Allgemeine Militär-Zeitung [29]

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einer Geſellſchaft deutscher Offiziere und Militärbeamten.

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1854 .

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Register über die

allgemeine

Militär - Zeitung

1854 .

(Die Zahlen deuten auf die Nummern .)

Administration, s . Militärverwaltung . Adminiſtrations compagnien. — Belgien, 43. Erfindung Aeronautik , die , im Dienste der Taktik , 61-62. Godard's Luftballons zu militär. Zwecken im Kriege zu verwenden (Desterreich. Monarchie), 89. Aerzte und ärztlicher Dienst. - Frankreich, 95. ―― Großbritannien, 29, 130. 143. Preußen, 97. Algerien, Streifereien in, I-VII. 121–123 , 151–154 . Ambulancewagen , Ueber Gesundheitspflege im Felde insbesondere, Preußen, Großbritannien , 41. 51. Frankreich, 146. 155 . 152. -Ambulancecorps . - Großbritannien, 74. Anhalt - Dessau - Cöthen. Vereinigung der seither getrennt beſtan denen beiden Bundes-Contingente. 77. Anwerbung. - Großbritannien, 154. Armeebackofen . Schweiz, 128. Arsenal. - Frankreich, 141. ――― Desterreich. Monarchie, -139.Baden, Artillerie , Einrichtungen und Leistungen der, 99. 100. 122. -- Bayern, 74. - Dänemark, 83. ―――――― Frankreich, 4. 18. 26. 83. - Großbritannien , 10. 31. 100. 109. ― Niederlande, Desterreich. Monarchie , 78, 80. 92. -- Preußen, 14. - Türkei, 71. 73. Ausschiffungs - Compagnien . - Frankreich, 124. Avancement , Ansichten über, 22-24. - Zusammenstellung über das A. in der k. bayerschen Armee seit dem Jahre 1831 , 146. Frankreich , 147. — Großbritannien , 34. 153. Avancements , Ordensverleihungen und sonstige Aus zeichnungen , Penſionirungen , Todesfälle, œ. - Baden, ― Frankreich, 110. 45. - Bayern, 116. 134. 141. 154. ---nde Niederla , 11. 83. - Desterreich. zogthum Großher Heſſen, 47. Monarchie, 76. -- Preußen, 38. 79. 109. 129. 130. 140. Königr. Sachsen, 10. 151. ---- Sardinien , 63. - Spanien 61. Baden. Berathung des Kriegsbudgets in der zweiten Kammer. 43. Nachträgliche Forderungen für die Kriegsverwaltung . 46. Aufstel lung einer Festungsartillerieabtheilung in dem Artillerieregiment. 122. -- Personalchronit . 45. Bajonnet an Ort, 79. Hannover, 119. - Spanien 104. Bajonnetfechten.

Balkan, Der, und seine Straßen, 63. Ballon zum Telegraphiren. - Großbritannien, 110. Bataillons adjutant, der, 41 . Barackin. - Großbritannien, 145. Batterien, Schwimmende. -- Frankreich, 142. - Großbritannien, 136. 139. Batterie, Unterseeische. Großbritannien , 138. Bayern. Bestand der Armee nach der neueſten Organiſation . 16. Einführung von Beiukleidern aus grauem statt blauem Tuch bei der Infanterie. 24. Vollständige Bewaffnung der Jägerbataillone mit Dornstugen . 25. Einführung des Waffenrocks bei den Chevauxlegers . 26. 39. Bildung einer Kommission zur Prüfung des Entwurfs der neuen Vorschriften für den Unterricht in den Waffenübungen der Infanterie. 29, 37. Ernennung einer Commission zur Entwer fung eines Planes Behufs Vertheidigung der Hauptstadt . 33. 37. Erläuterungen bezüglich der Theuerungszulage. 38. Vermehrung der Militär - Max - Joseph- Präbenden . 39. Bestimmung über den im nächsten Herbst stattfindenden Garnisonswechsel . 50. Schießz proben mit Dornbüchsen . 52. Versuch mit einer neu erfundenen Abänderung der Landwehrord ambülanten Kochmaschine . 53. Ausarbeitung eines neuen nung vom 7. März 1826. 62. Reglements für die Artillerie. 74. Beabsichtigte Abänderung der men Pensionirungsnor sowie des Besoldungsregulativ's beim Militär . 91. Unterbleiben der Herbsterercitien wegen der Cholera. 103. Er richtung eines Denkmals für den in Folge seiner Verwundung in der Schlacht bei Poloczk 1812 gestorbenen General der Infanterie, Erasmus Grafen von Deroy . 116. Die Errichtung eines Raketen= corps . 116. Sistirung des Garnisonswechſels für dieses Jahr. 118. Abänderung des Militärpenſionsnormativs . 120. Einberufung sämmt licher , den bayerischen Gesandschaften in auswärtigen Staaten zu getbeilter Offiziere. 124. -Demnächstige Bewaffnung der Jäger bataillone mit Dornbüchsen ; Entsendung von Detachements von sämmtlichen Jägerbataillonen behufs Instruction nach München ; die neue Waffe. 141. Personalchronik (J. Ritter v. Xylander †). 134. ( v. Liel , zum Bevollmächtigten bei der Militär - Bundes commiſſion ernannt ). 141. Verstorbene Veteranen der Armee ſeit dem Jahr 1831. 146. Einzelnheiten über die neu eingeführte Dorn büchse der Jäger . 148. Summarium der im 3. Quartal 1853 ärztlich behandelten Individuen der Armee. 156. Personalchronik (Oberst Seyfried t). 154.

plazes in den Donaufürſtenthümern. 32. Errichtung eines neuen Befehligung, Der Organismus der, 145 . Beinkleider. - Bayern, 24. Dragonerregiments. 54. Vorarbeiten zu neuen Befestigungen Kopen Bekleidung. Frankreich, 106. 114. - Großbritannien , 74. 94. hagens , sowie beim Alssund und Stribsodde. 54. Veränderungen 108. 156. - Preußen , 89. 146. Rußland und Polen, 34. in der Uniformirung der Cavalerie. 60. Stellung der bürgerlichen Artillerie von Kopenhagen unter den Ressort des Kriegsministe= Königreich Sachsen, 100. riums. 83. Belagerungskanonen. Frankreich, 113. Ausschreibung eines Preises für den Erfinder einer voll Belgien . Decret über die Uniformirung der Linien- Infanterie- Re Dampf. gimenter. 3. Kriegsminiſt . Erlaß bezüglich der Bestreitung der Ko kommenen Anwendung des D. auf die Kriegsflotte, 47. sten für literarische und politische Zeitungen. 8. Normirung der Bu Dampffregatte als Werkstätte. Großbritannien. 70. reaukosten der Commandeure der Geniecompagnie, der Festungsbat Dampfkanone. - Großbritannien, 147. -Desterreich. Monarchie , 76. ― Preußen, 100. 130. terien und der Artillerie -Handwerkscompagnieen . 11. Einschärfung Denkmal. des Befehls über die Art des Passirens von Kettenbrücken durch Rußland und Polen, 110. 133. die Truppen. 12. Regelung der Bureaukosten der Commandeure der Deutschland. Der Festungsbau von Ulm und Rastatt. 9. Der Festungen. 13. Forderung eines außerordentlichen Credits zur Ver Einfluß der Eisenbahnen auf die Wehrhaftigkeit der einzelnen deut mehrung des Kriegsmaterials . 23. Forderung eines außerordent schen Staaten . 10. Uebersicht der militärischen Angelegenheiten des lichen Credits zur besseren Instandsegung der Festungen ; Geſeßes deutschen Bundes im Jahre 1853. 19. Berichte über die Inspec vorlage andie Kammern behufs Erlaß einer Bestimmung über das Alter, tionen der Bundescontingente. 20. Verhandlungen bezüglich einer in welchem die höheren Offiziere in den Pensionsstand treten sollen. Revision der Bundeskriegsverfassung. 22. Gegenwärtiger Stand der 30. Erlaß bezüglich der Detachirung von Soldaten aus den acti Heeresmacht des deutschen Bundes. 23. Liquidation der Bundes ven Bataillonen zu den Reservebataillonen zur Verwendung als staaten für militärische Leistungen. 24. Fabrikation comprimirter Ordonanzen u. s. w.; Bestimmung bezüglich des Mantels ; Verfü Gemüſe, und Versuche bezüglich deren Verwendung bei der Truppen gung bezüglich des militärischen Grußes ; Stärke des Contingents verpflegung. 26. Stand der Bundescontingente. 27. Beendigung der der Armee pro 1854 und Normirung des Kriegsbudgets , 31. Mit Berathungen der Bundesmilitärcommission über Revision der Kriegs theilungen über Reinigung der Wäsche der Truppen mittelst Dampf. verfassung. 47. Bestimmung eines allgemeinen Abzeichens für's 35. Beihilfe zur ersten Equipirung derzu Unterlieutenanten beförderten deutsche Heer 50. Der Festungsbau zu Ülm. 54. Errichtung einer Unteroffiziere . 39. Verfügung über die militärischen Leichenbegäng vereinigten Bundesfestungs-Baudirection zu Ulm . 57. Die Revision niffe. 39. Zulagen für die Offiziere der Compagnie der enfants der Bundeskriegsverfassung. 60. Notizen über das Verhältniß des de troupe . 40. Beschaffung von Waschbecken von Weißblech für Bundesfestungsvudgets. 63. Auregnug des Bau's der Außenwerke jeden Mann der Infanterie. 41. Normirung der Büreaugelder des von Rastatt und der Wiederherstellung des eingestürzten Tveils der Commandanten der Gendarmerie. 41. Bestimmung bezüglich der Ulmer Festungsgräben von Seiten der Bundesmilitärcommiſſion. 72. dienstlichen Obliegenheiten des Militärintendanten en Chef. 42. Der Ausbau der Bundesfestung Ulm. 80. Bundestagsverhandlungen Kriegsministerialerlaß , betreffend vierteljährige Einsendung von Ver bezüglich Wiederherstellung des Feſtungsfonds. 82. Insvicirung der zeichnissen derjenigen Mannschaft , die in die Gendarmerie einzutre Festungsbauten zu Ulm. 93. Die Errichtung eines technischen Buz ten wünschen . 42. Errichtung von vier neuen Administrationscom reaus bei der Militärcommiſſion. 94. Bundesbeschluß bezüglich der pagnieen. 43. Versuche der Artillerie mit dem balistischen Pendel Reintegration der Bundesfonds und des Ausbau's der Bundes von Navez. 51. Versuche mit dem von Pasquier-Nalinne erfundenen festungen Ulm und Rastatt. 95. Bericht über die in der Münchener Wasser, das geeignet ist , das Feuer sogleich zu löschen. 54. Ein Gewerbeausstellung ausgestellten Feuerwaffen. 100. Der Ausbau der richtung eines Cursus der Reitkunst bei der Militärſchule 62. Lager Bundesfestung Ulm. 124. Minensprengung bei Fort Hardenberg zu Beverloo . 79. 109. Beabsichtigte Herstellung zweier neuer Tele zu Mainz. 127. Generalbericht über die Musterungen der Bundes graphen-Linien und demnächstige Vermehrung der Leitungen auf contingente im Jahre 1853. 141. Geschichtliche Notizen über die schon bestehenden Linien . 85. Militärcontingent für 1855. 153. Gouvernements und Commandantschaften der Bundesfeſtung Mainz 142. Besoldung. - Bayern , 91. - Frankreich , 66. - Niederlande, Bericht des Militär- Ausſchuſſes der Bundesversammlung Spani 22. , 23. 143. en über den neuen Entwurf der Bundeskriegsverfaſſung. 154. Bombenkanonen, Die, des General Paighans, 29. Distanzfernrohr. ― Frankreich, 45. Boulogne, s. Rastatt. Dolmetscher- Corps. Frankreich, 36. Braunschweig. Versuche mit einer zwölfyfündigen , aus Gußſtahl Dornbüchsen. - Bayern, 25. 52. 141. 148. gefertigten Granatkanone. 85. Kündigung der Militär - Convention mit Preußen. 109. Brescheschießen. Frankreich, 32. Spanien, 46. Brückentrain, Birago scher. Eisenbahnen . Militärische Benußung der E. 83. -- Ueber Frankreich, 44. Büchsenmacher. die neuesten Truppentransporte auf E. in Frankreich, nebst Bemer Belgien, 4. 13. 41 . Bureaukosten. kungen hierüber, 102. 108. - Die Sicherung der im Bereiche Bulgarien, die militär. Bedeutung von, 60. feindlicher Streifparthien liegenden Eisenbahnstrecken und Bahnhöfe, insbesondere auf der südwestl. Eisenbahnstrecke Deutschlands, 105. - Die Verwendung militär. Kräfte zur Herstellung der E. 131 . Cadetten. - Toscana, 96. 124. Der Einfluß der E. auf die Wehrhaftigkeit der einzelnen deut ―――― Desterreich. Monar schen Staaten, 10. ― Frankreich, 3. 135. Spanien, 60. Carabiniercorps. -chie, 121. - Preußen, 70. 78. 109. - Rußland und Polen, 155. Frankreich, 22. 23. 53. 56. Cavalerie. - Dänemark, 54. 60. Desterreich. Monarchie , 111. 60. 85. - Großbritannien, 64. Württemberg, 121 . Ehrenzeichen Großherzogthum effen, 52. Preußen, 33. 89. 98. - Türkei, 77. Epauletten. - Preußen, 58. 87. Großbritannien, 109. -- Schweiz, 111. Cholera. Equipirungskosten. Belgien, 39. Civilstellen. Großherzogthum Heſſen, 135. Desterreich. Monarchie, 4-7. Esprit de Corps , 88. Cocarde, die deutsche, 56. Commissionen , wiſſenſchaftliche. - Spanien, 32. 34. 35. 46 . Conscription. ―― Frankreich, 55. Preußen, 47. Czako. abnen. - Frankreich, 132. Feldeaplane. Frankreich, 36. Felddienstzeichen . Frankfurt, 23. 65. Feldzug. Berichtigung und Erklärung in Betreff des vierten Dänemark. Größere fortificatorische Arbeiten auf der Insel Alſen. Buches der zu Stuttgart erschienenen Denkwürdigkeiten zur neuesten 8. Stand des Offiziercorps der Armee, 31. Reliefkarte des Kriegsschau

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Schleswig-Holstein. Geschichte. Vom Fr. v. d . Horst . 119 -111. Festungen und Festungsbauten . Belgien , 30. Dänemark, 8. 54. Deutschland , 9. 54. 57. 63. 72. 80. 82. 93. 95. 124. -- Frankreich, 23. 43. 148. 149. - Großbritannien, 36. 54. 134. Niederlande , 30. 39. 76. 95. 102. 108. 143. -- Desterreich. Monarchie , 58. 103. 114. 121. --- Preußen, 2, 12. 13. 18. 22. 59. 70. 93. 101. 117. 147. 149. 152. 154. -- Rußland und Polen 8. 9. 77. 116. 117. 123. 124. 149. - Sardinien, 154. Schleswig-Holstein, 99. 101. Schweden und Norwegen, 4. 62. 77. Schweiz, 23. -- Spanien, 69. -- Türkei, 70. Feuerwaffen. ― Bericht über die in der Münchener Gewerbaus stellung ausgestellten F., 100. Frankreich, 39. - Preußen, 12. 46. Feuerwerker. Frankfurt. Stiftung eines Feldzeichens für die Feldzüge in Schles wig-Holstein und Baden. 23. Abgabe des vom Senat gestifteten Felddienstehrenzeichen an das Linienmilitär. 65. Frankreich. Gerücht über Errichtung einer kaiserlichen Garde. 3. Plan der Erbauung einer strategischen Eisenbahn für Paris . 3. Die Vermehrung der Jäger zu Fuß und die Ausführung der For mation derselben. 7. 12 Reorganisation der französischen Artillerie. 4. 18. 26. Einberufung des rückständigen Restes des Contingents der Klasse von 1852. 12. Effectivstand der Cavallerieregimenter . 22. Bau der neuen Befestigungen zu Havre. 23. Anstellung eines Waffenschmiedes in jedem Cavallerieregiment. 23. Thätigkeit der Waffenfabrik zu St. Etienne. 23. Neu erfundener Karabiner. 29. Neu erfundenes Schießpulver. 31. llebungen im Brescheschießen im Fort Mont-Valerien. 32. Bildung eines Algierschen Tirailleur-Re giments. 33. Neue Lieferung der topographischen Karte von Frank reich und sonstige neue Karten des Kriegsdepots . 33. Bildung per manenter Ankaufscommissionen zur Beschleunigung der Pferdean käufe für Artillerie und Cavallerie. 35. Zutheilung von Feldca= planen an die Armee des Drients . 36. Organisation des Dolmet schercorps der Afrikanischen Armee. 36. Neues Reglement über den Dienst und die Organiſation der Gendarmen . 38. Beabsichtigte Er richtung eines Regimentes Feuerwerker. 39. Neues Wurfgeschoß für für die Marine. 39. Neues Reglement über die Instandhaltung und Aufbewahrung der Waffen bei den Truppen. 40. Beabsichtigte An wendung verschiedener in den Kriegswaffen seither geschehenen Neu erungen und Erfindungen im orientälischen Kriege, 41. Umgeſtaltung des Gesundheitsdienstes der Flotte , sowie Vermehrung des Cadres der Seecadetten. 41. Verschmelzung der bisherigen beiden Compag nieen Veteranengendarmen in eine einzige Compagnie. 42. Versuche mit einem neuen tragbaren Telegraphen. 42. Erbauung eines neuen Forts zu Lyon. 43. Wesentliche Verbesserung der Büchsenmacher bei den Truppen. 44. Neues Distanzfernrohr, erfunden vom Opti fer Lerebours. 45. Errichtung von zwei Vorbereitungsschulen für Matrosenkanoniere und Regelung deren Stellung 45. Bera thungen über die Berufung einer Reserve nach dem Vorbilde der vreußischen Landwehr . 46. Ausschreibung eines Preises für den Erfinder einer vollkommenen Auwendung des Dampfes auf die Kriegsflotte. 47. Wiedererrichtung einer sechsten Schwadron in allen Cavallerieregimentern . 53. Versuch mit einer neuerfundenen Ponten brücke. 54. Ueber die militärische Conscription . 55. Die Truppen transporte nach dem Orient. 55. Decret über die Errichtung der " Escadron der Hundert Garden zu Pferde." 56. Uebersicht der französischen Marine. 56. Decret über die Wiedererrichtung der rl. Garde durch Kaisergarde. 57. Gerücht über Vermehrung der ein Cavallerieregiment und eine Schwadron Mamelukken . 60. Das bevorstehende Lager von Saint-Omer. 63. Besoldungsfäße der neuen Kaisergarde. 66. Reorganisation der Armee von Paris. 69. Dr= ganisation eines Nord- und Südlagers. 69. Ankauf von Maul eseln für die Armee des Orients, behufs des Transportes von Ver wundeten . 70. Die Lage des Marseiller Lagers. 70. Anfertigung von Kriegsraketen neuer Construction . 76. Uniform der Hundert Garden" Pallastwachr 77. Zuſammenſegung der Generalſtäbe der Flotte. 78. Gegenwärtige Stärke der Armee 82. Versuche mit Kriegsraketen zu Toulon. 83. Bewilligung eines Credits für die orientalische Armee. 84. Krankenſtand des Orient-Heeres ; Formi rung der Infanterie des Orientheeres in zwei , statt in 3 Glieder. 84. Bildung eines provisorischen leichten Cavalleriecorys . 85. Ver suche mit Kähnen neuer Erfindung . 86. Creditanweiſung für das

Marineministerium. 87. Organisation der Nordarmee. 89. Abgabe eines schweizerischen Jägercarabiners neuen Musters an den franzö ſiſchen Gesandten in Bern , zur Behändigung an den Marschall Vaillant. 92. Versuche mit Congreve'schen Raketen, 92. Bearbeitung einer Anweisung für die Aerzte des Heeres im Orient. 95. Kaiserl. Schreiben an den Kriegsminister bezüglich der Truppenmärsche bei großerHiße. 101.97. Uniformirung der kaiserl. Garde. 98. 99. Befehlshaberliſte des Nordla gers. 103. Beſtand der Nordarmee in den Lagern von Boulogne und St. Ömer. 103. Das Lager der Nordarmee; Bildung des Südlager's 105. Anschaffung von warmer Kleidung für die Truppen der ver schiedenen in Ausführung begriffenen Expeditionen. 106. Kaif. Des cret betr. die zwischen Frankreich und Großbritannien abgeschlossene Uebereinkunft bezüglich der Kriegsgefangenen. 109. Große Manöver bei Boulogne 110. Neues griechisches Feuer erfunden vom Chemis ker Blanche und Versuche mit demselben, 110. 116. 122. Soldbe= stimmungen der russischen Kriegsgefangenen. 111. Reorganisation der Marine- Infanterie. 112. Bestellung einer großen Anzahl von Belagerungskanonen. 113. Darlegung über die Vorräthe an Le= bensmitteln und Kleidungsstücken sowie über die Verpflegungsweise der orientalischen Armee. 114. Große Thätigkeit in der Geschüß gießerei von Ruelle. 115. Prüfung der von Hrn. Keysse gemachten Erfindung, das Ende der Patrone für die Infanteriefeuerwaffe weg zunehmen ohne dasselbe abzubeißen. 116. Manöver bei Boulogne . 117. Verluste der englisch - französischen Armee seit deren Abgang aus Frankreich und England. 118. Bau von Kanonenschaluppen nach nenem System. 122. Bildung von Ausschiffungs -Compagnien aus Matrosen. 124. Ueber die Deffnung des durch Versenkung von fünf Linienschiffen verrammelten Eingangs in den Hafen von Se bastopol. 129. Sorge der Regierung für das Nordlager. 131. Ein tragung der Namen Bomarsund und Alma auf die Fahnen der Mas rineinfanterieregimenter , welcher beiden Actionen beigewohnt haben. 132. Bevorstehende Vollendung der Pariser Gürteleisenbahn. 135. Verwandlung der 25 leichten Infanterie-Regimenter in eben so viele Linien-Regimenter. 136. Raketen nener Erfindung. 138. Bevor stehende Erhöhung des Effectivstandes der Armee ; thätige Arbeiten auf den Werften der Marine ; Lager von Sathonay. 140. Erwei terung des Arsenal von Toulon. 141. Beſtand des Kriegsmate rials. 142. Bau von Kanonenbooten und schwimmenden Batterien. 142. Bildung einer 6. Compagnie für jedes dritte Bataillon der 100 Linien-Infanterie-Regimenter. 142. Wagen neuer Construction für den Transport der Kranken und Verwundeten. 146. 155. Des cret betr. Verleihung der Befugniß an den Oberbefehlshaber der Orientarmee provisorisch die vacant werdenden Offiziersstellen bis zum Bataillonschef oder Schwadronschef einschl. zu beseßen. 147 . Die Erweiterungsarbeiten an den Festungswerken von Toulon. 148. Versuche mit einer neuen Art von Raketen. 148. Baracken für die Krim. 148. Vermehrung der k. Garde und Aenderung der Garde uniform. 149. Berathung über das Recrutirungssystem der Armee. 149. Erbauung einer Batterie am Eingang der Rhede von Tou lon. 149. - Personalchronik, 110. Freiwillige. Mecklenburg - Streliß, 17.

Garde. Frankreich, 3. 56. 57. 60. 98. 99. 149. Hannover, 17. -- Desterreichische Monarchie, 111. 122. - Rußland und Po ―― len, 51. Spanien, 104. 128. Garnisonen. Niederlande, 83. Garnisonswechsel. --- Bayern, 50. 48. Geldverpflegung . Preußen 41 . Gemüse, comprimirtes. - Deutschland, 26. Frankreich, 38. 42. - Lu Gendarmerie. - Belgien, 41 , 42. gemburg, 47. 48. - Preußen, 98. Generale. - Spanien, 22. 228. Großbritannien, 40. - Königreich Sachsen, 72. Generalstab. Gepäck. Großbritannien, 37. --- Preußen, 33. 58. Geschoßformen , Ueber die, der InfanteriesFeuerwaffen, Mit 1 Fig. Laf. 82. 83. Geſchüß, Gußſt a hl-, das Krupp’ſche, untersucht und beschossen von Braun der braunschweigiſchen Artillerie im Sommer 1848, 107. schweig, 85. - Frankreich, 11. - Großbritannien 93. 132. 147. Geschüße.

Geschüße, Lancaſter'ſche. - Großbritannien, 96. 107. 147 . Geschüße aus Schmiedeeisen. Großbritannien, 153. Geschüßgießerei. -- Frankreich, 115. - Preußen, 42. 101. Geschüßrohr von hinten zu laden. - Großbritannien, 17. Gesundheitspflege im Felde, Ueber , insbesondere Ambulance wagen, 51. Gesundheitsdienst. - Frankreich, 41. Rußland und Polen, 42. Gesundheitszustand. Gewehre. - Schweiz, 42. Gewehr schloß, Das, mit Kupfertaf. 128. 129 . Griechenland. Die Armee am Schluſſe des Jahres 1853. 44. Neue Organisation der Infanterie. 112. 118. Griechisches Feuer. ――― Frankreich, 110. 116. 122. Großbritannien. Versuche mit Percuſſionsbomben nach der Erfin dung Moorsom's. 1. Verminderung des stehenden Heeres in Irland. 3. Erneuerte Aufnahme des mittelländischen Meeres. 5. Vereinigung der Milizregimenter in der Grafschaft Southhampton und Aende rung der Benennung derselben. 8. Reducirung der f. Truppen in Canada auf 1 Jägerregiment und eine Abtheilung Artillerie. 10. Der Hafen von Grimsby. 13. Vermehrung der Matrosen und Ma rinesoldaten. 13. Rückblick auf das Jahr 1853. 14. 16. Schluß versuch mit dem von hinten zu ladenden Geſchüßrohr des Dr. Church. 17. Die allmäbliche Vergrößerung der Uebungsperioden für die Mi liz. 18. Statistische Notizen über das Marinecorys. 19. Thätigkeit in der Armee der Präſidentſchaft Bombay. 20. Statiſtiſche Notizen über das Marinecorps. 19. Thätigkeit in der Armee der Präſidentſchaft Bom bay. 20. Statistische Notiz über den Abgang von Offizieren in der Armee, während des Jahres 1853. 20. Die Seemacht. 21. Neues Reglemement über Vertheilung der Prisengelder. 22. Voranschläge für die Marine. 26. Beabsichtigte Bildung eines Lagers in den Umgebungen von Sandburst. 27. Mängel in dem militärärztlichen Dienstzweig. 29. Voranschläge für die Landarmee. 30. Anfragen im Unterhaus be züglich der Schießübungen der Artillerie zu Woolwich und wegen Ergreifung von Mitteln um die Schußweite und Treffwahrscheinlich keit der Feldartillerie so zu gestalten, daß das Geschüßfeuer die bis herige Ueberlegenheit über die kleinen Waffen bewahrt. 31. Die Naval and milit. Gazette" über die Einführung von Verbesserungen in der Armee. 32. Voranschläge für das Feldzeugamt. 33. Bildung einer Commission behufs der Beantragung eines veränderten Sy stems für das Avancement in den böheren Graden des Heeres. 34. „ Die „ Naval and milit. Gazette" über die Nothwendigkeit der Er nennung eines wirklichen Kriegsminiſters . 35 Belohnungen des Re-= crutirungs- Detachements. 36. Die Batterie an dem Mersey. 36. Befehl über die Verminderung des von dem Infanteristen zu tra genden Gepäcks. 37. Der Truppen und Pferdetransport nach der Türkei. 38. Absendung des Oberstlieutenants Burn von der Ar tillerie nach den Vereinigten Staaten um die Waffenfabrikation da selbst zu studiren. 39. Einforderung eines Berichts über die Schieß resultate der Miniébüchsen. 39. Mangel an Werken über die Ge neralstabswiſſenſchaft in engliſcher Sprache. 40. Anfertigung von Transportwagen neuer Erfindung zur zeitweiligen Aufnahme der Verwundeten. 41. Verleihung von Medaillen an diejenigen Trup pen, welche in Birmah gefochten haben. 41. Lieferung von 4000 Revolvers für die Flotte. 42 Bewilligung einer fortdauernden Ra tion an die Adjutanten der Miliz. 45. Errichtung von Staats waffenfabriken. 46. Plan der Verwendung ostindischer Truppen im orientalischen Kriege. 49. Der Vorschlag zur Verwendung eines Theils des indischen Heeres in der Türkei. 53. Anlegung umfaſſen der Fortificationen an der Küste von Suſſex. 54. Die Verzöge= rung der Einschiffung englischer Truppen nach dem Orient und die veraltete Einrichtung des Kriegsdepartements. 57. Neuer Plan zur Bemannung der Flötte. 58. Verbesserung der Milizacte. 63. Zu Dienstberufung von 25,000 Mann der Miliz. 63. Beabsichtigte Er richtung eines stehenden Lagers auf der Haide von Aldershott. 63. Antrag des Kriegssecretärs im Unterhause auf Vermehrung der Armee und Veränderungen der gegenwärtigen Organisation der In fanterieregimenter ; beabsichtigte Vermehrung der Cavallerie und Wünsche für Verbesserung der Organisation derselben ; die Jäger corps. 64. Veröffentlichung der zweiten supplementären Voranschläge für die See- nnd Landmacht. 65. Bildung eines Fonds zur Unter stüßung hülfsbedürftiger Soldatenfrauen u. Kinder. 66. Anfertigung

von Kugeln nach neuem Muster. 66. Neu erfundenes Boot. 66. Der Plan der Errichtung eines ordentlichen Kriegsminiſteriums. 67 . Erhöhung des Standes mehrerer Regimenter auf je 12 Compag nien. 68. Neue Zerstörungsmaschine. 69. Anfertigung eines clef trischen Telegraphenapparats behufs dessen Verwendung auf dem Kriegsschauplage im Orient. 70. Ausrüstung einer Dampffregatte als Werkstätte für Ingenieure. 70. Verhandlungen im Unterhause bezüglich der Einführung einer passenderen und bequemeren Unifor mirung der Truppen. 70. K. Decret bezüglich der Bewilligung einer figen Summe an die Obersten der Regimenter als Mühewaltung für Bekleidung und Equipirung der Truppen. 74. Die Reform der Uniformirung. 74. Eröffnungen über die neue Gestaltung des Mi litärdepartements im Unterhause 74. Absendung eines neu organi firten Ambulancecorps nach dem Orient. 74. Verstärkung der Re gimenter in der Türkei Einführung des Waffenrock's bei der In fanterie ; neue Säbel für die Cavalerie. 75. Vollendung eines der sechs Kanonenboote, welche für die Ostseeflotte erbaut werden. 78. Gänzliche Aenderung der Uniformen der Infanterie. 83. Neue Uni formirung der englischen Linien- Infanterieregimenter. 91. Beabsichtigte Veränderungen in den verschiedenen Militärdepartements. 91. Die Ver änderung der britischen Uniform. 93. Absendung einer Riesenkanone nach der Ostsee. 93. Ordre betr. das Tragen von Schnurbärten in der ganzen Armee. 93. lebungen im Festungskriege zn Chatham. 94. 95. Die Fortschritte in der Bewaffnung und Bekleidung der Armee. 94. Die Versuche mit dem Lancaſter'ſchen Geſchüß. 96 . Große Anzahl von Vorschlägen und Erfindungen in militärischer Beziehung. 96. Aenderung der Artillerieuniform. 100. Anfertigung von Waffenröcken und wasserdichten Kopfbedeckungen für die Ost armee. 103. Verſuche mit den Lancaſter'ſchen Geſchüßen 107. Neue Organisation des Corps der Marinesoldaten ; Veränderung der Be kleidung und Bewaffnung desselben . 108. Verbeerungen der Cho lera in der englisch-französischen Armee im Orient. 109. Erfindung einer Vorrichtung zum Schuße der die Geschüße hinter den Schieß scharten bedienenden Artilleristen gegen die Wirkung der Miniébüch fen. 109. Lieferung eines tragbaren Assortiments von Apparaten der electrischen Telegraphie zur Verwendung im Felde. 110. Ver suche den Ballon zum Telegraphiren zu benußen. 110. Die Schwie rigkeiten der Recrutirung für die Armee. 126. Bildung eines Ver eins zur Unterſtüßung von Soldatenwaiſen und Wittwen. 127. Jn structionen des Chefs der Militärspitäler an die Chirurgen der eng lischen Expeditions-Armee in der Krim. 130. Anfertigung von Geschüßen von großem Kaliber. 132. Anfertigung von Spreng apparaten zur Sprengung der im Hafeneingang von Seba stopol versenkten Schiffe. 133. Befestigung verschiedener Küsten punkte ; Anlegung eines permanenten Lagers bei Chobham ; Wer bungen. 134. Anfertigung von Kanonenbooten uud schwimmenden Batterien 136. Versuche mit einer von Lieutenant Porter erfun= denen unterseeischen Batterie. 138. Details über die schwimmenden Batterien. 139. Reform im ärztlichen Armee - Departement . 143. Die „ Times" über die Nothwendigkeit das numerische Mißverhält niß des Heeres durch bessere Bewaffnung und Unterstügung deſſel= ben mit allen mechanischen Hülfsmitteln auszugleichen. 145. Anfer tigung von hölzernen Baracken für die Expeditionsarmee in der Krim. 145. Drängen auf Absendung von Revolver's nach der Krim . 147. Anerbieten des Sohnes des Erfinders der Dampfka none zur Lieferung eines solchen Geſchüßes. 147. Beabsichtigte Auf stellung von neuen Linieninfanterieregimentern. 147. Verbesserung der Lancaſterkanone 147. Neue Art von Haubigen, erfunden von Oberst Chalmers. 147. Beabsichtigte Vermehrung der Armee. 149. Ueber das System der englischen Armee - Organisation . 150. Neu erfundener Apparat für eine Soldaten-Küche. 150. Versuche mit einer neuen Art von Mörfern. 150. Das Büdget der Armee. 152. Die Kriegsmarine, 152. Beabsichtigte Vermehrung der Zahl der Compagnien der Infanterieregimenter. 153. Neuerung in der Offi ziersbeförderung. 153. Miniébüchsen. 153. Anfertigung von Ge schüßen aus Schmiedeeisen. 153. Verhandlungen im Oberhause über eine Bill betr. die Auwerbung von Ausländern und Annahme der selben. 154. Generalbefehl betr. die außerordentliche Verabfolgung von Kleidungsstücken für die Soldaten der Expeditionsarmee. 156. Gruß, militärischer. - Belgien, 31 . Spanien, 104. Gymnastik. - Hannover, 119.

Hamburg, Freie Stadt : Vermehrung des Contingents. 96. Handfeuerwaffen , Eine französ. Änsicht über den Einfluß der vervollkommneten , auf die Taktik, 44. - Ueber den Einfluß der verbesserten, auf die Infanterie-Taktik, 1—4. Hannover. Feier des 50jährigen Bestehens der Garderegimenter 17. Abbestellung der Waffenübungen im Monat April. 29. Erhö bung des Kriegsbudgets. 29. 61. Vermehrung der Armee. 70. Um formirung der Infanterie. 73. Mangel an Kriegsmaterial, insbe sondere dessen Anschaffung. 83. Verhandlungen über Vermehrung des Armeematerials. 86. Herbstmannöver und Lager Limmer. 93 Ausdehnung des Unterrichts in der Gymnastik und im Bajon netfechten nach der von Premierlieutenant von Linsingen angenom menen Methode. 119. Widerlegung des Gerüchts der Vermehrung der Jägerbataillone. 156. Großbritannien, 147. Haubizen. Heerwesen. - Großbritannien, 3. 8. 10. 14. 16. 20. 30. 32. 49. 53. 64. 65. 68. 74. 149. - Hannover, 70. - Kirchenstaat, 20. ― Meriko, 10. - Naſſau, 97 . ― Niederlande, 98. 118. Des Rußland und Preußen , 11. 13. sterreich. Monarchie , 83. Schweden, 43. 87. 90. Polen, 31. 49. 59. 116. 148. 156. Vereinigte Schweiz, 50. 125. 151. - Spanien, 33. 77. 128. Waldeck, 64. - She. auch Staaten von Nordamerika, 18. 43. Organisation. Hellebardiere. ― Spanien, 128. Helme. → Preußen, 26. Hessen , Großherzogthum. Verordnung über Entziehung mili tärischer Ehrenzeichen bei unwürdigem Benehmen der Besizer. 52. Einführung eines Säbels an Stelle des seitherigen Degens für Offiziere und Militärbeamten. 65. Berathung des Militärbudgets Löhnungs- Erhöhung der Unteroffiziere. 81 . für 1854-1856. 76. Einführung eines Systems kleinerer Kochgeschirre. 91. Verordnung die Versorgung von Unteroffizieren und Soldaten durch Uebertra gung von Civilstellen betr. 135. Personalchronik. 47. Hessen, Kurfürstenthum. - Herbstübungen. 108, Höhenmesser, Neuer, constr. v. f. würtemb. Oberlieut. Epple, 21.

äger . - Frankreich, 7. 33. - Großbritannien, 10. 64. Niederlande, 30. --- Desterreich. Monarchie 91 . Hannover, 156. 111. - Spanien , 104. 128 . Jägerwehr. ―――――― Schweiz, 42. 142. 147. 156. Infanterie. - Aphorismen die J. betreffend, 113-117. --- Bez urtheilung der Grundzüge eines Systems der J. nach den Anforde rungen der heutigen Taktik von Hörmann v. Hörbach, 125. Frankreich, 84. 136. 142. - Griechenland, 112. 118. - Großbritannien, 64. 68. 75. 83. 91. 147. 153. - Hannover, 73. - Niederlande, 30. Spa Desterreichische Monarchie, 23. 90. 153. 83. 98. 143. nien, 31. 32. 69. 104. Infanterie- Schießwaffen , Einige Reflexionen über die immer zunehmende Vervollkommnung derselben, 17. Infanterietaktik , Ueber den Einfluß der verbeſſerten Handfeuer waffen auf die, 1. 2. 3. 4. - Spanien, 32. Spanien, 34. Ingenieurwesen. ――― Großbritannien , 94. 95. 37. 46. 52. Jnfermann, Ein engl. Bericht über die Schlacht bei, nebst Bemer Die Menschenverluste in der Schlacht bei, fungen v. P. 146. 156. Rußland und Invaliden. - Desterreich. Monarchie , 111 . Polen, 47.

Kähne. Frankreich, 86. Kanone doppelläufige . --- Preußen, 105. -- Großbritannien , 66. Kanonenb Frankreich, 122. 142. oote . 78. 136. Karabiner, neu erfundener. -- Frankreich, 29. 92. Karten und Kartenwesen. - Die deutsche Generalstabskarte, 28. Dänemark 32. ―― Frankreich, 33. - Preußen, 79. Kirchenstaat. Die Neubildung des päbstlichen Militärwesens. 20. Beabsichtigte Einrichtung eines Militärcollegiums. 69.

Großherzogthum Heſſen, 91 . Kochgeschirre. Bayern, 53. Kochmaschine. Kopfbedeckungen. ― Großbritannien, 103. Niederlande, 76 . Frankreich, 84. Kranken. Preußen 49. Krankenwärter. 1828–29 , Statiſtiſche Betrachtungen über den Krieg, Ruſſ.-Türk. selben, 6. ___ Was nicht f. d . K., ist auch nicht f. d. Krieger, 7. Der " Nieuwe Spectator" über den gegenwärtigen K. (Nieder Die Kriegsverrichtungen in der Ostsee (Niederlande) lande), 83. 123 . ―――― Kriegsbegebenheiten bei der niederl. ostind . Armee (Nieder lande), 118. Kriegführung, Die russische, an der unteren Donau . Von Pz. I. II. III. 48. 49. 65. 78. ――― Baden , 43. 46. - Belgien, 31. - Großbri Kriegsbüdget. tannien, 152. -- Hannover , 29. 61. Großherzogthum Heſſen, 76. Luremburg , 25. - Niederlande, 23. 30. 38. 50. 130. 143, ― Preußen, 20. -- Schweden, 4. 43. ➖➖ Vereinigte Staaten v. Nordamerika, 18. Desterr. Monarchie, 136. Kriegscommissäre. Kriegsdepot. Spanien, 23. Kriegsgefangene. Frankreich, 109. — Rußland und Polen, 61 . Kriegsgeschichte, Gedanken über, und deren Studium, 73. 74. Aehrenlese auf dem Felde der kriegsgeschichtl. Literatur I. 142. Kriegsmaterial. - Belgien, 23. Frankreich, 142. --- Han Niederlande, 24. 102. nover, 83. 86. - Großbritannien, Kriegsminister und -Kriegsministerium. 35. 57. 67. 74. 91. Spanien, 40. 104. Kriegs- und Marinegericht. Spanien, 18. Kriegswesen, Zur Metaphysik desselben, 31-35. Krim, Betrachtungen über die Kriegsereignisse in der , v. Pz. 132. 133. Ueber den Stillstand der großen Operationen in der, v . Pz., 155. Kronstadt, 47. Kugeln. - Großbritannien, 66.

Desterreichische Monarchie, 112. Ladungsmethode, verbeſſerte. Laffeten. - Schweden, 60. 63. Lager. Belgien, 79. 109. Frankreich. 63. 69. 70. 103. 105. 140. - Großbritannien, 27. 63. 134. Hannover, 93. ― Nas Sardinien , 84. sau, 100. Niederlande , 10. 67. 68. 95. 123. 139. 102. - Schweiz, 109. Lampen . - Preußen, 60. 152. Lancaster's ches Geschüß. ――― Großbritannien, 96. 107. 147 . Frankreich, 46. Landwehr. - Bayern, 62. Lazarethwesen. - Preußen, 49. Leichenbegängnisse, militärische, Belgien, 39. Licht, elektrisches. Niederlande, 125. Luftwiderstand, Apparat zur Ermittelung der Geseze deffelben, 44. Luxemburg. Militärbudget vro 1854, 25. Das königl. Großh. Luxemb. Bundescontingent, 37. Das Großh. luxemburgische Gen darmeriecorps . 47. 48.

Manöver s. uebungen. Marine. Frankreich , 41. 45. 56. 78. 87. 140. 142. - Groß Niederlande, 127, 143. britannien , 13. 21. 26. 58. 108. 152. Preußen, 51. 52. 84. 87. Desterreich. Monarchie, 122. 129. 94. 117. - Schweden, 10. 24. - Spanien, 92. -- Türkei 27. 28. Belgien, 31. - Rußland und Polen, 83. Mantel. Marengo, Zur Geschichte der Schlacht von, 148 und 149. Frankreich, 41. Marineartillerie. Marinebudget. --- Niederlande, 23. Großbritannien, 19 . Marinecorps. Frankreich, 112. Marineinfanterie. Frankreich, 70. Maulesel Mecklenburg - Schwerin und Streliß. Grundsäße über An nahme und Behandlung 1jähriger Freiwilligen. 17. Neuer Recru tirungsgeseßentwurf. 156. Medaille Großbritannien, 41 . Mexiko. Verbesserung der Armee. 10.

Militärbudget, s. Kriegsbudget. Militärcabinet. - Preußen, 83. Militär- Contingent. - Belgien , 31. 155. - Frankreich, 12. Hamburg, 96. Militär- Convention. -- Braunschweig, 109. Militärgeistlichkeit. Preußen, 11. ―― Militärgesesgebung. Sachsen-Weimar, 19. Militärintendanturwesen. - Belgien, 42. Militärjournalismus , der, 66. 67. - Niederlande, 143. Desterreich. Monarchie, 153. -- Spanien, 40. Militär-Junta. - Spanien, 128. Militär-Justiz pflege. Desterreich. Monarchie, 115. Militärmusik, Ueber, 12. Die, und ihre Beziehung zum Solda tenlied, 57, Militärpflicht. Oldenburg, 152. Militärs pitäler. Großbritannien, 130. Militärtauglichkeit . Königreich Sachsen, 13. Militärunterrichtswesen . Milit. Unterrichtsanstalten in den verein. Staaten v. Nordamerika, 38. Frankreich, 45. Kirchenstaat, 69. Naſſau, 60. 86. 99. Preußen, 14, 41. 85. Rußland und Polen, 30. 35. 87. 102. 110. 119. 133. Schweden, 64. König reich Sachsen, 72. Schweiz , 23. 111. Spanien, 69. Toscana, 96. Türkei, 71. 73. Württemberg, 23. Militärverwaltung . Spanien, 128. Miliz. Großbritannien, 8 18. 45. 63. Spanien, 128 . Minen- Versuche. Deutschland, 127. mittelst Entzündung durch Electricität, Preußen, 68. Schweiz, 33. 37 . Miniébüchsen . Großbritannien, 39. 153. Naſſau, 17. Mobilmachungsplan . Preußen, 17. Mörser. Großbritannien, 150. Preußen, 28.

Nähmaschinen. Preußen. 138 . Nassau. Versuche und Proben mit dem nach Minié's System um geänderten Delvigne-Thouvenin'schen Stiftgewehr, 17. Gefeßentwurf wegen Reform der Kriegsschule, 60. Annahme des Gesezentwurfs in Betreff der Kriegsschule. 86. Veränderungen in der Organisa tion der oberen Militärbehörden. 97. Reorganisation der Militär schule. 99. Lager bei Hofheim und Feldmanöver. 100. Personal chronit. 81 . Niederlande. Jährliche Vereinigung eines Theils der Armee in einem Lager. 10. Personalchronik (Austritt des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar aus der Armee und Ernennung eines neuen Oberbefehlhaber's für das ostindische Heer). 11. Die Brochure des „Dud-Soldaat“ über die Vertheidigung der Niederlande. 17. Der „ Nieuwe Spectator" über die leßten Discussionen über das Kriegs und Marine-Budget und damit in Verbindung stehendes. 23. Re ducirung des Kriegsmaterials der Festung Mastricht. 24. Vermeh rung des Kriegsbüdgets für 1854. 30. Verstärkung der Cadres der Unterofficiere und Corporale der Infanterie. 30. Neue Orga nisation des Corps der Jäger zu Pferde. 30. Beabsichtigte größere Uebungen im künftigen Sommer. 30. Die Armirung der Festun gen. 30. Erklärung der Regierung bezüglich der Erhöhung des Kriegsbudgets. 38. Die Desarmirung der Festung Mastricht. 39. Vermehrung des Kriegsbudgets. 50. Der ,,Militaire Spectator" über das im Jahre 1853 stattgehabte Lager bei Zeiſt. 67. 68. Einführung neuer Kopfbedeckungen. 76. Nachhaltiges Betreiben der Befestigungsarbeiten der Festung Muiden. 76. Allerlei aus dem ,,Nieuwe Spectator" ; der gegenwärtige Krieg. 83. Grundzüge für die Bestimmung der Garnisonen in Friedenszeit; Wünsche bezüglich der Artillerie und der fünften Compagnien der Infanterie-Regimen ter. 83. Errichtung eines Lagers bei Zeist. 95. 98. Armirung der Festung Naarden am Südersee. 95. Schleifung der Festungs werke zu Coevoorden. 95. Feier des 25jährigen Bestehungstages des Jäger-Grenadier-Regiments. 98. Ueber die Westindischen Trup pen. 98. Inspectionsreise des Kriegsministers nach den Festungs werken in Nordholland und in Over Yssel. 102. Armirung der Festungswerke in der Umgegend von Goorkum und Entsendung von Kriegsmaterial nach dem Helder und Delfzyl. 102. Bestimmung des Rangs der befestigten Pläge. 108. Kriegsbegebenheiten bei der indischen Armee. 118. Discuffionen über das indische Regierungs

reglement. 118. Der Nieuwe Spectator" über die Kriegsverrich tungen in der Oſtſee. 123. Besuch des Lager's von Boulogne durch einen niederländischen Offizier. 123. Erinnerungen an die 1830 1838 in Nordbrabant abgehaltenen Lagerübungen. 123. Versuche mit dem electro-balliſtiſchen Pendel von Navez. 125. Versuche über die Wirkung des electrischen Lichts im Vergleich mit den gewöhn lichen Leuchtkugeln. 125. Beabsichtigte Verstärkung der Seemacht in Ostindien. 127. Ausgaben des Kriegsdepartements für 1855. 130. Einiges über die Zuſammenstellung und Einrichtung der nie derländisch ostindischen Armee. 131. Bevorstehende Erhöhung des Soldes der Mannschaft. 143. „ Der Nieuwe Spectator" über seine Haltung als Zeitschrift. 143. Die Miliciens der Infanterie sollen demnächst nur 6 Monate unter den Waffen zubringen. 143 Die Klagen der Kammer über die hohe Summe des Kriegsbudgets und die vielen Festungen. 143. Ueber den Zustand der Seemacht. 143. Personalchronik. 11. 83. 1 esterreichische Monarchie. Verordnungen über den Uebertritt gedienter Unteroffiziere und Gemeine in Civilstellungen. 4. 5. 6. 7. Aufhebung der bisherigen Depotbataillone sämmtlicher Infanterie Regimenter und Umgestaltung der gegenwärtigen vierten Bataillone zu Doppelbataillonen. 23. Bau von Raketenbooten und Einrich tung von Schleppkähnen zu schwimmenden Lazarethen. 54. Vor schreiten der Befestigungsarbeiten zu Krakau. 58. Herabſegung des Pferdemaßes bei Ergänzung der Cavalerie. 73. Errichtung eines Denkmals zu Ehren der bei dem Schlosse Bensberg unweit Göln beerdigten Desterreichischen Krieger. 76. Neue Organisation des Artillerieweſens. 78. 80. Veränderungen in der Organiſation des obersten Armee- Commando's . 83. Erfindung des Aeronauten Go dard Luftballons zu militärischen Zwecken im Kriege zu verwenden. 89. Aufstellung von 36 Grenadierbataillonen aus den Grenadier compagnien der Infanterie - Regimenter. 90. Errichtung von fünf neuen Jägerbataillonen. 91. Neue Organisation der Feldartillerie. 92. Normen über die Verpflegung der Truppen im Felde. 93. Befestigungsarbeiten bei Krakau. 103. Bevorstehende Reorganiſation der f. t. Arcierengarde. 111. Aufhebung sämmtlicher Invaliden anstalten. 111. Errichtung von fünf neuen Jägerbataillonen und Vermehrung der leichten Cavalerieregimenter. 111. Verbesserungen Ver der Munition und der Schießwaffen , (Schießbaumwolle. besserte Ladungsmethode.) 112. Thätige Arbeiten an der Befesti= gung der Stadt Krakau. 114. Beendigung der Reorganiſation der Militär-Justizpflege. 115. Befestigungen und Eisenbahnarbeiten in Galizien. 121. Verfrühte Angabe über Reorganisirung der Leib garden. 122. Schießbaumwollbatterie. 122. Veränderungen in der obersten Marineadminiſtration. 122. Ausarbeitung eines Pensions normales für das Militär. 126. Veränderungen in der Leitung und Verwaltung der Kriegsmarine. 129. Ausrüstung von zehn neuen Raketenbatterien. 136. Lehrcurs zur Ausbildung von Kriegscom> miſſären. 136. Das neue Arſenal zu Wien. 139. Reorganiſation des Pioniercorps. 140. Bewaffnung sämmtlicher Unteroffiziere der Linien - Infanterie und der Grenadiere mit Kammergewehren. 153. Umänderung des „ Desterreichischen Soldatenfreundes" in eine „Militärische Zeitung". 153. Offiziere, Einige Worte über eine feldmäßige Bekleidung der. 140. Dänemark. 31. Frankreich. 147. Großbritannien. 20. 34. 153 . Schweiz. 70. 109. Oldenburg. Gefeßentwurf wegen Aufhebung aller noch bestehenden Befreiungen von der Militärpfiicht. 152. Orden. Bayern . 39. Toscana. 8. Organisation. Griechenland. 44. Perfien. 75. 76. Anhalt-Deſſau Cöthen. 77. Bayern. 16. Frankreich. 69. 82. 89. 140. Grie chenland. 44. Großbritannien. 150. Luxemburg. 37. Naſſau. 97. Niederlande. 131. Portugal. 49. 50. Preußen. 11. 37. Sardis nien. 45. 59. Schweden. 8. Schweiz. 125. Spanien. 33. 128. Türkei. 27. 28. 53. 55. 106. 107. Siehe auch Heerwesen.

Packkarren. Preußen. 58 . Patrone für die Infanterie feuerwaffe. Frankreich. 116 .

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Pendel, ballistischer v. Navez. Belgien. 51. Niederlande. 125. Pensionswesen. Bayern. 91. 120. Belgien. 30. Desterreich. Monarchie. 126. Pionnire. Desterreich. Monarchie. 140. Percuſſions bomben. Großbritannien 1 . Bercussionsgewehre. Sachsen-Altenburg. 147. Spanien. 84. Persien. Ueber die gegenwärtige Organisation der Armee. Nach den Mittheilungen des Obersten Colombari. 75. 76. Pferde und Pferdezucht. Frankreich. 35. Desterreich. Monar chie. 73. Preußen. 45. 54. Schweiz. 51 . Pontonbrücke. Frankreich. 23. Portugal. Uebersicht der Stärke und Eintheilung der Armee. 49. 50. Breußen. Anbringung von Befestigungsthürmen auf der Eisenbahn brücke über die Weichsel bei Dirschau. 2. Stärke der Armee nach der neuesten Organisation. 11. Stand der evangelischen und katho lischen Militärgeistlichkeit. 11. Verstärkung der Feuerwerks-Abthei lung. 12. Vorschreiten der Festungsbauten zu Posen. 12. Die wechselnde Stärke des stehenden Heeres seit dem Jahre 1816. 13. Fortsetzung der Festungsbauten in Königsberg. 13. Gegenwärtiger Bestand der Militär-Erziehungs- und Prüfungs-Anstalten ; Unter haltungskosten bei der Artillerie. 14. Neuer Mobilmachungsplan. 17. Fortseßung des Baues der Feste Boyen. 18. Militärischer Ausbau der Burg Hohenzollern. 18. Budgetvorlagen der Militär Verwaltung. 20. Befestigung des Hafens von Swinemünde. 22. Beabsichtigte Vertauschung der ledernen Helme gegen solche von Filz . 26. Versuche mit Bewerfung bombensicherer casemattirter Räume aus Mörsern schweren Calibers. 28. Bildung eines militärisch organisirten Werftcorps . 33. Bildung einer Commiſſion zur Prü fung und Begutachtung eines neuen Cavalleriegepäcks . 33. Erlaß bezüglich der Rechnungsführer bei den Truppen und Aenderung der Benennung derselben unter dem Titel „ Zahlmeister". 36. Die Aus führung der neuen Wehrorganisation. 37. Promemoria über die Geldverpflegung der Truppen im Frieden. 41. Erweiterung der Cadettencorps. 41. Bevorstehende Beendigung der neuen Geschüß gießerei zu Spandau. 42. Cabinetsordre über die dießjährigen Truppenübungen. 44. Versuche mit einer neuen Art von Infan teriemunition. 45. Neues Reglement über die Gestellung, Auswahl, Abnahme und Abschäzung der bei einer Mobilmachung auszuheben den Pferde. 45. Verstärkung der Feuerwerksabtheilung. 46. Be schaffung von Czako's statt den seitherigen Helmen für Jäger und Schüßen. 47. Bevorstehende Veränderungen in der Uniformirung der Urmee. 48. Ausbebung militärpflichtiger Personen für den Train, sowie für den Lazareth- und Krankenwärterdienst. 49. Ver wendung der für die Martneverwaltung zur Verfügung gestellten Geldsummen. 51. Bestand der Marine. 52. Neu ausgearbeitetes Verpflegungsreglement ; Reglement über das Verfahren, wie bei einer Mobilmachung von Cavalerie der Pferdebestand geliefert werden könne. 54. Fortgang der Anfertigung und Vertheilung der Zünd nadelgewehre für die Armee. 56. Bevorstehende wesentliche Verän derungen in dem Militär-Dekonomiewesen. 57. Reglement für zweck mäßigere Einrichtung des Gepäcks der Cavalerie und Einführung zweispänniger Backkarren für die Infanterie ; Gerücht über die Ab schaffung der Epauletten. 58. Arbeiten an den Festungswerken zu Königsberg. 59. Anschaffung von Lampen in die Traindevors welche den Verwundeten Nachts als Wegweiser dienen sollen. 60. Versuche Minen mittelst electrischer Batterien zu sprengen. 68. Sicherung der Eisenbahnen und Eisenbahnhöfe durch Befestigungen. 70. Schluß prüfung in der k. Central- Turnanstalt. 77. Ausseßung der Arbeiten bezüglich der Feststellung der Linie der projectirten Bromberg-Thorn Warschauer Eisenbahn. 78. Versuche . einen des Schwimmens un kundigen Soldaten in den Stand zu sehen, tiefes Waſſer mit voller Ausrüstung zu pasfiren. 78. 94. Trigonometrische Aufnahmen des Generalstabes. 79. Vervollständigung des Telegraphenneßes im Staate. 80. Bevorstehende Reorganisation des Militärcabinets . 83. Genehmigung des Organisations-Reglements für die Marinestations Commandos. 84. Errichtung eines Instituts zur Vorbereitung für die Prüfung zum einjährigen Militärdienste. 85. Kriegsministeriel. Erlaß wonach Hautboisten einen Anspruch auf Civilversorgung nicht haben sollen. 85. Dienstreise der zur allgemeinen Kriegsschule commandirten Offiziere. 86. Herbſtübungen des 3. Armeecorps. 86. Cabinetsørdre die Epauletten der Offiziere des Seebataillons betreffend. 87. Bestimmungen hinsichtlich der Veränderungen in der Ausrüstung und

Bekleidung der Huſarenregimenter. 89. llebungen des 5. und 6. Armee Corps. 93. Anregung der Idee Berlin mit Befestigungen zu umgeben. 93. Organisationsreglement für das Personal der Marine. 94. Feier des 44. Stiftungstages der medicinisch-chirurgischen Akademie für das Militär. 97. Wiedereinführung der Benennung Leibgendarmerie für die zur Disposition des Königs stehenden Unteroffiziere der Ca= valerie. 98. Anbringung einer Votivtafel an dem Bankgebäude zu Berlin zum Andenken des am 18. März 1848 daselbst gefallenen Soldaten . 100. Vorschreiten des Baues der neuen Kanonengießerei in Spandau . 101. Herbstübungen des Gardecorps_und_Siſtirung derer des 6. Armee-Corps für dieses Jahr. 101. Erbauung einer stehenden Brücke über den Rhein bei Köln und Errichtung eines Brückenkopfs für dieselbe. 101. Einführung der flachen Trommel bei der Armee. 102. Versuche in der akustischen Telegraphie . 103. Lösung des Problems der doppelläufigen Kanone. 105. Militärische Bereifung der Telegraphenlinien , Eisenbahnen und Posten. 109. Ueber die Bauten an dem Kriegshafen am Jahdebusen . 117. Ver leihung des Preißes für deutsche Geschichtsschreibung an den Gene ralmajor E. v. Höpfner für die Bearbeitung der Geschichte des Krieges von 1806-7. 129. Feier der Einweihung des National Krieger-Denkmals. 130. Versuch mit Benuzung des Telegraphen im freien Felde. 132. Enthüllung des Siegesdenkmals bei Leuthen. 133. Einführung der Nähmaschinen bei sämmtlichen Regimentern der Armee. 138. Aenderung der Grundfarbe des 7. Husarenregi ments. 146. Die Kosten für den Bau der Festung Posen. 147. Der Festungsbau von Königsberg . 149. Anordnung daß die Festun gen des Landes mit dem allgemeinen Telegraphennes in Verbindung gesezt werden. 152. Die Befestigungen an der festen Brücke über den Rhein bei Köln. 152. Anfertigung von Wagen zur Beförde rung der Verwundeten in die Lazarethe. 152. Cabinetsordre betr. die Unterstüßung der Familien der Offiziere_und_Mannschaften, wenn die Familienväter von der Garnison entfernt sind . 153. Be absichtigte Hineinziehung der hauptsächlichſten Gränz- und Küsten punkte in das allgemeine Telegraphennez des Landes. 154. Kosten des Festungsbau's zu Königsberg. 154. Personalchronik. 38. 79. 109. 140. Prisengelder. Großbritannien . 22. Pulvermagazin. Schweden. 60.

astatt. Das verschanzte Lager bei, und das Lager bei Boulogne, 91. 92. Raketen. Frankreich, 76. 83. 92. 138. 148. Schweiz . 16. 125. Raketenbatterie. Desterreich. Monarchie. 136 . Raketenboote. Desterreich. Monarchie. 54. Rechnungsführer. Preußen . 36. Recrutirung. Frankreich. 149. Großbritannien. 36. 126. Meck lenburg. 156. Rußland . 11. 30. 60. 63. 65. 75. 156. Schweden und Norwegen. 122. Reglement, Leitfaden, Unterricht u. f. w. 14-19 u. 59. Reglements . Bayern. 29. 37. 74. Schweiz. 43. 61. 65. 110 . Spanien. 32. Reglementsfrage, Zur. Von einem Infanteristen. 85-90 . Reisen, Die militärischen, und Sendungen in's Ausland . 36. Reisebriefe von Cit. 42-45. 69. 70. Reitkunst. Belgien. 62. Remontiruug. Württemberg. 133. Reserveruderflotille. Rußland und Polen. 52. Reval. 47. Revolver. Großbritannien. 42. 147. Rußland und Polen. Mittheilungen über die in den lezten Jahren ausgeführten Befestigungen. 8. Die Befestigungen bei Modlin. 9. Ukas in Betreff des Recrutirungssystems. 11. Neue Recrutirung. 30. Erleichterungen für die Aufnahme in die kaiserliche Kriegs schule. 30. Zur Kenntniß des Kriegsdienstes. 31. Ueber die Be kleidung des russischen Soldaten. 34. Veränderungen bei der f. Kriegsakademie. 35. Der Gesundheitszustand im russischen Heere. 42. Bau eines Invalidenhauſes für verwundete und verstümmelte Seefoldaten. 47. Ukas über eine neue Vermehrung des Heeres. 49. Die russischen Garden. 51. Ukas bezüglich der Organisation einer Reserveruderflotille. 52. Bestimmungen über den Wiedereintritt

früherer Offiziere in den activen Dienst. 59. Modificirung des Re crutirungsreglements bestehend in Herabseßung des bisher geforder ten Maßes der Recruten. 60. Gesezreglement hinsichtlich der Kriegs gefangenen. 61. Ukas über das Stellen einer gewissen Zahl Leib eigner zur Armee von Seiten aller Grundherrn. 63. Manifest über die Truppenvermehrung. 65. Electromagnetischer Telegraph zwischen St. Petersburg und Kronstadt. 69. Vollendung der telegraphischen Verbindung zwischen St. Petersburg und Warschau. 69. Das Verz halten des ruff. Soldaten im Gefecht. 73. Die Utase bezüglich der Re frutenaushebung. 75. Befestigungsarbeiten bei Warschau. 77. Kaiserl. Befehl wornachdie Mäntel der Offiziere nachSchnitt und Farbeder Sol Datenmäntel einzurichten find. 83. Aenderungen im Studienplan des orenburgischen Cadettencorys für das nächste Schuljahr. 87. Er richtung von zwei finnischen Schüßenbataillonen. 87. Ausrüstung von zwei Bataillonen Schlittschuhläufern in Kronstadt. 93. Kaiserl. Handschreiben an den Thronfolger bezüglich der Militär-Lehranstal ten. 102. llkas bezüglich des zunehmenden Bedürfnisses an Armee offizieren. 109. Aufstellen von Tafeln in den Kirchen der militäri schen Vorbildungsanstalten , worauf die Namen der in Schlachten gefallenen früheren Zöglinge eingegraben sind. 110. Manifest über die Formirung der Reservetruppen. 116. Befestigungsarbeiten bei Warschau. 116. Eifrige Betreibung der Arbeiten an den Festungen Chocim, Kaminiec-Podolks und Kiew. 117. Genehmigung der Aus theilung von Prämien an solche Zöglinge der Militär-Lehranstalten welche sich die besten Atteste erwerben. 119. Die Befestigung von Kiew. 123. Fortwährendes Arbeiten an der Vollendung der Forts und Redouten welche die Warschauer Citadelle umgeben. 124. Ar beiten in dem militärisch-tovographischen Büreau zu Warschau. 125. Neberfüllung der Militär-Erziehungs-Anstalten. 133. Arbeiten des Militärtopographencorps in Polen. 134. Bildung eines Schüßen regiments der kaiserl. Familie. 143. Errichtung von zwei weiteren Bataillonen der eingetheilten Armee von Finnland und eines 5. und 6. Finnischen Scharfschüßen - Bataillons. 148. Neue Befesti= gungen zu Sweaborg und Helsingfors. 149. Ueber die russischen Eisenbahnarbeiten. 155. Ukas über eine neue Recrutirung. 156 . Verstärkung des Grenadiercorps. 156 .

achsen, Königreich. Abnahme der Militärtauglichkeit. 13. Man gel an Stellvertretern . 34. Uebungen der Sanitäts-Compagnie. 39. Herbstübungen. 71. Gründung einer bleibenden Fortbildungsschule für den Generalstab 72. Einführung einer leichten Sommerklei dung bei der Infanterie. 100. Ansprache des Königs an die Armee beim Antritt seiner Regierung . 102. Personalchronik. 10. 151 . Sachsen - Altenburg . Umänderung der seitherigen Percuſſionsge wehre des Contingents in Spizkugelgewehre. 147. Sachsen- Gotha. Credit für die Ausrüstung des Bundescontin= gents. 154. Sachsen- Weimar. Reform der Militärgesezgebung. 19. Säbel. Großbritannien . 75. Großherzogthum Hessen. 65. Salpeterfabrik. Schweiz 156. Sanitätscompagnie. Königreich Sachsen. 39. Sardinien. Stand der sardinischen Seestreitkräfte. 45. Effectiv bestand der Armee im Jahre 1854. 59. Geodätische und topogra vbische Arbeiten des Generalstabes. 63. Errichtung von vier lebungs lagern. 84. Waffenübungen und Manöver. 98. Die Gerüchte über die Truppenlager in Piemont und die Mobilmachung der Armee. 102. Lar ings-Uebungen der Garnison von Genua ; das Artillerie lager von St. Moriz. 139. Gesezentwurf über Vervollständigung der Festungswerke von Casale und über Umgestaltung der militäri schen Erziehungsanstalten. 154. Personalchronit. 63. Scharfschüßen. Toscana. 55. 79. Schießbaumwolle. Desterreich. Monarchie. 112. Schießbaumwollbatterie. Desterreich. Monarchie. 122. Schießschule. Spanien. 104. chießpulver. Frankreich . 31 . chießübungen. Großbritannien . 31 . chießversuche . Preußen. 152. Schleswig - Holstein. Demolirung der Festung Rendsburg . 99. 101 . Schlittschuhläufer - Bataillon. Rußland und Polen. 93. Schnurbärte. Großbritannien . 93. Scholl, Fr., Großh. Heſſ. Oberſt. (Nekrolog.) 135. 136.

Schüßen. Rußland und Polen. 87. 143. 148. Schumla und Varna. Eine militärische Orientirung nach Beau jour. 72. 73. Schweden und Norwegen. Publication der t. Provofition über das militärische Budget und über die Anlage von Vertheidigungs werken. 4. Bestand der Armee auf dem Kriegsfuße. 8. Stärke der Seemacht. 10. Zustand der in Carlecrona liegenden Kriegs flotte. 24. Niederseßung eines Generalkriegscommissariats zur Ber waltung und Rechnungsführung der zu Rüstungen bewilligten Geld mittel. 43. Errichtung electrischer Telegravben. 50. Versuche mit einer neu erfundenen eisernen Laffetirung für die Bombenkanonen der Flotte. 60. Aufführung zweier neuen abgesonderten Pulverma gazine bei Stockholm. 60. Erbauung eines großen Artillerie-Vor rathshauses zu Göteborg. 61. Bewilligung von 49,000 Thlr. zur Bestreitung der Kosten für Artilleriegeräthe und Materialgegenstände der Festung Kungsholm. 62. Erbauung eines Reverber- Öfens in der Gießerei zu Carlskrona , behufs Anfertigung von eisernen La ffeten. 63. Errichtung elektrischer Telegraphen im südl . Theil von Norwegen. 63. Neue Bestimmungen für die Kriegsakademie. 64. Thätige Betreibung der Fortificationsarbeiten an den Festungen des Landes. 77. See- und Landmanöver bei Stockholm. 82. Jahres bericht des Secretärs der königl. Akademie der Kriegswissenschaften. 87. 88. 89. 90. Annahme eines neuen Recrutirungsgeseßes. 122. Schweiz. Militärisches aus der Schweiz. I - III., 88. 106. 126. Verhandlungen der Commission über Verwendung der Telegraphen für den Dienst der Armee. 2. Abhaltung von größeren Truppen übungen. 15. Versuche mit Lukaszy’schen Kriegsraketen. 16. Ver besserung des Zünders von Minen . 22. Bewilligung für Feſtungs bauten. 23. Berathung eines Reglements für Reorganisation der Centralmilitärschule in Thun. 23. Herstellung eines elektriſchen Zündapparats für Minen und eines militärischen Telegraphen. 33. 37. Aufgeben der Errichtung einer Waffenfabrik. 33. 37. Ordon nanz des neuen Jägergewebres. 42. Reglement für den Scharf schüßenunterricht. 43. Zustand des schweizerischen Wehrwesens. 50. Bemerkbare Verminderung tauglicher Dienstpferde. 51. Reviſion der Exerzier und Dienstreglements. 61. Versuche mit dem Hipp'schen Militärtelegraphen. 61. Berathungen der Commiſſion über Ver einfachung des Exercier =- Reglements. 65. Versammlung des eid genössischen Offiziervereins in Baden , Cantons Aargau. 70. Ar matur und Monturlieferung an in Dienst tretende Recruten , im Canton Uri. 109. Beabsichtigte theilweise unentgeldliche Ausrüstung der Offiziere in mehreren Cantonen . 109. Uebungslager zu Frauen feld und Yverdon. 109. Genehmigung des umgearbeiteten Infan terie Exercierreglements. 110. Truppenzusammenziehungen. 111 . Die eidgenössische Centralschule in Thun. 111. Circular der Di rection des Materiellen betr. Bestimmung des Pulverquantum's der blinden Patronen. 111. Verbeerungen der Cholera in den Schweizerregimentern zu Neapel. 111. Verschiebung der Abhaltung von Truppenzusammenziehungen. 117. Die Sistirung der Truppen zusammenziehungen. 123. Üeber das Instructionslager zu Thun. 123. Vorschlag des Rathes zu Zürich hinsichtlich Bestreitung der Kosten für Ausrüstung der Soldaten. 123. Berufung des Ungars Lucasch , welcher bei der Artillerie die congrev'schen Raketen ein führte, in demselben Interesse nach Frankreich. 125. Die neue Mi litärorganisation und das schweizerische Publikum 125. Plan der Anfertigung fahrender Armeebacköfen. 128. Bestimmung über die Anschaffung der gezogenen Gewehre für die Jäger. 142. Maßregel zur Erleichterung des Eintritts von Recruten in die Reiterei. 147. Das neue Jägergewehr. 147. Antrag des Landmanns Baumgärtner von St. Gallen bezüglich der Beschränkung der Militärleistungen der Kantone. 151. Motion für Errichtung einer schweizerischen Waffenfabrik. 152. Ablehnung der Einführung des neuen Jäger gewehrs und Bewilligung eines Credits für Errichtung einer Sal peterfabrik. 156. Sebastopol. 32. Ueber die Belagerung von S. von Pz. 137. 138. Ueber die Versuche der Russen zum Entsag von E. von Pz. 144. Ueber die Deffnung des durch Versenkung von Linienschiffen ver rammelten Eingangs in den Hafen von S. (Frankreich) 129 . Seekrieg. Betrachtungen über die Natur des künftigen Seekriegs. 51 . Sold s. "Besoldung . Soldaten-Küche. Großbritannien. 150. Soldatenlied. Die Militärmusik und ihre Beziehung zum. 75.

I

Spanien. Reformirung des obersten Kriegs- und Marinegerichts. 18. Regelung der Besoldung der General Capitäne , der Generals Commandanten , der Militär-Gouverneure und anderer hohen Com mandoſtellen. 22. Stellung des Kriegsdepots unter die unmittel bare Dependenz des Kriegsministeriums. 23. Solderhöhung der Subalternoffiziere der Guardia-Civil. 23. Militär. Wanderungen durch Spanien. I-VI. 30.52-55, 79-81, 94-96. Auflösung des In fanterieregiments Cordova in Folge seiner Betheiligung am Aufstande zu Saragossa. 31. Bildung einer Commiſſion zur Ausarbeitung eines neuen taktischen Reglements für die Infanterie. 32. Stärke der svanischen Armee. 33. Neuere Commission des t. Ingenieurcorps in's Aus land. 34. Abermalige Entsendung einer Commission nach Constans tinopel und auf den Kriegsschauplaß an der Donau. 35. Arbeiten der topographischen Brigade des Ingenieurcorvs feit dem Jahre 1850. 37. Herausgabe eines officiellen Bülletins von Seiten des Kriegsministeriums. 40. K. Ordonnanz , wonach_drei_Chefs oder Offiziere des Ingenieurcorps einen dauernden Aufenthalt im Aus lande nehmen sollen , um die Fortschritte der militärischen Wiſſen schaften und Institutionen zu überwachen. 46. Reglementarische Einführung des Brückentrains nach Virago'ſchem System. 46. Dás Studium der deutschen Sprache bei dem t. Ingenieurcorps. 52. Veränderung der Bewaffnung des Carabiniercorps. 60. Personal chronit 61. Reparaturarbeiten an den Befestigungswerken von Ca diz. 69. Die Bildungsanstalt für Infanterie-Offiziers-Söhne und Töchter und Einrichtung des Alcazar's von Toledo_zur Aufnahme dieser Anstalt. 69. Beabsichtigte Errichtung von Negerbataillonen auf Cuba. 77 Crediteröffnung , behufs Anfertigung von Per cuffionsgewehren. 84. Bestand der Kriegsflotte. 92. Reformen im Kriegsministerium. 104. Aenderungen in der Militärverwaltung. 104. Auflösung des Infanterieregiments Reina Gobernadora" und Wiedererrichtung des Infanterieregiments Cordova. 104. Auf lösung des Jägerbataillons Tarragona. 104. Gerüchte von der Aufhebung der Garde der Königin und der Wiedererrichtung der alten Provinzialbataillone. 104. Errichtung einer Centralschießschule zu Toledo verbunden mit einer Schule für Bajonnetfechtkunst, Gym nastik und Schwimmen. 104. Veränderungen in der Organiſation der Mititärverwaltung. 128. Aufhebung der Garde der Königin und Wiedererrichtung des Corps der Hellebardiere. 128. Einreihung des leichten Bataillons von Afrika, Nr. 2 unter die Jägerbataillone. 128. Entlassung derjenigen Soldaten denen zwei Jahre ihrer Diensts jeit erlassen worden waren. 128. Wiederherstellung der National miliz. 128. Neue Aushebung von 25,000 Mann. 128. Stärke der Armee für 1855. 128. Beschränkung des Cadre der Generaloffiziere der Armee bei neuen Vacanzen. 128. Errichtung einer berathenden Militär-Junta. 128. Gerüchte über bevorstehende Aenderungen im Militär. 128. Sprachberichtigung, Zur. Soll man zerstreute, geöffnete, aus gedehnte oder aufgelöste Kampfordnung sagen ? 8. Sprengapparate. Großbritannien. 133. Staatenvertheidigung. Niederlande. 17. Stellvertretung. Königreich Sachſen. 34. Sweaborg. 47.

Zattil. Eine franzöfifche Ansicht über den Einfluß der vervoll kommneten Handfeuerwaffen auf die. 44. Telegraphie. Die Benuzung des Telegraphen zu militärischen Zweden. 64. Belgien. 85. Frankreich. 42. Großbritannien. 70. 110. Preußen. 80. 103. 109. 132. 152. 154. Rußland u. Polen. 69. Schweden und Norwegen. 50. 63. Echweiz. 2. 33. 37. 61 . Theuerungs - Zulage. Bayern. 38. Topographie. Preußen. 79. Rußland und Polen. 125. 134. Ear dinien. 63. Spanien. 37. Toscana. Gründung eines Ordens für militärisches Verdienst. 8. Bildung eines Bataillons Scharfschüßen. 55. Demnächstige For mirung des neu errichteten Bataillons Scharfschüßen. 79. Großh. Decrete, wonach das Corps der Militäringenieure und die militäs rische_Erziehungsanstalt künftig hin direct dem Generalcommando unterstehen ; Bestimmungen , unter denen junge Leute als Cadetten Militärdienste nebmen können. 96. Bedingungen bei Annahme von Cadetten in den Militärdienst. 124.

Trainwesen. Preußen. 49. Trommel. Preußen. 102, Truppenmärsche. Frankreich. 97. 101 . Truppen - Transporte. Frankreich. 55. Großbritannien. 38. 57. Türket. Mittheilungen über die ägyptische Armee und Flotte. 27. 28. Mittheilung über die Organisation der Truppen. 53. 54. 55. Die festen Pläße der russisch-türkischen Gränze in Afien und deren Sustand. 70. Mittheilungen über die türkische Artillerieſchule. 71. 73. Reorganisation der Baschi-Bozuks. 77. Ueber die Organiſa tion und den militärischen Werth der osmanischen Armee. 106. 107. Turnanstalt. Preußen. 77.

Uebungen. Bayern. 103. Frankreich. 110. 117. Hannover. 29. 93. Kurhessen. 108. Raffau. 100. Niederlande. 30. Preußen. 44. 86. 93. 101. Königreich Sachſen, 71. Sardinien. 98. 139. Schweden. 82. Schweiz. 111. 117. 123. Württemberg. 111. 131. Uniformirung. Belgien. 3. Dänemark. 60. Frankreich 77. 98. 99. 149. Großbritannien. 70. 74. 83. 91. 93. 100. Preußen. 48. Unterstüßungs - Fond. Großbritannien. 66. Unterstüßungs - Verein. Großbritannien. 127. Barna f. Schumla. Bereinigte Staaten von Nordamerika. Einzelnes aus dem Marines und Armee-Budget. 18. Militärische Unterrichtsanstalten . 38. Vermehrung des Effectivstandes des stehenden Heeres. 43. Verluste im Krieg. Frankreich. 118. Verpflegung. Frankreich. 114. Desterreichische Monarchie. 93. Preußen. 54. Borpostensystem . Anregung zum Versuch ein für alle deutschen Bundescontingente gemeinschaftliches, festzustellen. 147.

Baffen. Frankreich. 40. 41 . Waffenfabrikation. Großbritannien. 39. Waffenfabriten. Frankreich. 23. Großbritannien. 46. Schweiz. 33. 37. 152. Waffenrod. Bayern. 26. 39. Großbritannien. 75. 103. Walded. Ueber den Einfluß der Stände und Kammern auf die Militärverhältniſſe. 64. Wasche. Belgien. 35. Waschbecken. Belgien. 41. Basser von Pasquier-Ralinne erfunden um Feuer sogleich zu löschen. Belgien. 54. Werftcorps. Preußen. 33. Wittich, Herr Hauptmann, und das Zündnadelgewehr. 26. Württemberg. Erweiterung der Kriegsschule zu Ludwigsburg. 23. Ertheilung eines Erfindungspatents auf mechanische Sattelstege zur Verhinderung des Satteldrucks, an den Obersten v. Hamel, Stall meister S. M. des Königs . 78. Uebungen im Verladen von Mi litärtransporten auf Eisenbahnen. 121. Herbstübungen. 111. Die Sommerübungen der Truppen. 131. Versuchsweise Aenderungen im Remontirungswesen. 133. Wurfgeschoß. Frankreich. 39.

Berstörungsmaschine. Großbritannien. 69. Zerstörungsmittel zur See. Ein neues. 82. Zündapparat für Minen. Edweiz. 22. 33. 37. Zündnadelgewehr. Herr Hauptmann Wittich und das. Preußen. 56.

26.

Verzeichniß der Aufsäge. leber den Einfluß der verbesserten Handfeuerwaffen auf die Infanteries taftif. 1-4. Statistische Betrachtungen über den russisch-türkischen Krieg. 6. Was nicht für den Krieg ist, ist auch nicht für den Krieger. 7. - geöffnete - ausge Zur Sprachberichtigung. Soll man zerstreute dehnte oder aufgelöste Kampfordnung ſagen ? 8. Die Befestigungen bei Modlin oder Nowo - Georgiewsk im Königreich Polen. (Mit 1. Kupfertaf.) 9. Gibraltar im Jahre 1852. Von A. S. 12. 13. Ueber Militärmuſik. 12. Reglement. Leitfaden. Unterricht. Veranlaßt durch den Leitfaden zum Unterricht des königlich sächsischen Infanteristen. 14. 15. 16. 17. 18. 19. In Beziehung zu dieſem Aufſaß. 59. Einige Reflexionen über die immer zunehmende Vervollkommnung der Infanterie- Schießwaffen. 17. Ansichten über Avancement. 22. 23. 24. Neuer Höhenmesser, construirt vom königlich württembergischen Ober lieutenant Epple. 21. Herr Hauptmann Wittich und das Zündnadelgewehr. 26. Die deutsche Generalstabskarte. 28. Die Bombenkanonen des General Paighans . 29. Militärische Wanderungen durch Spanien. Von A. S. I. Valencia. 30. II, Sevilla. 1 - 3, 52-55. III. Madrik . 1. 2. 79-81 . IV. Segovia. 94. V, Toledo. 95. VI. Die spanische Armee. 96. Sebastopol. 32. Die militärischen Reisen und Sendungen ins Ausland. 36. Das königlich großherzoglich Luxemburg'sche Bundescontingent. 37. Militärische Unterrichtsanstalten in den Vereinigten Staaten Nord amerika's. 38. Die lebungen der Königlich sächsischen Sanitätscompagnie. 39. Der Bataillonsadjutant. 41. 1 Aus den Reisebriefen von Cit. I. II. 42-45. 69. 70. Die grichische Armee am Schlusse des Jahres 1853. 44. Apparat zur Ermittelung der Geseze des Luftwiderstandes. 44. Eine französische Ansicht über den Einfluß der vervollkommneten Hand feuerwaffen auf die Taktik. 46. Die russische Kriegführung an der untern Donau. I. II. III. (Von Pz.) 48. 49. 65. 78. Ueber Gesundheitspflege im Felde, insbesondere Ambülancewagen. 51 . } Kronstadt, Sweaborg, Reval. 47. Betrachtungen über die Natur des künftigen Seekrieges und das Ver hältniß der jeßigen Schraubendampfer zu den früheren Segel schiffen. 51. Die deutsche Cocarde. 56. Die Militärmusik und ihre Beziehung zum Soldatenlied. 57. Die militärische Bedeutung Bulgariens. 60. Die Acoronautik im Dienste der Taktik, nach von Hagen's System. 61. 62. 63. Die Bedeutung einer Küstenflotte für einen Krieg in der Oſtſee. 62. Der Balkan und seine Straßen ; Topograph. Stizze nach Beau jour. 63. Die Benuzung des Telegrarben zu militärischen Zwecken. 64. Der Militärjournalismus. 66. 67. Gedanken über Kriegsgeschichte und deren Studium . 73. 74. Ueber die gegenwärtige Organisation der Persischen Armee. Nach den Mittheilungen des Obersten Colombari, deutsch im Auszuge von M- e. 75. 76. Schumla und Varna, eine militärische Drientirung nach Beaujour. 72. 73. Bajonnet an Ort. 79. Ueber die Geschoßformen der Infanterie-Feuerwaffen. Mit 1 Figuren tafel. 82. 83. Zur Reglementsfrage. Von einem Infanteriſten. 85. 86. 87. 88. 89.90. L'esprit de corps. Von A. H. 88. Militärisches aus der Schweiz . I. 88. II. 106. III. 126. Ein neues Zerstörungsmittel zur See. 82. Militärische Benußung der Eisenbahnen. 83. Das verschanzte Lager bei Rastatt und das Lager bei Boulogne. 91. 92. Einrichtungen und Leistungen der Artillerie. 99. 100.

Ueber die neuesten Truppentransporte auf Eisenbahnen in Franks, reich. 102. Die Sicherung der im Bereiche feindlicher Streifpartheien liegenden Eisenbahnstrecken und Bahnhöfe ; insbesondere auf der südwestlichen Eisenbahnstrecke Deutschlands. 105. Das Krupp'sche Geschüß von Gußſtahl, unterſucht und beschoffen von der braunschweigischen Artillerie im Sommer 1848. 107. Bemerkungen über die neuesten franzöfifchen Truppentransporte auf Eisenbahnen. 108. Berichtigung und Erklärung in Betreff des vierten Buchs der zu Stutt gart erschienenen ,, Denkwürdigkeiten zur neuesten Schleswig-Holstein schen Geschichte." Vom Frhrn. v. d. Horst , Generalmajor a. D. 109. 110. 111. - 117 . Aphorismen, die Infanterie betr. 113. — Neue Organisation der f. griechischen Infanterie. 118. Steifereien in Algerien. I. —VII. 121-123. 151–154. Beurtheilung der „ Grundzüge eines Systems der Infanterie nach den Anforderungen der heutigen Taktik. Vom t. bayer. Oberlieutenant L. Hörmann v. Hörbach." 125. Das Gewehrschloß. Mit 1 Kupfertaf. 128. 129. Die Verwendung militärischer Kräfte zur Herstellung von Eisenbahnen. Von Pz. 131. Betrachtungen über die Kriegsereignisse in der Krim. Von Pz. 132. 133. Friedrich Scholl, Großherzgl. Heff. Oberst 2. (Nekrolog). Von Chr. W. Pabst. 135. 136. Ueber die Belagerung von Sebastopol. Von Pz. 137. 138. Was Noth thut. 139. Einige Worte über eine feldmäßige Bekleidung der Offiziere. 140. Aehrenlese auf dem Felde der kriegsgeschichtlichen Literatur. I. 142. Einiges über die Zusammenstellung und Einrichtung der niederländisch indischen Armee. 131. Ueber die Versuche der Russen zum Entſaß von Sebastopol. Von Pz. 144. Der Organismus der Befehligung. 145. Ein englischer Bericht über die Schlacht bei Inkermann, nebst Bemer fungen von Pz. 146 . Anregung zum Versuch ein für alle deutschen Bundescontingente ge meinschaftliches Vorvostensystem festzustellen. 147 . Zur Geschichte der Schlacht von Marengo. 148. 149. Ueber den Stillstand der großen Operationen in der Krim , von Pz. 155. Die Kriegsmarine Großbritanniens. 152. Die Menschenverluste in der Schlacht bei Jukermann am 5. Novbr. 156 .

Verzeichniß der angezeigten Schriften, Karten und literarischen Nachrichten. Armee, Die preußische, ohne Landwehr, v. Hr. 8. Armeen, Die, der kriegführenden Mächte , und ihre neueste Organis ſation, 155. Arneth, A. v . Das Leben des kaiserl. Feldmarschalls Grafen Guido . von Stahremberg ( 1657 bis 1737 ), 17. Barfuß- Falkenberg , Fr. W. v., H. A. von Barfuß, Königl. Preuß. General-Feldmarschall ; 74. Barre- Duparcq. Ed. de la, Etudes historiques et militaires sur la Prusse ; 85. Hiſtoriſche und militärische Studien über Preu " Ben. Deutsch, v. C. Reinbard ; 85 . Histoire sommaire de l'infanterie ; 115. " Baumann, B. v., der Feldwach-Commandant ; 118 . Berneck, G. v., Grundriß der Geschichte des Kriegswesens ; 133. Elementeder Taktik aller Waffen. 2te verm. Aflge ; 144. " Billot, F. Revolution navale. l'Angleterre continentale ou il n'y a plus de Manche ; 38 Boehn, G. v., Blüthe und Verfall des Osmannenreichs in Eu ropa ; 94.

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Bose, H. v. Eisenbahn - Reiſe - Handbuch für Europa und Atlas der Eisenbahn Post- und Dampfschiffverbindungen ; 123. Bestelmann, F., Kurzer Abriß der Schiffsartillerie ; 101 . Bröcker, das Planzet.hnen und Tuschen ; 149. Bucher, L. F. der Feldzug des dritten deutschen Armee - Corps in Flandern im Befreiungskriege des Jahres 1814 ; 70. Bülow, H. D. v., Militärische und vermischte Schriften, herausgeg. v. F. v. Bülow und W. Rüstow ; 25. Burg. M., Geschichte meines Dienſtlebens ; 37. Burow, A. Das Kriegstheater der dänischen Halbinsel und die Festung Rendsburg ; 132. Buschbeck , F. Preussisches Feldtaschenbuch für Offiziere aller Waffen. Mit 107 Abbildg. 2 Thle. 9. Carriere, M., Desterreichs Militärmacht, Sein Heerwesen ; 58. Chesney, Oberst, ſiche Michelsen. Clausewiz , C. v. General. Vom Kriege. Hinterlassenes Werk, 2te Aufl. Bɔ. 2 und 3. 12. Clias, F. H., Réorganisation rationelle de l'armée nationale en Suisse ; 117. Daumas, General, die Pferde der Sahara. 2ter Bd. A. d. Französ. D. C. Gräfe, 130. Deder, C. v., Taktik der drei Waffen , Infanterie, Cavallerie und Artillerie. 3te Aufl. 2 Bde ; 103. Dufour, G. H. De la Fortification permanente. 2me. édit ; 97. 98. Engelhardt, F. B., der Flächenraum der einzelnen Staaten in Europa und der übrigen Länder auf der Erde ; 13. Fest- Album der Königl. Hannov. Gardejäger. 1803 bis 1853 ; 80 . Förster, S. v., der Felddienst der leichten Infanterie nach ihrer neuen Bewaffnung ; 88. Friccius, C. Geschichte der Befestigung und Belagerungen Dan zige ; 143. " Geschichte der Blokade Cüstrins 1813 und 1814 ; " Friedländer, Dr. G., die Königl . Allgemeine Kriegsschule und das -Militärbildungswesen 1705 bis 1813. 102 . Geldverpflegung, Reglement über, f. Reglement. Geschichte der Kriege in Europą , seit dem Jahr 1792. 15 Thl. Bd. 1 und 2. 51. Goedsche , H. , die Ruffen nach Constantinopel ; 104. Göler, A. v. Die Kämpfe bei Dyrrhachium und Pharsalus im Jahre 48 v. Chr. 141 . Graefe. C. Siehe Dauma 8. Gumprecht, T. E.. Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde. 1. und 2. Bd. 124. Hansteen, Chr., Reiseerinnerungen aus Sibirien. 154. Hardegg, J. v., Skizze eines Vortrags über Generalstabswissen schaft 2. und 3. Liefg.; 150. Heilmann. J., Beitrag zur Geschichte des Feldzugs von 1757 ; 79. Hefekiel, G., Neue Soldatengeschichten aus alter Zeit ; 62. Heye, A., die passagere Befestigungskunst für Offiziere und Unteroff. der Infanterie ; 50. Sepse, Dr., Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremdwör terbuch. 11te Ausg., 67. Hirtenfeld, J., Allgemeines militärisches Handbuch : Organisation der europäischen Heere 2c., 55. Hörmann v. Hörbach, L., Grundzüge eines Systems der In fanterie nach den Anforderungen der heutigen Taktik, 135. Instruction über die Büchse der preuß. Jäger und Schüßen. 5te Aufl., 90. Jund, C., der ruſſiſch-türkische Krieg in der europäischen Türket und in Afien in den Jahren 1828 und 1829 ; 45. Kehrer A., Ereignisse und Betrachtungen während der Verwendung der Gr. Hess. Armee- Division in den Jahren 1848 und 1849 ; 145. Klette, Dr. G. M., das königl. preuß. Militär- Penſions - Regle ment; 33. Koch, Dr. K., die Krim und Odeſſa. Reiseerinnerungen ; 148. Krieg, der ruſſiſch-türkische, 1828 und 29, siehe Junck. Krieg, der rusſiſch-türkiſche, in den Jahren 1853 und 54 c. 135. Krieg eg, Rückblick auf den, gegen Rosas, siehe Rückblick. Kriege in Europa ſeit 1792, siehe Geschichte. Kriegsminen, Abbaudlung über die, 36-38. Kriegsschauplaß, der rufſiſch-türkische. Mit Karte. 59.

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Appenzell, Karte der Kantone St. Gallen u . A., v. J. M. Zieg Ter Mstb. 1 : 125,000, 95. Topograph. Atlas der Kantone St. Gallen und A. , v. .. 99 J. M. Ziegler Mstb. 1 : 25000, 130 Armenien , Karte von, Georgien und Kurdistan , bearb. v. H. Kiepert, 40. Asien , Atlas von , zu Ritters allgem. Erdkunde II. Abth. 3. Liefg. Entworf. v. Dr. H Kiepert. 138. 99 99 she auch Klein-Asien aus H she. Türk. Reich. Berghau Bose, H. v., she Europa Bosporus , Karte des nördl. befestigten Theils des, von v. Moltke. Mstb. 1 : 25,000. 68. Brandenburg, Topograph. Karte der Provinz, Mstb. 1 : 100,000 herausgeg. von d. topogr. Abth. d. k. preuss. Generalstabes, 21. Bulgar - ilis, she. Wallachei. Büchler, F., she. Kurland. Constantinopel, Karte von, den Vorstädten etc. von v. Molt ke. Mstb. 1 : 25,000, 68. Deutschland , Topograph. Specialkarte von, und den angränz. Ländern v. G. D. Reymann u. C. W. v. O esfeld. 109. 99 Allgem. Reise- und Eisenbahnatlas durch, herausg. v. H. v. Bosc, 123. Donau, she. Kriegsschauplatz. Finnischer Meerbusen, she. Ostsee. Fischer, she. Klein - Asien. Gallen, St., she. Appenzell. Georgien, she. Armenien. Griechenland , she. Türk ei. Handtke, she. Kaukasus, Krim und schwarzes Meer. Hessen , Kurfürstenthum , Karte der topograph. Landesaufnahme von dem, Mstb. 1 : 50,000 , 14. Holle, C., she. Nordamerika. Huber, L., she. Griechenland. Huot's J. J. N. , she. Krim ,

Kaukasus. Karte vom , n der russischen Generalstabskarte, v. F. Handtke, 68. Kaukasuslander, she. Türkei, asiatische. Kiepert , Dr. H., she. Armenien, Asien, Georgien, Kurdistan, Klein -Asien. Klein - Asien, Karte von, entworf. und gezeichn . n. den neues ten und zuverläss. Quellen von v. Vincke , Fischer u. v. Moltke, H. Kiepert, H. Schönborn, K. Koch , Mstb. 1 : 1,000,000 19 56. Plan-Atlas von , aufgen und gezeichn. von v. 99 Vinke, Fischer u v Moltke, 56. Kriegsschauplatz, Karten vom Baltischen, 93. 99 Specialkarte des , an der Donau , von L. 99 Preuss, 40. Uebersichtskarte des russ.-türk. in Europa und Asien von L. Preuss, 40 Karte des , der europ . u asiat. Türkei 99 99 sammt den angränz. Ländern, von M. A. Schmidt, 68. she. Krim u. auch schwarzes Meer. 99 99 Krim, die, gezeichnet und gestochen v. Krom, 122. 99 Specialkarte der , nach J. J. N. Huot nebst Plan v. Se vastopol, 122. Karte vom südwestlichen Theile der , mit Sebastopol von 99 A. Petermann. 122. die, nebst Plänen sämmtlicher Häfen derselben, gez. v. F. 99 Handtke, 122. Krom. she. Krim. Kronstadt , die Bucht von , und St. Petersburg von H. Mahl mann, 93. and St. Petersburg, edit. by Marcus, 93. 99 99 Plan der Festung von, v. Westerheide, 93. 99 99 99 99 herausg. v. A. Bielefeld. 93. Kurdistan, she, Armenien , Kurland , Karte von , und ein Theil der angränzenden Gouver nements Livland und Litthauen , von E. Bühler, Mstb. 1 : 400,000 , 93. Lange, H., she, Nordamerika. Litthauen, she. Kurlan d. Livland, she . Kurland. Mahlmann, H., she. Kronstadt. Marcus, she. Kronstadt. Moltke, she. Bosporus und Constantinopel . Nordamerika , Specialkarte der vereinigten Staaten, von C. Smith. 156. 99 Vollständiger Handatlas von, von L. Holle 156. 99 99 Atlas von, von H. Lange, 156. Oesfeld, W. v. , she. Deutschland. Ostsee , Uebersichtskarte der, und den anliegenden Ländern, 93. 99 des Finnischen Meerbusens u. der 99 99 angränz. Länder, 93. Ostsee - Küste, Uebersichtskarte der, 93. Petermann, A. she. Krim. Petersburg , St. she. Kronstadt . Preuss, she. Kriegsschauplatz . Reymann , G. D. , she. Deutschland . Rheinprovinz , she . Westphalen . Rum - ilis. she. Wallachei .

Sewastopol, Häfen von 68. The harbour of, 93. "" 99 she. auch Krim. 99 99 Schmidt, M. A , she. Kriegsschauplatz. Schönborn, H., she. Klein -Asien. Smith, she. Nordamerika, Synope, Plan der Rhede von, 40. Türkei, Europäische, und Griechenland v. L. Huber, 68. 39 die asiatische, die Kaukasusländer und Westpersien, Mstb. 1: 1,360,000 - , 40. she. auch Kriegsschauplatz. "1 Türkisches Reich , Uebersichtskarte des, in Europa und Asien , von H. Berghaus, 68. Vinke, she. Klein - Asien.

Wallachei, Karte von einem Theile der, Bulgar-ilis u. Rum-ilis, Auszug a. d. General Chatoff's Karte, 40. Westerheide, she. Kronstadt. Westpersien, she. Türkei, asiatische. Westphalen , Topograph. Karte von, und der Rheinprovinz, Mstb. 1 : 80,000, herausg. v. d. topogr. Abth. d. k. preuss. Ge neralstabes, 21 . Ziegler, J. M., she. Appenzell und St. Gallen.

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Dienstag, 3. Januar 1854 pudit adolid. $ 150 404

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Militär - Beitung .

Belgien . (5) In Nr. 119 des vorigen Jahrgangs dieser Blätter legten wir dem Leser eine Beschreibung der Uniformirung der Offiziere der 12 Regimenter Linien -Infanterie vor. dieselbe war damals noch nicht definitiv eingeführt , dieß ist vielmehr erst durch das Königliche Decret vom 19. October über die Uniformirung der 12 Regis menter Linien - Infanterie geschehen. Da dieses Decret theilweise unsere früheren Angaben verändert, zu gleich aber auch die Uniformirung der Mannschaften und unteren Grade berührt,so halten wir es für unsere Pflicht, dasselbe dem Leser vorzuführen, indem wir uns in Hinsicht der Details auf die citirte Mittheilung beziehen. Das Decret lautet wie folgt : Art. 1. Die bisherige Uniform der 12 Linien-In fanterie-Regimenter wird durch einen dunkelblauen Waffen rock mit scharlachrothem Kragen und Aufschlägen und mit jonquille Paspoils cricht. Die fortfallenden Epaulets und Contre-Epaulets werden durch auf dem Waffenrock befestigte Schulterstücke ersetzt ; dieselben bestehen aus einer Raupe, die bei den Grenadieren. scharlachroth, bei den Centrumcompagnicen kornblumenblau und bei den Voltigeuren hellgrün ist, und einer tuchenen Schulterklappe, die mit einem Paspoil von der Farbe der Raupe umgeben ist. Art . 2. Der Waffenrock der Unteroffiziere ist dem der Gemeinen gleich, nur von besserem Tuche; der Waffen rock des Adjutant- Unteroffiziers ist dem der Offiziere gleich. Art. 3. Der Waffenrock der Offiziere ist von feinem Tuch, hat denselben Schnitt wie der der Gemeinen, ist aber 0,05 bis 0,1 Meter kürzer und ohne Schulterstücke. Art. 4. Eine Capote von dunkelgrauem sogenanntem Marengotuche die weit genug ist, um über dem Waffen rocke, dem Koppel und der Patrontasche getragen zu werden, wird dem gegenwärtigen Modell substituirt. Art. 5. Die Capote des Unteroffiziers ist wie die der Smeinen, die der Adjutant-Unteroffiziere aber wie die der Offiziere. Art. 6. Der Mantel der Offiziere wird durch eine dunkelgraue Capote erseßt, die durch zwei Reihen von sechs großen Uniformknöpfen auf der Brust zugeknöpft werden tann.

Art. 7. Eine dunkleblaue Jacke (veste) nach dem Modell der bei den Jägern zu Fuß im Gebrauch befindlichen, erseht die bestehende Jacke. Art. 8. Die Pantalons der Gemeinen find in Zu kunft von blaugrauem Tuche und haben an den Seiten näthen scharlachrothe Streifen. Mar Art. 9. Die Pantalons der Unteroffiziere sind denen der Gemeinen gleich , nur von besserem Tuche i ; die Adju= tantunteroffiziere tragen die Pantalons der Offiziere. Art. 10. Die Pantalons der Offiziere haben den selben Schnitt und dieselbe Farbe wie die der Gemeinen, zu beiden Seiten des Paspoils befinden sich aber Streifen von scharlachrothem Luche; im Dienst werden die Panta lone ohne Strippen getragen. Im Felde , auf Märschen , beim Manöver und auf Wache tragen die Offiziere Pantalons ohne Streifen, nur mit dem Paspoils wie die Mannschaften. Art. 11. Die Unteroffiziere, Corporale und Gemeine behalten die weißleinenen Pantalons. Die Offiziere und Adjutant- Unterofficiere benüßen auch ferner die Pantalons von rohem Zwillich. Art. 12. Der zako wird durch ein leichtes . Modell: mit rundem und geneigtem Schirme ersetzt. Derselbe hat eine Messingplatte, cine Cocarde mit den Nationalfarben, einen Kinnriemen von lafirtem Leder, ein Pompon mit Wollenschnüren, eine Hülle von lakirter Leinwand und einen Nackenschirm von wasserdichtem Stoffe. Bei Paraden erhält der Czako einen Haarbusch mit Wolleneichel und Messingring. Art. 13. Der Ezako der Unteroffiziere ist gleich dem der Gemeinen , nur ist die Treffe des oberen Umfanges mit zwei Goldschnüren versehen . Der Czake des Adjutant Unteroffiziers ist dem der Offiziere der Grenadiercompag= nieen gleich. Art. 14. Der Czako der Offiziere hat dasselbe Modell wie der der Gemeinen, aber ein vergoldetes Schild: und einen vergoldeten Ring zum Haarbusch, ein goldenes Pompon, eine seidene oder goldene Cocarde und die gegen= wärtig vorhandenen Gradabzeichen . Art. 15. Der Interimsczako der Offiziere, der Adjutant Unteroffiziere, der Capellmeister und der Tambourmafore ist von Filz oder Pappe und hat einen Wachsleinwand überzug.

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Art. 16. Die bestehende Feldmüße wird durch ein leichteres und bequemeres Modell von besserem Tuche erſeßt. Art. 17. Die Unteroffiziere tragen ähnliche Feldmüßen wie die Gemeinen, die Adjutants- Ünteroffiziere die Offi ziermüßen. Art. 18. Die Feldmüße der Offiziere hat die Form und die Abmessungen derjenigen der Gemeinen, sie ist aber mit einem Kinnriemen von schwarz lakirtem Leder der mittelst zweier vergoldeten Knöpfe an der Müße befestigt wird, versehen. Art. 19. Die jest gebräuchliche Halsbinde wird bei behalten. Art. 20. Die Gemeinen und Corporale tragen Hand schuhe von starkem Baumwollentricot.

feuerwaffen, sodann durch die in die Truppen übergegangene gründlichere Kenntniß *) derselben sind, wie angestellte Versuche auch schon jezt bethätigen , hinsichtlich der Trag= weite und Wirksamkeit der Geschosse und der Sicherheit des Treffens in künftigen Kriegen Erfolge zu erwarten, von denen man früher keine Ahnung hatte und welche diejenigen der vergangenen Zeit weit hinter sich zurücklaſſen werden. Da aber die Waffenwirkungen einen wesentlichen Einfluß auf die taktischen Einrichtungen haben müssen, so fragt es sich , ob die bestehenden von der Beschaffenheit sind, daß sie jene Erfolge sichern und daß sie zugleich die Möglichkeit in sich schließen , den durch die größere Feuer wirkung zu erwartenden größeren Verlusten zu begegnen, oder sie wenigstens , so viel thunlich, zu mindern. Die Untersuchung und Beantwortung dieser Frage ist der Zweck der nachfolgenden Abhandlung.

Art. 21. Die Unteroffiziere tragen Handschuhe von Schaaf- oder Gemsenleder , die Offiziere und Adjutant= Unteroffiziere solche von Reh- oder Biberleder. Art. 22. Die Halbstiefeln der Gemeine und Corpo rale sind dem Modelle gleich, das bei den Jägern zu Fuß im Gebrauche ist.

der verbesserten Handfeuerwaffen auf die Infanterie taktik , und einige darauf bezügliche Verhältnisse. Durch die seit den lezten großen Kriegen eingetretene und noch immer fortschreitende Vervollkommnung der Hand

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Gliederung und Rangirung der Infanterie.

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Es ist wohl eine Hauptbedingung einer richtigen Glieder stellung , daß die Individuen einer Truppe in der Lage Art. 23. Die Halbstiefel der Unteroffiziere find denen sind , sich ihrer Waffen mit dem größt möglichen Vortheil der Gemeinen gleich. Die Adjutant-Unteroffiziere tragen bedienen können und daß darin allen anderen taktischen Stiefel. Anforderungen entsprochen ist. Daher findet man denn Die Gradabzeichen der Unteroffiziere_und auch in der Regel , daß so oft eine Aenderung in den Art. 24. Corporale bleiben die bisher bei der Infanterie gebräuch Waffen stattfand, auch eine solche in der Gliederstellung lichen. der Truppen eintrat ; insbesondere war dieß der Fall bei 1 Art. 25. Der Adjutant- Unteroffizier trägt auf jeder Einführung der Feuerwaffen. Man erkannte die Noth Seite des Kragens einen filbernen Stern , der dieselbe wendigkeit, die tiefe Stellung der Infanterie zu verlassen Stellung wie der des Unterlieutenants hat. und gelangte nach und nach zu der in drei und zwei Art. 26. Die das Dienstalter andeutenden Chevrons Gliedern. Hierdurch entstand das sogenannte Linearsystem, behalten ihre gegenwärtige Form und Stellung , werden in welchem allerdings die größte Feuerwirkung möglich, aber aus Jonquille- Wolle gefertigt; zugleich aber auch der Mangel an Beweglichkeit der Truppen (Schluß folgt.) fühlbar wurde. Um diesem Mißstand zu begegnen , fügte man der Linienstellung die Colonne wieder bei und ver Großbritannien. stärkte beide durch die zerstreute Fechtordnung. In diesen taktischen Formen schlug man die Schlachten der neueren (5) Am 12. Decbr. v . J. wurden von dem Dampfschiff Zeit, wobei insbesondere in denjenigen der franzöſiſchen Gorgon aus Versuche mit Percuſſions bomben nach Armee unter Napoleon die Colonne in Verbindung mit s dung som' Moor angestellt , die bauptsäch der Erfin starken Tirailleurschwärmern das Uebergewicht erlangte, lich die Prüfung der Einwirkung der längeren Aufbewah welche Gefechtsform nach und nach ziemlich in allen anderen rung auf die fertig gemachten Geschosse bezweckten ; man Armeen Eingang fand. Es ist unzweifelhaft, daß dadurch feuerte daher Geschoffe die 3, 6, 9 und 12 Monate in an Beweglichkeit gewonnen wurde und die Möglichkeit Die Versuche fielen sehr gegeben war, größere Truppenmassen auf einem Punkte Magazinen gelegen hatten. günstig für die Erfindung, die gegenwärtig noch ein Ge zu vereinigen ; aber es kann auch nicht widersprochen wer heimniß der britischen Regierung bildet, aus. Gorgon den, daß damit eine Verminderung der Feuerwirkung der legte sich auf 900 Yard von den Nadelfelsen vor Anker Infanterie und größere Verluste durch das feindliche Ar und jede zehnzöllige Granate , die den Felsen traf, explo= tilleriefeuer verbunden waren , welche Nachtheile nament dirte im Momente des Aufschlagens. lich die Franzosen den Engländern gegenüber erfuhren, die

Ueber den Einfluß

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*) In welcher krassen Unwissenheit man sich früher in dieser Beziehung befand , dazu mag folgender Beleg dienen. In dem franzöfifchen Erercirreglement vom Jahre 1792, das über 1815 hinaus Geltung hatte , war die Visirschußweite des Infanteriegewehrs auf 300 Schritte festgestellt , obgleich es sich aus späteren Versuchen ergab , daß dasselbe ſelbſt nicht auf 50 Schritte einen Viſirschuß hatte, woraus sich der Schluß ziehen läßt , daß alle Schüsse auf die erstere Ent fernung in den vorausgegangenen Kriegen nur in Folge eines fehlerhaften Verfahrens das Ziel erreichten...

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deren Colonnenangriffe mit dem Feuer in entwickelter Linie empfingen und zurückwieseu. D Schon diese Erscheinungen hätten zu Modificationen in der Infanterietaktik Veranlassung geben können ; noch mehr liegt aber nun in der Verbesserung der Feuerwaffen eine Aufforderung hierzu, weil die Vortheile, welche diese darbietet , wesentlich durch jene bedingt sind und weil die aus diesen Vortheilen nothwendig hervorgehenden Nach theile auch nur durch entsprechende Aenderungen in der Taktik beseitigt oder wenigstens gemindert werden können. Zunächst dürfte hierbei die Gliederstellung in Betracht kommen. Die Ansichten sind darüber verschieden, welche die beffere sei, ob die in drei oder in zwei Gliedern . Für die erstere wird angeführt, daß sie der Truppe mehr Halt gebe ; für die lettere spricht die größt mögliche Feuerwir kung; die Möglichkeit , einen größeren Raum im Terrain zu beseßen oder sich aus dem Neberschußz Reserven zu bil den; der geringere Verlust durch das feindliche Geschoß; die Erleichterung des Soldaten; sodann die Thatsache, daß fie bei den Engländern von jeher bestanden und sich in den Kriegen in Europa und in anderen Welttheilen bewährt hat; daß sie dem Wesen nach in den österreichischen und preußischen Armeen besteht, in welchen das dritte Glicd nur zum Plänkeln oder zur Bildung von Reserven ver wendet wird; daß sie bei dem besten Theil der französischen Infanterie, den Jägerbataillonen , reglementär und auch in anderen kleineren Militärstaaten in ähnlicher Weise eingeführt ist. Eine Vergleichung berechtigt wohl zu dem Schluß, daß der Stellung in zwei Gliedern der Vorzug zu geben jei. Neben der Anzahl der Glieder hat aber auch die phy sische Beschaffenheit und die Nangirung der Leute in den selben einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die Leistungs fähigkeit einer Truppe sowohl in Hinsicht auf das Feuer, als auch in anderen Beziehungen. Nach der bisher üb lichen Weise wird den Bataillonen und Compagnieen die Mannschaft gleichmäßig und ohne weitere Rücksicht zuge theilt, wodurch Menschen zusammengewürfelt werden, die eine ganz verschiedene physische Beschaffenheit und ganz entgegengesezte Temperamente haben , deren Leistungsver mögen nicht gleich sein kann und die ſich daher gegen= feitig nur hinderlich sind , was die natürliche Folge hat, daß sie den an sie gestellten Anforderungen nicht ent sprechen und daß eine nuzlose Aufreibung von Kräften stattfindet. Denn der Körperbau eines groß gewachsenen Mannes ist in der Regel nicht normal ; er ist daher schwer fällig und besitt , wenngleich an Körperkraft überlegen, doch nicht die Elasticität, Beweglichkeit und Ausdauer wie sein kleinerer, gewöhnlich normaler gebauter Kampfgenosse, und in der Regel steht auch das geistige Element Beider in einem ähnlichen Verhältniß zu einander. Aber auch die Kleineren sind durch ihre Körperbeschaffenheit in ihrem Leistungsvermögen verschieden. Aus diesen Vordersäßen erscheint eine Eintheilung der Infanterie in drei Kathegorieen gerechtfertigt, nämlich in eine schwere, welche aus den größten, in eine leichte, welche aus den kleineren , kräftigsten und gewandtesten Leuten bestände, und aus einer mittleven, in welcher der bleibende Jn Rest aufgenommen würde. Die schwere und leichte Jn fanterie könnte je aus einem Fünftheil und die mittlere

aus drei Fünftheilen des Ganzen bestehen . Nach ähn= lichen Grundsäßen wäre bei der Vertheilung der Mann Die kräftigsten schaft in dem Bataillon zu verfahren. und gewandtesten Leute wären der Plänklercompagnie, die größten der ersten , die zweitgrößten der zweiten u. s. w. zuzutheilen , wodurch jede Compagnie in fich aus beinahe gleich großen Leuten bestehen und eine zweckmäßige Nan girung derselben in den Gliedern möglich würde, bei welchen nach einer bestehenden Weise ein kleinerer Mann sich hinter einem größeren befindet , was die Handhabung des Ge wehres besonders beim Feuern sehr behindert. Bestand und Formation des Bataillons. Hinsichtlich der numerischen Stärke der Bataillone be= stehen in den verschiedenen Armeen ganz abweichende Ein richtungen und Ansichten. Man findet deren von weniger und mehr als tausend Mann. Diese Anzahl dürfte indessen die richtige sein, weil sie, nach Abzug der Chargen, in zwei Gliedern und in entwickelter Linie eine solche Aus dehnung einnimmt , die noch mit einer kräftigen Stimme des Commandeurs beherrscht werden kann, und weil dann das Bataillon nach den im Felde unvermeidlichen Abgängen jeder Art längere Zeit in einer ansehnlichen Stärke ver bleibt und in seinen Bewegungen nicht schwerfällig wird. Auch hinsichtlich der Zahl der Compagnieen, in welche das Bataillon zerfällt, bestehen ganz verschiedene Einrich tungen und Ansichten ; man findet deren vier, fünf und seche, ja noch mehr. Die fünf Compagnieen, von welchen eine vorzugsweise zum Plänklerdienst zu bestimmen wäre, dürften am zweckmäßigsten sein, weil alsdann die Com pagnieen nicht zu stark und nicht zu schwach würden und für den Plänkler- und Sicherungsdienst des Bataillons stets eine hierzu besonders geeignete Compagnie verwendet werden kann, augenblicklich ohne Vorbereitung und ohne den Organismus desselben zu stören. Diese fünfte Com pagnie ist thatsächlich auch in denjenigen Armeen vorhanden, deren Bataillone nur vier Compagnieen stark sind und in welcher Plänklercompagnieen nicht bestehen, deren Dienst durch aus dem dritten Glied entnommene Abtheilungen vers hen wird, die freilich erst in dem Augenblick des Ge fechts formirt werden , womit mancherlei auf der Hand liegende Inconvenienzen verbunden sind , die einer raschen Verwendung störend entgegentreten. Bei einer Rangirung in zwei Gliedern, deren Zweckmäßigkeit oben nachgewiesen worden ist, kann aber in einem Bataillon von vier Com = pagnieen der Plänklerdienst gar nicht erzielt werden , ohne wesentliche Störungen im Organismus desselben herbeizu = führen. Nach diesen Vordersäßen dürfte das Bataillon von 1000 Combattanten in 5 Compagnieen das zweckmäßigste und die innere Eintheilung desselben folgende sein. Be= stand des Bataillonsstabs : 1 Commandeur , 1 Adjutant, 1 Unteradjutant, 1 Fahnenträger, 1 Bataillonstambour; zusammen 5. Bestand der Compagnieen : 1 Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Lieutenante, 1 Oberfeldwebel, 1 Fou rier , 4 Feldwebel , 9 Corporale, darunter einer für die Scharfschüßen , 8 ′ Gefreite, 4 Spielleute, 1 Sappeur, 15 Scharfschüßen , 152 Gemeine ; zusammen 199. Zieht man hiervon die Offiziere , Unteroffiziere, die Spielleute,

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die Sappeure und die Scharfschüßen ab , so bleiben der Compagnie 160 Mann, was fünfmal genommen die Stärke des Bataillons zu 800 Mann in Reih und Glied gibt. Diese, in zwei Gliedern rangirt , nehmen einschließlich der Räume für die Zugschefs eine Länge von 316 Schritte ein, und zieht man hiervon wieder den fünften Theil für die Plänklercompagnie ab, welche sich zum Gefechte niemals an das Bataillon anreiht, sondern ihre Stellung vor oder hinter demselben hat, so beträgt die Länge des Bataillons in entwickelter Linie 253 Schritte.

Literatur.

Gefechtstaktik der Infanterie.

Das Gefechtsverhältniß der Infanterie ist ein zweifaches, nämlich ein defensives und ein offensives. Die Defenſive ist an sich stärker als die Offensive , weil darin die Truppen vollständig sind , von ihrer Feuerwaffe , da ſie feststehen, einen vollen und sicheren Gebrauch machen und im Terrain Deckung finden können , welches alles in der Offensive nicht oder nur sehr unvollständig der Fall ist. Das Criterium der ersteren ist zähe Ausdauer und nach haltige und bis zum entscheidenden Augenblick schonende Verwendung der gegebenen Kräfte unter sorgfältiger Be= nuzung des Terrains ; das der letteren ein zwar mit Umsicht gepaa tes, aber rasches und entschiedenes Darauf losgehen, um den Gegner zu nöthigen, aus seiner deckenden Stellung hervorzutreten. Hiernach wird der Vertheidiger bei nicht zu ausgedehnter Front in einer tieferen und ver deckten Aufstellung, in welcher er seine Unterstügungen und Reserven der Wirkungsphäre des feindlichen Geschosses möglichst entzieht, seinen Vortheil finden , während der Angreifer den seinigen darin sucht , daß er dem Gegner ohne Zögern mit Anwendung aller Kräfte zu Leibe geht. Die Richtigkeit dieser Grundsäge ist wohl schon früher erkannt und auch darnach verfahren worden , ihre Unum= gänglichkeit wird sich aber in künftigen Kriegen noch mehr herausstellen, wenn der Vertheidiger nicht auf die Vortheile verzichten will, welche ihm das verbesserte Feuergewehr darbietet, nnd wenn sich der Angreifer nicht durch mögliche Beweglichkeit den größeren Verlusten zu entziehen sucht, welche ihn auf größere Entfernung und mit größerer Wahrscheinlichkeit wie früher bedrohen. In der üblichen entwickelten Linie oder der Massencolonne wird es dem Angreifer nicht gelingen , jenen nothwendigen Grad von Beweglichkeit zu erlangen, und außerdem eine große Ziel scheibe darbieten ; er muß darum andere Formen anwenden, um sich diesen Nachtheilen zu entziehen. Und diese zur größten Beweglichkeit befähigenden Formen sind vorhanden in den bisher uur beim Plänkeln angewendeten Compagnie colonnen mit Halbzügen, wenn man diese, auch in der geschlossenen Ordnung einführt und damit das in der österreichischen Armee schon langeher gebräuchliche Dupliren der Glieder in Verbindung bringt. ( Fortseßung folgt. )

Kurze Anzeigen und Nachrichten. (³) Die neuesten uns zugegangenen Hefte des ruffifchen Militär journals enthalten mehrere Beurtheilungen über neuerdings erschie nene Werke der russischen Militärliteratur , wobei namentlich der rege Eifer , der der Bearbeitung von Regimentsgeschichten zuge. wendet wird , Aufmerksamkeit verdient. Die beurtheilten Werke find die folgenden : 1) Geschichte des Semenoff'schen Garderegiments. Erster Theil. Regierungszeit Peter des Großen ( 1683 - 1725 ) . Zuſammengestellt vom Stabscapitän Karzow. St. Petersburg , Druckerei der Militär- Bildungsanstalten. 1852 ( VII u. 259 S. ) . Mit dem Porträt Peter des Großen und 18/Abbildungen der Bekleidung, Bewaffnung und Fabuen des Semenoff'schen Regiments. (Istoria Leib-Gwardii Semenowskago polka . Tschast perwaja Zarst wowanie Imperatora Petra Welikago ( 1683—1725). Sostawil Leib-Gwardii Semenowskago polka Stabs-Kapitan Karzow.) 2) Geschichte des russischen Krieges gegen die Franzosen unter der Regierung des Kaisers Paul L. im Jahre 1799. Auf Aller. höchften Befehl verfaßt. In 8 Theilen , von denen der erſte vom Generallieutenant Michailowitsch Danieleffsky , die anderen aber vom Obersten Miljutin bearbeitet sind. Theil 4 und 5 find. erschienen und enthalten respective 460 und 512 Seiten. Der russische Tite! ist : Istoria woini Rossii s franzieju w Zarstwowanie Imperatora Pawla I w 1799 godu. 3) Abriß einer Geschichte des Seecadettencorps . Verfaßt von D. Wefel. Herausgegeben auf Allerhöchsten Befehl , 182 Seiten. Mit Beifügung vieler Porträts , einer Liste der Zöglinge ( 119 S. ) und der Erzieher (28 S. ) während 100 Jahren . Der Titel des Originals lautet : Otscherk istorii morskago kadetskago korpusa. Sostawil 0. Weselago. Isdano ро Wisotschaischemu poweläniju. 4) Erzählungen des russischen Soldaten. Verfaßt von N. A. Polew. In der Druckerei von E. Weimar. 105 S. (Rasskasi Russkago soldata . Sotschinenie N. A. Polewago ) 5) Das 3fum'sche Husarenregiment. Von Nicolaus Gerbel. St. Petersburg in der Druckerei von E. Praz. 1852. 164 . (Isjumskoi Slobodskoi Kasatschii polk. Nicolaja Gerbela.) 6) Geschichte des Pawlow’ſchen Garderegiments , verfaßt vom Stabscapitän Howald desselben und dem Allerdurchlauchtigsten Großfürst Thronfolger gewidmet. 8. 263 u. 31 S. Der Ori ginaltitel heißt : Istoria Leib-Gwardii Pawlowskago polka, sostaw lena leib-gwardii pawlowskago polka stabscapitanom Houwaldom, poswjaschtschena Awgustacischemu Imenn Gosudarja Naslädnika . 7) Gedenkbuch für die unteren Grade. Eine Abbandlung über die Bestimmung und die allgemeinen Pflichten des ruffifchen Sol daten und die hauptsächlichſten Verpflichtungen während der ver schiedenen Perioden des Dienstes. Verfaßt von Trike , Capitän im Volhynischen Zufanterieregiment. St. Petersburg. 1853. 80 . (Pamjatnaja knischka dlja nischich tschinow , napominajuschtschaja im o nasnatschenii i dolga Russkago soldata i o glawnich obja sonnostjach ego w raslitschnije periodi sluschbi. Sost J. Trike, Kapitanom Wolinskago polka ) (*) Bei Putnam in New-York ist eine neue vervollständigte Auflage von Cooper's Navy of the United States continued to 1853 in einem Theile zu 22 Dollars erschienen , die außer den Verbesserungen des Autors auch eine Fortseßung der Geschichte bis zur heutigen Zeit zum Theil nach den hinterlassenen Manuscripten Coopers , namentlich auch die Entdeckungsreisen und den merika

nischen Krieg enthält. ( ) Von J. T. Headley ist unter dem Titel : The second war with England bei Chaf. Scribner zu New -York eine Geschichte des britisch-amerikanischen Krieges von 1812 in zwei Theilen (346 u, 328 S. ) mit Zluftrationen zu 22 Dollars erschienen, die nach dem Albany Argus den früheren militärischen Werken des Verfaffers wie Washington and his generals u. s. w . in nichts nachsteht.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag , 5. Januar 1854.00 and

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Militär - Zeitung .

von einem Heerführer in Bewegung gesezt werden, die Preußen. Adjutanten und überhaupt die subalternen Generalstabs Berlin, 27. Decbr. 1853. Auf der im Bau be offiziere. Hier liegt die größte Schwäche unserer Armee griffenen Eisenbahnbrücke über die Weichsel bet Dirschau, und hier sollte träftig geholfen werden. Es ist dieß deren Kosten auf 6 Millionen veranschlagt sind, sollen auf schon oft gesagt worden, kann aber nicht genug wieder Anordnung des Kriegsministeriums Befestigungsthürme in holt werden. In zwei Beziehungen ist unser Generalstab derselben Weise angebracht werden, wie dieß der Direction J (leider gilt für die meisten Bataillonsstäbe das Gleiche) der neu projectirten Posen - Breslauer Eisenbahn für die im Allgemeinen gar schlimm bestellt, nämlich in Be Oberbrüde als Commissionsbedingung gestellt wurde. (D.J.) ziehung auf das militärische Wissen und auf Beweglich feit. Was den legten Punkt anbetrifft , so ist unser Schweiz . Wehrwesen traurig daran. Die meisten Stabsoffiziere Die " St. Galler 3tg ." berichtet über die Verhande sind nicht nur schlecht beritten, sondern auch schlechte Reiter. lungen der Commission , welche die Frage über Ver Ein Hag, ein Graben , ein Bächlein wird sie in ihrem wendung der Telegraphen für den Dienst der Dienste aufhalten und zu Umwegen nöthigen. Mache man Armee zu berathen hatte, Folgendes : „Das schweizerische die Generalstabsoffiziere gut beritten, gebe man ihnen Ge Militärdepartement wünscht nicht nur die vorhandenen legenheit , auch gute Reiter zu werden, so werden sie, mit gehörigem Wissen versehen, bessere Dienste leisten als die Telegrapheneinrichtungen möglichst für's schweizerische Wehr wesen benußbar zu machen, sondern auch zur weiteren bestconstruirten Feldtelegraphen. Feldtelegraphen . Warum soll nicht das Verstärkung unserer vaterländischen Wehrkraft speciell mili Nächste und Nöthigste zuerst gethan werden ?" tärische Telegrapheneinrichtungen zu treffen. Die erwähnte Commission hatte sich demzufolge besonders auch darüber Ueber den Einfluß zu berathen, ob nicht transportable Telegraphen zur Ver= mittlung des Verkehrs zwischen dem Heerführer und dem der verbesserten Handfeuerwaffen Commandanten der Avantgarde auf dem Marsche, zwischen auf die Infanterietaktik, eben demselben und dem Vorpostencommandanten in fester und einige darauf bezügliche Verhältnisse. Stellung u. s. w . herzustellen wären. Sodann lag auch die Frage vor, ob nicht die Telegrapheneinrichtung bei (Fortseßung.) Sprengung von Minen angewendet werden könnten . Eine Zur Begründung der ausgesprochenen Ansicht folgen weiter gehende Anwendung der Telegraphen für's Wehr nachstehende Andeutungen einer wesen ist nicht wohl denkbar. Director Hipp ist beauf Elementartaftif eines Bataillons mit Anwendung tragt , fich für die Herstellung der Apparate zu den oben der Compagniecolonnen. angedeuteten Zwecken zu bemühen. Herr Hipp ist ein ausgezeichneter Mechaniker, die Seele des technischen Theils 1) Zum Gefecht steht das Bataillon entweder in ent unseres Telegraphenwesens und ein denkender Kopf. Wir wickelter Linie, oder in Compagniecolonnenlinie mit Ent zweifeln nicht daran, daß ihm die Herstellung der ge wickelungsabstand, oder in Masse. wünschten Apparate gelingen werde. Eine andere Frage 2) Jn entwickelter Linie ist das Bataillon wie folgt aber ist die, ob solche Apparate wohl wirklich eine prak formirt : vier Compagnieen entwickelt aneinander gereiht, tische Bedeutung erlangen werden." Das Blatt macht die Plänklercompagnie 50 Schritte hinter oder 100 Schritte dann Bemerkungen über die Schwierigkeiten der Anwen vor der Mitte des Bataillons ; die Scharfschüßen vereinigt dung eines Telegraphensystems im Kriege, bei schnellen unter ihrem Offizier hinter der Mitte des Bataillons Wendungen um Bäume u. f. w. oder wenn Kugeln den 25 Schritte rückwärts der Plänklercompagnie. Jede Com= Telegraphisten umfaufen. " Weit nothwendiger - heißt pagnie ist in zwei Züge, vier Halbzüge und acht Sectionen e8 wären daher die lebendigen Telegraphen, welche getheilt. Der Oberlieutenant ist Chef des ersten, der erste

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Lieutenant Chef des zweiten Zugk ; beide stehen auf den rechten Flügeln des ersten Gliedes ihrer Züge. Der zweite Lieutenant steht als Chef des zweiten Halbzugs des ersten Zugs hinter der Mitte desselben im Glied der Schließenden, ein Feldwebel ebenso hinter der Mitte des zweiten Halb zugs des zweiten Zugs. Die Sectionen haben keine be= sondere Chefs , sondern werden von den Halbzugschefs überwacht. Der Hauptmann steht acht Schritte hinter der Mitte der Compagnie. Jeder Zug hat einen rechten und einen linken Führer; der erstere steht hinter dem Zugs chef im zweiten Glied, der leßtere hinter der linken Flügel rotte des Zugs im Glied der Schließenden. Die nicht eingetheilten Unteroffiziere haben ihre Stelle im Glied der Schließenden, welches zwei Schritte vom zweiten Glied entfernt ist, das seinerseits einen gleichen Abstand vom ersten hat. Die Fahne befindet sich auf dem linken Flügel der zweiten Compagnie, der Unteradjutant sechs Schritte hinter derselben. Der Bataillonscommandeur mit seinem Adjutant hält 25 Schritte hinter der Mitte des Bataillons und 5 Schritte weiter rückwärts stehen die Sappeure und Spielleute. 3) In der Colonnenlinie haben die Compagnieeu einen Seitenabstand von drei Halbzugslängen und in der Tiefe die Halbzüge sechs Schritte Abstand von einander von erstem Glied zu erstem Glied gerechnet. Die Hauptmänner treten vier Schritte vor die Mitte ihrer Colonnen , die Halbzugschefs auf die Flügel ihrer Abtheilungen nach der Mitte des Bataillons hin, auf die entgegengesezten Flügel derselben Unteroffiziere zum Einrahmen. Der Comman deur mit seinem Adjutant hält 25 Schritte vor der Mitte des Bataillons, der Unteradjutant steht hinter der Fahnen rotte , die Sappeure , Spielleute, die Plänklercompagnie, gleichfalls in Colonne , behalten die Stellen wie in ent= wickelter Linie ; ebenso bleiben die Scharfschüßen in ihrer Reservestellung, die sie ohne ausdrücklichen Befehl des Commandeurs nie verlassen dürfen. Hinter dem rechten und linken Flügel des Bataillons werden zwei Unter offiziere als Hauptführer bezeichnet. 4) Das Bataillon in Masse wird durch das Neben= einanderrücken der Compagniecolonnen gebildet , die einen Seitenabstand von drei Schritten von einander nehmen. Die Sappeure, Spielleute, Plänklercompagnie und Scharf schützen stellen sich hinter der Masse auf, indem sie sich derselben um 20 Schritte nähern. Der Commandeur und sein Adjutant halten 12 Schritte vor der Mitte. 5) Jn entwickelter Linie und in Colonnenlinie werden die von dem Bataillonscommandeur gegebenen Commandos von den Hauptmännern wiederholt, dann aber von diesen selbstständig zum Vollzug gebracht. In Masse findet keine Wiederholung statt. - Alle Flankenmärsche werden mit duplirten Gliedern vollzogen. Soll nur in zwet Gliedern marschirt werden, so wird dieß im Commando ausgedrückt. 6) Das Feuer geschieht compagnieweise auf das Com mando der Hauptmänner , nachdem der Bataillonscom= mandeur durch Stimme oder Signal den Befehl dazu ertheilt hat. Die Zugschefs treten hierbei hinter die Mitte ihrer Abtheilungen und werden durch die rechten Führer derselben erseßt, die mitfeuern. Das zweite Glied schließt auf einen Schritt Abstand vom ersten auf, und nimmt ſeinen Abstand von zwei Schritten wieder ein, sobald das

Feuern eingestellt ist , wozu der Commandeur, den Befehl ertheilt. 7) Um aus den entwickelten Linien die Compagnie= colonnenlinie zu bilden , lassen die Hauptmänner nach vorausgegangenem entsprechenden Commando des Com= mandeurs die drei lezten Halbzüge ihrer Compagnieen kehrt machen , dieselben antreten und nach und nach durch Linksum hinter den ersten sehen , wo sie von ihren Chefs angehalten und eingerichtet werden, worauf diese, sowie die betreffenden Unteroffiziere die ihnen oben in 3. bezeich= neten Stellen einnehmen. 8) Zur Bildung der Masse aus der Colonnenlinie lassen die Hauptmänner , nachdem der Commandeur das Commando ausgesprochen und darin eine Directionscom pagnie bezeichnet hat, nach dieser hin rechts- oder linksum machen , an ſie anschließen , halten und nach ihr hin ein richten. 9) Zur Bildung der Colonnenlinie aus der Masse bezeichnet der Bataillonscommandeur eine Compagnie, von welcher die Bewegung ausgehen soll und die daher stehen bleibt, und läßt die übrigen rechts- oder linksum machen und dann antreten, worauf sie von ihren Hauptmännern auf die ihnen in der Colonnenlinie zukommenden Stellen geführt werden. Die Sappeure, Spielleute, Plänkler= compagnie und Scharfschüßen folgen der Bewegung und rücken auf die ihnen zukommenden Pläße. Der Adjutant reitet zeitig in der Richtung ab , nach welcher die meisten Compagnieen marschiren , stellt sich auf den Punkt, wo der Flügel des Bataillons anlehnen soll , richtet sich auf die Directionscompagnie ein und bildet auf diese Weise den Directionspunkt, damit die Compagnieen die Schlacht linie nicht überschreiten oder hinter derselben zurückbleiben . Der Bataillonscommandeur hält bei der Directionscom pagnie und überwacht von hier aus die Bewegung des Ganzen. 10) Zur Bildung der entwickelten Linie aus der Co lonnenlinie lassen die Hauptmänner auf das geeignete Commando des Commandeurs die drei legten Halbzüge linksum machen , antreten und succeffive durch deren Chefs mittelst rechtsum an den stehen gebliebenen ersten Halbzug anreihen. 11) Zum Vormarsch des Bataillons in der Colonnen linie läßt der Bataillonscommandeur den Fahnenträger mit dem Unteradjutant 8 Schritte vor den Chef des ersten Halbzugs der dritten Compagnie treten und richtet beide auf die Direction ein, in welcher marschirt werden soll. Gleichzeitig mit dem Fahnenträger treten die beiden Haupt= führer vor den rechten und linken Flügel des Bataillons, worauf angetreten wird. Während des Marsches sorgt der Unteradjutant für die Richtung dieser drei Männer, die Hauptmänner überwachen die Einhaltung der Abstände und Richtung nach der Directionscompagnie (der dritten) hin und der Bataillonscommandeur die Ordnung des Ganzen. 12) Wenn das Bataillon Halt macht, richten die Haupt männer ihre Compagnieen nach der Directionscompagnie hin. 13) Der Rückmarsch des Bataillons wird in analoger Weise vollzogen wie der Vormarsch. Auf das Commando des Bataillonscommandeurs laſſen die Hauptmänner ihre Compagnieen Kehrt machen und treten vor die Mitte der vierten Halbzüge , sämmtliche Chefs der Halbzüge in's

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zweite Glied , die daselbst befindlichen Unteroffiziere hinter fie in's erste Glied und die auf den entgegengeseßten Flü geln der Halbzüge befindlichen Unteroffiziere in's zweite Glied. Der Fahnenträger tritt 8 Schritte vor den Chef des vierten Halbzugs der dritten Compagnie und wird von dem Bataillonscommandeur auf die zu befolgende Direction eingerichtet , die beiden Hauptführer treten 8 Schritte vorwärts der Flügel des Bataillons . Nach dem Halten und Herstellen des Bataillons wird wie bei dem Marsch vorwärts verfahren.

Compagnieen aufschließen und nach allen Seiten Front machen. Der Commandeur, sein Adjutant , die Sappeure und Spielleute finden Schuß bei den Scharfschüßen , die einen Kreis um sie schließen. Ist die Plänklercompagnie vor der Front, so erwartet die Plänklerkette den Angriff der Reiterei festen Fußes ; die Unterſtüßungstrupps decken die Flanken der Kette. 20) Wenn ein Defilé vorwärts paſſirt werden soll , so marschirt die demselben gegenüber befindliche Compagnie durch; die anderen Compagnieen thun desgleichen , nach dem sie mittelst des Flanken- oder Diagonalmarsches dem Defilé gegenüber angekommen find. Jenseits desselben wird die Colonnenlinie wieder gebildet , indem jede Com pagnie die ihr darin zukommende Stelle einnimmt. Die vorausgegangene Plänklercompagnie deckt diesen Aufmarsch. Wenn das Defilé für Halbzugscolonnen zu enge ist, so sezen sich die Compagnieen in den Rottenmarsch mit duplirten Gliedern, marschiren jenseits in Compagnie= colonnen auf und formiren dann die Colonnenlinie. Es ist für die spätere Wiederbildung der Colonnen linie ganz gleichgültig , in welcher Reihefolge die Com pagnieen durch das Defilé gehen. Das Pasiren des Defilé rückwärts geſchicht in ana= loger Weise. 21) Zum Vormarsch des Bataillons in Masse gibt der Commandeur, ehe er es in Bewegung seßt, dem Chef des ersten Halbzugs der dritten Compagnie den Directions= pünkt an , auf welchen hin marschirt werden soll . Wäh = rend des Marsches überwachen die Hauptmänner an der Spize ihrer Compagnieen die Seitenabstände und Rich tung der vorderen Halbzüge ; die Chefs der hinteren thun dieß bei denselben. 22) Zur Bildung der Colonnenlinie aus der im Vor marsch begriffenen Masse bezeichnet der Commandeur eine Directionscompagnie, auf welche die Linie formirt werden soll. Diese Compagnie marschirt bis auf den Punkt, wo fie anhalten soll , geradeaus, während die anderen Com pagnieen sich mittelst des Diagonalmarsches rechts oder links ziehen und dann geradeaus marschiren, um in die Linie einzurücken. Das sonstige Verfahren ist wie unter 9 angedeutet. 23) Zur Directionsänderung der im Vormarsch be= griffenen Masse schwenkt die erste oder vierte Compagnie, fe nachdem die Direction geändert werden soll, succeffiv rechts oder links und hält, wenn der lezte Halbzug seine Die nachfolgende Compagnie Schwenkung vollendet hat. marschirt neben der bereits stehenden vorbei, schwenkt rechts oder links, nachdem sie den ihr in der Masse zukommenden Seitenabstand von jener gewonnen hat und verfährt dann wie diese. Die nachfolgenden Compagnieen machen es in gleicher Weise. 24) Die Bildung der Colonnenlinie rechter oder linker Hand aus der im Vormarsch begriffenen Maffe geschicht wie die Directionsänderung (23.) , nur mit dem Unter schied , daß sie Seitenabstände von drei Halbzugslängen gewinnen , ehe fte die Schwenkung beginnen. 25) Zur Bildung der Masse zur Sturmcolonne seßen fich zwei Halbzüge der Plänklercompagnie in eine Kette aufgelöst auf die Flügel der Masse und haben die beiden anderen Halbzüge zur Unterstüßung.

14) Zur Ausführung einer Frontveränderung schwenkt, je nachdem sie rechts oder links stattfinden soll, die erste oder vierte Compagniecolonne rechts oder links und hält, wenn der vierte Halbzug die Schwenkung vollzogen hat. Die übrigen Compagnieen ziehen sich diagonal nach dem Punkt hin , wo ihre Schwenkung unter Wahrung ihres Seitenabstandes von drei Halbzugslängen beginnen muß, schwenken alsdann, je nachdem, rechts oder links und rücken auf die neue Linie ein. In analoger Weise können Frontveränderungen rück wärts rechts oder links ausgeführt werden, nachdem Kehrt gemacht worden ist.

15) Wenn die Plänklercompagnie bei den Bewegungen der Colonnenlinie vor der Front verwendet werden soll, so geht sie zwischen der zweiten und dritten Compagnie durch und stelit sich 100 Schritte vor dem Bataillon auf. Von hier aus sendet sie einen Halbzug zur Bildung der Plänklerkette auf 150 Schritte vor, einen anderen Halbzug rechts , einen anderen links, welche sich 100 Schritte rück wärts der Kette und der Mitte des rechten und linken Flügels derselben als Unterstützung aufstellen ; der noch übrige Halbzug bleibt in Reserve. Wird die Plänklercompagnie zurückgerufen , so gehen die geschlossenen Abtheilungen derselben, sowie die Kette durch die hinter ihnen befindlichen Lücken zurück und for miren sich wieder in Compagniecolonne; oder sie kann auch stehen bleiben und das Bataillon durchmarschiren lassen, was im wirklichen Gefecht das Vortheilhafteste sein möchte. 16) Zur Bildung der Masse aus der vor- oder zu rückmarschirenden Colonnenlinie bezeichnet der Commandeur eine Directionscompagnie, auf welche die Bewegung aus geführt werden soll . Diese nimmt halbe Schritte, bis die anderen Compagnieen angeschlossen sind, welche von ihren Hauptmännern mittelst des Diagonalmarsches hingeführt werden, auf gleicher Höhe mit jener ebenfalls halbe Schritte annehmen und , wenn sie alle angekommen sind , auf das Commando des Bataillonscommandeurs mit vollem Schritt antreten. 17) Zum Flankenmarsch des Bataillons in Colonnen linie laffen die Hauptmänner nach erfolgtem Commando des Bataillonscommandeurs die erforderliche Wendung machen und sorgen für die Einhaltung des richtigen Ab standes der Compagnieen. 18) Um aus dem Flankenmarsch in den Vor- oder Rückmarsch überzugehen , laffen die Hauptmänner rechts oder linksum machen; das Weitere geschieht nach den Be= stimmungen nnter 11. und 13. 19) Gegen Reiterei ist die Colonnenlinie stets in guter Verfassung. Die Hauptmänner laffen die Halbzüge ihrer

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26) Zur Bildung des Carrés aus der Masse rücken die zweite und dritte Compagnie um ihre ganze Tiefe vor und halten , die erste macht rechts , die vierte linksum, duplirt die Glieder und füllt die vorhandenen Lücken durch Leute aus den hinteren Rotten ; die Plänklercompagnie formirt eine geschlossene Zugscolonne, schließt die Rückseite des Carrés und formirt sich auf's zweite Glied ; die Scharf schüßen umgeben das Carré als Plänkler, ziehen sich beim wirklichen Angriff der Reiterei auf dasselbe, nament lich in die an den Ecken entstandenen einspringenden Winkel zurück und knieen vor demselben nieder. In den gewonnenen inneren Raum begeben sich der Commandeur, ſein Adjutant, die Sappeure und Spielleute.

rung der Truppe im Gefolge und ist darum in der Nähe des Feindes nur in unvermeidlichen Fällen anwendbar. Bei dem Marsch in Abtheilungen wird zwar dieser Nach= theil ziemlich vermieden, führt aber den anderen mit sich, daß auch die kleinste breiter ist, als eine gewöhnliche Heer straße, wo dann der unbequeme Marsch mit abgebrochenen Rotten stattfindet. Allen diesen Juconvenienzen dürfte durch die Annahme des Rottenmarsches mit duplirten Gliedern und der Doppelcolonne begegnet werden, worunter verstanden ist, daß je zwei Compagnieen dicht neben ein= ander marschiren. In dem Bataillon würde sich die Colonne in der Art gestalten, daß links der ersten Compagnie die zweite ihre Stelle erhielte, daß die dritte der ersten und die vierte der zweiten, der erste Plänklerzug der dritten und der zweite der vierten folgte, und daß endlich die Abthei lung der Scharfschüßen in zwei Halbzügen sich in analoger Weise der Plänklercompagnie anschlösse. - Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß sich das Bataillon aus dieser Formation in der kürzesten Zeit in eine Colonnen linie entwickeln und daß es schon schlagfertig dastehen kann, wenn ein anderes in Sectionen befindliches Bataillon eben erst die Bildung der Masse vollendet hat. Es ist dieß auch begreiflich, da das erstere nur die Hälfte der Tiefe eingenommen hatte als das leztere. 32) Zur Bildung der Doppelcolönnen wird das Ba= taillon, wenn es nicht schon in Masse steht, in eine solche formirt, macht rechtsum und duplirt die Glieder. Das Bataillon sezt sich in Marsch. Die erste und zweite Com pagnie schwenken sogleich halbzugsweise mit Rotten links und sehen sich so in Rotten mit duplirten Gliedern ueben einander, so daß sich die zweite links der ersten befindet. Die dritte und vierte folgen nach. Die dritte geht hinter der zweiten weg, schwenkt, sowie sie hinter der ersten an= gekommen ist, halbzugsweise mit Rotten links und hängt fich so an die erste an. Die vierte verfährt in gleicher Weise, wenn sie hinter der zweiten angelangt ist. In ähnlicher Art gelangen die Plänklercompagnie und die Scharfschüßen auf die ihnen in der Doppelcolonne zu = kommenden Stelle. -- Die Zugschef und die im Glied der Schließenden befindlichen Unteroffiziere reihen sich vor die erste oder binter die leste Rotte ihrer Abtheilungen. Das in Linie entwickelte Bataillon kann auch die Doppelcolonne bilden, indem es rechtsum macht, die Glieder duplirt, sich die zweite Compagnie links der ersten, die vierte links der dritten u. s. w. sezt und die beiden leßteren sich an die beiden ersteren anhängen. Verengt sich der Marschweg so , daß nicht mehr zwei Compagnieen neven einander marschiren können , so hält die zweite Compagnie bis die erste an ihr vorbei ist, und hängt sich an diese an ; die dritte und vierte, sowie die Plänkler und Scharfschüßen verfahren in analoger Weise. Erweitert sich der Marschweg so, daß zwei Compagnieen neben einander sehen können, so wird die Doppelcolonne wieder formirt, indem die erste anhält, die zweite fich links neben sie sezt, die dritte auf die erste anschließt und die vierte links von jener ihre Stelle einnimmt ; die Plänkler compagnie und Scharfschüßen verfahren ebenso. (Fortseßung folgt.)

27) Zum Vormarsch des Carrés macht die erste Com= pagnie linksum, die vierte rechteum und die Plänkler compagnie Kehrt; die Scharfschüßen gehen wieder als Plänkler vor. Zum Rückmarsch nehmen sämmtliche Compagnieen die Front nach der bezeichneten Richtung und dupliren die Glieder, in soweit dieß nicht schon ge= schehen war. --- Auf das Commando : Halt ! Nach allen Seiten Front! nehmen die verschiedenen Abtheilungen die ihnen in der festen Stellung zukommenden Fronten wieder an. 28) Zur Herstellung der Masse aus dem Carré macht die erste Compagnie linksum, die vierte rechtsum, und rücken beide auf die Höhe der zweiten und dritten vor. Die Plänklercompagnie, Scharfschüßen , Spielleute gehen wieder in ihr früheres Verhältniß zurück. Eine unschwierige Combination macht klar, wie man aus dem Carré unmittelbar die Colonnenlinie und um = gekehrt aus dieser jenes bilden kann. 29) Bei dem Rückmarsch des Bataillons in Masse wird nach denselben Grundsägen verfahren , wie bei dem Marsch vorwärts. Will der Commandeur in jener Richtung manöveriren, so läßt er auf's zweite Glied formiren. Alle Ausführungen finden dann nach den nämlichen Regeln statt, wie bei der Formation, auf's erste Glied.

30) Die Stellung in Compagniccolonnenlinie ist eine wesentliche Erleichterung zum Ucbergang aus der ge schloffenen zur zerstreuten Fechtordnung. Unmittelbar und ohne alle Vorbereitung können drei Compagnieen zum Plänkeln vorrücken, deren jede zwei Halbzüge zur Bildung der Kette vorsendet (die bei einem Seitenabstand der ein zelnen Plänklerrotten von 5 Schritten von einander nach der oben vorausgesezten Stärke der Compagnieen eine Länge von 600 Schritten haben wird) und zwei Halbzüge zur Unterstützung behält, denen die noch übrigen Com = pagnieen des Bataillons als Reserve dienen. - Eben so leicht wird die Compagniecolonnenlinie wieder hergestellt werden können. 31 ) Es ist für eine auf dem Marsch gegen den Feind begriffene Truppe wesentlich , daß sie sich in der kürzesten Zeit zum Gefecht formiren kann, daß der Marsch des einzelnen Mannes möglichst erleichtert wird und daß er soviel thunlich gebahnten Weg beschreitet. Die bestehenden Marschformen entsprechen diesen Bedingungen uur theil weise. Der Marsch mit geöffneten Rotten bietet zwar Bequemlichkeit dar, hat aber eine ungebührliche Verlänge=

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Militär - Beitung .

Art. 33. Die Fangschnur (fourragère) bildet einen Theil des Anzugs der Offiziere, der Adjutant-Unteroffiziere und der Musikmeister, aber nur als Paradestück; sie wird im Felde, auf Märschen, bei Manövern und beim Wacht dienst nicht getragen. Art. 34. Das Zeichen des Dienstes besteht für die Offiziere in einer Schärpe von amaranthfarbiger Seide, die auf jeder Seite in einer dreifarbigen Eichel endigt. Art. 35. Die Abzeichen der Offiziergrade sind die selben, wie sie durch das Decret vom 5. März 1850 für die Jägerregimenter zu Fuß festgesezt worden sind. Art. 36. Das bestehende Lederzeug wird durch eines nach dem Modelle das der Jäger zu Fuß erseßt. Die Gemeinen tragen einen Bajonnetträger statt eines Säbel

(Schluß der in Nr. 1 abgebrochenen Nachricht über die Unifor mirung der 12 Regimenter Linieninfanterie.") Der Anzug der Musiker des Stabes ist Art. 27. gleich dem der Unteroffiziere der Grenadiercompagnieen, nur tragen sie Stiefel , auf den Räthen der Pantalons neben den Paspoils breite scharlachrothe Streifen und auf dem Szako einen weißen Busch von Schwanenfedern. Der Anzug der Musikeleven ist dem der Musiker des Stabes gleich, nur ist die Szakotresse von scharlachrother Wolle ohne Schnüre, außerdem tragen die Musikeleven die Fußbekleidung der Gemeinen. Art. 28. Die Musikmeister (chef de musique) tragen den Waffenrock, die Capote und die Pantalons der Offi koppele. Art. 37. Der Tornister ist der der Jäger zu Fuß, ziere, aber von dem Tuche der gleichnamigen Stücke der die Tragerriemen sind von Büffelleder. nur Unteroffiziere. Der Paradeczako derselben, dem der Adju= Art. 38. Die zur Ausrüstung der Tamboure ge= tant-Unteroffiziere gleich, hat einen weißen Busch wie der der Musiker. Der Interimsczako, die Feldmüße, die Hals hörigen Gegenstände, wie die Trommel, der Trageriemen, das Knieleder bleiben die bisherigen. binde , die Handschuhe und die Fangschnüre haben das Art. 39. Die Bewaffnung der Mannschaften wird felbe Modell wie die betreffenden Stücke der Adjutant gleich der der Jäger zu Fuß; den Säbel tragen aber nur Unteroffiziere. Art. 29. Das Musikcorps hat als Abzeichen in die Unteroffiziere , Corporale , Tambonre und Hornisten. Art. 40. Die Bewaffnung und Ausrüstung der Offi= jeder Kragenecke des Waffenrockes eine Lyra, die bei den ziere ist dieselb e wie die der Jägerregimenter zu Fuß. Eleven von Neufilber, bei den Musikern des Stabes von Art. 41. Die Modelle der verschiedenen Theile der vergoldetem Kupfer ist; der Musikmeister trägt außer der Uniformirung sind in einer Beilage dieses Decretes be legtgenannten Lyra noch eine Goldtresse auf den Aufschlägen schrieben worden. Die nicht beschriebenen Gegenstände, des Waffenrocks . wie Wasserflasche, Bürsten, Knopfgabel, Hemde, Schmier Art. 30. Die Tamboure und Hornisten tragen den büchse u. s. w. bleiben in den bisherigen Formen. selben Anzug wie die Truppen, nur find die Schulterraupen Art. 42. Zur Vermeidung unnüßer Kosten werden von Jonquillewolle. Der Stabstambour und der Stabs die neuen Modelle nur nach Maßgabe der Neufertigungen hornist (caporal-tambour und caporal- clairon) tragen die eingeführt und erst nach vollständigem Verbrauch der älte Abzeichen des Corporals . ren Vorräthe getragen. Der Ersaß der im Gebrauch be Art. 31. Der Sergeanthornist hat den Anzug der findlichen Stücke durch die neuen Modelle vor vollendeter Hornisten von dem Tuche der Unteroffiziere und mit den Tragezeit der ersteren wird ausdrücklich verboten. Gradabzeichen. So weit das Königl. Decret. Die in Art. 41 erwähnte Art. 32. Der Paradeanzug des Tambourmajors bleibt Beilage enthält eine sehr detaillirte Beschreibung sämmt= mit Ausnahme der Pantalons der durch das Decret vom licher Stücke der Uniformirung aller Grade , ist aber zu 31. Januar 1845 eingeführte. Sein gewöhnlicher Anzug umfassend , als daß wir heute schon die Zeit gewinnen ist gleich dem der Unteroffiziere , nur trägt er Schulter könnten , in einem kurzen Auszuge dem Leser die wich raupen von Jonquillewolle und einen Intrimsczako wie tigeren Einzelnheiten vorzulegen ; wir behalten uns dieses für die allernächste Zukunft vor. der Adjutant-Unteroffizier.

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Frankreich.

6) Sie ist gegen überraschende Angriffe der Reiterei stets in sicherer Verfassung. 7) Sie gewährt der Reiterei und Artillerie freie Räume zum Vor- und Zurückgehen , ohne ihre eigene Ordnung dadurch zu gefährden. 8) Sie verstattet , augenblicklich und ohne alle Vorbe= reitung aus der geschlossenen in die zerstreute Fechtart überzugehen und umgekehrt. 9) In der Compagniecolonnenlinie werden Elemente der Befehlsgewalt in Thätigkeit gebracht, die zwar auch seither vorhanden , aber einem todten Capital zu ver= gleichen waren. Die Hauptmänner marſchiren nicht als Automaten auf den Flügeln ihrer Compagnieen, um als Richtungspunkte zu dienen und ohne Befugniß zu haben, fich um irgend etwas bekümmern zu dürfen, *) sondern sie befinden sich an der Spize derselben oder da , wo sie ihre Anwesenheit und Einwirkung gerade für nöthig erachten, können für deren Leistungen verantwortlich gemacht werden nach Maßgabe der ihnen ertheilten Befehle und sind auf dieſe Weise und bei einer bisher nicht gekannten , die einheit liche Leitung des Ganzen nicht störenden , sondern nur förderlichen Selbstständigkeit wahrhafte Stüßen des Com mandeurs , der sich in diesem Gefühle der Sicherheit mit größerer Unbefangenheit der Leitung des Ganzen hingeben kann. 10) Die vorgeschlagene Form der Bataillonsmasse, in welcher die Compagnieen nicht in entwickelter Linie hinter, sondern in Halbzugscolonnen neben einander stehen, bietet mannichfaltige Vortheile dar. Die Hauptmänner find an der Spize threr Compagnicen, können das Feld übersehen, auf dem sie wirken sollen , sind stets unter den Augen und dem nächsten Bereich ihres Commandeurs , dessen Befehle fie unmittelbar und in der kürzesten Zeit empfangen können. Der Marid in den in Halbzügen gebrochenen Compagnieen ist viel leichter und für den Soldaten be= quemer als in entwickelter Linie , und ist die Ordnung besser darin aufrecht zu erhalten . Die Entwickelung der Masse zur geschlossenen Linie oder zum Gefecht in zer= streuter Ordnung kann auf dem kürzesten Weg und in der kürzesten Zeit und mit der Sicherheit geschehen, welche mit der an sich starken Form der Colonne verbunden ist. Die Entsendung irgend einer Compagnie kann augenblick= lich und ohne Störung der anderen Compagnicen geschehen. 11) Der Rotten- oder Reihenmarsch mit duplirten Gliedern gewährt die Möglichkeit aus entwickelter Linie Seitenbewegungen auszuführen , ohne vorher in Abthei= lungen brechen zu müssen , und ohne die Frontlinie auf die kürzeste und einfachste Weise wiederherzustellen, wodurch die Manöverirfähigkeit einer Trnppe wesentlich gefördert wird.

Man schreibt der Allgem. 3tg. " aus Paris den 19. December 1853 : Neuerdings ist wieder von einer kaiserlichen Garde die Rede, und es könnte wohl sein, daß mit Anfang des nächsten Jahres die Garde de Paris und die mobile Gendarmerie den Namen der kaiserlichen Garde annehmen. Der Sache nach haben wir sie längst gehabt. Für Paris ist die Erbauung einer stra tegischen Eisenbahn im Plan , welche in einem Um kreis von 100 Kilometer um die Hauptstadt laufen und fie mit Orleans, Chartes, Evreur, Epernay , Sens und Auxerre in Verbindung brigen soll. Unstreitig würde ein solcher Schienenweg in Kriegszeiten von großem Vor theil sein.

Großbritannien. London , 24. Decbr. 1853. Es ist jest definitiv be schlossen, das übergroße stehende Heer in Irland zu vermindern, und an die Stelle der Infanterieregimenter, die fezt zu auswärtigem Dienst beordert sind, sollen künftig bloße Depots , oder höchstens ein Trupp Reiterei treten. Die Cavalerie jedoch wird in ihrer bisherigen Stärke er= halten, aber natürlich mehr auseinander gelegt werden. Die trischen Besaßungen bestanden bisher aus ungefähr 22,000 Mann. Und sie werden nun bis auf 16 oder 15,000 vermindert.

Ueber den Einfluß der verbesserten Handfeuerwaffen auf die Infanterietaktik, und einige darauf bezügliche Verhältnisse. (Fortsetzung.)

Den vorhergehenden Andeutungen einer Elementar taktik mittelst Anwendung der Compagniecolonne zum Ge fecht in geschlossener Ordnung mögen sich folgende Be trachtungen anreihen: 1 ) Es ist darin nachgewiesen , daß alle Bewegungen der bisherigen Taktik in dieser neuen Form ausgeführt werden können und zwar mit größerer Leichtigkeit, Schnel ligkeit und Sicherheit. 2) Die Linie von Compagniecolonnen ist so elastisch, daß sie augenblicklich und mit der größten Leichtigkeit von jedem Punkt aus nach Belieben ausgedehnt oder zur dichten Sturmcolonne zusammengezogen werden kann. 3) Sie verstattet den Truppen jede mögliche Erleichte rung , läßt die rascheste Bewegung zu , ohne die Ordnung im Ganzen zu gefährden , und schließt die Möglichkeit in fich, große Terrainschwierigkeiten mit Leichtigkeit zu über= winden. 4) Sie verstattet die rascheste Entwickelung des Ba= taillons zur Feuerlinie; kaum eine halbe Minute Zeit ist hierzu nöthig. E 5) Sie verstattet, Frontveränderungen nach allen Rich tungen hin und Flankenbewegungen raſch und ohne zögernde Vorbereitungen auszuführen.

12) Der Marsch in Doppelcolonne mit duplirten Glie dern gewährt folgende Vortheile. Das Bataillon kann noch auf einem Weg von sechs Schritten Breite mit aller

*) Referent war seiner Zeit Augen- und Ohrenzeuge , wie fein Hauptmann, der eine durch's Kartätschenfeuer entstandene Störung in feiner Compagnie beseitigen wollte und feine Stelle in Linie verlaffen hatte, von dem Commandeur darüber eine Zurechtweisung erhielt und auf seinen Plaß zurückge wiesen wurde.

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Bequemlichkeit für die Mannschaft fortkommen , während die schmälfte der seitber üblichen Colonnenformen (in Sectionen) hierzu eine Wegbreite von acht Schritten be= darf. Die Doppelcolonne nimmt nur die Hälfte der Tiefe einer seitherigen Marschcolonne ein. Wenn nun die leştere bei einem Bataillon etwa 300 Schritte beträgt, so wird sie bei der ersteren auf 150 Schritte gemindert, was bei zehn Bataillonen 1500 Schritte oder eine viertel Wegs stunde ausmacht. Es ist augenscheinlich , daß der Auf marsch in die Gefechtsstellung nur die Hälfte der Zeit erfordert , ein Gewinn , der im Krieg oft hoch in Anſchlag zu bringen ist. - Außerdem ist in der Doppelcolonne die Ueberwachung der Marschordnung von Seiten des Com mandeurs sehr erleichtert. - Der Marsch in Doppel colonne bieter endlich die Mittel, den von ferne recognos cirenden Gegner über die wahre Stärke der Truppe zu täuschen. Will man schwach erscheinen , so marschirt man in Doppelcolonne; will man glauben machen , daß man stärker sei, so nimmt man die einfache Colonne im Rotten= marsch mit duplirten Gliedern, oder will man diese Täuschung noch vergrößern, so läßt man in Rotten marſchiren, ohne die Glieder zu dupliren , was jedoch nur dann räthlich erscheint , wenn man einen unmittelbaren Angriff nicht zu besorgen hat.

Terrains modificirt werden , wenn dadurch der Zweck, die Truppe gegen das feindliche Geschoß möglichst zu sichern, so lange sie nicht an dem Gefecht unmittelbaren Antheil nimmt, erreicht wird. Folgende Figur gibt ein Bild dieser Aufstellung :

Verwendung eines Bataillons in Compagniecolonnen im Gefecht gegen ein in der bisher üblichen Weise in Linie oder in Masse formirtes Bataillon. Es sind oben die Grundsäße im Allgemeinen ange= geben worden , welche eine Truppe in der Defensive und Offensive zu befolgen hat. Hiernach wird sich ein in Compagniccolonnen oder in entwickelter Linie stehendes Bataillon zur Defensive in folgender Weise formiren. Die erfte und vierte Compagnie gehen auf 200 Schritte vor und lassen eine jede einen Zug auf 100 Schritte Ab stand, respective vom rechten und linken Flügel aus, vor= wärts die Kette bilden, welche, indem die einzelnen Rotten einen gegenseitigen Abstand von drei Schritten von einander nehmen , eine Ausdehnung erreichen wird , welche gleich der Länge des Bataillons in entwickelter Linie ist. Die Rotten ſuchen sich durch das Terrain zu decken; wer dieses nicht stehend kann , der kniet nieder. Die beiden anderen Züge jener Compagnieen nehmen als Unterstügung hinter der Mitte des ihnen zugehörigen Theils der Kette entweder in entwickelter Linie oder in Halbzugscolonne gedeckte Stel lung . Die zweite und dritte Compagnie rücken 100 Schritte vor und stellen sich rückwärts der geschlossenen Züge der ersten und vierten in entwickelter Linie oder in Halbzugs colonne gedeckt als Reserve auf. Die fünfte (Plänkler) Compagnie rückt bis auf 100 Schritte von der zweiten und dritten vor und nimmt hier in entwickelter Linie oder Die entwickelte in Halbzugscolonne gedeckte Stellung. Linie ist überall vorzuziehen , wo das Terrain Deckung verleiht , weil man aus ihr unmittelbar zum Feuergefecht übergehen kann. Die Scharfschüßen erhalten , je nach Be schaffenheit des Terrains , auf den Flügeln oder in jedem anderen Punkt der Kette ihre Stelle, wo sie im Terrain den meisten Schuß finden und auf größere Entfernung Die gegebenen Abstände find nicht hinwirken können. unabänderlich , sondern können nach Beschaffenheit des

Plänklerkette.

Ein Zug der 4. Comp.

3. Comp.

Ein Zug der 1. Comp.

2. Comp.

5. (Plänkler) Comp. Wird das Bataillon in dieser Defensivstellung von einem anderen in entwickelter Linie mit Plänklern voran angegriffen, so beginnt die Kette auf eine Entfernung von etwa 300 Schritten ) ihr Feuer auf die feindlichen Plänkler; gleichzeitig eröffnen die Scharfschüßen das ihrige, wobei sie vorzugsweise das geschlossene Bataillon zum Ziel nehmen. Gleiche Güte der Truppen vorausgeseßt , liegt es in der Natur der Verhältniffe , daß es den Plänklern des An greifers nicht gelingen wird, diejenigen des Vertheidigers wegen ihrer gedeckten Stellung und ihrer überlegenen An zahl zu vertreiben. Jener wird sich daher gemüßigt_ſehen, das geschlossene Bataillon zur Entscheidung in's Gefecht zu bringen. Läßt sich dasselbe in ein Feuergefecht ein, so wird dieses bloß von der Kette des Vertheidigers er wiedert. Sobald es aber zum stürmenden Angriff über geht, rücken die Unterstüßungszüge der Kette des Ver= theidigers in die von dieser eingenommenen Linie, während die Plänklerrotten sich nach dem rechten und linken Flügel hin in geschlossene Ordnung zusammenschaaren . Gleich zeitig rückt die zweite und dritte Compagnie vor und nehmen . den zwischen der ersten und vierten entstandenen leeren Raum ein. Sobald die einzelnen geschlossenen Züge und Compagnieen in der Feuerlinie angelangt sind, beginnen fie ihr Feuer. Nach einer oder mehreren Salven geht der Vertheidiger, wenn er es vortheilhaft findet, zum Bajonet angriff über, oder was noch besser, weil mit weniger Ver luften verbunden, sein wird, er erwartet den Gegner festen Fußes und überschüttet ihn mit vernichtendem Feuer. während deffen rückt die fünfte (Plänkler) Compagnie auf 100 Schritte von der Feuerlinie vor und wartet den Erfolg ab. Wird der Angreifer zurückgeschlagen, so ver folgt ihn diese Compagnie, während sich die übrigen Com pagnieen wieder ordnen; wird aber der Gegenangriff des Vertheidigers abgewiesen , oder muß dieser der Gewalt weichen, so deckt sie den Rückzug desselben unter Mitwirkung der Scharfschüßen, welche aus rückwärts zu nehmenden erhöhten Stellungen den nachdrängenden Gegner beschießen. Nach gelungenem Rückschlag des Angreifers kann der *) Es ist hierbei unterstellt, daß die Plänkler mit gewöhnlichen Percussionsgewehren bewaffnet find ; anders würde sich die Sache gestalten und das Feuer auf größere Entfernung be ginnen, wenn fie in Besiß von Zündnadel- oder Minie'schen Gewehren fich befänden.

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Vertheidiger zweierlei thun : entweder geht er in seine Stellung wieder zurück, oder er schickt sich zur Verfolgung des Gegners an, zu welchem Zweck er sich unter dem Schuß seiner Plänklercompagnie rasch in eine Compagniecolonnen linic formirt und den Gegner verfolgt. Theilt sich der Angreifer zu einem gleichzeitigen Angriff des Vertheidigers in der Front und Flanke , so besigt der lettere in seiner tiefen Stellung hinreichende Mittel, dem Flankenangriff zu begegnen. Geht der Angreifer in Sturmcolonnen mit Plänklern auf beiden Seiten vor , so wird der Vertheidiger nur um so leichteres Spiel haben und sein Verfahren nur inso = ferne ändern , daß seine geschossenen Abtheilungen etwas früher in die Feuerlinie rücken und die Flügelcompagnieen den Gegner in den Flanken faſſen. Zur Offensive wird das in Compagniecolonnenlinie stehende Bataillon folgendes Verfahren einschlagen. Die Plänklercompagnie geht 100 Schritte vor die Mitte des Bataillons und entsendet von hier aus einen Halbzug, welcher auf 150 Schritte weiter vorwärts die Plänkler kette bildet. Ein weiterer Halbzug wird rechts, ein anderer links entsendet , welche sich 100 Schritte rückwärts hinter der Mitte des rechten und linken Flügels der Kette auf stellen und ihr als Unterſtüßung dienen. Der noch übrige Halbzug bleibt hinter der Mitte der Kette als Reserve. *) Diese Formation ist in nachstehender Zeichnung dargestellt:

lichen Plänkler auf ihr Bataillon zurück zuwerfen. Ist dieses in Angriffscolonnen, ſo halten, nachdem die Plänkler kette erreicht ist , zwei Compagnieen und beschießen den Gegner in der Front, während zwei Compagnieen im Vormarsch bleiben und ihn in den Flanken fassen. Vergleicht man beide Bataillone in den verschiedenen Gefechtslagen, ſo erſcheint dasjenige in Compagniecolonnen überall im Vortheil . In der Defensive hat es eine starke, der feindlichen überlegene Plänklerkette; diejenigen Abtheilungen, welche gerade nicht unmittelbaren Antheil an dem Feuergefecht zu nehmen haben, finden Schuß im Terrain gegen feind= liche Geschosse und können gleichwohl im rechtzeitigen Augenblick in's Gefecht geführt werden ; dadurch, daß sich die Kette nicht auf das Bataillon zurückzieht, sondern dieses auf die Linie rückt, welche jene eingenommen hatte, wird in dem wichtigsten Augenblick die Feuerkraft nicht gemindert , der während des Rückmarschs der Plänkler eintretende Moment der Wehrlosigkeit des Bataillons ver= bundene immer fatale Eindruck auf die Truppen vermieden, deren Mnth vielmehr durch den Vormarsch erhöht; das Bataillon hat in seiner tiefen Stellung hinreichende Mittel, jedem Flankenangriff augenblicklich mit Erfolg zu begegnen ; endlich hat das Bataillon_eine_Compagnie in Reserve, unter deren Schuß es im Fall einer Niederlage den Rück zug ausführen kann, oder mit welcher es bei einem glück lichen Erfolg den Feind verfolgt. Alles dieses ist bei einem Bataillon in der bisher üblichen Linienstellung nicht der Fall : die Plänklerkette ist in geringerer Stärke; das ganze Bataillon ist, wenn es auch an dem Feuergefecht keinen unmittelbaren Antheil nimmt, den feindlichen Geschossen preisgegeben ; die mit dem Rückzug der Plänklerkette auf das Bataillon ver bundenen Nachtheile treten ein; die Abwehr von Flanken angriffen ist schwieriger, für das Ganze störender und jeden= falls umständlicher; endlich entbehrt das Bataillon der in den oben bezeichneten Verhältnissen so wichtigen Reserve. In der Offensive ist das Bataillon in Compagnie= colonnen zur raschesten Bewegung befähigt und kann in Ordnung und mit Leichtigkeit große Terrainschwierigkeiten beseitigen ; die dem Bataillon vorausgehende Plänklerkette hindert dasselbe in keiner Bewegung oder Unternehmung; der Angriff ist , in Verbindung der Feuerkraft mit der Stärke der Colonne, nachdrücklich ; Entsendungen geschehen leicht und ohne Störung ; die Verluste sind wegen geringerer Ausdehnung der Ziclobjecte kleiner, während das Bataillon in der seither üblichen Formation, möge es in entwickelter Linie oder in geschlossener Colonne sein, zu raschen Be= wegungen schwerfällig und zur schnellen Ueberwindung von Terrainschwierigkeiten ungeeignet, die Zurücknahme der Plänkler für die Bewegung und Wirksamkeit des Bataillons lähmend, der Angriff in entwickelter Linie nicht so fest und geordnet, in Colonnen aber einem überlegenen feindlichen Feuer ausgesezt ist, Entsendungen nicht ohne Störungen stattfinden können, und das Bataillon überhaupt der, durch Beweglichkeit bedingten Biegsamkeit und Schmiegsamkeit desjenigen in Compagniecolonnen entbehrt. (Schluß folgt.)



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SELE In dieser Verfassung geht das Bataillon dem Ver= theidiger unaufhaltsam entgegen, dessen vorgeschobene Plänkler durch diejenigen des Angreifers bekämpft werden; wenn deren Kräfte nicht ausreichen, so rücken die Halb züge der Unterstüßung und der Reserve in die Kette ein und werfen die feindlichen Plänkler mit aller Gewalt auf ihr Bataillon zurück. Auf 300 Schritte Entfernung von der geschlossenen Linie des Gegners bleibt die Kette des Angreifers, in welche die geschlossenen Abtheilungen ein rücken, halten und beschießen gemeinsam jene Linie. Das nachfolgende Bataillon rückt in die Kette ein, geht in Ver bindung mit dieser vor und greift , nachdem die vorderen Halbzüge der Compagnieolonnen eine Salve gegeben haben, mit dem Bajonnet an. Begegnen sich zwei Bataillone in der Offensive, so ist das Verfahren desjenigen in Colonnenlinie wie oben be merkt, nur daß es um so rascher vorgeht , um die feind

* Diefer Form kann sich auch eine einzelne Compagnie, die selbstständig ein Gefecht zu liefern hat , in der Defenfive, mit Vortheil bedienen.

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Oesterreichische Monarchie. Unter dem 19. Decbr. v. J. hat Se. Maj. der Kaiser folgende Verordnung, den Uebertritt gedienter Unter offiziere und Gemeine in Civilanstellungen betr. erlassen : Ich finde Mich bewogen , zur Belohnung lang und treu geleisteter Dienste der Unteroffiziere und Soldaten Meines Heeres , deren Uebertritt in Civilbedienstungen in angemessener Weise zu regeln und demgemäß , nach Ver nehmung Meiner Minister und Anhörung Meines Reichs rathes , Folgendes zu verordnen . §. 1. Jene Civilbedienstungen , welche nach den im Verfolge dieser Verordnung ausgesprochenen Bestimmungen ausschließlich nur an gediente Unteroffiziere und Gemeine Meines Heeres verliehen werden dürfen , find : a) Diener- und Manipulationsposten , bei sämmtlichen Landesfürstlichen Aemtern , Staats- oder folchen Anstalten, welche ganz oder zum Theil aus Staats mitteln dotirt werden;

b) die dem executiven unteren Dienste angehörigen Posten bei den Staats - Eisenbahnen , bei den Post- und Telegraphenanstalten bei den Berg-, Forst- und Salinen amtern, bei den Aerarialfabriken u. s. w., zu welchen außer der Kenntniß des Lesens , Schreibens und Rechnens nur eine praktische Einübung in die besonderen Dienstverrich tungen erforderlich ist.

Stellen an Arbeiter und Diener der bezeichneten Katego= rieen ist jedoch dem Armee-Obercommando zum Behuse der Evidenthaltung die Mittheilung zu machen. Ebenso bleiben die rücksichtlich der Finanzwache be stehenden Vorschriften aufrecht. §. 3. Bei Besehung der im §. 1 erwähnten Stellen find nachbenannte Militär-Diensteskategorieen bei ausge= wiesener guter Conduite und für den speciellen Posten unumgänglich erforderlichen Eigenschaften hierzu in der hier angegebenen Reihenfolge zu berücksichtigen und zwar: a) vor Allem Feldwebel und gleichgestellte Chargen ; b) Corporale und gleichgestellte Chargen , wenn die= selben a . und b. wenigstens zwei Capitulationen , worunter die zweite als Freiwillige im Sinne des Gesetzes vom 23. December 1819 gedient haben , mit weiterer Bevor= zugung derer, die mehrere Freiwilligen - Capitulationen zurückgelegt habenz c) Unteroffiziere, welche noch vor vollstreckter Capitu= lation vor dem Feinde 1 oder durch dienstliche Anlässe auch im Frieden - invalid wurden , ohne hierdurch die Verwendbarkeit im Civildienste eingebüßt zu haben, mit der Abstufung ad a. und b.;

d) mit Invaliden - Versorgungspatenten oder Reserva tionsurkunden betheilte, dann mit Abschied entlassene Unter offiziere der Artillerie und Gentetruppen des Pionnier und Flotillencorps , wenn fie mindestens vier Jahre über die pflichtmäßige Capitulation stillschweigend fortgedient haben.

Das Verzeichniß der unter diesen beiden Kategorieen begriffenen Dienstposten und der damit verbundenen Be e) Unteroffiziere der ad d. bezeichneten Kategorie von züge , sowie der zu deren Erlangung erforderlichen spe den anderen Truppenkörpern, welche nach vollstreckter Ca ciellen Qualification wird besonders kundgemacht werden. pitulation sich wenigstens auf vier Jahre reengagiren ließen. §. 2. Die im vorhergehenden Paragraphe bezeichneten f) Gefreite und Gemeine , welche als freiwillige we= Anstellungsposten sind ausschließlich dem Militär vorbe halten und es tritt hierin bloß dann eine Ausnahme ein, nigstens Eine Capitulation vollstreckt haben und entweder stillschweigend weiter dienen, oder mit Invaliden- Ver wenn zur Besetzung eines solchen Dienstpostens kein taug liches Militärindividuum vorhanden sein sollte , worüber sorgungspatental und Reservationsurkunden betheilt find oder auch mit Abschied entlassen wurden; militärischer Seits die Bestätigung durch Mein Armee= Obercommando vorliegen muß. g) Gefreite und Gemeine, welche vor beendigter erster Provisionsfähige Aerarialarbeiter und Diener des Berg Freiwilligen - Capitulation in einer der sub c. bezeichneten und Salinenwesens haben jedoch im Bereiche desselben Arten in Abgang kommen. auch auf diese Stellen mit gedienten Militärs gleich mäßigen Anspruch; über die geschehene Verleihung solcher

Den Unteroffizieren , sowie jener Mannschaft, welche Dienste vor dem Feinde geleistet haben , ist in dergleichen

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Kategorie eine vorzugsweise Bedachtnahme angedeihen zu laffen.

Ueber den Einfluß

§. 4. Den vorbezeichneten Mtlitärs sind die in S. 1 angeführten Posten in der Regel nur in der ersten Anstellungsstufe zu verleihen , es ist jedoch darauf Nücksicht zu nehmen , daß jene Individuen , welche eine langjährige, ausgezeichnete Militärleistung für sich haben und die schon während derselben nach ihrer Charge, dann wegen.wiederholter Reengagirung als Freiwillige in höheren Gebührsbezügen standen, solche erste Anstellungen erhalten, mit welchen die Anwartſchaft auf die Vorrückung in höher besoldete Posten der im §. 1. bezeichneten Gattung ver= bunden ist. Unteroffiziere von besonderer Verdienstlichkeit können ausnahmsweise gleich ursprünglich in derlei höher befoldete Posten untergebracht werden, insoferne die oberste Behörde des betreffenden Dienstzweiges dieß mit den billigen An sprüchen der hierbei betheiligten bereits vorhandenen An gestellten vereinbarlich erkennt. Solche besonders verdienstliche Militärs sind durch Mein Armee - Obercommando den betreffenden obersten Be hörden immer speciell namhaft zu machen, und die obersten Behörden haben ihnen die thunlichste Berücksichtigung an= gedeihen zu lassen. Ueber den Erfolg ist in der General nachweisung immer ausdrücklich zu berichten. ( Fortseßung folgt.) ,

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der verbesserten Handfeuerwaffen auf die Infanterietaktik , und einige darauf bezügliche Verhältniſſe. (Schluß. )

Unterricht im Schießen und in der Behandlung des Gewehrs. Die Zeit wird nicht mehr ferne sein, wo die Infanterie im Besig von verbesserten Feuergewehren sein wird, mögen es nun Zündnadel- oder Miniesche Gewehre oder andere nach anderen Constructionen sein. Keine Armee wird sich dieser Nothwendigkeit entziehen können, ohne sich Nieder lagen in den nächsten ernsthaften Kriegen auszuseßen. Manie stellen dieß durch die Behauptung in Abrede, daß auch in früheren Kriegen viel geschossen und wenig ge= troffen worden sei, daß es in der Folge ebenso sein werde und daß man die Entscheidung mit dem Bajonnet herbei führen könne : man dürfte sich aber hierin sehr täuschen. Mit den Gewehren hat sich auch der Schießunterricht ver= vollkommnet und es haben sich dadurch bei dem Zielschießen Resultate ergeben, wie man sie früher nicht kannte. Daß diese auf dem Schlachtfeld eben so günstig sein werden, wird Niemand behaupten ; aber ebenso gewiß ist es, daß sie besser sein müssen, als früher, wo Gewehr und Unter richt gleich mangelhaft waren. Wollte man die Richtig keit dieser Folgerung bestreiten, so könnte dieß nur auf der Vorausseßung beruhen, daß der Soldat, sobald er in's Gefecht kommt, alle ihm gegebenen Schießregeln ver gesse oder nicht anwende, womit dann aber auch) ausge= sprochen wäre, daß jeglicher Unterricht als nuglos wegfallen könne. Was den Bajounetkampf anbelangt, so hat dieser

Stockholm, 3. Decbr. 1853. Heute ist die König liche Proposition über das militärische Budget und über die Anlage von Vertheidigungswerken publicirt worden. Ich theile Ihnen das Wesentlichste in Kürze mit. Erfordert werden 1. für die Artillerie : Be ipannung : 87,000 Rthlr. , drei Reserve-Feld-Batterieen seither mehr in Worten als in der Wahrheit beruht, er war in der Regel eine Bulletinsphrase ; sicher aber ist, daß 81,000 Rthlr., die Armirung Warholms mit Geſchüßen eine gut bewaffnete und gut schießende Truppe sich nur und Außenwerken 80,000 Rthlr. , für Geſchüße und für Glück wünschen könnte, von ihrem Gegner bloß mit dem Vollendung des Strandwerks Gustavsberg bei der Festung Bajonnet angegriffen zu werden . Carlsten 62,000 Rthlr. , für Scharfschüßen- und andere Von größter Wichtigkeit bleibt es daher, nicht nur bei Infanterie- Gewehre während der Jahre 1855-1857 den Jägern oder Scharfschüßen den Schießunterricht mit 240,000 Rthlr., während des Jahres 1854 66,666 Rthlr. der gründlichsten Sorgfalt zu betreiben, sondern ihn auch 32 Schillinge; neue Pistolen 93,000 Rthlr. , Cavalerie auf die übrige Infanterie, insbesondere aber auf denjenigen säbel 29,700 Rthlr., Faschinenmesser (fachin knifvar) und Theil derselben auszudehnen , welchen man vorzugsweise Seitengewehre für die Jufanterie 50,000 Rthlr., für andere mit verbesserten Gewehren versehen wird, nämlich die leichte Waffen und Werkzeuge 27,400 Rthlr.; ― II . für Fortifi Infanterie, und für diese nur solche Leute auszuwählen, cationen : Fortbau der Befestigungen zu Carlsborg für die neben den sonst erforderlichen Eigenschaften die Anlage die Jahre 1855 - 1857 180,000 Rthlr. , Anschlag auf 1854 zu demselben Zweck 30,000 Rthlr. , zur Fortschung P zu tüchtigen Schüßen besitzen. Denn zum guten Schießen gehören nicht nur gute Gewehre, sondern auch gute Schüßen, der Fortificationen bei Carlscrona sammt Carlsten und und wo diese fehlen, wird man auch mit den besten Ge= Warholm für 1854 30,000 Rthlr. , für 1855-1857 wehren nur Unvollkommenes und nicht mehr leisten wie 315,000 Rthlr., für andere Fortificationsbedürfnisse ein seither, und werden alle Kosten, welche man darauf ver Pauschquantum von 814,000 Rthlr. Gesammtsumme für Gründlichkeit des Unterrichts wendet, vergebliche sein. die Posten I und II . 2,227,866 Rthlr . 32 Schill. - Dieß und die dadurch zu gewinnende Fertigkeit im Schießen das Material ; wir kommen darauf zurück. wird aber nur dann erreicht werden , wenn das Ziel schießen nicht auf kurze Perioden beschränkt, sondern während der ganzen Zeit der Anwesenheit des Soldaten bei der Fahne ununterbrochen und mit unbeschränktem Aufwand an Munition betrieben wird. Die damit verbundenen

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Kosten dürfen nicht gescheut werden : diese, sowie alle Zeit und Mühe , welche man darauf verwendet , werden auf dem Schlachtfeld reichliche Zinsen tragen. Von gleicher Wichtigkeit ist die sorgfältige Behandlung des Gewehres. Hierbei genügt aber nicht bloß eine gründ liche Unterweisung des Soldaten, sondern es tritt auch die Nothwendigkeit hervor, die Handgriffe und deren Ein übung auf das wahre Bedürfniß zu beschränken und bei deren Ausführung alle die Rücksichten eintreten zu lassen, welche die Schonung des Gewehres in allen seinen Theilen gebietet. Denn eine Behandlung oder vielmehr Mißhand lung, welche die bisherige Muskete erlitten, verträgt das feinere verbesserte Gewehr nicht und würde dadurch bald ſo verdorben werden, daß es seinen Zweck nicht mehr er füllen könnte. Es ist nicht die Absicht, Regeln für das Zielschießen . zu geben , jedoch glaubt man als dabei wichtig bezeichnen zu sollen, daß die Einübung desselben vorzugsweise knieend stattfinde, weil der Schüße in solchem Verhältniß sich leichter durch Terraingegenstände decken kann und der Ge fahr weniger ausgesezt ist, da die gegen einen knieenden Mann gerichteten Schüsse, namentlich auf größere Ent fernung, wo sie an Genauigkeit verlieren und wo der Zu fall sein Spiel hat, nur halb so viele Treffer haben werden, als wenn er aufrecht ſteht. Ferner möchte es wesentlich sein, das Zielschießen auf größere Entfernungen recht gründlich zu betreiben, weil man bei diesen Resultate erreichen kann, die bei kleineren nicht möglich sind. Wenn nämlich Truppen in einer Ver schanzung stehen, so sind sie bei lezteren gegen das Feuer der Infanterie in vollkommener Sicherheit, können aber bei ersterem z . B. auf 800 Schritte getroffen werden. Denn aus der nach angestellten Schießversuchen construirten Kugel bahn ergibt sich, daß diese auf jene Entfernung die Visir linie unter einem Winkel von etwa 4° zum zweitenmal schneidet und daß demnach die Kugel eines auf die Krete einer 2 Meter hohen Brustwehr gezielten Schusses dicht darüber hinweggehen und jenseits derselben noch eine Ent fernung von 30 Schritten à 3 Meter rasirend bestreichen wird, indem sie erst hier unter einem Winkel von etwa 5° den Boden erreicht.

Dienstzeit bei den Fahnen. Nach dem Ruf, welchen die Jäger von Vincennes bisher genossen haben und welchem die neueren Schöpfungen nachstreben werden, gewinnt die französische Armee in ihnen eine Elite, die an Zahl und Güte in keiner anderen Armee übertroffen wird und die sogar manche übertreffen dürfte, da die Mehrzahl der in diesen vorhandenen Jägerbataillonen nur zum kleineren Theil aus wirklichen Büchsenschüßen bestehen und mehr. nur als leichte Jnfanterie zu betrachten sind. Dieses neue Element der französischen Kriegsmacht, das dereinst auf dem Schlachtfeld entſcheidend wirken kann, wenn es richtig verwendet wird, verdient die volie Beachtung der deutschen Heere, und es liegt darin eine dringende Aufforderung für sie, sich auch in dieser Beziehung mit dem französischen wenigstens auf gleiche Höhe zu stellen. Jim Sinne dieser Andeutungen erscheint die durch die deutsche Kriegsverfassung bestimmte Anzahl wirklicher Büchſenſchüßen (Jäger oder Scharfschüßen) nicht genügend und eine Vermehrung derselben als Bedürfniß. Diese Vermehrung könnte dadurch erzielt werden, daß man jeder Compagnie 15 Büchsenschüßen beifügte , welche bei dieser oder dem Bataillon verwendet würden , während die seit her bestandenen Büchsenschüßen in eigene Abtheilungen vereinigt und die Bestimmung erhalten würden , als Re : serve zu dienen , um auf specielle Anordnung des höchsten Befehlshabers der Armeedivision auf wichtigen Punkten gebraucht zu werden. Eine solche Einrichtung dürfte vor der in der franzöſiſchen und auch in anderen Armeen be= stehenden , die sämmtlichen Büchsenschüßen in Bataillone zusammenzuschaaren , den Vorzug verdienen , weil dadurch jeder Truppenkörper von der Compagnie aufwärts mit einer für vorkommende Fälle hinreichenden Anzahl Büchsen schüßen versehen werden und die vereinigten Abtheilungen als Reserve zur Verfügung bleiben. Es ist die Aufgabe der Büchsenschüßen , auf nähere Entfernungen mit einer an Gewißheit gränzenden Sicher= heit das Ziel zu treffen und sich auch auf weitere ihren Gegnern noch furchtbar zu machen. Dieser Aufgabe wer= den sie nur dann genügen können, wenn sie in eine solche Lage versezt sind, daß sie eine freie Um- und Einsicht in ihre Wirkungssphäre haben und auf ihrem Standort mög= liche Sicherheit im Terrain finden. Ueberhaupt dürften hinsichtlich ihrer Verwendung folgende Grundsäße als maß gebend erscheinen. Die Defensive ist dasjenige Gefechtsverhältniß , in welchem der Büchsenschüße am wirksamsten sein wird, weil darin Körper und Seele in derjenigen ruhigen Verfassung sind, welche für die sichere Handhabung seiner Feuerwaffe unumgänglich nöthig ist. Im Gegensaß hiermit steht die Offensive, in welcher körperliche und Gemüths aufregungen unvermeidlich sind , die einen sicheren Schuß beeinträch= tigen. In diesem Verhältnisse erscheint die Verwendung der Büchsenschüßen nur dann räthlich , wenn das Gefecht zum Stehen kommt und sie aus günstiger fester Aufstel= lung den Gegner beschießen können. Ihre Einreihung in die Plänklerkette wird daher in der Regel nicht geschehen dürfen, wenn sie aber gleichwohl stattfindet, nicht verein= zelnt, sondern in Abtheilungen, gleichsam Batterieweise, auf günstigen , Schuß gewährenden Punkten. Ihr Be= streben wird dahin gerichtet sein , vorzugsweise die ge=

Bestand und Verwendung der Jäger oder Scharfschüßen. Die Büchse ist ohnstreitig die furchtbarſte Waffe, wenn sie gut geführt wird ; sie verdient den Namen der Königin der Waffen. Ihre Träger, die Jäger oder Scharfschüßen, bilden daher den werthvollsten Theil der Infanterie; aber eben so unzweifelhaft ist es auch, daß ihre Heranbildung höchst mühvoll und zeitraubend, ihr Ersaß deßhalb sehr schwierig ist. Hierin liegt das Gebot der größten Umsicht bei der Verwendung derselben. Die größt mögliche Vermehrung dieser Waffe ist nicht nur wünschenswerth in Rücksicht ihrer Leistungsfägigkeit, sondern sie ist auch für die deutschen Armeen zur Noth wendigkeit geworden seit den Vorgängen in der französischen Armee, in welcher früher gar keine Büchsenschüßen be standen haben, deren aber in nicht ferner Zeit nicht weniger als 200 Compagnieen vorhanden sein und die in ihrer Gesammtstärke 24,000 Mann in Reih und Glied zählen werden, und zwar lauter ausgewählte Leute von längerer

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schloffenen feindlichen Abtheilungen und Batterieen zu be schießen und sie zu erschüttern. Büchsenschüßen dürfen niemals mehr erponirt werden, als es gerade zur Erreichung des Zweckes unumgänglich ist, weil jeder Verlust im Augenblick gar nicht und wegen der Schwierigkeit ihrer Ausbildung vielleicht erst nach langer Zeit wieder ersetzt werden kann. Sie sollten daher auch jeder vermeidlichen Gefährdung entzogen und nie zu solchen Unternehmungen verwendet werden , welche eben so gut von anderen Truppen ausgeführt werden können, z . B. zum Stürmen von Batterieen , Verschanzungen, Dörfern, Defiléen, zu Nachtgefechten , wo sie von ihrer Feuerwaffe doch keinen richtigen Gebrauch machen können; in den meisten dieser Fälle werden sie zur Seite viel wirksamer sein und den Sturmcolonnen vorarbeiten . Nur bei einer solchen Verwendung dürfte der Zweck der Büchsenschüßen erreicht und ihre eigentliche Bestim= mung vollständig erfüllt werden.

Bei dem Befehlshaber einer Abtheilung gilt dieß in noch weit höherem Grade : niemals darf er den ihm zur Vertheidigung anvertrauten Posten ohne Befehl oder Ge= nehmigung seines Vorgesezten aufgeben und muß ihn viel mehr auf das hartnäckigste behaupten ; beim Angriff muß er mit der größten Entschlossenheit vorgehen. Er ist in beiden Verhältnissen für das Benchmen der ihm unter gebenen Mannschaft verantwortlich und kann beim Miß lingen der ihm gestellten Aufgabe nur dann schuldlos erscheinen , wenn er die Mittel zum Zweck , die ihm seine höhere Intelligenz eingibt und die ihm verliehene Gewalt in Anwendung gebracht hat, um sich den Gehorsam seiner Untergebenen zu erzwingen. Nach beendigtem Gefecht wird strenges Gericht gehalten : der Brave wird öffentlich_belobt und zur Belohnung empfohlen , der Pflichtvergessene zur öffentlichen Kenntniß gebracht und , wenn er Vorgesezter, seiner Stelle entsegt, wenn er Gemeiner ist, körperlich gezüchtigt. Wie er der Paria in seiner Compagnie ist, müßte er es auch in seiner Heimath bleiben und ihn der Fluch seiner Pflichtvergessen heit dahin begleiten; denn wer die erste Pflicht des Bür gers, dem Vaterland auf dem Schlachtfeld zu dienen, schlecht erfüllt , der sollte auch nie Bürger in seiner Gemeinde werden und an den Rechten theilnehmen können , auf welche dieser Anspruch hat. Nur spätere außerordentliche Sine Thaten könnten ihn wieder zu Ehren bringen.

Gefechtsdisciplin. Seitdem die geläuterte Lehre des Christenthums , das selbst den Feinden Gutes zu thun gebietet und keinen Krieg kennt, der Civilisation die Bahn gebrochen und mit ihr den Menschen auf friedliche Bestrebungen hingewiesen ; seitdem die Geseze , auf jene Lehre gegründet , jede Ge waltthat und sogar das verlegende Wort bestrafen; seit dem der Krieg nur noch Wunden ſchlägt und keinen Ge winn durch Beute mehr abwirft : seitdem ist auch der kriege rische Geist in den Völkern und der individuelle Muth gesunken , der nur noch bei edleren Persönlichkeiten in der Liebe zum Vaterland und in dem Gefühl für Ehre seinen Ausdruck findet, aber aus der Masse verschwunden ist und nur durch das künstliche Mittel der Disciplin erseßt und aufrecht erhalten werden kann , die um so strenger sein muß , je größer die Gefahren , welche mit der Kriegfüh rung verbunden sind. Es ist aber keinem Zweifel unter worfen, daß diese wegen Verbesserung der Feuerwaffen und durch die bessere Abrichtung des Soldaten in der Handhabung derselben in künftigen Kriegen größer sein werden wie in früheren Zeiten , weßhalb und wegen der ausgedehnteren Anwendung des Plänklergefechts , in wel chem der Einzelne mehr sich selbst überlassen ist , auch die Gefechtsdisciplin um so strenger gehandhabt werden muß. Es dürften hierbei folgende Grundsäge maßgebend sein. Es ist des Soldaten Pflicht, im Gefecht standhaft aus zuharren und selbst sein Leben zum Opfer zu bringen. In Erfüllung dieser Pflicht darf ihn nichts wankend machen : nicht die Zahl der Feinde , nicht die Menge der ihm zur Seite gefallenen Kameraden , nicht die Möglichkeit , daß ihn bald dasselbe Loos treffen könne. In der Verthei Verthei= digung muß er feststehen und seinen Posten mit Muth und Ümsicht behaupten, bis ihn der Befehl seines Vor gesezten abruft. Beim Angriff mnß er unaufhaltsam und mit Entschlossenheit vorgehen. Wer anders handelt, seinen Posten ohne Befehl verläßt oder beim Angriff zurückbleibt, ist ein Feldflüchtiger und muß von seinen Vorgesezten selbst mit Anwendung der äußersten Gewalt zur Erfüllung seiner Obliegenheiten angetrieben werden .

Disciplin in dieser Weise und mit Consequenz durchge= führt , wird eine Armee unbesiegbar machen ; die römischen Legionen waren es , so lange sie bei ihnen Geltung hatte.

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Literatur. Was sich die Offiziere im Bureau erzählten. Mits theilungen eines alten Registrators. kl. 8. Berlin , 1853 . Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn . (75 S.) Das Leben des Soldaten ist reich an interessanten Begeben beiten und bietet dabei eine Mannichfaltigkeit der Situationen, wie man sie nicht leicht in einem anderen Stande findet. Kein Wunder also , wenn den Erzählungsluftigen der Stoff nimmer ausgeht, ob gleich diese wieder in keinem anderen Stande so häufig in den Fall kommen ihr Herz zu erleichtern. Solce Herzenserleichterungen reproducirt die vorliegende Brochüre ; welcher Natur sie sind, dürfte schon aus dem Titel bervorgehen. In den Büreaur laufen alle Fäden des Dienstes zusammen, aber auch was man sich draußen erzählte , und was in höberen Kreisen verlautete; das führt dann weiter auf Geschichten aus früherer Zeit , auf eigene Erlebnisse u. dgl.; und wie denn die Herren Adjutanten bei dem Erzählen, das mitunter auch zu ihrem Reffort gehört , eine gewisse Auswabl beobachten müssen, so kommen eben in den Büreaur zumeist nur folche Geschichtchen zur Mittheilung , resp. zum Austausch , welche intereffant oder piquant und fein genug find, um fie gelegentlich mit einiger Wirkung verwerthen zu können. Auf eine solche Sich tung zu schließen , berechtigen zum mindestens die vorliegenden Mittheilungen , denen noch das weitere Lob gebührt , daß sie sehr gut erzählt find. 3ft es erlaubt, den Eindruck, den sie auf uns gemacht , zum Maßstab zu nehmen , so möchten wir behaupten , daß der Beifall des Publikums groß genug sein wird , um den alten Registrator" zu der schon durch das Vorwort" in Aussicht gestellten weiteren Druck und Papier Veröffentlichung seiner Schäße zu ermuntern. find gut.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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S. 9. Damit bei vorkommenden Erledigungen der, für gediente Militärs gewidmeten Civildienstesposten für (Fortsetzung der Verordnung über den Uebertritt gedienter Unter die verschiedenen Kategoricen derselben allenthalben eine offiziere und Gemeine in Civilstellungen. ") hinlängliche Anzahl von Militärbewerbern zur Auswahl §. 5. Selbst in jenen voraussichtlich seltenen Fällen , vorliege, anderseits aber die Verleihung solcher Anstellun wo es bei den besagten, für Unteroffiziere und Mannschaft gen auf die ganze Armee gleichmäßig im Wege geregelter ausschließlich reservirten Dienstesposten an dazu geeigneten Zuweisung vertheilt werde, ist die Centralisirung der Evi Individuen aus dem Militärstande mangeln sollte, darf denthaltung sowohl der für Militärs bestimmten Posten, zu einer anderweitigen Besegung nicht geschritten werden, als der dazu berufenen Aspiranten erforderlich. Die Führung dieser Evidenthaltung wird in Wien ohne vorerst hierzu die specielle Genehmigung des bezüg = lichen Ministeriums oder der betreffenden obersten Behörde eine Meinem Armecobercommando unterstehende Com eingeholt und erlangt zu haben, welch' lettere sich hier mission zu besorgen haben, bestehend aus einem Repräsen= tanten jedes Ministeriums , des Armecobercommandos, wegen oder, bei in ihrem eigenen Mittel sich ergebenden ähnlichen Fällen, bevor sie eine solche Genehmigung er= dann des General -Rechnungsdirectoriums und der obersten theilen oder selbst eine anderweitige Besezung vornehmen, Polizeibehörde, ferner einen von Wien zu ernennenden vorher nochmals wegen Bezeichnung geeigneter Militäré Vorsigenden. ( Fortseßung folgt.) mit Meinem Armecobercommando in's Einvernehmen zu sehen haben. Großbritannien. S. 6. 3ft dennoch eine dieser Anordnung zuwiderlau= Oesterreichische Monarchic.

fende Dienstesverleihung an einen im Militär nicht ge= bienten Bewerber erfolgt, so soll dieselbe als ungültig behandelt und der Schuldtragende zur Schadloshaltung des gesezwidrig Angestellten im administrativem Wege verhalten werden. §. S. 7. Von der Zurücklegung einer vorläufigen Praris find Militärs in der Regel loszuzählen ; wäre dieß aber mit dem Interesse des Dienstes und der Beschaffenheit der damit verbundenen Leistungen nicht vereinbar, so ist die Zeit der Praxis doch möglichst abzukürzen. S. 8. Um es den Militärs möglich zu machen, sich auch schon während ihrer activen Militärdienstleistung einer solchen Praris oder auch der Ablegung einer etwa erfor= berlichen einfachen Prüfung zu unterziehen und sich auf diesem Wege die nöthige Vorbildung für die von ihnen aspirirten Dienstesposten anzueignen, kann denselben ein angemessener Urlaub bis zu sechs Monaten mit Beibehalt der systemmäßigen Bezüge, bewilligt werden ; jedoch wird zur Verhinderung jeden Mißbrauch's einer solchen Urlaubs zeit sich die betreffende Verwaltungsbehörde mit dem Trup penkörper directe wegen Antritt und Ablauf des Urlaubs einzuvernehmen und der Beurlaubte die Militärgebühren auf diesem Wege durch die Verwaltungsbehörde, bei der er die Praxis besteht, zu beziehen haben.

(5) Die Admiralität hat eine erneuerte Aufnahme des mittelländischen Meeres angeordnet und damit den Capitän Brock der Marine beauftragt ; derselbe hat sich durch seine früheren in den Jahren 1836 bis 1847 ausgeführten Aufnahmen einen nicht geringen Ruf in die= ser Sphäre erworben.

Literatur. Bearbeitet Die Elementartaktik der Reiterci. von W. Siegmann, Königl. Sächs. Obersten und Komthur 2. Klasse des Verdienstordens . Nebst 29 Ta= feln mit Abbildungen. gr. 8. Leipzig, 1854. Hin richs'sche Buchhandlung. (XIII u. 250 S.) 2 Thlr. 26 Ngr. Der Herr Verfasser , welcher der militärischen Lesewelt durch seine Aphorismen über den Krieg und die Krieg= führung" bereits rühmlichst bekannt ist, trist hier mit einem Schriftwerke auf, das den Männern vom Fach ganz be= sonders empfohlen zu werden verdient , indem darin ein lange brach gelegenes Feld mit großer Sorgfalt und Sach kenntniß neu bearbeitet wird. In der Hauptsache sich zu

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den taktischen Grundsäßen seines Landsmannes Pz. be kennend , ohne die Quellen zn verschweigen , aus welchen vorzugsweise geschöpft wurde , unterscheidet der Hr. Verf. einen formellen und intellectuellen Theil der Taktik, und versteht unter " Elementartaktik" nur die Lehre von der taktischen Gliederung der Truppenkörper , und von den regelrechten Formen für die Aufstellung und Bewegung derselben.

gegenkommen mit einzelnen Truppenkörpern von der Ver theidigung nicht ausgeschlossen werden , denn ein höheres Gesez der Vertheidigung fordert, daß man den Angriff des Gegners in wirkhamster Weise zurückschlage. Der Vertheidiger fällt daher keineswegs aus der Rolle, wenn er einzelne Reiterregimenter zur Abwehr des Angriffes vor sendet. Selbst das Vorrücken einer Batterie, oder eines Infanteriebataillons , kann in das Vertheidigungssystem passen, und man würde nur dann vom Vertheidiger sagen können ; er sei in den Angriff übergegangen (habe also die Rollen gewechselt) , wenn er seine bisherige Stellung auf gibt nnd mit dem Ganzen vorrückt. Es bleibt daher zu wünschen , daß man sich bei Er örterung taktischer Verhältnisse der Wörter offensiv und defensiv nur in diesem Sinne bediene. Ebenso wenig können wir uns mit dem Ausdrucke zerstreute Ordnung " einverstanden erklären , weil der Be griff Ordnnng " zugleich ein Verhältniß und einen Zu stand bezeichnet , eine Ordnung , folglich in keinem Falle zerstreui" werden kann. Nach diesen unerheblichen Ausstellungen , die weniger durch das vorliegende Werk als durch den tyrannischen Sprachgebrauch hervorgerufen worden sind , gegen welchen man mit allen Waffen der Kritik zu Felde ziehen sollte, wenden wir uns wieder dem Hauptgegenstande zu. Die Schrift zerfällt in sieben Abschnitte. Der erste Abschnitt enthält Begriffsbestimmungen und allgemeine Grundsäße ; der zweite eine allgemeine Betrachtung der taktischen Formen für die Aufstellung und Bewegung der Truppenkörper ; der dritte beschäftigt sich mit der Com= mandosprache. Im vierten Abschnitt wird die Aufstellung und Bewegung eines Zuges , im fünften die einer Schwa dron , im sechsten die eines Regiments zergliedert , der Siebente Abschnitt handelt vom Plänkeln. In einem An hange werden Andeutungen aus dem Gebiete des intel= lectuellen Theils der Taktik gegeben , insoweit sie die Ge= fechtsverhältnisse der Reiterei betreffen. Wenn wir im Eingange gesagt haben , daß der Verf. die Elementartaktik wissenschaftlich zu begründen suche , so darf dieß keineswegs so verstanden werden , daß er die Vorzüge dieser oder jener Evolution durch eine Berech= nung nach Zeit und Raum darstelle , wozu die taktische Formenlehre ganz besonders einzuladen scheint. Von der= gleichen Berechnungen ist ganz abgesehen worden, und zwar aus dem einfachen Grunde , weil dadurch nichts be= wiesen werden kann . Der Verf. bleibt gleichsam immer „vor der Front" seiner Truppe und verliert den Zweck niemals aus dem Auge. Dadurch wird der Vortrag klarer und bündiger, und dürfte den erfahrenen Reiteroffizier Wir ebenso befriedigen , wie Offiziere anderer Waffen.

Die Mehrzahl der taktischen Schriftsteller hat diesen Gegenstand sehr oberflächlich berührt und gewöhnlich auf die bestehenden Erercirreglements verwiesen , die bekannt= lich für diese oder jene Bestimmung keine Gründe angeben. Das Streben des Verf. geht aber hauptsächlich dahin, diese Bestimmungsgründe wissenschaftlich zu erörtern und dadurch für die taktische Formlehre eine bessere Basis zu gewinnen , als Ueberlieferungen und Gebräuche sie zu bilden vermögen. Wenn aber S.8 die vor 36 Jahren (1817) erschienene Elementartaktik des Majors v. Rottenburg als das lezte literarische Erzeugniß dieser Art angeführt wird, so erlauben wir uns zu bemerken , daß des k. preuß. Ritt meisters Mehlhorn System der Evolutionen einer Esca dron und eines Regiments nach dem Erercirreglement für die preuß. Cavalerie und nach allgemeinen Grundsäßen“ (2 Theile mit 61 lithogr. Tafeln) zwei und zwanzig Jahre ſpäter ( 1839) erſchienen ist. Ref. bedauert, nicht mehr im Be size dieses Werkes zu sein, um Vergleiche anstellen zu können. Was die rationelle Behandlung der Elementartaktik bisher wesentlich erschwert hat, ist der gänzliche Mangel an Uebereinstimmung in Benennung ihrer einzelnen Be standtheile, der sogar in den Reglements der verschiedenen Waffen einer und derselben Armee wahrgenommen wird. „Außerdem - heißt es S. 10 ― sind die gewählten Ausdrücke häufig so wenig bezeichnend und sprachlich richtig, so ohne alle rationelle und systematische Baſis , daß das Verständniß derselben geradehin zur Unmöglichkeit wird, für Jeden, dem der Schlüssel dazu fehlt." Der Verf. hat uns hier ganz aus der Seele gesprochen , und es freut uns , sagen zu können, daß das vorliegende Werk auch in dieser Beziehung sich vortheilhaft auszeichnet, und dadurch zur Aufklärung der allgemeinen Begriffe wesentlich bei trägt. Die Sprache ist das Kleid unserer Gedanken, welches aber nur dem besseren Geschmack und nicht jeder Mode huldigen darf. Die Militärſchriftsteller ſollten sich daher ernstlich bestreben, die eingerissenen sprachlichen Miß bräuche nach und nach zu beseitigen. Durch die bereits eingetretene Verminderung der Fremdwörter ist der Beweis gegeben, daß ein beharrliches Streben in dieser Richtung nicht ohne Erfolg ist. Der Verf. hat aber doch zuweilen der herrschenden Mode auch seinen Tribut gezollt , weß halb er es nicht übel deuten wolle, wenn wir ihn auf merksam machen , daß der Ausspruch die Reiterei kann nur offensiv wirken" ( S. 14) einen Sprachfehler ent= hält, indem es eigentlich heißen müßte : „ die Reiterei darf einen Angriff nicht stehenden Fußes erwarten.“ Das charakteristische Merkmal des Angriffs besteht in der Bewegung gegen die feindliche Stellung und in dem Be streben , den Feind daraus zu vertreiben , sowie das charakteristische Merkmal der Vertheidigung darin be steht , diesen Angriff zu erwarten und die Stellung zu behaupten. Selbſtverſtändlich kann aber ein kurzes Ent

möchten sogar Lezteren diese Schrift vorzugsweise empfehlen, weil sie dadurch den Mechanismus der Reitertaktik gründ= lich kennen lernen , was zur Beurtheilung der taktischen Leistungen dieser Waffe ganz unentbehrlich ist. In welchem Geiste das Werk abgefaßt ist , kann der Leser am besten aus folgender Stelle ersehen (6. 12. ) „Die Taktik bietet eine große Menge vou Formen , die jedoch keineswegs alle für den praktischen Gebrauch noth= wendig sind. Das Reglement wählt und bezeichnet die jenigen derselben , welche zur Anwendung kommen sollen.

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Bei dieser Auswahl kommt es vor allen Dingen darauf an , sich auf das wirklich Nothwendige und Zweckmäßige zu beschränken , von allen taktiſchen Spielereien aber , die zu weiter nichts taugen , als zu Productionen auf dem Erercirplaze, gänzlich abzusehen. Man werfe Alles über Bord, was für den Ernst (Fall) nicht anwendbar oder nicht erforderlich ist, und suche überhaupt die möglichst größte Einfachheit zu erzielen. Das Einfachste ist unter allen Umständen das Beste , und im Kriege wird häufig selbst das an sich Einfache durch die erschwerende Ein wirkung außerer Umstände schwierig zu vollbringen." Die Elementartaftik des Verf. beschäftigt sich daher hauptsächlich mit den Grundbedingungen einer mög lichst geordneten und schnellen Bewegung der Reiterei, macht aber dabei dem Leser anschaulich, wie zuweilen geringfügig scheinende Anordnungen , die nur der herr schenden Mode oder der Laune eines Befehlshabers ent sprungen sind , sowohl die Ordnung als die Schnelligkeit der Bewegung beeinträchtigen können . In dieser Beziehung haben wir die Behandlung des Stoffs eine „rationelle" genannt. Es ist stets ein wissenschaftlicher Fortschritt , wenn ein vorurtheilsfreier und aufgeklärter Kopf ein scheinbar todtes Formwesen geistig zu beleben sucht , und die Bedingungen seiner zweckmäßigen Entwickelung und Fortbildung zur Erkenntniß bringt. Das taktische Formenwesen der Reiterei scheint einer solchen Berücksichtigung vorzugsweise zu be dürfen , denn da die Reiterei unter allen Umständen ihre Stärke in der geordneten Schnelligkeit suchen muß , ist ihr auch die möglichste Vereinfachung ihrer Bewegungen (Evolutionen) dringendes Bedürfniß. Zunächst wird dieser Zweck erreicht durch eine obigen Bedingungen entsprechende Gliederung der einzelnen Schwa dronen , weil die Schwadron derjenige taktische Körper ist , welcher auch im geräuschvollen Kampfgetümmel durch die Stimme seines Befehlshabers geleitet werden kann, und durch seine leichte Bewegbarkeit dem ganzen Regiment die gewünschte Manöverirfähigkeit zu geben vermag. Die zweckmäßigste Stärke wird deßhalb vom Verf. zu 48 bis 60 Rotten angegeben, was die Eintheilung in vier Züge gestattet, deren keiner unter 12 Rotten sein sollte. Schwächere Schwadronen würden daher die Zahl ihrer Züge zu ver mindern haben , oder nur mit halben Schwadronen die Front brechen müssen, wenn das Regiment vereinigt ist. Die Bewegung mit halben Schwadronen und halben Zügen ist jedoch nicht im Geschmack des Verf. Die Eintheilung in halbe Züge macht den Mechanismus allerdings etwas complicirt; gegen die Anwendung der halben Schwadronen hätten wir weniger einzuwenden. Ob die Regimenter zu 4, 5, 6 oder 8 Schwadronen zu formiren sind, kann nicht ausschließlich nach den Grund fäßen der taktischen Formenlehre bestimmt werden , es kommen hierbei noch andere , uamentlich organische Rück sichten in Betracht. Uns ist jede Regimentsformation recht, wenn nur die Schwadronen allen Anforderungen genügen . Regimenter zu 4 Schwadronen lassen sich zwar am leich testen bewegen, find aber für den Kriegsgebrauch zu schwach und mithin am wenigsten zu empfehlen. Der Verf. gibt daher der Formation zu 5 Schwadronen den Vorzug. Wenn wir uns aber vorzugsweise der Formation zu

6 Schwadronen -in zwei Geschwader eingetheilt hinneigen, so geschieht dieß nebenbei auch aus dem Grunde, den Stabsoffizieren der Neiterei eine angemessenere Stel lung unter ihren Ranggenoffen bei der Infanterie und Artillerie anzuweisen. Dadurch wird ersteren bei Ent sendung von Commandos aller Waffen öfterer Gelegen= heit gegeben, ihre Befähigung als Befehlshaber im höheren Sinne praktisch nachzuweisen. Ueber die Formation von Regimentern und größeren Truppenkörpern allgemeine Grundsäge aufstellen zu wollen , wird stets ein fruchtloses Bemühen sein, weil hierin nur die concreten Verhältnisse einer Armee maßgebend bleiben. In Betreff des Angriffs ( Choks ) der Reiterei bemerkt der Verfaſſer S. 91 sehr richtig : " Man wird nicht irren, wenn man annimmt , daß weder die Stoßkraft der Masse, noch der moralische Eindruck, allein den Erfolg zu sichern vermöge, daß vielmehr alle drei genannte Factoren ver eint wirken müssen , wohl aber bald der eine , bald der andere , je nachdem es die Umstände mit sich bringen, von verschiedenem Einfluß sein und den Ausschlag geben kann. Die Heftigkeit des Choks wird jedoch in der Regel die Hauptsache sein." Man wolle aber deßhalb die tüchtige Handhabung der blanken Waffe ja nicht als Nebensache anschen ; denn eine Reiterschaar, die den Säbel nachdrück lich zu brauchen und feindliche Hiebe oder Stöße abzu wehren versteht , wird vorzugsweise das Handgemenge -suchen und zuweilen insbesondere bei sehr ermüdeten oder kraftlos gewordenen Pferden - darin ihre einzige Nettung finden. Die Commandosprache" erscheint dem Verf. so wichtig, daß er ihr einen besonderen Abschnitt gewidmet hat. S.99 werden mehrere Beispiele gegeben , wie man die Com mandowörter durch Mitwirkung von Trompetersignalen verkürzen kann , ohne dem Verständniß Eintrag zu thun . Die Sache ist selbstredend . In der S. 132 ausgesprochenen Ansicht, daß nach mißlungenem Angriffe das Zurückgehen in aufgelöster Ord nung im Ernstfalle nicht commandirt werde , wohl aber sich von selbst zu machen pflege, können wir mit dem Verf. nicht ganz übereinstimmen . Eine Reiterschaar, welche sich bereits einigemale in solchen Lagen befunden hat , wird allerdings nach erfolgter Kehrtwendung ohne Commando sofort auseinanderschwärmen , weil man nur in dieser Weise sich der Verfolgung am schnellsten entziehen und Es treten aber zuweilen Fälle ein wieder ordnen kann. - z. B. das plößliche Hervorbrechen einer feindlichen Schwadron 2. gegen eine unserer Flanken ―― in welchen die weitere Ausführung des Angriffs höchst bedenklich sein würde, und man dem Gegner bereits so nahe gekommen ist , daß eine Kehrtschwenkung und ein geordnetes Zurück Das Commando : gehen nicht mehr thunlich erscheint. Kehrt! Auseinander ! Marsch - Marsch !" würde dann den besten Ausweg anzeigen und nicht unterlassen werden dürfen. Eine Schrift dieser Art läßt sich nicht gut zergliedern, wir müssen uns also auf einzelne Bemerkungen beschränken . Die vom Verf. empfohlenen Evolutionen eines Regi= ments sind zwar sehr mannichfaltig, es wird aber S. 169 ausdrücklich gesagt , daß kein Neglement alle diese Be wegungen aufzunehmen habe, und dasjenige seiner prak

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40

tischen Bestimmung am besten entspreche , welches die ein ungleich höherer Bedeutung . Aber auch die Reiterei kann fachsten und wenigsten Evolutionen vorschreibe. In einem ihrer nicht entbehren, und geübte Plänkler, von welchen wissenschaftlichen Werke müssen aber die Evolutionen zu eine möglichst sichere Handhabung der Feuerwaffe un beliebiger Auswahl hingestellt werden , und die hier mit zweifelhaft gefordert werden muß, können einem darin großer Deutlichkeit beschriebenen und durch Zeichnungen nicht geübten Gegner empfindlichen Schaden zufügen. anschaulich gemachten Evolutionen dürften für alle Ver Wenn anerkannt tüchtige Reiteroffiziere auf das Plänkeln hältnisse ausreichen. wenig Werth legen, so trifft dieß eigentlich mehr den un Ueberhaupt scheint uns die Aufgabe der Elementar zeitigen und unrichtigen Gebrauch der Plänkler, die von taktik keine andere zu sein, als nachzuweisen , wie man aus manchem Regimentscommandanten vorgefördert sein mögen, weil - sie eben nichts anderes zu unternehmen verstan= einer kleinen Anzahl ganz einfacher Bewegungen_den_weil größeren Truppenkörpern jede beliebige taktische Form den. Ift nun der Gegner von gleicher Unentschlossenheit, geben könne , und zwar durch Anwendung der bei der dann darf es nicht befremden, wenn zwei lange Plänkler Führung eines Zuges oder höchstens einer Schwadron vor linien ein erfolgloses Schießen und Hin- und Herreiten kommenden Commandowörter. Die Anwendung der In beginnen. versionen, welche bei der sächsischen Reiterei schon seit dem Bei der geringen Feuerwirkung der Reiterplänkler ſollte Jahre 1844 immer mehr in Gebrauch gekommen ist und man sie nur gegen geschlossene Trupps verwenden , wobei auch in der vorliegenden Schrift ihre Bevorwortung findet, aber auf die Bildung einer förmlichen Plänklerlinie gar wird dazu wesentlich beitragen. Doch darf man dabei nichts ankommt. Die vom Plänklerzuge vorgesendeten nicht übersehen , daß die Elementartaktik der Reiterei nie Rotten reiten so weit an den Feind heran , als ihnen be= mals so vereinfacht werden kann , wie die der Infanterie liebt und feuern in die geschlossene Maſſe , die dann nicht und Artillerie, weil die Gliederung selbst der kleinsten leicht verfehlt werden wird. Sieht der Gegner sich dadurch Neiterkörper viel complicirter ist, als bei den Schwester veranlaßt , ebenfalls Plänkler vorzusenden , um die Zu waffen, und der einzelne Reiter in der geschlossenen Ord dringlichen abzuwehren , dann müssen unsere Plänkler das nung nicht selbstständig sich wenden kann . Welche Schwie Schießen sofort einstellen und die feindlichen Plänkler mit rigkeiten für die Erhaltung oder Wiederherstellung der dem Säbel angreifen. Das leßtere Verfahren ist auch zu schlagfertigen Ordnung hieraus entspringen, kann der empfehlen, wenn der Gegner früher als wir Plänkler vor Leser am leichtesten aus den verschiedenen Abmärschen einer gezogen haben sollte. Schwadron aus der Linien- und Colonnenstellung ersehen, Daß der Reitergeist durch zeitweiligen Gebrauch der welche noch mannigfaltiger find als die gesammten Evo Feuerwaffe untergraben werden sollte , können wir nicht lutionen einer Batterie. Gleichwohl dürfte auch die ge zugeben. Ganz abgesehen von eigenen Wahrnehmungen ringste Verminderung dieser Abmärsche nicht zulässig sein. möge hier nur an die weiland Bückeburg'schen Karabiniers Da der Verf. den Bewegungen eines Regiments mit erinnert werden, welche ihre Büchsen kunstgerecht zu brauchen Staffeln (en échelon) so große Aufmerksamkeit widmet, wußten, in Führung von Pferd und Säbel aber von keiner hätte wohl auch der schachbrettartigen Bewegung (en echi Reiterei aus der Zeit des siebenjährigen Krieges übertroffen quier) gedacht werden mögen. Die neueren Taktiker der worden sind. Freilich bildeten sie nur eine starke Schwa Reiterei wollen zwar von dieser Bewegungsart nichts mehr dron , die troß der Güraffe -Husarendienste verrichtete hören. Unter Umständen kann sie aber sehr zweckmäßig und die verwegensten Streifereien unternahm , die Kopf sein, namentlich bei schlagfertigem Rückzuge einzelner Re zahl kommt dabei nicht in Betracht, sobald nur von dem gimenter und Brigaden auf freier Ebene in Verbindung mit Einflusse der Bewaffnung auf den Geist einer Truppe Artillerie. Die Artillerie würde in diesem Falle zwischen die Rede ist. Der Geist wird durch ganz andere Mittel beiden Treffen verbleiben und ihr Feuer mit größerer Ruhe hervorgerufen , und jedenfalls muß es ungerechtfertigt abgeben können, wenn nicht gerade aufwirbelude Staub erscheinen , eine Waffe zu führen , die man nicht zu brau wolken ihr Gesichtsfeld beschränken. Die rückgängige Be chen versteht. Damit sind wir aber vollkommen einver wegung in Staffeln mit Versagung eines Flügels gewährt standen , daß eine Reiterei , die ihre Stärke vorzugsweise zwar den Vortheil, daß man dem Verfolger leichter die im Schießen suchen wollte, von keinem ritkerlichen Geiſte Flanke abgewinnen kann. Ist man aber schließlich auf beseelt ist und leicht überwunden werden kann. Der Anhang enthält eine sehr abgerundete und dem eine einzige Rückzugslinie beschränkt, dann kann dieselbe auch leicht verloren gehen. Bei beiden Bewegungsarten wird Zwecke entsprechende Zusammenstellung taktischer Grundsäge. Die 29 Tafeln mit Abbildungen empfehlen sich nicht es überhaupt gut sein, den Accent nicht auf einen Angriff mit voller Linie zu legen. Der hauptsächlichste Nußen nur durch correcte Ausführung , sondern erleichtern auch dürfte darin zu suchen sein, daß man gleichzeitig nicht das das Nachlesen des darauf_bezüglichen Tertes , indem bei Ganze in das Gefecht bringt. Die zurückstehenden Schwa jeder Abbildung der betreffende Paragraph beigesezt ist. dronen treten dann in das Verhältniß einer Reserve. Von Wir scheiden jezt von diesem Werke mit dem Wunsche, reglementsmäßigen Abständen muß folglich ganz abgesehen daß es viele Leser finden möge, und richten an den Verf. werden. die Bitte, unsere abweichenden Bemerkungen nur als einen Austausch der Ansichten und nicht als Tadel anschen zu Ueber das „Plänkeln" der Reiterei (siebenter Abschnitt) wollen , wozu die ganze Fassung der Schrift nicht den kann Verf. eine abweichende Ansicht nicht unterdrücken. Allerdings ist diese Kampfweise bei der Infanterie von geringsten Anlaß gibt. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag, 14. Januar 1854.

