung für die großherzoglich hessischen Truppen besprochen bajonnet der Zuaven ausgerüstet worden. und zulezt zu einem gewissenhaften und fachlichen Zeugniß Portugal. aufgefordert, daß die vortreffliche Haltung dieser Truppen In den lezten Tagen wurden zu Vendas Novas während der politischen Wirren der jüngst verflossenen er ges Jahre auf die Mitwirkung der Stellvertretung zurückge Versuche mit einem gezogenen Vierpfünd macht. Da einige Hauptpunkte des französischen Systems führt werden könne. unbekannt sind , so wurde die Frage in Portugal nach Dieser Aufforderung ist durch eine Erwiederung in der eigener Idee und , wie es scheint , sehr glücklich gelöst, in Nr. 104 der A. M.-Z. entsprochen worden, in welcher der Grad 1 Bei dem die Versuche sehr günstig ausfielen. Werth der Stellvertretung in der vorliegenden Beziehung Elevation wurde auf 750 Mtr. das Schwarze getroffen, in's Licht gestellt ist , ohne jedoch auch anderer Ursachen die Flugbahn war so rasant , daß 3-4 Aufschläge in zur Aufklärung jener Erscheinung zu gedenken , wohl aus der Weite von 3-500 Mtr. entstanden. dem Grunde, weil sie zur Beantwortung der gestellten Sardinien. Frage eigentlich nicht gehörig und als bekannt vorausge Turin, 17. August. Das Kriegsministerium ist eifrig segt worden sind , die aber gleichwohl hier hervorgehoben beschäftigt, das Kriegsheer im Verhältniß zu den neu werden mögen , um manchen in neuerer Zeit vielfach auf erworbenen Provinzen zu vermehren. Zu diesem Zweck getauchten Ansichten zu begegnen , als ob nur in größeren werden 12 neue Infanterieregimenter , 1 Artillerieregiment Staaten und Armeen gewiſſe Tugenden und Eigenſchaften Neben dem durch die Stellvertretung und 12 Batterien , 13 neue Bataillone Bersaglieri und einheimisch seien. 3 Cavalerieregimenter errichtet.

Die Genietruppen und

gewonnenen Kern gedienter Soldaten bezeichnen wir daher

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als Fundament der Tüchtigkeit der hessischen Truppen : jenen von den Altvorderen überlieferten , auf Ehre und Pflichttreue beruhenden Corpsgeist ; jene ernste Disciplin, ungeschwächt durch die Einflüsse einer misverstandenen Philanthropie ; die Rückerinnerung rühmlicher Thaten , die sich in der Truppe , wie im Volke fortpflanzt ; den frieges rischen Geist und die Anhänglichkeit des hessischen Volks Stammes an seine Fürsten , von diesen wohl verdient durch humane Regierung und durch treffliche, freifinnige Insti tutionen , gegeben, ehe es noch Conftitutionen gab und auch von der großen Mehrzahl dankbar anerkannt ; endlich die trefflichen militärischen Einrichtungen , die schon eine Reihe von Jahren bestehen . Aus diesen Ursachen erklärt sich denn auch die Erscheinung, daß die Truppen, obgleich fast zwei Drittheile derselben nur aus solchen bestanden, welche kaum ein Jahr gedient hatten , und unter diesen wieder mehr als die Hälfte war , welche kaum vier Wochen geübt und höchst nothdürftig ausgerüstet war, nicht nur den fie von allen Seiten bestürmenden demokratischen Wühlereien und Zumuthungen widerstanden und die sich dargebotenen Ge fahren und nicht selten großen Beschwerden mit ganzer Hin gebung ertrugen, sondern daß sogar die eben aus dem, in jeder Weise aufgeregten Volk hervorgegangenen Recruten, man kann sagen fäst ohne Ausnahme, einen Eifer, ein Bestreben und Gesinnungen an den Tag legten, die damals von allen ihren Vorgesezten eine lohnende Anerkennung fanden. Wir verlassen nun diesen Gegenstand , um zu einem anderen überzugehen , der eigentlich die nächste Veranlas sung zu dieser Abhandlung ist. In der Wehrzeitung wird nämlich bei Besprechung der hessischen Frage in Hinsicht auf die preußische Armee folgendes Axiom aufgestellt : In Preußen Stellvertretung einführen, sie empfehlen oder auch nur billigen wollen , hieße die Grund- und Ecksteine um reißen , die das ganze Gebäude der preußischen Wehrkraft tragen. Die allgemeine ausnahmslose Dienstpflicht ist durch 36jährige Wirksamkeit und consequente rücksichtslose Durch führung des Systems ein Palladium der Nation geworden, Sie würde es sich jezt nicht ohne Widerstand geben lassen, aber sie würde es sich jezt auch ohne viel größeren Wider stand nicht mehr nehmen lassen. In Preußen ist die Nicht-Stellvertretung eine Thatsache, mit der regiert, erers cirt, verwaltet und geschlagen werden muß und, Dank sei es dem Offiziercorps , auch geschlagen werden kann . Wir können und dürfen also die Gegnerschaft gegen die Stell vertretung nicht aufgeben , müssen uns auf das Haupt motiv der Ehre stügen und dürfen es glücklicherweise nach den Erfahrungen eines Menschenalters ; denn bei uns ist die allgemeine Dienstpflicht eine gewachsene , eine ge wordene , feine gegebene , keine octroirte Institution mehr. " Dieser Saß erscheint in Hinsicht der Güte des preußi schen Wehrsystems nicht frei von inneren Widersprüchen ; denn eine Sache, die absolut gut ist, muß es auch zu allen Zeiten und unter allen Umständen sein und bleiben. Diese Eigenschaft wohnt aber nach dem Bekenntniß der Wehr zeitung jenem System nicht bei , da es , wenn es nicht be stünde, jezt nicht ohne Widerstand geschaffen werden könne, eine Wahrheit , die auch durch andere Stimmen aus Preußen ihre Bestätigung findet. Dieß ist auch sehr er flärlich , wenn man die Zeit der Einführung des Systems

mit der Gegenwart vergleicht. Damals, von der franzöft schen Uebermacht niedergeworfen und durch den Uebermuth des Siegers der materiellen Güter bis zur Verarmung beraubt und in den edelsten Gefühlen für König, Vaterland und wohlverdienten Nationalruhm tödtlich verleßt, begrüßte das Volk jede Maßregel, und wenn sie auch die schwersten Anforderungen in sich schloß, mit Freuden , um das uner: trägliche Joch von sich zu schütteln und seinem gerechten Zorn und seiner Rache zu genügen, und es hat eine That kraft und eine Hingebung bewiesen , die , würdig einer rühmvollen Vergangenheit, ihm ein ewiges, ehrendes Denk -mal in der Geschichte sichern. Die Zeiten sind indessen andere geworden : auf die Stürme eines blutigen und verheerenden Krieges folgte die Ruhe eines langen Fries dens , dessen Segen in den Vervollkommnungen in Wissen schaft, Kunst, Landbau und Industrie sichtbar wurde, und vermittelst deffen es dem preußischen Staate gelang , sich aus seiner Verarmung emporzureißen und auf eine Höhe des Wohlstandes zu gelangen, wie nie vorher. Diese fried lichen Bestrebungen haben begreiflich größere Kräfte in Anspruch genommen und müssen auch ferner berücksichtigt werden, wenn sie nicht der Fähigkeit beraubt werden sollen, dem Staate in seiner Gesammtheit und in seinen Gliedern die Mittel der Erhaltung zu gewähren. Hiernach dürfte, was früher ein Gebot der Nothwendigkeit und weise war, bei den inzwischen eingetretenen Veränderungen in allen Lebensverhältnissen leicht zum Gegentheil umschlagen, wenn diesen nicht entsprechende Concessionen gemacht werden. Aus diesen Gründen und in Rücksicht auf das verlockende Bild, das sich in der Vortrefflichkeit des preußischen Heeres darbietet , dürfte es sowohl im Intereffe des legteren als auch von Deutschland überhaupt gerechtfertigt erscheinen, die in dem oben angeführten Saß der Wehrzeitung ausgesprochenen Ansichten einer näheren Prüfung und Beleuchtung zu unter werfen. Wir wollen dieses in der nachstehenden Beants wortung von Fragen versuchen, welche wir uns in Hinsicht auf den Gegenstand gestellt haben, dabei vom Allgemeinen zum Besonderen übergehend.

Erste Frage. Wird eine Armee, unter sonst gleichen Verhältniſſen, tüchtiger fein bei persönlicher Dienstleistung, oder bei Stellvertretung oder Werbung ? Die Güte eines Heeres, und dessen Erfolge beruhen, abgesehen von seinen inneren Einrichtungen und richtiger Verwendung , auf den physischen und moralischen Eigen schaften und auf dem kriegerischen Geiste des Volkes, aus welchem es hervorgeht , auf der Liebe zum Vaterland , vor Allem aber auf einer kräftigen Disciplin , gehandhabt von einem Offiziercorps , beseelt von dem Gefühle für wahre Ehre, die in der persönlichen Rechtschaffenheit und in treuer Diese Bes Pflichterfüllung ihre Befriedigung findet. dingungen können in jeder Armee bei persönlicher Dienst leistung oder bei Stellvertretung oder Werbung in Erfül lung gehen , und wenn auch einzelne jener Eigenschaften nicht vorhanden sein sollten , so werden sie durch die Dis ciplin ergänzt. Die Geschichte der Gegenwart und der Vergangenheit bestätigt die Richtigkeit dieser Behauptung und liefert überzeugende Belege : die Banden der deutschen Landsknechte und der Schweizer waren ihrer Zeit die besten

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Truppen der Welt , obgleich geworbene Söldlinge , die Jedem dienten , der sie bezahlte, und die Soldaten des legteren Volles sind noch heute wegen ihrer Treue und Zuverlässigkeit gerühmt. Bis zum Ausbruche der frans zösischen Revolution , welche das neue Conscriptionssystem in's Leben rief, recrutirten sich die stehenden Heere großen Theils durch Werbung , die nicht selten mit Lift und Ge walt gepaart war. Im größten Umfang fand dieß unter Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. in der preußischen Armee statt, die sich aus allen Völkern Europas recrutirte und gleichwol die schlefiſchen und den siebenjährigen Krieg ftegreich durchfämpfte , allerdings unter dem größten Feld herrn seines Jahrhunderts. Dieses Verhältniß bestand in der preußischen Armee fort bis zu dem für sie unglück lichen Jahre 1806 , und sie würde , obgleich einer krieg geübteren Armee unter einem der größten Feldherren aller Zeiten gegenüber , nicht in der Weise unterlegen haben, wie es geschah, wenn ihre innereu Einrichtungen im Geifte der Kriegführung der neueren Zeit fortgeschritten und wenn fie überhaupt besser angeführt gewesen wäre ; denn es fehlte ihr nicht an friegerischem Geist, der von ruhmvollen Rück erinnerungen Nahrung erhielt, und wenn sie auch viele Ausländer in ihren Reihen zählte , so hatten diese doch in ihr eine ihnen theuer gewordene Heimath gefunden. Vor allen anderen ist aber das englische Heer wichtig bei Beurtheilung der vorliegenden Frage. Ganz aus Ange: worbenen , größtentheils aus den untersten Volksschichten bestehend und nicht viel über 100,000 Mann zählend (wir laffen hier die ostindische Armee außer Rechnung) , hat es bis jetzt nicht nur die innere Ruhe Großbritanniens , die nicht selten durch demokratische Wühlereien und die Zu stände Irlands bedroht war , aufrecht zu erhalten, sondern auch den Besiß weitläufiger Länder in allen Welttheilen, die an Umfang ganz Europa übertreffen , zu sichern ges wußt. Zählt man zu diesen Thatsachen noch den aus dauernden Kampf , den es gegen die französische Macht mit Ehren bestand, als diese den höchsten Gipfel erreicht hatte, so kann sich das englische Heer , was seine Tüchtig feit anbelangt, mit jeder Armee des festen Landes messen . Endlich wollen wir zu unserem Zweck nur noch der fran zösischen Armee gedenken , die bei Gestattung der Stell vertretung alle Kriege der Revolution und des Kaiserreichs durchfämpfte und die größten Erfolge erlangte. Aus allem dem, was wir angeführt haben und was noch durch viele andere Beiſpiele aller Zeiten verstärkt werden könnte, ist wohl anzunehmen , daß Armeen , ohne oder mit Stell vertretung und Werbung , gleich gut sein können , wenn nur die Bedingungen erfüllt werden , die wir vorausges stellt haben.

entgegen , der den Krieg von dem fittlichen Standpunkte aus nur dann gerechtfertigt hält, wenn seine Ehre , deren er wie das Individuum bedarf, oder seine Sicherheit be droht ist. Darum ist denn auch die Heerfolge die erste der Bürgerpflichten , und gewiß ist die Idee erhaben , daß die persönliche Erfüllung jener Pflicht mit der Manneschre identisch sei. Wenn nun hiernach bei der Stellvertretung eine wirkliche Ehrenverlegung stattfände, so würde die Schmach wohl nur auf den fallen, der sich vertreten läßt, nicht aber auf den Stellvertreter, der aus Neigung den Militärſtand wählt oder darin verbleibt, zugleich aber die Gelegenheit benugt, um sich ein kleines Vermögen zu erwerben , das ihn im Alter vielleicht gegen Mangel schüßt. Wäre mit der Stell vertretung nicht ein klingender Vortheil verbunden, so würde in Hinsicht auf den Einsteher Niemand etwas dabei zu erinnern finden. Latour , der erste Grenadier von Frank reich , vertrat den Sohn eines Freundes , genoß im Leben die höchste Achtung und wird vielleicht noch gegenwärtig in dem 46. Linieninfanterieregiment durch Aufruf seines Namens geehrt, worauf der bravste Grenadier der Compagnie_ant wortet: „ Geblieben auf dem Felde der Ehre!" Wenn

Zweite Frage. Steht die Stellvertretung mit der Mannesehre im Gegensas ? Wir erinnern uns gern des Brauchs unserer Vorfahren, daß, wenn es galt , ein wirkliches oder vermeintliches Un recht zu rächen, oder vielleicht ein Unrecht zuzufügen, jeder wehrhafte Mann des Volksstamms dem Ruf des Führers folgen mußte und mit Freuden auch folgte, weil Waffen führung und Mannhaftigkeit identisch und Krieg und Raub Dieser Ansicht, die bei allen eigentlicher Zweck waren. rohen Völkern vorherrscht , tritt aber der christliche Staat

die Stellvertretung in der franzöſiſchen Armee keinen Anklang fand und die Stellvertreter von der Seite angesehen wurden, so lag dieser Widerwille wohl weniger in dem Institut, als vielmehr in der gewöhnlichen Verworfenheit der Indivi duen, welche als Stellvertreter eintraten , vielleicht auch in den in dem Heere herrschenden demokratischen Gesinnungen, die es nicht verzeihen mochten , daß ein Armer sich einem Reicheren oder Vornehmeren zum Opfer brachte. Betrachtet man auch die Sache ohne Vorurtheil, so wird man sich sagen müssen, daß man nicht leicht ein Vermögen auf eine ehren vollere Weise erwerben kann , als indem man dem Vater land unter Darbringung der höchsten Opfer dient. Dient selbst der Offizier nicht bloß par honneur (wir bekennen, daß dieß, wenn es möglich wäre , seinen Stand idealiſiren würde) , sondern gegen Gehalt und mit der Aussicht auf Beförderung , die ihm ein größeres Einkommen gewährt, welches auch bei dem ehrgeizigsten aber unvermögenden Offi zier immer im Hintergrund liegen wird , wenn er sich eine höhere Stellung, einen größeren Wirkungskreis wünſcht, und man würde sich bald von der Richtigkeit dieser in der Natur der Verhältnisse und der Menschen begründeten Ansicht über zeugen können, wenn man in allen Graden nur den Gehalt des Lieutenants gäbe, von dem man endlich auch leben kann: dann würden die Offiziersstellen wenig gesucht sein. Um ſo weniger wird man es aber dem Unteroffizier und Gemeinen verargen können, wenn er unbeschadet seiner Ehre einen Vors theil zu erreichen strebt. Uebrigens stügt man sich auch in Preußen nicht , wie die Wehrzeitung sagt , bloß auf das Hauptmotiv der Ehre, sondern wendet auch materielle Mittel an, um den Eifer rege zu erhalten und das Verdienst zu belohnen ; man gibt den Capitulanten Geldzulage und ers öffnet ihnen die Aussicht auf Civilversorgung ; es tritt also hier der Staat in's Mittel , während in anderen Armeen das Individuum für sich sorgen muß. Wir glauben dargethan zu haben , daß durch die Stellvertretung die Ehre des Mannes nicht beeinträchtigt wird . (Schluß folgt.)

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auflösung hatte indeß zur Folge , daß der Entwurf in der Die Befestigung von Antwerpen. *) Commission stecken blieb, und erst im vorigen Jahre nahm Der Friede von Villafranca hat die Welt nicht zu be ruhigen vermocht. Der Donner ist zwar verstummt, aber die gegenwärtige belgische Regierung die Sache wieder Sie brachte nämlich am 29. Mai ernstlich in die Hand. die finstern Gewitterwolken drohen noch am fernen Hori f Ausführung einer Reihe von die , Geseßentwur einen zonte, auf einen Windhauch bereit, zurückzukehren und von ein. Zu denselben gehörten : betreffend, Bauten öffentlichen Neuem die furchtbaren Elemente zu entfesseln. In der That macht sich ziemlich allgemein die Ueberzeugung geltend, daß die Vollendung mehrerer Canäle , die Verbesserung des der Friede von Villafranca nur den Anfang einer kurzen Oftender Hafens , die Vertiefung und Correction ver schiedener Flüsse, der Ausbau von Eisenbahnen , die Ver schwülen Pause zwischen zwei Kriegen bezeichne. In Eng land macht sich die Sorge um die kampfdräuende Zukunft größerung des königlichen Palais in Brüssel u. s. w., vor n Ant am lautesten Luft; die Breffe und hervorragende Männer Allem aber die Erweiterung der Befestigunge von , als um Geringeres nichts um sich handelte Es werpen. des Parlaments dringen unablässig auf eifrigste Fortsetzung die Anlegung einer Anzahl detachirter Forts in einer Ents Der Rüstungen ; in Belgien hat die Regierung den Kam von einer Stunde um die alten Festungswerke fernung mern soeben einen Gesezentwurf vorgelegt, dessen wichtigster um Verbindung dieser Forts durch eine Ring und her, Theil sich auf eine wirksamere Vertheidigung des Landes ein Lager umschloß, das zur Aufnahme der welche mauer, gegen eine französische Invasion - denn nur an eine solche gesammten bewaffneten Macht Belgiens groß genug war. bezieht. fann gedacht werden Dieß Project begegnete indeß , so weit es Antwerpen Belgien ist ein kleiner Staat, deffen Heer (mit Heran ziehung der Reserven 120,000 Mann stark) im freien Felde betraf, schon in der Commiſſion lebhaftem Widerspruche. vor der Uebermacht Frankreichs zerstäuben würde wie Spreu Obgleich sie nicht verkannte, daß ein großer fester Waffen vor dem Winde. Die Zeiten Ludwigs XIV. und der plaß errichtet werden müsse, so schien ihr doch im Interesse ersten französischen Revolution , wo die französischen Heere der Stadt Antwerpen die von der Regierung proponirie rasch erobernd die Niederlande überschwenimten, sind noch Ringmauer zu eng, und bei der Festigkeit , die ihr der nicht vergessen. Zwar hat Belgien nach 1815 eine Reihe ministerielle Entwurf zu geben wünschte , zu kostspielig. Gränzfestungen gegen Frankreich errichtet. Diese haben aber Sie verwarf daher den Regierungsentwurf und gab einem bei dem gegenwärtigen Stande der Belagerungskunst , so. anderen Projecte (dem sogenannten Keller'schen) den Vor wie bei der Menge der die belgisch-französische Gränze zug, wonach eine größere , gewisse Vorstädte Antwerpens durchfurchenden Communicationsstraßen ihre militärische Bes noch einschließende Einfriedigungslinie gezogen , diese aber deutung verloren. Es tauchte daher schon vor langer Zeit nur aus mit Bastionen versehenen und durch Gräben ge Der Plan auf, die meisten dieser doch unhaltbaren Festungen, schüßten Erdwällen bestehen sollte. Die Stadt Antwerpen selbst war dem ministeriellen deren Beseßung im Falle eines Krieges von außen noch Entwurf durchaus abgeneigt. Einmal , weil die ihr zuge dazu die Streitkräfte Belgiens in unheilvoller Weise zer splittern würde, zu schleifen und eine große strategische dachte Erweiterung zu färglich ausgefallen war , sodann aber auch aus einem anderen Grunde. Mercur und Macs Position zu schaffen , welche zu einem hartnäckigen Ver niemals gute Freunde gewesen , und von jeher hat find theidigungskampfe und zur Aufnahme nicht nur der ge opolen eine sammten belgischen Truppen und des gesammten Kriegs der reiche Kaufmannsstand großer Handelsmetr was damit Alles, und Militär gegen Antipathie gründliche materials , sondern auch der obersten Landesbehörden ge zusammenhängt , gehegt. Wenn einmal - so sagten in eignet wäre. Ueber den Punkt, wo eine derartige Position - durchaus zu gründen , konnte keinen Augenblick Zweifel obwalten. Diesem Falle die Mynhers von Antwerpen solle , so geschehen Belgiens Sicherheit größeren zur etwas Antwerpen , die Handelsmetropole Belgiens, war in diesen , was sich befestigen Maaslinie die lieber doch man möge Landen schon seit Jahrhunderten in Folge seiner günstigen Lage am Ausflusse der Schelde , zugleich eine der bedeus aus strategischen Rücksichten besonders empfehle ; aber noth tendsten Festungen , welche durch denkwürdige Belagerungen wendig sei auch das nicht , denn es sei nicht der geringste eine historische Berühmtheit erlangt hat. Auf diesen Punkt Grund für die Befürchtung vorhanden, den Frieden Euro richtete sich daher von vorn herein die Aufmerksamkeit pas gestört zu sehen , namentlich sei aber von dem fried Kaiser der Franzosen nichts zu befürchten. derer , welche auf eine wirksamere Vertheidigung des liebenden Wiederkehr des goldenen Zeitaiters in der der Von Landes bedacht waren ; und es galt nur, die Befestigung Gestalt eines ewigen Friedens träumten indeß nicht bloß Antwerpens in einer den gegenwärtigen Bedürfnissen ent die Kaufleute und Rheder Antwerpens ; auch ein Theil sprechenden Weise zu verbessern und zu erweitern. der liberalen Freunde der Regierung in der Kammer war Schon 1848, wo man Gefahren von der neu errichteten mit demselben Wasser getauft. Diese Herren, welche außer französischen Republik befürchtete , beschäftigte sich die bel dem, uach Art des Liberalismus , keine Lust hatten , für gische Regierung ernstlich mit dieser Frage ; aber erst im öffnen, he Jahr 1856, wo bereits das imperialistisc durch die Krim militärische Zwecke den Beutel des Landes zu Antrag Siege aufgeblähte Frankreich einsichtigen Männern Sorge stimmten mit den Vertretern Antwerpens für den machte , ward den Kammern ein diese Frage betreffender der Commission und ihnen schlossen sich leider auch die , denen Geschentwurf vorgelegt. Die damals eintretende Kammer Conservativen an, mit Ausnahme weniger Männer das Wohl des Vaterlandes mehr galt, als der parlamen= *) Der „N. Hannov. Ztg. " entnommen , welcher wir bereits im à tout prix vorigen Jahre (in Nr. 63 & 64) im Hinblick auf die unzweifel tarische Brauch, der gegnerischen Regierung zu opponiren. Am 4. August v. J. wurde denn der Ent hafte Bedeutung der Antwerpner Befestigungsfrage auch für wurf, so weit er Antwerpen betraf, von der Repräsen Deutschland einen ähnlichen Auffaß entlehnten. D. Red. d. U. M. -3.

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tantenkammer abgelehnt, und am folgenden Tag zog die Regierung den ganzen Entwurf zurück. Jezt hat nun dieselbe die Frage wieder aufgenommen . Den zu einer außerordentlichen Seſſion einberufenen Kam mern ist eine auf das Gutachten von 27 höheren Offi zieren geftüßte Vorlage unterbreitet worden , welche wieder außer den oben schon bezeichneten Bauten auch die Er weiterung der Befestigung Antwerpens betrifft. Die Kosten der Ausführung aller Bauten find, wie bereits in diesen Blättern mitgetheilt , auf mehr als 80 Millionen Francs veranschlagt , welche theils durch eine Anleihe von 45 Mil lionen , theils durch die gewöhnlichen Hülfsmittel des Staatsschazes , theils durch Zuschüsse von den Gemeinden Was die uns hier speciell interes gedeckt werden sollen. firenden Antwerpener Bauten betrifft , so wird dafür eine Summe von nicht weniger als 48,927,000 Frcs. gefordert, wovon 20 Millionen aus der Anleihe , 10 Millionen von der Stadt Antwerpen und 18,927,000 Frcs. àus dem Staatsschaße zu bestreiten sind . Es handelt sich für die Regierung besonders darum, die Klippe, an der vor einem Jahre ihr Project scheiterte - den in der Kammer stark vertretenen Widerstand Ant werpens - glücklich zu umschiffen . Es ist ihr dieß das da durch in der That gelungen , daß fie eine umfassendere, Dem commerciellen Intereffe und der fortgeschrittenen Be völkerung der Stadt entsprechendere Einfriedigungslinie, welche die Vorstädte Berchem und Borgerhout umschließen wird, ohne daß dadurch dem Vertheidigungszwecke Eintrag geschähe, in ihren Entwurf aufgenommen hat. Die Stadt, durch diese Rücksichtnahme befriedigt, hat bereits thre Be reitwilligkeit ausgesprochen, den Zuschuß von 10 Millionen zu zahlen. Es kommt nun noch darauf an , auch jeden Sonstigen Widerspruch zu beseitigen. Die jüngste Ver gangenheit hat die Friedenshoffnungen von 1858 als leere Phantastegebilde herausgestellt, und wer möchte im gegen wärtigen Augenblick , nach dem Frieden von Villafranca, in das trügerische Vertrauen von 1858 zurückfallen ? Man darf daher erwarten , daß auch in der belgischen Repräs sentantenkammer utopistische Träume einer den Thatsachen mehr entsprechenden Anschauung der Dinge Plaß gemacht haben werden. Der König selbst hat einer Deputation der Kammer, welche ihm Glückwünsche am Jahrestage seiner Thronbesteigung überbrachte, angedeuter, welch' hohen Werth er auf die Votirung des Gesezentwurfs lege ; auch soll es an sonstigen Bemühungen, etwa noch Widerstrebende von der Zweckmäßigkeit der proponirten Maßregeln zu übers zeugen , nicht fehlen. Unter allen diesen Umständen darf man diesmal dem Entwurfe wohl ein günstiges Prognosti kon stellen. Freilich würden auch die neuen Befestigungen von Antwerpen nicht im Stande sein , einer langen Bes lagerung durch einen kriegskundigen und übermächtigen Feind Troß zu bieten ; aber die Vertheidigung könnte doch wenigstens in die Länge gezogen werden , bis Hülfe von Preußen aus der benachbarten Rheinprovinz , oder von England aus den nahen Häfen Sheerneß und Portsmouth einträfe. Selbst das benachbarte Holland dürfte Anges fichts gemeinschaftlicher Gefahr troß seines alten Grolls gegen Belgien seinen Beistand nicht versagen. *) *) Die Deputirtenkammer hat nun auch in ihrer Sizung vom 20. Auguft die Befestigung von Antwerpen genehmigt. Anm. d. Ned. d. A. M.Z.

Die Uniformirung und das Gepäck des Infanteristen.

Mit außerordentlichem Vergnügen haben wir den in Nr. 57 & 58 der Allg. Mil. -Ztg. enthaltenen Aufſag „ Ueber die bunte Uniformirung" gelesen ; wir stimmen den darin ausgesprochenen Ansichten vollkommen bei. Obwohl es nicht zu läugnen ist , daß der Soldat in einem gewissen Sinne ewig Kind bleibt und als solches am Bunten und Blanken seine Freude hat ; obwohl es nicht selten der Fall ist, daß der in eine geschmacklose Uniform gekleidete Soldat weniger propre einherstolzirt, wie derjenige, der den ersteren darin übertrifft: so ist es doch unstreitig wenig schwierig, das Zweckmäßige mit dem Geschmackvollen zu verbinden und eine Uniformirung im Sinne des geehrten Herrn Ver faffers obengenannten Artikels herzustellen. ― Theilweise - wiewohl selten ist dieses Problem , wie uns dünft, gelöst , z . B. bei den braunschweigischen Truppen , die in ihren schwarzen Waffenröcken mit schwarzen Knöpfen und dem gleichfarbigen Lederzeug nicht leicht hübscher und zweckmäßiger adjustert sein könnten, mit einziger Ausnahme vielleicht des Käppis , das ganz abgesehen von der Form - mit seinem Wachstuchüberzug schon zu sehr im Sonnenschein glänzt. Braunschweig verbinder zugleich mit dieser schwarzen Unifom die Erinnerung an die ruhmvolle Vergangenheit seiner Truppe unter ihrem unvergeßlichen Führer. Was nun speciell die Kopfbedeckung betrifft, so sind wir ebenso wie der Herr Verfasser gegen die Helme eingenommen, weniger zwar dießmal wegen ihres verräthe rischen Glanzes , da dieser durch den schwarzen Lack beseitigt wird, mit dem im schleswig-holsteinschen Feldzuge von 1849 wenigstens die preußische , schleswig - Holsteinsche und die meisten norddeutschen Armeen alle Messingtheile der Bickelhaube überzogen , - als vielmehr wegen ihrer Bickelbaube überzogen großen Schwere , namentlich für die Infanterie. Eben so wenig aber können wir dem österreichischen Tschako, ähnlich gestalteten Käppis u. dergl. besonderen Beifall schenken; wir halten alle diese Kopfbedeckungen der Infanteristen für zu schwerfällig ; sollten wir einer derselben den Vorzug geben , so möchte es noch das ehemalige schleswig-holsteinsche, jezt preußische Jäger-Käppi sein, bei dem wenigstens durch den Schirm vorn und hinten das Gleichgewicht herges stellt wird , während bei den übrigen, bloß mit einem Augen schirm versehenen, die Stirne einen lästigen Druck erleidet, da auf sie alles Gewicht fällt. Nein , wir halten unserer Ansicht nach für den Infanteristen und selbst den leichten Reiter eine einfache Müze wie sie z . B. die dänischen Infanteristen und Husaren 1849-1851 trugen - oder aber den altdeutschen Hut für das Allerzweckmäßigste. Der altdeutsche Hut , von Filz , wetch und biegsam , mit großem schüßenden Rand, erscheint uns als höchſt geſchmack voll und praktisch ; freilich muß er nicht zu der Caricatur des unglücklichen Paradehuts der Zopfzeit, an drei Seiten hinaufgeschlagen, ohne irgend Schirm und Schuß zu bieten, oder zu der des unförmlichen Offizier-Federhuts ausarten, wie er noch vor nicht gar zu langer Zeit in den meisten Ar meen von Stabsoffizieren , Adjutanten u. s. w. getragen wurde. Der Hut , den wir vorschlagen , sei in der Ärt der sardinischen Bersaglieri oder auch annähernd der öster reichischen Jäger, obwohl wir den der ersteren vorziehen würden. Wir erinnern uns sehr wohl , daß zur Zeit, als

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dunklem Futteral sei auf dem Tornister befestigt. Bis dahin wäre Alles gut. Aber nun kommt der Tornister selbst und der ist in allen Armeen, die wir gesehen haben, unserer Ansicht nach zu groß. In den kleinen räumlichen Verhältnissen der schleswig-Holsteinschen Feldzüge war es möglich , der Mannschaft die Tornister temporär abzuneh men und sie hinter Rendsburg und die Eider in Sicher heit zu bringen. So geschah es 1850 ; ein paar Socken u. dergl. steckte der Mann in das Kochgeschirr, das er hinten am Leibriemen befestigte. Allem Anscheine nach müssen die Franzosen in Italien auch vielfach ohne Tor nister in's Gefecht gegangen sein , was ihnen durch das unläugbar strategisch vorzügliche piemontesische Eisenbahn nez sehr erleichtert wurde. Das bleibt aber immer nur Herzen liegt wie die Uniformirung , das ist das Gepäck ein Nothbehelf, nur auf die wenigsten Kriegtheater an= Wie ließe sich das bei einem bewegungsreichen des Infanteristen. Während des soeben beendigten Feld wendbar. zugs in Italien wurde neuerdings wieder mehrfach die Kriege im großen Styl , bei einem Feldzug nach Rußland Klage laut über die übermäßige Belastung des Fußgängers, z . B. durchführen ! Etwas muß der Soldat bei sich führen, der schier unter derselben unterliegt . Das ist ein Uebel, aber dieses Etwas bestehe nur aus dem Allernothwen an dem fast alle Armeen kranken , ohne daß Abhülfe ge digsten; dazu zählen wir beim Infanteristen ohne den troffen wird. Mit ein Hauptgrund , daß in dieser Rich 3 Anzug , den er auf dem Leibe trägt : 1 Paar Stiefel , 1 tung so wenig geschieht , ist unserer Ansicht nach der , daß Hemd, 2 Paar Socken oder Fußlappen, 1 Nähzeug , 1 Müße, Ein zweites Beinkleid, häufig an den Stellen , die über dergleichen zu entscheiden vielleicht noch 1 Unterbeinkleid . oder Vorschläge zu machen haben, sich Persönlichkeiten be 1 Jacke u. dergl. sind vom Uebel , denn die durch diese finden , die nie in der Lage waren , bei 20-25 ° Wärme Gegenstände gewährte Bequemlichkeit im Quartier wird 12 Stunden lang Tornister, Patrontasche , Kochgeschirr, durch die unzähligen Schweißtropfen auf dem Marsche, Mantel , Gewehr u. s. w. zu schleppen ; oder aber, wenn durch das Wundreiben so mancher Schulter , durch wunde ――― fie in jüngeren Jahren so glücklich waren , diesen Schaß Füße auch diese entstehen , je schwerer die Last , desto von 1 Erfahrungen zu sammeln , fie in der Regel, in behag eher und viele andere noch größere Uebel nicht aufge lichere Stellungen vorgerückt, gar bald das erlittene Unge wogen. Kommt der Mann naß , sei es vom Regen oder mach vergaßen. Es gibt wenig Menschen in erhabenen Schweiß, in's Quartier, so ziehe er anstatt des Rocks den Stellungen, die im Stande sind , dem gemeinen Manne Mantel an ; muß er sich seiner Hosen entledigen , um sie nachzufühlen und sich in seine Lage zu verseßen. Von den zu trocknen oder zu reinigen , so gehe er so lange in den uns bekannten Gepäckarten der Infanterie halten wir die Unterhosen , oder hat er keine , so ziehe er die Beinkleider ―― preußische für die beste : ein Leibriemen mit zwei vorn seines Quartierherrn an, im Bivouac hört zudem der getragenen Patrontaschen, in jeder 30 Patronen (Patronen gleichen Kleiderwechsel auf ; sind die Hosen zu Grunde ge= noch im Tornister mitzuführen , die man während des Ge richtet , so schicke man aus dem Vaterlande neue nach. fechts mit Mühe und Noth herausnehmen muß , erscheint Wir werden voraussichtlich in der lybischen Wüste keine unzweckmäßig ; selbst die beste Einrichtung dieser Art Kriege führen , und wäre das der Fall , so müßte man wo die Patronen vermöge einer Biegung des Körpers ohnehin zu anderen Maßregeln greifen , als den bei uns und Aufziehens einer Feder aus dem Tornister heraus üblichen, sowohl Kleidung wie Verpflegung betreffend . Um fallen - irren wir nicht, so sahen wir das als Probe bei aber das zu verpacken , was wir oben angeführt haben, Hannoverschen Jägern - taugt nichts) ; zu jeder dieser dazu bedarf es keiner solchen Kalbfellkoffer , wie sie unsere beiden Patrontaschen führt ein (bei den preußischen Mus Infanteristen zu tragen genöthigt sind . Kamm , Spiegel, fetierbataillonen leider weißer) Brustriemen vom Tornister Messer und Löffel , eine leinene Binde zum Verbinden, herab, wodurch das Gleichgewicht derartig hergestellt sein höchstens noch ein zweites Taschentuch , die durchaus nicht muß , daß, wenn man die Leibriemen öffnet , Tornister und überflüssige Tabackspfeife und solche Kleinigkeiten kommen Taschen in der Schwebe bleiben. Aehnlich, jedoch mit nur in den Brodbeutel , der aber nicht von weißer Leinwand einer Patrontasche, ist das in Oldenburg eingeführte sein darf. Das sind unsere Ansichten , die wir , angeregt durch Virchow'sche Gepäck, was den Uebelstand hat, daß die ein zige für 60 Patronen bestimmte Tasche unverhältnißmäßig den oben genannten Artikel , uns bewogen fühlten der groß ist. Der Mantel werde gerollt über Brust und Deffentlichkeit zu übergeben. Jedenfalls können wir bes Schulter gehängt ; auf diese Weise vertheilt sich das Ge haupten, daß sie auf einigen Erfahrungen bafirt sind ; wicht desselben am besten über den ganzen Körper und ist gerne aber laſſen wir uns Belehrungen darüber gefallen. er zudem kein übler Schuß gegen manche feindliche Kugel. Ein kleines Kochgeschirr wo möglich noch etwas kleiner, Hierbei eine Beilage. wie das preußische und nicht in weißem, sondern in

man die Pickelhauben bei den preußischen Jägern abzu schaffen im Begriff war, sich auch mancherlei Discussionen über die neue Kopfbedeckung erhob, und ebenfalls der von uns genannte Hut in Anregung gebracht wurde. Dageg n wurde nun , vielleicht nicht mit Unrecht , erwiedert , der Pommer, der riesenhafte Ostfriese u. s. w. möchten sich fomisch unter einem solchen Tyrolerhut ausnehmen , der fich mehr für den kleineren , lebendigeren Bergbewohner eigne. - Uebrigens möchte das mehr dem Ungewohnten des Anblicks zuzuschreiben sein , unsere Vorfahren haben ja auch diesen Hut getragen und doch ist es anzunehmen, daß diese gerade nicht sehr feinknochig uud von kleiner Körpergestalt waren. Was uns aber ebenso und vielleicht noch mehr am

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage zur Allgemeinen

Militär - Zeitung Nr. 69 & 70.

Literatur. Das Leben und der Briefwechsel des Land grafen Georg von Hessen - Darmstadt , des Eroberers und Vertheidigers von Gibraltar 2c. von Heinrich Kuenzel 2 . (Schluß.) Durch den Frieden zu Utrecht , 11. April 1713 , fam Spanien an Philipp V. und am 19. März 1713 verließ die Kaiserin Elisabeth , Mutter von Maria Theresia, Barcelona, welches hierauf von den Truppen Philipps V. vom Mai bis August 1714 belagert und endlich , nach verzweifeltem Kampfe der Bevölkerung, genommen wurde ; ―――― Friede und Abschlachten der ihrem Könige treugebliebenen Unterthanen, mirabile dictu ! Einer der größten Staatsmänner Englands, Lord Chatham, bezeichnete später diesen Frieden als die unauslöschliche Schande der leßten Generation". Diese Worte beziehen sich eigentlich nur auf das Krämervolk der Engländer , aber den Kaiser Leo pold I. , den größten Monarchen seiner Zeit , trifft der Vor wurf, daß er seiner überlegenen Geisteskraft zu sehr vertrauen, das Blut seiner Unterthanen schonen und Alles auf diploma tischem Wege erlangen wollte. *) Gleichmäßig fehlte er darin, daß er nicht den Franzosen gegenüber weit überlegene Armeen auf die Beine stellte, daß er in Deutschland Neutrale, ja ſelbſt selbst Gegner seiner Macht duldete und daß er nicht den Prinzen Eugen von Savoyen mit der deutschen Armee nach Paris inftradirte ; denn wer von den Franzosen etwas erzwingen will, der greife sie mit Uebermacht in ihrem eigenen Lande an ; Carl III. hätte die spanische Krone nicht in Catalonien, sondern an der Seine gefunden; →→→ dem Muthigsten gehört die Welt. Referent gibt sich dem festen Glauben hin, daß sich auch dann die Dinge anders gestaltet hätten, wenn der eben so thätige, als einfichtsvolle Landgraf Georg am Leben geblieben wäre. Ge wiß wird jeder dieser Ansicht sein , der das vorliegende Werk mit seinen Urkunden gründlich studirt. Solcher Urkunden , größtentheils ungedruckte Briefe , find dem Text etwa 300 beigefügt ; dabei sind viele deutsche, frans zösische , englische und spanische Briefe des Landgrafen Georg. Der Herr Verfasser hat überdieß deutsche , englische , französ fische, spanische , italienische , holländische und lateinische Dris ginalpapiere des britischen Museums , der Archive zu London, Darmstadt, Bien , Paris , Madrid , Lissabon , Venedig, im Haag, Barcelona, Gibraltar , Stuttgart und Wallerstein bes nußt und sich auch hierdurch als Historiograph ein bleibendes Verdienst erworben. Schließlich erlauben wir uns den Wunsch auszusprechen, daß es dem Herrn Verfasser gefallen möge , die Welt recht bald mit einer pragmatischen Geschichte des Zeitraums von 1640 bis 1740 zu beglücken und dabei den militärischen Theil gerade so , wie in dem vorliegenden Theile , mitunter auch weniger speciell , zu behandeln. Wir fügen hinzu , daß Landgraf Heinrich bei der Ein balsamirung seines auf dem Felde der Ehre gebliebenen Bru ders dessen Herz in einem mit Weingeißt gefüllten Porzelan gefäße aufbewahren ließ und dieses durch den Secretär des Verstorbenen , Reuß , seiner Mutter übersenden wollte. Das Packetboot , auf welchem fich Reuß befand , wurde aber von * Man vergleiche mémoires du duc Viilars.

1734.

einem französischen Kriegsschiffe genommen und Reuß, mit dem Herzen des Landgrafen Georg , fam nach Rennes in Kriegs gefangenschaft. Nach verschiedenen Unterhandlungen mit dem rachsüchtigen Ludwig XIV. und nach vielen fruchtlosen Bitten der tiefbetrübten Mutter wurde das edle Herz , welches einst für alles Gute so warm geschlagen hatte , erst im Februar 1711 gegen 20 friegsgefangene französische Marineoffiziere auss gewechselt, nachdem die hochherzige Elisabetha Dorothea bereits am 24. August 1709 gestorben war. ―― Landgraf Heinrich war nach der Einnahme Barcelonas zum Obersten der königs lich spanischen Leibgarde ernannt worden ; er verließ jedoch Spanien im Jahr 1710 , entrüstet über Zurückſeßung und falte Behandlung". - Der Herr Verfasser , aus dessen ges wandter Feder wir demnächst ein Werk über den Landgrafen Heinrich zu erwarten haben, hebt hervor, wie die Prinzen der Hessen-Darmstädtischen Linie von jeher im ernsten Waffendienste sich gefielen, und gedenkt auch des Prinzen Emil von Hessen, des von Kriegsruhm ftrahlenden Führers der Großherzoglich Hessischen Truppen in den Jahren 1812 , 1813 , 1814 und 1815. An ihn reiht fich würdig Prinz Alexander von Hessen , welcher sich 1845 in dem Kaukasus auf dem Schlacht felde das Georgskreuz erwarb, jüngst in dem Treffen bei Montes bello an der Spiße einer Brigade sich auszeichnete und sodann in der Schlacht von Solferino als Feldmarschalllieutenant und Divisionscommandeur sein Feldherrntalent bewährte.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. Mai

18 5 9.

Frankreich. Le spectateur militaire. Recueil de sciences , d'art et d'histoire militaires. 34e année . Paris 1859. Beurtheilung der Geschichte des italienischen Un abhängigkeitsfriegs von 1848 und 1849 von Ulloa. (Fortseßung .) Ulloa will , daß Carl Albert 1848 den Mincio hätte überschreiten und Front gegen Verona machen sollen; mit einer Division hätte er Vicenza besezen und befestigen und so die Verbindung zwischen Radesky und Nugent abschneiden sollen. Namentlich befürwortet er eine Verstärkung der sardinischen Armee durch Freicorps , was der Spectateur als der Disciplin gefährlich verwirft. Ulloa's zweiter Plan besteht darin , daß Carl Albert nach Ueber schreitung der Etsch sich mit dem linken Flügel an den Po und mit dem äußersten rechten an Vicenza hätte lehnen und die Lombardei preisgeben sollen ; dadurch wäre er nach allen Richtungen hin freier in seinen Bewegungen geworden. Die Schlacht bei Sta. Lucia wird von Ulloa vertheidigt , weil durch fie Verona revolutionirt und der Geißt der Armee hätte belebt werden sollen , wogegen der Spectateur meint, die Schlacht hätte bei so geringen Aussichten auf Erfolg nicht unternommen werden dürfen . Radesky's Flankenmarsch wird als zu kühn bezeichnet , er habe nur durch den nach ― lässigen Vorpostendienst der Sardinier gelingen können. Im Feldzug 1849 gab Ramorino's Leichtsinn oder Verrath den wichtigen Posten von Cava preis , wodurch die Defters reicher gleich Anfangs die sardiniſche Stellung durchbrechen fonnten. Die sardinische Armee hat sich seit 1849 bes

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611 —— deutend vermehrt und verbessert; die österreichische ist zwar auch nicht mehr wie 1796 , aber sie zählt 80,000 Italiener, ift schlecht verwaltet und steht der französischen , namentlich in Beziehung auf das Material , sehr nach. Militärische Portraits. Erzherzog Carl. - Das militärische Leben dieses Feldherrn ist hier mit großer Un partheilichkeit dargestellt , die Ursachen seiner Siege und feiner Unfälle werden hervorgehoben. Er wird als ein vors sichtiger Feldherr geschildert , der deßhalb nie große Nieder lagen erlitt, aber auch meistens zu wenig unternehmend war. Er ahmte Napoleon nicht nach , sondern hatte seine eigene Taktik, die nur von dem Hoffriegsrath häufig gekreuzt wurde. Glück hatte er nicht viel. Als Organisator hat er in der österreichiſchen Armee viel geleistet ; er führte die leichten Batterien, die Jägerbataillone, das Scheibenschießen und die Equitationsschulen ein , beförderte den Unterricht und die Militärjournaliſtik. Er selbst ist bedeutend als Militärschriftsteller und seine Werke sind noch immer lehr. reich. Er war im höchsten Grade bei Volk und Armee bes liebt. In seinen Schriften ist er gegen sich selbst sehr uns partheiisch. Rußland , sein Volk und seine Armee. (Forts.) Dieser Abschnitt behandelt Artillerieparks , Ambulancen , Sanitäts abtheilungen , Magazine, Lehrtruppen 2c. Drganisation der österreichischen Armee. (Forts.) Ueber Spitäler, Magazine , Gestütwesen 2c. Die Streitkräfte der Hauptmächte Europas von Couturier de Vienne. Dieses mit vieler Jronie , aber sehr intereſſant geschriebene Buch wird hier im Auszug wieder gegeben und kritifirt. Er beginnt mit dem deutschen Bund, mit seiner Million Soldaten, die er für schrecklicher auf dem Papier, als in der Wirklichkeit hält , da sie nach allen Theilen zerflüftet und gespalten sei. Den Deutschen wünscht er übrigens Einheit. Preußen sei die eigentliche deutsche Macht ; sobald es entschieden auf dem Wege des Fortschritts bleibe , werde es die übrigen Staaten an sich ziehen ; die preußische Armee sei eine ganz nationale , das Offiziercorps vorzüglich ausgebildet, die Einrichtungen ausgezeichnet. Defters reich habe eine schöne und große Armee , der aber die Ein heit fehle. In England bestehe die Armee aus der Hefe des Volks und der Offizier sei mehr Gentleman als Soldat ; die Einrichtungen seien veraltet ; doch befiße die Armee ein starkes Nationalgefühl und große Energie. Rußland trete allmählig dem Lichte entgegen , auch in militärischer Bes ziehung. Frankreich erscheint dem Verfasser natürlich als die erste Armee der Welt, obwohl er auch an ihr Manches aus zusehen hat. Hier knüpft er zahlreiche interessante Remis niscenzen aus dem eigenen militärischen Leben an. Großbritannien... Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1859. Den 7. Mai. Seefreiwillige. Es sei nöthig , Corps von solchen Freis willigen zu errichten ; England habe Matrofen genug , man Klage , daß die Cas müsse sie nur zu gewinnen wissen. vellmeister so selten mit ihren Musikcorps ausrücken und immer in Civil gehen. -- Kein Obergeneral habe mehr für die englische Armee, besonders in wissenschaftlicher und mora lischer Beziehung gethan als der Herzog von Cambridge.

Die Verpflegung der Handgelder ; man sollte Sol. daten und Matrosen so gut bezahlen, daß man sich um diese Stellen bewerben müßte. Für die Flotte bliebe nur das Matrosenpressen. - Nur durch die Prüfungen zum Offi zier könne Talent und Geschick offenbar werden ; ein tüch tiger Charakter , ein starker Geist könne auch einen starken Körper haben. Reiten und Gymnastik könne ein Theil der Prüfung sein, aber Wissenschaft bleibe die Hauptsache. — Die Pensionens fönnen 16,000 Mann stark in 4 Tagen zur Vertheidigung der Pläße bereit stehen ; doch sollten fie etwas mehr geübt sein. Den 14. Mai. Die Erfindung der Dampfkraft habe England zugänglich gemacht; die Landarmee ſei unzureichend, die Miliz auf dem Papier; diese lettere sollte ausgehoben und eingeübt werden. — Die Vermehrung der Marine um 2000 Seefoldaten kommt besonders der Artillerie der Canalflotte zu gut; doch hätte man dieſe Leute der Armee entnehmen sollen , dann wären fie früher brauchbar. Der Recrutirungscom mission hätte nicht nur die Aufgabe gestellt werden sollen, zu erheben, wie man am leichtesten Recruten bekomme, son dern auch festzustellen , welche körperliche und andere Eigen schaften ein tüchtiger Infanterist, Reiter, Artillerist 2c. haben müsse. Die Flotte sollte es mit der franzöfifchen und russischen zugleich aufnehmen können, sie habe nur 65 brauch bare Linienschiffe und im Bau begriffen 12. Den 21. Mai. Die Freiwilligen müßten von der Regierung durch Uebers laffen der Waffen zum Selbstkostenpreis , der Uniformen ebenso, unterſtüßt werden und gute vom Staate bezahlte Adjutanten → und Sergeantmajors erhalten. Im Jahr 1803 habe 8 England 700,000 Mann, 400 Kanonen, 469 Kriegsschiffe # und 800 Küstenfahrzeuge beseffen, jest habe es nur 100,000 ― Mann; deßhalb Reorganisation der Miliz. Alle jungen ** Männer von 20 Jahren sollten auf 1-2 Jahre ausgehoben , die Büchse allgemein eingeführt, der gemeine Mann weniger | pedantisch instruirt werden. Als Hauptmittel gegen die ſtarke und wiederholte Desertion wird vorgeschlagen, jeden Deserteur auszupeitſchen und ihm ein D einzubrennen. Den 28. Mai. Freiwilligencorps seien nur nüßlich, wenn gut discipli 44 nitt , sonst eher ein Hinderniß. Die Carabiner der • Cavalerie seien ganz nußlos , veranlassen Schenkelbrüche . Colt's Revolver dagegen praktisch. — Die englische Armee 2. zähle 70,000 Reguläre, ebenso 23,000 in Irland ; 16,000 brauchbare Miliz , 16,000 Pensioners , 14,000 Yeomanry, Neiterei, E 34,000 Polizeimänner, die leßteren 48,000 nicht dreffert. Das neue Pensionsgeseß der Marine , welches die alten Offiziere zu beseitigen strebe , sei zweck. mäßig ; besonders in der Marine brauche man junge Offi giere. Offiziersprüfungen seien nothwendig , phy. fische Ausbildung genüge nicht , der Offizier müsse so gut Audiren, wie der Civilist. Die Artillerie habe Fechts übungen; diese sollten alle Regimenter haben ; das Fechten gebe Gewandtheit und Selbstvertrauen.

Berichtigung.: In Nr. 61 & 62 der A. M.-Z. auf Seite 540 Zeile 13 von oben bitten wir R delirant" statt ,,deliberant" zu lesen.

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Landes - Vertheidigungs

Stand dieser Frage in England und Belgien, insbesondere über das, was sich auf das Geschoß der Granatkartätſche bezieht, wobei die neuen Geschosse zur Sprache kommen, welche zu dem Granatkartätschen-Systeme des Verfassers gehören, und wird darin die Wichtigkeit hervorges hoben, welche der in manchen Artillerieen sehr vernachlässigte Zünder als Theil dieser Geschosse bat. Neben diesem reichen sehr praktischen Inhalte bietet das Werk noch eine werthvolle geschichtliche Uebersicht über Erfindung und Gebrauch dieses Geschosses und Bemerkungen über den Werth desselben den Seedienst.

System. Ferner erschienen dafelbft die für jeden Militär wichtigen Schriften : Eine politisch- militairische Denkschrift. *1 T Brochirt. Preis 20 Sgr. oder 1 fl. 12 kr. Tableaux de la composition des armées européennes sur Inhalt: 1 ) Militairische Consequenzen der Lage und Beschaffenheit le pied de guerre, dressés d'après les documents des preußischen Territoriums. 2) Entwickelung des preuß. Landesbe officiels les plus récents. I. l'Autriche. II. la festigungs-Systems gegen Westen. 3 ) Erite Entwickelung des Bes festigungs- Systems gegen Often. 4) Strategische Lage Preußens zu France . Preis à 15 Ngr. oder 54 kr. Rußland im Besonderen und Folgerungen, die sich daraus ergeben. 5) Die Befestigungen in Schlesien und der Provinz Preußen. 6) Be Vandevelde, Capt. L., notice sur le théâtre de la guerre merkungen über die bei den ostwärtigen preußischen Festungen ange en Italie, accompagnée d'une carte indiquante les wendete Befestigungs-Manier. 7) Der preußische Mittelraum. 8) All grandes lignes stratégiques comprises entre Lyon gemeine Bedeutung der Orts-Lage von Berlin. 9) Strategische Bes. et Vienne. Preis 12 Sgr. oder 42 kr . ziehungen einer Befestigung von Berlin. 10) Bedeutung der Befestigung von Berlin für Ausnahme Fälle. 11 ) Berlin als Position im engeren Kriegsraume. 12) Haupt-Lineamente des Projects. 13 ) Allgemeine Bemerkungen über Radial-Befestigungen. 14) Lage der oberen und Bei J. H. Heuser in Neuwied ist soeben erschienen und unteren Havel und der Spree als zu befestigende Radien. 15) Ver gleichsweise Stärke des entwickelten Befestigungs - Entwurfs 16) Nähere durch alle solide Buchhandlungen zu haben : Erörterung der Elemente, aus denen eine Befestigung von Berlin nach den gemachten Vorschlägen sich zusammenseßen würde. 17 ) Ueber die Haupt-Gesichtspunkte bei Feſtſtellung der Armirung_der_Capital-Be Der Schnell- und Schußbau festigungen. Bemerkungen über Frontlängen. 18) Das befestigte für die Berlin als Depot-Haupt-Punkt. 19) Recapitulation der militairisch politischen Bedeutung der Befestigung von Berlin. 20) Von der poli Kriegsschaupläge tischen Bedeutung der Befestigung von Berlin im Besonderen. 21 ) von Die Befestigung Berlins vom finanziellen Standpunkte. 22) Rück fichtnahme auf die Besaßung. 23) Allgemeine Bemerkungen über die von Scheel, Ingenieur-Oberst außer Dienst, preußischen Befestigungen des Mittel-Raumes. 24) Die Pommersche 2. unveränderte Auflage. Preis 72 Sgr. oder 27 kr. Küste als Hauptbasis der preußischen Seemacht. 25) Rückschauende Gesammtübersicht des preuß. Landesbefestigungs- Systems. Das Erscheinen dieser Broschüre ist nicht nur zeitgemäß, ſondern auch zweckmäßig, indem der bekanute Verfaffer in kurzer und übersicht licher Weise wesentliche Neuerungen und Aenderungen in dem Fortifi Dentschrift, ¿ cationswesen zu Tage befördert, was auch von Seiten der höheren betreffend Preuß. Militärbehörde seine Anerkennung gefunden hat ; die I. Aufl. war binnen 14 Tagen ganz vergriffen. die preußische Machtstellung im deutschen Nordwesten . C Brochirt. Preis 5 Sgr. oder 18 fr. Die Buch- und Antiquariatshandlung von H. L. Schlapp Berlin , im Juli 1859. iu Darmstadt offerirt ein schönes, complettes Exemplar des Verlagsbuchhandlung von Julius Springer. geschätzten Werkes .

Bei Ch. Muquardt in Brüſſel und Leipzig erschien soeben und ist durch alle soliden Buchhandlungen zu beziehen : Bormann, Major - General, aide de camp to his majesty the king of the Belgians, the Shrapnel Shell in England and in Belgium , with some reflections on the use of this projectile in the late Crimean war. • A historico-technical sketch. gr. in 8 cart. Preis 2 Thlr. oder 3 fl. 36 kr. Diese Schrift berührt eine Frage, welche nach dem Urtheile Sach verständiger zu einer der wichtigsten und zugleich dringendsten unserer Zeit gehört, die die Artillerie zu lösen hat, die Beherrschung des Feuers ihrer Hohl Hagel- und Brandgeschoſſe. So gibt Aufschluß über den

Dumas, M. de, Comte, précis des événemens mili taires, ou essais historiques sur les campagnes de. 1799 à 1814. 19 vols in - 8. avec cartes et plans in-Folio. Paris 1817-1826 . Halbfrzbd. (Ladenpreis nach Bossange 1032 Thlr.) zu 20 Thlr. oder 35 f. netto-baar, da

1.6. Bon F. E. Lederer in Berlin ist zu beziehen für 1 Thlr. ober 1 f. 48 kr. statt 12 Thlr. oder 3 fl.: H BLA Hübner, Handbuch für Offiziere u. s. w. Die Geld- und Natural verpflegung, Servis, Bekleidung der Compagnieen, die Compe tenzen der Offiziere und Aerzte gewöhnlichen und außergewöhn 柔品wall cak lichen Friebensverhältnissen u. s. w. betr.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Samſtag,

DO

900

3

era m 3

3. September 1859 . a

3

34. Jahrgang. No. 71 & 2 .

ago

1213

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. welche die Bezeichnung 3. combinirtes Cüraſſier- und 7. und Oefterreichiſche Monarchie. 8. combinirtes Chevaurlegersregiment erhalten hatten (vgl. Wien , 27. Auguſt. Es ſoll, wie die „ Wiener Militär- u . M.-3. Nr. 55 & 56 ), find aufgelöſt und die ver

Zeitung“ beriơtet , allerhöchſten Orts beſchloſſen worden jein , die bisherige Zahl der Linien - Infanterieregis

ſchiedenen Escadrons derſelben wieder ihren früheren Regis mentern zugetheilt worden.

menter nicht, wie in Nr. 63 & 64 dieſer Blätter mitges

theilt , von 62 auf 100 , ſondern nur auf 80 und die

frankreich.

Jägerbataillone auf 40 zu erhöhen. Was die lepteren bes

trifft, ſo werden außer den gegenwärtig beſtehenden 8 Bas

Paris , 22. Auguſt.

taillonen Kaiſerjäger und 30 Jägerbataillonen nur noch 2 der lepteren aufgeſtellt werden .

-- Wieman dem „ Franff.Journal“ ſchreibt, werden die „ Weißröce" der öſterreichiſchen Armee wahrſcheinlich bald gänzlich der Geſchichte angehören.vonMit der Vermeh rung der Linien - Infanterieregimenter 62 auf 80 fteht

Nach einem im „ Moniteur de

l'armée“ veröffentlichten Decret werden , um eine gleich.

mäßige Vertheilungder Militärkräfte herzuſtellen, die bis berigen 5 großen Militärcommandós um 2, das von Lille und Älgier , vermehrt und vertauſchen ihre frühere Benennung gegen die Bezeichnung Militär-Arron

zugleich eine ganz neue Uniformirung der linien's diſſemente. Dieſelben ſind wie folgt beſept: 1. M.-A. regimenter im Zuſammenhange; e8 ſind in der vers zu Paris, Marſchall Magnan ; 2. M.- 4 . zu Lille , Mars 3. zu Caſtellane;5. M.-A. Can floljenen Woche bereits Muſter der neuen Uniformirung robert;4.M.-A.zu; Lyon,Marichal dem Kaiſer in Layenburg vorgeſtellt worden . Fiernach würden ſämmtliche80 Regimenter hechtgraue Waffenröđe du Tours, Marſdal Baraguay d’Hilliers; 6.M.-A. zu mit grauen Hoſen erhalten . Die Waffenröde würdenmit Toulouſe, Marſdall Niel ; 7. M.-U.zu Algier, Diviſions

rothen Aufſchlägen beſeßt und mitſtwarzem Riemenzeug general Martimprey. überhängt ſein .

Die weißen Röcke wären ſomit gänzlich

beſeitigt. Wenn auch nicht zu läugnen iſt , daß dadurch

- 3m Marineminiſterium bereitet man einen Geſek entwurf vor, der einen Credit von 30 Millionen für -

die öſterreichiſche Uniformirung viel von ihrem Geſchmace Vollendung der Küſtenvertheidigung & anſtalten und ihrer vortheilhaften Erſcheinung verliert, ſo läßt ſich begehrt. Es liegt dieſem Geſeß der Bericht der vor un der praktiſche Vortheil der neuen Uniformirung , welcher gefähr einem Jahre niedergeſekten , aus Offizieren der

dem Staate, wie dem Einzelnen zu gute kommt, nicht ürmee und der Marine beſtehenden Landesvertheidigungs überſehen. Für den Staat insbeſondere wäre dadurch eine bedeutende Verminderung des Militäretats gewonnen. Zus gleich werden mit der neuen Eintheilung der Linienregi

menter die Rechte der Regimentsinhaber bedeutend en ge ſamälert, indem dieſelben dannaufhören , irgend weld Einfluß auf die Befeßung von Offiziersſtollenzu nehmen. Auch dieſe Verfügung liegt nur im Intereſſe der Armee, indemeiner Menge Mißbräuche ein Endegemacht würde. B. a n e r n.

Commiſſion zu Grunde. - Gegenwärtig werden Verſuche angeſtellt mit einem Widderſchiff" im

11

Safeu von Lorient und mit einem

Panzerſdrift"“ im Bafen von Toulon (oder Breſt). Beide find coloſſale Angriffemaſchinen , das erſteremit einem eifernenRopfe verſehenund zum Einrennen der feinds lichen Schiffe, dasandere, ganz mit Eiſen beſdlagen, zum Entern beſtimmt. - Der Marineminiſter hat verfügt, daß die Kanonents

München , 22. Auguft. Die in Folge der Mobile boote mit gezogenen Ranonen nach dem neueſten Muſter machung neu formirten 3 Cavalerieregimenter,

ausgerüſtet werden ſollen.

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Großbritannien.

Dagegen läßt sich auch wohl wieder nicht in Abrede stellen , daß die Stellvertretung , wenn sie von richtigen Principien ausgeht , nicht unwesentliche Vortheile dars bietet. Sie gewährt nicht nur die Mittel, tüchtige Unter offiziere und Soldaten für den Dienst zu erhalten und ihre Verdienste zu belohnen, ohne den Staat zu beläſtigen, sondern auch die Möglichkeit, manche Individuen von dem Kriegerstand entfernt zu halten, deren Besiz ihm eigentlich nicht wünschenswerth sein kaun. Bei keinem Stand findet der Saz : "Nicht Alles schickt sich für Alle," mehr An wendung, als bei dem Kriegerstand , besonders bei der gegenwärtigen Erziehung und Beschäftigung der Menschen. Nicht Jeder bringt den Tornister mit auf die Welt , mit anderen Worten : nicht Jeder wird mit den Eigenſchaften geboren , die einen tüchtigen Soldaten bedingen. Dem Einen fehlt es an phyſiſcher Kraft , die nicht immer durch den Militärarzt ermittelt werden kann , wie die bedauer lichen Beispiele von großen Menschenverlusten in Folge großer Strapazen beweisen ; einem Anderen fehlt es an moralischem Muth , um die Anstrengungen und Gefahren des Kriegs zu ertragen ; ein Dritter findet in einem Bes rufe kein Glück, in welchem er seine angeborenen und an gezogenen Neigungen der unerbittlichen militärischen Strenge unterordnen muß ; Andere sind aus anderen Gründen dem Militärstand abhold , der ihren Lebens- , Aus- und An fichten, ja ihrem individuellen sittlichen Gefühl störend ents gegentritt ; alle diese Individuen , deren physische und mo ralische Gebrechen auch durch eine strenge Disciplin nicht beseitigt werden dürften , werden sich , wenn sie die Mittel dazu aufbringen können , durch Andere vertreten lassen, und sicherlich wird der Militärstand ihren Verlust nicht bedauern müssen , wenn sie durch geprüfte Männer , aus seinen Reihen hervorgegangen, oder durch solche aus dem Bolke ersezt werden, deren physische und moralische Tüch tigkeit außer Zweifel gestellt ist . — Auf welche Seite fich die Wage neigen dürfte, steht dahin ; wir möchten uns für die Stellvertretung aussprechen, besonders wenn die dafür daß sich der Summe Mittelstand nicht leicht dabei betheiligen könnte , welcher den Kern des Volkes und auch des Heeres bildet.

London , 24. August. Sir William Armstrong , der Erfinder der nach ihm genannten gezogenen Kanonen , hat es jest nach langem Experimentiren dahin gebracht , ge wöhnliche Läufe in gezogene umzuwandeln, wofern sie nur dick genug im Fleische sind , um diese Operation zu ge statten. Gestern wurden mit einem derartig umgewandelten 32 Pfünder einige Versuche angestellt, die über alle Er wartung günstig ausfielen. Die Scheibe hielt 6 Fuß im Gevierte, und jeder Schuß traf aus einer Entfernung von 10,200 Fuß mit der größten Genauigkeit. Sind nur erst die Maschinen alle fertig , wird die ganze Flotte bald mit gezogenen Kanonen ausgestattet sein. Von einem Holländer , Ferdinand Silas , ist ein neuer Apparat oder Stoff , Photophor genannt , er funden worden , der die bisher üblichen Nachtſignale zur See ersehen soll, und mit dem vorgestern von den Offi zieren des Woolwicher Arsenals erfolgreiche Versuche an gestellt worden sind . Sein Licht ist blaßroth , stärker als die bisher gebrauchten , kann in's Waffer getaucht werden ohne auszulöschen , brennt 10 bis 12 Stunden mit unge schwächter Kraft , läßt sich auf Leuchtthürmen und als Signallicht an Bord leicht verwenden und besißt den Vor theil , daß es nicht zündet. Rußland. St. Petersburg , 20. August. In Folge der neuen Erfindungen in der Artillerie, deren Werth der lezte Feld zug in Italien bereits bewiesen zu haben scheint, und die bekanntlich auch hier Eingang gefunden haben , indem schon in dem Lager von Krasnoje Selo mit gezogenen Geschüßen Uebungen angestellt wurden , ist jetzt ein provi: ſorisches Artilleriecomité gebildet worden, an dessen Spize der Generallieutenant Djadin tritt. Der Herzog Georg von Mecklenburg-Streliz ist zum berathenden Mitgliede ernannt , desgleichen die Generale Ogareff , Fordejeff, Krzyzanowski und Konstantinoff, welcher lettere sich mehrere Jahre im Ausland aufgehalten hat, um dort den Zustand des Artilleriewesens kennen zu lernen.

Vierte Frage. Welchen Nußen gewährt die Stellvertretung dem Staate? Ueber die preußische Heerverfaſſung. (Schluß.)

Dritte Frage. Welche Nachtheile und welche Vortheile erwachsen dem Heere durch Stellvertretung ? Es ist unläugbar, daß die absolute persönliche Leistung der Kriegsdienstpflicht sehr wesentliche Vortheile in sich schließt, welche bei der Stellvertretung verloren gehen. Das Heer ist aus Männern aller Claſſen der Gesellschaft zu sammengeseßt , gewinnt dadurch an Bildung , Intelligenz und sittlicher Kraft, welche Factoren auf die Individuen der unteren Volksschichten nicht ohne günstige Wirkung bleiben können , und hiermit zugleich an allgemeiner Ach tung, welche das edle Selbstgefühl anerkannten Werthes erhöht und hierdurch den Krieger für seinen Stand bes geistert und zur Darbringung der größten Opfer befähigt.

Der Staat ist heut zu Tage eine so complicirte Ma schine , daß seinen verschiedenen Interessen mit Sorgfalt Rechnung getragen werden muß , wenn er sich im Wohl sein befinden soll. Es liegt außer Zweifel , daß die erste Bedingung seiner Existenz in dem kräftigen Schuß_besteht, Dagegen den er in einer tüchtigen Kriegsmacht verleiht. wird es eben so unzweifelhaft sein , daß die Mittel zu diesem Zweck, sowie zu einem behaglichen Zustand über haupt herbeigeschaft werden müssen, was nur durch Pflege der Wiſſenſchaft und Kunst (wir sprechen hier nicht von den schönen Wiſſenſchaften und schönen Künsten , ob sie gleich auf dem gegenwärtigen sittlichen Standpunkt der Menschheit unentbehrlich find) geschehen kann , auf welchen die Erfolge des Landbaucs , der Industrie und des Han dels beruhen . Im Interesse dieser Elemente der Staats wohlfahrt (nicht in persönlichem Interesse , das hier ganz unberücksichtigt bleibt) dürfte darum die Nüglichkeit der

621 Befreiung von persönlicher Leistung der Kriegsdienstpflicht als wünschenswerth und selbst als geboten erscheinen, wozu die Stellvertretung die Mittel an die Hand gibt , eine Maßregel , deren Nothwendigkeit selbst die Franzosen in ihrem demokratischen , nivellirenden Schwindel erkannten. Auch noch andere Momente ließen sich im wohlverstandenen Intereffe des Staates für diese Ansicht anführen und die moralisch aufgelösten Zustände in der Gesellschaft geben wahrlich Veranlaſſung genug dazu ; z . B. die Pflege der Pietät im Familienleben ; die würdige Erziehung und Vor " bereitung der fünftigen Diener der christlichen Kirche, deren einstiger Beruf es ist , die Lehren einer Religion zu bez thätigen , die nur Liebe und Vergebung athmet , und bei welchen es darum nicht gleichgültig sein kann , wenn sie vorher ein durch innere Nothwendigkeit immer verwildern --des Soldatenleben geführt haben ; u. d . m. - Ferner dürfte es im Interesse des Staates gerechtfertigt sein, Männer von eminenter Begabung , die für den Militärs stand keine Neigung haben, von persönlicher Dienstleistung zu befreien, um fie die ihnen von der Natur angewiesenen Bahnen wandeln zu lassen. Denn sicherlich würde man es als einen unerfeßlichen Verlust bedauern müſſen , wenn jeue Heroen in Wissenschaft und Kunst , welche durch ihr Wirken so viel für das Wohl der Menschheit gethan haben , durch einen frühzeitigen Tod auf dem Schlachtfeld ihr Leben geendigt hätten ; sie wären sicherlich in dem ehrenvollsten Berufe gestorben , in dessen Erfüllung sie leicht durch Andere hätten vertreten werden können , wäh rend sie hinsichtlich ihrer hohen Begabungen und des für das Vaterland und die Menschheit überhaupt daraus her vorgehenden Nugens unerseßlich gewesen wären. - End lich bildet die Stellvertretung das Mittel , ein Hauptübel, an welchem alle Staaten gegenwärtig mehr oder weniger leiden , das Proletariat , wenn auch nicht ganz zu besei tigen , doch wenigstens zu mindern, und es kann durch sie im Wege der Ordnung und Gefeßlichkeit möglich gemacht werden , was von den Socialiſten durch Gewaltthätigkeit zu erstreben versucht wird , nämlich eine Art Vermögens ausgleichung und hierdurch eine Verminderung der Armuth, mit welcher leider so manche moralische Fehler und Ge brechen in naher Verbindung stehen. Denn der Mensch, der sich eines Besizes erfreut , der ihm die Befriedigung seiner wenn auch bescheidenen Wünsche gewährt , wird in der Regel auch ein guter Bürger sein; die Erscheinungen der neuesten Zeit weisen wenigstens nach , daß die Demo fraten in der Regel auch Lumpen find. Daß übrigens die Stellvertretung in leßterer Beziehung im Großherzog thum Hessen vortheilhaft gewirkt hat , dafür liegen be stimmte Erfahrungen vor: denn Tausende von Stellvertretern haben ihre Einstandscapitalien dazu verwendet , um sich einen Grundbesig anzuschaffen oder ihren zurückgekommenen Angehörigen wieder aufzuhelfen. Nach allem hier An geführten dürfte in Hinsicht auf den Staat die Nüglich keit der Stellvertretung nicht zweifelhaft sein. Fünfte Frage. Ist das preußische Wehrfystem als erprobt zu betrachten, wird namentlich die Landwehr in ihrer gegenwärtigen Ber fassung das leisten , was man fich von ihr verspricht? Wir werden die Frage ganz allgemein und ohne bes sondere Beziehung auf die Stellvertretung behandeln. Wir

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werden hierbei nur die Infanterie im Auge haben , weil, wenn unsere Bemerkungen in Hinſicht auf diese richtig bes funden werden , sie es in noch größerem Maße bezüglich Die Wehrzeitung scheint in der anderen Waffen sind. find. Dem oben angeführten Axiom die Frage zu bejahen , uns ist die Richtigkeit dieser Ansicht sehr zweifelhaft, aus Grün den, die aus der Natur der Dinge geschöpft sind , und die in manchen Stimmen aus der preußischen Armee und in den von der Regierung , wie wenigstens die Zeitungen melden, beabsichtigten Aenderungen eine Stüße finden, und aus welchen wir der Behauptung nicht beipflichten können, daß ein System , das sich zwar in 36 Friedensjahren als gut bewährt hat , auch die Feuerprobe des Krieges auss halten werde. Das preußische zunächst für den Krieg bestimmte Heer besteht zu fast gleichen Theilen aus Linie und Landwehr ersten Aufgebots. Von der ersteren kann hier nicht die Rede sein , denn sie ist trefflich im Ganzen wie in ihren Theilen und wird sich mit jedem europäischen Heere meſſen können. Anders möchte es sich dagegen hinsichtlich der Landwehr verhalten. Bei ihrem Bestand aus Männern, die größtentheils ein reiferes Lebensalter beschritten und ihre Lehrzeit in der Linie bereits vollendet haben, ist es zwar unläugbar , daß sie einen Kern von tüchtigen Sol daten enthält, welche diejenigen der Linie ſogar in manchen Beziehungen übertreffen dürften ; dagegen sind sie leyteren in anderen Beziehungen nicht gleich : sie haben sich dem Soldatenleven entfremdet , sich dem bürgerlichen mehr ge nähert, sich einen häuslichen Herd gegründet oder sich einen solchen vorbereitet, kurz sich in eine Lebensbahn geworfen, welche derjenigen des Liniensoldaten ganz entgegengesezt ist, der in dem Regiment seine Heimath gefunden hat. Erschallt nun die Kriegstrompete, so werden sie zwar aller dings in treuer Hingebung für König und Vaterland dieſem Rufe folgen , sicherlich aber nicht mit der Freudigkeit des Liniensoldaten, sondern mit getheiltem Herz und mit Sorgen um dasjenige, was sie in der Heimath lieb gewonnen haben und verlassen mußten. Diese Erscheinung liegt zu nahe, um sie nicht begreifen zu können, und ist auch ganz in der Natur der Menschen und der Dinge gerechtfertigt. Dieser Umstand , obgleich nicht unwesentlich, ist gleichwohl nicht der Gegenstand unseres Hauptbedenkens, sondern ein ganz anderer , viel wichtigerer , nämlich der : daß es der Landwehr an tüchtigen Offizieren und Unteroffizieren fehlt, ohne welche auch die besten Soldaten das nicht leisten werden , was man sonst von ihnen erwarten darf, und mit welchen aber vorzugsweise eine Landwehr verschen sein müßte , um sie in Rücksicht auf ihre Leistungsfähigkeit mit der Linie auf gleiche Höhe zu bringen ; dieses hier näher zu erläutern , würde unseren Lesern gegenüber gewiß über flüssig sein. So viel uns bekannt , besteht der bei weitem größte Theil der Landwehroffiziere vom Capitän abwärts, sodann der Unteroffiziere aus solchen Männern , die als einjährige Freiwillige in der Linie gedient haben , dann in die Landwehr übergegangen und wohl erst nach einer Reihe von Jahren befördert worden sind , in welcher sic sich vorzugsweise nur mit ihren bürgerlichen Gewerben oder im Staatsdienst beschäftigt und ihr Militärverhältniß wohl nur als Nebensache betrachtet haben. Unter diesen Um ständen ist wohl mit Gewißheit anzunehmen , daß ſie ſich,

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wenn fie auch mit dem größten Eifer beseelt wären , dies jenigen Eigenschaften und jenen militärischen Taft nicht erworben haben können , welche zu einer richtigen Befehl führung unerläßlich sind und nur durch eine lange , nicht unterbrochene Dienstthätigkeit erworben werden können ; fie werden darum außer Stand sein , den Anforderungen zu entsprechen, welche im Interesse des Dienstes an fie ges macht werden müssen. Man hat diesen Uebelstand bei der legten Mobilmachung auch wohl gefühlt und durch einzelne Versetzungen aus der Linie in die Landwehr zu beseitigen gesucht; der Zweck konnte aber begreiflich damit nicht voll ftändig erreicht werden , auch waren manche andere nahe. liegende Nachtheile damit verbunden. Es wird darum der preußischen Regierung nichts anderes übrig bleiben , als die Landwehr , gleich der Linie , mit ständigen tüchtigen Cadres zu versehen ; denn dieses bis zu dem Augenblick des Ausbruches cines Kriegs verschieben wollen , ist nicht möglich, weil man tüchtige Offiziere und Unteroffiziere nicht herbeizaubern kann. Allein auch diese Maßregel wird ihren Zweck nicht vollständig erreichen , weil die Cadres eben so sehr der Truppen bedürfen , um sich vermittelst ihrer auszubilden, als diese jener zu ihrer Erziehung und Führung ; in friedlichen Zeiten hat aber bekanntlich die Landwehr feine Truppen bei den Fahnen. Man wird sich daher durch das Gebot der Nothwendigkeit gemüßigt sehen, noch einen Schritt weiter zu gehen, indem man die Land wehr ersten Aufgebots aufgibt und die Zahl der Linien regimenter, oder was noch beffer wäre , die Zahl der Bas taillone dieser Regimenter vermehrt, was um so mehr ge schehen kann , wenn durch die Einführung ständiger Cadres hinsichtlich der Kosten nichts mehr gewonnen wird und die Landwehr beim Ausbruch und während eines Kriegs doch zur Linie werden muß , weil ihr alsdann die Hauptquelle ihres Daseins , nämlich der Zugang aus der Linie, ver trocknet und sie wie diese den Ersaß ihrer Verluste aus den Dienstpflichtigen erhält. - Wenn Preußen neben dem seitherigen zweiten Aufgebot der Landwehr für die äußersten Nothfälle eine Linienarmee von etwa 320,000 Mann für den Dienst im Feld unterhält , welche Anzahl etwa 2 Pro cent seiner Bevölkerung gleich ist, so hat es vielleicht schon mehr geleistet , als seine finanziellen Kräfte nachhaltig ers tragen fönnen ; denn es darf nicht übersehen werden , daß manche Provinzen des preußischen Staates in der Natur nicht besonders begünstigt sind und daß, wenn sich gleich wohl die Finanzen im Vergleich mit früherer Zeit bedeu tend gehoben haben, dieß nur in den nur bei einem langen Frieden möglichen günstigen Conjuncturen für Industrie, Handel und Wandel seinen Grund haben, die aber bei dem ersten Kanonenschuß bedeutende Störungen erleiden dürften . Wenn wir nun nach den vorausgegangenen Erörterungen die oben gestellte Frage verneint und uns für die Noth wendigkeit von Modificationen bei dem bestehenden Wehr system ausgesprochen haben, so sind wir doch weit entfernt zu glauben, daß durch leßtere Staat und Heer die Grund Diese und Ecksteine seiner Wehrkraft einbüßen werde. beruht nicht auf irgend einem System, dessen Güte von wandelbaren Verhältnissen abhängt , sondern auf ganz anderen Grundlagen , nämlich auf der Verehrung des Königs, auf der Liebe zum Vaterland, auf dem friegerischen Geiste im Volke , auf ruhmvollen Rückerinnerungen , auf

dem in dem Heere bestehenden Cultus für wahre Ehre und Pflichttreue, und dem über alles Lob erhabenen Dienst eifer und endlich , nicht das Unwesentlichste , auf einer kräftig gehandhabten, ernsten Disciplin. Bei einer solchen Ausstattung , deren sich das preußische Heer von jeher zu erfreuen hatte, wird es seine Bestimmung auch ohne Land wehr, mit und ohne Stellvertretung gleich gut erfüllen. Wir schließen diese Betrachtungen mit der Beantwor tung der legten

Sechsten Frage Wird Preußen nicht im Intereſſe des Staates die Stellver tretung im Heere zulaffen müſſen ?

Wir glauben sie aus früher angeführten Gründen bes jahen zu dürfen , welche auf keinen Staat mehr Anwen dung finden möchten , als gerade auf den preußischen , der bei seiner ohnedieß gespannten Stellung als Großmacht und bei seinem überwiegenden Einfluß auf Deutschland seiner ganzen Spannkraft bedarf, um sich auf dieser Höhe zu erhalten, und es daher in seinem Juteresse finden muß, Wiſſenſchaft und Kunst zu fördern und zu pflegen , welche dem Aufschwung der materiellen Kräfte als Hebel dienen, und allen Bestrebungen in dieser Richtung durch Begün ftigung der dabei thätigen Individuen die Hand zu bieten. Dieß ist auch bisher durch das Institut der einjährigen Freiwilligen geschehen , und hat dieses Auskunftsmittel auch in den bisher friedlichen Zuständen ausgereicht; anders würde sich dagegen die Sache gestalten , wenn Preußen einen langwierigen Krieg zu beffehen hätte , der auf die innere Entwickelung des Staats in der in Frage stehenden Beziehung einen empfindlichen Rückschlag unausbleiblich äußern würde : ein Uebelstand, der in früheren Zeiten nicht so merklich geworden ist, weil damals die höheren Stände und die Bürger der Gewerbe treibenden Städte von der Leistung der Kriegsdienstpflicht befreit gewesen find .

Kartätsch-Patronen für gezogene Feuerwaffen. (Postenschuß aus gezogenen Infanteriegewehren, Kartätſchschuß aus gezogenen Kanonen .) Nach dem System des Großherzoglich Hessischen Oberlieutenants von Plönnies. Der wahrscheinliche Einfluß der gezogenen Feuerwaffen auf die Kriegführung war in den lezten Jahren ein uner schöpfliches Thema für die Entwickelung unmaßgeblicher Ansichten ; wenige militär-wissenschaftliche Stoffe ſind mit so zäher Ausdauer und so geringem Gewinn für die Wissens schaft abgehandelt worden. Seit den neuesten Kriegsereig nissen beginnen endlich einige feste Punkte aus diesem Meer des Zweifels aufzutauchen. Die neuesten Schlachten haben u. a. festgestellt , daß die moderne Handfeuerwaffe allerdings nur in den Händen wirklicher Schüßen eine fernhintreffende wird, während der gewöhnliche Infanterist den mit dem Bajonnet austürmen den Gegner auch auf nächster Distanz mit dem gezogenen Feuergewehr weit häufiger fehlt , als niederschießt ; mit

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einem Worte, daß auch ein scharfes Zielen nur selten je 100 Schüssen durchschnittlich 370 Treffer auf ein Quadrat stattfindet, wonach dem Zufall sein altes Recht nur wenig von 2 Meter Seite, bei einer Percussionskraft von 4 Centi geschmälert wird. meter Tannenholz erreicht worden sind. Es knüpft sich hieran die Frage , ob es nicht möglich Fig. 1. sei, der gezogenen Waffe der Linieninfanterie gerade für die nächsten Entfernungen eine vom Zielen minder ab hängige , verheerende Feuerwirkung zu geben , welche im Stande wäre , einem Bajonnetangriff mit vollem Erfolg zu begegnen ? Die Frage wird praktisch gelöst sein, wenn es gelingt , jenem Zweck zu genügen , ohne die Verwend a barkeit der Waffe für große Distanzen auszuschließen. Mehrere Projectile zugleich aus einem gezogenen Rohre zu schießen, ist eine Aufgabe, welche für Jagd und Krieg, für Handfeuerwaffen und moderne Artillerie gleich interes sant erscheint. Judem wir eine durch ausgedehnte Ver suche erprobte Lösung vorlegen , fassen wir zunächst die Handwaffe in's Auge. Da erfahrungsgemäß ein höchstens 30-40 Gramm schweres , mit 4-42 Gramm Ladung geschoffenes Projectil noch auf Distanzen von 1000-1200 Metern die genügende Wirkung befigt , um einen Mann außer Gefecht zu seßen, so erhellt hieraus , welche Verschwendung von Pulver und Blei auf den nahen Distanzen stattfindet , wenn auf 100 α d oder 150 Meter zur Tödtung eines Menschen eine Kraft aufgeboten wird , welche genügt, um 10-15 3oll Tannen holz zu durchschlagen. Hieran knüpft sich der naheliegende Gedanke , den Effect des Schusses auf den nächsten Dis stanzen zu theilen, so daß die Wahrscheinlichkeit des Treffens erheblich gesteigert wird , während die Percussionskraft jedes einzelnen Projectils gerade noch hinreicht , einen Mann außer Gefecht zu seßen. Kleine Kugeln, sogenannte Posten , mit welchen_fich Fig. 1 zeigt in vierfacher Größe den Längenschnitt des aus glatten Läufen auf eine Entfernung von höchstens Geschosses , von welchem je vier unter sich völlig gleiche 50 Metern einige Wirkung erreichen läßt, find bei gezogenen Exemplare in einer Patrone vereinigt werden. Es ist Rohren nicht anwendbar , indem sie gleich vor der Mün dd = ff = 54 Punkt; ee = 49 Punkt ; e'e' 28; dung durch die Wirkung der Züge in tangentialen Richh 10,5 ; aa = 44 ; df = 26 ; f'f = 26 ah = 21,5; ai = tungen verschleudert werden. Es ist klar, daß sämmt Punkt, wobei 4 Punkte = 1 Millimeter. Das Bleigewicht liche Geschosse kalibermäßig sein müssen, um beträgt 11,5 Gramm. — eine normale Rotation und hierdurch eine regel Fig. 3. Fig. 2. mäßige Streuung zu erhalten. Man hat Versuche mit aufeinandergesezten Projectilen verschiedener Constructionen angestellt. Der bayerische Major Steinle schlägt vor, eine Rundfugel auf ein Spig geschoß zu seßen und unterstüßt sein Project durch einige 03 theoretische Reflexionen ; die angestellten Versuche ergaben ungenügende Resultate. Man würde. nach Steinle's Pro ject eine schwere und complicirte Patrone mit sehr zweifel Hafter Aussicht auf Vermehrung der Treffer erhalten, denn das Spizgeschoß verliert durch die aufgesezte Rundkugel Fig. 2 zeigt die äußere Ansicht immerhin an der Sicherheit seines Flugs , während sich des beschriebenen Körpers in dop auf die Wirkung der letteren nur wenig rechnen läßt. Das Aufeinanderseßen mehrerer kalibermäßiger sphä pelter natürlicher Größe; Fig. 3 a rischer Projectile ist schon des Gewichts halber nur bei stellt vier aufeinandergeseßte Ge Luxuswaffen von äußerst geringem Kaliber , nicht aber bei schoffe dar , wie solche in der Militärwaffen und auf größeren Entfernungen anwendbar. Patrone vereinigt werden , gleich Wir kommen nun zur Beschreibung einer nach dem falls in doppelter natürlicher a System des Oberlieutenants von Plönnies construirten Größe. Für die vier Projectile Kartätsch Patrone für gezogene Handfeuerwaffen öfter mußte der Einfachheit halber eine reichischen Kalibers , mit welcher bei mehreren seit Januar völlig gleiche Construction ermittelt 1859 angestellten Versuchen auf 100 Meter Abstand mit werden.

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Das unterste Geschoß , welches durch den Stoß der Gase unmittelbar in seinem Schwerpunkt getroffen wird, pflanzt diesen Stoß in der Art auf die rorderen Geschosse fort , daß das ganze viergliedrige Projectil sich in der Längenrichtung ftaucht und so in die Züge tritt. Jedes Geschoß erhält die normale Rotationsbewegung um die Achse aa Fig. 1 , so daß es immer nur mit der Spige vorangehen kann. Die Sicherheit der Retation wird wesent lich gefördert durch die ringförmige Lagerung der Bleimasse, für welche so ein möglichst großes Rotationsmoment er reicht ist, sowie durch die geringe Höhe der einzelnen Pro jectile , deren jedes um seine kürzere Achse rotirt, da aadd Fig. 1 . Jedes Projectil ſeßt sich mit einer unter 45° geneigten Kugelfläche ff Fig. 1 in eine fonische Höhlung ee' des folgenden ein , so daß nur ein durchaus centrischer Stoß von dem einen zum andern sich fortpflanzen kann. Die ſtumpfe vordere Gestalt ff bringt den Schwerpunkt nach vorn und verhindert das Hängenbleiben eines Projectils in dem anderen ; die drei ringförmigen Zwischenräume aa Fig. 3 ermöglichen die Stauchung des ganzen Systems und befördern die Reinigung der Seele durch den Schuß selber. Durch die Höhlungen entstehen drei leere Räume hh Fig . 3 , gefüllt mit athmosphärischer Luft , welche bei der Stauchung des Ganzen etwas comprimirt wird und ein Zusammenhalten der vier ineinandersteckenden Gefchoffe (durch den äußeren Druck der Athmosphäre) unmöglich macht. Für praktische Versuche sei hier noch bemerkt , daß die Neigung der Flächen ee' und ff von der größten Bedeu tung für die Art der Streuung ist , und daß der Winkel bet e und f (die Neigung der konischen Flächen gegen die Grundfläche dd) bis auf 38 oder 40° vermindert werden muß , wenn sich bei 45° für die gegebene Waffe fein ge nügendes Resultat herausstellt. ; Fig . 4. Höchst einfach ist die Anfertigung der Patrone Fig. 4, in deren unterem Theile G die vier Projectile ohne jedes besondere Bindemittel, nur durch das darumgewickelte Papier der Hülse vereinigt find. Der obere Theil L enthält 42 Gramm Ladung. Die ganze Patrone wird durch ein Papierblatt gebildet, in welches zunächst die vier Ge choffe eingewickelt und sodann durch Eins legen des Papiers in die Höhlung des untersten Projectils bei bb , sowie durch Würgung bei w vollkommen transportfähig und so dauerhaft vereinigt werden , daß es W kaum möglich ist , den Cylinder G mit den Händen zu zerbrechen. Die Hülse läuft anderthalbmal um und wird am besten aus dünnem, stark geleimtem , nicht zu glattem G Handpapter gefertigt. Wir erinnern hier an das nahe liegende Beispiel einer Gelt rolle, wobei sogar schwache Cylinder durch das darumgewickelte Papier zu einem ziem lich dauerhaften Ganzen vereinigt werden. b

viel mehr , als eine sogenannte Miniépatrone des in den meisten Armeen üblichen Kalibers von 17,5 bis 18 Milli meter und etwas über mehr , als die neue Ordonnanz patrone der k. k. österreichischen Feuerwaffen . Mit einem Kilogr. Bleigewicht können 87 Treffer , öder mit je 100 Schüssen 400 Treffer erreicht werden. Mit dem preußischen Zündnadelgewehr ergibt sich fol gende Vergleichung. Eine neue preußische Patrone mit Langblei wiegt 41 Gramm ; um also auf einer nahen Di stanz in einem kritischen Augenblick vier Treffer zu erlangen, müssen 4 × 41 = 164 Gramm Pulver und Blei im hastigen Schnellfeuer verschossen werden ; das österreichische Gewehr mit der beschriebenen Patrone würde dagegen vier Treffer mit einem ruhig abgegebenen Schuß und bei Verwendung von nur 51 Gramm Pulver und Blei ergeben können. Die beschriebenen kleinen Geschosse sind auf einer kleinen excentrischen Prägmaschine mit sehr geringem Kraftauf wand in großer Menge zu produciren . Da Glätte und Festigkeit zur Wirkung wesentlich sind , wird man ſich bei praktischen Versuchen eines kleinen Handapparats zur Prägung bedienen ; doch laſſen ſich auch mit solchen Pro jectilen, die einfach gegossen sind, noch erhebliche Resultate erzielen. Ueber Zweck und Verwendung ist noch anzuführen : Die Munitionsausrüstung eines Infanteristen hätte zum vierten Theil aus den durch die Farbe des Papiers kennt lich gemachten Kartätsch-Patronen zu beſtehen , wodurch das Gewicht der ganzen Munition noch nicht um 10 Pro cent erhöht , die Zahl der mitgeführten Geschosse aber um 75 Procent vermehrt , und für besondere Fälle eine vers nichtende Wirkung ermöglicht wäre. Es kommt hier in Betracht : jedes schlecht gezielte Feuer auf naher Diſtanz ; Vertheidigung von permanenten oder improvisrten Werken , sowie von jeder defensiven Position im Terrain; entscheidendes Feuergefecht in der Nähe, vor bereitendes Feuer beim Avanciren mit dem Bajonnet ; Feuer gegen Reiterei ; Straßenkampf ; nächtlicher Sicherungsdienst Für die Feuerwaffen der und Nachtgefecht jeder Art. Reiterei, welche durch ausschließliche Anwendung der Kar tätsch - Patrone zu einer wirklichen Bedeutung gelangen könnten , kommt noch besonders in Betracht, daß sich die vier Geschosse durch einen leichten Stoß mit dem Ladestock in der Seele feststauchen lassen , so daß ein Rutschen der Ladung nicht mehr vorkommen kann. Durch das völlig gleiche Gewicht der Projectile und durch einige Constructionsmittel , auf deren Auseinander sehung hier verzichtet wird , ist es erreicht worden , der Streuung einen vorherrschend horizontalen Charakter zu geben, so daß der Höhenunterschied der Treffer in der Regel sehr gering, die seitliche Abweichung dagegen eine erheb liche ist , wie die vorliegenden Zwecke es verlangen. Schon hat die beschriebene deutsche Erfindung ihren Weg in die Werkstätten der Lurus - Büchsenmacher gefunden und mancher alte Jäger sieht nicht ohne Verwunderung

Die Höhlungen der drei oberen Geschoffe werden zur Erleichterung der Stauchung leicht gefettet. Die ganze Patrone wiegt etwa 51 Gramm , also nicht

einen Postenschuß auf 150 Schritte. Die Anwendung auf moderne Artillerie liegt sehr nahe. Gußstahlrohre von kleinem Kaliber find Vorbedingung.

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Literatur.

Haus aus die drei genannten Buchten durch Versenken von Schiffen für die Einfahrt sperren sollen . Die Anstrengungen zur Sicherung der Stellung von Balaklava hätten die Eng länder dann nußbringender auf die von Inkerman verwendet. Das Verdienst des Generals Niel in Bezeichnung des richtigen

Officieller Bericht über die Operationen in der Krim von einem der in den Jahren 1855 und 1856 auf den Kriegsschauplag in Europa gesendeten Offiziere. Von George B. Mac Clellan , Capitän vom 1. Cavalerieregiment der Vereinigten Staaten. Verlag von Karl Aue (Franz Stuttgart , 1859. Köhler's Buchhandlung) .

Angriffspunkts wird nach Gebühr gewürdigt ; über die mangel hafte Einleitung der ganzen Expedition wird die gewiß rich tige Bemerkung gemacht , daß Napoleon den wahren Zustand von Sebastopol wohl genau kannte und also deffen Eroberung mittelst Handstreichs erwartete. Ebenso trefflich wie die frans zösischen Sappenarbeiten , ebenso schlecht waren die englischen ; das Mißlingen des englischen Sturms auf den Redan am 8. September wird ihren eigenen Tranchéen , deren zu großer Entfernung , mehr noch aber dem gänzlichen Mangel an Ober leitung und den ungeschickten Dispofitionen zugeschrieben. Den Angriffsplan der Franzosen dagegen findet unser Autor be wundernswerth : man wußte , daß die Russen ihre Malakoff wache immer um Mittag ablößten und zu diesem Zweck die alte herauszogen, ehe die neue einmarschirt war , um nicht durch Anhäufung zu vieler Mannschaft allzu starke Verluste durch das französische Verticalfeuer zu erleiden. Dieses hatte bis zur Minute des Sturms ununterbrochen angedauert und die Russen in die bedeckten Räume getrieben ; so fam es, daß lettere vollkommen überrascht wurden und daß die erste Zuaven colonne beim Eindringen nur 11 Mann verlor. Den in bes wundernswürdiger Ordnung ausgeführten Rückzug Gortscha koff's nach der Nordseite nennt unser Buch die schönste Opes ration des ganzen Krieges . Die Ursachen der ungewöhnlich langen Dauer der Belagerung entdeckt der Autor in den ges schickten Vertheidigungsdispofitionen der Russen , den Fehlern der Alliirten, die unter Anderem das Mörserfeuer zu spät an wendeten und in physischen Gründen , wie der natürlichen Stärke der Stellung und der Strenge des Winters. In den Tagen der Segelschifffahrt wäre eine erfolgreiche Belagerung Sebastopols eine Unmöglichkeit gewesen; die Russen hatten wohl bei Anlegung ihres Vertheidigungekriegs im Großen die Vortheile der Dampfkraft nicht genugsam in Rechnung gezogen.

Diese nur 3 Bogen starke Brochüre bildet ein Seitenstück zu der im gleichen Verlag erschienenen ,,Belagerung von Ses bastopol" , dem Auszug aus dem Niel'schen Werke , über den wir in den Nrn. 27-30 dieser Blätter berichtet. Sie gibt nur einen allgemeinen Ueberblick über die Kriegsereignisse, entwickelt aber ein sehr gesundes Urtheil, wie wir aus Folgen Bei Besprechung der Almaschlacht wird bes dem entnehmen. merkt , die Alliirten hätten die Russen entweder in die Stadt werfen, also nach dem Bosquet'schen Manöver rascher folgen und mit den Russen eindringen sollen, - wie stimmte das aber zu der Immobilität der Engländer ? ――― oder sie hätten um gekehrt den linken, statt den rechten Flügel der Russen tour niren und diese von jeder Verbindung mit Simpheropol abs schneiden müssen. Den Flankenmarsch nach Balaklava , einges leitet durch Voraussendung der ungedeckten englischen Batterien, man ist einiger findet der Verfasser mehr als sonderbar ; wem man die größten maßen in Verlegenheit ," sagt er, Fehler vorwerfen soll, - den Alliirten , weil sie sich so bloß stellten , oder den Russen , weil sie versänmten, die ihnen dars gebotene günstige Gelegenheit zu benußen." Nämlich die, mit ihrer eben gegen Simpheropol marschirenden Hauptcolonne die vereinzelten Engländer zu vernichten , was unterblieb, weil sie die Wege troß ihrer zahlreichen leichten Cavalerie nicht abs suchten , also nichts von dem bedenklichen Marsche der Eng länder wußten. " Bis hierher entfalteten die alliirten Generale keine von den Eigenschaften großer Feldherrn : ihre Maßregeln waren langsam , halb und fehlerhaft." Richtig ; man bedenke aber St. Arnaud's Erkrankung , Raglan's Unfähigkeit und den Dualismus zwischen beiden. Ueber das Treffen bei Balas klawa wiederholt der Autor bei Gelegenheit des englischen Der Ruf nach einer verbesserten Truppenaus Cavaleriechocs den Ausspruch eines französischen Generals : bildung. Ein Wort für beide Theile von einem C'est bien magnifique , mais ce n'est pas la guerre ! Daß deutschen Offizier. Darmſtadt, 1859. Eduard Zernin.*) die Schlacht von Inkerman nothwendig wurde , darin erkennt Mit Freuden begrüßen wir diese zeitgemäßen Worte eines der Verfasser einen Fehler der Ruffen, welche diesen Schlüssel des Tschernajathals nicht gleich Anfangs mit den übrigen Süd sehr werthen Kameraden , der schon seit längeren Jahren mit fronten befestigten ; ebenso tadelhaft findet er es aber, daß die der regsten Theilnahme dem Kampfe der neuen Ideen gegen ――――― mit dop Engländer sich nicht stärker auf diesem Punkte eingerichtet. das System des alten Schlendrians gefolgt ist ; Ueber Todleben's Befestigungsarbeiten fällt der Autor ein pelter Freude deßhalb , weil er sein Motto : „Halte Maß in höchst anerkennendes , doch nicht überschwängliches Urtheil und allen Dingen" in seiner eigenen Schrift so sicher festzuhalten vergist namentlich nicht , daß die todten Massen , die jener wußte. Ja , das hat uns Neuerern so vielfach gefehlt , das ausgezeichnete Ingenieur aufwarf, nußlos gewesen wären, wenn rechte Maß! und so sehr auch die Ungeduld mancher Vors nicht eine geschickte Artillerie , eine heldenmüthige Infanterie kämpfer durch deren Jugend , Ueberzeugungskraft und den oft fie vertheidigt hätten. Erst dadurch wurde Sebastopol ein Beis unvernünftigen Widerstand der Gegner zu entschuldigen , spiel der herrlichsten Schanzenvertheidigung , welche die Ge geschadet hat sie sicherlich der Sache und darum eben find schichte überhaupt kennt. Die Angriffsarbeiten anlangend , so die Worte des Verfassers doppelt am Plaz. Die Heftigkeit ―― meint unser Buch : wären die Franzosen allein die Angreifer sagen wir's nur gerade heraus die Bissigkeit Kazatsch Kamiesch und einzig auf gewesen , so würden fie fich *) Wir glauben der in Nr. 13 & 14 d . A. M.-Z. v. d. J. ent beschränkt haben und mit Uebergehung Balaklava's auf rasche haltenen Anzeige dieser wenn auch kleinen , aber einen höchft das auf Häfen diesen von Herstellung von Verbindungsstraßen wichtigen Gegenstand behandelnden Schrift noch vorstehende zweite Plateau gedrungen sein ; aber auch Mentschiloff hätte von Besprechung folgen laſſen zu können. D. Red. d. A. M.-Z.

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mancher Reformatoren war um so verwerflicher, als gerade aus manchen Widerlegungen unserer Gegner die Besorgniß herausleuchtete , daß sie eine hoffnungslose Sache verfochten. Der Fortschritt wird siegen, bei uns so gut wie in anderen Fächern des Wissens und Könnens ; er hat zum Theil schon gefiegt, wenigstens hat Referent das Glück, einem Dienste anzugehören , wo gerade die höheren Behörden die besseren Ideen der Neuzeit mit rühmenswerther Bereitwilligkeit begün ftigen , wo von oben herab unablässig auf größere Selbststän digkeit der unteren Führer, namentlich der Compagniechefs, hingearbeitet wird. Und da eben zeigte sich eine auffallende Erscheinung der Verfasser obiger Schrift und mit ihm fast alle seitherigen Vorkämpfer , ging von der Idee aus , alle jüngeren Offiziere stünden hinter ihnen und ihre Gegner bes fånden fich nur in den Reihen jener älteren Kameraden, welche fich gegen die Wahrheiten der Neuerungen verschließen , weil fie die lezten Feldzüge auch ohne diese Reformen glücklich bes ſtanden. Gerade darin irren sie sich : der alte Schlendrian schöpft seine Hauptnahrung aus der Bequemlichkeit der Jüngeren, denn die Zahl derjenigen , von denen der Verfasser treffend fagt: „ Die in der That Unmündigsten fahren bei dem jeßigen System am besten , stoßen nirgends an und freuen sich , daß fie immer am liebgewonnenen Blaß den nämlichen Karren ziehen können", -- ihre Zahl ist legio . Ein Beispiel statt vieler : Einer unserer geistvollsten Generale kämpft gegenwärtig für Einführung des Compagniesystems in unserer Infanterie ; sollte man es glauben , daß das Haupthinderniß , auf das er stößt, in dem Widerstande der Mehrheit unter den Haupt männern besteht ? Seien wir also gerecht gegen die älteren Kameraden ; bedenken wir, daß , wenn sie auch untergeordnete kriegerische Erfahrungen für sich haben , es in in gewissen Jahren schwer , wenn nicht unmöglich wird , das System eines ganzen Lebens gegen ein neues zu vertauschen ; öffnen wir die Augen , wir Neuerer, um zu erkennen , daß unser Hauptfeind in unseren eigenen Reihen steht. Ihn vor Allem müssen wir bekämpfen ; die Indolenz , die Bequemlichkeit der Jüngeren müssen wir niederwerfen (könnten wir sie nur vorerst dahin bringen , daß sie die Militär-Zeitschriften mit Aufmerk samkeit lesen !); ist es uns gelungen , hier Propaganda zu machen , dann ist der Sieg gewonnen , denn von dieſem fragt fich's ohnehin nicht mehr , ob , sondern nur wann wir ihn erringen . Das möchten wir auch unserem Herrn Verfasser zu bes denken geben, dessen Ausführungen wir sonst in allen Stücken billigen, besonders auch in dem, was er über die Musterungen sagt und dessen Worte wir der Aufmerksamkeit und Beher zigung aller Kameraden dringend anempfehlen.

auf der anderen Hälfte des Erdballs Ereignisse vor , die in einem bedeutungsvollen Zusammenhang damit stehen , indem fie zum großen Theil ein und denselben Ursprung haben. Der Schauplaß dieser Ereignisse ist der große Ocean, und die Vors gänge , die wir meinen , die verschiedenen neuen Befißergrei fungen und Protectorate der Franzosen daselbst. Allmählig haben dieselben, und zwar hauptsächlich in den letzten 5 Jahren, eine Kette von Inselgruppen in Besitz genommen , die sich quer durch den ganzen Ocean erstreckt , im Westen von Neu Caledonien, der Fichteninsel und der Loyalty- Gruppe , über Tahiti , Mangarewa , dem Paumota-Archipel , den Marquesas, bis zu der westsüdwestlich von Tehuantepec liegenden Clippertons Insel. Wenngleich nun auch alle diese Inseln zuſammenge nommen zur Zeit noch von keiner besonderen Wichtigkeit und Bedeutung erscheinen (hauptsächlich in Folge deffen , daß die Franzosen wenig Colonisationstalent entwickeln) , so hat den noch die Eroberungsluft, mit der lettere seit mehreren Jahren im großen Ocean aufgetreten find , die Aufmerksamkeit , und vielleicht auch den Neid und die Furcht anderer ſeefahrenden Nationen in nicht geringem Grade erregt ; so hatte z . B. die neuliche öffentliche Bekanntmachung , daß die Clipperton-Insel als Eigenthum des Kaisers von Frankreich proclamirt ſei , un mittelbar zur Folge , daß von Washington aus , mit Bezugs nahme auf jene französische Erwerbung , nicht weniger als 48 verschiedene , im Centrum des großen Oceans belegene Inseln als zum Gebiet der Vereinigten Staaten gehörig proclamirt worden sind. Umzieht man diese Inseln knapp mit einer Linie, so fällt der von derselben eingeschlossene Meerestheil zunächst durch seine bedeutende Ausdehnung auf, denn sein Areal be trägt nicht weniger als 97,000 deutsche Quadratmeilen oder mehr als doppelt so viel als das ganze mittelländische Meer, welches incl. des schwarzen Meers nur 42,000 Quadratmeilen groß ist. Indeß hat es mit diesen Inseln in verschiedenen Beziehungen eine ganz eigenthümliche Bewandtniß , und diese, sowie die gesammten geographischen Verhältnisse jenes „ ameri kanischen Polynesiens " werden in einem längeren Auffaße des vorliegenden Hefts von Dr. E. Behm (begleitet von zwei colorirten Karten von Dr. Petermann) auf's eingehendste und speciellste beleuchtet. Diese Arbeit , die erste , die von dem neutralen Theile des großen Oceans ―――― eine der unbekanntesten Regionen der ganzen Erde - eine erschöpfende Zusammen stellung gibt , enthält außerdem eine Uebersicht der gesammten politischen Verhältnisse im großen Ocean und in seinen Ufer ländern bis zum gegenwärtigen Augenblick. -

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1859. Heft V. Gotha, Justus Perthes. Während die Blicke der Welt in höchster Spannung auf den fich entwickelnden Krieg in Europa gerichtet waren, gingen

Außerdem enthält dasselbe Heft einen Originalbericht (nebst Karte in Chemiitypie) über den merkwürdigen See Yojoa in Centralamerifa, von dem bekannten Reisenden Squier ; sowie viele kleinere Auffäße und Notizen,

Berichtigung. In Nr. 69 & 70 der A. M.-Z. auf Seite 607 Zeile 3 von oben bitten wir „ erhoben“ statt „ erhob“ zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von G. W. Leske.

34. Jahrgang.

Samſtag, 10. September 1859. most

Járodne

No. 73

74.

re

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1012053

Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Oefterreichiſche Monarchie. Wien, 31. Auguſt. Bei der beabſidrigten Vermehs rung der Infanterieregimenter und Jägerbas taillone (vgl. 4. M. -3. Nr. 63 & 64) ſoll man, wie die „Aug. Zig ." berichtet, im Sinne haben, einerſeits den Mannſchaftsſtand bei den erſteren herabzuſeßen, andererſeits die leßteren vom jeßigen Stand zu 4 Compagnien auf 6 Coms pagnien zu erhöhen . Die gegenwärtige Stärke der Infanterie.

Von unſerer Seite dagegen wurde der Kampf immer nur

brigadenweiſe eingeleitet und aufgenommen ; die Brigaden bildeten die Einheit der Dispoſitionen und ſo fam es, daß die in’s Gefecht gebrachten Brigaden entweder , um nicht vom Feinde überflügelt zu werden, ſich ohne den gehörigen Rüdhalt faſt ganz in die erſte Kampflinie auflöſen mußten, oder nicht die nöthige Frontlänge entwickeln konnten , um nicht an der erforderlichen Tiefe zu verlieren. Wer aber weiß, wieviel von den Einleitungen der Kampfes abhängt, 1

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regimenter“, heißt es weiter, „ bildet allerdings einen Status, ja, wie faſt die ganze Entwickelung deſſelben durch jene vor deffen Adminiſtration, namentlich bei der Centraliſirung der ſelben, einen einzigen Commandanten zu ſehr in Anſpruch

gezeichnet und bedingt iſt, der wird zugeben , daß ich mit der obigen Behauptung nicht zuviel geſagt habe. Alio nimmt. Bis jet bildete jedes einzelne Regiment für ſich – ſtärfere Brigaden und zugrundelegung der höheren Eins höchſtens noch mit Zuziehung eines Jäger- oder Gränzbas beit – der Diviſion - , das muß den neueſten Erfahrungen taillons — eine Brigade. Es iſt leicht einzuſehen , daß gegenüber alø eine unbedingte Forderung zum beſſeren nach: hierdurch zwei Wirkungsfreiſe entſtehen , der des Brigas baltigen Handhaben unſerer Streitfräfte erſcheinen .“ -

-

-

diers und jener des Oberſten , in welchem es kaum an

Wien , 6. September. Die von dem „ Franff. Journ .“

Codiftonen, Uebergriffen oder Reibungen fehlen kann, und daß der eigentliche Regimentscommandant hierdurch mehr oder weniger zu einer rein adminiſtrativen Behörde wird; denn zwiſchen dem einzelnen Bataillons- und dem Brigade:

gebrachte und auch in Nr. 70 & 71 der „ ang.M.-Z.“ übergegangene Notiz von einer bevorſtehenden Aende: rung der Uniformen der öſterreichiſchen Linienregi menter entbehrt , wie die „ Wien. Ztg . “ berichtet, jeder

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.

commandanten gibt es vor der Front fein Mittelglied , und Begründung. Dasſelbe Blätt glaubt wohl unterrichtet der Oberſt wird da überflüſſig. Eintheilung ſcheint man auch Brigadeeinheit abändern , und auf2 Linienregimenter und 1

Nach der neu entworfenen die Stärfe der bisherigen . den Stand einer Brigade Jägerbataillon feſtießen zu

zu ſein , wenn es verſichert, daß die bisherige weiße Uni formirung, an welche ſid) ſo viele ruhmreiche Erinnerungen der heldenmüthigen Armee fnüpfen, unverändert beibehalten werden wird. (Allerdings ſoll, wie die „Allg. Ztg. mits 11

wollen. Das wäre audin anderer Beziehung ein Fort- theilt, eine neue Uniformirung der Armee im Antrag ſein. ichritt und ein Gewinn. Die große taftiſche Einheit, welche

Die geſammte Infanterie würde blaue Pantalons ohne

bei uns die Brigade iſt, würde hiernach an Umfang ge passe-poils, nach dem Muſter der franzöſiſchen , und weiße winnen ; wie nothwendig dieß iſt , haben die Kämpfe des Waffenröde mit einer Reihe Knöpfe und úmſchlagfragen legten Feldzuge bewicjen, denn gewiß nicht den geringſten erhalten . Ebenſo würde der Tſdato durch das franzöſiſche Theil der Schuld an unſeren Unfällen trägt der Umſtand, Räppi erfekt werden. Auch rüdſichtlich der Bewaffnung

daß die taftiſde oder eigentlich die Manövrir-Einheit die ſollen einige nicht unwichtige Veränderungen bereits be

numeriſch zu ſchwache Brigade war. Bei den Franzoſen ſchloſſen ſein.) iſt die Ginheit des Kampfes dic Diviſion ; alle Dispoſi tionen beziehen ſich auf dieſe ; die Artillerie fteht unmittel bar unter dem Commando des Diviſionärs , der allein

Preußen .

Berlin , 31. Auguft. Bei den Reſultaten , die das über fie verfügt ; der Kampf wird in der Regel nur von einer Diviſion engagirt, welche die drei Linien der Tirailleurs Infanteriefeuer mit den verbeſſerten Sandfeuerwaffen in dem italieniſchen Feldzug geliefert, werden die Verſuche, ſchwärme, deren Soutiens und der Reſerve formirt.

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welche heute Morgens auf dem Bornstedter Exercirplaß büchse ab, bei niederfallenden ersten Zügen also zehn Salven. bei Potsdam stattgefunden , von großem Interesse für die Noch augenscheinlicher müßten diese Versuche werden , die ganze militärische Welt sein, weil sie die Vertheidigungskraft jedenfalls das Verdienst einer volkommenen Neuheit in des Zündnadelgewehrs gegen Cavalerie heraus der Form haben , wenn mehrere solche Scheiben neben stellten. Um ein der Wirklichkeit gleichkommendes Bild einander die Front eines ganzen Cavalerieregiments reprä von der Annäherung einer Reitermasse gegen Infanterie sentirten, und einer Angriffscolonne mit Tiraillenrs in den zu geben, und die Wirkung des Jufanteriefeuers zu voller Intervallen entgegengerissen würden. Die Sache ist jeden Evidenz zu constatiren, fehlte es bisher an einem geeigneten falls weiterer Ausdehnung fähig , und dürfte auch in Apparat, und die bei beweglichen Scheiben bisher ge anderen Armeen zu Versuchen auffordern , die allerdings wöhnlichen Vorrichtungen reichten dafür nicht aus. Deß wenig Ermunterndes für die Wirksamkeit der Cavalerie halb wurden bei dem vom Major Grafen zu Dohna com auf den Schlachtfeldern der Zukunft haben. Major Graf mandirten Garde-Jägerbataillon , welches sich nur aus ge zu Dohna und Hauptmann von Besser haben unstreitig lernten Jägern recrutirt, Versuche angestellt, um eine solche durch die vollständig geglückte, von keinerlei Störung unter Scheibe zu construiren , und der Hauptmann v. Besser brochene Production ein großes Verdienst um diese neuge dieses Bataillons löste die Aufgabe in überraschender Weise. wonnenen Erfahrungssäge auf dem Felde der verbesserten Der Apparat besteht aus einem starken Rahmengestell Schußwaffen . (Allg. 3tg.) von 16 Fuß Breite, welches auf vier Blockrädern von 2 Fuß Berlin, 2. September. Zur Erleichterung der Märsche, Durchmesser leicht beweglich ist. Hinten hat das Gestell sowie zur Herbeiführung einer größeren Beweglichkeit der fast in Form eines Steuerruders einen Hebelarm , der Truppen im Gefecht ist schon seit Wochen eine militärische e- enfalls in ein Blockrad ausläuft und das Schwanken Commission mit praktischen Versuchen in Bezug nach rückwärts verhindert. Eine 24 Fuß breite und 7 Fuß auf Vereinfachung des Soldatengepäcks beschäf hohe , also der Höhe eines Cavaleristen entsprechende, tigt. Neben der Beseitigung jeder entbehrlichen Last wird Scheibe ist auf diesem Gestell befestigt , und von hinten dabei das Augenmerk namentlich auf die bequemste Fort durch Strebelatten geftügt. Ein 1400 Fuß langes Tau, schaffung der nothwendigen 60 Patronen gerichtet. an die mit Eisenblech beschlagene Vorderachse des Gestells befestigt , wird an seinem Ende von zwei Pferden gezogen, Württemberg. welche ganz nach der für eine Cavalericattaque vorgeschriebe nen Steigerung, einige hundert Schritte im Schritt, dann AStuttgart , 30. August. Unlängst haben sehr Trab , Galopp und Garrière, von einem Reiter von der gelungene Versuche mit einer nach den Angaben des Queue der schießenden Truppe nach rückwärts bewegt wer als Techniker rühmitchst bekannten Hauptmanus Dorn den, wodurch sich die Scheibe ganz in demselben Tempo construirten gezogenen Kanone zu Gmünd statt Bei dem heutigen Versuch war gefunden. den Schießenden nähert. auch Prinz Friedrich Wilhelm gegenwärtig , außerdem die Generale, zu deren Commando das Garde Jägerbataillon gehört, und eine große Anzahl von Offizieren aller Waffen gattungen. Unter Annahme bestimmter Gefechtsverhältnisse Die militärische Stellung Frankreichs Deutſchland wurden vier verschiedene Versuche gemacht. Zunächst ein gegenüber. Zug von 30 Rotten (die Jäger rangiren in der preußischen Armee in zwei Gliedern , und waren für diese Uebung in III. *) vollständiger Feldausrüstung) als Tirailleurs aufgelöst, dann Die Armeen nach ihrer Verfassung. ein geschlossener Zug zum Salvengeben , dann zwei Züge hinter einander , von denen der erste sich nach abgegebener In einem Punkt vor den anderen, die wir bisher ver Salve auf den Boden warf, während der zweite feuerte, und zulegt eine Colonne mit Tirailleurs ausgeschwärmt, glichen haben , scheint uns die französische Armee im Vors die sich während des Avancirens der Scheibe zur Quarré. theil zu sein. Das ist die Heerverfassung , die Gesammtheit formation sammelten , worauf das Bataillon ebenfalls mit der militärischen Einrichtung in ihrem Zusammenhang niederfallenden ersten Zügen Salven abgab. Troz des unter einander und mit dem Geist des Heeres . Nicht, daß scharf entgegenstehenden Windes bewegte sich die Scheibe fie an sich beffer wären , aber sie entsprechen besser der ohne alles Stocken sicher , selbst bei schnellster Gangart nationalen Eigenthümlichkeit , der besonderen Art des der Pferde, zu denen übrigens Artillerie-Zugpferde anges kriegerischen Wesens im Volk. Wir haben früher von dem Fehler unserer Ausbildungs wendet wurden. Jedesmal , wenn die Scheibe bis auf etwa 30 Fuß an die Schießenden herangerissen worden methode geredet, daß fie die Selbstständigkeit nicht ents wickele. Dieser Fehler ist nicht durch Einzelne verschuldet, war, wurde sie genau untersucht und die Kugelspuren ver Sagen wir's klebt. Es ergab sich dann aus dem Vergleich der noch in er liegt im Zusammenhang des Ganzen. den Patrontaschen der Jäger befindlichen Munition mit mit einem Worte : unsere Heerverfaffung müßte volksthüm licher sein , um so manchen falschen oder übertreibenden der Zahl der Kugelspuren das Resultat, welches im Durch schnitt für sämmtliche Versuche 63 Procent Treffer betrug. Tendenzen, die eine Krankheit in unserer gesunden guten Natur sind, das Gegengewicht zu bieten. Die Scheibe brauchte zur Zurücklegung der 700 Schritte Distanz jedesmal zwischen 12 und 13 Minuten, und jeder Zug gab in dieser Zeit fünf Salven mit der Zündnadel

*) Vgl. II. in der A. M.-Z. Nr. 65-68 v. d. J.

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371 In Frankreich ist das Conscriptionssystem mit der Es ist ausgedehntesten Stellvertretung völlig am Ort. neuerdings gerade durch den jeßigen Kaiser zu einer Art von vollendetem Ausbau gebracht worden. Unsere Schrift irrt , wenn sie die Stellvertretung noch vorzugsweise in den Händen betrügerischer Agenten wähnt. Das war zu Zeiten des Bürgerkönigthums so ; jest ist es anders. Durch das Gesetz über die Dotation der Armee vom 26. April 1855 *) hat der Kaiser mit einem einzigen ge schickten Zug die ganze Angelegenheit mit ihrem bedeuten den Einfluß auf die Armee wie auf das Volk unter die seines Regiments gebracht. Früher mußten die Leitung " Familien oft 2-3000 Frcs . für die Befreiung ihrer Söhne an die Speculanten bezahlen und waren auch damit noch nicht sicher; denn oft genug schlug der Handel so aus, daß der erste Stellvertreter zurückgewiesen wurde und ein zweiter bezahlt werden mußte , während der Agent den Gewinn in der Tasche behielt. Der Soldat, welcher wieder einftand , war noch übler daran. Der Agent behandelte ihn als bloßen Gegenstand für seinen Gewinn und wußte ihn gewöhnlich durch allerlei Umtriebe dahin zu bringen, daß er sich mit einem äußerst geringen Antheil jener Los faufsumme begnügen mußte. Jeder, der auf diese Weise eintrat, war in den Augen seiner Kameraden mit einem Makel behaftet, und die Stellvertretung wurde durch diesen Wucher so verhaßt, daß viele ausgediente Soldaten den kleinen Gewinn lieber schwinden ließen und freiwillig eine neue Dienstzeit übernahmen. Dem Allen ist durch Was König Ludwig Philipp jenes Gesez abgeholfen. trop wiederholter Versuche auch nicht einmal zum Theil von den Kammern erhalten konnte, das hat der Kaiser in weit größerem Umfange auf einmal durchgesezt ; es zeigt sich hier wie überall, wie sehr eine despotische und centralis Arte Regierung der Natur der Franzosen entspricht. Die officiellen Berichte theilen die günstigsten Ergebnisse darüber mit. Es bilden hiernach die Gesammteinkünfte, welche sich durch den Loskauf ergeben , nebst besonderen Schenkungen , Vermächtniſſen u. s. w. die „ Dotation für die Armee", welche durch eine besondere Commission von 15 Mitgliedern verwaltet wird , an deren Spige der Mars schall Magnan steht. Es werden daraus zunächst die Ein standsprämien , dann aber auch die Solderhöhungen für Diensterneuerung , sowie die Pensionszulagen für Unter offiziere und Soldaten bestritten. Die Wirkung war, daß 1855 22,800 Mann wieder einstanden und 1477 freiwillig eintraten , so daß sich 24,277 Mann loskaufen durften. Mit dem Frieden, den Armeereductionen und der Herab segung der Loskaufsummen und Diensterneuerungsprämien nahmen diese Summen ab; doch zeigten sich 1857 immer noch 8604 Einsteher und 1314 Freiwillige. Die Loskauf fumme wurde während dieser Zeit von 2800 auf 2000 Fres., die Diensterneuerungsprämie für 7 Jahre von 2300 auf auf 1500 Fres . herabgesezt; für die lettere sind 1000 Fres. gefeßlich das Minimum. Die $Solderhöhung beträgt nach

7 Dienstjahren 10, nach 14 20 Centimes täglich . Bezüg lich der Bensonca , ist berechnet , daß der Soldat nach 45 Dienftjahren neben seinem kleinen Capital eine Pension von 365 Fres . zu verzehren hätte. Die Jahreseinnahmen der „Dotation“ sollen sich auf durchschnittlich 70, die Aus gaben auf 31 Millionen Fres . berechnet haben. Sobald eine umfangreichere Pensionszahlung eintritt , wie 3. B. wahrscheinlich schon jezt nach dem blutigen italienischen Krieg, wird sich dieß günstige Verhältniß wohl ändern. Wenn man die großartige Freiheit der Verfügung über so bedeutende Mittel betrachtet , welche damit in die Hände der Regierung des Kaisers gelegt ist, und dagegen an die engen Gränzen denkt , innerhalb welcher sich die mit den deutschen Kriegsministerien näher oder weiter ver bundenen Stellvertretungsanstalten mit ihrer Verwaltung und Rechenschaftsablage bewegen müssen, so möchte man im ersten Augenblick jene Allgewalt beneiden ; auch wird es an solchen Neidern unter uns nicht fehlen. Und doch wäre es ebenso sehr gegen das Wesen unseres Staates und Volkes, als es dem des französischen entspricht. Wer nur einigermaßen in französische Staats- und Heerverwaltung hineingeschen, wird ohne weiteres schließen, daß sich hinter den glänzenden Zahlen jener Berichte sehr grobe Schäden verbergen; und dem eingeweihten Blicke würde es auch nicht schwer halten, dieselben aufzudecken und nachzuweisen, daß auch hier ein großer Theil des den Einstehern vers heißenen Looses auf glänzender Täuschung beruht , welcher der Franzose freilich nie müde wird . Was wäre es z. B. für den deutschen Bauer nach 25 Dienstjahren , also etwa im 45. Lebensjahre , und nachdem er für alle Arbeit des bürgerlichen Lebens unfähig geworden ist, 50-70 fl . jähr lich zu haben ? Und was muß der Einfluß sein, wenn allmählig größere Massen solcher Menschen aus der Armee ins bürgerliche Leben übergehen ? Man vergesse nicht, daß ihr ganzes Einkommen dann wahrscheinlich in Staats rente besteht und wie unsicher diese bei der schlechten fran zösischen Finanzwirthschaft ist. Man hat offenbar eine neue Art einer fluthenden, von dem Augenblick abhängigen Bevölkerung. In Frankreich , wo ohuedieß die Bauern existenz im Durchschnitt armseliger und zerrütteter ist , als in Deutschland , mag dergleichen lange vertuscht bleiben ; am Ende aber muß das Uebel gewaltig hervorbrechen. Doch es bedarf der Verfolgung dieser Einzelschäden gar nicht; halten wir uns nur an dem beherrschenden Gedanken. Es ist kein anderer , als der der Macht , der Ehre , des Glanzes , welchem die Nation in ihrem Kaiserthum hul digt. Es gilt durch die Stellvertretung eine Armee in der Armee zu schaffen. Der Kaiser braucht sie, um Herr nach innen zu sein, er braucht sie, um das Ansehen , den Ruhm der großen Ration" nach außen zu behaupten. Dafür gibt das Volk seine Freiheit und Selbstständigkeit daran ; dafür weiß man nichts von einer allgemeinen Pflicht , einem allgemeinen Recht , für das Vaterland die Waffen zu tragen. Die unzweifelhafte kriegerische Anlage des Volksgeistes bricht sich eben in solchen Einrichtungen Bahn , die mehr den gewaltsamen , erobernden Zug , als den der Vertheidigung und Erhaltung an sich tragen. Ganz in demselben Sinne ist auch die Wiedererrichtung der Kaisergarde zu verstehen, die am 24. Mai 1854 decre tirt wurde und in ihrer ausgedehnteren Organiſation fich in

* Wir haben dieß Gesez in Nr. 39 & 40 , in Nr. 65 & 66 der A. M.-Z. von 1855 darauf bezügliche Erlasse des Kriegsministe Iriums , dann in Nv. 69 & 70 von 1857, in Nr. 53 & 54 von 1858, sowie in Nr. 23 & 24 von 1859 officielle Thatsachen über 49 die Ergebnisse der Armeedotation mitgetheilt. Anm. b. Red. d. A. M.-Z.

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demselben Jahr 1855 (20. December) vollendete , von welchem auch die „ Dotation der Armee" datirt. Unser Verfasser fertigt sie mit einigen allgemeinen Sägen ( S. 7) viel zu eilfertig ab ; man darf solche Erscheinung nie ab stract für sich, man muß sie im Zusammenhang des Ganzen betrachten. Da zeigt sich denn dieselbe feine Berechnung, womit Napoleon III. auch sonst die Ideen des ersten Kaiserreichs zu erneuern weiß , indem er sie zugleich mit einer Mägigung durchdringt, welche mehr Dauer verspricht. Gerade die Eifersucht, welche sich an eine bevorzugte Truppe fnüpft, ist er geschickt zu entfernen bemüht, indem er doch den bei Franzosen so mächtigen Hebel des Ehrgeizes be nugt. Ein eigentliches Vorrecht hat die Garde nicht, außer daß sie den Souverän bewacht ; sonst nur Vortheile, z. B. höheren Sold. Im Kriege erwirbt man durch Aus zeichnung auf dem Schlachtfeld das Recht des Eintritts ; im Frieden sind es ganz bestimmte Bedingungen , ein Wetts eifer , der gleichsam in Regeln gebracht ist. Avancement gibt es in der Garde nicht ; wer vorrückt , tauscht in die Linie , also so viel mehr Raum für das Streben nach dieser Auszeichnung. Die Conscription , die Stellvertretung mit der „ Dota: tion" , das Elitecorps der Garde sind ein zusammenhän gendes System. Dazu gehören ferner die einheitliche Ver schmelzung in den Regimentern, welche Leute aus den ver schiedensten Provinzen zählen, gehören die Garnisonswechsel, das auf der Wache Stehen" gegen die inneren Geister der Unruhe, der fortdauernde kleine Krieg in Afrika , die mancherlei Welthändel, in welche das Kaiserreich verwickelt ift. Und , wie wir schon früher sagten , auch dieses Offi ziercorps in seiner eigenthümlichen Zusammenseßung , auch Diese Ausbildungsmethode , diese Formation gehören dazu. Es ist ein Staat im Staate , nichts weniger als volks thümlich ; das Heer steht eher außer dem Völk , dem Volk gegenüber. Allein es ist der glänzende Vertreter und Vers fechter der Nation und darum in hohem Grade populär. Es ist das bereite Werkzeug der stärken, mächtigen Regie rung, in der sich die Nation spiegelt um den Preis innerer Freiheit und Selbstständigkeit. Es liegen große Gefahren plöglicher Zerrüttung , argen Verfalls in einem solchen Heerwesen , sobald der elaſtiſche Schwung der Nation auf hört , der es trägt. So lange dieser Schwung aber dauert , ist es eine furchtbare Waffe in der Hand eines Regiments, das, wie das jeßige, durch die Gründung oder Erneuerung wesentlicher Momente bewiesen hat , wie sehr es sich auf seinen Geist versteht. Dieser Schilderung gegenüber bedarf es nur weniger Worte über unsere deutschen Heerverfassungen. Was ihre Grundlinien sein müßten , springt schon hinlänglich an dem Gegensaß unserer ganzen Volks- und Staatsart zu dem eben entworfenen Bilde in die Augen. Wir find kein eroberndes Volk; wir wollen nur unseren Bestß, unser Ansehn , unsere Ehre behaupten , und find darin immer nur zu bescheiden gewesen . Wir bedürfen keiner Prätorianer gegen die Volksmaffen, denn die Revolution ist und bleibt nur eine vorübergehende Krankheitserscheinung bei uns. Wir ziehen nicht den Glanz und die Macht dem eigenen Befiß, der eigenen Bestimmung und freien Bewegung vor, sondern umgekehrt. Wir sind kein einheitliches , centralis firies, von oben geregeltes Staatswesen, sondern wir unter

scheiden uns nach Staaten, Stämmen , Bildungs- und Gesellschaftsclaffen. Was sollen uns also französische Ein richtungen ? Im Staate, wie im Heer find sie nur geeignet, unser Wesen zu verfälschen ; fie beschenken uns mit einem Zerrbild , das uns wahrlich nicht Ehre und Macht ein trägt. Wir wissen wohl , das Leben und seine Einrich tungen lassen sich nicht logisch nach einigen Grundgedanken aufbauen; sie entstehen vielmehr aus dem Zusammenwirken mannichfaltiger, zuweilen sogar widersprechender, geschicht licher Entwicklungen. Wir sind also weit entfernt , das gegenwärtige deutsche Heerwesen, wie es fic namentlich in den Mittel- und Kleinstaaten findet , verwerfen zu wollen. Wir erkennen vielmehr bereitwillig die vielen Vorzüge an, die es im Ganzen zu einer anerkannt militärischen Er scheinung machen. Allein wir leben in einer Zeit noth wendiger Reformen ; die legten Ereignisse haben es uns nahe genug gelegt, daß wir nicht erst die eigenen bitteren Erfahrungen abwarten sollen. Es kommt gerade jezt viel darauf an, daß wir uns über die Grundsäße klar werden, und darum müssen wir es wiederholen , worauf wir im Eingang hindeuteten : Die Mängel unserer Ausbildungs methode , die Mängel in der Heranbildung und im Ersat unserer Offiziere, die Mängel unserer Heerverfaſſung bilden ein zusammenhängendes System. Wir wissen , es können Conscription und Stellvertretung kaum gerechter , milder und doch wieder ernster gehandhabt werden , als in den meisten deutschen Staaten. Wir wissen selbst , daß gerade das leßte Jahrzehnt hierin viele Verbesserungen gebracht hat. Wir erkennen bereitwillig an , daß z . B. das Ein ſteherwesen neuerdings sowohl bei Soldaten als Unter offizieren bessere Erfolge zeigt , als früher. Allein wir dürfen uns durch solche einzelne Vortheile über das Ganze nicht verblenden lassen. Uns fehlen alle Bedingungen zu Statt der inneren Macht einem französischen Heerwesen. gegen die Geister des Aufruhrs haben wir den eintönigen Garnisonsdienst , einen Ruin des militärischen Geistes ; statt der Kriegsschule in Afrika haben wir höchstens Frie densmanöver , die selten eine militärische Frucht tragen außer der , welche die ungewöhnliche Anstrengung liefert. Das Durcheinanderwerfen der Mannschaften aus vers schiedener Heimath in den Regimentern , die Garnisons wechsel sind bei uns nur eine Laft für die Staatscaſſe ohne irgend erheblichen Gewinn. Daß der Sporn , den das Beförderungssystem in die französische Armee bringt , bei uns nur ein Schade wäre, haben wir schon früher gezeigt. Der Geist unserer Mannschaften endlich ist dem Werk der Waffen geneigt ; sie lieben es , fie entwickeln sich trefflich darin, so lange fie lernen ; dagegen ist es ihnen ein wahrer Verderb , sobald sie in der bloßen sogenannten Gewohn heit des Dienstes herumgeschleppt werden. Was uns Noth thut, vor Allem dringend Noth thut : das ist Selbstständig feit , Männlichkeit ; bei den Generalen Muth der Verant wortung , bei den Soldaten individuelle Ausbildung, kräf tige Entwickelung des ganzen Mannes ; bei allen taktischen Körpern geordnetes , sicheres , freies Eingreifen in jeder Gefechtslage. Das aber erreichen wir nimmermehr durch einzelne , noch so treffliche Befehle und Anordnungen von oben. Es bedarf dazu eines mächtigen, frischen, gesunden Geisteszugs , der sich nimmermehr anders entwickelt , als in einer volksthümlichen Heerverfassung. Sagen wir es

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gerade heraus : die einseitige Vorherrschaft des Autoritäts Gefecht hat großes Bedenken ; ist dieses siegreich , so ents princips ist unser Schade. Dieß Princip ist eine der fernt man sich von jenem durch die Verfolgung des Geg starken Wurzeln unseres Heerwesens ; es soll ihm kein Ein ners , und es gehen vielleicht Tage darüber hin , bis die trag geschehen. Aber ergänzen und berichtigen wir es, Truppe wieder in den Besiß der Tornister gelangt , wäh indem wir ihm ein Heer gegenüberstellen, das auf die alls rend welcher Zeit der Soldat die darin befindlichen Gegen gemeine Wehrpflicht gegründet ist. Und zwischen beiden stände entbehren muß ; wird man geschlagen , so gehen ein Offiziercorps, das dieß Heer auszubilden und in Zucht höchst wahrscheinlich die Tornister und mit ihnen die Hab Ein solches Verfahren zu halten, und gleichzeitig nach oben zu vertreten im Stande seligkeiten der Soldaten verloren. ift , eine ächte Aristokratie. erscheint nur dann gerechtfertigt , wenn man unzweifelhaft Wir gestehen , um so eher , da wir kein Preuße find : wieder in den Besiz des Gepäcks gelangt , z . B. beim Sturme bei Belagerungen. unsere Hoffnung steht hierin zunächst auf Preußen. Defter Eine Verminderung des Gepäcks erscheint nicht thun reich hat in seinem Staats- und Volksleben Grundlagen zu einer eigenthümlichen Heerverfaffung, die ihrer besonderen lich , weil es schon auf ein Minimum beschränkt ist. Der Betrachtung bedarf. Preußen dagegen nähert sich in dem, Soldat trägt , außer den Waffen und der Munition , auf was es bereits besigt , am meisten dem angedeuteten Ziel. dem Leibe oder in dem Tornister : Helm oder Tschafo und Auch dort fehlt freilich noch sehr viel daran. Aber wenn Feldkappe, Waffenrock, Mantel und Beinkleider von Wolle, nicht alle Zeichen trügen, haben dort die legten Erfahrungen leinenen Kittel und Beinkleider , Halsbinde, zwei Hemden, zwei Paar Schuhe , Fußlappen , Handschuhe , Pußzeug, ihre Frucht getragen und das Ziel ist erkannt *) . Koch- und Menagegeräthschaften und vielleicht noch einige Kleinigkeiten , die nicht schwer in's Gewicht fallen. Von allen diesen Gegenständen wird der Soldat nichts ent behren können , weil sie wesentlich zur Reinlichkeit und zur Ueber das Gepäck des Infanteristen. Erhaltung seiner Gesundheit bei Sonnenschein und Regen, bei Hiße und Kälte beitragen. Die einzige Erleichterung, Es wird gegenwärtig in öffentlichen Blättern vielseitig welche stattfinden könnte , wäre die Ablegung des Säbels, zur Sprache gebracht , daß es nothwendig sei, das Gepäck der für den Soldat nicht nur ohne Nugen , sondern beim des Infanteristen zu vermindern, um dieſem dadurch seine Marschiren nur hinderlich ist. Laft zu erleichtern und ihn somit zu befähigen , die Stra Eine Verminderung des Gepäcks erscheint auch nicht pazen des Kriegs beffer ertragen zu können. Man findet absolut nothwendig , wenn man die Leistungen des Sol da mancherlei Vorschläge : die Kopfbedeckung , Helm oder daten früherer Zeit in Betracht zieht. Während der Na Tschafo , soll durch die Feldmüße , der Tornister durch poleon'schen Glanzperiode war die Ausrüstung des In fanteristen noch gewichtiger wie gegenwärtig ; er trug außer einen Mantelsack erseßt, das Kochgeschirr und die Menage geräthschaften nicht getragen , sondern nachgefahren , der den oben bezeichneten Gegenständen noch einen leinenen Sack, in welchen er sich Nachts steckte , und nicht selten Tornister vor dem Gefechte abgelegt werden u. d. m. Die Sache hat aber verschiedene Seiten. Der Soldat mars Fleisch , Zwieback und trockenes Gemüse auf mehrere Tage, dabei waren die Etappenmäsche in der Regel nicht unter schirt , kämpft und ruht nicht immer im milden Sonnen 8 Stunden , die Operationsmärsche fast ohne Schranken . schein , sondern hat dabei die Extreme der Witterungsver Gleichwohl hörte man damals keine Klagen über die Un hältnisse zu ertragen , gegen welche er gerüstet sein muß; erträglichkeit der Lasten des Soldaten , der physisch nicht auch ist ihm die Zeit zur Bereitung seiner Lebensbedürf Diese fich widersprechenden nisse oft sehr knapp zugemessen. Er muß daher auf alle stärker war , wie er jegt ist. Lagen, in welche er fommen kann , vorbereitet sein. Eine Zustände scheinen daher in anderen Ursachen begründet zu Feldmüße als Kopfbedeckung wird ihm aber nicht genügen, sein. Wir glauben fie darin zu finden , daß die franzö weil fte, vom Regen durchnäßt, ihm ohne Nuzen, ja vom fische Armee in den Napoleon'schen Kriegen eine ungemeine Marschfertigkeit besaß , die sie sich dadurch aneignete , daß größten Nachtheil ist ; wie der Tornister durch einen Mantel sack ersetzt werden kann und dieser getragen werden soll, fie unter der umsichtigen Leitung gewiegter Befehlshaber große Strecken nicht selten von mehreren Hundert Stunden ist uns nicht klar ; das Nachfahren der Koch- und Menage geräthschaften hat den Nachtheil, daß sie nicht sogleich zur zurückzulegen hatte , ehe die eigentlichen Kriegsoperationen Hand find , wenn man sie eben brauchen will , daß die begannen , und so zu diesen vorbereitet und abgehärtet Truppe Stunden lang auf ihre Ankunft warten muß , ja wurden , während in der Gegenwart durch die Benutzung daß fie, namentlich an Gefechtstagen , wo die Truppen der Eisenbahnen die Infanterie größtentheils jene vorbes reitenden Marschübungen entbehrt und so fast unmittelbar oft ganz verschiedene Richtungen einschlagen , gar nicht zu aus der Ruhe zu den größten Anstrengungen übergeht. denselben gelangen (in welcher Beziehung die Desterreicher Um nun diesen Mißständen zu begegnen und der In in dem neuesten Kriege bittere Erfahrungen gemacht zu haben scheinen). Das Ablegen des Tornisters vor dem fanterie eine den Strapazen der Kriegsoperationen ent sprechende Befähigung und Marschtüchtigkeit anzueignen, er Erfüllung nachfolgender Bedingungen unerläßlich. *) Es ist wohl kaum nöthig zu bemerken , daß die Redaction der scheint die Wenn es überhaupt in der Natur der an den Sol öffentlichen Discuffion freien Raum läßt, und daß aus der Aufs daten gestellten Anforderungen gerechtfertigt erscheint, keine nahme eines Auffazes ihr Einverständniß mit Allem , was Schwächlinge in das Heer aufzunehmen , die nur dazu da darin gesagt ist, nicht gefolgert werden kann. find , um zu trainiren oder die Spitäler zu füllen , am Anm. d. Red. d. Allg. Mil.-Ztg.

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Tage des Gefechts aber in der Regel fehlen, so muß dieser Grundsag bei der Infanterie um so mehr in Anwendung kommen , als auf ihr die schwersten Lasten des Kriegs ruhen. Ihr muß daher, im Gegensah mit dem seitherigen Gebrauch, die Auswahl unter den Dienstpflichtigen gelaſſen und die Ermächtigung zugestanden werden , Leute , die später nicht qualificirt erscheinen, auszuscheiden ; denn phy sisch fräftig und intellectuell tüchtig muß der Infanterist der Gegenwart sein , wenn er den an ihn gestellten An forderungen genügen soll ; jede andere Waffe (mit Aus nahme der leichten Reiteret) fann mit geringeren Be gabungen auslangen. Die Erziehung und Ausbildung des Infanteristen muß eine durchaus rationelle sein , wobei stets der Zweck seiner Verwendung fest im Auge behalten und aller Parade tand über Bord geworfen wird. Neben einer gründe lichen Unterweisung in der Behandlung und Verwendung 'seiner Feuerwaffe und in der umsichtigen Benutzung des Terrains müssen alle Bestrebungen dahin gerichtet sein, ihn zu kräftigen , ihn zur Ertragung der im Kriege vorkom menden Mühjale vorzubereiten und tüchtig zu machen, und ihn zu befähigen , Terrainschwierigkeiten mit Leichtigkeit zu Täglich sich wiederholende gymnastische überwinden. Uebungen jeder Art : Gewehrfechten, Laufen und Springen, weitaus gehende Märsche unter der ganzen Wucht der vollen Ausrüstung und in allen Witterungsverhältnissen geben die Mittel zum Zweck , welcher sicher erreicht werden wird, wenn der Infanterist ein volles Jaht in dieser Schule der Anstrengung zubringt , von allen Paradelappalien unbe helligt und von dem leidigen Garnison-Wachdienst befreit bleibt, der ein wahrer Krebsschaden ist, weil er träge und dumm macht , indem die Leute dabei nichts zu thun und noch weniger zu denken haben. Das Wenige, was sie als Schildwachen zu wissen nöthig haben, erlernen ste viel leichter bei den Felddienstübungen , wenn diese zweckmäßig betrieben werden. - Nur auf diesem Wege erscheint es möglich, eine Infanterie auszubilden , wie man sie im Kriege braucht , und die kläglichen Erscheinungen zu ver hüten , welche gleich bei den ersten Anstrengungen in dem selben zu Tage kommen.

Literatur . Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüne burg, während des siebenjährigen Krieges. Aus englischen und preußischen Archiren gesammelt und herausgegeben von E. von dem Knesebeck, Oberstlieutenant im königl. hannoverschen General stabe. 2. Band . Hannover, 1858 Helwing'sche Hosbuchhandlung.

In unserem Bericht über den ersten Band des hier vor liegenden Werks * ) wiesen wir bereits auf den hohen Werth hin, welchen die Sammlung ähnlicher authentischer Documente für die Geschichte und insbesondere für die Kriegsgeschichte hat, indem nur hierdurch die Wahrheit genau ermittelt, das Geschehene unverfälscht dargestellt und die Folgen der einzelnen Ereignisse durch die genaue Kenntniß ihrer Ursachen richtig gewürdigt und verstanden werken. So gestattet uns die Veröffentlichung obengenannter Correspondenz und sonstiger Actenstücke einen tiefen Blick in die mitunter sehr verwickelten Verhältniſſe des fiebenjährigen Krieges. Wie viel größer wären Friedrichs Verlegenheiten , wie viel schwieriger und verzweifelter in gar manchen Augenblicken seine Lage geworden , wenn nicht der ebenso tapfere, als kriegskundige Braunschweiger seinen könig lichen Verwandten von Westen her gegen die Franzosen und die mit denselben verbündeten Reichstruppen gedeckt hätte ! Auch die Verhältnisse, in welchen Ferdinand sich befand, waren höchst unangenehmer Natur ; er hatte sich nach allen Seiten hin zu verantworten, erhielt aber von keiner die nöthige Unterstüßung und Hülfe zu rechter Zeit und mußte sich mit der ganzen Kraft seines eisernen Willens durch alle diese Schwierigkeiten hindurch arbeiten. Der vorliegende zweite Band des Knesebeck'schen Werkes umfaßt die drei leßten Jahre des fiebenjährigen Kriegs, näm lich die Jahre 1760 , 1761 und 1762. Die Briefe Friedrichs des Großen an den Herzog von Braunschweig sind auch hier wieder von großem Interesse. So z. B. die Depesche Nr. 2 vom 4. Januar 1760 , worin der große König Ferdinands standhaftes Verhalten lobend anerkennt und sich unter anderm wie folgt ausdrückt : „ Vielleicht wird der Zufall, oft mächtiger als die geringen Hülfsmittel unserer Vorsicht, mehr thun, als Schließlich machen wir noch auf einen Punkt aufmerk ich es bis jest zu hoffen wage. Meine Lage ist äußerst sam, den wir für überaus wichtig halten, weil die Schlag schwierig und ich gestehe , daß , je mehr ich über die Zukunft fertigkeit einer Truppe hauptsächlich darauf beruht : wir nachdenke, je weniger Mittel ich finde zur Abwehr all des Un meinen die Aufrechthaltung der Marschordnung. Diese heils, welches ich voraussche 2c." In einem folgenden Schreiben wird aber nur dann erreicht werden , wenn kein Soldat vom 6. Januar drückt sich die Lage des Königs noch deutlicher feine Stelle in Reihe und Glied ohne Erlaubniß verlassen aus : „ Sollte der Krieg fortdauern“, schreibt Friedrich , „sø darf, wenn jeder Vorgesezte sich innerhalb seiner Abtbei sehe ich nichts desto weniger meinen gewiſſen Untergang voraus. lung aufhält , wenn der Oberbefehlshaber einer Truppe Alles was England gethan , um Rußland abzuziehen , war fich zeitweilig davon überzeugt, ob die Marschdisciplin ge ganz vergeblich, es bleibt uns fonach nur die einzige Hoffnung, hörig gehandhabt wird und ob die Kräfte der Mannschaft daß sich vielleicht Frankreich für den Frieden geneigt zeigen nachlaſſen , um ihr dann rechtzeitig Erholungspausen zu werde“. In diesem Tone gehen Friedrichs Schreiben längere gestatten, und wenn er ihr endlich alle die Erleichterungen Zeit fort , während Ferdinand sich alle Mühe gibt , sich in zugesteht, welche ohne Störung der Ordnung zulässig sind. Hessen zu halten und den König von dieser Seite her sicher zu stellen. Unterm 10. März (Nr. 13) legte Herzog Ferdinand dem König Friedrich den Plan für den kommenden Feldzug vor, der auch von leßterem in seiner Antwort vom 16. März (Nr. 15) fast in allen seinen Theilen gutgeheißen wurde. Troß aller Bemühungen, die Armee in kriegsfähigen Stand zu ſeßen, *) Vgl. A. M.-Z. Nr. 1-4 von 1858.

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glaubte der Herzog doch nicht vor Anfang Juni mit seinen Operationen beginnen zu können. Dieselben sollten voraus sichtlich auf der einen Seite an der Werra und Fulda , auf der andern an der Lahn geführt werden , je nachdem die Bes wegungen des Feindes, der auf den beiden Mainufern und im Fuldaischen stand, dieselben bedingen würden. Viele Besorgnisse wurden dem Herzog durch den Lands grafen von Hessen Cassel verursacht. Besonders werden diese Verhältnisse in einem Schreiben vom 15. März 1760 hervors gehoben , worin sich Ferdinand über die Unzuverlässigkeit des Landgrafen und dessen Nebenabsichten auf neue Erwerbungen Anfangs Juni eröffneten die Franzosen die bitter beklagt. Campagne , indem sie sich unter Broglio zwischen Frankfurt, Hanau und Friedberg zum Einrücken in Hessen concentrirten; auf ihrer rechten Flanke im Fuldaischen standen die Sachsen Prinz Lothringen an der untern Lahn. Die erste Affaire von Bedeutung fand am 10. Juli zwischen den Vortruppen beider Theile in der Nähe von Corbach statt , leider aber zum Nach theile der Verbündeten . Der Erbprinz von Braunschweig, des Herzogs Neffe, welcher dort commandirt hatte, verlor 27 Offi iere , 707 Unteroffiziere und Gemeine und 16 Geſchüße. Unterm 1. Auguft (Depesche Nr. 45) zeigt der Herzog dem englischen Ministerium den Verlust von Cassel an, wobei wie derum die ganze Schuld den Landgrafen trifft , welcher , eine ernstliche Belagerung von Seiten der Franzosen fürchtend, den Commandanten durch sein unaufhörliches Drängen und Be-, stürmen zur Uebergabe bewogen hatte. Der Verlust Caſſels, war für den Herzog ein harter Schlag , welcher sobald nicht wieder gut gemacht werden konnte. Der ganze Sommer ging jedoch mit Ausnahme eines Gefechts bei Warburg in bloßen Demonstrationen und künstlichen Manövern hin , wobei es den Franzosen leider gelang , immer mehr nach Norden vorzudringen. Gegen Mitte September lagerte ihr Corps bereits bei Caſſel ――――― einige Brigaden waren bis Münden vorgeschoben , eine Stellung, welche den Herzog Ferdinand , wie derselbe sich in einem Schreiben vom 27. September ( Depesche Nr. 57) an das englische Ministerium ausdrückt, in nicht geringe Verlegen heit brachte. König Friedrich scheint gegen das Ende des Feldzugs mit den Resultaten, welche der Herzog erreicht, nichts weniger als zufrieden gewesen zu sein ; er machte demselben unterm 25. October (Depesche Nr. 69) heftige Vorwürfe und zwar in einer sehr derben Weise : „ Die Zahl meiner Unglücks fälle hat mich gegen alle andern fast gänzlich gefühllos gemacht, so daß Sie wohl nicht überrascht sein können, wenn ich Ihnen er kläre, daß Sie in dem gegenwärtigen Augenblicke kaum einiges Bedauern von meiner Seite zu erwarten haben. Es iſt Jhr Glück, daß der Feldzug bereits so weit vorgerückt ist ; wenn Sie immer nur die Zahl der feindlichen Bataillone und Schwadronen berechnen wollen , so werden Sie gewiß schlechte Fortschritte machen“. In einem Schreiben vom 31. October (Nr. 97) ſucht der Herzog die Beschuldigungen seines königlichen Herrn zu entkräften ; er trägt ihm die ganze Sachlage umständlich vor und schließt mit den Worten : " Obgleich Ew. Majestät mich nicht in der Lage finden, um mir Ihr Mitgefühl versprechen zu können, so fann ich doch nicht glauben , daß Sie mir die Gerechtigkeit, welche Sie mir immer widerfahren ließen , versagen werden, und da es nichts auf der Welt gibt , welches ich eifriger an strebe, als die Zufriedenheit Ew. Majestät mir zu erhalten, so fonnte ich nicht umhin, diese Details Ihnen vorzulegen , so schmerzlich es auch für mich ist, mich da vertheidigen zu müssen,

wo ich mich eigentlich nur über mein Mißgeschick beklagen sollte". Doch wurde die etwas derbe Sprache , deren sich so wohl Friedrich , als auch der Herzog bediente , bald wieder gemildert und schon die Schreiben nächsten Datums zeigen von einer bedeutenden Nachgiebigkeit von Seite des Königs. Friedrich rieth zwar zu einem Winterfeldzug , ohne jedoch den Herzog hierzu bestimmen zu können, indem die schlechte Jahres zeit jede . Bewegung unmöglich machte. Auch Gaffel blieb im Besiße der Franzosen. Herzog Ferdinand stand am Ende des Jahres 1760 und Anfangs 1761 an der Diemel und nördlich im Hannoverschen ; das Hauptquartier war in Uslar. (Schluß folgt.)

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften. Mai

18 5 9.

Niederlande.

De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859. Flüchtige Blicke auf das Kriegswesen der Gegen wart. (Forts.) Zahlreiche tüchtige Schriften sind in allen Ländern über den Gebrauch der tragbaren Feuerwaffen er schienen. Electricität und Dampfkraft find gleichfalls hier für dienstbar gemacht worden , wie beim electro-ballistischen Pendel von Navez 2c. Besonders intereſſant ſind die eng lischen Commissionsberichte von 1851-54 über Verbesserung " der tragbaren Feuerwaffen. Die englischen und amerikas nischen Fabriken machen Lüttich bedeutende Concurrenz. In Amerika kostet eine Modellbüchse 66,75 Fres. bei 40 pCt. Nettogewinn , in England bald nur noch 37,53 Fres., in Lüttich noch 43,75 Fres. Die Enfielder Fabrik liefert seit Einführung der amerikanischen Maschine wöchentlich 6000 Gewehre ; sie besißt 1000 Maschinen mit 150 Pferde kraft. Die einzelnen Theile sind so vollkommen gleich, weil durch Maschinen gefertigt , daß die größte Anzahl Gewehre unter einander gemischt und leicht wieder zusammen gesezt werden kann. Auch in Lüttich hat die Fabrication große Fortschritte gemacht : im Jahr 1856 wurden für 11 Mill. Fres. Waffen ausgeführt. - Auf ein gutes Kammer ladungsgewehr sind in Frankreich , England und Belgien alle Anstrengungen gerichtet. Der englische Terry-Cara biner kann im Galopp geladen werden , schießt auf 1050 Ellen und braucht erst nach 1800 Schüssen Reinigung. Das Zündnadelsystem ist in Preußen auch auf die Büchse, die Wallbüchse und das Marinegewehr angewendet worden ; das Bajonn verschiebbat und wird durch eine Feder dirigirt. Die Revolver werden immer allgemeiner , von Colt in Amerika und Preußen , von Adams in England, von Lefaucheug in Frankreich . Der Colt'sche zeigt die beste Trefffähigkeit. Das Genhard'sche Gewehr mit 10 Kammern und einem Doppelbajonnet , das neue russische Gewehr mit 4 Zügen, einem Spielraum von 2,5-6 pCt. des Kugels durchmessers und einer Kugel mit sternförmiger Aushöhlung, das Gewehr Burnand-Prélaz mit guter Trefffähigkeit und rasantem Schuß find interessante Erscheinungen. Die amerikanischen Feuerwaffen, mit einer Abbildung. Der Hauptunterschied : Zündkrautpillen statt Zündhütchen. Diese Pillen, zu 50 an einen Streifen gereiht, in einer

647 Kapsel verschlossen , durch das Spannen des Hahns vorge schoben , beschleunigen die Ladung und fördern die Sichers heit der Entzündung ; mühsam ist nur das Einbringen des Die zahlreichen Versuche von Streifens in die Kapsel. 1853-55 zeigten die Spißkugel nach englischem Modell und wenige breite und flache Progressivzüge am vortheils Das Kaliber 14,7 Mmtr. für alle Gewehre, haftesten. Das Gewehr hat 3 Züge , ein Büchsen und Pistolen. gradirtes Visir mit beweglicher Scheibe, das Schloß nach dem Maynard (Pillens) System und einen der Spikkugel Die Züge find 0,13-0,38 Mmtr. angepaßten Ladestock. tief und 9,1 Mmtr. breit. Die Expedition nach Reteh , mit einer Abbildung . Diese im October und November 1858 auf der Ostseite von Sumatra vorgenommene Expedition zeigt von Neuem den Heroismus einer Handvoll Europäer gegenüber von zahl reichen Eigebornen , einem mörderischen Klima und großen Terrainhindernissen. Die niederländische Land- und Seemacht in West indien. Dieselbe besteht aus 4 Compagnien Jäger, 2 Compagnien Artillerie und 1 Abtheilung Guiden in Suri nam und Curaçao ; ferner in 1 Corvette, 1 Brigg , 1 Dampfer, 1 Schooner 2c. mit 49 Kanonen und 400 Mann Besatzung. Schweden. Kongl. Krigs - Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm , 1859. Ein Blick auf die Entwickelung der Kriegskunft vom Gesichtspunkt des Handgemenges und der Fechtkunft aus . (Forts.) Der Römer vertraute beim An griff vorzugsweise dem Schwert , mit dem er sich beständig übte. Die Vorübungen im Hauen und Stoßen machte er mit schweren Knütteln. Unter Julius Cäsar , der viele Gallier und Germanen unter seinen Fahnen hatte, erreichte die römische Kriegskunft ihren Höhepunkt. - Während der Völkerwanderung zeigten sich die Germanen mit ihren Keulen, Spießen , Streitäxten und Meſſern als eine furchtbare In fanterie, die Tartaren als gute leichte Reiterei zu raschem Angriff und schnellem Rückzug. Nach und nach ward die Reiterei Hauptwaffe : schwere Rüstungen , schwere Pferde, Schwerter, Streitäɣte , Lanzen. Die Araber waren in der Taktik und im Handgemenge den Rittern überlegen. Die Normannen zeigten große Waffenfertigkeit in Folge gymnasti scher Uebungen, so daß sie die Schußwaffen vernachlässigten. Durch das Pulver erlangte die Infanterie wieder das Ueber gewicht. Beim Sinken des Ritterthums bestanden zwei be deutende Fechterinnungen in Deutschland. Das erste Buch über Fechtkunst schrieb Antonio Mamiolino zu Venedig 1531 . Die Schweizer zeigten furchtbare Angriffswaffen gegen die unbewegliche österreichische , später gegen die burgundische Reiterei. Die englische Infanterie hatte in den französischen Kriegen gute taktische Normalstellungen : Schüßen vor der Front und geschlossene Abtheilungen dahinter, dabei Streits ärte, furze Schwerter , Armbrüste. Im Huſſitenkrieg kehrt die alte Wagenburg als Schanze wieder. Die mittelalter liche Reiterei geht bei Pavia durch die Tirailleurs zu Grunde. Unter Maximilian tritt der deutsche Landsknecht auf mit Sturmhaube, Brustharnisch, Schwert und Spieß.

648 Bericht des französischen Kriegsministers über die personellen und materiellen Verhältnisse während des Krim friegs. (Schluß.) Welche Tageszeit ist die beste zum Marsch bei heißer Witterung ? Man hat die Nachtzeit empfohlen, allein ein Nachtmarsch ermüdet , stört Ordnung und Dis ciplin , wirkt übel auf das Gemüth , die Pferde werden ges drückt, und man hat am Tag doch keine Ruhe. Am besten ist es daher, früh Morgens um 3 oder 4 Uhr aufzubrechen ; Märsche in starker Sonnenhiße dagegen find allerdings immer gefährlich. Ueber eine Centralreitschule in Schweden. Eine solche wird für Stockholm vorgeschlagen , um eine gleich mäßige Ausbildung der ganzen Armee durch Abcommandiren von Zöglingen von jeder Abtheilung herbeizuführen . Ferner würden hierdurch höhere Stallmeister herangebildet. Die Hälfte der Pferde müßte vollkommen zugeritten , die andere nur leicht angeritten sein. Topographische Darstellung des italieniſche n Kriegsschauplages nach Ulloa . Die wichtigsten Punkte und Operationslinien werden in bekannter Weise besprochen. Kurze Anzeigen und Nachrichten. ½ Zu den schon früher existirenden Monographien , nämlich zu der v. d. Heide: „Feldzug des herzoglich braunschweigischen Corps im Jahr 1809", der v. Holzendorff: „Beiträge zu der Biographie des Generals Frh. v . Thielmann“, den Aufzeichnungen von Wacholg, Wardenburg, Görges , Losberg sind bei Gelegenheit des in diesem Jahre eingetretenen 50 jährigen Jubiläums zwei neue Gedenk schriften hinzugekommen , nämlich von H. Niemeyer : „Heldenzug des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig an der Spiße seiner Schwarzen (aus Dr. Christian Niemeyer's hinter lassenen Manuscripten), Halle 1859" und "Zur Erinnerung an Friedrich Wilhelm , Herzog von Braunschweig und seinen Zug von den Gränzen Böhmens nach E18fleth 1809. (Mit Actenstücken.) Oldenburg 1859. " Die erstgenannte Schrift ist nur als eine Gelegenheitsbrochüre zu betrachten, die legtere wurde von einem Comité patriotischer Männer veranlaßt, welches von Oldenburg aus einen Aufruf an Deutschland erließ, dem Herzog zum Gedächt niß seines glücklichen Zuges , welcher damals als Zeichen mann hafter Gegenwehr gegen Napoleon's Militärherrschaft eine rühmliche Episode mitten in der Bedrückung Deutschlands bildete, zu Elsfleth ein Denkmal zu sehen. Der Ertrag der Schrift ist zur Errichtung dieſes Denkmals beſtimmt und wenn auch weder der Inhalt der Schrift, noch die beigefügten Documente zur Aufhellung der Sache selbst wesent lich beitragen, so ist sie doch um ihrer patriotischen Absicht willen 1 von Werth und aller Beachtung würdig. R. Die in Nr. 63 & 64 der A. M.-Z. aufgeführten , zu Paris erschienenen Schriften über den legten Krieg in Oberitalien haben sich bereits durch andere vermehrt ; ein weiterer Zuwachs steht ihnen noch bevor. Von J. Richard ift eine Schrift : „ Napoleon III. en Italie ; deux mois de campagne , Montebello , Palestro , Turbigo, Magenta, Marignan , Solferino , Villafranca." In 18. 177 p. erschie nen. Das Werk scheint uns jedoch keiner besonderen Aufmerksamkeit würdig. - Von größerer Bedeutung dürfte dagegen das folgende sein : Baron de Bazancourt , befannt durch seine nach officiellen Quellen bearbeiteten Werke : ,,l'Expedition de Crimée jusqu'à la prise de Sé bastopol" und ,,la Marine française dans la mer Noire et dans la Baltique - campagne maritime de la guerre d'Orient" , hat gleich falls den Krieg in Oberitalien bearbeitet und wird denselben unter dem Titel ,,La campagne d'Italie. 2 vols. " erscheinen laſſen. Der erste Band soll bereits am 10. September in Paris ausgegeben werden. Auch von Marschall Niel ſoll in nächster Zeit ein Abriß des italienischen Feldzugs zu erwarten sein . (Wir gedenken auf dieſe beiden Werke zurückzukommen . D. Red.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Cruard Zernin in Darmstadt. Druck von C. W. Leske.

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Samstag, 17. September 1859. od bilbil 50 this phatesBirds

34. Jahrgang. No. 75 & 76.

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Allgemeine Militär - Zeitung.

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Deutschland. Aus Mitteldeutschland , Ende August. Nach dem, was in Bundeskreisen verlautet , wären die Motive für Befestigung der deutschen Nordseeküste vorzüglich folgenden Momenten entnommen : Nur Bremerhaven gegen über sind von hannoverscher Seite einige kleine Befestigungen angelegt, sonst lägen fast alle deutschen Nordseehäfen ganz lich schußlos da. Es können demnach im Fall eines Kriegs: nicht allein die Hafenstädte bombardirt und ruiniet werden, sondern auch Landungen bedeutender feindlicher Corps ge schehen und damit ganz Norddeutschland bedroht werden. Von Havre bis Hamburg oder Bremen fährt ein Dampf schiff in 2-2 Tagen , und benugte man auch nur zum kleinen Theil die so zahlreich gewordenen Kriegs- und Packetboote, so könnte man ein Truppencorps von 50 bis 60,000 Mann in wenigen Tagen bis an die deutschen Nordseeküsten befördern und dort ausschiffen lassen. Um also diesen Uebelständen abzuhelfen , ist es dringend noth wendig, daß alle unsere deutschen Häfen an der Nordsee küste mindestens so weit befestigt werden, um die Landung feindlicher Truppen wenigstens sehr zu erschweren, und um dieses auch rücksichtlich eines Weitermarsches in das Innere Deutschlands zu bewirken , müßte , nachdem wir einmal so unking waren , Rendsburg den Dänen zu über laffen , an einem anderen strategisch geeigneten Plage eine starke Bundesfeftung erbaut werden, wozu sich etwa seiner geographischen Lage nach Stade, vielleicht auch Har burg empfehle. Preußen. Spandau, 6. Eept. Die Erweiterung der hies figen Festungswerke ist , wie die Preuß. 3tg." be richtet, im Verlauf dieses Sommers so weit vorgeschritten, daß , wofern die Arbeiten mit gleicher Energie fortgeführt werden , der Vollendung dieses Ausbaues vielleicht schon mit dem nächsten Jahre entgegengesehen werden könnte. Die Anlagen sind wahrhaft großartig: 14 detachirte Forts, von denen 5 bis unter und über die Höhen von Pichels berg und Charlottenburg, eine gute halbe bis beinahe drei

viertel Meilen von der Stadt, vorgeschoben sind, schließen die ohnehin ziemlich starken älteren Befestigungen dieses Plazes nach allen Richtungen ein , wozu dann noch eine vollständige neue Enceinte kommt, welche hinter denselben einen weiteren zweiten Vertheidigungsabschnitt bildet und namentlich zum Schuße der für sich eine kleine Stadt bil denden neuen Militär-Fabrikanlagen und des Eisenbahn hofs bestimmt ist. Königsberg, 31. August. Die Arbeiten an den Festungswerken , welche die Mündung des Pregels in das frische Haff beherrschen sollen , werden gegenwärtig auf beiden Ufern sehr eifrig betrieben. Bei Contienen auf dem linken Ufer , gegenüber Wehrdamme , wird an einer Courtine, bei Holstein an 2 Lunetten und 2 Redouten, die dieser Ost- und Westfronten bilden werden, gearbeitet. Die Verbindungsgraben zwischen den beiden Lunetten wird die vom Schlosse Hollstein nach Meditten führende Linden= allee durchschneiden und soll an dieser Stelle eine Zug Die meisten Schwierigkeiten brücke zu liegen kommen. macht das bei der östlichen Redoute reichlich bei jedem Spatenstrich eindringende Grundwasser , das vermittelst Schneckenpumpen , die Tag und Nacht ununterbrochen im Gange gehalten werden , ausgeschöpft werden muß. An sämmtlichen Festungswerken Königsberg sind jezt etwa 6000 Mann beschäftigt , eine Zahl , die sich jedoch täglich durch uraufhörliche Ab- und Zugänge ändert. - Es ist vielfach die Rede von der Erhebung We sels zu einem Waffenplag ersten Ranges , seit der Annahme des Befestigungsprojects von Antwerpen seitens der belgischen Deputirtenkammer. Berlin, 11. Sept. Die iunere Organisation der bis her hier bestandenen Kriegsschule wird durch ihre nene Benennung „ Militär- Akademie" nicht geändert werden. Bayern . München, 28. August. Das neueste k. Regierungs blatt bringt eine Bekanntmachung, den Vermögensstand des Militär - Wittwen- und Waisenfonds für das Etatsjahr 1856/57 betreffend . Es verbleibt hiernach am Schlusse des Etatsjahres 1856/57 reines Vermögen :

651 3,589,619

fl.

Militär- Wittwen -

652 und

Waiſenfonds,

1,697,521 fl . Invalidenfonds , 104,605_fl . Mildenftif Davon erhielten tungsfonds , 5,391,745 fl. zusammen. 1003 Wittwen Pensionen , 946 Waisen Unterhaltsbeiträge, 43 Waisen Abfertigungen , 16 Waisen Lehrgelder. Aus dem Invalidenfonds empfingen 133 Offiziere und 728 Unters offiziere und Soldaten Verpflegung und Unterstügung. Aus dem Mildenstiftungsfonds wurden 435 unterstügt. Großbritannien. London, 10. August. Mit dem vom Capitän Grant erfundenen neuen Kochapparat für Truppen auf dem Marsche (vgl. A. M.-Z. Nr. 69 & 70) wurden am 4. d . Mts . im Hyde-Park in Gegenwart des Obercommandanten, Herzogs von Cambridge , weitere praktische Versuche an gestellt. Der Kochapparat kam auf 4 Wagen von Wool wich heran, und eine Stunde später sollte er einer An zahl Truppen , die sich im Hyde Park ein improvifirtes Lager aufgeschlagen hatten, das Mittagsmahl liefern. Das Kunststück wurde zur allgemeinen Befriedigung ausgeführt. Die Soldaten erhielten zur anberaumten Stunde Suppe, Fleisch und Gemüse, recht schmackhaft zubereitet. Als das Essen vorüber war , wurden die Kochöfen an den großen Teich gebracht und in wenigen Minuten waren aus ihnen Pontons zusammengesezt, vermittelst derselben die Trup pen über den Teich gebracht wurden. Es ist nämlich das Eigenthümliche dieser neuen Apparate, daß sie eben so gut als Pontons , wie als Kochöfen auf dem Marsche ver wendet werden können . Dabei soll sich beim Heizen eine namhafte Ersparniß an Brennmaterial herausstellen.

Schweiz. Basel, 28. August. Wie die "I Allg . Schweiz . Mil.-Z. " mittheilt, hat der Bundesrath beschlossen, daß auch in die sem Jahre ein größerer Truppenzusammenzug im Laufe des Monats September stattfinden solle. Zum Manöver feld ist das Terrain zwischen Aarberg und Biel bestimmt, das nicht allein für alle möglichen faktischen Verhältnisse eine reiche Ausbeute bieten , sondern auch in strategischer Beziehung sich trefflich zu einer solchen Uebung eignen soll. Der eidgenössische Oberst Egloff hat bereits das Commando übernommen ; die Truppen werden aus 2 Com pagnien Guiden , 3 Batterien Artillerie (darunter eine 12 pfündige Kanonenbatterie) , 6 Compagnien Cavalerie, 6 Compagnien Schüßen , 2 Compagnien Genie und 7 Bataillonen Infanterie, zusammen aus 7000 Mann be stehen. Die Zeit der Uebung wird für die Offiziere des Stabes circa 16 , für die Truppen etwa 8 Tage betragen.

Der Zug des Herzogs von Braunschweig durch Nord: deutschland im Sommer 1809.

8. August feiern wir der Gedächtniß der glücklichen Be endigung dieses Zugs, - eines Zugs , dessen Gelingen das damals so tief niedergedrückte Selbstbewußtsein der Deutschen wieder in etwas aufrichtete. Es war eine trübe Zeit im Jahr 1809 , und eine schwere Luft wehte durch unsere deutschen Gauen , schwer wie diejenige , die uns jezt beengt. Desterreichs Banner war troß der helden müthigsten Tapferkeit der Armee dem französischen Adler unterlegen, wie eben jezt ; der Waffenstillstand von Znaym hatte gleich dem von Villafranca und zwar fast an dem selben Tage ( 11. Juli) den dreimonatlichen Kampf be schlossen ; die Hoffnungen deutscher Patrioten lagen wieder tief begraben. Schill's unglückliche Expedition hatte am begraben. 31. Mai zu Stralfand ein trauriges Ende gefunden ; nur zwei deutsche ihrer Throne beraubte Fürsten , der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig und der Kurfürst von Hessen, standen noch aussichtslos auf dem Kampf plag , denn beide waren nicht in den Waffenstillstand ein geschlossen. Beide hatten zu Anfang des Kriegs Freicorps in Böhmen errichtet , hoffend , die erwartete Erhebung in Norddeutschland durch ihre militärischen Kräfte stüßen zu können ; der Herzog von Braunschweig hatte an der Seite des österreichischen Generals Am Ende Anfangs Juni jenen Einfall in Sachsen gemacht , der nur durch die unbegreif liche Schläfrigkeit und Unschlüssigkeit des Lezteren nicht die gewünschten Früchte trug ; mit deffen energischerem Nachfolger Kienmaier hatte er sich sofort im Juli gegen Franken gewendet , hatt: Junot am 8. bei Bernek zurück schlagen helfen und seinen Hauptgegner Jerome durch einen speciell auf ihn gemünzten Handstreich gegen Schleiz zur eiligen Flucht nach Erfurt gezwungen. Am 16. erhielt er die Nachricht vom Waffenstillstand von Znaym, als er eben mit seinem Corps zu Schleiz stand ; das Anerbieten Oester reichs, mit seinen Schwarzen in kaiserliche Dienste zu treten, wies er ab , denn auf diesem Wege war jest keine Aus sicht mehr , den Thron seiner Väter zu erobern, ― ein anderer Weg mußte eingeschlagen werden . Er, der Groß neffe Friedrichs des Großen, Sohn des unglücklichen Feld herrn von Auerstädt, welche Schlacht er als Generalmajor und Commandant des Kleist'schen Regiments mitgemacht und sich sodann der Retirade Blücher's nach Lübeck ange schlossen hatte, war durch den Frieden von Tilsit des ihm durch den Tod seines Vaters angefallenen Erbes von Braunschweig beraubt und dadurch zu einem entschiedenen Feinde Napoleons gestempelt worden. In der Blüthe der Mannesfraft (er zählte 38 Jahre) , voll Feuer und unbe friedigten Thatendrangs , hatte er sich zu Anfang 1809 der schönen Hoffnung hingegeben , durch seine Mitwirkung zur Erhebung und Befreiung Norddeutschlands beizutragen, wo der Unwille über Napoleon's Despotie und Jerome's

unwürdige Maitreffenwirthschaft in Aller Herzen kochte ; diese Hoffnung war jest vereitelt und er beschloß sofort, den Plan seines Generälstabschefs, des thätigen und ener (Geschrieben zur Feier der Errichtung des Denksteins gischen Majors Korfes , zu befolgen und an die Unter zu E18fleth. *) weser zu marschiren , um je nach den Umständen mit den Am 24. Juli d. J. waren es 50 Jahre, daß der Braun am 7. Juli bei Cuxhaven gelandeten Engländern gegen schweiger mit seiner schwarzen Schaar den berühmten Marsch_Taſſel ſich zu wenden oder, wenn dieß nicht mehr auginge, von der böhmischen Gränze an die Weser antrat ; am nach England sich einzuschiffen. Das Unternehmen war schwierig, denn schon war der westphälische General Reubell D. Red. *) Verspätet zum Abbruck gelangt. am 19. Juli mit 5000 Mann gegen die Engländer in der

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Richtung nach Hannover aufgebrochen und die Division Gratien, welche Schill bei Stralsund den Garaus gemacht, sollte zum gleichen Zwecke nachfolgen. Nur strengste Ge heimhaltung seines Plans vermochte dessen Gelingen zu fichern ; doch ließ sich der Umstand , daß General Kien maier in der abgeschlossenen Convention die Räumung des Plauenschen Landstrichs und die Zurückführung seines Corps nach Commotau in Böhmen erst vom 25. Juli an versprochen hatte , dazu benußen , die einleitenden Schritte dadurch zu mastiren , daß der Herzog am 22. von Schleiz über Greiz nach Zwickau marſchirte, sich also den Anschein gab , als ob er sich jener Convention anschließen wollte, während Oberst Dörnberg als geheimer Gesandter bereits zu den Engländern nach Cuxhaven abgegangen war. So war der 24. Juli gekommen, als der Herzog, seine Absicht noch immer geheim haltend , von Zwickau nach Altenburg aufbrach Die nördliche Richtung dieses Mar sches verrieth den Offizieren seine Absicht ; es entstand ein Murren im Corps und der Herzog sah sich veranlaßt, bei Gosnig anzuhalten, dem ganzen Corps effen seine Absicht zu erklären und allen denen , welche dem Wagnisse sich nicht anschließen wollten , den freien Austritt anzubieten. Einige 20 Offiziere , denen das traurige Schicksal des Schill'schen Corps vorschwebte, und eine Anzahl der Mann schaft machten Gebrauch hiervon ; der Abgang wurde jedoch durch die aus Böhmen nachgekommenen Depots alsbald erſeßt , so daß das Corps folgende Stärke hatte : Das Fußvolk bestand aus 2 Jägerbataillonen von je 500 Mann, 1. unter Major von Fragstein, 2. unter Major von Reich meister , 1 Compagnie Scharfschüßen unter Major von Scriver, 1 freiwilliges Jägerbataillon unter Major von Herzberg , beide lettere je 150 Mann , das Ganze als Brigade von Oberstlieutenant von Bernewiß befehligt. Die Cavalerie zählte ein Husarenregiment (500 Pferde) unter Major von Schrader, 2 Uhlanenschwadronen unter Rittmeister Graf Wedell , die Artillerie 4 Geschüße unter Capitän Genderer, der Totalbestand betrug 2010 Mann. Die Uniform des Corps , welche ihm den Namen der „ſchwarzen Schaar" eintrug und seitdem aus rühmlicher Pietät von dem braunschweigischen Bundescontingent bei behalten wurde, bestand aus schwarzem, blau ausgeschlage nen, polnischen Rock und ditto Beinkleidern, einem Tschako mit schwarzem Roßhaarbusch und dem Todenkopf als Emblem seines festen Entschluſſes , zu ſiegen oder zu sterben. Sobald diese Sichtung des Corps vollendet und die nöthige Anzahl von Wagen zum Transport der Infanterie beigeschafft war, wurde der Hilmarsch nach Altenburg forts gesezt , denn Korfes draug mit Recht darauf, den Zug bis zur Weser mit allen Kräften zu beschleunigen. In Altenburg , noch an demselben Tage mit Jubel aufges nommen wurde am 25. zu Borna gerastet , nachdem die Lieutenants Heubel und von Rochow durch ein feces Hu sarenstückchen einen sächsischen Transport von 14 Wagen Noch am Abend und 50 Infanteristen erobert hatten. brach man nach Leipzig auf, wo der Herzog am Morgen des 26. cinzog und vor dem Grimmaischen Thore lagerte, nachdem man gegen 180 aus Thüringen nach Dresden bestimmte sächsische Reiter ein bißiges Vorpostengefecht be standen hatte. Ohne längere Rast trieb Korfes das Corps weiter und erreichte am 27. um 3 Uhr Morgens die Stadt

Halle, wo die Schwarzen mit offenen Armen aufgenommen wurden und bis zum Nachmittag ausruhen durften. Dann ging es über das Bivouac Hettstadt unaufhaliſam weiter nach Quedlinburg , wo man am 29. eintraf. Unterwegs hatte mau, um den Feind über die Marschrichtung zu täuschen, Detachements nach allen Seiten mit der Nachricht entsendet , der Herzog marſchire mit 20,000 Mann direct auf Caffel. In Quedlinburg war es , wo man durch die ausge schickten Patrouillen erfuhr, daß das 5. westphälische Regi ment (2 Bataillone) auf ihrem Wege von Magdeburg zu Reubel in Halberstadt eingerückt und auf einen Angriff durchaus unvorbereitet sei. Diese gute Gelegenheit , dem verhaßten Feinde eine unverhoffte Schlappe beizubringen, wollte der Herzog nicht unbenußt lassen ; er brach also so zeitig von Quedlinburg auf, daß man am nämlichen Abend gegen 6 Uhr vor dem Kühlingerthor vor Halberstadt ein Die westphälische Beratung batte die Thore vers traf barricadirt und die alte hohe und mit Rondelen versehene Umfassungsmauer besezt ; der Herzog ließ ihnen jedoch nicht Die in der Zeit zu längeren Vertheidigungsaustalten. Vorstadt postirte Abtheilung unaufhaltsam vor sich her treibend , sprengte Major Korfes mit der einen Colonne das Kühlinger , der tapfere Hauptmann von Rabiell mit der anderen eine Nebenpforte des Johannisthors , die Husaren jagten durch die Straßen und der nächtliche Kampf Erst als der fran wurde bis zum Morgen fortgeseßt. zösische Oberst Meyronnet von den Gebrüdern von Girse wald auf dem Domhof an der Spige ſeines Regiments gefangen genommen worden , capitulirte der Rest , so daß nur etwa 200 Mann des Regiments entkamen , nachdem 600 todt oder verwundet auf dem Plaz geblieben , 2000 Dieser glänzende mit 80 Offizieren gefangen worden. Sieg war allerdings mit dem Verluste von 400 Mann, worunter 14 Offiziere , theuer erkauft , doch wurde der Ausfall an Mannſchaft durch den Uebertritt von 300 West Die Mehrzahl der Gefangenen phalen nahezu gedeckt. wurde entlassen , da man sich auf den bevorstehenden Eil märschen nicht mit ihnen befassen konnte ; die tapferen Schwarzen bivouaquirten bis 2 Ühr Nachmittags vor dem Kühlingerthor, dann wurde der Weitermarsch angetreten, denn der Herzog brannte vor Begierde , die Gränze seiner Erblande zu überschreiten. Dieß war in mehr als einer Hinsicht ein Glück , denn er war in diesen Tagen, ohne es zu wissen, einer schweren Gefahr entronnen. Der sächsische General von Thielemann hatte nämlich am 25. Abends zu Dresden den Marsch des Herzogs erfahren , war mit wunderbarer Behendigkeit an der Spiße von 1300 Mann in 36 Stunden nach Leipzig marschirt, dort aber am 27. so erschöpft angekommen, daß er nicht sogleich nach Halle folgen fonnte ; doch wäre es ein Leichtes gewesen, den Herzog während seines Kampfes in Halberstadt zu ereilen , allein Thielemann , durch das übermüthige Benehmen des feigen Jerome disgustirt, hielt bei Lauchstädt und marschirte nicht weiter. So erreichte der Herzog ungehindert am 30. Abends den ersten braun schweigischen Gränzort Hessen, wo er die Truppen bivoua quiren ließ und wo seine treuen Unterthanen um ihn zu sammenströmten. Folgenden Tags verweilte er in der alten Welfeurefidenz Wolfenbüttel und zog sofort Abends

655 10 Uhr in Braunschweig ein. Hier wollte er sich die Freude nicht versagen , zuerst die alte Residenz, die Stätte seiner Jugendjahre, mit klopfendem Herzen zu durchschreiten; dann aber bezog er mit seinen Truppen ein Bivouac vor dem Petrithor , durch die ausgeschickten Patrouillen von Reubell's Anmarsch benachrichtigt. Dieser war in der That an demselben Tage von Celle her bei Schof einge troffen und während er den Weg nach Norden sperrte, hatte auch Gratien mit seiner Division von Süden her Halberstadt erreicht, so daß der Herzog sich von zwei feind lichen Corps umstellt sah , deren jedes ihm um mehr als das Doppelte überlegen war. Der Herzog befann sich kurz und ließ sein Corps am Vormittag des 1. Auguft im Nordwesten der Stadi Stel lung nehmen , den rechten Flügel hinter dem eine halbe Stunde entfernten Dorfe Delper , diesen Ort ſelbſt von leichter Infanterie beseßt. Es waren heute gerade 60 Jahre, ſeit des Herzogs väterlicher Großoheim, der Schwager und Nebenfeldherr Friedrichs des II. , Herzog Ferdinand von Braunschweig , den schönsten seiner Siege , den von Minden , erfochten hatte. Mittags 3 Uhr rückte Reubell mit seinem Corps an, bestehend aus dem 1. und 6. west phälischen, 1 bergischen Infanterie , 1 Güraffierregiment und 10 Geschügen. Die Cürassiere sprengten gegen Delper an, wurden aber durch die wohlgezielten Schüsse der Be sagung verscheucht , worauf Reubell eine Angriffscolonne gegen das Dorf formirte. Jegt ließ der Herzog die Be sagung in Korses ' Abwesenheit zurückgehen, ein immenser Fehler, denn wie konnte er der vierfachen feindlichen Ueber legenheit gegenüber einen so wichtigen Stüßpnnkt freiwillig aufgeben , nur um zu sehen , wie er sich ausdrückte , was die Westphalen eigentlich machen und ob sie sich tapfer herumschlagen würden " ? Er bewies hierdurch nur , daß wohl das unerschrockene Welfenblut , nicht aber der Feld Wäre herrngeist seiner Ahnen sich auf ihn vererbt hatte. Wäre fein Gegner Reubell , der gar kein Soldat, sondern nur als glatter Höfling ein Günſtling Jerome's war , nicht so über alle Maßen erbärmlich gewesen (weßhalb er auch später entlassen wurde), der Herzog hätte an diesem Grund fehler zu Grunde gehen müssen. Reubell besette beseßte Delper und suchte daraus vorzubrechen ; aber Korfes hatte zum Glück noch 2 Geschüße dahinter placirt, deren Kärtätschen salven die Westphalen zurücktrieben. Dagegen gelang der Versuch der braunschweigischen Infanterie zur Wiederer oberung des Dorfes nicht , besser dagegen die Attaque ihrer Husaren, welche die feindlichen Gürassiere vom Plage trieben; ohne die schwerwiegende Unentschlossenheit des braunschweigischen Brigadechefs von Bernewig wäre sogar das zeitweise verlassene Reubell'sche Geschüß erobert und ein vollständiger Sieg erfochten worden. So mußten sich die Braunschweiger damit begnügen , bis zum Einbruch der Nacht ihre Stellung zu behaupten und dann in ihr Bivouac am Petrithor zurückzukehren . Was aber nun, da Gratien im Rücken des Corps um so viel näher gekommen war ? Der Herzog ließ sich das wenig anfechten , wollte vielmehr am 2. August noch zu Braunschweig verweilen und dort eine Dragonerschwadron formiren. Da brachten Patrouillen die überraschend glück liche Nachricht, daß Reubell in der Nacht das Dorf Delper geräumt habe und bei Klein- Schwülper auf das rechte

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Ockeruser seße ; Major Korfes gab jezt ohne Säumen und gegen des Herzogs Willen das Zeichen zum Aufbruch, dem auch Alles gehorchte, zum Glück für die Expedition, welche nur hierdurch gerettet wurde. In unaufhaltsamem Marsche vom 2. Morgens bis zum Mittag des 5. zogen die Braunschweiger über Burgdorf, Hannover , Nienburg und Hoya nach Syke, von wo Korfes mit einem Detachement von 60 Husaren , 60 Jägern und 2 reitenden Geschüßen in der Richtung nach Bremen aufbrach , um den Feind über den wahren Einschiffungspunkt zu täuschen. Das Gros des Corps lagerte am Sykerholz und verwendete den nächsten Tag dazu , über Delmenhorst an die Hunte zu gelangen. Es war gerade ein Sonntag und die Be wohner von Delmenhorst eben in der Kirche, als der Her zog den Ort paſſirte. Niemand hatte daran gedacht , die „ Schwarzen“ in dieser Gegend zu sehen ; das allgemeine Gerücht war darauf gefaßt , sie den Weg nach der Elbe oder nach Holland einschlagen zu sehen. Alsbald beeilte man sich, gegen 400 Wagen zusammenzubringen , mittelst deren das ganze Corps den Punkt Huntebrück erreichte Die Truppen und dort auf einer Fähre überseßte. waren jedoch mittlerweile durch das ununterbrochene Mar schiren so erschöpft , daß der Herzog bei dem damaligen Nachtmärsche die Vorhut auf einem Damme eingeschlafen faud ; es bedurfte der äußersten Anstrengung , um das Corps schon am 7. zu Elsfleth und Brake am Weferufer zu versammeln . Es war die höchste Zeit , denn schon am 6. war Neu bell nach Delmenhorst gerückt , nachdem den Tag zuvor ein braunschweigisches Detachement ihm die Brücke bei Hoya vor der Naje abgebrochen hatte. Durch Korfes' Aufenthalt in Bremen und ein Vorpostengefecht seines Vorirabs , welchen Korfes auf dem Marsche an die Weser geworfen hatte, über des Herzogs Richtung getäuscht, mar schirte Reubell am 7. nach Bremen , wo er tüchtige Cons tributionen für eine eigene Caſſe einzog , und der Herzog gewann hierdurch Zeit , sein ganzes Corps , nach Zurück lassung der Pferde , zu Elsfleth auf 14 , zu Brafe auf 8 Weserschiffen unterzubringen. Er selbst bestieg , der lezte, die amerikanische Brigg the Shepherdess und so fuhr das ganze aus 22 Schiffen bestehende Geschwader, trop sehr stürmischen Wetters, die Weser hinab , unaufgehalten, nur von den Dänen verfolgt , welche auch hier unaufgefordert sich einmischten und von der Batterie des Forts Carlsburg (dem jegigen Fort Wilhelm) die Deutschen befchoffen, worüber ein Kahn mit des Herzogs Caffe, seinen Pferden, Wagen und Dienerschaft dem Feinde in die Hände ftel. Dieser bewährte auch hier seine niedrige Rachsucht und schickte des Herzogs Diener nach Brest auf die Galeeren, von wo nur ein Einziger lebend zurückkehrte. Der Herzog aber erreichte mit den Seinen Helgoland , schiffte von da nach England , später nach Spanien über , wo seine Schwarzen sich bald einen gefürchteten Namen machten. Eo lag er bis 1814 gegen seinen Todfeind zu Felde und es war ihm beschieden , im Jahr 1815 bei Quatrebras entscheidend in den Gang der Ereignisse einzugreifen. Der heldenhafte Widerstand , welchen er dort dem weit über legenen Ney'schen Ney's Corps leistete, ermöglichte die Vereinigung der englischen Armee bei Waterloo und hinderte Ney, bei Ligny mitzufechten, - zwei Erfolge, welche den Sieg von

657 Belle-Alliance anbahnten und mit dem Heldentode des Hers zogs nicht zu theuer erkauft waren . Dieses sein schönes Ende mögen wir nicht vergessen, es war des ächtdeutschen Fürsten , des tapferen Welsensohns würdig ! Die hier geschilderte Expedition ist in neuester Zeit in einer Monographie beschrieben worden , welche unter dem Titel „Zur Erinnerung an Friedrich Wilhelm, Herzog von Braunschweig, und seinen Zug von den Gränzen Böhmens bis Elsfleth 1809 " von einem patriotischen Vereine zu Oldenburg veröffentlicht und deren Ertrag zur Errichtung eines Denksteins zu Elsfleth bestimmt ist.

Zur preußischen Landwehrfrage. Das hohe Interesse, welches die beabsichtigte Verände rung der preußischen Heeresverfassung weit über die vaters ländischen Gränzen hinaus erregt , hat auch in diesen Blättern öfter den Stoff zu Discussionen gegeben , die vielleicht nicht ehne Beachtung geblieben sind . Wie die früheren Mobilmachungen der preußischen Armec stets zu Verbesserungen geführt haben , so wird auch die leßte nicht ohne bleibenden Vortheil für die ge sammte Wehrverfassung sein , namentlich in Rücksicht auf den leichteren Uebergang aus dem gewöhnlichen Friedens stande in den Feldetat. Hierzu ist vor allen Dingen nöthig, daß die Cadres von Offizieren und Unteroffizieren bei ein tretender Mobilmachung unverändert bleiben und ein Durch einanderwerfen derselben , wie dieß jezt abermals leider nöthig war, für die Zukunft gänzlich vermieden wird. Man gebe also den Bataillonen, Schwadronen und Batte rien einen festen Rahmen , der nur mit tüchtig ausgebil deten Soldaten , an denen es durchaus nicht fehlt , aus gefüllt zu werden braucht. Dieß ist aber nur zu erreichen, wenn Linie und Landwehr im Wesentlichen dieselbe Frie densformation erhalten und bei eintretender Kriegsbereit schaft nur nöthig haben, auf eine höhere Kopfzahl gebracht zu werden ; Preußen ist dann im Stande , in sehr kurzer Zeit bedeutende Massen von Infanterie an den bedrohten Gränzen zu sammeln und der Gefahr einer feindlichen In vasion , die jezt mehr als je zu besorgen ist , mit Erfolg entgegenzutreten. Die Errichtung von Stämmen zu 450 Mann für jedes der 116 Landwehrbataillone ist der erste entscheidende Schritt zur Vervollkommnung der Wehrver fassung gewesen , der denn auch mit Dank und Freude von denkenden Vaterlandsfreunden aller Stände begrüßt worden ist. Es gibt aber auch heutigen Tags Pessimisten genug , die an der Fortdauer dieser trefflichen Einrichtung zweifeln und den Rückgang in die alte, der jeßigen Welt lage durchaus unangemessene Wehrverfassung vorhersagen. Gebe der Himmel , daß ihre Prophezeihung sich nicht be wahrheiten möge, Preußen und Deutschland möchten das daraus erwachsende Unheil bald genug empfinden ! Der Grund , den sie für ihre Behauptung geltend machen , ist der leidige Kostenpunkt , da es sich um eine Mehrausgabe von vielleicht 6 Millionen Thalern für das Armeebudget handle. Wenn nun auch die Kraft eines Landes wesents fich auf geordneten Finanzen beruht und zu diesen in einem bestimmten Verhältnisse steht , so würde diese Erhöhung des preußischen Militäretats zwar bedeutend sein, aber

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bei einer Staatseinnahme von hundert und einigen zwanzig Millionen immer noch nicht als unerschwinglich erscheinen. Es handelt sich ja um die höchsten Güter des Landes, um seine Unabhängigkeit und die mit der größten Energie der preußischen Herrscher und des preußischen Volks errungene Machtstellung der Monarchie. Diese Güter zu wahren und zu mehren , ist aber das entschiedenste Wollen aller Par theien ; hier gibt es keinen Meinungsunterſchied, hier ſind wir Alle Preußen . Es scheint jedoch, daß auch mit geringeren Geldopfern die Wehrverfassung bedeutend erhöht werden könne ; wir wollen versuchen , dieß in kurzen Umriffen zu motiviren. Jedes Bataillon , Linie wie Landwehr , erhält eine Stärke von 18 Offizieren, 61 Unteroffizieren und 400 Ge meinen, wodurch die Friedensstärke der gesammten In fanterie um etwa 30,000 Mann erhöht wird . Berechnen wir die Ausgabe für jeden Mann auf circa 70 Thaler, so ergibt dieß eine Gesammtsumme von etwa 2 Millionen. Diese ließe sich aber noch ermäßigen , wenn alle junge Männer , welche die Berechtigung zur einjährigen Dienst zeit erhalten, in den wirklichen Etat aufgenommen würden und überhaupt eine größere Begünstigung der kurzen Dienst zeit einträte. Strengere Forderungen , wie das Zeugniß der Reise zur Universität , könnten dann für diejenigen jungen Männer gestellt werden, welche später zu Offizieren gewählt werden sollen. Die Uebungen mit diesen immer nur schwachen Bas taillonen sollten nun in der Art stattfinden, daß das Linien bataillon mit seinem correspondirenden Landwehrbataillon jährlich längere Zeit zusammengestellt würde , und dann noch so viele Reservisten einbeordert würden, um die volle Kriegsstärke von 1000 Mann zu erreichen. Gebieten ferner locale Verhältnisse eine stärkere Garnison, wie dieß in den größeren Festungen der Fall sein wird, so könnte die nöthige Zahl von Landwehrbataillonen in dieselben verlegt werden, was nur vortheilhaft einwirken dürfte . Für die Cavalerie schlagen wir die Eintheilung des Regiments in 6 Schwadronen zu 100 Pferden für den Friedensstand und zu 150 bei eintretender Mobilmachung vor. Die Landwehr-Cavalerieregimenter ersten Aufgebots würden ganz wegfallen und daher eine Mehrausgabe für diese Waffe im Frieden , abgesehen von den Erſayſchwa dronen , nicht stattfinden. Zu den größeren Uebungen würden die Schwadronen auf 150 Pferde gebracht und diese , wie es bisher bei den Landwehr-Cavalerieübungen der Fall war , von den Kretsen zu stellen sein. Die Artillerie , welche einer wesentlichen Verände rung durch die Ausrüstung mit gezogenen Geſchüßen ent * gegensteht , müßte im Durchschnitt 6 bespannte Geschüße für die Batterie erhalten , um bei eintretender Mobil machung nicht gezwungen zu werden , bis in die ältesten Jahrgänge der Landwehrartilleristen zurückzugreifen , wie dicß leider jest wieder geschehen mußte. Dasselbe gilt von den Pionnieren; statt der schwachen Abtheilungen sollten Bataillone zu 4 Compagnien gebildet werden. Es bleibt nun noch übrig, die Trainbataillone , Ersaß truppen und Handwerksstätten in Betracht zu ziehen. Die lezteren beiden sollten ebenfalls schon im Frieden Stämme aus halbinvaliden Offizieren und Unteroffizieren erhalten,

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Denen aus dem Etat der Regimenter die nöthige Zahl von Handwerkern (Schneider , Schuhmacher , Sattler) zuzu theilen wäre. Bei eintretender Mobilmachung würde der Mechanismus der großen Kriegsmaschine dann auch von dieser Seite her eine geringere Friction zu überwinden haben, die so schon bedeutend genug für jede Armee ohne Ausnahme ist. Aus diesen kurzen Andeutungen geht hervor , daß mit einer jährlichen Mehrausgabe von etwa 3 bis 4 Millionen Thalern schon Vieles geschehen könnte, um die Wehrkraft Preußens wesentlich zu erhöhen, so daß dieser Militärstaat, dieses römische Lager im Herzen Europas , seinen schönen Beruf, das Schwert Deutschlands zu sein , im vollsten

Herzog gezwungen wurde , sich allmälig wieder zurückzuziehen, um sich seinen Magazinen an der Weser zu nähern und die Belagerung von Cassel aufzuheben , um sich durch das Bes lagerungscorps zu verstärken. Anfangs April hatte der Herzog seine Truppen wieder an der Diemel concentrirt und erwartete hier die Verstärkungen, welche ihm sowohl aus England selbst, als aus Hannover, Braunschweig und Hessen zukommen sollten. Unterm 5. Mai (Depesche Nr. 38) sah sich der Herzog ges nöthigt, dem englischen Ministerium ein eigenes Memoire vor zulegen , worin er seine Beschwerden über das Commiſſariat fundgibt und zugleich verschiedene Vorschläge zu deren Ab. hilfe vorbringt. Die bei den beiden kriegführenden Partheien eingetretene Ruhe wurde erst gegen Mitte Juni wieder unterbrochen . Das Anrücken des Marschalls Soubise vom Niederrhein her und dessen Vordringen in Westphalen hatte den Herzog wieder an die Lippe gezogen. Er lieferte dort den Franzosen die Schlacht bei Bellinghausen , zwischen Hamm und Lippstadt , schlug fie und brachte ihnen bedeutende Verluste bei. Nach dieser Affaire zog sich der Krieg in Westphalen und in Hessen hin und ens dete in diesem Jahre mit einer Expedition der alliirten Armee zur Vertreibung der Franzosen aus der Gegend von Eimbeck, welche auch vollständig gelang. Anfangs Januar 1762 zählte der Stand der aus Eng ländern, Hannoveranern, Braunschweigern und Hessen bestehen. den alliirten Armee gegen 72,000 Mann effectiver Stärke. Auch in diesem Jahre mußte der Winter und das ganze Früh jahr mit Vorbereitungen und Anstalten für die Verpflegung zugebracht werden ; erst am 24. Juni eröffnete der Herzog die Feindseligkeiten mit dem Uebergang über die Diemel und warf den Feind bis an die Wälle von Caſſel zurück. Nach einem beständigen Hin und Hermanövriren , worüber das von dem Verfasser mitgetheilte Tagebuch die genauesten Details angibt, entschloß man sich gegen Mitte October zu einer abermaligen Belagerung von Cassel und zwang die Stadt nach einer vier zehntägigen engen Blocade zur Uebergabe. Dieß war auch das lezte Ereigniß von Bedeutung auf diesem Schauplaße des siebenjährigen Krieges. Gegen Mitte November wurde zwischen den beiderseitigen Hauptquartieren Unterhandlungen eingeleitet und eine Demarcationslinie bestimmt , worauf bald eine Convention zur Einstellung der Feindseligkeiten abges schlossen wurde. Hiermit endete des Herzogs Thätigkeit ; er übergab am 24. December 1762 das Commando an den General , späteren Feldmarschall von Spörcken und begab sich nach Braunschweig . Ferdinand hatte während der fünf Jahre seines Commando's Großes geleistet ; mit den beschränkteßten Mitteln hatte er der Uebermacht der Franzosen Stand gehals ten. Der Stern fünf französischer Marschälle war vor dem seinigen erblichen, und doch waren unter ihnen tüchtige Män ner , die aus der Schule des Marschalls von Sachsen hervor. gegangen, ja Broglie konnte seinem deutschen Gegner fast ebens bürtig genannt werden. Wenn es auch in den leßten beiden Jahren dem Herzog allerdings sehr leicht gemacht wurde , da es weder der englischen noch der franzöſiſchen Regiernng mit dem Kriege recht Ernst zu sein schien, so bewahrte fich Ferdis nand dennoch die Bewunderung seiner Zeitgenossen und die Dankbarkeit der Bewohner der Welfischen Stammlande, welche er fünf Jahre lang gegen die größten Anstrengungen Frank 21. reichs geschüßt hatte , fort bis zu seinem Tode.

Umfange erfüllen könnte. Es sollten dann aber auch alle deutsche Stämme in Opferfreudigkeit mit Preußen wett eifern und durch innigen Anschluß an diesen größten rein deutschen Staat demselben seine Aufgabe erleichtern. Deutsch land kann dann den Stürmen der Zukunft mit Ruhe ents gegensehen !

Literatur. Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lünes burg , während des siebenjährigen Krieges . Aus englischen und preußischen Archiven gesammelt und herausgegeben von E. von dem Knesebeck, 2. Bd . 2c. (Schluß.) Das Jahr 1761 war reicher an kriegerischen Vorfällen als das vorhergehende. Bereits am 2. Januar wurde General Mansberg , welcher mit einem kleinen Corps bei Duderstadt vorgeschoben war, von dem Feinde angegriffen , durch die her. beieilende Verstärkung vom Corps Luckner's aber in Stand geseßt , den Feind mit bedeutendem Verluste zurückzutreiben. Doch ließen sich die Operationen von Seiten des Herzogs nicht so leicht fortseßen , wie es König Friedrich in allen seis nen Schreiben wünschte. Der Mangel an hinlänglichem Pros viant , die schlechte Verpflegung von Seiten der englischen Commissäre , deren Dienstesunkenntniß und Nachlässigkeit jeder Art zu vielen Klagen Anlaß gaben , traten den Unternehmuns gen hindernd entgegen. Dennoch gelang es dem Herzog , das Gros seiner Armee am 9. Februar an der Diemel zu concens triren und einige Tage später theils südwärts gegen Frizlar, dessen Besaßung bald capitulirte , theils gegen Caffel vorzu dringen (Depesche Nr. 8 ) , während General von Spörden mit einem detachirten Corps an der Unftrut manövrirte und dort am 18. und 19. Februar nicht unbedeutende Vortheile • errang. In der Nacht vom 1. auf den 2. März gelang es, die Laufgräben von Caſſel zu eröffnen , was der Herzog dem englischen Ministerium unterm 3. März (Depesche Nr. 17) bekannt gibt und demselben zugleich eine Relation über die von den Truppen in der leßteren Zeit ausgeführten Beweguns gen mittheilt. Die Belagerung von Caſſel nahm jedoch keinen glücklichen Fortgang ; der Feind machte häufige Ausfälle aus der Stadt und zerstörte die von den Belagerern angelegten Approchen; selbst ein am 13. März von dem Grafen von Lippe angeordnetes äußerst heftiges Bombardement hatte keine weites ren Folgen. Am 23. März meldet Herzog Ferdinand dem König von Preußen , daß der Erbprinz von Braunschweig, welcher vorwärts des linken Flügels vorgeschoben war , eine bedeutende Schlappe bei Grünberg erlitten, in Folge deren der

661 Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. Mai 1 8 5 9. Belgien. Journal de l'armée Belge. Recueil d'art d'histoire et de sciences militaires. 8ème année, Bruxelles , 1859. Die Eröffnung des Feldzugs in Oberitalien 1859 von Vandevelde. Wenn Gyulai gleich Anfangs ener gisch die Offenſive ergriffen hätte, so würde er die Alliirten mitten in ihren Bewegungen aufgehalten und ein entschei dendes Resultat erreicht haben. Er hätte die Sardinier über den Haufen werfen und die Debouchéen der Bocchetta und von Susa beseßen können , ehe ein Franzose da war. Die Linie der Dora baltea war nicht zu halten , sobald er mit der Hauptmacht auf Tortona und von da auf Turin drückte.. Wenn er dann die Bocchetta mit 40,000 Mann beobachtete , konnte er einstweilen die sardiniſche Armee abs fertigen. Weder Festungen noch Flüßchen hätten einen ent schlossenen General zurückgehalten. Es mußte in seinem Interesse liegen, den Krieg in Sardinien zu beenden , weil er dann nichts von der Revolution zu befürchten hatte. Indessen scheint es überhaupt nicht im Charakter östers reichischer Generale zu liegen , einen entscheidenden ener gischen Krieg zu führen, sie lieben die langsame methodische Weise ; dann durfte man aber in Villafranca noch lange nicht Frieden schließen. Blücher verstand es, der französischen Heftigkeit mit gleichem Feuer zu begegnen ; daher seine Er folge. Die Defensive hat zwar den Vortheil, daß man sich seinen Hülfsquellen nähert, aber häufig auch den Nachtheil, daß man sich zu Zersplitterungen verführen läßt ; besonders wenn man Aufstellungen hinter Flüssen nimmt. Hätte sich Gyulai , anstatt seine Kräfte auf der ganzen Teffinlinie zu zerstreuen , auf der Hauptstraße concentrirt , so wäre er bei Magenta nicht geschlagen, die Lombardei nicht so schnell verloren worden. Man hätte nicht an ihm vorbeigehen können und er würde alle Vortheile auf seiner Seite ge habt haben. Ein verschanztes Lager bei Mailand hätte mehr geholfen, als der Tessin mit allen seinen Befestigungen. - Das spätere Verfahren der Desterreicher , ihr Aufgeben aller Festungen der Lombardei , war flug. Die Armee selbst hat sich der französischen vollkommen würdig gezeigt. - Die Stellung an der Etsch kann nur durch das gebirgige Tyrol mit Aufgeben der eigenen Operationslinie , oder durch die fumpfigen Pogegenden umgangen werden , wo die Dester reicher durch künstliche Ueberschwemmungen eine Armee in große Gefahr bringen können. ― Eine Diversion zur See gegen Venedig ist schwierig , weil die dortigen Gewässer nicht Tiefgang genug haben, und kein Plaß zum Ausschiffen von Truppen vorhanden ist. Aber auch 50,000 Mann ges landete Truppen wären in dieser Sackgasse nicht zu fürchten. April und Mai 1859. Sardinien. Rivista militare , giornale mensile. Direttori L. & C. Mezzacapo. Tipografia editrice G. Cas sone e Comp. Anno III. Torino , 1859. Folgende Auffäße bilden den Inhalt der dießmal wieder - wohl wegen des Kriegs - in einem Doppelheft erschiene nen Zeitschrift :

662 Vertheidigung von Marghera. Dieses für Artillerißten besonders interessante Journal gibt alle Details der Aus rüstung der verschiedenen Fronten von Marghera , die täg lichen Arbeiten an den Batterien , die Anzahl der Schüffe und ihre Wirkung , die täglichen Belagerungsarbeiten , die Recognoscirungen und Angriffe gegen dieselben , die Ein theilung der Artilleriemannschaft zum Dienst , die Wirkungen des Feuers der Belagerer und die Anstalten zum Abzug , mit Tabellen über die Anzahl Schüſſe. Es geht daraus hervor, daß die anfänglichen Beschädigungen wegen der großen Entfernung der Belagerer gering waren und die Arbeiten der leßteren durch künstliche Ueberschwemmungen mit Erfolg verzögert wurden ; daß die Shrapnels die Be lagerten besonders belästigten , ebenso die österreichischen Büchsenschüßen; daß die Herbeischaffung von Munition aus Venedig sehr schwierig , manchmal ganz unmöglich war. Das Abziehen aus dem Fort wurde dadurch gut maskirt, daß man bloß alle halbe Stunden Batterieschüsse that und in einer dieser Pausen Nachts abzog . Das militärische Piemont: Eine historische Abhand lung über die Heldenthaten des Hauses Savoyen und des piemontesischen Heeres von den frühesten Zeiten an. Militärische Studien über Toscana. Dieser Entwurf zur Gränzvertheidigung Toscanas hat hauptsächlich die gegen Modena gekehrte Gränztrecke im Auge. Die leichte Vers theidigung des Paſſes von Redicoſa , die rückwärtige Stel lung bei Futa , der leichte Verschluß bei Ospedaletto , die zu umgehende Stellung bei Abetone , die guten Stellungen bei Marcello und Gavinana , Castel Novo's Charakter als Centralpunkt, die starke Stellung bei Ponte a Lima , der leicht zu umgehende Paß von Pellegrino , die Wichtigkeit der Militärstraße von Cerreto, die von Cisa nach Parma 2c. werden der Reihe nach beleuchtet. Entwurf einer Instruction für die toscanische Jugend. Dieser Entwurf geht von der Absicht aus , die ganze Jugend Toscanas von 16-20 Jahren möglichst rasch zu Soldaten heranzubilden . Zu dem Ende sollten sie tågs lich 2 Stunden 6 Monate lang von der Soldaten- bis zur Bataillonsschule exerciren ; die Anzahl derselben wird auf 16,000 berechnet. Den Dürftigen sollte ein täglicher Sold verabreicht werden , die zu Offizieren und Unteroffizieren Verwendeten bekämen keine Besoldung, sondern Aussicht auf Beförderung im stehenden Heere. Die zu Offizieren und Unteroffizieren Ausersehenen sollten zuerst selbst geübt werden. Die Uebungen sollten Anfangs in großen öffentlichen Ge bäuden , dann im Freien stattfinden . Am Sonntag wäre Instruction. Bisher war Die Militärverwaltung in Toscana. die Verwaltung von dem Kriegsministerium getrennt. Es wird nun der Vorschlag gemacht, sie zu einem integrirenden Theile desselben zu machen und dadurch eine große Geschäfts vereinfachung herbeizuführen. Entwurf zu einem strategischen Plan für den zweis ten Feldzug. Dieses in einem Schreiben des Generals Racchia nach dem Schlusse des Feldzugs 1848 an den Kriegsminister von Toscana enthaltene Project geht davon aus, daß ein Ueberschreiten des Teffins von Oesterreich ein Einschreiten Frankreichs herbeiführen müſſe , daß deßhalb nicht alle Macht am Teffin zu concentriren sei, ſondern eine aus Piemontesen , Toscanern und Römern gemischte Armee

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von Göler dafür vorgebrachte Gründe , und bringt dagegen Friedrichs des Großen Ausspruch in Erinnerung : daß auf zwei Quadratſtunden ſich 200 verschiedene Stellungen für eine Dieser Saß , wollte man ihn auch Armee finden ließen. wörtlich nehmen , ist aber wahrhaftig hier wenig am Plage, denn er sezt voraus, daß die taktische Aufstellung der Truppen nach Belieben dem Terrain angepaßt werden dürfe ; während in der Göler'schen Nachweisung nicht nur die Truppenaufstel lung Cäsar's und Ariovist's, sondern auch der ganze Hergang der Schlacht nach den Commentarien speciell angegeben ist und die Gegend bei Cernay taktisch und strategisch nicht nur auf die gegebenen Specialitäten paßt , sondern auch ihre Eigen Chronologie der Errichtung der verschiedenen thümlichkeiten sogar erklärt. Truppenkörper in Sardinie n. Feldzulagen und Feld Der Herr Recensent sagt ferner : " Während die Lesarten. ausrüstungsgelder der sardinischen Offiziere. Der Lieutenant darüber im Zweifel ſind , ob der Rückzugsweg der Germanen erhält 2 Lire Zulage und 2 Mundportionen , der Capitän unter Ariovist an den Rhein 5 oder 50 römische Meilen be ebenso , die Stabsoffiziere 3 Lire und 3 Portionen. Die tragen habe , ist für Göler durchaus kein Zweifel vorhanden, Ausrüstungsgelder belaufen sich auf 400 Lire. daß die Zahl 5 die rechte ſei. “ Selbstbiographie des Marschalls Vaillant. Kann der Recensent etwa bestreiten , daß es bei derartigen Weber gezogene Geschüße, nach dem Mechanic's Magazine. philologischen Forschungen nicht auf die gedruckten Bücher an kommt , sondern auf die Handschriften , und daß gerade hier sämmtliche Codices die Zahl 5 haben ? *) Hauptsächlich jedoch vermerkt die Recension es übel , daß Göler eine Formel Rüstow's zur Berechnung der Größen Erwiederung auf die Recension des Werks : römischer Lager , in welche sich ein Druckfehler eingeschlichen „ Cäsar's galliſcher Krieg in den Jahren 58 bis 53 hatte, nicht gebilligt hat. Welches Vertrauen verdiente aber jene Formel , da den Ideengang verschwieg , der ihn auf fie leitete , da er ferner ihre Entwickelung unterließ, und In den Nrn. 101-104 dieser Blätter vom vorigen Jahr endlich ihre Anwendung, auch nach Hebung jenes Druckfehlers, ist eine Kritik der von Göler herausgegebenen Druckschrift ganz falsche Resultate liefert ? „Täsar's gallischer Krieg“ erschienen, welche in ziemlich leiden Nach Bolyb hatte eine quadratisches Lager für zwei Legio schaftlichem Tone gegen ihn zu Felde zieht, weil er darin eine nen 2600 Quadratfuß Seite und 6,760,000 Quadratfuß Flächens und die andere in W. Rüstow's Werken enthaltene Unrichtig inhalt. Eine Legion brauchte daher ungefähr die Hälfte, genau teit besprochen , und insbesondere eine Formel Rüstow's zur genommen sogar etwas mehr als die Hälfte des Lagerraums, Berechnung römischer Grabenprofile als ziemlich willkürlich" also wenigstens 3,380,000 Quadratfuß. Nach Rüstow's ver bezeichnet hat. besserter Formel s 100 6a wird nun die Seite eines Anstatt nun die Richtigkeit der Angaben Rüstow's zu bes quadratischen Lagers für eine Legion nur 780 Fuß lang und weisen, führt dessen Vorkämpfer aus der Darstellung des Feld dasselbe erhält einen Lagerraum von 608,000 Quadratfuß, zugs gegen Ariovist fragmentarisch eine Reihe von Göler's daher nicht einmal den fünften Theil der Angabe von Polyb. Behauptungen auf . läßt aber ihre Begründung weg , und Weil dem Recensenten das Auffallende dieses Resultats sucht auf diese Weise zu zeigen , daß derselbe in seinen For doch einigermaßen vorschweben mochte , soll Rüstow bei seiner schungen noch willkürlicher gewesen sei als Rüstow selbst. Es für die römischen Lager im Allgemeinen aufgestellten Formel **) find eigentlich , streng genommen , diese Auslassungen zwar sogar keine Reiterei berücksichtigt, und sie wohlverstanden für feine fritische Besprechung , sondern eine mit Anflügen von Cäsar's , nicht für Polyb's Zeit" gegolten haben. Nun exis Fronte versehene Citation abgeriffener Stellen des angegriffes stiren aber keine Nachrichten , wonach die Größe der römischen nen Werks . Lager speciell zur Zeit Casar's dem Maße nach berechnet Wir wollen nicht auf alle diese Punkte eingehen ; wer für werden könnte. Hat Recensent solche aufgefunden , so wäre die Sache größeres Interesse hat , findet sich zurecht, wenn er es wohl der Mühe werth , sie zu veröffentlichen. das Buch selbst nachsieht , in dessen Vorrede der Verfasser Bis dahin aber werden wir uns noch mit Polyb's oder auch ausspricht , daß der größere oder geringere Werth seiner Hygin's Mittheilungen begnügen müssen , da Erfterer bekannts strategischen und philologischen Conjecturen aus ihren Bes lich nahezu eben so viel vor , als Letterer nach Cäsar lebte. gründungen zu ermessen sei. Nur an einigen wenigen Bei spielen wollen wir hier zeigen , wie unbegründet die in Nede *) Oudendorp, welcher für die Lekart_,. quinquaginta“ iſt, ſagt in -stehende Kritik erscheint. Gelegentlich der Behauptung Gölers, seiner Note dennoch ,, Ceterum M. S. aliorum et mei omnes con stanter servant quinque." daß das Schlachtfeld, wo Cäsar den Ariovist schlug, bei Cernay liege, und dessen Terrain den Darstellungen der Commentarien **) Vgl. Nüstow, das Heerwesen Cäſar's Seite 78. velkommen entspreche , ignorirt der Herr Recensent sämmtliche über Bologna gegen Venedig wirken und das venetianische Gebiet zum Kriegsschauplaze machen müffe , während ein piemontesisches Corps direct auf Ancona marschiren, sich dort einschiffen und Venedig zur See angreifen würde. Militärbibliographie. Aufzählung und Anerkennung der Jugendwerke des Kaisers Napoleon III. Darstellung des jeßigen Heeres der Kriegsgeschichte. Franzosen in Italien , Aufzählung der Generale und der verschiedenen Truppentheile , ihrer früheren Kriegsthaten, Charakterisirung der Zuaven , der afrikanischen Jäger zu Pferd.

Redigirt unter Berantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Truck von 6. W. Leske.

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Samstag, 24. September 1859. Become sponparodie 2965 , odletus Alg

34. Jahrgang. No. 77 & 78.

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Allgemeine Militär - Beitung .

Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 1. Sept. Man schreibt der " Allg. 3tg." : Gewiß ist es, glaube ich, daß man sich an maßgebenden Orten viel mit der Ausarbeitung eines neuen Tirailleur systems beschäftigt , da man das bisher vorgeschriebene als unzulänglich, namentlich einem so beweglichen Feind gegenüber befunden hat wie die Franzosen es find. Die Bermehrung der Jägerbataillone steht wohl damit auch im Zusammenhang. Diese Truppe hat allerdings im lezten Feldzug ihren alten Ruf neuerdings bewährt, unsere Jäger waren überall dabei und überall voran. Man wird sie nun springen lehren wie die Turcos, vielleicht auch beim Angriff heulen wie diese Wüstensöhne. Uebrigens will ich mir hiermit kein Urtheil über etwas erlauben, das überhaupt noch nicht geboren ist. Nur des Gedankens fann ich mich nicht entschlagen , wie sehr man bei uns der Form huldigt, und wie der Formenzwang, die Aeußerlich feiten gar so hoch in Ansehen stehen , so daß man unwill fürlich auch bei den neuen Tirailleurübungen erinnert wird an das alte: ,,Wie er sich räuspert , und wie er spuckt , Das habt ihr ihm glücklich abgeguckt. " Ich trete gewiß unsrer braven Armee und selbst unsern flinken tapfern Jägern nicht zu nahe, wenn ich zugebe, daß die französischen Tirailleurs in ihrer Kampfweise uns über legen sind. Wenn ich aber nach dem Grund dieser Ueber legenheit suche, so will es mich bedünken, als ob nicht das fagenartige Springen der Turcos , noch das Heulen der Zuaven beim Angriff den Erfolg begründet ; dieser liegt vielmehr in der größern Selbstständigkeit, dem ungebundenern und sebstbewußtern Geltendmachen des Judividuums. Wo her fommt es, daß unsere Jäger fie mögen von welch' immer einer Nationalität sein vorzügliche leichte Truppen find, daß es nur wenige Linienregimenter gibt, die fich troz aller Bravour und Ausdauer mit den Jägern messen könnten? Der Grund davon ist die größere Ungebundenheit , der mindere Formen- und Kasernenzwang, der weniger pedan — tisch gehandhabte Gamaschendienst, es ist der Geist, welcher unsere Jäger zu dem macht, was sie sind, und eben

weil sie schlechter defilirten und weniger präcis die Hand griffe exercirten als unsere Linientruppen , gerade deßhalb haben sie am bravsten gerauft. Ich hoffe, es wird mir niemand anfinnen, ich wolle damit irgend eine Truppe ver kleinern , wenn ich den Jägern im Allgemeinen die größte Kampftüchtigkeit zuspreche, - nichts ist vollkommen auf der Welt , und ich glaube nur der Ansicht vieler Militärs da mit entgegenzukommen , wenn ich es ausspreche, wie noth wendig es ist, den starren steifen Formenzwang einmal durch geistige Belebung ein wenig zu erweichen und schmieg samer zu machen. Die Zeiten der Linientaktik find lange vorüber, darum muß auch die des schnurgeraden Defilirens ihr Ende erreichen ; nur die Linientaktik verlangt Marionetten als Soldaten und eine Maschine als Armee. Bei der heutigen Kampfweise , bei den so sehr vervollkommneten Handfeuerwaffen muß der Soldat selbstständig und selbst thätig am Kampf theilnehmen ; die Waffen und die Bodens cultur machen dieß zur unbedingten Nothwendigkeit ; deßhalb darf die Armee auch keine steife schwerfällige Maschine, " fie muß ein geistig belebter gelenfiger Organismus sein."

Württemberg. Der als Militärschrift A Stuttgart, 15. Sept. steller in den weitesten Kreisen rühmlichst bekannte General major Julius von Hardegg, bisher erster Adjutant des Königs , ist zum Generallieutenant , Divisionscomman danten der Infanterie und Gouverneur von Stuttgart er nannt worden.

Mecklenburg-Schwerin.

Vom Rhein , 10. Sept.

Da von vielen Seiten gerade dem Turnen der französischen Armee gegenüber häufig der Einwand gemacht wird , daß der Deutsche zu ungelenkig und schwerfällig sei , um die bei den Franzosen durch das Turnen erzielten Erfolge ebenfalls zu erlangen, so ist es von großem Interesse , zu wissen , daß seit dem Jahr 1849 in der mecklenburg-schwerin'schen Division das Turnen in dem ausgedehntesten Maße zur Grundlage

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der Ausbildung gemacht worden ist , und daß hierdurch bei einer nur zweijährigen Dienstzeit Resultate erlangt worden sind , welche die Anerkennung der gewiegtesten Militärs gefunden haben. Noch im vergangenen Herbste, bei den Manövern des 10. Bundes - Armeecorps , trat die Ueberlegenheit der genannten Division über die anderen dort versammelten Bundestruppen in einer über jeden Zweifel erhabenen Weise , besonders in der Beweglichkeit und der durch das Turnen hauptsächlich erlangten freien und schönen Haltung , hervor. Niemand wird bestreiten, daß der mecklenburgische Menschenschlag zu den schwersten in Deutschland gehöre , dennoch hatte Schreiber dieser Ge legenheit , fich davon zu überzeugen , daß eine mecklen burgische Compagnie ohne besondere Auswahl etwa der geschickteren Leute die sämmtlichen Uebungen der ange wandten Gymnastik , zum Theil sogar mit Gepäck und Waffen , ausführte, die er 14 Tage vorher die Schüler der Central-Militär-Turnanſtalt bei Paris , welche nur aus Offizieren und Unteroffizieren besteht , und die in leichten Turnanzügen mit Bastschuhen bekleidet waren, hatte machen sehen. Wenn also hierdurch der Nachweis geführt ist, daß einerseits allerdings auch schon in Deutsch land das Turnen zur Ausbildung der Soldaten in größerem Maßstabe und systematisch angewandt worden ist , so mag hierbei noch bemerkt werden, daß das Bajonnetfechten in jener Truppe auf einer viel höheren Stufe der Ausbildung, als in der französischen Armee steht. Bei den Franzosen ist das Bajonnettiren ebenso Spielerei , wie es in vers schiedenen deutschen Armeen in der bisherigen Art der Uebung eine Zeitverschwendung genannt werden darf. In der mecklenburgischen Division findet es aber , unter Be obachtung der nöthigen Vorsichtsmaßregeln durch Masken und Harnische, neben dem Hieb- und Stoßfechten der Unter offiziere in einer Weise statt, die den Muth, die Gewandte heit , die Behendigkeit und Kraft , sowie das Vertrauen bei Handhabung der Waffe im Handgemenge bei dem ein zelnen Manne , im höchsten Grade ausbilden und stählen muß. Es wird von allen Jufanteristen unter einander und gegen Cavaleristen contra gefochten. Hierbei werden die verschiedenartigsten Verhältnisse , die sich hier nicht näher anführen lassen , angenommen , stets aber der wirk liche Ernstkampf allen diesen Uebungen zu Grunde gelegt. Die glänzenden Erfolge , die durch diese richtige Anwen dung des Turnens und Bajonnettirens erzielt werden, machen sich jedem unbefangenen Beurtheiler bemerkbar. Wir haben daher gar nicht nöthig, im Auslande die ers wünschte Belehrung zu suchen , nachdem im Inlande selbst die Probe in einer Weise bestanden worden ist, die bereits einige der ärgsten Zweifler bekehrt hat. *)

Gewehre , daß selbst bei einer bedeutenden Mobiliſirung die Hälfte der Kriegsstärke mit denselben bewaffnet werden kann. Da ferner beabsichtigt wird, die besten glattläufigen Gewehre in Minié-Riffeln umzuändern , so werden die ersteren als Kriegswaffen bald gänzlich abgeschafft sein. Das Kriegsministerium hat den Antrag gestellt , daß jede Infanterieabtheilung auf Friedensfuß mit 400 gezogenen und 400 glattläufigen Gewehren normirt wird , welchen Antrag der König genehmigt hat.

Dänemark. Kopenhagen , 7. Sept. Nach mehreren im 2. Heft der Tideskrift for Krigsväsen " veröffentlichten officiellen Bekanntmachungen befißt Dänemark jezt so viel gezogene ( *) Wir werden in den nächsten Nummern unseres Blattes eine Reihe Betrachtungen über diesen wichtigen Gegenstand (Turnen , Hieb- und Bajonnetfechten) unseren Lesern vorführen. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

Großbritannien . -b- Capitän Rhodes , über deſſen neuerfundenes Zelt wir bereits in der A. M.-Z. Nr. 89 & 90 von 1858 be richtet , hat jezt auch ein Feldspital-Zelt construirt, welches fürzlich versuchsweise zu Chatham aufgeschlagen wurde. Vier Maun , von denen drei noch nie mit Zelten umgegangen waren , genügten , um dasselbe in kurzer Zeit aufzurichten. Bei Construction dieses Zeltes hat M. Rhodes von dem gewöhnlichen Zeltstock Umgang genommen ; die Bedeckung wird vielmehr von biegsamen Rippen von Eschen holz getragen, deren untere Enden in dem Boden befestigt sind, während die oberen in einen hölzernen Kopf zuſammen laufen, der zugleich als Ventilator dient. Das Zelt mist 20' im Durchmesser und bietet Raum für 20 Kranke, wo bei jeder Mann einen Plaz von 3' in der Breite und 7′ in der Länge erhält und in der Mitte ein leerer Raum von 6' im Durchmesser für die Bewegung des ärztlichen Personals und der Krankenwärter bleibt. Das Zelt zeichnet sich außerdem durch treffliche Ventilation aus. An alle Regimenter und Depotbataillone der Infan terie ist der Befehl ergangen , den zehnten Theil der betreffenden Abtheilung durch die nächsten Artillerie-Com mandos in Bedienung der Feldgeschüße instruiren zu lassen , so daß diese Leute eintretenden Falls auch zur Geschüßbedienung verwendet werden könnten. Portuga l. S. Unter dem Vorsiz des Herzogs von Saldanha ist eine Commission von 6 Generalen niedergesezt worden , um einen Plan zur Landesvertheidigung zu ent werfen und die Vertheidigung der Hauptstadt hierbei als Basis zu nehmen. Um fünftig den Unterricht der Recruten nach einem Plane durchzuführen, wird in den Klostergebäuden zu Mafra ein großes Recrutende por errichtet. Die Oberauf sicht führt ein General , unter welchem eine Jäger- und zwei Infanterieſectionen stehen, welche von Stabsoffizieren geleitet werden. Jede dieser Sectionen besteht wieder aus 9 Compagnien mit je 1 Hauptmann , 1 Lieutenant, 2 Unterlieutenants , 2 Sergeanten , 1 Fourier , 4 Corpo ralen , 4 Rottmeistern und 2 Tambours oder Hornisten. Diese Offiziere und Unteroffiziere werden von den Ab theilungen zu dem Depot commandirt. Sämmtliche Re cruten werden nach dem Depot dirigirt , wo die Auswahl für die anderen Waffen stattfindet. Lehrgegenstände sind: Elementartaktik bis einschließlich der Bataillons- und Bri gadeschule; innerer Garnisons- und Felddienst; Scheiben schießen und Patronenlabortren , Bajonnetfechten , Turnen.

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Das Depot erhält seine besondere Verwaltung , Personal 2 . Rußland.

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ärztliches

Spanien. S. Die spanische Kriegsmarine zählt gegenwärtig 214 Schiffe, nämlich 2 Linienschiffe, 22 Fregatten, 24 Cor vetten , 25 Brigantinen , 17 Goëletten und 124 fleinere Kriegsschiffe , worunter 75 Dampfer mit 15,560 Pferde fraft. Die eingeschriebene Bemannung beträgt nahezu 100,000 Mann , die Marineinfanterie und Artillerie 2100 Mann.

St. Petersburg , 16. Aug. Bekanntlich hatte vor einiger Zeit der ehemalige Zutendant der Krimarmee, Gene ral Sattler, in Moskau eine Untersuchung zu bestehen, aus der er jedoch gerechtfertigt hervorgegangen ist. Er hat seitdem im "I Invaliden" eine lange Reihe von Auffäßen über das Verpflegungswesen der Russen im leßten Krieg veröffentlicht, die manches Licht auf die ungeheuren Schwierigkeiten werfen , mit denen die Russen zu kämpfen Die militärische Stellung Frankreichs Deutſchland hatten. Die Preise stiegen, besonders seit Mitte 1855 bis gegenüber. Januar 1856 , nicht bloß auf dem Kriegsschauplah , wo Thiere das 10 , 15 , 25fache, Heu das 163 fache , Korn, IV. *) Holz, Kohlen das 5 bis 9fache, die Transportkosten das Bereitscha Die ft der Armeen zum Krieg. 5 bis 71 fache der frühern Höhe erreichten, sondern auch in allen südlichen und mittlern Gouvernements ; Getreide und "Wegen der häufigen Inspectionen im Frieden wird Die Zahl der das deutsche Bundesheer immer ziemlich schnell vom Frie Mehl um das doppelte bis fünffache. russischen Truppen in der Krim wird für Anfang 1855 auf dens auf den Kriegsfuß übergehen können" , so meinte Die unsere Schrift ( S. 19) im Frühjahr d. J. 250,000 Mann mit 100,000 Pferden angegeben. Denn diese etatsmäßige Zahl der gesammten Truppen , für welche die Inspectionen seien keine bloße Formalität , vielmehr würden Intendantur zu sorgen hatte, war für 1855 auf 845,900 nicht selten sehr entschiedene Ausstellungen gemacht ; das Mann mit 187,360 Pferden, für 185 auf 796,975 Mann mitunter weit zerstreute_französische Heer werde kaum in mit 183,570 Pferden veranschlagt ; in dem lezten Jahr war allen seinen Theilen so streng controlirt sein , als das zu es also nicht mehr möglich gewesen, das Heer auf der Höhe sammengeseßte deutsche Bundesheer. Herr Dr. Orges da des Vorjahrs zu erhalten. gegen , bekanntlich Mitredacteur der Allg. Ztg. " und eine In Folge der im leztenFeldzug gemachten Erfahrungen der sachkundigsten gewandtesten militärischen Federn in werden sowohl im Exercitium als in der Uniformirung Deutschland , sprach damals seine Bewunderung für das der russischen Armee Aenderungen eintreten. Die Pickel centralisirte Frankreich und sein Heer aus , wo Alles zu hauben werden abgeschafft, und an ihre Stelle werden einem Zweck und Ziele zusammenwirke, sich Alles zu einem Tschafos, mit Wachsleinwand überzogen, treten. Die Offi wundersamen Ineinandergreifen schicke , Alles von einem ziere erhalten Pistolen und Patrontaschen. Tornister haben Willen energisch durchdrungen und geleitet werde. fie bereits, wenn auch in sehr verjüngtem Maßstabe. Die Wir vermöchten feine der beiden Ansichten unbedingt Fracks der Gemeinen sollen Waffenröcken weichen . zu unterschreiben ; die Ereignisse haben sie unseres Be dünkens nur theilweise bestätigt , theilweise auch widerlegt. Schweiz. Wenn wir uns auf dieselben mit unserer Ansicht glauben Bern, 30. August. Ueber die Scharfschüßen berufen zu dürfen , so machen wir natürlich nicht den An schule auf der Luziensteig erhält der Bund" fol spruch einer größeren militärischen Einsicht. Es kann übers gende Mittheilung : Unsere Schule zählt an Offizieren, Haupt nicht darauf ankommen , auf welcher Seite mehr Die Recruten oder weniger geirrt wurde : am wenigsten auf einem Ge Unteroffizieren und Recruten 224 Mann. biet , wo immer geirrt werden wird , da es die Bes find aus den Cantonen Tessin , Graubündten , Glarus, St. Gallen und Appenzell a . Rh. , alle vom besten Geiste urtheilung eines großen organischen Ganzen gilt , deſſen beseelt. Die Localität könnte für unsere Uebungen nicht Leistung nie sicher, sondern stets nur annähernd geschäßt günstiger sein. Wenn drei auf nächste Woche erwartete werden kann. Es kann sich nur darum handeln, die Lehren Compagnien Artillerie eingetroffen sein werden , so sollen der Erfahrung aufzusuchen und für uns fruchtbar zu machen. die combinirten Manöver beginnen , von denen man sich Darüber möchten wir auch in diesen Punkten einige Ge danken anzudeuten versuchen , in der Hoffnung , daß im eine erfreuliche Erweiterung taktischer und praktischer Kennt nisse verspricht. Es muß wahrhaftig überraschen , was in Austausch der Meinungen ihre nähere Ausführung , Er gänzung und Berichtigung erfolgen werde. so kurzer Zeit mit den jungen Schärfschüßen auszurichten ist. Wir haben dieses Jahr zum ersten Mal mit dem Ueber das französische Heer und seine Kriegsbereitschaft Einzelfeuer auf die Distanz von 800 Schritten oder 2000 ' liefen in unserer Presse und öffentlichen Meinung zur Zeit, als der Krieg immer drohender heranrückte, seltsame Wider Versuche gemacht. Das Resultat war ein vortreffliches, mehrere Recruten brachten es bis auf 15 Schüſſe in der sprüche um. Einmal ertönten Nothrufe, als könnten einige Minute und einer auf 87 Treffer von 100 Schüssen. Ja, hunderttauſend Feinde des Nachts plöhlich über den Rhein wir haben selbst von einem der Blockhäuser, die das Thal sezen , unsere Gränzfeftungen mit einem Handstreich weg beherrschen , auf den jenseits dominirenden runden Thurm nehmen und unsere schönen südwestlichen Provinzen über auf eine Distanz von 1800 Schritten (4500′ oder mehr schwemmen und aussaugen, che noch das deutsche Schwert als 1300 Meter) - geschossen und 49 Procent Treffer erhalten. " * ) Vgl. III. in der A. M.-Z. Nr. 73 & 74 v. d . J.

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recht aus der Scheide gefahren sei. Dann wieder führten die nämlichen Stimmen laute Klage, daß Oesterreich den Täuschungen der Diplomatie gehorcht und nicht früher los geschlagen habe ; als ob Frankreich, das centralisirte Frank reich , dessen Herrscher man im nämlichen Athem die Ini tiative des ganzen Handels zuſchrieb , so frühe nicht ge rüstet dagestanden hätte. Freilich , der Kaiser Napoleon hat es in der Proclamation an sein Heer selbst gesagt, er wäre nicht gerüstet geweſen , allein wer läßt sich da durch irre machen ? Es galt einmal , die Welt zu über reden , daß er nie den Krieg gewollt ; dann die Welt mit Staunen zu erfüllen vor der furchtbaren Schnelligkeit, womit Frankreich Hunderttausende in Waffen und sofort auf dem Schlachtfeld habe. Wir müssen nicht auf Grund von Zeitungsgerüchten , sondern nach der ganzen politischen Lage und nach dem Verlauf des Krieges schließen , daß Frankreich mindestens so frühe als Oesterreich schlagfertig dastand und daß es im Februar einem Angriff im Ver hältniß eben so rasch entgegengetreten wäre, als im April. Wenn sich die Ankunft seiner Massen auf dem Kriegs schauplaz zu verzögern geschienen hat , so liegt doch die wahrscheinlichste Erklärung dafür in dem Umstand, daß es diese Massen, so lange es nicht entschieden war , ob sie am Rhein oder in Italien nöthiger sein würden , mehr um Lyon , als um Marseille versammelt hielt. Das wird die ganze Bedeutung jener Worte des Kaisers sein : „wir waren nicht gerüstet ". In der That hieße es die Natur des französischen Volks und Staats , besonders unter der jeßigen Regierung, verkennen, wenn man dem Heer nicht einen seltenen Grad von Kriegsbereitschaft zutrauen wollte. Die nach außen und innen gesammelte und möglichst gespannte Staatskraft - das ist der Charakter dieser Regierung, und das Volk hat ihr darin gehorcht , hat bis jezt , um der Erfolge willen , seine Freiheit und Selbstständigkeit willig daran gegeben. Centralisation , Geheimniß , überraschender Ents schluß wohnen einem solchen System , wenigstens so lange es von seinem Schöpfer regiert wird , natürlich bei. Die Einrichtungen müssen sich danach gestalten. Auch wird Frankreich einzig in der Einberufung der Beurlaubten und Reservisten gegen die meisten deutschen Staaten (nicht gegen Desterreich) zurückstehen , weil dieselben weiter durch das Land zerstreut sind. Allein was wollen die paar Tage heißen ? Sie werden reichlich dadurch aufgewogen , daß in Frankreich ein einziger Wille ist, der es zeitig weiß, wann er alle Mannschaft zu den Regimentern rufen soll. Und dabei bietet die französische Organisation sogleich den Vor theil , daß die Depot- und Ersazkörper schon in der Frie densformation von den Körpern für den activen Dienst getrennt sind. Die Depotbataillone und Schwadronen bleiben ganz in ihrem langegewohnten Geschäft , wenn sie bei dem Uebergang auf den Kriegsfuß neue Körper aus den Reserven allmählig hervorgehen lassen , und die junge Erfagmannschaft für den Krieg , nur etwa in rascherem Gang als gewöhnlich , ausbilden. Die Feldregimenter werden davon nur wenig berührt; sie sind gleich verfügbar, während in Deutschland die Ausscheidung des Personals für die verschiedenen Zwecke einen Aufwand von Zeit und Arbeit veranlaßt , wie ihn Frankreich nur bei einer plöß lichen bedeutenden Heeresverstärkung in ähnlicher Art er

fahren würde. Die Formation der Bataillone aus 6-8 kleinen Compagnien, der Regimenter aus 2-4 Bataillonen u. f. w., hat den Vorzug hinlänglicher Elasticität für die verschiedenen Kriegszwecke und leichter Beweglichkeit auf Märschen, wie im Gefecht. Die gemischten Truppenkörper, wie Divisionen , Armeecorps haben , etwa mit Ausnahme der Garde , feine ständige Zusammenseßung , die unver änderlich für den Krieg wie für den Frieden bestände. Um so mehr werden sie sich , wo irgend ein Kriegsfall droht, nach der Forderung der Lage zusammenwerfen lassen und doch bald genug , wie aus einem Guß , zusammengefügt erscheinen. Denn es bedarf hier nicht in dem Maße, wie in Deutschland langer persönlicher Bekanntschaft und Be rührung zwischen Truppenkörpern, Befehlshabern , Stäben, weil in der centralisirten, von einem Geist und Ton be herrschten Armee sich jeder Einzelne und jeder Körper an jedem Orte rascher zurechtfinden wird. Sie sind es ja gewohnt , umhergeworfen zu werden , in Frankreich , nach Afrika und wieder zurück ; und mit dadurch wird jener ein heitliche Guß hervorgerufen. Dabei sind Corps- und Divisionsgenerale in der Führung entsprechender Truppen körper mannichfaltig geschult und erprobt , und ihre Stäbe sind meist aus Gliedern des einen großen Generalstabs gebildet, der sie wechselnd zu vielseitiger Verwendung hinaus sendet , wieder zurücknimmt und zu neuer Schule hinaus schickt. Alles zusammen macht den Eindruck einer Organis sation , die besonders geschickt ist , jeden Augenblick dem einen energischen Willen , der den Staatszweck in sich ver förpert , zu Gebot zu stehen. Zudem beherrscht dieser nämliche Wille das weite, vielverzweigte Gebiet der inneren Verwaltung, das sich auf so vielen Punkten mit dem Heer leben berührt , das ihm in Krieg und Frieden in unzäh Dieser ligen Fällen fördernd oder hemmend sein kann . Wille befiehlt über die Finanzen und den Credit des Staates in einem Umfang , der sich bei der Unabhängig keit dieser Mächte nur aus seinen Erfolgen erklären läßt. Diesem Willen steht die Kraft des Dämpfes zu Gebot ; er kann für ausgedehnte Beförderung von Truppen und Heerbedürfnissen länge vorher in der Stille alle seine Vor bereitungen treffen. Durch all' dieß wird jene Organis sation der Armee für ungehemmte Beweglichkeit, für kriegs fertige Bereitschaft noch gesteigert. Das ganze Bild ents spricht , wie gesagt, dem Naturzug des französischen Volks und Staates ; es spricht sich ein Haupttheil der bisherigen Erfolge Frankreichs im Angriff durin aus. Uebersehen wir aber auch die Kehrseite nicht , die nach den Gefeßen , welche die menschlichen Dinge beherrschen, neben so vielem Glanz sich nothwendig ausprägen muß. Eben diese Gewalt , womit Alles zu einem Ziele gelenkt, Alles einem Zweck und Willen unterworfen wird, muß die Selbstbestimmung, die Selbstständigkeit, die Freiheit zurück drängen ; das Feld ist dem vordrängenden Ehrgeiz und der Eitelkeit überlassen , die nach Gunst , Gewinn und Glanz hafchen ; die edlen Tugenden der Pflichttreue , der Ausdauer , der Mäßigung , an welche der Besiß, die Er haltung , die ächte Entwicklung geknüpft sind , finden nur eine untergeordnete Stelle. Der Kaiser kann ein so uns endliches Gebiet nicht allein beherrschen ; und je mehr ihn der ganze Organismus dazu drängt, je mehr er den Schein davon hat, desto schlimmer ist die Täuschung. Die Mo

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tive, aus denen ihm seine Organe - und gerade die vors nehmsten dienen , werden desto weniger rein und zuvers lässig sein. Das erste Kaiserreich hat in seinen lezten Zeiten merkwürdige Belege dazu gegeben. Im Heer, unter Offizieren und Soldaten, waren noch ergreifende Züge des alten Geistes ; aber die Marschälle und hohen Generale, die Minister und das Volk waren dieser Kriegsarbeit, dieses Dienstes müde geworden. Die so vollkommene Maschine des Conscriptionssystems, die Arbeiten der Heeres ergänzung , der Formation und Ausbildung , vor Allem das ganze Gebiet der Verwaltung, die Material und Vers pflegung ordnen und herbeischaffen soll , fingen allmählig au zn versagen ; die Zeichen dazu waren schon lange vor dem russischen Feldzug vorhanden und von hohen Würden trägern jener Gewalt selber erkannt oder doch geahnt. Dem zweiten Kaiserreich wohnt größere Mäßigung bei und muß es , schon weil dem Kaiser doch nicht diese Ueber legenheit des Feldherrngenics zu Gebote steht. Troßdem ließen sich einzelne ähnliche Erscheinungen auch hier schon wahrnehmen. Es ist keine Fabel, sondern eine bemerkens werthe Thatsache , daß im Winter 1855/56 das englische Heer in der Krim fast in allen Stücken in einem besseren Zustand war, als das französische, das sich doch ein Jahr vorher jenem so überlegen zeigte ; ein Beweis , wie viel nachhaltiger das kräftige Zusammenwirken eines freien Staatswesens gegen jene Macht der Centralisation ist. Es ist auch allmählig bekannter geworden , wie erschöpft da mals Frankreich im Innern an Soldaten , Material und Geld war. Es wird auch jezt nicht ohne Grund ver

Matrikel, durch Inspectionen , noch etwa durch Maßrege lung der Kammern erreicht. Der Bund wird weder in der Matrikel, noch sonst dem deutschen Volk größere Opfer im Heerwesen zumuthen können , so lange er nicht im Stande ist, ihm dafür auch eine geachtetere Stellung nach außen zu verschaffen. Die Bundesinspectionen müssen im Großen und Ganzen bei Formalitäten , und höchstens bei frommen Wünschen stehen bleiben , so lange keine Macht dahinter steht , die ihren Ausstellungen Nachdruck gibt. Die Kammern find im Durchschnitt in ihren Bewilligungen für den Militäretat nicht farg gewesen , wenn man den Gesammtüberblick der Staatsbedürfniſſe im Auge behalten will . Sie können und werden erst dann mehr zugestehen, will. wenn der größere Aufwand im inneren wie im äußeren Staatsleben auch sichtbare Früchte trägt . Wer hier meint mit Verbesserungen in einzelnen Punkten helfen zu können, der hat nicht in_zusammenhängendem Denken das Ganze durchdrungen. Der Schaden liegt in den Principien , in den allgemeinen Zuständen. Die Schuld tragen nicht Regierungen , Minister , Generale, sondern wir Alle. Die Vorbedingung der Abhülfe liegt in dem Willen dazu und in der flaren Erkenntniß der Ursachen , dann in der Er kenntniß der wirksamen Principien. Hierüber nur noch einige Worte. Auch bei der jezigen Verfaſſung Deutschlands find die Einzelstaaten im Stande , viel , sehr viel an ihrem Theile zu thun. Es gehört dahin manche Aenderung in den For mationen ; die Compagnien sind zum Theil für die zwei gliedrige Stellung zu stark, die Bataillone dürften mehr Compagnien , die Regimenter mehr Bataillone haben *) ; der ganze Werth der gezogenen Waffen müßte nicht bloß in Jägerbataillonen, sondern noch besonders durch einzelne gute Schüßen in den Compagnien vertreten sein. Die Reiterei ist im Allgemeinen für ihre Bedeutung und den Kostenaufwand von heute zu zahlreich. Die Zusammen stellung aller Waffen gibt meist zu schwerfällige Körper ; sie müßte nicht erst in den Divisionen , sondern schon in den Brigaden geschehen , und zwar müßte sie ständig sein, so daß der General, die Truppe, die Waffengattungen unter einander zu einem festgefügten Ganzen verschmelzen ; die österreichische Armee gibt in einer ihrer trefflichsten Einrichtungen, in ihren Feldbrigaden , ein gutes Beispiel dafür. Die Depotförper müßten schon im Frieden von den übrigen Formationen abgesondert bestehen. Doch deuten diese und andere Forderungen erſt_auf die Haupt forderung hin, in der sie wahrscheinlich erst ihre Erfüllung finden würden. Es ist dieß eine volksthümlichere Heer verfassung , wie wir schon in der vorigen Nummer sagten. Möglichste Herbeiziehung aller Wehrpflichtigen zum näm lichen Dienst der Waffen. Damit die Sache am Geld punkt nicht scheitert , und noch mehr aus innerer Conse quenz : möglichste Abkürzung der Dienstzeit bei der Fahne. Denn erst in diesem Zusammenhang wird es möglich sein, eine Ausbildungsmethode ein- und durchzuführen , die mit

muthet, daß die inneren Zustände des Heeres am Mincio, daß die schwankende Bewegung des Staatscredits, daß die unausreichende Zahl und Brauchbarkeit der Streitkräfte im Innern nicht am wenigsten mit zum unerwarteten Frieden beigetragen haben. Wir brauchen die Erscheinung nicht weiter , bis in die Wirkungen , welche am Einzelnen hervortreten , zu verfolgen ; sie begründet sich hinlänglich aus der Natur der Sache. Nur dürfen diese Schwächen des fremden Systems für uns fein Grund werden , in träger Zuversicht darauf unsere Hoffnung zu bauen ; sie sollen uns nur abhalten, mit unseren Zuständen und unserer Natur falsche Experimente zu machen. Die lezte große Krisis hat uns , ganz abgesehen von der Politik, in unserem Heerwesen nicht in dem Grad bereit gefunden , wie es die Ereignisse verlangt hätten. Es ist schwer, der Mobilmachung so vieler Contingente in ihren einzelnen Wegen nachzugehen ; auch brauchen wir unsere Schäden gar nicht so weit bloßzulegen. Genug, daß es wenig deutsche Offiziere geben wird , die nicht in diesem Punkte von unerwünschten Erfahrungen sprechen fönnten. Der Kriegslärm hatte frühe genug begonnen und war auch von entscheidenden Stellen so weit gebilligt, daß man auf zeitige ausreichende Vorbereitungen schließen mußte; die Einberufung der Beurlaubten und Reserven hat aller Orten etwa zu Anfang Mai begonnen. Gleich wohl wird es Thatsache sein , daß Mitte Juli kein deut scher Staat, etwa Preußen ausgenommen, mehr als 1 Pro cent seiner gegenwärtigen Bevölkerung wirklich kriegsbereit marschiren laſſen konnte. Und doch hätte Deutschland die Männer und die Mittel , mehr zu leisten. Nur würde dieß weder durch Bundesbestimmungen , durch eine andere

*) Die "Wiener Militär-Zeitung " hat in ihren Nrn. 64-69 über diese Fragen unter der Ueberschrift : „ Die zweigliedrige Normal stellung der Infanterie und die Ueberlegenheit der Franzosen im lezten Feldzug in Italien " einen schäzenswerthen Auffag gebracht, der uns von dieser Seite wegen der jüngsten Erfahrungen doppelt willkommen ist.

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aller Energie auf das Durchschlagende , Praktische , Ent scheidende , auf die individuelle Ausbildung neben dem rechten , zusammenhängenden Guß des Ganzen dringt. Dazu bedarf es zugleich eines Offiziercorps von über lieferter militär-aristokratischer Haltung. Nur ein solches wäre der Bewegung einer so vielfach gemischten, zahlreichen Mannschaft, wäre dieser Aufgabe der Ausbildung gewachsen. Und wiederum würde ein solches die Selbstständigkeit ent wickeln , die nicht bloß für die Aufgaben des Kriegs selbst, sondern wie für den Frieden, so auch gleich für den Uebergang auf den Kriegsfuß erfordert wird. Denn die Verwirrungen und Verwicklungen bei der Mobilmachung lagen doch zu meist darin, daß alle Fragen , alle Entscheidungen bei den Centralstellen, den Kriegsministerien, zusammendrängten, die darauf nicht eingerichtet waren und es nicht sein konnten. Die Sache hätte sich ganz anders gemacht, wenn man ge wohnt gewesen wäre, Formation, Ergänzung, Bewaffnung, Ausrüstung mehr bei den Truppenkörpern selbst zu erle digen. Dazu bedürfte es aber einer Heeresorganisation, welche , ähnlich der preußischen und zum Theil selbst der österreichischen , den Bestand jener gemischten Brigaden bleibend an feststehende Landesvezirke anschlösse , in oder nahe bei denen die Brigade concentrirt wäre , aus denen he ihre Mannschaft erhielte u. s. w. Ein Schaden für die Disciplin kann daraus nicht hervorgehen , sobald das Offiziercorps ist , wie es sein soll ; ist es doch schon jezt bei den kleinen , und selbst bei den mittleren deutschen Contingenten in Wirklichkeit wenig anders. Dagegen stellte ein solcher Bezirk eine Art Kriegslager dar , bei dem alle Arbeit der Recrutirung , Ausbildung , Ausrüstung u. s. w. sehr viel leichter, sicherer und auch im frischeren, eifrigeren Zusammenwirken Aller geschähe. Es wäre die Forderung und zugleich Bedingung jener volksthümlichen Heerver fassung. Der innere Zusammenhang des Ganzen ist wohl nicht zu verkennen , es schien uns wenigstens näherer Er örterung werth. Bezüglich der Organisation der Leitung und Verwen dung der deutschen Heereskräfte in einem großen, das Ge sammtvaterland betreffenden Kriege können wir die Bundes kriegsverfassung in erster Linie nicht verantwortlich machen. Sie konnte am Ende , den Bedingungen ihrer Entstehung gemäß , nicht viel anders ausfallen . Auch die neuerdings vernommenen Verbesserungsvorschläge laufen meiſt auf Un fruchtbares oder Unausführbares hinaus. Hüten wir uns auch hier zunächst vor Täuschungen und erkennen wir die Mängel, wo sie sind . Namentlich von der Armeecorps eintheilung vermöchten wir uns nur wenig zu versprechen. Dieselbe hat seit ihrem Bestehen , außer der Vereinigung im 8. Armeecorps über das Kaliber (und selbst diese wäre wohl ohne sie erfolgt), wenig Nennenswerthes geleistet. Insbesondere hat sie kein inneres moralisches Band um die Theile geschlungen. Die Truppen werden angefeuert durch die Treue und die alte Waffenehre als Deutsche , dann als Bayern , Sachsen , Hannoveraner , Württemberger, Badner, Hessen ; nicht durch die Nummer des Armeecorps . Dazu liefern dieſe Armeecorps einen nicht unbedeutenden Ballast neuer Behörden, vermehren damit die Friction des Ganzen und erschweren besonders dem Oberbefehlshaber die Aufgabe , der jedenfalls leichter und sicherer drei Divi fionsgeneralen, als einem Armeecorpscommandanten befiehlt.

Wir sehen die Nothwendigkeit einer solchen Zwischenzu sammenlegung der deutschen Streitkräfte nicht ein. Will man sie aber haben , so schließe man sie wenigstens den gemeinsamen Interessen und dem Zug der geographisch strategischen Lage an. Das 10. Armeecorps könnte danach etwa zusammenbleiben ; statt des 8. und 9. würde man drei bilden müſſen : eins aus Sachſen und den thüringiſchen Staaten, eins aus den beiden Hessen , Nassau , Frank furt, Homburg, eins aus Württemberg und Baden. Doch Die Haupt wäre auch damit nicht eben viel gewonnen. schwierigkeit liegt auf dem Gebiet der Politik. Ist hier die Form gefunden , so findet sie sich auch für das Heers wesen , sonst nie. Die Schwierigkeit ist sehr groß , wie die ganze gegenwärtige Bewegung in der Sache beweist. Doch ist sie nicht unüberwindlich ; vielleicht hilft uns zulegt, nach viel bitterer Erfahrung , ein Krieg doch hindurch.

Die neue Patrone des preußischen Zündnadelgewehrs ist gegenwärtig ein Gegenstand neuer Beachtung für mili tärische und nichtmilitärische Kreise als Object eines Dieb stahls , welcher von einigen Zeitungen als Landesverrath bezeichnet wird. Man ist im Allgemeinen zu der Annahme berechtigt, daß in dem ganzen Gebiete der militärischen Handfeuer waffen und ihrer Munition keine Construction existire, die der gründlichen Kenntnißnahme auswärtiger Fachmänner zu entziehen sei. In der That erscheint es mehr als schwierig , einem so einfachen Körper, wie eine Infanterie patrone , welche alljährlich von Tausenden von Individuen in der Menge von einigen Millionen von Exemplaren ver braucht wird , auch nur den Nimbus des Geheimnisses zu bewahren ; auch ist wohl niemals der ernstliche Versuch ge macht worden , einem Staate den Alleinbesiß einer In fanteriemunition zu garantiren. Die Schnelligkeit , mit welcher man sich die neuen französischen Constructionen, insbesondere das System von Minié, in allen europäischen Heeren angeeignet hat , ist ein redendes Beiſpiel dafür, daß auf dem besprochenen Gebiete nur die Zweckmäßigkeit einer neuen Erfindung über deren Verbreitung zu ents scheiden pflegt. Die Wehrkraft der preußischen Infanterie dürfte sich hinsichtlich der Feuerwirkung weit mehr auf die gute Be fäbigung und musterhafte Juftruction der Mannschaft, als auf die eigenthümliche Waffe begründen ; liegt ja doch in allen deutschen Armeen die Garantie für eine tüchtige Feuerwirkung mehr in der natürlichen Anlage und Vor liebe unserer Nation für den Gebrauch der gezogenen Schießwaffe, als in der Eigenthümlichkeit der angenommenen Modelle , deren übrigens keines hinter den außerdeutſchen Constructionen zurückſicht. Bei der Anwendung des älteren aus Kegel und Halb kugel gebildeten Projectils blieb das Zündnadelgewehr hins sichtlich der Trefffähigkeit auf Diſtanzen jenſeits 400 Mtr., sowie bezüglich der rasanten Spannung der Flugbahn , hinter manchen anderen modernen Feuerwaffen erheblich zu rück ; durch die Einführung der nebenstehend abgebildeten und beschriebenen Langblei- Patrone hat man dem früheren Pro

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jectil gegenüber einen wesentlichen Fortschritt erreicht; es wäre von Interesse , mit den Leistungen anderer deutscher Feuerwaffen von kleinerem Rohrkaliber genaue Vergleichungen anzustellen. Ein Blick auf die Visirklappe eines Zünd nadelgewehrs genügt, um eine starke Krümmung der Flugs bahn erkennen zu lassen. Der unbestreitbare Vorzug des Zündnadelgewehrs liegt in der Möglichkeit des bequemen Ladens in jeder Stel lung oder Lage des Schüßen ; ein Vorzug , der übrigens auch bei anderen Kammerladungssystemen mit gewöhnlicher Percussionszündung erreicht wird ; der praktische Werth des Schnellschießens wird bekanntlich von mancher Seite in Frage gestellt. In der That scheint die Munition des Zündnadelgewehrs immer noch zu schwer, um in einer dem stärkeren Verbrauch entsprechenden größeren Menge von Eine Patrone dem Manne selber mitgeführt zu werden. dessen Leistungen unter des Schweizer Jägergewehrs ― allen europäischen Waffen obenan stehen en wiegt nur halb so viel als eine preußische. Freilich Freilich ist die Munition der meisten durch Umänderung gewonnenen sogenannten Minié gewehre des Kalibers 17-18 Mmtr. um etwas schwerer, als die Zündnadelpatrone , doch die der neuesten deutschen Modelle von österreichischem Kaliber (Bayern , 8. Armee corps 2c. ) ist noch leichter als die preußische.

bei den Hohlgeschossen wird diese Eigenschaft in manchen Lehrbüchern fälschlich vorausgeseßt. Zündpillen werden durch deutsche , belgische und eng lische Fabriken geliefert ; die große Production der preußischen Staatsfabrik sichert für diese eine Ueberlegenheit des Fabri cats , wenn auch von einem Geheimniß der Erzeugung keine Rede sein kann.

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007 2164 INHESTE MAHS

S

Wir geben hier die genaue Aufnahme einer neuen Die Maße sind Punkte, deren Patrone mit Langblei. wiegt 31 Gr.; Spiegel mit Geschoß Das 4 = 1 Mmtr. Zündpille 3 Gr.; Pulver 4,9 Gr.; die Hülse 1,75 , die Kaliber des Gewehrs be ganze Patrone 40,7 Gr. Das Kaliber trägt im Kammermundstück 70 , im Rohre unten 62 von Feld zu Feld, 67,25 Gr. von Zug zu Zug. Der sehr bedeutende Spielraum wird durch den Spiegel gefüllt. Derselbe zeigt vier 30 Punkt lange , mit der Achse gleich laufende Einschnitte ee, welche ein regelmäßiges und festes Umschließen des Geschosses durch den Spiegel ――― beim - befördern ; der Spiegel Eintreten in die engere Seele theilt dem Geschoß die rotirende Bewegung mit. Das Langblei ist das einzige bekannte Projectil, deſſen Schwerpunkt beträchtlich nach vorn gelegt werden konnte,

Die ruſſiſche Armee. *) Man begegnet jest häufig in der Presse, natürlich der ausländischen , dem Axiom : Rußland sei in lezter Zeit zu der Erkenntniß gekommen , daß es wieder mehr für seine Armee thun müſſe, wenn seine politische Action nicht ganz jenen Factor einbüßen soll, der bis zum Beginn des legten orientalischen Kriegs der Meinung des kaiserlichen Cabi nets einen solchen Nachdruck gegeben. Dieß ist richtig oder unrichtig , je nach dem Standpunkt , von dem man den Gegenstand betrachtet : unrichtig, wenn man annimmt, daß die russische Armee beim Beginn eines Invasionskriegs schwächer sein würde, als sie es früher war ; richtig, wenn das frühere Prästigium unserer Armee wieder permanent gemacht werden sollte. Die ruſſiſche Armee ist allerdings seit der Beendigung des orientalischen Kriegs etwas anders geworden, als sie früher war, und das liegt in mancherlei Dingen, die weiterhin besprochen werden sollen ; aber sie ist nicht schwächer geworden , obgleich sie factisch weniger zahlreich unter dem Gewehr ist , als zur Zeit des Kaisers Nikolaus I. Es ist vollkommen richtig , daß schon vor dem Beginn des orientalischen Kriegs der Finanzminister Sold und Unterhalt für 1,200,000 Köpfe und deren Zu behör au Pferden , Material u. f. w . aufzubringen hatte. Darunter waren aber auch etwa 200,000 Cantonnisten oder Soldatenkinder (enfants de troupe) , die Militär colonien, die umfänglichen Reserve- und Ersaßformationen und andere Dinge , die nicht direct zu einer schlagfertigen Ebenso wahr ist es, daß gegen Feldarmee gehören. wärtig die ganze russische Armee von Jrfußk bis Kalisch und von Tiflis bis Archangel nicht ganz 500,000 Mann mustert , und unter diesen sogar die ganze active und mobile kaukasische Armee mit etwa 130,000 Mann mitzählt. Nichtsdestoweniger kann Rußland in kürzester Zeit , und nur von den örtlichen Entfernungen abhängig, eine vollkommen eben so starke Armee aufstellen , als es die österreichische oder die französische im Augenblick des Beginnens der leßten Kämpfe in Italien war. Kaiser Nikolaus hatte vier große militärische Körper , in denen und in deren Dislocation er allen politischen Eventuali täten begegnen zu können glaubte. Das Garde- und Grenadiercorps , die active Armee (deistwujustschaja Ar mija), aus drei Armeecorps (damals noch Infanteriecorps genannt) bestehend und in Polen oder dessen nächster Nähe dislocirt , die kaukasische Armee diesseits und jenseits des Kaukasus, und endlich das abgesonderte Reserve-Cavalerie corps bei Orel , Tschugujeff , Wossnessensk u. s. w. , von welchem leßteren jezt allerdings nur noch 16 Cüraffier *) Der „ Allg. Ztg." entnommen .

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Cadrefchwadronen übrig sind , während es im Jahr 1840 Die drei übrigen Jn noch 248 Schwadronen zählte. fanteriecorps , das 4. , 5. und 6. , waren nicht permanent so vollzählig , wie die drei Corps der activen Armee in Polen , und auf diese lettere legte der Kaiser eigentlich den ganzen Accent seiner militärischen Politik, denn seit dem er die polnische Insurrection im Jahr 1831 nieder geworfen , glaubte er nur an einen Feind , der ihm von Westen her den Krieg als Sendboten der Revolution in's Einen Krieg mit der Türkei wollte Land tragen könne. er nach den Erfahrungen des Jahres 1828 nicht wieder, und die Armee im Kaukasus wurde von ihm mehr als eine active Militärschule betrachtet. Dieser politisch-militä rischen Idee entsprach auch die Anlage der damals schon beabsichtigten Eisenbahnen. Die Bahn von St. Peterss burg nach Warschau sollte der activen Armee in Polen das Garde und Grenadiercorps zuführen. Auf der Bahn von Moskau nach St. Petersburg sollte aber das 6. Corps aus der Mitte Rußlands und bis zur Wolga stationirt nach St. Petersburg geschafft werden, während die Reserve cavaleriemaffen von Örel und Tschugujeff her nach Polen rückten. Einen anderen Krieg, als gegen die von Westen andringende Revolution, schien Kaiser Nikolaus I. bis zum Jahr 1852 gar nicht anzunehmen , und sowohl die unge heuren Festungsbauten in Polen , als die fortwährende Kriegsbereitschaft der activen Armee bewiesen , daß er sich an der Weichsel oder bis zur Oder die Operationsbasts für den einzig möglichen Kampf der Zukunft dachte.

famtschatkischen Meerbusen erfolgreiche Abwehr. Vergeblich sucht man in der Geschichte nach einer ähnlichen Heeres entfaltung auf so ungeheure Entfernangen ´hin.´ Dieß würde nun allerdings bei dem gegenwärtigen Zu stand der russischen Armee und bei den Brincipien , welche für sie wirken , nicht möglich sein. Um dieß zu erkennen, muß man sich rergegenwärtigen , was seit der Beendigung des orientalischen Kriegs und seit der Kaiserkcönung in Moskau geschehen ist : die Cantonnisten find verschwunden, die Militärcolonien eingegangen , das Reserve- Cavalerie corps fast ganz aufgelöst , das Dragonercorps (ein abges sondertes und selbstständiges) in die sechs Armeecorps, das Grenadiercorps und die kaukasische Armee vertheilt , die Reservetruppen bis auf ein Drittel ihrer früheren Stärke vermindert , die Recrutirung auf mehrere Jahre eingestellt, der Präsentstand der Bataillone auf 450 Mann vermindert, die Zahl der Bataillone jedes Infanterieregiments herab gesezt (auch bei dem Garde- und Grenadiercorps). Dagegen sind zwei Infanterieregimenter mehr bei der kaukasischen Armee errichtet worden , aber aus sogenannten Linien (Gränz-) Bataillonen , welche dafür eingegangen find. Statt der ehemaligen 9 existiren jest 18 Dragoner regimenter , aber jedes der 18 neuen Regimenter ist nicht halb so stark, als eines der 9 alten. Statt früher pro Corps ein Scharfschüßenbataillon , hat jest jede Division ein solches , wodurch allein ihre frühere Zahl verdreifacht, durch die Lehr- Schüßenbataillone und finnischen angeste delten Schüßenbatainone aber vervierfacht worden ist. Bei jedem Linien-Infanteriebataillon ist eine fünfte Compagnie errichtet worden , die Schüßencompagnie , welche , zu einem Bataillon vereinigt , die Infanterieregimenter scheinbar wieder, wie früher , auf 4 Bataillone bringen. Sonstige neue Organisationen erscheinen mit Rücksicht auf die Ge sammtstärkezahl unbedeutend. Die Vermehrung ist sonach scheinbar, die Verminderung aber wirklich , und wird diese lettere nicht allein so lange dauern , bis wieder eine Recrutirung stattgefunden hat, sondern bis die dann eingestellten Recruten vollkommen ausgebildet sein werden , was beim russischen Soldaten bekanntlich etwas länger zu dauern pflegt, als bei west europäischen Armeen , obgleich auch hierin noch manches Vorurtheil zu besiegen sein dürfte , denn der Slave ist anstellig , geschickt zur Nachahmung und Gehorchens be dürftig. Zu einem Grenadier von Regiment Preobraſchensk mag allerdings eine Reihe von Jahren unablässigen Dril lens gehören . Bei Bildung der Ersazbataillone und der Druschinen während des Krimkriegs hat sich aber gezeigt, daß ein Soldat auch in kürzerer Zeit ausgebildet werden kann. Kaiser Nikolaus behauptete zwar , daß ein ruſſiſcher Soldat nicht unter neun Jahren ausgebildet werden könne ; indessen sind seit seinem Tode schon so viele andere seiner Behauptungen widerlegt worden , daß vielleicht auch für diese mit der Zeit eine Milderung zu erwarten ist . (Schluß folgt.)

Die in der deutschen Preſſe bis zum Ueberdruß wieder holte Phrase von dem „Koloß auf thönernen Füßen, " deffen Armeen nur auf dem Papier stehen," erblich für die Generalftäbe der europäischen Heere vor dem Augenschein bei den Manövern und Truppenversammlungen 1835 bei Kalisch, 1837 bei Wossneffensk, und jährlich bei Krassnoje Sselo, und der Einmarsch von 150,000 Mann durch den Dukla Paß in Ungarn in überraschend kurzer Zeit, nach dem Besuche des Kaisers Franz Joseph in Warschau , be wies , daß die dazu bestimmten Infanteriecorps weder der Recrutirung , noch der Einberufung der Reserven bedurft hatten, um aus ihren Garniſonen mit vollständigem Kriegs geräth abzurücken. Mehr aber noch, als dieser rasche Vor marsch von 150,000 Mann bewies die Vertheilung der russischen Streitkräfte während des leßten Donau- und Krimkriegs für die damals beiſpielloſe Kriegsbereitschaft der Armee; in Kleinaften das Corps des Generals Mu rawieff; auf beiden Seiten des Kaukasus das kaukasische Corps , jeden Augenblick eine Maſſenerhebung der Berg völker, einen Angriff von der Ostküste des schwarzen Meers durch die Alliirten erwartend ; die ganze Küste des asow'schen und schwarzen Meers bis Odeſſa besezt ; in der Krim Massen; in Bessarabien und Podolien Beobachtungscorps gegen den „strategischen Druck" Oesterreichs ; in Polen eine Concentration gegen mögliche Sympathien ; in den Ostseeprovinzen, in St. Petersburg , auf beiden Seiten des finnischen Meerbusens , in Finnland überall ge nügendes und fertiges , und , um das Bild abzuschließen, bei Archangel am weißen Meer und bei Petropawlosk am

Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von C. W. Leske.

Beilage zur Allgemeinen

Militär - Zeitung

Nr. 77 & 78.

"'. Literatur. Der italienische Krieg 1859 , politisch-militärisch beschrieben von W. Rüstow. Erste Abtheilung. Druck und Verlag von Friedrich Zürich, 1859. Schulheß . Wir begegnen in diesem Werke des productivsten Militär schriftstellers unserer Zeit zuerst einer Arbeit über den jüngst verflossenen Feldzug , die ein Ganzes zu werden verspricht, während wir bisher nur mehr oder weniger ausführliche Schil derungen einzelner Momente oder Abschnitte des beendeten Kriegs in verschiedenen Militärzeitungen vorfanden. Diese erste soeben erschienene Abtheilung seines Werks umfaßt den Zeitraum vom Jahresbeginn bis zum Gefecht bei Montebello, Nach dem diesem Hefte beigegebenen Prospectus soll die zweite Abtheilung bis zum Rückzug der Oesterreicher an den Mincio reichen, die dritte Abtheilung bis zum Friedensschluſſe. ´~ Wir gestehen es offen, wir hatten es erwartet, daß Rüstow den Reigen auf diesem neuen Felde der Kriegsgeschichte eröffnen würde, und mit der ihm eigenen Gewandtheit hat er es ver standen, den ersten Theil des Feldzugs klar und übersichtlich zu sammenzustellen. Wir finden in dieser ersten Lieferung den ersten Abschnitt : vom Anfang des Jahres bis zum Aus bruch des Kriegs mit folgenden Capiteln : 1) Die Lage Europas am 1. Januar 1859. 2 ) Entwidlung des Kriegs in Italien. 3) Die Armeen der kriegführenden Partheien. 4) Der Kriegsschauplaß. Ferner vom zweiten Abschnitt : Ausbruch der Feindseligkeiten bis zum Rückzuge der Defters reicher an den Chiese und den Mincio ; Capitel 1. Einmarsch der Desterreicher und der Franzosen in das piemontesische Ge biet. Aufmarsch der feindlichen Armeen. . ! Capitel 2. Das Treffen von Montebello. Im ersten Capitel wird uns die politiſch-diplomatiſche Ein leitung des Drama's entwickelt ; mit dem bekannten Ausspruche Napoleons am 1. Januar beginnend, greift der Herr Verfasser theilweise in die vorhergehenden Jahre zurück und leitet die Schür zung des Knotens von den Ereignissen der vorangegangenen triegerischen diplomatischen und anderen Verwicklungen bis rückwärts von 1854 ab. Zum Theil werden diese Zerlegungen auch noch im zweiten Capitel fortgefeßt, nur nähert sich dieses natürlicherweise mehr den jüngst vergangenen Begebenheiten. Um Geschichte zu schreiben , bedarf es des Vorübergehens pieler Jahre, Manche behaupten eines Menschenalters ; es muß eine Zeit verstreichen , die als Sonderungs- und Läuterungs prozeß dient, in der sich das Klare vom Unklaren, das Währe vom unwahren, Falschaufgefaßten fichtet. Wenn man , wie wir, noch mitten in den Ereignissen steht, - denn Niemand wird wohl behaupten wollen , das Drama sei ausgespielt jo kann man feine Geschichte schreiben, wenigstens keine wahre. Das hat nun auch der Herr Verfasser ohne Zweifel nicht ge wollt, wir betrachten sein schäßenswerthes Werk als Material zur Geschichte, und als solches ist es uns sehr willkommen, jezt wo die Eindrücke noch frisch find , wo man viel der Zukunft erhalten kann, was sonst gar zu leicht in Vergessenheit geräth. In diesem speciellen Fall nun find wir ihm zu besonderem Danke verpflichtet, denn wir fürchten, daß von Seiten Defters 16 nach Vorgängen in Betreff seiner früheren Feldzüge reichs urtheilend (namentlich 1805 und 1809) ― nicht genügend

ausführliche Berichte an die Deffentlichkeit gelangen werden *). Womit wir aber nicht einverstanden sind und was wir dem Herrn Verfasser zum Vorwurf machen möchten, ist, daß es uns bedünken will , als habe er sein Buch schon während des Ab. spielens der einleitenden Ereignisse begonnen ; dadurch nun steht er sich vielfach nur auf Wiederholung von Raisonnements des Publicums beschränkt und spricht außerdem manches pros phetische Wort aus , dessen Realifirung denn auch wirklich ers folgte ; das zeigt uns die richtige Beurtheilungsgabe des Herrn Verfassers, hat aber für die Historie keinen, die Stimmung des Publicums allerdings etwas mehr Nußen. Durch dieses allem Anscheine nach zu frühe , wir möchten sagen ,,ins Reine schreiben" der Ereignisse, ehe sich diese vollständig entwickelten, finden wir in den ersten Capiteln Manches so dargestellt , wie wir es damals fast Alle auch auffaßten, hinterher aber denn doch gestehen mußten, daß sich die Dinge anders verhielten, als wir anzunehmen beliebt hatten. So finden wir z . B., daß die Stellung und Haltung Preußens nicht so geschildert ist, wie sie sich nach Veröffentlichung der bekannten späteren Aufklärungen wirklich herausstellte. Capitel 3 und 4 besprechen mit vielem Scharffinn die Stärke und Schwäche der Armeen und ihre Lage zu einander, und zu dem Schauplage, auf dem sie ihre Kräfte messen sollten. Es kann nicht wohl ein interessanteres Kriegstheater geben, als das in Rede stehende, auf dem sich allüberall Anknüpfungs punkte finden und Parallelen ziehen lassen mit vergangenen glänzenden Ereignissen. Im zweiten Abschnitt, Capitel 1 , finden wir zunächst eine Uebersicht der Zusammensetzung der verschiedenen Streits kräfte, wobei der Herr Verfasser zugleich bei den bedeutenderen Persönlichkeiten einen fürzen Lebensabriß anfügt. Es war uns intereſſant, daraus zu ersehen, wie viel geringer der Unter schied in den Lebensaltern der französischen und österreichischen Generale sich herausstellte, im Vergleich zur Zeit Napoleon's I., namentlich in dessen ersten Kriegsperioden. Den größeren Theil dieses Capitels nimmt dann die Beschreibung der Truppens bewegungen ein , die den Zeitraum vom Einmarsche bis zum Gefechte von Montebello ausfüllen. Wenn nun auch der Herr Verfasser mit vollem Recht das schwankende Hin- und Herziehen der österreichischen Corps tadelt, und mit aller Strenge und Schärfe die daselbst begangenen Fehler rügt , so hätten wir doch einen gewissen bitteren Humor, deffen er sich dabei bedient, lieber vermieden gesehen. ― Was wir ferner vermiſſen, ist das Hervorheben der gränzenlosen Zersplitterung der österreichischen Streitkräfte, die gerade zu dieser Zeit Alles beseßen und decken wollten, und in Folge dessen nichts genügend occupirten. Im legten Capitel dieser ersten Lieferung nun finden wir die Schilderung des Treffens, die sogenannte Recognoscirung von Montebello, die in übersichtlicher und doch zugleich details lirter Weise dargestellt ist. Mit vollem Recht legt der Herr Verfasser auf sie, als das erste ernstere feindliche Zusammentreffen, einen besonderen Werth, weil dasselbe gewissermaßen als Maß stab dessen gilt, was man im Verlaufe des Feldzugs von den verschiedenen Armeen erwarten konnte. *) Wollte es doch dem Herrn Verfaffer , wie er selbst anführt, bis jezt nicht gelingen , eine Ordre de bataille der österreichischen Armee zu erlangen.