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AR

Allgemeine

№ 6. 84

Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie. (Fortseßung der Verordnung über den Uebertritt gedienter Unter offiziere und Gemeine in Civilstellungen.") §. 10. Diese Commission ist verpflichtet , ein eigenes Grundbuch aller zu Civilbedienstungen aspirirenden Unter offiziere und Gemeinen anzulegen und zu erhalten. Als Grundlage hierzu haben die militärischen Qualifi cationseingaben zu dienen , welche nach dem von Meinem Armee Obercommando vorzuzeichnenden Formulare gleich nach Veröffentlichung dieser Meiner Bestimmungen von allen Truppencommandanten einzufordern und nach dem Einlangen der Commission zuzuweisen sind. Die Verfassung dieser Eingaben obliegt den Regiments und Abtheilungscommandanten unter persönlicher Verant wortung und mit strengster Gewissenhaftigkeit über jene Militärs , welche nach den Bestimmungen dieser Verord nung noch im Laufe ihrer activen Dienstleistung oder zur Zeit ihres Uebertritts in den Versorgungsstand oder ihres Austrittes mit Abschied sich um Verleihung einer Civil anstellung zu bewerben den Anspruch haben und um ihre Vormerkung dazu bitten. Zur Erleichterung der Bewerbung der hierzu berufenen Militärs, welche sich erst nach erfolgtem Austritte aus der activen Dienstleistung hierzu melden (§. 3. d. e. f. ) wird denselben gestattet, sich wegen Verfassung und Einsendung dieser Eingaben an das ihrem Aufenthaltsorte zunächst stationirte Depotcommando zu wenden. Diese Qualificationslisten sind dann zur Evidenthal tung des Grundbuches von den Truppenförpern und Depot abtheilungen im vorgeschriebenen Dienstwege an die vor gesezten Armee = Commanden und von diesen an Mein Armee- Obercommando vierteljährig einzusenden, wie nicht minder im gleichen Wege die sich hieran nachträglich er gebenden Veränderungen von Fall zu Fall anzuzeigen. §. 11. Die Commission, welcher die einlangenden Qua= lificationseingaben vom Armee- Obercommando zugemittelt werden, hat aus denselben nebst der Richtigstellung des eigenen Grundbuches eben so viele einzelne Ver zeichnisse , als besondere Verwaltungszweige bestehen , zur Uebermittlung an die betreffenden Ministerien 2c. zusammen zustellen ; in die einzelnen Verzeichnisse sind zuvörderst die

jenigen Bewerber aufzunehmen, die für jeden der besonde=, ren Verwaltungszweige als speciell geeignet dargestellt werden ; Aspiranten für solche Stellen aber, welche fast allen Behörden gemeinschaftlich sind , in die besagten ein zelnen Verzeichnisse in angemessener Weise zu vertheilen. S. 12. Die Ministerien und anderen leitenden Central behörden haben aus diesen Verzeichnissen die weitere An repartirung für die unterstehenden Behörden vorzunehmen, wobei, was die Zuweisung nach den verschiedenen Kron= ländern anbelangt , auf die Sprachkenntnisse , den Aufent halt des Bewerbers und nach Thunlichkeit auf den etwa besonders ausgesprochenen Wunsch der einzelnen Aspiranten Bedacht zu nehmen sein wird. S. 13. Die Uebersicht der für Militärs gewidmeten Dienstesstellen ist bei der Comniission in gleicher Weisefortwährend evident zu halten. Hierzu haben sämmtliche Ministerien und sonstigen obersten Verwaltungsbehörden, so oft sich durch neue Greirung von Dienstposten , die in die Klasse der dem Militär reservirten gehören, oder durch deren Erlöschen 2c. Veränderungen ergeben , diese Meinem Armee- Obercommando bekannt zu machen. S. 14. Bei wirklich eintretenden Erledigungen der in Rede stehenden Dienstesposten ist von den zu dereen Be= sehung autorisirten Behörden nach diesen Verzeichnissen und mit genauester Beobachtung der hier enthaltenen Vor schriften zur Verleihung der erledigten Stellen zu schreiten. Ganz besonders ist aber hierbei die im §. 3 angegebene Folgenreihe, nach der die Bewerber auf Anstellung An spruch haben , strengstens einznhalten. Zu diesem Ende sind die von den Ministerien nnd anderen leitenden Centralbehörden in Gemäßheit des §. 12 verfaßten Particularverzeichnisse stets an den Landes chef jedes Kronlandes zu leiten, mit welchem sich die Behörden sämmtlicher Verwaltungszweige bei stattfindenden Er ledigungen wegen Namhaftmachung geeigneter Individuen aus dem Militärstande in's Vernehmen zu sehen haben. Die geschehene Verleihung ist stets im Wege des Landes chefs an das Armee - Obercommando bekannt zu geben, welches die Commission davon in Kenntniß seßt und das sonst noch Erforderliche veranlaßt. Die Commission hat bedacht zu sein , daß die bei den Centralstellen und in den Kronländern bet den Länderchefs

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vorhandenen Vormerkungslisten die Militärbewerber völlig erschöpft seien.

nie

rücksichtigen, da die dazu Anspruch habenden an die Ver mittelung der Militärorgane gewiesen sind. (Schluß folgt.)

S. 15. Militärs , denen Civilanstellungen verliehen. werden , verlieren den Anspruch auf vorzugsweise Berück fichtigung bei Civilbedienstungen, wenn sie dieselben - un= verschuldete , genau nachzuweisende Hindernisse ausgenom men - nicht binnen der ihnen bekannt gegebenen , nach Billigkeit zu berechnenden Frist antreten.

Statistische Betrachtungen über den ruſſiſch- türkiſchen Krieg.

Gegen seinen Willen ist kein Militär zur Annahme einer Civilanstellung zu verhalten.

Zahlen sind Strahlen , sagt das Sprichwort , und die neueste Zeit hat diesen Saß durch die große Wichtigkeit bewährt, welche sie der Statistik beilegt. Wenn nun gleich nicht alle Verhältnisse durch Zahlen ausgedrückt werden können, in einem Kriege namentlich die Richtigkeit der Zahlen immer zweifelhaft bleibt, so scheint uns doch eine Zusammenstellung selbst approximativer Zahlen immer eine bessere Grundlage für unsere Schlüsse zu bilden , als hohle Declamationen des Parteigeistes gewähren dürften. Diese Betrachtung hat uns zu der folgenden Zusammen= stellung veranlaßt , welche was 1853 betrifft, freilich nur auf Zeitungsnachrichten bernht, aus denen jedoch die wahr scheinlichsten Größen genommen wurden .

§. 16. Die dermalen geltenden Vorschriften bezüglich der Einrechnung der Militärdienstzeit , dann hinsichtlich der Versorgung der in derlei Civilbedienstungen überge tretenen Unteroffiziere und Gemeinen werden aufrecht erhalten. S. 17. Ebenso wird an den bestehenden Vorschriften über die Wiederanstellung von Quiescenten durch diese Verordnung nichts geändert. §. 18. Directe Gesuche von Militärs um Civilbe dienstungen sind von den Civilbehörden nicht mehr zu be= Stärke der

III. Armeecorps VI. • VII. " Anfangs in Reserve : II. Armeecorps .. Summe:

russischen

Armee

Europa.

in

1853 54

1829

1828 30,000 M. 20,000 "I 15,000 "

32,000 "

Dieselben Armeecorps nach Abzug der Gestorbenen und Gebliebenen, und mit Hinzu rechnung von 16,000 M. noch:

68,000 M.

97,000 M.

IV. Infanteriecorps (Dannenberg) V. (nur theilweise) · (Lüders ) . Wallachen Anfangs in Reserve : III. Infanteriecorps (Osten - Saken) II . (vorerst noch in

48,000 M. 16,000 " 4,000 "1 252

Läßt man auch das zweite Infanteriecorps , welches voraussichtlich noch nicht so bald in den Gang der Ereig= nisse eingreifen wird , vor der Hand weg und betrachtet das dritte Corps und die Wallachen als Reserve, so sieht man doch, daß die Russen den Feldzug 1832 mit einer um ein Drittheil stärkeren Armee begonnen haben, als den des Jahres 1828. Stärke 182

9

80,000 M. Reguläres Militär Frreguläres Militär ... 85,000 "1 Summa: 165,000 M.

und zwar: Infanterie : reguläre .. 60,000 M. irreguläre . 37,000 " 97,000 "1

der

30,000 " 15,000 " 55,000 "

" Beſſarabien) . . . . . . 55,000 " Summa : 210,000 M. und zwar: 165,000 M. 30,000 11 15,000 " 400

und zwar:

und zwar: Infanterie .. 72,000 M. Reiterei · 20,000 " Artillerie • · 5,000 " Geschüße · 252

55,000 M.

Die Angaben über die dermalen in der Wallachei be= findlichen russischen Truppen schwanken zwischen 75,000 und 100,000 Mann . Da das Soll eines russischen In fanteriecorps 65,000 Mann beträgt, so glaubten wir den wirklichen Stand mit 55,000 Mann nicht zu hoch ange= schlagen zu haben.

türkischen

1829 etwa 80,000 M.

Armee

in

Europa.

1859/32 120,000 M. 30,000 " 150,000 M. Reserve in Adrianopel

40,000 "

190,000 M. und zwar die Operationsarmee : Infanterie .. 122,000 M.

46

45

1829

1828 Reiterei: reguläre .. 12,000 M. irreguläre . 48,000 "1 60,000 M. Artillerie .. 8,000 "1

unbekannt.

Die bewaffneten Einwohner in den Donaufestungen, welche zu 25-30000 Mann angeschlagen werden können, find hierbei weggelassen worden. Die türkische Armee tritt 1853 somit schwächer auf auf als 1828, wird aber ohne Zweifel nach und nach eine entsprechende Stärke erhalten . Bedenken wir nun, daß das Verhältniß der ruffischen Armee in den und 1833 wie und später wie 97 : 140, das der türkischen aber wie 165 : 150 und höchstens wie 165 : 190 sein wird, so ergibt fich, daß die türkische Armee dießmal mit verhältnismäßig schwächeren , numerischen Kräften auf den Kriegsschauplah tritt, als im Jahre 1828 . Was das Verhältniß der einzelnen Waffen betrifft, so scheint die russische Armee an Reiterei schwächer aufzutreten, was aber seinen Grund darin hat , daß die Kosakenregi= meater im Jahre 18329 dazugezählt, im Jahre 1833 aber, weil sie nicht zu den Infanteriecorps gehören , wegge lassen sind. Die türkische Armee dagegen ist diesmal ungleich schwächer an Reiterei. In der Qualität der Truppen haben beide Theile nach dem Urtheile von Augenzeugen zugenommen, und zwar die Türken verhältnißmäßig mehr als die Russen. Während bei den lezteren Infanterie und Artillerie ziemlich geringe Fortschritte in Bewaffnung und Manöverir fähigkeit gemacht haben sollen , ist die Reiterei in bedeu tendem Maße verbessert worden. Die erstgenannten Waffen hatten dieß auch weniger nöthig. Bei den Türken ist das

Reiterei ... Artillerie · · Geschüße .

18954 53 18,000 M. 10,000 " 250

Verhältniß gerade umgekehrt. Ihre treffliche irreguläre Reiterei ist verschwunden und von der regulären weiß man nicht viel Rühmendes zu sagen. Dagegen ist die Infanterie in Bewaffnung und Dressur und noch mehr die Artillerie vorwärts geschritten. Das Offiziercorps ist durchgehend besser. Daraus dürfte hervorgehen, daß die Türken Feld= schlachten überhaupt und namentlich solche in offenem Terrain zu vermeiden hätten und sich wie früher am besten hinter ihren Wällen befinden dürften. Kleine Gefechte und Manöver zwischen den Festungen müßten in ihrem Inte reffe liegen. Die Russen im Gegentheil hätten große Erfolge in offener Feldschlacht aufzusuchen, gefährliche Stürme langen Belagerungen vorzuziehen und durch kühne Märsche ihre Gegner zu verblüffen zu suchen , wie Dicbitsch 1829 that. Die Richtigkeit dieser Säße wird sich am deutlichsten aus der Dauer der Belagerungen im Jahre 1828 und der in Folge derselben gehabten Verluste - durchKrankheiten ergeben. Da die türkischen Festungen eher stärker als schwächer geworden, namentlich die früher nahezu offenen Balkanpässe verschanzt sind und überall eine starke, gut geschulte Artillerie vorhanden ist , so dürften die nach Rehenden Resultate zum mindesten wieder dieselben werden, wo nicht sich zum Vortheile der Türken verändern. Hier= nach müßte das Beispiel Suworows bei Jsmail für das künftige Verfahren der Russen besonders empfohlen werden, indem auch der blutigste Sturm weniger Verluste geben wird , als eine lange Belagerung in einem ungewohnten Klima.

Der Festungskrieg in den Jahren 1828/29 und 1829 . Stärke.

Dauer der Belagerung.

Feftung. 182 Brailow

Varna

Schumla

Silistria .

der Besaßung.

des Belagerungscorps.

7-8,000 M.

16-18,000 M.

Anfangs 15,000 M. dann 20,000 M. am Ende 7,000 M. 40,000 M.

12,000 M. dann 17,000 M.

9,000 18-20,000 10,000 30,000

" " " "

10,000 "1 28-30,000 "

vom 11. Mai bis 17. Juni 36 Tage vom 11. Juli bis 11. Octbr. 70 Lage

vom 21. Juli bis 10. Nov. 110 Tage

vom 21. Juli bis 10. Nov. 110 Tage

1829 Silistria .

15,000 M.

14,000 " dann 21,000 am Ende 12,000 M.

vom 17. Mai bis 30. Juni 43 Tage.

Resultat.

genommen genommen

die Belagerung wurde auf gehoben und im__zweiten Feldzug in eine Beobach tung verwandelt, Schumla somit nicht erobert. die Belagerung wurde um diese Zeit aufgehoben und erst im Frühjahr erneuert. genommen.

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Der Verlust den die Ruffen bei diesen fünf Belage= rungen erlitten , war ein ganz geringer, der der Türken um ein Drittheil größer. Allein die Hauptverluste der Ruffen ergaben sich in beiden Feldzügen erst als mittelbare Folgen dieser Belagerungen , der harten Arbeiten in den Laufgräben , des ungewohnten Klimas , der unzulänglichen Nahrung. Hier waren die an das Klima gewöhnten, mäßigen und unter dem Obdach ihrer Festungen wohl be hüteten Türken ungleich besser daran.

Wir können die in den Regimentern Gestorbenen weg lassen, weil unter den im Spital gestorbenen auch die Nichtcombattanten gezählt sind , was sich gegenseitig aus= gleichen dürfte.

Verluste der Russen. 1828 1829 29 10,000 M. Vor dem Feind geblieben 13,000 M. Kranke in den Spitälern : 134,882 11 Schwerkranke Leichtkranke 75,220 " Summe: 210,102 " 172,714 " In den Spitälern gestorben 32,000 , 28,746 "1 Beim Regiment gestorben : unbekannt (8000) unbekannt (11,000) 38,746 M. Gesammtverlust ..... 45,000 M.

Hieraus ergibt sich, daß im Feldzug 1828 jeder russische Soldat durchschnittlich zweimal im Spital war und ein Drittheil der Armee in den Spitälern starb , ohne die bei den Regimentern Gestorbenen zu zählen. Im Feldzug 1829 war jeder Mann 2½ Mal im Spital und starb nahezu die Hälfte! Mit Hinzurechnung der im Felde Geblicbenen hat Ruß land in diesen zwei Feldzügen 83,000 Mann verloren, oder von einer Armee von 97,000 M. + 16,000 M. Ver= stärkung 0,73 oder mehr als zwei Drittheile, was auch mit dem Ueberrest -- 10,000 vor Schumla und 20,000 in Adrianopel und Umgegend übereinstimmt.

Aus der folgenden Tabelle ergibt sich der Einfluß der Jahreszeiten auf die Sterblichkeit.

Die Procente der Gestorbenen waren im Jahr

beim Regiment im Spital

Mai. 1,8 7,4

Juni. Juli. 2,7 2,0 7,2 10,2

i m März. beim Regiment im Spital . .

20,4

Auguft. 2,7 16,6

Septbr. 5,6 18,9

Jahr

Octbr. 7,2 22,3

Novbr, 10,9 23,4

1828/29

Decbr. 10,5 23,3

Januar. Februar.

25,5

28,8

im Ganzen. 5 pct. 19,2 pCt.

1829

April .

Mai.

Juni.

Juli.

Angust.

Septbr.

Detbr.

Novbr.

Decbr.

im Ganzen.

25,6

9,3 10,7 29,2 56,6

10 41,1

11,1 33,7

14,3 34,6

18,8 42,0

27,3 45,6

19,6 39,1

14,6 pCt. 37 37 pCt.

Vom Januar bis Mai war Waffenruhe , somit kein Kranker bei dem Regiment. Aus dieser Tabelle ersieht man, in welch' erschreckendem Verhältnisse die Krankheiten an Bösartigkeit zugenommen haben; und wenn wir auch nicht annehmen wollen , daß die Russen wieder mit jenen drei Geißeln : Pest , Cholera und Nervenfieber — zugleich zu kämpfen haben und ihr Verpflegungs- und Sanitätswesen besser geregelt sein mag, so zeigen die Krankenberichte aus Bucharest doch, daß es auch jest wieder ihr Hauptbestreben sein müsse, schnell mit den Türken fertig zu werden, ehe die Krankheiten zu furien haften Seuchen ausarten . Es erscheint uns demnach ganz unrichtig , wenn man behauptet , Rußland müsse den Feldzug in die Länge ziehen , um die Türkei finanziell zu Gründe zu richten. Die Türkei ist längst finanziell ruinirt, und der Orientale bekümmert sich wenig um die Schrecken der Finanzmänner. Neberdieß ist eine orientalische Armee weit leichter zu erhalten als eine europäische, weil die zahlreichen Freischaaren ihre Nahrungsmittel und Waffen selbst bestreiten , und die Orientalen überhaupt nahezu von Nichts zu leben verstehen.

Die Verluste der Türken waren in jenen Feldzügen gering , die Corps liefen auseinander , aber waren nicht vernichtet , und wenn der Sultan am Ende fast keine Truppen mehr hatte, so war die Abneigung der Bevölke rung am Kriege mehr daran schuld, als die Verluste durch Schwert und Krankheit. Specielle Angaben über die leßteren liegen natürlich nicht vor. Obige Zahlen find nach dem Werke des Freiherrn v. Moltke zuſammengestellt. Sie mögen denjenigen, welche glauben, daß es sogar leicht sei, in Constantinopel einzurücken, Einiges zu denken geben. Wenn gleichwohl das Resultat jener zwei Feldzüge ein für Rußland so Günstiges war, so möge man nicht vergessen, daß es mehr ein Werk der Diplomatie und anderer Ur sachen , unter welten der Gemüthszustand des Sultans und die Abneigung der Bevölkerung am Kriege obenan stehen, als ein Ergebniß der Nothwendigkeit war. Adria= nopel konnte für Diebitsch nur vier Wochen später ein x. zweites Capua werden .

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Dienstag, 17. Januar 1854. het mogid logodaimi sid il child flo Talliditate

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Militär - Zeitung .

Oesterreichische Monarchie. (Schluß der Verordnung über den lebertritt gedienter Unteroffi= ziere und Gemeine in Civilstellungen.")

S. 19. Um den genauen Vollzug und den Erfolg vorstehender Bestimmungen zu sichern und in Evidenz zu halten, haben die Ministerien und sonstigen obersten Gen tralbehörden den ihnen untergeordneten Stellen die Ein sendung vierteljähriger Ausweise über alle in ihrem Ressort zur Erledigung gekommenen , für gediente Militärs ge widmeten Stellen, und die an solche geschehene Verleihung von derlet Stellen im Wege des Landeschefs aufzutragen, indem Ich es zugleich jedem Minister und Chef der ein= zelnen Verwaltungszweige zur besonderen Pflicht mache, auf die strengste Beobachtung Meiner in dieser Hinsicht erlaffenen Anordnungen ununterbrochen das sorgsamste Augenmerk zu richten und sich selbst genau daran zu halten. Die gedachten Ausweise sind nach einem gleichmäßig vorzuschreibenden Formulare zu liefern , und ist von allen Ministerien und obersten Stellen nach Ablauf eines jeden Vierteljahres eine Zusammenstellung der von den Unter behörden vorgelegten Particularien, sammt der Nachweisung der bei den Ministerien und den anderen Centralbehörden selbst erledigten und an Militärs verliehenen Dienstes posten , Meinem Armeeobercommando zu übermitteln. Lezteres hat diese Nachweisungen mit den Vormer kungen der Commission vergleichen zu lassen , und Mir längstens drei Monate nach Ablauf jeden Jahres eine Generalnachweisung aller derartigen , im Laufe des verfloffenen Jahres bei den sämmtlichen Verwaltungs zweigen in Erledigung gekommenen und an Militars ver= liehenen Anstellungen nach dem erwähnten Formulare vor= zulegen. S. 20. Den Gemeindeorganen wird gleichfalls zur Pflicht gemacht, bei den von ihnen zu verleihenden An stellungen die in dieser Verordnung bezeichneten Militärs zu berücksichtigen und es sind insbesondere zu den Stellen des Feld- und Waldaufsichts- , des unteren Markts-, Straßen- und Sicherheitspersonales vorzugsweise gediente Unteroffiziere oder sonst gediente Militärs zu wählen. Kommen derlei Stellen zu besezen, so hat sich die be= treffende Gemeinde wegen Namhaftmachung eines geeig

neteu Individuums aus dem Militärstande im dienstlichen Wege an den Landeschef zu wenden. S. 21. Eine vorzugsweise Bedachtnahme auf gediente Militärs auch von Seite größerer Privatinstitute, Gesell schaften, Industrieunternehmungen u. s. w., wohin nament lich Banken, Sparkassen, Assecuranzen, Dampfschifffahrts-, Eisenbahngesellschaften u. dgl. gehören , wird denselben zum Verdienste gerechnet werden. Bei künftiger Genehmigung solcher Vereine und Ge= sellschaften ist die Berücksichtigung der sich um eine Stelle bewerbenden und dazu geeigneten Militärs der gedachten Kategorie vor anderen Bewerbern als Verpflichtung in den Statuten einzuschalten. Wien, am 19. December 1853. Franz Joseph m. p .

Indem vorstehende kaiserliche Verordnung sämmtlichen Militärbehörden und Branchen zur Wissenschaft und ge= nauesten Darnachachtung bekannt gemacht wird , erhalten die Regiments-, Corps , Bataillons- und Abtheilungs Commandanten hiermit den Auftrag , diesen neuerlichen Act Allerhöchster Gnade und Fürsorge für das Wohl und die Zukunft lang und brav dienender Soldaten an drei aufeinanderfolgenden Tagen der Mannschaft beim Befehl ausgeben in deren Muttersprache zu publiciren , und ihr die für ihre Zukunft so höchst wohlthätigen Folgen dieser kaiserlichen Verordnung gehörig zu erläutern. Die auf die genaueste Durchführung dieser Maßregel speciell Bezug nehmenden detaillirten Weisungen werden. demnächst folgen. Erzherzog Wilhelm m. p., Feldmarschall-Lieutenant.

Frankreich. Paris , 28. Novbr. 1853. Die Vermehrung der Jäger zu Fuß wird von der Regierung mit großer Sorg falt als einflußlos auf die Stärke der Armee bezeichnet. Dieß ist jedoch nicht richtig. Neu errichtet werden zehn Bataillone à 1250 M. (ohne Offiziere), 20 Comp . à 120 M., Summa also 14,900 M.; unterdrückt werden 100 Comp. à 120 M., Summa 12,000 M. , also ist eine Verstärkung von 2900 M. eingetreten. Dieß ist für die etatsmäßige Stärke. Für das wirkliche Friedenseffectiv stellt sich aber

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die Augmentation viel bedeutender. Bei der Linien- und leichten Infanterie treten ziemlich starke Beurlaubungen ein , so daß Manquements eingerechnet , die Compagnie durchschnittlich kaum 70 Mann zählt. Unterdrückt find also nur 7000 M. Friedenseffectiv. Dagegen sind bei den Jägern zu Fuß Beurlaubungen nicht planmäßig , und die Compagnie zählt durchschnittlich gewiß 110 M. unter den Waffen. Also beträgt die Vermehrung an 120 Comp . à 110 M. = 13,200 M. , dazu 500 M. Stab und hors rang - 13,700. Also beträgt die Vermehrung des Frie denseffective 6700 M. Noch stärker verhältnismäßig ist die Vermehruug der Offiziere. Unterdrückt werden 300 Offizierstellen , neu errichtet werden 440 , also Vermeh rung 140. Rechnet man die Kosten des Unteroffiziere und Gemeinen incl. Casernemeut u. s. w. auf das Mini mum von 300 Fcs. , die des Offiziers auf 2000 Fcs. , so wird das Friedensbudget hiernach mit einem Mehr von 2,300,000 Frcs . belastet. Dazu kommen noch die Kosten der neuen Organiſation. - Die unterdrückten 6 Compag nieen der 3. Bataillone der 100 Regimenter werden im Kriege wahrscheinlich aus den Reserven neu formirt werden .

nicht zu entschuldigen, wenn Zeit und Kraft auf Dinge verschwendet werden , die im Frieden zwar glänzen , im Kriege aber nuglos oder vielleicht selbst schädlich sind. Mit dem ersten Schritte in die Standquartiere des Friedens beginnen gewöhnlich die Bestrebungen so mancher Befehlshaber ihrer Thätigkeit einen Spielraum zu schaffen, um durch in die Auge fallende Dinge sich und ihrer Truppe bei den höheren Behörden Geltung zu verschaffen. In der Regel gehen diese Bestrebungen auf Künste des Frie dens, die für den Krieg nicht taugen , oder auf Aeußer= lichkeiten , die vielleicht an fich gleichgültig , aber ge= eignet sind , dem Soldaten die Lust an seinem Stande zu verleiten und im besten Falle Zeit rauben , welche nuß bringender, wenn auch weniger augenfällig angewendet werden kann . Bei keiner Waffengattung wuchern solche Auswüchse üppiger als bei der Infanterie , da diese ver= möge des einzigen Elementes, des Menschen , mit dem sie es zu thun hat, sich am leichtesten dazu darbietet . Wenn auch die im Heere bestehenden Reglements nur das Wesent= liche, nur das wirklich für die Bestimmung des Kriegers Geeignete verlangen und vorschreiben , und es wird nicht mit dem größten Ernste von oben herab darauf hingewirkt, daß nicht davon abgewichen werde, so werden sich immer einzelne Befehlshaber finden , welche bald diese , bald fene unwesentliche Kleinigkeiten -- sei es im Anzug , sei es bei den Waffenübungen - die gefällig in die Augen fallen , bei den ihnen untergebenen Truppentheile ein führen, um mit ihnen am Tage der Revue zu glänzen. Wehe dem Heere , wo solche Spielereien bei den Oberen Eingang finden oder wohl gar wohlgefällig aufgenommen werden. Sofort entſpinnt sich ein Wetteifer unter den Commandeuren , ein großer Theil der Zeit, der bestimmt ist, den Soldaten zu seinem Berufe zu bilden, wird fortan auf jene Spielereien gewendet, mit denen man das Auge der höheren Behörden auf sich zu ziehen hoffen darf, und selbst diejenigen Männer unter den Commandeuren, welche von der Nichtigkeit eines solchen Treibens durchdrungen sind , müssen mit dem Strome fortgehen , denn nur zu häufig wird der Werth einer Truppe nach solchen Neben dingen beurtheilt, da diese vermöge ihrer Natur blendend in die Augen fallen, während die wahre kriegerische Aus bildung tiefer liegt und sich nicht so ohne Weiteres gleich auf den ersten Blick erkennen läßt. Man muß anerkennen , daß die neuere Zeit über das, was für den Krieger taugt , zu richtigeren Ansichten ge= langt ist , daß aus den Reglements Vieles ausgeschieden worden ist, womit sonst der Soldat unnüßer, ja ſchädlicher Weise geplagt und eine kostbare Zeit verschwendet wurde, aber man täusche sich nicht, man gebe sich nicht dem Glauben hin, daß Alles geschehen sei , um das Unwesentliche zu verbannen und daß Bestrebungen wie die oben geschilderten Man prüfe nur nicht mehr aufzukommen vermöchten. genau und man wird in den Reglements noch genug Dinge finden, die für den Krieg nicht taugen und somit der Be stimmung des Soldaten entgegen sind , man lasse nur den sogenannten faiseurs Spielraum und man wird bald finden, daß das alte Spiel von neuem beginnt. Aber soll man Alles verbannen, was nicht unmittelbar für den Krieg taugt? Soll man den Kriegerstand von allem Glanze entkleiden , der ihn schmückt , weil dadurch

Was nicht für den Krieg iſt, iſt auch nicht für den Krieger ! Dieser von Reichlin v. Meldegg irgendwo ausge sprochene Sag enthält eine eben so einfache als einleuch tende Wahrheit , die keines Beweises bedarf, um von Jedermann anerkannt zu werden , und dennoch , wie sehr ist sie verkannt worden, wie lange hat es gedauert , che sie sich an das Licht hervorgedrängt hat und wer möchte es verneinen — wie oft wird sie noch immer hier und da mehr oder minder verläugnet. Jene Zeiten sind freilich glücklicherweise längst vorüber, wo die Liebhaberei für schön gepuste und wohl dressirte Soldaten Mode war, wo man die Truppen in Luftlagern zur Ergößung mili tärische Schauspiele aufführen ließ, die eher großartigen Balleten glichen , als daß sie ein Bild des Krieges dar= stellten, und wo man der Form der Zopfschleife weit mehr Aufmerksamkeit widmete, als dem Unterrichte im Gebrauche der Waffen , nämlich dem eigentlichen Gebrauche derselben gegen den Feind , denn an den Unterricht zn hunderterlei unnügen Manieren das Gewehr zu handhaben , fehlte es nicht. Für jene Zeiten , wo eine andere Art Krieg zu führen auch andere Mittel bedingte als jezt , wo über haupt andere Ansichten über Krieg und Kriegerſtand herrschten , mochte das damalige Soldatenwesen bei allen ſeinen Auswüchsen auch sein Zweckmäßiges haben und eben in den Ansichten jener Zeit auch seine Entschuldigung finden. In unseren Zeiten aber, wo der Kriegerstand nicht mehr so wie ehedem von der Nation geschieden ist, wo fast in allen Staaten das Volk durch das Heer geht und eine kurze Dienstzeit des Soldaten dringend dazu auffor dert , die für seine Bildung knapp gemessene Zeit bestens zu nußen und Alles zu verbannen , was nicht für seine Bestimmung unumgänglich nöthig ist, da des Nöthigen fast immer noch zu viel bleibt ; in unseren Zeiten ist es

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kein Feind geschlagen wird ? Soll man jede Einrichtung verwerfen, von der nicht die Nothwendigkeit für den Krieg in die Augen springt ? Es ist zwar wahr , das Einfache erscheint für den ernsten Beruf des Kriegers am geeignetsten, seine Waffen sind sein Schmuck und versteht er diese ge= hörig zu gebrauchen , und ist er völlig ausgebildet für seinen Beruf, so entspricht er allen Forderungen , die an ihn gestellt werden; es bedarf keiner glänzenden Außen seite , um zu imponiren , die anderen Stände werden ihm ihre Achtung zollen und um so mehr , als sie gewöhnt werden, das wahre Wesen des Kriegerstandes zu erkennen, das von ihnen so oft in unwesentlichen Dingen gesucht wird; aber Alles , was den Soldatenstand in den Augen der Menge zu heben vermag , verdient der Beachtung, Alles, was dem Soldaten seinen Stand annehmlich machen kann , ist vortheilhaft und jede Einrichtung , die dazu bei trägt, den soldatischen Geist zu wecken, ist gut, wenn auch der Krieg sie nicht unmittelbar fordert, daher denn solche Dinge keineswegs verwerflich sind, sondern im Gegentheil hervorgesucht und begünstigt werden müssen. Der Grund fat: was nicht für den Krieg ist , ist auch nicht für den Krieger, finde seine strengste Anwendung auf dem Gebiete der kriegerischen Ausbildung der Truppen , hier gilt seine volle Wahrheit und jede Abweichung davon ist ein Ver gehen gegen den Geist des Krieges, aber auf dem Gebiete der Aeußerlichkeiten , die den Soldatenstand schmücken , da werde sein Maßstab mit jener Rücksicht angelegt , welche auch Das billigt, was bloß gut und schön ist, wenn es nur nicht für die Bestimmung des Soldaten , den Krieg, als gänzlich zweckwidrig erscheint.

vom Beginn der Feindseligkeiten an in 18 Tagen Tyrol von allen eingedrungenen feindlichen Streifcorps befreite und die Verbindung der Hauptarmee bei Verona durch das Etschthal aufwärts über Trient herstellte und sicherte. Es ist ein kleines Kriegsbild , lehrreich in Bezug auf die Vertheidigung einer so weit ausgedehnten Gebirgsstrecke und in Bezug auf die Bedeutung der Verbindungen im Krieg; die Erschstraße, das Plateau v. Rivoli find richtig gewürdigt. Die Tagsberichte des F.M.L. v. Welden vom 18. April bis 6. Mai, welche als Beilagen abgedruckt sind, machen einen besonders frischen , unmittelbaren Eindruck. Im zweiten Abschnitt ist die Thätigkeit des Verf. als Er Befehlshaber der zweiten Reservearmee behandelt. sollte mit derselben die Verbindungen der Hauptarmee von der Etsch zum Isonzo, also auch die auf dieselben mün denden Straßen und Thäler von Tyrol, öffnen und offen halten und die Meeresküste sichern ; später mußte er einen Theil des Corps an die Hauptarmee unmittelbar abgeben, mit einem anderen ihre Bewegungen zur Zeit der Schlacht von Custozza unterstüßen und danach einen Streifzug nach Bologna machen, mit einem dritten Theil Venedig beob achten. Nach dem Waffenstillstand mit Piemont wurde die Beobachtung eine Einschließung . - Auch hier finden wir also keine großen Waffenentscheidungen ; es ist aber doch lehrreich, dem Verf. zu folgen, umſomehr, als gerade diese Seite des Kriegs in den meisten Büchern nur ober Der Verf. hat flächlich und nachlässig behandelt wird. seine schwere Aufgabe gewiß mit Geſchick gelöst , eine Auf gabe, die eine ganz andere war und darum auch ganz andere Mittel verlangte, als die einer großen Waffenent scheidung. Auf diese Verschiedenheit der Aufgaben hätte fich , wie uns scheint, der Verf. zur Rechtfertigung seiner öfter ausgedehnten Truppenvertheilung wohl mit noch mehr Erfolg berufen dürfen, als auf die etwas allgemein ge=

Literatur. Episoden aus meinem Leben. Beiträge zur Ge= schichte der Feldzüge der österreichischen Armee in den Jahren 1848 und 1849 , von Ludwig Freiherrn v. Welden , k. k. Feldzeugmeister. Zweiter unver= änderter Abdruck. gr. 8. Graß , 1853. Damian u. Sorge's Universitätsbuchhandlung. ( XII u . 274 S. nebst 4 Labellen. ) 2 Thlr. F.3.M. v. Welden befehligte beim Ausbruch der Re volution von 1848 die Truppen in Tyrol ; am 7. Mai 1848 wurde er zum Commando der zweiten Reservearmee für Italien berufen, welche sich am Isonzo bildete ; in den ersten Tagen des November 1848 übernahm er das Com mando und die Civilverwaltung des eben bezwungenen Wien; am 15. April 1849 erhielt er den Oberbefehl jämmtlicher in Ungarn und Siebenbürgen befindlichen Truppencorps , in den ersten Tagen des Juni mußte er denselben wegen völlig geschwächter Gesundheit in die Hände des F.Z.M. Haynau übergeben. Was er in diesen Stel lungen gethan , erfahren , gesehen hat , erzählt er im Zu sammenhang mit dem allgemeinen Gang der Ereignisse in diesen Episoden. Der erste Abschnitt schildert zunächst die allgemeine Lage , besonders Südtyrols, beim Ausbruch der Bewegung und berichtet dann, wie der Verfaſſer mit geringer Macht

haltene Vergleichung zwischen Linien- und Massenstellungen und Bewegungen. Auch zu diesem Abschnitt finden wir in den Beilagen die lebendigen Tagsberichte. Im dritten Abschnitt finden wir den Verf. an der Spize der Militär- und Civilgewalt in Wien. Die eben unterworfene Hauptstadt zur Ruhe und Ordnung zurück Die Schwierig zubringen , war eine schwere Aufgabe. keiten und was zu ihrer Ueberwindung geschah, find lebendig geschildert, doch mehr in allgemeinen Zügen , aus denen sich ein im Einzelnen sicheres Urtheil nicht wohl gewinnen läßt. Der größere Theil des Abschnitts erzählt, was der Verf. zur Unterstützung der in Ungarn vorrückenden Haupt= armee, zur Sicherung ihrer Verbindungen u. s. w. gethan hat , indem dabei die Lage der Hauptarmee von Zeit zu Zeit nach dem Werke „ der Winterfeldzug von 1848 und 1849" (f. A. M.-Z. von 1852 Nr. 124 und 125) über= blickt wird . Es scheint uns, daß der Verf. dabei in seinem Urtheile , namentlich über einzelne österreichische Unter generale, zu nachsichtig ist; daß der Feind oft gar nicht nach gesunden militärischen Voraussetzungen gehandelt habe (z. B. S. 88) , ist keine rechte Entschuldigung für jene ; nur wenn man den Ereignissen rücksichtslos auf den Grund geht, ist daraus etwas zu lernen. Uebrigens finden wir hier (S. 70 ff.) die große Wichtigkeit Komorns , die wir Winterfeldzugs " mit bereits bei der Besprechung des Nachdruck hervorgehoben haben , ausführlich nachgewiesen.

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Der Verf. mag wohl Recht haben , daß der Befiß dieses Plazes für Desterreich die immerhin drückende russische Hülfe unnöthig gemacht haben würde. Noch ist hier ( S. 94 ff.) die merkwürdige Angabe des „Winterfeldzugs" aufgenommen was, da es vom Nachfolger des Fürsten Windisch - Gräß geschicht, ziemlich einer Bestätigung gleich kommt , daß die lesten Anordnungen des Fürsten, wenn fie befolgt worden wären , wahrscheinlich die Belagerung Komorns gegen den ungarischen Entsaß geschüßt, also die Festung zu Fali gebracht haben würden. Der Banus Jellachich , der diese Anordnungen änderte, wird freilich hier auch viel zu mild beurtheilt ; wir müssen darüber bei unserem früheren Urtheil (Nr. 125 von 1852) stehen bleiben. Auch der im "1Winterfeldzug" ausgesprochene Umstand ist hier erwähnt (S. 82) , daß die Armee von Italien , ab gesehen von den ungeheueren" Nachschuben , die sie aus allen Provinzen erhielt, auch 48 Schwadronen leichter Reiteret beseffen habe , die dort wenig brauchbar , in Un garn sehr nöthig gewesen wären. Es soll wohl kein directer Vorwurf gegen die Armee vou Italien sein; aber man folgert unwillkürlich daraus, wie wichtig es ist, wenn das Staatsoberhaupt selbst den Oberbefehl über die Armeen führen kann. 3m Eingang zum vierten Abschnitt, der des Berf. Oberbefehl in Ungarn behandelt, scheint uns derselbe wieder zu unentschieden , in Bezug auf die Frage, ob die Eroberung Komorns nicht die wichtigste Aufgabe des Winterfeldzugs geweſen ſei und in Bezug auf die Grund fäße der Kriegführung , die er dabei als gar zu zweifel haft hinftellt. Hierauf entwickelt er seinen Angriffsplan, deffen erster und wesentlicher Theil darauf hinauslief, mit der Hauptstärke über Neitra und Zpolye- Sagh auf Waizen zu rücken. In dem Feldzug in Ungarn und Sieben bürgen im Sommer 1849 (Nr. 99-104 von 1851 der A. M.-3.) ist diesem Plan, so viel wir uns erinnern, nicht Beifall gegeben . Er war aber richtig, so lange und insofern der österreichische Feldherr nur auf ein starkes russisches Hülfscorps rechnete und nicht wußte, daß eine felbstständige russische Hauptarmee auftreten würde ; denn auf dieser Bewegungslinie lag kein Kommorn mitten in den Verbindungen , und auch die fernere Offensive von Waisen aus war sicherer bafirt. Wie aber einmal eine ruffische Hauptarmee auftrat, schlug Haynau mit voll kommenem Recht den anderen kühneren Weg ein , denn er war dadurch hinreichend gesichert und blieb nur auf diese Weise unabhängig genug von den Ruffen , um die Sache zum raschesten Ende zu bringen. Die in jenem ,,Sommerfeldzug" ausgesprochene Ansicht , daß Oesterreich ohne die Russen Ungarn unterworfen haben würde , will unser Verf. nicht unterschreiben (S. 105) und wir geben

hindern ; er kam in Ofen-Pesth an, als dieser Entsaß geschehen war. Es blieb nichts übrig , als der Rückzug anf Preßburg. Dieseu tros des wohlfeilen Widerspruchs der Unterbefehlshaber , troß des vorauszusehenden mora lischen Eindrucks und trop des Bewnßtseins , damit für die Fehler Anderer verantwortlich gemacht zu werden, be= fohlen und mit der Kraft und Geschicklichkeit , wie es ge= schah , ausgeführt zu haben , wird dem F.3.M. Welden immer zum Ruhme gereichen. Er machte es dadurch mög= lich, daß es hernach die österreichische Armee sein konnts, welche hauptsächlich Ungarn bezwang. Nur die Absen dung des Banus mit seinem ganzen Armeecorps nach Süden können wir nicht gerechtfertigt finden; es lag darin eine falsche Schäßung der dort möglichen Kriegsart; frei = lich haben vielleicht politische Gründe diese Nachgiebigkeit gegen den Banus geboten. Die ausführliche Schilderung der Ausführung des Rückzugs , des Treffens vor dem Brückenkopf von Komorn am 26. April , dann der mit vollem Recht eingehaltenen weiteren Defensive , sowie der die nachherige Offensive vorbereitenden Maßregeln im Zu fammenhang mit dem langsamen Heranrücken der rufſiſchen Hülfe und den besonderen Rücksichten darauf, ist von Wichtigkeit für die Beurtheilung des Kriegs ; sie ist unseres Wissens noch nirgends so befriedigend gegeben als hier. Die Bedeutung des Werks haben wir wohl nicht mehr nöthig noch besonders hervorzuheben. Haben wir manch mal die volle Entschiedenheit und Klarheit des Urtheils vermißt , so erklärt sich dieß wohl daraus , daß es hier ein Urtheil über meist noch lebende Waffengefährten galt und zwar in einem Augenblick , wo die Acten noch nicht geschlossen sind ; auch aus den Andeutungen schon ergeben sich , da sie von solcher Hand kommen, für den der zu lesen versteht , interessante Schlüſſe. - Die Sprache des Buchs haben wir stellenweise etwas hart und nicht ganz correct gefunden. Die Stärketabellen der verschiedenen Armeen, welche F.3.M. Welden nacheinander befehligt hat, sind eine dankenswerthe Zugabe. Im Vorwort finden wir , daß der Verf. noch mehrere kriegsgeschichtliche Werke bearbeitet hat. Sein Tod (7. August 1853) wird, wie wir hoffen, die Herausgabe nicht hindern. 24.

ihm darin recht; es geschieht damit dem Ruhm der tapferen österreichischen Armee kein Eintrag. - 8.3.M. Welben hat ohne Zweifel gerade in der schwierigsten Zeit den Oberbefehl über die Armee in Ungarn geführt. Er konnte das unglückselige, vom Banus Jellachich durch dreimal wiederholten Befehl verschuldete, Aufgeben der Gran= linte und damit den Entsaz von Komorn nicht mehr ver

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Berichtigungen. In Nr. 1 Seite 7 , 3eile 14 und 15 von oben statt den Worten : weil darin die Truppen vollständig find" ift zu lesen : weil darin die Truppen vollständig entwickelt ſein , von ihrer Feuerwaffe 20. 2c. In Nr. 2 Seite 14, Zeile 6 von unten statt des Wortes fie" lies: die Compagnie" und Seite 15, Zeile 17 und 18 von oben fatt den Worten : „Zum Rückmarsch nehmen sämmt liche Compagnieen die Front nach der bezeichneten Richtung" ift zu lesen : „Zum Rückmarsch nehmen sämmtliche Compag nicen ihre Front dahin. Zum Marsch nach der rechten oder linken Seite nehmen die Compag nieen die Front nach der bezeichneten Richtung." 3n Nr. 3 Seite 20 , Zeile 13 von unten ftatt : „ und ohne die Frontlinie" lies : „und die Frontlinie".

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Zeitung.

Kanonen und Mörser. Im Uebrigen findet sich keine revetirte Contreescarpe. Auf einer jeden derjenigen Fronten, Wir entnehmen dem Jahresbericht des Vortragenden welche zunächst dem Ufer des Flusses liegen, ist eine größere Caponiere mit einigen 20 Geschüßen in zwei Stockwerken für die Befestigungskunst" in den Abhandlungen der königl. schwedischen Akademie der Kriegswissenschaften für das angelegt. Im Inneren der Citadelle finden sich Casernen Jahr 1853" folgende Mittheilungen über die in und Vorrathshäuser für 12,000 M.; zum größten Theil den lezten Jahren in Rußland und Polen aus waren diese Gebäude schon hier vorhanden , che noch die Festungswerke angelegt wurden. Der Zweck dieser Cita geführten Befestigungen: „ Die Befestigungen , welche in den lehten Jahren in delle kann natürlich kein anderer sein , als im Falle eines Aufstandes den Truppen einen sicheren Rückzugsort zu Rußland und Polen ausgeführt wurden, find : die Alexander Citadelle bei Warschau , die Befestigungen bei Modlin, zu verschaffen und sodann die Stadt durch das Feuer aus oder Nowo - Georgiewsk , wie dieser Plaz jezt genannt der Citadelle zu zerstören. Zu diesem Behuf findet sich wird , und die Befestigungen bei Brezk-Litowsk. Der vor auch eine außerordentliche Menge von Munition aller Art hergegangene Krieg hatte den Nußen und das Bedürfniß daselbst angehäuft und auf den Fronten gegen die Stadt der Befestigung dieser Punkte an den Tag gelegt. Als stehen nicht weniger als 40 Mörser, jeden Augenblick be die Revolution im Jahre 1830 in Warschau ausbrach, reit , das Feuer gegen dieselbe zu eröffnen. Die Weichsel hat bei der Citadelle eine Breite von' fehlte es dieser Stadt gänzlich an einem befestigten Schuß. Dieß hatte denn auch zur Folge, daß die russischen Trup 7 bis 800 Ellen. Auf dem Ufer gerade gegenüber ist pen sich schleunigst aus dem Bereich des Aufstandes ziehen eine Brückenschanze angelegt, bestehend aus einem fleschen mußten, da sie nirgends eine Zuflucht fanden. Nachdem förmigen Erdwerk mit Reduit oder Defensivcaserne für der Aufruhr unterdrückt worden und die Russen wieder 400 M. in der Kehle , sowie mit einer krenelirten Mauer in Besit der Stadt gekommen waren , begannen sie so auf beiden Seiten derselben, die bis zu zwei Caponieren gleich mit dem Bau der Alexander- Citadelle einige 100 geht , welche zur Bestreichung des Grabens dienen. Das Ellen nördlich von der Stadt am Ufer der Weichsel ge Werk ist durch einen Graben in der Mitte getheilt, der legen. Das Terrain , auf welchem Warschau liegt , ist durch eine Caponiere vertheidigt wird, die dem vorliegen= ziemlich eben ; die am meisten beherrschenden Theile in der den Theile desselben als Reduit dient. Die Pontonbrücke, Umgebung sind das Belvedere und die Höhe , auf welcher welche Warschau mit Praga verbindet, soll im Falle eines die Citadelle erbaut ist , leztere beiläufig 80 bis 90 Fuß Krieges hierher verlegt werden. über der Wasseroberfläche, mit einem steilen Abhang gegen Bei Brezk-Litowsk am Bug , 10 bis 12 schwedische das Flußufer hin. Die Citadelle besteht aus fünf Fronten, Meilen östlich von Warschau wird eine neue Festung an ausschließlich der nach dem Flusse zu liegenden Kehle, gelegt. Auch bei Kiew erbaut man ausgedehnte Werke welche durch eine sägeförmig gebrochene Mauer geschlossen und ferner ist bereits der Anfang mit der Befestigung von ist, die durch eine in der Mitte befindliche, bis zum Strande Dubno-Zwaniec an der galizischen Gränze gemacht; weiter hinab gehende Caponiere , sowie von Kasematten in den liegt die Absicht vor einige Punkte in Bessarabien zu be= Flanken der trenelirten Linien bestrichen wird. Durch festigen. Wie weit alle letteren Arbeiten gediehen sind, teraffenweise angelegte umschlossene Pläße gelangt man konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. zur Üfercaponiere. Die übrige Befestigung ist ganz ein= fach: bastionirte Fronten mit einem Hauptwall von Erde Großbritannien. und einer davor befindlichen freistehenden krenelirten Mauer (5) Die Königin hat genehmigt, daß die beiden Miliz mit dazwischen liegendem Rundgang, sowie in den Flanken zehn Kasematten zur Bestreichung des Grabens. Anstatt regimenter der Grafschaft von Southhampton , die bisher der Halbmonde liegen in den bedeckten Wegen , mitten North und South - Hants- Militia genannt wurden, nach vor den Courtinen halbkreisförmige Kasemattengebäude für ihrer nun erfolgten Vereinigung diese Namen verlieren

Rußland und Polen.

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und dagegen die Infanterie den Titel : ,,das Hampshire Milizregiment" und die Artillerie den : ,,die Hampſhire Milizartillerie" annehmen sollen. Gleichzeitig hat auch die bisher North- und South-Hants -Yeomanry- Cavalry genannte Yeomanry diese Bezeichnung mit der : „ die Hamp shire-Yeomanry-Cavalry" vertauschen müssen.

Zur Sprachberichtigung.

Belgien.

Soll man zerstreute - geöffnete - ausgedehnte oder aufgelöste Kampfordnung sagen ? Motto:

3erfreuet euch ihr Lämmer auf der Weide, ihr seid jeßt eine Hirtenlose Schaar." (Jungfrau von Orleans.)

(5) Der Kriegsminister hat Veranlassung genommen, den Regiments commandeuren unterm 15. Novbr. 1853 den bestehenden Befehl in Erinnerung zu bringen, nach welchem die Kosten für literarische und politische Zeitungen und Zeit schriften nicht aus dem für die Bibliotheken bestimmten Fonds bestritten werden dürfen und gleichzeitig bemerkt, daß militärische Journale nach wie vor auf Rechnung des genannten Fonds beschafft werden können, wenn das Mini fterium dazu in den einzelnen Fällen seine Genehmigung

Die taktischen Schriftsteller haben sich immer noch nicht darüber verständigen können , wie man diejenige Kampf ordnung bezeichnen soll , welche in Form und Wesen das Gegentheil der geschlossenen Ordnung und Kampfweise ist, ein Ausdruck, der in allen deutschen Heeren längst Man findet daher in tak das Bürgerrecht erlangt hat. tischen Schriften und Abhandlungen sowohl , als in den Reglements die oben bezeichneten Ausbrücke angewendet, wogegen zwar in Bezug auf das Verständniß der Sache ein erhebliches Bedenken nicht vorhanden ist , schließlich ertheilt hat. aber doch gewünscht werden muß, daß eine Ausdrucks Schweden. weise angenommen werde, welche nicht gegen die Sprach Stockholm , 25. Decbr. 1853. Im Hinblick auf die richtigkeit verstößt. im Budget begehrten hohen Summen für das Kriegs Vor Allem ist hier zu bemerken , daß die Wörter wesen, namentlich für neue Truppenarmirung und die An und " oft als gleichbedeutend en, möchte es nicht uninteressant angesehen werden , was nicht gerechtfertigt erscheint. Die lage größerer Fortification sein, den Bestand der schwedischen Armee auf dem Kampfordnung bezeichnet nur die Form der Aufstellung Kriegsfuße zu constatiren : Infanterie, welche in 46 und Bewegung zum Gefecht; die Fechtart bezeichnet hier Linien-, 27 Reserve- und 12 Depotbataillone getheilt ist, gegen das Wesen des Gefechtes selbst. Beide Wörter 85,000; Cavallerie, die aus 40 Linien- und 10 Reserve find überhaupt so bezeichnend , daß ihre unrichtige An schwadronen besteht, 5564; Artillerie, nämlich 20 Linien wendung nur aus einer Art von Gedankenlosigkeit ent und 4 Reservebatterien , 4416, oder im Ganzen 94,980 springen kann. Man scheint z . B. ganz übersehen zu Mann. Hierzu kommen noch Gothlands Nationalbeweh haben , daß bei der Infanterie und Artillerie alle Feuer rung, ungefähr 8000, und die übrige Bewehrung 13,000 arten ganz notorisch zu den Fecht- oder Kampfarten ge= Mann, so daß der Bestand der ganzen Landmacht mit hören. Das Rottenfeuer und das beliebige Feuern (feu Einschluß der Trainsoldaten , Troßknechte u. s. w. unge= á volonté der Franzosen) kommen aber sowohl bei ge= fähr 116,000 Mann beträgt. schlossenen , als bei aufgelösten (Plänkler-) Linien in An wendung ; folglich kann Kampfordnung und Fechtart nicht Toscana, gleichbedeutend sein . Auch die Cavalerie kann ganz abgesehen von der Gebrauchsweise ihrer Hieb-, Stoß= "und Florenz, 28. Decbr. 1853. Der „ Monit. Losc. " theilt Schußwaffen - sich verschiedener Fechtarten bedienen, in ein Großherzogliches Decret mit, durch welches ein neuer dem sie entweder den directen Angriffen gegen des Feindes Ritter-Orden unter der Benennung Orden für mili Front den Vorzug gibt und dabei nur auf den Schuß der tärisches Verdienst" für Offiziere begründet wird, die eigenen Flanken bedacht ist, oder den Frontalangriffen fich durch irgend eine ausgezeichnete Handlung um den geflissentlich auszuweichen , dagegen des Feindes Flanken Staat verdient gemacht haben. Der Großherzog ist Groß und Rücken fortwährend zu bedrohen sucht. Das erstere meister des Ordens, der Ritter 1., 2. und 3. Klasse zählen Verfahren ist hauptsächlich der stärkeren , das legtere der wird und auch an auswärtige Offiziere verliehen werden schwächeren Partei zu empfehlen. Die dabei zu wählenden kann ; auf die Decoration 3. Klaffe haben auch Unteroffi ungen (Colonne, Linie, Schwarm) erscheinen Kampfordn ziere und Soldaten Anspruch ; die Decoration erster Klasse nur als Mittel zum Zweck. (N. Pr. 3tg.) verleiht das Recht auf erblichen Adel . Dänemark. Von der Insel Alfen, 24. Decbr. 1853. Von Zeit zu Zeit spricht man hier von größeren fortifica forischen Arbeiten , durch welche die von Natur so feste Lage unserer Insel, so wie ihre Verbindung mit dem Festlande noch mehr gesichert werden sollten. (Fl. 3tg)

Unter geschlossener Kampfordnung" versteht man in ganz Deutschland diejenige Aufstellungs- und Bewegungs form , bei welcher die Glieder und Rotten aller Unterab theilungen geschlossen sind. Von diesem charakteristischen Merkmal ist auch die Bezeichnung abgeleitet worden, was wir ganz in der Ordnung finden. Wird also obiger Aus druck beibehalten , dann muß man für diejenige taktische Form , bei welcher Glieder und Rotten nicht geschlossen find, einen analogen Ausdruck wählen.

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Dem Schließen der Glieder und Rotten steht das Deffnen derselben gegenüber ; man könnte also den Aus druck geöffnete Kampfordnung" wählen. Dem widerstrebt aber der allgemeine Begriff von Ordnung", weil die Ordnung zugleich ein bindendes Verhältniß der einzelnen Bestandtheile eines gegliederten Ganzen andeutet, welches in der geschlossenen Kampfordnung sehr augenscheinlich dargestellt ist. Aus gleichem Grunde kann auch von einer "zerstreuten Ordnung nicht gesprochen worden. Eher noch ließe sich der Ausdruck ausgedehnte" Ordnung rechtfer= tigen, weil der Begriff von Ordnung" an und für sich dehnbar ist.

denn „ Worte find Begriffe und fehlerhafte Benennungen bleiben ―――――――― Fehler." (Pz. Taktik , 3. Ausgabe, Band I. S. 206. )

Ju der ersten Ausgabe der „ Taktik der Infanterie und Cavalerie von Pz. ( 1838) findet man durchgehends den Ausdruck aufgelöste Kampfordnung" angewendet, der be= ―――― weil, wie die Geg kanntlich Anfechtung erlitten hat, weil , wie Geg= ner sagten die Ordnung niemals aufgelöst werden dürfe." In der zweiten Ausgabe ( 1847) hat der Verf. Band I. S. 203 in einer langen Anmerkung erörtert, aus welchen Gründen die anderen üblichen Bezeichnungen dieser Kampfordnung noch viel weniger angemessen wären, jedoch aus einer Art Concession gegen die durch eingewurzelte Gebräuche tyrannisirte öffentliche Meinung die Bezeichnung „nicht geschlossene Ordnung " angewendet , was aber der genannte Verfasser in der 1852 erschienen dritten Aus gabe Band 1. S. 205 zu bereuen scheint und den Aus druck aufgelöste Ordnung " als die allein richtige Sprach weise bezeichnet.

Nicht abzuleugnende Uebel und fromme Wünsche auf der einen , ein starres Festhalten an hergebrachten Formen auf der anderen Seite, das ist bis jezt die Quintessenz aller literarischen Darstellungen bezüglich der preußischen Landwehr. Hält man die organisatorischen Nachtheile der= selben nicht für so bedeutend, als daß man ihre Vortheile opfere und namentlich ein eingefleischtes nationelles Ge= fühl preisgebe , oder sind die Uebelstände der Landwehr in der That gegründet, oder endlich haben sich Erfahrung und Bedürfniß uoch nicht so festgestellt, um darauf hin eine durchgreifende, jedenfalls sehr schwierige Reform an= Diese Fragen sollen hier nicht erörtert , son ? zuordnen en ? zuordn dern nur die Standpunkte damit bezeichnet werden , auf welche sich die literarische Discussion gestellt hat; That= sache ist, daß die Landwehr seit Jahren der Gegenstand eines Meinungskampfes ist , bei welchem jede mit theore= tischen Beweisstücken ausgestattete und durch die schwer wiegende Gewalt praktischer Wahrheiten fich charakterisirende Darstellung mit Interesse aufgenommen werden wird . In beiden Beziehungen hat die vorliegende Brochüre einen Anspruch zur Berechtigung an der Theilnahme jenes literarischen Streites.

Geht man auf das Sachverhältniß noch tiefer ein, dann läßt sich nicht in Abrede stellen, daß der Begriff von geschlossener Ordnung unter allen Umständen maß gebend bleiben muß. Hat man also Gründe , dieſe Ord= nung freiwillig aufzugeben und in eine andere überzu gehen, die äußerlich zwar einer Anordnung gleicht , aber doch ihren inneren Zusammenhang hat , dann wird das sichtbare Band der geschlossenen Ordnung thatsächlich auf gelöst, das unsichtbare Band der Zusammengehörigkeit einer Truppe aber durch Signale und mündliche Befehle fortwährend beibehalten . Wenn also von Einigen ein gewendet worden ist : die Orduung dürfte niemals auf gelöst werden ," so haben sie eigentlich sagen wollen : „die Ordnung dürfe nicht verloren gehen," d. h. da nicht, wo ihre Beibehaltung erforderlich ist. Damit wird jeder Praktiker einverstanden sein. Die Zerstreuten" haben aber unsere deutsche Sprache noch viel willkürlicher behandelt, denn die Nedensarten : ich habe mich zerstreut" — und ich bin zerstreut" haben selbstverständlich eine ganz andere Bedeutung , als wenn von einer Truppe gesagt wird : „ste ist zerstreut worden ," oder auch sie hat sich zerstreut." Eine solche Zerstreuung hat in der Regel der Feind, oder Muthlosig feit, vielleicht auch Mangel an Disciplin bewirkt , wobei man unwillkürlich an die hirtenlosen Lämmer der Jung frau von Orleans erinnert wird , mit welchen die Lieb haber der zerstreuten" Ordnung ihre Mannschaft gewiß nicht haben vergleichen wollen, Der Deutlichkeit und Bestimmtheit wegen muß daher gewünscht werden , daß die Militärschriftsteller nur von geschlossener und aufgelöster Kampfordnung sprechen,

Literatur. Die preußische Armee ohne Landwehr. Von Hr. (— Was muß gescheh'n , mag's bald gefäeh'n −) gr. 8. Glogau, 1853. H. Reisner'sche Buchhand= lung. (54 S.)

Der Verf. raisonirt etwa folgendermaßen . Die glück lichen Erfolge der bewaffneten Macht in den Jahren 1813 u. f. , zu welchen die L. W. theilweise beitrug, habe eine gewisse Pietät für die Schöpfungen jener Zeit her vorgerufen und zur Erhaltung des schönen Volksgeistes wesentlich beigetragen. Diese Pietät habe sich auf jenen Theil der Armee verpflanzt, der jezt noch Landwehr heiße, aber doch etwas ganz Anderes sei, als die Truppen, welche durch die Verordnung vom 17. März 1813 zur Thätig= keit gerufen worden seien. Damals knüpfte sich an die Bezeichnung WLandwehr" der Begriff einer Bewaffnung des ganzen Volkes zur Vertheidigung des Vaterlandes. Der Zweck sei erreicht worden und die Idee liege daher nahe , die Landwehr in dieser Benennung beizubehalten. Die Begeisterung habe im Jahre 1813 diejenigen Mängel der Landwehr erseßt, die nur zum Theil durch die nach und nach sich entwickelnde heutige Organisation derselben bätten beseitigt werden können. Der Verf. verbreitet sich sofort über die bekannte jezige organisatorische Einrichtung der Landwehr, wodurch er theoretisch zeigen will , daß : 1 ) den Gemeinen die fortwährende und ausreichende Uebung fehle , um das in den Linienregimentern Gelernte wach zu erhalten und zwar nicht allein die Uebung in den mechanischen Fertigkeiten , sondern namentlich auch im -moralischen Elemente. Die Soldatentugenden, — strenge

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Disciplin , blinder Gehorsam , Liebe zum Regiment und zur Fahne, das freundliche Band, das Soldat und Führer mit einander verknüpft - welche der alte Soldat bis zu Ende seines Lebens behält , verflüchtigten nach der ohne

größeren stehenden Heeres während des Friedens und 3) durch die Nothwendigkeit, daß die Zdee der Landwehr eine volksthümliche fet. 3m Wesentlichen beziehen sich seine Vorschläge auf eine größere Anzahl Chargen bei den Stäben und Compagnieen und auf die Einverleibung der Landwehr in die Regimenter in der Weise , daß die allgemeine Dienstpflicht beibehalten werde und jeder waffen. fähige Mann von 2032 3abren der Linie , alsdann bis zum 39. Jahre der Landwehr angehören soll. Die Dienstzeit in der Linie theilt der Verf. in eine dreijährige Präsenzzeit bei der Fahne und in ein neunjähriges Verbleiben in der Reserve. Er will durch diesen Vorschlag zugleich vermeiden , daß Jemand , der in kleinen Raten einige Monate als Offizier fungirt hat , eine höhere Charge erreiche, als ein Offizier, der 20 Jahre seines Lebens dem Militär ftande ausschließlich gewidmet hat. Die, nach vollendetem Dienstjahre in einer Offiziersprüfung bestandenen Einjährigen sollen den Charakter als Secondelieutenant , das Patent aber erst bei einer Mobil machung erhalten und dabei nur auf eine Berechnung der wirklich als Offizier geleisteten Dienstzeit Anspruch haben. Bei einer Mobilmachung werden die Reserven einberufen und durch sie zunächst die Bataillone auf den Kriegsfuß gebracht Außer dem soll per Infanteriebrigade ein Ersaßbataillon und der Rest in Besaßungsbataillone für die auf dem Kriegstheater liegenden Festungen formirt werden. Was seither Landwehr zweiten Aufgebots , wird nach des Verf. Vorschlag das , was seither Landwehr war . Hierauf ermittelt der Verf. die Kriegsstärke der so organisirten Armee und weist mit Zahlen nach , daß die Mannschaft an Zahl nicht vermindert werde , die Offiziere dagegen in möglicher Kriegs tüchtigkeit vorhanden find. Jedes Regiment erhält nämlich im Frieden exclusive der Stabsoffiziere und Adjutanten 13 Hauptleute, 15 Premierlieutenante, 24 Secondelieutenante = 52 Offiziere, welche für die Kriegsstärke leicht um 24 vermehrt werden könnten , wenn man folche Offiziere, die im Falle eines Krieges freudig ihren Dienst dem Könige weihen , ferner jene aus den einjährigen Freiwilligen hervorgegangenen und endlich die sich zum Offizier eignenden Fähndriche, wohl auch diejenigen Feldwebel und Vicefeldwebel hine zurechne , welche zum Offiziersdienst verwendbar sind. Es blieben fonach nach Abzug der Abcommandirten 2c. 53 Offiziere per Regi ment , 45 per Compagnie. Ein Mangel an Unteroffizieren ist nach des Verf. Ansicht nicht denkbar, da aus der Friedensstärke und unter den 3125 einberufenen Reservisten per Regiment , jedenfalls eine genügende Anzahl taug= licher Subjecte vorhanden seien , die, worauf ein Werth zu legen, dem Offiziere genau bekannt find . Schließlich wird der Kostenpunkt erörtert und der Verf. komint dabei auf einen Mehrbedarf von circa 1 Million Thaler , die er im Vergleiche mit den großen durch fie herbeizuführenden Vortheilen und im Hinblick auf die Ausgaben , Einnahmen und Schulden anderer Großmächte als bedeutungslos betrachtet. Bis hierher haben wir nur referirt ; eine kritische Beleuchtung und der Brochüre kann , aus dem militärischen Gefichtspunkt der ist wohl die Hauptsache nur zu einem günſtigen Urtheile führen , denn es läßt sich nicht leugnen , daß der Verf. auf die be stehenden Verhältnisse möglichst Rücksicht genommen_und_zunächst nach dem geftrebt hat, was erreichbar erscheint. Der Vorwurf, ,,daß es unpatriotisch fei , die Nachtheile der Armeeorganisation aufzudecken" hat der Verf. nicht zu fürchten , weil das von ihm Gesagte im wohlverstandenen Interesse des Staates feinen Grund hat und überhaupt kein Geheimniß mehr ist und weil ein höherer Grad von Patriotismus zum Aussprechen der Wahrheit als zum Ignoriren erkannter Mängel erforderlich ist. Die Brochüre empfiehlt sich durch ihre parteilofe Sprache, durch gründliche Beweisführung und durch ein gutes soldatisches mit A. geistiger Schärfe ausgeführtes Urtheil.

dieß kurzen Dienstzeit sehr bald unter dem Einflusse der bürgerlichen Verhältnisse der Landwehrmänner, was theo retisch aus psychologischen Gründen eben so leicht als aus der Erfahrung abgeleitet werden könne ; 2) dem Unteroffiziere die Praris fehle. Die jüngeren , der Landwehr überwiesenen Unteroffiziere der Linie , seien in der Regel unbrauchbar. Im Allgemeinen bestünden jedoch die Unteroffiziere der Landwehr aus Leuteu, die mit Qualificationszeugnissen dazu aus der Linie aus geschieden werden und denen die nöthigen Dienstkenntnisse und Befehlsgewohnheit ganz abgehe. Es liege daher in der Organisation der Landwehr, daß ihr brauchbare Unter offiziere fast ganz fehlen ; und daß 3) an die Tüchtigkeit der Offiziere nur sehr ge= ringe Ansprüche gemacht werden könnten. Das liege in der Eigenthümlichkeit der Elemente , aus denen die Land wchroffiziere hervorgehen. Gegen des Verfassers Ansicht, daß der Landwehroffizier in den langen Pausen zwischen den Uebungen das spärlich Erlernte wieder vergesse und daß er in der zehnjährigen Landwehrpflicht, innerhalb welchen Zeitraums er zusammen ein halbes Jahr zu Dienst gewesen, nicht so viel erlernen könne, als wenn er dieses halbe Jahr ununterbrochen im Dienste verbracht hätte, läßt sich mit Fug und Necht nichts einwenden . Einzelne Ausnahmen finden allerdings statt, denn es gibt Menschen - so sagt der Verf. welche die Natur zu Soldaten geschaffen hat und die in kurzer Dienstzeit mehr zu leisten im Stande find , als andere nach einer langen Reihe von Jahren .... im Allgemeinen kann aber in Preußen an genommen werden, daß junge Leute, auf welche diese An gaben passen , sich überhaupt dem Militärstande widmen und solche Ausnahmen demnach in der Linie häufiger, in der Landwehr dagegen sehr selten sein werden. Nur nach ihrer physischen Kraft sei also die Landwehr fähig , den Kern der Armee zu bilden , in jeder anderen Beziehung bedürfe sie gerade der tüchtigsten und energischsten Vor gesezten, die ihr aber bei der bestehenden Organiſation mangeln. Wo der Soldat die Unkenntniß seiner Vorge= segten merke, wo er deren Unsicherheit und Schwäche fühle, da würden , zumal bei eintretendem Unglücksfalle , die militärischen Bande bald gelockert sein. Das fühle man denn auch, denn man trage Sorge, daß die Landwehr theilweise mit Offizieren der Linie versehen werde, wodurch zwar die angeregten Mängel gemindert, aber nicht voll ständig beseitigt werden könnten . Nach diesen allgemeinen Betrachtungen , denen man vom rein militärischen Standpunkt aus, die Zustimmung nicht versagen kann, rückt der Verf. dem Kern seiner Aufgabe - dem Vorschlag zur Abhülfe , näher und glaubt die Durchführung seiner Ansichten erleichtern zu können , wenn er der gewünschten Reform in den hauptsächlichsten Motiven für die Beibehaltung der Landwehr eine fichere Grundlage gibt. Der Verf. bezeichnet nämlich das Wesen dieser Motiven : 1 ) durch die Möglichkeit, vermöge der organisa torischen Wehreinrichtung Preußens im Falle eines Kriegs rasch eine zahlreiche Armee aufzustellen, 2) durch die Entbehrlichkeit eines

Hierbei eine literarische Anzeige Hempel in Berlin.

von Gustav

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt. -

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Deutschland. Man schreibt der " A. 3tg." aus Frankfurt, 27. Decbr. 1853 : „Das Schicksal des Festungsbaues von Ulm und Rastatt hängt jest zunächst von dem Resultat der Sendung der beiden Commissäre Maly und Fischer ab, welche von Desterreich und Preußen an Ort und Stelle geschickt waren, um ihr Gutachten darüber ab zugeben, ob und inwiefern eine Fortsetzung des Festungs baues noch nothwendig set, oder ob derselbe als bereits zum gehörigen Abschluß gediehen betrachtet werden könne. Die beiden Commissäre haben ihre Berichte nicht hierher, sondern an ihre Regierungen erstattet, so daß ich Ihnen über deren Inhalt nur so viel anzugeben vermag, daß sich die principielle Spaltung zwar auch in dem technischen Gutachten geltend gemacht hat, daß indessen die Ansicht des preußischen Commissärs theilweise zu Gunsten der Fortseßung ausgefallen sein soll. Von süddeutscher Seite werden namentlich noch als erforderlich betrachtet : die Anlegung des verschanzten Lagers bei Rastatt, eines Vor werks bei Ulm auf der bayerischen und die Vollendung der Werke auf der anderen Donauseite. Der Kostenan schlag hierfür beträgt 31 Millionen Gulden. Diese Summe bildet gewiß nur einen schwachen Nachtrag zu dem bereits verwendeten Capital von 17 Millionen, und wenn es richtig ist, daß ohne jene weitern Ausführungen der jezige Festungsbau als ein seinem Zweck nur unvollständig ge nügender Torso dastehen würde, so darf man wohl die Hoffnung hegen, daß der Geldpunkt keinen Ausschlag bei der Entscheidung dieser Lebensfrage für das Vertheidigungs system Südwestdeutschlands geben werde."

Die Befestigungen bei Modlin oder Nowo Georgiewsk im Königreich Polen. Aus dem Jahresbericht des Vortragenden für die Befestigungskunst" in den Abhandlungen der Königl. Schwedischen Akademie der Kriegswissenschaften vom 3. 1853" entnommen und deutsch bearbeitet von B. (Mit einer Kupfertafel.) Die Wichtigkeit des in strategischer Hinsicht ausge zeichneten Punktes von Modlin hatte man schon in den

frühesten Zeiten erkannt ; aus diesem Grunde war derselbe auch schon zeitig befestigt, obwohl von diesen älteren Be= festigungswerken jest keine Spur mehr gefunden wird. Modlin liegt am Zusammenfluß der Narew und der Weichsel auf den höheren Uferseiten dieser Flüsse. Während der Kriege der Schweden in Polen hatten jene Modlin besett, doch findet sich von dieser Zeit her keine andere Erinne rung mehr als die , daß die Landzunge , welche von dem linken Ufer der Narew und vom rechten der Weichsel ge= bildet wird , noch jest Schwedeninsel heißt. Die Fran zosen machten den Anfang, aus Modlin einen vollkommen festen Punkt zu machen , aber sie brachten denselben nicht zu bedeutender Stärke. Die Polen suchten während der Revolution (von 1830-31 ) so gut als sie konnten die ältete Befestigung durch Feldwerke zu verstärken ; der Plaz verblieb auch bis zulest in ihren Händen , als nach dem Unglück bei Warschau der Ueberrest der Armee nach Modlin marschirte und von da aus nachher auf preußisches Gebiet. Eben der Besiz von Modlin und von Warschau nebst Praga, welche zu jener Zeit mit Feldwerken wohl ver sehen waren, -war es, was es den Russen unmöglich machte , ohne die Mithülfe der Preußen über die Weichsel zu kommen. Die Festungswerke von Modlin liegen auf einem Pla teau von ungefähr 100 Fuß Höhe über der Weichsel ; dieses Plateau fenkt sich im Osten der Festung allmälig gegen die Narew ab. Jm Uebrigen besteht die Umgebung aus einer reinen Ebene. Wie schon oben erwähnt , fand sich bereits von älteren Zeiten her eine Befestigung bei Modlin vor , von welcher nur das sogenannte polnische Werk mit der Haupteinfahrt zur Festung übrig geblieben war, sowie auf der äußeren Frontlinie einige von den Franzosen auf geführte Werke auf der westlichen Flügelfronte , die in bessen bedeutende Veränderungen erlitten; alles Uebrige ist seit 1834 neu erbaut worden. Der Kern der Festung besteht aus einer bombenfesten, zur Vertheidigung eingerichteten Caserne von länglicher, unregelmäßiger Figur (siehe die Kupfertafel) ; fie folgt dem Ufer der Narew in einer Länge von 3070 Fuß, bricht sich dann in eine rechtwinkliche Seite von 870 Fuß Länge und geht hierauf, nach einer Abrundung in der Ecke, in einer beinahe geraden Linie von 2950 Fuß Länge wieder zur Weichsel zurück , so daß das Gebäude das Aussehen eines

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Dreiecks hat, obwohl es eigentlich ein unregelmäßiges Sechseck ist. Denkt man sich dasselbe in eine einzige Linie ausgebreitet, so nimmt es eine Strecke von 6890 Fuß Länge ein. Dieses ungeheuere Gebäude ist in zwei Stock werken aufgeführt , von welchen das obere bombenfeste Gewölbe , das untere jedoch nur eine Balkendecke hat ; einige Theile des Umfangs find (in Folge der Bodenge staltung) dreistöckig außer den unterirdischen Wirthschafts räumen. Die Zahl der Räume und Casematten beläuft

Cafemattencorps flankirt wird. Die Pariser Fronten, welche nun eine einzige Front auf einer Polygonseite von über 1000 Ellen bilden, bestanden früher aus einem Kron werk. Der Hauptwall von Erde hat vor sich eine frei= stehende Mauer mit Casematten zur Bestreichung des davor liegenden Halbmondegrabens. Das Planum des Inneren des Halbmondes ist gegen die Kehle zu geneigt, jedoch so stark, daß man nur mit Schwierigkeit hinaufkommen kann. Der Hauptgraben ist einmal durch eine auf dem äußersten linken Flügel befindliche Caponiere und dann rechter Hand von einer verlängerten Flanke des Reduits des vor der Front liegenden bastionsförmigen Waffenplages bestrichen. Der linke Flügel ist noch durch einen größeren halbkreisförmigen Thurm von zwei Stockwerken mit unterirdischen Räumen zur Bestreichung des Grabens verstärkt. Zunächst an die Pariser Fronten schließt sich die Fronte Fürst von War schau" an , deren Grundlinie eine Länge von ungefähr 1350 Ellen hat. Diese Fronte ist von ganz eigenthüm licher Construction. Der Hauptwall ist zunächst auf beiden Seiten in Tenaillen gebrochen , mit Casematten in den einspringenden Winkeln zur Bestreichung des Hauptgrabens ; gegen die Mitte hat derselbe ferner drei besondere Unter brechungen und stüßt sich daselbst auf einen Cavalier von bedeutendem Commandement. Vor diesem Cavalier be= findet sich zunächst ein umschloffener Plaz mit Wachehäu sern zu beiden Seiten und wieder vor diesem eine Capo niere mit umschlossenem Plaß und davorliegendem Graben, welch' letterer von Casematten des Hauptwalles zu beiden Seiten des Cavalier's bestrichen wird. Vor dieser Front liegt ein vorgeschobenes Werk von bedeutender Stärke, mit einem gemauerten Reduit in der Kehle und einem Blockhaus im ausspringenden Waffenplay, mit Caponieren zu beiden Seiten zur Bestreichung des Grabens und be= deckten Wegs ; das erwähnte Reduit schließt sich in ein vorspringendes Casemattengebäude zur Bestreichung der Kehle des Werks . Dasselbe steht mit dem bedeckten Weg durch zwei Erdbrustwehren in Verbindung. * ) Die „Boro dino-Fronten" bilden zusammen ein in den Hauptwall verlegtes Kronwerk ; die Halbmonde desselben gleichen in der Construction denen der Brückenschanze bei Warschau, mit dem Unterschied , daß hier der Graben , welcher den Halbmond abscheidet , von gemauerten Reduits in den an den Seiten liegenden Waffenplägen vertheidigt wird . Die Fronte ,„ St. Georg“ gleicht vollkommen der Fronte „ Fürst von Warschau"; diese beiden vorgeschobenen Werke werden von den Halbmonden der Borodino - Fronten bestrichen. Die ,,Pultawa-Fronten" sind wiederum ein Krouwerk, das ganz wie die „ Borodino -Fronten" construirt ist. Die An schlußfronte " Ostrolenka " gegen die Narew hin , ist die einfachste von allen . Dieselbe besteht aus einem in Tenaillen form gebrochenen Hauptwall mit Casematten in dem ein= gehenden Winkel und einer langen Face , welche sich auf ein Cafemattengebäude stüßt, durch welches der Weg nach Pultusk führt , der von vier Geschüßen bestrichen wird.

sich auf 580 ; gewöhnlich haben dieselben eine Tiefe von 60 und eine Breite von 20 Fuß , und ein jedes enthält einen Ranm von 14,220 Cubiffuß. Die Gewölbe sind halbkreisförmig. Jede Casematte ist nach Außen mit zwei Schießscharten und nach Innen mit zwei Fenstern_ver= sehen; ein besonders für die Vertheidigung abgeschiedener Theil findet sich nicht vor , sondern die ganze Casematte ist zur Bewohnung eingerichtet. Die Caserne kann nach einer aufgestellten Berechnung an 30,000 Mann aufnehmen. Auf der großen Vorderseite gegen die Weichsel sind mehrere Casematten nach der Ecke zu für den Kaiſer und sein Ge folge zum Aufenthalt hergerichtet , wenn derselbe Nowo Georgiewsk besucht, was nicht selten geschieht. Die Ein richtung jener Casematten ist von einem deutschen Archi tekten in gothischem Styl mit eben so viel Pracht als Geschmack ausgeführt. Die Caserne ist von drei Capo nieren flankirt , von welchen diejenige auf der Weichsel und Narewseite bis zum Fuße des Plateauabhangs herab geht , so daß dessen vordere Seite vier Stockwerke Case matten hat. Dieser Abhang zieht sich in gleicher Neigung von beiläufig 38 bis 40 ° längs des ganzen Strandes hin und macht einen Angriff von den Flußseiten beinahe un möglich. Auf der Landseite zieht um die Caſerne auf die Ent= feruung von beiläufig zwei bis dreihundert Ellen eine erste (innere) Befestigungslinie , welche aus fünf Fronten und einer halben besteht , der Form nach denjenigen der Alerandercitadelle in Warschau gleich, *) mit gemauerten Casemattencorps anstatt der Halbmonde ; eine Ausnahme hiervon macht eine einzige und zwar die mittelste Fronte, in der sich ein Halbmond mit gemauertem halbrunden Reduit und gemauertem Blockhaus im ausspringenden Winkel des bedeckten Wegs befindet. Der erwähnte Halb mond wurde eigentlich zu dem Behuf angelegt , um die lange Esplanade bis zu den linken Flügelfronten der äußeren Befestigungslinien zu bestreichen. Zu demſelben Zwecke wurde erst neuerdings vor der linken Anschluß fronte ein Thurm erbaut, welcher nach dem Chef der pol nischen Ingenieurabtheilung den Namen „ General Dehn's Thurm" führt. Dieser Thurm hat zwei Stockwerke Case matten und einen unterirdischen Raum mit Gewehrschieß scharten zur Grabenbestreichung. Auf die Entfernung von 15 bis 1600 Ellen von der inneren Befestigungslinie auf der äußersten linken Seite beim Plateau -Abhang beginnt eine zweite (äußere) Be= festigungslinie mit den sogenannten Pariser Fronten, die mit der inneren Befestigungslinie vermittelst einer freistehenden krenelirten Mauer verbunden ist , die von

*) Vgl. den Artikel

Rußland u. Polen" in Nr. 8 d. Bl.

*) Wie es heißt , soll der Kaiser , welcher in jüngeren Jahren mit Eifer Befestigungskunst studirte, selbst an mehreren Con Atructionen der Fronten von Nowo - Georgiewsk Antheil haben.

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Neben diesem Gebäude befindet sich eine Poterne in der langen Face mit einer Brücke über den Graben zu einem Cafemattengebäude, welches zur Bestreichung des Grabens und bedeckten Wegs dient. Von dem erstgenannten Case mattengebäude, welches den Weg von Pultusk vertheidigt, geht die Einfahrt zur Festung längs einer revetirten Ver= bindungslinie zwischen den äußeren und inneren Front linien, welche ihrerseits wieder von einem Casematten= gebäude bestrichen ist. Zur Verstärkung der Ostrolenka= Fronte liegt vor derselben ein detaschirtes Werk, die „Ostrolenka - Schanze" , bestehend aus einem höheren Theil mit einem gemauerten Reduit in der Kehle und einer Gaponiere zur Vertheidigung des Grabens , der fich allmälig gegen die linke Flanke hin zur natürlichen Erdoberfläche erhebt , so daß er besser von dem einen Halbmonde der Pultawa-Fronten bestrichen werden kann, und einem niederen Theil zur Bestreichung der Vertiefung, welche hier längs des Pultusk'schen Weges läuft ; auch lestere hat eine Caponiere zur Flankirung. Sowohl die inneren , wie die äußeren Frontlinien haben revetirte Contre- Escarpen. Die ganze Ausdehnung des äußeren Umkreises vom Ufer der Narew bis zum Ufer der Weichsel beträgt nahezu eine halbe schwedische Meile.

Nowo- Georgiewsk führen. Die Kosten der Festungswerke sollen sich auf 100 Millionen polnische Gulden belaufen haben, eine Summe, welche indeffen etwas zu gering an gegeben zn sein scheint.

Literatur. Preussisches Feld - Taschenbuch für Offiziere aller Waffen zum Kriegs- und Friedensgebrauch von F. Buschbeck , Hauptmann a. D. Mit 107 Ab Berlin , 1853. bildungen. Zwei Theile. gr. 12. ( XIV u. 864 S.) Verlag von Gustav Hempel. 2 Thlr. 20 Ngr.

Ein Blick auf die Militärliteratur Deuschlands er= zeugt die Meinung, daß nachgerade sämmtliche Stoffe der positiven Militärwissenschaften bis zum Uebermaß verarbei= tet seien und fast nach jeder Richtung hin dem Bedürfniſſe in den vielfachsten Formen Genüge geschehen wäre. Als uns der Titel des vorstehend genannten Werkes zu Gesicht kam durchzuckte uns der Gedanke : alte Bekannt Zur Verbindung mit dem anderen Ufer und zur Ver schaften wieder zu finden, die sich im veränderten Kleide für neue Schöpfungen auszugeben gesonnen seien . theidigung einer Pontonbrücke , welche hier im Falle eines In gewisser Beziehung täuschten wir uns nicht, aber Kriegs über die Weichsel geschlagen werden soll, hat man schon in der Vorrede fanden wir Veranlassung, die vorge auf dem linken Ufer derselben ein Kronwerk erbaut, welches die Warschauer Fronten" genannt wird. Dasselbe besteht faßte Meinung, daß wir es hier mit einer Probe der Geschicklichkeit eines Autoren im Umwandeln gegebener aus einem nicht revetirten Erdwall mit Wassergraben und Themata's zu thun hätten , abzulegen und nach einem auf einem größeren gemauerten Reduit von zwei Stockwerken ; jedes zu 32 Casematten; an der Kehle ist das Werk mit merksamen Durchlesen des Werks gewannen wir die Neber einer Caponiere geschlossen, welche zur Bestreichung des zeugung, daß der Herausgeber das gute Alte unverfälscht, Rückens desselben und des Flußufers dient. Zur Verthei aber in reicher Fülle zu einem prächtigen nüßlichen Ganzen digung des Grabens befinden sich auf den Flanken zwei zusammengefügt hat. Der Herausgeber verzichtet bei einem gemauerte Blockhäuser. Um das Werk gegen das Wasser großen Theile der Artikel auf Originalität Anspruch zu machen, es war nur seine Absicht, das vorhandene Material bei Ueberschwemmungen sicher zu stellen, die beinahe fähr lich vorkommen , ist ein Damm längs der ganzen Rück zum Gebrauche für die Offiziere aller Waffen zuſammen= seite desselben angelegt. Man beabsichtigt noch zu beiden zustellen und ,,in möglichst kürzester und verständlicher Art Seiten dieses Werkes zwei Eidlünetten anzulegen , welche gewissermaßen eine Encyklopädie des militärischen Wissens, zur Bestreichung der vor demselben liegenden Ebene dienen so weit es den preußischen Offizier im Dienste betrifft, zu geben." ,,Nicht darin" heißt es in der Vorrede, soll der sollen. Werth des Taschenbuches liegen, daß es vielerlei Neues Auf der sogenannten Schweden-Insel befindet sich ein enthält: das Buch selbst soll etwas Neues sein , inſofern Erdwerk, „ Neuhof" genannt, mit versenktem innerem Plan als bis jest noch nie in einem verhältnißmäßig geringen zum Schuß von Truppen , wenn solche daselbst aufgestellt Volumen so viel auf handliche Weise zusammengestellt Außerdem findet sich daselbst ein größerer ge= werden. worden ist." mauerter Thurm , umgeben von einem Glacis und „Fort Wir wollen untersuchen in wie weit der genannte Zweck Michael" genannt, zur Bestreichung der Ostrolenka - Fronte. erreicht ist und laden den verehrlichen Leser ein, zunächst Zwischen diesen beiden Befestigungswerken geht der Weg den Inhalt des Buches zu vernehmen, um aus der Reich über die Narew nach Warschau. Endlich gehört gleichhaltigkeit desselben auf seinen praktischen Werth zu folgern. falls zur Vertheidigung das Haus der polnischen Bank, Das ganze Werk behandelt in 2 Theilen und 17 Ca= welches auf der äußersten Spise der Schweden - Insel liegt. piteln : a. im 1. Theil : die Waffen, Technische Notizen in Dieses Gebäude ist bombenfest gewölbt und vollkommen Bezug auf die Waffen, Formation des Heeres, Reglemen= wie ein Vertheidigungsthurm eingerichtet, obwohl es außer tarische Formen, den Dienst im Felde, Praktische Arbeiten lich das Ansehen eines gewöhnlichen Gebäudes hat ; das im Felde, Generalstabsgeschäfte , Notizen über Pflege der selbe kann 30 bis 40 Geschüße aufnehmen , wenn dieß Menschen und Pferde, Mathematische und physikalische nöthig sein sollte. Notizen, Münzen, Maaße und Gewichte. b. im 2. Theile : In der vorangegebenen Weise sind die Befestigungen den Dienst in der Garnison, Jnnerer Dienst, Ergänzungs beschaffen , welche bei und um das frühere Modlin ange wesen, die Landwehr und Reserve, Bureau - Dienst, Deko legt wurden und welche nun den gemeinsamen Namen nomisches, Juristisches.

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Eine detaillirte Angabe des ganzen Zuhalts würde zu weit führen, es genüge , hier beispielsweise zu zeigen, was Re das 7. Capitel (Generalstabsgesaäfte) enthält. cognoscirungen : Aufnehmen, Jnstrumente, Instrumente zum Abstecken und Messen gerader Linien , Instrumente zum Abstecken und Messen horizontaler Winkel, Unvoll kommene Winkelmesser , Vollkommene Winkelmesser, der Reflector, die Patentboussole, Instrumente zum Messen von Verticalwinkeln , der Schmalkalder'sche Höhenmesser, der Quadrant, die Elementaroperationen des Aufnehmens, das Messen gerader Linien , das directe Messen gerader Linien, das Aufnehmen von Figuren und krummen Linien durch directe Messung , das Messen ungangbarer Entfer nungen mit alleiniger Bennzung der Instrumente zum Ab stecken und Messen gerader Linien, Gebrauch des Reflec tors und der Patentboussole, Gebrauch der Vertikalwinkel messer , die topographische Aufnahme einer Gegend , Cro quiren , Orientiren , Recognoscirung des Terrains , Re cognoscirung des Feindes , Statistische Recognoscirung. Truppendislocirung : auf Märschen und in Canto nirungen. Schriftliche Arbeiten : Maßstäbe und Signa= turen für Karten und Pläne, Verzeichniß der werthvollsten Karten you Europa mit Angabe des Maßstabes und Preises , Dispositionen , Relationen , Tagesberichte. Ausgestattet ist das Werk ferner mit in den Tert ge druckten 100 Holzschnitten , 5 Chalkotypien und 2 litho graphirten Tafeln. Es enthält 864 S. fl . 8. in Petit schrift und kostet 2 Thlr. 20 Sgr. Was also die Frage anlangt , ob und wie das Buch seinem Zwecke entspricht, so darf füglich behauptet werden, daß in gleichem Umfange und in gleicher Zusammenstel lung , sowie in der praktischen Auswahl und Behandlung der Stoffe für das Bedürfniß der preuß. Offiziere aller Waffen bis jezt in einem Taschenbuche nicht besser gesorgt worden ist. Es kann der vorliegenden Arbeit nur als Verdienst angerechnet werden , daß sie sich im Allgemeineu keine Beschränkung auferlegte , durch welche sie den Cha rakter einer, in formaler Bedeutung genommen , wiſſen schaftlichen Abhandlung verloren hätte ; demungeachtet dürfte im Einzelnen Manches zu weit ausgesponnen sein, was durch kurze Andeutungen hätte ausgedrückt werden können , während da , wo keine Andeutungen genügen, eine instructive Ausführung ungern vermißt wird. halten wir z . B. den Abschnitt über Belagerungsarbeiten vor Festungen für zu ausführlich, da die Ingenieure jeden falls mit reichhaltigerem Material und reicheren Kenut nissen versehen sein werden, als daß ihnen jener Abschnitt genügen könnte , alle anderen Offiziere aber zu selten in den Fall einer selbstständigen Wirksamkeit kommen , als daß sie einer verhältnißmäßig immerhin weitläufigen Ab handlung bedürften . In dem Abschnitte über feldfortificatorische Arbeiten find zuweilen sehr verständliche Erklärungen gegeben , doch fehlen sie an anderen Stellen , wo sich der Herausgeber auf kurze Rotizen über Abmessungen und Benennungen beschränkt hat. Eben dasselbe gilt von dem Abschnitte über Pionnierdienst - Hütten- und Lagereinrichtung. Für

den Pionnieroffizier find genaue Beschreibungen allerdings nicht erforderlich , aber der Cavalerie- und Infanterie offizier wird ungern eine deutliche und erklärende Be schreibung der vorzunehmenden Arbeiten vermissen und jedenfalls ziemlich rathlos dastehen , wenn er nicht durch vorausgegangene praktische Uebungen die nöthige Findig= keit in diesem Gebiete erlangt oder gründlichere Werke zur Hand hat, die aber gerade im Felde durch dieses Taschen buch erseßt werden sollen . Dem ganzen Capitel : „Prak tische Arbeiten im Felde" hätten wir überhaupt eine gleich= mäßigere und ausführlichere Bearbeitung gewünscht ; der Naum hierzu konnte reichlich gewonnen werden durch be= deutende Verkürzung des 4. Capitels , welches die regle= mentarischen Formen (Taktik der Infanterie, Cavalerie und Artillerie) bespricht. Der Hauptsache nach erscheint dieses Capitel als ein Auszug des Exercirreglements , welches unstreitig jedem Offizier so hinreichend bekannt sein wird, daß einige Andeutungen als Anhaltspunkte für das Gedächtniß genügt haben würden, um sich auch dann leicht zurechtzufinden , wenn die betreffenden reglementarischen Bücher nicht zur Hand sind. -- Aber auch durch den Aus fall oder doch Abkürzung des 3. Abschnitts des 8. Capi= tels, in welchem unter II. von der Feldküche die Rede ist, würde manches Blatt für die Ausarbeitung wichtiger und nicht so geläufiger Dienstobliegenheiten der Offiziere im Felde gewonnen worden sein. Wo , wie im Bivouak von einer Gastromanie nicht die Rede sein kann , da be= Wenn wir auch darf es auch der Gastronomie nicht. keineswegs in Abrede stellen wollen, daß es für den Offi= zier wünschenswerth ist , so viel über dieses Fach abge= handelt zu sehen , als zur Ueberwachung, resp . Anleitung der vor und während des Abkochens vorkommenden Ver richtungen nöthig ist , so haben wir doch zu jeder Armee, die auf Zubereitung ihrer Nahrungsmittel angewiesen ist, das Vertrauen, daß sie sich auch ohne Leitfaden oder Lehr buch zu helfen weiß. Jedenfalis wird sie der Regel nach weniger um gastronomische Künste, als um die Stoffe für dieselben verlegen sein. Wir haben uns diese wenigen Ausstellungen eben so wohl im Interesse des Herausgebers , als der Wahrheit und gerechten Beurtheilung willen erlaubt und lassen diese Gerechtigkeit dem ganzen übrigen Inhalte des Werks mit Freude widerfahren , indem wir die Auswahl des Mate= rials als eine äußerst geschickte und sorgfältige , die Dar= stellung als eine für den praktischen Gebrauch aller Offi= ziere höchst wichtige nud präcise bezeichnen. Im 2. Theile liegt keine Veranlassung zu einer wesent= lichen Bemerkung , nur hätte vielleicht in der ganzen An= ordnung auf die Nebeneinanderstellung verwandter, gleich = artiger Gegenstände mehr Rücksicht genommen werden können. Die Schwierigkeit des Unternehmens und der hohe Grad von Fleiß und Sachkenntniß bei der Ausführung desselben verpflichtet den Referenten dieses zu dem Aus spruche, daß der Herausgeber in dankens- und anerken= nungswerther Weise für die Herrn Kameraden — auch für jene außerhalb der preußischen Armee gearbeitet hat. A.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

BT Dienstag , 24. Januar 1854. 1972 loadmpo2 081 0 hi in biv tudes and s or and quind

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Allgemeine

Deutschland.

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Militär - Zeitung .

eines Krieges das Betriebsmaterial der Bahn in Sicher heit zu bringen. Zur Herstellung einer directen Verbin= dung zwischen Mainz und Würzburg wünschte derselbe Be vollmächtigte den Bau der Mainz-Aschaffenburger Bahn. Der Militärbevollmächtigte des 8. Bundesarmeecorps erach tete die in der Denkschrift entwickelte commerzielle und strategische Combination bei Anlage der noch in ihrem ersten Stadium der Entwickelung stehenden Eisenbahnen für schwankend und deren auf die Operationslinie langs des Schwarzwaldes angewendete Folgerungen für nicht (W.) zutreffend.

Bei dem Einflusse, welchen die Eisenbahnen auf die Wehrhaftigkeit der einzelnen deutschen Staa ten auszuüben geeignet sind , hat sich die Militärcom mission des deutschen Bundes veranlaßt gefunden , diesem Gegenstand ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Schon zu Anfang vorigen Jahres verständigte sich dieselbe in dieser Angelegenheit über mehrere hervorragende Punkte , welche in einer Denkschrift niedergelegt sind, die durch den Militär ausschuß dem Bundestage , und von diesem den einzelnen Regierungen mitgetheilt worden ist. In dieser Denkschrift Königreich Sachsen. wird bedauert, daß bei Anlage des deutschen Eisenbahn Ln. Dresden , 23. Decbr. 1853. Nachdem der mit neges das militärische Interesse nicht schärfer in's Auge gefaßt und mit dem commerziellen Jnteresse nicht gemein dem Commando über die gesammte Infanterie der K. S. schaftlich berücksichtigt worden ist. Die Commission fügt Armee betraut gewesene Divisionär, Generallieutenant Graf die Gesichtspunkte hinzu , von denen bei Anlage solcher, von Holzendorf nach einer, mit Anrechnung der Campagne das strategische Interesse mit dem des Handels verbindenden Jahre über 50 Jahre angestiegenen Dienstzeit auf sein Eisenbahnen hätte ausgegangen werden sollen, und spricht Ansuchen mit Pension entlassen worden ist, hat Se. Maj. den Wunsch aus , daß bei künftig noch zu bauenden der König geruht , das Generalcommando der Infanterie Eisen! nen dem militärischen Moment besondere Be= dem Generallieutenant und Divisionär , Prinzeu Albert, achtung gewidmet werden möge. Die Militärbevollmäch Königl. Hoheit zu übertragen und in Folge dessen den tigten Preußens und Desterreichs haben sich noch beson seitherigen Commandanten der Leibbrigade Generalmajor ders mit dem Jnhalt der Denkschrift einverstanden erklärt. oon Sichart zum Commandanten der 8. Infanteriedivision Der österreichische Militärbevollmächtigte sprach gleichzeitig und den Bataillonscommandanten Oberstlieutenant Frhrn. mit seiner Zustimmung die Erwartung aus, daß die Ver von Hausen zum Obersten und Commandanten der Leib vollständigungen des strategischen Eisenbahnneges in Oester brigade allergnädigst zu ernennen. Ferner ist die durch reich mit allem Nachdruck betrieben und namentlich die die allerhöchst genehmigte Pensionirung des Obersten von Linien von Prag über Eger zum Anschluß an die Bam Goephardt erledigte Untercommandantenstelle der Festung berg-Leipziger Bahn, die von Wien über Linz nach Passau Königstein dem seitherigen Bataillonscommandanten Oberst und die von Bruk an der Mur nach Salzburg baid vol lieutenant von Gutbier (unter Ernennung zum Obersten) ← lendet werden möchten. Der preußische Militärbevoll allergnädigst anvertraut worden. Zu Ehren des hoch mächtigte erklärte, daß die in Betreff der preußischen Eisen geachteten und verehrten Generallieutenants Grafen von bahnen vom militärischen Standpunkte noch wünschenswerth Holzendorf hatten sich am 25. November die Offiziere der erscheinenden Vervollständigungen von den preußischen Garnison Dresden , wie aus allen übrigen Infanterie Staatsbehörden im Auge behalten würden , und in dieser garnisonen Vertreter der betreffenden Offiziercorps zu einem Beziehung manche Vorbereitungen ihrer Ausführung in Mittagsmahle in dem mit militärischen Emblemen eben nicht zu ferner Zukunft entgegenreiften . - Der bayerische so geschmackvoll , als finnreich decorirten Saale der hie - Nachdem Se. Excel figen Offiziersgesellschaft Bevollmächtigte der Militärcommission bestritt die in der figen Offiziersgesellschaft vereinigt. vereinigt. Denkschrift geäußerte Ansicht , daß die Bahn von Mainz lenz der Kriegsminister , Generallieutenant Rabenhorst, nach Ludwigshafen dem militärischen Interesse nicht ent zuerst das Glas erhoben , um vor Allem Sr. Majestät spreche, und hielt dieselbe nach Anlage der Bahn von den König, den enthusiastisch verehrten und geliebten Kriegs= Saarbrücken nach Ludwigshafen , sehr geeignet , im Fall herrn hoch und abermals hoch leben zu lassen , sprach

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Se. Königl. Hoheit , General der Cavalerie Prinz Jo hann , welcher nächst dem Prinzen Albert K. H. das Fest mit seiner Gegenwart bechrte , den Scheidegruß an den nach einer so langen Dienstzeit in den Ruhestand getrete nen Veteranen in Worten, die gewiß in den Herzen aller Anwesenden den vollsten Ánklang fandeu . Die Erwiede rung , welche von der tiefen Bewegung eines Mannes zeugte, der während eines ſo ereignißreichen halben Jahr hunderts der Armee mit Leib und Seele angehört hatte, schloß mit einem Lebehoch auf den jungen , ritterlichen Prinzen , dessen Berufung zur Nachfolge im Generalcom = mando der Infanterie , die Brust eines jeden Mitgliedes dieser Waffe mit Stolz und Freude erfüllt .

ner , 5 Dampfer und 136 Kanonenboote , zu deren Be mannung 30,000 Seeleute (eben so viel als in Schweden) enrollirt waren , wovon aber nur etwa der zehnte Theil in Activität steht. Linienschiffe zu bauen , hat man sich in Norwegen bisher nicht bewogen gefunden , hingegen ist eine Vermehrung der übrigen Kriegsfahrzeuge beschlossen und dürfte auch zur Ausführung kommen.

Großbritannien. (5) Die Naval and military Gazette vom 24. Decbr. 1853 begleitet die aus Canada eingegangene Nachricht, daß die Truppen dieser Colonie auf ein Jägerregi ment und eine Abtheilung Artillerie reducirt und die Unterhaltungskosten von der Colonialregierung bestritten werden sollen, mit folgenden Bemerkungen : Wir haben guten Grund zu dem Glauben, daß das Gouverne ment eine bedeutende Veränderung in den Beziehungen des Mutterlandes zu den nordamerikanischen Bestzungen vorzunehmen beabsichtigt. Unzweifelhaft ist es, daß feit längerer Zeit eine föderative Constitution für die Bro vinzen Nordamerikas der Berathung unterliegt und daß in Folge derselben die königlichen Truppen nach England zurückkehren sollen. Wir halten es aber keineswegs für zweckmäßig , das kostspielische canadische Jägerregiment beizubehalten , da die jezt in Canada zahlreichen enrol lirten Pensionäre , wie die Erfahrung gelehrt, sehr wohl die Dienste in den Gränzgebieten leisten können, zu denen das Jagercorps ursprünglich bestimmt wurde. Hinzuzu fügen bleibt , daß auch in Zukunft die Befestigungen von Quebek und Halifar durch königliche Truppen beseßt wer den sollen.

Niederlande. Das Octoberheft des „Nieuwe Spectator" vom ver gangenen Jahre enthält folgende Notiz : "Wie es den Anschein hat, beabsichtigt man von nun an jedes Jahr einen Theil der niederländischen Armee in einem Lager zu vereinigen. Dieses Vorhaben ist sehr anzuerkennen ; aber Eines wäre vornämlich dabei zu beachten , daß man bei den folgenden Lagern die Truppen nicht mit so vielen unnüßen oder nichtigen und kleinlichen Dingen ihre Zeit hinbringen ließe , wie dieß in dem dießjährigen Zeifſter Lager stattgefunden hat." Schweden und Norwegen. Nach den lezten officiellen Angaben besteht die schwe dische Seemacht aus 10 Linienschiffen , 8 Fregatten, 8 Corvetten und Briggs , 6 Schoonern , 8 Mörserscha luppen, 256 Kanonierschaluppen und 12 Dampfern, welche insgesammt von 7 Admiralen , 40 Capitänen und 200 anderen See- und See- Artillerie -Offizieren commandirt werden. Die norwegische Seemacht zählte Ende 1851 nur 2 Fregatten, 4 Corvetten , 1 Brigg , 5 Schoo =

Mexico. Man schreibt der "1 Allg. Ztg. " aus Merico Ende No vember 1853 : "Die Regiernng wendet fortwährend alles an , um die Armee zu verbessern und das Recrutirungs system durch's Loos - welches bei dem ersten Versuch im August dieses Jahres zwar ohne Widerstand ausgeführt wurde, aber ein ungenügendes Resultat lieferte , weil alle Väter, die Geld oder Einfluß hatten, ihre Söhne durch brachten, die Commiffionen aber, um sich und andere nicht zu compromittiren , eine Menge anderer durchlassen muß ten - soll jest in verbesserter Auflage mit Strenge und Unparteitichkeit gehandhabt werden. Der Versuch im Au gust ergab nicht Recruten genug, um die Lücken der Regi menter auszufüllen , und es mußte provisorisch nach der guten alten Art Treibjagd auf Vagabunden und Lumpen um die Cadres nur halbwege zu gemacht werden, ergänzen. -- Viele andere Verordnungen für das Militär, die Kriegszucht, die Uebungen u. s. w. sind darauf berech= net, einen beſſeren Geist in die Armee zu bringen.“

Literatur. Der Krieg von 1805 in Deutschland und Ita lien. Als Anleitung zu kriegshistorischen Studien bearbeitet von W. Rüstow , ehemaligem preuß. Ge= nieoffizier. Mit 30 in den Text eingedruckten Holz= schnitten. gr. 8. Frauenfeld , 1853. Verlags = Comptoir; A. Reimmann. (XII u. 439 S. ) 23 Thlr. Der Verf. vorgenannten Buchs hat sich in kurzer Zeit durch die " Geschichte des griechischen Kriegswesens" (A. M.-3. 1852 , Nr. 84 u . 85) und durch die „Lehre von der Anwendung der Verschanzungen" (A. M.-3. 1853, Nr. 50) unter den Militärschriftstellern bereits einen Na men gemacht. Mit gleicher Gründlichkeit, gleichem Fleiß, gleichem Geist und Wissen hat er auch dieses Werk ge= arbeitet ; es ist ein nach Gegenstand und Behandlung ächt wissenschaftliches Erzeugniß. Der Verf. hat vorzugsweise den Zweck der Belehrung vor Augen gehabt; in der Forschung ist er nur so weit gegangen , als sie nöthig war , um jener die Grundlage der Wahrheit und Wirklichkeit zu geben. Man darf daher nicht erwarten , daß hier alle Einzelnheiten bis zu einer Gewißheit aufgeklärt sind , wie sie nur durch jahrelange ausgedehnte nud gründliche Quellenarbeit zu erreichen ist. Der Verf. gesteht , daß er manchmal, um den durchaus nothwendigen Zusammenhang herzustellen , zu , freilich immer möglichst begründeten und wahrscheinlichen Ver muthungen seine Zuflucht habe nehmen müssen , er gibt zu, daß ihm manches mit historischer Gewißheit berichtigt werden könnte ; indeffen sei er nirgends oberflächlich ver

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Der eigentlichen Geschichte des Feldzugs hat der Ver fahren und habe sich alle Mühe gegeben , alles geſchicht= lich festzustellen. Die Quellen , welche der Verf. als von faffer eine Einleitung vorausgeschickt: 1 ) Ueber die Me ihm benugt aufführt, werden auch wirklich so ziemlich das thode kriegsgeschichtlicher Studien ; 2) Grundzüge der Wichtigste und Bedeutendste enthalten, was sich für diesen Theorie des Kriegs". In 1 ) hat er vor dem eigentlichen Krieg, abgesehen von Forschungen in Archiven , finden Gegenstand , den wir oben besprochen haben , in einer läßt ; außerdem macht die Darstellung selbst den Eindruck schönen Entwickelung den Nugen und die Nothwendigkeit kriegsgeschichtlicher Studien dargethan ; wir fürchten nur, von Treue und Gewissenhaftigkeit. daß all' die guten Gründe ziemlich überflüssig sind. Ihre Die Belehrung hat der Verf. auf eigene Weise mit der Erzählung zu verbinden gewußt. Er hat nämlich die Er Richtigkeit wird Niemand bestreiten, troßdem aber werden auch ferner von der Mehrzahl entweder gar nicht oder eignisse nach "Plan, Befehl und Ausführung " auseinander doch nicht mit dem rechten Ernst kriegsgeschichtliche Stu= gelegt : d. h. er hat den Leser stets zuerst in die Lage des dien gemacht werden , bis wir eine wahrhafte, von Leben Feldherrn zu sehen gesucht. Wie diesem die Dinge da und Wissenschaft gleichmäßig durchdrungene Offiziersbil mals wirklich erschienen sind in aller Ungewißheit und dung haben , die in keinerlei Ausschließlichkeit und Ver Dunkelheit , nicht wie sie nachter dem Betrachtenden be einzelung des Wissens oder der Erziehung gegründet ist, kannt wurden , so sucht fie der Verf. darzustellen ; daraus sondern aus einem Volksgeist und einer Volkserziehung, entwickelt er den Plan des Feldherrn , indem er ihn zu gleich einer strengen , aber gerechten Prüfung unterwirft; die von gesunden militärischen Kräften durchdrungen sind, als deren Kern und Krone frei und sicher hervorwächſt. dann folgt die Erzählung der Befehle und Maßregeln, Die " Grundzüge der Theorie des Kriegs" gehören in den endlich die der Ausführung . Man sieht , wie vollkommen diese Methode ihrem Zweck entspricht ; es ist keine abstracte Plan des Buchs ; der Verf. entwickelt darin die Haupt Lehre , deren Säße uns in der Anwendung klar gemacht säße der Kriegskunst , welche dann durch die nachfolgende Geschichte ihren eigentlichen lebendigen Inhalt erhalten, werden sollen , kein Schema , das uns mitsammt der An= wendung zu leicht wieder aus dem Gedächtniß schwindet, wie sie dann dieser wieder für Betrachtung und Urtheil weil wir im besten Falle immer nur einem anderen nach als sicherer wissenschaftlicher Führer und Rather dienen. denken und uns seinen vielleicht öfter willkürlichen Säßen Für sich allein betrachtet , würden die " Grundzüge" ab = und Annahmen unterwerfen. Nein, wir durchleben das stract erscheinen, in ihrem beabsichtigten und nothwendigen Erzählte gleichsam selber noch einmal, wir faffen mit dem Zusammenhang mit dem Werk aber leisten sie , was sie Die Entwickelung geht von einfachen , verständ = Feldherrn unsere Pläne , unsere Entschlüsse , wir prüfen sollen . He mit innerer Spannung an den nachfolgenden Ereig = lichen , allgemeinen Wahrheiten aus und kommt in kurzem, nissen ; so wird , was wir gedacht haben , lebendige eigne klarem , folgerichtigem Gang zu den Hauptsäßcu über die Erfahrung und damit Eigenthum und bleibender Besit; Formen der Operationen , der Schlachten , der Gliede zugleich prägen sich uns bei der Ausführung die tausend rung der Heere. Das Verfahren, wie die Säße erinnern Schwierigkeiten , Hemmnisse , Widerstände, von denen das manchmal an Willisen's Theorie; doch gehört die Ab Handeln im Krieg begleitet ist , es prägt sich uns die handlung dem Verf. eigenthümlich , und es ist uns keine „Reibung“ und der " Reibungswiderstand" (die „Friction ") andere bekannt , worin auf so kleinem Raum die wesent nachdrücklich ein : es ist die einzig fruchtbare Methode; lichen Wahrheiten über die Formen der Kriegführung ſo darin hat der Verf. recht. Indessen kann diese Methode klar und brauchbar zusammengedrängt wären. unter verschiedenen Formen auftreten. Clausewig hat im Die eigentliche Geschichte ist in sechs Abschnitten dar Grunde keine andere befolgt , wenn er mit unvergleich gestellt, welche sich aus einer richtigen wissenschaftlichen licher Schärfe auf das Wesen der Dinge dringt und aus Betrachtung des Verlaufs der Dinge ergeben haben : einer Entwickelung die allen wirkenden Kräften ihre 1) Entwickelung des Kriegs . Vorbereitung zu demselben. Stelle und ihren Einfluß anweist, das Entscheidende mit 2) Der Feldzug von Ulm. 3 ) Der Feldzug von Caldiero. der Kraft fiegreicher Ueberzeugung hervorgehen läßt ; 5) Herstellung der Verbin= Willisen ist dem Wesen nach in dieser Methode , wenn er 4) Der Feldzug von Wien. in strengerem Anschluß an seine vorausentwickelte Theorie dung zwischen den französischen Armeen in Deutschland Eine und Italien. 6) Die Schlacht von Austerlit. " und mit Beschränkung auf die „ Combination der materiellen überflüssig, uns scheint geben, zu Kriegs des Uebersicht 1 Dinge" an großen Beispielen nachweist , wie seine Säße da sein Verlauf in der Hauptsache bekannt ist; ein nähe richtig angewendet in alle Zweifel und Schwankungen der Wirklichkeit Licht und Entscheidung zu tragen geeignet res Eingehen in alle einzelnen Abschnitte würde uns zu weit führen : wir wollen daher nur an einem Abschnitt im find . Der Verf. hat die Methode in seiner Weise an Auszuge ein Bild von der gelungenen Art geben, wie einem Kriege durchgeführt , der in den wechselnden Lagen der Verfasser seinen Gegenstand behandelt. Wir wählen und den überraschenden Ereignissen, die er zeigt , zu einer solchen Behandlung vorzüglich geeignet ist. Es verdient dazu den sechsten Abschnitt, weil er durch die Eigenthüm besonders lobend hervorgehoben zu werden, wie der Verf., lichkeit der Lage , die auf kurze Zeit den Offensivstoß Na poleons unterbrach und ihn zum Abwarten nöthigte , be seiner Absicht treu , vor allen wichtigeren Handlungen uns Veranlassung zu einer schwankenden und unsicheren fondere wirklich und lebendig in die Lage eines jeden Theils gibt, also geeignet ist , die Klarheit und Beurtheilung mitten hinein verseßt und wie er dann aus der gründ Sicherheit des Buchs in Betrachtung und Lehre deutlich lichen, ausführlichen und gewissenhaften Erörterung aller hervortreten zu lassen. Umstände, aus der nach allen Seiten prüfenden Betrach= Nachdem bei Ulm und Gegend der größte Theil der tung, das entscheidende Urtheil hervorgehen läßt.

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österreichischen Hauptarmee am 20. October das Gewehr gestreckt hatte und die anderen Theile zersprengt waren, feste Kaiser Napoleon seinen Siegeslauf unaufgehalten bis in die österreichische Hauptstadt und darüber hinaus fort. In Folge dieser großen Entscheidung mußten zu gleich die anderen österreichischen Heere, auch wo , wie Nachtheil, ber im Nachtheil, 3. B. in Italien , der Feind bisher eher als im Vortheil gewesen war , den Rückzug nach dem Inneren des Staates antreten. In Folge davon hatten die verschiedenen Heere zu Ende November und Anfang December folgende Stellungen gegeneinander. Die russische Hülfsarmee unter Kutusoff mit einigen Abtheilungen der ehemaligen österreichischen Armee ver= einigt, hatte sich dem beabsichtigten Angriff Napoleons noch zu rechter Zeit glücklich entzogen , am 18. November die Vereinigung mit der Reservearmee unter Burhöwden vollzogen, war auf Ollmüz zurückgegangen und hatte dort am 22. die günstige Stellung von Olschau genommen. Es war jest die Hauptarmee der Verbündeten , sie kam durch das Eintreffen der russischen Garden am 24. No vember auf nahe 90,000 Mann ; 12,000 Ruſſen unter Essen waren noch im Aumarsch zu ihr. Erzherzog Fer dinand, der einige Reiterschwadronen aus dem Unglück von Ulm nach Böhmen gerettet und sich durch die dortigen Depots und neue Aushebungen verstärkt hatte , stand jest mit etwa 12,000 Mann und 2000 Pferden in der Gegend von Czaslau. Erzherzog Karl, nachdem er den Angriff Massenas in der Schlacht bei Caldiero (30. October) zu rückgewiesen , hatte bis zum 16. November Italien ge= räumt, vom 20. an die julischen Alpen überstiegen und am 26. in der Gegend von St. Peter die Vereinigung mit der Armee von Tyrol unter Erzherzog Johann voll zogen , welche nicht ohne Verluste Tyrol verlassen und am " 26. Windischfeistrit erreicht hatte. Die vereinigte Armee, 80 - 90,000 Mann stark , ließ Erzherzog Karl bis zum 2. December Cantonnirungen an der Mur beziehen , erst an diesem Tage brach er nach Körmend auf , um sich der Donau zu nähern ; eine Zögerung , die bei der damaligen Lage, wo das Schicksal Oesterreichs an Stunden hing, durch nichts gerechtfertigt werden kann . Napoleon war Kutusoff über Brünn hinaus gefolgt. Soult mit seinem Corps traf am 21. bei Austerlig ein, am Knoten der Straßen von Brünn über Ollmüß nach Polen und von Brünn über Göding nach Ungarn , und bildete hier den rechten Flügel der Armee des Kaisers. Dieser hatte hier im Ganzen 5 Reiter und 7 Infanterie divisionen , etwa 50,000 Mann und 10,000 Pferde , zur unmittelbaren Verfügung, konnte sich aber noch durch einige Divisionen Bernadottes und durch Truppen, die er aus Wien anzog, verstärken. Bernadotte war gegen Böhmen in der Gegend von Iglau ſo aufgestellt, daß er mit der einen Division in einem Lagemarsch Brünn erreichen , mit der zweiten 24, mit der dritten 48 Stunden später dort eintreffen konnte. Davoust ſtand mit dem größten Theil seines Corps in der Gegeud von Wien. Mortier sollte zwei Divisionen in Wien , eine oberhalb an der Donau in Krems , Mau tern , Stein und Mölk haben: Marmont stand an der

80 oberen Mur in der Gegend von Bruck und Graz. Ney vereinigte , dem Erzherzog Johann folgend , in den ersten Tagen des December zwei Divisionen rechts von Marmont. bei Klagenfurth. Massena , einige Märsche hinter dem Erzherzog Karl zurückgeblieben, brach am 1. Decbr. vom I Isonzo auf, nahm am 6. sein Hauptquartier in Laibach und bildete so den äußersten rechten Flügel der großen Armee. So war mit dem Anfang des December die fran= zösische Hauptarmee „auf einer gut geschlossenen Linie ent= faltet , deren Länge von Norden nach Süden, von Brünn bis Laibach, etwa 50 Meilen beträgt". Den Rücken dieser Armee deckte in Deutschland Augereau , der mit seinem Corps von Feldkirch aus , wo ihm die Unfähigkeit des F.M.L. Jellachich eine leichte Capitulation in die Hände gespielt hatte, am 23. November bei Ulm eintraf und gegen Preußen beobachtende Stellung nahm. In ähn= licher Weise stand der Vicekönig von Italien mit einem Corps zwischen Modena und Bologna gegen die Ruffen und Engländer, die am 21. November in Neapel gelandet. waren ; mit einem anderen Corps blokirte General St. Cyr Venedig und deckte die Verbindungsstraße Maſſenas . „Beide Theile standen hiernach am 21. einander frontal gegenüber, beide in defensiver abwartender Haltung in Positionen , aus denen sie ihre Defensive fortseßen oder in offensive Bewegungen übergehen oder endlich in denen fie den Angriff des Gegners erwarten konnten , um ihm eine Defensivschlacht zu bieten." Jm Ueberblick stellt sich ihre Lage wie folgt dar, Ueber die verbündete Hauptarmee bei Olschau, 70,000 Mann Jufanterie und 16,000 Reiter , führte dem Namen nach Kutusoff den Oberbefehl. Es waren aber die Kaiser von Rußland und Oesterreich im Lager. Der Lettere, niedergebeugt durch das Mißgeschick, das seine Heere ver folgt hatte , verhielt sich leidend. Kaiser Alerander da = gegen , dessen Fahne der bei weitem größte Theil der ver sammelten Streitmacht folgte , jung, ritterlich, im Gefühl eines Schüßers und Netters , nach Kriegsruhm begierig und durch die Schmeicheleien von Günstlingen verleitet, nahm alsbald die Entscheidung in die Hand. Kutuſoff licß sich die halbe und unglückliche Rolle gefallen , viel leicht theils aus Unterwürfigkeit und Ergebenheit , theils um der Verantwortlichkeit enthoben zu sein. Den Haupt einfluß auf Kaiser Alexander hatte Kutusoff's General stabschef, der österreichische General Weirother. Bei der Hauptarmee mußten in den nächsten Tagen die 12,000 M. unter Essen und Ende Decbr. die Armee unter Benningsen Erzherzog Karl konnte mit etwa 50,000 M. • eintreffen . um die Mitte December bei Olschau eintreffen ; Erzherzog Ferdinand stand nur 9 Märsche von Ollmüz. Preußen neigte sich immer entschiedener zum Krieg gegen Napoleon : ward es gewonnen , so konnten sich in wenig Wochen 40,000 Preußen mit den Verbündeten bei Olschau_ver= einigen , 100,000 in's Bambergische rücken. Auch die Unternehmungen der Verbündeten auf den Flügeln des weitausgedehnten Kriegsschauplages , gegen Neapel , wie gegen Hannover und Holland nahmen gerade ihren Anfang. (Schluß folgt. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmkadt , und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 26. Januar 1854.

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Militär - Beitung .

Preußen. Berlin, 10. Jan. Die DZeit" enthält folgende Auf= stellung über die preußische Armee nach der neuesten Organisation. Jufanterie excl . Garde: 45 Regt. Linie à 3000 Mann in 3 Bat. getheilt 135,000 M.; 45 Regt. Landwehr à 3000 M. in 3 Bat. getheilt 135,000 M.; 45 Rgt. Landwehr 2. Aufgebot in derselben Eintheilung und Stärke 135,000 M.; 45 Ersazbataillone à 1000 M. 45,000 M.; 10 Jägerbataillone à 1000 M. 10,000 M.; 10 Bat. Reserve-Jäger à 500 M. 5000 M. Cavalerie erel. Garde: 38 Regt. Linie à 800 M. , eingetheilt in 4 Schwadronen , 30,400 M.; 38 Regt. Landwehr in der selben Eintheilung und Stärke 30,400 M.; 35 Ersatz Schwadronen à 200 M. 7600 M. Diese Cavalerie ist folgendermaßen eingetheilt : (incl. Landwehr) 26 Regt. Husaren, 20 Regt. Güraffiere, 20 Regt. Ulanen und 10 Regt. Dragoner. Feldartillerie ercl. Garde : 9 Regt. Fußartillerie à 1000 M. à Regt. 5 Batt. 64 R. 576 R. 9000 M.; 9 Regt. reitende Artillerie à 500 M. 3 Batt. 24 R. 216 R. 4500 M.; 9 Regt. Landwehr à 1000 M. 8 Batt. 64 K. 576 R. 9000 M.; 9 Regt. Landwehr à 300 M. 3 Batt. 24 R. 216 R. 4500 M .; 9 Abthet lungen Pionniere und Ingenieure 4500 M.; 9 Abthei lungen Landwehr in derselben Ciutheilung und Stärke 4500 M.; Festungsartillerie 8000 M.; Landwehrartillerie 8000 M.; Festungspionniere und Ingenieure 4000 M. Landwehr 4000 M. Die Flotte, die noch in der Orga nisation begriffen ist , zählt bereits 3000 M.; Train-, Proviant , Munitions-, Lazarethmannschaft 10,000 M. Zusammen 614,400 M., 1584 R. Berlin , 13. Jan. Die evangelische Militärgeist= lichkeit wird für dieses Jahr bestehen aus einem Feld probst , 3 Oberpredigern , 32 Divisionspredigern und 17 Garnisonprediger. Die 3 Oberpredigerstellen sollen nach dem Abgange der jezigen Inhaber nicht mehr besegt werden. Die Mitverwaltung derselben wird vielmehr bei jedem Armeecorps einem Divisionsprediger, gegen eine pensions fähige Zulage von 300 Thirn. fährlich, übertragen werden. Als evangelische Kirchenbediente find angestellt : 32 Divi fions- und 8 Garnisonsküfter. Die katholische Militär geistlichkett wird bestehen aus einem Feldprobst, 10 Divisions

und 3 Garnisonpredigern, Als katholische Kirchenbediente fungiren 11 Divisions- und 2 11 Garnisonküster.

frankreich. Paris , 12. Jan. Die französische Artillerie soll in der nächsten Zeit eine bedeutende Veränderung erleiden. Die aus reitenden und Fuß- Batterien bestehenden Regi menter , deren es 14 gibt , jedes zu 16 Batterieen , follen in reitende und in Fuß-Regimenter, 16 an der Zahl, um= gewandelt werden , wovon 4 reitende zu & Batterieen , 8 reitende von 12 Batterieen , und 4 Fuß-Regimenter zu 8 ! Batterieen. Diese Trennung der reitenden und Fuß -Ar= tillerie bestand "" unter dem Kaiserreiche. Auch wird die Uniform geändert werden . Die vom Kaiser erfundenen Verbesserungen im Geschüßwesen sollen Y hierbei zur An wendurg kommen. Diese Reorganisation wird gegen 10 Millionen kosten , die bereits angewiesen sein sollen. 3 (D. V.) Niederlande.. #Vor wenigen Wochen ist der bisherige General en Chef der niederländisch- ostindischen Armee , der ebenso Chef tapfere als in der praktischen, wie theoretischen Kriegs kunst bewanderte Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar, auf Ansuchen in Bension getreten und hat somit, obwohl erst 61 Jahre alt, eine kriegerische Laufbahn beschlossen, auf der er, seines großen gleichnamigen Ahnen würdig, manches Blatt in den niederländischen Lorbeerkranz ver flocht. Der niederländische Nieuwe Spectator", eine zu Nimwegen erscheinende militärische Zeitschrift, widmet dem Ausscheiden desselben aus der Armee folgende Zeilen: „Das niederländische, Heer bat hat !vor Kurzem einen aus gezeichneten Befehlshaber verloren : der Herzog von Sach fen-Weimar hat die Reihen der Armee verlassen, um seine noch übrigen Lebenstage in einer ehrenvollen und wohl verdienten Ruhe zuzubringen. Sein Name, sein Andenken bleiben bei uns bestehen , bleiben bei uns in hober. Ach tung . Ausländer von Geburt , war er Holländer durch seine Denkweise, durch die vielen Jahre, welche er in den 7 Reihen der Armee zubrachte, durch die großen Dienste, die er im Krieg wie im Frieden Holland leistete. Er hat sich einen Namen gemacht, der von allen Ständen der Nation

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IN ebenso sehr verehrt, wie geliebt wird : die Gelehrten schäßen ihn hoch wegen seiner Kenntnisse und wegen seines Geistes, die Bürger wegen seiner Geselligkeit und seiner gesellschaft lichen Tugenden , die Bedürftigen wegen der Wohlthaten, der die er mit hülfreicher Hand um sich austheilte, Soldat schäßte thn am höchsten von allen , weil er ihn im Kriege voll Geschick, Sorgfalt, Tapferkeit und fester Willenskraft, mit einem Wort, als einen solchen gesehen hat, der nach Genie und Charakter einen wahren Feldherr darstellte. Möchte die niederländische Armee jeder Zeit folche Anführer besigen !" Nach dem Austreten des Herzogs von Sachsen-Weimar ist in Folge königl . Erlasses Generallieutenant de Stuers zum Oberbefehlshaber des niederländisch- ostindischen Heeres ernannt worden , der", wie die vorgenannte Zeitschrift bemerkt, einen Namen hat, in Ostindien wie in Europa ehrentvoller r und noch nichttapferer, in den Jahre Offizie auf die Weise bekannt ist, ein kenntn

Literatur.

Der Krieg von 1805 in Deutschland und Ita lien. Als Anleitung zu kriegshistorischen Studien bearbeitet von W. Rüstow 2c. (Schluß. ) "Unter solchen Umständen, scheint es, konnte gar keine Frage darüber sein, ob die Verbündeten ein Interesse daran hatten, die Entscheidung zu beeilen oder fte zu ver Sie mußten unbedingt hinhalten. Sie durften zögern. teine Schlacht bei Brünn suchen. Jede Woche, die ste gewannen , verstärkte ihre Kraft und gab ihnen größere Wahrscheinlichkeit des Siege." Jest dagegen war diese Wahrscheinlichkeit nur gering. Die Verbündeten konnten wissen, daß Napoleon zu einer Schlacht eine Streitkraft heranzuziehen wissen werde , nicht viel weniger zahlreich, also auf sie verbess konnten FallLage günstigsten als ihre eigene. halben ert SiegIm der ihre wenig einen rechnen,

so weit vorgeschritten ist , um der wichtigen Aufgabe , die haben würde ; im ungünstigen mußten sie, eben weil ihnen ihr Gegner von 10 Kriegsjahren her bekannt war , eine seiner wartet, nicht vollkommen gewachsen zu sein. Zum Adjutanten des neuen Oberbefehlshabers ist der bis Niederlage fürchten, die sie aus allen gehofften Vortheilen herige Redacteur des zu Breda erscheinenden Militaire herauswarf, die namentlich Preußen vom Krieg zurück Spectator's " , Hauptmann A. W. P. Weigel , ein bei schreckte , die die Flügelunternehmungen in Holland und der niederländischen Armee sehr vortheilhaft bekannter Neapel ganz wirkungslos machte, die vielleicht Oesterreich nur die Armee des Erzherzogs Karl übrig ließ und es fo Offizier ernannt worden. 1010 1 dem Sieger fast sämmtlich in die Hände lieferte. Un 017 thätig durften freilich die Verbündeten , während sie die Rußland. Ste Schlacht hinauszuschieben suchten, nicht bleiben. St. Petersburg , 9. Jan. Das hiesige Regierungs mußten den Erzherzog Karl herbetziehen , was dieser mit blatt veröffentlicht einen Ukas in Betreff des Recruti 50,000 Mann wohl ausführen konnte, wenn er 30,000 rungssystems. Die auf den kaiserlichen Domänen seit Marmont gegenüberließ , die diesen anzugreifen und zu 14 Jahren übliche Aushebung mittelst Loosung hat sich rückzutreiben hatten, um sich dann , wenn Massena und so vortrefflich erwiesen , heißt es in der Motivirung des Ney, die noch zurück waren , von den anderen Seiten Erlaffes, daß man dieselbe auch in Städten und sonstigen herankamen, in's Innere von Ungarn zurückziehen, ja ſich Ortschaften zur Anwendung gebracht zu sehen wünscht . aufzuopfern, wenn es ihnen dadurch gelang , eine über Demnach soll das gleiche System sofort in allen größeren legene feindliche Macht in dieser Richtung nachzuziehen. und kleineren Städten und Ansiedlungen eingeführt werden. Erzherzog Ferdinand mußte in Böhmen bleiben , weil er Auf die Ostseeprovinzen und ifraelitischen Städtebewohner, sich dort fortwährend durch neue Aushebungen verstärken wie auf Beffarabien und Transkaukasien sollen diese Regeln fonnte, weil er dort mehr französische Truppen beschäf nicht ausgedehnt werden ; es werden andere erfolgen . Vom tigte, als er es in einer Schlacht gefonnt hatte, weil er 9. Januar 1854 follen innerhalb drei Monaten neue Re endlich mit Preußen vereint gegen Bayern operiren konnte. gifter der Odnodworzen und Städtebewohner der westlichen Breußen endlich zum Krieg zu bewegen, mußte das Haupt Provinzen entworfen werden. Alle von ihnen , die dem streben der Verbündeten sein. Seinen Entschluß konnten Heere einverleibt werden, sollen zur Herstellung der Gleich die Verbündeten im Lager bei Olschau erwarten, so lange Heit mit den übrigen großrussischen Provinzen in Zukunft Napoleon bei Brünn blieb. Verließ dieser dagegen seine erst nach in der Stellung, so kam es darauf an, ob er die Armee bei und 25jähriger Dienstzeit in der Linie aus dem Heere entlassen die erstere F den werden. Also es trifft sie ein Geschick , wie bisher nur Möglichkeit mußten die Verbündeten ihre an sich schon die Leibeigenen . (Nat. Ztg.) starke Stellung möglichst verstärken und dann die Schlacht annehmen , weil sie dann immer mit einiger Wahrschein= Belgien . lichkeit auf einen Sieg rechnen durften. Im anderen Fall (5) Unterm 13. November 1853 hat der König ver mußte der Erzherzog dem Angriff Napoleons ausweichen fügt , daß die Büreaukosten der Commandeure der und sich nordöstlich in Ungarn zurückziehen, um die Ver Beutecompagnieen, der Festungsbatterieen und einigung mit der Hauptarmee herzustellen , die ihrerseits der Artillerie -Handwerkscompagnieen vom 1. De die Stellung bei Olschau verlassend dazu die Hand bieten tober 1853 ab 140 statt wie bisher 110 Franken jährlich mußte. Indessen wurden die Sachen im Lager bei Olschau betragen sollen und die gleichen Entschädigungen für die Die richtig urtheilenden Commandeure der neu formirten Depot- Escadronen und sehr viel anders angesehen. Männer waren dort überstimmt ; man hatte den uner Batterieen auf 200 Franken jährlich normirt. ་་ fahrenen ritterlichen thatenbegierigen Kaiser Alexander für

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den Angriff auf Napoleon zu gewinnen gewußt , einige äußere Gründe , wie der Mangel an Proviant und Fou rage im Lager und andere, wurden zur Verstärkung der innerlich längst entschiedenen Ansicht herbeigebracht. Auch Kaiser Franz, wie es scheint in einer Art Gleichgültigkeit der Verzweiflung, widersezte sich dem Angriff nicht. Schon am 24. November wurde derselbe beschlossen. Dem Kaiser Napoleon konnte nichts willkommener ſein, Alle Gründe, welche die Verbündeten zum Abwarten be= wegen mußten , waren für ihn Triebfedern , eine Ent ſcheidung zu wünschen, namentlich durfte er nur durch einen baldigen Sieg Preußen vom Krieg zurückzuschrecken hoffen. Und doch durfte er sich nicht allzuweit in irgend einer Richtung bewegen, um diese Entscheidung zu suchen, weil die Stellung seiner Heere gar weit und dünn gespannt und in dem eroberten Lande keine durch feste Punkte hin reichend gesicherte Basis war , wo ein Theil oder das Ganze im unglücklichen Fall Halt hätte finden können. So blieb er bei Brünn , in der Erwartung , angegriffen zu werden, oder in den Bewegungen der Verbündeten eine Gelegenheit zu finden , einem ihrer Heere zu einem ent= scheidenden Schlage entgegenzugehen. Aber er blieb nicht unthätig . Er sorgte in jeder Weise für die Herstellung der vollen Kampfbereitschaft der Truppen ; er ließ Brünn und Wien so fest machen als es ging ; er ordnete die Stellungen der nächsten Heertheile so an , daß er bei Brúnn gegen jeden Angriff alsbald hinreichend stark ſein konnte; er befahl den entfernter stehenden selbstständiger handelnden Marschällen solche Bewegungen, die den Feind möglichst an unvermutheten, völlig überraschenden Thaten hindern mußten . Am 27. November brachen die Verbündeten aus dem Lager bei Olschau_auf_und_rückten in 5 Colonnen auf Brúnn. Sie gedachten Napoleon in seiner rechten Flanke zu umgehen und ihn dann durch den Angriff in nördlicher Richtung zurückzuwerfen, so daß er ohne eigentlichen Rück zug und von allen Verbindungen abgeschnitten gewesen wäre. Dieser Gedanke war strategisch ganz gerechtfertigt: denn die Verbündeten waren in ihren Verbindungen weit mehr nach allen Seiten gesichert, als Napoleon; fie hatten bei ihrem beabsichtigten Angriff , wenn sie die Schlacht verloren, immer noch einen guten Rückzug nach Ungarn, Napoleon dagegen mußte dann schlagen mit Feindes Land im Rücken. Die Ausführung jenes Gedankens aber war eine verfehlte. Statt, wie sie gekonnt hätten , die Be wegung strategisch zu machen , also gleich aus dem Lager links abzumarschiren und die Umgehung durch Reiter massen zu verhüllen, rückten sie gerade, ja sogar noch mit vorgenommenem rechtem Flügel , auf die Franzosen los und mußten dann gleichsam unter deren Augen den Parallel marsch aus der linken Flanke machen. Es lag offenbar kein klarer, sicher festgestellter Plan, sondern nur eine all gemeine Absicht vor. Die schwierige Bewegung gelang denn anch kaum halb; am Abend vor der Schlacht fanden fich die Verbündeten mit der Front weit mehr nach Westen. als nach Norden. Die eigentliche Umgebung mußte dem= nach die Schlacht einleiten , ja wahrscheinlich selbst schon ein Stück Schlacht werden. In diesem Sinne machte nun General Weirother den Entwurf zur Schlacht. Im Grund gedanken war dieser also richtig ; dagegen in allen seinen

Voraussetzungen und Ausführungen schwach. Der General hielt Napoleon , weil derselbe in den leßten Tagen in der Defensive geblieben war, für sehr schwach und glaubte, er würde in höchstens ganz passiver Abwehr sich gerade da finden lassen, wo ihn die Verbündeten erwarteten. So wurde dann im Plan der Gang der Schlacht von der weitläufigen und künstlichen Umgehungsbewegung, nament= lich der äußersten linken Flügelcolonne abhängig gemacht; man dachte, wie es scheint, daß man auf die Stärke des Feindes erst treffen würde , ehe die Bewegung vollendet wäre, und man versäumte , ein greller Gegenſaß zu der Vorsicht , die Napoleon aufwendete , alle Maßregeln der Sicherung für den Fall , daß die Umgehung in's Stocken käme oder gar nachdrücklich zurückgewiesen würde. Der Ausgang ist bekannt. Die Fehler der Verbündeten rächten fich furchtbar. Sie erlitten eine Niederlage , die alle Vortheile der strategischen Lage verschlang ; der Ein druck auf die Besiegten war so erschütternd, daß Napoleon den Frieden fast unbedingt vorschreiben durfte ; ein Beweis, wie im Krieg zulezt doch alles von der Entscheidung auf dem Schlachtfeld abhängt. Es mag damit für eine Probe aus dem Buch genug Wir konnten die Betrachtung jenes äußerst inte sein. ressanten Abschnitts aus dem Krieg, wo der eine Theil entschieden auf das Abwarten gewiesen ist, der andere auf eine baldige Entscheidung , zu deren Aufſuchung er aber zunächst wenigstens keineu Schritt aus seiner Stellung heraus thun darf, natürlich nur andeutungsweise geben. Man muß im Buche selbst die gründliche und ausführ liche, faft nach allen Seiten gleich vollständig und sicher durchgeführte Erörterung lesen , und man wird das be friedigende Gefühl haben , aus der wirklichen Lage der kriegführenden Theile ein klares und festes Urtheil über alles , was geschah und was hätte geschehen sollen , ge= wonnen zu haben. Namentlich sind die verschiedenen Mög lichkeiten des Ausgangs , wie sie jeder Theil im Auge haben und seine Pläne danach einrichten mußte , der Lage Nur die der Dinge entsprechend , gebührend entwickelt. Lage Napoleons (S. 337) scheint etwas flüchtiger und nicht durchaus zu so bestimmten Ergebnissen durchgeführt, als wir es sonst am Verf. gewohnt sind. Der eigentlichen Geschichte des Kriegs find in " Schluß betrachtungen" eine Reihe von Anwendungen auf unsere Zeit beigefügt. Wir sind in vielen Punkten damit ein= verstanden und finden , daß sie sehr vieles enthalten , was Als nach der Herstel= unsere volle Beachtung verdient. lung des franzöſiſchen Kaiserthums in Zeitungen und Zeit schriften die Frage eines Kriegs mit Frankreich viel ver handelt wurde, da wurden auch die Kriegszüge Napoleons I., namentlich auch der von 1805 zur Vergleichung herbeige= bracht. Der Verf., welcher zum leßteren längst den Plan gemacht, längst seine Beschreibung begonnen hatte, mußte sich natürlich bewogen fühlen , in die Hin- und Herreden des Tags auch ein Wort von allgemeinerer wissenschaft licher Bedeutung hineinzusprechen. Zunächst hält er denen, die von der öffentlichen Meinung in Deutschland nur einen geringen Widerstand gegen einen französischen Einfall erwarten, die Kraft des Nationalgefühls entgegen , das er gewiß mit Recht als die wichtigste , als die wahrhaft rettende politische Kraft unserer Zeit betrachtet. Mit dem=

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selben Recht hält er denen , die von einer großen Ueber legenheit der französischen Armee reden, entgegen, daß man die Fähigkeit dieser Armee für den großen Krieg so wenig kenne , als die irgend einer deutschen , mit Ausnahme der österreichischen, welche sich tüchtig genug bewiesen hätte. Er entwickelt sodann , indem er Napoleon I. und seine Armee von 1805 als Vorbild nimmt , die wesentlichen Verhältnisse , von denen die Ueberlegenheit eines Hecres abhängt. Wir können ihm natürlich nicht in das Einzelne folgen. Jeder fühlt die Bedeutung, die es hat, wenn das Staatsoberhaupt selbst das Heer im Kriege führt ; der Verf. begründet dieß am lebendigen Beispiel von 1805 sehr befriedigend nach allen Seiten ; in keinem Falle aber werde hier Napoleon III. sein, was Napoleon I. war. Bei seinen Gegnern sei freilich dieß Ideal des Oberbefehls noch weniger denkbar ; namentlich dürfe man nicht an ein

großen Kriegs durch unsere neuesten großen Schriftsteller geschehen und festgestellt ist, er hätte seinen Gegenstand mehr im Zusammenhang damit behandeln sollen. Er würde sich dadurch manche Weitläufigkeit, mänches überflüffige Wort geſpart, manche Unklarheit vermieden und an Voll ständigkeit und Reichthum des Inhalts für ſein Buch ge= wonnen haben. Hätte er z. B. dasjenige, was Clauses wiß über den Charakter der Napoleonischen Kriegführung mit unerreichter Schärfe ein für allemal gesagt hat , auf diesen Krieg angewendet, so würde sich das unterscheidende Wesen desselben und seine Stelle in der Kriegsgeschichte erst klar und vollständig herausgestellt haben. Es mußte entwickelt werden : wie auch damals Napoleón das Be streben hatte, seine Gegner mit einem einzigen Stoß nieder zuwerfen , welche persönlichen, politiſchen und militäriſchen Gewalten ihn dazu trieben, wie er aber damit das Wagen auf eine Spiße bringen mußte, von der ihn selbst nach der Schlacht von Austerliß ein gewaltiger Umschlag herab=" stürzen konnte, wenn seine Gegner , durch Preußen vers stärkt , damals so zum Aeußersten entschloffen gewesen wären, als es 1812 Rußland und 1813 Rußland und Preußen waren. Daß der ganzen politischen Lage nach damals nach ein solcher Widerstand höchſt unwahrschein= lich war , macht eine solche Betrachtung nicht überflüssiger. Ferner hätte der Verf. die Bedeutung einer, namentlich durch starke Festungen , gesicherten Basis bei der Betrach= tung von Napoleons Lage vor der Schlacht von Austerlig viel deutlicher machen können, wenn er hier in Anwendung gebracht hätte, was Clausewiß und dann noch vollständiger Willisen über Festungen und Festungsgruppen , besonders: an großen Flüssen , gesagt haben. Auch finden wir die Bedeutung des Gebirgs mehrfach , z. B. S. 347 , etwas unsicher gewürdigt; es ist höchst unwahrscheinlich , daß Steiermark und Jührien auch nur in einem viel geringe= ren Grad eine Stüße für eine französische Armee werden

deutsches Heer denken, sondern es sei das Vernünftigste, wenn Preußen und Oesterreich jedes mit einem selbststän digen Heere innerhalb seiner natürlichen Wirkungssphäre, deren Länder dann auch die natürlichen Bundesgenossen abgäben , auftreten würde, ein Gedanke, den bekanntlich schon Clausewiß bei Beurtheilung der jegigen Heerorgani= iation des Bundes ausgesprochen hat (Vom Krieg Ill. 202). Was die Tüchtigkeit der Armee selbst betrifft , so bekämpft der Verf. mit vollem Recht die übertriebene Werthschäßung der Dienstzeit in unseren stehenden Heeren , in unseren Friedensgarnisonen , die keine Lager seien , wie das von Boulogne, in dem sich Napoleon das Heer von 1805 erzog; er legt den verdienten Nachdruck auf eine abhärtende kriege rische Erziehung unserer Jugend. Im Irrthum scheint er uns dagegen, wenn er eine höhere Offiziersklasse verlangt, daneben eine niedere, die den Unteroffizieren zugänglicher sein müsse (S. 426) , eine ähnliche Einrichtung also , wie sie in Frankreich besteht. Der Verf. scheint uns dabei die moralischen Einflüsse , namentlich die Erziehung nicht ge= nug zu würdigen ; aber wir glauben fogar, daß die Ver vollkommnung des Feuergewehrs künftig auch in rein tac tischer Beziehung Anforderungen an den niederen Offizier veranlassen wird , die nur durch eine höhere Bildung im besten Sinne des Worts erfüllt werden können; wir glau ben, daß unsere Offiziercorps ihrer Aufgabe nur in dem Maße gewachsen sein dürften , als sie eine wahre Aristo fratie werden. Nachdem dann die übrigen Eigenschaften, die Heereseinheit, die Organisation, Bewaffnung u. s. w. besprochen sind , kommt der Verf. noch auf die politischen Verhältnisse Deutſchlands nach Jnnen und Außen, nament lich auf den wahren Werth und die Bedeutung der Bünd nisse, sowie im Zusammenhang damit auf die allgemeine politische Lage Europas . Seine Betrachtungen haben in vielen Punkten recht und es kann nicht schaden, wenn öfter dergleichen Dinge ohne übertriebene Rücksicht auf Ueber lieferungen und hergebrachte Sentimentalitäten behandelt werden. Das Ergebnis ist, daß ein Krieg von 1805 gegenwärtig eine Unmöglichkeit ist. Eine Bemerkung sind wir dem Verf. noch schuldig . Wir glauben , er hat zu sehr getrachtet , etwas durchaus Eignes und Neues hervorzubringen ; er hätte mehr be achten sollen , was in der Geschichte und Theorie des

konnten, wie es Tyrol manchmal für eine österreichische war; ein Gebirge ist günstig für einzelne örtliche , nicht für große allgemeine Entscheidungen, am wenigsten, wenn seine Bevölkerung dem Vertheidiger feindlich ist. Uebrigens zählen wir das Buch den wenigen wahr= haft guten kriegsgeschichtlichen Werken bei; es wird sich gewiß unter diesen behaupten. Die Art und Weise, wie der Verf. betrachtet und urtheilt, wie er alle Erscheinungen des Kriegs und alle Kräfte bespricht die ihn bewegen, von den in die Augen fallenden , bis zu denen , die zu unserem großen Schaden nur zu oft vergessen werden, z . B.´ der Verpflegung, rückt uns das Bild in seiner ganzen Wirklichkeit mit großem Nachdruck vor die Augen und be lehrt uns darum in ganz anderer Weise , als es in den meisten Werken geschieht , die ganz besonders zu diesem Zweck geschrieben sein wollen. Dabei ist das Buch in seiner ausführlichen und verständlichen Form , anch mehr als andere, z. B. Clausewiß , einem größeren Leserkreis zu= gänglich. Wir hoffen, das der Verf. die Anerkennung findet , die ihn zu fernerer Thätigkeit ermuntert; vielieicht kehrt er dann wieder einmal auf ein anderes Gebiet zu= rück und beschenkt uns mit einer Geschichte des römischen Δ Kriegswesens.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagsbandlung: C. W. Leske in Darmkadt , und in deren Offizin gedruct.



Samstag , Sin 28. Januar 1854. desanto 60 and Mes dir

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tion der zehn neuen Jägerbataillone erlaffen . Die Organisation beginnt mit der Auflösung der sechsten Com In dem diesjährigen Etat ist pagnieen der dritten Bataillone der 75 Linien- und 25 Berlin, 14. Jan. für die Verstärkung der Feuerwerks - Abtheilung leichten Infanterieregimenter am 15. Januar. Die Gene ein Mehr von 1622 Thlrn . in Anschlag gebracht. Da rale der Subdivisionen bilden aus den verschiedenen Regi die Ausbildung der Raketen für den Festungskrieg so weit mentern die Contingente, welche zu der Formation der vorgeschritten ist , daß die Festungen mit diesem zur Er Jägerbataillone Verwendung finden sollen, indem sie hierzu höhung ihrer Vertheidigungsfähigkeit sehr brauchbaren Ge vorzugsweise Leute nehmen, mit deren Wunsch dieß über einstimmt, die außerdem aber gute Marschirer, kräftiger schosse versehen werden können (womit auch bei Gelegen Constitution und mittlerer Größe sind. Bei der Auswahl heit der Mobilmachung im Jahre 1850 begonnen worden ift), die gegenwärtige Stärke der Feuerwerks -Abtheilung ist darauf zu rücksichtigen, daß möglichst ein Sechstel aus von 101 Mann sich aber als unzureichend herausgestellt Leuten jeder der Klaffen von 1847 , 1848 , 1849 , 1851 und 1852 besteht. Beim Mangel an Freiwilligen wird hat, um alle diejenigen Feuerwerksgegenstände , welche im die für jedes Regiment bestimmte Zahl Mannschaften com Feuerwerkslaboratorium gefertigt werden sollen, rechtzeitig Die Regimenter haben besondere Sorgfalt auf liefern zu können, so wird die bleibende Verstärkung dieser mandirt. Abtheilung um 40 Mann durchaus nothwendig. (Pr. C. ) die Formirung der Contingente zu richten und namentlich nur Leute auszuwählen , die ihrer neuen Bestimmung zu Posen, 13. Jan. Unsere Festungsbauten find im entsprechen vermögen. Werden Leute defignirt, die körper vergangenen Sommer wieder ein tüchtiges Stück vorge lich zum Chasseurdienst ungeeignet befunden werden, so schritten , und sind die beiden lesten Festungsthore , das wird der Kriegsminister ihre Rücksendung zu den Regt eine vollendet, das andere fundamentirt, so daß es in mentern anordnen und diese zum Ersatz der Marschkosten diesem Jahre vollständig hergestellt werden wird. Die drei heranzichen. großen in sich abgeschlossenen Forts sind schon seit längerer Die für die Jägerbataillone bestimmten Mannschaften Zeit beendigt, und gehen auch die Werke, welche die Stadt lassen die Waffen und die großen Ausrüstungsgegenstände westwärts in einem langen Bogen umschließen , ihrer Vol bei ihren bisherigen Corps zurück. lendung entgegen. Jede der großen Bastione, die mit Das Contingent jeden Regimentes bildet ein einziges tiefen, von folossalen Mauern eingefaßten Gräben um Detaschement, das unter den Befehl eines der Offiziere geben sind, enthält eine bombenfeste Caserne, und wo die gestellt wird , die der Kriegsminister zum Eintritt in das Senkung oder Erhebung des Terrains es möglich machen, Jägerbataillon bestimmt hat, für welches das Contingent find außerdem uoch besondere Werke angelegt. Die Festung designirt ist. bietet eine große Mannichfaltigkeit von eigenthümlichen Jedes der bestehenden Chasseurbataillone entsendet vier Befestigungswerken, und ist das sehr wechselnde Terrain complete Compagnieen zur Bildung der neuen Bataillone überall auf eine recht finnreiche Weise benutzt worden. und zwar : das 1. Bataillon zu Algier für das 15. nach Die Festung ist offenbar die größte im preußischen Staates . Grenoble , das 2. zu Paris für das 20. nach Vincennes, hoffen wir, daß die auf ihre Aufführung verwendeten das 3. zu Lyon für das 13. nach Besançon , das 4. zu Summen dazu beitragen , die Macht und den Wohlstand Tlemcen für das 17. nach Toulouse , das 5. zu Paris Preußens zu schüßen und immer fester zu begründen . für das 12. nach Mez, das 6. zu Lyon für das 11. nach Straßburg, tas 7. zu Bona für das 14. nach Auronne, frankreich. das 8. zu Paris für das 19. nach Douat , das 9. zu Paris für das 18. nach Rennes und das 10. Bataillon Preußen.

(5) Der Kriegsminister hat unterm 3. Januar die speciellen Instructionen zur Ausführung des kaiserl. Decrets vom 22. Novbr. 1853 bezüglich der Forma

zu Rom für das 16. nach Grenoble. Die Thätigkeit, welche die ministeriellen Einleitungen und Anordnungen überall hervorgerufen haben, läßt erwar=

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ten, daß die neue wichtige Organisation in wenig Wochen vollendet sein wird.

stadt in der Mitte der Frontlinie eingeschobenen Alameda, dem Exercirplage der Engländer und dem Lustgarten der Gibraltarer. Die Stadt selber erhebt sich nur wenig über den Meeresspiegel ; nur mit ihren legten Häuserreihen zur Linken, wo das alte Maurenkastell mit seinen gelben Thürmen die Spise des Dreiecks bildet , nimmt sie eine mehr amphitheatralische Gestalt an. Auch Rosia iſt in mehrere Etagen über einandergestellt und bildet ein rei= zendes Chaos von Felsenvorsprüngen, Batterien, Häusern, Villen und Baumgruppen. Die Festungswerke selbst sehen von hier aus nichts weniger als schreckhaft aus . Die Mauern sind unscheinbar und nieder, bilden gleichsam nur den schmalen Sockel des Vorgebirges und über sie weg überschaut man trefflich die langgestreckte Stadt. die große Bucht von Algesiras, Dieser Anblick: Gibraltar dahinter, zur Linken die Berge von Gaucin und Ronda , zur Rechten das fast greifbare Ceuta mit dem ist ebenso impoſant durch blauen Rücken des Atlas ― seine Größe als reizend durch seine Mannichfaltigkeit. Doch es geht nicht so schnurstracks nach Gibraltar hinein, wofern man nicht mit dem Southampton-Lissaboner Die spanischen Vapores halten gegen= Dampfer kommt. über in Algesiras. Zwar liegt hier ein kleiner englischer Steamer, welcher mehreremale täglich zwischen den beiden Häfen hin- und herfährt ; es wird uns jedoch mehrere Stunden Zeit gelassen, um uns in dem alten Maurenneste umzusehen. Und nicht umsonst ! Der unvermeidliche Pasa= porto muß vifirt, die Lizencia , aus dem Reiche Spanien zu scheiden , theuer bezahlt , und überdieß noch eine Er laubnißkarte von der spanischen Comandancia General del Campo de Gibraltar mit gutem Gelde gelöst werden, ehe man weiter darf. Endlich dampfen wir ab, zum erstenmale nach langer Zeit wieder mit Leuten , die gestärkte Hemdkragen tragen und große Zeitungen lesen. In einer Stunde befinden wir uns zwischen einer Reihe stattlicher Kriegs- und Handels schiffe aller Nationen im Hafen von Gibraltar , an der Seite der Landenge. Wir rudern an's Land , geben an einer Polizeibude den Namen des Hotels an , wo wir zu wohnen gedenken , erhalten eine Aufenthaltskarte und treten dann ohne weitere Belästigung durch ein buntes Menschenspiel in das Hafenthor der berühmten Festung. Ich habe schon erwähnt , daß man in der Entfernung von den Festungswerken wenig wahrnimmt. Auch in der Nähe nehmen sie sich , mit Ausnahme des alten Castells, nicht sehr prahlerisch aus; sie sind aber um so praktischer angelegt, denn statt wie in Sebastopol riesenbohe Mauern aufzuthürmen , deren Schüsse den Schiffen tief unter ihnen. wenig Schaden zufügen können , haben die Engländer 4 Gibraltars Wälle nicht über das Niveau der Kriegsschiffe erhoben , die sie somit mit dem wirksamsten Horizontal= feuer begrüßen können, ohne daß jene am Fuße der Mauer vor dem Schusse geschüßt wären . Doch treten wir ein. Gleich hinter dem Thore zur Linken erblicken wir eine neue Defensivcaserne zur Vertheidigung des Eingangs vom Lande her, und hinter ihr in zweiter Etage eine gegen das Festland und den Hafen gerichtete Batterie, die Königs batterie von circa 20 bis 30 Geschützen . Hart hinter den Scharten dieser Feuerschlünde reihen sich die gleichfalls mit zahlreichen Kanonen und Mörsern beseßten doppelten

(5) Durch kaiserliches Decret vom 20. Septbr. 1853 wurde ein Theil des Contingentes der Klasse von 1852, das durch das Gesez vom 11. Juni 1852 auf 80,000 Manu normirt worden , zu den Fahnen berufen , während der übrige Rest in der Heimath verbleiben durfte. Da gegen wärtig durch die Entlassung der Klasse von 1846 der Effectivstand der Armee geschwächt worden , so hat der Kaiser durch Decret vom 5. Januar die Einberufung des noch rückständigen Restes des Contingents der Klasse von 1852 anbefohlen.

Belgien . (5) Der Kriegsminister hat den Truppen unterm 21. November 1853 den Befehl ueuerdings eingeschärft, nach welchem Kettenbrücken von Reit- und Zugpferden nur im Schritt, von Infanterie nur ohne Tritt pafsirt werden dürfen und die dagegen Handelnden mit strengen Strafen bedroht.

Gibraltar im Jahr 1852. Von A. S. Bald , wenn man den Leuchtthurm und die zerfallenen Zinnen von Tarifa hinter sich hat , wo der Ahnherr der neuen Kaiserin der Franzosen , Guzman el Bueno (der Treue) einst den eigenen Sohn dem Vaterlande weihte, tritt uns Gibraltars berühmter Felsen , einem dreifachen Höcker vergleichbar, der allmälig die Form eines Flach zeltes annimmt, vor Augen. Nach und nach unterscheiden wir auch die hart am Strande liegende Stadt, von freund lichem Grün durchwebt und umkränzt und dahinter den höher und höher sich hebenden kahlen Felsberg mit den wenigen zerstreuten Häuschen und grünen Fleckchen , die an seinen Hängen kleben. Zur Linken, da wo der masten bespickte Hafen aufhört, streckt sich nach dem ſanft an= steigenden spanischen Festland eine ziemliche Fläche , die nackte Landzunge, das Campo de Gibraltar. Senkrecht aus diesem Campo schießt der jähe Felsen , der sich oben erst zu einer runden Kuppe wölbt, dann von einer starken Einsattelung unterbrochen zum Signal - house hinzieht, hinter welchem ein tieferer Abgrund sich aufthut, um jen jeite wieder nach dem O'Harathurm anzuklimmen. Von da fällt der Steinrücken erst in schroffen Staffeln , dann in sanfteren Wellen gegen die kleine Ebene bei Punta de Europa , den lezten Punkt unseres Erdtheils , den ein Leuchthurm weithin bezeichnet. Den oberen Rand ziert nur das genannte Signal= house Thurm, Banner und Wall und der alte O'Hara-tower. Die Felshänge sind kahl, nur an wenigen Stellen in der Mitte traten grüne Villen wie Oaſen daraus hervor. Aber weiter nach unten , der Stadt zu und be sonders über der Vorstadt Rofia am Leuchttherm, drängen sich die prächtigen Landhäuser reicher Engländer und Spa nier, und verschmelzen mit der zwischen Stadt und Vor

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Wir wollen nun eineu kleinen Gang um die Festung Zinnen des alten Maurencastells , und ganz oben schauen noch aus der ersten Felsengallerie bei 25 grobe Brummer herum machen, und dabei ein genaneres Bild zu gewinnen herab, die allerdings zunächst nur die Rolle eines drohen suchen. Es versteht sich übrigens, daß meine Beschreibung und Zahlenangaben nur ganz approximativ zu nehmen den Popanzes spielen. Gleich hinter dem Hafenthor mündet in den kleinen sind, denn ich schlenderte natürlich nicht als Kundschafter, Plaz vor der Caferne, wo zugleich links das nach dem sondern lediglich als harmloser voyageur militaire umber, Ueberdieß ist eine Hauptstärke der Festung , welche in den Campo führende Nordthor sich öffnet , die Hauptstraße von Gibraltar ein, welche ziemlich parallel mit den Strand zahlreichen Minen vor den Bastionen und im Innern be batterieen etwa in der Mitte der Stadt über die Halb steht, weder sichtbar noch zugänglich. insel hinzicht. Eine wahre Fastnachtsmummerei scheint Die Form der ganzen Befestigung Gibraltars ist die uns hier entgegenzufluthen : Bocksteife Mylords im weißen einer unregelmäßigen , dem Terrain angepaßten , bastio= Sommerwams die Hände in den Seitentaschen, andalus nirten Front. Die Wälle erheben sich von 12 bis 20 Fuß fische Majos (Stuger) in ihrer schmucken Nationaltracht, über das Niveau der Stadt und vielleicht 30 bis 36 Fuß, wie wir sie auf Bildern von Stiergefechten sehen, Gibral= an einzelnen Stellen 50 Fuß über den Meeresspiegel . Ju dieselben sind 4 oder 5 Casernen eingebaut, von denen tarerinnen , von weitem rothem Mantel umwallt, afrika nische Juden im schmußigen Kaftan, Neger mit dem weißen zwei oder drei aus neuester Zeit stammen ; ja die mittlere Turban um's Wollhaupt, Mauren in bunten Jacken und hinter der protestantischen Kirche war noch ( 1852) im Bau weiten Pantalons, Beduinen im zerrissenen Burnus , gelbe begriffen. Zu einigen dieser Casernen steigt man von der Malayen, ja selbst Chinesenköpfe und zwischen ihnen die Stadt aus abwärts ; Rampen und Treppen waren noch großen , starken , steifen englischen Herren Soldaten , ge= nicht überall beendigt. Thüren und Fenster dieser Case= wöhnlich 3 bis 4 neben einander im Bewußtsein ihrer matten gehen lediglich gegen die Stadt; - gegen die See Würde und Haufen betrunkener Matrosen ohne alles Be= zu , wo ihre Wände die Contreescarpe bilden , zeigen sie wußtsein. Ich habe nur noch hinzuzusehen, daß der Herr eine fortlaufende Reihe schmaler Schießscharten für Wall Maier und der Herr Müller auch da sind und Arm in flinten. Kein Geschüß (mit Ausnahme derer in den Felsen gallerieen) steht in einem bombenfesten Raume, sondern Arm mit Mohren und Türken spazieren . Die Bauart der Häuser in Gibraltars Hauptstraße sie feuern sämmtlich aus offenen Scharten oder über Bank. Die Fronte zeigt circa 3 Bastione anf der Seite der und überhaupt im Hafentheil ist der gewöhnliche englische Shopkeepersstyl ; nur gegen den Felsen hinauf, wo in Stadt, worunter das große Königsbastion , welches den Die Courtinen haben engen Gäßchen Spanier, Juden und Araber wohnen, Hafen schüßt , mit 8 Geschüßen. findet man noch Maurenhäuser. Etwa in der Mitte der mehr nur Infanterie- als Geschüßbänke , wahrscheinlich, Hauptstraße öffnet sich ein freier Plat, wo auf der einen weil Untiefen und unterseeische Klippen dort das Nahen Seite die Börse und Library , eine Art Casino , daneben größerer Kriegsschiffe unmöglich machen . In den übrigen die starke beschte Hauptwache und auf der anderen das Bastionen stehen 2 bis 3 Geschüße auf jeder Face, 2 auf Clubhouse, das erste Hotel , steht. Französische Schiffs den Flanken ; nicht alle Bastione sind für Geschüßverthei Am capitane , piemontesische und lombardische Flüchtlinge , die digung eingerichtet und eher enge als geräumig. bei Novara gefochten und sehr bescheiden waren , und ein Schlusse dieser Linie liegt die Gitadelle in Gestalt einer Redoute. In der ganzen Ausdehnung vom Hafenthor bis paar englische Kaufleute bildeten dort die Gesellschaft. Von dem Dache des Hauses übersteht man die Stadt und an das Ende der eigentlichen Stadt mögen circa 40 bis Dort_zeichnete 50 Geschüße Achtzehn- , Vierundzwanzig- bis Zweiund= einen Theil der Festungswerke sehr gut. ich auch ein paar nothdürftige Ansichten , denn Sir Gar dreißigpfündner stehen, und auch für nicht viel mehr Raum diner, der gestrenge Herr Gouverneur, wollte durchaus sein. Längs der Alameda hin zieht sich eine sägeförmige Courtine mit furzen Flanken , hinter welcher gegen das nicht zugeben, daß ich auch nur die harmloseste Landschafts skizze , die ich ihm zu zeigen versprach, aufnehmen sollte. Ende dieses öffentlichen Gartens und etwa hundert Schritte Es reimt sich diese wohl gerechtfertigte Strenge , von der von dem nur mit einer Infanteriebank versehenen Walle nicht einmal die Albums fashionabler Ladies ausgenommen eine erst kürzlich erbaute Batterie, die Victoriabattery mit 16 Achtundvierzigpfündnern auf Drehscheiben sich erhebt. find, wenig mit der Sorglosigkeit, die man in Betreff der Sie dient als Verstärkung dieses , wegen seiner Lage zwi Spaziergänger an den Tag legt. Man kann nämlich die Wälle in ihrem ganzen Umfange umwandern , gemüthlich schen Stadt und Vorstadt und des freien Raumes , den Wahr die Batterieen, die Kanonen abzählen, die Winkel schäzen, hier das Terrain bietet , gefährlichen Punktes. die Linien abschreiten , ohne daß die mit geschultertem scheinlich ist hier auch eine Annäherung zur See eher möglich. Von hier an trifft man auf noch einige Batte Gewehre einherstolzirenden zahlreichen Schildwachen die rieen in zweiter und dritter Linie landeinwärts , die ohne mindeste Notiz davon nehmen . Steigt man den den Felsen hinauf, so liegt die Festung ohnedem wie eine Landkarte Zweifel gleichen Zwecken dienen. Wir nähern uns nun der Vorstadt Rosia. Der Wall vor uns , und es gibt Punkte genug , wo man ungesehen von Schildwachen das Wichtigste notiren kann . Zum bildet hier zuerst ein kleines Bastion mit 3 Geſchüßen, Ueberfluß ist auf der Library ein ziemlich genauer Plan, dann eine Langseite durch - rückwärtige Reservebatterieen allerdings in kleinem Maßstäbe aufgelegt, der zu einem verstärkt, welche erstere bald gegen die See hinaus wendet, medicinischen Werkchen über die Choleraepidemie in Gibraltar wo sie sich an ein breites und weit ausspringendes Rund gehört, und den man ungehindert copiren und mit der bastion, den neuen Molo , von 24 Sechzigpründnern mit eiserner Laffettirung bewacht, anschließt. Von hier zieht Wirklichkeit vergleichen kann. -

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sich die vielfach zerklüftete und zerrissene Küste , die aber an allen zugänglichen Punkten durch Mauerwerk und Ge schüße beschirmt ist, und im weiteren Verlauf noch eine Eleme Courtine mit 10 , ein Bastion mit 6 und zwei Vor sprünge mit circa 20 Geſchüßen aufzuweisen hat , südöst= lich gegen Punta de Europa, wo eine Batterie von 5 Be schüßen den Leuchtthurm deckt , während auf der freien Strecke dahinter ein Blockhaus und weiter landeinwärts noch eine Batterie etwaige Eindringlinge erwartet. In

Literatur.

der Vorstadt ist die große Artilleriecaſerne und das Hospital belegen. Dreht man, immer dem Strande folgend , von Punta de Europa nach Nordosten , so stößt man nur noch auf ein paar kleine Batterieen von je 5 Geschüßen unweit des hier in idyllischer Einsamkeit an der Rückwand des Fel sens klebenden Landhauses des Gouverneurs. Dann aber endet Weg und Land , und der starr sich emporbäumende Felsen sperrt Freund und Feind Straße und Aussicht.

Vom Kriege. Hinterlassenes Werk des Generals Carl v. Clausewit. Zweite Auflage. Zweiter (356 S.) u. dritter Theil (330 S.) . gr. 8. Berlin , 1853 . Drei Ferd. Dümmler's Verlagsbuchhandlung . Theile complett : 6 Thlr. 20 Sgr. Wir haben schon nach Erscheinen des ersten Theils über diese neue Auflage des berühmten Werks berichtet (A. M.-3 . von 1853 Nr. 120) und können dieselbe hier mit nur auf's Neue der allgemeinsten Theilnahme ange= legentlich empfehlen. Der Abdruck ist im Wesentlichen unverändert; bei näherer Vergleichung finden sich einzelne Veränderungen im Ausdruck, die zwar den Inhalt unbe= rührt lassen , uns aber kaum nöthig , also auch nicht ge= rechtfertigt erscheinen wollten. Im dritten Theil ist das Vorwort der früheren Ausgabe weggeblieben; es ist aller dings im Ganzen nur von vorübergehendem Interesse ge= wesen. - Für den 4. bis 10. Band der Werke , die eigentlich kriegsgeschichtlichen , scheint eine neue Auflage noch nicht nothwendig gewesen zu sein. Möchte auch für sie bald eine solche Zeugniß von ihrem häufigeren. Studium ablegen. Die kriegsgeschichtliche Literatur hat nur weniges aufzuweisen , was auch nur den übersicht Δ licheren Geschichten darunter gleichkäme.

Spazieren wir auf der entgegengesetzten Seite Gibral tars zum Nordthore hinaus, so haben wir zunächst die bastionirte Front , die die Landenge und ein Schleusen werk vertheidigt, durch welches dieser schmale Zugang unter Dann treten wir auf die Wasser gesezt werden kann. ebene , kahle Landzunge, wo ein paar niedere Baraken für die hier arbeitenden Ingenieure und Soldaten , ein ver= witterter, einsamer Maurenthurm und eine Gruppe schöner platanenartiger Bellasombrabäume neben dem Wachhäus chen das Einzige sind , worauf das Auge weilen kann. Miscelle. Hinter den Baraken durchschneidet ein schmaler Querstreif Ueber die Militärmuſik ſchreibt W. H. Riehl in Augs. sogenannten neutralen Grundes die Landzunge , auf deſſen burg, der Verfasser des berühmten Buches über die bürgerliche einer Scite die englischen Schildwachen auf- und abſpa= Gesellschaft", beherzigungswerthe Worte in der Cotta'schen „ Viertel zieren und den Kurrikeln nachschauen, die zwiſchen Festung jahr-Schrift". Wir geben den Kern dieses Ausspruches eines der und Festland lebhaft circuliren. tiefften Kenner des deutschen Volksthums : „ Eine ächte Militär musik soll Volksmusik sein , fie soll sich auf's Engste an die Die Spanier haben es nicht für nöthig gehalten, ihre Gränzlinie gleichermaßen zu hüten. Die Ebene seßt sich wirklichen Volkslieder anschließen ; das gibt recht luftig und hell tönende, recht kriegerische Weisen. Im gegenseitigen Austausch in dieser Richtung noch eine zeitlang fort und steigt dann brächte dann auch der Bauernbursche , der Soldat gewesen , die allmälig zu den Bergen von Ronda , dem Vaterlande des Weiterbildung des Volksgefanges in der Kriegsmusik wieder auf - Aber welche wunderliche , verwirrende An Schmuggels, hinan. Hart zu unserer Rechten aber erhebt das Dorf zurück. schauungen nimmt er mit nach Hause ! Da hört er larmoyante fich der himmelhohe Felsen , hier einem sigenden Löwen vergleichbar, der den Kopf gegen Morgen wendet ; seine Opernmelodieen und eine noble Ballmusik , ja er hört vielleicht gar eiu klassisches Tonſtück, etwa die Ouverture zur „Zauberflöte" , Lenden sind mit den dunkeln Oeffnungen der famösen für Blechinftrumente eingerichtet. Vow allen diesen unverstandenen, Felsengallerieen punktirt , und nach den Füßen zu ſtreckt unverdauten Dingen bleibt Etwas beim Volke fißen , und ein sich wie zottiges Mähnenhaar das aufgehäufte Gerölle. Tanzstück , welches ursprünglich durchaus der Atmosphäre des Sa Man hat hier nämlich erst neuerdings ein gutes Stück Ions angehörte , geht, wenn es die Militärmusiken gehörig abge= Felsen abgesprengt, deffen Schutt nun allmålig abgeführt spielt haben, zuleßt auch auf die Dorfkirmes über. Das alt überlieferte Volkslied kann auf die Dauer nicht mehr Concur wird. Der Felsen sollte einen freilich etwas abenteuerlichen renz halten mit der italienischen Opernmelodie , welche der Bauer Zugang bieten , der von den Spaniern einmal versucht auf der Parade hört. Die Militärmusiken schlagen allmälig worden set. ―― Diese und ähnliche neuere Arbeiten der unser köftliches Befißthum, den deutschen Volksgesang, todt. Wenn Engländer in Gibraltar scheinen ihre Quelle in einer ge= mancher alte Haudegen von einem General oder Oberst , der zum Glück unmusikalisch ist , die ganze verkünftelte Militärmusik ver wissen Besorgniß vor Napoleon'schen Gelüsten gehabt zu wünscht , so liegt darin häufig ein sehr richtiger Instinct. Muk haben. Wenigstens sprach man damals ( 1852) beständig denn nicht auch unser nationales Selbstgefühl tief beschämt von einem in Aussicht stehenden Handstreich der Fran werden , wenn wir heute oder morgen den Italienern oder Fran zosen auf Port Mahon und in zweiter Linie auf Gibralatar. zosen entgegenrückten , während unsere Musikchören den Feinden Kriegsmärsche entgegenbliesen, die aus italienischen oder französischen (Schluß folgt. ) Opernreminiscenzen zusammengestohlen find ? Da gäben roch die fiolzen Klänge unseres Volksliedes , das nicht immer von Lenz und Liebe und Waldesgrüu fingt , sondern gar oft auch einen kriege rischen Ton anhebt, das Zeug zu ganz anderen Regimentsmärschen ." Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Dienstag, 31. Januar 1854. dash 104T49 ) stad Sising

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Preußen. Königreich Sachsen. Berlin, 14. Jan. Die Stärke des stehenden Aus Sachsen, 19. Jan. Die jüngst beendete Re Heeres ist in Preußen nicht in jedem Jahre dieselbe ge crutenaushebung hat abermals ergeben, daß die Militär wesen, indem politische Verhältnisse auf die Vermehrung tüchtigkeit unter den jungen Leuten von Jahr zu Jahr oder Verminderung desselben von großem Einflusse waren. abnimmt. Im Voigtlande, wo 1674 Mann zur Ge Im Jahre 1816 zählte die stehende Armee in runder stellung kamen , wurden nur 333 ganz tüchtig befunden.. Snmme 142,000 Mann ; 1822 : 117,000 ; 1828 : 116,000; Diefe Erscheinung ist um so auffallender, wenn man be= 1831 : 189,000 ; 1840 : 137,000; 1849 : 199,000 ; 1852 : denkt , daß zu feiner Zeit mehr als jest auf körperliche Im Durchschnitt der Jahre 1816/52 Uebung der Jugend gehalten wurde, und das. Turnen 133,912 Mann. bestand nach offiziellen Angaben die stehende Armee aus z. B. ganz allgemein geworden ist. (S. M.) 142,338 Mann. Bei einer dreijährigen Dienstzeit ver laffen also im Durchschnitt 47,446 Mann jährlich die Großbritannien. Armee und treten in das Reserveverhältniß. Im Jahre 1849 lebten in Preußen 149,427 Mäuner im zwanzigsten (5) Das Army and Navy Register vom 2. Januar Lebensjahre, von denen also noch nicht der dritte Theil zur enthält folgende Mittheilung : Neben anderen Häfen hat Einstellung kam. Die Dienstzeit bei der Linieninfanterie Grimsby wegen der Leichtigkeit einer feindlichen Landung beträgt nur zwei Jahre und der jährliche durchschnittliche wegen seines unbefestigten Zustandes die Aufmerksam= und doch Bedarf ist daher höher, als 47,446 Mann , indeffen Regierung auf fich gezogen . der Das Dampfschiff feit nicht so groß, daß nicht die doppelte Anzahl zwanzig Black Eagle kam am 19. December in den neuen Dock, jähriger junger Männer für das Bedürfniß der Armee Gegenwärtig ist Hull vorhanden wäre. Im Jahre 1849 zählte man vom 20ften um eine Aufnahme zu bewirken . der einzige an Ort der befestig Ostküst e ; Yorkshire und te Lebensjahre Männer 692,262 vollendeten 24ften , bis Lincolnshire werden daber lange der Invasion preisgegeben zwanzigjährige 149,427, Männer vom 25ften bis zum Hull oder deffen Citadelle zum Widerstande be vollendeten 32ften Lebensjahre 1 Mill. 85,783, in Allem sein, ehe rufen werden. Die Citadelle von Hull ist ein schlecht Sollte daher in Preußen ein 1 Mill. 628,618 Mann. Heer von 400,000 Mann unter die Waffen treten , so gewählter, wenig geeigneter Ort der Küste, erfordert im würde immer nur der fünfte Mann der Militärpflichtigen Frieden alljährlich nicht unbedeutende Unterhaltungskosten und wird im Kriegsfalle wenig oder gar keinen Nußen, zu zur Aushebung kommen. Hierbei ist zu beachten, daß in leisten vermög Befände sich dagegen ein Festungswerk en. dieser Angabe die für die Landwehr des zweiten Aufge= botes vom 32sten bis 40sten Lebensjahre befindlichen Indi an dem neuen Dock von Grimsby, so könnte die Citadelle von Hull aufgegeben werden und Lincolnshire und Vorkshire viduen nicht angegeben sind. (B. N.) würden einen trefflichen Schuß gegen eine Invasion ge= - Die Festungsbauten von Königsberg werden winnen. auch in diesem Jahre wieder fortgeseßt , jedoch die , durch die Allerhöchste Cabinetsorder vom 27. Februar 1851 an= (5) Nach der Naval and military Gazette vom 7. Ja= genommene Baurate auf 360,000 Thlr. , für dieses Jahr nuar beabsichtigt die Regierung die Zahl der Matrosen um circa ein Drittheil verringert werden. Bis jezt sind und Marinesoldaten im laufenden Jahre auf 53,500 Mann auf den Festungsbau in Königsberg 2,840,000 Thlr. ver= zu bringen , wodurch eine Vermehrung des vorjährigen wandt worden. Es bleibt mithin , da der Bauplan die Standes um 8000 Mann bedingt wäre. Von der Ge Kosten auf 8,560,790 Thlr. veranschlagt, vom 1. Januar sammtzahl sollen 38,000 Mann zu den Matrosen und 1854 die Summe von 5,720,790 Thlr. übrig, welche noch Schiffejungen und 15,500 Mann zu den Marinesoldaten zu verbauen ist. gehören.

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Maurencaftell hinan , deffen Thürme jezt als Gefängniß benügt werden. Ein Unteroffizier der Artilleriewache am Eingang der Gallerie erschließt uns diese. Diese englischen Unteroffiziere sind von der größten Artigkeit ; ich glaube, ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, fie find artiger, und manchmal sogar militärischer unterrichteter als ihre Offiziere. Die Gallerieen find iu den natürlichen Felsen gehauene Tunnels von verschiedener Breite und Höhe. Sie ziehen sich in zwei Etagen, in ziemlicher Entfernung über einander, auf der Nordseite des Fesens hin. Die untere Gallerie ist vorzugsweise gegen den Zugang am Nordthor und den Hafen gekehrt, die obere gegen die Landzunge. Am nordöstlichen Ende der oberen Gallerie erweitert sich dieselbe zu einer größeren Kammer, der Grorgshalle, welche eine Batterie von 5 Geschüßen und ein Treppenhaus enthält, in welchem eine Treppe in einer beträchtlichen Höhe zu einer oberen Batterie führt. An verschiedenen Stellen der Gallerieen münden große Ram mern, Magazine für Munition . ein. Die Geſchüße, Achtundvierzig- bis Vierundachtzigpfündner, stchen theils auf hölzernen , theils auf eisernen Laffetten. Die Deff nungen, durch welche sie feuern, sind sehr groß und stellen die Bedienungsmannschaft ziemlich bloß. Daß es beim Feuern vor Rauch kaum hier auszuhalten sein werde, indem nur wenige solche Oeffnungen in den dunkeln Felsen gången angebracht find, gab auch der Artillerieunteroffi= zier zu. Doch behauptete er, die Kanonen hätten doch schon einmal ihre Wirkung gethan, indem an einem näher bezeichneten Punkte spanische Sappeure durch in fast senkrechter (bohrender) Lage abgefeuerte Geschüße vom halb erklommenen Felsen vertrieben worden seien! Doch scheint man sonst in Gibraltar eben keine große Meinung von der Schädlichkeit der Gallerieen zu haben, indem ein mich begleitender Engländer mehr als einmal über die abenteuerliche Placirung dieser Batterieen laut auflachte, wobei man in Betracht ziehen muß, daß der Felsen durch die vielen Sprengungen viel steiler und unzugänglicher geworden ist, als er früher war. Im Ganzen dürften damals 50 bis 60 Geschüße, Kanonen und Mörser, sämmt= lich von dem größten Kaliber, in den Gallericen gestanden haben; außerhalb derselben und in gleicher Höhe reihen sich noch zwei offene Batterieen von circa 10 Geschüßen an. Es mögen damals wohl 250 bis 300 Kanonen auf den verschiedenen Punkten der Halbinsel vertheilt gewesen sein. Das Arsenal soll noch weitere 500 enthalten. Ich konnte dasselbe nicht näher besichtigen , muß die Angabe jedoch in Anbetracht der zahlreichen Geschüßröhre, die ich in den Höfen desselben erblickte , nicht für unwahrschein= lich halten. Sämmtliche Festungswerke sind auf das Beste Die Entscheidung unterhalten und ſehen wie neu aus.

(5) Durch königl. Decret vom 9. November 1853 find die Büreaukosten der Commandanten der Festungen geregelt worden und erhalten hiernach vom 1. December 1853 ab die Commandanten von Brüffel und Gent 1000, Lüttich und Antwerpen 800, Brügge, Namur, Mons, Oftende und Tournai 500 , Arlon , Audenarde, Charleroy, Diest, Hasselt, Lierre, Löwen, Mecheln, Nieu port, Termonde, Opern und der des Lagers von Beverloo 400 und die Commandanten der übrigen kleineren festen Pläße 240 Franken jährlich.

Gibraltar im Jahr 1852. (Schluß. ) Während man gleich beim Umwenden um die Ecke des Nordthores gerade vorwärts über die Landenge weg das brausende Meer und die weißen Segel der von und nach Malaga eilenden Schiffe erblickt, gewahrt man_am jenseitigen östlichen Rande derselben einen schmalen Weg, der zwischen den Klippen und dem Felsenberg nach der Catalanbay führt, wo in merkwürdigem Contraste gegen die Vorderseite ein paar friedliche Fischerhütten sich an das Gerölle lehnen. Vor ihnen ruht ein Dußend Nachen im Sande und zur Seite sprißt der weiße Schaum der Brandung an den Klippen emper. Auch im Rücken dieser Hütten ist ein Stück Felsen abgesprengt worden , denn auch hier hat ein gefährlicher Fußpfad bestanden , der nach der erhabenen Spiße des Signal-houſes führte und den einſt ( 1704) ein ſpaniſcher Hirte seinen kühnen Lands leuten zeigte, die ihn dann freilich mit ihrem Blute tränkten. Daß die Engländer Gibraltar besigen, erfüllt die Spanier noch immer mit einer knirschenden Wuth, und Tausende würden , wenn es nur ginge, mit den Zähnen an dem verfluchten Felsen hinaufklettern , um die Nothröcke in's Meer zu stürzen . Ju der Verlängerung der Catalanbay stoßen wir in füdlicher Richtung alsbald auf den schroffen Felsen , der • uns am Landhause des Gouverneurs einen Schlagbaum vorgezogen, und begnügen uns , an ihm hinauf nach dem Adlerneste des O'Harathurmes und links vorbei nach Geutas ftrahlender Bergpyramide zu schauen. Wenn auch die Galleriebatterieen mehr „fürchtig" machen, als furchtbar find , so muß man sie doch sehen - und wenn es nur wegen der reizenden Aussicht wäre, die man von hier auf die mehr erwähnten , durch ihre romantische Contrabandistas berüchtigten Berge von Ronda, auf die Küste von Malaga und das groß dahinwallende Meer genießt. Die Erlaubniß zur Besichtigung der Galle rieen unterliegt keinem Anstand, zumal, wenn man an einen Consul *) empfohlen ist. Wir steigen in dem nörd lichen Theile der Stadt gegen das dreifach umpanzerte *) Einem jeden deutschen Offizier, der nach Gibraltar kommt, empfehle ich , vor Allem die Herren Schott und Wortmann (den preußiſchen und bayerischen Conſul) aufzusuchen. Ihr

der Frage, ob Gibraltar troß seiner Lage und dem Ueber fluß an Kriegsmaterial überwindlich sei, überlasse ich einem weiſeren und sorgfältigeren Beobachter. So lange eine auch nur kleine englische Flotte im Hafen liegt, scheint mir übrigens jeder Versuch verlorene Mühe zu sein , wenn auch die vom Winde unabhängigen Dampfschiffe bei einer wahrhaft herzliches Begegnen wird ihm eben so sehr gemüth lich wohlthun , als ihm ihre Kenntniß des Orts und der Behörden von Nußen ſein kann.

101 Belagerung eine gefährlichere Rolle spielen werden , als 1 Arçons schwimmende Batterieen. Die Hauptunterhaltung , die man in Gibraltar hat, ift ein Spaziergang nach und auf der Alameda. Wenn wir vom Clubhouse die Straße weiter verfolgen, gelangen wir durch das Südthor über eine Zugbrücke nach jenem freien Plaze. Hier zieht sich eine stark befestigte Front von der Citadelle am Strande quer durch den Raum zwischen Stadt und Gärten bis nach den unwegsamen Felsenhängen des Signal-houses hinauf, selbst oben an allen tauglichen Punkten mit Kanonen und Wachen beseßt. Die Alameda selbst bildet ein großes, von Alleen_um= gebenes Viereck , auf dem die Herren Engländer exerciren und die Offizier - Dandies mit ihren Ladies spazieren reiten, gerade wie in Hyde-Park, nur daß fie hier statt der Neitgerte Fliegenwedel zum Frommen für Mensch und Vieh in den Händen balanciren. Alle Abende spielt hier eine recht brave Militärmusik. Dabei wandeln stolze, schwarz gekleidete Doña's durch die Alleen , die englischen Spieße steigen nebst Ehehälften und 17 Kindern auf und nieder, Kindsmägde bewundern die weißen Fräcke der Herren Musikanten, alte Mauschel mit Spißbärten hocken auf den Steinbänken, Mauren kauern daneben, die ausge zogenen Schuhe zur Seite gestellt, und je wilder das Individuum, desto größer die Andacht und das stille Ver gnügen bei den weithin klingenden Arien der Bande. An die Alameda schließt sich ein englischer Garten mit der herrlichsten Vegetation des Südens und der präch tigsten Aussicht nach Algefiras und Tanger. Auf einem erhöhten Rondel blamirt sich hier die Bronceftatue des tapferen Elliot *), ein scheußliches Produkt englischer Ge schmacklosigkeit. Der wackere General fieht aus wie ein alter Friseur und trägt einen großmächtigen goldenen Schlüssel in der Hand , wie ein Bierschild. Nicht weit davon prangt als würdiges Pendant die Büste des eiser nen Herzogs , vor dem ein einsamer Sechspfündner eine Art kurioser Schildwache abgibt. - Doch betrachten wir wir Doch betrachten

uns die Soldaten, die hier herumbummeln , näher. Daß fie troß dem südlichen Klima alle Tage ein Pfund Ochsen fleisch bekommen, sieht man ihren rotben Backen wohl an; auch mag ihnen der spanische Wein nicht schlecht munden, denn man hört häufig von Wirthshauserceffen. Das Festhalten an der in England üblichen Lebensweise, in allen Klimas , charakterisirt den Engländer , und diesem unverständigen Eigenfinn fallen hier, wie in allen eng= englischen Colonieen zahlreiche Opfer. Was das Aeußere anbelangt, so brauche ich die bekannten rothen Spenzer mit weißen, gelben und grünen Kragen und Aufschlägen wohl nicht zu beschreiben. Auffallend war mir, daß die Leute auch in dieser Zone, wo so viele Augenkrankheiten vorkommen, die schwarz und roth carirte Wollmüße ohne Stülp tragen. Dafür haben sie beständig das Stnrm band unter dem Kinn , auch wenn keine Spur von einem Lüftchen geht. Seitengewehre werden bekanntlich von Spaziergängern nicht getragen; um so komischer nimmt fich das weiße Bandelier aus , welches demungeachtet nie abgelegt wird. Die Stelle des Seitengewehrs vertritt das

*) Commandant während der Belagerung von 1779 bis 1782.

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stereotype spanische Röhrchen. Der Besuch einer jener Defensivcasernen überzeugte mich, daß auch hier des Eng länders Solidität sich nicht verläugnet. Mit der äußersten Bereitwilligkeit und Verständigkeit wurde mir Alles ge= zeigt. Die Leute, von welchen viele verheirathet find, liegen in hohen, gewölbten Zimmern. Als Schlafftätten dienen eiserne Bettladen , in der Mitte der Langfeite mit einem Charnier versehen, um den unteren Theil auf den oberen zurückschlagen zu können. Sie haben Noßhaar matraßen, schönes Weißzeug , welches durch eine Bage Papier von den ersteren getrennt ist, und einen braunen Wollteppich (im Winter zwei). Patrontasche, Leder werk sc. ist beständig mit Lüchern zugedeckt, um es vor Staub zu bewahren. Im Dienste haben sie Leinwand überzüge über die Taschen, wie Spanier und Portugiesen. Das Brod - die Mannschaft trägt linnene Brodsäcke ist trefflich. Die schwarz angelaufenen Gewehrläufe mit weit vorwärts gerücktem Visir, haben ein Bajonnet, wel ches durch eine Feder gehalten wird. Dieses Bajonnet dient übrigens der Mannschaft als Seitengewehr- die Unteroffiziere haben Säbel- und wird an einer weißen Umhängkuppel getragen, welche mittelst eines Messing= schlosses auf der Brust auf und zugehakt wird. Die Patrontaschen sind für 60 Stück Patronen eingerichtet ; die Zündhütchen nach belgischer Weise fabricirt. Als Fuß bekleidung werden Stiefel getragen. Troß der Hize haben auch die Engländer , wie Spanier und Portugiesen dicke, Der Tornister ist aus schwarz latirte Ledercravatten. Wachstuch gefertigt , zum Auseinanderschlagen eingerichtet und wird auf der Rückseite geschlossen. Zwei Parallel riemen halten ihn zusammen; zwischen ihnen und dem Tornister liegt hinten ein Tuch , wahrscheinlich um den Druck der schließenden Schleifen auf dem Rücken weniger fühlbar zu machen. Oben auf dem Tornister ist die Por tionsschüffel in einem Wachstuchüberzug befestigt ; nach Außen und in der Mitte zwischen den zwei Riemen liegt die Müße. Der Mantel befindet ſich innerhalb des ---- - übri= gens nicht schweren Lorniſters , der außerdem noch einen ―― Frack, Hosen, Stiefel und Weißzeug enthält. Auf dem schwarzen Filzkäppt, welches einen Nackenschirm hat , ist ein meffingener Halbmond mit der Regimentsnummer und ein halb weiß, halb rother Pompon angebracht. — Es lagen damals 4 Regimenter Infanterie , ein Regiment Artillerie und etwas Reiteret in Gibraltar, circa 5000 bis 6000 Mann. Wenn die rothen Sonnenstrahlen hinter Langer in das Weltmeer tauchen , hört die Musik auf der Alameda auf und Alles eilt rasch der Stadt zu , denn punkt 8 Uhr ertönt der verhängnißvolle Kanonenschuß, mit welchem die Zugbrücke aufgezogen und das Südthor gefchloffen wird. Um 9 Uhr donnert es wieder und die Berge Afrikas widerhallen von dem mächtigen Rule Britannia , welches zwei Welttheilen die Macht Englands verkündet. Wenn dann der Zapfenstreich verstummt ist, welcher mit Mufik durch die Stadt hinzieht und an der Hauptwache endet, und der die Soldaten in die Cafernen und die Matrosen aus den sich schließenden Schnapsbuden fortruft, wird es allmälig ftille in Gibraltar und man vernimmt nur noch den fortlaufenden Ruf der Schildwachen : „ All's well !" den eine der anderen über die ganze Festung hinruft , bis

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nach einer Viertelstunde derselbe Ruf wieder von der anderen Seite her erschallt : die beste Controle, daß Alles wach ist. Um das Signalhouse zu besuchen, bedarf es einer be= sonderen Erlaubnißkarte des Gouverneurs , auf welcher noch bemerkt ist, daß man nicht von den regelmäßigen Wegen abgehen, keinen Stein über die Felsen werfen, weder Hunde mitnehmen , noch Jagd auf Vögel oder sonstiges Gethier etwa Affen , die aber nur selten ge= sehen werden -- machen dürfe. Der Weg nach dem Signal house ist gleich interessant in malerischer, wie_in_topo= graphischer Beziehung. Man hat weit länger zu steigen, als man Anfangs meint. Der Weg geht in Schlangen linien den Felsen hinan , • wobei man von Zeit zu Zeit auf die, die Halbinsel bis zur Spiße hinauf durchschnei dende Mauer, auf einzelne Geschüße und Schildwachen trifft, welche erstere aber mehr zum Zierrath , als zu ernstlichem Gebrauche - Signalschüsse ausgenommen hier zu stehen scheinen. Dann bieten noch einige Villen im üppigsten Grün des Südens dem Auge einen freund lichen Ausruhepunkt . Sofort aber zieht sich der Weg an kahlen Felsen und Gerölle, wo nur noch zerstreute Ziegenheerden ein spärliches Futter finden, an offenen Höhlen den noch unergründeten Cares - hin, deren aus Tropfsteinen gebildeten Gewölbe sich weit durch den ganzen Felsen hin treiben sollen. Ja einige haben die abenteuerliche Behauptung aufgestellt, daß das räthsel hafte Verschwinden der Affen in jedem Winter darin seinen Grund habe, daß sie durch diese Höhlen in einem natür lichen Tunnel nach Afrika hinüber wandern ! Nach einem fast zweistündigen Marsche erreicht man die kleine Schanze , welche einen Wartthurm , das Häus chen des Signalisten und einige Geschüße enthält, die hier Britanniens flatterndes Banner bewachen. Der Signalist hat ein Journal über sämmtliche, die Meerenge paffirende Kriegs- und Dampfschiffe zu führen, und darauf zu sehen, daß sie die Flagge aufbissen. Er besißt die nöthige An= zahl Fähnchen zum Signalistren. Die Schanze hat außerdem noch den Zweck, in Kriegszeiten etwaige Unter nehmungen von der Rückseite des Felsens zu entdecken und zu hemmen, wie schon bemerkt wurde. Die Aussicht vom Signalhouse ist wohl eine der impo fantesten der Welt. Die weite Bai von Algefiras mit ihren nahen und fernen Gebirgen , auf welchen man noch die zahlreichen Atalayas (Wartthürme) der Araber wahr= nimmt, die langgestreckte Küste von Marbella und Ma laga, Afrika mit den pittoresken Ausläufern des Atlas und seinen glänzenden Vesten und Städten, Langer, Ceuta und Tetuan und das erhabene Weltmeer mit weißen Se geln da und dort geschmückt → treten abwechselnd vor unser leibliches Auge , während vor dem geistigen eine Reihe merkwürdiger Historien und großer Männer empor steigt, die einst hier vorüber oder von einer Welt zur anderen zogen vom mythischen Herkules und Ulyß bis zu dem Sechelden , der dort drüben bet Trafalgar seine große Seele aushauchte.

Literatur. Der Flächenraum der einzelnen Staaten in Europa und der übrigen Länder auf der Erde. Von F. B. Engelhardt, Königl. Preuß. Geh. Regierungsrathe und Mitglied des ftatiſtiſchen Büreaus in Berlin u. f. w. gr. 8. Berlin , 1853. Druck und Verlag vou E. S. Mittler und Sohn. ( 123 S.) Ein zeitraubendes, viele Ausdauer erforderndes Unternehmen, das Areal der Groß- und Kleinſtaaten Europas und der übrigen Welttheile auf Karten von größeren und mittleren Maßstäben aus zumeffen! Diefer und jener ohne weitere Erläuterung niederge fchriebenen Zahl vermag man es nicht anzusehen , welche Mühe, wiederholteMeffungen und Vergleichungen ihre Auffindung erforderlich machte, es läßt sich an ihr nicht mehr erkennen , wie der Verfaffer weifelnd hin und her überlegte, welcher Angabe, welcher graphischen Darstellung er den Vorrang ertheilen follte. Und bei aller aufge wendeten Sorgfalt dennoch nicht die Gewißheit zu haben , daß die Angabe , für die man fich entschied , der positiven Wirklichkeit ent fpreche , ist ein Nebengedanke, der vielleicht schon von ausgedehnter Thätigkeit in der erwähnten Richtung abzuhalten vermöchte. Dieß war bei dem Verfaſſer unseres Werkchens nicht der Fall. Er hat mit dem anerkennenswertheften Fleiße zur Feststellung ftatistischer Angaben beigetragen , und, was eben nicht immer geschieht, die Quellen genau bezeichnet , aus denen er seine Zahlenbestimmungen schöpfte oder die Karten, von denen er fie selbstmessend abnahm. In dem Vorwort vom bekannten Dieterici , worin über die Entstehungsgeschichte dieſes Buches Bemerkenswerthes feht , heißt es : Jahre lang hat der verdienstvolle Mann die neuesten Karten verglichen und vergleichen laffen, Vieles theils selbst gemessen, theils nachmessen laffen, demnächst ift der Flächenraum aller Länder be= rechnet und fo viel als möglich revivirt und Alles genau controlirt worden." Nachdem nun einige Ursachen angeführt worden , weß= halb Arbeiten dieser Art noch fortwährend unvollkommen find, heißt es weiter : „Man geht so weit , als es mit dem vorhandenen Material und nach den beften Karten eben möglich ist und es ist ein großer Fortschritt geſchehen , wenn man nur sicher ift , daß die Zusammenstellung, wie fie dargeboten wird, nach den besten Hülfs mitteln mit Treue, Sorgfalt und Sachkenntniß entworfen ift, obne damit erreichen zu können , daß ein ganz unzweifelhaftes Resultat gewonnen ift , welches , da fortwährend neue Messungen , Aufnah men und Untersuchungen mehrfacher Art ſtattfinden, nicht möglich iſt. ” Den einleitenden Bemerkungen des Verfaffers felbft wird man eine besondere Aufmerksamkeit nicht versagen dürfen. In dem Werke werden nun die 5 Welttheile und der Contineut des Süd pols nach ihren bis_jeßt erforschten Arealbeftänden feſtgeſtellt. In den Anmerkungen find dann immer die Quellen ftatiſtiſcher Mit theilungen und die Karten aufgeführt , auf welche die Zahlenan= gaben sich Aüßen. Besonders nußbar ift für manchen mit der Kartenliteratur weniger Vertrauten das aufgeführte Material , um daraus entnehmen zu können, welchen Arbeiten ein bewährter Fach mann Zutrauen schenkt. Weiterhin schäßbar und angenehm find die Angaben der Areale der einzelnen Verwaltungsbezirke, Diftricte, Grafschaften, Departe. ments und Provinzen. Alle diese Angaben find auf geographische Meilen und Hunderttheile davon reducirt. Den europäischen Staaten folgt immer zugleich das Areal der außereuropäischen Be fißungen und Colonicen. Die größeren Landseen find dabei in Abzug gebracht , nicht aber das übrige Gewäffer , welches , als das Aderfyftem der Staaten, auch recht eigentlich zu ihrem Territorial beftand und deffen Größe gehört. Für ftatinische Arbeiten und vergleichende Uebersichten dieser Art ift dieß Werkchen von besonderer Bedeutung und bietet eine gute Grundlage des Verständnisses ; auch dürfte die wissenschaftliche Verwerthung to gebräuchlich zusammengestellter Angaben den Ber faffer für die aufgewendete Mühe und bewiesene Ausdauer ficher entschädigen. Den militärſtatiſtiſchen Büreaus ift das Buch ins besondere zu empfehlen. Sehr beträchtliche Druckfehler gereichen ihm leider nicht zur Zierde.

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Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung; C. B. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 2. Februar 1854. Isi of arsigins dri fim valer thi zati welf ad ian itchier

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№ 14. N

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chit Allgemeine Militär - Beitung .

Preußen. Berlin, 19. Januar. Die preußischen Militär Erziehungs- und Prüfungs - Anstalten bestehen gegenwärtig 1 ) aus der Generalinspection des Militär Erziehungs- und Bildungswesens, 2) der Militär- Studien Commission, 3) der Ober- Militär- Examinations - Com mission, 4) der Prüfungs - Commission für Artillerie Premierlieutenante, 5) aus den Cadettenhäusern a) zu Berliu , b) zu Potsdam , c) zu Bensberg , d) zu Wahl tatt, e) zu Culm; 6 ) aus der allgemeinen Kriegsschule, 7) der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule, 8) den Divisionsschulen, 9) den Divisionsbibliotheken , 10) dem Militärturichmieds- Eleveninstitut, 11) der Central-Turn anstalt. - Die Unterhaltungskosten bei der Ar tillerie betragen für ein sechsspänniges Geschüß 1013 Thlr., für ein achtspänniges 117, Thlr. , die Unterhaltung der Pferde nicht mitgerechnet. (B. N.) 14 Großbritannien. (5) Unserer mehrjährigen Gewohnheit gemäß, theilen wir nachfolgend den Rückblick mit, den die Naval and military Gazette" auf das Jahr 1853 wirft. Derselbe ist vom Sylvesterabende datirt und lautet: " Wir zählen heute den leßten Tag des Jahres 1853, an dem jeder unserer Leser je nach Charakter und Tempe rament geneigt sein wird, entweder seine persönlichen Schick ſale während der lezten zwölf Monate oder die politischen und socialen Begebenheiten oder endlich die Fortschritte und Veränderungen seines Beruflebens zu überdenken, Wir als militärische Journalisten wollen die Hauptsäch lichsten Ereignisse und Maßnahmen des eben verflossenen Jahres rasch an unserem Auge vorübergleiten lassen, möge dann jeder Leser in den allgemeinen Rahmen die Details einfügen und aus dem , was 1853 gewesen ist, Schlüsse auf das machen , was er 1854 zu erwarten hat. Bei Stizzirung der wichtigsten Armee- und Marine ereignisse können wir die seltene Einstimmigkeit , mit der die betreffenden Budgets genehmigt wurden , nicht uner wähnt laffen, ebenso wenig wie die ungewöhnlich kurzen und leichten Discussionen, die bei den Fragen von militä rischen Interesse, stattfanden. 1,1 J 51

Die Marine ist seit 1814 zu keiner Zeit in einem so tüchtigen Zustande gewesen, wie sie es gegenwärtig ist ; feder Engländer kann sich der Ueberlegenheit seines Vater landes zur See versichert halten. Die Formation einer Reserve von 10,000 Coast Volunteers, sowie die günstige ren Bedingungen für den Dienst der Seeleute und die Aussicht auf Pension für dieselben müssen als entschiedene Schritte in der rechten Richtung bezeichnet werden , um unsere Seeübermacht für alle Zeiten festzustellen. Die große seemännische und wissenschaftliche That der Feststellung der Existenz einer Nord-West-Passage und die Lösung des Problems , das mehrere hundert Jahre die Schifffahrt bewegt hat , war der britischen Marine für das Jahr 1853 aufbewahrt und der Name des. Capitän M'Clure wird mit denselben Ehren der Nachwelt über liefert werden , mit welchen die anderer großen Entdecker zu uns gekommen sind. Die Königin gab der Marine am 11. Auguft eine große Anregung dadurch, daß sie ihre herrliche Flotte bet Spithead manöveriren ließ, fie gleich der wahren Königin des Oceans und der Beherrscherin der Meere selbst von den Küsten führte und den mit Hülfe von Segel und Dampf bewirkten Evolutionen , die in einem Maßstabe ausgeführt wurden, wie ihn die Welt noch nicht gesehen, beiwohnte. Wenn und wir wissen nicht wie bald - der Krieg wiederum wüthen sollte und England seine Macht und Majestät auf seinem eigentlichen Ruhmesfelde entwickeln müßte , so wird , der sicheren Ueberzeugung leben wir, die Nelson'sche Periode erneuert werden und jeder Brite dem Signale: " England erwartet , daß jeder seine Pflicht thue!" gehorchen. Wenn wir einen flüchtigen Blick auf die Geschichte der Armee während der lezten zwölf Monate werfen, so finden wir manchen Grund zu freudiger Betrachtung, wenn auch leider noch mit dem Bedauern gemischt , daß noch manche wichtige auf die Tüchtigkeit der Truppen Bezug habenden Fragen unerledigt geblieben find. Das Heer erwartet mit Ungeduld die Entscheidung über die Aenderung der Waffen, der Bekleidung und Ausrüstung. Die Revision des ge sammten Ausbildungssystemes und die Entfernung aller überflüssigen Evolutionen sind von allen wahren Soldaten ängstlich erhofft worden ; das Jahr hat sich geschlossen,

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ohne daß eine der längst ersehnten Verbesserungen einge führt worden wäre. Im vergangenen Sommer wurde seit dem Frieden das größte Experiment zur Erprobung unseres neueren Militär systems gemacht, indem man nach einander zwei Divisio nen der Armee in der Stärke von ungefähr 20,000 Mann bei Chobham lagern ließ. Viele Jahre waren vergangen, feit ein Uebungslager auf englischem Grund und Boden anfgeschlagen worden und mit Ausnahme von Indien hatten unsere Truppen wenig oder gar keine Gelegenheit gehabt, den Felddienst der verbundenen Waffen kennen zu lernen. Die wenigen Truppen , die in Indien und am Cap gefochten , hatten nichts zu lernen, wenn fie plößlich in's Feld gerufen wurden ; die übrigen Regimenter da= gegen , die in Colonialgarnisonen oder im Mutterlande den Freuden des Friedens nachgelebt, hatten im Lager sehr viel zu lernen. Sie waren nicht an größere militä rische Bewegungen gewöhnt ; manche Regimenter wußten kaum ihre Zelte aufzuschlagen, sie gegen Wind und Wetter zu schüßen , ihre Bortionen auf freiem Felde zu kochen Die Resultate des Lagers von Chobham find u. s. w. nicht zu verkennen, manche Vorurtheile sind zerstreut worden. ( Schluß folgt. )

Leitfaden zum Unterricht des Königlich Säch sischen Infanteristen. Bearbeitet in Fragen und Antworten von einem Königlich Sächsischen Offizier. 12. Leipzig, 1853. Reichenbach. (VIII u . 268 S.) 1.

noch nichts der Art vorliegt , da wird wenigstens , ſo viel man in der militärischen Oeffentlichkeit weiß , mit Eifer daran gearbeitet. Die Thatsache ist wichtig um der Ur sachen willen , die darin sich aussprechen. Wo eine Be= sonderheit Gegeuftand einer so regsamen Arbeit ist , da muß ein drängendes Bedürfniß vorliegen , und ein Ńück schluß ist möglich auf Zustände , welche das Vorhandene ungenügend erscheinen laſſen . Es ist darum am Orte, über diese Zustände sich klar zu machen und nach den Ursachen zu fragen, deren Zusammenwirken das Bedürfniß erzeugt. Ein Nächstes ist die Krisis , in welche mehr und mehr die militärischen Dienſtvorschriften fast überall eingetreten erscheinen. Die meisten Reglements der deutschen Heere stammen aus den Jahren, da man nach langer und schwerer Kriegszeit endlich Muße fand , den gesammten Dienstbe trieb wieder in fest ausgesprochene Normen zu fassen. Die Reste veralteter Vorschriften und die Erfahrung und Praris eines in steten Kriegen verbrachten Vierteljahr hunderts wurden in neue Reglements verarbeitet , für die man nun eine lange Geltung erwartete. Und wirklich, fie haben sich auch lange in Geltung erhalten. Aber eine Zeit von faft vier Jahrzehnten konnte nicht vorübergehen, ohne daß an dem Bau gar mancher Stein sich verrückte, so daß oft die Symmetrie des Bauriffes nun kaum mehr zu erkennen ist. Die obersten Grundsäße , worauf alles Soldatenwesen beruht, haben sich freilich nicht geändert, und in der schweren Zeit , die jezt erst seit wenig Jahren hinter uns liegt, haben sie die Probe gehalten. Aber diese sind es auch eigentlich gar nicht, wofür eine regle mentäre Festsetzung nöthig wäre. Sondern es sind ganz andere Dinge, wie sie die eigene Praris Jedem leicht be= zeichnet , vor Allem die ganze Masse von Detail in Ein richtung und Betrieb des Dienstes und der Waſſenſchule, was durch bindende Vorschrift geordnet sein muß , wenn

Abermals ein neuer Leitfaden. Ich nahm ihn mit dem Interesse zur Hand , auf welches jere neue Erscheinung solcher Art Anspruch hat , und gedachte, als gewissen hafter Kritiker den Kameraden darüber Vortrag zu halten. Aber im Lesen und Vergleichen drängten sich mir so viele Anknüpfungen auf, so viele grundsägliche Erwägungen, die alle für die schwierige Frage von Leitfaden und Unter richt bedeutend erscheinen, daß es mir nicht gelingen wollte, innerhalb der enge umschriebenen Gränzen einer bloßen Recension zu bleiben. Ich hole darum etwas weit aus, und der Verfasser der vorliegenden Arbeit möge es fame= radschaftlich entschuldigen, wenn diese so nur mehr neben= bei zur Besprechung kommt. Vor Aliem ist es eine Thatsache, worauf ich schon anspielte , die mir eine ernste Beachtung zu verdienen scheint. Die Militärliteratur zeigte sich vielleicht nie so reich an Büchern für den militärischen Unterricht , als gerade in den legten Jahren. Unter den verschiedensten Namen (Anleitung, Handbuch, Leitfaden 2c.) erschienen solche in rascher Folge hinter einander. Fast die meisten deutschen Heere haben neue derartige Bücher aufzuzeigen, bald mit amtlichem Charakter, bald als Privatarbeit, bald für das gesammte Bedürfniß des Unterrichts der unteren Grade, bald gesondert für den Unterricht der Unteroffiziere und der Soldaten. Wo in einem Heere

Einheit und kräftiges, sicheres Zusammenwirken im Orga= nismus des Heeres sein soll. Und darin ist überall, in allen Diensten und in allen Zweigen des besonderen Dienstes , unendlich Vieles anders geworden, so daß das Reglement in gar mancher Beziehung nicht mehr der Aus bruck für die jeßige Ordnung des Heerlebens ist , sondern dafür, wie man es vor fast einem Menschenalter_zu_ord= nen für gut fand. Wem diese Behauptung des Beweises zu bedürfen scheint , der möge , welchem Dienste er auch angehöre, nur sein eigen Reglement ansehen und die Menge von Zusäßen und Erläuterungen, Aenderungen und Supple menten zu Supplementen damit vergleichen , die nach und nach in einer Weise angewachsen sind , daß damit gar wohl alle Uebersicht , alles Erkennen der inneren Einheit in den Dienstordnungen , alles scharfe Heraustreten der leitenden Grundsäße aufhören mag. Was ich da sage, ist keine Anklage , kein Vorwurf. Die Thatsache, die ich behaupte, ist einfach das Resultat eines Entwickelungsganges , dessen Berechtigung und Noth wendigkeit Niemand abläugnen kanu. Auch die Dienst ordnung ist wandelbar und muß wandelbar sein , weil sie nur dann gut ist , wenn Charakter und Bedürfen des Heeres darin ihr Genüge finden. Nur die ewige Grund lage alles Soldatenthums , die unverbrüchliche Treue, die scharfe Zucht , der strenge Gehorsam, bleibt unberührt

Reglement.

Leitfaden.

Unterricht.

Veranlaßt durch den

109 von den wechselnden Formen. Denn so gewiß es ist, daß ihre Unverleglichkeit als vordecster Grundsaß gelten muß, so gewiß ist es auch , daß auf ihr allein das Heerleben in all seinen reichen Verzweigungen sich nicht aufbauen läßt, sondern daß wandelbare Dinge, Charakter von Heer und Volk, Lage des Staates , Stand von Wissenschaft und Technik, mit vollberechtigtem Anspruch bedingend hinzutreten. Eben in diesen wandelbaren Dingen ist aber feit Erlaß der Reglements fast aller deutschen Heere eine oft geräuschlos vorgehende, im Ganzen aber bedeutende Aenderung eingetreten. Der Charakter des Heeres hat fich theils schärfer ausgeprägt, theils aus unklaren An fängen allmälig zu einem bestimmten Ausdruck herausge bildet. Das Heer ist nicht mehr bloß der waffenbereite Volkstheil, sondern es ist bei dem steten Wechsel inner halb seiner Rahmen eine an immer neuem Stoff thätige Waffenschule und zugleich , was nicht minder schwer in's Gewicht fällt, für die Masse des Volkes eine Schule der Zucht und Gefittung geworden , darum ein hervorragendes Glied unter den Anstalten für die Volkserziehung , und eine herbe und doch vielfach schon fast vergessene Erfah rung hat gelehrt , wie noth es thut , daß es als solches fich erkenne und thätig zeige. Ganz besonders aber ist der Stand von Wissenschaft und Technik ein völlig anderer, als damals, da man die noch frischen Erfahrungen langer Feldzüge in reglementärer Form niederlegte. Geschüße und Handfeuerwaffen haben Verbesserungen erfahren, wo burch eine Leistungsfähigkeit möglich wird , die damals Niemand ahnen konnte. Die Lehren reicher und blutiger Erfahrung haben einen großen Theil ihrer Voraussetzungen verloren , und die Tatik künftiger Feldzüge wird und muß in vielen Theilen eine andere sein. Was die Wissenschaft discutirt und feststellt , sucht Geltung in der Praris des Hecres und findet fie allmälig. So gilt das, was ich von den Dienstvorschriften überhaupt sagte , ganz beson ders von den taktischen Reglements. Nur erst die beiden Großftaaten find mit einem mächtigen Schritte vorange gangen. Die neuen taktischen Reglements für die öfter reichische und preußische Infanterie sind Musterwerke , die nicht sowohl zur Nachahmung , als vielmehr zur Annahme auffordern. *) In den meisten anderen Heeren hat man fich mit Provisorien beholfen, die dem Neuen neben dem Alten sein Recht geben wollen , so aber nur eben das wirklich Geltende um so mehr in Frage stellen. So ist es wohl gerechtfertigt, wenn ich von einer Krifis im Reglementswesen rede. Für die höher Gebilde ten, für den Offizier, der mit wissenschaftlich geklärtem Blick den Entwickelungen folgt, mag es vielleicht noch so angehen. Aber es ist nicht genug damit, wenn der Offi zier für sich selbst im Klaren ist. Der Unteroffizier und der Soldat sollen unterrichtet sein , sie sollen ihr dienst liches Verhältniß in all' seinen Besonderheiten genau kennen , sie sollen wissen , was in jeder Lage ihre Pflicht heischt. Auf dem Unteroffizier ruht der ganze untere Dienst, und alle Thätigkeit des Offiziers reicht nicht aus, wo die Uuteroffiziere falsch oder unsicher eingreifen. Darum muß zumal der Unteroffizier tüchtig geschult ſein, und um *) Eine spätere Ausführung möge dieß näher darthun. A. d. E.

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so mehr, als eben er es ist, der selbst wieder zunächst zum Lehrer des Soldaten berufen erscheint. Dazu aber find Hülfsmittel nöthig , für Lehren und Lernen , die das Ganze umfassen , nicht als etwas Schwankendes und Un sicheres , sondern als etwas , das einheitlich in sich abges Daber das Begehren und Drången nach schlossen ist. Uebersicht, daher die vom lebendigen Bedürfniß gebotene Arbeit , durch welche diese Uebersicht in Büchern vermits telt werden soll, die Heer , Heerleben und Waffendienst so darstellen, wie sie jest find, wie die fortschreitende Ent wickelung , oft im Widerspruch mit der ursprünglichen reglementären Norm , fie hat werden laffen, und in denen damit ein einstweiliger Abschluß des überhaupt im Heere Geltenden sich ausdrückt.

2. Schon der so erörterte Zustand des Reglementswesens fast aller Heere mag als Beweis für die Behauptung dienen, daß das Reglement allein für das Bedürfniß des Unterrichts nicht ausreicht. Aber es kann das Reglement überhaupt , und wäre es auch eben erst erlassen und in allen seinen Theilen noch in unbestrittener Geltung, den noch nie berufen sein, die alleinige Grundlage des mili tärischen Unterrichts zu bilden. Die Dienſtvorschriften in ihrer streng abgeschlossenen Begränzung erschöpfen nicht den Umfang deffen, was man den Unteroffizier und selbst den Soldaten lehren muß, oder geben es nach Anordnung und Sprache nicht so , wie das Bedürfniß des Unterrichts es fordert . Es gibt gewiffe allgemein militärische und auf das besondere Contingent bezügliche Kenntniffe, welche der Unteroffizier und eigentlich selbst schon der unterrichtete Soldat befizen, und die ihm darum der dienstliche Unter richt geben muß, indeß keines der in der Truppe vor handenen Reglements bei dem besonderen Zwecke jedes derselben diese Dinge berührt. Dabei enthalten die Regle ments das für den Unteroffizier und Soldaten Wissens nöthige untermischt mit solchem, dessen Kenntniß er nicht bedarf. Fast jedes Reglement aber enthält einige , oft nur ganz wenige Dinge , die der dienstliche Unterricht be= rühren muß, wenn er seinen Zweck erfüllen soll. Das sachgemäße Sichten im Unterricht ist darum oft schwierig genug, und es hängt zumeist von dem günstigen oder un günstigen Zufall der Persönlichkeit des Lehrers ab , ob nicht Unwichtiges gelehrt und Wichtiges darüber im Unter richt übergangen wird, ob dieser also zulezt das leistet, was er zu leisten berufen ist. Dem Zufall aber darf hierbei kein Spielraum gestattet sein. Der geforderte Zweck des Unterrichts verlangt einen wohl durchdachten, festen Plan, der die Beschränkung des Lehrens auf das Nöthige , dann aber auch die gewiffe Erschöpfung dieses Nöthigen verbürgt. Ohne ein Buch aber, das den ge sammten Lehrstoff in ein Ganzes verarbeitet darstellt, ist der ganze Plan des Unterrichts der oft wechſeluden Per sönlichkeit des Lehrers , somit also abermals einer mehr oder minder günstigen Zufälligkeit anheimgegeben. Es gilt dieß schon für den Unterricht der Soldaten und mehr noch für den der Unteroffiziere. Wer neu in eine selbstständige Ertheilung dieses Unterrichts eintritt, fühlt es bald, wie eine gar nicht geringe Schwierigkeit darin liegt, über Wahl und Folge der Lehrgegenstände

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und über das richtige Maß bei jedem einzelnen Gegen= ftande mit sich in's Reine zu kommen, und wie sehr ein fester Anhalt nöthig P ist, an den die ganze Unterrichts ertheilung noch Stoff und Behandlung sich anlehne. Man wende nicht ein , wie es immerhin noch hier und da von Gegnern derartiger Hülfsmittel zu geschehen pflegt, daß Verantwortlichkeit und Pflichtgefühl des Befehlshabers seine eingreifende Thätigkeit ja ohnehin auch in dieser Richtung leite, daß jedes bestimmte Hülfsmittel die freie Lehrthätigkeit einenge und dem Unterricht die lebendige Frische nehme, deren er bedarf, um Wurzel zu fassen. Sobald man in die Praxis eintritt, zeigen sich diese Ein reden unmittelbar nichtig. Kein Hülfsmittel kann die Lehrthätigkeit beengen, wo nicht der Lehrer von Haus aus dazu angethan ist , sich gerne beengen zu laffen , und das Eingreifen der höheren Befehlshaber könnte nur dann von fruchtbarem Erfolg sein, wenn ſie ſelbſt das Hülfs mittel gäben , deffen man eben einmal nicht entbehren kann, wenn der Unterricht auf einem sicheren Grund ruhen soll. Die Persönlichkeit des Befehlshabers erhielte so freilich das weiteste Feld zur Bethätigung , mit ihr aber auch abermals der Zufall, und Zersplitterung und Willkür käme dahin, wo Einheit und fester Guß sein soll. Das

Die Fulda zieht aus der südöstlichen Ecke des Blattes Melsungen in einer Länge von ungefähr 6 Stunden gegen den Knotenpunkt Guntershausen hin, welcher iu unmittel barer Nähe jenseits der Mitte des Nordrandes des Btattes zu suchen ist; der Schwalmgrund mit dem Ederthal, in welches jener mündet , bilden symmetrisch ebenfalls einen, wenn auch weniger scharfen Einschnitt von Südwesten nach jenem Punkte hin. Die Kurfürst-Friedrich-Wilhelms Nordbahn und die Main-Weserbahn, die genannten Flüß chen selbst, sowie die hier ziehenden Straßen geben diesen Thälern eine besondere Bedeutung. Die Darstellung dieses sehr übersichtlich gebildeten Ge= birgszuges ist durchaus charakteristiich. Das Thal der Fulda mit schmaler Sohle und meistens durch steile Ter rainpartieen eingeengt, hebt sich besonders schön hervor, sowie die delicat dargestellten , öfters flachen Umgebungen der genannten westlichen Hauptthäler angenehm auffallen. Die Section Schwarzenborn, welche die gegen Süden divergirenden Hauptthäler nicht mehr enthält , zeigt das Knüllgebirge als Quellenlager vieler größerer und kleinerer Fließen , wie der Aula , der Geis , Efze , Gränf u. s. w., welche , mehr und mehr den Hauptthälern näherkommend, immer tiefer in die Masse des Gebirges einschneiden und allmälig die Sohlen ihrer Thäler breiter, die Wände höher und auch meistens steiler bilden. Salzschlirf, ein ungefähr halb volles Blatt, und Lichenrod, ungefähr 3 Quadratmeile enthaltend, find gleich sorgfältig bearbeitet, wie die beiden schon genannten Sectionen. Von dem Auslande, Großherzoglich Hessischem Gebiete, sind die Ortschaften , das Weg- und Wassernes nnd besonders auch die wichtigsten Namen recht klar und hinlänglich vollständig eingetragen. Sollte es nicht den Werth der Karte erhöhen , wenn größere Terrainabschnitte des Auslandes , welche noch in unmittelbarer Beziehung zum Inlande stehen, auch den Einzelnheiten des Terrains nach ausgeführt würden ? Das Blatt Salzschlirf, auf welchem z. B. die Fulda mehrere Stunden lang in un mittelbarer Nähe außerhalb der Landesgränze hinzieht, möchte ohne Zweifel für den Militär an Brauchbarkeit wesentlich gewinnen , wenn eine specielle Ausführung des betreffenden Terrains nach der in jeder Beziehung so vor

Eingreifen des einzelnen Befehlshabers muß darum auf Bestimmung und Leitung des Unterrichts beschränkt bleiben, und nur einer höheren Stelle, sei es Waffencommando ober Centralbehörde, kann es zustehen, durch Bestimmung der zu gebrauchenden Hülfsmittel die vielfältigen Hinder nisse und Erschwerungen des ausführenden Unterrichts zu beseitigen , die immer und überall auftreten werden , wo nicht das gesammte Unterrichtsmaterial zweckmäßig und übersichtlich in einem Buche ſo zusammengestellt ist, daß darin schon der ganze, in gegebener Zeit zurückzulegende Weg sich vorgezeichnet findet. CFortseßung folgt.): =; I */

Literatur. }: Karte der topographischen Landesaufnahme von dem =1, Kurfürstenthum Hessen. (In Commission der Ú G. E. Vollmann'schen Buch- und Kunsthandlung in Cassel.) 12 .

trefflichen Karte des Großherzogthums Heſſen ſtatthaben würde. Sehr vortheilhaft macht sich im Gegensaß zu manchem anderen sonst gleich vortrefflichen Kartenwerke, die Gleich Wieder liegt uns eine Folge von Blättern des gemäßigkeit geltend, mit welcher bei allen bis jetzt erschiene nannten Atlasses vor: die Sectionen Nr. 11 Melsungen, nen Blättern dieses Atlaffes Schrift, Signaturen , Cha Nr. 17 Schwarzenborn , Nr. 25 Salzschlirf und rakter der Darstellung des Terrains und beſonders auch Nr. 27 Lichenrod begreifend. Güte des Papiers durchgeführt sind , und wie deßhalb Die Section Melsungen , im Zusammenhange mit auch die ganze Karte bis jest wie aus Einem Guffe her orn rzenb n eßenden , zwet Sectio Schwa der südlich anschli volle Blätter, stellen den nördlichen Theil des Auslaufes vorgegangen in's Auge fällt.

dar , welcher sich vom Vogelsberge herab zwischen die Fulda einerseits und die Schwalm und Eder anderseits Berichtigungen. Hineinschiebt, bei Schwarzenborn selbst in dem Knüllge= Jn Nr. 8. S. 61 , Zeile 26 von unten ftatt : Anordnung lies birge eine bedeutendere Erhebung bildet und an der Ein ** „ Unordnung “. mündung der Eder in das Thal der Fulda bei Gunters Jn. Nr. 10 S. 74, 3eile 20 von unten ftatt : 8. 3nfant. -Divifion lies „1. Infant. - Diviſion“. hausen endigt. " j 177 Redigirt unter Verantwortlichkeit der *** Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

841 Samstag , 4. Februar 1854. prit E THE C site 216 wom th 16 in d

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Allgemeine

Bern, 25. Jan. Der Bundesrath hat dieser Tage festgestellt, wie der von der Bundesversammlung im legten Sommer zu größeren militärischen Uebungen ausgesezte Credit von 300,000 Fr. zu verwenden sei. Es sollen nämlich Mitte August und Eade Julius in der Ostschweiz unter Oberst Ziegler, in der Westschweiz unter Oberst Bontems größere Truppenübungen während je 14 Tagen stattfinden, an denen im Ganzen 14 Bataillone Infanterie, 8 Compagnieen Scharfschüßen und Specialwaffen im Ver (A. 3.) hältniß theilnehmen.

Leitfaden.

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Militär - Beitung .

Schweiz.

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Unterricht.

(Fortseßung.) 3. Ich habe so , ohne daß es mir anfänglich im Plane lag, auch die Frage berührt, wer über die Wahl der zu gebrauchenden Hülfsmittel zu entscheiden habe. Die Ant wort, die sich mir ergab, ist nur mittelbar von Belang für die Fragen , die wir zu erörtern haben. Aber eben die Erörterung, die mich dahin führte, zeigt auch von einem anderen Gesichtspunkte aus, daß die Thatsache, die uns zunächst zur Discussion vorliegt, die ungewöhnliche Bewegung im Fach der militärischen Unterrichtsliteratur in den vorhandenen Zuständen und in einem zweifellosen Bedürfniß ihre volle Berechtigung findet. Es wirken indeß noch andere Momente dabei mit , die eine nicht minder ernste Beachtung verdienen . Vor allem ist es da aber mals der gegen sonst wesentlich geänderte Charakter des Heeres , insofern dadurch dem Unterricht überhaupt eine völlig andere Stellung angewiesen und ein immer mehr gesteigertes Bedürfniß umfassenden Unterrichts bedingt ist. Man erinnert sich wohl noch, mit wie wenigem Unter richt für den Soldaten und selbst für den Unteroffizier man in den Kriegsjahren und unmittelbar nach denselben auszureichen meinte und meist sogar wirklich ausreichte. Während der Feldzüge war keine Zeit , mit der Mann schaft theoretische Dinge zu treiben. Der junge Soldat

trat, oft uach beeilter Einübung und nur kaum noch auf die Kriegsartikel vereidet , in die Compagnie ein , und fand da einen Stamm alter, kriegsgewohnter Kameraden vor. Der lebendige Verkehr mit diesen erseßte ihm den Unterricht , der ibm mangelte, und das Kriegsleben selbst vollendete seiue Erziehung. Erziehung." Mit den Unteroffizieren war es kaum anders. Klinge und Stock erhielten dabei die Aufmerksamkeit rege und schärften die Lernbegier. Ein durchdachtes System für Unterricht und soldatische Er ziehung bestand nur in Preußen, wo wenige geniale Männer nach den schwersten Geschicken für König und Volk eine neue Heeresschöpfung vorbereiteten. So traf der Friede die Heere. Der Charakter derselben blieb noch eine Zeit lang wenig geändert. Die Ueberlieferung des Krieges hatte noch Vertreter genug. Die Dienstzeit oder doch die Dienstpräsenz war eine längere. Die langgewohnten Mittel für Unterricht und Erziehung zeigten sich darum aus reichend , und die Dienstvorschriften , welche aus jener Zeit stammen , gaben dem Gewöhnten und seit lange Vor handenen den Ausdruck. Der Soldatenunterricht war ein Dienstzweig, der nur kaum in dürftigen Anfängen bestand. Aber schon gleich in den nächsten Jahren nach der Kriegszeit traten Aenderungen ein, die fast überall, zumal in den mittleren und kleineren Staaten, einen großen Theil der Voraussetzungen aufhoben , auf welchen das alte, in den Frieden herüber gebliebene System ruhte. Die Vete= ranen aus der Kriegszeit , sowohl Soldaten, als nament= lich auch Unteroffiziere , schieden nach und nach aus , und die Ueberlieferung des Krieges verlor damit ihre wesent lichsten Träger für den Nachzug an Mannschaft, der selbst wieder in rascher Steigerung dem Heere eine völlig andere Physiognomie gab. Die allgemeine Wehrpflicht, wo sie bestand, prägte sich immer bestimmter aus ; wo sie noch nicht bestand, trat sie wenigstens grundsäglich in Geltung, und nach und nach gewann sie auch praktisch weiteren Boden. Die Dienstzeit wurde fürzer, die Ergänzungen durch junge Mannschaft öfter oder doch stärker. Die Dienst präsenz verringerte sich der junge Pflichtige blieb nur noch eine verhältnißmäßig kurze Zeit bei der Fahne, um kaum einigermaßen zum Soldaten gebildet, seine Stelle schon wieder an andere zu überlassen , welche die gleiche Schule durchlaufen sollten. So kam das regelmäßige Kommen und Gehen in das Heer, worin sich jezt vor

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wiegend dessen Charakter ausspricht. Nur die Rahmen jezigen Charakter gab. Von einem Wirken durch Ge= vertreten das Beharren, die lebendige Ueberlieferung kriege wöhnen in die Form kann jest nicht mehr die Rede sein, rischen Sinnes und földatiſcher Zucht. Aber selbst diese sondern es handelt sich darum , in dem jungen Soldaten find wandelbar , wenigstens in ihren unteren Schichten, den ganzen Menschen zu faſſen , damit er mit seiner vollen und alles Uebrige ist ohnehin grundsäglich wechſelnd . Das Eigenthümlichkeit , mit allen seinen geistigen und ſittlichen Heer ist so im buchstäblichen Sinne eine Schule geworden, Kräften dem Verufe sich zuwende. Klare Begriffe, sicheres welche die Wehrhaftigkeit im Volke pflegen und, wenn Verständniß, selbstthätiges Verarbeiten des Lehrstoffes find es sich recht erkannt, in der Jahr für Jahr wiederkehrenden es , wohin die Erziehung im Heere den Soldaten leiten Lösung seiner besonderen militärischen Aufgabe , in seiner muß. Er soll sich nicht als willenloser Theil in einem steten Thätigkeit dafür, zuchtvolle, waffengewandte, chren Heeresmechanismus fühlen , sondern als mitthätiges Glied hafte Soldaten zu bilden , zugleich einen hohen erziehe eines lebendigen Organismus, der nur dann eine geſunde rischen Beruf in Bezug auf das gesammte Volk erfüllen soll . Lebensthätigkeit entwickeln kann , wenn alle Glieder dem Gesammitgeſche aufopfernden Gehorsam leisten . Je schwie Das alte System , das mehr oder weniger noch ein mal in den Dienstvorschriften seinen Ausdruck gefunden, riger so die militärische Erziehung geworden ist , desto hatte in dem so völlig veränderten Charakter des Heeres reicher und lohnender ist sie auch , und desto mehr tritt seinen Boden verloren . Wie man früher Soldaten bildete, das geistige und sittliche Moment in ihr hervor. konnte man es jezt nicht mehr. Mochten auch Negle= 4. ment und alte Gewöhnung entgegenstehen, das Bedürfniß Soldatenunte Der rricht ist erst in dieser Umbildung brach sich Bahn und verlangte neue Mittel für die Lösung der jest wesentlich verändeiten Aufgabe . Freilich ohne des ganzen militärischen Erziehungswesens zur bestimmten Kampf konnte das nicht abgehen. Das Alte suchte die Geltung gekommen . Er ist jest nicht mehr , wie er es Geltung sich zu wahren, in der es vielfach eben durch den lange war , ein untergeordneter Dienstzweig , sondern er Geist der älteren Reglements und durch das persönliche ist gleichberechtigt neben die praktische Schule des Uebungs Gewicht hochgestellter Vertreter sich geschüßt sah. Wer die plages getreten, die früher fast ausschließlich alle Kraft Polemik verfolgt , die sich um das Rohr'sche System ent für sich in Anspruch nahm , und Uebung und Unterricht spann, wer die verwandten Kämpfe beachter, die sich durch ergänzen sich jezt so und greifen so ineinander , daß die fast alle Heere und selbst noch bis in die neuere Zeit Gränze sich kaum mehr scharf ziehen läßt. In dieser ver hereinziehen , dem genügt das schon zum Urtheil über die änderten Stellung, in dieser erhöhten Geltung des Sol Principien , aus deren Widerstreit eine neue Heerbildung datenunterrichts liegt aber eben wieder das Bedürfniß, sich herauszuarbeiten strebt. Das wenigstens steht als ihm in festen Hülfsmitteln einen sicheren Grund zu geben, ficheres Resultat fest, daß ein solch drängendes Bedürfniß der die zweckgemäße Ertheilung des Unterrichts verbürgt. vorliegt, daß die jeßigen Heeresverhältnisse dazu aufrufen, Noch mehr gilt dieß für den Unterricht an die Unteroffi= Mittel zu suchen und wirksam anzuwenden, um in einer ziere. Der Unteroffizier ist der nächste Lehrer des Sol jest kurz zugemessenen Zeit das zu leisten , wofür sonst daten; er ist gleichsam das legte Glied in der Kette, welche eine verhältnismäßig lange Zeit gestattet war. Daher den Befehlshaber mit den Befehligten verbündet, und das Ankämpfen der strebsamen Elemente im Heere gegen durch welche Wille und Befehl von oben in das Ver= die alte Drillkunst; daher das Streben der unteren Be ständniß der Masse dringen und da ein willenskräftiges Gehorchen finden sollen. Je größer aber der Nachdruck fehlshaber, namentlich der Compagnieführer nach Selbst ist , der jest auf dem Unterricht des Soldaten liegt, je ständigkeit, weil nur innerhalb dieser sich der ausgesproche nen Verantwortlichkeit genügen läßt; daher die lebhafte wichtiger überhaupt die Stellung der Unteroffiziere für die Bewegung auf dem Felde des militärischen Unterrichts Erziehung der Soldaten geworden ist , von desto größerer wesens. Bedeutung ist wieder die Erziehung und somit auch der Die militärische Pädagogik , wenn ich so sagen darf, Unterricht der Unteroffiziere. Sind für diesen aus schon ist in diesen Kämpfen fast überall und für Viele auch erörterten Gründen bestimmte Hülfsmittel erforderlich , so unvermerkt mehr und mehr eine andere geworden . Mag ist es nicht minder nöthig , daß dem Unteroffizier auch auch das Alte sich einen nicht geringen papierenen Befiz Mittel und Anregung gegeben werde, sich selbst zu unter stand erhalten haben , so hat doch die lebendige Praris richten , das Gelehrte selbstthätig in sich zu verarbeiten, allmälig die eigenen Gränzen lebensloser Formengewöh und für beide Zwecke dient dann am Besten das gleiche nung durchbrochen , und wer das , was jezt auf dem Hülfsmittel. Hat der Unteroffizier ein Buch in Händen, Uebungsplaß und in der Caserne getrieben wird , mit dem das diesem Doppelzwecke genügt , so liegt darin schon die vergleicht, wie man es vor 20 bis 30 Jahren damit zu ausgesprochene Verpflichtung zu der erhöhten eigenen . halten pflegte, der muß zugestehen, daß das aus den ver Thätigkeit für die Zwecke des Unterrichts , wie solche an änderten Verhältnissen hervorgetriebene Bedürfniß eine, den Unteroffizier noch viel mehr, als an den Soldaten wenn gleich nicht unangefeindete, thatsächliche Geltung gefordert werden muß. Mag auch der Unterricht an die sich errungen hat. Die erzieherische Thätigkeit im Heere Unteroffiziere mit dem umsichtigsten Ernste ertheilt werden, mögen auch Dienstbetrieb und Waffenschule unablässig an ist in dem Maße , als ihr die Zeit für Lösung ihrer Auf gabe gekürzt wurde , intensiver, zusammengefaßter , dabei ihrer Erziehung arbeiten , so reicht das doch nicht aus, reicher nach Zwecken und Mitteln geworden. Selbst der um in möglich kürzester Zeit Unteroffiziere zu bilden , die Begriff militärischer Erziehung entwickelte sich eigentlich ihre Stellung sicher auffassen und über ihr Verhalten in erst in dem Umbildungsprocesse , der dem Heere "seinen den so mannichfaltigen Lagen des Dienstlebens sich klar

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find. Für den Unteroffizier sind die Gränzen des Lehr stoffes wesentlich weiter ; er soll das , was der Soldat zu lehren ist , in sich zu Fleiſch und Blut verarbeitet haben, und dabei , übersichtlich nach seinem Standpunkte , das höhere Wissen vom Dienst und Waffenhandwerk besißen, was seine höhere Stellung fordert. Es genügt nicht mehr, daß ihm der Unterricht allein dieſes Wiſſen zu geben suche, sondern er selbst muß verantwortlich dafür gemacht werden können, daß er dieses Wissen besige. Und darum eben muß er das Mittel des Selbstunterrichts in Händen haben. Man hat diese Nothwendigkeit fast überall anerkannt. Fast in allen Heeren befißt der Unteroffizier eine gewisse Zahl von Dienstvorschriften , um daraus selbst zu sehen, was die Dienstordnung an ihn fordert. Aber das Regle ment ist nicht für den Unteroffizier geschrieben , und wenn es aus bereits erörterten Gründen schon nicht für das Be dürfniß des dienstlichen Unterrichts ausreicht, so kann es noch viel weniger für den Selbstunterricht genügen. Gar Manches , das in den Reglements enthalten ist, liegt dem Standpunkt und selbst dem Verständniß des Unteroffiziers ferne, und er soll gar manches Andere noch weiter wissen, das überhaupt in keinem Reglement enthalten ist , und seiner Natur nach auch nicht in Reglements enthalten sein kann. Er bedarf darum einer eigens für seinen Stand

die Vergleichung der Erzeugnisse dieses im Ganzen noch so jungen Literaturzweigs bietet darum den Stoff für interessante Untersuchungen. Ehe wir weiter gehen , um die Eigenschaften zu discutiren , welche an die Hülfsmittel für den militärischen Unterricht nach Umfang und Form verlangt werden müssen , ist es deßhalb auch am Orte, die Vorbedingung davon , die Art und Ansdchnung dieſes Unterrichts der Besprechung zu unterzichen. Die Frage, wie soll der Unterricht sein und was soll er leisten , scheint einfach. In der Praxis , wie wir sie Tag für Tag sehen, greift Jeder nach Ueberzeugung, Ge=

punkt bearbeiteten Anleitung , um Ueberblick über den ge sammten Dienst zu gewinnen und in diesem sich und sein eigenes Dienstbereich klar zu erkennen , indeß er sonst am Einzelnen klebend, vielem Wichtigen aber vollständig fremd bleibt. Er soll nicht, wie man es vielfach findet, cine wahre Bibliothek von Reglements und Einzelvorschriften haben , sondern nur ein Buch , das ihm Alles gibt , das ihm als ein nie versagender Räthgeber für jede Lage seines Berufslebens dient. Nur erst, wenn ihm ein solches Unter richtsmittel gegeben ist , kann er für das Dienstwissen, das er besigen soll , selbst verantwortlich gemacht werden , und nur da erst kann der Unterricht für die Unteroffiziere rasch und erfolgreich weiter schreiten , weil in diesem Buche der Zusammenhang zwischen Selbstunterricht und Dienstunter richt gegeben ist , und dieser sich darum jezt vorzugsweise in der lebendigen Form von Prüfung und Erläuterung bewegen kann . Und eben darum wieder ist die jcht so reich in der Militärliteratur vertretene Arbeit, welche in solchem Sinne die umfassende Belehrung auch des Unter offiziers zu vermitteln sucht , eine erfreuliche Erscheinung, weil sie einem Bedürfniß zu genügen strebt , von dessen Erfüllung wesentlich mit die Resultate aller militärischen Erziehungen abhängen. 5. Der Zustand der militärischen Reglements , die Um wandlung im Charakter des Heeres und die durch beide veränderte Stellung des militärischen Unterrichts haben so zusammengewirkt , um die regsame Arbeit auf dem Ge biete des Unterrichtswesens hervorzurufen, deren Resultate in zahlreichen Druckschriften verſchiedener Güte der Oeffent lichkeit vorliegen. Durch alle geht der gemeinsame Zug, dem überall gleichen Bedürfniß Genüge zu thun. Aber der Standpunkt der Arbeit, welcher durch die grundsäß liche Auffassung dessen, was der Unterricht sein und leisten soll, bedingt ist , zeigt sich fast überall verschieden , und

wöhnung oder Instinkt mitten in die Sache hinein , und glaubt, das Rechte zu thun. Und doch gibt es kaum ein Unterrichtsfach, das mehr Schwierigkeiten böte , das mehr durchdachte und hingebende Thätigkeit forderte. In der Schule hat man es mit Knaben zu thun , mit Naturen, denen eben ihre Jugend auch die jugendliche Empfäng lichkeit und Bildſamkeit gelassen hat. Aber schon da würde der Lehrer schwer fehlen, der jeden Schüler nach gleichem Maße behandeln wollte, ohne der Individualität des Ein= zelnen ihr Recht zu geben. In der Heeresschule ist es der junge Mann , der eben das Jünglingsalter verläßt , auf den Unterricht und Erziehung wirken sollen; die indivi duelle Eigenthümlichkeit ist in diesem Alter schon bestimmt ausgeprägt, die bisherigen Lebensverhältnisse baben ihr eine feste Richtung gegeben , Gewohnheiten, Neigungen und Leidenschaften treten bereits scharf hervor. Die Jndi vidualität hat jezt ein gedoppeltes Recht, und wer fie mißachten wollte , würde alle Bedingungen seiner Wirk samkeit aufheben. Der Unterricht darf sich nicht damit bescheiden , nur seinen Stoff erschöpfen zu wollen , sondern er muß ihn auch so erschöpfen , daß das Verständniß bei allen gewiß ist. Aber selbst damit ist nicht genug. Die militärische Erziehung, zu welcher der Unterricht ein wesent liches Mittel ist , hat eine höhere Aufgabe. Sie will und soll die tausenderlei Anknüpfungen aufsuchen und nühen, mittelst deren sie die ganze Persönlichkeit des Soldaten sicher anfassen, ſeinem eigenſten Leben, seinen Ueberzeugungen und Neigungen die Richtung auf den Beruf geben , und Wille und Kraft in ihm lebendig machen kann , in jeder Lage zu handeln, wie Pflicht und Ehre es fordern. Es gilt, daß der Soldat seinen Beruf und in diesem fich selbst achten lerne , daß er die Dienstordnungen als auf einem unverbrüchlichen Geseze ruhend erkenne, daß er das hingebende Vertrauen zu dem Befehl gewinne, ohne welches fein freudiger Geborsam möglich ist. Ist dieß in gedrängtem Umriß die Aufgabe der mili tärischen Erziehung und darum auch des Unterrichts , ſo ist damit schon alles dürre Katechisiren von vorne herein ausgeschlossen. So wenig bloßes Drillen waffengewandte Soldaten erziehen kann , so wenig Erfolg läßt sich durch einen Unterricht erlangen , bei dem das Gedächtniß eine Hauptrolle spielt, bei dem wohl gar ein Gewicht darauf gelegt wird, daß auf jede Frage die im Voraus bestimmte Antwort komme. Die Erziehung hat den inneren Menschen zum Gegenstand. Was auswendig gelernt wird , bleibt eben im buchstäblichen Sinne auswendig , und der innere Mensch bleibt unberührt davon. Das alte Katechismus wesen hat lange seine Fürredner gehabt, und noch mag es manche geben , die ihre Freude daran haben , wenn sie

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das Resultat eines solchen Unterrichts anſehen , wie da Frage und Antwort Schlag auf Schlag auf einander folgen. Aber sie denken nicht , daß es ein Scheinresultat ist und daß viel kostbare Zeit und Mühe aufgewendet werden mußte , um Erfolge zu erzielen , die doch nur den täuschen können , der die Sache nicht näher prüfen will oder ――― kann. Mit solcher Methode , wenn man anders diese Bezeichnung dafür gebrauchen kann , erlangt man kein Verständniß , ja nicht einmal ein Festhalten in der Erinnerung, denn nur das Selbstgefundene bleibt , nicht aber das bloß Gelernte. Freilich die ersten Voraussetzungen muß der Soldat lernen , und der Unterricht muß sie ihm geben. Aber von da weiter ist es die Aufgabe des Unter richts , die Folgerungen als solche hervortreten , den Sol daten sie als solche erkennen zu lassen , und wenn man sein Denken richtig leitet, so ist dazu kaum eben so viel Zeit und Lehrmühe nöthig, als zu einem Einlernen , wobei nur eigentlich das Gedächtniß thätig ist. Darum eben muß der Unterricht lebendig sein , immer scharf bei seinem Gegenstand , immer spannend und das Interesse und die geistige Thätigkeit der Schüler aufrufend. Langathmige Sermone find nicht minder verderblich, als das alte Unter richtsspiel mit eingelernter Frage und Antwort . Kurze körnige Rede des Lehrers , gedrängte Erläuterung des Gegenstandes , stete lebendige Veranschaulichung durch schlagende Beispiele , ofter Wechsel zwischen Fragen und Vortrag, Hereinziehen der Schüler zur Theilnahme an Fragestellug und Beurtheilung der gegeben.n Antworten, dick und Achnliches sind die Mittel, den Unterricht frisch und lebendig zu erhalten, und ohne diese ist wenig Erfolg zu boffen. Was ich hier als den allgemeinen Charakter bezeichne, in welchem die Haltung alles Militärunterrichts sich aus prägen soll, ist nicht etwa eine neue Forderung, für welche erst noch die praktische Anerkennung zu gewinnen wäre. So viel Freunde das alte Drill- und Katechismuswesen, und sei es auch nur aus leidiger Gewohnheit, noch haben mag, so gibt es doch der Kameraden genug, die in solchem Sinne ihren Unterricht selbst zu geben und ebenso ihre Unteroffiziere zu Lehrern zu bilden bestrebt sind. Aber es ist auch nicht einmal eine Eigenthümlichkeit , die etwa nur an den militärischen Unterricht gefordert werden müßte, ſondern es ist eine allgemeine Forderung, der jeder Unter richt genügen muß , wenn er fruchtbar sein soll. Es führt mich das zu einer Bemerkung , die ich gerade hier nicht unausgesprochen lassen kann. Die militärische Pädagogik hat sich lange in einer gewissen vornehmen Abgeschlossenheit zu erhalten gesucht, in der sie sich selbst zu genügen meinte. Sie achtete nicht auf das, was draußen auf dem großen Gebiete des Unter richts- und Erziehungswesens vorging. Sie widerstrebte der Wahrheit, daß das überhaupt pädagogisch Richtige auch in jedem Zweige des Erziehungswesens sich als richtig zeigen muß , und ließ so alle erzieherische Erfahrung , die sie nicht selbst machte , für sich verloren gehen. Auch das hat dazu beigetragen, den alten Dressurkünften, dem Drall und Katechismuswesen , eine längere Dauer zu fristen und den Begriff einer eigentlichen Erziehung zum Soldaten

erst spät zu einer nach Zweck und Mitteln sich selbst klareu Entwickelung kommen zu lassen. Ohne dieſe ſpröde Ab= schließung würde dieselbe Bewegung im Felde des militä= rischen Unterrichtswesens , wie wir sie hier nach Charakter und Leistungen zu erörtern haben , schon vor geraumer Zeit aufgetreten sein , und der Soldatenunterricht genöffe dann jezt schon die gereiften Früchte davon, indeß so viele Zeit und Kraft im Äbmühen an einem Unterricht verloren ging, deſſen Nothwendigkeit oft nur instinktiv erkannt war, und dessen Resultate dürftig bleiben mußten , weil das klare Erkennen und willensernste Ergreifen von Ziel und Mitteln dabei fehlte. Und doch freilich konnte die Ab= schließung keine so völlige sein, daß nicht gewiffe allgemein pädagogische Wahrheiten auch in das militärische Gebiet herüber wirkten. Wer die Wandlungen auf den ' ver= schiedenen Gebieten des Erziehungswesens vergleicht , der findet leicht die Analogien. Die praktische_Pädagogik Pestalozzis , die radikale Umwälzung des ersten Schul unterrichts, welche mit Einführung der rationellen Lautir= methode an die Stelle der alten Buchstabirkunst eintrat, das Losſchälen des ſprechlichen Unterrichts aus den drücken den Fesseln der alten Grammatik, der rhythmische Betrieb der gymnastischen Uebungen und viele andere Dinge, welche das heutige Unterrichtswesen kennzeichnen , finden ihr Ver= wandtes bei uns in dem raschen Vorgehen des ersten Waffen= unterrichts , in dem frühen Uebergang zur Plänklerschule und zum Felddienst , in dem Nachdruck , womit die gym nastischen Uebungen betrieben oder verlangt werden , in der völlig veränderten Stellung des militärischen Unter= richts. Das System freilich ist noch nicht da , aber die Anfänge doch. Noch hat die alte Buchstabirmethode viel= fach ihr papierenes und oft auch ihr praktiſches Recht bei uns , indeß wir , um bei dem Bild aus der Schule zu bleiben, mit unseren Soldaten lautiren sollten , damit fie lesen lernten. Noch hat die alte Methode bloßer Abrich tung Vertreter genug, denen es nicht gelingen will , auf dem neuen Weg sich zurecht zu finden, den die veränderten Heeresverhältnisse vorzeichnen , ebenso wie es weiland Immermann's Buchstabirkünstler Agesilaus nicht gelingen wollte , den Urlaut aufzufinden , der ihn in die Geheim= nisse der Lautirmethode einführen sollte. Aber eben die Anfänge, die in keinem Heere fehlen, dagegen in manchem schon mit durchgreifender Entſchiedenheit sich geltend machen, deuten auf die völlige Aenderung im System , welche der militäriſchen Pädagogik bevorsteht. Und darin ist es wieder der Unterricht, welchem ein großer Theil der Aufgabe zu= fällt, nicht so wie früher , wo er abgetrennt und in enge Gränzen gewiesen war, sondern in lebendigem Zusammen= hang mit der gesammten erzieherischen Thätigkeit im Heere, dabei als steter Begleiter jeder Art von Dienst und Uebung, so daß nichts in der praktiſchen Schule geschieht, das nicht im Unterricht Vorbereitung und Ergänzung fände. Eben die Vereinzelung der Thätigkeiten war charakteristisch für das alte System. Erfolge aber in dem Heere , wie es jezt ist , können wir nur da haben , wo jede einzelne erzieherische Thätigkeit immer den vollen , ganzen Er= zichungszweck scharf in's Auge gefaßt hält. (Fortsepung folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt,

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Dienstag, 7. Februar 1854. at 司 1/4 20th M 177 odlo dag

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Bayern. Frankf. Postztg." aus authentischer Es wird der Quelle folgende Aufstellung über den Bestand der bayerischen Armee nach der neuesten Organisa= tion mitgetheilt. Infanterie : 16 Regimenter Linie à 3060 Mann in 3 Bataillone getheilt, 48,960 Mann; 6 Ba= taillone Jäger à 919 Mann; 5514 M.; 2 Sanitätscom pagnieen à 203 M., 406 M.; Reservebataillone der Jn fanterie, jüngere Mannschaft 32,110 M., ältere Maun schaft 24,379 M.; Reservedivision der Jäger 6000 M. Cavalerie: 8 Regimenter, eingetheilt in 7 Schwadronen, à 1248 M., 9984 M.; Reservedivision der Cavalerie: jungere Mannschaft 7551 M., ältere Mannschaft 2833 M. Zwei Artillerieregimenter zu 15 Compagnieen, per Regi ment 2246 M., 4492 in.; Fuhrwesens abtheilung per Regiment 1300 m. , 2600 M.; drittes reitendes Artille= rieregiment zu 4- Batterieen à 225 M., 900 M. Reserve ältere Mannschaft 6728 schaft 20838 M. 2 Duvrierscompagnieen, per Compagnie 152 M., 304 M. Genietruppen ein Regiment zu 8 Com pagnieen à 129 M., 1032 M. Reserve, lediglich jüngere Mannschaft 1000 M. (Pontoniere, Sapeure und Pionniere). 2 Garnisonecompagnicen à 534 M., 1068 M.; in den Listen evident gehaltene an's Ende der Reserve gestellte Mannschaft 70,439 M.; Feldgeschüße der beiden Artillerie regimenter 224; des reitenden Artillerieregiments 323 Reserve , Festungs- und Belagerungsgeschüße 1300 ; active Landwehr diesseits des Rheins : Infanterie 54,141 M., Cavalerie 2506 M., Artillerie 72 Geschüße; zusammen Infanterie 172,571 M. , Cavalerie 22,874 M.; Geschüße 1628 mit 18,079 Mann Artillerie, nebst dem zugehörigen Armeefuhrwesen . Großbritannien. (Schluß der in Nr. 14 abgebrochenen Nachricht über den auf das Jahr 1853".

Rückblick

In Indien haben unsere Armeen keine Gelegenheit zur Anszeichnung im großen Maßstabe gehabt; wo sie aber in Thätigkeit kamen, haben sie ihre vorzüglichen Eigen schaften auf's Neue glänzend bewährt. Die vorzeitige Proclamation des Friedens mit Burmah beraubte unsere Waffen des Sieges , den sie"," zu erringen begierig waren.

Awa wäre gefallen , wenn die Truppen nur zum Angriffe geführt worden wären. Zu keiner Zeit war ein Krieg schlechter veranlegt — niemals wurden Truppen schlechter verwendet. Die Beendigung des Kaffernkrieges war auch in ge= wissem Grade, wenn auch nicht in dem Maße , voreilig. Wir hielten kurz vor vollständiger Eroberung an und erklärten den Frieden, che wir Unterwerfung erlangt hatten. Tapfere und glorreiche Thaten wurden in den Capkriegen ausgeführt , Eyre und Michel erwarben sich glänzende Namen. Ehrenbezeugungen wurden den Truppen höchst sparsam zugewendet und dabei nicht einmal in unpar= theiischer Weise. Die allgemeine Stimme hat sich über die zu geringe Beachtung der vorzüglichen Verdienste des Oberstlieutenant Michel vom 6. Infanterieregiment gewundert und wäh rend sie den ritterlichen und tapferen Oberst Eyre , nun 1 Adjutant der Königin, bewundert, fordert fie für ihn keine größere Auszeichnung, als für den Oberstlieutenant Michel. Sie waren auf jenen Gefilden durch Ritterlichkeit ver Aber die bösen Einflüsse, die ihren vergiftenden bunden Hauch in der Sache Napiers und Sir Harry Smiths wehen ließen , scheinen auch gegen Oberstlieutenant Michel thätig gewesen zu sein, dessen Verdienste, denen der Neid gleich einem Schatten felgte, in den Hintergrund von dem Augenblicke an traten, in dem Sir Harry Smith die Füh rung des Krieges in andere Hände legte. Dem Jahre 1853 war es vorbehalten, die Beschrän= kung in Bezug auf die Verwendung der königlichen Offi ziere zu Diensten des Stabes in Indien fortzuräumen ! Die erforderlichen Einleitungen wurden am Anfange des Jahres getroffen, der Etat der königlichen Regimenter in Ostindien zu diesem Zweck von 10 auf 12 Hauptleute erhöht und dadurch ein unwesentlicher Vortheil gewonnen, Die britischen Offiziere werden dadurch veranlaßt, sich mit den orientalischen Dialecten vertraut zu machen und die Ein geborenen, sowie ihre Gebräuche und Sitten genauer kennen zu lernen , was bisher nur zu literarischen Zwecken oder aus ethnographischer Neugierde geschah. Gleichzeitig fiud durch diese Anordnung mannichfache Beschwerden der könig lichen . Offiziere beseitigt und ihren Talenten und Be= mühungen Felder eröffnet worden , auf denen sie bisher nicht zu glänzen vermochten.

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Die Miliz ist im verflossenen Jahre nicht allein der Zahl nach vermehrt , sondern auch durch sorgfältige Aus bildung und zweckmäßige Disciplinirung in ihrer Tüchtig keit verdoppelt worden. Wir haben jeßt das Material zu einer großen Reservearmee, die alljährlich mehr und mehr tüchtig werden wird und in der Stunde der Gefahr Englands Schild und Schwert bilden kann . Mit Rücksicht auf die Nothwendigkeit der Bildung einer Reſervearmee haben wir den Erlaß eines Befchles erwartet, der die vor der Promulgation des Gesezes über die beschränkte Dienstzeit (Limited Service Act) einge tretenen Mannschaften in gleiche Lage mit denen stellt, die mit dem Jahre 1847 in den Dienst getreten sind, wenn die ersteren in der Miliz oder den enrollirten Pensionären für jedes Jahr, das sie noch bis zur Vollendung ihrer 21jährigen Dienstzeit zurückzulegen haben, zwei Jahre dienen. Wir hegten die Hoffnung , daß die Armee durch ein Brevet erfreut werden und daß der Oberbefehlshaber des Heeres die im Inlande, wie in den Colonieen befindlichen Vacancen ausfüllen würde, sed disaliter. Niemals seit 1815 befand sich die Liste der Generale in einem so be Elagenswerthen Zustande , als gegenwärtig . Wir suchen vergeblich Männer, deren Körperkraft sie zur Ertragung der Fatiguen eines Krieges befähigt , ja wir können sogar nur wenige bezeichnen , deren Frische und Alter sie zum Friedensdienste geeignet erscheinen läßt. Die leidige Geld frage hat den besseren Zustand verhindert und wegen 7 oder 8000 Pfund bleibt die Armee bezüglich ihrer Gene rale in einer feineswegs erfreulichen Verfassung. Manche ruhmgekrönte Häupter find innerhalb der lezten zwölf Monate von uns geschieden. Die Armee und die Nation trauern noch um Sir Charles Napier; sein An denken wird noch lange in jedem Theile des weiten bri tischen Reiches in Frische erhalten werden. Manche andere große Namen fehlen beim Schluffe dieses Jahres in der Armecliste; sie waren aber im Vergleich zu dem Napiers, dessen Verlust dem des Herzogs von Wellington fast gleich fam , weniger unerseßlich.

in welcher der Fortgang des Unterrichts sich auszudrücken hat. Die unmittelbare Erfahrung ergibt dafür die Schei dung in Unterricht für Recruten, Soldaten und Unter offiziere. Aller Unterricht, insofern er nicht etwa technische Dinge, wie Pionnierwesen , Scharfschüßendienst u . dergl. berührt , hat nothwendig eine dieser drei Dienstklassen zum Gegenstand. Wo der Recrutenuntericht endet, beginnt der Unterricht für den jezt schon in seiner militärischen Aus bildung vorgeschrittenen Soldaten , und auf der Voraus seßung, daß dieser umsichtig und mit ganzem Erfolg ertheilt worden sei, beruht wieder der Unterricht an die Unter offiziere. Es ist ein stufenweiser Fortgang , in dem keine Lücke sein darf. Aller spätere Unterricht muß, und zwar um so mehr, weil er oft in völlig anderer Hand liegt, mit Sicherheit auf dem Grunde weiter bauen können, den der vorhergegangene Unterricht gelegt hat, und dieser selbst wieder muß von vorne herein so angelegt und ertheilt ſein , daß die Anknüpfung an das , was nachfolgt , dárin fest im Auge behalten bleibt. Das gesammte Unterrichtswesen muß darum nach einem durch alle Stufen fortgehenden Systeme geordnet ſein, wenn Einheit, sicheres Zusammengreifen , stetige Verbin= dung darin sein soll , von denen der Erfolg im Ganzen abhängt. Es genügt nicht mehr, daß man nur an den Grundsägen festhalte , von denen aller Unterricht geleitet sein soll, sondern es handelt sich jezt darum, für das be= fondere Bedürfniß jeder Unterrichtsstufe den richtigen Stand punkt, vor Allem die richtige Zumessung zu finden. Das ist schwerer, als man in der ruhigen Gewöhnung der Praxis oft denken mag , und dem Einzelnen kann es darum , so viel Gewicht auch auf die verantwortliche freie Thätigkeit gelegt werden muß , doch nicht überlassen bleiben , wenn nicht abermals dem Zufall ein Recht soll eingeräumt werden. Das System muß darum in den Dienstordnungen ausgesprochen, oder , um die Sache sogleich bei ihrem rechten Namen zu nennen , in den Hülfsmitteln praktiſch durchgeführt sein , welche dem Unterricht von Amtswegen geboten werden. In der Ausführung hat dann die freie Thätigkeit des Einzelnen noch offenes Feld genug , aber eben auch nur dafür , daß Verantwortlichkeit und Thätig keitstrieb in der Verlebendigung des Grundriſſes, den das Hülfsmittel bietet, ihr Genüge finden , und nicht so , daß die Einheit und der feste Guß im Systeme davon gefährdet werden könnte. Und damit kommen wir auf die hier wich tigste Frage nach den Hülfsmitteln, welche für den Unter richt nach seinen verschiedenen Abstufungen nötbig erscheinen."

Schweiz. -*Bern, 1. Febr. Man hat kürzlich mit Lukaszy’schen Kriegsrateten , die vor beiläufig zwei Jahren verfertigt worden waren, durchaus gelungene Versuche angestellt. Da sich hierdurch die Haltbarkeit dieser Raketen vollkommen bestätigt, so hat nun der Bundesrath befchloffen, einen an= sehnlichen Vorrath nach allen Dimensionen verfertigen zu Laffen , um sowohl für die Uebungen der Bedienungemann schaft, als für jeden anderen Fall verſorzt zu sein. Seither herrscht ununterbrochene Thätigkeit im hiesigen Artillerie laboratorium und es ist bereits eine ziemliche Anzahl dieser Geschosse vollendet , die theils hier in der Bundesstadt, theils in Thun aufbewahrt werden. (Mitgeth. a. B.)

Reglement.

Leitfaden. (Fortseßung.) 6.

Unterricht.

Sind wir so über den allgemeinen Charaker im Kla= ren, der an allen militärischen Unterricht verlangt werden muß, so wäre die nächste Frage die nach der Abstufung,

7. Der erste Unterricht , wie er an den Recruten ertheilt wird , soll diesen in möglich kürzester Zeit in seinen neuen Beruf einführen , indem er ihn rasch mit dem Wichtigsten seines neuen Dienstverhältnisses und seiner neu übernomme nen Pflichten bekannt macht. Es gilt nicht, das Einzelne zu erschöpfen , sondern in gedrängtem Umriß das Ganze zu geben, damit der junge Soldat Ueberblick über die ihm noch neuen dienstlichen Verhältnisse und Pflichten gewinne, mit Bewußtsein in die Dienstordnung sich einfügen lerne, und frühe schon die Begriffe von Treue , Zucht und sol= datischer Ehre in ſich aufnehme, von denen sein ſpäteres Dienstleben der Ausdruck sein soll. Der Untrrricht ſoll

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die fittliche Anregung geben , auf Verständniß und Neber lich etwas Neues. Das Bedürfniß , demselben eine aus zeugung wirken , aber auch in Bezug auf Einrichtungen, gesprochene Beziehung zum militärischen Unterricht zu geben, Formen, Namen c. das bieten, was eben einmal nur mit bedarf nicht erst des Beweises. Der Vorausgang in vielen dem Gedächtniß sich auffassen läßt, was aber auch der Heeren zeigt, daß man dort mehr oder minder ein solches junge Soldat schon frübe wissen muß, um nicht in seiner Bedürfniß anerkennt und ihm in Inhalt und Einrichtung neuen Dienstlage ein Fremder zu sein oder aus Unkenntniß des Dienfibuches , was auch sonst dessen engere Bestim= trafbar zu fehlen. Fast jedes Hülfsmittel , das für den mung in dem militärischen Haushalt sein mag, zu genügen eigentlichen Soldatenunterricht angelegt und bearbeitet ist, sucht. Mir liegen im Augenblick nur das Abrechnungs zeigt sich unbrauchbar für das besondere Bedürfniß gerade buch aus Baden und Preußen und das franzöſiſche livret In jedem von diesen aber , so verschieden sie auch dieses ersten Unterrichts , oder bietet doch in Wahl und vor. Folge des Lehrstoffes Schwierigkeiten , die, wie Jeder aus sind , tritt gleichmäßig das Streben hervor, dem Soldaten eigener Erfahrung weiß, oft kaum sich überwinden lassen. nicht bloß über die Gebührnisse , welche den Gegenstand Aber hätte auch das Hülfsmittel die volle Brauchbarkeit periodischer Abrechnung bilden, das Mittel der Selbstbe= für diesen ersten Unterricht, sei es durch fachgemäße Schei lehrung in die Hände zu geben, sondern in gedrängtester dung des Stoffes oder sonst durch genaue Andeutung über Form eine Anleitung zum eigentlichen Selbstunterricht, den stufenweisen Fortgang, so bleibt eben immer eine andere einen Rathgeber und Warner, der den Soldaten überall Forderung unerfüllt , die gestellt werden muß , damit der hin begleitet und ihm seine Stimme vernehmbar macht, Unterricht rasch und sicher zum Ziele führe. Der Soldat so oft er nur einen Blick in sein Büchlein thut . Außer soll nicht bloß im Unterricht selbstthätig sein , sondern er der genauen Uebersicht über die Gebahrniffe aller Art find soll überhaupt aus der alten, nur mehr passiven Stellung, darum die Grundzüge der militärischen Pflichten und Dienst zum Unterrichtswesen heraustreten , er soll dahin angeregt vorschriften und in leichtübersichtlicher (tabellarischer) Form und geleitet werden , daß er aus eigenem Trieb sich um der Hauptinhalt der gegen Verlegung derselben in den sein Betriebswissen rege, daß er darum die freie Zeit, Kriegsartikeln angedrohten Strafen darin aufgenommen, welche ihm bleibt, für Zwecke des Unterrichts nüße , und also ein Umriß eben desjenigen, was als der nächste Stoff daß er selbst in der kameradschaftlichen Unterhaltung ein für den ersten Recrutenunterricht zu bezeichnen ist , ebenso Mittel für seine Belehrung und Ausbildung zu finden wie es für die spätere Dienstzeit des Soldaten die wesent suche. Darum müssen die Hülfsmittel zum Selbstunter lichsten Gesichtspunkte abgibt , an welche aller erzieherische richt ihm zugänglich sein , oder besser, er muß fie in ge Unterricht immer und immer wieder anzuknüpfen hat. Hat man so in diesen Heeren dem Dienstbuch , oder messenem Umfang selbst in Händen haben. Man kann das mißverstehen, wie Alles, auch das Ein wie man es sonst nennen mag, eine gewisse erzieherische fachste. Es kann nicht die Meinung sein , daß man dem Bedeutung zuerkannt, so ist natürlich, daß dann auch in jungen Soldaten gleich bei seinem Diensteintritt eine um Haltung und Ausstattung desselben nicht mehr der Geist fassende, in das ganze Detail eingehende gedruckte Instruc bloßer geschäftlicher Prosa , wie sie der Name eines Ab= tion in die Hände geben solle. Damit hat ja überhaupt rechnungsbüchleins sonst rechtfertigen würde, sich aussprechen der Recrutenunterricht nichts zu thun. Aber die Anlei= dürfe, sondern daß das Moment sichtlicher Anregung leben Auch dafür finden wir die dig darin hervortreten müsse. tung, nach welcher dieser ertheilt wird, soll man ihm aller Belege, freilich verschieden je nach nationeller Eigenthüm= dings geben , und er soll sie für seine ganze Dienstzeit in Händen behalten, weil sie in gedrängtem Umriß sein ganzes lichkeit oder sonst bedingenden Umständen , immer aber als dienstliches Verhältniß und seine ganze dienstliche Pflicht Thatsachen , in denen die Ueberzeugung sich ausspricht, umfaßt, und der Soldat somit darin die stete Anregung daß es nicht genug damit sei , dem Soldaten in trockenem und ein wenigstens im Wichtigen nie versagendes Mittel Geschäftston bloße Ge- und Verbote zusammenzustellen, der Selbstbelehrung findet, einen Begleiter durch sein sondern daß es sich darum handele, den fittlichen Trieb ganzes Dienstleben , der ihn an seine Pflichten mahnt und in ihm wach zu rufen, der nur in der treuen Erfüllung Gerade im den braven Soldatenfinn in ihm wach erhalten hilft. Und der Berufspflicht seine Befriedigung findet. dazu , diese gedrängte Anleitung aufzunehmen , kann nur französischen livret und im preußischen Abrechnungsbuch, die ich vor mir habe , tritt dieß mit besonderer Schärfe das eine Büchlein bestimmt sein , das ohnehin dem Sol hervor , und zwar dabei in einer Weise verschieden , die daten in fast alien Heeren unter den verschiedensten Namen (Abrechnungsbuch, Dienstbuch , Verpflegsbüchelchen , Mon für Beurtheilung des besonderen Heerescharakters immerhin Indeß das franzöfifche livret an tirungsbüchelchen, livret 2c. ) gegeben wird , um ihn über interessant genug ist. seine Gebührnisse an Geld und Naturalien zu belehren den Ehrgeiz des Einzelnen appellirt, indem es der Formel und über die Empfänge mit ihm abzurechnen. So wenig des Fahnenschwures noch diejenige des Ehrenlegionseides Beachtung dieses Büchlein auch oft findet , von so großer als devant servir de règle de conduite à tout militaire Wichtigkeit ist es , eben weil es das einzige Buch ist, das ayant le noble espoir d'y parvenir beifügt , ist es bei der Soldat von Diensteswegen befißen soll , und weil es dem preußischen Abrechnungsbuch *) das historische Mo= darum als eine ernste und lohnende Aufgabe erscheinen *) Ich habe nur ein solches geſehen , und weiß nicht , ob die muß , diesem Buche für Unterricht nnd Erziehung des Ausstattung allgemein bestimmt und gleich ist. Eine Notiz, Soldaten die höchstmögliche Geltung zu geben. die ich unlängt in einer Militärzeitschrift fand , läßt mich Auch das , was ich über das Dienstbuch , wie ich das glauben , daß die Ausstattung vielleicht den Truppenabthei= Büchlein wegen seiner nothwendig höheren Bedeutung am lungen anheimgegeben , also dann einer gewiß zweckmäßigen Aemulation überlaffen ift. Wäre das wirklich so, dann könnte liebsten nennen möchte , hier gesagt habe, ist kaum eigent=

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ment, die ruhmvolle Ueberlieferung des Heeres , worauf der Nachdruck liegt, indem es auf seinem Umschlag in dem nationalen Symbol des Landwehrkreuzes und in der Ab bildung des Volksdenkmals , umgeben von Schilden mit den Namen preußischer Ehrentage aus einer großen Zeit, dem sittlichen Gefühle des Soldaten eine erwärmende An lehnung , dem lebendigen Worte des Lehres aber einen Eben dieses reichen, nie versiegenden Stoff darbietet. historische Moment ist es aber , das in einer wahrhaften militärischen Erziehung als einer der ersten Factoren auf treten muß. Der Soldat soll nicht bloß seinen Beruf überhaupt achten und lieben lernen, sondern es sollen diese Gefühle in ihm in dem Maße lebendiger und stärker wer den , als sie in den engeren Kreisen seines heimischen Heeres, seiner Waffe und seines Regiments sich bewegen. Und dazu bedarf es der historischen Bezüge , vor Allem aus der Geschichte des eigenen Regiments . Schon dem jungen Soldaten soll darin die Mahnung nahe treten an eine ruhmvolle Vergangenheit, deren Erbe er ist, und deren Vermächtniß er unbefleckt, wie es ihm selbst überkam , an spätere Geschlechter soll überliefern helfen. Nur so läßt sich das Gefühl für die Ehre der eigenen Fahne in dem Soldaten wecken , das ihm, wenn er recht erzogen ist, eine unversiegliche Quelle kriegerischer Tugend werden kann. Die Fahnenehre läßt sich nicht theoretisch vordemonstriren ; wohl aber können vielleicht schon wenige geschichtliche Züge ausreichen, den Sinn des Soldaten für die Lehren eines

ausreicht, sondern es gibt ihm den nothwendigen Ueber blick über Dienstlage und Dienstpflicht, den Rahmen, welchen erst der spätere Unterricht ausfüllen soll. Umfang und Art des Recrutenuuterrichts sind so schon im Dienst buch vorgezeichnet, dessen Inhalt an Lehre und fittlicher Anregung ein Gemeingut Aller ist, nnd der ausführende Unterricht hat damit einen festen Grund, auf dem er bauen kann. Was sonst noch einen Gegenstand des ersten Unter richts bildet, bedarf entweder der Anleitung nicht , weil cs praktische Dinge (allgemeine Kenntniß und Behandlung der Waffe , Ordnung in der Caserne xc. ) sind , die eben darum, wenigstens für diese Unterrichtsstufe , am Besten der nur praktischen Anweisung vorbehalten bleiben , oder es find wandelbare und dabei je nach dem Truppentheil verschiedene Dinge (Benennung des Truppentheils vom Armeecorps bis zur Eigenschaft herunter, Namen der Vor gesezten durch diese ganze Stufenreihe , Eintheilung von Regiment, Bataillon und Compagnie, Abzeichen der Dienst grade 2c.) , und diese gehören ohnehin nicht in das auf einen allgemeineren Standpunkt angelegte Dienstbuch. Wohl aber ist es gerade für diese letteren mehr wandelbaren Unterrichtsstoffe von Werth , ein übersichtliches , nach dem Bedürfniß der besonderen Regiments- und Garniſonsver= hältnisse bearbeitetes Hülfsmittel zu besißen , und dazu dienen die Unterrichtstafeln ", wie man sie fast allerwärts, nur freilich nach Form und Inhalt unendlich verschieden, in den Mannschaftszimmern findet. Se klarer auf diesen Unterrichtstafeln jede Einzelnheit hervortritt , je vollstän= diger und faßlicher sie dem ersten Unterricht und der späteren Nachhülfe die mancherlei Dinge darbieten , die eben ein mal nur eigentlich Sache des Gedächtnisses sind , die aber der Soldat sich vertraut halten muß, wenn er in seinem dienstlichen Leben heimisch sein soll, je mehr dabei diese Tafeln dazu angethan find, dem Soldaten als Mittel und Anregung zur Selbstbelehrung zu dienen , zu einer Art von gegenseitigem Unterricht, in der sich die kameradschaft= liche Unterhaltung gerne bewegen soll , desto mehr ge= nügen sie dann auch den Anforderungen , die gerade an den ersten Recrutenunterricht gestellt werden müssen. Dienst buch und Unterrichtstafel ergänzen und unterstügen sich dann. Indeß das erstere den eigentlich erzieherischen Unter richt zum Ziele hat, gibt lestere die Anhaltspunkte für das Gedächtniß, die äußeren Dinge, mittelst deren der Sol dat rasch in seinem Dienstverhältniß sich zurecht finden lernt. Erst in dem Zusammenwirken beider Richtungen erschöpft sich das , was der Recrutenunterricht im Ganzen leisten soll. So ernster Nachdruck darum darauf gelegt werden muß , daß das Dienstbuch von höheren Gesichts punkten der militärischen Erziehung aus bearbeitet sei, so wichtig steht dancben die oft nur wenig beachtete Unter richtstafel . Beide Hülfsmittel erfüllen nur dann ganz ihren Zweck, wenn sie in lebendiger Beziehung zu einander gearbeitet sind, wie das am Ende freilich an alle Hülfs mittel des Unterrichts verlangt werden muß , wenn ein System darin sein soll, ohne welches sonst aller Erfolg in Frage gestellt bleibt. (Fortschung folgt. )

Gemeingeistes zu öffnen, der lieber sein Alles dahin gibt, als daß er von seiner Fahne, dem Sinnbild der gemein samen Ehre und Pflicht, abläßt. Und dazu können die Andeutungen auf dem sonst so wenig beachteten Büchlein, wenn sie mit frischem Sinne dem Soldaten verlebendigt werden, schon ein wirksames Mittel sein. Das iſt's , was das Dienstbuch , wenn ich diesen be zeichnenderen Ausdruck beibehalten darf, dem Soldaten sein soll, ein Führer in seinen neuen Beruf und ein treuer Begleiter durch sein späteres Dienstleben. Damit es aber das wahrhaft sein könne, darf sein Inhalt nicht eine lose Zusammenreihung einzelner, von besonderen Nüglichkeits gründen empfohlener Belehrungen darstellen, sondern es muß die grundsägliche Auffassung des Ganzen darin ſich ausprägen , die Einheit, das Ebenmaß in Wahl und Be handlung des Stoffes. Ist das Dienstbuch in solchem Geiste bearbeitet, so ist in ihm schon auch die nächste An leitung gegeben , deren der Unterricht an den Recruten bedarf, und der Zusammenhang zwischen der Thätigkeit des Lehrers und dem selbstthätigen Lernen des jungen Soldaten ist in einer Weise vermittelt, der für rasche Erfüllung des Unterrichtszweckes ihre sichere Früchte tragen muß. Das Dienstbuch umfaßt dann alle die Grundlehren, welche für den Recrutenunterricht den Lehrstoff bilden. Es überbürdet den Soldaten nicht mit einer Menge von De tail , für dessen Auffassung sein Standpunkt noch nicht in dem allgemeinen Rahmen auch das Besondere der Regi mentsgeschichte sich geltend machen , und es wäre damit zwi schen der nur erziehenden Gegenwart und der thatenvollen Vergangenheit eine neue werthvolle Anknüpfung gegeben. A. d. E.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruci ..

9. Donnerstag , Februar 1854. lädnad tim voittodro ) na Emin sand gioid

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913 Allgemeine

Militär - Beitung .

Preußen.

Mecklenburg- Schwerin.

Gegenstand einer be= N. Pr. 3tg." schreibt : Die sonderen und unausgeseßten Wißbegierde in einigen hiesigen diplomatischen Kreisen ist der neue Mobilmachungs plan. Nach der Kenntniß desselben wird nm so eifriger gestrebt, als derselbe bisher nur Gegenstand vertraulicher, fa geheimer Unterhaltungen war. Wir glauben aber nicht gegen das Interesse des Vaterlandes zu fehlen , wenn wir dieß Geheimniß zum Gegenstand einer Mittheilung machen, Ein Mobilmachungsplan ist überhaupt die Vorschrift der Umwandlung der Armee aus dem Friedens- in das Kriegs verhältniß, also eine Vorschrift , die vorzugsweise für die Landwehrbataillone und die Landrathsämter erlassen wird. Daß ein Mobilmachungsplan von Zeit zu Zeit wegen ge= machter Erfahrungen , veränderter Verhältnisse u. s. w. Abänderungen erfahren muß, hat man ja schon an dem von dem verewigten Herzog Karl von Mecklenburg im Jahre 1830 entworfenen Plane gesehen, der im Jahre 1844 erhebliche Modificationen erfuhr. Daß die Jahre von 1848 bis 1850 neue Modificationen im Mobilmachungs plane veranlaßten und erforderten, das dürfte unschwer zu begreifen sein; daß aber solche Modificationen viel Ar beit und Zeit verlangen , wird erklärlich sein , wenn wir bemerken, daß ein Tambour mehr oder weniger bei einem Bataillon die Umänderung vieler Listen nothwendig macht."

Neu- Strelit, 11. Jan. Nr. 4 der Neu-Strelißer Zeitung vom 8. Januar bringt ein Publicandum des Großherzogl. Militärcommandos, betreffend die Grund fäße, nach welchen einjährige Freiwillige ange= nommen und behandelt werden. Im hiesigen In fanteriebataillon besteht das Institut der einfährigen Frei willigen erst seit 1853, und dennoch hat es sich bereits sehr beliebt gemacht, soll auch günstige Resultate in mili

Hannover. Am 22. Decbr. v. J. feierten die hannoverischen Garderegimenter den Tag ihres fünfzigjährigen Bestehens; denn am 22. Decbr. 1803 hatte der König Georg III. die Errichtung der Englisch-Deutschen Legion angeordnet, oder vielmehr die erste Formation mehrerer Regimenter derselben stattgefunden. Aus der Legion aber find nach Beendigung der Befreiungskriege das Garde Jägerregiment, jest auf ein Bataillon reducirt, das Garde Grenadierregiment, seit 1837 Garderegiment genannt, und Damit auch die die Garde du Corps gebildet worden. Soldaten der genannten Truppenabtheilungen jenes denk würdigen Tages sich erinnerten , war für sie ein Fest an= geordnet worden, zu welchem Se. M. der König namhafte Geldsummen den Regimentscommandeuren übersenden ließ.

tärischer Beziehung herausgestellt haben. Dem Vernehmen nach wird es ausnahmsweise nach wie vor jungen studi renden Leuten gestattet werden , ihre einjährige freiwillige Dienstzeit an einem preußischen Universitäts - Garnisonsort abzudienen, um ihre Studien nicht unterbrechen zu müssen.

naffau . (9) Dem Vernehmen nach wurden am Schluß des vorigen Jahres die Versuche und Proben mit dem nach Minie's System umgeänderten Delvigne Thouvenin'schen Stiftgewehr beendet und haben ein erwünschtes Resultat geliefert. Versuche mit dem Fleury'ſchen Geschoß , welche gleichzeitig angestellt wurden, hatten da= gegen fein günstiges Ergebniß. Nach höchster Entschließung werden nunmehr aus sämmtlichen Stiftgewehren die Stifte entfernt und die vorhandenen Munitionsvorräthe nach dem Bis jest ist nur die neuen System umgearbeitet. Schüßenabtheilung mit dieser Waffe versehen ; sie unter scheidet sich von dem eigentlichen Minieschen Modell nur dadurch, daß sie ursprünglich 5 Züge besigt, während dieses deren nur 4 hat; ferner ist das Klappvisir beibehalten worden , welches bei Minié bekanntlich aus einem zwischen Federdruck verschiebbaren , in Grade eingetheilten Qua — Die culots (Treibspiegel) werden drantsegment besteht. mit einer entsprechenden Abänderung der Stempel auf eine billige und zweckmäßige Weise auf der Zündhütchenmaschine — Unteroffiziere, welche bei der Schüßenabthei erzeugt. lung ausgebildet und wegen anderweitiger Rücksichten in die Linienbataillone zurückversezt werden , behalten ihre Gewehre, sofern sie sich das Prädicat tüchtiger Schüßen " erworben haben . Die Praxis hat dargethan, daß ein Herzberger glattes Percussionsgewehr mit verhältnißmäßig geringen Kosten in

132 131 ein vorzügliches Gewehr nach Minié umgeändert wurde; es könnte sich daran die Hoffnung knüpfen lassen, daß eine Umformung sämmtlicher glatter Gewehre aller deutscher Truppen nach diesem System nicht mehr lange in das Reich der frommen Wünsche gehören dürfte. *) Großbritannien .

(5 ) Von dem seit dem Jahre 1840 bestehenden Army and Navy Register and Woolwich Gazette , das am 1. jeden Monats eine Nummer in hoch Folio mit 8 fünf spaltigen Seiten publicirt , ist uns durch gütige Vermitte lung die Nummer 198 vom 2. Januar zugegangen . In derselben lesen wir , daß am 16. December 1853 zu Bir mingham ein Schlußversuch mit dem von hinten zu ladenden Geschüsrohr des Dr. Church stattfand . Aus zwei nun nach Woolwich gesendeten Eremplaren des selben geschahen 50 Schuß mit starken Ladungen und guter Treffwahrscheinlichkeit der Geschosse , ohne daß sich irgend Unsere Quelle welche Nachtheile herausgestellt hätten. bemerkt dabei , daß Geschüße dieser Construction auf Schiffen durch 2 Mann fünfmal in der Minute und daß Feldgeschüße dieser Art achtmal in der Minute abgefeuert werden können. Niederlande. (2) Der „Oud- Soldaat“, der sich in den Niederlanden einen geachteten Namen durch mehrfache Schriften über die Vertheidigung seines Vaterlandes erworben, hat soeben einen neuen Beweis seines redlichen Strebens durch die Veröffentlichung einer Brochüre unter dem Titel : Hoe Nederland te verdedigen is. In ruwe omtrekken aange duid door een Oud- Soldaat (Nijmegen , J. F. Thieme 1853 ) geliefert. Derselben , auf die wir wohl noch aus führlicher zurückkommen , entnehmen wir die Vorrede , die hinlänglich das Interesse und den Werth erklärt, welche dem neuesten Erzeugniß des alten Soldaten innewohnen. Wir übersehen: Seit dem leßten März hat sich in den Niederlanden Vieles verändert, aber keineswegs zum Vor theile ihres Vertheidigungsvermögen ; damals konnte man auf das Zusammenwirken von 3,000,000 Niederländern gegen feindliche Anmaßungen rechnen, jezt stehen 1,800,000 feindselig 1,200,000 gegenüber, so daß man, bei der An nahme, daß gleiche Zahlen beider Parteien sich gegenseitig neutralifireu, nur auf die Kraftäußerung von 600,000 gegen Außen rechnen kann . Ein Staat, der unter den Staaten zweiten Ranges obenan stehen könnte, ist durch innere Zerrissenheit auf die Macht eines unbedeutenden Ländchens zurückgeführt. Man übertreibt, wenn man die Kraft eines Staates ausschließlich in der Entwickelung der constitutionellen Ideen sucht, man übertreibt gleichfalls , wens man die Kraft ausschließlich in dem Heere zu finden denkt. In den vorigen Jahrhunderten , als die Bevölkerungen im Allgemeinen wenig an den Staatsgeschäften Antheil nahmen und die

*) Die fürstlich Waldeck'schen Truppen werden binnen Kurzem mit dergestalt umgeänderten Gewehren versehen sein.

Armeen in geringem Verbande mit den Bevölkerungen standen und den früheren italienischen Condottieri_zu_ver= gleichen waren , mag die Stärke der Heere einen Maßstab für die Staatskraft geliefert haben ; die Zustände find aber völlig geänderte. Die Armeen der meisten Staaten Eu ropas gründen sich mehr oder weniger auf eine Volksbe waffnung und schließen fremde Miethlinge aus. Gegen= wärtig kommt daher die Gesinnung der Bevölkerung viel wesentlicher in Rechnung. Im August 1830 betrug die nominelle Stärke des niederländischen Heeres 100,000 Mann Linientruppen und Miliz, wenige Wochen später zeigte fich die wirkliche Stärke als vollständig unbedeutend , da das Heer wie die Bevölkerung in zwei feindliche Lager ge= theilt war. Wenn die Niederlande ein großes Vertheidigungsver mögen besigen, so findet dieß nur bei der Eintracht ihrer Bewohner statt. Ohne diese Vorausseßung ist jedes Ver theidigungssystem schwach und jede Armecorganisation kraftlos. Um mit geringen Mitteln das Vertheidigungsvermögen der Niederlande möglichst zu vergrößern, muß man, unserer Ansicht nach, das Barrierensystem der Festungen verlassen und hoffen, daß dem Wunsche des Herrn Forstner van Dambenoy , den derselbe 1846 äußerte, entsprochen werde. Er jagte damals : Der größte Dienst , den ein Mann, der dazu die Macht und den Muth besist, dem Vater lande leisten könnte, bestände darin, wenn er in das Chaos von Befestigungen , welche das ganze Land bedecken , mit kräftiger und entschiedener Hand hineingriffe und alle die jenigen bis auf den letten Stein schleifen ließe , die nicht den einzigen Zweck , den sie haben können, erfüllen , den nämlich , den Operationen der Feldarmee als Schuß und Pivot zu dienen." Seit geraumer Zeit ist Herr Forstner van Dambenoy Kriegsminister ; welches sind die Festungen , die während feiner Verwaltung bis auf den legten Stein geschleift find ? Und doch entsteht eine wirkliche Gefahr aus dem Umstande, daß das Heer zu schwach, die Anzahl der Festungen zu groß ist. Daher bleiben wir bei unserer Idee , daß vor Allem Breda , Maastricht, Venlo und Koevorden geschleift werden müssen. Auch das Zurückführen von Nimwegen und Bergen-op-Zoom auf provisorische Befestigungen erachten wir wünschenswerth . Eine zweite Bedingung eines guten Vertheidigungs systems besteht in der guten Ausbildung der Mannschaften . Dazu sind zunächst gute Cadres von länger dienenden Soldaten , sowohl bei der Miliz, als bei der Schutterey erforderlich, die bei dem erstgenannten Heerestheile stärker, als bei dem anderen sein müssen; ferner eine tüchtige Ein übung der Miliz , die die beste Bürgschaft für die gute Ausbildung der Schutterey bildet. Wir haben dieß früher schon oftmals und mit Zahlen nachgewiesen, daß es hier überflüssig erscheint, dabei zu verweilen, zumal die Regie rung durch das Budget den Beweis liefert, fie set endlich auch zu dieser Ueberzeugung gekommen. Aber wird von nun an auch die Miliz besser geübt , so ist der Schade noch nicht beseitigt in Folge der mangelhaften Uebung der Miliz von 1840 bis 1853 unter den Ministerien von List, Voet, van Spengler und Forstner. Der Einfluß bleibt merklich, so lange Milizen der Aushebungen von 1852 in

133 die Schutterey aufgenommen werden ; er wird für den ersten Ban der Schutterey demnach bis zum Jahre 1867 fühlbar fein ; für den Angenblick besteht die Miliz noch zum Theil aus total ungeübten Menschen , zum Theil aus schlecht geübten Milizen. Um so mehr Gründe , daß man nicht mit der Errichtung feſter Cadres für die Schutterey aus den Linientruppen zögere. Das dritte Erforderniß zur Erlangung eines guten Heeres besteht endlich in der Verbesserung des Unteroffi ztercadres , wozu die vorgeschlagene Aenderung in den Chargen und die Abschaffung der Secondelieutenante am meisten beitragen dürfte. Erst wenn man einen ausge zeichneten Cadre besigt, kann man im Kriegsfalle schleunig alle Miliz- und Schüttereycorps mit guten Offizieren in hinlänglicher Zahl dotiren. Vergebens sucht man bei der bestehenden Organisation, woher innerhalb 14 Tagen einige hundert fehlende Offiziere genommen werden sollen , wenn man nicht vollständig die Qualität der Quantitat opfern will. Das Kriegsbudget ist nach und nach auf 10 Millionen gestiegen. Will man alle Miltzen ein Jahr dienen lassen, was entschieden erforderlich ; will man die Truppen , wie es dringend nothwendig, in Lagern zusammenziehen ; will man ferner die Milizen nicht durch Mangel an Bekleidung künstlich krank machen, sondern sie wie unter dem Ministe rium Liſt mit einer completten Bekleidung versehen , dann kann das Budget leicht auf 12 Millionen steigen. Auch das neue Pensionsgesetz, günstig für die Offiziere und daher nachtheilig für die Staatskaffe , wird nach und nach den Betrag der Pensionen erhöhen und, ehe zwei bis drei Jahre vergangen find, seine Wirkung äußern. Das hohe Kriegs budget vertagt leider dringende Ausgaben, wie die für die Vergrößerung der Marine, Stromregulirungen , Anlage Darum ist es viertens aus von Eisenbahnen u. s. w. finanziellem Gesichtspunkte nothwendig , alle Verschwen dungen beim Heere zu vermeiden und alle Corps ab= zuschaffen , deren Nuzen ihren Diensten nicht entspricht, daher unsere Vorschläge zur Abschaffung der Cavalerie und der vielen Stäbe und zur Verminderung der höheren Offiziere. Wir glauben , daß durch die von uns vorgeschlagene Heeresorganisation die Armeeausgaben unter 10 Millionen bleiben werden , während das Vertheidigungssystem des Eine Er Reiches eine bedeutende Kräftigung erfährt. sparniß von vier Tonnen Goldes ist sicher nicht so unbe deutend, als daß man sich die Mühe einer Prüfung ver So weit die Vorrede des Oud drießen lassen sollte. Soldaat.

134 gewehre in Zeichnungen und Beschreibungen ; sie hat mein ganzes Interesse beansprucht. Sie haben recht fleißig und mit viel Umſicht zuſammengetragen , was muß Ihnen das für Mühe kosten, immer au fait zu bleiben, wo jezt Einer etwas in Paris, ein zweiter in Wieu und dann wieder ein Anderer etwas in New-York oder Dublin erfindet und ――― heute eine gewöhnlich leider unrichtige Zeichnung nebst ditto Beschreibung in einem deutschen , über 8 Tage eine andere in einem englischen und dann eine in einem fran= zösischen Journal steht. Ich zolle alle Achtung Ihrer Aus dauer und beneide Sie zugleich um die guten Verbindungen, welche Sie unterhalten müssen. Fahren Sie doch ja fort in Ihrer Emſigkeit!

Ich habe jedes Blatt, jede Erläuterung vollständig studirt und ist besonders das von Ihnen recht sachkundig beigefügte technische Urtheil mir zum Verständniß behülf gewesen. Selbst für Waffen sehr intereffirt, habe ich seit einer Reihe von Jahren alle Neuigkeiten in diesem Fach und besonders die Vervollkommnung der Schießge= wehre aufmerksam verfolgt und glaube ich daher, nachdem ich auch durch Ihre Notizen bereichert bin, ziemlich gut orien= tirt zu sein. Anbei folgt Ihr Heft zurück und hoffe ich, daß eine Mittheilung dessen, was mir bei seiner Durchsicht so nach und nach eingefallen, Ihnen nicht unwillkommen sein wird. Ich werde für die Dauer des einseitigen Gesprächs, welches ich zu eröffnen im Begriff bin , uns beiden ganz bestimmte Standpunkte anweisen , d. h. nämlich , ich selbst werde mich bemühen , mehr als praktischer Soldat, wie als Waffenliebhaber zu urtheilen , und Sie mehr als Waffenliebhaber, wie als praktischen Soldaten behandeln. Verzeihen Sie , wenn ich, um deutlicher zu werden, zu weilen minder gewählt bin.

Sie erheben da ein Freudengeschrei über unsere heu tigen Infanteriewaffen und deren in naher Aussicht stehende ganz ein= immer weitere Verbesserung , in das ich nicht gar stimmen kann ; Sie schwärmen für recht mörderische Flinten und Büchsen -- ich mache mir dabei einige Nebengedanken. Sie glauben den Tag gekommen, wo durch die Güte Ihrer Waffen eine Truppe unbesiegbar wird , Sie sehen sich wahrscheinlich ſchon im Geiste an der Spiße eines Revolver Schüßenzuges , wie Sie mit einem Dußend Schuß per Minute der sechsfachen Ueberlegenheit auf eine Viertel meile Tod und Verderben bringen ich sehe im Geiste etwas alltäglicher und wie ich mir schmeichle , prak ich tischer. Hören Sie um von Bildern abzugehen bin ganz Ihrer Ansicht , daß von der hohen Ausbildung unserer heutigen Technik gewiß auch die Kriegskunst in allen ihren Theilen profitiren, daß man ohne Zögerung Einige Reflexionen das Alte über Bord werfen muß , um dafür das Neue, Bessere anzunehmen -4 aber es hat in der Welt Alles über die immer zunehmende und in der Kriegskunst ganz besonders seine praktische Vervollkommnung der Infanterie- Schieß Gränze. Wenn ich bedenke, was man seit den legten großen Kriegen an unseren Waffen Alles schon verbeffert, waffen. erfunden , vervollkommnet hat , wenn ich alle Tage von neuen Spizkugeln, Zündnadeln, Revolvern und all' diesen (In einem Briefe.) Werkzeugen des Todes höre , von denen das eine das Herzlichen Dank mein lieber Kamerad , für Ihre mir andere immer noch an Mörderlichkeit überbietet , so denke übersandte, recht schäßbare Sammlung der neuesten Feuer ich nicht, wie sehr Viele : „wer da wohl im nächsten Kriege

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noch leben bleiben wird" (darüber werde ich mich noch später auslassen), sondern ich denke : wohin das mit unseren Schußwaffen noch kommen wird, wenn es so fortgeht!

jener falschen Ansicht in dem Grade zuneigen , als ihre Schußwaffen sicher tragen. Dazu kommt, daß man nicht bloß zu viel oder gar Alles mit dem Schießen zu zwingen denkt, sondern man schmeichelt sich überdies, noch ganz besondere Erfolge mit Von der Ansicht aus dem Weitschießen zu erzielen. gehend , daß man die noch ansehnliche Trefffähigkeit einer feinen Schußwaffe auf große Entfernungen ja nicht unbe nußt lassen dürfe, daß man dadurch dem Feinde den Ge fechtsvortheil ungleicher Waffen entgegenstellt, ſext man also hohe Visire und Gradbogen auf und hält Schieß übungen auf viele hundert Schritt nach ungeheueren Schei ben, arbeitet dadurch also der ohnehin schon vorhandenen Neigung, besonders des jungen Soldaten, die Entfer nungen im Gefecht für viel kleiner zu halten, als sie sind, noch obendrein in die Hände. Fragen Sie einmal Kame= raden , welche bloß die Gefechte der lezten Jahre mitge= macht haben , ob dem nicht ſo ist? Es ist ein unseliger Widerlegen Sie , wenn Gedanke , dieses Weitschießen ! Sie können , meine Ansicht, daß wir dadurch Gefahr laufen, uns Soldaten zu erziehen, die sich nicht bloß vom Schuß überhaupt zu viel versprechen und dem Gebrauch des Bajonnets abgeneigt sind , sondern auch wo möglich als Schüßen nicht einmal etwas Außerordentliches leisten

Mögen Sie mich immerhin einen Mann des Still standes nennen, ich sage Ihnen meine Meinung ganz be stimmt dahin, daß mir jest für die Infanteriewaffen der Moment gekommen zu sein scheint , wo wir einstweilen : Salt" rufen können; ich gehe noch weiter und behaupte, baß wir theilweise sogar schon zu weit find, Sollten Sie diesen lezteren Ausdruck angreifen , so bemerke ich Ihnen nur, daß es für das wissenschaftliche Interesse aller bings feine Gränzen gibt , aber wohl die Praris deren kennt und jede Ueberschreitung zu ahnden weiß. Ein Gewehr kann ein Wunder der Mechanik, eine Zierde für eine Waffensammlung , eine Freude auf dem Scheiben ftande und dabei doch eben dieser Eigenschaften wegen für den Feldgebrauch untauglich sein. — Obschon ich im Ganzen das Citiren von Sprüchwörtern nicht für guten Styl und am allerwenigsten für Beweisgründe halte , so muß ich Ihnen hier doch eins anführen, nämlich : „Allzu scharf macht schartig."

Ich bin selbst Scharfschüßenoffizier und bin es mit Vorliebe und doch muß ich für einen Augenblick aus der Rolle fallen, indem ich Ihnen erzähle, daß ich unlängst ein französisches Steinschloßgewehr nicht mit dem jezt üb werden. Ich will hier wenige Worte über die vermeintliche lichen geringschäßigen Humor, im Gegentheil mit viel Respect betrachtet habe. Bei welchen Thaten mag dieß Mörderlichkeit der guten Schußwaffen einschalten . (Ent Steinschloßgewehr wohl mitgewirkt haben und welche große finnen Sie sich wohl, mit welcher Vorliebe Zeitungsschreiber Kriege find überhanpt mit Steinschloßgewehren geführt von Shrapnels und Spiskugeln sprachen, wenn sie das worden! (Es wäre recht komisch , wenn dieß beim Ge blutige Verfahren von Truppen gegen Insurgenten recht lebhaft schildern wollten ?) ―――― Ich kann das nur sehr schichtsunterricht jedesmal bemerkt würde !) Aber" - könn ten Sie sehr leicht hier sagen ,da bewundern Sie ganz richtig finden , was schon sehr Viele glauben, daß die --mit demselben Recht doch lieber gleich die Lanze, mit der Kriege und das ist auch sehr gut in dem Verhältniß Wallenstein ermordet wurde, oder den Speer des Achilles, unblütiger werden, als die Waffen sich bessern. Denken oder das römische Schwert , oder eine beliebige andere Sie an die Kriege auf Tod und Leben, jene wahren Ver historische Rarität !" Sollten Sie das wirklich sagen, so nichtungskriege, welche in der alten Welt geführt wurden, würde ich Ihnen entgegnen , daß das Steinschloßgewehr diese Tausende und aber Tausende von Gefalienen , und noch Partei hier bei unserer Frage ist und jene Dinge vergleichen Sie damit die Verluste unserer heutigen --nicht, aber gleich viel, ich wollte vom Feuerstein eigent Schlachten. Und doch will ich damit durchaus nicht sagen, lich auf etwas anderes kommen , erstaunen Sie über die daß jest weniger Muth zum Kampf erforderlich wäre. Logik meiner Schlüſſe – nämlich auf ein Princip ! Aber Früher kämpfte man Schild an Schild mit der Streitbar= keit des Armes gegen die wüthenden Hiebe des Gegners, laffen Sie mir Zeit , mich auszudrücken. Sie werden mir doch jedenfalls Recht geben, wenn ich jezt kämpft der Soldat einen anderen Kampf, sein männ behaupte, daß es im Kampfe darauf ankommt, daß schließlicher Wille , sein Gefühl für Pflicht und Ehre ringt lich der Eine da steht , wo bisher der Andere gestanden siegreich gegen das in Todesangst erbebende Gefühl von hatte, mit einem Wort, es muß am Ende aller Enden Fleisch und Blut. Stundenlang hält die brave Truppe brauf gegangen werden. Das ist eine Nothwendigkeit, unbeweglich und gehorsam gegen den Graus der finnlichen nicht wahr , aber eine recht üble, und man wird sich ihr Eindrücke, der erschütterten Einbildungskraft und ist am den Gedanken nicht unterziehen , so lange man denselben Erfolg anders, des Todes, die Schmerzen der Verwundung im klopfenden wie auf diesem äußersten Wege noch zu erreichen glaubt. Je beffer die Fernwaffe und je größer die Voraussetzungen Herzen gefühlt . — von ihrer Wirksamkeit , desto weniger wird natürlich auf Ich habe vorhin Ihnen so viel von dem geschrieben, was ich für unrichtig halte, daß ich , um nicht für einen die Nahwaffe reflectirt; je mehr sich der Soldat von seinem Schuß verspricht, desto geringer wird sein Vertrauen auf grundlosen Tadler zu gelten, Ihnen nun auch sagen werde, Bajonnet und Kolbe werden. Aber durch Schießen allein wie es nach meinem Sinn genüge. Vor allen Dingen, vertreibt man keinen Feind , wenigstens einen entschlossenen lieber Freund, bin ich durchaus für eine gute Schuß nicht; und doch untadelhafte Bravour ist natürlich bei waffe, aber mit den besten Waffen, die wir jezt haben, Das Erörterung von Grundsäßen allemal selbstredend und möchte ich diese Güte doch abgeschlossen sehen. doch, wollte ich sagen, möchten gar leicht die Truppen sich Weitschießen würde ich für die Masse ganz abschaffen und

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nur, um für einzelne Vorkommnisse im Gefecht gewaffnet zu sein , den besten Schüßen hohe Visire und Ucbung mit denselben geben. Alles Uebrige würde nur bis auf 300 Schritt und auf kleine Ziele schießen , aber alle Uebungen müßten den Verhältnissen des Krieges , soviel nur irgend thunlich, angepaßt sein. - Dem Soldaten müßte nur ein vernünftiger Waffenstolz cingeflößt , er aber ebenso uach drücklich von allen ungemäßigten Erwartungen von seinen Leistungen im Gefecht fern gehalten werden. Ich fürchte, ― daß Enttäuschungen im Kriege sehr gefährlich werden . Wenn ich so daran denke , wie wohl ein Krieg der Zukunft aussehen, mit welchen Waffen man über 50 oder 100 Jahre - meine Phantasie ist zuweilen so ausschwei fend - kämpfen wird, so fällt mir immer eine scherzhafte Anspielung der fliegenden Blätter" auf die großen Kriegs geheimnisse der Engländer ein , wo es heißt : „ Capitän Warner mit sich selbst und der Welt zerfallen, finnt auf Zerstörung der Welt und erfindet deßhalb die Weltzer störungsmaschine und unsichtbare Kugel 2c." Gott sei Dank nur, daß es Gefeße der Schwere gibt und für unsere Schußwaffen insbesondere das menschliche Auge die Gränzen der Möglichkeit steckt. Aber wiffen Sie , was ich schon mitunter befürchtet habe ? - Man wird nächstens eine andere Triebkraft erfinden und das Pulver abschaffen ; wenn es da im Gefecht nicht mehr knallte, denken Sie sich wie unheimlich ! ―――――――――

fang deffen, was der Soldat gelehrt werden soll, erschöpft sein, bevor zu dem Unterricht der Unteroffiziere vorgeschritten werden kann. kann . Es ist aber nicht genug damit, daß das wahr und vielleicht selbst auch in der Unterrichtspraris an erkannt sei. Die Anerkennung muß , wie ich wiederholt hervorhebe, vor Allem in der grundsäßlichen Ordnung des ganzen Unterrichtswesens ausgesprochen sein, in dem System, das für allen militärischen Unterricht die leitenden Grund gedanken feststellt , das genau den stufenweisen Fortgang vorzeichnet , genau das Bereich jeder Unterrichtsstufe um gränzt , und so in dem gesammten Unterricht ein wohl gegliedertes Ganzes darstellt, von welchem jedes Glied be= stimmt in sich abgeschlossen ist, keines aber aus der leben digen Beziehung zum Ganzen heraustreten darf. Nur wo aller Unterricht nach einem so durchgreifenden System ge= ordnet ist, sind Erfolge im Ganzen zu hoffen, indeß sonst die vereinzelte Thätigkeit nur zusammenhanglose Resultate erzielen kann. Dieses System aber, diese sichere Gliede rung muß, wie ich schon an früherer Stelle ausgesprochen und zu begründen gesucht habe , in der Anordnung der Hülfsmittel für den Unterricht den scharf ausgeprägten Ausdruck_finden . Jede Verschmelzung von Dingen, welche nicht zusammengehören , sondern zu verschiedenen Abstufungen des Unterrichts, ist darum grundsäßlich falsch, weil damit dem ausführenden Unterricht nicht, wie es doch sein soll, eine bestimmt umgränzte Aufgabe zur Lösung ge= stellt ist, sondern es dann dem Urtheil und der Wahl des Einzelnen überlassen bleibt, die Gränzen der Aufgabe, welche zu lösen ist, sich selber zu ziehen. Das Erste, was demnach an die Hülfsmittel für die beiden höheren Unter richtsstufen verlangt werden muß, ist eben, daß die scharfe Abgränzung der verschiedenen Ünterrichtsgebiete in ihnen den vollen Ausdruck finden , daß darum das Hülfsmittel, welches dem Unterricht an die Soldaten zu Grunde liegt, ein wesentlich anderes ſet, als dasjenige, wonach der Unter richt an die Unteroffiziere ertheilt wird , und daß jedes von beiden ein in sich geschlossenes einheitliches Ganzes darstelle. Die überwiegende Mehrzahl der militärischen Unter richtsbücher ist nach diesem Grundgedanken bearbeitet. Wo es nicht ist, wo die Lehrstoffe nicht in solcher Weise in besonderen Anleitungen für jede Unterrichtsstufe geschieden sind, da ist meist wenigstens der Grundsaß , daß eine be stimmte Abgränzung der Lehrgebiete nöthig sei, in anderer Art darin anerkannt , entweder durch einen vorgedruckten Lehrplan, der jeder Unterrichtsstufe die ihr bestimmten Lehr stoffe zumißt, oder durch die Wahl der Drucklettern, deren Verschiedenheit durch das ganze Buch hindurch die Schei dung der Lehrstoffe für die verschiedenen Unterrichtsstufen vermittelt. Es hat das, wie sich nicht läugnen läßt , den Vortheil , daß so alles Gleichartige für alle Stufen des fortgehenden Unterrichts ungetrennt bleibt , daß jede Ein zelnheit in dem ganzen Umfang, worin sie überhaupt einen Gegenstand des militärischen Unterrichts bildet , ihre Er schöpfung findet. Aber für das, was das Hülfsmittel mit Rücksicht auf die besondere Unterrichtsstufe, der es dienen soll, zu leisten hat, bleibt es ein immer nur dürftiger Be= helf. Nicht bloß der Lehrumfang, sondern auch der Cha rakter des Unterrichts , ist ja für jede Stufe ein besonderer, und auch das muß schon in dem Hülfsmittel fich aus

Aber ich kann nicht verlangen , daß Sie Alles lesen, was ich mir gedacht oder nur geträumt habe. Leben Sie wohl ! -

Reglement.

Leitfaden.

Unterricht.

(Fortseßung.) 8. Ich habe mich vorzugsweise lange bei dem Recruten= unterricht verweilt , weil ich ihn , als die Grundlage aller späteren Unterrichtsthätigkeit , für die wichtigste Aufgabe der militärischen Erziehung ansehe, und weil es mir gerade hier darum galt, die Nothwendigkeit zu erörtern, daß zwi fchen Recrutenunterricht und eigentlichem Soldatenunterricht ebenso, wie in der Ertheilung, so auch in den Hülfsmitteln dafür eine strenge Scheidung einzutreten habe. Für die beiden höheren Unterrichtsstufen , für den Unterricht der Soldaten und der Unteroffiziere , liegen die Verhältnisse einfacher. Die militärische Unterrichtsliteratur hatte immer vorzugsweise diese beiden Erziehungsstufen im Auge , und es sind darum die einschlagenden Fragen in einer Weise vorgearbeitet , daß man fast nur nach fertigen Resultaten zu greifen braucht. Vor allem muß es als eine durch die literarische Ar beit zweifellos entschiedene Sache gelten , daß zwischen dieſen beiden Unterrichtsstufen eine scharfe Abgränzung nöthig erscheine. Ebenso wie der näher eingehende Unter richt an den Soldaten erst dann wahrhaft fruchtbar wer den kann, wenn der erste Recrutenunterricht einen höheren Grund dafür gelegt hat , ebenso muß erst der ganze Um

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9. sprechen. Selbst über den gleichen Gegenstand müßte der Freilich das Alles hängt davon ab, ob die Unterrichts= Unterricht an Soldaten und derjenige an Unteroffiziere in Ton und Haltung und in dem Anspruch an das Fas mittel das leisten , was bei dem immer mehr gesteigerten sungsvermögen und an die fittliche Thätigkeit ein wesent Bedürfniß eines tüchtigen militärischen Unterrichts an sie lich anderer sein. Ein Buch , durch welches die Lehrstoffe verlangt werden muß , ob sie vollständig genug sind , um verschiedener Unterrichtsstufen verflochten sich hindurchziehen, nicht die Mitbenuzung anderweitiger Hülfsmittel nöthig kann das nicht leisten , weil Niemand im Stande ist , ein zu machen , ob in Wahl und Anordnung des Lehrstoffes Buch so zu arbeiten, daß er dabei in raſchem Wechsel, oft überall das richtige Maß gehalten wurde, vor Allem aber, Saz für Sat, von völlig verschiedenen Gesichtspunkten sich ob in ihnen der höhere erzieherische Standpunkt und der leiten läßt, und allermindestens ergibt eine derartige Arbeit frische Soldatenfinn lebendig hervortritt , der an alien für das praktische Bedürfniß des Unterrichts jeder Stufe eine militärischen Unterricht und darum auch an die Hülfs Verzettelung des Stoffes und damit eine Unterrichtserschwe mittel dafür muß gefordert werden. Wer je mit derar rung eben durch das gebotene Hülfsmittel , statt daß dieses tigen Arbeiten sich beschäftigt hat, der weiß auch , wie durch eine gedrängt zusammengefaßte Anordnung seines schwer sie sind, und wie oft das, was man eben selbst für Stoffes dem ausführenden Unterricht den sicheren Weg vor= vollendet hielt, nach wenig Zeit auf dem Prüfstein der Er zeichnen sollte. Was schon oben ausgesprochen wurde, wird fahrung in einem Grade sich mangelhaft zeigt, daß man durch diese praktische Erwägung nur bestätigt. Die Einheit alle daran gewendete Zeit und Kraft für verloren halten Aber die Schwierigkeit der Arbeit darf nicht die und innere Rundung , welche an das Hülfsmittel für jede möchte. Unterrichtsstufe gefordert werden muß , und der für das Arbeit selbst zurückhalten , so daß man am Ende auf das praktische Bedürfniß unerläßliche leichte Ueberblick über das Bessere verzichtete, weil man das Vollendete noch nicht Aller Erfolg des militärischen Unterrichts besondere Lehrgebiet, verlangen die streng durchgeführte haben kann. Scheidung der Lehrstoffe mittelst besonderer Anleitungen hängt, abgesehen von der lebendigen Lehrerthätigkeit selbst, für jedes besondere Bereich des militärischen Unterrichts . nur eben von der Güte der Unterrichtsmittel ab , und es Steht das grundsäßlich fest , so sind die Hülfsmittel ist darum zweifellos mit die Aufgabe der militärischen für den Unterricht der Soldaten und der Unteroffiziere Presse, die Grundsäge , nach welchen diese zu bearbeiten allerdings scharf in ſich geschieden , jedes für sich das be find , in das Bereich ihrer Erörterung zu ziehen. Das sondere Lehrgebiet erschöpfend. Aber sie stehen auch ebenso, Nächste dafür ist der Lehrumfang und die Stoffanordnung wie diese beiden Unterrichtsstufen selbst , in innigem Zu innerhalb jeder Unterrichtsstufe und dann die allgemeine sammenhang miteinander, und, wie in diesen erst das ganze Haltung der Unterrichtsmittel , ihre Form und Sprache. Der Recrutenunterricht wurde oben ausführlich be Bereich des militärischen Unterrichts erschöpft wird, so bil den dann auch die Hülfsmittel dafür in ihrer Wechsel sprochen und mit ihm das , was ſeine Hülfsmittel nach Das Dienstbuch beziehung ein Ganzes, eine einheitliche, nur in zwei Theile Inhalt und Form ihm leisten sollen. namentlich hat für den ganzen Unterricht des Soldaten gesonderte Darstellung des gesammten Dienstwissens , das dieselbe Bedeutung , wie, wenn die Vergleichung zulässig an die unteren Grade verlangt wird , und das die milt ist, für den Religionsunterricht in der Schule der kleine tärische Erziehung ihnen darum geben muß. Der Recruten Katechismus. Es gibt dem jungen Soldaten die Grund unterricht hat dabei eine vorbereitende Aufgabe , und die gleiche Bedeutung erhalten somit die Hülfsmittel für den= lehren , nach welchen er von jest an sein Leben gestalten soll, er weißt ihm den Standpunkt an , auf welchem er ſelben , nur daß bei ihnen noch der höhere Werth hinzu allen späteren Unterricht lebendig zu verarbeiten hat , und tritt , den sie vermöge ihres Inhalts für Selbstunterricht gibt ihm für sein ganzes Dienstleben die Hauptpunkte, und soldatische Erziehung auch über die Recrutenzeit hinaus welche ihn immer auf's Neue wieder an das erinnern, haben können und darum haben sollen . In einer solchen Anordnung der Unterrichtsmittel liegt das System fertig, was Unterricht und Erziehung ihn über seine Soldaten= Erst daran schließt sich der Unter das überhaupt an die Anordnung des gesammten Unter pflicht gelehrt haben. richts verlangt werden muß. Der Umriß dessen, was für richt, der, um bei der Vergleichung aus der Schule zu jede Erziehungsstufe zu lehren ist , und der Fortgang von bleiben , den großen Katechismus zur Grundlage hat. Stufe zu Stufe ist in den für sie bestimmten Hülfsmitteln Jezt erst gilt es, das ganze Unterrichtsgebiet zu erschöpfen, genau vorgezeichnet. Es dienen dann für den den Grundriß in allen Details auszuführen, den der erste Unterricht nur in seinen allgemeinen Zügen angedeutet hat. 1 ) Erster Recrutenunterricht ; Dienstbuch und Unter Der Leitfaden für den Soldatenunterricht muß darum alles richtstafel, 2) Unterricht der Soldaten : des Leitfadens, Hand Wissen vom Dienst und Waffenhandwerk umfaſſen , das Erste Abtheilung buchs , oder wie man überhaupt an den Soldaten gefordert werden kann und dabei in Bezug auf das sittliche und erzieherische Moment 3) Unterricht der Unteroffiziere : ( sonst das Hülfsmittel nennen mag. Zweite Abtheilung sich als den Träger des Gedankens wahrhafter Soldaten erziehung ankündigen. Alles, was der Unterricht sein und Aller Unterricht ruht so auf einem festen Grund. Jeder leisten soll , muß in dem Leitfaden vorbereitet sein, so daß Unterrichtsthätigkeit ist ihr bestimmter Stoff , ihre genau es dann nur Sache des Lehrers ist, den gegebenen Stoff formulirte Aufgabe zugewiesen , in deren Verarbeitung ihr zum lebendigen Verständniß zu bringen . Ich müßte Alles noch freie Bewegung genug bleibt, um die eigene Indi vidualität zur Geltung zu bringen, ohne daß die Einheit wiederholen , was ich schon oben über Unterricht und Er des Ganzen, das Zusammengreifen und die sichere Erziehung im Heere gesagt habe, oder geradezu das Inhalts verzeichniß angeben, wie ich mir denke, daß es sein solle, schöpfung der einzelnen Unterrichtsgebiete darunter leidet.

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wenn ich den Lehrumfang für diese Unterrichtsstufe noch näher bezeichnen wollte. Nicht anders ist es mit dem Unterricht der Unteroffiziere. Er soll auf dem Grunde fortbauen , den der frühere Unterricht gelegt hat , und der Leitfaden dafür hat darum nur dasjenige , dieses aber vollständig , aufzunehmen , was der Unteroffizier als solcher mehr oder genauer wissen muß , als es an den Soldaten zu verlangen ist , zugleich aber auch dem sittlichen Moment in Bezug auf die Erziehung der Unter offiziere selbst den würdigen Ausdruck zu geben. Die beiden Theile des Lehrmittels erschöpfen so dann voll= ständig den ganzen Umfang des dienstlichen und militä rischen Wissens , das dem Unteroffiziere eigen sein soll . Alle allgemeine Lehren des ersten Theils finden im zweiten Theil für das besondere Dienstbereich des Unteroffiziere ihre Entwickelung und Weiterführung, und das Ganze erhält so , in sich und seinen Theilen abgerundet , seinen Abschluß. Ich habe die Frage nach dem Lehrumfang für Unter offiziere und Soldaten mit der allgemeinen Forderung be antwortet , daß die Leitfaden dafür eben Alles enthalten sollen , was für jede dieser Unterrichtsstufen zu lehren ist. Ich mußte das, wenn ich nicht in das volle Detail ein gehen wollte , und ich konnte es um so füglicher, weil gerade diese Frage, mindestens in Bezug auf den Gesammt= umfang dieser beiden Unterrichtsstufen, in dem , was die einschlagende Literatur bietet , als entschieden gelten kann. Die innere Anordnung des Stoffes folgert sich daraus mit der Nothwendigkeit , welche den Fortgang vom Allgemeinen zum Besonderen , von den militärischen Grundlehren zu ihrer Anwendung auf jede Art von Dienst, von der Waffen kenntniß zum Waffengebrauch 2. als eine unverbrüchliche Regel vorzeichnet. Auch dafür liegen die Anhaltspunkte ziemlich sicher in der verhältnißmäßig großen Zahl von Vorarbeiten , welche die Literatur des militärischen Unter richtswesens bietet.

biet einführen und dem späteren Alter ein theuerer Be gleiter sein soll, so soll auch das Buch, welches zur Grund lage des Unterrichts an die unteren Dienststufen bestimmt ist , ein würdiger Dolmetsch der ewigen Wahrheiten sein, auf denen alles Soldatenthum ruht, ein treuer Führer im Berufe , ein Freund auch für den , der seiner nicht mehr bedarf. Ist aber der Katechismus ſchlecht, ist er dürr und nüchtern , ohne religiöse Erhebung, ohne sittliche Wärme bearbeitet, ſo wird das für die religiöse Erziehung seine bitteren Früchte tragen, und das Gleiche wird für den erzieherischen Unterricht im Heere da eintreten, wo dem Unterrichtsmittel , sei auch sonst an seiner Vollständigkeit kein Tadel , der höhere Standpunkt mangelt. Der Leitfaden für den militärischen Unterricht darf darum keine Zuſammenreihung der im Heere geltenden Ge= bote und Verbote und der sonst etwa als vorzugsweise wichtig erscheinenden Belehrungen sein wollen, sondern eine aus einem Guffe gearbeitete Darstellung des besonderen Lehrbereichs , durch welche überall der lebendige Nerv frischen , ächten Soldatensinnes sich hindurchzieht. Er soll nicht bloß dem Unterricht dienen und dabei den unteren Graden den leidigen Ballast vielfältiger Reglements, deren sie sonst bedürfen, vollständig erseßen, sondern er soll auch ein Buch sein, das gerne gelesen wird, aus dem der Soldat wie der Unteroffizier gerne die Anregung zu einer ehren= haften , pflichttreuen Thätigkeit im Berufe aufnimmt. Er

10. Ein anderes ist es mit der allgemeinen Haltung, welche an diese Leitfaden nach Form und Sprache verlangt werden muß. Noch liegen nur ganz wenige Arbeiten vor , welche darin als Musterschriften gelten könnten. Und freilich die Aufgabe ist gerade auch in dieser Beziehung eine ganz besonders schwere. Der ganze Charakter aller lehrenden und erziehenden Thätigkeit im Heere, wie ich ihn an frühe ren Stellen zu zeichnen suchte, muß in den Hülfsmitteln für den Unterricht ſeinen scharf ausgeprägten Ausdruck finden . Der Leitfaden soll nicht etwa nur ein dürres Verzeichniß der Lehrstoffe sein , eine Art von Register dessen , was überhaupt zu lehren ist , sondern eine wahrhafte Anleitung zum Unterricht , die durch die lebendige Darstellung und Behandlung ihres Stoffes dem Lehrer nicht bloß vorarbeitet, sondern ihn selbst ergreift und anregt, und so seinem Unter richt die Frische und Kraft gibt , ohne welche kein Erfolg zu hoffen steht. Er hat darum zu dem Militärunterricht ziemlich die gleiche Stellung , wie, um noch einmal die frühere Vergleichung zu gebrauchen , der Katechismus zu der religiösen Erziehung. Wie dieser den ewigen Lehren der Kirche den würdigen und doch gemeinverständlichen Ausdruck geben , wie er die Jugend in das religiöse Ge

muß darum gedrängt , bündig , leichtverständlich gehalten sein und doch edel in Sprache und Ausdruck. Der Geist friegerischer Zucht, soldatischer Ehre und wahren Gefit= tung muß sich darin lebendig zeigen, der erhebt, ohne den Standpunkt zu verrücken. Strenger Dienst und taktisches Verhalten , befohlenes und selbstständiges Handeln müssen in eindringlich anregender Weise darin erörtert sein. Ueberall muß das Hinwirken auf Verständniß und auf die sittliche Thätigkeit hervortreten, das Streben , daß die Lehre be griffen und mit Bewußtsein und fester Willensordnung befolgt, nicht aber mechanisch die Form erfüllt werde. Vor Allem muß der Unteroffizier die Anleitung darin finden, daß er in solchem Sinne seine Soldaten unterrichte und erziehe , nicht aber mit unverstandenen und unverstehbaren Sermonen fruchtlose Unterrichtserperimente oder mit ein gelernten Fragen und Antworten ein geißttödtendes Spiel treibe. (Fortschung folgt.)

Literatur. Das Leben des kaiserlichen Feldmarschalls Grafen Guido v. Starhemberg (1657-1737). Ein Beitrag zur österreichischen Geschichte von Alfred Arneth, Hofconcipist im Ministerium des kaiser lichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten. Mit einem lithographirten Portrait. gr. 8. Wien, 1853. Karl Gerold und Sohn. (VI u . 783 S. ) 5 Thlr. Bei der Besprechung dieses Werkes ist uns der Zweifel gekommen , ob wir dasselbe auf englische Art anzeigen,

143 d. h. das daran zu Lobende tüchtig herausstreichen und verschiedene längere Stellen ausziehen sollten , oder auf deutsche Manier, nach welcher dasjenige hervorgehoben zu werden pflegt, was bei demselben auszustellen sein möchte. Um aber die Güte und Richtigkeit des bei diesem Werke verwendeten Materials sicher beurtheilen zu können , muß man solches vorher genan kennen . Wir ziehen deshalb vor, beide Methoden mit einander zu verbinden, uns jedoch der Auszüge zu enthalten , auch im Anerkennen das eng= lische Maß nicht zum Muster zu nehmen . Der Held dieses Buches gehört nicht zu denjenigen, die in Jedermanns Munde sind , welche den Knaben in der Schule schon als leuchtende Beispiele und Vorbilder in irgend welcher Richtung vorgehalten werden. Graf Guido v. Starhemberg war auch kein vom Glücke so Begünstigter, daß an seinen Namen Weltbegebenheiten oder Ereignisse von der außerordentlichsten Tragweite fich anknüpfen; der Namen seines Oheims , des Grafen Rüdiger v. Star hemberg, des Vertheidigers von Wien gegen die Türken, ist um deßwillen der Mehrzahl bei weitem geläufiger, nicht weil der Öheim ein größerer Feldherr, begabterer General, als der Neffe gewesen wäre, wohl aber weil mit dem Falle Wiens der mitteleuropäischen Christenheit die Türkengefahr sehr nahe auf den Hals gekommen wäre. Tempora mu tantur; heutzutage scheint der halbe Mond in's legte Viertel getreten zu sein. Unter denen, die vor und mit Prinz Eugen, dem edlen Ritter , den Türken über die Donan, Drau und Sau hinüberhalfen, verdient Graf Guido immer vornämlich genannt zu werden , so lange man sich jener kriegerischen Zeiten erinnert. Vorliegende Lebensbeschreibung gehört nicht zur Gat= tung solcher, die sich durch Glanz und Schimmer der Sprache, durch Neuheit der Auffassung oder dadurch aus zeichnete, daß über wichtige , seither noch stark beschattete Ereignisse ein helles Licht plöglich ausgegoffen würde. Auch ist der Hauptgegenstand der Darstellung keiner der hervorleuchtenden Männer seines Berufs , welche durch tühne Geistesarbeit ihre Kunst und ihr Gewerbe in neue Bahnen geleitet und mit überraschenden Wahrheiten be= reichert haben. Von allem diesem ist in unserem Werke nichts enthalten. Dagegen schildert es einen Mann , der den Ueberlieferungen seiner Familie und seines Standes treu, mit Zähigkeit und hervorragender Hartnäckigkeit das einmal für angemessen , recht und pflichtmäßig Erkannte festhielt und mit allen Kräften des Leibes und der Seele zu fördern suchte, und der seines Lebens Aufgabe darin erblickte, das Intereſſe ſeines Kaiserhauses nach allen Nich tungen, auf allen Schaupläßen zu fördern, auf welche ihn nach und nach der Wille seines kaiserlichen Gebieters berief. Weil dieser zähe Mann, deffen Unerschrockenheit sprüch wörtlich ward , gerade auf so entlegenen Kriegstheatern in hervorragender Stellung seine Kriegserfahrung und kluge Einsicht in ruhmvollen Handlungen ausprägte und verkörperte, ist es bei weitem übersichtlicher , der Thätig

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keit dieses Mannes in der Reihenfolge der Kriegstheater zu folgen, nicht aber der Capiteleintheilung des Verfassers, sich anzuschließen. der mehr nach Feldzügen abscheidet, Nach unserer Eintheilung ergeben sich denn vier Haupt abschnitte oder Gruppen. Der erste Abschnitt erörtert den Antheil , die Thaten und Bemühungen des eben so huma= nen , als eifrigen Offiziers und Generals in den Türken kriegen bis zum Carlowißer Frieden. Die Belagerungen von Wien, Gran, Ofen, Belgrad, Niffa, Effeck 2c. , sowie natürlich auch die Schlacht bei Zenta mit Allem, was jene so schwerfälligen und doch so charakteristischen Feldzüge auszeichnete, kommt hier zur Erzählung. Der zweite Ab schnitt bezieht sich auf die italienischen Kriege vom Jahre 1701 - 1705 mit vielen Kriegshandlungen und doch ge= ringer Gesammtthätigkeit, außerordentlich vielen Anfragen und seltener Abhülfe , heftigem Wetterleuchten mit Falten Schlägen, vielen Krankheiten, Hunger und Kummer, zahl reichen Mißverständnissen , dabei eine seltene Anerkennung oder entsprechende Erfolge ; mitunter jedoch in den Un= thätigkeitspausen denkwürdige Belagerungen und kühne Handstreiche , an welchen man nach 150 Jahren noch sich zu erfreuen vermag. Der dritte Abschnitt behandelt den Antheil Starhembergs an der Bekämpfung , der damals gleichfalls malcontenten Ungarn. Zur legten Gruppe ge= hören dann die Feldzüge Starhembergs in Spanien zu Gunsten des Königs Karl gegen Philipp von Anjou den Gegenkönig , woran sich nach dem Frieden von Rastadt Baden noch die späteren Lebensereignisse des Feldmarschalls Guido Starhemberg reihen. Der Verfaffer weift dem Gegenstande seiner Biographie eine Stelle ersten Ranges in der Feldherrnhalle aller Zeiten zu. Um ein Mehr, um ein Weniger wollen wir hier nicht rechten , aber daß Starhemberg unbedingt in's erfte Glied der großen Capitäne rangire , darüber möchte eine Begründung abweichender Ansicht so schwer nicht fallen. Starhemberg war in den meisten Fällen doch in viel zu abbängiger Stellung, als daß er Macht und Gelegenheit gehabt hätte , weitreichende geniale Unternehmungen mit selbst ge schaffenen zulänglichen Mitteln durchführen zu können. Daß übri gens dieser Mann ein ausgezeichneter Soldat , ein tapferer , im Geift und ftrategischen Sinn der ihm ertheilten Aufträge operirender General war, hierzu hat der Verfasser durch seine fleißige Ver arbeitung zerfreut geweſenen, nicht ohne Mühe gesammelten Mate rials , nenerdings schäßenswerthe Belege geliefert. Das Werk ift compendiös , das ist wahr , allein es enthält ansprechend erzählte Episoden einer kriegerisch und politisch fort während interessanten Zeit. Das Ganze ist nicht ein Porträt , es ift vielmehr eine geschichtliche Skizze , ein Feldzugsgemälde , wenn die Metapher erlaubt ift, in welchem Feldmarschall Guido Starhem berg, wenn nicht völlig, doch immer sehr nahe in den Vordergrund gerückt erscheint. Ein Soldat würde sich kürzer gefaßt und auf Abschrift von Decretalien weniger Mübe verwendet haben ; ein in Acten lebender und webender Schriftfteller kann ſich natürlich ſchwerer entschließen, die fascikulinischen Sammelfrüchte Andere nicht mit> genießen zu laſſen. Ein großes Publikum versprechen wir dem Werke nicht , aber doch mehrentheils ein dankbares , für manche lebendig und mit Wärme erzählte Begebenheiten , aus dem Leben eines adelstolzen, aber mannhaften, klar denkenden, ritterlich und doch immer besonnen handelnden Feldmarschalls.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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841 Samstag, 11. Februar 1854. poland life mopoids do agin sann pir adion 120 paum adal solaio puginis

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Militär - Zeitung .

Preußen.

Berlin, 3. Febr. Wie der diesjährige Etat angibt, ist zur Fortsetzung des Baues der Feste Boyen, statt der ursprünglich für dieselben bestimmten Rate von 100,000 Thlr. , nur der Betrag von 75,000 Thlr. in Ansat gebracht worden, weil dieß genügen wird, den Bau zu einem Abschluß zu bringen , der im Nothfalle die Ein richtung der Feste zu einem vertheidigungsfähigen Posten möglich macht. Der Gesammtbedarf für diesen Festungs bau ist überschläglich auf 1,508,000 Thlr. gewährt worden find. Für den militärischen Ausbau der Burg Hohenzollern sind von den , nach der zum Etat von 1852 beigefügten dießfälligen Denkschrift , erforderlichen 160,000 Thlr. bis jest 130,000 Thlr. gewährt und die legten 30,000 Thlr. zur Vollendung dieses Baues für den diesjährigen Etat in Ansat gebracht. (Fr. Postztg. ) Großbritannien . (5) Nicht uninteressant ist die Thatsache, daß und wie fich im Laufe der Zeit die Dauer der Uebungsperioden für die britische Miliz vergrößert hat. Unter der Regierung Karl's II. wurde die Miliz alljährlich nur fünf Lage erercirt, später wurde die Uebungszeit ausgedehnt und man berief die Milizen zwei Mal im Jahre zu vier zehntägiger Uebung ein. In der ersten Zeit der Regierung Georg's III. wurden nur zwei Drittel der durchs Loos ausgehobenen Mannschaften alljährlich 21 Tage lang ge übt, im Jahre 1805 jedoch wurde die Uebungsperiode auf 28 Tage festgesezt und bald darauf die Miliz permanent zusammengezogen . Im Jahre 1809 fügte man der per manenten noch die Localmiliz, mit Ausnahme für Middle ser bei. Frankreich. Paris, 22. Jan. Nach der " Union" soll die beab fichtigte Reorganisation der Artillerie (f. Nr. 11 d. B.) vorerst noch vertagt sein. Vereinigte Staaten von Nordamerika. (5) Aus den dem Congreffe vorgelegten Budgets für die Marine und die Armee entnehmen wir die folgenden Einzelnheiten :

116474 020 Der Marinesecretär befürwortet eine Reorganisation der und die von 5 Millionen Dollars zum Bau mehrerer Schraubendampffregatten. Er führt an, daß der Staat nicht 40 Schiffe besist, die inner balb 90 Tagen kriegsbereit herzustellen sind , und verlangt die Anlage von Maschinenmagazinen und eine Vermehrung der Mannschaft von 7500 auf 10,000. Unter dem Titel: Reorganisation der Marine" wird eine Pensionsliste für bie invalide gewordenen tüchtigen Mannschaften und Offi ziere, die Entlaffung der Unfähigen , die keine Ansprüche auf Berücksichtigung haben, ein Avancementsmodus , f der mehr auf Fähigkeiten und Verdienste, als auf die Ancien nitát Rücksicht nimmt, verlangt . Eine Commission von Offizieren verschiedenen Grades soll durch den Präsidenten ernannt und periodisch versammelt werden , um in Bezug auf Personalien Rath zu ertheilen . Um die Matrosen zu lebenslänglicher Dienstleistung zu ermuntern, soll ein System von Belohnungen und Strafen zur Ausführung gelangen; die abgeschaffte Peitschenstrafe soll nicht wieder eingeführt werden, trosdem manche Anträge dahin zielen. Der Kriegssecretär befürwortet in seinem Jahresbericht, daß das Minimum der Kopfstärke jeder Compagnie auf 64 Gemeine normirt und daß die Armee um ein Dragoner und zwei Jägerregimenter vermehrt werde. Der comman= dirende General hat eine bedeutend höhere Augmentation verlangt, die erwähnte bildet das Minimum , wenn der Militärdienst nicht den empfindlichsten Schaden erleiden soll. Die verlangte Augmentation wird dem Heere einen Mini maletat von 15,528 Offizieren und Mannschaften geben, der unter Umständen nach dem Geseße vom 7. Juni 1850 bis zu 17,414 Offiziere und Mannschaften vermehrt wer= den kann, während der Kriegsetat bei 128 Gemeinen per Compagnie 27,818 Offiziere und Mannschaften betragen wird. Spanien. () Durch ein königl. Decret vom 19. Januar ist das oberste Kriegs- und Marinegericht (Tribunal supremo de guerra y marina) nach folgenden Grund zügen reformirt worden : Art. 1. Dem obersten Kriegs und Marinegericht präsidirt ein Generalcapitän der Armee. Als Ersezender desselben ist ein Generallieutenant Vice= präsident, welcher von der Königin zu dieser Stelle ernannt

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wird. Art. 2. Wenn es je nach Erledigung der Geſchäfte erforderlich ist, daß die Generale sich in zwei oder mehrere Abtheilungen scheiden , so präsidirt einer jeder derselben derjenige, welcher in der betreffenden Abtheilung das älteste Mitglied ist. Art. 3. Aus den übrigen Mitgliedern, welche Generallieutenante find , sezt sich diejenige Abthei lung zusammen , in welcher die militärisch behandelten Sachen und Protokolle oder die Strafmilderungen und die übrigen auf dergleichen Verfahren bezüglichen Fälle erledigt werden. Art. 4. In der Abtheilung oder den Abthei= lungen, in welchen die administrativen oder berathenden Geschäfte vorkommen , fönnen auch Marechaur de Camp angestellt sein. Art. 5. Das politisch-militärische Mit glied des Gerichts wird in der Abtheilung zugezogen, wo sein Gutachten und ſein Votum nothwendig erscheinen. Art. 6. Die Abtheilung der Civilmitglieder des Gerichts behält ihre gegenwärtige Organisation bei. Art. 7. So wohl der Vicepräsident, wie die Mitglieder, welche General Heutenante oder Marechaur de Camp find , beziehen die ihren respectiven militärischen Stellungen entsprechenden Gehalte. Das politiſch-militärische Mitglied, der gewöhn = liche Präsident der Justizabtheilung , die übrigen Civilmit= glieder und die beiden Fiscale beziehen den bisherigen Gehalt fort. In Folge obigen Decrets hat die Königin den Generalcapitan D. Pedro Villacampa, unter Bei= behaltung der Direction des Invaliden-Hotels, zum Prå fidenten des obersten Kriegs- und Marinegerichts und den Generallieutenant D. Joaquin Espeleta zum Bicepräfi denten desselben ernannt.

§. 1. Die activen oder thätigen Mittel der Kriegskunft oder der Verwirklichung einer Zdee - der Durchführung eines Willens - - durch gewaltsame Wegräumung der widerftrebenden Hinderniffe find die Armeen, t. h. Vereinigung vieler lebendiger Individuen , deren natürliche Kräfte durch die Kunft gesteigert worden sind, zu einem Ganzen , welches aber zum jedesmaligen gefchickten Gebrauche bis in sehr kleine Theile kunstmäßig ge gliedert ift." §. 2. Der Staat schafft sich solche Armeen zur Ueber windung jedes Widerstandes gegen feinen Willen , ſei dieſer die Verwirklichung seiner Freiheit und Sicherheit , Schuß eines Anderen , oder sonst irgend ein Zweck : mag nun der Feind außerhalb oder innerhalb des Staates sein. Deshalb müssen diese Mittel aber natürlich vollständig zur Verfügung des Staatsoberhaupts, bei uns des Königs, stehen, da sie ja eigent= lich nur die beschränkten natürlichen Kräfte desselben erfeßen sollen. Weil er aber diese fremden Kräfte ganz wie seine eige nen muß gebranchen können, so liegt es in der Natur der Sache, daß fie vergestalt beschaffen und geordnet sein müssen , daß nur fein Wille nöthig ist , einen oder den anderen Theil oder das Ganze dieser Kräfte in irgend einer Richtung , zu irgend einem Zwecke in Bewegung zu feßen, wie bei einem lebendigan Körper, 3. B. einem Menschen , nur der Wille nöthig ist, Hand, Fuß 20. zu bewegen. So wie nun in jedem lebendigen Organismus außer dem Haupte kein Theil mehr einen eigenen Willen hat und haben kann , so darf auch im Organismus ( d. h. in der Einrichtung) der Armee kein Theil mehr einen anderen Willen haben, der nicht vollständig nur der des Oberhauptes ift , der fich diesem nicht vollständig unterordnet (fubordinirt).“ "S. 3. Da indeffen das Staatsoberhaupt unmöglich mit jedem Einzelnen in Beziehung treten , jedem Einzelnen seinen Willen unmittelbar mittheilen kann , so muß 20. 20.“ Die Probe mag genügen. Was in diesen Sägen ge= fagt wird , ist zweifellos wahr, und es würde vortrefflich sein, wenn es eben in schlichtem, ehrlichem Deutsch gesagt wäre. In der Frrm aber , wie es hier geboten ist , taugt es ganz und gar nicht für den Zweck dem es dienen soll, für das Bedürfniß des militärischeu Unterrichte . Der Unteroffizier oder Soldat , der es verstehen möchte , wird fich vergebens daran abmühen , bis ihm das klassische Mühl rad des Schülers in Göthe's Faust im Kopfe schwirrt . Aber auch der Offizier, dem ein solches Hülfsmittel für seinen Unterricht dienen soll , wird keine Freude daran finden , eben weil das Hülfsmittel seiner Lehrtüchtigkeit nicht die naturgemäße Aufgabe einer lebendigen Erläute rung und Ausführung zuweist , sondern ganz zunächst erst eine sprachliche Ueberseßung an ihn fordert. Es ist eine Eigenthümlichkeit der militärischen Sprache und soll es fein , daß man nicht auf weitem Umweg um eine Sache

Reglement.

Leitfaden. (Fortseßung.) 11.

Unterricht.

Und damit bin ich an die Klippe gekommen, an welcher gar manche und dabei in anderen Beziehungen oft ganz vortreffliche Arbeit auf dem Gebiete des militärischen Unter richts doch vollständig gescheitert ist. Ich weiß es und habe es schon zugestanden , wie unendlich schwer es ist, gerade für das Bedürfniß dieses Unterrichts in Sprache und Form das Rechte zu treffen. Der höhere Standpunkt, den die Arbeit festhalten will , verleitet ebenso leicht zu fermonreichen Auslaffungen , von denen der ausführende Unterricht ganz und gar keinen Gebrauch machen kann, wie das Streben nach Gemeinverständlichkeit zu Fehlern entgegengesetter Art , die eben darum wieder die oft best gemeinte Arbeit völlig unbrauchbar machen. Das Recht liegt hier , wie überall , mitten inne , und der praktische Maßstab findet sich leicht , wenn man einfach das gebotene Buch in der Hand des lesenden Unteroffiziers oder Sol daten sich denkt, und den Eindruck, die Art von Verständniß und geistiger Thätigkeit sich vergegenwärtigt , welche es wohl in diesem hervorrufen mag. Man dente fich z. B. den Corporal in der Caserne , wie er die nachfolgenden, für den ersten Recrutenunterricht bestimmten Säße zu ver stehen sich abmüht : *) *) Die angezogenen Säße sind der Eingang eines im Jahre 1851 in der Heinrichsvofen'schen Buchhandlung zu Magde

herumgeht , sondern jedes Ding einfach bei seinem Namen Man foll , um eine vielleicht triviale_Analogie nennt. anzuziehen , dem Soldaten , den hungert , zu effen geben, nicht aber mit Hegel's Naturphilosophie ihn heißen , daß er die Negation seiner selbst , die in ihm als Hunger und außer ihm als ein zu Verzehrendes vorhanden ist, aufheben

burg erschienenen Buches „Leitfaden zum Unterricht der Infanterie , herausgegeben von v. Trotha , K. Pr. Hauptmann und Compagniechef". Der Verf. empfiehlt sie zum freien Vortrag durch einen Offizier. Das mag einigermaßen den für Unteroffiziere und Soldaten absolut unverständlichen philosophischen Ton entschuldigen . Aber die Forderung bleibt dann doch immer , daß mindestens der Unteroffizier solche Dinge auch unüberseßt müsse verstehen können , und das ist hiervon nicht wohl anzunehmen. Die Arbeit enthält übrigens A. d. E. sonst vieles Werthvolle.

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und durch Aufopferung dieses anderen , indem er es mit fich identisch jest, die Einheit in sich selbst wieder herstellen solle. Alles , was an eine solch' schwerfällige Sprache der Wissenschaft erinnert, alles breite Philofophiren , alles Er gehen in langathmigen Sermonen taugt nicht für den militärischen Unterricht und darum auch nicht für den Lehrer , dem das Hülfsmittel nach Ton und Behandlung des Stoffes eine leitende und auregende Vorarbeit ſein soll , nicht aber eine Erschwerung seiner eigenen Thätigkeit. Der entgegengesezte Fehler liegt in dem übergroßen Streben nach faßlicher , gemeinverständlicher Darstellung. In dem Unterrichtsmittel foll der Charakter des Unter richts vorbereitet liegen , und hat jenes den rechten Ton nicht getroffen, in dem aller Unterricht an den Soldaten sprechen soll, so wird auch dieser selbst den Fehler ihm leicht nachthun. Der Unterricht aber soll nicht auf die unterste Stufe geistiger und fittlicher Bildung , wie sie im Durchschnitt bei dem Soldaten sich findet , hinabgehen, sondern in wohl abwägender Rücksicht auf die Bildungs ftoffe, die er vorfindet , den Soldaten zu sich emporheben wollen, und der gleiche Grundgedanke muß darum auch dem Unterrichtsmittel Ton und Haltung bestimmen. Was im Unterricht gesprochen wird , was der Soldat oder der Unteroffizier etwa selbst in dem Buche liest, das jenem als Leitfaden dient, muß dem Verständniß leicht zugänglich sein , und doch muß überall darin der höhere Standpunkt lebendig hervortreten , der dem Schüler Achtung vor dem Streben des Unterrichts abnöthigt, der sein Intnreffe und feine eigene Thätigkeit für den Unterrichtszweck aufruft. Der Schüler soll nicht seine eigene Bildungsstufe im Unter richt finden, sondern eine höhere , deren Natur aber ihm faßlich ist, und zu der er den Weg für sich offen findet. Nur in solchem Sinne darf die Forderung leichtfaßlicher Darstellung verstanden werden. Was darüber hinausgeht, was, um faßlich zu erscheinen, bis zur vulgären Sprache und Ausdrucksweise sich verirrt, ist fehlerhaft und un brauchbar , weil solche Hülfsmittel zur militärischen Er ziehung nicht nüßen , sondern schaden. Auch in dieser Richtung hat die militärische Unterrichtsliteratur manche Verirrung aufzuzeigen , die, so redlich auch vielleicht der Wille war, aus dem die Arbeit hervorging , eben doch eine Verirrung bleibt. Wer der Literatur aufmerksam ge= folgt ist , dem wird es leicht sein , beispielsweise Belege zu finden , und ich verzichte darum darauf, solche hier zu geben. Aber ist nicht genug damit , daß man es vermeide,

Aber man könnte einwenden, Urtheil bereits gesprochen. daß Frage und Antwort, wie der Katechismus fie gibt, nur Andeutungen enthalte, nicht aber einen bestimmt vor gezeichneten Inhalt, und dieser Einwand läßt sich nur durch das widerlegen , was die Erfahrung darüber lehrt. Alle Erfahrung aber ergibt die Thatsache , daß jedes Lehren nach dem Katechismns die Lehrthätigkeit lähmt, und daß jedes Lernen danach endlich zu einem Auswendig= lernen führt , bei dem von Verständniß wenig mehr die Rede ist. In der Schule mag man den Katechismus be halten , weil er eine historische Urkunde ist , und weil die völlig anderen Lehrkräfte dorten vielleicht dennoch die Beibehaltung des alteingebürgerten Lehrmittels gestatten mögen. Aber für uns Soldaten taugt der Katechismus ganz gewiß nicht. Soll der Lehrer mit ganzer Frische und Kraft, mit der vollen Spannung seines geistigen Vermögens bei seinem Lehrstoffe sein, so darf ihm dieser nicht in kleine Stücke zerschnitten und zugemessen sein , von denen jedes einzelne ihn festzuhalten strebt, sondern er muß das Ganze überblicken und daran seinen Unterricht zu gestalten suchen. Der Unterricht soll einen stets lebendigen Verkehr zwischen Lehrer und Lernenden darstellen , der auf beiden Seiten alle Kräfte zur Thätigkeit ruft. Der Vortrag des Lehrers (gelesen oder frei gesprochen) muß darum überall da , wo das Verständniß oder die Anfmerksamkeit bei Einzelnen zweifelhaft sein könnte, durch Fragen unterbrochen werden, deren Beantwortung vielleicht eine Reihe neuer Fragen wieder hervorruft , die Niemand vorher bestimmen kann, weil nur der Augenblick fie gibt. Oder es kann der Unter richt selbst geradezu diese Form der frageweiſen Entwicke= lung wählen , und er soll das sogar thun , wo es nur irgend zulässig. Ja selbst die unterbrechende Zwiſchenfrage des Schülers kann und soll gestattet werden , und diese kann dann wieder den Stoff zur Gegenfrage und damit abermals zu einem längeren frageweisen Vorgehen abgeben. Das Alles find Dinge, zu denen der Katechismus schlecht

die alleinige Rücksicht faßlicher Darstellung bis zu dem Extrem zu verfolgen , wo endlich dem Unterrichtsmittel alle edlere Haltung, alle innere erwärmende Kraft mangelt. Es gibt eine Form der Behandlung dieser Lehrstoffe , die ich wiederholt schon im Vorbeigehen berührt habe , weil fie leider noch immer ihre Freunde zählt , und die im Grundsaß mit diesem Extrem so innig verwandt sich zeigt, daß fie für den ernstgemeinten erzieherischen Unterricht im Heere kaum als minder verderblich gelten muß. Diese ist der Katechismus , die Eintheilung des gesammten Unter richtsstoffes nach Frage und Antwort. Ist es wahr, was Niemand wird läugnen wollen , daß das Unterrichtsmittel im Voraus schon den Charakter des Unterrichts bezeichnen müsse , so ist damit freilich dem alten Katechismus das

genug taugt. Wohl aber taugt er dazu , den Lehrer denkträg zu machen und zu dem verderblichen Glauben zu führen , daß es nicht etwa bloß einen Werth habe , son dern daß auch damit gerade genug gethan sei , wenn nur der Schüler auf die vorgezeichnete Frage die vorgezeichnete Antwort zu geben lerne. So war der Formelkram, das verständnißlose , mechanische Lernen in den Militärunter= richt gekommen , wie wir es lange darin gesehen baben, und wie es leider noch nicht eigentlich zu den selteneu Dingen gehört. All' solchem Unterricht fehlt die lebendige Frucht, welche allein ihm Werth geben kann , das klare Verständniß des Gelehrten , die fittliche Erhebung des Schülers. Und die Schuld davon trägt der Katechismus, der den Unterricht auf falsche Wege leitet. Noch Eines muß ich berühren , das eben wegen des humoristischen Elementes, welches darin liegt, leider seine nur zu ernste Seite hat. Ich meine die doppelte Gefähr= dung für den militärischen Unterricht, wozu der Katechis mus abermals den Ausgangspunkt bildet, die Gefährdung sowohl in Bezug auf öffentliche Geltung , als in Hinsicht des Ernstes und der Würde , welche den Unterricht kenn = zeichnen sollen. Wer die lluftrationen ergözlicher Ge schichten aus dem Militärunterricht ansieht, wie öffentliche Blätter fie namentlich in den lezten Jahren gebracht haben,

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der kann sich wohl eine heitere Regung nicht versagen, rische Unterrichtsliteratur noch durch eine neue philosophische aber sie ist mit einer bitteren Zuthat verseßt, mit dem Lehrschrift oder gar durch einen neuen Soldatenkatechismus unabwendbaren Zugeständniß , daß diese Geschichten nicht zu vermehren. Und nun mag es denn am Orte sein, die gemacht , nicht erfunden, sondern erlebt find. Die burleske allgemeine Discussion zu verlassen , um das Büchlein zu Antwort, die sich nachher als Anekdote oder heiteres Bildchen besprechen , welches zu dieſer den Anlaß gab. so ergößlich ausnimmt , ist nur bei einem Unterrichtsver (Schluß folgt.) fahren möglich , das an der Hand des Katechismus auf mechanisches Erlernen hinausgeht, indeß das Streben alles Unterrichts dahin gehen muß, den Schüler in einer Weise geistig regsam zu machen , daß er das Gelehrte nicht bloß Literatur. lerne sondern verstehe und selbstthätig in sich verarbeite. Wenn auf die Frage : Was thut der Soldat , wenn er Chronik sämmtlicher bekannten Ritter - Orden und im Gefecht sich verschossen hat ?" Die Antwort kommt : Ehrenzeichen , welche von Souveränen und Regierungen „Er macht die Bewegungen blind mit“ , so trifft den Ant verliehen werden , nebst Abbildungen von Decorationen. wortenden kein anderer Vorwurf, als daß er in der Num= Aus authentischen Quellen zusammengestellt von H. Schulze, Erste k. preuss. Lieutenant in der Landwehrartillerie. mer von Frage und Antwort sich vergriffen hat, denn dem Lieferung . 64 S. Text in gr. 4. mit 4 Tafeln Chromo Katechismusunterricht gilt es ja nicht um logische Ent= lithograph. in gr. imper. 4. Berlin , 1853. In Commission wickelung , sondern darum , daß die Frage ebenso beant bei W. Moeser und Kühn. süddeutscher Ein steht. Buch im wortet werde ; wie es Es liegt uns von dieſem ſchönen Werke , das nun bereits bis Kamerad hat schon einmal die Unterrichtsfrage in diesen zur sechsten Lieferung vorgeschritten ist , die erste vor , welche außer Blättern (Nr. 37 von 1851 ) näher besprochen , und eine einer Vorrede und Einleitung die Statuten und Stiftungsdecrete bezüg Reihe ergöhlicher Anekdoten als Belege dafür aufgeführt, lich der Orden und Ehrenzeichen von Anhalt, Baden und zum Theil welcher praktische Erfolg von einem Unterricht zu hoffen von Bayern enthält. Jede Seite des großen Formats ift in zwei ist, dem der Katechismus als Leidfaden dient , und in Spalten getheilt, wovon die linke den deutschen , die rechte den welcher Geltung ein Lehrmittel stehen kann, über dessen Werth franzöfifchen Text enthält. Der Druck ift sauber und deutlich in lateinischen Lettern ausgeführt. Die Tafeln 1 bis 3 enthalten die der fast immer von richtigem Instinkte geleitete Soldatenwig entsprechenden Abbildungen in Zeichnung , Colorirung und Schrift Anführungen nicht schon endgültig aburtheilt. Ich will diese mit Geschmack und großem Fleiß, mit Sorgfalt und Treue behandelt. vermehren , obschon Stoff genug vorliegt. Aber das muß Wir glauben nicht , daß in der Literatur dieses Gegenstandes ich wiederholt nachdrücklich hervorheben , daß die Unter ein Werk vorhanden ist, welches diesem in irgend einer wesentlichen richtsweise, zu welcher nothwendig das Katechismuswesen Beziehung an die Seite geftellt werden könnte. Dasselbe ift Sr. M. dem Könige Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gewidmet, hinführt , nicht bloß den Unterrichtszweck verfehlen läßt, welcher bekanntlich ein tieferes Intereffe an der Sache schon that sondern auch die Würde der Lehrthätigkeit und in dieser sächlich bewiesen bat. Schon darin liegt also die wesentliche Em die Disciplin selbst nachhaltig gefährdet , und dabei zu pfehlung, daß das Werk , so weit es möglich war, überall ein ver gleich die öffentliche Achtung bedroht, um welche es auch bürgtes und authentisches ift. An den Angaben , welche der Verf. uns Soldaten für alle Richtungen unseres Berufwirkens darüber in der Vorrede macht , daß ihm nämlich ein ausgebreiteter Briefwechsel von den meisten Orden die Originalstatuten , sowie die gelten muß. ―――― Decorationen im Original , im Metallabdruck oder in Abbildung Ich habe so und wohl ausführlich genug darzuthun verschafft habe, kann nicht gezweifelt werden. Nur von sehr wenigen gesucht, wie die Lehrmittel nicht sein sollen. Wie ich mir Ländern hat der Verf. keine Mittheilungen erhalten und deshalb denke , daß sie sein sollten , um dem ersten Zwecke wahr aufnehmen müſſen, was er in anderer Weise gewiſſenbaft gesammelt hat. Wer die erste Lieferung aufmerksam durchließt und mit den haft dienen zu können , ist in früheren Abschnitten dieſes dazu gehörigen Abbildungen vergleicht, wird in allen diesen Punkten Auffages erörtert. Wem es gilt , Leistungen auf diesem seine Erwartungen völlig befriedigt finden. Die Verleihungsurkunden find wohl mit Recht nicht abge Gebiete zu sehen , die in vielen Beziehungen fast für vol lendet gelten können , der nehme die Unterschriftsschriften druckt worden , da sie nur mehr oder weniger wiederholen , was in des k. preuß. Obersten (jezt General) Grafen von Walder= den Statuten ausführlicher gesagt ift. Interessant ist es schon , in dieser erften Lieferung die ver fee *) zur Hand , und prüfe seine eigene Ansicht an diesen schiedenen Ordensftatuten unter einander zu vergleichen , z. B. die Büchern selbst und an dem durch eine fast beispiellose Ver des badischen militäriſchen Carl- Friedrich -Verdienstordens mit denen breitung darüber ausgesprochenen öffentlichen Urtheil, und des bayerischen St. Hubertusordens . Der erste i am 4. April 1807 vorzugsweise zur Belohnung tapferer Thaten im Militär ge es wird ihm dann wohl die Lust , wenn auch nicht zur Atiftet und hat begreiflicherweise in den Statuten manches Aehnliche eigenen Arbeit , doch sicherlich dazu vergehen , die militä mit dem franzöfifchen Ehrenlegionorden , z . B. die Ordensgehalte ; die Stiftung des anderen ist schon vom Jahre 1444 und er zeigt auch in den später erneuerten Statuten den geistlichen Charakter, *) Leitfaden bei der Inftruction des Infanteriften , wie die ftandesmäßige Beschränkung auf nicht zahlreiche Mitglieder aus dem hohen Adel. Ein näheres Eingeben auf die Vergleichung meines Wissens jezt schon in der 35. Auflage erschienen, mit geringen Aenderungen in der Umarbeitung auch in Nassau würde hier wohl zu weit führen. Man sieht übrigens schon daraus, eingeführt, und Dienst des preußischen Infanterie daß dieses Werk nicht etwa bloß für die Liebhaber nnd die dabei Unteroffiziers , meines Wiffens schon in der 5. Auflage Intereffirten ist , sondern daß es culturgeschichtliche Bedeutung bat. erschienen , auch für den hannover'schen Dienst umgearbeitet. Wenn uns ein größerer Theil vorliegt , läßt sich wohl ausführ f. A. d. E. licher davon reden.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung .

Deutschland.

Die Preußische Correspondenz " theilt mit : Die mili tärischen Angelegenheiten , mit welchen die deut sche Bundesversammlung im verflossenen Jahre fich beschäftigte , find sehr verschiedener Bedeutung . Die wichtigeren , unter denen die Beschlüsse wegen Ver mehrung des Bundesheeres und gegenseitige Inspection desselben, die Berathungen über den Ausbau der Festungen Ulm nnd Rastatt , die erste Stelle einnehmen , lassen sich im Wesentlichen folgendermaßen zusammenstellen : 1 ) Ueber die Einrichtung eines technisch -literarischen Büreaus als Hülfsorgan der Militärcommission wurde am 9. Juni vom Ausschuß Bericht erstattet . Die am 28. Juli darauf erfolgte Abstimmung hat kein definitives Resultat geliefert. 2) Die technische Behörde zur Militärcommission , über welche am 9. Jnni Vortrag erstattet wurde und am 28. Jult die Abstimmung stattfand . 3) Ueber die beiden aus dem Jahre 1852 überlieferten Anträge, bezüglich der Verstär= kung des Bundesheeres, deren einer eine solche von 150,000 Mann, der andere 50,000 Mann verlangte , erfolgte die Abstimmung am 10. März mit Annahme des leßteren An= trags. 4) Die Standeslisten nach einer neuen verbesserten Form wurden von den einzelnen Staaten fast das ganze Jahr hindurch eingereicht . 5) Ueber die gegenseitige In spection der einzelnen Contingente des Bundesheeres , mit Ausnahme des holstein -lauenburgischen , wurde am 2. Juni Vortrag des Ausschusses erstattet , am 23. Juni Beschluß gefaßt und dabei die Instructionen der besichtigenden Ge nerale festgestellt. Die Berichte über die vollzogenen Muste rungen gingen seit dem 3. November ein. 6) Deßgleichen in derselben Sizung auf Bestimmung der Subordinations verhältnisse zwischen Militärpersonen verschiedener Bundes Staaten, worüber am 30. Juni Vortrag erstattet und Be Das Bundesfestungswesen hat die schluß gefaßt wurde. größte Zahl von einzelnen Maßnahmen veranlaßt. Mit dem Allgemeinen beginnend , heben wir hervor: 7) Die Ertheilung der Zahlungsanweisungen für die Bundes feftungskaffe , worüber am 27. Januar Bericht erstattet und am 7. April Beschluß gefaßt wurde. 8) Ueber die Verpflichtung zur Unterkunft und Verpflegung der Be fazungen in den Bundesfeftungen erfolgte der Vortrag am 16. Juni , Abstimmung und Beschluß am 4. August.

9) Was einzelne Bundesfestungen und mit Bundesbe fazungen belegte Orte betrifft, so beschäftigte Landau die Bundesversammlung in den Stzungen vom 20. Januar, 28. April , 21. Juli ze. , Luremburg am 20. Januar, 3. März, 9. Juni (Dotation für 1853), Mainz am 2. April und in Bezug auf die Dotation am 28. April. Ueber den Ausbau von Ulm und Rastatt wurde am 2. April verhandelt, über ihre Dotation für 1853 am 2. und 9. Junt Vortrag erstattet und am 7. Juli Beschluß gefaßt. Das Personal zur Inspection der Bundesfeftungen wurde am 3. November ernannt. Ueber die bessere Unterkunft der Bundestruppen in Frankfurt wurde am 24. Februar und 12. Mai berathen und am 23. Juni Beschluß gefaßt. Ueber die Eisenbahnen in militärischer Beziehung fanden am 10. März und 4. August Verhandlungen statt, in Folge deren die meisten Regierungen Mittheilungen über die in ihren Gebieten bestehenden und beabsichtigten Bahn linten machten.

Großbritannien . (5) Die Wirksamkeit der britischen Flotte beruht zum Theil auf der Tüchtigkeit und Stärke der Royal Marines (Marinesoldaten) , es dürfte daher unter den gegenwär tigen Verhältnissen nicht uninteressant sein, die nachfolgen den statistischen Notizen über das Marinecorps zu erhalten. Dasselbe hatte am Schluffe des Jahres 1853 eine Stärke von 12,500 Mann, von denen 7643 sich ein geschifft, 4732 am Ufer befanden , während 125 Manque ments augenblicklich stattfanden. Von der am Lande befindlichen Stärke waren zum Dienst disponibel : 18 Capitäne , 33 Premierlieutenante, 10 Secondelieutenante , 109 Sergeanten , 105 Corporale, 71 Tamboure und 1025 Gemeine von den Infanterie divisionen , und 9 Capitane, 6 Premierlieutenante, 1 Se= condelieutenant, 12 Sergeanten , 28 Corporale und Bom bardiere, 24 Lamboure und 38 Kanoniere der Artillerie compagnieen, demnach hatte man in Summa znr augen= 1 Bei den blicklichen Verwendung nur 1489 Köpfe bereit. Recrutendepots befanden sich: 8 Secondelieutenante, 13 Tamboure und 1378 Gemeine; nimmt man an, daß diese bis zum März ihre Ausbildung vollenden , so wird man zu dieser Zeit eine Summe von 2888 Marinesoldaten zum

155 activen Dienst disponibel habend. h. eine Macht, die nach englischen Ansichten völlig ungenügend ist , um der unter den Verhältnissen der Gegenwart nothwendig wer denden Vermehrung der in See befindlichen Kriegsschiffe Es die erforderliche Zahl Mannschaften zu gewähren. gehen daher auch starke Gerüchte um, die von einer bal digen Augmentation des Marinecorps sprechen. Nach mannichfachen Stimmen müßte dasselbe stets die Stärke von 20,000 Mann haben , um die Marine nicht hinter den Flotten der anderen Seemächte zurückstehen zu lassen. Frankreich hat eine permanente Kraft von 50,000 Ma= trosen, die, gehörig disciplinirt , zugleich in der Bedic= nung der Geschüße und in der Handhabung der kleinen Waffen geübt find , Rußlaud hat eine gleiche , wenn nicht größere Zahl. Das neu gebildete Corps der Naval Coast Volunteers ist vorläufig ein Versuch, der wahrscheinlich gelingen wird, fich aber gegenwärtig nur auf dem Papiere befindet. Als Grund gegen eine Vermehrung des Marinecorps hat man angeführt, daß, wenn die Zahl der activen Schiffe reducirt würde, man keine Caserne u. s. w. für die außer Thätigkeit tretenden Marinesoldaten haben würde , dem ließe sich aber leicht abhelfen , wenn man z. B. ein Ba= taillon von 10 Compagnieen permanent auf Malta ſtativ nirte, um die eingetretenen Manquements der Flotte des mittelländischen Meeres sogleich ausfüllen zu können, wo durch das nachtheilige und sehr kostspielige System , nach dem diese Vacancen stets von England aus ersetzt werden, ein Ende erreichte. Zwei weitere Divisionen des Marine corps könnten vortheilhaft zu Pembroke und Queenstown stationirt werden. Sachsen - Weimar.

Weimar , 30. Jan. Eine sehr wohlthätige Reform steht jeßt unserer Militärgesezgebung bevor. Noch im Lauf dieser Woche wird hier eine aus Juristen und Militärpersonen gemischte Commission zusammentreten, um einen im Auftrag der Regierung ausgearbeiteten Ent wurf eines Militärstrafgesezbuches und Militärstrafproceßordnung zu prüfen und festzu= stellen. Unsere Soldatengeseße von 1811 , ein Werk des damals in Weimar (seinem Geburtsort) lebenden preußischen Generalmajors Müffling , und gegen die früheren Kriegs artikel immer ein bedeutsamer Fortschritt, tragen doch noch das Gepräge ihrer Zeit, indem die durch die neuere Straf gefeßgebung auch bei uns abgeschafften barbariſchen und entehrenden Strafen dort noch stark vorkommen ; dergestalt, daß z . B. die Strafe des Rades „von oben herab, oder von unten hinauf" auf die Beraubung gesezt ist, und beim dritten Diebstahl ein Soldat im Zuchthaus „ durch täg = liche Stockhiebe so lange bestraft wird , bis er sich beffert, und hinlänglich nachweist , wie er künftig seinen ehrlichen Unterhalt werde verdienen können." Diese Geseze , in der Ausübung längst durch den humanen Sinn der Militär chefs gemildert, sollen nun nach einem Beschluß unseres Ministeriums einer förmlichen Revision auch hinsichtlich des Strafverfahrens unterworfen werden , welches eben= falls nach jenen Geseßen ein außerordentlich summarisches und auch in Friedenszeiten eine Art kriegsrechtliches ist.

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Reglement.

Leitfaden.

Unterricht.

(Schluß. ) 12.

Der Leitfaden, dessen voller Titel_in_der Ueberschrift des Aufsages genannt ist, hat seinen Stoff nach dem vor= stehenden Inhaltsverzeichnisse ausgewählt und geordnet : I. Allgemeine Begriffe , Dienktverhältnisse und Pflichten im Soldatenftande (6 S.) . II. Anstand und Benehmen (20 S.). Gewehrkenntniß III. ( 78 S.). A. Das glatte Gewehr. B. Das Spiskugelgewehr. C. Die Büchse . IV. Armee - Eintheilung ( 10 S.). A 3m Algemeinen. B. Insbesondere Fragen an neue Leute. V. Garnison - Wachdienst ( 10 S.) VI. Snnerer Dienst (76 S.). a) Unteroffizier vom Caſernendienst. b) Unteroffizier vom Badedienst. e) Unteroffizier vom Schenkhausdienft. d) Unteroffizier als Gerichtsbeifißer. e) Unteroffizier vom Tagesdienst. f) Obliegenheiten des Unteroffiziers der Viſitation (Corpo. ralschaft). g) Unteroffizier der Postescorte. h) Unteroffizier auf Execution. i) Unteroffizier als Quartiermacher. k) Unteroffizier bei Fassung von Lebensmitteln. 1) Unteroffizier vom Effektentransport. m) Unteroffizier beim Pulver- und Munitionstransport. n) Unteroffizier beim Arreftatentransport. o) Versendung nach Deserteuren. p) Verhalten auf Forstschuß. q) Vorfälle bei kleinen Commandos. VII. Feld dienst (26 S.) 1) Vorpostendienst. A. 3m Algemeinen. B. Vedettendienst. C. Schildwache vorm Gewehr. D. Vifitirpatrouillen. E. Recognoscirungs- und Schleichpatrouillen. F. Examinirtrupp. 2) Sicherungsdienst im Marsche. A. Allgemeines. B. Dienst der Marschblänkler . C. Blänkler der Spiße. D. Seitenblänkler . E. Blänkler der Arrieregarde. VIII, Gebühr niffe in wirthschäftlichen Verhältniffen der Unteroffiziere und Mannschaften ( 20 S.) . IX. Vorschriften zur Gepå Lordnung und zum Anlegen des Feldgeräthes ( 7 S. ) . X. Signale (5 S.) . A. Dienfisignale. B. Blänklersignale. XI. Der Unteroffizier beim Exerciren ( 10 S.) . Schon ein flüchtiger Blick auf dieſes Register zeigt, daß man es hier nicht mit einem Unterrichtsbuche zu thun hat, dem ein scharf durchdachter Plan des Unterrichts selbst zu Grunde liegt. Das Buch will nach Titel und Inhalt weder dem Unterrichtsbedürfniß des Soldaten , noch dem= jenigen des Unteroffiziers allein dienen , sondern es will eben überhaupt ein Leitfaden für den Unterricht bei der Infanterie sein, und der Ausführung soll es demnach über

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laſſen bleiben , den ihr so gebotenen Stoff innerhalb der verschiedenen Abstufungen , in welche sich aller militärische Unterricht naturgemäß gliedert , zweckmäßig zu nüßen. Schon darin liegt ein Grundgebrechen , das die früheren Abſchnitte dieſes Äuffages bereits ausführlich erörtert haben, und das eben gerade in der vorliegenden Arbeit vorzugs weise klar zu Tage tritt. Die einzelnen Abschnitte geben theils nur Lehrstoffe für Unteroffiziere, theils zunächst solche für Soldaten, theils wieder diejenigen für Unteroffiziere und Soldaten in einer Weise gemengt , daß es dem aus führenden Unterricht schwer genug fallen muß, überall das Rechte für jede Unterrichtsstufe rasch und sicher herauszu finden, und zwar um so mehr , als der Verfasser es selbst unterlassen hat, der Unterrichtspraris mit Andeutungen in dieser Hinsicht zu Hülfe zu kommen. Das Buch bildet so recht eigentlich einen Beleg zu den bisherigen grundsäß lichen Ausführungen dieses Aufsages , und der Verfasser möge es der kameradschaftlichen Offenheit verzeihen, wenn ich, so wohlgemeint mir auch seine Arbeit erscheinen mag, doch diesen Ladel schon gleich an die Spize meiner Kri tif stelle.

richt der Unteroffiziere zu erfüllen hätte. Es gibt keine Andeutung über das, was der Unteroffizier in seiner wich tigen Doppelstellung als Vorgesezter und als Untergebener überhaupt sein und leisten soll , keinen Ueberblick über die innere Dienstordnung innerhalb der Compagnie , keine Andeutung über die taktische Ausbildung des Soldaten. Selbst die Obliegenheiten des Befehlshabers einer Garni sonswache und einer Feldwache sind in den betreffenden Abschnitten unberührt geblieben. Das sind Mängel, welche den Werth, den das Buch sonst haben könnte, um ein Großes mindern , weil damit eine erste Anforderung an jedes solche Hülfsmittel, daß es der Ausführung den ge= sammten Stoff vorbereitet liefert, unerfüllt bleibt. Auch dafür aber finde ich die Ursache in der ersten Anlage der ganzen Arbeit. Wäre diese von einem durchdachten Sy=

Die Folgen davon, daß dem Buche der leitende Grund gedanke abgeht, zeigen sich selbst schon bei einer nur mehr flüchtigen Durchsicht , und jede ernstere Prüfung bestätigt das so gewonnene Urtheil. Es mangelt mangelt die innere Ein heit und Rundung darin , der organische Zusammenhang des Ganzen, das Ebenmaas in Wahl und Behandlung der Lehrstoffe, also wesentliche Eigenschaften, die an jede Lehr schrift gefordert werden müssen, die aber auch nur da vor handen sein können , wo man sich von vorne herein über die Gliederung des gesammten Unterrichts klar ist und namentlich auch klar darüber, daß der Leitfaden , welcher dem Unterricht dienen soll , das ganze Bedürfniß jeder Unterrichtsstufe zu befriedigen , nicht aber eine nur mehr willkürliche Zusammenreihung einzeln discutirter Unterrichts Stoffe zu geben habe. Aber es sind nicht bloß diese höheren Anforderungen, denen das vorliegende Buch kein Genüge thut. So ganz lich verfehlt die Anlage einer derartigen Arbeit auch sein mag , so entschieden ihr auch alle die Mängel anhaften mögen, welche die nothwendige Folge davon sind , wenn dem Ganzen kein klar durchdachter Plan zu Grunde liegt, so bleibt immerhin doch die Möglichkeit , daß die Arbeit wenigstens in Bezug auf Vollständigkeit der aufgenomme nen Lehrstoffe keinen Mangel zeige. Auch in dieser Hin ficht aber ergibt die Prüfung der vorliegenden Schrift eine Reihe ernster Anstände . Der Unterricht an den Soldaten findet keine Anleitung darin, wonach das so wichtige bür= gerliche Verhältniß des Soldaten , die Grundfäße für das zerstreute Gefecht, die Verhaltungen auf dem Marsch und in Lager oder Cantonnirung zu behandeln wären, und selbst ein Abschnitt vom Gefecht fehlt darin , der eben doch in keinem solchen Unterrichtsbuche fehlen dürfte, wenn anders der Unterricht nicht gerade den wichtigsten und erhebendsten Lehrstoff für den Soldaten unberührt lassen soll. Es sind das nur beispielsweise einige Hauptpunkte , aber sie sind gerade erheblich genug, um wesentliche Lücken an dem Buche nachzuweisen. Noch mehr treten diese hervor , wenn man den Inhalt des Buches an den Anforderungen prüft, welche es als Leitfaden für Dienstunterricht und für Selbstunter=

steme des fortschreitenden Unterrichts ausgegangen , so würde die Arbeit selbst die Lücken gefunden haben , deren Ausfüllung nöthig war, und es würde dann die Arbeits disposition , um nur noch wenige Punkte hervorzuheben, nicht die sämmtlichen allgemeinen Lehren übersichtslos in die beiden ersten Abschnitte verwiesen, oder gar in den Abschnitt VI. (Jnuerer Dienst) Dinge als zusammengehörig behandelt haben, welche wesentlich nicht zusammen gehören, indeß es da gerade der Ort war, von der Ordnung des Dienstbetriebs innerhalb der Compagnie den Ueberblick zu geben , wie der Unteroffizier ihn nöthig hat, wenn er über sich und seine Dienstobliegenheit klar sein soll. Eben die Anordnung dieses Abſchnitts VI. zeigt schlagender, als jede Ausführung es könnte, daß die Arbeit nicht auf einem klar durchdachten Plane ruht und darum wirklich_mehr nur wie eine willkürliche Zusammenreihung einzelner Lehren anzusehen ist. Es würden sonst doch sicher die so wich tigen Unterabschnitte e und f, welche das ganze Bereich des eigentlich inneren Dienstes für den Unteroffizier um= faffen, allem Uebrigen vorangestellt, nicht aber mit allerlei selteneren und meist ganz außerhalb der Compagnie fich bewegenden Dienste in einer Weise zusammengestellt ſein, für die ein logischer Grund sich nirgends auffinden läßt. Gerne würde ich hier meine Kritik schließen , um dem ernsten Willen und Fleiß , der ungeachtet dieser Mängel in dem vorliegenden Buche zu erkennen ist, meine kamerad schaftliche Anerkennung zu zollen. Aber es steht noch ein Punkt zurück, der leider für den Werth der ganzen Arbeit mehr als entscheidend ist, die Form , in welcher sich die selbe bewegt. Das Buch ist ein Katechismus , ein Unter richtsbuch nach Frage und Antwort , und nur der lezte, mehr aphoristisch gehaltene Abschnitt macht eine Ausnahme davon. Ich war gespannt , als ich wieder einmal einen Leitfaden für den militärischen Unterricht in dieser Form fah. Es galt mir , die Ansichten über dieſe grundsäßliche Frage, welche eine lange Erfahrung mir gegeben hat, auf's Neue an der praktischen Durchführung des von mir ver worfenen Grundſages zu prüfen . Ich dachte an die Mög= lichkeit , daß ein solches Frage- und Antwortbuch sich viel leicht dennoch durch würdige Haltung und scharfe logische Entwickelung als einen brauchbaren Leitfaden für den Militärunterricht empfehlen könne. Ich habe ernst geprüft, und ich kann nur sagen , daß auch diese Probe von mili tärischem Katechismus mich Seite für Seite in den An ſichten bestärkt hat , die ich längst über diesen Punkt hege,

159 und deren nähere Darlegung in den vorhergehenden Ab schnitten dieses Aufsaßes enthalten ist. Auch der Verfaffer des vorliegenden Leitfadens ist dem Schicksal erlegen, wel ches an einen so großen principiellen Fehlgriff unabwend bar fich anknüpft , und wovon frühere militärische Kate chismen schon so warnende Beispiele bieten. Eingelernte Fragen und Antworten sind einmal eine Zwangsjacke für den Unterricht, und die Form von Frage und Antwort ist darnm nicht minder eine Zwangsjacke für das Unterrichts mittel , wenn es das anders wirklich sein will und nicht etwa bloß ein Lesebuch in Gesprächsform , was aber eben darum dem Unterricht nur mittelbar würde dienen können. Der Fehlgriff in der gewählten Form rächt sich durch die Einbuße an flarer, lebendig anregender Darstellung und folgerechter Entwickelung und vor Allem durch die Ein buße an Würde. Alles Bemühen , einen höheren Stand punkt festzuhalten , ist vergeblich ; der Katechismus zieht wie ein Bleigewicht den Arbeitenden nieder, daß er sich zulest in unfruchtbarem Gedächtnißkram oder in würdelosen Auslaffungen ergehen muß , deren Naivität unwillkürlich den Lächnerv reizt. Was ich an einer früheren Stelle von Illustrationen heiterer Geschichten aus dem Soldaten unterricht gesagt habe, dazn bietet jeder Katechismus reichen Stoff und darum auch der, von dem hier die Rede ist. Beispiele sprechen schlagender, als alle Erörterung, und ich will darum einige hierher sehen. S. 2. Frage: Ferner , was soll der Niedere besonders zum Oberen haben? Antwort: Ein unbedingtes Vertrauen 2c. Frage: Wovor soll der Niedere sich namentlich im Ver hältniß zum Oberen hüten ? Antwort : Vor kriechender Demuth , Schmeichelei und Liebedienerei, weil 2c. S. 5. Frage: Wenn jeder Soldat von diesem Gefühle der Ehre beseelt ist , was wird man dann vom Ganzen fagen ? Antwort: In dieser Truppe herrscht ein guter Geift. S. 7. Frage: Was soll der Soldat hinsichtlich der einzelnen Theile seines Körpers beobachten ? Antwort: Stets die Arengßte Reinlichkeit 2c. S. 8. Frage: Wie soll der Soldat den Kopf Acts tragen ? Antwort : Der Kopf muß ohne widernatürlich unbeweg liches Halsgelenk ftets gerade getragen werden. S. 9. Frage : Was soll er ferner nie auf der Straße thun ? Antwort: Er soll nicht effen , oder gar 20. S. 11. Frage : Wie soll der Soldat außer reinlich und ordent lich noch angezogen sein ? Antwort: Er foll ftets vorschriftsmäßig erscheinen. S. 19. Frage : Bevor der Soldat meldet , was muß er erft machen ? Antwort: Dem Vorgeseßten die Ehrenerweisung. S. 20. Frage: Wie bat er sich zu verhalten, wenn er nach (mit dem Gewehr im Zimmer) gemachter Meldung ein Glas Wein 2c. zu trinken bekommt ? Antwort : ( Genaue Angabe der Handgriffe und des Dankes. ) * ) S. 23. Frage: Was soll der Soldat sich hinsichtlich des Effens befleißigen ? Antwort: Des geschickten Gebrauchs von Messer, Gabel und Löffel. *) Eine bekannte Zuluftration läßt den Gefragten einfach mit ,,das kommt nicht vor" antworten.

160 S. 143. Frage: Was hat zu gefchehen , wenn die Durchficht (Revision der aufgeftellten Corporalschaft) in der Fronte der Mannschaft geschehen ift ? Antwort: Die Durchsicht wird im Rücken der Fronte fortgefeßt und beendigt. Ich habe diese Beispiele genommen, wie sie im Durch= blättern mir gerade auffielen. Sie erinnerten mich lebhaft an Erlebtes aus anderen Bereichen des Unterrichtswesens, wo auch eine solche Katechese zu spielen pflegte , und der alte Professor stand ordentlich körperlich vor mir mit seinen stehenden Fragen, deren Beantwortung er auch nur nach der gewöhnten Schablone gut hieß , wie z. B. „Was lächelt über Griechenland ?" (Antwort : Ein wenig blauer Himmel) oder „ Was thun die Engel im Himmel ?" (Ant= wort: Sie fingen ein ewiges Hallelujah) oder „Was thut das Hochfürstliche Haus_X. Y. ?“ (Antwort : Es theilt sich in mehrere Linien) 2c. Aber es sind diese Beispiele schwer lich die eigentlich schlagenden. Eine sorgfältige Auslese würde wohl noch viel auffälligere Zusammenstellungen ergeben. Aber schon diese sind mir gerade genug als praktischer Beleg zu meiner früheren Behauptung, daß die Katechismusform für den militärischen Unterricht unfrucht bar und selbst verderblich sei. Freilich für manche Mängel, die sich eben schon an diesen Beispielen erkennen lassen, ist allerdings der Verfasser verantwortlich. Es liegt nicht in der Idee des Katechismus , daß die Antwort nach Jn= halt und Sprache nicht überall zur Frage paßt , oder daß, wie es namentlich im Abschnitt Ill. (Gewehrkenntniß) oft geschieht , die überdieß mitunter ungenaue Begriffsbestim = mung eines Dings in die Frage und der Name in die Antwort gelegt wird, indeß es umgekehrt sein sollte. Auch davon trägt der Katechismus nicht unmittelbar die Schuld, daß hier und da Dinge unterlaufen , welche dem solda= tischen Gefühle wehe thun , wie z . B. auf Seite 17 das Verhalten der Ordonnanz zur anderen Dienerschaft" be= sprochen wird. Aber mittelbar hat doch auch hierbei die Unnatur der gewählten Form mitgewirkt, weil in ihr eine geistige Depression liegt, welche keine frische und erhebende Behandlung des Lehrstoffes aufkommen läßt, und der Miß griff des Verfassers in Wahl der Arbeitsform ist es so, der zusammen mit dem Mangel richtiger Disposition des Ganzen einer Arbeit endlich allen Werth genommen hat, die, wie aus vielfachen einzelnen Zügen sich entnehmen läßt , bei dem unverkennbaren Fleiße des Verfassers sonst eine recht tüchtige hätte werden können. Ich beklage , daß ich meinem Urtheil hiernach nicht die dem Kritiker sonst so angenehme Schlußempfehlung beifügen kann. Möge der Verfasser den Ladel , den ich aussprechen mußte, kameradschaftlich_hinnehmen . Es gilt ihm , wie uns allen, um eine ernste Sache , deren hohe Bedeutung für alle erzieherische Thätigkeit im Heere mehr Eine nochmalige Prüfung der und mehr erkannt wird. eigenen Arbeit wird ihm die Gewißheit geben , daß mein Tadel nicht unberechtigt war , und vielleicht findet er die Anregung darin , das Buch , in dem ein immerhin reiches Material vorbereitet liegt , in einer Weise umzuarbeiten, daß daraus für den Dienst seines Kriegsherrn eine wirk lich werthvolle Gabe entstehe . Und dazu empfange er denn die besten Wünsche für Wille, Kraft und Gedeihen . 7.

Redigirt unter Rerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Fal 16. Donnerstag , Februar 1854. HAIN wad male mating and mis als od Burita d wine w 4010 THE ST

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Militär - Zeitung .

Deutschland.

Frankfurt a. M. , 27. Jan. Ueber die im vorigen Herbste stattgehabten Inspectionen der Bundescon= tingente liegen der Bundes - Centralbehörde nunmehr fast Es stehen nur noch die Be sämmtliche Berichte vor. richte über die Inspectionen der Contingente Hannovers Doch und einiger der kleineren Bundesstaaten zurück. auch diese werden, wie man vernimmt , in nächster Zeit bei der Bundesversammlung eingereicht werden und gleich befriedigende Ergebnisse constatiren , wie alle übrigen. Es befinden sich sämmtliche Bundescontingente in einer Lage, die gerade unter den gegenwärtigen schwierigen Verhält uiffen eine durchaus beruhigende ist ; die Ausbildung und die Disciplin der Mannschaften , deren Ausrüstung und alle militärischen Einrichtungen sind von den Bundes inspectoren in so trefflichem Zustande befunden worden, daß kein fremdes Heer sich würde rühmen können , einen Vorrang vor den deutschen Heeren zu haben. Dieß Re ſultat iſt um so erfreulicher , da bei den Inspectionen , in Gemäßheit der hierüber ertheilten Weisungen , mit der größten Genauigkeit verfahren wurde. Preußen. Berlin , 3. Febr. Unter den Budgetvorlagen befindet sich der Hauptetat der Militärverwaltung für das Jahr 1854. Derselbe beläuft sich im Ganzen auf 27,503,041 Thlr. , während der vorjährige Etat um 326,565 Thlr. niedriger, nämlich auf 27,176,476 Thlr. angesezt war. Die Einnahmen der Verwaltung , welche aus einbehaltenen Gehalten , Verkaufserlösen , Verpach= tungen 2c. fließen , betragen 245,975 Thlr. Unter den Ausgaben nimmt der Ansaß für die Verpflegung , Aus rüstung und Ergänzung der Truppen mit 20,559,079 Thlr. natürlich die erste Stelle eine Das Invalidenwesen kostet 3,267,918 Thlr. , und die Leistungen für die Militär Wittwenkasse erreichen die Summe von 91,790 Thirn.

schaften gegründet , Schießprämien für alle drei Waffen eingeführt , Prüfungen der Offiziere zur Erlangung der verschiedenen Grade angeordnet und durch persönliche Thätig keit und in Folge seiner ausgezeichnetsten Kenntnisse in kurzer Zeit mehr für die Tüchtigkeit der Armee gethan, als Lord andere ostindische Befehlshaber in zwanzig Jahren. Frederick erließ vor Kurzem einen vortrefflichen Befehl in Bezug auf die Fußbekleidung der Sepoys ; er sagte darin, daß neben der guten Bewaffnung und zweckmäßiger Mu nition , die Fußbekleidung von der äußersten Wichtigkeit ist und daß daher die bisher excessiv mangelhaften Schuhe der Sepoys durch bessere ersezt werden müßten. Von den vortheilhaftesten Folgen wird die Ausseßung von Schieß= prämien sein ; jeder Artilleriebatterie und Compagnie ist eine goldene Medaille, jeder Cavalerieescadron eine silberne, jeder Infanteriecompagnie cine silberne , außerdem jedem Cavalerieregiment eine goldene und jedem Infanterieregi= ment gleichfalls eine goldene Medaille zu diesem Zwecke zugewiesen , die dem besten Schüßen alljährlich durch den inspicirenden General zuerkannt werden soll. (5) Die britische Armee hat im Jahre 1853 aus ihren Reihen scheiden sehen : durch Tod : 11 Generale, 12 Ge= nerallieutenante, 10 Generalmajore, 10 Obersten, 18 Oberst= lieutenante, 10 Majore , 72 Capitane , 106 Lieutenante, 32 Cornets und Fähndriche, 10 Zahlmeister, 1 Adjutant, 2 Quartiermeister , 4 Generalinspecteure der Hospitäler, 2 Stabsärzte 1. Kl. (first staff surgeons) , 1 Surgeon Major, 15 Surgeons, 20 Assistenzärzte (Assist- Surgeons) , 1 Purveyor ; durch Stellenverkauf: 1 Generalmajor, 5 Obersten, 18 Oberstlieutenante, 12 Majore, 119 Capi= täne, 104 Lieutenante, 46 Cornets und Fähndriche; durch Verabschiedung : 1 Capitän , 1 Lieutenant, 1 Zahl= meister, 3 Surgeons , 4 Assistenzärzte, 2 Assist. Commis sary-Generals; durch Entlassung : 2 Lieuteuante; durch Desertion: 1 Zahlmeister.

Kirchensta a t.

Großbritannien. (5) In der Armee der Präsidentschaft Bombay herrscht eine ungemein rege Thätigkeit ; Lord Frederick Fisclarence hat ein Uebungslager bei Boonah versammelt, hat Militärschulen für Offiziere und Mann

Man schreibt der "Allgem. Ztg." aus Rom, 11. Jan.: "! Wer die politischen Ereignisse der lezten Jahre im Kirchen staat mit Aufmerksamkeit verfolgte, und dabei den gewal tigen Einfluß der Umsturzpartei auf die jüngere Generation kennen zu lernen Gelegenheit hatte, der konnte in dem

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Fehlschlagen aller zur Neubildung des päpstlichen Mili tärwesens bisher gemachten Versuche und Anstrengungen nur eine nothwendige Folge der gegebenen moralischen Ver hältnisse sehen. Schon vor Kurzem deutete ich Ihnen an, daß die Regierung beschlossen habe, die Bildung von zwei Linienregimentern eingeborener Truppen abermals in An= griff nehmen zu lassen , und daß zu dem Ende bereits mehrere Werbeoffiziere nach verschiedenen Landestheilen entsandt seien. Heute veröffentlichte der Kriegsminister Farina den neuen Plan für die beabsichtigte Recrutirung : er ist vom 2. Januar 1854 datirt. (Appendice alle istru zioni generali e particolari emanate pel reclutamento volontario delle truppe indigene de linea li 20 Maggio 1851 ). Der Eintritt in's Militär ist dadurch jezt auf jede nur irgend mögliche Weise erleichtert. Ein Engage ment auf 4, 6 und 8 Jahre wird mit 12, 20 und 30 Scudi als Prämie dem Recruten honorirt : wer darauf verzichtet, foll mit einer Medaille , worauf die Inschrift Volontario, auf der linken Brust decorirt werden. In Rom , Civita= vecchia , Frosinone , Velletri , Benevent , Viterbo , Rieti, Spoleto , Perugia, Macerata, Fermo , Ascoli, Ancona, Pesaro , Forli, Ravenna , Bologna , Ferrara wurden An werbungsämter eröffnet. Man nimmt nun auch solche Leute an, die das früher bestimmte Längenmaß nicht haben, oder das jugendliche Alter weiter überschritten , doch nur für einen vier- oder sechsjährigen Dienst. Um in der

übrig bleibt. An dem guten Willen kann es nicht fehlen, die Erkenntniß des Besseren muß vorhanden sein , und es bleibt uns sonach nur noch die traurige Gewißheit, daß der Durchführung des Erkannten sehr große Hindernisse im Wege stehen. Welcher Natur diese Hindernisse und wo sie vornehm= lich zu suchen sind ? Man erlaffe uns die Erörterung dieser eben so delicaten als verwickelten Frage ; genug, fie sind eben vorhanden , und ihre Zähigkeit läßt auf einige historische Berechtigung schließen. Absolut unüberwindlich find sie nicht, so gewiß Gewohnheiten und Vorurtheile der Veränderung unterworfen sind ; aber ganz beseitigen lassen sie sich auch nicht, dem widerstrebt das Gesez der Träg heit in der menschlichen Natur, und diese ist um so hart= näckiger und eigensinniger , je heftiger dagegen gekämpft wird. Dieß lehrt der status quo, der seine ungeschmälerte Glorie wohl vorzugsweise den allzu heftigen Angriffen verdankt, die ihn mit einemmal beseitigen sollten. Aber so find wir Deutsche. Von Allem , was uns beschäftigt, bilden wir uns eine Normalidee, um nicht zu sagen ein Ideal; stimmt dann die Wirklichkeit nicht damit überein, so laufen wir Sturm gegen den falschen Gözen , zumal, wenn wir noch jung find. Einige abgeschlagene Angriffe bringen dann etwas Abkühlung in den Feuereifer der jungen Brauseköpfe, und nach ein , zwei Decennien Erfahrung finden wir fie eben so refignirt, als wir es jezt selbst find. Es gibt wohl kaum einen Offizier, der nicht einmal eine ähnliche Periode durchlebt hätte; aber bei weitem die Mehr zahl schwimmt nun mit dem Strome , nachdem sie zu der Ueberzeugung gelangt find , daß es unmöglich ist , gegen ihn zu schwimmen. Und so find wir in der Theorie sehr weit , in der Praxis dagegen nur sehr wenig vorwärts gekommen. Soll man darum den Kampf ganz aufgeben ? — Das Sturmlaufen ――――― Ja ! Den Kampf nicht! Aber er muß auf eine andere Weise geführt werden. Ziehen wir gegen Kategoricen zu Felde, so bleiben die Individuen unberührt, aus denen sie sich zuſammenſeßen, und die Solidarität Aller wird dem Einzelnen nicht nur erlauben, in dem gewohnten Schlendrian zu verharren , sondern sie wird ihn auch hin dern, einem besseren Ziele zuzuftreben . Greift man da gegen die Individuen in ihren Leistungen an, so hat es mit dem Schuße oder dem Zwange der Kategorieen ein Endez jeder Einzelne muß für sich selber einstehen , und um die Kritik zu versöhnen , den Bedingungen entsprechen, denen er bisher unzugänglich war. Wenn wir von den Leistungen reden , so haben wir natürlich hier nur die größeren Uebungen, die Feldmanövers im Auge ; mit diesen tritt man vor die Oeffentlichkeit , sie sind öffentliche Prü fungen unseres Leistungsvermögens und somit der Kritik so gut unterworfen , als die Vorfälle des Kriegs , die sie darstellen sollen; und wie bei diesen , ist es nicht einzig der Commandirende , dessen Verhalten der Beurtheilung unterzogen wird, sondern alle Führer nach Maßgabe ihres mehr oder minder selbstständigen Eingreifens in die ver schiedenen Gefechtshandlungen. Anstatt nun, wie es bis jezt und ohne allen Erfolg geschehen, die Fehler und Ver stöße und all' den Unsinn , der dem kundigen Auge bei unseren Manövern so häufig entgegentritt , nur überhaupt zur Sprache zu bringen , wie wäre es , wenn alle diese

Jugend (sagt Art. 7) immer mehr den Wunsch des Ein tritts in's päpstliche Militär zu beleben , sollen geschickte und fähige Offiziere, Unteroffiziere und Corporale in allen Corps der Linientruppen zu der Mission ausgewählt wer den , die ihnen angewiesene Provinz zu diesem Zweck zu durchstreifen." Unteroffiziere und Corporale erhalten für jeden von ihnen Angeworbenen 1 Scudo zum Geschenk. Nach diesen neuesten offiziellen Instructionen sind die von französischen Blättern zu Ende v. J. ausgebrachten irr= thümlichen Nachrichten von einer Beendigung der Organi= sation des Militärwesens des h. Stuhls , welche aus der Patrie auch in die Allg. Ztg. (Nr. 354 Beilage) über= gingen, zu berichtigen “

Literatur . Die Ausbildung der Truppenführer für das Gefecht. Von einem deutschen Offizier. 8. München, 1853. Jos. Lindauer'sche Buchhandlung . (57 S.) 7½ Ngr. (27 kr. rhein.) Wenn ein Thema , wie das vorstehende , so oft zur Sprache gebracht wird , und dabei fast immer wieder die selben Klagen laut werden , so kann es nicht anders sein, es muß an der Macht zur Abhülfe fehlen; denn an dem guten Willen hierzu läßt sich so wenig zweifeln , als an der Berechtigung der Klagen selbst. Oder sollte es einem Staate gleichgültig sein , welcher Art das Heer ist , das ihm zu Gebote steht, und von welchen Führern es be= fehligt wird ? Er wird und muß in diesen Dingen nach möglichster Vollkommenheit streben, und es wäre mehr als Verblendung , wenn er hinter dem Erreichbaren zurück bleiben wollte; und dennoch ist es nicht zu läugnen, daß gerade in der Hauptsache faſt überall ſehr viel zu wünschen

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165 erbaulichen Erscheinungen individuell an das Licht der Deffentlichkeit gezogen würden ? Solche taktische Stu dien auf den Manöverfeldern würden, wenn sie nicht so lammfromm gehalten sein sollen , wie dieß jezt bei Referaten der Art gewesen , allerdings eine Herculesarbeit sein; aber in ihnen dürfte auch das einzige Mittel ge funden werden, jene Jndolenz, jene behagliche Selbstgenüg famkeit zu überwinden , welche bis heute alle vernünftigen Reformversuche wenigstens dem Wesen nach vereitelt hat. Kann sich der Einzelne nicht mehr mit dem Schilde der Allgemeinheit decken , sieht er sich aus der Menge heraus gezogen und einer Kritik gegenübergestellt , die von seinen vielerlei Trostgründen und Gewohnheitsrechten nichts weiß und nichts wissen will, sondern unerbittlich an das Factum fich hält, so wird er , übel oder wohl , zu einer Vorberei= tungsweise sich bequemen müssen , die ihn das Eramen künftig besser bestehen läßt. Ohne Kampf wird freilich die Sache nicht abgehen, und an Reclamationen und Gegen bemerkungen wird es nicht fehlen; aber das ist es gerade, was wir wünschen . In diesem Kampfe der Meinungen muß und wird die Wahrheit nur um so klarer hervortreten und eben darum auch um so entschiedener zur Herrschaft gelangen; und erst dann dürfte die Zeit eines unmittel baren Erfolgs für den Theil unserer Literatur gekommen sein, welcher sich mit den nöthigen Reformen in Ausbil dung der Truppen und deren Führer beschäftigt. Dieß darf uns indeffen nicht hindern, ihnen auch jest schon unsere Aufmerkſamkeit zuzuwenden, und diese sind wir denn auch vornehmlich der vorliegenden Brochüre schuldig. • Zweck derselben ist, eine Methode zu begründen , wie die Truppenführer für das Gefecht auszubilden seien. Es ist begreiflich , daß zugleich der Nachweis geliefert wird, wie wenig seither in dieser Beziehung geschehen und wie schlecht es daher um jene Ausbildung bestellt seiz und in der That düfte nicht leicht eine wunde Stelle mehr vor handen sein, die der Verfasser nicht aufgedeckt, und keine Verirrung , die er nicht unbarmherzig gegeiselt hätte. Hat er dabei vielleicht hie und da etwas zn schwarz ge= sehen, so wollen wir mit ihm darüber nicht rechten ; denn es bleibt jedenfalls doch noch so viel Schatten übrig, daß es auf einige Grade mehr oder weniger nicht ankommt. Ueberdieß sind uns unsere Fehler so in's Fleisch gewachsen, daß es schon einer großen Rücksichtslosigkeit bedarf, uns die Augen zu öffnen , und es ist darum sehr verzeihlich, wenn der Verfasser mitunter sich über die Gränzen seiner Berechtigung fortreißen läßt. Was ferner seine Vorschläge betrifft , so geben sie zumeist mit innerer Nothwendigkeit aus der Begründung seiner Ausstellungen hervor und haben somit das Verdienst, daß sie die Bahn nicht verlassen, die uns nach gewonnener Erkenntniß , naturgemäß und folge recht zum Besseren führen muß. Das Ganze sezt sich aus einer Reihe von Auffäßen zusammen, die zwar in logischer Folge unter dem auf dem Titel genannten Einheitsgrunde vereinigt erscheinen , von denen aber jeder einzelne auch für sich bestehen könnte, ohne darum das Verständniß der anderen zu beeinträch tigen. Dasselbe gilt auch von der " Einleitung ". Nach einem etwas harten Urtheile über das Verhältniß der wirk lich tüchtigen Offiziere zu den mittelmäßigen und untüch tigen erörtert der Verfasser die Frage, warum vielleicht in

166 keinem Stande die Selbsterkenntniß so erschwert sei , als in dem des Offiziers , und führt dabei den Schuß , den das Ladelnswerthe in den Dehors des Standes findet, sowie den Umstand als Grund an , daß der Prüfungs maßstab für die Tüchtigkeit des Offiziers viel zu niedrig sei. Hieran reiht er dann noch weitere Betrachtungen, die in ihrer Zeichnung leider nur zu wahr , in ihrer Fär bung dagegen etwas übertrieben sind . Der erste der nun folgenden Aufsäße handelt von der Ausbildung des Soldaten und Offiziers" , und enthält Der Offizier soll den Sol im Wesentlichen folgendes. daten, aber zugleich an diesem sich selbst ausbilden das sagen , beiläufig bemerkt, auch diejenigen, welche die Kunst ; aber zur Künstelei eder zum Handwerk gemacht haben indem man die Ausbildung, statt sie organisch zu gliedern, in unorganische Stücke zerlegt , deren jedem an sich ein besonderer Werth beigelegt wird, werden Alle, der Soldat, der Unteroffizier und der Offizier zu Handwerkern , die eben durch die handwerksmäßige Gewohnheit Sinn und Verständniß für die Kunst verloren haben. Das Ererciren wird zur Hauptsache, die felddienstmäßige Ausbildung Nebensache. „Wenn " , so schließt das Capitel , wenn in solchem Wesen aber schon viele Offiziersgenerationen auf= gewachsen sind , so ist nicht zu bezweifeln , daß diese Aus bildungsart der Soldaten in jeder Generation eine eben so schlechte Ausbildung der Offigion , mederen sowohl yolge gehabt haben müsse, unv als hohtien Giraded , o daß eine solche Armee bei einem großen Reichthum an famosen Exercirmeistern eine große Armuth an tüchtigen selbstständigen Führern niederen , höhe ren und höchsten Grades haben könne." Exempla sunt odiosa. Das folgende Capitel gibt uns eine klassische Schilde rung der Inspicirungen". Wie sie sein sollten, darüber ist nur eine Stimme , und was hier darüber gesagt wird, kann füglich als die allgemeine Ueberzeugung wenigstens des leidenden Theils bezeichnet werden. Das stramme" Exerciren und die Disciplin find die Materien , über welche sich das dritte Capitel ver breitet. Beiläufig bemerkt, dürfte dasselbe , zusammen= gehalten mit dem zu Anfange des leßten Capitels Ge sagten , in vielen Punkten ein höchst schäzenswerther Bei trag zur Beantwortung der Frage sein , welche bekanntlich vor nicht langer Zeit in der Wehrzeitung angeregt und besprochen wurde ( nämlich ob und in wie weit man das stramme Exerciren auch bei den größeren Uebungen ver langen solle). Das stramme Grerciren ist die Aegide, hinter welcher sich alle Geistesträgheit verbirgt ; kein Wunder also, wenn dieses Capitel etwas lang geworden ist. Der Ver fasser beleuchtet zuerst das stramme Exerciren , so weit es bei jeder Art des Exercirens verlangt werden kann und soll , und in der falschen Auffassung , die es zum Selbst= zweck gemacht hat. Er zeigt sodann , wie es nicht der Haupthebel , die Stüße , wozu man es so gerne stempeln möchte, sondern nur ein Nebenproduct der Disciplin set und wie es sogar durch Uebermaß zur Ursache der Judis ciplin werden könne. Dieser legte Punkt hätte vielleicht Gar verdient, noch schärfer hervorgehoben zu werden. häufig zeigt sich die Indisciplin so unmerklich , daß man gar nicht dazu kommt, fie als solche zu betrachten. Ein

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treffenden Vorschriften des Kriegsspieles empfiehlt. sollen nämlich Schiedsrichter , ausgerüstet mit den Rechten des Vertrauten im Kriegsspiele , durch den Würfel über den gegenseitigen Verlust und das Resultat des Angriffs u. s. w. entscheiden ; die durch den Würfel bestimmte An= zahl der verlorenen Mannschaften beider Theile aber von allen Punkten auf einen bestimmten Punkt rückwärts ge= sammelt und dem Leitenden zur Verfügung gestellt werden. Der Vorschlag ist gut motivirt , etwaige Einwendungen. sind im Voraus , und wie es scheint mit Erfolg widerlegt, und es käme nur noch darauf an , wie sich die Sache in Ganz ohne Wenn und Aber wird der Praxis gestaltet. es nicht abgehen ; indessen aller Anfang ist schwer , und es verlohnte sich wohl der Mühe, einige Versuche auzu stellen, die jedenfalls ein besseres Ergebniß liefern werden, als die Uebungen, welche man bisher Feldmanöver ge= nannt hat. Zu den Aber's möchte zu rechnen sein, daß eine Truppe troß ihrer numerischen Ueberlegenheit und ohne andere Motivirung als eben nur durch den Würfel genöthigt werden kann , als geschlagen das Feld zu räu men. Dergleichen kommt wohl im Kriege vor , aber die Lehre , die sich der Soldat aus einem solchen Vorfalle zieht , könnte doch etwas bedenklich für das moralische Element der Truppe genannt werden. Es würde zu weit führen , anf dieſen auch in anderen Beziehungen vortrefflichen Auffah näher einzugehen ; auch können wir dieß um so eher unterlassen , als er , wie der Verfasser selbst bemerkt , der Allgem. M.-3. entnommen ist (Jahrg. 1847 Nr. 26 u. ff.) . — Den Uebergang von den Uebungen des Erercirplazes zu den Feldmanövern zu erleichtern , bringt das lezte Capitel („das Ererciren im Terrain und das Contraererciren" ) das Erer ciren mit makirtem , selbstständig handelnden Feinde so= wohl für den Exercirplay als auf dem Terrain , und wie bei den Manövern, mit Schiedsrichtern in Vorschlag . Bis auf die Schiedsrichter nicht eigentlich etwas Neues , wie wohl zugestanden werden muß , daß es zu selten geschieht. Den Schluß des Ganzen bildet eine Zusammenstellung der Hauptergebnisse , wie sie aus dem Vorhergehenden für die Methode gute Truppenführer zu bilden, gezogen werden Wir glauben , daß nicht leicht Jemand etwas können. gegen diese Ergebnisse wird einzuwenden haben , aber wir fürchten , daß sie an der gegenwärtigen Praris nichts ändern werden ; denn noch einmal , der unmittelbare Er folg solcher Schriften ist gleich Null zu achten. Nichts = destoweniger ist der Nußen , den sie stiften , sehr groß; denn sie bewahren vor geistiger Abstumpfung und Ver sunkenheit , sie fördern die Selbsterkenntniß und helfen sie wiedergewinnen , wo sie verloren gegangen, sie helfen end lich eine Generation erziehen , welche ihrer Zeit nicht ver fehlen wird , die hier gewonnenen Lebren für die Praris Sonach können wir nur wünschen , daß zu verwerthen. solche Stimme in der Wüste nicht allzu selten werden, namentlich , wenn sie so klar und lauter zu uns sprechen, Gegenstandes unterscheidet sich dieser Aufſaß besonders da durch , daß er , um die Waffenwirkung zu ersehen und wie die des Verfassers, und wir erfüllen nur eine Pflicht, auch die moralischen Elemente einigermaßen in den Be indem wir seine inhaltſchwere Schrift unseren Lesern an= reich der Uebungen zu ziehen , die Anwendung der be gelegentlich empfehlen.

Beispiel statt vieler. Ein General kommt zu den Uebungen, er befiehlt einige Handgriffe und findet sich bewogen , den Commandeuren und Compagniechefs einige empfindliche Worte zu sageuz und siehe da, wie auf Verabredung erfolgen nun alle Griffe mit einer Präcision , wie sie keiner der Offiziere je besser gefunden zu haben sich erinnern konnte, und mit einer Kraft, welche etwas mehr als bloßen Erer cireifer beurkundete. Wenn nun auch darin, daß die Sol daten plöglich so scharf in die Eisen griffen , ein unter anderen Verhältnissen recht lobenswerther Corpsgeist sich kundgab , so hielt es auf der anderen Seite nicht schwer, in ihrem Benehmen eine doppelte Indisciplin zu erkennen . Es ist aber auch nicht zu verkennen , daß in solchen und ähnlichen Erscheinungen die gründlichste Verurtheilung des strammen Erercirens sich ausspricht, wenn es nur um seiner selbst willen betrieben wird ; nur Schade , daß man sich dieß nicht eingestehen will . Es ist eine jährlich sich wieder holende Thatsache, daß die jungen Soldaten nach der ersten Einübung sehr bald in ihrem Eifer nachlassen. Man weiß dieß auch recht gut, man ermahnt auch jährlich die Offiziere, dem entgegenzuwirken ; aber der Sache auf den Grund zu gehen , daran scheint eben Niemand zu denken, man geht solchen Fragen absichtlich aus dem oder Die nun folgende Würdigung der beliebten Wege. ar französischen und deutschen Truppen , die Vergleichur man at erfunden zu haben scheint, um die Liebhaberei an dem strammen Ererciren zu rechtfertigen, führt den Verfasser zu folgenden trefflichen und treffenden Bemer tungen. " Bei uns ", so sagte er, nachdem er der Reform bestrebungen der Franzosen erwähnt , bei uns wiederholt man alljährlich dieselben richtigen, vortrefflichen Jnstruc tionen für eine kriegsgemäße Ausbildung , befolgt sie aber nicht, weil man vor allem strammen" Erer Nachdem er noch ciren keine Zeit dazu behält." weiter die Nachtheile jener verkehrten Auffassung des strammen Exercirens für die Ausbildung der Führer ent= wickelt hat , verlangt er schließlich von den Vorgesezten, daß sie die höhere Ausbildung ihrer Untergebenen als eine Hauptaufgabe zur Zeit des Friedens ansehen sollen. Wir sagen : ultra posse nemo obligatur , d. h. für den vor liegenden Fall übersezt , der Vorgesezte kann nur das lehren, was er selbst weiß. In dem nun folgenden Capitel empfiehlt der Ver fasser das „Kriegsspiel" als ein höchst wichtiges Hülfs mittel für eine höhere Ausbildung der Offiziere. Die Begründung ist kurz , aber überzeugend , und ihre Quint essenz in dem Ausspruche enthalten : die Winterarbeiten Find Uebungen im Wiſſen ; das Kriegsspiel ist eine Uebung im Können.“ Wir kommen nunmehr zu dem wichtigsten und umfang reichsten Capitel, das über „ Friedensmanöver“ han delt und "/ Vorschläge zu deren Vervollkommnung" enthält. Von vielen anderen Besprechungen desselben

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Samstag, STE 18. Februar 1854. nedour thi 20 a i and artสาน 200

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Großbritannien .

Kanonen · 90 70 58 · 60 60 58 47 50 34 24 30 · 24 • 21 50

Pferdekraft 400 Portsmouth. 350 Bosporus. 450 Cort. 450 Wachtschiff (Portsmouth). 450 Ditto (Devonport). 450 Ditto (Portsmouth). 350 360 Westgeschwader. 300 250 Wartschiff (Sheerneß). 300 Westgeschwader. 580 Portsmouth. 250 Mittelmeer. 400

Obiges sind durchaus Schraubendampfer ; dazu kommen folgende größere Schaufeldampfer, die jest in See find : Kanonen Pferdekraft Terrible 21 800 Bosporus . Sidon 22 560 Bosporus. I Obin 16 560 Westgeschwader. Retribution 28 400 Bosporus. Valorous 16 400 Westgeschwader. · 16 400 Bosporus. Furious 18 560 Portsmouth. Leopard · 16 400 Devonport. Magicienne 16 650 Westküste von Afrika. Penelope Wir nannten folgende wenigen

übergehen Schiffe geringeren Ranges ; die ge= sind sämmtlich mächtige Fregatten. Außerdem sind Dampfschiffe im Bau begriffen , und werden in Monaten seefähig sein: Kanonen Pferdekraft 400 120 Royal Albert 120 Marlborough 100 Conqueror 90 600 Orion 90 600 Repulse 90 450 Hannibal 90 450 Algiers 90 400 Ermouth 90 Hero 1 50 Forte 50 Chesapeake 8888

Wie wir hören", sagt die Times", " ist es die Abs ficht der Regierung, die Zahl der Matrosen und Seefol daten für das laufende Jahr auf 53,500 zu bringen. Dieß wären 8000 Mann mehr als voriges Jahr bewilligt wor= ben, und eine weitere Zubuße zu den unter Lord Derby's Verwaltung angeworbenen 5000 Mann. Die Gesammt verstärkung der Flottenmannschaft seit 1852 läßt sich also auf ungefähr 13,000 Mann schäßen. Von der jezt anzu werbenden Mannschaft werden 38,000 Matrosen und Schiffs. inngen , und 15,000 Marinesoldaten sein. Die raftlose Nachfrage um Schiffe und Matrosen in unserer Handels marine, welche der außerordentlichen Zunahme unseres Ein- und Ausfuhrhandels zuzuschreiben ist, mag es einiger maßen schwierig machen , eine so beträchtliche Verstärkung schnell aufzubringen , aber andererseits sind die verbesserte Lage des Seemanns unter den neuen Flottenreglements, die Aenderung hinsichtlich des Prisengeldes und der Ruf des Vaterlandes in einer Krisis wie die jeßige verstärkte Beweggründe zum Eintritt in den Dienst. Wir dürfen glauben, daß die Seeleute Englands ihrer Landesflagge nicht fehlen werden. Der jeßige Zeitpunkt ist in den Jahrbüchern des Seewesens merkwürdig , auch insofern, als in demselben die Umänderung unserer Flotte in eine Dampfmarine vor sich geht. Keiner unter den vielen Tau senden, die der Flottenmusterung im August v. J. zu Spithead beiwohnten, konnte die Nothwendigkeit der Dampf anwendung auf große Schiffe bezweifeln. Schon damals war ein ansehnliches Geschwader von Schraubenlinien schiffen versammelt; aber diese Streitmacht ist seitdem be deutend vermehrt worden. Folgendes Verzeichniß solcher Linienschiffe und Fregatten , und ihrer damaligen Statio= nen, mag unseren Lesern nicht uninteressant sein : Kanonen Pferdefraft Duke of Wellington 140 700 Westgeschwader. 400 Devonport. Royal George . . 220 600 Westgeschwader. St. Jean d'Acre . 101 . 90 Agamemnon 600 Bosporus. 90 400 Nicht in activem Dienst. Gafar 400 Sheerneß. 80 Cressy 90 600 James Watt 90 400 Nicht in activem Dienst. Majestic 90. 500 Nile . •

Princeß Royal · Sanspareil · Afar Blenheim Hogue Edinburgh • Arrogant Impérieuse . • Amphion Horatio Tribune Dauntles Highflyer Euryalus ·

171 . Kanonen Pferdekraft 350 30 Curacoa • 50 San Fiorenzo Die ganze Segelflotte Englands abgerechnet, haben wir also jezt 11 Dampflinienschiffe (deren Zahl bald 20 betragen wird) , 5 Wachtdampfschiffe und 7 Schrauben fregatten auf dem Wasser, die, mit 1 bis 2 Ausnahmen, zu den schönsten Fahrzeugen dieser Gattung gehören. Von den Schraubenschiffen liegen nur 2, der "1 Sanspareil (der, fürchten wir, seinen Namen nicht ganz verdient) und der Agamemnon" , in den türkischen Gewässern. Die größere Zahl der bereits bemannten Schrauber gehört zu Admiral Corry's Division , die bei der Admiralitat das westliche Geschwader ( Western Squadron ) im Gegensatz zu jenem im Orient heißt; 4 andere erwarten noch ihre Stellung in activen Dienst; so daß, ohne das Geschwader im Bosporus zu rechnen , der nicht im Mittelmeer befind liche Theil der Flotte aus einer gleich großen Anzahl größerer und jüngerer Schiffe , als das von Admiral Dundas befehligte Geschwader besteht. Dieß Ergebniß gereicht der Admiralität schon zur Ehre, und es ist in den Testen paar Monaten noch mit den Mitteln eines Friedens etats erreicht worden. Mancher jener Politiker , die beim ersten Anbeginn des orientalischen Streits laut nach augen blicklichem Krieg schrieen , sehen nun vielleicht mit Befrie digung, daß wir in diesem Augenblick weit besser gerüstet find, als im vorigen Frühjahr. Damals war die Ostsee offen, unsere Seemacht nicht concentrirt, und unsere Küste vergleichsweise schußlos. Wir haben nun Zeit gehabt, uns auf die Gefahr vorzubereiten. Allerdings haben unsere Rüstungen noch immer einen sehr beschränkten Charakter, und lassen sich keineswegs mit den erstaunlichen Kraftan= trengungen des Kaisers von Rußland vergleichen, der die ganze Armee seines Reichs mobil gemacht, 40 Linienschiffe in activen Dienst gestellt, 42 Mill . Pf. St. Geld von seiner Kirche erhoben und Operationen in einem Maßstab begonnen hat, die des Feldzugs von Moskau würdig sind. Aber Niemand wird sich darüber beklagen, daß Großbri tannien in seinen Demonstrationen von Feindseligkeit weniger heftig und ungestüm gewesen ist , theils aus Widerstreben die lezte Friedenshoffnung aufzugeben , und theils im ge rechten Vertrauen auf die Macht , die ihm niemals ge= fehlt hat. "

Literatur.

a) Topographische Karte von der Provinz West phalen und der Rheinprovinz , im Masstabe 80,000 ; von 1 b) Topographische Karte von der Provinz Branden burg , im Masstabe 1 : 100,000 ; beide herausge geben von der topographischen Abtheilung des Königl. Preussischen Generalstabes. (In Commission bei Simon Schropp & Comp. in Berlin. ) Die erste der vorgenannten Karten ist durch die jüngst veröffentlichten Sectionen Saarburg , Saarlouis und Mettendorf ihrer Beendigung wieder um einen guten

172 Schritt näher gerückt worden. In unserer Anzeige *) der leßterschienenen Abtheilung bemerkten wir , daß nur noch 11 Blätter an der Vollendung des Kartenwerkes fehlten. Da nun seitdem kaum ein halbes Jahr verflossen ist , ſo dürfte der Besiz des schönen Ganzen in ziemlich nahe Aus ficht gestellt sein, wenn anders der Stich den bisherigen gleichmäßigen Fortgang nimmt, woran bei dem Vorhanden sein des Materials nnd der ausführenden Mittel wohl nicht zu zweifeln ist. Indem wir hinsichtlich der Grund lage und der Bearbeitung auf das in der genannten An= zeige Mitgetheilte uns beziehen, um dadurch an den Werth der Karte zu erinnern, wollen wir die vor uns liegenden drei Sectionen nur einer kurzen Durchsicht unterwerfen. Dieselben sind insgesammt Randblätter, enthalten aber auch das Fluß- und Wegeneß, sowie die bewohnten Orte der angränzenden Ländertheile von Luremburg und Frank reich. Die Darstellung des Gebirges ist kräftig und natur getreu gezeichnet, und es reihen sich die neuen Sectionen in allen Beziehungen den vorausgegangenen älteren würdig an; doch müssen wir, was Eleganz und gleichmäßige Hal tung des Stiches anlangt , der Section Saarlouis einen Vorzug vor den beiden anderen Blättern zuerkennen. Die Section Mettendorf liefert zwar den Beweis , daß der Künstler es verstanden hat, jeden Terrainftrich den mathematischen Gesezen zu fügen; aber das Ergebniß seiner Arbeit würde ein noch weit lohnenderes gewesen sein, wenn er für die sanfteren Böschungen die Nadel etwas spißer geschliffen hätte. Der Correctur des Stiches hätte wohl nicht entgehen dürfen, daß die sonst durchgängig beigesezte Graduirung auf dem Blatte Saarburg einzuschreiben ver geffen worden ist. Außer diesen Blättern haben wir auch noch zwei ältere Bekannte zu begrüßen , da die Sectionen Berleburg und Aachen eine neue Auflage nothwendig gemacht haben. Als wir in der mehrerwähnten Anzeige unser Bedauern ausdrückten , daß in manchen früher veröffentlichten Blät= tern dieser werthvollen Karte die Straßen- und Waffer züge der angränzenden fremdherrlichen Gebiete nicht Auf nahme gefunden haben, waren wir nicht im Zweifel , daß bei neuen Auflagen diese Lücken ausgefüllt werden würden . In den beiden vorstehenden Sectionen finden wir nun nicht nur dieß bestätigt, sondern es sind auch alle bis zum Jahre 1853 ausgeführten Straßen-Neubauten des eigenen Landes nachgetragen. Wir müssen dabei die Vorsicht und den Fleiß bewundern , mit welchen diese letteren Vervoll= ständigungen in die alte Gravüre nachgetragen worden sind : denn selbst in den steilsten Gebirgsformen der Section Berleburg , wo die Schraffirstriche gewiß tief in den Stein eingegraben waren , leuchten die weißen Bahnflächen der Straßen so vollkommen rein hervor, als seien dieselben von Haus aus da gewesen ; kein Hangstrich der anschließen den Böschungen hat gelitten , nirgends ist auch nur die Spur einer Correctur wahrzunehmen . • Dagegen müssen wir mit Bedauern bemerken , daß der neue Abdruck der Section Aachen, welche ohnehin nur die leßten Verflachungen des Gebirges enthält , sehr an Schärfe abgenommen hat, wenn das uns zugekommene Eremplar nicht zufällig ein mangelhaftes sein sollte. ---- Indem uns bet dieser Ge= *) Nr. 91 des Jahrgangs 1853 der A. M. 3.

173 legenheit die Section Berleburg auf's Neue zu Gesicht kommt , finden wir uns zu benerken veranlaßt , daß für die steileren Terrainabfälle dieses Blattes eine mitunter allzu starke Skala angewendet worden ist. Es müssen zwar für solche Partien die Hangstriche weiter und breiter ge= zeichnet werden , als bei mittleren Böschungen , um ein naturgetrenes Relief auf der Papierfläche zu erhalten ; aber die Abweichung ist hier stellenweise zu auffallend und nicht überall gleichmäßig eingehalten worden . ――― Die Karte der Provinz Brandenburg ist in dem Maßstabe von 1 : 100,000 d . n. L. auf die Flamsteed'sche Projection gegründet. Jedes Blatt enthält 30 Minuten ber geographischen Länge und 15 Minuten der Breite. Die niederen Böschungen sind mit den v. Müffling'schen Charakterstrichen , diejenigen von 15º und aufwärts nach der Schraffirmethode ausgedrückt. Die für Straßen und Wege adoptirten Charaktere entsprechen vollkommen dem Bilde des Flachlandes. Dagegen möchte es für das Auge gefälliger und für das deutliche Hervortreten der geringen Unebenheiten vortheilhafter gewesen sein, wenn die Signatur für den Wald ursprünglich etwas lichter gewählt worden wäre : denn obgleich nicht zu verkennen ist, daß die Natur dieses Bodens in militärischer Beziehung mehr durch die Bewachſungen , als durch die unbedeutenden Erhöhungen charakterisirt wird , so wäre doch durch eine weniger her vortretende Signatur diesem Charakter immer noch hin reichend Rechnung getragen worden . Ebenso können wir uns nicht damit befreunden und vermögen auch nicht die Gründe dafür aufzufinden , daß die Namen von Bergen und Hügeln mit deutscher Currentſchrift eingeschrieben sind, zumal dieselbe in der starken Waldfignatur fast ver schwindet. ― Die vor uns liegende Section Sorau ist mit Fleiß und technischem Geschick ausgeführt und läßt überall eine sorgfältige Aufnahme der flachen , vielfach gruppirten Sandhügelformen erkennen. Dem Detail der Wege hätte stellenweise eine minder ausgedehnte Berück sichtigung geschenkt werden können, ohne den Charakter der Gegend zu beeinträchtigen : denn zu viel dürfte es doch sein , daß z. B. bei Ober-Bohnau auf einer Länge von etwa 81 Pariser Linien 25 von beiden Seiten des Dorfes ausmündende , größtentheils sich verlaufende Parallelwege Aufnahme gefunden haben. - Im Uebrigen nimmt auch die Karte von Brandenburg unter den vorzüglicheren der zeitigen topographischen Werken eine hohe Stelle ein.

Illustrirte Stamm-, Rang- und Quartierliste der könig lich preussischen Armee von L. Schneider. - Mit Genehmigung Sr. Maj . des Königs . Berlin, 1854, Verlag von Alexander Duncker , königl. Hofbuch händler. Es liegen uns von diesem vor Kurzem begonnenen, vorzüglichen und intereſſanten Prachtwerke drei Blätter vor, welche das 1. Garderegiment zu Fuß, das Regiment Garde du Corps und das 2. Infanterie- (Königs-) Regiment dar stellen. Jedes der Blätter hat in der Mitte ein größeres Hauptbild, über demselben ist auf rundem oder ovalem Schild, das von einem Stern , Kranz oder dergl. einge faßt wird , eine für die Geschichte des Regiments beson

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ders bedeutsame Scene ausgeführt , umgeben von Waffen, Gradabzeichen und muſikaliſchen Instrumenten des Regi ments. Unter dem Hauptbild findet man an verschiedenen gruppirten Offizieren , Unteroffizieren und Soldaten die verschiedenen Trachten des Regiments, von dem Gallakleid bis zum Anzug des Trainsoldaten dargestellt. Der übrige Rand ist mit einer Reihe von Bildern geschmückt, welche Thaten des Regiments , frühere Uniformirungen , Garni sonsgebäude u. f. w. zeigen. Die Blätter sind also un gefähr so ausgeführt , wie man Bilder von berühmten Feldherrn, z. B. von Friedrich dem Großen, Napoleon und Erzherzog Karl, hat , wo ein großes Bild in der Mitte den Feldherrn mit seinen Generalen zeigt, rings von klei neren Schlachtscenen umgeben. Indessen lassen die meisten dieser Blätter mit den vorliegenden sich nicht wohl weiter vergleichen ; die leßteren sind in Anordnung, wie in Aus führung bei weitem vorzüglicher. Die Anordnung erhebt sich durchgängig über die steife und geradlinige Ein- und Abtheilung , welche man an dergleichen Bildern gewöhnt ist; auf dem Blatt des 1. Garderegiments hat sie noch einiges davon , auf dem des 2. Regiments vereinigt sich aber alles schon besser unter dem Baugerüste , welches die Bilder umschließt , auf dem der Garde du Corps find Haupt- und Nebenbilder durch Randzeichnungen und Ver= zierungen recht frei zu einem schönen Bild verschlungen. Die Fahnen , die Waffen , die Instrumente , die Dienst zeichen und Epaulette der Offiziere , die Compagniezeichen der Mannschaft u. s. w. sind auf jedem Blatte vollständig aufgenommen ; diese Genauigkeit aber macht durchaus keinen steifen Eindruck , da jene Dinge mit großem Geschick in die Verzierungen verwebt sind . Mit nicht minderem Ge= schmack ist die Schwierigkeit in der Darstellung der ver= schiedenen Diensttrachten überwunden , die Gruppirungen, in welchen sie vor uns hintreten , zeigen allemal eine Scene, wozu die Tracht in geeigneter Weise paßt. Die meiste Sorgfalt ist, wie natürlich , auf die Mittelbilder ver wendet. Dieselben stellen Scenen aus dem Dienstleben der Regimenter dar ; bei dem 1. Garderegiment z . B. eine Frühjahrsparade vor dem König , wobei diesem Mann schaften des Regiments durch den Obersten vorgestellt wer den, bei den Garde du Corps die Abholung der Standarte und der Pauken aus dem königlichen Schloß. Die Haupt figuren im Vordergrund der Mittelbilder sind Porträts und, so viel wir nach den uns bekannten urtheilen können, recht gut getroffen. Daß das Hauptbild auf diese Weise eine Darstellung aus der unmittelbaren Gegenwart gibt, fcheint uns zum Zweck einer , Stamm , Rang- und Quartier liste ganz gut zu passen, und überdieß ist dadurch ein viel mannichfaltigerer Stoff gewonnen , als wenn man z . B. nur Schlachtscenen aus der Geschichte des Regiments dazu hätte wählen wollen . Man erhält damit freundliche and wirkliche Bilder für das Werk ; während ihm lauter Schlacht scenen nothwendig einen einförmigen und leeren Ausdruck gegeben hätten, da ein solches Werk doch eigentliche Kunst werke am Ende nicht liefern kann. Die technische Aus führung der vorliegenden Blättern scheint uns allen bil ligen Anforderungen, die man an eine Lithographie stellen kann, zu entsprechen; die colorirten und ausgemalten haben wir noch nicht gesehen , müssen aber annehmen , daß fie nicht minder gelungen find. Namentlich werden sich auf

175 diesen Blättern die Uniformen , die Waffen , die Verzie= rungen u. s. w. in ihrer Mannichfaltigkeit schön hervor heben. Die genannten drei Blätter mit zugehörigem Text kosten ausgemalt 91 Thlr. , colorirt 7 Thlr. , schwarz 5 Thlr. Das zweite Heft soll das Kaiser Alexander und Kaiser Franz- Grenadierregiment, sowie das 6. Cu raffierregiment (Kaiſer von Rußland) bringen . Der Text zu jedem Blatt ist in einem besonderen Heft, in groß Octav auf Velinpapier mit lateinischen Lettern gedruckt, gut und übersichtlich angeordnet , enthalten. Er gibt eine Erklärung des zugehörigen Blattes, die Geschichte des Regiments , sowie Ranglisten aus den wichtigeren Epochen. Für das 1. Garderegiment ist er von Seconde lieutenant Graf Walderſee I. , für das Regiment Garde du Corps von Kurd Wolfgang v. Schöning bearbeitet. Ein Name wie der lettere, des rühmlich bekannten For= ſchers und Schriftstellers in der Geschichte des preußischen Heeres, beweist , welche tüchtigen Kräfte für das Werk in jeder Richtung gewonnen sind. Wir müssen es an beiden Regimentsgeschichten gleichmäßig loben, daß sie ganz schlicht und einfach der Zeitfolge nach die Hauptthaten und Er lebnisse des Regiments erzählen , ohne betrachtende oder gefühlvolle Abschweifungen zu machen. Wirkliche Ge= schichte bedarf deren nicht und wird deßhalb doch nicht trocken, wie wir hier sehen. Natürlich darf man hier nicht mehr suchen, als das Gerüste zu einer Geschichte. Eine ausgeführte Geschichte, die auf jedem ihrer Blätter zugleich ein treues Zeit- und Lebensbild ist, und zwar, wie wir sie für unsere Soldaten noch häufiger wünschen möchten, als sie leider da sind , im Volkston erzählt, hat thren besonderen Zweck. Natürlich hat übrigens der Text in allen Theilen volle Zuverlässigkeit. Die Hauptrang listen scheinen uns allen wesentlichen Anforderungen zu entsprechen ; wer über einen Offizier des Regiments , auch aus früheren Jahren , eine Notiz sucht , wird sie entweder unmittelbar finden oder doch auf einen sicheren Weg dazu gewiesen werden; man sieht es diesen einfachen sauberen Verzeichnissen nicht an , wie viele Mühe ihre Zuſammen= stellung gemacht haben mag. Man darf an ein Werk wie dieses nicht die Ansprüche machen, wie an ein Kunstwerk. Wo die Kunst sich in den Dienst derWissenschaft, der Schule oder irgend sonst eines besonderen Lebensgebietes , wie hier des Heeres , begibt, da verliert sie einen Theil ihrer Freiheit ; und , wo sie auch dann noch in ihren Ausführungen so sehr Kunst bleiben soll, wie sie z. B. in Herrmann's Bildern der Gefchichte des deutschen Volks geblieben ist, da bedarf es eben eines solchen Künstlers. Nach dieser Richtung aber mußte das vorliegende Werk seinem ganzen Plan und Zweck nach natürlich bescheidener sein. Dennoch war der Gedanke, aus dem es hervorging , ein sehr guter. Welche Fälle kräftiger geschichtlicher Erinnerungen und mannichfaltig anregender Eindrücke liegt nicht in diesen Bildern! Möchte das Werk die Theilnahme finden , die es zu seiner würdigen Fortführung und Beendigung bedarf. ――― Q.