La

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Mit Erwartung sehen wir gegen, deren Stoff, genügend Geschick des Herrn Verfassers teressanten ausnehmend Vieles

den folgenden Lieferungen ents verarbeitet - woran bei dem nicht zu zweifeln - des Jne 45. bieten wird.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. Mai

18 5 9.

Portugal. Direc Revista militar. Periodico quinzenal. ção: Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel ; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joân Manoel Cordeiro , Major graduado. Typographia G. M. Martins. Lisboa , 1859. Zur Reorganisation der Armee. Der Kriegsminister hat unter Anderem 228 Contos zu Anschaffung von Waffen verlangt. Dieß wird als höchft nothwendig bezeichnet, doch wäre noch mehr zu thun gewesen . Der Zustand der Armee sei ein trauriger : Organisation, Instruction, Disciplin und Berwaltung bedürfen der Verbesserung. Unthätigkeit , Ver weichlichung herrsche vor ; man widme der Schneiderei mehr Sorgfalt als den Uebungen ; der Soldat ſei Paradesoldat, Man sollte die alten Waffen an die Colonien abgeben oder veräußern. Die Cavalerie habe fast keine Pferde ; der Ar tillerie fehlen die Mittel zu Verbesserungen ; der General stab vegetire nur. Dennoch werde viel Geld in ungeregelter Verwaltung vergeudet , der Soldat habe es zu gut , der Offizier zu schlecht. Ueberall habe man die Gehalte aufges beffert, nur nicht in Portugal. Dabei haben die Offizteré keine Nebeneinkünfte , wie die Beamten der anderen De partements. Es fehle ein stimulirendes Beförderungsges jes. Das Ingenieurcorps entspreche den Anforderungen der Gegenwart nicht mehr. Die Infanterie könnte zum Theil zu öffentlichen Arbeiten verwendet werden ; die Ca valerie laffe fich reduciren ; die Artillerie dagegen müsse bes deutend vermehrt werden. Die Kasernen seien fast burchs gängig schlecht ac. Die Beförderung zum Lieutenant. Es wird als Un billigkeit bezeichnet , daß die Sergeanten der Municipal garde eben so gut , wie die der Linie Offiziere werden kön nen, daß die ersteren viel besser bezahlt seien und weniger Dienst haben, während die leßteren Jahre lang darben müssen , bis das Offizierpatent endlich an fie fomme. Man sollte deßhalb eine billige Ausgleichung treffen. Regenschirm. Derselbe wird für einzelne Offiziere außer Dienst in Anspruch genommen , da ihn ja die Marineoffi ziere auch tragen dürfen. ( ) Die Roskrankheit. In Portugal feien seit 1854 acht Soldaten am Roß gestorben , weil man nicht mehr so vors fichtig sei wie früher. Früher habe man roßige und roß verdächtige Pferde besonders gestellt , eine Commission über fie niedergeseßt, fie stechen lassen , die Ställe sorgfältig ge Das sei leider reinigt , die Stallgeräthschaften verbrannt. nicht mehr der Fall. Bibliographie. Ein Elementarcurs für Unteroffiziere von Cunha Viana wird sehr gerühmt ; er enthält auf 178 Seiten die kurzgefaßte portugiesische Grammatik , die Elemente der

Wander

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Malver

Arithmetik , Geometrie , Militärgeschichte von Portugal, Geographie , Geschichte der Taktik, Topographie , Elemente der Feldbefestigung, Lagerung , Militärverwaltung. Weber Artillerie. Jedes der 2 portugiesischen Artillerie regimenter hat eine Gebirgsbatterie , deren Nußen in gar Die Erfahrung teinem Verhältniß zu ihren Kosten steht. vieler Feldzüge hat gelehrt, daß dahin, wo die Berggeschüße hinkommen , auch die fahrende Artillerie gelangen fann, während andererseits das belastete Maulthier keiner schnellen Gangart fähig, nie in Trab zu bringen ist. Auch macht das Daherrasseln der anderen Artillerie schon einen ganz anderen Eindruck auf die Truppen. Von der spanischen Artillerie wird rühmend erwähnt , daß sie keine Tornister trage , auf den Kisten size und deshalb den Bewegungen des Geschüßes leicht folgen tönne . Miscellen. Die ftrategische Stellung der Defterreicher in ―― Der Krieg ↓ Oberitalien nach der Asamblea del ejército. in Italien , Uebersicht der Tagesereignisse. Die englische ― und amerikanische Armee. Die amerikanische , spanische, Franzöfifche, englische Marine nach französischen und eng Tischen Militärzeitungen. Spanien. La Asamblea del Ejército , periódico mensual 24964 de ciencia , arte é historia militar, publicado por una reunión de oficiales del cuerpo de E. M. Editor responsable D. Mariano Vicente del Ca .: stillo. Madrid Año III. Nr. 26 , publicado en Majo de 1859. Betrachtungen über den Generalstab der spanks fchen Armee. (Forts.) Dieser wurde 1836 neugebildet und hierbei der Plan von 1823 zu Grunde gelegt , eine Generalinspection festgestellt, aber auch die Stäbe der General capitanerien beibehalten. Im Jahr 1838 gestaltete er fich definitiv in 2 Hauptsectionen , der wirklichen mit 60 Genes 7 ralen und Stabsoffizieren und der eventuellen mit 104 Subalternen aus früheren Stäben und sonst tüchtigen Offi zieren. Die später Eintretenden mußten eine leichte Prüfung 13 bestehen , welche für die höheren Stellen gesteigert wurde. Die Beförderung ward streng nach dem Dienstalter geregelt, な bei jeder Beförderung traten die Subafternen in die Regis menter zurück. Diese Beförderung nach dem Dienstatter zeigte sich in der Praxis besser, als die nach Wahl. Der Plan zu einer Generalstabsschule ward 1838 entworfen und bei dem 1842 gegründeten Militärcollegium darauf Rücksicht genommen. Um diese Zeit wurden die Adjutanturen der Generalcapitanerten aufgelößt und ihre Geschäfte dem Generals Fab zugewiesen. Im Jahr 1843 wurde der Eintritt von Offizieren anderer Waffen in den Generalstab geregelt; diese hatten eine Prüfung zu bestehen ; der Generalstab selbst wurde vermehrt, doch räumte man den Offizieren der anderen Waffen eine zu große Anzahl Stellen ein und führte das durch ein unreines Ganze herbei. Die Vermehrung des Generalstabs selbst sollte, wo möglich, immer aus dem General stab geschehen. In Cuba wurde 1850, auf den Philippinen 1853 eine eigene Section gebildet. Im Jahr 1856 er schien das neue Reglement für den Dienst des Generalstabs, welches ein dringendes Bedürfniß befriedigte. Der Einfluß der Feuerwaffen auf den Krieg. Das 19. Jahrhundert zeichnet sich durch sein Vorwärts

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schreiten in allen Erfahrungswissenschaften , namentlich auch Chronik des Auslandes. Die österreichische Armee. in der Artillerie, aus. Es wird hier die Entstehungsge= 2 (Forts.) Die öfterreichische Cavalerie, (Reiter, Pferde, Stals schichte der Feuerwaffen geschildert ; durch fie wurde die Kriege lungen) wird von Franzosen sehr günstig beurtheilt ; die führung von strategischen und taftischen Combinationen ab fahrende Artillerie gerühmt, doch im Allgemeinen die Artillerie hängig , von welchen ehedem nur die ersteren in Wirkung Dem wegen ihrer vielen GPfünder geringer geschäßt. traten. Die tiefen Stellungen hörten auf; Friedrich 11. Ingenieurcorps wird viel Lob gespendet, doch beigefügt, daß führte die Evolutionen ein , Napoleon die Anwendung der die französischen Arbeiter geschickter seien. Artillerie im Großen. 群 Kriegsgeschichtliche Studien. Wallenstein. (Forts.) Die weitere Schilderung dieses Generals und Staatsmanns Berichtigung. wird im Allgemeinen so gegeben , wie wir sie zu lesen ge wohnt sind, wozu die zahlreichen Auszüge aus Schiller das In Nr. 75 & 76 der A. M.-3. auf Seite 664 Zeile 32 von Ihrige beitragen. oben bitten wir 2600 Fuß nicht Quadratfuß Seite zu lesen.

Ankündigun

gen.

In unterzeichnetem Verlage ist erschienen: Der Ruf nach einer

verbesserten

Truppenausbildung.

Ein Wort für beide Theile . Von einem deutschen Offizier. Motto: Halte Mass in allen Dingen. 8. broch. Preis 15 Sgr. oder 48 kr. Vorstehendes Werkchen ward bereits mehrfach sehr günstig von der militärischen Presse beurtheilt, in der Allgemeinen Militär- Zeitung in den Nrn. 13 u. 14 und 71 u. 72 v. d. J.

Darmstadt, den 25. April 1859 .

Zu Anfang des Monats October erscheint im Verlage der Horvath'schen Buchhandinng ( Ed. Döring) in Potsdam:

Eduard Zernin .

In unserm Verlage ist soeben erſchienen : Rang-

und

Anciennetäts -Lifte

Quartier-Lifte der

der Generalitat, Stabs- und Subaltern-Officiere ber Königlich Preußischen Armee durch alle Waffen des stehenden Heeres und der Marine. Dritter Jahrgang, für das Jahr 1859.

Königl. Preußischen Armee und Marine für das Jahr 1859. Nebst den Anciennetäts-Liſten der Generalität u. Stabs-Offiziere. gr. 8. broch. 1 Thlr. oder 1 fl. 48 tr. E. 8. Mittler & Sohn in Berlin.

Preis : 20 Sgr. oder 1 fl. 12 kr.

Feste Subscriptionen werden schon jezt bei allen Buchhand lungen, sowie bei der Verlagshandlung entgegengenommen.

In unserem Berlage ist socben erschienen : Vorschrift über die Methode, den Umfang und die Eintheilung des Unterrichts auf den König lichen Kriegsschulen . oder 27 fr.

8. geheftet. Preis 7½ Sgr.

Berlin, im August 1859. Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R. Deder).

München.

Bom topographischen Bureau des Bayer. Generalquatiermeiſterſtabs ist soeben ausgegeben :

Kgl.

Aus dem großen topographischen Atlas von Bayern Blatt Aschaffenburg. (Section 17. ) Preis 2 f. 24 fr. Ferner find erschienen die Repertorien zu den Atlas-Blättern: Pfreimt, Amberg , Windsheim, Brückenau , Kemp . ten, Schoenfee und Sonthofen. Preis für jedes Heft 24 fr. München, im Juli 1859. Zu beziehen durch Men & Widmayer, Kunst- und Bandkartenhandlung.

wird dem Herrn Karl Göpel

Von dem unterzeichneten Abtheilungs-Chef im Hauptquartier des 8. deutschen Armeecorps in Stuttgart hiemit bezeugt , dass einige seiner

1.

11..

,,autographischen Ragueneau-Pressen bei diesem Armee corps , zunächst zum Gebrauch im Hauptquartier desselben eingeführt wurden , nachdem die vorgenommenen sach gemässen Prüfungen und Proben die praktische Brauchbarkeit des Apparats für die verschiedensten Zwecke der Vervielfältigung (von Schriftstücken , Tabellen, Formularen, Zeichnungen u. s. w.) durch Autographie erwiesen und dabei die diesen Apparaten zugeschriebenen und auch bereits von zahlreichen bisherigen Abnehmern bezeugten vor theilhaften Eigenschaften und Leistungen zweifellos sich erprobt haben. Die Manipulation der Vervielfältigung ist so leicht und einfach, dass von jedem Laien bei nur einiger Aufmerksamkeit und verständiger Behandlung die befriedigendsten Resultate sowohl bezüglich der Schnelligkeit der Herstellung, als auch der Beschaffenheit und Menge der erforderlichen Abdrücke erzielt werden können ; ein entschiedener Vorzug dieser Pressen besteht aber ferner darin , dass der ganze Apparat mit sämmtlichen Utensilien und Materialien in einer Schatulle von sehr geringem Umfang an Raum und Gewicht enthalten ist nnd ohne Zeitverlust aller Orten sofort in Gebrauch genommen werden kann. Die so erprobten Leistungen und der leichte Transport dieser Apparate , welche bei dem bevorstehenden Ausmarsche die schwerfällige und kostspielige Mitführung umfangreicher Steindruck- oder der bisher bekannten Zinkdruck-Pressen entbehrlich machen , veranlassen den Unterzeichneten , wie im Allgemeinen , namentlich auch die hohen Militär- Commando- und Administrativ-Behörden auf die Vortheile empf aufmerksam zu machen , welche auch ihnen der Gebrauch der von Herrn Karl Göpel in Stuttgart zu beziehenden autographischen Pressen gewähren würde. Stuttgart, den 30. Juni 1859: Göz, Major. Verehrl. Militär- und Civil-Behörden , Handlungshäusern und öffentlichen Anstalten liefert mit Bezugnahme auf vorstehendes und zahlreiche andere Zeugnisse diese nützlichen und bequemen Apparate in acht den ver schiedensten Bedürfnissen angepassten Format-Grössen gegen Nachnahme oder Baareinsendung ihres Preises von 14 Thlr. 20 Sgr. ―――― Briefe und bis zu 33 Thlr. 10 Sgr. Vereins-Münze (Papiergeld nach Cours) , Beschreibung und Preiscourant gratis und franco Geld zu frankiren. Karl Göpel in Stuttgart. T Die erste Abtheilung (Preis 26 Ngr. od . 1 fl . 30 kr. rhein.) iſt in allen soliden Buchhandlungen zu haben. 1 Zürich, Mitte Juli 1859. 2193 Italienische Krieg 1859 Verlagshandlung von Fr. Schultheß. politiſch-militäriſch beſchrieben und mit Kriegskarten begleitet I : don Rudolf Kunze's Verlagsbuchhandlung. Dresden Nüst W. ow.

++++

4

Der

In 3 Abtheilungen von zusammen circa 24 Druckbogen gr. 89. und in 3 Kriegskarten. Preis für's Ganze 2 Rthlr. 2 Ngr. 3 fl. 30 tr.

Mit dem Beginn des blutigen Krieges, der fo eben durch den Frieden von Villafranca seinen Abschluß gefunden, hat sich bei dem denkenden Publikum das lebhafte Verlangen herausgestellt nach einer Darstellung desselben, in welcher die allgemeinen Berhältnisse objetiv und übersichtlich behandelt, die militärischen Ereignisse aber einer ein läßlichen, detaillirten Beschreibung und kritischen Beleuchtung unter. worfen wären. Zu einer solchen Arbeit sind wohl Wenige so geeignet wie W. Rüstow, dessen militärische Schriften allgemein anerkannt, und deſſen Gründlichkeit und Klarbeit ganz dazu geſchaffen ſind, ein richtiges Bild auch dem Laien im Fache zu geben. Die erste so eben erscheinende Abtheilung ( 11 Druckbogen) enthält die allgemeine politische Uebersicht, die Organisation der betreffenden drei Armeen, die Beschreibung des Kriegsschauplages, den Einmarsch der Desterreicher und Franzosen in das piemontefische Gebiet, den Aufs marsch der feindlichen Armeen und das Treffen von Montebello, mit der Kriegskarte Nr. 1. (Montebello) im Maßstab von 1 /125,000, in welche die Stellungen der Truppen eingezeichnet sind. Die zweite, unter der Preſſe befindliche Abtheilung wird enthalten : Linksabmarsch der Verbündeten ; Beginn ihrer Öffenfive ; lleber gang über den Lessin; Schlacht bei Magenta ; Rückzug der Dester reicher an den Mincio nebst der zweiten nach der k. k. Generalstabs tarte gezeichneten Kriegskarte (Magenta). Die dritte Abtheilung : die Schlacht von Solferino bis zum Friedensschluß, nebst der dritten Kriegskarte (Solferino), und Schluß betrachtungen. 8

Baumann, Bernhard von, Hauptm. im Infant. Bar., Der in 4. fächf. Infant.-Vat., Feldwach-Commandant.. Eine Anleitung für die Aus übung des Feldwachdienstes, sowie für die dabei vorkoms mende Beseßung und Vertheidigung von Dertlichkeiten. Dritte vermehrte Auflage. Mit 1 Holzschnitt. 8. (X u. 452 S.) 1857. broch. 1 Thlr. 10 Ngr. oder 2 fl. 24 Tr. Die Schützen der Infanterie, ihre Ausbildung und * Verwendung. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 8. (XI u. 136 S. ) 1858 , broch. 16 Ngr. od. 57 kr. ――― Der Sicherheitsdienst im Marsche, bearbeitet und durch kriegsgeschichtliche Beispiele erläutert. 8. (XXIII u. 716 6.) 1857. broch. 2 Thlr. 15 Sgr. od. 4 ft. 30 fr. - Die militärische Beredtſamkeit, dargestellt in Grörs terung und Beispiel. 8. (XIV u. 192.) 1859. broch. 20 Ngr. oder 1 fl. 12 fr. Charras, eerftlieutenant, Geschichte des Feldzuges von 1815. Waterloo. Autorisirte deutsche Ausgabe mit 5 Plänen und Karten. 8. (VIII u. 543 S.) 1858. broch. 2 Thlr. oder 3 fl. 36 fr. Schön, J., Hauptm . i. d. Königl. Sächs. Leih-Infant.-Brigade, Ritter des " Kaiserl. Brasil. Rosenordens, Geschiche der Handfeuerwaffen. Eine Darstellung des Entwickelungsganges der Hand feuerwaffen von ihrem Entstehen bis auf die Neuzeit . Mit 32 erläuternden Tafeln. 4. ( X u. 182 S. 1858 . cart. 6 Thlr. oder 10 fl. 48 kr.

"Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leste.

Samſtag,

34. Jahrgang.

1. Dctober 1859.

No. 79 & 80 . TO

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Oefterreichiſche Monarchie.

nung von Sachverſtändigen ſoll das preußiſche Geſdüş der Urniſtrongfanone mindeſtens nichts nachgeben .

Wien , 21. Sept.

Die am Steinfelde bei Neuſtadt

angeſtellten Verſuđe mit gezogenen Kanonen haben volkommen befriedigende Rejuitate geliefert. 68 iſt im Antrage, vorläufig 10 Batterien mit gezogenen Kanonen zu verſchen. Außerdem beabſichtigt man Geſcüße zu gießen, welche ebenfalls ein gezogenes Rohr haben , fich aber ron

Mönigreich Sachſen. Dresden, 29. Auguſt. Wir entuehmen der , 40g. Zty." folgende Details über die feit 10 Jahren beſtehende Militärs Reitídule, welche unter der vortrefflichen Leitung des

den bis jeßt bekannten gezogenen Ranonen dadurch unter: Oberſten von Trotha Vorzügliches leiſtet, und nicht für die ſcheiden , Daß fie von hinten und viel ſchneller geladen Reiterei, ſondern für alle Waffen der Armee von weſent: werden , als z. B. die in der franzöſiſchen Armee einges lichem Nußen ift. Dieſe Militär.Reitſchule befindet fich führten . in Dresdeii und hat die Beſtimmung, den Zöglingen des

Preußen.

Cadettencorps und der Artillerieſchule, den jüngeren Offis

zieren , ſowie beſonders talentvollen Unteroffizieren der Berlin , 20. Sept. Gegenwärtig werden hier Bis Reiterei und Artillerie und einer Anzahl Infanterieoffizieren Tathungen über eine beabſichtigte beſſere Stellung gepflogen, einen gründlichen Reitunterricht_ zu gewähren , deßgleiden welche fortan die Militärärzte einzunehmen bätten . Pferde zuzurciten, weldie an Stabsoffizieren und Adju I

Durdy die neu creirten 116 Landwehr-Stammbataillone zu

450 Köpfen , 38 Erſaß -Schwadronen , 9 Batterien und 9 Pionniercompagnien iſt ein Bedarf von etwa 500 weiteren Militärärzten eiugetreten , welche auszufüllen die jeßige Stellung und Beſoldung dieſer Charge ſehr erſchwert.

Man wird nothwendig hier beſſere Bedingungen eintreten

tanten der Infanterie und Fußartillerie als Dienſtpferde fäuflid) abgelaſſen werden fönnen. Auch wird den zur

Theilnahme an dem bezüglichen Curſus beſtimmten Indi: viduen Gelegenheit geboten , ſich die für ihren Beruf ers 1

forderlichen Kenntniſſe von der Zäumung , dem Beſchläge, der Wartung und Fütterung des Pferdes, ſowie in allen

laſſen , und nicht allein die Gage , ſondern insbeſondere übrigen Zweigen der Pferdewiſſenſchaft zu crwerben. Ein auch den Rang der Militärärzte erhöhen müſſen , wenn Stabsoffizier der Reiterei fteht der Anſtalt als Director man tüchtige junge Aerzte gewinnen und ihnen die äußere vor und hat einen Subalternoffizier derſelben Waffe zu Stellung ſichern will, welche dieſelben ſchon vermöge ihrer ſeiner Aſſiſtenz Die Pferde -- gegenwärtig 56 – ſowie Bildung beanſprudyon fönnen . die zu deren Wartung nöthigen Mannſchaften , deßgleichen - In der Wöhlert'ſchen Maſcinenbauanſtalt werden die zur Beaufſichtigung der leßteren erforderlichen Unter icßt cine bedeutende Zahl Gußſtahlkanonen gebohrt , offiziere ſind von der Reiterei in die Anſtalt commandirt. deren Transport dann ſofort nach Spandau erfolgt, wo Der Lebrcurſug dauert in der Regel für die Offiziere und fie mit den Zügen verleben und vollendet werden . Sämmt: Unteroffiziere der Reiterei und Artillerie 1 Jahr, für die -

fiche Robre find bis jeßt Sechspfünder , da die Felds

Offiziere der Jufanterie 7 Monate.

Es wird nicht nur

artillerie des Hecres fünftig nur aus ſolden beſtehen ſoll, die Campagnereiterei nad den in der Armee beſtehenden doch wiegen die eiförmigen pohlgeſdoſje derſelben nahe

Grundjägen und Vorſdriften , ſondern auch den Offizieren

an 10 Pfund. Man bofft bis zum Frühjabr mindeſtens und Unteroffizieren der Reiterei und Artillerie die Dreſſur 300 dieſer gezogenen Kanonen fertig herzuſtellen. -- Außer der Remonten , debgleichen die Bearbeitung des Pferdes Den Felogeſchüben werden audi jdwere Belagerunge- und an der Longe , an der Hand und in den Pilaren gelehrt, Schiffegeſchüße gefertigt werden , und die neuen Kanonens brote” ſollen dieſe Bewaffnung erhalten. Nadı der Meis

und ſomit in allen Zweigen der Reitfunſt cin Syſtem be: gründet , welches in die Regimenter übergeht, und daſelbſt

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zu einer ebenso wünschenswerthen , als ersprießlichen Gleichförmigkeit in der Ausbildung der Mannschaft und der Pferde führt. Als besonders zweckmäßig stellt es fich heraus , daß die Zöglinge der erwähnten Militär Bildungsanstalten ihren ersten Reitunterricht in der in Rede stehenden Reitschule erhalten , indem sie auf diese Weise gleich von Hause aus im Geiste der Truppe für ihren Eintritt in legtere vorbereitet werden , und nicht in den Fall kommen, wenn sie bei den Schwadronen oder Batterien eingestellt werden , von vorn anfangen und das früher Erlernte zum größten Theil wieder vergessen müssen. Wahrhaft segensreich hat ſich endlich die Einrichtung er wiesen, vermöge welcher die Stabsoffiziere und Adjutanten der Zufanterie und Fußartillerie unter gewissen, durch das Reglement festgesezten, aber überaus günstigen Bedingungen jederzeit zu einem sehr mäßigen Preise , deffen Betrag so gar nach und nach eingezahlt werden kann , gute , elegante und vollkommen diensttüchtige Dienstpferde aus der Reit schule erhalten können. Es ist seit dem Bestehen der lezteren eine sehr große Zahl solcher Pferde in die Hände von Offizieren gelangt , und haben sich viele darunter be funden, die das doppelte dessen werth waren , was dafür bezahlt wurde.

Hannover. Hannover, 21. Sept. Unsere gesammte Infanterie wird bis zum nächsten Frühjahr mit Käppis als Kopf bedeckung versehen sein. Das Garderegiment wird die selben mit weißen Roßschweifen geschmückt tragen ; die frühere Absicht, für dieses Regiment die Bärenmüßen nach englischem Muster wieder einzuführen, kommt dagegen nicht zur Ausführung. Die Käppis der Unteroffiziere werden aus Tuch verfertigt und haben am oberen Rande einen schmäleren oder breiteren, je nach dem Unteroffiziersgrade, Filbernen Ring , die Käppis der Soldaten sind von Filz mit ähnlichem Zeichen , wie fie die Sanitätscompagnie be reits besißt . Schweiz. Bern , 1. Sept. Der Regierungsrath von Bern hat eine Verordnung über die Örganiſation der Land wehr erlassen. Danach soll die Landwehr gebildet werden: 1 ) aus der Mannschaft, die aus der Reserve getreten ist; 2) aus Ueberzähligen der Reserve ; 3 ) aus derjenigen Mannschaft, welche wegen Abwesenheit dem Auszug und der Reserve nicht zugetheilt werden konnte. Die Dienst zeit der Landwehr erstreckt sich : 1 ) für die Offiziere aller Grade bis zum 50. Altersjahr ; 2) für Unteroffiziere und Soldaten bis zum vollendeten 44. Altersjahr. Die Land wehr besteht aus 1 Compagnie Sappeurs . 1 Compagnie Pontonniers , 3 Compagnien Artillerie , 3 Compagnien Dragoner, 1 Compagnie Guiden , 3 Compagnien Scharf schügen, 8 Bataillonen Infanterie zu 6 Compagnien. Die Unteroffiziere und Soldaten des Genies und der Infanterie, mit Ausnahme des kleinen Stabes , der Arbeiter und Spielleute erscheinen mit der durch die Militärorgani sation vorgeschriebenen eigenen Bewaffnung , die Scharf schüßen mit ihren Ordonnanzitußen und Waidsäcken. Den jenigen , die nicht im Falle ſind , eigene Gewehre zu be

692 ſizen , liefert sie der Staat.

Auch liefert er die Seiten

gewehre und nebst diesen der Cavalerie die Pistolen. Die Mannschaft der Landwehr trägt die vom Staate in der Reserve , beziehungsweise im Auszug oder Reserve , er haltene Montur. Diejenige Mannschaft, welche im Aus zug oder der Reserve zur Anschaffung der Aermelweste verpflichtet war , trägt die Aermelwefte. Wer nicht in Uniform oder Weste erscheinen kami , trägt am Play des Tichakos oder des Helms einen grauen , ungefteisten Hut mit halbrundem niedrigem Gupf, auf der linken Seite aufgekrämpt und versehen mit der vom Staate gelieferten Cantonalcocarde, sowie auch die Kapütte vom Staate ge liefert werden. Die Offiziersbekleidung besteht aus : 1 ) Tschako oder Helm ; 2) Ueberrock von der für die betreffenden Corps vorgeschriebenen Uniformfarbe ; 3) grauch tuchenen Bein kleidern.

Betrachtungen über die Militärgymnaſtik. Wann könnte ich den Lesern der Allg. Mil.-Ztg . eine vortreffliche militärische Schrift über Gymnastik beſſer vorführen, als zu einer Zeit, wo in Folge des jüngst ver flossenen Kriegs und der hierbei neuerdings hervorgetretenen die nicht der militärischen Journale für die großen Vortheile des Tur nens in den Armeen schwärmen, eine alte Wahrheit, für welche strevsame Offiziere, behufs der rationellen Aus bildung des einzelnen Mannes, schon seit einer Reihe von Jahren lebhaft aufgetreten sind! Ich spreche von dem vor züglichen Buche: „ Die Gymnastik und die Fechtkunst in der (preußischen) Armee , von v. Görne , v . Scherff und Mertens . Berlin, 1858. A. Bath. kl . 8. ( XIV und 231 S.)" Es sind zwar bereits unmittelbar nach dem Erscheinen dieser Schrift mehrere Kritiken und sogar einige der in der legteren Zeit immer mehr üblich wer denden Antikritiken verfaßt worden , allein dieselben waren größtentheils allgemein gehalten und hatten zunächſt nur den löblichen Zweck der drei Herren Autoren im Auge, gelegentlich auch wieder, obgleich indirect, Front zu machen gegen das noch vielfältig fälsche Ausbildungssystem in den deutschen Heeren , während ich beabsichtige , mich in Form emes größeren Aufsages und unter besonderer Rücksid)t= nahme auf das praktische Detail mit dem in Rede stehen den Werke zu befaſſen. Einige Recensionen derselben er schienen mir bei der Bedeutung des Gegenstandes ent schieden zu kurz und (nebenbei gesagt) bei jener in den eingegangenen „ Blättern für Kriegswesen ", Jahrgang 1858 Nr. 24 , kann ich sogar nur annehmen , daß der Referent das Buch nicht ganz gelesen, weil er sonst kaum vers muthet haben würde , der ehemalige Premierlieutenant Alphons von Linjingen in hannoverschen Diensten könnte seir einiger Zeit vielleicht schon Hauptmann sein , während ihn die Schrift ( S. 187 ) leider als verblichen bezeichnet. Selbst die trefflichen Jahrbücher für Turnkunft von Dr. Kloß , Band IV. Heft 2, S. 135-144 " bringen mehr einen Auszug des Buches , als eine Kritik desselben und die betreffende Anzeige ist eher referirender als kritis firender Natur , besonders in ihrer zweiten Hälfte , wo

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von dem Fechten gesprochen wird ; speciell das Bajonnets fechten ist nur mit einigen Worten erwähnt. Jedenfalls find die Jahrbücher " diejenige Zeitschrift , in welcher vor Allem eine eingehende Kritik, wenigstens für den Theil des Buches , der das Turnen behandelt, zu erwarten ist; übrigens versprachen dieselben auf das Werk noch aus führlicher zurückzukommen. Warum die „ Jahrbücher“ das selbe und zwar mit Recht zugleich als eine Streitschrift bezeichnen , wird aus dem weiteren Verlauf meiner Be trachtungen hervorgehen . Wenn dieſelben mit Beziehung auf das zu besprechende Buch etwas verspätet erscheinen, so mögen mir einestheils die bewegten Zeitverhältnisse, in welchen der Soldat nicht viel Muße zum Schreiben fand, anderntheils aber auch die Erwägung zur Entschuldigung dienen, daß das gründliche Studinm der vorliegenden Schrift nicht die Arbeit weniger Tage sein konnte. End lich verkenne ich durchaus nicht , daß diese Blätter schon mehrfache wichtige Beiträge zu der gegenwärtigen Tages frage geliefert haben und besonders enthalten die Jahr gänge 1852 (1. Nr. 102 und 103) und 1853 ( II . Nr. 59 bis 64, III. Nr. 111 bis 116 , IV. Nr. 151 bis 156) umfassende Auffäße "1 über die Bedeutung des Turnens für das Heer.“

während die zweite die Fechtkunst in den drei Abschnitten Stoß- , Hieb- und Bajonnetfechten umfaßt. Die erste Abtheilung scheint mit besonderer Vorliebe für den Gegenstand geschrieben und für diese erachte ich mich auch so recht eigentlich competent.

Gleich bei dem geistreich geschriebenen Vorwort ( S. I bis XII) , das scharf die Gesichtspunkte gibt, unter denen die ganze Schrift betrachtet werden muß , hätte ich laut darüber Beifall rufen mögen , wie richtig die Herren Ver faffer ein Hinderniß des Fortschritts der Gymnastik in den Heeren bezeichnen. Nicht die Gegner der Gymnastik find der größte Hemmschuh für deren zweckmäßige Durch führung , sondern vielmehr die halben und falschen guten Freunde derselben , welche glauben , man könne die Gym nastik als Anhängsel der übrigen Ausbildung so nebenber betreiben. Nein , das geht gewiß nicht ; wie die Verfasser so schön sagen: „Die Gymnastik fann und soll der Hebel des kriegerischen Geistes werden , Gymnastik und Detail exerciren sollen eigentlich gar keine getrennten Begriffe mehr sein, denn das kleinste Exercitium iſt Gymnaſtik und in jeder gymnastischen Uebung steckt umgekehrt das Exer . ciren , deßhalb erscheint es nothwendig und aus führbar , die Gymnastik zur Basis unserer ganzen Ausbildung zu machen und sie vernunftgemäß und damit erfolgreich zu betreiben" (S. VIII). In diesen Worten habe ich einen Grundsaß des Buches ausgehoben, der dasselbe vom Anfang bis zum Ende durch zieht und stets in den verschiedensten Versionen wieder fehrt. Ja , es liegt ein tiefer Widerspruch darin , daß gerade in den Armeen die Gymnastik nicht den Haupt lehrgegenstand bildet. Wer soll dieseloe denn pflegen, wenn dieses nicht vor Allem in den Heeren geschieht ? Aber zuerst ist nöthig , daß die Offiziere jüngeren Alters selbst mehr turnen , fechten n. s. w. , sonst wird sich die Sache schwerlich bessern. Alle ritterlichen Uebungen sollten thre glänzendsten Vertreter doch wohl in den Offiztercorps haben! Unser Buch scheidet sich nun in zwei Abtheilungen, Deren erste vorzugsweise das Turnen behandelt (weil die Verfaſſer zunächst nur dieses unter Gymnaſtik begreifen),

1.

Zurnen.

Es scheint mir zwar übertrieben , wenn man die ein zige Garantie für die Kampffähigkeit eines Soldaten nur im Turnen sucht , allein unbestritten bleibt eben doch , daß die Turnübungen Stärke und Gelenkigkeit des Mannes entwickeln , ihm die für die gefahrvollſten Lagen im Kriege nöthige Gewandtheit, Entschloffenheit und das erforderliche Selbstvertrauen im Einzelkampfe geben , daß sie ihn eine Menge von Hinderniſſen, die im Kriege unausbleiblich find, überwinden lehren , kurz ihn geschickt machen , Alles durch zuführen , was man von Tapferkeit und Einsicht erwarten kann, wonach also das Turnen nicht bloß den physischen Muth des Soldaten erhöht , wie man so häufig aus sprechen hört , sondern indirect auch auf die moralische. Kraft Einfluß nimmt. Es war nun freilich nicht erſt ſeit dem abgelaufenen Frühjahr irrig, zu glauben , die jezt größtentheils vortreffliche Bewaffnung und Formation der europäischen Heere, nebst dem hierdurch immer weiter aus gebildeten Feuergefecht , mache die körperliche und mora lische Kraft des einzelnen Mannes fast überflüssig , indem der Kerl ja eigentlich doch bloß mehr eine taktiſche Ma schine sei. Verständige Offiziere hielten das bejammerns werthe Drillsystem en masse längst nur für das Parade feld und den Exercirplay (sehr bezeichnend auch hin und wieder Flegelwiese" genannt), nicht aber für den blutigen Ernst brauchbar : denn sie wußten, daß die jezt nur mehr als früher hervortretenden Erfordernisse an die Einzelaus bildung des Mannes schon zur Geltung famen, seitdem man den Krieg intelligent führt, d. h. seitdem ein geistiges Element in den Kämpfen erscheint. Die kriegerischen Vorkommnisse der jüngsten Tage wirkten jedoch wieder so überzeugend, daß wir seit dem provisorischen Abschluß des Kriegs in Oberitalien die eigenthümliche Erfahrung machen, wie etwa nicht nur alle unsere Waffengenossen (selbst solche, denen der Soldatenstand vom A bis zum Z. im geschlossenen Exerciren inbegriffen schien) , sondern sogar auch Gevatter Schneider und Handschuhmacher einzusehen beginnen , die Detailansbildung jedes einzelnen Mannes sei nothwendig und hierfür könne man die Turnübungen gebrauchen , die überhaupt die größte Bedeutung für das Kriegshandwerk hätten. Nun gut , die Welt will nun einmal Thatsachen, d. h. handgreifliche Beweise , z . B. Tintenfässer, wie wei land Doctor Luther ste dem Teufel an den Kopf warf, und nicht bloß deien Inhalt , wenn sie sich befehren und glauben soll. Aber noch mehr als die Obigen sind gegen wärtig die gelehrten Taktiker aus dem Concept ; ste, die noch bis vor wenigen Monaten behaupteten, es gäbe kaum ein Nahegefecht, weßhalb sie auch über das Bajonnetfechten verächtlich die Achsel zuckten . Ich möchte in der That die Gesichter mehrerer dieser Herren sehen, wenn sie, bei ihrer Studirlampe sißend . die Schlachtberichte von Solferino lesen , wo an verschiedenen Punkten Bajonnet und Kolbe eine so große Rolle spielten, oder von österreichischen Offi zieren erzählen hören , wie sie und ihre Gegner sich mehr

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mals , besonders in Localgefechten , so nahe waren , daß fie den langen Säbel kaum gebrauchen könnten und sich für den Augenblick ein großes Fleischmesser gewünscht hätten. Wenn aber aus der Veröffentlichung einiger deut schen Aerzte , die nach Italien gereift sind , um in den österreichischen Militärspitälern chirurgische Studien zu machen und dabei so wenige Fälle von Stichwunden bes merkten , gefolgert werden will , es müsse denn doch mit dem Handgemenge nicht gar so arg gewesen sein, so kann man auf diese Art von Beweisführung nur erwiedern, daß für den obigen Mangel jene Soldaten verantwortlich find , welche so fest darauf losgestochen haben , daß ihre armen Opfer mit dem Verscheiden nicht so lange warten fonnten , bis Aesculap's Schüler anlangten. Werden die obigen chrenwerthen Theoretiker auch die Erfahrungen dieses Kriegs nicht für maßgebend erachten , gleichwie bei dem Kampf auf der taurischen Halbinsel, der ja zu eigenthüm lich localisirt war ? Mehrere von ihnen sollen bereits das mit beschäftigt sein , ein Werk über " die Rückschritte in der heutigen Kriegskunst“ zu verfaſſen , denen dieselbe un vermeidlich entgegengehe , wenn die Nabekämpfe der Alten wieder zur Geltung fämen. Natürlich, das System muß gerettet werden , während es doch richtiger wäre , zu do: ciren , daß zwei gleich muthige Gegner stets aneinander gerathen werden und zwar um so mehr , je größere Fort schritte die Vervollkommnung des Infanterie-Feuergewehrs macht. Und sollte selbst zugestanden werden müssen , daß

Kraftausdrücken seine Ungeschicklichkeit vorhält, bis er end lich in voller Ergebung selbst glaubt, daß er eigentlich von Natur aus ein .... ift. -- Doch ich vergesse ja ganz das anzuzeigende Buch , welches ich nur in einer kleinen Abschweifung zeitgemäß einführen wollte. Das 1. Capitel der Einleitung die Basis der Gym nastik und ihr Ziel " faßt die Gymnaſtik im Zuſammenhalt mir der Pädagogik auf; erstere hat ihren Haupterfolg im leiblichen, leßtere im Seelenleben. Das Ziel des Menschen liegt aber nur in der Harmonie zwischen Geist und Körper und deßhalb hat die Gymnastik auch eine ethische Be deutung. Im 2. Capitel der Betrieb der Gymnastik" wird als Grundsaß aufgestellt , die Uebungen gleichzeitig nüßlich und angenehm zu machen, weil nur hierdurch bei der Uebung des Leibes auch stets auf die Seele eins gewirkt werden könne. Von den Lehrern, die in drei Abstufungen nöthig sind , als : Gymnasten (Vorstände der Centralanstalten) , Lehrer (Vorsteher der Turnpläße) und praktische Gehülfen (Vorturner), deren Ideale treff lich geschildert werden , verlangen die Verfasser , zunächſt von den ersteren , daß sie ganze Männer , d. h. weder vertrocknete Pedanten , noch verwilderte Athleten seien. Das empfohlene Studium der Anatomie scheint auch mir für jeden höheren Lehrer (Gymnasten) unerläßlich und es bahnt sich hierin gegenwärtig auf den militärischen Turn pläßen eine neue Richtung an. Ich kenne selbst Offiziere, die den Turnunterricht an Erziehungsanstalten leiten und eben im Begriffe sind , denselben von der anatomischen Seite aufzufaffen . Sie versprechen sich viel Erfolg davon. Die Uebungen , sagen die Verfasser , haben vor Allem den Zweck, die Muskeln zu stärken , und hierbei wer den Frei- und Rüst- (Gerüst-) Uebungen unterschieden. Die Zusammenseßung (die Gruppe) muß logisch und die harmonische Ausbildung berücksichtigend sein , ihre Reihenfolge (der Uebungszettel) das Princip der Aus gleichung festhalten, ihre Ausführung (der Cursus), folge= richtig vom leichteren zum schwereren übergehend, genauen Bedacht auf die Individualität des Schülers nehmen. Im 3. Capitel Die Branchen der Gymnastik. Ihre Bedeu tung für das Leben “ , begründen die Verfasser ihre An ſicht, warum sie unter Gymnastik eigentlich nur das Turnen im weitesten Sinne des Worts (Frei- und Rüftübungen), sowie die Vorübungen des Fechtens (ohne Gegner) ver stehen , wobei sie alle gelehrten Professoreneintheilungen mit Recht abweisen Nach Durchlesung dieses Capitels abweisen.. wird auch der Titel des Buches Jedermann klar sein und für die Militärgymnastik ist die Eintheilung der Verfasser nur zu billigen. Unter allen Verhältnissen möchte ich aber das Fechten für Mädchen verwerfen (S. 8) , schon aus anatomischen Gründen und auch nach Jahn's Ausspruch, des Altmeisters der Turnkunst. Zum Ausdruck sanfter Gefühle bestimmt , erhalten die Mädchen durch diese Kunst nur zu leicht in Blick und Haltung etwas Amazonenartiges, abgesehen davon , daß die Emancipation unter den Töch tern Eva's ohnehin schon so weit vorgeschritten ist, daß wir Männer uns nicht wünschen können , von ihnen mit anderen Waffen bekämpft zu werden , als den seitherigen. Im Uebrigen ist die ganze Einleitung vorzüglich geschrieben. (Fortsegung folgt.)

das Zusammenstoßen bei Bajonnetangriffen im freien Felde fast nie vorkommt, so wird nach den Erfahrungen der neueren Kriege das Handgemenge beim Kampfe um bes festigte Positionen, um Dertlichkeiten u . s. w. nur um so öfter eintreten. Wenn nun gewiß ist, daß die gymnastisch vorgebildeten Franzosen den ungelenken Russen während des Krimkriegs im Einzelkampfe entschieden überlegen waren; wenn es wahrscheinlich ist, daß wieder die behenden, praktischen und zur Selbstständigkeit erzogenen Franzosen einen Theil ihrer jüngsten Erfolge über die spartanisch tapferen Desterreicher dem Umstande verdankten , daß sie sich im Tirailliren und im Verhalten in Localgefechten besser unterrichtet zeigten , als diese : so könnten wir Neu tralen uns die theuren Erfahrungen ja doch einmal zu Nuge machen und ohne deßhalb in eine blinde Nach ahmungssucht zu verfallen , unsere Leute ähnlich den west lichen Nachbarn auszubilden versuchen ? Da hört man jedoch warum nicht gar, das wird nie gelingen ; die Franzosen find geborene , von einem regen Nationalgefühl getragene Soldaten , haben rascheres Blut, sind daher an stelliger und selten so stumpfftunig , als die Maſſe unserer Bauernjünglinge. Einen Theil dieser Einwürfe äls richtig zugestanden , besonders wenn noch des Vortheils erwähnt würde, welchen die jungen französischen Soldaten durch den Anschluß an ihre älteren , kriegsgeübten Soldaten be fizen: so wird doch derjenige das Gewicht dieser Ein wendungen zu würdigen wissen, der nur einmal Franzosen hat abrichten sehen . Ich bemerkte wenigstens nicht , daß die Couscrits anfänglich geistreichere Gesichter machten, als man solche bei unseren Leuten sieht. Aber wie werden Die franzöfifchen Recruten gleich vom ersten Augenblick an aufgeweckt und vor jeder Lethargie bewahrt, während man bei uns häufig nur dem Mann so oft und so lange in

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Die russische Armee.

von Berringerung des Etats , sondern auch von Mißstim Sind allenfalls durch andere mung Notiz zu nehmen. Decrete andere Soldaten zu bekommen, so geht es mit den Offizieren doch nicht so schnell , um so mehr , als auch die sociale Stellung der Armee fich verändert hat. Das

(Schluß.)



Eine wirkliche Vermehrung hat nur in der Scharf schüßenwaffe stattgefunden , indeffen nur für diese Waffe, nicht für die Armee, denn was den Scharfschüßen zu gute gekommen ist , muß von dem Etat der Linieninfanterie ab gerechnet werden. Die Dragoner sind nur getheilt , und auch in dieser Theilung noch gegen früher vermindert, und die beiden neuen Infanterieregimenter find mit ihren jeßigen zuſammen 6 Bataillone aus 10 kaukasischen Linienbataillonen formirt worden , welche lettere dafür vollständig einge gangen find. Am entschiedensten für den gegenwärtigen Zustand der Armee und noch mehr für deren fünftige mögliche Kriegs thätigkeit ist die Beschränkung des Reservesystems, welches Kaiser Nikolaus vollständig dem preußischen Landwehr system nachgebildet hatte, ohne indessen auch ein besonderes Offiziercorps für dasselbe zu statuiren, worin eigentlich der wesentlichste Unterschied des preußischen gegen alle übrigen Reservesysteme besteht. Die Reserveformationen bestanden am Schluß des orientalischen Kriegs , wo sie das höchstmögliche Maß der Anstrengung erreicht hatten, aus einer nahezu vollständigen Verdoppelung der eigentlichen Feldarmce, wie sie auf dem Friedensfuß war. Jedes Infanterieregiment von 4 activen Bataillonen hatte 2 Reserves und 2 Ersag- ( Sapassnüije) Bataillone, zusammen also 8 Bataillone. Die Infanterie regimenter des Gardes und des Grenadiercorps , welche im Frieden nur 3 active Bataillone hatten , zählten das gegen 2 Reserve und 1 Ersazbataillon , zusammen also jedes Regiment 6 Bataillone. Diese Reserve- und Ersay bataillone waren nicht ihren Regimentern zugetheilt , sons dern in besondere Brigaden und Divisionen formirt. Jedes Armeecorps hatte somit eine Reservedivision von 3 Bris gaden mit 12 Bataillonen ; ebenso eine Erfaß- (Sapassnüije) Division mit derselben Anzahl von Brigaden und Ba taillonen. Uebergegangen waren in dieses Reserveverhält niß alle seit dem Jahr 1833 als ausgedient beurlaubten Mannschaften, die sogenannten Beffrotschnüije ; zu den Er jazbataillonen traten aber auch die ausgehobenen Recruten. Daffelbe System auch für Cavalerie und Artillerie ergab immense Stärkezahlen, durch welche eben nur eine so aus gedehnte Vertheidigungsstellung von Kars bis Archangel, wie sie schon oben detaillirt ist , möglich wurde. Hier nun find die Reformen des Kaisers Alexander II. am durchgreifendsten. Die Activbataillone der Regimenter sind bei der Garde und den Grenadieren von 3 auf 2 Ba taillone, und bei den Linienregimentern von 4 auf 3 herab gesezt worden. Statt der früheren 4 Reserve- und Ersag bataillone jedes Regiments existirt gegenwärtig nur eines. Die ältesten Mannschaften sind zu Hunderttausenden ein für allemal jeder weiteren Dienstverpflichtung enthoben worden, und nur die jüngsten Jahrgänge der Ausgedienten gehören zu dem einen Reservebataillon. Eine Recrutis rung hat seit drei Jahren nicht stattgefunden. Das Facit ergibt sich also von selbst. Ebenso wichtig ist der große Abgang von Offizieren aller Grade , theils verabschiedet, theils zur Disposition gestellt, oder nach Belieben beurlaubt. Hier ist nicht allein

Wojennúi (Militärisch) iſt dem Graschdanskii (Civil) nicht mehr so absolut und unnahbar überlegen als früher. Es ist jezt die Möglichkeit vorhanden , daß der Civilist gegen den Militär auch einmal Recht bekommen fann und man sucht Intelligenz nicht mehr unbedingt nur in der Uniform. Auch der gesellschaftliche Vorzug ist nicht mehr ausschließliches Eigenthum des gestickten Kragens : Wissen schaft , Kunst , Literatur , ja nur hervorragende Bildung zählen schon mit. Dazu kommt die Nonchalance der jeßigen Militäruniform , die gewiß zweckmäßiger , aber, weder so prächtig , noch so kleidsam wie früher ist. Wenn die jezige Generation der Militärschüler und Zöglinge erst in die Armee übertritt , werden sich noch manche andere Veränderungen bemerklich machen. Wollte man sie im voraus charakterisiren, so würde eine officielle Berichtigung oder Abweisung nicht auf sich warten lassen. Als Echan tillon dafür möge nur dienen, daß kürzlich im Pagencorps, der Pflanzschule unserer höheren Offiziere, bei einem Fest mahl der Toast auf den Chef aller Militärunterrichtsan stalten und Generaladjutanten_des_Kaiſers in Gegenwart desselben ausgezischt worden ist. Man bestrebt sich nicht allein im Exercitium, in der Verwaltung und Handhabung, sondern auch in Benehmen und Meinungsäußerung das französische Beispiel nachzuahmen. Der Gesammteindruck, den man bei genauerem Stu dium dieser Verhältnisse von der russischen Armee empfängt, concentrirt sich in der Vermuthung, daß Kaiser Alexander II. feinen großen Krieg führen , fich an den Wirren West europas nicht mit den Waffen betheiligen will , ja den Augenblick herbeisehnt , wo er selbst die kaukasische Armee Die neuerlich auf Friedensgarnisonen verringern kann. befohlene Concentrirung einzelner Divisionen von 4 Armee corps im Südwesten hat nicht mit jener Energie stattge funden , wie z . B. jener Hülfszug nach Ungarn , und es erscheint sehr demonstrativ, daß gerade jezt das Gerücht Consistenz gewinnt : man werde nun doch wohl mit einer Recrutirung vorschreiten müſſen. Es ist damit nicht ge sagt , daß Rußland nicht mit 150,000 Mann über seine Gränzen gehen könne , wenn die Noth es erfordert , aber auch nicht mit mehr , ja auf die Dauer kaum mit diesen, wenn gleichzeitig irgend anderswo im weiten Reich ein Interesse zu wahren, ein Angriff abzuwehren ist. Hat der Kaiser erst die Aufhebung der Leibeigenschaft durchgefeßt, so wird er in natürlichster Consequenz seines bisher er kennbaren Systems sich auch noch auf andere Kräfte zu stüßen suchen, als die der starren militärischen Form. Eine allgemeine Dienstverpflichtung wird wahrscheinlich auch die gebildeteren Stände der Armee zuführen , und sie wird eben etwas anderes werden, als sie bisher war. Ob zum Vortheil, ob zum Nachtheil Rußlands ? Das ist eine Frage, welche vollgültig nur die Zukunft , nur die Begebenheiten entscheiden können. Im Detail ist vieles Praktische , Versprechende einge führt worden, sowohl in der Verwaltung, als in den rein militärischen Dingen. Manches davon , z . B. die Ver

699 beſſerung der Handfeuerwaffen, liegt noch in den Anfängen und es werden noch Jahre vergeben , ehe alles Beabsich tigte auch vollständig durchgeführt ist. Aber der ernste Wille ist da, auch an fähigen und eifrigen Persönlichkeiten fehlt es nicht. Der Kaiser ist ernstlich bestrebt, die öco nomische Lage der Offiziere zu verbessern ; ein Pensions fonds ist eingerichtet worden, man sieht auf standesmäßige Heirathen; Verpflegungs- , Bekleidungs- und Rechnungs wesen find mannichfach reformirt und noch in der Re form begriffen. Diese Lichtseiten dürfen nicht übergangen werden. So ist die russische Armee nicht mehr das, was sie war, aber sie ist deßwegen nicht schlechter, weil sie weniger zahlreich ist. Sie hat aufgehört, eine permanente Drohung und ein Alpdruck für Europa zu sein, aber sie steht keiner anderen mehr nach. Bis jet warsie ein Gewicht für den Einfluß Rußlands nach außen , künftig wird sie ein Hebel mehr für die Entwicklung im Innern sein.

1 Literatur. Der Feldzug der verbündeten Heere Europas 1814 in Frankreich unter dem Oberbefehl des k. k. Feldmarschalls Fürsten Karl zu Schwarzenberg. Nach authentischen österreichischen Quellen dargestellt von Maximilian Friedrich Thielen , k. f. p . Major, Ritter 2. Mit zwei Uebersichtskarten. Wien, 1856. Aus der kaiserlich - königlichen Hof- und Staats druckerei. (In Commission bei F. A. Brockhaus in Leipzig.) Der Verfasser hat den Feldzug 1814 als Hauptmann im Generalstab in Schwarzenberg's Operationscanzlei mitgemacht ; er hat neben sämmtlichen vaterländischen Quellen besonders auch die Feldacten des k. k. Kriegsarchivs und noch weiter den vertrauten Briefwechsel des verewigten Fürsten benußt und es hätte sich erwarten laſſen, daß, nachdem alle Partheien, die franzöſiſche, russische, preußische, englische und viele der kleineren über ihre Betheiligung am Feldzuge 1814 mehr oder weniger umfangreiche und zuverlässige Werke beigebracht , nun endlich auch Desterreich das hart kritisirte , zum Theil mit Vor liebe verläumdete Desterreich -- den Mund öffnen und eine den Thatbestand für immer feststellende Schrift publiciren werde. Allein diese Erwartung hat der Verfasser arg getäuscht : er, der so sehr - und mit Recht - über den Panegyriker Dani lewsky loszieht , hat sich nicht minder die an sich unmögliche und darum undankbare Aufgabe gestellt, den unbedingten Lob redner des Feldmarschalls Schwarzenberg zu machen ; damit hat er seinem Werke gleich von Hause aus eine schiefe Stellung angewiesen und seinem Unternehmen so zu sagen den Todes Stoß gegeben. Oder was sollen wir dazu sagen , daß Thielen den ängstlichen Vormarsch der Hauptarmee bis Langres da durch entschuldigt, weil Alexander eigenmächtig die russischen Garden um 14 Tage zu spät den Rhein habe überschreiten laſſen und dann die geheimnißvolle Bemerkung macht : „" Es ist leicht zu ermessen , welche Resultate das schnellere Vorrücken dieser Armee hätte hervorbringen können , und denkbar wäre es, daß die Hauptarmee , als sie vor Langres stand , beinahe

700 ja ! Und vor Paris hätte stehen können !" Beinahe denkbar ist es allerdings, aber wie es in einem österreichischen Schnadahürfl' heißt : „ hm , mögli' iſt's ſcho’, aber woaſcheinli’ nit. " Weiß denn der Verfasser nicht, wie lange dem Fürsten um Rücken und rechte Flanke bange war , wie lange er einen Rheinübergang Napoleons bei Straßburg fürchtete und deß halb die russischen Garden bei Durlach angehalten, auch Wittgens frein's Corps im rechten Rheinthal gelassen hatte , weil auf dem linken nicht Raum war und Verpflegungsrücksichten dazu nöthigten". Weiß er in der That nicht , daß die Politik des Wiener Hofes eben damals den Gedanken an einen Marsch nach Paris vollständig und entschieden ausschlöß ? Weiß er nicht , daß die oft geläugnete geheime Instruction , welche Schwarzenberg das Ueberschreiten der Seine nach der Brienner Schlacht geradezu verbot und dadurch die schlesische Armee nahezu opferte , daß sie wirklich bestand ? Wenn er es nicht glaubt, so bitten wir ihn, den vierten Band von Toll's Denk würdigkeiten zu lesen, wo dieß Alles sonnenklar eruirt ist. Fühlt er ferner nicht, daß innere wie äußere Gründe seiner Behauptung widersprechen, daß Schwarzenberg zuerst auf den Gedanken ver fallen sei, am 24. März von Bitry gegen Paris umzuwenden ? Seine Legende klingt zwar noch etwas wahrscheinlicher, als die jenige , welche Radesky in seiner Lebensskizze bringt , wo gar. dieser entscheidende Gedanke bis zum 21. zurückdatirt wird ; gleichwohl ist auch sie unrichtig , wie wir dieß bereits bei unserer Besprechung von Toll's Denkwürdigkeiten *) dargelegt haben. Wir müssen wiederholen : „ wer zu viel behauptet , beweist nichts" ; so sehr wir uns gefreut hatten, so manche ungerechte Entstellungen gegen Desterreichs Leistungen im Jahr 1814 durch das vorliegende Werk zerstreut zu sehen , so sehr müssen wir beklagen , daß es sich nicht unparthetischer gehalten und nicht das geliefert hat , was dem Kaiserstaat in den meisten Fällen am besten dienen würde, nämlich ungeschminkte Wahrheit. Sie und nur sie sollte Auftria's Historiograph anstreben, nachdem sein Kaiser mit der Vergangenheit so ritter. lich gebrochen. Möge die österreichische Armee bald solchen 5. Geschichtschreiber finden !

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der 1859. Geographie von Dr. A. Petermann. Heft VI. Gotha, Justus Perthes. Zu einer Zeit, wo der Territorialbestand der europäischen Länder und Staaten ein Gegenstand der größten Bedeutung ist , wo man auch zur Verfolgung und Orientirung_krieges rischer Ereignisse und politischer Umwälzungen authentische und zuverlässige Information über die besten Karten und Auf nahmen mag es nicht überflüssig sein , die Auf nahmen begehrt begehrt ,, merksamkeit des Publicums auf eine in dem obigen Hefte publicirte Arbeit hinzuweisen , die in höchft ausführlicher, ſo wie auch zum großen Theil in officieller Weise Rechenschaft ablegt von dem, was in dieser Beziehung in allen europäischen Staaten geleistet worden ist. Ein umfangreicher Aufſaß „ Der

*) Vgl. A. M. 3. Nr. 13 & 14 v. d. J.

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fartographische Standpunkt Europas am Schlusse des Jahres 1858 , von E. von Sydow" bringt einen meist aus Driginalmittheilungen seitens der verschiedenen europäischen Generalstäbe geschöpften Bericht nicht bloß über neuere und allerneueste Kartenwerke der verschiedenen Länder, ſondern auch , und in den meisten Fällen, einen geſchichtlichen Rückblick, der bis auf die ältesten Aufnahmen zurückgeht. Es verdient diese wichtige Arbeit jezt gerade alle Beachtung , bes besonders da ein ähnlicher Ausweis in feiner anderen Weise geboten sein dürfte. Außerdem enthält das Heft einen reichhaltigen Literatur bericht nebst einer topographisch-hypsometrischen Arbeit des Major Fils über den centralen vielbesuchten Theil des Thüs ringer Waldes mit einer topographischen Karte in Farbendruck, Maßstab 1 : 60,000, in welcher mit der gewöhnlichen Terrain darstellung die Höhencurven von 100 zu 100 Fuß ange geben find.

rückt find, neue Nummern vom rechten Flügel aus erhalten. Dieses System habe sich bei den Versuchen als vollkommen praktisch erprobt , es mache eine Truppe so beweglich , wie es im Ernstfalle nöthig sei ; die Irrungen durch Wechsel der Nummern seien nur scheinbar. Die Artillerie hat ihre Das Artillerie Bewegungen auf dieses Princip bafirt. reglement ift dagegen in den Details mangelhaft und zwingt hierdurch die einzelnen Regimenter zur Einführung von Modificationen, worunter die Einheit der Instruction leidet. Auch die Eintheilung der Batterie in 3 statt in 2 Theile ist unpraktisch. Ein Misstand ist , daß die Reglements der drei Waffen nach verschiedenen Grundfäßen entworfen sind , so daß die Offiziere der einen Waffe die Bewegungen der anderen nicht verstehen , ja nicht einmal ihre militärische Sprache. Zur Erleichterung des Zuſammenwirkens sollte ein gemeinschaftliches Band zwischen den Reglements der Auch über die Anwendung der eine drei Waffen bestehen. zelnen Bewegungen sollten wie im österreichischen Reglement Belehrungen gegeben sein. Hiernach bedürfe das Reglement der Infanterie eine vollständige Umarbeitung , das der Cas valerie Abschaffung der Verseßung als Ausnahmsbewegung, das der Artillerie genauere Ausarbeitung der Details. 11. Sollen die Reglements revidirt werden ? Es wird bemerkt , daß die Trägheit diese Frage verneine, weil man ja auch mit dem alten Reglement gestegt habe, 8 weil man im Feld doch nicht exercire und am allerwenigsten das Reglement beobachte. Dagegen wird geltend gemacht, daß man mit einem besseren Reglement jedenfalls leichter zum Siege kommen werde , daß man im Felde , um irgend eine Bewegung zu machen, nothwendig exerciren müsse, und daß es jedenfalls besser sei , von Hause aus so geübt zu sein , daß man nichts wieder ablegen müsse. Nußland , sein Volk und seine Armee. (Forts.) Dar stellung der irregulären Corps. Die Organisation der österreichischen Armee. (Forts.) Die Heeresvauken. Historische Entwicklung ihrer Ein führung in der französischen Armee. Wir erfahren, daß die Franzosen die Pauken erst von den Deutschen eroberten und Anfangs wurden nur solche als Siegeszeichen mitführten. eroberte Pauken geduldet, später nahm die ganze Cavalerie Man sollte dieselben an und trieb großen Luxus damit. knüpfen. Erlaubniß die die alte Bedingung wieder an Schließlich werden auch Trommeln für die Cavalerie ges wünscht, und zwar wegen ihres belebenden Einfluſſes auf die Pferde. Dieser ist eine zweifelhafte Der militärische Ruhm. ten Kriegern läßt sich histo n berühm Größe ; nur von wenige Viele risch nachweisen , daß sie ihren Ruhm verdienten. t verdien Ruhm ten hätten Andere ; Zufall dem ihn verdank und seien durch Zufall darum gekommen .

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. Juni

1859.

Frankreich . Le spectateur militaire. Recueil de science, d'art et d'histoire militaires . 34e année . Paris 1859. Die Belagerung von Gergovia , mit einem Plan. Ueber die Lage Gergovias haben seit 1723 verschiedene Schriftsteller geschrieben ; fte stimmen alle mit dem Verfasser über den Drt überein , dagegen sind sie über die Punkte, wo Casar's großes und kleines Lager stand , getheilter An sicht. Der Verfaſſer nimmt sie auf der Südseite von Ger Nach einer interessanten govia , als der schwächsten an. Terrainbeschreibung folgt eine kurze Darstellung der Be lagerung. Vercingetoriz hatte die Gallier insurgirt , Cäsar eilte mit 6 Legionen aus Italien herbei, ermöglichte durch Kriegslist den Uebergang über den Allier und rückte vor Gergovia, dessen Stärke er jedoch bald erkannte. Er wollte daher nur einen Handßtreich gegen dasselbe versuchen , den er auch sehr geschickt einleitete , wobei jedoch die Römer dadurch eine Schlappe erhielten , daß sie in der Hize Ca far's Signale zum Rückzug überhörten. Zwei Fragen über das Exercirreglement. I. Sind ― unsere Exercirreglements vollkommen ? In Beziehung auf das der Infanterie wird auf das Werk des belgischen Genes rals Renard verwiesen : die allgemeinen Grundsäße und Definitionen find im ganzen Buche zerstreut , Wesentliches und Unwesentliches ist gemischt , .Vieles veraltet. Das Cas valeriereglement zeichnet sich durch treffliche Redaction, klare und bündige Sprache aus. Manches ist indessen noch mangels haft, wie z. B. die Linienformationen immer unter rechten Winkeln geschehen. Ueber die Bewegungen mit Verseßung wird ausführlich verhandelt. Verfasser ist für das System Itier , wonach die Verseßung ebenso zur Regel erhoben ist, wie die gewöhnliche Art der Formation und alle Bewegungen symmetrisch nach rechts , wie nach links stattfinden, die Üb theilungen aber , sobald fie in eine neue Formation einge

Bulletin über den Krieg in Italien 1859. Eine sehr einseitige Darstellung. Kurzer Inhalt der Jahr Memorial de Ingenieros. gänge 1857 und 1858 dieser spanischen Zeitschrift. Wir begegnen darin verschiedenen Auffäßen des Majors Leopold ; Scheidnagel. Die eklektische Befestigung von Piron , Kritik. Es wird eine Befestigung befürwortet , die sich an kein be stimmtes System bindet , sondern von jedem System nach

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Als Hauptvorzüge werden Umständen das Beste nimmt. und somit weniger Koften, Mauerwerk hervorgehoben : Weniger weniger Raum, weniger Truppen und längere Widerstands fähigkeit. Nefrolog des piemontesischen Generals Giustiniani , viels jährigen Mitarbeiters des Spectateur.

Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1859.

704 gefordert; es sei total falsch , daß die Begeisterung allein genüge und man jemals damit eine Schlacht gewonnen habe. Die Freiwilligen sollten schon deßhalb mit Waffen vom Staate ausgerüstet werden , um überall das gleiche Kaliber zu haben. Die Organisation der neuen zweiten Bataillone wird hauptsächlich durch den Mangel an Exercirmeistern aufgehalten. Bisher hatte ein Regiment nur einen Instructionsoffizier und einen Unteroffizier zur Bes lehrung über das Gewehr ; dieß sei viel zu wenig. Der Offizier sollte überzählig und ihm 6 Exercirmeißter beigegeben ſein. Den 25. Juni.

Den 4. Juni. Die Hauptfrage der Freiwilligencorps wird in jeder Nummer besprochen ; aus jeder Zeile dieser Auffäße leuchtet die große Besorgniß vor einer französischen Invasion. &$ wird verlangt , daß die Freiwilligen Waffen und Munition vom Staate erhalten sollten ; nur dadurch werde man die nöthige Anzahl erhalten. Sie sollten wie reguläre Truppen in militärischer Weise geübt werden, namentlich im Schießen, Ein wozu der Engländer Neigung und Geschick habe. Artikel beklagt es, daß immer noch einzelne Regimenter mit dem alten Gewehre ausgerüstet ſeien , und niemand in denselben sich auf das gezogene Gewehr verstehe. Die Reitersabel werden als ju furz bezeichnet , fie liegen auch nicht gut in der Hand ; die der französischen Reiterei ſeien länger und leichter. Fechtübungen sollten nicht ver säumt werden. Den 11. Junt.

Es wird geklagt , daß man gerade jezt aus Sparsamkeitsrück fichten Marine und Flotte reducirt habe. Hätte man eine durch's Loos gewonnene zahlreiche Miliz oder große Freiwilligencorps, so ließe sich dieß entschuldigen. So Statt 100,000 Freis aber sei das Land ganz entblößt. willigen habe man nur 5000 ! - Von dem neuen Kriegs minister wird viel für die Reservearmee gehofft. Er hatte nämlich schon früher den Plan gehabt, eine solche das durch zu bilden , daß er den Soldaten , welche sich nach 10 Dienstjahren zu weiteren 12 Jahren in der Miliz oder den Pensioners verbindlich machten , eine Penfion in Aussicht ftellte.

Miscelle.

Die Geschoffe der gezogenen franzöfifchen Kanonen. Der Mangel an Matrosen gibt zu der Erforschung der Ursachen Anlaß 2 warum sich so wenige anwerben lassen. Als solche werden das geringe Maß von Freiheit und die harte Behandlung bezeichnet. Es wird deßhalb für eine freundlichere Behandlung und größere Beschränkung der körperlichen Züchtigung gesprochen. Die Trunksucht werde dadurch gefördert, daß alle Belohnungen und Aufmunterungen in Trinkgeldern bestehen. Die Landesvertheidigung Die erste von ist in zwei Flugschriften gut besprochen. General Kinlock beschäftigt sich hauptsächlich mit den Frei willigencorps , die zweite von General Kennedy weist die Leichtigkeit einer Landung und eines Marsches auf London nach. Er verlangt die Befestigung von London, Woolwich, Chatham, Sheerneß , Dover , Portsmouth und Plymouth durch detachirte Forts, die Aufstellung einer starken National armee neben der regulären, und zeigt , wie 8 französische Corps , à 25,000 Mann , zwischen Exmouth und Dart mouth in Einem Sommertage landen , Exeter nehmen auf London marschiren, die englischen Seearſenale zerstören und dadurch England für immer zu einer Macht zweiten Ranges machen könnten.

Den 18. Juni. Die Meuterei der europäischen Truppen in In dien gibt zu dem Antrag Veranlassung , diese Compagnie truppen alsbald der königlichen Armee einzuverleiben und ――――― In Betreff der Freiwilligen nach Europa zu schicken. wird wiederholt eine regelrechte Einübung derselben

Der k. bayerische Militärarzt Dr. Rothmund , welcher nach der Schlacht von Solferino sich nach Italien begeben hatte , um den Massen von Verwundeten mit ärztlicher Aushülfe beizustehen , hat zum Andenken einige Geſchoffe mitgebracht, wie ſie von den Franzosen jezt gebraucht werden. Die Kugeln der gezogenen Kanonen haben ganz die Form einer ausgehülſten Eichel ; ein paar Zoll von einander abstehend laufen in zwei Reihen rundum die Zuge, bleierne Warzen je 6 Stück. Die ganze Länge dieses abgespizten Kugelcylinders, welcher hohl , ausgepicht , und mit Sprengzeug gefüllt ist , beträgt gegen 10 Zoll , sein Gewicht 6-8 Pfund. Die Spige schließt eine gutgehende sechskantige Schraube, an deren Rand eben so viele Deff nungen sich befinden ; je nachdem deren eine oder andere abgesteckt wird , kann die Tragweite dieſer Geſchoffe vergrößert oder verkleinert und damit zugleich der Augenblick ihres Plagens annähernd berechnet werden. Auch die französischen Svizkugeln (von größerem Kaliber als die deutschen) haben ganz die Form einer Eichel ; dabei sind sie unten hohl und haben dünnere Kanten , so daß bei der Entladung dieser Hohlraum sich ausbreitend gleichsam umſtülpt und hierdurch jene gräßlichen Wunden hervorbringt. Solche Geschosse waren in früheren , d. h. weniger civilisirten" Zeiten gegen das Völkerrecht, fanden daher keine größere Anwendung ; wir erinnern nur an die Rettenkugeln : - zwei mit Ketten verbundene Kugeln , welche ganze Glieder umriffen. (Obige Mittheilung zeigt die etwas phantastische Auffassung eines Laien. Es ist nur daraus zu entnehmen , daß die früher von uns beschriebenen Geschüßprojectile wirklich zur Verwendung gekommen find. Eine Ausbreitung" der hohlen Infanteriegeschosse findet keines wegs bei der " Entladung " statt , sondern ausnahmsweise nur dann, wenn diese Projectile dem festen Widerstande eines Knochens oder dergl. begegnen. Die Kettenkugeln wurden nicht wegen ihrer furcht baren Wirkung, sondern wegen ihrer Unzweckmäßigkeit und Unschå d lichkeit abgeschafft. D. Ned.)

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von 6. W. Leske.

Samſtag,

34. Jahrgang.

8. October 1859.

No. 81 & 82.

DOO Torontott 79

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Dänemar k .

baut werden , während weiter unten und, oberhalb des

Flensburg, 22. Sept. Ein Herr Plaßmann in Glüc: Reſervoirs alle für einen ſolchen Plaß nöthigen Gebäulich: feiten eine Stelle finden werden ; zwiſchen dieſen und den

Truppentransport über Flüſſe und Seen conſtruirt. Geſdjüßen wird ein bedeckter Weg errichtet werden , um das Eins und Auspafſiren zu ſchüßen . Sein Wagenfaſten iſt aus cannelirtein (wellenförmig ges Zu Fort Moncton bei Portsmouth ſind verſuche preßtem ) Eiſenblech angefertigt, etwa 10 Fuß laug und 2 Fuß tief , dabei ſo leidt , daß er von A bis 6 Mann mit einer neuen Sdartenart gemacht worden. Die -

unmittelbare Schartenöffnung ſtärkſteindereinander verbolzten wurde getragen werden kann. Unten werden leichte Mäder angezeijernen Klößen aus gez , auß8Umgebung

bracht und an den Seiten befindetſich ein Apparat zum bildet. Der äußereTheil wurde aus Eiſenplattengebildet Rudern . Im Waſſer trägt der Wagen mehrere Perſonen einebedeutende Maſſe"von Effecten, die am jenſeitigen mit einer mehrere Fuß diđen äußeren Böſchung von Bad, und ſteinen.

Ufer ſogleich weiter gefahren werden fönnen. frankreich

Paris , 22. Sept.

Die Geſcübbanf, ſowie die übrigen Theile an

der inneren Böſchung wurden in der gewöhnlichen Weiſe Man ſchoß aus einem 8zödigen Geſchüß mit Rugeln und 16 Pfund Pulverladung auf 400 Ellen Ab:

erbaut.

Nachdem die Verſudje, welche

bei den Inſeln Hyères mit den bombenfeſten Kanonens ſtand. Auf dieſe Entfernung ging die Kugel in Stüde, chaluppen angeſtellt wurden , gelungen ſind , hat der

Raiſer die Anfertigung von 50 ſolcher Schaluppen ange ordnet. -

Es ſoll verſuch8weiſe eine ſchwimmende Batterie

und machte an den Eiſenflößen einen Einſchnitt von 11 Zoll, während ſie das Badſteinwerf vollſtändig wegriß. Dieſes ſoll bei den fünftigen Verſuchen durch Erde erſeßt werden. Die anweſenden höheren Offiziere gewannen die Uebers

mit zwei übereinander liegenden Feuerlinien gebaut werden; zeugung, daß die Artilleriemannſchaft hinter einer ſo cons dieſelbe wird mit eiſernen Platten bekleidet ſein , weder Maſter ftruirten Batterie vollkommen geſidert ſei. nod Segel haben und von Dampfkraft bewegt werden . Spanien. Die Geſchüße ſind gezogene Kanonen . S. Folgendes ſind die Maße des neuen ſpaniſchen - Die Drleansbahn transportirte neulich ungebeure -

eiſerne Platten, welche zur Errichtung von Dreb : gezogenen Gewehrs: größtes Kaliber

batterien an den Küſten dienen ſollen. Sie beſtehen , wie die Drehſcheiben an Eiſenbahnen, aus mehreren Stüden,

14,8

fleinſtes Raliber

14,4

dieſes Syſtems fann ein Geſchüß mit großer Leichtigkeit

äußerer Durchmeſſer an der Mündung äußerer Durchmeſſer an der Pulverfammer

gerichtet werden.

Länge des Laufs

welche aufdem Drehgerüſte befeſtigt werden.

Mit Hülfe

Großbritannien .

-b- Die Befeſtigungen der Citadelle von Dover gehen einer Erweiterung entgegen , deren Koſtenvoranſchlag 150,000 Pfd . St. beträgt.

Die Wälle werden

um mehrere Fuß erhöht , die Gräben bedeutend vertieft

werden ; an der Seeſeite wird eine große Baſtion für Offis zier&quartiere errichtet werden , auf welche eine ſtarke Batterie

mit Geſchüßen von dem größten Kaliber poſtirt werden ſoll.

Im Innern der Citadelle wird ein Signalthurm ge

Anzahl der Züge Länge der Züge Breite der Züge Höhe der ganzen Waffe

.

.

20,3 29,0 1000,0 4

2050,0 6,0

1850,0

Metallſtärke an der Schwanzſchraube Metallſtärke an der Mündung Höhe des Viſirs auf 400 Mir. Gewicht der Waffe : 4 Kilogr. Tiefe der Züge .

7,10

2,75 14,0 0,4

707

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wir darauf feine militär-politischen Berechnungen bauen. Die Zeit des Friedens von Villafranca war eine sehr günstige für das Eintreten Deutschlands in den Kampf ; (Schluß.) die tüchtigere Hälfte der französischen Heereskraft war in V. *) Italien beschäftigt. Dennoch bezweifeln wir, daß in zwei Monaten die Pariser Comödie ein Ende gehabt hätte" Die Kriegsschaupläge. - Eventuelle 8 . (S. 116). Hüten wir uns , den Gegner zu unterschägen, Unsere Schrift verbreitet sich ungefähr auf der Hälfte besonders wenn wir die eigenen Rüstungen messen wollen. ihres Raums (S. 20-80) über den Charakter und die Hüten wir uns aber auch , ihn zu überschäßen , namentlich strategische Bedeutung der Kriegsschaupläße. Sie faßt zu wenn es auf den Entschluß zu einem gerechten und noth nächst Frankreichs Vertheidigungsstellung in's Auge und wendigen Handeln ankommt. Das leztere hat unsere Schrift überwiegend im Auge; bespricht nacheinander das Gebiet der Ardennen , der Vo gesen und des Jura , der Alpen , dann Sardinien und sie macht uns mit Recht auf die Momente unserer Stärke aufmerksam. Die Bedeutung unserer Westgränze und der Belgien. Hierauf kommt sie zur Vertheidigung Deutsch lands , zum öftlichen Kriegsschauplag" , näher : zum Ges großartigen neuen Befestigungen , die sie aufweist , ist hier deutsche Befestigungs biet des Mittel- und Unterrheins, des Schwarzwaldes , zur und in dem späteren Abschnitt „ die manier" ( S. 91-99) trefflich gewürdigt. Auch der Laie Lombardei, Venedig und Tyrol , zur Schweiz . Wir em Die Haupt pfehlen die sachkundigen Erörterungen den Lesern dieser kann sich einigermaßen daraus unterrichten. Blätter und wünschen , daß sie auch, wozu hoffentlich der punkte, die Wirksamkeit der großen Pläge, um welche sich Abdruck in der " Deutschen Vierteljahrschrift" besonders ganze Kriegsentscheidungen drehen , treten flar in den Der Verfasser bekämpft mit Recht die in beitragen wird , ihren Weg in's größere Publicum finden Vordergrund. werden. Ihnen in's Einzelne zu folgen , müssen wir uns neuer Form so vielfach auftretende alte Angst , Alles be Es würde dieß wieder zu um sonders und unmittelbar decken zu wollen, die hier zunächst für dießmal bescheiden. zu einer heillosen Verschwendung von Zeit , Kraft und fangreichen Ausführungen führen , die für eine Wochen schrift, wie diese Blätter , stets ihr Bedenkliches haben, Mitteln führen müßte. Was haben wir nicht noch in den Schwarz und für die gerade in dieser Richtung zur Zeit keine be lezten Jahren für Pläne vernommen , in jedem einen Riegel vorzuschieben, - als ob wir Denn die Kriegsschau waldpaß dem Feind sondere Aufforderung vorliegt. pläge müssen wir zunächst nehmen , wie sie sind : ihre Ge nicht viel wichtigere Dinge zu thun und über die Millionen staltung durch Befestigungsanlagen wesentlich zu verbessern, nur so zu gebieten hätten ! Der Verfasser weist mit Recht dazu hätten wir , auch wenn wir es wollten , schwerlich die auf Ulm hin, das Alles leisten wird, wenn man es zu bes Die strategische Lage von Rastatt halten nußen weiß. Zeit , die Uebereinstimmung und die Mittel. Die Haupt aufgabe für Deutschland liegt in diesem Augenblick in den wir, namentlich bezüglich des südlichen Schwarzwaldes, Dennoch wird eine rechte Vertheis Heeren selbst, ihrer Verfassung, Organisation, Ausbildung, für weniger glücklich. zu lösen wissen. In einer damit Aufgabe ihre digung Ausrüstung. Wir finden ein Verdienst unserer Schrift darin , daß anderen Zeit könnten wir höchstens noch die passagere Be fie die Sorge um die Verstärkung unserer Gränzen auf festigung von Donaueschingen oder Villingen "gütheißen. Alles Weitere wäre so vielen anderen wichtigeren Forde das rechte Maß zurückführt. Wir können freilich der Dar rungen gegenüber kaum zu verantworten. nament beipflichten, Punkten allen in nicht stellung wieder Mit Recht hat der Verfasser auch Belgien und die lich müssen wir das französische Vertheidigungssystem für Schweiz in die Betrachtung hineingezogen , sie gehören un stärker annehmen, wie wir auch die Heereskraft, die Frank reich für diesen Fall aufbieten würde , stärker anschlagen mittelbar zu diesem Kriegsschauplay. Abgesehen von einer mußten . Grenoble , Besançon , Straßburg , Meß scheinen etwas dunklen Stelle über die strategische Beherrschung uns Gränzpläge , deren jeder, wenn die Macht nicht zu Belgiens durch Frankreich ( S. 45) , ist die Bedeutung ungleich , Frankreich nicht durch vorhergegangene Angriffs. beider Länder für die hier gegebenen Linien und Aufgaben friege zu erschöpft ist , wohl nur der Preis eines ganzen des Angriffs und der Vertheidigung in treffenden Zügen Feldzugs werden könnte. Lyon und Paris , die beiden entwickelt; auch haben dem Verfasser neuerdings manche Ereignisse , z . B. der endlich durchgedrungene Plan einer mächtigen Centralpunkte , müssen wir uns ebenfalls hüten zu unterschäßen ; fie könnten jeder einen zweiten Feldzug großartigen Vollendung von Antwerpens Befestigung Recht Für Paris besonders müssen wir eine desto gegeben. Die Politik kann hier von der strategischen Be erfordern. hartnäckigere Vertheidigung voraussehen , je mehr mit ihm trachtung etwas lernen. Beide Länder gehören zum Ver der Staat und das Volk stehen und fallen. Dabei kommt theidigungsgebiet Deutschlands , und da ihre Neutralität allerdings viel auf die Verhältnisse an , unter denen ein von unserer Seite nach der Natur des deutschen Staats Die französische Nation wesens niemals bedroht werden kann, so sollte man meinen, solcher Angriff erfolgen würde. es müſſe hier eine natürliche Bundesgenossenschaft bestehen . ist im Aufschwung, wie im Zusammenfinken unberechenbar. Durch die bereits errungenen und durch neue Erfolge Bekanntlich standen dem bisher von beiden Seiten ent könnte sie sich so weit über das Maß ihrer wirklichen Kraft gegengeseßte Tendenzen der inneren Politik entgegen ; erst fortreißen lassen, daß sie im Zug eines einzigen mächtigen jeßt, unter dem Eindruck gemeinsamer Gefahr, beginnt die Rückschlags zusammengeworfen werden könnte. Nur dürfen wahre Natur der Dinge sich Bahn zu brechen. Mögen unsere deutschen Staatsmänner die Zeit nicht versäumen ; *) Vgl. IV. in der A. M.-Z. Nr. 77 & 78 v. d. J. nichts ist in der Politik verderblicher und ungesun der Die militärische Stellung Frankreichs Deutſchland gegenüber.

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als doctrinären Systemen oder gar bloßen Antipathien zu folgen. Die Lombardei und Venedig mußte der Verfasser schon um des politischen Zusammenhangs willen in den östlichen Kriegsschauplag" mit aufnehmen. Von dem falschen Ge danken eines nothwendigen unmittelbaren strategischen Zus sammenhangs scheint er frei zu sein . Er würdigt richtig die mächtige natürliche Scheidewand der Alpen , durch welche hier zwei Kriegsschaupläge gebildet find , deren Er eignisse nur entfernt und langsam , überwiegend durch das Medium der Politik , und nicht durch die strategische Situation, auf einander wirken. Hier hat uns die poli tische Tendenz die militärische Erkenntniß arg verwirrt; Flugschriften und Blätter , und darunter sehr angesehene, haben sich die unfruchtbare Mühe gegeben , zu beweisen, daß schon um der Sicherung Deutschlands willen die Lom bardei bis zum Tessin durchaus bei Oesterreich bleiben müsse. Wir erkennen das volle Gewicht der patriotischen Beweggründe, die dahin führen , an ; müssen es aber für gefährlich halten , wenn auf solche Weise die militärischen Vorstellungen , statt auf die politischen aufklärend und bes richtigend zurückzuwirken , von diesen verdunkelt werden. Wer hier, statt zwei abgesonderten, einen einzigen Kriegs, schauplag finden will, der muß consequenterweise behaupten, daß von dem Besiz der Alpen derjenige der deutschen und italienischen Ebenen abhänge. Es wäre der verkehrte Ges danke des strategischen Ueberhöhens, der 1799 eine so un glückliche Rolle spielte. Seit Napoleon's I. Kritik , die er auf St. Helena über Bülow's strategische Phantasten niederschrieb , seit Clausewiß kritischen Feldzugsgeschichten sollten dergleichen unklare Vorstellungen unsere Köpfe nicht mehr beherrschen . Unser Verfasser hat ganz Recht : selbst wenn das berühmte Festungsviereck zwischen Etsch und Mincio in den Händen der Franzosen wäre, so würde, ab gesehen von der moralischen Wirkung eines solchen Siegs, ihr Vordringen gegen das Innere von Desterreich , sei es durch Tyrol, sei es durch Illyrien, neuen außerordentlichen Schwierigkeiten begegnen ( S. 67 , 68, 74) ; es wäre, so weit es die geographisch-strategische Lage betrifft , einem neuen Krieg gleich zu achten. Auch hat Oesterreich selber bewiesen , daß es diesem Besiß keinerlei nothwendige Be deutung für seine Existenz zuschreibt , sonst hätte es zu einer Zeit , wo nach seiner eigenen Behauptung sein Heer noch ungebrochen war, nimmermehr Frieden schließen dürfen. Seien wir, wie jedes Volk , das etwas gelten will , eifer süchtig auf unsere Macht und Ehre, aber hüten wir uns auch, als ein Volk, das durch die föderative Natur seines Staatswesens vorzugsweise auf die Vertheidigung ange wiesen ist , vor übergreifenden Tendenzen , die uns ver locken, unsere Kraft in falscher Richtung zu mißbrauchen und zu verschleudern. Im Abschnitt „ Eventuelles" (S. 80-118) untersucht der Verfasser die Dinge , wie sie kommen könnten , vom Standpunkt, wie er im Frühjahr gegeben war : zuerst Ent wickelung der Factoren, welche in der heutigen Kriegskunst, im Gegensatz zur früheren , die entscheidenden sind; dann Würdigung der deutschen Befestigungsmanier ; dann die Perspective auf den kommenden Krieg. Die Ereignisse haben seitdem Manches , was hier gesagt ist , widerlegt. Dennoch bleibt der Abschnitt auch jezt noch lesens

werth ; Manches darin behält unverändert seine Bedeu tung. Auf S. 116 z . B. sagt er, daß für Desterreich, wenn es nicht Hoffnung hätte , gleich beim ersten Anlauf über die Alpen zu gelangen , die Vertheidigung dem An griff bei weitem vorzuziehen wäre. Wir glauben, daß Desterreich , wenn es nach dieser Ansicht verfahren wäre, jezt nicht den Verlust einer schönen Provinz zu beklagen hätte. Ein anderes Wort auf S. 106 wollen wir uns Allen gesagt sein lassen. laſſen. Es sind da die Schwierigkeiten in der Lage Frankreichs entwickelt : der Krieg , den es im Schilde führe , dürfe nicht lange dauern , es dürfe nicht nach dem Aeußersten streben. Dieß hat sich bewährt , und darauf dürfen wir auch jezt noch unsere Zuversicht seßen. Bei dem nächsten Krieg, den Frankreich etwa beginnt, muß es nach einem Aeußersten streben ; und das ist seine Schwäche. Es wird sich da nicht um eine schwer zu be hauptende, stets feindlich gesinnte Provinz handeln, die man etwa abtreten kann. Es wird sich um das nothwendige Glied eines Volkes handeln , das man ihm nicht entreißen kann, ohne ihm in's Leben zu schneiden. Wie tief wir jezt die gemeinsame Demüthigung fühlen , wir müssen uns nur in dieser Erkenntniß befestigen , um sie einst wieder auszu= gleichen. Beim nächsten Krieg mit Frankreich müssen wir unwiderruflich die Scheide wegwerfen. Auch dann können uns bittere Erfahrungen bevorstehen , schwere Unglücks ――――― fälle treffen , - aber zuletzt werden wir siegen. Wir sind am Schluß. Unsere Schrift hat das Ver dienst , eine Reihe drängender Fragen in einer Sprache besprochen zu haben , die sie auch dem Verständniß eines größeren gebildeten Leserkreises nahe bringt. Uns scheint darin gerade jeßt eine Hauptaufgabe der militärischen Preffe zu liegen. Wir erwarten von dem Lafen nicht, daß er sage , was geschehen soll; das müssen wir selbst am besten wissen. Aber wir bedürfen seiner Theilnahme, einer öffentlichen , patriotischen Theilnahme. Nur unter dieser Bedingung werden die nothwendigen Reformen gegen den Widerstand , den ihnen die Kraft der Trägheit und der Instinct der Selbstsucht allezeit entgegenseßen , durchgesezt werden. Fast will es scheinen , als wären hier und dort die leßten Erfahrungen schon halb vergessen , als möchte man am liebsten und sobald als möglich in die alten , ge= wohnten Bahnen zurück. Das darf nicht geschehen ; unsere militärische Presse darf dem nicht zusehen ; hier gilt es Kampf, besonnenen , gemäßigten , doch festen, unabläffigen Kampf!

Betrachtungen über die Militärgymnaſtik. (Fortsegung.) Der I. Abschnitt „ Zweck und Leistungen" enthält zwei Capitel. Das erste derselben , die allgemeinen Anforde rungen an den Soldaten und der Einfluß der Gymnastik auf file" , behandelt in sehr anziehender Sprache die Be: gründung der Nothwendigkeit der Gymnastik bei der Aus bildung des Soldaten und ist so recht im Geiste der Zeit verfaßt (besonders S. 12), die nach Einzelabrichtung, nach Erziehung des Soldaten strebt ; das zweite Capitel da die Anforderungen an die Dienstpraxis und der 1 gegen ,

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Einfluß der Gymnaſtik auf ſie“ , gibt die Ueberzeugung von der Richtigkeit des auf S. VIII (Vorwort) aufge stellten Hauptgrundsages ; dasselbe ist vorzüglich den Geg nern der Gymnastik in den Heeren zu empfehlen, weil die selben bei dessen Lesung in vollster Ruhe und ohne jede Bitterkeit auf bessere Ideen gebracht werden müssen . Wirk lich , in diesem Sinne sollten die Exercirvorschriften bear beitet sein ! Die Verfasser kommen in ihren Betrachtungen zu dem richtigen (sehr groß gedruckten) Schluffe: „daß man den Soldaten gymnastisch exerciren müsse" (S. 18). Deßhalb soll auch das Turnen nie als etwas

(Gymnast) verlangt , während alle Subalternoffiziere, excl. der Hauptleute (Ausnahmen gelten auch hier) als Lehrer der Gymnastik, sämmtliche Unteroffiziere als praktische Gehülfen (Vorturner , auf je 12-18 Mann einer) fungiren. Sämmtliche Hauptleute und Stabs offiziere müssen wenigstens das richtige Verständniß der Gymnastik besißen. Ich habe diese Forderungen zu meiner nicht geringen Befriedigung gelesen, weil sie beinahe ganz den Einrichtungen entsprechen, welche in dem Regimente getroffen sind , dem ich angehöre. Man hat damit die besten Resultate erzielt, so daß ich von der Richtigkeit der Ansichten der Herrn Verfasser vollkommen durchdrungen bin. Dank unserem früheren thätigen Chef und den ihn unterstüßenden Lehrern , wird in unserer Abtheilung nach den Grundsägen der Verfasser verfahren. Es turnt näm lich bei uns von den Unteroffizieren und Soldaten Alles, was noch nicht im Schwabenalter steht , dick und dünn, lang und kurz, stark und schwach, je nach Kräften , und wir haben keine Paradepferde, die bei der Inspection dem General vorgeritten werden. Nieder mit dem Schein , es lebe das Wesen! Ferner ist bei uns der ganze Betrieb der Gymnaſtik nicht an eine einzelne Persönlichkeit geknüpft (obwohl wir einen technischen Öberleiter besißen) , sondern alle Compagnieoffiziere treten als Lehrer auf. Ich bin überhaupt der Meinung , junge Offiziere sollten in der Gymnastik hin und wieder selbst als Anweiser wirken und dabei nicht bloß die Aufsicht, c'est à dire die Polizei, führen. Wie selten sieht man aber , daß ein Offizier (vielleicht mit Ausnahme des eigentlichen Gymnaften) mit einem Soldaten ficht , oder gar eine Uebung am Turn gerüft vormacht ; dieß würde ja gegen das Decorum ver stoßen ! Freilich, wer nichts kann , der mag seine Pro duction vor der Mannschaft unterlassen , wie man ja auch beim Scheibenschießen deßhalb die Offiziere getrennt schießen läßt, damit sich niemand bloßstelle. Aber ein Offizier, der vor den Augen seiner Soldaten gut turnt, ficht, schießt u. s. w. , wird dieselben hierdurch nicht nur vortrefflich aneifern , sondern er kann bei ihnen auch gewiß nur an Autorität gewinnen ; denn der gemeine Mann schäßt an seinen Vorgesezten ganz richtig , ich möchte fast sagen in stinctmäßig , nur das Können und nicht das Wissen , von dessen Werth und Bedeutung er überhaupt meistens nur eine dunkle Ahnung hat. Besonders bei der Cavalerie sicht der Reitersmann nur dann ein Ideal in seinem Vor gesezten , wenn dieser ein gewandter und kühner Reiter ist. Auch meine ich ja nicht, daß der Oberst eines Regi ments vorturnen oder ein junger Offizier den Purzelbaum und das Radschlagen wählen soll , wenn er eine Uebung anweisen will . Im vierten Capitel , „ Gymnaſtik bei der Mannschaft“, sind wieder so viele treffliche Ansichten und Behauptungen enthalten , daß ich fast jeden Sag abſchreiben dürfte , um das Beste hervorzuheben. Es behandelt „das Was“ und "1 das Wie". In der ersten Rücksicht werden die An forderungen an einen ausgebildeten Soldaten nach Frei-, Rüst- und Fechtübungen unterschieden. Mit Recht wird besonders den Freiübungen das Wort geredet und dazu gerathen , wenn es an Zeit fehlt , cher die Rüft Übungen zu beschränken, weil sich ein Theil der guten Er folge derselben auch bei den Vorbereitungen zum Fechten er

für sich Bestehendes betrachtet, sondern immer nur im Hin blick auf die kriegerische Ausbildung überhaupt behandelt werden. Die Gymnastik sollte heute so gut ein Theil der Abrichtung sein , wie das Exerciren. Aber auch für alle jene paßt dieses zweite Capitel , die über die Ungeschick lichkeit der Recruten gleich in Feuer und Flammen gerathen oder selbst ganz troftlos werden ; sie dürften sich zur Ruhe, Nachsicht und Geduld aufgefordert fühlen , wenn ihnen bewiesen wird , wie der Grund so mancher Schwierigkeit nur in der falschen Basis unseres Abrichtungsmodus zu fuchen sei. Das ganze Capitel ist vielleicht unbewußt auch im Interesse der Humanität geschrieben. Ich selbst habe mich über dieses Thema schon früher ausgesprochen. *) Ganz richtig verlangen die Verfasser , daß die Abrichtung mit den Freiübungen begonnen werden soll , von denen man sich freilich aber nicht schon am zweiten Tag Erfolge versprechen darf. Nebenher könnte ihr wohlthätiger Ein fluß noch schneller sichtbar werden, wenn in dem glücklichen Bestreben der Neuzeit fortgefahren würde , alle Griffe, Bewegungen u . s. w . allmählig aus den Reglements zu verbannen, die geradezu naturwidrig sind, wie z . B. , daß der Mann sich zum Gewehr wendet , anstatt umgekehrt; daß der Daumen eine Stellung annehmen soll , in der er sich halb ausrenkt, der kleine Finger 10 Pfd . zu balanciren bestimmt ist, die Hinterglieder angewiesen werden, auf der Patrontasche des ersten Gliedes zu ſizen u. dgl. Derartige Feinheiten spucken noch immer ein wenig in unseren Vor schriften. Vieljährige Beobachtungen ein und desselben Fehlers bei Leuten aus den verschiedensten Jahrgängen (Altersclaffen), Lebensberufen, Lebensjahren u . s. w. ließen mich über die Erscheinung dieser consequenten Uebertretung cines der obigen Detailgebote nachdenken und da fand ich fast stets , daß irgendwo eine verlangte Unnatürlichkeit zu Grunde lag; denn vom Od wird sich die Sache wohl nicht herleiten lassen . Ich weiß , daß ich durch diesen Excurs wieder einigen werthen Kameraden Anstoß gebe , welche nun einmal unabänderlich behaupten , unser Stand müsse immer etwas Gezwungenes haben und aus diesem Grunde auch für unsere engen Rockfragen, das würgende Halsband u. dgl. Parthei nehmen. Aber ich kann deßhalb doch meine Aussprüche nicht zurücknehmen , sondern lebe im Gegentheil der frohen Hoffnung , daß die rationelle Auf fassung unseres Standes in der jüngsten Zeit noch manches Vorurtheil beseitigen wird. Das dritte Capitel spricht vom „ Lehrerpersonal" . Hier wird per Regiment ein Offizier als technischer Oberleiter

*) In der A. M.-Z. Nr. 65-68 von 1857 : „ Noch ein Wort zur taktischen Ausbildung“.

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reichen läßt ( S. 23). Jedenfalls sind die Freiübungen kräftigt , ebenso das plötzliche Niederwerfen oder Anhalten vorzüglich geeignet , um bei starkem Zugang an Recruten im raschen Lauf; endlich die gymnastischen Spiele , wie den Massenbetrieb der Gymnaſtik zu organisiren, der überall z. B. vorzüglich das Ballonschlagen , den Kreisballen, das da eintreten muß , wo in der fürzesten Zeit entschiedene Baar und überhaupt alle Spiele, wo der Wettlauf in An Erfolge errungen werden sollen. Auch liegt in einem zweck wendung kommt, - mag sich dabei immerhin ein Anhänger mäßigen Betrieb der Freiübungen in Maſſe und nach Com des alten Abrichtungssystems befreuzen , wenn er einmal mando ein Ersag für alles das , was man gegenwärtig diese Dinge in den Kasernenhöfen oder auf den Exercir aus einer zu strammen Dressur ausmerzen will , nebstdem, plägen sehen sollte. Von den Rüstübungen dürfte be daß hierdurch die hier wünschenswerthe Gleichförmigkeit sonders das Klettern zu bevorzugen sein. Ganz einver erzielt wird. Ich schlicße mich demnach in der Hauptsache standen bin ich wieder mit den Herrn Verfassern , wenn den Anschauungen des Artikels in der Beilage der Augs se davon abrathen , sich gar zu ängstlich an die kunstge burger " Allgemeinen Zeitung" vom 18. August Nr. 230 rechten Gerüste zu binden, dagegen empfehlen, die Uebungen an, das Turnen und die neuere Kriegführung II. " (ge auch außerhalb des Turnplaßes , das will sagen, bei jeder wissermaßen die militärische Ergänzung des vorausgeganges sich darbietenden Gelegenheit vorzunehmen. Wie selten nen gehaltvollen ersten Aufsages mit gleichem Titel eines geschicht jedoch gegenwärtig dieses , weil sich eben leider deutschen Eivilturnlehrers in den Beilagen zu Nr. 228 das unglückliche Paradewesen und die liebe Chablone (viel und 229) , ohne aber deßhalb von der Gefahr für den leicht unbewußt) selbst schon in den Betrieb des Turnens Gehorsam überzeugt zu sein, den die Gerüstübungen mit eingeschlichen hat. Ich würde beim Tirailliren, beim Aus fich bringen sollen. Ich habe wenigstens derartige Erfah rücken zum Scheibenschießen , bei Felddienstübungen , kurz, rungen nie gemacht. Ein vernünftiger Offizier wird ohne wo es eben sein kann und die Mannschaft dabei keine Ge hin von dem Manne nie etwas verlangen , was dieſer fahr läuft, mit derselben über einen Graben springen, voraussichtlich nicht leisten kann ; die Aufforderung zu einer einen Canal auf einigen_Balken überschreiten , eine Hof schwierigen Uebung kann aber wohl nicht als directer Be mauer ersteigen u. dgl. Daß unsere Turnpläge überhaupt fehl gelten. Ebenso sehe ich nicht ein , warum man einen nicht kriegsmäßig genug" eingerichtet sind , und wie die Mann im zweiten Dienstjahre (und weitaus die größte selben etwa sein sollten, hat bereits vor mir eine fachkundige Mehrzahl der deutschen Infanteristen ist doch wenigstens Stimme in der Wiener Militär-Zeitung Nr. 12-14 vom so lange bei der Fahne) , der die Freiübungen genügend laufenden Jahre in einem Aufsage „ Ueber Militärgymnaſtik erlernt hat , nicht auch einiges an einfachen Turngerüsten in Rücksicht auf die Infanterie" erläutert. Nicht gut finde lehren soll ; die gefürchtete Trägheit möchte wohl nur bei ich die fast überall bestehende Anordnung, daß die Mann sehr großen Riegen eintreten können , bei der Bildung ſol schaft auch an den ungefährlichsten Gerüsten nicht ohne cher in der Stärke von 7-8 Mann bleibt dem Einzelnen Aufsicht turnen darf. Ich begreife ein solches Verbot recht gerade so viel Ruhe, als er zur Herstellung der geregelten wohl , vornämlich wenn ich an die Verantwortlichkeit der Respiration bedarf. In dem Buche der Herrn Verfasser Commandeure für Gesundheit und Leben ihrer Leute denke, hätte ich gewünscht , daß noch die Hantelübungen und allein gewiß ist , daß durch dieses fortwährende indirecte das sogenannte Stemmen (von schweren Steinen oder Aufmerksammachen auf die Gefährlichkeit der Rüstübungen Kugeln) eingeschaltet worden wären, insofern man nämlich die Mannschaft zaghaft wird , während man ja doch gerade diese Dinge zu den Freiübungen zählen darf. Im schwe. das Selbstvertrauen durch das Turneu erhöhen will . Nebst dischen System der Gymnaſtik von Ling ſind dieſe Uebungen dem wird mancher Soldat durch das obige Verbot gehin Ein junger gar nicht erwähnt, während sie doch so großen, anerkannten dert, nach Lust und Neigung zu turnen. Nugen haben ; sie machen besonders schulterfrei , befördern Bursche soll beim Anblick eines Reckes oder Barrens gar ein leichteres Athmen und stärken die Arme in hohem nicht daran denken , daß er da herabfallen oder sich sonst Grade. Auch liegt in ihnen das Mittel, wenn man z . B. wie beschädigen kann. Auch versucht die größte Mehrzahl immer links stemmt , in furzer Zeit den linken Arm , der der Menschen , wenn ihr nicht Beistand geleistet wird, meistens bedeutend schwächer ist , vorzüglich dann , wenn ohnehin selten eine Uebung , bei der sie Gefahr laufen man nur rechts ficht, auf das gleiche Maß von Stärke mit könnte. Greignet sich aber wirklich einmal der traurige dem rechten zu bringen. Ich läugne nicht , daß ich auf Fall, daß ein Mann irgendwo unglücklich herabſtürzt, nun Grund der Erfahrungen an meiner eigenen Person eine denn in Gottes Namen ; beim Schwimmen ist schon Mancher entschiedene Vorliebe für Hantelübungen habe , weßhalb ich ertrunken , beim Attaquereiten ein Cavalerist um seinen denn auch seit Jahren mehrere Paare von sogenannten Hals gekommen , beim Blindfeuern der Artillerie hat schon "Hanteln" von verschiedenem Gewichte zu meinem Meu mehr als ein Kanonier seinen Arm verloren u. s. w. , ohne blement rechne. Wer fünf Minuten lang fleißig hantelt, daß man deßhalb die wirkliche Gefahr bei diesen Uebungen fann in seinem Körper die wohlthätigste Revolution hervors immer betont. Ift auf den großen Turnpläßen Deutsch bringen. Vorzüglich für recht versteifte Recruten find die lands bei dem sogenannten „Freiturnen", wo man Knaben Hantelübungen anfänglich mit nicht zu schweren Instru in Menge fich produciren sieht , wohl eine solche Aufsicht menten anzurathen und auf meine Verwendung befinden möglich , wie wir sie bei unseren Kriegern durchführen sich seit einiger Zeit auch Hanteln in den Compagniezim möchten ? Weiter bin ich der Meinung, daß man zur Bes mern unseres Regiments. Die Kosten hierfür hat man ſeitigung jeder Pedanterie die Leute mit der Benennung bei uns erschwingen können. Sehr befürworten würde ich der verschiedenen Uebungen nicht mehr behelligen folite, weiter unter den Freiübungen noch den Sprunglauf 4 bis als gerade nöthig ist , um einen Irrthum bei den Hülfe 6 Fuß weit , der die unteren Extremitäten so erheblich leistenden zu vermeiden , der , wenn z . B. ein falscher

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Handgriff beim Halten angewendet wird , allerdings ge fährlich ist. (Fortsegung folgt.)

In Hinsicht der Schlußäußerung des Verfaſſers glauben wir der allgemeinen Stimme einen Ausdruck zu geben, in dem wir Folgendes erwiedern . Alle deutsche Stämme er kennen den hohen Werth des preußischen Heeres und die Opferfreudigkeit des preußischen Volks an; allein auch sie nehmen für sich und ihre Contingente eine gleiche Aner fennung in Anspruch und dürften hierzu auch durch die Ereignisse der neuesten Zeit berechtigt sein. Gerne werden ihre Contingente neben dem preußischen Heere im Kampfe für Deutschlands Recht und Ehre wetteifern , ohne jedoch ihre Selbstständigkeit aufzugeben : das innige Anschließen muß ein gegenseitiges und das Ausschließen irgend eines Stammes darf nicht zuläſſig zulässig ſein. sein. Das beste Mittel zur Herbeiführung jenes innigen Anschließens dürfte darin bes stehen , daß man sich in den Contingenten des deutschen Bundesheeres über die Hauptpunkte der Einrichtungen des selben vereinbarte , und Preußen könnte sich in dieser Be ziehung ein großes Verdienst erwerben und einer dankenden Anerkennung sicher sein, wenn es seine einflußreiche Stellung im deutschen Bunde dazu benußte , auf dieses Ziel hinzu arbeiten, mit deffen Erreichung manche Mißstände schwinden würden, die gegenwärtig in dem Bundesheere noch bestehen.

Zur preußischen Landwehrfrage. Unter dieser Ueberschrift gibt ein Artikel in Nr. 75 & 76 dieser Zeitung eine Uebersicht der , bei Gelegenheit der in neuerer Zeit stattgehabten Mobilmachungen, in der preußischen Wehrverfassung, namentlich bei der Landwehr eingetretenen oder noch zu erwartenden Veränderungen. Der Verfaſſer überläßt sich der Hoffnung , daß durch Einführung fest stehender Cadres von Offizieren und Unteroffizieren und die Errichtung von Stämmen bei den Landwehrbataillonen, die durch Einziehung von Reservisten auf die Kriegsstärke gebracht werden könnten , Preußen in den Stand gesezt werde, jeder feindlichen Invasion mit Erfolg entgegenzu treten, und daß die Fortdauer der trefflichen Einrichtung der Landwehr nicht an der Mehrausgabe von vielleicht 6 Millionen Thalern scheitern werde, wie Pessimisten pro phezeihten. Er glaubt übrigens , wie er durch Rechnung nachweist , daß auch mit einer geringeren Summe ausge langt werden könne , und spricht schließlich die Erwartung aus, daß auch die übrigen deutschen Stämme in Opfer freudigkeit mit Preußen wetteifern und durch innigen Ans schluß an diesen größten rein deutschen Staat die ihm ges stellte Aufgabe, das Schwert Deutſchlands zu sein, erleich tern würden. 旁 Es sei uns erlaubt , hierzu Einiges zu bemerken . Es ist wohl der allgemeine Wunsch , daß die inneren Einrich tungen der preußischen Armee, eines der Hauptbestandtheile der deutschen Wehrkraft , in einer Weise geordnet sei , daß ihrer schleunigen Verwendung kein Hinderniß entgegenstehe. Wir glauben nicht , daß , bei dem musterhaften preußischen Staatshaushalt, der Kostenpunkt einen erheblichen Anstand abgeben werde , zweifeln aber , daß durch die eingeführten Neuerungen alle die Frictionen beseitigt sind , welche aus den Familienverhältnissen der Landwehrmänner nothwendig hervorgehen. Das Institut der Landwehr ist gewiß schön in der Idee, namentlich wenn es in der Weise aufgefaßt und bethätigt wird , wie in Preußen; es hat aber auch seine Schattenseiten, die in das sociale Leben tief eingreifen, und ist mindestens so kostspielig wie andere Armeen, wenn man die Kosten rechnet, welche zwar nicht im Kriegsbudget ſichtbar , aber von den Gemeinden und Individuen ge tragen werden. Im Interesse des Staates scheinen daher Modificationen nöthig, durch welche die Landwehr als reine Defenſivkraft nur in den äußersten Nothfällen zur Vers wendung käme , während die active Armee ihren Bestand und ihre Ergänzung aus den zwanzigjährigen Conscriptions pflichtigen erhielte, welche nach einer sechsjährigen Dienste zeit in derselben noch zwei Jahre in der Landwehr zu bringen . Auf diesem Wege würde Preußen, wenn es von seiner 18 Millionen zählenden Bevölkerung zwei Procent für seine Wehrkraft verwendete , ein actives Heer von 360,000 Mann und in der Landwehr eine Reserve von 120,000 Mann erhalten ; eine Kriegsmacht , hinreichend zur Behauptung seiner politischen Stellung , ohne dabei die inneren socialen Verhältnisse wesentlich und auch dann nur in dringenden Nothfällen zu beeinträchtigen.

Literatur. Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus sischem Obersten und Flügeladjutanten. Darm stadt, 1859. Eduard Zernin .

Motto : Boute en avant. Die vorliegende Schrift ist bereits in der Beilage zu Nr. 51 & 52 des laufenden Jahrgangs der A. M.-Z. ange zeigt und ihrem Inhalte en bloc die gebührende Anerkennung Demungeachtet dürfte es gerechtfertigt er gezollt worden. scheinen , dieselbe noch einmal zu erwähnen und zum Gegen. stande einer tiefer eingehenden Besprechung zu machen , da fie sich über eine Reihe wichtiger cavaleristischer Angelegenheiten mit eben so viel Geist und Sachkenntniß, als praktischem Sinne verbreitet. Dergleichen Anregungen verdienen aber eine um so größere Beachtung , je magerer in der neuesten Zeit die cavaleristische Literatur geworden ist und je mehr man gegens wärtig geneigt scheint , alle Sorgfalt und Fürsorge der In fanterie und Artillerie zuzuwenden , der Cavalerie dagegen einen untergeordneten Werth beizulegen und sie demgemäß als Stiefkind zu behandeln. Hat man ihr doch schon in mehreren Armeen den Rang genommen, der ihr früher über den anderen Waffen angewiesen und historisch geworden war , obgleich der selbe keineswegs auf Nebendingen oder Zufälligkeiten beruhte, sondern in der eigenthümlichen , einen ritterlichen Geist näh renden Fechtart , sowie in den zur Führung erforderlichen uns gewöhnlichen physischen und moralischen Eigenschaften seinen Grund hatte ! Man erwartet jezt alles Heil von den vervollkommneten Schußwaffen , vor deren Leistungen die Erfolge der blanken Waffen in den Hintergrund zu treten scheinen. Allein man vergißt , daß denn doch im Laufe der Schlachten häufig Fälle vorkommen , wo man dem Gegner auf den Leib gehen muß

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und sogar die Infanterie mit einem energischen Bajonnetan griffe mehr ausrichtet als durch ihr Feuer. *) In derartigen Fällen ist aber die Cavalerie vorzugsweise geeignet und berufen, den Kampf aufzunehmen. Denn die Schnelligkeit , womit ſite fich bewegt , das moralische Element, was ihr zur Seite steht, der Eindruck, den sie durch ihr überraschendes Erscheinen hervorzubringen vermag , endlich die Kraft ihres Chocs , find von mächtigem Einflusse und führen nicht selten in Minuten und mit verhältnißmäßig geringeren Opfern zu einem Ziele, wonach Stunden lang vergeblich geschossen wurde . Allerdings hat die Cavalerie hierbei, den jeßigen Schußwaffen gegenüber, kein leichtes Spiel , und wenn sie Resultale erringen will , so muß sie ihre Aufgabe in der größtmöglichen Beweglichkeit und Schnelligkeit , verbunden mit Ausdauer und nach Thaten durstender Kühnheit, suchen, in einem muthigen Drauflosgehen und kräftigen Dreinschlagen , aber nicht in einem zaudernden Abwarten, in künstlichen Manövern oder leeren Demonstrationen, am allerwenigften in einem erweiterten Gebrauche der Schuß waffe. Zugleich möge man ihr aber auch von außen her diejenige Unterstüßung angedeihen lassen, deren fie dringend bedarf, um auf die Stufe innerer Tüchtigkeit zu gelangen, die nöthig ist, um den gestellten Anforderungen entsprechen zu können. Die in Nr. 35 u . ff. der dießjährigen Allgemeinen Militär-Zeitung an gezeigte Schrift : Gedanken über die heutige Kriegs führung" enthält in dieser Beziehung sehr zu beherzigende Winke. (Fortsegung folgt.)

sichtigt , die nach seiner Ansicht bequemer im Gebrauche find, als dieß von irgend einer der übrigen vorhandenen Auflösungen fich sagen Diese Arbeit hätte früher vollendet werden sagen lasse. fönnen, wenn nicht inzwischen ein Element als überaus ein flußreich hinzugefommen wäre , nämlich die Umdrehung der Geschosse , wodurch eine normal gegen die Bahntangente wirs kende und das Geschoß aus seiner Richtung ablenkende Kraft entsteht. Hierdurch wurde die Aufgabe , ohnehin schon durch den Einfluß des Luftwiderstandes verwickelt , noch schwieriger. In der ersten Abtheilung sind die Gleichungen für die Bahn, der Richtungswinkel, die Geschwindigkeit des Geschosses in einem beliebigen Punkte der Bahn, die Anfangsgeschwindig keit des Geschosses , der Elevationswinkel des Geschüßes , die Sodann find horizontale Schußweite u. f. w. enthalten. mehrere Beispiele mit Hülfe der Tafeln berechnet. Wir zeigen die vorstehende Arbeit des Verfassers mit großer Befriedigung an , haben diese schon in den früheren Werken gefunden und sehen den ferneren mit Verlangen entgegen. -T.

Neue ballistische Tafeln von J. C. F. Otto , Oberstlieutenant à la suite des Garde-Artillerie regiments, Director der Pulverfabrik zu Spandau. Erste Abtheilung : Anleitung zum Gebrauch, (in Quart mit 46 Seiten) ; zweite Abtheilung : die ballistischen Tafeln, (in Quart 204 Seiten). Berlin, 1857. Verlag der Königlichen Geheimen Ober hofbuchdruckerei.

Die hannoversche Armee und das 10. deutsche Armeecorps. Mehrere niederländische Offiziere hatten die im vorigen Herbſt ſtattgehabten Kriegsübungen dieſes Corps besucht und geben nun ihre Bemerkungen : Die hannover sche Armee laffe sich sehr schnell auf die Beine bringen, besonders Cavalerie und Artillerie bei dem Pferdereichthum des Landes . Die Infanterie bestehe hauptsächlich aus Dienst pflichtigen, die Reiterei aus Freiwilligen , die Artillerie zur Hälfte aus beiden. Die Recruten werden innerhalb dreier Monate in den Compagnien dressirt. Die Compagniecolonne spielt beim Exerciren die Hauptrolle ; man hat hierfür vier Hauptstellungen im Bataillon : die 4 Colonnen neben einander, wobei die mittleren zwei ohne Seitenabstand , zum Marsch ; die äußeren gegen die mittleren angeschlossen zur Begegnung von Reiterangriffen ; die Flügelcolonnen vorwärts mit Plänk lern vor der Front zur Einleitung des Gefechts ; die Mittels compagnien in Linie; die äußeren in Colonne mit Plänklern in den Flanken zum Bajonnetangriff und zur Viereckbildung. Jm Viereck knieen die zwei vorderen Glieder. Beim Plänkeln gibt es wenig Signale, der Soldat trägt das Gewehr nach Belieben , geschickte Schüßen feuern , Gruppen laden_für fie. -- Bei der Artillerie der verschiedenen Staaten ſizen 2 bis 5 Mann auf Laffeten und Vorderwagen ; bei einigen wird das Zündloch beim Einbringen der Ladung nicht ge -Die Gewehre sind alle gezogen, aber nach ver schlossen. schiedenen Systemen und Kalibern ; das hannoversche Zünd. - Die Haltung nadelgewehr ist eine Abart des preußischen. wird gerühmt , besonders bei den mecklenburgischen Grena dieren. Der Helm wird als unzweckmäßig bezeichnet. Der Soldat erhält in Hannover Brod und Fleisch , muß aber selbst für die Menage sorgen. Für die große Monti. rung hat der Compagniecommandant monatlich eine runde

,,Neue ballistische Tafeln" des bekannten , in solchen Ar beiten ausgezeichneten Verfassers müssen die Aufmerksamkeit erregen, da hier die Umdrehung der Gefchoffe, welche in der neueren Zeit als ein höchst wichtiger Bestandtheil der Ballistik erkannt worden ist , berücksichtigt wird . Dieß geschieht jedoch nur ins soweit , als die vorliegende Arbeit sich auf die Fälle ohne Umdrehung der Geschoffe bezieht , aber gestattet , die zu seiner Zeit genügend gefundenen Ausdrücke für die Bahn mit Um drehung der Geschosse in Tafeln zu berechnen und für die Symbole der Umdrehung in den Gliedern der Gleichung zu feßen. Dem vorliegenden Werke von höchst wissenschaftlichem und bei gehörigem Eingehen doch nicht schwer anwendbarem Inhalte gehen andere Arbeiten voraus : „ Ueber den Luftwiderstand" im 33. Band des Archivs für Offiziere der königl. preußischen Artillerie und Ingenieurcorps ; das im Jahr 1833 abgeson dert behandelte Ricochetproblem : „ Hülfsmittel für ballistische Rechnungen" in drei Lieferungen von 1855, 1856 und 1857. Seit ungefähr 30 Jahren hat sich der Verfasser mit dem ballistischen Problem in derjenigen Geſtalt beschäftigt, für welche er durch die vorliegende Arbeit Auflösungen zu geben beab. *) Der alte Suwarow pflegte zu sagen : „ die Kugel ist feige und unsicher , das Bajonnet aber muthig und sicher" .

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. Juni

1859.

Niederlande.

De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859.

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Summe. - Die Cadettenschule zählt 78 Zöglinge , welche dort 3 Jahre bleiben und dann 1 Jahr im Regiment Dienſt thun ; jeder Cadet zahlt 300 Thlr. jährlich ; der Unterricht geschieht meistens durch Offiziere. -- Die Kasernen in Hans nover find zweckmäßig eingerichtet ; jede Obermannschaft von 22 Mann hat ein besonderes Schlaf- und Wohnzimmer. Das neue Strafgesetz wird gerühmt ; kleine Diebstähle wers den auf dem Disciplinarweg bestraft ; Trunkenheit kommt selten vor.- Das Lager bestand aus Zelten und Stroh hütten ; Laternen waren angebracht , Vorkehrungen gegen Feuersgefahr getroffen. Die Manöver bestanden aus Corps= und Feldmanövern. Die ersteren waren Schulmanöver, nur wenige Bataillone markirten den Feind. Die Commandanten erhielten Karten und gedruckte Gefechtsdispositionen . Res cognoscirungen gingen voran. Bei den Feldmanövern war nur im Allgemeinen der Zweck angegeben. Das Feuer wurde von der Infanterie und Artillerie auf sehr große Abstände abgegeben. Bei der Infanterie hörte man wenig Comman dos , die Formationen gingen schnell vor sich. Die Ca valerie zeichnete sich durch Ueberwinden von Terrainhinder nissen aus ; bei Angriffen auf Vierecke kamen die Pferde bis dicht an die Bajonnette. Im Allgemeinen geschah Alles in großer Ordnung und Stille. Die Vertheidigungslinien und Festungen des lombardisch venetianischen Königreichs und Sar diniens , mit einer Karte. Es wird in diesem Aufſaße nur Bekanntes wiederholt. Die Infanterie bestehe aus Die sardinische Armec. fleinen Leuten , die sehr manövrirfähig , aber unruhig seien. Die Bataillone seien klein , mehr für das Tirailliren ge eignet und halten geschlossenen Massen gegenüber nicht Stand. Die Bersaglieri eine ausgezeichnete Truppe in zers Die Atreutem Gefecht und rasch in ihren Bewegungen. schwere Reiterei sei geringer als die österreichische ; die Ar tillerie an Material und Uebung vorzüglich. Die österreichische Armee , nach der „ Allgemeinen mili tärischen Zeitschrift". Bücheranzeichen. Der Krieg und seine Mittel von W. Rüstow, in das Holländische überseßt von Fremery, wird besonders deßhalb dem niederländischen Offiziercorps empfohlen, weil das Buch den Offizier der Landarmee mit der Marine bekannt mache und die Vorzüge von Milizheeren in der Art des niederländischen gegenüber von stehenden Heeren her, vorhebe. Schweden. Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm , 1859. Ein Blick auf die Entwicklung der Kriegskunst x . vom Gesichtspunkt des Handgemenges und der Fechtkunst aus. (Forts.) Wilhelm und Moriß von Dra nien schaffen ein neues Kriegssystem , das mehr auf die Wirkung der Feuerwaffen gegründet ist ; die Bataillone find kleiner und nicht mehr so compact , um weniger durch die Artillerie zu leiden. Moriß gibt das erste Reglement über Verhalten der Schüßen und Pikeniere, schafft Helme und Sturmhauben ab , und nimmt der Reiterei die Lanzen, was jedenfalls als Verirrung bezeichnet werden muß. Die Bes festigungs- und Belagerungskunst wird in den Niederlanden

besondes ausgebildet. --- Doch erst Gustav Adolf entwickelt die Kriegskunst vollständig. Er begriff zuerst den Werth einer Operationsbasis , was sich bei seiner Landung , seinem Vormarsch gegen Magdeburg , seinem Angriff auf Tilly's Flanken und Rücken zeigte. Später änderte er in genialer Weise seine Baſis , ſtüßte sich auf Frankreich und ließ ſich durch Tilly's Flankenstellung nicht außer Fassung bringen. Sein Angriff auf Wallenstein's Lager bei Nürnberg war eine Uebereilung , sein rascher Marsch nach Sachsen dagegen wieder ein Meisterstück . Seine ganze Strategie läßt sich mit den Grundregeln der Fechtkunst in Angriff und Vertheis wi digung in Uebereinstimmung bringen. In der neueren Taktik spielt das Terrain und die Feldbefestigung eine Hauptrolle ; bei Gustav Adolf läßt ſich Benußung des ersteren nicht nachweiſen, ſein Lager und ſeine Lagerangriffe dagegen find bemerkenswerth. Seine Soldaten trugen Anfangs noch Brust harnisch und Helm , später den Filzhut. Seine Artillerie war beweglich, lud schnell, war den Regimentern zugetheilt ; die Infanterie hatte Patronen , ſtand dünne, gab ganze Salven ab. Er brachte die bewegliche Brigadeaufstellung in zwei bis drei Treffen auf. Seine Reiterei stand (3 Mann hoch) auf den Flügeln. Bei Leipzig entschied der An griff der schwedischen Reiterei auf die kaiserliche Artillerie ; statt der Lanzen hatte ihr Gustav Adolf Schwerter gegeben, da er begriff, daß das Handgemenge stets die Entscheidung geben werde. Gustav Adolf's Unterfeldherrn haben weniger nach den stets gleichbleibenden ſtrategiſchen Grundsäßen, als nach der Eingebung des Augenblicks gehandelt. Beweglichs Turenne dagegen keit , Abenteuerlichkeit kennzeichnet sie . brachte die defensive Seite der Strategie , die Rücksicht auf die Basis und Manöver mit Beziehung auf diese wieder zur Geltung . Unter ihm kommt die militärische Topogra phie auf. Unter seinen Nachfolgern wird die Defensive übertrieben und von Eugen und Marlborough durch geſchickte ―· Offensivbewegungen ausgebeutet. Der Angriff der Reiterei steigerte sich unter Karl XII . , der ein trefflicher Taktiker und schlechter Stratege war , zur höchsten Höhe ; Eugen Bei Banér findet man machte die Artillerie beweglich. die nachher öfters angewandte schräge Schlachtordnung ; Eugen , Marlborough und Karl XII. stegen durch Durch Das Schießen nimmt zu. brechen der feindlichen Mitte. weniger das gute , als das schnelle ; die Schweden unter Karl XII. schießen auf kurze Entfernungen mit aufgepflanztem Bajonnet. Dieser ganze Abschnitt hebt die Verdienste der Schweden um Entwicklung der Kriegskunst hervor. Es wird zwar zugegeben , daß die schwedischen Armeen feines wegs ganz aus Schweden bestanden, aber Führung. Organis sation, Kunst und Geist dieser Armee kamen aus Schweden . Die neue Organisation der österreichischen Armee. Die österreichische Armee war bis 1848 diejenige , welche mehr als die anderen hartnäckig am Alten hing und deßs halb trop aller Kriegserfahrung und Tapferkeit häufig Un glück hatte. Der jeßige Kaiser hat mit großer Mühe und Kosten einen neuen Grund gelegt. Diese neue Organisation wird nun im Detail gegeben. Remontirung , Reitkunst und Pflege der Pferde in den europäischen Armeen. Nach der "1 Wiener Militär-Zeitung ".

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

L

Samſtag ,

34. Jahrgang.

15. October 1859.

No. 83 & 84. DS

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Allgemeine Militár-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Preußent. *** Berlin , 7. Dctbr. In der Nacht vom 4. zum 5. October ſtarb plößlich an einem Gehirnſchlag zu Goslar der Generallieutenant Ferdinand Auguſt von Wißleben , Commandeur der 12. Infanteriediviſion. Mit ihm wird, wie das Offiziercorps dieſer Diviſion in ſeinem Nachrufe an den Verſtorbenen richtig bemerkt, ein großes militäriſches

Genie zu Grabe getragen . Derſelbe, im Jahre 1848 Oberſt

auch bezüglich der praktiſchen Anwendung fich vorzüglich bewährt haben . Die metallenen GeſQüßrohre, weldie als Bootsgeſdüße dienen , werden nämlich bei Landungen auf die in den Booten mitgenommenen Landungslaffeten ver: pflanzt und im Borgeben als Feldgeſchüze gebraudit. Sie ruben auf einer eiſernen Adiſe , welche nach Art der Ader pflüge in eine Spiße verläuft, dort einen Stüßpunft in einem metallenen Räd findet und, da das ganze Geſtell für 4 kräftige Leute tragbar iſt, ein Geſchüß bilden , welches 1

lieutenant und Chef des Generalſtabsdes III. preußiſchen ein Vorgehen bet Landungen nachdrüdlich unterſtüßt. Armeecorps , trat am 1. Januar 1849 in medlenburg dwerinſche Dienſte und nahm als Oberſt und Comman

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deur der dortigen Brigade rühmlichen Antheil an dem 20. Octbf. Nach einer Mittheilung der Kampfe gegen die badiſchen Inſurgenten. Im September „ N.München, Preuß. 3tg." ſollen zufolge eines Kriegsminiſterials 1850 wurde militäriſche er Generalmajor; er entfaltete nun dem eine Gebiet außer beſchluſſes bis zum nächſten ordentliche Thätigkeit (auch auf Frühjahr mindeſtens 3 Battes Des Militärdepartements, deffen Directorium er führte) und erwarb

rien mit gezogenen Ranonen errichtet werden . Die

fich um die Hebung des medlenburg-ſchwerinſchen betreffenden Zeichnungen und Pläne find bereits in die

Militärweſens große Verdienſte. Zur Zeitder Concentrirung Gieß undBobranſtalt von Geſchüßen nach Augsburg abs des 10. deutſchen Armeecorps zu größeren Uebungen bei geſendet worden. Nordſtemmen im vorigen Herbſt, wobei er mit beſonderer Ges

ſchidlichkeit das Commando der zweiten Diviſion führte, wurde er zum Generallieutenant" ernannt. In gleicher

Din emar k .

Kopenhagen , 3. Dctbr. Der Marineminiſter hat im

Eigenſchaft trat er im November 1858 in die preußiſche Zulagebewilligungs-Geſebentwurf 91,000 Rthlr. zum Bau Armee zurüd und erhielt das Commando der 12. Infanteries diviſion zu Reiße, deren unbegränztes Bertrauen er ſich ſehr bald erwarb. — Der Verſtorbene war einer der tüchs

von 4 eiſernen Transportfahrzeugen vom Reichs rathe verlangt. Eine andere Summe wird von demſelben zum Bau neuer Schraubendampf- Ranonenboote ges

tigſten Kartographen der preußiſden Armee, auch iſt er bes wünſcht, da das bereits vorhandene Dampf-Kanonenboot fanntlich Verfaffer der 1856 hierſelbſt anonym erſchienes ſich als ſehr zweckmäßig gezeigt haben und dieſe Art Fabr: nen, zwar fleinen,aber äußerſt gehaltvollen Schrift: ,,Anſichten zeuge ſich vortrefflich zur Vertheidigung der däniſchen Küſten über taftiſche Ausbildung des Soldaten , namentlich des und zum Bugſiren beim Transport von Truppen eignen Infanteriſten , ſowie über Manöver im Allgemeinen ".*) ſollen . Großbritannien . Danzig , 6. Dctbr. Die geſtern hier angeſtellten Scießverſuche mit Landungsgeſdüßen der Sees Die Schießverſuche, welche jept con zum zweiten geliefert , indem befriedigende haben 6. artillerie dievon der Fabrik Steimig &Reſultate Comp. gefertigten eiſer. Male gegen eiſenbeſchlagene, ſogenannte dußfeſte Schiffe nen Laffeten nichtallein in Rückſicht auf Haltbarkeit, ſondern angeſtellt worden ſind, haben ſich durchaus nicht bewährt

und die ſchwimmenden Batterien, auf die in der

*) Beſprechungen dieſer Schrift finden ſich in der A. M.3. Nr. 75 & 76 franzöſiſchen Flotte ſo großer Werth gelegt wird, ſcheinen von 1856 und Nr. 41—44 von 1857 .

nichts weniger als unverwundbar zu ſein. Es gilt dieß

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wenigstens von den in England angefertigten , und es müßte sonderbar zugehen , wenn die französischen Eisens platten mehr Widerstandskraft als die englischen haben sollten. Die neuesten Versuche waren vor wenigen Tagen mit der schwimmenden Batterie "trusty" gemacht worden. Eine konische Kugel , auf 600 bis 1200 Fuß aus einem 56 Centner schweren Geschüß auf sie abgefeuert , zertrüm merte ihre schüßenden Eisenplatten, wo immer diese getroffen wurden ; ja einzelne Kugeln schlugen auch noch obendrein durch die innere Holzverkleidung mitten durch. Wenn ums gekehrt eine Kugel durch eine der abfichtlich offen gelassenen Stückpforten eindrang, zerschlug fie auf der entgegen gefeßten Seite erst die innere Holzverkleidung und behielt noch so viel Kraft, um von innen nach außen die eiserne Bekleidung zu sprengen. Allerdings war bei diesen Ver suchen die Schußdistanz eine sehr geringe , dafür war das Kaliber des feuernden Geschüßes aber auch nur ein mittel großes. Rußland.

Aber schon heute tritt uns die gleiche Mahnung und die gleiche Frage nahe genug. Die militärische Tages presse soll und will die Wächterin der kriegerischen Ehre sein, die Pflegerin der kriegerischen Ueberlieferungen und des ächten , wahren Soldatenfinnes. Es ist nicht zufällig, sondern es liegt im Wesen jeder auf umfassenderem Plane ruhenden militärischen Zeitschrift , wenn die A. M.-Z. seit lange es sich zur Aufgabe gestellt hat, allen bedeutsameren Ereignissen aus der deutschen Kriegsgeschichte, deren Ge dächtnißtage gerade fallen , in besonderen Darstellungen zu folgen. Die Arbeiten über die Feldzüge von 1759 und 1809 , wie wir fie im laufenden Jahrgang der A. M.-3. wieder finden , haben gleichmäßig ihren Grund und ihre Berechtigung in dem nothwendigen Bestreben , feinen Ge dächtnißtag der militärischen Geschichte unseres Vaterlandes

vorübergehen zu lassen ohne eine Erinnerung an das Er eigniß selbst und an die Ehren und Lehren , die damit verknüpft sind. Die Kämpfe vor 100 , wie die vor 50 Jahren zeigen aber , sobald wir den höheren Standpunkt historischer Betrachtung ergreifen, gleichmäßig auf das hin, St. Petersburg, 30. Sept. Durch einen Ukas hat was endlich in dem mächtigen Umschwung des Jahres 1813 der Kaiser den Militärdienst folgendermaßen reducirt : seine Erfüllung fand . Es sind Glieder einer und derselben 1) Die Recruten werden in Zukunft, um ihren definitiven Kette von historischen Erscheinungen, Abſchnitte in dem gleichen Abschied zu erlangen , in der Landarmee und dem damit gefeßmäßigen Entwickelungsgange der deutschen Geschichte. verbundenen Dienste 15 Jahre , im Marinedienste nur 14 Derselbe Widerstreit , der vor 100 Jahren sich im inneren Jahre dienen. 2) Die Dienstfrist für alle gegenwärtig Kampfe vollzog, war 50 Jahre später das Motiv der Los unter den Waffen im Dienste Stehenden ist ohne Aus sage, der verweigerten Hülfe gegen den gemeinsamen Feind. nahme auf 20 Jahre reducirt ; diejenigen aber, welche nach Erst als alle Glieder des weiland deutschen Reichs nieder den gegenwärtig bestehenden Verordnungen 20 Jahre und geworfen am Boden lagen, war der alte Gegensaß erschöpft weniger im Dienste zu stehen haben , werden verabschiedet, und gefühnt , und damit war die Einigung der Gewalten sobald die für in 1 bestimmte Frist abläuft. und der Gemüther möglich , mit der von 1813 die neuere deutsche Geschichte beginnt. Jede Erinnerung an die Kämpfe des großen Königs und an die traurige Zeit nach ihm , wo der Baseler Friede , die wiederholte Niederlage Zum 18. Dctober.. Oesterreichs , der völlige Sturz Preußens wie schwarze Nur vier Jahre noch , und ein halbes Jahrhundert ist Warnungstafeln in der Geschichte dastehen , mahnt uns abgelaufen seit dem rühmvollen Siegeskampf auf dem so an das Jahr 1813 , und eine schöne Fügung ist es, Blachfelde von Leipzig. Erst von dort an gab es wieder daß dasselbe Jahr 1863 , in welchem wir das halbhundert ein Deutschland ; die Zeit war vorüber , da selbst die geo jährige Gedächtniß des Wiedererstehens von Deutschland graphische Wissenschaft den Begriff von deutschem Land zu begehen haben werden, zugleich durch das hundertjährige und Volk verloren hatte. Nie gab es einen edleren Stoff Gedächtniß des Friedensschlusses bezeichnet ist , der dem und Anlaß zu journaliſtiſcher Ürbeit als die Erinnerung fiebenjährigen Bruderkampfe in Deutschland endlich ein daran , wie in der gewaltigen Erhebung des Jahres 1813 Ziel sezte. Deutschland glorreich wieder erstand , um nach schweren, Oeffentliche Blätter haben die Idee angeregt, daß man prüfungsvollen Zeiten des Irrthums , der inneren Ver den Siegestag von Leipzig wieder ſo als nationalen Fest feindung und fremden Bedrückung einen neuen und zukunft tag feierlich begehen möge , wie das in den ersten Zeiten reichen Abschnitt seiner Geschichte zu beginnen. Das Ge nach dem Jahr 1813 zu geschehen pflegte. Die gemein dächtnißjahr 1863 wird die gesteigerte_Mahnung für uns same Feier soll zu einem einigenden Versöhnungsfeste wer Deutsche bringen , eingedenk deſſen zu sein, was 50 Jahre den, und die Feuer auf Bergen und Höhen sollen weit früher von unseren Vätern gegründet wurde , und das die hinaus leuchten als ein Zeichen, daß der leidige Hader Söhne in Treue pflegen und ausbauen sollen , wie die der Gegenwart aufgehört hat und vergessen ist, daß gegen Väter es gegründet haben. Es wird eine ernste Mahnung fremden Unglimpf die deutschen Stämme " Einer für Alle sein an das Gedächtniß einer großen Zeit, aber eben damit und Alle für Eincu" zum gemeinsamen Kampfe bereit ſtehen. auch ein Ruf zur Selbstprüfung , ob wir gethan haben Der deutsche Soldat bedarf der Versöhnung nicht mit und thun , was die Väter den späteren Geschlechtern als seinen Kameraden anderer Stämme ; wie tiefschmerzlich er heilige Aufgabe vererbten , damit die herben Lehren , die auch noch immer die Enttäuschung empfinden mag , die so sie selber empfangen , den Söhnen fruchtbar würden. Der plöglich auf die kampfesfreudige Erhebung der lezten Zeit deutschen Presse ist damit eine hohe Aufgabe im Voraus gefolgt ist: das Wort von 1813 „ Einer für Alle und Alle bezeichnet, und auch die militärische Tagespresse wird an für Einen" lebt in dem deutschen Soldaten und wird in ihrem Theil dazu mitwirken müssen. ihm lebendig bleiben. Aber das nationale Fest , wenn die

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Idee dazu durchdränge, wäre doch ganz eigentlich ein Fest für die deutschen Heere , deren erwärmendste Erinnerungen an die gemeinsamen Kämpfe von 1813-1815 sich an knüpfen, und in denen die Ueberzeugung tief gewurzelt ist, daß nach den bitter warnenden Lehren, welche die Geschichte uns Deutschen gegeben hat, jedes Abweichen von der Bahn, die im Jahr 1813 ihren Ausgangspunkt hat , ein Feht ift , der nimmer ungestraft bleibt. " Eintracht gibt Macht." Möge das doppelte Gedächtnißfest, das in das Jahr 1863 fällt , Deutschland aufrichtig in Eintracht sehen ! Dann wird man auch mit Recht und Wahrheit wieder an eine M. Feier des 18. Octobers denken dürfen.

Schriften müssen überhaupt als eine unbedingt nothwen dige Ergänzung des vorliegenden Buches betrachtet werden. Auch würde man sehr irren, wollte man glauben , leßteres gäbe eine ,,Anleitung zum Turnen" oder eine „ Beschreibung der Uebungen " selbst; bezüglich derselben verweisen die Verfasser immer auf Ling-Rothstein , denn so häufig ste auch später Veranlassung nehmen , gegen die Fechtmethode P. H. Ling's , die sie als zu gymnastisch bezeichnen, pole B. misch aufzutreten , so erkennen sie doch die Vorzüglichkeit des Systems seiner Gymnastik rückhaltslos an. Nachdem nun das Was der Uebungen erledigt ist, wendet sich unser Buch zu dem Wie. Unter den vorzüglichen Gedanken hebe ich besonders hervor , daß alle gymnastischen Uebungen als Vorbereitung zu den militärischen Uebungen zu be trachten sind und daher nicht selbstständig als etwas anderes nur so nebenher betrieben werden dürfen , und daß ferner die dermalen übliche Detailausbildung des einzelnen Mannes rationeller anzuordnen sei. Ich erinnere hierbei nur daran, warum z. B. meistens eine Cadettencompagnie so „ propre “ (!) exercirt, so elegant (!!) und elastischen Tritts vorbeimar shirt u. dgl. oder warum gebildete junge Leute, die vor her Gymnastik getrieben, so leicht abzurichten sind. Würden unsere Recruten nur etwas gymnastisch vorgebildet zur Einreihung kommen (einzelne Stadtkinder zählen nicht), es müßte bei der Abrichtung die Hälfte der Zeit und Mühe erspart werden. Wie vieler Exercirstunden bedarf es nicht, bis der Mann nur die Handgriffe (die, nebenher gesagt, freilich noch immer etwas weniger zahlreich sein dürften), den einfachen Reihenmarsch , das Aufmarschiren und Ab brechen oder andere elementare Sachen erlernt ! Man hat zwar den schon öfter, besonders in Preußen, ausgesprochenen Gedanken, beim männlichen Theil des Landvolks das Turnen einzuführen , mehrfach belächelt ; allein ich glaube , daß, wenn man zeitweise einen Offizier und einige Unteroffi ziere per Gerichtsbezirk absenden würde, die den militär pflichtigen Bauernjünglingen zwischen 14 und 20 Jahren nur an Sonn- und Feiertagen Anleitung zu den eins fachsten Frei- und Rüftübungen gäben , man schon in wenigen Jahren bei der Conscription die günstigen Wirs fungen sehen könnte. Manchem Nachtheil, d. h. mancher durch schwere Arbeit hervorgerufenen Krümmung ursprüng lich gerader Glieder, würden die Freiübungen entgegen wirken. Auch sind die Recruten jezt, wenn sie zur Zahne kommen , sich meistens ihrer Kraft gar nicht bewußt , oder mindestens wissen sie dieselbe nicht anzuwenden ; dem würden die gymnastischen Uebungen gleichfalls vorbeugen. Ich glaube gar nicht , daß bei der obigen Einrichtung irgend ein Zwang stattzufinden brauchte , weil die Theilnehmer nach und nach freiwillig zuwachsen würden. Auch könnte vielleicht später , wenn einmal die Volksschullehrer oder die ausgedient habenden Soldaten davon verständigt wären, was man beabsichtigt , die Absendung von Offizieren und Unteroffizieren erspart werden. Mit den Jahren würde fich auch der Einfluß der neu ernannten Schullehrer geltend machen, für die das Turnen von nun an in den Semina rien obligatorisch wäre. wäre. Freilich müßte die ganze Ange legenheit immer im Sinne der Verstärkung der Wehrkraft des Landes aufgefaßt werden und deßhalb öfters durch Offiziere des stehenden Heeres die nothwendige Controle Plaz greifen. Selbst für die einfachsten unter den Evo

Betrachtungen über die Militärgymnaſtik. (Fortsegung. ) Bezüglich der Fechtübungen glaube ich, daß das Fechten ohne Gegner , sowie à la muraille als gym nastische Vorübung (aber lediglich als solche) einigen Werth hat, nur muß es sehr mäßig und richtig, d. h. als Glieder übung etwa in dem Sinne betrieben werden , wie Ad. Spieß und die neuere deutsche Turnkunst besondere Ord nungsübungen für pädagogische Zwecke rhytmisch ausge bildet haben. Vom Standpunkte des eigentlichen Fechtens wird man freilich diese Dinge nie wohl anders , als mit den scherzhaften Beinamen „,Luftgabeln“, „ Fuchteln " u . f. w. belegen können. Die Herrn Verfasser sagen vom Fechten überhaupt (S. 23) sehr wahr , daß es doch natürs lich schiene, diese Kunst nirgends in höherer Vollendung zu finden, als in den Reihen derjenigen , die täglich die Waffen in die Hand nehmen . Ebenso weisen sie (S. 24) überzeugend nach , daß gerade auch im Maffenkampfe die Ausbildung als einzelner Fechter sich höchst vor theilhaft bemerkbar machen müſſe. Um übrigens würs digen zu können, welche Anforderungen die Herrn Ver faffer nach den drei unterschiedenen Gattungen von Uebungen an den Soldaten stellen, müßten mit ihrer Arbeit die drei (S. 26) angeführten Schriften verglichen werden . Diese find : 11Gymnastische Uebungen nach dem System P. H. Lings dargestellt von Hg. Rothstein" , „ Gymnastische Rüft übungen“ und „ Anleitung zum Bajonnetfechten" von dem selben Autor. Diese Schriften , wahrscheinlich für die preußische Armee bearbeitete Auszüge aus dem vorhandenen größeren Werke, liegen mir im Augenblick nicht vor, wohl aber das leßtere , ein dickleibiges , vierbändiges Buch, das mir stets wohl einen Schatten, aber doch wenigstens keinen gelehrten auf mein Scriptum geworfen hat. Es führt den Titel: Die Gymnastik, nach dem Systeme des schwedischen Gymnasiarchen P. H. Ling , dargestellt von Hg. Roth, stein. Berlin, 1847-1851 . E. G.. §. Schröder", wovon hier der II. Abschnitt, die pädagogische Gymnastik , §. 74 S. 194 u. ff. nachzulesen wäre. Triftige Gründe werden dafür obgewaltet haben, daß die Herrn Verfasser das „ Ringen" in ihrem Buche gar nicht berühren. Wer sich über das selbe unterrichten will , findet das Nöthige in dem eben angeführten Universalwerk, im IV. Abschnitt , die Wehr gymnastik , §. 90 S. 266 u. ff. Die Ling- Rothstein'schen

727 lutionen könnte schon auf den Turnpläßen bei der Jugend vorgearbeitet werden , wie man dieß denn wirklich auch da sieht, wo die Turnanstalten unter früheren Unteroffi zieren stehen ; dort werden die Knaben gewöhnlich am Schlusse der Lection in 2 oder 3 Glieder rangirt, in Halb züge , Züge u. s. w. abgetheilt und müssen dann bei der Heimkehr den Reihenmarsch , das Aufmarschiren und Ab brechen, das Schultervornehmen u. dgl. erlernen. Wer mir wegen solcher Ansichten etwa Einführung der Soldaten spielerei vorwerfen will , mag dieses immerhin thun. Aber ich meine , wenn man uns einerseits täglich sagt, es über steige die Staatskräfte, solche Präsentstände zu halten, wie fie die jährlich vermehrten Anforderungen an die Ausbil dung des einzelnen Mannes nöthig machen , so sollte man uns doch andererseits das lebende Material für das Heer so vorbilden, daß wir mit der Paradedressur und dem eigentlichen Exerciren rasch zu Ende kommen ; denn nur dann wird uns die nöthige Zeit für das Scheibenschießen, das Tirailliren mit Gegner im gemischten Terrain , die Felddienstübungen u. f. w. bleiben. Weiter geben nun die Herrn Verfasser eine Eintheilung des Uebungsplans und scheiden hierzu alle Schüler in 4 Turnclaffen , wobei sie gerade so vieler Gehülfen bedürfen , als etwa überhaupt Unteroffiziere bei den Compagnien vorhanden find , so daß diese also alle im Stande sein müssen, Unter lehrer , resp. Vorturner zu machen . In unserem Regimente wird wieder ganz ähnlich den im Buche enthaltenen An gaben verfahren ; nur führen wir noch ein Verzeichniß, worin jedem Mann die einzelne Uebung eingetragen wird, sobald er dieselbe vollkommen zur Zufriedenheit gemacht hat. Das durch die Munificenz unseres früheren Obersten ermöglichte alljährliche Preisturnen der höchsten Classe trug nicht wenig zur Belebung des Eifers bei. Sehr richtig wird ( S. 32) gesagt, daß die Freiübungen am besten Morgens nach dem Aufstehen in den Stuben (auch Abends unmittelbar vor dem Niederlegen ) vorzunehmen wären. Wenigstens verfahren Privatleute so , die etwas von der Gymnastik verstehen und körperlichen Nußen aus deren Betreibung ziehen wollen . Ganz wird sich eine solche An ordnung wohl in den Kasernen nicht durchführen laffen, gewiß aber annähernd . Als Minimum ist (S. 32 und 33) für alle drei Arten gymnastischer Uebungen zusammen für jeden einzelnen Mann nur eine wöchentliche zweistündige Uebung beansprucht, eine dreistündige wünschens werth erklärt , eine vierstündige sogar als schon sehr vor theilhaft geschildert. Welch' eine bescheidene Anforderung, wenn man berücksichtigt , wie viele und viele Stunden in einer Woche dem bloßen Paradeschwindel, den Handgriffen und den papageiartigen Inspectionsabrichtungen (dem über mäßigen sogenannten theoretischen Unterricht) geopfert werden ! Die Ansichten der Verfaſſer über das Classen turnen find (S. 33) beispielsweise erläutert , worauf sie den Geift andeuten , in dem die Uebungen geleitet werden sollen. Auch die Anmerkung auf derselben Seite, das Ges päck cher zur Auszeichnung als zur Strafe tragen zu lassen, verdiente eine Probe, obgleich ich nicht verkenne, daß jezt eine schlimme Zeit für einen solchen Versuch ist , wo der unverständige große Haufe schreit : "I weg mit dem Ternister!" und nächstens ein Zeitungscorrespondent berausfinden wird, daß die Desterreicher eigentlich bloß deßhalb theilweise

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unterlegen find , weil sie Sack und Pack getragen. Ueber diesen Punkt wird gegenwärtig nicht wenig gefäbelt. Ich glaube aber, die Franzosen werden ihren havresac" auch nur bei einzelnen Gelegenheiten ablegen und ihn gewiß da tragen , wo sie Aussicht hätten , denselben nicht wieder zu bekommen. Von Algier weiß man z . B., daß fie oft über Gebühr und Kraft bepackt find . Also Alles nach Zeit und Umständen und nur in unseren Standesangelegenheiten dem Volk nicht zu viel nachgegeben , das gegenwärtig schon gegen Helme, Epauletten u. dgl. zu Felde zieht. Ich freue mich , daß man sich eben in mehreren deutschen Staaten mit der Erleichterung des Gepäcks , mit deſſen zweckmäßiger Lastvertheilung , mit besser geschnittenen Tor nistern u. s. w. befaßt , das sind unläugbar hochwichtige Dinge ; aber ich zweifle, ob es gelingen wird , einen Tor nister zu construiren , der gar nichts wiegt, wenn sein In halt schou 15 Pfund hat und den man gar nicht spürt, nachdem man ihn 8-10 Wegstunden getragen. Das 5. Capitel behandelt „ den llebungsplan und die Inspicirungen". Ersterer ist zwar nach preußischem Bes dürfniß zusammengestellt , würde sich aber jedenfalls leicht auf andere deutsche Contingente übertragen lassen. Keime dieses Uebungsplans lagen zwar bisher schon in der von Rohr'schen Ausbildungsmethode , im neuen österreichischen Abrichtungsreglement , im preußischen Recrutenunterricht und überall da , wo man in der neueren Zeit gleich ans fänglich die Freiübungen mit dem Exerciren miſchte, über. haupt wo man sich von der früheren steifen und ermü denden Abrichtung lossagte und einem vernünftigen Fort schritt huldigte. Nicht einverstanden bin ich aber mit dem großen Zeitaufwand , der vorhanden ist, wenn zur bloßen Abrichtung des Recruten außerhalb der Compagnie allein schon drei Monate verlangt werden , eine Einrichtung , die sehr von der berühmten von Rohr'schen Methode abweicht ; doch man wird hierfür in Preußen seine Gründe haben. Daß übrigens während der drei Monate (resp. der Re crutenzeit) Gymnastik und Exerciren noch gar nicht ge= trennt find , gefällt mir ausnehmend wohl , denn eines ist eben das andere und so muß es auch sein “ (S. 35). Ferner ist es eine ächt-militärische Idee (freilich schon öfter, aber doch nicht zu oft ausgesprochen) , daß die Handgriffe mit dem Gewehr nicht als die Basis der militärischen Ausbildung zu betrachten , sondern vielmehr die Fechtstellung und die Handthierung des Gewehrs zum Fechten, Schießen u. s. w. voranzustellen seien. Die Auf forderung , die in der Gymnastik erworbenen Fertigkeiten bei den Felddienstübungen anzuwenden ( S. 36) kann ge wiß nur sehr praktisch genannt werden ; jedenfalls hat eine gute, rationelle Gymnastik den Uebungen im zerstreuten Gefecht , das die Elemente der meisten Felddienstaufgaben enthält , schon sehr wirksam vorgearbeitet. Das Capitel schließt mit beherzigenswerthen Winken für die Inspicirenden. „Die Einführung der Gymnastik in die gegenwärtigen Verhältnisse und der damit verbundene Kostenaufwand " ist der Gegenstand des III. Abschnitts , dessen erstes Capitel (das 6. in der durchlaufenden Nummerirung) , „die Ein führung der Gymnastik in die Armee" Vorschläge macht, wie der Herrn Verfaſſer Ansichten im preußischen Heer am besten durchzuführen wären , wonach das 7. Capitel „ den Kostenpunkt" erörtert und zeigt, daß die durch diesen her

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vorgerufenen Hindernisse doch nicht unübersteiglich find. Es wird dieses besonders einleuchtend , wenn man sich erinnert , was oftmals einzelne Regimentscommandanten aus eigenen Mitteln für Gerüste , Geräthschaften u. s. w. geleistet haben. Der Staat wird sich doch von seinen Dienern nicht beschämen laſſen ? — Wenn jedoch die Herrn Verfasser am Schlusse dieses Capitels ( S. 42) die völlige Ausführung ihrer Vorschläge von einer Verbesserung in Kleidung (d. h. Anschaffung von Drillichanzügen ) und einer Vermehrung der Rährung abhängig machen , so haben sie damit den nervus rerum berührt. Wie da geholfen werden soll, weiß ich natürlich auch nicht, aber das weiß ich, daß ich, wenn mir z. B. als Monarch die Wahl zwischen 40,000 wirklichen Soldaten oder 60,000 maskirten Halbbauern ge stellt wäre , unbedingt die ersteren nehmen würde , d. h. wenn es mir die Staatsmittel nun einmal nicht erlaubten, meine Armee auf einem übermäßigen Stande so auszu bilden , daß ich mit einiger Aussicht in einem künftigen Kriege etwas von ihr erwarten könnte , dieselbe reducirte und billiger formirte, in der sicheren Hoffnung, sie werde klein und gut mehr leisten , als groß und schlecht. Ganz besonders frisch und mit fühlbarer Erregung für den Gegenstand ist der IV. Abschnitt , „ der Geist der Gymnastik in der Armee" , geschrieben und hier zunächst wieder die zweite Hälfte des 8. Capitels , der Einfluß der Gymnastik auf Selbstständigkeit und Disciplin " , wels ches gleichzeitig auch den Schluß der ersten Abtheilung enthält. Es zeigt sich hier eine Begeisterung für die Sache, wie sie das Buch an verschiedenen Stellen auszeichnet. Auch würde dieses Capitel fich theilweise recht gut zu einer Vor lesung in einer deutschen Abgeordnetenkammer eignen, weil (S. 45) ſcharffinnig auf den tiefen Widerspruch hinge wiesen wird , der darin liegt , daß man in einer Zeit, wo Anforderungen an den einzelnen Soldaten gemacht werden müſſen , wie nie vorher , die Friedensübungen der Krieger nie mehr angegriffen , als jeßt und nie mehr als gegen wärtig die Lebungszeit des Soldaten und seine Fries denserziehung auf ein Minimum herabzudrücken gesucht bat. Ferner sprechen die Herrn Verfasser so schön und wahr gegen die Friedensverflachung unserer Tage und berühren dabei so Vieles , was zur Zeit strebsamen und denkenden Offizieren am Herzen liegt, daß ich gewünscht hätte , dieses 8. Capitel wäre als Bruchstück des Buches vor seinem Erscheinen in einer Zeitschrift abgedruckt ge= wesen, damit es einem recht großen militärischen und nicht militärischen Leserkreise zugänglich geworden wäre. Indem ich mein Referat über den ersten Theil des Buches „die Gymnastik" beschließe, kann ich die Bemerkung nicht unters drücken , daß es vorzüglich diese Parthie desselben war, welche mich am meisten angesprochen hat. (Forthegung folgt später. )

Auf Der Mann soll sich in seinem Rocke gefallen. seine Sinne wirken die bunten Farben meist mehr als die dunklen. Das wissen die Franzosen recht gut ; ja, fie haben noch nicht genug an ihren rothen Hosen, blauen Röcken, schwefelgelben , hellgrünen und rothen Epauletten , sondern fügen dem Allen nächstens wahrscheinlich noch weiße Brust läge bei ! Wird nun auch das Bunte durch den guten Ge schmack begränzt , so sehen wir doch jezt den Beweis bis zur Evidenz geführt , daß bunte Uniformen keineswegs am siegreichen Kriegführen hindern . - Dunkle Tücher tragen sich nur in theuren Stoffen gut , in billigen werden sie bald fadenscheinig und an den Nähten weiß; dagegen be wahren helle Tücher auch in geringen Stoffen ihr gutes Aussehen länger, denn sie sind weniger durch's Färben strapazirt. Es scheint daher in dieſer Beziehung der helle Soldatenrock praktischer als der dunkle, der nur neu gut aussieht , während der Soldat in alten Röcken exercirt, marschirt und sich schlägt. Die historische Erinnerung, die fast überall und mit Recht gehegt und gepflegt wird , gibt immer die besten Farben an. So lange nicht nachzuweisen ist, daß Schlachten oder Gefechte wegen dieser oder jener Uniformsfarbe verloren wurden, so lange kann auch nicht über diese oder jene Farbe der Stab gebrochen werden, Beabsichtigte doch am allerwenigsten über die weiße. Napoleon I. 1807 seine Armeen weiß zu uniformiren, vor lauter Kriegführen kam er nur nicht dazu. Etwas anderes ist es mit den den Offizier schon auf weite Entfernungen auszeichnenden Epauletten und Ring kragen , die beim jeßigen kleinen Feuergewehr nur zu uns nöthigen Verlusten führen. Dagegen bleibt die Feldbinde ein schöner und weniger auffälliger Schmuck, der im Nahe gefecht allenfalls unter dem Rock getragen werden kann. Gradabzeichen lassen sich in verschiedenen, nur in der Nähe kenntlichen Formen auf Kragen oder Schultern anbringen. Die Verluste an Offizieren werden übrigens immer je un verhältnißmäßiger sein , je beffer auf große Entfernungen geschoffen wird , da das Fehlen des Gewehrs und Gepäcks dem guten Auge schon auf weite Entfernungen den Offi zier verrathen läßt. Bei einer Tagesfrage von nicht zu unterschäßender Be deutung, wie sie die der Uniformirung befißt, fühlten auch wir uns veranlaßt , unsere Ideen -- wenn auch nur apho riſtiſch — hier niederzulegen.

Literatur. Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus sischem Obersten und Flügeladjutanten. Darm stadt , 1859. Eduard Zernin . (Fortsegung.)

Noch ein Wort über Uniformirung. Die Uniform soll Schuß gegen die Witterung gewähren, ohne den Mann am freien Gebrauche seiner Glieder zu hindern. Das ist bei den franzöfifchen Waffenröcken der Fall ; die deutschen sind meist zu kurz und zu eng.

Wenden wir uns nach diesen einleitenden Worten zu unse rem Autor. Das nicht umfangreiche aber gediegene Schriftchen desselben handelt die berührten Gegenstände in sehr ansprechen. der Form ab. Es werden zwar nur Andeutungen gegeben, gleichsam nur Brocken hingeworfen , allein allenthalben findet

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fich Stoff zum Nachdenken und überall begegnen wir einem gefunden Urtheile und einem ächten Reiterherzen. Der erste Abschnitt , von der Cavalerie im Allge meinen, berührt vorerst die Veränderungen, welche rücksichtlich der Verwendbarkeit dieser Waffe in der neuesten Zeit, in Folge der bei der Infanterie und Artillerie stattgefundenen Vervollkommnung der Schußwaffen , eingetreten sind und im Wesentlichen darauf hinauslaufen, daß die Cavalerie, ſtatt wie früher sich zu zeigen und Angesichts des Feindes zu entwickeln, oder auch in langer Aufstellung einen Plaß in der Schlacht linie einzunehmen , gegenwärtig , bis der Moment der Action für sie gekommen ist , sich verbergen, dann aber mit einer gegen früher vermehrten Beweglichkeit und Schnelligkeit über den Gegner herfallen, namentlich denselben zu überraschen suchen muß, damit sie seinem Feuer so wenig als möglich ausgesezt sei. Während ehedem die Cavalerie beim Beginn der Schlacht bereits in die Schlachtordnung aufmarschirt war und in der selben kampfbereit à portée stand, um ohne Weiteres jeden günsti gen Moment zum Einhauen in den Feind zu benußen , bleibt fie jeßt außer dem Bereiche des feindlichen Feuers in gedräng ter Maſſe vereinigt und entwickelt sich erst unmittelbar zum Gefechte. Dieß erfordert natürlich eine bedeutende Manövrir fähigkeit der Truppe und eine große Gewandtheit des Führers. Da der Herr Verfasser, in Berücksichtigung der gegenwärtig obwaltenden Verhältnisse , ein besonderes Gewicht auf die Be weglichkeit und Ausdauer der Cavalerie legt, so will er leßtere so leicht als möglich ausgerüstet, die dermalige schwere Neiterei aber, die er für völlig zwecklos erklärt, abgeschafft wissen. Wir pflichten ihm hierin bei und halten ebenfalls eine Art von Cavalerie für ausreichend , mögen jedoch nicht verkennen , daß der sogenannten schweren Reiterei ein gewisses moralisches Uebergewicht innewohnt. Denn der Angriff eines dicht geſchloſſen einher rasselnden Cüraffier Regiments hat wohl etwas Impo= fantes , was geeignet ist , den Gegner zu erschüttern. brauchen nur an die Gürassiere Napoleons 1. zu erinnern, welche von der ganzen damaligen französischen Reiterei am meisten respectirt wurden und die meisten Lorbeeren ernteten . Aber fie vollzogen ihre Attaquen nur im Trabe und das wä den jeßigen Feuerwaffen gegenüber nicht mehr ausführbar.

den Anstand ansieht, mit dem Soldaten ein kameradschaftliches Wort zu wechseln , und dessen einziger Umgang mit ihm sich auf den Frontdienst beschränkt, wird weder Zutrauen noch das Verständniß seiner Standeswürde in dem Untergebenen erwecken ; eine Cavalerie aber, welche marode wird, wenn sie einige Tage lang ihre regelmäßigen Fleischmahlzeiten entbehrt , und deren Pferde die unvermeidlichen Strapazen des forcirten Marsches und die Bivouacs in Regen und Frost nicht ertragen , ift, wie es der lehte Krieg bewiesen hat , höchstens gut , um im Anfange einer Campagne einige kecke Angriffe ohne andere als momentane Resultate auszuführen , und alsdann , nach viers wöchentlichem Dienste , Depots und Lazarethe zu bevölkern. Der Franzose ist weder zum Reiter noch zum Cavaleristen geboren, ihm gehen die hauptsächlichsten Bedingungen zu leg terer Bezeichnung ab, nämlich der Sinn zu seinem Pferde, die Gründlichkeit in dessen Pflege und die Befähigung, die Kräfte desselben, sowie die eigenen zu schonen und für wichtige Fälle aufzusparen. Aber die seinem Charakter angeborene Entschloffens heit und Raschheit , sein kecker Muth, sein enthusiastischer Ehr. geiz, seine Ueberlegenheit im Einzelngefecht, selbst seine Eitelkeit und Leichtfertigkeit erseßen ihm manche praktische Eigenschaft und lassen ihn Resultate erzielen, welche dem Türken oder Eng länder unerreichbar wären. Die deutschen Völker find zwar keine geborenen Reiter , aber durch die ihrem Charakter eigene Festigkeit und Ausdauer , durch ihren Gleichmuth und ihre Pünktlichkeit , besonders aber durch ihre Ueberlegsamkeit und ihre Befähigung zur Pferdepflege geborene Cavaleristen, Die slavischen endlich und die ihnen verwandten Stämme find sowohl geborene Reiter als geborene Cavaleristen. " (Fortsegung folgt.)

Weiterhin wird der Unterschied zwischen geborenen und er zogenen Reitern, deßgleichen zwischen geborenen und erzogenen Cavaleristen hervorgehoben , und hierbei bemerkt : daß selbst ein geborener Reiter nicht immer zu einem Cavaleristen gebildet werden könne. Es heißt Seite 5 : „ Der Orientale, der Eng länder find Reiter, aber keine Cavaleristen. Der Orien tale ist fühn und wachsam , enthaltsam , und unermüdlich , wo es gilt, auf eigenem Pferde, mit eigenen Waffen und auf eigene Faust Abenteuer auszufechten oder dem Rufe des religiösen Fanatismus Folge zu leisten ; uniformirt aber und mit Commis waffen in Reih' und Glied gestellt , ist er nur ein traurig lächerlicher Schatten seiner selbst , stumpf und ohne moralischen Halt, ungeschickt im ordonnanzmäßigen Sattel und im Gebrauche der blanken Waffe , ohne Vertrauen auf sich selbst sowohl, als auch auf seine Vorgeseßten und Kameraden, die mitleiderregende Darstellung des Cavaleristen , wie er nicht sein soll. Der Engländer reitet tollkühn über das schwierigste Terrain, toll kühn zu dem gewagtesten Angriffe ; aber es fehlen ihm die Hauptbedingungen zum Cavaleristen, nämlich militärischer Takt, Vorsicht zur rechten Zeit , Localsinn , Genügsamkeit und Aus dauer. Ein Offiziercorps , welches es als einen Verstoß gegen

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der 1859. Geographie von Dr. A. Petermann. Heft VII. Gotha, Justus Perthes. Bekanntlich wurde der ausgezeichnete und unermüdliche Reisende Dr. J. B. Roth vor etwa einem Jahre durch einen unerwartet schnellen Tod dahin gerafft , nachdem er eine Reise nach Indien, einen zweijährigen Aufenthalt in Abeſfinien und zwei frühere Reiſen in Palästina glücklich überſtanden hatte, und eben im Begriff ſtand, seine dritte Reise daselbst zu Ende zu führen. Des verdienten Reisenden leßtes Tagebuch ist in dem obigen Hefte der Publicität übergeben , sowie auch die leßten der von ihm gemachten und von Professor E. Kuhn in München zusammengestellten und berechneten phyſikaliſch geographischen Beobachtungen. Nach Professor Roths Höhenmessungen liegt die Spiße des Hermon nur 6975 Par. Fuß über dem Meere , oder ein paar Tausend Fuß niedriger als bisher angenommen wurde ; die Höhe des Delberges beträgt 2596 Fuß, die von Jerusalem (Preuß. Hospiz) 2370 , die von Kerek im Ostjordan - Lande 3118 Fuß und die von Tafileh 3363 Fuß. Ferner enthält dasselbe Heft einen Bericht über die neueste Reise der Herren Hugo Hahn und Rath im südwest = lichen Afrika, mit einer Originalkarte von Dr. Peters mann , die auch die Erforschung des Tonke - Flusses durch Green enthält.

733 Eine interessante und werthvolle Profil.Ansicht des Kaukasus , von Poti am schwarzen Meere bis Baku am faspischen Meere (in doppelter Größe der Mittheilungen), nebst den neuesten Höhenmessungen im Kaukasus , direct vom General Chodzko , Chef des topographischen Depots des Hauptstabes der kaukasischen Armee , direct mitgetheilt , ist ebenfalls in demselben Hefte enthalten, nebst kleineren Auffäßen und einer ausführlichen bibliographischen Uebersicht neu erschie nener geographischer Werke , Auffäße und Karten .

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. Juni

18 5 9.

Portugal. Revista militar. Periodico quinzenal. Direc 1 ção : Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel ; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joan Manoel Cordeiro , Major graduado. Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1859. Die Streitkräfte des deutschen Bundes und Sars diniens , nach deutschen Quellen. Italien. Schilderung des Kriegstheaters mit Hervorhebung der militärisch wichtigsten Punkte , nach Ulloa. Vernunft und Gerechtigkeit. Unter diesem Titel wird die öconomisch schlechte Lage des portugiesischen Offiziers geschildert , der hinter dem Civildiener zurückstehe. Dabei werde kein Unterschied gemacht, ob er in Lissabon und Porto oder auf dem Lande garnisonire , ungeachtet in den ersteren Städten, namentlich der gesteigerten Miethpreiſe wegen, das Leben sehr theuer sei und selbst der Soldat hier eine Zulage erhalte. Monte- Pio. Ein früherer Artikel hatte den Eintritt in dieſe allgemeine Wittwen- und Waisencasse dringend empfohlen. Dagegen macht Einsender geltend, daß er nicht aufgenommen worden sei, weil die Direction, seiner Gesundheit mißtrauend, durch ihn in Schaden zu kommen fürchtete. Die Leiter dieſes Instituts hätten nur ihren Gewinn im Auge und verringer ten, sobald sich kein tüchtiger Gewinn herausstellte, die Pen fionen. Ueberdieß schwanken alle derartige Cassen in Zeiten der Noth. Deshalb sollte wenigstens für die Waisen von Staatswegen gesorgt werden. Ueber Militär- Verwaltung. Nachweis ihrer Wichtigs keit in Krieg und Frieden. Ansichten Friedrichs, Napoleons und Jominis hierüber. Man ' ist im Allgemeinen in leichter Beschaffung der Lebensmittel noch zurück. Schon im Frieden sollten die nöthigen Einrichtungen getroffen werden. Die brasilianische Armee. (Schluß. ) Schilderung der Militärschulen ; in den Vorbereitungsschulen braucht man nur lesen , schreiben und rechnen zu können. Die Armee zählt 16,000 Mann im Frieden , 24,000 im Krieg. Die Recrutirung ist unregelmäßig, die Waffen sind erst in neuester Zeit verbessert. Die Verwaltung ist schlecht , man hängt vom guten Willen einiger Lieferanten ab , weßhalb Agenten nach Europa geschickt wurden , um eine Concurrenz herbei zuführen. Die Armee ist im Lande herum zerstreut und

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wird zum Polizeidienst verwendet ; darunter leidet Instruction und Disciplin. - Der leßtere Mangel ist aus demselben Grunde auch in Portugal zu beklagen. Organisation der Armee. Ein Artikel Binto's im ,, Nacional " sagt : die Armee stehe nur auf dem Papier, sie sei ein Greis mit den Ansprüchen eines Jünglings , Alles sei gelähmt. Der Generalstab sei gleich Anfangs nicht richtig zusammen gesezt und nach 22 Jahren noch immer nicht als wiſſen schaftliche Waffe organisirt worden ; einzelne Offiziere seien bei öffentlichen Arbeiten , auf Canzleien verwendet , andere thun gar nichts. Es fehle an einem tüchtigen Chef. Für Statistik, Topographie, Karten geschehe nichts . Der Mangel an Beförderung trage zum Herunterkommen des General stabs bei. In andern Ländern haben wissenschaftlich gebil dete Offiziere ein besseres Avancement als die andern , in Portugal sei es umgekehrt. Das Ingenieurcorps ſei zu schwach, man sollte es mit dem Generalstab vereinigen, dann würde das Avancement besser werden. Hierzu bemerkt die Redaction : der Generalstab habe im Verhältniß zur Armee zu wenig Offiziere ; es fehle an einem Dienstreglement ; wegen der schlechten Besoldung lassen sich die Offiziere zu auswärtigen Commissionen verwenden ; ein Jeder thue, was er wolle. Viele lassen sich bei Civilarbeiten verwenden und werden dadurch dem Dienst entfremdet. Der Hauptfehler liege an der lässigen Oberleitung. Eine Vers schmelzung mit dem Ingenieurcorps würde die Verwirrung nur größer machen. Sobald ein fester Etat aufgestellt werde, werde auch das Avancement besser werden. Spanien. La Asamblea del Ejército. Periódico mensual de ciencia , arte é historia militar, publicado por una reunión de oficiales del cuerpo de E. M. Editor responsable Don Manuel Smith ). Madrid Año IV. Nr. 27 , publicado en Junio de 1859. Bruchstück aus der ungedruckten Geschichte Cuba's von Bezuela. Als Prado unter mißlichen Verhältnissen zum Gouverneur von Habana ernannt wurde , zögerte er zu lange , seinen Posten anzutreten , und verlor darüber die zur Organisation der schlechten Armee nöthige Zeit. Seine ersten Pläne zur Befestigung Habana's wurden von Spanien durchkreuzt ; die zu den Festungsarbeiten eingeführten Sträf linge brachten die verheerende Pest mit. Die Befaßung erhielt nur wenig Verstärkung ; die französischen Ingenieure erkrankten. Da kam der erwartete Bruch mit England . Doch glaubte man wegen Anwesenheit der Flotte nicht an einen ernstlichen Angriff auf Habana. Eine zeitige Benach richtigung von den Rüstungen der Engländer durch einen patriotischen Kaufmann ward unhöflich und mit Verachtung zurückgewiesen. Plöglich erschien die englische Flotte, 40 große Kriegsschiffe mit 2300 Kanonen und 20,000 Mann Lan dungstruppen, denen die Spanier keine 3000 entgegenzuseßen. vermochten. Die Engländer rückten mit größter Unvorsich

*) Es hat demnach ein Nedactionswechsel stattgefunden , da auf früheren Heften als verantwortlicher Herausgeber D. Mariano Vincente del Castillo aufgeführt iſt. Anm. d . Ned. d . A. M.-Z.

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tigkeit an, überraschten aber dennoch die Spanier vollkommen und landeten fast ohne Widerstand . Uebersicht der Friedensverträge, Das Haus Savoyen . Heirathscontracte , Bündnisse , Schenkungen dieses Hauses von 879 bis 1696 .

Die neue Militärgeographie von Spanien und Portugal von Ardèche, wird als ausführlich und durchaus genau empfohlen.

Die neuen gezogenen Feuerwaffen und der Krieg in Italien. Nach Besprechung des möglichen Einfluſſes der gezogenen Feuerwaffen werden die nachfolgenden Fragen aufgestellt , deren Lösung der Verfasser von dem neuesten Krieg in Italien erwartet : 1 ) Bis zu welchem Grade muß der Gebrauch gezogener Gewehre ein allgemeiner werden? 2) Soll sich das Zahlenverhältniß der Infanterie zu den andern Waffen ändern ? 3) Wird das gezogene Gewehr künftig mehr als die Artillerie auf die taktischen Anord nungen und den Ausgang eines Gefechts einwirken ? 4) Ueber. treffen die gezogenen Geschüße wirklich die glatten ? 5) Wers den sie nicht durch die Ladung von hinten vor der Zeit ruinirt ? 6 ) Welchen Einfluß üben sie auf das Loos der Schlachten? 7) Welches sind die besten Kriegsraketen und wie find dieſelben zusammengesezt ? 8 ) Wie werden dieſelben in Schlachten und bei Belagerungen am zweckmäßigsten ver wendet? 9) Welche Wirkung zeigen fie im Gefecht ? 10 ) 3ft die deutsche Befestigungsweise so dauerhaft, wie die Deutschen glauben , oder so leicht zu zerstören , wie die Franzosen bes haupten ? 11 ) Welche Wirkungen haben die gezogenen Ges schüße auf fie? (Diese Fragen haben manches Unregende und fordern auch bei uns zu Erörterungen auf.)

Kurze Anzeigen und Nachrichten.

Chronik des italienischen Feldzugs 1859. Mittheis lung der diplomatischen Actenstücke , welche vor Beginn des Feldzugs gewechselt wurden. Chronik des Auslandes . Die österreichische Armee (nachfranzösischen Schriftstellern). (Schluß.) Charakterifirung des Soldaten nach Stämmen : der Deutsche intelligent, von guter Aufführung , anhänglich, tapfer , nicht ausdauernd (?) ; der Ungar gewandt, ausdauernd, stolz, zur Insubordination geneigt; der Pole geschickt , ausdauernd , ſchmußig , trunk süchtig, der Italiener gewandt , intelligent, heiter , nicht ausdauernd ; der Böhme mißtrauisch , diebisch , standhaft, faltblütig, guter Artillerist und Cüraffier. Im Offizier corps herrscht ein vorzüglicher Geißt der Kameradschaft, durch den Mangel einer Garde wesentlich gefördert. Die Gage der Offiziere ist mittelmäßig ; die Garnisonswechsel sind häufig. Ob die österreichische oder preußische Armee besser sei, darüber find die franzöſiſchen Schriftsteller nicht einig. Die deutschen Offiziere werden im Allgemeinen sehr gerühmt ; getadelt wird , daß fie sich zu ſehr mit dem Detail beſchäf tigen , sich mehr an den Buchstaben , als den Geist der Instruction halten, nichts auf sich zu nehmen wagen, und die Consequenzen des militärischen Gehorsams oft zu weit treiben. Schließlich bemerkt der französische Schriftsteller , daß, seiner Ueberzeugung nach , die Franzosen bei Ueberschreitung des Rheins fein Jena und Ulm, sondern die Deutschen gegen sich vereinigt finden würdeft. (Ein Compliment , dem wir eventuell zu entsprechen wissen werden !)

Von der k. preußischen Admiralität ist soeben der in Nr. 49 & 50 der A. M.-3. von 1858 vorläufig angekündigte Seeatlas der Jade-, Weser- und Elbmündungen herausgegeben worden, der aus 3 Hauptabtheilungen besteht , von denen jede wieder aus 2 Blättern zusammengesezt ist. Die erste Abtheilung bildet für sich ein Ganzes und kann für die verschiedenen Zwecke , je nachdem die Mün dungen der Jade, Weser oder Elbe erreicht werden sollen , benußt werden. Die Karten haben den Maßstab von 1 : 50,000 , in welcher Größe bisher noch keine Specialſeekarten waren , was bei den vielen Untiefen der genannten Mündungen für den Nautiker von hohem Werth ist. Es sind darauf auch die vorhandenen Leuchtthürme und Feuerschiffe zum Orientiren aufgetragen , die Fahrwasser selbst durch die Fadenlinien, Tiefenangaben und auch durch Schraffirung der Fadenlinien noch besonders hervorgehoben. Genaue Karten existirten in dieser Beziehung noch nicht, es erscheint daher das hier vorliegende Werk als werthvolle Bereicherung der kartographischen Literatur. (Den 6 Blättern foll in Kurzem eine Uebersichtskarte nachfolgen.) R. Endlich soll das ſchon längere Zeit angekündigte Werk: Guerre d'Orient. Siége de Sébastopol 1854-56. Historique du service de l'Artillerie. Publié par ordre de Son Excellence le Ministre de la guerre. 2 Bände Text in 4. mit Atlas in Folio. (Preis 23 Thlr. und auf Velinpapier 30 Thlr. ) im Verlage von Vve. Berger-Levrault & Fils zu Paris und Strasbourg im Laufe der nächſten Tage ausgegeben werden. Der italienische Krieg und der Tod eines Mitarbeiters hat, der Aussage der Verlagshandlung zufolge, das Er scheinen bisher verhindert. Das Werk dürfte sich dem von General Niel verfaßten Siége de Sebastopol etc. würdig anreihen und zur passenden Ergänzung desselben dienen. (Wir gedenken darauf zu: rückzukommen. D. Red.) N. Nicht allein in Paris , sondern auch in Turin beginnt die Literatur über den italienischen Krieg von 1859 sich sehr thätig zu entfalten. Bereits erschienen sind dort folgende Werke : L'indipen denza Italiana. Storia popolare politica militare e aneddotica delle principali fasi della ricostrizione del popolo Italiano. Torino, 1859 , ein in einzelnen Heften von mehreren sardinischen Offizieren herausgegebenes Werk mit Kunstbeilagen. Jm Vorwort wird daran erinnert, daß Italien dazu bestimmt ſei, ſich ſelbſt zu gehören, worauf ein Vergleich der Mailänder Zustände in den Jahren 1796 und 1859 folgt. Eine beigegebene Illustration stellt den König Victor Emanuel im Gefecht von Palestro dar. Eine mehr gründliche Arbeit ist folgendes : Storia politica militare della guerra dell ' in dipendenza Italiana 1859, von P. C. Boggio , Torino 1859, gleichfalls in Heften erscheinend , von denen bis jest 2 ausgegeben sind. Dieselben enthalten die bekannten Vorfälle bis zur Uebergabe des österreichischen Ultimatums durch Baron von Kellersperg am 23. April. Es wird erwähnt , daß erst nach dem Eintreffen desselben in Turin der Befehl zur Abbrechung der Eisenbahnen , welche zur lombardischen Gränze führen , gegeben , und die französische Hülfe telegraphisch erbeten wurde. Das Werk soll mit den Bildnissen der bedeutendsten Heerführer der Verbündeten geschmückt werden; Heraus geber ist ein geachtetes Turiner Parlamentsmitglied. - Ein drittes für einen größeren Leserkreis bestimmtes Werk ist : La guerra dell' indipendenza d'Italia ; episodi storici . Torino 1859. Die hiervon erschienenen 2 Hefte geben eine Uebersicht über die legten 10 Jahre und zeigen die Verhältnisse bis zum Ausbruch des Kriegs als solche , die sich gar nicht anders entwickeln konnten. Auch diesem Werk find Illustrationen beigegeben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

34. Jahrgang.

Samſtag, 22. October 1859.

No. 85 & 86.

I TOT

Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Preußen .

Igutet , daß derartige eiſengepanzerte Fahrzeuge den Arm ſtrong'ſchen Geſchüßen feinen nennenswerth größeren Wider:

Goblenz, 13. Octbr. Þeute verjdied bier hier in ſtand", als gewöhnliche Kriegsſchiffe leiſten können. Db Þeute früh verſchied Folge eines plößlichen Krampfanfalls der General der In gleich der , Truſty mit ſehr maſſiven Platten von Schmiede 1

fanterie von Hirſchfeld , commandirender General des

eiſen beſchlagen iſt, wurden durch jeden einzelnen zertrümmert, VIII. Armeecorps . Mit ihm verliert die preußiſche Armee Schuß jededoch Kugel mitten durch die ſo daßdieſe

einen ihrer älteſten und hochverdienteſten Offiziere. Şm Seitenwand hindurchdringen konnte. Es iſt ſomit wahr ahre 1806 bei dem Regiment Garde in Potsdam ein

ſdyeinlich , daß die franzöſiſchen Eiſenſoiffe, ihre ſchwims 1

getreten, verließ er nach der bald darauf folgenden Dranga mendenBatterien menden Batterien und „ fregattes blindées“ ihren eignen

faløperiode unſeres Vaterlandes den preußiſchen Dienſt gezogenen Kanonen , nieinais aber den Armſtrongiden

und ließ ſich bei der engliſch - deutſchen Legion anwerben, um unter dem tapferen Hering Wellington den Krieg ger gen den Unterdrüder Europa's fortzuſeßen. Er fiand das mals bei dem ſpanijden Cavalerieregiment Alcantara. Seine viermaligen Verwundungen , die große goldene Men

gegenüberProbe halten können. Leştere - das haben perhalten engliſche Artillerieoffiziere immer behauptet fich zu den neuen franzöfiſchen Geſchüßen, wie dieſe zu den bisher gebrauchten Kanonen. Die eben angeſtellten Proben haben dieſe Behauptung vollkommen beſtätigt, und ihr

daille für Tapferfeit, das Commandeurfreuz des ſpaniſchen

nächſtes Ergebniſ war, daß die Admiralität Befehl ertheitt

Carl’8 III. Ordens find Zeugen ſeiner Bravour. Nachdem

hat, alle Kräfte aufzubieten, um die Herſtellung einer mögs

-

1

im Jahre 1814 ſeine Beförderung zum Oberſtlieutenant lichſt großen Zahl von Lancaſter-Geſcüßen zu beſchleunigen.

und Regiment&commandeur im Alter von 24 Jahren erfolgt war, trat er 1815 wieder in preußiſche Dienſte, als Major und Bataillonscommandeur in das 25. Infanterieregiment . Erwurde 1830 Commandeur des 29. Infanterieregiments,

Es werden deren in Woolwich ſofort bis zu einem Kaliber von 100 Pfund gegoſſen werden, vorerſt aber meiſt 6 und

12Pfünder, um eventuell auf Kanonenbooten gegenChina iu’s Spiel zu fommen . Mittlerweile ſind auch die Geſtelle erhielt eine Brigade in Cöln , dann die 1. Diviſion in weſentlich verbeſſert worden , ſo daß ein einziger Kanonier Königsberg und" im Jahre 1848 das VIII. Armeecorps. das ſchwerſte Geſchüß ohne Anſtrengung zu richten im Er machtë ſodann als Commandeur des I. Armeecorps Stande ſein wird. den Feldzug in Baden mit, erhielt dafür den rothen Adler : orden 1. Claſje mit Sdwertern und Eidenlaub und das

niederlande.

Großkreuz des badiſden Ordens vom Zähringer fömen . Aus dem Haag, 10. Octtr. Den der zweiten Kammer Bei einer Miſſion nadı Straßburg 1852 wurde dem Vers der Generalſtaaten joeben zugeſtellten Budgetsvorlagen ſtorbenen aud das Großkreuz des Ordens der Ehrenlegion des Mariner und Kriegødepartemente für das Bers zu Theil. Im Juli 1856 feierte er jein 50 jähriges Dienſt- waltungejahr 1860 und den beigefügten Mémoires entneh. jubiläum in gewohnter Kraft und Rüſtigfeit. men wir Folgendes : Bezüglich des Neubaues von Schiffen Großbritannien .

wurde in Erwägung gezogen , die auf Stapel ſtehenden Dampjjregatten nad dem Vorbilde des maritimen Aus

Londo.it, 9. Dcbr. Wie in Nr. 83 & 84 dieſer fandes mit 600 Pferdefraft zu verſehen. Indeſſen Nieder: Blätter mitgetheilt, hat eine der ſchweren , mit maſſiven lande als ein Staat , der ſich nur auf die Vertheidigung Eiſenplatten beleyten ſchwimmenden Batterien (trusty) ſeines Territoriums und auf möglidſte Bewahrling der ihre Probe als Zielſcheibe für Lancaſter-Kanonen ſehr juledt Neutralität zu beſchränfen hat, muß den an Schnelle übers

beſtanden. Siitdem iſt der „ Truſty“ einer ſehr genauen legenen Fregatten entſagen , da der Vortheilder ſchnelleren Unterſuchung unterzogen worden , deren Ergebniß dabin

Bewegung die unverhältniſmäßig boben Roſten nicht aufs

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wiegt. Deshalb will man hier an dem Princip der An wendung bloßer Auxiliardampfkraft festhalten. Die Dampf fregatte " Evertsen" 400 Pferdekraft mit 51 Kanonen gilt als Muster dieses Genre's . Als Modell der für den Marinedienst in Ostindien bestimmten Schiffe eignet sich das Schraubenschiff „Vice-Admiral Koopmanns " von 250 Pferdekraft mit 12 Kanonen. Die Dampffregatte 17Zee land" wurde vor Kurzem vom Stapel gelassen, die gleich artige Fregatte " Herbog Adolf van Naſſau “ befindet sich im Bau. Die Regierung hat sich entschlossen , den Bau der kleineren Fahrzeuge ausschließlich auf Privatwerften - soeben ließ man zu Schiedam das erste auf Privat werften erbaute Kriegsfahrzeug, das Kanonierboot ,, Achilles ", vom Stapelfernerhin bewirken zu lassen, und sieht sich dadurch in den Stand gesezt , im Laufe des Jahres noch 1 Dampfschiff zweiter Claſſe im Reichswerft zu Vlissingen und 3 Dampfschiffe zweiter Claffe im Reichswerft zu Amfters dam auf Stapel zu stellen. Der Kriegsminister erklärt in seinem Budgetsmemorandum , daß er von dem unzu reichenden Zustand des diesseitigen Vertheidigungswesens überzeugt sei , und daß es kräftiger Maßregeln zur Ab stellung der Mängel bedürfe. Zuvörderft , um zum Ziele zu gelangen , erfordere es , sich die Vermehrung der Frei willigen (Angeworbene , die hier zu Lande bei ihrer fünf jährigen Dienstzeit nur kleinen Urlaub erhalten , während die ausgehobenen Milizen unter gewöhnlichen Zuständen im Laufe der Dienstzeit länger als 4 Jahre sich auf großem Urlaub befinden) angelegen sein zu lassen. Daher müßten, die Anwerbungen zu begünstigen , Vorsorgen zur Verbesse rung des Looses der Soldaten , namentlich hinsichtlich der Kasernirung, getroffen werden. Demnächst set die Uebungs zeit der Milizen auf eine längere Zeit auszudehnen. Ein neues deßfallsiges Gesez werde den Generalstaaten vor ― gelegt werden. Auch das Schutterywesen die National ――― garde bedürfe einer Reorganisation. Das Limburger Bundescontingent sei vollzählig zu halten, weil auf dieses Corps für die eigentliche Vertheidigung des Reichs nicht mit Unbestimmtheit gerechnet werden dürfe. Das Bataillon Mineurs und Sappeurs erheische , mit einer Compagnie completirt zu werden. Die Schußwaffe der Infanteristen, die den Anforderungen der Zeit nicht mehr entspreche, habe eine Aenderung zu erleiden. Namentlich müsse ein kleineres Kaliber angenommen werden. Bezüglich der Ar tillerie , zu deren Vermehrung erst nach stattgefundener Feststellung der Landesvertheidigung vorgegangen werden könne, sollen alle in dem Auslande an den Geschüßen und Geschoffen vorgenommenen Verbefferungen fortwährend be obachtet werden , um später das Beste mit Vorsicht und successive in der niederländischen Artillerie einzuführen. Der Grundvorrath an Kriegsmaterial sei in befriedigendem Zustande.

Wodurch wird ein Staat im Stande sein , bei plöt lichen kriegerischen Eventualitäten seine Armee schnell zu verstärken, ohne durch die in den einzelnen Waffen deßhalb nöthigen Vorbereitungen das Friedensbudget wesentlich zu übersteigen ? Die zum Thema dieser Abhandlung gewählte Frage ist bei der drückend en Ungewißheit , wie die staatlichen

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Verhältnisse sich im Laufe der nächsten Jahre gestalten werden , ohne Zweifel zu einer Lebensfrage für die deut jchen Bundesstaaten und damit für deren Armeen ges worden , will man der jüngst verflossenen Zeit nicht das Recht der Mahnung absprechen , sich für alle Wechselfälle des Geschickes bereit halten und geschickt sein zu müſſen, jeder Gefahr von Anfang an mit Nachdruck und Ent schiedenheit und dadurch allein mit Aussicht auf baldige und glückliche Erfolge begegnen zu können. Ein Jeder, dem nicht bloß das Wohl und Wehe seines Gesammtvaterlandes und der Ruhm der vaterländischen Armee, sondern früher oder später vielleicht auch die Sicher heit der Existenz und des häuslichen Heerdes am Herzen liegt , wird sich der Erkenntniß nicht verschließen , daß die größte Bürgschaft für die Segnungen des Friedens in der Kriegstüchtigkeit und steten Kriegsbereitschaft der Armeen liegt und darum auch in der Zeit der Vorbereitung der Armeen nicht wollen , daß nothwendige und Erfolg ver sprechende Maßnahmen in deren Organiſation an der Ver weigerung oder Verkürzung der hier und da wohl bedeu tend erscheinenden Geldmittel scheitern. Fern davon , nicht einleuchtend finden zu wollen , daß neben dem Anspruche an vollkommene Kriegsbereitschaft einer Armee die nur billige Anforderung auf Berücksich tigung der Finanzen steht, und daß allein eine weise Spar samkeit d. h. rechtzeitige Opferbereitwilligkeit und recht zeitige Beschränkung ungerechtfertigten Aufwandes - für alle Fälle die nöthigen Mittel in Bereitschaft zu halten vermag , möge man doch nie außer Acht lassen , daß eine durch unfreundliche und voreingenommene Beurtheilung des Militärstandes bedingte stiefmütterlich geringe Dotirung des Militärbudgets dem Militärstande nur schaden kann und sich rächen muß in der Stunde der Noth und Gefahr. Während der verflossenen Kriegsbereitschaft hat sich, nächst einer feldtüchtigen Ausrüstung der Contingente , die Ansicht von der Nothwendigkeit einer Erhöhung von deren jezt als Beweis gilt wohl der Um jest normirter Stärke stand, daß den Bundesbestimmungen entgegen die Contin gente sogleich mit den Reserven ausrücken sollten und daß Preußen und Bayern ihre Armeen_alsbald_auf_die doppelte Stärke brachten zu allgemein ausgesprochen, als daß diese Ansicht und Mahnung zugleich unberücksich tigt bleiben und von entsprechenden Maßnahmen für eine plögliche Vermehrung der Armeen abgesehen werden könnte. Die jeßige Art der Kriegführung sucht durch das Gewicht der Maſſen baldige Entscheidungen herbeizuführen , eine von Anfang an großartige Machtentfaltung ist daher eine der Grundbedingungen für schnelle und glückliche Erfolge und dadurch für baldige Consolidirung aller gestörten Ver hältnisse. Zugleich ist es gewiß die beste Oeconomie , zur richtigen Zeit große Opfer nicht zu scheuen, statt mit den felben immer und immer wieder anzustehen , bis die Er folge mindestens zweifelhaft geworden sind , abgesehen da. von , daß sodann fast mit Bestimmtheit vorauszusehen ist, daß die Opfer an Menschenleben, Material und Geld die anfänglich bedingten bei weitem noch übersteigen werden . Wie sich die politischen Verhältnisse auch immerhin ge stalten mögen, so steht die Ueberzeugung doch zu allgemein feft, daß Deutschland einer baldigen Sturm- und Drang periode entgegengeht , als daß nicht jede deutsche Armee

741 für alle Fälle in allen ihren Theilen tüchtig vorbereitet und zugleich so organisirt sein müßte , daß sie schnell und ohne erhebliche Schwierigkeiten ungefähr um die Hälfte ihrer bisherigen Stärke an Infanterie , und um - an Reiterei und Artillerie erhöht werden könnte.

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avancirte Unteroffiziere erzielt und dadurch dem Mangel an Offizieren abgeholfen werden , sobald diese Offiziers subjecte zum Lieutenantsavancement herangebildet wären . In welcher Weise in allen größeren Armeen der Werth tüchtig vorgebildeter Subalternoffiziere anerkannt wird, bes Auf einzelne einer derartigen Organiſation entſprechende weist zur Genüge der Umstand , daß in diesen Armeen Maßnahmen hinzuweisen , will ich den Versuch wagen , in allenthalben 1 Oberlieutenant und 2 Lieutenants auf dem der Hoffnung , daß diesem Versuche einiger Anspruch auf Friedensetat, auf dem Kriegsetat aber, z . B. in der fran eine milde Beurtheilung wird , will man den in jedes Sol zösischen Armee , 1 Oberlieutenant und 3 Lieutenants in daten Herzen lebenden innigen Wunsch gerechtfertigt finden, einer Compagnie von 120-150 Soldaten stehen, während einige mitteldeutsche Armeen auf die Stärke einer Com jederzeit wohlgerüstet und zuversichtlich dem Kampfe ent gegengeben zu können , und den altbewährten Ruhm deut pagnie von 180-200 Soldaten für den Frieden nur scher Tapferkeit und deutscher Vaterlandsliebe verjüngt 1 Oberlieutenant und 1 Lieutenant , oder in einem Ba= zu sehen. taillon einen 5. oder 6. Lieutenant , für den Krieg nur Der Uebersichtlichkeit halber werde ich jede Waffe auch 1 Oberlieutenant und 2 Lieutenants rechnen, wo doch der unter den ähnlichen Verhältnissen besonders beleuchten. Etat für den Krieg nach Verhältniß der Stärke der Com Was zuerst die Beschung der Offiziersstellen der Jus pagnien, im Vergleich mit der französischen Formation und bei fanterie anlangt, so würde die unbedingt für den Berücksichtigung der vielen abcommandirten Offiziere und Friedensetat beizubehaltende doppelte Beseßung des Verlustes im Gefecht , mindestens ebenfalls 3 Lieute der Lieutenantsstellen in den Compagnien nants per Compagnie betragen sollte. Daß die glänzenden ――――――――― sowie Erfolge der französischen Armee in der Krim und im fürz - das Bataillon à 4 Compagnien gerechnet der jährliche Eintritt eines Cadets als Fähndrich oder lich beendeten italienischen Feldzug zum großen Theil der Portépéejunker in jedes Bataillon mindestens während Beseßung der taktischen Körper mit einem ausreichend der nächsten 6-8 Jahre die Möglichkeit bieten , für die starken Offiziercorps zuzuschreiben , ist wohl nicht in Ab erste Formirung in jedem Bataillon die Offiziere für rede zu stellen ; möge man diesen Beweis für die Noth 6 ftatt 4 Compagnien zu stellen , so daß dann jede dieser wendigkeit hinreichender Offiziere um so mehr beherzigen, als wir uns nicht verhehlen können , daß der Franzose 6 Compagnien mit mehr geborner Soldat ist , wie der Deutsche , lezterer 1 Hauptmann , also noch mehr der Leitung des Offiziers bedarf, als der 1 Ober- resp. Premicrlieutenant und französische Soldat. 1 Lieutenant resp . Secondlieutenant Da, wie bereits erwähnt, jede Compagnie eines Feld besezt und somit aus den Offiziercorps von 2 Bataillonen das Offiziercorps eines 3. Bataillons gebildet werden bataillons mit 1 Hauptmann, könnte. 1 Oberlieutenant und mindestens Beispiel. Ein Bataillon zu 4 Compagnien hat 2 Lieutenants 4 Hauptleute, besezt, jedes Depotbataillon aber dem die Ausbildung 4 Oberlieutenants , neuer Mannschaft für 2-4 Bataillone und nächstdem aller 8 Lieutenants, Dienst im Lande obliegt , füglich mindestens ebenso 1 Portepéejunker (vom 1. Jahrgang), ſtark Offizieren und mit Unteroffizieren stärker bedacht 17 Offiziere. ſein muß, wie ein Feldbataillon, so würde sich der Mangel Demnach kann sofort daſſelbe Bataillon 6 Compagnien an Offizieren sofort empfindlich geltend machen. €8 und zwar 5 Compagnien zu erscheint daher, um wenigstens und alsbald für je 2 Com 1 Hauptmann, pagnien 3 Lieutenants disponibel zu halten , als unerläß 1 Oberlieutenant und lich, daß während der nächsten 6-8 Jahre die Zahl der 1 Lieutenant, jährlich als Portepéejunker oder Fähndriche aus dem Ca das sind zu 3 Offizieren, 1 Compagnie hingegen zu 2 Offis dettenhause eintretenden Offizierssubjecte der Zahl der in zieren formiren, aus den 5. und 6. Compagnien von 2 Ba einer Armee auf dem Friedensetat befindlichen Bataillone taillonen also ein 3. Bataillon zusammengestellt werden . mindestens gleich kommt. Die Deckung des weiteren Bedarfs an Offizieren zur Diese Anforderung würde in einigen Militärbildungs Ergänzung der zu Wirthschaftsoffizieren in den Marsch anstalten eine zeitweilige Erhöhung des Etats der Cadetten und Depotbataillonen und zu Adjutanten in den neu er für die Infanterie im maximo um 3-4 Cadetten pro Jahres richteten Bataillonen bestimmten Oberlieutenants oder quote, bei einem vierjährigen Curſus also die Vermehrung Lieutenants und zu Beseßung der 2. Lieutenantsstellen in der bisherigen Gesammtzahl um 12-16 Cadetten bedingen allen Compagnien der Stamm , wie neu formirten Ba und dem Staate , zu 160-200 Rthlr. pro Kopf Er taillone oder vorerst mindestens eines 5. und 6. Lieute ziehungskosten, einen jährlichen Mehraufwand von 1920 bis 3200 Rthlr. , bei der Einrichtung halber Freistellen nants per Bataillon , also die Deckung von 5-6 , resp . einen Zuschlag von 960-1600 Rthlr., -- bei Einführung 3-4 Lieutenantsstellen für jedes Bataillon würde im Noth - und die beregten 3-4 Stellen pro falle im Laufe von 1-1 Monat durch eine zweite Quote ganzer Zahlstellen Cadetten , durch aus dem Civilstande als Portepéejunker, Quote fönnten füglich volle Zahlstellen sein — aber nur resp. Fähudriche Angestellte, sowie durch zur gleichen Charge einen unbedeutenden Mehrbetrag für Instandhaltung des

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Inventars verursachen , der mit 300-400 Rthlr. pro Jahr als gedeckt angesehen werden kann. Diese einem Staate erwachsende tranfitorische Mehrbelastung des Militärbudgets um 300-400 Rthlr. pro Jahr ist aber jedenfalls nur unbedeutend zu nennen im Vergleich zu dem unberechen baren Vortheil einer hinreichenden Anzahl tüchtig vorges bildeter Offiziersſubjecte. Was die zur weiteren vollzähligen Beseßung der Lieute nantsstellen in der Infanterie aus dem Civilstande enga girten Offizierssubjecte anlangt , so komme ich auf deren militärische Ausbildung später zurück. Stellt sich für diese ein Cursus in den militärischen Wissenschaften im Cadetten bause als nothwendig , und bei den Zeitverhältnissen als möglich heraus , dann würde , sind die Cadettendivisionen zu stark, ein mit diesen Offiziersſubjecten von den Militär Lehrern des Cadettenhauses abzuhaltender 1–1½ jähriger Extracursus mit einem Aufwande von 600-1000 Rthlr. pro Jahr -- für temporäre Zulagen zu den Lehrerges halten ――― die Lücken in deren militärisch-thcoretischer Aus bildung gewiß ausfüllen. Der Mehraufwand von 600-1000 Rthlr. bei einem jährigen , eder von 900-1500 Rthlr. bei einem 12 jäh rigen Cursus für temporäre Zulagen an die Militärlehrer würde transitorisch sein und, bei Ännahme des Vorschlags zeitweiliger Vermehrung der Cadettenstellen um 3-4 pro Quote, wahrscheinlich nur ein einziges Mal in Anſaz kommen.

geworden sind , und namentlich das rege Intereſſe für ihre untergebenen nicht zu gewinnen vermocht haben. - In beiden Fällen kann ein solcher Zustand der Unbehaglichkeit, vielleicht sogar Unzufriedenheit, dem regen soldatischen Sinn und dem unbetreten Eifer in Ausübung des , besonders durch den öfteren Zwang, persönliche Ansichten und persönliche Selbst ständigkeit böherer Ansicht opfern zu müssen, schweren Be rufs , nur Abbruch , vielleicht sogar Schaden thun. Wenn ich nach rein persönlicher Ansicht auch dem eben ausgesprochenen Grundsaße , die Offiziere in besonderen Anstalten zu bilden, huldige, so will ich damit doch keines wegs dem Unteroffizier das Offiziersavancement im Felde Es möchte vielmehr auch in Deutsch verkümmert wissen. land zur Belcbung ächt soldatiſcher Tugenden jedem Soldat das Offizierspatent das seinem Streben vorgesteckte Ziel sein, und dadurch des Deutsa en Tüchtigkeit zum Soldaten ebenso berechtigt werden zur Anerkennung , wie dieß jezt mit dem französischen Seldaten der Fall ist. — Nicht allein das leichter bewegliche Blut befähigt diesen zum schnellen und kühnen Entschluß , sondern weit mehr das Bewußtsein , durch eigene Kraft bis zu den höchsten mili tärischen Würden gelangen zu können . Nach dieser Abirrung kehre ich zu den Maßnahmen für die Ausbildung von den Subalternoffizieren der Infanterie zurück. Das Winterhalbjahr wird in allen Armeen namentlich zum theoretischen Unterricht der Unteroffiziere und Mann schaften durch die Hauptleute und Subalternoffiziere be nugt. Diese Zeit ist es auch , in welcher am besten und schnellsten die Ausbildung der Lieutenants in den Regi mentern , resp. Bataillonen durch einen Cursus derselben über Dienst und Wirthschaftsreglements, die Bestimmungen der Ordonnanzen , über Militärgerichtspflege , Feld- und ――――― Sicherheitsdienst , mit Berücksichtigung der besonderen Unternehmungen im Felde Schanzens, Wege-, Brücken und Barackenbau , Abstecken von Lagern und endlich Ter ― rainaufnahmen, besonders à coup d'oeil mit Terrain ― beschreibungen Recognoscirungen und Relationen über Felddienstübungen, vollendet werden kann. Dem 2 Stabs offizier , resp . Bataillonscommandanten und geeigneten Hauptleuten würde dieser Unterricht und damit das Ver dienst zufallen, ganz wesentlich zur Ausbildung der jungen Offiziere beigetragen zu haben. (Fortsegung folgt.)

Sollten schließlich noch Unteroffiziere , welche meist im langjährigen praktischen Dienste erfahrene Männer find, zum Offiziersavancement gelangen , dann dürfte sich deren weitere theoretische Ausbildung auf den , wie nachträglich ausgeführt, vom 2. Stabsoffizier oder Bataillonscommans danten abzuhaltenden Unterricht im Winterhalbjahr be schränken können . Findet man in den Unteroffiziercorps zum Offiziersavancement befähigte jüngere Leute, so würde deren Beiziehung zum Cursus im Cadettenhauſe, resp. zum Extracursus der vom Civil engagirten Offizierssubjecte, eine empfehlenswerthe Maßregel sein ; es müßten diese Unteroffiziere aber als Offizierssubjecte bezeichnet , über ten Etat gehalten und zur Bestreitung des Aufwandes für Bücher 2. in der Löhnung höher als ihrem Grade nach gestellt werden. Wenn vorstehend ganz besonders darauf verwiesen worden , alle Offiziersstellen in der Infanterie möglichst mit zum Avancement befähigten Cadetten zu beseßen, so bin ich, ohne im Geringften den aus dem Civilstande oder aus den Unteroffizieren hervorgegangenen Offizieren_zu nahe treten zu wollen, doch der vielfach verbreiteten An Das Kriegsjahr 1759. ficht gefolgt, daß die in jungen Jahren begonnene , streng militärische Erziehung bisher als beste Garantie für die II. *) Bildung tüchtiger Offiziere angesehen worden ist, und daß Die Schlacht von Minden am 1. August 1759. sich wiederholt und in verschiedenen Perioden die Erfah rung bestätigt hat , daß die aus den Unteroffiziercorps Diese Schlacht ist nicht die interessanteste , aber die avancirten Offiziere , namentlich bei beschränkten Mittelu, frappanteste von Ferdinand's Schlachten , besonders in mit ihrer gesellschaftlichen Stellung für die Dauer nicht taktischer Hinsicht, ganz geeignet , die Wirkungsspbäre einer sufrieden geweien , die bei ihrem Engagement mindestens im 18. oder 20. , oft noch in einem späteren Lebensjahre tapferen Infanterie in's rechte Licht zu stellen. Minden liegt am Austritt der Weser in die norddeutsche stehenden Civilisten aber bereits an eine größere Selbst Selbst Ebene , nachdem der Fluß bei Hausberge die Kette des vom ftändigkeit und Freiheit der Formen gewöhnt *) Vgl. I. in ter A. M.-Z. Nr. 63-68 v. d . J. militärischen Drucke bald empfindlich berührt , verdrießlich

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Teutoburger Waldes durchbrochen hat. Dieser sezt sich senkrecht auf die Weser gegen Westen bis zur Hunte und Haase fort und bildet, obwohl weder hoch noch breit, durch seine nach beiden Seiten steil abfallenden Hänge ein so be deutendes Uebergangshinderniß , daß er außer der porta westphalica nur noch die 3 Pässe von Bergkirchen, Lübbecke und Holzhausen als prakticable Colonnenwege enthält. Dreiviertelstunden nördlich und parallel dieses Wiehegebirgs fließt die Bastau zwischen sumpfigen Ufern und fällt inner halb der Stadt Minden in die Weser ; die Stadt war damals auf der linken der Hauptseite - bastionirt und hatte rechts zum Schuße der Brücke nur ein schwaches Kronwerk. An sich schon nur auf Dämmen zu passiren,

Holzhausen , wie die am Nordrande des Moors liegenden Südhemmern und Hartum wurden mit leichten Truppen beseßt; Wangenheims linkes Flügelcorps blieb unverändert hinter Todten- und Kuthenhausen, wo es schon als Avant garde gestanden hatte. Am 30. und 31. ließ Herzog Fer dinand durch seine Generale das vorliegende Terrain be sonders zwischen Hahlen und Stemmern , sowie die Wege in die Mindener Ebene sorgfältig recognosciren. Ein besonderer Zufall wollte, daß Contades sich genau um dieselbe Zeit ( am 31. ) zur Offensive gegen Ferdinand ent schloß. Die Bedrohung seiner Verbindungen begann ihre Wirkung zu äußern : er hätte zwar beſſer gethan , unge säumt nach Herford abzuziehen , den Erbprinzen bei Seite. zu schieben , sich seinen Magazinen und Armantières zu nähern und die Eroberung von Lippstadt abzuwarten, um dann wieder zur Offensive überzugehen ; allein bestimmte Weisungen aus Paris verlangten fortgesetten Angriff und überdieß lud Ferdinands Stellung dazu ein. Durch De tachirungen geschwächt, stand die feindliche Armee in zwei gesonderten Corps ohne Flankenanlehnung mehr als eine Stunde auseinander und man konnte hoffen, Wangenheim über den Haufen zu werfen und dann den Herzog in der linken Flanke zu fassen. Zu diesem Zweck mußten die Truppen am 31. Juli nach der Retraite in 8 Colonnen aufbrechen ; die 1. -3. enthielt die Infanterie des linken Flügels beider Treffen , die 4. und 5. die gesammte Ca valerie, die 6. - 8. den rechten Flügel des Fußvolks. Der linke Flügel sollte sich hinter Hahlen an den Sumpf leh nen, der rechte bei den rothen Häusern stehen. Gleich zeitig sollte Broglio über die Brücken und durch die Stadt marschiren, um den rechten Flügel der Hauptarmee bis zum steilen Flußrande zu verlängern. Die Schlachtlinie beschrieb also den Bogen eines Quadranten , auf welchem die Truppen in folgender Eintheilung standen :

wird der Thalgrund der Bastau noch durch das Stunde breite Torfmoor erweitert. Eine Armee, die sich mit dem Rücken an das Wiehegebirge , mit der rechten Flanke an das feste Minden lehnt , hat also vor ihrer ganzen Front ein unnahbares , bloß auf den zwei Dämmen zwischen Eichhorst und Hille, Költe und Hartum paſſirbares , in der linken Flanke erst auf mehreren Stunden zu umgehendes Hinderniß, während ihr das Debouchiren in die Mindener Ebene auf dem rechten Flügel zwischen Düzen und der Weser freisteht. Ueberdieß gewähren die am Südrande des Moores gelegenen Ortschaften , so das dominirende Bölhorst, ferner Düzen, Hummelbeck, Haddenhusen, Lutter und Eichsen, wie die in bequemen Abständen dazwischen gestreuten Gehölze des Gebirgsabhangs treffliche Stüß punkte. Kurz, diese Vertheidigungsstellung ist so ansge zeichnet, daß sie damals , so lange Minden nicht modern befestigt war , für die active Defensive cher beschwerlich wurde; denn hat eine Armee , wie hier die französische, ihre einzige Verbindungslinie am linken Ufer über Biele feld und wird leßtere , wie dießmal durch den Erbprinzen von Lübbecke aus bedroht , so muß sie entweder retiriren oder, will sie sich behaupten , in die Ebene zum Angriff avanciren und damit die Vortheile der Stellung aufgeben. Das Torfmoor ist nördlich durch die Dörfer Hahlen, Hartum und Südhemmern eingesäumt ; von da dehnt sich die frucht bare Mindener Ebene mit sanftem Abfall bis zur Weser aus, am Flusse selbst durch einen steilen, das rechte Ufer von der Poggenmühle bis Petershagen dominirenden Rand mar firt. Die Ortschaften Todtenhausen, Kuthenhausen, Stem mer , Holzhausen und Nordhemmern und deren zusammen hängende Häuser und Heckenverbindung scheiden die Ebene in zwei natürliche Abschnitte, von denen der zunächst der Stadt , durch Wohnungen , darunter die Höfe Malbergen, Finsterrein und Neuland (in den französischen Berichten die rothen Häuser genannt) durch Gärten und Gräben vielfach durchschnitten, der Schauplaß der Schlacht war. Contades hatte seine Stellung hinter der Bastau derart genommen, daß der linke Flügel hinter Hummelbeck in einem Haken rückwärts an's Gebirge , der rechte oberhalb der Festung an den Thalrand der Weser sich lehute ; Bro glio stand in der Verlängerung jenseits des Flusses und hatte mehrere befestigte Schiffbrücken geschlagen. Am 29. Juli brach die englisch-hannoversche Armee in 3 Co lonnen aus dem Lager von Petershagen auf und bezog ein neues zwischen Hille und Friedewalde hinter dem obigen Terrainabschnitt der Dörferlinie von Todtenhausen bis Hille; die zunächſt gelegenen Ortſchaften Nordhemmern und

Rechter Flügel : Die Infanteriebrigaden Picardie, Tourraine, Belsunce, Rovergue im ersten, Auvergne, Anhalt im zweiten Treffen 25 Bataillonen. Mitte: Die Cavaleriebrigaden Colonel Général, Cravattes , Maitre de camp im ersten , Royal Etranger , Bourgogne, du Roy im zweiteu , die Reserve, 8 Schwadronen Gensdarmes , 10 Schwa dronen Carabiniers im dritten Treffen = 63 Schwa . dronen. Linker Flügel : Die Infanteriebrigaden Condé, Aqui taine, du Roy, Champagne im ersten, 15 Bataillone Sachsen im zweiten Treffen 31 Bataillonen. Broglio: Die Infanteriebrigaden Piémont, Clauſen, Paravicini (14 Bataillone) im ersten, die Cavalerie brigaden Lameth, Covarruvias, Prinz Holstein, die Apchon- und Naſſaudrogoner (22 Schwadronen) im zweiten, 8 Bataillone Grenadiers royaux und de France als Reserve im dritten Treffen. Im Ganzen zählte die französische Armee 78 Bataillone = 36,100 Mann Infanterie , 85 Schwadronen = 9350 Mann Cavalerie, zuſammen 45,450 Mann mit 68 schweren Geschützen , die Bataillonsstücke ungerechnet. Das Pofi tionsgeschüß war zur Seite der Cavalerie aufgestellt , um den Raum vor ihr durch Kreuzfeuer zu bestreichen und zwar 30 Stück links, 34 rechts. Außer diesen Truppen war eine

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Infanteriebrigade in Minden, eine hinter dem Damme von Hille zu deſſen Vertheidigung aufgestellt. Der Braunschweiger Herzog hatte am Nachmittag des 31. Befehl gegeben, daß die Armee sich von 1 Uhr Nachts an bereit zu halten habe. Um 3 Uhr Morgens erfuhr er durch Deserteure den Anmarsch der Franzosen ; er ließ die Pickets von Hartum bis Hahlen vorrücken , und als sich diese von der Anwesenheit des Feindes überzeugten , ließ auch er seine Armee in 8 Colonnen aufbrechen, so daß die 1. vom rechten Flügel aus der englisch-hannoverschen Ca valerie, die 2. aus schwerer Artillerie , die 3. und 4. aus englisch-hannoverscher Infanterie , die 5. aus der schweren Artillerie des Centrums, die 6. uud 7. aus hessisch-braun schweigischer Infanterie und die 8. aus preußischer und Hessischer Cavalerie bestand. Um 6 Uhr Morgens war die Armee in zwei Treffen aufgestellt , rechter Flügel zwischen Hartum und Hahlen , linker vor Stemmer und Holz hausen. Das erste Treffen hatte 14 Schwadronen auf dem rechten , 14 Bataillone im Centrum , 11 Schwadronen auf dem linken Flügel ; das zweite Treffen hatte 10 Schwas dronen rechts , 11 Bataillone in der Mitte, 8 Schwadronen links. Gleichzeitig rückte Wangenheim über Todtenhausen

Sofort attaquirt de Castries mit 11 Schwadronen des ersten Treffens, erhält aber in großer Nähe eine wirksame Salve und wird geworfen ; mehrere Brigaden des zweiten Treffens haben das gleiche Schicksal, die englische In fanterielinie bleibt fortwährend im Vormarsch. Contades läßt die Häuser und Gärten von Neuland mit Infanterie und Geschüß beseßen , um der weichenden Cavalerie einen Halt zu geben ; zugleich müssen die dem Centrum zunächst stehenden Infanteriebrigaden Condé und Aquitaine" in die rechte Flanke der Engländer rücken und das Musketenfeuer beginnen . Ferdinand seinerseits schickt dem Lord Sack ville auf dem rechten Flügel den dringenden Befehl , mit seinen 24 Schwadronen sich links zu ziehen und dieses helden müthige Fußvolk zu unterstüßen ; zugleich geht General Wutgenau aus eigenem Antrieb mit den 2 Bataillonen Wangenheim und hessischer Garde vom linken Flügel vor, um der englischen Infanterie beizustehen . Doch diese hat jegt den Choc der 18 Schwadronen Gensdarmes und Cara biniers , des Adels und Stolzes der französischen Armee, auszuhalten : jene 6 Bataillone werden überflügelt , im Rücken gepackt, die Welsh- Fusiliers und hannover'sche Garde der ersten Linie in drei heftigen Chargen durch brochen; allein das zweite Treffen schießt die durchbrechen den Reiter nieder , die erſte Linie formirt sich von Neuem und avancirt abermals , Alles vor sich niederwerfend ; die französische Cavaleriereserve muß 50 todte , 39 bleſſirte, d. h. fast alle Offiziere auf dem Plaze laſſen. Durch Wutgenau's Bataillone unterstüßt , werfen die Engländer nunmehr die Brigaden Condé und Aquitaine ; dann geht es auf die sächsische Infanterie los. Dieſe be währt ihre deutsche Tapferkeit und ist schließlich nur durch das Feuer der nachgerückten englischen Artillerie zum Wei chen zu bringen. Um 9 Uhr erfolgt der lezte Cavalerieangriff, welchen Vogué mit den noch übrigen Brigaden des rechten Flügels eben so fruchtlos unternimmt. In Zeit einer Stunde ist die ganze französische Cavalerie auf der Flucht, das Centrum Contades' durchbrochen, ein Theil seiner In fanterie überwältigt ; ohne Sackville's Feigbeit (er wurde dafür cassirt) war die französische Armee vernichtet , denn wenn seine 24 Echwadronen jezt in die weit geöffnete Lücke einbrachen , so wurde Broglio und die Infanterie des rechten Flügels von Minden abgeschnitten und in die Weser geschleudert; kaum daß die Brigaden des linken die Passage nach Minden noch hätten behaupten können, denn unterdessen hat Prinz Anhalt die Brigade Champagne nach dreimaligem Sturm aus dem brennenden Hahlen ge worfen. Ferdinands linker Flügel (die befſiſchen Bataillone Gilsa , Erbprinz und Gardegrenadiere) nimmt die fran zösischen Batterien bei Malbergen , die preußische und hessische Reiterei unter Holstein und Urff wirst die fie deckende Brigade Belsunce und die Grenadiers de France über den Haufen, nach ihnen die Brigaden Rovergue und Tourraine , die sich eben bei den Meierhöfen segen wollen, und als die hessische Artillerie bei Neuland auffährt, müſſen auch die Brigaden Auvergne und Anhalt im zweiten Tref= fen weichen. Somit war auch der rechte französische Flügel aus dem Feld geschlagen. Von Broglio's Corps wurde ein Theil der Cavalerie und 1 Infanteriebrigade in dieſes Gefecht des rechten Flügels verwickelt und leßtere großen theils gefangen ; im Uebrigen beschränkte er sich auf die

und Kuthenhausen hinaus auf die Höhe der Hauptarmee und stellte seine 14 Bataillone, 18 Schwadronen in ein Treffen , so daß seine Cavalerie die des linken Flügels von Ferdinand berührte. Zusammen zählte die Armee 39 Bataillone mit 29,600 Mann Infantrie ; 61 Schwaz dronen mit 7320 Pferden , Total 36,920 Mann mit ? Gescügen (diese sind nämlich nirgends angegeben) . Die größere Manövrirfähigkeit leßterer Armee gegen über den Franzosen bewährte sich schon darin, daß diese , um 9 Uhr Abends aufgebrochen , bis früh 8 Uhr brauchten , um ihre derangirten Colonnen zu entwickeln und die verschobene , durch Lücken unterbrochene Linie zu ordnen. Nur Broglio hatte seine Aufstellung um 5 Uhr Morgens zuwege gebracht und hätte nach Contades' Dispo fition mit einem energischen Anfalle gegen Wangenheim beginnen sollen ; statt dessen begnügte er sich) (wie man glaubte, aus Neid gegen Contades , nach Anderen deßhalb, weil jene Disposition auf die Annahme bafirt war, Wan genheim stehe isolirt und Meile von Ferdinand entfernt, was sich nunmehr als völlig irrig erwies) mit dem Unge schicktesten, was geschehen könnte, nämlich mit einer Kano: nade, welche im weiteren Verlauf ſogar zum Nachtheil der Franzosen ausschlug. Gegen 8 Uhr Morgens läßt Ferdinand die Piquets des rechten Flügels ( 1000 Mann Infanterie , 200 Pferde und 2 Haubigen) unter Prinz Anhalt zum Angriff auf Hahlen vorrücken ; nachdem durch dessen Eroberung die rechte Flanke der Armee gesichert wäre, wollte er das erste Treffen antreten lassen. Da avanciren aber plöglich , wie es scheint auf eigenen Impuls und ohne Ferdinands Be feble abzuwarten, die 6 englischen Bataillone Napier, Stuart, Welsh-Fusiliers , Kingsley, Brudenel und Home in 2 Linien aus der Mitte des ersten Treffens und rücken mit wahrer Tollkühnheit auf dem Anfaugs ganz offenen Terrain gegen die in 3 Treffen aufgestellten 63 französischen Schwadronen an; dabei hatten sie 1500 Schritte unter dem Kreuzfeuer der beiden großen französischen Batterien zurückzulegen, deren linke die rechte englische Flanke geradezu enflirte.

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zuerst begonnene Kanonade und ließ seine Infanterie nur soweit vorrücken , daß sie , ohne zu feuern , den alliirten Geschüßen um so besser ausgesetzt war. Um 10 Uhr Vormittags war die französische Armee, deren Weichen schon um 9 Uhr begonnen, auf voller Retis rade; der linke Flügel paffirte die Bastau auf den vor bereiteten Brücken und bezog die frühere Stellung ; ein Theil des rechten warf sich nach Minden , Broglio allein wich in voller Ordnung unter die Kanonen der Festung, besezte die Gärten vor der Stadt und deckte den Rückzug. Der Herzog von Braunschweig folgte bis vor Minden. Die englische Artillerie beschoß die Franzosen in ihrer alten Lagerstellung und nöthigte sie, sich erst hinter den Düßener Anhöhen zu formiren. Diese zweistündige Schlacht kostete den Franzosen 6 Gene rale, 438 Offiziere , 6642 Mann , 26 schwere Geschüße ohne Bataillonsstücke , 10 Standarten , durch Infanterie, 7 Fahnen , durch Cavalerie erbeutet. Der Verlust der Engländer und Deutschen belief sich auf 2611 Mann, Mann, worunter 151 Offiziere ; die Hälfte dieses Verlustes trugen jene 6 heldenmüthigen englischen Bataillone, jezt die Regi menter Nr. 12. East Suffolk, 20. East Devonshire, 23. Welsh-Fusiliers , 25. the King's own Borderers, 37. North Hampshire, 51. Prince York West Riding , welche seit dies sem glorreichen Tage den Namen Minden auf ihren Fah nen führen. Das erste Unglück für Contades war die Schwerfälligkeit seiner Truppe, so daß sie 11 volle Stun den zum Aufmarsch brauchte , während sie füglich Nachts 2 Uhr, Broglio um 4 über Braunschweigs dann noch ge trennte Armee losbrechen konnte ; der Hauptunstern aber Broglio's Ungehorsam , der sich aber hernach als Glück erwies , insofern eine intacte Infanterie zur Deckung des Rückzugs übrig blieb. Napoleon tadelt an Ferdinands Verfahren, daß er sich unmittelbar vor der Schlacht durch des Erbprinzen Entsendung geschwächt habe ; zwar wäre ohne diese Contades wohl gar nicht zum Angriff geschrit ten und überdieß erntete der Erbprinz den gleichzeitigen wichtigen Sieg bei Gohfeld ; allein in der Hauptsache hat Napoleon doch Recht. Die Schlacht liefert einen neuen Beweis , daß ein wenn auch vortrefflich gedachter Plan an einer mangelhaften Specialanordnung scheitern_fann ; daß ferner die Manövrirfähigkeit der Truppen Haupt bedingung ist , wenn die Gegenbewegungen des Feindes Abänderungen nöthig machen, und daß endlich Entschlossen heit und Tapferkeit auch das gewagteste Unternehmen zum glücklichen Ziele führen. Minden bewies gegen eine mittelmäßige , Waterloo gegen eine treffliche französische Armee , was der Deutsche und der Engländer im Bunde gegen den Erbfeind vermag : möge die Gegenwart sich dessen erinnern! 5.

selben gestellt werden müssen , wenn die Truppe unter ihm gedeihen und Tüchtiges leisten soll. Dieses Thema ist bereits vielfältig und sehr erschöpfend , besonders von Bismark bes handelt worden, und sagt unser Herr Verfaſſer darüber nichts Neues. Aber es gibt Dinge , die , wenn auch bekannt , doch nicht oft genug wiederholt werden können , und wir wollen daher keineswegs den Vorwurf aussprechen , daß etwas Uebers flüssiges geschehen sei, wenn erneut auf diesen Gegenstand auf merksam gemacht wurde. Vollständig stimmen wir dem Herrn Verfasser bei, wenn er einen Führer , der aus Uebermuth oder unzeitigem Ehrgeize die seinem Gewissen anvertrauten Truppen nuglos dem feindlichen Feuer ausseßt, oder der aus Neid und gemeiner Eifersucht die gefährdete Colonne eines Nebenbuhlers im Stich läßt , da wo er helfen könnte , seines ehrenhaften Standes für unwerth und einem Kriegsrechte verfallen erklärt. Eben so richtig ist die Bemerkung : daß der Führer sich hüten solle , eine junge Truppe im Anfange der Campagne , der bloßen Uebung wegen handgemein werden zu lassen, wenn der denn , sagt der Herr Ver Erfolg zweifelhaft sein könne ; faffer, von den ersten Erfahrungen hängt die ganze Tüchtig. feit der Cavalerie ab , und wenn die Feuertaufe unglücklich ausgefallen ist , dann wird es schwer und braucht es lange, um der Truppe den verscherzten moralischen Halt und die Luft zum Handgemenge wieder beizubringen. Eine junge Cavalerie hingegen , welche in den ersten Begegnungen glücklich war, hält sich für unüberwindlich ; kommt es dann auch später ein mal anders , so schadet ihr das nichts mehr und sie wird bei der nächsten Gelegenheit wieder eben so herzhaft , wenn nicht noch tollkühner drauf und dran gehen , wie ehedem." Im nächsten Abschnitte , welcher vom Subalternoffi zier handelt, wird von dem Cavalerieoffizier vor allen Dingen ein lebensfrischer , gesunder Körper und praktischer Sinn vers langt , was gewiß vollständig motivirt ist , und mehr Berücks Denn leider pflegt fichtigung finden sollte , als geschieht. man bei der Annahme von Offiziersſubjecten der erforderlichen physischen Tüchtigkeit viel zu wenig Rechnung zu tragen und namentlich den Mangel eines scharfen Auges zu leicht zu neh men. Ein kurzsichtiger Cavalerieoffizier ist aber eigentlich für seinen Dienst unbrauchbar und gefährdet , dem Feinde gegenüber , Ehre und Leben seinen Untergebenen. Was die wissenschaftliche Ausbildung der Offiziere anlangt, so thut es uns wahrhaft leid , daß der Herr Verfasser den Werth derselben so gering anschlägt und fie für überflüssig, ja sogar für nachtheilig zu halten scheint. Wir sind weit ent fernt, sogenannte gelehrte Offiziere zu verlangen und es ist uns auch keine Armee bekannt, wo eine derartige Anforde rung gemacht würde , wohl aber vielfach die Klage zu Ohren gekommen : über den zu geringen Grad der wissenschaft lichen Ausbildung, welche die jungen Leute mit zu dem Regie mente bringen , und der sich nicht selten zum Nachtheile der Sache fühlbar macht. Man kann daher gewiß nicht annehmen, daß bei den jungen Cavalerieoffizieren die Thatkraft , sowie die förperliche und geißige Frische durch zu angestrengie wissens schaftliche Studien unterdrückt worden wäre , und wo jene Eigenschaften vermißt werden , dürfte der Mangel derselben ganz anderen Ursachen zuzuschreiben sein , über die weiter fich zu verbreiten hier nicht der Ort ist. Man muß nur zwischen einer unfruchtbaren sogenannten Gelehrsamkeit und einer gründ lichen Schulbildung , verbunden mit einer zweckmäßigen Fach bildung, unterscheiden. Einer tüchtigen Schulbildung und einer

Literatur. Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus sischem Obersten und Flügeladjutanten. Darm stadt , 1859. Eduard Zernin . (Forthegung.) Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit dem Cavaleries chef und bespricht die Anforderungen, die an die Person des

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angemessenen Fachbildung bedarf jeder Offizier , um seinen pas nous étions arrêtés par cette fatale ignorance , il nous ---- la théorie !" Posten in der Armee und seine Stellung in der bürgerlichen manquait Gesellschaft würdig auszufüllen, besonders aber auch, um seine (Fortseyung folgt. ) Autorität den Untergebenen gegenüber aufrecht zu erhalten, da ―――― wenigstens in den deutschen Armeen - auch gegenwärtig die Mehrzahl der gemeinen Soldaten , in Folge der allges meinen Dienstpflicht und des verbesserten Schulwesens , auf einer höheren Bildungsstufe stehen, als dieß in den Heeren der Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. früheren Zeit der Fall war , und die wahre Autorität des Vorgeseßten mehr von der Achtung und dem Vertrauen , was Juni 1 8 5 9. er einflößt, als von der Strafgewalt , womit er bekleidet ist, Sardinien. abhängt. Schaden kann eine wissenschaftliche Ausbildung nies mals , am wenigsten dem Offizier. Denn ihr Nußen ist nicht Rivista militare , giornale mensile . Direttori nur ein unmittelbarer , durch den Schaß erworbener Kennt L. & C. Mezzacapo . Tipografia editrice G. Cas nisse entstehender , sondern ganz besonders auch ein mittel. sone e Comp . Anno III. Torino , 1859 . barer, indem durch die wiſſenſchaftlichen Studien , wenn ſie nur einigermaßen zweckmäßig betrieben werden und nicht bloß Leitfaden für den Vorpostendienst, von einem Offis eine oberflächliche Vielwisserei bezwecken, die Begriffe erweitert zier der Bersaglieri. Dieser kurze Auszug aus dem Feld und logisch geordnet, Ideen geweckt, das Auffassungsvermögen dienst bespricht das Aufstellen von Feldwachen und Schild erhöht und die Urtheilskraft geschärft , mit einem Worte , alle wachen , die Einrichtung des Patrouillengangs , das Ber geistige Anlagen zur Reife gebracht werden . Selbst der Cha halten von Vor- und Nachhut in der gewöhnlichen Weise, rafter des Menschen wird durch den Ernst der Wissenschaften ohne irgend neue Ideen beizubringen . , die Sind das aber nicht Reſultate gestählt und geläutert. gerade für den Offizier von dem höchsten Werthe sein dürften, Die geodätischen und topographischen Arbeiten in Toscana. Das trigonometrische Hauptnez des Pro und hat man zu befürchten , daß dessen praktische Leistungs fessors Inghirami dient als Grundlage für die Militärkarte fähigkeit durch dieselbeu beeinträchtigt werden könnte ? „ Der Toscanas , secundäre Triangulirungen geschehen durch die Geist ist die furchtbarste Waffe des Menschen. Ein gebildeter Ingenieure des Katasterbureaus , aus den Flurkarten wird Offizier hat ungleich mehr Mittel in den Händen , als ein die Karte selbst zusammengeseßt. Für Lucca dient das Nez ungebildeter ; er wird unerschöpflich ſein , wenn_jener ſich nicht des Padre Bertini . Ein Theil von Lucca ist im Maßstab Endlich wolle man berückſich, mehr zu helfen weiß. " (Pz.) von 1 : 2000 aufgenommen ; über den Reſt ſind nur einzelne tigen , daß bei dem jeßigen Stande der Kriegskunst und der Arbeiten vorhanden. Die einzelnen Karten sollen 60 Qua Kriegführung , für den Generalstab ―――― in welchem die Ca dratmeilen umfassen und im Maßstab von 1 : 25,000 aus, valerie doch auch vertreten sein will -1 sowie zu allen höheren geführt werden. Posten , mit denen häufig diplomatische Sendungen , Civil. gouvernements 2c. verbunden sind , eine umfänglichere geistige Militärischer Monatskalender für Italien . Monat Juni. Kurze Anführung der an den einzelnen Tagen in und wissenschaftliche Ausbildung unentbehrlich ist , Niemand aber im Stande ist, sich dieselbe erst bei eintretendem Bedarf Italien stattgehabten kriegerischen Ereignisse. über Hals und Kopf anzueignen , sondern Jeder, der den Bes Details über den Feldzug 1859. Zusammenseßung ruf zu einem höheren Wirkungskreise in fich fühlt , die ers des italienischen Heeres. Namentliche Aufführung der Öffis forderliche Befähigung erst nach und nach durch fortgeseßte ziere und Beamte der Corps , Divisions- und Brigades Studien erwerben muß. Eine Fortbildung durch Selbststudien stäbe. - Ein Parlamentsbericht über die Vollmachten , die ist aber ein Ding der Unmöglichkeit , wenn keine gründliche dem König Victor Emanuel in Beziehung auf den Feldzug wissenschaftliche Vorbildung da ist. Man rede daher der milis ertheilt wurden. ――――― Proclamationen des Königs an die tärischen Jugend nicht zu viel von der Entbehrlichkeit oder Ein Armee, die Sardinier und die Italiener überhaupt. gar von den Nachtheilen einer wissenschaftlichen Ausbildung Schilde richtung des religiösen Dienstes bei der Armee. vor. Der Drang danach ist keineswegs so groß und so all rung einzelner kriegerischer Ereignisse : des Gefechts bei gemein, daß es nöthig wäre , ihm Schranken zu ſeßen , und Zinasco , Rapport Forey's über den Zusammenstoß bei der Intelligenz, als Mangel an bisher dürfte wohl öfter der Montebello , Darstellung der Gefechte bei Palestro , Vinza Ein Ueberfluß an derselben zu Nachtheilen geführt haben. glio , Casalino 2c. tüchtiger und durch und durch praktischer, sowie an Kriegs erfahrung reicher Cavalerist , der französische Oberst de Brack, Nekrologe im letzten Feldzug gefallener Offiziere , worunter des Generals Arnaldi und des Obersten Caminati. schreibt in seinem vortrefflichen Buche über den Vorpostendienst von den französischen Offizieren der damaligen Zeit : ,,Notre Die Festungen Sardiniens. Historische Entwicklung der éducation se fit sous les coups de sabre qui décimèrent Befestigung und Schicksale von Aleſſandria , Genua , Vina, souvent nos rangs ignorans et maladroits. Notre bonne vo dio , Finestrelle , Effiglie , Bardo , La Brunetta , Cittadella di Torino. lonté , notre enthousiasme ne suffisaieut point. A chaque

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

34. Jahrgang.

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Allgemeine Militär- Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Oeſterreichiſche Monarchie.

in der Schlacht, und die Zahl der Geſchüße der Haupt:

factor, wodurch dieſes Princip ſeine größere oder geringere

Wien, 4. Det. Die bevorſtehenden Reformen Wirkſamkeit äußert. Endlich iſt bei einem länger dauernden im Şeerweſen ſind von tief eingreifender Bedcutung. Krieg die Inſtandhaltung der Pferdezahl bei der fahrenden

Obgleich die Tüchtigkeit der Truppen in dem leßten Krieg Artillerie leichter als bei der reitenden , daher die Auss ſich glänzend bewährte , ſo verkennen doch die an der dauer und ſelbſt die Beweglichkeit der erſteren geſicherter. — Spiße des Heeres ſtehenden Männer die Verbeſſerungen Die Proben mit gezogenen Kanonen werden ferner nicht, deren die Feldorganiſation nod fähig iſt. Der mit großer Umſicht fortgeſeßt.. Die Meinung, daß jeder .

Stand des Heeres wird verändert, dic Bewaffnung der

Verbeſſerungsverſuch ohne Zukunft iſt , der das gezogene

Cavalerie durch die Beſeitigung des läſtigen Carabiner8

Rohr nicht zur Unterlage bat, bricht ſich mehr und mehr

und die Einführung von Kolbenpiſtolen als einzige Sơieß

Bahn. Denn wenn auch die franzöſiſchen gezogenen Ka

waffe vereinfacht, die Fußartillerie in fahrende uingewan- nonen in den Gefecten feine überlegene Wirkſamkeit be Delt, das Feldverpflegsweſen verbeſſert, alle nidt mehr thätigten, ſo gewährte ihre große Tragweite den Fran feldtüchtigen Generale werden ehrenvoli penfionirt. Die zofen dennoch den Vortheil, " ibre Artillerie hinter ihrer neuen Militäreinrichtungen tragen nicht minder als die ſo. erſten Linie, alſo ſtets gedect, auffahren zu laſſen , wähs eben angedeuteten Maßregeln das Sepräge deg auf ges rend die öſterreichiſche Artillerie immer weiter ſich vorwagen diegener Sachfenntniß fußenden Fortſchrittes. Das neue mußte. Dieſes ungünſtige taftiſde Verhältniß erklärt, denn

Arfenal unter anderen iſt eine der großartigſten und auch zur Genüge den großen Unterſchied in dem gegen zweđmäßigſt eingerichteten Militäranſtalten dieſer Art. Bei ſeitigen Geſchüpverluſt. Eine der Grundbedingungen für dem Bau deſſelben außerhalb der Linie in einer erhöhten ein praktiſdjes Feldgeſchüz iſt gleid falls die möglichſt flache Lage und am Knotenpunkt ſämmtlicher Eiſenbahnen Wiens Flugbahn der Geldoffe. Das Geheimniß liegt in dem

iſt mit der Nüßlichkeit zugleich ein großer Vertheidigung8s

richtigen Verhältniß des Durchmeſſers des Kalibers zur

zwed erreicht worden. Das Arſenal enthält ein bedeutendes

Sdwere und Länge des Geſchoſſes , und zur Stärke der

Waffendepot, die Centralwerkſtätten für die Heeresauss Ladung unter gleichzeitiger Beſeitigung des Spielraums. rüſtung und mehrere große Defenſivkaſernen. Die Waffen: Bei den franzöſiſchen gezogenen Kanouen möchte das Ka fabrication wird daſelbſt mittelft Anwendung finnreicher liber und der Spielraum zu groß , dagegen die Pulvers durch Dampfkraft getriebener Maſchinen mit ſeitener Raſch ladung zu ſchwach ſein. Dieſe Data (deinen hier mit heit und Genauigkeit gefördert. Den größeren Nachdruck gewiegter Einſicht geprüft zu werden. legt man dermalen auf die Anfertigung des Bedarfe an

( So die ,Alg. Ztg.", der wir dieſen Artifel entnehmen .

neuen Infanteriegewehren, deren Wirkſamkeit ſich in Italien vollfommen erprobt hat. Dieſes und das neue bayeriſche

Auch wir haben ſchon bei früheren Gelegenheiten darauf hingewieſen , daß eine Nachbildung der franzöſiſden Mo:

Infanteriegewehr find wohl wegen der flachen Flugbahn dem Arſenal" iſt ferner das vollſtändige Material für 50 neue fabrende Batterien aufgeſtapelt. Die reitende

Die conſtruction eines bedeutend erleichterten Geſchüßes

ihrer Geſchoſſe bis jeßt die praktiſchſten Kriegswaffen. In

delle gezogener Feldfanonen feineswegs rathſam erſcheint. muß von einem leichten Langgeſchoß kleinen Kalibers aus: gehen. Die viel zu ſchweren franzöſiſchen Projectile fönnen

Artillerie zählt wenig Anhänger in der öſterreichiſchen wegen ihres Mišverhältniſſes zum Geſchüß nur mit ges Armee , und zwar aus folgenden gewichtigen Gründen: ringer Ladung , unter ſtarken Elevationen und Einfalls Bei gleichem Koſtenaufwand ſtellt die fahrende Artillerie winkeln geſchoſſen werden, daher der geringe beſtrichene

nahezu ein Viertel Geſchüße mehr auf, als die reitende. Raum, bas häufigeUeberſchießen des Zielo und übers Nun iſt aber die Artiderié das Hauptvernichtungsprincip haupt die geringen Reſultate , trop der großen Richtungs

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Summe festigkeit der Projectile hinsichtlich der Verticalebene des Schusses. Auch das System der Führung des Projectils durch angegossene Flügel bängt mit diesen Mängeln zus ſammen. Wir werden demnächst Gelegenheit nehmen , die Grundbedingungen der gezogenen Artillerie näher zu er örtern. D. Red. d . A. M.-Z.) Preußen.

** Berlin , 24. Oct. Die Reorganisation der preußischen Armee , welche im Princip und im Entwurf beschlossen ist, wird allmälig vorbereitet durch die Stamm bataillone der Landwehr , welche in der Stärke von 450 Mann zusammengeblieben sind , und die nicht aufgelösten Ersaßescadrons der Liniencavalerie. Beide enthalten Re serven des jüngern Jahrgangs und haben sich durch ein gezogene Recruten completirt. Bei der zunehmenden Be rölferung des Staats , mit welcher der Procentsaß der Armee nicht im Verhältniß gewachſen iſt, find bisher sehr viele dienstpflichtige junge Leute , die sich „frei loosten", gar nicht zum Militärdienst gekommen, es ist daher waffens fähige Mannschaft im dienstpflichtigen Alter genug vorhan den. Von dieser auch von den zeitweilig aus Gründen Zurückgestellten ―――― find jezt die Etats jener Bataillone und Escadrons ergänzt worden. Die beabsichtigte Verstärkung der Feldarmee hat also in dieser Beziehung keine Schwies rigkeit. In Ausführung wird aber die Maßregel erst kome men, wenn die Mehrkosten, die man auf 7-8 Millionen anschlägt , bewilligt find. Der Grundgedanke ist, das Linienbeer durch ein erweis tertes Reservesystem beim Kriegsfall auf eine solche Stärke zu bringen , daß nicht jedesmal die Landwehr ersten Auf gebots, wie unsere Wehrverfassung bisher bedingte, mit zur Mobilmachung gelangt. Die Entwickelung der socialen, besonders der gewerblichen Verhältnisse hat sich im Laufe der Zeit so gestaltet , daß eine Mobilmachung der Land wehr , welche Leute trifft , die bereits einen festen bürger lichen Lebensberuf, ein Amt gewonnen, und meist auch den eigenen Heerd begründet haben , immer tief und störend einschneidet, Handel und Wandel schmerzlich berührt, Aus fälle in den Steuern verursacht , manches wohlgeordnete Hauswesen plöglich zerrüttet und den Gemeinden in der Stellung der Pferde , in der Sorge für die zurückbleiben. den Familien der Wehrmänner schwere Opfer auferlegt. Das Landwehrsystem ist mit dem Volksleben der preußi schen Monarchie so eng verwachsen, daß es nicht aufgegeben werden darf. Eine Maßregel aber, welche dasselbe festhält und seiner ursprünglichen Bestimmung , Wehr des Landes zu sein, wieder näher bringt, gleichwohl die Interessen des Volkes in seinem bürgerlichen Leben schont, so weit es einer Behrverfassung möglich ist , dürfte von dem ganzen Lande nur als eine Wohlthat betrachtet werden. Die Idee, welche von gewisser Seite her angeregt ist, Exemtionen zu Gunsten des gewerbe und handeltreibenden Publicums , also des Geschäfts, " eintreten zu lassen und den ganzen Kriegsdienst dem Landvolke aufzulegen , wird wohl nirgends , als eben beim Geschäft Anklang finden , wie gern wir auch das Landvolk für die besten Soldaten ansehen. So weit der Entwurf zur Reorganisation des Heeres bekannt geworden ist, sollen die Bataillone der Linieniufan

terte auf die doppelte Zahl, jedoch mit schwächerem Friedens. etat , gebracht und dann entweder Regimenter von 6 Ba taillonen (die Reserveregimenter von 4 Bataillonen) , oder gleich die doppelte Zahl von Regimentern, der jeßigen For mation von 3 , resp. 2 Bataillonen entsprechend , gebildet werden. Durch ein erweitertes Reservesystem, zu welchem noch die jüngsten Jahrgänge der jezigen Landwehr gezogen würden, wäre die Mannschaft stets disponibel, um bei der Mobilmachung die Bataillone auf Kriegsstärke zu bringen. Die jüngsten Jahrgänge der heutigen Landwehr stehen in einem Alter, wo die Leute meist noch gut abkömmlich sind , die Landwehr erhielte fünftig eine abgekürzte Dienstzeit und würde nur im Nothfall, besonders bei feindlicher Invasion, mobil zu machen sein. Bei der Cavalerie wird beabsichtigt , die Landwehr Cavalerie ganz eingehen zu lassen und dafür halb so viel Liniencavalerie, im Frieden ebenfalls mit verringertem Etat, mehr zu formiren. Dem Lande würden die Mehrkosten durch den Wegfall der Pferdebeſchaffung für die Friedens übungen und , sehr bedeutend , für die Mobilmachung der Landwehrcavalerie ermäßigt. Vom militärischen Gesichts punkte muß aber anerkannt werden, daß zwei taktisch aus gebildete Linien-Cavalerieregimenter mit gerittenen Pferden mehr leisten, vielleicht sogar nicht schwächer auf dem Kriegs schauplage erscheinen werden , als vier Landwehrregimenter mit ihrem erst aufgebrachten Material. Die neueren Ge fechtsverhältnisse fordern überdieß eine sehr gute Cavalerie, fie kann dann im Ganzen auch schwächer sein. Es würden hiernach entweder in jedem Armeecorps 2 neue Cavalerie regimenter (wahrscheinlich leichte) , oder jedes der bestehen den Regimenter vorläufig zu 6 Escadrons formirt werden. Was die Artillerie und die technischen Truppen be trifft, so ist darüber noch weniger allgemein bekannt gewors den. Daß man die leßteren vermehren muß, liegt ebenfalls in den neuern Kriegsverhältnissen , wie auch eine Vermeh rung der Jäger beabsichtigt werden soll . Dem Lande gegen über wird bei der Reorganiſation natürlich auf möglichste Ersparnisse Rücksicht genommen werden , der Mehrbedarf im Kriegsbudget ist aber für Preußen , und damit für Deutschland , gewiß auf gute Zinsen gelegt.

Frankreich. Paris , 19. Oct. Die französische Regierung hat ver fügt , daß die Meeralgen (Seegras) fünftig gesammelt und zu Kanonenpfropfen für die Artillerie verwandt werden sollen, da dieses Material vor dem Werg den Vor zug hat , daß es beim Schuß nicht in Brand geräth.

Großbritannien. -b- Die zur Aufbewahrung der Medicamente im Felde bestimmten Körbe haben wesentliche Verbesse rungen erhalten. Ein jedes Paar Feldkörbe wird mit einer einfachen Vorrichtung ausgestattet , mittelst welcher sich augenblicklich ein trefflicher Operationstisch bilden läßt. Eine andere sehr wünschenswerthe Zugabe ist die Hinzu fügung medicinischer Stärkungsmittel in Gestalt von Thee und Zucker, Kotosmilch , Arrowroot , concentrirtem Ochsen. fleisch-Thee , nebst dem Nothwendigen , um heißes Wasser zu bereiten.

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Miederlande.

Der Spectateur militaire über deutſche Wehrfähigkeit.

Die mit dem Feldtelegraphen vorgenommenen Versuche stnd gelungen. Die durch den Instrumenten macher Logeman verfertigten Apparate find Zeigertelegraphen während an der Stelle der Batterie Magnet-Electricitat benugt wird. Eine Commission von Offizieren ist mit der Anfertigung eines Berichts hierüber beauftragt.

Es gibt Dinge , an die man nicht oft genug erinnern. fann. Für Einzelne gilt das und ebenso für Staaten und Völker. Für uns Deutsche enthält unsere Geschichte der warnen den Erinnerungen gerade genug. Wären fte ebenso be herzigt, wie sie leider bitter und eindringlich sind, so stünde es besser um uns . Das Jahr 1859 wäre dann nicht bloß ein lehrreiches , sondern auch ein ehrenreiches Stück deut scher Geschichte geworden. Aber nicht nur die Geschichte erinnert uns an das, was Noth thut , sondern auch das offene Wort des Gege ners. Der Spectateur militaire enthält im September heft von 1859 den Anfang eines nach Karten und Urkunden der Generalstäbe von Oesterreich , Preußen , Bayern 2c. bearbeiteten Aussages über " die Gränzen Deutsch lands unter dem Gesichtspunkt der nationalen Vertheidigung". Jeder deutsche Offizier wird wohl Vertheidigung". thun , den Aufsaß sich ernst anzusehen. Es ist eine fran zösische Arbeit , aber in wissenschaftlicher Ruhe und Klar beit gehalteu , feine Erörterung von natürlichen Gränzen und Zukunftskarten. Vielleicht kommen wir darauf zurück, wenn der Aussag geschlossen vorliegt. Einstweilen nur wenige Anknüpfungen. Der Verfasser beschränkt sich auf die Erörterung der Vertheidigungsfähigkeit des Bundesgebiets , soweit Boden beschaffenheit , Gränzgestaltung , Festungen , überhaupt die strategisch-fortificatorischen Bedingungen sie allein begründen. Die moralischen Elemente der Vertheidigung läßt er unbe rücksichtigt, und er sieht ganz ab von der !! Schwierig . keit , die zusammenhanglofen Wehrkräfte Deutsch lands in einer starken und bewegungsfähigen Einheit zu sammeln. " Ist das Wort des Franzosen zu hart? Ist unsere Bundeskriegsverfassung so trefflich, wie man seit fast 30 Jahren sie gerühmt hat , oder ist sie wirklich so ganz und gar mangelhaft , wie das erst seit 1859 in Norddeutschland entdeckt und behauptet worden ist? Die Verhandlungen am Bundestag über den Antrag, der eine Revision unserer Wehrverfassung zum Ziel hat, werden wenigstens Material dazu bringen, diese Frage zu beantworten. Welche Beschlüsse vom Bund wir auf diesen Antrag erwarten , gehört nicht hierher. Die ganze Frage der Wehrverfassung ist ohnehin überwiegend eine politische Frage. Die schlechteste Wehrverfassung kann genügen , wenn es am starken, gemeinsamen Willen nicht fehlt ; was 1813 bis 1815 geschah, hatte gar nichts zur Grundlage , das einer Bundeskriegsverfassung ähnlich gesehen hätte , und doch war das eine Zeit , auf deren Thaten wir mit freu digem Stolze zurückschen. Die beste Wehrverfaſſung aber bleibt ein beschriebenes Blatt Papier ohne allen Werth, sobald da und dort der aufrichtige Wille fehlt , zum ge meinsamen Zweck die gemeinsamen Pflichten bundestreu zu erfüllen. Was wir von einer Revision der Bundeskriegs verfassung fordern möchten , tft darum auch sehr wenig . *) Wir begehren nach größerer Gleichmäßigkeit der Einrich tungen , nach einer besseren Anordnung der Armeecorps,

Rußland. St. Petersburg , 4. Oct. Ueber die bereits in Nr. 83 & 84 dieser Blätter mitgetheilte Reduction der Dienstzeit der Soldaten und Matrosen schreibt man´ der ,,N. Preuß. Ztg. " noch Folgendes : Eine wichtige Ents scheidung des Kaisers betrifft die Dienstzeit der Soldaten und Matrosen. Bekanntlich war früher die Dauer der Dienstzeit auf 25 Jahre festgefeßt. Nach Einführung des Systems der auf unbestimmte Zeit Beurlaubten (Bess stzeit in der Praxis Praxis auf rotschnüye) ftellte sich diese Dienstzeit 20 Jahre und sank für den fortdauernden Dienst bei der Fahne, sobald starke Recrutirungen stattfanden, auf 15 Jahre, wogegen die Dienstpflicht in der Reserve fich verlängerte, ohne indessen die Zahl von 25 Jahren Dienstzeit überhaupt zu überschreiten. Da seit Beendigung des leßten Krieges das ganze Reservesystem sehr bedeutend eingeschränkt wor: den ist , so konnte jeßt die Dienstzeit auf 15 Jahre über haupt festgesezt werden, bei Matrosen auf 14. Es ist das durch in der Sache selbst keine wesentliche Veränderung eingetreten, aber es liegt darin die ausgesprochene Absicht, das Reservesystem in seiner gegenwärtigen Beschränkung zu belassen. Die Erfahrungen des leßten Kriegs haben gezeigt , daß man nicht mehr mit voller Gewißheit auf Soldaten rechnen kann , die, einmal von der Fahne ents laffen , sich verheirathet haben , eine bürgerliche Nahrung betreiben und sich an Bequemlichkeit und Unabhängigkeit gewöhnt haben. Ganz hat man das Reservesystem nach preußischem Muster nicht aufgegeben ; aber in der An schauung über Augmentation des Heeres überhaupt nähert man sich bei uns mehr der französischen Praxis , welche während des Dienstes bei der Fahne oft und mitunter recht lange beurlaubt , den einmal entlassenen Soldaten dann aber nicht wieder einberuft , sondern lieber recrutirt. Sardinien. Die Armée des lombardisch -vene. Turin, 19. Det. tanischen Königreichs wird der "I Savoy. Ztg. " zufolge 100,000 Mann activer Truppen zählen . Dieſelben werden nachdem die Bildung von 5 neuen Infanteries, 1 Grenas dier- und 3 Cavalerieregimentern erfolgt ist da bestehen aus : 3 Grenadiers, 23 Infanterieregimentern , jedes aus 4 Ba taillonen à 4 Compagnien , und 12 Cavalerieregimentern Die 4 Cavalerieregimenter Savoia à 5 Schwadronen . cavalleria , Nizza cavalleria , Genova cavalleria und Pie monte reale sollen tu 4 Cürafficrregimenter umgewandelt werden - In Pavia wird bebsichtigt , eine Artillerie schule zu errichten.

*) Wir gedenken auf diese Frage demnächst näher zurückzukommen. Anm. d. Rec. d. A. M.-Z.

-759 nach Anschluß der allzu kleinen Contingente ( 1 Regiment Das und weniger) an ein größeres Nachbarcontingent. scheint uns gerade genug , schon darum , weil ſelbſt hier gegen in den politischen Bezügen Hindernisse genug liegen, so viel mehr also gegen Forderungen , die gar noch weiter gehen wollten. Was vor Allem uns Noth thut, sind nicht papierne Verbesserungen der Bundesverträge, sondern ein müthiges Festhalten am Bund , Einigkeit , gemeinsamer Mille . Dann sollte der Spectateur militaire auch bald fein Recht mehr haben, von den „zuſammenhanglosen Wehr kräften Deutschlauds " zu reden. Eine andere Stelle wollen wir geradezu übersehen . „ Deutschland befigt ein Eisenbahnnez , das in Bezug auf den bürgerlichen Verkehr Bewunderung verdient. Aber keinerlei gemeinsam militärische Rücksicht hat die Anlage aller dieser Schienenwege geleitet. Und doch war es um so leichter , fie mit Rücksicht auf die militärischen Forde rungen anzulegen , als die wichtigsten strategischen Punkte fast überall mit den Mittelpunkten des Handels und der Industrie zusammenfallen, und man höchstens einiger kleinen Abzweigungen bedurft hätte , um ein mächtiges Nez mili tärischer Schienenwege herzustellen. Wir sehen darin einen der schwersten Uebelstände , welche in der Zersplitterung Deutschlands und in den widerstrebenden Interessen seiner verschiedenen Staaten ihren Grund haben." Das fran zösische Urtheil über unser deutsches Eisenbahunez ist leider nur allzu begründet. Indeß wir in Oft und West mäch tige Einheitsstaaten als Nachbarn haben, deren Eisenbahn nez geradezu als ein wesentlicher Bestandtheil ihrer Wehr einrichtungen bezeichnet werden darf, sind die Eisenbahnen fast überall in Deutschland als rein bürgerliche Unterneh mungen entstanden und bis heute im Ganzen solche ges blieben. Militärische Erwägungen haben bei Anlage der

-760 gethan haben , kommt uns Allen zu gut; ihre Festungen bilden Gruppen in sich , die wir als Theile des deutschen Defensivsystems zählen dürfen. Wie ist's aber, wenn auch die Mittelstaaten über Bau oder Vernichtung von Festungen nach Gesichtspunkten ihres engen Landesintereſſes zu ent scheiden das Recht haben ? Es können dann Festungen entstehen oder bleiben an Orten , wo sie den großen In tereffen unseres Defensivsystems im Ganzen nicht förderlich oder gar schädlich find , andere verschwinden , deren wir nicht entbehren können. Ingolstadt und Rendsburg find Beispiele für diese entgegengesezten Fälle ; über den Bau des einen wie über die Vernichtung des anderen hätte nicht der Einzelstaat nach seinem Sonderinteresse entscheiden dürfen , sondern die Frage gehörte vor die Bundesgewalt, und dann wäre die Entscheidung anders gefallen. Recht lich stüßen wir uns damit auf den Artikel 51 der Wiener Schlußacte, der klar genug für unsere Behauptung spricht. Auch unsere Bundesfestungen sind nicht Glieder eines einheitlichen deutschen Vertheidigungsplans. Daß wir sie besigen , beruht zunächst auf günftigen Zufällen. Luxem burg , Mainz und Landau sind dem Feinde abgenommen , dem Bunde in gemeinsames Eigenthum gegeben worden. Für den Bau von Germersheim erhielt Bayern 15 Millionen aus den Kriegskosten , welche Frankreich nach 1815 zahlen mußte. 20 Millionen blieben damals übrig zum Bau einer nouvelle forteresse fédérale sur le haut Rhin ". Das Geld hat über ein Vierteljahrhundert (unseres Wiſſens zu 2 pCt.) verzinslid) bei Rothschild gelegen , weil man sich nicht darüber einigen konnte, was damit anfangen. Rastatt und Ulm find endlich gebaut worden, zwei Festungen statt einer , und sie haben mehr als das Dreifache von dem ge fostet , was Frankreich dafür hatte zahlen müssen . Die

Leistung ist erfreulich genug , sie macht Deutschland Ehre, so spät man auch zum Entschluß und zur That kam. Aber wäre auch nur ein Spatenstich geschehen , wenn nicht der schöne Anfang von Baufonds im Rothschild'schen Verwahr tereffen sich aber auch im leßteren Falle bleiben , zeigt die lag? Bedurfte es ja selbst da erst noch des französischen Geschichte des Bahndammes bei Rastatt. Die Ergänzung Lärms von 1840 , damit die Sache endlich in Zug kam ! des deutschen Schienennezes und die Herstellung überein Unsere beiden Festungen Ulm und Rastatt danken wir stimmender Einrichtungen , um unseren Eisenbahnen nach wesentlich und allein den Franzosen , zuerst ihrer (nur zu träglich die militärische Bedeutung zu geben, welche sie im klein bemessenen) Geldbuße von 1815, dann ihrem Lärmen Es ist darum nicht zu viel behauptet , wenn Interesse unserer Wehrkraft haben können und sollen : das von 1840. 1840. wäre eine fruchtbarere Aufgabe, als alle Verhandlungen über wir auch von diesen Festungen sagen, daß ihr Entstehen auf Rechte und Pflichten des Bundesoberfeldherrn und über günstigem Zufall beruhe.. Die Gunst des Zufalls hat uns so überhaupt unsere ähnliche hohe Fragen , über welche die Tagespreſſe vor Bundesfestungen gegeben . Der Mangel gleicher günstiger einigen Monaten gerade mehr als genug polemiſirt hat. Der Auffag im Spectateur nennt noch eine Reihe von Zufälle war es , der die Lücken in unserem Festungsnet Orten in Deutschland, die man zum Schaden der deutschen fortbestehen ließ , wie sie der Auffag im Spectateur theil weise nachweist , und auf die auch in der A. M.-Z. schon Wehrkraft zu befestigen unterlassen habe. Das führt un So sollte es nicht sein. Die mittelbar auf die Frage nach dem deutschen Festungsneg, oft hingewiesen wurde. föderative Staatsform ist uns Deutschen ebenso natürlich das ohnehin nicht getrennt vom Eisenbahnnez dürfte ge dacht werden. Beide haben eine sehr ähnliche Geschichte ; und nothwendig , wie unseren Nachbarn die centralisirte Die Einheit der Interessen besteht aber darum beide find in ihren Theilen durch Zufall oder örtliche Ans Form. nicht minder, und diese fordert Einheit des Willens, Opfer regung entstanden , nicht nach einem umfassenden einheit lichen Plane, wie die gleichnamigen Wehranstalten unserer willigkeit auch für das , wovon man zunächst örtlich nicht centralisirten Nachbarn. Vom Schienennetz bedarf das berührt ist. Ja , wir bedürfen deren noch viel mehr, weil keinerlei Nachweis , weil es eine offene Thatsache ist; aber eben in unserer föderativen Organisation Schwächen liegen, vom Festungsnez gilt es nicht weniger. Unsere Festungen die nur durch ein vorzugsweise kräftig entwickeltes Defen find österreichische, preußische und mittelstaatliche, ein Theil sosystem aufgewogen werden können. Die Frage ist und davon find Bundesfestungen. Was die Großftaaten darin muß sein : "Wo bedürfen wir Festungsanlagen?" Nicht Schienenwege im Großen gar nicht und örtlich nur da mitgewirkt , wo das Bereich einer Festung zu berühren war. Wie fremd die militärischen und bürgerlichen Ine

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aber darf man fich mit der Frage bescheiden, wie die etwa vorhandenen Mittel am besten in Festungen anzulegen seien. Ift die rechte Einmüthigkeit da, dann werden endlich auch unsere Meerestüften im Norden Schuß erhalten, und Süd deutschland wird freudig sein Theil dazu leisten, weil auch das eine Angelegenheit ist, die uns Alle angeht. Den Kameraden empfehlen wir nochmals den Auffaß im Spectateur. Es ist viel daraus zu lernen, wenn man sich auf den Standpunkt ſtellt, den unser natürlicher Gegner Ad $ 40 M. einnimmt. mam Aid) nollistadions I did no osipan n

tische Juftruction , z. B. im Recrutenexerciren , Bajonnet fechten, Sicherheitsdienst 2c. zum Dienst als Vicecorporal, resp. Gefreiter und Corporal befähigt gemacht würden, dann hätte jedes Bataillon (à 4 Compagnien) die zur Ab gabe an 2 neu zu errichtende Compagnien benöthigten Unteroffiziere after Grade sofort bereit und vollständig ausgebildet. Rechnet man in Summa 5 Rthlr. monatliche Gebühren für 1 Soldaten und 4 Mann per Compagnie über den Präsenzetat , so würde der transitorische Mehr anfwand auf 6 Monate ( 1859-60) für 16 Soldaten per Bataillon 5 16 6 480 Rthlr. C also z . B. für 20 Bataillone 9600 Rthlr. - betragen, und diese nur ein Mal in Anjag kommende Summe nur gering zu nennen sein gegen den Vortheil , nach Ablauf dieser 6 Monate + alsdann für 30 Bataillone fämmtliche Unteroffiziere aus gebildet zu haben. Zöge man in den 4 nächstfolgenden Jahren in jeder Compagnie von der zum einmonatlichen Dienst bestimmten Mannschaft in je 2 Monaten 1 Mann, also im Jahre 6 Mann weniger zum Dienste ein, so würde der Mehraufwand des ersten Jahres (1859-60) durch den Minderbetrag des zweiten bis incl. des fünften Jahres vollkommen gedeckt werden und demnach keine Mehrbelastung des Militärbudgets eintreten , falls den Unteroffiziersſub jecten keine Zulage gewährt würde. Der Vorschlag, ältere Mannnschaften vielleicht von noch längerer Dienstzeit zu Unteroffiziersſubjecten zu wählen, gründet sich auf den wohl zu berücksichtigenden Umstand, daß diese Leute , auch wenn sie nur nothdürftig lesen, schreiben und rechnen können , doch einen festern Halt und manche Erfahrung für sich haben , und dadurch von vorn herein Autorität und Vertrauen bei den jüngeren Soldaten ge nießen, die sie meistens besser kennen und zu beurtheilen wissen , wie die alsbald nach ihrer Ausbildung zu Unteroffizieren avancirten jungen Mannschaften. Den neu errichteten Bataillonen würde durch theilweise zutheilung von solchen Unteroffizieren ebenso der Vortheil erwachsen , daß diese den größeren Theil der Abgabemannschaft bereits kennen. Sobald die Unterweisung der Unteroffizierssubjecte seitens der betreffenden Instructoren mit Lust und Liebe, Gründlichkeit , Strenge und Gewöhnung an schnelles Ent schließen und Handeln erfolgt ist , können die betreffenden Mannschaften, ohne deßhalb wesentlich zurückzugehen , nach beendigtem Cursus füglich wieder auf Urlaub geschickt werden. Fürchtet man die verlorne Mühe , dann möge man, sobald die politischen Verhältnisse sich unsicher ge stalten , wenigstens sofort auf Heranbildung von Unter offizieren in der angegebenen oder in einer ähnlichen Weise bedacht sein, jedenfalls aber jegt lieber etwas mehr als weniger thun und bedenken, daß im Drange der Noth die Instruc T tion der Unteroffiziersobjecte bei weitem weniger gründlich erfolgen kann. ft durch Ausbildung eines Theils der Unteroffiziere zu den höheren Chargen und von Mann schaften zum Dienst als Vicecorporale , resp. Gefreite und Corporale der Stamm an Unteroffizieren für neu zu er richtende Bataillone vorhanden , dann ist es gewiß hin reichend , wenn jährlich von der in's 3. oder 4. Dienst jahr tretenden Mannschaft per Compagnie 1-2 Soldaten welche, soweit dieß möglich , vom kleinen Dienst befreit sein sollten im Winterhalbjahr einberufen und zu allem Unterricht der Unteroffiziere beigezogen werden.