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Miscelle. [Ein neuer Höhenmesser.] Allen , die sich mit topogra phischen Aufnahmen für militärische oder andere Zwecke zu befaffen haben , macht sich das Bedürfniß geltend , ein möglichst einfaches Inftrument zu befißen , mittelft welchem man in kurzer Zeit und mit hinreichender Genauigkeit Höhen und Horizontalentfernungen, schiefe Linien, Pofitionswinkel 2c. meffen könne. Eine große Anzahl von Constructionen ist in dieser Richtung schon versucht worden, ohne ein durchaus befriedigendes Resultat zu geben , und man if bet Vermessungen , bei welchen nur einige Genauigkeit verlangt wird , ftets genöthigt , zum Theodoliten , Meßtiſchauffaß oder ähn lichen complicirteren Inftrumenten seine Zuflucht zu nehmen , deren Anwendung und Handhabung aber eine gewisse Summe von Kennt nissen erfordert und deren Resultate ftets nur mit verhältnißmäßig großem Zeitaufwand herzustellen find. In vielen Fällen aber fteht eben dieser Zeitaufwand in gar keinem Verhältniß zu der Wichtig keit des Resultats , und es iſt gewiß höchft wünschenswerth , ein Inftrument zu befißen , durch welches für die geringeren, mit unbe= waffneten Augen zu erreichenden Entfernungen, Hörizontalabſtände, Höhen, Positionswinkel mit genügender Genauigkeit erhalten werden föunen. Ein solches Instrument nun hat der Oberlieutenant Epple des f. württemb. 5. Infanterieregiments, ein Offizier, der sich mit Vor liebe, Talent und , wie der Erfolg zeigt , mit vielem Glücke mit mathematiſchen Dingen beschäftigt , conftruirt. Das Epple'sche Inftrument ist so eingerichtet , daß es durch eine einzige in der Zeit einer Minute herzustellende Messung zu dem auf einzelne Minuten angegebenen Winkel die zugehörigen trigono metriſchen Functionen des Sinus, Coſinus und der Tangente unmittel= bar gibt, woraus sofort durch einfache Multiplication ohne Hinzu= nahme von logarithmischen Tafeln die entsprechenden Stücke des rechtwinkeligen Dreiecks berechnet werden können. Zft beispielsweise zu einer Höhenmessung die Horizotalentfernung des Messenden von dem Höhenpunkte aus einer Karte oder durch Messung bekannt , fo ergibt fich durch Multiplication dieser Entfernung mit der bei der Meffung am Inftrument abgelesenen Tangente fögleich die gesuchte Höhe. -- Hinsichtlich der Genauigkeit , welche durch das Epple'sche Instrument erreicht wird , möge als Anhaltspunkt das Resultat dienen , welches der Einsender dieses durch Vergleichung mit dem Theodoliten erhalten hat. Auf eine Horizontalentfernung von 700 Fus wurde die 165 Fuß betragende Höhe eines Thurmes mit einem sehr guten Theodoliten nur um zwei Zolle genauer , als mit dem Epple'ſchen Höbenmeſſer gefunden. Kann man sich mit einem we= niger genauen Resultate begnügen, so bietet das Instrument neben bei die Möglichkeit , auch aus verhältnißmäßig kleinen Theilen der gegebenen Dreiecksseiten die verlangten Stücke zu berechnen. Das Meffen der Seiten eines vertikal gedachten rechiwinkeligen Dreiecks ist hiernach der Hauptzweck des Inftruments ; daneben leistet es in deffen noch folgende Dienste. Es können nämlich mit demselben . Positionswinkel gemessen werden , bei welchen die Genauigkeit wie mit Handspiegelſertanten erreicht wird , und es kann das Inftru ment zur Herstellung von Horizontallinien gebraucht werden , bei welchen die Genauigkeit der bekannten Handnivellirinſtrumente über troffen wird. Der Gedanke , welcher der Conftruction des Epple'ſchen Inftru ments zu Grunde liegt , ist unseres Wissens ganz neu , die Einrich tung des Inftruments eben fo finnreich, als technisch vollendet und die ganze Behandlung desselben so außerordentlich einfach , daß eine Uebung von wenigen Minuten hinreicht , um sogleich die voll . kommene Anwendung davon machen zu können. Einsender dieſes zweifelt nicht, daß dieses Instrument wohlverdiente Anerkennung finden und daß seine so vollkommene praktiſche Brauchbarkeit ihm allgemeine Verbreitung verschaffen wird. (Eingesendet durch K. , H.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

081 Dienstag, 21. Februar 1854. ส มา ชit พรม รอบ รวม bim 0020stoor H ajaid ori drin had

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Deutschland. Frankfurt, 3. Febr. Es handelt sich bei den gegen= wärtig hier schwebenden Verhandlungen in Bezug auf eine Revision der Bundeskrieg sverfassung keineswegs , wie man in einigen Blättern zu infinuiren versucht, nur um einen Vorantrag; die bereits im Gange befindliche Berathung betrifft vielmehr die Revision der Bundeskriegsverfassung selbst. Dem Militärausschusse der Bundesversammlung liegt schon ein, vielfache Verbesse rungen umfassender Entwurf der Bundesmilitärcommission vor. Der Militärausschuß hat die Prüfungen dieses Ent wurfes bereits begonnen. Bei den weiteren schließlichen Berathungen über diesen Gegenstand werden, wie jüngst mitgetheilt worden, höhere Offiziere mehrerer Bundesstaaten in specieller Mission mitwirken. Es war in sicherer Aus sicht, daß im Anfange des gegenwärtigen Monats zu weite ren Verhandlungen würde übergegangen werden können . Inzwischen haben dieselben wieder einen Aufschub erfahren. Doch wird dieser, wie man hoffen darf, nicht von langer Dauer sein. (L. 3.)

Preußen. Berlin, 7. Febr. Zu den größeren Festungsarbeiten, welche gegenwärtig in der Ausführung begriffen sind , ge hört auch die Befestigung des Hafens von Swine münde und sind dafür in dem dießjährigen Etat Bekanntlich sind die Ge= 64,556 Thlr. ausgeworfen. jammtkosten auf 436,000 Thlr. berechnet, wovon bis einschließlich 1853 die Summe von 325,000 Thlr. überwiesen ist. Mit dieser Summe, einschließlich der oben erwähnten, wird der Bau des Reduits im Hauptwerke auf der Ost seite , welches zum Casernement für das Seebataillon be= stimmt ist, im Wesentlichen vollendet, und das Werk auf Nach den bis jetzt ge= der Westseite begonnen werden. machten Erfahrungen stellt es sich übrigens jest heraus, daß dieser Festungsbau, dessen besondere Schwierigkeiten fich nicht vorher übersehen licßen, mit der nur überschläg lich berechneten Summe von 436,000 Thirn. nicht zu vol lenden sein wird. (Pr. C.) Schweiz. * Bern , 7. Febr. Eine wichtige Verbesserung des Zünders von Minen verdanken wir dem Werkführer

der eidgenössischen Fabrik von Telegraphenapparaten. Zwar hatte man schon allgemein den elektrischen Draht an die Stelle der Zündwurst aus Pulver gesezt, allein die Schwer fälligkeit des Hare'schen Apparats , der 60 bis 70 Pfund wog, war im Felde nicht bequem und auch nicht sicher, weil der ganz dünne Platindraht , der durch electrisches. Glühen das Pulver entzündet, allzu leicht beim Laden der Mine zerreißt. Die Verbesserung des Herrn Nipp besteht in der Anwendung inductiver Electricitat , wodurch sowohl ein sehr compendiöser, leicht transportabler Apparat erzielt, als wirkliche Funken erzeugt werden , welche innerhalb der Kammer von einem Drahlende zum andern überspringend unfehlbar und auf's Commando den dazwischen liegenden Brennstoff entzünden. Lesterer hat mit Gutta Percha umhüllt mehrere Wochen im Wasser gelegen und dennoch seine Entzündlichkeit nicht eingebüßt. Seine Composition ist noch ein Geheimniß des Erfinders.

Großbritannien. (5) Die Königin hat unterm 29. December 1853 ein neues Reglement über die Vertheilung der Pri sengelder unterzeichnet , das, unter Aufhebung des bis herigen vom 30. Juli 1849, am 1. April 185 in Kraft treten soll. Die Naval and military Gazette vom 7. Ja= nuar begrüßt dieses neue Reglement mit ungeheuchelter Freude, da es namentlich den Grundsaß aufstellt, daß nur derjenige an den Prisengeldern Antheil nehmen kann , der in der betreffenden Schlacht oder Affaire wirklich gegen wärtig gewesen , während es bisher möglich war, daß ein verwundeter Lieutenant , der sich durch Tapferkeit in der Action hervorgethan, den geringsten Bruchtheil der Prisen gelder erhielt und daß gleichzeitig ein inactiver, alter, invalider Admiral , weil er zufällig auf der Liste eines thätig gewesenen Schiffes, trosdem er sich 500 englische Meilen vom Orte der That befunden, den Löwenantheil der Beute davongetragen. Das Reglement selbst ist zu lang, um hier in extenso mitgetheilt zu werden; aus der alterthümlichen, durch zahllose Einschachtelungen und Ein schaltungen schwer verständlichen Sprache des offiziellen Documentes entnehmen wir die nachfolgenden wichtigeren ว Einzelnheiten. J Der Flaggenoffizier erhält des reinen Ertrages der

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Prisengelder; haben zwei Flaggenoffiziere commandirt, ſo bekommt der ältere derselben , der andere des zwan= zigsten Theiles ; sind mehr als zwei Flaggenoffizier thätig gewesen , so fällt dem ältesten die Hälfte des zwanzigsten Theiles der Beute, den übrigen die andere Hälfte zu gleichen Theilen zu. Die Commodore erster Klasse und Capitäne der Flotte werden hierbei als Flaggenoffiziere gerechnet. Die bei der Prise thätig gewesenen Capitäne , Com mandeurs , commandirenden Lieutenante , commandirenden des Nestes der Prisengelder Master erhalten zusammen haben außerdem die zu gleichen Theilen ; an diesem Stabeoffiziere der Mariniere Antheil, die auf den activen Schiffen während des Gefechtes anwesend gewesen sind. Der nach Abfindung der genannten Chargen übrig blei bende Rest wird nach der Zahl der Mannschaften und den den verschiedenen Graden und Beamten zugewiesenen An theilen in gleiche Theile getheilt, von denen z . B. jeder Lieutenant, der kein Schiff commandirt , 35 Theile , jeder Capitän der Mariniere und der Landarmee 28 Theile, jeder Lieutenant der Marineartillerie 18 Theile, jeder Midshipmen 10 Theile, jeder Bombardier der Marine artillerie 6 Theile und jeder Schiffsjunge zweiter Klasse 1 Theil erhält.

der Dauer der Zusammenziehung den für einen General en chef ausgesezten jährlichen Gehalt von 120,000 R. Die Besoldung der Unterbefehlshaber und diejenige des Generalcommandanten des Lagers wird in der Folge 50,000 N. R. jährlich und zwei Nationen betragen , welch' lettere auch die Militärgouverneure der Provinzen bezichen. Die Generale, welche Militärgouverneure der festen Pläge find , erhalten die im Art. 9 des Reglements vom 21. De cember 1852 festgesette Besoldung . Der Generalcapitän der canarischen Inseln und der Unterbefehlshaber dieser Station erhalten , außer ihrem gewöhnlichen Gehalt, noch weiter ein Sechstheil desselben , so lange sie auf den In seln in Diensten sind. Der Generalcommandant des Lagers, die Militärgouverneure von Mahon, Cartagena und Cadiz, sowie die Unterbefehlshaber von Neu- Castilien und Sevillä beziehen , in Rücksicht auf die größeren Ausgaben ihrer Stellen, Gratificationen und zwar der Generalcommandant des Lagers 36,000 R. , der Gouverneur von Mahon 30,000, die von Cadiz und Cartagena 15,000 und ein jeder der beiden Unterbefehlshaber von Neu- Castilien und Sevilla ―――――― 10,000 R. Dieses Decret hatte vom 1. Februar d. J.

Frankreich.

an in Kraft zu treten.

Ansichten über Avancement.

Dem Moniteur de l'Armée" zufolge, hat der Kriegs Obwohl in der jüngsten Zeit, ungefähr seit einem Jahre, minister, da der Effectivbestand der Cavalerie über diesen Gegenstand an verschiedenen Orten Artikel regimenter heute nicht mehr im Verhältniß zum Dienste erschienen find , so wird es uns doch gestattet sein, neuer dieser Waffengattung steht und die für die Cavalerie be dinge einen Beitrag zur ferneren Besprechung in diesen stimmte Mannschaft der Altersklasse von 1852 nicht aus Blättern niederzulegen. Die Berechtigung zur nochmaligen reicht, angeordnet, eine gewisse Anzahl Mannschaft , die Discussion des vorliegenden Themas finden wir einestheils für den Cavaleriedienst geeignet ist, aus den Infanterie in der Wichtigkeit der Angelegenheit selbst , anderntheils regimentern auszuheben. Diese Aushebung umfaßt sewohl in dem Wunsche, welchen der Schlußsaß des Auffages die alten Soldaten, als die bereits ausgerückten oder unter Ueber Avancement" in der A. M.-Z. vom 1. und 3. Febr. wegs begriffenen Recruten der Altersklasse von 1852. 1853 Nr. 14 und 15, unterzeichnet mit 35, enthält. Wir Demgemäß wird in jedem Regiment sofort eine Liste aller schicken voraus, daß und ſchicken daß uns ferner die Artikel in der Preußischen Soldaten abgefaßt, welche in der Cavalerie gedient, oder Wehrzeitung Nr. 447, 449, 521 und 526, sowie der Auf früher ein Handwerk getrieben haben , in dem sie gelernt, sag im Desterreichischen Soldatenfreund vom 10. August mit Pferden umzugehen, wie Hufschmiede, Sattler, Postillone, 1853 "1 Beleuchtung einiger Beförderungs - Systeme für Kutscher u. s. f. Der Cavalerist kann um 10 Millimetres Subaltern- Offiziere" wohl bekannt sind. Wenn uns ein Eleiner sein. Die alten Soldaten müssen noch zwei Jahre Urtheil erlaubt ist, so bezeichnen wir den erstgenannten zu dienen haben. Diese vorerwähnte Liste ist unmittelbar Auffah in der A. M.-Z. und den in der Wehrzeitung an den Minister einzusenden, und bis auf weiteren Befehl Nr. 521 , verfaßt von 53, als die bedeutendsten und gründ= find die Recruten nicht zu kleiden. lichsten unter den angeführten Arbeiten. Besonders den Artikel von 35 konnten wir gar nicht oft genug durchlesen und überdenken , und möchten ihn überhaupt der sorgfäl= Spanien. tigsten Würdigung empfehlen , nicht nur, weil darin mit (3) Durch t. Decret vom 21. Januar ist die Besol : großem Freimuth auf die Gefahren , welche das Avance= dung der General - Capitäne , der General - Com ment außer der Tour mit sich bringt, aufmerksam gemacht mandanten , der Militär - Gouverneure und anderer ist , sondern vielmehr, weil der geehrte Herr Verfaſſer der hoher Commandostellen geregelt worden. Die Besoldung sittlichen und wissenschaftlichen Durchbildung der Offizier= der Generalcapitäne der 14 Bezirke, in welche die Halb corps so treffliche Rathschläge widmet. Mit einigen ganz insel und die anliegenden Inseln getheilt sind, soll künftig geringen Abweichungen schließen wir uns allen Aussprüchen und Ansichten des mehrfach beregten Artikels auf das 100,000 Realen (6660 Thlr.) betragen , nebst Rationen Der Gegenstand selbst nun ist in den für 4 Pferde. Wird aus irgend einer Veranlassung aus Junigste an. den in der Generalcapitänſchäft garnisonirenden Truppen bereits erschienenen Arbeiten so ausführlich erörtert wor= ein Heer oder ein Armeecorps gebildet , so erhält der mit den , daß uns nur wenig Neues anzufügen bleibt. dem Commando desselben beauftragte General während sprechen auch nur das Verdienst an, einige dieser vers,

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schiedenen Meinungen und Wünsche in der so hoch wich tigen Angelegenheit für den weiteren Leserkreis der A. M.-Z. zusammengestellt und betrachtet zu haben. Wie wir uns

nenden Meinungen , die von den bestehenden abweichen, einiges Gehör schenken. - Dieß zum Verständniß und zur milden Beurtheilung der nachfolgenden Ansichten. Die erste Hauptfrage , mit der wir uns beschäftigen, ist : Soll es eine Beförderung außer der Reihe geben? Wir antworten : Nein , unter keiner Bedingung. Die Devise , die wir bei jeder Beförderung wählen möchten, heißt Gerechtigkeit ; sie dient dazu, eine allgemeine Standes liebe zu erwecken , und die Unzufriedenheit zu bannen, die Die Gerechtigkeit heutigen Tages gefährlicher als je ist. leidet aber unter den Bevorzugungen , da es nach mensch lichen Einrichtungen beinahe unausführbar ist , nur die wahrhaft Verdienten hervorzuziehen. Man hat das Mittel für eine unfehlbare Beurtheilung der Untergebenen noch nicht erfunden ; es hängt dieselbe immer von dem Cha rakter und der Menschenkenntniß des Vorgesezten ab. Doch scheint es eine Uebertreibung , die Möglichkeit, das Talent zu erkennen , geradewegs zu läugnen. Wir sind aber nicht nur aus diesen Gründen ein so entschiedener Gegner der Springbeförderung , sondern vorzüglich deß halb , weil wir dieselbe als dem Geiste einer Armee nach theilig erkennen. Hierauf möchten wir die Hauptbetonung legen. Man hat vielleicht die schädlichen Einwirkungen des Avancements außer der Tour noch nicht genug erforscht, obwohl sich einem Menschenkenner täglich dazu Gelegen heit bietet. Der Geist eines Heeres , welcher weit über dessen Ausbildung _ſteht, ist zum Zuſammenhalte des mili tärischen Körpers so nöthig , als Subordination und Dis= Selbst ein mäßiges Vorziehen verstößt gegen den ciplin . Armeegeist, und dieser Ausspruch findet theilweise Vestä tigung durch die Sorgfalt , mit der die Vertheidiger der Springbeförderung (wie z. B. 53 in Nr. 521 der Wehr= zeitung in seinem gediegenen Aufſage) auf alle Mittel hinweisen , mittelst deren man Unzufriedenheit vermeiden könnte. Defters haben wir gesehen, daß erfahrenen und verdienstvollen Offizieren Thränen in die Augen traten, aus Kränkung und Schmerz darüber , daß ihnen jüngere Es ist nicht anzunehmen, Kameraden vorgesezt wurden. daß nur wir allein solche traurige Beobachtungen gemacht haben. Wie viele tüchtige Offiziere sind den Armeen durch unverdiente Zurückſegung zu Verlust gegangen ! Wenn wir auch vom militärischen Standpunkte aus ein solches nach

mehr der einen oder anderen Ansicht zuneigen, werden die Herrn Waffengefährten bald erkennen ; in keinem Falle jedoch lassen wir uns beigehen , die Aussprüche in den benügten Artikeln widerlegen , ja selbst nur verbessern zu wollen. Unseren eigenen Ideen in der vorliegenden Frage legen wir sehr wenig Gewicht bei und wiſſen nur zu gut, daß die Veröffentlichung derselben in den dermaligen Be förderungsgrundsägen nicht das Mindeste ändern wird ; wir wollen daher auch unſere ſchwache Stimme nur als eine individuelle Ansicht gelten lassen , wie dieses schon die Aufschrift anzeigt. Zur Vesprechung vorliegenden Themas gehört viel Freimuth, aber auch Leidenschaftslosigkeit. Eine freie und doch gemäßigte Sprache wird besonders in einem Blatte gestattet sein, welches nur allgemeine Interessen vertritt. Die mancherlei Klippen , welche die leicht erklärliche Zart heit des Gegenstandes , gegenüber den Grundsäßen des Standes bietet, werden uns Ruhe und Objectivität zu umschiffen lehren . Wir wissen , daß Alles , was wir hier angeben , nur fromme Wünsche sein können, da in consti tutionellen Staaten Niemand ein Recht auf Ernennungen und Beförderungen hat, welche nur allein dem Monarchen zustehen. Dieser klare Ausspruch findet um so mehr im Militärstande Anwendung , als ja das oberste, unantast bare Grundgesetz aller selbstständigen Heere lautet : „Der Souverän ist der Kriegsherr". Hierdurch glauben wir, daß ein Gesez, welches den Offizier vom Genusse eines Rechtes auf Beförderungen ausschließt , wie es 35 im Falle willkürlichen Verfahrens wünscht , überflüssig ist, da ja in indirecter Weise ein solches besteht. Es ist uns auch nicht unbekannt , daß hohe , fürstliche Geburt, geschichtlich be rechtigt, untergeordnete militärische Stellen in raschem Fluge zu durcheilen , und dieß geschah wahrlich meistens zum Wohle der Heere. Vereint sich aber frühe Jugend mit hohen Commandostäben , so sind erfahrene Generale ad latus zu wünschen . Durch dieſe Aussprüche haben wir den Standpunkt der nachfolgenden Betrachtungen bezeich net ; wir hielten dieselben für nöthig , um uns vor Miß deutungen zu wahren. Noch sei uns gestattet, von vorne herein zu erwähnen , daß wir niemals außer der Tour befördert, ebenso wenig aber auch bis jezt durch einen Nachmann übersprungen wurden , daher wir uns ganz vor urtheilsfrei glauben. Doch sind wir nun einmal so lebens unpraktisch , daß wir eine Vorrückung außer der Reihe nicht als ein Glück betrachten würden , erstens weil wir dadurch an uns ein System angewendet sehen , welches gegen unsere innerste Ueberzeugung verstößt und zweitens, weil uns ein solcher Sprung gewiß einige zutrauliche Kameradenherzen entfremdete. Der gerechteste Vorwurf, den man unserer Arbeit beim ersten Anblicke machen könnte , möchte der sein , daß wir Idealen nachstreben. Wenn die Ideologie aus dem praf tischen Leben überhaupt verbannt sein soll , so muß dieses um so mehr noch im Militärstande geschehen ; allein wir selbst können uns nicht überzeugen, daß wir nur Chimären nachjagen, sondern halten eben manche unserer Angaben für ausführbar. Möge man daher auch sonderbar ſchet

gesuchtes Ausscheiden nicht billigen können , weil dadurch gewissermaßen gegen den Gehorsam verstoßen wird, den jeder Militär dem obersten Kriegsherrn schuldig ist , in dessen Namen ja alle ordentlichen , wie außerordentlichen Beförderungen geschehen, so müssen wir doch mit jedem Einzelnen, ihn als Mensch betrachtet, Nachsicht haben , da er so viel Charakterstärke besist , lieber das Härteste zu erdulden , seinem Stande Valet zu sagen, als solche ver meintliche Kränkungen über sich ergeben zu lassen. Wir finden es zu hart, wenn man Militärs , die so handeln, pflichtvergessen heißt und sie für strafbar hält. Die Mora listen werden freilich keine Handlung loben , deren Be weggrund Ehrgeiz war, und besonders diesen falschen Ehr geiz, wie sie ihn zu nennen belieben, verdammen ; allein abgesehen davon, daß zu der Beurtheilung dieser Sach= ' lage ein tiefer Einblick in die militärischen Verhältnisse überhaupt gehört, weiß jeder kriegsgeschichtlich gebildete Soldat , wie schon sehr oft der Ehrgeiz die Quelle glän=

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zender kriegerischer Handlungen war. Wenn historische alternen zum Adjutanten haben kann, warum im General Da Nachweise nicht außer den Gränzen unserer Arbeit lägen, stabe nur Hauptmänner verwendbar sind u. s. w. so könnten wir aus unserer geringen Geschichtskenntniß man für die fraglichen Stellen oft nur Einzelne fähig mehrere Fälle anführen , wo Heerführer, deren Ehrgeiz hält , die sich noch in niederen Chargen befinden , so ist oder auch nur Eitelkeit verlegt war, wichtige Unterneh es unabweislich, daß dieſe außer der Tour befördert werden. mungen scheidern machten, ja selbst Staaten an den Rand Entspricht ein Offizier seiner Stellung vollkommen , so wird er auch nach allen Seiten das nöthige Anschen ge= des Verderbens brachten. Hätten auch durch eine gerechte nießen , selbst wenn er sich noch im Lieutenantsgrade be= Vertheilung der Rollen , oder durch verdiente Beförderung solche Unglücksfälle nicht immer vermieden werden können, finden sollte. Ebenso wird der hohe Vorgesezte , wenn er so doch oftmals . Dem angehenden Kriegsschüler wird ron der Tüchtigkeit seines Gehülfen überzeugt ist, von demselben einen Rath anhören, dieser mag nun Lieutenant schon erklärt , wie wichtig für seinen künftigen Stand das Studium des menschlichen Gemüthes sei ; warum will man oder Oberst sein. Aus diesen Gründen konnten wir auch in der, alle Lebensverhältnisse so nahe berührenden Avance nie begreifen, warum in der Regel Adjutantur, großer mentsfrage die Einwirkungen der Schwächen und Leiden und kleiner Generalstab, die Brücken für eine schnelle Be schaften auf den Menschen vergessen ? Alten Militärs ist förderung abgeben mußten , warum aus diesen Branchen es selbst durch das gründlichste, hier allein hülfreiche Ge sogenannte Voltigeurcorps gemacht wurden. In der schönen und wichtigen Stellung solcher Militärs liegt wahrlich schichtsstudium nicht gelungen, sich auf eine solche Höhe philosophischer Weltanschauung zu schwingen , daß alle Auszeichnung genug, und die Betreffenden werden in ihrer Zurücksehungen sie unberührt gelassen hätten. In wie Verwendung so viele Ehren finden , daß nicht einzusehen weit der Standpunkt persönlicher Ehre . hier in Betracht ist, warum damit noch ein höheres Avancement verbunden Wir sind sind sein muß. Jeder nehme die Stelle ein , welche seinen kömmt , lassen wir aus Gründen ununtersucht. Wir und bleiben Alle Menschen . Kenntnissen und seiner Befähigung gebührt , aber man Die Nachtheile des Avancements außer der Tour lassen ziehe Niemanden vor , weil er gerade zu diesem Posten sich noch weiter ausführen. Durch die Unzufriedenheit, paßt; es wäre dieß eine Kränkung der Uebrigen . welche dasselbe erzeugt, wird öfters die Wirksamkeit cines Aber sogar im Kriege wünschen wir keine Beförderung solchen Bevorzugten halb gelähmt , was um so bedauer außer der Tour. Jeder größere Staat besigt rein mili licher ist , wenn derselbe wirklich ein vorzüglich begabter tärische Orden , die nur durch Ausspruch des Capitels zu Commandeur wäre. Alle Untergebenen sind gegen ihn erlangen sind und für heldenmüthige und einsichtsvolle Damit belohne man den zurückhaltend , Niemand kömmt ihm offen entgegen , selbst Tapferkeit verliehen werden. die früheren Freunde werden vorsichtig. Der freudige Ge Kriegsmuth , die Auszeichnungen auf dem Schlachtfelde ; horsam hat aufgehört. Ueberall findet der Bevorzugte ferner mit Gehalten, Pensionen, Schenkungen, mit Familien Hindernisse in der Befehlsführung, die er wohl kennt, unterstügungen u . s. w., aber nur nicht mit Beförderungen aber nicht zu beseitigen im Stande ist, da sie versteckt und außer der Tour. Ja es kann selbst vorkommen, daß man passiver Natur sind. Ein unausbleibliches Mißtrauen einen Unteroffizier, der eine Handlung vollführt hat , die gegen die Untergebenen tritt ein , fortwährend wähnt der für den Staat von größtem Nußen ist , nicht zum Offizier Hervorgezogene seine Befehle befritelt und wacht daher ernennen kann, weil er den Anforderungen an einen ſolchen eifersüchtig über seiner Gewalt. Nur eiu eminentes La tros allen Heldenmuthes vielleicht nie entsprechen kann. Durch ein solches Verfahren wird zugleich das Glück etwas lent erhebt sich über diese Schwierigkeiten. Die darge stellten Verhältnisse traten besonders deutlich hervor , als beschränkt , welchem wir, dessen Devise „ Gerechtigkeit für die deutschen Heere noch viele in den Feldzügen ergraute Alle" ist, keinen zu großen Einfluß gönnen möchten, denn Offiziere , deren Brust mit wohlverdienten Tapferkeits Fortuna ist ja launisch. Man sagt freilich , zum Soldaten gehört Glück, aber wir meinen , man sollte dem Glück, zeichen geschmückt war, in ihren Reihen zählten. In einem beinahe 38jährigen Frieden hat man sich allmälig mehr so weit es möglich ist, ohne dem Stande zu schaden, weder zu großes Lob , noch zu viele Belohnungen spenden . Wir an die Springbeförderung gewöhnt ; es ist ganz richtig, die Macht der Gewohnheit hat den Stachel der bitteren hören uns hier zurufen : Theoretiker ! Jdeolog ! Wehe der Empfindungen etwas abgestumpft. Auch schreiben sich jest Armee , welche Verdienste auf dem Schlachtfelde nicht auf das Schnellste belohnt u. s. w. , und müſſen dieſe Ein viele ältere Offiziere in ihrer Bescheidenheit vor den Be vorzugten kein weiteres Verdienst zu, ale ihre längere würfe ruhig über uns ergehen lassen , um so mehr , als ―――― Dienstzeit. Dadurch ferner, daß mit Beseßung gewiffer große Generale seit alter Zeit positive Erfolge in der Feld= Stellen meistenstheils eine außergewöhnliche Beförderung schlacht auf der Stelle und meistens mit Beförderungen verbunden war , wurde es üblich, solche Posten als erste belohnten. Diese Thaten sind aber durchaus nicht alle Uebergangssproffen für ein schnelleres Avancement zu be= von bedeutenden Geistern ausgeführt worden , sondern der trachten. Intriguen aller Art waren die Folge dieser Ein Zufall hat dabei auch seinen Antheil gehabt. Im Prak richtung, die dem Corpsgeist wiederholt Schäden brachten. tischen ist aber so verfahren worden, als führe der Erfolg Wir haben nie recht einsehen können , warum zu dieser den Beweis des Talentes. Unſere ausgesprochene Ansicht oder jener Stellung ein gewiffer Grad erforderlich sei, können wir nicht ändern . warum z . B. ein Commandirender en chef keinen Sub (Fortseßung folgt. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Deutschland . Unter den obwaltenden Verhältnissen dürfte es von In teresse sein , den gegenwärtigen Stand der Heeres macht des deutschen Bundes zu kennen. Am 29. Jan. d. J. legte die Militärcommission der Bundesversammlung das Ergebniß der Mititärinspectionen der einzelnen Con tingente vor. Der Soll -Stand des Haupt- und Reserve contingents nach der Bundesmatrikel ist 403,366 Köpfe, nämlich Desterreich (I., II. , III. Armeecorps) 126,429; Preußen (IV., V. , VI. Armcecorps) 106,647 ; Bayern (VII. Armeecorps) 47,476; VIII. Armeecorps (Württem berg, Baden, Hessen- Darmstadt) 40,209; IX. Armeecorps (Sachsen, Kurhessen, Nassau, Luremburg, Limburg) 31,889 ; X. Armeecorps (Hannover, Braunschweig , Oldenburg, Hansestädte, Mecklenburg) 36,594; Reserve Zufanterie divifion 14,140. Der wirkliche Stand aber nach den Standestabellen für 1853 ist 525,037 Mann , nämlich Desterreich 153,295 , Preußen 170,509, Bayern 50,236, VIII. Armeecorps 47,557, IX. Armeecorps 35,336, X. Ar meccorps 49,918, Reserveinfanteriedivision 18,186. Dar unter sind : höhere Stäbe 3371 ; Fußvolk 404,402, davon 28,621 Jäger und Schüßen; Reiter 71,149 mit 42,032 Dienstpferden ; Geschüßwesen 40,270 Mann mit 7424 Dienstpferden : technische Truppen 5745 Mann. Dazu Richtstreitende : 1470 Aerzte und 16,838 Mann vom Fuhr wesen. Der Belagerungspark zählt 250 Geschüße , davon 122 Kanonen, 31 Haubigen und 97 Mörser. An Brücken material find 166 Brückenschiffe (Pontons) und 19 ; Bira gosche Equipagen für eine Gesammtflußbreite von 5059 Fuß vorhanden. Nach der tactischen Eintheilung umfaßt das Bundesheer 387 Bataillone, 409 Schwadronen, 147 Batterien, nämlich 38; schwere und 703 Batterien Fuß artillerie mit 373 Batterien reitende mit 1122 Geschüßen. (Pr. C.) Oesterreichische Monarchie. Wien, 16. Febr. Dem Vernehmen nach sollen die Depotbataillone sämmtlicher 62 Infanterieregimenter wieder aufgehoben werden . Es soll künftig jedes Regi ment nur drei Feldbataillone zu sechs Compagnieen zählen, die vierten Bataillone sollen zu Depotbataillonen umge

staltet , dagegen die bisherigen Depotbataillone , welche ohnehin nur aus 4 Compagnieen zu 20 Mann bestanden, Diese Reduction wird jedenfalls eine aufgelöst werden. weitere Ersparniß im Kriegsbudget ergeben ; zugleich werden dadurch 62 Majore, sowie die entsprechende Anzahl Haupt leute, Oberlieutenante und Lieutenante überzählig , die dann später eingereiht werden sollen. (A. 3.)

Württemberg. Stuttgart, 18. Febr. Im Laufe des kommenden Frühjahrs wird die Kriegsschule in Ludwigsburg in der Art eine Erweiterung erhalten, daß das Institut der Re gimentsoffizierzöglinge dadurch völlig überflüssig und somit aufgehoben wird. Nach dem neuen Plan sollen in Zukunft sämmtliche Offiziers aspiranten durch die Kriegsschule laufen. • Es bedarf wohl keiner Versicherung, daß derselbe die Bil ligung aller erfahrenen Militärs für sich hat , nachdem sich sattsam herausgestellt , daß der junge Mann , welcher fich ausschließlich beim Siegiment ausbilden soll , entweder diesem zur Last fällt, weil er einem tüchtigen Unteroffizier den Plaz versperrt, oder, wenn er wirklich genügende Dienste leistet, seine wissenschaftlichen Studien darüber ver nachlässigen muß. Beide Pflichten lassen sich unmöglich zugleich erfüllen. Die projectirte Erweiterung wird succes= five in diesem und dem nächsten Jahre ausgeführt, indem heuer 20 Zöglinge und 1855 wieder ebenso viele in die unterste Klasse treten, so daß, mit den bereits vorhandenen Zöglingen, der Etat auf 70 bis 80 Eleven gebracht wird, wodurch der vierjährige Bedarf des Armeccorps von Offi= zieren hinreichend gedeckt ist. Auf diese Zeitfrist ist näm (Klør. 3.) lich der Cursus berechnet .

Frankreich ). Paris, 8. Febr. Die Niederreißung der alten Festungs werke von Havre tritt immer mehr in das Bereich der Thatsachen. Bereits hat man damit begonnen , und der Bau der neuen Befestigungen dürfte noch in diesem Jahre angefangen werden. Man versichert, daß bereits 2 Mill. Frs. zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt worden. Mit diesem Gelde werden zuerst die einzelnen Forts aufgebaut werden.

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Der " Constitutionnel" berichtet : In Betracht , daß die Anstellung eines Waffenschmiedes in jedem Cavalerieregiment, wie dieß bei den Guides der Fall ist, für die Unterhaltung der Waffen insbesondere bei Corpsabtheilungen von Wichtigkeit ist, hat der Kaiser auf Antrag des Kriegsministers verfügt , daß jedes Reiterre giment mit einem Waffenschmied versehen werden muß. Die französische Cavalerie zählt 53 Regimenter im Innern und 4 Regimenter afrikanische Jäger. - Die Waffen - Fabrik von St. Etienne ent = wickelt gegenwärtig eine außerordentliche Thätigkeit. Sie ist so eingerichtet, daß sie die beträchtlichsten Auf träge erfüllen kann. In gewöhnlichen Zeiten fabricirt sie 20-25,000 Gewehre, aber in Jahren wie 1794, 1800, 1811 , 1815 und 1830 verfertigte sie deren bis zu 150,000 in einem einzigen Jahre.

boten wenig Intereſſantes dar; wir wenigstens finden in dem Gerede über das Deffnen und Schließen der Thore, über das Anſtellen eines zweiten Rittmeisters per Escadron ze. nicht viel Besonderes . Der militärische Theil der Dis cuffionen war unbedeutend, und mit dem politischen Theile haben wir nichts zu thun ." Der Kriegsminister sprach ein wahres Wort , als er in der zweiten Kammer auf die Bemerkung : „daß durch eine zu große Beschränkung der Gewalt der Befehlshaber diese unfähig zum Selbsthandeln gemacht würden , wie es sich im Jahre 1830 gezeigt habe", äußerte, „ dieß habe in jenem Jahre vornämlich in dem besonderen Cha= rakter dieser Befehlshaber seinen Grund gehabt." Das ist sehr wahr : die Befehlshaber, die Charakter haben und ihre Pflicht wohl begreifen, werden unter schwierigen Ver hältnissen nach eigener Einsicht zu handeln wissen , wenn sie auch ohne Befehle und Vorschriften sind; sie werden Freie Stadt Frankfurt nicht ängstlich fragen, ob ihre Handlungen die Unzufrieden= Frankfurt, 18. Febr. Der ständische Bürgeraus heit der Regierung erwecken : diese Unzufriedenheit kann schuß bewilligte in seiner lesten Sizung vom 15. Febr. ungegründet sein; die Hauptsache ist , daß sie selbst die die Kosten eines zu stiftenden Feldzeichens für diejenigen Ueberzeugung besißen, gut gehandelt zu haben , und daß Soldaten unseres Linienbataillons , welche die Feldzüge man im Allgemeinen diese Ueberzeugung theilt. Was will man denn in Himmels Namen mit Maastricht nach Schleswig-Holstein und Baden mitgemacht haben. und Venlo anfangen ? Man scheint einzusehen, daß die Schweiz. Festungen für uns nicht taugen; im verflossenen Jahre sagte der Kriegsminister selbst , daß sie im Kriegsfalle ge= Bern , 2. Febr. Der Ständerath hat unlängst noch räumt werden sollten ; aber sie schon in Friedenszeiten zu einer Reihe nachträglich verlangter Credite , darunter entwaffnen, --- nein, das geht nicht an, das kann höchstens 30,006 Fr. für Festungsbauten bewilligt. Der nur theilweise geschehen. Es müssen, so sagen unsere Nationalrath berieth in diesen Tagen ein Reglement Zeitungen, in Maastricht 160 und in Venlo 75 Geschüße für die Reorganisation der Centralmilitärschule bleiben. Haben wir denn so viel Artillerie überflüssig? in Thun. Müssen wir dem uns angreifenden Feinde ein Geschenk von 235 Geschüßen machen ? Geschieht dieß etwa, damit Spanien. er diese Geschüße gegen unsere anderen Festungen ver Durch königl. Decret ist das Kriegsdepot unter wenden kann und damit wir ihm die Mühe ersparen , einen die unmittelbare Dependenz des Kriegsministeriums gestellt Belagerungspark mitzuführen ? Daß die Welt unlösbare und in das bisherige Locat der Generaldirection der Reiterei Geheimnisse darbietet , das lehrt uns am Besten unser versezt worden . Ein anderes königl. Decret hat die Kriegst Kriegswesen; wir sehen Mances , aber wir begreifen es nicht ! Besoldung der Subalternoffiziere der Guardia= So fragen wir weiter, was soll denn eigentlich mit Civil um 100 Realen monatlich erhöht. Coevorden angefangen werden ? Wir glaubten , es solle aufhören, eine Festung zu sein, aber wir haben vor Kurzem Belgien. das Gegentheil äußern hören und fortdauernd bleibt da Brüssel, 6. Febr. Die vom Kriegsminister vorgelegte selbst Garnison . Was will man mit Bergen- op -Zoom thun ? Wir haben Gesezvorlage welche einen außerordentlichen Credit von 1,736,000 Fr. zur Vermehrung unseres Kriegs gelesen oder gehört, daß ein Theil der dortigen Festungs materials fordert, ist gestern in der Centralſection der werke verkauft werden soll . Lehthin bemerkte der Kriegsminister bei einer Dis zweiten Kammer einstimmig angenommen worden, und wird sich, in Hinsicht auf die kriegsschwangere Zukunft cuffion in einer der Kammern , das Schleifen einiger belgischen Festungen koste Millionen. Dieß geschah ſicher wohl auch in der Kammer gleicher Gunst erfreuen. Ur sprünglich erhob sich das diesjährige Kriegsbudget auf aus dem Grunde, um die Generalstaaten abzuschrecken, 32,200,000 Fr., in Folge der Lebensmitteltheuerung ist es für die gestellten Anträge bezüglich des Aufgebens mehrerer lehthin um 1 Mill. Fr. erhöht worden und mit dem neuen Festungen zu stimmen; das war sicher ein Argument, das Zuschuß von 1,736,00 Fr. wird es auf 35 Mill. Fr. steigen, nicht aus dem Minister selbst kam, sondern ihm von einem alſo nahezu ein Dritttheil unserer gesammten Staatsaus der unverbesserlichen Verfechter alles Bestehenden einge geben worden war; das Schleifen unserer unnügen Festungen gaben aufzehren. braucht uns keine Million zu koſten ; man überlasſſe das Niederlande. Schleifen getreft der Zeit ; die Hühner, die auf den Wällen * Wir entnehmen dem Novemberhefte des „ Nieuwe laufen, die Ziegen, welche daselbst grasen, die Kinder, die Spectator" folgenden Artikel : „Die legten Discussionen darauf spielen , werden in wenigen Jahren hinlängliche über das Budget des Krieges und der Marine Zerstörung zu Wege bringen.

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unseren gewöhu Wir haben aus den Zeitungen lichen Quellen -- ersehen, daß nach dem Helder Besaßung Dieß ist etwas Gutes ; zu · lange hat man kommen soll. gelassen. wehrlos Festung die Mit Vergnügen haben wir bei den Discuſſionen in der zweiten Kammer das lezte Werk des alten Soldaten" oftmals anführen hören. Es beweist dieß , daß man in der zweiten Kammer mehr und mehr bemüht ist, mit Kennt niß über das Kriegsbudget zu urtheilen. Trägt dieß Früchte ? Nicht viel ; Jahr ein , Jahr aus erheben sich gegen zwanzig Stimmen , die unser Festungssystem durch ihren Votum verwerfen , aber die Majorität sagt Ja; sie sagt Ja , nicht weil sie es gut heißt , sondern weil sie der Regierung keine Schwierigkeiten bereiten möchte. Als ob die Sachen nicht schwerer wiegen , als die Personen. Aus den Worten des Herrn Storm van's Gravesande in der Kammer läßt sich schließen , daß in dem Comité für die Landesvertheidigung mindestens keine Einstimmig keit der Ansichten herrscht."

sprungen; auch bleibt zu bedenken, daß bei längerer Dienst zeit , wenn auch im Ganzen einem Einzelnen nur jedes Jahr Einer vorgezogen wird, sich vielleicht zehn summiren, die bei der im Frieden ohnehin meist langsamen Vorrückung einen Ausschlag von einem oder mehreren Jahren geben können , um die der Betreffende später zu einer Charge gelangt; ja wenn sich die Vorgezogenen bedeutend mehren, kann hierdurch ein Einzelner, bis ihn die Reihe trifft, so alt geworden sein , daß er den mühevoll erwarteten Plaz nicht mehr einnehmen kann . Es ist uns , wenn gleich nur aus Erzählungen , eine Verwaltung bekannt, die den Grundſaß durchführte, im Frieden auch nicht Einen außer der Tour zu befördern. Wenn wir alle Vorrückungen nach der Anciennetät wünschen, so könnte man uns auf den Civilstand verweisen, wo ja auch in den wenigsten Fällen das Dienstalter ent Allein einen solchen Einwurf unterziehen wir scheidet.

Ansichten über Avancement. (Fortfehung.) Der zweite Haupttheil unserer Betrachtungen befaßt sich mit der Frage : Nach welchen Grundsägen soll die Be förderung geschehen ? Rein nach dem Dienſtalter. Wie sämmtlichen Verfaſſern der Eingangs angeführten Aufsäße ist es auch uns nur um das Wohl der Armee zu thun, wir sind aber der Meinung, daß man auf Mittel denken müsse, das Interesse des Dienstes auf andere Weise Wir zu befördern, als durch das Springavancement. kennen den Ausspruch, daß Vorziehen nie eine Belohnung sein soll , und daß es sich bei der Beförderung außer der Tour in einer Armee nur um die Sache und nie um die Person handelt ; aber in der Praris fällt die persönliche Belohnung oder Begünstigung einzelner Personen nicht hinweg , da nur zu häufig für Privatdienste, als Ent schädigungen für zurückgesezte Väter u. i. w. Beförde rungen ausgesprochen werden. Unsere Huldigung gehört der Anciennetät. Man übergehe jeden Unfähigen und Unwürdigen , ziehe aber den Besseren nicht einem länger dienenden Guten vor. Bei fortwährender Ausscheidung der Nichtbefähigten , wird das Avancement flüssig genug und keine Stagnation zu fürchten sein; auch werden Viele die Stabsoffizierscharge noch in Jahren erreichen , nach denen man sie nicht zu den Greisen wird zählen müssen. Welches System aber , wenn Einzelne zum Wohle der Armee bloß deßhalb vorgezogen werden müssen , damit sie in frühem Mannesalter zu hohen Stellungen gelangen, die sie in dieser Zeit im regelmäßigen Laufe , wie ihre Kameraden, nicht erreichen können ?! Wenn der Aelteste zu einer Verrückung nicht geeigenschaftet ist , so sehe man den Zweiten; würde aber auch dieser und sofort selbst der Fünfte noch nicht entsprechen, so avancire man den Sechsten, nicht aber den Zwanzigsten oder Dreißigsten und übergehe dadurch 14 oder 24 Fähige. Man ' sagt freilich , diese Lesteren sind nicht zurückgesezt, doch jedenfalls aber über

keiner Betrachtung, weil unser Stand aus den verschiedensten Gründen sich mit dem bürgerlichen gar nicht vergleichen läßt, vorzüglich deßhalb nicht , weil in keinem Dienstverhältniß eine solche Unterordnung des eigenen Willens unter den des Höheren besteht, wie bei uns . Nebenbei gesagt, halten wir auch im übrigen Staatsdienst Nepotismus und Pro tectionswesen , häufig hervorgerufen durch den höheren Beamtenwechsel, für die Staatszwecke eben nicht förderlich. So viel wir wissen , kennt die französische , russische und zum Theil auch die österreichische Armee gewisser= maßen zwei Klassen von Offizieren, nämlich solche , die nur auf Avancement einschließlich der Hauptmannscharge hoffen , und andere, die weiter streben. Schen wir auch die Nothwendigkeit einer derartigen Scheidung selbst in einer großen Armee nicht völlig ein, da uns das preußische Heer , dessen Offiziercorps wie aus einem Guß besteht, eines Andern belehrt, so besteht dieselbe doch einmal , wie wir glauben, als unvermeidliches Uebel. Kleinere Staaten sollten sich aber hüten , solche Unterschiede nachzuahmen. Da es keine Miethsoffiziere mehr gibt, so sollte auch Allen gleiche Aussicht auf Avancement eröffnet werden, und wir finden es mit dem guten Geist eines Heeres gar nicht ver= träglich, auf diese Weiſse allen Ehrgeiz zu beseitigen. Wie wir uns gegen das Ausscheiden älterer Offiziere bloß wegen Ueberspringens durch einen jüngeren aussprechen, so müssen wir auch die Gleichgültigkeit und geringe Strebsamkeit Einzelner bekämpfen , die aus der Ansicht entspringt, man werde doch nie mehr , als Subalternoffizier und hierfür reiche die erworbene Befähigung genügend aus . Die Beförderung an ein Lebensalter zu binden , wie dieß in Frankreich geschieht , müssen wir als ungerecht ansehen und betrachten eine solche Einrichtung in der Marine z . B. für den größten Nachtheil. Das Ent scheidende ist hier nur , erscheint der Militär vollkommen geistig und körperlich rüſtig ; es ist dann gleichriel , ob derselbe 40 , 60 oder 80 Jahre zählt. Aus vielen gegenwärtig bestehenden Einrichtungen in den Heeren erhellt, daß man der Gerechtigkeit im Avance ment nach Möglichkeit Geltung verschaffen will. Warum hat man in Heeren mittlerer Größe gleich nach den lezten großen Kriegen das Avancement durch die ganze Armee laufen lassen und ist von den Beförderungen in einzelnen Divisionen und Armeecorps abgegangen ? Warum ſucht

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man selbst in den einzelnen Truppengattungen die Vor rückung ungefähr gleichen Schritt halten zu lassen ? Weil man in legterer Beziehung geeigneten Orts wohl weiß, wie empfindlich es ist , wenn man aus der Kriegsschule gleichzeitig in die Armee tritt , und sich schon nach einem Decennium von anderen Kameraden vollständig überflügelt sieht. Ungleichheiten lassen sich hier gar nicht vermeiden, aber annähernd läßt sich Gleichgewicht herstellen . Ob es nicht auch in großen Heeren durchführbar wäre, im Frieden das Avancement in ganzen Corps , statt in einzelnen Ab theilungen vorzunehmen, wodurch die Beförderungen weniger von einzelnen Commandirenden abhängig würden und un mittelbarer in die Hand des Kriegsherrn kämen, und wo durch ein Regiment , das unverschuldete Unglück weniger ernsthaften Affairen beigewohnt zu haben, als ein anderes, nicht so nachdrücklich fühlen würde, getrauen wir uns nicht zu untersuchen. Es ist natürlich, daß, je genauer man bei dem Avance= ment nach dem Dienſtalter verfährt, man um so strenger bei allen Beförderungen sein müsse , und zwar auch schon in den subalternen Chargen , denn nicht jeder Lieutenant ist zum Compagniechef befähigt, wenn ihn die Reihe trifft. Ist man außerdem noch mit der ersten Anstellung_sehr vorsichtig, so werden nicht viele Hauptmänner an die Tour zum Stabsoffizier kommen , denen die geistige Befähigung mangelt. Bei einer solchen Strenge im Avancement der niederen Grade werden sich allerdings die Uebergangenen mehren . Diese müßten nun , wenngleich vollkommen gegen das materielle Interesse des Staates , mittelst Versorgung aus dem Heere. Die Standesprincipien erfordern dieß unbedingt. Wie sich diese Ausgeschiedenen nun ander= wärts verwenden lassen, führen wir nicht aus , glauben aber, daß die Meisten sich für einen Sivildienst , in die Verwaltung des Heeres , in die Büreaus , für das Lehr fach , die Erziehung , in Conservatorien u. s. w. eignen werden, so daß dem Staate keine zu große Laft aufge= bürdet würde. Einsichtige Veränderungen in der Organi ſation der Militäradminiſtration und Militärjustiz werden vielleicht mehrere Pläge für Offiziere öffnen, die aus dem Stande der Combattanten treten . Wenn nicht der finanzielle Vortheil des Staates eine Erklärung finden ließe, so schiene es beinahe unbegreiflich , wie man im Militärstande , in welchem sich Alles auf Ehre basirt , es gut heißt, daß Uebergangene fortdienen. Wir halten diese Ansicht mit einer guten Disciplin gar nicht vereinbar. Das Offizier corps wird allerdings zu unterſcheiden wissen, warum z . B. dieser oder jener tüchtige Hauptmann keinen Stabsoffiziers posten einnehmen kann , aber die Unteroffiziere und Sol daten der Compagnie werden wenig Vertrauen in ihren Hauptmann haben, von dem sie wissen , daß er zu einer weiteren Beförderung nicht mehr geeignet ist . Dasselbe Verhältniß findet bei jedem übergangenen Seconde- oder Premierlieutenant statt. Wie man es nur mit der Ehre eines Offiziers vereinen kann , activ zu bleiben, der durch den Ausspruch seiner Vorgesezten den Stempel der Un fähigkeit zu einer höheren Stelle an der Stirne trägt ! Wir wiederholen , daß wir ganz von der Nothwendigkeit

der Entfernung alter, wenn auch nur phyſiſch untüchtiger Offiziere überzeugt sind , nur wünschten wir, daß das Ausscheiden mit allen möglichen Rücksichten und auf die zarteste Weise geschehen möge, damit der Schmerz , deu solche würdige Standesmitglieder ohnehin empfinden, wenn sie das Ehrenkleid ausziehen müssen , nicht noch durch schroffe Behandlung vermehrt werde. Vielleicht wäre hier eine vorhergehende Mittheilung, der dann die nachgesuchte Ruhestandsverseßung folgte , sehr passend , obgleich staats ökonomisch unrichtig. Eine freiwillige Verzichtleistung auf ferneres Avancement, verbunden mit Fortdienen , halten wir aber nicht für statthaft , da dem Uebergangenen fort während die Unfähigkeit anklebt, und das Nachtheilige des Uebergehens , durch die ungezwungene Unterwerfung wohl für die Person gemildert, aber für deren Umgebung nicht beseitigt ist; abgesehen davon, daß ein sich selbst ertheilter Todesstoß zu den Widernatürlichkeiten gehört. (Schluß folgt.) '

Literatur. Des Kriegers Wohl an Geist und Leib. Von v. Va Lentini, K. Pr. Oberstlieut. u. Ritter. - Motto: „Die Welt regiert sich nur durch die Liebe aus der Religion und durch die Furcht aus der Disciplin." 16. Berlin , 1853. 3. A. Wohlgemuth . (48 S. ) Unsere Zeit hat in religiöser Anschauung zwei schroffe Gegen= fäße aufgestellt. Während man auf der einen Seite, den Absolu tismus in allen Gestalten verschmähend, von dem positiven Chriften thume völlig abwich und sich einem fogenannten philosophischen Sittengefeße zuwendete und dem halt und troftlosen Indifferentis. mus verfiel , fand sich auf der anderen Seite das eben so uner quickliche Ertrem zu dieser mehr weltlichen und politischen An schauungsweise in der Ueberfrömmigkeit und dem orthodoren Feft klammern an den dürren Buchstaben der Schrift. In dieser legten Richtung bewegt fich das unter dem oben angegebenen Titel erschienene Brochürchen durch seinen ersten Theil , der von dem geistigen Wohle des Soldaten handelt. Wir haben alle Achtung vor der Tendenz des Schriftchens , und es ist nicht zu läugnen, daß durch viele kernige Gedanken auf den Zusammenhang von Kirche und Staat bingewiesen und die Gebrechen und Auswüchse des legteren der Entfremdung von der ersteren zugeschrieben wird , daß überhaupt die Anwendung der positiven Religion auf die Erziehung des Heeres als eine Nothwendigkeit geschildert wird, welche gegenüber den zerseßenden Bestrebungen einer aller Religion baaren politisch speculativen Parthei dringende Berücksichtigung erheischt ; aber der Ton des Schriftchens ist zu hochtrabend und zu paſtoral und ſeine zahlreichen Bibelsprüche erinnern zu sehr an jene religiöse Sekte, deren Uebertreibungen dem wahren , eigentlichen Religionszwecke und einem überzeugenden , troftvollen und erhebenden Sittengefeße niemals förderlich sein werden ; die Wendungen des Schriftchens find ferner zu verkünftelt und der Bildung und Auffassungsweise der niederen Militärchargen zu wenig verständlich und angemessen, als daß wir dem Büchelchen viel Glück in militärischen Kreiſen verheißen könnten. Der zweite von dem leiblichen Wohle des Kriegers handelnde Theil enthält , wenn auch keine neuen , doch stets berücksichtigungs werthe und recht praktische Verhaltungsregeln. Als Anbang bringt das Büchlein gute Recepte für Warmbier, Grogk, Glühwein , Weinpunsch , Stiefelschmiere und ein Mittel A. gegen die Kräße.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Samstag , 25. Február 1854.it and grobrigi 15111d do and thilathis tokonen Bos thiodom

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Deutschland. Die Liquidation der Bundesstaaten für mili tärische Leistungen seit dem Jahr 1848 stehen theils mit dem Bundeskassenwesen, theils mit den Militärange= legenheiten im Zusammenhang. Ueber den Umfang des selben haben von jeher verschiedene Ansichten bestanden und sich besonders im letteren Jahre geltend gemacht, so daß von verschiedenen Staaten wiederholte Anrechnungen vorhanden sind und die ganze Angelegenheit ihre Erledi= gung bis jezt noch nicht erhalten konnte. Nachdem am 13. Januar die Abstimmung über den Vortrag des be treffenden Ausschusses vom 12. August 1852 stattgefunden, erfolgten noch Liquidationen von Frankfurt am 20. Januar, von Schaumburg-Lippe am 24. Februar, vom Königreich Sachsen, Sachsen- Weimar und Großherzogthum Hessen am 3. März, von Kurhessen und Limburg am 10. März, von Bayern, dem Großherzogthum Sachsen und den sächsischen Hezogthümern, Anhalt, Schwarzburg- Sondershausen, Lippe, Reus, Landgrafschaft Homburg, Lübeck und Hamburg am 2. April, von Preußen, Sachsen, Schwarzburg-Rudolstadt, Liechtenstein und Waldeck am 7. April, Hannover, Würt= temberg, Baden, beiden Hessen, Oldenburg und Lübeck am 14. April, Schaumburg am 2. Juni. Am 9. Juni meldete Desterreich seine schon im Jahr 1852 vorläufig angekündigte und durch eine Denkschrift unterstüßte Forderung von 108 Mill. fl. für seine Militärleistungen in den Jahren 1848 und 1849, einschließlich der Kriege in Italien und Ungarn, an, welche später mit Annahme einer anderen Grundlage auf 68 Mill. reducirt wurde. Ueber die bis hierher angemeldeten Forderungen erstattete der Ausschuß Vortrag am 28. Juli. Nach demselben wurden von Dester reich noch am 11. Auguft gegen 8 Mill . für die Erpedition nach Holstein (1850 und 1851), und eine Forderung von Olden burg, endlich am 3. November eine solche von Schwarz (Pr. C.) burg-Rudolstadt angemeldet. Bayern. München, 16. Febr. Die seit einiger Zeit beabsich tigte Einführung von Beinkleidern aus grauem

statt blauem Luch bei der Infanterie der bayerischen Ar mee hat nunmehr die allerhöchste Genehmigung erhalten.

Niederlande. Limburg, 15. Febr. Der Kriegsminister hat das Kriegsmaterial der Festung Mastricht auf sein Minimum, . h. auf 200 Geschüße reduciren lassen ; der Ueberschuß wurde in das Arsenal zu Delft gebracht. Wir vernehmen, daß das Gouvernement bei dieser ersten Maßregel nicht stehen bleiben wird. Man will aus der Festung nicht allein die gesammte Cavalerie, sondern auch einen großen Theil der Infanterie zurückziehen. Schweden. Stockholm, 7. Februar. Blekings -Posten" enthält folgende Angaben über den Zustand der in Carlscrona liegenden Kriegsflotte : Das Linienschiff "1 Carl Johan", welches 1824 vom Stapel gelassen wurde, liegt nun im neuen Dock und wird in ein Schraubenschiff umgewandelt, um im nächsten Sommer bei der Erpedition verwendet werden zu können. "1 Carl XIII. " wurde 1819 fertig und 1837 einer bedeutenden Reparatur unterworfen ; "1 Försig= tigheten" lief 1824 vom Stapel, steht nun im neuen Dock und soll zum Sommer zum Auslaufen fertig sein; Stock holm" ist im neuen Dock im Bau; Oscar" lief 1839 vom Stapel und wurde im verflossenen Jahre reparirt; Gustav den Store", 1832 gebaut, wird nun so weit fertig gemacht, daß er, sobald es erforderlich, auslaufen kann ; "Scandinavin" ist im neuen Dock im Bau begriffen : „ Fae breneslandet", 1830 gebaut, ist später als Kasernenschiff benugt worden ; " Distrigheten" lief 1826 vom Stapel und wurde 1848 bedeutend reparirt ; Manligheten", schon 1785 erbaut und 1822 reparirt, ist keiner weiteren Reparatur werth befunden worden. -- Die Fregatte " Desirée" wurde 1843 fertig,,, Götheborg" (ein rasirtes Schiff) 1839, „Jo= sephine" 1834, " Eugenie" 1844 (fie fehrte bekanntlich im vorigen Jahre von einer Reise um die Welt zurück) „ Chap man" 1830; # Norrköping" ist dagegen noch nicht vom 1

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Stapel gelaufen; „ Galathe" und " Euridice" sind einer Reparatur nicht Werth erachtet worden. - Die Corvette

weil hierin die Offiziercorps die richtigsten Urtheile haben. Aber selbst bei diesem Akt kömmt man immer mehr vom Vorschlag der Kameraden ab, wahrscheinlich der oben ge= dachten Gründe wegen. 2) Bei Entfernung Unwürdiger, wo die Ansicht eines Nur bei Ausscheidung Corps sehr beachtenswerth ist. Ungeeigneter und Unfähiger, möchten wir allein den Aus spruch der Vorgeseßten anerkennen. 3) Bei Aufnahme eines neuen Mitgliedes , wo eine Einsprache der Offiziere gewiß gerechtfertigt erscheint.

„Najaden" lief 1834, Jarramas" 1841 , Lagerbfelfe" Die Brigg 1848 und ,,Svalan" 1845 vom Stapel. „ Nordenskjöld“ lief 1845,,, Snappopp" 1840, der Schooner " Falk" 1832,,,Activ" 1848, das Dampfschiff ,,Gefle" 1847,,,Thor" 1841 ,,,Drädd" 1853,,,Valkyrian" 1851, ,,Balder" 1849 vom Stapel Die kleineren Fahrzeuge, nämlich fieben Kanonenschooner und acht Kanonenjollen, find sämmtlich diensttauglich.

Ansichten über Avancement. (Schluß. ) Da wir uns gegen die Springbeförderung so bestimmt ausgesprochen und selbst gegen eine einzelne Bevorzugung in einem Corps find , so fielen eigentlich Betrachtungen über die zweckmäßigste Leitung eines beschränkten Hervor ziehens , sowie über die Mittel begabte Offiziere zu erken nen , außerhalb der Gränzen vorliegender Arbeit. Allein wir erlauben uns doch, einige Entgegnungen auf gemachte Vorschläge und wenden uns zunächst zu der verwerflichen Wahl. Dieselbe mag unter einem Namen oder in einer Form vorkommen, wie sie will , sie ist immer zu verdammen. Die Wahl der Vorzuschlagenden in einem Offiziercorps untergräbi geradezu die Disciplin. Die Wahl von Oben ist unsicher und veranlaßt zur Augendieneret ; die durch die eigenen Kameraden gibt Anlaß zu allen möglichen Intri guen , Verstellungen , zur Sucht nach Popularität. Alle Wählbarkeit und Wahlberechtigung ist in der Grundan lage auf demokratische Grundsäge gestellt. Aber nicht nur deßhalb und wegen der politischen Reminiscenzen aus den Jahren des Heils 1848 und 1849 find wir ein so heftiger Gegner feder Wahl , sondern vorzüglich aus Standesliebe. Welchen Zwiespalt könnten Abstimmungen in einem Offi ziercorps über die Berechtigung eines Kameraden zum Her vorziehen veranlassen ? Es ist eine nicht seltene Wahr nehmung , daß tüchtige und allgemein geachtete Offiziere in einem Corps nicht beliebt waren und wenig Freunde zählten , weil sie schroff erschienen , ihnen die geselligen Eigenschaften und äußeren Formen fehlten, weil sie Sonder linge spielten u. f. w. Sollte die Abneigung gegen einen Kameraden, deren man sich öfters kaum bewußt ist , nicht Einfluß auf die Abstimmung haben ? Ganz gewiß. Offi ziercorps bestehen eben auch aus Menschen und können deßhalb in den einzelnen Gliedern im Urtheil (man_ver= zeihe den Ausdruck) befangen sein . Für Auszeichnungen gibt es im Militärstande keine Wahl, nur die Vorgesezten begutachten und entscheiden; so verlangt es die Soldaten hierarchic. Es sind uns nur drei Fälle bekannt , wo den Kameraden eine indirecte Theilnahme am Vorschlagsrecht gestattet ist und wobei eine Stimmabgabe oder Wahl, ohne Nachtheil für die Standesprincipien stattfindet, und zwar: 1 ) Bei Besetzung der Regiments- oder Bataillons Adjutantenstelle, als eines allgemeinen Vertrauenspoſtens,

Selbst bei der Beförderung zum Stabsoffizier möchten. wir kein vorhergehendes commissarisches Urtheil anrathen. Der Abtheilungscommandant prüft den Betreffenden und gibt allein seine günstige oder ungünstige Beurtheilung nach Oben. Die Befähigung hierzu wird man wohl fei nem Vorgesezten, der sich in so hohen Stellen befindet, absprechen wollen. Irrthümer sind hier viel weniger zu fürchten , als geflisfentliches Verschweigen der Fehler des Geprüften , aus falsch verstandener Humanität. Die un bemerkte Beobachtung des Untergebenen durch den Vor gefeßten während längerer Zeit, sie mag auch noch so schwierig sein , wird am sichersten zu einem gerechten Aus spruche führen. Die Concurrenzarbeiten dürften nur einen geringen Maßstab für verdiente Bevorzugung gewähren , ja viel= leicht durchaus kein Mittel sein , um die der außerordent Es gibt lichen Beförderung Würdigsten zu erkennen. ausgezeichnete , gründlich militär-wissenschaftlich gebildete Offiziere , die aber nichts weniger, als ein Vorziehen ver dienten, weil ihnen der praktische Sinn, der Blick, manch mal auch der soldatische Geist fehlt. Bei Truppenführern ist Können die erste Bedingung; das Wissen hat für die selben erst secundäre Bedeutung . Ebenso liefern theore tische Eraminas nur ein negatives Resultat für die Be vorzugung. Sind Gramen überhaupt ein übler Prüfstein für die in's Leben übergetretenen Staatsangehörigen, weil das Wissen der Schule ein ganz anderes , als das des Lebens ist , und die Prüfungen doch einmal ihr Ende finden sollen, so ist dieses um so mehr bei Offizieren der Fall , und es wäre immer fehlerhaft, das Avancement auf die Ergebnisse eines Eramens zu basiren. Anders verhält es sich mit praktischen Uebungen ; diese werden weit eher einen richtigen Maßstab für die Beurtheilung der Brauch barkeit Einzelner abgeben. Nur ist anzunehmen , daß sich dann in Rücksicht praktischer Befähigung zu viele Offi= ziere für das Vorziehungssystem finden werden. Alle in dem Artikel, in Nr. 447 der Preuß. Wehr zeitung, angegebenen Mittel zur Erkennung der für eine Bevorzugung geeigneten Offiziere , scheinen uns für die Aufnahme von Subalternen in den Generalstab ganz zweck mäßig. mäßig . Ueberhaupt ſind militärische Preisfragen und schriftliche Arbeiten ein vorzügliches Mittel , den wissen schaftlichen Trieb in den Corps zu befördern und aufrecht zu erhalten, daher wir in dieser Beziehung möglichst für dieselben Parthei nehmen. Den Stillstand im Avancement eines Bevorzugten, ſo bald deffen Qualification zur höheren Stelle nicht un zweifelhaft feststeht, sehen wir als ein gefährliches Erpert= ment an, geeignet , Mißmuth bei den Betroffenen und

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geheimes Vergönnen bei der Umgebung derselben hervor zurufen, da es hinlänglich bekannt ist , wie genau ein außergewöhnlich Beförderter beobachtet und wie strenge derselbe in seinen Verrichtungen beurtheilt wird ; Lehteres nicht mit Unrecht, da ein Bevorzugter auch Vorzügliches leisten soll.

ganzen Erfindung des Springbeförderungs - Systemes wird aber beinahe auf Null verkleinert durch die Schwierigkeit, den militärischen Genius zu erkennen, den äußeren Typus Das Palladium aller Krieger desselben zu entdecken . tugenden ist Gerechtigkeit im Avancement. Gegen dieselbe wird aber aus dem obigen Grunde, selbst durch die mäßigste Einführung der Beförderung außer der Tour , wenn die Zahl der Bevorzugten auf den wirklichen Bedarf zurück geführt und auf das Minimum beschränkt ist , verstoßen, wodurch indirect wieder der Dienst leidet. Der redlichste Wille eines Vorgeseßten wird bei der Springbeförderung nicht vor Mißgriffen und deßhalb auch nicht vor Unge rechtigkeiten schüßen. Die geheimen Künste der Jnfinuation, fein angelegt, berücken auch den Gerechtesten und versezen ihn in eine Stimmung , die dem Bewerber um eine Be vorzugung günstig ist. Das Anciennetätsprincip erscheint deßhalb in seiner ganzen Wesenheit , vorzüglich in den subalternen Chargen , es mag die Vorrückung auch noch so langsam gehen, immerhin besser , als die Beförderung nach Verdienst , Talent oder Genie. Wir wissen, wie schwer es ist, in Mitte der verſchiedenen Meinungen, der vielfachen Vorurtheile nnd versteckten, selbstsüchtigen Regungen , in der behandelten Frage das richtige Fahrwasser zu finden ; wir können groß irren und uns falschen Schlüſſen hingeben , deßwegen wir jeder Be= lebrung und Berichtigung mit Dank entgegensehen, be sonders wenn dieselbe die menschliche Natur berücksichtigt, auf die hier so viel ankömmt und die wir unseren Be trachtungen zu Grunde gelegt haben. Wahrscheinlich hul digen aber auch viele Leser der Ansicht von 325 in Nr. 526 der Preuß. Wehrzeitung , welcher alles Syſtematiſiren um eine nothwendige Bevorzugung gerecht erscheinen zu lassen, für unnöthig hält, da die Waage des Schicksals über die richtige Auswahl der rasch zu Befördernden nächſt Gott nur in Königs Hand ruhe. Im Uebrigen gehe das Avance ment nach der Tour; wer sich physisch und intelectuell nicht zur höheren Stelle eignet, werde übergangen und der Hintermann fülle die Lücke aus . Die Ausnahmen von dieser Regel liegen in der Hand einer höheren Vorsehung. Hiermit ist allerdings eine weitere Discussion abgeschnitten. Die geraume Zeit, welche wir die Arancementsfrage über= dacht und darauf Bezügliches nachgelesen , entschuldigt Sollte dieselbe vielleicht unsere ausführliche Darstellung. aber schroff geworden sein , so bitten wir , des Eifers wegen , der uns beseelt, um freundliche Nachficht. — Geschrieben im Chriſtmonat 1853 .

Es sei uns noch gestattet , der vielseitigen Beleuch tung des Gegenstandes wegen, der Ansichten Justus Mösers über Avancement zu gedenken, die derselbe in einem Briefe an einen Offizier ausspricht , welcher sich über die Unge rechtigkeit der Welt beklagt hatte. Es findet sich dieses Schreiben mit der Aufschrift : „Keine Beförderung nach Verdiensten" in den patriotischen Phantasieen des genannten Schriftstellers, und ist schwerlich so allgemein bekannt, als es ſeine Eigenthümlichkeit und Trost gewährende Lebens anschauung verdiente. Einige unserer Gedanken finden fich in dem Briefe bestätigt; seinem Hauptinhalte nach lautet derselbe : Es ist besser, daß hie und da Glück und auch Gunst Preise austheilen, als daß menschliche Weisheit solche Jedem nach Verdiensten zuwäge; es ist besser, daß Geburt und Dienstalter, als wahrer Werth die Nangordnung in der Welt bestimme. Wenn Dieser durch höhere Geburt, Jener durch mehrere Jahre im Dienste, und dann und wann auch einer durch einen glücklichen Zufall befördert wird , so bleibt es einem Jeden frei, sich damit zu schmei chel , daß es nicht nach Verdiensten in der Welt gehe. Es ist daher Unrecht , wenn es im Militärstande eine Art Gesez wurde, daß der höhere Offizier seinen Abschied nehmen muß , wenn ihm ein Jüngerer vorgezogen wird. Derjenige Staat würde sehr unglücklich sein , der nicht mehrere und viel mehr Männer von Verdienst besäße, als er belohnen könnte ! und bei dieser Vorausseßung würde es doch immer für sehr viele Menschen unangenehm sein, sich vorstellen zu müssen, daß die Belohnten auch immer die Vorzüglichsten unter Allen wären . Jezt können Jene denken , das Glück und nicht das Verdienst hat Diese erhoben . Würden aber alle Ernennungen und Beförde rungen rein nach Verdienst geschehen, so müßte Jeder, der ruhig in der Welt leben , die Süßigkeiten der Freundschaft genießen , den Beifall der Redlichen behalten und große Endzwecke fördern wollte , seine Vorzüge verläugnen, und sich vor allen äußerlichen Belohnungen derselben mit größter Sorgfalt in Acht nehmen . Wo Menschen herrschen und Menschen dienen , ist deßhalb Geburt und Alter oder das Dienstalter immer noch die sicherste und am wenigsten be= leidigende Negel zu Beförderungen." Kommen wir nun an den Schluß und faffen wir die dargelegten Betrachtungen zusammen . Die Frage, wer soll herrschen ? ist so alt , als die Welt selbst. Das, was zu allen Zeiten überall als vorzüglich zum Herrscher hat berechtigen müssen , ist das entschiedene Talent. Wäre es möglich, dasselbe mit Sicherheit zu erkennen, dann würden auch seine Ansprüche und Privilegien unbestritten sein; die Vorzüglichsten müßten die wichtigsten Posten in der Armee einnehmen. Deshalb finden es Viele für nothwendig, daß die Beförderung außer der Tour nach dem Grade der Be fähigung in allen Branchen der Verwaltung , in allen Zweigen des öffentlichen Dienstes eingeführt werde , als die allein vernünftige und zeitgemäße. Der Werth der

Literatur. Die Schußwaffe des Infanteriften. Eine Andeutung über die Eristenz der Erfindung : auf eine einfache , leichte und wohlfeile Weise in den Mehrfällen des Gefechts den Soldaten schuß- , hieb- und stichfest zu machen. Nebst Hinweisung auf die Einführung einer neuen , verein zelten manuellen Quarréegefechtswehre, ſowie über eine naturge mäßere einfache Behandlung der Verwundeten auf dem Schlacht felde, Verhegung der Amputation 2c. Auf 40 jährige, selbststän dige Studien, Verſuche und Erfahrungen bafirt von Gottfried

199 Reis von Treffurth , ehemaligen K. Preuß. Militärarzt in den Befreiungskriegen u. f. w. " Seit 40 Jahren schleicht mein scharfes Auge Dem Wandel Eures Lebens forschend nach. Was ich von bohen Meistern früh erlernte, Was die Natur mir später selbst erkannte, Auf Euch begrenzt ich alles Wissens Ende. Ich kenne Eures Lebens tiefsten Bau Bertraut mit seinen Kräften , ſeinen Wünschen, Des Arztes Kunft sei allgemeines Gut, Wohl weiß ich das und mocht' es treu erfüllen, Denn Euer Wohl war mir der Menschheit." Körner's 3riny“. Erstes Heft. 8. Arnsberg , 1853. In Commiſſion bei A. L. Ritter.

exiftirte Defenſive" verleiht , durch fie „den Anprall der feindlichen Reiterei bricht, den gestürzten Mann gegen den Huftritt der Pferde schüßt, dem Tiralleur zum richtigen Schießen einen Stüßpunkt gibt und in der Linienstellung den Hintermann doppelt und resp. dreifach deckt. Der Bajonnetausfall, welcher bis dahin in der Linie wie in der Colonne nur wenig über 1 Fuß betrug, wird durch die Schußwaffe , da einestheils die Masse nicht so gedrängt zu stehen braucht , anderntbeils der Mann sich nicht mehr mit der Stoßwaffe zu schüßen veranlaßt ist , zwischen 4 bis 5 Fuß betragen. Hier durch wird also der Bajonnetwaffe erst eine Kraft und Wirkung gegeben, die fie zeitherig nicht hatte und nicht haben konnte und fomit die Bajonnetattake zum kategorischen Impuls getrieben wer den" ... „ Die Unterweisung von 3 Secunden genügt und sogar im Moment des Anfangs eines Gefechts selbst noch , um dem Ar mirten eine neue Bajonnetangriffsweise zu lehren , die des Gegners Bajonnet kraftlos , den eigenen Stoß aber gewaltiger macht und deren Anblick dem Feinde der schreck- und grausenhaftefte irgend einer des Angriffs und Durchführung der blanken Waffen in der Geschichte der Schlachten ist“ …….. „Die Hauptpointe der Schuß waffe ist aber ad depositum geftellt , weil die Bezeichnung derselben vielleicht zur Entzifferung führen könnte." Verlangt der Leser noch einen Commentar zu diesen An preisungen ? Noch haben wir einige Worte über den prosaischen Theil des erften Heftes zu sagen. Dasselbe besteht aus 8 Abschnitten. Der erfte Abschnitt betrifft den „Kriegsmord"; der Hr. G. R. bemüht fich darzuthun, daß Männer und Völker vergebens gegen den Kiegs mord gepredigt , weshalb er von dem Standpunkte der Kunft seine Hand dagegen stemmen wolle. Der zweite Abschnitt schildert die Zeitverhältnisse in Beziehung zu den Berebungen des Verfassers, den Kriegsmord zu entmöglichen.“ Nach einem kurzen Rückblick auf seine segensreiche Laufbahn führt uns Hr . G. R. durch die Schrecknisse eines Gedichtes in jene der leßten Kriege und sagt : „Die Resultate des Gemezels waren - Null. Beim Verf. dieses aber eine geballte Fauft gegen allen Kriegsmord." Und es leuchtete dem Hrn. G. R. ein Stern am Himmel entgegen -- die Ermöglichung der Schußwaffe des Infanteristen. Dieser widmete er seine Mittel, seine Zeit. „Geſchichtlich ist kein Mann zu ermit teln , der hierin so viel gethan hat , wie er. Unter den Lebenden steht er hierin isolirt." . Gottlob! Was sollte aus der Welt werden , wenn Jemand auf den ebenbürtigen Einfall gerietbe , dem Hrn. G. R. den Rang streitig zu machen. Dritter Abschnitt: „Die Elemente des Militärs". Ein tiefer , unergründlicher Sinn darin ! Es schwindelt uns vor der Hoheit dieſes Gedankenflugs . Vierter Abschnitt : „ Neue und erprobte Methode des Verfassers, um Ampu tationen zu verhegen." Hier rückt Hr. G. R. den Militärärzten tüchtig zu Leibe. Die meisten find nach seiner Meinung Pfuscher, gewiffenlose Beinabschneider ; er felbft aber , der die von ihm be handelten Verwundeten nach Tausenden zählt , hat den einzig rich, tigen Heilungsweg gefunden. Fünfter Abschnitt : „ Der Militär Troß der Neuzeit im Moment der Schlacht." Wiederum Ausfälle gegen die Rathlosigkeit der Herren Militärärzte und die Angabe eines Heilungsverfahrens , das als Quinteſſenz : „Hülfe , Hülfe und nichts als schleunige Hülfe“ empfiehlt. Sechster Abschnitt : „Das Quarrée und seine Widerstandskraft gegen den Reiter." Alle seit herigen Wehrmittel find Trug und Täuschung. Hr. G. R. ver. wirft fie insgesammt und beftet seine Wehre an den Mann. Welcher Natur fie sei , soll in späteren Heften „ſubſtantiirt werden". Wir müffen uns also wohl gedulden. Siebenter Abschnitt : „Denkmäler für die in den Befreiungskriegen bei dem preußischen Heere frei willig gedienten Militärärzte" , vermischt mit Reimen nach der Art des Hrn. G. R. Achter Abschnitt : „Ergebnisse der Versuche über die Schußwaffe des Infanteristen." Der geehrte Leser kennt bereits der Hauptsache nach aus dem Vorhergehenden die in 15 Säßen aufgezählten Vorzüge der Schußwaffe. Dieß ungefähr der Inhalt des ersten Heftes. Wir freuen uns im Voraus auf die folgenden Hefte und werden an dem Tage, wo fie uns vorgelegt werden, mit Vergnügen auf das beste Lustspiel im A. Theater verzichten. Hr. G. R. soll uns ſchadlos halten.

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So lautet der vollständige Titel der militärärztlichen Frag mente" des Herrn Gottfried Reiß von Treffurth , cidevant K. Pr. Militärarzt in den Befreiungskriegen 2c. Die caetera der Titel find uns unbekannt, sonft würden wir fie mit Vergnügen dem Leser mittheilen , einestheils um einen Mann genau kennen zu lernen, den sich der Weltgeist" zum Werkzeuge weltbeglückender Erfindungen auserkoren hat , anderntheils auch , um eine Verwechselung zu ver hüten , für die fich der etwaige Träger eines gleichen Namens un höflichst bedanken würde. Der Titel könnte eigentlich hinreichen , den Inhalt des Elabo rats zu charakterisiren ; wir würden uns auch auf eine einfache Ab fchrift dieses Titels als Ankündigung dieses ganz absonderlichen literarischen Erzeugnisses beschränkt haben , wenn nicht der Inhalt noch ungleich wunderlicher wäre , als der Titel. Zuerst kam es uns so vor, als ob wir es hier mit einer mora lischen Schußwaffe zu thun haben würden. Wir brachen uns müh fam Bahn durch ein Gedicht von 18 langen Seiten, d . h. wir laſen wiederholt die Verse , wir ftudirten zuleßt förmlich , um einen Schlüssel zu bekommen , mit dem der Sinn und die Absicht des Heftchens erschlossen werden könnte , aber wir waren nach diesen angeftrengten vergeblichen Forschungen so weit gekommen , daß wir mit einem Saße über das Gedicht hinweg nach der Profa des Buchs sprangen , um dort einen Aufschluß zu suchen. Aber auch hier suchten wir so lange umsonst , bis endlich auf der vorleßten Seite Licht bereinbrach über das Geheimniß. Nicht eine moralische, fondern wirklich eine materielle Schußwaffe soll es sein , die Herr Gottfried Reiß um die Kleinigkeit von 25,000 Friedrichsdor --— aber ,,nur an eine Person und felbredend keinem Subordinirten, sowie Nun wurde nur durch unmittelbare Präsentation“ anbietet. es uns erst klar , daß das Gedicht die Posaune ſein soll , mit welcher des Verfassers Geheimniß der Welt in Nerven erregenden Tönen verkündet wird. Herr G. Reiß dankt dem Weltgeiste" , daß er dem prophetischen Rufe , den Hr. G. R. in fich fühlt , zu Hülfe gekommen sei und ihn auf eine Erfindung geleitet habe, die — un gleich bedeutungsvoller als die Erfindung des Bligableiters und Telegrapben das Wohl der Menschheit , den Ruhm der Deuschen begründen werde. Nebenbei gesagt , hat der Weltgeißt dem Hrn. G. R. einen übelen Streich gespielt, indem er ihn nicht am Schopfe faßte , als Hr. G. R. diesen änßerst unpoetischen Gallimathias zu Tage fördern wollte. Ganz wunderliche Verse sind das ! Wenn der geehrte Leser jemals eine Neigung fühlen sollte , seine Lach muskeln durch einen gereimten Unsinn in Bewegung zu ſeßen , so empfehlen wir ibm diese unpoetischen Knallerbſen. Doch zum Geheimniß. „Es sollen ferner nicht des Mordes Schrecken Die Schlachtenfelder mächtig überdecken. Jhr Thouvenin's" , ihr „Wild's" , ibr „ Minie's “ , ihr „ Schrap nel's" 2c. gebt Euch fortan nicht mehr die undankbare Mühe, den Feind durch Eure mörderischen Geschoffe niederstrecken zu wollen, Herrn Gottfried Reis's Panzer schüßt gegen alle Eure Berech nungen. Mit 1½ Tblr. Pr. Cour. legt er dem Armirten , der in Zukunft mit „Ruhe, Selbstvertrauen, Mutb und Ueberlegenbeit“ in den Kampf treten wird, zugleich mit der Wehre auch eine Zierrath von 100 jähriger Dauer" an , die dem „Quarrée eine nie der Art

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Dienstag, 28. Februar

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Allgemeine

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Militär - Zeitung .

Bayern. München, 14. Febr. In der Bewaffnung der Jägerbataillone der bayerischen Armee wird eine wesentliche Verbesserung eintreten , indem die Mannschaft nun durchaus statt der bisherigen Muskete den Dorn tusen (à la Thouvenin) erhält, mit welchem bisher nur 24 Mann von jeder Compagnie versehen waren.

Luxemburg. Luremburg, im Januar. In der Sigung der Depu tirtenkammer des Großherzogthums Luremburg vom 26. No vember 1853 wurde das Militärbudget pro 1854 wie folgt festgesezt : Fr. C. Section 1. Miliz. 1,800 -Art. 1. Kosten der Milizaushebung von 1854 Art. 2. Contingent und Gendarmerie .399,806 45 Art. 3. Specialkosten der Gendarmerie : 820 a) Büreaukosten b) Sanitätsdienst und Medicamente 1,200 100 e) Honorar des Thierarztes u. Medicamente d) Reisekosten des Hauptmanns - Comman= 300 danten 9,000 e) Casernirungen Section II. Credit zur Deckung von rückständigen Aus 200 gaben auf verflossene Dienstjahre Summe · 413,226 45 (Ein Franken 1 28 kr. rheinisch .)

Das Militärbudget gab den Sectionen und der General section Veranlassung zu einer allgemeinen Bemerkung be züglich der bedeutenden Erhöhung des Militär-Ansgaben etats pro 1854. * ) Man verlangte zu wiffen, ob die neue Organisation des Contingents, welche eine der Hauptur sachen dieser Vermehrung der Ausgaben ist, von der Noth wendigkeit geboten gewesen sei, mit einem Worte, ob die eingeführten Aenderungen in Gemäßheit bundesgeseßlicher Bestimmungen stattgefunden hätten. Die vierte Section und die Generalsection fragten warum diese Beschlüsse über *) Das Budget von 1853 betrug nur 380,841 Fr. 38 Centimes.

die Abänderungen in der Organisation des Contingents nicht veröffentlicht worden seien. Der an die Stelle des im September 1853 ausgeschiedenen Generaladministrators der Militärangelegenheiten, N. Mez, getretene Vorsteher dieses Departements ertheilte die verlangten Aufschlüsse in den Sectionen (nicht veröffentlicht). Die Centralsection machte den Generaladministrator, Herrn Simons, Präst denten des Conseils, noch auf die Wahrnehmung des Etats der Freiwilligen, welche pro 1854 von 77 auf 120 gebracht worden sind, aufmerksam, wonach also mit Einschluß der 80 Scharfschüßen die Gesammtzahl der Volontäre 200 be= tragen. Sie verlangte zu wissen, ob keine Möglichkeit vorhanden sei, diese Zahl zu reduciren. Der Generalad= ministrator bemerkte der Kammer, daß er Alles thun werde, um dem Wunsche derselben nachzukommen, alle nur mög liche Ersparnisse zu realisiren. Der ehemalige General administrator der Militärangelegenheiten, Herr N. Mez, vertheidigte seine Verwaltung und behauptete, daß die Möglichkeit vorliege, mit geringeren Summen, als die von der Regierung verlangten, den Militäretat zu bestreiten. und demungeachtet das Contingent in einem ordentlichen Zustande zu erhalten; hiervon liefere die leßte Bundes inspection den Beweis, indem das Ergebniß derselben höchſt befriedigend für unser Truppencorps gewesen sei. Er gab zu, daß, nach der neuesten Organisation, die Zahl der Milizmänner vermindert, jene der Freiwilligen dagegen vermehrt worden sei und zwar auf den Vorschlag des Con tingentscommandanten, um den Erfordernissen des Dienstes zu genügen. Jedoch behauptete er, diese Zahl sei außeror= dentlich elastisch , indem weder früher die etatsmäßige Stärke an Volontairs vorhanden gewesen, noch auch jezt vorhanden sei. Die wirkliche Erhöhung der Ausgaben rühre eigentlich nur von der Vermehrung des Etats an Offizieren her, und diese sei durch die Kriegsverfassung des deutschen Bundes bedingt gewesen. Als Mittel zur Einführung von Ersparnissen führt er hauptsächlich die anzuordnende, früher als gewöhnliche Beurlaubung der Milizmänner an, welche, bei Theuerungen in allen Ländern üblich sei. Unter seiner Verwaltung sagte er, habe man der Militärcommission in Frankfurt zu wiederholten Malen begreiflich zu machen gesucht, daß man besonders in kleinen Staaten in dem Militäretat Ersparnisse einführen müsse, indem kleine Länder auf ihre Militärfituation nicht die

203 selbe Wichtigkeit legen könnten , wie große Staaten. Die kleinen Staaten müßten vor Allem darauf bedacht sein, in den Ausgaben für die Militärverwaltung die möglichst größten Ersparnisse einzuführen. Er wollte das Budget auf 383,000 Fr. (ungefähr) reducirt wiffen, und behauptete, daß das Großherzogthum, ohne Vernachlässigung seiner Verpflichtungen gegen den deutschen Bund , die Ausgaben des Militäretats vermindern könne. Nachdem der Generaladminiſtrator der Militärange= legenheiten, Herr Simons, das von ihm vorgelegte Budet ausführlich vertheidigt, und der Hoffnung Raum gegeben, so viel wie möglich Ersparnisse einführen zu wollen, wurde nach einer unerheblichen Discussion über den Credit zur Deckung rückständiger Ausgaben und den Artikel "Bettzeug", das Militärbudget nach den Vorschlägen der Regierung einstimmig angenommen. Die Ausgaben für den Beitrag des Großherzogthums zu den Reise- und Aufenthaltskosten eines K. Nieder ländischen Offiziers bei der Bundes -Militärcommission in Frankfurt, werden vom Departement der auswärtigen An gelegenheiten bestritten , (zu diesem Departement gehört nunmehr auch das Militärdepartement) uud betragen 3467 Fr. Nach den von der Regierung bezüglich dieses Aus gabepostens gegebenen Aufschlüffen dürfte vielleicht später die Repräsentation des Großherzogthums Luremburg bei der Bundes- Militärcommission alternirend durch einen K. Niederländischen und K. Gr. Luremburgischen Offizier ſtatt= K. F. finden.

Literatur. Militärische und vermischte Schriften von Heinrich Dietrich von Bülow. In einer Aus wahl mit Bülow's Leben und einer kritischen Ein leitung herausgegeben von Eduard Bülow und Wil helm Rüstow. Mit 60 in den Text gedruckten Figuren. gr. 8. Leipzig, 1853. F. A. Brockhaus. (VIII , 2 unp . u. 503 S.) 2 Thlr. 20 Ngr.

204 tails, die er gründlich verachtete und mit welchen sich nach seiner Ansicht die kleinen Geister beschäftigen sollten . Dieser Mangel an Erfahrung und detaillirten Fachkenntnissen, gepaart mit der Oberflächlichkeit seiner Anschauungen der vorhandenen Realitäten, seine Gereiztheit gegen Staat und damalige Kriegführung und seine Liebe zum Paradoren. nehmen seinen Ausführungen den Charakter von allge= mein gültigen Lehrsäßen. Der reifere Soldat wird zwar das Wahre vom Falschen , das Gute vom Schädlichen zu sondern wissen , aber von einem allgemeineren Gebrauch der Bülow'schen Schriften wurde mit Recht abgerathen, daher fie denn auch nur für den einſichtsvollen , vielseitig fachlich gebildeten Mann mit Nugen gelesen werden konnten und gelesen worden sind. Man hatte sich zu Bülow's Zeit noch nicht zu dem Gedanken erhoben , daß die Kriegführung wissenschaftlich behandelt werden könne. Bülow hat das Verdienst, die Grundlage der Wissenschaft festgestellt zu haben. Schade, daß er es bei seinen Talenten mit so vieler Leichtfertig= keit gethan. Sein genialer Kopf würde ein für alle Zeiten brauchbares System der Kriegführung zu gründen im Stande gewesen sein; aber eine allzu derbe Sprache , eine , durch seine persönlichen und Zeitverhältnisse zwar erklärliche, jedoch dem Werthe seiner Schriften jede belehrende Ob jectivität raubende Gereiztheit , ferner die Oberflächlichkeit seiner Geschichtskenntnisse , die weder tief, noch vielseitig waren , und die seiner Zeit zur Mode gewordene Sucht, jeden neu auftauchenden Gedanken zu einem unumstöß= lichen Lehrsaß zu stempeln, hinderten ihn, für die Wissen= schaft das zu werden , wozu er die Fähigkeit in ſich trug. Es bedurfte also einer geschickten Hand , um die Frr thümer und Fehler , um die unreifen Geburten der Zeit stimmung und manche ephemere Schöpfung der Tages = meinung , um die Consequenzen falscher Systeme aufzu= decken, die sich in die Bülow'schen Abhandlungen einge= schlichen batten , um sie dem allgemeinen und richtigen Die Herausgeber Verständnisse zugänglich zu machen. haben diese schwierige Arbeit unternommen , wie sie ihr entsprochen , möge durch folgende Darstellung zu zeigen versucht werden. Um Bülow's Werke unpartheiisch beurtheilen zu kön = nen, muß man einen Blick auf sein vielbewegtes, mitunter abenteuerliches Leben zurückwerfen. Es sei daher erlaubt, einige Notizen aus Bülow's Leben , die wir den Vorbe merkungen des Herrn Eduard Bülow entlehnen , mitzu theilen. Heinrich Dietrich Reichsfreiherr von Bülow ward im Jahre 1760 als der vierte von seinen 5 Brüdern auf dem Schloß Falkenberg in der Altmark geboren. Sein Vater, im Befihe von bedeutenden Reichthümern , lebte seinen Lannen in der ungemessensten Verschwendung und brachte es so weit, von seinen 5 Rittergütern in Holstein und der Mark den Seinen nur ein sehr kleines Vermögen zu hinter lassen. Obgleich abenteuerlich in jeder Richtung, verwen= dete der Vater doch auf die Erziehung seiner Söhne viel Sorgfalt, überließ sie aber auch einer ungebundenen Frei heit und konnte deßhalb, troß der klassischen Bildung, die er ihnen durch tüchtige Hofmeister und dann in der Aca

Der Zweck des vorliegenden Buches soll nach der Vor rede des Herrn Eduard Bülow sein : dem vielberühmten und vielgeschmähten Heinrich Dietrich Bülow ein würdiges literarisches Denkmal zu sehen . Es könnte nun die Frage entstehen, ob in den hinterlassenen Werken Bülow's nicht das vollständigste Denkmal für ihn besteht, und ob feine Schriften so ganz der Vergessenheit verfallen find, daß eine Erinnerung an dieselben nothwendig geworden ist. Bülow ist allerdings als „der Begründer der Wissen schaft von der Kriegführung und als Verkünder der mili tärischen Zukunft Europas" von nicht geringer Bedeutung, aber seine Schriften sind auch überfüllt mit Täuſchungen und Unwahrheiten. In einer Auswahl und Zusammen stellung, in einer Reinigung des Metalls von den Schlacken in seinen Schriften , muß also die nähere Absicht des Herausgebers und das Verdienst des vorliegenden Werkes gesucht werden. Bülow hatte weder eine persönliche Kriegserfahrung, démie militaire zu Berlin geben ließ , nicht verhüten, daß noch die Erkenntniß von der Nothwendigkeit gewisser De sein Beispiel den Samen des Phantastischen, Ungeregelten,

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Ungebundenen in die Gemüther der Söhne legte. Bülow trat als Fahnenjunker in das Fuß- Garderegiment v. Thile ein, langweilte sich in der Berliner Garnison, ließ sich zu einem Güraffierregiment verseßen, studirte Polybius , La citus und Rousseau und empfing wahrscheinlich durch sie ſeine im späteren Leben vorherrscheude geistige Richtung in Krieg , Geschichte und bürgerlichem Freiheitsfinn. Der Aufstand in den Niederlanden zog B. dahin , wo er einen angemessenen Wirkungskreis zu finden hoffte. Als er fich in seinen Hoffnungen getäuscht fah, reiste er im Jahre 1791 mit seinem Brüder Ulrich nach Amerika, kehrte jedoch im folgenden Jahre in ſein Vaterland zurück, um die Vorbereitungen zu einer kaufmännischen Speculation zu treffen , die in Amerika ausgeführt werden sollte , aber mit dem Verlnfte des Restes seines Vermögens endigte . Zum zweitenmale nach Europa zurückgekehrt, studirte er emsig v . Berenhorst's Betrachtungen über die Kriegs kunst und beschäftigte sich von jest an mit der Militär literatur. Er schrieb zuerst : " Geist des neueren Kriegs systems " , dessen Bedeutung vielfach anerkannt, aber auch vielfach unterschägt wurde. Diese Unterschäzung und die erfolglose Bewerbung um eine Anstellung im Generalstabe oder im auswärtigen Amte mag in Bülow den Grund seiner eigenen Ueberschäßung und seine leidenschaftliche Bitterkeit gegen Andere gelegt und diese wiederum dazu beigetragen haben , daß man seine vom Zeitgeiste ange steckten umwälzenden Jbeen" für zu staatsgefährlich hielt, als daß fortan seine Verwendung im Staatsdienste noch

auf und versenkte ihn zuleht in die tiefste Niedergeschlagen= heit und Entmuthigung , die ihm schon aus dem einfachen Grunde tödtlich werden mußte , daß seine Rathlosigkeit ihre leste Zuflucht zu dem seiner so unwürdigen, unſeligen Sein Feldzug von Hülfsmittel des Trunkes nahm.“ 1805" wurde auf Verlangen des russischen Gesandten nicht allein weggenommen , sondern auch von ihm nachträglich Man brachte B. nach Kol seine Verhaftnahme bewirkt. berg und von hier nach Curland ; dort fiel er den Kosacken in die Hände , die ihn unter grausamen Mißhandlungen nach Riga schleppten , wo er 1807 im Gefängniß starb. Berenhorst äußert sich in einem Briefe an Valentini über Bülow : Schade , daß dieser Genius sich so oft im Rinnstein gewälzt hat. In der Wirklichkeit hat er es in den Straßen von Kolberg und moraliſch in nachgelassenen Geist ist in Allem, aber umgeben Handschriften gethan. von mancherlei Schmuß , vorzüglich von Ausbrüchen des gröbsten Egoismus .... Mit etwa 1200 Thlr. Jahrge= halt und Tafel bei Hofe , welchen Plaß in der Gesell schaft würde dieser Dietrich v. Bülow mit dem Wig , der Laune und den Kenntnissen , die ihm zu Gebote ſtanden , ausgefüllt haben ! Beinahe den größten Theil seiner Immo ralität muß man seinem widrigen Schicksale zuschreibenz Dürftigkeit bei Mangel an Hoffnungen und Aussichten ist eine so gefährliche Lage , daß Niemand , der nicht selbst in einer ähnlichen gesteckt hat, weiß , wie tief ste leider auch das edelste Gemüth in den Koth zu treten vermögend ist." In diesem Urtheil ist der Gesichtspunkt bezeichnet, von welchem aus die Bülow'schen Werke betrachtet werden müssen , wenn man gerecht gegen einen Mann sein will, dessen eigentlicher literarischer Kern als das Prototypon einer Richtung erscheint , die nach ihm von einsichtsvollen Männern verfolgt und um so leichter mit Nußen ausge= beutet worden ist , weil sie auf der vorgezeichneten Bahn fast keine andere Mühe hatten , als die gröbsten Steine zu beseitigen. Bülow's sämmtliche Werke, mit Ausnahme desjenigen : "1 Geist des neueren Kriegssystems" , erscheinen in der vor liegenden Zusammenstellung im Auszuge. Die Auswahl der rein militär-wissenschaftlichen Säße beurkundet Sach kenntniß und die kritische Einleitung zu den militärischen Schriften Bülow's ist mit einem sicheren wissenschaftlichen Urtheil geschrieben , jedoch sind die Auszüge aus den Bü low'schen Schriften nicht immer als Consequenzen der an gegebenen Absicht des Herausgebers zu betrachten. Die Absicht war keine andere, als die B.'schen Schriften zu einem brauchbaren Lehrbuche umznſchmelzen und alles Er treme , für die Anfänge der Bildung ungeeignete auszu= sondern. -Aus dem "1 Geiste des neueren Kriegssystems" glaubte der Herausgeber keine Auszüge machen zu dürfen, ohne eine Ungerechtigkeit an ihrem Verfasser zu begehen und doch mag mit Recht gesagt werden , daß das Capitel von den excentrischen Rückzügen wenig Lehrreiches enthält, da B. sie zwar mit Scharfsinn anzurathen , aber nicht zu verhüten wußte, daß seine Folgerungen im Widerspruch mit seinen Vorausseßungen stehen oder vielmehr, daß seine Vorausseßungen falsch , daher auch die Folgerungen ge= brechlich sind. Gerade die Abhandlung über excentrische Rückzüge und die Untersuchungen über offensive Operations = linien sind zu pedantisch geometrisch und zu sehr an ganz

möglich gewesen wäre. B. trieb von jest an die Schrift Er schrieb zwar geistvoll , aber stellerei als Broderwerb. rücksichtslos seinen „Feldzug von 1800, militärisch-politisch betrachtet". Da auch sein Plan, in pfalzbayerische Dienste zu treten, mißlungen war , so entschloß er sich, in London eine Zeitschrift für England zu gründen. Er kannte jedoch die dortigen Zustände zu wenig und machte daher nicht allein kein Glück mit seinem Unternehmen , sondern wan = derte sogar in das Schuldgefängniß von Newgate, woraus ihn sein Bruder Wilhelm befreite. Während seines hierauf folgenden Aufenthalts in Paris und Versailles erlebte er die Uebersehung seiner Werke in's Französische, erwarb sich durch sein Ansehen und Bekanntschaften und von der deren öffentlich aner öffentlich nicht aner= deutschen Reichsritterschaft die kannter Bevollmächtigter er gewesen sein soll Mittel zu einem dreijährigen Aufenthalt in Frankreich und kehrte dann nach Berlin zurück, wo seine Hoffnungen auf eine Unterstützung vou Seiten des Staates abermals fehl schlug. Im Jahre 1805 schrieb er „Lehrfäße des neuen Kriegs" , die er selbst eine Umarbeitung und Umschmelzung seiner früheren beiden Werke : „Geist des neueren Kriegs Seine im systems“ und „ Feldzug von 1800 " nannte. Jahre 1804 erschienene Flugschrift: „Ueber Napoleon, Kaiser der Franzosen " verwickelte ihn in politische Händel. Seine weiteren Werke : „ Geschichte des Prinzen Heinrich von Preußen“ , „ Gustav Adolf in Deutschland ; kritische Geschichte seiner Feldzüge" und endlich „ Neue Taktik der Neueren, wie sie sein sollte" sicherte ihm zwar ein reich licheres Einkommen, aber sein Durst nach Ehre und Thaten blieb unbefriedigt , seine Leidenschaft steigerte sich immer Der Zwiespalt zwischen Bülow's gerechtem Selbst mehr. gefühl und seiner äußeren Lage rieb seine innerste Kraft

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bestimmte Fälle gebunden, als daß sie nicht durch die Vorausseßung möglicher oder wahrscheinlicher Berechnungen über den Haufen geworfen werden könnten. Die Kriegs erfahrungen der nächsten auf den Tod B.'s folgenden Jahre würde ihn sicherlich von seinen Irrthümern belehrt und zu Eingeständnissen und Widerrufen, ähnlich wie bei anderen seiner theoretischen Säßen , gezwungen haben. Was da= gegen z . B. in der neuen Taktik der Neueren , wie fie sein sollte" 2. Th. unter 4 über Uebungen von B. gesagt wurde, enthält so treffliche , unverjährbare Wahrheiten, daß sie, zur Belehrung wohl geeignet , ihrem ganzen Jn halte nach hätten wiedergegeben werden können. In den " Blicken auf zukünftige Begebenheiten_2c.“ entwickelt B. eine Klarheit in der Auffassung und Wür digung bestehender Verhältnisse und eine Combinations gabe, die unser gerechtes Erstaunen in Anspruch nehmen. Ist auch der Gang des Krieges zum Theil ein anderer gewesen, wie ihn B. im Voraus gezeichnet hat, so ist dieß der Einwirkung der völlig veränderten politischen Verhält nissen Deutschlands zuzuschreiben; die Anschauungsweise B's , sein richtiger Blick bei Beurtheilung von Personen und Umständen , seine Kenntniß des Terrains und des Feindes beurkunden zur Genüge, daß er in dieser Abhand lung scharfsinnig auffaßte und scharfsinnig folgerte , und wir halten gerade dieses Geistesproduct B.'s für einen werthvollen Maßstab zur Beurtheilung seiner Befähigung und der Großartigkeit seines Geistes . Es ist zwar schwierig, in einem Auszuge die charakteristischen Merkmale wieder zugeben, die zu jener Beurtheilung nothwendig sind ; wie fie uns jedoch in der Abkürzung vorliegen, dürften sie dem Zwecke nicht ganz entsprechen. Ueberhaupt sind die Unarten B.'s , seine leidenschaft= lichen gehässigen Ausfälle gegen Personen und Einrich= tungen, seine derbe Schreibart und die Offenbarungen seines republikanischen Sinnes hier und da in die Aus züge mit aufgenommen worden und daß dieß der Fall, trägt just zur Reinigung seiner literarischen Hinterlassen= schaft nichts bei. Eine vorzugsweise zur wissenschaftlichen Benuzung bestimmte Abkürzung der B.'schen Werke hätte durch den Ausfall von dergleichen Erpectorationen nur gewinnen fönnen ; der Reinigungsproceß würde ein lauterer und von der unerquicklichen , unbelehrenden Subjectivität befreit worden sein. - Als Memoire, als Beitrag zur Kenntniß der zu B.'s Zeit bestehenden Zustände immerhin interessant, hätte das mehr Subjective in den B'schen Ab handlungen in seine Biographie aufgenommen werden und daun zur Unterlage eines Urtheils dienen können, welches sich der Leser bei der Prüfung der militär-literarischen Er zeugnisse B.'s leicht selbst gebildet haben würde. Wir sprachen diese wenigen Ausstellungen nur im Hin blick auf die Wichtigkeit des vorliegenden Buches aus, welcher wir es angemessen gefunden hätten , wenn die Mängel und Irrthümer nicht bloß angedeutet wie es allerdings geschehen ist sondern ganz ausgemerzt worden. wären , damit das Werk als etwas Fertiges , allgemein Brauchbares von jedem Leser hätte benußt werden können. In der Gestalt, wie es uns vorliegt, ist die kritische Ein

leitung nothwendig geworden ; sie bildet eine feste Brücke für den Untergang zum Studium der Bülow'schen Werke. Bülow's Werke sind in dem oben angezeigten Buche nach einer interessanten Biographie des Verfassers in zwet Hauptabſchnitte zuſammengestellt. Der erste Abschnitt ent hält Auszüge aus , und kurze Betrachtungen und apho= ristische Bemerkungen zu folgenden Werken : 1 ) Der Freistaat von Nordamerika 1792 ; 2) Phy = fisches Staatswohl 1800 ; 3) Der Feldzug von 1800 ; 4) Ueber Napoleon , Kaiser der Franzosen 1804; 5) Neue Taktik der Neueren , wie fie sein sollte 1805; 6) Prinz Heinrich von Preußen 1805 ; 8) Blicke auf zukünftige Be gebenheiten 1806 ; 9) Gustav Adolf in Deutschland 1808. Der zweite Abschnitt enthält aus B.'s militärischen Schriften , nach einer kritischen Einleitung zu denselben : 1 ) Lehrfäße der Strategie; 2) Geist des neueren Kriegs systems ; 3) Die Taktik der Neueren , wie sie sein sollte ; 4) Gustav Adolf in Deutschland ; 5) Die Feldzüge des Prinzen Heinrich von Preußen; 6) Der Feldzug von 1800 ; A. 7) Der Feldzug von 1805.

Kurze Anzeigen und Nachrichten.

(5) The old field officer ; or the military and sporting ad eines bei Adam ventures of Major Worthington ist der Tit und Charles Black zu Edinburgh in zwei Theilen erschienenen Werkes , das den durch mehrfache militärische Publicationen vor theilhaft bekannten M. Stocqueler zum Verfaffer hat. Die eng lische Kritik läßt es unentschieden , ob der Major Worthington der Wirklichkeit entnommen oder nur ein Gebilde der Phantasie ist, ge fteht aber zu , daß die Erzählung ungemein viel Interesse darbietet und namentlich für Militärs eine erheiternde und belehrende Lcctüre bildet. (5) Die Militärliteratur ift trotz der sonstigen litera rischen Emfigkeit in den Vereinigten Staaten Nordamerikas nur äußerst gering vertreten ; davon bat uns das Durchblättern des Jahrgangs 1853 der zu New-York wöchentlich erscheinenden The literary world , a journal of american and foreign literature, science and art neuerdings wiederum den Beweis geliefert ; nichts. destoweniger haben wir in dem genannten Journale einige biblio. graphische Notizen gefunden , die für den Militär Interesse dar bieten. Hierzu rechnen wir zunächst die fast in jeder Nummer be findliche Anzeige der Buchhandlung von Taylor und Maury zu Washington , daß fie mit dem Verkauf der vom Kriegsdepartement officiell herausgegebenen Werke beauftragt sei und daß demnach bei ihr die nach folgenden Bücher käuflich zu erhalten seien : 1 ) The United States Cavalry Tactics, 3 vols. Illustrated. Preis 5 Dollars. (Sehr selten.) 2 ) Wayne's Sword Exercise. 1 Dollar. B) The Ordnance Manual. 2 Dollars. 4) Scotts Infantry Tactics. 21/2 Doll. 5) Cross's Military Laws. 6) Instructions for Mountain-Artillery. 8) M'Combs Courts-Martial . 9 ) Cooper's Tactics. 10) Heavy Ar tillery. BN. Oberft Carrière hat bei Dumaine zu Paris heraus. gegeben: forces militaires de l'Autriche , ses institutions et son organisation militaires , détails statistiques (78 S. gr . 8. ) Der Verf. gibt in seinem Werke den Bestand der f. österreichischen Ar. mee, am 1. Novbr. 1852, zu 539,768 M. Infanterie und 59,604 M. Cavalerie an. Von dieser Schrift wird bei G. Remmelmann in Leipzig eine deutsche Uebersetzung mit Bemerkuungen von einem t. k. Stabsoffizier binnen Kurzem erscheinen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

2. Donnerstag, März 1854.

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Deutschland. Frankfurt a. M. 19. Febr. In mehreren Blättern wurde bereits auf eine Sache aufmerksam gemacht, die in ihrer weiteren Ausführung für militärische und Marine zwecke von großer Bedeutung werden kann. Es ist dieß eine Erfindung, in Folge deren sich hier eine Actiengesell schaft zur Fabrication comprimirter Gemüse ge= bildet hat. Die Gesellschaft ist im Besit von beträchtlichen Gartenländereien und hat mit der Gemüseernte des vorigen Jahres die ersten Versuche im Großen gemacht. Die Ge müse werden nach einer Präparation auf trockenem Wege durch Dampfkraft zu einem Mindest- Volumen zusammen gepreßt und so confervirt. Eine Tafel von etwa sechs bis acht Loth enthält das Material zu fünf Portionen. Soll diese Masse zum Genuß zubereitet werden , so läßt man fie in einem wohlverschlossenen Gefäß eine halbe Stunde lang in heißem Wasser einweichen, wodurch sie zum frühe ren Volumen aufschwillt , brüht fie alsdann an und macht aus , wie man dieß mit gewöhnlichen frischen Gemüsen zu thun gewohnt ist. Man hat solche Comprimirungen von Schneidebohnen , Wirsigkohl , Frühkohl , Blumenkohl und Rothkohl, Spinat, Mohrrüben, grünen Erbsen , Kohl= rabi, Sellerie, Petersilie, Kerbel und verschiedenen anderen Kräutern. Wie man vernimmt , hat sich nun der hie fige Agent der Fabrik mit dem Gesuch an den Bund ge wandt, ob derselbe nicht einen Versuch mit jenen ge trockneten Gemüsen bei der Truppenverpflegung machen wolle, und dem Vernehmen nach ist demselben in sofern ein willfähriger Bescheid geworden, als in der That zu dem angegebenen Zweck in den vier Bundesfestungen Proben gemacht werden sollen. Die Entscheidung dieser Angelegenheit ist wichtiger, als sie für den etften Blick scheinen mag, da sie bei günstigem Ausgang auf die Feld kost und die Massenverpflegung nicht ohne Einfluß bleiben dürfte. Zwar hat das Landesökonomiecollegium in Preußen nach einer Mittheilung der Pr. C. ein ähnliches Gesuch der Pariser Fabrik ihrer hohen Preise wegen ablehnend beschieden , allein es ist wohl anzunehmen , daß die hiesige Fabrik (welche das Geheimniß der Bereitung von der fran zösischen abgekauft hat), und welche keinen Ein- und Aus gangszoll zu entrichten hat, von den geringeren Arbeits Löhnen und günstigeren Einkaufsgelegenheiten abgesehen,

die Portionen zu einem ungleich billigeren Preise wird ablassen können.

Preußen . Berlin , 22. Febr. Es ist davon die Rede , die Helme von Leder, welche gegenwärtig in der Armee als Kopfbedeckung eingeführt sind , mit Helmen von Filz zu vertauschen. Dem Prinzen von Preußen find bereits Mannschaften in der neuen Kopfbedeckung vorge= führt worden und das Kriegsministerium wird den Gegen stand jetzt einer weiteren Prüfung unterziehen . (A. 3.)

Bayern. Der Waffenrock, nachdem München, 22. Febr. derselbe schon längere Zeit bei der Jufanterie , Artillerie und schweren Cavalerie eingeführt ist, wird nun auch bei den Chevaurlegers , die bisher das Collect trugen, eingeführt werden .

Frankreich. ㄚ Der „Moniteur" enthält heute Paris , 16. Febr. einen langen Bericht des Kriegsministers bezüglich einer allgemeinen Reorganisation der Artillerie. Diese längst erwartete Maßregel , die man unter den gegenwär= tigen Verhältnissen vertagt glaubte, ist eine vollständige Umgestaltung der französischen Artillerie nach den neuesten Der Bericht hat Grundsäßen der modernen Kriegskunst. ein ausschließlich militärisches Interesse. Wir ziehen heute nur die Hauptpunkte des Berichtes aus , welche durch ein darauf folgendes K. Decret sanctionirt werden und be halten uns vor, demnächst ausführlicher darauf zurückzu kommen. Der Kriegsminister verwirft das bisher befolgte System Gribeauval und theilt die Artillerie im Allge= meinen in drei Klassen : berittene oder leichte Artillerie, die mit der Cavalerie manövrirt ; die Linienartillerie, die mit den Infanteriedivisionen manövrirt und einen Theil, der die Reservebatterieen bedient ; die Fuß- und Reserve batterieen zum Angriff und zur Vertheidigung der festen Es sind bis jezt diese drei Gattungen der Ar Pläße.

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tillerie in einem jeden Regiment vereinigt gewesen . Der Kriegsminister beantragt die Bildung neuer homogener Corps. Die jest bestehenden 14 Artillerieregimenter und 4 Schwadronen Train sollen in 16 numerirte Artillerie regimenter eingetheilt werden , nämlich 5 Regimenter Be= lagerungsartillerie, 7 Regimenter Fußartillerie und 4 Regi menter berittener Artillerie. Das Regiment Pontoniere würde das 15. Regiment bilden und zwei neue Regimenter würden organisirt werden. Im Falle eines Krieges kann der Effectivstand verdoppelt werden. ―――― Ein Ein ferneres kaiser liches Decret bezieht sich auf die Neorganisation der Küstenwächter und Küstenbatterieën zur Verthei digung des Küstengebiets.

Herr Hauptmann Wittich und das Zünd nadelgewehr. (Von einem preußischen Offizier. )

Kaum einige Jahre sind seit Einführung des Zünd nadelgewehrs bei den Füsilierbataillonen und der Garde infanterie der preußischen Armee verflossen und schon hat sich bei den Führern dieser Truppentheile immer mehr die Ueberzeugung festgestellt , daß die bisherigen Reglements und Schüßeninstructionen für die Ausbildung der Leute und das Manöver mit der neuen Waffe nicht mehr paffen. Jedem denkenden Militär mußte bald einleuchten, daß die Eingenthümlichkeit des sogenannten leichten Percussions gewehrs auch besondere taktische Formen für die mit dem= selben Bewaffneten bedinge, um sämmtliche Vorzüge der Großbritannien. neuen Erfindung gehörig zur Geltung kommen zu laffen, London, 18. Febr. Es sind jezt die Voranschläge und daß alle Versuche, den Wortlaut der bisherigen In für die Marine bekannt geworden, welche nächste Woche structionen für die neue Einrichtung umzudeuten , auf die Schazkanzler Dauer nicht durchzuführen seien. Wurde doch z. B. das Der Schazkanzler im Parlament zur Discussion kommen. Der berechnet die Mehrausgaben im Ganzen auf nicht mehr der Aufstellung in drei Gliedern und der Carréeformation denn 1,202,455 Pf. St. für's nächste Verwaltungsjahr zu Grunde liegende Princip durch die weittragende und (vom April an gerechnet) und das ist in der That ein schnellfeuernde Zündnadelwaffe vollständig umgestoßen ! Dessenungeachtet schien es der dreißig Friedensjahre hin sehr bescheidener Calcul , gegen den selbst Hume nichts ein wenden kann. Die Flottenbemannung ist in diesen Vor- durch eingerostete Schematismus sehr ungern zu sehen, daß lagen folgendermaßen angegeben , 41,000 Matrosen, 2000 einige Stimmen in den militärischen Zeitschriften auf Be Schiffsjungen, 8000 Seefoldaten im Dienst auf der See, endung der ungewissen Zustände durch Feststellung einer 7500 im Dienst auf dem Lande, 116 M. im Paketdienst : Zündnadeltaktik auf officiellem Wege drangen, wie ja etwas Summe 58,000 . - Nr. 1 der Gelderbewilligung betrifft Derartiges bereits früher verheißen und begonnen war. den Sold; er betrug im eben zu Ende gehenden Verwal- Jene Parthei aber, die noch immer in einem gut aus tungsjahre 1,736,236 Pf. St. und ist für's nächste auf geführten Parademarsche mit obligater Augenverdrehung 2,192,671 berechnet (dabei eingerechnet 18,800 Pf. St. und gestreckten Fußspisen die gute Disciplin einer In Prämiengelder für geleistete Dienste).- Nr. 2 die Aus- fanterieabtheilung erkennen will und sehnsüchtig auf die gabe für Victualten von 615,426 Pf. St. auf 870,324 Zeit des Czakos und Spigröcke, oder gar auf die der Nr. 3. Admiralitätsverwaltung von Spontons und Zöpfe zurückblickt , jene Parthei trat plöß Pf. St. erhöht. 137,245 Pf. St. auf 138,467 Pf. St.-Nr. 4. Löhlich für das alte Reglement in die Waffen, als ob es sich nung der freiwilligen Küstenwache, dieselbe wie im vorigen bei einer Reform desselben für die Zündnadler um ein Jahre: 50,000 Pf. St. -— Nr. 5. Wissenschaftliche Branche crimen laesae majestatis handle. Wird aber wohl Je= von 34,939 Pf. St. auf 51,722 Pf. St. erhöht. — Nr. 6. mand dem Musketier zumuthen , daß er sein Gewehr nur als Stoßwaffe gebrauchen solle ? Ebenso wenig verlange Heimische Etablissements von 134,230 Pf. St. auf 131,451 Nr. 7. Auswärtige Etablissements man von dem Soldaten, daß er mit dem neu eingeführteu Pf. St. reducirt. ― Nr. 8. 8. Gewehre auf alte Art übe und tiraillire. Wenn es nicht nur 22,297 Pf. St. statt bisher 22,764 Pf. St.-Nr. etwa den Freunden des Rückschritts gelingt, die verhaßte 883,648 auf Et. Pf. Handwerkerlöhne sind von 683,648 , welche dem Soldaten eine gewisse totale Selbst Waffe Nr. 9. Handwerkerlöhne außer Landes von gestiegen. 35,566 Pf. St. anf 37,259 Pf. St. — Nr. 10. Vorräthe ständigkeit gibt, gänzlich wieder aus der Armee zu ver zum Bau , Ausbessern und Ausrüsten der Flotte von bannen , so dürfte es doch auf die Länge schwierig sein, ein derartiges Ansinuen durchzuführen. Zumal zu einer Nr. 11. 11 . 1,023,011 Pf. St. auf 1,142,732 Pf. St.-Nr. Zeit, wie der jezigen, die unsere Armee vielleicht bald in für Reparaturen in Häfen, Werften 2c. von 256,948 Pf. St. die Schule des Kriegs führen wird , sollte jeder Patriot auf 372,642 Pf. St. erhöht. Dazu kommen 32,000 Pf. St. 2774 Pf. St.) wünschen , daß die Ausbildung des Soldaten weniger als für Arzeneien; 54,000 Pf. St. (Reduction diverse Ausgaben; 657,575 Halbfold (30,000 Pf. St. bisher auf Inspicirungen und Vorstellungen, sondern mehr Reduction) ; Pensionen : 476,659 Pf. St. (6475 Pf. St. auf den Dienst im Felde und das Gefecht berechnet set. Reduction); Civilpensionen : 148,798 Pf. St.; endlich für Hierhin gehört ebenmäßig, daß in Hinsicht auf die seit 1815 in anderen Armeen, z . B. der französischen und eng Das macht alles Truppentransporte : 225,050 Pf. St. in allem 7,487,948 Pf. St. gegen 6,288,493 Pf. St. im lischen , so sehr vervollkommneten Handfeuerwaffen unseren gegenwärtigen Verwaltungsjahr, somit eine Mehrausgabe Zündnadelbataillonen durch häufigeres Tirailliren im Ter rain , Felddienstübungen 2c. eine sorgfältigere Ausbildung von 1,202,455 Pf. St. zum Gefechte gegeben werde, als es bisher anging, indem seltsamer Weise von oben her an dem Grundsage festge= halten wurde, gleiche Leistungen in Bezug auf das Parade exerciren von den sämmtlichen Bataillonen der Infanterie

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zu verlangen , gleichviel , ob dieselben Dreyse'sche Gewehre oder Flinten alter Art führen . Da nun, wie bekannt, 3 der Dienstzeit bei den Musketieren zu dieser sogenannten Detailausbildung und Paradedressur verwandt wird, so ist schwer zu begreifen , welche Zeit den Zündnadlern für die vorschriftsmäßigen Schießübungen, geschweige denn für die so nothwendigen häufigen Uebungen im Terrain c. , ge= geben werden soll. Auf diese Weise wird das herrliche Geschenk, welches Se. Majestät der König seinem Heere mit der Dreyse'schen Schußwaffe machte, beeinträchtigt ; hoffen wir, nicht mehr lange ! Unsere Zündnadelbataillone werden vor dem Feinde das Uebergewicht ihrer Waffe nur dann geltend machen können , wenn sie für ihre Waffe begeistert und in der Art von Taktik eingeschult find , die allein dem Charakter derselben entspricht. Diese aber aus dem bisherigen Reglement , welches lediglich auf die alte Bewaffnung berechnet ist, herausklauben zn wollen, wäre, wie oben gesagt, vergebliches Bemühen ; es bleibt vielmehr am Ende uichts weiter übrig, als an alten Exercirvor= schriften für die Zündnadler neue zu substituiren , welche geeignet sind, einer originellen, von Erercirplaßanschauungen emancipirten Taktik zu Grunde gelegt zu werden. Hat es nun aber gleich an Vorschlägen in dieser Hinsicht keines wegs gefehlt, so laboriren doch die meisten derselben aus früheren Jahren an einer gewissen Exaltation , die bei jeder neuen Einrichtung dem Für und Wider der Beur theilung eigen zu sein pflegt und erst in leßter Zeit sind einige Schriften erschienen , welche über Werth und Ver wendung des neuen leichten Percussionsgewehrs Unbe fangenes und Gediegenes beibringen. Als ein Werk dieser Art, hervorgegangen aus gründlichem Studium und viel facher Praris , können wir den Kameraden ein Buch em= pfehlen , welches unlängst bei Schöpping in Düsseldorf erschienen ist und den Titel führt : „Zur Taktik des leichten Percussionsgewehrs nebst darauf bezüglichen Exercirübungen von Wittich, Hauptmann und Compagniechef im 17. Jn fanterieregimente )." Der Herr Verfaſſer, in der militä rischen Welt durch sein „Fähnlein“ , „Vademecum" und die Taktischen Studien bereits rühmlichst bekannt ent= wickelt in diesem Schriftchen einige Ideen über die beste Methode, nach welcher die verschieden bewaffneten Ba= taillone eines Regiments cooperirend im Gefechte zu ver wenden sind. Eine Reihe von Beispielen mit dazu ge= hörigen Figurentafeln im Anhange liefern den Beweis, wie lebendig und instructiv selbst auf dem flachen Exercirplaße Gefechtsbilder beim Regiments- und Brigadeererciren zur Darstellung gebracht werden können , wenn nicht nach Schema F., wie man zu sagen pflegt, sondern nach einer durchgehenden , klaren Grundidee manöverirt wird , indem zugleich jeder Mitwirkende die Evolutionen in ihrer inne ren Consequenz erkennen muß und der Feuerwirkung der Waffen gebührend Rechnung getragen wird. Alle Freunde des Zündnadelgewehrs werden ferner mit dem von dem Herrn Verfasser gegebenen verbessertem Tiraillement ein verstanden sein , und sich endlich über die Gründlichkeit freuen , die derselbe bei der Charakterisirung der neuen

Waffe und bei der Widerlegung der gegen dieselbe erhobe= nen Anschuldigungen beweist. Wie wir vernehmen, hat der Herr Hauptmann Wittich eine officielle Aufforderung erhalten, seine Vorschläge über eine Taktik, die den Zündnadelbntaillonen ihre berechtigte Stelle anweist, höheren Orts einzureichen. Somit dürften wir bald hoffen, daß diesem neuen Factor der Kriegstüch = tigkeit unserer Armee endlich Anerkennung gewährt wird. Bis zur Einführung allgemein gültiger Bestimmungen über eine Zündnadeltaktik dürfte sich aber das genannte Werk vortrefflich als Anhalt für die Offiziere der betreffenden Branche eignen , denen ein planmäßiges Erercitium am Herzen liegt.

*) 3ft bereits in den Nrn. 123 u . 124 der A. M.-3 . vom Jahre 1853 ausführlich besprochen worden. Die Red. d. A. M.-3.

Literatur. Abhandlung über die Kriegsminen . - Zum Gebrauche der k. k. österreichischen Mineurschulen. 3 Theile. Mit einem Atlas . --- Wien, 1852. Ver lag der artistischen Anstalt von L. Förster. Aus der Zueignungsschrift entnehmen wir, daß diese gelungene Abhandlung auf höchste Anordnung Sr. Kaiser lichen Hoheit des Erzherzogs Johann , welcher zugleich General- Geniedirector der Armee ist, von dem k. k. Feld marschalllieutenant And . Edler v. Zimmer abgefaßt wurde. Vorerst waren nur die beiden ersten Theile beendigt , als eine veränderte dienstliche Stellung den Herrn Verfasser der unmittelbaren Einwirkung auf das Mineurcorps entzog und ihn bestimmte, den dritten Theil nur dann der höchsten Genehmigung zu unterbreiten , wenn die Beendigung des Ganzen nicht von anderer Seite erfolge und wenn der von ihm eingeschlagene Vorgang entsprechend gefunden werde. Durch die schmeichelhafte Anerkennung , welche der Herr Erzherzog über den eingereichten Eingang zum dritten Theile auszusprechen geruht hatte , fühlte sich der Verf. verpflichtet , auch noch nach seiner inzwischen geschloffenen activen Laufbahn das Werk zu vollenden , ein Unter nehmen, das für die gleichmäßige Durchführung des Ganzen gewiß nur ersprießlich sein konnte und gewesen ist. — Wir haben das Geschichtliche der Abhandlung mittheilen zu sollen geglaubt , weil daraus hervorgeht , daß dieselbe für den Gebrauch in den durch hohen Gehalt bekannten kaiſer lichen Mineurschulen die allerhöchste Sanction erhalten hat. Wir fügen aber noch hinzu , daß das Buch einer solchen Auszeichnung ganz würdig ist, indem darin alles Wiſſens werthe aus den Werken der vorzüglichsten Autoren , ohne ermüdendes Verfolgen weitläufiger Theorieen gründlich beleuchtet worden ist und die möglichsten Vergleichungen mit den Ergebniſſeu verlässiger Versuche ſtattgefunden haben. Der Gang der Darstellung erscheint dabei als ein wohl gewählter , die lettere selbst klar und belehrend ; endlich ist in der Ausstattung kein Aufwand gescheut worden, so oft derselbe das Verstehen erleichtern kann. Die Reichhaltigkeit des hier behandelten Stoffes macht es unmöglich, denselben einer näheren Betrachtung zu unter ziehen ; aber wir können uns nicht versagen , wenigstens einen gedrängten Ueberblick der gediegenen Ausarbeitung zu versuchen.

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Das Werk zerfällt also in 3 Theile, welche 480 große Quartseiten enthalten. Ein Atlas versinnlicht oder erläu= tert durch 537 geschmackvoll gezeichnete Figuren auf 41 Querfoliotafeln die Beschreibung oder die Lehren. Zur Bearbeitung des ersten Theils , der die eigent liche Technik , d . h. die Belehrung über diejenigen Minen arbeiten enthält , welche dem Mineur zur technischen Aus führung nothwendig sind, wurden - wie die Vorrede be= merkt « größtentheils das schäßbare Manuscript des ehe

damit zusammenhängt , entstehen kann , und die hierauf einwirkenden hauptsächlichen Umstände hervorhebend , fol gert der Verfasser, daß der Mineur wiſſen müſſe , was man von ihm billigerweise fordern kann , und der Com mandant , was er zu erwarten berechtigt ist. Er hält nur die wirklichen, praktiſchen Ausführungen für geeignet, einen sicheren und möglichst verläßlichen Maßſtab an die Hand zu geben und theilt daher die Zeitresultate von zweierlei in der neueren Zeit ausgeführten Ladungen mit ihren Ver dämmungen detaillirt mit. Die eine wurde 1831 zu Hain= burg unter den ungünstigsten Umständen (mittelmäßige Mineure und Schonung derselben wegen der herrschenden ― Cholera) die andere 1830 auf höchste Anordnung des des Herrn Generaldirectors Erzherzog Johann unter gün= stigen Umständen (Aneiferung durch die Anwesenheit des Erzherzogs , vorzügliche Leitung von Seiten der Offiziere, guter Gesundheitszustand und mehrfach vorausgegangene Proben) ausgeführt. Wir glauben, daß diese Daten ganz an ihrer Stelle sind . Dem ersten Theile sind noch folgende interessante La= bellen angehängt :

maligen Mineurcorps - Commandanten General Schröder, sowie die durch erfahrene Mineuroffiziere gesammelten Daten benügt. Die Einleitung gibt eine gedrängte Geschichte des ersten Entstehens des Minenkrieges, der Umgestaltung desselben nach Erfindung des Schießpulvers und der Fortschritte bis auf die neueste Zeit. Dann werden in 34 Abschnitten die allgemeinen Eigenschaften des Pulvers , das Miniren, die Werkzeuge , die Gallerien , Brun nen und Minensysteme erklärt , die technische Aus führung der verschiedenartigen Gallerien und Zweige unter der Erde und bei oben geöffnetem Boden, die Aus führung der verschiedenen Brunnen (auch der Boule'schen), die Ausbesserung der Gänge , die Wen dungen, das Laden , Verdämmen und Zünden der Minen c. abgehandelt. Bei der Abfassung dieses ersten Theils ist vorausgesezt , daß neben der Belehrung dem Mineur gleichzeitig der Vorgang und die Handgriffe bei den praktischen Uebungen gezeigt werden; sodann wurde beabsichtigt , in diesen Theil nur dasjenige aufzunehmen, was zur Ausbildung der Mannschaft und der unteren Chargen erforderlich ist, dagegen Alles auszuschließen, was vorzugsweise für die befähigteren und zu höheren Graden sich heranbildenden Jndividuen Nothwendigkeit wird. Dieser Absicht entsprechend, haben daher auch das Stein- und Felsensprengen , sowie am Schlusse eine kurze Erklä= rung der verschiedenen Gallerien und Minen

und Mineurcorps zu Einem, aus dem Geniestabe und den Genietruppen bestehenden Körper vereinigte. Lestere for= miren nunmehr 2 Regimenter (jedes zu 4 Bataillonen, darunter 1 Lehrbataillon) und 1 Garnisonscompagnie, mit dem Stabe zusammen 11,302 Köpfe ; die Mineure bilden einen Zug in jeder Compagnie. Zwei weitere Tabellen enthalten die nähere Formation der Regimenter und die Eintheilung des Geniestabes. Das Organisationsedict des Kaisers ist wörtlich abgedruckt. 2) Die feldmäßige Ausrüstung einer systemisirt gewese= nen, in vier gleiche Züge auflösbaren Mineurcompagnie an Werkzeugen für den Minenbau und für die verschiede= nen Handwerker, an Meßapparaten, Schreib- und Zeichnen materialien. 3) Tabelle über die Zeit , innerhalb welcher 3 Fuß *) Länge einer unverkleideten, oder einer verkleideten Gallerie

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in den verschiedenen Erdgattungen , nach allen gebräuch lichen Dimensionen der Minengänge, verfertigt werden können. 4) Tabelle über die Zeit , in welcher die Schachtge= triebe bei Brunnen von den verschiedenen Geviertedimenſio nen und bei einer Tiefe von 3 Klafter 1 Fuß beiläufig zu Stande gebracht werden dürfen, nebst der aus Versuchen in Wien 1830 erforderlichen mittleren Zeit für die Her stellung Boulescher Brunnen. 5) Berechnung der kubischen Pulverkasten für 10 Pfd. bis 100 Centner nach General Schröder. (Fortseßung folgt. )

*) 3 Wiener Fuß = 948,307 Millimeter Ganggetriebes.

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Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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nebst ihrem Gebrauche und ihren Benennungen schon hier Aufnahme gefunden. _ Nach Nach einer genauen Durchsicht dieses ersten Theils der Abhandlung haben wir uns über zeugt, daß die Abfassung eine so zweckentsprechende ist, wie sie nur von einem durchaus erfahrenen Mineur erwartet werden kann : denn die technischen Ausführungen sind aus führlich und klar auseinandergesezt , keine Vorsichtsmaß regel , keine dienliche Erfahrung ist unerörtert geblieben . Die gewählte Aufeinanderfolge der Ausführungen und die kurze und doch vollständige, faßliche Ausdrucksweise machen die Abhandlung für die unterstellten Individuen sehr be= lehrend, für den Lehrer bequem und nußreich. Das prak tische Verfahren für die ober- und unterirdischen Aus steckungen der Gallerien find mit der sorgfältigen Ge= nauigkeit beschrieben, wie es die Wichtigkeit dieser Arbeiten verlangt. Nicht minder interessante Auseinandersetzungen enthalten die Capitel über das Durchlüften und Er leuchten der Gallerien. Die erläuternden Figuren , in hinlänglich großen Maßstäben gezeichnet, sind ohne Ueber füllung , aber deutlich und ausdrucksvoll. Den unberechenbaren Nugen oder Nachtheil , der aus beschleunigtem oder verzögertem Laden der Minen uud was

1) Stand des k. k. Mineurcorps, wie solches in 2 Ba taillonen, als besonderer Zweig vom Gentecorps , vor der im Jahre 1851 ausgeführten neuen Organisation bestand, welche bekanntlich das Ingenieurcorps mit dem Sappeur

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Militär - Zeitung .

Deutschland.

Frankfurt a . M. , 4. Febr. Den Bestimmungen der Bundesmilitärverfassung zu Folge haben die deutschen Re gierungen zum Beginn eines jeden Jahres der Bundesver fammlung übersichtliche Listen über den Stand der Bun deskontingente vorzulegen. Alle Staaten sind dem bereits nachgekommen, bis auf Lichtenstein, Hessen-Homburg und Dänemark, und die Militärcommission hat nun dem Militärausschuß ein Generaltableau des deutschen Bundes heeres vorgelegt, aus dem wir ersehen , daß im vorigen Jahre die Infanterie des deutschen Heeres aus 404,502, die Kavallerie aus 71,149 und die Artillerie aus 40,270 Mann bestand. Uebrigens hat die Bundesversammlung Veranlassung genommen , die Regierungen um möglichst baldige Einreichung der Standeslisten für das laufende (Schw. M.) Jahr zu ersuchen. Großbritannien. (3) Nach dem „Morning Herald" soll es nun fest be fiimmt sein, daß im nächsten Monat Mat in den Um gebungen der Militärschule von Sandhurst ein Lager gebildet wird. Außer zwei Linienregimentern will man Baselbst 30-32,000 Milizen vereinigen. Türkei. Wir entnehmen den Mittheilungen eines bayerischen Offiziers aus Aegypten in der Beilage der Allg. 3tg." vom 24. Febr. Folgendes über die ägyptische Armee und Flotte : „Durch die schlechte Verwaltung und die Theil nahmlosigkeit des Vicekönigs leidet die Armee am meisten, und von der tüchtigen und schönen Armee Mehemed Ali's, mit welcher er so schöne Thaten verrichtete, ift fast feine Spur mehr zu finden. Ich hatte schon einigemale Ge Tegenheit , größere concentrirte ägyptische Truppenkörper und habe immer nur das Bild des kläglichsten zu sehen, Glends gefunden.

*) Diese Mittheilungen find Anfangs Januars d. 3. geschrieben.

Der Vicekönig hat befanntlich im vergangenen Sommer ein Hülfscorps von 12,000 Mann nach Constantinopel geschickt. Es wurde bei Kairo concentrirt, um zur Ein schiffung nach Damiette, dem bekannten Hafen an der Der mittelländischen Meeresküste , geführt zu werden. Kriegsminister und dessen höchster Kassebeamter hielten die Transportkosten dieser Armee von Kairo nach Damiette für eine gute Prise, steckten das Geld für ihre Verpflegung in ihre eigene Tasche , und schickten die Soldaten ohne die geringsten Nahrungsmittel dahin ab, so daß sie nach drei tägigem Marsch halbverhungert , mit Zurücklaffung eines Theils auf den Straßen , kurz im elendesten Zustand an dem Ort ihrer Einschiffung ankamen. Abbas Pafcha, der hiervon einen Wink bekommen haben mag , und vielleicht einen Grund zur Ungnade dieses Ministers suchte , um feinem 18jährigen Sohn El Hami Pascha diese Stelle verleihen zu können , raffte sich auf, bestieg ein Dampf boot , fuhr nach Damiette und überzeugte sich von dem Stand der Dinge. Alsogleich entseßte er die beiden Schul digen ihrer Stelle unter Ertheilung einiger hundert Fuß sohlenstreiche, und gab seinem Sohn das Portefeuille. Diese Geschichte gibt ein treffliches Bild , wie man in Aegypten gegenwärtig mit der Armec umgeht , wie die höchsten Offiziere bestraft werden, und in welchen Händen das Wohl der Armee jeßt liegt. Am übelsten ist fast noch die Flotte daran , die unter Mehemed Ali sehr viel leistete, und jezt eigentlich nur eine Zusammenstellung von einigen alten morschen Schiffen ist, deren Commandanten und Matrofen keinen Begriff von ihrem Dienste haben. Vor dem Ausbruch des Feld= zuge wurde für dieselbe ein neuer Admiral ernannt, wozu ein früherer hoher Steuerbeamter erwählt wurde. A18 dieser das nach seinem Urtheil beste Schiff zu dem Admi ralschiff erkoren hatte , ward auf demselben die Admiral flagge aufgezogen, und es wurden die üblichen Salven gegeben, dabei aber die unliebe Bemerkung gemacht, daß burch die Erschütterung einige Schuh tief Wasser in die unteren Räume eingedrungen war. Der Admiral verließ diesen unsicheren Aufenthalt natürlich sogleich wieder, um sich einen besseren zu suchen , und soll erst bei der dritten Wahl eine trockene Stätte gefunden haben. Da die tür • tische Flote, nach Aussagen von . Sachverständigen , in einem nicht viel besseren Zustand sein soll, so ist es wahr

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haftig nicht auffallend, daß die Russen, wie die legte hiesige Post aus Constantinopel versichert, einen großen Sieg zur See erkämpften , und namentlich auch mehrere ägyptische Schiffe vernichteten. Außer den bereits abgesendeten 12,000 Mann hat Abbas Pascha noch ein bedeutendes Corps zusammengezogen , das seit einiger Zeit im Land cantonnirt und auf einen Nuf aus Constantinopel harrt, um dorthin aufzubrechen . Das = Cavalerie selbe besteht aus 36,000 Mann Infanterie , regimentern und einigen Batterieen Artillerie, welch ' leßtere in der Umgegend von Katro liegen , um die Reise durch Syrien zu machen, während die Infanterie in einem Lager bei Alerandria versammelt ist . Alle diese Truppen, sowie die bereits abgesendeten Hülfstruppen bestehen aber nicht aus der jezigen ägyptischen Armee, sondern sind eigentlich Reservisten, d. h. Ueberreste aus der Armee Mehemed Ali's, welche bereits seit einigen Jahren in ihre Heimath_eut= laffen waren und nun wieder eingerufen wurden. Der Zustand derselben ist kaum zu beschreiben , denn ihre Be= waffnung und Montur ist wahrhaft kläglich , ihre Ober offiziere sind die Gemeinsten unter den Gemeinen, und ihre Unterkunft im Lager ist schrecklich. Ihre Kleidung besteht aus alten zerrissenen weißleinenen Kitteln und Beinkleidern, und einem fadenscheinigen grauen Mantel, in der Farbe ähnlich dem früheren bayerischen Militärmantel ; ihre Schuhe find , wenn ſie deren haben , zerfeßt , und ihre Strümpfe wie erst im Entstehen begriffen, so daß sich damit die Sol daten ihre freie Zeit auf erbauliche Art vertreiben. Das schönste an ihnen ist die Kopfbedeckung , bestehend aus den rothen Käppchen (Tarbusch) , welche zwar auch nicht neu find, aber doch gut stehen. Ihre Armatur besteht in einem alten Steinfeuergewehr und einem schlechten Säbel, die Nahrung in schlechtem Brod mit Zwiebeln oder Früchten, und ihre Wohnung ist ihnen theils in einem alten , zer fallenen Staditheil Alexandria's, in ächt ägyptischen Hau ſern angewiesen, in denen Niemand aufrecht zu stehen ver mag, und die mehr schmußigen aus Lehm zusammengesezten Hundshütten ähnlich sehen , als einer menschlichen Woh= nung ; theils in Zelten, welche nach allen Seiten offen stehen und bei den häufigen in der jezigen Jahreszeit hier fallenden Regengüssen nur wenig Schuß gewähren. Der Anzug der Offiziere ist zwar aus Luch, aber doch nicht viel besser als der ihrer Untergebenen, denn man sieht auch fie gewöhnlich mit Schuhen ohne Strümpfe gehen; ihre Nahrung ist ähnlich jener der Soldaten, mit denen fie auch ihre schmugigen Lagerstätten und ihre Spiele theilen. Die Cavalerie und Artillerie gibt der Jnfanterie nicht viel nach; die Pferde sind zwar schön und von edlem Blat, aber in einem sehr schlechten Zustand , abgemagert, kurz mit allen Anzeichen eines gänzlichen Mangels an Wart und Pflege; die Sattelequipage und das Zaumzeug fürchterlich verflict oder zerrissen , auch sind die Pferde sehr nachlässig und schwer bepackt, so daß sie bald Schaden leiden müssen. Die Artillerie führt ein ganz veraltetes Laffettensystem mit Fich , da der Vicekönig seine neuen englischen Blocklaffetten im Land behalten will ; ihr Aussehen , sowie das der Kanonenrohre lassen auf keine lange Brauchbarkeit schließen. Das beste an der ganzen Armee ist die Bespantung, welche aus sehr guten , kräftigen Mauleseln besteht , und auch ganz ordentliche Beſchirrung hat. Aus Allem möchte ich

den Schluß ziehen , daß, wenn auch diese Armee aus alt= gedienten , feuergewöhnten Soldaten besteht , sie doch in ihrem jezigen Zustand nur wenig zu leisten im Stande sein wird , zumal in einem rauhen Klima , da die Sol daten schon in dem hiesigen warmen Winter , der einem deutschen Sommer nur wenig nachgibt, in ihre Mäntel gehüllt gehen und dennoch frieren. Am geeignetsten wären dieselben noch zu Tirailleurs , wobei ihnen ihre ungeheure Behendigkeit , Schlauheit und ihr vortreffliches Auge sehr nüßlich wären , aber zu erfolgreichen Lirailleurgefechten Ich für mangeln ihnen wieder die nöthigen Büchsen. meine Person habe die Ansicht gewonnen , daß, wenn die Ruffen nicht vor dem braunen, bärtigen, schmußigen Aus sehen dieser Leute erschrecken , fie dieselben als Soldaten nicht sehr zu scheuen brauchen. ( Schluß folgt. )

Literatur. Abhandlung über die Kriegsminen. - Zum Gebrauche der k. k. österreichischen Mineurschulen. 3 Theile. Mit einem Atlas. ――― Wien, 1852. Ver lag der artistischen Anstalt von L. Förster.

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(Fortseßung.) Der zweite Theil zerfällt in zwei Abtheilungen, von welchen die eine die Minenladungen und deren Anlage und Wirkungen, die verschiedenen Zündungs arten , die Reinigung der mit schlechten Gasarten an gefüllten Gallerien und die Beleuchtung derselben , die andere Abtheilung die Demolirungsminen ab handelt. Obgleich der Mineur in Oesterreich keinen Einfluß auf die Erzeugung des Pulvers hat, indem er dasselbe von den Pulverwerken der Artillerie bezicht, so find doch den Bestandtheilen und Eigenschaften des Pulvers lehrreiche Abschnitte gewidmet und die Forderungen an die ver schiedenen Pulverarten , sowie die Angaben anerkannter Forscher aufgenommen worden. Die Untersuchung, wie Trichterminen erzeugt werden , - die Geseze und Be= dingungen , nach welchen sie zu laden sind , um die beab sichtigten Wirkungen zu erhalten, die theoretischen Säße über die von den Pulverkräften zu überwältigenden Wider standskräfte und über die Berechnungen der Minen= ladungen find gründlich erörtert, und ſelbſt ſolche Theo rien haben Auseinanderseßungen erfahren , welche für die Praris von keinem Belang sind. Diese Erörterungen und Zergliederungen führen zu dem Schlusse , daß wegen der Mannichfaltigkeit der zu sprengenden Medien bis jest nur diejenige Berechnungsweise der Ladungen zu einem prak tischen Resultate führe, welche sich auf Versuche stüßt. Zu dem Ende beschäftigt sich die Abhandlung vorerst mit der fachgemäßen Ausführung der im Erdreiche anzulegenden Probeminen unter sorgfältiger Beleuchtung aller be= fonderen Umstände, Bedingungen und Vorsichtsmaßregeln, welche dabei zu beachten sind. Darauf wird die Berech= nung für gleichseitige Minen , einmal nach der Me=

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thode, welche die Form des Explosionskörpers fest muß, damit die Minen bei der beabsichtigten größten Wir sezt, und zwar nach den vereinfachten Annahmen von kung zugleich die rückwärts gelegene Gallerie gegen Zer= Gumbert und Lebrun, dann aber nach der Methode, welche störung und Beschädigung schüßen. In der Detailbeschreibung der gewöhnlichen Flatter= die Figur des Explosionskörpers ganz außer Acht läßt, abgehandelt und gezeigt, daß beide Methoden zu minen, der Bomben flatterminen und der Stein demselben Resultate führen. fougassen vermissen wir keine der vielfachen praktischen Hieran reiht sich die Betrachtung der unterirdischen Regeln und haben namentlich die Mittheilungen der um= Wirkungen der gleichseitigen Minen in gleichartigem fangreichen Versnche über Steinfougaffen mit ihren Wir Erdreich und in ungleichartigen Medien , sowie die kungen unser Intereffe befriedigt, weil wir dadurch in den Berechnung der Entfernung in , unter und über dem Stand gefeßt waren, die Resultate mit von uns selbst Die Galleriefou= erlebten Versuchen zu vergleichen. ― Horizonte des Ofens von der einzustürzenden Gallerie. um die Theorie über stark geladene Minen durch gassen oder Gegenbrunnen (von General Fleury 1820 Erfahrungen zu bestätigen oder zu berichtigen , werden die erfunden) , welche bei tief liegenden Systemen über den Gallerien erbaut, verdämmt und ohne Beschädigungen der stattgehabten Versuche zu La Fére 1732 , zu Bizi 1753, zu Verdun 1759 , sämmtlich unter der Leitung Beli leßteren gezündet werden können , und die gegen den vom dor's, sodann die Erfahrungen bei Schweidnig 1762 Angreifer versuchten Bau unverdämmter Brunnen , sowie und ein im Jahre 1848 bei Öllmüş zum Unterrichte der gegen die Verbauungsarbeiten überhaupt so gute Dienste Mineurschüler mit dem vollsten Fleiße und mit großer zu leisten im Stande sind, während durch ihre Anwendung der Pulveraufwand geschont und die großen Trichter, welche Genauigkeit ausgeführter Verſuch in gewissenhaft erhobenen Resultaten bezüglich der Wirkungen in, unter und über die Ofen der tief liegenden Gallerien erzeugen müßten, vermieden werden, sind in besonders großer Ausdehnung dem Horizonte des Ofens mitgetheilt. Nachdem die Um vorgetragen worden , ohne daß in das ganze Detail der stände mit Scharfsinn erwogen und die Verläßlichkeit der Erscheinungen gesondert und festgestellt sind , gelangt der scharfsinnigen , nächst Hainburg 1837 angestellten Versuche eingegangen worden wäre. Hieran schließt sich die kurze Herr Verfasser zu dem Schluffe, daß man den Formeln Beschreibung der zu gleichen Zwecken anwendbaren Flatter Lebrun's für die stark geladenen Minen mit Vertrauen zu minen (fougasses contre-puits) und der von den fran folgen berechtigt sei , so lange nicht neuere Versuche viel zöfifchen Genieoffizieren vorgeschlagen camouflets contre leicht noch nähere Daten angeben, puits ; hinsichtlich des Ausführlichen über lettere verweist Nachdem auch die Ladungsberechnungen für schwach Cours des mines" geladene und für Dampfminen , für welche es zur der Herr Verfasser auf Boutault's und glaubt sich jeder weiteren vorgreifenden Beurtheilung Bestätigung der Theorie noch an hinlänglichen Erfahrungen dieses Vertheidigungsmittels enthalten zu sollen, bis nicht fehlt, nach Lebrun entwickelt sind , wird es dem Intereffe eigene Versuche des t. t. Mineurcorps Aufschlüsse über die der Minenwissenschaft für entsprechend gehalten, die scharfe Anwendbarkeit geben. finnige Berechnung und die darauf gebauten Schlußfolge rungen des gewesenen Profeffors der f. t. Ingenieurakademie Daß ein so umfassendes Werk, wie das vorliegende, Major Wüstefeld aus dem Manuscripte beizufügen, auch die Versuche nicht unberührt läßt, welche sich auf die welcher fich die Aufgabe stellte , mit Vermeidung aller Wirkungen durch Beimischungen zur Ladung erstrecken, hypothetischen Theorien eine Formel aufzufinden, die über kann nicht anders erwartet werden , und so folgen daun einstimmend mit der Erfahrung gleichmäßig für die schwach die Ergebnisse , welche durch Zuſäße von Sägeſpänen oder geladenen, die gleichseitigen und die stark geladenen Minen von Wasser erhalten worden sind , und die den Herrn geeignet sei. Verfasser, nach gehöriger Würdigung anderer , möglicher Mit gleicher Gründlichkeit wie die vorhergehenden Auf weise damit verbundenen Nachtheile zu dem Schlusse be gaben finden wir die Berechnung der accolirten Minen rechtigen, daß man sich wohl am besten und verläßlichsten und diejenigen in hohlem Raume durchgeführt. — Die des reinen Pulvers zu den Minenladungen bediene. rationellen Betrachtungen, denen die unverdammten Gegen die Anwendung der Schießbaumwolle spricht deren Minen unterworfen worden sind , werden jeden mit der leichte Entzündlichkeit und die damit verbundene Gefahr. Im ersten Theile der Abhandlung wurden die Zünd Minenwissenschaft Vertrauten in hohem Grade befriedigenz einen besonderen Werth erhält aber dieser Abschnitt durch feuer mittelst der Zündwurst, der Stupinen, und des Lauf die mitgetheilten Details über Mouze's interessante Ver feuers erklärt und die diesen Zündungsarten anklebenden Mängel erörtert , welche den General Schröder zu dem suche , welche Lebrun als Grundlage für die Vervollstän digung der Theorie benußt hat. Ausspruche veranlaßten, es ſei wünschenswerth, eine Zün Zu diesen streng wissenschaftlich ermittelten Ladungs dungsart auszumitteln , welche , bei gleicher Verläßlichkeit berechnungen glauben wir noch als Verdienst des Herrn wie die der Zündwurst , deren Nachtheile beseitige. Es Verfassers hervorheben zu sollen, daß er weit ausgedehnte werden nun die Forderungen aufgezählt , welche außer Theorien und Formeln vermieden hat, weil er fie für den Sicherheit und Schnelligkeit der Zündung an jedes An= praktischen Mineur nicht gerade für nothwendig hält. feuerungsmittel gestellt werden müſſen, und dann die Zün= Im folgenden Abschnitt wird die Verdämmung, die dungen mit der Feuermaus , mittelst des Phosphors, im ersten Theile hinsichtlich der kunstgerechten und mög des chemischen Apparates, des Percussionsschlosses, lichst festen Ausführung beschrieben worden , für die ver der Rakete und des electromagnetischen und gal schiedenen Minengattungen nach den Verhältnissen theo vanischen Apparates ausführlich beschrieben und verfinn retisch ermittelt, in welchen sie zu den Pulverkräften stehen licht. Die Beurtheilung des Werthes und der eigenthüm

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lichen Mängel eines jeden dieser Zündungsmittel zeugen von dem erfahrenen Denker. Das im ersten Theile erklärte Verfahren , mittelst ver= schiedener Ventilationsapparate das matte Wetter aus den Gallerien vor der Explosion zu entfernen, ist in seiner Anwendung, das schlechte Wetter auch nach der Erplosion aus den Gallerien fortzuschaffen , zu schwach und macht im Minenkriege schneller wirksame Mittel nöthig. Die geschichtlichen Forschungen über solche Mittel, die Versuche, Erfindungen und die dadurch veranlaßten Opfer enthalten viel Belehrendes , und es werden zuleßt die Anwendung von Reagentien und der damit verbundene Ventila tionsofen des Ingenieurmajors v. Mártony genau, sowie der Sabla ukou’ſche Apparat der Hauptsache nach beschrieben. - Nicht minder wichtige Gegenstände behan= deln die nach übrigen Abschnitte dieser Abtheilung , nam lich einen Rettungsapparat von v. Mártony, welcher den Mineur in den Stand sezt, in lebensschädlicher Luft gefahrlos zu arbeiten , und dann die Beleuchtung der mit solcher Luft erfüllten Gallerien. Wir können auf die finnreiche Zusammenſezung dieses Apparates nicht eingehen, vielmehr nur die Bedingungen angeben , die der Erfinder stellte. Er verlangte : einen Menschen aus einem trag baren , im beengten Raume die Beweglichkeit nicht hin dernden Behältnisse athmen zu machen, welches , mit atmosphärischer Luft gefüllt , zwanzigmal mehr Luft ent= hält , als seiu Inhalt ohne Comprimirung aufnimmt ; so dann den Mann mit einer Maske zu versehen , welche, mit dem Behälter verbunden , keine besondere Oeffnung für die ausgeathmete Luft enthält, indem diese ihren Aus gang durch die nicht luftdicht an den Körper anschließenden Theile der Maske zu nehmen und durch ihren Austritt das Eiudringen tödtlicher Gasarten zu verwahren hat. Versuche haben ergeben, daß diese schwierige Aufgabe eine glückliche Lösung erhalten , indem ein mit dem Apparat versehener und einigermaßen instruirter Mann ohne die mindeste Beschwerde im Athmen 35 Minuten im Minen= dampfe mit dem Luftvorrathe aushalten kann , für welche extreme Zeit man jedoch aus Gründen der Vorsicht 15 bis 20 Minuten für die volle Sicherheit festgesezt hat. Wir erblicken in den Ventilations- und Rettungsapparaten die Mittel , das Uebergewicht der Vertheidigung in einem bis jest kaum zu ahnenden Grade zu erhöhen. Die zweite Abtheilung des zweiten Theils erőr tert also die Demolirungsminen , nämlich solche Sprenganlagen , durch welche Erdwerke , freistehende und Verkleidungsmauern , Festungswerke, Caſe= matten, Pulvermagazine , Gallerien, Gebäude, Brücken, Straßen , Brunnen und andere Gegenstände auf die sicherste, schnellste , zweckmäßigste und wohlfeilste Art zerstört werden sollen. Da Zeit und zur Hand stehende Mittel , Lage und Verbindung der zu zerstörenden Gegen ſtände, sowie dabei vorwaltende Umstände einen so wesent lichen Einfluß auf die Anlage solcher Demolirungsminen haben , daß den eben gestellten Bedingungen nicht immer in ihrer ganzen Ausdehnung entsprochen werden kann , so hat der Herr Verfasser sich nur auf die in der Ausübung

am gewöhnlichsten vorkommenden Fälle, auf Beiſpiele aus der Erfahrung und auf die daraus gezogenen Schlußfolge= rungen und Regeln beschränkt , indem es der umsichtigen Beurtheilung des leitenden Genieoffiziers überlassen bleiben müsse , diese Regeln den Umständen gemäß änzuwenden und zu modificiren. In den Bildern zu den oben ange= deuteten Gegenständen sind die verschiedenen Minenorte genau versinnlicht , und die Abhandlung ermittelt für be sondere, diesen Gegenständen eigene Formen die aus Er fahrungen abgeleiteten Modificationen und Säße bezüglich Anlage und Ladung. ―― Besondere Aufmerksamkeit ist den Sprengungen in hohlen Räumen zugewendet worden, wozu die bei der Demolirung von Aleſſandrien 1815 und aus den Versuchen zu Wien 1830 erhobenen Daten werth= volle Ergebnisse geliefert haben , um Anhaltspunkte und ___Regeln für solche Sprengungen zu geben . Als dankens werthe und interessante Beigabe erkennen wir auch die Mittheilung des Vorgangs und der Erfahrungen bei den durch die örtlichen Umstände mit den größten Schwierig= keiten verbundenen Felsensprengungen am Binger loche im Rhein , welche der König von Preußen , Fried rich Wilhelm III., in den Jahren 1829 bis 1831 zu Gunsten der Schifffahrt ausführen ließ. (Schluß folgt.)

Kurze Anzeigen und Nachrichten. BN. Die Materialien zu einer Geschichte des ruffifch = tür tifden Krieges wachsen nachgerade zu einer förmlichen Bibliothek an. Soeben find wieder zu Paris zwei neue Schriften darüber erschienen: Fr. Combes la Russie en face de Constantinople , et de l'Europe depuis son origine jusqu'à nos jours ( bei Dentu, 536 Sgr. gr. 8. ). Jul. Ladimir les Russes et les Turcs, histoire complète de leurs différends, de leurs guerres et notamment de la campagne de 1853 (bei Arnault, 206 S. 8., mit einer color. Karte des Kriegsschauplaßes und einem lithogr. Panorama des Bosporus) . BN. Unter den neueren Schriften der engliſchen Literatur dürfte ein Werk des Capt. W. R. King : campaigning in Kaffirland or scenes and adventures in the Kaffir war of 1851-52. (London bei Senadart u. Otley 329 S. 8. m. k.) nicht unberücksichtigt bleiben. Der Verf. sagt in der Vorrede, daß er keine ausführliche Geschichte des Kaffernkrieges schreiben wolle, verfolgt aber die ganze militärische Führung desselben bis zu dem Frieden. Die Kupfer (Steindrücke) stellen das Lager der Amatolas , den Sturm der Hochländer auf dasselbe, den Tod des Obersten Fordyce , Blink water und die benachbarten Höhen , und den Uebergang über den Orangefluß dar. Die Details über die Fingo's, die Buschmänner, die Kaffern u. f. w. find sehr intereſſant. BN. Zu den zahlreichen Schriften , welche über den erften Birmanentrieg erschienen find , ist in diesen Tagen eine neue, unter dem Titel reminiscences of the Burmese war in 1824-1826 von dem Capt. F. B. Doweton vom 1. europäiſchen Füfilier. regiment von Madras , gekommen (London bei Allen u. Comp. 376 S. kl. 8. m. Lithogr.). Der Verf. machte als Augenzeuge den Feldzug mit, und seine Berichte waren ursprünglich in dem viel gelesenen „Afiatic Journal" abgedruckt. Er beschreibt den Feldzug wie ein Offizier, der den Felddienst kennt, und seine Schilderungen dürften daher , namentlich für den Militär , von großem Zntereffe fein. Die beigegebenen Lithographien , namentlich die , welche die berühmte Pagode von Shumadû darstellt, find nach des Verf. eigenen Skizzen ausgeführt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Mann so lange man ihn bedarf, und so lange man keinen Ersat dafür hat. Der Ersaß oder die Recrutirung wird summarisch und Berlin, 25. Febr. In den leßten Monaten find in sehr willkürlich geleistet, d. h. es erhält ein Ort durch mehreren Festungen Versuche mit Bewerfung bomben seinen Vorsteher den Auftrag, einen oder mehrere junge ficherer casemattirter Räume aus Mörsern schwe ren Calibers angestellt worden. Man hat namentlich Leute zum Heere zu stellen, welcher Pflicht meistens mit den Zweck gehabt, die Güte der vorhandenen Verthei Anwendung von Gewalt an dem nächsten besten tauglichen digungsmittel zu erproben und eventuelle Verbesserungen Individuum nachgekommen wird. Hie und da wird der Um die Widerstandsfähigkeit der unglückliche Recrut sogar aus einem anderen Dorfe ge= derselben zu treffen. Gewölbe gegen schwere Projectile zu erhöhen, hat man es stohlen und durch Anlegung von Ketten und andere Zwangs vielseitig für nöthig erachtet, auch die freistehenden bomben mittel an die Werbestation transportirt. Dort angekommen, ficher eingedeckten Räume mit Erde zu bedecken. (C.-B.) wird er an der Hand als Soldat gezeichnet, und von dieſem Augenblick büßt er das Davonlaufen mit dem Leben. Es besteht eine so große Furcht vor dem Militärdienst, daß Türkei. junge Leute sich selbst sehr häufig ein Auge verlegen, und daß auch Mütter ihren Kindern ein Auge ausstechen , um (Schluß der Nachricht über die ägyptische Armee und Flotte".) sie dereinst von dieser Last zu befreien , welchem Umstand Warum aber Abbas Pascha gerade diese Reserve als neben der einheimischen ägyptischen Augenkrankheit zuge= Hülfstruppe für die Pforte bestimmt hat, weiß ich nicht schrieben wird, daß man fast unter drei Menschen einen zu sagen. Vielleicht geschah es, weil er sie als kriegs findet , dem wenigstens ein Auge fehlt. Mehemed Alt, gewöhnt für tüchtiger hält, als seine junge Armee , oder, welcher für Alles guten Rath wußte, hatte dieser Selbst= was wahrscheinlicher ist , weil er seine bessere junge Armee verstümmelung dadurch ein wenig gesteuert , daß er gerade nicht aus seinem Lande entfernen wollte. Diese hat nåm solche Einäugige in ein eigenes Bataillon zusammenstellen lich viel mehr das Aussehen eines Heeres, wovon mich ließ, welches dann immer voran in's Feuer geschickt wurde. eine Zusammenziehung von 10,000 Mann unter Befehl Mehemed Ali ließ bekanntlich Alexandria befestigen, des ergrauten Soliman Pascha (Selves) vollkommen über womit er den französischen General Gallice betraute, welcher zengte. Die Leute sind kräftig , schlank, gewandt , jung, die Stadt mit einer Unzahl von Forts umgab , die sich ziemlich gut gekleidet, haben sogar Tuchkleider oder sollen nach Osten und Westen fünf Stunden weit an der Meeres fie wenigstens haben, einige Bataillone sind mit Percussions küste hin erstrecken, und dadurch Alexandria zu einem festen schlössern versehen , die Artillerie ist mit dem englischen Plaß erhob, der an Ausdehnung seiner Werke der Be Blacklaffettensystem ausgerüstet, und unter den anwesenden festigung von Paris nicht viel nachgibt. Die Bauart und 5 Batterieen befanden sich sogar 2 reitende, mit sehr schö die Anlage der Forts , wobei Gallice das umliegende hüge nen flinken Pferden und 14 Mann Bedienung zu Pferd lige Terrain vortrefflich zu benüßen wußte , sichern dieser am Geschüß. Ihre Verpflegung war gut, und zum Trans Festung eine große Widerstandsfähigkeit , und bei guter port der Lebensmittel und der Bagage folgten wenigstens Vertheidigung würde deren Belagerung immer eine große 1000 Kamele der Truppe, welche auf die Dauer von dret Armee beschäftigen. Dennoch würde diese große und un Wochen zu Feldmanövern nach Niederägypten abmarschirt endlich kostspielige Befestigung das Land wohl kaum vor ist. Diese junge Truppe ist sehr gut geübt , mit nicht Landungen und Erfolgen irgend einer europäischen Macht schlechten Commandanten versehen , und manöverirt rasch schüßen , da an der flachen Nordküste Aegyptens noch viele und ziemlich genau, wozu viel von den französischen Erercir Landungspläße, wenn auch keine unbefestigten Hafenpläge, vorschriften angenommen wurde. Die Dienstzeit ist nach sind , von welchen aus man eine Armee an's Land sezen neneren Bestimmungen auf acht Jahre festgesezt, doch wird kann. Ein Theil dieser Truppen kann Alexandria blokiren, diese Zeit fast nie eingehalten, sondern man behält den während der Hauptarmee bis in das Herz Aegyptens der Preußen.

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Weg offen steht. Abbas Pascha darf sich daher wohl hüten , die europäischen Mächte zu reizen , so läftig ihm auch deren vielfache Zumuthungen sind. Wie natürlich ist das Gelüste nach einem so herrlichen Besißthum ! Aegypten wäre insbesondere für England ein höchst wichtiges Land, da durch dasselbe, wenn es mit europäischen Verkehrs mitteln ausgestattet wäre, alle Handelsverbindungen nach Indien ziehen würden , wodurch großer Zeit- und Geld gewinn für England erreicht würde. Fährt daher Abbas Pascha nicht fort, so willfährlich allen Anordnungen, welche ihm zur Erleichterung des Durchzugs durch sein Land ge stellt werden, zu entsprechen, wie er es bisher insbesondere mit der Eisenbahn von Alexandria nach Kairo gethan hat, so sollte es mich nicht sehr wundern , wenn ich einmal statt des Halbmondes die englische Flagge von der Cita delle zu Kairo herabwehen sähe.“

Jahre 1840 zu einem gemeinsamen Manöver vereinigten, die Signale desselben Armeccorps zur Uebereinstimmung brachten 2c. , dieselben Anschauungen, welche den Kriegs herrn der mecklenburgischen Truppen vermochten , solche den preußischen Manövern beiwohnen zu lassen , dieselben Motive, welche den so außerordentlich wichtig und ersprieß lich sein könnenden Bundesinspicirungen das Leben gab, dieselben Beweggründe hätten noch außerordentlich viel Anderem und Nöthigem die Wege zu bahnen , damit die thatsächliche Wirklichkeit den so dringend und häufig aus gesprochenen Wünschen zu entsprechen vermöchte. Ob ihnen aber eine nahe Zukunft schon Erfüllung bringt , dieser Hoffnung auf das Selbſterleben der höchſt wünschenswerthen Reformen läßt der bei uns weniger entwickelte nationale Sinn , die Langsamkeit, die bisweilen nahezu lasterhafte Gründlichkeit, nicht besonders viel Raum. Daß Reformen aber kommen, dafür bürgt die kerngesunde, kräftige, ureigne Natur des Deutschen , dessen Entwickelungsgeschichte mehr Jahrringe zu fordern scheint, als die von anderen Menschen kindern. Die Mängel, die allzugroßen Mannichfaltigkeiten im deutschen Heerwesen , die vielen Zuwenig, die der Gleichheit und Uebereinstimmung im Wege stehen, sind also gewiß nicht rasch oder leicht zu beseitigen und aus zugleichen. Würde nun dem was Noth thut vorzüglicher Vorschub geleistet, wenn man alle Stände abschaffte oder die reni tenten Regierungen reformirte, wie der Waldecker Kamerad vorschlägt ? Weder das Eine noch das Andere möchte dem großen Ganzen besonders viel nüßen und der gewünschten Gleichheit sehr nahe führen. Andere Institutionen, andere Regierungen würden in die Lücken treten , mit gleicher Zähigkeit und deutscher Hartnäckigkeit am Hergebrachten halten, nicht als Besserem, sondern als Hergebrachtem. Deshalb Zeit und wiederum Zeit für Uebereinstimmungs entwürfe deutscher Armeetheile und ein möglichst gesteigerter Verkehr der höheren Offiziere. Das letztere halten wir mit für den größten Vortheil der seitherigen Bundesinspici= rungen. Das Beste vermöchte aber eine freimüthig und aus höheren Rücksichten mitunter laut und im wohlver= standensten Interesse ihrer Kriegsherrn, ihrer Corporation und der ganzen Nation , energisch sich aussprechende Bundes militärcommission zu thun. So lange dieser Hauptmeilenstein zum gemeinsamen Ziele nicht erreicht ist, so lange die von Frankfurt ge= kommenen unmaßgeblichen oder maßgeblichen Wünsche, und zur Berücksichtigung empfohlenen Dafürhalten auf gewisse wesentliche Dinge sich noch nicht beziehen können - sind wir eben noch nicht weit, noch nicht so weit vorgeschritten, daß die bereits getroffenen Vereinbarungen nicht dem Na men, sondern auch der That nach aufrecht erhalten blieben. Wie die Verhältnisse liegen , ist vor der Hand Vicles unmöglich ; dagegen bleibt manches , den Umständen zu Folge Zulässige, ausführbar. So mißliebig die Ausdrucks weise auch sein mag, so lassen sich doch die Wege zu Ver befferungen , Uebereinstimmungen anbahnen , vorbereiten. Und in dieser Aufgabe sieht die Bundesmilitärcommiſſion ein weites Feld der nüßlichsten Thätigkeit vor sich ausge= breitet , welches sorgfältig und immer sorgfältiger cultivirt zu sehen, das gemeinsame Vaterland erwartet und er= warten darf.

Die deutsche Generalstabskarte. Ein Mecklenburger Kamerad schreibt der Wehrzeitung : Die materiellen Interessen , Handel und Industriever einigungen mögen in ihrer Richtung fruchtbringend und segensreich wirken , das wahre Wohl Deutschlands liegt in seiner vereinigten Kraft und würdigen Stellung nach Außen und hierfür ist die unerläßlichste Bedingung Einheit und Gleichheit seiner Heere. Wir haben mit dem guten Beispiel den Anfang gemacht und Preußen hat uns freund lich die Hand dazu gereicht. Mögen die übrigen bald nach folgen !" Die Zukunft wird dieses Wunsches Erfüllung oder Ein Waldecker Kamerad schreibt Nichterfüllung bringen . derselben Zeitung : "Wir stehen hier ganz auf dem Stand punkt der unerfreulichen Ueberzeugung (die immer wieder auszusprechen wir für unsere Pflicht halten) , daß nämlich auch selbst durch die gründlichsten Inspicirungen der kleineren Contingente in den eigentlichen Lebensfragen (Formation nn mit ausreichenden Cadres , längere Präsenz der Mann schaften bei der Fahne , gemeinschaftliche Üebungen mit größeren Truppenkörpern, womöglich in gemischten Waffen, Schaffung einer Aussicht auf Avancement für die Offiziere u. a. m.) in keiner Weise wird geholfen werden, so lange die erlauchten obersten Kriegsherrn in den eigenen Regie rungen und Kammern die Hemmschuhe bei Verwirklichung ihrer besten Absichten in dieser Beziehung finden und so lange die einfichtigsten Gutachten und dringendsten Empfeh Jungen der Bundesmilitärcommission in Betreff der deutschen Wehrkraft kein anderes Resultat herbeizuführen vermögen, als daß die Bundesversammlung den betreffenden Regie rungen das Ersuchen stellt, oder das vertrauensvolle Erwarten ausspricht , wie dieß oder jenes so oder so werden möge." Die Wehrzeitung selbst schlägt Aufstellung einer Stamm division des deutschen Bundesheeree bei Frankfurt als ein vortreffliches Mittel vor , um das Eine, was Noth thut, auf nächstem Wege zu erreichen. Dieses Eine, was Noth thut, gelangt Tag für Tag zu allgemeinerem, deutlicherem Bewußtsein , bei den Eisenbahnen, bei den Miniégewehren, bei den Signalen wie bei den Commandos , bei dem Ca liber , Material, den Munitionsvorräthen und Gott weiß was Allem. Dieselben Beweggründe, welche das 8. Armeecorps im

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Ein Gegenstand unter den vielen , der jeßt wiederum in Angriff genommen werden könnte, wozu sicherlich man nichfache, werthvolle Vorarbeiten unter den Acten der ge= nannten hohen Commission sich befinden, ist die Ausarbei tung einer deutschen Generalstabskarte. Fern yon der Anmaßung in dieser Beziehung irgend etwas Räth liches mittheilen, Erwägungsgründe für ein so weitschich= tiges Unternehmen erörtern zu können , beschränken wir uns darauf, den Gegenstand wieder einmal zur Sprache gebracht , einen Wunsch angedeuet zu haben , den Viele mit uns theilen. Einmal muß mit dieser Arbeit der Anfang denn doch gemacht werden, und es ist in der That nicht von selbst verſtändlich und begreiflich , warum mit den Vorarbeiten zur Sache selbst (nicht mit der Einleitung zur Einleitung) nicht in nächster Zukunft schon begonnen werden könnte. Sind auch die Detailaufnahmen in allen deutschen. Staaten wohl nicht völlig beendigt , so scheint es ja auch gar nicht nöthig , und dürfte dieß wohl keineswegs den Grund abgeben, warum mit dem nationalen Unternehmen, welches ohnehin nach einer ziemlichen Reihe von Jahren erst zur Vollendung zu gelangen vermöchte, der Anfang noch nicht gemacht worden ist.

öffentlichung eignen und durch welche der Sache selbst natürlich nicht neue Hindernisse erwachsen dürften. Gerade bei dieser Angelegenheit halten wir die Deffentlichkeit für ein Förderungsmittel, sobald wenigstens ein Abschluß über bestimmte Punktationen stattgefunden hat , weil eben das Unternehmen nicht unbedeutende Mittel erheischt , welche durch eine vorbereitend günstig gestimmte öffentliche Mei nung rascher und schnellflüffiger zur Verfügung gelangen.

Dem äußeren Anscheine nach sollte man weiterhin nicht glauben , daß es so schwer fallen könnte , über die zu be obachtenden Grundsäße und die allgemeine technische Orga= nisation der Arbeit sich verständigen zu können. Ist man aber zu diesem Ziele gelangt, so würde wohl auch die Wahl des ausführenden Personals nicht auf besondere, sehr schwer zu beseitigende Schwierigkeiten stoßen können. Dann aber vermöchte auch das Personal alsbald zusammen zutreten, die Arbeitseintheilung zu treffen und in wenigen Jahren könnte man in voller Thätigkeit sein. Da nicht überall, sondern nur theilweise nachträgliche Detailaufnahmen stattzufinden hätten, würden sich die Kosten nicht auf solche Summen belaufen , welche z . B. für die Karte von Frankreich erforderlich sind , da neue Triangu lationen und andere Vorarbeiten nicht nöthig wären. Reductionen und Materialzusammenstellungen möchten viel leicht den größten Theil der Arbeit bilden . Was hierbei noch besonders hoch anzuschlagen wäre, bestünde wohl darin , daß an diesem nationalen Werke gleichzeitig aus allen Armeetheilen Deutschlands Offiziere an einem Punkte zu einem Zwecke versammelt wären, um zum Nußen und Besten des gemeinsamen Vaterlandes, mit deutschem Fleiße und hier minder lasterhafter Gründlichkeit dem Auslande zu beweisen, mit welcher Präcision, Nasch heit und den höchsten Anforderungen der Richtigkeit und Schönheit entsprechend, deutsche Offiziere auch zu arbeiten. vermögen , wenn es gilt , ein allgemein nationales Unternehmen zur Vollendung zu bringen. Daß von Seiten der Militärbehörden deutscher Einzeln staaten dieser Gegenstand bereits Anregung fand und in Erwägung gezogen wurde, wer möchte daran zweifeln, allein das so sehr dabei betheiligte größere Publikum erfuhr höchst wenig davon. Schon um deßwillen dürfte es wünschenswerth erscheinen , daß ein Wissender über die Sachlage und die entgegenstehenden Schwierigkeiten die jenigen Mittheilungen geben möchte , welche sich zur Ver

Literatur . Abhandlung über die Kriegsminen. Zum Gebrauche der k. k. österreichischen Mineurschulen. 3 Theile. Mit einem Atlas. - Wien, 1852. Ver lag der artistischen Anstalt von L. Förster . (Schluß. )

Der dritte Theil zeigt vorerst durch genaue Unter fuchungen, wie die Gallerien und Defen anzulegen find, um sowohl gegen oberirdische, als gegen unterirdische Verbauungen dem jedesmaligen Zweck entsprechend für jeden zu sprengenden Raum ihre Wirkung entfalten können. Dann werden die Mittel betrachtet, vermittelst welcher der Belagerer dem unterirdischen Krieg ausweichen kann, nämlich der Sturm auf den bedeckten Weg unter Bemächtigung der Vertheidigungsgallerien, das Einstürzen sowie schnell abgeteufter Brunnen und auf deren Sohle niederlegter und verdämmter Pulverladung . Das lettere Verfahren , ein Gedanke Boule's, welches in der Belagerung von Berg op Zoom 1747 bei der Abfahrt in den Graben zur Ausführung gekommen ist , hat Mouzé aufgefaßt und weiter ausgebildet , um mit schnell abge= teuften unverdämmten Brunnen ein Minensystem in viel kürzerer Zeit zu überwältigen , als es mittelst Gallerien und stark geladener, verdämmter Minen möglich wird. Man kann sich selbst bei nur oberflächlicher Betrachtung der in ihren Hauptzügen dargestellten idealen Theorie_von Mouzé, in welcher mitunter wahrhaft theatralische Vor gänge vorkommen, cines großen Bedenkens über die Wahr scheinlichkeit des Erfolges nicht erwehren, und die Minen wissenschaft muß es daher mit tiefem Danke anerkennen, daß Se. k. Hoheit der erlauchtete Erzherzog Johann 1830 in Wien Versuche anstellen ließ, um diese zur Begünstigung des Angriffs von Mouzé empfohlene Angriffsweise zu prüfen. Diese im Detail aufgenommenen Versuche , bei welchen der Vertheidiger seine Arbeiten nur unter un günstigen Umständen ausführen konnte, während man alle Sorgfalt darauf verwendete , die Arbeiten des Angreifers zu begünstigen, um den Resultaten einen entschieden prak tischen Werth zu sichern , wurden von dem damaligen In Aus seinen auf die genieurmajor von Mártony geleitet. Ergebnisse gestüßten genauen Betrachtungen folgert Már tony , daß Mouzé in seinen Voraussetzungen zu weit ge= gangen ist, weil sie theils nicht wahrscheinlich , theils nicht möglich sind, und daß der ganze vorgeschlagene Angriff gegen ein Minenſyſtem als unäusführbar angesehen werden

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muß, sobald man dasselbe vertheidigen will und zu vers der oberirdischen Befestigung 2c. zu beachten sind , um die theidigen versteht. Hinsichtlich der weiteren Beleuchtung Voraussetzungen oder Bedingungen festzustellen , denen er nnd scharfsinnigen Entwickelung , welche der Herr Ver das System anpaßt. Es wird dazu im Voraus bemerkt, faffer an diese Betrachtungen und Folgerungen mit Bezug daß der Entwurf desselben so vielfache Abänderungen zu nahme auf die Versuche knüpft , und durch welche er die läßt, daß er nur als Anhaltspunkt aufgestellt wurde, um sodann denselben nach Umständen den gegebenen Mitteln und soeben angeführte Schlußfolgerung mildert , bezüglich der weiter entwickelten , wohl durchdachten Er Hauptgrundsäßen zufolge benüßen zu können . In dieser örterung der Maßregeln und Gallerieanlagen gegen den Hinsicht ist denn auch eine uach Cormontaigne construirte Angriff mit Brunnenminen verweisen wir auf die Ab Front zu Grunde gelegt worden , weil sie ihrer großen handlung. Ausdehnung wegen für mindere Befestigungen leicht modi Der nun folgende Minenkrieg wird sowohl vom ficirt werden kann. Die Mächtigkeit des zum unterirdischen Lehrer wie vom Studirenden der Miuenwissenschaft als Kriege vorausgeseßten Erdreiches von 42′ hat zwei Stock $8 werke Gallerien unter dem Glacis und dem bedeckten Wege ein sehr willkommener Abschnitt begrüßt werden. scheint uns ganz angemessen und auch für den Zweck der zur Folge gehabt , und wir bemerken nur allgemein , daß Abhandlung hinreichend, daß dieselbe die frühere Geschichte die Anlagen in allen Beziehungen tief durchdacht sind. dieser Kampfweise übergangen und nur mit dem legten Dieses System unterwirft nun der Verf. zum Schluffe Fortschritt derselben, nämlich mit dem Minenkriege bei einem Angriffe , und zwar vorerst einem solchen mittelst Belagerung von Schweidniß 1762 begonnen hat. Der flüchtiger Mouze'schen Brunnenminen , deren Gelingen ſelbe wurde am 22. August , als dem 16. Tage der Be zwar schon als unwahrscheinlich dargestellt wurde , deren lagerung begonnen, endigte am 8. October mit einer ehren Anwendung jedoch in Fällen eintreten kann , wo eine ge vollen Capitulation und bietet durch die von beiden Seiten bieterische Nothwendigkeit den Gewinn an Zeit verlangt. entwickelte Energie eine reiche Quelle von Erfahrungen. Durch die Vertheidigung wird die Unausführbarkeit dieses Dieses großartige , sehr belehrende Beispiel des Minen Handstreiches gezeigt und der unterirdische Angriff kampfes, in welchem der Angreifer mit dem Uebergewichte unausweichlich geboten. Derselbe ist mit der gleichzeitigen stark geladener, weitgreifender Minen wirkte , denen der Vertheidigung dergestalt vorgetragen, als wenn beide wirk umsichtige, tapfere und thätige Vertheidiger in Berücksich lich stattgefunden hätten und die Anordnungen aus den tigung seiner eigenen Gallerien nur minder geladene Minen Tagebüchern und Protokollen entnommen worden wären. entgegensezen konnte , ist aus den vorhandenen Quellen Die im Grundrisse dargestellten systematischen Fortschritte mit der für den Mineur und Ingenieur nöthigen Aus des Angriffes gewinnen durch geschmackvolle Profilzeich= führlichkeit dargestellt. Nachdem Angriff und Vertheidigung nung außerordentlich an Verständlichkeit. Als Resultat mit den Ergebnissen der Arbeiten , der Zeit und der Er heben wir hervor, daß erst am 145. Tage nach Eröffnung folge tagweise durchgegangen ist , ergründet und beleuchtet der ersten Parallele die Disposition zum Sturme getroffen der Herr Verfasser mit tiefer Sachkenntniß, aber mit Un= werden kann. Da dieser Moment bei einer nicht minirten, partheilichkeit die nachahmungswürdigen Vornehmungen, nach der Schule von Mezieres verbesserten Front schon am wie die Fehler dieses unterirdischen Kampfes, und erst die 40. Tage eintritt , so wird die Vertheidigungsfähigkeit aus den genauesten Untersuchungen abgeleiteten Schluß durch die Verstärkung vermittelst Minenanlagen auf 35mal --folgerungen machen das Beispiel recht lehrreich. Die erhöht, ein Ergebniß, aus welchem der Verf. folgert, daß geraume Zeit , welche seitdem verflossen, mußte indessen auch eine einfachere Befestigung mit Minenanlagen einen mehrere auf den unterirdischen Krieg bezügliche Versuche bei weitem größeren Widerstand zu leisten vermag und veranlassen, von denen der Herr Verfasser glaubt, daß sie, weniger Kostenaufwand erfordert, als eine mit den vielen, wenn auch der Erfahrung Angesichts des Feindes ent= wenn gleich nothwendigen Außenwerken versehene Front, behrend , dennoch als Anhaltspunkte dienen müssen , von und daß in Betrachtung des nach den zusammengestellten den früheren Ergebnissen Schlußfolgerungen zu ziehen. Ausweisen zum Minenkriege erforderlichen so enormen Be= Die letteren sind dann auch bezüglich der erprobten Wir= darfs an Pulver und anderen Belagerungsbedürfniſſen, fungen unverdämmter und theilweise verdämmter Pulver sowie deren kostspieligen, mühevollen und Zeit erfordernden ladungen gründlich abgeleitet. Herbeischaffung der Angreifer die Cernirung oder Den aus Erfahrung und Theorie geschöpften Regeln Blokirung dem Angriffe vorziehen dürfte, wodurch der entsprechend und mit Anwendung der vorausgegangenen Zweck der Minen in noch höherem Grade erreicht ist, als Erörterungen entwirft nun der Verf. ein Minensystem, durch ihre Vertheidigung selbst. d. h. die zweckmäßige Anordnung der Gallerien, Defen, Ein wiederholtes Durchgehen des inhaltreichen Werkes Behältnisse und Communicationen vor , neben- und über hat uns die Ueberzeugung aufgedrungen , daß demselben einander, um die unterirdische Vertheidigung mit dem größt eine hohe Stelle unter den Schriften über Minenwissen= möglichsten Nachdrucke führen zu können. Ehe er in das schaft gebührt. Wir bezweifeln hiernach zwar nicht, daß Detail dieser Anordnung eingeht , bespricht er noch die die so schäßbare Abhandlung in keiner militärischen Bücher= Maßregeln und Rücksichten , welche hinsichtlich des Erd ſammlung fehlen wird ; aber wir können sie auch jedem reiches und des Wafferhorizontes, der Kosten , der wieder Lehrer und jedem für das Minenwesen intereſſirten Offi holten Minenwirkung , des Zweckes der Anlagen bezüglich zier aus ganzer Ueberzeugung empfehlen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung .

Bayern. München, 28. Febr. Zu einer hier mit der Prüfung des Entwurfs der neuen Vorschriften für den Unter richt in den Waffenübungen der Infanterie be= auftragten, nun zusammengetretenen Commission ist der Generallieutenant v. Flotow als Vorstand ernannt , und von auswärts sind hierzu der Generallieutenant v. Hail bronner und die Generalmojore Ritter v. Hartmann und Frhr. v. Stockum berufen worden. (A. 3.) Hannover.

Hildesheim , 26. Febr. Durch eine königl. General ordre find für den kommenden April die gewöhnlichen Waffenübungen des hannover'schen Heeres abbestellt worden, unter der Erläuterung, daß es die Absicht sei, im Herbst dieses Jahres ganz wie im vorigen September bei den größeren Garnisonstädten des Landes Manöver aller drei Waffen stattfinden zu lassen. Es heißt auch, auch, Es heißt daß den im April zusammentretenden Ständen gewisse zeitgemäße Erhöhungen des Kiegsbudgets , das jezt schon den vierten Theil unserer Einnahme beträgt , vor= geschlagen werden sollen. (Wes.-3 ) Großbritannien. London, 21. Febr. Hr. Guthrie, ein höherer Militär arzt der britischen Armee von großem Ansehen in seinem Fach, macht in einer langen Zuschrift an die Times auf mancherlei Mängel des militärärztlichen Dienst 3weigs aufmerksam, die zu geringe Zahl der Aerzte, den unzulänglichen Feldspitaldienst , den schlechten Zustand der Ambulanzwagen u. s. w. Dieser Arzt , welcher in Indien während des ersten Sikh-Kriegs im Jahre 1845 diente, führt an, daß er damals , nach der blutigen Schlacht bei Firosschah, in Firospur allein 175 größtentheils schwer verwundete Soldaten seines Regiments zu besorgen hatte. Die Folge war, daß er, bei der höchsten Anstrengung, nicht alle Verbände und nöthigen Operationen am ersten Tag vornehmen konnte. Auf dem Schlachtfeld selbst hatte jedes Regiment, statt der 75 Dulies oder Tragbahren, die hätte haben sollen , nur 24; die Folge war, daß viele Verwundete die Nacht über auf der Wahlstatt liegen blieben und von den zurückkehrenden Sith getödtet oder jämmer lich verstümmelt wurden . (Wie das auch der Reisearzt

des sel. Prinzen Waldemar von Preußen, Dr. Hoffmeister, der bei Firosschah blieb , von der Schlacht bei Mudki erzählt.) Ebenso schlimm sei das britische Feldscheerwesen im spanischen Krieg und bei Waterloo bestellt gewesen. Die Times fordert jezt am Vorabend eines neuen Kriege die Militärbehörden auf, diesem schweren Uebelstand ab zuhelfen.

Frankreich. Paris , 3. März. Der Escadronschef von der Ar= tillerie Treuille de Beaulieu hat einen Karabiner erfun den, der um die Hälfte weniger wiegt , als die jeßige Infanterieflinte , zur Ladung nur ein Viertel des für das gewöhnliche Gewehr erforderlichen Pulvers braucht und über 3600 Fuß weit trägt. Die Regierung hat , um die Erfindung mehr zu erproben, die Gewehrfabrik zu Chatel lerault mit Anfertigung von 150 solcher Karabiner beauf fragt, welche dadurch, daß sie an der Schwanzschraube ge= laden werden , schnelleres Schießen ermöglichen.

Literatur. Hohenfriedberg -- der Kreuzberg. Ansichten über Reiterei und Manöver, von W. v. Luck, Major a. D. kl . 8. Berlin , 1853. F. Schneider u. Comp. (4 unp. u. 156 S.) Von dieser neuen Schrift des Hrn. Verf. ist uns erst die zweite Auflage zu Gesicht gekommen , ein Beweis, daß es ihr nicht an beifälligen Lesern und , was noch mehr sagen will , auch nicht an Käufern gefehlt hat. Ob dieser thatsächliche Beifall ein Bedürfniß nach Erkenntniß der Wahrheit fund gibt, oder mehr durch den pikanten Vor trag des Verf. hervorgerufen worden ist, vermögen wir zwar nicht zu sagen. Aber man darf vorausseßen, daß die ungeschminkten Wahrheiten, welche die vorausgegangene Schrift: Geht nicht die Mittelstraße", enthielt, das mili= tärische Bublíkum angeregt haben, mit dem Inhalt dieses neuen opus sobald als möglich Bekanntschaft zu machen. Die tadelnde Kritik" möge das nicht übersehen. Für einen Staat , für ein Heer, oder eine einzelne Waffengattung desselben, ist nichts so verderblich, als wenn die Stimmführer sich das Wort gegeben haben, Alles darin vortrefflich zu finden . Das Urtheil des großen Haufens

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ist stets ein befangenes , überhaupt nur ein gedankenlos nachgebetetes . Wenn nun bei jedem neuen Anlasse das überströmende Lob wiederholt wird , die Urheber der viel= fach gepriesenen Leistungen sogar der höchsten Anerkennung fich zu erfreuen haben, dann ist die Verblendung bald all gemein , und die wenigen Hellsehenden ziehen sich schmerz erfüllt in ihre stille Klause zurück. Wer ein halbes Jahrhundert zurückzudenken vermag, wer die verschiedenen Bildungsphasen des preußischen Heeres theils aus der Geschichte , theils aus eigenen Erlebnissen kennt, der hat schon manchmal Ursache gehabt, sich zu verwundern, daß die Kriegserfahrung in den oberen Regio nen der Militärhierarchie so fruchtlos geblieben ist. Der zweite und dritte schlesische Krieg hatte das preußische Heer auf eine hohe Stufe kriegerischer Bildung gebracht, von welcher aber bei Ausbruch des französischen Revolutions krieges , nach den übereinstimmenden Berichten hellsehender Augenzeugen, keine Spur mehr zu erkennen war; nur Disciplin und Tapferkeit waren den Truppen verblieben. Die in den Feldzügen 1792 — 1794 gemachten Erfahrungen gingen bis 1806 vollständig wieder verloren ; Disciplin und Lapferkeit blieben abermals unverändert. Die nun eintretende Unglücksperiode war zu schmerzlich, als daß sie nicht hätte zu besserer Erkenntniß führen sollen. Die guten ――――――― Folgen zeigten sich in den Feldzügen 1813 1815. Dann trat der langjährige Frieden ein , die Parademanöver im Kleinen und Großen verblendeten wieder das gesunde Auge, und als der Waffentanz in Schleswig begann, überzeugte man sich abermals, daß nicht Alles Gold ist, was glänzt. Es hat zu allen Zeiten große Schwierigkeiten gehabt, ein Heer im Frieden kriegerisch zu erhalten. Man sollte aber meinen, daß diese Schwierigkeit mehr in den untersten, als in den oberen Regionen zu suchen sei, denn bei der jezigen Heerverfassung läßt sich von den Unteroffizieren und Soldaten nicht der Geist erwarten , welcher bei den Offizieren und namentlich bei den höheren vorausgesezt werden muß. Gleichwohl haben die neuesten Erfahrungen im preußischen Heere beinahe das Gegentheil gezeigt ! Der Herr Verf. sucht einen Theil dieser Ursachen in der Orga nisation der Wehrkraft und in den vielen Mittelstellen. In Betreff des Landwehrsystems find wir mit ihm einver standen. Wären aber die Mittelstellen so allgemein schäd lich, wie er behauptet, so müßten die ihnen zugeschriebenen Hemmnisse in der Ausbildung des Heeres auch anderwärts fich zeigen. Ein Blick auf das österreichische Heer und dessen außerordentliche Leistungen in den Feldzügen 1848 und 1849, noch dazu unter den allerungünstigsten Ver hältnissen , hätte ihn eines Besseren belehren sollen. Weit schlagender ist seine Beweisführung hinsichtlich des schädlichen Einflusses der Friedensübungen nnd des denselben von den Theilnehmern, Lenkern und Zuschauern gespendeten Lobes, deren Resultaie unter Hinweis auf den Feldzug in der Rheinpfalz und in Baden angeführt werden. -„Wir lesen heißt es S. 17 von Gefechten , Ren contres , Uebergängen, Ueberfällen , Demonstrationen, Be segungen, Zersprengungen, Kanonaden, Verfolgungen, Ein= schließungen, Beschießungen und Einnahmen ; wir lesen von ungeheuerer Pulververschleuderung und Kugelschleuderung der Feinde, von angreifenden Märschen , von großen An= strengungen und völliger Ermüdung der Truppen , und

finden zuleßt als beruhigenden Trost , daß 1296 Offiziere und 51,639 Unteroffiziere , Spielleute und Soldaten vom 12. Juni bis 23. Juli (1849) alles das durchgemacht, und 35,000 Taugenichtsen gegenüber nicht mehr verloren haben, als 8 Offiziere, 125 Unteroffiziere, Spielleute und Soldaten preußischer Seite . " Weiterhin wird die Ver= muthung ausgesprochen, daß der alte Vork mit den 10,000 zerlumpten Preußen, die er 1814 nach Paris brachte, die selbe Angelegenheit vielleicht in acht Tagen abgemacht und dabei nicht mehr Leute verloren haben dürfte, als auf einigen Hasenjägden zu Schaden kommen können". Darauf möchten wir erwiedern , daß der geringe Ver lust bei Wiedereroberung der aufrührerischen Länder nur erfreulich sein könnte , wenn die Sache damit abgethan gewesen wäre. Nachdem aber eine so ansehnliche Streit macht aufgeboten worden war, mußte man sich auch ein größeres Ziel stecken und die Revolutionäre nicht über die Schweizergränze laufen lassen , wodurch ihnen die schönste Gelegenheit geboten wurde , ihr unheilvolles Spiel nach Die Mittel zur Vernichtung Gefallen zu wiederholen. dieser Freischaaren waren vorhanden , es bedurfte nur des ernsten Willens. Warum hat man die eingebildeten Helden thaten auf dem Kreuzberge bei Berlin nicht in wirkliche Heldenthaten auf der großen Rheinebene überseht ? Die Gefechte bei Wiesenthal und Ubſtadt hätten davon wenig= stens ein Pröbchen geben sollen. Aber die leidige Ma növerirkunst mit markirtem Feinde hat Alles verdorben, und auch die Zündnadelgewehre sind in ihren wirklichen Leistungen weit hinter der Erwartung geblieben. Mit vollem Rechte tadelt der Verf. , wenn bei Ma növern mit größeren Truppenkörpern zur Kriegsvorberei = tung alle Punkte und Momente vorher bestimmt werden, auf welchen dieser und jener Truppentheil so oder so sich thätig zeigen soll. Diese Kunstmanöver find , so viel wir wissen , eine preußische Erfindung und haben zu allen Zeiten die wahren Krieger mit Unwillen erfüllt. Doch ist Herr v. Luck wohl der erste preußische Offizier , welcher das Schädliche solcher Nebungen öffentlich darzulegen den Muth gehabt hat. Daß diese Schädlichkeit auch anderwärts erkannt worden ist, läßt sich nachweisen , denn dergleichen Manöverspiele sind das unbeneidete Eigenthum Preußens geblieben. Die österreichischen Kriegsmanöver im Frieden. tragen ein anderes Gepräge und nehmen bei jeder neuen Wiederholung die Selbstthätigkeit der Truppenführer immer mehr in Anspruch , und das wird immer der hauptsäch lichste Zweck solcher Uebungen bleiben. Nur das Was darf vorgeschrieben werden , das Wann , Wo und Wie ist lediglich Sache der Ausführenden , es ist der wichtigste Theil ihrer Prüfung. Allerdings werden dabei in Folge unrichtiger Voraussetzungen, mangelhafter Auffassung der erhaltenen taktischen Aufgabe 2c. bisweilen Momente ein treten, in welchen sich die Theilnehmer und die -- Zn schauer langweilen , aber was thut das ? Dergleichen Uebungen sollen nicht zur Kurzweil dienen , weder für die Theilnehmer , noch für die Zuschauer, befänden sich auch unter den letteren die höchsten Personen. Es soll eine Prüfung vor Sachverständigen sein , die über den Erfolg ein freimüthiges Urtheil abzugeben haben. Könnte man alle Zuschauer davon entfernt halten , desto besser, denn ihre Anwesenheit vereitelt in der Regel den Erfolg aller

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237 Sicherheitsanordnungen , und läßt die Entsendung von Kundschaftspartheien zur Lächerlichkeit herabsinken. Will man dem Publikum ein Schauspiel geben , so ordne man eine große Parade , ein sogenanntes taktisches Exerciren an , wobei so viel geschossen werden mag, als man Pulver darauf verwenden will. (In diesem Sinne halten die Franzosen und Ruffen ihre großen Uebungen ab.) Es läßt sich damit manches Nüßliche verbinden, man braucht nur bei den Specialprüfungen einzelner Truppen theile dem betreffenden Truppenführer anzudeuten , daß der Feind sich von dieser oder jener Seite nähere , so und so stark zu sein scheine u. s. w. , und den zu prüfenden Truppenführer aufzufordern, die entsprechende Formation, Evolution und sonstige Bewegung oder Handlung vorzu nehmen. Dabei muß es aber bewenden, denn jedes weiter durchgeführte Manöver, in welchem Alles Schlag auf Schlag ineinandergreifen soll, führt unvermeidlich zur " Unnatur. Wir schreiben hier nicht dem Verf. nach, sondern nur unsere eigenen Ansichten nieder, welche in dieser Beziehung schon vor langen Jahren begründet worden sind, verweisen aber auf das , was derselbe S. 74-79 über die vor= jährigen Uebungen der preußischen Reiterei auf dem Kreuz berge berichtet. Wenn aber General von Wrangel, wie der Verf. bei mehreren Anlässen andeutet , die Nuglosig keit und Schädlichkeit solcher Uebungen wirklich erkennt, warum wendet er nicht seinen ganzen Einfluß an , diese Scheinbildung durch eine bessere Uebungsmethode zu ver drängen? Mit dem Erercirreglement für die Reiterei , welches harte Anfechtung findet, verhält es sich ganz in ähnlicher Weise. Die Sucht, für alle Vorkommenheiten im Gefecht das zweckmäßigste Verfahren vorschreiben zu wollen, ist ein Beweis von großer Geistesschwäche und geringer Sach kenntniß. Alle diese Bestimmungen gründen sich auf die praktisch unrichtige Voraussetzung, daß der Gegner ebenso vorsichtig , kräftig und gewandt sei , als wir in demselben Momente. Wie aber , wenn der Vorsicht die kühne Ent schloffenheit, der Ermüdung und Abspannung die unge schwächte Kraft und Kampflust , der Schwerfälligkeit und Unbeholfenheit das Bewußtsein größerer Gewandtheit gegen übersteht? Soll man sich dann noch der reglementarisch vorgeschriebenen taktischen Formen und Verfahrungsarten bedienen , um den Feind regelrecht anzugreifen oder seinen "1 Angriff abzuwehren ? ,,Die Regel, die den Feind schlägt, ist und bleibt die beste, sie wird aber in kleineren Ge = fechtsverhältnissen , wie die Exercirreglements fie im Auge haben , niemals das Resultat reglementarischer Grübelei und Kleinmeisterei , sondern immer die Frucht augenblick= licher Eingebung sein . Es ist daher praktiſch richtig, wenn der Verf. (S. 107) die vorzuschreibenden Bewegungen und Uebungen in zwei Klaſſen theilt und zwar erstens in solche, die im Kriege anwendbar bleiben , zweitens in solche , die im Frieden zuläſſig ſind und zur Beschäftigung der Truppen dienen sollen. Bei letteren möchte aber ausdrücklich hin zugesezt werden , daß sie nur auf dem Erercirplage und nicht auf dem Kampfplage in Anwendung kommen dürfen. Ein specielles Eingehen auf den Inhalt der Schrift ist bei ihrer großen Verbreitung kaum nöthig. Aber wir müssen hervorheben , daß der Verf. den Accent auf die

238 gründliche Durchbildung der Schwadronen legt , und deß halb vor jeder Uebereilung warnt; daß er es nicht ange= messen findet, wenn schon das Regiment gleichsam als ein untrennbares taktisches Ganze betrachtet wird , dessen Com mandeur der einzige Kopf sein zu müssen glaubt, welcher alle 600 tapfere Herzen unmittelbar lenkt , was höchstens bei den Curassieren zulässig sei. Da nun seit 38 Jahren die meisten höheren Führer der preußischen Reiterei aus den Cürassieren hervorgegangen find ( S. 113), wird daraus gefolgert, daß dieser Umstand die unglückliche Idee erzeugt habe: 7000 Reiter ebenfalls durch einen Kopf_taktisch zu bewegen und reglementarisch zu verwenden. Das ist ge wissermaßen des Pudels Kern, und Hr. v. Luck hat hier jedenfalls den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Vereinigung einer großen Reitermasse am Schlacht tage, um damit den Ausschlag zu geben, ist durch Seydlig zu Ehren gekommen , deſſen dessen Thaten bei dieser eigenthüm lichen Parallele wohl in etwas nähere Betrachtung hätten gezogen werden sollen. Ob Seydlig sein vielbeiniges Siegeswerkzeug bei Roßbach und Zorndorf wirklich durch Stimme und Trompete als ein Ganzes bewegt hat, kann hier unerörtert bleiben. Vielleicht hatte er triftige Gründe dazu , die in der Persönlichkeit der Regiments commandeure zu suchen sein dürften. (Die Eintheilung in Brigaden und Divisionen war damals noch nicht üblich.) Der Zweck wäre aber vielleicht ebenso vollständig erreicht worden, wenn Seydlig den einzelnen Treffencommandanten die taktische Aufgabe bezeichnet und das Weitere ihrer Intelligenz überlassen hätte. So viel ist gewiß, daß Mürat, welcher Seydlig in Verwendung großer Reitermassen nach zuahmen suchte, die specielle Ausführung der Angriffs= dispositionen den Divisionsgeneralen überließ , die ihre mündlichen Befehle in der Regel nur demjenigen Regi mente ertheilten , welches sich dem entscheidenden Angriffs = punkte am nächsten befand. Von der Lenkung des Ganzen durch einen Kopf wurde daher verständigerweise abgeschen und man war dabei nicht übel bestellt. Die Taktiker sollten niemals vergessen, daß die Ver einigung einer großen Reitermasse (von der Artillerie gilt dasselbe) nur als eine Bereitstellung zum Gefecht an= gesehen werden darf. Ihre Zusammendrängung in mehrere Colonnen hat nur den Zweck, einen kleineren Raum ein zunehmen, uns in den Augen , des Gegners (welcher über rascht werden soll) schwächer erscheinen zu lassen. Bis zu diesem Momente möge der oberste Reiterbefehlshaber das Ganze wie ein Kartenspiel in der Hand haben, und je nachdem er die Vor- oder Hinterhand im Spiele hat, seine Trümpfe ausspielen . Gewahrt er , daß alle Mata dore in seiner Hand sind, dann kann er ungescheut die Karte auf den Tisch legen , d. h. mit dem ungetrennten Ganzen auf den Gegner lostraben oder galopiren. Aber das wird immer die Ausnahme von der Regel bleiben. In sehr vielen Fällen kann es rathsam sein, einzelne Regi= menter oder Brigaden von der Masse zu trennen und zum Angriffe vorzusenden , um allmälig diejenigen Zustände herbeizuführen, welche einem Vorrücken mit vereinter Macht glücklichen Erfolg versprechen. Irren wir nicht , so hat der Verf. dieß andeuten wollen. Haben wir ihn mißver standen, dann möge uns die sprungartige Darlegung seiner Ansichten entschuldigen.

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Die Erzielung größerer Selbstthätigkeit aller Unter Seekämpfe ermeſſen laffe , sobald einmal jede Marine Europas oder führer ist jedenfalls die hauptsächlichste Aufgabe der Heer Amerikas von dieser Erfindung Gebrauch mache. Der General gibt bildung. Hierbei hat man sich aber vor Extremen zu zu , daß solche Ergebnisse einen traurigen Eindruck machen , glaubt aber nicht , daß darum auf die Einführung einer neuen Waffe der hüten. Die ungetrennte Verwendung großer Infanterie-, mindefte Ladel fallen könne. Wenn diese tadelnswerth wäre , so Cavalerie- und Geſchüßmaſſen ist ebenso fehlerhaft, als würden nicht alle Regierungen , ohne Ausnahme , fich beeilt haben, es fehlerhaft sein würde , wenn man bei der Infanterie sie zuzulassen , wie denn die Welt überhaupt die Verbesserung in jeder Compagnie, bei der Cavalerie jeder Schwadron, bet Waffen so wenig als irgend eine andere Verbesserung je zurückge der Artillerie jeder Batterie eine unbedingte taktische Selbst wiesen habe, abgesehen davon , daß es eine ausgemachte biftorische Thatsache set, daß , je mächtiger die Waffen , desto weniger blutig ständigkeit einräumen , d. h. den Führern dieser Unterab die Kriege geworden. In Wahrheit werde mit einer Sceartillerie theilungen gestatten wollte , zwar im Sinne des Ganzen von schnell entscheidender Wirkung auch ein Fahrzeug zweiten Rangs, doch stets nach eigenem Ermessen zu handeln. Die Massen wenn es diese Artillerie recht anwende, fich den größten Schiffen taktik tödtet den frischen Geist der Truppen und drückt furchtbar machen können ; der Schwache werde nicht mehr in der ihnen das Gepräge der Unselbstständigkeit auf, von wel Lage sein, sich von dem Starken verachten laffen zu müſſen , und es ſei doch wohl ein Glück für alle Nationen an der See , ihre cher der kurze Feldzug in Baden traurige Beispiele geliefert Küften mit Feuerschlünden waffnen zu können , die beffer im Stand g, hat. Das andere Extrem, die Zersplitterun würde eine fein würden , Angriffe zurückzuschlagen , während bei der alten Ar zweckmäßige Leitung des großen Ganzen geradezu unmög tillerie Verbeerungen nur zu oft ungeftraft geblieben. Hätten die Man gewöhne die Unterführer im Geiste Türken nur einige dieser Bombenkanonen mit tüchtiger Bedienung lich machen. in ihrer Secartillerie und besonders in ibren Strandbatterieen ge= einer höheren Idee zu handeln und ihre Truppe demge habt, so würden sich die ruffifchen Schiffe nicht genäbert haben, mäß zu verwenden, aber man beschränke nur ihren Spiel ohne eine scharfe Lection zu empfangen , da die feststehenden Land Was der Verf. in dieser geschüße doch immer sicherer zielen, als die mehr oder weniger un raum so weit dieß nöthig ist. Beziehung, namentlich hinsichtlich der großen Manöver rubigen Schiffe. Was im schwarzen Meere geschehen , werde fich . 137 u. f. vorschlägt, ist nicht so unausführbar , als immer wiederholen , wenn eine Macht zuerst oder geschickteren und stärkeren Gebrauch von einer neuen Kriegswaffe mache. So werde es anderwärts ausgegeben worden ist, und eine solche Be es auch mit dem kleinen Gewehr geben , das jest in Bezug auf fchäftigung der Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten richtiges Treffen und Schußweite so bedeutende Verbesserungen würde für diese selbst angenehmer und ersprießlicher sein. erfahre. Der General benüßt diesen Anlaß noch, um , wie früher Schließlich können wir den Wunsch nicht unterdrücken, der Prinz v. Joinville, wenigftens für die französische Marine , die daß es dem Verf. bei Abfassung der in Aussicht gestellten Parthei der Dampffregatten gegen die Linienschiffe zu nehmen. Die neuen Schriften gefallen möge , mehr den gesunden horizontalschießenden Bombenkanonen , behauptet er , werden die Schiffe um so mehr zerstören , je größer fie sind , weil während Menschenverstand , als die übersprudelnde Phantasie spre eines Kampfes die für den Dienft einer größeren Zahl von Feuer chen zu lassen. Die Zahl derjenigen Leser, welche sich schlünden sich vervielfältigende Circulation von Pulver und Wurf quand- même durch eine pikante Schreibart fesseln läßt, geschoffen auch die Gefahr einer Explosion vervielfältigen müffe. kann sich dadurch möglicherweise vermindern ; die Zahl Er wirft daber die Frage auf, ob man, ftatt ein Taufend Seeleute auf ein Schiff von 80 bis 130 Feuerschlünden zu seßen und eine der Einverstandenen dürfte sich aber leicht vermehren. folche Maffe von Kriegskräften und kostbaren Menschenleben einer plößlichen Vernichtung preiszugeben , aus Rücksichten der Mensch lichkeit wie der Sparsamkeit nicht besser thäte, mit diesem Aufwand zwei , drei Fregatten zu bauen , die ungefähr dieſelbe Bewaffnung trügen. Die weniger schwerfälligen französischen Schiffe könnten Miscelle. dann in einer Menge Häfen, statt der jeßigen fünf , gebaut werden [Die Bombenkanonen des General Paighans.] Der und einlaufen , und ihre Erbauung würde auch weder so seltenes Name des Generals Pairhans, des Erfinders der bekannten Bomben Holz noch so lange Zeit erfordern. Hundert mächtige Fregatten, kanonen , war in dem Bericht des rufſiſchen Admirals über das glaubt er , würden für Frankreich nüßlicher sein , als 40 Linien Treffen von Sinope_infofern genannt worden , als ausdrücklich ſchiffe --- die Batterie einer Fregatte könne fo gut als die große erwähnt wurde , daß das Linienschiff Großfürft Conftantin Pair. Batterie eines Linienschiffs die Mittel tragen, den feindlichen Bord hanse führte, wovon eine zweite Salve die Wirkung hatte , daß die zu entfernen oder zu zerstören, und in einem Kampf von zwei oder türkische Admiralsfregatte in die Luft flog. Der General hatte sich drei folcher Fregatten gegen einen feindlichen Koloß könne dieser deßhalb um nähere Aufſchlüſſe ` an den franzöfifchen Botschafter in wohl vielleicht eine derfelben zerschmettern , aber dafür die beiden Conftantinopel gewendet und erfahren , daß weder die türkischen anderen ihre tödtlichen Geschosse auf ihn zusammenwirken lassen. Fahrzeuge , noch die Landbatterieen folche Kanonen führten , daß Wie es scheint, hat man nach der Erklärung des Schraubenschiffs fie überhaupt meist mit Geschüßen von kleinem Caliber und keinen Napoleon einen Augenblick gehofft , mit den Engländern in einen größeren, als einigen 24 Pfündern versehen waren, daß dagegen die Wettftreit eingehen zu können , diese aber haben seitdem in solcher russischen Pairhanse , die auf 300 bis 400 Meter Splitter warfen, Zahl und in solcher Geschwindigkeit hochbordige Schraubenschiffe vornehmlich das Werk der Zerstörung anrichteten. Dies veranlaßt auf's Meer gebracht, daß die Franzosen wieder auf ihr beſcheidenes ihn zu einigen Bemerkungen , die er in einer Zuschrift an den Fregattensystem zurückkommen , als ob die Engländer nicht auch „Moniteur“ vom 10. Febr . niederlegt. Man erfährt daraus , daß Fregatten genug bätten. Noch einem anderen Vortheil wünscht der die nach ihm benannten Bombenkanonen im Jahre 1823 in Breft General feinen Landsleuten zuzuwenden den Vortheil mit leichterer probirt und sowohl damals , als nachher als äußerst zerstörungs Artillerie die gleiche zerstörende Wirkung hervorzubringen. Wenn mächtig erkannt worden ; daß neulich der englische Admiral P ... die weniger schweren Geſchüße weder so viel dem Feuer ausgefeßte zu Hrn. B ... sagte : wenn zwei mit diesen Kanonen bewehrte Mannschaft , noch so viel Lebensmittel , noch die Schiffe so viel Frankreich Linienschiffe sich schlagen wollten , so könne es geschehen , daß in Tiefgang erheischten , so wäre das Problem gelößt wenigen Augenblicken das eine in die Luft fliege, das andere unter hätte bei der größtmöglichen Geschwindigkeit der Dampfkraft ein dem Wasser verschwinde ; daß sich nach dem Vorgang von Sinope, sparsames , mächtiges und rasches System , das ihm in hohem wo alle türkischen Schiffe zu Grunde gegangen , die Zukunft der Grade angemessen wäre. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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nung das Facit heraus, daß die Armeekosten von 6,025,016 L. auf 6,287,486 L. erhöht werden sollen. Diese Differenz ist, angesichts der gegenwärtigen Constellation , allerdings kaum der Rede werth; aber es sind noch die Voranschläge für das Feldzeugamt im Rückstande, nicht zu sprechen von den außerordentlichen Ausgaben , die unter den gegenwär= tigen politischen Verhältnissen mit der Zeit nicht aus bleiben können.

London, 18. Febr. Wir haben bereits die Voran schläge für die Marine , welche nächste Woche im Parla ment zur Discussion kommen , mitgetheilt (Nr. 26 der A. M.-3 . ), und geben in Folgendem die Voranschläge für die Landarmee. Der Hauptpunkt derselben läßt fich in wenigen Worten zusammenfassen : die Armee wird in diesem Jahre einen Zuwachs von 10,694 Mann erhalten, und die Mehrausgaben sind auf nicht mehr denn 262,470 L. Belgien. berechnet. Die Details find folgende : Die Armee bestand Brüssel , 19. Febr. Die Regierung soll gesonnen im eben zu Ende gehenden Verwaltungsjahre aus 102,283 Mann (Offiziere eingerechnet) , und wird auf 112,977 M. sein, den Kammern noch im Laufe dieses Monats zwei gebracht. Davon zählte die Garde- Cavalerie 1308 , die Gefeßesvorlagen zu unterbreiten, die mit der gegen= Cavalerie der Linie 7478 Pferde ; Garde zu Fuß 6478 M., wärtigen kriegsdrohenden Lage Europas im unmittelbaren Linieninfanterie 88,463 , westindische Regimenter 3417, Zusammhange stehen und dafür zeugen, daß die Regierung Colonialcorps 5372, dazu 560 M. , die von der ostin trot unserer allseitig gewährleisteten Neutralität nicht ohne dischen Compagnie bezahlt, aber in England verwendet Besorgnisse ist. Die eine dieser Vorlagen wird für das werden. Von diesen Truppen befanden sich am 1. Januar Kriegsministerium einen außerordentlichen Credit d. J. 55,709 M. in der Heimath und 33,340 (abgesehen von 15 Millionen zur besseren Instandsezung Der Credit soll in unserer Festungen verlangen. von Indien) im Auslande. Die Löhnung für das bevor stehende Verwaltungsjahr ist auf 3,923,288 L. (ein Zu Raten oon 3 Millionen auf 5 Jahre vertheilt werden. wachs um 297,505 L. ) veranschlagt. Davon bezahlen die In der zweiten Gesezesvorlage wird die Regierung von australischen Colonien 18,000 2., und die ostindische Com den Kammern eine gefeßliche Bestimmung über das pagnie 936,637 2. (für die ihr bewilligten 29,653 M.). Alter verlangen, in welchem die höheren Offiziere Auf die Generalität und den ärztlichen Stab kommen in den Pensionsstand treten sollen. Die neue ge= 151,282 L. (Reduction um 11,575 L. ) ; auf die öffentlichen sezliche Bestimmung soll dazu dienen, einige alte Offiziere, Departements 105,093 L. (Zuwachs : 6629 L.) , auf das denen man für den Fall eines Krieges nicht mehr hin= Militärcollegium 17,410 2. (Zuwachs : 513 L.), auf das längliche Energie zutraut, in Ruhestand zu ver- und durch Militärasyl und die Hibernian Military School 20,756 2. jüngere zu ersehen. Daß diese beiden Gesezesvorlagen im (Zuwachs : 2736 L.) ; auf das Freiwilligencorps , bestehend Ministerrathe ernstlich besprochen wurden , glaube ich aus aus 14,293 M. mit 40 Adjutanten und Sergeantmajoren, bester Quelle versichern zu können. 88,000 2. Somit sind für den effectiven Dienst ausge= sest: 4,305,920 L.; dagegen für den nicht effectiven Dienst Niederlande. bloß 1,981,566 L. , was eine Ersparniß von 33,398 L. Gravenhage, 25. Febr. Der gestern vom Kriegs ausmacht. Dahin gehören 20,500 L. für bewilligte Dienst belohnungen , 46,000 2. Armeefold an Stabsoffiziere, minister in der Kammer niedergelegte Gesezentwurf bezweckt 49,600 L. volle Gage für ausgetretene Offiziere, 356,000 L. eine Vermehrung des Kriegsbudgets für 1854 um halbe Gagen nebst Rationen, 33,671 L. Halbfold im Aus die Summe von 1,045,270 Gulden. lande, 115,889 C. Wittwenpensionen , 75,500 L. mildtha Mit dem vorgeschlagenen Credit beabsichtigt der Mi tige Gehalte , verjährte Dienstgehalte u. dgl. 38,000 2., nister einmal die Cadres an Unteroffizieren und Pensionen in Invalidenhäusern 30,694. , außerhalb der Corporalen der Infanterie zu verstärken (so daß selben 1,215,812 L. Es stellt sich aus dieser Berech in Zukunft jede Compagnie 6 Feldwebel und 8 Corporale

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zählt) , dann aber auch die Miliciens statt wie bieber brei Monate nun acht Monate zu Dienst zu behalten. Die dem Mineur- und Sappeurbataillon zugetheilten Miliciens sollen gleichfalls bis zum leßten December dieses Jahres bei ihrer Truppe verbleiben. Auch den Compagnieen und dem Stab des Instructionsbataillons wird in Folge des eben Be merkten die erforderliche Vermehrung an Unteroffizieren und Corporalen zukommen. In der Cavalerie wird das Corps der Jäger zu Pferde eine nene Organisation erhalten. Dasselbe wird auf 3 Feldescadronen und 1 Depotescabron gebracht, wonach eine Vermehrung um 113 Pferde nöthig wird. Das Kriegsdepartement beabsichtigt im künftigen Som mer Uebungen in größerem Maßstabe , verbunden mit einem Lager von größerer Ausdehnung als das im vorigen eine Jahre, ausführen zu von 10,000 fl. verwendet werden.

Militärische Wanderungen durch Spanien. Von A. S. I.

Valencia.

In der lustigen Stadt der Preciosa war großer geist= licher Spektakel; das Fest des Schußheiligen Vicente Ferrer. An verschiedenen Ecken der engen Straßen hatte man Altäre mit Bühnen errichtet, wo Knaben geistliche Schauspiele aufführten und die Militärmusik bis in die Nacht hinein dudelte. Zu den Seiten dieser Altäre und im Gefolge der zahlreichen Processionen gewahrte ich die erſten ſpa nischen Soldaten im friedlichsten Aufzuge, Statt der in die ihrer Gewehre gesteckt, und Blumensträuße schmückten Brust und Kapis. Es machte den Eindruck, als ob das Militär nur da sei, um den Glanz geistlicher Schauspiele zu erhöhen. Außer diesen Truppenconcentrirungen schlägt auch das Doch dieß ist hier Landessitte, und das Militär folgt nur Kriegsdepartement die Betreibung der Armirung der dem allgemeinen Gange. Beffer aber, als diese Processions Festungen auf einer definitiven Basis vor, vermöge paraten gefiel mir der Brauch, daß die Mannschaft an welcher einem jedem festen Plaße die Vertheidigungsmittel, Sonn- und Feiertagen mit Sad und Pack, mit Offizieren welche ihm am besten conveniren, gegeben werden sollen. und Tambours an der Spise , in die Kirche geführt und Schließlich will der Kriegsminister auch einen Theil der Gottesdienst ganz in militärischem Style abgehalten der verlangten Credite für Bekleidungskosten 2c., sowie wird. Ueberhaupt ist der spanische Soldat in seiner Weise zur Vergütung für die erhöhten Brod- und Fouragepreise, sehr fromm, und ich fand Gebetbücher , vielfach benüßte, eine Folge der Nahrungsmittelkrise, verwenden . keine sauberen octroyirten, in den Tornistern. Auch ist (Mitgetheilt durch S.) dem entsprechend das erste Blatt der Kriegsartikel mit den Strafen gegen Gotteslästerer , Flucher , Kirchenräuber, Bilderstürmer und Beleidiger der Geistlichkeit gefüllt, welche Kußland und Polen. Strafen in Wirklichkeit in Arrest, körperlicher Züchtigung, St. Petersburg, 14. Februar. Die abermals durch ja nach Umständen in Galgen und Pulver und Blei be= ein k. Manifest ausgeschriebene Recrutirung wegen ein stehen , dem Wortlaute nach aber gar das mittelalterliche getretener Kriegsumstände beginnt am 1. März und soll Handabhauen, Zungedurchbohren und Viertheilen enthalten ! am 15. April schon beendigt sein. Es ist anßerdem im Am anderen Tage gab es ein militärisches Schauſtück : Manifest ausdrücklich gesagt, daß Reserven gebildet werden die Infantin , Herzogin von Montpensier, fuhr nebst Ge= sollen, um die taktischen Bestandtheile des activen Heeres mahl mahl nach nach den Balearen. Es wurden daher von Grao stets ohne Verzug vervollständigen zu können. Von den - 3 Stunden von Valencia und dem Ausfluſſe der Turia — Juden, die der Recrutirungspflicht unterworfen find, sollen bis an die Rhede , wo das Dampfboot lag , Spaliere auf Grund der betreffenden Verordnung 10 Mann von gebildet. Ich kam eben dazu, als das lezte Bataillon je 1000 Seelen ausgeboben werden . Die Gubernien das Thor passirte und schloß mich ihm an. Die Truppen. Cherson , Tauris und die Provinz Bessarabien bleiben, marschirten in voller Ordonnanz mit Sack und Pack, in da sie fich jest im Kriegszustande befinden , von der Re ihrer bekannten Marschordnung zu Vieren und scharf auf crutenstellung bei der dießmaligen Aushebung befreit. Zu geschlossen. Ein Stabsoffizier schloß die Regiments colonne. gleich mit diesem Manifest sind zwei kaiserl. Ukaſe von Es war eine glühende Hiße und ich hatte hier zum ersten demselben Datum an den dirigirenden Senat gelangt , in male Gelegenheit, die fameuse Marschfertigkeit der Spa welchen über die Ausführung der Recrutirung Genaueres nier mit eigenen Beinen zu erproben. Ich hatte mich sonst angegeben wird . Nach dem ersten Ukas soll jeder Recrut für einen guten Infanteristen gehalten. Nach wenig Mi dießmal zur Beschaffung der Uniform 2c. nur 10 Rub. nuten erhielt ich die beschämende Ueberzeugung , daß ich 20 Kop. Silber zahlen. (Bei anderen Aushebungen pflegte troß erklecklich langer Füße und leichter Bekleidung den Die größte Be schwerbepackten Spaniern nur mit der größten Mühe folgen die Summe bedeutend höher zu sein. ) schleunigung und die pünktliche Beendigung der Recrutirung konnte. Ich blieb immer mehr zurück und nahm all' in der gegebenen Frist wird dem Senat zur Pflicht ge meine Kraft zusammen , um nur nicht über die Queue macht. - Für die Aufnahme in die kaiserl. Kriegs hinauszukommen . Doch tröstete ich mich mit dem schwißen schule sind einige Erleichterungen beliebt worden , in den Rappen des Majors , der alle Augenblicke traben dem jest auch die Söhne einiger bisher dazu nicht berech mußte, weil er den Abstand verlor. Und dabei marschirten tigter Beamten in diese Anstalt eintreten können. die Leute so leicht weg , so still und gut gerichtet, daß es eine Lust war! Diese Ordnung im Marsche, sagte man mir , rühre von den Bürgerkriegen her, wo jeder Nach= zügler einen sicheren Tod zu gewarten hatte. Ich bemerkte

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auch , daß die Leute sich hierin gegenseitig überwachten ; stück berechtigt. Offiziere und Mannschaften trugen weiße gewebene Handschuhe und Tuchkravatten. und wenn Einer nur ein Paar Zoll zurückblieb , so war Die Auszeichnung der Unteroffiziere war durch schräge er sicher, von dem Hintermanne einen Buff zu erhalten, Borten auf dem Vorderarm vermittelt : eine solche rothe der ihn wieder in's Alignement brachte. Bei einer anderen bezeichnete den cabo segundo (Rottmeister - Gefreiten), Gelegenheit , wo ich an der Tête war, machte ich dieselbe Erfahrung. Zu verschiedenenmalen zählte ich die Schritt zwei desgleichen den cabo primero ( Corporal) , eine goldene den sargento *) segundo (Feldwebel), zwei goldene den sar zahl mit der Uhr in der Hand und fand für den gewöhn gento primero (Oberfeldwebel) . - Auf den Schößen der lichen Taktschritt 115-120 , für den Feldschritt gar 123, Offiziersfräcke waren die Löwen und Thürme von Leon 125 127 Schritte in der Minute. Diese Zahlen dürften am besten erklären , warum ich in Schweiß gebadet war, und Castilien in Gold gestickt. Die Grade bis zum Stabs als wir in Grao anlangten. offizier waren durch Epauletten , von da durch Borten an Es wurden nun Spaliere mit 12 Schritt Seiten -Ab Kragen , Aufschlägen und Käpis und höher hinauf durch Stickereien bezeichnet. Ein Lieutenant (Alferes) hatte ein stand gebildet; durch das Städtchen die Infanterieregimenter S. Fernando und Afrika , dem Meere zu das Lanzier goldenes Contreepaulette auf der rechten , ein Franzen= regiment Calatrara und die Artillerie , gegen den Lan epaulette auf der linken Schulter, beim Oberlieutenant dungsplaß hin das Infanterieregiment Asturien. also gerade entgegengesezt mit der Die war es umgekehrt ― Schiffe im Hafen hatten ihre Flaggen aufgezogen , Boote französischen Auszeichnung dieser Grade der Haupt mit gepußten Menschen gefüllt ruderten am Strande auf mann trug zwei Franzenepauletten . Sämmtliche Stabs und nieder; überall waren Tartanen , das landesübliche offiziere trugen Contreepauletten : der Comandante (Major) eine goldene und eine silberne Borte an Kragen , Auf= Fuhrwerk, aufgefahren, alle Fenster mit Fächer schwingenden Valencianerinnen geschmückt und die Reihen der Soldaten schlag und Käpi , der Oberstlieutenant zwei , der Oberst einem beständigen Durchbruche ausgesezt. Ich betrachtete drei goldene Borten ; die höheren Offiziere entsprechend mir indeß meine spanischen Herren Kameraden näher. eine , zwei sc. goldené oder silberne Stickereien . Bei den Denkt Euch nicht Albas Legionen oder die abenteuerlichen Charakterisirten war der Charakter an der Uniform , der Caballeros des Cortez, nicht einmal die wilden Guerilleros Dienstgrad am Käpi zu erkennen , so daß z . B. ein aus den Zeiten Napoleons mit langer Escopeta, Haarnez charakterisirter Oberst die drei Goldborten des Obersten an und Sandalen! Ich war in der ersten Viertelstunde ganz Kragen und Aufschlägen , dagegen am Käpi nur die zwei verblüfft. Es mochte Zufall sein, aber ich sah ganz die des Oberstlieutenants hatte. selben Dickköpfe und rothen Backen , die unterſeßten Ge= Was die Bewaffnung anbelangt , so bestand dieſelbe stalten und den blöckischen Habitus unserer süddeutschen bei einem Regimente noch aus Steinschloß-, bei dem anderen Recruten. Auch an Stumpfnasen , blauen Augen und aus abgeänderten Percussionsgewehren mit gelben Beschlag= blonden Haaren war kein Mangel. Erst allmälig fand theilen, Alles spiegelblank. Die Unteroffiziere trugen die ich da und dort einen fremden Typus heraus , es war bekannten französischen Seitengewehre, der Soldat das aber nicht die Regel. Nun, es ist ja bekannt , daß Spa , Bajonnet in einer Lederscheide und an einer breiten weißen . nien eine Menge verschiedener Volksstämme in sich aufge= Umspannkuppel mit Messingschloß , welche zugleich das nommen hat und namentlich in den Bergen des Nordens Bandelier der glänzenden Patrontasche festhielt und auf bedeutend mit germanischem Blute vermengt ist. Es mochte der rechten Seite noch ein kleines Täschchen für die Zünd Die sehr elegant gearbeiteten Tornister zufällig ein Regiment aus einer dieser Provinzen sein ; hütchen hatte. doch hab' ich auch später häufig landsmännische Züge ge= waren bei dem einen Regiment weiß, bei dem anderen funden. Der Schnitt der Uniform, die eigentlich gar braun , und hatten keine Brustriemen , auch keine Verbin nichts Nationales zeigte , vielmehr eine Uebersezung aus dungsriemen mit der Umspannkuppel . Auf dem Tornister dem Französischen war , mochte auch das Seinige dazu lag in weiß und hellblan gefärbtem Ueberzug ein Blech beitragen, daß ich über das , was ich mir unter einem cylinder (maletin) , in welchem die weißen Beinkleider und ein Hemd in Wachstuch aufbewahrt werden. An den Seiten spanischen Kriegsmann gedacht hatte, ziemlich enttäuscht war. Diese Uniform bestand bei der Infanterie aus einem desselben waren kreisrunde, schwarze Lederblättchen mit der dunkelblauen Frack (casaca) von seinem weichen Tuche aus Regimentsnummer in Metallziffern angebracht. Tornister den Fabriken von Bejar, mit rothem Kragen, Aufschlägen [mochila ** ) ] und maletin waren durch einen Riemen zu und Schößen , und rothen Achselklappen. Die Grenadiere fammengehalten , durch welchen bei der Feldausrüstung in --- trugen es war die französische Bataillonseintheilung der Höhe des maletin , noch eine blechene Portionsschüssel rothe, die Voltigeure grüne Franzenepauletten. Die Schliz durchgezogen und befestigt wird. Der Mantel wird für beinkleider waren stahlgrau ohne Passepoil gewöhnlich gewöhnlich nicht getragen, kommt dann aber über das werden aber weiße getragen. Als Kopfbedeckung diente maletin (Röfferchen) . ein schwarzes Filzkäpi von französischer Form, oben mit Die Bewaffnung der Offiziere bestand aus einem etwas einer rothen Wollborte besezt , vorn mit einer Messing gekrümmten Säbel mit schönem Messinghandgriff - ohne sonne, dem spanischen Wappen darin und einer rothen Porteépée - und lederner Scheide, der an einer schwarzen Kokarde darüber, sowie mit einem kleinen weißen Pompon Kuppel unter der Uniform getragen wurde. Schärpen geschmückt, der die Regimentsnummer in schwarzer Ziffer zeigte. Die Fußbekleidung bestand aus Schuhen mit *) sprich : sarchento . schwarzen - sonst weißen Kamaschen. Kamaschen sind in Spanien bekanntlich national, somit auch als Uniforms **) sprich : motſchila.

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hatten nur die Generale, die anderen Offiziere Ningkragen. Die prachtvoll gestickte rothe Fahne mit dem kastilischen Wappen wurde von einem handfeſten Lieutenant an reich betrefter Kuppel getragen. An der Spize der Regimenter marschirten Zimmerleute, überaus schlechte Tambours und Musiker – diese mit Degen und rothem Federbusch - und der Regimentstam = bour mit der Bärenmüße. Diese Truppen sahen zwar nicht so gewandt aus , wie die Franzosen, man konnte in ihren Handgriffen und Be wegungen einen Anflug von zopfiger Steifigkeit wahrneh men, aber dafür war die Propreté ungleich rühmenswerther, als bei ihren Nachbarn und die ganze Ausrüstung ebenso solid als elegant. Was besonders auffiel, wenn man die Reihen mußterte, war die Menge Decorationen, welche Offiziere und Mann schaft schmückten. Beinahe kein Offizier war ohne Orden . Bei den Unteroffizieren und der Mannschaft war es der päpstliche Orden, das Denkzeichen für die leste italienische Expedition, dessen blaues Band die Leute decorirte. Gin

Während ich mich noch in Betrachtungen über die schmucke , wohl genährte Mannschaft, über die etwas alten und ungehobelten Köpfe der Lieutenante und die desto jüngeren der Hauptmänner und Stabsoffiziere erging, flog es auf einmal mit roth befrackten Adjutanten. Es wurde Achtung (Fir !) commandirt und die rechten Füße ange zogen -- aber nicht wie bei uns von vorn nach rückwärts, sondern umgekehrt , weil der Spanier beim Ruhen den rechten Fuß zurückstellt. Die Gewehre wurden präsentirt (Presenten-Ar !) , und der Generalcapitän von Valencia, der mächtige Mann, der Gewalt hat über Leben und Tod, sprengte mit zahlreichem Stabe heran. Hinter ihm kam die Infantin im Wagen , und mit der nationalen Man = tille geschmückt. Ordenbelastete Hofleute galopirten neben her und eine Abtheilung reitender Gendarmerie schloß den Zug.

noch größeres Zeugniß ſpaniſcher Eitelkeit gaben die zahl Iosen charakterisirten Chargen: graduados. Unter drei Offizieren ist man sicher, wenigstens einen graduado zu finden: Oberlieutenante mit Hauptmannsepauletten, Haupt männer mit der Auszeichnung des Commandanten, Obersten mit der Stickeret des Brigadiers. Und dieß beschränkt sich nicht auf die Offiziere : ich sah Soldaten in Reihe und Glied mit umgehängtem Tornister und - Lieutenants epauletten , cabos und sargentos mit der gleichen Aus zeichnung und ein Paar alte Knasterbärte gar mit Haupt mannsfranzen . Es sind dieß , namentlich die letteren, Leute, welche aus Familienrücksichten oder weil sie die Ausgaben scheuten, nicht zu dem ihnen zugedachten Offi ziersgrade vorrücken wollten. Manche mochten wohl auch früher — in den Bürgerkriegen - einen höheren Grad ausgefüllt haben und nachher in die frühere Charge zu rückgetreten sein. In Madrid sah ich einige solcher sar gentos primeros mit Hauptmannsepauletten, die schon die Napoleon'schen Feldzüge mitgemacht hatten und jezt bei der Verwaltung verwendet wurden. Komischer nehmen sich die graduirten Kinder aus. Wir begegneten auf der Promenade einem achtjährigen Knaben in der Uniform eines Jnfanterielieutenants an der Hand seiner Kindsmagd ; ein zehnjähriger Schiffslieutenant fährt neben seiner Mama, manche sogar auf deren Schooß an uns vorüber. Wir glaubten anfangs, es sei eine jener unschuldigen Liebhabereien einer zärtlichen Mutter oder der befriedigte Ehrgeiz eines jungen Helden , der später doch nur ein zäher Philister wird . Mit Nichten ! es ist bitterer Ernst : es ist das Söhnchen irgend eines Granden, das die Majestät beider Spanien schon in den Windeln zu Würden gebracht hat — und ein bitterer Ernst für manchen Anderen, denn dem Jungen gilt das Dienstalter vom Tage seiner Ernennung ! Diese Dinge kamen mir nun aller dings ſehr ſpaniſch vor. Es sind aber die lezten Zuckungen des absterbenden Zopfes, denn Spanien schreitet nun raſch vorwärts.

Ich folgte ihm nach dem Strande hinaus , wo die Lanziere hielten. Ihre schön verzierten Helme, die außer dem Roßschweife noch ein Büschchen zur Seite puste, funkelten prächtig in der Sonne des Südens . Später sah ich auch welche mit hellblauen Szako's und rothem Roßschweif - wahrscheinlich trugen sie's nur probeweise, denn Uniformsveränderungen sind auch in Spanien nicht jelten. Diese Lanziere trugen dunkelgrüne Collete mit amaranthrothem Kragen, Brustbesaß 2c. und Franzenepau letten , sowie hellblaue, unten mit Leder beschte Pantalons mit rothen Streifen. Die Trompeter in ihren rothen Fräcken mit weißem Besah sahen aus wie Kunstreiter. Die Lanzen waren ziemlich kurz und mit einem rothen und gelben Fähnchen geschmückt ; die übrige Ausrüstung bestand aus Säbel, Pistole und Cartouche. Sie ſaffen auf weißen, mit rothem Tuch eingefaßten Schaffellen und ritten lauter Hengste, die nicht sehr elegant und noch weniger gut ge= füttert aussahen. Die Bewegungen dieser Schwadronen waren locker, schwankend und durchaus nicht formidabel. Ihnen gegenüber war die Artillerie aufgefahren : Die Mannschaft in erster Linie zu Fuß , Offiziere und Sar gentos zu Pferde ; dahinter die mit je 6 Maulthieren be spannten Geschüße und die aus 3 getrennten , zum Sizen eingerichteten Munitionskitchen bestehenden Progen. Die Artillerie trug kleine geschweifte Czako's mit rothen Büschen und Fangschnüren, dunkelblaue Fräcke mit rothen Franzen= epauletten und Beinkleider von gleicher Farbe. Sie war mit kurzen Gewehren , die beim Aufsizen über den Rücken gehängt wurden, und hübschen Faschinenmessern bewaffnet. Nachdem die Truppen einige Stunden gewartet, bis der Generalcapitän vom Dampfer zurückgekehrt war und der Kanonendonner die Abfahrt der Infantin verkündet hatte , kehrten sie eben so rasch und geordnet , wie sie ge der Prome kommen , in ihre Caserne an der Glorieta nade der Valencianer - zurück, und ich hatte alle Ursache, mit dem ersten flüchtigen Bilde moderner spanischer Kriegs= leute zufrieden zu sein. Wenigstens war die Außenseite nur in einigen Punkten gegen die ihrer europäiſchen Kameraden zurück, während sie diese in anderen wieder übertraf.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmfadt und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Preußen. Berlin, 12. März. Eine f. Cabinetsordre vom 9. Februar d. J. ermächtigt die Admiralität , zur Aus führung der Arbeiten auf den f. Kriegswerften ein militä risch organisirtes Werft - Corps zu bilden , und mit der Bildung desselben schon vor der Organisation des gesammten Marinepersonals provisorisch vorzugehen. -Zur Prüfung und Begutachtung eines neuen Cavaleriegepäcks ist gegenwärtig hierselbst eine Com mission von Offizieren der Cavalerie zusammenberufen worden.

Bayern. Se . M. der König hat eine München , 28. Febr. Commission ernannt , welche den Plan zur Verthei= digung unserer Hauptstadt für eintretende Fälle zu Vorstand dieser Commission ist der entwerfen hat. Stadtcommandant von München , Generalmajor Freiherr v. Herold, Mitglieder sind : Generalmajor Brand und Oberst v. d. Tann. (N. Pr. 3.) Frankreich. m-e. In Folge eines t. Decrets vom 9. März wird ein nAlgier'sches Tirailleur -Regiment" zu zwei Bataillonen, jedes zu neun Compagnieen gebildet. Alle für die Bataillone der eingeborenen Tirailleure gegebenen Bestimmungen 2c. finden auch auf dieses neu zu formi rende Regiment Anwendung. Die Beförderung zum Unter lieutenant, Lieutenant und Hauptmann findet im Regi ment statt. Dem Obersten Wimpffen vom 13. Linien regiment ist das Commando dieser zu errichtenden Truppe übertragen worden. m-e. Am 20. Januar überreichte der Oberst Blondel, Director des Kriegsdepots , dem Kaiser die 17. Lieferung der großen topographischen Karte von Frankreich. Diese Lieferung begreift die Sectionen : Vieur - Boucau, Sore, Perigeur, Guéret , Vannes , Lorient, Quimper, Brest, Saint- Brieuc, Dinan und Laval. Das Blatt Brest konnte wegen Krankheit des Stechers erst vor zwei Mo

naten vollendet werden. Ebenso übergab Oberst Blondel zwei Blätter von Nieder-Aegypten von Linant de Belle-. fouds mit einem Nivellement und einem Durchschnitt des Isthmus von Suez; ferner die Karte von La Plata vom Oberst Coffinières ( 1850), sowie diejenige der Umgebungen der Stadt Oran (im Maßstab 1 : 100,000) , welche bei nahe ganz vom Hauptmann Desmonts herrührt. Die drei genannten Karten find alle im Kriegsdepot gravirt ; bet der lezteren hat man den Versuch gemacht , das System der Horizontalcurven auf die Topographie im Großen anzuwenden. Endlich überreichte Oberst Blondel auch die historische Notiz über die Karte von Frankreich , welche unter dem Titel : Notice sur la grande carte de l'etat major (Avec 3 cartes. - Paris, 1853. Imprim. la Maulde) erschienen ist. Wir kommen auf leßtere zurück.

Großbritannien .

London , 22. Febr. Es liegen nun auch die Vor anschläge für das Feldzeugamt vor und lassen sich folgendermaßen zusammenfassen : Die Offiziere und die Mannschaft des Feldzeugamtes und aller dazu gehörigen Branchen werden 19,226 Mann ausmachen (1678 Mann mehr, als im vorigen Jahre). Die Löhnung dieses Be= standtheiles der Armee ist auf 902,817 L. berechnet - ein Zuwachs von 95,310 L.; davon kommen auf die Kosten der Recrutirung allein 40,000 2., das Doppelte von der Summe , die sie im lezten Jahre in Anspruch nahm. Für Verpflegung , Casernenlieferungen , Mäntel und Milizuni formen find 557,176 L. ausgesett ; ein Zuwachs von 183,959 L. , wovon die Hälfte auf die Fourage der Ca valerie- und Artilleriepferde kommit. Für die Büreaux des Feldzeugamtes 73,719 L. (Ersparniß von 250 L.) ; für Büreau- und Casernendienst 281,645 L. (Ersparnis von 10,012 L. ); für Handwerker- und sonstige Arbeiter= löhne in diesen Etablissementen 162,334 2. (Zuwachs um 20,897 L.); für Vorräthe des Feldzeugamtes im Dienste der Land- und Seemacht 639,552 L. (267,855 L. Zu wachs ; davon 100,000 2. allein für Gewehrfabriken und deren Apparate) . Für Kriegsetablissemente , Gebäude, Reparaturen 2c. 902,821 L. (207,166 2. Zuwachs). Für die wissenschaftliche Abtheilung 154,368 L. (Zuschlag

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27,155 L. ). Endlich für Pensionen und was_sonst_in eines solchen Truppentheiles auf das Engste mit einander diese Rubrik fällt , 171,466 2. Im Ganzen stellt sich zu verbinden und die Verbindung als ein völlig abge= heraus , daß die Regierung für das Feldzeugamt und die schlossenes Ganze im Gegensatz zu anderen ähnlichen Ver bindungen darzustellen. Bei dem Einzelnen gibt der Corps zu demselben gehörigen Departemente 3,845,878 L. bean= sprucht. Im vorigen Jahre waren die Ausgaben auf geist sich kund durch das mit einem gewissen Stolze ge= 3,053,567 L. veranschlagt worden; die Mehrausgabe be paarte Bewußtsein einem Corps anzugehören , das , mit trägt ſomit 792,311 L. Und stellt man die sämmtlichen Recht oder Unrecht , Ansprüche auf die beſondere Achtung Voranschläge, wie sie die Regierung dem Hauſe vorlegen der übrigen macht. wird , zusammen , so ergibt sich folgende Uebersichtstabelle : Wenn die Mitglieder eines solchen Truppentheiles stolz für die Armee 6,287,486 . (262,470 L. Zuwachs) ; für sind auf frühere Chaten ihres Corps durch welche dieses die Flotte 7,487,948 L. ( 1,202,455 L. Zuwachs) ; für das sich ausgezeichnet hat , so legen sie sich dadurch auch die Feldzeugamt 3,845,878 L. (ein Zuwachs von 792,311 L.). Verpflichtung auf, den ohne ihr Zuthun auf sie gekomme Summa der veranschlagten Kosten : 17,621,312 L. Summa nen Ruhm zu bewahren und bei jeder Gelegenheit sich der. Mehrausgaben : 2,257,236 L. deffen würdig zu zeigen, und in der That finden wir sehr häufig , daß Corps , welche in früheren Zeiten sich aus gezeichnet hatten , auch bei späteren Gelegenheiten , wenn Schweiz. nichts mehr besteht als die Erinnerung an den Ruhm der Bern , 7. März. Die schweizerische Armee ist in Vorfahren, sie doch noch von demselben Geiſte beſeelt ſind, jüngster Zeit auf Veranlassung des eidgenössischen Militär wie jene es waren. departements durch zwei intereſſante_und_praktiſche Ver So lange der Corpsgeist in seinen Schranken bleibt, vollkommnungen bereichert worden. Den Bemühungen des so lange er nicht nach Ueberhebung trachtet und auf ein Mechanikers Hipp ist es gelungen einen elektrischen gebildete Vorzüge stolz alles andere neben sich mit Gering Zündapparat für Minen und einen militärischen schägung betrachtet , so lange verdient er beachtet und ge= Telegraphen auf die einfachste Weise herzustellen. Jeder fördert zu werden , denn wenn er nur auf einem richtigen der beiden Apparate ist in einem Kästchen von 11 Fuß Selbstgefühl begründet ist, ohne Ueberschätzung des eigenen Lange, 5 Zoll Höhe und Breite enthalten , wiegt nur und Unterschägung des fremden Werthes, so wird er den 12 Pfund und kann von einem Manne überall hin ge Einzelnen anspornen , die Ehre des Corps dem , er ange tragen werden. Mit beiden Vorrichtungen sind Versuche hört, heilig zu achten und zu bewahren , wie die eigene, gemacht worden, die nichts zu wünschen übrig lassen. Von er wird dazu beitragen, den Ruhm, den sich das Corps jeder Leitung aus , selbst von Orten, wo kein Telegraphen in früheren Zeiten erworben hat , zu erhöhen und es kann bureau besteht , kann mit dem neuen Apparat telegraphirt fonach eine Kraft in dem Corpsgeist ruhen , die zu großen werden. - In einer Botschaft des Bundesraths an die Thaten zu führen vermag. Bundesversammlung beantragt derselbe, von der Errich Man hat in neueren Zeiten häufig dem Corpsgeist tung einer schweizerischen Waffenfabrik zu ab entgegenwirkt, theils weil man ihn für verderblich hielt, strahiren. (F. Pftztg.) indem man ihn nur in seinen Auswüchsen auffaßte, theils geschah es unbewußt oder doch unwillkürlich, daß man ihn Spanien. durch organisatorische Einrichtungen schwächte, die in anderer Nach der „Revista militar" besteht das spanische Heer Hinsicht als vortheilhaft oder nothwendig erschienen , aber gegenwärtig aus 603 Mann Garde der Königin , 65,079 in beiden Fällen that man Unrecht, denn wenn er ein Mann Jnfanterie , 1586 Mann Infanteriereserve , 9524 Mittel sein kann , um ruhmwürdige Thaten hervorzurufen, Mann Artillerie, 1080 Mann Genie, 10,949 Mann Ca so verdient er schon um deßwillen, daß man ihn fördere. valerie, 10,495 Mann Bürgergarde , 375 Mann Miliz Eine der schönsten Seiten des Corpsgeistes ist es, daß auf den canarischen Inseln , zusammen 99,489 Mann, wo er da , wo er herrscht , die Kameradschaft befördert. Wo von 6856 Offiziere. Pferde und Maulthiere hat die Ar= das Ganze eine so enggeschlossene Verbindung bildet , da mee 11,395 . muß natürlich auch die gegenseitige Theilnahme der Mit glieder unter einander sich steigern , fie treten sich näher, fie lernen einander mehr kennen , das gemeinschaftliche Band , das sie umschlingt, knüpft sich fester , und wenn Zur Metaphysik des Kriegswesens. die Kameradschaft nicht wenig dazu beiträgt, das Leben (Fortsehung .) des Kriegers zu verschönern, so ist es mittelbar der Corps geist, der dahin führt. Der Corps geist. Nur in solchen Truppentheilen kann ein Corpsgeist sich Aus demselben Grunde , welcher dem Menschen den wahrhaft entwickeln, deren Mitglieder eng verbunden blei ben, die gemeinsame Erinnerungen haben , welche wissen, sehr natürlichen Wunsch einflößt , seine Familie als die daß sie Freud' und Leid, Ruhm und Gefahr mit einander ihn am nächsten berührende Verbindung und sich selbst in der Achtung der Welt zu heben, entspringt auch der Corps theilen werden und deren gegenseitige Theilnahme durch geist, d . i. die Anhänglichkeit des Soldaten an den Truppen längeres Zusammenleben rege gemacht wird; daher wirkt theil , dem er angehört und das Bestreben dessen Rechte ihm nichts mehr entgegen, als Veränderungen in der Zu und Interesse zu wahren. Er strebt dahin, die Mitglieder sammensetzung der Corps, wo fremdartige Bestandtheile

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aneinander gereiht werden , und häufige Verseßungen der Offiziere von einem Regimente zum andern , so daß diese nirgends recht heimisch werden können und nie ein enger Verband des Offiziercorps sich bilden kann , von dem der Corpsgeist vorzüglich ausgeht. In einem Regimente, das eine Geschichte hat , die von seinen Thaten erzählt, dessen oft bewährte Tüchtigkeit von dem Heere auerkannt ist, das vielleicht Auszeichnungen besißt , die früher errungenen Ruhm verewigen , in einem solchen Regimente wird ein Corpsgeist sich leicht entwickeln oder vielmehr , er wird stets vorhanden sein , aber auch in solchen Corps soll er nicht fehlen , die von neuer Entstehung nicht mit dem Ruhm ihrer Vorfahren glänzen können , gerade bei ihnen ist er am wünschenswerthesten , denn er gibt dann Bürg schaft, daß ein solches Corps die günstige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen wird, die sich ihm bietet, um fich einen Ruhm selbst zu begründen, dem keine Vorfahren ihm hinterlassen konnten. Aeußere Abzeichnungen , wie Verschiedenheit in der Uniform u. dergl. find wesentlich für Erzeugung und Er haltung des Corpsgeistes. Die Verbindung zu einem ge schlossenen Körper, die Verschiedenheit von allen übrigen Corps wird dadurch schon dem Auge wahrnehmbar ge macht ; jeder Einzelne weiß , daß er sogleich erkannt ist, welchem Corps er angehört und daß seine Handlungen, sie seien ruhmvoll oder verwerflich, nicht als die eines unbekannten Individuums , sondern als die Handlungen eines Mitgliedes eines bestimmten Corps betrachtet werden. Wo ein wahrer Corpsgeist herrscht, da herrscht auch das Bestreben, die Ehre des Corps zu wahren und zu fördern und der Einzelne , der stets als diesem Corps angehörig erkannt ist , wird auch um so mehr die Pflicht in sich fühlen , die Ehre des Corps durch sein Handeln aufrecht zu erhalten. Da wo man allen Unterschied in den Uni formen einer Waffengattung verbannt, verbannt man auch den Corpsgeist, denn scharfe Umgränzung seines Gebietes gehört zu seinem Wesen , in der Allgemeinheit verliert er sich und mit ihm alles Gute, was er zu erzeugen vermag. Hat der Corpsgeist seine schönen, ja seine erhabenen Seiten, so hat er auch Schwächen, die man ihm um jener willen nachsehen kann und die am Ende nur in der Ab stoßung fremder Elemente und etwas Anspruch auf An erkennung des eigenen oder ererbten Werthes bestehen. Gehen diese Ansprüche freilich weiter, so daß sie mit aristo kratischer Anmaßung, wie es wohl hier und da bei bevor zugten Corps der Fall ist, auf alle übrigen Truppentheile herabsehen, dann überschreitet dieß das erlaubte Maß der eigenen Werthschäzung und solche Anmaßungen dürfen nicht geduldet werden ; aber deßhalb ist der Corpegeist nicht verwerflich, er dient nur in einem solchen Falle einer schlechten Sache, aber er ist es nicht, der sie hervorgerufen hat. Bevorzugte Corps , die nicht thatsächlich dem Heere durch ihr Beispiel vorleuchten , deren Vorzüge nur in Aeußerlichkeiten liegen, ohne auf wirkliches Verdienst, und wäre es auch nur das ihrer Vorgänger , begründet zu sein , sollten in keiner Armee bestehen. In ihnen eben entwickelt sich die verwerfliche Seite des Corpsgeistes und gewöhnlich um so stärker , je geringer das wirkliche Ver dienst ist , wie denn überhaupt immer die Anmaßung den Mangel an wahrem Verdienst verdecken und eine Achtung

erzwingen will , die ihr nicht gebührt. In einem Heere muß Alles gleich sein , nur der Glanz ruhmvoller Thaten kann Vorzüge geben , die dann auch willig von Jedem werden anerkannt werden, ohne daß sie Neid erregen oder verlegen.

Der militärische Gehorsam. Das Wort ist frei, die That ist stumm, der Gehor= ſam blind“ , sagt der Wachtmeister in Wallensteins Lager, in welchem, nebenbei sei es erwähnt, unser großer Dichter das Soldatenwesen treffend geschildert hat , und hiermit ist eigentlich Alles gesagt, was sich über den militärischen Gehorsam sagen läßt. Er ist blind, d . h . er forscht nie nach den Ursachen eines Befehles , sondern er führt ihn aus, er beachtet nicht die Schwierigkeit der Ausführung, sondern er unternimmt sie, die Folgen kümmern ihn nicht, denn der Befehlende trägt die Verantwortung . Es scheint so einfach zu gehorchen, so bequem sich leiten zu lassen und ohne alle Verantwortung nur das zu thun, was Einem geheißen wird, daß auf der Welt nichts Leich teres gedacht werden könnte , als der Gehorsam, der von den Soldaten gefordert wird. Und in der That findet sich auch die Mehrzahl der Menschen sehr leicht in diese be= queme Entäußerung des eigenen Willens , die sie aller eigenen Mühe des Denkens , des Ueberlegens und der Entschließung überhebt. Aber mit einer solchen bloßen Paſſivität ist der militärische Gehorsam noch nicht erschöpft, er verlangt mehr, er verlangt nicht nur Entsagung des eigenen Willens und gänzliche Hingebung , sondern was viel schwieriger ist, das Aufgeben der eigenen Ueberzeugung. Dieß Opfer fordert der Gehorsam vorzüglich von den Be fehlshabern , und je höher die Stellung , je mehr der erweiterte Horizont dazu auffordert, sich eine eigene Ueber zeugung zu bilden, um so schwerer wird das Aufgeben derselben . Aber selbst die bessere Einsicht muß dem Be= fehle gegenüber schweigen , denn wie ist eine Heerführung denkbar , wo jeder Unterbefehlshaber seinen Ansichten folgen will ? Wie kann jemals Einklang in die Bewegungen der verschiedenen Heerestheile kommen , wenn den Befehlen des Oberbefehlshabers nicht pünktlich Folge geleistet wird ? Es kommt häufig nicht darauf an , daß das Beste und Richtigste geschehe , sondern daß nur etwas geschieht, aber dieses ohne Zögern , vollständig und im Einklange der verschiedenen Heerestheile unter sich. Man schlage die Kriegsgeschichte auf und auf allen Blättern werden die Beispiele gefunden werden von mißglückten oder wenigstens nicht vollständig gelungenen Unternehmungen , weil die Unterbefehlshaber mehr ihren Ansichten und Ueberzeugungen folgten , als den empfangenen Befehlen . In den höchsten Regionen der Heere ist die Tugend des Gehorsams am seltensten und ist vielleicht auch dort am schwersten auszu üben , mehr herrscht sie in den niederen , wo es an Bei spielen nicht fehlt, daß sie bis zum Erhabenen sich steigert. Allerdings ist ein Unterschied zwischen dem Gehorsam des an der Spiße eines großen Heerestheiles stehenden Gene rals und dem des Soldaten , doch liegt der Unterschied mehr im Befehl , der in jenem Falle oft nur bedingungs weise verstanden werden kann , denn veränderte Umstände, die sich nie vollständig in der Ferne übersehen lassen, ver= langen veränderte Maßregeln; dem bestimmt gegebenen

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Befehle aber muß auch in den höchsten Schichten des Heeres dieselbe unbedingte Folge geleistet werden, wie vom niedrigsten Soldaten. Im Allgemeinen läßt sich der Mensch leicht leiten und gehorcht gern dem , der sein Vertrauen besißt , daher soll der Vorgesezte sich dieses erwerben und er wird nicht über Ungehorsam bei seinem Untergebenen zu klagen haben. Die Kunst zu befehlen , schafft den Gehorsam mehr als der Eid auf die Kriegsgesche , ein kräftiger Willen findet selten Widerstand bei der Menge, die sich vor ihm beugt, denn der Mensch ehrt die Kraft , je mehr er die eigene Schwäche fühlt und in tausend Fällen darf man nur wagen zu befehlen , um Gehorsam zu finden . Die neuere Zeit hat in dem militärischen Gehorsam unterscheiden und ihm gewisse Gränzen stecken wollen. Aber es ist eine gefährliche Lehre , die schnell die Grundvesten eines Heeres untergraben würde , denn wo das Urtheil beginnt, da hört der Gehorsam auf, und ein Heer in dem der Gehorsam fehlt ist ein schneidendes Werkzeug ohne Griff, mehr geeignet Den zn verlegen , der es gebrauchen will , als seinem eigentlichen Zwecke zu dienen. Nicht dem Gehorsam müssen Gränzen gesteckt werden , sondern dem Befehl, jener muß unbedingt sein, dieser aber soll in fest gesezten Schranken sich bewegen und wo er sie durchbricht, dieß auf die schwerste Verantwortung hin unternehmen . Wohl mag es Fälle geben, wo auch der militärische Gehorsam seine Gränze findet, ja wo selbst die Pflicht gebieten kann , dem Befehle nicht zu gehorchen, aber diese Fälle sind doch nur so wenig vorauszusehende Ausnahmen, daß man gegen sie keine vorbeugenden Maßregeln ergreifen darf, denn die Mittel dagegen dürften leicht schlimmer sein , als das zu bekämpfende mögliche Uebel , und es ist gewiß besser auf den gesunden Sinn und das Pflicht- und Ehrgefühl des Soldaten in solchen Fällen zu bauen , als vorzeitig sein Urtheil aufzurufen, welches dann gewiß nicht ermangeln wird , die Ausnahmefälle überall zu sehen und sich zur Unzeit geltend zu machen. Wie eine jede Kraft durch Uebung wächst und jede Tugend durch Gewöhnung erstarkt, so auch der militärische Gehorsam. Er muß zur Gewohnheit bei dem Soldaten werden , der er unbewußt folgt und man weiß, welche Macht die Gewohnheit über den Menschen übt. Alles also , was dazu beitragen kann, diese Gewohnheit hervor zurufen, verdient der Beachtung. Häufige Waffenübungen, wo der Soldat gewöhnt wird , dem Commandowort mit Schnelligkeit Folge zu leisten , sind ein Mittel an den augenblicklichen Gehorsam zu gewöhnen , daher find solche nicht bloß um ihrer selbst willen, sondern auch zur Er reichung dieses Zweckes vorzunehmen und auch für die Gewöhnung der höheren Befehlshaber an rücksichtslose Ausführung der gegebenen Befehle dürften Manövers im

sich frei fühlen von den Banden , die sie gefesselt hielten. Es ist ein Zustand rasender Trunkenheit, in dem die phy fische Kraft auf Kosten des Bewußtseins zum Uebermaß sich steigert; aber der Rausch verfliegt bald, das Bewußt sein kehrt zurück und aus dem unbändigen Roß wird ein sanftes Thier , das sich den Zügel mit Geduld wieder auf legen läßt, dessen es nicht entbehren kann und den es nur zum eigenen Verderben abgeworfen hat. Hat der Orkan ausgetobt, so tritt zwar um so größere Ruhe wieder in der Natur ein, aber die Verheerungen , die er angerichtet, sind schwer , vielleicht auch gar nicht wieder herzustellen und darum find solche Ausbrüche zu fürchten. So lange die Soldaten Menschen mit menschlichen Leidenschaften bleiben und der Wahn seine Herrschaft leicht über eine bethörte Menge auszubreiten vermag, so lange werden auch Fälle von Aufsagung des Gehorsams unter den Truppen vorkommen , besonders aber da, wo der Keim dazu durch unkluge Berufung auf das eigene Urtheil des Soldaten gelegt worden ist. Wer den Saamen ausstreut, darf sich nicht wundern , wenn er zur Frucht sich ausbildet , und wer , auch in der besten Absicht, giftigen Saamen aus streut , der hoffe nicht heilsame Früchte zu erndten. (Fortseßung folgt. )

größeren Styl zu empfehlen sein , die aber freilich nicht so häufig vorgenommen werden können , als es für den gegebenen Zweck wünschenswerth sein dürfte. Furchtbar ist der Zustand in einer Truppe, welche den Gehorsam versagt , wenn die rohe Kraft den Zügel abge worfen hat , der sie leitet und plöglich alle Leidenschaften

Literatur . Das Königlich Preußische Militär - Pensions - Regle ment vom 13. Juni 1825 und resp. 4. Juni 1851 , und Versorgung der altgedienten Militärs und der Militär-Inva liden in Civildiensten. Zusammengestellt und herausgegeben von Dr. G. M. Kletke , vormal. Feld- Intendanturſecretär. Erster Band der Allgemeinen Preußischen Militär- Bibliothek. 8. Berlin, 1854. Haffelberg'sche Verlagsbuchhandlung. (VIII u. 288 S. nebft XXVI S. Anhang.) Zum drittenmale in einem ganz kurzen Zeitraume begegnen wir dem Hrn. Dr. Kletke , wie er ordnend und zusammenstellend zwischen den Fascikeln der Armeeverordnungen und reglementarischen Supplementen hervorgeht und den Verwaltungsbehörden und Ge richten eine Arbeit anbietet, deren Werth von Allen, die sich vorher mit dem Aufsuchen zerfreut liegender Dienstbestimmungen abzu» quälen hatten, anerkannt und mit Freude und Dank aufgenommen werden wird. 3m gegenwärtigen Falle hat der Hr. Dr. Kletke das Militär Pensions-Reglement vom 13. Juni 1825 mit feinen späteren Er gänzungen und die Bestimmungen über die Versorgung der altge= dienten Militärs und der Militär-Invaliden in Civildiensten seiner Mühewaltung unterzogen und dadurch Aufhellung gebracht in einen Diensteszweig , über welchen , wie das Volumen des bier ange zeigten Buches zeigt, eine außerordentliche Masse von Verordnungen vorliegen. Wir kennen diese Verordnungen zu wenig , um fagen zu können , ob nicht eine oder die andere aufzunehmen vergessen worden ist , möchten jedoch glauben , daß der Hauptsache nach das vorhandene Bedürfniß befriedigt wurde. Nur etwas vermissen wir, was bei derartigen Zusammenstellungen durch ein Zuhaltsverzeichniß nicht ausreichend ersett ist , C eine kurze Andeutung nämlich des Inhalts jeder einzelnen Seite als Ueberschrift über derselben , wo durch das Nachschlagen erleichtert worden wäre. Nicht allein für preußische Dienstbehörden , sondern auch für die höheren Stellen anderer deutschen Staaten wird das Buch A. eine willkommene Erscheinung sein.

Resigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmkadt und in deren Offizin gedruckt.

Dienstag, März 1854. 10995589 cons soli rit i did ( the themed wythng

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Allgemeine

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Großbritannien.

(5) In der Unterausfizung vom 13. Februar fragte Sir Lacy Evans, ob die Artillerie zu Woolwich genügende Schießübungen abhalte, um im Felde wirksam auftreten zu können und ob, wenn die Mittel dazu mangelten, das Ordnance Budget Vorschläge und Forderungen stellen werde, diesem bedeutenden Uebelstande abzuhelfen. Monsell ant= wortete , daß die Artillerie in Folge der Lage der Schuß linie und der Windungen der Themse seit der häufigerern Benuzung der Dampfschiffe in ihren Schießübungen wesent lich gehemmt worden sei, so daß die Mannschaften oft mals , trozdem sie von früh Morgens 8 Uhr bis Abends 5 Uhr auf dem Schießplaze anwesend, nicht einen einzigen Schuß thun könnten. Bezüglich der zweiten gestellten Frage müsse er erwähnen, daß die Ordnance dieser Angelegenheit reifliche Beachtung gezollt und eifrig bestrebt sei, den be= regten Uebelständen Abhülfe zu verschaffen. Einige Tage früher schon hatte Sir Lach Evans ge= fragt, welche Mittel ergriffen feien , um die Schußweite und Treffwahrscheinlichkeit der Feldartillerie so zu gestalten, daß das Geschüßfeuer die bisherige Ueberlegenheit über die kleinen Waffen bewahre ? Auf diese Frage antwortete am 10. Februar Monsell, er könne die Details der angestellten Versuche nicht angeben , dergleichen Versuche hätten aber stattgefunden und die Hoffnung entstehen lassen, daß es bald gelingen werde, die Ueberlegenheit des Sechspfünders über das kleine Gewehr wieder herzustellen.

Belgien . ( 5 ) Wir stellen in dem Nachfolgenden einige Erlasse zusammen , die wir dem Decemberhefte des Journal mili taire officiell" entnehmen : Unter dem 11. Decbr. v. J. hat der Kriegsminister den Infanterieregimentern die Befugniß eingeräumt , 10 Ge meine der activen Bataillone zu den Reservebataillonen zu detaschiren , die als Ordonnanzen der Offiziere und zur Beaufsichtigung der Vorräthe der Reserve Verwendung finden sollen. An demselben Datum ist die Verfügung ergangen, daß der Mantel in der Garnison um den Tornister geschnallt und auf Märschen und Manövern en bandoulière gerollt getragen wird.

Am 14. Decbr. theilt der Kriegsminister allen Truppen= befehlshabern mit, daß nach dem Willen des Königs in Zukunft der militärische Gruß nur in einer Form, durch Anlegen der rechten Hand an die Kopfbedeckung, ausge= führt werden solle und daß demnach die mit Hüten oder Feldmüßen bedeckten Offiziere und die mit Feldmüßen be deckten Mannschaften ferner die Kopfbedeckung nicht mehr abzunehmen haben , wenn sie einem Vorgesezten den mili tärischen Gruß erweisen. Durch königl. Decret vom 30. Decbr. ist das Contin= gent der Armee für 1854 auf 70,000 Mann bestimmt worden, während ein anderes Decret von demselben Datum das Kriegsbudget für 1854 mit Genehmigung der Kam mern auf 33,129,093 Franken 15 Centimes normirt.

Frankreich. Paris , 6. März. Man spricht hier viel von einem neu erfundenen Schießpulver, welches im bevor stehenden Kriege verwendet werden soll. Dasselbe ist an= geblich um die Hälfte kräftiger und dabei leichter und wohlfeiler, als das gewöhnliche Pulver; auch entzündet es sich im feuchten und selbst im durchnäßten Zustand und läßt sich äußerst rasch aus den allergewöhnlichsten Stoffen verfertigen. (Fr. Postztg.) Hußland und Polen. St. Petersburg, 16. Februar. Der geseßmäßige Kriegsdienst ist in Rußland 21 Jahre. Aber schon seit 15 Jahren werden die Mannschaften viel früher ent= lassen , gewöhnlich nach 15jähriger und manchmal sogar uach 12jähriger Dienstzeit. Diese Mannschaften bilden die Reserve , welche vollständig einberufen worden ist und sich schon unter den Fahnen befindet. Ihre Stärke ist nicht genau bekannt; nach einer wohl übertriebenen Schäßung rechnet man 500,000 Reservisten ; 300,000 ist aber der geringste Anschlag.. Mit diesem Zuwachs alter Soldaten ist Rußland vollkommen im Stande, in diesem Sommer nicht nur den türkischen , sondern auch einen etwa weiter gehenden Krieg zu bestehen. Die eben verordnete neue Recrutirung von neun Mann auf je Tausend in den west lichen Provinzen wird 220,000 Mann liefern. Diese werden Ende Aprils sich bei den Depotbataillonen einfinden. Wenn

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nun auch ein ganzes Jahr auf das Einercrciren dieser Mannschaften gewandt wird, so erhält die Armee jeden falls vor Eröffnung der Sommercompagne von 1855, diese neuen Streitkräfte, welche die im Jahre 1854 entstandenen Lücken zum Ueberfluß füllen werden. Gegen die Wechsel fälle zweier Campagnen ist Rußland jest wohl schon ge= fichert. (N. Pr. 3tg.)

Willen sich unterwerfen , der fie nach Willkür und mit Leichtigkeit muß lenken können, und sogar ihrer freien Selbstthätigkeit muß man versichert sein, damit diese auch dann im Sinne der obersten Gewalt wirke , wenn kein unmittelbarer Impuls von oben ihrem Handeln die Richt schnur anweist oder die äußere Nöthigung dazu fehlt. Nicht das Gefeß allein, welches den Staatsbürger zur Er füllung seiner Waffenpflicht ruft, nicht der Eid des Ge= Dänemark. horsams , den dieser leistet , wenn er in die Reihen des Heeres tritt, werden genügen , jene Tausende von freien Armee hat Willen Kopenhagen, 24. Febr. Die dänische , die in dem Heere vereinigt find , in die richtige gegenwärtig 1055 Offiziere, wie dieß der vor einigen Bahn zu führen und darin zu erhalten , in welcher die Tagen vom Justizrathe Mühlensteth herausgegebene dänische waffentragende Masse erst zum brauchbaren Heerre wird, Von diesen Offizieren find Militärkalender ausweist. hierzu wirken noch andere Factoren als die bloße Bürger 2 wirkliche Generale, 5 Generallieutenante , 12 General pflicht und der geleistete Eid des Gehorsams , Factoren, majore, 27 Obersten, 29 Oberstlieutenante, 48 Majore, die in der geistigen Natur des Menschen und in den Eigen 231 Capitäne, 312 Premierlieutenante und 389 Seconde thümlichkeiten des Soldatenstandes ihren Ursprung haben Außer den bei den Generalcommandos , Bri= lieutenante. Außer und die nicht vernachlässigt werden dürfen, wenn man ein De und Anstalten militärischen , gaden in den Festungen in jeder Beziehung brauchbares und tüchtiges Heer ſchaffen Pots attachirten Offizteren, sowie den 15 Offizieren , die will. Es genügt durchaus nicht, daß ein Heer gut orga= als 8 Offiziere sind , haben ihre Garnison in Westindien nifirt, bewaffnet und geübt sei, um für seine Zwecke voll Adjutanten bei Sr. M. dem König angesezt, 22 stehen ständig geeignet zu sein, es ist gleichsam nur der Körper, à la suite in der Armee , ohne dem Detail derselben an= dem erst wahres Leben eingehaucht wird durch den Geist, zugehören , und ungefähr 200 gehören der Kriegsreserve der ihn beseelt und durch welchen man die volle Herrschaft an, während 75 auf Wartegeld stehen. Der Generalstab über jenen erhält, wenn man auf diesen einzuwirken versteht. zählt 13 Offiziere, das Ingenieurcorps 52 , die Artillerie Die Eigenthümlichkeit der Stellung des Soldaten in 128, die Cavalerie 178 und die Infanterie 684 Offiziere. der bürgerlichen Gesellschaft, die mit dem Eintritt in den Außerdem zählt die Armee außer den civilmilitären und Stand übernommene Pflichten , das enge Zusammenleben n constituirten Beamten 26 Auditeure , von denen 2 zugleich so vieler gleicher Gefährten , erzeugen bei dem Soldaten Rechnungsführer find, 15 Rechnungsführer, 33 Oberärzte gewisse Gesinnungen , Neigungen und Gewohnheiten, die und 36 Unterärzte , sowie 8 Regiments - Thierärzte. Der der menschlichen Natur älteste sämmtlicher dienstthuenden Offiziere hat ein Alter neben den allgemeinen Eigenschaften die Triebfedern seiner Handlungen sind und die moralische Jahren. 18 von jüngste Alter ein der Jahren, und von 74 Seite des Soldatenthums bilden, mit welcher die Kriegs 8 Offiziere haben über ein halbes Jahrhundert in der wiſſenſchafte n ſich nicht beschäftigen , die aber von unend Armee gedient. Unter den Offizieren sind 42 verschiedene licher Wichtigkeit für die Tüchtigkeit eines Heeres ist. Die Orden, von ausländischen besonders russische und fran= Betrachtung dieser Seite des Soldatenthums kann man (Fl . 3tg.) zösische, ausgetheilt. die Metaphysik des Kriegswesens nennen , zu der Alles gehört , was zu den moralischen Eigenschaften des Sol Spanie u. daten in Beziehung steht; sie zieht die menschliche Natur im Soldaten in den Kreis ihrer Betrachtungen , wie die Madrid, 1. März. Durch ein gestern erschienenes Eigenthümlichkeiten , die ihm als Soldaten zukommen und tönigliches Decret wird das Infanterieregiment Cordova die Kenntniß der Einen , wie der Anderen ist unerläßlich (Nr. 10) in Folge des Aufstandes zu Saragossa gänzlich für Jeden, welcher zur Leitung von Soldaten berufen ist, aufgelöst. Die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten des denn die Tüchtigkeit eines Heeres beruht, wie schon erwähnt, selben, welche sich an dem Aufstand nicht betheiligt haben, zum großen Theil auf den moralischen Eigenschaften des find in Disponibilität gestellt und sollen anderen Corps Soldaten , auf dem Geiste , der im Heere lebt, und mehr, einverleibt werden. Ein zweites Decret verfügt , daß das als auf der vollendetsten taktischen Ausbildung. Infanterieregiment von Cuenca (am 23. April 1663 errichtet. In den nachfolgenden Blättern soll ein und der andere und am 5. Febr. 1793 reformirt) zu reorganiſiren ſei und Gegenstand dieser Metaphysik des Kriegswesens besprochen die Nr. 10 in der Anciennetätsordnung anzunehmen habe. werden , und wenn dieß auch weder systematisch , noch erschöpfend geschehen kann, so werden sie wenigstens den Ausdruck einer individuellen Ansicht enthalten von einer Seite des Soldatenwesens , welche des Intereſſanten und Zur Metaphyſik des Kriegsweſens. Beachtenswerthen nicht weniger bietet, als die eigentlichen Kriegswiſſeuſchaften ſelbſt. Vorwort. Der soldatische Geist und die militärischen Formen. So viele Individuen ein Heer zählt , aus so vielen Wenn der Recrut die Uniform angezogen hat und einzelnen moralisch freien Willen besteht es ; und alle dieſe freie Willen sollen wie die Magnetnadeln nur derseben auserercirt ist, so ist er deßhalb noch kein Soldat in der Richtung folgen, fie Alle sollen einem einzigen leitenden vollen Bedeutung des Wortes, ja er kann nach Erfüllung

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seiner Dienstpflicht wieder aus dem Heere treten , mit den besten Zeugnissen über sein Verhalten , ohne ein ächter Soldat gewesen zu sein , d. H. ein solcher, dem seine und seiner Truppen Ehre über Alles geht, dem seine Pflicht gleichsam zum Instinkt geworden ist , der seine Familie in seinen Kameraden und seine Heimath im Heere findet. Disciplin und Gehorsam machen eine bewaffnete Menge zum Heere, aber das Heer wird erst dann vollkommen seiner Bestimmung entsprechen, wenn es vom soldatischen Geiste durchweht wird , wenn jeder Einzelne mit Stolz fich als Theil eines großen Ganzen fühlt, in welchem Kraft und Macht zur äußeren Erscheinung kommen , als Mitglied einer Genossenschaft, wo Ansehen , Ruhm und Ehre von Allen getheilt, wie Gefahr , Anstrengung und Entbehrung von Allen gleich getragen werden . Es ist etwas Wunderbares mit dieſem ſoldatiſchen Geiſte, der sich leichter in ſeinen Erſcheinungen erkennen als erklären läßt; er theilt sich dem jungen Soldaten mit , der in der Regel unfreiwillig , ja mit Widerwillen in das Heer ein tritt, wenn er in diesem nur recht lebendig ist; er erzeugt jene Selbstverlängnung , mit welcher der Soldat seinen Willen gänzlich in die Hände Anderer gibt ; weckt das Gefühl für Pflicht und Ehre in ihm auf eine Weise, daß nie ein Zweifel entstehen kann , was er zu thun oder zu lassen hat ; und bringt eine Hingebung hervor, welche Be schwerden und Entbehrungen mit Leichtigkeit, ja mit Freu digkeit zu ertragen lehrt. Er läßt in dem gefahr- und mühevollen Leben des Soldaten einen Reiz erkennen , der eine wahre Sehnsucht nach dem eigentlichen Elemente des Soldaten , nach Krieg und Kampf erwecken kann und den Veteranen nur mit schwerem Herzen aus dem Heere scheiden macht und aus dem Stande , in dem seine schönsten Er innerungen wurzeln. Mehr oder weniger lebt der soldatische Geist in allen Heeren, aber er will gepflegt sein, wenn er nicht ver= kümmern soll und nimmermehr läßt er sich plötzlich her vorrufen , wo er nicht ist. Wo er einmal herrscht, ver läugnet er sich niemals, weder im Glück, noch im Unglück, und wie er im Siege erstarkt , so kann auf der anderen Seite keine Niederlage ihn vernichten , deren Wirkung er im Gegentheil vermindern wird. Er ist gleichsam die Seele, die dem Körper des Heeres erst das rechte Leben gibt und seine Pflege daher wichtig , sowie seine Vernachlässigung fich furchtbar rächen kann zu einer Zeit, wo das Heer vielleicht die einzige Stüße ist für Thron und Vaterland, die dann aus Mangel an wahrem soldatischen Geiste wankt und das Heer den Hoffnungen nicht entspricht , die man auf dasselbe baute. Denn das Heer ist kein todtes Werk zeug , das man bis zu dem Augenblicke des Gebrauches unbekümmert zur Seite legen kann, sicher seiner Wirkung, sobald die kunstgeübte Händ es ergreift , wenn es nur sonst zweckmäßig conſtruirt ist; es bedarf der fortwährenden Sorgfalt, der unausgeseßtesten Beachtung, dann aber auch ist man zu jeder Zeit seiner vollsten Brauchbarkeit gewiß. Wo der soldatische Geist einmal heimisch ist, da wird er sich lange erhalten , er erbt fort von Generation zu Generation, sein heiliges Feuer bedarf nur geringer Nah rung und verlangt eigentlich nur, daß es nicht absichtlich ausgelöscht werde, um fort und fort die Soldatenherzen zu erwärmen. Wenn auch in der Brust des ächten Sol

daten der soldatische Geißt unter jedem Verhältnisse lebendig bleibt und selbst unter dem Drucke eines soldatenfeindlichen Zeitgeistes nur seufzen und leiden , aber nicht ersterben wird, so bedarf er bei der Menge doch einiger Aufmunte rung. Einige Aufmerksamkeit , die dem Soldatenwesen von oben herab gezeigt wird , ein gewiſſer Grad von Ach tung , die dem Stande als solchem erwiese wird , genügt schon, um den Geist zu erwecken , der im Grunde jedes Soldatenherzens schlummert und dessen Lebendigsein erst den wahren Soldaten macht. Der Soldat liebt es , ſich im Schmucke der Waffen zu zeigen, er freut sich der An= erkennung, die seinen Bestrebungen nach kriegerischer Tüch tigkeit gezollt wird , jeder Einzelne nimmt seinen Theil an der Achtung und der Theilnahme, die dem Ganzen bezeigt werden, daher sollte man mit solchen Gelegenheiten nicht geizen, wie militärische Festlichkeiten , Paraden u. dergl. sie herbeiführen, sondern vielmehr dieselben so viel möglich befördern. Aber man glaubt häufig , für diese anschei nenden Nebendinge, für solche bloße Aeußerlichkeiten, welche störend auf den festgeseßten Beschäftigungsplan einwirken, keine Zeit zu haben , man übersicht ihre Wichtigkeit und wendet die Zeit lieber zu anderen Dingen an, die an sich recht schön und löblich sind , nur den ſoldatischen Geist fördern sie nicht. Man will hier und da aus dem Heere eine Bildungsschule für das Volk machen , aber zwei so verschiedene Zwecke lassen sich nicht auf einem Wege erreichen ; „ die Schreibstube und ihre engen Wände“ ist nicht der Ort, wo der soldatische Geist gepflegt wird und mancher brave Soldat, der da hinein gebannt wird , mag ganz richtig mit dem Holkiſchen Jäger in Wallensteins Lager denken : „Führt mich in's Feuer frisch hinein sc. Werde mich nicht lange sperren und zieren, Sonst muß man mich aber, ich bitte sehr, Mit nichts weiter incommodiren."

Dem Soldaten sich als Soldaten fühlen zu lehren, den soldatiſchen Geist in ihm zu beleben, dieß sollte immer das besondere Streben sein von denen , in deren Händen die Leitung der Heere liegt. Soldaten zu bilden aus den Bürgern , die in das Heer treten , ist im Frieden die Auf gabe der Oberen und jeder andere Zweck , der dieſem fern liegt, muß zurückweichen. Der Kreis dessen, was der Soldat erlernen muß und wissen soll, ist schon ausgedehnt genug, um ihn nicht noch durch Bestrebungen zu vergrößern , die keinen rein militärischen Zweck haben und die oft nur dazu dienen, dem Soldaten seinen Stand zu verleiten. Be schäftigt muß der Soldat werden und soll es sein, so viel möglich, denn auch bei ihm gilt das Sprüchwort vom Müssiggang als aller Laster Anfang , aber die Beschäf= tigung muß eine soldatische sein , und wenn es auch eine solche ist, die Manchem wegen zu häufiger Wiederholung als unnüß erscheinen könnte , so wird sie immer zur Ge wöhnung an Ordnung und Disciplin dienen oder zur mechanischen Fertigkeit im Waffendienste beitragen. Strenge Ordnung im Dienst, consequente Befolgung seiner Formen, auch selbst der kleinlichen , vermehren nur die Wichtigkeit des Dienstes in den Augen des Soldaten, der sich den Anforderungen desselben gern hingibt, eben weil er ihnen Wichtigkeit beilegt, während Dinge, deren Beziehung zum

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Waffendienst nicht in die Augen fällt und wohl mitunter auch diesem ziemlich fern liegen , nur Unmuth erwecken, wenn sie dem Soldaten aufgebürdet werden und mit der ohnedem oft genug geringen Luft am Stande auch den soldatischen Geist ersticken , wenn er vorhanden sein sollte. Nirgends follte man mehr darauf bedacht sein , den soldatischen ist zu heben, als in den Heeren, in welchen eine ausgedehnte Beurlaubung stattfindet. Hier, wo der Soldat den größten Theil des Jahres durch nichts an seinen Kriegerstand erinnert wird, wo er wohl gar seiner Uniform entkleidet nicht einmal die Möglichkeit hat, sich als Soldat zu zeigen , da gehört viel dazu , wenn man verlangen will , daß mit der Ordre , die den Beurlaubten zur Fahne ruft und ihn seinem bürgerlichen Gewerbe ent= reißt , auch plöglich wieder der Soldat in ihm erwachen foll; und dennoch geſchicht es , man möchte sagen wunder barer Weise, wenn nur ein Funke soldatischen Geistes in seiner Brust niedergelegt war , der dort schlummert , bis er bei erscheinender Gelegenheit wieder zur Flamme ange facht wird. So kräftig ist der soldatische Geist , daß, wo er einmal Wurzel gefaßt hat, er selbst nicht durch Ein richtungen erstickt wird , die ganz eigends dazu gemacht scheinen, ihn zu ertödten , sondern immer wieder neue Keime treibt, sobald die Verhältnisse sich ihm nur einiger maßen günstig zeigen. Pflegt diese Keime, die ihr berufen seid an der Spize der Heere zu stehen , achtet sie nicht gering , sondern fördert ihr Gedeihen , ste briugen Früchte in den Tagen, welche in der Geschichte der Völker Epoche machen , und das dankbare Heer erkennt zu allen Zeiten die Sorgfalt, welche auf die Weckung und Hebung des soldatischen Geistes in ihm gewendet wird. Mit dem Beginnen der stehenden Heere fand auch der soldatische Geist seinen Ursprung, der damals freilich nicht frei war von den rohen Auswüchsen des Söldnerwesens und den Charakter des Zeitalters überhaupt nothwendig wiederspiegeln mußte ; seine Blüthe fällt vielleicht in die Zeit der glänzendsten Periode des französischen Kaiser reiches und sein Verfall droht von der Zeit an , wo eine zu kurze Anwesenheit des Soldaten bei der Fahne diesen kaum die Zeit gewährt, vom Soldatenstande mehr als nur die Oberfläche kennen zu lernen, ohne sich mit dem wahren Wesen desselben durchdringen zu können. Damals , als die stehenden Heere zur allmächtigen Ausbildung gelangten, verkörperte sich so zu sagen der Geist , der sie belebte , in gewisse Formen, die gleichsam der finnliche Ausdruck seiner Anwesenheit waren und größtentheils eine tiefere Bedeu tung hatten, als auf den ersten Anblick scheinen mochte. Als die Träger des Geistes, der sie geschaffen hatte, kamen diese Formen durch Ueberlieferung von einer Zeit zur andern und so theilweise bis auf die unſere. Aber die neue Zeit, die sich so weise dünkt , sie beachtete nur die Aeußerlichkeiten jener überlieferten Formen und warf sie geringschäßig in die Rumpelkammer, ohne zu bedenken, daß auch der Geist entweicht , wenn die Form gebrochen wird , die ihn gebunden hält. Wohl mochten im Laufe der Zeiten manche dieser Formen veraltet sein und ihre Bedeutung völlig verloren haben, so daß ihr Aufgeben

gerechtfertigt erschien, aber wir sehen doch noch heute, daß in den Heeren , wo noch die Achtung vor den alten über lieferten Formen bewahrt ist , auch der soldatiſche Geiſt noch am lebendigsten ist. Eine verlassene Form läßt sich nicht wieder in's Leben rufen, wenn sie keine Bedeutung mehr hat , und wollte man sie dennoch wieder einführen , so würde man eben nur eine todte Form haben , die nicht der Träger eines geistigen Principes ist, was sie doch ſein ſoll. Neue For men zu schaffen, ist eben so wenig thunlich als rathſam in unserem skoptischen Zeitalter, wo sie nur als mittel alterliches Rüstzeug aufgenommen werden würden , aber den noch vorhandenen, den noch in Kraft bestehenden For= men, die uns vielleicht aus einer glorreichen Vergangen heit übrig geblieben sind , ihnen wende man seine Auf merksamkeit zu und bewahre sie vor gänzlichem Verfall. Der finnliche Mensch bedarf zur Anknüpfung seiner Ideen, zur Lebendigerhaltung seiner Gefühle eines faßlichen Gegen standes , er muß eine Form haben, die ihm der Ausdruck der Idee ist , die Handhabe, mit welcher er den Geist erfaßt. Niemand wird z . B. bestreiten , daß zu der Zeit, wo den Fahnen noch die alt hergebrachte Ehrerbietung gewissenhaft , ohne Ausnahme erwiesen wurde , auch der Soldat sie als ein Palladium betrachtete, an das seine Ehre geknüpft sei und an dessen Vertheidigung er Leib und Leben sezte , während er jezt häufig wenig mehr als ein conventionelles Pußstück in ihnen sicht ; Jedermann, der das Sonst gekannt hat und das Jest beachtet, wird zugestehen , daß , als die Wachen noch mit einem gewiſſen Ceremoniel bezogen wurden , dieser Zweig des Dienstes auch in den Augen des Soldaten eine weit höhere Wich- tigkeit gewann , als er ihm jest beilegt. So wird alle Ordnung bald in einer Truppe verschwinden, deren Führer in Beobachtung der Formen nur einen veralteten Pedan tismus erblickt , während es ein großer Unterschied ist zwischen einer gewissenhaften Beobachtung der Form und einem Verkennen des Wesens um der Form willen. Die Formen im Heerwesen erzeugen freilich nicht den soldatiſchen Geist wo er nicht vorhanden ist , aber sie erhalten und befördern ihn , indem sie den Soldaten fort= während daran erinnern , daß er einem besonderen Stande angehört , deffen Grundpfeiler Ordnung und Gehorsam find , und je schwieriger der soldatische Geist bei der kurzen Dienstzeit in den meisten Heeren sich dem Einzelnen mit= zutheilen vermag , um so wichtiger ist es , kein Mittel zu versäumen , was dazu beitragen kann ihn zu befördern. Wohl dem Heere , in dem ein ächter soldatiſcher Geist heimisch ist, es wird nie die Erwartungen täuschen , die man von ihm hegt ; wohl dem Soldaten, der einem solchen Heere angehört , seine Pflichten werden ihm zur Lust , die von seinem Stande unzertrennlichen Beschwerden und Müh seligkeiten erträgt er mit Leichtigkeit, mag er hoch oder niedrig stehen, er fühlt sich mit Stolz als den Theil eines achtungswerthen und geachteten Ganzen und findet volle Befriedigung in seinem Berufe , von dem sein ganzes Sein erfüllt iſt. (Fortseßung folgt .)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

16. Donnerstag, März 1854. oithanidole pine ad i biri chi da bod hit sted du,

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Militär - Beitung .

Frankreich. Paris , 5. März. Vorgestern gegen 5 Uhr begab sich der Kaiser nach dem Fort Mont-Valérien, wo Uebungen im Brescheschießen stattfanden. Der Kaiser befand sich in Begleitung des Lord de Ros , des Gouverneurs des Loudoner Towers , des Großmarschalls des Palastes und des Marschalls, Oberbefehlshabers des Heeres von Paris. Die in Gegenwart mehrerer Generale der Artillerie und der Ingenieure gemachten Versuche gelangen vollkommen; die seit dem Abend zuvor in Bresche geschossene Mauer stürzte in dem vorausbestimmten Augenblicke, nach der vorausbestimmten Anzahl von Kanonenschüssen, zusammen. Das seit 10 Jahren erbaute Mauerwerk war 3 Mètres und 5 Centimètres (etwas über 10 Fuß) dick und durch zahlreiche Contreforts unterstüßt. (Sp. 3tg.) Großbritannien . (5) Die „ Naval and military Gazette" vom 18. Februar schreibt: Das theuere Erperiment des Lagers von Chobham hat bisher keine Verbesserungen in Waffen , Ausrüstung und Bekleidung zur Folge gehabt. Verzögerung und Auf schub scheint nun einmal die Regel in dergleichen Dingen zu sein. Alle Stimmen waren einig, daß große Verände rungen erforderlich seien und man lebte der Meinung, daß die Erfahrungen bei Chobham die Behörden über die Aus dehnung und den Charakter der zum Besten des Dienstes nothwendigen Veränderungen in's Klare gesezt hätten. Man hat den Ausspruch gethan und wahrlich mit großem Rechte, daß Kriegsräthe nicht fechten ; mit gleichem Rechte könnte man hinzufügen , daß Commissionen niemals Uebelstände beseitigen oder Verbesserungen einführen -dieselben sind, was sie stets gewesen , conservativ selbst in Bezug auf Uebelstände. In dem Augenblicke , als wir hörten , die Vorschläge zur Erleichterung des Gepäckes des Soldaten, zur besseren Bewaffnung und Ausrüstung desselben , seien Commissionen übergeben, sahen wir das voraus, was seit dem eingetreten ist - Uneinigkeit der Mitglieder, Kleben an veralteten Meinungen und dahingeschwundenen Er fahrungen nicht mehr bestehender Zeiten und zum Schluß Abneigung gegen die Empfehlung irgend welcher werth vollen Verbesserung oder Neuerung. Die schwerfällige

Maschinerie einer Commission entspricht der heutigen Zeit nicht mehr. Der Oberbefehlshaber des Heeres muß ver schiedene Meinungen hören , seine Pflicht ist es aber den Anforderungen der Neuzeit zu genügen. Von einer Com = mission alter Offiziere kann man keine Verbesserungen er warten; sie sind so lange Zeit an einen gewissen Zustand der Dinge gewöhnt, daß ihnen der Glaube mangelt, irgend eine Aenderung werde eine Verbesserung herbeiführen. Ihre Ideen über militärische Angelegenheiten wurden vor langen Jahren festgestellt und alle ihre Ansichten wurzeln in den Meinungen, die sie dem Herzog von Wellington unterschieben. Als ein erleichteter Tornister vorgeschlagen und ein Modell desselben der Commission vorgestellt wurde, antwortete einer jener alten Helden : Im Halbinselkriege habe der Tornister allen Anforderungen entsprochen und er habe nie gehört, daß der Herzog von Wellington fich gegen seine Form oder gegen seinen Inhalt geäußert. " Wenn eine Aenderung der Bekleidung auf's Lapet kommt, ruft einer jener Würdigen: „Laffen wir das , wenn wir an dem Bestehenden rütteln, werden nach und nach alle Einkünfte der Obersten ver schwinden." Und so wird entschieden, die Uniform sei das bestmöglichste Bekleidungsstück. In diesem Geiste verfähren Commissionen und da keine individuelle Verantwortlich keit obwaltet, so wird die unverantwortlichste Nichtachtung dem Vortheile des Dienstes zu Theil. Der Krieg sprengt manchen Knoten , den der Frieden nicht zu lösen vermag ; — wir leben daher des Glaubens , daß auch der sich ent wickelnde Krieg die Schwierigkeiten forträumen werde , die gegenwärtig noch dem Uebergange vom Schlechten zum Guten im Wege stehen und daß er die Einführung der Erfindungen erleichtern werde, die seitdem England sich eines langen Friedens erfreut, in anderen Staaten längst in Fleisch und Blut der Heere übergegangen find. Wir gehen nun in den Krieg so bekleidet, so ausgerüstet, so bewaffnet, wie wir es vor 35 bis 40 Jahren waren. Freilich haben wir Percussionsgewehre und anstatt zweier nur ein Leder gehänge aber hier enden auch in Wahrheit die Ver= befferungen , denn die neuen Hosen vermögen wir nicht - Das Lager von Chobham hat uns kein dazu zu zählen. zählen . verbessertes Exercir-Reglement verschafft, in dem eine mehr systematische Anordnung das Verständniß der Bewegungen erleichtert. Die Armee hoffte, daß das Gewehr- und Zug erercitium, die Handhabung des Säbels , die Bewegungen

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des Bataillons und die Fechtart der leichten Infanterie in führen , wird daher auch , mit wenig Modification , immer einen Band vereinigt werden würden, der auch den Feld dieselbe bleiben , und was der geistreiche Prinz de Ligne dienst beachtete. Alles dieß hätte leicht geschehen können, vor mehr als 60 Jahren darüber dachte und ſchrieb, ist wenn Discussionen und Meinungsverschiedenheiten nicht jezt noch eben so wahr als damals und dürfte sich schwer eine bedauernswerthe Ausdehnung erlangt hätten. Das lich besser darstellen laffen, als es von ihm geschah. Es Lager von Chobham hat unseren Soldaten keine leichtere sei mir daher vergönnt, seine Aeußerungen über diesen Ausrüstung , keine bessere Bekleidung , keine verbesserten Gegenstand hier wiedergeben zu dürfen, was um so weniger Waffen verschafft. Es hat das Ueberflüssige noch nicht überflüssig sein dürfte, als seine militärischen Schriften beseitigt und das Nothwendige eingeführt. Was hat jest nur noch sehr selten gelesen werden. Um die Soldaten zu führen , heißt es in seinen Pré nun aber das Lager von Chobham zum Besten des Dienstes geleistes ? Nichts. Es hat uns gelehrt, uns in der Glück jugés et fantaisies militaires , muß man sie kennen; es seligkeit zu wiegen : Gesegnet set derjenige, der nichts er find Kinder , die ihre Anwandlungen von Störrigkeit und wartet und hofft, er kann nicht enttäuscht werden. Bosheit haben , von denen sie schnell zur Schwäche über gehen und wieder Kinder werden, wie sie waren . Man Spanien. muß ihre Spielzeuge zu wechseln verstehen, darin liegt die große Kunst, sie zu beherrschen. Die Spielzeuge der Sol (3) Durch königl. Ordonnanz vom 2. Februar ist aus daten sind nicht theuer, eine Kleinigkeit vergnügt sie, macht den Obersten sämmtlicher in Madrid garnisonirenden In fanterieregimenter unter dem Präsidium des Generaldirec fie lenksam und ruft ihre Thatkraft auf. Man braucht um sie gegen die Pforten der tors der Infanterie, General Cordova, eine Commission nur selbst Soldat zu sein, Hölle zu führen. Der Zwang, unter dem sie stehen , wie gebildet worden, welche die Ausarbeitung eines neuen Lebens , das sie führen , erzeugt dies taktischen Reglements für die Infanterie vorzu die Art des geselligen selbe Art von Muthwillen , die den Schülern eigen ist, nehmen hat, und zwar unter Zugrundlegung der durch dieselben wenig überlegten fleinen Bosheiten , Unfolgsam den gegenwärtigen Zustand der Kriegskunst geforderten keiten, unwahrheiten und Entschuldigungen ; ihre Lustig Bedingungen, unter Berücksichtigung des besonderen Cha und Leichtfertigkeit , die Lust Alles anzugreifen und rakters der spanischen Truppen und der übrigen bei einem keit Alles zu verderben u. s. w. Nur weil es ihnen verboten so wichtigen Gegenstand in Rechnung zu ziehenden Um Marsche zu trinken , fühlen sie die größte Be= stände, sowie ferner unter Betrachtnahme der von ver ist auf dem gierde dazu, wenn sie kaum das Lager verlassen haben; schiedenen spanischen Generalen in der Hinsicht vorge nur weil es verboten ist, essen sie unreifes Obst, gehen schlagenen Neuerungen und unter Prüfung der Exercir gern dahin, wo sie nicht sein sollen, freuen sich, diejenigen und Manövrirsysteme der bedeutendstens europäischen Armeen. zu hintergehen , denen die Aufsicht über sie aufgetragen Dänemark. ist und rechnen es sich zur Ehre, sich dessen gegeneinander zu rühmen. Sie laſſen es sich angelegen sein , ihre Obern M. C. Der durch seine kartographischen Arbeiten bekannte genau kennen zu lernen, machen sich lustig über dieselben Hauptmann Vegesack hat soeben eine Karte des Kriegs bei der ersten Blöße , die diese geben , und gewinnen die schauplases in den Donaufürstenthümern vollendet, Oberhand über sie, sobald sie bei ihnen die geringste Schwäche welche 30 Quadratfuß groß ist. Diese Karte ist in Re in der Art ihrer Leitung entdecken. Man muß verstehen, lief gearbeitet und zeigt alle Gebirge, Flüffe, Städte, ihre Steckenpferde zu schmücken und zu verändern ; bald Festungen 2c.; alle Operationen der kriegführenden Armeen ist es ein Anschein von Freiheit, die keine ist , bald eine können durch bewegliche Figuren dargestellt werden, so daß Art von Vertraulichkeit, ein Tanz, ein freier Trunk, ein sich beim Eintreffen neuer Nachrichten die erforderlichen wenig zu rechter Zeit vertheiltes Geld und man kann sie Veränderungen ausführen lassen ; eine besondere Karte stellt Der Reiz der Beute ist ein führen, wohin man will . das Relief von Kalafat und seinen Umgebungen vor. Mittel , um bei bedeutenden Gelegenheiten angewendet zu Dieselbe ist in einem öffentlichen Local Kopenhagens auf werden und es gibt sicher kein Hinderniß, das er den gestellt , zu dem das Publikum durch eine geringe Ver Soldaten nicht mit Leichtigkeit übersteigen macht. Ich gütung Zutritt hat. hege die Ueberzeugung , daß es keine Stadt gibt , deren er sich nicht bemächtigt, wenn man ihm die Plünderung derselben verspricht. Für die Reden bin ich nicht. Wenn Zur Metaphysik des Kriegswesens. die spanischen und römischen Feldherrn selbst die Zeit ge= habt hätten , die Reden zu halten , welche Titus Livius (Fortfehung.) und Strada ihnen in den Mund legen, würden sie Unrecht Der Soldat und dessen Leitung. gehabt haben es zu thun. Sie hätten nichts erreicht, als Die menschliche Natur bleibt sich zu allen Zeiten gleich. ihre Truppen zu langweilen. Am Tage der Schlacht muß Cultur und Bildung dringen in die Maffen ein , ändern man wenig sprechen , aber mit Festigkeit. Man muß zu den Soldaten in ihrer Manier sprechen, munter auf ſol= ihre Ansichten , ihre Bestrebungen , aber die Natur des Menschen ändert sich nicht , er bleibt mit seinen Leiden datische Weise und von Zeit zu Zeit einen tüchtigen Fluch wohl angebracht und auf geschickte Weise ausgesprochen, schaften, seinen Tugenden und seinen Fehlern immer der= selbe, und der Soldat von heute gleicht in seinen mora= dieß thut Wirkung. Man muß ihre Sprüchwörter fennen, lischen Beziehungen dem vor hundert Jahren auf ein Haar. ihre Art untereinander zu plaudern , ihr geselliges Kauder= Die Art und Weise, sich seiner zu versichern und ihn zu wälsch u. s. w. Es gibt Offiziere, die am Tage der Schlacht

261 das Ansehen haben, als båten sie die Soldaten ihre Schuldigkeit zu thun , ſie ſchmeicheln ihnen , fie nennen sie ihre Kinder, während sie zu anderen Zeiten ziemlich hart mit ihnen sprechen. Die Soldaten sind die ersten , die dieß bemerken. Sie bilden sich ein, daß man sie fürchtet und gerade an solchen Tagen muß man zeigen , daß man Niemand fürchtet. Andere betäuben ihre Truppen , um sich selbst zu betäuben . Sie machen großen Lärm, um fich anzufeuern, indem sie die Soldaten ermuntern. Diese werden indeß auf solche Weise eben so wenig bethört . Jene Lärmmacher find bald durchschaut. Sie sind in fortwäh render Bewegung , ſie ſchreien fich_heiser, gerathen in Zorn, drohen, schäumen vor Wuth, schreien Vivats ohne Ende und galoppiren zwanzigmal die Front auf und ab. Sie mühen sich ab vor der Schlacht, geben sich das Ansehen, viel zu sprechen und sagen nichts, und sprechen zu Nie mand, troß dem Anschein , mit Allen sprechen zu wollen. Die Offiziere und Generale , die im Laufe des Jahres die ihnen anvertrauten Truppen am meisten gesehen haben, die fich Mühe gegeben haben, ihr Vertrauen zu gewinnen, die bei Gelegenheit von ihrer Suppe gegessen haben , die fie beim Nachhausekommen vom Ererciren gut behandelt haben, wenn die Uebungen gut ausgeführt wurden, die wohl einen Scherz während des Marsches gemacht haben, die Sorge getragen haben, für die Kinder der verheiratheten Soldaten, die ihre Wittwen unterſtüßt haben , von Zeit zu Zeit ein wenig Geld vertheilt und eine vollkommen gleiche Gerechtigkeit geübt haben , laufen keine Gefahr, fie am Lage der Schlacht rauh zu behandeln. Ein Wort, ein Blick von ihnen macht sie zittern , und ein Wort auch feuert sie an oder macht sie lachen. Man muß seiner Sache ganz sicher scheinen , selbst wenn man es nicht ist, mit der ruhigsten Miene von der Welt einem Jeden aus einandersehen, was er zu thun hat , Ruhe und größte Ordnung empfehlen , wie Folgsamkeit den Befehlen der Offiziere, man muß die Aufmerksamkeit von Allen auf fich lenken und unmerklich in Aller Herzen den freudigen Muth erregen , der in dem eigenen herrschen soll. Man muß an die vorhergegangenen Gefechte erinnern , wo die Truppe sich ausgezeichnet hat und sagen, daß man ihr nicht Tapferkeit empfiehlt, weil man deren schon gewiß ist, und einen Spaß , einen soldatiſchen Wiz, einen Leib schwur und Auf! gegen den Feind. Dieß gilt für die glänzenden Lage , die über das Schicksal der Reiche ent scheiden, aber für die anderen, die ihnen vorhergehen und ebenfalls mit dazu beitragen sollen, da hüte man sich wohl durch unpassendes Geschwäß und Vertraulichkeiten in Miß credit zu gerathen. Ich habe Offiziere gesehen , welchen dieses geschah, indem sie anderen nachahmen wollten, denen dieselbe Sache wohl anstand. Es sind gewiſſe Kleinig keiten, Unmerklichkeiten, von denen man keine Rechenschaft zu geben vermag ; es gibt in Allem einen gewissen Lakt, den man nicht erklären kann und Geschmack ſelbſt in Dingen, die am entferntesten davon scheinen. Ein sicheres Mittel, fich von den Soldaten geliebt zu machen , die sich stets einbilden , daß sie betrogen werden, ist sich dieser Albern heit hinzugeben, man muß auf dieses Mißtrauen eingehen, schwören, schreien, sagen, daß man alle Welt will hängen laffen , wenn man auch die Neberzeugung hat, daß ihnen kein Unrecht geschehen ist. Ah! das ist ein braver Mann,

262 sagen fie , der unsere Parthie nimmt , der ist Soldat mit Leib und Seele ; und dieß ist der schönste Lobspruch. Diese Aussprüche des Prinzen de Ligne haben, wenig= stens im Allgemeinen, noch jezt ihre Gültigkeit wie damals und es dürfte ihnen nur wenig noch beizufügen sein, das aber ist jedenfalls sicher, daß von der Art und Weise mit dem Soldaten umzugehen unendlich viel abhängt, um sich seiner zu versichern und ihn mit Leichtigkeit zu führen. Vielfache Beispiele beweisen es, wie eine fehlerhafte Be= handlung des Soldaten von seinen Obern die Ursache zu dem Ungehorsam einer Truppe wurde, daher denn auch die richtige Behandlung des Soldaten ein Gegenstand von hoher Wichtigkeit ist für Alle, denen der ehrenvolle Beruf wurde, Führer der Soldaten zu sein. Härte oder zu große Milde find Extreme, welche beide gleich weit vom Zwecke abführen , nämlich derjenigen Be handlung des Soldaten , die am geeignetsten ist , ihn in der Erfüllung seiner Pflichten zu erhalten ; jene verfehlt ihren Zweck, weil sie den Soldaten leicht reizen kann, sich gegen ein unerträgliches Joch aufzulehnen , diese , weil sie ihm eine irrige Meinung gibt von der eigenen persönlichen Wichtigkeit und der ihr gebührenden Berücksichtigung und ihm im besten Falle nur Folge der Schwäche seiner Vor gesezten scheinen wird. Am wenigsten jedoch ist jenes Benehmen zu einer richtigen Führung des Soldaten ge= eignet, das mit nichts zufrieden ist, stets nur Ursache zu Tadel findet und nie ein freundlich Wort für den Unter gebenen hat. Der Soldat erträgt lieber eine harte Strafe bei dem geringsten Fehler, als dieses fortwährend unzu friedene und mürrische Wesen, und solche Vorgesezte machen nur störrige nnd unwillige Untergebene , auf deren freu digen Gehorsam sie niemals rechnen können . Strenge und Ernst im Dienst , Leutseligkeit außer demselben , Gerechtig keit in allen Fällen , damit der Soldat sieht, daß er nach Grundsäßen und nicht nach Laune beherrscht wird , Für sorge für ihn und vorkommenden Falles kräftige Vertre tung seines Intereſſes gegen Jedermann , find die wesent lichsten Mittel , um den Soldaten für sich zu gewinnen, und der Soldat seinerseits wird sich willig den von ihm geforderten Anstrengungen unterwerfen, wenn er sieht, daß, wo es der Dienst erlaubt , ihm auch Erleichterungen ge= währt werden, sowie jede zulässige Annehmlichkeit , von denen sein Leben nicht eben mit Ueberfluß ausgestattet ist. Viel wird man gewinnen , um mit Leichtigkeit den Soldaten zu führen , wenn man vermag , dessen Ehrgefühl zu reizen. Man strafe den Fehlenden , aber man erniedrige ihn niemals , man sei nicht zu karg mit Lob , sonderu spende es, wo es verdient wird, denn dem Soldaten werden seine Anstrengungen leichter , wenn er sieht , daß sie_be = merkt und gewürdigt werden , er wird sie verdoppeln , um die gute Meinung seiner Vorgesezten sich zu erhalten und wo möglich noch zu erhöhen , während er sich damit_be gnügen wird , seine Schuldigkeit nur in so weit zu thun, um nicht in Strafe zu verfallen, wenn seine Obern gleich gültig gegen sein besseres Bestreben sind und nur Ladel für seine Fehler haben, der ihm am Ende auch seinerseits ziemlich gleichgültig werden wird . Wem es gelingt, das Vertrauen seiner Untergebenen sich zu erwerben, dem werden sie auch am sichersten folgen, sei es in's Feuer, sei es bei Ertragung von Beschwerden

263 und Entbehrungen , darum sollte Jeder, dem die Führung von Soldaten anvertraut ist, vor Allem streben , dieß Ver trauen zu gewinnen ; die Mittel dazu sind einfach und im Vorhergehenden angedeutet, das Hauptsächliche aber bleibt, selbst ein ächter Soldat zu sein. (Fortseßung folgt . )

Miscelle. [Sebastopol.] Wenn der Krieg zwischen Rußland und den Seemächten ausbricht , so ist ein Angriff auf Sebastopol nicht un Daß die Lage und die Widerstandskraft diefes wahrscheinlich. Kriegshafens kein Geheimniß ist , ersieht man aus einem Schreiben des Majors Yonval aus Constantinopel vom 4. Februar, in welchem das neugegründete Marineorgan , Moniteur de la Flotte, eine aus führliche Beschreibung dieses berühmten Centralpunkts der ruffischen Seemacht im schwarzen Meer mittheilt. Sebastopol , heißt es in dieser Correspondenz , liegt auf einem Südvorsprung der Krim wie ein Vorposten in der Nähe eines Vorgebirgs , welches die Seeleute als den Haupterkennungspunkt des Hafens betrachten. Hat man das umriffte Vorgebirg umsegelt, so befindet man sich sechs Meilen westlich von dem an einigen weißen Felsen bemerklichen Sebastopol. An dieser Küste liegen neun Häfen , davon drei in der Bay von Sebastopol , alle nach Norden offen. Der Ankerplaß des eigent= lichen Sebastovol ist ungefähr vier Meilen lang , und eine Meile breit wo er am weitesten ist. Die Richtung ist eine oftweftliche mit einer Neigung gegen Süden. In die Krümmungen des ihn von allen Seiten umgebenden Gebirgs schneiden mehrere Kriks, und bilden unter anderen den Quarantänehafen und das Werftbecken für die Handelsschiffe. Diese natürlichen Becken haben hinreichend Wasser für die größten Schiffe , und ihre senkrechten Felsenwände erlauben die Anfahrt wie in den Docks. Die Vertheidigung des Hafens ist in einer Strecke von etwa einer Meile , von da an, wo die Bojen die Cinfahrt bezeichnen bis zum Eingang des Arſenals, vereinigt. In diesem engen Raum find alle Vorsprünge gegen das Meer sowohl im Norden als Süden unter den mit Erdbattericen oder zweiftöckigen cafemattirten Forts aus Stein bedeckt , deren Feuer den Eingang des Hafens bestreicht. Dieses Vertheidigungs system wie durch eine starke Sternschanze auf einer Anhöhe der Nordseite , welche gleichfalls das Meer und die Annäherung an den Strand beherrscht , auf der Südseite durch ein beträchtliches Werf, das die Stadt und die Zugänge des Plazes beherrscht , durch ein verschanztes Lager von guter strategischer Position anderthalb Meilen von der Stadt, und endlich durch vier befestigte Casernen oberhalb der Gebäude der Marine und des Artillerieparks vervollständigt. Wenn man sich dem Canal nähert, der sich in einer Breite von ungefähr vier Kabellängen zwischen den Riffen auf der Nord- und Südseite erstreckt , so ist das erste Vertheidigungswerk auf der leßteren ein Fort mit einer doppelten Reihe von Erdbatterieen die mit 50 Stücken groben Geschüßes bewaffnet find , und die soge= nannte große Quarantänebatterie mit 51 Geſchüßen. Auf der Spiße des Hügels der die Westseite der Quarantänebay bildet , liegt die Sternschanze; sie ist bestimmt , die Vertheidigung der Südseite zu ergänzen , und öffnet 50 mit Kanonen bewaffnete Schießscharten nach dem Eingang der Rhede zu . An der Basis dieses Systems erstreckt sich auf dem Alerandercap das Fort gleichen Namens, bes Achend aus einem vorspringenden steinernen Thurm mit zwei Stock werken casemattirter Batterien und einer Fronte zur Beftreichung des Fahrwaffers von ähnlicher Bauart. Auf der Plattform ist eine dritte erhöhte Vatterie (à barbette). Die Alerandervefte führt 64 Kanonen. Die vier casemattirten steinernen Forts der Vertheidigung sind nach demselben System erbaut. Es ist ein Mauerwerk von Sand- oder sonst hartem Stein, mit Ausfüllung der Zwischenräume durch eine Art von weichem Bruchstein, das Ganze von sehr zweifelhafter Feftigkeit, da die Gewölbe schon oft bei den bloßen Erschütterungen

264 der Begrüßungsschüsse gewichen find. Die Vorderseiten_find_gut ausgeführt, und insoferne haben die Werke ein furchtbares Aus sehen. Die Brustwehren dieser Forts haben eine Dicke von etwa sechs Fuß, aber die Schießscharten oder Deffnungen der Casematten find so klein das keine Möglichkeit ist rechts oder links zu zielen ein Uebelstand den die Russen als unerheblich betrachten, weil fie sich auf die Menge ihrer Feuerschlünde verlassen. Die Caſe matten dienen als Caſernen, und zehn Mann nehmen den Raum zwischen zwei Kanonen ein. Im Winter werden sie mit Kohlen pfannen geheizt. An jedem Ende find die Cautinen angebracht, und in der ganzen Länge der Batterie, zwischen den Kanonen und den Schlafstätten der Mannschaft, ift ein Gang. In der Mitte jeder Batterie befindet sich ein Ofen zum Glühendmachen der Kugeln. Alle diese Forts, in welchen das System der Caſematten mit Aus. schluß jedes andern Princivs angenommen ist, find nach Bau uno Umfang einzig in den Annalen der Befestigungskunft, denn obwohl die Caſematten häufig angewendet werden, so geschieht es doch selten in großer Ausdehnung. Alle Batterieen haben daher den mit diesem Bertheidigungssystem verknüpften ſchweren Nachtheil daß jede eindringende feindliche Kugel zusammen mit den Steinsplittern eine für die Kanoniere furchtbare Kartätſche bildet. Die Artillerie kann feinen längeren Dienst verrichten, denn der Pulverrauch, der sich in den Gallerien anhäuft, würde sie ersticken. Um abzuhelfen hat der Baumeister die Schießscharten so klein als möglich gemacht, und namentlich um den Rauch zu bekämpfen hat er niedere Fenster an gebracht, die den doppelten Nachtheil haben daß fie die Mauern schwächen und den Bomben erlauben durch den Hof in die Case matten einzufallen. Die Alexanderbatterie, wie die andern, ift an der Kehle geschlossen durch eine Mauer und durch Thore, die leicht gesprengt werden können, aber diese Werke find nicht gemacht um einem Anriff von der Landseite zu widerstehen. Die amphitheatraliſch erbaute Stadt beherrscht dermaßen, die Forts daß wer im Befiß der. selben und der umliegenden Anhöhen ist, nothwendig Herr sämmt. licher Werke wird. Nach der Alexanderveste kommt die Nikolaus veste mit 192 K., die außer der vorliegenden Kahe rechts und links mit zwei Forts versehen ist, von denen das eine fich der Einfahrt zukehrt, das andere den ganzen Canal von der Einfahrt bis zum Arsenal bestreicht. Hinter diesem Werk, die Oftfeite des Eingangs des Arsenals vertheidigend, find die Paulsbatterien mit 80 K. Auf der Nordseite, in der Nähe des Telegraphen, folgen nacheinander eine Erdbatterie mit 17 Kanonen, die Konstantinsveste mit 104 K., weiter östlich ein Fort mit einer doppelten Reihe casemattirter Bat terieen von 90 Kanonen, und endlich auf einem südwärts vorsprin genden Cap zwei Erdbatterieen von 34 Kanonen, deren Feuer auf kurze Tragweite sich mit dem Feuer der Batterieen des Paulscaps kreuzt. In Bezug auf die Schifffahrt bietet der Hafen von Se bastopol keine Schwierigkeit, das Fahrwaffer hat überall 8 bis 10 Faden Tiefe. Doch würde wegen der geringen Breite das Laviren große Vorsicht erfordern. Die Casernen, der Artilleriepark und die Werkstätten zur Ausbesserung der Schiffe liegen um das Arsenal berum, das 12 Meilen lang und 3 bis 4 Kabel breit ist, eine leichte Biegung macht und am Ende sich verengt. Die ganze Flotte von Sebaftobol, 20 bis 25 Linienschiffe stark, kann sich im Arsenal bergen, deffen Einfahrt schon durch die zwei Vesten Nikolaus und Paul vertheidigt, durch eine Linie an Ankertauen oder Ketten zu= fammengelegter Schiffe leicht unzugänglich gemacht werden könnte. Deftlich vom Arsenal ist das Schiffswerft in einem weiten Becken, das auch fünf bis sechs Linienschiffe aufnehmen kann, und vom Ein gang dort bis zum Hintergrund der Rhede erstreckt sich der gewöhn liche Ankerplaß. Dieser Theil ist nicht befestigt, da alle Verthei digungsmittel auf den Eingang der Rhede concentrirt find . Die Gesammtheit der Werke ist mit ungefähr 800 Feuerschlünden beſeßt, dieſe find fast alle nach dem Meer zu gerichtet, und daher die Ver theidigung der Landseite von unbestreitbarer Schwäche. Auch ist die Erbauung der freinernen Batterieen in vielen Beziehungen mangel= haft, und das Feuern einer großen Zahl Geſchüge würde durch ihre schlechte Anlage gelähmt feyn. So erscheint Sebastopol als ein sehr starker und bedeutender, aber keineswegs, wie die Ruffen davon gerühmt haben, als ein uneinnehmbarer Plaß.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt . "

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Militär - Zeitung .

Königreich Sachsen.

Leipzig , 22. Febr. In der sächsischen Armee stellt fich jezt ein so großer Mangel an Stellvertretern heraus, daß es schwer, fa fast unmöglich ist , sich von den Soldaten loszukaufen , indem das Kriegsministerium keine Loskaufgelder mehr annimmt. (S. M.) Großbritannien. (5) Eine aus den Vorständen der Militärdepartemente und der mit der Armee in Verbindung stehenden Civil behörden zusammengesezte Commission hat den Auftrag erhalten , ein verändertes System für das Avance ment in den höheren Graden des Heeres in Vor schlag zu bringen. Wie verlautet, werden sich die Stimmen dahin einigen , daß die älteren Offiziere mit einer bestimmten Pension zu pensioniren seien und daß die Beförderung vom Oberstlieutenant aufwärts außer der Lour geschehen müsse . Belgien.

des Generalstabs wird der jezige Oberst Renard , Adju= tant des Königs, in der leßten Zeit in Missionen an aus wärtige Höfe verwendet , durch kriegswissenschaftliche und geschichtliche Werke auch als Schriftsteller vortheilhaft be= fannt, und anerkannt einer der besten und erfahrensten höheren Generalstabsoffiziere der Armee. Für das Ober commando des Geniewesens ist der General de Lannoy bestimmt, ebenfalls Adjutant des Königs, der Erbauer der Festung und Citadelle von Diest, zugestandenerweise eine der ausgezeichnetsten Hervorbringungen der neueren Festungs Ganz anders ist das Verfahren Hollands . baukunde. Die Garnisonen von Dort wird geradezu entwaffnet. Maestricht und Venloo find beträchtlich vermindert, zwei Drittel der Geschüße, die zur Vertheidigung dieser Pläge nothwendig sind, sind schon oder werden in diesem Augen= blick weggeführt. Was man damit bezweckt, oder wodurch man dieß unter den jezigen Umständen auffallende Ver= Selbst wenn , wie fahren rechtfertigt , wissen wir nicht. gern geglaubt wird , Holland in allen Fällen streng neu tral bleiben will, so schüßt man die Neutralität doch schwer lich, indem man die Gränzen von ihren Vertheidigungs mitteln entblößt. Es müssen andere Grüde vorliegen, die bis jetzt noch nicht bekannt geworden sind."

Man scheibt der „ A.Ztg. " vom Niederrhein, 22. Febr.: "In Belgien besteht man tros aller Freundschaftsbezeugungen von und gegen Frankreich fest auf der von den Verträgen Rußland und Polen. angewiesenen Neutralität, und nimmt bei Zeiten alle Maß entnehmen dem S. M." folgenden Artikel: „ Die Wir regeln, um fie mit Nachdruck und vollständiger Benugung aller Vertheidigungsmittel , die das Land und die Hülfs Bekleidung des russischen Soldaten ist wesentlich quellen der Nation darbieten , aufrecht zu erhalten. Eine auf die Parade berechnet und weder seinem Dienste , noch für diesen Zweck wichtige uud bezeichnende Beschlußnahme dem Klima angemessen. In der Paradekleidung kann er wird in diesem Augenblick in Brüssel vorbereitet. Die feinen längeren Marsch aushalten, er ist also genöthigt, obere Leitung der Armee wird verjüngt und umgestaltet. seinem schweren Tornister auch noch das Gewicht aller ihn Die schweren Fünf Generallieutenante (der höchste militärische Grad in beengenden Kleidungsstücke hinzuzufügen. Belgien), darunter zwei frühere Kriegsminister und der engen, unten durch Sprungriemen (welche besonders der Chef des Geniewesens , werden , da sie das gesetzmäßige Artillerie bei Handhabung des Geschüßes sehr hinderlich Alter dazu erreicht haben, zur Ruhe gesezt und scheiden sind) angespannten Beinkleider werden über den Hüften aus dem activem Dienst. Jüngere Kräfte treten an ihre durch einen Gütel, statt durch Hosenträger, gehalten, woraus Stelle. Für die Eventualitäten, unter denen die belgische Unterleibsleiden entspringen , die in der gelben Gesichts Armee in's Feld treten würde, find besonders zwei Com farbe der russischen Truppen sich kundgeben. Vergebens mandos von besonderer Wichtigkeit, das des Generalstabs haben schon vor einem Menschenalter die Militärärzte auf das Schädliche dieses Druckes hingewiesen; die Regierung und das des Geniewesens , das lettere da unter allen Um ständen die Vertheidigung der Festungen eine bedeutende berief sich auf den nationalen Gebrauch des Gürtels. Der Rolle spielen müßte. Zwei der tüchtigsten Offiziere der russische Bauer ist gewohnt , durch Pelz an Kleidern und Armee sind zu diesen beiden Commandos bestimmt. Chef Kopfbedeckungen, durch langes Haar und vollen Bart sich

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vor der Kälte zu schüßen. Der ruffische Soldat dagegen hat nur, wenn der Wärmemesser unter 10° R. fällt und ausschließlich beim Schildwachdienst einen Pelz ; die übrige Zeit und bei allen anderen Militärdiensten besißt der Ge meine nur den bis an die Knöchel reichenden grauen Mantel als Schuß gegen die Kälte , und außer dem Dienst ist er sogar auf dieses Kleidungsstück allein angewiesen. Ferner wird dem Recruten sein langes Haar beinahe glatt abge schoren, und er darf es im Dienst nicht wieder über einen halben Zoll wachsen lassen , bei welcher Maßregel freilich der so geringe Reinlichkeitstrieb des gemeinen Russen mit in Betracht gekommen sein mag. Auch der Vollbart wird bis auf Schnurr- und schmalen Backenbart abrasirt. Statt dieser natürlichen Schußmittel erhält er die Pickelhaube nach preußischem Muster , welche zwar zweckmäßiger als der frühere schwere Lederczako , aber doch für das Klima

verschiedenen Schulen ihrer speciellen Waffe in Frankreich, Belgien , Preußen , Desterreich , Sardinien und im Groß herzogthum Baden zu studiren ; neuerlichst wurde der Mineurhauptmann Sanz beauftragt , ähnliche Studien bezüglich des Minenwesens in Frankreich und anderen Ländern zu machen. Endlich war noch der Oberstlieute= nant Gautier nach Frankreich entsendet gewesen , um über die Unterrichtssysteme und die Organisation der Militär Specialschulen geeignete Nachforschungen anzustellen.

Zur Metaphyfik des Kriegsweſens. (Fortseßung.) Die Manns zucht.

Ohne den unbedingtesten Gehorsam in ihren Reihen kann eine Armee nicht bestehen oder sie würde wenigstens nicht im Stande sein , ihre Zwecke zu erfüllen. Das Mittel , diesen Gehorsam zu erhalten , gibt die Manns= zucht, welche den Soldaten nöthigt, seine Pflichten zu erfüllen , indem sie ihn ohne Unterlaß genau beaufsichtigt und Denjenigen ohne Nachsicht bestraft, der seine Pflichten vernachlässigt. Könnte über die Nothwendigkeit einer strengen Mannszucht in einem Heere ein Zweifel entſtehen, so würde schon die Geschichte ihn widerlegen, denn die kriegerischsten Völker des Alterthums , wie z . B. die Römer, hielten in ihren Heeren die strengste Mannszucht und blieben unüber wunden, wenn sie auch Niederlagen erlitten , so lange fie diese Mannszucht bewahrten , während Heer und Staat von der Zeit an verfiel, wo die Mannszucht zu erschlaffen begann. Wohl mag der Enthusiasmus für irgend eine Idee , welche die Brust jedes Einzelnen im Heere bewegt und sie Alle mit gleichem Gifer für Erreichung des vor gesteckten Zieles begeistert, ein Heer zum Siege führen, Spanien. aber ersehen kann dieser Enthusiasmus die Mannszucht (?) Bekanntlich sind seit dem Jahre 1843 von Seiten nicht ; die größte Begeisterung , die heldenmüthigste Tapfer des t. Ingenieurcorps eine große Zahl von Offizieren keit, wenn sie nicht geregelt find, vermögen für den Augen= aller Grade mit dem Auftrage in's Ausland entsendet blick hohe Thaten und große Erfolge herbeizuführen, aber worden: die Fortschritte der Ingenieur-Wissenschaften zu auf die Länge reichen sie nicht aus , ein solches Heer kann studiren. Diese Commissionen, theils allgemeiner, theils die errungenen Vortheile nicht bewahren und die geringste localer Natur, dehnten sich auf fast alle europäischen Län Widerwärtigkeit trägt die Auflösung in seine Reihen. Die der, auf Algier , Tunis , die Vereinigten Staaten von Geschichte der neueren und neuesten Zeit gibt die schlagend Amerika, auf Malta, Aden und selbst bis Hong-Kong in sten Beweise hierzu. China aus . Da über die früheren in diesen Blättern be Die Bewahrung der Mannszucht im Heere darf zu reits nähere Mittheilungen gegeben wurden, * ) so soll hier keiner Zeit aus den Augen verloren werden, denn nichts nur deren gedacht werden , welche seit dem Jahre 1851 ist leichter, als daß der Soldat sich derselben entwöhnt, in Thätigkeit waren : und nichts schwerer , als die geschwundene Mannszucht Der Brigadier Brochero hatte den Auftrag , die Fort wieder in einem Heere herzustellen. So lange die Gene schritte der Befestigungskunst in Desterreich , hauptsächlich neration im Heere weilt , welche einmal der Mannszucht mit Beziehung auf die letzten Feldzüge in Ungarn und in ungestraft Hohn gesprochen hat, so lange wird man auch der Lombardei zu studiren; derselbe wurde von dem Haupt vergebens sich bestreben, die alte Ordnung, den früheren mann O-Ryan begleitet , welcher nachher zu Wien in Gehorsam wieder einzuführen , es ist nur der Schein da ständiger Commission verblieb. In gleicher Weise wie der von , den man wieder erlangt, denn Diejenigen , welche lettere befinden sich bei der spanischen Sejandtschaft zu einmal von den Fesseln der Mannszucht sich frei gemacht London der Lieutenant Scheidnagel und zu Paris der hatten, ohne streng dafür bestraft worden zu sein, ver die Um Castro. Hauptmann Verdu und der Lieutenant suchen sicher sie wieder abzustreifen, sobald sie die Gelegen Mitte des Jahres 1851 wurden die Pontonnir- Sapitane heit dazu finden. Ibañez und Zbarreta abgesendet, um die Organisation der Jeder Offizier kann und muß in seinem Wirkungskreise zu dem allgemeinen Zwecke der Erhaltung der Manns *) Siche A. M.-Ztg . Nr. 103 ven 1847, Nr . 82 , 127 u. 141 von 1848 , Nr . 145 von 1849. zucht kräftig beitragen, indem er jede Unregelmäßigkeit

nicht ganz geeignet ist; noch ungenügender ist die kleine schirmlose Tuchmüße , welche im Lager zum Ersaß des Helms dient. Wenn man freilich erwägt, daß unter der glühenden Sonne Neapels es Grenadierregimenter mit ungeheueren Bärenmügen gibt, so muß man erstaunen, wie wenig noch vernünftige gesundheitsgemäße Grundsäße in der Bekleidung der Truppen in manchen Staaten zur 啾 Geltung gekommen sind. Mit der Pickelhaube ist aber der den Unterleib schüßende Waffenrock statt des für die Parade besser geeigneten Frackes noch nicht eingeführt worden. Endlich muß noch erwähnt werden , daß die Aushebungen im Winter stattfinden, und fonach der junge Soldat aus dem Sammelplage , wo er jene plögliche Ab änderung seiner ganzen Kleidung sowohl, als seiner ande ren Lebensgewohnheiten erfuhr, sofort einen langen Marsch nach dem Standquartier seines Regiments machen muß, damit seine Deſertion erschwert werde."

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rügt, sei es auch noch so geringfügig , und nie die Augen feld nicht verlassen, ohne sich der allgemeinsten Achtung verschließt gegen die kleinsten Fehler seiner Untergebenen. würdig gezeigt zu haben. Wenn man unterläßt, kleine Fehler zu rügen, so wird Die Pflicht. man bald genöthigt sein , größere Vergehen zu bestrafen. Soldat muß seine Pflicht doppelt thun, um sie Der derjenigen gestraft meisten Truppe wird, Nicht in , wo am leidlich zu erfüllen", ist ein bekannter Ausspruch des Prinzen herrscht die größte Mannszucht, sondern in der , wo die de Ligne, und so parador er klingen mag, so liegt doch wenigsten Strafen nothwendig sind. Durch die Härte der viel Wahres darin. In Begriffe aufgelöst , heißt dieß : Strafen, mit denen man den Soldaten bedroht und die die Pflicht des Soldaten ist unbegränzt , er kann sie ge wohl auch im Nothfall an einem Unglücklichen vollstreckt than haben, daß kein Vorwurf ihn zu treffen vermag, ja werden, erreicht man die Erhaltung der Mannszucht nicht, er kann vielleicht einer nicht unverdienten Auszeichnung sondern es ist vielmehr die Gewißheit , daß jedem Ver= werth erachtet werden, aber wenn er mehr zu thun ver gehen augenblicklich und unvermeidlich die Strafe folgt, mochte und er that es nicht , so hat er seiner Pflicht ge= wodurch eine Truppe in Ordnung gehalten wird. So lange denn diese ist : zum Besten des Dienstes Alles zu fehlt, dem Soldaten die geringste Hoffnung bleibt, begangene Aufopferung Vergehen verziehen zu sehen , so lange wird er auch nicht thun , was in seinen Kräften steht , selbst mit seines Blutes und Lebens. Dem Soldaten ist sonach zur mit Sorgfalt trachten, sie zu vermeiden. Erfüllung seiner Pflicht ein weites Feld geöffnet, und sollte Es gibt eine gewisse Weise , den Ungehorsam in einer Belohn ung und Auszeichnung nur Demjenlgen werden, Truppe methodisch hervorzurufen, die man leider nicht zu welcher mehr thut als seine Pflicht , so würden diese nur selten antrifft , dieß ist, wenn Vorschriften und Befehle sehr sparsam oder eigentlich gar nicht zuerkannt werden über unwesentliche Dinge zu sehr gehäuft werden und da fönnen. Jedem anderen Stand ist der Kreis seiner Pflichten durch eben zu häufig Gelegenheit geboten wird , von be genauer vorgezeichnet, nur bei dem Soldaten gibt es keine stehenden Vorschriften abzuweichen . Ein einmal gegebener Gränzen dafür , weil er das höchste Gut, das Leben selbst Befehl muß ohne Ausnahme ausgeführt werden , so lange an seine Pflichterfüllung einsehen muß; dafür aber auch er in Kraft besteht. Findet man einen solchen Befehl nicht wird er durch bloße Pflichterfüllung des höchsten Ruhmes mehr für nöthig , so widerrufe man ihn , niemals aber würdig erachtet und es gibt für ibn kein schöneres Lob, lasse man ihn einschlafen , denn das heißt den Soldaten als das Zeugniß, nach Erfüllung seiner Pflicht gestrebt zum Ungehorsam auffordern. Darum soll man auch stets zu haben. über die Ausführung gegebener Befehle wachen und sich Unbewußt , instinktmäßig folgt der Soldat dem Rufe nicht allein auf den Gehorsam seiner Untergebenen ver= laffen , denn nichts macht diese nachlässiger in ihrem Dienste, der Pflicht, er weiß, daß da, wo seine Fahne ist , dort Pflicht , deren lebendiges Gefühl durch das als wenn sie sehen , daß der Vorgesezte sich wenig darum ist auch seine gleichgesinnter Männer gekräftigt wird, Beispiel vieler so bekümmert, ob seine Befehle auch richtig vollzogen werden. welche Alle , unbeirrt von müßigen Grübeleien , der Bahn oder nicht, und selbst dann wird es noch der Fall sein, folgen , welche die Pflicht ihnen vorzeichnet. Sie von wenn Bahn abzulenken hält dieser , es schwerer, als Manchem seiner Befehle streng bestraft, denn die Hoffnung, daß die einen mag , der keinen tieferen Blick in das Gemüth Uebertretung eben nicht bemerkt werden wird, ist zu lockend, des Soldaten gethan hat. Man findet in den untersten um nicht darauf hin den Versuch zu wagen. Dieselbe Ordnung , dieselbe Mannszucht , die in einer Reihen der Soldaten, für die in der Regel so wenig gethan Truppe zur Zeit des Friedens herrscht , muß auch im wird, deren wenig beneidenswerthes Loos nur Entbehrung Kriege aufrecht erhalten werden und wo möglich mit noch und Entsagung ist, eine Pflichttreue, wie sie oft vergebens bet denen gesucht wird , welche der Staat mit seinen Gütern größerer Kraft. Wenn man dem Soldaten im Felde mehr reichlicher bedenkt, eine Pflichttreue, die deßhalb fast erhaben Freiheit gestattet, als er im Frieden gewohnt war, so wird erscheinen muß und an welcher in älteren, wie in den er bald Alles für erlaubt halten , was ihm gut dünkt zu neuesten Zeiten so häufig der Versuch gescheitert ist , den thun ; die dann unvermeidlich folgenden Bestrafungen solcher Soldaten von seiner Pflicht abwendig zu machen . Es Uebergriffe , erwecken Murren und Unzufriedenheit, wäh wohnt in dem Soldaten ein tiefes Gefühl für Pflicht und rend eine immer gleiche Handhabung der Mannszucht den Ehre, das nicht durch Lehre ihm angeeignet wird , denn Soldaten stets in dem Kreis der gewohnten Ordnung wer da glauben wollte , daß der über seine Pflichten am erhält, den er dann nicht leicht zu überschreiten wagen besten unterrichtete und aufgeklärte Soldat auch der pflicht wird. Ist es übrigens zu jeder Zeit wesentlich die Manns getreueste sein müsse , der ist im Irrthum befangen und zucht aufrecht zu erhalten , so ist es noch viel mehr der Fall bei Unfällen , denen ein Heer im Kriege unterworfen. wird in Zeiten der Prüfung zu seinem Nachtheile erfahren, daß seine Rechnung nicht probehaltig ist; es ist vielmehr sein kann. Bei diesen Gelegenheiten ist es, wo die Manns die Gewohnheit an Gehorsam und Disciplin, durch die zucht mit um so größerer Strenge beobachtet werden muß, dieses Pflichtgefühl erzeugt wird , und mehr noch thut es als gerade in ihnen die Bande des Gehorsams sich nur soldatische Geist , wenn er im Heere waltet, welchen der zu leicht auflösen , und wie kann ein Heer , wo der Ge horsam nicht mehr herrscht, hoffen, jemals die Unfälle daher der Staat pflegen und bewahren muß , um mit vollem Vertrauen auf sein Heer blicken zu können. wieder gut zu machen , die es erlitten hat. Die Truppe, Die Ehre. welche die Mannszucht immer wohl in ihren Reihen be= wahrt hat , wird am Tage der Schlacht die Früchte davon Das höchste Gut des Soldaten , er stehe hoch oder erndien; sie siege oder werde besiegt, sie wird das Schlacht niedrig , die Ehre, sie ist kein Hirngespinnst , dem jede

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Wesenheit mangelt, sie ruht im Grunde eines jeden wohl Mittel wohl angewendet , es schafft bei dem Soldaten ein geschaffenen Menschenherzens , wie die Tugend , welche lebhaftes Selbstgefühl, ein Bewußtsein des eigenen Werthes, Kraft verleiht, recht zu handeln , selbst wenn das eigene was nicht verfehlt seine Früchte zu tragen , denn Alles, Wohl darunter leidet; sie wirkt nicht minder mächtig ein was dieſes Selbstgefühl in dem Soldaten zu wecken ver auf den Hochgestellten, den sie mit ihren Gaben überschüttet mag , trägt dazu bei , sein Ehrgefühl zu schärfen und eine und dessen Ruhm die Geschichte verewigt , wie auf den Truppe , in welcher das Chrgefühl lebendig ist , wo es Niedrigen, dessen That ihren Glanz nicht weiter verbreitet, jeden Einzelnen durchdringt, wird keine Gelegenheit vorüber als über den engen Kreis seiner nächsten Genossen. Die gehen lassen , um erworbenen Ruhm zu bethätigen oder Brust des ächten Soldaten ist von der Ehre erfüllt , sie neuen sich zu erringen. ist sein Heiligthum , das er rein und makellos bewahrt (Schluß folgt. ) und auch den lichtesten Schatten nicht duldet , welcher darauf fallen könnte. Die erste nothwendigste Eigenschaft des Soldaten ist der Muth , daher denn auch die enge Literatur . Beziehung , die zwischen ihm und der Ehre besteht, welche auch den leisesten Zweifel an jenem nicht ertragen kann. Das System der Fechtkunft à la contrepointe für Sie muß dem Soldaten höher stehen, als selbst das Leben, den Stoß und Hieb. Zum Unterricht in Fechtschulen, und daß dieß der Fall ist, davon geben unzählige Bei fowie zur SelbЯbildung 2. Von Josef Ott , k. k. Unter spiele den Beweis , die oft um ſo rührender ſind , je un lieutenant im 57. Baron Haynau Infanterieregiment, Lebrer bemerkter sie sich in der großen Masse des Heeres verlieren. der Fecht- und Turnkunft in der k. f. Artillerieakademie und der Fechtkunst im Cadetteninftitut Nr. 1 zu Olmüş . In rohen Gemüthern hat freilich der Begriff von Ehre Zweites Buch , das Hiebfechten. 8. Ollmüş, 1853. nicht den begeisterten Schwung, den er bei dem Gebildeten In Comm. bei E. Hölzel. ( 157 S.) Anhang zum Haupt gewinnt , aber auch der ungebildete Soldat handelt den werk: System der Fechtkunst à la contrepointe für den Stoß Forderungen der Ehre gemäß, ehe er das Wesen derselben und Hieb. Kurze Geschichte der Fechtkunst (von der frühesten erkannt hat. bis auf die jeßige Zeit) . Von Josef Ott 20. 26. - Drittes So manche tapfére That in den untersten Reihen des Buch, die Geschichte. 8. Oülmüş , 1853. In Comm. bei E. Hölzel. (32 S.) Heeres geht unbemerkt vorüber, ohne daß durch äußere Ehrenzeichen ihr die verdiente Anerkennung gezollt wird, Wir bringen hiermit das zweite und dritte Buch vorstehenden während vielleicht solche im Ueberfluß die Brust des Höher Werkes zur Anzeige. Der Hr. Verf. läßt mit diesen Büchern nac gestellten schmücken , in der das Herz nicht muthvoller träglich die Vorrede für das ganze Werk , sowie ein ausführliches Inhaltsregister und Berichtigungen zum ersten Buche (eine recht schlägt, als unter dem groben Rock des Soldaten , dessen nüßliche Beigabe) folgen. Die Vorrede spricht sich unter Anderem Hingebung um so verdienstvoller ist , als ihr in der Regel dahin aus und hebt namentlich hervor , daß bei allen Fechtübungen nicht das „ drauf und dran“ allein maßgebend wäre , sondern , daß wenig Hoffnung auf Belohnung oder Auszeichnung winkt. Es war eine große auf Menschenkenntniß gegründete Er bei allen Kampfübungen auch die graciöse Form im Auge zu be findung, die darauf verfiel, die aufopferndsten Handlungen halten sei , daß die Fechtkunst niemals in eine Künftelei und der Unterricht nie in eine Spielerei ausarten dürfe und daß das Tur des Soldaten mit einem Stückchen Band und einem Kreuz nier am Fechtboden immer ein treues Bild des ernsten Kampfes in chen zu vergelten, denn der Soldat , dem die Ehre über ſeiner vollendeten Form sein soll. Wir pflichten diesen Ansichten vollkommen bei und mit uns Alles geht , geizt nach solcher äußerlichen Anerkennung seines Werthes und fühlt sich befriedigt, wenn er sie erlangt. wohl jeder , der den Werth der Hechtkunft für die soldatische Aus bildung erkannt hat. Wenn überall nach solchen Ansichten beim Solche Ordensverleihungen sind ein mächtiges Mittel in Unterrichte verfahren würde , müßte derselbe zu günſtigen Reſul der Hand des Kriegsherrn , um im Heere Nacheiferung taten führen und mancher Widersager dieser edlen Kunst verstummen. und ruhmvolle Thaten zu erwecken , aber dieses Mittel Im zweiten Buch behandelt der Verf. in 7 Capiteln und verlangt eine weise Benugung , wenn es seine Wirkung 66 Paragraphen das Hiebfechten mit der uns schon aus dem erßten Buche bekannten Sachkenntniß und in ganz ähnlicher Weise , wie nicht verfehlen soll. Freigebig sei es angewendet , aber dort das Stoßfechten. Wir haben nichts Erhebliches auszuseßen mit strenger Gerechtigkeit, damit das bescheidene Verdienst und freut es uns , auf's Neue aussprechen zu können , daß wir die nicht übersehen werde oder wohl gar bloß Gunst und Zufall Methode im Vorschreiten des Unterrichts für recht zweckmäßig halten bei der Vertheilung walte. Nicht bloß die mit Erfolg und sind fest überzeugt , daß ihre Befolgung eine gründliche Aus gekrönte That werde belohnt , nicht nur in dem siegenden bildung herbeiführen müsse. 3m dritten Buch gibt der Verf. auf 32 Seiten eine kurze Heere vertheile man Orden, auch in dem besiegten erkenne Geschichte der Fechtkunst. Sie erstreckt sich von der frühesten bis man die Tapferkeit und Hingebung des Einzelnen an und auf die jeßige Zeit und schließt mit einigen Betrachtungen über man wird dadurch nicht nur Gerechtigkeit üben , sondern das moderne Duell und die dabei vorkommenden Ceremonien und auch den gesunkenen Muth wieder beleben , wenn den be= Gebräuche. Der Abriß ist mit Vorliebe für die Sache geschrieben und siegten Truppen der Beweis gegeben wird, daß dieser noch nicht aus ihren Reiben gewichen ist. Die neueste Zeit dürfte wohl auch Manches felbft dem Geschichtskundigen Neue ent geht zum Theil mit Decorationsertheilungen verschwende halten. In einem vierten Band wird w der Vorrede zufolge – der risch um, doch wenn nur Gerechtigkeit dabei waltet und Verf. noch den vorbereitenden gymnastischen Unterricht zum Stoß nicht nur die Führer , sondern auch die in den unterſten und Hiebfecbten besprechen. Diese Vorschule wird wohl eben so Reihen stehenden Soldaten bedacht werden, so ist das practisch ausfallen , wie der Unterricht über die Fechtkunst selbst.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

23. Donnerstag, März 1854. 94190 thi 1300 ) it do modained in iratio

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Großbritannien. (5) Schon mehrfach ist der Wunſch ausgesprochen worden, daß ein wirklicher Kriegsminister den jest getrennten ein zelnen Behörden, die der Armee vorstehen, substituirt werde; in lester Zeit hat dieser Wunsch neue und lebhafte An regung gefunden. Die " Naval and military Gazette leiht ihm die nachfolgenden Worte : Als im Jahre 1837 die Consolidirung der verschiedenen Departements des Staates durch eine Commission in Betracht gezogen wurde , stellte es sich klar heraus , daß die Vereinigung mehrerer Be hörden zu einer dem Staate bedeutende Vortheile zuwen den würde. Seit dieser Periode ist wenig geschehen, um die empfohlenen Maßregeln ins Leben zu führen ; die milis tärischen Angelegenheiten des Landes werden vielmehr nach wie vor durch eine vieltheilige, schwerfällige Maschinerie geleitet, statt daß sie durch eine einzige mächtige Hand in Bewegung gesezt werden, ein Kriegsminister, der nicht dem Namen, sondern der That nach der Chef ist, mangelt drin gend. Gegenwärtig haben wir den Staatssecretär der Colonien, der zum Theil die Functionen des Kriegsmi nisters bekleidet, in dessen Hand sich aber die Leitung der Militärmacht des Landes nicht befindet. Der Oberbefehls haber, der Master General der Ordnance, der Kriegssecretär, der Generalzahlmeister, die Lords der Admiralität und des Schazamtes sind berufen bei militärischen Dingen mitzu wirken, wodurch ein Mechanismus bedingt wird, der min destens die Maßnahme verzögert, deren Hauptkraft nicht selten in ihrer schleunigen Ausführung liegt. Diese voll kommene nuslose Mitwirkung so vieler Behörden ist höchst man bei nachtheilig und erregt es der langen Muße des Friedens nicht den Geschäftsgang geregelt. Da der Krieg jest beginnt, so werden wir nach drücklich daran gemahnt, daß in dieser Beziehung eine große Vernachlässigung stattgefunden hat. Die Correspon denz allein, welche bei dem bestehenden Systeme erforderlich ist, verursacht einen Verlust an Arbeit, Zeit und Geld, der kaum geschäßt werden kann. Anstatt eines Chefs, an den direkte oder persönliche Anfragen gerichtet werden können, gibt es deren sechs oder sieben, denen auch die geringfügigsten Verhältnisse vorgelegt werden müssen. „ Ver= zögerungen in der Liebe und im Kriege sind gefährlich " hätte man eine Preisaufgabe gestellt, in welcher Weise

man den größesten Zeitverlust erlangen könne, wahrlich der Preisbewerber hätte kein entsprechenderes System als das bestehende zu erfinden vermocht. Briefschreiben eines Departements an das andere, bilden die Hauptbeschäf tigung. Der Colonialsecretär schreibt, der Oberbefehlshaber schreibt, der Kriegssecretär schreibt, die Admiralität schreibt, die Ordnance schreibt, die verschiedenen Unterbehörden schrei ben, so daß Briefe auf Briefe, hin und her, über alle und selbst die nichtigsten Gegenstände die Zeit in Anspruch neh= men und die Geduld aller Betheiligten ermüden. Der Krieg ist freilich nicht der geeignete Zeitpunkt zur Einfüh= rung umfassender organischer Aenderungen in der Ver= waltung, aber einzelne Besserungen find leicht und nöthig, könnten daher bald ins Leben geführt werden. Wir sehen keine Schwierigkeiten bei der Creirung der Stelle eines Kriegsministers, ber die Functionen des Öber befehshabers und des Master General der Ordnance in sich vereinigt und den finanziellen Theil auch des Ordnance= Wenn man den wesens dem Kriegssecretär überliefert. Willen hat, findet sich auch der Weg, wir fürchten aber, daß der Wille nicht besteht und daß, wenn das Parla ment nicht die Initiative ergreift, wir noch lange Zeit ohne Kriegsminister bleiben werden.

Frankreich. (5) Um die Augmentation der Cavalerie und Artillerie an Pferden zu beschleunigen , sind in den 21. Remonte etablissements zu Caen , Le Bec (Eure), Alençon, Saint / Faverney, Saint Marent, Angers, Fontenay, Saint-Jean d'Angely, Guéret , Nevers , Aurillac, Tarbes, Auch, Agen und Mérignac (Gironde) permanente Ankaufscommissionen gebildet worden, außerdem wird eine Commissionen sich direct nach den Ortschaften der pferdereichen Gegenden begeben, um die Ankäufe zu bewirken. Die zu kaufenden Pferde sollen im Inlande erzeugt, zwischen 4 und 9 Jahren alt und 1 Meter 462 Millimeter im Minimum groß sein. Belgien. (5) Vor einiger Zeit ist der Bericht einer in Frank reich zusammengeseßten Commission veröffentlicht worden, die den Auftrag hatte, die Vortheile und Nachtheile der

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Reinigung der Wäsche der Truppen mittelst Dampf näher zu untersuchen. Das neueste Heft des Journal de l'Armée belge knüpft an diesen Bericht einige Mitthei lungen, aus denen hervorgeht, daß die Dampfwäsche schon seit längerer Zeit in der belgischen Armee Eingang ge funden hat. Nach derselben wurde das System der Rei nigung des Leinenzeuges durch Dampf im Jahre 1847 von der in Brüssel garnisonirenden 1. reitenden Batterie angenommen und , da es sehr vortheilhafte Resultate ge liefert, auch von den drei anderen reitenden Battericen des 1. Artillerieregiments zu Mecheln adoptirt. Darauf folgten die Reitschule zu Opern , das Guidenregiment zu Brüssel und das 4. Artillerieregiment zu Antwerpen. Die erste Anregung der Idee der Benutzung der Dampfwäsche bei den Truppen ging von dem Militärlazareth zu Brüssel, in dem dieselbe seit 1846 eingeführt worden , aus, da der Director dieses Lazareths , Bauduin , in dem Artikel : Reinigung der Wäsche" durch das erwähnte Verfahren eine Ersparniß von beinahe 75 Procent erzielt hatte. Der Beweis der großen Vortheile ist demnach evident ge führt; es wäre nur zu wünschen , daß die Dampfwäsche durch Anlage geeigneter Apparate auch in das Lager von Beverloo, das von Braffchaet und das zu errichtende ver schanzte Lager von Antwerpen verpflanzt würde, da gerade hier bei dem Zuſammenströmen größerer Truppenmengen die gewöhnlichen Waschfrauen nicht ausreichen.

Kraft, wo bei dem Anderen Schwäche sich findet, der Eine zittert vor Angst, wo der Andere noch keine Gefahr erblickt, ja die Erfahrung lehrt sogar, daß bei demselben Menschen der Grad des Muthes zu verschiedenen Zeiten ein sehr verschiedener sein kann. Von dem Soldaten wird , wie natürlich, Verachtung der Gefahr als erste Tugend gefor= dert, denn wer der Gefahr zagend entgegentritt , von dem vermuthet man , daß er leicht die Gelegenheit ergreifen könne, sich ihr ihr zu entziehen. Dem Muthiggebornen wird es leicht , der Gefahr keck unter die Augen zu treten , aber wem die Natur nicht diesen kecken Muth in die Brust ge= pflanzt hat , der hat neben dem äußeren Feind auch noch einen inneren zu bekämpfen und sein Verdienst ist eigent= lich um so größer, was jedoch die Welt so wenig aner kennen will , als der Betreffende den über sich selbst erkämpften Sieg eingestehen wird. Die neueren Naturforscher wollen behaupten , daß die moralischen Eigenschaften des Menschen und also auch der Muth unter der Herrschaft des Stoffes stehen, und daß fonach, um muthig zu sein , dem Körper die nothwendige Stoffaufnahme nicht entzogen sein darf. In einer Hin ficht mögen fie recht haben , denn in einem wohlgenährten Körper wohnt mehr Kraft als in einem hungernden , und das Gefühl der Kraft erhöht den Muth ; aber wenn man sieht, wie der durch Anstrengungen und Entbehrungen aller Art erschöpfte Soldat sich dennoch muthig schlägt , wenn man sieht, wie bei dem ersten Kanonenschuß den erschöpften Soldaten gleichsam neue Lebensgeister durchdringen , die ihn zu neuen Anstrengungen aufregen , so muß man doch bekennen, daß noch etwas Anderes in ihm wirkt, als das bloße Spiel der Stofftheilchen. Es ist der Geist , der die Herrschaft über den Körper ausübt und dem erschöpften neue Spannkraft gibt, der Geist , der in dem Menschen denkt und will und dem der Körper unterthan ist. Aber freilich hat diese Herrschaft zulezt doch ihre Gränzen , wo der Körper nicht mehr zu gehorchen vermag , daher denn auch eine gute Verpflegung der Truppen, wenn auch den Muth nicht schafft, doch seine Aeußerungen begünstigt und · deßhalb immer etwas sehr Wesentliches ist. Der Muth, wie sein Gegensaß die Furcht, haben eine ansteckende Kraft, die sich mit electrischer Wirkung in die Maffen verbreitet. Das Beispiel wirkt hier über Alles und wenige Muthige vermögen eine Schaar von Zag= haften , wenn auch nicht zu Helden , doch zu braven Sol daten zu machen. Aber auch umgekehrt kann Furcht sich plöglich einer sonst bewährten Truppe bemächtigen und der räthselhafte panische Schrecken, der zuweilen in den Kriegen eine so verderbenbringende Rolle spielt, ist nichts Anderes, als die willenlose Aeußerung der Furcht vielleicht eines einzigen Individuums , die sich dann blißschnell in der Maffe verbreitet , fie unbewußt fortreißend , bis die Be finnung wiederkehrt. Glücklicherweise jedoch sind die Fälle eines fich plöglich verbreitenden panischen Schreckens seltener als die , wo das Beispiel von Wenigen einen begeisterten Muth hervorruft . Oft vermag dieß schon der anfeuernde Ton der Trommel oder der Trompete, oft ein zu rechter Zeit ausgesprochenes glückliches Wort oder auch selbst nur die entschiedene, feste Haltung des Führers. Auf ihn find, ehe es zum wirklichen Kampfe kommt , die Augen seiner Truppe gerichtet , in seinen Mienen suchen die Soldaten

Spanien.

() Die unter der Leitung des General Prim in vorigem Jahre von Seiten der Regierung nach Constantinopel ent fendet gewesene Commission wird zu Ende des Monats März oder zu Anfang des April wiederholt dahin abgehen, um auf dem Kriegsschauplaß an der Donau praktische Studien zu machen und über bedeutende Ereignisse von dort Bericht zu erstatten. Außer den Offizieren , welche schon früher an derselben Theil genommen , und die vornämlich der Infanterie- und Reiterwaffe angehörten, werden dieß mal noch weitere von der Artillerie und den Ingenieuren zugezogen, so daß alle Waffengattungen vertreten find. 12 bis 15 Mann des Carabiniercorps werden diese Offi ziere ale Escorte und Ordonnanzen begleiten . Rußland und Polen . Durch Ukas vom St. Petersburg , 11. März. vom 16. Februar wird zum W Zweck einer vollständigen Ver einigung aller Zweige der Kriegserziehung " die kaiserliche Kriegsakademie der obersten Leitung des Großfürsten Thronfolgers , Chef des Kriegsschulwesens , untergeordnet. In Folge dieser Veränderung ist der bisherige Director der Akademie, General der Artillerie und Generaladjutant Suchofanet, dieses Amtes entledigt und zum Ehrenmitglied der Akademie ernannt worden.

Zur Metaphyſik des Kriegsweſens. (Schluß. ) Der

Muth.

Es ist eine allbekannte Wahrheit, daß die Menschen nicht gleichmäßig organisirt find; bei dem Einen herrscht

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zu lesen , an seiner Haltung kräftigt sich die ihrige, daher denn auch natürlicher persönlicher Muth die unumgänglich erforderte erste Eigenschaft eines jeden Truppenführers ist. Wen die Natur mit einem solchen Muthe nicht ausge stattet hat, taugt nicht zum Truppenführer und wenn auch moralische Kraft genug in ihm wohnt , nie die geringste Schwachheit zu zeigen oder seiner Pflicht im mindesten zu fehlen, so wird doch auch niemals jener begeisternde Muth fich von ihm auf seine Truppe verbreiten, der zu heroiſchen Thaten aufruft. Ift im Gefechte jener Zeitpunkt eingetreten , wo die Thätigkeit des Einzelnen in Anspruch genommen ist, dann schwindet der Gedanke an Gefahr unter dieser Thätigkeit und der Muth steigert sich zur Kampfeslust. Aber jener passive Muth, der bei eigener Unthätigkeit dem Tod uner schrocken in die Augen sehen muß, welchen fernher treffende Geschosse in den Reihen verbreiten , ist schwieriger und solche Stunden sind die Prüfsteine der Truppen , an denen fie ihren Gehalt an Muth bethätigen. Nur wohldiscipli= wohldiscipli nirte Truppen vermögen derartige Prüfungen zu bestehen, während solche, in denen die Disciplin nicht heimisch ist, ihnen leicht erliegen und viel eher zum blutigen Sturm gegen eine Batterie zu führen, als in deren Feuer in Un= thätigkeit auszuharren , zu bewegen find . Junge Truppen, wenn sie nur an Disciplin gewöhnt sind und eine gehörige taktische Ausbildung erlangt haben, schlagen sich in der Regel gut , wenn sie zum erstenmale in das Feuer kommen und man kann getrost mit ihnen in das Gefecht gehen. Vielleicht ist es die Unbekanntschaft mit der Gefahr, welche sie dem ersten Gefechte muthig entgegengehen macht , vielleicht auch die noch feststehende Ueberzeugung , daß die Bande , welche die Disciplin um fie geschlungen hat , nicht zu brechen sind. Ist das erste Gefecht dann siegreich für sie gewesen, so haben sie für immer die Weihe des Soldaten erhalten und können den krieggewohnten Truppen fast gleichgestellt werden ; hat aber das Unglück gewollt, daß sie geschlagen, vielleicht wohl gar zur regellosen Flucht gezwungen worden sind , dann wird erst nach und nach dieser erste ungünstige Eindruck sich verwischen und es wird lange Zeit bedürfen , ehe man mit Sicherheit auf ihren Muth und ihr Ausharren in der Gefahr rechnen kann. So wie die Unbekanntschaft mit der Gefahr der jungen Truppe Muth einflößt , so stärkt das Vertrautsein mit ihr den Muth der älteren bis zur gänzlichen Verachtung der Gefahr, denn die Gewohnheit übt auch in dieser Hinsicht ihren gleichgültig machenden Einfluß auf den Menschen aus und Truppen , welche, wie 3. B. bei einer Vorhut sich täglich mit dem Feinde schlagen, kommen zulegt leicht dahin aus Geringschäzung der Ge= fahr selbst alle Vorsicht zu vernachlässigen. Bei den meisten Soldaten, welchen nicht Neigung, son dern nur ihre Staatsbürgerpflicht die Waffen in die Hand gibt, ist in der Regel der Muth eigentlich keine natur wüchsige Eigenschaft, aber sie erlangen ihn uach und nach und durch Disciplin und Gewöhnung wird er ihnen ange eignet. Im Frieden kann natürlich eine solche Gewöh nung an die Gefahr_nicht stattfinden , aber hier vermag ein anderes Element stellvertretend einzuwirken, die Ueber zeugung nämlich von der Unwiderstehlichkeit ihrer Waffe, welche einer Truppe aus ihren Uebungen erwächst, denn

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durch diese wird die Truppe im Gebrauch ihrer Waffe und in ihrer Taktik immer sicherer und fester werden , so daß ihr Vertrauen auf sich selbst im gleichen Grade wächſt. Darum wer muthige Truppen für den Krieg erziehen will, der wache streng über ihre Disciplin und gebe ihnen durch unausgesezte Waffenübungen das Bewußtsein , daß ihre kriegerische Ausbildung eine vollendete sei, die mit jedem Feinde sich zu messen vermag . Eine Tochter des Muthes ist die Geistesgegenwart, welche in der drohendsten Gefahr nicht den klaren Ueber blick über die Verhältnisse des Augenblickes verliert und schnell die zweckmäßigsten Mittel ergreift , welche die Lage der Dinge erheischt. Diese Geistesgegenwart , die keinem Soldaten fehlen sollte und am wenigsten ihren Führern, erwirbt sich nicht nach Willkür , aber den Muthigen , den die Gefahr nicht verwirrt, wohnt sie bei; ihm bleibt der Blick unbeirrt und klar auch im dichtesten Gewühle des

Kampfes , er findet Hülfsmittel, sich aus der bedenklichsten Lage zu ziehen, wo dem Zaghaften sich kein Ausweg mehr zeigt und er kann in keinem Falle , wie man zu sagen pflegt, den Kopf verlieren , eine Erscheinung , die leider oft genug fich ereignet und schon bei manchem ehrenhaften Manne von anerkannter Pflichttreue, zum unberechenbaren Nachtheile des Heeres und des Staates sich gezeigt hat. Der Enthusiasm us. Die Begeisterung des Soldaten muß der Ehre seiner Waffen gelten, diese Begeisterung muß ihn auf jedes Schlachtfeld begleiten , wohin das Vaterland und seine Pflicht ihn ruft, was darüber hinaus geht bleibt ihm besser fern. Der Krieg, der ohnedem die Leidenschaften aufregt, wird menschlicher, er wird ritterlicher geführt wer = den, wenn der Soldat nur für Pflicht und Ehre fich schlägt, er sieht dann in dem überwundenen Feind nur den Soldaten, den wie ihn Pflicht und Ehre auf das Schlacht feld führten und reicht dem Waffenlosen brüderlich die Hand. Wo aber die Leidenschaften in den kämpfenden Heeren wach gerufen werden , da zeigt der Krieg sich in seiner grausigsten Gestalt , es gilt dann nicht mehr bloß die feindlichen Waffen zu besiegen, ein Vernichtungskampf beginnt und der Soldat wird zum blutdürftigen Tiger. Der Enthusiasmus, der nicht vom ächt soldatischen Geiste getragen wird, verraucht schnell , und namentlich, wenn er nicht vom Siege begleitet wird. Er ist zu sehr vom Wahne seiner Unüberwindlichkeit durchdrungen, als daß er Nieder lagen ertragen könnte; gewöhnlich sieht er dann überall Verrath, weil er die eigene Unzulänglichkeit sich nicht ein= gestehen will und kehrt dann seine Waffen gegen die eige= nen Führer. Die Begeisterung schafft noch keine Soldaten , ihr loderndes Feuer fügt sich nur schwer in die Schranken des Gehorsams und der Disciplin und wird leicht durch Wider wärtigkeiten gedämpft; ja ſie kann der Heerführung sogar nachtheilig werden, weil sie den Soldaten drängt, nicht bloß zu gehorchen , sondern auch zu urtheilen , und feden= falls ist sie der Disciplin nicht förderlich. Der wahre Soldat bedarf keiner anderen Begeisterung , als der für Pflicht und Ehre , fie führt ihn zum Siege und gibt im Unglück ihm Muth und Ausdauer.

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Gemüth bewegt und ihm Genüsse bereitet, welche das Die Frömmigkeit. Ein frommer Soldat ist nicht immer ein guter Soldat, Alltagsleben des Friedens nicht zu bieten vermag. Dieses ein guter Soldat aber gewöhnlich auch ein frommer. Das Wanderleben, wo jeder Tag neue Eindrücke bringt, dieser unerschütterliche Vertrauen auf eine weise Vorsehung, die Wechsel vom „süßen Nichtsthun“ zur höchsten Anstrengung, auch sein Schicksal lenkt , gibt ihm einen freudigen Muth, von Entbehrung zum Ueberfluß, von der tiefsten Ruhe zum Tumulte der Schlacht , die Erinnerung der überstandenen der ihn in keiner Gefahr verläßt. Auch in der beschwer lichsten Lage hadert der fromme Soldat nicht mit dem Gefahr und Mühseligkeiten , die Erzählungen davon am Schicksale, sondern er fügt sich ergeben in dieselbe und ist Lagerfeuer, das über Alles erhebende Gefühl des Sieges, zufrieden, denn fein Glaube sagt ihm, daß Gott ihm seine alles dieß gibt dem Leben des Kriegers cine Spannkraft, ein erhöhtes Gefühl des Daseins, von dem Derjenige keine Stelle in diesem Leben angewiesen hat und der Wille des Ahnung hat , der seine Tage in der behaglichen Ruhe des Höchsten ohne Murren erfüllt werden muß. Kühn sieht Anstrengungen erfordert er dem Tod in's Angesicht , denn liegt nicht sein Schicksal bürgerlichen Lebens hinbringt. in Gottes Hand ? und mit Ergebung in den allmächtigen das Leben des Kriegers , denen oft seine Kraft kaum zu Willen der Vorsehung erwartet er die Kugel, die ihm be genügen vermag , Entbehrungen legt es ihm auf, die stimmt sein könnte. Es bedarf nicht jenes fatalistischen schwer zu ertragen sind , aber ein einziger Tag des Wohl= befindens , des Hingebens an den Genuß der Ruhe und Glaubens der Mahomedaner an unabänderliche Vorher bestimmung und noch weniger der Verheißung ihres Pro der Befriedigung längst entbehrter Bedürfnisse macht wochen= pheten , nach welcher die in der Schlacht Gefallenen un lange Mühseligkeiten und Beschwerden vergessen und in mittelbar zu den Freuden des Paradieses eingehen , wie= der Erinnerung glänzen solche Tage als lichtrölle Punkte, wohl ein wenig von diesem Glauben schon allen Soldaten denen die überstandenen Beschwerden nur als hebende zu wünschen wäre, aber der Soldat , der täglich bereit Schatten dienen. Wer keine Entbehrung kennt, der kennt fein muß, seine Rechnung mit der Welt abzuschließen , sei auch keinen Genuß, nur wenn jene vorhergegangen find, erhält dieser erst seinen Werth ; um die Süßigkeit der Ruhe Die Frömmigkeit allein schafft, fromm und gottergeben. sein, wie gesagt, keine guten Soldaten, aber wenn sie zu anderen zu genießen, muß man zum Tode ermüdet gewesen guten Eigenschaften des Soldaten hinzutritt, wird sie dazu um den Werth einer sättigenden Mahlzeit zu schäßen, muß beitragen, den Soldaten um so freudiger seinem Berufe man gehungert und gedurftet haben, und um die Wohl= folgen zu machen und der Feldherr wird daher wohl thun, that eines schüßenden Obdaches zu erkennen Wochen und fie in seinem Heere zu befördern. Nur mache man aus Monate lang nichts als den Himmel über sich und den Der Soldat dem Soldaten keinen Kopfhänger und Betbruder ; der harten Erdboden zum Lager gehabt haben. keine Sorge Gegenwart, der in nur gänzlich lebt Kriege im nicht aber Soldat habe die wahre Frömmigkeit im Herzen, um die Zukunft wandelt ihn an, er genießt heute in vollen auf der Zunge, er vertraue auf Gott und dessen weise Fügungen und freue sich übrigens seines Lebens , wenn Zügen , was ein günstiges Geschick ihm bietet , unbeküm= und wie er es vermag. Ein ascetisches Wesen paßt nicht mert, was der morgende Tag bringen wird und ob über für den Soldaten , denn dieser soll frei sein in seinem haupt nach diesem noch andere für ihn folgen werden. Alles aber überstrahlt das beſeligende Gefühl des Sieges, Gemüthe, fröhlich in seinem Sinne und frischen Muthes cht gleich dem bußfertigen Sünder, das nach gewonnener Schlacht auch den Geringften im in die Schlacht ziehen, nicht Heere ergreift, es wiegt allein alle Mühen und Entbeh der dem Gerichte entgegengeht. rungen eines Feldzuges auf, es macht Wunden und Der Krieg. Schmerzen vergessen und wem einmal vergönnt war, dieses Was die Wissenschaft lehrt , was die Kunst fordert, Gefühl in seiner ganzen Fülle zu empfinden , der wird eingestehen , daß es auf Erden kaum etwas Höheres gibt. läßt sich im Frieden erwerben, aber der Krieg selbst bildet Würde es dem Soldaten und vorzüglich dem Offiziere doch erst den Krieger. Das Heer, aus dessen Reihen durch lange Friedensjahre alle Kriegserfahrung gewichen ist , ist zu verdenken sein , wenn er den Krieg liebt? Wäre es ihm zu beklagen , denn es wird diese Erfahrung einst theuer zu verargen, wenn er dieses Leben voller Aufregung und wieder erkaufen müssen. Der Soldat set noch so muthig, stetem Wechsel dem einförmigen Leben der Friedensgarnison vorzöge ? Er weiß , daß der Soldat nur im Kriege seinen die taktische Ausbildung der Truppen wie die wissenschaft vollen Werth gilt , während er im Frieden doch meist nur liche der Führer vollendet , alles dieß kann die Erfahrung als ein nothwendiges Uebel betrachtet wird, das man mög nicht ersehen, und ehe diese erworben wird , wird manche Beschwerde zu ertragen sein , die zu vermeiden gewesen lichst zu vermindern trachtet , soll er daher nicht einen wäre, und manches Opfer fallen, das hätte erspart werden Zustand herbeiwünſchen, in der er ſein eigentliches Element können. findet? Und wenn er es nicht thut, so ist er noch kein Fordert der Krieg von dem Soldaten Anstrengungen wahrer Soldat ; aber er wird es werden , wenn er einem und Aufopferung , so bietet er doch auch eine Seite dar, Feldzug beigewohnt, wenn er die Weihe des Soldaten im die eines besonderen Reizes nicht entbehrt. Wer nicht im Kriege empfangen hat und als Veteran denkt er dann mit Stolz und Sehnsucht an jene Zeit zurück, wo er im Voll = Kriege mit dem Soldaten gelebt hat, der wird sich schwer gefühl der Kraft das wechselvolle Leben des Soldaten im einen Begriff machen, daß in dem entbehrungsreichen, mühe vollen Leben des Soldaten ein Reiz liegen kann , der das Kriege durchlebte .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruct.

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Samstag , 25. März 1854.idroe

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Militär - Beitung .

Preußen, Berlin , 17. März. Nach einem königlichen Erlasse vom 16. v. M. führen die Rechnungsführer bei den Truppen künftig den Titel Zahlmeister" und werden nach Maßgabe ihres Einkommens in Zahlmeister erster und zweiter Klasse eingetheilt. Sie gehören zu den oberen Militärbeamten mit Offiziersrang. Ihre Ernen nung erfolgt bei abgesonderter Rangirung nach Armees corps - durch das Kriegsministerium, und zwar auf die Vorschläge, welche die Generalcommandos nach Anhörung der Corpsintendanten zu machen haben. Die Uniform ist die für die Kassirer und Buchhalter der Corpskriegskaffen vorgeschriebene, jedoch mit einigen Unterscheidungszeichen.

frankreich. Ein kaiserl. Erlaß verfügt Fol Paris, 13. März. gendes: Ju Betracht, daß die Errichtung eines Beichtvater Amtes für die Flotte den günstigsten Erfolg hatte; die Anwesenheit von Geistlichen unter den Truppen , insbe sondere in einem Kriege in fernem Lande unerläßlich ist, wo ihnen leicht, zufolge der Verschiedenheit der Culte und der Riten, der geistliche Trost fehlen könnte ; in Betracht, daß es von größter Wichtigkeit ist , unseren Soldaten im Orient inmitten der Prüfungen des Krieges nicht die Auf munterungen und Tröftungen der Religion entbehren zu laffen , verordnen wir, was folgt : Die von dem Kriegs minister zu ernennenden Feldcapläne sind dem Orients heer beigegeben. Ein Ober- Beichtvater, welcher den Gottes dienst dieses Herres centralisirt und ein Gehülfe desselben, werden dem Generalstab beigegeben. Jede Division und Die Capläne jedes Feldspital erhält einen Beichtvater. des orientalischen Heeres erhalten ihre geistlichen Voll machten von dem Bischof des Hafens, in dem sie sich ein schiffen. Der Ober-Beichtvater hat den Rang, Sold und die Entschädigungen eines Bataillonschefs. Die anderen Beichtväter erhalten den Gehalt eines Capitans der In Jebem Beichtvater wird während fanterie zweiter Klaffe. der Dauer des Feldzugs für den Dienst ein Pferd zur Verfügung gestellt.

(5) Der Kaiser hat am 4. Februar ein Decret bezüg= lich der Dolmetscher der Armee von Afrika unter zeichnet. Dasselbe scheidet das Corps der Dolmetscher in zwei bestimmte Kathegorien , die der Titular- Dolmetscher, deren Cadre wie bisher auf 40, in vier Klaffen zerfallend, normirt ist, und in die der Hülfsdolmetscher, deren in zwei Klassen getheilte Zahl alljährlich nach den Bedürfnissen des Dienstes festgesezt wird. Die wichtigeren Posten find den ersteren reservirt, die Stellung der Hülfsdolmetscher wird nur als ein Mittel betrachtet, sich durch die Praxis vervollkommnen zu können. — Bisher war die Organi= sation der Dolmetscher der Armee von Afrika wegen der Schwierigkeit, Candidaten , die eine französische Erziehung genoffen und dabei die Sprache und die Sitten der Araber genügend kannten, zu finden, rein eine versuchsweise , in die auch Ausländer und Eingeborene eintreten konnten. Gegenwärtig bestehen die früheren Motive nicht mehr. Die Zahl der Personen, die sich dem Studium der arabischen Sprache widmen, hat sich vermehrt , viele Offiziere haben durch die Praris Geläufigkeit im Sprechen des Arabischen erlangt und können direct mit den Eingeborenen die Details des laufenden Dienstes verhandeln. Die Mitwirkung von Dolmetschern ist nur noch an einzelnen Punkten Algeriens bei der Uebersehung wichtiger Documente und bei der Ver= handlung wichtiger Angelegenheiten erforderlich, bei denen der politische Chef einen Vermittler , der die arabische Sprache gründlich kennt , nöthig hat. Diese neuen Ver hältnisse haben es möglich gemacht, die Stellen der Titular Dolmetscher nur mit Franzosen oder natularisirten Fran= zosen zu besehen und den Ausländern und Eingeborenen nur die Stellen als Hülfsdolmetscher zu übertragen. Da die Dolmetscher durch ihre Amtsführung oftmals Kennt niß von politischen Maßregeln und militärischen Operatio= nen erlangen, so ist ihnen ein Eid in folgender Fassung auferlegt : „Ich schwöre Gehorsam der Constitution und Treue dem Kaiser, ich schwöre außerdem, die mir zur Ueberseßung zugewiesenen Documente oder Reden getreu zu verdolmetschen und sie als ein Geheimniß zu bewahren." Die Aufnahme in das Dolmetschercorps geschieht in Folge eines Concurses , der vor einer von dem Kriegsminister zusammenberufenen Commission stattfindet. Das Vorrücken

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in eine höhere Klasse wird durch eine mindestens zwei jährige untadelhafte Dienstzeit in der nächst niederen be= dingt; nur bei ganz außerordentlichen Diensten kann auf den Antrag des Generalgouverneurs von dieser Regel ab gewichen werden . -- Die Titular-Dolmetscher der Armee werden von dem Kaiſer ernannt und können nur nach den Formen der Ordonnanz vom 21. Mai 1836 durch die Prüfungscommiffion ihres Amtes eutsezt werden . Die Hülfsdolmetscher haben diese Garantien nicht und werden gemäß der Erfordernisse des Dienstes durch den Kriegs minister oder mit seiner Genehmigung durch den General gouverneur von Algerien ernannt.

stiges war, daß die verhältnißmäßig geringen Opfer, welche der Staat hierfür zu bringen hatte, kaum in Betracht gezogen werden dürfen . Seit einer Reihe von Jahren sieht man hochgestellte russische Offiziere in Berlin, preußische in St. Petersburg , Paris und in anderen großen Rest denzen, welche den Auftrag haben , sich auf das Genaueste mit dem Wesen , der Organisation , den Fortschritten bis in die scheinbar unbedeutendsten Details , der betreffenden Armeen vertraut zu machen und an ihre Regierungen hier über von Zeit zu Zeit sorgfältige Berichte einzusenden . Wenn in früheren Jahren engherzige Geheimnißthuerei dem fremden Offizier solche Wahrnehmungen erschwerte, so be= fundet sich heutzutage gerade das Gegentheil; man bemüht fich , dieſen militärischen Sendboten das Beste zu zeigen, was man besigt, in der Absicht , ihnen die höchst mögliche gute Meinung vom Werthe der eigenen Truppen beizu= bringen. Andere Bedeutung haben wieder die Commissionsreisen spanischer Offiziere, welche meistens den technischen Waffen zufallen , und deren Zweck eine genaue Erforschung der, ihre Branche betreffenden, Einrichtungen und Verbesse w die Alles prüfen , das Beste rungen im Auslande ist, behalten und es dem eigenen Vaterlande nußbar machen. Die Frage liegt nahe , warum Beides nicht auch von Mittelstaaten und solchen Bundesstaaten versucht wird, die mindestens eine Brigade stellen und deren Bestimmung es ist, sich im Augenblicke der Mobilmachung den Befehlen eines Bundesgenerals unterzuordnen. Hier haben die militärischen Reisen freilich wieder einen besonderen Zweck, indem es sich nicht darum handelt, unmittelbaren Nugen daraus zu ziehen , sondern insoferne mittelbaren Vor theil aus dem Umstand zu schöpfen , daß man dergleichen Offiziere in das große Hauptquartier sendet, wo sie Ge= legenheit haben , sich durch ihre genaue Bekanntschaft mit den Verhältnissen und bedeutenderen Persönlichkeiten der feindlichen oder verbündeten Armee dem commandirenden General 'angenehm und nüßlich, wo nicht unentbehrlich zu machen. Es leuchtet ein, daß nicht jeder Offizier zu einem so subtilen Auftrage geeignet ist , wie es sich andernseits nicht verkennen läßt, daß eine glückliche Wahl der Per sönlichkeit von dem entschiedensten Einfluß auf das Geschick der eigenen eigenen Truppen sein kann !! Man sei daher vor sichtig in seiner Auswahl und berücksichtige außer einer soliden Grundlage gediegene militärischer Kenntniſſe auch die größere Fertigkeit in den modernen Sprachen, eine gewisse Gewandtheit im Umgange mit hochgestellten Per fonen, und endlich die Begabung : mit sicherem Takte sich in jeder Lage zurechtzufinden , durch seine Discretion aber sich das Vertrauen der Commandirenden zu erwerben". Bekanntlich haben die Bundesstaaten, welche im Minimum eine Brigade stellen , nicht nur das Recht, sondern auch

Großbritannien. (5) Der Oberbefehlshaber des Heeres hat unterm 11. Februar angeordnet , daß der Artikel 4 des Negle= ments vom 20. Mai 1844 geändert werde und von ñun ab wie folgt lauten soll : Die Belohnung wird dem Individuum des Recrutirungsbetaschements gezahlt, das den Recruten engagirt, wenn aber Individuen , die nicht zum Recrutirungsdetaschement gehören , Recruten bringen , so tritt folgende Anordnung ein: Bei Cavalerierecruten erhält der Bringer bei der vor= läufigen Annahme 2 und bei der endgültigen Annahme 31 Schillinge, das betreffende Mitglied der Recrutirung bei der vorläufigen Annahme 3 und bei der endgültigen Annahme 4 Sch. Bet Infanterierecruten dagegen : der Bringer bei der vorläufigen Annahme 2 und bei der end gültigen Annahme 51 Sch . , das betreffende Mitglied der Recrutirung bei der vorläufigen Annahme 3 und bei der endgültigen Annahme 41 Sch. (5) Die an dem Mersey errichtete Batterie bildet ein Parallelogram von 360 Fuß Länge und 170 Fuß Breite. Die drei Landseiten sind in bastionartigem Tracé mit Geschüß- und Gewehrscharten erbaut; die nach der Stromseite gelegene 360 Fuß lange Front hat an jedem Ende eine thurmartige Caponiere, die anf der Plattform ein Geschüß und in der Casematte ebenfalls ein Geschüß führt; im Ganzen werden 14 68 Pfündner die Armirung der Batterie bilden, während in den Casematten derselben gleichzeitig 150 Mann Unterkommen finden. Ein bomben ficheres Magazin nimmt die Artillerievorräthe auf ; der Zugang zur Batterie ist an der östlichen Landseite gelegen und wird durch einen Graben und eine Zugbrücke geschützt.

Die militärischen Reisen und Sendungen in's Ausland. Die Jdec, begabte Offiziere zur Vervollkommnung ihrer militärischen Kenntnisse in's Ausland zu senden, ist keines wegs neu; sie findet ihre Verwirklichung theils in der Ueber einkunft, nach welcher mehrere Großstaaten Offiziere ihren Gesandtschaften attachiren , theils in Commissionsreisen, wie wir sie das spanische Gouvernement seit einigen Jahren anordnen sehen , und deren Resultat bis jezt ein so gün=

die Verpflichtung, einen Offizier in das Hauptquartier zu detachiren, welcher dem General über die Verhältnisse des eigenen Contingents berichtet, und im Besitze obiger Eigen schaften die beste Gelegenheit hat , auch die Interessen der durch ihn vertretenen Truppe rechtzeitig wahrzunehmen . — Es wird Niemand den Werth des hier Entwickelten verkennen und mancher Leser wird mit uns fragen : warum scheuen die kleineren Staaten das geringe Opfer, so aus= gestattete Offiziere durch ihre Repräsentanten eingeführt

293 und empfohlen in den Armeen der Großſtaaten sich um= ſehen zu lassen ? Sollten dem vielleicht politische Schwierig teiten entgegentreten ? Schwerlich ! - Was hätte hätte auch 3. B. ein Staat wie Frankreich oder Oesterreich von einem deutschen Bundesstaat zweiten oder dritten Ranges besorgen ; es liegt also nahe , daß bei der militärischen Courtoisie und dem ritterlichen Sinn, welcher die Offiziere der civili firten Militärstaaten Europas beseelt, es keiner Schwierig keit unterworfen sein dürfte , einige Zeit als Gast in den interessanteren Garnisonen zu leben, und im innigsten Ver= kehre mit den Offizieren das Wesen der Armee zu studiren. Oder sollten vielleicht die paar Tausend Gulden Zulage entscheiden , welche der Staat dafür aufzuwenden hätte? Ja dann läßt sich freilich nicht weiter demonstriren ; eine Regierung , welche so weniges Geld höher anschlägt, als die Waffenehre, bedarf überhaupt keiner Ehre - hat sie doch einige Tausend Gulden mehr in der Kaffe! Man könnte einwenden : was hat aber die Waffenehre --mit unserem Vorſchlag zu ſchaffen ? — Wir fragen : ist es gleichviel , ob unsere Truppe in der Avantgarde steht oder ob sie weit hinten liegende Etappenorte beseßt, während die übrigen Bundestruppen ihre Fahnen vor dem Feinde entfalten; ob sie zur Deckung von Magazinen verwendet wird und sich in Convoitirungen zersplittert, um endlich nach müheseligen Hin- und Hermärschen zur Heimath_zu rückzukehren, ohne sich mit dem Feinde gemessen zu haben ? Die Antwort ergibt sich aus obiger Andeutung des Ein flusses, den ein Offizier, wie wir ihn schilderten, auf die Entschließungen des Commandirenden ausüben kann , und wie es vielleicht seine persönlichen Eigenschaften möglich machen, das Wohlwollen und Vertrauen, das der General ihm zuwendet, auf seine Waffengefährten überzutragen. — Wer das Leben und Wirken in großen Hauptquartieren kennt, wird dem Einsender beipflichten - der seinerseits diese Auffassung wieder aus dem praktiſchen Leben ge= griffen hat. Es bliebe nun noch der Weg anzudeuten , wie ein solcher Offizier den Werth seiner Erfahrungen erhöhen könnte. Er dürfte sich nicht darauf beschränken , den Dienst der Truppen in der Hauptstadt beobachtet zu haben, vielmehr müßte er alle bedeutenderen Garnisonen und Festungen des Landes besuchen, die wichtigsten Etablisse ments förmlich studiren , den Felddienst und die Taktik aller Waffen auf das Gründlichste erlernen und über alle Zweige der kriegerischen Thätigkeit an Ort und Stelle Wir rechnen erschöpfende Memoiren auszuarbeiten. hierzu z . B. in Frankreich , nach gewonnener Einsicht in die großen militärischen Anstalten der Hauptstadt , einen längeren Aufenthalt in Vincennes , und zwar hauptsächlich um diese großartige, mit den reichsten Mitteln ausgestattete Central -Schießanstalt der Franzosen näher kennen zu lernen. Hierauf müßte er einige Zeit sich in eine Garnison begeben, wo Jäger zu Fuß stehen, sich mit den Offizieren in ein freundschaftliches Verhältniß sehen und sämmtlichen Uebungen. der Truppen beiwohnen. Keine Anstrengung darf ihm hier zu viel scheinen , namentlich müßten die taktischen und die Felddienstübungen seine besondere Aufmerksamkeit in An spruch nehmen , und er mit unermüdlichem Fleiße das Charakteristische und das Wesen dieser Elitentruppe zu ergründen streben.

294 Von da

aus

wäre vielleicht

Saumur zu

besuchen.

und der Centralequitationsschule der Franzosen die ge= bührende Aufmerksamkeit zu widmen ; ein freundliches Verhältniß mit den Offizieren bleibt auch hier, wie über haupt in jeder Garnison , unerläßlich, und wie leicht es ist , ein solches herzustellen , kann Einsender aus eigener Erfahrung bekräftigen, ein richtiger Takt ist allerdings unerläßliches Requisit ; sogar rohere Naturen fühlen ihn heraus und wissen ihn zu würdigen. Nach einem Besuche in La Flèche und St. Cyr dürfte Meß, als der eigentliche Heerd der französischen Artillerie und des Geniewesens eine längere Anwesenheit bedingen ; eine hier gut angewendete Zeit seht den bisherigen Bemühungen unseres Offiziers die Krone auf. Wir haben geflisfentlich solche Garnisonen zum Stu= dium der Specialwaffen empfohlen , welche die beste Ge legenheit zu einem gründlicheren Forschen bieten. In Paris selbst sind zwar alle Waffen reichlich repräsentirt , aber man wird zugeben , daß die Hauptstadt nicht der Ort ist, wo den Truppen die Zeit gegönnt wird , ihre Feldübungen sorgfältig zu betreiben, indem der bedeutende Garnisons dienst ihre Thätigkeit hauptsächlich absorbirt. Nicht ein mal für größere Heeresübungen scheint hier der Ort zu sein , etwas Erhebliches lernen zu können , was man doch der bedeutenden Truppenmacht halber, welche in Stadt und Umgegend stationirt, annehmen sollte. Vielmehr kommen alle Berichte von Sachkundigen darin überein, daß solche Schaustellungen und Manöver mehr darauf berechnet sind , die Schaulust der Pariser zu befriedigen - höchstens der unruhigen Bevölkerung noch gelegentlich zu zeigen, über welche Kräfte der Kaiser in wenigen Stun den verfügen kann . Sogar das Lager von Satory blieb nicht von diesem Vorwurfe frei, und der Soldat von Beruf hat sich von da nach Helfaut begeben , wenn er die Fran zosen in ihren militärischen Leistungen beurtheilen wollte. Zur Lösung der vorgesezten Aufgabe bleibt noch ein Hauptpunkt zu erörtern , auf welchen unser Offizier ſeine besondere Aufmerksamkeit verwenden muß : wir meinen die Bekanntschaft mit den interessanteren militä= rischen Persönlichkeiten . So lobenswerth und tüchtig die Institutionen sein mögen , so wenig Entſchei dung bedingen dieselben, wenn sie nicht durch charaktervolle Die jüngst Persönlichkeiten getragen und belebt werden . verflossene Zeit spricht so deutlich zu uns , daß eine Be gründung unserer Behauptung überflüssig erscheint ; sie ist in der Geschichte der lezten Jahre niedergelegt.

Es würde sich also darum handeln , unseren Offizier mit Empfehlungsschreiben an ausgezeichnete Persönlichkeiten auszustatten und ihm so Zutritt in die höchsten Cirkel zu verschaffen ; es bleibt dann seine Sache die Empfehlung durch ein feines und taktvolles Benehmen zu rechtfertigen, und so aus dieser Quelle den Stoff für weitere Demarschen zu schöpfen. Dabei versteht sich von selbst, daß er keine Bedingung unerfüllt läßt , welche das gesellige Leben und ein guter Ton fordern ; er wird keine Mühe scheuen dürfen, sich bei den hochgestellten Offizieren, namentlich solche, welche berufen scheinen , dereinst eine Rolle zu spielen , vorstellen zu lassen, diese so fleißig zu besuchen, als ihm die Er laubniß hierzu eingeräumt wird , und allenthalben Fäden

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anzuknüpfen , die es ihm möglich machen , neue Bekannt schaften in anderen bedeutenden Garnisonen sich zu schaffen. Auch hier dürfte ein sorgfältig geführtes Memoire oder Tagebuch ganz am Orte sein. Es ist im Kriege von größter Wichtigkei , den Charakter und die Denkweise eines

auszuwählen , denen es bei der Liberalität , mit welcher auf beiden Seiten gut empfohlene fremde Offiziere aufge= nommen wurden, an interessanter und lehrreicher Beschäf= tigung wahrlich nicht gefehlt hätte ! Zur Zeit des ruſſiſch-türkischen Krieges 1828, sowie Generals zu kennen, er mag nun uns gegenüber oder zur im polnischen Insurrectionskriege , namentlich aber in den Seite stehen. Unsere tüchtigsten Taktiker heben diesen Kaukasuskämpfen war es lange Zeit besonders empfohlenen Punkt ganz besonders hervor und sehen ihn in die erste deutschen Offizieren gestattet, sich an dem Ruhm der rus Linie der Bedingungen , welche uns zur Hoffnung eines fischen Waffen zu betheiligen. Die Schreibseligkeit und glücklichen Erfolges berechtigen dürfen. Warum denken so Indiscretion einiger derselben veranlaßte aber den Katser, Wenige daran, dieser Forderung zu rechter Zeit vorzu diese Ausnahmen immer seltener werden zu lassen , und arbeiten ? gegenwärtig ist es mit den größten Schwierigkeiten vers Zwei Jahre würden voraussichtlich genügen, um z. B. bunden, wenn auch nur als Gaft eine Aufnahme im rus eine Rundreiſe in unserem Sinne durch Frankreich zu be= fischen Heere zu finden. Daher die spärlichen und wenig werkstelligen; ein bemittelter Offizier, welcher der Unter werthvollen Zeitungsnachrichten von der russischen Donau ftügung des Staates nicht bedürfte, sollte vorzugsweise armee ; schwerlich wird eine strenge Verschwiegenheit , die hierzu ausersehen werden, im Falle ständische Repräsen im Grund genommen ganz militärisch ist, energischer durch tation oder sonstige Einflüsse die Regierung verhindern, geführt als im russischen Heere, und das wahrlich nicht den Posten "/ militärische Reisen " in's Budget aufzu zum Nachtheile desselben. nehmen. Aber unberücksichtigt sollte man dieses wichtige Eine Betheiligung im türkischen Lager , so interessant Bildungsmittel wahrlich nicht lassen , auch sind wir über fie sein dürfte , geht aber darum nicht wohl an , weil ein zeugt , daß alle patriotisch gesinnten Offiziere, welche diese Offizier ristiren müßte in unmittelbaren Contact mit ge= kleine Abhandlung lesen , unsere Ansicht theilen. Möchte finnungstüchtigen (!) europäischen Flüchtlingen zu gerathen, ein Körnchen unserer Aussaat auf guten Boden fallen ! was er vom politischen Standpunkt aus betrachtet, wahr Endlich darf nicht unerwähnt bleiben , wie ein solcher lich nicht Ursache hat zu ambitioniren. Offizier auch ermuntert werden sollte, seine praktiſchen Wir schließen unsere kleine Betrachtung über militä Studien auf irgend einem Kriegsschauplaße zu vervoll rische Reisen mit dem Wunsche , daß sie am rechten Ort ständigen. Wenn auch Algerien ein Feld ist, auf welchem gelesen und beherzigt werden möge, und würden uns reich nicht im Sinne der europäischen Kriegführung operirt wird, lich belohnt finden , wenn sie die Anregung zur Entfen= so kennen wir nur wenige Offiziere, die nicht befriedigt dung auch nur einiger deutscher Kameraden in oben Heimath in ihre gelernt und gesehen dort von dem was sie angedeutetem Sinne geben würde . zurückgekehrt wären ; das Bewußtsein, Gefahren und Müh seligkeiten glücklich überstanden zu haben , gibt ihnen eine gewisse Zuversicht und Ueberlegenheit, die in kritischen Augenblicken nicht hoch genug anzuschlagen ist. Dennoch Literatur. wird von der großen Zuvorkommenheit, mit welcher das französische Gouvernement solche militärischen Gäste auf= Preußische Husaren - Geschichten von Julius v. Wickede. nimmt, im Verhältniß sehr wenig gevortheilt. - Wir Dritter Theil. gr. 12. Leipzig , 1854. Friedr. Ludw. Herbig. (296 .) kennen Dienste , die bald keine Offiziere mehr befizen , die den Krieg mit eigenen Augen gesehen; und doch sollte Bezugnehmend auf die Nrn. 72 u. 154 diefer Blätter vom man dafür Sorge tragen , daß mindestens einige Offiziere Jahre 1853 , in welchen die zwei ersten Bände der Preußischen erhalten blieben, die praktische Erfahrungen vor dem Feinde Husaren- Geschichten angekündigt wurden , wiederholen wir unser dortiges Urtheil auch für den uns vorliegenden dritten Band. gesammelt hätten. Der Stoff für die in demselben enthaltenen Erzählungen des Eine sehr günstige und naheliegende Gelegenheit zu Unteroffiziers Erdmann ist aus den Feldzügen der Jahre 1813, 1814 guten Studien bot seiner Zeit der spanische Bürgerkrieg, und 1815 geschöpft und in Tendenz und Form des Ausdruckes mit diesem und dennoch haben sich verhältnißmäßig nur sehr wenige derselben Geschicklichkeit gewählt. Besonders_intereſſant deutsche Offiziere auf beiden Seiten betheiligt, und diese dritten Bande sind die von dem alten Unteroffiziere erzählten Ein Wenigen waren fast sämmtlich genöthigt , in der Heimath zelnheiten und Charakerzüge des Marschalls Blücher, deffen Thun den Abschied zu erbitten , um sich auf eigene Kosten und und Treiben am besten aus dem Munde eines alten , einfachen, schlichten Husaren wiedergegeben werden können. Die Erzählungen auf Risico ihrer ferneren Eristenz Erfahrungen und haben überhaupt für Unteroffiziere und Soldaten den unverkenn Kenntnisse zu erwerben, die ihnen freilich später theilweise, baren Werth , daß sie aus der früheren Geschichte gerade dasjenige wenn auch nur in einigen Diensten gute Früchte brach= lernen , was als hiftorische Erinnerung auf ihre soldatiſche Ehre, ten. Warum hat man eine so anerkannte und ſeltene auf die Belebung ihrer Anhänglichkeit an Fürft und Vaterland und auf ihre Standespflichten einen Einfluß übt. Schule kriegerischer Praris nicht benüßt , um besonders Der Titel des Buches weißt darauf hin , daß vorzugsweise für befähigte und für ihren Beruf begeisterte Offiziere dahin Cavaleristen eine Unterhaltung darin zu suchen ist ; die Ermah zu senden ? Wie leicht wäre es gewesen , eine Anzahl in= nungen und Lehren des Erzählers paffen jedoch auch für die Sol telligenter und nach Auszeichnung strebender junger Männer daten jeder anderen Waffe.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung.

Preußen. Man schreibt der „Fr. Pstztg." aus Berlin , 17. März : Wann man an die Ausführung der vor nicht langer Zeit neu entworfenen Wehrorganisation gehen wird , ist nicht zu bestimmen. Die Haupttendenz derselben war bekanntlich eine Verschmelzung der Landwehr mit dem stehenden Heer, indem man darin der Auffassung Raum gab, das stehende Heer als eine Landwehr ersten Aufge bots zu betrachten , welcher sich das bisherige erste Auf gebot als eine Landwehr zweiten Aufgebots und das bis herige zweite Aufgebot in der Eigenschaft als Landwehr " dritten Aufgebots anschließen soll. Alle Wehrhaften bis

daß sie nicht allein zu diesem speciellen , sondern auch zu einem weiteren Zwecke in eintretenden Fällen ausreichen, namentlich, daß vom Gasteigberge aus die Stadt und das in der Nähe derselben liegende Terrain beherrscht werden kann. Allein deßhalb kann noch nicht von einer Befestigung der Stadt die Rede sein , wie überhaupt auch der in Be rathung gezogene Vertheidigungsplan der Stadt München bei gewissen Eventualitäten weder mit dem Einen, noch mit dem Anderen in Zusammenhang zu bringen ist. Großbritannien .

(5) Eine sehr wichtige , oft ersehnte Maßregel ist un term 10. Februar von den Horse Guards in Voraussicht der kriegerischen Begebenheiten, an denen englische Truppen theilzunehmen berufen sind, in's Leben gerufen worden, da an diesem Tage eine Verminderung des von dem In fanteristen zu tragenden Gepäcks stattgefunden hat. Bayern. Nach dem bezüglichen Befehle sollen in Zukunft in dem Lor= nister getragen werden : 2 Paar flanellne Unterhosen im München, 13. März. Die Generale, welche unlängst Gewicht von 2 Pfund 2 Unzen, 2 flanellne Hemden 2 Pf., zur Berathung eines neuen Waffenübungsregle= Waffenübungsregle 2 Paar Hosen 1 Pf. 11 U., 2 Hemden 2 Pf. 1 U., ments hierher berufen wurden (vergl. A. M.-3. Nr. 29), 2 Paar Strümpfe 9 U., 1 Paar Schuhe 2 Pf. 10 U., 1 Feldmüße 10 U. , 1 Paar Handschuhe 2 U., 1 Bürste haben ihre Aufgabe erledigt und unterliegt das Resultat derselben nunmehr der allerhöchsten Genehmigung. Das 4 U., 1 Abrechnungsbuch 12 U. , 1 Nähzeug u. s. w. neue Reglement enthält, wie man vernimmt , vielfache 10 U. , 1 Büchse mit Wichse 72 U. und 1 Handtuch — Vereinfachung und Erleichterung des Erercitiums . Die 33 U.; in Summa schwer 13 Pfund 101 Unzen. Commission , welcher die Berathung eines Verthei Hierzu muß das vom Manne getragene Gewicht gerechnet digungsplanes der Hauptstadt obliegt, ist noch in werden, und zwar: 1 Tornister im Gewicht von 7 Pfund Thätigkeit und aus hiesigen Generalen zusammengefeßt. Unze, 1 Gewehr 10 Pf. 2 U., 1 Bajonnet mit Scheide Sonderbar genug haben bayerische Blätter die in dieser 1 Pf. 10 U., Vandelier und Tasche 5 Pf. 10 u. , 60 Beziehung fürzlich gemachte Mittheilung (vergl. Nr. 33 scharfe Schuß 5 Pf. 10 U. und der Mantel 5 Pf. 6 U. ; -dazu die obigen 13 Pf. 10 u. d. A. M.-3.) als eine förmliche Befestigung Münchens in Summa 35 Pf. 7 U., gedeutet, während mit keiner Sylbe davon gesprochen wurde. gibt ein Gesammtgewicht von 49 Pf. 2 U. Außerdem wird für jeden Mann auf Staatskosten ein Wohl beabsichtigt man , weil das gegenwärtige Zeughaus wegen Anlage der neuen Marimiliansstraße abgebrochen Gepäck gefahren, das enthält: 1 Jacke 1 Pf. 91 U., werden muß, das neue Zeughaus auf dem sogenannten 1 Hemd Pf. U., 1 Baar Strümpfe 42 U., 1 Hand tuch 33 U. und 2 Bürsten 8½ U. schwer; - in Summa Gasteigberge an die Ausmündung erwähnter Straße zu verlegen und solches zur größeren Sicherheit zu befestigen. 3 Pfund 10 Unzen. Die Naval and military Gazette" spricht bei Mitthei= Auch liegt die Idee vor, die Befestigungswerke, welche das neue Zeughaus umgeben sollen, in der Art zu erbauen, lung dieses Befehles ihre Freude aus , daß Rasiermesser zum 32. Jahre sollen zur Landwehr zweiten Aufgebots gerechnet und das 40. Jahr als Schlußtermin zur Hinzu Von ziehung zum dritten Aufgebot angesehen werden. weiteren Details ist nichts bekannt."

299 und Seifnapf aus der Verpackung des Tornisters fort= geblieben sind und sieht in der Perspective bereits den von ihr aus Gesundheits- und tauſend anderen Rückſichten seit langer Zeit geforderten Schnurr- und Backenbart auf den Gefichtern der englischen Infanteristen üppig wachsen.

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(vergl. A. M.-Z. Nr. 33) zu errichten, stellt dieß als un= nöthig dar , indem beim Schweizerischen Bundesheere zur Stunde bloß 263 Flinten fehlen , 758 Pistolen und 214 Stußen , ein sehr unbedeutender Mangel, da in den Zeug= häusern der Cantone_fich 50,000 überzählige Flinten be finden und eine Masse in den Händen der Privaten ist. Ohnehin kamen die im Lande fabricirten Flinten wenigstens Spanien. 5 Fres. theuerer das Stück als die Belgischen. Laut einer () Die topographische Brigade des königlichen neuerlichen Verordnung sollen bis 1859 noch 24,477 ge= Ingenieurcorps , über deren Errichtung, Organisation und zogene Jägerflinten oder Feldstußen angeschafft werden, Arbeiten wir vordem in diesen Blättern mehrfache Mit von deren neuerfundener Construction man sich viel Gutes theilungen gegeben (A. M.-3. 1848 Nr. 17, 131 u. 110), verspricht. Die Frage, ob deren Läufe beffer aus eng ſollte, nachdem die Instruction derselben mit einer im lischem Gußstahl (aus dem Ganzen gebohrt) oder aus Jahre 1849 vorgenommenen Aufnahme von Guadalajara geschweißtem Eisen anzufertigen seien, wurde durch Ver beendigt worden , bekanntlich als eine erste größere Arbeit suche zu Gunstes des ersteren entschieden , welche eine viel eine Aufnahme des festen Plates San Sebastian fach stärkere Ladung ertrugen als die letteren , und über -Das Kriegs bewerkstelligen . Diese Arbeit , welche im Jahre 1850 be= dieß ihre Züge viel weniger abnußen. gann, ist nun seitdem mit all' der Sorgfalt und Präcifion, departement hat auch gelungene Versuche mit Feld Der Apparat (vergl. welche man erwarten konnte, vollendet worden. Ein Plan Telegraphen anstellen lassen. des Plazes und seiner Umgebungen bis auf die Entfer A. M.-3. Nr. 33) wird im freien Felde mit einem in der nung von 4500 Fuß, derselbe Plan in kleinerem Maßstab Nähe vorbeiziehenden Draht der ordentlichen Telegraphen in Verbindung gesezt und arbeitet nun nach allen Rich mit der umliegenden Gegend bis auf die Entfernung von einer Legna von den Befestigungswerken , sodann eine Reihe tungen hin, wie eine regelmäßige Station , die aber so= von Plänen , Profilen und Ansichten der verschiedenen gleich abgebrochen und wieder anderswo improvifirt wer den kann. (N. Pr. 3.) Batterieen, der Landseite , des Kastells de la Mota und der Militärgebäude im großen Maßstab, sowie noch ver= schiedene andere Ansichten des ganzen Plazes bilden einen Atlas von Zeichnungen , der bezüglich der Genauigkeit der Aufnahme und der Ausführung allen Anforderungen ent= Das Königlich Großherzoglich Luxem spricht. Verschiedene Denkschriften über den Plaz, welche burgische Bundescontingent. von den Offizieren der topographischen Brigade nieder geschrieben wurden , bilden ein sehr wichtiges Supplement zu dem bemerkten Atlas. Nachdem man ursprünglich die Contingente des Groß Während der Vollendung jener Arbeit beschäftigte sich herzogthums Luremburg und des Herzogthums Limburg eine Abtheilung der Brigade mit einer interessanten baro= im Jahre 1841 zu einem gemeinschaftlichen Truppencorps metrischen Nivellirung , welche, von San Sebastian organisirt hatte, wurde diese Organisation im Anfang des ausgehend, die ganze Provinz Guipuscoa durchschnitt und Jahres 1842 aufgehoben und jedes der beiden Länder stellte in der Teraffe von Alava bei der Stadt Vittoria endigte. ein besonderes Corps auf. Luremburg stellte nach dieser Formation 1 Bataillon Außer einem allgemeinen Profil wurden noch verſchiedene Seitenprofile mit entsprechenden Ansichten gefertigt und Infanterie zu 6 Compagnieen , 1 Escadron Cavalerie zu dem Ganzen eine Denkschrift von dem Commandanten (Jäger) und 12 Batterie Artillerie (4 Geſchüße). der Brigade, Hauptmann Don Manuel Recacho ausge= Im Jahre 1846 bestimmte ein Bundesbeschluß , daß arbeitet, welche in der Ingenieur-Zeitschrift vom Jahre das Großherzogthum Luremburg fortan sein Contingent 1853 abgedruckt wurde. nur in Infanterie zu gestellen habe, und zwar 1602 Mann Nachdem die Arbeiten der Brigade zu San Sebastian als gewöhnliches Contingent, 534 Mann als Reserve und vollständig beendigt waren, wurde solche, in Folge königl. 267 Mann als Ersag. Ordonnanz, im Frühjahre 1853 nach Tarifa (auf der Es wurden hiernach 2 Bataillone Jäger à 4 Com= südlichsten Spize Spaniens an der Straße von Gibraltar) pagnieen, 1 Reservedivision à 2 Compagnieen und 1 Depot= rersezt. ungeachtet der schon vorgeschrittenen Jahreszeit die Auf compagnie (nur im Fall eines Krieges) formirt. Diese Organisation erlitt wiederholt Modificationen nahme dieses Plazes bis auf die Distanz von 4500 Fuß und zwar zulezt im Jahre 1853. zu vollenden , und ist man gegenwärtig mit der Auszeich nung des Planes der Stadt , sowie noch eines besonderen Da diese letteren nicht veröffentlicht worden sind, folg= der Insel von Tarifa beschäftigt. lich auch nicht genau angegeben werden können , so muß man fich darauf beschränken , das Wesentlichste der jezigen Organisation oberflächlich mitzutheilen, genauere und detail Schweiz. lirte Angaben bis auf Weiteres vertagend. Der General-Administrator , Präsident des Conseils, Bern, 14. März. Eine Botschaft des Bundesrathes über den Vorschlag , eine Schweizerische Waffenfabrik Herr Simons , hat die oberste Leitung der Militärange=

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legenheiten, mit deren Referat der Militärintendant, Major Has, beauftragt ist. Das Königl. Großherzogl. Luremburgische Bundes contingent besteht aus 2 Bataillonen à 4 Compagnieen und 1 Reserveabtheilung à 2 Compagnieen. Für den Fall eines Krieges wird ebenfalls eine Depot compagnie errichtet. Bis jezt ist jedem der beiden Linien bataillone eine Reservecompagnie zugetheilt.

Die Gradauszeichnungen sind im Felde der Epauletten und bestehen für den Lieutenant und Major in 2, für den Oberlieutenant in 1 Streifen , in Gold bei filbernen und in Silber bei goldenen Epauletten. Obersten und Hauptleute tragen keine Streifen. Die Epaulettenstege (Passants) sind von Silber, reſpec= tive Gold.

Der Stab des Contingents besteht aus 1 Oberstlieute= nant-Commandanten (gegenwärtig Oberstlieutenant Mer= tens), 1 Oberlieutenant - Adjutanten, 1 Intendanten (Major, bei der Regierung als Militärreferent attachirt), 1 Audi= teur (eine Civilgerichtsperson mit dieſen Functionen beauf tragt). Jedes Bataillon zählt 1 Major- Commandanten, 1 Lieute= nant-Adjutanten (gegenwärtig Hauptleute) , 1 Quartier meister (Hauptmann oder Lieutenant) , 1 Arzt, 1 Unter adjutant, 1 Stabshornist und 1 Büchsenmacher (beim 1. Bataillon auch 1 Schneider- und 1 Schuhmachermeister).

Jede Compagnie zählt 1 Hauptmann , 2 Lieutenante, 1 Feldwebel , 4 Sergeanten , 1 Fourrier, 8 Corporale, 4 Hornisten und 10 Scharfschüßen. (Der Etat an Gemeinen konnte nicht genau ermittelt werden .) Die Reserveabtheilung zählt 1 Major- Commandanten (detachirt bei Sr. Majestät dem König Großherzog) und 1 Adjutant. Jede Compagnie , im Präsenzetat 1 Hauptmann, 2 Lieutenante , 1 Feldwebel , 1 Fourrier, 1 Sergeant und 2 Corporale. (Der Präsenzetat an Hornisten unbekannt. ) Jedes Linienbataillon besißt, seit September 1853, eine Fahne (5 blaue und 5 weiße horizontal laufende Streifen, in der Mitte das Luremburgische Wappen). Die Offiziere, Unteradjutanten, Feldwebel und Stabs hornisten sind mit Säbeln in lederner Scheide ( die beritte nen Offiziere haben eiserne Scheiden ) an einer Schwing kuppel bewaffnet. Das Porteepée ist von Siber mit Orange-Füllung . Die übrigen Unteroffiziere , Corporale , Soldaten und Hornißten (mit Ausnahme der Scharfschüßen, welche Hirsch fänger tragen) haben Faschinenmesser an einer schwarzen Kuppel um den Leib , an welcher ebenfalls die Patron tasche getragen wird. Die Jäger tragen Gewehre, die Scharfschüßen gezogene Büchsen nach dem Percussionssystem. Die Unteroffiziere haben Säbelquaste von Silberfranzen mit Orangefüllung, die Corporale solche von weißem Kameelgarn. Waffenröcke und Hosen sind von grünem Tuche mit kornblauem, vorne offenem , abgerundetem Kragen , Vor stoß, weiße Knöpfe "mit einem darauf geprägten Jagd= hörnchen. Im Sommer leinene Hosen ; für den Casernen = dienst graue Zwillichjacken. Grüne Müßen nach Art der österreichischen mit blauem Band und Vorstoß ; der Schirm von grünem Luche. Die Offiziere haben filberne oder goldene Epauletten, je nachdem sie Combattanten oder Noncombattanten find. Sämmtliche Chargen haben Candillen an den Epau letten , die Stabsoffiziere dicke Bouillons .

Schärpen von Orangeſeide werden von sämmtlichen Offizieren getragen. Zur Parade tragen die Offiziere Säbelkuppeln von Silberborten (die Noncombattanten von Goldborten) mit blauer Fütterung. Die Unteradjutanten tragen Contreepauletten von Silber. Die übrigen Unteroffiziere , Corporale , Hornisten und Freiwillige tragen grüne kameelgarne Epauletten mit Franzen (die Hornisten mit gelben Feldern , die Stabshornisten Die übrigen Gemeinen Contreepauletten von Silber). tragen blaue Achſelklappen . Die Gradauszeichnungen bestehen in Galons von Silber oder Kameelgarn auf den Aermeln der Waffenröcke , und zwar für den Feldwebel zwei , den Sergeanten einen und für den Fourier einen von Silber, für den Corporal zwei von weißem Kameelgarn. Der Fourier trägt die Auszeichnung in der Mitte der Oberärmel. Die grünen Tuchmäntel haben blaue Achselklappen. Unteroffiziere und Soldaten tragen Schnürstiefel. Czako's (sog. Képi's ) von Filz mit blauem Luche überzogen , vorn ein weißmetallenes Jagdhörnchen , weiß, roth, blaue Cocarde mit Orangeeinfassung , grünes (Offi ziere filbernes, resp. goldenes) Pompon , lederner Sturm riemen. Die Offiziere haben überdieß schwarze Federbüsche und silberne Fangschnüre. Die Tornister der Unteroffiziere und Mannschaften find schwarz (Kalbshäute) . Zum Unterhalt der Kleidung beziehen die Unteroffiziere und Soldaten Zuschüsse vom Staate und zwar : der Unter adjutant 42 , Feldwebel , Sergeant und Fourier 21 und Corporal und Soldaten 17 Centimes per Tag. - Der Zuschuß bei Absenz ist für sämmtliche Chargen auf 2 Centimes täglich festgesezt. An Gebalt beziehen die Offiziere, und zwar : der Oberst= lieutenant- Commandant 4600, der Major 3600, der Haupt= mann 1. Kl. 3200 , der Hauptmann 2. Kl. 2700 , der Adjutant 2700, der Oberlieutenant 1850 , der Lieutenant 1500 , der Intendant 4000 , der Arzt 1. u. 2, Kl. 2000 resp. 1600 , der Hauptmann - Quartiermeister 2500 , der Oberlieutenant - Quartiermeister 2000 , der Lieutenant Quartiermeister 1600 und der Auditeur (Entschädigung) 400 Frcs. per Jahr. Die Stabsoffiziere beziehen sämmt= lich eine Ration. Die Löhnung der Unteroffiziere und Mannschaften be= trägt per Tag für den Unteradjutanten 2 Frcs., den Stabs hornisten 2 Frcs. 10 C. , den Feldwebel 1 Fr. 60 C., den Sergeant und Fourier 1 Fr. 28 C., den Corporal 65 C., den Hornist 1. Kl. 1 Fr. 28 C., den Hornist 2. Kl. 65 C., den Hornist 3. Kl. 55 C., den Hornist- Eleven 43 C., den Scharfschüßen 47 E., den Jäger 43 und für den Büchsenmacher , Schneider und Schuhmacher 45 C. Die Ration Brod ist per Tag anf 1 Pfund festgesezt.

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Gegen monatliche Abzüge erhalten die Offiziere ihre Uniformirungsgegenstände aus dem Offiziers-Kleidungs fonds". Die Gehalte der Offiziere sind einem Abzug von 1 pCt. für Militärsteuer unterworfen. Ueber die Feststellung der Pensionen liegt ein Gesez entwurf vor, der indessen von den Kammern noch nicht discutirt worden ist.

Literatur.

Die Verwaltung bei den Corps geschieht nach den Königl. Niederländischen Reglements mit einigen Modifi cationen. Ebenso find die Exercir- und sonstige Reglements nach den Königl . Niederländischen ausgearbeitet worden. Der Niederländische Militär- Strafcoder ist auch im Großherzogthum Luremburg in Kraft; die Prügelstrafe, obgleich für einzelne Fälle vorgesehen , ist indeffen bis jezt noch nicht zur Anwendung gekommen. Die oberste Militär-Juſtizinſtanz ist das Militär- Ober gericht zu Luremburg , aus Mitgliedern des Civiloberge richts und Stabsoffizieren zusammengesezt. Nach den Milizgesehen von 1817 und 1845 ist jeder Luremburger nach zurückgelegtem 18. Lebensjahre militär dienstpflichtig. Befreiungen sind für gewiffe Fälle vorgesehen. Stell= vertretung und Nummerntausch sind gestattet. Die Dienstzeit dauert 8 Jahre , während welchen der Milizmann jedoch nur theilweise bei den Fahnen sich be= findet; die beiden lezten Jahre zählt er zur Reserve. Ueber Reclamationen in Milizsachen entscheidet in legter Instanz ein Revisionsrath . Die beiden Bataillone garniſoniren , das 1. in Echter nach, das 2. in Diekirch; lezteres detachirt eine Compagnie nach Ettelbruck. In den beiden ersteren Orten sind Garni ſonsſpitäler; ein Geistlicher in jeder Garnison ist mit der Seelsorge für das Militär beauftragt. Der k. preuß. Diviſionsprediger Fürer besorgt die Seel forge der Militärperſonen und ihrer Angehörigen_prote= stantischer Confession , mit einer Uneigennüßigkeit, die alle Anerkennung verdient. Die betreffenden Corpscommandeure sind zugleich Gar nisonscommandanten; die Unteradjutanten versehen den Dienst als Plazmajor. An Orden besißt das Großherzogthum den „ Orden der Eichenkrone", in 4 Klassen Großkreuze, Ritter mit dem Stern, Commandeure und Ritter. Als Auszeichnung für lange und ehrenvolle Dienstzeit besteht a) für die Offiziere das Dienstauszeichnungskreuz in 2 Klaffen für 15 und 25jährige Dienstzeit , b) für die Unteroffiziere und Soldaten das Dienstkreuz 1 ) in Bronze für 10 und 2) in Silber für 20 Jahre Dienst. Mit den beiden letteren ist eine Zulage von je 5 und 10 Centimes per Tag verbunden . Ueberdieß werden auch Königl. Niederländische Orden und Ehrenzeichen getragen, nämlich 1 ) der Militär-Wilhelmsorden in 4 Klaſſen, 2 ) der Löwenorden in 3 Klaſſen , 3) das Metallkreuz für die K. F. Feldzugsjahre 1830.

M. Burg , Königl. Preuß . Major der Artillerie und Lehrer an der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule , Ritter 2c. Geschichte meines Dienstlebens . Zum Besten einer milden Stiftung nach feinem Tode herausgegeben. gr. 8. Berlin , 1854. B. Behr's Buchhandlung. ( 166 S.) Die Selbstbiographie des verstorbenen , zum moſaiſchen Glau ben fich bekennenden f. preuß. Majors Burg ist zunächst für die Jünglinge seines Glaubens niedergeschrieben, und soll diese ermuthigen und ihnen zeigen , daß auch der Zude zum Staatsvienk gelangen kann , wenn er sich bestrebt , das Vertrauen und die Liebe seiner Vorgesezten zu erwerben, wenn er dabei Gott im Herzen und seine Stellung und fein Ziel vor Augen hat , wenn er etwas Tüchtiges lernt und das Erlernte auch praktisch anzuwenden versteht , wenn er mit Bescheidenheit , ohne Anmaßung und Ueberschäßung auftritt, wenn er nicht durch eine zu weit getriebene Empfindlichkeit jede ihm verlegend erscheinende Aeußerung gleich als das Ergebnis eines gehäfigen Vorurtheils aufnimmt und wenn er endlich durch ein freics , offenes , zuvorkommendes , ehrenhaftes und unbefangenes Betragen darthut , daß er denjenigen Grad von Bildung in fich aufgenommen hat , den man für die von ihm gewünſchte Stellung mit Recht beanspruchen kann. Der Autograph zeichnet also das Bild eines Mannes , das ganz andere Farben trägt , als man fie der Regel nach an seinen Glaubensgenossen kennt, er weißt aber durch die Schilderung seines Dienstlebens den Weg , der allmälig , auch ohne das Zuthun der Regierungen , zur Selbſtemancipation der Juden führen könnte. Für sie hat nun auch das Buch eine hohe Bedeutung, da wir aber für diese Blätter ein andersgläubiges Publikum haben , so müssen wir uns hier über seinen militärischen Werth aussprechen. Wer ein Gemälde erwartete , das durch hervorragende Thaten und anziehende Einzelnheiten die Aufmerksamkeit des Lesers fesselte, der würde sich wenig befriedigt finden, wer sich aber für die Schilde. rung eines stillen , einfachen Lebens , für die Geschichte eines auf Gott vertrauenden , nie verzagenden, im Dienste unermüdlichen Mannes, für die Darstellung seiner Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen und für das psychologische Studium eines in vielen Stücken feltenen , höchft achtungswürdigen Mannes intereffirt , dem dürfte in der Geschichte des Dienfilebens des Majors Burg ganz nach seinem Geschmacke gedient sein. Er wird ein , dem Berufe und den Wiſſenſchaften geweihtes Leben gezeichnet sehen , das reich an schönen tief religiösen Zügen , reich an Anerkennung , Liebe und Zuneigung ist, ein Leben , bei dem man troß seiner Schmucklofig= keit gerne verweilt. Wenn ein verdienftvoller und seinem Berufe mit ganzer Seele ergebener Mann ein der Achtung werthes Leben endigt , so wird durch seine schriftßtelleriſche Hinterlaſſenſchaft das Intereſſe derjenigen vorzugsweise angeregt, welche die Früchte seiner Wirksamkeit un mittelbar genoffen haben ; das wären denn zunächst die Zöglinge des Majors Burg , denn das Buch enthält weniger eine inftructive Darstellung des Dienstlebens des Autograpben, aus welcher die Methode feines Unterrichts erlernt werden könnte , als vielmehr eine Geschichte feiner Laufbahn , seines Privatlebens , seiner Hoff nungen und endlich die Mittheilung vieler auf die Anerkennung feiner Dienste und Leistungen bezüglichen Actenstücke, die ein größeres militärisches Publikum nicht in dem Maße anziehen dürften , wie seine Bekannten und Schüler. Die Anspruchlosigkeit und Bescheidenheit , welche die Freunde des Majors Burg im Leben an ihm schäßten , find jedoch in dem vorliegenden Buche nicht immer zu finden. Der unbefangene Leser, der den Verfasser weder persönlich , noch durch Beschreibung fannte, wird unter dem Mantel der Demuth manches berausfinden , was mit jenen löblichen Eigenschaften im Widerspruch steht , und das alterirt einigermaßen den wohlthuenden Eindruck, den das Buch in A. feiner Totalität auf den Leser machen wird.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung .

Preußen. Berlin , 22. März. S. f. H. der Prinz von Preußen ist zum Obergeneral des preußischen Heeres unter dem Titel , Generaloberst" und zum Chef der sämmt lichen Jufanterieregimenter ernannt worden. Der bis herige Oberbefehlshaber der Truppen in den Marken, General v. Wrangel , foll zum Commandeur des ersten Armeccorps und zu gleicher Zeit zum Gouverneur von Ost- und Westpreußen ernannt worden sein , so daß der selbe sich binnen Kurzem nach Königsberg begeben dürfte,

Sayern. (19) München , 18. März. Zum Vollzug der aller höchsten Verordnung vom 30. Januar laufenden Jahres, die den Geringbesoldeten bewilligte momentane außerordent liche Unterstüßung, resp. Theuerungszulage betreffend, wurden nachstehende Erläuterungen erlassen : 1) Die betreffende Zulage gebührt nur dem activen Dienstpersonal, nämlich lediglich den wirklich Dienste leistenden Individuen. 2) In die Kategorie der wirklich Dienste Leistenden sind zu rechnen: a) die im Urlaub sich Befindenden , es mag dieser mit ganzer Gage oder gegen Abzug der Gagehälfte ertheilt werden , b) die im Arrest Befindlichen oder vom Dienste Suspendirten, und c) die nicht in der wirklichen Dienstleistung Erkrankten. 3) Die nach Ziffer 2 eintretenden Aenderungen in den persönlichen Verhältnissen , schließen auf die Dauer der selben den Bezug der Theuerungszulagen aus , und es können demnach nur die mit Berücksichtigung dieser Ver hältnisse sich berechnenden Raten , nicht aber der ganze monatliche Betrag der Theuerungszulage zur Auszahlung kommen.

Last Raum gebraucht, wenn dabei gleichzeitig die für seinen Unterhalt erforderlichen Lebensmittelvorräthe in Rechnung gebracht werden. Ein Schiff von 2000 Last kann dem= nach 1000 Mann aufnehmen, es sind demnach zum Trans port von 20,000 Mann 10 Schiffe erforderlich, wenn die selben zwei Fahrten machen. Für den Pferdetransport hat man die Segelschiffe vorgezogen , weil man auf denselben leichter die zur Aufnahme der Pferde nothwendigen Vor Die auf bereitungen als auf Dampfern treffen kann. letteren eingeschifften Pferde könnten nur auf dem Ver decke placirt werden , wo sie nicht allein hinderlich, son= dern auch allen Einwirkungen der Witterung ausgeseßt fire, so daß sie bei längeren Reisen bedeutend leiden; auf Segelschiffen dagegen werden die Ställe ohne Schwierig keit unter dem Verdecke angelegt. Auf jedes Pferd rechnet man 10 Tonnen Last Raum, so daß man für die zu trans portirenden 1500 Pferde Schiffe von zusammen 15,000 Tonnen nöthig hat.

Frankreich. Paris , 13. März. Der „ Moniteur" enthält einen vom 1. d. datirten Bericht des Kriegsministers St. Ar naud an den Kaiser, wonach die Verordnung vom 29. Oct. 1820 über den Gendarmeriedienst abgeändert werden soll, weil sie mit den Institutionen des Kaiserreichs und der Einrichtung der übrigen Heereskörper nicht mehr überein stimmt. Der Minister versichert , daß der von ihm durch gesehene neue Entwurf die Rechte und Pflichten der Gen= darmerie genau bestimmt und allen Bedürfnissen dieser Waffengattung , welche durch ihre Dazwischenkunft stets in so hohem Grade zur Aufrechterhaltung der Ordnung und zum Heil der Gesellschaft beigetragen hat , entspricht. Diesem Bericht folgt ein Reglement über die Organiz sation und den Dienst der Gendarmen.

Großbritannien.

Wiederlande.

(5) Die nach der Türkei bestimmten Truppen werden auf Dampfschiffen, die dazu gehörigen Pferde da gegen auf Segelschiffen transportirt. Man hat hierbei den Saz aufgestellt , daß ein Mann zwei Tonnen

Haag, 20. März. Die Regierung hat auf die in den Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten erhobenen Bemerkungen, bezüglich auf die Erhöhung des Kriegsbudgets , erwidert, daß die Verschürzungen,

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welche in der orientalischen Frage eingetreten feien , der Regierung die Ueberzeugung gegeben , daß der Kriegszu stand zu den möglichen Eventualitäten gehöre. Die gegen wärtigen Zustände und das Interesse der Landesverthei digung machten somit die Vorlage des Geseßentwurf un umgänglich nothwendig , und es sei die erste Pflicht der Regierung, vorsichtig zu sein." Die Berathung über den betreffenden Gesezentwurf wurde zum 27. März anberaumt. (Fr. Postztg.)

Ueber das Virginia Military Institute liegt uns der zu Richmond gedruckte Bericht vor, den die von der Legio latur ernannte Untersuchungscommission dem Gouverneur von Virginien , Joseph Johnson , im Juli 1853 erstattet bat; beigegeben ist demselben ein Schreiben des Profeffor Mahan, der die Ingenieurwissenschaften zu Westpoint lehrt. Lesterer liefert treffliche Fingerzeige über Zweck , Ziel und Werth dieser, wie der ähnlichen in den Vereinigten Staaten errichteten Militäranstalten, so daß wir veranlaßt werden, ihm einiges zu entnehmen und dem Leser vorzulegen. Profeffor Mahan sagt : Militärische Kenntnisse , dieſes wichtigste Element der Sicherheit eines Volkes , die gleich der unserigen im Momente der Gefahr auf dem Soldaten= thum der Bürger ruht, waren vor wenigen Decennien nur äußerst wenig in unserem Lande verbreitet. Dieß war in so hohem Grade der Fall , daß beim Beginne des Krieges von 1812 nicht einmal 25 geborene Amerikaner auf dem Gesammtgebiete der Union gefunden werden konnten , die die einfachsten Dienste eines Militäringenieurs im Felde zu leisten vermochten . Ein wichtiger Schritt zur Besserung dieses Zustandes geschah durch Errichtung und successive Ausbildung der Militärakademie. Hiermit schien man sich aber längere Zeit begnügen zu wollen. Die weisen Gründer der Anstalt, die nur einen ganz speciellen Zweck verfolgen sollte, hatten keineswegs die vortheilhaften Folgen voraus gesehen , die sie auch dadurch in weiterer Ausdehnung erlangte, daß ihre Schüler nach Aufgeben der militärischen Laufbahn in die bürgerlichen Kreise kriegerische Kenntnisse einführten und treffliche Gehülfen und Leiter bei den zahl= losen Bauten aller Art wurden , die das Gebiet aller Aber auch nachdem dieses Staaten der Union erfüllen.

Schwarzburg- Sondershaufen . Sondershausen , 14. März. Die früher abgelehnte Militärstellvertretung hat der jezige Landtag an= genommen.

Militärische Unterrichtsanſtalten

in den Vereinigten Staaten

Nordamerikas .

Mehrere Staaten der Union haben seit längerer Zeit die Ueberzeugung erhalten , daß die Militärakademie zu Westpoint allein nicht im Stande ist, militärische Wissen ſchaften und militärische Praris in dem Gebiete der Union in dem Grade zu verbreiten, als es bei der geringen Stärke des stehenden Heeres für Kriegsfälle wünschenswerth und erforderlich erscheint. Sie haben daher zur Abhülfe dieses Uebelstandes aus ihren Mitteln Militär-Unterrichtsanstalten errichtet, die den Zweck haben , militärischen Geist und militärische Kenntnisse in alle Schichten des Volkes zu Resultat sich entschieden gezeigt hatte , hielt man es mehr führen. Dergleichen Militärinstiute bestehen z . B. in Ken für eine Angelegenheit der Union, als der einzelnen Staa ten, dergleichen Unterrichtsanstalten zu gründen ; Virginien tucky und in Virginien . Das Erstere befindet sich unter dem Namen des Western war es vorbehalten, diese von Manchen als ein höchst Military Institute zu Drennon Springs, einem Orte, der zweifelhaftes Experiment betrachtete Maßnahme zuerst in's am Kentucky- Flusse liegt und mittelst Dampfboot von Leben zu rufen. Das mit Befürchtungen mancherlei Art Louisville oder auch Sincinnati erreicht werden kann, begleitete Unternehmen ist wie durch Zauberei seit langer wenn man die Louisville-Frankforter Eisenbahn von Louis Zeit aus dem Stadium des Versuchs zu einer vollendeten Das Virginia Military Institute ville bis Eminence und dann die Post benust. Von Thatsache geworden. Eminence hat man bis Drennon auf legtgenannte Weise ist auf breiten und soliden Basen gegründet und nur noch dann noch 12 englische Miles zurückzulegen. Nach einer einzelne Detailverbesserungen werden sich im Laufe der Zeit als nothwendig erweisen. Seit den vierzehn Jahren ſeines in dem Novemberhefte 1853 des zu New- Orleans erschei= Bestchens , die zum Theil mit Kämpfen um die Eristenz nenden de Bows Review" enthaltenen Notiz umfaßt der erfüllt waren , hat es 597 Zöglinge in seinen Mauern Unterricht an dem Militärinstitute den wissenschaftlichen gesehen , von denen 159 auf Kosten des Staates Virginien Curfus der Militärakademie zu Westpoint und die voll erzogen wurden; von ihnen traten 226 als Graduirte aus ständige Unterweisung in Geschichte , Jurisprudenz, Juge der Anstalt, von welchen 86 Lehrer , 22 Civilingenieure nieurwissenschaft , der griechischen , lateinischen und den geworden sind, während die übrigen in den verschiedensten neueren enropäischen Sprachen. Der Beginn des Cursus Berufszweigen des Lebens thätig waren und thätig sind. findet stets am ersten Montag des Septembers und Februars Groß ist der Vortheil, der dadurch gewonnen , denn es ist statt; die von den Cadetten zu zahlende Pension beträgt nicht nur ein wissenschaftlicher Geist , sondern auch ein für Unterricht , Wohnung , Heizung, Beleuchtung, Wäsche militärisches Wesen und Wissen in alle Klassen des Volkes und Bedienung jährlich 160 Dollars, wozu noch 5 Dollars verbreitet worden, ſo daß, wenn ein neuer Krieg die Bürger für ärztliche Hülfe treten. Die Anstalt ist nicht ausschließ= zu den Waffen rufen sollte, Verhältnisse, wie sie das Jahr lich eine militärische ; das militärische Syſtem ist bei ihr 1812 gesehen , nicht wieder eintreten können . So weit die vielmehr nur als ein Mittel eingeführt worden , um die Auszüge aus dem Schreiben des Professor Mahan . Gadetten an eine regelmäßige und ökonomische Benußung der Zeit und an Pünktlichkeit zu gewöhnen und ihre Körpers Aus dem mit zahlreichen Beilagen versehenen Berichte kräfte neben den geistigen Fähigkeiten auszubilden und zu der Untersuchungscommission entnehmen wir, daß sich im entwickeln . Juli 1853 in der ersten Klasse des Military Institute 26,

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in der zweiten 15, in der dritten 24 und in der vierten 49 Cadetten, -in Summa 114 Cadetten in der Anstalt befanden. Der Unterricht wurde in Mathematik, Chemie, Geologie , Mineralogic, Physik, Geographie, Geschichte, Zeichnen, Ingenieurwissenschaft, der englischen , franzö= fischen und lateinischen Sprache ertheilt und zwar zum Theil durch Offiziere. Der Professor der Chemie war zu gleich Commandeur der Cadetten und unterwies sie in der Infanterietaktik, wobei er durch Capitän Stuart und die Lieutenante Allen und Harris unterstüßt wurde. Der Pro fessor der Physik war zugleich Instructor in der Artillerie. Die Commission spricht sich in allen Beziehungen sehr lobend über das Militärinstitut aus und befürwortet nur das Engagement von 6 Musikern, da die bisherigen Tam boure und Pfeifer der Anstalt ihrer Meinung nach für die militärischen Erercitien nicht genügen. Aus den vorstehenden Mittheilungen dürfte der unseres Wissens in Deutschland noch nicht zur Sprache gebrachte vortheilhafte Einfluß der genannten und der ähnlichen Militär-Unterrichtsanstalten auf die Wehrkraft der Ver= einigten Staaten Nordamerikas erhellen und bei Veran= schlagung und Schäßung derselben mit in die Wagschaale zu legen sein.

einzelnen Stellen geht hervor, daß die Abfassung des Manuscripts in die Zeit vor dem 2. December fällt. Schon 1350, erzählt der Autor, sagte ein Herr von Couch zu Karl V., die Engländer seien nirgends so schwach und, so leicht zu besiegen , als im eigenen Lande. Der Argwohn um die Erhaltung der Freiheit vertrüge sich dort nicht mit einem zahlreichen stehenden Heere und mit vielen Festungen und Citadellen ; daraus folge, daß die vorige Nebenbuhlerin Frankreichs eine mehr entwickelte Offensiv= als Defenſivkraft befässe. - „Das Problem war gegeben von Karl V. bis auf Napoleon : den Canal zu passiren ; alle Männer von Herz und Geist in Frankreich und der ganzen Welt - denn überall hat diese furchtbare Rivalität die Geister beschäftigt ―――― haben dieses Räthsel der brit= tischen Sphynr zu lösen gesucht. Aber mehr als je herrscht England ohne Rivalen, mehr als je spricht es durch den Mund Pitt's , daß es bei einem Continentalkriege nichts auf Spiel sege; mehr als je ist Frankreich ohnmächtig dieser Meereskönigin gegenüber." Die Druckschrift zerfällt in zwei Theile.