Wodurch wird ein Staat im Stande sein , bei plöß lichen kriegerischen Eventualitäten seine Armee schnell zu verstärken , ohne durch die in den einzelnen Waffen deshalb nöthigen Vorbereitungen das Friedensbudget weſentlich zu überſteigen ? (Fortsegung. ) Nächst der unausgefeßten Sorge für Beseßung und eine möglichst erschöpfende militärische Vorbildung der Offis ziere ist die Beschaffung brauchbarer und zuverlässiger Unters offiziere die nächste Bedingung für Aufstellung eines kriegs tüchtigen Heeres . Dieser Bedingung wird am entsprechendsten Genüge geleistet , wenn im Voraus auf Subjecte zu jeder Charge im Unteroffiziercorps dadurch Bedacht genommen wird, daß in jeder Compagnie vom Etat der Unteroffiziere 1 Sergeant zum Dienst als Feldwebel, 2 Corporale zum Dienst als Sergeanten , 2 Corporale zum Dienst als Fouriere , 1 Corporal zum Dienst als Kammerunteroffizier, und sämmtliche Vicecorporale oder Gefreiten zum Dienst als Corporale , durch die Oberlieutenante in den Com pagnien selbst , mittelst specieller Instruction und sodann zeitweiliger, mindestens 1-2 Monate dauernder Dienst leistung in den betreffenden nächst höheren Graden heran gebildet werden. Mit dieser Einrichtung erreicht man noch außerdem den Zweck, den Oberlieutenants die Gelegenheit zu bieten, sich für das Compagniecommando vorzubereiten und sich in Beurtheilung der Unteroffiziere nach ihren Kräften und Leistungen zu vervollkommnen. Um für den Fall einer plöglichen Vermehrung der Bataillone den Ersaz an, durch Avancement und Abgaben an die neu zu errich tenden Bataillone von den Compagnien in Abgang zu bringenden Unteroffizieren bereit zu halten, würde für das erste Winterhalbjahr , mit welchem diese Einrichtung in's Leben träte , eine höhere Präsenz an Mannschaften er forderlich , wenn es nicht thunlich erscheinen sollte, den Wachdienst in den einzelnen Garnisonen auf ein Minimum zu beschränken und dadurch , ohne deßhalb den Präsenzetat der Mannschaft zu verringern , Mannschaften vom Wachs dienst frei und zu besonderer Verwendung disponibel zu halten. Wenn nämlich in jeder Compagnie von der im 3., 4. und 5. Dienstjahr stehenden Mannschaft je 3 Mann, also 9 zum Unteroffiziersavancement befähigte Soldaten für das Winterhalbjahr 1859/60 , wo dies eben nicht zu umgehen, zum Theil über dem Präsenzftand gehalten und durch Theilnahme an allem Unterricht der Unteroffiziere und außerdem vom Bataillon vereinigt, durch weitere prak

763 Durch anderweitige Ausbildung von 1 Soldaten per Compagnie als Zimmermann über dem Etat , d. h. durch Beiziehung desselben zu den praktischen Uebungen im Herbst, und , wenn dieß möglich , von 2 Soldaten per Compagnie als überzählige Signalisten , würden sämmtliche Chargen für 2 aus jedem Stammbataillon zusammenzustellende neue Compagnien mit Ende des Winterhalbjahrs 1859/60 volls ständig ausgebildet und bereit, und bis zu dieser Zeit auch im Nothfalle 2 Recrutenquoten ausgebildet sein. Nach vorstehendem Plane würden behuss Formirung von 3 Bataillonen aus 2 Stammbataillonen 9 Unteroffizierssubjecte, 1 Reservezimmermann , 2 Reservesignalisten,

in Summa 12 Mann vom bisherigen Mannschaftsetat jeder Stammcompagnie zu den Chargen abgegeben werden müſſen, ehe zur Formirung der 12 Compagnien aus 8 Compagnien geschritten werden könnte . Am einfachsten wird diese Fors atton dadurch erreicht , daß von jeder Compagnie der 2 Stammbataillone der Mannschaft vom 1. bis 6. Dienst jahre und zwar die Abgabemannschaft der 1. u. 2. Comp. vom 1. Bat. an die 1. Comp . des neu zu 3. " 4. " [ 1 . "I " " 2. " (formirenden 1. "1 2. 3. Batail " " 2. " "/ "I !! 3. 4. Ion8 4. 3. "! "1 " "1 2. " " "I Aberwiesen wird, und daß sämmtliche 3 Bataillone dann durch Recruten und , wie später motivirt , durch die im 1. bis 6. Dienstjahr stehende Mannschaft des Depotbataillons vom Regimente zu einer gleichen Stärke completirt werden. Nach einem ungefähr gleichen Modus wären vorher die Offiziere und Chargen der 2 Stammbataillone und die ausgebildeten Unteroffizierssubjecte und Reservezimmerleute und Signalisten unter Avancement und Verseßung auf den Etat in diese und das 3. Bataillon zu vertheilen. Zur Erläuterung des eben Gesagten diene nachstehende Berechnung: Eine Compagnie vou 200 Soldaten hat nach Abzug von 12 Mann zu den Chargen (9 Unteroffizierssubjecte, 1 Zimmermann und 2 Signalisten) noch 188 Mann in Neih' und Glied, das find bei 8 Jahrgängen 6 Dienst und 2 Reservejahren - 23-24 Mann pro Quote. Bei Formirung von 6 aus 4 Compagnien zur ange gebenen Stärke von 188 Soldaten würde demnach die Abgabe jeder Stammcompagnie à 1 , das sind 8 Mann pro Quote, auf 6 Jahrgänge also 48 Mann betragen. Da nun je 2 Stammcompagnien 1 neue Compagnie for miren, so würde jede der nunmehr neu errichteten 6 Com pagnien 16 Mann jeder Altersclaffe, das sind bei 6 Quoten 96 ausgebildete Soldaten haben , zur Completirung auf 200 Mann daher 104 Mann , = 150 54 "I der Gesammtzahl bedürfen . Sind in der angegebenen Weise sämmtliche Bataillone, resp. nach Abgabe der Chargen und gedienten Mannschaft, neu formirt und 1 Bataillon als Depotbataillon bestimmt, se würde den Feldbataillonen eines Regiments, resp . einer Brigade (Sachsen), ein weiterer Zuwachs an gedienten Leuten der 1 bis incl. der 6jährigen Mannschaft des Depot bataillons entstehen , und jede Feldcompagnie dadurch auf

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110-120 gediente Soldaten kommen , wenn man in Bes rücksichtigung der besonderen Verhältnisse sämmtliche Kriegs reservisten (7. und 8. Jahrgang) des Regiments , resp . der Brigade in's Depotbataillon einstellte. Durch diese Ein richtung erlangte man den Vortheil, zur Completirung der Feldbataillone vorerst nur bei 150 Mann per Comp. circa , "1 200 " " ihrer feldmäßigen Stärke an neuer Mannschaft zu bedürfen, und zugleich für die Depotbataillone (bei 4 Stammbataillonen à 4 Compagnien von 2 Jahrgängen 768 Soldaten stark) die Möglichkeit, einen Theil der langgedienten Mannschaft zur Ausbildung der Recruten , bei Einübung des Details, verwenden zu können , ein Umstand , der jedenfalls wesent. lich ist, wenn es gilt, baldigst Erfaß für die Feldbatailloņe stellen zu müssen. ent NB. Unter der einjährigen Mannschaft ist halben die im Laufe des 1. Dienstjahres nach ihrer Aus bildung eingestellte Recrutenquote, unter der zur Comple trung benöthigten Mannschaft die in demselben Jahre ein gestellte 2. Recrutenquote verstanden . Die zur vollständigen Ergänzung der Feldbataillone nothwendigen Recruten können füglich durch eine außer gewöhnlich starke zweite Aushebung durch Sistirung des Loskaufrechts oder Beiziehung der nächstjüngeren Alters. claſſen -beschafft und binnen 2 Monaten ausgebildet werden. In Bezug auf den in Rechnung gezogenen Etat von 150 Soldaten per Compagnie will ich nicht unerwähnt laſſen , daß diese Stärke vielfach als normal bezeichnet wird , da eine größere Stärke von 180-200 Soldaten, also 205-225 Unteroffiziere und Mann , das Manövriren und Regieren einer Compagnie mit der Stimme selbst dann noch wesentlich erschwert, wenn dieselbe im Felde auch mit 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant und 3 Lieutenants besezt ift. Sollte die Stärke eines Feldbataillons zu 1000 Mann beibehalten werden, dann würde die Formirung zu 6 Com pagnien derjenigen zu 4 Compagnien vorzuziehen , die Compagnie selbst aber dann nur 136-137 statt 150 Sol daten stark ſein. Juwieweit in den Stammcompagnien noch auf Aus bildung einer größeren Anzahl von Schüßen oder Jägern zur Abgabe an die neuen Bátaillone Bedacht zu nehmen, ist nach den verschiedenen Formationen und der Verwen dung der Schüßen , resp . Jäger und des 3. Glicds und deren Bewaffnung verschieden , und es wäre, abgesehen hiervon, bei Formirung neuer Bataillone nur in besondere Berücksichtigung zu ziehen, daß — bei der jezt verbesserten Bewaffnung aller Armeen mindestens das 3. Glied und 1 die Unteroffiziere aller Linienbataillone mit gezogenen Ge wehren vorerst versehen, sobald dieß aber thünlich, sämmt. liche Manuschaften mit dergleichen Gewehren ausgerüstet werden. 產品 Die Vermehrung einer Armee wird sich in so hohem Maßstabe , wie dieß bei der Infanterie der Fall , weder auf Reiterei noch Artillerie ausdehnen, und da der Präsenz stand beider Waffen den der Infanterie wohl allenthalben übersteigt, so ausgedehnte Vorbereitungsmaßregeln zur For mirung neuer Truppenkörper auch nicht erheischen. Was die Reiterei anlangt, fo sind die Schwadronen

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meist mit 3 Lieutenants befeßt , es ist also auch die Mög entscheiden und führe es nur als das fürzeste Mittel an, lichkeit geboten, bei Errichtung einer 5. oder 6. Schwadron ein Reiterregiment im Falle der Noth sofort auf eine an sehnliche Stärke durchgängig ausgebildeter Reiter bringen im Regiment für den Augenblick den nothwendigsten Be darf dadurch zu decken , daß 3. B. bei Errichtung einer1 zu können. Der Bestand an Pferden ist für den Friedensetat fast 5. Schwadron vorläufig jede Schwadron mit des vollen Kriegsbedarfs , einer Erhöhung durchgängig 1 Rittmeister, des Etats an Pferden bedarf es daher nicht. 1 Oberlieutenant und (Forthegung folgt.) 2 Lieutenants beseßt , die fehlenden Lieutenants aber hier z . B. 5 durch Cadetten und Offiziersaspiranten aus dem Civilstande Die Landmacht Englands. *) ergänzt werden. Wird bei der Aufnahme im Cadettenhause, so weit Von dem Tage an , an welchem Louis Napoleon Dieß -- bei dem an Reiteroffizieren als Bedingung zu sich zum absoluten Herrn Frankreichs machte , hat EngC stellenden disponiblen Vermögen land nie aufgehört , vor einem Angriffe auf seine Küsten getragen , daß jährlich 3 Cadetten in jedes Reiterregiment zu bangen. Die Erinnerung an die Lieblingsidee des ersten rf er eintreten , dann wird auch der Beda als Portepéejunk Napoleon , die mancherlei Andeutungen , die sich in den an im Cadettenhause vorgebildeten Offizieren für alle Fälle Schriften des Neffen finden , die Voraussetzung , daß der gedeckt sein , eine Ueberzahl an Reiteroffizieren aber deß Erbe des Gefangenen von St. Helena es für seine erste halb selten eintreten , da diesen durch ihr Vermögen die Pflicht halten müsse , Waterloo und die Verbannung zu Wahl offen steht , längere oder fürzere Zeit zu dienen. rächen , fügten leicht dem nationalen Argwohne und Haß Zur Bereithaltung der im Falle der Errichtung neuer gegen die Franzosen die Ueberzeugung hinzu, ein Napoleon Schwadronen, sowie bei eintretender Mobilifirung zur Ab. müsse ein Feind Englands sein und diese Feindschaft müſſe gabe an die Feldgendarmerie, den Commissariatstrain und früher oder später in einer offenen That ausbrechen. Außer die Stäbe benöthigten Unteroffiziere aller Grade würde bie Stäbe benöthigten Unteroffiziere aller Grade würde dem hatte Louis Napoleon für sich selbst noch ein Sträuß das für die Infanterie angegebene System : der Bestims chen mit der englischen Aristokratie zu pflücken . Während mung von Mannschaften zu Unteroffizierssubjecten und seines Aufenthalts in England war er von ihr nicht nur deren Ausbildung", da die Reiterei meist der Mann mit Nichtachtung , sondern nach dem Boulogner Streich schaft präsent hält, - ohne jede Erhöhung des Präsenz und der Gefangenschaft in Hamm mit offenem Hohne bes standes -- vollständig genügende Resultate liefern , wenn handelt worden. Aber auch Gründe der Eifersucht und ver Schwadron von der 3 und 4 oder 4 und 5jährigen Feindschaft nicht persönlicher Natur liegen genug vor. Unter Mannschaft zusammen 4-5 Reiter , und später in jedem Napoleons I. Herrschaft hatte Frankreich Malta an Eng. Jahre von der in's 3. oder 4., resp. 4. oder 5. Dienst land verloren (1800). Während sich der französische Kais fahr tretenden Mannschaft 1 Reiter zu Unteroffiziersfubs ser auf dem Festlande Europa's herumschlug , eroberten jecten bestimmt und demgemäß vorgebildet würden. Da die Engländer die westindischen Inseln St. Lucia, Tabago, wohl jede Schwadron 1 Reservetrompeter hat, so würde für Demerara , Essequibo , Berbice, entriffen den Holländern, die Trompeter einer neuen Schwadron sofort gesorgt sein, gewissermaßen seinen Quafi-Unterthanen , die Cap- Colonie, ein Fall, der bezüglich der Sattler und Schmiede sowohl und den mit ihm verbündeten Dänen Helgoland . Früher für die neue Schwadron, als für unerwarteten Abgang an schon hatte England durch den geschichten Lord Clive die solchen Leuten auch einträte, wenn außer den etatsmäßigen Franzosen aus Indien verdrängt. Die große Nation" Sattlern und Schmieden in jeder Schwadron 1 Reiter als ist noch stets der Meinung gewesen , daß das mittel . Sattler und 1-2 Reiter als Schmiede zeitweilig beschäfs ländische Meer von Rechtswegen ein französischer See tigt würden , eine Maßregel , die keine Schwierigkeiten sein müsse ; fie hat immer danach getrachtet, ihren Einfluß bieten kann , da bei jeder Recrutenaushebung der Reiterei über alle seine Rüften rings herum auszubreiten , und --gelernte Sattler und Schmiede überwiesen werden. wo fie nur hinblickt, starren ihr englische Forts und eng Um einfachsten wäre es, die in einem Reiterregiment lische Kanonen entgegen. neu formirte Schwadron sofort zur Depotschwadron zu be Der Staatsstreich des 2. Decembers hat England aus stimmen und dieser die Kriegsreservisten des Regiments dem Schlafe seiner Sicherheit aufgeschreckt. Die natio zuzutheilen , den Abgang derselben aus den Stammschwa nale Eitelkeit verdeckt freilich gern mehr oder weniger die dronen - circa 1 der Mannschaft - aber möglichst bald Thatsache, daß die Engländer zu dem Bewußtsein gekommen durch neue Mannschaft zu ersehen. Da die Depotschwa= find, ihre militärische Macht sei durchaus ungenügend, ihre dronen von Anfang an stärker wie die Feldschwadronen Insel gegen einen Angriff zu sichern. Aber jedesmal, wenn find, so würde der Vortheil, fast durchgängig tüchtige Reiter der französische Kaiser den englischen Gesandten ſchief an für die Pferdedressur zu haben , sich entschieden geltend gesehen , oder wenn die französische Preſſe ihren Aerger machen und einen baldigen Ersag an zugerittenen Pferden über das perfide Albion" ausgelaffen, hat man in Enge für die Feldschwadronen ermöglichen. Ob ein Regiment land Kassandraftimmen vernommen , die im Hinblick auf von 5 Feldschwadronen und 1 Devotſchwadron alsbald die die geringen Land- und mangelhaften Seevertheidigungs 5. Feldschwadron auflösen und mit ihrer Mannschaft und mittel einen baldigen feindlichen Einfall verkünden. Wir ihren Pferden die 4 anderen Schwadronen zur vollen Kriegs erinnern uns , daß im Jahre 1853 England durch diese stärke completiren soll, bis die hinreichende Anzahl Recruten *) Der 17N. Preuß. Ztg." entnommen. für 5 Schwadronen ausgebildet find , wage ich nicht zu

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768 1 Stimmen , die mit hundertfachem Echo sich in der Presse der Wirksamkeit und dem System der französischen Flotte und den Meetings vernehmeu ließen, so in Aufregung ver große Aufmerksamkeit gewidmet. Ich bin sehr wohl gefaßt sezt war , daß es fast täglich 100,000 Franzosen an den auf die Bemerkung : Was ? ein englischer Offizier gesteht, Küsten von Kent und Effex oder Suffer landen zu sehen daß er etwas dabei gewinnen kann , wenn er sich mit der glaubte , bis dann sein Herz durch den Krimkrieg und Wirksamkeit einer ausländischen Marine bekannt macht ! die Allianz erleichtert wurde. Louis Napoleon scheint Worauf ich nur antworten kann, daß ich den größten Vor sich darin zu gefallen, die alte Feindin Frankreichs in Angst theil davon gehabt habe. Und ich möchte irgend eine vor und Schrecken zu versetzen und sich dann plößlich mit einer urtheilslose. Person fragen, wie muß das System beschaffen Schwenkung auf ein anderes Land zu stürzen. So war es sein, welches im Laufe von 12 Jahren die französische Ma mit dem russischen, so war es mit dem österreichi rine zu dem gemacht hat, was sie jest ist, welches Schiffs. schen Kriege. Durch die Einweihung von Cherbourg mannschaften aus dem schlechtesten Material umgeschaffen hatte er wieder einmal das stolze England zittern sehen, in höchst tüchtige Seeleute , die auf ihren Beruf stolz find als die verhängnißvolle Neujahrsgratulation den österrei und das brennende Verlangen zeigen , mit unseren Leuten chischen Gesandten traf. Wie oft wird Louis Napoleon bei allen Gelegenheiten zu wetteifern für die Seemanns noch die Engländer veriren, ehe er den Schlag wagt, dessen tüchtigkeit, in der sie uns wenigstens ( to say the very least) Vorgefühl dem Lande und der Regierung schon so viel jezt gleichkommen , während sie außerdem mit ihrer Ge Unruhe und Kosten verursacht ? schicklichkeit die volle Disciplin des regelmäßigen Sol daten verbinden." Die Furcht, die sich namentlich im Jahre 1853 aus Solches war das Urtheil eines englischen Seeoffiziers sprach , wies besonders auf den mangelhaften Zustand der englischen Marine hin und drang auf eine Vermehrung im Jahre 1848 , ein Urtheil , das später von vielen ande und Vervollkommnung dieser mächtigen Waffe Englands. ren englischen Seeoffizieren , wie Capitän Plunkett und · Zwar war schon ein Jahr vorher die englische Miliz er Capitän Denman, bestätigt worden ist. Wie viel hat aber richtet, doch nahm man damals im Allgemeinen wenig Rück nicht Louis Napoleon seitdem für die Marine gethan ! Alle diese Thatsachen haben dann wohl dazu beigetragen, sicht auf die Landmacht , sondern erwartete die alleinige die Aufmerksamkeit auf die Verstärkung des stehenden Rettung von der Ueberlegenheit und Wachsamkeit der Flotte. Heeres zu richten, da es doch wohl möglich, daß diesem Die weniger Verblendeten, die nicht die gewöhnliche Volks eine bedeutende Rolle in der Vertheidigung des Landes anſicht theilten, daß 10,000 Engländer 100,000 Franzosen in die See treiben könnten , gestanden sogar offen , daß, zufiele, oder daß, mit dem Parlamentsmitgliede Horsman wenn es einmal den Franzosen gelungen wäre , an den (in der Sizung vom 5. August d . J. ) zu sprechen , man englischen Küsten zu landen, England verloren sei. "1Ein 3 genöthigt wäre , " für die englische Freiheit auf englischem Beden zu fechten ". mal Herren von London (sagte damals Fraser's Jour Der Engländer hat von jeher ein stehendes Heer mit nal, das Organ der Peeliten) und die Feinde können uns die schmachvollsten Bedingungen dictiren : die großem Argwohn betrachtet. Er ist immer der Meinung ――― Unabhängigkeit die Übtretung von Malta und gewesen, daß ihm die 37 Mal verbrieften Rechte der magna L Irlands Gibraltar die Zerstückelung (dismemberment) unseres charta seine Freiheiten nicht sichern würden , wenn es den Königen gelänge , sich in einem großen stehenden Heere Colonialreiches die Zerstörung unserer Arsenale ein ergebenes Werkzeug ihres Willens zu schaffen. Zur die Auflage enormer Contributionen zur Bezahlung der Kriegskosten." Zeit, wo auf dem Festlande Europa's stehende Heere schon London ist aber eine offene Stadt und das flache offene an der Tagesordnung waren, hatten die beinahe absoluten Land von der Südküste bis zur Hauptstadt hat keine Festung, Tudors doch keine Truppen zu Gebote , die man hätte keinen Punkt ernsthafter Vertheidigung . Jezt, Jeßt , wo unge eine stehende Armee nennen können. Dagegen wurden sie unge Hier stand achtet des Friedens von Villafranca England wieder einmal die Begründer der englischen Seemacht. vor seinem Freunde und früheren Alliirten in Angst und ihnen kein Argwohn im Wege. Eine Marine war ihrer Schrecken ist , suchen Stimmen in und außer dem Parla Natur nach nicht geeignet, der Freiheit des Volkes gefähr mente die Aufmerksamkeit besonders auf die Landmacht lich zu werden. Ihre Aufgabe konnte es nur sein , einen Einfall von den Küften abzuwehren und England auf den zu richten , vielleicht im Bewußtsein , daß selbst die über Gewässern Geltung zu verschaffen. Als dann der Welt legenfte Flotte nicht vor einem plöglichen Streich sichern könne. Auch hat die Regierung seit dem Jahre 1853 die handel und das Colonialwesen Englands sich entwickelte, mannichfachen Winke benußt , welche erfahrene Seeleute war die Flotte ja nur die einzige Macht , die diese be über die Mangelhaftigkeit der Marine gegeben haben. Man schüßen und vergrößern konnte. Kein Wunder, daß der ift unablässig bemüht gewesen , die Flotte auf einen nie Engländer daher auf seine Marine mit Stolz und Liebe dagewesenen Standpunkt der Stärke und Tüchtigkeit zu blickt und in ihr das Hauptwerkzeug seines Reichthums. bringen ; ja man hat sich sogar so weit herabgelaſſen , die seiner Größe und seines Ruhmes erkennt , während er es - wie Einrichtungen fremder Flotten, besonders der französischen, bisher nicht über sich gebracht , die Landarmee stolz er auch auf einen Marlborough und Wellington ist zu studiren und von ihnen zu lernen. In dem oben an geführten Journale sagte ein englischer Marine- Offizier, anders als mit argwöhnischem Gefühle zu bewachen. (Schluß folgt.) ausgezeichnet durch Rang und Fähigkeit : „Ich habe auch die besten Schriftsteller über Marine Hierbei eine Beilage. Angelegenheiten , englische und ausländische , ſtudirt , und Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage zur

Allgemeinen

Militär - Zeitung

Literatur. Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus sischem Obersten und Flügeladjutanten . Darm stadt , 1859. Eduard Zernin .

(Fortsetzung.) Vom Soldaten. Es wird in diesem Abschnitte auf den moralischen Einfluß aufmerksam gemacht , den das Offis ziercorps durch seinen guten Geist, seine Gediegenheit und sein Beispiel auf den Soldaten auszuüben vermöge und berufen sei, und aus dem die wahre kriegerische Tüchtigkeit des leßteren hervorgehe. Der Herr Verfasser sagt : ist das Offiziercorps gediegen, begreift und versteht es mit Ernst und Würde seinen edlen Stand , und erfüllt es gewissenhaft seine Pflichten , dem Staate sowohl als sich selbst und der öffentlichen Meinung gegenüber, dann wird sich auch die Mannschaft durch Zucht und Anstand , gute Aufführung außerhalb der Kaserne und durch Gehalt vor dem Feinde auszeichnen. Versäumniß des Dienstes aber , Lüderlichkeit , burschikose Polters und Prahl sucht und die durch den Müßiggang des Garnisonlebens im Frieden sich oft entwickelnde Gewohnheit des systematischen Tadelns und Verspottens der Vorgeseßten erniedrigt den Offi zier in den Augen des gemeinen Mannes und bewirkt bei dem felben in noch größerem Maßstabe die gleichen Tendenzen zur Nachlässigkeit, Insubordination und Rohheit, mit einem Worte, den Hang zu Exceffen , welcher , einmal eingeriffen und durch die älteren Soldaten den jüngeren traditionell überliefert, durch feine Strenge mehr auszurotten ist." Sehr treffende Bemerkungen folgen hierauf über die Bes Handlung des Recruten. Wir können es uns nicht versagen, nachstehende Stelle wörtlich wiederzugeben , da leider bei der Ausbildung der jungen Mannschaft nur allzuoft arge Mißgriffe vorkommen und durch Rohheit , Ungeduld und Mangel an Be urtheilung viel Unheil gestiftet wird . „ Mit schwerem Herzen, heißt es Seite 22 , kommt der Recrut bei seiner Schwadron an ; der Schmerz der Trennung von den Seinen, die inſtinct mäßige Angst vor den Erforderniſſen und Gefahren seines neuen Standes betäuben ihn noch , und der barsche Empfang eines imponirenden Wachtmeisters , die Neckereien und haars Aträubenden Erzählungen der Zimmergenoffen , der Zwang der unbequemen , nicht auf ihn gepaßten Montur , der moralische Eindruck des Fahneneides und die Kriegsgeseße , welche ihm vorgelesen worden ſind und von denen er nur den öfter wieders kommenden Begriff des Erschossenwerdens aufgefaßt und vers standen hat, dazu die Ungewohnheit der Koft und die neuen kaum verständlichen Handthierungen, welche ihm mit trockenem Tone und ungenügenden Erläuterungen auferlegt werden , dieß Alles reicht mehr als genugsam hin, um ihn vollends aus der Fassung zu bringen, Man gebe ihm deßhalb einige Tage Zeit , um fich zu orientiren und suche ihn während derselben durch Zus reden und Freundlichkeit zu erheitern und vertraut zu machen. So werden Heimweh und Angst bald in den Hintergrund treten, und wenn er sich einmal fühlt und mit seinen Kame raden freier und umgänglicher geworden ist, dann ist er reif zur ersten Lection. Unter den Recruten findet sich nur äußerst selten Einer, bei dem man mit Recht den Vorsaß vorausseßen

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dürfte , seine Pflicht nicht zu erfüllen ; der gute Wille ist ge wöhnlich vollauf da, und diesem muß man Rechnung tragen, nicht aber der Ungeschicklichkeit und der Geistesverwirrung, welche sich im Anfange bei Allen geltend machen. Deßhalb find Geduld , Klarheit und Wohlwollen die Haupt erfordernisse des Instructors." Wenn der Herr Berfasser im weiteren Verfolge dieses Ab schnittes die kategorische Behauptung aufstellt , daß es ein schlechtes System sei , den ersten Reitunterricht auf der bloßen Decke zu ertheilen , so wollen wir uns hier , wo der Raum eine weitere Auseinanderseßung nicht gestattet , nur die Bemerkung erlauben : daß in den meisten Armeen das von ihm als schlecht bezeichnete System adoptirt ist und sich als sehr zweckmäßig bewährt hat. Wir gelangen nun zu dem Abschnitte , welcher von den Belohnungen und Bestrafungen handelt. Der Herr Verfasser äußert sich dahin : daß in allen Armeen der ersteren im Verhältnisse zu den leßteren zu wenige seien , so daß zwis schen beiden ein Mißverhältniß bestehe und der Einfluß des Vorgesezten auf die Untergebenen hauptsächlich auf der ihm zustehenden Strafgewalt beruhe , was nachtheilig auf den mili tärischen Geist einwirke. Er verwirft alle Strafen , welche einen lächerlichen oder gehässigen Charakter an sich tragen und will denjenigen Begriffen Rechnung getragen wissen , welche der Soldat -- der gemeine Mann von seiner Ehre hegt. Wir lesen Seite 30 : " Die Strafen , welche von der Stall wache außer der Reihe aufwärts bis zum Tode durch Pulver und Blei den Dienstlauf des Soldaten begleiten , find zu er finderischer und mannichfacher Art , als daß es möglich wäre, fie alle aufzuzählen ; es ist, als hätten die ersten Schöpfer der verschiedenen Dienstreglements förmlich in dieser Rubrik ge schwelgt und darüber gänzlich die Befähigung zum Guten außer Acht gelaffen, welche doch fast in jedem Menschen aufgefunden und entwickelt werden kann. Freilich hatten sie es damals mit dem Abschaume aus aller Herren Ländern zu thun , mit geworbenen Gaunern und Strolchen , die nur durch eiserne Aber das Recrutenſyſtem. Zucht gebändigt werden konnten. das heutzutage nicht mehr den Wuft , sondern den Kern des Volkes unter die Fahnen schickt , erlaubt es Gottlob , die Po . tenz der Strafen in dem Grade herabzusehen , als die Moralität und Ehrbarkeit in den Reihen der Armee zunimmt." Weiterhin verwahrt sich der Herr Verfasser aber ausdrücklich gegen die demokratisch-philanthropischen Ansichten der Neuzeit; tadelt die Abschaffung des Du", womit in den deutschen Armeen früher der Soldat von seinen Oberen angeredet wurde, und vertheidigt sogar die Prügelstrafe. Wir begegnen auch in diesem Abschnitte einem reifen Urtheile und praktischen Anfichten. Doch glauben wir bemerken zu müssen , daß das Belohnen oft schwieriger ist als das Bestrafen, da es mit viel Umsicht , Takt und Gerechtigteit geschehen muß , wenn es den Zweck erfüllen und nicht denselben gänzlich verfehlen foll ; so wie daß ja , wie in einem früheren Abschnitte angedeutet ist, der * Vorgesezte noch andere Mittel in den Händen hat , auf feine Untergebenen zu wirken , als Belohnungen und Be strafungen. Viele Vergehen , vielleicht sogar die meisten , wer den durch die Taktlosigkeit , Leidenschaft und Ungeschicklichkeit des Vorgefeßten provocirt ; es liegt also in deffen Macht, fie zu verhindern , und die Autorität , welche derselbe durch sein

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gutes Beispiel , durch seine Achtung und Vertrauen erweckende Persönlichkeit gewinnt , wirkt mehr und besser als der Stock, wenn dieser auch manchmal ganz an seinem Orte sein mag . Aber freilich , auf so eine Weise zu herrschen , ist schwieriger, als Belohnungen zu spenden oder Strafen zu verhängen ! (Fortsegung folgt.)

fteggio, dießmal um Montebello ; damals entschied eine Um gehung , diesmal die Gewandtheit der Franzosen im Drts gefecht. Bulletin über den Krieg in Italien. (Forts.) Das selbe gibt eine insofern sehr partheiische Geschichtserzählung, als die Franzosen immer gegen große Uebermacht siegen. So foll Napoleon bei Magenta Anfangs mit nur einer Division gegen 120,000 Defterreicher Stand gehalten haben ! Die Täuschung der Desterreicher über den wahren Uebergangs punkt über den Po ist klar geschildert. In taktischer Bes ziehung finden wir ferner : Verwendung der Artillerie im Großen bei Magenta (40 Geschüße in Batterien) ; hart näckige Ortsgefechte bei Montebello (Kirchhof) , Melegnano (Kirchhof, Heden, Gartenmauern) , Solferino (altes Schloß, Kirchhof); umfassende Ortsangriffe durch mehrere Colonnen. bei Robecchetto , Solferino , San Cassiano , Medole ; Wir fung der gezogenen Kanonen bei Valenza , Guidizzolo ; Wirkung der Büchsenschüßen bei Magenta , Melegnano. Allgemeine Betrachtungen über den gegenwärtigen Krieg. Die erste Wahrnehmung ist die gegen früher sehr große Zahl Todter und Verwundeter , namentlich höherer Offiziere. Die Truppen bleiben sich troß der gezogenen Feuerwaffen nicht ferner alsfrüher. In einem längeren Krieg jedoch sind so kühne Frontalangriffe nicht lange fort zuseßen ; man muß dann mehr manövriren . In Africa lernt der einzelne Franzose eine sehr selbstständige Fechtart , daher seine moralische Ueberlegenheit. Grundsäße der Befestigung von Noizet. Dieß Buch enthält keine technischen Details , daher auch keine Pläne, aber klar und bestimmt ausgesprochene Grundsäße. Es wird die richtige Wahl und Zubereitung des Terrains für forti ficatorische Zwecke besprochen. Das bastionirte System wird als das im Allgemeinen vortheilhaftefte bezeichnet, jedoch wenn dem Terrain angepaßt ; dem Defilement wird besondere Auf merksamkeit geschenkt. Die Verbindung der Strategie mit der Befestigung verlangt Schuß der wichtigsten Punkte, so mit Befestigung der Hauptstädte. Der Mangel an Bei spielen wird beklagt. Militärische Nachrichten. (Größtentheils aus der Allg. Mil. 3tg. übertragen.)

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. Juli

1 8 5 9:

Frankreich. Le spectateur militaire. Recueil de science , d'art et d'histoire militaires. 34e année . Paris 1859. System des modernen Kriegs. Ueber den im Februar und Märzheft des Spectateur mitgetheilten Artikel „ Bemer kungen über Jomini's Formation der Truppen zum Gefecht" (vgl. A. M.-Z. Nr. 37 & 38 , Beilage zu 51 & 52 v. d. J.) find der Redaction zahlreiche Bemerkungen zugekommen, die fie hier mit ihren Entgegnungen wiedergibt. " Es seien der Evolutionen zu viel im Reglement, Bewegungen , die nur auf dem ebenen Exercirplaß ausführbar, auf dem Schlachts feld zu verwickelt seien." Red. Die Erfahrung lehre, daß auch im Felde sehr complicirte Bewegungen vorkommen ; es sei deßhalb nothwendig , sie ausführen zu können . Aller dings komme zu viel Detailinftruction vor und militärische Märsche und Felddienstübungen werden vernachlässigt. — ,,Der Carabiner der Cavalerie sei unnüß , die Pistole ge nüge; Schnelligkeit der Bewegung und Kraft der Pferde entscheide." ---- Red. Der Carabiner sei nie schädlich, in vielen Fällen nüglich , im Detachements- , Gebirgskrieg, Orts , Einzelngefecht. Ein Reglement für die höhere Taktik der 3 Waffen fehle ; diese zugleich bewegen zu können, das mache den tüchtigen General ; Andere meinen allerdings, das Stu " Eine höhere dium der begangenen Fehler sei das beste. Militärschule sei Bedürfniß, um die Verschiedenheiten in der Instruction der einzelnen Schulen auszugleichen. " - Red . Noch nöthiger seien Schulen für Unteroffiziere , um zum Offizier herangebildet zu werden. Der Krieg sei eine Wissenschaft, kein Drama , wie Jomini sage ; ein Schlacht feld set das leßtere. Gewisse Regeln bleiben und müssen studirt werden." Rußland , sein Volk und seine Armee . (Forts.) Be waffnung ; Montirung ; Flotte, nach dem alten Stand ; Res crutirung ; Sold. Betrachtungen über die Kriege in Italien von 1796-1800 , mit Beziehung auf 1859. Ein Blick auf die französische Armee damals und jezt : die Bewegungen durch Dampfkraft und Electricität beschleunigt ; treffliche Vorschule in Afrika und vor Sebastopol ; vorzügliche Vers waltung und Waffen. Die Gestaltung des Terrains bei Montebello führt hier immer Kämpfe herbei. Im Jahr 1800 stand Lannes , nachdem Bonaparte die österreichische Armee durch seinen Zug über die Alpen entzweigeschnitten, in derselben starken Stellung, wie dießmal die Desterreicher. Er ging aus derselben gegen Ott vor, wie die Desterreicher gegen Foren. Damals drehte sich der Hauptkampf um Cas

Großbritannien. » Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle . London , 1859.

Den 2. Juli. Die Verschmelzung der indischen mit der königlichen Armee ist ein häufig besprochenes Thema. Die Anomalie dieſes Eine besondere Staats im Staate wird hervorgehoben. Commission sollte die Verhältnisse regeln : schlechte Eigens thümlichkeiten der indischen Armee müßten fallen , gute all gemein eingeführt werden. -- Geborne Soldaten hatte die „ Times " die Franzosen genannt. Das sei unrichtig : nir gends sei weniger kriegerische Regung , aber die Regierung mache die Franzosen seit alten Zeiten durch allerlei Stimu lancen kriegerisch. Troß alles „ élan " haben die Engländer die Franzosen unter Napoleon 1. stets beſlegt. Den 9. Juli. Die Vertheidigungsanstalten Englands seien höchst mangelhaft , die Flotte noch nicht , was sie sein müßte ; die

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773 Armee betrage mit der Miliz und den indiſchen Depots nur 100,000 Mann, die Freiwilligen belaufen sich erst auf 9000 Mann. Es sei durchaus nöthig, eine starke, ballotirte Miliz zu haben. - Die Meuterei in Indien sei aus Geiz entstanden; hätte man die Leute zur rechten Zeit entlassen und ihnen Reaffentirung mit Handgeld in der Armee der Königin angeboten , so wären fast alle geblieben , während fie jeßt , wo man so sehr Soldaten brauche , doch entlassen werden müßten. --- Für Marine und Armee ſollte mehr gethan werden ; ein Einfall von Frankreich sei aller dings zu fürchten ; es wäre vielleicht beffer , England hätte feine Flotte, denn jegt verlasse man sich auf diese und thue nichts für die Armee und die Festungen, während die Flotte unzureichend sei. Man sollte den Seedienst als einen Ehren. dienst suchen , was leider nicht geschähe ; das häufige Ent laffen von Matrosen tauge gar nichts . Offiziers . candidaten sollten vorher 2 Jahre als Cadetten in einem Regimente dienen, um den Dienst zu erlernen und im Dienst als Unteroffizier , außer Dienst als Offizier behandelt wers den. - Ueber die Freiwilligencorps sollten Vorschriften über Anzug, Bewaffnung, Exercirzeit gegeben werden, dann würden mehr Leute eintreten ; Einzelne sollten einen Cur sus in Hythe mitmachen , um als Instructoren in der Waffenlehre verwendet zu werden. ――― Im leßten italie nischen Feldzug waren die Defterreicher, aus Geiz, schlecht durch Spione bedient ; das Gefecht bei Montebello wurde durch die höheren Offiziere schlecht geleitet. Napoleon's Flankenmarsch am Tessin war kein Meisterstück , das bloßges stellte Niel'sche Corps konnte vernichtet werden, wenn Oberst Kuhn's Plan ausgeführt wurde , allein Gyulai fonnte fich zu keiner Schlacht entschließen. Bei Magenta hätten die Desterreicher unfehlbar gefiegt, wenn Gyulai am zweiten Tage wieder angegriffen hätte. Den 16. Juli. Die gegenwärtige Miliz sei ein Unfinn , fie entziehe nur der Man Linie die Mannschaft , die eigentlich dahin gehöre.

sollte eine Parlamentsacte fordern , wonach jeder Engländer milizpflichtig wäre und sich nur durch hohe Summen los So hätte man mit geringen Kosten eine faufen könnte. Die Meuterei in tüchtige Reservearmee gewonnen . Indien habe jedenfalls das Gute , daß jeßt Niemand mehr einer getrennten indischen Armee das Wort rede. ――――― Wenn die Privilegien der Garde fortbestehen , so sollten fle verdient werden , aber nicht durch Protection ; man sollte vielmehr nicht mehr für die Garde recrutiren , sondern all jährlich eine Anzahl der vorzüglichsten Offiziere , Unteroffis ziere und Soldaten der Linie darin aufnehmen.

Den 23. Juli. Im Jahr 1805 haten sich 347,000 Freiwillige gemeldet, jezt nur 9000 ; man sei weichlicher geworden und denke nur an die Uniform. - Die schlecht besoldeten Offiziere sparen gegenwärtig am Offizierstisch , aber die endlosen Uniformsveränderungen kosten sehr viel . — Einer Invasion könne man, nach Abzug der zur Vertheidigung der Seehäfen und Irlands nöthigen Zahl, nur 50,000 Mann entgegenstellen. Eine Vermehrung der regulären Armee ge nügt nicht , wofern sie nicht in ungeheurem Maßstab ge= schieht ; die Miliz in ihrem jeßigen Zustande reicht auch nicht zu , deßhalb Freiwillige nöthig , aber von der Regierung unterstüßt , namentlich mit Waffen.

Den 30. Juli. Um eine Invasion abzuwehren, sollte eine Reservearmee aus Soldaten gebildet werden , die 10 Jahre gedient haben. Im Lager zu Currag finden neben den Uebungen des Lagerlebens Felddienstübungen in großem Maßstabe und in sehr instructiver Weise statt. - Die zur Untersuchung des Recrutirungswesens niedergefeßte Commission beschäf tigt fich mit folgenden Fragen : größere Löhnung , fürzere Dienstzeit, Pensionen nur für Verwundete, Recrutirung nur durch Bensionärs.

Ankündigungen.

In unterzeichnete m Verlage erscheint in etwa 8 Tagen :

Militärische

einige

Erfahrungen

einige

Bustände

Betrachtungen über

des und

leßten

deutscher

Feldzuges

Armeen.

Den Führern deutscher Truppen und den Mitgliedern deutscher Ständekammern gewidmet. 8.

broch.

Etwa 6 Bogen.

Preis ca. 16 Sgr. oder 54 kr.

Bestellungen werden von allen Buchhandlungen angenommen. Darmstadt, 29. October 1859 .

Eduard Zernin.

Im Verlage von Hermann Coftenoble in Leipzig er schien und ist durch alle Buchhandlungen Deutschlands und des Auslandes zu beziehen:

Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Fliegende Blätter

Der

Feldzug

des dritten deutschen Armeekorps in Flandern,

im Befreiungskriege des Jahres 1814. Mit Benußung amtlicher Quellen des Kriegsarchivs bearbeitet von

Ludwig Ferdinand Bucher, Oberstlieutenant der königl. fächs. Artillerie, Ritter des fönigl . fächs. St. Heinrich , des kais. ruff. St. Wladimir-Ordens 4. Klaffe, sowie des königl. fächs. Civilverdienst-Ordens, --- zu jener Zeit Adjutant imGeneralstabedes General en ChefHerzogs zu Sachsen Weimar. und einem alphabetischen Namen Tabellen 4 Plänen, 2 Nebst 2 Karten, register aller hervorragenden Theilnehmer des Feldzuges. 2. wohlfeile Ausgabe. gr. 8. 12% Thlr. oder 3 fl. Für vielleicht wird das schaffung wohlfeile

die jeßigen Zeitverhältnisse, wo dem deutschen Volke wieder ein neuer Befreiungskrieg bevorsteht, Werk von besonderem Interesse sein. Um die An zu erleichtern, veranstaltete die Verlagshandlung diese Ausgabe.

der

Gegenwart.

Eine Ergänzung zu allen Zeitungen.

Wöchentlich eine Nummer. Soeben ist Nr. 14 , die erste Nummer des zweiten Vierteljahrs , erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig (Preis 2 Ngr. oder 7 kr). Die „ Fliegenden Blätter der Gegenwart" werden fortfahren , als eine unentbehrliche Ergänzung zu jeder politischen Zeitung die Tagesfragen in geschmackvoller Darstellung und zweckmäßiger Abwechselung zu behandeln. Bestellungen , auch auf das erste Vierteljahr (Nr. 1-13) , werden von allen Buchhandlungen und Post ämtern zu dem Preise von 26 Ngr. oder 1 fl. 33 kr. für das Vierteljahr angenommen. Inhalt von Nr. 14. An die Leser. -- Sir John Franklin und das Ende seiner Nordpol expedition. --- Die Territorialbildung des österreichischen Kaiserstaats. -- Das chinesische Reich. Die Franzosen in Belgien. - Die franzö fischen Kriegsentschädigungs -Gelder vom Jahre 1815. --- Kleinere Mittheilungen.

So eben ist ausgegeben die erste Lieferung von Beiske's

Iu unserem Verlage ist soeben erschienen : Geschichte d . deutschen Freiheitskriege . Geschichte der Feldzüge des Herzogs

Ferdinand von Braunschweig- Lüneburg. Nachgelassenes Manuscript von Christian Heinr. Philipp Edler v. Westphalen, weiland Geh. Secret. d. Herzogs Ferdinand von Braunschweig Lüneburg etc. Herausgegeben von F. 0. W. H. von Westphalen , Königl. Preuss . Staatsminister a. D. 2 Bde. 86 Bogen . gr. 8. Geheftet Preis 5 Thlr. oder 9 f. Berlin , 18. October 1859. Königl. Geheime Ober-Hof-Buchdruckerei (R. Decker), Wilhelmstr. 75.

Im Verlage der Buchner'ſchen Buchhandlung in Bamberg er schien soeben und ist durch alle in- und ausländischev Buchhandlungen zu beziehen : 9 Die unterſeeiſche Schifffahrt, erfunden und aus geführt von Wilh. Bauer, früher Artillerie-Unteroffizier, später kaiserl. ruff. Submarine-Ingenieur. In geschichtl. u. techn. Hin sicht auf den Grund authentischer Urkunden u. Belege dargestellt und mit Andeutungen über weitere Erfindungen Bauer's versehen von Ludwig Hauff. Mit 4 lithogr. Zeichnungen und einem Anhange, das Philipps - Delany'sche Submarineboot betreffend. Preis 1 Thlr. = 1 fl. 45 fr.

Neue Volksausgabe in Lieferungen von 10 Bogen 8. à 12 fgr. od. 42 kr. im Sutſer. Preis. Indem wir in Betreff dieser neuen billigen Ausgabe des ſchnell berühmt gewordenen Buches auf den besonders ausgegebenen Prospect verweisen, find wir, namentlich unter den jeßigen Zeitverhältnissen, der lebendigsten Theilnahme in allen Theilen des Vaterlandes für dieſes Deutsch- nationale Werk gewiß. Die Lieferungen, deren das Werk höchstens 10 bilden wird, er scheinen in rascher Folge. Duncker & Humblot in Berlin, Französische Straße 20 a.

Bestimmungen über den Dienst der französischen Armee im Felde (mit 2 Plänen). Ins Deutsche übertragen und mit Anmerkungen versehen von L. Starost , Königl. Preuß. Premier-Lieutenant. Im Selbstverlage zu Neiße in Schlesien. Preis 44 kr. Rheinisch = 12 Sgr. = 75 kr. D.-W. Auf mehrfache Anfragen resp. Bestellungen entgegne ich hierdurch, daß die 2000 Exemplare starke 1. Auflage bereits vergriffen ist, die 2. sich jedoch schon unter der Preise befindet. Den Herrn Buchhändlern gewähre ich gegen Einsendung des Betrages bei Aufgabe der Bestellung oder gegen Postvorschuß einen Rabatt von 33 % %. D. V.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

34. Jahrgang

Samftag,

* 1859.

5. November 1859.sni tant sig TR 137 13101iland to 136

No. 89 & 90 ..., 1996 M. that

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Allgemeine Militär- Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. in verfaſſung8mäßiger Weiſe nicht eingetreten iſt , als eine Deutſchland. unzweifelhafte Verpflichtung aller Bundesglieder , für Auf Frankfurt , 25. Oct. In der Bundestagsfißung vom rechthaltung und Vollzug dieſer Geſebe, wie der von der 20. 8. Mts. ſtellten Bayern, Königreich Sachſen , Hannover, Bundesverſammlung in ihrer Zuſtändigkeit gefaßten Be Württemberg , Großherzogthum Heſſen und Naſſau folgenden ſchlüſſe einzuſtehen und hierzu mitzuwirken , nicht minder

Antrag , die Kriegsverfaſſungdes deutſchen Bundes aber auch unberufenen, auf ümſturz der Bundesverfaſſung betreffend: Die öffentliche Meinung Deutſchlands ift, von

gerichteten Beſtrebungen nach Maßgabe der beſtehenden

dem Eindruce der politiſchen Ereigniſſe der jüngſten Zeit

Gefeße mit allem Ernſte entgegenzutreten .

irregeleitet, vielfach zu der in ihren Conſequenzen gefäbis lidhen Schlußfolgerung gelangt, daß die deutſche Bundes . verfaſſung den Grund der Unausführbarkeit in ſich ſelbſt trage, und daß dieſelbe zur Erreichung ihrer Hauptzwede,

Anfidyten geleitet und hiernach etwaigen Anträgen in vor erwähnter Richtung entgegenſehend, glauben die antrag ftellenden Regierungen jedoch ihrerſeits ſchon jeßt die Auf merkſamkeit der hoben Verſammlung auf Eines lenken zu

Von dieſen

als der Wahrung derSicherheitDeutſchlandsundder follen . Es har fichnämlich während des Verlaufes der Förderung ſeiner gemeinſamen Intereſſen , unzureichend jüngſten Zeit vor allem die Anſicht verbreitet, daß die jet. Angeſichts dieſer beklagenswertben Tøatſache erachten es die antragſtellenden Regierungen für ihre Pflicht , im

Bundes-Kriegsverfaſſung nicht ausreiche, um eine den Schuß des Bundes fichernde Verwendung der Wehrkraft

Schoße hoher Verſammlung zunächſt ihre innigſte Ueber-

deffelben zu verbürgen, und es hat dieſe Anſicht bekannt.

ugung offen dabin auszuſpredjen , daß es nur des aufs lich ſelbſt in officiellen Aeußerungen Ausdrud gefunden . richtigen und ernſten Willens aller im Bunde vereinigten Im Intereſſe der gemeinjamen Sicherheit, wie in Berüd

Staaten zu unverfürzter Ausführung der Beſtimmungen potigung der durch jene Anſicht in weiten Kreiſen vers des Bundesvertrags bedürfe , um die Zwede des Bundes breiteten Beſorgniſſe , dheint es den antragſtellenden Re zu erreichen , und insbeſondere aucy Conflicten mit dem gierungen unerläßlich zu ſein, ſofort in ſorgſamſte Ers Auslande gegenüber derjenigen Machtentwidlung und eins wägung zu ziehen , ob und welcher Aenderungen die Bundess heitlichen Äction fähig zu ſein , welde die Siderheit des Kriegsverfaſſung allenfalls bedürftig ſei , um ihren Zweck Bundes zu verbürgen geeignet iſt. Dabei mißkennen dies zu erfüllen , und es haben hiernach die Geſandten zu bes ſelben indeſſen nicht, daß die Verfaſſung und die Einrichs antragen : tungen des Bundes der Entwidlung und Fortbildung wohl Hobe Bundesverſammlung wolle die Bundes -Militär, fähig ſeien , und ſie werden deßhalb gern auf die ſorgs commiſſion beauftragen , alsbald die Bundes-Kriegs. jamſte Prüfung und Verhandlung von Vorſchlägen eine verfaſſung einer ſorgſamen Prüfung zu unterziehen gehen, die unter unverrüdter Feſthaltung der Grundprinund ſich auf Grund derſelben baldmöglichſt gutacht I

cipien des Bundesvertrags durch Anbahnung lebendigen

lich zu äußern , ob und welche Aenderungen an der

Vollzug8 Defjelben und durch heilſame Verbeſſerung und Ausbildung der Bundesverfaſſung Deutſchlands" Geſammt: wohl zu fördern geeignet wären , und durch welche die Wiederkehr der während der jüngſten Zeitereigniſſe ſo folgenſchwer hervorgetretenen Einwendungen gegen Ausführung bundesverfaſſungsmäßiger Beſtimmungen und gegen Bes ſdhlußfaſſungen des Bundes fern gehalten werden könnte. Auf der anderen Seite betrachten fie es aber , in ſo lange eine Aenderung der beſtehenden Grundgeſeße des Bundes

ſelben ſie für nöthig erachte , um die entſprechendſte Verwendung der Wehrfraft des Bundes zu deſſen Squß zu fichern .

Preußen gab hierauf folgende Erklärung ab : Die f. Regierung kann in dem ſveben geſtellten Antrage, wos nach die Bundes -Kriegsverfaſſung einer ſorgfältigen Prü . fung unterzogen werden ſoll, nur ein ihren eigenenDen Ab: n richten entſprechendes Entgegenkommen erbliden. dur Ueb der chdrungen , erzeugung auch ſie iſt längſt von

Qungiant to

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de ſein, bei plök. h wird ein Staat im Stan aſſung den Anforderungenſche der realen Ver: Bodurc daß dieſe Verf eriſchen Eventualitäten ſeine Armee ſchnell n imakti richt t liche krieg Beſt und unpr bältniſſe nich entſp mungen enthält , welche für den Fall eines Krieges die zu verſtärken , ohne durch die in den einzelnen Waffen

nothwendige Energie und Einheit der Action zu gefährden deſhalb nöthigen Vorbereitungen das Friedensbudget geeignet find. In den ihrem Antrage vorausgeſchicten weſentlich zu überſteigen ? Bemerkungen haben die boben Regierungen auch die Bundes ( Fortfeßung .) verhältniſſe im Allgemeinen und deren Fortbildung zum Gegenſtande der Grörterung gemacht.

Shrerſeits hat die

Bei der Artillerie iſt faſt in allen Armeen eine hins

königliche Regierung die hohe Wichtigkeit der hier berührten reichende Anzahl von Artillerieſcülern für die Beſeßung Fragen niemals verkannt , vielmehr denfelben längſt ihre der Offiziersſtellen vorhanden ; ob fid, die Anzahl der Offi vollſte Aufmerkſamkeit zugewendet. Sie wird hierin und ziere für einen Feldzug allenthalben als genügend herauss bei der Beurtheilung der Aufgaben und der beſtehenden ſtellt, iſt vielfad bezweifelt und dabei darauf verwieſen Einrichtungen des Bundes , wie während der jüngſten

worden , wie viele Offiziere durch eine hinreichende Be

Zeitereignijſe, ſo auch jeßt noch, von der Ueberzeugung feßung der Parfs und Depots – die nach dem Urtheil geleitet, daß das ſicherſte Mittel, den Bundesbeſchlüſſen

vieler Artillerieoffiziere im Verhältniß zu ihrer Wichtigkeit,

ihre Autorität und den bundesverfaſſungsmäßigen Beſtim dem theuern Material und der bedeutenden Anzahl von mungen ihre Wirkſamkeit zu fidyern, darin zu ſuden iſt, Pferden bisher viel zu gering mit Offizieren bedacht ge daß jene innerhalb des Gebietes ihrer richtig beſchränkten

Competenz und dieſe auf der Baſis praktiſcher Auss führbarfeit fich bewegen. Geht der Bund bei weiterer Entwidlung ſeiner Inſtitutionen , von deren Nothwendig

weſen ſind - dem Dienſt in den Batterien entzogen werden . Die neuere Kriegführung ſtellt, wie an Infanterie und Reiterei, einen gleichenArtih.infidt Anſpruch auf erhöhte Manövrirs fähigkeit auch an die tüchtiger Artillerieoffiziere -

, Baſis aus, und läßt er dabei zugleich den wohlverſtande: die Batterien nicht allenthalben hinreidend mit Offizieren nen Bedürfniſſen der Nation und den realen Macht:

beſeßt ſein. Da Verfaſſer dieſes Aufjabes nicht Artilleries

verhältniſſen ſeiner Mitglieder ihre volle Berückſich

offizier, fann er ſich nur auf deßfalls eingezogene Anſichten

tigung widerfahren , ſo wird man ſich audy mit Recht der

berufen , die darin übereinſtimmen , daß die zwecfentſpres

Erwartung bingeben dürfen , daß in Tagen der Gefahr er

chendſte Beſaßung einer Batterie mtt Batterieparf (ähnlich

ſich derjenigen Machtentwidlung und einheitlichen Action wie in Hannover, wo 2 Hauptleute bei 1 Marſchbatterie) fähig zeigen werde , welche ſeine Sicherheit zu verbürgen beſtehen würde in : 39333Myydhnila 1 geeignet iſt. del , 50 g OSO !!!? Dusche EBITDA 1 Hauptmann als Commandant für Batterie und Parf gehört zum Stabe , Preußen. 1 Oberlieutenant (1.) als Tommandant für die Batterie,, Berlin , 26. Oct. Die bereits in Ausführung be2 Lieutenants als Commandanten für die 1. und 2. Diviſion griffene, zum Theil projectirte Erweiterung der preußiſchen der Batterie , beziehendlich ein 3. Lieutenant als Commandant für die der Batterie zugetheilte Baubiß eftungen wird mit großem Eifer betrieben . Eine Er. weiterung werden erfahren die Werke an der Bregelmün-

dung , bei Königsberg und Weichſelmünde , ferner von

jection ,

1 Oberlieutenant (2.) als Commandant des Batterie

Pillau , Kolberg , Swinemünde und Stettin, ſowie von

parfø , hat ſich beim Manövriren und im

Spandau und Coblenz. Die Armirung ſoll durchweg durch

bei dem weiter zurüdbleibenden größeren Theil des

gezogene Geſchüße undbis zu deren Beſchaffung durd Granatkanonen ſchwerſten Kalibers bewirft werden . Von einer Erweiterung der Feſtung Weſel (vgl. A. M.-3. Nr. 75 & 76)

Gefecht

Batterieparke aufzuhalten ,

1 Lieuteuant als Commandant der der Batterie zunächſt in's Gefedyt folgenden Munitionswagen .

iſt aus finanziellen Gründen Abſtand genommen worden, Es würde hiernady die Beſeßung einer Batterie mit da die zu militärijden Zweden angeſepte Summe von Batteriepark 2,500,000 Thlr ., deren Bewilligung vom Landtag gefore dert werdeu ſoll, ſchon nicht mehr zur Ausführung der 1

Pläne ausreidt. i r k e i.

Alexandrien , 3. Oct. Nachridlen des Pays “ zufolge hat der Vicefönig von Aegypten nach den "angeſtellten Verſuchen mit gezogenen Kanonen ' den Befehl gegeben , die geſammte Artillerie nad diejem Sy's 1

fi em umzuändern. 1

1 Hauptmann , 2 Oberlieutenants , 3 reſp . 4 Lieutenants

erfordern . Ob dabei füglich die Stelle des Lieutenants

im Batterieparf durch 1 Offiziersſubjeet oder 1 Oberfeuers werfer vertreten werden fann, wage ich nicht zul entſcheiden, bei alledem aber würde der Etat der zu ſtellenden Marſchs batterien fich um 1 Oberlieutenant erhöhen , eine Anforde rung , die auch vom öconomiſchen Standpunkt aus gerecht:

Auch hat derſelbe die Bildung

fertigt erſd)eint, wenn man bedenkt, weldi' foſtbares Mates

von :4 neuen Jägerbataillonen und 2 Liniena

rial man dem Staate - in den Batterien verbältnigmäßig den Parks Parfs – durd) biureichende Bes nod) mehr als als in den feßung der Offizierss und Unteroffiziersitellen zu erhalten

Cavalerieregimentern nach franzöſtſchem Muſter angeordnet.

-

vermag. – Durch Anſtellung eines zweiten Oberlieutenants in den Marſd)batterien würde für jede ſolde Batterie ein

jährlicher bleibender Mehraufwand von 420-450 Rthlr

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"Tractament_28. entstehen, und hinreichende Fürsorge für den Bedarf an Oberlieutenants getragen werden , weun 1 1-3 der bestandmäßigen Batterien zu Marschbatterien bestimmt würden und 2 Oberlicutenants auf dem Etat führten.

Festungsbesaßung und, wenn nöthig, für den unbeſpannten, dem Corps auf einige Tagemärsche folgenden Depot, be nöthigte Mannschaft liefern . Erhielten die neu zn errich tenden Batterien einen entsprechenden Theil — 1—1 der ein bis incl. sechsjährigen Mannschaft von den früher zu den Munitionscolonnen, Depots 2c. bestimmt gewesenen Batterien als Stamm , dann würden diese , wie die neu errichteten Batterien , da für Unteroffiziere und Fahrer hinreichend gesorgt ist , füglich in 1-2 Monaten marsch bereit sein, resp. den bereits abmarschirten Batterien nach rücken können .

Wenn nun auch in den verschiedenen Artillerien allent halben mehr Batterien bestehen, als marschmäßig ausrücken, fo find die Offiziere und Unteroffiziere der übrigen Battes rien doch meist eben nur ausreichend für vollzählige Be sezung der Festungsbatterien , der Munitionscolonnen und der Depots , und es bleibt daher fraglich , ob von diesen Batterien Offiziere an die Marschbatterien abgegeben werden können. Jedenfalls erscheint , nach dem soeben Gejagten, der vielfach ausgesprochene Wunsch einer möglichst starken Beseßung der Marschbatterien, wie Munitionscolonnen und Depots mit Offizieren , bei der Maſſe des Materials, der Verantwortlichkeit der Commandanten und der Schwies rigkeit des Ersages an Offizieren , der sorgfältigen Er wägung und Berücksichtigung werth. Die Frage, ob es zweckentsprechender, im Falle erhöhten Bedarfs an Offizieren für die Artillerie, die Offiziers subjecte aus den Unteroffizieren oder aus den Zöglingen technischer Anstalten zu wählen , wage ich , unter Bezug nahme auf das über Austellung von Öffizieren früher Ge sagte, nicht zu entscheiden, will aber darauf hinweisen, daß besonders für die Artillerie in Zeiten Bedacht auf eine hinreichende Anzahl Offiziersſubjecte (Artillerieſchüler) zu nehmen ist, da deren gründliche wissenschaftliche Vorbildung Bedingniß zur Anstellung als Offizier sein muß, die prak tische Ausbildung zeitraubend und ein Ersaß bei Verlusten - im Gefecht daher sehr schwierig ist. Hierzu kommt noch, daß die Trainoffiziere , deren Zahl meist auf das Mini mum beschränkt ist, bei einer Mobilifirung bedeutend erhöht, und in einzelnen Armeen zum Theil durch Artillericoffiziere completirt werden. Die sorgliche Ausbildung der Unteroffiziere und Ober fanoniere durch Unterweisung im praktischen Dienst , wie durch Unterricht in den Regimentsschulen bietet hinläng lichen Ersaß für die verschiedenen Unteroffiziersgrade, und hat ebenso bereits tüchtige Offiziere gebildet ; bei Errich tung neuer Batterien wird es daher an Unteroffizieren aller Grade kaum mangeln. Noch gehört zu einer kriegstüchtigen Einübung der Artilleriemannschaft die Ausbildung einer von vornherein auf Abgang berechneten Anzahl von Fahrkanonieren und die Einübung aller Kanoniere auf die Pferdewartung, Be schirrung , das Einspannen und in so weit die Anweisung zum Reiten, daß die Kanoniere bei schnellen Bewegungen auf den Handpferden mit fortgenommen werden können. Werden in jeder Batterie so viel Fahrkanoniere mehr gebildet, als zu 1 Geschüß und 2 Munitionswagen er forderlich, also per Quote 7-8 Fahrkanoniere über deren Etat, so wird damit dem Bedarf an dergleichen Mann schaften bei Errichtung neuer Batterien jedenfalls sofort ents sprochen werden können. Für den Frieden würde die Ausbil dung von 1 2 Fahrkanonieren per Batterie und Quote über dem Etat etwaige Abgänge hinreichend decken. Dem für die Infanterie und Reiterei angegebenen System analog würde die Ausscheidung der Kriegsreservisten aus dem Bestande der Batterien die, für die Depots im Lande,

Für die Ausbildung der Recruten und Dreffur der Pferde würde die Formation der Depots aus den ältesten Leuten ein gleicher Gewinn wie bei der Reiterei sein. Im Verhältniß zur Reiterei ist die Artillerie meist ge ringer mit Reit- und Zugpferden versehen, obgleich die Dressur der Artilleriepferde, namentlich was die Zugpferde anlangt , schon deßhalb bei weitem schwieriger ist , als diese Pferde eingefahren und zugeritten und sämintliche Artilleriepferde an's Schießen gewöhnt werden müssen. Als Minimum der einer Fußbatterie - durchgehends zu 6 Geschüßen gerechnet - auf dem Friedensetat zuzus theilenden Anzahl Pferde wird von den meisten Artillerie offizieren angegeben : so viel Reitpferde als Batterieoffiziere in Summa 4-5, resp. 6, 10-12 so viel Reitpferde als Geschüßcomman Reitpferde , danten, 6 und so viel Zugpferde , daß dieselben zur Beschung der Sattelpferde für die Geschüße und die Batterie Munitionswagen ausreichen würden, wenn die Zugpferde der Batterie com pletirt werden. Unter den Zugpferden bedürfen wiederum die Sattel pferde der sorgfältigsten Dreſſur , und bieten allein die Möglichkeit , eine Batterie, nach Einstellung der neuen Pferde , am ehesten manövrirfähig zu machen. Ueberzählige Fahrer einzuüben und sämmtlichen Kano nieren einer Fußbatterie das Reiten, die Pferdewartung 2 . zu lehren , macht ein geringerer Etat an Zugpferden , der allgemeinen Ansicht nach, höchst schwierig , fast unthunlich. Von dem Bedarf an Pferden für die übrigen Wagen (Requifiten, Fourage und Batteriewagen und Feldschmiede), sowie vom Bedarf an Reservepferden , kann füglich abge sehen werden. Nach dieser Norm würde eine Batterie zu 6 Geschüßen und 6 Munitionswagen bei feldmäßiger Bespannung zu 6 Pferden circa 36 Zugpferde nöthig haben und würden diese Zugpferde , um den oben angeführten Zweck zu er reichen , als Sattel- und als Handpferde dressirt werden müſſen. Mit der angegebenen Anzahl Zugpferde kann die Batterie mit den ihr zunächst folgenden 3 Munitionswagen (1 auf 2 Geſchüße ) vierspännig manövriren und ergänzen sich dann 2 Batterien insoweit , daß abwechselnd eine der selben mit den Munitionswagen (6 , pro Geschüß 1) und der feldmäßigen Bespannung eingeübt werden kann. Bezüglich der Zugpferde würde diese Norm auch für reitende Artillerie gültig sein. Für zureichende Reitpferde

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ift in dergleichen Batterien bei der schwierigen Dreſſur auch Schottland , 20,214 in Irland , 38,202 in den Colonien im Frieden gesorgt. (außer Indien) und 26,464 in Indien. Im vorigen Jahre Rechnet man 8 Pferde in der Batterie über den bis hatte das Parlament die Größe der Armec auf 130,135 herigen Etat, das Pferd zu 10 Rthlr. durchschnittlich pro Mann festgeseßt , eine Zahl , welche aber in dem dieß Monat, so würde der jährliche Mehraufwand 10 × 8 × 12 jährigen Parlamente wieder auf 122,655 Mann für das = 960 Rthlr. pro Batterie betragen. laufende Jahr reducirt ist. *) Die Ausgaben für den militärischen Vertheidigungsapparat belaufen sich gewöhn Die Unterhaltungskosten für 1 Pferd sind hierbei zu 8 Rthlr. für Futter und lich auf etwa 7-9 Millionen Pfd . St. , find aber in " diesem Jahre auf 11,568,060 Pfd . St. veranschlagt. Die 2 für Stallung , Hufbeschlag und Instand haltung der Beschirrung Regierung hatte ferner auch im vorigen Jahre eine außer angenommen. ordentliche Commiſſion niedergeseßt , welche den Zustand Die erste Anschaffung dieser 8 Pferde pro Batterie der Armee untersuchen und darüber berichten sollte. Dieser würde sich , das Pferd durchschnittlich zu 150 Rthlr. be Bericht ist eingegangen , aber dem Parlamente nicht vor rechnet, auf 1200 Rthlr. belaufen und diese Ausgabe eine gelegt worden , und es verlautet , daß er ein höchst un günstiges Urtheil abgegeben haben soll. Ueber den gegen tranfitorische Belastung des Militärbudgets bilden , wäh wärtigen Stand der militärischen Vertheidigungsmittel Eng rend nach 8 Jahren ein bleibender Mehraufwand von jähr lich 80-100 Rthlr. pro Batterie unter Zurechnung des lands, der Eventualität eines plöglichen Angriffs gegenüber, Erlöses von 50-70 Rthlr. für ein ausrangirtes 8 Jahre theilte der Oberst Herbert in der Parlamentssitzung vom benugtes Pferd dadurch entstehen würde , daß sich so 5. August d . J. einige Angaben mit, die eine längere dann die bisherige Remonte jährlich um 1 Pferd pro Debatte hervorriefen , im Wesentlichen aber nicht widerlegt worden sind. Batterie erhöhte. Er gibt die Militärmacht , die gegenwärtig -joll aber wohl heißen Erscheint diese Mehrbelastung des Militärbudgets zu in Großbritannien vorhanden ist mit Einschluß der Miliz Großbritannien und Frland erheblich , dann möge man wenigstens für die Marsch batterien , d. i. für 1-} der bestandmäßigen Batterien (militia) auf 110,000 Mann, mit Ausschluß derselben auf 86,000 an. Es scheint demnach , daß in Großbritannien den vorgeschlagenen Etat an Reit- und Zugpferden fest halten. und Irland jezt bedeutend mehr Truppen angesammelt (Schluß folgt.) fiud , als in früheren Jahren , z. B. im Jahr 1853 , wo nur 32,065 in England und Schottland und 20,214 Mann in Irland standen. Der Oberst bringt durch Berechnungen, mit denen freilich kein festländischer Militär ganz einvers standen sein kann , diese 86,000 Mann auf 35,000 Mann Die Landmacht Englands. effectiver Feldtruppen herunter. Eine Bemerkung ist aber (Schluß.) wichtig. 35,000 Mann, die noch nicht länger als 1 Jahr Eine eigentliche stehende Heeresmacht entstand in gedient haben, und 11,000 Recruten vermindern den Effec England erst spät und entwickelte sich langfam. Es gab tivstand bedeutend ; ferner müssen noch) 5000 Kranke und feine vor dem Bürgerkriege des 17. Jahrhunderts. Erst Invaliden und 4500 Abwesende abgezogen werden. Hieraus Karl II. hatte eine beständige Garde von 5000 Maun, geht hervor , daß also 35,000 Mann im vorigen Jahre und wenigstens 11,000 schon in diesem augeworben sind, die erste stehende Armee der Engländer. Obgleich Wil helm III. mit Einfällen von Frankreich bedroht war und daß demnach die Anwerbung in diesen legten anderthalb Jahren bedeutend über den gewöhnlichen Etat hinausges mit Revolutionen zu kämpfen hatte, so konnte das Parla ment doch nicht bewogen werden , mehr als 7000 Mann gangen sein muß. Eine solche Auwerbung, wäre sie regel mäßig , würde bei zehnjähriger Dienstzeit die Armee auf auf den Beinen zu erhalten. Unter Georg I. wurde dann 300-400,000 Mann bringen. 15,000 Mann gehörten diese Armee mit Ausnahme des Contingents in Irland außerdem auch nur zu den Depots , und man könnte sich auf 17,000 Mann gebracht , und dick blieb mit geringen nur auf sie verlassen , wenn sie zur Vertheidigung fester Veränderungen die Größe des stehenden Heeres in Zeiten Unter den 35,000 Mann , die Pläge verwandt würden. des Friedens das ganze 18. Jahrhundert hindurch. England also effectiv in's Feld bringen könnte, find noch Die Kriege mit Napoleon , die Nothwendigkeit , die 12-14,000 Mann Miliz. Rechnet man nun ferner , daß vielen festen Punkte , die England in Folge dieses Krieges diese 35,000 Mann effectiver Truppen über ganz England, erlangt , mit einer Garnison zu versehen, die Revolutionen Schottland und Irland zerstreut find , so ist die Zahl und der drohende Zustand Irlands nöthigten das argwöh regulärer Truppen , die den Franzosen bei einer schnellen nische Parlament , eine bisher unerhörte Vermehrung der Landung eingegengestellt werden kann , gewiß zu gering, ftehenden militärischen Kräfte zuzulassen. Seit dem Sturze um die Hauptstadt vor einer Einnahme zu sichern . Napoleon's ist die englische Armee , ungeachtet der bestän Als am Anfang dieses Jahrhunderts der erste Napo digen Protestationen und Anträge der Friedensmänner, im Im Jahr 1835 be leon den Plan hatte, England anzugreifen, sollten 100,000 fortwährenden Steigen begriffen. stand schon die reguläre Armee aus 95,326 Mann , von Bekanntlich ist es eine der ersten Handlungen des Parlaments denen 43,232 in Großbritannien und Irland waren, 34,614 in jedem Jahre , den Etat für die Erhaltung der Armee zu be in den Colonien , mit Ausnahme Indiens , und 17,480 willigen und die mutiny act zu bestätigen , ohne welche die Re in Indien. Im Jahr 1853 war sie schon auf 116,945 gierung nicht im Stande wäre , für das laufende Jahr über haupt eine Militärmacht unterhalten zu können. Mann gestiegen. Davon standen 32,065 in England und

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Mann franzöfifcher Truppen an der Küste von Essex, Kent oder Sussex landen und auf London marschiren , 20,000 Mann sollten die Humber hinauf geschickt werden und 30,000 nach Irland gehen. Napoleon hatte dazu 2293 fleinere Fahrzeuge verschiedener Art bestimmt. Heute würde der Transport mit Hülfe der Dampfboote unendlich leichter Gesezt , Louis Napoleon folgte dem und rascher sein. ―――― welche Anzahl würden die Eng Plane seines Onfels, Länder den 100,000 Franzosen, die auf London marschirten, entgegenstellen können ? Wer sollte die 20,000 Mann an der Sumber und 30,000 in Irland zurücktreiben, wenn sie einmal gelandet wären ? Lord Palmerston nimmt freilich, wie ge wöhnlich, den Mund sehr voll, und seine Angaben scheinen die oben erwähnten des Obersten Herbert Lügen zu strafen. Der Premier sagt in derselben Sizung : „Ich bin der Uebers zeugung, daß im Falle eines Krieges wir beinahe 200,000 Das klingt freilich Kämpfer in's Feld stellen können." anders , als das Klagelied des Obersten ; aber besehen wir uns diese 200,000 Streiter genauer, so möchten sie sich doch auch beinahe auf die 35,000 Mann des militärischen Berichterstatters reduciren. " Wir haben," fährt der edle Freund Louis Napoleons fort , " die reguläre Macht von , ich hoffe , nicht weniger als 60,000 Mann , dann haben wir die Militia, die auf 120,000 festgesegt ist , und wenn diese Miliz gut recrutirt und ergänzt wird , wie es ohne Zweifel in der Noth der Fall sein würde , so rechne ich da auf 100,000 Mann. Dann haben wir 14,000 Mann Yeomanry und 12-14,000 Pensionirte , endlich noch die, welche schon 10 Jahre gedient haben." Lord Palmerston hofft, daß die reguläre Armee 60,000 Mann start ist,· die Angabe des Obersten Herbert war sogar noch höher ; aber wir haben gesehen , zu welchem Effectivbestand diese 60,000 in den Augen des Oberſten zusammenschmolzen. Die 120,000 Mann Miliz stehen nur auf dem Papier. Als im Jahr 1852 das Parlament die Errichtung einer Miliz von 80,000 Mann beschloß , waren 4 Jahre darauf mit aller Anstrengung kaum 53,000 Mann zusammenge bracht worden . Der Oberst Herbert veranschlagt die gegen wärtige Zahl dieser Miliz gar nur auf 24,000 Mann, und obgleich er davon einige Regimenter sehr lobt, so kann man fie doch keineswegs mit der preußischen Landwehr vergleichen. Die Miliz besteht nämlich aus jungen Leuten , die sich freiwillig darauf einlassen , 5 Jahre hindurch jedes Jahr auf 4 Wochen die Uniform anzuziehen und Soldat zu spielen. Wir überlaſſen es den militärischen Sachverstän digen zu beurtheilen , was Leute , die nie im stehenden Heere gedient haben, bei einem vierwöchentlichen Exercitium leisten können , um so mehr , da_bei einem schnellen Er forderniß nur ein sehr geringer Theil der ausgehobenen Miliz durch die vierwöchentlichen Uebungen der 5 Jahre hindurchgegangen sein kann. Die Mehrzahl dieser Miltz ist somit nur als Freischaaren zu rechnen ; aber nicht als Freischaaren , von denen jeder Einzelne ein mehr oder weniger gebildeter Mann ist, sondern als Freischaaren, deren Gemeine aus den verkommensten und ungebildetsten Elementen bestehen, die England aufzuweisen hat. Außer dem find die Offiziere dieser Miliz , mit Ausnahme der Commandeure, reiche , junge Kaufleute und Advocaten, die fich darin gefallen , vier Wochen lang des Jahres in der glänzenden Uniform einherzugehen, denen aber an einem

ernstlichen Soldatendienst nichts gelegen ist. Ich habe selbst diese Miliz drei Jahre vor meinem Fenster exerciren sehen und kann versichern , daß die deutschen Bürgerwehren von Die 100,000 48 nicht viel schlechtere Soldaten waren. , find im zählt Palmerston Lord die , auf Miliz Manu Falle eines raschen Angriffs noch nicht vorhanden , und wenn sie auch in aller Eile aufgebracht werden können, so ist die größte Zahl derselben für nichts mehr zu rechnen, als für einen Haufen bewaffneten Volkes , das wohl von Dächern und Fenstern schießen kann, aber vor einem fran zösischen Heere im offenen Felde gar keine Bedeutung hat. Mit den 14,000 Mann Yeomanry sieht es nicht besser aus. Sie sind die Miliz zu Pferde , hauptsächlich Farmer, meistentheils verheirathet, die alle Jahr 4 Wochen exerciren, und die sich mit einer regulären Cavalerie durch aus nicht messen können . Viele kommen alle Jahre mit einem neuen Pferde zum Exercitium, da sie inzwischen das alte, das ihnen selbst gehört, verkauft, oder namentlich die Nichtfarmer sich das erste beste Pferd von einem guten Freunde geborgt haben. - Die 12 bis 14,000 Pensionäre find meistentheils über das militärische Alter hinaus , und könnten höchstens zum Garnisonsdienst verwandt werden. Außer an den Küsten gibt es aber in England keine festen Pläße, York vielleicht ausgenommen, das jedoch auch keine Festung in unserem Sinne ist. Was dann noch diejenigen betrifft, die nach 10 jährigem Dienste aus dem Heere aus geschieden und in ein bürgerliches Gewerbe übergegangen find , so gehören sie meistens , wenn sie nicht schon zu alt sind und überhaupt noch zum Militärdienst Lust verspüren, der Miliz an , können also nicht für sich gerechnet werden. Daß sich nicht in ganz England , Schottland und Irland 200,000 Männer finden sollten , die , von Vaterlandsliebe getrieben , bereit sind , sich den gelandeten Franzosen gegenüber zu stellen, daran ist wohl nicht im geringsten zu zweifeln ; daß aber dieſe 200,000 Menschen nur im ent ferntesten einer regulären Armee Stand halten können , möchte wohl selbst kein engliſcher Militär behaupten . „ Einer Nation , die eine Invaſion zurückgeschlagen hat , fehlt es selten an Männern , aber zu oft an Soldaten ! " sagte Daß es aber den Engländern nicht an Napoleon I. Soldaten fehlt, das hat Lord Palmerston nicht bewiesen. Die große Schwierigkeit , mit der die englische Regie rung bei der Landesvertheidigung zu kämpfen hat , liegt in dem System der freiwilligen Anwerbung. Wenn es selbst schon in den Zeiten des Friedens oft schwierig ist, die nöthige Anzahl von Seeleuten und Matrosen anzu schaffen , so müssen beim Kriege ganz außerordentliche An strengungen gemacht werden, um die Flotte oder das Heer auf einen einigermaßen ausreichenden Fuß zu stellen. Vor einigen Monaten konnte der Ausländer mit Verwunderung Dampfboote die Themse hinauf und hinunter fahren sehen, mit Matrosen und Seefoldaten in fliegenden Bändern und Musikchören besezt , die vor jedem großen Kauffahrthei schiffe stille hielten und den neugierigen Matrosen die Ver sprechungen vorlasen , welche die Regierung den Mann schaften dieser Schiffe machte, wenn sie sich in der könig lichen Marine anwerben ließen. 10 Pfd. St. , d. h. beis nahe 70 Thlr. Handgeld wurde jedem Matrosen unter Anderem geboten. Nur durch das Vorhalten materieller Vortheile, namentlich einer höheren Besoldung, können die

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Matrosen der Kauffahrtheiflotte verlockt werden , in den königlichen Dienst einzutreten. Ebenso oder noch schlimmer ist es in dem Landheere. Hier ist es freilich nicht mög lich, den Soldaten mehr zu bieten, als sie als Handwerker oder Arbeiter erwerben können. Ein Schneider- oder Schuhmachergeselle verdient in der Regel 4 Sh . , d. h . 1 Thlr. 10 gr. den Tag ; Schiffszimmergesellen haben 9-11 Thlr. die Woche ; ein gewöhnlicher Arbeitsmann der niedrigsten Claffe hat wöchentlich nie unter 14 Sb., d. h. 4 Thlr. 20 Sgr. Dabei sind diese Arbeiter nach 5 Uhr Abends im Winter und 6 Uhr im Sommer ihre eignen Herren. Was sollte sie daher verlocken , sich frei willig in die Disciplin und Abhängigkeit eines Soldaten zu begeben, der 1 Schilling = 10 Sgr. täglich bekommt, oder nach Abzug der Kosten für Essen u . s. w. 2-3 Pence höchstens den Tag zu dem beliebten Glase Bier übrig be hält ? Der königliche Werbeoffizier sucht daher gewöhnlich Die Public houses (Bier- und Schnapslocale) auf, in denen er die verbummeltsten Individuen zu finden hofft, Trunken bolde und Faullenzer, die nicht arbeiten wollen oder dieser Laster wegen keine Arbeit finden . Er hält sie auf einige Gläser Bier oder Brandy oder Whisky und Wasser frei und malt ihrer vom Getränke erhigten Phantasie die Schön heiten des Soldatenlebens vor. Das blinkende Handgeld von 2-5 Sovereigns (Pfd . Sterl. ) hilft auch das wankende Gemüth zu entscheiden; sie ergreifen begierig das Hand geld in Gegenwart von Zeugen ; der Name wird in die Listen eingetragen und fest sigt der junge Mann und kann nicht wieder zurück. Mancher , der des andern Morgens aus seinem Rausche erwacht , sieht zu seinem Schrecken, daß er auf 10 Jahre der Armee unwiderruflich einverleibt ist. Solches sind in der Regel die Mittel, die wenigstens in England angewandt werden , die königliche Armee zu recrutiren , wobei das Handgeld nach Umständen erhöht wird. In Irland , wo die Armuth Viele zur Verzweis lung oder zur Auswanderung treibt, hat der Werbeoffizier freilich weniger Mühe. — Da das Resultat folder Wer bungen immer von vielen Zufälligkeiten abhängig ist , hat man die Miliz errichtet , um gewissermaßen den jungen Männern Luft zum Soldatenwesen beizubringen und sie dann in die stehende Armee hinüber zu escamotiren . Wenn fie dann einmal in der Uniform in Reihe und Glied stehen und nach einiger Zeit von einem beliebten oder geachteten Commandeur angefeuert werden , so rechnet man darauf, daß es dem Einzelnen schwerer wird , sich diesen Einflüssen zu entziehen. Obgleich mehrere Milizregimenter auf diese Weise den regulären Truppen einverleibt sind , so haben wir doch Stimmen von Militärpersonen im Parlament ge hört, die den Erfolg der Miliz gleichsam als Vorschule Da in der bris zum stehenden Heere in Abrede stellen. tischen Armee nur ein geborner königlicher Unterthan

Errichtung von Fremdenlegionen. England hat keinen großen Krieg ohne die Hülfe von Ausländern führen können. Die Errichtung solcher Legionen ist aber immer mit enormen Kosten verbunden , die die Ausgaben eines Krieges bedeutend erhöhen , so daß England troß seines Reichthums jeden Krieg weit mehr fühlt . als irgend ein anderes Land. Die Kriege gegen den ersten Napoleon hinterließen eine Staatsschuld von nahe an 900 Millionen Pfund Sterl. , die das Land jährlich mit über 31 Millionen (also mehr als 200 Millionen Thaler Preuß. ) verzinſen mußte ; sie brachten dem Lande eine Einkommensteuer von 7d. auf das Pfd . St. von jedem Einkommen über 60 Pfd. St. Der Krimkrieg erhöhte wieder die Staatsschuld und die schon herabgesezte Einkommensteuer. Dem Werbesystem ist es denn auch hauptsächlich zuzuschreiben, daß die Kosten der englischen Armee mehrfach die anderer Staaten über steigen. Der für das Jahr 1859 festgesezte Etat der eng lischen Armee von 122,655 Mann beträgt 11,568,060 Pfd . St. , während z. B. Frankreichs Militärbudget für 1853 324.232,662 Francs , alſo ungefähr 12,969,306 Pfd . St. war, wofür eine Armee von mehr als 400,000 Mann unterhalten wurde. Fassen wir diese Thatsachen , die wir hier vorgefunden haben , zusammen , so kommen wir zu dem Resultate , daß die militäriſchen Verhältniſſe Englands immer schwieriger, und daß das Werbesystem immer unzureichender wird . So lange die englische Seemacht auf der Höhe stand , daß keine andere sich auch nur im entferntesten mit ihr meſſen fonnte , war nur eine gehörige Wachsamkeit nöthig , um einen Feind vom englischen Ufer fern zu halten. Sobald aber eine andere Seemacht da ist , die sich mit der eng lischen so ziemlich zu messen oder die doch ihrer schnelleren Concentrirung wegen es mit derjenigen Flotte aufzunehmen im Stande ist, welche die Engländer ihr bei einem plög lichen Kriege im Canale entgegenstellen können , wo also eine Landung einer großen Landmacht möglich wird : da reicht die bisherige Größe der englischen Militärmacht nicht aus . England wird von dem Tage an aus seiner insularen Stellung herausgeriffen und gleichsam dem Festlande hinzugefügt, und es wird dadurch genöthigt, ein stehendes Heer auf den Beinen zu erhalten , welches denen der großen Militärstaaten Europas die Spize bieten kann. Das kann es aber jezt nicht mit seiner geringen Anzahl effectiver Truppen ; noch ist sein Militärsystem je mals fähig, die Landesvertheidigungsmacht auf die erforder liche Höhe zu bringen. Selbst wenn sich die nöthigen Mannschaften auf dem bisherigen Wege aufbringen ließen, so würden doch die Kosten so ungeheuer sein , daß das Land sie auf die Dauer unmöglich ertragen könnte. Der unüberwindliche Widerwille der Engländer aber gegen irgend eine Art militärischer Zwangsaushebung ist bekannt, und ehe ihnen nicht das Meſſer an der Kehle sigt, werden sie sich nicht zur Aufgabe des freiwilligen Werbesystems entschließen . Freilich würde auch die Errichtung eines stehenden Heeres nach irgend einem allgemeinen Zwangs oder Conſcriptionssystem von den weitreichendsten Folgen für das ganze sociale Leben Englands sein. England fühlt, daß seine Marine nicht mehr hinreichend ist, es vor einem französischen Einfall zu ſchüßen. Gelingt eine solche Landung , die jedenfalls an mehreren Punkten

dienen darf, so hat die Regierung bei einem plöglichen ernstlichen Kriege , wenn er auch fern vom Mutterlande geführt wird, außerordentliche Mühe, die nöthige Truppen zahl anzuschaffen. Vor einigen Jahren wurde deßhalb schon das Maß um einige Zoll (inches) erniedrigt , und wie uns Oberst Herbert erzählt , enthält die Armee in Großbritannien allein 28,000 Mann unter 20 Jahren. Das gewöhnliche Mittel , im Falle eines Krieges die Mangelhaftigkeit des Werbesystems zu ergänzen , ist die

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zugleich stattfinden würde , so fame fie einer vollständigen Eroberung Englands gleich. Frankreich könnte freilich das eroberte Land auf die Dauer nicht halten ; aber der Er oberer würde in London Bedingungen vorschreiben , welche Großbritannien von der Höhe seiner europäischen Macht stellung vielleicht auf immer herunterbrächten. Nur eine schleunige Aufgabe des jezigen Militärsystems und die Einführung irgend einer Art von Conscription könnte Eng land aus dieser so drohenden Gefahr erretten.

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Rechte , der Vorzug vor dem sogenannten deutschen Sattel zu gestanden. Derselbe soll leicht sein , in seiner Bauart die Mitte zwischen dem ungarischen und dem tscherlessischen halten, und mit zwei Gurten befestigt werden. Wir wollen hierzu nur bemerken , daß die Leichtigkeit nicht auf Kosten der Halts barkeit erzielt werden darf, da der Sattel das wichtigſte Stück der ganzen Pferdeausrüßtung und sein Verlust im Felde schwer zu erseßen ist . Um die erforderliche Leichtigkeit des Packes zu erreichen , soll die Bekleidung und sonstige Ausrüstung des Reiters auf ein Minimum gebracht werden . Es ist dieß im Princip sehr richtig ; in der Ausführung werden sich aber die Ansichten schwer über jenes Minimum vereinigen , wenig Literatur. tens find sie bis jezt immer noch sehr divergirend gewesen. Der Vorschlag , das Gepäck auf Wagen nachzuführen , oder, Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen in manchen Fällen , gänzlich zurückzulassen , möchte nicht un Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus begründete Bedenken gegen sich haben , besonders in Bezug sischem Obersten und Flügeladjutanten. Darm auf die Vermehrung des Trosses weil die Wagen nicht der , stadt , 1859. Eduard Zernin . Truppe überall zu folgen vermögen , und weil sehr leicht der (Fortsegung.) Fall eintreten fönnte , daß leßtere auf längere Zeit von dens Von der Zäumung und den Gangarten des selben getrennt würde oder sie auch ganz verlöre. Was der Cavaleriepferdes ; von der Führung Führung und dem Cavalerist im Felde nicht braucht , möge er zu Hause laſſen ; Size des Cavalerißten. Dieser Abschnitt beginnt mit was er aber für sich und sein Pferd wirklich bedarf, das muß er auch stets bei sich führen , außer etwa bei kleinen Fouras dem Saße: Leichtigkeit ist heutzutage das Haupterforderniß der Cavalerie. Sie hängt ab von dem Bau und der Dressur girungen , von denen er in wenigen Stunden in das Lager des Pferdes , von seinem Sattel und Pack , von der Bewaff zurückkehrt. nung und von dem Anzuge des Reiters. " Demzufolge werden von Was die Bekleidung anlangt , so fordert der Herr Ver Mann und Pferd mittlere Größe, sowie Kraft, Gedrungenheit faſſer mögliche Einfachheit und Bequemlichkeit. Die mit Leder und Gelenkigkeit des Körpers verlangt. Hinsichtlich der Dressur beseßten , über die Stiefel herabfallenden Pantalons hält er der Pferde wird davor gewarnt , die Anforderungen , die an für unpraktisch und befürwortet den Husarenstiefel und das ein Schulpferd gemacht werden , auf das Cavaleriepferd über diesem entsprechende Beinkleid. Der Helm wird , als unzweck tragen zu wollen. Man soll letteres nicht zu sehr auf das mäßig und dem Mann eine nußlose Qual bereitend, verworfen. Hintertheil sezen , es mehr in seinem natürlichen Gleichge. Wir pflichten dem bei und würden für Käppi oder Kolpaď wichte belassen , und hauptsächlich dahin trachten , ihm Ruhe stimmen , nur müßte lekterer mit einer Blende versehen und und einen langen , gleichmäßigen Schritt beizubringen. diese, ebenso wie auch am Käppi, so groß und so gestellt ſein, Als ein Hinderniß hierbei , sowie überhaupt als ein höchst daß sie den Augen einen hinlänglichen Schuß gewährte. Dieser schädliches Instrument , was den Ruin des Pferdes befördere Schuß erscheint uns als das erste und wichtigste Erforderniß und legterem unsägliche Qualen bereite , wird die Kanthare einer jeden Kopfbedeckung , die Anspruch auf Zweckmäßigkeit bezeichnet und hieran der Vorschlag geknüpft : dieselbe bei der haben soll. Auf die verschiedenartige Abzeichnung der Regimenter wird Cavalerie gänzlich abzuschaffen und die Pferde nur auf der Trense zu reiten. Wir sind vollkommen damit einverstanden, nicht mit Unrecht ein besonderer Werth gelegt , und es heißt daß die Kanthare in ihrer seitherigen Gestalt ein Marterwerk. in dieser Beziehung ; „ Der Soldat freut sich seines Puzes, zeug ist und zahlreiche Nachtheile veranlaßt , halten sie dems ist stolz darauf und sucht demselbeu durch Tüchtigkeit vor dem Unter mehreren gleichmäßig ge ungeachtet aber , bei einer regulären Reiteret , für unentbehr Feinde Nachdruck zu geben. kleideten Regimentern zeichnet sich selten eins merklich vor dem lich und eine Vertauschung derselben mit der Trense für völlig anderen aus , wenn die Befähigung der Commandeure eine unthunlich. Die gerügten Uebelstände scheinen übrigens durch Man stelle aber mit gleich befähigten Chefs und gleiche ist. die in Nr. 61 & 62 der dießjährigen Allgemeinen Militär unter gleichen Bedingungen ein rothes Regiment neben ein Zeitung, beschriebene neue Kanthare beseitigt zu werden , und wenn sich dieselbe bei Versuchen, deren Anstellung im Intereſſe blaues, so wird jedes, schon seiner Farbe zu Liebe, das andere auszustechen suchen. Besonders hüte man sich , die traditionell der Reitkunst und der Cavalerie zu wünschen wäre , bewährt, in einem seiner Tapferkeit wegen hervorragenden Regimente so würde das Problem einer zweckmäßigen Zäumung , die das hergebrachten und in vielen Feuertaufen geweihten Farben und Pferd dem Willen des Reiters vollständig unterwirft , ohne Auszeichnungen der Luft, selbst der Zweckmäßigkeit einer Vers es zu martern, und deren Handhabung zugleich für den Reiter änderung der Gleichmachung aufzuopfern ; wenigstens gehe man leicht und angenehm ist , auf befriedigende Weise gelöst sein. , Man Der Trab soll die Mitte zwischen dem kurzen und dem damit sehr behutsam und nach und nach zu Werke. zu Truppe der Geist den auch Rocke dem , mit sonst riskirt gestreckten halten ; der Galopp mehr Boden nehmend als jener, fünfzig vielleicht Ehrenkleide historischen in dem , ihre ändern ein sogenannter Jagdgalopp ſein, wie solches bereits die meisten Exercirreglements vorschreiben. Beim Traben wird der soge: Jahre zählende Unbesiegbarkeit mitsammt demselben an den Nagel zu hängen." nannte englische Sig empfohlen. (Fortsegung folgt. ) Von dem Sattel und Pack ; der Kleidung und . Bewaffnung. Dem * Bocke wird , und dieß mit vollem

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Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitſchriften.

Die Wälle müssen wegen der großen 44 Zügen feftfißt. Percussion dicker gemacht werden. - Das Geschoß zer. sprenge als Granate in 49 Stücke ; es ist für die Be dienungsmannschaft ganz gefahrlos , während es geschossen beim Berühren des weichsten Körpers springt. Die Spren Auf 1500 gung kann zu jeder Zeit herbeigeführt werden. Ellen Entfernung haben 7 Schüsse auf 2 Scheiben von je Armstrong brauchte 9 Quadratfuß 596 Löcher gemacht. 3 Jahre zur Reife der Erfindung , die Commiſſion prüfte 5 Monate lang. Der gegenwärtige Zustand der niederländischen Armee in Indien. Der Einfluß europäischer Gesittung ist in Indien fast Null, leßteres wird nur durch die Armee ges halten. Diese besteht aus 28 Bataillonen Infanterie , 1 Regiment Cavalerie, 18 Compagnien Artillerie und 6 Com pagnie Genie. Die Infanteries 2c. Bataillone bestehen aus 4 Compagnien Inländer und 2 Compagnien Europäer und Afrikaner ; 3 Bataillone und die Reiterei sind ganz Euro päer, die Artillerie und das Geniecorps zur Hälfte. Es besteht eine Schule für Soldatenkinder und eine für Unteroffiziere. Die Europäer find nie so stark, als sie sein sollten ; die sehr tüchtigen Afrikaner läßt man eingehen, die Javaner dagegen, die stets an ihren einheimischen Fürsten hängen, werden in großer Zahl genommen. Kritik. Leitfaden zur Behandlung des Personals und der Verwaltung einer Compagnie von Boom. Rüstow's militärisches Wörterbuch" . holländisch von Landolt; beide werden empfohlen. Um diesen größere Tragweite und sichere Ueber Rafeten. Richtung zu geben , wird der Vorschlag gemacht , ſtatt des Treibsaßes die Hülse ganz oder theilweise mit Pulver zu füllen ; die Redaction meint , dieß wäre schon eines Vers fuchs werth, indessen komme die geringe Tragweite von der Form und die unsichere Richtung von der Veränderung des Schwerpunkts her.

Juli

18 5 9.

Niederlande.

De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859 . Darstellung der Ereignisse zu Gent und Dude naerden im Jahr 1830. Der Geist der Bevölkerung war in den Mittelelassen den Holländern sehr geneigt , in den höheren abgeneigt. Gent hätte gehalten werden können, wenn man statt der 17. Infanterieabtheilung und des Hu sarenregiments , wie die Militärbehörden verlangten , zwei Bataillone Holländer einrücken ließ. Die österreichische Armee. (Forts.) Bestand derselben. Das deutsche Bundesheer und das Limburger Contingent. Nach einem Auszug aus der Bundes friegsverfassung wird bemerkt , daß es Anfangs ein Luxem burg-Limburger Contingent ( 1319 Luxemburger und 1217 Limburger) gegeben habe , das zur Besaßung Luxemburgs bestimmt war. Da durch diese Bestimmung das Contingent möglicherweise auch außer einem eigentlichen Kriegsfall auf gerufen werden konnte, so gestattete der Bund eine Theilung, und zwar in 1602 Mann Contingent für Luxemburg und 1079 Limburger, die seit 1855 mit Naſſau eine Brigade bilden und aus Cavalerie bestehen. Da Limburg vermöge seiner Seelenzahl 2027 Mann stellen müßte , so ist diese Bestimmung sehr vortheilhaft. Ein Artikel im Nieuwe Spectator Die Remontirung. Remont irungscommissionen ungünstig be hatte die früheren 2 urtheilt. Hiergegen wird bemerkt , daß der Vorschlag , im Stalle zu kaufen , für eine öffentliche Commission nicht passe, daß indeffen besonders tüchtige Pferde stets im Stalle aufgesucht worden seien ; daß es etwas Anderes sei , Pferde auf eigene Rechnung und Risiko und für den Staat zu kaufen, und daß deßhalb auch die Methode eine andere sein müsse ; daß endlich die Pferde deßhalb so frühe im Jahr gekauft worden seien, um den franzöſiſchen Händlern zuvors zukommen . Die Armstrong - Kanone war in den englischen Blättern Anfangs etwas ungenau beschrieben worden. Hier folgt nun ein Auszug aus Peel's Parlamentsrede über diesen Gegen stand , woraus hervorgeht , daß die Kanone aus einzelnen, aus Schmiedeisen gefertigten, eigenthümlich zusammenge fügten Theilen besteht , von hinten geladen wird und sowohl Hohl als Vollgeschosse schießt. Ihre Vorzüge find große Leichtigkeit, Dauerhaftigkeit, Tragweite und Prácision. Ein Armstrong'scher 18 Pfünder wiegt nicht des gewöhnlichen 18Pfünders ; ein Armstrong'scher 32Bfünder trägt 8450 Ellen weit und schießt 7 Mal genauer , als ein gewöhnlicher 32 Bfünder auf 1000 Ellen. In einer von Armstrong ges haltenen Rede heißt es unter Anderem : Die Ladung sei in den Blättern falsch beschrieben , sie werde nicht durch den Canal des Pfropfs an der Schwanzschraube , sondern durch die hohle Schließschraube selbst eingebracht ; die Laffete für Schiffs- und Festungskanonen sei so construirt , daß das Geschüß nach dem Rücklauf in seine erste Stellung zurüc gehe; das Geschoß habe zwei Bleiringe , wodurch es in den

Anzeige. Von dem Militärhandbuch des Königreichs Württemberg wird eine neue Ausgabe veranstaltet werden , welche folgende Abschnitte enthalten wird: 1 ) Eintheilung und Rangliste der Offiziere und Militär beamten; 2) Dienstalters-Liste der activen Offiziere nach einzelnen Waffen; 3) Dienstalters-Liste der activen Offiziere durch alle Waffen; 4) Liste der charakterisirten Offiziere und 5) Verzeichniß der Mitglieder des Militärverdienstordens. Das geheftete Exemplar auf Schreibpapier wird auf 30 kr. zu stehen kommen. Diejenigen Personen , welche auf dieses Militärhandbuch zu ſubſcribiren wünschen , wollen fich deßhalb an die unters zeichnete Stelle oder an eine der Plagadjutanturen von Stutt gart , Ludwigsburg und Ulm wenden. Stuttgart, 29. October 1859 . Kanzleidirection des K. Württemb. Kriegsministeriums.

Redigirt unter Berantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Truck von C. W. Leste.

Samſtag,

34. Jahrgang.

12. November 1859.

No. 91 & 92. os

Fabim

SEL 1

Allgemeine Militär- Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Piernach würde unter Anderem auch die Offiziersgage Preußen . gleich der Beſoldung der Civilſtaatsdiener bis zur Hälfte Berlin , 3. Novbr. Dem Landtage wird in Bezug mit Beſchlag belegt werden können . Vom Tag des Aus auf die Marine eine Vorlage gemacht und die Bewilligung marices und während des Felddienſtes hört eine verfügte

eines Credits von 3 Millionen Thalern für Hafenbauten Beſchlagnahme der Offiziersgage auf und kann eine ſolche an der Jahde und auf der Inſel Rügen beantragt werden . überhaupt nicht erkannt werden. Außerdem wird bei ein: Gleichzeitig ſoll der Plan zur Errichtung einer Sees tretender Penſionirung der Offiziere die Dienſtalterszulage Artilleriedule nach engliſchem oder franzöſiſchem mit in Berechnung kommen . Borbilde auf einem eigens zu erbauenden Schiffe und die Rüdverlegung des Svecadetteninftituts von hier nach

Dänemark.

Danzig oder Swinemünde vorgeſchlagen werden . Ferner liegt es im Blan , 10 große Schraubençorvetten, ju je

Kopenbagen, 15. October. Der Kriegøminiſter

50 Kanonen , in Ausführung zu bringen und die Zahl der bat dem Reidysrath in Betreff der ſtatigefundenen Arbeiten Kanonenboote neueſter Conſtruction bis auf 60 zu ſteigern , an den Seebatterien einen Bericht vorgelegt. Er wogegen man die Fahrzeuge älterer Conſtruction nach und nach einziehen will. Im nädyſlen Frühjahr wird die Marine 75 Fabrzeuge zählen , wovon freilid) ein Theil nach älterer Conſtruction gebaut und darum nicht friegøs fähig iſt. Die ganze Mannſchaft der Marines ind See: ſoldaten zählt im Kriege 138 Offiziere und 3500 Mann. Nach ciner Mittheilung der „ Frankf. Poſt- 3tg." ſoll fünftig die Zahl der Fahnen , deren bekanntlid bei jedem preußiſmen Bataillon gegenwärtig eine geführt wird,

wird darin bemerkt , daß im Finanzjahre 1858 bis 1859 hierzu 54,000 Rihlr. gebraud)t und im Finanzjahre 1859 bis 1860 im Ganzen 183,000 Rthlr . zur Dispoſition ge ſtellt und theilweiſe verwendenſind. Das Materialgebäude, mit den nothwendigen Comptoirs, Werkſtätten und Maga

zinen , iſt in der Baſtion Chriſtian des Fünften angelegt und von hier aus ein Sdienenweg über eine Brüde nach dem Strande geführt. Verychiedene Fahrzeuge und Geräth ſchaften find angeſchafft und angefertigi. Bei der jüde

nach engliſchem Muſter auf 2 für das Regiment, und zwar lidyſten und größten Batterie „ Provesteen “, welche den jüds auf eine Königs- und eine Regimentofahne , bei der ge- liqen Eingang in die Königstrefe verſchließen und beherr. famin ten Infanterie vermindert werden .

Die

cen joll , find in der äußerſten , die Tracen des Werfs

erſte würde ale eine Auszeidnung verliehen und dann

bezeichnenden Linie 697 Pjähle durd) Hülfe elner Dampf

beim erſten , die andere dagegen beim zweiten Bataillon majdyine eingerammt worden. Zwiſchen dieſer Pfahlreihe des betreffenden Regiments žll führen ſein.

und der Reble des Werks hat man als Fundament 113

freie Stadt Frankfurt.

eine Größe von 123 bis 256 Kubiffuß und füllen je eine Länge vou 6 Fuß von der Mauer aus. Die Bauten haben

Frankfurt, 28. Oct. In der heutigen Sißung des geſeßgebenden Körpers wurde die Senatsvorlage: Ge baltser höhung der Offiziere des hieſigen Liniens militäre, ohne Debatte genehmigt. Die Gehaltserhöhungen ſind jedoch an die Bedingung gefnüpft, daß der von der geſebgebendenVerſammlung berathene Geſeßentwurf, wos nach die Offiziere bezüglich ihrer Schuldverpflichtungen den Civilperſonen gleichgeſtellt werden , publicirt wird.

größtentheils unter der Waſſeroberflädje fattgefunden und bisher erſt im nädyſten Jahre , wenn eine andere Sdict von ſolden Blöden auf der jept vorhandenen , 5 % Fuß von Waſſer bedecten Baſis angebracht iſt, werden die Maurerarbeiten oberhalb des Waſſerſpiegels in Angriff

fünſtlich gebildete Steinblöde angebracht. Dieſelben haben

genommen. Unmittelbar an der Pfahlreihe und bis zur Einfaſſungsmauer ſind bedeutende Maſſen von unbebauenen Granitſteinen angebracht worden , ſo daß diejelben jeßt

795 bereits nahezu die Oberfläche des Wassers berühren. Im Ganzen sind ca. 3000 Kubikfaden Steine und 500 Kubiks faden Kies angewendet worden. Mit Bezug auf das ſüd liche Mittelfort, welches auf den ersten Plänen mit C be zeichnet ist, find Untersuchungen des Grundes angestellt worden, welche ergaben, daß auf einer Tiefe von 10 bis 11 Fuß gebaut werden kann. Die Arbeiten werden vom Ingenieur Capitän Ernst geleitet.

frankreich. Gegenwärtig werden von den Paris , 29 Oct. Offizieren des Musée d'Artillerie " Versuche mit einem vom Kaiser Napoleon entworfenen Revolverfanonen system angestellt, deren Resultate als gelungen bezeichnet werden. Sardinien . Turin , 27. Oct. Die piemontesische Regierung beab fichtigt die Gagen der Offiziere zu erhöhen , und zwar die des Obersten um 1000 Francs , des Majors um 600 , des Hauptmanns um 500 und des Lieutenants um 420 Francs. Diese Aufbesserung würde dem Staate etwa " < d 2 Millionen jährlich kosten , aber fügt der „ Espero bei es geschieht für die Vertheidigung des Landes und dann ist es kein Opfer.

Militärische Zeitfragen. II. *) Indem wir den ganzen Eingang unseres früheren, unter der obigen Ueberschrift in der Allg. Mil.-3tg. vom 18. und 25. Juni d. I. enthaltenen Artikels hiermit wiederholt als Mahnruf an das deutsche Bundesheer , resp . an den deutschen Bund aussprechen, erlauben wir uns für dießmal die nachstehenden Punkte zur Sprache zu bringen: 1) Wir hatten damals darauf hingewiesen, unb e ingewiesen, wie unbe dingt nothwendig es gewesen sei , noch vor dem zu jener Zeit in naher Aussicht gestandenen activen Auftreten des deutschen Bundesheeres wenigstens über die unter den Nrn. 6 , 7 und 8 unseres früheren Artikels , insbe: fondere in den Unterabtheilungen der Nr. 7 speciell aufge. führten Punkte, welche die „ gleichmäßige Aufstellung der Linieninfanterie in zwei oder drei Glies dern" , die Uebereinstimmung in den taktischen Formationen und Bewegungen eines Bataillons 2c. und in deren Benennungen", sowie die „ möglichste Uebereinstimmung in den Commandowörtern" zum Gegenstand haben , in jedem der drei gemischten Armeecorps eine Vereinbarung zu Stande zu bringen, in sofern nicht bereits Vereinbarungen über die einzelnen dort angeführten Punkte in den betreffenden Armeccorps bestehen. Wenn nun die fraglichen, etwa noch fehlenden Verein barungen nicht innerhalb der seitdem weiter abgelaufenen vier Monate getroffen worden sein sollten , so dürfte es als dringend geboten erscheinen, hierzu doch jedenfalls die voraussichtlich nicht lange Ruhezeit zu benußen , die uns noch durch den faulen Frieden von Villafranca *) Vgl. I. in der A. M - 8. Nr. 49-52 v. b. J.

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dessen Fäulniß allem Anschein nach in Zürich nicht bes seitigt werden wird gegönnt ist. Diejenigen Männer , welche hierbei ein entscheidendes Wort mitzusprechen haben , würden sich durch eine längere Verjäumniß in dieſer Beziehung um so schwerer an unſercm deutschen Gesammitvaterlande verjündigen , als es ein un verzeihlicher Fehler sein würde , das deutsche Bundesheer -bei der in demselben ohnehin schon in so vielen anderen Dingen, zu deffen großem Nachtheil , vorhandenen Biel heit ――― mit Verschiedenheiten der fraglichen Art ſelbſt in einzelnen Armeccorps einem Heere , wie dem französischen, entgegenstellen zu wollen , das in der in demselben be stehenden vollständigen Einheit in allen Dingen seine Hauptstärke befigt und in > dem legten Kriege von seiner, gerade durch diese Einheit noch mehr gesteigerten Kriegs tüchtigkeit, dem tapferen österreichischen Heere gegenüber, genügende Proben abgelegt hat. 2) Das Geschüßwesen. Unter der Nr. 2 unseres früheren Artikels gleichen Betreffs hatten wir , aus den daselbst angeführten Gründen , auf die durch die Erfolge der französischen Artillerie im legten Kriege nur noch mehr hervorgetretene, unbedingte Nothwendigkeit hingewiesen, daß die auf die künftigen Geschicke des Bundesheeres einen so bedeutenden Einfluß ausübenden Neuerungen im Geschüßwesen nicht den vielen einzelnen Bundesstaaten überlassen , sondern vielmehr unverzüglich von dem Bunde in die Hand genommen werden möchten , damit sobald , als nur immer thunlich , bei dem gesammten Bundesheere die noch vorhandenen 6 oder 8Pfünder durch 12 Pfünder oder gezogene 6 Psünder erseßt werden, sowie daß dabei zugleich das in Preußen bereits ange nommene System gezogener Geschüße aus Guß stahl allgemein adoptirt und bei allem diesem die Uebers einstimmung der Kaliber der Feldgeschüße zu cr zielen gesucht werde. Wenn man nun aus der Allg . Militär-Zeitung vom 1. October d . J. ersteht , wie sehr in Preußen die An schaffung von gezogenen Gußſtahlkanonen im Fortschreiten begriffen ist und daß daſelbſt die Feldartillerie des Heeres fünftig nur aus gezogenen 6 Pfändern bestehen soll, sowie daß in Desterreich die Anschaffung gezogener Kanonen in naher Aussicht steht , und wenn man weiter aus der Allgemeinen Zeitung vom 6. October d. J. ersicht , daß leßteres auch in Bayern der Fall ist , wie denn auch in noch anderen deutschen Staaten ähnliche Vorkehrungen ge troffen werden sollen , so würde man alle diese Vorgänge auf das freudigste begrüßen können, wenn nicht damit die sehr betrübende Wahrnehmung verknüpft wäre, daß wieder alles dieses ohne vorausgegangene Vercin barung über ein für diese, nach und nach bei der gesammten Feldartillerie einzuführende neue Art von Geschüßen im ganzen Bundesheere anzunehmendes gleiches Kaliber geschicht ; und so hätte man denn auch diese so überaus günstige Gelegenheit , wenigstens in einem höchst wich tigen Gegenstand die so sehr wünschenswerthe und nöthige Einheit im Bundesheere zu bewirken, abermals unbe nußt vorübergehen lassen. Es erscheint als undenkbar , daß man nicht an den entscheidenden Stellen einsehen sollte, welche enormen Nach theile daraus entstehen können , wenn eine oder mehrere

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vortheilhaft placirte Batterien ihre Munition verschoffen haben und nur darum ihr Feuer nicht fortzuseßen vers mögen , weil sie sich derjenigen Munition , welche ihnen von den nächsten Batterien oder Munitiousrejerven verab reicht werden könnte , aus dem Grunde, weil diese einem anderen, nicht zu demselben Armeccorps zählenden Contine gent angehören, des Mangels einer Uebereinstimmung des Kalibers wegen, nicht zn bedienen im Stande find ; und ist deßhalb auch die in dieser Beziehung fortgeseßt be stebende Fahrlässigkeit nur um so unbegreiflicher. Wer aber möchte dafür Bürge stehen , daß im Verlaufe eines Treffens oder einer Schlacht nicht auch Batterien ver schiedener Contingente , deren Geschüße , nach der leider im deutschen Bundesheere bestehenden höchft mangels haften Einrichtung, fein übereinstimmendes Kaliber haben, zu einem gemeinsamen Zweck verwendet werden ; und wird denn dabei gar nicht daran gedacht , daß, wenn auch für jezt , in Gemäßheit des § . 37 der Bundeskriegsverfassung, in jedem gemischten Armeecorps wirklich eine völlige Ueber einstimmung des Kalibers der Geschüße bestehen sollte, früher oder später eine Aenderung der dermaligen Ein theilung der betreffenden Contingente in die Armeecorps eintreten kann!

Staate, dem der besagte Helm seine Existenz zu verdanken hat ,-am ehesten gekommen , indem bereits vor 10 Jahren durch eine im preußischen Militär-Wochenblatt erschienene und vom 13. Juli 1849 datirte Bekanntmachung — alſo wohl in Folge der in Holstein und in Baden gemachten Erfahrungen verfügt worden ist : „daß der blanke Helm beschlag bei der gesammten (preußischen) Infanterie , mit Einschluß der Jäger und Schüßen , bei dem Ausbruche eines Krieges mit einem uach hergestelltem Frieden wieder zu entfernenden ――――――― schwarzen Lacküberzuge versehen werden soll." Hiernach würden wir mithin erlebt haben , daß , wenn es in diesem Jahre wirklich zum Kampfe zwischen dem französischen und dem deutschen Bundesheere gekommen. wäre, sich das blanke Beschläge der Helme der preußischen Infanterie plößlich in ein schwarzes verwandelt hätte, wobei es fraglich bleibt , ob daun diejenigen anderen Cons tingente des legteren Heeres, deren Infauterie den preußi schen Helm trägt , jenem Beispiel gefolgt sein würden . Wenn man nun schon vor 10 Jahren von Seiten Preußens Anstand nahm , die Infanterie mit dem blanken Helmbeschläge dem Feinde entgegenzuführen , so wird man dieß nach den neuesten Erfahrungen nunmehr noch weniger thun wollen ; und da es als eben so unpraktisch), wie ominös erscheinen dürfte, jenes hellstrahlende Beschläge nur im Frieden zur Schau zu tragen , mit dem Beginne eines Krieges aber dieses Beschläge mit dem Zeichen der Trauer zu verhüllen , so dürfte es sehr gerathen sein, den fraglichen Helm überall da, wo solcher im deutschen Bundes heere eingeführt ist , alsbald durch eine andere , und zwar durch eine möglichst leichte Kopfbedeckung zu erseßen. Dieser Forderung dürfte aber der leichte öffer reichische Tschako , ohne irgend ein blankes Beſchläge, wohl am meisten entsprechen , der denn auch in Hannover statt des dortigen Helms der Infanterie eingeführt werden soll. Dabei möchte dann zugleich der Lagermüße eine eben so kleidsame und zweckmäßige Form, wie dem französischen rothen Kepi " zu geben sein , damit bei einer Campagne in der heißen Jahreszeit jene Müze - nach dem deßfall

Was aber hierbei am meisten in Erstaunen seßen muß, ist der Umstand , daß — troß der allgemeinen Er kenntniß der besagten Nothwendigkeit dieser so hoch hoch dieser so wichtige Gegenstand bis jezt noch von keinem der vielen Staaten, aus denen der deutsche Bund besteht , in der Bundesversammlung zur Sprache gebracht worden zu sein scheint, während doch schon seither — bevor noch die beab fichtigte Revision der Bundes- und der Bundeskriegsver faffung ihre Erledigung gefunden hat —- selbst dem kleinsten deutschen Staate die Berechtigung zur Seite stand , zur Erreichung von dergleichen gemeinnüßigen Zwecken Anträge in der Bundesversammlung zu stellen ; und würden die jenigen deutschen Staaten , welche noch jezt nachträglich einen Antrag zur Erreichung des oben angedeuteten Zweckes einbringen wollten, sich um Deutschland hochverdient machen, da mit Rücksicht darauf , daß wirkliche Anschaffungen der fraglichen Art von Geschüßen vorerst nur in Preußen allein vollzogen worden sind, auch jezt noch eine Vereinbarung in dem von uns angedeuteten Sinne , bei einem ernst lichen Wollen , mit Leichtigkeit bewirkt werden könnte. Hierzu bemerken wir noch , daß , nach eingezogener Er kundigung , von den vom französischen Heere nach Italien mitgeführten gezogenen Geschüßen bei weitem der größte Theil aus metallenen 6 Pfündern , und nur ein kleiner Theil aus 4 Pfündern von Gußstahl bestand , sowie daß der Seele der metallenen gezogenen Geschüße durch den dortigen Gebrauch sehr arg zugesezt worden sein soll. 3) Kopfbedeckung. Von allen in den verschiedenen europäischen Staaten bestehenden Arten militärischer Kopf bedeckung dürfte der preußische Helm mit seinem blanken Beschläge die ungeeignetste sein , da derselbe nur dazu erfunden worden zu sein scheint, um einen noch so kleinen, damit versehenen Trupp auf die weitesten Entfernungen hin dem Feinde sichtbar zu machen und um auf den größten Schußweiten des gezogenen Gewehrs zur sicheren Ziel scheibe zu dienen. Zu dieser Erkenntniß ist man aber gerade in dem

figen Vorgang bei der französischen Infanterie im gegen wärtigen Jahre unter Zurücklassung der Tschakos in der Garniſon , als alleinige Köpfbedeckung mitge nommen werden kann . Hierbei dürfen wir nicht unerwähnt laſſen , daß , wie uns von sehr glaubwürdiger Seite versichert wurde , in Rußland über den auch dort eingeführt gewesenen preußi schen Helm schon das Todesurtheil ausgesprochen und der selbe bereits bei der gesammten Infanterie , für jezt noch mit alleiniger Ausnahme der Garde , durch einen leichten, dem österreichischen ähnlichen Tschako ersetzt worden ist. Daß bei den kommenden Kriegen da , wo noch Fange schnüre , Haarbüsche 2c. bei der Infanterie bestehen , von deren Mitnahme in's Feld zu abstrahiren sein dürfte, wird wohl als sich von selbst verstehend angenommen werden können. (Schluß folgt.)

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Wodurch wird ein Staat im Stande ſein , bei plök lichen kriegerischen Eventualitäten seine Armee schnell zu verstärken , ohne durch die in den einzelnen Waffen deßhalb nöthigen Vorbereitungen das Friedensbudget wesentlich zu überſteigen?

Auszeichnung zu Theil werden läßt , als man dieſe Leute besonders zu schwierigeren Commandos oder Dienstleistungen verwendet , für welche Gratificationen verabreicht werden. Das nach diesen detaillirten Auseinanderseßungen in Vorschlag gebrachte System der Bildung neuer Bataillone, Schwadronen und Batterien durch Vorbildung von Offis ziers und Unteroffizierssubjecten und durch Einstellung der 1 bis 6jährigen Abgabemannſchaft_in_die_Cadres der neu errichteten Marschbataillone 2c., der Kriegsreserve-Mann schaft hingegen in die Depots , bietet jedenfalls die Mög lichkeit, einem plößlich eintretenden Bedarf an neuen Truppen förpern für die Infanterie um 2 , für die Reiterei"und Artillerie um ihrer seitherigen Stärke erhöht — mit einem Bestande von - gedienter Mannschaft in sämmts lichen Marschbataillonen , Schwadronen und Batterien zu genügen , hat aber , was insbesondere die Reiterei und Artillerie anlangt, die Schwäche , daß die einzelnen tak tischen Körper nicht sofort in der normirten Stärke auss zurücken vermögen , falls nicht bis dahin die Ausbildung der zur Completirung nöthigen Recruten und die Dreſſur der Remonte beendet sein kann.

(Schluß.)

Was schließlich eine für den Fall des Krieges nu merisch nicht erhebliche Erhöhung der Etats von den Hülfs truppen (Pionnieren zc. ) anlangt, so würde, in Berücksich tigung der im Eingang gedachten politischen Constellation, eine auf 3 Jahre ausgedehnte, ausnahmsweise per Com pagnie um 8-10 Mann über den gewöhnlichen Bedarf erhöhte gewöhnliche Recrutenaushebung eine genügende Maßnahme zur Vorbereitung für alle Eventualitäten sein, da füglich ein weiterer Bedarf geeigneter Mannschaften im Nothfalle bei jeder Ausbebung gedeckt werden kann. Rechnet man monatlich 7 Rthlr. in Summa Gebühren für 1 Pionnier , so würde , wenn dieser über den Etat 1 Jahr unausgesezt im Dienst bliebe , ein Mehraufwand von 84 Rthlr., bei 10 Mann also 840 Rthlr. , für 3 Quoten à 10 Mann aber eine Erhöhung von 2520 Rthlr. Da man jedoch aus den politischen Conjuncturen meist entstehen , die füglich wieder dadurch paralyfirt werden schon Monate lang vorher den Ausbruch eines Krieges wird fönnte , daß in jedem der 3 Jahre eben so viel Mann, voraussehen können , so bleibt bei resolutem Handeln auch also 10 Mann der ältesten Quote, überzählig geführt und immer Zeit, durch schleunige Recrutenaushebung und den später per Compagnie jährlich von den älteren Leuten Einkauf der Remonte dem beregten Uebelstande abzuhelfen. als eingezogen würden , Dienst zum weniger Mann 3-5 Selbstverständlich müssen Material und Bewaffnung , wo dieß bisher der Fall gewesen, und zwar so lange, bis der nicht bereits hinreichende Vorräthe aufgehäuft find , Mehraufwand wieder gedeckt ist. für die Infanterie um , Sollten bei der vorgeschlagenen geringeren Dienstprä für die Reiterei und Artillerie um 1-1 senz Mannschaften für den praktischen Dienst fehlen, so dürften kleine Commandos von der Infanterie oder Ar des Bestandes vermehrt und die Lieferungen beschleunigt tillerie Ada welche namentlich zum Transport des Materials oder die Contracte mindestens so abgeschlossen werden, daß bei Schanzen- und Brückenbau verwendet würden diesem das Fehlende im Falle des Bedarfs durch bedeutende und schnell auf einander folgende Lieferungen alsbald gedeckt Uebelstande abhelfen. Selbstverständlich wäre auch in diesen Truppentheilen , werden kann. Was die Bewaffnung anlangt , so erscheint es bei der doch in einem geringeren Maßstabe, für Heranbildung von Der Bedarf an Offi jezigen Kriegführung und zum Theil vorzüglichen Aus Unteroffizierssubjecten zu sorgen . zieren kann, wo Ingenieuroffisiere an der Spize dieser rüstung außerdeutscher Armeen ein Bedingniß, Liniens, wie Truppen stehen , nur durch Zöglinge höherer Militärs leichte Infanterie mit einem gleich guten gezogenen Gewehr Bildungsanstalten gedeckt, und muß daher von der Wahl zu bewaffnen und namentlich die Linieninfanterie auf das von Unteroffizieren zu den Offiziersſubjecten meist abge Plänklergefecht und den Sicherheitsdienst in gleichem Maße sehen werden. wie die leichte Infanterie einzuüben. ― Um sich bei der Nachdem hiermit das für Vermehrung aller Waffen schnellen Anfertigung von Feuerwaffen die mancherlei Er gattungen nöthige Detail besprochen worden ist , will ich findungen und Verbesserungen mußbar zu machen , hält noch eines Umstandes bezüglich der Unteroffizierssubjecte man namentlich für Beschaffung von Gewehren den Ab erwähnen, der als geringfügig , vielleicht unnöthig betrachtet schluß von Contracten für zweckmäßig. Zu berücksichtigen werden mag , es in der That aber wohl nicht ist. Jeder bleibt aber immer bei Wahl des Systems , nicht zu viel Offizier wird anerkennen müſſen, daß für Hebung des sols Zeit vergehen zu lassen und namentlich einer nur mittel datischen Bewußtseins die Anregung der Eitelkeit und der großen Armee durch Einführung von Gewehren zu ver Freude an decorativer Auszeichnung ein wesentlicher Factor schiedener Systeme nicht die Möglichkeit des Munitions ift , und erscheint mir aus dieser Rücksicht , sowie als An austausches ganz zu benchmen. erkennung für so manche Mübe , die sich möglicher Weise Die jüngst verflossenen Kämpfe in Italien haben, nächst durch Erreichung der designirten Stellung nicht einmal bes der gedachten Nothwendigkeit der durchgängig gleichen Be lohnt , nur recht und billig , wenn man den als Unter waffnung der Infanterie mit einem wetttragenden Gewehr, offizierssubjecten bezeichneten Mannschaften eine äußerliche auf die Vorzüglichkeit des französischen Bajonnets wieder Abzeichnung, z. B. eine Bordeeinfaſſung um die Aermel holt aufmerksam gemacht. Die Einführung dieser Waffe, oberhalb des Aufschlagsvorstoßes gibt und ihnen nach ihrer wogegen das Seitengewehr in Wegfall käme , würde eine Ausbildung, sobald ein Aufrücken nicht erfolgt, eine Grati wesentliche Verbesserung der Infanteriebewaffnung sein und fication oder im Dienst in der Compagnie insofern eine erscheint deßhalb höchst wünschenswerth.

801 Ueber Einführung der gezogenen Kanonen wage ich als Laie kein Urtheil auszusprechen, doch scheint man den selben , sobald die Schwierigkeit der Ladung bei anhalten dem Feuern nicht vollständig gehoben ist , nicht die Be deutung als Manövrirgeschüße beimeſſen zu wollen, welche die französischen Zeitungen ihnen zusprechen. Noch will ich darauf hinweisen , daß bei Ausbildung von Offizieren , wie Unteroffizieren und Mannschaften, deren Intelligenz , wie der Eigenthümlichkeit der einzelnen Waffen - so weit dieß irgend mit den militärischen Ansichten und Vorschriften vereinbar - Spielraum zu laffen , sowie endlich und namentlich bei Ausbildung der Unteroffiziere und Mannschaften unausgesezt auf Selbst ständigkeit, Schnelligkeit des Entschlusses und der Aus führung hinzuwirken , gewiß nur dazu beitragen kann, den deutschen Soldaten , bei seiner bekannten Bravour und Zähigkeit , in die Reihe der ersten Soldaten der Welt zu stellen. Um diesen Zweck mit besonderer Berücksichtigung auf Ausbildung und Kampfesart außerdeutscher Armeen zu er reichen , böte das in größeren Armeen wiederholt in An wendung gekommene Mittel, praktisch wie theoretisch durch gebil ete Offiziere aller Waffengattungen in diesen Armeen den Dienst lernen oder wenigstens beobachten zu lassen, die sicherste Garantie. Würden die detaillirten Relationen dieser nach dem Aus lande eommandirten Offiziere Commiſſionen der verschiedenen Waffen behufs zweckmäßiger Vorschläge übergeben , vor der Wahl der Commissionsmitglieder aber die Erfahrungen Einzelner sämmtlichen Offizieren dadurch nugbar gemacht, daß diese Relationen zum Thema von Besprechungen in den Offiziercorps gemacht würden , dann könnte manche Ein richtung in's Leben treten , die den Keim glücklicher Er folge in sich trüge , ohne deßhalb das Budget weiter zu belasten , als es die Unterstützung der im Auslande com mandirten Offiziere erheischte. Ehe ich zum Schluß des Aufsages komme , will ich noch zweier Maßnahmen erwähnen , die im Intereſſe des Staates, wie des Soldatenstandes wohl einiger Berücksich tigung werth sind. Wenn ich dabei , wie im Eingange gesagt, an der An ficht festhalte , daß früher oder später Deutschland einem großen Kampfe entgegengeht , so möge man eben dieser Ansicht eine vielleicht übertriebene Vorsicht zu gute halten ; da aber auf alle Wechselfälle gefaßt nur der ist, der sich nie sicher dünft , so kann ich , diesem Grundsaß huldigend, auch einen Gedanken aussprechen, dessen Ausführung viel leicht so fern nicht liegt, als man jegt meint. Hat Deutschland überhaupt einen Krieg zu gewärtigen, so wird sein Gegner die Schlachtfelder auf deutschem Boden suchen , und wenn nicht unerwartet , so doch so schnell und so stark Deutschlands Gränzen zu überschreiten suchen, daß ein sofortiges Zurückgeworfenwerden ihm unwahrscheinlich ist. Würden in einem solchen Falle die beseßten Landes, theile für feindliche Provinzen erklärt , dann stünde sehr wahrscheinlicher Weise zu erwarten, daß deren junge militär tüchtige Mannschaften in die Reihen der feindlichen Armeen eingestellt würden. Einer derartigen despotischen Maß regel muß von vornherein vorgebeugt werden und zwar durch ein Gesez und eine bei jeder Recrutirung der neuen

802 Mannschaft zu eröffnende Bestimmung , wonach für den Fall einer plöglich eintretenden Invaſion , ſie komme von welcher Seite sie wolle , nicht nur die zum Militärdienst ausgehobene und noch nicht einberufene Mannschaft , son dern auch alle im 18. und 19. Lebensjahr stehenden jungen Leute gehalten sind , auf's schleunigste fich in den ihrer Heimath nächsten Festungen zum Dienst zu melden , wie dieß für diesen Fall Vorschrift für die active Mannschaft und Kriegsreserve bezüglich der Sandquartiere ihrer Par theien ist. Wo Festungen nicht den erforderlichen Raum zur Unterbringung dieser Mannschaften bieten , würde ein im Schuße derselben befindliches Lager dem augenblicklichen Bedürfniß abhelfen und hinreichende Sicherheit gewähren. Auf diese Weise wird man dem Feinde jede Verſtär kung seiner Reihen entziehen, zu gleicher Zeit aber auch der Armee ohne jede Weitläufigkeit die Mannſchaft für eine bedeutende Erhöhung beschaffen. Gegen diesen Vor theil verschwindet jede andere Rücksicht , denn finanzielle Rücksichten unter solchen Umständen in Rechnung ziehen zu wollen , fann wohl Niemandem beikommen. Die zweite Maßnahme betrifft die Verwendung der in Soldatenknaben- Justituten von ihrer frühen Ingend an gewöhnlich bis zur Confirmation (zum vollendeten 14. Lebens jahr) militärisch erzogenen Söhne von gedienten Unter offizieren — resp. Unterbeamten im Civilstaatsdienste im Interesse des Militärdienstes und der mit dem Militär dienste in Verbindung stehenden Gewerke. So weit ich es fenne , wird nicht allenthalben ein ſol ches Institut als Pflanzschule für ein tüchtiges Unteroffi= ziercorps oder als Vorbereitung zum Stande der Militär handwerker angesehen , sondern diese jungen Leute nach beendigtem Curjus entlassen und ihr weiteres Fortkommen ihren Eltern oder Vormündern anheimgegeben. Wenn es nun auch hart erscheinen mag , diesen jungen Leuten theil weise ihren Lebenslauf vorschreiben zu wollen , so würde es doch mindestens für manche Eltern oder Angehörige eine erhebliche Unterstüßung , für den Staat aber ein Ge winn ohne Kostenaufwand ſein , wenn ein Theil dieser ― Soldatenknaben nach Bedarf und , so weit thunlich, -――― nach eigener Wahl bei den Militärhandwerkern unents geltlich als Lehrlinge untergebracht würden . Diesen Knaben unter strenger Zucht gehalten ―――― eröffnete sich durch diese Maßnahine die Aussicht auf eine spätere Anstellung als Militärhandwerker oder auf ein gesichertes Unterkom men , während die meisten jezt , wenn ihre Mittel ihnen überhaupt gestatteten, ein Handwerk zu erlernen, ohnedieß als Recruten ausgehoben und ihrem Handwerke auf längere Zeit entzogen werden. Diese Einrichtung bietet nicht nur den Vortheil , daß sich die Militärhandwerker aus den Zöglingen der Soldaten knaben-Institute recrutiren, sondern zugleich auch die Garantie für Erziehung tüchtiger und namentlich ſorgſam und pünkt lich arbeitender Leute. Da von den Militär-Vorrathsan stalten, Zeughäusern 2. kein Stück ohne eingehende Prü fung seiner Güte und ohne anerkannte Tüchtigkeit ange nommen wird , so wird der stetige Zwang, gute Arbeit zu liefern der hier bei weitem größer ist , wie bei Hand werkern aus dem Civilstande aus den Knaben tüchtige und zuverlässige Gesellen und Meister bilden. Zeichnen sich unter den Soldatenkuaben schon einzelne

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Literatur. im Institute selbst in der Weise aus , daß sie in Bureau geschäften tüchtig zu werden versprechen , dann kann deren Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Einstellung , nachdem sie zum Gesellen gesprochen worden, Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus recht füglich vor dem 20. Lebensjahre erfolgen , und sie sischem Obersten und Flügeladjutanten . Darm dadurch früber in einen höheren Unteroffiziersgrad , oder stadt, 1859. Eduard Zernin . vielleicht zur Verwendung als Guide (Feldjäger) , Canz (Fortsegung.) lift 2c. gelangen. Knaben, bei denen fich für andere Er Der Herr Verfasser geht nun zur Bewaffnung über und werbszweige entschiedene Befähigung oder Vorliebe bethä Was dem Soldaten seine eigentliche Weihe und Zu tigt, können bezüglich der Sorge für ihr weiteres Fort sagt : versicht gibt , ist seine Waffe. Von der Schußwaffe kann bei kommen füglich unberücksichtigt bleiben. der Cavalerie nur ausnahmsweise die Rede sein , denn die Daß dem Staate, nachdem er 4-6 Jahre für Er ist ihm , wenn er zu Pferde sigt , eher ein Hemmniß als beste ziehung eines Soldatenknaben gesorgt hat, noch weitere eine Hülfe. Die unpraktischste unter allen Cavaleriewaffen ist Kosten erwachsen sollten , erscheint bei der vorgeschlagenen der Garabiner; ein kurzes nicht gerichtetes , schwerfälliges und Einrichtung keineswegs erforderlich , da an die Eltern geräuschvolles Instrument , das eher zum Dreinschlagen als billiger Weise der Anspruch der Sorge für Kleidung und Schießen taugt , eingehängt den Ellenbogen des Reiters . zum ein geringes Koftgeld bei freier Lehre gestellt werden kann. zerschlägt und seine Schulter ermüdet, an den Sattel geschnallt Bei dem vorstehend befürworteten System zur Bildung sein Bein reibt und quetscht , ihm sowie dem Pferde in jeg neuer Truppenförper , sowie dem Vorschlage bezüglich der licher Lage zur Laft fällt , ihn an jeder freien Bewegung hin Verwerthung der Zöglinge aus den Soldatenknaben-Jufti dert , und , in Masse, durch das Raffeln der Ringe an den tuten im Intereffe des Militärstandes , hat mich , neben Laufstangen während einer raschen Gangart, jedes Commandos dem Wunsche einer unausgesezten Fürsorge für die kriegs wort übertäubt. Eine Plänklerkette hat noch nie einen Feind tüchtige Ausbildung und Ausrüstung aller Truppengattungen, abgehalten , der Luft hatte , handgemein zu werden , und der fortwährend der Gedanke einer möglichst geringen Anforde: müßte unter einem besonderen Unstern geboren sein, der durch rung an die Staatscasse geleitet. Ein wenigstens nicht eine Carabinerfugel zu Schaden käme. Der gute Soldat soldatenfeindliches Urtheil wird , glaube ich , anerkennen führt den Carabiner ungern , weil er weiß , daß er nichts das mit ausrichtet. müssen , daß der beregte Mehraufwand nur sehr gering zu Dem schlechten aber ist er ein Vorwand nennen wäre im Verhältniß zu dem erreichten Zweck, d. i. mehr zur Feigheit , gleichsam ein Abfindungsmittel mit seinem der Möglichkeit, für den Fall des Bedarfs bereits Gewissen , das es ihm möglich macht , ohne Verstoß gegen im Frühjahre des nächsten Jahres eine um die Hälfte an seine Pflicht, dem Feinde da von weitem zu begegnen, wo Infanterie und um - an Reiterei und Artillerie erhöhte Plänkler schickt man er handgemein mit ihm werden könnte. Armee wohlgerüstet und in allen Chargen gründlich ge aus, um das Terrain vor der Front zu sondiren , eine rück schult aufstellen zu können. gängige Bewegung zu decken , den Feind von unmittelbarem Wenn man mit dem bald beginnenden Winterhalb jahre nach dem angezogenen Plane auf Fort- und Aus bildung der jüngeren Offiziere und namentlich der Unter offiziere , Unteroffiziersſubjecte und Mannschaften , für den erhöhten Bedarf an Signalisten (Trompetern) , Zimmer leuten und bei der Artillerie an Fahrern bedacht ist , wird man allen Eventualitäten gewachsen sein , weil sodann zur vollständigen Completirung und Ausrüstung einer, wie ge dacht, bedeutend erhöhten Armee ein Zeitraum von 2-3 Monaten genügte.

Wenn diese Zeilen auch einer strengen Kritik und namentlich dem Vorwurfe, wenig Neues zu bieten, unterliegen sollten und mancher darin ausgesprochene Wunsch unerfüllt bleiben wird , so haben sie ihren Zweck doch nicht ganz verfehlt , wenn sie eine Mahnung gewesen zu rechtzeitiger und Abmahnung von übergroßer und darum verderblicher Sparsamkeit, ferner ein Hinweis zur Sorge für ein vermehrtes Material, auf hier und da bestehende mangelhafte Einrich tungen, schließlich aber auch ein Ruf zu nicht zu beirrender Wachsamkeit und damit zu steter Kriegsbereitschaft, soweit diese mitten im Frieden durch vorsorgliche und praktische Einrichtungen zu ermöglichen ist. Tn.

Einblicke in eine Aufstellung abzuhalten. Sie sind da zum Scheine, können aber nichts Ernstliches bewirken und müſſen sich vor jeder Offenſivbewegung des Feindes zurückziehen. Deß halb erfüllen fie ihren geringfügigen Zweck schon durch ihre bloße Gegenwart , und der Carabiner , der schwerlich darauf Anspruch machen kann , irgend Jemand zu imponiren , und bei dem ein Treffschuß , von unruhig tänzelndem oder auch nur athmendem Pferde herab , reiner Zufall ist , trägt weder zu ihrer Angriffs , noch zu ihrer Widerstandsfähigkeit bei . Zu leeren Demonstrationen aber, wenn solche überhaupt als nügs lich angesehen werden sollen, genügt die Pistole vollkommen." Wir haben hier ein vollständiges Verdammungsurtheil des seit langer Zeit bei der Cavalerie eingebürgerten Carabiners vor uns ; wir unterschreiben dasselbe aus innigfter Ueberzeugung und wünschen nichts mehr , als daß es recht bald in allen Armeen zur Vollstreckung kommen möge ! Der Herr Verfasser wünscht als alleinige Schuß- und Allarmwaffe eine Pistole, die aber statt am Sattel, im Säbels kuppel geführt werden und durch eine Schnur dergestalt an der rechten Hüfte des Reiters befestigt sein soll , daß sich ders selbe, durch Ueberwerfen über die linke Schulter , schnell ihrer entledigen fann , ohne in den Fall zu kommen , sie entweder zu verlieren, oder durch mühsames Zurückstecken an ihren Play den Augenblick zu versäumen, von welchem vielleicht sein Leben abhängt. Auch hier stimmen wir vollständig bei. Als für den Cavalerißten allein praktisch, wird die blanke Waffe bezeichnet , die stets treu sei und nie versage. Der

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Herr Verfasser will aber den Mannschaften nur die sogenannten zweckmäßigsten Art der Ausbildung im Felddienst bekennt, ob, Schwadronshiebe gelehrt wissen und hält eine Ausbildung in gleich -d wie der Herr Verfasser im Vorwort auf S. XVI der Fechtkunft für schädlich , empfiehlt aber das Hauen und sehr richtig sagt -- das legte Stadium des Kampfes mit Stoßen vom Pferde herab nach aufgestellten Köpfen 2c. Der Gewohnheit und Hergebrachtem noch nicht ausgefochten ist“. Da sich Referent , wie erwähnt , schon früher über den Säbel soll keinen Korb und eine hölzerne , mit Leder über zogene Scheide haben , womit wir aber nicht einverstanden großen Werth und den reichen Inhalt des vorliegenden Buches find. Eine Deckung der Hand hat wesentlichen Nußen , und ausgesprochen , auch die Gesichtspunkte angegeben hat, nach die früher schon im Gebrauch gewesenen Scheiden von Holz denen dasselbe verfaßt ist, so erübrigt ihm heute nur noch ans und Leder haben sich in der Praxis als unbrauchbar bewiesen. zuzeigen, was in der 2. Auflage neu hinzugekommen ist, denn Sie haben eine sehr geringe Dauer und erschweren ungemein an dem bereits im vorigen Jahre ausgearbeiteten Stoff wurde Aus fast nichts verändert. Wie schon der Zusaß auf dem Titels das Herausziehen , sowie das Einstecken des Säbels. diesen Gründen hat man jezt allenthalben die eisernen Scheiden. blatte sowie größerer combinirter Truppenförper" eingeführt. angibt, liegt die Vermehrung darin , daß den bisherigen fünf Bei Angriffen gegen Infanterie wird dem Säbel, gegen Theilen ein 6. " Führung und Verwendung gemischter Artillerie und Cavalerie der Lanze der Vorzug eingeräumt. Truppenabtheilungen im Gefechte" angefügt wurde, Wir sind keine Verehrer der Lanze und hegen die Ueberzeugung, welcher in 16 Paragraphen (bei deren Numerirung eine kleine daß , troß des moralischen Eindrucks , den dieselbe auf den Irrung vorgegangen ist) nachweist , daß sich die nach den An Gegner hervorzubringen vermag , doch der Säbel die zwecks sichten des Herrn Verfassers angeordneten Feldübungen selbst mäßigste Cavaleriewaffe ist und unter allen Umständen bis zur Stärke einer Brigade recht gut durchführen laſſen. Da die besten Diensten leistet, zumal wenn eine Cavalerie nicht aus bei wurden die 9 Plänchen bis auf 12 vermehrt nnd auch Waren gebornen Lanzenreitern besteht und die Mannschaft nur wenige die 7 ausgearbeiteten Beispiele um ein 8. erweitert. Jahre dient , folglich eine genügende Ausbildung in der Reits die „ Gedanken “ früher mehr den Subalternoffizieren und Haupt funft und in der Handhabung der Lanze zur Unmöglichkeit leuten der Infanterie gewidmet , so wenden sie sich jetzt auch wird. Der Streit ,,, ob Lanze oder Schwert" ist übrigens an die Stabsoffiziere aller Waffen, wo sie gewiß die verdiente ein sehr alter, der immer von Neuem auftaucht und wohl noch Beachtung finden werden . Der 6. Theil nun beginnt mit einleitenden allgemeinen. einige Zeit fortdauern dürfte, obgleich die Anhänger der Lanze fich zu vermindern scheinen und eigentlich schon zugegeben Bemerkungen " (S. 116-120 ) , die sehr beachtenswerthe Aus haben, daß sich dieselbe nur für schwere Reiterei eigne . sprüche enthalten , indem der Herr Verfasser hier (wie auch Wenn nun die weiter oben erwähnte Ansicht unseres Herrn später auf S. 156 ) einen Hauptfehler im gegenwärtigeu Sy . Verfassers, daß diese Gattung von Cavalerie gegenwärtig nicht Rem nachweißt , der darin liegt , daß man fast überall ohne mehr zweckmäßig sei , allgemein werden sollte , so wäre hiermit Vorbereitung sogleich zu den großen Concentrirungen aller Waffen und zu den Uebungen derselben mit Gegner im Großen eo ipso der Lanze der Stab gebrochen. (Schluß folgt.) übergeht , d . h. daß also meiſtens das Verbindungsglied man gelt, welches nur in den Feldübungen kleiner gemischter Truppens Dabei stüßt sich der Vers körper mit Gegner zu finden ist. Gedanken über die Anordnung und Ausführung faſſer auf sein aus Clausewiß gewähltes und dem Buche vors L gefeßtes Motto : „ Es ist unendlich wichtig , daß der Soldat, von Feldübungen kleiner Infanterichaufen, hoch oder niedrig , auf welcher Stufe er auch stehe, diejenigen sowie größerer combinirter Truppenkörper. Von C. Du Jarrys Freiherrn von La Roche, Erscheinungen des Krieges , die ihn zum erstenmale in Ber Großh. Badischem Öbersilieutenant und Commandeur wunderung und in Verlegenheit seßen, nicht zum erstenmale des Leib-Grenadierregiments . Mit 12 Plänen. Zweite sebe." Unter den folgenden Titeln von der Vermischung der vermehrte Auflage. Carlsruhe , 1859. Hosbuchhand verschiedenen Waffen“ und „ von der Verbindung der Waffen mit dem Gelände" gibt der Herr Verfasser in der bündigsten lung von A. Bielefeld. Weise einen trefflichen kleinen Cursus in der angewandten Taktif. In den Nummern 69–72 der A. M.-Z. von 1858 haben Wahrlich , in dieser Art follten alle unsere taktischen Lehrs wir die erste Auflage dieser ausgezeichneten Schrift angezeigt ; bücher verfaßt sein ! Diese Parthie der Schrift , einschließlich heute können wir unsere Befriedigung darüber ausdrücken, daß der Bemerkungen im Anhang auf S. 161-162 , läßt so recht unser damaliger Ausspruch so rasch Bestätigung fand. Für deutlich erkennen , mit welchem praktischen Sinn und glück eine nugbringende Felddienst-Ausbildung der Truppen find lichem Erfolg der Verfasser alle älteren und neueren zunächſt diese " Gelanken " unstreitig jeßt der beste Leitfaden und werden Werke über Taktik von Rühle von Lilienstern in Verbindung mit ähnlichen Werfen , wie der Unterrichts deutschen bis von Berneck studirt und verwerthet hat. Der nächste methode des Grafen von Waldersee zur Einübung des Paragraph „ von dem Manövriren und dem Gefechte einer zerstreuten Gefechts , M. v . D.'s erläuternden Beiſpielen hierzu, combinirten Brigate insbesondere" stimmt im Wesentlichen mit dann mit E. v. St's Instruction des Felddienstes und dem f. f. österreichischen Manövrirreglement überein , das in v. Böhn's Anſichten über die Elementarausbildung im Feld neuester Zeit auch in Bayern den dort bestehenden Vorschriften dienst *) , wohl Alles bieten , was in dieser Richtung für den angepast wurde . Bei den „ Gefechtsübungen größerer , aus Unterricht an Mannschaft und Führer nothwendig ist. Zugleich allen Waffen bestehender Truppenkörper" (S. 147-156) , ver gibt diese neue Auflage den erfreulichen Beweis, wie man sich theidigt sich der Verfasser mit Schärfe gegen die 6 hauptsäch, in den deutschen Heeren doch immer mehr und mehr zu der lichsten Einwürfe , die man seinem System gemacht hat. Den Schluß bilden die " Gefechtsübungen für die höheren Offi. *) Auch kürzlich in 2. Auflage erschienen.