1) Der Einfluß und die Suprematie Frank reichs werden an die Stelle derjenigen Englands treten, in Europa und der ganzen Welt, durch die Einführung einer neuen Manier, zur See zu kämpfen. Von 1802 bis 1805 machte Napoleon das Vorspiel Literatur. zu seinen großartigen Unternehmungen im Lager von Bou logne. Der Tag von Trafalgar kam und Napoleon hatte Révolution Navale. L'Angleterre continentale ou 120 Millionen Franken unnüß verschwendet . "/ Soll diese il n'y a plus de Manche. Avec une introduction Suprematie, diese Androhung von Coalitionen tyrannische par F. Billot , avocat, auteur des lettres franques ewig auf unserem Lande lasten ? Ist da kein Ende abzu à Napoléon III . , de la réforme sur le barreau etc. sehen, kein Mittel zur Abhülfe ? Wird England stets Frank 8. Bruxelles , 1853. Imprimerie de A. Labroue reichs Eristenz bedrohen und selbst unangreifbar sein ?" et Compagnie , rue de la Fourche , 36. In den letzten 20 Jahren habe Frankreich einen bewaffneten Vorstehende Brochüre wird gerade bei der gegenwärtigen Frieden, 500,000 Mann unter den Waffen gehabt, nur politischen Constellation nicht verfehlen, Aufsehen zu erregen. weil England drohte , Rußland , Preußen und Dester Was belfe reich zu veranlassen , über es herzufallen. Der Verfasser, ein enthusiastischer Patriot nach französischem aber ge= gut, zwar , die Marine französische die dagegen Schnitte, ist von der Ueberzeugung durchdrungen , seinem Volke sei von der Vorsehung die bedeutendste Mission in zwungen zu zahlreich sei und nicht verhindern könne , daß der Weltgeschichte vorbehalten, was er moralisch und poli heute der Krieg erklärt und morgen alle Küsten- und Strom ufer-Städte von Dünkirchen bis Bayonne in Brand ge= tisch zu begründen ſucht. Ihm steht England als einziges Hemmniß im Wege, gegen deffen Kaufmannspolitik er stark schossen werden. Die Engländer verlachten die Strand gewaffnet zu Felde zieht. Ist auch vicles übertrieben , so batterieen , sie landeten daneben und zerstörten bei Nacht gibt er doch einen Wink, was im Grunde von der der= die Städte. Wie geht's mit Algier ? fragt der Autor. maligen franco-anglischen Allianz zu halten sei. Auch uns Toulon wird blokirt; eine Segelflotte kreuzt im offenen Deutschen tischt er mit vieler Naivität das alte Lied von Meere, Dampffahrzeuge an der afrikanischen Küste. Malta Die den natürlichen Gränzen Frankreichs auf. könne für die Engländer nicht erwünschter liegen. Kühn ist in der That das Ziel , welches sich der Verf. unterstüßten Araber erheben sich mit Muth ; es resultirt gesteckt hat. Er glaubt das Problem der französischen " eine zweite ägyptische Expedition . England hat 1000 Invasion in England gelöst , das übermühige Znselreich Kriegsfahrzeuge, darunter 200 Linienschiffe. Hiervon kann es ohne besonderen Kraftaufwand 100 feefertig machen, in die Lage einer Continentalmacht versezt zu haben, wo mit durchschnittlich 1000 Mann und 100 Kanonen ; hierzu durch seine maritimen Kräfte nur nusloses Material gegen die neuen Mittel geworden seien, gegenüber welchen Eng = 100 Segel- und 100 viel furchtbarere Dampffregatten Land sein ganzes Üebergewicht verlieren müsse. -im Ganzen 15 bis 18,000 Kanonen mit 150,000 Mann. In der Einleitung geschrieben am 1. Juli 1853 Nach einigen Monaten wird eine eben so starke Flotte wird von Advocat Billot erzählt, daß ihm, dem Heraus equipirt sein und dann noch eine dritte (!) Wer wird sich geber, das Manuscript zugestellt worden sei mit dem Wunsche, gegen die drei großen Flotten Englands erheben ? ... die es auf eigenen Namen und Nußen hin herauszugeben . ewige Gerechtigkeit ! Gott selbst ! ... Nichts ist dauerhaft, Den Namen des Verf. konnte Billot nicht ermitteln. Aus nichts stark, als was gerecht ist , d. h. was sich mit den

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allgemeinen Gefeßen der Humanität und den Absichten Gottes verträgt. Ist England ungerecht, habſüchtig, tyran nisch, dann ist es, in der Nähe betrachtet, irgendwo schwach und verwundbar. Wo Treulosigkeit und Tyrannei ist, da ist Usurpation vor den Menschen und bereite Züchtigung vor Gott! Wo kein moralisches Gesez mehr, sondern nur

prächtige Dreidecker ; Thorheit sei es , die Meere zu durchkreuzen, ftolze Schiffe zu bemannen , eine Macht nachzuäffen , die man nicht habe und die selbst nicht nöthig sei. Der Verf. baut seine Neue rung auf folgende Principien : 1 ) Seeleuten Soldaten entgegenzu ftellen , 2 ) Abtheilungen Massen und Massen beträchtlichere Massen, 3) englischen Schiffen Maschinen entgegenzustellen, welche nur fähig zu sein brauchten , über den Canal zu seßen , weil England in London reficire , 4) einer Offensive von 10 eine solche von 100 entgegenzustellen , 5) einer Defensive von 0 eine solche von 100 entgegenzuseßen, 6) anstatt Segel und Dampfflotten solle Frank reich ein Syſtem annehmen , daß es sagen könne : „Meine Geſchicke und diejenigen der Welt find , von Boulogne nach Dover zu fah reu, zu jeder Stunde des Tags und der Nacht, sobald das Signal gegeben ist; das System, welches mich dahin verseßt , genügt mir ; Kommen wir dieß ist die ganze Marine , nach der ich geize." nun an das vorgeschlagene System: von Schiffen ersten Rangs werden Maft , Segel , Tauwerk , Takelwerk entfernt ; eben so die zwei oberen Batterieen , was eine rafirte Fregatte gibt mit zwet Batterieen. Erhebung über den Wasserspiegel nur 15 Fuß. Be wegung durch Dampf und Schraube , mit der mittleren Geſchwin digkeit von 6 Knoten oder 2 Lieues in der Stunde. Eine Front ausdehnung von 90 Metern. Jede Batterie ist mit 20 Stück 80 Pfündnern versehen , also im Ganzen mit 40. In der oberen Batterie find 20 Stück lange 36Pfündner ( 20 pièces de 36 allongées) oder 66 pfündige Karonaden , welche die Engländer sehr lieben und Smashers nennen. Diese Batterie von 40 Geschüßen wird mit einem converen Dach , mit Eisenblech beschlagen , versehen. Da keine feuergefährliche Dinge vorhanden seien , könne man zahlreiche Glühöfen anbringen und Kugeln in 25 Minuten erhißen. Für die Defensive wird der abgenommene obere Theil des Schiffes neben den Wänden des unteren Theils angebracht und der Zwischenraum von 25 bis 30 Centimeter mit Sand ausgefüllt, welcher mit Hülfe von an der Maſchine angebrachten und von ihr in Bewegung ge festen Pumpen ftets feucht gehalten wird , so daß glübende Kugeln und Brandprojectile darin erlöschen müssen. Dieser Wall müßte förmlich in Breiche gelegt werden. Da aber bei der fteten Be= wegung die feindlichen Geſchofſe nicht immer dieselbe Stelle treffen könnten , so habe man eine große Halbmarine- Maſchine , eine Art mobiler Festung von ausgezeichnetem Gebrauch zwischen Boulogne und Dover, welche nicht unter Wasser zu sehen , nicht zu erplo diren , nicht zu nehmen , nicht zu verbrennen wäre , vergleichsweise nichts kofte , die Anwendung von möglichst gedeckt stehenden Land artilleriften gestatte und ein beträchtlicheres Eiſengewicht, als 5 Dreis decker zusammen verfchöffe. Diese Schiff oder Dampfcitadellen fönnten aus alten Schiffen und Holz von geringem Werthe gebaut, mit zwei Vordertheilen zum Vor- und Zurückfahren versehen werden. Mit 8 bis 10 Stationen will der Verf. mit diesen „ Küsten Doggen“, die Küften Frankreichs und Algeriens bewachen und vertheidigen, Durch Formirung ganzer Divisionen und Aneinanderketten in Co. lonnen könnten ungeheuere Erfolge erzielt werden. Wenn auch England das System selbst adoptire , so könne es doch nicht hin dern , daß bei Nacht Landungstruppen an ſeiner bierzu günſtigen Küfte irgendwo ausgeschifft würden. Der Verf. meint : l'Angleterre est envahie ainsi , et Londres a capitulé avant que les Cosaques du Nord aient eu le temps de brider leurs chevaux. In dem Anhang : Bemerkungen über das maritime System des Prinzen von Joinville (Note über die Marine , Mai 1844)“ spricht der Verf von dem Vorzuge seiner navalen Revolution vor den bloßen Reformen jenes , der nach englischem Vorbilde eine aus Segel- und Dampfschiffen gemischte Flotte in Vorschlag brachte. Wir haben aus dem Inhalte der Schrift hier so viel wieder gegeben , daß deutschen Lesern gegenüber die Kritik erspart werden kann. Der gränzenlose Nationaldünkel des Verf. , sein erhebendes Bewußtsein , welches sich auf dem Titelblatte zum zweiten Theile in dem Worte : „ εvo̟qua“ ausspricht , überheben uns des weiteren Commentirens. Daß die Schrift gerade in gegenwärtiger Zeit, auch vieles von allgemeinem Intereſſe und besonders für das mili A. tärische Publikum enthält , ist nicht zu bestreiten.

brutale Gewalt, da genügt der Hauch eines Kindes , um Gott regiert die fie wie eine Seifenblase zu vernichten. Welt, nicht England ; find Englands Geseze im Wider spruche mit den göttlichen, so muß es untergehen. " Mit dieser acht französischen Logik kommt der Verf. so weit, England das Schicksal der Barbareskeuſtaaten zu prophe zeihen! Der Autor glaubt nun ferner, das Unheil von Abukir hätte abgewendet werden können, wenn die Franzosen nicht durch Zufall , sondern aus Grundſaß vor Anker liegend gekämpft, die Schiffsflanken bastionirt, die Vertheidigungs fähigkeit durch Sandsäcke verstärkt und die Schiffe mit Landartilleristen versehen hätten. Nachdem den Engländern ihr ganzes politisches Sündenregister aufgezählt ist, kommt der Verf. zu dem Schluß : „ Um den Sieg über die englische Marine davonzutragen, mnß man auf hören, selbst Seemacht sein zu wollen," und erhärtet diese Behauptung durch geschichtliche Beispiele. Mit dem Corvus gewannen die Römer , selbst nie Seeleute , die Seeschlachten bei Ecnanus, Mylä , Drapanum ; Hannibal griffseine Feinde von der Landſeite an . Auch 1340 ſchlugen fich die Soldaten Eduards III. und des schwarzen Prinzen mit denen Philipps von Valois auf niedrigen Schiffen Mann gegen Mann. Zulezt wirft der Verf. einen Blick auf die Geschichte Frankreichs und holt aus ihr die Beweismittel zu der Be Hauptung, daß Frankreichs Prätention auf die Suprematie über die anderen Nationen geradezu legitimirt sei. Im zweiten Theile kommt der Verf. auf den Kern seiner Ab handlung. Der zweite Theil handelt nämlich von der Impro visirung einer Flotte in Material und Personal , ( ganz unabhängig von der gewöhnlichen Flotte ) welche alle englische Flotten vereint vernichten , dabei sogleich und ohne Kosten zu errichten sein würde ." Er bemüht sich, darzuthun , daß nach göttlichem Rathſchluſſe und den Humanitätstendenzen offenbar die edelmüthigen Ideen und katho lischen Bestrebungen Frankreichs sich zulezt von dem Machiavellis mus der eigennüßigen und schismatiſchen Nebenbuhlerin befreien würden. Aber materielle Entwickelung ſei die Basis und das Mittel der moralischen. Frankreich müsse wieder nehmen : Antwerpen und Mainz , Genua und Chambery , die Canalinseln , Canada , Isle de France , St. Chriſtoph , St. Vincent , Dominique, St. Lucie, Gre= nada , Tabago , die indischen Befißungen von Düpleir , den Handel in Italien. Frankreich laffe zwar sehr große Geschwader auslaufen , aber mit dem Befehle, wo möglich keine Schlacht zu liefern. Bei Abukir, Trafalgar, der Insel Air habe man sich wider Willen geschlagen, was das sicherste Pfand der Niederlage sei. Anstatt den Engländern in ferne Meere zu folgen , folle man die Differenzen ausgleichen von einem Ufer des Canals zum andern; die Entfernung von Cherbourg nach der Insel Wight , von Boulogne nach Dover be trüge ja nur 8 Lieues. Dort eine Armee auszufchiffen , ſei der rationelle Zweck, der größte Triumph der französischen Marine. Man brauche sich nicht mehr Sorge zu machen um erfahrene Ma trosen , geschickte Offiziere , fiegreiche Admirale , kostspielige und

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Samstag, id and 1. April 1854. putni did a du di marind wischi Himba ir badanan

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Militär - Zeitung .

Bayern. (19) München, 19. März. Durch allerhöchste Ent schließung vom 14. d. M. wurde die gegenwärtige Zahl der Militär-Mar - Josephs - Präbenden von 40 auf 50 vermehrt.

schinen und benußten Methoden zu studiren . Diese Sendung ist durch die mannigfachen Berichte hervorgerufen worden, welche den amerikanischen Maschinen des genann ten Fabrikationszweiges eine entschiedene Ueberlegenheit den englischen gegenüber zuweisen , und hat das Gouver nement der Vereinigten Staaten seine Genehmigung dazu und eine Unterstüßung der Mission zugesagt.

(19) München, 20. März. Seine Majestät der König haben durch allerhöchste Entschließungen vom 11. und (5) Der Board der Ordnance hat von den Truppen 16. März 1854 die Einführung der Waffenröcke befehlshabern einen Bericht über die Büchsen à la nach dem vorgelegten Muster bei den Chevaurlegers Minié und über die mit denselben erhaltenen Schieß regimentern , bei jedem derselben mit den gegenwärtig resultate eingefordert und dabei die Bedingung gestellt, vorgeschriebenen Farben und Knöpfen , und die Abrun daß die von den Compagniechefs gemachten Angaben über dung der Rockkrägen bei allen Waffengattungen bestimmt ihre Beobachtungen und die Ergebnisse der Schießübungen und hierfür Nachstehendes verordnet : werden sollen. 1) Die Waffenröcke sind bei den Chevaurlegersregi im Original eingesendet mentern für die Soldaten des heurigen Zuganges gleich Frankreich. nach Bedarf zu fertigen . 2) Alle Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Baris den 17. März. Es wird beabsichtigt ein be Chevaurlegereregimenter müssen mit dem Waffenrocke am sonderes Regiment Feuerwerker nach dem Muster der Collete außer die dahin versehen bis und 1. März 1857 Man geht in der österreichischen Armee zu " errichten. Gebrauch gesetzt sein. dabei von der Ansicht aus, daß in den nächsten Kriegen 3) Von den Offizieren der Chevaurlegersregimenter die Rakete eine Hauptrolle spielen werde. Ein Arbeiter dürfen die Ueberröcke nur bis 1. Januar 1855 fortgetragen soll für die Marine ein flaches Wurfgeschoß erfunden werden. haben, das nicht durchbohrt, sondern einschneidet und eine 4) Das Abrunden der Rockkrägen bei den Unteroffit zieren und Soldaten des Heeres ist sogleich einzuführen außerordentliche Wirkung hervorbringt. Paris den 23. März. Die sofortige Bildung einer und die Kosten hierfür , welche auf 2 Kreuzer per Stück für die Abänderung zu stehen kommen , sind als Schuld Kaisergarde ist beschlossen. J Sie soll , dem Vernehmen nach, aus 40,000 Mann bestehen und alle Waffengattun= in der Monturrechnung aufnehmen zu lassen. 5) Das Abrunden der Krägen an den Waffenröcken, gen in sich aufnehmen. Der fünftige Befehlshaber dieses Uniformen und Ueberröcken der Generale, Stabs- und auserwählten Corps ist noch nicht bezeichnet ; man sagt Oberoffiziere, dann der Militärbeamten und Junker soll ein durch seine Waffenerfolge in Algier ausgezeichneter am 1. Januar 1855 vollzogen sein. General werde diesen Vertrauensposten erhalten. 4.1 1.75 Großbritannien. Belgien. (5) Oberstlieutenant Burn von der Artillerie begibt sich in Begleitung des Beamten des Arsenals zu Woolwich Anderson nach den Vereinigten Staaten Norbame rifas , um im Auftrage der Regierung die daselbst bei der Waffenfabrikation im Gebrauch befindlichen Ma

(5) Die den zu Unterlieutenanten beförderten Unteroffizieren bewilligte Beihülfe zur ersten Equipirung beträgt nach bem königlichen Decrete vom 15. Januar 400 Franken für die Infanterie und das Genie und 500 Franken für die Cavalerie , Artillerie und Gendarmerie.

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(5) Durch kriegsministerielle Verfügung vom 27. Januar ist in Bezug auf die militärischen Leichenbegäng nisse Folgendes festgesezt worden : 1) Die Leichenbegängnisse der Mitglieder des Leopold ordens finden in den für die Mitglieder der Ehrenlegion durch das Decret vom 24. Messidor des Jahres VII. und des Reglement für den Garnisondienst vorgeschriebenen Formen statt. 2) Die Militärmusik begleitet das Leichenbegängniß eines Civilbeamten oder eines Mitgliedes der Armee nur, wenn die Escorte mindestens aus zwei Detaſchements ge= bildet worden. Eine Ausnahme von dieser Regel findet

Resultaten geführt , daß die Zweckmäßigkeit und Wohl= thätigkeit der Einrichtung, im Hinblick auf ihre Anwen= dung im Kriege, ziemlich verbürgt erscheinen dürften. Zur Unterstützung dieser Ansicht gestatten wir uns, mit Hin weijung auf die in dem Eingangs gedachten Auffage erwähnten Etats- und Organiſationsbestimmungen in Nach stehendem ein kurzes Resumé der bei der Sanitätscom pagnie stattgefundenen Uebungen und ihrer Erfolge nach bestem Wissen mitzutheilen. Die Kürze des Zeitraumes von sichs Wochen , welcher zu der theoretischen Unterrichtung und den practischen Uebungen der Sanitätscompagnie alljährlich bestimmt ist, wird , wie die Erfahrung gelehrt hat , durch zwei andere Factoren die gewissenhafte Auswahl der Mannschaften und das rege Interesse , welches dieselben an den Nebungen nehmen, vollständig ausgeglichen. Dieſes ſichtliche, beſondere Interesse der Mannschaften aber entspringt begreiflich nicht allein aus der Unterhaltlichkeit des Gegenstandes, sondern - und in der Hauptsache ―― aus der Ueberzeugung und Einsicht, daß die Aneignung der dem Sanitätssoldaten erforderlichen Kenntniß und Fertigkeit mit dem eigenen und der Kameraden Wohl auf das Innigste zusammenhängt und selbst über die Gränzen der Militärdienstpflicht hinaus, ja für's ganze Leben heil- und nugbringend sein muß. Bei den beiden Prüfungen , resp . Productionen der Compagnie - im ersten Jahre vor Sr. Exc. dem Kriegs= minister , Generallieutenant Rabenhorst, im leztverfloffenen vor Sr. Maj. dem Könige selbst haben sich diese Lust und Liebe zur Sache durch die richtigen, bestimmten Antworten und geschickte Manupulation jedes einzelnen Sanitäts soldaten, sowie durch das gewandte und resolute Verfahren der ganzen Mannschaft auf das Deutlichste ausgesprochen . Auf Grund einer von dem Generalstabsarzt (Dr. Günther) entworfenen und zur reglementarischen Bestimmung erhobe nen Instruction werden, nach einer vierzehntägigen, vorgängigen Unterrichtung und Uebung der Sanitätssol daten bei den Truppen durch die Oberärzte -――― auf die Dauer der vierwöchentlichen Zusammenziehung der Com= pagnie in Dresden, der weitere theoretische Unterricht wie die praktischen Ucbungen derselben durch einen Beschäf= tigungsplan geregelt und hierzu die Compagnie in 4 Sec tionen www.dix.com zu Beseßung von 4 Ambulancen eingetheilt, von denen eine jede einen Oberarzt als Lehrer und In structor erhält. Die Beaufsichtigung des ärztlichen Unter richts ist einem Brigadestabsarzte übertragen, die Ober aufsicht und Leitung führt der Generalstabsarzt selbst. Der Unterricht umfaßt nach jener Instruction folgende Gegenstände : Bestimmung des Sanitätssoldaten ; nothwendige Pflich ten und Eigenschaften desselben ; anatomische Uebersicht des menschlichen Körpers ; Ausrüstung des Sanitätssoldaten mit Verband und Grquickungsmitteln ; Hülfeleistung bei Verwundeten und Verlegten , Hülfe, welche der Sanitäts soldat beim Scheintod und einigen anderen Zuständen zu leisten hat ; Kennzeichen des wahren Todes und Beerdigung des Todten ; Jnstruction für die als Krankenwärter com= mandirten Sanitätssoldaten." Wir glauben hier einschalten zu müssen , daß jeder der Lezteren, sowie ihn die Reihe trifft, auf 6 Monate in ein Hospital commandirt wird, wo er nicht allein den Dienst als Krankenwärter erlernt,

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nur statt, wenn es sich um Offiziere oder um Mitglieder des Leopoldordens handelt , die im activen Dienste ge= storben sind. Niederlande.

с Man schreibt der „Aachn. Ztg. “ vom Niederrhein den 18. März : „ Die in der lezten Zeit über die beabsich= tigte Desarmirung der Festung Mastricht umlau fenden Gerüchte schienen so seltsam , daß sie vielfach be= Aus sicherer Quelle kann jedoch ihre zweifelt wurden. vollständige Wahrheit versichert werden. Die holländische Regierung beabsichtigt Mastricht, auf welches früher so großer Werth gelegt wurde, zu einer Festung zweiten Ranges herabzuseßen, indem sie dasselbe gewissermaßen als einen verlorenen Posten betrachtet, der kein Interesse mehr für fie habe. Bereits find sämmtliche Bronzegeschüße, gegen 250, abgeführt und man will nur 150 eiserne zurücklassen. Eben so ist die meiste Munition fortgenommen und sind die Pallisaden zum Verkauf ausgestellt. Die Garnison foll auf ein einziges Bataillon beschränkt werden. Daß Mastricht , bei dem Umfang seiner Werke, in der That dann ein verlorener Posten sein wird, leuchtet ein. Hol land mag seine Vertheidigungslinie immerhin anderswo suchen und eine Concentrirung seiner Streitmacht für nöthig halten. Es fragt sich aber nur, wie weit die Ent= blößung Mastrichts sich mit seinen Pflichten als Bundes mitglied Deutschlands verträgt. Es muß einstweilen an= genommen werden, daß der Bundestag Kenntniß von diesem Entschluffe genommen hat, da möglicherweise doch daraus eine Gefahr für Deutſchland entspringen kann."

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Die Uebungen der Königl. Sächſiſchen Sanitätscompagnie. Bereits im Decbr. 1851 ist unter Nr. 155 und 156 der A. M.-3. der Umgestaltung des E. sächs. Militär sanitätswesens Erwähnung geschehen und unter Darlegung der dießfalls von dem k. Kriegsministerium entworfenen und allerhöchst genehmigten Vorschläge bemerkt worden , daß diese neue Organisation den 1. Januar 1852 in Wirklich keit treten solle. Im Verlaufe der seitdem verflossenen beiden Jahre ist nun die Ausbildung der neuerrichteten Sanitätscompagnie so weit vorgeschritten und hat schon zu so erfreulichen Re

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sondern auch fortwährend im Untersuchen der Wunden und Anlegen der Bandagen geübt wird. Außerdem erhalten die Sanitätssoldaten eine gründ = liche Unterweisung über das Verfahren und die Behand lung beim Transport der Verwundeten auf Tragen und Wagen. Die Lesteren sind nach österreichischem Muster von zweierlei Art, nämlich für schwer und leicht Blessirte. Auch ist bei den praktischen Uebungen der Fall der Er mangelung wirklicher Ambulancewagen und ihr nothwen diger Ersag durch Reserveleiterwagen vorgesehen. Wir wollen jest versuchen, in einer kurzen Relation der im verwichenen Sommer vor Sr. Maj . dem Könige stattgefundenen Prüfung und Uebung der Sanitätscom pagnie, das näher zu beleuchten und zu bestätigen , was wir über diese neue Institution vorauszuschicken uns ver anlaßt fanden. Nachdem die auf dem fingirten Schlachtfelde beiläufig einem geeigneten Uebungspläge der Dresdner Garniſon – aufgestellte Compagnie vor Sr. Maj. die Revue paffirt hatte und während hierauf von Allerhöchstdemselben die Ambulancewagen in Augenschein genommen wurden, erfolgte die Eintheilung der Compagnie in 4 Sectionen zu nach stehender Verwendung : Die erste Section bei dem Ambu lancewagen für Schwerbleſſirte theilte sich zu Auf suchung der Verwundeten auf dem Schlachtfelde in vier Patrouillen , von denen eine jede mit einer Trage à 2 Mann versehen war. Zur Seite derselben

Kanonenkugel cine sehr starke Quetschung der Weich= theile beider Unterschenkel bewirkt hatte und - wie sich bei näherer Untersuchung ergab die beiden Röhren knochen des rechten Unterschenkels gebrochen sein mußten. Das gebrochene Glied wurde nun auf möglichst sanfte Weise , mit Unterlegung einer ziemlich dick gepolsterten langen Schiene in eine naturgemäße Lage gebracht, auf beiden Seiten eine gleichfalls mit Heu und Gras gefüttertc Schiene angelegt und das Ganze mit Schlengbändern ge= hörig befestigt. Der linke Unterschenkel aber ward mit größeren , durch Effig und Wasser angefeuchteten Com= pressen belegt und der Verwundete sodann langsam und mit großer Vorsicht von sämmtlichen 4 Soldaten auf die bereitstehende Trage gehoben. An beiden Seiten des gebrochenen Schenkels waren passende Stüßen , z. B. Seitengewehr, Beinkleider, Patrontasche 2c. sanft angelegt, um das Wanken des Gliedes thunlichst zu vermeiden. Das Tragen bis zu und Heben auf den Ambulancewagen mußte mit größter Vorsicht geschehen. Die dritte Patrouille fand einen fast leblosen Soldaten auf dem Gesichte im Grase liegend. Die starke Blutſpur nnd die Löcher im Waffenrocke deuteten auf eine Flinten schußwunde. Nachdem dem Verwundeten frisches Waffer mit Essig gereicht und derselbe mit dem Oberkörper in eine etwas erhöhte Lage gebracht worden war, kehrte das Bewußtsein allmälig zurück. Die Kleidungsstücke wurden entfernt, die Wunde gereinigt und dann ein beölter Charpie kuchenverband mit den nöthigen Klebpflastern versehen, appli cirt, darüber eine Compresse gelegt und das Ganze mit einigen Bindetouren befestigt. Der Arm der leidenden Seite mußte in ein Armiragetuch gelegt werden. Die Ver wundung war eine sogenannte Schußwunde mit in die Brusthöhle eingedrungener Kugel. Das Heben dieses Schwerbleſſirten auf die Trage , sowie deſſen Transport nach dem Ambulancewagen erforderten die größte Behut ſamkeit. Die vierte Patrouille traf einen langsam fortschleichen= den Infanteristen , der , indem er auch sein Gewehr noch mit fortzuschleppen bemüht war, den Ambulanceplaz zu erreichen suchte. Der Verwundete wurde angehalten und auf die Trage gesezt. Beim Aufschneiden der Nähte des Rockes und Hemdes fand man eine Stichwunde dicht über dem Ellenbogengelenke. Der nächste Sanitätssoldat erfaßte sogleich den Oberarm kräftig mit der einen Hand, während er mit dem Daumen der anderen die — ange= nommen_ſtark blutende Stichwunde fest zubielt und ein zweiter Soldat, wohl wissend, daß hier eine größere Puls ader verlegt sei, das Tourniquet (Aderpreſſe) in der Mitte des Oberarms , an der inneren Seite desselben und zwar an der ihm praktisch gelehrten Stelle , fest anlegte und somit das fernere Andrängen des Blutstromes aufhob. Die Wunde selbst wurde schnell verbunden , worauf die Trage mit dem Blessirten dem Ambulancewagen zueilte. Nachdem diese vier Patrouillen sich versammelt hatten und bei dem einen oder dem anderen Verwundeten noch manderlei , bezüglich des Verbandes, durch die anwesenden Sanitätsunteroffiziere geordnet, selbst verbessert, auch nach Umständen einige Erquickungsmittel gereicht worden, wur= den die bei ihrer Ankunft sogleich auf die große Trage placirten Verwundeten auf solcher langsam und vorsichtig

gingen zwei andere Sanitätssoldaten , von welchen der eine die Sanitätstasche mit den erforderlichen Hülfs- und Erquickungsmitteln trug. Die erste Patrouille fand einen am Kopf Verleßten unter einem Baume fißend und mit dem Rücken an den Stamm angelehnt. Der fingirte Bleſſirte - auch Sani tätssoldat — mußte, zur eigenen Uebung, die Blessur selbst andeuten. Nachdem die Wunde von dem einen Sanitäts soldaten hierauf gehörig gereinigt und die Haare (fingirt) abgeschnitten worden, wurde von dem anderen die Kopf wunde mit Charpie, Klebpflaster, Compreffe und Binde regelrecht verbunden. Man nahm an , daß die Wunde nur ein oberflächlicher, nicht in den Knochen eingedrungener Säbelhieb war. An der einen Hand fand man gleich falls einige Hiebwunden, in Folge deren die Finger herab hingen. Nach Reinigung der Wunde wurde diese mit Klebpflasterstreifchen zusammengezogen, mit Charpić bedeckt, unter die Finger selbst ein weiches Polster aus Gras an= gebracht, eine Schiene als Stüßpunkt der Hand und Finger unten angelegt, mit wenigen Bindetouren sanft umwickelt und endlich der ganze Vorderarm in ein Armtragetuch gelegt. Der - angenommen ohnmächtig gewordene Blessirte wurde hierauf vorsichtig auf die Trage gehoben und mit seinem Gepäck, das auf der Seite passend unter gebracht war, bis zu dem in einiger Entfernung haltenden Ambulancewagen getragen. Von der zweiten Patrouille wurde ein in einem Graben licgender Mann aufgefunden , welcher unvermögend war, fich mit den unteren Gliedmaßen zu bewegen. Vor Allem mußten sofort die Beinkleider an der Naht aufgetrennt, die Stiefeln aufgeſchnitten, die Strümpfe entfernt und die Unterbeinfleider heraufgezogen werden. Hiernach über zeugten sich die Sanitätssoldaten , daß eine vielleicht matte

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auf den Ambulancewagen gehoben und Armatur und Ge Literatur. Der Wagen fuhr påck derselben passend untergebracht. · Sprachlehre zum Gebrauche für Offi Ungarische Militär nun mit den 4 Schwerblefsirten nach dem Ambulance= giere der f. f. öfterreichischen Arince. Zweite verbesserte und plaze , wo lettere eben so vorsichtig abgeladen und den vermehrte Auflage. Umgearbeitet von Julius v. Péterffy. Aerzten übergeben wurden. Erftes Heft. Pefth, 1853. kl. 8. (Taschenformat). Gedruckt und im Verlag bei Trattner-Karolyi. A. m. ungarischem Die zweite Section beschäftigte sich theils mit Unter Titel : Magyar hadi nyelvtan a cs. k. Osztrák hadsereg bringung Leichtbleſſirter auf den Transportwagen für der= tisztjei számára. Második javitott es bövitett kiadás ; szer und Kopfleichterer gleichen Verwundete , mit Verbinden kesztette Péterffy Gyula. Elsö füzet. Pesten , 1853. Handwunden und minder wichtigen Blessuren des Ober (Vorrede ; 65 u. 209 S. ) förpers , theils mit Tragen , Heben , Auf- und Abladen Dieses nüßliche Werkchen enthält in seiner ersten Abtheilung Schwerblefsirter auf einen Reserve - Leiterwagen , auf 65 Seiten eine gedrängte Uebersicht der madschariſchen (unga welcher im Nothfalle hier als Transportwagen für Schwer rischen) Sprachlehre. Die zweite Abtheilung , 209 Seiten stark, blessirte gelten und zwei bis drei schwere und mehrere enthält 1 ) Gespräche , 30 S.; 2) Befeble , Inftructionen , Procla mationen und Anreden, endlich Dienstes - Noten , von S. 31 107 ; leicht Verwundete sicher fortbringen sollte. Da es hierbei 3) Von der Behandlung des Infanterie- Percuffionsgewebres und besonders auf die Lagerung und Placirung der Blessirten dem Scheibenfchießen , dann von den nöthigen Kleinigkeiten (Pug. ankommt, die erforderlichen Vorrichtungen aber durch Stroh requifiten) des Soldaten , von S. 109-140 ; 4) Vom Vorposten feile , Stricke, Bänder , Heu , Stroh 2c. erzielt werden. dienst, von S. 141-209. Die Sprachlehre ist in deutscher Sprache ; müssen , so verlangen die praktischen Nebungen mit dem das Uebrige, fowie die Vorrede , deutsch und madscharisch gegen einanderüber gedruckt , so daß das Verständniß und die Benuzung Leiterwagen weit mehr Umsicht und Geschicklichkeit , als für Deutsche wie für Madscharen sehr erleichtert ist. Papier und mit dem , in jeder Beziehung wohl eingerichteten Ambu= Druck find gut. Der Berf. hat das Motto vorgefeßt : „Zur Vervollkommnung lancewagen. Die Sanitätssoldaten lösten diese Aufgabe der wissenschaftlichen Bildung des Offiziers gehört hauptsächlich die mit besonderer Gewandtheit und Fertigkeit. Kenntniß mehrerer Sprachen." Es wird wohl Niemand sein, welcher Die dritte Section übte sich gegenseitig durch Anlegen dieß in Abrede ftellen möchte , auch in Bezug auf solche Heere, von Binden , Tragtüchern , Schienen , Tourniquets und deren Mannschaft eine und dieselbe Sprache redet. Zur unabweis im Anfertigen von Charpiearbeiten aller Art. baren Nothwendigkeit wird diese Sprachenkenntniß jedoch bei Heeren Die Sanitätssoldaten der vierten Section endlich hatten. von gemischter Nationalität und mit ganz verſchiedenen Sprachen, die Aufgabe, die verschiedenen Blessirten bei der ersten wie dieß bekanntlich in dem öfterreichischen Heere der Fall ist. Dort und zweiten Section vorzustellen , die Verbände an sich ist deshalb auch mit Recht die Erlernung der Sprache der Mann schaft eines Regiments den Offizieren zur Pflicht gemacht, was anlegen und übrigen Proceduren mit sich vornehmen zu jezt bei der Menge von guten Hülfsmitteln nicht schwer ist. Für laffen. Auch hierbei bewiesen die Sanitätssoldaten durch das Madscharische (Ungarische) war schon 1844 ein Hülfsbuch für das Täuschende ihrer Darstellung , daß sie dem theoretischen Militärs erschienen und von demselben , weil es ganz vergriffen und praktischen Unterrichte mit größter Aufmerksamkeit war , eine neue Ausgabe nöthig geworden , welche der Verf. übers gefolgt waren. Daß überhaupt unsere Sanitätssoldaten nahm und zu dem vorliegenden Handbuche umarbeitete. Das Ver hältniß der beiden Ausgaben vermögen wir , da die erfte uns nicht das Nöthige nicht bloß eingelernt , sondern auch begriffen zu Gesicht gekommen ist , nicht anzugeben. Diese vorliegende Be hatten , dafür sprachen am Unwiderleglichsten folgende, bet arbeitung verdient aber, denjenigen , welche wünschen , oder ge der geschilderten Production vor Sr. Majestät dem Könige nöthigt find, fich in militärischer Beziehung mit dem Madscharischen bekannt zu machen , empfohlen zu werden. Die Sprachlehre bietet festgehaltenen Grundsäße : in gedrängter Kürze und übersichtlicher Darstellung ein sehr deut 1) Blieb den Mannschaften unbekannt , welche Section liches Bild und das Wesentlichste der von den übrigen europäiſchen zu dieſer oder jener Uebung befehligt werden würde ; Sprachen so abweichenden marscharischen Sprache dar ; sie wird Verwun welche , wenig ebenso dieselben wußten 2) für diejenigen hinreichen, welche in einem madschariſchen Regimente dung der einen oder der anderen Patrouille vorkommen fteben und also Gelegenbeit haben , aus dem mündlichen Verkehre werde und das noch weiter nothwendig Erscheinende zu ergänzen. Für solche, 3) wurde der Mannschaft durchaus keine Hülfe oder welche diese Gelegenheit nicht haben , wird indeſſen das Studium einer ausführlicheren guten Sprachlehre noch anzurathen fein. Die Unterstützung zu Theil. Es war kein Arzt in der Nähe zweite Abtheilung (Gespräche, Redensarten, Befehle , Inftructionen, der scheinbar Berwundeten, der den Sanitätssoldaten über Berichte u. s. w.) ift ganz dem militärischen Leben und Dienste die Art des Verbändes hätte Winke geben können , auch entnommen , und berührt die häufigsten und nothwendigsten Be hatten die Verwundeten keine schriftliche Anweisung, wie ziehungen und Verhältnisse desselben. Interessant find die gewählten ihre Wunde zu verbinden ſei (wie es in einem anderen Proclamationen , da sie die jüngsten Ereignisse betreffen und die Namen Radezky , Windischgräß , Zellatschitsch , Wrbna , Welden, deutschen Staate bei der Uebung vor der Bundescommission Haynau , Pastiewitsch und Lüders unter denselben erscheinen. Da aten ganz Sanitätssold der Fall war) , vielmehr waren die hier nur das erste Heft vorliegt , fo läßt sich über den Plan des allein sich selbst überlassen und handelten nach eigener Ganzen noch nicht urtheilen; zu erwarten ist wohl (wenigstens wäre es bei einer jeden solchen Arbeit wünschenswerth) , daß die noth= Ueberlegung und eigenem Ermessen. Zum Schlusse bemerken wir noch, daß die in Gegen wendigsten militärischen Benennungen, Ausdrücke, ja selbst die Com mandowörter in eine Uebersicht (sei es systematisch oder alphabetiſc) wart Sr. Majestät des Königs der Mannschaft durch den zusammengestellt würden. Eine sehr nügliche und dankenswerthe Generalstabsarzt vorgelegten Fragen fast durchgehends Arbeit würde es gewiß auch sein, wenn wie man dieß für andere Verhältnisse gethan hat - so auch für den Gebrauch der Militärs richtig und mit großer Sicherheit beantwortet wurden. nach Art diefes vorliegenden Werkchens nicht allein für einzelne Sprachen und Nationalitäten , sondern auch für die Mehrheit oder die Gesammtheit der verschiedenen europäischen Heeressprachen ein militärisches Polyglotten-Handbuch veranstaltet werden könnte. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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458 Dienstag, 4. April 1854.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Frankreich. (5) Der Kriegsminister hat am 1. März einem neuen Reglement über die Instandhaltung und Auf bewahrung der Waffen bei den Truppen seine Genehmigung ertheilt. Dieser Dienstzweig war bisher nach dem Reglement vom 2. Februar geregelt , dessen Revision seit längerer Zeit ein dringendes Bedürfniß war, da außer den mannichfachen Lücken desselben seine Basen durch verschiedene Ursachen wesentlich modificirt worden waren. Die allgemeine Einführung der percuffionirten Waffen , die Benugung gezogener Gewehre , die von den mit der Controle der Bewaffnung der Truppen beauf tragten Capitänen der Artillerie anzustellenden Beobach tungen, endlich die bei der inneren Verwaltung der Truppen und der Artillerieetablissements eingetretenen Veränderungen hatten eine bedeutende Zahl ministerieller Verfügungen hervorgerufen. Die Masse dieser Verfügungen bildete einen Anhang zu dem Reglement selbst , in dem man fortwährend die Lösung der wichtigsten, die Bewaffnung betreffenden Fragen suchen mußte. Nur wenigen Offizieren steht die Samm lung des Journal militaire zur Disposition , man fand daher auch nur selten Offiziere, die außer dem Lieutenant der Bewaffnung die in Kraft befindlichen Verordnungen genügend kannten. Man hatte diesem Uebelstande eine theilweise Abhülfe zu verschaffen gesucht dadurch, daß man den Truppen die Verpflichtung auferlegt, ein genaues Ver zeichniß der auf die Waffen bezüglichen Verfügungen zu führen und dieß Jedem zur Einsicht vorzulegen ; dieß war aber nur ein unzureichendes Palliativ, der Minister ertheilte daher dem Vorschlage des Artilleriecomités zur Revision des Reglements von 1845 seine anerkennende Billigung. Fast zwei Jahre wurden zum Sammeln der zahlreichen Documente verwendet, die in den neuen Waffencoder Auf nahme finden sollten und erst nach einer wiederholten Er wägung ertheilte der Minister der Arbeit seine Genehmigung. In dem neuen Reglement sind alle zerstreuten Elemente des Journal officiel vereinigt , so daß langes und zeitrau= bendes Nachschlagen vermieden wird. Das Auffinden ist durch eine methodische Anordnung, durch eine Scheidung in Titel und Capitel wesentlich erleichtert. Der erste Theil bezieht sich hauptsächlich auf die Pflichten

derjenigen, denen die Sorge der Erhaltung der Waffen obliegt und auf die Details des damit zusammenhängenden Rechnungswesens . Der zweite Theil enthält die technischen Notizen , wie die detaillirte Nomenclatur aller Modelle, die Instructionen für die Büchsenmacher und die Lieutenante der Bewaffnung bezüglich der Reparaturen und der Revi fion der reparirten Waffen , die Vorschriften für die Be sichtigung der Waffen durch die Capitäne der Artillerie, die Verpackung der Waffen u. s. w. Das Studium der Nomenclatur wird durch die mit großer Sorgfalt im Cen= traldepot der Artillerie nach den Constructionstabellen ge= ftochenen Kupfertafeln ungemein erleichtert. Dieß ist im Allgemeinen der Plan des Werkes ; es sei nur noch erwähnt, daß neben anderen Verbesserungen die folgenden zwei ein geführt worden sind. Der Dienst in Betreff der Munition war bisher noch nicht reglementarisch festgestellt ; Ver fügungen , deren mehrere in dem Journal militaire nicht abgedruckt worden, hatten die sich darbietenden Fälle ge ordnet. Die neue Bearbeitung ist durch ein vollständiges Reglement über die Unterhaltung und Aufbewahrung der Munition bei den Truppen bereichert worden. - Die mit den Details der Bewaffnung beauftragten Offiziere hatten zn oft die Schwierigkeiten erfahren , welche die Verthei= lung der Kesten auf den Staat , das Abonnement und Die die individuelle ** Masse der Mannschaften darbot. geringe Dotirung der Büchsenmacher hatte oftmals dahin geführt , Nachsicht gegen diese Handwerker zu üben und dem Abonnement Arbeiten zu entziehen , die ihm nach dem Das Geiste der ministeriellen Verfügungen zugehörten. neue Reglement weiset den Büchsenmachern unnachsichtlich die Verpflichtungen des Abonnements zu und konnte dies mit um so größerer Entschiedenheit thun , da das Decret vom 25. Februar diesen Beamten eine bedeutend vortheil haftere Stellung , als sie bisher befassen , zugewendet. Auf diese Weise ist den Verwaltungsräthen der Truppen eine unangenehme Verlegenheit erspart. 1 Großbritannien." 1. (*) In der ,,Naval and military Gazette" vom 18. März findet man folgende Angaben : Die Bemühungen der Offi ciere , sich Werke über die Generalstabswissenschaften in englischer Sprache zu verschaffen, die in den lezten Wochen

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häufig waren, find vergeblich gewesen. Am Schluffe des Krieges von 1815 besaßen wir einen Generalstab von um= faffender practischer Erfahrung, deffen theoretische Kennt= nisse sich im Felde bewährt hatten. Die gegenwärtige Ge= neration der Officiere beklagt sich mit Recht darüber, daß ihr in der eigenen Sprache die Mittel fehlen, sich mit den Pflichten des Generalstabes theoretisch vertraut zu machen. Vor einiger Zeit verlautete, der Generalmajor Sir William Herries werde dem erkannten Bedürfnisse Abhülfe verschaf fen und man freute sich darauf, da die Talente des Ge nannten ein vortreffliches Werk hoffen ließen. Diejenigen Generalstabsofficiere , die jest ins Feld gehen , find genö thigt durch ein fleißiges Studium der Wellingtonschen Depeschen und ähnlicher voluminöser Quellen sich einen Anhalt für ihren Dienst zu gewinnen ; sie finden manche schäzenswerthe Winke in den standing orders der leichten Division, werden aber doch vorzugsweise Rath in den französischen Werken über den Generalstab suchen müssen. Ein thätiger Verleger würde sicher ein gutes Werk thun, wenn er schleunig die Ueberseßung desjenigen französischen Werkes veranlaßte , das nach dem Urtheile des General adjutanten oder Generalquartiermeisters sich für die eng lischen Verhältnisse am meisten eignet ; würde die Ueber segung von tüchtiger Hand besorgt , würde sie mit An merkungen versehen , so läßt sich ihr ein guter Absatz prophezeihen. In den Revolutionskriegen fühlten die Franzosen den Mangel eines Leitfadens für den General stab in voller Schwere , Napoleon veranlaßte daher im Jahre 1809 den General Grimoard zur Publication seines Werkes über die Generalstabs - Wiſſenſchaften , das bis auf die heutige Zeit hinab als ein vortreffliches Hülfsmittel anerkannt worden. General Thiebault veröffentlichte gleich falls ein Werk, das , wenn es auch nicht den gesammten Gegenstand umfaßt, doch der Beachtung werth ist. Wir haben im engsten Sinne des Wortes kein eigent siches System des Generalstabes. Die Erfahrungen unserer Offiziere im Kriege auf der pyrenäiſchen Halbinsel sind nie zusammengetragen worden und haben sich nur auf dem Wege der Tradition fortgepflanzt. Dieser Mangel, der die Einheit des Dienstes beeinträchtigt , wird den Opera tionen im Felde nicht günstig sein; ehe ihm nicht Abhülfe verschafft worden , wird die Thätigkeit unseres General stabes manches zu wünschen lassen.

Literatur.

Belgien.

C (5) Durch königliches Decret vom 4. Januar sind den Offizieren der Compagnie der enfants de troupe Zulagen bewilligt worden , die fich für den commandi renden Hauptmann auf 600 und für den Lieutenant und Unterlieutenant auf 300 Franken jährlich belaufen. Spanien.

Für das Kriegsministerium erscheint vom 1. April ab ein officielles Bulletin ,,Boletin oficial del mi nisterio de la guerra" , welches die sämmtlichen Verfügungen des Ministeriums u. s. w. enthalten soll ; es wird in zwang osen Heften ausgegeben.

Karten des russisch – türkischen Kriegsschauplatzes in Europa und Asien,

Erster Artifel. Nicht mehr das Testament Peters des Großen ist es, welches den abermaligen Kampf um Bestandtheile des tür kischen Reiches hervorgerufen hat, noch besteht der poli tische Zweck des Krieges in Ausgleichung diplomatischer Differenzen durch die lezte politische Instanz; auch die Sympathieen für die Leiden christlicher Mitbrüder sind nicht der Anlaß , weshalb Rußland diese beträchtlichen Aufgebote kriegerischer Streitkräfte entwickelt , für deren Aufbringung enorme Summen erforderlich werden ; - alle diese Gründe sind nur Nebengründe für den abermaligen russisch-türkischen Krieg. Des leßteren Hauptursache ist we wohl in einem historischen Gesez begründet, - im Gesetz der militär- und handelsstaatlichen Gravitation, der Maſſen anziehung großer, in Entwickelung begriffener Reiche auf die Nachbarstaaten , zufolge welchen Gesezes mit Noth wendigkeit stoßweise Gebietserweiterungen ersichtlich werden. Rußland , England und Nordamerika sind Staaten der Gegenwart , welche für die Richtigkeit dieses ethnodyna mischen Gesezes Beweise zu liefern vermögen. Wie die abgeschoffene Kugel kein Rückwärts mehr kennt, so darf man von Rußland nicht sagen , es kann den Sund und die Dardanellen wollen oder es wird sie wollen , sondern - es muß sie wollen. Mag man um deßwillen diesen Krieg einen russisch-englischen nennen , wobei die Türken nur das Theater hergeben , auf welchem die eigentlichen Kämpfer ringen, und , es mag siegen wer da will , die selben Türken schließlich doch die Kosten zu tragen be kommen , --- mag man das französisch - englische Bündniß für ein vorübergehendes , unnatürliches oder für ein auf richtiges halten - der eine Hauptzweck ruffischerſeits, diesesmal den Dardanellen , ein anderesmal dem Sunde näher zu kommen, ist das endliche Ziel aller russischen Bestrebungen. Der politische Zweck auch dieses Krieges ist fonach nicht der Frieden nm seiner selbst willen , son dern die Besizergreifung eines Areals, nicht als des Frie= dens Unterpfand, sondern als dessen Kaufsumme. Ge eignetere Fingerzeige als alle diplomatischen Versicherungen gewährt einen Ueberblick der russisch-türkischen Friedens schlüsse seit 100 Jahren , die eben nur als periodiste Waffenstillstände erscheinen, als Zwischenacte zur Erholung und Erfrischung der streitenden Partheien. Der politische Zweck dürfte senach ein ähnlicher sein , als da man die Krim, Bessarabien und Transkaukasien dem russischen Reiche einverleiben wollte. Ob dieser Zweck nun völlig oder zum Theil von Rußlands Heeren dießmal erreicht werden kann, darüber vermag der Gang der Ereignisse bis jezt für eine nahe Zukunft nur die Vermuthung zu unterstüßen , daß man russischerseits über die Wirkung der Offensive einer Erwartung sich hingegeben hatte, welche eine Bestätigung immer noch nicht finden will. Jst auch das russische Heer dem türkischen in den meisten Beziehungen überlegen , so haben doch die Türken von je eine Tapferkeit und Hartnäckigkeit in Bertheidigung fester Stellungen bewiesen , welche namentlich in Gebirgs= stellungen den Sieg mitunter über den Werth vertheuern

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mußte. Es ist eine stehende Redensart , daß die Ueber= lieferung von der Unersteiglichkeit des Balkan sich längst als eine irrige erwiesen habe; je nach den Jahreszeiten bleibt der Vormarsch über dieses Mittelgebirg ( deffen geognostische Struktur mit genügender Sicherheit auch noch nicht ermittelt sein mag — ) immerhin eine mehr oder minder gewagte Unternehmung . Gerade die bevorstehende Jahreszeit vor der Sommerhige , welche die Bäche und Quellen austrocknen und versiegen macht , hätte sich zum Vormarsch vornämlich geeignet und das Abwartende , der Stillstand in den russischen Vornahmen , läßt zu der Mei nung gelangen, als wolle man sich mit der Besesthaltung der Fürstenthümer begnügen, wodurch die Türken nunmehr auf die Offensive hingewiesen wären . Sollte übrigens der Vormarsch dennoch in der Absicht des russischen Oberbe= fehlshabers liegen , so ist derselbe an 6 Straßen in recht eigentlichem Wortverstande gebunden , welche auf jeder nicht ganz unvollständigen Karte fich vorfinden müssen. Da wir die richtige Eintragung dieser Straßen als Ein Merkmal genügender Brauchbarkeit der gegenwärtig zahlreich im Buchbandel erscheinenden Karten des Kriegs theaters erachten, so möge eine kurze Erwähnung derselben nicht verübelt werden , wie sie denn namentlich in der später erwähnten ersten Karte nach Chatoff deutlich erkenn= bar eingetragen sind. Der Vormarsch kann also auf sechs Straßen stattfinden und zwar vom rechten Flügel , aus der Mitte, und vom linken Flügel. Die Ausgangspunkte des rechten Flügels südlich der Donau liegen zwischen Widdin und Ruschtschuk. Von Widdin führt eine Straße nach Plewna und Lowag, woselbst sie sich mit der von Nicopolis kommenden Straße vereinigt und nach Tatar- Baſardſchik in's Thal der Mariza weiterführt. Weiter kann der Vormarsch stattfinden von Sistora und Ruſchtſchuk nach Trnowa und Gabrowa über Refanlyk, Esky - Saphra nach Harmanly, gleichfalls im Marizathal. Auch kann man von Lowaß nach Trnowa gelangen. Das Object im Mariyathal, worin das erwähnte Tatar-Baſardschik, Philippopel und Harmanly , ist dann immer Adrianopel.

bis nach Warna führt; von letterem Orte über Kosludscht, Imibalar nach Schumla wird man eine ungefähre Ent fernung von 14 geographischen Meilen rechnen können. Die Straße von Kosludschi südlich führt nach Prawady (woselbst wiederum eine Straße von Jmibalar eintrifft) und Tschengel , wo eine Straße von Schumla einmündet. Von Tschengel führt die Straße über den Eminehdagh (großen Balkan) nach Aidos. In Aidos , der Bergstadt, trifft wiederum eine Transversalstraße von Karnabat ein, die nach dem Hafenplah Burgas weiterführt . Karnabat und Aidos sind von Bedeutung für einen Vormarsch aus der Mitte, und alle die Orte , welche vom Jahre 1828 und 1829 her einen Ruf erlangt haben, möchten bei einer abermaligen Ueberschreitung des Balkan wohl abermals Schauplätze blutiger Gefechte werden, da sie vermöge ihrer besonderen Lage zu der Gattung stehender Gefechtspläge gehören. Die von Karnabat und Aidos südwärts führenden Straßen vereinigen fich sodann bei Umar-Fakih , nachdem die östliche zuvor bei Karabunar noch eine von Burgas kommende Straße aufgenommen hat. Bei Kirk-kilish tritt dann weiter eine Vereinigung der

Aus der Mitte geht der Vormarsch von Ruschtschuk über Osman- Bajar auf ziemlich guter, sodann auf minder betretener Straße nach Kasan, nach Sungurlar und Karna bat , oder von Ruschtschuk nach Rasgrad und Schumla, und von da nach Karnabat ; ferner von Turtukai auf weniger gangbarer Straße über Sara nach Schumla, für die bei Olteniza stehenden Truppen , nach Ueberschreitung der Donau, eine Entfernung von 80 Werst ( 11½ geogr. Meilen); weiterhin von Silistria nach Schumla. Bei Bei Schumla ist ein Straßenknoten von hoher Bedeutung, da= her auch die zahlreichen Gefechte in seiner unmittelbaren Umgebung und die nicht unbedeutenden Verschanzungen daselbst (gegenwärtig mit über 1000 , größtentheils jedoch nicht laffettirten Geschüßen versehen) , welche 1773 und 1810 das non procedatur der ruffischen Armee gegenüber aussprechen. Dem linken Flügel stehen zu Gebot : die Straßen von Tultſcha , Matſchin, Hirschowa über die Trajanswälle bei Karasu nach Hedschi- Ogblu- Baſardschyk, von da nach Kosludschi , von wo am Nordfuß des Gebirges wiederum eine Transversalstraße nach Schumla abgeht, welche östlich

Balkanstraße mit der aus dem Thal der Marisa kom menden Straße ein. Von diesem Kirk-kilisch kann man dann geraden Weges über Wisa und Sarah nach Constanti nopel marschiren, oder sich auch erst südlich wenden, wonach man zu Araba Tschatal oder Lüle-Bergas auf eine von Adrianopel kommende Straße trifft und über Tschorlu - das mit Saray in Verbindung steht längs des Litorals nach Constantinopel vorzurücken vermag. Ein Theil der genannten Straßen soul in bevorstehender Jahres zeit in ganz erträglichem Zustand sein, und mit Hülfe von Pionniercompagnieen ließe sich die Fahrbarkeit noch um Vieles in kurzer Zeit verbessern , wobei die starke Bewal dung des Gebirgs zur Herstellung von Brücken, Faſchinen u. dergl. das erforderliche Material alsbald zu liefern vermöchte. Einen Ueberblick über die erwähnten Wege und die richtige Lage der voraussichtlich zu Etappenorten geeigneten Städtchen und Knotenpunkte müssen alle Karten enthalten, sofern sie auf Brauchbarkeit Anspruch machen. Wir glaubten den Zeitpunkt nicht ungeeignet, einige der zur Besprechung eingesendeten Karten auch in dieser Beziehung genauer zu durchmustern. 1 ) Karte von einem Theile der Wallachei , Bulgar - ilis und Rum - ilis , ein Auszug aus des Generals Chatoff's Karte in 4 Blättern. St. Peters burg. Deutsch herausgegeben von Simon Schropp und Neue berichtigte Ausgabe. Comp. in Berlin , 1854. -(Pr. 20 Ngr. ) Diese Karte im Maßstabe von 30 reicht vom 40° 20′ bis 45° 20′ N. Br. , sowie vom 42° bis 47° O. L. Ein Streifen vervollständigt den Donau lauf bis Florentin oberhalb Widdin. Die Größe des Maßstabes bringt es schon mit sich, daß die bedeutenderen Wohnsize wohl vollzählig aufgetragen sind. Flüsse , die größeren blau angelegt, und Straßen treten kräftig her vor, die Schrift ist leserlich , die Orthographie nach deut scher Aussprache mundgerecht gemacht , und für den Zweck einer Orientirung , eines schnellen Ueberblickes , ist die Karte recht zu empfehlen. Der Umstand jedoch, daß man auf ihr , gleichwie auf der von Handke (A. M.-Z. 1853

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Nr. 100), das Terrain sonst gar nicht aufgetragen, die Niveauverschiedenheiten, wo sie beginnen und am schroffsten auftreten , sowie die Gestaltung der Flußufer nicht zu erkennen ist , ―― dieser gänzliche Mangel an Gebirgszeich =

graphischen Instituts unvortheilhaft sich auszeichnen, läßt Einiges zu wünschen übrig. Die Karte reicht vom 30. bis 45 ° N. Br. und vom 43. bis 70º D. L. Im Kau kasus sind die Wohnpläge der unabhängigen Gebirgsvölker von den russischen Besizungen abgeschieden, sonst ist aber, außer Bezeichnung der Gränzen, von der so vielseitig ver deutlichenden Verwendbarkeit der Farbenanlage beim Kar tendruck kein weiterer Gebrauch gemacht worden. 5) Karte von Georgien, Armenien und Kur distan. Aus Heft IV. des Atlas von Asien zu L. Rit ters Erdkunde, bearbeitet von H. Kiepert. Berlin , 1854. Verlag von Dietrich Reimer . (Pr . 1 Thlr. 10 Ngr.) Die Karte reicht vom 36. bis 42 ° N. Br. und von 56. bis 68° D. 2. und umfaßt fonach den Theil Transkau= kafiens, der südlich einer von Kutais nach Derbend gezo= genen Linie liegt. Gebirge, Flüsse und Straßen sind mit Sorgfalt eingetragen. Bei Gebirgen, Bergkuppen, Städten und Flecken hat in vielen Fällen die Beischreibung der Höhenzahlen stattgefunden . Die Zeichnung der Gebirge ist in hohem Grade versinnlichend, und die Karte hat ebenso beträchtlichen geographisch-wissenschaftlichen Werth, da sie den Stand der gegenwärtigen Kenntniß jener Gegenden zur Erscheinung bringt , als sie dem Reisenden, dem Gebildeten jeden Standes, namentlich auch dem Offi zier , der seine Blicke erwartungsvoll den Ereignissen" in fenen Landstrichen zuwendet, das Verständniß dortiger Be gebenheiten und Zustände um Vieles erleichtert. Erblickt man die Mannichfaltigkeit der Terraingeſtaltungen fener Länder , erwägt man die Vorzüge des Klimas , den Pro duktenreichthum , den eine frühere Cultur daselbst zu ge= winnen vermochte, und vergleicht man damit den herab gekommenen Zustand der jeßigen Verhältnisse , so kann man nur wünschen , daß die theilweise Unabhängigkeit, die rohe Zuchtlosigkeit jener Völkerschaften gebrochen werde, um dem im Ganzen immer verſittlichenden und veredelnden Völkerverkehr eine Aussicht auf ſpätere Erfolge zu eröffnen. Der Islam hat seine historische Sendung in der Weltge= schichte erfüllt , er hat den Glauben an einen Gott auch bei den Heiden vermittelt und Fundamente gegeben , der Islam kann gehen, muß gehen , wenn wiederum Cultur in Mesopotamien , Pontus , Cappadocien , Cilicien und den vielen anderen Bestandtheilen des im Alterthume friſch aufstrebenden Vorderasiens erblühen soll. Diese Karte ist , was man zu nennen pflegt , Kauf mannsgut , sie dient nicht vorübergehenden Zeitereignissen, oder Buchhändlerspeculationen, sie trägt das Gepräge ächter Wissenschaftlichkeit , sie ist die langsame und mühevoll erzeugte Frucht der fleißigen Bemühungen eines tüchtigen Kartographen von allbekanntem Rufe. 6) Plan der Rhede zu Synope. Verlag von Simon Schropp u Comp . Berlin, 1853. (Pr. 3 Ngr.) Ein Gefechtstableau des am 18. 30. November 1853 statt gehabten Seetreffens . Der Plan enthält die Aufstellungen der russischen 6 Linienschiffe , sowie solche der türkischen 8 Fregatten, 1 Slop's , 2 Corvetten und 2 Transport schiffen , sowie mit Angabe der Kanonenzahl türkischerſeits, in Summa 426. Außer dem Vorstehenden und einigen Gefechtsnotizen ist aus dem Plane nichts zu entnehmen .

nung , der das richtige Auffaffen strategischer Beziehungen, das Begreifen der Beweggründe für operative Vornahmen, so sehr behindert , beeinträchtigt natürlich auch den Um fang der Verwendbarkeit in beträchtlichem Grade, was bei dieser sonst guten Karte nur bedauert werden muß . Der Balkan ist , wie erwähnt, ein Mittelgebirge, auf dem öft lichen Rücken, der hier ja nur in Betracht kommt, durch schnittlich von 4000 Fuß Höhe. Man konnte die Gras dation der Schwärze so wählen, daß ohne die Leserlichkeit zu beeinträchtigen, die Höhenunterschiede deutlich erkennbar hervortraten . 2) Uebersichtskarte des russisch- türkischen Kriegsschauplatzes in Europa und Asien. Zeich nung und Stich von Preuss. Druck und Verlag von W. Hermes in Berlin. (Pr. 5 Ngr.) Jeder neuere Schulatlas vermag dieselben, wenn nicht bessere , Dienste zu leisten. Geographische Linien sind gar nicht, die Namen der Flüsse höchst spärlich , Straßenverbindungen , auch für diesen Maßstab, ganz unvollständig eingetragen. 3) Specialkarte des Kriegsschauplatzes an der Donau nach den besten Quellen , gez. und lith. von L. Preuss. Druck und Verla von W. Hermes in Berlin. Ergänzungsblatt Nr. 1 zu L. Preuss's Ueber sichtskarte etc. (Pr. 8 Ngr. ) - Auf einer Blatthöhe 3 von beiläufig und eine Breite von Meter , gleichfalls ohne Angabe geographischer Linie und eines Maßstabes, enthält diese Karte den Lauf der Donau nebst den daran und in der Nähe befindlichen Städten und Ortschaften, sowie die Angabe der verbindenden Hauptwege, Straßen und seitherigen Stellungen der beiderseitigen Truppen ; das heißt, solche Orte , wo größere Truppenkörper seither aufgestellt waren , sind mit entsprechenden Farben unter strichen. Die Schrift ist groß und es eignet sich das Blatt ganz gut zu raschen Orientirungen längs der Donau, von Widdin bis zur Mündung. Mehr als diese Ortslagen zu einander vermag man aus der Karte nicht zu entnehmen ; Eintragung von Terrain, Uferbeſchaffenheit und sofort hat nicht stattgefunden und die Karte wird unbrauchbar, sobald sich die Armeen vom Flusse entfernen . 4) Die asiatische Türkei, die Kaukasuslän der und Westpersien . Weimar, 1853. Verlag des geographischen Instituts. (Pr. 10 Ngr .) - Die Karte ist im Maßstab von 3655555 entworfen und vermag den Anforderungen einer Generalkarte zu entsprechen , so fern diese Anforderungen auf die Andeutung der bedeuten deren Fluß- und Straßenlinien, auf Terraingestaltung im Allgemeinen , auf Paſchalikeintheilung und Sandschakate, sowie auf Angabe der bedeutenderen Orte fich beziehen. Auf welchen Wegen demnächst die russischen Truppen auch die anderen Bestandtheile des früheren Armeniens dem großen Ganzen assimiliren werden, diese Hauptrichtungen lassen sich auch auf dieser Karte deutlich verfolgen . Nur die Kleinheit der Schrift auf dem stets ins Graue spie lenden Papier, durch welche so manche Karten des Geo

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmſtadt und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine

41 .

Militär - Beitung .

Preußen.

Berlin, 23. März. Das Kriegsministerium hat der Budgetcommission der zweiten Kammer, ein Pro memoria über die Geldverpflegung der Truppen im Frieden zugehen lassen, dessen Festsetzungen den Feldverhältnissen möglichst angepaßt sind , so daß ein Uebergang aus dem Friedens in den mobilen Zustand, ohne große Schwierig keiten stattfinden kann. Berlin, 28. März. Der große Andrang zu den Offiziersstellen in der Armee hat es als wünschenswerth erscheinen lassen , eine Erweiterung der Pflanzschulen des Offiziersstandes , der Cadettencorps anzuordnen und es wird demnach künftig das Hauptinstitut, Cadetten haus zu Berlin, auf 480 und jede der vier Vorbereitungs anstalten zu Potsdam , Bensberg , Culm und Wahlstatt auf 240 Zöglinge bebracht , was eine Gesammtzahl von 1440 Cadetten ergibt. Großbritannien .

Das Artilleriecomité (Board of Ordnance) läßt gegenwärtig für die Armee des Orients zwanzig Trans portwagen neuer Erfindung anfertigen , welche zur zeitweiligen Aufnahme der auf dem Schlachtfelde Verwundeten bestimmt sind. Diese Wagen sind vier rädrig und dergestalt construirt, daß sie auf dem kleinst möglichen Raume wenden können ; sie sind mit außerordent lich langen, starken und elastischen Federn versehen. Der Naum eines jeden Wagen ist in vier horizontale Abthei lungen von 6 Fuß Länge und 2 Fuß Breite eingetheilt. In jeder Abtheilung befindet sich ein vollständiges trag= bares Bett, in welches der Verwundete an dem Orte selbst, wo er blessirt wurde, gelegt und in den Wagen gebracht wird. Die Abtheilungen sind luftig ; gegen die Sonne und die Nachtluft sind sie durch Fensterladen nach venetia= nischer Art geschüßt und sind mit wasserdichter Leinwand überdeckt , welche durch Stäbe von leichtem Holz gehalten wird. Jede Abtheilung hat eine Thüre , die in Betracht ihrer Größe auch nöthigenfalls als Tisch dienen kann, um die erforderlichen Verbände anlegen oder chirurgische Ope rationen vornehmen zu können. Vorne am Wagen ist ein

sehr geräumiger Kasten , der zur Aufbewahrung von Ge= fäßen mit Wasser, chirurgischen Instrumenten und pharma ceutischen Gegenständen dient. In dem nämlichen Kasten befinden sich gepolsterte Bänke mit Rücklehnen für die Ver wundeten , welche sißend fortgebracht werden können. Diese Wagen können zerlegt werden und die einzelnen Theile, aus denen fie bestehen , nehmen , wenn sie zusammengelegt sind, nur einen verhältnißmäßig kleinen Raum ein , was für deren Transport zu Lande oder zu Wasser sehr vor theilhaft ist.

(5) Der Generalgouverneur von Ostindien hat ange= ordnet, daß die Truppen, die in Birmah gefochten haben, mit Medaillen geziert werden und sollen die dazu erforderlichen Maßnahmen bald zur Ausführung gelangen.

Frankreich. Paris , 22. März. Im bevorstehenden orientalischen Kriege beabsichtigt man eine Anwendung verschiedener in den Kriegswaffen seither geschehener Neue rungen und Erfindungen. Zunächst sollen die nach dem Systeme des Kaisers gegossenen Geschüße Granat= kanonen kanonen , welche mehrere Batterien bilden , zur Ver wendung kommen ; dann will man auch verschiedene Gat= tungen von Carabinern und Kugelu neuer Art : konische Kugeln mit Stahlspigen, erplodirende Kugeln 2c. , sodann auch die sogenannten Stickkugeln versuchen . Lestere find von einem französischen Chemiker erfunden und haben in Brest damit angestellte Versuche dargethan , welches außer ordentliche Vernichtungsmittel dieselben bieten. Paris, 26. März. Der "Moniteur" enthält einen, den Gesundheitsdienst der Flotte umgestaltenden Erlaß. Danach werden an der Spise des Gesundheits wesens der Flotte stehen : ein Generalinspector des Dienstes, mit dem Range eines Contreadmirals und 10,000 Frs. Gehalt; ein Director mit 7000 Frs. Gehalt. Die ersten Aerzte haben den Rang von Schiffscapitänen und 5000 Frs. Gehalt, die zweiten Aerzte den Rang von Fregattencapi tänen und 3500 Frs. Gehalt u. f. f. - Ein anderer Er laß vermehrt die Cadres der Seecadetten um 50 Mann.

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Belgien.

vereinigt sich lobenswerthes soldatiſches Bewußtsein mit zwar nicht gleich rühmlichen , aber höchst erklärlichen Regungen, um den Tag der Wahl als Adjutant zu einem fast ebenso freudigen und bedeutsamen zu machen, als dem, wo man der glücklichste Sterbliche die erste Schärpe an ― legte. Groß ist , wie gesagt , die Zahl derer, welche, wenn auch zum Theil sehr geheim , doch sehr gern Adju= tanten werden möchten, nicht vereinzelt sind diejenigen, welche bei voraussichtlicher Erledigung eines Postens ihre Absichten selbst fühlbar zu machen oder von Anderen als Candidaten bezeichnet zu werden pflegen; sehr Wenige können es immer nur sein , die man nach und nach aus erwählt, ansehnlich ist dagegen gewöhnlich das theils wirk lich indifferente , theils so scheinende , bemerkbar oder im Stillen refignirende Corps der nicht Auserwählten. Un = gekränkt und glücklich_ſind dann Diejenigen , welcher einer jener dreifachen Klasse von Nichtaspiranten angehörten ; mag nun der geneigte Leser urtheilen, ob in einer und in welcher aller Kategorieen er den Verfasser zu suchen hat, welcher noch bemerkt , daß er nur den Adjutanten eines activen Infantericbataillons im Auge hat , und die sehr abweichende Stellung und Thätigkeit des Adjutanten bei einem preußischen Landwehrbataillon ganz außerhalb seiner Betrachtung liegt. Der Adjutant eines Infanteriebataillons wird dem Commandeur desselben beigegeben, um vornehmlich den schriftlichen Theil der laufenden Geschäfte zu führen und das überbringende und erpedirende Organ seiner Befehle zu sein. Der Commandeur handhabt die Disciplin und ordnet die Ausbildung und das Zusammenwirken der ihm untergebenen Compagnieen zu dem größeren taktischen Körper an, indem er jedoch manches dahin bezügliche Detail dem Adjutanten überläßt. Etwas genauer angegeben : der Ad= jutant besorgt , soweit dieß der Commandeur nicht selbst ihut oder es dem Rechnungsführer ressortirt, die Correspon= dénz des Bataillons und gibt den ihm angedeuteten In tentionen und Befehlen in richtiger Form Ausdruck; er regelt und controlirt die schriftlichen Eingaben der Com pagnieen und fertigt durch die Zuſammenstellung derselben die Rapporte, Eingaben und Berichte des Bataillons aus. Er commandirt in laufender Tour den Dienst für Offi ziere und Compagnieen , alle derselben zukommenden Be fehle gehen gewöhnlich durch seine Hand. Er hat die An äuße= Verwaltung der Munitionsbestände unter sich. rem Dienst gehört die specielle Aufsicht über die Ausbil dung und Disciplin der Spielleute , die theoretische und praktische Anlernung der Unteroffiziere zum Bataillons dienst , das Erercitium der Wache zu seinen Functionen, seine Unterstügung des Commandeurs beim Ererciten des ――― Bataillons geht vornämlich obigen beiden Chargen_zu . Bei allen Theilungen des Bataillons zu taktischen Zwecken oder gemeinsamer Verwendung desselben mit anderen Trup pen empfängt und überbringt der Adjutant die Befehle, indem er für deren richtige Ausführung, so weit sie durch das Verständniß bedingt wird , mit verantwortlich ist. Den schriftlichen Geschäften, deren Summe und Schwie rigkeit überdieß durch die Thätigkeit und Federgewandtheit des Commandeurs verringert werden, ja welche durch das gesteigerte Vorhandensein solcher Eigenſchaften bis zu einem unerheblichen Minimum abnehmen können , bis auf viel

(5) Durch königliches Decret vom 16. Februar ist die Beschaffung von Waschbecken von Weißblech für jeden Mann der 16 Infanterieregimenter ange= ordnet worden, um den Uebelständen vorzubeugen, die sich aus der gemeinschaftlichen Benuzung eines Waschbeckens durch die in einer Stube belegenen Manuschaften ergeben haben ; diese Maßregel soll namentlich der bedenklichen Weiterverbreitung von Augenkrankheiten entgegentreten und hat nebenbei den Vortheil , die Reinlichkeit der Mann schaften zu befördern. (5) Ein königliches Decret vom 24. Februar verfügt, daß die Büreaugelder des Commandanten der Gendarmerie vom 1. Januar 1854 ab auf 1600 Franken jährlich , statt der bisherigen 1190 Franken, zu normiren seten.

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Der Bataillonsadjutant. Dem militärischen Publikum liegt ein Auffah vor, welcher schon durch seinen Titel anzeigt, daß er wenig Neues bringen wird ; aber er kann auch nicht einmal das Verdienst beanspruchen (um mit einer beliebten Zeitschrift zu reden) , „ das Brecheisen neuer Gedanken" an eine be stehende Einrichtung gelegt zu haben. Das Streben des Verfassers ist nur möglichst klare und unbefangene Be sprechung gewesen. Es pflegen anziehende Unterhal tungen geführt zu werden , wo der Eine immer nur das sagt, was der Andere bereits gedacht hatte ; sollte es in dem Nachstehenden nun gelingen , den Meinungen nur eines Theiles derer , welche der Gegenstand am meisten berührt, nämlich der Subalternoffiziere Ausdruck zu geben und dabei zu unterhalten, ohne zu ermüden, so würde der Verfasser, entfernt jedoch davon , für „ anziehend " gelten zu wollen , seine Arbeit eine erfolgreiche nennen und die jüngeren Infanterieoffiziere bitten, sie als ihnen besonders gewidmet zu betrachten. Es mag wohl nicht viel funge Offiziere der Infanterie geben, welche nicht im Grunde ihres Herzens den Wunsch hegten , einmal Adjutanten zu werden ; zu diesen Aus nahmen gehören jene Wenigen , welche überhaupt einen minderen Grad von Ehrgeiz besigen oder welchen ihre Ver hältnisse so genügende Lebensannehmlichkeiten bieten, daß fie auf Zuwachs derselben von ihrer militärischen Stellung her gern Verzicht leisten , oder die dritte und kleine Kate gorie derer, welchen eine frühzeitige Selbstkenntniß lehrt, daß sie sich zu Adjutanten nicht eignen. Alle Uebrigen erharren verlangend den Moment , Adjutanten zu werden, Alle sehen in dieser Ernennung volle und öffentliche An erkennung ihrer militärischen Tüchtigkeit , gewissermaßen das Ende ihrer Lehrzeit. Dazu feiern ein Freudenfest die Eitelkeit, welche Sporen, Pferd und Brieftasche entzücken und die Bequemlichkeit, welche der Uebertritt von der an= strengenden Maschinenarbeit des Compagniedienstes zu minder ermüdenden Functionen eben so angenehm und bei den Meisten gewöhnlich etwas dauernder befriedigt. So

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leicht ein kurzes Anschreiben, eine Patronenberechnung oder einen Frontrapport, diesen Geschäften ist ohne Zweifel jeder Offizier gewachsen; auch der nur mäßig begabte oder anstellige wird in kurzer Zeit der Form und des Geſchäfts style mächtig werden. Die praktischen Functionen, im Gegensaß zu den ſchrift lichen, soweit sie namentlich auf die Unteroffiziere gerichtet find, erfordern einen Offizier von gesezter, sicherer Hals tung , der bereits als Compagnieoffizier bewiesen hat, daß er ebenso wenig in der schwierigen Behandlung als in der Instruction von Unteroffizieren Neuling ist; die Obliegen beiten bei Uebungen und im Dienst überhaupt außerhalb der Garnison überdieß, daß er gut beritten und wenn auch gerade kein sehr schulgerechter, doch flotter Reiter sei. Das Alles zusammen wird sich nur sehr selten bei ganz jungen Offizieren antreffen lassen und wo es der Fall ist, als frühzeitiges Hervortreten der glücklichsten soldatischen Anlage betrachtet werden müssen. Diese rein dienstlichen Erfordernisse sind übrigens in Summa der Art, daß ihnen also selbst ein sehr junger Offizier, nur von mehr als gewöhnlicher Brauchbarkeit, aber ebenso gut auch ein diensterfahrener und aufgeweckter Feldwebel oder Unteroffizier Genüge leisten könnte , der dabei , wie dieß ja auch gar nicht so undenkbar ist, zu reiten verstände. Aber die Anforderungen , welche von mehr als einer Seite an den Adjutanten gemacht werden , sind mit dem Dienst auf dem Büreau , der Anleitung der Unteroffiziere und dem flotten Reiten noch lange nicht zu Ende , ja es bilden sich durch innere Beziehungen , wie durch äußere Anlässe gar leicht nud häufig Verhältnisse , welche die eigentliche Dienstthätigkeit des Adjutanten als Nebensache erscheinen lassen können! Der Commandeur hat in dem Adjutanten einen Offi= zier vor sich , mit dem er in täglichem und sehr regem Dienstverkehr steht, der in vielen Dingen seine rechte Hand, sein zweites Paar Auge ist , der ihn in manchen weniger bewachten und beherrschten Augenblicken sieht , der Zeuge mancher dienstlichen Handlung und Aeußerung ist , welche dem Compagnieoffizier fern bleibt , der ihm also , selbst wenn er, soweit Menschlichkeiten zulassen , bei einem rein dienstlichen Verhältniß bleibt , jedenfalls näher ſteht , als jeder andere Lieutenant des Bataillons und deshalb sein besonderes Vertrauen besigen muß. Dem Commandeur ist es demgemäß gestattet , sich aus dem Offizicrcorps des Regiments oder selbstständigen Bataillons einen diensttüch tigen Offizier zu wählen, deſſen Persönlichkeit der seinigen entspricht, der ihm wo möglich persönlich ergeben ist, auch dessen geistige Richtung und geselliges Verhalten mit seiner eigenen Art zu denken und zu leben wenigstens nicht im Widerspruch steht, damit auch das noch engere, andauernde und vielfach außerdienstliche Zusammensein im Campagne und Marschverhältniß ohne Zwang und Störung statt finden könne. Diesen billigen Ansprüchen gegenüber muß der Adjutant ein Mann sein, dem die Art und Weise des Commandeurs zu sein und zu befehlen eine angenehme, wenigstens keine widerstrebende ist und der sich , damit sie es ihm nicht werde, in die Eigenthümlichkeiten seines Vor gefeßten , und sei es mit Ueberwindung, zu finden eifrig bemühen muß; ein Mann nicht ohne Lebenserfahrung und

von strengster Discretion , der zu sehen , zu hören und zu schweigen nicht erst noch zu lernen braucht , vor Allem aber sich durch geschenktes . Vertrauen und zwanglosen Verkehr mit dem Vorgesezten nicht zu einer falschen Auffassung seiner Stellung rerleiten läßt. Unerläßlich nothwendig ist es ferner für den Adjutanten, daß er des geselligen guten Tons und Wohlstandes vollkommen mächtig sei und sich in der besten Gesellschaft mit Leichtigkeit zu bewegen ver stehe — das Alles, damit er in allen Verhältnissen seinem Commandeur würdig zur Seite stehen könne und seiner Person die Strenge des Dienstes mit der gefälligen Form verbinde. Nicht ebenso nothwendig, aber je nach der Eigen thümlichkeit des Commandeurs wünschenswerth ist es neben dem Besiz der guten äußeren Tournüre , daß ihm mehr als die unerläßliche wissenschaftliche und literarische Bil= dung und das Vermögen eines klaren, bündigen Ausdrucks bei leserlicher Handschrift eigen sei. Sehr nothwendig sind endlich arrangirte Finanzen, und eine recht angenehme Zu gabe einige Geldmittel , um die mit der Stellung ver knüpften besonderen Ausgaben ohne Sorge und zum Vor theil der Repräsentation bestreiten zu können. Zusammen genommen Erforderuisse , die in der Person eines jungen Offiziers vereinigt, allen Respect einflößen und wo her= vorstehende Diensttüchtigkeit zutritt, zu schönen Hoffnungen berechtigen müssen. So weit hätte nun der Commandeur einen brauchbaren und ihm zuſagenden Adjutanten , aber noch sind nicht alle Rücksichten genommen , eine zweite Parthei will in der Wahl ihre Interessen gewahrt oder wenigstens nicht ver leßt wissen : das Offiziercorps. Es kann diesem durchaus nicht gleichgültig sein , wer aus seiner Mitte die vertraute Umgebung , der Geschworene des Commandeurs ist , wer -- alle abnormen Verhältnisse ganz bei Seite gelaffen ſelbſt_schon im Friedensdienst auf das Wohl und Wehe des Einzelnen einwirken kann, durch wen, schon ohne allen Mißbrauch, so manche Bemerkung , mancher Beitrag zur. Beurtheilung dem Commandeur zugeht, wer in seiner Person bei so manchen Anlässen das Corps vertreten soll. In dem Adjutanten wollen die Offiziere nicht bloß den Führer der Commandirrolle , das berittene Wort des Befehls habers sehen , sie verlangen von ihm und haben ein Recht von ihm zu verlangen die Vermittelung ihrer kamerad schaftlichen Interessen mit der über ihnen stehenden Dienst gewalt. Sie fordern von ihm kameradschaftliches Wohl= wollen jedem Einzelnen , welches über der persönlichen Neigung stehend und von ihr unabhängig, zuversichtlich in allen Handlungen zu erkennen sein muß ; sie fordern von ihm gründliche Kenntniß des Dienstes und der Verhältnisse des Standes , damit er fähig sei , die Leistungen und das Verhalten der Truppe wie des einzelnen Offiziers in jeder Lage zu beurtheilen, und wo ihm zu sehen obliegt, mit wohlwollendem Auge richtig zu sehen. Den Kameraden gegenüber , aus ihrer Mitte hervortretend, muß der Adju= tant, wenn er nicht bloß einseitig der Vertraute des Com= mandeurs , sondern auch der des Offiziercorps sein soll, ein vorzugsweise geachteter und anerkannter Offizier sein, der, wenn es ihm vielleicht bisher auch an Gelegenheit gefehlt hat, sich als guter Kamerad auszuzeichnen , doch niemals begründete Besorgnisse oder gar Facta des Gegen theils gegeben haben, ein Mann, dem höhere wissenschaft

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Itche Forderungen wohl zu erlassen sind, der aber anderer= seits durchaus nicht im Rufe beschränkter Geistesgaben stehen darf. Den Anspruch endlich an Aeußerlichkeit und ge selliges Wohlverhalten macht in mindestens gleichem Grade und mit mindestens gleicher Begründung wie der Com mandeur auch das Offiziercorps. In Kürze das Ideal eines Adjutanten zusammengefaßt : ein praktisch tüchtiger, geistig geweckter Offizier, ein Reiter, eine dem Commandeur angenehme und im Offiziercorps geschäßte Persönlichkeit , gute Aeußerlichkeit , gesellige Bil dung und arrangirte Finanzen ! Wohl dem Bataillon, welches einen solchen Adjutanten befigt, und wohl dem Offizier , den alle diese Vorzüge auszeichnen ; aber drei faches Wohl und schönste Hoffnungen, wenn er schon als ganz junger Offizier im Beginn seiner Laufbahn sich ihrer rühmen kann ! Aber ein solches beneidenswerthes Beiſammenſein mili tärischer Eigenschaften wird doch wohl nur höchſt ſelten weder bei älteren, noch bei jüngeren Offizieren anzutreffen sein , noch seltener wird seine Eristenz , die ja nur im Urtheil begründet ist , in den Meinungen Aller feststehen. Darum muß, wo so vielen Interessen Rechnung getragen werden soll und dieß doch in gleichem Maße allseitig kaum möglich ist, jeder der intereſſirten Theile, das wahre Wohl des Dienstes vor Augen, auf den anderen Rücksicht nehmen . Der Commandeur in seiner Wahl_auf_den Dienst, sich selbst und das Offiziercorps ; das Offiziercorps in seiner Beurtheilung derselben auf den Dienst und die Person des Commandeurs. So verhältnißmäßig unbedeutend die Stel lung des Bataillonsadjutanten , von oben gesehen , auch erscheinen mag , eine unrichtige Wahl zu derselben kann dem Dienst an sich sehr nachtheilig werden, aber selten verfehlt sie, indirect noch schädlicher zu werden, einwirkend auf die Stimmung der Offiziercorps. Ein noch nicht tüchtiger, überhaupt untüchtiger oder speciell zu der Stel lung ungeeigneter, aber begünstigter Offizier wird Adju tant, er wird, wie zu Anfang bemerkt, öffentlich als tüchtig anerkannt, ausgezeichnet und bevortheilt : Kränkung und Zurücksetzung für die würdigeren und übergangenen Con= currenten , zerstörte Hoffnungen für die Einen , gelähmte Strebsamkeit Anderer , weil der unerfahrene , aber feste Schluß von Verdienst auf Anerkennung sich als Trugschluß zeigt ; verlegtes Rechtsgefühl auch bei all' den Unbethei ligten , welche jede solche Regung nicht bereits als unnüz zu unterdrücken gelernt haben. Ein Offizier wird Adju= tant, weil er durch Aeußeres , Namen oder Glücksgüter ausgezeichnet ist: da mögen sich die Betroffenen mit ihrer Philosophie abfinden , die nebenbei auch in allen anderen Fällen zu empfehlen ist. Aber die schlimmste Maßregel ist die, wenn ein Offizier Adjutant wird , der einem be stimmten Kreise, einer bestimmten Richtung des Corps so ausschließlich angehört, daß er, fern vom allgemeinen Ver trauen, einem Theile seiner Kameraden mehr als fremd ist: das säet Mißmuth und zerstört die Kameradschaft, welche ein ebenso nothwendiges , als schwer zu erhaltendes Band durch eine Folge ähnlicher Mißgriffe bis auf ihren Namen vernichtet werden kann.

Der Commandeur verfährt mit Härte gegen sein Offi ziercorps , verlegt hergebrachte Begriffe und stört die Kameradschaft , wenn er einen Offizier nach selbstsüchtig= einseitigem Belieben wählt ; aber auf der anderen Seite muß das Offiziercorps auch billig sein in seinen Urtheilen, wenn der Commandeur , ihm vielleicht scheinbar zu nahe tretend , einen gerade ihm genehmen Offizier sich_zum Adjutanten nimmt, um so mehr, wenn er selbst so tüchtig ist , daß bei jeder Maßregel , wo nicht gleich der glückliche Erfolg, doch die bei ihrer Ergreifung obgewaltete Berück fichtigung des dienstlichen Besten anzunehmen ist. In auf opferndem Gehorsam und aus Achtung vor der Tüchtig keit des Vorgeseßten müssen namentlich die dem Ernannten Gleichgestellten , statt seiner Person die Sache kleinlich empfinden zu lassen , durch Beispiel und wahre Kamerad schaft im Sinne des noch Fehlenden einzuwirken suchen. Der Offizier überhaupt endlich , der zum Adjutanten ernannt wird, mag sich ganz der Freude über die erlangte Auszeichnung hingeben , aber sich zu doppeltem Streben und zur Erhaltung seiner Bescheidenheit angeregt fühlen durch den Gedanken , daß er viele Pflichten gegen seinen Commandeur, aber nicht minder zahlreiche gegen seine Kameraden hat, daß er , aus der Masse herausgehoben, auch einer vielseitigeren und schärferen Kritik unterliegt, und daß der auf ihn gefallenen Wahl vielleicht mancher Kamerad nicht weniger würdig gewesen wäre. Das Alles soll für diejenigen Fälle gelten , wo die Ernennung zum Adjutanten Vielen erwünscht sein würde, wo sie eine Anerkennung von Tüchtigkeit, nicht bloß eigen thümlicher Persönlichkeit ist. Die Erörterung der sehr traurigen Verhältnisse eines Bataillons endlich, aus deffen Offiziercorps Keiner adjutantiren will , wo die allgemeine Indignation und der Gemeingeist stärker sind , als alle Reize des persönlichen Vortheils , diese Verhältnisse ent= standen und begleitet gewöhnlich durch eine Reihe von ―――― schweren Mißgriffen das ist allgemein gehalten kaum möglich und überhaupt nicht wünschenswerth zu besprechen.

Literatur . Tagebuch über die Ereignisse in der Pfalz und Baden im Jahre 1849. Ein Erinnerungsbuch für die Zeitgenossen und für Alle , welche Theil nahmen an der Unterdrückung jenes Aufftandes. Zuſammengestellt von Starofte , Oberft Lieutenant a. D. Mit 20 Beilagen und 2 Uebersichtskarten. Band 2. 8. Potsdam , 1853. Verlag der Riegel'ſchen Buch- und Musikalienhandlung ; A. Stein. (288 S.) Die Anerkennung , die wir bei der Anzeige des ersten Bandes (f. A. M.- .3 . 1853 Nr. 2) glaubten aussprechen zu müssen, dürfte dieser zweite und legte Band nicht minder in Anspruch nehmen. Die Druckfehler , welche der erste Band enthält, sowie diejenigen des zweiten , sind in diefem berichtigt worden. In der Berich tigung zu . 313 des ersten Bandes wären noch die Worte des 1. Bat." wegzulaffen , da von jedem der beiden Bataillone cine Compagnie (die Schüßencompagnie ) übergefeßt war. Die von uns angegebenen Berichtigungen zu S. 112 und 239 find übrigens un berücksichtigt geblieben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagsbandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruct.

Samstag, 8. April 1854. 1597569 we got and no inhild

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Militär - Beitung .

Preußen.

Berlin, 30. März. In diesem Jahre wird der Bau der in Spandau an Stelle der hiesigen Geschüßgießerei und Bohrmaschine anzulegenden neuen Geschüßgießerei beendigt werden. Es sind bis jezt für den Bau 240,000 Thlr. aufgewendet worden, und es soll in diesem Jahre die leßte Rate von 51,000 Thlr. zur Verwendung kommen , so daß die Gesammtkosten des Baues 291,000 Thlr. betragen werden. Großbritannien. Nach einer Mittheilung der „ United Service Gas zette" hat Oberst Colt den Auftrag erhalten, für die englische Flotte 4000 Revolver's seiner Erfindung zu Itefern.

Frankreich. (5) Durch kaiserl. Decret vom 15. Februar ist die Ver schmelzung der bisherigen beiden Compagnieen Veteranen= Gendarmen in eine einzige Compagnie mit folgendem Etat befohlen worden : 1 Capitän 1. Kl., 1 Capitán 2. Kl., in Summa 2 Lieutenante 1. und 2 Lieutenante 2. Kl., 6 Offiziere ; 1 Adjutant-Unteroffizier , 1 Maréchal-des logis-chef, 6 Maréchaux- des-logis , 1 Fourier, 12 Bri gadiers , 130 Gendarmen , 4 Tambours und 3 enfans de troupe , -in Summa 163 Unteroffiziere und Gemeine, Gestern machte man in einem Paris , 29. März. Hofe des Ministeriums des Innern einen Versuch mit einem neuen , tragbaren Telegraphen, den man bei dem Feldzuge nach dem Orient anzuwenden gedenkt. Dieser Telegraph kann in der kürzesten Zeit aufgerichtet und wieder abgenommen werden, ist mit der größten Leich tigkeit von einem Punkte nach dem anderen zu transpor tiren und scheint große Dienste leisten zu können , so daß zwet oder mehrere hervorragende Punkte genügen , um so gleich die Verbindung herzustellen . Rußland. Wir entnehmen dem S. M. " folgenden Artikel : „Wir haben schon unlängst (A. M.-3. Nr. 34) auf die geringe

Sorge hingedeutet, welche im russischen Heere der Vor beugung von Krankheiten gewidmet wird; die Wichtigkeit des Gegenstandes läßt uns hier näher die Ursachen be= trachten , welche den übeln Gesundheitszustand des selben bedingen. Wir müssen hierbei auf die Recrutirung zurückgehen. Bekanntlich findet eine wirkliche Conscription nur in Finnland und den baltischen Statthalterschaften statt, nachdem die bei deren Einverleibung zugesicherte Be freiung vom Militärdienst aufgehoben worden ist. In allen anderen Provinzen versuchte man niemals , die zum Heeresdienst tüchtigen Bevölkerungsklassen festzustellen und ordnungsmäßig zur Fahne zu berufen. Man begnügt sich mit dem System Peters 1 , mit dem Befehl, wonach aber mals so und so viel Köpfe vom Tausend gewisser Be= völkerungskreise als Recruten gestellt werden sollen. Sogar die einzige, scheinbar feststehende Gewohnheit, 3-4 vom Tausend in jedem fünften Jahre aus der militärpflichtigen Bevölkerung einer Provinz auszuheben , ist in den lezten Jahren zuweilen überschritten worden , so daß in einigen Statthalterschaften 5 vom Tausend in jedem dritten Jahre als Recruten gestellt werden mußten. Die Gutsherren und Gemeindevorstände bestimmen die Wahl, wornach man die Ernährer von Familien und die Schwächlichen dem Gesetz nach ausnehmen soll. In der Hinsicht auf körper liche Gesundheit der Recruten sind jedoch manche niederen Militärärzte, welche färglich besoldet sind , nicht immer frei von anderen Einflüssen, und so kommen in die Linien regimenter , nicht in die unter die Augen des Kaisers ge= stellte Garde, zahlreich Leute, deren als der entbehrlichsten Arbeiter sich die Gemeinde oder der Gutsherr am liebsten entledigt. Eine Tabelle über die Krankenzahl im russischen Heere von 14 auf einander folgenden Jahren ergibt , daß bei einem Heerbestand von ungefähr 220,000 Mann in keinem Jahre weniger als 80,000, durchschnittlich aber 130-140,000, in einzelnen Jahren sogar über 160,000 Mann in den Lazarethen (wobei jedoch mancher Soldat, wenn auch wegen minder bedeutender Erkrankung und vorübergehender Dienstunfähigkeit, in einem Jahre wieder holt in der Liste vorkommt und berechnet wird) behandelt worden sind. Von den Erkrankten pflegten 4 pCt. zu sterben. In einem Jahre wurden nach den amtlichen Ta bellen 2000 Mann an den Folgen von Leibesstrafen in den Lazarethen behandelt. Unter den Krankheiten stehen

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an Häufigkeit Kräße und Luftfeuche, Augenkrankheiten und Lungenschwindsucht voran ; es folgen in wechselndem Ver hältniß nach Heimath und Standort der Truppen Wechsel fieber, Blutzerseßungskrankheiten (Scorbut) , Typhus x . Während man im nichtrussischen Europa gewohnt ist, bet großen Heerschauen den Vergleich zwischen der kräftigen und gesunden Leibesbeschaffenheit der Soldaten und der Zuschauer zum Vortheil der Ersteren ausfallen zu sehen, findet man das Gegentheil in Nußland , wenn man die Linientruppen mit den zusehenden Muſchiks vergleicht."

Mannschaften, die in die Gendarmerie einzu treten wünschen , auf dem Dienstwege höheren Ortes einzureichen ; er will hierdurch den zahlreichen an den König gerichteten Petitionen zur Anstellung in der Gendarmerie vorbeugen , ohne, wie es in der Verfügung heißt, das Petitionsrecht zu beeinträchtigen.

Aus den Neiſebriefen

C

Schweiz.

von Cit.

Der Bundesrath hat endlich die Ordonnanz des neuen Jägergewehres publicirt. Der Lauf aus geschweißtem Eisen oder Gußstahl, broncirt, ist mit der Bodenschraube 2 Fuß 8 Zoll lang ; das Normalkaliber desselben beträgt 3 Linien und 5 Striche. Die Zahl der Züge ist 8, die Windung derselben macht einen ganzen Umlauf auf 3 Fuß, beträgt also , da der Lauf nur 2 Fuß 8 Zoll lang ist, 33 Procent. Die äußere Form des Laufs ist gleich wie diejenige des neuen Stußers, nur enthält derselbe anstatt einer Bajonetthülfe vorn eine Bajonetthafte. Das Ab= sehen hat ein bewegliches Blatt wie beim Stußer mit Ein theilung von 200, 400, 600 und 800 Schritten . Das Schloß ist gleich wie beim Stußer, jedoch ohne Stecher. Die Garnitur ist von Messing, das obere Band mit einer eisernen Mücke ; der obere Riembügel am mittlern Band, der untere am Abzugblech unten. Das Bajonett hat eine Hülse mit Ring und eine Länge ohne diese von 17 Zoll, Klinge und Hals sind von Stahl. Der Ladstock ist von Stahl mit einem messingenen 18 Linien langen Seger, einem eisernen Knopf zum Abschrauben. Der Schaft hat keine Backe. Die Länge des Jägergewehrs bis zur Mün dung beträgt 4 Fuß 1 Zoll 3 Linien, bis zur Bajonett spiße 5 Fuß 8 Zoll 3 Linien ; das Gewicht mit Bajonet höchstens 9 Pfund. Zur Ausrüstung der Jäger gehört u. A. ein schwarzer Flintenriemen ; dann für diejenigen Jäger, welche Ba jonettscheide, welches an der Stelle des Säbels getragen wird ; für die Säbel tragenden Jäger wird die Bajonett scheide am Säbelkuppel befestigt. Ucberdies soll jeder Offizier mit einem Distanzenmesser versehen sein. Für den activen Dienst erhält der Jäger 60 Patronen und 70 Stuperkapseln.

I.

Belgien. (3) Als Ergänzung zu dem Geseze über den Ersatz und die Attributionen der Militärintendenz vom 6. Octo ber 1853 (Siche A. M.-3. 1853 1203) hat der König unterm 26. Februar befohlen, daß der Militärintendant en chef neben seinen Pflichten als Director der Verwal tungsabtheilung des Kriegsdepartements auch die obere Leitung des gesammten Personals und Dienstes der Mili tärintendanz zu führen habe. (5) Der Kriegsminister hat sich veranlaßt geſehen, durch Verfügung vom 23. Februar die Truppenbefehls haber anzuweisen , vierteljährlich Verzeichnisse der

Italien mit seinem uns Nordländern ganz fremden Himmel, mit seinem ganz anderen Klima, seiner uns ganz neuen , höchstens in Treibhäusern geahnten Vegetation, seinen großartigen Verhältnissen und Prachtgebäuden , Rom mit seiner uns um mehr als 2000 Jahre überragenden Geschichte , Neapel mit seinen vulkanischen Gestaltungen, das diese ganze Zunge Europas umgebende Meer, find so unendlich mächtige und bewältigende Dinge und Erschei= nungen für den Fremden und Militär, daß er, im Ver= eine mit all den entzückenden Kunstschäßen , die dieses Land selbst in den kleinsten Winkeln seines Bewohntseins aufzuweisen hat, wenn er auch selbst zu Hause der leiden schaftlichste Stratege und Taktiker auf dem Papiere und der unermüdlichste Kamaschengrübler in der Praxis des Friedens wäre, sein Fach hier in seinem Geiste umsomehr in den Hintergrund treten wird und muß, da — die Los kanischen Truppen ausgenommen , welche sich innen wie die sämmtlichen außen ganz nach Desterreich formiren italienischen Heere nach französischem Muster gebildet, nicht originell -selbstständig dastehen , und mit aller Bestimmtheit anzunehmen ist , daß Italiens Zukunft jedenfalls mehr durch die Feder der Diplomaten , als das Schwert des Soldaten entschieden werden wird und werden muß. Denn einerseits hat dieses Land, die Lombardei ausgenommen, weder Terrain noch auch Kräfte genug in sich , große ent scheidende Kriege zu führen und Schlachten zu schlagen, anderseits aber ist die seit lange durch den ganzen Garten Europas keimende , sprossende und Früchte treibende revo lutionäre Propaganda weder besiegt , noch unter den be denn stehenden Verhältnissen überhaupt zu besiegen , wo ist der Muth und dadurch auch die Kraft - Muth gibt Kraft und nicht umgekehrt -, Revolutionen im Keime zu zertreten oder, wenn losgebrochen, bis zur Wurzel aus ? Allenthalben wird noch das sogenannte hu zurotten mane Gesez beobachtet, und werden Geseße zur Entschul digung, zum Vortheile von Menschen gehandhabt , welche eben dieselben Geseze vorher mit Füßen getreten haben. Wenn aber im ganzen übrigen Italien das Jahr 1848 einem Bettler gleich dem Fremden mit abgezogenem Hute entgegentritt oder ihm stelzfüßig nachhinkt, so tritt es ihm in Piemont, den Hut auf dem Kopfe, in der ganzen Ver= wirklichung so kraß vor die Augen, daß man jeden Augen blick sich irgend eines revolutionären Ausbruches verſieht, der allerdings sich in seiner Hauptbestimmung nicht auf die Gränzen seines Landes beschränken würde.

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Puppentheater führen en miniature die Schlachten von rühmen , daß ihnen nach vom Herzog von Orleans die 1848 und 1849 wieder auf, deren einzelne Scenen an Chasseurs von Vincennes gebildet worden seien. Sie sind den großen Fenstern der Bilderläden zur Schau stehen dunkelblau gekleidet mit karmoisinrother Ausstattung, haben neben Allegorien auf den König Carlo Alberto , unter grüne Franzenepauletten und tragen auf dem Kopfe einen denen mit dürren Worten König Victor Emmanuel zur niederen breitkrämpigen Filzhut , über den herab auf der vendelta an den Unterdrückern der Freiheit aufgefordert ist. rechten Seite ein dichter dunkelgrüner Hahnenfederbusch Die wenigen Truppen der Linie , welche ich in Pie hängt. Sie tragen an einer schmalen Kuppel um den mont sah, mit Ausnahme grauer statt rother Bein Leib das lange gewöhnliche Bajonnet und ohne irgend eine kleider, ganz nach französischem Muster, machen den Patrontaſche und an einer starken grünen Schnur von der Eindruck von Gewandtheit und großer Zähigkeit , aber linken zur rechten Schulter ein Pulverhorn . Als Schuß auch den von großer Gleichgültigkeit gegen die allgemeinen waffe führen sie die kurze Schweizerbüchse, an deren unterer Vorschriften der Propretät. Man möchte das ganze Kolbenkappe eine eiserne Verlängerung von 4 bis 5 Zoll Gebahren eine übertriebene Nonchalence nennen , die aller hervorragt, die beim Schießen unter die Schulter eingrei= dings einerseits mehr oder weniger im Charakter des fend größere Festigkeit und Sicherheit im Anschlage gibt, Stalieners liegt, alle Verrichtungen so nahe als möglich · vielleicht auch, wie manche Nichtschüßen behaupten , zur dem füßen Geschäfte des Nichtsthuns zu verbringen, ander Erleichterung im Bergsteigen dienen dürfte. Die Bersaglieri find lauter kleine , unterseßte, sehr ge= seits aber auch den Acußerungen von Plattheit und Roh heit umsomehr Raum gibt , als in den höchsten Regionen wandte junge Leute, die einen sehr raſchen, leichten Schritt, nicht nur nicht das Beispiel von Zartheit gegeben wird, mit einem Abstand von wenigstens 36 Zoll , elastisch und fondern natürlich genug Fälle gegentheiligen Benehmens sichtbar nachhaltig marschiren. Ihre Evolutionen führen fie alle mit großer Sicherheit im Laufschritt aus. Jede erzählt werden. Die active Armee welche conscribirt wird und sechs ihrer Bewegungen verräth große Aufmerksamkeit und außer jährige Dienstzeit hat ist nirgends fast sichtbar, scheint ordentliche Verwendbarkeit. Sie haben aus den legten absichtlich sich bergend oder verborgen, marschirt nur vor Kriegen auch den Ruf ausgezeichneter Tirailleure und den Thoren in den entlegenen Straßen auf und ab , wäh Schüßen mit in ihre einstweiligen Friedensgarniſonen ge= rend die Guardia civica breitſpurig auf dem Hauptplaße bracht. Dieses Corps recrutirt fich größtentheils aus Jägern Turins sich zur Wachtparade versammelt und mit lautem aus Savoyen , überhaupt aus den gebirgigen Theilen des Kling und Klang in den Hauptstraßen umherzieht. An den Thoren und Pforten und in den Gängen des Landes. Bei Regen tragen fie kleine, ebenfalls dunkel f. Schloffes zu Turin schildert neben einem Soldaten der blaue Mantelkrägelchen , die nicht ganz über die ausge= Linie, auf dem Kopfe ein mit Silberketten verziertes streckte Hand herabreichen ; bei großer Kälte jedoch tragen und von blauem herabhängenden Federbusch überragtes fie gleich den übrigen Fußtruppen den Caputtrock von Tuch, Kāpi , ein Stück der Guardia civica , die ihre Haupt der innen mit einer Schnur um den Leib festgezogen wird wache im Palazzo Madamma hat , in welchem mitten unter und außen Tailleschleifen hat. den farbenglänzendsten Bildern der italischen Schule nun Alle Abtheilungen zu Fuß tragen schwarzlederne ge= wichste Tornister, unter deren Deckel das zweite Paar die sardischen Senatoren tagen und berathen. Die Casernen der Linie sind alle an den äußersten Stiefel bauſchicht sichtbar zu beiden Seiten mit den Sohlen Enden der Stadt , aber bei jedem Schritt begegnet das hervorstehend liegt , während die blechenen Kochgeschirre Bei der Linien Auge mehreren gesinnungstüchtigen Bürgern , welche sich oben auf demselben festgemacht sind. sichtbar an dem Rechte erfreuen , bewaffnet umhergehen zu infanterie sind die Patrontaschen an den Leibkuppeln mit= dürfen, von diesem Rechte den excessivsten Gebrauch machen, telst einer zwei Zoll breiten Hafte von Messing festgehakt. Die als vorzüglich im Lande gerühmte Artillerie, wäh ein mitregierendes Nationalgardenbewußtsein ostentirend zur Schau tragen, ebenso, wie wir in Deutschland zur schönsten rend meiner Anwesenheit stets in den Laboratorien und Blüthezeit des Freicorpswesens junge Schwärmer und alte Werkstätten beschäftigt , sah_ich_eigentlich nur in ihren Phantasten in den Straßen Arm in Arm mit den ent Modellen in der königl. Waffenſammlung zu Turin, wohl die schönste , interessanteste und wohl geordnetste Waffen schiedensten Revolutionsmännern umherstolziren sahen. In Genua ist das Linienmilitär nur sichtbar an der sammlung , die auf dem Continente zu sehen ist ; in ihr Dogana und am Marinearsenal , sonst hält es sich in sei find unter Anderen auch die Schwerter, Säbel und Degen nem in den verschiedenen , den abfallenden Höhenzug des aller Regenten Piemonts aufbewahrt, vom Schwerte des Appennins krönenden , Stadt und Hafen beherrschenden eisenköpfigen (tête de fer) Emmanuel Philibert an bis Forts auf. Hier schildert allenthalben an der Börse, herab auf Carlo Alberto's große eisenscheidige Spada -wie am königl. Pallaste allein die Bürgerwehr , die ohne d'Italia von der alle jene erwähnten Unterschriften an Säbel oder Patrontasche das Gewehr umherträgt , aus den vielen Lithographicen sagen , daß sie noch nicht ge= sehend wie ein entsendeter Büchsenmachersgeselle , wenn sie brochen sei. Reiterei sah ich nur in einzelnen Eremplaren. Zu nicht ein einfach dunkelblaues , farmoisinroth verziertes Müßchen auf dem Kopfe und um den einen Arm eine Fuß , Offiziere , einen griechisch geformten Stahlhelm auf dem Kopfe und angethan mit einem dunkelblauen pelz= italienisch-farbige Binde geschlungen hätte. Große Aufmerksamkeit erregte mir das Corps der verbrämten und schwarz verschnürten Attila. - Zu Pferde, Scharfschüßen Bersaglieri - , welche, in 10 Bataillone einzelne Ordonnanzenreiter mit denselben Helmen und in eingetheilt, eine Art Elitetruppe der Armee sind , und sich weißen Mänteln. Siz und Haltung , sowie die ganze

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erkennbare Behandlung der Warte des Pferdes und seiner Equipage verräth jene Gleichgültigkeit und jenen Leicht finn , die den neu in Italien Reisenden sowohl für Men= schen als wie für Thiere entseßen. Den Geist Sardiniens und seines Heeres zu beurtheilen und zu schildern , würde auch bei längerer Beobachtung jedem Deutschen und besonders jedem mit Oesterreichs Heere befreundeten deutschen Offiziere um so schwerer sein , als über der von aller Welt anerkannten Tapferkeit des stehen= den Heeres doch immer der Geist der dasselbe leitenden, Deutschland auch jezt noch anfcindenden Politik eine ab= wehrende Hand entgegenstrecken wird. Dennoch aber glaube ich nicht zu irren , wenn ich die Armee einer Art Mangels an Selbstvertrauen zeihe und eines gewissen Gefühls von Unbehagens , das zum Theil ſeinen Grund in den Ereignissen von 1848 und 1849, ganz bestimmt und noch tiefer aber darin hat, daß sie sich von den alles inneren Halts tüchtiger Subordination ent behrenden Bürgerwehren legitim verdrängt, wenigstens ihnen im Frieden gleichgestellt und behandelt ſicht , was jeden Soldaten auf's Tiefste schmerzen und verlegen muß. Intelligenz, militärischer Anstand dürften sich gleichwie in anderen Armeen vertheilen und, besonders in Folge des Krieges , der so viele Offiziere der Linie dahingerafft hat, in kleinster Parcelle bei der Infanterie zu finden ſein, deren einzelne Eremplare ich bei mancher Gelegenheit sich nicht viel besser und anständiger benehmen sah, als die gewöhn= lichen Unteroffiziere irgend einer deutschen Armee. Uebrigens muß man immerhin bei Beurtheilung italie nischer Truppen vorerst schon in Abschlag bringen : die viel weniger wissenschaftliche Bildung des Italieners bis hinauf in die höchsten Stände der Bevölkerung ; die zur anderen Natur gewordene allgemeine Gleichgültigkeit gegen den Unterschied zwischen Schmuß und Sauberkeit , welche getragen wird durch eine nur auf Momente durch An = regung der Leidenschaften unterbrochene Trägheit und end lich die Abneigung jedes Südländers gegen alle Stramm= heit in der Haltung und das ihm auferlegte Beharren in derselben. Alle diese am Italiener , weniger aller dings noch am Piemontesen, dessen geographische Lage eine größere Kreuzung mit anderen Racen ermöglichte - , her= vorragenden Eigenschaften sind auch Ursache, daß die Marine Sardiniens , wenngleich groß , nicht auf dem Standpunkte sich befindet, auf dem sie stehen sollte und könnte. Das schlagendste Beispiel hiervon hatte ich im Hafen von Genua, wo neben einem sich zu einem Truppentrans porte nach Sardinien rüstenden piemontesischen Kriegs dampfer eine amerikanische Fregatte , „der Cumberland", vor Anker lag , und mich und jeden , der das Schiff in seinen inneren Räumen zu besehen Gelegenheit gehabt, durch seine außerordentliche Reinlichkeit und Genauigkeit der Benußung auch des kleinsten Raumes , und die Ruhe und Ordnung in Erstaunen sezte, welche auf diesem Schiffe herrschte. Das Schiff segelte später nach dem sardinischen Kriegs hafen von Spezia , um dort zu überwintern. Im Früh jahr sollte es sich mit den übrigen in den Häfen des

Mittelmeeres vor Anker gelegenen Fahrzeugen der ameri= kanischen Flotille vereinigen und nach Hause segeln. Bei den Amerikanern wird ein solcher maritimer Reisemarsch eine Campagne genannt. Die Waffen , welche mir , allerdings nur sehr flüchtig, ein Offizier des Schiffes zeigte, waren von vorzüglicher Schönheit , und lobte er besonders die von rückwärts zu ladenden gezogenen Karabiner, mit denen in einer Minute neunmal gefeuert werden kann - wie auch die mit lau= fendem Quecksilber gefüllten Klingen ihrer Faschinenmesser. Das sardinische Schiff, allerdings für eine Landratte immerhin schon ein staunenswerther Gegenstand , entbehrte aber außen wie innen neben seinem transatlantischen Col= legen aller jener Vorzüge der Sauberkeit und Genauigkeit, die schon dem nicht Sachverständigen in die Augen fallen, vom Seemanne aber allein richtig geſchäßt und gewürdigt werden können.

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(Fortseßung folgt. )

Literatur.

A Kurze Anzeigen und Nachrichten. (*) Bei Chapman and Hall zu London ist vor Kurzem von dem Artilleriecapitän Jervis = White Jervis ein intereſſantes Werk unter dem Titel : The Rifle musket, a practical treatise on the Enfield Pritchett Rifle herausgegeben worden. Bekanntlich be ftellte die britische Regierung im Jahre 1852 in Enfield 28,000 Ge wehre nach dem belgischen Modell à la Minié ; Differenzen zwischen den Waffenfabrikanten und Arbeitern veranlaßten eine Verzögerung, die die Regierung zu Vergleichsversuchen benußte ; Lord Hardinge eröffnete einen Concurs für die Büchsenmacher ; beides , der Con curs wie die Verfuche, führten zur definitiven Annahme der Pritchett Büchse für die Armee, die 212 Pfund weniger als die sogenannte Brown-Beß wiegt und den neuesten Fortschritten der Waffenfabri cation und Wirksamkeit entspricht. Capitän White liefert in dem vorstehenden Werke eine Beschreibung der Fertigung, der Zusammen feßung und Beschaffenheit des neuen Gewehres und eine Abhand» lung über die Geschosse und deren Wirkung und Treffwahrschein lichkeit. (*) Unter dem Titel De l'institution et de l'hôtel des Inva lides , leur origine , leur histoire hat der Escadronschef G. de Chamberet, der als Adjutant des Gouverneurs der Invaliden fungirt , vor Kurzem ein Werk herausgegeben , das auch im Aus lande Anklang finden dürfte. Der Verfasser erörtert zunächst darin die Maßregeln, die bei den Völkern des Alterthums und der neueren Zeiten zur Unterstüßung der im Dienste des Vaterlandes verstüm= melten Krieger ergriffen worden , geht dann speciell auf die Infti tution des franzöfifchen Hotel der Invaliden ein und schließt mit einer genauen Beschreibung des Grabmals des Kaisers Napoleon 1. Das Werk, das bei 111 , Bogen nur 4 Franken koftet, wird sicher lich den Militärs , die Paris besuchen , ein trefflicher Leiter bei der Kenntnißnahme der Einrichtungen der Invalidenbotels ſein. (5) Die Buchhandlung von T. und W. Boone zu London bereitet die zweite Auflage der unter dem Titel : Cavalry Tactics von dem Verfasser der Geschichte der königlich deutschen Legion, Oberflieutenant N. Ludlow Beamish , bearbeiteten Ueberseßung der bekannten Schrift des Grafen Bismark über den durch den Titel bezeichneten Gegenstand vor.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Baden. C Karlsruhe, 3. April. In der 37. Sihung der zweiten Kammer wurde das ordentliche Budget des Kriegs ministeriums für die Jahre 1854 und 1855 berathen. Hiernach forderte die Kriegsverwaltung für das Jahr 1854 2,421,239 fl. und für das Jahr 1855 2,437,355 fl., sofort für die laufende Budgetperiode 4,858,594 fl., und nach Abzug der reinen Einnahme von 62,820 fl. noch 4,795,774 fl. Da die für die Jahre 1852-1853 bewilligte Summe nur 4,433,744 fl. betragen, so ergibt sich eine Mehrforde rung von 362,030 fl . Nach den Anträgen der Budget commission sollen nun die Einnahmen für beide Jahre um 16,000 fl. erhöht, und die Ausgaben für 1854 um 295,762 fl., für 1855 aber um 327,762 fl., also für beide Budgetjahre um 623,524 fl. vermindert, von dieser im ordentlichen Budget herabgeseßten Summe aber 167,507 fl. für die Infanterieregimenter, und 28,654 fl. für Vermehrung des Armeecorps um eine Jägercompagnie in das außerordent liche Budget aufgenommen werden. Die Einnahmeerhöhung ergab sich durch einen Zuschlag von 8000 fl. zum Erlöse aus Casernenrequifiten und Dünger, durch einen solchen von 6000 fl. 3am Erlöse der Monturen und endlich durch die auf 2000 fl. gesteigerten verschiedenen Einnahmen. Von Seite der Regierung wurde gegen diese Einnahmeerhöhung nichts eingewendet, und die Kammer genehmigte fie. An den Angaben beantragte die Commission zu streichen : bei der Position für Gagen und Zulagen 200 fl. pro 1854 und 2200 fl. pro 1855, sodann für zwei Brigadiers ihre Adjutanten und Fouriere 8839 fl. für jedes Jahr, weil diese Stellen zur Zeit noch nicht beseßt seien. Die Re gierungscommission protestirte gegen diesen Antrag , die Kammer aber genehmigte ihn. Für die Infanterieregimen= ter und Bataillone fordert die Kriegsverwaltung jährlich 926,902 fl., während die Commission nur 754,129 fl. im ordentlichen, und 167,507 fl . im außerordentlichen Budget bewilligt und 5265 fl. an den Ausgaben für Spielleute streicht. Diese Verwilligung im außerordentlichen Budget soll nach dem Antrage der einen Hälfte der Budgetcom miſſion für beide Budgetjahre nur einmal, also nur mit 167,507 fl. stattfinden, während die andere Hälfte der Commisson dieselbe auf jedes der beiden Budgetjahre aus dehnt, somit 335,014 fl. beantragt. Der Grund dieser

Meinungsverschiedenheit liegt darin, weil ein Theil der Commission einen Präsenzstand von 21 Monaten, und der andere mit der Regierung einen solchen von zwei Jahren für genügend erachtete. Nach längeren Debatten stimmte die Mehrheit der Kammer für erstere Ansicht, somit für die einmalige Bewilligung von 167,507 fl. im außerordentlichen Budget, und nahm auch die übrigen hier her bezüglichen Commissionsanträge an. An dem Voran schlage für das Artillerieregiment wurden jährliche 9700 fl ., an jenem für Militärgerichtsbarkeit 1100 ft. für's Jahr, an den Transportkosten 1000 fl., und an den verschiedenen und zufälligen Ausgaben jährliche 2150 fl. zum Striche beantragt und von der Kammer genehmigt. Endlich hat lettere eine Summe von 100,000 fl. für 1854 und 130,000 fl. für 1855, welche die Militärverwaltung für Vermehrung des Armeecorps fordert, abgelehnt, indem sie es, in Betracht der dermaligen Verhältnisse, für nothwendig erachtet, von der beabsichtigten Vermehrung der Mannschaft Umgang zu nehmen, und deshalb nur die oben schon erwähnten 28,654 fl. für die bereits errichtete Jagercompagnie auf 13 Jahre im außerordentlichen Budget bewilligt. Nebst diesem stellte die Bugetcommission noch einen weiteren durch die Kammer genehmigten Antrag dahin : den Fort bezug des Pferdegeldes mindestens für ein halbes Jahr nach Abschaffung des Pferdes zu bewilligen, sowie Böhme den Mißstand zur Sprache brachte, daß der Conscriptions= pflicht unterworfenene junge Leute sich dieser durch Aus wanderung entziehen, worauf ihm von der Regierungsbank erwiedert wurde, daß eine dahin bezügliche Verordnung dem nächst erscheinen werde.

frankreich. (m-e) Das Gentecorps zu Lyon läßt gegenwärtig da selbst ein neues Fort auf dem Punkte erbauen, wo der außerhalb herumführende Weg von la Guillotière an dem linken Ufer der Rhone oberhalb der Stadt endigt. Dieses neue Werk, welches unter dem Kreuzfeuer des Forts des unt Charpennes und des Forts Montesfuy aber auf eine sehr beträchtliche Entfernung von dem einen wie von dem an= deren liegt, wird auf dieser Seite die Vertheidigung des Plazes vervollständigen, welche die Anschwemmungen des alten Bettes der Rhöne hier etwas schwächte.

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Belgien .

Schweden. Stockholm, 25. März. Unterm 17. d . M. hat Se. Maj. der König zur Verwaltung und Rechnungsführung über die von den Ständen des Reiches zu Nüstungen be willigten Geldmittel ein besonderes General - Kriegs Dasselbe besteht aus dem commissariat eingesett tt.. Präsidenten im Kriegscollegium Generallieutenant J. P. Lefrén , als Wortführer, dem Commandeur bei der Flotte, Stationsbefehlshaber in Stockholm , C. S. Annerstedt, und dem Generalintendanten im Kriegscollegium , Major L. G. Sandels.

B & E CBN 12.8

Vereinigte Staaten von Nordamerika. New - York, 18. März . Im Senat ist eine Bill durchgegangen um den Effectivstand des stehenden Heeres zu verstärken.

Aus den Reisebriefen

von Cit.

(Fortseßung.) Von einem Fort des nach den Zeichnungen des Nie sengenies Michel Angelo erbauten Hafens von Civita vecchia berab leuchtete uns weit ins Meer entgegen die große weiße Flagge, in deren Mitte über zwei gekreuzten Schlüsseln die päpstliche Tiare prangt. Am Ufer jedoch sah das Auge fast nichts als französische Uniformen und das einzige päpstliche Soldateske, was ich an diesem Orte erschaute, waren einige Polizeisoldaten, welche den ausge= schifften Fremdling in Empfang nahmen und geraden We ges zur Degana schleppten. Unter den im sonst wenig be fuchten Hafen liegenden und ein- und auslaufenden Schif Schweiz. fen war die franzöſiſche Flagge vorherrschend , wie auch in Ein vom Bundesrath erlassenes Reglement für den der Stadt selbst das Auge fast nur französische Uniformen . Scharfschüß en unterricht verlangt von jedem Recruten fah, das Ohr nur französische Laute hörte. Die französische Bejagung, welche dem Papste Hafen den gesetzlichen Vorunterricht, Bekleidung und Ausrüstung. Von den Schießübungen in den Cantonen soll der Bun und Stadt Civita vecchia und gegen 2000 Galeerenſträf= desrath gehörig in Kenntniß gescht werden, bei denselben linge zu bewachen, dem franzöſiſchen Heere aber diese Mün soll die kürzeste Entfernung 200 Schritte betragen, mit dung Italiens, den Schlüssel zur Hauptstadt der Christen= runden Geschossen fell bis auf 500, mit konischen bis auf heit zu erhalten hat, besteht, ein kleines Detachement Dra= 800 Schritte geschossen werden können. Die Scheiben auf goner und eine Abtheilung Artillerie ausgenommen, aus den Schießplägen aller Scharfschüßenabtheilungen sollen Infanterie, abwechslungsweise zwiſchen 2000-4000 Mann. Zur Zeit meiner Ankunft marſchirten von balber zu folgende Dimensionen haben : 1 ) die unbeweglichen : Nr. 1 6' Höhe, 2′ Breite, Nr. 2 6 ′ H. , 6 ′ E., Nr. 3 8' H., halber Stunde starke Offizierspatrouillen auf der Straße 16 B.; 2) die beweglichen : 6' H., 4' B. Die Cantone gegen Roni zu. Weniger geschicht dieß um jene Räuber haben dafür zu sorgen, daß die Scharfschüßen mit folgen banden abzuhalten oder einzufangen, von denen unsere

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(5) In Verfolg des Decretes vom 31. August 1853 über die neue Organiſation der Armee auf dem Friedens fuße (Siehe A. M.-3. 1853 S. 974) werden laut könig lichem Decrete vom 26. Februar d. J. vier Administra= tions compagnieen errichtet, die ausschließlich für den Dienst der Militärlazarethe und Bäckereien bestimmt find. Jede derselben besteht aus zwei Sectionen , von denen die erste für den Heildienst , die andere für den Bäckerdienst defignirt ist. Die vier Compagnicen , die die Nummer 1 bis 4 tragen, werden den vier Territorialdivifionen attachirt und versehen in denselben die ihrer Bestimmung entsprechenden Verrichtungen. Jede Compagnie wird analog den Infanteriecompagnieen durch den Director des Laza rethes geleitet und verwaltet, welches sich in dem Hauptorte der Territorialdivision befindet. Das Personal der Admi= nistrationscompagnieen ist den Kriegsgesehen unterworfen. Der Rang der einzelnen Beamten ist der folgende : der des Lazarethdirectors 1. Kl . der des Capitans, des Lazareth directors 2. Kl , und des Bäckereidirectors 1. Kl. der des Lieutenants , der des Bäckereidirectors 2. Kl. und des Unterlazarethdirectors 1. und 2. Kl. der des Unterlicute= nants , der der Schreiber 1. und 2. Kl . der des Adjutant= Unteroffiziers, der der Oberkrankenwärter, Zahlmeister und Magazinbeamten der des Sergeantmajors , der der Köche, Portiers und der Aufseher der Bäckereien der des Corpo rals, der der Krankenwärter 1. und 2. Kl. und der Bäcker der des Gemeinen. Die Gehaltssäße der verschiedenen Beamten ist in nach stehender Weise normirt. Es erhält der Lazarethdirector 1. Kl. jährlich 2500 , der Lazarethdirector 2. Kl. 1800, der Bäckereidirector 1. Kl . 2000, der Bäckereidirector 2. Kl. 1600 , der Unterlazarethdirector 1. Kl. 1400 , der Unter lazarethdirector 2. Kl. 1200 , der Schreiber 1. Kl. 1000 und der Schreiber 2. Kl . 900 Franken , der Oberkranken= wärter 1. Kl. täglich 1 Franken 60 Centimen , der Ober tranfenwärter 2. Kl. 1 Fr. 40 E., der Magazinbeamte und Zahlmeister 1. Kl. 1 Fr. 50 C. , der Magazinsbe amte und Zahlmeister 2. Kl. 1 F. 30 C. , der Portier 1. Kl. 1 F. 40 C , der Portier 2. Kl. 1 Fr. 20 C., der Koch 1. Kl. 1 F. 40 C. , der Koch 2. Kl. 1 F. 20 C., der Krankenwärter 1. Ki. 1 F. 5 C. , der Krankenwärter 2. kl. 95 C. , der Aufseher der Bäcker 2 F. , der Bri gadier 1 F. 70 C. und der Handwerker 1 F. 20 6 .

der Munition in den eidg. Wiederholungscursen und bei den Schießübungen erscheinen : 1 ) In den Rercutenſchulen : jeder Unteroffizier und Recrut mit 200 Patronen und 260 Stuberkapseln in 20 Päckchen ; 2) in den Wiederholungs cursen : a . des Auszugs : jeder Unteroffizier und Soldat mit 80 Schüffen und 90 Kapseln ; b. der Reserve : jeder Unteroffizier und Soldat mit 60 Schüffen und 70 Kapseln. 3) Für die Uebungen in den Cantonen : jeder Unteroffizier und Soldat mit 40 Schüssen und 50 Kapseln. Die eidg. Militärverwaltung vergütet den Cantonen für jeden nach Ausweis der Schießliste gethanen Schuß vier Rappen und Rappen. für jede Patrone 1 ,

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349 deutschen Blätter als gerne betrogene Betrüger so bereit willig die fabelhaftesten Räubergeschichten dem guten und für gedrucktes Zeug so frommgläubigen deutschen Publikum " zu lesen geben, als vielmehr um durch eine fimulirte Wach samkeit die Nothwendigkeit ihres Aufenthaltes dem ängst lichen Reisenden gleich bei ſeinem Eintritte in das römische Gebiet gleichsam durch die That zu beweisen, in Wahr heit jedoch um der vielen Mannschaft irgend eine Beschäf= tigung zu geben, denn weiter hin als über 10—12 Miglien hinaus auf dem 47 Miglien weiten Weg nach Nom be gegnet man weder irgend einem Wachtposten noch einer von Rom her dirigirten Patrouille. Wie in der Hafenstadt nichts als französisches Militär zu sehen ist, so begegnet man in Rom selbst bei jeder Wendung um eine Ecke einem schildernden fränzösischen Soldaten.

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durch alle Theile der Stadt, und Nachts zieht sein Zapfen= streich mit Trommel und Trompetenklang den Corso auf und abwährend man nur bei einzelnen feierlichen Ge legenheiten, zur Vermehrung der Masse, den römischen Sol daten in dritter und vierter Linie unbeachtet mit ausrücken läßt und nach abgehaltener Feier gleich wieder sich ver= kriechen heißt. Allerdings steht der Franzose in Rom 8-10,000 Mann stark, während des Papstes daselbst neu sich bilden sollende bewaffnete Macht sich kaum höher beläuft , als auf ein Regiment Infanterie, ein Bataillon Jäger, drei Escadro nen Dragoner und eine Batterie Artillerie . Die Anwesenheit einer französischen Armee in Rom ist übrigens von so vorherrschend politischer Wichtigkeit und Bedeutung für beide Theile, für den Schüßling, den Papst, fowohl als für den Schüßenden , daß offenbar bei An= Das Dasein der Franzosen in Rom ist nicht bloß ein schauung dieser Truppen bauptsächlich das politische Mo dem Römer auf dem Nacken ſißendes fait accompli, ſondern ment derselben in den Vordergrund treten muß und man, es ist die vorherrschende Nothwendigkeit, die einzige Be gegenüber der durch fast ganz Italien herrschenden Stim= dingung des Bestchens der Ruhe, des Aufenthaltes des mung vielmehr ihre Wichtigkeit und den von ihnen aus heiligen Vaters . Der Franzose ist übrigens überall und zuübenden und wirklich ausgeübten moralischen Einfluß zu allenthalben, wo der Fuß hintritt, wo das Auge hin beachten und abzuwägen sich gedrängt fühlt , als auf die schaut, wo das Ohr hinlauscht. Er hat sich einquartirt auf kleineren Details ihrer inneren Verhältnisse genau einzu jedem Hügel, auf jedem erhöhten Punkte der Stadt, an gehen , die hier durch alle mögliche fremdartige Ursachen jedem Knotenpunkte der Straßen und des öffentlichen Ver und Verhältnisse aus ihren ursprünglichen Bestimmungen tehrs bataillonsweise, gleichviel ob in einem Kloster hinausgetrieben , wenigstens verrückt find. mit den Mönnchen die ungeheuren Räume friedlich zu thei= Der Franzose ist da mit all' der übermüthigen Often= len, oder in einem Pallaste blos die etwa nicht vom Be tation eines Siegers, der weniger den Besiegten sich alliiren sizer dieser Riesengebäude bewohnten Gemächer für sich als will, als vielmehr ihn immer unter die Fußsohle gedrückt halten soll , ihn aber mit der Ferse verächtlich wegschleu=, Caserne in Anspruch zu nehmen sind. Der Franzose hat auf dem schönsteu und nahezu größ dert , wie einen abgethanenen Hund. ten Plaze im Herzen der Stadt, mitten am Corso -piazza Der Römer gleichgültig und indolent überhaupt , stets Colonna , in einem prachtvollen Pallaste im Erdgeschoffe umsummt von einem Heer von Fremden, kümmert sich nicht seine Hauptwache und im ersten Stocke seinen mit allen um das , was außerhalb seines Rione vor sich geht und würde schon lange auch den Franzosen vergessen haben Annehmlichkeiten und Bedürfnissen reich versehenen Club eingerichtet, in den eingeführt zu werden einem Fremden und ihn nicht mehr beachten, wenn er ihn eben nicht auch sehr schwer, und wenn auch nur auf die beschränkte Zeit so fühlte als sähe. Denn in Rom fällt nichts auf. An= züge, besonders der Engländer, die in jeder deutschen Stadt eines Tages, einem Römer fast nie gelingt. In den Anlagen um das riesige Colosseum machen die außer einem Heere von Gaffenjungen , selbst große Maul Tamboure und Signalisten der Franzosen täglich während affen und sonstige Pflastertreter nach sich ziehen würden, 4 Stunden ihre Studien, üben sich in Märschen, nach deren ziehen zu Fuß , zu Pferde und Esel zu Dußenden unbe ―――― Takt ihre Soldaten ebensowenig marschiren, als die hier lächelt, unbeachtet mitten durch die Stadt. Der Fremde in den Ruinen umheikletternde blaubebrillte Britin, wäh ist eine einträgliche Rente , die der Römer ohne zu fragen Der Franzose ist rend auf der piazza del popolo die Artillerie an den Ka wofür in möglichster Weite ausbeutet. nonen exercirt, auf dem Plage zwischen dem Lateran und das aber nicht nur nicht, sondern er ist sogar der kost= der heiligen Stiege Jufanterie in kleinen Abtheilungen spielige Unterdrücker aller 1848 und 1849 dem Volke vor laden und feuern lernt, und auf dem prachtvollen St. Petri gespiegelten republikanischen Steuerfreiheit. Französische Kriegsgerichte, die in dem Verbrecher keinen. Plase unter den Augen des Papstes die Jäger ihre stun denlangen Vorübungen und Ucbungen in Laufschritte machen. unglücklichen Gefangenen sehen , verurtheilen statt einer An Kaiser Hadrian's riesiger Grabstätte, der Engels römischen Polizei , die früher den bestohlenen Fremden, burg, ist die französische Fahne aufgesteckt, zum Zeichen, ohne ihm zu seiner Habe zu helfen , noch mehrere Scudi daß die Citadelle von den Franzosen befest ist und wegen Gebühren c. abnahm. Der Franzose , vordem Bürger jener Republik, die bei ihrer Constituirung durch Lamar= deren darin aufgehäufter Munition des Römers brillan testes Freudenfest, die Girandola, nach einer andern Gegend tine's Feder sich bereit erklärt hatte , alle anderen sich ihr der Stadt , dem monte Pincio, verlegt werden mußte, und nachbildenden Republiken bemuttern zu wollen, hat die so ihrer Jahrhunderte lang berühmten Eigenthümlichkeit römische Republik erdrückt , zerstört. Das ist des Haſſes und auch der Hauptschönheit des Wiederspiels aller dieser stets angegebenes Hauptmotiv. - Zudem lastet auf den tausend in die Luft fahrenden Raketen im Tiber beraubt Franzosen der allerdings nicht ganz unbegründet erschei ist. Der Franzose marschirt zu allen Zeiten des Tages nende Vorwurf, daß sie die päpstliche Regierung nicht in größeren und kleineren Trupps mit klingendem Spiele genug mit Rath und That unterstüßen, ihr nicht die Mittel

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an die Hand gäben, sich zu erkräftigen und so endlich selbst nicht mehr nothwendig zu sein. Die Stellung der sieg haft in Rom herrschenden Franzosen ist übrigens nichts weniger, als eine angenehme und für den Einzelnen so fichere. ------- So mancher mit Steinen beschwerte Leichnam französischer Soldaten schwimmt ruhig in der Tiefe der Tiber dem Meere zu , während dem Offizier der Zutritt in alle Häuser , jene der Fremden und Gesandten ausge nommen, verschlossen ist. Die aus solcher gegenseitigen Stellung rege werdenden antipathischen Leidenschaften treten übrigens wenig auf der Oberfläche des öffentlichen Lebens, hauptsächlich und höchstens im Carneval hervor, wo außer dem gutgekleideten , leicht kennbaren Fremden die fran zösische Uniform die Zielscheibe nicht bloß für Confetti, fondern auch für größere und härtere Wurfgegenstände ist. Allerdings hindert vornämlich die französische Militärbe hörde alle größeren Ausbrüche einerseits durch die außer ordentliche Disciplin, die fie unter ihren Truppen aufrecht hält, anderseits durch die unerbittliche Strenge und Wach samkeit, mit welcher sie gegenüber den Einwohnern das -Verbot des Waffentragens handhabt. Außerdem besucht der Italiener Abends wenig die Osterien , während unter Tags der französische Soldat fast unausgesezt beschäftigt ist. Der Franzose hat sich in alle Verhältnisse des Römers gebietend hineingestellt , bewegt sich in denselben nach allen Seiten hin nach Belieben und tritt den ihm im Wege stehenden , ohne sich zu entschuldigen, die Hühneraugen aus. Nur in das Innere des Hauses ist er noch nicht gedrungen , weniger durch die Lugend der Frauen abge= halten, als weil er die einzige dem Cicisbeo nach römischer Sitte gestellte Bedingung, - der Freund und stete Gesell schafter des Gatten zu werden , nicht eingehen kann und nicht eingehen will. Es ist also, abgesehen von der sich selbst verkriechenden Unbedeutendheit der römischen Truppen begreiflich, daß sich Aug und Geist eines touriſtiſchen Soldaten , nachdem er einerseits die Ceremonien in St. Petri Dom , ausgeführt von einer Legion der in verschiedensten Chargen und Würden fich engbegränzt bewegenden Priester , anderseits alle die steinernen Siegeszüge der alten Götter-Heroen und Cäsaren, thren Waffenschmuck und ordonnanzmäßigen Staatsanzug, wie auch die vorgeschriebenen Blößen und Nacktheiten ge= sehen, sich mit dem allen diesen Prunk, alle die Schäße der Kunst bewachenden Manne eher beschäftigt , als daß er in fene abgelegene schmußigen Stadttheile sich windet, in denen man die mit Unrecht Casernen genannten Locale findet, welche eine Maſſe zusammengelaufenen Gesindels beherbergen , das man , weil es uniform gekleidet ist, mit dem Namen Soldat beehrt. Daß jene theueren Gäste nicht für kurze Zeit zugegen, fühlt der Römer klar , wie es die französische Regierung, wenn auch nicht ausgesprochen , doch dadurch beweist , daß der Kirchenstaat bereits eine vorbereitende Uebergangs station nach Algerien für die Truppen geworden ist , so daß stets nach zwei Jahren Aufenthalt im Römiſchen eine Truppe nach Algerien verlegt wird. Nur das Dragoner regiment allein hatte zur Zeit meiner Anwesenheit von

allen damals sich dort befindenden Truppentheilen ſeit Ein nahme der Stadt in Nom gestanden und würde man offen bar, wenn nicht der Franzose als ein schlechter Pferde= wärter an und für sich bekannt wäre , das Aussehen der Pferde und der ganzen Equipage diesem Umstande zu= schreiben müssen. schreiben müſſen. Wer jedoch die Unordnung und Un= fauberkeit in den Stallungen , die Nachlässigkeit , mit der außer denselben angehängt die Pferde nach der Uhr des Auf sicht habenden Offiziers gepußt werden, bemerkt, der spricht sein Verwundern darüber aus , daß der Zustand nicht viel schlimmer ist, umſomehr , als die Cavalerie durchgehends vom Offiziere angefangen , unschön , unruhig und schlecht reitet und bei längeren Märschen eine Menge Pferde ge= drückt werden müssen, da nebenbei auch noch der Einzelne rücksichtslos über Stock und Stein in der ihm angenehmsten, schnellsten Gangart mit aller Verwegenheit des Leichtsinns und der Unkenntniß des Leistungsvermögens eines Pferdes seinem Ziele zureitet. ― Die Uniform dieser Dragoner, in grünen ganz kurzschößigen Collets mit großen die ganze Bruft bedeckenden rothen Ravers , krapprothen , weiten, sackartigen Beinkleidern und großen rothen Franzenepau letten bestehend , hat wenig Gefälliges und wohl auch ebenso wenig Praktisches. Ihre Bewaffnung besteht aus einem geraden, sehr langen Säbel und einem Bajonnet= gewehre. Auf dem Kopfe tragen sie den bekannten großen französischen Stahlhelm mit rückwärts herabhängendem schwarzen Roßschweif und einem weißen Roßhaarbusch an der Seite. (Fortseßung folgt. )

Literatur. Kurze Anzeigen und Nachrichten. (5) Bei E. Jones zu Woolwich ist die zweite Auflage der Questions and answers on Artillery des Oberflieutenants und Affiftent-Inspectors der Artillerie Burn erschienen , die hauptsäch lich den Zweck verfolgt , der Milizartillerie ein kurzes Handbuch für ihren Dienst darzubieten. Wie der Titel andeutet, ist auch die zweite Auflage in Fragen und Antworten bearbeitet. (5) Major John Jacob der oftindischen Armee hat zwei Werke herausgegeben , die von der engliſchen Kritik vielfachen An griffen ausgeseßt find ; die Titel derselben lauten : Notes on the posthumous work of Sir C. Napier und Remarks on the native troops of the Indian Army. Man wirft diesen Brochüren vor, daß alle darin enthaltenen Wahrheiten den Werken Napiers und anderen Autoren entlehnt sind und daß sich in ihnen kaum ein neues Wort befindet. Am meisten erbittert aber die Aufwärmung von längst widerlegten Verläumdungen gegen den verdienten General Napier, deffen Tod der Anlaß zu tausendfachen Beweisen der Verehrung und Sympathie geworden.

(5) Eine interessante Brochüre unter dem Titel : Considera tions on tactics more particularly on the combination of the three arms of war , in camps of exercise and in battles ist vor Kurzem von einem Artillerieoffizier bei Saunders und Otley herausgegeben worden , die die vorgetragenen taktischen Regeln mit Beispielen belegt und an ihnen zeigt , wie ihre Beherzigung Vortheile , ihre Vernachlässigung aber Nachtheile im Gefolge gehabt hat.

Resigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

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JGE Donnerstag , 13. April 1854. tand Tajedng Ingy trat 185 si anut nourr3)K

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Preußen. Mittelst allerhöchster Cabinetsordre vom 2. März d. J. find über die diesjährigen Truppenübungen folgende Bestimmungen getroffen: 1 ) Das fünfte und sechste Armee corps sollen, jedes für sich, große Herbstübungen abhalten, an welchen die Landwehr- Infanterie und Cavalerie dieses Corps Theil nehmen wird. Die Zusammenziehung der Corps soll so viel als möglich im Mittelpunkte der Stand quartiere der Truppen stattfinden , und sind behufs Fest segung der Orte und der Zeit die näheren Vorschläge zu machen. 2) Für die Uebungen des Gardecorps hat das Generalcommando Vorschläge zu machen, die auch auf die Theilnahme der Bataillone des dritten Garde-Landwehr regiments an den Uebungen des fünften und sechsten Armee corps auszudehnen sind. 3) Bei den übrigen Armeecorps, welche nicht vor dem König Revue haben, sollen die Divi fionen allgemein , unter Theilnahme von 12 Fuß- und 4 reitenden Geschüßen per Division , nach den darüber bestehenden Vorschriften , die Landwehrinfanterie in zu sammengezogenen Bataillonen bei den Stabsquartieren, die Landwehrcavalerie des ersten und zweiten Armeecorps in Regimentern zusammengezogen , die betreffenden Reserve schwadronen jedoch für sich , die Landwehrartillerie , Pio niere und Jäger nach den allgemeinen Bestimmungen ihre Uebungen abhalten.

Frankreich. (5) Durch kaiserliches Decret vom 25. Februar ist die Stellung der Büchsenmacher der Truppen wesentlich verbessert worden. Dem Berichte des Kriegsministers, durch welchen das erwähnte Decret hervorgerufen worden , ent= nehmen wir das Nachfolgende: Die Anstellung von Büchsen machern bei den Truppen datirt vom Jahre 1822 , nach dem eine aus Generalen aller Waffen zusammengesezte Commission im Verein mit dem Artilleriecomité die Grund fäße dafür aufgestellt hatte. Die Erfahrung hat seit dieser Zeit die großen Vortheile dieser Institution klar darge legt, da der gute Zustand der Waffen bei den Truppen zum größten Theile ihr zugeschrieben werden muß. Durch einen unerklärlichen Umstand aber wurden die von der genannten Commission , aufgestellten Grundsäße , trozdem

fie die Zustimmung des Ministers, der damals dem Kriegs ministerium vorstand , erhalten hatten, zum Theil modifi cirt, so daß die Büchsenmacher einige der ihnen zugedachten Vortheile einbüßten ; das vom Minister genehmigte Me moire hatte ihnen z . B. den Rang von Sergeantmajors oder Maréchaux-des-logis- chefs beigelegt, während ihnen das gedruckte Reglement nur die Stellung eines Sergeanten oder Maréchal- des - logis bewilligte. Seit dieser Epoche haben die Büchsenmacher zahlreiche Reclamationön erhoben, die das Artillerie Comité als begründet und der Berück sichtigung werth anerkannte; die Bemühungen denselben gerecht zu werden, blieben nichts desto weniger ohne Re- . sultat. Forscht man den Motiven dieses Verhältnisses nach, so findet man sie in der Idee der Gleichstellung der Büchsenmacher mit den übrigen Handwerkern der Truppen . Da lettere den Rang eines Sergeanten oder maréchal des-logis hatten, so folgerte man daraus, daß die Ersteren keinen höheren Grad haben dürften. Kurz man klammerte sich an die Benennung ohne die Natur der verschiedenen Dienstleistungen zu berücksichtigen. Und dennoch ist der Unterschied ein sehr entschiedener. Ein Schneider, Schuh macher, Sattler kann ohne Nachtheil von der Truppe ent= fernt werden, man findet bei der Privat-Industrie überall und zu jeder Zeit einen geeigneten Ersaß. Die Büchsen macher dagegen können durch Civilarbeiter derselben Pro fession nicht sogleich ersetzt werden, lettere müssen vielmehr erst eine längere Lehrzeit absolviren, so daß die Büchsen macher wirkliche Mitglieder der großen Militärfamilie bil den, sie sind an die Truppen geknüpft und können sich von ihnen nicht entfernen, während dieselben sich ihrer nicht leicht zu entschlagen vermögen. Die Büchsenmacher find Soldaten und müssen Soldaten bleiben Während man in Folge einer einfachen Classifikations Frage den Büchsenmachern die Vortheile vorenthielt, die ihnen grundsäglich zugewiesen werden sollten, verschlechterte sich ihre Stellung immer mehr und mehr, denn die sich unaufhaltsam verbessernde Fabrication, die jährlich ange= ordneten Waffen- Inspectionen, die Verbreitung practischer Kenntnisse über die Unterhaltung der Waffen bei den Truppen waren die Ursachen, welche die Controlle der Büchsenmacher fortdauernd strenger gestalteten und ihre pecuniäre Lage nach und nach immer nachtheiliger werden ließen. Dieser Zustand der Angelegenheit erforderte Ab

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hülfe. Wenn die Büchsenmacher, wie bemerkt, Mitglieder der großen Militärfamilie bilden, so gehören sie anderer seits vorzugsweise der Artillerie an ; man kann fagen, sie werden in diesem Corps geboren, leben und sterben darin. In der Jugend arbeiten fie in den Waffenfabriken des Staates unter der Leitung der Artillerie, als Männer bleiben sie unter der Aufsicht der Artillerie, welche sie jähr lich durch ihre inspicirenden Hauptleute controllirt, die Guten und Besten zu Belohnung, die Schlechten zur Aus stoßung vorschlägt, die Vorzüglichsten endigen endlich in ben Directionen der Artillerie als Waffencontroleure ihre Laufbahn. Diese Betrachtung bezeichnet den für die Ver befferungen einzuschlagenden Weg ; das kaiserliche Decret rangirt daher die Büchsenmacher unter die Beamten der Artillerie und nennt fie chefs armuriers militaires ; ihre Zahl ist gleich der des Corps , deren Organisation einen solchen Handwerker nöthig macht ; 3 derselben gehören zur ersten, zur zweiten Klasse. Jhr Rang ist unmittelbar hinter dem der Adjutant-Unteroffiziere. Der Kriegsminister ernennt die Büchsenmacher und seht sie ab. Die Büchsen macher erster Klasse beziehen die Emolumente der Adju= tanten, die der zweiten Klasse die der Sergeantmajors oder maréchaux-des-logis-chefs sowohl im Gelde als in natura ; außerdem können die Büchsenmacher beider Klassen aus dem Fond für das Artilleriematerial täglichen Arbeits lohn erhalten , dessen Höhe alljährlich vom Kriegsminister normirt wird. Die Uniform der Büchsenmacher ist gleich der der Artilleriehandwerker, nur hat sie den Knopf des Truppentheile , dem der Betreffende attachirt ist.

Unter dem General Fabvier war der Effectivstand der regulären Armee beinahe ebenso stark wie jest; aber er war unaufhörlichen Schwankungen unterworfen, was, außer der rein taktischen Ausbildung , das Aufkommen eines militärischen Geistes, dieser mächtigen Gewalt stehender Armeen , gänzlich verhinderte. Erst unter dem Präsidenten Capo d'Istria begann die griechische Armee eine fest be= stimmtere Organisation anzunehmen und würde derselbe, ohne den allmächtigen Einfluß, den Rußland auf ihn übte, die Einführung einer regelmäßigen Heereseinrichtung nach haltiger betrieben haben, obgleich er einsah, welche Hinder Werbe ich nicht", sagte er nisse ihm entgegen standen. ermordet, ehe zehn Jahre um sind, zu einem Freunde, so bringe ich Etwas zu Stande." Schon nach drei Jahren fiel er unter dem Dolche des Pietro- Bey. Das Corps einer regulären Truppe war der Gegenstand aller ſeiner Sorge gewesen. Als der General Heideck das Commando desselben übernahm , bestand es aus 3 Bataillonen Linieninfanterie, Die Cadres zu 6 Compagnieen , jede zu 100 Mann.

1 Die griechische Armee

am Schlusse des Jahres 1853. Nach dem Spectateur militaire ( Märzbeft 1854) bearbeitet. Als Griechenland , oder vielmehr Athen mit seinem Umgebungsgebiet , im Jahre 1821 durch seine Revolution in die Reihe der selbstständigen europäiſchen Staaten trat, gab es in Griechenland weder eine Armee , noch Verthei= Man mußte Alles neu schaffen. Will dingungsmittel. man von einem Anfange sprechen , so bestand er zu jener Zeit in den, dem Namen nach verrufenen , Klephten , die fich gegen das türkische Joch erhoben hatten, und in den durch fie recrutirten Palikaren. Diese waren nichts weiter als Guerillas, die , an keine Disciplin gewöhnt , keinen anderen Willen kannten, als den ihrigen. Aber dieser ungebändigte Naturgeist lebte zu stark in den Griechen fort, als daß eine streng militärische Verfassung , wie sie den Staaten des neueren Europas eigen ist , mit Glück erfolg= und Erfolg hätte eingeführt werden können. Die erfolg losen Bemühungen des Grafen Capo d'Istria zur Orga nisation einer regelmäßigen Armee , find dafür der Er fahrungsbeweis. Während der Dauer des Unabhängig keitskampfes bildeten die Trümmer der heiligen Legion der Moldau die ersten regelmäßigen Elemente ; indeffen , ob wohl auch an Disciplin gewöhnte Militärs aus fast allen Ländern Europas den Griechen zu Hülfe gecilt, bei ihrem Kampfe gegen den Islam, so blieben doch die Klephten die Seele des Krieges , und die fremden Soldaten mußten ihre nationalen Gewohnheiten aufgeben.

waren aus geworbenen Freiwilligen gebildet. Später wurde ein viertes Bataillon gebildet, aber die Zahl der Com = pagnieen, jede von 100 Mann , auf 4 reducirt. Ein fünftes Bataillon , aus den irregulären Corps genommen, erhielt den Namen eines Musterbataillons , mit dessen Er richtung besonders auf die Heranbildung guter Unteroffi= ziere für die ganze Arinee abgesehen war. Die Cavalerie bestand anfänglich aus 2 Schwa= dronen , woraus erst später 4 berittene wurden . Die Ar tillerie zählte vom Anfange an nur 2 Compagnieen ; wäre aber die ganze Armee organisirt worden , so hätte es 6 Compagnieen Artillerie gegeben, die 1 Bataillon gebildet hätten. Ein Stab vom Genie ergänzte diese erste Orga= nisation. Capo d'Iſtria hatte noch ein Arsenal eingerichtet, das einem französischen Artillerieoffizier anvertraut wurde; ebenso war der Artilleriehauptmann Pauzié an die Spizé einer Kriegsschule gestellt worden , bei der man mehrere griechische , auf dem Continent gebildete, Offiziere als Professoren" anstellte. Dieß war die erste Periode der Organisation in dem Jahre 1831 , als Capo d'Istria starb. Die Armee hatte um diese Zeit einen Effectivstand von 3600 Mann . Die irregulare Armee bestand anfänglich aus 10 Chi liarchieen , zu 1120 Mann ; man bildete sie zwar später in Bataillone zu 4 Compagnieen mit 100 Mann um, allein schon 1832 zerstreuten sich diese Truppen nach allen Winden und wurden Räuber und Wegelagerer. Nicht viel besser ging es der regulären Armee. Die kraftlose Regierung vermochte nicht sie zusammen zu halten. Sie löfte sich durch Deſertion auf, ſo daß im Jahre 1833 davon nur Cadres alter Soldaten und nur unberittene Cavaleristen übrig waren. Was sich allein hielt, war die Militärschule. Unter der nunmehrigen Regierung König Otto's wur= den alle alten Elemente aufgelöst. Mehr als der Stamm der Armee waren nun Bayern. Sie bestand aus 8 Ba= taillonen Linieninfanterie zu 6 Compagnieen, 1 Regiment Cavalerie zu 6 Schwadronen , 1 Bataillon Artillerie zu 7 Compagnieen, 1 Schwadron Train, 1 halben Bataillon Pioniere (3 Compagnieen) und 2 Compagnieen Artillerie

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357 arbeitern. Die alten #1 Offiziere blieben zur Disposition. Man wollte die Germanisirung der Griechen bis zur Er richtung von Jägerbataillonen treiben , was aber nicht gelang, da die alten Soldaten nicht unter deutschen Offt Die Folge war , daß die Armee zieren stehen wollten. den Aufstand von 1834 und 1835, der überdieß ein Protest gegen Entnationalisirung war, nicht niederhielt. Es wurde wieder reorganisirt, zunächst die aus Offizieren des irregu= lären Corps bestehende Phalanx, dann die Soldaten dieses Corps, welche man erst auf 10 Bataillone, jedes zu 250 M., dann auf 8 formirte , welche den Namen Gränzwache Succeffive, aus Mangel finanzieller Mittel erhielten. stattfindende Reductionen der regulären Armee , vermin= derten dieselbe allmälig und 1843 gab es nur noch 2 Ba taillone Linieninfanterie zu 8 Compagnieen, 2 Bataillone Jäger zu 4 Compagnieen , eine Division Cavalerie , aus 3 fleinen Schwadronen bestehend , ein Artilleriecorps mit 3 schwachen Compagnieen und 1 Compagnie Arbeiter. Die fich immer dringender ergebende Nothwendigkeit einer Ver mehrung dieser Streitkräfte wurde endlich 1848 und 1849 am stärksten empfunden, und eine Commiſſion ſprach sich für Abhülfe aus, indem sie zugleich die Vereinbarkeit derselben mit der finanziellen Lage des Landes nachwies . Im Jahre 1853 nahm man endlich das überall ge= bräuchliche Organisationssystem an, das jezt auch in Aus führung gebracht ist. Hiernach besteht die griechische Ar mee aus : 1. Reguläre Truppen.

Linieninfanterie. 2 Bataillone zu 8 Compagnieen, und 2 Bataillone Jäger zu 6 Compagnieen. Der Effectiv bestand dieser 4 Bataillone oder 28 Compagnieen ist: 118 Offiziere, 346 Unteroffiziere, 41 Musikanten, 88 Lam boure und Hornisten , 3420 Soldaten , zusammen 4041 --- Cavalerie: Mann. Zahl der Öffizierpferde : 16.-

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1.

III. Gendarmerie.

Das Gendarmeriecorps besteht aus 110 Brigaden zu Fuß und 15 berittenen Brigaden, jede zu 11 Mann. Man tritt in die Gendarmerie nach vierjähriger Dienstzeit ein und muß lesen und schreiben können . Der Stand des Corps ift: Offiziere 48 , Unteroffiziere zu Fuß : 133 , zu Pferde : 15, Fußgendarmerie 1100 , Berittene : 150 , zusammen 1446 Mann. IV: Corps außer der Linie und militäriſche Anſtalten z Gesammtſtärke. Außerdem hat die Armee : einen allgemeinen General stab, einen Playstab, eine Intendantur, ein Arsenal mit den dazu gehörigen Dependenzen, eine Veteranencompagnie, vier Tetrarchien der Phalanx, bestehend aus 400 alten Offizieren der während des Unabhängigkeitskampfes ge= bildeten irregulären Corps, eine Militärschule, eine Pulver fabrik zu Erasynos , ein Gestüte zu Tirynthos und eine Strafanstalt im Fort Palamides . Die Stärke der Armee ist überhaupt 9072 Mann und kostet deren Unterhaltung den Staat jährlich 4,842,081 Drachmen *) (beiläufig 4,500,000 Franken) . Die Instruc tion und die Disciplin der regulären Corps find genügend, auch ist die Regierung bemüht, tüchtige Unteroffiziere heran zuziehen ; selbst die irregulären Truppen machen Fortschritte. Im Falle es nothwendig wird , kann das bei der Lösung der gegenwärtigen politischen Frage so intereffirte Griechenland die permanente Armee durch 20,000 mobili= firte Nationalgarden und mehr als 7000 m. verstärken, welche der alten regulären Armee angehören ; eine allge = meine Aushebung würde diese Zahl verdreifachen können. Bei einem ausbrechenden Krieg vermöchte demnach Griechen land immerhin 38 bis 40,000 M. in's Feld zu stellen.

3 Schwadronen; erstes Glied : Lanziere , zweites Glied : Sie hat 21 Offiziere , 39 Unteroffiziere, Carabinier. 9 Trompeter, 258 Gemeine, zusammen 327 Mann mit 277 Pferden. Artillerie : 1 Bataillon zu 4 Com= pagnieen : 24 Offiziere , 48 Unteroffiziere , 8 Trompeter, 288 Artilleristen , zusammen 363 Mann mit 31 Offizier= pferden , 20 Trupppferden , 36 Zugpferden und 42 Maul eseln. Eine dieser Compagnieen bedient eine halbe Batterie von Feldkanonen , die anderen drei Compagnieen bedienen jede eine halbe Batterie Feldhaubißen. Der Stand der Artillerie-Arbeitercompagnie ist: + Offiziere, 25 Unteroffi ziere, 2 Trompeter, 100 Arbeiter, zusammen 131 M. Der Stab des Genie zählt 28 Offiziere und 24 Unteroffiziere . Außer diesen Offizieren gibt es eine fast gleiche Zahl, welche bei der Militärschule und dem Brücken- und Wege bau angestellt ist.

Apparat zur Ermittelung der Geſeße des

с Luftwiderstandes.

In der Brochüre „ Ueber die Abweichung der Geſchoffe“ von C. Magnus , Berlin 1852 , in welcher diese Erschei= nung auf höchst einfachem , überraschendem Wege erklärt, in welcher das bisher durch die mühsamsten Arbeiten nur ungenügend Bewiesene , in wenigen Säßen auf's Klarste dargestellt ist , in welcher, statt von Hypotesen auszugehen, der Verfasser sich auf bis jezt nicht angefochtene Säße der Physik und Mechanik stüßt, und die man daher mit Recht für diesen Fall das Ei des Columbus nennen kann, geht Professor Magnus von dem Saße aus , daß, wenn eine Kugel sich durch die Luft bewegt , alle Druckverhältnisse ganz auf dieselbe Art stattfinden , als wenn die Kugel an II. Jrreguläre Truppen. ihrer Stelle bleibt, und die Luft sich bewegt, vorausgesezt, Die irregulären Truppen bestehen aus 8 Bataillonen ). daß die Geschwindigkeit in beiden Fällen dieselbe ist. " Gränzwache zu 4 Compagnicen jedes, im Ganzen 124 Offi= Dieser Sag, der sich offenbar nicht allein für die Kugel, ziere, 240 Unteroffiziere, 64 Hornisten, 1984 Soldaten, sondern für alle Körper anwenden läßt, brachte den Ein zusammen 2412 Mann. Lestere dienen zwei Jahre und sender dieses auf den Gedanken, die Geseze des Luftwider * find hier zwei Jahre Reſervë.

2 *) Dieselben sollen neuerdings - auf 10 formirt worden sein,

G.*) Eine Drachme ist

7 Sgr. 6 Pf.

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standes , d. h. das Verhältniß dieses Widerstandes zu der jedesmal vor Beginn eines solchen geübt werden muß. Geschwindigkeit eines sich bewegenden Körpers mittelst der Zu diesem Zwecke wird es gut sein, dem Gehülfen gegen= Wage zu bestimmen. über ein Secundenpendel aufzuhängen. Die genaue Erforschung dieser Geseße, deren Kenntniß nicht allein für die Industrie, sondern hauptsächlich für die Artillerie zur Bestimmung der Flugbahn der Geschoffe von der größten Wichtigkeit ist, hat schon längst den Phy B A sikern, besonders aber den Artilleristen Stoff zu den sorg fältigsten Untersuchungen gegeben. Robins , Borda, Hut ton, die Capitane Piobert, Morin , Didion haben mit den E finnreichsten Apparaten diese Frage zu lösen gesucht; erstere indem sie die der Luft widerstrebenden Körper an dem Um fange eines mit beliebiger Geschwindigkeit drehbaren Rades befestigten; lettere, indem sie die Körper durch ihr Gewicht vertikal abwärts bewegen ließen. Beide Arten von Appa raten find jedoch für das vorgesteckte Ziel nicht genügend, da bei den ersteren durch die Drehung des Rades eine Rotation der Lufttheilchen , welche das Rad umgeben, Dem zweiten Erforderniß dürfte eine Doppelwage mit erfolgt , und dadurch andere Druckverhältuiffe, als bei den ungleichen Armen entsprechen , die aus zwei aneinander ge= in gerader, oder beinahe gerader Richtung sich bewegenden kuppelten Wagen A und B besteht , deren Scheeren , um Körpern erzeugt werden. Bei dem Apparate von Piobert, keine Seitenschwankungen zuzulassen, an einem festen Quer Morin und Didion betrug die ganze Höhe nur 9,5; balken festgemacht sind. Die Wage A hat an ihrem kürzeren eine Höhe, die um große Geschwindigkeiten durch den Fall Arme eine Wagschaale, zum Auflegen von Gewichten, mit hervorzubringen, sehr gering ist; auch waren zu ihren Ver ihrem anderen Arme ist sie mittelst einer Art stählernen Reiters C, der an beiden schmalen Seiten gegen innen suchen sehr genaue Chronometer erforderlich. Bei der Construction des unten beschriebenen Apparates geschärft ist , und hier am Ende des Armes auf einem ging ich von dem Sage aus : wenn ein Körper sich mit stählernen Blättchen ruht, an den längeren Arm der zweiten veränderlicher Geschwindigkeit in der Luft bewegt, so finden Wage B gekuppelt, der mit einem, an seinem Ende unter ganz dieselben Druckverhältnisse statt, als wenn der Körper halb angebrachten stählernen Blättchen auf der unteren in Ruhe bleibt und die Luft mit veränderlicher Geschwindig Schneide des Reiters C mit einem bestimmten Drucke ruht. feit fich bewegt , unter der Voraussetzung, daß die Art Am Ende des kürzeren Armes der Wage B ist ein mög der Veränderung und die Geschwindigkeit in beiden Fällen lichst dünner aber breiter, am Besten linsenförmiger Stab E dieselben sind. mit dem größeren Durchmesser, oder der breiten Seite in Um, auf diesen Saz stüßend , das Verhältniß des der Richtung der Wagbalken rechtwinkelig fest eingelassen. Widerstandes des Körpers zu der Geschwindigkeit der be An diesem Stabe, der ebenfalls aus gutem Stahl zu_fer= wegten Luft auf experimentellem Wege zu finden , hat der tigen ist , werden die dem Luftstrome auszusehenden Körper Apparat zwei Hauptbestandtheile zu enthalten : angeschraubt, welchen ein auf dem längeren Arme befind = 1 ) eine Vorrichtung , um die Luft in beliebiger grad licher Reiter D , durch Verschieben , das Gleichgewicht zu halten hat. weise zu oder abnehmender Geschwindigkeit zu bewegen ; 2) eine solche , um den Druck mit Zuverlässigkeit zu Die Doppelwage muß sehr empfindlich und so einge= richtet sein , daß die Zungen beider Scheeren ohne aufge= messen , der durch den erzeugten Luftstrom auf den dem selben widerstrebenden Körper hervorgebracht wird. legte Gewichte einspielen ; auch muß der Schwerpunkt des Erstgenannte Vorrichtung besteht in einem Centrifugal ganzen Systems in der durch die Mitte der Wagbalken gebläse mit gebogenen Schaufeln , das durch an der Are und des vertikalen Stabes E gehenden Ebene sich befinden. Um nun mit Hülfe dieser Doppelwage und des Cen= eines Schwungrades angebrachte Rollen von verschiedenen, in dem Verhältnisse 1 : 2 : 3 : 4 .... wachsenden Durch trifugalgebläses die Größe des Luftwiderstandes zu messen, messern , oder noch besser durch verschiedene Räder und wird der Körper, zuerst ein hölzernes , 3 bis 4 Linien Getriebe bewegt wird . Auf diese Weise kann man durch dickes, rechtwinkeliges Parallelepiped F , dessen Grundfläche 1 , 2, 3 u. f. w. Umdrehungen in der Secunde , eine ein Quadrat von etwa 3 Zoll Seite ist, mittelst einer 2 , 3, 4 bis 1000 fache Geschwindigkeit der ausströmenden mit einer Stellschraube versehenen Schlaufe von Eisen, Luft hervorbringen. Je größer der Durchmesser des Ge= an das untere Ende des vertikalen Stabes E so ange= bläses , und je größer die Anzahl Umdrehungen in einer schraubt, daß die Grundfläche vertikal und rechtwinkelig Secunde, desto größer wird die Geschwindigkeit des auf auf der durch die Wage gelegten Vertikalebene steht und diese Art beliebig gerichteten Luftstromes. Die Größe des zwei Seiten derselben horizontal liegen. Nun bringt man Luftdruckes wird mittelst eines seitwärts angebrachten Mano= mit Hülfe des Reiters C die Wage in's Gleichgewicht, meters gemessen . und läßt hierauf das Gebläse wirken , dessen Mündung Mit einiger Uebung wird ein Gehülfe im Stande sein, mit 2 bis 3 Zoll Abstand von der vorderen Grundfläche gleichförmig 1 , 2 auch 3 Umdrehungen des Schwungrades des Parallelepipeds so aufgestellt sein muß, daß die Mitte in einer Secunde auszuführen, welcher gleichförmige Gang des Luftstromes rechtwinkelig auf die Mitte dieſer Grund zu der Ausführung des Versuches nothwendig ist, und fläche trifft. Die Mündung des Gebläses muß immer

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Ich habe noch keine Truppe so degagirt marſchiren größer sein , als der größte Querschnitt , des dem Luft sehen, als die französische Infanterie, troßdem daß fie strome ausgesezten Körpers. Für jede bestimmte Geschwindigkeit des Luftstromes hat wenigstens 3 Pfund mehr Gewicht auf dem Rücken trägt, man so viel Gewicht auf die Wagschale zu bringen , bis als irgend eine andere Armee. Man kann nicht leicht einen die Zungen einspielen. Das Verhältniß der aufgelegten militärischeren Eindruck aufnehmen als den, welchen eine in Gewichte zu dem Verhältniß der entsprechenden Geschwindig doppelten Reihen gehende, größere französische Infanterie keit des Luftstromes wird alsdann das Gesez des Luft abtheilung in ihrem hellgrauen Kaputrock, dessen vordere widerstandes der fich in der Luft mit veränderlicher Ge Flügel zum leichteren Gehen nach rückwärts übergeschlagen schwindigkeit bewegenden Körper, und den Coefficienten find, macht. Das geht so leicht, so elastisch, weit und ohne Anstrengung und Ermüdung ausschreitend, so zuver= für diesen Widerstand geben. Mit diesem Apparate läßt sich auf dieselbe Weise, d. h. sichtlich vom Fleck, als hätte der Soldat noch keinen Schritt durch Gewichte das Verhältniß des Widerstandes finden, heute gemacht, als ginge es geradeswegs in eine feind wenn die dem Luftstrome zugekehrte Fläche der Körper eine liche Redoute hinein, in der für jeden vergoffenen Bluts tropfen ein Ehrenlegionskreuz zu gewinnen ist. verschiedene Form — eben , sphärisch , konisch , ogival hat , wobei man nur die Vorsicht gebrauchen muß , daß Wohl kein Soldat der Welt wird von der Hoffnung diese verschiedenen, an dem vertikalen Stabe E angeschraubten auf die zu erringende gloire der Zukunft so sehr angefeuert, Körper von gleichem Gewichte sind , und ihr Schwerpunkt als der Franzose, und daher wage ich offen dem Ausspruche in die durch die Wage gelegte Vertikalebene zu liegen Pz.'s, der im verflossenen Herbste in einer Conversation kommt. fich äußerte, daß ihm die preußische Armee den Eindruck Da man bei Ausführung der Versuche die Zeit nicht einer schönen, die österreichische den einer guten mache, hin beobachten darf, und nur auf einen gleichförmigen Gang zuzufügen , daß mir im Gegenhalte zur legteren, welche des Gebläses Rücksicht zu nehmen hat, glaube ich mit dem jedem Soldaten den Eindruck einer vom Siege kehrenden oben beschriebenen Apparate eine zuverlässigere Lösung dieser machen muß, die französische, den einer zum Siege gehen wichtigen Frage zu erhalten , als es mit den bisher ver den mache. wendeten Apparaten möglich war. Hingegen kann nichts das Auge eines deutschen Sol daten mehr verleßen, als eine große französische Parade und noch mehr ein Defiliren, denn es fehlen alle die von uns dazu als unumstößlich nothwendig angenommenen und Aus den Reisebriefen erkannten Eigenschaften der Truppe, der Einzelnen : Ruhe, von Cit. Haltung, Richtung, Schritt und Aufmerksamkeit. Der französische Soldat hat dabei für alles Außerdienstliche (Fortseßung .) mehr Auge, mehr Sinn. Die Officiere gehen rücksichtslos den Degen an der Seite vor ihren Abtheilungen gleichsam Im Gegensatz zu den Dragonern ist gegenwärtig unter den in Italien liegenden Franzosen die in die Augen spazierend einher. Man kann sich nicht entschließen, zu fallendste, schönste Truppe offenbar die Artillerie, welcher glauben, daß das dieselben Soldaten sind, an denen man allerdings bei dem dunkeln Blau und den schwarzen Auf Haltung und jede Bewegung als militärisch, gewandt und ausdauernd bewundert, wenn sie im gewöhnlichen pas de schlägen und Ravers so viel Roth auf Käppi und Ober gehen, während man hier glaubt, eine Schaar naſe= route leib vertheilt ist, daß sie noch weiter durch Haarbuſch, Be= sab, Fang- und andere Schnüre und Epauletten geschmückt, weiser, vorwißiger Jungens vor sich zu schauen, die sich ihre großen Schnurr- und Knebelbärte eben erst aufge= bei Parade einen um so leichteren Effect macht, als sich flebt haben. ausgesucht schöne Leute bei dieser Waffengattung befinden, Während der ganzen Dauer meines zweimonatlichen und aus Haltung und Benehmen jedes Einzelnen Intelli genz und Bewußtsein der Wirksamkeit, Wichtigkeit und Aufenthalts in Rom (Carneval bis nach Ostern) war der Bedeutsamkeit seiner Waffe spricht. große Uebungsplaß der Franzosen außer der Stadt am Die Genietruppen sind in Farbe ganz ebenso dunkel Ponte molle theils überschwemmt von den Wassern der blau mit schwarz und roth gekleidet wie die Artillerie, nur Liber, theils noch versumpft, das Wetter überhaupt ein mit dem Unterschiede, daß sie lange, bis über die Knie so consequent schlechtes , daß die französischen Truppen fehlen hängende, rund geschnittene Fracks tragen, während außer den Mauern der Stadt keine größeren Nebungen die Artillerie die kurzen Collets der Kavallerie trägt. abhielten. Die Manövrirfähigkeit mußte ich daher mehr Während alle Truppen Säbel und Patrontasche an einem errathen und aus den Bewegungen größerer und klei Riemen um den Leib geschnallt tragen, haben die Gente nerer Truppenabtheilungen combiniren; denn die große vor General Allouveau de Montréal auf dem Monte truppen für diese beiden Armaturstücke noch die Kreuz bandeliere über die Brust. pincio am 6. März abgehaltene Revue beschränkte sich Alle Truppen zu Fuß tragen einreihige dunkelblaue, auf ein Abreiten der Fronten von unserer Seite und den bis über den Schenkel reichende Waffenröcke mit großen Vorbeimarsch von Seite der Truppen, und war mehr ein Franzenepauletten, dabei die leichte und schwere Infanterie kleiner politischer oder diplomatischer Coup, sowie ein frapprothe, die Jäger aber graue, weite Tuchhosen, die Prüfstein der Gesinnung der Römer, als ein Prüfftein der nie, selbst nicht in Algerien, mit irgend einem leichten Truppen. Sommerbeinkleid verwechselt werden. Aller Glaube wird vom Wunsche getragen, - und so

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waren auch die Franzosen sehr befriedigt von ihrer Revue, und der Herr Botschafter dürfte an das kaiserliche Minis fterium den Bericht erstattet haben, daß die Franzosen um viel beliebter in Italien seien, als vorher und jezt die Desterreicher. Auch ward diese Ansicht j Ueberzeugung, um auch andere zu überzeugen, sattsam in allen Journalen aus posaunt. Man vergaß jedoch, daß alle Umstände, sowie Zeit und Ort dazu benüßt wurden und beigetragen hatten, -eine große Menge Menschen herbeizuziehen . Es war nach einem fast zweimonatlichen falten, trüben Regen Wetter der erste schöne in Frühlings - Sonne erglänzende Lag, Sonntag und Mittags 1 Uhr, also bald nach Be endigung der sogenannten eleganten Messe, daß der neue, nur wenig bisher gesehene französische General mit seinem Stabe, unter dem sich außer mir noch 4 fremde Officiere in ihren Uniformen befanden, aus seinem Pallaste über die piazza del popolo nach dem Monte pincio ritt, wo be sonders die Fremden sich an heitern schönen Lagen zu er= gehen pflegen. Es war auch bekannt geworden, daß einige Ehrenlegions-Kreuze ausgetheilt werden würden . Allerdings war Kopf au Kopf die ganze große Pro menade von Zuschauern erfüllt, aber von der Menge, welche, wie die Franzosen behaupteten, eine Demonstration gegen Desterreich entwickeln sollte oder wollte wegen der in Folge des Mailänder und Wiener Attentates verschärf ten Maßregeln, sprach der allergeringste Theil italienisch als seine Muttersprache, denn schon hatte der nahen Char woche wegen der Fremdenzug in Italien sich wieder nach der Hauptstadt des Katholicismus concentrirt. Die Infanterie war, wie immer, zweigliedrig in größ ter Propretat, die Mannschaft durchaus mit weißen gewirk ten Handschuhen ausgerückt, defilirte mit Gewehr hoch in Zügen im Feldschritt, Cavallerie und Artillerie nur im Schritte ; den Schluß machte im Laufschritte das 10. Ja gerbataillon, welches 4 bis 5 Tage früher aus Frankreich zur Ablösung eingetroffen war. Auch die Jägerschießübungen mit ihren neuen gezogenen Büchsen, von deren Tragweite sie Wunder erzählten, konn = ten des schlechten Wetters wegen nicht beginnen . Welchen Eindruck mir die franzöſiſche Ärmee überhaupt gemacht, ist oben erwähnt und dürfte an der Art ihres Auftretens sowohl die Entfernung aus der stets gährenden Heimath, nach deren unglücklichen Gesetzgebungen der Soldat aufgehört hatte, Soldat, das heißt, gehorsam zu fein, und ein allen Wühlereien und Einflüsterungen preis gegebenes , berathendes Staatsmitglied geworden war, als auch die der Eitelkeit schmeichelnde Stellung über den besiegten Römer, viel Ursache sein. Fern von der Heimath, unter Menschen die eine fremde Sprache sprechen, müssen nicht blos, sondern können auch die Zügel der Disziplin viel schärfer angezogen werden, wie anderseits ; weiter wird aber auch in der ihn stets beschauenden und beurtheilenden Fremde die Ambition der einzelnen Glieder der grande nation und grande armée um so viel leichter höher gestachelt werden, als in der jeden falls für den Einzelnen theilnehmenderen Heimath. Von unverkennbarem und oft von den Offizieren ge= rühmten gutem Einflusse auf die Truppen ist das Bestehen von Eliteabtheilungen in ihren Reihen, wie denn bekannt=

lich in der Infanterie das Bataillon aus 6 Centrumscom pagnieen (Compagnies du centre) und 2 Elitencompagnieen (compagnies d'élite,) formirt ist, welche lettere an den beiden Flügeln, die Voltigeure links, die Grenadiere rechts ſtehen. In diese letteren aufgenommen zu werden, ist schon für die Offiziere eine Ambition und Auszeichnung, da hierbei nicht das Dienstalter entscheidet ; für den gemet nen Mann aber ist die Aufnahme in dieselbe eine um so austachelndere Belohnung für zwei Jahre straffreie Dienst÷ zeit, als bloß aus diesen Compagnieen die angehenden Unteroffiziere für das ganze Bataillon gezogen werden, d. h. es erste Bedingung für jeden Unteroffiziers - Aspi ranten ist, in einer dieser Compagnieen gestanden zu haben, in denen bleiben zu können nicht bloß gute Aufführung, sondern auch Fleiß in den wissenschaftlichen Uebungs stunden, wie Tüchtigkeit in körperlichen Fertigkeiten erforder= lich ist. Die Mannschaft dieser Abtheilungen in der Jnfanterie ist nicht bloß durch die Farbe ihrer Epauletten ausgezeich net, sondern auch dadurch, daß sie, während diejenigen der übrigen Compagnieen nur ihre Bajonnete an der Kuppel eingesteckt trägt, jene den Säbel haben ; erstere sind auch, um die materielle Seite nicht unberührt zu lassen, besser bezahlt, als die Mannschaft der Centrumscompagnieen . Das Offiziercorps macht in seiner äußeren Erscheinung, durch ein Sichgehenlassen, zu keiner Zeit einen vortheil haften Eindruck, was besonders des Vormittage, wo der Offizier mit der leichten, rothen en petite tenue Müße, offenem Rocke und leicht um den Hals geschlungenem schwarzen Seidentuch, ohne Degen oder Säbel ein leichtes Stöckchen in der fast immer handschuhlosen Hand durch die Straßen schlendert, einem dutschen Offiziere auffällt. Ich vermißte faſt durchaus jene Eleganz der Erscheinung, die man dem Franzosen doch sonst nachsagt, und welche man bei ihm im Civilkleide gewohnt ist. Viel mag aller dings an den unvortheilhaften Farben der Kleidungsstücke ---liegen und deren wenigstens nach unseren Begriffen, unvortheilhaftem, sackartigem Schnitte. Bildung und Kennt niffe erstrecken sich selbst bei den Offizieren der techniſchen und wissenschaftlichen Branchen, selten über die Mutter sprache hinaus, die sie allerdings allenthalben auch über die Gränzen ihres Landes hinaus vorfinden. Gegen fremde Offiziere sind sie im Einzelnen von außerordentlicher Artig= keit und Zuvorkommenheit in ihrer Gesammtheit jedoch mehr abstoßend, sich selbst genügend. In ihrer Gesammt= heit ſind ſie auch für ihren Kaiser und Herrn, weil er ihnen Krieg und dadurch, Ruhm und Avancement, ſowie die Hoffnung in Aussicht gestellt hat, eines schönen Tags ihren Marschallstab aus der Patrontasche herausnehmen zu kön nen. Nirgends aber ist eine über den momentanen Ent husiasmus hinausreichende Anhänglichkeit, noch viel weni ger die es ist nicht ein Atom die des des Herzens zu finden finden;; feuer durch die ganze österreichsche Armee jubelnden Be= geisterung für ihren Kaiser Franz Joseph vorhanden, nicht ein entfernter Hauch jener in der preußischen Armee herr schenden Ergebenheit für den König, am allerwenigsten eine Ahnung jenes opferbereiten Gehorsams, der in der russischen Armee dem Czar gewidmet ist ; stets machte sie mir den Eindruck einer momentanen Laune, für die ſich der Kaiser noch sehr höflich bedanken soll.

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Das Gefühl für Ehre liegt vollkommen gleichmäßig gleichviel oder gleichwenig in allen Nationen vertheilt. Es tritt nur deßhalb bet der einen oder anderen mehr in den Vordergrund, weil äußere Zufälle von lange her dazu beitragen oder beigetragen haben, mehr oder minder darauf aufmerksam zu machen, es zu wecken, wach zu erhalten und zu steigern, zu nüßen und auszubeuten. Daß es bei den Franzosen leichter geweckt und auf der Höhe erhalten werden kann, liegt im Charakter, wie da oder dort die Phantasie leichter zu erregen möglich ist. Dem Franzosen wird seit fast 200 Jahren gesagt, daß er ein Glied jener großen Nation ist, nach welcher die ganze Mitwelt mit Staunen sieht, nicht es ihr zuvorzu thun, sondern ihr nachzuahmen. Er faßt dieß mit seiner leichsinnigen Leichtgläubigkeit auf und eilt tändelnd dem Phantom der gloire in die Arme, in die Schlacht, in den Lod. Dem Italiener hingegen erzählt man seit ebensolange, vielleicht seit viel länger noch, daß er ein träger, nichts thuerischer Mensch sei, über den hinweg mit Gleichgültig keit, wenn nicht gar mit Verachtung die Mitwelt die gro= Ben Ueberreste seiner fast ein Jahrtausend vergangenen Vorzeit anstaune und bewundere. Er murmelt einen kräfti gen Fluch, ballt die Faust und lehnt sich dann in den Schatten des Lorbeerbaumes zurück, um zu träumen, nicht begreifend, wie ein Mensch, dem ein solch blauer Himmel lacht, noch was zu thun brauche. Dem Franzosen ist sein Ruhm seine größte Größe ; selbst noch in Wirklichkeit sieht er sie in einzelnen Erem= plaren im Invalidenhotel umherhinken, und staunt sie in seinen Dörfern an, wenn der auf der Brust das Kreuz tragende Veteran Abends unter der Linde sißend, den ihn Um gebenden von den Märschen und Kämpfen, den Schlachten und Wunden der nun wieder frisch gepfropften Kaiserzeit erzählt. Dem Italiener liegt sein Ruhm entseßlich fern ; er muß ihn mit Mühe im Schweiße des Angesichts aus der Erde graven und findet dann gegen alle ihm von seinen Beicht vater gepredigten Vorschriften der Sittlichkeit nur sehr wenig oder gar nicht bekleidete Figuren und Steine mit Inschriften. in lateinischer, einer ihm fremden Sprache. Der Franzose hat seinen Ruhm, - der Italiener soll ihn erst erringen. -( Schluß folgt. )

50,000 M. zusammengebracht hatte, an der Südwestgränze des Reichs den Kampf aufzunehmen. Die Linie, welche die Desterreicher besezt hatten , zog von der Petscher bet Außen über den Radstädter Tauern nach Gmünd, diesseits der Drau nach Klagenfurth und Hohenmauth , dann von Gilly über Neustadt nach Agram"; sie war 50 deutsche Metlen lang. Der Vicekönig stand gegenüber von Villach über Laibach, Görz, Adelsberg bis nach Triest, Fiume, Karlstadt. Derselbe versuchte zunächst einen Angriff gegen die über Klagenfurth an die Drau vorgeschobene Haupt stärke der Desterreicher und gewann auch ein Treffen bet Feistriß (6. Septbr.) , aber er hatte keinen Erfolg davon. Einen für die Verbindung der Oesterreicher und für die Beherrschung der Savelinie wichtigen Gebirgsabschnitt, den Loibl, konnte er nicht vollständig gewinnen, und bald wurde er genöthigt , alle Sorge auf seinen rechten Flügel zu verwenden . Die Bevölkerung von Illyrien und der Militärgränze war gegen die französische Herrschaft und hing in alter Treue an Desterreich , die Heertheile des österreichischen linken Flügels fanden eine gute Stüße an ihr. Sie machten eine Reihe geschickter und glücklicher Angriffe auf den rechten französischen Flügel und auf die Hauptstüßpunkte seiner Operationen ; wie diese gelungen waren und der Vicekönig seine Stärke mehr dorthin zog, ging auch der österreichische rechte Flügel zum Angriff vor und drückte den französischen linken gegen Tarvis zurück. In Folge aller dieser Be wegungen nahm Eugen Beauharnais in den ersten Tagen des October feine Armee hinter den Isonzo zurück. Inzwischen war Bayern zum Bund gegen Napoleon übergetreten und es war dadurch dem österreichischen Heer der Weg durch Tyrol frei. F.-Z.-M. Hiller marschirte also , während sein linker Flügel den Feind am Isonzo festzuhalten suchen mußte, mit seiner Hauptmacht von Spital über Lienz, Mühlbach , Briren, Bogen auf Trient, wo er am 26. October eintraf , während der Feind von dieser Bewegung wenig ahnend, noch größtentheils am Laglia mento stand. Von Trient aus konnten die Desterreicher in zwei Märschen in Baſſano ſein, und von dort die Brenta Den leßteren und Vicenza vor den Franzosen erreichen. wäre damit der Rückzug verlegt gewesen ; fie mußten dann zwischen Bronta und Piavo eine gefährliche Schlacht an nehmen oder sich gleich nach Venedig werfen. Die Oester reicher, auf des Feindes Rückzugslinie, hätten im unglück lichsten Falle nach Tyrol zurückgeworfen werden können, Ihr Feldherr wagte indeß diese Be= woher sie kamen. wegung nicht und ließ seinen Gegner ohne wesentliche Störung die Etfchlinie erreichen ; erst dann nahm er ihm gegenüber mit der Hauptmacht am Alpon Stellung . Die Stärke beider Heere hatte sich allmålig so ver ändert, daß die österreichische etwa 55,000, die französische 50,000 Mann zählte. Sie blieben bis in den Februar 1814 an der Eisch gegen einander stehen ; nur der öfter reichische rechte Flügel im Gebirge und besonders der linke am linken Ufer des Po unter dem gewandten und thätigen Nugent machten Fortschritte. Inzwischen war König Murat von Neapel mit etwa

Literatur. Der Krieg der Desterreicher in Italien gegen die Franzosen in den Jahren 1813 und 1814 von Ludwig Freiherrn v. Welden, t. t. Feldzeug = Graz , 1853. gr. 8. meister. Mit einer Karte. Damian und Sorge's Univerſitätsbuchhandlung (XX 1. 159 S.) 1 Thlr. 18 Ngr. Am 12. August 1813 erklärte Desterreich an Napoleon den Krieg. Unter den Armeen, welche es aufstellte, erhielt die von Innerösterreich" erst unter F.-Z.-M. Hiller, nach her unter F.-M. Bellegarde, im Anfang etwa 32,000 Mann, bie Aufgabe, gegen den Vicekönig von Italien , der etwa

24,000 Mann dem Kriegsschauplaß von Mittelitalien her nahe gekommen und hatte eine immer feindlichere Haltung gegen die Franzosen angenommen ; dadurch und im Hin=

367 blick auf seine Lage überhaupt fand sich der Vicekönig be wogen , Verona freiwillig den Oesterreichern zu übergeben und hinter dem Mincio eine concentrirtere Stellung zu nehmen. Auch diesen Fluß versuchten die lezteren zu über schreiten und in Folge davon kam es am 8. Februar auf beiden Ufern desselben zu einem hartnäckigen Treffen, wonach die Franzosen sich am mittleren und unteren Mincio bei Mantua behaupteten , die Desterreicher diese Festung auf dem linken Mincioufer , sowie Peschiera blokirten und mit der Hauptſtärke zwischen Mincio und Etsch entsprechende Stellung nahmen. Durch die Kriegs erklärung Mürats an Frankreich (15. Febr.) ſah ſich der Vicekönig von Italien bald in der rechten Flanke und im Rücken bedroht, indem der König von Neapel mit Nugent auf Piacenza rückte ; indeſſen war des Königs Unterstüßung je nach den wechselnden Hauptereignissen in Frankreich so zweideutig, das hier nichts Entscheidendes durchgesezt wurde, es kam nur zu einigen Hin- und Herzügen und unbe deutenden Gefechten. Am 18. April wurde in Folge der Abdankung Napoleons zwischen dem Vicekönig und F.-M. Bellegarde eine Convention geschlossen , welche die Ein stellung der Feindseligkeiten und die Räumung Italiens von Seiten der Franzosen zur Folge hatte. Dieß sind die Umrisse des Feldzugs , welcher im vor liegenden Werke dargestellt ist. Er ist bisher über den gewaltigen gleichzeitigen Ereignissen in Deutschland und Frankreich ziemlich unbeachtet geblieben ; er verdient aber doch in seinem eigenthümlichen Verlauf näher betrachtet zu werden. Es ist merkwürdig , wie sich in den Unterneh mungen und Thaten auf diesem Kriegsschauplaß die Unter geordnetheit und Abhängigkeit desselben ausdrückt; es tritt nirgends ein recht energischer Antrieb zu großem entschei dendem Handeln hervor. Namentlich im Vicekönig mit seinen Generalen erkennt man die französischen Generale der vorhergehenden Kriege kaum wieder. Er verwickelt sich in ein weitläufiges zusammengesches Vertheidigungs system und erschöpft seine Kraft in einer Menge kleiner Unternehmungen und unnüßer Hin- und Herzüge ; es ist in allem das gerade Gegentheil von dem, was wir sonst an diesen Franzosen gewohnt waren ; an die Stelle von Sicherheit, Zuversicht, kühnem Wagen ist Unentschlossen= heit, Besorgniß, zaghaftes Versuchen getreten : wie geschickt wir auch die Ursachen davon zusammenzustellen und zu verknüpfen wissen , die lezte Ursache ist, daß Gott be schlossen hatte, der französischen Herrschaft ein Ende zu machen. Der Vicekönig hätte , wie es scheint , mit ge= sammelter Macht die Mitte der österreichischen Stellung bei Klagenfurth zu überwältigen , dann auf Bruck an der Mur vorzubringen und Wien zu bedrohen suchen müssen, so lange er noch die Ueberlegenheit hatte ; er hätte sich dann vielleicht an der Drau länger behaupten können ; in einem Lande von feindlich gestimmter Bevölkerung kann man sich nur mit Hülfe großer und kühner Schläge be= haupten , nicht durch ein System zersplitterter Verthei digung. Die Oesterreicher haben im Ganzen ihre Lage gut zu benußen verstanden; für die Versäumniß nach der strategischen Umgehung über Trient trifft sie freilich, wie

368 oben angedeutet wurde , schwerer Tadel.

Am Ende des

Feldzugs waren die Kräfte auf beiden Seiten zu gleich, als daß man große Entscheidungen hätte erwarten dürfen ; und der König Murat trug durch sein zweideutiges Be nehmen lange Zeit noch besonders dazu bei, die Vorsicht auf beiden Seiten zu vermehren . Der Verfasser hat mit diesem seinem leßten Werke wenige Tage nachdem er die Widmung desselben an die österreichische Armee geschrieben , überraschte ihn der - jedenfalls einen schäßbaren Bei= Tod ( 7. Auguſt 1853 ) – trag zur Kriegsgeschichte geliefert. Sein verdienter Name schon empfiehlt es , außerdem hat er jenen Feldzug als einer der älteren Offiziere im Stab des Hauptquartiers mitgemacht, hat das Överationsjournal und mehrfach bei wichtigen Gelegenheiten Colonnen geführt. Die Darstel= lung ist also in der Hauptsache zuverlässig, vollständig und allgemein verständlich, die passend eingefügten kritischen Betrachtungen enthalten viel Richtiges und Belehrendes . Doch fehlt es demselben zum Theil an Klarheit und Schärfe ; die Einwirkungen der allgemeinen Lage die Eigenthümlich feit der inneren Antriebe sind wohl angegeben, aber fie sind nicht in den rechten Zusammenhang und an die rechte Stelle gebracht, kurz , es fehlt die scharfe und schlagende Charakteristik , welche diesen Krieg in seiner eigenthüm lichen Art und Bedeutung bestimmt erkennen und beurtheilen ließe. Auch in den allgemeinen Säßen von der Krieg= führung , die der Verfasser einwebt, drückt er sich zuweilen nicht correct genug aus und scheint dadurch anders zu sagen, als er will , zuweilen stellt er auch Säße von sehr zweifel hafter Richtigkeit auf. Namentlich leidet auch das Schluß wort in seinen allgemeinen kriegswissenschaftlichen Beleh rungen an Abweichungen von der gebräuchlichen Ausdrucks weise, so viel Wahres und Treffendes es übrigens enthält. Q.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. (5) Ein Brigadier der Carabiniere hat unter dem Titel: Histoire véridique de trois enfans de Paris eine biographische Notiz über die Marschälle Le Roy de Saint - Arnaud , Magnan und Castel lane publicirt. Sie ist mit Geist und Geschicklichkeit im Style eines troupier geschrieben und liefert interessante Details über das mili tärische Leben der genannten drei Würdenträger ,_die_fämmtlich Kinder von Paris , sich durch ihre ausgezeichneten Dienste aus den unteren Graden der Armee zu den hohen Stellungen , die sie gegenwärtig bekleiden , emporgeschwungen haben. Die Brochüre gibt zum Schlusse eine Nachweisung sämmtlicher seit dem 19. Mai 1804 , dem Tage der Wiederherstellung dieser Würde , ernannten Marschälle von Frankreich. (5) Der Beamte des Kriegsministerium Al. Garrel verfolgt mit lobenswerther Beständigkeit die Veröffentlichung von Zusammen ftellungen der Documente über specielle Materien , die sich in den zahlreichen Bänden des Journal militaire officiel zerstreut befinden. Den Bänden über l'Avancement dans l'armée , über die Honneurs et Préséances militaires , über die Conseils d'enquête , über den Solde et les revues bat er neuerdings einen angereiht , der die Gefeße, Decrete, Ordonnanzen und ministeriellen Verfügungen be züglich des Civilstandes der Militärs aller Waffen , ent hält. Derselbe ist in der Buchhandlung von Dumaine in 18 erschienen und kostet 75 Centimen .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: T. W. Leste in Darmkadt und in deren Offizin gedruckt.

378 Samstag, 15. April 1854 ...

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Berlin, 8. April. In Kurzem sollen bei der hiesigen Infanterie Versuche mit einer ganz neuen Art von Munition angestellt werden. Dieselbe besteht nämlich aus einer Hülse mit eiserner Kugel in der Form eines Gies , welche die Kraft besigen soll , noch auf 400 Schritt einen Küraß zu durchlöchern , während sich bekanntlich die jezigen Kugeln der Zündnadelgewehre , in einer Entfer nung von 200 Schritt auf ein solches Ziel abgeschoffen, plattbrücken , ohne durchzubringen. Außerdem sind aber auch die hier in Nede stehenden eisernen Kugeln nur 1 Loth schwer, während die jest zur Anwendung kommenden Blei kugeln 2 Loth wiegen. Gleichzeitig kommt auch noch in ✓ Betracht , daß die Eisenmunition bei ihrer Anwendung 1 nur halb so theuer zu stehen kommen würde, als die Blet munition , welche gegenwärtig im Gebrauch ist. Unter dem 11. v. M. haben der Kriegsminister und der Minister des Innern einem neuen von dem Ober präsidenten der Provinz Preußen aufgestellten Reglement über die Gestellung, Auswahl, Abnahme und Abschäzung der für den Fall einer Mobilmachung auszuhebenden Pferde ihre Genehmigung ertheilt. Die Aufstellung eines derartigen neuen Reglements war in Folge des Gefches über die Kriegsleistungen nothwendig geworden, nachdem durch dasselbe allen Eingesessenen die Verpflichtung auferlegt ist , ihre zum Kriegsdienst taug lichen Pferde , mit alleiniger Ausnahme der eigentlichen Dienstpferde der Staatsbeamten und der contractmäßig zu baltenden Postpferde bei einer Armee- Mobilmachung auf Erfordern der Behörden sofort zum Kriegsdienst zu ge= stellen. Die Publication dürfte demnächst erfolgen.

Krankheit auf das Lager warf, wovon ihn erst ein sanfter Tod nach 23wöchentlichem schwerem Leiden abrief. Se.. K. H. der Regent verliert in dem Dahingeschiedenen einen erprobten und vielbefähigten Diener, das Großherzogt. Armeecorps den allgemein verehrten Chef der Militär verwaltung, das Land einen hochverdienten Staatsbeamten, und Alle werden den Verlust eines Mannes beklagen, der mit den seltensten Tugenden des Kriegers und Menschen (K. 3.) geschmückt war.

Großbritannien. (5) Die Adjutanten der Miliz erhielten bisher nur für die Zeit der Uebungen und für die Tage , in denen fie von ihrem Standquartiere in dienstlichen Angelegen heiten entfernt waren , Rationen für ihre Pferde vom Staate verabfolgt ; da es hierbei aber mit Schwierigkeiten verknüpft war, daß die Adjutanten zu der Zeit, wo sie Pferde gebrauchten, gut beritten waren, so ist durch kriegs ministerielle Verfügung vom 25. Februar ihnen eine fort dauernde Ration zu 2 Schillinge täglichem Werthe zuerkannt worden, wogegen fie ferner keine Vergütung für Dienstreisen liquidiren dürfen. Durch dieselbe Verfügung ist ihnen eine Wohnungsentschädigung von jährlich 26 Pfd. Sterling für den Fall bewilligt worden , daß die Graf schaft , in der sie stationiren , keine Vorkehrungen für ihre kostenfreie Unterkunft getroffen hat.

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e) Der Optiker Lerebours hat ein Distanzfernz

rohr erfunden , das sich bezüglich seiner Handlichkeit und genügenden Genauigkeit zu militärischen Zwecken empfiehlt. Baden. Das Besondere dieses Instruments foll darin bestehen daß in dem ersten Ocular ein kleiner beweglicher fupferner Karlsruhe , 8. April. In der legten Nacht verschied Kreisring angebracht ist, in welchem sich kleine parallel der Generallieutenant, Präsident des Großherzogl. Kriegs laufende Platindrähte befinden, die ungleiche Entfernungen ministeriums und Mitglied des Großherzogl. 1. Staatsministe , baben, und zwar dergestalt , daß man , wenn das Auge riums Frbr. v. Roggenbac h, Seit vielen Jahren frank= ach. f , an das Fernrohr gebracht wird, in dem Felde desselben ) lich, hatte sich derselbe doch nur selten durch die Gebrechen sechs kleine schwarze Linien bemerkt, von denen die beiden eines schwächlichen Körpers in der ausdauernden Führung 10 obersten am weitesten von einander entfernt, find , nach jeines hohen Amtes stören lassen, bis ihn eine schmerzliche unten zu diese Enfernungen aber immer mehr abnehmen.

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‫ ݂ܢ‬4:15 gebaut ist. Die Regierung will den Anschein haben , als thue fie etwas für die ihr geleisteten ungeheueren Steuern und Abgaben ; sie hat aber nicht Lust, noch viel weniger selbstständige Macht und Kraft , Tüchtiges durchzuführen beiden mächtigsten und muß einstweilen froh sein , die genommen Paris , 10. April. Der heutige Moniteur" enthält Staaten des Katholicismus von beiden Seit sein. en en als zu Stüß einen Bericht des Marineministers an den Kaiser, dessen zu haben und von ihnen unter die Arme Zweck ist, der Flötte einen Bestand von 3000 Kanonieren Wie viel oder wie wenig sich die Franzosen um die zu sichern. Der Minister schlägt die Errichtung von zwei päpstliche Militärmacht ernstlich bekümmern , die zu orga= Vorbereitungsschulen in Brest und Toulon auf Schiffen nifiren sie sich anheischig gemacht , dürfte wohl schwer zu mit bedeckter Batterie , die stets auf der Rhede ankern ermitteln sein, besonders wenn die Hindernisse alle in An sollen , sowie einer an Bord eines Linienschiffes zu ver schlag gebracht werden , welche noch von den Jahren 1848 legenden Applicationsschule vor. Dem Berichte folgt ein und 1849 her überhaupt vorliegen und jene , welde you kaiserliches Decret, welches die Vorschläge des Ministers mancher Seite mitten in die Thätigkeit hineingebrac gutheißt , die Schulen organisirt und die Stellung der werden. Der Klagen über den Mangel an gutem Willen Matrosenkanoniere regelt. und Ernst sind von beiden Seiten gleich viele , gleich ge= wichtige und wohl auch gleich berechtigte. Die päpstliche Armee ist , ganz nach den Grundsäßen Sardinien. -des Katholicismus der wohl eine streitende Kirche ist, aber keinen Streit und feinen Kampf , als höchstens für Turin, 5. April. Die Commission der Deputirten = ihu selbst im bürgerlichen Leben kennt , sondern Geduld kammer hat in diesen Tagen den Bericht über das Marine budget für 1854 vollendet. Nach diesem ist der Stand und Sanftmuth predigt und seinen Gläubigen befiehlt, audy der sardinischen Seestreitkräfte folgender: die linke Wange dem, der uns die rechte geschlagen , zu Segelschiffe: 4 Fregatten, zus. mit 162 Geschüßen ; bieten keine conscribirte , sondern eine freiwillige , ge= worbene. ――― 3 Corvetten, zus. mit 62 Gesch .; 4 Briggs , 1 Gabarre Der Italiener, besonders der Römer, dem zu allen. Schaluppe, zuf. mit 61 Gesch. Dampfschiffe: und 4 Fregatten, von 400 bis 460 Pferdekraft, darunter 1 im Zeiten die Fremden Geld zutrugen, hat wenig Neigung Bau , zus. mit 73 Gesch .; 3 Briggs , zuf. mit 16 Gesch . für eine regelmäßige nach der Uhr, Sonn- und Werktage gleichmäßig gehende, angehaltene strenge Beschäftigung.. und 3 Postboote mit 6 Gesch. Er hat wenig Neigung für Ordnung und Sauberkeit, Die Zahl der zur Armirung dieser verschiedenen Fahr zeuge verwendeten Geschüße beläuft sich im Ganzen auf besonders wenn er sie durch eigene Arbeit erlangen muß . Er bedarf bei seiner außerordentlichen Genügsamkeit in 398, darunter 18, welche zur Bewaffnung von 9 Kanonier und der unendlichen Billigkeit einfacher Lebens Nahrung Schaluppen bestimmt sind. Außerdem ist in den Marine mittel wenig Geld , wie, gegenüber dem Klima, und bei parks noch eine Reserve von 466 Geschüßen vorhanden, was die Gesammtzahl auf 864 bringt, mit Ausschluß von den geringen Ansprüchen, die auf Eleganz und Propretät. 126 Piecen schweren Kalibers , die in Ausführung be der Kleidung gemacht werden , die leichteste Bedeckung der Blößen ungereinigt dem Landvolke wie dem Städter genügt, griffen sind. (J. d. D.) welch' Lepterer ungemessenen Bettel treibt und ihn mit gleichgültigstem Gesicht an jedem Vorübergehen versucht, Sorge um jeine Gristenz treibt den Römer nicht zum Soldatenstande , der sich daher aus den Gebirgen , aus Neisebrie Aus den fen der Romagna, hauptsächlich aber aus Fremden aller Länder Die fast einzige , jedenfalls Hauptbedingung recrutirt. von Cit. zur Aufnahme in die Reihen der Armee ist die katholische (Shluß. ). Religion, wozu für einen Italiener ein Zeugniß des Orts pfarrers genügt, der auf dieſe Art leicht ein schlechtes Subject auf acht Jahre aus der Gemeinde entfernt. So Gleich Tags nach meiner Ankunft in Rom hatte ich geschicht es , daß besonders die Infanterie größtentheils Gelegenheit, den größten Theil der dort befindlichen päpst aus ehemaligen Garibaldisten und Dieben und Räubern , lichen Truppen auf dem Corso , der piazza Colonna und zusammengesezt ist und werden wohl auch die Fremden dem venetianischen Plaze zu sehen , wo sie beim Pferde nicht eben die best beleumundeten Subjecte ihrer Hei= rennen nach dem Carneval Spalier' bildeten. Sie waren math sein. im hellgrauen Kaputrock noch ganz frisch vom Kopf bis zum ß, ganz und gar nach französischem Schnitt und Es ist nicht möglich , an eine Tüchtigkeit und Haltbar= System neu gekleidet , von der französischen Besagung nur keit eines solchen ohne alles moralischen Kitt zusammen= dadurch sich äußerlich unterscheidend , daß sie keine Epau gewürfelten Materials zu glauben , das ohne den rechten letten hatten. Sie machten im Ensemble einen guten Ein Ernst und ohne Kraft nar in ganz losen Banden der Dis iplin zusammengehalten wird ;; und wenn , gleich schon druck; im Detail jedoch und wenn man nach und nach ciplin zusammengehalten wird Gelegenheit gefunden , fie auch nur flüchtig hinter den leichtere Uebertretungen Galeerenstrafe nach sich ziehen, so Coulissen zu schauen , entdeckte man , daß das ganze Ge geschehen doch allwöchentlich größere Desertionen mit Sac bäude der römischen Militärmacht auf wenig solide Basen333 und Pack , sowie Waffen und Munition, die höchſt_ge= Die Entfernungen der verschiedenen Linien untereinander sollen nun in der Art bemessen sein , daß sie den schein baren Größen von Infanterie und Cavalerie auf Distanzen bis zu 1200 Meter entsprechen.

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wissenhaft im Giornale di Roma und den anderen Blättern möglich , in die Tiber geworfen. Ihr Corps ist in Nom und den Provinzen wohl an 5000 Mann stark. registrirt werden. 1. Die Auswahl der Offiziere, die zur Zeit meines Aufent= Den Papst selbst umgibt immer, sobald er seine innersten Muster Gemächer verläßt, seine Nobelgarde, die aus jungen Cava en Desterreichs nach Auszeichnung ihre halts noch Heren der vornehmsten römischen Familien gebildet ist und (Sterne am Rockkragen) trugen , jest aber wohl schon die deren Gemeine Lieutenante und deren Capitäne Generale find. vielfach bekämpften und anderseits begehrten französischeu Ihre Uniform besonders Galla : rothe Fracks reich Epauletten erhalten haben, muß unter den gegebenen Um mit breiten Goldtreffen auf der Brust und den Schößen ständen und Verhältnissen eine höchst schwierige und in ihrer Ausübung sehr verunglückt sein , denn ich habe noch besest, große goldene Franzenepauletten , silbernen Helm mit vergoldetem Kamme und rückwärts hängendem Roß nie von einer Sache mit so souveräner Verachtung sprechen hören, als nicht bloß der französische Offizier, sondern haarschweife, weiße enge Beinkleider, hohe Stiefel, gerade ist Säbel , vergoldete giberne und Stulphandschuhe selbst der päpstliche Nobelgardist von den Offizieren der wahrhaft brillant. römischen Jufanterie spricht. Wenn der Papst ausfährt, ist er von einer starken, Am Ostersonntag sah ich die Infanterie in größter den Wagen umgebenden Abtheilung der Nobelgarde be Parade auf dem Petersplaze stehen und war in Erstaunen über die schlechte Haltung und Malpropretät vom höchsten gleitet. Die Nobelgarde hat , den Templern gleich , je Offizier abwärts . Mehr Sorgfalt in jeder Hinsicht scheint zwei ein Pferd. Wahrhaft erhebend ist die Anhänglichkeit und Liebe dem Jägerbataillon , ebenfalls ganz den Franzosen gleich, gewidmet zu sein . Das ganze Erscheinen und Auftreten dieser jungen , größtentheils höchst eleganten Herren für ihren Fürsten, den Papst, die Sorgfamkeit, Wachsamkeit, dieser Truppe ist militärischer, und scheint eine feste Hand die Disciplin in dieser Abtheilung zu handhaben. Das mit der sie ihn umgeben und zu. schüßen besorgt sind , er Corps hat übrigens ein Recht zur Auswahl an Mann mag fahren, in der Sänfte getragen werden oder zu Fuße schaft und Offizieren. Vor der Hand war es noch mit spazieren gehen. Viel , sehr viel zu dieser Anhänglichkeit Infanteriegewehren bewaffnet, bis die von Frankreich be= und Ergebenheit mag allerdings außer der - Jeden be stellten Minicbüchsen eintreffen würden. zaubernden, väterlichen Wohlwollenheit und Leutseligkeit Die Artillerie war noch vollkommen in ihrer Organi beim persönlichen Begegnen, die herablaffende Heiterkeit sation begriffen gewesen und bestand zur Zeit meiner An des Papstes selbst beitragen, in der er oft den jungen wesenheit in Rom fast nur aus dem Stabe und den Ca Männern aus der Zeit seiner Jugend, in der er selbst Guardia nobile gewesen , erzählt. dres einer einzigen Batterie. Die Palläste des Papstes sind von seinen Schweizern Eine wirklich auffallend hübsche , ja gegenüber den französischen Dragonern sogar schöne Truppe sind die papst bewacht, die, hundert an der Zahl , im alterthümlichen, lichen Dragoner , die sich von jenen in ihrem Anzuge nur malerischen Costüm des 16. Jahrhunderts gekleidet und Leider hat ihnen , die sie bei Festen die durch hellgraue bis an die halbe Wade lederbesezte Bein bewaffnet sind. kleider, übrigens aber durch Gefälligkeit des Anzuges, Sig, eiserne Sturmhaube, den Brustharnisch mit den oberen die pickelhaubenluftige Arm- und Beinschienen tragen , Reiten und Haltung der Einzelnen und Schönheit und Neuzeit eine lederne preußische Pickelhaube mit der Spize Sauberheit der Pferde und des Sattelzenges im Auge nach oben im verkleinerten Maßstabe , sehr verunſtaltend, meinen unterscheiden. Diese Dragoner find durchgehends Italiener, und größtentheils aus der Romagna und den für den täglichen Dienst auf den Kopf gesezt. In den Tagen des Kampfes haben diese Männer sich Städten kommende hübsche junge Bursche, welche das Ge= fällige der Uniform und das Vergnügen , ein Pferd zu wacker gehalten, ihre Posten vertheidigt, und mag der haben , in die Reihen des Heeres gezogen , ohne daß sie ihnen innewohnende Haß gegen die Italiener durch die Noth oder schlechte Aufführung zu Hause gezwungen hätten, Erinnerung daran und wie sie, endlich von der Uebermacht die Heimath zu verlassen. Auch dieses Corps, dessen Offi überwältigt, behandelt worden, nur gesteigert worden sein. ziercorps aus Nobilis des Kirchenstaates Ducas, Mar Dieses bezeichnend ist jedenfalls die Freundlichkeit, mit der quis besteht, ist noch in der Organisation begriffen , sie Jedem begegnen , aus dessen Munde sie deutsche : Laute und steht eine Escadron derselben in Bologna. Uebrigens vernehmen, während sie jeden Anderen mit unbeugfamer Find auch ihre Stallungen, da und dort in Rom vertheilt, Strenge zurückweisen . Zwischen diesen beiden Guardias besteht noch eine ſo= noch in einem sehr traurigen Zustande , ſo daß man sich über das gute Aussehen der Pferde ernstlich wundern muß. genannte Guardia del palazzo aus römischen Bürgern zu= Mit anscheinend vieler Würde durchschreitet, größten sammengeseßt, die jedoch in des Papstes nächster Umgebung theils paarweise, die Gendarmerie - ebenfalls ganz der wenig Zutrauen genießt. Sie tragen die Bewaffnung der französischen nachgebildet - Carabinieri genannt - den Jestzeit , Gewehre , haben dunkelblaue karmoisinroth aus dreieckichten Hut quer die berittenen bei großen Kirchen gelegte Waffenröcke und derlei Beinkleider, gelbmetallene festen die Batenmüße auf dem Kopfe, die Straßen der große Franzenepauletten im kleinen Dienste schwarze ewigen Stadt. Am Tage sind sie so ziemlich gefürchtet, 心 Käppis mit blauen herabhängenden , im großen Dicußte wenigstens nach Möglichkeit vermieden. Sie dürfen aber mächtige Bärenmüßen mit aufrecht stehenden rothen Feder-. büschen. wen unterhnen, daß bei Arretirungen sie durch irgend nie darauf wen unterstügt werden , denn der Römer, der Italiener, fieht in jedem Ertappten einen Unglücklichen. Bei der Nacht werden sie häufig von rückwärts ermordet und, wenn

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Literatur.

zug aus v. Moltke's Werk über einige der wichtigsten fener Wo Punkte mitgetheilt ist. Eine weitverbreitete Meinung findet auch in dieser Schrift ihre Widerlegung; die nämlich , als sei es gegen die Türket allein für die Russen eine Leichtigkeit nach Constantinopel zu gehen. Ihre Lage vor Adrianopel 1829, die der Art war, daß fie, wenn nicht die moralische Er schütterung ihren Gegnern alle Besinnung geraubt hätte, in wenig Wochen um alle Früchte zweier verlustvoller Feld=" züge gebracht sein konnten , beweist das hinlänglich. Jest ist die Türkei von innerer Zerrissenheit lange nicht in dem Maße heimgesucht, wie damals, die neue Heereseinrichtung ist fester geworden , der aus Indolenz und Fanatismus wunderlich gemischte Charakter des Volks wird an seineu , eigenthümlichen kriegerischen Eigenschaften nichts verloren haben. Freilich hat seitdem auch Rußland ſein Heer neu eingerichtet und an Macht in jeder Richtung gewonnen. 1 Der Verf. macht übrigens darauf aufmerksam , daß man nicht ohne weiteres aus damals auf heute schließen kann ; er weist auf die veränderton Verhältnisse hin und auf die Schwierigkeit der richtigen Schäßung wesentlicher Factoren; über die Heere und ihre Führung kann z. B. gewiß erst der Krieg selbst entscheiden. Außerdem wird der Krieg durch das Eingreifen der Westmächte eine ganz andere Gestalt erhalten. Rußland wird wohl bald aus Sein Vorrücken dem Angreifer der Vertheidiger werden .

Der russisch-türkische Krieg in der europäischen Türkei und in Asien in den Jahren 1828 und a 1829. 3um befferen Verständniß des gegenwärtigen Kriegs bearbeitet durch C. Junck, Hauptmann a. D. Mit einer Uebersichtskarte des Kriegsschauplages in Aften. 8. Cassel, 1854. Verlag von O. Bertram. (IV. u. 152 S.) 221 Ngr. Mit dieser Schrift beabsichtigt der Verf. eine gedrängte Uebersicht jenes früheren ruſſiſch-türkischen Kriegs zu geben und damit Einiges zum besseren Verständniß des gegen wärtigen Kriegs beizutragen. Er hat dazu die folgenden vier Werke benußt : 1 ) Der Türkenkrieg vom General lieutenant Freiherrn v. Valentini. 2) Der russisch -türkische Feldzug in der europäiſchen Türkei 1828 und 1829 , darz gestellt durch Freiherrn v Moltke, Major im königl . preuß. Generalstab. 3) Geschichte der Feldzüge in der aftätischen Türkei während der Jahre 1828 und 1829 , nach dem in 為 russischer Sprache 鲞 erschienenen Werke des Gardeoberst Uschakoff, deutsch bearbeitet von A. C. Lämmlein . 4) La Russie dans l'Asie mineure ou Campagnes du Maréchal Paskévitsch en 1828 et 1829 etc. par Felix Fonton . Diese Werke, worunter wir beſonders das zweite, welches zugleich eine ausgezeichnete Ausstattung mit Karten und Plänen enthält, hervorheben, sind die besten, welche unseres Wissens über jenen Krieg erschienen sind. Wir haben sie hier für diejenigen aufgezählt, welche sich näher und im Einzelnen mit diesen , auch abgesehen vom Interesse des Augenblicks, militärwiſſenſchaftlich höchst interessanten Feld zügen beschäftigen wollen ; zugleich erkennt man daraus, daß der Verf. gute und zuverlässige Quellen benußt hat. Die Art der Benuzung finden wir so befriedigend , daß der Verf. damit nicht bloß seinen nächsten Zweck erreicht, sondern auch etwas bleibend Brauchbares hervorgebracht hat. Es ist durchaus kein dürrer Auszug aus jenen

in der Dobrutſcha wird die Absicht haben , sich vortheil hafter dafür einzurichten. Die Beschaffenheit der Donau und ihrer Ufer , welche wir in unserer Schrift dargestellt finden , sowie die Festungen der dortigen Gegend und die Thatsachen von 1828 und 1829 können interessante Be trachtungen für den dort beginnenden Feldzug an die Hand geben. Wird es z. B. den Russen gelingen , Silistria zu nehmen , das sie 1828 gar nicht und 1829 erst nach sieben Wochen erobern konnten, obwohl es eine schlechte Festung war ? Wird auf der anderen Seite den Engländern und größeren Werken , sondern eine lebendige in sich abge Franzosen Brailow , ohne welches die Wallachei und Do schlossene Darstellung , welche den wichtigen militärischen ' brudscha nicht freigemacht, die Moldau nicht angegriffen werden kann , nicht einen hartnäckigen Widerstand leisten, und politischen Factoren ihr Recht und ihre Stelle gegeben da es schon 1828 als höchst mittelmäßige Festung den hat. Eine Einleitung schildert die allgemeine politische Russen 5 bis 6 Wochen kostete ? Lage und die inneren Verhältnisse der Türkei , ſoweit ste 1 auf den Krieg Einfluß hatten ; dann folgen in vier Ab Eine Schrift wie diese ist geeignet , in allen Punkten schnitten die Feldzüge 1828 und 1829 in der europäischen die ruhige Betrachtung gegen die Phantasie in ihr Recht und 1828 und 1829 in der aſiatiſchen Türkei . einzusehen und die plöglichen Erfolge, wie die ungeheueren Wir glauben, daß eine dürre Uebersicht, welche nichts Zahlen , womit sie viele Tagsnachrichten rechnen , auf ihr enthält, den mathematiſchen Zug der Linien, auf denen Maß herabzubringen . Das hängt mit ihrem kriegswiffen sich die Heere bewegten und die Punkte , auf denen die schaftlichen Werth zusammen. Sie hat in der Schilderung Entscheidung gegeben wurde , sehr wenig zur wahren Ein des im Napoleonischen Styl durchgeführten Feldzugs des ſicht in den Gang eines Feldzugs helfen kann. Auf eine Generals Diebitſch 1829 und in derjenigen der eigenthüm solche Uebersicht müßten wir uns aber beschränken , wenn lichen, fast an die Kreuzzüge erinnerden Kriegsart in Aften. wir den Inhalt des vorliegenden Schriftchens ausziehen zwei Kriegsbilder gegeben , aus denen sich etwas lernen wollten ; denn die mannichfaltigen entscheidenden Factoren, läßt und die zugleich zu weiterem Studium anregen. 1 als : Beschaffenheit des Landes, die Wege , die Festungen, Uebrigens müssen wir bemerken , daß troß der genannten Stärke und Zustand der Heere u. s. w ., sind darin mit Werke, alle vier Feldzüge, namentlich aber die asiatischen noch so viel Sachkenntniß und so zusammengedrängt dargestellt, mancher Aufklärungen und Berichtigungen, bedürfen. ! daß wir sie kaum noch auszuziehen wüßten. Wir verweisen " daher um so mehr auf die Schrift selbst , als bereits in Hierbei eine literarische Beilage von Hermann Nr. 82 des Jahrg. 1846 diejer Blätter ein guter Aus Costenoble in Leipzig. 3. TI Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruct .

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GHE Dienstag, 18. April 1854. him tool http wi @h 1 Bains usi

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Preußen.

/ Berlin , 5. April. Es ist nun die bereits in Nr. 12 d. Bl. erwähnte Verstärkung der Feuerwerks - Abthei lung, da deren bisheriger Etat dem Zwecke derselben nicht mehr entsprechend war, von Seiten des Kriegsministeriums angeordnet und eine Erhöhung des Etats um 50 Mann in Ausführung gebracht worden. Die hierzu bestimmten Mannschaften hat man von den 9 Artillerieregimentern der Armee eingezogen und bereits nach Spandau in Marsch gesezt.

die Nothwendigkeit einer Präsenz von 24 Monaten gründ = lich nach und fordert die im ordentlichen Budget nicht bewilligten 167,507 fl. 40 kr. nunmehr in außerordent= lichem Buget , während sie sich bezüglich auf die Vermeh rung des Armeecorps das Erforderliche fürzukehren für den Fall vorbehält, wenn solche von Seite des deutschen Bundes verlangt werde. Die hierüber in abgekürzter Form stattgefundenen Berathungen hatten die Folge, daß die Kammer im Vertrauen , die Regierung werde bei der Militärverwaltung die möglichste Ersparung eintreten laffen, die nachgeforderten 167,507 fl. 40 kr. einstimmig bewilligte.

Baden. Großbritannien. Karlsruhe , 8. Aprtl. In der Sizung der zweiten Kammer wurde durch den Abg. Bär von Karlsruhe über eine nachträgliche Forderung der Kriegsverwal tung berichtet. Bei Berathung des ordentlichen Budgets des Kriegsministeriums wurden nämlich unter dem Titel Armeecorps, Abth. 2, Lit. b. für die Infanterieregimenter und Bataillone gefordert jährliche 926,902 fl. Nach Nach dem Antrage der Budgetcommission bewilligte die Kammer an dieser Summe nur 754,129 fl. für's Jahr, lehnte den für 40 Tamboure mit jeweiligen 5265 fl . 20 fr. angesezten Betrag ab und verwies den Rest mit 167,507 fl. 40 kr. in das außerordentliche Budget. Eine Hälfte der Com mission beantragte sodann , diese 167,507 fl. 40 tr. nur einmal, also in jedem der beiden Budgetjahre jeweils nur 83,753 fl. 50 kr. zn bewilligen , indem sie statt einer Prä senz von 24 Monaten , wie sie die Regierungsvorlage vorausseßt, eine solche von 21 Monaten für genügend und somit die von ihr beantragte geringere Summe der Erhöhung des Dienststandes entsprechend erachtete. Die andere Hälfte der Commission stellte ihren Antrag auf Verwilligung der ganzen Summe von jährlichen 167,507 fl. 40 kr., oder für beide Budgetjahre mit 335,015 fl . 20 kr. Die Mehrheit der Kammer erhob, wie wir früher schon berichtet , den ersten Antrag zum Beschlusse und nahm sonach für beide Jahre nur 167,507 fl. 40 fr. in das außerordentliche Budget auf , lehnte auch in derselben Sigung die Bewilligung der im ordentlichen Budget für Vermehrung des Armeecorps weiter geforderten Summen von 100,000 fl . für 1854 und 130,000 fl. für 1855 ab. In einer nachträglichen Vorlage weist nun die Regierung

Loneou , 8. April. Im diesjährtgen Budget fam bekanntlich ein Ansag von 100,000 Bfd. St. zur Errich tung von Staats - Waffenfabriken vor. Dazu find nun bereits die Einleitungen getroffen und diese Fabriken werden in Woolwich , Enfield und Weedon zu stehen kommen.. Die Waffenschmiede in Birmingham , die bisher kommen eine Art Monopol hatten, sind mit dieser Maßregel natür lich sehr unzufrieden, haben sich aber ihren Schaden selbst zuzuschreiben; denn die Gewehre der britischen Armee wur den von Jahr zu Jahr schlechter. Dieselbe wird fortan mit besseren und um die Hälfte wohlfeileren Feuerwaffen versehen werden .