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ziere", welchen wir die Bitte anreihen , es möge dem Herrn Verfasser in der unzweifelhaft bald zu erwartenden 3. Auflage seines hervorragenden Buches gefallen , mehr detaillirt ausges arbeitete und durch Pläne erläuterte Beispiele (etwa im An hange) zu geben , da S. 158-159 doch nur Andeutungen für solche größere Aufgaben gemacht werden. Vielleicht dürften zunächst die Stabsoffiziere hier auch auf ein leider fast ver schollenes Werk aufmerksam sein , welches wenn wir nicht irrender unvergeßliche Erzherzog Carl nach dem Feldzug 1809 für die niederen und höheren Führer der österreichischen Armee verfassen ließ, und das den Titel führt : Beiträge zum praktischen Unterricht im Felde. Für die Offiziere der österreichischen Armee. Mit Plänen. 6 Hefte in 2 Bänden. Dasselbe ist mit einigen Modifica Wien , 1811. Degen. " tionen in den Distanzen , welche die verbesserten Handfeuer waffen hervorgerufen haben, noch jezt sehr brauchbar und lehr reich , besonders weil auf den zahlreichen Situationsplänen auch die kleinsten Anordnungen im Felddienst , sowie alle Ges fechtsmaßnahmen bildlich dargestellt sind. (Schluß folgt.)

zeigte er besonders solide Bafirung seines Angriffs . Im spanischen Krieg kommen viele übereilte Offensivbewegungen vor. Hier und in Rußland würdigte er die Nationalität nicht. Im Pariser Feldzug ist er wieder so unerschöpflich an kühnen Entwürfen wie 1796 , aber der Feind ist zu mächtig . Bei Waterloo scheiterte er an einer soliden Defen five. -- Erzherzog Carl handelte nach denselben Grunds sägen wie Napoleon , nur nicht so schnell und energisch. Blücher's Verdienst bestand in seiner vorwärts treibenden Energie. ―― Wellington handelte Napoleon entgegenge segt ; er suchte starke Stellungen , aus denen er Ausfälle machte , bis sein Gegner ermüdet war. -- Bernadotte wird als Meister (?) in der abweisenden Parade bezeichnet. Er habe eine Schlacht so gut vorzubereiten verstanden, daß der Gegner durch Manöver bezwungen und der blutige Schluß, act unnöthig geworden (eine geschickte Entschuldigung für deffen zögernde , zweideutige Kriegführung von 1813 ! ) In der Taktik bringt die Neuzeit statt dünner Linien Co Die lonnen , Tirailleurschwärme und Terrainbenußung. Artillerie wird beweglicher und tritt in Masse auf. Die Divisionseintheilung kommt auf und damit eine größere Selbstständigkeit der einzelnen Theile. In den Schlachten geht der Stoß meistens gegen die Flügel , weil ſich dazu häufig Gelegenheit bietet ; der gegen die Mitte iſt indeſſen viel entscheidender. Die Ortsgefechte spielen eine große Rolle. Die Artillerie rückt näher als sonst , Bajonnetan. griffe kommen oft vor , ebenso Cavalerieangriffe in großen Massen. Die Franzosen zeigen fich in Folge ihrer Fechts übungen im Handgemenge überlegen. ― Die neueste Zeit bringt wenig Neues für die Strategie. Im Krimfeldzug wird Dampfkraft und Electricität im Großen militärischen Zwecken dienstbar gemacht. Das gezogene Infanteriegewehr führt größere Terrainbenußung , Compagniecolonnen und Plänklerschwärme herbei ; die Artillerie sieht sich genöthigt, gleichfalls zu verbesserten Geschüßen zu greifen, die Reiterei ift benachtheiligt. Feldschanzen werden häufiger angewendet. Troß der größeren Verluste kommen Bajonnetangriffe so oft wie sonst vor. Die neue Organisation der österreichischen Armee. (Forts.) Remontirung , Reitkunst und Pflege der Pferde in den europäischen Heeren. Nach der „ Wiener Mil. Ztg." (Forts.) Charakteristik der österreichischen Nationalitäten. Keine andere Armee ist aus so vielen Völkerschaften , mit so verschiedenen Sprachen und Dialekten zusammengeseßt, wie die österreichische. Aber so verschieden die Soldaten, so ähnlich sind sich die Offiziere : es herrscht unter dieſen ein so kameradschaftliches Verhältniß , wie nirgends sonst. Die Regimenter sind indessen nach ihrer Nationalität ſehr verschieden. Diese wird nun nach der " Wiener Mil.-Ztg." charakteriſirt.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. Juli 185 9. Schweden. Kongl. Krigs- Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm, 1859. Ein Blick auf die Entwicklung der Kriegskunst 2 . In der Fortseßung dieses interessanten Auffaßes wird zunächst Friedrich II. charakterißirt. Seine Fechtkunst besteht in einer beweglichen Defenſive mit beständigen Ausfällen nach den verschiedenen Gegnern , von welchen Ausfällen er immer wieder bald in seine Vertheidigungsstellung zurückkehrte , da die Verpflegungsweise aus Magazinen zu weite excentrische Stöße verbot. Friedrich's Charakterstärke und sein uner schöpflicher Ideenreichthum machten ihn zum Sieger. -Leopold von Deſſau führte den eisernen Ladestock und damit das Geschwindfeuer, sowie den Taktschritt ein. Es wurden meistens Abtheilungssalven abgegeben, Bajonnetangriffe waren selten. Die Cavalerie war in Schnelligkeit und Schluß unübertrefflich , dabei im Gebrauch des Säbels geübt. Die Eine schräge vernachlässigte Artillerie wurde beweglicher. Schlachtordnung erseßte die Reserve. Ein Durchbrechen der feindlichen Linie fam felten vor, daher wenig entscheidende -Siege. Daun war Meister in der ermüdenden Defen -five. Nach dem 7 jährigen Kriege ward maschinenmäßiges Drillen Hauptsache und der Soldat verðummt. —— Napoleon zeigte sich als Meister in der Offensive, die bei Ueberlegen heit oder bei nachtheiliger Lage zu empfehlen ist. In den ersten Feldzügen war er unerschöpflich an überraschenden strategischen Combinationen , die kleine Armee ermöglichte einen häufigen Wechsel der Operationslinie. Seine Stärke bestand in richtiger Würdigung seiner Gegner , die später hieraus lernten. Die meisten seiner Siege wurden durch rategische Umgebungen eingeleitet. Im Feldzug von 1807

Berichtigung. In Nr. 87 & 88 der A. M.-Z. auf Seite 757 Zeile 13 von unten bitten wir lombardisch -sardinischen" statt lombardisch venetianischen" Königreichs zu lesen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

한 Samſtag,

34. Jahrgang.

19. November 1859.

No. 93 & 94.

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Allgemeine Militär-Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. lich kleine Stüde und waren nicht im Stande, die Platten

Oeſterreichiſche Monarchie'. Frankfurt a. M., 15. Novbr. Nad der Wiener „Militärzeitung" rom 12. d . Mts . iſt nach den neueſten Verfügungen die öſterreichiſche Armee in 8 Infanteries und 1 Cavaleriecorps eingetheilt worden , weldie folgende Commandanten haben : 1. Corps zu Prag : F.M. . Graf Clam. 2. zu Wien : F.M.L. Fürft So warzelis berg. 3. zu Klagenfurt: F. M ... Erzherzog Ernſt. 4. zu Brünn : F.M.L. Erzherzog Carl Ferdinand. 5. zu Verona : F.M.L. Graf Stadion.. 6. zu Beſth : F.M.L. Fürſt Eduard liedtenftei n . 7. ju Treviſo : F.M.L.

' wohl von den Engländern , als auch von den Franzoſen

Prinz Alejander von Gelſen. 8. zu Padua : F.M.L.

ſchwer zu erzielen ſein , und es dürften daber mit Rüdjicht

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zu durchdringen, ungeachtet ſich hierbei der ſo äußerſt ſeltene

Fall zutrug , daß die erſte und zweite Kugel ganz genau dieſelbe Stelle (eine Fuge zweier Eiſenplatten) trafen . Die Berichte ähnlicher Verſuche in England wiſſen von keinem günſtigen Reſultat zlı erzählen, wað vielleicht ſeinen Grund darin bat, daß man die Anſichten über den Nußen der gepanzerten Kanonenboote irreführen wollte , oder, was wahrſcheinlicher iſt, daß das dazu verwendete Eiſen von viel geringerer Qualität, als das ſteyriſche war. Die enorme Feſtigkeit und Dichtigkeit des lepteren dürfte ſos

Graf Thun. Das Cavaleriecorps zu Beſih : Fürſt Franz auf das ſteyriſche Product die gepanzerten Kanonenboote Liedtenſtein.

gerade in der öſterreichiſchen Marine eine erfolgreiche Zukunft freudiger, als die frühere Einrichtung, - wonach die öſter Württemberg. zerftel, Armee vier in Fried im Armee reichiſc n en he Stutt A d. 3. Junt 24. am das ſogar gart , 14. Novbr. Für den Unterricht der in Folge welcher Einrichtung Wir begrüßen dieſe höchſt wichtige Neuerung um ſo

haben.

-

auf einem und demſelben Rampfplaß aufgetretene öſters Infanterie iſt einſtweilen als einjähriger Verſuch das mos

reichiſche Heer in zwei Armeen zerfallen war – mit zum dificirte Compagnieſyſtem eingeführt worden . -

Verluſte der Schlacht von Solferino beigetragen haben dürfte.

Die stäppis werden niedriger gemacht und erhalten

kleinere Borden, wodurch ein längſt allgemeiner Wunſch in

Wien , 5. Povbr. Nach einer Mittheilung der „Aug. Erfüllung geht. Ztg." ſcheint die Einführung der mit Eiſen gepan: * zerten Ranonenboote, befanntlich eine faiſerlich frans :

B a d e n.

Carlør u be, 3. Novbr. Mittelft Ordre vom 25. v. Mts.

zöfiſche Erfindung oder doch Einrichtung, auch für die find neue Beftimmungen über die Militärbil. Benigſtens läßt ſich als ingewiß berichten , daß in Marien: Dungsanſtalten getroffen worden. Leßtere beſtehen nun Benigſtens läßtfich als gewiß berichten , daß in Marien : 1 ) aus dem Cadettencorps, 2) auseiner höheren Offiziers. 1

Kanonengieße , wo bekanntlich zel in , Steyermart be Zweden rei mitzueineobigen dießfällige Berſuche beſteht

ule mit zweijährigem Curſus, 3) den derzeitigen Ver.

ſtimmten Eiſenplatten abgehalten worden ſind. && wurde hältniſſen Rechnung tragend und deßhalb vorübergehend, aus einer Elementarſdule für Regiment&cadetten , 4) aus

nämlich eine ſtarke hölzerne Vorrichtung mit Eiſenplatten , einer ElementarſchulefürLieutenants und Portepéefähndriche welche auf dem Werkedes Grafen Hendel-Donnersmard miteinmaligem viermonatlichen Curjus. zu Zeltweg in Steyermark erzeugt worden ſind, und 6 Fuß in der Länge , 15 Zoll in der Breite, 4 Zoll Dide batten und im Ganzen über 9 Centner wogen , bekleidet. Wider

Großbritannien. London , 7. Novbr. Die geſammten Kanonens dieſelbe wurden aus einer Entfernung von etwa 200 Klaftern 48 pfündige Kugeln geſchoſſen. Der Erfolg war gießereien in Woolwich , die im Laufe der lebten ein überraſchend günſtiger; die Kugeln zerſtoben in unends Šahre eine ſo außerordentliche Ausdehnung erreicht haben,

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werden jezt ganz umgestaltet , da das Kriegsministerium sich die ganze Tragweite nicht genau angeben läßt ; mit sich dahin entschieden hat , das alte Kanonengießen aufzu diesen Geschüßen soй Bresche geschossen werden. Die Trag geben und nur noch Armstrong'sche Geschüße anfertigen zu weite der 24 Pfünder beträgt 8 Kilometer; fie find zur laffen. Sämmtliches zum Guß bereit gehaltene Metall und Vertheidigung der festen Pläße und Küsten bestimmt. Bei sogar die im Guß begriffenen Geschüße werden den neuen den Versuchen sind bis zu 1000 Schüsse aus dem Rohr Armstrong'schen Etablissements zur Verwendung übergeben gethan werden , ohne daß die Züge Noth gelitten haben . und die Gießereien , wie sie jezt bestehen, fortan nur zum So wird die spanische Armee die zweite in Europa Gießen von Kugeln u. dgl. verwendet werden. sein , welche die gezogenen Geschüße in großem Maßstabe eingeführt hat. Das Expeditionscorps gegen Marokko wird durchweg mit gezogenen Kanonen ausgerüstet werden. Rußland. St. Petersburg , 26. Oct. Der Generaladjutant Baranow, Chef vom Stabe der Garde , hat , wie die " Preuß. 3tg." berichtet , die Idee zur Einführung Zur Frage der Bundeskriegsverfaſſung. *) von Ehrengerichten im Heere angeregt. Das Project I. ist den Corpscommandeuren und Chefs anderer Heeres förper zur Aeußerung über dasselbe vorgelegt. i . Die am Bundestag schwebende Frage einer Reform ---- Ein Tagesbefehl des Großmeisters der Artillerie, der Bundeskriegsverfassung ist so tief eingreifend , so ent schieden eine Bedingung für die künftige Entwicklung und Großfürsten Michael Nikolajewitsch , enthält die Dispo fitionen für das unter Leitung des Generalmajors Kon Stellung Deutschlands , daß jeder deutsche Offizier fich stantinow errichtete Etablissement zur Anfertigung ernst von ihr berührt fühlen muß. Wer sich ernst berührt Ich möchte darum der Die Fabrik soll im süd fühlt, den drängt es zu reden. von Kriegsprojectilen . Allg. Mil.-Ztg. eine Reihe zwangloser Correspondenzen über be der gleich wird und werden angelegt lichen Rußland reits bestehenden dem unmittelbaren Befehle des Generals den Gegenstand anbieten , welche die Frage zunächst von unterstellt , der seinerseits wiederum dem Stabschef des einigen allgemeinen grundlegenden Gesichtspunkten erörtern Großmeisters der Artillerie als höherer Instanz untergeben und sie dann in ihrer weiteren Entwicklung am Bundes bleibt. Die Artilleriechefs erhalten gleichzeitig durch den tag prüfend begleiten sollen. Ich gedenke mich dabei nicht bezüglichen Tagesbefehl die Anweisung, sich in allen Fragen so sehr mit der speciell militärischen , als mit der militärs betreffs Aufbewahrung der Projectile in den Depots, oder politischen Seite der Sache zu befaffen und hoffe , daß der den Truppen anzuvertrauenden Wurfgeschosse , deren Sie darin möglichste Freiheit der Bewegung gestatten Die Frage ist für unser deutsches Transport und Anwendung , direct an den Chef der Aus können und werden. stalten zu wenden , der sofort die nöthigen Aufschlüsse zu Heerwesen , nächst derjenigen über die Heerverfassung der einzelnen Staaten , die wichtigste und dringendste , welche geben beauftragt ist. uns in dieser Zeit beschäftigen kann und muß möglichſt ltung Die ruffische Militärverwa läßt gegenwärtig zu Berlin in der Maschinenbauanstalt des Herrn Köhler vielseitig behandelt werden. Dabei fiele der militäriſchen Breffe doch naturgemäß die Hauptaufgabe zu ; und es wäre eine Anzahl Nähmaschinen zur Anfertigung von Mili täreffecten herstellen ; bereits sind 6 solcher Maschinen von jedenfalls an der Zeit , daß sie endlich die Sprödigkeit ablegen lerute , womit sie , wahrlich nicht zu Nuz und Berlin hierher unterwegs. Frommen ihrer Wirksamkeit , gerade solchen, die nationale Spanien.

S. Spanien hat in verhältnißmäßig sehr kurzer Zeit eine Artillerie mit gezogenen Geschüßen gewonnen. Hierzu trug wesentlich bei, daß eine große Anzahl sehr mit diesen Rohren ausg des find nun bereits erüstet:war. vorhanden reitender Artillerie zu Madrid , 8 Gebirgsgeschüße und 4 fahrende Geschüße. In 3 Monaten wird eine große Anzahl Vier pründer gleichfalls gezogen sein. 40 neue gezogene Ge birgskanonen sollen innerhalb zweier Monate hergestellt werden. Vor Ende October d. J. werden ferner 14 Zwölf pfünder der Reserveartillerie gezogen sein, und endlich wird in Kurzem mit dem Ziehen von 24 Pfündern für die Küsten batterien begonnen werden. Im Ganzen sollen in Kurzem 600 solcher Geschüße fertig werden. Sie werden aus 4, 12 und 24 Pfünder bestehen . Die 4 Psünder schießen auf 3000 Meter und haben eine geringe Abweichung. Die 12 Bfünder gehen über 4000 Meter, die Abweichung be trägt nur 8 Meter; Ricochetsprünge find von der Art, daß

*) Wir haben in unserer Nr. 89 & 90 den mittelstaatlichen Antrag auf Revision der Bundeskriegsverfassung mitgetheilt , ebenso die von Preußen darauf am Bundestag abgegebene Erklärung. Unsere Nr. 87 & 88 hatte schon vorher , anknüpfend an einen Aussag des Spectateur militaire , eine Aeußerung über die Reformfrage gebracht , die wir mit der Bemerkung begleiteten , daß die Allg. Mil.-Ztg. demnächst näher auf diese Frage zurückkommen werde. Es scheint uns jezt , wo unseren Lesern der Wortlaut der Actenstücke vorliegt , welche die nächſte Grundlage für die Ver handlungen am Bundestag über die Reform unserer Wehr verfassung bilden , an der Zeit zu sein , daß wir eingehenderen Arbeiten darüber vorzugsweise einen Theil unseres Raumes zu weisen. Die Frage, zu der mitzureden wir die militärische Preſſe Deutschlands berufen und verpflichtet halten , ist vom schwersten Ernste, - doppelt schwer zugleich datum, weil sie nicht bloß eine im engeren Sinn militärische , sondern zugleich eine politische Frage ist, die nur eben auf Grund bestimmter politiſcher Voraus segungen erörtert werden kann. Wenn wir innerhalb der Gränzen unserer Verantwortlichkeit hierzu den Kameraden , deren Arbeiten wir aufnehmen, die möglichst freie Bewegung gestatten, so scheint uns dieß allein der Weg, um sowohl diese Schwierigkeit zu über winden , als auch jeder Meinung , nach Motiv und Forderung, gerecht zu werden. D. Red. d. A. M.-Z.

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Theilnahme tief bewegenden Fragen gegenüber, sich bisher meistens verhalten hat. Wer zunächst den Antrag der Mittelstaaten unbefangen betrachtet , wird gestehen müssen , daß derselbe mit den drängenden Zeitverhältnissen , die ihn hervorgerufen haben, nicht im Verhältniß steht. Es ergibt sich dieß klar aus der Vergleichung der Motive des Antrags mit den beiden Grundgesehen des Bundes , der Bundesacte vom 8. Juni 1815 und der Wiener Schlußacte vom 15. Mai 1820. Die Motive beklagen die gefährliche Täuſchung der öffent lichen Meinung ; als ob die Bundesverfassung zur Er reichung ihrer Hauptzwecke , als der Wahrung der Sicherheit Deutschlands und der Förderung seiner gemeinsamen Interessen unzureichend sei.' Dann sprechen sie die Ueberzeugung aus, „ daß es nur des aufrichtigen und ernsten Willens aller im Bunde vereinig ten Staaten zu unverkürzter Ausführung der Bestimmungen des Bundesvertrags bedürfe, um die Zwecke des Bundes zu erreichen“ u. s. w. Nun sagt der Art. 2 der Bundes acte : „Der Zweck des Bundes ist : Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands , und der Unabhän gigkeit und Unverlegbarkeit der einzelnen deutschen Staa ten." Art. 1 bis 3 der Wiener Schlußacte umschreiben den Zweck des Bundes “, die Beziehungen nach Innen und Außen“, den „ Umfang und die Schranken der Bundes Wirksamkeit" genau auf dieselbe Weise. Und in diesem auf die äußere und innere Sicherheit Deutschlands ", so wie auf die Unabhängigkeit und Unverlegbarkeit der im Bunde begriffenen Staaten" sich beschränkenden Sinne ist der ganze Bau der beiden Grundverträge ausgeführt. Von einem Bundeszweck , der auf die Förderung gemeins samer Interessen gerichtet wäre , ist nirgends die Rede; sobald man diesen Ausdruck in dem Sinne faßt, den er in einem großen politischen Gemeinwesen allein haben kann, in dem Sinne nämlich einer nicht bloß ab wehrenden und verharrenden , sondern einer strebenden, thätigen, entwickelnden Action, welche den Ansprüchen auf gestaltenden Ausdruck der inneren Lebensgemeinschaft und der äußeren Machtstellung fortschreitende Befriedigung ver heiße. Der Grundvertrag redet dagegen im Art. 64 der Wiener Schlußacte nur von einer " Eventualität gemein nüßiger Vorschläge" , wo die Bundesversammlung ihr Be streben dahin zu richten hätte,,,die erforderliche freiwillige Vereinbarung unter sämmtlichen Bundesgliedern zu bewir fen." Ja, die Schlußacte ist soweit von dem Gedanken einer großen positiven Action entfernt , daß sie in den Art. 35 bis 49 den Bundeskrieg nur auf den Schuß und die Selbstvertheidigung der Bundesglieder beschränkt , die sich nur ihre im Bundesgebiet begriffenen Befihungen gas rantiren , und ja nichts weiter. - ,,Beginnt ein Bundes staat, der zugleich außerhalb des Bundesgebiets Befizungen hat, in seiner Eigenschaft als europäische Macht einen Krieg, so bleibt ein solcher, die Verhältnisse und Verpflich tungen des Bundes nicht berührender Krieg dem Bunde ganz fremd." (Art. 46. ) ,,In den Fällen, wo ein solcher Bundesstaat in seinen außer dem Bunde belegenen Be fizungen bedroht oder angegriffen wird , tritt für den Bund die Verpflichtung zu gemeinschaftlichen Vertheidigungsmaß regeln, oder zur Theilnahme und Hülfsleistung nur insos fern ein , als derselbe , nach vorgängiger Berathung durch

Stimmenmehrheit in der angeregten Versammlung, Gefahr für das Bundesgebiet erkennt. " (Art. 47. ) Das heißt doch wohl deutlich genug gesprochen ! (Schluß folgt.)

Militärische Zeitfragen .

II. ( chluß.) 4) Waffenrock. In den meisten deutschen Staaten y ist der Waffenrock der Zufanterie so eng anschließend, daß hierdurch der Mann in der Ausführung des bei der neueren Kriegführung so oft vorkommenden Dauerlaufs, sowie in der Handhabung seines Gewehrs sehr behindert werden muß, und so kurz , daß beinahe die ganzen Schenkel der Witterung preisgegeben sind und ein genügender Taschen raum zur Unmöglichkeit wird , während der französische Waffenrock (Tunique) sehr zweckgemäß die gehörige Weite hat, mit großen Taschen versehen ist und beinahe bis zum Knie herabreicht. Bekanntlich wurden von Seiten der französischen In fanterie bei dem diesjährigen Abmarsch nach Italien die Waffenröcke in den Garnisonen zurückgelassen ; wogegen jeder Mann jener Waffe (Unteroffizier und Soldat) ver sehen war : mit einem Stück wasserdichter Leinwand von der Größe eines Quadratmeters, welches auf dem Marsche, zusammengerollt , auf dem oberen Theile des Tornisters und den beiden Seiten desselben angeschnallt war , mit einer dünnen , 1 Meter langen Zeltstange , die auf dem Marsche , in zwei Theile zerlegt , an der linken Seite des Tornisters , diesen um einige Zoll überragend , getragen wurde , sodann mit 3 leichten Zeltpflöcken und einem 1½ Meter langen Zeltstrick , mittelst welcher Geräthschaften je zwei Mann , nachdem ihre Leinwandstücke an einer Seite zusammengeknöpft worden , mit Leichtigkeit und sehr schnell ein kleines Zelt *) aufschlagen konnten , das sie gegen die brennenden Sonnenstrablen oder den Regen, sowie gegen Thau oder Reif zu schüßen und ihre Gewehre vor Nässe zu bewahren vermochte , während dieselbe Lein wand , namentlich in Ermangelung des Aufschlagens von dergleichen Zelten, dem einzelnen Mann zur Decke oder, auf feuchtem Boden , zum Lager diente. Durch das Aneinanderreihen von 2 oder 3 solcher Zelte können dieselben mit Leichtigkeit vergrößert werden. Jedenfalls haben sich diese Zelte auch in Italien , wie dieß schon früher in Algerien der Fall gewesen , sehr gut bewährt ; und dürfte dieselbe Einrichtung bei der Vorausseßung , daß die Mannschaft der Infanterie mit der wollenen Aermelweste versehen ist, auch für das deutsche Bundesheer in der Art empfehlenswerth erscheinen , daß zu einem Feldzuge in der kälteren Jahreszeit, statt dieser Zelte , die Waffenröcke mitgenommen würden. Der äußere Marschanzug der franzöſiſchen Infanterie im leßten Kriege bestand in Ermangelung des Waffen * In der Leipziger „ Illustrirten Zeitung “ vom 10. September d. J. befindet ſich eine Äbbildung von dergleichen kleinen Zelten.

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rocks und der dunkelblauen, im Tornister getragenen Aermel findlichen Lizen , wie z . B. bei der preußischen Garde, von weste - aus dem blaugrauen Mantel mit weiten Säcken, selbst wegzufallen haben. Was nun insbesondere die Gradabzeichen der Nicht rothen Pantalons , einer leichten Halsbinde , die meist im Tornister befindlich gewesen , sodann aus weißen leinenen streitbaren vom Offiziersrang ( Aerzte, Auditeure, Gamaschen und Schuhen, wonach also die Bundschuhe oder Verpflegsoffiziere und Intendanturbeamte) anbelangt , so haben die Erfahrungen in dem leßten Kriege zur Genüge Halbstiefel dort noch keinen Eingang gefunden haben. - bei der gelehrt , wie nachtheilig es werden kann , wenn dieselben Wie wünschenswerth wäre es doch , wenn sehr großen Schwierigkeit , im ganzen Bundesheere eine die nämlichen Gradabzeichen wie die wirklichen Offiziere völlige Uebereinstimmung in der Uniformirung haben, wie solches namentlich in Desterreich der Fall ist, einer jeden der verschiedenen Waffen und Armeebranchen da man es nur diesem Umstande zuzuschreiben hat , daß herbeizuführen - hierin für die drei gemischten Armees mehrfach , namentlich auf dem Schlachtfeld , österreichische, corps und die Reserve-Infanteriedivision oder, wenn auch mitunter in Ausübung ihres Berufs begriffene Aerzte dieses nicht zu erlangen wäre , doch mindestens in in dem Glauben, daß sie, der Uebereinstimmung der Grad abzeichen wegen, wirkliche Offiziere seien - zum großen jedem dieser vier größeren Armeetheile eine vollstän dige Gleichförmigkeit in der Art erzielt werden Nachtheil der des Verbands bedürftigen Verwundeten von französischen Soldaten verwundet oder in sonstiger Weise könnte, daß für die einzelnen Contingente, lediglich in Er mangelung einer Verschiedenheit der Cocarden , ein nicht mißhandelt worden sein sollen. Aber auch schon aus dem Grunde, weil selbst der kaum allzusehr in die Augen fallendes Erkennungszeichen zu be stehen haben würde. Möge man doch bei diesem so überaus erst eingetretene junge Soldat nicht zweifelhaft darüber sein wichtigen Desiderium wohl bedenken , daß durch dessen darf, ob er einem wirklichen Offizier, der ihn gegen den Realisirung das nicht hoch genug anzuschlagende Gefühl Feind zu führen hat, oder einem Nichtstreitbaren gegenüber der Gemeinsamkeit bei der Mannschaft der betreffenden steht , und weil bei der verschiedenartigen Uniformirung Contingente sehr gehoben werden müßte und gleichzeitig die der Contingente des Bundesheeres für den Fall , daß bet diesem Heere für die Offiziere und die Nichtstreitbaren in dieser Hinsicht leider im Bundesheere bestehende Biel vom Offiziersrang gleiche Gradabzeichen bestehen sollten, heit wesentlich vermindert werden würde, während gerade diese Vielheit nicht dazu angethan ist , in den Augen des sogar für die Offiziere ein großartiges Studium dazu er forderlich sein würde , die Nichtstreitbaren anderer Contin da bei diesem diesem , mag uns gegenüberstehenden Feindes er von Westen oder von Often kommen , in jener Hinsicht gente von den dortigen wirklichen Offizieren unterscheiden Einheit besteht die Achtung vor dem Bundesheer zu zu können , dürfte es als sehr zweckgemäß erscheinen, bei der Annahme der österreichischen Gradabzeichen für die steigern , zumal wenn dem Feinde bei der Gefangenuch mung von Mannschaften verschiedener Contingente die Strettbaren des Bundesheeres den Nichtstreitbaren ohne daß hierdurch der sehr achtbare Stand der diesseits bestehende Buntscheckigkeit in der Uniformirung desselben legteren irgendwie verlegt werden kann oder in seinen sonstigen erst recht augenfällig gemacht wird . Ehrenvorzügen beeinträchtigt werden soll eine andere 5) Gradabzeichen. Die französischen Offiziere der Art von Gradabzeichen zu geben ; und würden vielleicht Infanterie vom Hauptmann abwärts hatten während des hierzu bei jener Annahme die dermalen in der baye lezten Krieges , aus Vernunftgründen und auf kaiserlichen rischen Armee bestehenden Offiztersgradabzeichen als dien Befehl, die Epauletten abgelegt; und voraussichtlich würde, lich befunden werden können. für den Fall der Theilnahme des deutschen Bundesheeres Daß bei der Annahme des österreichischen Tschafos für am Kriege, bei diesem ein Gleiches geschehen sein, wie die Infanterie des Bundesheeres (fiche die Nr. 3.) dieser, denn in der Wirklichkeit von Seiten der Infanterieoffiziere schon des oben angeführten Umstandes wegen , nicht auch der nach der Pfalz ausmarschirt gewesenen bayerischen den Nichtstreitbaren vom Offiziersrang , ſondern Truppen bereits die Epauletten in der Garnison zurückges denselben vielmehr der möglichst kleine dreieckige ut da, laſſen worden waren. wo der leztere nicht schon jezt von ihnen getragen wird, Wenn man aber dem Feinde gegenüber die filbernen als Kopfbedeckung zu geben sein dürfte , wird wohl als oder goldenen Epauletten nicht zu tragen wagt, so würden selbstverständlich betrachtet werden können ; wie wir denn wir es für sehr ungeeignet halten, damit nur im Frieden auch des weiteren Dafürhaltens sind , daß , während in prangen zu wollen , und da, bei der Wahl zwischen der den meisten deutschen Militärdiensten von den Offizieren österreichischen und der bayerischen Art der in der Truppen zu Fuß ein leichter Säbel getragen wird, beiden Staaten auf dem Kragen angebrachten Gradab für die Nichtstreitbaren derselben Truppen , schon der zeichen, der ersteren unbedingt der Vorzug gebühren dürfte, besseren Unterscheidung von den wirklichen Offizieren wegen, so möchte es als sehr wünschenswerth erscheinen , im ein leichter Degen , der denn auch den Aerzten bei❜m Ver ganzen Bundesheere die erstere Art der Grababzeichen binden der Verwundeten auf dem Schlachtfelde am wenig und zwar nicht nur für die Offiziere, sondern auch für sten hinderlich ist , als das passendste Seitengewehr er die Unteroffiziere -- anzunehmen , womit dann in diesem scheinen dürfte. sehr wichtigen Punkt eine eben so wünschenswerthe, Endlich dürfen wir hierbei nicht unerwähnt laſſen, daß wie nothwendige Uebereinstimmung in jenem Heere erzielt wenn es schon nach dem Obigen als zweckgemäß er sein würde. scheint, den Offizieren und den Nichtstreitbaren von diesem Mit der Annahme dieser Art von Gradabzeichen würden Rang nicht dieselben Gradabzeichen zu geben noch dann die mitunter zur bloßen Zierde auf den Kragen be weit mehr Gründe dafür sprechen dürften , den Bivil

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Staatsbeamten, namentlich wenn auch diese den Waffen rod tragen , nicht solche Abzeichen für die verschiedenen Rangclassen derselben zu verleihen , welche, bei Realisirung der obigen Vorschläge, den im Bundesheer angenommenen militärischen Gradabzeichen entsprechen ; wobei wir nur darauf hinweisen wollen, welcher Gefahr im entgegen gesezten Falle, z. B. bei der Wegnahme einer Stadt durch den Feind oder auch nur bei dem Durchmarsch feindlicher Abtheilungen durch eine Stadt zc., diejenigen jener Be amten , welche der Ausübung ihrer Functionen wegen ihre Amtstracht anlegen mußten und in diesem Anzuge auf der Straße oder in ihrem Amtslocal von den feindlichen Ab theilungen oder von einzelnen feindlichen Soldaten betroffen werden, ausgesezt sind, und welches schwer zu lösende Räthsel in demselben Falle die Schildwachen bei Erweisung der nur den Offizieren und den Nichtstreitbaren vom Offiziers rang zukommenden Ehrenbezeigungen oder auch Patrouillen bei Arretirungen 2c. zu entwirren haben, ganz abgesehen davon, daß bet jener Unterstellung nur zu leicht von Militär personen der unteren Grade den ihnen begegnenden Offi zieren gegenüber, wenn ſie dieſe der Uebereinstimmung der Uniformirung und der Gradabzeichen wegen für Civilstaats beamte halten, Verstöße gegen die Subordination begangen werden können.

7) Das Lederzeug der Infanterie. Voraussicht lich wird , in Folge der allgemeinen Bewaffnung der In fanterie mit gezogenen Gewehren , schon in der nächsten Zukunft bei allen europäischen Heeren das weiße Leder zeug jener Waffe durch schwarzlackirtes ersetzt werden ; und würde es sehr gut und heilsam sein , wenn hierzu im deutschen Bundesheere recht bald, und zwar bei allen Contingenten gleichzeitig geschritten werden wollte. 8) Zahl der Offizierspferde. Die Zahl der in mehreren deutschen Staaten von den Offizieren im Kriege zu haltenden Pferde dürfte eine allzugroße , den wirklichen Bedarf weit übersteigende sein. Da hierdurch und durch die damit verbundene größere Zahl der Offiziersdiener der Troß des Bundesheeres *) unnöthigerweise über die Gebühr vermehrt wird , so möchte es als sehr zweckgemäß erscheinen , hierüber feste , für das gesammte Bundes heer geltende und dem wahren Bedarf entsprechende Normen anzunehmen. 9) Militärgesezgebung. Wenn es schon sehr zu bedauern ist , daß nicht für das ganze Bundesheer ein gemeinsames Militärstrafgesetzbuch besteht , so er ―― scheint es dagegen in Voraussicht der kommenden Er eignisse - als dringend geboten , wenigstens die Vor schrift im §. 93 der seit 1821/22 bestehenden „Näheren Bestimmungen der Kriegsverfassung des deutschen Bundes " , und zwar so bald als nur immer thunlich, zur Ausführung zu bringen, welcher Paragraph nämlich so lautet : "Gegen das Verbrechen des Meineides , des Verraths , der Feldflüchtigkeit und der Jnsubordination werden im Bundesheere durch besondere Kriegsartikel Strafbe stimmungen getroffen, welche dem gesammten Kriegsheere als gleichförmiges Gesez gelten sollen. “ Die endliche, noch rechtzeitige Realisirung dieses unverkennbaren Erforderniſſes dürfte aber wohl um so mehr zu erwarten sein, als es ein sehr arger Mißstand sein würde, wenn die in dem, zu einem gemeinsamen Zweck vereinigten Bundesheere begangenen, militärischen Ver brechen und Vergehen in verschiedener Weise bestraft werden sollten, und als ein solcher Zustand der Dinge selbst jedem Nichtmilitär als undenkbar vorkommen müßte . 10) Heerverpflegswesen. Es ist notorisch , daß in dem legten Kriege das Verpflegswesen bei dem fran zösischen Heere ganz vorzüglich gewesen , daß dagegen bei dem österreichischen Heere in dieser Beziehung leider sehr viel zu wünschen geblieben war, und es dürfte nur als zu wahrscheinlich zu betrachten sein , daß dieser Um stand bedeutend auf die das lettere Heer betroffenen Nach theile eingewirkt haben muß. Möchten doch daher in jener Hinsicht recht bald, und so lange uns noch die dazu erforderliche Zeit ver gönnt ist , die betreffenden Normen und Grundsäße für das gesammte Bundesheer verabredet und festgestellt werden , da , wie uns bedünken will , dieses Heer für jezt noch gemeinsamer , für alle Theile desselben geltender Feststellungen dieser Art ermangeln dürfte ; wobei man stets vor Augen haben möge, daß selbst die beste Führung

6) Das Turnen und Bajonnetfechten. Die Art der Verwendung und des Auftretens der französischen In fanterie im leßten Kriege wird da , wo dieß zuvor noch nicht der Fall gewesen , zur Ueberzeugung geführt haben, wie unerläßlich nothwendig es ist, bei dem deutschen Bundes heere auf das Turnen , insbesondere auf die Einübung des Dauerlaufs , und auf das Bajonnet fechten weit mehr Zeit und Fleiß zu verwenden , als dieß bisher in den meisten Contingenten geschehen ist. Was namentlich das Turnen anbelangt , so erscheint alles dasjenige , was im Artikel „ Das Turnen und die neuere Kriegsführung . II . " in der Beilage zur All gemeinen Zeitung vom 18. August d. J. (Nr. 230) über das Militärturnen angeführt ist, als sehr beherzigens werth ; und kann die Anwendung der in jenem Artikel für das Militärturnen aufgestellten allgemeinen Normen nicht genug empfohlen werden. Der besagte Artikel ist nämlich von demselben Dr. Orges verfaßt , deffen treffliche, von seiner vielseitigen Sachkenntniß und von seinem sehr richtigen Urtheil auch in Beziehung auf militärische Gegens bezeichnete Artikel in stände zeugende , mit h. oder mit neuerer Zeit der Allgemeinen Zeitung einen besonders hohen Werth verliehen haben , und der , da er früherhin als preußischer Offizier längere Zeit Unterricht im Militärturnen

mit dem besten Erfolge gegeben , in diesem Fache als competent zu betrachten sein dürfte. Zu Vorstehendem drücken wir nur noch den Wunsch aus, daß die Subalternoffiziere (die Offiziere unter dem Hauptmannsgrade) das Turnen und Bajonnet fechten persönlich mehr, als dieß meistens der Fall ist, betreiben möchten , da dieselben hierin nur dann mit gün stigem Erfolg Unterricht zu ertheilen im Stande sind , wenn fte dasjenige, was sie anzuweisen haben , nicht nur mit Worten zu erklären , sondern auch selbst praktisch auszu führen vermögen.

*) Auch in dem dießjährigen Kriege in Italien soll aus wohlweisen Gründen die Zahl der Offizierspferde bei dem französischen Heere eine sehr mäßige gewesen sein.

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eines noch so braven Heeres durch eine mangelhafte Vers pflegung desselben zu Schanden gemacht werden kann und daß der Hunger der erbittertste Feind des Muthes ist. Möchten doch die in dem gegenwärtigen Artikel zur Sprache gebrachten, sicherlich nicht unwichtigen Gegenstände nicht nur in diesen , sondern auch, wenn auch nur theils weise, in noch anderen öffentlichen Blättern weiter be sprochen werden, um hierdurch eine Ausgleichung der etwa darüber bestehenden verschiedenartigen Ansichten herbeizu führen. Bei dieser Gelegenheit glauben wir noch Nachstehendes hier anführen zu sollen : Es beschleicht uns jedesmal ein eigenthümliches Gefühl, wenn in der (Wiener) Militärzeitung - wie dieß noch zulezt in der Nr. vom 12. October d . J. der Fall gewesen -zur Bezeichnung des Umstandes , daß ein Ar

zieren einem Theile der Mannschaft eingeredet werden , daß die Lanze die Königin der Waffe ſei, dem anderen Theile, daß dem Säbel der Vorzug gebühre. Wie ist das möglich und wohin würde es führen ? Die Leute würden entweder zu beiden Waffen das Vertrauen verlieren, oder sie würden es einer der selben zuwenden , was die Folge hätte , daß der eine Theil der Mannschaft sich zurückgeseßt glaubte und die seiner Mei nung nach bevorzugten Kameraden mit Neid und scheelen Augen anfähe. Selbst die Offiziere würden Parthei nehmen und in der einen Schwadron die Lanze , in der anderen den Säbel protegiren ; ja es könnte sogar im Innern der Schwadronen selbst ein solcher Zwiespalt in den Ansichten entſtehen. Wie nachtheilig müßte dieß auf die Ausbildung und auf den Geist der Truppe wirken ! Hierzu kommen noch die Schwierigs keiten , welche aus der Verschiedenartigkeit der Ausbildung für die Anweisenden entspringen ; die Unbequemlichkeiten rücksichts

lich der Rangirung 2c.; die Fessel bei der Verwendung der Mannschaft zu den vorkommenden Dienstverrichtungen und der gleichen Uebelstände mehr. Endlich entsteht die Frage : was denn werden soll , wenn im Laufe eines Feldzugs der Ab gang an Lanzenreitern vorzugsweise stark wäre , so daß die Schwadron deren nur wenige übrig behielte ? Man kann doch die Lanze nicht ohne Weiteres jedem anderen Reiter in die Hand geben , und wenn die Schwadron wirklich auf ihre Lanzenreiter ein besonderes Vertrauen seßt, so wird der Mangel derselben fie unangenehm berühren. Darum um Alles in der Welt kein solches Gemisch , was die Einheit im Innern des Regiments stört , den waffenbrüderlichen Gemeingeist unter gräbt und , um mit Clausewiß zu reden , nach allen Seiten hin Friction erzeugt ! Ganz etwas Anderes ist es, wenn eine Verschiedenheit der Bewaffnung regimenterweise stattfindet. Die Nachtheile einer Mischung der Waffen fallen dann weg ; es herrscht in dem Regiment ein übereinstimmendes Vertrauen zu der Waffe , die es führt und liebgewonnen hat , und Jeder ist bestrebt, dieselbe bei sich bietender Gelegenheit zu Ehren zu bringen. Der Lanzenreiter will zeigen , daß ihm nichts zu Literatur. widerstehen vermag ; die mit dem Säbel Kämpfenden machen. es sich zur Aufgabe, Jenen zu besiegen und zu beweisen , daß Cavalerie - Skizzen , entworfen vom Prinzen Emil von Wittgenstein , Kaiserlich Rus fie dieselben und wo möglich noch größere Erfolge zu erringen Auf diese Weise entsteht ein edler sischem Obersten und Flügeladjutanten. Darm vermögen , als die Lanze . Wettstreit , ähnlich dem , welcher aus der Verschiedenheit der stadt , 1859. Eduard Zernin. Uniformen hervorgeht , wodurch der Muth entflammt , der (Schluß.) esprit du corps genährt und das Beste der Sache gefördert Von einigen bei der Cavalerie einzuführenden wird , selbst wenn an sich die eine Waffe höher gestellt werden Verbesserungen. In diesem, dem leßten Abschnitte, be muß als die andere. fürwortet der Herr Verfasser eine gemischte Bewaffnung der Was die Scharfschüßen anlangt , so find wir ein zu Cavalerie, dergestalt : daß die gesammte Mannschaft mit Säbel entschiedener Gegner des Schießgefechts bei der Cavalerie , als und Pistol , das erste Glied des zweiten und dritten daß wir uns mit dem Vorschlage zu deren Einführung zu bes Zuges der Schwadron außerdem aber noch mit Lanzen zu ver freunden vermöchten. Wenn der Cavalerist crst anfängt, sich sehen wäre , und überdieß jeder der Flügelzüge eine Anzahl mit dem Gegner herumzuschießen und hierzu vom Pferde zu mit guten Büchsen bewaffneter Scharfschüßen enthielte. steigen - was unumgänglich nöthig ist , wenn Pulver und - so hört er Wir bedauern , uns mit diesen Vorschlägen durchaus nicht Blei nicht ganz nuglos verknallt werden sollen einverstehen zu können und halten an unserer früher ausge auf Cavalerist zu sein , und übernimmt eine Rolle , die seiner Den ächten Reitersmann , der sprochenen Ueberzeugung fest , daß der Cavalerist keine anderen Natur gänzlich entgegen ist. Waffen als Säbel und Pistol führen solle. Die Beimischung den Drang fühlt , seinem Gegner auf schnellem Roffe kühn einer Anzahl von Lanzenreitern würde keinen wesentlichen auf den Leib zu gehen , ihm keck in's Auge zu schauen und Nußen , wohl aber vielfache sehr erhebliche Nachtheile haben. tüchtig dreinzuschlagen , widert es an , wenn er absigen , sich Der Soldat soll Vertrauen zu ſeiner Waffe hegen und die hinter einem Erdhaufen auf den Bauch legen , und in weiter selbe für die beste, allen anderen überlegene halten. Nun müßte Ferne eine heimtückische Kugel in die feindlichen Reihen senden aber in einer und derselben Schwadron von denselben Offi soll. In Berenhorst's bekannten Betrachtungen über die

titel dieser Zeitung von einem nichtösterreichischen deutschen Offizier verfaßt ist , der Ueberschrift die Worte : von ― einem deutschen Offizier" beigefügt sind . Da aber wir - und wohl Alle, die so deutsch wie wir fühlen uns ein Deutschland ohne Oesterreich gar nicht zu denken vermögen , da ferner Oesterreich von jeher und vorzugsweise ein deutscher Staat gewesen ist und da die Bezeichnungen „ deutsch“ und „österreichisch “ jeden falls in der Art mit einander verschwistert sind , daß die erstere unmöglich als Gegensaß zur leßteren gebraucht werden kann , so bitten wir die verehrliche Redaction der Militärzeitung recht angelegentlich , zur Beseitigung von Zweifeln oder Mißverständnissen fünftig in dem fraglichen Falle der Ueberschrift des betreffenden Artikels lieber die Worte: von einem nichtösterreichischen Offi zier " beifügen zu wollen.

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Kriegskunst steht geschrieben : „ Carl XII. betrachtete das Schießen mit Verachtung , denn ein dunkles Gefühl der Niederträchtig feit dieser Streitart ist jedem tapferen Manne natürlich. “ Voltaire sagt sehr wahr :

und des hellen , aufmunternden Commandowortes ist es Zeit, das Gewehr aufzunehmen. Die Klingen fliegen rauschend, ―――― und die blizend , electrifirend empor ; ein kräftiger Anritt Charge wirft Alles über den Haufen." Zum Schlusse berührt der Herr Verfasser noch die nume rische Stärke der Regimenter und spricht sich für 6 Schwa. dronen zu 150 Pferden aus. Wir ziehen Regimenter zu 4, höchstens 5 Schwadronen zu der angegebenen Stärke die wir für das Minimum halten ―――― vor. Je stärker das Regis ment, um so unbehülflicher ist es, um so öfter findet es sich durch die Terrainverhältnisse in seinen Bewegungen gehindert, und um so schwieriger wird es für den Commandanten, es zu übersehen und durch die Stimme zu beherrschen. eine größere Anzahl als 4 bis 5 Schwadronen zu der Noth wendigkeit, durch die Eintheilung in Diviſionen eine Zwischen instanz zwischen dem Regimentscommandanten und den Schwa dronscommandanten zu errichten , was die Einheit stört , die Schnelligkeit und Beweglichkeit beeinträchtigt , und noch viel fache andere Inconvenienzen hat. Wir scheiden hier von dem Herrn Verfasser mit dem Wunsche , daß seine gehaltreiche Schrift recht viele Leser finden möge.

„Ein Blei , vom dümmſten Schaf mit Zittern eingeſtopft , Fliegt und zersprigt des Helden göttlich Hirn.“ Der alte Frondsberger schreibt : „Für dem Geschüß gilt weder Kühn, noch Mannheit, gilt ein verzagter loser Bub mit einer Büchsen eben so viel , als ein aufrechter , beherzigter und er fahrener Mann , denn dawider und dafür hilft keine Kunst, weder Balgen noch Fechten." Nebenbei sei bemerkt : daß die Ausbildung solcher Scharfschüßen , wenn dieselben ihren Zweck nur einigermaßen erfüllen sollen , so schwierig und zeitraubend sein dürfte, daß bei der in den meisten Armeen bestehenden furzen Dienstzeit in dieser Beziehung nur sehr Mittelmäßiges würde geleistet werden können ; auf einer nur mittelmäßigen Stufe der Ausbildung verliert aber das Institut vollends allen und jeden Werth. Wenn man etwas für die Cavalerie thun will , so theile man ihr lieber Pionnierabtheilungen zu ; das würde einen reellen Nugen haben. Wenn der Herr Verfasser der Meinung ist , daß die Cas valerie durch das Institut der Scharfschüßen ein defensives Element erlange , was ihr außerdem abgehe , so müssen wir entgegnen , daß eine derartige Defensive gegen das Wesen der Waffe ftreitet und nie zu erheblichen Resultaten führen würde, auch nur in sehr seltenen Ausnahmsfällen vorkommen fann. Die Cavalerie kann sich , ihrem Charakter und ihrer Natur gemäß , nur offensiv vertheidigen. Es scheint übrigens , als wenn der Vorschlag wegen der Scharfschüßen in dem Reiter herzen des Herrn Verfassers selbst keine rechte Wurzel gefaßt hätte , wenigstens sagt er Seite 69 : „ Bejagte Verwendung der Scharfschüßen dürfte übrigens nur sehr ausnahms , weise und wo möglich in durchschnittenem Terrain stattfinden, da , wo die feindliche Cavalerie dieselben nicht überrumpeln und wo man die Handpferde und Reserven einigermaßen vers Sonst müßte das Regiment lediglich deckt aufstellen könnte. auf die blanke Waffe angewiesen sein und sich überall streng auf dieselbe beschränken , wo man nur einigermaßen die Mits Denn nichts vers wirkung der Tirailleure entbehren könnte. dirbt den Cavaleristen mehr , als wenn er sich systematisch an die Vertheidigung , die Schußwaffe, start an den Angriff, die blanke , gewöhnt." • Die Bemerkung , daß die Cavalerie nicht Stunden lang mit gezogenem Säbel stehen oder marschiren, sondern denselben erst ziehen solle, wenn sie wirklich angreift, ist begründet, und man kann dem Herrn Verfasser nur beipflichten, wenn er sagt : Die Klinge muß nur im äußersten Falle aus der Scheide fahren, nur da , wo es gilt, unmittelbar darauf dem Feinde Blut abzuziehen. Der Soldat muß in der Handlung des Gewehraufnehmens seine Erlösung aus einer in der Schlacht und im Feindesfeuer oft unerträglichen Unthätigkeit ſehen und mit Ungeduld dieselbe erwartet haben. Nur dann faßt er energisch und lüftern den Griff; eine muthige Begeisterung bemächtigt sich seiner und einen Augenblick ist er unwidersteh lich. Diesen Augenblick nur da , wo es gilt , hervorzurufen und rasch zu benußen, sonst jedoch änßerst vorsichtig und spars sam mit demselben umzugehen, das ist es , was den ächten vom unächten Cavaleriechef unterscheidet. Erst Angesichts des nahenden Feindes , beim Klange des Signals zum Einhauen

Gedanken über die Anordnung und Ausführung von Feldübungen kleiner Infanteriehaufen, sowie größerer combinirter Truppen förper. Von C. Du Jarrys Freiherrn von La Roche 2c. (Schluß.) Hat der Herr Verfasser schon im Vorwort S. XVlll gefagt : „ Ebenso wie der einzelne Mann erst ausgebildet sein muß, che er in den Trupp kommt, ebenso nöthig ist, daß auch im Feld dienst ein ähnlicher Gang eingeschlagen werde ; nur wenn die Uebungen mit den kleinsten Theilen beginnen , find fie ganz dazu gemacht, der Mannschaft wie den Führern Gelegenheit zu - so wiederholt er im geben , sich allmählig einzuarbeiten" Schlußsaß seiner Schrift diesen Gedanken nochmals , indem er behauptet : „Das Hauptresultat , ein System von kriegs ge = mäßen Feldübungen an die Stelle formeller , verab redeter Uebungen zu bringen, ist nur dann zu erreichen mög lich, wenn man von der kleinsten Patrouille an ein rationelles Verfahren beobachtet und stets den geistigen Theil dieser Uebungen im Auge behält " (S. 160) . Ja gewiß, so lange wir nicht dahin kommen , daß vom Corporalschafts Commandanten bis zum Brigadegeneral jeder Führer die ihm unterstellte Mannschaft mit derselben Leichtigkeit und nach dem= selben wohldurchdachten System im Tirailliren mit Gegner im gemischten Terrain, im Felddienst und in allen Gefechtsübungen unterrichtet, als dieſes jezt im geschlossenen Exerciren geschieht ; so lange wir auf diese Zweige der wahrhaft kriegsgemäßen Ausbildung nicht mindestens ebenso viel Zeit und Eifer vers wenden, als auf die eigentliche Drillerei und die Paradevor bereitungen ; so lange endlich diese Feldübungen und die Militär. gymnastik nicht auch Gegenstand der ernsteßten Beurtheilung der inspicirenden Generale werden : so lange befinden wir uns nicht auf jener Höhe der Truppenbildung , welche die Gegenwart gebieterisch zu erreichen fordert. Preisen wir übrigens den hochgeehrten Herrn Verfaffer glücklich, daß er sich bereits in einer Stellung befindet, die ihm erlaubt , seinen Ideen in weiteren Kreisen auch praktiſche Geltung zu verschaffen.

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Referent glaubt durchaus nicht , daß sich der Herr Ver faffer bei seinen Aussprüchen lediglich durch den Erfolg bestimmen läßt , aber er erlaubt sich doch die Frage , ob er , der Autor, nicht manches anerkennende Urtheil über die dermalige Feld dienstausbildung des kaiserlich österreichischen Heeres gemildert haben würde, wenn sein Buch nach dem kürzlich beendeten Feld zug zum zweitenmale aufgelegt worden wäre ? Zwischen den Vorschriften und der Ausführung gähnt aber eine weite Kluft die ersteren find in Desterreich allerdings , vom Recrutenunter richt bis zum Manövrirreglement mit gewischten Waffen, ganz vorzüglich , während die leßtere gerade in der italienischen Armee seit mehreren Jahren manchen gerechten Wunsch unbe friedigt ließ. Es mag dieses traurig klingen und gegenüber den glänzenden Erfahrungen der Jahre 1848 und 1849 wahrs haft unbegreiflich scheinen, aber es bleibt eben deßhalb doch nicht minder richtig. Man hat dieses Verhältniß in Deutsch land theilweise wohl gekannt ; man wußte und man konnte sich persönlich überzeugen, wie an so manchen Orten für den Aus bildungsmodus immer nur die Paraden am Glacis zu Wien im Hintergrund lagen ; doch wer hätte gewagt , der kriegsge übtesten Armee Deutschlands , an Tapferkeit so hochberühmt, auch nur das leiseßte Wort des Tadels über die Hinneigung so mancher ihrer Führer zum Drillen zu sagen ? - Wem aber gegenüber den neuesten Ereignissen im außerösterreichischen militärischen Deutschland die Augen nicht aufgehen , der will dieselben absichtlich geschlossen behalten. Gewiß , neben vielen anderen Umständen war auch die geringere friegsmäßige Aus bildung der Desterreicher , im Gegensatz zu den Franzosen, Schuld an dem theilweisen Mißlingen ihrer heldenmüthigen Anstrengungen. Wären die Felddienstübungen in dem lezten Decennium im österreichischen Heer überall und zu jeder Zeit ganz so vorgenommen worden , wie es die Note S. IX als Vorschrift angibt , wer weiß , welches Endresultat wir 1859 , troß aller Fehler in der höheren Führung und in der Vers pflegung , gesehen haben würden ? Mit der Bemerkung (Note) auf S. 63 , daß man sich nämlich durchschnittlich zu viel Mühe gibt , dem Soldaten zu lehren, wie er sich decken soll, haben wir uns schon früher nicht einverstanden erklärt. Gegenüber dem , was man von dem Verhalten der österreichischen Linienregimenter im zerstreuten Gefecht gehört hat und was dem Referenten mehrere österreichische Offiziere als Augenzeugen von den französischen Jägern , von den Zuaven u. s. w. erzählten , kann er natürlich nur um so mehr bei seiner früheren Ansicht bleiben. Endlich hat der Referent dem Herrn Verfasser noch dafür zu danken, daß er in dem Vorwort zur 2. Auflage (so be achtenswerth wie das zur 1.) die Anfragen im Referat vom vorigen Jahre beantwortete. Referent glaubt nun zu wiſſen, wie die "1 Vermittlungsperiode" für ein oder das andere Contingent anzubahnen wäre und wird jedenfalls in dem Buche des Herrn Verfaſſers (vorzüglich in den Beiſpielen) hierzu die besten Anhaltspunkte finden. Was aber ferner über Ver vflegung, Kleidung, Schuhwerk u. f. f. gesagt wird ( S. XIX), dürfte wohl nur in dem Contingent des Herrn Verfassers ganz 19 . zutreffen.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften.

Juni

18 5 9.

Belgien. Journal de l'armée Belge. Recueil d'art d'histoire et de sciences militaires . 8ème année, Bruxelles , 1859. Die Eröffnung des Feldzugs in Oberitalien 1859 von Vandevelde. Die weitere Darstellung des gewandten Referenten hebt vor Allem den völligen Mangel an mora lischem Muth und Selbstbewußtsein auf Seiten der öfter reichischen Führer hervor. Gleich Anfangs sieht Gyulai ruhig zu , wie die Franzosen Alpen und Appenninen über schreiten und sich ihm gegenüber sammeln. Als er sich end lich zur Offensive entschließt, geschicht dieß langſam, zögernd und in zersplitterter Weise. Bald bleibt er wieder stehen und beschäftigt sich mit energielosen Uebergangsversuchen. Stadion's Recognoscirung gegen Montebello , die eigentlich ganz unnöthig war , weil alle Welt wußte , wo die Haupt macht des Feindes stand , wurde gleichfalls zersplittert , zu langsam und zu wenig energisch unternommen, so daß Foren bei Zeiten benachrichtigt werden konnte. - Anfangs wollte Napoleon den Hauptstoß gegen die linke Flanke der Defters reicher führen , als er diese jedoch dort stark und gut auf gestellt fand, änderte er den Plan nach der entgegengeseßten Seite. Gyulai , dem es nie einfiel , daß er auch angreifen könne , ließ ihn gewähren , bis es zu spät war. Victor Emanuel stellte sich und Niel durch sein Vorrücken gegen Palestro bloß ; anstatt nun mit der ganzen Armee über ihn herzufallen , begnügte sich Gyulai mit einem schwachen Vers suche mit 4 Brigaden , der natürlich unglücklich ausfiel. Der Tessin war schlecht vertheidigt ; bei Turbigo kam die österreichische Colonne zu spät und wurde deßhalb leicht aus Robecchetto geworfen ; bei der Brücke von Magenta war der Brückenkopf fehlerhaft angelegt und wurde merkwürdiger Weise gar nicht vertheidigt , was doch jedenfalls Aufenthalt gegeben hätte. Die Brücke wurde nicht gesprengt. Gegen Mac Mahon wurde nicht energisch vorgerückt ; man häufte in Buffalora die Truppen unnöthigerweise und ſeßte fie einem verheerenden concentrischen Feuer aus. Bei Magenta waren Anfangs nicht genügende Truppen vorhanden, so daß die wichtige Redoute diesseits von den Franzosen genommen und behauptet werden konnte. Der concentrische Angriff der Franzosen, namentlich der Artillerie auf Magenta, kostete den Desterreichern viele Leute. Zulegt verließen zwei Corps ohne Befehl das Schlachtfeld. Immerhin hätte ein ener gischer Angriff Gyulai's mit seinen frischen Truppen am anderen Morgen in aller Frühe noch ein besseres Resultat geben können. *)

*) Auf die weiteren Bemerkungen Vandeveldes in Betreff der von uns gebrachten Artikel über den Krieg in Oberitalien und der irrig dem F.3.M. Gyulai zugeschriebenen Entgegnung in Nr. 63 & 64 der A. M.-Z. v. d. J. werden wir besonders zurückkommen. Anm. d. Ned. d. A. M.-Z.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. B. Leske.

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34. Jahrgang:

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26. Nov ember 1859. ROM THIS 1974 thillada itu DA) Bodas

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Allgemeine Militär -Beitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. 8 Bataillone Tyroler und 32 Feld 40 Jägerbataillone Oeſterreichiſme Monarchie. jägerbataillone -, welde durchgäugig auf 6 Compagnien Wien , 16. Nov. Ueber die Berathungen der Nes gebracht werden . --

formen in der Armee wird von der ,, Wiener Nilit..ty. " Folgendes als zuverläſſig mitgetheilt: Vor Alemn w.rden

Preußen.

die Reformen Nidts bringen, was traditionelle und ers hebende Erinnerungen verwijden fönnte, worunter nament-

** Berlin , 23. Nov. Nad Ichend theile ich Ihnen zur

lich die Grundjarbe ſer adjuſtirung , ile Aufídläge der Regimenter, 11110 deren Jubaber zu zählen ftud . Ber

Ergänzung früherer Berichte Weiteres über den Stand der

beſſerungen in der Arjuitirung ſind angebahut, und nach diejen Vorſchlägen gekleidete und armirte Soldaten bereits von dem Raijer in Augenſchein genommen worden . Daß die Verwaltung des Beeres einer gründlichen Reform

Befehl Sr. K. H. des Prinzregenten , unter dem Vorfiße des Generalfeldmarſchalls, frhrn. von Wrangel zuſammens getreten war , um einige Punkte der Seeresreform zu bes

unterzogen wird , ſteht eben ſo zu erwarten , wie das

rathen – woran auch die Prinzen Friedrich Wilhelm und

Berathungen über die Reorganiſation der Armee mit. Die Gominiſſion aus älteren Generalen , welche auf

-

Syſtem der gezogenen Kanonen , dieſes jedoch weſentlich Friedrich Karl K. 6. theilnahmen – hat ihre Aufgabe abweichend von dem in Frankreich angenommenen Syſtem . erfüllt. Das Ergebniß ihrer Sißungen liegt jeßt üler Bezüglid der taftiſten Neuerungen dürfte an die Stelle höchſten Drts zur definitiven Entſcheidung vor. -

der bisherigen Brigade , als taktiſdie Einheit für größere

Operationen , die Diviſion ins Leben treten , und deutet dahin die bereits angeorduete Umänderung in der Zahl der Linieninfanterieregimenter und der Jägerbataillone. Bisher beſtanden die Brigaden der Infanterie bekanntlich aus einem Infanterieregiment zu je drei Bataillonen oder achtzehn Compagnien, dem gewöhnlic) nwch das Grenadierbataillon des Regiments zu 4 Compagnien zugetheilt war , einem Bataillon entweder Jäger zu 4 oder Gränger zu 6 Coma

Unterdeſſen iſt die Reduction der Armee von der noch

theilweiſen Kriegsbereitſchaft weiter befohlen worden. Bei der Infanterie werden die ſogenannten Stammbataillone der Landwehr - jo genannt, weil ſie meiſt aus Reſerven und Recruten, nur dem kleinſten Theile nach auß Wehr: leuten beſtehen durch Entlaſſung der Hälfte der im vierten Jahre dienenden Mannſchaft um circa 100 Mann verringert. Die Jägerbataillone reduciren fich durch Ent laſſung auf 502 Mann. – Bei der Cavalerie werden die I

-

pagnien , und einer Batterie. Dieſe Formation iſt der Cavaleriediviſionen mit ihren Stäben aufgelöſt , dagegen franzöſiſchen , preußiſchen und ruſſiſdien gegenüber zu ſąwach, behalten die Regimenter ihre Erſapescadrons zum Bebuf der fünftigen Formation neuer Regimenter. Es wird

ja die franzöſiſchen und deutſchen Jufanteriebrigaden aus 6-7, die ruſſiſchen aus 8 Bataillonen beſtehen. Die

beabſichtigt, in dieſer Hinſicht eine Ausgleichung im Pferdes

Schwäche in der Zahl der Bataillone wird durch die ſtande: (qualitativ) mit den übrigen Escadrong vorzus größere Stärke der Bataillone nicht ausgeglichen ; denn aller- nehmen . - Die Artillerie, behält für den Frieden 6 bes dings zählen die öſterreichiſchen Linieninfanteriebataillone an ſpannte Geſchüße, die Wagenbeſpannungen, die Munitions 1300, die preußiſchen und ruſſiſchen aber nur 1000, die fran- und anderen Colonnen werden aufgelöſt. Bei den Pion , zöſiſchen nur 900 Mann. Man hat daher vorgeſchlagen, nieren bleiben die errichteten dritten Compagnien, wodurch dic Brigaden , wie es ſchon früher der Fall war, wieder die Abtheilungen auf die Stärke von 502 Þann kommen. .

aus 2 Linieninfanterieregimentern zu 3 Bataillonen zu bilden, And die Trainbataillone find um ein Weſentliches redu. und dieſen ein Jägerbataillon beizugeben.

Darauf deutet

cirt worden.

die in Ausführung begriffene Bermehrung der Infanterie:

Die Reform der Armee unterliegt noch mehrfachen Ers

regimenter von 62 auf 80, und der bereits beſtehenden

örterungen , ehe ſie zur Ausführung gelangen kann, doch

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wird so viel als möglich Alles vorgearbeitet , damit diese, wenn auch die Geldfrage erledigt ist , auf keine weitere Schwierigkeiten stößt. Dabei wird auch die Frage der Uniformirung , von welcher wieder in vielen Versionen die Rede ist , zur Er ledigung kommen.

Alt-Caftilien und Asturien unter General Alefon, der dritte Andalusien unter General Marquis von Novaliſches , der vierte die baskischen Provinzen und Navarra (der Bes fehlshaber ist noch nicht ernannt) und der fünfte Cata lonien unter General Dulce.

The

Frankreich. Paris , 14 Novbr. Bekanntlich hat das Marine minifterium, n einer Anordnung des Kaisers, Kanonens boote mit eisernen Wänden bauen lassen , welche dann mit einer gezogenen Kanone versehen worden find. Das Commando über diese Fahrzeuge ist verschiedenen Schiffslieutenants übertragen worden , und man sagt, daß diese in ihren officiellen Berichten sich sehr günstig über den neuen Verſuch ausgelaſſen hätten. Großbritannien . London , 16. Novbr. Vom Obercommandanten der Armee , Herzog v. Cambridge ist ein Generalbefehl erschienen , der der körperlichen Züchtigung im Heere gewisse Schranken seßt. Zu diesem Zweck soll fortan eine zweifache Claſſification unter jedem Regimente zur Geltung kommen ; und zwar werden zur ersten Claffe alle jene Soldaten gerechnet , die sich nie eines strafwürs digen Vergehens schuldig gemacht haben , somit alle erst in den Dienst getretenen Soldaten. Machen sich diese zur ersten Classe Gehörigen eines Vergehens oder Verbrechens schuldig , so dürfen sie dafür nur bei Kriegszeiten mit körperlichen Strafen belegt werden, treten aber durch ihre anderweitige Strafe in die zweite Classe , welche für Desertion, Meuterei , Insubordination mit erschwerenden Umständen, Trunkenheit im Dienst oder auf dem Marsche, Unterschlagung öffentlicher Gelder, Diebstahl an Cameraden, absichtliche Verstümmelung und wiederholte Unterschleife nach wie vor mit Schlägen bestraft wird . Ausgenommen find allein Meuterer , welche auch in der 1. Claffe förpers lichen Züchtigungen unterliegen. Wegen kleinerer Vergehen, als da sind : Abwesenheit von der Parade , Trunkenheit, ftörendes Betragen auf der Straße , Abwesenheit zur Zeit des Zapfenstreichs , unbegründete Beschwerden , Mißach tung der Unteroffiziere , Thätlichkeiten gegen einen Came raden , Abwesenheit ohne Urlaub , Entweichung aus der Haft, Insubordination ohne erschwerende Umstände u. dgl. darf auch in der 2. Claffe kein Soldat zu einer förper lichen Züchtigung verurtheilt werden. Ift seine Aufführung in der 2. Claſſe ein Jahr lang untadelhaft gewesen , so rückt er wieder in die erste ein. Ueberhaupt sollen auch die Leute 2. Claſſe für schwere Vergehen nicht unter allen Umständen geschlagen werden; der Oberst soll aber das Recht haben, sie schlagen zu laſſen , wenn der Fall feine mildernden Umstände bietet. Spanien. Madrid, 2. Novbr. Nach dem Vorgange von Frank reich soll das Königreich Spanien in 5 Militärdistricte eingetheilt und in jedem derselben ein Armeecorps ge bildet werden , welches jeden Augenblick schlagfertig ist. Der erste District umfaßt Nen- Castilien und Valencia, und wird vom General Marquis del Duero befehligt, der zweite

Zur Frage der Bundeskriegsverfaſſung. I. (Schluß.) Wollen fich nun die antragstellenden Staaten streng auf diesen Rechtsboden stellen , so würden sie , um mitten in die bewegende Ursache des Antrags hineinzutreten, der tiefen Berstimmung gegenüber, welche über den Verlauf und Ausgang des leßten italienischen Kriegs durch ganz Deutschland geht , etwa so zu sprechen haben : Ihr seid völlig im Irrthum befangen , deutsches Volk und deutsche Regierungen, ihr habt durchaus keine Ursache, Euch unter einander anzuflagen über Dinge, die nicht bloß so kommen mußten , die auch streng dem bestehenden Rechte gemäß verlaufen find ; Ihr habt Euch einmal dieß Grundgesez gegeben , Euch ziemt, in dieser Selbstbeschränkung zu ver harren und nicht eitlen Träumen von nationaler Macht und Geltung nachzustreben. " Eine solche Sprache wäre nichts Neues ; wir haben sie eben in diesem Sommer erst gehört , in jener berufenen Gortschakow'schen Note , die uns Vorlesungen über unser Bundesrecht hielt und nach der formellen Bedeutung desselben völlig dazu berechtigt war. Damals hat bekanntlich Sachsen diese Sprache der fremden Macht gebührend beantwortet und die Regierungen, die heute in dem vorliegenden Antrag mit ihm geben, haben sicherlich ihre Genngthuung darüber empfunden. Und jezt sollten dieselben Regierungen die nämliche Sprache führen , die sie damals zurückwiesen ? Sie sollten keinen Sinn dafür haben , daß ein großes Volk, nach Kraft und Mitteln zur Macht das erste in Europa , ein Volk, das bestimmt wäre, das gewaltige Schwert des Schiedsrichters im Welttheil zu führen ; daß ein solches Volk allezeit das Recht hat , sich sein Grundgesez , seine Verfaſſung , ſeine Organiſation ſelber zu geben , selber zu entscheiden, ob es einen Krieg als seinen Krieg ansehen , ob es in einer Sache sein gutes Schwert in die Wagschale werfen will oder nicht ? Wer wollte diese Staaten beschuldigen , daß eine solche Anschauung feine Stätte bei ihnen fände? Schon allein ihre Haltung während des verflossenen Kriegs verbietet solche ´Anklage. Jedenfalls Mag der Widerspruch ungelöst bleiben . aber hätte man im Angesicht der leßten schweren Erfah rungen nicht die bloße Erklärung erwarten sollen , „ daß die Verfassung und die Einrichtungen des Bündes der Entwicklung und Fortbildung wohl fähig seien“ , indessen doch gerade die " während der jüngsten Zeitereigniſſe ſo folgenschwer hervorgetretenen Einwendungen gegen Ausfüh rung bundesverfassungsmäßiger Bestimmungen und gegen Beschlußfassungen des Bundes" durch das formelle Bundes Es hätte vielmehr heißen recht vollständig gedeckt sind. müssen , daß die Bundesverfassung schon in ihren Grund lagen einer wesentlichen Umbildung und Erweiterung

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dringend bedürfe. Es hätte nicht bloß der Erwägung befohlen werden sollen , ob und welche Aenderungen etwa an der Kriegsverfassung vorzunehmen seien , sondern es hätte gesagt werden müssen, daß diese Verfassung thatsächs lich den gefahrdrohenden Verwicklungen der Gegenwart nicht mehr entspreche: wie denn beiſpielsweise , von vielem Anderen abgesehen , schon die eine Bestimmung jede ernst liche Kriegführung unmöglich machen würde , daß „ nach der grundgeseglichen Gleichheit der Rechte und Pflichten selbst der Schein der Suprematie eines Bundesstaates über den anderen vermieden werden soll“ (Art. 8 der Bundeskriegsverfassung) . Erst der Staat , der noch vor wenig Monaten wegen seiner Unentschlossenheit so viel ge schmäht wurde , erst Preußen hat in seiner Erklärung der wahren Sachlage entsprechenden Ausdruck gegeben : diese Kriegsverfassung entspricht wirklich nicht den realen Ver hältnissen , sie enthält Bestimmungen , welche für den Fall eines Kriegs die nothwendige Einheit und Energie der Action gefährden ; fie bedarf der Reform „ nach den wohl verstandenen Bedürfniſſen der Nation und nach den realen Machtverhältnissen der Bundesglieder." Dieß Alles muß um so cruster und nachdrücklicher gesagt und festgehalten werden , je größer die Schwierigkeiten der Ausführung find. Oder sollen wir lieber von vornherein verzweifeln, weil zu Abänderungen der Grundgeseze am Bunde Stimmen einhelligkeit erfordert wird ? (Art. 13 der Schlußacte.) Auch die militärische Preſſe hat dabei, wie ich im Ein gang sagte, ihre besondere , wahrlich nicht gering anzus ichlagende Aufgabe; nur ſucht sie ihr leider immer noch zu sehr aus dem Wege zu gehen. Die Bundeskriegsvers fassung wäre im Grunde eine politische Frage; von mili tärischer Seite wäre dabei höchstens eine bessere Einthei lung der Armeecorps , mehr Gleichförmigkeit in Kaliber, Dienstvorschriften u. dgl. zu wünschen. Leider ist diese Ansicht , die sich gar zu leicht in die Dinge schickt, wie sie einmal sind , und über die ernste Pflicht mit ein paar Redensarten weggeht , sehr verbreitet. Selbst in einem sonst so trefflichen Aufsaß , wie der in Nr. 87 & 88 dieser Blätter , der Spectateur militaire über deutsche Wehr fähigkeit" , finden wir sie wieder. Es heißt da : Nicht papierne Verbesserungen der Bundesverträge, sondern ein müthiges Festhalten am Bund , Einigkeit , gemeinsamer Wille wären Noth ; 1813-15 hätte nichts von einer Bundeskriegsverfassung bestanden und doch hätte diese Zeit die größten Thaten gesehen. Sollen wir uns also darauf verlassen , daß unser Volk seiner Zeit die fremde Gewalts herrschaft schon zum zweitenmal in verzweifelter Anstrengung brechen wird , auch ohne Wehrverfassung ? 1813-15 war die reale Macht der Verhältnisse von solcher Wucht , daß fie Alles erseßte; der Zug gemeinsamer äußerster Gefahr zwang Desterreich und Preußen in Einigkeit zusammen und dann das übrige Deutschland in ihren Bund , unter ihre Führung. Aber auf eine neue außerordentliche Volfs erhebung, wie damals, dürfen wir doch nicht unsere stehen den Einrichtungen, sondern höchstens unsere lezte Hoffnung gründen. Es handelt sich ja gegenwärtig gerade darum, die Wiederkehr solcher äußersten Roth , solcher Zeiten der Schmach und der Niederlage , wie sie jener Erhebung vorausgingen, für immer abzuwehren. Das geschieht frei lich nicht durch „papierne Berfaffungen", aber das ist auch

ein bloßes Wort , eine leere Vogelscheuche. Es handelt sich um ein Recht , um eine Verfaſſung , um Grundsäße, die , wenn überhaupt, nur nach sehr ernstem Ringen in's Leben treten können, also auch, wie alles schwer Erkämpfte, E8 wohl mit der Kraft des Lebens bestehen werden. handelt sich darum, einer zertheilten, zwieträchtigen Nation nicht zur Einheit, sondern zur Einigkeit, einer ohnmächtigen zu Macht und Ansehen zu verhelfen ; das durch die Jahr hunderte geweihte Dasein des Besonderen und Eigenthüm lichen zu erhalten und doch dem mächtigen Zug des ganzen Volkes nach gemeinsamer, fräftig versammelter Ausprägung des Lebensgehalts Gestalt zu geben. Dazu muß dieß Volk des Schwertes mächtig sein ; es muß seinen Lebens gehalt schirmen, es muß ihn mit Macht ausbreiten können. Darum ist die Kriegsverfassung ein unentbehrliches Stück der Gesammtverfaſſung , ste stehen und fallen zuſammen. Es können also gerade von Seiten des Kriegswesens her Weg und Ziele oft schärfer umschrieben , deutlicher vorge zeichnet werden , gerade auf dieſem Standpunkt treten die realen Kräfte, die es in Bewegung zu ſeßen, zu versöhnen, Es gilt ohne zu vermitteln gilt , oft klarer in's Licht. Zweifel , Opfer zu bringen von allen Seiten , Opfer an Sympathien und Antipathien, Opfer an Vorurtheilen und falschen Interessen , Opfer an trügerischer Macht und ein gebildeten Rechten. Diese Opfer sind schwer zu verlangen, schwerer zu gewähren, denn sie weisen auf eine zusammens hängende Anschauung, die menschlicherweise auf allen Seiten aus Selbstsucht und aus berechtigter Bewegung seltsam gemischt ist. Aber es muß doch möglich sein nachzuweisen, daß diese Opfer am meisten zuleßt denen zu gute kämen, die ste bringen wollen ; und mich dünkt, gerade vom milis tärischen Standpunkt aus ließe sich ein Hauptstück dieſes Beweises führen. Hier liegt die Aufgabe unserer Preffe, die sie erfüllen ſoll ; einfach und nüchtern, ohne Politik zu machen , aber auch ohne sich vor der Politik zu fürchten. Die militärische Betrachtung unserer Lage führt doch auf gewissere Ergebnisse, als man gemeinhin glaubt und kann wesentlich dazu beitragen , daß die gemeinsame Kraft auf das Erreichbare und Nothwendige gerichtet werde, und daß wir uns doch dem Ziele nähern.

Das Kriegsjahr 1759.

III. *) Die Schlacht von Kunersdorf am 12. August 1759. Keine der Schlachten des 7jährigen Kriegs hat so verschiedenartige Schilderungen erfahren, wie diese. Neben den Angaben des Gaudy'schen Tagebuchs, ferner Tempel hof's , der die Schlacht als Feuerwerker mitmachte , Ree zow's und des Predigers Kriele von Kunersdorf folgen wir hier vornämlich dem Auffage in Nr. 550-557 Des Berliner Militär-Wochenblattes , welcher die Resultate der neuerdings wiederholten Untersuchungen au Ort und Stelle zusammenfaßt und nicht nur Alles enthält , was je über die Schlacht geschrieben worden , sondern auch die vers

*) Vgl. II. in der A. M.-Z. Nr. 85 & 86 v. d. J.

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schiedenen Angaben unpartheiisch und gründlich gegen einander abwägt. Dem König von Preußen war die Be schaffenheit des Terrains um Kunersdorf völlig unbekannt ; nur die Angaben des Majors von Linden, der die Gegend als Jäger fännte und des über die Gegenwart des Königs total verblüfften Försters von Bischofssee standen ihm zu Gebot ; dieß ist auf den Gang der Schlacht von wesent lichem Einfluß gewesen. Die Oderniederung bei Frankfurt , am rechten Ufer von breiten mit Gräben und Dämmen durchſchnittenen Sümpfen bedeckt, wird von Krossen bis Küstrin im Osten von einer Reihe von Höhen begränzt , welche bei Frank furt unter dem Namen der Judenberge am steilsten gegen die Kroffener Chauſſée abfallen und vom Judenkirchhof an fich sanfter gegen Kunersdorf absenken. In ihrer Rich, tung von Südwesten nach Nordosten werden sie von meh reren in das Oderthal mündenden Schluchten fast senk recht durchschnitten ; diese sind 1) der Laudonsgrund, etwa 1000 Schritt östlich vom Judenkirchhof, 2) der Kuhgrund, direct von Kunersdorf aus gegen die Oder ziehend. Das Terrain zwischen dem 1. und 2. Grund bildet eine gegen das Dorf sacht geneigte Ebene , welche nur von kleinen Erhöhungen , die bedeutendste der Spißberg , unterbrochen wird. Kunersdorf liegt in einem Kessel, der westlich in den Kuhgrund , südöstlich gegen den Neuendorfer Forst in einer Reihe von Seen verläuft. Sie beginnen am Dorfe selbst mit a) dem Dorffee , b) dem blanken, c) dem faulen See ; sie haben sumpfige Ränder und nur die Erdzunge zwischen a. und b. hat festen Boden. Diese Einsenkungen find insgesammt_tief eingeschnitten und von der Ferne gar nicht wahrzunehmen . Vor Kunersdorf in der Richtung gegen Nordost liegen wieder sanft ansteigende Erhöhungen, die Mühlberge, damals kahl, jezt mit Kiefern bewachsen, durch den breiten Bäckergrund von den Walker bergen geschieden und durch das Hühnerfließ begränzt. Dieses kommt aus der Neuendorfer Haide und wird von einer zweiten Seenreihe genährt, welche unter dem Namen Richterteich, Hühnerfließ , Grieben , heiliger und Bischofs See ein Dorf dieses legteren Namens umgeben ; das Hühnerfließ zieht nach der Oderniederung , durchschlängelt diese zwischen dem unpasſirbaren großen Elsenbruch__und dem Kuhloch ; auf seinem Weg zwischen den Bergen finden sich von oben nach unten die Uebergänge beim Förster" an der Droffener Straße , an der „faulen " , der „ Stroh Brücke“ , der „Roth , Walk-, Beeker und der großen Mühle". Von Bischofssee bis gegen Frankfurt hat man also folgende drei Abschnitte : 1 ) vom Bäckers zum Kuh grund, 2) von da zum Laudonsgrund , halbwegs noch durch den tiefen Weg" unterbrochen, 3) von da bis zum Judenkirchhof, das Terrain amphitheatralisch) ansteigend . Der Laudonsgrund ist steil eingeschnitten und hat unten Compagniebrette ; der Kuhgrund ist noch steiler , aber weniger tief. Ueber die Schlachtordnung der Russen existirt keine Urkunde ; die Stärke der Armee wird von Soltykow , ein schließlich Laudon's , zu 60,000 , von den meisten anderen Schriftstellern zu 70,000 Mann angegeben. Leßtere Zahl ist darum die wahrscheinlichere , weil die nominelle Stärke bei Eröffnung des Feldzugs 78,000 Mann betragen hatte, hiervon aber die seitherigen Verluste , namentlich der von

Kay, ferner der Ausfall durch den uncompleten Stand der Regimenter (in den Verluftliſten find 32 Infanterie- und 9 Cavalerieregimenter namhaft gemacht) abzurechnen sind . Bet Eröffnung des Feldzugs war die Eintheilung folgende gewesen: 1. Division Prolow , 4 Infanterie- und 4 Ca valericbrigaden , 2. Division Villebois, 4 Infanterie- und 1 Cavaleriebrigade ; Avantgarde Mordwinow, 1 Infanterie und 1 Cavaleriebrigade ; zusammen 76 Bataillone und 79 Schwadronen = 78,280 Mann mit 231 Geſchüßen. Soltykow hatte die Armee , so lange er die Preußen von Frankfurt erwartete, mit dem linken Flügel auf die Juden berge gestellt , mit dem rechten an den Bäckergrund ge lehnt ; als aber der König bei Reitwein die Oder über schritt , hatte sie einen völligen Contremarsch gemacht , so daß sie jest dem König den Rücken bot und gegen die Frankfurter und Neuendorfer Haide Front machte. Ku nersdorf , das am 11. abgebrannt wurde , lag vor der Mitte des linken Flügels ; Front und Rücken der Stellung war durch eine zusammenhängende Reihe von Verschanzungen gedeckt und mit 145 Stücken armirt ; so enthielt die linke Flauke bei den Mühlbergen 42 , die Batterie auf dem Spißberge 24 schwere Kanonen. Außerdem hatten die Russen vor dem linken Flügel , aber außer Gewehrschuß weite , einen doppelten Verhau , vor dem rechten einen ähnlichen beffer construirten angelegt. Ihre Stellung war durch diese seit dem 4. Auguft ausgeführten Arbeiten zwar sehr fest , hatte aber auf 6000 Schritt Frontlänge nur 1000 , auf dem linken Flügel gar nur 600-800 Schritt Tiefe, so daß in der linken Flanke nur 4 Bataillone neben einander Raum hatten; die Schanzen auf den Mühlbergen konnten überdieß den Bäckergrund nicht beherrschen. Laudon stand mit seinem Corps beim „rothen Vorwerk" im Oder thal, wo auch die gesammte Reiterei lagerte. Der dortige Elsenbruch war dem König als unprakticabel geschildert und er wußte nicht , daß durch denselben ein Damm bis zum später sogenannten Laudongrund hergestellt war. Er rech nete also darauf, daß Laudon zu spät eingreifen würde. Der russische Park war beim Pfarrwinkel oberhalb Frank furt in eine Wagenburg aufgefahren ; dort waren auch bei der Gubener Vorstadt 2 Brücken geschlagen. Wir haben in unserer Skizze Nr. I. den König am 7. Auguft bei Boosen ( 1 Meile nordwestlich von Frankfurt) mit Wedell sich vereinigen. Ihn brannte es, der Ruffen baldmöglichſt durch einen Sieg sich zu entledigen ; er ließ deßhalb die Avantgarde am 10. in der Früh nach Reitwein oderab wärts aufbrechen, um dort zwet Brücken zu schlagen. Diese Wahl des Oderübergangs abwärts Frankfurt unterliegt zunächst einem begründeten Tadel , denn ein thätigerer Gegner als Soltykow hätte die auf diesem Wege retiris rende Armee nimmermehr entrinnen laſſen. Es wird zwar angeführt, daß das Material zur zweiten Brücke aus Küftrin herbeigeschafft und daß der König auf die Deckung Ber lins Rücksicht nehmen mußte ; allein Erhaltung der nächsten Verbindung mit seinem Bruder Heinrich , also die Rich tung von Krossen , mußte ihn vor Allem leiten und ging der König oberhalb Frankfurt über die Oder , so konnten die Judenberge, der Schlüffel der russischen Stellung, vielleicht im ersten Anlaufe genommen werden. Die preußische Armee marichirte am Abend des 10. aus dem Lager von Booſen links ab und paſſirte die Oder noch in der näm

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lichen Nacht, indem sich die Cavalerie der Furth bei Detscher wird beim Angriff versagt." So lautete der erste Ents bediente. Am 11. brach die Armee in 3 Colonnen auf, wurf; ihm folgte ein zweiter für den Fall, daß der Feind indem die Infanterie die Tornister, die Reiterei die Mantel nach Reppen marschire und dort die Schlacht annehme.. säcke , überhaupt sämmtliches Feldgeräth bei den Brücken Der erste Moment der Schlacht dauerte von 2 Uhr zurücklies , zu deren Deckung General Flemming mit 7 Morgens bis 11 Uhr Mittags. Um die genannte Morgens Bataillonen beordert wurde. Oberst Wunsch wurde gleich stunde brach die Armee nach der Neuendorfer Haide auf; zeitig mit seinem Freiregiment, dem Freibataillon Calignon es dauerte bis 8 Uhr, bis die Queuen beider Colonnen und den Malachowsky-Husaren in Lebus zurückgelaſſen mit das Hühnerfließ bei der faulen und der Strohbrücke paſſirt dem Austrage , während der Schlacht die Stadt Frankfurt hatten. Um diese Zeit erfolgte der Aufmarsch in der und deren Brücke durch Handstreich zu erobern. Gegen Neuendorfer Haide , die Vorhut in zwei Linien (jede zu Abend erreichten die Preußen Bischofssee ; die Reserve 4 Bataillonen) vor dem rechten Flügel des ersten Treffens. (8 Bataillone und 36 Schwadronen) unter Fink lagerte Die Armee mußte sofort im Walde, den Russen unsichtbar, auf den Höhen rechts vom Dorf , den Ort Trettin vor aber fie selber auch nicht sehend , 2 Stunden weit links dem rechten Flügel, vor ihrem linken die Husaren von ziehen ; dadurch kam man an den faulen See, mußte Kehrt Puttkammer und Kleist , links von ihnen im Bogen rück machen und wieder rechts ziehen , so daß man um halb wärts die 8 Bataillone der Borhut. Bischofssee selbst, 11 Uhr vor dem Kleistberg anfam; dieser ist durch den des Königs Hauptquartier, war von 2 Bataillonen bejeßt. Bäckergrund von den Mühlbergen getrennt und hat seinen Hinter dem Dorf lagerte die Armee in 3 Treffen , die Namen von dem hier gefallenen Major Heinrich von Kleiſt, Cavalerie im dritten , mit dem rechten Flügel an Leissow, dem bekannten Dichter. Mittlerweile war auch Fink auf die Hühnerhaide im Rücken des linken Flügels. Die die Trettiner Höhen gerückt, so daß er dem russischen linken Preußen zählten : Flügel im Rücken und nur durch das Hühnerflicß von der 8 Bat. ― Schwad. Hauptarmee getrennt stand . Er beschäftigte ausschließlich Avantgarde die Aufmerksamkeit der russischen Generale ; erst als der 1. Treffen : die Cav.-Divisionen König eine Batterie auf den Kleistberg bringen ließ, Seydlig und Prinz von Württem= sprengten Kosaken zum Recognosciren vor , wurden gegen berg , die Infanteriedivifionen Friedrichs Willen mit 4 Kartätſchſchüſſen begrüßt, worauf Hülsen und Wedell . . = 22 "1 25 " die russische Batterie auf den Mühlbergen 4 Granaten 2. Treffen: die Cav .- Divisionen herüberwarf, ihr Feuer aber einstellte , als der König Schorlemmer und Platen , die nicht fortschießen ließ. So standen die Preußen vor 11 Infauteridivisionen Ißenpliz Uhr in der linken Flanke und im Rücken der Russen, senk 15 = 40 " " und Kaniz 8 35 recht auf deren Frontlinie. " " Reserve: General Fink . (Schluß folgt.) zusammen . 53 Bat. 100 Schwad. An der Reitweinbrücke 7 Bataillone und 5 Schwadronen, J in und bei Frankfurt ( während der Schlacht) 3 Bataillone. In Summa 63 Bataillone, 105 Schwadronen = 43,000 Literatur. Mann. In obiger Stellung blieb Alles unter Gewehr liegen. The Shrapnel Shell in England and in Der König hatte das feindliche , nur 1 Stunde entfernte Belgium , with some reflections on the use Lager von den Höhen rückwärts Trettin wegen der zwischen of this projectile in the late crimean war. A liegenden Erhebungen nur unvollkommen recognosciren historicotechnical Sketch by Major General können ; er glaubte, die Ruſſen würden am folgenden Tage Bormann , Aide-de-camp to his Majesty the gegen Reppen retiriren. King of the Belgians . Brussels, 1859. Librairie Die Angriffsdisposition , die er seinen Generalen am Européenne. * ) Abend nach der Recognoscirung ertheilte, lautete folgender maßen : „Bleibt der Feind stehen , so marschirt die Armee Der Herr Verfasser hat auf dem Gebiete, in welchem die morgen früh treffenweiſe links ab. Finf und Schorlemmer vorliegende Schrift sich bewegt , eine so anerkannte wiffen bleiben vor Bischofsſee , ſchlagen möglichst lärmende Re fchaftliche Autorität und praktische Meisterschaft errungen , daß veille und suchen den Feind glauben zu machen , als ob keiner seiner Veröffentlichungen die ernsteste Aufmerksamkeit der Der König mit allen seinen Generalen auf dieser Seite Fachgenossen versagt werden kann. Außerdem bietet gerade Gegen 5 Uhr läßt General Fink einige das fragliche Buch eine Fülle des interessantesten Materials recognoscire. Bataillone und Batterien auf die Höhen rücken; um 6 Uhr für die Frage der Hohlgeschosse im Allgemeinen und deren bricht er wirklich auf, beseßt die Höhen vor Bischofssee hohe Bedeutung für den gesammten Fortschritt der modernen und Trettin, greift aber nicht eher an, als bis die Haupt Artillerie. Diese marschirt in zwei Treffen links ab, armee feuert. die gesammte Cavalerie unter Seydlig an der Spize der *) Die Granatkartätsche in England und in Belgien, ersten Colonne , nur Prinz Württemberg mit 2 Cavalerie. mit einigen Betrachtungen über den Gebrauch dieses Projectils im regimentern am Ende derselben ; sobald die Infanterie auf Krimkrieg. Eine historisch technische Skizze von Generalmajor marschirt, sezt sich die Cavalerie hinter die Flügel des Bormann, Adjutant S. M. des Königs der Belgier. Brüffel, 1859. Europäische Buchhandlung. Der linke Flügel zweiten Treffens , diese überragend.

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Ein anonymer Artikel in Colburns United Service Maga zine ( The Shrapnel " Febr. 1854) , welcher die Meinung zu vertreten scheint , die 1852 in der select Ordnance Comittee of Woolwich über den fraglichen Gegenstand vorherrschte, preist das neusenglische Shrapnelsystem von Boxer auf Kosten des von Bormann begründeten belgischen Systems , von wel chem bekanntlich die meisten Modelle des Continents ihre Ab Stammung herleiten. Indem das vorliegende Werk diesen An griff abwehrt , vertheidigt es hauptsächlich das neue Princip der ringförmigen Sazlagerung gegen die alte säulenförmige Sazlage, bei welcher England und andere Staaten stehen ge. blieben find. Der polemische Charakter der Schrift , deren Gang sich mitunter zu ſehr an die Veröffentlichungen der Gegner knüpft, erschwert einigermaßen die Uebersicht des reichen technischen Inhalts , während er andererseits eine allseitige scharfe Be leuchtung der fraglichen Gegenſäße begünstigt. Wir versuchen es hier, des Herrn Verfassers Ansichten , mit Berührung der wichtigsten Einwürfe competenter Gegner und unter Beifügung einiger eigenen Bemerkungen , im Zusammenhang zu entwickeln. Der Herr Verfasser behauptet mit Grund , daß der Ar tillerie fein anderes Mittel zu Gebot steht , ihre höchste Zer Störungskraft zu entwickeln, als die vollendete Meisterschaft im Feuer mit explodirenden Geſchoffen. Keines der bis jezt be kannten Modelle von Geschüßen und Projectilen entzieht sich dieser Behauptung , seit der Shrapnelschuß für Kanonen jeden Kalibers zur Geltung gelangt ist und explodirende Langge schosse aus gezogenen Nohren geschossen werden. *) Drei Bedingungen sind beim Feuer mit explosiven Pro jectilen zu erfüllen : Nach der präcisen Bestimmung des Spreng punkts an der zweckmäßigsten Stelle der Flugbahn ist der Flug des Geschosses so zu reguliren , daß es diesem Punkte so nah als möglich gebracht werde ; endlich ist der in dem Spreng. punkte entspringenden und durch die Fragmente des Projectils gebildeten Garbe eine für die Feuerwirkung möglichst günstige Gestalt zu geben. Die erste Bedingung hängt ganz vom Zünder ab , die beiden anderen vom Projectil ; aber die erste ist bei weitem die wichtigste , weil ihre Erfüllung auch dann noch einen praktischen Erfolg gewähren kann, wenn den beiden anderen nur unvollkommen genügt wird , während andererseits ein Verſagen des Zünders die beiden übrigen Bedingungen zwecklos und unerreichbar macht. Der Zünder ist die Seele und Grundlage jedes Systems explosiver Projectile, ――― wenn eine gewöhnliche Granate mit fehlerhaftem Zünder weit ge ringeren Werth hat , als eine Vollkugel , die noch außerdem billiger und leichter aufzubewahren ist , so gilt dieß in noch höherem Grade für die Shrapnels. Bedeutung und Fort schritt der Artillerie knüpfen sich daher in hohem Grade an die Zünderfrage , auf welche die bedeutendsten technischen Ar. beiten fich concentriren , da fie schon durch die Heftigkeit der treibenden Kraft zu einer äußerst schwierigen wird . ,

Von den drei existirenden Arten von Zündern -- nämlich Tempirte, Concessions- und Percussionszünder find erstere, wie die ältesten , so auch unstreitig die wichtigsten für Lands und Seekrieg. In leßterer Hinsicht verweißt Howard Douglas in der 4. Ausgabe seiner naval gunnery auf den Seeangriff der Forts von Sebastopol , wobei sich mehrfach bewährt hat, was schon in früheren Ausgaben desselben Werks in jener Rich tung bemerkt wurde. Wenn nämlich Schiffe unter dem Feuer der schweren Geschüße , womit Küßtenbatterien immer armirt ſein V sollten , sich einer Küste nähern , so können einige wohlgezielte Geschosse mit richtig tempirten Zündern , welche gegen das große Ziel von Maßten , Segeln und Mannschaft wirken kaum verfehlen , sehr ernste Beschädigungen zu verursachen, welche sodann die Operationen hindern , die noch auszuführen sind , bevor die Schiffe ihr Feuer mit Erfolg und Sicherheit eröffnen können. - Shrapnels , während des Beschlagens der Segel angewendet, ſind außerordentlich gefährlich für die hier. bei exponirten Gruppen von Mannschaften.

* Für den Shrapnelschuß aus gezogenen Rohren (deffen längliche Gestalt sich wieder den erſten Constructionen des 16. Jahrhun derts nähern würde) kommt der Gegensaß einer geregelten Drehung zu der zufälligen Rotation der aus glatten Hohren geschoffenen Shrapnels in Betracht. Voraussichtlich werden die Dimensionen ter Streuung zunehmen , zugleich aber die Verſchiedenheiten der einzelnen Streuungsgarben sich verringern. Die Sprenginter valle wird zu vermindern sein. Die Erörterung der wichtigen Frage über das Material des Hohlprojectils und dessen Führung Anm. d. Ref. in den Zügen würde hier zu weit führen.

(Forthegung folgt. )

Po und Rhein. Berlin , 1859. Verlag von Franz Duncker (Besser's Verlagshandlung). Eine Flugschrift, welche bereits zu Anfang des italieniſchen Kriegs erschienen ist , aber immer noch gelesen zu werden ver dient. Sie tritt der Verwirrung der Ansichten , wie sie selb von unseren angesehensten Zeitschriften genährt wurde und noch genährt wird , wenigstens in einem Punkte fiegreich entgegen. Der Verfasser beweist auf eine schlagende, und nach unserer Meinung unwiderlegliche Weise , daß die unermüdlich wieders holte Behauptung , Deutschland bedürfe zu seinem Schuße nothwendig der Herrschaft über Oberitalien , auf einer ganz irrigen und unhaltbaren militärisch - politischen Anschauung beruht. Es war diese Anschauung ein gefährlicher Irrthum, denn sie hat seit langer Zeit sehr viel zu einer grundfalschen Soll es besser Politik in Bezug auf Italien beigetragen. mit uns werden , so müssen wir vor Allem unsere eigentlichen nationalen Aufgaben und das Maß unserer Kraft und Begabung dafür kennen lernen. Weniger glücklich ist die Schrift in der Frage , was zu thun gewesen wäre ; fie theilt in dieser Hauptsache die Unsichers heit , der wir leider überall in unserer Presse begegnet find, und zwar ganz besonders auch da , wo man am lautesten ge schrieen hat. Wer hätte nicht zu der auf den legten Seiten entwickelten Ansicht gestimmt , daß die italienische Frage denn doch eine deutsche Frage war und ist , daß man sich eine Position , die man befißt , nicht ohne Weiteres nehmen läßt, daß der französische Kaiser hier nur ein Recht und einen Beruf von sehr zweifelhafter Art geltend machen konnte. Allein zur Einheit des Handelns, gehört vor allen Dingen Einheit der Interessen , der Wege und Ziele. Die bitteren Lehren und die Demüthigung , welche Deutschland wieder erfahren mußte, sind kein zu hoher Preis , wenn sie uns endlich zu dieser Einheit führen.

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Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften.

Der deutsche Bund und seine Militärorganisation, nach dem Moniteur de l'armée. *ཏྠཱ Ueber Militärverwaltung. (Forts.) Die nüßliche Claffe der Krankenwärter besteht nur dem Namen nach. Sie Portugal. follte durch Belohnungen in ihrem Eifer gesteigert werden. Revista militar. Periodico quinzenal. Direc In Beziehung auf Lüftung, Licht , und Reinlichkeit sollte in ção: Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel ; den Krankenzimmern ein bestimmtes System befolgt werden. Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joân Der Gehalt der Infanterieoffiziere. Dieselben sollten Manoel Cordeiro , Major graduado. Typographia bei den häufigen und sehr beschwerlichen Detachirungen Zus de G. M. Martins. Lisboa , 1859. lagen erhalten. Die Uniformen der Armee von 1806. Die Drganis Drganisation der Armee. Von jeher haben fremde Offic ſation von 1806 wird als die am meiſten ſyſtematiſche bes ziere in Portugal organisirt , die Portugieſen ſelbſt vers zeichnet. Sie bestimmte 3 Divifionen à 4 Brigaden In standen sich nicht darauf : fie verschieben zu viel auf den fanterie, 4 Regimenter Cavalerie und 1 Regiment Artillerie. nächsten Tag und ändern zu viel. Auch der schlechte Zu • stand des Generalstabs liegt nur an der Leitung. Hieran schließt sich die durch eine Abbildung verdeutlichte Die drei wissenschaftlichen Waffen , Generalstab, Beschreibung der Uniformen. Die Armee und die Steuern. Alle Classen haben Ingenieure und Artillerie sollten schon in ihrer Schule Opfer für die gegenwärtige Ordnung der Dinge gebracht, reorganisirt werden. Es tauge nichts , die besten Zöglinge die größten die Armee. Diese hat seit 1834 viele Wechsel den Ingenieuren , die weniger guten dem Generalstab , die erfahren, aber keinen zu ihrem Bortheil. Die Alterszulage geringsten der Artillerie zuzuweisen ; leßtere Waffe brauche so Man erwartet nun wurde durch starke Steuern aufgezehrt. gut talentvolle Offiziere, wie die ersteren ; auch sei es fehler. haft , daß die Zöglinge den Bedarf der Regierung für die vom Herzog von Terceira , daß die Abschaffung der Offi eine und die andere Waffe nicht 3 Jahre voraus erfahre, ziersbesteuerung eines seiner ersten Geschäfte sein werde. damit sie sich in ihren Studien danach richten könnten. Die , Die hohen Miethspreise machen dieß doppelt nöthig. Ein polytechnische Schule sei keine Militär-Vorbereitungsschule ; großer Unfug sei, daß Offiziere zu öffentlichen Arbeiten, zu die Kriegsschule bedürfe mehr Lehrer , mehr praktische Stu Commissionen zc. commandirt würden , wobei fie Zulagen dien , weniger Encyclopädie. erhalten, und ungleich weniger zu thun haben, als die Offi ztere der Linie, die für sie den Dienst verrichten müssen. Remontirung. Die Remontirung mit fremden Pferden ist Man sollte die Steuern aufheben, aber auch die Commandos ein schlimmes Zeichen für den Ackerbau , in Portugal aber gar nicht nöthig, da es hier nicht an Pferden fehlt und diese zulagen und den anderen Ministerien die etwaige Remune ration dieser Offiziere überlassen. ausdauernder und nicht theurer als die ausländischen find, Der Landsturm . Die frühere Militärorganisation Portu die meist aus Ausschuß bestehen. gals genügte für dessen Bedürfnisse. Es gab ein actives Spanien. Heer, Milizen und Landsturm. An die Stelle der letteren beiden trat die schlecht organisirte Nationalgarde. Die Armee La Asamblea del Ejército. Periódico mensual selbst erreichte nie ihren completen Stand und die bestimmte de ciencia , arte é historia militar, publicado por Reſerve trat nie in Wirkung. Der Vizconde von Durem una reunion de oficiales del cuerpo de E. M. hat nun wieder die Bildung von Truppen 2. und 3. Linie Editor responsable Don Manuel Smith. Madrid in Vorschlag gebracht und dabei nachgewiesen, daß alle Groß Año IV. Nr. 28 , publicado en Julio de 1859. thaten Portugals durch einen ähnlichen Landsturm ausgeführt wurden. Nach dem jeßigen Stande der Bevölkerung könnte Bruchstüd aus der ungedruckten Geschichte Cubas von Bezuela. (Forts.) Nachdem die Landung der Eng Portugal 78,000 Mann Landsturm in 127 Bataillonen länder bekannt geworden , ging man endlich an die Be haben. Es folgt nun der detaillirte Vorschlag Durems in 30 Artikeln. festigung der beherrschenden Cabanna. Zur Sperrung des Hafens wurden einige Schiffe versenkt , die Milizen auf Versuch mit der ersten gezogenen Vierpfünder geboten und eine Landarmee gebildet , in die man sogar Kanone , welcher sehr günstig ausfiel . Sträflinge nahm. Die Vorstädte wurden verbrannt, Ueber Das Recrutendepot zu Mafra , welches einen gleich schwemmungen hergestellt , Greise , Frauen und Kinder aus förmigen Unterricht ermöglichen und die vielen Zweifel der Stadt entfernt. Beim ersten Angriff der Engländer und willkürlichen Auslegungen des Reglements und die Eigen fiel aber die Cabanna' und Chorrera. Einzelne fühne mächtigkeiten des inneren Dienstes beseitigen soll, wird deß Guerrilleros erringen zwar kleine Vortheile , auch lichten halb nicht als zweckmäßig erkannt, weil die Recruten, wenn Krankheiten die Reihen der Engländer , aber der Angriff Sie zu ihren Corps zurückkehren, dort Alles anders finden schreitet vorwärts . Der von Velasco tapfer vertheidigte und wieder die Unregelmäßigkeiten durchmachen müſſen. Beſſer Morro wird von Land und See aus zugleich angegriffen, wäre die Bildung geschlossener Abtheilungen, etwa einer aus 1: und hält sich lange. Ein Ausfall von der Stadt zu seinen 2 Infanterieregimentern und 1 Jägerbataillon gebildeten Gunsten endet fläglich. Instructionsbrigade, wo Offiziere , Unteroffiziere und Sol

Juli

18 5 9.

daten zugleich ausgebildet würden , und Ablösungen ge schlossener Abtheilungen stattfånden. Der Krieg in Italien. Fortseßung der Schilderung des Feldzugs 1859.

Ueber den militärischen Geist. Der Soldat war zu allen Zeiten und bei allen Völkern besonders geehrt , weil er die größten Opfer für das Gemeinwohl brachte. Die ehrenvollste Kriegsgeschichte hat Spanien aufzuweisen , schon

839 zu den Zeiten der Römer , dann im Kampfe gegen die Mauren, unter Cordoba in Neapel, unter Carl V. , unter Alba , in Afrika und Amerika und zuleßt gegen Napoleon. An dem leßten Kampfe nahm allerdings das Volk Theil, doch ging er vorzüglich von der Armee aus. Die Vers nachlässigung dieser Armee, sowie die inneren Unruhen haben die Einheit , den Geißt der Armee benachtheiligt. Er kann durch eine tüchtige elementare und praktiſche Erziehung der Armee wieder gehoben werden. Zur ersteren trägt ein ges meinschaftliches Collegium für alle Waffen bei , in welchem sämmtliche Offiziere nach denselben Grundsäßen herangebildet werden. Für die Praxis ist der Krieg selbst die beste Schule. In dieser Beziehung sollte man nicht länger fäumen und wie den Krieg gegen Marocco beginnen , um sich dort Frankreich in Algier — eine militärische Schule zu gründen. Aber auch Friedensübungen können schon viel thun, wenn der Soldat wie der Römer durch Ucbung in den Waffen , durch Märsche mit starker Belastung , durch öffents liche Arbeiten geübt und gesund erhalten wird. Endlich gehören hieher permanente Uebungslager , in denen der Dienst wie im Felde gethan und durch welche Liebe zur Ordnung , Gewohnheit des Gehorchens und Vertrauen auf fich und Andere gepflegt wird. Chronik des Beschreibung Punkte und des Beginns

italienischen Feldzugs 1859. (Forts.) des Kriegstheaters , der militärisch wichtigen Stellungen , Schilderung beider Armeen und der Feindseligkeiten.

Erwiederung auf die Recension des Werks : Die bayerische Landesfestung Ingolstadt ze.", von Konrad von Berg.

(Die in der A. M.-Z. Nr. 57-60 v. d. J. abgedruckte Recension des vorbezeichneten Werks hat den Herrn Verfasser deſſelben zu einer Erwiederung veranlaßt , der wir hier mit einer Nachbemerkung des Herrn Referenten Raum geben , ins. dem wir damit die Discussion für geschlossen erklären. D. Red. d. A. M.-Z.) Großmüthig über einige, leider vorhandene, Druckbotten wozu freilich weniger totten wegschreitend , lobt Referent unter Anderem Papier, Druck- und Scharfsinn vonnöthen Buchbinderarbeit, womit unser Werkchen ausgestattet ist. Allein von dem Ergebniß unserer strategischen Studien ist derselbe nicht ganz" befriedigt. Doch haben wir uns umsonst nach den Gründen umgesehen , welche seine kritische Unzufriedenheit Einem unpartheiischen Beurtheiler in rechtfertigen könnten. der österreichischen Militär-Zeitung vom Jahr 1858 Nr. 54, haben wir es in diesem Stück mehr recht gemacht ; auch hierorts hat unsere Arbeit bei Vorlesungen vor den Herren Offizieren der Garnison von urtheilsfähigen Männern Beifall gefunden.

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Diesem gegenüber müssen wir uns schon, so lange nicht bessere Gründe für oberflächliches Absprechen beigebracht werden ―――― der eigenen Vermuthung des Herrn Referenten , daß ihm zur Verhandlung über derlei Fragen die nöthige Befähigung abs gehen möchte, anschließen. Wir hielten es nie für überflüssig , 1 uns bei Aufstellung wiſſenſchaftlicher Thesen , oder wenn es sich darum handelte , alten Wahrheiten neue Geltung zu vers schaffen , nach den Ansichten guter Schriftsteller ' zu forschen ; und Referent ist im Irrthum , wenn er glaubt , wir hätten bloß aus dem Werke des Erzherzogs Karl geschöpft , denn wir haben uns auch bei Clausewit Raths erholt. Derartige Vorstudien dürften auch der Kritik sehr zu statten kommen ; indeſſen gibt es eine Weise diese zu üben , wobei derlei nicht nöthig ist. Sich weniger auf wiſſenſchaftliche Beleuchtung von Details fragen einlassend , sammelt sich der Referent am Ende seiner Besprechung zu einem gewaltsamen Anritt gegen den Schluß stein unseres Gedankenbaues , und glaubt mit einem Ruck unsere Gesammtargumentation über den Haufen zu rennen. Ihm " steht die Festung Ingolstadt in der Luft." Wir aber können den Wunsch nicht unterdrücken , es möchte seine Behauptung nicht in der Luft stehen , und durch einige Beweise , die aber der Referent — ,,wahrscheinlich wegen zu großer Zurückhaltung“ nicht herausgibt, motivirt sein. Mit dem citirten Sprüchwort : „ Tadeln ist leicht , Beffers machen aber schwer" sind wir ganz einverstanden ; doch hätten wir gewünscht , daß es dem Referenten beim Anfang seiner Besprechung und nicht am Schlusse derselben eingefallen wäre. Der Verfasser. Die in der vorstehenden Erwiederung enthaltenen zahl reichen Ausfälle , dem Militär - Journalismus bisher fremd, veranlassen den Referenten, der in literarischen Angelegenheiten nur objectiv zu verfahren gesonnen ist, auf das ihm zustehende Recht der Entgegnung unbedingt zu verzichten, so viel er auch über die Antikritik zu sagen hätte. Damit aber der dem Referenten durch den Herrn Verfasser gemachte Vorwurf der oberflächlichen Beurtheilung seines Werks nicht auf ihm ruhen bleibe und damit es ferner nicht den Anschein gewinnt , als wolle fich Referent durch vornehmes Schweigen aus der Klemme ziehen , hat derselbe der Redaction nochmals ausführlich ge schrieben, was nach seiner Ansicht dem Buche abzugehen scheint und warum er sich des übrigens in der militärischen Welt häufig circulirenden Ausdrucks Ingolstadt stehe gegenwärtig noch immer in der Luft" bediente, ―――――――――――― mit der Ermächtigung, hiervon den geeigneten Gebrauch zu machen. Ueberdieß lebt Referent der frohen Hoffnung, daß seiner Zeit aus der zu erwartenden größeren Arbeit in diesen Spalten : über die strategische Bedeutung Ingolstadts" hervorgehen wird , daß er das fragliche Buch richtig beurtheilte, glaubt aber nebenbei , er dürfte vor den Lesern der A. M.-Z. schon durch eine einfache Vergleichung der Anzeige in den Nummern 57-60 und der vorstehenden Erwiederung hinlänglich gerecht fertigt erſcheinen. Der Referent.

Redigirt inter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von C. M. Leske .

Samſtag,

34. Jahrgang.

228

3. December 1859.5

No. 97 & 98. 11301301

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Allgemeine Militär -Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten .

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Die Allgemeine Militär- Zeitung wird auch ferner als Wochenſchrift erſcheinen, jedoch von dem Jahre 1860 an weſentlich erweitert nach Umfang und Einrichtung. Indem wir in üblicher Weiſe

bei dem nahenden Jahresſchluß unſere Leſer zu recht 5ald iger Erneuerung ihres Åbonnes mente, einladen , damit die Zuſendung der Nummern keine Unterbrechung erleide, halten wir für

nöthig , gerade über dieſe Erweiterung unſerer Zeitung einige Bemerkungen vorauszuſchicken. Die A. M.- 3. erſchien von ihrer Gründung im Jahr 1826 an bis zur Mitte von 1842 in zwet, von da bis zu Ende des Jahres 1854 in drei Nummern wöchentlich, jede Nummer in der Stärke eines

halben Druckbogens. Seit 1855 erſcheint ſie wöchentlich in einer Doppelnummer, ſomit als Wochen

-

ſchrift von 1 Drudbogen Stärke.

Die lektere Form bot uns den weſentlichen Vortheil , größere Arbeiten zuſammenhängender , ohne

21.

die ſonſt unvermeidbare Zerſtückelung bringen zu können. Ein großer Theil dieſes Vortheils wurde aber durch den nachtheiligen Umſtand wieder aufgewogen, daß die Zeitverhältniſſe, wie unſere Erklärung in der Schlußnummer von 1854 niher ausführt, gleichzeitig eine Beſchränkung auf 3 des früheren Druck

.

raumes erfordert hatten. Dieſe Beſchränkung war nicht bloß eine räumliche, ſondern in Wirklichkeit geſtaltete fie ſich zu einer hemmenden Beengung unſerer eigenen Thätigkeit, wie derjenigen unſerer Mitarbeiter. Gerade die Verhältniſſe, wie ſiejest beſtehen, laſſenuns das indoppeltem Maße empfinden. Die Aufgabe, welche die A. M.- 3.fich zu ſtellen hat, iſt ſchon dadurch erhöht , daß eine Anzahl von jüngeren

Cach

1,3

ſoviel größerer Theil wieder und faſt allein zufiel. Aber auch die Aufgabe, welche überhaupt andie militäriſche Tagespreſſe Deutſchlands geſtellt werden muß, iſt an ſich ſchon eine höhere und ernſtere geworden. Die Kriege der lezten Jahre haben eine Menge von brennenden Fragen in den Vordergrund

gerüdt, welche der früheren ruhigen Zeit des deutſchen Militarjournalismus mehr als fremd waren ; der

Gang der Geſchichte aber hat es im ſtrengſten Sinne den Organen der militäriſchen Tagespreſſe in Deutſchland zur Pflicht gemacht, daß ſie die ernſten Wehrintereſſen ihres großen Vaterlandes nach ihren beſten Kräften zu vertreten fich bemühen. t

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militärjournaliſtiſchen Unternehmungen , welche während längerer oder türzerer Zeit neben und mit ihr gewirkt haben , zurückzutreten ſich veranlaßt ſah , und daß damit der A. M.- 3 ., welche ſo lange den deutſchen Militärjournalismus allein vertreten hat, von der Geſammtaufgabe, welche dieſer löſen ſoll, ein

Wie wir ſo unſere Aufgabe faſſen, müſſen wir eine Erweiterung unſerer Zeitung für nothwendig halten , ſowohl räumlich durch vermehrten äußeren Umfang , als nach innen durch Verſtártung unſerer Arbeitskräfte an Redactionsperſonal und Mitarbeitern. Das: Legtere konnte bet der friſchen Regſamkeit, die jeßt überall das Leben der deutſchen Heere fennzeichnet, ohne viel Schwierigkeit von uns eingeleitet werden, und es wurde damit die gleichzeitige räumliche Erweiterung ſo viel mehr eine Nothwendigkeit für uns. 1

Die A. M.-3. wird darum im Sinne des Vorbehalts, den wir in unſerer Schlußnummer von

1854 ausgeſprochen haben, vom 1. Januar 1860 an wieder auf den Drudraum von wöchentlich 1 %, Bogen

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ALE

gebracht werden. Das Hauptblatt ( 1 Bogen) wird in größeren und kleineren Auffäßen ausschließlich die militärischen Tagesfragen, dann kriegsgeschichtliche und fachliche Gegenstände behandeln , und möglichst vollständig die militärisch wichtigen Nachrichten bringen , während die ständige Beilage (1/2 Bogen) allein zum Literaturblatt (Kritik von Büchern und Karten , journalistische Uebersichten, Bibliographie 2c. ) bestimmt ist. Durch diese Erweiterung unserer Zeitung wird eine Wiedererhöhung des Preises auf seine frühere Größe geboten, welcher fonach vom Jahre 1860 an bei der Post 31/2 Thlr. oder 6 fl. für die gewöhn liche Ausgabe und 43 Thlr. oder 8 fl . für die Ausgabe auf Velinpapier betragen wird , exclusive der Bestellgebühren. Die Buchhandlungen nehmen auch ferner nur ganzjährige Bestellungen an und führen dieselben zum doppelten der genannten Preise aus. Die Versendung geht in der Regel jeden Freitag vor sich. Darmstadt, 1. December 1859. Die Redaction der Allgemeinen Militär-Zeitung.

Der Verleger Eduard Zernin . 1.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 15. Novbr. Durch die Eintheilung der Armee in bloß 8 Infanterie und 1 Cavalerie :

corps statt der früheren 12, beziehungsweise 2 Corps | (vgl. A. M.-Z. Nr. 93 & 94) werden diese großen Armee theile compactere selbstständigere Körper als bisher, und nach dem das Princip der neueren Kriegführung ohnedieß nichts auderes ist , als die Concentrirung compacter Maffen zu rechter Zeit und am rechten Ort für einen kräftigen nach drücklichen Stoß, so kann man diese Abänderungen in der Gliederung der Armee nur als einen zweckentsprechenden zeitgemäßen Fortschritt begrüßen . Selbstverständlich wächst in dem Maß, als der Umfang der Armeecorps zunimmt, auch die Verantwortlichkeit der Commandanten , und es müssen in demselben Maß auch die Anforderungen wachsen, welche an die Persönlichkeit und an die Intelligenz der Corpsführer zu stellen find, soll anders diese Maßregel des Zusammendrängens der Armee in wenigere aber kräftigere Theile nicht eher Schaden als Nugen bringen. Es ist gewiß keine kleine Aufgabe, tüchtige Corpscommandanten zu wählen ; hoffen wir, daß die getroffene Wahl diese schwierige Aufgabe föst ; hoffen wir, daß manche nicht ganz glückliche Antecedentien , welche gegen den einen oder den andern Namen Bedenken einzuflößen geeignet wären , eben nur auf die Rechnung des Mißgeschicks und nicht etwa der minderen Fähigkeit zu schreiben seien. Jeder, dem an fünftigen Siegen der österreichischen Armee etwas liegt, muß dieß wohl hoffen ! (Allg. 3.) It

Preußen.

** Berlin , 28. Novbr. Um einen Theil der Ar tilleriepferde bei der jeßigen für den Verkauf ungün stigen Zeit zu erhalten , ist den Grundbesizern in der Mark angeboten worden, Pferde in Gebrauch und Futter zu nehmen. Eine ausführliche Bekanntmachung enthält die weiteren Bedingungen, unter denen diese Maß regel ausgeführt werden soll.

Bayern. In Folge Kriegsmi [ ] München, 21. Novbr. nisterial-Rescripts vom 16. d . Mts . wurden größere Ver.

suche zum Behuf der Prüfung mehrerer Vorschläge für eine verbesserte Cavalerie - Ausrüstung an geordnet. Hierzu werden von dem 4. (König) und 5. Chevaux legers- Regiment (vacant Leiningen), dann von dem 3. ret tenden Artillerie-Regiment (Königin) sofort je 100 Pferde mit dem Schraubenstollen - Hufeisen beschlagen , aus ihnen 3 Escadrons formirt und mit diesen Märsche durch das Königreich vorgenommen , deren genaue Route, sowie der Tag des demnächst bevorstehenden Ausmarsches noch besonders bestimmt wird. So viel bis jezt bekannt ist, sollen täglich 8-10 Poststunden zurückgelegt werden und die Dauer des Marsches 26 Tage währen. Derselbe wird von Augsburg über Dillingen, Neustadt a. d. Aisch, Bam berg, Bayreuth, Amberg, Regensburg, Landshut, Freising, München nach seinem Ausgangspunkte zurück geben. Zum Commandanten dieser Dauermarsch Colonne ist ein Cüraf fier-Oberst und gleichzeitiger Cavalerie-Referent im Kriegs ministerium ernannt, dem zur genauen Erforschung aller Erscheinungen und sofortiger Constatirung dieser zu Pro tocoll, drei Cavalerie-Majore, ein Hauptmann des General quartiermeisterstabes , mehrere Veterinärärzte und Ad ministrativbeamte beigegeben find. Zunächst soll erprobt werden, welche Vorzüge, namentlich im Winter, oben genanntes Beschläg , bei dem die abge nußten Stollen ausgeschraubt und durch neue erseßt werden können, gegen das gewöhnliche Hufeisen hat , welches be fanntlich zum „ Scharfmachen " abgerissen , glühend gemacht, zugerichtet und dann erst wieder befestigt werden muß, was abgesehen von dem sich hierdurch ergebenden Zeitverlust, nicht selten eine Verschlechterung der Pferdshuse mit sich bringt. Gleichzeitig haben die 3 Escadrons, neben einigen Vers suchen über Details der so einflußreichen zweckmäßigſten Packordnung, noch eine weitere Aufgabe zu erfüllen, indem die eine davon das im erwähuten Kriegsministerial-Rescript so bezeichnete Sattelmuster Nr. I. , die andere das Sattelmuster Nr. II. und die dritte eine verbesserte Bezäumung erproben soll. Die beiden Muster sind, wie man hört, nach der dänischen und schwedischen Sattelform gefertigt und es wird sich hierbei darum han

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deln, Gewißheit darüber zu erlangen , welche von beiden Sattelformen sich zur Kriegsausrüstung am geeignetsten erweist, um dieselbe für die gesammte Cavalerie und Ar tillerie in der bayerischen Armee zur Anwendung zu bringen. Diese Proben über Feld - Ausrüstung in großem Maß stab ; die erst kürzlich beendete Inspectionsreise des Kriegs ministers , um festzustellen , welcher Verbesserungen die als teren Landesfestungen noch fähig sind, welche Ergänzungen die • neuen noch fordern ; die ausgedehnten Anordnungen für die möglichst rasche Herstellung der neuen Infanteries Bewaffnung, dann für Zuſtandhaltung und reichliche Nach schaffung von Kriegsmaterial aller Art ; endlich die um fassenden Vorkehrungen zur weiteren Ausbildung der vor handenen vielen jungen technischen Offiziere in der dem Cadettencorps aggregirten Artillerie- und Genieschule, sowie zur Nachbildung fünftiger Infanterieoffiziere in A der selbstständigen , nun im zweiten Jahre bestehenden und ver hältnismäßig reich dotirten Kriegsschule ": geben zu fammengehalten ein erfreuliches , laut sprechendes und mit der Zeitlage vollkommen übereinstimmendes Zeugniß von der fruchtbringenden Thätigkeit, welche gegenwärtig in der bayerischen Armecleitung herrscht.

die Absicht, auch hier nicht an seinem Plat , zu erörtern, wem die Schuld an diesen Ereignissen beizumeffen sei, anch wurden die zur Erscheinung gefömmenen Thatsachen nur deßhalb erwähnt, um einen Versuch daran zu knüpfen, in welcher Weise Deutschland künftighin vor einer ähn lichen Misère bewahrt werden könne. Es ist in den nach folgenden Entwicklungen unvermeidlich , das Gebiet der inneren und äußeren Politik zu betreten , und wenn dabei der politische Theil derselben sogar in den Vordergrund gestellt wird, so mag dieß darin seine Rechtfertigung finden, daß die militärischen Einrichtungen zunächst in der Politik ihre Grundlage haben..

Schweiz. Bern , 12. Novbr. Es wird beabsichtigt , in der schweizerischen Armee die gezogenen, Kanonen i einzu führen. Eine Commission von Artillerieoffizieren will eine besondere Maschine construiren, mittelst welcher Kanonens rohre gezogen werden sollen. mi

Zur gegenwärtigen politiſch-militärischen Lage Deutschlands. *)

Die unberechtigte Ansprache, welche der französische Kaiser am Neujahrstag an den österreichischen Gesandten gerichtet, hat schwere Folgen gehabt. Desterreich , geftüßt auf seine vertragsmäßigen Rechte und im Gefühl seiner Würde, hob den ihm hingeworfenen Fehdehandschuh auf; die Entschei dung der Waffen war aber, trog der hingebenden Tapfer keit seines Heeres , nicht zu seinen Gunsten , und es hat darum, verlassen von seinen Freunden in Deutschland, von England , seinem früheren Alliirten , verläugnet , von Rußland und inneren revolutionären Antrieben bedroht, den ihm von seinem Gegner angebotenen Frieden anges nommen , in welchem es eine werthvolle Provinz verloren hat. Es ist nicht bloß der materielle Verlust, den Oesters reich 7 und mit ihm ganz Deutschland zu beklagen hat, son dern bei weitem mehr das politische Uebergewicht , das Frankreich gewonnen hat , und vor Allem die Mißachtung , mit welcher das schadenfrohe Ausland auf Deutschland und seine politische Zerrissenheit herabsieht. Es ist nicht * Indem wir vorstehendem Aufsaß in der A. M.-Z. Naum geben, verweisen wir auf die Bemerkungen , womit wir in unserer Nr. 93 & 94 die Erörterung der politisch-militärischen Fragen • eingeleitet haben, welche der Bundestag in Folge des mittelstaate 2' lichen Antrags auf Revision der Bundeskriegsverfassung dem I nächst, zu entscheiden haben wird. D. Red. d. A. M.-Z.

I.

Desterreich, Preußen und die übrigen deutschen Staaten bilden , in Beziehung auf die äußeren politischen Verhält nisse, zusammen die Großmacht , Deutschland " ; alle müssen darin aufgehen ; keiner , auch der größte nicht, darf sich davon ausschließen und seinen eigenen Weg gehen wollen , ohne sich der größten Gefahr auszuschen, wie die Geschichte lehrt: denn selbst das mächtige Desterreich wird, zwischen das nicht minder mächtige und immer. feindlich gesinnte Frankreich und das , noch mächtigere , stets nach Deutschland strebende Rußland eingefeilt, ohne die Bets hülfe Preußens und der übrigen deutschen Staaten auf die Dauer nicht widerstehen können ; Preußen , in gleicher Lage , ohne den Beistand Desterreichs und dieser Staaten es noch weniger vermögen; leßtere aber ohne den Schuß jener Großmächte der Uebermacht Frankreichs unvermeid lich unterliegen. Eine Berkennung dieser Wahrheiten wird aber die unausbleibliche Folge haben , daß sichy. Frankreich und Rußland in die Oberherrschaft über Deutschland theilen, was schon vor 1812 hätte geschehen können, wenn nicht der verleßende Uebermuth . Napoleon's 1. eine Vers ständigung unmöglich gemacht hätte. Es bleibt darum den Monarchen Deutschlands nichts übrig , als , mit Be seitigung aller Eifersüchteleien , wie Brüder Einer Familie mit einander zu leben , fich gegenseitig zu schüßen und zu ftüßen , ohne daß Einer ein Vorrecht gegen den Anderen in Anspruch nehme, und viribus unitis zu handeln eine Devise , die auf keiner deutschen Fahne fehlen dürfte . 1.1. II. Eine andere Frage ist , wie dieses für Deutschland heilsame Ziel zu erreichen set. Der geradeste Weg dahin, frei von allen diplomatischen Kunststücken , durch welche Heut zu Tage doch Niemand mehr getäuscht wird , dürfte, wie überhaupt im Leben, der ehrenhaftefte und beste sein Es treten und eine feste moralische Grundlage bilden. nämlich die deutschen Monarchen an irgend einem belte bigen Orte zusammen, garantiren sich gegenseitig mit ihrem Fürstenwort ihre gegenwärtigen Besizungen, verzichten auf alle auswärtigen Eroberungen, wenn sie nicht durchfremden Angriff dazu gezwungen werden, *) und verlangen die Auf J 91 Um allem Unfrieden über die Theilung solcher Eroberungen vor zubeugen, wäre zu bestimmen, daß keines der regierenden Häupter darauf Anspruch, sondern das Loos darüber zu entscheiden habe, welchem von den nachgeborenen deutschen Prinzen dieselben zu fallen sollen.... 11 1

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rechthaltung des status quo in Europa , wie er durch die bestehenden Verträge festgestellt ist. Ein solches Ueberein kommen, in officieller Weise verkündigt , wird seinen Ein druck nicht verfehlen ; denn hinter den Souverainen Deutsch lands steht eine Volksmasse von mehr als 70 Millionen Secten und ein wohl gerüstetes Heer von 1 Millionen Krieger, -eine Macht, die hinreichend sein wird, selbst den

gliede des Directoriums Instruction ertheilt, und ermittelt diese aus den Abstimmungen jener Regierungen. Die Großmacht Deutschland wird im Auslande durch eigene Gesandtschaften repräsentirt. Zu jedem Gesandt schaftsposten bringt jeder der Directoren , nach den von seiner Regierung empfangenen Weisungen, ein Individuum in Vorschlag , aus welchen Candidaten dieselben , wenn sie sich dazu vereinigen können, den Gesandten wählen ; anderen falls entscheidet das Loos. Die von diesem nicht Ge= troffenen werden dem Gesandten als Räthe beigegeben ; fie bilden zusammen ein Gremium , in welchem alle poli tische Fragen zur Berathung fommen , darüber durch Stimmenmehrheit entschieden und von welchem unmittelbar an das Directorium berichtet wird , dessen Mitglieder so dann die empfangenen Mittheilungen an ihre betreffenden Regierungen weiter melden. - Bei der Einfachheit der Politik Deutschlands , wie sie oben bezeichnet worden ist, und bei den vorhandenen schnellen Communicationsmitteln werden die auf jene bezüglichen Fragen in kurzer Zeit und wohl in der Regel innerhalb 8 Lagen in Austrag kommen können .

gleichzeitigen Angriffen von Westen und Often zu wider stehen, wenn fie versucht werden wollten. Es wird aber auch noch andere Folgen haben : England wird gerne eine Allianz mit dem durch seine Einigung erstarkten Deutsch land schließen , wodurch dieses Schuß für seinen Handel und die Küstenländer gewinnt ; Belgien , Holland , die Schweiz, Dänemark und Schweden , ja selbst die ent fernteren europäiſchen Staaten werden sich um seine schüßende Freundschaft bewerben.

III. Eine weitere Frage ist , wie sich die dem Gesammt willen der Souveraine Ausdruck gebende politische Obers gewalt Deutschlands dem Auslande gegenüber zu gestalten habe. Auch abgesehen von der äußeren Nothwendigkeit erscheint sie nicht unlösbar , wenn sämmtliche Souveraine der Wohlfahrt des Ganzen gewisse , verhältnismäßig un bedeutende, specielle Interessen zum Opfer bringen. Die Berwirklichung nachfolgender Ideen, die jedoch manche Ver befferung zulaſſen, könnte zu dem erwünschten Ziele führen. Deutschland besteht in Beziehung auf das Ausland aus einem einzigen Großstaate. *) Zur Wahrung und Besorgung seiner auswärtigen politischen Interessen wird ein Directorium geschaffen, zusammengesezt aus drei Mitgliedern, deren jedes für einen zu bestimmenden Zeit raum abwechselnd den Vorsiz hat und die Geschäfte leitet ; die Reihenfolge hierbei wird bei der Constituirung durch's Loos bestimmt. Desterreich und Preußen geben je eines dieser Mitglieder, das dritte wird abwechselnd von einem der kleineren Königreiche ermittelt , indem es drei Candi daten in Vorschlag bringt , aus welchen einer von sämmt lichen kleineren Staaten durch Stimmenmehrheit gewählt wird. Es ist nicht nothwendig, daß diese Caudidaten dem vorschlagenden Königreich angehören , sondern sie können, mit Ausschluß von Desterreich und Preußen , aus jedem Staate gewählt werden. Die Directoren berichten an die Regierungen , von welchen fie committirt find , und empfangen von denselben ihre Weisungen , nach welchen fie in dem versammelten Directorium abstimmen und durch Stimmenmehrheit über die vorliegenden Fragen entscheiden. Bei vorkommenden wichtigen Fragen sezt die Regierung des stimmeführenden Königreichs diejenigen der kleineren Staaten von ihrer Ansicht in Kenntniß, che sie ihrem Mit

**) Ganz in Uebereinstimmung hiermit bezeichnen schon die Bundes grundgefeße (Artikel 2 der Wiener Schlußacte von 1820) das Wesen des Bundes dahin , daß er in seinen äußeren Verhält niſſen als eine in politischer Einheit verbundene Ge = sammtmacht" bestehe. Alle die nsten politisch-militärischen Fragen , welche dermalen dem Bundestag vorliegen, bewegen fich julegt um diese im Bundesgefeß grundsäßlich längst entſchiedene Borfrage. Bei aller Reform kann es sich somit nur darum han deln , ob und wie dieser Grundsag des Bundesgesezes zur prak tischen Verwirklichung gelangen soll. Anm. d . Rec. d. A. M -Z .

IV. Zur Sicherung seiner politischen Stellung und Unab hängigkeit dem Auslande gegenüber bedarf Deutschland nicht nur einer zahlreichen, sondern auch in jeder Beziehung tüchtigen Armee. Es ist zwar in dieser Hinſicht_ſchon viel geschehen , allein es bleibt immer noch viel zu thun übrig, um jene Harmonie des Ganzen herbeizuführen, mit welcher nur es möglich ist , ein Heer gut und mit Sicherheit zu befehligen. Wir verstehen hierunter : Gleichmäßigkeit der Bewaffnung, Gleichheit in der Stärke und Formation der verschiedenen Truppenkörper und Waffen , Gleichbeit in den taktischen und Dienstreglements , überhaupt mögliche Gleichheit in allen den Dingen, welche im Kriege zur Er scheinung kommen ; vorzugsweise dürften, mit Rücksicht auf die bei den Feuerwaffen eingetretenen Vervollkommnungen, welche auf die Gefechtsführung einen wesentlichen Einfluß haben werden, Vereinbarungen hinsichtlich der Stärke und Formation und der taktischen Vorschriften an der Zeit ――――― sein. Ferner wäre es zweckmäßig, schon im Frieden eine Eintheilung des deutschen Heeres stattfinden zu lassen, welches in drei Armeen zerfallen könnte , nämlich in eine norddeutsche , bestehend aus der preußischen Armee , aus dem 9. und 10. Armeecorps und der Reservedivifion , in eine mitteldeutsche , bestehend aus einem entsprechenden Theil der österreichischen Armce und aus dem 7. und 8. Armeecorps , und in eine süddeutsche , bestehend aus dem Reste der österreichischen Armee. Jede dieser Armeen müßte schon im Frieden einen Befehlshaber er halten, dem ein aus Offizieren aller Contingente zusammens gefeßter Generalstab beizugeben wäre , aus welchen er sich den Chef des lezteren wählt. Diese Befehlshaber (welche sowie diejenigen der Armeecorps aus den mit besonderen militärischen Anlagen begabten Prinzen zu wählen wären) hätten sich übrigens zur Zeit des Friedens in die inneren Angelegenheiten der Contingente nicht zu mischen und würden nur bei Inspicirung derselben, durch das Direc torium angeordnet, in Thätigkeit treten , wogegen sich die Generalstäbe mit den vorbereitenden Arbeiten beschäftigen,

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welche auf die Eventualitäten ausbrechender Kriege Bezug haben können. Die Ernennung des Oberbefehlshabers des ganzen Heeres , welche wohl bis zur Zeit , wenn ein Krieg wirklich bevorsteht, ausgefeßt werden kann, geschieht nach den Vorschlägen der Directoren ; können sich diese bei der Wahl nicht vereinigen, so entscheidet die Stimmen mehrheit , und , wenn eine solche nicht stattfindet, das Loos. Dagegen wäre der Generalstab des Oberbefehls habers , deffen Mitglieder aus allen Armeecorps zu ent nehmen wären , schon für die Zeit des Friedens zu bes stellen und deffen Chef von Seiten des Directoriums zu ernennen , mit welchem sich die Chefs der Generalſtäbe der Armee in fortwährender Relation zu erhalten, an ihn zu berichten und ihm ihre Wahrnehmungen mitzutheilen hätten. Ein gleiches Verhältniß würde zwischen diesen

Hühnerfließes vor und die Schanzenlinie um die Mühl berge wurde nunmehr concentrisch wie bei einer Belagerung auf's heftigste beschossen , was den Russen trog ihrer 100 Geschüße bedeutenden Schaden zufügte. Zwar war die nächste preußische Batterie immer noch 1950 Schritte von den Ruffen entfernt ; allein jene auf dem Kleistberg enflirte die feindliche Front und ihre Ricochetſchüsse reichten bis Kunersdorf. Durch zahlreiche Granatwürfe steckten die Ruffen endlich den Verhau vor dem Bäckergrunde in Brand. Nachdem dieses Feuer eine halbe Stunde gedauert, gibt der König den Befehl zum Angriff. General Jung Schenken dorf mit den Grenadierbataillonen Jung Billerbeck, Libath, Heyden und Bornstett rückt in Linie gegen den linken Flügel der Ruffen ; zur Unterstüßung folgt General Lind tett mit 2 Linienbataillonen Bredow , den Grenadierba taillonen Schwarz und Desterreich und hinter ihm die In fanterie des Gros in zwei Treffen. Die Cavalerie zicht sich fehlerhafterweise aus Terrainünkenntniß um die Kuners dorfer Teiche herum und Seydlig nimmt halbwegs zwischen diesen und dem Spißberge eine beobachtende Stellung. Der Vormarsch des Fußvolks wird durch die 3 preußischen Batterien fräftig unterstüßt ; sobald die Grenadiere den Verhau paffirt haben , befinden sie sich unter dem feind lichen Feuer und avanciren unbeschädigt , bis sie den jen seitigen Rand des Bäckergrundes erklommen haben. Hier aber , nur 100 Schritte vor den feindlichen Schanzen , ers halten sie mehrere furchtbare Kartätschlagen , geben aber in den Laufschritt über , geben dicht vor dem Feind einige wirksame Salven , werfen sich dann in den Graben und aus diesem mit großer Entschlossenheit auf die Ruffen. Von Zorndorf war man darauf gefeßt , diese mit Zähtg keit widerstehen zu sehen ; wie groß war also das Er staunen , als die feindlichen Schanzen in Zeit von 10 Minuten genommen, etliche 70 Kanonen erobert waren und Das der linke Flügel der Ruffen die Flucht ergriff.

Chefs und denjenigen der Armeecorps und zwischen leßteren und denjenigen der Armeedivisionen herzustellen sein. Dem Generalstabe des Armeeobercommandos könnten im Frieden die Functionen der gegenwärtig bestehenden Bundesmilitärs commiffion übertragen werden.

Ob die vorstehend entwickelten Ansichten überhaupt Anklang und namentlich vor den Augen der Diplomaten Gnade finden werden, steht sehr dahin ; diese Herren mögen indessen wohl erwägen , daß die äußere Politik Deutsch lands auf eben so einfachen , als durch die Ereignisse der Vergangenheit scharf bezeichneten Grundsäßen beruht, welche diplomatische Kunststücke überflüssig machen, und von welchen abzuwelchen nur in's Verderben führt, wie die allerneueste Geschichte lehrt. Man wird vielleicht die Behauptung aufstellen , daß Oesterreich und Preußen sich wohl nicht herbeilassen würden, ihre Großmachtstellung aufzugeben, in Deutschland aufzus gehen und so sich gewissermaßen selbst zu mediatifiren. Darauf läßt sich aber erwiedern, daß diese Staaten, wenn fie die Vortheile , welche aus einer Verbindung mit dem übrigen Deutschland für sie hervorgehen , genießen wollen, auch Opfer bringen müffen , die nicht einmal wesentlich find, da sie durch ihr Aufgehen in Deutschland nur an ihrer Machtstellung gewinnen ; daß diese Opfer in feinem Verhältniß stehen zu dem Glück , das sie dadurch über Deutschland, ja über ganz Europa verbreiten ; endlich, daß es billig ist , auch den Mittel und kleineren Staaten in den politischen Angelegenheiten Deutschlands eine Stimme zuzugestehen, anstatt sie , wie bisher , in's Schlepptau zu nehmen: denn wer mitthaten soll, der muß auch mitrathen dürfen.

Das Kriegsjahr 1759 .

III. Die Schlacht von Kunersdorf am 12. August 1759. (Schluß.) Es begann jeßt der zweite Moment von 11 bis 5 Uhr. Die Preußen ließen viel schweres Geschüß auf dem Kleist und dem kleinen Spizberge auffahren ; auch Fink brachte 2 Batterien an den rechten Thalrand des

ganze Feld zwischen den Mühlbergen und Kunersdorf war mit unordentlichen Haufen, zum Theil von 100 Mann Tiefe bedeckt ; hätte der König Reiterei und sein Geschüß rascher bei der Hand gehabt, die Schlacht wäre in der nächsten halben Stunde entschieden gewesen, denn nur 20 Kanonen, welche unmittelbar den Grenadieren gefolgt wären , hätten das feindliche Lager und die jezt allmählig in 3-4 Linien von bloß 2 Regimentslängen hinter einander fich formirenden Russen enflirt, daß keine Kugel fehlgegangen wäre. Allein die preußischen Bataillonsstücke waren zu schwer, um dem rasch vordringenden Fußvolke scharf auf der Ferse zu bleiben ; nur 4 Zwölfpfünder (Tempelhof befand sich bei ihnen) rücken auf dem linken Flügel der Grenadiere vor, eröffnen ihr Feuer auf die Mühlberge, müssen aber schweigen, nachdem jedes Geschüß seinen Vorrath von 100 Patronen verschoffen hat. Unterdeffen richtet die russische Batterie auf dem Spißberge ein verheerendes Flankenfeuer gegen die vorrückenden preußischen Infanterietreffen. Der König läßt schweres Geschüß auf die Mühlberge schaffen (konnte man das russische gar nicht gebrauchen ?) ; die 8 Bataillone der Avantgarde bilden sofort eine Linie vor dem Kuh grunde , hinter ihnen die 8 Bataillone von Fink , welche bei der Bäckers und großen Mühle über das Fließ ge gangen , als zweites Treffen , während Fink's Cavalerie noch auf deffen rechtem Flügel im Elsenbruch ſtand. Das

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preußische Gros hatte in dieser Zeit gleichfalls die Vers Regimentern (fie mußten in Züge abbrechen und sich jen haue nicht ohne Mühe passirt und sich jenseits wieder so seits der Seen wieder formiren ) unternehmen konnte, scheis formirt , daß der T rechte Flügel hinter der Vorhut , die terten nach einander an dem furchtbaren Kartätschenhagel Mitte gegenüber Kunersdorf, der linfe vor den Teichen der Ruffen ; der lezte Choc, den er gegen 2 österreichische stand. Der neue Aufmarsch auf dem engen Terrain , wo Dragoner- und einige russische Carabinerregimenter vers die Truppen sich ineinanderschoben , dauerte bis Mittags suchte, endete mit der gänzlichen Flucht der preußischen 2 Uhr , das Defiliren Fink's volle zwei Stunden. Cavalerie, die sogar in die Infanterie des eigenen Linfen Diese Zeit benusten die russischen Generale, um hinter Flügels einsprengte, welche, vom König geführt, vergebens dem Kubgrund 3 Linien zu formiren, welche den Preußen die Batterie auf dem Spißberge stürmte. Jeht war die Krisis gekommen und der vierte ent den Durchgang durch denselben verwehren sollten ; zugleich zogen sie die zahlreiche Artillerie des rechten Flügels nach scheidende Moment bis Abends 7 Uhr nahm seinen An dem linken und begannen auf die preußische Avantgarde fang. Um 6 Uhr waren die Preußen noch Meister der zu feuern ; auch Laudon sezte sich jezt vom Elsenbruch in Stellung ; der König führte mit äußerster Anstrengung die Bewegung. Sobald die Preußen ihren Aufmarsch vollendet vordersten Bataillone gegen den Kubgrund , in welchen hatten , licß der König die Vorhut , Fink's Reserve und diese eindrangen, deffen jenseitigen Rand sie aber nicht zu den rechten Flügel des Gros zum neuen Angriffe vorgehen, erklimmen vermochten, denn Laudon's Grenadiere und das au die Spize des ersten Treffens ; Linienregiment Baden-Baden hielten unerschütterlich Stand. Er sezte sich selbst an Es herrschte dort ein furchtbares Gemezel, da man sich allein die Russen hielten jezt beffer Stand und die Avant garde mußte in stehendem Feuergefecht alle ihre Patronen bis auf 50 Schritte nahe stand. Noch versuchte der König verschießen. Erst als Finf durch Rechtsziehen den Rücken durch den Prinzen von Württemberg einen Cavalerican der Ruffen bedrohte, wichen diese ; selbst die österreichischen griff gegen den linken Flügel des Feindes ; der Prinz fors Grenadiercompagnien und 2 Infanterieregimenter , welche mirt sich in der Niederung bei der großen Mühle , reitet bis jenseits des Kuhgrundes vor und will dort einschwenken, Laudon vorausgeschickt hatte, wurden in den Rückzug ver flochten. Die preußische Avantgarde, Fink und einige Bas wird jedoch gleich Anfangs verwundet und seine schwere taillone des ersten Treffens , vom König geführt , drangen Cavalerie, das mörderische Kartätschfeuer fürchtend , folgt bis auf 800 Schritte vor die Judenberge ; beide Treffen ihm nicht. Buttkammer mit seinen Huſaren ſezt an, wird des Gros rückten nach und mußten sich so weit rechts aber erschossen . In diesem Augenblick näht Laudon mit 4 österreichischen zichen, daß die äußerste Brigade tief im Elsenbruch ſtand ; So hatte man bis 5 Uhr Abends der feindlichen Grenadiercompagnien zu Pferd und 2 Dragonerregimens Armee geschlagen , eben so viel Raum ihrer seitherigen tern durch den Hankerbusch ; in der Höhe der kleinen Mühle Stellung nebst 90 Kanonen erobert, ein großer Sieg aufmarschirend, bricht er den vordersten preußischen Bataillonen war erföchten , wenn man sich mit diesem unzweifelhaften in die rechte Flanke und in den Rücken. Diese zerstieben Resultate begnügte. Allein der König, von dem seitherigen im Nu, was auch der König aufbietet (ihm waren schon ― die gesammte Erfolge trunken gemacht, wollte sich der Russen für immer 2 Pferde unterm Leib erschossen worden) , flieht in ergriffen entledigen er wollte sie vernichten. Sch hatte er Nachricht, Infanterie, von panischem Schrecken daß Oberst Wunsch von Lebus aus um 4 Uhr Frankfurt voller Auflösung gegen die Mühlberge. Das russische Fuß und die dortige Oderbrücke crobert, 267 Russen gefangen, volt rückt langsam von den Judenbergen herab ; das vicle aber wieder entlassen hatte, weil er durch Verbreitung Aeußerste, was der König von seiner auf's höchste er der Nachricht dieses neuen Erfolgs die noch fechtenden schöpften Infanterie zu Stande bringt, ist die Formation rückwärts des Kuhgrundes. Auch der Gegner vollends erschüttern wollte. Umsonst stellte Fink einiger Bataillone #2 dem König vor , daß die Schlacht gewonnen und die Prinz von Württemberg macht hier einen legten Versuch), preußische Infanterie , welche feit 48 Stunden nicht aus die Reiterer des rechten Flügels cinhauen zu lassen ; der dem Gewehr gekommen , sehr erschöpft sei. Der Angriff große Staub jedoch und sein kurzes Gesicht verleiten ihn, mußte fortgeseßt werden gegen einen Gegner , der , nuns bie Schwadronen , welche einzeln vorgehen mußten , gegen mehr zur Verzweiflung getrieben , durch das gegen die Defiléen und Schanzen zu führen , und so mißglückt auch Das russische Artilleriefeuer Judenberge ansteigende und sich verbreiternde Terrain über dieses mit großem Verlust. bleibt sich gleich an Stärke und ein zweiter Cavalerie Der dritte Moment von 5-6 Uhr begann. Der angriff Laudons wirft vollends Alles über den Haufen. Die Preußen fliehen über die Mühlberge in den rückwärts König ließ eine Brigade nach der anderen aus dem hinteren in's vordere Treffen ziehen und sich nußlos verschießen; liegenden Wald , aus welchem sie am Mittag zum Angriff auch die Russen bewirkten regelmäßige Ablösungen durch vorgebrochen waren ; das einzige Regiment Dierice , das wy frische Truppen. Schon hatten die Preußen thre legte noch Widerstand leistet , wird gefangen. Um 7 Uhr war die Schlacht entschieden : die preußische intacte Brigade in's Feuer gebracht ; dem überlegenen feinds lichen Kanonenfeuer hatte man nur das Feldgeschüß ents gegenzustellen, da die schweren Zwölffünder nicht zu folgen vermochten,.-die preußischen Liuten, in unordentliche Haufen von 10-12 Mann Tiefe aufgelöst , fameu nicht von der Stelle. Auch die Angriffe , welche Seydlig nun mehr vom linken Flügel aus gegen die Judenberge richtete und die er wegen des engen Raumes immer nur mit zwei

Armee , nur durch russische Husaren und Kosaken verfolgt, floh in unbeschreiblicher Verwirrung nach Bischofssee. Tempelhof selber sagt, nie habe er die königliche Armee in solchem Zustande gesehen; der Feind habe durch die unter lassene Verfolgung die Brücken des Königs in Gold vers wandelt. Die Niederlage war in der That furchtbar und ohne Gleichen. Die Preußen hatten 6058 Todte, 11,087

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Blessirte, 1350 Gefangene , zusammen 18,495 Mann Vers lekte Kraftanstrengung werth war ; nur hätte der König die luft, d . h. von der Infanterie faft die Hälfte , von der Mittel erwägen und die Reiterei nebst Artillerie zum legten Cavalerie ein Viertel ; dazu hatten fie 172 eigene, sämmt Anlauf besser zusammenhalten sollen. Was Anfangs gegen liche eroberte Geschüße der Ruffen , 26 Fahnen und 2 alle Regeln der der Taktik verstieß, der Aufmarsch zur Standarten eingebüßt. Unter den Todten befanden sich Schlacht mit dem wenig paſſirbaren Hühnerfließ und dem General Puttkammer und der Dichter Kleist ; unter den Neuendorfer Forst im Rücken -wurde schließlich das Blessirten 12 Generale , namentlich Seydliß , welcher erst Mittel, der Verfolgung der feindlichen Cavalerie und dem wieder im Jahr 1761 verwendbar wurde. Die Russen Auseinanderlaufen der Flüchtlinge ein Ziel zu seßen. geben ihren Verlust auf 13,847, darunter 6 bleſſirte Gene Zulegt wollen wir nicht vergessen , daß der damals rale, Lauden den seinigen bloß auf 1169 Mann an , fo 30 jährige Suworow sich in dieser Schlacht der ersten, daß die Gesammteinbuße bier 15,016 betrug. Soltyfow schrieb die er erlebte als Oberstlieutenant die ersten Sporen an Kaiserin Katharina : „ Der König von Preußen pflegt verdiente. „Gradaus nach Berlin wär' ich gegangen" , so seine Niederlagen theuer zu verkaufen ; wenn ich noch einen lautete damals sein Urtheil über Soltykow's ganz ab solchen Sieg erfechten sollte , werde ich die Nachricht das weichendes Verfahren. Er machte auch den Feldzug 1760 von mit dem Stab in der Hand allein überbringen müſſen. " und 1761 mit , fand aber erst in leyterem Gelegenheit, (Hiermit ist seine spätere Unthätigkeit schon angedeutet. ) fich im kleinen Kriege auszuzeichnen und dadurch zum 5. Die geschlagenen Preußen retirirten in der Nacht durch Obersten zu avanciren. die Wälder an die Oder, welche zum Glück die Flüchtigen aufhielt, so daß sich am 3. bei Detscher und Görig wieder 18,000 Mann zuſammenfanden , an demselben Tag nebst Der englische Angriff auf die chinesischen Forts Oberst Wunsch, welcher Frankfurt räumte, bei Reitwein am "Peiho. *) die Oder passirten und sofort die Brücken abbrachen. Ueber das Gefecht am 25. Juni d . J. an der südlichen Niemals in seinem ganzen Leben hatte sich der König Mündung des Beiho **) schreibt ein englischer Marineoffis in schlimmerer Lage befunden ; er sagt selbst in den oeuvres posthumes : es hätte nur vom Feinde abgehangen , den zier am Bord eines in der Petscheli -Bai liegenden Kriegs schiffes unter dem 28. Junt: Krieg zu beendigen; er brauchte uns nur noch den Gnaden „ Am 25. Juni, mit Tagesanbruch, lichteten die Kanonen stoß zu geben." Wie er selbst seine Lage betrachtete , er boote (gunboats) die Anker, um einen leßten Versuch zur hellt am besten aus seinen am 13. und 14. erlassenen De peschen. An den Minister Graf Finkenstein schrieb er, Beseitigung der Barrièren zu machen, womit die Chinesen die Mündung des Peiho gesperrt hatten. †) Der Versuch, Alles sei verloren ; er solle retten , was er könne ; der Königin rathe er, nach Magdeburg zu gehen. An die Der vorstehende Auffaz kam uns von geschäßter Hand zu. Ob Commandanten von Torgau , Wittenberg und Dresden schon das Thatsächliche der Vorgänge am Peiho im Wesen aus erließ er Befehl, im Falle des Angriffs so gut fie könnten den Berichten der öffentlichen Blätter bereits bekannt ist , so glauben wir doch dem Aufsag unsere Spalten öffnen zu sollen, zu capituliren und nur den Besaßungen und Caffen freien weil er, anknüpfend an die dort gemachten Erfahrungen, manche Abzug auszubedingen. All dieses Unglück hatte aber der Frage von vortretend praktiſchem Werthe noch näher erörtert. König selbst verschuldet. Ist auch seine Disposition zur D. Red. d. A. M.-Z. Schlacht zu bewundern , welche die Armee in die linke **) Der Beiho , an welchem Pecking , etwa 25 deutsche Meilen von Flanke der Ruffen führte und leßtere aufrollte , so ist es der Mündung entfernt , liegt , ergießt sich in zwei Armen in die Petscheli-Bai , welche in das „gelbe Meer “ , bezüglich in den um so weniger die sonstige Führung des Kampfes, nament großen Ocean führt. Der nördliche Arm , welchen die Eng lich nicht die Verwendung der Reiterei. Schon Kollin länder und Franzosen , nach der Idee der Chinesen , zur Fahrt hätte ihm die Fehlerhaftigkeit einer Organisation zeigen der Gesandten von England und Frankreich nach Becking be föunen , bei der Zufanterie und Cavalerie nicht gemischt nugen sollten , ist so seicht , daß er von keinem Kriegsschiffe be sind ; es bedurfte noch Kunersdorf's als zweiten ſchlägenden fahren werden kann. Die nördliche Mündung wird durch drei, Beispiels, beidemal hat der Feind durch seine Reiterei die südliche durch fünf Forts vertheidigt ; die legteren wurden an der Stelle der im vorigen Jahre von den Engländern zerstörten entschieden. Neben der Unbehülflichkeit der Artillerie wirkte älteren Forts neu errichtet. der Umstand ungünstig , daß die ferneren Angriffe von †) Die Chinesen hatten zwei Flüßsperren angebracht. Die vordere den Mühlbergen aus nicht umfassend , sondern in gleich bestand aus einer Reihe von Mastbäumen, welche durch in den schmaler Front mit den Russen ausgeführt wurden , und Grund getriebene Pfähle festgehalten und durch starke Ketten ver. doch wäre eine Umfaſſung mittelst des linken Flügels so bunden waren , die hintere aus dicken, schief in den Grund ge triebenen und den Wasserspiegel bei der Ebbe überragenden, eiser leicht gewesen , wenn man die beiden Passagen zwischen nen Stangen. Dieſelben waren oben zugespigt und durch Ketten 20. den Kunersdorfer Seen benußt und nicht Infanterie und unter sich fest verbunden ; die Spigen sollten in den Körper der Artillerie durch das Dorf in colonnenartige Stellung auf " zu Berg gegen sie anfahrenden Schiffe dringen 2 . die Höhe hätte rücken lassen. Hätte der linke Flügel, den Die engliſche Flotte, unter Admiral Hope, kam am 17. Juni Feind enfilirend , den Spißberg genommen , so hätte die an der Mündung des Peiho an und verbrachte die Zeit bis zum Reiterei im zweiten und dritten Moment eine andere Rolle 24. mit Recognoscirungen, Landungen, Eröffnung von Communi cationen 2c. In der Nacht vom 24./25. zerstörten die Engländer gespielt. Daß der König sich schließlich nicht mit dem theilweise die vordere Barrière , indem sie einen der Mastbäume halben Siege begnügte , wie alle seine Generale riethen, durch Pulver zertrümmerten und die so bewirkte Durchfahrt mit wird zwar wegen des Schlußresultats getadelt , aber mit Baien bezeichneten . Unmittelbar nach der Explosion feuerten Unrecht : die Russen zu vernichten und für immer von die Chinesen zwei Kanonenſchüſſe ab , welche keinen Schaden an richteten. Preußen fern zu halten , war ein Ziel , das wohl eine

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bei welchem sich die Kanonenboote den Forts auf 500 bis 700 Yards näherten , gelang nicht; die Arbeiten wurden darum um 12 Uhr eingestellt und den Nachmittag sollte, wie man allgemein glaubte, das Feuer auf die Forts er öffnet werden. Bis dahin war aus den Forts im Laufe des Tages fein Schuß gefallen , die Schießscharten waren fortwährend durch Matten verdeckt und über der Brustwehr war fein Kopf sichtbar." *)

rem Grade der Plover" ; die Kriegsschiffe Haughty", Lee", "Kestrel" und Cormorant waren in furzer Zeit mehr oder weniger dem Sinken nahe. Nichtsdestoweniger wurde das Feuer von den Schiffen aus kräftig fortgesezt und nach etwa 2 Stunden wurden die Schüsse der Forts sel tener. Bei dem Beginn des Feuers würde der Admiral auf dem Plover" schwer verwundet *).“ ,",Es war sogleich offenbar , daß wir es nicht mit ges

„Die Kanonenboote gingen zurück und nach Beendigung des Mittagessens, etwa um 11 Uhr, wurde das Signal zum Aufbruche gegeben , worauf der „Opossum", gefolgt von dem Plover", durch die Oeffnung der vorderen Bar rière bis dicht an die hintere vorging **) ; da verschwanden W plößlich die Matten der Schießscharten und die Forts ers öffneten ein heftiges Feuer, welches von den Schiffen als bald erwiedert wurde. In wenigen Minuten hatte der „ Opossum" mehrere Todte und Verwundete, in noch höhe

wöhnlicher chinesischer Artillerie zu thun hatten, da ihr Feuer bezüglich der Sicherheit und Kraft in überraschender Weise wirkte. Daher ist der Glaube allgemein, daß Eu ropäer den Chinesen bei dem Bedienen der Geschüße be hülflich waren. Man konnte auch in den Batterien Männer in grauen Röcken mit kurz geschnittenem Haar und ruffi schen Physiognomien unterscheiden und der Bau der Forts war ohne Zweifel von Europäern angegeben ; auch hörte man in den Forts in russischer Sprache rufen : Mehr Pulver ! -Was dagegen unser Feuer betrifft, so konnte dasselbe gegen die Lehmwände (mud walls) **) der Forts nur wenig ausrichten , vermochte jedoch, kräftig fortgesezt, nach etwa 2 Stunden das gegnerische Feuer zu dämpfen, welches kurz nach 4 Uhr beinahe ganz schwieg."

*) Der Versuch bezieht sich auf die hintere Barrière , der auf die vordere war in der Nacht , so weit als nothwendig , gelungen. Die neuen Werke nahmen so ziemlich die Grundfläche der älteren ein , waren aber nach weit befferen Grundsägen erbaut. So waren z. B. die Schießscharten in den Wall eingeschnitten, statt bisher, zum Ueberbankfeuern , in die Brustwehr. An der südlichen Mündung des Peiho waren überhaupt fünf Forts neu erbaut worden , mit etwa 100 Schießscharten für Kanonen. Das Hauptfort befindet sich auf dem rechten Ufer des Flusses und enthält etwa 50 Schießscharten ; es besteht aus drei etwa 35 Fuß hohen Bastionen, deren jede 3 Echießscharten hat. Diese Bastionen sind durch crenelirte , über 20 Fuß hohe Courtinen verbunden und das ganze etwa 600 Yards lange Fort ist von einem Wassergraben umgeben. Auf dem linken Üfer ist ebenfalls ein großes Fort , welches gleich jenem den Fluß und die Barrièren bestreicht. Flußaufwärts find zwei weitere Forts, eines auf jeder Seite des Peiho , und das fünfte Fort befindet sich auf dem rechten Ufer und etwas entfernter als jene von dem Flusse. All' diese fünf Forts haben im Allgemeinen dieſelbe Figuration und Einrichtung und die äußersten Enden der zwei vordersten sind 112 englische Meilen = 7702 rheinländische Fuß von einander entfernt. 3 englischen Fuß Wir erwähnen noch, daß 1 Vard = 29/10 rheinländischen Fuß ist. **) Folgende Schiffe waren an dem Gefechte betheiligt : Coromandel 2 Kanonen , Cormorant 4 Nimrod 6 " Plover " • Opossum " 2 Haughty Lee Restrel Janus 2 Banterer 2 Starling 2 " Forester zusammen 10 Kanonenboote und 2 Kanonenschiffe mit 30 Kanonen. Hierzu kommt noch ein kleines französisches Kanonenboot mit 1 Mörser (bow gun). An dem Kampfe nahmen Theil etwa 1300 Engländer und etwa 160 Franzosen , welche theils in den obigen Kriegsschiffen, theils in dem Truppenschiffe Chesapeake, in Transportbooten und Jonken Unterkunft fanden.

(Schluß folgt.) *) Dennoch fuhr Admiral Hove, welcher sich auch durch einen Fall beschädigt hatte , fort , seine Befehle zu ertheilen , ohne jedoch aufrecht stehen zu können ; er hatte sich von dem Plover" auf den Opossum", von da auf den „Cormorant" und bei dem Einbruch der Nacht auf den Coromandel bringen laſſen, welcher als Krankenschiff eingerichtet wurde. **) Es bedeutet mud : Schlamm , Koth und Lehm , wall : Mauer, Wand und Wall. Daher könnte mud wall ein gewöhnliches Erdwerk bezeichnen und die Vorzüglichkeit eines solchen würde sich hier wie bei Sebastopol bewährt haben. Der Lehm ist nur eine besondere Art von Erde und hat den Vorzug , daß die Escarpen stärkere Böschungen erhalten können und darum schwerer zu ersteigen sind. Es könnte aber auch vielleicht mud wall einer Betonmauer entsprechen , weil der aus Mörtel und kleineren Steinen bestehende Beton ursprünglich in einem naſſen ſchlamm artigen Zustande fich befindet. Der Beton aber ist zu dem forti ficatorischen Steinbau unstreitig das vorzüglichste Material , wel ches dem Kanonenschusse besser widersteht , als Baus, Hau- und Backsteine. Eine in Beton eindringende Kugel stößt nämlich auf eine ungleichförmige Maſſe, dreht sich deßhalb und wird in ihrer Wirkung nach vorwärts gehemmt ; überdieß erstrecken sich die Vibrationen der Masse nach allen Richtungen und heben sich theilweise auf, so daß also auch in dieser Beziehung eine gleich förmige Masse mehr leiden würde. Auch bei dem Demoliren durch Picke oder Pulver leistet der Beton einen größeren Wider stand , als der gewöhnliche Steinbau. Bei dem Bau eines Werkes aus Beton werden die äußeren Flächen aus Holz con struirt, auch die Schießscharten , und kein anderer Steinbau läßt fich so rasch ausführen ; die Holzverschalung der Schicßscharten würde sich schließlich am besten durch Anzünden beseitigen lassen, inbem man jedoch die Gluth nur so weit steigert , als zum Ver fohlen des Holzes nothwendig ist.

Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt. Druck von C. W. Leste.

Beilage zur Allgemeinen Militär - Zeitung Nr. 97 & 98.

22 : Literatur. The Shrapnel Shell in England Belgium , with some reflections on of this projectile in the late crimean historico · technical Sketch by Major " Bormann etc.

and in the use A war. - General

(Fortsegung.) Die Zeitzünder zerfallen nach Bormann in zwei Gattune gen ; solche, deren Saßsäule in der Längenrichtung des Zünders angebracht und verzehrt wird und in den Hohlraum des Ges schosses eintritt (altes Princip), im Gegensatz zu denen , deren prismatisches Sazlager sich in seiner ganzen Länge an der Oberfläche des Geschosses entwickelt und transversal zu seiner Aufschichtung verzehrt wird (neues Princip , durch Bormann aufgestellt). Der neu ፡ englische Zünder von Boxer fällt, wie der urs sprünglich von Shrapnel angewendete, in die erste Kategorie. Er besteht aus einer mittelst zweier Schraubengewinde befestigs ten äußeren Metallhülje (ampoulette), welche bis zum Gebrauch des Projectils außen durch eine aufgeschraubte Metallkappe und nach innen durch zwei Metallſcheiben (disques obturateurs , stopper disks) verschlossen wird. Der hölzerne Zünder, welcher im Augenblick des Gebrauchs , nach abgeschraubter Kappe, in die Ampoulette eingesezt wird , muß vorher durch Anbohren der Saßsäule regulirt werden. An dem Holzzünder befinden fich nämlich in zwei , mit den geraden und ungeraden Zahlen bezeichneten Längenreihen 9 kleine, den Brennzeiten entsprechende Vertiefungen , an welchen die Anbohrung der Saßsäule statt findet. Beim Einseßen des Zünders hat die Anbohrung mit einer an der inneren Fläche der Ampoulette befindlichen ver tieften Ninne welche das Feuer zur Sprengladung leitet zu correspondiren. Schließlich ist durch Entfernung einer leichten Metalldecke die Anfeuerung des Zünders bloszulegen . Neben dieser , aus der complicirten Construction hervor gehenden Umständlichkeit des Regulirens kommt noch der außer gewöhnlich hohe Preis des Boxer'schen Zünders in Betracht; ferner der Umstand , daß der mit dem Holz in unmittelbarer Berührung stehende Saß nicht in dem Grade gegen Feuchtig keit gesichert wird , wie dieß bei geschlossenen Metallzündern der Fall ist. Bormann's Metallzünder , der 1835 vorgeschlagen, durch sechzehnjährige Versuche geprüft und verbessert wurde , vertritt den Grundsay : das Sapprisma an der Oberfläche des Geschosses unter einer starren Metalldecke zu entwickeln . Er wird ohne Schraubengewinde in das mit einer Cannelirung versehene Mundloch des Hohlgeschosses eingekittet. Die Solidität dieses Verfahrens (sertis sure) bewährte sich bei einer im Jahre 1852 auf dem Polygon von Braesshaet bei Antwerpen angestellten Gewaltprobe. Eine Anzahl Shrapnels wurde zweimal abge schossen , nämlich zuerst mit untempirten , dann mit tempirten Zündern. Der Erfolg war völlig befriedigend. In demselben Sinne ist darauf hinzuweisen , daß die Shrapnels aus dem langen belgischen Zwölfpfünder Feldgeschüß mit 2 Kilo . -- also etwas mehr als 13 Kugelgewicht - geschossen werden, ohne daß ein Ausstoßen oder Eintreiben des Zünders vorkommt.

Da der Saß durch den einfachen Druck der Maschine con denfirt und transversal zu seiner Aufschichtung verzehrt wird, so bietet , er mehr Garantie für gleichmäßige Dauer, als eine aus successiv übereinandergepreßten Lagern bestehende Saßsäule ; etwaige Fabricationsfehler kommen nur dann in ihrer ganzen Größe zur Geltung, wenn der Zünder auf die längste Brenn zeit tempirt wird , während sich bei allen geringeren Zeiten der Fehler bedeutend reducirt. Die solide Einschließung des Saßes gewährt völlige Sicherheit gegen äußere Zufälle durch Feuer, Waffer, Feuchtigkeit 2c., ein Umstand, der besonders für die Marine in Betracht kommt ; die Möglichkeit einer Exploſion in der Seele ist durch die Festigkeit des Zünders und die ſichere Bedeckung des Saßes gleichfalls ausgeschlossen. *) Hinsichtlich der Verwendbarkeit für schwere Kaliber führt Bormann an, daß in Belgien Shrapnels mit Metallzündern gefeuert wurden: aus Paighans von 22 bis 27 Centimeter ; aus belgiſchen 60 und 120 Pfünder Bombenkanonen ( 20 und 25 Cens timeter) und schließlich sogar aus dem belgischen 48 Pfünder (7,5 engl. Zoll. Kal.) mit 8 Kilo. Pulver, also über / Kugel gewicht , indem der belgische 48 Psünder Shrapnel 22 K. 61 wiegt. (Fortsetzung folgt. )

** dx & LA Bestimmungen über den Dienst der franzö sischen 1 Armee im Felde (ordonnance sur le service des armées en campagne) mit zwei Plänen . Jn's Deutsche übertragen und mit Anmerkungen ver sehen von L. Starost , f. preußischem Premierlieute nant a. D. Neisje , 1859. Jm Selbstverlage des Herausgebers. Wer in diesem Schriftchen geheime besondere Ursachen und Mittel zu finden erwartet, die den Franzosen auch im letzten Kriege wieder zum Sieg verholfen hätten , wird sich getäuscht finden. Wir wissen , daß es solche Geheimnisse , die viele Leute gern in der Form von fertigen Recepten verschrieben haben möchten , überhaupt nicht gibt. Der Erfolg liegt in einem solchen Zusammenwirken sehr vieler militärischer, politis scher , moralischer und sonstiger Verhältnisse , das selbst ein klarer Kopf, ein fachkundiger Blick nur auf Grund eines erns ften Studiums einigermaßen zu durchdringen vermag. Unter diesen Verhältnissen find für uns vorzugsweise die unterschei denden Eigenthümlichkeiten der Armeen wichtig , und zwar vor Allem die der französischen schon wegen der politischen Stellung Deutschlands zu Frankreich , und auch allgemein, weil es sehr belehrend ist, einer Nation , die ihre kriegerische Anlage abermals so schlagend bewiesen hat , in ihren militä rischen Einrichtungen , Erscheinungen und Aeußerungen nach zugehen. Einen Beitrag dazu finden wir in dieser kleinen Schrift. Sie enthält zwar meist nur Vorschriften und Grundsäße , die *) Die von mancher Seite behauptete Möglichkeit einer auf mecha nischem Wege erzeugten Explosion der zwischen die Kugeln ein gefüllten Sprengladung scheint sich durch Bormann's Erfahrungen Anm. d. Ref. zu widerlegen.

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uns schon aus unseren Reglements und Lehrbüchern bekannt find ; aber in der Darstellung liegt viel Anziehendes und Eigen. thümliches. Wir vermissen darin das Systematische und Wis ſenſchaftliche , das wir Deutsche, um jedes nach seiner Bedeu tung und im rechten Lichte zu sehen, mit Recht für nothwendig halten, das uns aber auch zu oft zu gelehrter Pedanterie vers führt. Dem gegenüber zeichnen ſich diese Vorschriften durch die praktische Auswahl und Kürze, durch die Bestimmtheit und Klarheit aus , welche überhaupt eine französische Eigenschaft iſt. Namentlich unterscheiden ſie ſich von den unseren an vies len Stellen vortheilhaft dadurch, daß sie nicht zu ängstlich in's Einzelne gehen , nicht jeder Schildwache und Patrouille mit peinlicher Genauigkeit Dinge vorschreiben , die der gewandte geweckte Sinn praktisch von selber und nur von selber leistet. Wir wünschten übrigens, der Verfasser hätte seine franzöfi Die Sprache könnte schen Quellen noch genauer angegeben. an wenigen Stellen etwas correcter sein ; doch beweißt die Bes arbeitung im Ganzen das rechte Verständniß der Sache.

ftellung , als auch an technischer Ausführung. Von dem ganzen 38 Blätter zählenden Atlaffe fehlen nur noch 5 Blätter, deren baldiges Erſcheinen zu erwarten steht.

Preußen. Topographische Karte . vom preussischen Staate, einschliesslich der Anhaltischen und Thu ringischen Länder, nach den neueren Landesver messungen beim königlichen Generalstab bearbeitet . Masstab 1 : 100,000 . Oestlicher Theil. Section 242 (Heiligenstadt), 243 (Bleicherode), 244 (Sondershausen). 259 (Treffurt), 277 (Jena), 290 ( Ilmenau), 275 (Gotha) . Berlin , 1859. Simon Schropp & Comp. Die vorliegenden Karten geben im Vergleich mit den früheren zu feinen besonderen Bemerkungen Anlaß ; wir wiederholen jedoch, daß der topographische Atlas von Brandenburg und Sachsen in Deutlichkeit der Darstellung dem früher erschie nenen Atlas der Rheinprovinz und Westphalen bedeutend nachsteht.

Bayern. Uebersicht der neu erſchienenen topographischen Karten . Deutschland. Topographische Specialkarte von Deutsch land , der Schweiz , Holland , Belgien , des östlichen Frankreichs (bis Paris) und von Herausgegeben von G. D. Polen in 393 Blättern. Reymann, k. preuss. Hauptmann und Plankammer inspector , fortgesetzt durch C. W. v. Oesfeld , k. preuss. Oberstlieutenant und Director des trigonome trischen Bureaus. Masstab 1 : 200,000 . 143 u. 144. Lieferung . Sect. 322 (Botzen) , 270 (Sigmaringen), 272 (Landsberg) und 281 (Montbéliard). Glogau, 1859. C. Flemming's Verlag. Der Reymann'sche Atlas, welcher sich allmählig seiner Bollens dung nähert, umfaßt nach den bis jeßt erschienenen Blättern das ganze nördliche und südwestliche Deutschland und Ost frankreich bis inclus. Paris. Besonders zeichnen sich die neueren Blätter durch große Genauigkeit in der Darstellung des Terrains und durch saubere technische Ausführung aus.

Desterreichische Monarchie. Generalkarte des Österreichischen

Kaiser

Masstab staates , von J. Scheda , k. k. Major. 1 : 576,000 . Wien, 1859. Blatt 8 . Von dieser ausgezeichneten, das Terrain troß des kleinen Maß stabes vollkommen darstellenden Kar find bis jezt im Ganzen fieben Blätter (Nr. 6. 8. 11. 12. 16. 17. 20 ) erschienen, welche einen Theil des südlichen Deutschlands , der Schweiz, ganz Ober- und Mittelitalien, sowie einen Theil der illyris schen Küste enthalten . Specialkarte des Königreichs Böhmen , heraus gegeben vom k. k. Generalquartiermeisterstab. 39 Blätter im Masstab 1 : 144,000 . Blatt 4 (Neustadt), 8 (Jung bunzlau) , 13 (Prag) , 15 (Bistok) , 16 (Reichenau) , 22 (Leutomischl ) , 27 ( Deutschbrod ) , 36 ( Uebersicht). Der von dem österreichischen Generalstabe bearbeitete böhmische Atlas übertrifft die früher erschienenen Karten der übrigen kaiserlichen Kronländer sowohl an Genauigkeit der Dar

Topographischer Atlas vom Königreich Bayern Herausgegeben vom topographischen Bureau des königl . bayer. Generalquartiermeisterstabs . Masstab 1 :: 50,000. Blatt 17 (Aschaffenburg). München , 1859. In Com mission von Mey und Widmayer. Dieses neueste Blatt des bayerischen Atlasses schließt sich den früher erschienenen Blättern würdig an ; es nähert sich der bayerische, 112 Blätter umfassende Atlas allmählig seiner Vollendung. Dem Vernehmen nach werden auch die älteren Blätter , welche an deutlicher Darstellung und Genauigkeit den jüngeren nachstehen , revidirt und nach hergestellter Bes richtigung neuerdings abgedruckt und herausgegeben. Kurhessen. Karte des Kurfürstenthums Hessen , aufgenommen von dem topographischen Bureau des kurfürstlich hes sisch n Generalstabs in 40 Blättern. Schlusslieferung . Section 6 (Cassel) , 20/21 (Schmalkalden) , 38 (Nenn dorf) , 39 (Rinteln) , 40 (Oldendorf). Diese Blätter bilden den Schluß des Atlaſſes von Kurhessen. Insbesondere zeichnet sich das Blatt Kassel durch eine äußerst sorgfältige Bearbeitung und durch große Genauigkeit aus. Der kurhessische Atlas verdient, den besten Erscheinungen auf dem Gebiete der Kartographie an die Seite gestellt zu werden.

Oldenburg. Topographische Karte des Herzogthums Olden Gegründet auf die in burg im Masstab 1 : 50,000. den Jahren 1835-50 unter der Direction des Ver messungsdirectors v. Schrenek ausgeführte allgemeine Landesvermessung. Blatt 8 (Westersteda), 9 (Frisoythe). Diese von dem herzoglichen Vermessungsdirector von Schrend im Jahre 1856 (damals allerdings in anderer Eintheilung) begonnene Karte des Herzogthums Oldenburg zeichnet sich durch große Deutlichkeit und Genauigkeit aus . Von der Karte sind bis jezt erst die obengenannten zwei Blätter er schienen.

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Dänemark.

Niederlande.

Atlas des Königreichs Dänemark. Herausgegeben von dem königl. dänischen Generalstabe in Kopenhagen. Masstab 1 : 80,000 . Bl . Nr. 20 (Maribo). Von diesem in Farbendruck erscheinenden Atlas find bis jeßt 10 Blätter erschienen , welche zum größten Theile die Insel Seeland (Själland) umfassen .

Topographische en militaire Kaart van het Ko ningrijk der Nederlanden. Vervaardigd door de officieren van den Generalstaf , gegraveerd op het topographisch Bureau , op de Schaal van 1 : 50,000. Ministerie van Oorlog. Sect. 27 (Hattem), 38 (Gorin chem), 58 (Roermond). Der holländische Atlas ist jeßt so ziemlich bis zur Hälfte vols lendet. Besonders zeichnen sich die zuleßt erschienenen drei • Blätter durch eine sehr gelungene technische Ausführung aus.

Frankreich. Carte nouvelle de la France, Sect. 177 (St. Etienne), 193 (Villeréal) , 250 (Urdos) , 255 (Perpignan) , 258 (Céret), 183 (Brives), 185 (St. Flour), 216 (Montréal), à l'écheille de 80,000 . Paris. Longuet. Die große Anzahl von Blättern, welche im Verlaufe eines ein zigen Jahres erschienen. geben uns einen Beweis von der raftlosen Thätigkeit des depôt de la guerre. Die Gränz blätter gegen Spanien , welche einen Theil der Pyrenäen enthalteu , find mit großem Fleiße gearbeitet und lassen an Deutlichkeit nichts zu wünſchen übrig.

Schweiz. Topographische Karte der Schweiz mit Neuen burg in 25 Blättern , im Masstab von 1 : 100,000 , unter Direction des Generals A. H. Dufour auf Befehl der eidgenössischen Behörden herausgegeben. Blatt 19, Eine anerkannt vortreffliche topographische Karte. Bis jezt find 18 Sectionen erschienen und zwar Nr. 1-7, 9-11 , 15-21 , und 24, so daß nur noch 7 Blätter fehlen.

Carte de la France. Sect. 11 (Brest) , 12 (Rennes), 16 (L'Orient) , 17 (Nantes) . 19 (Dijon) , 21 (La Ro chelle) à l'écheille de 320,000. Paris. Longuet. Diese nach dem größeren Atlas im Maßstab von 1 : 80,000 reducirte Karte ist schon bedeutend vorgeschritten und umfaßt bereits das ganze nördliche und öftliche Frankreich.

Berichtigung. In Nr. 93 & 94 der A. M.-Z. auf Seite 814 Zeile 24 von oben bitten wir von 12 Meter im Geviert" statt „eines Quadratmeters" und in Nr. 95 & 96 auf Seite 836 Zeile 2 von oben „ Concussions " statt „ Concessions zünder" zu lesen.

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Die Schüßen der Infanterie , ihre Ausbildung und Verwendung. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 8. (XI u . 136 S. ) 1858. broch. 16 Ngr. od . 57 kr. Der Sicherheitsdienst im Marsche, bearbeitet und

durch kriegsgeschichtliche Beispiele erläutert. 8. (XXIII u . 716.) 1857. broch. 2 Thlr. 15 Sgr. od . 4 fl. 30 kr. ― Die militäriche Beredtsamkeit, dargestellt in Erör terung und Beispiel. 8. (XIV u. 192 S. ) 1859. broch. 20 Ngr. oder 1 fl. 12 kr. Charras, Oberstlieutenant, Geſchichte des Feldzuges von 1815 . Waterloo. Autorisirte deutsche Ausgabe mit 5 Plänen und Karten. 8. (VIII u . 543 .) 1858. broch. 2 Thlr. oder 3 fl. 36 fr. Schön, J. , Hauptm. i. d. Königl . Sächs . Leih-Infant . -Brigade, Ritter des Kaiserl. Brasil. Rosenordens. Geschiche der Handfeuerwaffen . Eine Darstellung des Entwickelungsganges der Hand feuerwaffen von ihrem Entstehen bis auf die Neuzeit. Mit 32 erläuternden Tafeln. 4. (X u. 182 S. 1858. cart. 6 Thlr. oder 10 fl. 48 kr.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von C. W. Leske.

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10. December 1859. í DOS OS TE 336

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34. Jahrgang. No. 99 & 100. Comoinstant THE 10

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Allgemeine Militär- Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Deutſchland. Silberberg als Feſtungen aufgeben. ii ,Längſt Aus Mitteldeutſchland, im November. Wie die ſchon lag es in der Abſidit der bödenlitärbehörde, „ Deſterr. 3tg. “ berichtet, beſdiäftigt ſids der Militäraugſdug Silberberg als Feſtung eingeben zu die Unters eſelbe keine unter Anderem mit Herſtellung einer größeren eins haltung der Feſtung ſehr föſtſpielige heitlichen Organiſation der kleineren Bundes: irgend erhebliche ſtrategiſche Bedeitt ſoll, weil contingente, beſonders derjenigen, welche die drei lepten Armeecorps bilden. Die dringendſten Anforderungen, welche hier hinſiditlich einer größeren Einheit geſtellt werden, ſind : Einführung eincs gleichen Dienſt- und Exercirreglements , gleicher Signale für den Garniſon18- und Felddienſt, gleicher Gradabzeichen und Beneinungen für alle Offiziers- und Unteroffiziersd )argen ; dann gleiches Kaliber für Geidyüße

die Feſtung Glaß durch den Warthaa

ven Eingang

nad; Schleſien hinreichend vertheidigt. Baden.

is Garl & rube , 1. Dechr . In Folge einer allerhöchſten Ordre vom 26. November , welche die Aufhebung des Gommandos der 3. Infanteriebrigade, der Reſervebataillone

und Gewebre , ſo daß ſämmtliche Muition in größeren

des 2. Infanterieregiments Prinz von Preußen und des

gemeinſchaftlichen Arſenalen gefertigt und in gemeinſamen Munitionscolonnen in das Feld nachgeführt werden fann. Auch ſoll, um die Feldtüchtigkeit der einzelnen kleinen Gon: tingente zu vermehren, von Bundes wegen darauf geſehen werden, daß dieſelben von Zeit zu Zeit in zuſammenges

4. Jufanterieregiments Prinz Wilhelm , ſomie des 4. (Res

ſerve ) Füſilierbataillons anbeftehlt, wurde eine neue For herzoglichen Armeecorps erforderlich. Dieſelbe iſt bereits

mation und Einteilung der Infanterie des große

I

I

zogenen Brigaden, zuweilen audy in Diviſionen oder Armee corps, gemeinſchaftlich exerciren , da 18 ießt Tauſende von

*) Der „ Spen. 3tg. “ wird dagegen von guter Seite verſichert,

daß die vorſtehende Mittheilung , ſoweit Tie Silberberg angeht,

Soldaten gibt , die während ihrer ganzen militäriſchen

jeder Begründung entbehre. Es erſcheint derſelben höchſt un wahrſcheinlich , daß man Silberberg , dieſe uneinnehmbare

Dienſtzeit fein beſpanntes Geſchüß , feine Sdwadron

kleine Felſenfeſte , aus der Reihe der preußiſchen Feſtungen

Reiterei je zu Geſicht bekamen . Deßgleichen ſollen zur

ſtreid,en ſollte , da, wenn ihın für die heutige große Ariegführ rung auch keine eigentlich ſtrategiſche Bedeutung beiwohnt, es andererſeits doch bei einer verhältnißmäßig nur kleinen Befagung zu den mannichfadyſten Zwecken benußt werden kann , und für den im Gebirge zuleßt doch immer die Hauptſache bildenden kleinen Krieg befißt dieſer Plaz jedenfalls noch heute dieſelbe . Bedeutung , wie 1807, wo er von allen ſchleſiſchen Feſtungen allein von den Franzoſen gar nicht angegriffen wurde und von

Erzielung eines regeren militäriſchen Geiſtes alle deutſchen

Contingente, die nicht für ſich eine ſelbſtſtändige Brigade bilden können, bisweilen in den deutſchen Bundesfeſtungen mitgarniſoniren. Endlich hat man die Errichtung einer gemeinſamen Schule oder Akademie für die Generalſtabs.

.

offiziere der drei leßten deutſdien Armeecorps im Auge, da

ihm aus durch einen fühnen und überraſchenden Ausfall das

ein gemeinſam gebildeter Generalſtab vou unläugbarem

einzige damals auf Schleſiſchem Boden beſtandene größere fiegs Dagegen ſcheint die Abtragung der Feſtungswerte -wurde.

Vortheil ift .)

reiche Treffen , das Gefecht bei Kanth geſchlagen und gewonnen

Preußen. Berlin , 2. Decbr . Nach einer Mittheilung der „Schleſ.

Ztg ." iſt nunmehr definitiv beſchloſſen, die Pläße Jülich und

Jüliche eine beſchloſſene Sache zu ſein , und zwar ſeitdem dieſer

Plaz durch die Eiſenbahnen faſt ganz vom Verkehr ausgeſchloſſen worden iſt und ſeinen ſtrategiſchen Werth verloren hat.

Die

Abtragung ſoll, wie die ,,Carlor. Btg." vernimmt, dadurch bes

* ). Eine deutſebe Militärafademie iſt in der That ein ſchon längſt gefühltes wie dieß auchentwickelt in dem erſten unſerer heutiden Bedürfniß, Nummer noch näher wird. Uufſaße Weitere Best ſprechungen deſſelben Gegenſtander werden und willkommen ſein . Unm. d. Red . D. 4. M.-3 .

werkſtelligt werden , daß die Werke mittelſt Unwendung gezogener

Geldrüße größten Kalibers werden, theils der Koſtenerſparniß , theilszuſammengeſdoſſen deßwegen geſchieht, um diewas Wirkung dieſer Kanonen gegen Feſtungsmauern zu erproben . Anm . b. Ned. d. 4. M.-B.

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vom Kriegsministerium angeordnet und wird danach die 1. Infanteriebrigade das ( 1. ) Leibgrenadierregiment , das 4. Infanterieregiment Prinz Wilhelm , das 3. Füstlier bataillon und das Jägerbataillon ; die 2. Infanteriebrigade das 2. Infanterieregiment Prinz von Preußen, das 3. In fanterieregiment, das 1. und 2. Füfilierbataillon umfassen. Großbritannien . Sämmtliche Kanonen London , 20. Novbr. gießereien des Arsenals von Woolwich mit allen bazu gehörigen Etabissements find seit einigen Tagen der Oberleitung von Sir William Armstrong unter stellt und Alles ist so eingerichtet , daß sie jährlich min destens 1000 gezogene Geschüße verschiedenen Kalibers, und wenn es Noth thut, eine viel größere Anzahl liefern können. Versuchsbalber versteht man dort gegenwärtig alle gegoffe nen Kanonen mit einem Negwerk (chemise) aus Schmiedes eisen , wodurch den Geschüßen eine größere Widerstands kraft und Dauerhaftigkeit verliehen werden soll. Das neue Departement ist angewiesen worden , so rasch als möglich 40 gezogene Sechspfünder zu liefern , die gegen China und auf der Ueberlandroute befördert in's Spiel fom werden solle Di heilung in Woolwich , in welcher die Armstron eschüße hergestellt werden , ist jezt auf's Ten Besuchern verschlossen . Um das llung beffer zu bewahren, werden diese Geheimniß d Geschüße nicht in denselben Etablissements vollendet , son dern fommen, auf einem gewissen Stadium der Fabrication angelangt , nach Elswich , wo die legte Hand an sie ge legt wird. Es ist zwar oft behauptet worden , daß Ge heimnisse dieser Art rasch Gemeingut aller Regierungen werden, und daß die Herstellung der Armstrong'schen Ge schüße in Frankreich) , Preußen und Desterreich) heute schon Das englische Kriegsminis eben so bekannt wie hier sei. sterium scheint aber anderer Meinung zu sein , und wie streng die Abschließung jener Etablissements in neuerer Zeit beobachtet wird , mag schon daraus ersehen werden , daß nicht einmal dem Garnisonscommandanten von Woolwich und auch nicht den Mitgliedern der Landesvertheidigungs commission der Zutritt gestattet wird .

werden , welche vermöge eminenter militärischer Begabung an die Spißen des Heeres berufen würden oder in den Generalstäben desselben ihre Verwendung fänden, in welchen Stellungen ihnen Gelegenheit gegeben wäre , den Schat ihrer Kenntnisse zu verwerthen. Durch den geistigen Ver fehr einer Genossenschaft so reich begabter strebsamer Männer würde nicht nur auf dem Felde der Wissenschaft Großes bewirkt werden , sondern es würden sich auch , was noch höher anzuschlagen wäre, durch die geistigen Wahlvers wandtschaften, welche sich bilden , durch die Freundschafts bündnisse , welche sich knüpfen , persönliche Verhältnisse ge stalten, welche dereinst auf dem Schlachtfelde zu leichterem Verständniß führen und die Erfolge sichern. Selbst schon im Frieden könnte eine solche Hochschule für das Heer nugbar werden , wenn die Resultate der gemachten Stu dien , die in schriftlichen Ausarbeitungen selbst gewählter wissenschaftlichen Zweige ihren Ausdruck fänden, dem Chef des Generalstabs des Bundesheeres übergeben würden, zur eigenen Kenntnißnahme, zur Mittheilung an die General stäbe der Heeresabtheilungen und um daraus ein Urtheil über die wissenschaftlichen Fähigkeiten jener Offiziere zu begründen , welche dereinst zu verwenden er in den Fäll kommen könnte. Es ist hier nicht die Absicht, sich darüber zu verbreiten, wie eine solche Anstalt einzurichten sei , welche Zwerge der militärischen Wissenschaften und in welchem Umfange fie darin cultivirt werden möchten , sondern es sollte hier nur die Idee angedeutet werden , um vielleicht eine öffentliche Bes sprechung derselben herbeizuführen ; nur hinsichtlich des Ortes, an welchem die Akademie ihren Siz haben möchte, erlaubt man sich schließlich die Bemerkung, daß es wohl zweckmäßig sein würde, denselben möglichst in dem Mittel punkte Deutschlands zu wählen, und daß die altehrwürdige Stadt Nürnberg dazu geeignet erscheinen dürfte.

Ueber die Errichtung einer Akademie der Militärwissen. schaften für das gesammte deutsche Bundesheer. Durch Einigung in den Ansichten gelangt man zur Einheit im Handeln. Jene wird gefördert , wenn sie eine wissenschaftliche Grundlage hat und auf persönlicher Bes fanntschaft und gegenseitiger Hochachtung und Werthschäßung beruht. Eine Einheit, auf diesem Wege gewonnen, würde für das deutsche Bundesheer von unschäßbarem Werth sein und könnte durch die Errichtung einer Akademie der Militärs wissenschaften erzielt werden , auf welcher junge Offiziere aus allen Contingenten des Bundesheeres , gleich ausges zeichnet durch Kenntnisse , Geist, Charakter und allgemeine Bildung , und welche sich bereits auf Militärschulen die Elemente der Militärwissenschaften angeeignet haben , Auf nahme fänden , um ihre wissenschaftliche Ausbildung für die höheren Verhältnisse im Heere zu vollenden. Ein sol des Institut könnte die Pflanzschule derjenigen Offiziere

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-

Der Krieg in Oberitalien.

M VIII. *) e. In Nr. 63 & 64 dieser Blätter hat ein Correspon dent von der österreichischen Armee die Beurtheilung, welcher ich im V. Abschnitt meiner Betrachtungen über diesen Krieg (vgl . A. M.-3. Nr. 51 & 52) die Schlacht von Magenta unterworfen , zu berichtigen und die österreichische Armee führung gegen den dort ausgesprochenen Ladel zu rechts fertigen gesucht. Ich hatte gesagt , die Schlacht von Mas genta set von österreichischer Seite ein Werk des Zufalls gewesen ; mit anderen Worten , die österreichische Armee führung habe von den Tagen von Palestro und Vercelli bis zu denen von Magenta (30. Mai bis 5. Juni) im Zustand der Ueberraschung und der Unsicherheit gehandelt, die Entschlüsse seien ihr durch die Noth des Augenblicks abgedrungen worden und hätten nicht auf einer flaren ent schiedenen Durchschauung der Verhältnisse beruht. Dem widerspricht der genannte Correspondent in einer Dar ftellung , die, so wenig ich ihr durchaus beipflichten kann, jedenfalls als ein wichtiger und dankenswerther, thatsächs

*) Vgl. VII. in der A. M.-Z. Nr. 59 & 60 v. d. J.

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licher Beitrag zur Geschichte dieser Schlacht , wie des ganzen Feldzugs angesehen werden muß. Ich bin kein Freund von Verhandlungen , welche auf bloße Rechthaberei hinauslaufen und hatte deßhalb eine Erwiederung auf diese Darstellung für unnöthig erachtet. Ich dachte, das Richtige darin würde schon von selbst feinen Weg und Einfluß auf das endliche Urtheil finden, das Unrichtige von selbst sich beseitigen. Indessen ist die Sache bis jezt keineswegs befriedigend aufgeklärt. Die

Generalstab in der Voraussicht solcher Ereignisse genau recognoscirt; im unglücklichen Falle hatte die Armee am Canal Abbiategrasso und im verwickelten Terrain von da bis zur Adda günstige Rückzugsverhältniſſe; auch war weiterhin die hier laufende Hauptstraße vorbereitet , die nördliche über Mailand, Brescia u . s. w. war es dagegen nicht. Man beschloß daher gleich bei Verlassung der Los mellina eine „flankirende Bewegung gegen die Linie Novara Mailand." Mit dem am 2. Juni begonnenen Rückzug

Auffäße, welche die Wiener Militärzeitung“ darüber brachte, sowie die bekannte Brochüre eines süddeutschen Offiziers" sind bei mancher schäßbaren Mittheilung , die fie bringen, von zu einseitigem Standpunkt aus geschrieben; die Darstellungen der politischen Blätter , namentlich auch der Allg. Ztg., sind zu sehr von politischer Tendenz ges färbt; Mügge in seiner bekannten größeren Schrift hat das Verdienst einer im Ganzen unbefangenen und geist. vollen Auffassung, ist aber zu wenig Soldat, um die ent scheidenden militärischen Fragen hervorzustellen ; Rüstow, der vielleicht den meisten Beruf hätte , verläugnet hier, wie in seinen meisten neueren Werken , ebensowenig seine seltene Arbeitskraft , seine Einsicht und seinen Geist, als fein schnellfertiges , allzu selbstzufriedenes Urtheil. Die hier vorliegende Frage in ihrem Kern zu ergreifen und befriedigend zu beantworten, hat keiner von allen Bearbei tern unternommen , wobei fie freilich damit entschuldigt erscheinen , daß dieselbe noch nicht befriedigend vorbereitet war. Es handelt sich also auch jezt noch mehr um eine Vorbereitung, als um eine Feststellung des Endurtheils. Dazu nun doch noch Beitrag und Anregung zu geben, fühle ich mich besonders durch eine neuerdings erſchienene, mir eben zu Geficht gekommene Arbeit über den Gegenstand aufgefordert. Es ist das der erste Abschnitt des italienischen Kriegs vom Capitän Vandevelde in der 6. Lieferung des 16. Bandes des Journal de l'armée Belge (Juni 1858). Der Auffaz nimmt mit zum Theil wörtlicher Anführung Bezug auf meine Betrachtung, wie auf jene Erwiederung. Er ist mit dem Geist und der militärischen Einsicht geschrieben, die am Journal, wie an dem Verfasser, seinem Redacteur, bekannt sind und verliert sich nur zuweilen zu sehr in gelehrte Theorien. Jedenfalls verdient er , daß man , an ihn an knüpfend, auf's neue auf die Frage zurückkomme. Ich will dieß versuchen, indem ich zunächst die Hauptpunkte jener öfters reichischen Berichterstattung, dann die des belgischen Journals überblicke und hieran einige kurze Bemerkungen fnüpfe. Die Berichterstattung behauptet , daß die Schlacht bei Magenta durchaus kein Werk des Zufalls war. Sie unters scheidet die directe und die indirecte Vertheidigung des Leffin. Die erstere, durch die günstige defensive Stellung bei Robbio und Mortara ermöglicht , wurde aufgegeben ; die directe mußte nun entweder so geschehen , daß man

waren die Corps demgemäß in „Kreuzform“ ſo disponirt, daß sie durch einen einfachen Vormasch auf Magenta jedes Aber ein Vorgehen des Gegners flankiren konnten. Zwischenfall, der dem Armeecommando durchaus nicht zur Last gelegt werden konnte" , verhinderte die Corps , am 3. die ihnen angewiesenen Stellungen zu erreichen. In Folge davon hatte man für den Kampf am 4. feine aus reichenden Kräfte. Am 5. war der Armeecommandant fest entschlossen, den Kampf zu erneuern ; er hatte seine Corps dazu versammelt bis auf das 9. , das zur Deckung des Rückzugs bestimmt war , „als abermals ein unglückseliger Zwischenfall , der nicht im Armeecommando seinen Grund hatte , der aber durch eine außerordentliche Energie von demselben vielleicht hätte beseitigt werden können , eintrat, welcher den Rückzug der Armee zur Folge hatte“. Die belgische Beurtheilung stellt im Allgemeinen den österreichischen Berichten und insbesondere der Darstellung, die sie Gyulai selbst oder einem seiner geralstabsoffiziere zuschreibt, in der Hauptsache Folgendes gegenüber. 1) Der Tag von Magenta soll das Ergebniß einer strategiſchen Combination gewesen sein und doch hatte Gyulai , als es zum Treffen kam , nur den vierten Theil seiner Streit kräfte zusammen. Das ist ein offener Widerspruch, welcher eine schwere Anklage gegen den geheimen Einfluß enthält, dem Gyulai weichen mußte. 2) Den Angriff unterlassen zu haben , als die frankossardische Armee ihre Flankenbe wegung eben begann und die Oesterreicher eigentlich_nur die Sardinier vor sich hatten , bleibt ein großer Fehler. 3) Selbst wenn der berufene Zwischenfall nicht eintrat, wären die Corps am 4. kaum vereinigt gewesen ; denn die österreichische Aufstellung war von Anfang zu cordonmäßig zersplittert und jene Aufstellung in Kreuzesform " beweist dagegen nichts. Allerdings ist die Brücke von San Mar tino schlecht vertheidigt worden ; allein eine hartnäckigere Behauptung hätte doch nur dann helfen können , wenn Gyulai energischere Angriffsgedanken hatte. 4) Daß die Corps von Clam Gallas und Liechtenstein am Abend des 4. wider den Befehl des Feldherrn den Kampfplak ver lassen hätten , ist jedenfalls ein bedenkliches Zeichen für die österreichische Armee. Aber es entschuldigt Gyulai nicht einmal ; denn er hatte auch nur mit 6 Corps am frühen Morgen des 5. noch Aussicht auf einen großen Erfolg, ohne darum im unglücklichen Falle größere Gefahr zu laufen , als da er die Schlacht abbrach). 5) Alles zu= sammen , so hätte Gyulai_wiſſen müſſen, daß eine Nieder lage am Tessin den Verlust der Lombardei nach sich ziehen würde ; er mußte also alle seine Kräfte dafür zusammen halten und nicht ein ganzes Corps zur Deckung des Rück zugs zurücklassen. Aber freilich scheint die Aufgabe , die ihm von Anfang an gestellt wurde , selbst für das Genie eines großen Feldherrn schwer gewesen zu sein.

sich dem Gegner auf der Straße von Magenta nach Mai. land frontal entgegenwarf, oder so , daß man ihn durch einen Flankenangriff von Süden her zurückwarf. Zu dem ersteren war ohnehin keine Zeit mehr, das zweite dagegen war schon von Anfang des Feldzugs an vorbereitet. Pavia, das zu einem kleinen verschanzten Lager angewachsen war, Piacenza und Pizzighettone stüßten den Flankenangriff; die Straßen, welche in schiefer Richtung aus diesem Abschnitt auf die Straße . Magenta-Mailand laufen , waren vom

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Wer die nähere Erörterung dieser 6 Punkte liest, wird fich damit einverstanden erklären können. Nur fehlt hier fast so sehr , wie in der österreichischen Berichterstattung, die befriedigende Hervorstellung des entscheidenden Punktes, die Concentrirung der Frage auf ihren Kern. Diese Be richterstattung spricht von directer und indirecter Flußver vertheidigung, von vorbereiteter und beschlossener Flanken bewegung ; aber fie läßt uns nicht erkennen , wie weit der

Der englische Angriff auf die chinesischen Forts am Peiho.

Gedanke an eine Hauptschlacht festgestanden hat oder nicht. Das belgische Urtheil kommt wohl julegt darauf, aber nicht scharf, klar und bestimmt genug. Und doch liegt hierin die ganze Entscheidung. War die strategisch-politische Lage nach ihrem ganzen Verlauf danach, daß Gyulai eine Haupt schlacht suchen mußte ? und hat er sie gesucht oder nicht? Von dieser Frage aus bestimmt sich alles Andere ; sie ent hält den Zweck , die Flußvertheidigung u. s. w. nur die Mittel. Hierin flar zu sehen , ist darum so wichtig , weil fich daraus hauptsächlich die ganze moralische Haltung des Feldherrn und folgeweise in fortlaufender Verknüpfung das Gewicht der das Handeln hauptsächlich bestimmenden weiteren moralischen Factoren erklärt. Es sind auch nach der österreichischen Mittheilung immer noch drei Annahmen denkbar : 1 ) Gyulai hat die Hauptschlacht gewellt. Dann ist er auch für die „ unglückseligen Zwischenfälle" mit ver antwortlich , so lange seine Schuldlosigkeit nicht völlig klar erwiesen ist ; det in der Ausführung solcher Absicht muß sich eine Energies Feldherrn entwickeln, die alle Hemm nisse und Widerstände niederfämpft. 2) Gyulai beabsich tigte einen Flankenangriff , der wesentlich nur den Feind aufhalten , den Rückzug sichern sollte . In diesem einen, aber unwahrscheinlichen Falle wäre die Schlacht nach ihrem wirklichen Verlauf noch am meisten gerechtfertigt and Alles am natürlichsten erklärt. 3) Die Absicht ging bestimmt und flar weder auf den einen , noch auf den anderen Fall , sondern , wie sich die Gelegenheit ergeben würde, auf beide. Ich fürchte, dieß bleibt als das Wahr scheinlichste stehen. Die Zwischenfälle , die gegenseitigen Beschuldigungen deuten darauf hin ; wenn es ungewiß in des Feldherrn Seele aussieht, so sezt sich die Ungewißheit bald in alle Glieder des Heeres fort. Ich müßte danach meine zuerst ausgesprochene Beschuldigung in ihrem Aus druck mildern , aber in ihrem Wesen bliebe sie bestehen. Darum ist es freilich nicht erlaubt , sich auf das hohe Pferd der Kritik zu sehen . War die österreichische Armees führung ihrer Aufgabe nicht gewachsen, so weist dieß zu gleich auf eine schwere Verschuldung der österreichischen Politik zurück. Jedenfalls liegt so viel Lehre und War nung hier , daß keine Aufklärung zu viel ist. Dieser weiteren Aufklärung wollte ich mit dieser Bes trachtung dienen. Vielleicht liefert unser österreichischer Correspondent noch einen Beitrag dazu ; sicherlich ist er hinreichend dazu unterrichtet und befähigt. Er mag be denken, daß selbst seinen thatsächlichen Angaben zum Theil andere, kaum minder authentische entgegenstehen . Der italies nische Krieg aber hat einen solchen Verlauf genommen, daß vor der Wahrheit jede andere Rücksicht zurücktreten sollte. *) *) Wie die Allg . Ztg. " neulich berichtete, soll F.Z.M. Gyulai in der That nicht abgeneigt sein , eine actenmäßige Darstellung seiner Armeeführung zu veröffentlichen. Es wäre dieß in mehrfacher Beziehung sehr wünschenswerth. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

(Schluß.) ,

"1 Etwa um 5 Uhr wurde das angstvoll erwartete Signal zum Landen und Stürmen (auf der rechten Seite des Flusses ) gegeben. Als jedoch das erste Boot landete, wurde es von einer Kugel getroffen und alsbald ergoß sich von allen südlichen Batterien ein förmlicher Regen von Kugeln aller Kaliber und von Raketen, so daß die Mannschaft im Augenblicke , wo sie das Land erreichte, ungeheure Ver luste erlitt; ähnlich erging es den anderen Booten. Bei dem Vormarsche mußten die Leute durch den Schlamm waten , in welchem sie bis an die Kniee und mitunter bis an den Leib versanken , so daß von den 1000 Mann *) , welche landeten , kaum 100 den ersten der drei tiefen und breiten Wassergräben erreichten, welche sich ihnen nach dem Durchwaten einer Strecke von 500 Yards in schlammigem Boden zeigten, und kaum 20 von ihnen war es gelungen, ihre Gewehre oder ihre Munition trocken zu erhalten. **) *) Nach einem anderen Berichte landeteten nur 600 Mann. **) Ein anderer Correspondent gibt an, daß die Landung bei Sonnen untergang begonnen habe. Wenn man aber , namentlich bei nächtlichen Angriffen , sumpfiges Terrain zu passiren hat , ſo möge man die Munition in der Kopfbedeckung unterbringen, das Gewehrschloß mit einem Schugleder , die Mündung mit einem Korkstopfen verwahren 2c. Was die Kopfbedeckung betrifft , so muß sie , aufgesezt gedacht, oberhalb des Kopfes einen gehörigen Raum haben, um die Munition und einige Victualien zu faffen, überdieß muß sie leicht und mit einem Sturmbande , sowie mit einem großen Schirme , zum Schuße der Augen gegen Sonne und Schneegestöber , keineswegs aber mit einem Nackenschirme, welcher an den Tornister des Mannes stößt und überhaupt seinem Zweck nicht entspricht , versehen sein. Wo sumpfiges Terrain zu durchwaten ist , jenseits welches ein Angriff auf den Gegner bevorsteht, da wird man Tornister und Patrontasche zurücklassen und nach Durchschreitung des Sumpfes wird man die Munition in den Taschen des Rockes und der Beinkleider unterbringen ; auch ein Grund, daß die Röcke unterhalb der Hüften lange genug ſeien und nicht durch die Friedensscheere verzwickt. Zum Durchs waten von Schlamm ist die beste Fußbekleidung Schuhe und Gamaschen ; sie sind , gehörig angefertigt , auch auf staubigen Wegen den Halbstiefeln vorzuziehen und , bezüglich des Warm haltens , im Bivouac. Bei Regen oder bei Märschen auf nassem Grunde wird man den unteren Rand der Bemkleider in den Gamaschen bergen und diese, welche an dem Feuer, unbeschadet ihrer Form, leicht zu trocknen sind, müssen demgemäß oben etwas - Wir weiter sein , als der Anschluß an das Bein verlangt. fügen hinzu, daß, um den Soldat sowohl bei Nacht als bei Tag so wenig als möglich zur nicht zu fehlenden Zielscheibe zu machen, eine dunkelfarbige oder schwarze Korfbedeckung nothwendig ist, ohne gelbes oder weißes Beschlag , ohne in die Augen fallende Verzierungen oder überhaupt ohne irgend einen Schimmer, ferner dunkelblaue Kleider und schwarzes Lederzeug ; der Lauf des Ge wehrs und das Bajonnet müssen brunirt sein , und dieses möge darum , außer bei dem Sturme und wo ein Einzelgefecht un mittelbar bevorsteht , in der Scheide getragen werden. Ist das Bajonnet nicht aufgepflanzt , so trägt sich das Gewehr nicht nur wegen der verminderten Last und Länge besser , es kann auch, zur Erleichterung des Mannes , umgekehrt getragen werden, was jedoch nur bei dem Zündnodelgewehr und ten Gewehren möglich ist, deren Geschoß durch das Laden ausgedehnt wird , nicht aber bei solchen Gewehren, deren Geschoß sich erst bei dem Losfeuern bis zum Kaliber des Laufes ausdehnt. Auch sind , wo die Ba jonnette versichert getragen werden , die die Colonnen durch

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Nur 50 Braven , darunter viele Offiziere , gelang es, bis von den Kugeln der Chinesen nicht erreicht werden konnten. zum inneren Rande des dritten Grabens zu gelangen und Hierbei ist vorausgeseßt , daß er leichtes Feldgeschüß bei jezt wäre es möglich gewesen , den Sturm auf das Fort sich hatte und daß die Kanonenboote mit Geschüßen vom auszuführen , wenn man Leitern hätte fortbringen können . größten Kaliber ausgerüstet waren ; fehlten beide Voraus Doch ein Hagel von Pfeilen und Kleingewehrfeuer ergoß segungen , so hätte Admiral Hope das ihm übertragene fich jezt auf die auserlesene Schaar , welche, sich an den Commando gar nicht annehmen dürfen. Rand des Grabens schmiegend, vergeblich auf Unterstützung Daß derselbe nächtlicherweile den hinter Wassergräben harrte. Da gab Oberst Lemon, der Führer dieser Tapferen, verschanzten Feind angriff, beweist seine gänzliche Uner den Befehl zum Rückzuge, welcher noch viele Opfer kostete. fahrenheit in dem Landkriege ; einen jenseits eines Flusses Bei diesem büßten wir vielleicht darum mehr ein , als bei stehenden Feind bei Nacht überfallen wollen, wäre ein un dem Vormarsche, weil die Chinesen durch Anzünden von finniges Unternehmen , auch wenn sich der Fluß ohne Ge blauen Lichtern (by lighting of blue lights ) die hin und fahr des Ertrinkens durchwaten ließe , namentlich aber her schwankenden und ganz erschöpften Leute gleich Vögeln wenn der Feind eine haltbare Stellung einnähme. Hier * her gehört jedoch nicht das Ersteigen einer Bresche bei niederschießen fonnten." Unser Verlust betrug überhaupt 434 Tødte und Ver Nacht , auch nicht der nächtliche Ueberfall des Gegners in wundete ; das 1. Marinebataillon , welches 400 Mann einer offenen Stadt oder in seinem von nur unbedeutenden starf landete, hatte 172 Todte und Verwundete , der Terrainhindernissen umgebenen Lager. Chesapeake 26 Todte oder Vermißte und 34 Verwundete, Dächte man sich aber bei dem Sturme auf das Fort und die Kanonenboote hatten 90 Todte und Verwundete. den sumpfigen Boden und die naſſen Gräben weg, so war Die Franzosen , deren 60 landeten , hatten einen Verlust ja dasselbe nur vermittelst der Escalade zu nehmen , was von 15 Todten oder Verwundeten. " *) man auch aus der Entfernung beurtheilen konnte , und „Die Amerikaner nahmen zwar an dem Kampfe keinen doch scheint die Sturmcolonne nicht mit Leitern versehen Theil , waren aber bei dem Aus- und Einschiffen der gewesen zu sein. Auch gereicht es dem Admiral Hope zum Vorwurse , daß er die vordere Barrière nicht erst voll Truppen behülflich. " ständig beseitigte , che er gegen die entferntere vorging, weil er , in dem Flusse obnedicß beengt , sich vor Allem Nach anderen Mittheilungen geschah die Landung der die möglichste Freiheit der Bewegung verschaffen mußte. Die Niederlage der Engländer mußte übrigens auch südlichsten Baſtion des südlichen Forts gegenüber und wurden den Engländern die Kriegsfahrzeuge Haughty , Kestrel, darum erfolgen, weil sie, auf einen engen Raum beschränkt, Starling, Cormorant, Plover und Lee in Grund gebohrt, dem concentrischen Feuer der Chineseu ausgesezt waren . oder unbrauchbar gemacht. Die Flotte weilte an der In gleicher Lage befände sich eine an dem Eingange cines Mündung des Peiho bis zum 3. Juli, während die Forts Dorfes 2. aufgestellte Batterte, sowie jede isolirte Schanze das Feuer mit Unterbrechungen unterhielten ; es gelang auf freiem Felde, indem der Feind mehrere Geschüßstände den Engländern indessen noch , die drei ersteren Boote oder Batterien etabliren wird , welche concentrisch gegen flott zu machen , während sie die Wracke der drei anderen solche Punkte wirken : nur ein umfassendes Feuer erringt den verbrannten. Sieg, so daß z. B. 6 in Batterie vereinigte Geschüße gegen gleichviele mit Zwischenräumen von etwa 100 Schritt Wir bemerken zu der obigen Darstellung, daß Admiral aufgestellte Geschüße ein Nachtheil wäre, sobald das Feuer Hope, gewiß ein tüchtiger Marineoffizier auf offener See, auf beiden Seiten gleichzeitig beginnt. Es ist zwar dieses in dem vorliegenden Conflicte sich vielfach als Neuling eine deductio a priori , aber immerhin beſſer als jede gezeigt hat. Er wollte die Barrièren in der Vorausseßung experientia posterioris. beseitigen , daß er einem ernstlichen Widerstande nicht bes Zur Entschuldigung des Admirals heben wir gerne gegnen würde ; sobald er jedoch diesen in so überraschender hervor , daß die Engländer seit Jahrhunderten schwierige Weise fand , mußte er bei den geringen Mitteln , über Unternehmungen weit mehr als andere Nationen für aus. welche er zu verfügen hatte, alsbald den Rückzug antreten führbar halten. Diese Idee hat bewirkt , daß sie jüngst und jedenfalls außerhalb des Bereiches des gegnerischen das insurgirte Indien unterworfen haben , woran so mancher Feuers den anderen Tag abwarten. Wollte er bei dessen deutsche Philister gezweifelt hatte, während eben diese Idee Anbruch einen Angriff zu Land auf ein Fort unternehmen, jezt bei einem großen Theile der englischen Nation die so mußte er dasselbe umgehen und in der Kehle angreifen, Furcht vor einer Landung in England hervorgerufen hat. während es von den Kanonenbooten aus so beträchtlicher Alle Männer von Fach sind indessen darüber einig , daß Entfernung in der Front beschossen wurde , daß dieselben ein solches Wagniß sich würdig den Boulogner und Straß burger Versuchen anreihen würde , so daß ein die Gegen reitenden Ordonnanzen und Adjutanten gegen das Durchspießen wart und Zukunft umfassender Engländer sagen könnte : von Mann und Roß gesichert, wie denn auch ohne Bajonnet this ham hangs too high for him. sicherer geschossen wird und ein anhaltendes Feuern weniger er Wenn wir in Vorstehendem auch mehrfach dem Admiral müdet. , so trifft doch der eigentliche *) Nach einer officiellen Uebersicht hatten die Engländer an Todten Hope zu nahe treten mußten , von welcher die Flottille so Admiralität die Vorwurf und Verwundeten (dabei 7 Offiziere todt und 22 verwundet) 464 äußerst schlecht ausgerüstet wurde und Admiral Hope feine die Franzosen 4 todt und 10 (darunter 1 Offizier) ver wundet • 14 den Eventualitäten entsprechende Instruction erhalten hatte. überhaupt · • 478 Daß sie diese nicht zu ertheilen vermochte, liegt in ihrer

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durch den Premier vermittelten und seinem Intereffe ente sprechenden Composition. Der Unvermeidliche will nam lich um jeden Preis am Ruder bleiben , wovon ihn ein Krieg Großbritanniens mit Frankreich , das unter dem Schilde des Absolutismus mit dem Banner der Revolution vorschreitet , zweifelsohne entfernen würde. Nun gibt es zwei Wege für ihn , diesen Krieg zu vermeiden : entweder durch übermäßige Rüstungen die Nation mürbe zu machen und fie so friedlich zu stimmen, oder die Rüstungen schläf rig zu betreiben und so den Krieg unmöglich zu machen. Er schlug den leßteren Weg ein und componirte demge mäß , da Albion's Stärke auf ſeinen hölzernen Mauern *) beruht, die Admiralität , welche aber auch deßhalb jeßt nicht im Stande ist , eine in zweiter Linie stehende milis tärische Aufgabe , wie die Expedition nach dem Peiho, in auch nur einigermaßen entsprechender Weise zu lösen . -Wenn das politische Ergehungen find , so möge man fie damit entschuldigen, daß sie der Rechtfertigung eines braven Offiziers gelten.

gesichert , wie ein unter starrer Metalldede (fixed metallic " Breithaupt hat in Erwägung cover ) gelagerter Zündsaß . dieses Umständes die bewegliche Scheibe mit einer aufgeleimten Lederunterlage versehen , die aber freilich der Veränderung durch Feuchtigkeit 2c. unterworfen ist. Das Leder könnte durch Adhäfion an seine Unterlage (den Körper des Zünders) den ganzen Apparat unbrauchbar machen oder den Zündjag durch seine Berührung verderben *). Die auf belgische Weise eingeseßten Zünder können nur durch deren Zerstörung bei mitunter gleichfalls vorkommender Beschädigung des Mundlochs herausgenommen werden , doch erblickt Bormann keinen wesentlichen Vortheil in der Ans bringung eines Schraubengewindes , weil die wieder ausge schraubten Zünder doch meistens etwas beschädigt seien. Bormann's Zünder ist leichter als der Breithaupt’ſche auf Geschoffe jeder Gattung und jeden Kalibers anwendbar , weil er nicht an die Preisförmige Gestalt gebunden ist. In der That kann die Linie , in welcher das Feuer das Sapprisma durchläuft , eine gerade oder eine Curve von beliebiger Länge sein, woraus sich für Sohlgeschosse gezogener Rohre, Ra ketenprojectile 2c. eine wünschenswerthe Freiheit für die Ge ftaltung des Zünders ergibt. Um in Breithaupt's und Delobel's Sinn, aber mit vollem praktischem Erfolg , den belgischen Zünder zu verbessern und somit das Jdeal eines Zünders wirklich zu erreichen , müssen nach Bormann geeignete Dispofitionen getroffen werden , um das jeßt erforderliche Lösen und Anziehen der Pivotschraube beim Drehen der Scheibe zu vermeiden, die Beweglichkeit der lepteren unter allen Umständen zu erhalten , zugleich aber Bünderfaß und Anfeuerung völlig gegen Feuchtigkeit , Waffer und Funken zu ſchüßen. In Folge dieser von Bormann für ausführbar ge haltenen Verbesserung würden sich dann die beiden verglichenen Modelle folgendermaßen gegenüberstehen : A. Der Metall . ünder mit fester Zeitscale: wohlfeil ; verlangt zum Deffnen einige Ruhe und Uebung ; fann, einmal tempirt, nur noch auf kürzerer Distanz gebraucht werden ; völlig luft- und wasserdicht bis zum Deffnen. B. Der Metallzünder mit beweglicher Regulirungsscheibe : drei bis viermal theurer als A; weniger Umstände und Geschicklichkeit zum Reguliren erfordernd (nach dem Wegfallen der Pivotschraube und ihres Schlüssels) ; für größere und kleinere Distanzen brauchbar (nach der ersten Tempirung), das schöne Ideal eines Zünders ! Für Bombenfeuer aus Mörsern würde indeſſen jede Vers befferung von A als überflüssig erscheinen. Bei einer Claſſificirung der Shrapnels ohne Bezug auf den Zünder, also nach der inneren Structur der Hohlgeschoffe, ergibt sich nach dem Herra Verfasser folgende Uebersicht :

Literatur.

The Shrapnel Shell in England and in Belgium , with some reflections on the use of this projectile in the late crimean war. A historico- technical Bormann etc.

Sketch

by Major - General

(Fortsetzung. ) Sehr interessant ift Bormann's Urtheil über die Breits Haupt'sche Verbesserung seines Zünders, die in ähnlicher Weise von dem belgischen Oberst Delobel vorgeschlagen wurde. Bor mann gibt zu, daß die Beseitigung des Tempirens mit Meisel oder Kneipzange durch die Anwendung der beweglichen Metall. decke oder regulirenden Scheibe (disque obturatua et de ré glage) ein etwas einfacheres Tempirungsverfahren gewähre, obgleich dasselbe bei Nacht, oder in dichtem Pulverraucheeben sowohl erschwert wird , als das erstere. **) Als unstreitiger Vorzug des Breithaupt'schen Zünders erscheint allerdings die Möglichkeit, die Tempirung beliebig zu wechseln , während der einmal geöffnete belgische Zünder nur noch auf kürzerer Di tanz zu verwenden ist. Dagegen fann beim Tempiren des lepteren unter heftigem Regen nur die bloßgelegte Stelle des Sages Noth leiden t), während am Breithaupt'schen Zünder das Waffer am ganzen Umfang der Regulirungsscheibe zum Sat dringen kann ; letterer ist überhanpt durch die bewegliche Scheibe nicht luftdicht abgeschlossen und somit vor dem Ver derb, sowie vor einer unzeitigen Exploſion nicht in dem Grade *) Selbstredend find hier die Mauern von Themistokles gemeint und nicht die von Carl VI. , deren Blesson in dem zweiten Bande seiner " Befestigungskunst für alle Waffen " , Seite 37, gedenkt. 1 **) In Folge eines falschen Aufstechens kann freilich auch das Pro jectil , wenn nicht im Rohr selber , doch so nahe vor der Mün bung explodiren, daß seitwärts stehende Truppen durch die Frag: Anm. d. Ref. mente gefährdet werden. †) Ein während des Temvirens zu lüftender Deckel von waſſer dichtem Zeug könnte nach Bormann aushelfen. Anm. d. Ref.

A. Sprenglabung zwischen den Bleikugeln. a. General Shrapnel's altes Modell , modificirt durch Bormann , belgische Ordonnanz , b. dasselbe unverändert, alt englisches Shrapnel. *) Es wird hier auf eine im Journal de l'armée belge unter dem 16. Januar 1858 enthaltene Kritik von General du Vignau's Schrift über den Breithaupt'schen Zünder verwiesen. Sehr in tereſſant wäre es , die bei der Einführung in Oesterreich etwa noch vorgenommenen neueſten Verbesserungen zu kennen. Anm. d Ref.

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B. Sprengladung von den Bleikugeln getrennt. a. in sphärischer Kammer im Centrum der Kugelmaſſe, b. in cylindrischem Raum , diametral durch das Hohl. geschoß laufend, 1) Zwischenräume mit Holzkohlenstaub oder Sand gefüllt (Breithaupt) , 2) Zwischenräume mit Schwefel ausgegoſſen (Sie, mens), 3) (Busaß des Ref.) leere Zwischenräume , eiserne Sprenghülfe, preußische Kammershrapnels. C. Sprengladung auf der einen , Bleifugeln auf der anderen Seite. 1) Zwischenräume mit Holzkohlenstaub gefüllt , neu englisch, Boxer, 2) Zwischenräume mit Schwefel ausgegossen , hollän dische Shrapnel , Colonel de Bruyn . (Schluß folgt.)

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. August

18 5 9.

Frankreich. Le spectateur militaire. Recueil de science, d'art et d'histoire militaires. 34e année. Paris 1859. System des modernen Kriegs. (Forts.) Für den Bas jonnetangriff wurde folgende Normalstellung im lezten Feld jug angenommen : halbgeschlossene Bataillons colonnen mit Deployirabstand, Blánkler vor der Front. Auf 30 Schritte vor dem Feind eine Salve, die Plänkler in die Intervalle, dann Bajonnetangriff in aller Stille. Rückte dagegen der Feind an, Abwarten bis auf 20 Schritt, dann Salve und Bajonnetangriff. Gegen Reiterangriffe zwei Kugeln in den Lauf, Salve auf 40 Schritte und Kreuzen der Bajonnette. Gerade den Präciftonswaffen gegenüber wird der Bajonnet, angriff empfohlen. - Kurze Geschichte des Bajonnets. Die moralische Wirkung des Bajonnetangriffs ist die Hauptsache. Gegen Artillerie Bajonnetangriff in Plänklerkette. Die Tiefe der Colonne trägt wesentlich zur Wirkung des Un griffs bei , da die hinteren Glieder beim Stoß mitwirken. Man will berechnen, daß die Colonne wenigstens 16 Glieder tief sein müsse, mehr Glieder haben keine größere Wirkung. Das moralische Element ist indeſſen hierbei sehr in Rech nung zu ziehen. Das Studium der Kriegskunst im Frieden ist unerläßlich ; durch Gewohnheit und Erfahrung allein lernt man nicht Krieg führen. Alle bedeutende Mili tårs haben studirt. Die französische Cavalerie hat unge achtet ihrer Uneinigkeit über die wichtigsten Fragen und der schlechten Wartung der Pferde im leßten Feldzug wieder Großes geleistet. (?) Die gezogenen Geschüße geben jeder Armee , die sie befißt , ein entscheidendes Uebergewicht. Es ift noch unentschieden , ob man größere Intervalle und weniger dice Linien annehmen und die blutigen Frontal. angriffe von 1859 umgehen muß. Betrachtungen über die Kriege in Italien von 1796-1800 , mit Beziehung auf 1859. Muth und Ges schicklichkeit im Feuergefecht war bei Defterreichern und Fran

878 zosen gleich, die leßteren hatten aber die Oberhand im Bajonnetangriff und in der Energie und Begeisterung beim Angriff überhaupt. - Der Waffenstilstand von Leoben wird mit dem von Villafranca, die Umgebung Napoleon's 1. über Piacenza mit der Napoleon's 1. über Magenta ver. glichen ; beide Male wurde die Hauptmacht der Desterreicher getäuscht und umgangen. ――― Der concentrische Angriff auf Magenta wird wegen der Schwierigkeit gleichzeitiger Bes Es wird wegung entfernter Colonnen verblümt getadelt. die kühne Behauptung aufgestellt , die franzöfifche Garde habe Anfangs allein 125,000 Desterreichern gegenüber ge standen. Magenta wird mit Marengo , Mac Mahon mit Desaig verglichen ; ferner die Proclamation Napoleon's I. an die Lombarden mit der Napoleon's Ill . und endlich das hartnäckige Arrièregardengefecht bei Melegnano mit dem bei Lodi. Rußland , sein Bolk und seine Armee. (Forts.) Die Bevölkerung Rußlands mit 65 Millionen zählt 8 Millionen Nichtruffen. Die Einnahmen betragen 1225 Millionen Fres., die Ausgaben etwas mehr , die Schuld 3080 Millionen. Die Schlacht bei Solferino. Antheil der Chasseurs d'Afrique baran , ohne Bedeutung. Allgemeine Betrachtungen über den gegenwär tigen Krieg. (Forts.) Die Ausdehnung des Schlacht felds bei den neueren großen Armeen erschwert Uebersicht und Zusammenhang der Bewegungen. Solferino gibt ein Beispiel. Soll man fünftig statt mit einer großen mit 3 bis 4 Pleineren Armeen operiren? -- Die Vervollkommnung der Zerstörungsmaschinen werden den Krieg unter civilifirten Völkern unmöglich machen . (?) Kritiken. Geschichte der englischen Sappeurs und Mineurs von 1772 bis 1856 , von Connolly. Ein kurzer Auszug , besonders über den Bestand dieses Corps , welches gegenwärtig 32 Compagnien , worunter 4 topographische, mit 4025 Mann zählt. Studien über das Pferd. Der Hippo . Lasso von Raabe und Lunel. Es ist dieß eine Art Zwangshemd, welches dem Pferde angelegt wird und wodurch man auch das stórrigste Pferd in kurzer Zeit bändigt. Dasselbe ist in dreierlei Formen gefertigt, zum Bändigen beim Bußen und Beschlagen, zum Verhindern des Durchgehens und zum Versammeln und Dreffiren des Pferdes. Militärstatistik von Fabri , mehr Militär-Geographie ; ge rühmt. Die spanischen Militärschulen von Clonard , Geschichte und jeßiger Zustand. Großbritannien. Naval and Military Gazette. East India and Colonial Chronicle. London , 1859.

Den 8. Auguft. Der Bericht der Militärcommission über wünschens . werthe Verbesserungen im Militärwesen will auch ein kleineres Maß, was zwar mehr Leute, aber weniger fräftige unter die Fahne bringen würde. - Besser wäre es , wenn jeder Engländer entweder mit Person oder Caffe pflichtig wäre. . Wenn Lsich nicht der Hof und der Adel als Freiwillige einschreiben laſſen, ſo wird nichts aus dieſem Inſtitut. Das Beispiel thut Alles. -- Ein großer Theil des Militär

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879 budgets wird durch die beständigen nußlosen , auch für die Offiziere loftspieligen Garnisonswechsel aufgezehrt, wo bei der Mann nicht einmal marschiren lernt, da der Trans port meist ver Eisenbahn vor sich geht. - Die Offiziere sollten von den großen Ausgaben für Regimentsmusiken bes -freit und diese von der Regierung bestritten werden. Mitizen und Freiwillige , die erst in der Stunde der Ges fahr aufgeboten werden, find nnnüß. Sie müssen so lange vorher aufgestellt werden, daß sie gehörig eingeübt werden können. Die Meuterei der europäischen Truppen in Indien hätte vermieden werden können , wenn man der Mannschaft ein kleines Handgeld bei ihrer Ueberseßung in die königliche Armee angeboten hätte . Die Marine leidet unter dem Hauptfehler, daß die Admiralität mit jedem Ministerium wechselt und dadurch jede Reform immer wieder in Frage gestellt wird. Den 13. Auguft.

der Compagnie sollte die Auflösung derselben und die Einverleibung der Ueberreste in die königliche Armee zur Folge haben. Es sollte in Indien nur eine Armee sein. Die Flugschrift des Generals Kennedy über die Vertheidigung Englands führt an , daß 200,000 Franzosen an einem Sommertage an irgend einem Punkte der eng lischen Küßte gelandet werden könnten. Er schlägt eine Ver theidigung Londons durch 30 Forts vor , welche 260,000 ›Mann bedürften . Hierzu kämen zwei active Armeen von 180,000 Mann und 70,000 Mann für Garnisonen. England ist nicht mehr so gut mit Vertheidigern versehen, wie 1815 ; der bessere Theil der Landbevölkerung ist ausgewandert, ein anderer in Fabriken verkommen , während in Frankreich die ackerbautreibende Bevölkerung kräftiger und somit militärdiensttauglicher geworden ist.

Miscelle. Die projectirte Reservearmee soll aus Leuten bestehen, die fich nach beendigter Capitulation zu einer neuen Dienstzeit von 11 Jahren verbindlich machen , in welcher sie jedoch nur 12 Tage im Jahr präsent sind und nach deren Bes endigung fie 9 D. tägliche Pension erhalten. Diese Re servearmee würde Anfangs den Pensioners zugetheilt , und sobald sie stärker wird, in Bataillone formirt. 1 Die vielen Ausgaben , welche der Soldat zur Erhaltung seiner Unis form zu machen hat , Pürzen ihn in Schulden und vers leiten zu Verkauf von Montirungsstücken und zur Deſertion. Er sollte einen Anzug für Frohndienste 2c. haben. --- Die Armee der Compagnie stand in disciplinarischer und mora, lischer Beziehung unter der der Königin , weil dort die besseren Soldaten zu Civildiensten verwendet wurden . Den 20. Auguft . Es wird geklagt , daß viele englische Militärschriftsteller die schwachen Seiten Englands ausdecken , namentlich selbst Pläne zu einer wirksamen Invasion auseinanderseßen und dadurch dem Feinde ein nußbares Material an die Hand geben. --- Die Peitschenstrafe in der Flotte hält eine Menge Seeleute ab , dort Dienste zu nehmen. Die Kriegs, artikel sollten deßhalb revidirt und nur für gemeine Ver brechen und durch den Spruch eines Kriegsrechts gepeitscht werden . Dieß und ein besseres Handgeld würde Matrosen schaffen. ― Die Reservearmee würde nach dem vorges legten Plane erst nach 20 Jahren 20,000 Mann stark sein. Man sollte deßhalb jezt schon durch Aufruf die während der lezten 10 Jahre Ausgedienten zu gewinnen suchen und ihnen gleichfalls eine Pension in Aussicht stellen. Den 27. August . Vorschlag , den Pensioners rothe Uniformen und überhaupt dieselbe Ausrüftung wie der Linie zu geben, damit die ihnen zugetheilten Reservisten jeden Augenblick der letteren ein verleibt werden könnten. -- Die von den Militärbehörden gewünschte Erhöhung der Offiziersgehalte wurde von dem Schatzmeister zurückgewiesen , weil sich die Kauf gelder dadurch steigern würden. Dagegen wird bemerkt, daß nie der Werth, sondern die Nachfrage den Preis eines Artikels bestimme. --- Die Verabschiedung von 6000 Mann

Die Krupp'schen Etablissements zu Effen. Einem unlängst von dem Maschinendirector Kirchweger zu Han nover gehaltenen Vortrage entnehmen wir folgende Einzelheiten über die Krupp'schen Etablissements und die Gußſtahlfabrication. Die ganze, mit Dach versehene Fabrikgrundfläche beträgt 19 Morgen. Die Gußſtahlschmelzerei faßt 500 Tiegelstände, und werden dort Stahlblöcke von 200 Str. und noch schwerer gegossen. Drei gewaltige Dampfhämmer, von denen jeder 120 Ctr. excl. Stiel, und mit Stel etwa das Doppelte wiegt, verarbeiten jene Gußstahlmaffen, während kleinere Dampfhämmer in größerer Zahl zu dem Aufschmieden kleinerer Stahlblöcke benugt werden. Walzwerke, um Stablitäbe aus zuwalzen , werden durch kräftige Tampfmaschinen getrieben. Ein anderes Walzwerk zum Auswalzen der Radreifenringe für Eisenbahn fuhrwerk wird hinter Schloß und Riegel gehalten. Großartige Drehereien zur Bearbeitung der fertig ausgeschmiedeten Gußstahl stücke, wie Nadreifen, Kanonen, Kurbelachsen für Locomotiven, Dampf maschinen und Schiffsachsen und dergleichen mit allen nöthigen Hülfs maschinen, unter anderen zwei Drehbänke mit 70 Fuß langen Wangen, sind in voller Thätigkeit. Die Anlage wird gegenwärtig noch er weitert durd die Erbauung eines colossalen Dampfhammers , deſſen Gewicht 600 Ctr. ohne Kolbenstange beträgt. Die leptere von Guß stahl hat einen Durchmesser von 10“ und wiegt circa 100 Ctr. Der Cylinder soll 53 Zoll im Durchmesser halten und 10 Fuß Hub haben, und eben so hoch ist der Hub des Hammers. Der Chabottenstock, die Unterlage für den Ambos, soll 10,000 Ctr. oder 1 Million Pfund wiegen. Er wird auf Eichenhölzer von 2 Fuß Quadrat und 30 Fuß Länge dicht neben einander und auf einander bis zu einer Tiefe von gleichfalls 30 Fuß gelagert. Das Gerüst zu diesem Dampfhammer erhält gewaltige Fundamente , die vereinzelt , unter jedem Fuße 40 Fuß von einander entfernt sind , und dieß wird auch mindestens die lichte Weite zwischen den Hammergerüsten sein. Der Chabottenstock ist kreisförmig und besteht aus acht Theilen , von denen jeder circa 1200 Ctr. wiegen mag. Um diese großen Eisenstücke, zu erhalten , hat man Kupelöfen er baut mit 8-9 Fuß lichtem Durchmesser , ron denen jeder mindestens 1000 Ctr. Eisen fassen kann. Zwei davon stehen neben einander, und fann durch einen Flammofen gleichzeitig in beiden geschmolzen werden. Der Schornstein zu der Maschine für den großen Dampfhammer ist 235 Fuß hoch, hat unten 30 Fuß Weite im Lichten und oben 12 Fuß im Durchmesser; er ist von außen ersteiglos und an der Spize mit einem Geländer umfriedet. Im nächsten Sommer wird die erweiterte Einrichtung vollendet sein. Um sich einen Begriff von dem Geschäftsbetriebe machen zu können, theilte der Redner noch mit , daß gegenwärtig, wo die Arbeit weniger drängt , täglich 3000 Scheffel Kohlen verbraucht und 1400 Arbeiter beschäftigt werden.

Nedigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmſtadt.

Druck von C. W. Leste. ·

Samftag,

34. Jahrgang

17. December 1859.

No. 101 & 102.



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Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Die Allgemeine Militär - Zeitung wird auch ferner als Wochenſchrift erſcheinen , jedoch von dem Jahre 1860 an weſentlich erweitert nach Umfang und Einrichtung. Indem wir in üblicher Weiſe bei dem nahenden Jahresſchluß unſere Leſer zu recht baldiger Erneuerung ihres Abonne nöthig , gerade über dieſe Erweiterung unſerer Zeitung einina erbrechung erleide, halten wir für

Die A. M.- 3. erſchien von ihrer Gründung im Jahr 1826 an bis zur Mitte von 1842 in zwei, von da bis zu Ende des Jahres 1854 in drei Nummern wöchentlich, jede Nummer in der Stärke eines halben Druckbogens. Seit 1855 erſcheint ſie wöchentlich in einer Doppelnummer, ſomit als Wochen ſchrift von 1 Drudbogen Stärke.

Die legtere Form bot uns den weſentlichen Vortheil , größere Arbeiten zuſammenhängender, ohne die ſonſt unvermeidbare Zerſtückelung bringen zu können. Ein großer Theil dieſes Vortheils wurde aber durch den nachtheiligen Umſtand wieder aufgewogen , daß die Zeitverhältniffe, wie unſere Erklärung in der Schlußnummer von 1854 näher ausführt, gleichzeitig eine Beſchränkung auf 3 des früheren Druck raumes erfordert hatten. Dieſe Beſchränkung war nicht bloß eine räumliche, ſondern in Wirklichkeit geſtaltete fie fich zu einer hemmenden Beengung unſerer eigenen Thätigkeit, wie derjenigen unſerer Mitarbeiter. Gerade die Verhältniſſe, wie ſie jest beftehen , laſſen uns das in doppeltem Maße empfinden. Die Aufgabe, welche die A. M.-3. fich zu ſtellen hat, iſt ſchon dadurch erhöht, daß eine Anzahl von jüngeren

militarjournaliſtiſchen Unternehmungen, welche während längerer oder fürzerer Zeit neben und mit ihr gewirkt haben, zurückzutreten ſich veranlaßt ſah, und daß damitder A. M.- 3 ., welche ſo lange den deutſchen Militärjournalismus allein vertreten hat, vonder Geſammtaufgabe, welche dieſer löſen ſoll, ein ſo viel größerer Theil wieder und faſt allein zufiel. Aber auch die Aufgabe, welche überhaupt an die militäriſche Tagespreſſe Deutſchlands geſtellt werden muß, iſt an fick chon eine höhere und ernſtere

geworden. Die Kriege der legten Jahre haben eine Menge von brennenden Fragen in den Vordergrund gerückt, welche der früheren ruhigen Zeit des deutſchen Militarjournalismus mehr als fremd waren ; der Gang der Geſchichte aber hat es im ſtrengſten Sinne den Organen der militäriſchen Tagespreſſe in Deutſchland zur Pflicht gemacht, daß ſie die ernſten Wehrintereſſen ihres großen Vaterlandes nach ihren beſten Kräften zu vertreten fich bemühen.

Wie wirſo unſere Aufgabe faſſen, müſſen wir eine Erweiterung unſerer Zeitung für nothwendig halten , fowohl räumlich durch vermehrten åußeren Umfang, als nach innen durch Verſtärkung unſerer Arbeitsträfte an Redactionsperſonal und Mitarbeitern. Das Leptere konnte bet der friſchen Regſamkeit, die jeßt überall das Leben der deutſchen Heere kennzeichnet, ohne vie

Schwierigkeit von uns eingeleitet werden , und es wurde damit die gleichzeitige räumliche Erweiterung .

ſo viel mehr eine Nothwendigkeit für uns.

Die A. M.- 3. wird darum im Sinne des Vorbehalts, den wir in unſerer Schlußnummer von 1854 ausgeſprochen haben, vom 1. Januar 1860 an wieder auf den Druckraum von wöchentlich 1/2 Bogen

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gebracht werden. Das Hauptblatt (1 Bogen) wird in größeren und kleineren Auffäßen ausschließlich die militärischen Tagesfragen, dann kriegsgeschichtliche und fachliche Gegenstände behandeln , und möglichst vollständig die militärisch wichtigen Nachrichten bringen, während die ständige Beilage (1/2 Bogen) allein zum Literaturblatt (Kritik von Büchern und Karten , journalistische Uebersichten, Bibliographie z.) bestimmt ist. Durch diese Erweiterung unserer Zeitung wird eine Wiedererhöhung des Preises auf seine frühere Größe geboten, welcher sonach vom Jahre 1860 an bei der Post pro Halbjahr 32 Thlr. oder 6 fl. für die gewöhnliche Ausgabe und 43/4 Thlr. oder 9 fl. für die Ausgabe auf Velinpapier betragen wird, exclusive der Bestellgebühren. Die Buchhandlungen nehmen auch ferner nur ganzjährige Bestellungen an und führen dieselben zum doppelten der genannten Preise aus. Die Versendung geht in der Regel jeden Freitag vor sich. Darmstadt , 1. December 1859. Die Redaction der Allgemeinen Militär-Zeitung.

Großherzogthum Hessen.

Darmstadt , 5. Decbr. Durch einen allerhöchsten Befehl Sr. K. H. des Großherzogs vom 4. d . Mts. wird eine neue Formation der Großherzoglichen Cavalerie Dieselbe bestand bisher aus einem (dem angeordnet. Garde-Chevauxlegers ) Cavalerieregiment zu 6 Feld und 1 Depotschwadron , etwa 1300 Pferde stark, während die Cavalerieregimenter der benachbarten , namentlich der zum 8. Bundesarmeecorps gehörigen Staaten meistens nur aus 4 Schwadronen zusammengesezt sind. In dem Kurfürsten thum Hessen , welches an Cavalerie bekanntlich 2 Husaren regimenter und 2 Schwadronen Garde du Corps befißt, besteht das Cavalerieregiment gleichfalls nur aus 4 Schwaz dronen. Die neue Formation foll nun derart vor sich gehen, daß das Garde- Chevaurlegersregiment künftig in 2 Regi menter von je 4 Schwadronen getheilt wird, welche eine Cavaleriebrigade unter dem Befehl eines Generals bilden. Frankreich. Paris , 1. Decbr. Bis zum Jahre 1848 hatte sich das Kriegsministerium damit beschäftigt, für jedes Regis ment eine kurz gehaltene Geschichte desselben verfaſſen : und den Dienstbüchern der Soldaten vordrucken zu lassen. Graf Brahaut war damit beauftragt gewesen. Die Revolution unterbrach die weitere Ausführung dieses Plans . Jezt soll derselbe wieder aufgenommen und jedem Soldaten eine Geschichte seines Regiments eingehändigt werden.

Der Verleger Eduard Zernin.

ermöglichen, mit den erforderlichen Arbeiten fertig zu werden. In lezter Zeit ward es offenbar, daß eine neue Anſtalt un bedingt nöthig sei, und die Frage der Sicherheit kam dabei natürlich in Betracht. Weedon bietet hier nun vermöge seiner Centrallage im Herzen des Landes , sowie wegen des leichten Verkehrs mit allen Häfen durch die Eisenbahn und den Telegraphen, offenbare Vortheile für den Zweck. Auch läßt es seine Lage inmitten der Eisen- und Kohlen districte als geeignet für ein derartiges Etablissement er scheineu. Es ist daher nicht unwahrscheinlich , daß die Wahl auf Weedon fallen wird . *) Als Ergänzung zu der Verordnung des Ober commandos in Betreff der Abschaffung förper licher Züchtigungen bei Vergebungen ersten Grades in der Armec (vgl. A. M.-Z. Nr. 95 & 96) ist eine neue. Verfügung veröffentlicht. Kraft derselben sind alle gegen wärtig in Dienst befindlichen Soldaten , jene allein aus genommen, die sich der Deſertion oder irgend eines schweren Verbrechens schuldig gemacht haben, zur 1. Classe zu zählen (ſomit nicht der Prügelstrafe ausgefeßt) ; und hoffe Se.

*) Der Anreger der Idee, Woolwich als Arſenal eingehen zu laſſen, ist, wie es scheint , Sir Howard Douglas in seinem unlängst erschienenen Werk on fortification". Er erörtert darin , wie unpassend es sei , das große und einzige Arsenal des Landes so nahe an dessen Gränze und an einem Strom zu belaſſen, welcher, wenn auch durch eine Reihe von Forts geschüßt, doch möglicher weise von einem eindringenden Feind forcirt werden könne , der dann das unermeßliche Material des Arsenals zur leichteren · Bewältigung der dahinter liegenden offenen Hauptstadt ge brauchen würde. Der Vorschlag aber , Woolwich zu befestigen, Großbritannien . sei zu abenteuerlich , denn der Flächenraum sei zu groß und zur Beseßung desselben würde eine Armee erforderlich sein. So sei Wie öffentliche Blätter melden, London, 2. Decbr. es rathsam, das Hauptarsenal in die Mitte des Landes zn ver wird beabsichtigt, ein neues großes Arsenal legen , und zwar in die Nähe der Kohlen- und Eisenbezirke, und anzulegen und Woolwich als solches eingehen zu lassen. es durch Eisenbahn mit der Metropole und den Seehäfen in Die Unzulänglichkeit der leßteren Anstalt hat sich, wie der Verbindung zu bringen. (Weedon , eigentlich Weedon-Beck, liegt Die gemacht. Observer" mittheilt , schon lange fühlbar in der Grafschaft Northampton am Grand-Junction-Canal ; es ist dort bereits ein Militär- Centraldepot für Waffen angelegt. ) Anfertigung von Kanonen und anderen für den Land- und Indessen sagt das neueste Court Journal ein nichtofficielles . Seedienst bestimmten Gegenständen , sowie das Kaliber : Blatt: "Wir sind im Stand, auf das bestimmteste zu versichern, der Geschüße hat in ungeheurem Grade zugenommen. daß die Zeitungsnotiz von der Uebersiedelung des Arsenals von Woolwich ist ein altes Justitut , und es waren fortwäh Woolwich nach Weedon ganz voreilig (quite premature) iſt. " rend Veränderungen und Erweiterungen nöthig, um es zu Anm. d. Red. d. A. M.-Z. **

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1. §. der Oberstcommandirende , daß alle jene , die zu ihrer und des Heeres Schande fich irgend eines anderen, Degradation verdienenden Vergehens schuldig gemacht haben, diese Gelegenheit benußen werden, um sich zu rehabilitiren, und weitere Schmach, der sie durch ein verstocktes Be harren auf ihrem verbrecherischen Weg unfehlbar verfallen würden , von sich abzuwenden. Frühere Verurtheilungen werden bei Kriegsgerichten auch ferner in die Zeugenaus sagen aufgenommen werden müssen , damit der Charakter des Angeschuldigten und seine Bestrafung danach bemessen 3 werden könne. Der Offizier , welcher solche frühere Ver urtheilungen wie Zeugenverhör mittheilt , hat gleichzeitig anzugeben , zu welcher Classe der Angeschuldigte gehört. Werden Soldaten zur 2. Claſſe degradirt, oder aus dieser wieder in die 1. Classe zurückverseßt, dann wird dieß in den betreffenden Regimentsbüchern zu verzeichnen sein.

aus einem Geist , aus einer politischen Lage hervorges gangen ; sie werden in einem Geist umgebildet werden oder Das Bestimmende und Ent einem Verderben verfallen. scheidende dabei sind die Grundlinien , welche die militä risch-politischen Aufgaben und die entsprechende Verthei lung der Rollen bezeichnen. Gelingt es, in fie, den realen Machtverhältnissen gemäß, die Bedingungen eines einigen, kräftigen Handelns zu legen , so hat die Ausführung, die Vereinigung über das Einzelne und Besondere, feine Schwie Mißlingt es , so helfen die trefflichsten Ausfüh rigkeit. rungs-, Formations- und Organisationsbestimmungen nichts, die schon jezt keineswegs die schwache Seite der Bundes kriegsverfassung sind. In dieser Richtung denke ich daher meine Betrachtungen weiter zu führen. Zunächst gilt es, den negativen Theil der Aufgabe wenigstens im Umriß zu zeichnen ; es gilt, die Unzulänglichkeit der bestehenden Kriegsverfassung , die ich im vorigen Artikel nur andeuten fonnte , in Bezug auf einige Hauptpunkte zu beleuchten. Dann werde ich zum pofitiven Theil der Aufgabe , der Entwicklung von Gedanken für die Umgestaltung selbst, übergehen. Die Kriegsverfassung des deutschen Bundes besteht aus zwei Grundgefeßen. Das erste enthält in 24 Artikeln die allgemeinen Grundrisse und wesentlichen Bestimmungen" und wurde in der Sigung des Bundestags vom 9. April 1821 angenommen. Das zweite enthält in 10 Abschnitten und 96 Paragraphen die Grundzüge oder näheren Be ftimmungen"; die 5 ersten Abschnitte wurden in der Sizung vom 12. April 1821 , die 5 legten nach vielfachen Ver handlungen und Redactionsänderungen in der Sizung vom 11. Juli 1822 beschlossen. Im ersteren Gefeß finden wir die Bestimmung : kein Bundesstaat , deffen Contingent ein oder mehrere Armeecorps für sich allein bildet , darf Contingente anderer Bundesstaaten mit dem seinigen in einer Abtheilung vereinigen" (Art. 5.) ; und die andere: "nach der grundgeseßlichen Gleichheit der Rechte und Pflichten soll selbst der Schein von Suprematie eines Bundes staates über den anderen vermieden werden" (Art. 8). Man erkennt an diesen Bestimmungen sofort ihren Ursprung; fie find sichtbar innerhalb einer fortwirkenden Gegenströ mung gegen Bestrebungen nach größerer Einigung ents standen, die sich auf dem Wiener Congreß geltend gemacht hatten. Preußen hatte damals die Ansicht aufgestelt, daß das deutsche Kriegswesen nicht unmittelbar unter dem Bunde stehen dürfe, sondern nur mittelbar durch diejenigen Fürsten, welche selbst geübte Heere befizen (Klüber. Acten des Wiener Congreffes II. 12.) . Dieser Gedanke , der in der That die einzig haltbare Grundlage für eine ernstliche und erfolgreiche Bundeskriegsführung bildet, ist schon durch die zwei angeführten Artikel ziemlich in den Gegensaß ver fehrt. Es spricht sich darin die Eifersucht der beiden Großstaaten, die keiner dem anderen auch nur einen schein baren Machtzuwachs gewähren mochte , und es spricht sich darin die Eifersucht der anderen Staaten aus , die auch auf den Schein von Selbstständigkeit zu Gunsten des Ganzen nicht verzichten wollten. Wo aber bei großen Kriegsfragen schon in den vorbereitenden Einrichtungen die besonderen Zwecke und Ziele ihren mehr als vollgül tigen Ausdruck finden , während an die Nothwendigkeit opferwilliger Unterordnung unter das Ganze faum fchein

Zur Frage der Bundeskriegsverfassung. II . *) i. Der zurückhaltende Antrag der Mittelstaaten und die fräftigere Erklärung Preußens haben bis jest wenig ftens so viel bewirkt , daß die Bundesversammlung auf den Vortrag ihres Militärausschusses die Frage der Bundes friegsverfassung einstimmig der Bundes-Militärcommiſſion zur Vorbereitung überwiesen hat. Gleichzeitig hören wir, daß auch bei der eben abgehaltenen Versammlung von Vertretern der meisten Mittelstaaten zu Würzburg diese Frage in erster Reihe zur Verhandlung fam. Wir dürfen wohl annehmen, daß es damit nicht auf ein Hinausschieben abgesehen ist, sondern daß man einmal der Frage mit dem ernsten Willen in's Angesicht sehen will, deſſen es bei der außerordentlichen Schwierigkeit der Lösung so sehr bedarf. Bei seiner Entstehung vor 40 Jahren war der Bundes vertrag mit der Kriegsverfassung zwar auch kein Werk außerordentlicher politisch-militärischer Weisheit, Kraft und Voraussicht, aber er war doch ein berechtigter und heil famer Compromiß zwischen mannichfaltigen, bedeutenden Interessen, die in heftigem Widerstreit aufeinander trafen. Lag fein Zug zur Action, zu fräftigem, pofitivem Handeln nach innen und außen darin , so war dieser Zug desto entschiedener in der heiligen Allianz ausgesprochen, welche den Bund mitsammt seinen beiden Großstaaten Jahrzehnte unter ihren Fittigen hielt. Heute ist die heilige Allianz gesprengt, und heute will Deutschland , daß sich seine Ges schicke vorherrschend aus eigenem Wesen nach den eigenen Troß alles Zwiespalts im Ein Interessen entwickeln. zelnen ist das Verlangen nach einer einigen nationalen Es ist fein deutscher deutschen Politik unwiderstehlich. Traum; es ist eine Nothwendigkeit für Deutschland , ja für Europa ; denn Deutschland allein vermag das richtende und ausgleichende Amt zu verwalten , ohne welches der Welttheil den Zuckungen der Despotie und der Revolution abwechselnd überliefert wäre. In diesem Sinne also gilt es Entwicklung des Bundesvertrags, Entwicklung derKriegs verfassung , wer auch davor zurückweichen wollte , die Zeit Sie bedingen einander; fte find erlaubt es nicht mehr. * Vgl. I. in der A. M.-Z. Nr. 93-96 v. d. J..

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A. Das Stoßfechten, bare Zugeständnisse gemacht werden : da ist die Sache schon halb verloren. Diese Artikel werden stets eine will Dasselbe nimmt den ersten Abschnitt ein, dem im ersten tommene Handhabe für den geseßlichen Widerspruch gegen 4 " Vorbemerkungen“ vorausgeschickt sind. Capitel Diese alle Maßregeln einer größeren militärischen Einigung bil 灌 entwickeln , daß vorzugsweise das Stoßfechten die eigent den, wie es z. B. 1850 wirklich geschehen ist. Damals liche Fechtkunst" sei (S. 64-66) und verwerfen mit hatten bekanntlich Braunschweig, dann Mecklenburg und Recht die Mitbenußung der unbeschäftigten Hand, die nur einige thüringische Staaten mit Preußen Militärconven tionen abgeschlossen, die nicht auf eine Einverleibung dieser beim Bajonnetfechten hin und wieder zur Anwendung kommen Contingente, wohl aber auf eine Einigung in Reglements, darf, z . B. wenn ein mit dem Stoß oder Haudegen Be waffneter einem Zufanteristen gegenübersteht. Nach einigen Formation, Bewaffnung u. s. w. hinausliefen. Eine öster geschichtlichen Angaben über das Stoßfechten , über das reichische Denkschrift erhob, namentlich auf Grund der an Entstehen der verschiedenen Schulen und Anforderungen an geführten Artikel, nachdrücklichen Widerspruch und die Con ein brauchbares Stoßfechten bringt das zweite Capitel nun ventionen wurden allmählig wieder aufgehoben . Ganz eine „ Stoßfechtſchule “ ſelbſt ( S. 70—112) . ebenso könnten diese Säße einmal gegen Desterreich oder Es handelt sich hier zunächst um eine ausführliche die Mittelstaaten angerufen werden . Eben jeßt geht z . B. die Nachricht durch die Blätter, daß auf der Würzburger Darstellung der seit 50 Jahren in Berlin bestehenden # Benecke'schen Schule" , die aus einer Vereinigung der Versammlung von 3 Staaten beantragt sei, das Bundesheer unter 4 Commandos zu stellen: 1 ) Desterreich, 2) Preußen, deutschen mit der französischen Methode hervorgegangen 3) Bayern für das 7. und 8. Corps , 4) Sachsen mit ift. sowie um eine scharfe Kritik der schwedischen (Ling'schen) Stoßfechtschule , die sich in Preußen einzudrängen suchte. Hannover alternirend für das 9. und 10. Corps. Die Sache wäre den französischen Marschallaten nachgebildet und Nach meiner Ansicht ist die Schilderung der Benecke'schen Stoßfechtschule schön und consequent in den Uebergängen enthielte unter Nr. 3 und 4 eine wesentliche neue und bes züglich Nr. 3 auch den gegebenen Verhältnissen entsprechende durchgeführt ; doch sind fast sämmtliche Erläuterungen etwas Einrichtung. Ein Widerspruch aber braucht sich nur auf schwerfällig stylisirt und ohne Figuren meistens nur müh die Art. 5 und 8 der Bundeskriegsverfassung zu stügen , sam zu verstehen . Bei jeder Seite muß man nach dem Rappier greifen. Die Verfaſſer wünschen freilich, daß man um sich auf dem Boden formalen Rechts zu bewegen. diese Parthie ihres Buches nur mit dem Stoßdegen in der (Schluß folgt.) Hand lesen möge, aber für einen armen Referenten ist das eine mißliche Sache. Durch die einfachste Zeichnung hätte fich z . B. die Stellung der Fauft und des Florets u. s. f. leichter und verständlicher darstellen laſſen, als durch seiten Betrachtungen über die Militärgymnaſtik. lange Erklärungen, die leider, je länger in der Regel, auch II. Fechten . *) je unklarer find. Dem zweiten Capitel mangelt überhaupt Um Im Eingange der uns leitenden Schrift wird gesagt, in den einzelnen Paragraphen die Uebersichtlichkeit. daß die zweite Abtheilung eigentlich mehr für Fechtmeister geschrieben ist (S. 55) . Da ich nun fein solcher bin , fo fann ich mich hier der größten Kürze befleißigen und nur die weitere Aufforderung der Herrn Verfaſſer an die Laten; ihre Theorie zu untersuchen und zu beurtheilen , veranlaßt mich zu einigen Bemerkungen, die aber vorzüglich nur dem Bajonnetfechten zugewendet sein werden, von dem ich einige nähere Detailkenntnisse bestße. Zuerst entwickeln die Verfasser, warum die Fechtkunst wieder die Basis der militärischen Ausbildung werden müsse, wie sie dieß im Alterthum war , treten dann mit Glück der Ansicht entgegen , als sei durch das verbesserte Feners gewehr der Nahekampf ganz in den Hintergrund gedrängt worden, sprechen von der Nothwendigkeit des Bajonnetfecht Unterrichts bei der Infanterie, von dem Nußen , dem Cavaleristen zu zeigen, wie er dreinhauen soll, und kommen endlich auf das warm empfohlene Fechten der Offiziere, wobei eine kleine Abschweifung in das heikle Gebiet der Duelle gemacht, d . h. davon gehandelt wird, welche Waffen eigentlich die ritterlichsten zur Schlichtung von Ehrenhändeln sein dürften. Im Uebrigen wird die Trennung von der Gymnastik und die Selbstständigkeit der Fechtkunst auf recht erhalten und dieselbe in das Stoßs, Hieb- und Bajonnetfechten zerlegt. *) Vgl. I. in der A. M.-Z. Nr.+ 79-84 v. b. J.

sich z . B. über irgend einen zweifelhaften Punkt Aufklä rung zu verschaffen , ist man genöthigt , mehrere Seiten ganz zu durchlesen , um das Betreffende nur zu finden, was in einem bekannten Paragraph auf den ersten Blick möglich sein sollte. Wie schon gesagt , man müßte eigent lich Fechtmeister sein , um die Nuancen alle zu würdigen. Ich lernte in meiner Jugend das Stoßfechten nach der rein französischen Schule , während in meiner Garnisons stadt jezt bereits die verbesserte Kreußler'sche (die deutsche) Schule die Oberhand hat, dieselbe , die auch der Fechtlehrer Roux zu Jena adoptirte. Jede Schule hat ihre Bors und Nachtheile und die Hauptsache wird wohl immer bleiben, daß man eine ganz und gut erlernt. Die Ling'sche Methode scheint aber keinenfalls den Vorzug vor anderen Schulen zu verdienen , wie die Verfasser durch ihre Aus Ohne mir in dieser Streit führungen glücklich darthun. fache ein endgültiges Urtheil aumaßen zu wollen , so ist mir doch klar geworden , daß die Benecke'sche Schule alle Vortheile der französischen und deutschen Methode in sich Nur gegen die Einführung zu vieler und über vereint. dieß neuer Nomenclaturen möchte ich mich erklären, indem z. B. die Quintparade (S. 91-92) doch fast ganz der französischen Primparade gleicht , die Gavation inwendig und auswendig (S. 100-101 ) bisher Contreterz und Contrequart genannt wurde u. dgl. Das dritte Capitel, das Contrafechten", tritt wieder

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holt gegen die Ling'schen Anweisungsgrundsäße auf, und es war mir interessant zu lesen, daß ( S. 114-115) das Fechten nach Commando mehrerer Paare gegeneinander von den Franzosen à la muraille genannt als Vor übung für das Contrafechten verworfen wird. Grundsäß lich ist dieß gewiß ganz richtig, weil durch das bezeichnete Verfahren nur zu leicht „Klapperer" gebildet werden. Aber leider läßt sich das paarweise Unterrichten , d. h. das Fechten stets nur einzelner Paare, wegen der beschränkten Zeit selten durchführen , wenngleich es viel öfter geschehen Fönnte , als man es jezt sieht. Jm vierten Capitel , " Saluß" , wird die Ling'sche Methode nochmals summarisch verdammt.

auch Rückenhiebe zur Anwendung kommen, so bin ich doch gleichfalls von den Vortheilen der im zweiten Capitel dar gelegten preußischen "Hiebfechtschule" überzeugt , um so mehr, als ich hierorts Gelegenheit fand, eine der Methode der Herrn Verfaſſer ähnliche Schule zu prüfen, die sowohl ziehende und drückende Hiebe , als sogenannte kurze, ges worfene fennt. Der Mangel an Figuren macht sich jedoch in diesem Capitel gleichfalls recht fühlbar ; durch einige Zeichnungen würde dem Leser mehr als die halbe Zeit erspart. Im Einzelnen möchte ich mir nachfolgende Be merkungen erlauben. Zu den Grundbedingungen für jeden Angriff (S. 151 ) scheint mir sicher noch die scharfe und genaue Richtung des Hiebes zu gehören. Die weiteren Ausführungen auf dieser Seite dürften zum Theil unklar, zum Theil auch irrthümlich sein. Warum sollte während des Aufziehens zum Hieb ein Dazwischenschlagen von Seiten des Vertheidigers nie zu verhindern sein ? Schüßt hiervor nicht das sogenannte „ Gedecktschlagen" ? Durch dasselbe ist aber freilich eine Veränderung der Fauſt- (nicht der Arm-) Lage bedingt und zwar bei Quart und Terz in der Rich tung des Hiebes. Zugleich wird durch eine solche Ver änderung der Faustlage das sichere Treffen des Hiebes wesentlich unterstüßt. Wie der Bügel bei stehenbleibender Faust in dringenden Fällen zum Schuße des ganzen Kör pers benußt werden kann , ist mir nicht ganz klar , denn gerade eine solche Deckung wird nur durch Entgegengehen erreicht. Den Hieb anfänglich zergliedert zu lehren , mag für ungeschickte Schüler mit_recht steifem Handgelenk gewiß nur von Vortheil sein. Denselben aber zu lehren , die Anzüge möglichst weit zu machen, wie Seite 154 verlangt wird , erachte ich nicht für nothwendig , da sich der Ge lenkwechsel bei fortschreitender Ucbung ohnedieß fühlbar macht ; wenn man vielleicht die Schüler die das Gelenk so sehr stärkenden kurzen Hiebe zuerst erlernen ließe, würden die langen hieraus später von selbst werden. Eine ent gegengesezte Seitwärtsführung des Armes bei dem Hiebe darf der Lehrer bei dem Schüler entschieden nicht dulden (S. 155) , aber die richtige , z. B. bei hoch rechts, bei tief Quart links aufwärts - sollte , meine ich , sogar Der lange Primhieb scheint mir zu angewiesen werden . weit ausgeholt , das beschriebene Zurückkehren in die Aus lage aus dem langen Secondehieb nicht sehr praktisch ( S. 155), da sich ja der Hauende nach dem Secondehieb ohnedieß beinahe in der Stellung (Auslage) befindet. Der lange Terzhieb und der lange Quarthieb (S. 155) dürften einer älteren Schule zugewiesen werden, da bei so geführtem Hieb der Angreifer immer seinen Arm risquirt , wenn der Gegner vorschlägt". Und würde der Hieb auch blizschnell geschlagen, den Anzug sieht ein geübter Gegner doch. In dieser Beziehung ist aber die beschriebene Schule von S. 155 an consequent durchgeführt. Das Fixirtbleiben der linken Hand auf der Hüfte (S. 155), halte ich für dieselbe sehr gefährlich. Bei allen Paraden ( S. 158-165) ist mehr nur das seitliche Entgegengehen angeführt , während doch gerade das Vorwärtsdrücken der Hand mit dazu gehört. Die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit der kurzen Prim und Secondeparade kann ich bis jezt noch nicht begreifen. Ebenso verstehe ich nicht , warum die Schule durch Ein führung eigener Paraden für die Zwischenhiebe vermehrt wurde. Die hierfür auf S. 165 angeführten Gründe

B. Das Hieb fechten. Die Vorbemerkungen" in dem ersten Capitel dieses zweiten Abschnitts vertheidigen zuerst das Hiebfechten gegen die Auficht , als sei es eine weniger ritterliche Kampfart als das Stoßfechten , befürworten mit Grund das zeit weise Linksschlagen, bringen geschichtliche Notizen über das Hiebfechten und kommen dann zu den Grundsäßen über die Construction der Hiebwaffen , wobei den möglichst geraden Säbeln der Vorzug gegeben wird , unter gleich zeitigen interessanten Rückblicken auf historische Erfahrungen in den deutschen Reiterheeren. Ferner wird der Hieb" umständlich erläutert, die Anforderung an ein brauchbares Hiebfechten besprochen , das Degensechten als das wirk samste vor allem bevorzugt, die Construction der besten geraden Hiebwaffe an einem in den Text gedruckten Holz schnitt erklärt und dabei angegeben , daß die Verfasser zu nächst die „ Berliner Hiebfechtſchule" darzulegen beabsich tigen. Endlich werden die in den Armeen gegenwärtig üblichsten Hiebwaffen einer Kritik unterzogen und dabei der Cavaleriedegen (Pallasch , Güraffierſäbel u. ſ. f.), der Cavalerieſäbel und der Infanterie-Offizierdegen im Ein zelnen betrachtet. Das Verlangen von doppelten, eisernen Körben für die beiden ersten (also keine halben , Glocken förbe u. dgl. ) scheint mir ganz gerechtfertigt. Der fran zösische Pallasch erfährt nebenbei eine strenge Verurtheilung (S. 139-140). Von der Offizierswaffe wird sehr wahr bemerkt , daß sie mehr als ein bloßer Commandostab sein soll. Die österreichischen Kameraden werden jüngst Gelegen heit gehabt haben , die hierher bezügliche beliebte Phraſe zu würdigen. Aber werden die für den Offiziersdegen geforderten ganzen Körbe für einen Fußgänger nicht sehr ――― Ich ziehe über lästig sein, z. B. auf großen Märschen ? übers haupt als Handwe für den Infanterieoffizier den wenig gefrümmten S or, wie man ihn dermalen in der österreichischen und seit einigen Jahren verbessert auch in der bayerischen Armee führt. Diese leßteren beiden Säbel erscheinen mir jezt als die geeignetsten Offizierswaffen bei der Infanterie , nur ist am bayerischen Säbel der Griff zu kurz und das Gefäß wieder aus einer gelben Mischung von Kupfer, Zink und Zinn. Eine scharfe Polemik über das Ling'sche Hiebsechten und seine wuchtige Hiebwaffe schließt wieder wie gewöhnlich das Capitel. Obwohl ich die französische Fechtschule mit dem frummen Säbel erlernt habe, worin keine vorausgehenden „ Anzüge“ gelehrt werden und nicht zwischen langen und kurzen Hieben, langen und kurzen Paraden unterschieden wird und wobei

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können mich nicht überzeugen. Ich dächte , diese Paraden ergäben sich von selbst je nach dem Winkel , unter dem einer der vier Grundhiebe einfällt. Schließlich die Wieder holung, daß ich mein bescheidenes Urtheil hier gar nicht für maßgebend erachte. Das dritte Capitel , welches das Contrafechten" be handelt, ist besonders hübsch und praktisch durchgeführt. lebendig geschrieben und bringt alle einschlagenden Ver hältnisse zur Sprache. Nur mit der Nichtanwendung der Schußmittel beim Schulfechten ( S. 172) bin ich nicht ein verstanden , denn schon im Schulfechten müssen die Hiebe, wie man zu sagen pflegt , sitzen , sonst lernt der Angreifer nie schlagen und der Vertheidiger nicht pariren. Was über die Schwierigkeit der Finten gesagt wird, ist ganz richtig ; aber die Uebung überwindet dieselben, und besonders Quart Fintterz oder Terz-Fintquart kann man in einem Zuge sehr rasch schlagen lernen. Studiosen lieben diese Hiebe sehr. Der berühmte Hallenser" ist etwas Aehnliches. Der " Schluß" im vierten Capitel tadelt wieder wie herkömmlich und zwar hier gewiß nicht ganz mit Unrecht, in mehrfach satyrischer Weise die Ling'sche Schule , deren nachtheilige Eigenschaften nochmals zusammengestellt werden. (Fortsetzung folgt später.)

trischen Geschoffes in der Verticalebene des Schuſſes ftattfinde, die Schußwirkung bei identischen Flugbahnen ganz verschieden fein; je nach der zufälligen Lage der schweren Hemisphäre im Momente der Explosion wird die Hauptmaſſe der Fragmente zu kurz oder zu hoch gehen. Als weiterer Mangel des Systems Boxer wird angeführt, daß seine Shrapnels in Folge ihres inneren Baues zu wenige Kugeln faſſen , nämlich der 24 Pfünder , 12 Pfünder und 6 Pfünder nur 121 , 56 und 20 Stück, während die gleichen Kaliber belgischen Modells 201 , 100 und 49 Stück enthalten (dazwischen liegen z. B. die badischen Muster mit 180 , 86 und 32 Kugeln). Da ferner die Kugeln durch die Ampoulette eingefüllt werden , so ist es schwer , immer die gleiche Anzahl hineinzubringen, es entstehen Gewichtsdifferenzen zwischen Exem plaren desselben Kalibers. Der mit den Kugeln gemischte Holzkohlenstaub hindert dies selben nicht immer, sich während des Transports zu derangiren und die Verschlußscheiben so weit in die Ampoulette einzus treiben , daß es später unmöglich wird , den Zünder bis auf den Grund der Ampoulette einzuseßen. Bormann's System umfaßt vier Gattungen von Shrap. nels oder Hagelgeschossen (hailshells) nämlich : die einfache Hagelkugel (auch spherical case shot , runder Kartätſchschuß. im Gegensatz zur cylindrischen Kartätschbüchse) , die Brand hagelkugel , die einfache Hagelbombe und die Brandhagelbombe. Die Füllung der Brandhagelkugel besteht aus cylindrischen Metallhülsen mit Brandstoff, deren jede gegen dreimal so schwer it , als die Bleikugel des gewöhnlichen Shrapnels ; in der Brandhagelbombe befinden sich ähnliche , 200 Gramm schwere Körper. Mit der einfachen Hagelbombe , in welcher sich Cars not's Project eines vernichtenden Verticalfeuers realisirt , hat Bormann 1841 und 1843 interessante Versuche angestellt. Aus einem Metallmörfer von nur 250 Kilo . Gewicht wurden Hagels bomben von 60 Pfund engl . ( 27 K. 500) mit 340 Gramm Ladung unter einer Elevation von 45 ° geschossen : der Zünder war auf 13 Secunden tempirt , der Sprengpunkt lag etwa 17 Meter über dem Boden und gegen 450 Meter vom Ge schüß . Eine auf dieser Entfernung flach auf den Boden ge legte einzöllige Bortwand von 14 Meter Seite ward in Folge eines einzigen Schuffes von gegen 50 Splittern und Kugeln durchbohrt , welche theilweise auch den starken Holzrahmen der Scheibe zersplitterten.

Literatur. The Shrapnel Shell in England Belgium, with some reflections on of this projectile in the late crimean historico- technical Sketch by Major Bormann etc.

and in the use war. A - General

(Schluß.) In Bezug auf Transportfähigkeit ſtehen Bindemittel , wie Schwefel , Pech 2. oben an , während das (unten noch näher erläuterte) neu englische Verfahren die geringste Garantie ge währt. Bormann experimentirte lange vor Siemens mit Theer, Gyps und Pech, adoptirte dann aber eine (nicht näher er läuterte) fefte Lagerung der Bleikugeln ohne Bindemittel , um das Zusammenklumpen der Kugeln mit dem Bindemittel zu vermeiden . *) Der belgische Shrapnel ist eine gewöhnliche Hohlkugel von gleicher Wandstärke, worin Kugeln und Sprengladung gemischt find ; die Shrapnels geringerer Kaliber als 24 Psünder haben am Zünderloch eine Verstärkung wie die badischen, doch weder Schraubengewinde , noch Verschlußplatte. Boxer trennt die Sprengladung von den Kugeln durch einen schmiedeisernen Boden von der Form einer Calotte ; die dem Zünder entgegengeseßte Hälfte der Kugel ist stärker im Eisen, um den Schwerpunkt des ganzen Systems in diese Hemisphäre zu legen. Dieser Umstand aber , im Verein mit der festen Scheidewand , hat das Berſten des Projectils an der dünneren Seite zur Folge, troß der von Boxer ange brachten inneren Cannelirungen , durch welche sich das Geschoß in gleichmäßiger Sprengung zerlegen soll. Hierdurch kann selbst in dem günstigen Falle , daß die Rotation des excen *) Dieß ist auch durch Einfetten der Kugeln erreichbar. Anm. b. Ref.