Spanien. ( ) Eine königl. Ordonnanz vom 8. Februar hat ge= nehmigt , daß drei Chefs oder Offiziere des Inge= nieurcorps einen dauernden Aufenthalt im Auslande, und zwar für gewöhnlich zu Paris, London und Wien nehmen sollen , mit dem Auftrag : durch Ueberwachung der Fortschritte der militärischen Wissenschaften und Institu tionen nicht sowohl die verschiedenen , durch die so erfolg= reichen Reifen der Offiziere des Corps gewonnenen Daten und Materialien zu vermehren , als auch insbesondere den Gang dieser Fortschritte und die sich ergebenden Ver änderungen zu verfolgen. Indem der Ingenieurgeneral durch einen Erlaß vom 20. Februar die Offiziere seines Corps hiervon in Kenntniß seßt und denselben weiter mit theilt, daß eine Reihe nüßlicher Verbindungen mit wiſſen

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schaftlichen Corporationen und Personen im Auslande an= geknüpft und die Correspondenzen mit denselben durch ein besonderes zu dem Zwecke bei der Generaldirection errich - fordert er dieselben auf, tetes Bureau eröffnet worden, fich in allen wissenschaftlichen , das Ingenieurwesen und deffen einzelne Theile betreffenden Angelegenheiten , ferner rücksichtlich der Beschaffung von Büchern , Instrumenten u. f. w. zu Studien , sowie der Mittheilung von Notizen bezüglicher Art, an den Bibliothekar zu wenden , durch deffen Vermittelung ihnen das Erforderliche zugehen würde. Der Ingenieurgeneral spricht dabei die Hoffnung aus, durch diese Mittel ein immer reges wissenschaftliches Inte reffe im Corps zu erhalten und es hierdurch möglich zu machen , daß die Offiziere in allen Fällen durch genaue Kenntniß des jeweiligen Standpunkts der Wissenschaften und deren Anwendung, den ihnen von Seiten des Staates gestellt werdenden dienstlichen Anforderungen entsprechen könnten, wodurch der günstige Ruf, den das Corps bereits befize, nicht nur erhalten , sondern noch mehr gefördert werden würde. ) Durch königl. Ordonnanz vom 10. Februar d. J. (3 ist der bisher versuchsweise bei dem königl. Ingenieurcorps zu Guadalajara construirte Brückentrain nach Bira go'schem System für den Dienst des Corps definitiv und reglementarisch eingeführt , sowie angeordnet wor= den , daß derselbe einen Theil des Feldparks bilden , im Budget des Ingenieurmaterials die erforderlichen Summen für dessen Instandhaltung aufgenommen und bei noth wendigen neuen Anschaffungen ein besonderer Voranschlag, behufs der Anweisung der Fonds oder Bewilligung eines außerordentlichen Credits , an das Kriegsministerium ein gegeben werden solle.

gekämpft werden wird , kommt ein Werk erwünſcht , das die zahlreichen Veränderungen , die in der Taktik eintreten müssen , fleißig und gründlich bespricht. Das Studium, das jeder Offizier, in einzelnen Theilen wenigstens , an= gestellt hat , wird hier von einem Veteranen der früheren Kriege im Ganzen vorgelegt. Der Geist des General Rémond hat sich nicht begnügt, seine Aufmerksamkeit allein auf seine ruhmreiche Vergangenheit zu richten , gleich dem Zeiger der Uhr, der seinen Lauf bei dem Tode des lezten Königs einstellte , sondern er hat sich die Empfänglichkeit für die Dinge der Gegenwart und der Zukunft bewahrt, bie sonst nur ein Vorrecht der Jugend bildet ; aber seine Ansichten find durch die Erinnerungen einer langen Er fahrung erleuchtet. Auf diese Wetse bietet das Werk für den behandelten Gegenstand einen doppelten Gefichtspunkt ; der eine Theil bafirt auf den ewig gültigen Regeln des Krieges und auf den Gesezen , welche das Studium der größeren Kriege ergeben , er bildet eine Art von Militär coder, wie ihn jeder Offizier sich schafft , wenn er Siege und Niederlagen erlebt hat ; der zweite Theil wendet sich den Neuerungen zu , die die neuen Waffen im Gefolge haben werden. Der General Rémond geht von der Ansicht aus , daß der Gebrauch gezogener Gewehre fich auf die gesammte Armee ausdehnen wird ; ja er geht noch weiter, indem er der ganzen Infanterie ein von hinten zu ladendes Prä= cisionsgewehr in die Hand gibt. Daraus folgert er : 1) eine neue Formation der Infanterie, 2) die Bildung neuer Elemente für die Armeecorps , 3) neue taktische Manöver für das Bataillon, die Bri gade, die Diviſion , 4) eine Aenderung des Verhältniffes der verschiedenen Waffen zu einander. Das Unternehmen ist gut und nüglich, die Folgerungen find logisch, die Arbeit ist vortrefflich nach Plan und Aus führung. Vielleicht sezt der General Rémond seine Pra miffen etwas zu entschieden fest; bei der Langsamkeit aller Verbesserungen erscheint die Hypotheſe , daß die gesammte Infanterie eine Waffe in Händen hat , die sich noch in dem Stadium des Versuches befindet, etwas verfrüht. Das Büchsenmodell , welches der General im Jahre 1842 vor= legte , wurde von dem Artilleriecomité, troß der Anerken= nung der finnreichen Construction , zur Bewaffnung der Infanterie nicht geeignet erachtet. Aber die Arbeit des General Rémond bafirt nicht ausschließlich auf der An= nahme des von ihm entworfenen Modells, die vergrößerte Wirksamkeit der Gewehre bildet die eigentliche Basis der= selben, es ist daher die Formation in vier Gliedern, welche er als eine Nothwendigkeit bei der Verwendung seiner von hinten zu ladenden Büchse darstellt , auch möglich , wenn die Büchsenmacherkunft das von dem General erstrebte Ziel nicht in der nächsten Zeit erreichen sollte. Die Wirksamkeit des einzelnen Schuffes, die Formation in vier Gliedern, die sich verdoppeln können, das sind die taktischen Grundsäge, mit welchen das Werk beginnt. Die Schußwirksamkeit ist aus den Erfahrungen der Schießübungen und aus dem Verhältniß abgeleitet , das sich zwischen den alten nnd den neuen Präcisionsgewehren ergeben. Der General Rémond schließt daraus auf eine Ueberlegenheit von vier Gliedern Infanterie über jede fetnd

frankreich. In den, über die Berufung einer Reserve in den Ab theilungen des gejeßgebenden Körpers gepflogenen Be rathungen ist der Wunsch ausgesprochen worden, fünftig etwa nach dem Vorbilde der preußischen Landwehr eine Reserve, und zwar auf Höhe von 5-600,000 Mann gleich in Bereitschaft zu haben.

Eine französische Ansicht über den Einfluß der vervollkommneten Handfeuer waffen auf die Taktik. Der General Baron Rémond hat zu Ende des vorigen Jahres bei Dumaine zu Paris unter dem Titel Tactique appropriée au perfectionnement des armes à feu porta tives ein Werk erscheinen laffen , das bisher in Deutsch land wenig bekannt geworden zu sein scheint ; wir halten es daher bei der Wichtigkeit des Gegenstandes für zweck mäßig , dem Leser die Besprechung vorzulegen , die der Moniteur de l'Armée in seiner Nummer 18 vom 26. März enthält. Dieselbe lautet : Am Vorabende eines europäischen Krieges , der unter neuen Verhältnissen , wie sie vierzigjährige theoretische Studien und Detailverbesserungen herbeigeführt haben,

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liche gleich große Front ; er glaubt, daß die von leichter Artillerie unterstüßte Cavalerie erfolgreich nur eine In fanterie attaquiren kann , die bereits durch das Gewehr feuer desorganifirt ist und daß die Positionsbatterieen zum Schweigen verdammt sein werden , wenn sich ihnen In fanterie bis auf 500 Meter genähert hat. Aus diesen Ansichten wird eine Verminderung der Cavalerie und Ar tillerie im Verhältniß zur Infanterie gefolgert, ebenso wird der Wunsch ausgesprochen , daß im Gebirgskriege außer den Kriegsraketen keine andere Artillerie auftrete. Hätte der General die zwölfpfündigen Gebirgshaubizen genauer gekannt, hätte er ihre Vortheile im algierischen Kriege schäßen gelernt , er würde ihre Beibehaltung nicht verworfen haben. Die Formation in vier Gliedern scheint dem General Rémond aber nicht allein durch die Vervollkommnung der Feuerwaffen eingegeben zu ſein ; er knüpft sie an ein ganzes Syſtem von Manövern, welches einen mathematischen Geist und eine Neigung zu regelmäßigen Formen offenbart. Die Sorgfalt, nur paarige Theilelemente und möglich die Theil zahl Zwei zu befizen , gestattet zu gleicher Zeit eine Viel ſettigkeit und eine Vereinfachung der Manöver. Die For= mation zu vier Gliedern erlaubt die Verdoppelung der Bataillone nach Belieben, der General rangirt deßhalb die Mannschaften in zwei Gliedern, wenn sie Geschüßen gegen= über treten sollen und in vier Gliedern , wenn es gilt, die Angriffe von Infanterie oder Cavalerie durch Feuerwirkung zurückzuweisen. Die Zwillingsbataillone" , wie sie ge= nannt werden, vereinigen oder trennen sich je nach Bedarf; jedes derselben wird zu 576 Mann normirt, so daß eine Doppelescadron oder Batterie denselben Frontraum , wie dasselbe in Linie einnimmt. Die Verwendung der Zwillingsbataillone" wird auf alle Theile der Armee ausgedehnt ; wie diese formiren sich die Brigaden einer Division in zwei Linien zur gegensei tigen Unterstügung. Ohne sie als absolute Regel aufzu= stellen , zieht sichtlich der General Rémond diese Art der Verwendung und Unterstüßung dem Deployement in einer Linie vor. Die Brigaden sind in seinen Augen Bataillone, ja selbst Compagnieen der Armee. Diese Gleichstellung wäre begründet , wenn , wie der General es vorausseßt, die Benutzung der Tirailleure die feindliche Artillerie neu tralisirt und dem Brigadecommandeur gestattet , in ge schloffener Colonne bis zum entscheidenden Augenblicke zu bleiben. Nachdem die Elemente der Armee besprochen , beschäf tigt sich der General mit einer Bestimmung des Raumes, den die Infanterie, Cavalerie und Artillerie einer gegebe= nen Armee einnehmen und liefert hierbei eine vortreffliche Studie für Generale und Generalstabsoffiziere. Auf die permanente und passagere Fortification über gehend , verlangt der General in Folge der Einführung der weittragenden Gewehre eine Vergrößerung der Ver theidigungslinien und eine Vermehrung der crenelirten Gallerieen zum Schuße der Festungen durch das Infanterie feuer. Auch hier find allgemeine Lehren mit speciellen ge= mischt ; der Verfasser gibt z . B. seine Ideen über die Natur der Festungen, ihre Lage und das bei ihrer Vertheidigung zu befolgende System , indem er zugleich auf die Belage= rungsarbeiten Rücksicht nimmt. Die Beispiele entströmen

382 mächtig seiner Feder, denn der Verfaſſer hat viel gelesen und viel gesehen. Er war in den Linien vor Mainz, bei der Vertheidigung von Kehl, bei der Einnahme von Oporto und bei der von Valenza ; wenn er von den militäriſchen Positionen und den defensiven und offensiven Ordnungen spricht , so erzählt er zugleich als Augenzeuge von den Schlachten von Würzburg , Hohenlinden , Eylau , Fried= land , Corunna , Ocaña, den Arapilen und Toulouse, Wir sind beinahe versucht , dem Werke einen Ueberfluß, eine zu große Fruchtbarkeit an Ideen vorzuwerfen , die, wenn sie auch den Werth desselben vergrößern , dennoch deffen Lectüre erschweren. Man möchte sagen, man findet in jeder Phrase eine neue Idee oder die Darlegung eines Systems , das ein specielles Studium verlangt. Jeder Offizier, der sich in seinem Berufszweige zu unterrichten strebt, wird die Arbeit mit entschiedenem Nußen lesen und darin eine unerschöpfliche Fundgrube von wohl dargestellten Thatsachen und Ideen finden, die der vollkommsten Bes kanntschaft mit dem Kriege ihre Enstehung verdanken.

Literatur. Terrainlehre und Terrainbenußung , nebst einem Anhang über die Terrainabschnitte beim Tirailliren und einer damit verbundenen Besprechung hinsichtlich einer neuen Eintheilung der Infanterie. Von Anton Pannasch, Oberst und Bibliothekar im k. k. Kriegs= archiv. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 25 lithographirten Tafeln. 8. Wien , 1852. Verlag von L. Sommer. (XII u. 227 S.) „Ich gebe hier die Terrainlehre und Terrainbenußung", damit beginnt der Verfaffer vorliegende Schrift und gibt hierdurch sogleich zu erkennen, in welcher Weise er durch greifend den vorliegenden Gegenstand behandelt hat. Wie in der früher besprochenen Brochüre die dort angedeutete Art des behandelten Stoffs besonders hervorgehoben wurde, so verdient auch hier im Allgemeinen die gleichzeitige Er örterung der verschiedenen Terraingegenstände und deren Benußung durch die Truppen vorzugsweise der Beachtung. Denn , wenn wir auch schon öfters in diesen Blättern die Meinung ausgesprochen haben , daß eine eigentliche Ter= rainlehre ohne directe Beziehung auf geognostische Be= schaffenheit nicht möglich oder wenigstens ohne jeden reellen Werth für den Militär sei , so möchte das , was hier unter Terrainlehre begriffen wird , mehr als eine Angabe der verschiedenen Terrainformationen und Belegenheiten zu betrachten sein, um darauf eine Erörterung der Benußung dieser verschiedenen Gegenstände durch die Truppen zu gründen. Daß man früher eine solche Aufzählung nebst einer Nomenclatur und kurzen Definition der verschiedenen Terraingestaltungen nnd ohne jede Berücksichtigung der Geognofie als eine Terrainlehre gelten ließ, möchte nur die große Unkenntniß mit solchen Dingen , wie auch den früheren , unvollkommnen und ungenügenden Standpunkt jener Wiſſenſchaft beurkunden. Für die Terrainlehre hat der Verfasser nach eigener Angabe die von Xylander zu Rathe gezogen , was keine

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besonders glückliche Wahl genannt werden kann , da diese Abhandlung des sonst gewiß sehr ausgezeichneten Militär ſchriftstellers mehr oder weniger auch zu jenen in der frühe ren, allgemein üblichen Weise abgefaßten Werken gehören möchte. Es erscheinen auch deßhalb die nur von der Ter rainlehre handelnden ersten Theile der verschiedenen Ab schnitte als die weniger interessanten , welche außerdem noch zur Bezeichnung der verschiedenen Nüancirungen des Terrains mit einer Menge von Benennungen ausgestattet find , die theils nur provinzionelle oder conventionelle Be deutung, und damit für das größere militärische Publikum wenig oder keinen Werth haben. In einem militärischen Lehrbuche sollte man nur solche Bezeichnungen einführen, die entweder selbstverständlich oder möglichst allgemein üb lich sind , und ebenso auf eine bis zu den kleinsten Ver schiedenheiten reichende Benennungsart Verzicht leisten. Mit dieser Einfachheit in Benennung und Erklärung würde sodann ein großer Theil jener Abhandlungen von selbst wegfallen und man darauf hingewiesen werden , mehr den Chrakter und Physiognomie einer Terrainstrecke aufzufassen, was dann folgerichtig wieder auf die geognostische Be schaffenheit der zu betrachtenden Gegend zurückführte. Nach unserem Dafürhalten wäre der Verfasser in diesem Falle, da die Schrift doch vorzugsweise einen taktischen Zweck haben möchte , rascher und vollständiger zum Ziele gekommen , wenn er mit Ausschluß einer besonderen Abhandlung über Terrain sogleich zur Grundlage seiner Terrainbenuzung : „ Ueber Terraingestaltung und deren nächsten Beziehungen zu den Momenten der Taktik von Reichlin von Meldegg" übergegangen und hier beim Be ginn jedes Abschnitts diejenigen kurzen Erörterungen und Betrachtungen vorangestellt und eingeflochten hätte, welche ihm zur allgemeinen Verständigung der darauf zu grün denden, taktischen Vornahmen nothwendig schienen. Soviel uns jene Quelle bekannt ist , würde sie sich hierzu voll ständig geeignet haben , und diese Behandlungsweise für den Verfasser ohne Schwierigkeit gewesen sein, welcher auch in vielen Beziehungen seinen eigenen Weg geht und noch manches Eigenthümliche, besonders in Bezug auf die prak tische Zusammenstellung der verschiedenen Gegenstände, dahin eingeführt hat. Immerhin muß es als eine richtige Auffassungsweise von Seiten des Verfassers anerkannt werden , daß er die Betrachtung über das Terrain in so genaue Verbindung mit der taktischen Benutzung gebracht und dadurch den einzig richtigen und praktischen Weg zu einem zweckmäßigen und nüzlichen Vortrag und Studium der Taktik einge schlagen hat. In der früher besprochenen Brochüre über die Art des Vortrags ist dieß noch präciser ausgedrückt, und dient diese eigentlich als eine Ergänzung zur richtigen Auslegung und Anwendung der letteren . Aehnlich wie dort ist auch hier der Inhalt in acht Abſchnitte gesondert, von denen jeder in zwei Unterabtheilungen die Betrach tung der Terraingattung und die taktische Benuzung der ſelben enthält. In der vorhergehenden , allgemeinen Einleitung sucht der Verfasser kurz und treffend die Nothwendigkeit der

Terrainkenntniß für jeden Militär ebenso wie das topo= graphische Aufnehmen und Situationszeichnen als den sichersten und kürzesten Weg hierzu darzuthun, und_ſpricht auch hier sehr richtig von der hieraus entspringenden leichte ren Auffassung der Physiognomie oder des Charakters einer Gegend, von dem Studium und der Kenntniß der Natur= geseze, von dem Folgern einer Erscheinung aus der anderen u. dergl. mehr. 彩 Wenn hier der militärischen Aufnahmen Erwähnung geschehen ist, so scheint dieß für den vorliegeuden taktiſchen Zweck um so entschrechender, als jene , richtig aufgefaßt und begriffen , die beste Vorschule für taktische Studien abgeben. Bei dem Aufnehmen wird man sich nie mit Einem speciellen Terraingegenstand allein , sondern mit allem dem zugleich beschäftigen , was mit ihm in näherer Beziehung steht, was damit unmittelbar zusammenhängt und sowohl zu seiner Gestaltung , wie zu dem Bilde, welches man darstellen will , beiträgt , dã man nur auf diese Weise die Eigenthümlichkeit und den Charakter jedes Terrains wiedergeben kann. Aehnlich muß auch eine rich tige Terrainbenugung stattfinden , indem sie ebenfalls eine gemeinschaftliche Auffassung der ganzen Gruppe von Gegen ständen nothwendig macht, um darauf irgend eine tak tische Vornahme gründen zu können. Man wird z . B. einen Berg weder aufnehmen noch beseßen, ohne dabei die Raine , die Fließe , die Bäume , die Häuser und sonstige Bebauungen darauf zu berücksichtigen. Die Aufnahme und Besehung eines Dorfes würde keinen Zweck haben, wenn man nicht seine Umgebung , überhaupt seine ganze Lage, welche meistens zuerst seinen eigentlichen , taktischen Werth bedingt und für die Vertheidigung , wie für den Angriff wichtig ist, mit in Betrachtung ziehen wollte. Wir sehen , wir haben es demnach bei dem Aufnehmen, wie in der Taktik immer mit einer größeren oder kleineren Gruppe von Terraingegenständen zu thun , welche gemeinschaftlich, in ihrem Ganzen, aufgefaßt und behandelt werden müſſen. Sobald auch in der Einleitung von den Naturgefeßen gesprochen wird , so führt dieses unmittelbar auf den Ür sprung der Terraingestaltung, auf die Ursache der Terrain formen und auf die innere Beschaffenheit der Erdober fläche , d. h. auf geognostische Betrachtungen bin , welche sodann zuerst jene ebenfalls dort angedeutete Fähigkeit und Gelegenheit geben, bei Auffindung gleicher Bestandtheile oder Wirkungen auf die natur- und erfahrungsgemäß damit zusammenhängenden sonstigen Erscheinungen schließen und folgern zu können. Segt aber der Verfasser eine solche Terrainkenntniß voraus, was wir vollſtändig billigen wollen, so möchte eine in vorliegender Weise gegebene Lehre des Terrains zur Verständigung der Terrainbenuzung nicht mehr nothwendig erscheinen. Bei der Terrainbenußung sind die taktischen Betrach= tungen unter den drei Gesichtspunkten der Stellung , Be wegung und des Gefechts , des Hand- wie Feuergefechts zusammengestellt , weshalb dem Verfasser eine Scheidung des so umfangreichen Stoffes in jene oben angegebenen acht Abtheilungen nothwendig schien. (Schluß folgt. )

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

20. Donnerstag, April 1854.

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Allgemeine

47.

Militär - Zeitung .

Großherzogthum Heſſen.

Darmstadt, 18. April . Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die Prinzen Ludwig und Hein rich von Hessen , Großherzogliche Hoheiten , Söhne Seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Karl - nach deren vor wenigen Tagen stattgefundenen Confirmation mit dem Großkreuze des Ludewigsordens zu decoriren und zu Lieutenanten im 1. Infanterieregiment zu ernennen geruht. Bei der gestern abgehaltenen Wachparade, welcher Seine Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Groß herzogliche Hoheiten die Prinzen Karl, Georg und Emil beiwohnten, wurden die Prinzen Ludwig und Hein rich von Sr. Erc. dem Kriegsminister Frhn. v. Schäffer Bernstein dem Großherzoglichen Offiziercorps mit einer kurzen Ansprache vorgestellt. Deutschland. Frankfurt a. M.. 12. April. Die Berathungen der Bundesmilitär - Commission über die Revi sion der Bundeskriegsverfassung sind gutem Ver= nehmen nach beendet. Ihr Schluß erfolgte am lezten Freitage. Sie hatten nahe an drei Monate gewährt. Es liegen , wie verlautet , zahlreiche und umfassende Abände= rungen der seitherigen Bundeskriegsverfassung als Ergebniß dieser Berathungen vor. Die Entwürfe der Bundesmilitär commission werden nunmehr sofort durch den Militäraus schuß , welchem sie communicirt wurden , an die Bundes versammlung gelangen , auf daß diese zu endgültiger Be= (L. 3.) schlußnahme über dieselben schreite. Preußen.

с Berlin , 8. April. Weil der Dienst der Jäger und Schüßen eine leichtere , kleinere und weniger glänzende Kopfbedeckung fordert, so ist genehmigt worden, daß für dieselben, sobald ihnen neue Helme fällig werden, statt dieser Czako's für Offiziere und Mannschaften be= schafft werden ; das Gardefäger- und Gardeschüßenbataillon mit dem weißen Gardestern, das 1., 2., 5. und 6. Jäger bataillon mit dem königlichen Namenszug, das 3., 4., 7. und 8. mit einer Agraffe von Messing. Hierbei ist zu= gleich bestimmt worden, daß der Inspecteur der Jäger und

Schüßen nicht den Szako tragen , sondern als Ausnahme zur Gardejageruniform den Helm mit dem Gardeadler beibehalten, auch dem Offiziercorps der einzelnen Bataillone überlassen sein soll , nach ihrer Wahl Czako's von Tuch oder von Leder zu tragen.

Frankreich. Paris , 10. April . Nach einem in heutigen " Moni- C teur" enthaltenen Berichte des Marineministers an den Kaiser beantragt ersterer die Ausschreibung eines Breises von 6000 Frs. ( 1600 Thlr.) für den Er finder einer vollkommeneren Anwendung des Dampfes auf die Kriegsflotte. Der Minister erwähnt, daß die Akademie der Wissenschaften in diesem Sinne fich ausgesprochen und er sich glücklich fühle , diesen Wunsch unterstügen zu können. Dieser Preis wird von der Akade mie der Wissenschaften im Namen des Kaisers und mit Bewilligung des Seeministers verliehen werden.

Luxemburg. [Das Königl. Großherzoglich Luremburgische C Gendarmeriecorps . ] Bis zum Jahre 1840 bestand im Großherzogthum Luremburg die sogenannte " Maréchauffée compagnie von Luremburg" ; dieselbe gehörte zur königl. niederländischen Armee. Der damalige Geheimerath, Chef des Civildienstes im Großherzogthum , Haffenpflug (der jezige kurfürstlich hessische Ministerpräsident) organisirte ein besonderes Gendarmeriecorps für Luxemburg . Dem neu ernannten Commandanten desselben , Major van der Brugghen gebührt das Lob, dasselbe in Kurzem zu einem , in jeder Beziehung musterhaften Corps heran gebildet zu haben . Dasselbe bestand 1841 aus : 1 Com mandeur (Major), 1 Oberlieutenant , Unterlieutenant, 1 Rechnungsführer (Oberwachtmeister, beritten), 2 Wacht meistern (beritten), 18 Brigadiere (davon 1 beritten), 40 Gendarmen (davon 6 beritten) ; im Ganzen 64 Mann. Die Gehalte betrugen per Jahr: für den Corpscom = mandanten 2400 Fres. * ) , für den ersten Lieutenant 1400 bis 1600, f. d. zweiten Lieutenant 1200 bis 1600, für den *) Ein niederländischer Gulden = 2 Frcs. 11 Centimes. (Bis 1840 war der luxemburgische Münzfuß in niederländischen Gulden.)

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Oberwachtmeister 564 , für den Wachtmeister 464, für den Brigadier 399 (beritten), für den Brigadier 595 (zu Fuß), und für den Gendarmen 335 Frcs. (beritten und unbe ritten). Die Berittenen erhielten noch 14 Frcs. per Jahr für Unterhalt des Pferderüstzeugs . Nach mehrmaligen Modificationen in dieser Formation erhielt das Corps endlich die nunmehrige Organisation, nach welcher es besteht aus : 1 Commandanten (Haupt mann) , 1 Lieutenant und 2 Unteradjutanten ( Diſtricts commandanten) , von diesen die zwei ersteren mit zwei Pferderationen , die zwei letteren mit einer Pferderation, welche per Jahr mit 400 Fres. vergütet wird; 1 Ober wachtmeister, 4 Wachtmeistern und 18 Brigadiers (Sta tionscommandanten) und 71 Gendarmen. Diese sämmt= lich unberitten. ― Im Ganzen 98 Mann . Dem dermaligen Commandanten Hauptmann de la Fontaine muß man die Anerkennung widerfahren lassen, das Corps in dem übernommenen trefflichen Zustande nicht allein erhalten, sondern auch nach Kräften in allen Theilen gehoben zu haben. An Gehalt beziehen die betreffenden Chargen, und zwar : der Hauptmann (Commandant) 3000 , der Lieutenant (Districtslieutenant) 1500 und der Unteradjutant 1500 Fres. per Jahr , der Rechnungsführer 3 F. 25 C., der Wacht meister 2 F. 70 C. , der Brigadier 2 F. 45 C. und ein Gendarm 2 F. 5 C. per Tag. Sämmtliche, zum Corps gehörende Personen, mit Aus schluß des Hauptmanns- Commandanten , genießen freies Quartier. An Entschädigung für den Unterhalt ihrer Hausgeräth schaften erhalten dieselben außerdem noch folgende Zulagen F., per Jahr , nämlich : jeder Districtscommandant 42 8, jeder Wachtmeister 31 8. 75 6., jeder Brigadier 31 F. 75 C. und jeder Gendarm 27 F. 50 6. Die Kleidungsmasse haben die Unteroffiziere und Gen darmen mit den gleichstehenden Chargen des Bundescontin gents gemein. Die Ergänzung des Corps geschieht aus den dazu sich Die qualificirenden Individuen der Linienabtheilungen .

fürsten Constantin K. H. , über die eingegangenen und zur Verfügung des Marineministeriums gestellten Geldgeschenke für die gegenwärtigen Kriegsbedürfnisse Folgendes verfügt : 1 ) die bezeichneten dargebrachten Summen als Grund capital für den Bau eines Invalidenhauses nieder zulegen , worin verwundete und verstümmelte Seeſol= baten Verpflegung erhalten sollen ; 2) für die Erbauung dieses Invalidenhauses ein eigenes Comité zu gründen ; 3) dieses Comité hat unverzüglich zur Aufsuchung der Mittel zu schreiten, welche dieses Capital vergrößern kön= nen , und zur Erbauung des Invalidenhauses selbst auf einem dauerhaften Grunde.

Offiziere und Districtscommandanten werden von Sr. Majestät dem Könige, die übrigen Chargen von dem Departement der Militärangelegenheiten auf den Vorschlag des Corpscommandanten und des Contingents commandanten ernannt. Das Corps steht , was das rein Militärische betrifft, unter dem Departement der Militärangelegenheiten , resp. Contingentscommande , und , was den rein polizeilichen Dienst betrifft, unter den Departements der Justiz und des Junern . Die allgemeinen Dienstreglements , insofern dieselben. nicht in das Gebiet des Polizeilichen einschlagen, hat das Corps mit der Linie gemein. Außer den gewöhnlichen Disciplinarstrafen wird bei gröberen Vergehen die Ent fernung vom Corps oder auch in einzelnen Fällen die Zurückversehung zur Linie verhängt. (Schluß folgt.) Rußland. Petersburg, 1. April . Se. M. der Kaiser hat auf den Bericht des Dirigenten des Marineminiſteriums, Groß=

Literatur. Terrainlehre und Terrain benußung , nebst einem Anhang über die Terrainabſchnitte beim Tirailliren und einer damit verbundenen Besprechung hinsichtlich einer neuen Eintheilung der Infanterie. Von Anton Pannasch, Oberst 2c.

(Schluß. ) Was nun den eigentlichen Inhalt des Buches anlangt, so glauben wir in Berücksichtigung der bereits mehrmals ausgesprochenen Ansicht über Terrainkennntniß und Ler rainlehre von einer weiteren Besprechung der darüber handelnden ersten Theile der verschiedenen Abschnitte ab= sehen zu können und wollen nur Einiges über die zwei Theile , welche die Terrainbenutzung betreffen , anführen. Sie enthalten im Allgemeinen , wie im Besonderen viel Belehrendes und fast durchweg Richtiges , was durch Hinzufügung entsprechender Figuren und Plänchen deutlich und verständlich gemacht wird. Es ist sich hierbei oft der schon in dem früher besprochenen Werkchen * ) bemerkten iso= metrischen Darstellung von Terraintheilen, sowie der Pro file und Durchschnitte bedient , welche schon ein ziemlich genügendes und lebendiges Bild des Gegenstandes geben und dadurch oft die als so zweckmäßig anerkannten Mo dellirungen der verschiedenen Terraingattungen ersehen können. Außerdem wird der Feldbefestigung überall da genügender Erwähnung gethan , wo sie zur Unterstützung taktischer Vornahmen zweckmäßig oder nothwendig erscheint,

wodurch der Verfasser beurkundet, daß er den Standpunkt der neueren Taktik richtig aufgefaßt hat , da die immer fortschreitende Vervollkommnung der Feuerwaffen einen immer erhöhteren Schuß vom Terrain , sowie eine Ver mehrung desselben durch künstliche Mittel nothwendig machen wird. Während in den vorderen Abschnitten über Berge, Thäler, Flüsse 2c. die taktischen Betrachtungen ziemlich abstract und etwas abgebrochen erscheinen , und so einer weiteren Erläuterung bei dem Vortrag bedürfen möchten, folgen in den späteren, besonders über Wald- und Dorf= gefechte handelnden , sehr sachgemäße Darstellungen über Angriff und Vertheidigung dieser Gegenstände , wobei zu= gleich umgebendes Terrain , sowie sonstige Belegenheiten *) Ueber die Art des Vortrags der Terrainlehre 2c. f. A. M.-Z. 1853 Nr. 157.

389 unterstellt und abgehandelt werden. Für den vorliegenden Zweck möchte aber die Darstellungsform weniger Interesse haben, da der Verfasser die Art und Weise des zu erthei lenden Vortrags in der früher angezeigten Brochüre be sonders besprochen und hiernach eine Bearbeitung des ganzen Stoffs in jenem Sinn vorausgesezt hat, was aber die vorliegende Abhandlung weniger zum Selbstudium als zur Anleitung für den Unterricht geeignet macht. Der den Schluß bildende achte Abschnitt spricht in wenig Zusammenhang mit dem Vorhergehenden von der allgemeinen Verbindung der Terraintheile und gibt darunter eine Definition der vier Hauptgattungen des Landes, welche hier in Hoch-, Mittel- , Niedergebirg und Flachland ge schieden werden und in 4 Plänchen beispielsweise darge stellt sind. Wenn eine solce Erörterung nöthig erschien, so würde sie wohl am Anfang des ersten Abschnitts eine paffendere Stelle gefunden haben , sowie sie auch nur irr thümlicher Weise die Unterabtheilung : Terrainlehre erhalten haben mag, indem von einer Terrainbenugung nicht mehr dabei geredet wird. Statt dessen ist noch Einiges über die für den Militär so wichtige Orientirung eingeschaltet, wofür sehr beachtenswerthe und praktiſche Hülfsmittel ge geben sind. Das Buch enthält zuleht noch einen Anhang über die Terrainabschnitte beim Tiraiuiren nebst einer damit ver bundenen Besprechung hinsichtlich einer neuen Aufstellung und Eintheilung der Infanterie. In ersterer Beziehung ist hauptsächlich nur bemerkt, daß die verschiedenen Terrainabschnitte , welche hier in

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schlagene Eintheilung und Verwendung der Infanterie im Gefecht einige Bedenken äußern zu müssen. Die Com= pagnieen als Hauptunterabtheilungen des Bataillons ver schwinden hierdurch im Gefecht und werden durch die in drei Treffen verwendeten , einzelnen Glieder erseßt. Die Verwendung des ersten Gliedes zur Plänklerkette möchte nur eingebildete Vortheile haben , da beim Zurücknehmen der Tirailleure diese unmöglich ihre frühere Stelle ein nehmen könnten, sondern deren Sammlen hinter den Sou tiens geschehen mußte , was nun eine vollständige Ver= fegnng der Glieder herbeiführte. Alle Bewegungen in ein Glied sind schwierig und schwankend , und wer sollte die verschiedenen Abtheilungen dieser einzelnen Glieder com mandiren und führen. Das Manöveriren mit einem solchen Bataillon , was speciell nur eine Gliederung längs der Gefechtslinie enthielte , möchte auf große Schwierigkeiten stoßen. Nach unserer Meinung würde der Verfaſſer besser gethan haben , statt dieser neuen Einführung die in ver= schiedenen Armeen schon längere Zeit im Gebrauch befind liche, vorzugsweise Verwendung des dritten Gliedes zum Plänklergefecht auch für die österreichische Armee in Vor schlag zu bringen , da eine Bestimmung dieser oder ähn= licher Art für das weder zum Feuer- noch Bajonnetgefecht in der Linie gebräuchliche dritte Glied dem sonst so um= sichtig und vollständig abgefaßten österreichischen Reglement abgehen dürfte. Die Formirung einzelner, jedoch mit den Compagnieen in bestimmtem Zusammenhang bleibenden Abtheilungen aus dem dritten Glied , während das übrige Bataillon natürliche und künstlich erzeugte Plänklerlinien" geschieden seine ganze sonstige Formation beibehält, möchte die zweck werden , rasch besezt und gewonnen werden sollen , ohne entsprechendste Verbindung der dritten und zweigliedrrgen Stellung sein , indem hierdurch zugleich ein hinlänglich sich auf dem dazwischenliegenden Terrain mit Feuern auf zuhalten, während die gewöhnlichen Plänklergefechte sehr genährtes Linien- und Plänklergefecht erzielt , sowie eine häufig in ein zögerndes und nugloses Vor- und Rückwärts jede nothwendige Treffen- und Flügelformation möglich gemacht wird. Wo sich solch' Erprobtes bereits vorfindet, gehen ausarteten. Abgesehen davon , daß diese Betrach tung hier etwas vereinzelt und ohne eigentliche Begrün möchte es keiner neuen und mit der sonstigen Formation dung hingestellt erscheint , so enthalten die neueren Regle so wenig harmonirenden Eintheilung der Infanterie be ments , darunter auch besonders das der österreichischen dürfen . Die Aufstellung der Kammerbüchsenschüßen im dritten Gliede scheint schon zu einer abgesonderten Ver Armee , über diese Gefechtsweiſe ſo umfassende und zweck mäßige Bestimmungen und Vorschriften, daß es nicht nothwendung dieses Gliedes zum Gefecht in nichtgeschlossener Ordnung einzuladen , um so mehr als nach den dortigen wendig erscheint , in taktischen Werken darauf zurückzu tommen. Bestimmungen das dritte Glied nur ganz ausnahmsweise, Was die vorgeschlagene Eintheilung der Infanterie bei der Vertheidigung gegen Reiterei, zu dem Linienfeuer betrifft , so will der Verfaſſer dieſe immer in zwei Glieder herangezogen wird. aufstellen, von denen das erste aus den kleinsten Leuten Ueberblicken wir vorliegende Abhandlung noch einmal und das zweite aus denen des jezigen zweiten Gliedes im Allgemeinen , so müssen wir hauptsächlich die taktischen gebildet würde , während die größten und stärksten Leute Betrachtungen hervorheben und die mit Fleiß und Sach von jedem Bataillon eine besondere Reservedivision , also kenntniß ausgearbeiteten, lithographirten Tafeln , welche zwei Compagnieen , formiren sollten , welche rückwärts der überall zur Verständigung und Erläuterung beigefügt find .. Bataillone als Reserve zu verwenden wäre. Das vordere Nimmt man nun an , daß diese Arbeit nach Anleitung Glied würde sich sodann als Plänkler auflösen und gleich des früher besprochenen Schriftchens ausgeführt , ergänzt zeitig das zweite Glied die Colonne auf die Mitte im und mit plastisch dargestellten Figuren versehen würde, Bataillon bilden, wodurch leztlich nebst der Reservedivision wie dieß der Verfasser selbst vorausseßt und anempfiehlt, eine Gefechtsaufstellung von drei Treffen auf 200 bis 250 so scheint der Zweck des so vollendeten Werkes, " zu einem Schritt Abstand entstünde , welche Aufstellung und For genügenden taktischen Vortrag zu dienen" , vollständig mation er zu begründen und von einem Beiſpiel zu erläu= erreicht, und schon die hierdurch gegebene Anregung in tern sucht. dieser Beziehung äußerst dankenswerth und nüßlich . Mit dem für die zweigliedrige Stellung hier ange= führten und fast durchweg allgemein anerkannten Gründen . einverstanden , glauben wir doch gegen die hier vorge=

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Miscelle

[Kronstadt, Sweaborg , Reval.] Am öftlichen Ende des finnischen Meerbusens , fenes langen Wasserbeckens , durch welches die Ostsee den füdlichen Theil des Großfürstenthums Finnland, Carelien , von den Provinzen Efthland und Ingermanuland trennt und ihre Wellen faft bis zu den Kais der russischen Metropole hinandrängt , ftreckt sich in einer Länge von Nordwest nach Südost von circa 12 geographischen Meile und einer Breite von kaum einer halben , von St. Petersburg durch die circa 4 geographische Meilen breite Kronstädter Bai getrennt , eine niedrige Jasel, die Kesselinsel (Koltinoe.Oftrow) genannt , welche, im Jahre 1703 den Schweden von den Ruffen abgenommen , seitdem im Besiße der lezteren geblieben ist. Hier erheben sich die Wälle und Forts von Kronstadt , dem Hafen und Schlüffel von St. Petersburg , der Hauptstation der baltischen Kriegsflotte Rußlands. Die mächtigen Werke von Kronstadt find der Hauptsache nach eine Schöpfung Peters des Großen. Die Natur hatte die Errichtung einer Schuß wehr für seine junge Hauptstadt auf dieser Insel nur in so weit begünftigt , als fie den Zugang zu St. Petersburg zwischen der finnischen Küste und der nördlichen Seite der Keffelinsel, durch Riffe und Sandbänke in hohem Grade erschwerte , auf der anderen, süd lichen Seite aber , gegenüber der bis auf eine Entfernung von 7 geographischen Meilen herantretenden ingrischen Küste , auf ein schmales Fahrwaffer beschränkte. Zunächst wurde nun jener nörd liche Wasserarm durch Versenkung von Felsstücken , mit Steinen gefüllten Schiffswracks 2c. völlig unzugänglich gemacht. Darauf begann der Bau der Festungswerke , und dauerte, bei kürzerer oder längerer Unterbrechung , unter Aufwendung großer Geld- und Menschenkräfte, beinahe bis auf die neueste Zeit. Den um die Insel herum fich wie fteinerne Gürtel legenden Bastionen schließen fich ergänzend und verstärkend einzelne Forts an , zu deren Errich. tung sich hier und da in aus dem Meere hervorragenden Felsen eilanden ein Naturgrundbau bot. Auf der südlichen Seite des Fahrwaffers erhebt sich das Altärkßte und größte, Fort Kronslot, von Peter dem Großen angelegt , in neuerer Zeit umgebaut und ver vollständigt, auf der nördlichen Seite , der Insel selbst , die Cita delle ; auf dem Felsen Riesbank treten die Werke mitten in die Fluthen hinein , und ihre Batterieen bestreichen jeßt , im Verein mit den an verschiedenen Punkten der ingriſchen Küfte von Oranien baum bis nach Peterhof errichteten , das St. Petersburger Fahr= waffer und den finnischen Meerbusen , weithin von Kronstadt , so weit er nur hier für Schiffe zugänglich ist. Auch auf der finnischen Küfte , der Nordwestspiße der Insel gegenüber , find Batterieen errichtet. Auf der Nordseite der Insel liegt die ftark_be festigte Alexanderschanze. Der Kriegshafen , an der Südostseite, wird durch Forts vollständig gesperrt. Er ist sicher und geräumig ; 35 große Kriegsschiffe finden in ihm Play. Nach der Seeseite zu umfäumt ihn ein mächtiger Molo von 450 Klafter Länge. Daneben liegt der mittlere Hafen , welcher für die Ausrüstung der Kriegs. schiffe , deren Rumpf immer in St. Petersburg gebaut wird , bea ftimmt ift. Ein dritter endlich ist der Kaufmannshafen, welcher die Handelsschiffe aufnimmt , die ihre Frachten nach St. Petersburg meist hier scon löschen und auf kleineren Schiffen die seichte Neva hinauf befördern . Er soll gegen 1000 Schiffe aufnehmen können und wird auch durch eine Baſtion geſchüßt. An allen drei Häfen ziehen fich prächtige Quais hin. Aus dem Kaufmannsbafen führt der Katharinenkanal in die Stadt , aus dem mittleren Hafen der Peterskanal in das mit Granit ausgelegte und eingefaßte Baffin, die Docks von Kronstadt , wo die Kriegsschiffe ausgebessert werden. Zehn große Kriegsschiffe können in diesem Baffin auf einmal in Arbeit genommen werden. Eine Dampfmaschine legt es in zwei Tagen trocken und füllt es binnen sechs Stunden wieder. Die Stadt, im Ganzen gut gebaut , hat sich bei dem immer zuneh menden Handel und Verkehr der Hauptstadt , denn sie seewärts ver mittelt , während ihres hundertfünfzigjährigen Bestehens ansehnlich vergrößert, und zählt nicht weniger als 31,000 Einwohner, worunter

392 fich viele Ausländer befinden. Sämmtliche Holzgebäude find vor einigen Jahren auf Befehl des Kriegsministers zur Verminderung der Feuersgefahr abgetragen worden. Neben den Werften , einem bedeutenden Arsenal , der Pilotenschule und den Kanonengießereien hat Kronstadt auch ein Marinehoſpital für 2600 Veteranen. Kron Atadt hat bisher noch nicht Gelegenheit gehabt , feine Stärke bet einer Belagerung zu erproben. Stadt und Feftung fehen unter dem Obercommando eines General-Kriegsgouverneurs, welchen Posten gegenwärtig der frühere Genieinspector ehn bekleidet. Folgen wir nun einem jener Dampfschiffe , die den Personen, und Güterverkehr zwischen Kronstadt und den wichtigſten Küften pläßen des finnischen Meerbusens vermitteln , nach Nordwesten zu, so gelangen wir an der , für die Schiffe gefährlichen , weil von Riffen stroßenden und durch zackige , kluftreiche Felsengebilde zer riffenen finniscen Küste bin , nach Sweaborg, in Län Helfings . fors des Großfürftentbums Finnland , dem zweiten kaum minder festen Waffenplaß Rußlands an der Ostsee. Die Festung Swea borg besteht aus fieben verschiedenen , zum Theil unter einander durch Brücken verbundenen Inselveften. Auf Felsengrund ruhend, erheben fie fich terraſſenartig , gleich Kronstadt , in Granitblöcken über die Meeresfläche. Nach dem Frieden von Abo , wodurch ein Theil von Finnland, namentlich die Gränzfeftungen Friedrichshamm, Noflot und Willmanstrand , an Rußland fielen , lick König Adolph Friedrich von Schweden in dem Jahre 1749 diese Merke unter der Leitung des Grafen Ehrensvärd zum Schuß der schwediſchen Gränzen anlegen ; ihre Herstellung kostete Millionen. In dem Jahre 1808 ging Sweaborg zugleich mit der schwedischen Scheerenflotte durch verrätherische Uebergabe an die Ruffen über. Der Frieden von Friedrichshamm , 1809 , bestätigte ihnen diesen Befiß. Das wich tigste und stärkste Fort ist Wargö (Wolfsinsel) , wo sich die Com mandanturgebäude und Magazine , die theilweise in den Felsen gesprengten Swiffsdocks u. f. w. befinden. Der befestigte Hafen für die ruffische Scheerenflotte liegt zwischen Wargö und Stora Defter Svartö, wo Werfte für zwölf Kriegsschiffe angelegt find . Dann folgt Gustavsvärd , am weitesten in das Meer hineinragend, und die übrigen Inseln : Lill Defter Svartö . Weftersvartö, Langöre und Backholm , wo die Casernen und andere Anstalten zur Ver pflegung der Besaßung find . Aus den Granitmauern schauen überall in doppelten und dreifachen Reihen Kanonen heraus , deren im Ganzen 2000 fein sollen. Die Inseln Gustavssvärd und Backholm scheidet die schmale aber tiefe Einfahrt zum Hafen von Helsingfors, das von Sweaborg nur drei Viertelmeilen nordöstlich entfernt liegt. Der Helsingforser Hafen ift tief , gegen Winde wohlgeschüst und geräumig genug , um 70 Kriegsschiffe aufnehmen zu können. Wenn wir jeßt die ganze Breite des finnischen Meerbusens in gerader Richtung , unter geringer Neigung weftwärts , nach Süden durchschneiden, so treffen wir in einer seiner vielen Buchten, Reval, die Hauptstadt von Efthland und dritte Flottenstation. Die Küfte Esthland am finnischen Meerbusen wölbt sich in ein circa 150 bis 200 Fuß hobes Kalksteinplateau , die „Klint " , und fällt ziemlich fchroff zu einem schmalen Vorland ab , welches , allmälig fich ab. dachend, fast überall einen ſeichten Meeresrand hat. In der Mitte der alten , von einer circa 20,000 Seelen starken, zu einem großen Theile deutschen Bevölkerung bewohnten Stadt , erhebt sich der Domberg, ein mit Baſtionen beſeßter Felsen, der auf ſeiner platten Oberfläche den schönsten Theil der Stadt , die Regierungsgebäude u. f. w. trägt. In strategischer Beziehung mag Reval , im Ver hältniß zu Kronstadt und Sweaborg, die Achillesferſe Rußlands in der Ostsee genannt werden. An den Ankerplag für die Flotte fchließt fich der bequeme Handelsbafen , welcher , wie die Stadt selbst , befestigt und durch Batterieen geschüßt ist , allein die Boll werke find zum Theil nur hölzerne. Die jüngsten Tage haben uns nun die Kunde gebracht , daß man jeßt eifrig dabei ist , die Be feftigungswerke Revals zu verbessern und zu verstärken . Auf der Rhede von Reval fand in dem Jahre 1790 ein Seetreffen zwischen russischen und schwedischen Kriegsschiffen statt , das zum Nachtheil der leßteren endete.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

Samstag, 22. April 1854. rod the ard Ons und m mihi raise

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Preußen.

C Man schreibt der „ D. V." aus Coblenz , 9. April. "In der Uniformirung unserer Armee sollen sicherem Vernehmen nach abermals mehrfache Veränderungen bevorstehen. Was die neue Kopfbedeckung der Jäger anbetrifft, so ist das Probeeremplar für das 8. Jägerbataillon bereits beim Generalcommando hier angekommen und habe ich solches zufällig gesehen. Diese Kopfbedeckung ist in Form eines abgestumpften Kegels von schwarzem lakirtem Leder nach Art der Käppis der Jäger von Vincennes ; sie bat vorn und hinten einen Schirm, wie unsere Helme ; sodann ist vorn eine Metallagraffe und darüber das Natio nale, wie bei unseren früheren Szakos , angebracht, und über dem Nationale ist ein vorn auf den Schirm herab fallender Pferdehaarbusch aufgesteckt. Sodann sollen sämmt liche s. g. Avancirte in unserer Armee die bisherigen Treffen von Gold und Silber verlieren und statt derselben , wie bei den Desterreichern, die Unteroffiziere am Kragen einen Stern, die Sergeanten zwei und die Feldwebel drei Sterne erbalten."

Luxemburg. (Schluß der Nachricht

das Königl. Großherzoglich Luremburgische Gendarmeriecorps.")

Das Corps ist im Lande auf 22 Stationen vertheilt, deren jeder ein Wachtmeister oder Brigadier vorsteht. Der District Luremburg , unter einem Lieutenant als Commandanten, zählt 7 Stationen , der District Diekirch 9 Stationen und der District Grevenmacher 6 Stationen, welch letteren beiden jeder ein Unteradjutant vorsteht ; der Commandant des Corps steht in Luxemburg. Außer den Stationen Luxemburg und Diekirch bestehen die übrigen Stationen größtentheils aus 1 Wachtmeister oder Brigadier und 3 Gendarmen. Jeder Districtscommandant bereist seinen District vier mal und der Corpscommandant sämmtliche Districte zwei mal jährlich. Für diese Rundreisen wird Ersteren jedem 300 Francs und Leßterem 0,20 Francs per Stunde ver gütet. An Büreaugeldern erhält jährlich : der Corpscomman dant - Francs (in natura) , jeder Districtscommandant

Francs (in natura) und jeder Brigadier oder Wacht meister Stationscommandant 20 Francs. Bei Verseßungen, die nicht nachgesucht werden, erhalten die sämmtlichen Individuen des Corps, mit Ausschluß des Commandanten, 0,75 Fr. per Stunde, und 0,50 Fr. per Stunde, wenn die Verseßung erbeten worden ist. Die Entschädigungen für Ausbleiben über Nacht, außer halb des Stationsquartiers, ist in neuerer Zeit in den Ge halt einbegriffen worden. - An Reisegeldern erhalten die Chargen vom Oberwachtmeister excl. abwärts 0,16 Fr. per Stunde. - Fanggelder für das Aufgreifen von Deserteurs werden vom Großherzoglichen Aercar für Jnländer nicht gezahlt; für preußische Deserteurs werden 8 fl. Conv .-Münze vergütet. Die Bekleidung der Gendarmerie ist im Ganzen fener der Linientruppen gleich. Waffenrock, Mantel und Hosen von grünem Tuche mit fornblauem Kragen und Vorstoß, zum Waffenrocke dunkelgrüne Epauletten mit Franzen, auf dem Mantel blaue Achselklappen ; weiße Knöpfe mit darauf geprägtem Jagdhorn. - Achselschnüre (Aiguillettes) weiß, roth und blau, als Auszeichnung ; bei den Unteroffizieren ist das Weiße von Silberfaden. - Grüne Müßen mit blauem Bejas. Die Offiziere tragen silberne Achselschnüre und Epau letten (die Unteradjutanten Contreepauletten ) und orange -Schärpen. Der Ezaco ist von Filz mit blauem Tuch über zogen, vorn die Cocarde und ein Jagdhorn, lederne Sturm riemen, grüne Pompons, bei den Offizieren von Silber. Die Offiziere und Unteradjutanten tragen den Säbel in eiserner Scheide an einer Schwingkuppel ; der Rechnungs führer trägt einen Säbel in lederner Scheide , gleichfalls an einer Schwingkuppel. Diese alle Portépées von Silber mit Drangefüllung. Die Unteroffiziere und Gendarmen tragen gerade Säbel mit Gefäß von Messing ; dieser Säbel kann mittelst einer Feder auf den Carabiner gesteckt wer den ; die Säbelkuppel ist schwarz und wird die Patrontasche gleichfalls daran getragen (um den Leib) . Die Mann schaft führt Doppelcarabiner mit Percussionsschloß und bronzirten Läufen. Die Gradauszeichnungen bei der Gendarmerie sind bei der Offizieren und Unteradjutanten dieselben wie bei der Lixie. Die Unteroffiziere tragen auf den Aermeln der Waffenröcke und Mäntel Galons von Silber, und zwar

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der Rechnungsführer auf jedem Aermel drei , der Wacht meister zwei und der Brigadier einen ; beide lettere Chargen haben Säbeltroddeln von Silberfaden mit Orangefüllung, die Gendarmen von weißem Kameelgarn. --Weiße lederne

heutigen russischen Kriegführung mit der im Jahre 1828, wie er bereits mehrfach angestellt worden ist , schwerlich zu richtigen Schlußfolgerungen führen dürfte , weil die Verhältnisse der kriegführenden Partheien sich inzwischen Damals litt das russische wesentlich verändert haben. Heerwesen an so vielen inneren Gebrechen , daß man bei Ausbruch des polnischen Revolutionskrieges gar nicht in Verfassung war , mit dem erforderlichen Nachdrucke aufzu treten. Die Infanterieregimenter fonnten nur mit zwei schwachen Bataillonen zu kaum 500 Mann in's Feld rücken. Die Cavalerie war zwar sehr schön , die leichte aber fast durchgehends mit Gestütpferden beritten , deren geringere Dauer man bereits an der Donau kennen ge lernt hatte. Der Artillerie fehlte es zwar nicht an Kühn heit , den einzelnen Battericen aber an Manöverirfähigkeit. Für die Ergänzung des Heeres war im Allgemeinen so wenig gesorgt, daß Feldmarschall Diebitsch nach einigen mißlungenen Versuchen , das polnische Heer zu überwäl tigen , sich zum Rückzuge entschließen mußte. Seit 1840 steht aber das russische Heer auf einem ganz anderen Fuße. Die Regimenter der Infanterie rücken mit 4 Bataillonen zu 1000 Feuergewehren in's Feld, und haben jedes noch 1 Reserve- und 1 Depotbataillon. *) Die Cavalerieregimenter haben durchgehends 8 Schwadro nen zu 160 bis 170 Pferden , außerdem 1 Reserve- und 1 Depotſchwadron ; die leichten Regimenter sind wieder Die Artillerie hat durch mit Steppenpferden beritten. Verminderung der Geſchüßzahl in den Batterieen (8 ſtatt 12) größere Manöverirfähigkeit erhalten. Die Cavalerie wird im Reiten , die Artillerie im Fahren - lettere in Betreff der Schnelligkeit , Kühnheit und Ausdauer ― von einer europäischen wohl kaum übertroffen. Die wichtigste Ver= änderung im russischen Heerwesen muß jedoch, nächst größerer Sorgfalt für das Material und die Verpflegung der Truppen in dem Reservesystem gesucht werden , durch welches jedem besonderen Corps vollständig ausgebildete Bataillone und Schwadronen , größtentheils aus kriegsgewohnten Leuten formirt , in kurzer Zeit zur Verſtärkung zugeführt werden können.

Handschuhe. Das für die Linie bestehende Dienstauszeichnungskreuz für 15 und 25 jährige Dienstzeit der Offiziere, sowie für 10- und 20jährige Dienstzeit der Unteroffiziere und Sol daten, findet auch für das Gendarmeriecorps Anwendung. Das Corps zählt feinen Sanitätsoffizier in seinem Etat und wird der Gesundheitsdienst bei den respectiven Statio= nen von Civilärzten gegen Entschädigung besorgt. Des gleichen ist die thierärztliche Pflege Civilveterinärärzten übertragen. Medicamente und ärztliche Behandlung haben sämmtliche zum Corps gehörende Personen frei. Obgleich früher der Etat an berittenen Gendarmen ziem lich bedeutend, später viel geringer war, derselbe_aber nun seit längerer Zeit ganz eingegangen ist, so hat die Erfahrung doch gelehrt, daß der Polizeidienst dadurch nicht im Gering sten gefährdet , vielmehr mit aller nur möglichen Umsicht versehen worden ist und hierdurch dem Staate bedeutende Es erfordert freilich größere Ersparnisse erwachsen sind . Anstrengung ; aber rastlose Tbätigkeit und unermüdeter Diensteifer vom Corpscommandanten bis zum Gendarmen haben bisher allen Schwierigkeiten zum Vortheile des Lan des zu trogen gewußt , wofür ihnen aber auch im Groß herzogthume die ungetheilteste allgemeine Anerkennung ge= zollt wird. Schließlich glauben wir die Bemerkung nicht unterlassen zu dürfen, daß sämmtliche zum Gendarmeriecorps gehörige Personen einen integrirenden Theil des Bundescontingentes ausmachen, also nur als zu dieſem Spezialdienste temporär commandirt zu betrachten und von dem Effectivbestande bes Contingentes an Freiwilligen in Abzug zu bringen sind. Die Disproportion der Gehalte der Offiziere zu jenen der Linie ist, wie so manche andere Uebelſtände, einzig und allein diesem anormalen Verhältnisse des Contingentes zu= zuschreiben, welches lettere dagegen wieder in einer gewissen Ersparungssucht seinen Grund hat.

Die russische Kriegführung an der unteren Donau.

(Von Pz.) Endlich haben die Russen die Donau überschritten und rücken mit ihrem linken Flügel in der Dobrudſcha vor. Daß fie einen solchen entscheidenden Schritt nicht früber gethan haben wird Jeder begreifen , der mit den klima tischen und örtlichen Schwierigkeiten einer Offensivoperation Daß sie es in den unteren Donauländern bekannt ist. aber jest thun, gibt Stoff zu mancherlei Betrachtungen, welche für die Beurtheilung der weiteren Kriegsoperaticnen nicht ohne Nußen sein werden. Vor Allem möchten wir jedoch vorſchnellen Kritikerr zu bedenken geben , daß ein so oberflächlicher Vergleich der

Die Türken hatten im Feldzuge 1828 ihre kriegeriſchen Tugenden noch so ziemlich in Kraft erhalten. Ihre In = fanterie vertheidigte die Festungen mit gewohnter Tapfer= keit. Die Cavalerie war zahlreich und zu kühnen Unter nehmungen geneigt , obwohl sie schon damals vor den ge= schlossenen Angriffen der Kosacken, die sie früher sehr gering schäßten und in jedem Einzelngefecht leicht bestegten , eine solche Scheu zu erkennen gaben , daß Kaiser Nikolaus fich dadurch veranlaßt fand , sogar alle Husarenregimenter mit Lanzen zu bewaffnen. Die Artillerie stand der russischen nicht nach , schoß vielleicht besser als diese. Die seitdem eingetretenen Reformen haben dem türkischen Heere zwar einen europäischen Anstrich gegeben, als Ganzes betrachtet dasselbe aber nicht verbessert, die Cavalerie sogar ver schlechtert. Nur die Artillerie dürfte gewonnen haben. Einige günstige Erfolge in kleinen Gefechten geben keinen Maßstab für die kriegerische Tüchtigkeit des Ganzen . Zur

*) Die Zahl dieser Reservebataillone ift in neuester Zeit ver doppelt worden.

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Schlachtenführung ist Uebung in den Massenbewegungen und in der Gefechtsmechanik ganz unerläßlich , und alle persönliche Tapferkeit ―― die auch den Russen zugesprochen werden muß kann die Niederlage eines schlecht geführten Heeres nicht abwenden. Im russischen Heere find Üebungen in der Formirung und Entwickelung großer Streitmaſſen ſeit 20 Jahren jährlich , im türkischen Heere aber nie mals abgehalten worden. Was läßt sich da von der gegenseitigen Unterſtüßung der verschiedenen Waffen und von der zeitgemäßen Verwendung der Reserven erwarten, worin das Wesen der heutigen Schlachtentaktik besteht ? Für die Ergänzung und den Unterhalt des türkischen Heeres wird bekanntlich schlecht gesorgt. In Hirtenfelds Allge meinen Militärischen Handbuche“ über die Organisation der europäischen Heere findet man zwar (S. 374) , daß die Reserven (Redifs) ebenfalls aus gedienten Leuten be stehen und der Stärke des activen Heeres faßt gleich kommen. Aber ihre Organiſation scheint noch sehr mangelhaft zu sein , denn ihr Auftreten ist bis jezt nur durch Unord nungen aller Art bezeichnet worden. Wie schlecht für die

längere Ausdauer , als durch einige glänzende Gefechte bedingt. Betreten die Franzosen den dortigen Kriegsschau plaz, dann mögen sie sich vor Allem mit Geduld und Beharrlichkeit rüßten. Ihr ungestümes Vordringen kann ihnen leicht die größten Verlegenheiten bereiten. Ein Rückblick auf die vorausgegangenen Unterneh

Pflege der Truppen gesorgt wird , haben selbst die türken freundlichen Berichterstatter nicht verhehlen können , den an der Donau stehenden Truppen fehlte es während des Winters sogar an nothwendigen Bekleidungsstücken. In Betreff der beiderseitigen Feldherrn ist der Ver gleich zwischen 18 und 1853 weit schwieriger, weil uns von dem Leistungsvermögen des damaligen und jezigen türkischen Feldherrn nicht genug Kenntniß zu Gebote steht, ein Urtheil nach dem Erfolge aber unsicher ist. Die Russen befehligte damals Diebitsch, jezt Paskewitsch. Der legtere hat damals in Asien wohl Größeres oder mindestens Schwierigeres vollbracht , als sein Mitfeldherr in Europa. Während des polnischen Revolutionskrieges folgten Beide einander im Oberbefehl. Paskewitsch hat aber in dem selben ungleich mehr geleistet , als sein Vorgänger , der vielleicht zurückberufen worden wäre , hätte ihn nicht die Cholera dieser Schmach überhoben. Daß Paskewitsch 1849 in Ungarn den Erwartungen der Oesterreicher nicht ent sprochen hat, lag theils in den höheren Weisungen, theils in seinem Kriegssystem , das kleine Erfolge verachtet und stets nur nach dem Hauptzicle strebt. Für die dortigen Verhältnisse war dieß Verfahren weniger geeignet , und es wird immer ein Fehler bleiben , daß Görgey nicht ver hindert wurde , mit seinem Corps und einem starken Ge schüßpark von Comorn mitten durch das ruſſiſche Heer nach Großwardein zn marſchiren , was jedoch mehr den einzelnen Corpsbefehlshabern , als dem Feldmarschall zur Last fällt. Jest ist Paskewitsch freilich alt und gebrech lich , deßhalb aber doch befähigt , die Grundzüge zu den Operationen anzugeben ; mehr wird man von ihm wohl nicht verlangen. Wer jedoch diesem Feldherrn Unent schloffenheit vorwirft , der hat ihn nicht begriffen ; er ist gewohnt , langsam aber sicher das vorgesteckte Ziel zu erreichen , hat er aber etwas fest beschlossen , dann schreckt ihn keine Gefahr. Schnelle und glänzende Entscheidungen möchten auf dem Kriegsschauplage an der unteren Donau überhaupt nicht zulässig sein, es müßte denn das türkische Heer plößlich alles Selbstvertrauen verlieren. Das Kriegs feuer brennt dort wie feuchtes Pulver in Kanonenschlägen ab , und der glückliche Erfolg wird weit mehr durch die

mungen der Ruffen an der Donau zeigt uns , daß die oberste Leitung - die ohne Zweifel von Baskewitsch aus das Ziel und den Zweck der Unterneh= gegangen ist mungen den jeweiligen Verhältnisſſen gut anzupaſſen und sehr geschickt zu verschleiern verstanden hat. Das begreifen allerdings solche Kritiker nicht , welche vergessen zu haben scheinen , daß ein Krieg nur die Fortseßung der Politik mit gewaltsameren Mitteln ist ; daß die Erreichung des politischen Zwecks also die Hauptsache bleibt und die kriegerische Handlung darnach modificirt werden muß ; daß aber große kriegerische Erfolge nur dann zur Steigerung der politischen Forderungen verleiten dürfen, wenn dadurch nicht zugleich andere (bisher neutrale) Mächte wesentlich Jenes Vergessen kann nur zu der beeinträchtigt werden. irrigen Grundansicht führen, daß ein Kriegsfürst , nachdem sein Heer einmal in's Feld gerückt ist, sofort nach schneller Entscheidung streben müsse müſſe , und ein Zurückhalten damit Entscheidung nur Unentschlossenheit oder Ungeschicklichkeit verrathe. Die meisten Kritiker haben sich bisher in diesem Sinne aus gesprochen. Wir sind weit entfernt , den ruffischen Heer führern Angenehmes sagen zu wollen. Unsere politische Anschauung der dortigen Verhältnisse, bei welchen Deutsch land viel mehr interessirt ist, als man sich gestehen möchte, kann uns nicht wünschen lassen , russische oder französische Siegesfahnen an der Donau wehen zu sehen ; denn diese große Pulsader unseres Verkehrs mit dem Orient ist deutschen Ursprungs und darf von fremder Macht in Aber gerade deßhalb keiner Weise unterbunden werden. follten wir Deutschen den Kriegsereignissen in dortiger Gegend die größte Aufmerksamkeit widmen , und sie nicht durch sympathetiſche oder einseitig theoretische Brillen an= sehen. Ueber die früheren Unternehmungen der Ruffen werden einige kurze Bemerkungen genügen. Man wolle sich erinnern , daß Kaiser Nikolaus nach Abberufung seines Gesandten bei der hohen Pforte die Donaufürstenthümer nur militärisch beseßen ließ , um den später wieder aufzunehmenden diplomatischen Verhand lungen mehr Nachdruck zu geben. Ein bekanntes Wiß blatt sagte damals sehr treffend : „ Der Kaiser rückt bloß näher , um besser gehört zu werden." Die entwickelte Truppenmacht war deßhalb sehr unbedeutend und nur etwas über 60,000 Mann ſtark. Sie rückte nach und nach bis an die Donau vor. Größere Truppenmaſſen wurden aber in Bereitschaft gesezt, um den Umständen gemäß mit mehr Nachdruck handeln zu können. Als die Spannung zwischen Rußland und der Pforte größer wurde, die West= mächte für leßtere entschieden Partei nahmen und immer mehr türkische Truppen an die Donau rückten , erhielten auch die strategischen Verhältnisse einen anderen Ausdruck. Es handelte sich jetzt schon nicht mehr um die bloße Be obachtung der Donanlinie, die Russen mußten an ihre Besetzung und Vertheidigung denken . Hierzu waren aber die vorhandenen Truppen nicht ausreichend , denn die zu vertheidigende Flußstrecke hat eine Länge von etwas über

399 80 deutschen Meilen . Auf dem linken Ufer der Donau ist die Terrain- und Straßenbeschaffenheit einer wirksamen Vertheidigung viel ungünstiger , als auf dem rechten. Parallelstraßen gibt es in der großen , meist morastischen Flußniederung gar nicht. Ein gewaltsamer Uebergang der damals an Zahl überlegenen Türken , durch ihre Festungen und zahlreichen Flußfahrzeuge begünstigt, konnte fonach nur verhindert werden , wenn die Ruffen am Ufer selbst Truppenkörper von mindestens 20,000 Mann in Entfernungen von etwa 12 Meilen aufstellten , zu deren Unterstüßung Reserven von angemessener Stärke auf der großen Straße über Bukarest und Krajowa in Bereitschaft gehalten werden mußten. Hierzu würden ungefähr 160,000 Mann erforderlich gewesen sein. Die Stärke der Russen in der Wallachei dürfte aber , nach Abzug der vielen Kranken, damals kaum die Hälfte betragen haben. Ueber dieß würden die Truppenkörper an der Donau kein Obdach gefunden haben und zu Lagerstellungen genöthigt gewesen sein, was die eintretende sehr wechselvolle Witterung ganz unzulässig machte, wenn nicht die Hälfte der Truppen einem gewissen Tode geopfert werden sollte. Es entspann sich daher an den Ufern der Donau ein Postenkrieg im großen Styl , durch welchen beide Partheien nicht ohne bedeutende Opfer gesicherte Uebergangspunkte in ihre Ge walt zu bringen fuchten , um feindliche Unternehmungen auf dem anderen Ufer durch Anwendung desselben Mittels paralyfiren zu können. Dieß veranlaßte die blutigen An trengungen bei Kalarasch , Ölteniza , Giurgewo , Kalafat und auf anderen Punkten, durch deren Erfolglosigkeit aber in der Hauptsache nichts geändert wurde. Es muß dahin gestellt bleiben , ob der russische oder türkische Oberbefehlshaber , wenn es ihm gelungen wäre auf dem feindlichen Ufer festen Fuß zu fassen , zu einer weitergehenden Offensivbewegung sich entschlossen haben würde. Die Türken würden vielleicht bis Bukarest vor gerückt sein, ohne gleichwohl sich dort behaupten zu können. Die Ruffen würden aber höchstens versucht haben, Rustschuk, Turtukai und Widdin in ihre Gewalt zu bringen, um für den nächsten Feldzug ein Stück Operationsbasis zu erlangen. In so später Jahreszeit und bei den großen Schwierig keiten einer gesicherten Verpflegung der Truppen mußte auf entscheidendere Unternehmungen vom Hause aus ver zichtet werden. Es beurkundet mithin ein gänzliches Ver kennen der obersten Grundsäße der Kriegführung wie der dortigen Verhältnisse , wenn man den beiderseitigen Ver suchen einige vortheilhafte Stellungen am feindlichen Ufer zu gewinnen - deren Behauptung den Winter hindurch höchst zweifelhaft blieb den Werth wirklicher Offensiv operationen beilegt, oder die Unterlassung der letteren als einen Beweis der Unfähigkeit und Unentſchloſſenheit der beiderseitigen Heerführer ansieht. Das Anschwellen der türkischen Streitkräfte und ihre offensive Haltung an der Donau , wie das immer feind feligere Auftreten der Westmächte gegen Rußland , mußte lezteres gleichwohl wünschen lassen , daß ihm bald Ge legenheit zu einem entscheidenden Schlage gegeben werde. Ein solcher würde möglich gewesen sein, wenn der russische

400 Feldherr die Donau nur als Annäherungshinderniß be= trachtet , die Türken herüber gelassen, se dann mit Ueber= macht angegriffen und mit großem Verluste zurückgeworfen hätte. Je entfernter diese Schlacht von der Donau statt fand, desto größer würden die Verluste der Türken gewesen sein , weil bei der Ueberlegenheit der ruſſiſchen Cavalerie die Verfolgung mit größtem Nachdruck fortgesezt werden. konnte. Aber wer bürgte dem russischen Feldherrn dafür, daß sein Gegner zu einer Hauptſchlacht die Hand bieten werde ? Konnte dieser nicht ebenso gut die Fürstenthümer nach allen Richtungen mit kleineren Corps durchstreifen lassen, jedem entscheidenden Gefechte absichtlich ausweichend, durch viele kleine aber kühne Unternehmungen den Ruſſen große Verlegenheiten bereiten und ihren ganzen Plan ver= eiteln ? Würde ein solches Verfahren den Eigenthümlich keiten und Mängeln des türkischen Heeres nicht ungleich mehr entsprochen haben , als das Streben nach einem Hauptschläge, der leicht das eigene Haupt treffen konnte ? -Diese und ähnliche Fragen sind im russischen wie im tür kischen Hauptquartiere jedenfalls in Erwägung gezogen worden worden.. Ueberdieß hatte man auch die Waffenehre zu berücksichtigen, welche bei Beginn eines Krieges nicht bloß gestellt werden darf. Man fand es daher ruſſiſcherseits unstreitig rathſamer, immer stärkere Fühlung an der Klinge zu nehmen , um unter günstigeren Umständen den Kriegs= schauplah auf das rechte Üfer der Donau verlegen zu können. Das forderte aber eine stärkere Truppenmacht und die im südlichen Rußland harrenden Reserven wurden nun in aller Eile herangezogen. Erwägt man , welche großen Räume diese Reserven zu durchschreiten hatten , bevor sie die Donau erreichten, daß diese Märsche unter den ungünstigsten Witterungs und Straßenverhältnissen ausgeführt werden mußten , daß der Marſchverlust mit 20 Procent gewiß nicht zu hoch an= geschlagen ist , die erkrankten Nachzügler ihre Regimenter aber erst nach Wochen und vielleicht Monaten wieder erreichen konnten , wenn sie inzwischen nicht zu Grunde gingen ; so erklärt dieß zur Genüge, weßhalb der ruffische Feldherr, selbst nach den bei Sinope und Achalzik erfochtenen Siegen der Ruffen , an der Donau sich auf untergeordnete Unternehmungen beschränkte. Die preußische Wehrzeitung und der österreichische Soldatenfreuud baben zwar das Machtverhältniß beider Heere von Zeit zu Zeit aus guten Quellen mitgetheilt. Diese Angaben konnten sich aber nur ' auf den Sollbestand beziehen , der wirkliche Bestand unter den Waffen , d. h. die wirklich verfügbare Streiterzahl ist aber in der Regel bedeutend geringer , und da derselbe nicht zur öffentlichen Kenntniß kommt , überhaupt durch die Zahl der Kranken und Genesenen sehr wechselnd wird, läßt sich mit einiger Genauigkeit auch nicht beurtheilen, ob die Russen früher in Verfassung gewesen sind , die Offensive zu ergreifen. Hierbei darf nicht übersehen wer den , daß Kaiſer Nikolaus bis auf den heutigen Tag durch Wort und That sorglich vermieden hat , der Pforte und den Westmächten gegenüber als der angreifende Theil zu erscheinen. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

108 Dienstag, 25. April 1854. -10-20 150 990 100

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Militär - Beitung.

Preußen. Nachdem sich die Aushebung c Berlin, 19. April. militärpflichtiger Personen für den Train und die Aus bildung derselben in diesem Fache des Militärwesens als höchst vortheilhaft erwiesen hat, wird nunmehr fortgeseßt mit dieser Aushebung verfahren werden. Die Ausbildung erfolgt durch Unterricht im Reiten und Fahren , sowie in Anweisung in der Pflege und Wartung der Pferde, und soll stets sechs Monate dauern. Zugleich sind Aushebungen Militärpflichtiger für den Lazareth- und Kranken wärterdienst angeordnet worden, und sollen diese ein Jahr hindurch im activen Dienst sich befinden.

Großbritannien. London , 13. April. Die Times" beschäftigen sich ſeit gestern mit einem sehr interessanten militärischen Plan, der ohne Zweifel auch in dem Cabinet erwogen wird. Falls es mit dem Krieg ernst wird , dürften die Landope rationen doch eine Hauptrolle spielen, und die paar Lau send Mann, die England, d. h. das Mutterland, entbehren fann , würden wie ein Tropfen in dem Meer erscheinen. In Ostindien aber besißt Großbritannien ein höchst impo santes Heer mit vortrefflich geschulten und geübten Offi zieren. Ein ansehnlicher Theil dieses Heeres besteht aus muhamedanischen Eingeborenen , die eben so an christliche Führer, wie diese an die Führung von Muhammedanern gewöhnt sind. Es ist schon früher ausgerechnet worden, daß ein Truppentransport von Indien nach Constanti nopel kaum sechs Wochen brauchen würde. Rußland. Ein kaiserl. Ukas über eine neue Vermehrung des Heeres lautet: V An den Kriegsminister. In Erwägung der steigenden Gefahr für die Reichsländer haben Wir für gut erachtet , Ihnen die Verstärkung der Armee auf fol gender Grundlage anzubefehlen : 1 ) In der Garde werden die vierten Ersaß- und in den Grenadiercorps die vierten Reservebataillone in vierte active Bataillone ungewandelt. 2 ) Für jedes Garderegiment werden fünfte oder Ersaß bataillone und in den Grenadiercorps sechste oder Ersch

bataillone formirt, indem die fünften gegenwärtigen Ersag= bataillone in fünfte Reservebataillone umgewandelt werden. 3) Für die Regimenter des ersten, zweiten, dritten, vierten, fünfteu und sechsten Corps (active Armee) werden je zwei Bataillone für jedes Regiment gebildet, während die gegen wärtigen sechsten oder Ersazbataillone in sechste Reserve bataillone umgewandelt werden ; die neu formirten werden die siebenten und achten Ersazbataillone jedes Regiments genannt. 4) Für jede Artilleriebrigade des ersten, zweiten, dritten , vierten, fünften und sechsten Infanteriecorps wer= den zwei Ersazbatterieen gebildet. Die Einzelnheiten dieser neuen Formationen sind in besonderen Vorschriften Ihnen angedeutet worden. Indem Wir Sie mit der unverzüg= lichen Ausführung dieser Maßregeln beauftragen, find Wir im Voraus überzeugt, daß Sie mit aller Sorgfalt bestrebt sein werden, Unseren Willen pünktlich zu vollziehen , und zwar mit der Thätigkeit und Schnelligkeit, die Wir in allem, womit Sie beauftragt wurden , wahrgenommen haben. Peterhof, den 22. März (3. April) 1854. Nikolaus ." In Gemäßheit dieses Ukases hat der Kriegsminister einen Tagsbefehl erlassen , demzufolge die oben genannten Ba taillone bestehen sollen aus 1 Stabs- und 11 Oberoffi= zieren , 80 Unteroffizieren außer den Junkern (adeligen Unteroffizieren), 20 Musikanten, 520 Gemeinen der Fronte und 35 nicht zur Fronte gehörigen (Schreiber , Feldscheer, Barbier, Lazarethdiener, Handwerker u. s. w.). Die neuen Ersagbatterieen werden leichte, aus 8 Geschüßen bestehende sein. Aus den Ersazbataillonen der Garde wird eine Er sagdivision gebildet. Die neuen Ersazbataillone des Gre= nadiercorps bilden die Reservedivision dieses Corps an Stelle derjenigen, welche in active Bataillone umgewandelt wurden. Dasselbe gilt von den ersten und achten Bataillo nen der sechs Infanteriecorps. Zu Vorstehendem ist zu bemerken , daß die russischen Regimenter im Frieden nur Linienbataillone haben, im Garde- und Grenadiercorps zu 3, in den 6 Infanterie corps zu 4. Außerdem gibt es Reserve- und Depotbataillone, die für den Krieg formirt werden und schon lange formirt sind. Die neue Verordnung vergrößert deren An= worden sind. 1 zahl. Es werden in Folge dessen die Garderegimenter im Ganzen 5 Bataillone haben , die Grenadierregimenter 6 und die Linienregimenter 8. Die Stärke dieser 8 Corps ist also : 400 Linienbataillone zu mehr denn 1000 Mann,

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156 Reservebataillone desgleichen und 168 Depotbataillone zu 631 Mann . Für diejenigen , die an der Richtigkeit dieser Zahlen zweifeln sollten , sei bemerkt , daß zu dem stehenden Heere hinzugekommen find : 300,000 einberufene Reservisten und 180,000 im März ausgehobene Recruten . Lestere werden in die Depotbataillone eingereiht und bis zur Campagne des Jahres 1855 einerercirt. Die Ueber zahl an Mannschaften beider Art ist eben der Grund der Formation der neuen Bataillone. Die Reserve- und Depot bataillone bilden besondere Divisionen und erstere rücken in's Feld. Die Cavalerie und Artillerie werden natürlich nach demselben System und in derselben Proportion verstärkt.

Santarem ; 315 M., 203 Pf. Depot der Reiterei ; 37 M. , 8 Pf. Jägerbataillon Nr. 1 , in Lissabon ; 498 M. Des= gleichen Nr. 2 ; 505 M. - Desgleichen Nr. 5 ; 506 M. — Desgleichen Nr. 8, in Leiria ; 470 M. Grenadierregiment der Königin , in Lissabon ; 529 M. Infanterieregiment Nr. 1 in Lissabon ; 657 M. Desgleichen Nr. 10 ; 611 M. ― Desgleichen Nr. 16 ; 620 M. - Desgleichen Nr. 7 , in Mafra ; 514 M. Desgleichen Nr. 11 , in Abrantes ; 614 M.

Portugal. с

Wir geben im Nachstehenden eine Uebersicht der Stärke und Eintheilung der k. portugiesischen Armee am 1. Januar. dieses Jahres : ― Commandant en chef der Großer Generalstab. Armee: Marschall Herzog von Saldanha ; Chef des General stabs der Armee : der graduirte Maréchal de Camp Baron von Nossa Senhora da Luz; Unterchef des Generalstabs der Armee: der graduirte Brigadier D. Antonio José de Hauptquartier: Straße Santo Ambrosio zu Mello. ― Lissabon. Der große Generalstab besteht aus folgendem Personal: 2 Marschällen der Armee, 10 Generallieutenanten, 3 super numerären Generallieutenanten , 5 graduirten General Lieutenanten, 10 Maréchaux de Camp , 8 graduirten Marè chaur de Camp und 12 Brigadieren. Generalcommandant : der gra= Ingenieurcorps. duirte Maréchal de Camp José Feliciano da Silva Costa ; Chef des Stabes : der graduirte Brigadier Francisco An tonio Garcez. -- Hauptquartier in Lissabon. - Das Ingenieurcorps zählt im Ganzen 71 Offiziere und Militär beamten mit Einschluß derjenigen , welche im Ingenieur bataillon Dienste leisten. Generalstab. Commandant : der graduirte Maré chal de Camp, Chef des Generalstabes der Armee, Baron von Noffa Senhora da Luz. ――― Hauptquartier in Lissa bon. ― Der Generalstab zählt 35 Offiziere. Artillerie. ―――― Generalcommandant : der graduirte Generallieutenant Visconde de Ovar ; Chef des Stabes : Oberst José de Sousa e Andrade. Hauptquartier in Lissabon. Der Stab der Artillerie zählt 45 Offiziere. Erste Militärdivision. Commandant : Generallieutenant Conde da Ponta de Santa Maria; Chef des Stabes : Major Carlos Augusto Franco. - Hauptquartier : Lissabon. Ingenieurbataillon in Lissabon ; Commandant der gra= ――――― duirte Brigadier Cypriano José Soares. Effectivstärke : 295 Mann. 1. Artillerieregiment in Lissabon ; 516 M. — Bei diesem Regiment befinden sich die bespannten Batterieen des 2. und 3. Artillerieregiments , deren Stärke in der später angegebenen diesen Regimenter enthalten ist. Reiterregiment Nr. 2 , Lanziere der Königin , in Lissa bon; 424 M., 265 Pf. - Reiterregiment Nr. 4 , in

Zweite Militärdivision. Commandant: der graduirte Generallieutenant Bis Chef des Stabes : der gra= conde de Santo Antonio. de Sousa Queiroga. José Joaquim duirte Brigadier Hauptquartier : Vizeu. Ein Detachement Reiterei, in Vizeu. ――― Infanterieregiment Nr. 14 , in Vizeu ; 615 M. Desgleichen Nr. 9 in Lamego ; 602 M. (Schluß folgt.)

Die ruffiſche Kriegführung an der unteren Donau. (Schluß. ) Die politische Spannung aller Parteien war jedoch schon im vorigen Herbste so stark, daß sie sich voraussicht lich über kurz oder lang in gewaltigen Schlägen entladen mußte. Dieß berechtigt zu der Vorausseßung eines Kriegs planes, bet dessen Feststellung die Ueberschreitung der Donau und des Balkans zunächst in Frage kam. Wir haben da her die einleitenden Schritte der Russen vom Anfange an mit Aufmerksamkeit verfolgt, um zu erforschen, auf welchem Punkte sie die Donau mit der Hauptmasse voraussichtlich Daß dieß zuerst mit dem rechten überschreiten würden. oder linken Flügel geschehen werde , war außer Zweifel. Täuschung des Gegners darüber ist die erste Kriegsregel, die Vorbereitung und schnelle Ausführung des Ueberganges ist die zweite, die Sicherung der Rückzugslinie ist die dritte. Es giebt jedoch so mancherlei Täuschungsmittel, daß selbst der aufmerkſamste Beobachter irre geleitet wer den kann, und eines der besten besteht gerade darin , daß man auf dem wirklichen Uebergangspunkte gleich anfangs und ganz offen die nöthigen Vorkehrungen trifft, weil der Gegner dann um so mehr geneigt ist , diese Vorkehrungen für eine Demonstration zu halten. Nur wenig Militärs zweifelten daher , daß Widdin dieser Punkt sein werde, und wenn auch die angeblichen mehrtägigen Schlachten bet Kalafat nur in der Einbildung leichtfertiger oder unkun= diger Berichterstatter bestanden haben , so waren doch die dortigen Recognoscirungsgefechte und Angriffsversuche der Ruffen so ernſter Natur , daß man auch eine ernsthaftere Absicht vermuthen durfte. Für die Wahl des Punktes Widdin sprachen mehrere triftige Gründe. Das damals noch ungetrübte freundnach= barliche Verhältniß zu Oesterreich gewährte eine vollständige

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Deckung der rechten Flanke ; die Sympathieen der Serben ließen einen bewaffneten Beistand oder wenigstens eine Er leichterung des Unterhaltes bei weiterem Vorgehen erwarten. Hatte die Vorhut des rufſiſchen Heeres einmal Niſſa_er= reicht, dann war mit Umgehung aller Vertheidigungsstellen im Balkan die beste Straße nach Adrianopel gewonnen. Bei der Wahl dieser Operationslinie war von der englisch französischen Flotte , deren auffällige Unthätigkeit nicht vorausgesezt werden konnte, wenig zu fürchten. Allerdings konnten die in der Wallachei zurückgelassenen russischen Truppen von den Türken inzwischen überwältigt und bis hinter den Sereth zurückgedrängt werden . Das würde aber die Angelegenheiten der Pforte in der Hauptsache wenig gebeffert haben. Im Gegentheil stand zu befürchten, daß der Aufstand ihrer chriftlichen Unterthanen dann noch früher ausbrechen, und durch die Nähe des rufſiſchen Heeres eine nachhaltige Stüße finden werde, weil er ganz einfach aus der Natur der Verhältnisse entspringt und äußerer Anregung kaum bedarf.

Jsaktschi, Matſchin und Hirsowa einen nachhaltigeren Wider stand leiſten würden, wäre es auch nur geschehen, um die großen Vorräthe an Munition und Lebensmitteln hinter dem Trajanswall in Sicherheit zu bringen. Was ist aus Die Do= der alten Zähigkeit der Türken geworden ? brudſcha ist bekanntlich ein Terrainabſchnitt von der aller= ungünstigsten Beschaffenheit für eine energiſche Offenſiv= operation. Von Jsaktschi bis zum Trajanswall beträgt seine Länge 18 deutsche Meilen, die Breite 8 bis 10 Mei= len. Der Boden ist wasserarm und unfruchtbar ; Trink= wasser für Menschen und Pferde kaum aufzutreiben. Es wird berichtet, daß dem 70,000 Mann starken eingedrungenen

Die nunmehr (am 23. März) wirklich erfolgte Ueber schreitung der Donau vom linken Flügel der Ruſſen, und das offensive Vorgehen in der Dobrudſcha, hat endlich die Zweifel gelöst. Lag dieß gleich anfangs im ruffiſchen Ope rationsplane, dann muß man bekennen, daß man diese Ab ficht meisterhaft zu verbergen gewußt hat ; denn schwerlich würde Omer Pascha den besten Theil seiner Streitkräfte nach Widdin und Kalafat gezogen haben , wenn er den Hauptangriff auf dem entgegengesezten Flügel seiner Stel lung erwartet hätte, in dessen Nähe sich nicht einmal Re serven befinden. Man könnte zwar dem russischen Feldherrn vorwerfen, daß seine Demonstrationen auf anderen Punkten zu viele Menschen gekostet haben. Sobald aber eine De monstration als solche erkannt wird, verfehlt sie auch ihren Zweck. Demonstrationen müſſen daher immer so ausgeführt werden, daß der Gegner fie für ernste Angriffe hält, und dieß hat man russischer Seits vor Kalafat nicht unter laffen. Gleiche Anerkennung verdient die Vorbereitung und Aus führung der Uebergangsoperationen bei Tultſchä, Jſaktschi und Galacz, welche mit sehr geringen Verlusten verbunden gewesen sind . Dadurch werden die vor Kalafat gebrachten Opfer vollständig aufgewogen. Was die blutigen Ge= fechte auf den mittleren Punkten der Stellung betrifft , so wurden sie zum Theil durch die Uebergangsversuche der Türken veranlaßt , zum Theil aber auch dadurch bedingt, daß man die gegenüberstehenden türkischen Streitkräfte noth wendig festzuhalten suchen mußte. Eine andere Frage ist, ob diese verschiedenen demonſtrativen Zwecke nicht mit ge= ringeren Menschenverluften zu erreichen gewesen wären ? Augenzeugen machen der russischen Infanterie eine gewisse taktische Unbehilflichkeit zum Vorwurf , die jedoch ebenso gut auf taktischen Vorurtheilen beruhen kann . Die schnelle Bewältigung des Widerstandes in der Dobrudscha , welche im Verlauf von einer Woche bis an den Trajanswall erobert worden ist, nicht minder die Ka pitulation der 6000 Mann starken Besaßung von Matschin, liefert einen neuen Beweis, daß die russischen Truppen und ihre Führung ungleich besser find, als 1828. Waren auch die Ruffen den Türken an Zahl überlegen , so hätte man doch erwarten dürfen , daß leßtere in den festen Plägen

russischen Truppencorps nicht weniger als 15,000 Wagen und Karren folgen sollen, nm die nothwendigsten Bedürf= ― ― nachzuführen z nisse wozu selbst Brennholz gehört werden die viele Tausende von Zugthieren für sich selbst Trinkwasser finden ? Indessen sind die Ruffen Herren der Donau bis an den Trajanswall und können ihre Bedürf= nisse leichter befriedigen. Haben sie Kustendsche und Tscher nawoda genommen, dann ist die Stellung der Türken hinter dem Trajanswalle nicht mehr haltbar. Die Kosaken dürf= ten bald zwischen lezteren Ort und Raffowa mit starken Schwärmen gegen die Hochebene bei Karaghatsch vorgehen, um dem russischen Feldherrn Licht zu verschaffen über die Verstärkungen , welche der rechte Flügel der Türken in nächster Zeit zu erwarten haben dürfte. Das Ergebniß dieser Recognoscirung wird bestimmen, ob der russische linke Flügel mit der Hauptmaffe ohne Verzug in derselben Rich tung folgt, oder sich zunächst gegen Silistria wendet und dessen Fall beschleunigt. Bei der streng methodischen Ope rationsweise des Feldmarschalls Paskewitsch darf man das leßtere vorausseßen. Eine gewonnene Schlacht bei Ba sardschik würde jedoch den Russen die Festungen Silistria, Turtukai und Ruſtſchuk ſehr wohlfeil überliefern. Jeden falls kommen die Verbündeten der Pforte mit ihren Land truppen zu spät auf den Kampfplaß, um das offensive Vorschreiten der Rufsen irgendwie hindern zu können, was ohnehin eine viel bedeutendere Truppenmacht erforden würde , als England und Frankreich nach der Türkei werden entsenden wollen. Die Offensivoperation des ruffiſchen linken Flügels ist von so großem militärischen Interesse, daß wir am Schlusse uns nicht versagen können , eine allgemeine Betrachtung daran zu knüpfen. Nach einer ziemlich verbreiteten Kriegs theorie , die für alle Fälle mit ein paar Cardinalregeln auszureichen glaubt und ihrer angeblichen Einfachheit wegen viele Nachbeter gefunden hat , soll man den Feind niemals da angreifen , wo er am stärksten ist , sondern die Stärke stets gegen die Schwäche verwenden. In diesem Sinne hat Feldmarschall Paskewitsch allerdings nicht gehandelt, und er dürfte dazu sehr triftige Gründe gehabt haben . Ob das Vorgehen mit dem linken Flügel aus Besorgniß vor Desterreich angeordnet worden sei , dessen Stellung zu Rußland jezt eine minder freundliche ist, mag dahin ge= stellt bleiben. Wir haben es nur mit Rußlands neuester Stellung zu seinen erklärten Gegnern zu thun, und müſſen daher den Kriegsschauplaß an den Küsten des schwarzen Meeres vorzugsweise in's Auge fassen. Die Operations basis der Russen erstreckt sich gegenwärtig von Kalafat die Donau entlang über Odessa , Sewastopol bis nach Klein=

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asien hinein ; eine ungeheuere Ausdehnung von beinahe 300 deutschen Meilen. Die Verbindung zwischen der Krimm und den russischen Provinzen in Kleinaften kann nur durch die Flotte gesichert werden, deren Thätigkeit durch die eng lisch-französische Flotte manche Beschränkung zu gewärtigen hat. Eine Vernichtung der russischen Flotte liegt nicht im Bereiche der Unmöglichkeit , obwohl sie ungleich besser zu sein scheint , als ihr Ruf. Sollte ein solcher Fall ein treten , dann ist die Krimm, das Gouvernement Cherson und Bessarabien den Gefahren einer Landung bloßgestellt, die unter Umständen dem russischen Handel sehr empfind liche Wunden schlagen kann, wenn auch ein tieferes Ein dringen der gelandeten Truppen nicht zu befürchten ist . In Petersburg selbst hat man über die Möglichkeit von Unfällen auf dem schwarzen Meere verständigerweise die Augen nicht zugedrückt. Das beweisen die Befestigungen auf der Landſeite von Odeſſa und Sewastopol, nicht minder die gänzliche Räumung der kleineren Forts (Kreposten) auf der Küste von Abchasien , endlich die Marschrichtung der einberufenen Reserven nach Bessarabien . Die lezt genannte Provinz scheint daher zum Centralpunkt aller noch verwendbaren und nicht bereits in vorderster Linie stehenden Streitkräfte ausersehen zu sein. Eine augen blickliche Verkürzung der Operationsbasis war unzulässig, daher suchte man die Nachtheile ihrer großen Ausdehnung durch vermehrte Concentrirung der Streitkräfte zwischen der Krimm , Bessarabien und der großen Wallachei zu vermindern. Das Mittel dazu war die Wahl der kürzesten, wenn auch beschwerlichsten Operationslinie für das Vor gehen gegen die feindliche Stellung im Balkan. Weder die Schwierigkeiten bei Ueberschreitung der Donau und Ueberwältigung der Festungen in der Dobrudſcha, wie die Unfruchtbarkeit und Unwegſamkeit dieſes Terrainabſchnittes, noch die mögliche Annäherung und Einwirkung der feind lichen Flotte, noch die natürliche Stärke der Balkanlinie zwischen Varna , Parawadi und Schumla , hielt den rus sischen Feldherrn ab , gerade diese Operationslinie zu wählen. Die ersten Schwierigkeiten wurden durch die sorg samsten Vorkehrungen überwunden oder vermindert, und in Betreff des weiteren Vorgehens vertraute man der erprob ten Tapferkeit und Ausdauer der russischen Truppen, und ihrer taktischen Ueberlegenheit in jeder Feldschlacht. Nach dem Falle von Rassowa und dem Rückzuge der Türken nach Basardſchik ist der rufſiſche Feldherr in einer so günstigen Stellung , daß er die weiteren Unterneh mungen seiner Gegner mit Ruhe abwarten, oder auch die Offensive fortschen kann. Sollten die Türken auf anderen Punkten über die Donau gehen und in die Wallachei ein dringen wollen, so braucht er sich dadurch nicht beirren zu lassen. Die Donaulinie von Rustschuk aufwärts hat jest ihre strategische Wichtigkeit verloren. Die Centralstellung bei Bukarest wird immer noch stark genug beseßt bleiben können , um behauptet zu werden , denn je größer die Truppenzahl ist, mit welcher die Türken in die Wallachei rücken , desto geringer wird ihr Widerstand im Balkan ſein. Das Erscheinen der russischen Vorhut bei Adrianopel würde aber eine ungleich größere Wirkung hervorbringen , als

das Erscheinen der Türken am Sereth. Die Linie von Fokschan , welches von den Russen stark befestigt und zum Hauptwaffenplage eingerichtet worden sein soll , über Galacz bis Ismael scheint als lezte Rückzugsstellung angesehen zu werden , und da die Ruffen fest im Besiz aller Donaufeftungen von der Mündung bis Raffowa find, würde jeder Angriff auf die Stellung am Sereth mit Leichtigkeit zurückgewiesen werden können . Angenommen, die Türken begnügten sich in der Wallachei mit kleinen Streifereien, concentrirten ihre Hauptmacht zwischen Sili stria und Baſardschik , und besiegten die Russen in einer Hauptschlacht , so würden leztere einen völlig gesicherten Rückzug durch die Dobrudscha haben , wohin der Feind ihnen gar nicht folgen kann , ohne seine Truppen dem Verderben auszuſeßen. Welches daher auch die Absichten des russischen Feld= herrn an der unteren Donau ſein mögen , so ist seine jezige Verfassung von der Art , daß es den Türken selbst im Verein mit ihren Verbündeten ― auch wenn deren Truppen bereits sämmtlich gelandet wären -- schwer fallen dürfte , den Russen irgendwo erheblichen Schaden zuzu fügen. Ein Nichterfolg nach so prahlerischen Verheißunger ist aber einer politischen Niederlage gleich zu achten. Wir haben die strategischen Verhältnisse hauptsächlich vom rufſiſchen Standpunkte betrachtet , und möchten noch einige Worte über Deutschlands , insbesondere Oesterreichs Doch würde uns dieß auf das Gebiet Stellung fagen. der Politik , also weit ab von den Gränzen unserer Be Aber es fällt uns schwer , eine kurze trachtung führen. Der Krieg , welcher jest Bemerkung zu unterdrücken. zwischen England und Rußland auf türkischem Gebiet aus= gefochten werden soll , wird nur im Interesse ihrer beider= Das große Gesammt= seitigen Handelspolitik geführt. deutschland hat aber an der Donau , im schwarzen und mittelländischen Meere ebenfalls sehr wichtige Handels interessen zu sichern , von deren Befestigung seine künftige materielle Wohlfahrt zum großen Theile abhängig ist. Diese Intereffen zu wahren, muß daher unsere nächste Sollten aber Rußland und die verbündeten Sorge sein. Westmächte die zu gewinnende Stellung im Qrient zu neuen Beschränkungen unseres Handelsverkehrs benugen wollen , dann würden wir lediglich uns selbst anzuklagen haben, wenn Handel und Industrie ciner schnellen Ver fümmerung entgegen gehen. Es wird daher ganz uner läßlich , daß das Gesammtdeutschland seine gegenwärtige imposante Machtstellung auch zur Geltung bringe , in der wichtigen orientalischen Frage ein entscheidendes Wort spreche , und wenn es am geeigneten Orte kein williges Gehör finden sollte , seinen Worten durch die Schärfe des Schwertes Eingang zu verschaffen wisse. Niemals waren hierzu die Verhältnisse günstiger als jest. Hoffen wir, daß Deutschlands politiſche Geſchichte nicht durch eine neue „ versäumte Gelegenheit" bereichert werde. Eine fortgefeßte Neutralität könnte leicht zur Erniedrigung führen . `Pz. Hierbei eine literarische Anzeige von Ferd. Dümm ler in Berlin.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine

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Militär - Zeitung .

Deutschland. Nach der Schl . 3." wird bald von dem Bundestage an die Stelle der nun von sämmtlichem Bundesmilitär abgelegten schwarz-roth- goldenen Cocarde ein anderes all gemeines Abzeichen für das deutsche Heer bestimmt werden.

Bayern. (19) München, 10. April. Durch allerhöchste Ent schließung vom 5. 1. M. wurde bestimmt , daß nach Be endigung der diesjährigen Waffenübungen, der seit mehre ren Jahren übliche Garnisonswechsel im Herbste in der Art stattzufinden habe, daß im Ganzen 28 verschiedene Abtheilungen wechseln , worunter 16 Bataillone, 4 Divi fionen (à 2 Escadronen) leichter Cavalerie und 14 Com pagnieen Artillerie sind. Aus den dicßseitigen Kreisen marschiren 4 Bataillone, 2 Divifionen Cavalerie und 4 Com pagnieen Artillerie nach der Rheinpfalz.

Schweiz. D. Der Verwaltungsbericht des Bundesrathes für 1853 enthält über den Zustand des schweizerischen Wehr wesens folgende Angaben : Die Zahl des Bundesheeres mit Inbegriff der Ueberzähligen beträgt 125,156 und die jenige der Landwehr 150,000 , also zusammen in runder Summe 275,000 Mann. Der Auszug besteht aus sechs bis acht Altersklassen , zwischen dem 21. und 29. Alters jahr, die Reserve aus vier bis fünf Altersklassen, zwischen dem angetretenen 29. und 35. Altersjahre, und die Land wehr aus zehn bis zwölf Altersklassen , zwischen dem an getretenen 32. bis 45. Altersjahre. Daraus folgt, daß die Armee im Allgemeinen dem kräftigsten Mannesalter angehört und sowohl die Kühnheit der Jugend als die Erfahrung und die Besonnenheit des reiferen Alters in -fich vereinigt. Nicht weniger günstig gestaltet sich die geistige und körperliche Beschaffenheit der Armee. Jm Allgemeinen kann die Intelligenz den einzelnen Individuen durchaus nicht abgesprochen werden ; mit einem gesunden Urtheil verbinden sie nicht selten die den Bewohnern der Gebirge innewohnende, im Kriege häufig nüßliche List. Der Körperbau ist in der Regel gedrungen , kräftig und

zu Strapazen geeignet ; in dieser Hinsicht dürfte die Armee feiner anderen nachstehen. - Die Truppen fiud im All gemeinen gut disciplinirt und kampffähig. Die Genie truppen und die Artillerie stehen auf einer schönen Stufe militärischer Ausbildung ; die Cavalerie leistet im Ver hältniß zur Art und Weise ihrer Organisation viel und ist ziemlich gut beritten ; die Scharfschüßen bilden die Nationalwaffe und werden es ohne Zweifel verstehen , sich einem Feinde furchtbar zu machen ; die Infanterie steht in mehreren Cantonen auf einem erfreulichen Fuße der Aus = bildung, während sie in anderen noch etwas zu wünschen — übrig läßt. Es wird dann im Berichte nachgewiesen, daß während in Frankreich, Desterreich und Preußen die Ausgaben für das Militärwesen einen Drittheil, in Ruß land mehr als einen Drittheil und in Belgien einen Vier theil des ganzen Budgets aufzehren, in der Schweiz kaum ein Zehntheil desselben in Anspruch genommen wird. Das Betreffniß der Militärkosten auf jeden Bewohner be= trug 1847 in Frankreich 10 Fr. 75, in Desterreich 3 Fr. 66, in Preußen 5 F. 44 , in Rußland 3 Fr. 65, in Spanien 3 Fr. 90, in England 12 Fr. , in Schweden 9 Fr. 85, in Neapel 5 Fr. 20, in Sardinien 6 Fr. 25, in Belgien. 6 Fr. 45, in Holland 8 Fr. 12 , in Dänemark 6 Fr. 66, in Portugal 6 Fr. 90 und im Jahr 1852 in der Schweiz betrugen die Ausgaben des Bundes und der Cantone zu sammen gerechnet 1 Fr. 5. Daraus folgt , daß die Kosten des schweizerischen Wehrwesens an fich , als im Verhältniß zur Zahl der Armee weitaus geringer sind, als in jedem anderen Staate , oder mit anderen Worten : kein Staat kann mit so geringen Mitteln ein verhältniß mäßig so zahlreiches, wohlorganisirtes Heer in's Feld stellen, wie die Schweiz . - Es bedarf nicht der Bemerkung, daß dieses nur durch die ganz eigenthümlichen politischen und physischen Verhältnisse der Schweiz möglich ist.

Niederlande. Gravenhaag, 29. März. In der vorgestrigen und gestrigen Situng berieth die zweite Kammer die Ver mehrung des Kriegsbudgets auf 12 Mill. Gulden. Der Minister erklärte im Eingange, daß diese Summe künftighin die gewöhnliche Höhe des Kriegsetats bezeichnen würde. Die Kammer erschien davon unangenehm über=

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rascht und die Discussion begann mit Angriffen auf das gegenwärtige Vertheidigungssystem. Man solle die Armee mehr concentriren, sie nicht mehr in so viel Festungen zer= streuen. Auch das deutſche Bundescontingent für Limburg kam zur Sprache. Warum bestände es aus Cavalerie und Artillerie ? Infanterie wäre doch viel wohlfeiler ! Aber wenn das Bundescontingent ein Procent der Bevölkerung betragen soll , so würde Limburg , das nach Abzug der Bevölkerungen von Mastricht und Venlo (200,000) 170,000 Einwohner hat, 1700 Mann stellen müssen. In der Wirk lichkeit stellt es jedoch nur die Hälfte. - Gestern wurde dann die Vermehrung des Kriegsetats angenommen , aber mit der ausdrücklichen Einschränkung , daß diese Vermeh rung als eine außerordentliche betrachtet würde. Schweden. Stockholm , 2. April. Die Regierung hat sich nun definitiv entschieden , ein Nez elektrischer Telegraphen zu errichten , welches die Städte Stockholm , Helsingborg, Landskrona , Lund und Malmoe mit einander verbinden wird. Die Arbeiten werden sofort in Angriff genommen und mit möglichster Beschleunigung betrieben; auf mehreren Punkten wird zu gleicher Zeit angefangen , um die Vol lendung rasch zu Stande zu bringen.

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- Hauptquartier : Brigadier Claudio Caldeiro Pedroso. Castellobranco. Reiterregiment Nr. 8 in Castellobranco ; 307 M., 192 Pf. Infanterieregiment Nr. 12 in da Garda ; 706 M. Siebente Militärdiviſion. Commandant : Generallieutenant Baron da Mesquita. Chef des Stabes : der graduirte Brigadier Christobal José Franco Bravo. Hauptquartier : Estremoz. Ein Detachement vom Ingenieurbataillon in Elvas. Artillerieregiment Nr. 2 in Elvas ; 557 M. Reiterregiment Nr. 1 in Estremoz ; 224 M., 137 Pf. Desgl . Nr. 3 in Villa -Viciosa ; 213 M. , 159 Pf. — Desgl. Nr. 5 in Evora ; 254 M. , 143 Pf. Jägerbataillon Nr. 6 in Beja ; 337 M. Infanterieregiment Nr. 4 in Elvas ; 720 M. — Desgl. Nr. 17 in Estremoz ; 554 M. Achte Militärdivision. Commandant : der Brigadier Baron do Rio Zezere. — Chef des Stabes : der Major José Maria de Moraes Rego. --- Hauptquartier : Tavira. Ein Detachement vom Ingenieurkataillon und ein Ar= tilleriedetachement. Jägerbataillon Nr. 4 in Tavira; 523 M. Jnfanterieregiment Nr. 15 in Lagos ; 598 M.

Portugal.

Militärcommandantſchaft der Insel Madeira.

(Schluß der Nachricht „Uebersicht der Stärke und Eintheilung der f. portugiesischen Armee.")

Militärcommandant : Oberst José Antonio Sequeira. Ein Artilleriedetachement und das 2. Bataillon des Jn= fanterieregiments Nr. 13 in Funchal.

Dritte und vierte Militärdiviſion. Commandant : der Maréchal de Camp Francisco Xavier → Ferreira. Commandirender der bewaffneten Macht, Baron de Palme. Chef des Stabes : Oberstlieutenant José Joaquim da Silva Perreira. Hauptquartier: Oporto. Ein Detachement vom Ingenieurbataillon und ein De tachement Reiterei in Operto. Artillerieregiment Nr. 3 in Valenza ; 486 M. Jägerbataillon Nr. 9 in Oporto ; 480 M. - Desgl. Nr. 7 in Guimarães ; 437 M. Infanterieregiment Nr. 2 in Oporto ; 567 M. ---Desgl. Nr. 6 in Oporto ; 589 M. Desgl. Nr. 3 in Bianna do Castello ; 604 M. ―― Desgl. Nr. 8 in Braga ; 437 M. Fünfte Militärdiviſion. Commandant : der graduirte Maréchal de Camp Conde de Vinbaes. Chef des Stabes : Major José Maria de Serpa Pinto. -Hauptquartier : Festung Chaves. Ein Detachement vom Ingenieurbataillon in Chaves. ――――― Reiterregiment Nr. 6 in Chaves ; 326 M., 171 Pf. Desgl. Nr. 7 in Braganza ; 287 M. , 144 Pf. Jägerbataillon Nr. 3 in Villa - Real; 539 M. Infanterieregiment Nr. 13 in Chaves ( 1 Bataillon desselben ist gegenwärtig nach Madeira detachirt) ; 651 M. Sechste Militärdivision.

Commandant : der graduirte Maréchal de Camp Ber nardo José d'Abreu. Chef des Stabes : der graduirte

Zehnte Militärdiviſion. Commandant : der Brigadier Baron de Bastos . Hauptquartier : Angra do Heroismo. Ein Artilleriedetachement und das Infanterieregiment Nr. 5 in Angra do Heroismo ; 617 M. ―― Das 2. Bat. des genannten Regiments ist nach Ponta Delgada detachirt. Recapitulation.

Großer Generalstab Stab des Ingenieurcorps 1 Ingenieurbataillon 3 Artillerieregimenter . 8 Reiterregimenter und 1 Depot und 1422 Pferde 9 Jägerbataillone 18 Jufanterieregimenter Total

35 71 295 1,559 2,387 4,295 11,931

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• 19,673 M. nebst 1422 Pferden. In der angegebenen Effectivstärke der verschiedenen Corps und Regimenter sind sämmtliche Offiziere mit in begriffen. Die Stärke der Veteranen , reformirten u . s. w. be= trägt 3376 3376 M. M. - Jn Disponibilität und temporärer trägt Inactivität befinden sich 405 Offiziere. — Ein „ Telegraphen corps" zählt mit Einschluß seiner Offiziere 259 M.

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Literatur.

saden der flüchtigen, alle andere Holzbauten aber der provisorischen Befestigung zuweist. ―― Größere Ausführlich keit hat die Tracirung erfahren (34 Seiten) , die dem Verfasser zugleich Gelegenheit gegeben hat, das Trace_der alten Mauerbefestigung vor Erfindung der Feuerwaffen, die Brechung der neueren Fronten und die Verstärkung derselben durch detaschirte Werke auf 1 Seiten eines flüchtigen Blickes zu würdigen, - eine Skizze, welche für die Auffassung der Unteroffiziere und der mit der Be= festigungskunst noch nicht Vertrauten überhaupt nichts weniger, als ersprießlich sein mag. Er betrachtet nun allgemein die Einrichtung der natürlichen Deckungen , in Verbindung mit künstlichen Anlagen , nach den Grund sähen der Deckung , Bestreichung und leichten Communi cation , nämlich : Häuser, Gehöfte, Dörfer, Holzungen, Wälle, Dämme und Mauern; sodann flüchtig die Be nuzung und Verstärkung der natürlichen Hindernisse , wie Flüsse, Moräfte, Ueberschwemmungen 2c.; endlich nur ober flächlich die künstlichen Hindernißmittel. Die fortificato rische Benugung der Holzungen würde wegen mancher neuen Ideen das Interesse unserer Leser gewiß erheitern, wenn der Raum dieser Blätter die wörtliche Mittheilung gestattete. Aus der Beschreibung der künstlichen Hinderniß mittel müssen wir hervorheben , daß den Sturmpfählen eine ungeeignetere Stellung wohl nicht leicht hätte gegeben werden können, als es hier geschehen : sie sind nämlich auf wärts stehend und etwa unter einem halben rechten Winkel nach außen geneigt auf der Berme so angebracht, daß ihre Spizen gerade bequem über die Brustwehrkrone hinaus be strichen werden können, wodurch sie — abgesehen von anderen Nachtheilen - der Bedingung für künstliche Hinderniß mittel überhaupt, daß sie nicht schon aus der Ferne leicht zerstörbar sein sollen , nicht entsprechen. ― Den Schluß der Schrift bilden einige Vornehmungen für die Ausfüh rung einer Verschanzung und für die Herstellung von Wegen und Colonnenwegen , wozu wir bemerken müssen, daß von den Verrichtungen bei dem Schanzenbau eigentlich nur das Profiliren eine nähere Beschreibung erfahren hat. Als neu erscheint uns dabei , daß für die Aushebung des Grabens Latten oder Staken, welche 1 Fuß länger als die sein follende Grabentiefe sind , über den Fußlinien der Escarpe und Contreescarpe so in den Boden geschlagen werden sollen , daß sie noch 2 Fuß über die Oberfläche wegstehen. An den unteren Enden, 1 Fuß von den Spigen entfernt, erhalten diese Latten Marken, bis an welche erst die Erdmaſſe zwischen den Latten und danach die Escarpe und Contreescarpe ausgehoben wird , die sich bei nicht ganz fetter Erde dann schon theilweise angegeben haben sollen. Faffen wir nach dieser Uebersicht des Inhalts unser Urtheil über diese Bearbeitung der Feldbefestigung in wenigen Worten zusammen , so wollen wir zugeben , daß darin manche Punkte gut und nußreich abgehandelt worden. find ; wir dürfen auch nicht verschweigen , daß der Ver fasser bei weniger Oberflächlichkeit und größerer Vollständig keit seinen vorgesezten Zweck besser erreicht und ſich dadurch einen größeren und dankbareren Leserkreis erworben haben würde. Wenn er vorausseßt, daß Denjenigen , für welche er schrieb , die Feldbefestigung noch unbekannt sei, so ge= nügt der Umfang des Stoffes und die Art der Behand=

1) Handbuch der Feldbefestigungskunst , mit Hinblick auf die bei den jüngsten Kriegsereignissen stattgefundene Anwendung derselben bearbeitet von A. Östhoff, Herzoglich Braunschweigischem Premier lieutenant. Mit 347 in den Tert eingedruckten Holz schnitten (v. G. Mezger in Braunschweig). - gr. 8. Braunschweig 1853. Verlag von C. A. Schwetschke u. Sohn. (XII . 415 S.) 1 Thlr. 2) Die passagere Befestigungskunst für Offiziere und Unteroffiziere der Infanterie. - Von A. Heye , Freistädtisch Bremischem Oberlieutenant , vordem Hauptmann im dritten Schleswig = Holstein'schen Jagercorps. Mit 94 in den Tert eingedruckten Holzschnitten (v. G. Mezger in Braunschweig) . — Ferdinand Schmidt. gr. 16. Oldenburg , 1853. ( 131 S.) Thlr. Obgleich über diesen Zweig der Militärwiſſenſchaft eine reichhaltige Literatur vorhanden ist und namentlich in der neueren Zeit vorzügliche Werke verbreitet worden sind ; obgleich die Elemente der Feldbefestigungskunst in allen Richtungen der Anwendung und in ihrer Zusammenseßung eine solche erschöpfte Behandlung erfahren haben , daß kaum etwas Neues aufgefunden werden zu können scheint: so begegnen wir doch immer wieder neuen Schriften . Diese Erscheinung kann aber nicht zu dem Glauben veranlassen, daß dergleichen Werke als überflüffig zu betrachten seien, wenn man nur erwägt , daß die Zwecke der Schriftsteller vielfach verschieden sind, und daß die Form und das Syste matische der Darstellung mancherlei Richtungen zulassen und verschiedene Ansichten ermöglichen. So unterscheiden sich denn auch die beiden vorliegenden Werke wesentlich an Inhalt und Behandlung des Stoffes , und wir fassen fie nur deßhalb in dieser Besprechung zusammen , weil sie uns gleichzeitig zugekommen find. Die Schrift des Herrn Oberlieutenants Heye ist , wie der Titel anzeigt, zunächst für Offiziere und Unteroffiziere der Infanterie bestimmt. Die Gegenstände , welche der Verfasser für seinen Zweck aufzunehmen für gut befunden hat, werden in fortlaufenden Paragraphen abgehandelt, ohne Eintheilung in Capitel oder Abschnitte , also auch ohne Inhaltsverzeichniß , - eine Form der Darstellung, welche unbequem erscheint und das Aufſuchen einzelner Punkte erschwert. Die Abhandlung beginnt mit der Er klärung der von der Befestigungskunst zu lösenden Auf gabe, bespricht die Terraingegenstände , welche den Zweck der Befestigung erfüllen und erklärt das Charakteristische der permanenten , provisorischen und passageren Fortifica tion. Darauf werden die Bedingungen für das Brust wehr- und Grabenprofil festgestellt und einige Graben berechnungen mit unterstellten Aufgaben vorgenommen, welche 19 Seiten einnehmen, - eine Ausdehnung , die mit der flüchtigen Behandlung anderer Punkte nicht im Einklang steht. Der Bekleidung wurden dagegen kaum anderthalb Seiten gewidmet, indem weder die Anfertigung der Bekleidungsmittel, noch die praktische Ausführung der Bekleidung in Betrachtung gezogen worden sind. Eben so kurz sind die aus Holz anzufertigenden künstlichen Deckungen behandelt , weil der Verfasser nur die Palli

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lung nicht, zweckentſprechend zu belehren ; für die entgegen= gesezte Voraussetzung aber ist die Schrift auch als Leit= faden nicht ausreichend. Dabei sind viele Sazconstruc tionen schwerfällig , andere undeutlich; auch fehlt es nicht an Ungebräuchlichkeiten im Styl . So entsinnen wir uns 3. B. nicht , in ähnlichen Belehrungsschriften schon gelesen zu haben vice versa statt umgekehrt, und möchten auch be zweifeln, daß jedem Unteroffizier dieser Ausdruck verständ lich ist. Die Böschung des Bankets Rampe, die An lage einer Böschung Fuß zu nennen , rechnen wir eben falls mindestens zu den Ungebräuchlichkeiten ; auch ist es uns nicht bekannt , ob Rampert statt Rempart, welches Wort übrigens mit dem männlichen und sächlichen Artikel vorkommt , in der deutschen Sprachlehre Bürgerrecht er= halten hat. Die in den Tert gedruckten Holzschnittfiguren sind zweckmäßig angebracht und verdienen Anerkennung.

1. Theoretischer Theil. Derselbe handelt in drei Hauptabſchnitten von den Deckungen gegen das Hori= zontalfeuer (Profil , Grundriß der Feldschanzen und ihre verschiedenen Formen , Einrichtungen zur Geschüßver= theidigung , Bekleidung) ; von den Deckungen gegen Vertikalfeuer (Blockhäuser, Hohltraversen, Caponnieren, bedeckte Geschüßstände) ; von den Mitteln , die Wider= standsfähigkeit der Feldschanzen zu erhöhen (Hindernißmittel, Verstärkungsmittel vor und in dem Graben und im Innern der Werke , Kehlverschließung,

Das Werk, welches der Herr Oberlieutenant Osthoff seinen Waffengefährten übergibt, ist eine Zusammenstellung des Wissenswerthesten aus der Feldbefestigungskunst unter Benußung der Werke der anerkanntesten Schriftsteller, welche der Verfasser in seinem kurzen Vorworte anzuführen für Pflicht gehalten hat. Durchdrungen von der Wichtig keit der Feldbefestigung , weil dieselbe sich bereits in den neuesten Kriegen eine erhöhte Geltung verschafft hat und fich, bei der fortschreitenden Vervollkommnung der Feuer waffen und bei der Nothwendigkeit sich gegen deren Wir kung zu decken , voraussichtlich eine noch größere Geltung verschaffen wird , hatte der Verfasser bei der reichhaltig vertretenen Literatur nur die Absicht , den einen oder den anderen seiner Kameraden für diesen Zweig der Kriegs wissenschaft zu gewinnen und zu einem tieferen Eindringen in denselben zu vermögen . Nachdem wir das Buch mit Aufmerksamkeit durchlesen haben, können wir es den Herrn Kameraden aus ganzer Ueberzeugung empfehlen. Der Verfasser spricht sich in seinem Vorworte mit wohl anstehender Bescheidenheit über über das Dargebotene aus ; deßhalb halten wir es für Pflicht, zu bekennen, daß er die zu Gebot stehenden Quellen mit Umsicht und Geschicklichkeit benußt hat. Es ist ihm gelungen, was er wollte , nämlich das Wissenswertheste gleichweit entfernt von compendiariſcher Kürze, als von zu ausführlichen , alle Einzelnheiten genau beleuchtenden Untersuchungen zusammenzustellen. Durch sachgemäße Ein theilung des Stoffes , durch logisch geordnete Darstellung, durch eine klare, leicht verständliche Fassung wird dem Leser ein deutliches und anschauliches Bild von allen in den einzelnen Abtheilungen behandelten Gegenständen und zugleich für alle vorkommenden Fälle ein ausreichendes, inhaltreiches Hülfsbuch dargeboten. Dieses Bild wird durch eine reiche Ausstattung mit erklärenden, in den Text eingedruckten, sauberen Figuren noch mehr verdeutlicht. Nach dieser allgemeinen Beurtheilung halten wir es nur noch für nöthig, den Inhalt des Werkes in seinen Haupt umrissen hier aufzunehmen. Er zerfällt in vier Theile, nämlich :

Hindernißmittel durch Zerstörung hervorgerufen). Die umfassenden Erklärungnn der hierher gehörigen Gegenstände , die vollständige Begründung der erklärten Einrichtungen und Anwendungen machen diesen Theil sehr belehrend ; besonders ausführlich sind die geschlossenen Schanzen , die verschanzten Linien , die Blockhäuser und die Minen vorgetragen . 11. Der praktische Theil zerfällt in zwei Haupt= abschnitte , von welchen der eine das Commandement und Defilement , der andere den Bau der verschiede= nen Deckungen , die Bekleidung , die Anfertigung der Bekleidungsmaterialien , den Bau der Ein richtungen für Geschüßvertheidigung , die Zu bereitung der künstlichen Hindernismittel , den Bau unter besonderen Umständen , endlich den Holz oder Hohlbau enthält. Die Lehre vom Defilement zeigt an mehreren Beispielen auf recht klare Weise , wie man die Defilementsebenen mittelst Einvisirens von Stangen bestimmt. Die wirkliche Ausführung der verschiedenen Bauten und Anlagen ist mit Sachkenntniß und in der wünschenswerthen Vollständigkeit gegeben; dabei sind viele praktische Regeln , sowie die Er= fahrungssäße über die mannichfaltigsten Verrichtungen auf genommen, so daß dieser Theil die ihm gewordene Be nennung mit Recht verdient. III. Der ingenieuse Theil lehrt, wie jedes Terrain durch die Befestigungskunst verstärkt wird und verbreitet sich über die Verschanzung der Anhöhen, Berge, Defi= leen , Wälder, Ströme , Landungspläge , Gräben, Hecken, Zäune, Mauern, Gebäude, Dörfer, Städte und Positionen. Diesem wohlgelungenen Theil hat der Verfasser noch ein besonderes Interesse dadurch zu geben gewußt , daß er aus der Kriegsgeschichte überhaupt und besonders aus den neuesten Kriegsjahren bemerkenswerthe und belehrende Bei= spiele von wirklich zur Ausführung gekommenen Ver= schanzungen vielfach anführt. (Bei einem solchen Bei= spiele müffen wir eines Druckfehlers erwähnen : der Ort, bei welchem die Insurgenten in Baden 1849 die Murg brücke theilweise abgebrochen 2. hatten, heißt nicht Gers bach , sondern Gernsbach. ) IV. Der taktische Theil verbreitet sich in zwei Ab= schnitten über den Angriff und die Vertheidigung der verschiedenen Feldbefestigungen und hat alle die Verhaltungsregeln aufgenommen , welche die besten Schriftsteller zur Anwendung empfehlen. Schließlich bemerken wir noch , daß Druck und Aus stattung in jeder Beziehung elegant ſind.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmfladt und in deren Offizin gedruckt.

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Preußen. Berlin , 23. April. Für die Marine verwaltung wurden im Jahre 1850 282,500 Thlr., 1851 334,000 Thlr., 1852 412,000 Thlr., 1853 530,000 Thlr. zur Verfügung gestellt. Mit Hülfe der Ersparnisse an den Unterhaltungs und Verwaltungsfonds , und mit den außerordentlichen Aufwendungen , für einen Gesammtaufwand , welcher sich vom Jahre 1848 bis zum Schluß des Jahres 1852 auf etwa 3 Mill. 200,000 Thlr. belief, war Preußen bis dahin in dem Besit von 36 Kanonenschaluppen à 2 Geschüßen, mit 72 Geschüßen , 6 Kanonenjollen à 1 Geschütz, mit 6 Geschüßen, und 6 seefertigen Schiffen, nämlich 1 Segel fregatte (Gefion) mit 48 Gesch., 1 Dampfcorvette ( Danzig) mit 12 Gesch. , 2 Dampfavisos (Nir und Salamander) à 8 Gesch. , mit 16 Gesch. , 1 Segelcorvette (Amazone) mit 12 Gesch. , 1 Transportschiff (Merkur) mit 6 Gesch., in Summa 172 Geschüßen. Ferner an nicht seefertigen : 1 reparaturbedürftigen Dampfcorvette (Barbarossa) "mit 10 Gesch., 2 auf dem Stapel liegenden (meistens aus freiwilligen Beiträgen erbauten) Schoner à 3 Kanonen, 6 Gesch., zusammen 188 Geschüßen , gelangt , woneben Holzvorräthe zum Bau von 2 Fregatten angeschafft und ein Kriegshafen für die Kanonenschaluppen auf dem Dan holm , bei Stralsund , im Wesentlichen ausgebaut war.

Schweiz. Bern , 16. April. Nach einem Bericht der Berner Regierung an den Bundesrath ist zwar in diesem Canton gegenwärtig noch die erforderliche Anzahl von Pferden für den Bedarf der Cavalerie und Artillerie vorhanden, dagegen zeigt sich allerdings eine bemerkbare Verminde= rung tauglicher Dienstpferde. Es wird dieß wesent lich der bedeutenden Ausdehnung zugeschrieben , welche die Käsebereitung in unserem Land in neuester Zeit gewonnen hat , und bei welcher der Landwirth größeren Nugen findet als bei der Pferdezucht. Der Recrutirung für die Ca valerie ist die vermehrte Dienstleistung hinderlich , welche Reiter und Roß gar zu oft den landwirthschaftlichen Be schäftigungen entzieht. Jeder Cavalerist muß sich nämlich ausweisen, Eigenthümer seines Dienstpferdes zu sein, weß halb meist oder ausschließlich nur die Söhne reicher Bauern,

Wirthe und Müller in dieser Waffe dienen. Das flotte Leben, mit dem diese jungen Leute sich nicht selten gegen= über dem unvermöglichen Träger anderer Waffen hervor zuthun suchen, mag für manche Eltern auch einen Grund abgeben, ihre Söhne unter die Fußtruppen zu senden . Wer öfter Gelegenheit hatte, die Reihen von Champagner= flaschen in den Wachtstuben oder Zelten unserer gemeinen Dragoner zu sehen, wird dieß begreifen. (A. 3.)

Rußland .

C. Wir entnehmen dem „ S. M. " folgenden Artikel über die russischen Garden": Die Garden sind seit Peters I. Zeiten stets der bevorzugte Theil des Heeres , die Blüthe desselben gewesen ; im Frieden bildeten sie die Umgebung des Czaaren, im Kriege die Truppe der lezten Entschei= dung. Die schönsten Männer des Reichs , die Reiterei dabei in jedem Regiment mit gleichfarbigen Pferden be= ritten , die schönsten Waffen werden zur Bildung dieſes in Friedenszeiten 60,000 Mann starken Truppenkörpers ver= wandt. Seine Bestimmung ist die schwierige, zugleich im höchsten Grade Parade- und Feldtruppe zu sein, als Vor bild des Heeres in jeder Beziehung zu leuchten und dessen Einheit zu erhöhen , indem alle bei der Garde versuchten und zweckmäßig befundenen Verbesserungen durch die mit Vorrücken um zwei Grade zu den Linientruppen versezten Garde-Subalternoffiziere im ganzen Heere verbreitet wer= den sollen. Wie in manchen russischen Verhältnissen, liegt hier die Wirklichkeit sehr entfernt von der Absicht , und nachdem bei der Garde längst die subtilsten Verbesserungen an Feuergewehren durchprobirt waren , rückten die Russen in Ungarn mit Feuersteinschlössern ein . Jene Bevorzugung der Garde um zwei Grade gibt öfters Gelegenheit zu Reibungen, da nicht immer die Tüchtigkeit, sondern öfters Verbindungen , Verwandtschaften , Reichthum , der dem theueren Leben in der Hauptstadt gewachsen ist , zur Auf nahme in die Garde die Befähigung gibt , und auf dieſe Weise alte verdiente Offiziere der Linienregimenter ganz junge unerfahrene Vorgesezte erhalten. Außerdem fehlt einem solchen jungen Oberst Kenntniß der Persönlichkeiten seines Regiments , und noch gefährlicher ist bei den rus fischen Verhältnissen , wo in der Hand des Obersten das Wesentliche der Dekonomie seines Regiments vereinigt

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liegt , das Anvertrauen großer Geldsummen an eine un erfahrene und genußsüchtige Jugend. Da die höheren Militärschulen in Petersburg vereinigt sind, so besteht auch der Generalstab fast ausschließlich aus Gardeoffizieren, w Weniger eine abermalige Zurückseßung für die Linie. Vortheil hat der gemeine Soldat der Garde von seiner bevorzugten Stellung ; der höhere Sold wird durch die größere Theuerung der Hauptstadt mehr als aufgewogen, und mancher Nebenverdienst verbietet sich durch die eigent lich bestehende beständige Forderung der Paradefertigkeit. Casernen und Lazareth zeichnen sich in jeder Weise vor denen der Linie aus, und in dieser Hinsicht entnehmen wir den Mittheilungen eines alten Arztes einen charakteristischen Zug. Im Spätherbst 1813 , als das Hauptquartier in Frankfurt a. M. war , diente das deutſche Ordenshaus in Sachsenhausen zum russischen Militärlazareth. In den Prachtsälen des ersten Stockwerks lagen in guten Betten schönsten Wäsche die Garden; au jedem Bett ein Spucknapf, damit der gebohnte Fußboden nicht verunreinigt werde ; hierhin kam täglich der Kaiser. In den Dach kammern lagen auf Strohsäcken auch Kranke; die Fenster waren zerbrochen und der Schnee fiel herein ; um der Kälte ein Gegengewicht zu halten , wurden die Oefen bis zum Glühen geheizt; hier lagerten die Liniensoldaten, und hier her kam der Kaiser nie. --- Die Garde besteht bekanntlich aus Repräsentanten aller rufſiſchen Heerestheile_bis_zu Gardekosacken und Gardemarinesoldaten herab ; es sind aber die schweren Reiter mit Truß- und Schußwaffen aller Art so schwer belastet, daß ihre Verwendung im Felde in dieser Weise für unmöglich gehalten wird , nicht minder gilt bei Kennern die Einübung der Dragoner zum Dienst gleich zeitig als Reiter und Fußkämpfer für ein unpraktisches Paradestück. - Die Garde kostet etwa das Vierfache eines ebenso großen Truppenkörpers der Linie. "

verschiedener deutscher Truppentheile kennen zu lernen . Wir haben wahrgenommen , daß solche vielfach Mängel besigen, von denen wir hauptsächlich folgende hervorheben. 1 ) Schwere und Unbeweglichkeit. Die Ambulancen find allzuschwer gebaut. (In der französischen Armee ſollen die Ambulancewagen, die ähnlich vieler deutschen construirt sind , zu den schwersten Ambulancewagen gehören und gar nicht in der Nähe der Schlachtlinie verwendet werden .) Was die Unbeweglichkeit anlangt, so können diese Ambü= lancen auf nur einigermaßen engen Wegen gar nicht ge= wendet werden, indem ihr Schwenkradius ein sehr großer ist. 2) Unzweckmäßigkeit der Einrichtung. Fragliche Ambü lancen find Deckelwagen.

Belgien. ..... In dem verflossenen Jahre sind durch die bel gische Artillerie neue wichtige Versuche mit dem bal listischen Pendel von Navez angestellt worden, so unter Anderem behufs der Ermittelung der Anfangsge schwindigkeiten aller bei der belgischen Artillerie gebräuch lichen Kaliber mit den verschiedenen Ladungen, sowohl für wobei sich die Kanonen als Haubigen und Mörser ― Unabhängigkeit der Anfangsgeschwindigkeit von der Ele= vation von neuem bestätigte , selbst bei dem Mörser von Ebenso untersuchte man den 20″ unter 30º und 45º . wohl ein wenig vermeintlichen Einfluß, welchen der Wider stand des Kupferdrahts auf die Schnelligkeit der Kugeln ausüben sollte. In letterer Beziehung ergab sich , daß dieser Einfluß selbst bei Ladungen von 1 Unze bei dem 24 Pfündner und von 3 Loth bei dem 6 Pfündner nicht bemerkbar war. (Mitgetheilt durch 5.)

Ueber Gesundheitspflege im Felde, insbesondere Ambülancewagen. Es hatten gewiß manche Leser dieser Blätter in den lezten Feldzugen oft Gelegenheit , die Ambülancewagen

a) Um Gegenstände daraus zu holen , muß der sehr schwere Deckel geöffnet werden . Es ist jenes während des Fahrens der Ambulance fast rein unmöglich , indem der= jenige, der während des Fahrens etwas aus derselben nehmen will, riskirt, daß ihm durch Zuklappen des Deckels irgend ein Unglück zustoße (ja er kann guillotinenartig seinen Kopf verlieren). b) Die Aerzte haben im Augenblick des Gebrauchs, in der Nähe der Schlachtlinie, nicht einmal ein befestigtes Brett (Tisch), auf dem sie ihre Gegenstände ausbreiten, Pflaster zurichten können ic. 3 ) Es fehlt an denselben eine Vorrichtung für Waſſer= transport. 4) Der Bogendeckel ist durch das Gewicht der dort aufbewahrten Tragbahren sehr beschwert.

5) Die Kisten sind nur mit Hülfe vieler Menschen aus dem Ambulancewagen zu schaffen. In Rücksicht auf diese aufgeführten Mängel möchten die Ambulancewagen folgendermaßen zu construiren sein und wir glauben , daß dadurch allen jenen begegnet wird. Der Ambulancewagen hat aus zwei Theilen zu bestehen, einem Vorder- und einem Hinterwagen, im Wesentlichen ſo conſtruirt, wie die Kartuſch- und Granatwagen für das neue Laffetensystem.

Von vornherein müſſen wir anführen , daß , wenn der Borderwagen eben so große Räder erhält, als der Hinter wagen (wie bei dem neuen Laffetensystem) nur Vortheile bezüglich der Beweglichkeit entstehen, weil dann die Weg hindernisse leichter zu überwältigen find. Weiterer Vor theil : Vereinfachung des Materials . Wenn der Hinterwagen außerdem so eingerichtet ist, daß er im abgeprostem Zustande (um uns leichter ver ständlich zu machen , bedienen wir uns dieses Ausdruckes) nur sehr wenig Vorderwichtigkeit hat und leicht von nur einem, höchstens zwei Mann abgeprozt werden kann , so kann, wir möchten sagen, auf dem Plaße gewendet werden. Der Vorderwagen allein , auf dem ein Kasten ange= bracht ist, ganz ähnlich, wie bei den Kartusch- und Granat= wagen für das neue Laffetensystem , bietet den Vortheil, daß er als zweirädriges Fuhrwerk verwendet werden und den Avantgardetruppen leicht überall hin folgen kann. Auf dem Kasten finden 2 bis 3 Mann bequem Play. Derselbe hat zu enthalten diejenigen Instrumente , Ver bandstücke und die nur bei Verwundeten nothwendigen Medicamente ( Salmiakgeist 2c. ) , die bei Verbandanlagen,

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Operationen 2c. nöthig sind, und hat so auf dem Vorder wagen befestigt zu sein, daß er schnell abgeschraubt in Wohnungen 2c. gebracht werden kann. Der Kasten, dessen Deckel fest ist, und dessen hintere Wand , unten in Char nieren beweglich , heruntergeklappt werden kann , enthält oben angeführte Gegenstände in Schiebladen. Unter der Achse ist in eisernen Schienen liegend ein mit Krahnen versehenes Fäßchen (Waſſerbehälter) anzu bringen. Auch die Befestigung dieses Fäßchens muß der Art ſein , daß man es leicht abnehmen und in die zu Ver bandanlagen 2. bestimmten Wohnungen 2c. bringen kann. Der Kasten ist auf dem Vorderwagen so anzubringen, daß dieser nur so viel Vorderwichtigkeit hat , daß bei an ihn angeprostem Hinterwagen das Gleichgewicht hergestellt ift, und die Deichsel des Vorderwagens ohne Unterstügung in horizontaler Lage sich befindet. An der Deichsel ist gegen das vordere Ende eine eiserne Stange , in Charnier beweglich , angebracht , welche bei weggenommenem Hinterwagen aufgestellt wird , wodurch dann der Vorderwagen gerade steht. Sie kann mittelst eines Niemens am anderen Ende an die Deichsel ange= bunden oder in einen dort angebrachten Haken eingehängt werden. Am Vorderwagen ist Vorrichtung zur Anbringung eines Spatens und Pickels . Am Achsfutter des Vorderwagens ist hinten ein starker eiserner Prozhaken mit Federklappe und Vorsteckschlüssel wie bei den Proßen des neuen Laffetensystems. Am Kopfe der Langwied befindet sich ein Progring, zum Anhängen des Hinterwagens an den Vorderwagen. Am hinteren Theile des Hinterwagens ist auch ein starker eiserner Proghaken mit Federklappe und Vorsteck schlüssel angebracht, für einen zweiten anzuhängenden Am bulancehinterwagen, dessen Vorderwagen von ihm getrennt verwendet werden soll. Auf dem Hinterwagen ist ein großer Kasten mit festem gebogenen Deckel der Länge nach so angebracht , daß der Hinterwagen nur sehr wenig Vorderwichtigkeit hat. An der Langwied des Hinterwagens ist eine eiserne, in Charnier bewegliche Stange, welche an die Langwied mit telst eines Riemens befestigt , oder in einen dort ange= brachten Hafen eingehängt werden kann. Dieselbe hat ähnlichen Zweck, wie die an der Deichsel angebrachte Stange. Am Hinterwagen befindet sich ein Reff. Die vordere

daß die hintere Wand vom Kasten weggenommen und mit telst der Charniere an die heruntergeklappte vordere Wand befestigt werden kann , so daß bei abgeprostem , mit dem Kopfe der Langwied auf die Erde gelegtem Hinterwagen eine Art schräger Tisch entsteht , auf welchem die schwie= rigeren Operationen vollzogen werden können. Soll der Vorderwagen isolirt verwendet werden , so befestigt man den Hinterwagen mit seinem Proßringe an irgend einen anderen Wagen (Ambülancewagen, Artillerie= munitionswagen 2c.). Durch die Einrichtung der Ambülancewagen nach dieſen Vorschlägen sind folgende Vortheile geboten : 1 ) Näumigkeit. In dem auf dem Hinterwagen be findlichen Kasten allein ist fast ebenso viel Raum , als in den dermaligen Ambulancewagen verschiedener deutscher Truppentheile , und außerdem ist noch ein Kasten mit Instrumenten ic. auf dem Vorderwagen angebracht. 2) Selbst während des Fahrens fönnen mit Bequem = lichkeit Gegenstände aus den Kasten genommen werden, da die heruntergeklappten Wände hierbei als Size benußt werden können . 3) Leichter Gang wegen der gleich hohen Räder und hierdurch Vereinfachung des Materials. 4) Erhöhte Lenkbarkeit und Beweglichkeit. Wie oben dargethan , kann fast auf dem Plaze gewendet

und hintere Wand des auf dem Hinterwagen befindlichen Kastens sind unten in der Art mittelst Charnieren befestigt, daß sie heruntergeklappt werden können und auf dieſe Weise die Stelle von Tischen vertreten. Die Seitenwände , wie der feste Deckel dieses Kastens können möglichst leicht gebaut sein (einfaches , aber doch starkes Gerippe, überzogen mit einer mit Delfarbe Theer 2c. angestrichenen , starken Leinwand , Wachstuch 2c.) Die langen Seitenhölzer der Tragbahren sind mittelst Riemen an die Langwied des Hinterwagens befestigt. In dem Kasten des Hinterwagens sind an den Seiten wänden Vorrichtungen angebracht zur bequemen Befestigung der Kopf- und Fußtheile der Tragbahren , wie auch der Tragbahrentücher. Die hintere und vordere Wand des Kastens sind ferner ſo eingerichtet (mittelſt Charnieren mit beweglichen Stiften),

5) Das benöthigte Wasser kann nachgeführt werden. 6) Bei den seitherigen Ambulancewagen war nicht eine Vorrichtung, die als Tisch benugt werden konnte. Bet dem nach unseren Vorschlägen eingerichteten Ambulance= wagen find deren drei, welche auf verschiedene Weise zum Gebrauche eingerichtet werden können , je nach Bedarf, horizontal, zum Ausbreiten der Gegenstände 2c., oder schräg, um die zu Operirenden darauf zu legen. 7) Ein Bogendeckel , der geöffnet werden müßte , ist nicht vorhanden. 8) Die untergebrachten Tragbahren können jederzeit hergerichtet werden , ohne daß irgend Kisten aus dem auf dem Hinterwagen angebrachten Kasten herausgenommen werden müssen. 9) Die in dem großen Kasten des Hinterwagens be= findlichen Kisten können bequem herausgenommen werden. 10) Der Vorderwagen allein , als zweiräderiges Fuhr werk, fann den Truppen leicht überall hin folgen 2c. und ein Zurücklassen aller ärztlichen Bedarfsſtücke , wie das bei der großen und schweren Ambulance vorkommen kann, wird nicht wohl mehr von den Verhältnissen der Wegbar= keit 2c. geboten sein können. 11) Es können bequem 4 Mann (wenn die hintere Wand der auf dem Vorderwagen befindlichen Kiste herunter geklappt wird, haben 2 Mann Plaz darauf) sigend unter gebracht werden. Wir sind überzeugt , daß diese unsere Verbesserungs vorschläge wohl noch mancherlei zu wünschen übrig lassen; der Hauptsache nach möchten sie aber wohl den oben an geführten Mängeln begegnen. SB. W ... 8 .

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Literatur.

Geschichte der Kriege in Europa seit dem Jahre 1792, als Folgen der Staatsveränderung in Frank reich unter König Ludwig XVI. Fünfzehnter Theil. Bd . 1. u. 1. Mit zwei Plänen. 8. Berlin, 1853. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn. (X u . 204 , IV u . 124 6. )

424 wird der Verfasser in dem Bewußtsein finden , nach mehr als dreißigjährigem Mühen sein Werk glückich zu Ende geführt zu haben. Aber dieß hebt eine andere unſerer Verpflichtungen nicht auf, und wie es schon vielfach im Stillen geschehen , so erlauben wir uns im Namen der Freunde der Wissenschaft, ihm nun öffentlich für jene Mühen, welche die beste Zeit seines Lebens ausfüllten, für sein Werk, auf das die deutsche Militärliteratur mit Stolz blicken darf, unseren wärmsten und aufrichtigsten Dank auszusprechen.

Der vorliegende fünfzehnte Theil ist der leste des ganzen Unternehmens . Bis hierher durften wir hoffen, daß_das= selbe erst mit der Beschreibung des Kampfes auf der Pyre näischen Halbinsel abschließen werde ; indessen haben Gründe, Miscelle . gegen die sich nichts einwenden läßt , den Verfasser zum Er gibt jedoch" , so spricht er c Haltmachen bestimmt ". Das Aprilheft von „ Bentleys Magazine“ enthält Betrach sich weiter in dem Vorworte aus , „ er gibt die Bearbeitung tungen über die Natur des künftigen Seekrieges und jenes für alle Zeit denkwürdigen Kampfes nicht auf, schließt das Verhältniß der jeßigen Schraubendampfer zu den aber sein Werk einstweilen mit dem fünfzehnten Theile. früheren Segelschiffen , welchen wir Nachfolgendes entheben: Bleiben hinlängliche Kräfte für das weitere Unternehmen, „Man stelle fich" , heißt es da , die Wirkung einer Breitſeite des so kann es nachträglich erscheinen . Wäre das nicht ver= Dreideckers Herzog v. Wellington von 130 Kanonen vor , der seine Metallwucht in ein Segelschiff schleudert. Dieser Leviathan kann gönnt, und fände sich kein jüngerer Freund mit der nöthigen in 4 Minuten 6 Breitfeiten abfeuern , mit anderen Worten : in Begabung und Ausdauer , so ist doch immer ein Ganzes 4 Minuten 6 Tonnen ( 120 Centner) Eisen gegen einen gegebenen gewonnen, und zwar ein dem Interesse des deutschen Offi Punkt werfen ; bierzu kommt noch , daß die Schraube sich in jede ziers am nächsten liegendes ." Der Schauplah jenes Kampfes zum Angriff günstigste Stellung hineinwinden kann. Dem perfön liegt allerdings dem Interesse deutscher Offiziere ferner, der lichen Muth wird freilich nach wie vor sein Spielraum bleiben, und viel davon abhängen ; aber die Tage der alten Taktiker find Kampf selbst aber ist darum nicht weniger intereſſant und vorüber , und das Metallgewicht und die gute Bedienung der Ka lehrreich, und wir glauben deßhalb im Interesse des mili nonen werden fünftig die eigentlichen Entscheider der Seeschlachten Ver den an wir tärischen Publikums zu handeln , wenn sein. Das Vermögen , einen Feind zum nahen Kampf zu bringen, fasser die ergebenste Bitte richten , eben der „ Unsicherheit ist einer von den Hauptvortheilen , die eine Schraubenflotte befißt, menschlicher Dinge" halber uns nicht zu lange auf jene und überdieß wohlgeeignet für die Bulldogart des Fechtens, die der Engländer liebt. Indessen dürfen wir bei unseren Muthmaßungen so wünschenswerthe Ergänzung warten zu laſſen. über den nächsten Seekampf nicht vergessen , daß unsere Schrauben Was den Inhalt dieses fünfzehnten Theiles betrifft, im Kriege noch etwas Neues find , und ihre Sporen so zu sagen, erst verdienen müssen. Daß aber der Dampf sich auch im Krieg so behandelt der erste Band den Schluß der Feldzüge von 1815 , insbesondere den Schluß der Darstellung der Er als ein Riese bewähren wird , wie er sich im Frieden als solcher eignisse bei den übrigen Armeen der Verbündeten, und den bewährt hat, daran ist kein Zweifel. Ohne Unglückspropheten sein zu wollen, erachten wir es für möglich , daß das erste hißige Ge Festungskrieg (hierzu die Pläne von Mezieres und Longwy) ; fecht eine schwache Seite unserer Schraubenschiffe , wie sie jest ge Artikel wesentlichsten die Anhang er enthält dann noch im baut find , bloßstellen könnte. Es ist dem Scharffinn nautiſcher der Capitulationen von Mezieres und Longwy , und die Ingenieurs nicht entgangen , daß die Spiegel dieser Schiffe durch Nachweisung der in dem ganzen Werke erwähnten Belage= Wegnahme der früheren starken Holzlagen , um der Bewegung des Plaß zu machen, sehr geschwächt sind, und daß ein rungen , Blocaden , Bombardements, Capitulationen fester Maschinenwerks unglücklicher Schuß in diesen zarten Theil eines dieser Schiffe zu Pläze ohne Widerstand , Capitulationen im freien Felde, einem bloßen , dem Feinde preisgegebenen Rumpf machen könnte. Fluß- und Gebirgsübergänge, Gefechte, Schlachten, Sturm Auch könnte der Mechanismus , der sich schon manchmal bei fried angriffe, Treffen, Ueberfälle und Ueberrumpelungen, nach lichen Probenfahrten in ruhigem Wasser launisch gezeigt hat, ein Jahr und Tag geordnet. Ein alphabetisches Namen- und mal im Stoß der Schlacht und in der Eile der Verfolgung oder des Rückzugs uns im Stiche lassen. Hiernach ist es gut , daß die Sachregister bildet den Inhalt des zweiten Bandes. Ein zweite Abtheilung der Ostseeflotte einige tüchtige Linienschiffe nach „ Schlußwort" gestattet uns einen Blick in die Natur der führt , die bloß vom Segeltuch allein abhängen , unter welchem zu Vorarbeiten , denen sich der Verfasser als gewissenhafter fiegen unsere wackeren Theerjacken feit lange gewohnt find. Was Geschichtschreiber unterzogen hat , und enthält noch eine den Tonnengehalt und die Bewaffnung betrifft , so waren auch die Rechtfertigung der von ihm in der Darstellung beobachteten größten Schiffe früherer Zeiten , mit denen wir unsere Seeherr schaft gewonnen haben , bloße Spielzeuge im Vergleich mit den Grundsäße , denen man , insbesondere was die Sparsam= jeßigen. Nehme man gegen ein britisches Schiff Nelsons von 104 keit mit Raisonnements betrifft, nur beipflichten wird. Kanonen im Jahre 1805 bei Trafalgar eines der jeßigen Schrauben Werfen wir noch einen Blick auf das Ganze , wie es schiffe in der Ofſee, z . B. den Agamemnon von 91 Kanonen ! Eine nach dem Willen des Verfassers nunmehr abgeschloffen Lage dieses Schiffes schleudert nicht weniger als 2032 Pfund, oder beinahe 1 Tonne Metall auf einmal , also über 1000 Pfd. mehr vorliegt , so dürfen wir sagen , das Werk hat den Meister als Nelsons beftes Linienschiff. Und dazu kommt bei einem 1eßigen gelobt , und es erscheint sonach überflüssig , noch etwas Schrauber eine Geschwindigkeit der Bewegung, die sein Feuer dop Weiteres zu diesem Lobe hinzuzufügen . Den schönsten Lohn pelt wirksam macht."

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

2.

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№ 52.

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Allgemeine

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Militär - Zeitung .

Großherzogthum Hessen. Darmstadt, 28. April. Durch Allerhöchste Verord nung S. K. H. des Großherzogs vom 1. April ist bestimmt worden, daß wenn ein Besizer militärischer Ehren zeichen sich ein unwürdiges Benehmen zu Schulden kom men läßt , ihm die gedachten Ehrenzeichen entzogen werden sollen, wenn auch diese Entziehung nicht von den Gerichten ausgesprochen oder die Folge gerichtlich erkannter Strafen ist.

Bayern. München, 24. April. Auf dem Artillerieübungsplaß haben seit einiger Zeit Schießproben mit den sogenannten Dornbüchsen stattgefunden, welche ergaben, daß dieselben auf eine fünf- bis sechsmal größere Entfernung als das gewöhnliche Infanteriegewehr, mit Sicherheit wirken. Mit dieser Feuerwaffe wird die Mannschaft der Jägerbataillone, welche gegenwärtig theils mit langen Infanteriegewehren, theils mit Stußen bewaffnet ist , durchgängig ausgerüstet werden. Die königl . Gewehrfabrik in Amberg hat außer mehreren anderen Gegenständen auch eine solche Dornbüchse zur Industrieausstellung angemeldet.

Klasse, 2 Feuerwerker (die Charge eines Oberfeuerwerkers fehlt), 2 Bootsleute, 3 Maschinisten erster, 5 zweiter Klasse. In dem Seebataillon find : 1 Major, 3 Haupt leute, 2 Premierlieutenante, 8 Secondelieutenante, 1 zum Dienst commandirter Offizier, 1 Portepeefähndrich , 3 à la Suite commandirte Offiziere, 1 Oberstabsarzt, 3 Stabs ärzte, 8 Assistenzärzte, 2 Zeughauptleute, 1 Zahlmeister erster, 3 Zahlmeister zweiter Klasse, 8 Unterzahlmeister, 3 Zahlmeister- Aspiranten, 1 Marineauditeur, 1 Secretär, 1 Registrator (beide mit Deckoffiziersrang) und 13 beur laubte Seeoffiziere. Die Jugend unserer Flotte geht aus den Patenten hervor. Chef der gesammten Land- und Seemacht ist Se. M. der König. Die Admiralität hat zum Chef den Ministerpräsidenten Frhrn. v. Manteuffel, zum Oberbefehlshaber Se. f. Hoh. den Prinzen Adalbert von Preußen. Vortragender Rath bei Sr. M. dem Könige ist der Cabinetsrath Niebuhr. Unmittelbar unter dem Oberbefehlshaber stehen die drei Abtheilungen für Com mando-, technische und allgemeine Angelegenheiten. Chef des Stabes ist Hyltén - Cavallius , Hauptmann Galster, Prinz Wilhelm von Hessen, Rechtsconsulent Heymann, Oberbaurath Hagen und Geh. Regierungsrath Gäbler (B. N.) gehören dazu. Rußland.

Preußen.

Zum erstenmal ist eine Liste C Berlin, 26. April. der f. preußischen Marine erschienen, die zwar keinen offiziellen Charakter trägt, jedoch von einem Sachkundigen, dem Marineſecretär Schäde, zusammengetragen ist. Nach derselben zerfällt die Marine in die Marinedepots in Danzig, Stralsund und Stettin , sowie in eine Matroseu-Stamm Division , deren Stab und erste Section in Danzig , die drei anderen (Handwerks-) Sectionen in Stralsund sich befinden. Auf den in Dienst gestellten Schiffen , Fregatte Gefion" (Commodore Schröder) , auf dem Transport schiffe "1Merkur". (Kuhn , Commandant) und der Dampf corvette Danzig" von 430 Pferdekraft (Indebeton, Gor vettencapitän), sowie im Büreaudienst befinden sich, außer dem Commodore, der Rangfolge nach : 4 Capitäne zur See, 7 Lieutenante erfter, 23 Lieutenante zur See zweiter Klasse, 1 Hülfsoffizier , 15 Seecadetten erster, 19 zweiter

C St. Petersburg, 19. April. Ein Ukas des Kaisers verfügt die Organisation einer Referveruderflot tille. Derselbe lautet : Zur Verstärkung der Schuhmaßregeln , betreffend die Küsten des finnischen Meerbusens , und nachdem für gut erachtet wurde, eine Reserveruderflotte zu formiren, befehlen Wir : 1 ) behufs Complettirung derselben durch Ruderer vier Druschini der Secbewaffnung , auf Grund der im angegebenen Reglement enthaltenen Vorschriften, zu orga= nifires; 2) die Druschini werden aus dazu aufgeforderten Freiwilligen des Gouvernements St. Petersburg , Nowo gorot, Olowes und Twer gebildet ; 3) mit den entsprechen= den Maßregeln zur Organisation dieser Bewaffnung wird ein Comité beauftragt, bestehend aus dem Verweser des Seeministeriums, Großfürsten Konstantin , und den Mi nistem der kaiserlichen Domänengüter und der inneren Angelegenheiten. Der dirigirende Senat hat hiernach

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St. Petersbug, das Nöthige zur Sache zu veranlassen. 14. April 1854. Nikolaus ." Das Reglement lautet im Wesentlichen : Die Seebe waffnung bezweckt die Gründung einer Reſerveruderflot tille zum Schuße der Küsten des finnischen Meerbusens. Dieselbe besteht aus 4 Druschinis . (Folgen die Vorschriften zur Annahme der Freiwilligen.) Dieselben müssen sich bis zum 20. Mai gestellt haben. Der Sold ist 8 Silberrubel per Monat. Proviant und Seeprovision erhalten dieselben gleich den Mariniers. Die Kleidung hat den Schnitt von der des Landmannes. Der Bart wird nicht geschoren, das Haar behält den Schnitt des Haares , wie es der Land mann trägt. Dienstzeit bis zum 1. November 1854. Nach Ablauf dieser Frist wird keiner im Dienste zurückgehalten. Diejenigen, welche sich auszeichnen , werden gleich denen im effectiven Dienste Belohnungen erhalten. Wird ein feindliches Fahrzeug genommen oder in den Grund gebohrt mit Hülfe der Kanonierschaluppen, so nehmen die Volon täre Theil an den Prisen. Die Verwundeten, sowie die Familien der Volontäre werden gleich denen des Militärs der Obforge der Behörden empfohlen. Außerdem find alle „Verabschiedeten" der Garde- und Flottenequipagen zum Wiedereintritt aufgefordert, und zwar unter gleichen Ver günstigungen wie die , welche den anderen in Dienst Ge= tretenen des Landheeres zugesichert sind.

Militärische Wanderungen durch Spanien.

Spanien. (3) Bekanntlich wird das Studium der deutschen Sprache auf das eifrigste bei dem f. Ingenieurcorps gepflegt. S. Erc. der Ingenieurgeneral , von der Ueber zeugung ausgehend , daß dasselbe den Offizieren seiner Waffe ein sehr fruchtbares Feld für Bereicherung ihrer Kenntnisse darbiete , läßt diesem bei der Schule des Corps zu Guadalajara betriebenen Unterrichtszweige fortwährend die größte Aufmerksamkeit und Sorge angedeihen. Auch während der leztverflossenen Jahre widmeten sich wiederum viele Offiziere diesem Studium und find als Reſultat des= selben eine bemerkenswerthe Zahl von Uebersetzungen, meistenstheils solcher Abhandlungen und Auffäße aus den deutschen Militärzeitschriften geliefert worden , welche in näherer oder entfernterer Beziehung zum Ingenieur wesen stehen. Der Commandant D. Francisco Servert, welchem als Professor dieses Unterrichtszweiges auch die Uebersehungen und die Auszüge aus nicht perio= disch erscheinenden deutschen militärischen Werken obliegt, Die erste classificirt diese Arbeiten in vier Sectionen . begreift eine monatliche Uebersicht alles dessen , was in militärischer Beziehung, besonders im Bereiche des Inge nieurwesens an Neuerungen sich ergibt ; die zweite unifaßt alle besonderen Artikel und größeren Denkschriften ; die dritte ist eine bibliographische Revue aller miltärisch literarischen Publicationen des Auslandes mit Einschluß der im Gebiete des Kartenwesens veröffentlichten Erschei= nungen ; die vierte begreift vermischte und sonst allzemein interessante Notizen.

Bon A. S. II.

Sevilla. 1.

In der Fonda del Union zu Sevilla kam ich neben einen spanischen Oberstlieutenant zu ſizen , der sich meiner mit einer Liebenswürdigkeit annahm, die mich wahrhaft in Verlegenheit sezte. Wenn ich nicht hätte glauben dürfen, daß Don Manuel sich in Sevilla langweilte und nebenbei noch ein Interesse hatte, mir die spanischen Militärzu stände in dem vortheilhaftesten Lichte erscheinen zu lassen, so würde mir seine Kameradschaftlichkeit peinlich geworden sein , denn 8 Tage lang nahm er mich förmlich in Be= schlag , und ruhte nicht , bis er mir nicht nur die militä= rischen, sondern auch die commerziellen Etablissements der Stadt gezeigt hatte. Daß er mich nebenbei auch zu Stier gefecht und Lanzakademie nahm , war an einem ächten Spanier, dem dieß die höchsten Dinge im Leben sind, weniger zu verwundern. Einer unserer ersten Gänge galt der täglichen Wach= parade. Die Mannschaft kam, schon in Wachen abgetheilt, und mit Tambouren, Musik und Zimmerleuten an der Spize aus der nahen Caserne heranmarschirt und stellte sich, die Musik gegenüber, auf dem Paradeplay in Linie auf. Die Wachen waren fast sämmtlich von Offizieren commandirt, und ich sah hier und später noch öfter sogar graduirte Commandanten (Majore) an der Spiße von 24 bis 30 Mann. Der älteste auf Wache kommende Offizier ließ nun laden und die Glieder öffnen. Bald erschien der Plazadjutant (sargento mayor), im langen dunkelblauen Oberrock und preußischem Hute. Fr trug ein kurzes spanisches Röhrchen auf der Brust im Knopfloch, dieß wird sonst auch in der Hand getragen und - Der älteste Offt= ist die Auszeichnung aller Adjutanten. zier ließ schultern und wieder Gewehr bei Fuß nehmen. Hierauf ging der Plazadjutant die Glieder hinab , wobet von selbst an ihn wenn die schulterte und dann wieder Gewehr bei Fuß nahm. Als der Plagadjutant dann hinter der Front vorüberkam, öffnete ein Jeder mit der linken Hand die Patrontasche, damit sich jener von dem Vorhandensein der Patronen überzeugen konnte. Zehn Stück und 13 Zündhütchen find vorgeschrieben. Der Plazadjutant ließ jeßt schultern , die Glieder schließen und im langsamen Schritt circa 12 Schritte vor= wärts marſchiren, worauf die Tamboure in den Geſchwind schritt einfielen , die Wachen sich im Marsch in 4 Glieder formirten, rechtsrückwärts ausbrachen und nach ihren Posten abmarschirten. Die Musik blieb zurück und spielte so lange, bis die Truppen verschwunden waren. Nachdem sich nun noch die Offiziere, welche sonstige Dienste erhielten, gemeldet hatten, war die Parade zu Ende. Die Parole oder vielmehr der Santo , d . h. der Name des Heiligen wird erft Abends vom Plagadjutanten beim Stadtcommandanten geholt und auf der Hauptwache, wo hin sämmtliche Wachen zu diesem Behufe Corporale schicken, ausgetheilt. Die Wachen werden bei den Spaniern in 4 Theile

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getheilt, von denen ein Theil auf dem Posten steht, ein Theil stets zur Unterstüßung bereit ist und sich deßhalb nur bei Regenwetter in dem Wachzimmer aufhalten darf, und zwei Theile ruhen. Die vorzüglichsten Ehrenbezeugungen, welche eine Wache abgibt, find : Präsentiren und Marschschlagen vor dem Allerheiligsten , der Königin , dem König , der Prinzessin von Austurien, dem Corpscommandanten ; Schultern vor dem Genenalcapitän, Generallieutenant und Generalmajor ; Antreten mit Gewehr bei Fuß vor dem Brigadier ; An treten ohne Gewehr vor dem Regimentscommandanten, Ob die reglementäre Vorschrift : auch vor den Frauen und Wittwen dieser Chargen die betreffenden Ehrenbezeugungen abzugeben , wirklich in Uebung ist , weiß ich nicht. Die Wachen werden durch dreierlei Runden visitirt; und zwar geschieht die große Runde durch den General capitan, Gouverneur, Jnspecteur, Lieutenant des Königs und den Plazadjutanten ; die gewöhnliche durch Patrouillen und die kleine (rondin) durch einen Corporal, der mit einer Laterne oder angezündeten Lunte an den Posten herumgeht. Als eine Eigenthümlichkeit des spanischen Garnisons dienstes muß ferner bezeichnet werden , daß in jeder Zei tung , welche in einer Garnisonsstadt erscheint , ein vom Plaßadjutanten unterschriebener Tagsbefehl abgedruckt wird, welcher enthält : 1 ) den Stabsoffizier vom Tag , 2) den Subalternoffizier, welcher Spitäler und Magazine zu visitiren hat, 3) das Regiment, welches den Wachdienst und 4) das Regiment, welches die Stunden (Patrouillen) gibt. Von der Parade wanderten wir nach einer Infanterie und später nach einer Artilleriecaserne , wo wir von den wachhabenden Offizieren auf das Artigste empfangen und überall herumgeführt wurden. Diese spanischen Casernen find mit Ausnahme einiger neuen in Madrid , Barcelona und Cadiz meist in alten Klöstern eingerichtet und haben aus diesem Grunde wenig äußeres Ansehen , aber dafür mancherlei Raumbequemlichkeiten, die man in eigens dazu erbauten Casernen selten findet. Die Schlafsäle find groß, hoch und luftig , bei dem heißen Klima eine wahre Wohl that; in strengen Wintern freilich, da fie steinerne Fuß boden haben und nicht geheizt werden können, desto unan genehmer. Neben jedem Saal befindet sich ein kleiner Raum, wo die Mannschaft ihre Armaturstücke reinigen, das Lederwerk anftreichen und trocknen kann 2c. Eine große Kufe mit Trinkwasser , kleine Krügchen von unglafirtem Thon, in denen das Wasser immer frisch bleibt, die Schüffeln zum Speisen 2c. werden gleichfalls hier aufbewahrt. In den Sälen selbst stehen die Bettstellen , um Naum zu ge= winnen , den Tag über längs der Wand, bei Nacht senk recht auf derselben. Sie find sämmtlich einschläferig , be= stehen aber nur aus zwei Hölzböcken , über welche drei Bretter gelegt werden, und enthalten einen Strohsack, ein Kopfpolster, zwei ungebleichte Leintücher und einen Woll teppich (im Winter zwei). Die Waffen hängen an Holz nägeln der Wand entlang und find spiegelblank. Die Tornister stehen , sorgfältig mit Stücken blauen Tuches zugedeckt, auf Brettern darüber, auch die Patrontaschen stecken beständig in einem weißen Leinwandüberzug . Dieser Schuß vor Hize und Staub ist in Spanien eine Noth wendigkeit. Auf 20 Mann ist ein Tiſch, zwei Bänke und eine Dellampe gerechnet.

Diese Art der Caſernirung ist die gewöhnliche. Seit neuerer Zeit gibt es jedoch bei einzelnen Regimentern sowohl ganze eiserne Bettlaben als eiserne Nöste, die in der Mitte zurückgeschlagen werden können. Beide Arten werden im Lande fabricirt. Endlich findet man noch neue Holzbett= laden , welche gleichfalls in der Mitte der Langſeite aus einander genommen werden können, so daß sich der untere ―――― Theil über den oberen stellen läßt auch dieß zur Raum= gewinnung bei Tage. Auch in der Aufbewahrung der Waffen 2c. hat man in der Mustercaserne der Unteroffiziere in Toledo eine Aenderung versucht. Um nämlich zu vermeiden , daß die Wandbretter und Holznägel auch zur Unterbringung anderer unmilitärischer Geräthe gebraucht werden , hat man eine Art eisernen Dreizack in der Wand befestigt , dessen zwei äußere Klammern den Tornister tragen, während auf der mittleren unter jenem das Käpi fist , unter welchem dann noch ein Nagel für die Tasche angebracht ist. Daneben ruht das Gewehr in schräger Richtung auf einem , in der Wand befestigten Vorstoß, und wird oben wieder von einer Klammer gehalten. Der Tornister soll folgende Gegenstände enthalten : Den grauen Kapotrock, welcher im gewöhnlichen Dienste getragen wird , oder den Uniformsfrack; die gelbe Jacke das Hauskleid des spanischen Soldaten ; die Police= müße , ein Paar Handschuhe, eine Cravatte, Bürste und Nähsäckchen und das Abrechnungsbüchlein ; bei den Unter offizieren noch das Reglement in Einem Bande. Die auf dem Tornister befestigte Kapsel enthält ein Paar weiße Hosen und ein Hemd. Außen stecken an den Schmalseiten die Schuhe in Strupfen, den Abſaz oben und nach Außen. Seit 1850 kommt auch noch ein Handtuch in den Tor nister. Vor dieser Zeit hatte eine Corporalschaft zuſammen zwei Handtücher und eine Bürste ! Unterhosen und Socken scheinen für den spanischen Soldaten unbekannte Größen zu sein; die ersteren fand ich nirgends , die leßteren höchft jelten. Und doch marschiren sie so vorzüglich !

In fedem Saale sind ferner spiegelblanke Messing= waschschüsseln in einem Holzgestell an der Wand ange= bracht, eine für die Corporalschaft. Daneben sieht man tableauartig in einem Holzrahmen und auf einem Luch grund die zum Auseinanderlegen und Reinigen des Ge wehres nöthigen Werkzeuge zusammengestellt , von welchen jebe Corporalschaft eine Garnitur besigt. Sie bestehen aus: 1 Federhaken, 2 Schraubenziehern, 1 Metallcylinder mit Handhabe zum Reinigen des Laufes , 1 Inſtrument zum Poliren , 2 Kugelzieher und ein hölzerner Hammer. Ich füge hier noch einige Notizen aus dem inneren Dienste der Spanier an, die dem Reglement von 1850 entnommen find. Die verschiedenen, im Befiße des Soldaten befindlichen Gegenstände werden allwöchentlich von dem Corporal vifi tirt und zwar an jedem Tage ein anderes Stück : Mon tags der Uniformsfrack, Dienstags der Kapotrock, Mitt= wochs die Luchhosen , weiße Hosen und die Policemüge ; Donnerstags Käpi, Hemd und Cravatte; Freitags Schuhe, Kamaschen und gelbe Jacke ; Samstags Waffen, Leder werk und Munition. Sonntags findet eine allgemeine Inspection statt.

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Täglich wird dreimal , Morgens , Nachmittags und Abends durch den Sergeanten der Wache verlesen. Etwaige Neuigkeiten werden dem Offizier der Caſernenwache mit getheilt, welcher die Aufsicht über den ganzen inneren Dienst des Regiments führt. Zur Reinigung der Caserne im Allgemeinen werden die minder gravirten Arrestanten unter Aufsicht eines Corporals verwendet ; im Inneren der Compagnie sorgt der Corporal der Compagnieaufsicht dafür. Der Fähndrich (abanderado) beaufsichtigt die Erhaltung der Ordnung und Reinlichkeit der ganzen Caserne. Nachts hat in jedem Saal ein Mann von zwei zu zwei Stunden zu wächen. Ob dieß wegen Erhaltung der Beleuchtung und Ordnung überhaupt, oder zur Verhütung eines gewissen Lasters geschieht , welches in Italien den Grund zu gleicher Beaufsichtigung gibt , weiß ich nicht, glaube jedoch eher das Erstere , da die Spanier jenem Laster weit nicht so ergeben sind wie Italiener und Franzosen. Der Corporal trägt einen fingerdicken Stock, womit er dem Soldaten zwei bis drei Schläge auf den Rücken oder sonst „ ungefährliche" Parthieen geben darf, wenn dieser ihm nicht gehorchen oder sich unpassender Aeußerungen bedienen sollte. Man versicherte mich jedoch von verschiedenen Seiten, daß es hiermit nicht genau genommen und die Soldaten von Unteroffizieren und Offizieren unbarmherzig geprügelt würden.

nicht schlecht, bildete mit seinem prachtvollen Goldrahmen die Hauptzierde des Zimmers. Ich fand dieß später in sämmtlichen Offiziersdienstzimmern , die ich besuchte , wie auch in allen Festlocalen öffentlicher Anstalten , mochten fie nun militärisch oder civil ſein ; ein Beweis von der Loyalität der spanischen Nation , welche ihre „Königin“ ehrt, wenn sie auch „ Isabel segunda " mit nicht auſtän= digen Titeln belegt. Aus den Gesprächen , welche ich mit dieſen und später mit anderen Offizieren über ſpaniſche Militäreinrichtungen hatte, hebe ich Nachstehendes heraus : Jede Corporalschaft (escuadra) hat einen ersten und zweiten Corporal (cabo) . Zu den lezteren wählt der Compagniecommandant die tauglichsten Soldaten seiner Compagnie aus , welche sodann vor dem Oberstlieutenant eine Prüfung in den Obliegenheiten des Soldaten und Corporals zu machen haben. Von dem Corporal an geht das Avancement zwar dem Dienstalter nach, es muß jedoch immer wieder eine Prüfung gemacht werden. Nur bei ganz ausgezeichneten Individuen wird eine Ausnahme gemacht. Der Corporal führt eine Liste über seine Mannschaft, welche Namen, Alter, Größe und die Nummer der Armatur und Montur enthält. Er redet die Soldaten mit Sie an - Usted , eigentlich „Euer Gnaden “ — was der allge= meinen Landessitte entspricht ; und nennt sie bei ihrem Eigen namen, was gegen die sonstige Sitte ist, indem im engeren Zusammenleben in Spanien nur der Vorname gebraucht wird.

Die militärischen Strafgeseze enthalten nicht weniger als 159 Artikel und zum Theil ganz mittelalterliche Stra fen, die aber meist in der Praris nicht mehr angewendet werden. Infultirung von Offizieren wird mit Handab hauen und dem Galgen, solche von Unteroffizieren gleich falls mit dem Lode , und wenn es nicht im Dienste ge= schehen, mit 10 Jahr Presidio (Zwangsarbeit) in Afrika, Ceuta, bestraft. Der Zweikampf ist verboten, aber geduldet. Eine Schildwache, die schlafend getroffen wird, muß durch 200 Mann Gaffen laufen und den Rest der Dienstzeit bei öffentlichen Arbeiten verbringen. Wer sich auf den Bosten niederseßt , raucht oder das Gewehr wegstellt, erhält 25 Stockschläge und zwei Monate Arrest. Der Diebstahl bis zu 10 Realen *) wird mit öffentlicher Arbeit für den Rest der Dienstzeit, ein solcher von 10 bis 20 Realen mit 10 Jahre Presidio , von 50 bis 200 Realen mit derselben Strafe und sechsmaligem Gaffenlaufen durch 200 Mann Ob diese und ähnliche Strafen stets in ihrer gebüßt. ganzen Strenge angewendet werden , lasse ich dahingestellt ; gewiß aber ist , daß die Disciplin in der spanischen Armee Fremde Offiziere, die in über alles Lob erhaben ist. Spanien gedient haben, können den Gehorsam und die Dienstwilligkeit des spanischen Soldaten nicht genug rühmen. Der Offizier von der Wache führte uns zuleht in fein Dienstzimmer. Dieses zeichnete sich durch ein reiches Ameublemement aus, worunter ein eleganter Glasschrank, in welchem die Fahnen verwahrt wurden. Das Bild der Königin in Lebensgröße und in Del gemalt, und zwar : *) 1 Real ist etwa 7½ Krenzer, 1 Cuarto nicht ganz 1 Kreuzer, 1- Maravedi etwas weniger als 14 Kreuzer.

Die Corporale schlafen und eſſen mit der Mannschaft, während die Sergeanten dieß abgesondert und zusammen thun. Der Compagniecommandant_kann_gestatten , daß einer oder der andere Corporal und sogar Soldat mit den Sergeanten speise. Der Oberfeldwebel (sargento primero) führt ein Buch, in welches die täglichen Befehle des Regiments- und Com= pagniecommandanten eingetragen werden, und welches dann bei der Musterung in der Richtung geprüft wird , ob es keine dem Reglement widersprechende Anordnungen enthalte. Der Cabo furriel ist nicht ganz , was unser Fourier ift. Er commandirt den Dienst, macht beim Ausrücken über die Fehlenden Rapport, hat für die Einkäufe der Menage, für Reinlichkeit der Geschirre 2c. , den Empfang von Holz, Del, Fournituren 2c. zu sorgen. Die Lieutenante einer Compagnie wechseln wöchentlich im Compagniedienst, welcher vorzugsweise in der An wesenheit bei den Verlesen und dem Essen der Mannſchaft besteht. Jeder Lieutenant besigt eine Liste mit Namen, Geburtsort, Alter , Größe und den Abrechnungsverhält uiffen der Soldaten der Compagnie. Bei den wöchent= lichen Visitationen der Armatur und Montur hat der Lieute nant der Woche anwesend zu sein , ebenso bei dem monat= lichen Verlesen der Kriegsartikel . Nach der Wassenvifitation wird vom Lieutenant der Woche ein Theil der Juſtruction für Soldaten und Unteroffiziere verlesen welche zu dieſem Zwecke in vier Abſchnitte getheilt ist, so daß ſie innerhalb eines Monats einmal durchgemacht werden kann. (Schluß folgt.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Donnerstag, Mai 1854. fiud either ghear so pations alasar

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4.

№ 53. Zorba , dan halby Zaroanging in Poolphy day Anoth

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BRAME (AUS)

Allgemeine

Militär - Beitung.

Bayern . Nürnberg, 18. April. Auf Veranlassung des k. Generaladjutanten Generallieutenant v. Hailbronner wurde heute der Versuch eines Experiments gemacht, hervorge rufen durch die Erfindungsgabe des pensionirten Haupt manns Hrn. Bauer. Es handelte sich nämlich darum die von demselben erfundene ambulante Küche (Kochma= schine) zu erproben. Unter dem Commando des t. Obersten Hrn. v. Feder marschirte heute Morgen um 7 Uhr eine Truppe von etwa 160 Mann, wovon (abwechselnd) zwei Mann die angefeuerte Kochmaschine trugen, die Straße nach Erlangen entlang. In kurzer Zeit , in nicht ganz zwei Stunden, war das Essen während des Marsches (mit einem Holzkohlenaufwand von nur 3 kr. , berechnet für ungefähr 12 bis 16 Mann) bereitet, und dasselbe, bestehend in Suppe, Rindfleisch, Sauerkraut und Schweinefleisch, im Freien gekostet. Die Probe soll vollkommen gelungen sein. (Fränt. Cour.)

Frankreich. Ein k. Decret vom 20. April ordnet die Wieder errichtung einer sechsten Schwadron in allen den 53 Cavalerieregimentern an, welche zur Zeit nur 5 Schwa dronen besigen. Die neu zu errichtenden Schwadronen er halten dieselben Cadres wie die bereits bestehenden. In einem jeden Cavalerieregiment werden außerdem neu er richtet: die dritte Stelle eines Escadronschefs, die dritte Stelle eines Adjutanten, die zweite Stelle eines Oberarztes, die zweite Stelle eines Veterinärgehülfen und eine neue Stelle eines Unteradjutanten. Im Eingange des Decrets ist gesagt, daß die Unterdrückung der sechsten Schwadronen im Jahre 1834 nur aus dringenden Büdgetrücksichten er folgt, deren Wiederherstellung aber nach Einberufung der noch disponiblen Mannschaften der Jahre 1849-1852 und der dadurch eingetretenen Stärke der Regimenter un umgänglich geworden sei.

Großbritannien. Es ist schon in Nr. 49 d. Bl. erwähnt worden, daß ein militärischer Correspondent der „Times " , wahrschein lich ein Offizier der indischen Armee, den Vorschlag macht :

dem Mangel an Truppen im Mutterland und der jezigen Ruhe in Indien einen Theil des dortigen sehr zahlreichen Heeres (ungefähr 270,000 Mann Linientruppen, ungerechnet 300,000 Mann, und darüber, Frreguläre !) in der Türkei zu verwenden. Derselbe schlägt nun weiter vor , diese Truppen zur See nach Busforah am Tigris zu bringen und von dort auf Erzerum marschiren zu lassen. „Von Kurratschi in Sindh bis Erzerum" , sagt er, „ist es ungefähr 1250 Meilen , welche Entfernung sich in 6 Lagen zurücklegen läßt ; Bufforah ist von Erzerum in gerader Linie 750 Meilen , die Krümmungen des Wegs aber auf angeschlagen 900 Meilen entfernt, die sich in drei Monaten mit sehr leichten Tagmärschen zurücklegen ließen. Von Bussorah bis Bagdad hinauf ließen sich wenigstens Kanonen , Munition und das schwere Gepäck auf dem Tigris transportiren , wenn nicht etwa auch die Mannschaft. In Bagdad könnte man sich mit gehöriger Energie die erforderliche Zahl Kameele verschaffen, und da nach meinem Plan das Heer kein Belagerungsgeschüt mitschleppen würde, so ließen sich die wenigen Wagen, die man nöthig hätte, entweder aus Indien mitnehmen oder unterwegs anfertigen. Die Schwierigkeit, Pferde aus Indien mitzuführen, würde sehr groß sein, aber da Bagdad und Buffsorah gerade der beste Pferdemarkt für Bombay und Calcutta find, so ließe sich wohl da eine beträchtliche Anzahl für die Reiterei und die Artillerie beschaffen. Frei lich so hoch rechne ich lich 15,000 Pferde aufzubringen ungefähr den Bedarf - würde immerhin schwierig bleiben. Das arabische Pferd ist aber bekanntlich ein besonderes edles und gelehriges Thier. Das ganze Personal dieser Armee müßte so leicht als möglich equipirt sein - nicht nach_indischem Maßstab, wo man große Zelte und eine Masse Troß und Diener braucht, sondern nach europäischer Art." Wie schon bemerkt, wird bei diesem Plan besonders auf den mohammedanischen Theil des indobritischen Heeres gerechnet, und zwar auf die Sunniten darunter, von welchen zu erwarten wäre, daß sie für ihren Chalifen den Sultan mit Begeisterung in den Kampf gehen würden. Indessen glaubt der Correspondent, daß auch die Hindu- Soldaten, wenigstens die der niederen Casten , (woraus besonders die Madras-Armee besteht) zur Theilnahme an diesem Zug zu gewinnen wären , wie sie ja jezt schon in China, Aden und Birma dienen. Sehr brauchbar würden als Schüßen

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die kräftigen und gewandten kleinen Gurkas aus Nepal sein, und besonders gut wäre es auch , wenn man einige der jest im englischen Heer eingereihten Sikh - Regimenter verwenden könnte, falls sie sich nämlich dazu bereden Das wäre eine sehr kluge Maßregel, meint der ließen. Correspondent, weil man nämlich den erst vor wenigen Jahren unterworfenen Sikhs in Indien nicht recht traut. Im Ganzen hätte diese Hülfsarmee aus ungefähr 60,000 Mann zu bestehen, worunter etwa 10,000 Fußgänger und 1000 Reiter der in Indien dienenden Engländer. Die ausgezeichnete Artillerie besteht ohnehin mehr als zur Hälfte aus europäischen Kanonieren. Türkei. (me) Der Moniteur de l'Armee" bringt nach seinen besonderen Constantinopler Correspondenzen Mitthei = lungen über die Organisation der türkischen Truppen und sonstige hierhin gehörige Details, die wir zur Ergänzung und Vervollständigung von früher in der A. M.-Z. Gegebenem - im Nachstehenden folgen lassen: Die türkischen Truppen stehen in keinem Brigadever band, noch sind sie in Divisionen eingetheilt. Die Generale werden auf irgend einem Punkt des Territoriums, zur Uebernahme eines Commandos der daselbst befindlichen Truppen , entsendet , ohne ständig das Commando ein und der nämlichen Regimenter zu behalten; es ist nichts festes in der Beziehung bestimmt. Der Dienst der Generalstäbe ist in der türkischen Armee eine unbekannte Sache. Der General en chef Omer Pascha, verwendet, um seine Correſpondenz zu expediren, eine gewisse Anzahl Schreiber, beiläufig dreißig , welche unter der Leitung von drei Sreretären stehen, die unmittel Die anderen Generale wenden bar mit ihm arbeiten. ähnliche Mittel an, um die Justructionen und Ordres zu übermitteln , Die Generalstabsoffiziere , deren Zahl nicht begränzt ist, werden zu verschiedenen Functionen verwendet. Es gibt in der türkischen Armee kein Corps, welches dem dem der Intendanz analog wäre; ebenso wenig sind Admini strationsbeamte vorhanden. Ein widerruflich angestellter Civilbeamte, welcher mit der Benennung Muchtetar-Bey bezeichnet wird, versieht die Functionen des Generalinten dauten und des Zahlmeisters . Ihm liegt unter der Direc= tion des Generalissimus die Sorge und die Herbeiſchaffung aller Bedürfnisse für die Armee ob. Er gibt in der Be= ziehung im Namen des General en chef Instructionen an die Commandanten der Provinzen , welche gleichfalls ge= halten sind , den Ersuchen der Armeecorps - Commandanten zu entsprechen. Eben diese Commandanten der Provinzen oder Districte sind es, welche in der That für die Appro visionirung der Armee zu sorgen, die Magazine zu bilden und das sonst hierher gehörige zu ordnen haben . Sie geben ihre Befehle an die von ihrer Verwaltung abhängige und ihnen vollkommen untergebene Bevölkerung. Die Lebensmittel wurden bisher sehr pünktlich bezahlt. Der Sold der türkischen Armee ist ein und derselbe für alle Waffengattungen ; er wird dem Soldaten wie dem Offizier monatlich ausbezahlt. Im Nachstehenden folgt der Tarif auf dem Kriegsfuße des Soldes , der Lebens mittel und Fourrage eines Cavalerieregiments :

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Lebensmittel Sold täglice Prafter Rationen monatlich *) 16 • 1800 Oberst . 12 Oberstlieutenant . 1350 1125 8 Escadronschef 750 6 Major 4 600 Regimentsadjutant · 2 300 1. Rittmeister 225 2. 1 " 180 1. Lieutenant 1 150 2. 1 50 1 Oberwachtmeister Wachtmeister • 40 1 30 Brigadier . 1 24 1 Reiter

Fourrage tägliche Rationen 16 12 8 6 4 2 1 1 1 1 1 1 1

Die Fourageration beträgt 3 Okas ** ) 80 Drachmen Gerste und 4 Okas Stroh. Die Lebensmittelration besteht aus folgenden in Drach men geschäßten Gegenständen : Brod 300 Dr., Fleiſch 80, Kohlen 91 , Holz 219, Reis 27, Butter 3, trockenes Ge= müse 7, Salz 62, Zwiebeln 62, Del 1 , Licht 1 , Seife 1. — Außerdem wird zweimal wöchentlich den Mannschaften eine äußerordentliche Nation von 9 Dr. Reis und 162 Dr. Butter verabreicht. Die Vertheilung der Lebensmittel geschieht täglich und fand bisher immer regelmäßig statt. Alle Commandanten der Provinzen haben den Befehlen des Generaliſſimus zufolge Lebensmittelvorräthe aller Art angehäuft, die für mehrere Monate hinreichen können . Alle bebufs Siche= rung des Unterhalts der Armee getroffenen Maßregeln und Bestimmungen , alle zu diesem Zweck an die Bevölkerung gestellten Forderungen wurden mit Eifer und Pünktlichkeit ausgeführt. (Fortseßung folgt.)

Militärische Wanderungen durch Spanien. II.

Sevilla. 1. (Schluß. )

Während wir uns unterhielten , wurde zum Essen ge = schlagen. Dieß findet täglich zweimal und zwar innerhalb der Compagnie statt. Das gewöhnliche Gericht ist der landesübliche Puchero (Putschero) , eine Mischung von Bohnen , Reis , Erbsen, Kohl , Grünem , Weißbrod und Schweinespeck (tocino) , welche einzelne Bestandtheile zu Dreien, Vieren und noch mehr mit einander gekocht werden. und deren Wahl lediglich dem Geschmacke der Soldaten überlassen bleibt.

Der wochenweise zum Kochen bestimmte

*) Der Werth des türkischen Piasters variirt je nach den Schwankungen des Wechselcurses; er ist gegenwärtig etwas mehr als 182 Centimes. Ubicini in seinen Lettres sur la Turquie fchäßt denselben auf 23 Centimes ; das Annuaire du bureau des longitudes schäßt denselben nur auf 22 Centimes. **) Die Oka ist = 1 Kilogr. 285 Gr .; 400 Drachmen machen 1 Ofa.

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Soldat kauft täglich die für die Compagnie nöthigen Victualien auf dem Markte, wobei er durch den cabo furriel beaufsichtigt wird . Dieser ist verantwortlich dafür, daß die beiden Mahlzeiten (rancho , rantscho) gut gekocht und zu rechter Zeit fertig sind. Die Speisen werden in cylinderförmigen Kesseln zu 30 , 40 , 50 Portionen zube= reitet, in deren Mitte sich ein etwa 5" weiter, mit Kohlen gefüllter Cylinder erhebt. Beim Marsch werden diese Kessel auf Maulthiere geladen und der Soldat trägt nur eine blechene Portionschüssel auf dem Tornister. Nachstehend gebe ich ein Muster eines Küchenrapports. Sevilla , den 1. Janur 1850. 120 Mann Stand der Compagnie Sergeanten . • 4 . Verheirathete Beurlaubte • • 942 Nicht Speisende ( Bedienten Mit vorübergehen= der Erlaubniß . 6 Commandirte. 15 78 Rest "1 Cuartos 624 Diese 78 Mann à 8 Cuartos geben Cuartos Vertheilung : 170 20 Pfd. *) Schweinespeck à 1 Real · 136 4 Arrobas **) Kartoffeln à 34 Cuartos 240 30 Pfd. Erbsen à 8 Cuartos 70 7 Pfd. Nudeln à 10 Cuartos 8 und Knoblauch Gewürze 624

Hiervon erhält der Soldat in Geld die Löhnung (prest) : 53 Realen 5 Maravedis . Diese Löhnung theilt sich wieder in das Menagegeld (socorro), den eigentlichen täglichen Sold (sobras) und das Kleinmontirungsgeld (masila), welches in der Regimentskasse bleibt und zu Anschaffung und Erneuerung der Kleinmontirungsstücke bestimmt ist. Da das Kleinmontirungsgeld auf monatlich 8 R. bestimmt ist und das tägliche Menagegeld auf 8 bis 9 Cuartos

kommt, so bleiben etwa noch 3 bis 4 Cuartos baar Geld übrig. Dieses Geld erhält der Soldat jedoch nicht täglich oder wöchentlich , sondern bei der alle drei Monate statt findenden Abrechnug 100 Realen und den Rest bei seiner Beurlaubung oder Beabschiedung. Beim Eintritt in den Dienst erhält der Mann 149 R., *) wovon er sich folgende Gegenstände anzuschaffen hat: 2 Hem= den , 2 Paar weiße Hosen , 1 Paar Tuchhosen , 2 Paar weiße Kamaschen , 1 Paar Tuchkamaschen , 1 gelbe Jacke, 2 Cravatten, 1 Paar Schuhe , 1 Policemüße , 1 Hosen= träger, 1 Brodſack , welcher auf Märschen häufig statt des Tornisters getragen wird und dann nur das Nothwendigste enthält —, 1 Nähſäckchen. Diese Gegenstände sind sämmt= lich auf der Regimentsverwaltung um billige Preise zu kaufen; 1 Hemd kommt etwa auf 16 Realen, eine Cra vatte auf 4 Realen. Für die große Montirung wird vom Aerar monatlich 5 Realen gegeben. Sie besteht : aus einem Uniformsfrack von seinem Tuch aus den Fabriken von Bejar ; derselbe ist zu 63 R. berechnet , kommt aber auf 70 bis 80 ; seine Tragzeit ist 4 Jahre. Der graue Kapotrock , welcher fast immer getragen wird, hat nur 2 Jahre 8 Monate Trag= zeit; auch er ist auf 63 R. berechnet , kommt aber oft auf 90. Das Käpi hat 3 Jahre Tragzeit und kostet 26 N. Der Tornister kostet bei 8 Jahren Tragzeit 43 R. , die Patrontasche bei 12 Jahren Tragzeit 22 R. Der Prest des Vicecorporals beträgt täglich 2 Realen 6 Maravedis , der des Corporals 2 R. 17 M., des Ser geanten 3 R. 17 M, des ersten Sergeanten 3 R. 26 M. Die Chargen der Flügelcompagnicen erhalten 5 M. mehr. Der Tambour hat die gleiche Löhnung wie der Vicecorporal der Centrocompagnieen , der Tambourcorporal und der Trompeter wie der Corporal der Flügelcompagnieen. Bei längerer Dienstzeit werden noch besondere Beloh= nungen gereicht, und zwar erhalten Sergeanten, die immer präsent waren, bei einer Dienstzeit von 10 Jahren eine monatliche Zulage von 4 Realen , bei 15 Jahren 10 R., bei 20 Jahren 20 R., bei 25 J. 90 R., bei 30 J. 112 R., bei 35 J. 135 R., bei 40 J. 260 R. Die Korporale die selben Zulagen bis zum 25. Jahre, weil sie dann den Sold des Sergeanten erreicht haben. Sergeanten, Korporale und Soldaten, welche nicht immer präsent waren, erhalten bis zum 20. Dienstjahre die gleichen Zulagen , beim 25. Jahre aber nur 30. R. Die Sergeanten, welche obige 135 u. 260 Realen genießen, erhalten zugleich die Auszeichnung eines Unterlieutenants resp. Lieutenants . Wenn die Korporale , welche 90 N. genießen und 10 Jahre in dieser Charge dienen, zurücktreten, so erhalten sie diese 90 R. als Rückzugsgehalt. Das Gleiche ist bei den Sergeanten der Fall , welche 10 Jahre Korporal und 5 Jahre Sergeant oder 10 Jahre Sergeant gewesen find. Wer 112 Realen genießt und 5 Jahre in seiner Charge dient, erhält diese 112 R. als Pension; nur bei 135 und 260 N. tritt eine Verminderung auf 120 resp . 150 N. monatlich ein.

*) Das spanische Pfund ist um ein Geringes kleiner als das unserige. **) Die Arroba hat 25 Pfund.

*) Nach mündlichen Aussagen spanischer Offiziere 200 R., was auch eher mit den starken Anforderungen stimmt, die an den Soldaten gemacht werden.

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Der Korporal vom Einkauf: Manuel Rodriguez. Der Kontrollirende : Isidoro Potito. Die Soldaten : Manuel Fallanas und Ignacio Casiano. Obige Rechnung und Speise ist von mir visitirt worden : Der Offizier der Woche : Carlos Garrido . Den Leuten, welche auf Wache sind, wird das Essen zugetragen. Zum Essen muß der Soldat ein Stück Brod

mitbringen, wovon er täglich 12 Pfund , d. h. alle zwei Tage einen dreipfündigen Laib erhält, wenn er schwarzes, oder 1 Pfund täglich , wenn er lieber weißes will , was seinem Geschmack überlassen bleibt. Das Verkaufen des Brodes ist verboten. Die Gebühr (haber) des Soldaten besteht in Brod, Löhnung , Geräthschaften, Waffen , Spitalverpflegung, Wohnung und Kleidung, was mit Ausnahme der Armatur und Montur, auf monatlich 129 Realen berechnet wird.

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Diejenigen , welche diese Bedingungen nicht erfüllen, erhalten etwas geringere Pensionen : die Sergeanten bei 25 J. Dienstzeit 65 R., bei 30 J. 85 , und von hier an für jedes Jahr bis zum 40ften 4 Realen mehr ; die Kor porale bei 25 Jahren 55 R., bei 30 J. 70 R. , und von hier an bis zum 35ften Jahre jährlich 3 N. mehr ; die Soldaten und Vicecorporale bei 25 J. 45 R. , bei 30 J. 60 Realen. Solche, die im Felde dienstunfähig geworden sind, er halten 30 R. monatlich ; bei Verlust eines Gliedes 60 R.; bei Verlust von 2 Gliedern oder des Gesichtes 90 R. Ob diese schönen Gelder nur auf dem Papiere stehen oder auch wirklich bezahlt werden, kann ich nicht beſtimmt sagen. Nach Allem bin ich aber geneigt zu glauben, daß seit den lezten Jahren eine regelmäßige Bezahlung Statt findet. Wenigstens versicherten mich pensionirte Offi= ziere , daß dicß mit ihren Pensionen der Fall sei , wenn auch die Reste früherer Jahre nicht nachbezahlt würden. Auch dürften die früher üblichen Berkürzungen des gemeinen Mannes an seiner Gebühr -- durch Offiziere und Unter offiziere nicht mehr in dem alten Maßstabe fortgeführt werden. Doch hörte ich von Einheimischen und Fremden noch manche Klage über Korruption in dieser Beziehung. Jedenfalls findet im Großen noch eine sehr ungeregelte Wirthschaft Statt.

schleppen fie die Lappen , um zu decken ihre Schlappen“ . Ueber Strophen wie S. 95 : Morgen wie heute Reut nicht zur Freude die Beute , Schwerter für Recht , Landesknecht. wird für uns immer ein geheimnisvolles Dunkel ruben. Daß das treue Ros" S. 85 im Schmerz um den verlornen Reiter bis zum Selbstmord schreitet , ift trop Allem , was man bei Tourniere und Franconi erlebt hat , doch zu viel für ein Pferd , wenn auch Hart= mann von der Aue keinen Anstand nimmt , Zweins Löwen in eine ähnliche Situation zu bringen. Der äußerst breit behandelte In halt der „drei Grüße“ S. 81 hat in bekannten trefflichen Volks liedern (z. B. in der Stadt Mainz war ein Soldat) einen zu schönen Ausdruck gefunden , um solcher Kunftdichtung eine irgend dankbare Aufgabe übrig zu laſſen. Das persönliche Auftreten des Todes in WWer gewinnt ?" S. 102 und „ Die Brüderſchaft“ S. 78 hat wenig von der tragischen Wirkung , die in verwandten gnten Liedern, z. B. in Uhland's „schwarzem Ritter“ unwiderstehlich über uns kommt. Das achtzeilige „Einst lenkt ich meinen Braunen“ ist so seicht als kurz. Daß hier , wie an manchen entschieden zwei deutigen Stellen der ersten Abtheilung das „Küssen“ als Umschreibung gebraucht wird , ist weit anstößiger , als die gesunde Naivität des Volkslieds , die den Soldaten beim schwarzbraunen Mädel schlafen Doch bietet auch die zweite Abtheilung verschiedene ge läßt. lungene, im frischen Ton gehaltene Lieder, wie „Ich bin zum Heer . 96. Ein gekommen . 98 , " Wir sind die luftigen Lanzen" wohlmeinendes deutsches Herz schlägt uns in dem S. 89 mitge= theilten Gedichte „ Auf der Wacht“ entgegen, wie auch in manchen, freilich in Form und Ausdruck sehr verfehlten Stücken der dritten Abtheilung. Dieselbe scheint zu einer speciellen Besprechung wenig geeignet. Edle Gesinnung und poetische Gefühle verschließt man besser im innersten Herzen , als daß man sich der Gefahr ausfeßt, bedeutende Stoffe breit und mittelmäßig zu behandeln. Der Dichter hat Unrecht gethan , die natürlichen Gränzen seines Talents zu überschreiten und in der Behandlung nichtmilitärischer Stoffe mit dem zahllosen Heer unserer Poeten niederen Ranges zu wetteifern . Schwache Reproductionen der Gedanken unserer bekannten Lyriker finden sich vielfach , so ist mit S. 156 Heines Buch der Lieder, 8. Aufl. S. 234, zu vergleichen ; andere Stücke stehen freilich durch fonderbare Originalität außerhalb jeder Vergleichung. So fterben nach der im Sonett S. 136 ausgesprochenen Ansicht die Besten unferes Volkes meist im Irrenhaus oder im Gefängniß ; die ftolzen Burgonden des Nibelungenliedes find S. 145 Recken kühn und schlau"; in der „Neujahrsracht“ S. 161 wird allen Ländern, Völ tern , Fürsten , Staaten , Religionen und Geranken der Gegenwart und Vergangenheit , also so ziemlich Allem , was es gibt und was man sich denken kann, mit edler Unpartheilichkeit in kürzester Weise der Proceß gemacht ; zum Schluſſe heißt es :

Literatur. Soldatenlieder von zwei deutschen Offizieren. Frankfurt a. M. Meidinger Sohn u. Comp. kl. 8. S. 1-181 . Wir betrachten die Recension dieses Büchleins als eine nicht allzu leichte Aufgabe , weil schon der Titel unſere Kritik zugleich fæärft und entwaffnet. Die beiden erften Abtheilungen, die eigent lichen Soldatenlieder , sollen durch einen besonderen wohlfeilen Ab druck allgemeineren Eingang finden. Wir zweifeln nicht daran, daß manche Lieder, besonders der ersten Abtheilung, in den Sol datenmund übergehen können , weil sie , leicht , frisch und kurz ge= halten , sich dem Ton und der Anschauung des Volkslieds einiger maßen anschließen. „Wer hätt' vom Petrus das gedacht“ S. 10 faßt den Apostel , der im Volksglauben vielfach an die Stelle des alten Donar getreten ist , richtig als Wettermacher und Soldaten feind auf. Der S. 16 besungene brave_Mann“ ist eine leben dige, von gesundem Humor geschaffene Gestalt , ebenso der „kleine Franz" S. 44; „ Du ſchauft beim Fensterlein heraus“ S. 43, „ Auf der Wacht" S. 31 , „ Du lieber Schaß es geht nun fort“ S. 25, "Frau Mutter euer Rath ist gut" u. a. m. find wahr empfunden und zeichnen oft in wenigen Zeilen ein anschauliches Bildchen. Auch an kräftigen und originellen Wendungen findet sich einiges , so im "Tod" S. 36 : der Tod springt mitten in das Glied und holt sich seinen Mann". Feinsliebchen was weinst du" S. 53 ist der erhabenen Melodie : „Wir hatten gebauet" durch seinen Inhalt nicht gewachsen ; mehrere Volkslieder mit ähnlichem Anfang behandeln denselben Stoff ungleich kräftiger und tiefer. Dasselbe läßt sich von vielen anderen Liedern sagen, die mit verwandten Volksliedern durchaus nicht concurriren können. In „ Der Tambour" S. 9, ,,Herr Wirth" S. 14 und „Was wird wohl das beste sein" S. 19 ift die feine Gränze der Poesie und Schicklichkeit beträchtlich über schritten , ohne daß der Humor die Kraft hätte , uns dafür zu ent schädigen. Die in der zweiten Abtheilung gegebenen Lieder von H. R. bieten mitunter sonderbare Wendungen , wie S. 73 : Keuchend

Nun so rolle , Rad der Zeit ! Rolle durch die weiten Schranken ; -Donn're nieder Land und Völker Und die Schöpfung der Gedanken ! Dann erhebeu aus dem Schutt Und den rauchenden Ruinen Sich Geschlechter neu und mächtig , Um dem wahren Gott (?) zu dienen. Es fei uns noch die allgemeine Bemerkung vergönnt , daß die meisten Verfasser künstlicher Volkslieder - denn das müſſen ja ächte Soldatenlieder sein im wahrsten Sinne des Wortes Waffer in's Meer , man könnte auch sagen in den Wein , tragen . 3m höchsten Grade verdienstvoll wäre es dagegen , wenn (worauf be reits in Nr. 81 von 1853 dieser Blätter aufmerksam gemacht ist) auf die treue Aufzeichnung des gerade in unseren deutschen Armeen noch so reich blühenden Volksgesanges allenthalben einige Zeit und Aufmerksamkeit gewandt würde. Alseitige Anerkennung würde solchen Arbeiten niemals fehlen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

6.

Samstag, Mai 1854. Nedfies ot Hilsive eisie den de

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Deutschland.

„Für Man schreibt der „A.Z." aus Ulm , 24. April: "Für die endliche Vollendung der hiesigen Festung erwartet man in Folge des neuen zwischen Oesterreich und Preußen ab geschloffenen Bündnisses günstige Ergebnisse , und hofft, daß die seither vorhanden gewesenen Anstände jezt eine leichte und von den Verhältnissen gebotene Lösung finden werden, was um so dringender erscheint , als eine noch längere Verzögerung des Flüssigmachens der nothwendigen Geldmittel zu dem doch nicht zu umgehenden Ausbau in späterer Zeit wesentliche Nachtheile und namentlich weit größere Kosten verursachen dürfte. "

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 30. April. In dem eben im Druck erschiene nen Jahresbericht der Betriebsdirection der Donaudampf schifffahrt heißt es , daß die Gesellschaft den Bau von Raketenbooten übernommen habe. Wir erfahren nun, daß zehn solcher Schiffe auf der Werfte in Altofen für Rechnung der t. t. Donauflottille im Bau begriffen find Von der und in kürzester Frist vollendet jein werden. genannten Unternehmung werden ferner 15 bis 16 Schlepp= fahne zu schwimmenden Lazarethen (Ambulancen) hergerichtet und dazu drei Remorqueure disponibel gemacht, um einen regelmäßigen Verkehr zwischen dem südöstlichen Beobachtungscorps und den Hauptspitälern in Pest-Ofen zu organisiren. Preußen. Berlin, 25. April. Wie verlautet ist Sr. M. dem König in diesen Tagen ein neu ausgearbeitetes Ver pflegungsreglement für mobil gemachte Truppenkörper - Ferner hat vor Kurzem auch der vorgelegt worden. Oberpräsident der Provinz Preußen, Eichmann, ein neues Reglement über das schnellste und leichteste Verfahren hierher zur Prüfung gelangen lassen , wie bei einer Mobil machung von Cavalerie in ungefähr 8 Tagen der erforderliche Pferdebestand nach den Versammlungsplägen geliefert werden könne.

frankreich.

Der „Moniteur " beschreibt ein Paris , 16. April. intereffantes Experiment mit einer neu erfundenen Ponton brücke, dem der Kaiser in Begleitung des Herzogs von Cambridge , Lord Raglans und der Marschälle Vaillant Dieses Experiment fand und Magnan beigewohnt hat. gestern Nachmittag bei Joinville -le-Pont in der Nähe von Vincennes statt, wo bei der Ankunft der hohen Besucher die Brücke schon über die Marne geschlagen und eine An= zahl Truppen der drei Hauptwaffen zum Probiren der= Die Brücke , 75 Meter (etwa selben aufgestellt war. 230 Fuß) lang, bestand aus 45 aneinander hängenden Kähnen, die aus einem mit wasserdichtem Zeug bedeckten, ganz leichten Holzgerüst gebildet waren; fie konnte durch Aber ihr luftiges Aussehen fast Besorgnisse einflößen . diese verschwanden bald, als man fast ohne alles Schwanken der Brücke und ohne jeglichen Unfall zuerst ein Bataillon Vincennes - Schüßen, dann eine Schwadron Cavalerie und endlich gar eine Batterie Zwölfpfündner mit allem Mate= rial hinübermarschiren sah. Der Kaiser besichtigte hierauf die Brücke in allen ihren Einzelnheiten, und bezeugte dem Erfinder, dem Civilarchitekten Janvier, seinen Beifall. Der Moniteur bemerkt, daß diese Erfindung eine Zukunft vor sich habe , wenn fortgesette Versuche die gestrigen Er gebnisse bewähren . In der That würde sie schon in dem orientalischen Krieg eine wichtige Anwendung finden kön nen, wenn sie den Transport des Brückenmaterials in dem Maß vereinfacht, wie man versichert hört : es soll nämlich möglich sein , 600 solcher Kautschuk -Pontons (also eine Brücke von 1000 Meter oder eine Viertelstunde in der Länge!) auf vier vierspännigen Wagen mit sich fortzuführen . Großbritannien.

London , 21. April. Während die Anstalten zum Offenfivkrieg mächtig fortbetrieben werden, feiern auch die Vertheidigungsanstalten nicht, welche zu der Zeit begonnen worden , wo man eine französische Invasion in England besorgte. Namentlich werden jest an der Küste von Susser sehr umfassende Fortificationen angelegt, und z. B. am Ausgang des Littlehampton-Hafens zwei Batte rieen zu je fünf 42 Pfündnern errichtet.

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Belgien.

sich die Gefäße , welche die Getränke enthalten. Alle diese Gegenstände sind im Allgemeinen reinlich. Die Lebens mittel find gleichförmig , Hammelfleisch und Reis. Das Brod ist von guter Beschaffenheit. Die Leinwandkammer und die Apotheke enthalten beträchtliche Vorräthe , da Schumla dazu bestimmt ist, den Bedürfnissen aller anderen Spitäler Genüge zu leisten. Das temporäre Hospital von Ruſtſchuck, welches sich in mehreren großen und schönen benachbarten Häusern be findet, kann 400 Kranke aufnehmen. Es ist sehr ange= messen eingerichtet und sind die Säle gesund und luftig; die Zahl der in denselben befindlichen Betten richtet sich nach der Räumigkeit. Die Lagergegenstände sind dieselben wie zu Schumla und sehr reinlich ; nur liegen die Kranken auf dem Boden, welcher indessen parkettirt ist. Das Personal des Gesundheitsdienstes daselbst, das von den zn Ruftschuck stationirten Corps entnommen ist, besteht aus 4 Aerzten , 8 Chirurgen , 4 Apothekern und 83 Soldaten, welche Krankenwärterdienste versehen. Die Lebensmittel find von guter Qualität , das Brod ist sehr gut. Das gleichfalls temporäre Hospital zu Widdin ist eben= falls in mehreren großen Privathäusern eingerichtet. Das Personal daselbst besteht aus 2 Aerzten , die rein für den Hospitaldienst bestimmt sind, ferner 20 Aerzten und 40 Chi rurgen und Apothekern , die den dort befindlichen Corps angehören. Dieses Hospital kann mehr als 1200 Kranke aufnehmen. Die in den Hospitälern verwendeten Aerzte c. und Mannschaften behalten alle ihre Gebühren, verlieren aber die Lebensmittelrationen, die sie erst wieder beim Rücktritt in die Corps beziehen. Jedes Infauterieregiment hat 2 Aerzte , 4 Chirurgen und 2 Apotheker; wenn ein temporäres Hospital errichtet wird , werden dieſelben den Corps entnommen. Der Gesundheitszustand der Armee ist im Allgemeinen befriedigend. (Fortseßung folgt. )

Brüssel , 24. April. Man spricht seit einiger Zeit hier von einer wichtigen Erfindung des Hrn . Pasquier Nalinne aus Fleurus, welche auf eine k. Verordnung vom 21. Juli 1853 patentirt worden ist. Dieselbe besteht aus einem Wasser, das geeignet ist , das Feuer sogleich zu löschen. Der Erfinder hat bis jest seine Erfindung noch nicht ausbeuten wollen , sondern sich erst die Billigung competenter und unparteiischer Männer zu verschaffen ge= sucht, und die zahlreichen in Belgien und Frankreich ge machten Versuche haben den vollständigsten Erfolg davon getragen. Ueber die Versuche, welche der Minister des Innern angeordnet hat, lauten die Berichte außerordentlich günstig. Jezt hat der Kriegsminister befohlen , daß mit dem Wasser des Hrn. Pasquier - Nalinne an entzündeten Stoffen, die von der Artillerie gebraucht werden, Versuche gemacht werden sollen. (B. N. )

Dänemark. Kopenhagen , 21. April. Der Kriegsminister schreitet gegenwärtig zur Ausführung sehr wichtiger Veranstaltungen . Troß des Widerspruchs des Reichstags hat er nämlich die Errichtung eines neuen Dragonerregiments an= geordnet, welches die Nro. 1 erhalten und vorerst zwei Escadronen oder 280 Mann zählen wird. Ferner beab fichtigt derselbe schon in diesem Sommer die nöthigen Vor arbeiten zu neuen großartigen Befestigungen Kopen hagens, sowie beim Alssund und Strib sodde vor nehmen zu lassen. Kopenhagen soll mit detachirten Forts umgeben, die alten Wälle aber als eine innere, zweite Ab theilung beibehalten werden. Auch ist eine fernere Einbe rufung beurlaubter Mannschaft angeordnet worden , und sollen sechs Feldbatterien auf den Kriegsfuß gestellt werden. (N. Pr. Ztg.) Türkei. (Fortseßung der Nachricht " Mittheilungen über die Organisation der türkischen Truppen".) Hospitäler find zu Schumla , Ruftschuck und Widdin etablirt. Nur das erstere ist permanent, die anderen sind in Privathäusern eingerichtet, die dem Hospitaldienst ent= sprechende Einrichtungen erhalten haben. Das Hospital zu Schumla kann 650 Betten aufneh= men, die in mehrere geräumige Säle im Erdgeschoß ver theilt sind. Das Personal des Gesundheitsdienstes besteht aus 6 Aerzten, 3 Chirurgen, einer gewissen Anzahl neuer dings aus der Schule entlassenen und demnächst zum Ein tritt in die Armeecorps bestimmten Chirurgen und 5 Apo thefern. Eigentliche Krankenwärter sind nicht vorhanden; der Dienst derselben wird von Soldaten versehen , welche man den Regimentern entnommen hat. Die Kranken find sehr gut gelagert. Das Bett besteht aus einem hölzernen Gestelle, das auf eisernen Trägern ruht, einem Strohsack, einer Matraße, einer baumwollenen Decke, sehr leicht und dabei warm, aus einem Betttuch und zwei Kopfpfühlen ; auf einem zwischen je zwei Betten stehenden Tische befinden

Militärische Wanderungen durch Spanien. Von A. S.

II.

Sevilla. 2.

Einige Tage später traf ich zufällig mit einem alten Schweizerhauptmann zusammen, der etliche und 30 Jahre unter den Spaniern gedient hatte und nun von einer guten Pension lebte. Es war eine alte ehrliche Haut, aber nichts weniger als gut auf die Spanier zu sprechen, haupt= sächlich, weil sie gegen ihn und seine Kameraden nach Ab schluß verschiedener Capitulationen wortbrüchig gehandelt hatten. Er entwarf ein trostloses Bild von der spanischen Generalität, wie er sie auf seinen langen Kriegszügen hatte kennen lernen; mit wenig Ausnahmen klagte er fie der gänzlichen Unfähigkeit an. Auch über Stabs- und Subalternoffiziere sprach er sich sowohl , was ihre Kennt niffe als ihren Charakter betraf, nichts weniger als rüh

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mend aus, und meinte, es werde durch alle Rangstufen hindurch betrogen und übel mit dem Aerar gewirthschaftet, auch der Soldat schwer mißhandelt. Diesen lobte er da= gegen über die Maßen, ja stellte ihn über alle andere europäische Soldaten . Doch gab er zu, daß ſeit 6 Jahren auch unter den Offizieren ein höheres Streben unverkenn= bar und die neue Generation entschieden besser sei als die alte. Ich führe dieß Urtheil an , weil ich das gleiche von Personen aus allen Ständen behaupten hörte ; als Beweis wie diese Anschauung auch in die niederen Schichten der Gesellschaft durchgedrungen ist , füge ich noch bei, daß ein Kellner in Madrid , als er erfuhr, daß ich Militär ſet, mir ganz dasselbe Bild von der spanischen Armee ent= warf und mit den Worten schloß : Unser Soldat, com= mandirt von französischen Offizieren und geführt von eng= lischen Generalen , wäre der erste der Welt! Ich spazierte mit dem Schweizer nach dem Erercirplaße an der Brücke von Triana, wo wir dem Bataillonserer ciren zusahen. Was ich hier und später in Madrid, Val ladolid c. von Erercitien sah, fasse ich in dem nachstehenden Bilde zusammen. Die Spanier rücken der Hiße wegen gewöhnlich erst Abends 6 Uhr zum Ererciren aus und mit einbrechender Nacht einen eigentlichen Abend gibt es hier nicht wieder ein. Die Stabsoffiziere erscheinen hierbei meist zu Fuße, weil sie nur ein vom Staate geliefertes Dienstpferd be= fizen. Der nicht beschäftigte zweite Stabsoffizier ſieht zu. Gewöhnlich ist auch der Regimentscommandant zugegen. Während des Marsches nach und von dem Erercirplas wird das Gewehr entweder im Arm, den rechten Arm fret an der Seite, oder bequem auf der rechten Schulter mit dem Lauf abwärts getragen. Beim Beginn des Exercirens treten Zimmerleute, Lam= bours und Musik aus. Die Zimmerleute werden als eine Art Feldpolizei im Umkreis des Erercirplaßes aufgestellt, um die Zuschauer abzuhalten. Ein Hornist und zwei Tam bours versehen den Signaldienst. Es wird während der Bewegungen höchst selten geschlagen , und dann nur auf das Zeichen des bei dem Bataillonscommandanten befind lichen Hornisten. Ehe das Exerciren beginnt, werden die Glieder geöffnet und die Gewehre vom Bataillonscommandanten visitirt. Beim Ererciren selbst zeigt die Mannschaft große Nuhe und Aufmerksamkeit, Offiziere und Unteroffiziere weniger. Handgriffe und Ladung gehen gut; bei der letteren wird gewöhnlich jeder Griff in den 4 Tempos zusammen ausgeführt ; die Richtungen dauern lange und sind mittel mäßig , beim Marsch wird viel mit Armen und Händen geschwenkt, namentlich zeichnet sich der Regimentstambour durch ein so fabelhaftes Geruder aus, daß er als komische Figur auf die spanische Volksbühne gekommen ist. Eigentliche Erercirfehler kommen zwar wenige vor, da fich das ganze Ererciren auf ein Minimum von Bewegungen beschränkt ; aber Richtung, Schwenkung, Front- und Flanken marsch müssen selbst solchen Augen , die nicht an Parade aufzüge gewöhnt sind, mittelmäßig erscheinen; es herrscht ganz das französische Sichgehenlassen vor. Unter die besonders auffallenden Abweichungen von unserem Reglement rechne ich: 1 ) daß die Spanier stets mit abgenommenem Bajonnet exerciren , welches sie erst

beim Bajonnetangriff aufpflanzen ; und 2) daß fie bei allen Colonnenformationen oder Aufmärschen, bei welchen der Flankenmarsch in Anwendung kommt, aus zwei Gliedern vier bilden , den Flankenmarsch in dieser Formation voll= ziehen und erst nach dem Einrücken in die Colonne oder Linie auf das Commando : Front ! wieder in zwei Glieder gehen. Diese Einführung des Marsches zu Vieren in das Exerciren ist neu und war selbst dem Schweizer , der erst seit zwei Jahren pensionirt war und gewöhnlich auf dem Lande lebte, noch unbekannt; - beim Reisemarsch ist der Marsch zu Vieren bekanntlich alt und ein probates Mittel zu Erreichung einer raschen und geordneten Bewegung. Wahrscheinlich ſoll durch den Umstand , daß bei der For mation zu Vieren die Glieder einen Abstand von einer Rotte gewinnen, das Abstandverlieren, das beständige Auf rücken 2c. vermieden werden. Wenn diese Formation so geübt ist, daß auf das Commando : rechts- oder linksum ! zugleich die vier Glieder dastehen, so dauert es allerdings nicht länger. Bei dieser Gelegenheit werfe ich einen kurzen Blick auf das spanische Reglement , so weit es mir bekannt wurde. Das im Tornister eines jeden Corporals und Sergeanten befindliche Dienstbuch verbreitet sich nämlich der Reihe nach über folgende Themas : Kriegsartikel . - Allgemeines Sol datenverhalten. Verhalten des Corporals, Sergeanten und Unterlieutenants . - Garnisonsdienst. — Innerer Dienst. - Trommel- und Hornsignale. ― Soldaten= Compagnieschule. ― schule. Zerstreute Fechtart. ―― Löhnungsverhältnisse. Führersystem. Verwaltung. Arithmetik mit Einschluß der Proportionen . - Waffen --lehre. Pensionsverhältnisse. Schemas für alle Zweige des Dienstes. Zusammen 320 Seiten groß Octav. Die Soldatenschule ist in zwei Abschnitte getheilt, wo= von der erste Abschnitt die Dressur des Recruten ohne Gewehr, der zweite die mit dem Gewehr begreift. Als eine Eigenthümlichkeit des spanischen Reglements ist her vorzuheben, daß bei Hauptstellungen und Bewegungen nicht nur das Wie ? sondern auch das Warum ? ausführ lich erörtert ist. Die ausübenden Commandos ſind ſämmt= lich abgekürzt: Descan ! (Descanso, Ruht !) , Fir ! (Firmes, Achtung !), Dere ! (Derecho, Rechts !), Izquier ! ( Izquierdo , Links !) , Mar! (Marcia , Marsch !) Alt ! (Alto , Halt!), Firm ! ( Firmes , Steht!) Ar ! (Armes , Gewehr !). Die Hauptabweichungen der Soldatenschule von der unserigen bestehen in Folgendem : Beim Ruhen wird der rechte Fuß zurück, statt vorgeseßt. Der langsame Schritt ist beibehalten. Der Marsch zu Vieren ist eingeführt. Der Handgriff : Ueber's Gewehr ! fehlt ; ebenso das eigentliche Rottenfeuer. Beim Gliederfeuer feuert zuerst das 1., dann das 2. und endlich das 3. Glied zumal , beim zweiten Durchfeuern geht das Gliederfeuer in das Rottenfeuer über, indem die Leute des betreffenden Gliedes , ohne auf einander zu warten , abfeuern. Zum Aufhören wird Halt! (Alto el fuego!) commandirt. Der Soldatenschule ist eine äußerst einfache Schießvor= schrift angefügt, deren Inhalt kurz darin besteht, daß nach einem Soldaten in natürlicher Größe - gewöhnlich einem Franzosen, der auf eine Scheibe von 6' Höhe und 2' Breite gemalt ist , auf 180-225 Schritte auf den Bauch, bei 225-240 Schritte auf die Brust, bei 300 — 360 Schritte

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auf den Kopf gezielt wird , um die Brust zu treffen . Man Compagnie im zweiten Gliede ; der zweite Corporal hinter beginnt das Scheibenschießen mit dem Abstande von 225 dem rechten Flügel des vierten Halbzugs. — Der fünfte Schritten , also auf Kernschußweite, und geht dann erst Sergeant und der vierte und fünfte Corporal vertheilen auf 180 und 300 Schritte über. Bei aufgepflanztem sich als Bezeichner im Gliede der Schließenden. Bajonnet hat der Soldat bei weniger als 180 Schritten Auch in der Compagnieschule ist das Rotten- und auf den Kopf, bei 180 – 240 Schritten auf das Käpi zu Gliederfeuer in der Art verbunden , daß auf das Com ― halten, um die Brust zu treffen. Das Abstandschäßen mando : Rompan el fuego ! (Mit dem Feuer anfangen) wird vorher sorgfältig geübt. -Wenn diese Instruction das erste Glied des ersten Halbzugs Feuer gibt, worauf auch oberflächlich klingt, so muß man doch gestehen , daß das erste Glied des zweiten, dritten und vierten Halbzugs, sie sehr einfach und leicht zu behalten ist. dann ebenso das zweite und dritte Glied folgt. Eine Zugsschule gibt es nicht . Der Capitän, welchem Eine Abweichung besteht ferner darin, daß nie : Front! allein, sondern jedesmal zur Bezeichnung der betreffenden die Einübung seiner Compagnie gänzlich überlassen ist, läßt die Lieutenante von Zeit zu Zeit abwechselnd die Wendung : Front nach rechts oder links ! commandirt wird, Compagnie commandiren. was allerdings für den Soldaten bequemer ist. In den wenigen Arten der Colonnen- und Linienbil Die Compagnieschule zerfällt in 5 Abschnitte. Sie ent= halten folgende Bewegungen : dung sehen wir das andere Extrem unserer Schulen. Man Erster Abschnitt : Aufstellung der Compagnie; Glieder kann auch das Vereinfachen übertreiben. Bei der zerstreuten Fechtart, welche Guerrilla heißt, öffnen und schließen ; Richtungen mit geöffneten und ge= stehen die Rotten in Einer Linie mit einem Abstand, der schlossenen Gliedern ; Handgriffe ; Ladung ; Feuer. Zweiter Abschnitt : Frontmarsch , gerader und schräger; sich nach dem zu beseßenden Terrain richtet. Der Abstand Rückmarsch; Flankenmarsch zu Zweien und zu Vieren; der zwei Leute einer Rotte unter sich ist immer der dritte Gewöhnlich soll in der zer= Directionsveränderungen ; Contremarsch ; aus zwei Gliedern Theil des Rottenabſtan Rottenabstandes. im Marsch in die Flanke ein Glied bilden und umgekehrt. streuten Fechtart der Laufschritt angewendet werden, welcher Dritter Abschschnitt: Durch Rechts- oder Linksabschwen in den gewöhnlichen und den gesteigerten (carrera) zerfällt. ― ken die Zugs- und Halbzugscolonne bilden ; desgleichen Die Leute tragen das Gewehr, wie es ihnen am bequemsten durch den Marsch in die Flanke rechts oder links ; ――― aus ist. Zur Einübung werden die Bewegungen commandirt dem Marsch in die Flanke in Züge oder Halbzüge vor= und zugleich signaliſirt, später geschieht Alles auf Signale. wärts aufmarschiren. Solcher gibt es 22 einfache und 37 zuſammengesezte. Von Vierter Abschnitt : Marsch in Colonne ; Directions= den Bewegungen waren mir folgende mehr oder weniger veränderungen in der Colonne; im Marsch in Colonne neu: Die Bildung des Halbkreises mit Zurückbiegung der durch halbrechtsum oder halblinksum die Abtheilungsbreite Flügel ; die Sammlung in zwei Halbzügen nach rechts und links zugleich; die Art des Feuers im Vorrücken und vergrößern oder verkleinern ; - Notten abbrechen und Zurückziehen, wobei die Leute des ersten Gliedes immer wieder aufmarschiren ; Reiſemarsch. Fünfter Abschnitt : Aus der Colonne durch Rechts- oder 8 Schritte vorrücken , resp . zurückmarschiren , feuern und ――――――― Linkseinschwenken die Linie bilden ; Aus dem Marsch laden, und dann die Leute des zweiten Gliedes 8 Schritte in die Flanke durch allmäligen Aufmarsch rechts oder links über sie hinausrücken; die Bildung von Gruppen zu Vieren gegen die Reiterei. die Linie bilden (mit Rotten rechter oder linker Hand in Linie gehen). Das Viereck wird auf die Reserve in der Weise ge Die Compagnie besteht aus zwei Zügen (Mitades, bildet, daß der zweite Zug mit einem Abstand von 6 Schritten wörtlich Hälften), jeder Zug aus zwei Halbzügen (cuartas, hinter den ersten zu stehen kommt , die zwei Flügelrotten Viertel). In der Paradestellung steht der Compagnie eines jeden Zugs abbrechen und nach den Flanken Front commandant auf dem rechten Flügel der Compagnie; der machen , während die rechten und linken Führer der Züge erste Lieutenant auf dem rechten Flügel des zweiten Zugs ; und Halbzüge zwischen sie treten , so daß jede Flanke der zweite Lieutenant hinter der Mitte des zweiten Halb 6 Rotten hat. zugs im Gliede der Schließenden ; der erste Unterlieutenant Das Führersystem ist ganz dasselbe wie bei uns. Aus hinter der Mitte des ersten Halbzugs ; der zweite Unter der Instruction hierfür ergeben sich auch die Bewegungen lieutenant hinter der Mitte des vierten Halbzugs . Ist der im Bataillon , welche zwar etwas zahlreicher find, als die Capitän nicht selbst eingetreten, so nimmt der erste Lieute der Compagnieſchule, ſich aber noch immer auf die ein= nant seine Stelle ein , der zweite Lieutenant die des ersten fachsten Linien- und Colonnenformationen beschränken. Die Bildung des Vierecks wird dadurch etwas um und so fort. -- Die Unteroffiziere sind folgendermaßen vertheilt; Der Oberfeldwebel (Sargento primero) hinter ständlich, daß jedesmal vorher die Doppelcolonne oder die dem Capitän; der erste Sergeant hinter dem ersten Lieute Divisionécolonne (mit zwei Compagnieen Frontbreite) ge= nant; der zweite Sergeant auf dem linken Flügel der bildet wird. Die 1. und 2. Compagnie formiren hierbet Compagnie im ersten Gliede; der dritte Sergeant hinter die vordere , die 3. die rechte , die 4. die linke , und die der lezten Rotte des ersten Zugs im Gliede der Schließen 5. und 6. Compagnie die hintere Seite. den; der vierte Sergeant hinter der Mitte des dritten Bei den Erercitien , die ich sah , ging diese Bewegung Halbzugs. Der erste Corporal auf dem linken Flügel der weitaus am langſamſten und unordentlichſten. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmkadt und in deren Offizin gevrucht .