Hagelkugel und Brandhagelkugel haben beide das Gewicht der Vollkugel und werden mit derselben Elevation gefchoffen. Die 12 Bfünder und 24 fünder Hagelkugel enthalten 13 bis 15 Zündkörper ; Hagelbombe und Brandhagelbombe find wenigs ftens unter sich im Gewicht gleich , beide können die gewöhn liche Bombe durch größeres Gewicht , resp. größere Zündkraft, erfolgreich vertreten. Wir schließen unsere Mittheilungen , um nicht mit den Eigenthumsrechten der Herrn Verleger zu collidiren und vers weisen wegen des bis in die nächste Vergangenheit reichenden historischen Inhalts auf das Buch selber*). Die Erfindung der Hagelkugel wird nach Toll's bekannter Entdeckung der deutschen Nation mit unbestreitbarem Rechte v. P. zugeschrieben. *) An dem wir im Allgemeinen nichts auszustellen finden , als Anm. d. Ref. ben gänzlichen Mangel an Illustrationen.

893 Grundzüge der permanenten Befestigung und der Lehre vom Angriff und der Berthei digung von Festungen zur Benuzung beim Unter richt und für Selbstbelehrung nach dem Bedürfniſſe aller Waffen verfaßt von H. Fogt, Hauptmann im f. bayerischen Geniestab. Mit 7 Lafeln. München 1859. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung . Seit 7 Jahren Lehrer der permanenten Befestigung beim bayerischen Cadettencorps und der Münchener Artillerie- und Genieschule, hat der Verfasser mit vorliegendem Werke eine willkommene Ergänzung und Fortseßung des von Oberlieute nant von Massenbach früher veröffentlichten Werks : „ Elemente der Befestigung und der Feldbefestigung insbesondere" *) ges geben. Er seßte sich hierbei zum Ziele, den Offizieren der Infanterie und Cavalerie das Verständniß der Gründe für alle Anordnungen beim Angriff und der Vertheidigung von Festungen zu eröffnen , damit jeder erhaltene Befehl seinem vollen Ins halte nach richtig erfaßt und um so vollſtändiger ausgeführt werden könne. Dieſem Hauptzweck wurde mit Recht der ganze Gang des Lehrbuchs angepaßt : alles das, was zur allgemeinen Kenntniß der Theile einer Festung gehört, ferner das Weſent liche der hauptsächlichen Befestigungssysteme ist kurz und klar gehalten , der Angriff und die Vertheidigung dagegen um so umfassender behandelt und das Verständniß durch sehr über fichtliche und sauber ausgeführte Zeichnungen mit genauer An gabe der Maßstäbe erleichtert. Kriegsgeschichtliche Beispiele wurden weggelaſſen und dem mündlichen Vortrage des Lehrers anheimgestellt , welcher je nach dem Standpunkte der Schule und seiner Schüler am zweckmäßigften auswählen kann und in den neuesten Belagerungen von Sebastopol und Kars ein reiches Material zur Auswahl vorfindet. Wir finden die ganze An ordnung des Werks äußerst zweckmäßig und befriedigend ; wir gratuliren dem Verfasser wie der militärischen Lesewelt zu dieser nüßlichen Bereicherung unserer Literatur und wünschen seinem Buche von Herzen gutes Gedeihen.

Monatliche Revue der außerdeutſchen Militärzeitschriften. August

18 5 9.

Niederlande.

De Militaire Spectator , tijdschrift voor het Nederlandsche leger. Breda , 1859. Darstellung der Ereignisse zu Gent und Dude naerden im Jahr 1830. (Fortſ.) Es wird die wach. sende aufrührerische Stimmung in Gent und die ersten Zu ´ſammenſtöße mit den Truppen, das Zurückziehen der leßteren in die Citadelle und Preisgebung der Bürgerwehr geschil dert. Ein charakteristisches Zeichen ist das beständige Abs halten von Kriegsräthen, statt einfacher Befehlsgebung . Bei den Ereignissen zu Oudenaerden blieben die belgischen Hu.. faren treu, während die Infanterie fortlief. Der gegenwärtige Zustand der niederländischen Armee in Indien. (Forts.) Die Armee besteht größten theils aus Inländern und hat ein ungeheures Gebiet zu * Eine Besprechung dieser Schrift findet sich in Nr. 69 & 70 ber A. M. 3. von 1856. Anm. b. Ned. d. U. M.-Z.

894 bewachen. Das Offiziercorps hat in jeder Beziehung einen schweren Stand und wird dennoch stiefmütterlich behandelt. In neuester Zeit hat man sogar die Pensionen herabgeseßt, und Offiziere der europäischen Armee mit Graderhöhung dahin verseßt, wodurch die dortigen Offiziere benachtheiligt werden. Eine Folge davon wird sein, daß man nicht mehr als Cadet nach Indien gehen wird, wenn man die Aussicht hat, es später unter besseren Bedingungen thun zu können . Als Mittel zur Hebung der indischen Armee wird vorges schlagen : die militärischen Angelegenheiten in Indien unter Offiziere, statt unter Civilisten zu stellen , ein Generalstab für Indien, Vermehrung der Zahl der Stabsoffiziere, Ver mehrung der Armee durch Europäer, Erhöhung der Löhnung der Inländer , Offiziersschulen 2c. Die Zünder der Granatlartätschen , mit einer Ab. bildung. Der von General Bormann erfundene Zünder bedarf ziemlicher Zeit zu seiner Tempirung. Der hier vors geschlagene besteht aus 2 Theilen Zink und 1 Theil Zinn und 3 Stücken , dem Rohr, dem Schraubenbolzen und der Schließschraube. Die Tempirung geschieht durch Umdrehung leicht und sehr genau . Durch den Bolzen wird die Ein wirkung der Luft in den Magazinen und die Entzündungs fähigkeit beseitigt. Das Geschoß der neuen gezogenen französischen Kanone, mit einer Abbildung. Es hat Zinkflügel und kann als Shrapnel und Granate und , wenn mit Sand gefüllt , auch als Kugel benußt werden. Im ersteren Falle bleibt der vordere Theil beisammen und wirkt als Kugel, der hintere springt. Der Broncezünder wird in die Spize des Gefchoffes geschraubt und hat 6 Seitenschrauben , die je nach der gewünschten Brandzeit ausgezogen werden und für den Nachtgebrauch geferbt find. Sanitätscompagnie. Die niederländische Armee hat nur Civilkrankenwärter in den Spitälern , keine Sanitätssoldaten, die erst beim Ausbruch eines Kriegs hierzu bestimmt wer den, so daß fie für ihre verschiedenen Feldverrichtungen ganz ungeübt find. Das Visir des Tirailleurgewehrs war in einer neueren Schrift als unzweckmäßig und gefünftelt bezeichnet worden. Das besser beurtheilte Schweizervifir ist nicht einfacher, schwieriger zu handhaben und kostspieliger. Das alte Klapp. visir ist allerdings leichter aufzuschlagen, aber es muthet dem Gedächtniß zu viel zu. Schließlich werden die Scharfschüßen in den Compagnien gegenüber den 5. (Scharfschüßen-) Com pagnien vertheidigt. Instrument zur Bestimmung der Breite von Flüs sen 2c., mit einer Abbildung. Es besteht aus einem beweg lichen Stab auf einem Dretfuß , mit Halbkreis und Per spectiv , der an dem Rande des Flusses aufgestellt wird, 2 worauf man nach dem jenseitigen Rand vifirt und auf dem Halbkreis die Entfernung ablieft. Verordnungen für die niederländische Seemacht. Kurzer Inhalt derselben.

Schweden. Kongl. Krigs - Vetenskaps- Akademiens Handlingar och Tidskrift. Stockholm , 1859. Akademischer Bericht über die Fortschritte der Befestigungskunst. Das Ingenieurwesen wird in allen Armeen mit größerem Eifer behandelt. Die eine Zeit lang

895 üblichen Redensarten über die Nußlosigkeit der Festungen haben aufgehört. Man baut jezt die Festungen mit ftrates gischem Zweck. - In Schweden sind die Befestigungen von Carlsten und Warholm vollendet , die von Nindön be. gonnen ; in Carlsborg ist das bombenfeßte Schlußwerk nahezu fertig , der innere Hafen von Karlskrona in Arbeit , die Arbeiten zu Enholm beendigt. Die Befestigung Stockholms wird demnächst begonnen. In Norwegen ist Dröbakſund ― Rußland verbeffert fertig, an Horten wird fortgearbeitet. feine Befestigungen im finnischen Meerbusen. ―――― In Preußen ist Posen verstärkt worden , an Königsberg wird gearbeitet, die Festung an den masurischen Seen scheint mißlungen. Bei Versuchen mit Bombenwürfen gegen Gewölbe haben diese Bomben von 300 Pfund widerstanden, dagegen waren Brescheschüsse mit Spißkugeln selbst gegen Granitmauern sehr zerstörend. - Nirgends wurden größere und bessere Befestigungen vorgenommen, als in Desterreich: Komorn ist vollendet, das verſchanzte Lager von Ofen-Pesth begonnen, Krakau mit detachirten Forts umgeben, Lager find bei Przes mysl und Zaleszczyki begonnen, Peschiera ist durch 12 neue Forts zu einem bedeutenden Waffenplaße gemacht , Verona wurde durch 14 Forts verstärkt, ebenso Vicenza und Venedig.— Sardinien hat Casale als Offenſivpunkt befestigt und Alessandria verstärkt. In Frankreich hatte man Feftungen genug , nur Toulon und Lille wurden verstärkt. Die neue Organisation der österreichischen Ar mee. (Forts.) Die Befehlsgebung. Der Commissionsbericht über das schwedische Wehrsystem. Die Commission hält das (zurückgelegte) 21. Lebensjahr für das beste zum Beginn der Dienstzeit; die Seeleute der Handelsflotte ſollten vom 20. - 35. Lebens jahr dienstpflichtig , aber von den Waffenübungen befreit sein. Auf das Maß sollte man keine Rücksicht mehr nehmen und kleine Leute zum Sanitätsdienst , Troßwesen 2. ver wenden. Durch Bezahlung von 60 Thlr. sollte man sich loskaufen können , aber nur 3000 Mann jährlich diese Ers laubniß erhalten. Bei der Marine sollte man Ersagmänner stellen müssen. Zu den jährlichen Waffenübungen sollten nur 10,000 Mann einberufen und dabei zuerst die Freis willigen der Größe nach genommen werden. In jedem Bezirk sollte ein Musterungscommiffär die Recrutirung bes forgen. Die Unteroffiziere sollten durch . länger präsente Freiwillige , denen gewisse Vortheile geboten würden , ge. wonnen werden. Betrachtungen über diese Vorschläge. Es wird bes dauert , daß nicht auf einen Landfturm in 15 Altersclaffen eingegangen wurde. Man sollte sich nur von den Waffens übungen im Frieden loskaufen können , nicht vom Kriegs 60 Thlr. dienst , weil das Land so arm an Menschen sei. seien viel zu gering , wenigstens 150 müßten es sein. Die Einübung von 10,000 Mann fei zu wenig, alle Pflichtigen sollten auch geübt werden. Statt eines Civilbeamten bei der Recrutenmusterung wird eine militärische Einrichtung und Eintheilung in Compagnien gewünscht. Das neue schwedische Disciplinarstrafgefeß. Unter den Disciplinarstrafen kommen auch Prügel und zwar 25-40 Hiebe vor, welche in Kriegszeiten für Deſerteurs, für solche, die auf dem Poften schlafen, ihre Montirungsstücke veräußern, fich doppelt anwerben laffen zc., bestimmt find.

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Kurze Anzeigen und Nachrichten . R. Mit dem neuen Jahre 1860 soll im Verlage von A. Hirsch wald in Berlin ( eine durch) tüchtige Unternehmungen auf dem Gebiete der gesammten Natur- und medicinischen Wissenschaften ausgezeichnete Verlagshandlung) eine Preußische Militärärztliche Zei tung erscheinen. Einem solchen Unternehmen , welches in der That einem schon lange gefühlten Bedürfniß die rechte Abhülfe bringen zu wollen scheint, ist von vornherein der beste Fortgang zu wünschen. Der Feuerwerker und Zeichner in der k. preußischen Admi ralität Funke hat soeben den Anfang eines Unternehmens veröffent licht , welches besonders die Aufmerksamkeit der Marineoffiziere ver dient. Daffelbe führt den Titel : Zeichnungen des Artilleries materials der königlich preußischen Marine, und soll in 16-18 Lieferungen, von denen jede 5 schwarze und colorirte Tafeln enthält und bis jezt die erste erſchienen ist, ausgegeben werden. Das Material der preußischen Marine , der zulegt entstandenen , hat jeden falls vor den anderen Marinen voraus , daß alle Erfahrungen und Versuche der übrigen Kriegsflotten benugt werden konnten. Die hier nun vorliegenden Zeichnungen find als sehr gelungen zu bezeichnen und verdienen alle Anerkennung , die ihnen auch besonders von dem Obercommandanten der preußischen Admiralität , Prinz Adalbert von Preußen, bereits gezollt wurde. (Der Preis jeder Lieferung iſt 1 Thlr. 10 Sgr., das Werk ist durch die Buchhandlung von Mitscher und Röstell in Berlin zu bezichen.) Die topographische Abtheilung des Generalquartiermeiſter stabs der k. bayerischen Armee hat wieder eine Arbeit vollendet, welche gleich den früheren die allgemeinste Anerkennung finden wird. Es ist dieß eine zweite Auflage der vor mehreren Jahren herausge gebenen Terrainkarte vom Königreich Bayern in fünf zehn Blättern , in welcher die sehr wesentliche Verbefferung ent halten ist , daß die an den Straßen liegenden Orte, in der ersten Auflage nur durch die Positionszeichen angegeben , in der neuen Auf lage durch die beigesezten Namen bezeichnet sind :-- eine Berbefferung, die Jedem willkommen sein wird, dem das Aufſuchen der Ortsnamen in der der ersten Ausgabe beigegebenen Legende beschwerlich war. Außerdem ist noch eine große Zahl von Ortsbenennungen aufgenom men, so weit dieß ohne Störung der Klarheit des Terrains möglich war. Ferner find die Höhenangaben des ganzen Königreichs einge tragen , die Straßenzüge und alle Bahnlinien nach den neuesten Auf nahmen berichtigt und ergänzt. www Gleichzeitig bat auch die von der topographischen Abtheilung 1853 herausgegebene Ortskarte des König reichs Bayern, ebenfalls in 15 Blättern, die nöthigen Berichtigungen erhalten. Der t. russische Generalmajor Bogdanowitsch hat soeben, wie die Allg. Ztg. “ berichtet, die erſten 2 Bände eines auf 3 Bände berechneten Werks : Beschreibung des vaterländischen Kriegs¨ von 1812 herausgegeben , eines Werks , das die Arbeiten von Bu turlin und Michailewski-Danilewski ergänzt und berichtigt. Dem Verfasser haben die Staatsarchive auf kaiserlichen Befehl offen und eine Menge von Memoiren , Briefen und Erzählungen 2c. zu Gebote gestanden, sowie er auch die seit Danilewski im Ausland erschienenen Werke über diesen Krieg benugt hat. Das Buch wird in Deutsch land wohl Beachtung finden, da es zum großen Theil den Zweck hat, der deutschen russenfeindlichen historischen Schule“ gegenüber nachzu weisen, daß der Sieg gegen Napoleon keineswegs der geistigen Mit wirkung der Deutschen, sondern ausschließlich den Ruffen zugeschrieben werden müsse. Ein ganzes Capitel ist gegen Wolzogen gerichtet , um zu beweisen, daß der Plan eines Nückzugs schon lange vor 1812 ge= faßt und namentlich von Barclay de Lolly befürwortet war , welcher Wolzogen wegen seines guten Gedächtnisses und seiner topographischen Kenntnisse nur als lebendiges Lexikon" gebraucht habe. Auch über den Brand von Moskau sind große Untersuchungen angestellt. Der Verfasser beweist , daß Noſtophſchin die erſten Befehle zum Anzünden einzelner Häuser gegeben.

Berichtigung. In der A. M.-Z. Nr. 99 & 100 auf Seite 875 Zeile 24 von unten bitten wir disque obturateur statt obturatua zu lesen.

Nebigirt anter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Il

Samſtag,

34. Jahrgang

24. December 1859.

No. 103 & 104 .

assion 2D

Allgemeine Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten. Preußen .

Deutſchland. Frankfurt a. M. , 19. Decbr. In der Bundestags-

Minden , 7. Decbr. Wie die „ Cöln. 3tg.“ hört, be

lizung vom 17. d. Mts.wurde von den Regierungen von Bayern, Königreich Savſen , Württemberg , Großherzogthum Beſſen , Meclenburg -Schwerin und Mecklenburg: Streliß , Naſſau, Sachſen -Meiningen und Sachſen -Alteilburg folgender Antrag geſtellt: Hohe Bundesverſammlung

abſidytigt die Regierung,die Feſtung Minden in einen größerert Waffenplaß umzugeſtalten, zu welchem Zwed dem Vernehmen nad Truppen aller Waffengattungen und eine vollſtändige Artillerieabtheilung in Zukunft dort hin in Garniſon gelegt werden ſollen. Da zwiſchen Rhein

wolle die zur Befeſtigung der deutſchen Nordſees

und Elbe in ganz Norddeutſchland außer Minden und

.

1

und Oſtſeef üſten nöthigen Maßregeln in Berathung Erfurt fein einziger feſter Plaz iſt, und da dieſe Feſtungen nehmen und zunächſt eine ſachverſtändige Prüfung der Noths , nur für das allernächſte Bedürfniß ausreichen, ſo möchte 1

wendigkeit und des Umfangs ſolcher Ruſtenbefeſtigung, es von großer ſtrategiſcher Wichtigkeit ſein , für den Fall eventuell die Vorlegung eines Gutachtens über die weſent

lichen Modalitäten der Ausführung veranlaſſen.

Dieſer

Antrag wurde , nachdem hervorgehoben worden war , daß

dieſe Aufgabe ſich auf Veranlaſſung der f. preußiſchen Regierung bereits auf dem Wege der Löſung befinde, dem Ausſchuſſe in Militärangelegenheiten überwieſen. * ) *) Dem Vorſtehenden fügen wir nad folgenden Auszug aus den neulich in der „ N. Þannov. 3tg." veröffentlichten Bemerkungen eines in Paris fid ) aufhaltenden deutſchen Offiziers über denſelben Gegenſtand bei : ... „ Allerdings würde bei einem Kriege,

den Frankreich wegen der Rheingränze oder aus irgend einem anderen Grunde , etwa wegen eines „Pojenſchen Schmerzens: ſchreies " gegen Preußen beginnt, eine Landung an der Oſtſee: füſte ſehr wahrſcheinlich ſein. Eben weil Preußen und Deutſchland in alter Gewohnheit einen Angriff am Rhein erwarten , läßt ſich faſt mit Gewißheit annehmen , daß er dort nicht, oder wenigſtens dort nicht nachdrüdlich erfolgen wird. Zunächſt aus dem Grunde , meil ein Angriff Preußens an der Ditſeeküſte kein

Angriff gegen Deutſdıland ſein oder vielmehr ſcheinen würde , benn Dit- und Weſtpreußen gehören ja wenn ich nicht irre, gar nicht mit zum deutſchen Bunde, und dadurch ließe ſich

dann ja vielleicht die deutſche Hülfe für Preußen eben ſo paralyfiren, wie ſie bei dem legten Kriege gegen Deſterreich in Italien paralyſirt worden iſt ; dann aber , weil Raiſer Napoleon II . ſehr wohl erkannt haben muß , daß er durch den Truppentrans.

port zur See einen überwiegenden Vortheil gegen jeden Feind hat, der eine Seeküſte beſigt, und der Krimkrieg, wie die Transporte nach Genua haben in dieſer Beziehung eine Kraft und

Leiſtungsfähigkeit der franzöſiſchen Marine entwickelt, die ſelbſt der engliſchen , bisher bewährteſten, überlegen mar. Halt man .

gegenwärtig in England bas Gelingen einer franzöſiſchen Ban:

dung wenigſtens nicht mehr für unmöglich, ſo ſind die Chancen an der Oſtſeeküſte für Frankreich noch viel günſtiger. Die für

einen ſolchen Fall gewöhnlich angenommenen Widerſtanbêmittel würden aber ſo wenig ausreichen, als die ruſſiſchen in der Krim ausgereicht haben ; immer vorausgeſeßt, daß England ſeine Flotte nicht zur Dedung der preußiſchen Küſten hergibt , was indeſſen wohl davon abhängt, ob England ſeine eigenen Küſten entblößen will, wenn Frankreich in Waffen ſteht.

Daß Dänemark einem

franzöſiſchen Landungsplan an der preußiſchen Dſtſeeküſte keine beſonderen Schwierigkeiten entgegenſegen würde , wirſt Du mir zugeben , und was Nußland betrifft , ſo wird dieſes von dem Augenblick an genug in ſeinem Königreich Polen zu thun haben, wenn die rothe Hoſe am Ausfluß der Weichſel erſcheint. So 1

würde eine franzöſiſche Landung zwiſchen Solberg und Danzig viele Chancen für ſich haben : Poſen vor fich , Dänemark hinter ſich , durch keine bedeutende Feſtung oder Terrain: ſchwierigkeit im Marſche gegen Berlin von Norden her aufge: halten. Die Injel Rügen würde das natürliche Depot für eine franzöſiſche Invaſionsarmee ſein und Preußen müßte wenigſtens die Žálfte ſeiner Kraft am Rhein laſſen , ſelbſt wenn dort nur einige franzöſiſche Regimenter hin und her marſchiren . Ich habe

dieſe Eventualitāten von franzöſiſchen Offizieren in vertrautem Geſpräch verhandeln hören , und war erſtaunt , wie unterrichtet

man hier über unſere deutſchen politiſchen Verhältniſſe iſt, wenn auch ſonſt jede Menntniß Deutſchlands und der deutſchen

Nation fehlt. Was Du mir über die Maßregeln ſchreibſt, die Preußen feßt für die Sicherung ſeiner Dítſeeküſten trifft I, hat mich daher wahrhaft erfreut, ja , ich möchte jagen getröſtet, denn die Gefahr für die Zukunft liegt in der That mehr im Norden Preußens, als am Rhein, obgleich ich damit wahrlich nicht ſagen möchte, daß man deßwegen die Rheinlinie vernachláſſigen ſoll.“ Anm. 8. Ned . 6. A. M.- 3.

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eines Kriegs einen größeren Waffenplag in dem bezeichneten Gebiet zu schaffen , und eine ausreichende Enceinte für größere Truppenmassen herzustellen. Dieß würde , da der hiesige mit detachirten Forts versehene Bahnhof schon eine ganz ansehnliche Festigkeit befißt, nach dem Ürtheil Sach verständiger nicht so schwierig sein , wenn man noch ein zelne Forts nach dem Gebirge zu baute. An der hiesigen Bahnhofsbefestigung hat man noch kürzlich die nach der Stadt zu gelegene Mauer um mehrere Fuß erhöht und mit Schießscharten versehen.

eine ganz außerordentliche sei , hatte sich zwar schon bei den vor mehreren Wochen zuerst angestellten Proben er wiesen , aber es war ein großer Uebelstand , daß zwischen dem Füllen und dem Laden des Geschosses allzuviel Zeit verloren ging. Dem ist nun durch einen eigens gebauten Kuppelofen abgeholfen worden. Dieser wurde an Bord des Dampfers „ Starf“ aufgestellt , und neulich feuerte man versuchsweise mehrere solcher Hohlkugeln gegen eine alte unbrauchbare Fregatte. Gleich nach den ersten wohl gezichten Schüffen stand das alte Fahrzeug in lichterlohen Flammen. Ein paar andere , die hart an der Wasserlinie einschlugen , brachten es rasch zum Verſinken. *)

Bayern. München, 20. Decbr. Gegenwärtig werden hier Versuche mit einem von dem englischen Capitän Terry construirten Kammerladungsgewehr angestellt, deſſen Einführung bei allen Cavalerieregimentern der bayerischen Armee nicht zweifelhaft sein dürfte , sobald sich die Waffe bewährt. (Dieß Gewehr scheint der in der A. M.-Z. schon mehrfach ――――― in Nr. 9 & 10 v . d . J. und in 61 & 62 von 1858 - erwähnte Terry'sche Carabiner zu sein , mit welchem bereits mehrere englische Cavalerieregimenter bes waffnet worden sind.)

Wiederlande. Zu Delft wird eine pyrotechnische Schule eingerichtet , deren Personal bestehen soll aus : 1 Oberst oder Oberstlieutenant als Director_und_Inspector der Pulverfabrication , 2 Capitäns und 2 Oberlieutenants , sämmtlich von der Artillerie. Offiziere und Unteroffiziere der Artillerie sollen zur Instruction in der Pyrotechnik dahin commandirt werden. Schweiz.

Großbritannien. London, 13. Decbr. Die Admiralität hat eine Ordre zur Modification des auf der Flotte gültigen Strafsystems erlassen. Wie die Soldaten der Aimee, so werden alle Seeleute und Marinesoldaten in zwei Classen getheilt ; in die erste Classe kommen Alle , deren Führung mit gut" bezeichnet ist . Kein der ersten Classe ange hörender Matrose oder Marinesoldat kann anders , als durch den Spruch eines Kriegsgerichts zu einer körper lichen Züchtigung verurtheilt werden. Die Verseßung in die zweite Claffe unterliegt denselben Bedingungen, wie in der Armee (schwere und wiederholte Vergehen ) ; die Rück beförderung in die erste Classe ist ebenfalls durch eine 12 Monate lange gute Aufführung zu erlangen. Was die der zweiten Claſſe Angehörenden betrifft, so können sie für 8 verschiedene Vergehen ohne friegsgerichtlichen Proceß der Peitschenstrafe unterworfen werden, nämlich) 1 ) für meutes risches oder sehr subordinationswidriges oder tobendes Benehmen ; 2) für Deſertion ; 3 ) wiederholte Betrunken heit; 4) für das Schmuggeln von Getränken an Bord des Schiffes ; 5) Diebstahl ; 6) für öfteren Mangel an Gehorsam gegen erhaltene Befehle ; 7) Verlaſſen des Poſtens ; 8) un züchtige Anfälle. - In Fällen offener oder sogenannter beller Meuteret verliert die ganze Verordnung ihre Gül nigkeit. ――― Die Pläne des Kriegsministeriums zur Bes festigung der Bai und Rhede von Hartlepool sollen zur Reife gediehen sein und die Arbeiten werden, wie man glaubt , sofort beginnen. Die Befestigung soll aus 3 Batterien von engbohrigen , außerordentlich weit tragenden 68 pfündigen Kanonen bestehen. -Die Versuche mit Hohlkugeln , die unmittel I bar vor dem Abgefeuertwerden mit geschmolzenem Eisen gefüllt werden, find unlängst in Portsmouth wieder aufges nommen worden. Daß die Wirkung dieser Brandgeschoffe

Der Bundesrath hat heute seine Bern , 11. Decbr. Anträge in der Bekleidungsfrage endgültig festgestellt. Da= nach würde die neue Üniform bestehen : in hellblauem Waffenrock ; blau-grauen Hosen für alle Waffen , wovon das zweite Paar halbwollen sein kann; leichtem Käppi ; leichter und weißer Halsbinde ; zur Fußbekleidung würde gestattet, daß das zweite Paar Stiefel sein können ; Epau letten abgeschafft , Bezeichnung des Grades durch Sterne am Kragen ; das Lederzeug von schwarzem Leder en centuron (um den Leib) getragen. Spanien. S. Die Regierung ist ermächtigt worden , die Armee bis auf 100,000 Mann und nach Umständen auf 160,000 Mann zu vermehren. In Folge dessen wird eine außer ordentliche Recrutirung stattfinden und zunächst das stehende Heer auf die Zahl 100,000 gebracht werden. Die übrigen Recruten gehen in die Landwehrbataillone über. Die Lös kauffumme ist auf 8000 Realen (circa 900 fl.) festgesett worden. Wer unter 1 Meter 56 Centimeter mißt, ist frei. worden. *) Das fragliche Kriegsmittel wird sich für Strandbatterien vielleicht mit Vortheil in die Praxis überführen lassen. Ein zu rasches Erkalten der flüssigen Masse während der Flugzeit des Geschosses ist keineswegs zu befürchten, — die kugelförmige Einschließung ist in dieser Hinsicht die absolut günstigste. Das Fülloch muß wohl durch eine eiserne Verschlußplatte verschraubt werden. Das Bersten des Brandgeschosses muß natürlich nur in Folge der Zertrümmerung der Hülle beim Einschlagen erfolgen. Die flüssige Füllung wird sich mit der Endgeschwindigkeit des Projectils seitwärts und vorwärts verbreiten. Anm. d. Red. d. A. M.-Z.

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noveraner, Badner, Heſſen u . s. w. ſind . Sie scheint zum zweiten für die Lenkung und Gliederung des Bundes II. heeres im Ganzen eher nachtheilig, als vortheilhaft. Die Stelle eines Armeecorpscommandanten hat schon eine Selbst (Schluß.) ständigkeit und einen Einfluß , die , wie wir in diesem Dieser Vorschlag einer strengeren Zusammenfassung der Sommer gesehen haben, selbst Fürsten zur Bewerbung um Bundesstreitkräfte führt auf die bestehende Heereseinthei die Ehre veranlaßt. Wenn nun der Nachdruck der Krieg lung. Sie ist im dritten Abschnitt der näheren Bestim führung desto entschiedener sein wird , je unbedingter die mungen" § . 24-30 enthalten; doch in der Bundestags Macht des Oberfeldherrn Alles mit fortzureißen vermag, fizung vom 9. December 1830 in Folge längerer Ver so kann diese künstliche Zwischenstufe gemischter Armeecorps handlungen über beanspruchte Erleichterungen in der Con in der Regel nur hemmend wirken . Ein österreichiſcher, tingentsstellung dahin abgeändert, daß die kleineren Contin ein preußischer, ein bayerischer Obergeneral wird es offens gente fünftig eine Reserveinfanteriediviſion bilden sollen, bar vorziehen , die Armeeabtheilungen eines solchen Corps Beren nähere Bestimmungen für die Bundesfeftungen dann getrennt unter seinem Befehl zu haben , weil er sie dann in der Sizung vom 7. Februar 1831 festgesezt wurden. leichter zu den wechselnden Kriegszwecken verwenden können Diese Heereseintheilung darf weder vom Oberfeldherrn und beim Entwurf, wie bei der Ausführung seiner Pläne ( Art. 16 und §. 54) , noch von den Armeecorpscomman nicht mit gleich gewichtigem Widerstreben zu kämpfen haben danten (§ . 69), das Recht nothwendiger Detachirungen wird. Dabei entsteht durch diese Zwischenstufe noch nach Gleichwohl hat die anderer Richtung eine Vermehrung der Reibung im großen vorbehalten , abgeändert werden. Bundesbehörde selbst , damals die Centralgewalt , in dem Heeresförper ; denn ein österreichischer Armeecorpscomman einzigen Bundeskrieg , der bis jeßt geführt wurde , 1848 dant, dem ein sächsisches, ein preußischer, dem ein kurbeſſiſches und 1849 in Schleswig , die Eintheilung abändern müssen. Corps untergeordnet wird , hat die vollständige Personal Es galt damals , an einem deutsch-nationalen Krieg, der zuſammenſegung seines Commandos ohnedieß und braucht nur nicht die Gesammtkraft Deutschlands in Anspruch nur einen oder zwei Offiziere des ſo anschließenden Truppen nahm , möglichst viele deutsche Contingente Antheil nehmen körpers darin aufzunehmen ; ein besonderes Commando zu lassen ; und bei jedem ähnlichen Fall , wie sie eigentlich eines 9. deutschen Armeecorps dagegen nähme einmal jeden einer großen, zum Mitreden in den Welthändeln berufenen falls weit mehr Personal in Anspruch und müßte zugleich Nation immer vorkommen , wird ebenso verfahren werden aus Elementen gebildet werden, die einander viel fremder find . Die Selbstständigkeit und Besonderheit der deutschen müssen . Aber auch für einen Krieg mit gesammter deut scher Macht scheint die Eintheilung wenig entsprechend, da Contingente freilich muß, so viel es sich irgend mit dem fie weder dem natürlichen Zug der strategisch geographischen Hauptzweck des Kriegs, einer einheitlichen Action, verträgt, Interessen, noch demjenigen etwaiger Stammes- und Volks gewahrt bleiben. Allein dazu bedarf es ebenfalls jener gemeinschaft folgt. In diesem Sinne stimmen z . B. im Armeecorpseintheilung nicht; es genügt eine bundesgeſeß 8. Armeecorps Württemberg und Baden , nicht aber Hessen liche Bestimmung, die ein für allemal als Regel ausspricht, daß eine Brigade gemischter Truppen , und weiterhin ein überein ; im 9. würden etwa Kurhessen und Naſſau zu jammengehören, während Sachsen und Luxemburg durchaus Bataillon , eine Schwadron , eine Jägerabtheilung , die verschieden gestellt sind ; im 10. können Hannover, Braun derselbe Staat stellt, -Fälle nothwendiger und vorüber – nicht zerrissen werden schweig und Oldenburg einen gemeinsamen Körper vor gehender Detachirungen abgerechnet dürfen. Die Offiziere , welche nach §. 62 der Bundes stellen , doch Holstein und Mecklenburg gehören nur sehr bedingt dazu. Auch hat sich die Eintheilung als eine künft kriegsverfassung das Interesse ihrer Corps beim Haupt liche theilweise schon darin erwiesen , daß die Zusammen quartier zu vertreten haben, mögen auch hierüber wachen. gehörigkeit der Theile während mehr als 4 Jahrzehnten Aus diesen Gründen also : keine gemischten Armeecorps weder in den Einrichtungen , noch im Geist einen rechten mehr , sondern unmittelbarer Anschluß der einzelnen Con Ausdruck hat finden wollen. Das 10. Armeecorps hat tingente an die Hauptarmee nach dem natürlichen Zug zweimal , das 8. einmal , das 9. noch gar nicht gemeins der Interessen und der Lage der Staaten zum Kriegs schaftliche Uebungen gehabt ; es konnte sich also ein Geist der schauplaß , womit auch für die Reserve-Infanteriedivision Gemeinsamkeit daraus um so weniger entwickeln, als keine die peinliche Bestimmung zum ausschließlichen Festungs weitere gemeinschaftliche Einrichtung, wohin ich namentlich dienst wegfiele. Worin läge auch die Nöthigung, daß das höhere Öffiziersbildungsanstalten rechnen würde , darauf Bundesheer durchaus in 10 etwa gleich starke Armeecorps hinwirkte. Hinsichtlich der Uebereinstimmung in Bewaffnung zerftele? Die Zwecke und Aufgaben des Kriegs find so und Kaliber find selbst die klaren Vorschriften des § . 37 mannigfaltig, daß es vielmehr willkommen erscheinen muß, der Bundeskriegsverfassung im 8. Armeecorps erst an neben den ungemischten Armeecorps so viele selbstständige nähernd , im 10. nur zum geringeren Theil , im 9. fast größere und kleinere Körper noch besonders zur Verfügung zu haben. Die einzelnen Contingente werden dabei nichts gar nicht erfüllt. Warum auch überhaupt eine stehende Eintheilung in verlieren; das Ganze aber muß entschieden gewinnen. Der Oberbefehl endlich , das wichtigste Stück in der Armeecorps? Sie scheint zuerst für den Geist der Truppen Bundeskriegsverfassung , ist leider zugleich der ganzen ziemlich gleichgültig, denu für diesen ist nur das Bewußt sein wesentlich einmal, daß sie deutsche Truppen ; dann, schwächste; an ihm tritt die Unmöglichkeit einer entschei zur Förderung der Eigenthümlichkeit und eines edlen Wett denden Action Deutschlands auf solchen Grundlagen am Die Bundeskriegsverfaſſung ſezt eifers , daß fie Bayern , Württemberger , Sachsen , Han schlagendsten hervor. Zur Frage der Bundeskricgsverfaſſung.

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darüber im Art. 13-16 und dann im sechsten Abschnitt ein deutsches Heer am Ober- und am Mittelrhein aufge= der näheren Bestimmungen " , §. 45-66 , wesentlich Fol stellt werden sollte, wonach die Kriegführung von den beiden gendes fest. Der Oberfeldherr wird jedesmal bei Auf Großstaaten Juteresse und Nachdruck erhalten hätte. Preußen stellung des Kriegsheeres in der engeren Versammlung er glaubte bekanntlich auf das Princip dieses Kriegs , wie wählt ; seine Stelle hört mit der Auflösung des Bundes es von Desterreich formulirt war (Aufrechthaltung des vor heeres wieder auf. Er verhält sich zum Bunde, wie jeder wiegenden österreichischen Einflusses in Italien , Unſchäd commandirende General zu seinem Souverän ; die Bundes lichmachung Piemonts u . s. w. ), sowohl seiner eigenen Auf versammlung ist seine einzige Behörde , er wird von ihr gabe, als der Haltung Europas gegenüber, nicht eingehen in Eid und Pflicht genommen, erhält von ihr allein Voll zu können. Als es sich dann, während Oesterreichs Macht machten und Befehle und erstattet an sie unmittelbar seine größtentheils für Italien verwendet war, um die Action Berichte. Den Operationsplan kann er nach seiner An Deutschlands handelte , folgten die Verhandlungen wieder sicht entwerfen, ausführen, nach den Umständen abändern ; nicht den Militäreinrichtungen des Bundes. Preußen ver erst wenn er zur Ausführung geschritten sein wird , hat langte die Initiative und mußte sie verlangen ; ob es einen er die Umrisse des Plans der Bundesversammlung vorzu vollständig gerechtfertigten Gebrauch davon gemacht hat, legen. Aus den Armee corpscommandanten wird ein ,, Genes würde eine besondere Untersuchung erfordern. Genug, die rallieutenant des Bundes " als Stellvertreter des Ober nöthigen militärischen Verabredungen wurden nicht durch feldherrn gewählt. Der Oberfeldherr kann Verträge wegen den Militärausschuß oder die Militärcommiſſion des Bundes Einstellung der Feindseligkeiten abschließen , bei förmlichen tags, sondern unmittelbar durch Militärbevollmächtigte der allgemeinen Waffenstillstandsverträgen muß er die Geneh deutschen Staaten in Berlin geführt. Auch Bayern soll migung des Bundes vorbehalten. Er hat die Befugniß, damals mit einem von der Kriegsverfassung abweichenden aus den einzelnen Corps , bis zu einer festgescßten Quote Antrag , der auf Constituirung einer Art obersten Kriegs Es kam der ihrer Stärke, die allgemeine Cavalerie- und Artilleriercserve raths gelautet hätte , hervorgetreten sein. zu bilden und deren Befehlshaber zu ernennen. Er kann preußische Antrag vom 25. Juni auf Mobilmachung des die Contingente mustern und sich wegen Mängel in der 7. und 8. Armeecorps und Uebertragung des Befehls inneren Einrichtung , die auf die Schlagfertigkeit Einfluß darüber an Bayern , den die Bundesversammlung am haben , an die Regierungen oder die Bundesversammlung 2. Juli genehmigte. Dann der Antrag vom 4. Juli, auch wenden. Den Felddienst kann er durch Armeebefehle über das 9. und 10. Armeecorps mobil zu machen und den einstimmend regeln. Alles, was auf die Operationen Be Oberbefehl über die Gesammtmacht an Preußen zu über zug hat, Bestimmung der Militärstraßen, Verpflegsbezirke, tragen. Der §. 46 der Bundeskriegsverfassung , welcher Hospitäler u. s. w. bleibt ihm überlassen . Mit den Armee der Bundesversammlung bei nur theilweiser Mobilmachung corps verhandelt er in der Regel nur durch die höheren des Bundesheeres besondere Verfügung über den Obers Offiziere , die von diesen zu ihm detachirt sind ; doch kann befehl vorbehält, war die formelle Rechtsgrundlage für dieß er seine Befehle an sie auch unmittelbar erlassen. Der Vorgehen ; aber innerhalb einer Kriegsverfassung , welche Oberfeldherr ist der Bundesversammlung persönlich ver überall die Bundesversammlung als bestimmende Behörde antwortlich und kann von ihr vor ein Kriegsgericht gestellt seßt, lag es seinem wesentlichen Charakter nach nicht mehr. werden. Bekanntlich kreuzte dann diesen preußischen der österreichische Man sieht, der Oberfeldherr dürfte mit dem Kreis Antrag vom 7. Juli auf Mobilmachung des gesammten seiner militärischen Befugnisse allenfalls zufrieden sein. Bundesheeres und Ernennung des Prinzregenten von Von der Einsicht der Bundesversammlung und besonders Preußen zum Oberfeldherrn. Die Prüfung dieses An ihres Ausschusses ließ sich dieß nach den Erfahrungen einer trags , auf den unmittelbar der Waffenstillstand und nachh so großen Zeit auch nicht anders erwarten. Wird ihm 4 Tagen der Friede folgte, gehört nicht hierher. Preußen aber die Bundesversammlung , die selber nur eine zweifel behauptete, sein Regent könne eine Stellung nicht einneh hafte Macht befißt, auch die Macht übertragen können, men, die ihn der Bundesversammlung als einem Souverän seine Stellung zu erfüllen ? Dieß ist die Hauptschwierig verantwortlich mache u. s. m.; eben darum habe es jenen feit , die damals vielleicht unlösbar war , über die wir Ausweg des § . 46 vorgeschlagen. Man kann der Meinung uns aber klar werden müssen , ehe wir von einer Reform sein , Preußen hätte froßdem annehmen sollen ; in Wirk reden können . Der vergangene Sommer konnte uns darüber lichkeit hätte Niemand seinen Regenten zur Verantwortung enttäuschen ; er hat eine thatsächliche Kritik geliefert , die gezogen, am wenigsten für eine kühne Führung . Aber das jede theoretische Prüfung überflüssig macht. Die Bundes muß man zugeben , daß dann der Oberbefehl zwar dem friegsverfassung ist gleich im ersten Fall , wo sie sich in Scheine nach gemäß der Kriegsverfaſſung , in Wahrheit großem Styl bewähren sollte , in den Hauptpunkten ge aber troß der Kriegsverfassung dagewesen wäre. Und so wenig wie diesesmal , so wenig wird sie bei scheitert. Und zwar trifft die Schuld nicht etwa nur eine oder die andere einzelne Macht, sondern es zeigte sich von einem folgenden großen Anlaß eingehalten werden können. Anfang, daß das Uebel in der Natur der Verhältnisse lag. Die Sache ist einfach. Die Bundesversammlung als oberste Ohne in die diplomatischen Verhandlungen eingeweiht zu Kriegsbehörde besteht mehr im Reich der Gedanken , als in Wirklichkeit. Nicht ihren Gliedern , aber ihr selbst als sein, wird jest kaum mehr Jemand zweifeln, daß der Erz herzog Albrecht bei seiner Mission nach Berlin keine Vors Ganzem, fehlen die Hauptbedingungen zum Kriegführen : Man mag dieß schon schläge überbrachte , die sich innerhalb der Bundeskriegs Einheit des Willens und Macht. verfaffung bewegt hätten. Das Wahrscheinliche ist, daß damals geahnt haben, als man die Construction aufrichtete, unter österreichischem und unter preußischem Oberbefehl je weil ein anderes nicht möglich schien. Jezt ist der Be

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weis thatsächlich vor Aller Augen hingetreten. Die Frage ist nur: sollen wir eine neue Erschütterung von vielleicht noch schlimmerem Ausgang abwarten , oder sollen wir die wahrscheinlich kurze Frist nach Kräften benußen ? Gewiß , es hat selten eine so schwere Aufgabe gegeben. Der Beruf, die Interessen Deutschlands, die realen Macht verhältnisse der Bundesglieder müssen Grundlage und Richt schuur werden. Aber was die Bundesversammlung als Ganzes ohnmächtig macht, scheint jede Combination über haupt unmöglich zu machen. Von den Großmächten ist jede zu mächtig , sich der anderen unterzuordnen , feine mächtig genug , auch nur einen ansehnlichen Theil des Bundes, geschweige das Ganze sich unterzuordnen. Dazu sind ihr Beruf und Interesse feineswegs identisch und scheinen zum Ueberfluß im Augenblick selbst mehr gespalten, als es eigent lich in der Natur der Verhältnisse liegt. Dazu das übrige Deutschland , in seinem Geisteszug und Interesse zwischen beiden getheilt , und in seinem vielgestalteten Staatswesen zweifellos sowohl geschichtlich berechtigt , als zu einer be fonderen großen Culturaufgabe nach der deutschen Volks art berufen. Es bleibt nur Eins übrig . Die nähere und entferntere Verwandtschaft zwischen Beruf und Interesse der beiden Großmächte und des übrigen Deutschlands zu untersuchen : ob sich etwa darauf die Umformung , die Grundrisse eines haltbaren Baues gründen lassen. Von dieser Untersuchung ist der militärische Theil einer der wichtigsten und jedenfalls des Versuchs werth. Ich unterscheide zu dem Ende für Deutschland 5 Gebiete milis tärisch politischer Action : das westliche , das südliche , das südöstliche, das nordöstliche und das nördliche. Die Gründe für diese Eintheilung liegen zum Theil auf der Hand, zum Theil werden sie sich aus der Untersuchung ergeben. Ich betrachte in den nächsten Abschnitten die Gebiete erst ein zeln nach einander und versuche dann Alles in ein Er gebniß zusammenzufaffen.

den Feind zu gehen. Zum Glück ward die bittere Er fahrung erspart, wie wenig eine so zusammengeseßte Truppe, zuinal einem kriegsgeübten Feinde gegenüber zu leisten im Stande sei , und Zeit gegeben , das Versäumte nach zuholen. Dieses Nachholen ist indessen nicht so leicht, weil mei stens die Geldmittel nicht gegeben find, eine reichlicher mit Chargen ausgestattete Organisation einzuführen, oder weil es überhaupt an einer für den Feldbedarf ausreichenden Anzahl von Offizierscandidaten in Friedenszeiten fehlt. Indessen scheint uns in dem Umstande , daß eine große Anzahl der in diesem Frühjahr ernannten Offiziere in irgend einer Weiſe militärpflichtig war , ein Fingerzeig zu liegen, dem man folgen sollte, um dem bei einer plöblichen Feldaufstellung eintretenden Mangel an Offizieren sowohl, als Unteroffizieren abznhelfen. Mit anderen Worten , wir glauben, daß, sobald das Princip der Stellvertretung ver lassen und die allgemeine Wehrpflicht an die Stelle des selben gesezt würde, man das Material jederzeit zur Hand hätte, um die nöthige Anzahl von Offizieren und Unteroffizieren zu erhalten , indem dann die gebildeten Claſſen in solcher Anzahl in den Reihen der Armee vertreten und zugleich militärisch vorgebildet wären, daß es nur der Organisation entsprechender Institute innerhalb der Truppe bedürfte, um über eine beliebig große Zahl zu Offizieren und Unter offizieren tauglicher Individuen verfügen zu können. Hier mit im Zusammenhange stände ein innigeres, dem Dienste vortheilhaftes Verhältniß zwischen dem Stande der Offi ziere und Unteroffiziere , zwischen welchen gegenwärtig die ünausfüllbare Kluft der Bildung liegt. Es würde das Corps der Unteroffiziere ein besserer Geist beseelen , und dieser auf die Mannschaft zurückwirken , welche gleichfalls aus solideren Elementen zusammengeseßt wäre. In dieser leßteren Richtung hat dieß Jahr gleichfalls die Erfahrung gebracht, daß die als landwehrpflichtig auf gerufene Mannschaft sich fast ohne Ausnahme , wie dieß übrigens auch zu erwarten war, gesitteter und intelligenter zeigte, als die gewöhnlichen Recruten , die der größeren Zahl nach dem Bauern und kleinen Handwerkerstande entnommen , sich durch Rohheit , Trunksucht , Stumpfheit und geringen militärischen Geist bemerklich machen. Es mag sein, daß die lepteren zur Ertragung von Strapazen mehr physische Kraft mitbringen ; daß es ihnen dagegen an der bei außerordentlichen Anstrengungen noch nöthigeren moralischen Kraft fehlt , lehrt die Erfahrung. Wenn demnach das Einstehersystem den Vortheil hat, eine gewisse Anzahl älterer guter Unteroffiziere bei der Fahne zu erhalten und ihnen ein besseres Fortkommen für die Zukunft zu sichern , so würde die Einführung der all gemeinen Wehrpflicht zuverlässigere , besser disciplinirte, intelligentere, namentlich den Anforderungen der neueren Kriegführung besser entsprechende Soldaten, gebildete und ehrenhafte Unteroffiziere in ungleich größerer Zahl als bis her, und in ihnen die Mittel zur Ausfüllung der Lücken des Offiziercorps sowohl im Frieden als im Kriege bieten. Wenn es dann gegen eine ungleich größere Summe als bisher gestattet würde , seine Wehrpflicht unter Umständen abzukaufen (aber nicht einen Stellvertreter zu stellen) , so könnten durch die auf diese Weise eingehenden Summen die freiwillig fortdienenden älteren Unteroffiziere entschädigt

Ein Beitrag zur Frage der allgemeinen Wehrpflicht. Die Feldaufstellung deutscher Truppencorps in der ersten Hälfte dieses Jahres hat bei allen den Mangel an Offizieren und tüchtigen Unteroffizieren fühlbar gemacht. Man sah sich da und dort zu öffentlichen Aufrufen ge nöthigt , um die ersteren zu gewinnen , und erhielt sie auch auf diesem Wege in reichlichem Maße. Nur waren es vor der Hand Offiziere dem Namen nach, welche zwar allgemeine Bildung und guten Willen mitbrachten , aber für den eigentlichen Dienst im Felde eben nur so weit brauchbar waren , als Ehrgefühl und gesunder Menschen verstand allein hierfür brauchbar machen können . Mit den Unteroffizieren war es noch schlimmer , weil selbst diese Grundbedingungen dort nur in beschränktem Maße vor handen waren. Die Last der Ausbildung und Führung der zum Theil noch ganz rohen Truppen lag somit ganz auf den in unzureichender Zahl vorhandenen älteren Öffi zieren und Unteroffizieren. Es ward dieser Nachtheil um so mehr empfunden, als die neuere Bewaffnung und Taktik eine größere Ausbildung des Individuums als früher er fordert, wo man es eher wagen konnte, mit Recruten vor

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werden , somit auch der Vortheil des Einstehersystems für eine beschränktere Zahl der letteren erhalten bleiben. Gewiß liegt es im Geiste der Zeit, mit dem Einsteher system zu brechen, welches ohnedieß einen ſehr ſpießbürger lichen Anstrich hat, indem in den meisten Fällen der Unter offizier und Soldat keineswegs aus besonderer Liebe zu seinem Stande mehrere Capitulationen bei der Fahne aus harrt, sondern nur um Geld, und dadurch eine gesichertere Existenz in dem Elvilstande , den er beständig vor Augen hat , zu gewinnen. Daß es endlich in Zeiten innerer Ün ruhen für die Regierungen von ungleich größerem Vor thetle wäre , die besigenden Classen in den Reihen der Armee zu wiſſen , als diese größtentheils aus Proletariern gebildet zu sehen , die nichts zu verlieren haben und jeder Bestechung nachgeben, die ihren rohen Neigungen, nament lich der Trunksucht schmeichelt, braucht wohl schwerlich be: A. wiesen zu werden .

Seltsamkeiten , worin sie sich ergeht , doch in Wahrheit hoch bedeutende Arbeit, von der wir nur wünschen müssen , daß es dem greisen Verfasser gelingen möge , sie zu Ende zu führen. Eben jezt , wo die literarische Bewegung die Persönlichkeit des großen Königs wieder mehr in den Vordergrund der De batte gerückt hat , ist das Werk von Carlyle , und gerade als die Arbeit eines Engländers , eine doppelt erfreuliche Erschei nung. Was Macaulay vor bald 20 Jahren als ungekannter

Literatur.

Geschichte Friedrich's II. , Königs von Preußen, genannt Friedrich der Große, von Thomas Carlyle. Deutsch von J. Neuberg. Erster Band. *) Berlin, 1858. Verlag der Königl . Geheimen Oberhofbuch druckerei (R. Decker). Es ist schon oft und auch in diesen Blättern beklagt wor den, daß uns Deutschen noch immer eine wahrhafte und den heutigen Ansprüchen der Geschichtschreibung genügende Bio, graphie des großen Königs fehlt. Ein reiches Material ist längst dafür in der Literatur vorhanden , und schon allein die zahlreichen Vorarbeiten des verdienstvollen Berliner Historios graphen Dr. Preuß , der auch die im gleichen Verlag , wie das obige Buch , erschienene Originalausgabe der Schriftwerke des Königs ( 1846-1857) ſo trefflich geleitet hat , mögen nahezu genügen, dem Biographen als sicherer Führer zu dienen. Nur an dem Manne , der die Arbeit zum fruchtbaren Schluß zu führen wüßte , der aus all' dem reichen Quellenmaterial das Leben des großen Königs mit vollem historischen Berufe darzustellen vermöchte und unternähme , fehlte es bisher und fehlt es noch immer, und die Lücke in der deutschen Geschichts literatur, sonst so reich an ausgezeichneten biographischen Werken, ist darum leider geblieben, - eine dauernde Mahnung für unsere Historiker an die große Aufgabe , die noch zu lösen steht. Das Werk von Carlyle, von dessen deutscher Uebertragung der erste Band uns hier vorliegt, ist nicht etwa eine Leistung, durch welche wir Deutschen diese Lücke als geschlossen ansehen könnten; es ist für englische Leser und von einem Engländer geschrieben, dazu von einem Engländer von ganz absonderlicher Art, mit dessen Behandlung historischer Stoffe der Deutsche sich nur schwer befreunden kann. Aber es ist eine , bei allen *) Bei der Menge eilenden Stoffes , den das Jahr 1859 brachte, waren wir genöthigt , die Besprechung des Carlyle'schen Werks bisher noch zurückzulegen. Die Anzeige des 1. Bandes kommt so erst zum Abbruck, nachdem auch der 2. Band bereits erschienen st , der die Lehrjahre“ Friedrich's des Großen bis 1740 weiter führt. Wir werden auch über diesen, sobald nur möglich, unseren Lesern berichten. Anm. d. Red. d A. M.-Z.

Essayist an dem Gedächtniß des Königs gesündigt hat, ist zu einer für das Urtheil der Menge wahrhaft gefährlichen Geltung gelangt , seit er den schwarzgallig ´ befangenen Aufsaß , wie er 1842 als Reviewartikel gedruckt worden, in die jüngste Samm lung seiner Schriften aufnahm , und so mit der Verantwort lichkeit , zu der er sich bekannte , ihm das volle Gewicht des Namens beilegte, den er sich inzwischen als Historiker erworben hat. Die buchhändlerische Speculation hat sich beeilt , den so gänzlich mißgezeichneten n Frederic the Great " des sonst mit Recht gefeierten englischen Geschichtsschreibers auf deutschen Boden zu verpflanzen, und die Sorte von taglöhnender Kritik , die eben nur für die Menge , d. h. im Interesse des buch händlerischen Absaßes schreibt , und an der es leider auch in Deutschland gar nicht fehlt , war eifrig genug im Anpreisen der Ueberseßungen von Macaulay's Schrift , so durchaus ver fehlt sie auch jedem schärferen Blick erscheinen muß. Gegenüber dieser Mißleitung des Urtheils , wie sie in der Darstellung von Macaulay vorliegt , ist das Carlyle'sche Werk mit seiner im Kern überall gesunden Auffassung und Beurtheilung , wie baroc es auch im Einzelnen sein mag , eine Erscheinung , die gerade wir Deutsche nur mit Freude begrüßen können . Es ist das der Gesammteindruck , der uns blieb , als wir den vorliegenden Band ganz durchgearbeitet hatten. Wir be kennen offen, es hat uns anfänglich gar nicht gelingen wollen, mit dem Buch uns zu befreunden, und manch' anderem Leser Es ist Alles fremdartig mag es nicht besser damit gehen. darin, Anlage und Ausführung gleich seltsam. und oft wunder lich , das Ganze weit ab von der künstlerischen Vollendung , die wir in den biographischen Werken unserer Droysen, Bern hardi , Blum, Arneth 2c. zu sehen gewöhnt sind . Aber in dem Maße, wie man fich tiefer hineinliest, verwischen sich diese ersten Eindrücke, und an die Stelle der Ueberwindung, womit man zu lesen anfing , tritt ein gespanntes und freudiges In tereffe, in dem man sich so völlig mit dem Buch aussöhnt, daß man zulezt bei wiederholtem Lesen selbst das nicht mehr miſſen möchte , an dem man zuerst so schweren Anstoß gefunden. (Schluß folgt.)

Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo graphischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der 1859. Geographie von Dr. A. Petermann. Heft VIII. Gotha, Justus Perthes .

Unter den vielen großartigen Werken , die gegenwärtig in Rußland zur Ausführung kommen, oder als Projecte zur dem. nächstigen Ausführung vorliegen , gehört die Verbindung des Kaspischen mit dem Schwarzen Meere durch einen Schiffscanal. Dieser Canal soll in der auffallen den Niederung des Ponto-Kaspischen Isthmuses angelegt wer den, welche sich von der Mündung des Don am Asow'schen

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Meere südöstlich nach den Ufern des Kaspischen Meeres hin zicht, und in welcher wiederum der höchst merkwürdige Manitsch Fluß , über dessen Ursprung und Eigenschaften bis auf die neueste Zeit große Dunkelheit herrschte, die tiefste Rinne bildet. Dieser Manitsch liegt etwa in der Mitte des Isthmuses, nur 23 engl. Fuß über dem Schwarzen und 107 engl . Fuß über dem Kaspischen Meere, und ――――― was das merkwürdigste ist entsendet hier einen Theil seines Wasservolumens dem Schware zen , den andern Theil dem Kaspischen Meere zu , entwickelt somit ein höchst eigenthümliches Beispiel des Bifurcations Phäs nomens, welches Alexander von Humboldt am Orinoko und Caſſis guiari fand. Ein großer Theil des Manitsch- Isthmuses war aber bisher gänzlich unbekannt und ist erst im vorigen und dem laufenden Jahre auf Befehl des kaiserl. russischen Finanz ministers unter Leitung des Dr. Bergsträßer , Director der kaiserl. russischen Salzwerke in Astrachan, aufgenommen worden. Die Publication dieser intereſſanten Originalaufgabe geschieht durch die ,,Geographischen Mits theilungen" und im obigen Hefte finden sich die ersten bis zum vergangenen Frühjahr reichenden Berichte über dieselben. Ueber drei andere wichtige ganz neue Expeditionen und Reisen bringt dasselbe Heft Originalberichte , nämlich : 1 ) Dr. Kotschy's neue Reise nach Kleinasien , Bes steigung und Erforschung des Schech Meran (Schlangenfönigs) , April 1859. 2) Henri Duveyrier's , eines höchst begabten jungen Franzosen , Reise nach Innerafrika , bis zum Juli 1859. 3) Der große Innerafrikanische See und die Quelle des Nils , Resultate der englischen Expedition unter Burton und Speke. (Nach Originalbriefen von Capitán A. H. Speke. ) Außerdem enthält das Heft eine größere Arbeit über das Adriatische Meer und seine wichtigsten Häfen, nebst Kärtchen desselben und neun speciellen Plänen von Dr. Petermann : Venedig (im Maßstab von 1 : 100,000 ) ; Ancona ( 1 : 25,000) ; Trieft ( 1 : 25,000 ) ; Pola ( 1 : 50,000) ; Fiume ( 125,000) ; Zara ( 1 : 25,000) ; Spalato ( 1 : 25,000 ) ; Ragusa und Gravoſa ( 1 : 50,000) ; Golfvon Cattaro ( 1 : 150,000) .

Metallzünder ; das Geschoß hat im Innern die Gestalt einer Flasche und ist cylindro-ogival. Seßkolben. Beim Einbringen der Ladung kommen hier und da Entzündungen durch zurückgebliebene Funken und dadurch Unglücksfälle vor. Es wird daher vorgeschlagen , einen eisernen Ring am Schaft des Seßkolbens anzubringen und mittelst einer in dieſen eingreifenden und von 2 Mann gehandhabten Zange zu laden Das Zündloch sollte mit einer mit Tuch überzogenen Gummifugel zugehalten werden. Die drei wissenschaftlichen Waffen. (Forts.) Bei der Artillerie werden die Lieutenants nach 2 Jahren Ober lieutenants , ob Vacaturen da sind oder nicht ; der häufige Wechsel zwischen Dienst in der Linie und beim Stab macht die Artillerieoffiziere in beiden mittelmäßig. Die Artillerie sollte mehr Uebungen haben , namentlich Schießübungen ; fie ist zersplittert garnisonirt und hat nicht genug Pferde. Der Generalstab ist schlecht organifirt ; die Offiziere müſſen so lange in der Infanterie dienen , bis sie als Capitáns dort eintreten können ; bis dahin vergessen sie das Gelernte. Sie sollten schon als Lieutenants nach einigen Uebungs jahren bei den anderen Waffen dort eintreten. Der General stab sollte in Beziehung auf die Kenntniß des Landes nuß bar gemacht werden. Die Lehrer der Militärschulen sollten nach ihren Leistungen, nicht nach der Charge befoldet werden und ein besonderes Corps bilden. ――――― Die Ingenieure müssen viel zu lange in der Infanterie dienen , bis sie dort ein treten. Dieß sollte sogleich geschehen und sie zu Militär- und Civilarbeiten verwendet werden. Die Ingenieure sollten in Stab und Corps eingetheilt , der erstere vergrößert werden. Die Kaserne da Torre da Marca ist feucht, hat kleine niedere Zimmer, keine Lüftung , deßhalb große Sterblichkeit. Troß wiederholter Anläufe wird nichts dafür gethan.

Monatliche Revue der außerdeutschen Militärzeitschriften. August

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Portugal.

Revista militar. Periodico quinzenal. Direc ção : Antonio de Mello Breyner, tenente Coronel ; Luiz Travassos Valdez , Major graduado ; Joân Manoel Cordeiro , Major graduado . Typographia de G. M. Martins. Lisboa , 1859. Ein neues Geschoß für die Feld artillerie , mit Ab bildung. Das Ziehen der Broncegeschüße ist nicht schwierig, Dagegen das Forciren der Geschosse. Man wendet deßhalb Geschosse mit Flügeln von Zink an. Das in Portugal zu legt versuchte gezogene Geschüß ist ein Vierpfünder mit 6 Zügen , hohlem Geschoß , das 200 Gr. Pulver faßt,

Der Gehalt der Offiziere ist zu klein, da alle Lebens mittel im Preise steigen. Nicht nur in Lissabon und Porto ist wegen der dortigen hohen Miethzinsen ein höherer Ge halt nöthig. In den Provinzen sind diese gleichfalls er höht worden, ohne die Bequemlichkeiten Liſſabons zu bieten. Dazu kommen häufige kostspielige Detachirungen , während welcher man die Wohnung behalten muß. Es ist ungerecht . daß die Mannschaft in jenen zwei Städten besser befoldet ist, da in den Provinzen ein starker Polizei- und Douanen dienst besteht.

Der allgemeine Monte pio (Sparkasse). Für die jüngeren Offiziere erscheint eine Betheiligung daran vortheilhaft, weil schon die Bezahlung des Eintrittsgeldes und eines Jahres Die Verwaltung beitrags zu 25 pCt. Pension berechtigt. — ist gut, sicher und beansprucht keinen Vortheil für sich. Allerdings wäre ein militärischer Monte pio vor Allem nöthig , da troß des großen Pensionetats für Wittwen und Waisen nichts geschieht. Schon 1839 wurde ein Vor schlag in dieser Richtung gemacht, aber er ist bis jetzt nicht durchgesezt worden. Cavaleristisches. Die Cavalerieoffiziere haben im Krieg und Frieden mehr zu thun als alle anderen und dazu eine große Verantwortlichkeit ; dennoch sind sie nicht besser bes Doch verlangen sie keine foldet als die Infanterieoffiziere. Bevorzugung, sondern nur Gehaltserhöhung im Allgemeinen. Fahnen. Ein wichtiger Gegenstand für den Soldaten ist eine bessere Würdigung der Fahnen . Früher sah man in

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Portugal in ihnen die Verkörperung des Monarchen , jezt erweist man ihnen gar keine Ehrenbezeugungen mehr. Na poleon I. legte hohen Werth auf die Fahnen. Die Militärorganisation der Schweiz und Preußens.

Miscelle. Die Bourbon - Kugel. Der Sergeant Bourbon vom 6. holländischen Infanterieregiment hat, wie bereits in diesen Blättern (Nr. 63 & 64 v . d. J.) kurz erwähnt , eine nach ihm benannte Kugel erfunden, über welche wir in dem Militaire Weekblad noch folgende , wenn auch nicht sehr genaue Details finden. Danach besteht die Eigenthümlichkeit der Erfindung in einer anderen Art der Expansion der Kugel und in dem Ersaz der Züge des Laufes durch Züge an der Kugel selbst. Die Vortheile dieser Kugel sind die , daß dieselbe aus einem gewöhnlichen Gewehr mit glattem Lauf geschoffen werden kann , wodurch nicht nur eine große Ersparniß erzielt, sondern auch ein sehr rasanter Schuß auf die Ent fernungen bis 400 Schritt gewonnen wird , während die Trefffähig feit noch bis 800 Schritt als sehr befriedigend bezeichnet werden kann. Die Kugel wiegt 40 Gr. , somit 1 Gr. mehr als die des hollän= dischen Schügengewehrs. Die Form der Kugel ist cylindro konisch, ihre Länge beträgt 24 Linien (holl. Maß) , ſo daß sie viel kürzer iſt als die des Schügengewehrs. Der cylindrische Theil des Geschosses ist 10 Linien lang ; anstatt daß das Gewehr gezogen ist , befinden sich die Züge auf der Kugel selbst. Die Züge verlaufen wie bei dem Gewehr auf Null. Die Umdrehung der Kugel um ihre Achse geschieht so schnell, daß sie eine Drehung von 5 holl. Zoll vollendet und bereits innerhalb des Laufs sich 12 bis 13 Mal um ihre Achse dreht. Die Kugel dehnt sich aus , wie bei dem Schüßengewehr , nur in einer anderen Weise. An der hinteren Fläche des Cylinders befindet sich eine sehr kleine Aushöhlung. Die Höhe des Bogens (die tiefste Stelle der Aushöhlung) beträgt 2,5 Linien. Die Expansion geschieht durch eine verticale Aushöhlung in der Mitte der Kugel , die bis über 9 Linien von der hinteren Fläche sich erstreckt. Das Kaliber der Kugel beträgt 17,5 Linien , daß des Gewehrs 17,75 Linien, ſo daß der Spielraum ſehr klein ist und die Expanſion nicht groß zu sein braucht. Vis 400 Schritt ist der Schuß mit diesem Geschoß viel rasanter, als bei dem Schügengewehr. Die Auffaghöhe beträgt auf 300 Schritt nur 11 Linien , bei dem Schüßengewehr 16. Die Ladung besteht aus 5 Gr. Pulver Nr. 2. Das Laden ge schieht wie bei dem Schüßengewehr , jedoch mit dem Unterschied , daß die Kugel nicht mit dem Papier in den Lauf gebracht, ſondern durch Schließen der Hand aus der Patrone gedrückt wird. Statt der Pa trone wird die Kugel befettet. Die Versuche mit dieser Kugel geschahen_auf 300 bis 800 Schritt auf die gewöhnliche Scheibe von 2,5 Ellen Quadratseite. Unter 20 Schüssen auf 300 Schritt gab es 16-17 Treffer auf 19 mit dem Schüßengewehr ; allein die Zerstreuung dieser Treffer war bei dem Schüßengewehr größer, als bei der Bourbonkugel. Auf 800 Schritt war die Percuſſionskraft der Bourbonkugel groß genug, um Tannen holz von 3 rhein. Zoll zu durchbohren. (Zur Ergänzung vieler bereits mitgetheilter Notizen über ähn liche Bersuche geben wir auch das obige Referat. Die Rotation des Projectils wird wohl niemals auf einfacherem Wege erreicht werden , als durch die Züge des Nohrs , deren Herstellung heutzutage ver Alle Versuche mit glatten schwindend geringe Kosten verursacht. Rohren haben daher kein praktisches Interesse mehr, sondern nur den Werth eines phyſikaliſchen Experiments. Der obigen Mittheilung, resp. der niederländischen Militärzeitung, aus welcher Quelle sie stammt, kann übrigens weder hinsichtlich der Gestalt, noch bezüglich der Leiſtungen des neuen Projectils etwas ganz Bestimmtes entnommen werden. Es bleibt unklar , ob das Geschoß mit erhöhten oder vertieften Spiralen versehen und ob demgemäß die Rotation durch die Neibung im Nohr oder durch die abfließenden Pulvergase erzeugt wird ; lezteres ist wahr scheinlicher. Hier , wie schon in manchen anderen ähnlichen Mitthei lungen, begegnen wir dem Uebelstande , daß die Leiſtungen der be und Streuung in keiner der ElevationAusdrucksweise Kugel hinsichtlich sprochenen verständlichen wissenschaftliche bestimmt allgemein n werden. Die Angabe der Aufsaghöhe bleibt ohne Werth , da die übrigen Dimensionen der Waffe fehlen ; aber selbst wenn diese bekannt wären , erschiene es paſſender , den Viſirwinkel anzugeben , als deſſen Berechnung dem Leser zu überlassen. Wie die „verticale Aushöhlung in der Mitte der Kugel" zu denken ſei, ist ebenfalls unklar. D. Ned.)

Spanien. La Asamblea del Ejército. Periódico mensual de ciencia , arte é historia militar, publicado por una reunion de oficiales del cuerpo de E. M. Editor responsable Don Manuel Smith. Madrid Año IV. Nr. 29, publicado en Agosto de 1859 . Bruchstück aus der ungedruckten Geschichte Cubas von Pezuela. (Forts.) Habana wird von den französischen und ſpaniſchen Gouverneuren und Flottenbefehlshabern ſchmäh lich im Stiche gelassen. Der Morro seßt indeſſen unter Medina's Befehl seine Vertheidigung fort ; Medina will mehr seine Leute schonen , als den Feind durch sein Feuer beunruhigen, wodurch der lettere sich dem Plage immer mehr nähert und endlich auch die Ueberschwemmungen eindämmt. Einige Ausfälle gelingen ; ein größerer , weil schlecht be rechnet , mißlingt. Durch Schläfrigkeit und Feigheit der Wachen wird es den Engländern möglich , bei Nacht den Morro zu ersteigen und zu nehmen. Die dem Feuer der Belagerer hierdurch gänzlich bloßgelegte Stadt muß sich uns mittelbar nach Eröffnung der Batterien ergeben. Das spanische Pferd. Dasselbe wird im Allgemeinen in Europa verkannt und hat doch zur Veredelung der Nacen wesentlich beigetragen. Nach 1823 kam es an Zahl herab ; doch seit 1850 hat die Pferdezucht in Spanien wieder be deutend zugenommen, so daß Spanien in 4 Jahren das Das Bedürfniß seiner Armee vollkommen decken kann . alte iberische Pferd soll den Ställen Salomonis entſtammen. Die Römer wußten es zu schäßen ; Cäsars spanische Reiterei trug zur Veredelung der Pferdezucht in Britannien bei, wo später Eduard II . und III. und Heinrich VII. das spanische Pferd gleichfalls hoch hielten. In Mecklenburg , Holstein, Dänemark, Preußen und Desterreich ist es zur Verbesserung der Zucht verwendet worden. Im ruſſiſchen Feldzug 1812 hat es sich am besten gehalten.

Der Ueberfall des Caftells von Figueras im Jahr Die Originalerzählung eines 1811 , mit einem Plan. Spanters , der durch die Bekanntschaft mit einem anderen, bei der französischen Verwaltung angestellten Spanier , und mit Hülfe seines Bruders die Mittel zum Ueberfall herbei schaffte , die spanischen Generale in der Umgegend für den Plan gewann und ihn nach drei vergeblichen Versuchen ohne Verlust ausführte . Beschreibung des Terrains , auf welchem die Ar mee des Centrums im leßten Halbinselkrieg operirte. Von San Roman. Dieses Terrain umfaßt die Provinzen Aragonien , Valencia und Murcia. Chronik des italienischen Feldzugs 1859. Das Gefecht von Montebello .

(Forts.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

34. Jahrgang. No. 105 & 106 .

EN

C

Samſtag, 31. December 1859 .

Allgemeine Militär-Zeitung Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere und Militärbeamten . Die Allgemeine Militär-Zeitung wird auch ferner als Wochenſchrift erſcheinen, jedoch von dem Jahre 1860 an weſentlich erweitert nach Umfang undEinrichtung. Indem wir in üblicher Weiſe bei dem nahenden Jahresſchluß unſere Leſer zu recht baldiger Erneuerung ihres Abonne ments. einladen, damit die Zuſendung der Nummern keine Unterbrechung erleide, halten wir für

nöthig, gerade über dieſe Erweiterung unſerer Zeitung einige Bemerkungen vorauszuſchicken. Die A.M.-3. erſchienvon ihrer Grindung im Jahr 1826 an bis zur Mitte von 1842in zwei, von da bis zu Ende des Jahres 1854 in drei Nummern wöchentlich, jede Nummer in der Stärke eines halben Druckbogens. Seit 1855 erſcheint ſie wöchentlich in einer Doppelnummer, ſomit als Wochen ſchrift von 1 Druckbogen Stärke. Die lektere Form bot uns den weſentlichen Vortheil, größere Arbeiten zuſammenhängender, ohne die ſonſt unvermeidbare Zerſtückelung bringen zu können. Ein großer Theil dieſes Vortheils wurde aber durch den nachtheiligen Umſtand wieder aufgewogen , daß die Zeitverhältniſſe, wie unſere Erklärung in der Schlußnummer von 1854 näher ausführt, gleichzeitig eine Beſchränkung auf ? : des früheren Druck

raumes erfordert hatten. DieſeBeſchränkungwarnichtbloß eineräumliche,ſondern in Wirklichkeit geſtaltete fie fich zu einer hemmenden Beengung unſerer eigenen Thätigkeit, wie derjenigen unſerer Mitarbeiter. Gerade die Verhältniſſe, wie ſie "jektbeſtehen, laſſen uns das in doppeltem Maße empfinden. Die

Aufgabe, welche die A. M.- 3. fich zu ſtellen hat, iſtſchon dadurch erhöht, daß eine Anzahl von jüngeren

militärjournaliſtiſchen Unternehmungen , welche während längerer oder kürzerer Zeit neben und mit ihr gewirkt haben , zurückzutreten ſich veranlaßt ſah , und daß damit der A. M.- 3., welche ſo lange den deutſchen Militärjournalismus allein vertreten hat, von der Geſammtaufgabe, welche dieſer löſen ſoll, ein ſoviel größerer Theil wieder und faſt allein zufiel. Aber añch die Aufgabe, welche überhaupt andie militäriſche Tagespreſſe Deutſchlands geſtellt werden muß, blit an fich ſchon eine höhere und ernſtere

geworden. Die Kriege der lebten Jahre haben eine Menge'don brennenden Fragenin den Vordergrund gerückt, welche der früheren ruhigen Zeit des deutſchen Militärjournalismus mehr als fremd waren ; der

Gang der Geſchichte aber hat es im ſtrengſten Sinne den 'Organen der militäriſchen Tagespreſſe in Deutſchland zur Pflicht gemacht, daß ſie die ernſten Wehrintereſſen ihres großen Vaterlandes nach ihren beſten Kräften zu vertreten ſich bemühen.

Wie wir ſo unſere Aufgabe faſſen, müſſen wir eine Erweiterung unſerer Zeitung für nothwendig halten , ſowohl räumlich durch vermehrten äußeren Umfang , als nach innen durch Verſtärkung

unſerer Arbeitskräfte an Redactionsperſonal und Mitarbeitern. Das Leştere konnte bei der friſchen Regſamkeit , die jeßt überall das Leben der deutſchen Heere kennzeichnet, ohne viel

Schwierigkeit von uns eingeleitet werden , und es wurde damit die gleichzeitige räumliche Erweiterung ſo viel mehr eine Nothwendigkeit für uns.

Die A. M.- 3. wird darum im Sinne des Vorbehalts, den wir in unſerer Schlußnummer von

1854 ausgeſprochen haben, vom 1. Januar 1860 an wieder auf den Drudraum von wöchentlich 14/2 Bogen

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gebracht werden.

Das Hauptblatt ( 1 Bogen) wird in größeren und kleineren Auffäßen ausschließlich

die militärischen Tagesfragen , dann kriegsgeschichtliche und fachliche Gegenstände behandeln , und möglichst vollständig die militärisch wichtigen Nachrichten bringen , während die ständige Beilage (1/2 Bogen) allein zum Literaturblatt (Kritik von Büchern und Karten , journalistische Uebersichten, Bibliographie 2c. ) beſtimmt ist. Durch diese Erweiterung unserer Zeitung wird eine Wiedererhöhung des Preises auf seine frühere Größe geboten, welcher sonach vom Jahre 1860 an bei der Post pro Halbjahr 3½ Thlr. oder 6 fl. für die gewöhnliche Ausgabe und 43/4 Thlr. oder 9 fl. für die Ausgabe auf Velinpapier betragen wird, exclusive der Bestellgebühren. Die Buchhandlungen nehmen auch ferner nur ganzjährige Bestellungen an und führen dieselben zum doppelten der genannten Preise aus. Die Versendung geht in der Regel jeden Freitag vor sich. Darmstadt , 1. December 1859.

Die Redaction der Allgemeinen Militär-Zeitung.

Oesterreichische Monarchie .

Der Verleger Eduard Zernin.

die eine Pistole, welche noch bleibt, wird hinter dem Gurt auf der rechten Seite getragen und mit einer Schnur am Bandelier befestigt.

O Venedig, Ende November. Ich theile Ihnen aus zuverlässiger Quelle im Folgenden einige Notizen über aus Die beabsichtigte neue Adjustirung der Infanterie bringt geführte oder nahe bevorstehende Veränderungen in uns hoffentlich vor allen europäischen Armeen auf einen unserem Heerwesen mit, die andere Mittheilungen, welche praktischen Fuß. Es bleibt zwar sonst noch viel zu wün gegenwärtig über die vielverhandelte Frage durch die Zeisschen und zu thun in unserem Heerwesen, allein wir hoffen, tungen laufen , theils berichtigen , theils ergänzen und bes daß es die strenge Lehrmeisterin , die Noth , in keinem stätigen mögen. Punkte an dem Nachdruck fehlen läßt , der Wille und Es findet gegenwärtig eine ausgedehnte Beurlaubung Eifer stets rege erhält. künf dieselbe daß so statt, von 60 Mann per Compagnie Wien , 23. Novbr. Mit der vorgeschlagenen neuen tig zählen wird : 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Lieute nants, 2 Feldwebe , 4 Führer, 8 Corporale, 12 Gefreiten, Bekleidung und Ausrüstung der f. f. Infanterie werden , wie die „ Desterr. Ztg. " mittheilt, bereits Proben 2 Hornisten, 2 Tamboure, 2 Zimmerleute, 1 Fahrgemeiner, 4 Offiziersdiener , 120 Gemeine; zusammen 161 Köpfe, vorgenommen, um deren Brauchbarkeit auf dem Wege der 2 Pferde und 1 Wagen. Das Bataillon besteht dann praktischen Erfahrung festzustellen. Dieselbe weicht wesent aus : 1 Major, 1 Adjutant, 1 Fahnenträger, 1 Bataillons lich von der seither im Gebrauch gestandenen ab. Statt hornist, 1 Bataillonstambour , 1 Büchsenmacher, 3 Aerzten, des seither üblichen Tschakos ist für die k. f. Fußtruppen 4 Offiziersdienern , oder 13 Köpfen beim Stab, ferner aus der bei den Wiener Freiwilligen in Gebrauch gestandene 966 Köpfen bei 6 Compagnien ; zusammen aus 979 Köpfen Filzhut mit gleichmäßig abstehender Krämpe in Vorschlag ― Wahr gebracht. An die Stelle der steifen Halscravatte mit dem mit 6 Wagen, 3 Reit- und 12 Zugpferden. scheinlich ist diese Reduction nicht bloß vorübergehend der Halsstreifen soll ein Halsflor , an die Stelle des Gilets Ersparniß wegen angeordnet, sondern hängt mit den be eine blaue Blouse aus Baumwollstoff treten , welche ent vorstehenden Formationsänderungen zusammen, welche uns weder anstatt des Kittels oder in die Pantalons gesteckt Der Waffenrock foll im die zweigliedrige Stellung der Infanterie und, als Gilet getragen werden soll. in nothwendigem Zusammenhang damit , auch schwächere Sommer nur als Paradestück , im Winter dagegen unter Bataillone und eine größere Zahl von Regimentern bringen dem Mantel getragen werden. Er soll aus weißem Wasch werden. 1350 Mann beim Bataillon, wie bisher, würden stoff bestehen , einer Art englischem Leder , wie es heutzu nämlich in zwei Gliedern eine Frontlänge von mehr als tage bloß die Offiziere tragen und hat eine Reihe gelber Metall 400 Schritt geben , die ein einzelner Mann nicht mehr knöpfe und umgeschlagenen Kragen mit den seitherigen Dabei würden wir eine verhältnißmäßig Regimentsaufschlägen. Für die Pantalons iſt ein Schnitt lenken kann. größere Anzahl von Stabsoffizieren erhalten , wie es die im Antrage , der bis zum Kniegelenk enge an den Waden Erfahrungen des lezten Feldzugs unter anderem auch ver liegt und dann sich zu Pumphosen , in der Form , wie sie langen ; denn gerade in der Detailführung bewiesen die die Zuaven tragen , ausweitet. In den Beinkleidern sind Franzosen, welche etwa um die Hälfte mehr Stabsoffiziere zur Unterbringung von Patronen und kleinen Habselig besigen , eine besondere Sicherheit und Gewandtheit. keiten Hosentaschen angebracht. Die Schuhe gleichen den Die Vereinfachungen in der Ausrüstung haben bei der ungarischen Infanterie üblichen Schnürstiefeln, nur bei der Reiterei schon ihren Anfang genommen. Die sind sie etwas höher. An die Stelle des Tornisters soll Chabrafen werden hier, wie bei allen Berittenen der Armee cine Art kleiner , zur Versorgung von zwei Paar Wäsche, ein Paar Reserveschuhen und des Puzzeuges bestimmte abgeschafft, ebenso das Hinterzeug bei den Pferden. Auch der Carabiner und die zweite Pistole werden beseitigt; Jagdtasche treten, welche an einem über die rechte Schulter

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laufenden Riemen unter dem linken Arme getragen werden soll. An einem um die Hüften laufenden , an der linken Seite zuzuschnallenden Gurt sollen drei kleine verschiebbare Patrontaschen aus Kalbfell oder Guttapercha für je 20 Patronen angebracht werden . An demselben ist zugleich die Bajonnetscheide befestigt. Das Gewehr soll von nun an stets am Riemen über die Schulter , der in der bis herigen Form beizubehaltende Mantel im Bandelier ge tragen werden. Uebrigens ist diese Equipirung (mit welcher bereits eine Prüfung stattgefunden , bei welcher nicht alle Vorschläge Beifall fanden) nur als ein Versuch zu be trachten ; allein auch als solcher hat er eine charakteristische Bedeutung , denn er zeigt von dem Bestreben , mit den Traditionen des Gamaschen- und Zopfwesens zu brechen und an die Stelle des Parademäßigen das Praktische treten zu lassen. * )

Preußen .

918 das sollten doch endlich unsere Volksvertreter ein den, sehen ! Aber sie leben nur in der Gegenwart und denken, weil heute Alles gut geht, muß es morgen auch sein. Für die Vermehrung des Offiziercorps , welche die Reform bedingt, werden auch schon Vorbereitungen getroffen. Die Zahl der Offizieraspiranten hat sich bes reits vermehrt und wird , bei den verbesserten Aussichten auf Avancement, noch wachsen ; es werden ihnen Erleichte ―――― rungen wenn auch nicht im Examen , was für die im Kriege so nothwendige militärische Bildung unmöglich ist — so doch in anderer Beziehung zu Theil werden ; das Ca dettencorps wird eine Erweiterung erhalten ; Landwehroffis ziere werden zum Uebertritt in die Linie , so weit es ihre Verhältnisse gestatten , aufgefordert. In dieser Weise würden sich der Reform auch hier keine Schwierigkeiten entgegenstellen. Verschiedene Erfahrungen bei der jüngsten Mobil machung haben , wie der !! Franks. Postztg. " geschrieben wird, eine nicht unwichtige Aenderung im Trainwesen veranlaßt. Die sonst nur für Kriegsfälle errichteten Train bataillone sollen fortan auch in Friedenszeiten als Stämme bestehen bleiben und die regelmäßige Ausbildung von Train soldaten für die ganze Armee übernehmen. Seit dem Jahr 1850 suchte man dem Mangel einer solchen Vorbildung dadurch abzuhelfen , daß die einzelnen Truppentheile für ihren besonderen Train halbjährlich Mannschaften einzogen und nach sechs- bis achtwöchentlicher Uebung wieder ent ließen. Diese Einrichtung hat sich indessen nicht bewährt . Schon zu Anfang Decembers sind die Trainſoldaten der einzelnen Regimenter den bei der Demobiliſirung in Dienſt gebliebenen Männern der Trainbataillone überwiesen worden. Dieſe Bataillone werden nunmehr alljährlich die erforders liche Anzahl von Recruten zur Ausbildung einziehen und bei einer Mobilmachung jedem Truppentheil den nöthigen Bedarf an Trainmannschaften liefern.

Ueber den Rücktritt des ** Berlin , 23. Decbr. Kriegsministers von Bonin und die Ernennung des General lieutenants von Roon haben die politischen Zeitungen höchst unerquickliche Erörterungen gebracht. Von rein militärischem Standpunkte ist dabei nur die Frage hervorzuheben, welche die künftige Stärke der preußischen Feldarmee be rührt und allerdings die Hauptursache des vielbesprochenen Ereignisses gewesen ist , nämlich : ob die Bataillone auf Kriegsfuß künftig 800 Mann stark sein, wie der General von Bonin auf Grund der Altersclassen , die noch für den activen Dienst im Felde heranzuziehen find, gefordert hat, oder in der bisherigen Stärke von 1002 Mann bleiben sollen , was allerdings noch höhere Altersclaſſen , als bis Da die Zahl der jezt beabsichtigt war , treffen würde. Bataillone in der Feldarmee (bisher Linie und Landwehr) nur wenig vermehrt wird, (durch die der Reserveregimenter, die von je 2 auf 3 kommen sollen ) -- wir sehen voraus, daß unsere Leser orientirt sind über die neue Reform -so würde bei einer Stärke von 800 Mann allerdings die Freie Stadt Frankfurt. Feldarmee im Ganzen schwächer werden , als bisher, in dem auch an Cavalerie (weil die Landwehrcavalerie ein Frankfurt , 14. Decbr. Schon seit mehreren Wochen, geht) 16 Regimenter weniger ausrückten . Es fragt sich, schreibt die „ Börs. u . Hand . -Ztg. " , ist das Frankfurter ob das für Preußen statthaft ist. Freilich Freilich bleibt immer Linienbataillon von allem Dienste entbunden und derselbe noch die Landwehr zur eigentlichen Landesvertheidigung, wird von den übrigen Theilen der Besaßungstruppen mit und ein nöthig werdender Offenſivkrieg könnte darum immer versehen. Der Grund ist eine Augenkrankheit , an mit mehr Truppen unternommen werden , als wenn noch, welcher mehr als der dritte Theil des Bataillons darnieder wie bisher , besondere Besaßungstruppen aus der Armee liegt und welche bei ihrem entschieden epidemischen Cha zu formiren wären. Darum aber bleibt es doch eine Frage, rafter es rathsam erscheinen läßt , diese Truppe von aller welche die ernsteste Erwägung verdient und die Geldfrage Berührung mit den übrigen Contingenten fern zu halten. darf immer erst in zweiter Linie zur Geltung kommen, wo Ueber die Ursachen der Seuche , die wenigstens hier ganz es sich um die Sicherheit des Vaterlandes handelt. Die neu ist, obgleich sie in dem nahen Mainz dauernd herrscht, Ersparnisse auf Kosten derselben würden dem Lande bei wurde seither nichts Sicheres ermittelt. einer feindlichen Invasion zehnfach wieder abgepreßt wer *) Vorstehende Mittheilung der „ Deſterr. Ztg. “ wurde kürzlich von der Wiener Mil. - 3tg." dahin ergänzt , daß die stattgehabten Proben mit der von einem höheren Offizier vorgeschlagenen Ad justirung und Ausrüstung in Betreff der Zweckmäßigkeit und Deconomie nicht entsprochen hätten und demnach so ziemlich alle projectirten Sorten und Kleidungsstücke als unhaltbar aufgegeben worden seien. Man beschäftigt sich neuerdings dagegen mit anderweiten Vorschlägen, welche sorgfaltig praktisch erprobt wer den sollen , ehe sie zur allerhöchsten Sanction gelangen. Anm. d . Ned. d. A. M.-Z.

Frankreich. Paris , 21. Decbr. In dem Kriegsdepartement stehen , dem Vernehmen nach , die umfäffendsten und ver schiedenartigsten Veränderungen bevor. Es handelt sich nicht allein um Modificationen in der Uniformirung ver schiedener Truppenkörper, sondern um eine wesentliche Reor ganisation einzelner Waffengattungen. Sicher scheint es zu sein, daß der lezte italienische Feldzug nicht ohne Ein

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fluß darauf ist. Der Kaiser selbst arbeitet an einem neuen System der Armee-Reserveaufstellungen ; General Leboeuf, der zum kaiserlichen Adjutanten ernannt wurde , ist mit einer Vorlage über bedeutende Erweiterung der Artillerie beauftragt. Dagegen soll die schwere Cavalerie, die wegen der enormen Tragweite der Geschüße und der so sehr ver vollkommneten Präciſionswaffen ſich immer unzweckmäßiger erweist, stark reducirt werden . Außerdem ist der Kriegs minister , Marschall Randon , mit einer neuen bequemeren Eintheilung in seinem Miniſterium beschäftigt. Es sollen mehrere neue Unterdivisionen und ein Generalsecretariat geschaffen werden. Das Kriegsbudget würde dadurch frei lich nicht in den ihm bisher gesteckten Gränzen bleiben. - Auf Befehl des Kaisers ist schon seit einiger Zeit

mäßigen Kalibers für die Gewehre der eidges nössischen Armee , sowie für die Abänderung des Ba jonnets und des Säbels den nöthigen Credit zu verlangen. Das Bajonnet dürfte nach dem in der französischen Armee eingeführten Yatagan abgeändert werden und der Säbel ganz wegfallen.

eine Commission zusammengetreten, welche Berathungen über die Vertheidigung des Landes und ganz be: sonders über die Befestigung der Küsten zu pflegen und darauf bezügliche Anträge zu stellen hat. Die Com mission besteht aus dem General Marquis de la Place, dem Marschall Nict , dem Viceadmiral Dupetit- Chouars, dem General La Hitte und dem General der Marine artillerie d'Esclevie. Die Vermehrung des Generalstabs der Flotte ist beschlossen , und in der Arbeit , welche über diesen Gegenstand vorbereitet wird , werden folgende Ver änderungen vorgeschlagen : die Zahl der höheren Befehls haber von 33 auf 45, die der Schiffscapitäns von 110 auf 160 , die der Fregattencapitäns von 220 auf 300, die der Schiffslieutenants von 650 auf 725 , und endlich die der Fähndriche von 550 auf 650 zu bringen. Großbritannien .

London , 12. Decbr. Die mit Eisen gepanzerten schwimmenden Batterien scheinen doch nicht ohne Weiteres als nuplos bei Seite gelegt zu werden, wie nach den ersten Experimenten , die mit Armstrong'ſchen Geſchüßen gegen den " Trusty" gemacht wurden , behauptet worden Es sollen vielmehr war (vgl. A. M.-Z. Nr. 83 — 86) . neue Bersuche angestellt und der nämliche trusty zu diesem Zweck mit Platten aus Schmiedeeisen der stärksten Gattung bekleidet werden. -b- Aus dem neuesten Bericht des Generals Hay über die Fortschritte an der Schießschule zu Hythe geht hervor, daß im Laufe des Jahres 1859 Abtheilungen von 111 Regimentern , Depotbataillonen und Milizcorps daselbst geschossen haben ; das 55. Regiment hat mit 41,84 am besten , das 3. westindische Regiment mit 15,08 am schlechtesten geschoffen. Die Durchschnittszahl der Treffer beträgt 30,17. Das 1. New-York-Milizregiment ist mit 33,67 das beste, das 5. Middlesex- Milizregiment mit 20,47 das schlechteste Milizregiment. Es schossen 63 Linienregi menter und Bataillone, 23 Depotbataillone und 25 Miliz regimenter. Schweiz. Bern , 17. Decbr. In seiner heutigen Nachmittags fizung hat der Bundesrath den Beschluß gefaßt , von der Bundesversammlung für die Einführung eines gleich

Spanien.

A Die jeßige spanische Land armee besteht aus : 40 Linieninfanterieregimentern , 1 Garnisonsregiment von Ceuta , 10 Jägerbataillonen , 2 leichten Bataillonen afri kanischer Jäger , 80 Bataillonen afrikanischer Jäger, zu sammen auf dem Kriegsfuße 145,000 Mann zählend ; 4 Regimentern Carabiniers , 4 Regimentern Cüraffieren, 6 Reg. Lanciers , 4 Reg. Jägern , 2 Reg. Husaren , 2 Schwadronen Jägern , 4 Schwadronen Remontereitern , 1 Lehrschwadron, zusammen auf dem Kriegsfuße 12,500 Pferde zählend ; 6 Regimentern Fußartillerie, 4 Brigaden reitender Artillerie, 2 Brigaden Gebirgsartillerie , auf dem Kriegsfuß 12,500 Mann. Ferner gehören hierher : 3 Ba taillone Genietruppen in einer Kriegsstärke von zusammen ungefähr 2000 Mann und die königliche Leibwache, aus einem Corps Hellebardieren von 400 Mann und aug einer Escadron Garde du Corps bestehend. In diesen Zahlen sind die in den Colonien stehenden Truppen nicht mit einbegriffen.

Eine deutsche Militärakademie. Die A. M.-3. brachte in Nr. 99 & 100 einen Auf saß, der die Errichtung einer „Akademie der Militärwiſſen schaften für das gesammte deutsche Bundesheer" befür wortete. Die ausgesprochene Absicht des Aufsages war, eine Besprechung dieser hochwichtigen Frage anzuregen ; daß diese schon amtlich verhandelt worden , war nirgends darin behauptet. Der Auffaß ist vielfach in öffentlichen Blättern erwähnt worden, und hat endlich im Nürnberger Correspondenten eine Erwiederung „ Vom Main" hervorge rufen, die wir wörtlich hier folgen lassen : „ Die Angabe der Darmstädter Militärzeitung , daß bereits von der Bundesmilitärcommission Berathungen über die Errichtung einer deutschen Militärakademie , vor läufig für das 8. , 9. und 10. Bundesarmeecorps , ge pflogen würden , findet keine Bestätigung. Es wird viels mehr auf das bestimmteste versichert, daß bei der Bundes militärcommiſſion ein derartiger Plan bis jeßt in feiner Es würde auch Weise in Anregung gebracht worden ist. nach dem , was man in diesem Betreff vernimmt , nicht zu erwarten sein, daß ein solcher Vorschlag bei den Bundes behörden würde eingebracht werden , bevor die dermalen eingeleiteten Berathungen in Bezug auf Vervollständigung und eventuelle Abänderungen der Bundeskriegsverfassung zum Abschlusse gelangt sein werden. Von dem Ergebnisse dieser Berathungen würde es abhängen, ob und in welcher Ausdehnung ein Vorschlag für Errichtung einer Anſtalt der bezeichneten Art mit Aussicht auf Erfolg gestellt werden könnte. Ein Plan für Herstellung einer deutschen Militär akademie wurde vor mehreren Monaten von einer süd deutschen Regierung mehreren anderen Bundesregierungen

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vorgelegt ; es wurde Frankfurt als Sig einer solchen macht, als seien fie in blinder Nachahmung befangen. Ja, Akademie vorgeschlagen , welche für sämmtliche Corps des es gewinnt den Anschein , als sei die Meinung , das Uns deutschen Bundesheeres, mit Ausnahme der österreichischen glück liege in äußerlichen Dingen , sehr weit ver und der preußischen Truppen , zu gründen wäre. Eine breitet und jedenfalls weiter, als zu wünschen steht. Wenn gehende Verhandlungen sollen jedoch bei den betreffenden wir nun gleichfalls ein Aeußerliches als Thema des Regierungen noch nicht stattgefunden haben. Sie dürften gegenwärtigen Aufſaßes gewählt haben , so wünſchen wir indeß wieder aufgenommen werden , sobald die neuen Be doch , dieserhalb nicht verkannt zu werden ; einer guten rathungen über die Bundeskriegsverfassung zu den ge und namentlich einer für einen vorliegenden Fall zweck mäßigen Organisation wohnt schon einiger Werth inne, wünschten Ergebnissen geführt haben." Ist der Berichterstatter hier recht berichtet , so dürfen weil sie den Sieg erleichtert, und wie gering man wir uns freuen , daß eine amitliche Anregung bereits vor ihren Einfluß auch anschlagen möge , so verdient es dieser liegt , die im Zusammenhang mit den sonst bevorstehenden Factor doch auf jeden Fall , daß man Ansichten entgegen Reformen im Bundesheer endlich die längst begehrte „höhere trete, welche man für falsch erkennen muß. Ja, wir möchten deutsche Kriegsschule" in's Leben rufen dürfte. Eine solche uns zu der Ansicht bekennen , daß der negative Werth des wäre, schlimmstens selbst ohne Theilnahme der Großmächte, selben größer sein wird , als sein positiver sein kann, ein einigender Mittelpunkt für die deutschen Heere , der indem, wenn ein Feldzug schlecht geht , alle die kleinen bald seine reichen Früchte tragen müßte. Mögen auch Leiden und kleinen Uebelstände mächtig anschwellen und einzelne Staaten die Mittel haben , ausreichende Anstalten ganz erflecklich_am_Unglück bauen helfen ; wenn aber ein für die höhere Fortbildung ihrer Offiziere zu gründen oder Feldzug gut geht , fie unmerklich überwunden werden, und zu erhalten, so ist doch jedenfalls die große Mehrzahl der wenn auch in diesen Dingen ein ganz normal gesunder deutschen Staaten ganz ohne solche, die meisten selbst ohne Zustand herrscht , das glückliche Resultat doch darum nicht alle Anstalten nur für die Heranbildung zum Offizier. Eine wesentlich wächst. Es ist eben dieß die Ueberlegenheit des deutsche Kriegsschule " , nur für Fortbildung der Offiziere Geistes über die Materie , und nichts ist wahrer , als daß bestimmt , würde aber noch in einer anderen Beziehung, die Führung der Armee von allen Factoren der entschei die meist nur wenig beachtet ist, ihren heilsamen Einfluß dendste. Eine gering qualificirte Armee mit guter Führung üben, nämlich in Heranbildung eines stets gesicherten Er in allen oberen Instanzen vermag zu fiegen ; eine vortreff sages an Lehrern für die militärischen Schulen derjenigen liche Armee mit mangelhafter Führung vermag nichts, als Staaten , welche überhaupt eigene Lehranstalten für ihre die Ehre zu retten und damit sich die Hochachtung des Offizierszöglinge haben und haben können. Selbst unsere Gegners und zwar um so mehr zu erkämpfen , je geringer Militärliteratur, deren Leistungen leider nicht immer die der Antheil ist , den die Führung selbst an dieſem be volle Durchbildung und den wahrhaften schriftstellerischen scheidenen Resultate beanspruchen darf. Nichts würde von Beruf beurfunden , sondern nur zu oft den bloßen Com eingreifenderer Wirkung sein, als "die Diätetik der Seele" pilationstrieb oder ein Autodidaktenthum von sehr zweifels zu transponiren und zur Abhülfe solcher Mängel zu ver hafter Genialität , könnte und müßte durch eine Anstalt wenden. Die hauptsächlichsten Vorwürfe , die man der öfters gewinnen , welche die ausgezeichnetsten Lehrkräfte und zu gleich die strebsamsten jungen Offiziere der deutschen Heere reichischen Organisation entgegenstellen hört, find : 1 ) ihre Abtheilungen seien zu schwach gewesen; zu gemeinsamer kriegswissenschaftlicher Arbeit , zum Aus deßhalb seien fie stets in der Minderzahl gewesen, tausch im Lehren und Lernen in sich vereinigte. Die An ihre ersten Linien geworfen worden , che eine aus regungen , die von da ausgingen , würden dauernde sein, reichende Unterstüßung habe herankommen können 2c. und bestimmend für das ganze Leben , selbst diejenigen ergrei 2) ihre Verwendungsweise sei unbestimmt und fend und hebend , auf die sie nur mittelbar einwirken wechselnd geworden ; nachdem die herkömm könnten. Welchen Gesichtspunkt wir auch ergreifen mögen, die deutsche Kriegsschule" erscheint uns überall als eine liche Verwendungsich nicht stichhaltig gezeigt, nament lich in Bezug auf die Stärke der ausgeschwärmten Anstalt , für deren Errichtung alle Gründe sprechen , die überhaupt hier in Betracht kommen können . Wäre eine Abtheilungen, dann, nachdem sich ihre Brigaden als nicht stark genug gezeigt , habe man andere Formen solche schon mit der ersten Organisation des Bundesheeres annehmen müssen , die eine vermehrte Friction her gegründet worden , die deutschen Heere stünden nicht in ſo vielfacher Entfremdung neben einander. Jezt scheint die beigeführt und damit die Unsicherheit aller Instanzen doppelt erhöht hätten. Zeit, wo die Gründung als möglich erachtet werden darf, und darum ist es Zeit , für sie zu reden. Hierauf gestüßt, will man die Brigaden stärker formirt und die Jägerwaffe wesentlich vermehrt haben. Eine eingehendere Betrachtung wird, so hoffen wir, dazu beitragen, diese Anschauungen zu läutern und anstatt ihrer eine besser begründete Meinung von diesen Dingen Die operative und die taktische Einheit im öfter aufzustellen. reichischen Heere. Die österreichischen Abtheilungen Compagnien, Ba taillone, Brigaden und Divistonen waren stärker , als Es werden in neuester Zeit vielfache Stimmen laut, welche die Organisation der österreichischen Armee angreifen, die französischen , und zwar scheint es nach den bis jezt und namentlich haben einige davon durch die geringe Be vorliegenden Quellen , daß keine österreichische Division gründung ihrer Aussprüche den Verdacht bei uns rege ge schwächer als 10,000 Mann in's Feld gerückt ist, während

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keine französische diese Stärke als Normaletat erreichte, geschweige denn in derselben auftrat. Der Vorwurf der Minderzahl innerhalb der Abtheilungen wenn er übers haupt einer ist zerfällt also vor der Wirklichkeit. Sind nun aber die oben sub 1. erwähnten Uebelstände thatsäch lich vorhanden gewesen, und wir haben kein Recht , an deren Existenz zu zweifeln , da die verschiedensten öfter reichischen Quellen sie wiederholt anführen, · so müssen wir nun nach einer anderen Motivirung suchen , als der angeblich zu geringen Stärke. Wir finden sie auch ohne Weiteres in der Motivirung sub 2. , in der Fechtart, in der Formation , in der Organisation. Jedwede Fechtart , die sich in ein festes System zu sammendrängt, ist im Princip falsch, weil sie gegen die Forderungen der Schmiegsamkeit verstößt und die für die Fechtart im einzelnen bestimmten Falle maßgebenden Factoren : der Terrainverhältnisse, der Indivi dualität der eigenen Truppen , der des Feindes und des Gefechts zweck es außer Acht läßt. Es ist der Fehler der russischen Normalstellungen , der hier im Detail zu Tage getreten ist. Ein Bataillon, das gewöhnt ist, in Masse zu fechten , wird auf dem oberitalienischen Ter rain schlechte Geschäfte machen, weil es dort keinen Spiels raum für die Verwerthung seiner concentrirten Kraft findet, ebenso wie ein Bataillon , dem das Maſſengefecht fremd ist, auf freierem Terrain übel bestehen wird. Das Wesen der Infanterie besteht in der allseitigen Brauchbarkeit , in der Schmiegsamkeit , in der Leichtigkeit, in jedem Terrain zweckmäßig aufzutreten und seine Kräfte nüglich zu ver wenden. Jemehr die österreichische Infanterie auf das Maſſengefecht und die Colonnentaktik eingeübt war , desto ungeeigneter war sie für diesen Kriegsschauplay , wie für diesen Gegner, desto weniger fonnte sie auch ihre herrliche Bewaffnung verwerthen. Man war gewöhnt , scheint es, mehr mit Truppenkörpern zu fechten, als mit Soldaten, eine nachtheilige Wirkung der Manövririnstruction ; der Mangel der individuellen Ausbildung hat sich fühlbar ge macht. Anstatt die treffliche Feuerwaffe im frontalen Feuers gefecht zu verwerthen , also eine Stärke nugbar zu machen, und mit starker Kette zu fechten, anstatt, wie es das Terrain erforderte , die Unterstützungen nahe zu haben und ziemlich vertheilt, um dem Bajonnetkampie der Kette Nachdruck zu geben , anstatt die unmittelbaren Re serven abermals nahe zu haben , um die Erfolge zu be nußen oder die Nachtheile abzuwehren , wie es wiederum das Terrain erforderte : focht man , weil es einmal so Ge brauch war, mit schwachen Ketten, die nur mit einer ebenso bewundernswerthen als erfolglosen Tapferkeit den zahl reichen französischen Schwärmen Widerstand leisten konnten und war genöthigt , zum Aufsuchen der Erfolge die Ba taillons- und Divisionscolonnen in diese Schwärme hineins zuführen , die geschickt ihrem Stoße nachgaben , sie ein wickelten und von allen Seiten in die Massen hineinschossen, dadurch aber oft genug deren Rückzug erzwangen. Die Schwäche der Oesterreicher lag, so weit die Form in Frage fommt, nicht in der Zahl , sondern im System , welches unzweckmäßiger Weise Kräfte in einer Concentrirung hielt, in der sie nicht ausgenußt werden konnten. Wäre das Terrain anders gewesen , so würden einige Husarenſchwa dronen schon den Gegner greifbar gemacht haben ; - das

Terrain ist aber einmal ein sehr entscheidender Factor, der sich Beachtung erzwingt. Diese Erscheinungen erinnerten uns vielfach an die Schilderungen des Höpfner'schen Werks ; die bravsten Bas taillone waren rathlos , den Plänklerschwärmen der Fran zosen gegenüber. Feldmarschall Heß hat in seiner bekannten Ansprache das Uebel richtig charakterisirt ; es hat ihnen an der individuellen Ausbildung gefehlt. Aber wie traurig , daß es eines unglück lichen Feldzugs bedurfte, um das zur Geltung zu bringen, was so lange schon von Wiſſenſchaft und praktiſchem Bei spiel als unerläßlich hingestellt war ! Möge wenigstens nun mehr auch dem legten Schimmer von Systematik , von schema- oder normalmäßiger Fechtart der Stab gründ lich gebrochen sein. Wahrhaft beherzigenswerthe Worte ruft in Bezug hierauf der Verfaſſer der „Militäriſche n Betrachtungen 2c. " *) den Führer der deutschen Truppen zu. Aber auch gegen die Formation war österreichischer Seits verstoßen worden. Sie war nicht nur an ſich eine wenig gute, fie ward auch durch zahlreiche Umstürze, Neu formirungen und Zerreißungen zu einem greifbaren Uebel stande. Schon in vielen früheren Feldzügen hat speciell die österreichische Armee die Erfahrung machen müſſen , daß mit sehr starken Bataillonen eine üble Detailleitung eng man darf sagen nothwendig verbunden , daß demzufolge ihre Leistungskraft hinter dem Verhältniß der Zahlen zurückbleibt, dafür aber allerlei Verluste über dieſes Verhältniß der Zahl hinaus wachsen. Jemehr , in Folge von Bewaffnung oder Terrain, das Gefechtsfeld einer Ab theilung in die Breite wächst , je frontaler das Gefecht sich gestaltet , desto wichtiger und desto schwieriger ist die gute Leitung. Napoleon hielt seine Bataillone für die Ver hältnisse des legten Feldzugs für zu stark und zweigte deß halb zwei Compagnien von jedem derselben ab, so daß ein Normaletat von etwa 600 Mann verblieb. Er zeigte da mit , daß er mehr Werth auf die tüchtige und bestmög lichste Verwendung schwächerer Körper legte , als auf eine Anhäufung von Kraft , die die Gränzen der Verwendbar feit übersteigt und dadurch nur Verluste ohne Nußen erzeugt. Auch die Fechtart in zwei Gliedern ruht auf ähnlicher An schauung. Ein Bataillon von 1300 Mann übersteigt unter allen Umständen , doppelt aber in Italien , die Gränzen der Möglichkeit guter Führung; ein Frontalgefecht unter dor tigen Verhältnissen bringt die Truppe aus der Hand des Commandanten und führt zur Spaltung in Divisionen, die nimmermehr die Rollen der taftischen Einheiten spielen können , wie sehr man auch hier und da der Spielerei der " Compagniccolonnen" angehangen haben mag . Haben wir in der ſyſtematiſchen Ausbildung der öster reichischen Infanterie zu einer bestimmten Fechtart , der *) Der genaue Titel des hier angezogenen Werks ist: „ Militä = rische Betrachtungen über einige Erfahrungen des lezten Feldzugs und einige Zustände deutscher Ar meen Ten Führern deutscher Truppen und den Mitgliedern deutscher Ständekammern gewidmet. Darmstadt 1860." Wir werten demnächst auf dieß erst kürzlich erschienene Werk zurück kommen. Anm . d . Red . d. A. M.-Z.

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geschlossenen, im Gegensahe zur Plänklertaktik , auch für größere Abtheilungen einen Grund des üblen Ganges ihrer Gefechte , der Erfolglosigkeit ihrer Bravour gefunden , so will uns scheinen, als trete uns in der nothwendiger Weise sehr schwierigen , wo nicht geradezn unmöglichen , Details leitung der Gefechte der zwette Grund entgegen. Die Thätigkeit ihrer Unterstübungen und Reserven mußte zu wünschen übrig lassen , denn ihre Gliederung war ungelenk , ihre Formation zu stark an Zahl innerhalb der Cadres . Aber es bleibt noch übrig , die Wirkung der Neufor mirungen zu erörtern. Die Bataillone hatten ihre Grena tiercompagnien abzugeben und an deren Stelle neue zu formiren. Die Grenadierbataillone waren neu , aljo un gewohnt , indeß das mag gehen ; es sind ganze Com pagnien (Eliten) und schwache Bataillone, da richtet sich's schon ein. Außer den neuen Compagnien in jedem Bataillon wurden aber noch per Regiment fünfte und meist auch sechste (Depot-) Bataillone formirt ; es mußten sonach die alten Bataillone in Summa wohl an die Hälfte ihrer Offiziere und Unteroffiziere abgeben , was einer gründlichen Zerreißung aller altgewohnten Formirungs. verbände sehr nahe kommt und den alten Compagnien eine Masse neuer Offiziere und Unteroffiziere zuführen mußte, Deren militärische Verwendbarkeit bei dem vorhandenen Material gerechten Zweifeln unterzogen werden darf. Was an außergewöhnlichen Maßregeln in der Taktik etwa noch hinreichend gut zu bewältigen gewesen wäre , wenn die Compagnien in ihrem alten Bestande an sie herangetreten wären, das mußte zur Unmöglichkeit werden, wenn, wie vor gekommen, eine Compagnie von etwa 190 Mann zu 1 Haupt mann , 1 Oberlieutenant noch 2 ganz neue Subalternoffi ziere erhielt, von denen der eine Cadet gewesen, der andere eben aus dem Civilstande übergetreten. Bei Palestro fiel der Hauptmann, bei Magenta der Oberlieutenant und die Compagnie war so gut wie aufgelöst. Solche Fälle unter den Offizieren waren aber keine Seltenheit. Truppen mit erschüttertem inneren Verbande können nicht die Schlag fähigleit entwickeln , wie Truppen in altgewohntem Vers ― hältnisse. Noch ärgere Verstöße gegen den Grundsag : die Formation der Truppen bei einer Mobil machung zu achten, kamen bei mehreren Jägerbataillonen vor, einer Truppe , die vermöge ihrer Fechtart doppelt auf die Solidität der Formation angewiesen ist. Wir finden die Reſultate der Gefechte, offen gestanden, den Prämissen sehr entsprechend ; eine glänzende Führung mag wohl im Stande sein , das Alles zu ersehen ; wo aber auch fie fehlt, wo nur die allgemeine, die , im guten Sinne, alltägliche Tüchtigkeit vorhanden ist , da zeigt sich dann das Verhältniß von Ursache und Wirkung in völlig ungetrübter Durchsichtigkeit. Taktiſch wie strategisch : Wer geschlagen wird , war es schon vorher. Man will das nur nicht immer Wort haben, weil es gegen die Be quemlichkeit verstößt und Geld kostet. Es soll uns nicht Wunder nehmen , wenn die Detailberichte uns Beispiele bringen , daß ein französisches Bataillon ein doppelt so starkes österreichisches Bataillon geworfen habe, trog aller Bravour und Aufopferung des legteren, - einseitig aus

Bei der Reiterei hat es sich gezeigt , daß deren For mation in schwächere Schwadronen und deren Verband in Regimentsdivisionen zweckmäßig ist. Auch bei der Formation der Artillerie sind keine wesent lichen Mängel sichtbar zu Tage getreten, obwohl die Batte rien als Manövrirbatterien zu 8 Geschüßen zu stark er scheinen wollen.

gebildet , die Kräfte nicht verwerthet, im Innern zerrissen, wen nimmt's Wunder ?

Hinzuzufügen ist nur noch Eins , nämlich : daß nicht gesagt werden darf , die Kritik hinke jegt langsam hinter Den Ereignissen d'rein. Die Wissenschaft hat ihre Worte schon seit lange und hörbar genug gesprochen ; mehr kann sie nicht thun. Betrachten wir nun die Organisationen. Der Kriegsschauplah erforderte , des Terrains wegen : viel leichte Infanterie , wenige , aber ziemlich vertheilte, leichte Reiterei , gut gegliederte und mit der Möglichkeit durchgreifender Führung, also zahlreichen Stäben versehene, größere taktische (operative) Einheiten. Das Be dürfniß an Artillerie beschränkte fich auf gut bewegliche und gut gegliederte Manövrirbatterien und einige , aber verhältnißmäßig wenige Reservebatterien ; besonders her vorragend erscheint bei den im Allgemeinen engen Schuß feldern eine starke Kartätſchausrüstung. Je mehr in dem fraglichen Terrain die Divisionen selbstständig werden mußten , desto mehr konnte man starke Armeecorps als Zwischenglieder zwischen dem Obercommando und den Divisionscommandos annehmen ; doch mußte_auch hier ein starker und wohlausgebildeter Stab dem Corpscomman danten die zusammengreifende Oberleitung ermöglichen. Die österreichische Organisation war aber diesen An forderungen nichts weniger als entsprechend . Sie stellten ihre Brigaden zusammen wie immer : 5 Bataillone, worunte r 1 Jägers oder Gränzer- (leichtes ) Bataillon und 1 Batterie ; 2 , in einzelnen Fällen auch 3 Brigaden bildeten eine Division, bei der bezüglich der Stäbe und der Zutheilung von Reiterei keinerlei Rücksicht auf die Eigenthümlichkeit der Verhältnisse genommen war. Zwei Divifionen bildeten ein Corps und fast gewinnt es den Anschein , als habe man den Accent viel mehr auf dieses, als die höhere tak tische Einheit , als auf die Division gelegt , die nur in einzelnen Fällen als gefechtsführendes Zwischenglied auf tritt, während in der Mehrzahl Corps und Brigaden die fichtbare Gliederung repräsentiren. Ein solches Verhält niß führte aber dazu , daß einerseits der Corpscomman dant ein für die Detailleitung zu großes Gefechtsfeld hatte, während andererseits die Brigaden zu schwach sich zeigten, selbstständig ihre Gefechtszwecke zu verfolgen. hierin ruht der so oft gehörte Vorwurf der zu schwachen Brigaden ; er liegt , wie wir eben gesehen , nicht in ihrer Schwäche, ſondern nächst ihrer früher erörterten unge lenken Gliederung, in der gewissen Verschwommenheit, die darüber herrschte, wer denn eigentlich die gefechtsführende Zwischeninstanz sei; die Verhältnisse sezten das Corps commando sofort außer Wirksamkeit , das Divisionscom mando war nicht entsprechend organisirt und so trat die Brigade an eine Stelle , die ihr nicht gebührte. Die Detailschilderungen über das Wirrsal in den Commando verhältnissen sind haarsträubend ; wir fürchten fast , noch weitere Aufklärungen darüber zu erhalten.

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Von nicht zu verkennendem Einfluſſe auf die Führung ist ferner die Art und Weise gewesen , in der die öfters reichischen Stäbe organisirt sind . Ein großer Mangel ist, dort freilich wie anderwärts , mit Ausnahme von Franks reich, die Zwiespaltigkeit, die aus der Theilung in General stab und Adjutantur entsteht, die man aber, troß der ent schiedenen Bekämpfung derselben durch Heß , festhalten zu wollen scheint. Dann war der militärische Rang der Stabschefs ein allzu niedriger, was doppelt sichtbar wurde durch das Relief, welches die Generaladjutantur vermöge ihres höheren Grades erhielt. Man denke an das Ver hältniß im Gyulai'schen Stabe. ――――― Wenn aber beim Avancement nicht bloß die bewiesené große praktische Lei ſtungsfähigkeit im Verein mit wissenschaftlicher Einsicht den Ausschlag geben, vielmehr auch noch andere, ja wohl selbst nichtmilitärische Gründe dazu wirken, dann wird ein hoher Rang des Stabschefs ganz unerläßlich, um dieser Instanz den gewünschten und erforderlichen Einfluß auch durch äußere Mittel zu sichern . Beſſer freilich ist es, seine Com mandanten so zu wählen , daß sie alle Garantien in fich vereinigen , und auch in dieser Hinsicht hat Oesterreich in mehreren seiner Führer -- wir nennen nur die beiden höchsten: Heß und Benedek das Beiſpiel, daß der Weg durch eine solide wiſſenſchaftliche Bildung sicherer zur Feld herrnlaufbahn führt, als der durch die Generaladjutantur und ähnliche Wege.

Bekleidung , auch auf_größere Entfernung kenntlich und zur Zielscheibe wird. Der Offizier muß ferner dem Feinde gegenüber eine freie Aussicht haben , während er seinen Untergebenen sichtbar sein muß. Den Soldat wird er an weisen, in einem deckenden Graben sich niederzulegen, hinter einem Aufwurse sich zu fauern , aber er selbst steht offen da und gibt ein leuchtendes Beiſpiel unerschütterlicher Ruhe. Hierdurch ist der Infanterieoffizier im Allgemeinen mehr exponirt , als der Soldat , und in noch höherem Grade, wenn er beritten ist. Möge aber auch der Offizier sehr augenfällig abweichend von der Mannschaft bekleidet sein , so wird er nur zu Pferde ein Zielpunkt für den Kanonier und auch zu Fuß für den Infanteristen fast nur im zerstreuten Gefechte. Ueber haupt nimmt der Infanterist , welcher aus eigenem An triebe im Gefecht auf einen Offizier schießt , schon einen höheren rationellen Standpunkt ein , da es dem Gefühl des Menschen entspricht , vor Allem den unschädlich zu machen , welcher ihm tödtliche Geſchofſe zusendet. Daß es den Mechanismus der taktischen Bewegungen

Die Bekleidung der Offiziere. In der Allg. Mil.-Ztg . ist schon mehrfach angeregt worden, den Offizier so zu bekleiden, daß er sich von dem Soldaten möglichst wenig unterscheide ; daher Abschaffung der Epauletten 2c. Selbstredend dürften solche Verände rungen , wie überhaupt , so auch kurz vor einem Feldzuge oder einem Treffen nur von dem Kriegsherrn angeordnet werden und nicht von Truppenbefehlshabern , indem diese sonst, wenn jene sich auch auf sie erstrecken, in einem zweis deutigen Lichte erscheinen. Dabei wird denn auch, wenn unmittelbar vor einem Feldzuge oder einem Gefechte be zügliche Anordnungen getroffen werden , der Soldat sich fragen , ob der militärische Glanz nur für die Salons bes stimmt gewesen sei, und es wird einen peinlichen Eindruck auf ihn machen, daß die Offiziere Schußmittel gebrauchen ; die Gefahren , welchen er in einem Gefechte entgegengeht, werden sich ihm vergrößert darstellen und der Idee wird er nicht Raum geben, daß man freudig in den Tod gehen müsse. - Hierbei können wir uns nicht versagen , daran zu erinnern, daß unter Napoleon I. die Offiziere in ihrem höchsten Schmucke in die Schlacht gingen und daß die Uniform Nelsons nicht bis auf den heutigen Tag aufbe wahrt würde , hätte er bei Trafalgar die Jacke eines Matrosen getragen. Denken wir uns aber auch den Offizier genau so gekleidet, wie den Soldat , so find ihm ja gewisse Pläße in der Schlachtordnung angewiesen , welche ihn als Offizier er kennen lassen, wozu kommt, daß er kein Gewehr hat, nicht ladet und feuert , so daß er hiernach , abgesehen von der

in hohem Grace fördert , wenn die Offiziere von den eigenen Truppen bei Tag wie bei Nacht leicht erkannt wer den und daß sie, wenn sie Befehle und Meldungen zu über bringen haben, auch auf größere Entfernung unterschieden werden müssen, bedarf keines Beweises . Diese Bedingungen werden durch die Bekleidung der österreichischen Offiziere , ihre Grad- und Unterscheidungs zeichen vollständig erfüllt und um so weniger sind wir Willens , für die Beibehaltung der Epauletten eine Lanze zu brechen, da es ein Fortschritt wäre , wenn , was die Infanteric, Artillerie und die Stäbe betrifft, die Kopf bedeckung und die Uniform der österreichischen Offiziere jedoch abstrahirt von der Farbe ―― bei allen anderen Contingenten der deutschen Armee eingeführt würden. Bei den Oesterreichern 2c. wünschten wir indessen noch die Schärpen beseitigt , welche eben so hindernd als unnöthig erscheinen. Im Frieden sind sie zwar nüßlich wegen des Garnisondienstes , aber hoffentlich ist die Zeit nicht mehr ferne , wo im Frieden nur das vorkommt, was auch im Kriege praktiſch iſt, damit auch in diesem Sinne das pace bellum parandum zur vollen Bedeutung komme. Was namentlich Epauletten und Schärpe betrifft , so verursachen solche Luxusgegenstände dem Offizier eine mit seiner Einnahme nicht im Verhältniß stehende Ausgabe, wodurch bei dem soliden Offizier nicht nur der frohe Muth, sondern überhaupt der Muth_nothleider, welcher selten mit einer gedrückten Stimmung Hand in Hand geht. *) *) Die österreichischen Jufanterie- und Artillericoffiziere tragen Schleppjäbel , wogegen Einsender dieses nicht umhin kann sich auszusprechen. Die zweckmäßigste Waffe für den Infantericoffi zier, mag er gehen oder reiten, ist ein an der Kuppel getragener Säbel mit lederner Scheide, ebenso für den Artillerieoffizier, der seinen eigentlichen Dienst zu Fuß thut , nämlich in der Batterie, und in einem Gefechte so häufig ab und aufsteigen muß. Gegen den zu innigen Contact des linken Ellbogens mit dem Säbel gefäß diene bei berittenen Offizieren die ſchüßende Watte .

Hierbei eine Beilage.

Redigirt unter Verantwortlichkei : des Verlegers Eduard Zernin in Darmstadt.

Druck von C. W. Leske.

Beilage zur Allgemeinen

Militär - Zeitung Nr. 105 & 106.

4.3 . Literatur.

Geschichte Friedrich's II. , Königs von Preußen, genannt Friedrich der Große, von Thomas Carlyle, Deutsch von J. Neuberg 2 . (Schluß.)

mancherlei scheinbar ungehörigen Dinge , die im ersten Lesen oft peinlich stören , tragen vielfach dazu bei, der ganzen . Dar Bellung Frische und dramatisches Leben zu geben, so daß man fich zuleßt in sonderbarem Widerspruch mit sich selbst bes findet , und eben das billigen muß , was man entschieden tadeln möchtc. Jm Ganzen können wir hiernach das Buch unseren Lesern nur wärmstens empfehlen. So lange keiner unſerer deutschen Meister in der Geschichtschreibung die große Aufgabe zu lösen versucht , dürfte das Carlyle'sche Werk immerhin , wenn auch vielfach unvollkommen , doch die beste Biographie des großen Königs bleiben. Daß die Ausstattung ohne Tadel ist, bedarf bei dem bekannten Berlag kaum der Erwähnung .

Der erste Band des Carlyle'schen Berks , obschon ganze 65,6 Seiten stark , reicht doch nur bis zum Jahr 1726 , ums faßt also selbst von der Jugendgeschichte des großen Könige nur einen kleinen Theil, nur die 14 ersten Lebensjahre. Der Grund davon liegt in der Länge der einleitenden Abschnitte (nahezu des Bandes) , worin der Verfasser die Vorgeschichte von Brandenburg-Preußen , bis zum Jahr 327 v . Chr. zus rück, und die Geschichte der Hohenzollern'schen Fürsten vor Friedrich II. behandelt. Gar manches davon , so nöthig es für das englische Publicum sein mochte, hätte für geschichts Mittheilungen aus Justus Perthes ' geo-. kundige deutsche Leser wohl entbehrt werden können , und zu graphischer Anstalt über wichtige neue dem ist es dabei ohne einige nicht unerhebliche historische Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Schnißer gar nicht abgegangen. Dennoch ist selbst diese breite Geographie von Dr. A. Petermann. 1859. Anlage der Einleitung zuleßt nicht störend , und sie gewinnt Heft IX. Gotha, Justus Perthes. sogar ihren bestimmten Werth auch für deutsche Leser durch die Wenn die Erforschung Innerafrikas unter allen Continenten überall vortretenden Beziehungen auf die spätere Zeit und namentlich durch die flare Darlegung der Conflicte von Recht ohne Zweifel das größte und anhaltendste Interesse stets ex und Anspruch, die seit lange schon die Politik von Branden regte und fortdauernd noch erregt , so umfassen und bilden burg-Preußen leiteten, und die endlich unter dem großen König wiederum den Brennpunkt innerafrikanischer Forschungsgebiete mit dem Schwerte gelößt wurden. Die gleiche Richtung seßt diejenigen , welche die Quellen des Nils und den sogenannten fich auch in den späteren Abschnitten fort , wo der Verfasser • großen innerafrikanischen See in sich schließen. Nachdem in nach so weitem Ausholen endlich bei seiner eigentlichen Aufs Bezug auf beide Probleme die Geographie Jahrhunderte lang. gabe angelangt ist , und neben dem biographischen Moment auf höchft unsicheren Angaben der Eingebornen beschränkt war, gilt es ihm da vorzugsweise darum, die Bedingungen klar zu brechen endlich die deutschen Miſſionäre Krapf , Erhardt und legen, aus welchen die langen und blutigen Kämpfe , die Rebmann als Entdeckungsreisende zuerst Bahn , indem sie von Friedrich der Große später zu führen hatte, mit Nothwendig der Küste von Zanzibar aus in's Innere und bis an den feit erwuchsen . Fuß der äquatorialen Schneeberge vordrangen. Das Ende Was wir bis hierher gesagt , mag ziemlich genügen, um resultat aller ihrer Forschungen publicirte zuerst Dr. Peters Inhalt und Haltung dieses ersten Bandes des Werks von mann in einem Bericht und einer größeren Karte , die im Carlyle zu bezeichnen. Ein tieferes Eingehen ist uns leider ersten Heft der " Geographischen Mittheilungen" für 1856 ohnehin durch die Rücksicht auf den Raum versagt , der uns , enthalten sind. Diese Karte erregte damals in England so in diesen Blättern für solche Anzeigen zu Gebot steht. Wir viel Interesse, daß die Expedition unter Burton und Speke wiederholen , so weit sich aus diesem ersten Bande und aus ausgerüstet und ausgeschickt wurde , vornämlich um die Nich der ganzen Persönlichkeit des Verfaſſers urtheilen läßt, wird tigkeit derselben zu prüfen und die Entdeckungen der deutschen Burton das Carlyle'sche Werk nicht eine Biographie Friedrichs des Missionäre zu verfolgen und weiter auszudehnen. Großen von der Art werden , wie jeder Freund deutscher Ge und Speke haben dieſe Expedition mit außerordentlichem Er schichte sie seit lange begehrt. Carlyle , so sehr auch heimisch folge ausgeführt und ihre Entdeckungen find unbedingt zu den in unserer schönen Literatur , ist doch unserer und namentlich allerwichtigsten zu zählen , die in diesem Jahrhundert übers der neueren historischen Literatur lange nicht mächtig genug ; haupt gemacht sind , wie aus den Berichten und Karten zu seine ganze Weise zielt nicht auf organisches Durcharbeiten ersehen ist , die gegenwärtig in den „ Geographischen Mittheis seines Stoffes , sondern er zieht es vor , sich mit behaglicher lungen" publicirt werden. Einem kleineren Bericht im 8. Heft Breite plaudernd gehen zu lassen, oft Anekdoten und Porträts (der auch Nachrichten von Roscher brachte) folgt in dem hier züge einstreuend , oft nach allerlei Richtungen seltsam abschweis vorliegenden 9. Heft ein größerer nebst ausführlicher Driginal fend , so daß man sich manchmal unwillkührlich an Stram karte , die einen großen Theil Innerafrikas als zum ersten berg's denkwürdigen rheinischen Antiquarius" erinnert findet. • Mat von Europäern betreten und erforscht den Blicken dar Aber durch das Ganze geht ein sittlicher Ernst und ein Zug legt. Aus dieser von Dr. Petermann gezeichneten wichtigen historischer Wahrheit und Gerechtigkeit , der dem Buch seinen Karte ist u. a. ersichtlich , daß deſſen Correction des großen Werth sichert, und der fich namentlich in dem Bilde von König Sees der Missionäre der durch Burton und Speke festges Friedrich Wilhelm I. , den gerade Macaulay so ganz und gar stellten wahren Lage und Ausdehnung sehr nahe kommt. Db Selbst die gleich indeß der See noch kleiner ist, als jener annahm, würde nicht verstanden hat , auf's lebendigste ausspricht.

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er -wenn man sich ihn auf das Rheinthal gelegt denkt, immer noch von Basel bis Amsterdam reichen , und sein Areal etwa doppelt so viel betragen , als das ganze Großherzogthum Baden. Außerdem enthält dasselbe Heft eine ethnographisch -ftatis ftische Karte von Italien (mit einem Carton zur Uebersicht der Culturgebiete) von Dr. Petermann ; einen Bericht über die Reisen des berühmten österreichischen Löwenjägers Major Graf 2. Thürheim in Afrika , einen zweiten Bericht über Dr. Rotschy's neue Reise in Kleinafien (bis zum 27. Juli d. J.) und eine bibliographische Uebersicht der neuesten geo graphischen Werke, Auffäße und Karten.

Preußischer Militär- Notiz - Kalender für 1860. Bierter Jahrgang. Berlin , 1859. Druck und Verlag von Trowißsch u . Sohn. Der hier vorliegende 4. Jahrgang des bereits als nüßlich und brauchbar erkannten und daher verbreiteten Notizkalenders empfiehlt sich wie seine Vorgänger den Militärs aller Chargen * durch seinen zweckentsprechenden und reichen Inhalt. Derselbe + ist im Verhältniß zum vorjährigen Kalender im Ganzen noch etwas erweitert , hat dagegen die frühere höchst zweckmäßige Beigabe einer Jahresübersicht der gesammten deutschen Militär

ún Ankün

literatur verloren, was wir mit Bedauern bemerken ; war deren Zusammenstellung vielleicht zu mühsam oder erſchien sie über flüssig ? - Das Inhaltsverzeichniß weist folgende Rubriken auf: Tabellen für Einnahme und Ausgabe ; Tabellen zur Jn teressenrechnung ; Münzvergleichungstabelle ; Schreib- und Ge schichtskalender (leßterer nimmt natürlich meißt nur auf Preußen Bezug) ; Tafel zur Stellung der Uhr ; Genealogie des fönigs lichen Hauses ; die Regenten Europas nach dem Lebensalter und dem Zeitpunkt des Regierungsantritts ; Extracte aus den Bestimmungen über das Ersaßwesen ; Geseß über den Waffen gebrauch des Militärs vom 20. März 1837 ; monatliche Ge haltssäße der Offiziere und regimentirten Aerzte ; Reglement vom 7. April 1853 über Geldverpflegung im Frieden ; Geld verpflegung im Kriege ; Gehaltsabzüge ; Offizierunterstüßungs fonds ; Extracte aus dem Militärpensionsreglement ; Kriegs artikel ; Drden und Ehrenzeichen ; Extracte aus dem Reisekosten Regulativ ; Umzugskosten ; Armeeeintheilung ; alphabetisches Verzeichniß des Quartierstandes der Armee. Man sieht, der Inhalt ist reich gewählt ; auch die äußere Ausstattung vers dient Lob.

Berichtigung. In Nr. 103 & 104 der A. M.-Z. auf Seite 900 Zeile 31 von oben bitten wir ceinturon statt centuron zu lesen.

digungen . ð

In unterzeichnetem Verlage ist erschienen; Der Ruf nach einer

verbesserten

Truppenausbildung.

Ein Wort für beide Theile. Von einem deutschen Offizier. Motto: Halte Mass in allen Dingen. broch. Preis 15 Sgr. oder 48 kr. 8. Vorstehendes Werkchen ward bereits mehrfach sehr günstig von der militärischen Presse beurtheilt, in der Allgemeinen Militär - Zeitnug in den Nrn. 13 u. 14 und 71 u. 72 v. d. J. Eduard Zernin Darmstadt, den 25. April 1859.

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Nach den Erinnerungen eines Preußischen Veteranen. Bearbeitet von F. Pflug. Dritte billige Auflage.

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bis

zum

Schlusse

des

der

Großen

schlesischen

Kriege.

Von K. W. von Schöning, Generalmajor, und Historiographen der Preußischen Armee. 30 Bogen. --- Preis früher 2 Thlr. oder 3 fl. 36 fr. Jeßiger Preis 20 Sgr. oder 1 fl. 12 kr. rh. Die Militärliteraturzeitung, redigirt von Major Blesson, das geachtetste kritische Blatt über Militärwissenschaft, ſagt darüber : „ An den Faden der großen welthistorischen Begebenheiten reihen fich die interessantesten Schilderungen und charakteristische Mittheilungen. Es ist dies Werk im edelsten Sinne ein Volksbuch, das sich in allen Ständen und Berufszweigen Freunde erwerben wird, be sonders unter solchen, die Sinn und Herz für die Glanzzeiten unfres Vaterlandes haben. “ Wer an Hahn's Leben Friedrichs des Großen" Gefallen gefunden hat, wird mit gesteigerter Theilnahme dies Werk lesen, das dem Leser den Helden im Beginn seiner Laufbahn vorführt, und dieselbe bis zu dem Höhenpunkte verfolgt, wo ihn das begeisterte Volk zum ersten Mal als D Friedrich den Großen“ begrüßte.

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Taktik der drei Waffen. Bom f. f. Artillerie-Hauptmann Anton Partsch. 2 Thle. Die Figuren in den Text eingedruckt, 8. geheftet, 53 Druck bogen stark. Preis 6 fl. 50 kr. 8. B.

Dieses Werk zeichnet sich vor allen derlei Werken vorzüglich da durch aus, daß es der in neuerer Zeit so wichtig gewordenen Ärtillerie dieselbe Beachtung schenkt, wie der Infanterie und Cavallerie, und ihren Gebrauch sowohl in kleinen als in den größten Verhältnissen, namentlich den Artillerie-Maffen- Gebrauch eingehend und umfassend be handelt. Eben so ausgezeichnet steht es auch, besonders was die Ar tillerie betrifft, durch seine leicht verständliche Darstellung da, so daß es jedem mit dieser Waffe noch wenig vertrauten Leser völlig ent sprechen wird. Welch günstige Ausnahme es bei allen Waffen gefunden, geht wohl am besten taraus hervor, daß der größte Theil der Auflage troß der hiefür ungünſtig geweſene Zeitverhältnisse bereits vergriffen iſt.

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A. Förstner'sche Buchhandlung. (Arthur Felix.)

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So eben iſt erſchienen : In unſerm Verlage erſdien ſoeben :

Deutſche Geſchichte vom Dode Friedrichs des Großen bis zur Gründung des deutſchen Bundes

Preußiſche Militair -Gefesa Sammlung. Guthalten die feitSate Fle Ed ck, . Juli (Rönigl. General - Auditeur 1856 bis Juli 1859 ergangenen , auf die mili der Armee. ) tairiſche Rechtopflege fich beziehenden Gefeße, Verordnungen und allgemeinen Verfügungen , nach der Zeitfolge geordnet und mit Anmerkungen verſehen. Bd. VI, Heft 1. Geh. 1 Thlr. 15 Sgr.

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Wenn gleich dasſelbe durch die patriotiſche, echt deutſche Darſtellung des wichtigen Zeitraumes, iu welchem die gegens wärtigen Verhältniffe Deutſchlands wurzeln, bereits in allen, Kreiſen binlänglich befannt iſt. ſo unterlaſſen wir doch nich te

darauf aufmerkſam zu machen ,daß dem Verfaſſer für dieſe zweits Auflage viele neue Quellen zu Gebote ſtanden ; dieſe und des Verfalſers gründliche Forſchung haben manchem Abſchnitte des

Betrachtungen

über Dorfgefechte und die Kriege führung der Gegenwart, von

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Soldaten

ſeinen jüngern Kameraden gewidmet.

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爱 我 家 客

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umgetauscht , jedoch nur noch bis Ende dieses Jahrs .

Vorſtehendes Werfchen liſt durch den mehrfach geäußerten Wunſch entſtanden, daß obige Uufgaben -Sammlung von einer Anleitung zum

Ausführlichere Auskunft in einem Prospect, der in jeder Buchhandlung zu haben ist.

Rechnen begleitet ſeyn möchte. Es ergänzen ſich daber beide Werkchen gegenſeitig.

F. A. Brockhaus in Leipzig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Eduard Bernin in Darmſtadt. Druck von C. W. Les fe.