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Militär - Beitung .

nen fassen können. Jede Fahrt hin und zurück dauert durchschnittlich 50 Tage , und da über die Hälfte der Schiffe auf vier Monate gemiethet ist , so werden diese doppelt dienen . Alle Maßregeln sind getroffen, um wöchent lich 1200 bis 1500 Pferde in Marseille einschiffen zu können . Am 19. April waren von dort schon 181 Schiffe abgegangen , 93 direct nach Gallipoli mit 2118 Pferden oder Maulthieren, und 88 nach Algerien, um 1896 Pferde oder Maulthiere abzuholen. Eine Anzahl in Algerien selbst gemietheter Schiffe hat ebenfalls schon Pferde und Maulthiere nach Gallipoli eingeschifft, so daß die Zahl der dorthin unterwegs befindlichen circa 5000 beträgt. Der Moniteur de l'Armée" erkennt an , daß die Kriegsver= weltung hierbei auf mannichfache Schwierigkeiten gestoßen ist, die sie aber in eben so wenigen Wochen überwunden ge habt habe, als Monate erforderlich gewesen seien, um die Expeditionen nach Morea und nach Algier zu organisiren.

Man schreibt der „N. Pr. Ztg. " aus Paris, 20. April Folgendes über die militärische Conscription : In Frankreich bestehen Versicherungsgesellschaften gegen die Chancen (militärische Conscription) der Ziehung. Vor der Ziehung zahlen die junge Leute etwa ein Drittel des gewöhnlichen Preises des Einstellens, ziehen sie eine glück liche Nummer, so haben sie das Geld unnüßerweise aus gegeben, aber die Gesellschaft muß sie "ranplaciren", wenn fie eine Nummer ziehen , die sie zum Militärdienst ver pflichtet. Da seit einer langen Reihe von Jahren von jeder Altersklasse nur 80,000 Mann zum Dienste ver= pflichtet waren, so hat diese Anzahl der Berechnung der Versicherungsgesellschaften zur Basis gedient. Nun sind aber dem kürzlich votirten Gefeße zufolge von der Klasse von 1853 nicht 80,000, sondern 140,000 junge Leute dienst pflichtig , und es fragt sich , ob die zwischen vielen von Toscana, ihnen und den Versicherungsgesellschaften existirenden Con= tracte gültig , d. h. ob die Gesellschaften verpflichtet sind, Der Monitore Toscano" veröffentlicht ein Decret, die Einsteller zu liefern. Die Antwort auf diese Frage welches bie Bildung eines Bataillons Scharf werden die Tribunale ertheilen, vor die viele Proceffe geschüßen in der toscanischen Armee verfügt. Das Ba bracht sind. Von der diensttauglichen Jugend von 1823 taillon soll mit Einschluß der Offiziere aus 617 Mann wird übrigens nur wenig frei ausgehen : im Jahre 1823 bestehen. wurden 380,000 Knaben geboren ; nach den Gesezen der Türkei. Wahrscheinlichkeitsberechnung ist seit jener Zeit bis zum Jahre 1853 die Hälfte gestorben; rechnet man von der übrigen (Fortseßung und Schluß der Nachricht " Mittheilungen über die Organisation der türkischen Truppen".) Hälfte die große Zahl Derer ab, welche geseßlich von der Militärpflicht entbunden, oder welche körperlich untauglich, Die in der türkischen Armee gebräuchlichen Lagergegen= abwesend oder verschwunden sind , so dürfte wenig mehr stände gehören zu den zweckmäßigsten. Die Zelte find übrig bleiben , nachdem die verlangten 140,000 Mann in doppelt und wasserdicht; sie haben eine konische Form wie der Uniform stecken. Auch herrscht Verzweiflung in ciner die marokkonischen Zelte, sowie nur eine einzige Stange großen Anzahl von Familien." . nebst zwanzig Zeltpflöcken, um sie aufzurichten und festzu C. Der "/ Moniteur de l'Armée" vom 26. April ent halten; dieselben find für 16 bis 20 Mann. Jeder Soldat hält interessante Angaben über die Truppentrans hat einen kleinen Teppich anstatt der in der (französisch-) porte nach dem Orient, die ununterbrochen von Statten afrikanischen Armee gebräuchlichen Halbdecke; außerdem geben : mit den Marinefahrzeugen wird die Infanterie, wird für je 3 Mann eine Matte gegeben. Die Regi= mit den vom Kriegsministerium gemietheten Handelsschiffen menter führen diese bedeytende Bagage in Fuhrwerken vom die Cavalerie , Artillerie , der Train und alles andere Land mit sich. Das Bestreben, die Regeln der französischen Material fortgeschafft. Seit dem Beginn der Einschiffungen Lagerungsweise nachzuahmen, ist sichtbar. Die Transporte geschehen mittelst requirirter Wagen (20. bis 25. März) find im Ganzen 354 Handelsschiffe, wovon 288 in Marseille und 66 in Genua , gemiethet und Pferde. Für den gegenwärtigen Feldzug haben die worden, die 6500 Pferde, und an Material 14,000 Ton Städte und Ortschaften Rumiliens und Bulgariens im

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Verhältniß der Häuſerzahl eine mehr oder weniger große Zahl von Wagen und Pferden freiwillig gestellt. Diese ziemlich leicht gebauten Wagen sind mit Ochsen oder Büffeln bespannt. Alle Infanteriecorps sind so ziemlich auf gleiche Weise organisirt , bewaffnet , ausgerüstet und gekleidet , mögen fie nun den Regimentern der Linie , der Reserve (Redif) oder der ägyptischen Armee angehören. Die Regimenter find auf 4 Bataillone, jedes zu 8 Compagnieen organisirt. Bei den Regimentern der Reserve find die Effectivstände Mit sehr hoch; bei den Jägern betragen fie 1000 M. Ausnahme der letteren, welche die Büchse der Jäger von Vincennes führen , ist die gesammte Infanterie mit Steinschloßgewehren bewaffnet. Die Waffen stammen im Allgemeinen aus französischen Manufacturen ; einige find aus Lüttich . Die Türken wenden große Vorsichtsmaßregeln an, um die Schloßtheile und die Bajonnette der Gewehre zu schüßen , die sie auf sehr finnreiche Weise mit einem Ueberzug von Leder bedecken. Elitencompagnieen sind keine vorhanden. Die Unteroffiziere tragen ihre Säbel in Kup peln von weiß lackirtem Leder; dieß ist ihr einziges Unter scheidungszeichen. Die Ausrüstung ist nicht ganz ein und dieselbe bei der Infanterie. Die Aegyptier und mehrere Linienregimenter tragen das Lederzeug kreuzweise über die Schultern, andere haben Leibgürtel . Der Tornister des Infanteristen ist von schwarzem Leder; er enthält beinahe die nämlichen Gegen stände, wie derjenige der französischen Soldaten. Im Felde hat ein jeder Soldat 60 Patronen . Die Bekleidungsstücke bestehen aus einer blauen Jacke, einer Tunique von derselben Farbe und einem großen blauen oder grauen Kapotrock von sehr starkem Zeug . Die ganze Armee trägt blaue Beinkleider. Die Kapuze, welche die Soldaten vermittelst zwei langen Streifen von Zeug um den Körper befestigen, deckt vollkommen und schüßt vor Kälte. Die Kopfbedeckung der türkischen Infanteric wie aller anderen Corps der Armee ist der Fes. Die Corps der Garnison von Schumla haben etwas, was europäischem Schuhwerk ähnlich sieht. Die meisten anderen tragen ,, Espadrillen " wie die bulgarischen Bauern. Stücke von brauner Wolle umhüllen das Bein bis zum Knie, das Ganze ist mit leichten Stricken festgebunden. Jene Fußbekleidung, welche die Soldaten sich selbst machen, wäre für den Marsch auf steinigtem Boden sehr schlecht, aber für den leichten Boden der Wallachei und Bulga= riens reicht dieselbe hin. Im Sommer muß dasselbe weniger ermüdend wirken , als stärkeres Schuhwerk. Bei ihrem Eintritt in den Dienst wird die Mannschaft ohne Unterschied für alle Waffen genommen ; natürlich gewinnt dadurch die Recrutirung der Infanterie viel. Die mittlere Größe des Infanteristen ist die nämliche, wie die der (französischen) Dragoner. Ohne sonderlice Mühe würde man in der Infanterie Lente finden , aus denen Reserve Cavalerieregimenter formirt werden könnten. Die Leute find kräftig, breitschulterig und sehr gut constituirt. Es gibt nur eine Art regulärer Reiterei in der tür= kischen Armee, abgesehen von den neu organisirten Kosacken corps. Die Regimenter haben dieselbe Zahl an Esca dronen, wie die franzöſiſchen auf dem Kriegsfuß. Die Grade und die ganze Organiſation ſind die nämlichen. Die

Adjutanten haben eine Zwischenstellung zwiſchen dem Es cadronschef und dem Rittmeistercommandanten. Die Bewaffnung der Cavalerieregimenter ift gleich mäßig. Die Flügelescadronen haben den Carabiner , ein Paar Pistolen und einen Säbel; die vier Centrumsesca Die Ca dronen haben statt des Carabiners die Lanze. Die sehr elegante valerie hat weiß lackirtes_Lederzeug. Die Sättel haben Patrontasche enthält 10 Patronen . einige Achnlichkeit mit denen der franzöſiſchen schweren Reiterei. Die Bekleidung des Cavaleristen besteht aus einer Jacke, einem Schnürrock, einem großen Tuchmantel (Kapote, ähnlich wie bei der Infanterie) mit Kapuze, alles von dickem blauem Tuch. Die Leute sind, wie in der Infanterie, ziemlich gut bedeckt. Die Pferde find lebhaft , kräftig , in ſehr gutem Zu stand, selbst nach der Dienstleistung während des verflosse= nen strengen Winters hindurch; der einzige Fehler ist ihre kleine Statur. Die Reiter ſizen fest zu Pferde ; sie hand haben leidlich ihre Waffen und führen die gewöhnlichen Kriegsmanöver ganz gut aus . Außer der regulären Reiterei gibt es in der türkischen Armee ein Corps irregulärer Reiterei , das aus Frei willigen und Zapties (Reiter, die gewöhnlich zum Polizei= dienst in den Städten und Ortschaften verwendet werden). Ferner hat man ein Corps irregulärer Infanterie , deren Stärke etwa zu einem Viertheil derjenigen der Reiterei geschäßt werden kann . Es ist unmöglich , auch nur mit einiger Genauigkeit die Stärke dieser irregulären Truppen anzugeben. Bei der Armee von Numilien schäßt man die= Die Reiter haben große selben auf 20 bis 25,000 M. Pistolen, meistens zwei Paar, und Säbel oder Yatagans. Die Infanteristen haben Gewehre und Pistolen wie die Reiter. Die Pferde find klein, aber von guter Raçe und in gutem Zustand.

Militärische Wanderungen durch Spanien. Bon A. S. II.

Sevilla. 3.

Während meiner Anwesenheit in Sevilla wurde eine Musterung (Revista) durch den hierzu bestellten Regierungs commissär abgehalten. Sie ging auf dem Herculesplage vor sich. ――――― Der Herr Commissär mit preußischem Hut und Degen saß, von einigen Collegen umgeben, an einem Tische, der mit Rapportbüchern bedeckt war. Die Truppen waren im Paradeanzug ausgerückt, standen aber nach Be= lieben in Colonnen auf dem Plaße zerstreut. Ein zahl= reiches Publikum , worunter die Schönen von Sevilla die erste Stelle einnahmen , wogte auf und nieder. Die Musterung selbst ging in folgender Weise vor sich : Zuerst erschienen die betreffenden höheren Commandanten und präsentirten sich einzeln vor dem Commiffär. Dann kam der Capitän der ersten Compagnie des nächststehenden Bataillons , ſalutirte und übergab seinen Rapport; ihm

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folgten die Offiziere , Unteroffiziere und Soldaten seiner Compagnie . Ein Jeder trat einzeln an den Tisch , die Offiziere salutirten , die Mannschaft schulterte; ein jeder nannte seinen Namen und der Commissär machte seinen Strich in das Buch. So kam auch die Retterei, zu Pferd, die Artillerie mit ihren Geschüßen ; Alles mußte an dem Lisch vorbei, auch die Aerzte und Caplane mit ihrer schwarzen Uniform. Dabei konnte man manche Un regelmäßigkeiten bemerken : frumme Bajonnete , zerbrochene ___ Säbelscheiden, zerrissene Bandoliere 2c. Ob troß der häufigen Musterungen die Mannschaft , welche in den Rapportbüchern geführt und verrechnet wird, auch wirklich vorhanden ist, gehört unter die übrigen spanischen Fragen, die man nur bei längerer und genauerer Bekanntschaft mit den äußerlich glänzenden Militärzuständen Spaniens beant= worten kann.

Die Fabrik wurde im Jahre 1847 zu bauen ange fangen und wird eben jezt um einen neuen Flügel ver mehrt. Die ersten Arbeiter find Belgier und Franzosen, die übrigen Spanier. Das Hauptgebäude ist 231 Fuß lang , 56 Fuß breit und 36 Fuß hoch. Es enthält im unteren Stock die Bürcaus der Direction und die Kaſſe, die Werkstätte für die Fabrication der Zündhütchen , die Schmiede und die Cylinder zur Herstellung der Kupfer platten , die Dampfmaschine, den Ofen , wo das Kupfer geweicht wird , und das Museum ; im oberen Stock: die Werkstätte für die Fabrication der Zündkegel und die Näume , wo dieselben probirt und aufbewahrt werden . An das Hauptgebäude stößt ein Schuppen, in welchem der Zündstoff vorbereitet und die übrigen chemischen Ar= beiten vorgenommen werden. Hinter diesem stehen 7 kleinere Gebäude in Würfelform , wovon jedes eine eigene Be= ftimmung hat, und zwar wird hier der Zündteig ange= macht , gewiegt , gemischt und getrocknet , und werden die Zündhütchen selbst gefüllt und aufbewahrt. In dem hintersten Theil des ummauerten Raumes be= findet sich das Pulvermagazin , welches 21 Quintales (à 981 Pfd.) Pulver in Fässern aufnehmen kann , und deffen Boden , um eine beständig gleiche Temperatur zu erhalten , aus einem hölzernen Roste besteht, welcher auf Kohlenstaub ruht. In kurzer Entfernung hiervon ist ein Brunnen mit Derselbe steht mit sämmt zwei Pumpwerken gegraben. lichen Gebäuden durch Röhren von Gutta-percha in Ver= bindung, um ein irgendwo ausgebrochenes Feuer im Ent stehen löschen zu können.

Sevilla besißt eine große Kanonengießerei außerhalb der Stadt, wohin mich der unermüdliche Oberstlieutenant natürlich ebenfalls führte . Es herrscht hier eine ungleich regere Thätigkeit als im Arsenal zu Carthagena. Die Unbekanntschaft mit den spanischen technischen Ausdrücken der Artillerie verhinderte mich jedoch , über die Verwen= dung der Metalle, die Formen und die Art des Gießens genaue Notizen zu sammeln. Daher in Kürze nur so viel : Es sind hier 8 Schmelzöfen und 4 Bohrmaschinen im Gaug. Die ersteren werden mit Kohlen geheizt. Die Anzahl der in dem großen Hofraum zum Umguß aufge= Stapelten Geschüße , meist Vierpfündner, geht in die Hun Von neuen Geschüßen sah ich dort etliche und derte. 20 Stück 84 Pfündner Festungsgeschüß vom Jahre 1851 , die wie von Gold aussahen und mit hübschen Ornamenten verziert worauf die etwas werden hier auch eiserne Laffeten für die Festungsartillerie gefertigt . Im Frieden bedient sich auch die Feldartillerie solcher Laffeten, während sie zugleich für den Kriegsge= brauch mit hölzernen ausgerüstet ist. — Neuerdings werden auch Haubigen für eine wieder einzuführende reitende Ar tillerie gegossen , die man bisher deßhalb nicht für prak tisch gehalten hat, weil die Maulthiere, womit die Geschüße bespannt sind, den Bewegungen der Reiterei nicht zu folgen vermochten und passende Zugpferde in der erforderlichen Anzahl in Spanien nicht gefunden wurden . Eine ausführlichere Beschreibung kann ich von der großen Pistonfabrik geben , da ich die Gründer derselben, die Belgier Falisse und Sohn, *) welche sich eben wegen Neubauten und Reparaturen wieder in Sevilla befanden, persönlich kennen lernte. Diese Fabrik liegt wie die Gießerei außerhalb der Stadt und ist wie alle spanische Staatsbauten mit einem gewissen Lurus ausgestattet , der gegen die anderen Orts vorherrschende Sparsamkamkeit einen grellen Contrast bildet. Freilich sagt der . Spanier selbst : In Hispanien ist kein Geld, En España no hay dinero, Pero hay lujo é ignorancia, Wohl aber Lurus und 3gnoranz, Y para fiestas y toros Und für Feste und Stiergefechte Pesetas con abundancia. Hat man Baßen im Ueberfluß !

*) Für Rußland hat Faliffe drei solcher Fabriken erbaut und eingerichtet, welche den Bedarf für 100,000 Pistongewehre liefern.

Außerdem enthält das mit Bäumen und Buschwerk beseßte Areal noch mehrere Magazine zur Aufbewahrung des Kupfers, Stahls 2c. , Laboratorien zu Anfertigung von Kunstfeuer und für gefährliche Operationen , ein Kohlenmagazin , ein Wachhaus, einen Pavillon für die Beamten , einen desgleichen für die Zöglinge der Pyro technik 2c. Der ganze Umfang hat einen Raum von 780 Ellen. Die Kosten sämmtlicher Gebäulichkeiten beliefen sich Realen (etwa 230,000 die zu Lüttich gefertigte Maschine kostete 312,538 Realen (40,000 fl.). Zum Behufe der Fabrication der Zündhütchen wird das Kupfer in schmale Bänder geschnitten , diese werden so lange gewalzt, bis sie die erforderliche Dünne haben, sofort in Bündeln zu Fünfen weiß geglüht, in kaltes Waffer geworfeu, gerade gerichtet, und dann schichtenweise in mit Blet bekleidete Tröge gelegt , wo sie mit einer Säure be= Darin bleiben sie über 12 Stunden, schüttet werden. werden desorydirt, gereinigt und endlich in eine Maschine gebracht , welche sie in Sternform zerschneidet. Hierauf kommen fie in eine zweite Maschine , aus welcher sie in Gestalt eines Hütchens hervorkommen. Durch eine be= sondere Vorrichtung werden sie sofort gleichmäßig geladen, erleiden in der Hydraulischen Presse einen Druck von 16,000 Pfund , erhalten einen Firniß und werden zwei Tage lang getrocknet. Diese Zündhütchen zerfeßen sich beim Detoniren nicht in einzelne Theile, sondern öffnen sich einfach. Ein Ver=

ſagen kommt nicht vor.

455 Die Fabrik konnte im Jahre 1850 24 Millionen Zünd hütchen liefern , soll jest aber nach der Versicherung des Herrn Falise gegen 45 Millionen liefern können, worunter auch kleinere Jagdzündhütchen , welche an Privaten ver kauft werden. Die ganze Fabrik wird durch eine Maschine von 6 Pferde kräften getrieben und arbeitet mit einem Drucke von 2 bis 3 Atmosphären , welcher bis auf Atmosphären ge steigert werden kann. Das Kupfer wird seit neuerer Zeit aus den spanischen Minen von Rio Tinto bezogen. Das Museum enthält Exemplare von den in der Fabrik angefertigten Artikeln in den verschiedenen Stadien ihrer Fabrication, sowie auch von den Rohstoffen , Maschinen und Werkzeugen, welche dabei verwendet werden, und end lich Muster von den in anderen Ländern gebräuchlichen Zündhütchen , Zündkegeln , Werkzeugen 2c. Eine damit verbundene Bibliothek enthält die in dieses Fach einschla= genden Bücher. Jeder Besucher der Anstalt erhält ein Eremplar der Beschreibung der Fabrik, mit dem Grundriß derselben und den Ansichten der einzelnen Gebäulichkeiten. Aus der Besichtigung dieser und ähnlicher Anstalten gewann ich die Ueberzeugung, daß die Spanier zwar lange warten, bis sie einen Schritt vorwärts thun, daß sie ihn dann aber nicht halb, ſondern vollständig thun, und weder Mühe noch Kosten scheuen, um derartige Etablissements so auszurüsten , daß sie in jeder Beziehung des stolzen Spaniens würdig sind. Doch muß hierbei bemerkt werden, daß sie selbst, sei es wegen langer Vernachlässigung in dieser Beziehung oder aus Mangel an natürlichem Geschick, sich nicht gut in die moderne Fabrikwelt zu finden wissen , und deßhalb ge= nöthigt sind , sich überall fremder Hände zu bedienen. In allen Fabriken fand ich als Directoren und erste Arbeiter : Franzosen, Engländer und Deutsche, während die Spa nier nur zu den Arbeiten zweiten Ranges zu gebrauchen waren. Auch die wiederholte Anwesenheit des Herrn Falisse in Sevilla hatte ihren Grund in der Verwahrlosung seiner Einrichtungen und der Rathlosigkeit der spanischen Direc toren.

Literatur.

Allgemeines militärisches Handbuch. Orga= nisation der europäischen Heere in Bezug auf Etat , Eintheilung, Dislocation , Bewaffnung, Aus rüstung , Uniformirung c. und einer "militärischen Bibliographie des Jahres 1853. Nach authentischen Mittheilungen und den besten Quellen bearbeitet von J. Hirtenfeld. gr. 12. Wien, 1854. Druck und Verlag von Carl Gerold u. Sohn . (XII u. 409 S.) Die häufigen Fälle, in welchen der Offizier eines Nath gebers bedarf, mit Hülfe deſſen er das Heerwesen fremder Staaten kennen lernen will , haben ähnliche Werke , wie

456 das vorstehende über die militärischen Kräfte und Einrich tungen der verschiedenen Staaten Europas in's Leben ge= rufen , aber keines der vorhandenen gleicht dem Hirten feld'schen allgemeinen militärischen Handbuch an Umfang und Reichhaltigkeit ; es liefert genaue Details über alle europäischen Heere und stellt neben einander, was zerstreut umherlag und nur mit Mühe für das jedesmalige Be dürfniß aus Militärzeitschriften, Handbüchern, Almanachen und ähnlichen Schriften herausgesucht werden mußte. So weit uns das Material zu Vergleichungen zu Ge= bote stand, fanden wir nirgends in dem Buche eine wesent liche Lücke oder wesentlich fehlerhafte Angaben, dagegen unendlich Vieles , was in andere Werke dieser Art nicht aufgenommen worden ist. Außer den obersten Militär behörden jedes Staates und dem Stand der Generale und Offiziere - erstere , die Kriegsministerialoffiziere , Flügel adjutanten und die Regimentscommandeure zum großen Theil namentlich aufgeführt --- sind jedesmal angegeben : die Armee auf dem Kriegs- und Friedensetat , ihre tak tische und organiſche Eintheilung , die Dislocation, Aus rüstung, Bewaffnung, Ergänzung und bei einigen Staaten auch Stiftung und Feldzüge der Regimenter und Corps, Militärerziehungs- und Bildungsanstalten , die General inspectionen der Festungen, der Ingenieure und Pionniere, Reserve- und Landwehreinrichtung, Stellvertretung, Medi cinal- und Invalidénwesen , Militäretablissements , Ge= richtspflege und die wichtigsten der auf das Heerwesen Bezug habenden Erlaſſe und Verordnungen aus der neueren Zeit. -- Als Anhang sind die Erfindungen und Verbesse rungen im militärischen Gebiete und die Militärliteratur vom Jahre 1853 aufgenommen. Daß die Militäreinrichtungen einiger, zumal der größe ren Staaten vollständiger behandelt wurden, liegt in der Natur der Sache, da die Quellen , aus denen geschöpft worden ist, bei größeren Heeren reicher sind und mehr an die Oeffentlichkeit treten, als dieß bei kleineren Staaten der Fall ist; immerhin aber bietet, wie in der Vorrede richtig bemerkt ist, das in dem Werke aufgeführte Material ein möglichst wahres Bild der europäischen Heere ; mög= lichst wahr, weil sich das Bild täglich ändert und wäh rend der Zusammenstellung bereits verändert haben mußte. Wenn wir einen Wunsch auszusprechen haben, so be= zöge er sich auf die Fortseßung des Werkes in der Weise, daß in bestimmt wiederkehrenden Zeitperioden die mittler weile bekannt gewordenen Veränderungen als Nachträge zu diesem Handbuche geliefert würden , damit die Besizer desselben fortwährend einen möglichst richtigen Maßstab zur Beurtheilung der Heeresverfassung der europäiſchen Staaten zur Hand hätten. Wir können dem Werke kein ehrenvolleres Zeugniß der Anerkennung und seines Werthes geben , als wenn wir den Ankauf desselben jedem Offiziere anrathen; er kann so viel Belehrendes , so viel Unterhaltendes darin finden, er kann in vielen Fällen so großen Nußen daraus ziehen, daß es in der That ein großes Unrecht wäre, durch eine unterlassene Empfehlung die weiteste Verbreitung des A. Buches verabsäumt zu haben.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Zeitung .

Preußen .

Berlin , 2. Mai. Geräuschlos aber stetig, nimmt die Anfertigung und Vertheilung der Zündnadel gewehre für die Armee ihren Fortgang. Da die ge= sammte Infanterie des Gardecorps jest mit Zündnadel gewehren bewaffnet ist , so wurde es, da seit der ersten Ausgabe dieses Gewehres bereits mehr als drei Jahre verflossen sind, die damit ausgebildeten Mannschaften also bereits in das erste Aufgebot der Garde-Landwehrinfanterie übergetreten sind, nothwendig, vor allen Dingen die jämmt= lichen Garde- Landwehrbataillone auf die völlige Kriegs stärke von 1002 Mann damit auszurüsten. Je nach dem Ergebnis der Fabrication wird damit vorgeschritten und die ganze Garnitur der bisher im Gebrauch gewesenen Percussionsgewehre zur Bewaffnung des zweiten Aufgebotes der Landwehr abgegeben. Nach Beendigung der Bewaff nung der Garde-Landwehrinfanterie mit etwa 13,000 Ge= webren , dürfte die Frage wegen Formation besonderer Füfilierabtheilungen in der Provinzial -Landwehrinfanterie in den Vorgrund treten und dann ihre baldige Erledigung finden , denn in demselben Verhältniß , wie die bei der Garde-Infanterie ausgebildeten Mannschaften, stehen auch die zur Landwehr ersten Aufgebots bereits seit vier Jahren übergetretenen Füsiliere. Frankreich. - Durch kaiserl. Dekret vom 24. März ist ein Eliten Cavaleriecorps für die Bewachung des Kaisers und den Dienst der kaiserlichen Palläste errichtet worden. Dieses Corps hat die Benennung , Escadron der hundert Garden zu Pferde " erhalten und ist zusammengesett wie folgt: Offiziere: 1 Oberstlieutenant , Commandant ; 1 E8 cadronschef, 1 Rittmeister vom Stabe, 1 Rittmeister, 2 Lieutenante, 4 Unterlieutenante, 1 Veterinärgehülfe im Ganzen 11 Offiziere. Mannschaft: 1 Unteradjutant , 1 Oberwachtmeister, 8 Wachtmeister, 1 Wachtmeister-Fourier , 12 Brigadiers, 30 Garden ersten und 80 Garden zweiter Classe , 4 Crom= peter - im Ganzen 137 Mann. Die Offiziere werden aus allen Corps der Truppen zu Pferde genommen. Die Unteroffiziere, Brigadiers, Garden

und Trompeter werden ebenfalls aus allen Corps der Trup pen zu Pferde ausgewählt, müssen aber zum mindesten drei Jahre Dienstzeit haben. Die hundert Garden zu Pferde haben vor allen andern Truppen den Vorrang. Paris , 28. April. Aus einer officiellen Uebersicht geht hervor, daß die französische Marine jezt 53 Linienschiffe zählt, davon zählen neun 120 Kanonen , vierzehn 100 Ka= nonen, neunzehn 90 Kanonen , und clf 86 bi 82 Kano= nen; ferner 58 Fregatten ; davon zweiundvierzig 60 bis 50 Kanonen, sechszehn 46 bis 40 Kanonen ; die Marine zählt ferner 39 Corvetten zwischen 30 bis 14 Kanonen, und 101 Briggs, Goeletten und Kutter von 20 bis 4 Ka= nonen. Zum Transport dienen 39 Corvetten und Ga= barren. Die Dampfmarine besteht aus 3 Linienschiffen, aus 20 Fregatten , aus 30 Corvetten und 64 Avisoschiffen mit einer Gesammtkraft von 28,750 Pferden.

Literatur. 1 ) Karte von Klein - Asien , entworfen und ge zeichnet nach den neuesten und zuverlässigsten Quellen , hauptsächlich nach den in den Jahren 1838-39 von Baron v. Vincke , Fischer und Baron v. Moltke , Majors im Königl. Preuss. Gene ralstabe und 1841-43 von H. Kiepert , H. Schön born , Prof. in Berlin, und K. Koch , Prof. in Jena, ausgeführten Recognoscirungen , sowie nach den besten neueren Reiserouten , vorzüglich der Eng Berlin , bei Simon Schropp und Comp. länder. 1844 in Stein gestochen von H. Mahlmann. 6 Blatt. Pr. 6 Thlr. , nit Memoir 7 Thlr. 2) Memoir über die Construction der Karte von Kleinasien in 6 Blatt von v. Vincke , Fischer , v. Moltke und Kiepert. Nebst Mit theilungen über die physikalisch - geographischen Verhältnisse der neu erforschten Landstriche, redigirt von Dr. H. Kiepert . 8. Berlin , 1854 , bei Simon Schropp u. Comp. ( 194 S. u. 4 Tafeln. ) Aus vorstehend gegebenen ausführlichen Aufschriften vermag man bereits annähernd zu entnehmen , welcher

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Leistungen man sich bei der hier zur Besprechung kommen den Karte und der erläuternden Schrift gewärtigen darf. Unermüdlicher Fleiß , umsichtigste Sorgfalt im Aufsuchen der geographischen Wirklichkeit , haarſcharfes Absondern hypothetischer Annahmen von dem, wenn auch noch so beschränkten Gebiet eines positiv Gültigen in irgend welcher Richtung, die beharrlichste Unverdroffenheit in Vergleichung der seit fast zwei Jahrhunderten erforschten Thatsachen, mit dem , was gestern , heute und morgen an neuen Er mittelungen hinzutritt, ―――― dieß sind die wissenschaftlichen Berechtigungstitel , die Grundlagen, auf welchen die Kie pert'schen Bemühungen fußen . Äußerordentliches, ja Vor zügliches , wird , bei dem Zusammentreffen dieser Eigen schaften mit kritischem Urtheil, immer geleistet werden. Das 1 Areal ist in 6 Sectionen gebracht im Maßstab von 1 . Jede Section hat etwa 1 Meter Breite und Meter Höhe, je drei davon gehören neben-, sonach zwei Reihen untereinander. Nach der Zusammenfügung besißt die Karte insgesammt eine Höhe von , eine Breite von 1 Meter; die Längen find auf Paris und Greenwich zurückgeführt , und zwar reicht die Karte von 25 bis 44 D. L. Greenwich (ungefähr 43° bis 61 ° Ferro) und 36º bis 42 ° N. B. Die Zeichnung ist kräftig und versinnlichend , in ver ständlicher Abtönung der Gradationen, der Druck in tiefer fatter Schwärze ausgeführt ; keine unganz gewordenen Stellen in Signaturen und Schrift stören das Wohlge fallen an der schönen Form, außerdem tritt die Schrift in angemessener Größe , leserlich und deutlich abgehoben , in ihren entsprechend verwendeten Gattungen so gut bezeich nend hervor, daß das Auge mühelos auch in den licht

cirungsmaterial zu Grunde gelegt, von welcher ausgehend dann eine beträchtliche Anzahl wichtiger Beobachtungen aneinandergereiht und verknüpft werden, theils in Bezug auf Terrainbeſchaffenheit , Wegbarkeit , Anbau , Ertrags fähigkeit , theils auf hypsometrische Vergleichungen und geognoſtiſche Wahrnehmungen. Jeder dieser , jedoch mit= unter fragmentarischen Recognoscirungsberichte, ist als routier zu betrachten, wobei itinerarische Notizen mit völlig ausgeführten Terrainbetrachtungen abwechseln . Nicht un geeignet mag es erscheinen, die von den scharf auffaſſenden Reisenden gewählten und durchforschten Hauptrichtungen hier kurz zu erwähnen. Bemerkt muß werden , daß den für Versinnlichung so schäßbaren großen Umrissen eine Menge zur Charakterisirung geeigneten Details beige= mischt ist.

leeren Schlünden des Hochgebirges die Benennungen der Signaturen zu überblicken und die Orientirungsknoten nach bequemen Gefichtsfeldern zu gliedern vermag. In Folge des entvölkernden , destruirenden Einflusses des Islams gehören auch die ungefähr genauen Be völkerungsangaben zu den Seltenheiten ; dieses wesentliche statistische Element in Schrift oder Signatur zu legen, mußte deßhalb unterbleiben, und die Wohnpläge zerfallen um deßwillen nach ganz allgemeinen Merkmalen in: be deutende Städte, kleinere Städte , Flecken u. s. f. In den zahlreichen Angaben der entsprechenden Be= nennungen des Alterthums besteht sicher ein großer Vorzug dieser Karte und sichert dieser Umstand den Gebrauchs werth derselben für das Studium der Geschichte und Alter thumskunde, ihre Verwendbarkeit für die philologische Wissenschaft. Das Netz der Wege und Wafferlinien er scheint im hohen Grade vollständig und die hypsometrischen Andeutungen begegnen dem Auge auf Kuppen und Sat teln , auf Rücken und Jochen. Der Inhalt des Memoirs , im Allgemeinen eine Reihe von Recognoscirungen , Berichtigungen von Ortslagen, Weg- und Wafferlinien , der Bevölkerungsangaben , von geognostischen und strategischen Beziehungen , zerfällt in zwei Haupttheile, welche wesentlich unter Beihülfe der angehängten Profilschnitte das Verständniß und die Ver werthung der Karte vermehren. Der erste Haupttheil ent= hält geographische Notizen der Autoren der Karte, der zweite Erläuterungen über die Construction derselben von H. Kiepert. Im ersten Theil hat jeder der vier Verfaffer eine bestimmte Richtung , eine Route seinem Recognos

Die von v. Moltke gegebenen Notizen beziehen sich zu= nächst auf die Gliederung der kleinasiatischen Gebirge und der hiervon abhängigen Spülung in nordwest-südöstlicher Richtung von Constantinopel nach Mesopotamien, die Schilderung der Vorlande vom Baummeer (Aghatsch Denisi) zu den zusammenhängenden Massen des Hochlandes und der Hochbebenen , zu den Kegeln , Kettenrücken und Gruppengebirgen, zu den Schründen und Spaltenthälern des Taurus und Antitaurus . Von da gelangt die Skizzi rung zu den Außenposten der Gebirgswälle und zu den Zwillingsströmen Mesopotamiens ; die Erlebnisse dieser Wasser vom Ursprung bis zur Ebene werden in Kürze überblickt und ethnographische Einzelnheiten über die Be wohner Kurdistans damit verknüpft. verknüpft. wohner Die Richtung der zweiten Skizze (Fischer's) ist gleich falls die von Nordwest nach Südost ; sie beginnt mit dem Anblick des myfischen Olymps und seiner Nachbarrücken, wender den Blick nach der vegetativen Thätigkeit in den fruchtwarmen Bergrunzeln, folgt den Windungen der Flüsse, kehrt auf die gewählte Straße in der Richtung nach Iskenderun wieder zurück, verweilt auf der karamanischen Ebene und den umgebenden Mittel- und Hochgebirgen, charakterisirt deren Eigenthümlichkeiten nach individuellen Merkmalen und verleiht damit dem , was man auf der Karte sieht, eindringlich bleibendes Verständniß ; um deß willen eindringlich und bleibend , weil die Einbildung dem forschenden Auge mit dem Nebeneinander, Projicirten die maßvolle Abſchäzung des Auf- und Uebereinanderliegenden zugleich vergegewärtigt, weil dem an bestimmte Ümrisse gewiesenen inneren Blick die gegenseitigen Structurverhält= nisse zugleich geboten werden. Jedoch nicht allein das Gerippe der Bergzüge, der Aderlauf des Flüssigen gelangt zur Besprechung, auch Deffen geschieht Erwähnung, was dem anfäffigen oder wandernden Einwohner an Cultur= boden und Weideland zur Benuzung bleibt, welche Schäße einer höheren Civilisation zu Gebote stünden und welche in Trümmern verwittern. Die militärisch wichtigen Be= ziehungen finden allerwärts entsprechende Andeutung. Be merkungen über das Müsselimiik Itsch -ili, das alte rauhe Cilicien (Cilicia Trachaea) , deffen Bevölkerungsverhält= nisse und darauf wirkende Ursachen , beschließen die Ab handlung. Die Notizen v. Vincke's beziehen sich vom Bosporus ausgehend auf die Territorien in mehr westöstlicher Rich

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tung, der Straße von Constantinopel nach Angora fol gend , fie enthalten Recognoscirungen der Flußthäler, der fie begleitenden oder quer durchseßenden Bergketten , der Umgebungen von Angora , des Flußgebietes des Kifil Irmakrothe Fluß, Halys bis zum Erdschich Dagh (Argäus) mit ſeiner Eisspige von 13,000′ Höhe. Die Schilderung gelangt weiter aus den Gegenden von Kaisa rich (Caesarea) zu den eigenthümlichen Formationen des taurischen Gebirgs , gegen welches die Flüsse hinfließen und sich durch dessen Spalten hindurch zwängen, während bei uns die Flüsse aus den Hochgebirgen herkommen. Der Herausgeber beschränkt sich in seinen Grörterungen auf das südwestliche Gelände, auf die Uferlandſchaften des Mäander, Hermus Rhyndaous und anderer Flüsse, auf die Küstengebirge nördlich von Smyrna und deren Stufen landschaften und die Routenverbindungen über einige zum Theil minder erforschte Ebenen und Berglehnen.

Territorien innerhalb dieser Karte abgestattet. Achaltziche, Kars, das Saghanlugebirge, die Schlachtfelder von Sewin und Mili- Dus , die Mauern von Grzerum und Baiburt find Localitäten, welche das Echo des russischen Kanonen= donners in unmittelbarer Nähe vernahmen, vielleicht in der Kürze wiederum vernehmen ; dem Fortgang der Krieg= führung mit Bequemlichkeit zu folgen , dazu besigt ſonach die besprochene Karte die erforderliche Ausdehnung, mög= lichste Genauigkeit und Vollständigkeit. Die beigefügten 4 Tafeln enthalten Profilschnitte der Eleinasiatischen Gebirge in verschiedenen Richtungen , von Samsun bis zur Wüste, von Kilindria in Cilicien nach dem Baummeer am Pontus Eurinus , sowie vom Mar= morameere nach dem Taurus und seinen Parallelketten nach mehreren Ausstrahlungen. Weiterhin ist das Paschalif Konia darauf dargestellt, reducirt und zwar nach der 1812 zu Wien herausgegebenen Karte des Erzbischofs von Ky= rillos , daran schließt eine nochmalige Zeichnung Lyciens und des Golfs von Adalia am Pamphilischen Meerbusen, im Maßstab der Karte mit Berichtigungen und Vervoll ständigungen und so eingerichtet , um in die Hauptkarte eingesezt zu werden.

Hieran schließt sich der Nachweis des zur Construction der Karte benutten Materials und der seit 1845 erschiene nen neueren Mittheilungen , sowie der durch Studium erforschten kleinen Unrichtigkeiten der Karte, gleichsam eine Berechtigungsurkunde für die nunmehrigen Feststel lungen und Annahmen , weniger dem großen Publikum 3) Plan - Atlas von Klein - Asien aufgenommen und gegenüber , da der Gesammtwerth der Karte dadurch_keine gezeichnet in den Jahren 1838 und 1839 von Baron Einbuße erleidet, als für den scharf vergleichenden Fach v. Vincke , Fischer und v. Moltke , bestehend aus 11 Blättern. Berlin , 1854. Verlag von Simon gelehrten und Reisenden ; damit wird dieser Theil des Memoirs zugleich zu einem Geschichtsabriß der neueren Schropp und Comp. 4 Thlr. Kenntniß jener Länder. Diese Arbeit enthält die deut Unter diesem etwas pomphaften Titel liegt uns eine lichen Fingerzeige jenes so oft schon rühmlich anerkannten Sammlung von größeren und kleineren Planen und Plan Fleißes, der sich der Mühe nicht entzog, für die Ortslage, skizzen, Blätter aus den Reisemappen der genannten drei Richtung und Ausdehnung und die Richtigkeit der Be preußischen Generalstabsoffiziere , eigentlich eine Reihe von nennungen sich der authentischen Bürgschaft eines oder Beiblättern zu der oben besprochenen Karte vor. Dieſe Samm= aller glaubenswürdiger Gewährsmänner zu versichern. Die lung ist nicht sowohl ein Atlas, um deßwillen nannten wir Berichtigungen zerfallen in orthographische , astronomische den Titel pomphaft, denn unter einem Atlas versteht man und itinerarische; die Völkerstraße von Syrien nach Con= ftantinopel und lettere Stadt zunächst ist wiederum der eine nach einem wissenschaftlichen System nach Einem oder Ausgangspunkt und der Text verbreitetsich bezüglich ge mehreren leitenden Gesichtspunkten geordnete , der Voll ständigkeit und organischen Ergänzung nicht allzuschr nauerer Ermittelungen über Cilicien , Ifaurien , Bifidien, ermangelnde Kartensamml ung ; was hier geboten wire , ist Lycien, Carien und sofort über die Landschaften längs der nur höchst schäßbares theilweises Material zu einem Meeresküste des mittelländischen und pontischen Gestades, späteren Planatlas von Kleinafien; in der Reihe dieser n dann über Pontus , Armenien und Mesopotamie ; als eine Art Quellenregister für diese Berichtigungen folgt Aufnahmen herrschen mehr die Erfolge glücklich erhaschter dann eine Aufzählung der Reisenden, deren Mittheilungen Gelegenheit, als der Zusammenhang planmäßig sich er benugt wurden , die Reihe beginnt mit Tavernier ( 1630) gänzender Arbeiten , es find nicht Ergebnisse angestrengten und schließt mit Schönborn (1851). Damit der Strom Fleißes in einer zureichenden, sondern in einer zu Theil gewordenen Frist. Diese Sammlung ist sonach der Kenntniß eines culturhistorisch so zertrümmerten Landes so reichlich zu fließen vermochte , mußten zahlreiche Ver vielmehr ein topographisches Album aus jenen Gegenden, gleichungen stattfinden , deßhalb verhalten sich die vor mit mehr oder weniger ausgeführten umfassenden Situa= liegenden Bemühungen des Verfaffers zu topographischen tionskarten, Planskizzen und Croquisblättern. Die Bei träge der Einzelnen bestehen in Folgendem : Arbeiten über cultivirte Landstriche wie das Tagewerk eines Von v. Vincke sind vorhanden : 1 ) Karte der Um Hinterwäldlers zu der Thätigkeit eines Kunstgärtners . gegend von Angora ; Maßstab 733ʊʊ , theils mit dem Nach den Zusammenstellungen der Bevölkerungstabellen Mestisch, theils nach dem Augenmaß im Frühjahre 1839 nach wahrscheinlicher Richtigkeit hat Kleinaften 20 Städte aufgenommen . Verständlich ist die Zeichnung wohl , aber mit mehr als 20,000 , deren 56 mit mehr als 6000 und an ihrer Schönheit wird man sich nicht erfreuen und die 83 mit mehr als 2500 Einwohnern. Vorzüge der Metallographie dürften damit keine Triumphe Die Ereignisse des russisch-türkischen Krieges in Klein feiern wollen . 2) Plan der Stadt Angora in 100 afien finden bei Benuzung dieser Karte vorzügliches Ver mit deutlich versinnlichtem Terrain in der nächsten Üm= ftändniß ; der nordische Nachbar, dessen Länderappetit nicht gebung, während die Zeichnung der Stadt ſelbſt entschiedener im Abnehmen scheint, hat bereits wiederholte Besuche auf hervortreten müßte, das gegenseitige Höhenverhältniß der

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Kuppen läßt sich ohne hypsometrische Angaben schwer in deutlich erkennbaren Umrissen zu Papier zu bringen und erkennen. 3 ) Plan von Amasia am Jeschil Frmak (Iris), die wilde Natur der cilicischen Pässe, in welchen so man / mit einer so charakte ches christliche und muselmännische Gebein begraben liegt, Stadt von über 20,000 E. in 12500 12ʊ , ristischen Regelmäßigkeit der Umgebung, daß eine Empfeh vor Augen zu führen. 2) Plan der Umgegend von Coniah in • Coniah (Jconium) im Westen der lung zum Schulblatt unwillkürlich in den Sinn kommt. Von Moltke lieferte zur Sammlung : 1 ) Plan der karamanischen Ebene, liegt an der großen syrisch- konstanti= Stellung bei Biradschik und der Schlacht von Nisib , nopolitanischen Straße, ist eine der größeren kleinafia= zur Uebersicht der Begebenheiten vom 1. Mai bis zum tischen Städte und ein Knotenpunkt vieler Straßenrich 24. Juni 1839. Die Terrainbenußungen durch die Truppen tungen, so nach Kaisarich, Nihde, Eregli, Karaman u . s. w. in jenem Feldzuge hat auf mehreren Aufnahmen und Die vorliegende Darstellung bezieht sich außer auf die Croquisblättern v . Moltke's Andeutung gefunden. Die militärisch bemerkenswerthen Baulichkeiten (Citadelle, Ca= Stellung der türkischen Truppen in viermaligem , nicht sernen) auch auf die zum Theil gutbewässerten Umgebungen besonders deutlich unterschiedenem Wechsel zwischen Nisib mit den Regeln und Vorbergen des Sarai- Degh, zugleich und Biradschik am Euphrat, sowie die Angriffsstellungen mit Andeutung kriegsgeschichtlicher Notizen. 3), 4) , 5) und der Aegypter sind auf der Karte eingetragen, etwas Farbe 6) Plane von Afium Karahissar , Kiutahia , Ka würde zum Entmischen der Gefechtsstellungen und somit raman nebst Situationsplan der Stadt Brussa. Davon ist Karaman und Umgegend in 5 zur Veranschaulichung mehr beigetragen haben. 2), 3) und , die übrigen 4) Plane von Mossul , Samsun nnd Urfa. Der sind in 2005 ausgeführt. Es sind mehr oder minder Erstere eigentlich nur der Entwurf zum Plan , mit theil ausgedehnte Croquis mit größerer oder geringerer Aus= weiser Terrainnotirung ; von der Stadt nur der äußere führlichkeit in Bezug auf militärisch wichtige Umgebung, Umfang, mit den Thoren und militärisch wichtigen Punkten, und stets mit scharfem Blick für solche Formationen und Casernen u. s. w. Die Lesteren gleichfalls Rudimente Terraingegenstände , welche auf ein Thun oder Lassen hin von Plänen , jedoch mit genügender Erkennbarkeit dessen, sichtlich der Truppenverwendung besonders bestimmende was dem militärischen Auge in unmittelbarer Nähe der Einflüsse äußern dürften, namentlich möchte der Plan von Städte von Wichtigkeit erscheint. Samsun (Amisus), Bruffa durch vorzügliche Vollständigkeit sich auszeichnen. Hafenstädtchen von 5000 Seelen am schwarzen Meer, ehe= Die Wichtigkeit dieses Planatlasses für weitere Lerrain dem genuesisches Castell , mit vermuthlich nur zur Kriegs darstellungen, Berichtigungen und vervollständigende Ver zeit montirten Batterieen , könnte vielleicht wie die Nach gleichungen bezüglich jener Territorien dürfte aus dem barin Sinope demnächst von Interesse werdeu . 5 ) Plan Vorstehenden erhellen, sowie darin zugleich die Richtungen, Andeutungen fanden , in welchen diese Arbeiten besondere der Gegend und des Schlosses Sayd - Bey - Ka lessi. Dieß Croquis wurde vom Verfasser während der Dienste zu leisten vermögen. Belagerung im Mai 1838 aufgenommen und wohl mehr zum Verständniß damaliger Vorgänge als zu anderen Zwecken entworfen . 6), 7) und 8) Plane von Maraasch, Rum -Kaleh und Mesere. Erstere Stadt, auch Me Miſcelle. rasch (Germanicia) , früher die Hauptstadt eines Pascha= [Die deutsche Cocarde.] Die preußische Wehrzeitung meldet Iyks , mit einer Citadelle, Rum-Kaleh (Arulis) , ein festes aus Frankfurt a. M. , daß dem dasigen Linienbataillon die deutschen Schloß am Euphrat, und Mesere, südlich des Karput, mit Cocarden abgenommen und verbrannt worden feien , und ſtellt die der Eintragung der Truppenstellungen , stehen wiederum Frage, welche Cocarde künftig für die zu Bundeszwecken zusammen in genauem Bezug zu den dortigen Ereignissen im Jahre gezogenen Truppen beſtimmt werden würde. 1838. Zur Erledigung dieser häklichen Frage , deren endliche Lösung eine erkleckliche Anzahl von Sizungen des Bundestags in Anſpruch Von Major Fischer wurden beigesteuert : 1 ) Karte nehmen dürfte, könnte folgender Vorschlag dienen. Um allen Eifer von den Nordabhängen des Bulgar (Taurus) und Allah Dagh (Antitaurus - zwischen Eregli, Nihde) und süchteleien unserer buckeligen Welt und insbesondere unseres sehr buckeligen Deutſchlands zu begegnen , greife man in den Himmel dem Kulek Bogas (pilae Ciliciae) . Eine Aufnahme, welche und wähle aus den Farben des Regenbogens , in welchem einft der besondere Anerkennung verdient, theils wegen der Aus kindliche Sinn und das bedrängte Herz der Menschheit ein Gnaden zeichen des versöhnten Gottes erblickte , die entsprechenden Farben dehnung ―――――――― das Blatt hat eine Breite von 82 und eine für unsere Cocarde. Die Grundfarbe derselben sei weiß (die Höhe von 42 Centimetern - theils wegen der in dem Farbe der Wahrheit) ; fie sei umkränzt mit blau (der Farbe der Terrain begründeten Schwierigkeiten. Der Maßstab ist Beständigkeit) und mit grün (der Farbe der Hoffnung) . Auf dem 500 , die südlichen Gebirgsgränzen bilden Jvris - Dagh, inneren weißen Raum werde eine römische Fasces ausgeprägt als Bulgar- und Kifil- Dagh und östlich Allah- Dagh. Von Zeichen der vereinten Kraft (viribus unitis) , in welcher jedoch das Schönheit der Zeichnung ist abgesehen worden, ebenso wird Beil nicht fehlen darf als Warnung gegen jedes Sondergelüfte, und Diese man eine haarscharfe Genauigkeit von dieser Arbeit nicht worin zugleich das suum cuique seinen Ausdruck fände. verlangen wollen ; es galt wohl mehr darum , das An= Cocarde sollte übrigens nicht bloß von den zu Bundeszwecken zu Truppen , sondern stets von allen Contingenten steigen des Gebirges aus der karamanischen Ebene , das sammengezogenen getragen werden , damit sie sich fortwährend ihrer Waffenbrüder= charakteristische Verhalten der Spülungen dabei, die raupen= schaft erinnern ; noch zweckmäßiger dürfte es sein , wenn neben ihr keine andere getragen würde. artigen Verästelungen der Rücken und die Thalverschlingungen Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

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Samstag, Mai 1854.

N № 57.

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YOU SONDOMARE

Allgemeine

Militär - Zeitung .

Deutschland.

Statt der bisherigen würt Stuttgart, 18. April. tembergischen und bayerischen Festungsbaudirectionen zu Ulm haben wir nun , wie der Staatsanzeiger schreibt, eine Für vereinigte Bundesfestungs - Baudirection. das rechte Donauufer find die Plane zu Erbauung der projectirten Vorwerke immer noch nicht genehmigt. (A.3 .) Preußen. Berlin, 2. Mai. Noch im Laufe dieses Jahres wird das Militär- Oekonomiewesen eine wesentliche Veränderung erleiden , da es die Absicht ist , die bis herige sehr ausgedehnte Selbstverwaltung der einzelnen Truppentheile in der Art zu beschränken , daß in Zukunft die ganze Militärökonomie der Bataillone , Abtheilungen und Schwadronen für jedes Armeecorps in Einer Haupt verwaltung concentrirt wird. (A. 3.)

Frankreich. = Nachdem der „Moniteur de l'Armée" bereits seit einiger Zeit seine Leser durch eine längere Abhandlung *) auf die nahe bevorstehende, schon früher vielfach gerüchts weise gemeldete Wiedererrichtung der Kaisergarde vorbereitet, und jüngsthin , in der Nummer vom 1. Mai, den deßfalßigen Artikel mit den Worten geschlossen : "Mit Recht hat man die Errichtung von Elitencorps als einen Gegenstand des Wetteifers für die Armee ,,dargestellt. Nur der Partheigeist hat zu einer schon "weit hinter uns liegenden Zeit das Gegentheil sagen "können ; aber man weiß, daß er seiner Natur nach "die Paradoren liebt. Niemand wird wohl , ohne ,,dem gesunden Sinn zu widerstreben , zu behaupten wagen , daß die Erweiterung des Kreises der Be lohnungen, eine größere Zahl für verdiente und "gerecht erworbene Gunstbezeugungen geöffneter Thü „ren, keine neue Aussichten, keine neue Chancen der *) Des troupes d'élite et des corps de réserve vom Major Merson in den Nummern vom 16. und 21. April und 1. Mai d. 3.

„Zukunft für den gerechten Ehrgeiz unserer bewunde= rungswerthen Armee darböten, deren vorderste Spigen ,,unzweifelhaft gute und tüchtige Elemente zur Wieder " herstellung einer alten Garde geben würden." ist nun dieselbe durch kaiserl. Decret vom genannten Datum zur Thatsache geworden. Der Moniteur Universel" vom 5. und der 11Moniteur de l'Armée" vom 6. Mai bringen an der Spize ihrer Nummern den Wortlaut desselben. Ein dem Decret vorangehender Bericht des Kriegs ministers motivirt dasselbe , Bezug nehmend auf den eben ausgebrochenen Krieg. In einem Punkte" , so heißt es in demselben , ist die Organisation unserer Armee der= jenigen der meisten europäischen Armeen untergeordnet, — darin nämlich, daß sie kein Reservecorps besigt , Corps, deren materielle Kraft durch die moralische verdoppelt ist, die sich nur auf eine Bildung von Eliten , auf glänzende Dienstleistungen und auf hohen militärischen Ruf stüßt." Die Wichtigkeit solcher Reserven auf dem Schlachtfeld - heißt es weiter —- sei eine längst anerkannte Sache ; die ruhmvollsten Thaten der französischen Kriegsgeschichte gäben Zeugniß hiervon. Eben dieselbe beweise auch, daß, wo diese Corps gefehlt, die Generale diesem Mangel durch Bildung zeitweiliger, den Kern ihrer Truppen enthaltender Reserven abzuhelfen gesucht, wobei indessen eine theilweise Desorganisation jener eingetreten sei, und dabei den Re serven immer Gleichartigkeit und Ensemble , sowie jener Trieb zum Wetteifer, der bei den französischen Soldaten sonst so lebhafte Corpsgeist gemangelt habe, der den Regi mentern einen so hohen Werth , eine besondere Tüchtigkeit und Festigkeit zu geben vermöge. - Der Bericht legt auch eine Verwahrung dagegen ein , daß diese neue Institution nicht zu Mißbräuchen führen solle , indem sie besondere Gunstbezeugungen und Prärogative aufstellte, die der ganzen Armee nicht zugestanden werden dürften. Die einzigen Vortheile , welche man der Garde zugestehen will, sollen darin bestehen , daß sie den anderen Regimentern der Armee zur Rechten stehen , dieses Corps einen relativ höheren Sold beziehen und eine besondere Uniform tragen wird. Auch soll dasselbe dazu dienen , den Soldaten und Unteroffizieren , die sich ausgezeichnet haben , denen aber die Beförderung zum Offizier versagt werden muß, einen höheren Rang zu geben. Nach dem, dem erwähnten Berichte nun folgenden De

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crete bildet die Garde eine gemischte Division. Sie be steht aus : 1 Divisionsgeneral (als Commandirendem), 3 Brigade generalen , 1 Militärintendanten, 1 Obersten (als Chef des Stabes), 2 Escadronschefs und 6 Hauptmännern vom Generalstabe (als Adjutanten der Generale oder dem Stabe zugetheilt) , 1 Untermilitärintendanten erster und 2 Untermilitärintendanten zweiter Klasse ; - ferner aus : 2 Infanteriebrigaden, - die erste zu zwei Grenadier regimentern von je 3 Bataillonen, die zweite zu zwei Voltigeurregimentern von je 3 Bataillonen und 1 Chaffeur bataillon ; dann 1 Cavaleriebrigade , aus einem Regi ment Curassiere und einem Regiment Guiden bestehend, jedes zu sechs Escadronen ; weiter 1 Gendarmerieregi= ment zu zwei Bataillonen; 1 reitenden Artillerieregiment zu fünf Batterieen und einem Tadre für den Depotz end lich 1 Geniecompagnie. Die Zusammensehung der Cadres dieser verschiedenen Abtheilungen erfolgt nach einer speciellen , dem Decrete beigegebenen Tabelle. Bei allen Aufstellungen befindet sich die Garde zur Rechten aller anderen Truppen, die Escadron der hundert Garden ausgenommen. Der indivituelle Rang der Mili tärs der Garde ist derjenige ihres wirklichen Grades. Die Garde steht, was den Dienst um die Person des Kaisers betrifft , unter dem unmittelbaren Befehl des Großmar schalls des Pallaſtes (— in Ermangelung desselben unter dem Generaladjutanten —), was hingegen das Personelle, die Disciplin, die Instruction und Administration u . s. w. betrifft, unter dem Kriegsminister. Um unter die verschiedenen Corps der Garde aufge nommen werden zu können , müssen die Offiziere in jeder Beziehung , auf allen Rapporten gute Noten aufzuweisen, und, wenn einmal die Formation geschehen , wenigstens zwei Jahre ihren Grad bekleidet und sich durch eine glän zende Waffenthat ausgezeichnet haben. Die Recrutirung der Mannschaften der Garde findet statt: 1 ) Bei den activen Soldaten, die im legten Dienst jahre stehen , gutes Betragen aufweisen und eine zweite Engagirung eingehen wollen. Von der Bedingung des fiebenten Dienstjahres bleiben dabei alle diejenigen Sol daten befreit, welche die Decoration der Ehrenlegion oder der Militärmedaille tragen oder sich in Feldzügen ausge zeichnet haben , und endlich die Unteroffiziere , Corporale oder Brigadiers , welche auf ihre Galons verzichten. 2) Bei den verabschiedeten Soldaten , die mindestens 35 Jahre alt sind und welche die örtlichen Militärbehörden als würdig in jeder Beziehung zum Eintreten in die Garde bezeichnen werden. Diese lezteren gehen nur ein_frei= williges Dienstverhältniß ein, welches ausnahmsweise nur drei Jahre zu dauern hat. Das Minimum der Körpergröße der Mannschaften ist für die Grenadiere, Gürassiere und Kanoniere 1,760 Milli meter, für die Guiden und Gentetruppen 1,680 Millimeter. Von jedem Erforderniß in der Beziehung sind die Chas seurs , Voltigeure und Hautboisten aller Corps befreit. Das Gendarmerieregiment ist bezüglich seiner Recru= tirung den im Decret vom 1. März 1854 festgesezten Be ―― stimmungen unterworfen. Das Avancement in der Garde erfolgt nach den Vorschriften der Geseze vom 14. April

Jedenfaus aber darf, wenn 1832 und 16. März 1838. ein Unteroffizier zum Unterlieutenant befördert wird , oder ein Offizier Rangerhöhung erhält , demselben eine Stelle seines neuen Ranges in der Linie durch Tausch mit einem Offizier angewiesen werden , welcher die festgeseßten Be dingungen erfüllt ; leßterer wird aber nicht eher seinen Rang in der Garde einnehmen , als am Tage des wirk lichen Eintritts. Eintritts . Die nach einmal geschehener Formation lichen der Garde in derselben vacant werdenden Stellen der Unter offiziere , Corporale 2c. werden sämmtlich für das Avance ment der Militärs der verschiedenen Corps der Garde zu= rückbehalten. -Zum Oberbefehlshaber der Kaisergarde wurde ernannt : Divisionsgeneral Regnault de St. Jean d'Angely ; zum Commandeur der ersten Infanteriebrigade der Garde Brigadegeneral Mellinet , zu dem der zweiten Infanterie brigade Brigadegeneral Uhrich , zu dem der Cavalerie brigade Brigadegeneral Lannes de Montebello , zum Stabschef der Garde Generalstabsoberſt Vaudrimey Davout.

Großbritannien . Die Verzögerung der Einschiffung der eng = lischen Hülfstruppen nach dem Orient hat , wie früher den continentalen Zeitungen und den englischen Oppositionsblättern , in neuester Zeit auch der „Times " Gelegenheit zu bitteren Klagen und Vorwürfen gegeben. Man kann jest nicht mehr wohl daran zweifeln , daß die Schwierigkeiten bei besserer Organisation schneller zu über winden gewesen wären , aber eben die veraltete Ein richtung des Kriegsdepartements in England scheint die Hauptschuld der Verzögerung zu tragen, welcher man gewiß mit Unrecht andere Gründe untergeschoben hat. Schon in der Verschmelzung der Colonialverwaltung, welche, wie bekannt, im gegenwärtigen Augenblick besonders viele Ge= schäfte veranlaßt, mit dem Kriegswesen liegt eine Geschäfts überbürdung, aber die Verwaltung dieses Amtes wird noch erschwert durch die Zersplitterung der Behörden , welche unter diesem „ Staatssecretär für den Krieg und die Colo nieen" die Ausrüstung, den Unterhalt und die Verwendung des Heeres zu besorgen haben. Die Gränzboten vom 21. April ſagen darüber Folgendes : „ Der Kriegssecretär hat dem Parlamente das Kriegsbudget vorzulegen und ist ihm für die richtige Verwendung der Gelder verantwort lich , deßwegen muß er wegen jeder Maßregel , die sofor= tige Ausgaben erforderlich machen, befragt werden . Der Oberbefehlshaber der Landtruppen hat den Oberbefehl über Reiterei und Fußvolk; er entscheidet über die Besetzung aller Offiziersstellen bis zum Brigadecommando und Stab hinauf. Er kann ohne Mitwirkung des Kriegssecretärs Maßregeln anordnen , die später dem Budget sehr zur Last fallen , wenn sie nur nicht augenblickliche Auszahlungen veranlassen. Die Artillerie und die Ingenieure stehen unter dem Generalfeldzeugmeister , der außerdem mit dem Bei stand des Zeugmeistercollegiums die Aufsicht über alle Be festigungen, Casernen, Waffenvorräthe und die Ausrüstung des Heeres hat. Dabei kommen aber einige theils lächer= liche , theils höchst beschwerliche Ausnahmen vor. Die Zeugmeisterei besorgt die ganze Bewaffnung der Soldaten mit Ausnahme der Sergeantensäbel ; von der Unifor

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mirung nur die Mäntel ; alle übrigen Uniformsstücke schaffen die Obersten an, denen dieß ein beträchtliches Einkommen sichert. Sie besorgt die Verpflegung des Hecres, so lange es sich in Großbritannien und Irland befindet, sowie aber ein Truppentheil den heimischen Boden verläßt , ist die Verproviantirung eine Sache des Schahamtes, welches die Oberaufsicht über sämmtliche Finanzangelegenheiten führt. Für die Auszahlung des Soldes ist eine besondere Be hörde vorhanden , der Generalzahlmeister. Alle diese Be hörden find unabhängig von einander und nur dem Staats secretär untergeordnet. " (extr.)

schmacklosigkeit breit gemacht. Was haben nicht schon für Kräfte mitgewirkt, um den Marsch seines Kriegsschmuckes entkleiden zu helfen , welche Melodieen mußten sich nicht schon hergeben, um in einen solchen umgewandelt zu werden ? Es ist gewiß noch keine Oper erschienen, aus welcher nicht eiligst ein Paar Favoritgedanken entlehnt , in einige ener= gische Trompetenstöße und Trommelwirbel eingehüllt und so dem Soldaten und lieben Publikum als neues Fabrikat Schubert'sche und Küken'sche wären vorgetragen worden. Lieder, Töne und wer weiß was sonst für moderne Weisen, welche das Herz weich machen und eine warme Stimmung in die Seele strömen lassen sollen, mußten dem Zwecke dienen; und ist nicht z . B. das rührungsselige Lied : „Wenn die Schwalben heimwärts ziehen “ — in mehr als einer Variante mit rücksichtsloser Zerschneidung von Takt und Modulation zu einem „Kriegsmarsch“ verarbeitet worden! Wahrhaftig, es ist mehr als Sacrilegium , begangen an der Muse der Tonkunst, wenn man sich nicht entblödet, alles, was durch architektonische Schönheit und Harmonie in ein gerundetes Ganze gebracht ist, unter heilloser Verschiebung und Ver= renkung artistischer Vollendung planlos in die Fugen eines Mariches zu jagen! Abgesehen übrigens von den Mißständen einer solchen handwerksmäßigen Märſchefabrication, in künstlerischer Hin sicht sind auch die mechanischen Wirkungen solcher unsol= datischen Märsche vollkommen unzulänglich. Jeder, welcher schon in Reih und Glied marschirt ist , wird anerkennen, daß die hinteren Abtheilungen der Sections- und Zugs colonnen angestrengter aufzutreten haben, als die vorderen. Gibt nun ein solcher Opernmarsch Takt und Tempo, dann ist die athemlos nacheilende, nach Schritt und Tritt haschende Queue ein jammervoller Anblick; aber die Musik hat eine Arie augestimmt , die Begleitungsinstrumente dången nach, das Tempo wird schneller , die Schritte kürzer , die Musik folgt immer mehr dem Zug der Melodie , bis sie vom gehörigen Schrittmaße in allegro übergeht und gar einmal mit presto oder furioso endigt. Nun haben , mit dem besten Willen , sich und ihre Kunst zu fördern , die Regimentsmusiker durch Austausch neuer Erscheinungen auf ihrem Gebiete sich gegenseitig = verpflichtet, hierbei aber unbewußt diese nachtheilige Rich tung des Geschmackes befördern helfen, und dadurch that sächlich sich einer ihrer wichtigsten Aufgaben entfremdet. --In was soll aber , wird man fragen , diese Aufgabe be stehen ? Wir glauben darin : „daß die Musik den Anschluß an das Soldatenlied gewinnen soll, und zwar in der Form des Marsches, als der dem Soldaten am meisten gefügigen und vertrauten Tonweise." Das Soldatenlied ist der Kern jeder rechten Soldaten musik. Einfach und unverkünftelt in Anlage und Durch führung umfaßt es im Tone des Volksliedes noch die be= sondere Welt, welche in der Brust des Soldaten lebt. Der Soldat weiß, daß gerade sein Stand die Geschicke des Menschengeschlechts in letter Instanz hauptsächlich ent= schieden hat ; und wenn er dann im gerechten Selbstgefühl davon singen und sagen kann , so macht sich in ihm der Gedanke geltend, daß auch er und seines gleichen mithelfen Große geschicht= kann , die Weltgeschichte zu schreiben. — liche Ereignisse sind die Quellen , aus denen der Soldat seine Lieder schöpft, und gerade mit den Liedern , welche

Die Militärmusik und ihre Beziehung C zum Soldatenlied. Die Nr. 12 der Allgemeinen einen Militärzeitung Militärzeitung vom vom 28. Ja= Ja nuar laufenden Jahres enthält unter dem Abschnitt , Miscelle" ein Citat aus einem die Militärmusik behandelnden publi cistischen Aufsaße . Möge es uns vergönnt sein unter Zu grundelegung der diesen Stoff behandelnden Skizze diesen Gegenstand einer näheren Behandlung zu unterziehen. Musik und Gesang waren mit dem Soldatenleben von jeher gleichsam natürlich verwachsen; sie haben stets einen großen und wohlthuenden Einfluß auf dasselbe geübt ; sie haben die Soldaten in den Ruhestunden erfreut, auf Märschen aufgemuntert, im Gefecht begeistert , in fremdem Lande durch Anregung heimathlicher Klänge an das liebe ferne Vaterland erinnert. Das Alles haben sie sonst mit einfachen Mitteln geleistet ; für den Soldaten bestimmt, mit ihm aufgewachsen und durch ihn getragen , stand die Musik ganz und gar auf dem Boden des soldatiſchen We sens, in seinem Jnnersten begründet und verwebt mit ihm. Heut zu Tage ist es anders geworden. Der Aufschwung, welchen die Tonkunst in neuerer Zeit genommen hat, die Erfindungen und Verbessernngen , deren sich die Instru= mente zu erfreuen hatten , haben die Militärmusiken fast in Capellen umgewandelt. Der Wetteifer der einzelnen Musikchöre rief eine erhöhte Thätigkeit der Kräfte, größere Ansprüche an die Geldmittel, eine tiefer eindringende Kennt niß in die Kunst der Musik, besonders von Seiten des Dirigenten , hervor: Was aber war die Folge davon ? Hat sich nicht nach und nach, ohne daß man es beinahe geahnt hat, der streng militärische Geist aus den Militär musiken weggestohlen und einem anderen Typus Plaz ge= macht ? Haben wir uns nicht selber schon oft zugestehen müssen, in den Vorträgen unserer Musikchöre alles Mög= liche , nur keine Militärmusik gefunden zu haben ? Und woher dieß alles ? Gewiß nur aus dem Grunde , weil unsere Musik ihrer Gewohnheit untreu geworden ist , die eigentlichen soldatiſchen Elemente nach und nach verab = schiedet und fremde und fremdklingende Tonweisen beson ders bevorzugt hat. Was erinnert uns denn daran , daß wir eine Soldatenmusik hören ? Höchstens etwa , daß die türkische Trommel oder der ehrwürdige Halbmond , welcher als pretium affectionis jeder Raritäten- oder Rüstkammer angenehm wäre , mitmarſchiren dürfen. Aber wahrlich, türkische Trommel und Halbmond machen die Soldaten musik nicht aus. Und nun gerade in dem speciell militärischen Genre der Tonkunst, dem Marsche , hat sich eine entsegliche Ge

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in sturmbewegten Zeiten entstanden sind, befaßt er sich am meisten und am liebsten, denn es sind nicht bloß abstrakte Schönheiten, deren Glanz ihm gezeigt, sondern bedeutungs volle nachahmungswürdige Thatsachen , welche ihm vorge= führt werden. Traditionell sich forterbend von Geschlecht zu Geschlecht, klingen sie heutzutage wieder aus den Reihen der Soldaten , und von den Zeiten Prinz Eugens bis herab zu den leßten großen Kriegsepochen sind die Namen . großer und beliebter Führer aus der Sturmfluth der Jahre bedeutsam hervorgetreten . Und wenn sich auch dann und wann durch den Lauf der Zeit manche komische Verirrung in Geschichte und Geographie mit hereingeschlichen bat, so ist eben dieses auch ein Zeichen , daß sich solche Lieder schlechterdings nicht verdrängen lassen und in ihrem vollen Werth anerkannt sein wollen. So steht das deutsche Soldatenlied , eine starke Eiche, fest eingewurzelt in dem Boden unseres Volks- und Standes lebens. Unergründlich wie das Reich der Gedanken und Töne ist das Fundament der großen sittlichen Vorzüge, Mächte und Ordnungen, auf welchem das militärische Leben aufgebaut ist , und reich an Beispielen ist Vorzeit und Gegenwart, in welcher sich diese sittlichen Mächte bewährt haben. Und wenn nun eben diese sittlichen Bewegungen, wenn die Thaten , die geschehen sind , sich verkörpern im Herzen des Volks , des Soldaten , und auferstehen mit Fleisch und Blut als lebendiges , kernhaftes Lied , dann ist es Sache der Kunst , freundlich die Hand bietend dem Liede entgegenzutreten , und ihm auch im Instrumentalſag ein kriegerisches und freundliches Kleid zu schaffen . Wenn dann ein solches Lied an der Spize eines Regiments da = herfliegt, wiederhallend im Herzen des Soldaten; dann wird die Musik auch belebend und begeisternd auf ihn wirken , er wird sie verstehen , sie wird in ihm die Liebe und Anhänglichkeit zu seinem Stande immer kräftiger be= leben und er wird auch in späteren Zeiten, auch im bürger lichen Leben nicht aufhören , mit dem Herzen noch oft bei dem frischen , fröhlichen Soldatenleben zu verweilen. Die Hauptaufgabe nun bei der von uns angeregten Erweiterung des Kunstgebietes der Militärmusik ist und bleibt der Seele des Ganzen , dem Dirigenten zugewiesen. Wir halten die Ausführung für keine Kleinigkeit , aber eben so wenig auch für eine Unmöglichkeit ; denn bei der gründlichen theoretischen , wie praktiſchen Durchbildung, welche heutzutage jeder Kapellmeister innehaben muß, wird gewiß die technische Befähigung der lezte Punkt sein, nach dem man zu fragen haben wird. Bei dieser Gelegenheit erlauben wir uns aber eine weitere Bemerkung einzuflechten. Nach den Leistungen , welche man von einem künstlerischen Ganzen in unserer Zeit gewärtigt , und welche doch immer das Werk des Musikdirigenten sind , finden wir die öffentliche Stellung, welche derselbe in vielen Armeen noch einnimmt , nämlich der Nang eines Unteroffiziers nicht ganz im geeigneten Verhältniß zu den bedeutenden Vorkenntnissen , welche ein solcher Mann, um seinen Plaz würdig auszufüllen, baben muß. In früheren Zeiten , als noch 18 bis 20′ Mann das Gesammtpersonal einer Regimentsmusik ausmachten,

kounte man sich mit wenigerem begnügen, aber die Gegen= wart verlangt mehr. Bedenkt man ferner, daß der Capell meister einer Regimentsmusik uicht , wie andere Musik directoren , ausgebildete Kräfte zu seiner Disposition hat, sondern zum Theil aus Recruten Künstler machen soll, jo können wir auch in dieser Hinsicht eine geeignete Rang= erhöhung desselben nicht für ungerechtfertigt halten. So haben wir nun versucht, einige Ansichten über diesen in den militärischen Verhältnissen nicht unwichtigen Gegen= stand hier auszusprechen. Was wir gesagt haben, möge im Interesse des Soldatenstandes , als eines Standes, den wir lieben und ehren , seinen bescheidenen Plaz, und Wir hie und da Anerkennung und Beachtung finden . haben das Bewußtsein , das Beste bedacht und das Beste gewollt zu haben, und übergeben mit demselben vorstehende Zeilen der freundlichen Aufnahme des geneigten Lesers. A. H.

Literatur. Kriegerische Ereignisse im Herzogthum Salzburg in den Jahren 1800 , 1805 und 1809. Bearbeitet von Anton Ritter v. Schallhammer, k. k. Hauptmann. gr. 8. Salzburg, 1853. In Commiſſion der Mayr’schen Buchhandlung. Viertes Heft : Biographische Skizzen. Fünftes Heft : Urkunden. Mit Bezugnahme auf die Nr. 113 und 151 der A. M.-Z. vom Jahre 1853 kündigen wir hiermit das Erſcheinen des vierten und fünften Heftes des oben genannten Werkes an. Mit jedem neuen Hefte steigert fich das Interesse an diesem Werke und wir geftchen offen , daß wir bei Besprechung des ersten Heftes das schägbare Material nicht ahnten, welches uns der Verf. nach und nach gebracht hat. In dem vierten Hefte find biographische Skizzen der nach. frehend genannten Personen enthalten, nämlich des k. k. österreichischen Feldzeugmeisters Marquis Chaſteller , des Feldmarschalllieutenants Baron Buol , des Generalmajors Baron Veyder , des General intendanten Baron Hormayer , des k. bayerischen Feldmarschalls Fürft Wrede, des französischen Generals Moreau und der Mar schälle Bernadotte , Lefebre und Drouet , endlich der Landesverthei= diger Anton Wallner , Johann Panzl , Joseph Struber , Peter Sieberer, Jacob Strucker, Anton v. Rauchenbühler, Ignaz Kettner, Franz Anton von Sonnenburg , Sebastian Riedl , Johann Peter mandl und Dr. Sebastian Mayrhofer. ― Der Briefwechsel der Lepteren unter sich und mit Andreas Hofer , Joachim Haſpinger, Roschmann 2c. find bedeutungsvolle Beigaben zu diesen biographiſchen Skizzen. Das fünfte Heft enthält nicht weniger als 228 Urkunden, wo bei jedesmal angegeben ist , ob sie im Originale , in beglaubigter Abschrift oder im Drucke - als Plakat – vorgefunden und an welchem Orte sie hinterlegt wurden. Eine Rechenschaft über die von dem Verf. benußten Quellen und die Art der Erwerbung und Glaubwürdigkeit derselben ist dem fünften Hefte als Anhang bei gegeben und dadurch jeder billigen Anforderung bezüglich der Brauch barkeit und historischen Wichtigkeit des zuſammengestellten Materials in möglichst hohem Grade genügt worden. Geschichtsschreibern und allen Freunden der Kriegsgeschichte und der Geschichte eines für Fürst und Vaterland hoch begeisterten Volkes können wir das nunmehr vollständig im Buchhandel erschie= nene Werk angelegentlichst empfehlen , müssen aber auch schlißlich dem Herrn Verf. gegenüber dankend anerkennen, daß er durch seine schwierige aber gelungene Arbeit die Literatur um einen werthvollen A. Zusah bereichert hat.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

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Dienstag , Mai 1854. dominat aretus we San

№ 58.

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie.

Literatur.

Von der preußisch - österreichischen Gränze, 29. April. Seit der Befißergreifung Krakaus von Seite der österreichischen Regierung ist man darauf bedacht ge= wesen, Krakau zu einer im militärischen Sinn haltbaren Festung umzugestalten. Unter der umsichtigen Oberleitung des t. t. Oberstlieutenant v. Wurmb schreiten die Be festigungsarbeiten , deren einzelne Objecte" erfahre= nen Militärtechnikern zugetheilt sind, erfolgreich vorwärts. (Fr. Postztg.)

Desterreich's Militärmacht. Sein Heerwesen und dessen militärische Verfassung. Statistische Details. Von M. Carriere, kaiserl. franz. Oberst und Com mandeur des Ordens der Ehrenlegion . Deutsch und mit kurzen Bemerkungen erläutert und berichtigt von einem . t. österreichischen Offizier. Nebst dem Por trät Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph als obersten Chefs der Armee. gr. 8. Leipzig , 1854. Gustav Remmelmann. (XVI u. 66 S.) Thlr. Das Buch ist gut vom militärischen Gesichtspunkt — vor= aus und was Gesinnung und Ansichten anlangt

Preußen. Berlin, 4. Mai. Unter den neuesten Verbesserungen unserer Armeeausrüstung sind noch zu erwähnen , ein Reglement für zweckmäßigere Einrichtung des Gepäcks der Cavalerie und die Einführung zwei spänniger Packkarren für die Infanterie, anstatt der bisherigen Packpferde. Merkwürdig ist eine Aeuße rung der Wehrzeitung , daß die Rede gehe , die Epau letten sollten nicht mehr von Offizieren getragen werden. Bekanntlich ist eine solche ganz neue Verände rung allerdings für die Marineoffiziere bereits zur Aus (Fr. Postztg. ) führung gekommen. Großbritannien. London, 6. Mai. Nach der „ United Service Gazette" geht die Regierung mit einem neuen Plane zur Be mannung der Flotte um. Es sollen nämlich alle See häfen Englands in Districte getheilt und für jeden der felben bestimmt werden , wie viele Matrosen er zu liefern hat. Nur diejenigen wären dienstfähig , die mindestens zwei Jahre auf einem Schiffe gedient haben. Zu be ftimmten Zeiten würden die Districte die erforderliche aus geschriebene Anzahl Matrosen liefern , die aus der Masse durch Kugelung ausgehoben würden. Ist einer durch's Loos bestimmt, auf der Flotte zu dienen , so wird seine Dienstzeit auf drei Jahre beschränkt sein , woferne er es nicht freiwillig vorzieht , weiter zu dienen. Geht dieser Plan durch , so ist dieß für die Flotte ein unberechenbarer Sewinn. Man vergesse aber nicht, daß er ein vollständiges gezwungenes Conscriptionssystem in sich schließt und deß halb auf großen Widerstand stoßen dürfte.

züglich gut geschrieben , aber es enthält nichts , was nicht bekannt wäre und mindestens eben so gut von deutscher Zunge gesagt worden ist ; dennoch wird es begierig gesucht und gelesen , weil es ein ausländisches Produkt ist. Der Prophet gilt eben einmal im eigenen Lande nichts, Es geht das ist eine betrübte aber wahre Thatsache. diesem Buche wie der deutschen Waare. Obgleich an Güte und Brauchbarkeit der fremden nicht nachstehend, muß fie doch zuerst eine Reise über die Gränze machen und sich den fremden Stempel aufdrücken lassen, bevor sie im Vater laude gekauft wird. Hätte der Verf., jedenfalls ein einsichtsvoller und scharf beobachtender Offizier , die österreichische Heereseinrichtung getadelt, so würde sein Werkchen keiner Uebersehung ge= würdigt worden sein, aber er hat größtentheils die Wahr heit gesagt und ist der österreichischen Armee so gerecht geworden , als es vom französischen Gesichtspunkt aus immerhin möglich war. Das schmeichelt und der buch händlerische Speculationsgeist , der im lieben Vaterlande Gelegenheit zu Erfahrungen gehabt hat, weiß es auszu= beuten. Das Gute komme indeß woher es wolle, es soll auch in diesen Blättern Anerkennung finden ; einige Auszüge aus der Brochüre werden dem Leser zur Bildung eines persönlichen Urtheils genügen. In der Vorrede spricht der Verf. nach einem Blicke auf die dermaligen politischen Verwickelungen die Absicht aus, welcher das Buch sein Dasein verdankt - den fran=

zösischen Offizieren nämlich Gelegenheit zu geben , den riesischen Staatencomplex " , seine Hülfsquellen , seine

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militärischen Einrichtungen und die Organisation seiner Armee kennen zu lernen. In der ersten Betrachtung wird der Enthusiasmus der Armee für ihren Kriegsherrn gewürdigt und die guten Eigenschaften derselben , sowie die getroffenen Maßregeln zur Verschmelzung der Stämme gerühmt. „Die verschiedenen Nationalitäten, sagt der Verf., können sich in ihrer Eigenthümlichkeit zwar nicht verläug nen, doch bindet sie alle ein Name, der des Kaiſers - das lebendige fühlbare Bild der großen nationalen Einheit. “ – Ueber den Ersaß von Offizieren hat der Verf. sehr aner kennende Worte, mit der Institution der Oberſt-Inhaber kann er sich jedoch nicht befreunden , da er es für einen Nachtheil hält , daß mit dem Tode des Juhabers nicht allein sein Name, sondern auch der unter ihm etwa erworbene Ruhm und damit ein Theil der moralischen Kraft und des Selbstgefühls des Regiments verloren geht ; er bringt als Beleg dieser Behauptung den Zuruf des Erzherzogs Karl an das schwankende Dragonerregiment Vincent (früher Latour) in der Schlacht bei Eßlingen : „ Ah Vincent! Vincent ! Jhr seid nicht mehr Latour!" der das beschämte Regiment angeregt und durch die Erinnerung an den Namen, unter welchem es stets glorreich gefochten, so sehr enthusiasmirt habe, daß es sogleich auf den Feind ge stürzt sei. Das Leben der Offiziere unter sich schildert der Verf. anders , wie Refereut es oft zu beobachten Gelegenheit hatte ; da übrigens die bezügliche Stelle durch eine Be richtigung des Uebersezers nicht widerlegt ist , so dürfte wohl gefolgert werden, daß das kameradschaftliche Leben ein anderes geworden ist. Der Verf. glaubt nämlich, der Offizier lebe nur für sich oder höchstens mit einigen selbst gewählten Kameraden, und man finde selten vier bei einem Mittagsmahle vereinigt. Chargenweise Speisevereine, wie in Frankreich, existiren Gottlob in Deutschland nicht, dafür aber überall gemeinschaftliches befruchtendes Zusammensein, und, wenn wir nicht irren, macht man in Oesterreich hier von keine Ausnahme. Das Corps des Generalstabs , die Administration, die Kanzleien, die Verrechnung des Materials , die Central magazine, das Bekleidungswesen, das ärztliche Personal, die Spitäler , die Disciplin und Gerichtspflege werden nach einander eben so treffend geschildert, als nach Ge= bühr belobt und geben dem Verf. Anhalte zu persönlichen Betrachtungen, die den vollendeten Soldaten beurkunden . In einem zweiten Abschnitte kommen die drei Hauptwaffen und in einem dritten die Remontirung - leßtere mit großer Ausführlichkeit, Sachkenntniß und offenbarer Vorliebe für diesen Gegenstand zur Sprache ; den Schluß bildet eine Uebersicht des Effectivstandes der Armee am 25. October 1852.

Form gehalten sei , immer einen Zusammenstoß der in der Person des Obersten vereinigten Autorität mit den Ein= wendungen seiner Uutergebenen herbeiführen , und man erkennt mit Recht die darin liegende Gefahr für die Disci= ― plin." Aehnliche Ansichten liegen in dem Urtheile des Verfaſſers über das ärztliche Corps : „ Die Armee besigt ein sehr ehrenwerthes ärztliches Corps . An dessen Spize steht ein ärztlicher Chefarzt der Armee mit dem Range eines Obersten. In diesem Dienste besteht kein berathender Körper. Man weiß in Desterreich , daß jeder berath= schlagente Körper nach seiner Natur unverantwortlich ist und nicht die geringste Garantie darbietet und gibt also einem Manne , der die Verantwortlichkeit seiner Person, seiner Handlungen , seines Amtes , des zu bewahrenden gutes Rufes endlich , in sich vereinigt , den Vorzug vor einer versammelten Menge von Männern, die mit Stimmen= mehrheit oft über die fremdartigsten Gegenstände aburtheilen und deren keiner die Verantwortlichkeit trägt. " In dem Capitel über Bekleidung sagt der Verf.: „Der Offizier trägt stets die Uniform , er schäßt sich selbst in diesem Kleide, er ehrt es durch geregelte Aufführung und durch ein ausgezeichnetes Betragen." - Ueber die Disci= plin äußert er sich folgendermaßen : „Keine Armee kann ohne Disciplin bestehen; sie allein macht ihre Stärke aus. Eine Armee von Helden wird ohne Disciplin nur zu einer unordentlichen Horde , und deren Loos wird sein , von einigen Bataillonen gut disciplinirter Sklaven geschlagen zu werden . Ohne Disciplin gibt es keine Rangsabstufung, keinen Befehl, keine Einheit ; darum, müßte man die eine Hälfte einer Armee opfern, um die Disciplin in der anderen aufrecht zu erhalten, so dürfte mit dem Opfer nicht einen Augenblick gezögert werden .... In der österreichischen Armee herrscht eine sehr strenge Disciplin , deßhalb soll man aber nicht glauben , daß der Soldat ſchlecht behan= delt sei ; im Gegentheile , der Offizier behandelt ihn sehr väterlich , spricht mit ihm außer Dienste mit der größten Sanftmuth und beschüßt ihn bei jeder Gelegenheit." Mit Anerkennung äußert sich der Verf. über die Ar tillerie, Cavalerie und Infanterie , über lettere insbe = sondere also : Die österreichische Infanterie ist von sehr schönem Aussehen , ihre Haltung unter den Waffen sehr militärisch. Ihre Unbeweglichkeit ist nicht bloß rein auto matischer Natur, wie man es einst den deutschen Truppen zum Vorwurf machte , sondern sie bezeugt die Vollziehung einer Schuldigkeit ; das strengste Stillschweigen wird beob= achtet. Alles , was in dieser Armee geschieht, trägt einen würdevollen Charakter. Man soll nur sehen , wie die höchsten Würdenträger gleich dem einfachsten Soldaten, wenn für den Kaiser gebetet wird und ihm zu Ehren Ge schüßessalven gelöst werden , lebhaft die Hand an den Czako führen, chrfurchtsvoll das Haupt neigen und so in vollster Andacht , während der ganzen Dauer der Salveu oder des Gebetes, verbleiben ; gewiß, man wird sich einer Rührung nicht erwehren können. - Zu drei verschiede nen , ziemlich von einander entfernten Epochen habe ich die österreichischen Armeen gesehen; hier will ich nun die Eindrücke wiedergeben, welche sie meinem Gedächtnisse zu = rückließen . Im Jahre 1813 und 1814 war die öster reichische Armee in ihren Cadres und in der Truppe alt ; ein großer Theil der Soldaten hatte die Kriege des Kaiſer

Auf Seite 14 läßt sich der Verf. über die Administra tion also vernehmen : „Der Oberst ist nicht nur Comman = dant, sondern auch Verwalter seines Regiments ; er allein ist verantwortlich. Verwaltungsrath besteht keiner . Die Einführung eines berathenden Körpers unter dem Vorsize desselben Mannes , der durch das Gesez aufgestellt ist, jede Berathschlagung zu verhindern, würde in diesem Lande auch geradezu gegen den Begriff von Disciplin streiten. In dieser Armee herrscht die Ueberzeugung , daß jeder Meinungsstreit, so artig und respectsvoll er auch in der

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reichs mitgemacht , wenn sie also damals einen Fehler hatte, so war es der Mangel an jungen Leuten. Anno 1840 sah ich dieselbe Armee wieder ; die Cadres waren alt geblieben , die Truppen aber im kräftigsten Alter; damals war die Dienstzeit 13 Jahre ( 14) und das durch schnittliche Alter des Soldaten 26 Jahre. Endlich babe ich sie eben , 12 Jahre darnach , wieder gesehen , Anno 1852 , und habe ihre Physiognomie ganz verändert ge funden; die Cadres haben sich verjüngt und find kräftig, aber die Truppe dagegen ist zu jung geworden, denn man findet in ihren Reihen eine ziemlich große Anzahl noch nicht vollkommen ausgebildeter Männer. Die Armee hat in den lezten Feldzügen entseßliche Verluste erlitten und da man eine größere Anzahl Leute brauchte, so war man zu einer minderen Genauigkeit in der Wahl derselben ge nöthigt. In wenigen Jahren aber wird auch dieser Mangel gel verschwunden sein, weil keine erzwungene Aushebung mehr nothwendig ist." Wir glauben mit diesen wenigen Citaten den Stand punkt aufgeklärt zu haben , den der geehrte Leser bei Be= urtheilung des Werkchens selbst einnehmen möge, machen ihn aber darauf aufmerksam, daß zufolge einer Mitthei = lung des Herausgebers eine größere Ausführlichkeit für eine spätere Ausgabe in Aussicht gestellt ist und daß ſomit die Hoffnung besteht, das Buch mit weiteren Details und Berichtigungen bereichert zu sehen, die ihm jedenfalls nöthig sind, um es als brauchbares Material zur Schäßung der österreichischen Heereseinrichtung benußen zu können . A.

Referent dennoch mit großer Freude , indem darin die Elemente der Befestigung in ihren mannichfaltigsten, hin fichtlich der Dauer erprobten Einrichtungen und Anwen bungen bei den neuesten Fortificationen dargestellt und begründet worden sind, während dieselben bisher nur ſpär= lich und dabei in verschiedenen Schriften zerstreut aufge= funden werden konnten. Ueber den Werth des Lehrbuches und somit über das

Lehrbuch der Kriegsbaukunst , zum Gebrauche der kaiserl. königl. Genieakademie. Verfasst von Julius von Wurmb , Oberst im kaiserl. königl. Geniestabe , Ritter des königlich Preussischen rothen Adlerordens dritter Klasse und des Grossherzogl. Baden'schen Ordens vom Zähringer-Löwen, Genie inspector für Mähren und Schlesien . 8. Olmütz. 1852. Verlag von Eduard Hölzel. (4 unpag . u, 387 Seiten , nebst 34 Foliotafeln .) 8 Thlr. Als Referent die angenehme Gelegenheit hatte, den Verfasser des vorstehenden Werkes als ausführenden Kriegs baumeister kennen zu lernen und dessen raftlose Thätigkeit, tiefes Wissen und unermüdliches Forschen zu bewundern, hegte er insgeheim den Wunsch , daß es einem solchen theoretisch reich gebildeten , befähigten und praktisch er= fahrenen Offizier gefallen möge, den Charakter der neuesten deutschen Befestigungsweise (ein weites, schwer zu begrän zendes Feld) in einen wissenschaftlichen Vortrag zu fassen und dadurch einem überall gefühlten Bedürfnisse abzu helfen. Ist nun gleichwohl dieser Wunsch durch das vor= liegende Lehrbuch insofern unbefriedigt geblieben , als das selbe nur die Kriegsbaukunst , nämlich diejenige Lehre abgehandelt hat , wie den Forderungen der Befestigungs kunft (nachdem dieselbe die Eigenschaften und Verhältnisse der Vertheidigungsanlagen und ihrer Theile , sowie die zweckmäßige Anordnung des Traces und des Reliefs solcher Anlagen festgesezt hat) in technischer Beziehung entsprochen, das Detail der Werke angeordnet und die Ausführung der selben zweckgemäß bewirkt werden muß : so begrüßt es

Verdienst des Herrn Verfaſſers kann wohl kein Zweifel obwalten , wenn wir hervorheben , daß dasselbe in Folge eines Allerhöchsten Auftrages entstanden und zum Ge brauche für die durch ihre Leistungen rühmlichst bekannte f. t. Genieakademie bestimmt ist. Doch halten wir es für angemessen , die Grundzüge des Allerhöchsten Befehles mitzutheilen, weil daraus der Umfang des Werkes erklärt wird. In der genannten Akademie dient nämlich das vom verstorbenen General Franz Weiß von Schleußen burg herausgegebene Werk, welches die übrigen Zweige der Baukunst in vier Theilen behandelt hat , zum Vor trage. Da nun in den gegenseitig sich ergänzenden Lehr büchern des Inſtituts jede Wiederholung vermieden werden soll, so mußte der Verfasser alle Gegenstände, welche über Bautechnologie, bürgerliche Baukunst, Straßen-, Brücken und Wasserbaukunft in dem Weiß'schen Werke bereits vor= kommen, oder, ihrer Natur nach , in einer zu erwartenden neuen Bearbeitung desselben zu behandeln sind , aus der Kriegsbaukunst ausschließen , und sollte er durch dieselbe jenes Werk nur ergänzen und vollenden. So hat denn auch der Minenbau, als zu dem eigenen Lehrcursus über die Minen überhaupt gehörig, keine Aufnahme gefunden. *) Außer dieser verordneten Beschränkung hatte der Verfasser auch noch die für den Vortrag der Kriegsbaukunst in der Akademie festgesezte Zeit bei der Abfassung seines Lehr buches zu berücksichtigen und zugleich den Zweck im Auge zu behalten , daß dasselbe für junge, in das Gebiet der Kriegsbaukunst erst einzuführende Offiziere genüge und diese zu weiteren Studien in dem für die Vertheidigung des Staates wie für die Schonung seiner finanziellen Kräfte gleich wichtigen Fache anrege. Die Natur des Jnhaltes unseres Lehrbuches gestattet nur , eine Hauptübersicht davon zu geben. Bevor wir jedoch dieſes thun , müſſen wir erwähnen , daß der Ver= faffer in der Vorrede neben der bescheidensten Schäzung seiner Kräfte mit dem verehrendsten Danke den Vorschub anerkennt , den der k. k. General- Geniedirector Feldmar= schalllieutenant Graf von Caboga seiner Ausarbeitung mit so wohlwollendem Vertrauen geleistet , und der ihn ermuthigt hat , seine vieljährigen , bei Festungsbauten erlangten Erfahrungen anspruchslos niederzulegen und durch Mittheilungen geschäßter Kameraden , sowie durch Behelfe der General - Geniedirection und durch ein Manu script des Generals von Weiß zu ergänzen. Die Einleitung erörtert kurz , wie die Wahl einer Gegend und die nähere Bezeichnung der Baustelle für eine die Landesvertheidigung bezweckende Anlage von mannich

*) Für diesen Cursus ist das gediegene Werk des Feldmarschall. lieutenants v. Zimmer , welches in Nr. 26 der A. M.-3. von diesem Jahre angezeigt worden , zum Gebrauche be ftimmt. Anm , d. R.

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faltigen Betrachtungen und Erwägungen aus dem Gebiete ber Staatskunst und Strategie, der Taktik und der ver schiedenen allgemeinen und localen Verhältnisse abhängig sei , ehe die Regeln der Befestigungskunst und endlich jene der Kriegsbaukunst zweckmäßig in Anwendung gebracht werden können. Da nun die Glieder dieser Kette von

hält diese Abtheilung die Lehre vom Baue der Pulver magazine, Zeughauser, Bauhöfe, Bäckereien und Magazine für Lebensmittel , der Mühlen, Waſſer maschinen , Cisternen und Eiskeller; dann der Brauhäuser und Brandweinbrennereien ; endlich der Casernen, Spitäler und der Gebäude für allenfallsige Ansiedelungen. Da die meisten Pläße an Wassern angelegt werden, andere sogar zur Vertheidigung von Küsten bestimmt sind, so gibt eine Fünfte Abtheilung die Lehre von dem Baue der Dämme, Batarde aur, Schleußen und über haupt der auf künstliche Inondationen bezüg = lichen Anlagen; und stellt eine Sechste Abtheilung in übersichtlicher Kürze die wesentlichsten Erfordernisse der in befestigten Secplähen vorkommenden Bauten , also der Molo's , Bassins , Werfte, Leuchtthürme, Strandbatterien und der sonstigen Küstenbefestigungen dar. Die siebente Abtheilung endlich macht mit den wesentlichsten , bei der fortificatorischen Armirung eines Plases vorkommenden Arbeiten und mit der Einleitung und Führung eines Festungs- Neu baues bekannt nnd gibt noch die Art der zu verfassenden Voranschläge und Kostenberechnungen , dann die beim Baue zu beobachtende Verrechnung und Con trole in gedrängter Kürze an. Wir halten diese Uebersicht für hinreichend, das Inte= reſſe unserer Leser auf dieses wichtige Buch mit seiner Fülle von Gegenständen zu lenken , und sprechen nur noch die Ueberzeugung aus , daß der Verfasser die fühlbare Lücke, welche für das Detail der neueren Kriegsbaukunst bisher bestanden , auf eine sehr befriedigeude Weise ausgefüllt und dadurch das für diesen Zweig der Technik interessirte militärische Publikum zu großem Danke verpflichtet hat. Gründliche Darstellung ohne weitläufiges Verfolgen klein licher Details , eine fließende und gewandte Ausdrucks weise, getreue Mittheilung_wichtiger aus localen Eigen= thümlichkeiten gewonnener Erfahrungen , endlich der Üm stand , daß Verfaſſer die der allgemeinen Bautechnologie angehörigen ermüdenden analytischen Berechnungen über gehen konnte : alle diese empfehlenden Eigenthümlichkeiten machen das Lehrbuch zugleich zur angenehmen Lecture. Die 34 großen Tafeln, 350 äußerst correct , geschmackvoll und in großen Maßstäben gezeichnete Figuren enthaltend, welche gewissenhaft mit den zur Construction gehörigen Dimensionen versehen sind , geben den Beweis , daß der Verfasser keinen Aufwand gescheut hat , die Eleganz der Ausstattung über das Gewöhnliche zu erhöhen. Indem wir schließlich das Lehrbuch über die Kriegsbaukunft für jede Bibliothek oder höhere militärische Lehranstalt als unentbehrlich erachten, empfehlen wir dasselbe angelegent= lichst allen Denen , welche sich für Fortification und die dahin einſchlagende Technik intereffiren.

Betrachtungen in einer innigen Wechselbeziehung zueinander stehen , so hebt der Verfaffer hervor, daß nur ein reif ausgebildeter, mit allen genannten Beziehungen vertrauter, und in der Technik seines Faches vollkommen ausgebildeter Geist , ein Genieoffizier im vollen nnd wahren Sinne des Wortes , ein von der erhabenen Bestimmung seines Stan des ganz durchdrungener Mann diese Aufgabe zum Nußen des Staates zu lösen vermag. Ein Ziel , wahrlich werth des Ehrgeizes aufstrebender Jugend , und erhebend in der gewählten vielfach mühsamen Laufbahn." Jene Wechselbeziehung und noch andere Umstände, wie die Art des vorhandenen Materials , die gebotene Be schleunigung des Baues 2c., können es nothwendig machen, daß die in fortificatorischer Beziehung zweckmäßig befunde= nen Entwürfe oft entscheidend und direct von der Kriegs baukunft modificirt oder gar bestimmt werden. Dann wird aber nur eine nach möglichst einfachen und klaren Grundsägen erlangte Kenntniß die richtigen Maßnahmen zu treffen im Stande sein , und da eine solche Kenntniß nur durch eine gehörige Sonderung und Eintheilung der vorzutragenden Gegenstände erworben werden kann, so hat der Verfasser die Gegenstände seines Lehrbuches nach den Forderungen der Befestigungskunst gesondert. Hierdurch find folgende Hauptabtheilungen entstanden : Erfte Abtheilung. Lehre vom Baue der Es carpen und Contreescarpen , als dem ersten fortifi catorischen Grundsaße und Erfordernisse entsprechend, daß jedes permanente Werk sturmfrei sein soll. Zweite Abtheilung. Da ein anderer Grundsaß von Festungswerken verlangt, daß sie den Vertheidigern Schuß gegen die feindlichen Geschoffe, sowie die entsprechende Gelegenheit zur Bekämpfung des Angriffes darbieten , so ist dieser Abtheilung die Lehre vom Baue der Wälle, der Brustwehren , der Casematten aller Art und der Defensionsgebäude zugewiesen worden. Dritte Abtheilung. Dieselbe entspricht einem dritten Grundsaße der Fortification , nach welchem alle Theile einer Befestigungsanlage unter sich und mit dem Außen felde in bequeme und vollkommen gesicherte Verbindung zu sehen sind , und umfaßt daher die Lehre vom Baue der Communicationen in und an Festungen : näm lich der künstlichen Vorrichtungen zur Communi cation auf den Wällen selbst, dann der Thore , Brücken, Ausgänge aus dem bedeckten Wege, der Straßen, Eisenbahnen und Reiszüge , der Po ternen , offenen und bedeckten Verbindungsca ponnieren, Gallerieen , Rampen , Walltreppen und Aufzüge. Vierte Abtheilung. Da in den Casematten nur ein Theil der Truppen und Vertheidigungsbedürfnisse 2c. Plaz finden , also noch weitere Unterkunfts- und Aufbe wahrungsräume in Festungen nothwendig werden , so ent=

Berichtigung. In Nr. 50 der A. M.-Z. S. 415 Zeile 12 von oben ist zu lesen: „ob Rampart statt Rempart , welches Wort u. s. w.“

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt und in deren Offizin gedruckt .

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Die Festungsarbeiten Königsberg , 5. Mai. haben mit verstärkten Kräften jest fast an allen Punkten rings um Königsberg von Neuem begonnen. Die ganze Linie vom Pregel , Litthauer Baum, Sackheimer Thor, Königsthor, Roßgärtner Thor bis zum Oberteich ist be reits von einer massiven Mauer , von Gräben , Wällen und Fortificationswerken umgeben . Da lestere im Laufe dieses Sommers im Bau beendigt werden , so ist anzu nehmen , daß damit der vierte Theil sämmtlicher Festungs Im werke rings um Königsberg vollständig fertig ist. Herbst dieses Jahres wird die Roßgärter Thorbrücke zur freien Passage übergeben werden. Auf der fortgeseßten Linie, vom Roßgärter Thor , Tragheimer Thor , Stein dammer Thor (Hufen), bis zum Holländer Baum (Stern warte) befinden sich Massen von Steinen , Ziegeln und anderen Baumaterialien. · (R. H. 3.)

ist der Titel eines Aufsaßes in den Nummern 14 bis 19 dieses Blattes , der entsprungen ist aus der Ueberzeugung, daß der Unterricht des Soldaten , ein wesentlich wichtiger Zweig der Ausbildung, der Vervollkommnung immer noch näher geführt werden müsse ; eine Ueberzeugung , in der der Verfasser jenes Auffages gewiß von vielen Seiten aus Daß die Mittel zu vollem Herzen Zustimmung erhält. diesem Unterrichte, die hier und da vorgeschlagen werden, einer Besprechung unterworfen worden , ist ohne Frage ein Weg , dem Ziele näher zu kommen ; ebenso kann es nur gebilligt werden , daß vor speciellem Beginne der Be sprechung für nothwendig gehalten wird, festzustellen, was von einem derartigen Unterrichtsmittel wohl zu fördern sei; denn wenn man etwas messen will, so muß man vor her erst das Maß genau bezeichnen, womit man zu messen gedenkt, weil , wenn man im gemeinen Leben z . B. etwas nach Fuß und Zollen mißt, ohne zu sagen, ob man rhein ländisches, pariser c. Maß meine, das ganze Messen wenig Es kommt aber auch darauf an, ob das Werth hat. Maß überhaupt dem zu messenden Gegenstande entspreche. Ift nun aber der Maßstab bezeichnet und entspricht er dem zu messenden Gegenstande, dann darf man ihn nicht wieder bei Seite stellen , wenn man an das Messen selbst geht und dabei nach Gutdünken oder nur ein kleines Stück des Ganzen messen mit der kurzen Bemerkung , es ist auch noch mehr vorhanden als das Stück ; weil sonst Niemand wird behaupten können, daß das Geschäft ein vollendetes, ein gründliches sei ; daß die Besprechung dem wichtigen Gegenstande auch ernstlich förderlich werde. Was nun den hier gewählten Maßstab betrifft, oder mit anderen Worten , was von einem derartigen Werke verlangt wird ; so sind unzweifelhaft mehrere vortreffliche Elemente bezeichnet, deren Berücksichtigung gefordert wird, auf die speciell einzugehen indeffen jest nicht beabsichtigt wird. Es soll hier vielmehr nur die Frage erörtert werden : ob es gerechtfertigt erscheint , wenn nach einem so breit

Rußland.

St. Petersburg, 5. Mai. Ein Ukas des Kaisers enthält Bestimmungen in Bezug auf den Wieder eintritt früherer Offiziere in den activen Dienst, wenn dieselben länger als zwei Jahre oder noch nicht volle zwei Jahre verabschiedet waren. Im ersteren Falle werden sie Lehrtruppen beigesellt, im legteren den Regi mentern zugetheilt, in welchen sie zu dienen wünschen, wenn nämlich Vacanzen vorhanden sind; im entgegenge sezten Fall kommen sie in die nächsten Reserven . (N.3.) Sardinien. Nach einem Bericht des Generals Turin, 5. Mai. Durando über das Budget des Kriegsministeriums be trägt der Effectivstand der piemontesischen Armee im Jahre 1854 im Ganzen 40,835 Mann , und zwar 26,460 Mann Infanterie, 3637 Schüßen , 1411 Cara biniere, 3160 Artilleristen u. f. w. Die höchste Ziffer, auf welche der Stand der Armee im Falle eines Krieges gebracht würde, heißt es , wäre ungefähr 95,000 bis 100,000 Mann.

entworfenen Maßstabe ein Versuch dem Unterricht in einer von dem Bisherigen abweichenden Art aufzufassen, nach einem flüchtigen Blick auf die Form verworfen wird, ohne zuvor auf den wesentlichen Inhalt eingegangen zu sein ? So viel wichtiger der wesentliche Inhalt ist als die

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Form, so viel mehr Gewicht müßte wohl die Beurtheilung auf jenen als auf dieſe legen , nicht aber jenen ignoriren und diese allein maßgebend sein laffen für die Billigung oder Verwerfung. Das geschicht bei der Beurtheilung des „Leitfaden zum Unterricht der Infanterie von v. Trotha œ. Magdeburg , 1851. Heinrichshofen'sche Buchhandlung" von dem im Wesentlichen ( ohne auf das Gleichniß vom Hunger 2. einzugehen) gesagt wird , die Sprache sei nicht populär; ſo daß der Lehrer dieselbe jedesmal erst über ſeßen müsse . Wird durch die Kritik die Schwierigkeit der Form an= erkannt , ſo dürfte , wenn einem verwerfenden Urtheile nicht andere sehr triftige Gründe vorausgehen, im vor liegenden Falle zunächst die Frage gerechtfertigt erscheinen : Für wen soll die Sprache populär sein ? - Wird die Sprache, die im Rhein- und Moselthale für volksthümlich gilt , an den Gränzen Rußlands Eingang finden ? Wird dem Bewohner der Ostseeküste das leicht verständlich sein, was für den Gedankenkreis , die Auffassungsweise des Oberschlesischen Gebirgsbewohners einleuchtend dargestellt worden ? Endlich aber fragt es sich noch : ist es denn noth= wendig erforderlich, daß ein Leitfaden zugleich auch immer ein fauler Knecht sein müffe ? Sind nicht vielmehr die Anforderungen an diese beiden verschiedenen Arten von Hülfsmitteln wesentlich verſchieden ? Bevor man sich aber über die Wahl eines Unterrichts mittels entscheidet , muß man nothwendig erst sich darüber äußern , was man intensiv vom Unterrichte selbst verlangt, weil man natürlich nur dann erst den entsprechenden Maßstab an das Hülfsmittel selbst anlegen kann. Wer mit Aufmerksamkeit und Intereffe den Unterricht beobachtet hat, wie er den Soldaten ertheilt wird , der wird zugeben , daß überwiegend die Neigung vorhanden ist , den Unterricht nur mit dem Finger im Buche zu er= theilen , wo möglich Saß für Saß vorzulesen, wiederholen und nochmals wiederholen zu lassen und sich vollkommen befriedigt zu erklären , wenn endlich die Antworten wört lich so gegeben werden , wie die Säße im Buche standen. Vom Oeffnen des Verständnisses der einen oder anderen Lehre ist leider nur selten die Rede. Warum ? Weil meistens den Lehrern selbst das Verständniß nicht aufgegangen. Warum aber ist es ihnen nicht aufgegangen? Weil sie zu wenig genöthigt werden , selbst tiefer darüber nachzudenken. *) Wem diese Art , dieses Resultat des Unterrichts ge= nügt, dem genügt auch ein Hülfsmittel dazu , wenn es in

solcher Form gegeben ist, daß man es Saß für Saß vor lesen und die Antworten darnach einſchulen kann, der bleibe auch dabei. Erklärt man sich dagegen nicht befriedigt mit dem reinen. Auswendiglernen , sondern verlangt man ein wirkliches Begreifen (z. B. wozu der eine, wozu der andere Theil des Gewehres, wozu dieſe, wozu jene Truppenart dient ic.) dann genügt es nicht , daß der Lehrer das vorliest, was im Buche steht ; dann muß er sich bemühen , es den Leuten flar zu machen und das kann er nur, indem er auf das Fassungsvermögen des Einen und dann des Andern eingeht, dann muß er mit seinen eigenen Worten, so wie er glaubt, daß ihn seine Zuhörer ver stehen werden , dieß klar zu machen suchen und wenn er merkt , Müller habe ihn verstanden , Schulze aber nicht, dann muß er suchen , es dem Schulze auch, aber wahr= scheinlich wieder mit anderen Worten , klar zu machen, so daß dieser ihn endlich doch versteht , d. h. er muß in einer Sprache sprechen , die für diesen populär ist. Ob ihn nun der Eine oder der Andere verstanden hat, davon kann sich der Lehrer nur überzeugen , wenn auch der Schüler das Gelernte mit seinen eigenen Worten wiedergibt , diese mögen stiliſirt sein, wie sie wollen, wenn sie nur zeigen , daß er es verstanden hat . Nur so', nicht aber wenn der Schüier mit den Worten des Lehrbuchs antwortet , kann der Lehrer sich vergewiſſern , ob er ver standen worden , ob der Unterricht ein lebendiger, wirklich fruchtbringender gewesen sei. Wer dieser Art , diesem Resultat des Unterrichts den Vorzug gibt , sollte der unter den verschiedenen Hülfs= mitteln zu demselben das wählen wollen , welches doch unmöglich für alle Schüler gleichmäßig populär sein kann, den Lehrer aber doch aus Bequemlichkeit immer wieder zu der müheloseren Arbeit des wörtlich Vorlesens verführen wird ; dagegen aber das unbedingt verwerfen, welches den Lehrer zwingt, mit seinen eigenen Worten zu unterrichten, nachdem er vorher seinen Gegenstand studirt so studirt , ſich ſo hinein gedacht hat , daß er ihn vollständig dermaßen beherrscht, um ihn auch Anderen klar zu machen ? Ist es dann noch als ein Vorwurf zu betrachten, wenn gesagt wird , der Lehrer müſſe das , was der Leitfaden gibt, jedesmal erst in seine Sprache über seßen ? Der Umstand , daß vielleicht nicht ein Jeder die Lehren augenblicklich zu übersehen vermöge , kann nicht Anstoß erregen ; denn wer dieß nicht vermag , der mache keinen Anspruch darauf, ein gründlicher Lehrer genannt zu werden , den betraue man nicht mit dieser wichtigen Aufgabe, wenn man ihn auch dazu verwendet, die Sachen, die nur mit dem Gedächtniß behalten werden müssen , als die Namen der Vorgesezten und deren Grade und Ab zeichen 2. vorzusagen und abzufragen. Daß aber so wenig Lehrer vorhanden sein sollten , die fähig wären , die rich tige, in kurze Worte gefaßte Lehre zum jedesmaligen Ge brauche in die Sprache zu übersehen , die gerade der Schüler , dem er sie klar machen will , versteht, daß man darum allen Lehrern ein Hülfsmittel, welches nur wört lich genommen werden will , in die Hand geben müßte wer wollte das von seinem ganzen Lehrerpersonal be= haupten ? Da übrigens unmöglich ein Lehrer , z . B. für eine

*) Um nur ein Beispiel anzuführen , wie es dem Schreiber Dieses in der Praris fast jedesmal vorgekommen , wenn er hörte, daß ein Unteroffizier Leute über das Gewehr fragte. — „Welches ist der Haupttheil des Gewehrs ?" Wird nun ge= antwortet : Der Lauf und auf die weitere Frage : warum ? Weil von seiner Beschaffenbeit hauptsächlich das richtige Schießen abhängt ; so ist der Frager vollständig befriedigt, ohne den Gegenstand weiter zu verfolgen. Der Mann hat eine sehr gute Antwort gegeben. Ob sich der Gefragte aber dabei etwas denkt und wie er es sich denkt - ob er viel leicht meint daß man ohne Lauf auch schießen könne, nur ―――― auf welchen Gedanken man wohl zunächst nicht richtig das ist dem Lehrer meist gleichgültig , geführt werden muß er hat sich das vielleicht selbst nicht klar gemacht ; aber es steht ja so im Buche.

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Compagnie ausreicht, um in allen Stücken allein zu unterrichten ; so ist es wesentlich wichtig , die verschiedenen Lehrkräfte auch stets nur entsprechend zu beschäftigen ; und eben so wenig , als man verlangen kann , daß derjenige, welcher den höheren Theil des Unterrichts ertheilt (ein Offizier) auch im Pußen der Knöpfe und Schuhe unter richten müsse , eben so wenig wird man verlangen , daß der , welcher in dem zulegt besprochenen Theile vielleicht vortreffliche Anweisung ertheilt , auch jenen höheren Theil mit übernehmen müsse. Welche Stufen aber zwischen diesen Extremen noch liegen , braucht wohl nicht weiter bemerkt zu werden. Um das bisher Gesagte durch ein Gleichniß näher zu erläutern, denken wir uns, daß sich mehrere Personen ver einigen, um Musik zu machen. Ist es dazu nothwendig, daß jeder Einzelne der Gesellschaft eine Soloparthie über nehmen müsse ? Allerdings ist die Soloparthie die dank barste, aber auch die schwerste Aufgabe. Wer einer solchen indessen nicht gewachsen ist, kann der nicht vielleicht noch ganz Tüchtiges leisten im Chore ? Und selbst wer hierin nichts zu leisten vermag , kann vielleicht ein ganz anspre= chendes Stück auf der Drehorgel vortragen; oder er macht sich zur Erreichung des Zwecks nüzlich dadurch , daß er die Notenpulte zurechtstellt und die Lichter anzündet, wozu fich wahrscheinlich der Vituose nicht bereit finden lassen dürfte. Eben so wenig aber , wie die Noten einer Solo parthie so geschrieben sein müssen , daß ein Jeder, der im Chor mitwirkt oder der die Drehorgel spielt, fie muß lesen können , sondern so , daß sie dem verständlich sind , der eben Solo zu fingen oder zu spielen vermag ; eben so wenig scheint es nothwendig zu sein, daß ein Leitfaden (der ja eben nur der Faden sein soll , an dem der Unterricht fortgeführt, an den die verschiedenen Lehren angereiht werden sollen) so geschrieben sein müsse , daß er sofort Jedem in allen seinen Theilen mundgerecht sein müſſe . Ein anderes Gleichniß : Wer z . B. kein Maler ist, kann doch zuweilen mit Hülfe einer Schablone diesen oder jenen Gegenstand kenntlich und für einfache Zwecke brauch bar darstellen ; soll nun aber deßhalb jeder Unterricht im Malen sich auf Schablonieren beschränken , damit jeder Handwerker darnach arbeiten könne? Das Resultat dieser Betrachtungen würde sein : Wem in der Musik ein einfaches Instrument, welches jeder spielen kann , zur Erreichung seines Zweckes genügt , der ver= schwende ja nicht unnöthige Zeit zu tiefer eingehenden Studien, in denen er schließlich doch vielleicht nicht Ge nügendes leisten würde. Wer in der Malerei mit Schablo nen auskommt , braucht sich nicht die Mühe zu nehmen, Perspective zu studiren ; er soll deßhalb keineswegs ver achtet werden , im Gegentheil , wer damit einen ihm vor gezeichneten Zweck erfüllt , thut vollständig seine Schuldig keit. Wer aber selbstständig musiciren oder zeichnen lernen will , der muß die betreffenden Studien machen. So auch bei dem Unterrichte, um den es sich hier handelt. Auch hier kann nicht jeder dasselbe leisten und wem seine Fähigkeiten nicht erlauben , über das formelle Einschulen hinauszugehen , der bleibe ja dabei , bemühe sich aber da= von Tüchtiges zu leisten und er wird sich als ein sehr brauchbarer Mitarbeiter am ganzen Werke volle Achtung erwerben; denn das formelle Einschulen muß durch

aus bei uns verlangt werden , das darf und kann nicht fehlen. Wer aber über das rein Formelle hinaus und ob er das will, und ob er dazu die Fähig= will keiten besige und wie weit, ist natürlich eine erst zu beant - der muß zuvor, ehe er sein Werk wortende Vorfrage beginnt, sich selbst den Sinn klar gemacht haben von dem was er lehren will; der darf, bevor er den Unter= richt beginnt , nicht mehr im Zweifel darüber sein , was ist das Wesentliche, was das rein Formelle? Fragen wir uns aber, was ist beim Unterrichte des Soldaten das Wesentliche ? gibt es hier ein Fundament, welches die ganze Lehre so zu tragen vermag, wie in der Baukunst das Fundament den Thurm tragen soll, der allen Stürmen und Wettern unerschütterlich trogen muß ? Gibt es aber ein solches Fundament in unserem Unterricht , dann liegt die Nothwendigkeit nahe , daß mit dieſem auch der Unterricht eröffnet werden muß. Dieß Fundament ist bei uns die einfache Erklärung der militärischen Dienstpflicht. Mit dieser muß jeder Unterricht, der mehr sein soll , als Eindrillen der Formen, beginnen. So wie es aber ferner beim Bau eines Thurmes fich nicht allein handelt um das Fundament, ſondern auch um den Punkt, wo er steht ; so handelt es sich bei unserem Unterricht ebenfalls und eben so wesentlich um den Stand punkt, auf den wir uns mit unserer ersten Erklärung stellen. Wer nun als Erklärung gibt : der Soleat ist dazu da, das Vaterland nach Außen zu vertheidigen und im Jnnern Ruhe und Ordnung zu erhalten , der sagt aller= dings nicht etwas Falsches, aber er stellt sich auf einen Standpunkt, auf welchem auch das ganze Heer der demo kratischen Volkswehr steht , denn diese will ganz denselben Zweck erreichen. Welcher Soldat möchte sich wohl mit diesem Corps auf demselben Standpunkt stellen ? Wer wollte verkennen , daß der einzig für ihn passende der autokratische Standpunkt sei ? Da mag man die Worte stellen, wie man will, popu= ― lär , philosophisch oder sonst wie das dürfte im Wesent= lichen ganz gleichgültig sein — aber sagen kann und darf man als Lehrer des Soldaten nur : Die Armee , also auch der einzelne Soldat ist dazu da, den Willen seines Landesherrn mit Gewalt der Waffen zu erfüllen. Wer den Sinn dieses Sahes seinen Schülern begreif= lich machen kann , der brauche Worte wie er will, für den Pommern pommerische, für den Schwaben schwäbische 2 .; je begreiflicher er es den Leuten zu machen versteht, desto verdienstlicher ist sein Bemühen. Wenn jene beiden Erklärungen schließlich dem Zweck nach auf Eins hinauslaufen; da ja das Landesoberhaupt auch mit die Aufgabe hat, das Land nach Außen zu ver theidigen und im Innern Ruhe und Ordnung zu erhalten : so hat auch nach letterer Erklärung der Soldat auch die selbe Aufgabe zu erfüllen , wie der demokratische Volks wehrmann, nur mit dem einen, allerdings wesent lichen Unterschiede, daß er zu diesem Zweck nicht un mittelbar in Beziehung steht , sondern nur insofern und wie es sein Landes- und Kriegsherr will. Der unmittel= bar nächste praktische Nußen von dieser Auffassung ist nun aber , daß die Cardinaltugend alles Soldaten

487 thums, die Subordination , nicht mehr als zufällig verlangt werden kann , sondern sofort als zunächſt und nothwendig aus pieser Erklärung sich ergibt ; denn wenn der Wille des Kriegsherrn ausgeführt werden soll und zwar nicht nur was den Zweck betrifft , sondern auch die Art und Weise : so darf ein anderer Wille keine Geltung mehr haben; jeder andere Wille muß sich in diesen Aller höchsten schicken, sich ihm vollkommen unterordnen — ſub ordiniren Nicht getödtet soll der Wille werden, sondern untergeordnet , mit anderen Worten , aller Dienst muß so ausgeführt werden , wie es jener Wille verlangt, aber mit der Energie, mit der Freudigkeit , als ob der eigne Wille ursprünglich das ergriffen hätte, was auszu führen ist. Daß dann auch jeder Befehl nicht nur unbe dingt, sofort und formell richtig ausgeführt werden wird, sondern wahrscheinlich mit mehr Kraft und Hingebung, als wenn man Subordination erklärt durch der unbe dingte militärische Gehorsam, den der Soldat seinen Vor gefeßten schuldig ist" , darf wohl behauptet werden , eben so, daß der Gehorsam nur ein Theil der Subordination ist , also diesen Begriff noch lange nicht vollständig erfüllt. . Daß aber dieſe Subordination jedes Einzeluen auf seinem Standpunkte einem höher Stehenden gegenüber verlangt werden muß, folgt einfach daraus, daß der Kriegs herr nicht jedem Einzelnen unmittelbar feinen Willen mit theilen kann , weßhalb eine Einrichtung getroffen werden muß, wodurch dieser Wille sicher in alle Theile der Armee sich verbreiten kann, was durch die Stufenleiter von Vor gesezten geschieht ; so daß es unbedingt nothwendig erscheint, daß jeder Einzelne sich jedem höher Stehenden vollständig ſubordiniren (nicht bloß ihm gehorchen) muß , weil jedem Untergebenen der Vorgesezte nur der Stellvertreter seines Kriegsherrn , der Vollstrecker des Willens desselben ist. Die Nothwendigkeit aber , daß jeder Unterthan seine Kräfte zur Verfügung des Allerhöchsten Willens stellen muß, ist eben so einfach einzusehen , als man sich über zeugen muß , daß , wenn die Ausgaben des Staates be tritten werden sollen , auch jeder Unterthan , der von den Wohlthaten der staatlichen Einrichtungen Vortheil zicht, mit seinem Gelde dazu beisteuern, d . h. Steuern entrichten, muß. So wie sich der strafbar macht, der sich der Steuer entrichtung zu entziehen sucht , so ist auch der strafbar, der sich den Kriegsdiensten entziehen will. Also nicht allein , weil er geschworen hat treu zu dienen , ist der Soldat dazu verpflichtet , sondern schon vor diesem Eide durch die Landesgeseße. Wie nun in dem genannten Buche von dem einfachen Grundgedanken , von der einfachen Erklärung der Dienst pflicht ausgehend der Unterricht sich in Hauptabschnitte und Unterabtheilungen verzweigt , darum soll es sich hier nicht weiter handeln , sondern nur um die Fragen : 1) Ist es ein Vortheil oder Nachtheil, wenn der Unter richt von einem Grundgedanken ausgehend diesen auf seinem Wege unverrückt im Auge zu behalten vermag ? 2 ) Wenn das Vorhandensein eines solchen Grundge= dankens als vortheilhaft anerkannt wird ; iſt jener

488 Gedanke selbst der richtige oder muß er einem anderen weichen und welchem? 3) Wenn er der richtige , ist es als ein Fehler zu be= zeichnen, wenn der Lehrer genöthigt wird, dem Schüler mit seinen eigenen Worten das Verständniß der Lehre zu eröffnen ; daß er das , was er im Leitfaden au gedeutet findet , für jeden besonderen Fall dem Be dürfniß entsprechend entwickeln, b. b. in die Sprache überſeßen muß , die gerade seine Schüler verstehen ?

Literatur . Der ruffisch -türkische Kriegsschauplah topographisch ftrategisch beleuchtet. Mit topographischer Karte. gr. 8. Wien , 1854. Verlag von J. B. Wallishauſer. (82 S.) 45 kr. C.-M. , 15 Ngr. Man sieht aus dem Titel dieser Schrift , daß fie der großen Frage des Tags dienen foll ; der Verf. scheint zum Theil diefelben Quellen benußt zu haben , welche dem in Nr. 45 dieser Blätter besprochenen ruffisch-türkischen Krieg in der europ. Türkei und in Afien 1828 u. 1829 2c." zu Grunde gelegen haben. Nach einem flüchtigen Ueberblick über die Veranlassung und die politische Be deutung des gegenwärtigen Kriegs folgt die Betrachtung des Kriegs schauplages , und zwar zuerkt des weftlichen oder europäischen“, dann des „pontiſchen“ , zuleßt des „aſiatiſchen oder kaukaſiſchen“ ; die Betrachtung der Kriegsmittel, der Heere und Flotten, ist jedes mal beigefügt . Wenn Braila (S. 11 ) zu Anfang des Kriegs ein nur mit Erdwällen befestigter Plaß war , so werden die Ruffen wohl für seine Verstärkung besorgt sein. Ob die Donaulinie (S. 15 u. 24) von türkischer Seite so gut befestigt ist, als die meisten Nachrichten sagen , muß fich jezt bei Silistria zeigen. Ebenso ob die türkische Armee (S. 27 ) nicht etwas zu stark veranschlagt zu werden pflegt und namentlich, ob sie besser als früher gelernt hat , einen großen Krieg planvoll und ausdauernd zu führen ; hier in der Gegenüber. ftellung zur ruffifchen ( S. 29) scheint sie uns fast etwas zu günstig beurtheilt. Mit richtigem Ürtheil hat indeſſen der Verf. die drei für den europäiſchen Kriegsſchauplaß allerdings entscheidenden Fragen beantwortet : 1 ) Wie ftark kann das von Rußland gegen die türkischen Truppen auf einmal in Anwendung kommende Kriegsbeer fein ? 2 ) Welche Erfolge kann Rußland in diesem Kriege für fich boffen ? 3) Welchen Werth haben die Donaufürftenthümer für das. felbe ?" Ob die Befestigung Sebaftopols wirklich so große Fehler hat , als ihr häufig nachgesagt werden (S. 38) , muß sich ebenfalls im Verlauf des Kriegs zeigen. Warum der Verf. fich so sehr ausführlich in die Aufzählung aller kaukaſiſchen Stämme eingelaſſen hat , können wir für seinen Zweck nicht recht einsehen . Die Karte ist mittelmäßig und dient nur zur allgemeinen Orientirung. Wir haben hier auf einige zweifelhafte Punkte aufmerksam gemacht ; müffen übrigens sagen , daß die Schrift für ihren Zweck, der natürlich kein eigentlich wiffenſchaftlicher sein kann, recht brauch. bar ift. Natur und Beschaffenheit des Landes , Flüffe , Gebirge, Straßen, Festungen, Stärke und Tüchtigkeit der Heere und Flotten find , wenn auch zum Theil nur im Abriß , doch mit Sorgfalt und nach ziemlich zuverlässigen Quellen dargestellt. Auch nimmt der Verf. einen richtigen und unpartheiiſchen Standpunkt ein. Die ge künftelte und gesuchte Begeisterung für die sogenannte Solidarität der conservativen Interessen oder gar die bei vielen über Nacht aufgeschoffene fromme Schwärmerei für das Kreuz gegen den Halb. mond find ihm fremd ; er fiebt die Sache von dem gefunden Stand punkt der deutschen Interessen und der deutschen Macht an. S.

Resigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmiadt und in derin

fizin gerruckt .

20.

Samstag, Mai 1854.

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Allgemeine

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Deutschland .

Nassau.

Frankfurt, 3. Mai. Die Revision der Bundes triegsverfassung kommt in diesem Monat bei dem Bundestag zur Verhandlung. Die Arbeit ist keine soweit reformatorische, daß sie etwas an den " Grundzügen" der Kriegsverfassung ändert, vielmehr bezieht sie sich nur auf deren zweiten Theil , die Bestimmungen über " die Aus führung" . Anlaß zu ihr gab der Beschluß über die Ver mehrung des Bundesheeres um 50,000 Mann , indem, mit dem Auftrag an die Militärcommission über die Aus führung desselben die erforderliche Vorlage zu erstatten, der weitere verbunden wurde : zugleich zweckdienliche Re formen in der Bundeskriegsverfassung in Vorschlag zu bringen. Der jezige wichtigste Vorschlag der Militärcom mission , der von ihr mit Stimmeneinhelligkeit gefaßt wurde, und wohl Aussicht auf Annahme in der Bundes versammlung hat , ist der , daß die Reserve des Bundes heeres, welche nach dem ersten Aufgebot in zweiter Linie folgt , mit demselben verbunden und gleichzeitig aufgestellt werden soll. Dieß ergibt praktisch eine Vermehrung des Bundesheeres um ein volles Sechstel! (A. 3.)

Wiesbaden , 7. Mai. In der gestrigen Situng der zweiten Kammer wurden die Abgeordneten Eigener, Heiden reich, König , Reichmann und Schäffer als Ausschuß zur Berichterstattung über den in der vorhergehenden Sizung von dem Regierungscommiffär Werren eingebrachten Ge sezentwurf wegen Reform der Kriegsschule ge= wählt. Der S. 1 des Gefeßentwurfs sagt, daß die zu errichtende Militärschule den Zweck habe, junge Leute zu brauchbaren Offizieren zu bilden . §. 2 bestimmt, daß in derselben in einem drei bis vierjährigen Cursus die für den Offizier erforderlichen allgemeinen und Fachkenntnisse gelehrt werden sollen. Nach den SS. 3 und 4 kann jeder Nassauer, aber auch Ausländer aufgenommen werden. Zur Aufnahme find nach §. 5 die Kenntnisse erforderlich, die zur Aufnahme in die dritte Klasse des gelehrten Gym nafiums oder der zweiten Klasse des Realgymnasiums erfordert werden. Nach §. 6 dürfen die Eintretenden das 17. Lebensjahr nicht zurückgelegt haben. Unteroffiziere, welche die erforderlichen Kenntnisse besißen , werden bis zum 24. Jahre zugelassen , müssen aber zwei Jahre in der Linie gedient haben und bleiben während der Schuljahre in ihrem Verhältnisse in der Caserne. Nach §. 7 hat jeder Eintretende 400 fl. einzulegen , welche nöthigenfalls zur Offiziersequipirung verwendet , andernfalls aber dem selben zurückbezahlt werden. Nach §. 8 sind für Montur, Kost, Unterricht 200 fl. und für Taschengeld 30 fl. jähr= lich von den Eltern oder Vormündern zu entrichten , von Ausländern 350 fl. Zugleich müssen die Eltern oder Vor münder der Eintretenden sich verbindlich machen , für die= selben vom Austritt aus der Schule bis zur Ernennung zum Offizier jährlich 100 fl. Zuschuß zu zahlen. Nach S. 9 kann für die Söhne verdienter Offiziere und Civil staatsdiener, welche das erforderliche Vermögen nicht be= fizen , um diese Zahlungen zu leisten , der ganze oder der erforderliche Betrag, sowie die Equipirungsgelder aus der Landessteuerkasse bezahlt werden. SS. 10 und 11 ent " halten die Bestimmungen hinsichtlich der Prüfung nach beendigtem Cursus und des anzustellenden Lehrpersonals . Wir erhalten also, wenn der Geseßentwurf genehmigt wird, wieder die Militärschule wie vor 1848 mit sehr wenigen Abweichungen.

Preußen. Berlin , 10. Mai. Auf Befehl des Kriegsministe riums ist angeordnet worden , daß zu den Gegenständen, welche in Traindepots für den Fall eines Krieges aufbe wahrt werden, auch noch Lampen hinzukommen sollen, welche den Verwundeten als Wegweiser in der Nacht auf den Schlachtfeldern dienen können. Sie sollen aus rothem Glase bestehen und auf hohen Stangen befestigt werden, damit sie weit und breit zu sehen sind. Sie sollen bei dem Feldlazareth, bei Lazarethwagen and an solchen Orten errichtet werden, wo sich Transportgelegenheiten für Trup pen befinden. Es tritt sehr häufig im Kriege der Fall ein, daß Verwundete, welche sich noch eine geringe Strecke fortzuschleppen vermögen, nicht wissen, wohin sie sich nach Hülfe zu wenden haben und eine Nacht lang auf dem Schlachtfelde liegen bleiben müssen, was oft den Lod oder doch mindestens eine Verschlimmerung ihrer Wunden zur Folge hat.

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1

Man schreibt der „A. 3." aus Paris , 6. Mai: „Man spricht davon, daß die kaiserl. Garde durch ein Cavalerieregiment unter dem Namen polnische Che vaurlegers vermehrt werden soll. Auch eine Schwadron Mamelukten wird angeworben."

Rußland .

C

Spanien. (3) Die „Gaceta“ vom 3. Mai veröffentlicht ein königl. Decret, nach welchem dem Minifterium der Finanzen ein Credit von 600,000 Realen behufe der Veränderung der Bewaffnung des Carabiniercorps des König reichs eröffnet wird, da die zu diesem Zweck in den Vor anschlägen von 1852 und 1853 bestimmten zwei Millionen Realen nicht ausgereicht haben.

St. Petersburg , 27. April. Die kriegerischen Ver= hältnisse haben den Katser wiederum zu einer Modifi= Die militärische Bedeutung Bulgariens cirung des Recrutirungsreglements gezwungen . nach Beaujour. *) Derselbe hat nämlich befohlen , bei den gewöhntichen Aus hebungen Recruten im Alter von 22 Jahren an und mit Von St. dem Maße von 2 Arſchinen und 32 Werſchk. anzunehmen, C Die nachfolgenden topographisch-militärischen Bemer= während bisher ein höheres Maß erforderlich war; junge fungen , obwohl schon im Jahre 1829 niedergeschrieben, Leute unter 22 Jahren können sogar noch Werscht. kleiner dürften bei der unveränderten Lage der Hauptsache , des sein. 2) Bei verstärkter Aushebung , d. h. solchen, bei Kriegstheaters ſelbſt , auch jezt noch von gleichem Inte= denen 7 bis 10 von 1000 Seelen genommen werden, wer resse sein. den Leute jedes Alters und von 2 Arsch. 3; Werscht. Das Terrain Bulgariens , welches im Westen durch Größe für dienſtfähig erklärt. 3) Bei außerordentlichen den Timok, im Osten durch das schwarze Meer begränzt Aushebungen (d. h. über 10 von 1000 Seelen) genügt wird, steigt von Norden gegen Süden , von den Donau eine Größe von 2 Arsch. 3 Wericht. (H. N.) ufern bis an den Kamm des Balkan und bildet wie Ser= bien zwei große Terraffen oder zwei langgestreckte Hoch Schweden. ebenen, von denen die eine die andere überragt. Die erste Nachdem eine vom Capitän O. B. Lilliehöök für und höhere, auf welcher Sofia, Lofdscha, Trnowa, Nasgrad, die Bombenkanonen der Flotte neu erfundene eiserne Schumla , Travadi und Varna liegen, fällt in mehr oder Laffetirung zu Carlskrona Versuchen unterworfen wor minder steilen Gängen nach der Nordseite des Balkan oder den , und solche günstig ausgefallen waren, hat der König dem schwarzen Meere ab, während sich die zweite unter nun auch auf einen deßfallsigen Antrag des General sanfteren Verhältnissen gegen die Donau hin verflacht und Feldzeugmeisters genehmigt, daß ein Modell dieser Laffeti dort von Widdin bis Silistria verschiedene Becken bildet, rung von Carlskrona nach Stockholm gesendet werden vor welchen sich die Hauptfestungen befinden , welche den könne , um damit Versuche bezüglich dessen Anwendbarkeit Fluß umkränzen , und welche Becken von Bergen durch= bei der Landartillerie anzustellen , vornämlich aber, um zogen und von kleinen Sturzbächen durchfurcht werden. Der Abhang , welcher Bulgarien im Osten begränzt und diejenigen Veränderungen am Modell zu ermitteln , welche hinsichtlich des Rücklaufs und in sonstiger Beziehung noth der vom Cap Emineh bis zum Tap Kali -Acra eine con= cave, von da aber bis zu den Donaumündungen eine fast wendig werden möchten , da die Bomben- (Granat-) Ka nonen der Landartillerie sowohl hinsichtlich der Schwere, gerade Linie bildet, verflächt sich je mehr er sich dem Strome als auch der äußeren Construction nach sich von denen der nähert. Auf jener concaven Linie hat man nur die Häfen von Varna und Kavarna, und nördlich von dem Cap Flotte mehrfach unterscheiden. Nach einem k. Erlaß werden nun statt des am Kali-Acra die von Mangalia, Kustendsche und des kleinen 24. Januar 1852 aufgeflogenen Pulvermagazins von Forts Kara-Irman , eines einfachen , durch Thürme flan= kirten Vierecks . Diese Erdzunge, welche von der Denau Loudden bet Stockholm , *) zwei abgesonderte Magazine und dem schwarzen Meere eingeschlossen wird und das von Holz aufgeführt , um den für die Festung Warholm gewöhnliche Kriegstheater der Ruffen und Türken bildet, und die Flottenstation Stockholm benöthigten Pulvervor= ließe sich gegen eine Armee , die bei Galacz oder Jhaktscha Jedes wird 1600 Centner enthalten, rath aufzunehmen. die Donau passirt hätte, leicht vertheidigen , weil sie nach und soll das für die Festung Warholm bestimmte am füd= einander vier Stellungen zur Beseßung bietet. lichen Strande von Waren, ungefähr 1800 Ellen westlich Die erste dieser Stellungen geht von dem Fort Matschin der Stadt Warholm , erbaut werden. nach dem Fort Kara-Jrman, die zweite von dem Städtchen Raffowa nach dem Hafen von Kustendsche , die dritte von Dänemark. dem Dorfe Kusgun nach dem Hafen von Mangalia und die vierte von der Festung Silistria nach dem Hafen von * Kopenhagen , 3. Mai. Durch k. Resolution vom Diese Linien bieten sämmtlich sowohl natür= 15. April find für die Cavalerie Helme mit Neufilber Kawarna. beschlag , sowie hellblaue Waffenröcke und Jackeu an= geordnet worden. *) Voyage militaire dans l'empire ottoman , ou description de ses frontières et de ses principales défenses etc. avec *) Vergl. Archiv f. die Offiziere der fönigl. preuß. Artillerie 5 cartes , par le baron de Beaujour. 2 vols. Paris, 1829 - 1830. und Ingenieurcorps 34. Bd . S. 88 ff.

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liche als künstliche Hindernisse : Die erste wird in ihrem Centrum durch das Städtchen Babadagh gedeckt, die zweite durch Karasu und den Trajanswall , die dritte durch die Stadt Karaghadſch und die vierte durch Baſardſchik. Diese lettere Stellung insbesondere ist von großer Wichtigkeit, weil sie auf der einen Seite über Basardschik mit Varna, auf der anderen über Kainardschi mit Silistria in Verbindung steht, und einer Armee, welche auf Constanti= nopel marichirt , eine Operationsbasis bietet , welche sich zugleich auf die Donau und das schwarze Meer stüßt und jener einen Hafen an diesem Meere sichert, von wo aus fie ihren Unterhalt beziehen kann. Basardschik in der Mitte zwischen Silistria und Varna gelegen , deckt Bul garien gegen Often , wie Sofia es gegen Westen deckt. Bulgarien ist durch die vielen Kriege , die es verheert haben, sehr entvölkert worden , und man rechnet , daß es bei einem Flächenraum von etwa 1500 Quadratmeilen nur 5-600,000 türkische und christliche Einwohner zähle. * ) Uebrigens ist das Land ſehr fruchtbar, beſonders an Ge treide und Viehfutter. Die Bevölkerung lebt fast nur in den Städten, das heißt die türkische, während die Christen auf dem Lande zerstreut wohnen. Diese fliehen die Städte, wo sie von den Türken gedrückt werden , und treiben auf dem Lande starke Viehzucht und Ackerbau. Liebe zur Ar beit und Sinn für Ordnung und Reinlichkeit zeichnen sie vor den anderen Bewohnern des Landes aus , und ſebſt die beständigen Widrigkeiten und Plackereien , denen fie ausgesezt sind , vermögen sie nicht abzuhalten, ihre Felder zu besäen , wie wenn sie die Frucht ihrer Arbeit allein genießen dürften. Es ist dieß die vorzüglichſte , oder we= nigstens die arbeitsamste und geduldigste Menschenmasse, welche in der Türkei lebt.

riren, während die Russen, wenn sie die Linie von Ruſtſchuf nach Silistria und von Silistria nach dem Meere , ben Trajanswall oder auch die Linie von Silistria nach Ba= fardschik den Taban entlang befißen , auf den Straßen, welche in directer Linie von Ruftschuk, Silistria und Bas ſardschik über Nasgrad, Schumla und Pravadi nach Con stantinopel führen , unmittelbar dahin marſchiren können, weil ihr weniger ausgedehntes Operationsfeld ungefähr ein gleichschenkeliges Dreieck von 120 Stunden per Seite bildet , deffen Basis die Donau von Nuftschuk nach dem Trajanswall, und deſſen Spize Conſtantinopel ſelbſt bildet. Die drei Operationslinien von Sofia, Lofdscha und Trnowa find deßhalb beſſer für die Oesterreicher, weil ihre rechte Flanke durch die Morawa gedeckt ist; während die drei Linien von Rasgrad, Schumla und Pravadi mehr für die Ruffen taugen, weil sie hier in ihrer linken Flanke durch das schwarze Meer gedeckt find. Die Straße über Sofia ift die längste, dagegen mit den wenigsten Schwierigkeiten verbunden, weil sie den Balkan umgeht, und man , sobald der Trajanspaß über schritten ist , durch nichts mehr gehindert wird , im Thale der Mariza gegen Adrianopel vorzurücken. Die Straße von Trnowa ist die kürzeste , aber weit schwieriger , denn sie geht über die höchsten Zweige des Balkan und läuft in tiefen Thalschluchten, die eine Armee nur in ganz schmaler Front passiren kann. Die Straße von Schumla ist zwar nicht mit so viel Schwierigkeiten verknüpft, wie die von Trnowa, aber doch mit mehr , als die Straße über Sofia. Diese Straße durchschneidet den Balkan in der Richtung gegen Karnabad und Aidos , geht über die Berge , welche den Meerbusen von Varna von dem von Burgas trennen , und senkt sich allmälig gegen Kirkiliffeh , von wo sie durch das Thal des Salsedere nach Adrianopel oder auch direct nach Constanti= nopel führt , wofern man am Fuße der Gebirge hinmar schirt, welche die Gewässer des schwarzen und des Marmora= Der Balkan endigt mit Meeres von einander trennen. dem Cap Emineh im schwarzen Meere, während er auf der einen Seite ſeine Ausläufer nach der Donau, auf der anderen gegen den Bosporus sendet. Deßhalb ist es auch weit schwerer von Kirkilisseh als von Adrianopel aus gegen Constantinopel vorzubringen. Die erstere Straße hat jedoch den Vortheil , daß sie Adrianopel umgeht, wo die Türken nach alter Gewohnheit in jedem Kriege ein verschanztes Lager anlegen. Diese Linie ist daher auch die bessere für die Nuſſen, denn sie kürzt ihre Operationslinie ab und sie können sich auf derselben durch eine Flotte zur Seite begleiten lassen, während die Straße von Sofia den Desterreichern zu empfehlen ist, weil sie nur von der ihnen zunächst gelege= nen Donaulinie ausgehen können . Die Oesterreicher können jedoch nicht auf Sofia mar= schiren , ohne vorher Belgrad genommen zu haben. Wenn sie es wagen würden , ohne Herrn dieser Festung zu sein, in das Thal der Morawa vorzurücken, so würden sie Ge= fahr laufen, darin eingeschlossen zu werden. Die Oeſter= reicher dürfen sich also nur so wenig als möglich von der Donau entfernen , weil diese ihren Nachschub erleichtert. Stüßen sich daher die Türken auf Belgrad, so müssen sie dieselben von der Save her bedrohen , um sie von der

Bulgarien ist seit alter Zeit das Kriegstheater zwischen Russen und Desterreicher einer- und den Türken anderer seits gewesen. Die ersteren rücken auf der Linie des Pruth, die letteren auf der der Donau in das Land. Die Donaulinie , welche Bulgarien wie Serbien im Norden begränzt, läßt sich in zwei Theile scheiden : der eine geht von der Einmündung der Save in die Donau, bis zu der der Aluta oder von Belgrad bis Nicopolis , der andere von Nicopolis bis an die Donaumündungen. Die erste dieser Linien taugt mehr als Operationsbasis für die Desterreicher, weil sie bereits einen Theil davon besigen, und auch den anderen leicht beseßen können, wenn fie im Thal der Aluta vorrücken. Die zweite ist günstiger für die Nuffen, weil sie im Pruththale nach derselben vor zurücken vermögen. Wenn daher die Desterreicher die Türkei bekriegen , so müssen sie sich auf dem Theil der Donaulinie festseßen, welcher sich von Belgrad nach Nico polis erstreckt, während die Ruffen ihr Augenmerk auf den zu richten haben, welcher sich von Nicopolis nach dem Meere zu verlängert. Indem so die zwei Operationsbasen festgestellt sind, find es zugleich auch die Operationslinien. Die Desterreicher können nur auf den Straßen von Semendria , Widdin und Nicopolis über Sofia , Lofdscha und Trnowa gegen Adrianopel und Constantinopel ope=

*) Diese Berechnung wurde im Jahre 1829 gemacht, wird aber schwerlich eine erhebliche Aenderung erlitten haben.

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Donau wegzulocken ; wenn sie sich aber nicht weglocken laffen, nach Bosnien marschiren , und sie in der Flanke nehmen. " Der Marsch durch das Morawathal wird daher nur dann zu empfehlen sein, wenn er durch eine Diverſion in Bosnien unterstüßt ist. Andererseits aber ist der Marsch auf Schumla oder am Gestade des schwarzen Meeres den Ruffen nur dann anzurathen , wenn sie durch eine Flotte unterstüßt sind, denn wenn in diesem Falle die Türken Schumla nicht lassen wollen, so können sie über Pravadi gegen Aidos hin, und wollen sie nicht von Varna fort , so können sie über den Golf von Burgas umgangen werden. Aber der Marsch über den Balkan ist sehr lang und beschwerlich, weil man mehr als 30 Stunden lang von Pravadi bis Umurfakih beständig nur auf Einer Straße und mit schmaler Front vorrücken kann, und man dabei durch ein ödes Land kommt, weldes feinerlei Subsistenzmittel bietet. Der Balkan ist der sicherste Wall für Constantinopel, und wenn sich die Türken damit begnügen wollten , die Défiléen desselben zu vertheidigen , statt in das Donau thal hinabzumarschiren , so würden sie nur mit äußerster Schwierigkeit davon zu vertreiben sein. Die Donaulinie ist für die Türkei dasselbe , was die Linie des Rheins für Frankreich ; die Balkankette vertheidigt die erstere beſſer, als die Donau selbst , wie die Vogesen die zweite beſſer vertheidigen als der Rhein. Sollte daher ein Kriegsun glück die Türken dereinst nöthigen, ihre jenseits der Donau gelegenen Provinzen zu verlassen , welche sie schon jezt nicht mehr vertheidigen können, so kann man sie damit trösten, daß sie ihre Kraft durch Concentrirung verdoppeln und fie daher Glück und Gewinn ziehen werden , von wo her sie ihr Unglück erwarteten.

V. Ueber den Gebranch der Kriegsraketen im Felokriege. VI. Die franzöfifche Berghaubige. Erfindungen seit dem legten Kriege (1815) bezüglich auf die Artillerie und Feuerwerkerei. VII, Reful tate der 25 jährigen Kriege Frankreichs unter der Republik und dem Kaiferreiche. VIII. Notizen aus dem Leben eines alten Schweizer Militärs. Was den Auffaß unter I. anlangt , so kann ihm, vom Stand punkte des Verfaffers aus betrachtet , eine gut mottvirte Absicht nicht abgesprochen werden. Die eigenthümlichen Verhältnisse feines Vaterlandes scharf in's Auge faffend und die Schwierigkeiten er wägend , die einer gründlichen militäriſchen Bildung der Milizoffis ziere entgegenfteben , beziehen fich seine Vorschläge auf die Belebung eines kriegerischen Geißtes im Volke , zu welchem er durch Waffen übungen und theoretischen Militärunterricht der Jugend den Grund gelegt wiffen will . Ein Blick auf die politische Zukunft der euro väischen Staaten flößt dem Verf. die Befürchtung ein , daß über furz oder lang die Schweiz zu einem Defenſivkriege genöthigt wer den könne, auf welchen schon jezt Bedacht zu nehmen sei, um allen Möglichkeiten mannhaft die Stirne zu bieten. Der Verf. spricht für die Interessen seines Vaterlandes mit vieler Wärme , anerkennt die Fortschritte im schweizerischen Militärwesen, zeigt aber auch die Blößen und Mängel desselben und füßt auf eine Erkenntniß der leßteren die Begründungen zu den gemachten Vorschlägen. Auch will er fich offenbar einer Selbſtäuſchung in Hinsicht der Militär kräfte des Auslandes möglichst entschlagen , kann aber nicht ver. hüten , daß er in den Irrthum aller Republikaner verfällt , indem er fich von den monarchischen Heere Begriffe gebildet hat , die wir deutschen Offiziere als eine Travestie der Wahrheit zu betrachten längst einig sind . Zede gesunde , der Wirklichkeit entnommene An schauung unserer militärischen Verhältnisse verſchmähend , gefallen fich die Republikaner einmal in glänzenden Phraſen , ohne jemals durch Thatsachen und Erfahrungen auch nur einen Schritt näher zu der Erkenntniß zu kommen , daß die Geschichte ernstere Wahr beiten in fich schließt , als die luftige Schönrednerei der Antipoden der stehenden Heere. Wir wollen nicht mit dem Verf. rechten über den Maßstab, den er sich als Schweizer zur Beurtheilung der deut schen , franzöfifchen , russischen 2c. Militärverhältniffe gebildet bat, das würde uns zu einem politischen Meinungsstreit führen , der in dieſen Blättern nicht ausgetragen werden kann , aber wir glauben ihn darauf aufmerksam machen zu müssen , daß er durch eine forg fältigere und unbefangenere Erforschung des Geiftes und Lebens im ftehenden Heere eine folidere Bafis zu seinen Schlüſſen gewonnen haben würde, was wiederum seinem speciellen Publikum zu Statten gekommen wäre und seinen Erwägungen einen stärkeren Halt ge geben hätte. Das gilt insbesondere auch von dem Aufſaße über den Geist im ruffischen Heere. Die Vorausseßungen als währ an genommen , erscheinen die darauf gebauten logischen Folgerungen fehr scharf gezeichnet , erstere widerstreiten jedoch so vielfach den neuesten Erfahrungen , welche von guten Beobachtern über den Zu Atand des russischen Heeres gesammelt worden sind , daß auch die lesteren vom wahren Kenner dieſes Heeres als Trugschlüsse hinge nommen werden. Die ftaatlichen und bürgerlichen Verhältnisse Rußlands find wahrheitsgetreuer geschildert und beurtheilt , wahr. scheinlich aus dem einfachen Grunde , weil der Verf. dieſe beſſer kannte , als die Zustände ſeines Heeres , denn ſein Beftreben , ge recht zu räfoniren , ist zu ersichtlich , als daß eine abfichtliche Ent stellung des eigentlichen Sachbestandes vorausgefeßt werden dürfte. Von allgemeinem militärwiſſenſchaftlichem Zntereſſe find jedoch die beiden unter V. und VI. genannten Auffäße, die einzigen, wegen deren wir deutschen Lesern den Almanach empfehlen können. Der erftere enthält eine Geschichte der Kriegsraketen bis auf die neuere Zeit , aus welchen historischen Nachweisen die verschiedenen Fälle ihrer Anwendbarkeit abgeleitet sind ; der zweite liefert eine Zu fammenstellung aller Erfindungen in der Pyrotechnik (feit 1815) mit Angaben der Namen der Erfinder und des Wesens dieser Ver befferungen. Die übrigen Auffäße haben nur für ein schweizerisches Publikum einige Bedeutung , wir glauben uns daher darauf beschränken zu A. können , fie oben angedeutet zu haben.

Literatur. Schweizerischer Militär - Almanach auf das Jahr 1854. Herausgegeben von Heinrich Leemann , zweiter Secretär des schweiz. Militärdepartements. Eingeleitet durch die Redaction der schweizerischen Militärzeitschrift. gr. 12. Bafel, 1854. Schweighauser'sche Verlagsbuchhandlung. (VII u. 564 S.) Vorftebender Almanach gibt von Seite 177 bis 584 ein langes Namensverzeichniß der oberien Bundesbehörde , der eidgenössischen Militärbehörden, des Stabes und der Offiziere und Militärbeamten der 22 Cantone. Der Etat und die Eintheilung des Bundesheeres muß mühsam aus diesem Labyrinthe von Namen herausgesucht werden , eine fummariſche Uebersicht der Truppenftärke fehlt ganz und eben so ift über Organisation , Bewaffnung , Ausrüstung 2c., kurz über alles dasjenige , was für den Nichtschweizer von Inte= reffe sein könnte , nichts gesagt. In der Schweiz selbst dürfte der umfangreichere Theil des Buches nur den Werth eines Addreß kalenders haben. Dagegen bieten die dem eigentlichen Almanach vorgedruckten Auffäße zum Theil sehr lesenswertbe und belehrende Dinge. Wir wollen diese Auffäße nach dem Inhaltsverzeichniß nennen und einige Bemerkungen daran knüpfen . I. Ueber militä rische Bildung der Schweizerjugend. II. Die Eskalade von Genf im Jahre 1602. III. Tagebuch des Majors Frankhaufer über den Toggenburger Krieg von 1712. IV. Der Geißt im ruffiſchen Heere.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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№ 61.

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Militär - Beitung. indid Sadleirivocou monad rotid and opelo

1 7. Hannover.

Hannover, 28. April. Heute sind die erwarteten Anträge der Regierung auf außerordentliche Vermehrung des Kriegsbudgets an die Kammern gelangt. Die Regierung fordert einen Credit von 250,000 Thaler zur Anschaffung von Armee- Ersagmaterial.

Die folgenden Paragraphen das Kriegsgericht gestellt. betreffen Aufenthalt, Unterhalt, Verwendung bei Arbeiten, Transport u. f. w. der Gefangenen. Bemerkenswerth ist die Bestimmung über die Behandlung der Emigranten und Fremden, welche nicht als Krieger, sondern Banditen gleich behandelt werden." 65 Spanien,

Rußland.

C

Man • schreibt der Köln. Ztg." aus St. Peters burg, 30. April : ,,Ein von den Generalen Katenin und Kruglikow, den Staatsräthen Lichonin, Grafen Nesselrode (Staatsrath), Kotomin und Anenukow entworfenes Ge fegreglement hinsichtlich der Kriegsgefangenen liegt mir zur Ansicht vor und wird demnächst veröffentlicht werden. Es besteht aus 47 Paragraphen, und bezieht sich auf diejenigen , welche auf dem Schlachtfelde und auf Schiffen mit den Waffen in der Hand ergriffen werden; ferner auf „Ausländer" welcher Nation ste auch angehören, bie unter den Türken zu Gefangenen gemacht werden, gleichviel, ob sie zur Kriegsarmee gehören oder nicht. Ge fangene Ungarn werden sofort nach Siebenbürgen trans portirt und der österreichischen Regierung ausgeliefert. Die gefangenen türkischen (Moslims) Offiziere und Militärs werden wie Kriegsgefangene , die unter den Türken ge= fangenen Ausländer, welche Christen sind, sowie die Rene gaten werden wie Arrestanten behandelt. Aerzte und andere Bersonen, die nicht mit den Waffen in der Hand bet den Lürfen dienen , werden: ebenfalls wie Kriegsgefangene be= handelt. Die gefangenen Ungarn und Polen werden, nach S. 840 der Kriegsgeseße , in Eisen geschmiedet transpor tirt. (Diese Bestimmung kann auch auf die widerspenstigen Kriegsgefangenen angewendet werden. ) Türkische Stabs und Oberoffiziere (Muselmänner) kommen nach Tula, Ge meine nach Orel, und Christen nach Kurst. Fremde, mit Ausnahme der Polen und Ungarn und anderer österreichischer Unterthanen kommen nach Kaluga und Riazan; Polen, Ungarn und andere österreichische Unterthanen werden nach Kijew gebracht, wo sie gesichtet werden. Die letteren . werden nach Desterreich abgeliefert, und die Polen, welche fich als russische Unterthanen erweisen, werden in das Festungsgefängniß von Kijews geworfen und sofort vor

Dem Generaldirector des k. Ingenieurcorps, Gene= rallieutenant 3arco del Valle ist unlängst von S. M. dem Kaiser von Oesterreich das Großkreuz des k. Leopold Ordens verliehen worden. Bei dieser Veranlassung ging demselben eine entsprechende Mittheilung durch das Staatsministerium zu Wien zu, in welcher namentlich auf die Commission Bezug genommen wird, welche den General im Jahr 1848 in Auftrag seiner Regierung nach Wien führte und sein damaliges gewandtes und taktvolles Auf treten, sowie seine ausgezeichneten Gaben anerkannt werden. Schweden. Um das bisher zerstreut, in verschiedenen und weit von einander entlegenen Punkten und mitunter wenig taug lichen Gebäulichkeiten aufbewahrte und untergebrachte Feld= material sowie die sonstigen Artillerievorräthe des t. Göta Artillerieregiments zu vereinigen, wird nun in Folge königl, Bestimmung, bei Göteborg ( Gothenburg) auf dem der Krone gehörigen Plage Lilla Otterhällan, ein neues großes Gebäude aufgeführt werden , welches in verschiedenen Ab theilungen alle jene Vorräthe aufnehmen soll .

Schweiz. Man schreibt der W Allg. Ztg." aus Bern, 12. Mat: Es ist schon oft gerügt worden , daß gerade für unsere republikanische , in Zeit und Mitteln für ihre Ausbildung so beschränkte Armee, in den Exercir- und Dienst reglements noch so viel alter, unnüßer Kram beibe halten wurde, den man z. B. in Preußen und in Frank reich längst abgeworfen hat. Die gegenwärtig zur Revi sion dieser Reglements in der Bundesstadt " versammelte Militärcommission scheint eine sehr radicale Säuberung

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10 vorzunehmen , wodurch sie sich den Dank unserer Truppen Die neuen Bestimmungen , welche sich, erwerben wird. wie man hört, dem preußischen Reglement ziemlich nähern, sollen versuchsweise in einzelnen Cantonen eingeführt wer Vor dieser Commiſſion ſind auch sehr gelungene den. Versuche mit dem schon mehrfach erwähnten (A. M.-Z. Nr. 2 , 33 u. 37 v. d. 3.) von Mechaniker Hipp er fundenen Militärtelegraphen gemacht werden. Nach dem bereits früher gemachten Versuch den neuen Feld apparat an jeder beliebigen Stelle mit der Telegraphen liuie in Verbindung zu sehen, galt es nun noch mit dem felben in kürzester Zeit eine ganz unabhängige Telegraphen leitung herzustellen. Es gelang, mit sieben in dem Erperi ment ganz unerfahrenen Geniesoldaten in 32 Minuten von dem Polygon des Manöverirfeldes bei Thun eine etwa 6000 Fuß lange Leitung mit mehreren Straßenüber gängen bis zur Militärkanzlei in Thun selbst herzustellen. Nachdem sofort einige Depeschen gewechselt worden, erfolgte in ganz gleicher Zeit das Abbrechen der ganzen Leitung."

Die Aeronautik

im Dienste der Taktik *)

C nach von Hagen's Syſtem.

S. 1. Die Geschichte lehrt , daß große und wichtige Erfin dungen häufig eine Zeit lang durch die Ungunst außer ordentlicher Verhältnisse nicht zur verdienten Anerkennung gelangten und daß es erst einer weiter fortgeschrittenen Culturperiode vorbehalten blieb, dieselben zu vervollkomm= So erging es nen und der Vergessenheit zu entreißen. der Telegraphie, die schon den alten Griechen und Römern bekannt, doch wiederum von La Chappe 1794 erft zum zweitenmale erfunden werden mußte , um sich dauernde Geltung zu erringen und in demselben Falle wie damals die militärische Telegraphie scheint sich unserer Zeit gegen über die militärische Aeronautik zu befinden. Nicht allein die großen Fortschritte des Jahrhunderts im Gebiete der Naturwissenschaften , auch die durch Eisenbahnen und Dampfschifflinien so sehr gesteigerte Beweglichkeit der Truppenmassen und die durch elektrische Kraft blißschnell vermittelte Militärcorrespondenz , lauter Hülfsmittel zur Ueberwindung des einen großen taktischen Faktors , der Zeit , drängen auf die Nothwendigkeit hin, den Faktor des Raums auch mehr als bisher beherrschen zu lernen. Kurze Operationslinien , gute Fernröhre, weit tragende Geschüße, dieß waren im Allgemeinen die Mittel, durch welche unsere moderne Kriegskunst das Lestere zu erreichen suchte; zu ihnen trete noch die Luftschifffahrt in vervoll kommneter und für kriegerische Zwecke modificirten Gestalt und es ist eine neue , bedeutende Hülfsmacht gewonnen. ***

1

*) Man vergleiche Nr. 93 und 94 dieses Blattes vom Jabre 1852 mit dem hier Gegebenen. Was dort nur kurz ange deutet wurde , findet hier7 eine weitere wissenschaftliche Be 31 gründung.

Spa TackT TR PC Schon einmal und zwar in der französischen Armee be diente man sich der Luftballons in den Jahren 1794 bis 1804 zum Signalistren und Recognosciren mit gutem Er Coutelle , der damalige Chef der Acrostiers , gab folge. dem General Jourdan , z. B. in der Schlacht von Fleurus höchst nüglichen Bericht über die Stärke und Aufstellung des Feindes , derselbe zählte später von der Gondel seines Ballons aus die Geschüße in den Werken von Mainz, Welchen Coblenz und Mannheim mit bloßen Augen . en ft ha ch il e au he n n n n rd br rt ma nu vo de seit jener wü Ge vo Zeit so wesentlich verbesserten Luftbällen in unserer moder= nen Laktif machen können, die den Schwerpunkt der Ent ngen , häufig in das Gelingenenmaskirter Bewegut scheidung so Schweb erst legt. Umgehungen und Ueberflügelung hinter unserem Vordertreffen ein Aerostat hoch in den Lüften, aus deffen Gondel genaue Berichte über den Feind pfeil schnell hinabgleiten , so daß unser Oberfeldherr stets au fait über die Absichten des Gegners ist, während Lezterer nur auf Grund unsicherer Nachrichten von Spionen oder unwissenden Patrouilleurs kaum die Aufstellung unserer ersten Gefechtslinie genau beurtheilt , so erfreuen wir uns ohne Zweifel eines großen Vortheils vor dem Gegner, von dessen umsichtiger Benußung meistens der Sieg ab hängig sein dürfte . Es ist wohl anzunehmen, daß Napos leons Scharfblicke die Vortheile eines solchen Justituts nicht entgangen sind und daß Umstände besonderer Art le ihn dazu bestimmten, 1804 die Aeronautenschu zu Meudon agnieen aufzulösen . Vielleicht wurde und die Aerostierscomp er hierzu durch seinen bekannten Haß gegen den Convent und dessen Schöpfungen getrieben , unter die obiges Institut gehörte. Vielleicht scheiterte dasselbe am Kostenpunkte, nachdem die Zeit der Assignaten , Confiscationen und Re quifitionen vorbei war. Vielleicht erschien die damals erst 11 Jahre alte Aeronautik dem ersten Consul endlich noch nicht genug ausgebildet um auf Eilmärschen mitgeführt g und bei seiner eigenthümlich raschen Kriegsführun ver s on t e le en et ch ch r po darf de Sa Ansi wend zu werd . Na aber nicht als höchstes Kriterium derselben gelten , denn kurz vor Abschaffung der Armeeballons wich derselbe be= kanntlich die Vorschläge zur Erbauung einer Dampfflotte ab, welche ihm von dem genialen Fulton gemacht wurden. Von Einwürfen anderer Art , wie z. B. daß ein Ballon durch gut gezieltes Gewehrfeuer immer sehr bald der Ver war damals nicht die nichtung preisgegeben sein werde chte der Jahre 1794 bis 1803 Die Kriegsgeschi Rede . lehrt dagegen , daß unter mehr als hundert Recognosci= rungen mit dem Ballon nur eine mit der Zerstörung des n felben durch Flintenkugel endete. Da nun auch überdieß t or eines Luftballons , selbst mit vollständiger der Transp Armirung , nach dem von uns angegebenen Systeme keine größere Schwierigkeit als der eines zwölfpfündigen Feld= geschüßes hat , so bliebe schließlich nur der Kostenpunkt n ührung einer Armee ein Hauptbedenke gegen die Wiedereinf ik ut na er Aero . Seit 1800 hat sich dies indeffen durch die von Lavoisier vorgeschlagene und durch Green eingeführte Füllung der Ballons mit gewöhnlichem Leuchtgase so be deutend günstiger gestaltet , daß aus ihm sich ferner kein wesentliches Motiv gegen den beregten Gegenstand her= leiten läßt. Wenn daher die kostspielige electrische Tele graphie, wie noch kürzlich im Lager von Dümüz , in den 500

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Bereich der strategischen Hülfsmittel gezogen wird, so möchte u Historische Notiz. mit ni es auch zeitgemäß sein , die vergessene Aeronautik wieder Signalballons fanden bet Kaiserslautern und fanden 1794 bei in ihre Rechte einzusehen. Mit Berücksichtigung der neuesten am 21. März 1848 in Mailand Anwendung. Auch die Fortschritte, welche Chemie und Physik in den hierher ge englische Marine bedient fich derselben ; so wurden z. B. hörenden Fächern gemacht hat, und gestüßt auf die Grund Bälle von Greens Arbeit solche 3097002 der Nordpolerpedition 1852 1913179 2000 190 fäße, nach denen die berühmtesten Luftschiffer unserer Zeit mitgegeben. dria tutor Tur talendisar und 16 operiren, folgt ein Green , Wylie , Godard und Corwell §. 3. hier in kurzemi Umrisse ein System militärischer Luft der= fchifferet , welches vielleicht einer baldigen Anwendung II. Recognoscirungsballons. selben im Felde zu Grunde gelegt werden könnte. Die Luftbälle dieser Art dienen zur Besichtigung vor Folgende Arten von Luftbällen schlägt der Verfaffer liegender vom Feinde besester Terrainabschnitte, zugleich zur Anschaffung für die Armee vor. zur Einsich t in die Aufstellung und Stärke des Feindes 2.7 selbst, ferner in Festungen zur Beobachtung der feindlichen S. 2. Belagerungsarbeiten , und endlich bei Belagerungen zur genauen Recognoscirung der Angriffsfront. Außerdem 1. Signalballons. finden dieselb noch mannic en andere Anwen hfache dung, An n zur le Fällen den allen in komme Diese Luftbäl zur Rettung von Kaffen, Archiven und hochgestellten wendung , wo bisher Rateten, Feuer, Fanale und Schüsse Ste Personen vor dem Falle einer Festung. zum Zwecke des Signalisirens verwendet wurden. Ein Recognoscirungsballon besteht aus folgenden find in jeder Art von Terrain und zu jeder Tageszeit zu Theilen : e gebrauchen , und übertreffen die genannten Signal durch a) Die Ballonhülle. Endlich haben sie vor längere und weitere Sichtbarkeit. Hülle Aerostaten ist aus stärkster doppelt ge= Die des rer einen man indem Kosten, jenen den Vorzug geringe Luftballon an seidener Schnur gehalten, sehr oft empor firnißter Leinwand angefertigt. Dieselbe hat 40 Fuß Durchmesser , mithin 5028 Quadratfuß Oberfläche bei steigen laffen kann , während Signalraketen 2c. während ihrer Wirksamkeit verbrennen. 33723 Rubiffuß Inhalt, wiegt mit Neß , Ventil und Ein Signalballon ist aus wechselnden Streifen dunkel Seilwerk 243 Pfund 4 Loth und wird mit gekohltem rother und weißer Seide möglichst kugelförmig zusammen Wasserstoffgaffe von 0,333 spec. Gewicht aus einer Leucht gesezt, hat 8 Fuß Durchmesser, 48,54 Quadratfuß Ober gasfabrik gefüllt. Eine möglichst kugelförmige Gestalt ist fläche , 65,45 Kubikfuß räumlichen Inhalt, er wiegt circa vortheilhaft für den Ball, einmal, um demselben die größt= 21 Pfund, faßt 5 Pfund 20 Loth atmosphärische Luft möglichste Capacität für das Gas , andererseits aber auch und hat mit erhigter Luft angefüllt ungefähr 12 Pfund die größte Widerstandskraft gegen den. Druck des Windes überschüssige Leichtigkeit (Steigkraft). Zum Anbringen zu verleihen. Außerdem steht es erfahrungsmäßig fest, der Feuerung umschließt den unteren, offenen Pol ein daß ein kugelförmiger Ballon am besten ohne große Be schädigung der Hülle die angehängte Belastung zu tragen hölzernes oder fischbeinernes Reifchen , welches ein hori zontal: liegendes Drahtkreuz trägt. ? Auf einem in der vermag. Zur größeren Sicherung gegen die durch das Mitte dieses Kreuzes senkrecht stehendem Stifte wird ein Zerreißen der Leinwand herbeigeführte Gefahr theilen zwei Stückchen in Terpentinfpiritus getränkte Baumwolle ge senkrecht auf einander stehende Scheidewände von gefir steckt, die man anzündet, wenn der Ballon zum Aufsteigen nißtem Leinen den inneren Raum des Ballons in vier auseinandergefaltet ist. Um das Anbrennen der Ballon gleichgroße Kammern , so daß wenn derselbe in der Luft hülle möglichst zu erschweren , ist dieselbe inwendig mit einen Riß bekommt , doch nur das Gas einer Abtheilung einer den Farben : Noth und Weiß entsprechenden Erd ausströmt und des Gases , mithin auch der tragenden farbe, auswendig, aber, zum Schuße gegen Regen, mit Kraft für den Luftschiffer intact bleibt. Jede dieser Kam einem Gummifirniß überzogen. Ein derartig construirter mern mündet im oberen Pol des Balles in ein messingenes Signalballon steigt fret bis 800 Fuß Höhe : von einer Sicherheitsventil von 2 Zoll Durchmesser, dessen zwei Schnur gehalten bis circa 600 Fuß, und gewährt, indem Schlußfedern von der Gondel aus vermittelst einer durch er unaufhörlich um seine Verticalare rotirt , ein selbst bei den Aerostaten hindurchlaufenden seidenen Schnur zu öffnen Lage weithin sichtbares Farbenspiel. Will man indessen sind. Ein freisförmiges Stück Kalbleder von 3 Fuß Durch= die Wirkung des Signals noch verstärken, so bringt man messer, in welches die vier Ventile eingesezt sind , bildet im unteren Pol des Balls eine kleine Rakete oder andere den oberen Pol der Hülle und verhindert das Einreißen Feuerwerkskörper an , deren Entzündung in einer gewissen derselben rings um die Ventile. : Am unteren Pol endigt Höhe leicht zu bewerkstelligen ist. Vorposten und Avant jede der vier Kammern in einen nach unten fich verengenden garden werden häufig von derartigen Signalballons Ge oben 1 Fuß weiten Schlauch von gefirnißter Leinwand, brauch machen können , aber auch in den Depote der durch welchen die Füllung des Luftballs bewerkstelligt und Festungen sollten stets einige vorräthig gehalten werden. außerden im Falle plöslichen gefahrdrohenden Luftdrucks Die Anschaffungskosten für einen solchen Luftballon werden auf den schwebenden Ballon Gas ausgelassen wird. Hori 4 Thlr. schwerlich übersteigen und da derselbe binnen zwei zontal um die Mitte 4: des Aerostaten kommt ferner ein aus Minuten entfaltet und aufgelaffen werden kann , so trifft doppeltem spanischen Rohre und Fischbein angefertigter, diese Art Aerostaten weder der Vorwurf großer Kosten, mit Gutta Percha überzogener Reif zu liegen , der eine noch der zeitraubenden Weitläufigkeit bei der Anwendung. Verschiebung des Nezwerks verhindert, und dem Ballon

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bei bewegter Luft die Form bewahren hilft. Ein kleiner und dünner Reif von 4 Fuß Durchmesser faßt 3 Fuß unterhalb des Ballons die Endſeile des Nezes zusammen und mindert auf diese Weise das Schwanken der an jenen aufgehängten Gondel. Lezterer heißt gewöhnlich kurzweg der Gondelreif, während ersterer der Aequatorialreif ge= nannt wird. Zur größeren Haltbarkeit der Hülle und um dieselbe tragfähig zu machen, umschließt sie von oben her bis zum untersten Drittel das Nez, dessen Maschen succes sive von oben nach unten von 2 Zoll bis zu 13 Fuß Weite wachsen. Ein Nezwerk von seidener Schnur oder zusammengeflochtenen Seidenbändern würde dem Zwecke am besten entsprechen, der größeren Biuigkeit wegen erhält indessen unser Feldballon ein Neß aus starkem Hanfgarne. Nachdem hiermit die Bestandtheile des Ballonkörpers erörtert worden sind, bleibt noch Einiges über den Firniß zu sagen, welcher die leinene Hülle luft- und wasserdicht machen soll. Für seidene Aerostaten bereitete man solchen Firniß bis her meistens auf folgende Art. Ein kleingeschnittencs Quantum Gummi elasticum wurde in dem fünffachen Quantum Terpentinſpiritus aufgelöst, indem man beides einige Tage erwärmt zusammenstehen ließ, und öfters um = rührte. Darauf kochte man je 1 Pfund dieser Auflöſung in 8 Pfund trocknendem Leinöl einige Minuten lang und trug endlich die Masse noch warm durchgeseiht auf die zugeschnittenen Stücke des Ballons. Die fertig genähte Hülle überstrich man später an ihren Nähten und etwaigen undichten Stellen nochmals mit Firniß. Dieses Verfahren ist nun zwar zur Herstellung einer luftdichten Leinwand auch geeignet, indessen ließe sich für jenen Firniß wohl ein billigeres Surrogat auffinden, und der sogenannte Marineleim, eine Auflösung von Gummi in Steinkohlenöl würde , wie es scheint , allen Anforderungen entsprechen.

der, durch eine einfache Ventilvorrichtung zu verengern, resp. zu verſchließen ist. Die Benüßung dieſes Apparats zum Zwecke einer Horizontalbewegung des Aerostaten, auf kürze Zeit, findet sich unter dem Abſchnitte das Ballonmanöver.

b) Die Gondel. Das vom Ballon getragene Schiffchen oder die Gondel dient zur Aufnahme des Luftschiffcapitáns und des zum Recognosciren bestimmten Offiziers. Außerdem enthält dieselbe noch einen unten angegebenen Apparat und vor= läufig bis eine weitere Ausbildung der militärischen Aero nautik den Gebrauch eines kleinen electrischen Telegraphen gestatten wird , einige Flaggen zum Signalisiren für das Feldmanöver. Die Gondel ist aus starkem Korbgeflechte mit Brettboden (besser aber theuerer aus Fischbeinstäbchen geflochten) und einem dicken Ueberzuge von gefirnißtem Leder oder Gutta Percha versehen. Sie hat 8 Fuß Länge, 4 Fuß Breite , 3 Fuß Tiefe und wiegt 130 Pfund. Der Siz für den Beobachter befindet sich in des Schiffchens Mitte, der für den Luftschiffer im Vordertheile desselben. An der Außenseite der Gondel ist im ungefähren Schwer punkt derselben an beiden Borden ein 21 Fuß hoher und 2 Fuß breiter Feuerschirm von Kupferblech so angebracht, daß derselbe mit seinem unteren Rande einen Winkel von 150 gegen die Horizontale bildet. Parallel mit den langen Seiten des Schirms sind auf die Mittellinie desselben zwei Röhren von Kupferblech aufgenietet, die nach oben geschlossen, nach unten aber mit einem Spundtheile enden,

c) Das Hülfsmaterial. Unter diese Kathegorie gehört zuerst eine zeltartige Schußkappe von getheertem Segeltuche, die vermittelst einiger starken Stangen aufgespannt wird und so den auf dem Boden verankerten Ballon gegen Regen und Wind schüßt. Ferner drei häufene Seile von 1100 Füß Länge, an denen der Aerostat in der Luft gehalten und herabge= zogen wird , mit dem dazu gehörigen hänfenen Ringe von Fuß Durchmesser, welcher über den oberen Pol des Balls zu liegen kommt und mit ledernen Schleifen an das Nez befestigt wird. Die drei Haltseile sind am oberen Ende auf 8 Fuß Länge zweimal zusammengelegt und das zuſammengelegte Stück ist in einen engen Schlauch von Gutta Percha eingenäht, wodurch ihnen eine gewisse Elastis cität gegeben und das heftige Rucken des Ballons beim Ankern und Anhalten während des Aufflugs , sowie bei ; bewegter Luft gemindert wird. Zum aerostatischen Hülfsmaterial gehören ferner noch: a) ein kleiner eiserner Anker, nebst zehn Ellen Tau ; h) ein Sprachrohr; c) zwei achromatische Fernröhre ; d) ein Com paß ; e) ein Distanzmesser; 1) ein Aneroid-Barometer ; g) zehn mit Zündlichtſaß ausgeschlagene Papphülsen, welche den Röhren der Gondelfeuerschirme entsprechend calibrirt find ; h) ein Chronometer; i) ein Paar Scheibenpistolen zu etwaigen Signalschüffen; k) ein Anemometer ; 1) zwei weiße , zwei gelbe und zwei rothe Flaggen nebst Stangen zum Signaliſiren; die Flaggen ſind quadratisch zugeschnitten und 4 Fuß hoch; m) eine Kraftwage, um rasch die Steigkraft des gefüllten Ballons zu ermitteln , und hier nach den Gondelballast bestimmen zu können. Diese Wage besteht aus einer starken eisernen Spiralfeder, die in einem Blechgehäuse auf einem Holzblocke befestigt ist. Beim Gebrauche wird der Block vermittelst einiger an demselben angebrachten Ringe dicht am Boden verankert und der Ballon am senkrecht stehenden ringförmigen Kopftheil der Feder mit dem Bodentheil der Gondel verbunden. Die Kraft, mit welcher der Ball die Feder auseinanderzieht, ist alsdann auf einer am Blechcylinder angebrachten Scala abzulesen. Grad 1 dieser Scala entspricht z . B. einer überschüssigen Leichtigkeit des Aerostaten von 1 Pfund, Grad 2 von 2 Pfund , und so weiter aufwärts . Mie man vermöge eines genau berechneten, nach und nach mit Gewichten belasteten Luftballs zuerst zur Einrichtung und Normirung einer solchen Scala gelangt, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. Dieser sämmtliche Hülfsapparat , von welchem bei ge= ringerer Tragkraft des Ballons die unter a., b., d., e., j . angegebenen Gegenstände zurückbleiben können, werden mit 匦 Ausnahme der Federwage am Gondelreifen so aufge= hängt, daß sie zum Gebrauche handlich und vor Beſchâ= digungen durch Hin- und Herſchwanken geschüßt find. (Fortfesung folgt. )

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leste in Darmstadt, und "T in deren Offizin gedruckt.

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№ 62 .

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Bayern.

Die Aeronautik im Dienste der Taktik

München, 13. Mai. Das gestrige Regierungsblatt bringt eine königliche Verordnung , die Abänderung der Landwehrordnung vom 7. März 1826 betreffend. Se. M. der König hat diese Abänderungen beschlossen, um einigen bei der Landwehr des Königreichs hervorge= tretenen Mißständen zu begegnen. Die Abänderungen be= treffen jene Paragraphen der Landwehrordnung, die von der Landwehrpflichtigkeit, von der Dispensation vom Dienste wegen körperlichen Gebrechen, von der Reluitionsleistung und von der Strafbefugniß der Offiziere und des Disci plinarrathes der Landwehr handeln. Die Landwehrpflich tigkeit, die bisher bis zum 60. Lebensjahre zu dauern hatte, hat nach der neuen Verordnung schon mit dem 55. Lebens (Fr. Postztg.) jahre aufzuhören.

nach von Hagen's System .

C

Belgien. Durch kriegsministerielle Verfügung vom 20. März d.J. ist ein Cursus der Reitkunst bei der Militärschule ein gerichtet worden. Dieser Cursus wird , außer der eigent lichen Reitkunst das Studium der Ordonnanzen und Regle ments der Cavalerie und Vorlesungen in der Pferdearznei kunde umfaffen . Die Reitkunst und der Unterricht werden einem Rittmeister der Reiterei übertragen , welcher dabei von einem Lieutenant und einem Unterlieutenant der Waffe affistirt wird ; der Cursus in der Pferdearzneikunde wird von einem Veterinär der Armee ertheilt.

Schweden. Zur Bestreitung der Kosten aller für die Geschüß Armirung der Festung Kungsholm erforderlichen Artilleriegeräthe und Materialgegenstände sind vom Könige 49,000 Thlr. bewilligt worden; in dieser Summe find indessen nicht nur die Kosten für die gegen wärtig in Arbeit befindlichen Bombenkanonen , sondern auch die für Reparaturen an den älteren daselbst befind lichen Laffetirungen 2c. mit inbegriffen .

(Fortseßung.) S. 4. Die Steigkraft eines Recognoscirungsballons. Es ist im Allgemeinen wünschenswerth, daß die Steig= kraft eines Recognoscirungsballons nicht nur vermögend sei , denselben einige Stunden lang in einer höchsten Er hebung von 1500 Fuß zu erhalten, sondern auch , daß dem Luftschiffer noch in dieser Höhe eine überschüssige Leichtigkeit von circa 100 Pfund zu Gebote stehen. In diesem Falle steigt nämlich der Aerostat sehr rasch auf, so daß er nur kurze Zeit im gefährlichen Bereiche des Ge wehrfeuers bleibt, und vermag im äußersten Nothfalle die Luftschiffer den Händen des Feindes zu entreißen , indem fie die Haltkaue kappen und sich dem Strome des Windes überlassen. Diesen Rücksichten zufolge , welche die großen Kosten unserer Luftmaschine zu nehmen gebieten, haben wir die Tragkraft derselben , wie sich aus der folgenden Berechnung ergibt , möglichst groß gemacht. Gewicht der leinenen Hülle mit Firniß = 1240 Quadratellen Leinwand (a Quadratelle 4 Loth) = 155 Pfd. Die leinene Fächerung im Innern 640 80 "1 Quadratellen · 58 "1 4 Loth 930 Ellen Net 20 " 160 Ellen Seile . 10 " Ventile, Ventilschnüre 130 " Die Gondel · 250 #1 Flaggen , Instrumente , Anker 240 " Zwei Personen 309 " 12 Loth Drei große Haltseile

Gewicht eines nicht gefüllten R.-Ballons 1252 Pfd. 16 Loth Das Gas im Ballon , 33,723 K.-F.. 1052 " 27 " Ein gefüllter, armirterR.-Ball . wiegt also 2305 Pfd. 11 Loth Diese Summe von dem Gewicht der Luft abgezogen, welche die Maschine verdrängt (33,723 Kubikfuß à 3 Loth) 3161 Pfd. 17 Loth ergibt eine überschüssige Leichtigkeit derselben von 856 Pfd. 6 Loth, die nach den früher an gegebenen Gesichtspunkten für unsere Zwecke vollkommen ausreichend erscheint.

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S. 5.

Diese Summe abgezogen von dem Gewichte eines gleich großen Volumens Luft (14,137 Kubikfuß à 3 Loth) = 1325 Pfd. 11 Loth bleibt 312 Pfd. 25 Loth über schüssige Leichtigkeit für diese Art von Ballons ; mithin haben dieselben kaum die Hälfte der Steigkraft von 40füßigen mit Leuchtgas gefüllten Aerostaten , ein Um stand , der zum Theil dadurch ausgeglichen wird, daß der kleinere Ball vermöge seiner dichteren Hülle das Gas und somit seine Tragkraft länger behält, als der größere und außerdem auch durch den Druck des Windes weniger zu leiden hat als jener.

Kostenanschlag . Für die Anschaffung und Ausrüstung eines 40füßigen R.-Ballons : 1240 Quadratellen Leinwand à 4 Sgr. 6 Pf. 310 Thlr. 38 " . 930 Quadratellen Neg 50 11 Gummifirniß • 60 " die Gondel Instrumente, Flaggen , Anker , Ventile .200 " 33,723 K.-F. Gas à 100 K.-F. = 10 Sgr. 112 " 25gr. Ein ausgerüsteter , gefüllter 40füßiger .770 Thlr. 2 Sqr. Ball kostet Bei dieser Berechnung ist zu bemerken, daß sämmtliche Posten in runder Summe zum höchsten Sage angegeben find; der Arbeitslohn dagegen nicht mit angesezt ist, in= dem die ganze Arbeit unter Anleitung eines Technikers von 25 bis 30 Artilleristen in Zeit von 8 Tagen ausge= führt werden kann . Recognoscirungsballons zur Füllung mit reinem Wasser stoffgase eingerichtet. Im Falle durch besondere , früher bereits angedeutete Verhältnisse eine Anschaffung von größeren Quantitäten Zink (oder Eisen) und Schwefelsäure (Vitriolöl ) ermög= licht würde, so ist das aus diesen Materialien gewonnene Gas vermöge der durch seine größere Leichtigkeit bedingten mannichfachen Vorzüge dem Leuchtgase bei der Füllung von Armeeballons bei Weitem vorzuziehen. Soll bei dieser Gelegenheit der oben beschriebene 40füßige Ball in An wendung kommen , so wird derselbe mit leichtem Wasser stoffgase gefüllt, vollständig armirt circa 1200 Pfd. über schüssige Leichtigkeit (Steigkraft) haben , die für unsere Zwecke zu bedeutend durch Ballast bis auf circa 900 Pfd. compenfirt werden müßte. Abgesehen vom Kostenpunkte würde es aber für die Handhabung des Aerostaten vor= theilhafter sein , wenn man demselben in diesem Falle nur einen Durchmesser von 30 Fuß gäbe. Ein solcher Ball von starker Seide (denn das elastischere Gas erfordert eine dichtere Hülle) und ohne Fächerung im Innern würde außerdem vor jenem 40füßigen noch den Vortheil leichteren Transports gewähren und endlich den feindlichen Schüßen ein kleineres Zielobject , als jener größere Aerostat dar= bieten. Ein Ballon von 30 Fuß Diameter hat 94 Fuß 3 Zoll Umfang und 2827 Quadratfuß Oberfläche. S. 6. Berechnung der Tragkraft eines 30 füßigen Armeeballons. Die Hülle mit Nez (à Quadratfuß 13 Loth) wenn zu der ersteren 705 Quadratellen Taffet à 43 Loth verwendet • 132 Pfd. 6 Loth find , wiegt . 15 "1 Das Ventil und 120 Ellen Seile Die Gontel von 6 Fuß Länge, 2 Fuß Breite und 3 Fuß Höhe Instrumente , Flaggen Zwei Personen • Die drei großen Halttaue · der Luft Das Gas im Ball gleich

Koſtenanschlag für Anſchaffung und Ausrüstung eines 30füßigen Recognoscirungsballons. 705 Quadratellen oder 940 Ellen von gefirnißter Taffet 476 Quadratellen Nez 120 Ellen Stricke .

Die Gondel Instrumente, Flaggen 14,140 Kubikfuß Gas

Breite doppelt 1000 Thlr. 20 "1 4 U 40 " 120 " 240 "

Summa

1424 Thlr .

$ 7. Fahrzeuge der Militäraeroſtatik. a) Der Ballonwagen. Der Ballonwagen dient zum Transporte des Armee= luftballons auf dem Marsche und als Anker oder Schlepp= fahrzeug für den schwebenden Aerostaten während der Recognoscirung. Derselbe hat die Form eines gewöhn= lichen Kassenwagens mit 14 Fuß langem und 43 Fuß hohem Auffah. Gepolsterte Seitenwände im Innern und starke Druckfedern auf dem Achsfutter ſchüßen die gebrech= liche Ladung vor heftigen Stößen, während niedrige Vorder= räder dem Wagen die größtmögliche Lenkbarkeit verleihen. Im Vordertheile des Fahrzeugs befindet sich ein Siz für den Fahrer, in der Mitte ein Haspel mit Sperrvorrich= tung , über welchen das Halttau Nr. 1 des Ballons läuft. So eingerichtet und mit vier kräftigen Pferden bespannt, kann der Ballonwagen auf ebenem Terrain mit dem ge= hörigen Ballast versehen, den tiefer und höher schwebenden Ball festhalten und an die geeigneten Punkte führen.

b) Der Leiterwagen. Dieses Fahrzeug gleicht in Construction und Größe so ziemlich dem vorigen , nur daß es statt des gepolsterten Kastens Leitern von 7 Fuß Höhe hat. Es dient zum Trans porte des unter §. 9 beschriebenen Gasreservoirs .

S. 8. 90 60 240 309 166

"1 "1 "1 U 12 Loth "1

Gewicht des gefüllten 30füßigen Ballons 1012 Pfd . 18 Loth

Ueber die Füllung von Recognoscirungsballons. Man füllt die Luftbälle im Allgemeinen auf folgende Weise : 1) Mit Luft, welche durch Feuer von Stroh oder

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bis Weingeist erhigt und verdünnt ist , so daß dieselbe ihres ursprünglichen Gewichts verloren hat. 2) Mit Wasserstoffgas , welches durch Zerschung von Eisen oder Zink in Wasser und Schwefelsäure gewonnen wird und ein specifisches Gewicht von 0,06 *) hat . 3) Mit Gas und Wasserdampf, der über glühendem Eisen sich zersezt hat. Diese Methode liefert ein Wasser stoffgas , welches acht bis zehnmal leichter ist , als die atmosphärische Luft. 4) Mit Kohlenwasserstoffgas (Leuchtgas) aus einer städtischen Gasfabrik. Die erste Methode würde sich als die billigste und ge= schwindeste für den Gebrauch bei Feldballons eignen, die mit derselben verbundene Feuersgefahr, welche sogar zu Regierungsverboten gegen Mongolfieren, z . B. in Frank= reich Anlaß gegeben , läßt indeffen an die Anwendung erhister Luft zur Füllung von Armeeaerostaten gar nicht denken. Außerdem kann die Luft in solchen Maschinen nur um die Hälfte oder höchstens zwei Drittel leichter gemacht werden , man muß daher, um eine genügende Tragkraft zu erlangen, Ballons von 70 bis 80 Fuß Durch messer anwenden , und es ist nicht einzusehen , wie der artige Hohlkörper bei bewegter Luft an Seilen zu halten oder gar zu bewegen wären. Wir bedienen und daher dieser Methode nur zur Füllung der kleinen Signalballons, deren Beschreibung in S. 2 gegeben wurde. Die Aufschwellung des Aerostaten mit Wasserstoffgas aus Zink oder Eisen vermittelst Zersezung durch Säuren hat Folgendes gegen sich : 1 ) die Schwierigkeit und beinahe Unmöglichkeit, die Leitungsröhren hermetisch zu verbinden, um das Entweichen ―― des Gases zu verhüten denn die chemische Zersehung des Metalls erzeugt eine Hiße , die häufig alle zur Ver bindung der Röhren angewandten Löthungen schmilzt —; 2) die Gefahr, daß die umhersprisende Säure die Arbeiter verlegt ; 3) die häufigen Explosionen und das Zerspringen der Entwickelungsgefäße ; 4) die lange für die Gasentwickelung nothwendige Zeit, welche häufig Veranlassung gibt , daß der freischwebende Ball von Wind und Wetter Beschädigung erleidet ; 5) die Unsicherheit einer jeden Prognose der Füllungs zeit eines Ballons nach dieser Methode , indem dieselbe durch Wetter, Reinheit der angewandten Metalle und Stärke der Säure stets um einige Stunden variiren wird; 6) die große Dünne dieses Gases , welches bisher noch durch keine Seide oder irgend einen Firniß vollständig zusammenzuhalten war; 7) die beträchtlichen Kosten der Gasfabrication auf

zu rechtfertigen sein. Die von den franzöfifchen Armee Luftschiffern 1794 bis 1800 zu Meudon und im Felde an= gewandte Art der Gaserzeugung durch Zersegung von Wasserdampf über glühendem Eisen ist bei ihrer großen Umständlichkeit nur als Nothbehelf zu betrachten, indem damals die Schwefelsäure , wegen der durch die englischen Schiffe gehinderten Schwefeleinfuhr ein kostbarer Artikel war. Bei unserer Art der Kriegführung dürfte indessen

chemischem Wege. Alle diese Umstände zusammengenommen, welche auch die rennommirtesten Luftschiffer unserer Zeit , einen Green und Godard veranlaßt haben , von dem Gebrauche der= artigen Gasapparats abzugehen, lassen uns denselben für militärisch-aeronautische Zwecke ungeeignet erscheinen , nur bei außerordentlichen Gelegenheiten , wo uns Zeit und Geld oder Materialien in Fülle zu Gebote stehen dürften, würde, wie bereits erwähnt , eine Verwendung solcher Apparats *) 0,07321 nach Biot und Arago.

höchstens im Festungskriege sich einmal Zeit zur Erbauung eines hierzu nöthigen Ofens finden , der 16,000 Stück Ziegelsteine und fünfTage angestrengter Arbeit von 30 Mann bedarf. Das durch directe Wasserzerseßung gewonnene Gas ist übrigens sehr rein und häufig zehn- bis zwölfmal leichter als die atmosphärische Luft. Seit der Einführung der Gasbeleuchtung in fast allen größeren Städten Europas kann man nun aber einen Ballon sechsmal für den Preis mit Leuchtgas füllen, welchen sonst eine einzige Füllung mit reinem Wasserstoffgase aus machte ; und da man das erstere , um das Dreißigfache seines Volumens durch Compression vermindert , mit in's Feld nehmen und in jedem Momente zur Verwendung bringen kann , so ist unbedenklich dieses Fluidum zur Aufblähung von Armeeballons das vorzüglichste. Außer dem Ange= führten gewährt diese Methode der Füllung noch folgende Vortheile : 1 ) Da die Gasometer beständig im Gebrauche find, so können sie keine atmosphärische Luft enthalten ; das Gas ist somit unvermischt, und da es auch gewaschen ist , so fügt es der leinenen Hülle keinen Schaden zu . 2) Die nöthige Zeit zur Füllung eines jeden Ballons läßt sich genau berechnen und die Stunde bestimmen , wo die Arbeit beendet sein wird , weil das Gas immer von derselben Qualität ist. 3) Das Kohlenwasserstoffgas kommt aus den Com= pressionsbehältern mit einer geringeren Temperatur als die umgebende atmosphärische Luft in den Ball und die Kraft desselben wird mithin durch die successive Erwär= mung und gleichzeitige Ausdehnung des Inhalts zunehmen. 4) Endlich befigt das Leuchtgas ein geringeres Diffu= sionsbestreben als das reine Wasserstoffgas und kann somit länger in der Hülle zusammengehalten werden als legteres . Die aeronautische Praxis seit 1821 hat alle diese Vor züge des Kohlenwasserstoffgases bewährt und hunderte von Luftreifen sind vermittelst dieses Fluidums gemacht worden. Bei einer Wiedereinführung von militärischer Aeroſtation erscheint dasselbe daher zur Füllung von Recognoscirungs ballons am tauglichsten. (Schluß folgt.)

Literatur. Neue Soldaten - Geschichten aus alter Zeit von George Hesekiel, Verfasser der „ Geschichten , wie man sie sich im Bivouac erzählt", der „ Soldatengeschichten“ , der „Preußen lieder" 2c. gr. 12. Berlin , 1854. Verlag von C. Grobe. (4 unyag . u. 175 S.)

Der Herr Verfasser widmet S. K. H. dem Prinzen Friedrich von Preußen seine neue Soldaten- Geſchichten" als ein „ Chur

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den Gewässern der Oftfce ift. Die Küften Finlands (bottnischer und finischer Meerbusen ) find beinahe überall mit einer breiten Reihe größerer und kleinerer Inseln eingefaßt, ohne die Untiefen und eine Menge spiger Granitfelfen zu zählen, die zum Theil aus dem Waffer hervorragen , zum Theil nur wenig davon bedeckt find. Durch dieses verwickelte Labyrinth schlängeln sich enge, krumme und wenig tiefe Kanäle. Die breiteßten und tiefften Kanäle werden vor zugsweise Durchfahrten genannt , und diese Durchfahrten führen die Schiffe in die Häfen des Inselmecres. Um nun die Küsten anzugreifen oder zu vertheidigen , muß man eine große Anzahl Ruderschiffe befizen , eigens gebaut, um in diefen Seegegenden zu fegeln und zu kämpfen. Die kleinsten Schiffe mit Segel und Kiel könnten hier nicht überall fortkommeu. Die Schweden , und nach ihrem Beisriel die Ruffen , bedienen sich daher sehr flacher Schiffe, mit zwei 36 Pfündnern bewaffnet, von denen der eine vorn , der andere hinten aufgestellt ist ; es sind Kanonen , die sich sehr leicht von hinten laden lassen. Die Schiffe find Ruderschiffe , deren Be mannung aus 30 Mann , 20 Ruderern und 10 Kanonieren besteht. Jeder derselben hat überdieß noch einen Carabiner. Diejenige der kriegführenden Partheien , die einer solchen Küstenflotte entbehrt, kann nur in offener See und in den größeren Durchfahrten han deln, aber in diesen Durchfahrten selbst können größere Schiffe von einer Menge im Hinterhalt liegender Fahrzeuge , die unversehens aus verschiedenen Kanälen hervorbrechen , und mit einemmal ihre Ladungen abfeuern , um schnell wieder zwischen den Inseln , wohin man sie nicht verfolgen kann , zu verschwinden , ungestraft ange griffen werden. Man sieht leicht , daß diese bewaffneten Schiffe wahre Seeguerillas find , und einer Flotte als Plänkler dienen. Es wird mit ihnen ein Krieg der Ueberraschung und des Hinter halts geführt ; fie nähern sich dem feindlichen Geschwader, um es zu beobachten und Nachrichten über dasselbe einzuziehen ; fie greifen größere Schiffe durch Entern an , wenn diese nicht auf der Hut sind ; sie sichern die feste Blokirung einer Küfte oder eines Hafens an allen Ausgängen ; fie bewerkstelligen im Nothfall die Aus. schiffung der Linientruppen und Artillerie an den Küsten und an den sie begränzenden Felsenriffen ; fie bekämpfen endlich die Flotte des Gegners und bestreben sich , sie zu zerstören , oder sie zu zwin gen, sich in einem Hafen zurückzuziehen , wo man sie einschließen , kann. Rußland besißt außer seiner aus 30 , in drei Häfen ver theilten , Linienschiffen bestehenden Flotte im baltischen Meer , ein aus 800 Schiffen bestehendes leichtes Geschwader, das in den Häfen von St. Petersburg , Rotschensalm , Sweaborg , Abo und Wafa vertheilt ist. Der Kaiser hat ein Decret veröffentlicht , worin er den verabschiedeten Matrosen große Vortheile verspricht , wenn sie in der Ruverflotte bis nächsten September wieder Dienste nehmen wollen, das heißt bis zu der Zeit , wo das Eis sich wieder ein. Atellt , das alle weiteren Operationen in dieſen Gegenden hemmt. Erft kürzlich ist der Großfürft-Admiral_nach Sweaborg zurückge kommen , um die Flotte dort zu organiſiren , um sie in den Stand zu sehen, mit mehr Erfolg zu bandeln. Da die englisch-franzöfifche Flotte nun das Bedürfniß empfindet , eine gute Flottille von sehr kleinen Fahrzeugen mit geringem Tiefgang zu befißen, ſo hat Admiral Napier an seine Regierung ein solches Verlangen gestellt. Bei seiner leßten Reise nach Stockholm , wo er sich am 24. April be fand , hat er auf Sandham , auf Varholm und auf den anderen Inseln die Scheerenflotte Schwedens , die Form , Ausrüstung und Leitung ihrer Fahrzeuge kennen gelernt. Es sollen nun aber der englischen Flotte eine Anzahl kleiner Dampfschiffe von allen Formen und mit dem geringsten Tiefgang beigegeben werden , die den ruſ fischen Fahrzeugen weit vorzuziehen find. Das ruffische Volk hat Miscelle. gar keinen Sinn für den Secdienst , und seine Natur ift dagegen ; die Regierung verfügt über alle Seeleute der deutschen Pro aber с * [Die Bedeutung einer Küſtenflotte für einen Krieg vinzen und besonders über die ausgezeichneten finischen Matrosen. in der Ostsee.] Das „Journal des Débats" enthält hierüber Man würde sich daher vielleicht traurigen Täuschungen hingeben, Folgendes : Die Geschichte der verschiedenen Kriege des achtzehnten wenn man die Offiziere und die Ausrüstung der Schiffe und Ge Jahrhunderts und die des leßten Krieges im Jahre 1808 zwischen schwader Rußlands mißachten wollte. Diese Bemannung verläßt Schweden und Rußland hat schon bewiesen , von welch' mächtigem allerdings Iten das baltische Meer , aber dafür hat sie den Vor Einfluß eine größere Anzahl Kanonenboote für die Kriegführung in theil , dasselbe vollkommen zu kennen.“

brandenburgisches Waffengeschmeid" und hat mit dieser Bezeichnung zugleich Inhalt und Absicht des Schriftchens ausgesprochen. Für preußisches Volk und Militär geschrieben , wird dasselbe auch vor zugsweise in dieser Richtung ein Lesepublikum finden und befriedigen. Wir haben zu verschiedenenmaten auf das Bedürfniß einer geeigneten Lectüre für deutsche Soldatenbibliotheken aufmerksam gemacht und können nur wiederholt den Wunſch aussprechen, daß für diesen Zweck deutsche Stoffe bearbeitet werden , an welchen die Gesammtheit ebensowohl ein Interesse nehmen kann , als die einzelnen Stämme. ― Derselbe große Churfürft , den der Verf. zum Helden seines Buches gewählt hat , gab einst ein hochherziges Beispiel von freudiger Unterordnung der Sonderzwecke unter die allgemeinen , als er den Reichsfeind am Rheine bekämpfte, während seine eigenen Lande von schwedischem Kriegsvolke überschwemmt wurden. Was Churfürft Friedrich Wilhelm mit dem Schwerte voll bracht , das darf ihm getrost mit der Feder nachgeahmt werden, es kommt gewiffen politischen Bestrebungen besser zu statten , als eine abstoßende Ausschließlichkeit , die keinen Gewinn bringt , wohl aber gegenseitige Misstimmung zur Folge hat. Damit jedoch der Leser erfahre, was für feinen Gebrauch in dem Büchlein enthalten ist , sollen ihm die verschiedenen Geschichten der Reihe nach mitgetheilt werden. 1) ,,Die Brandenburger im Türkenkriege." Bruchstücke aus dem Tagebuche des Majors Christoph Ehrenreich von Bismarck vom Regiment Churprinz zu Fuß ; als Beitrag zur Geschichte des Feldzugs 1685 gegen die Türken von allgemeinem Intereſſe. 2) „ Die Generalfeldmarschallseiche." Biographische Skizzen des Feldmar schalls Derflinger und des Generallieutenants Friß von Egeln , in romanartige Form eingekleidet. 3) ,,Kaum 30 Jahre später oder : Wer ist nun der ärgste Lump ?" Episoden aus dem Leben Derf lingers , des Schneidergesellen , der sich vom kaiserlichen Reiters mann zum Feldmarschall emporgeschwungen. 4) „ Einarm und Einbein oder: Die ganzen Kerle" , eine derbe Soldatengeschichte brandenburgischen Beigeschmacks. Von derselben Färbung Nr. 5. „Stummer Todesmuth“ , worin der Ueberfall der Festung Demmin durch einen Handstreich des Generallieutenants Ernst Joachim von Görske erzählt wird , eine anziehend geschriebene brandenburgische Geſchichte. 6) „Joachim Ernst von Görske. Ein_Paladin_des großen Brandenburgers" als kurze Biographie desselben 7) und 8) Schöning und Barfuß, aber nicht die Feldmarschälle“ und „der Heidekrug und die Schwedenhaße" , beide so eine Art Zeit- und Sittengemälde aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. 9) „ Die fieben Canize" , Nachricht von der Familie des Oberstlieutenants von Canis , Commandanten von Pillau. 10) ,,Carl Aemil von Brandenburg, eine Churprinzengeschichte“ , enthaltend die heimliche Vermählung des Churprinzen mit Louise Henriette van der Valde durch seinen jüngeren Bruder , den nachmaligen König Friedrich I. 11) Churfürstlich Brandenburgisches Kriegsrecht." Was Darstellung und Styl anlangt , so scheint es uns , als ſei nicht überall mit Gleichmäßigkeit verfahren worden. In einigen Geschichten ist die Sprache populär und insbesondere in den Kriegs bildern aus dem 30 jährigen Kriege etwas zu populär , in anderen dagegen dürfte fie der Bildungsstufe der unteren Volksklassen nicht angemessen und faßlich genug ſein , was jedoch ein günftiges Ur= theil über den Geſammtinhalt des Werkchens keineswegs ausschließt. A.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Deutschland. Frankfurt a. M. , 18. Mai. Nachstehende Notizen über das Verhältniß des Bundesfestungsbud gets dürften nicht ohne Interesse sein. Die ursprüngliche Gesammtbewilligung für die Bundesfestungen Ulm und Rastatt zusammen beträgt 27 ; Millionen Gulden. Davon kommen auf Ulm beiläufig 17,200,000 fl., auf Rastatt 10,300,000 fl. Hiervon sind bis zum Ablauf des ver gangenen Jahres ausgegeben worden 26,900,000 fl.; es erübrigen also noch vom 1. Januar 1. J. ab ungefähr 600,000 fl. Davon soll die Hälfte im laufenden Jahr verwandt werden. Nun ist in der Bundesversammlung der Vorschlag gemacht worden , diesen Betrag aus den Beständen des Marinefonds zu decken, da anderweitige Mittel im Augenblick nicht vorhanden sind. (S. M. ) Frankreich. Paris , 17. Mai. Die Blätter enthalten folgende Einzelnheiten über das bevorstehende Lager von Saint Omer. In der Nähe von Saint Omer sind 5 Hoch ebenen , welche sich für Lager und Manöver vortrefflich eignen. Die Garnison von St. Omer selbst wird bedeu tend verstärkt werden . Aller Grund um die Stadt herum ist unbebaut und gehört den Gemeinden , die denselben unentgeltlich zur Benütung für strategische Zwecke über lassen. Es ist nicht das erstemal , daß in St. Omer ein Lager zusammengezogen wird. Im Mittelalter wurde in diesen Gründen manche heiße Schlacht geschlagen; Condé zog hier wiederholt größere Truppenkörper zusammen ; im Jahre 1816 schlugen die Engländer dort ein Lager auf, und seitdem war das der gewöhnliche Lagerplaß von 1826 bis 1853. Die Nähe der vorzüglichsten Festungen im Norden und von Pas de Calais , die wichtigen Etablisse ments der Stadt Saint Omer, der Pulverthurm , das Arsenal, das Militärspital , die Nähe Flanderns, welches so reichlichen Proviant liefern kann , Alles das trug zum Entschlusse bei, das bedeutende Lager von 100,000 Mann dort zu concentriren. Mehrere Grundbesizer in der Nähe von St. Omer haben dem Kaiser während der ganzen Dauer des Lagers ihre Schlösser als Absteigequartier an=

geboten. In Folge der bedeutenden Truppenanhäufung ist im Pas de Calais eine außerordentliche Bewegung entstanden , und man bereitet sich in allen Dörfern und Städten zum Empfang der Truppen vor.

Großbritannien. London, 2. Mai. In der gestrigen Oberhausigung beantragte Lord Palmerston eine Maßregel zur Verbesse rung der Milizacte. Wenn man erwäge, bemerkte der= selbe, welch' ein großer (!) Theil der britischen Armee in's Ausland gegangen set, und daß noch größere Truppen sendungen ihm beinahe auf dem Fuß folgen würden , so leuchte die Nothwendigkeit ein , die Miliz zum heimischen Dienst heranzuziehen. Er wolle damit nicht andeuten, daß das Land, wegen des Kriegs mit Rußland, in irgend einer heimischen Gefahr schwebe , aber die Dienste der Miliz würden doch in vieler Beziehung von Nußen sein. Die Maßregel würde der Regierung das Recht geben , die Miliz auf Grund des Kriegsstands zu mobilisiren; und jene Milizregimenter, die auf eine kürzere Zeit als 56 Tage einberufen worden waren , ohne formelle Voranzeige zur Vollendung jener Dienstzeit in's Feld zu rufen. Auf mehrere Anfragen von Sir J. Y. Buller, Oberst Knor und Hrn. Grogan erklärte Lord Palmerston : er habe den Inhalt dieser Bill nur auf das dringendste Bedürfniß des Augenblicks beschränken wollen, weil ihm daran liege, daß sie so rasch als möglich Gesetz werde ; doch sei er mit Ab fassung einer anderen Bill zur Consolidirung des Miliz Systems überhaupt beschäftigt. An die Mobilifirung der irischen Miliz denke man in diesem Jahr nicht , theils aus ökonomischen Gründen , und theils weil man sie vorder= hand entbehren könne. Oberst Dunne bedauerte dieje falsche Dekonomie, erhielt aber darauf von Sir J. Young die Antwort, daß man der Regierung keine Knickerei gegen die Schwester-Insel vorwerfen könne; sie habe z. B. die Absicht , die Besoldung der irischen Constablertruppe um 40,000 Pfd. jährlich zu erhöhen. Der Staatssecretär des Jnnern erhielt darauf die Bewilligung , seine Miliz-Bill einzubringen , womit die erste Lesung geschehen ist. An eine Opposition gegen diese Maßregel ist nicht zu denken. Das Publikum erfennt in derselben den besten Be

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weis , daß die Regierung eine imposante Landmacht in's Feld zu stellen entschlossen ist . Im lezten europäiſchen Krieg wurde jede Lücke der englischen Armee durch Frei (A. 3.) willige aus der Miliz ausgefüllt.

ehrenvollen Antheil er an dem Feldzuge von 1848 gegen Deßterreich hat , ist zur Genüge bekannt ; er beſchrieb den selben auch in einer besonderen Relation, welche veröffent= licht wurde. -- Vor Kurzem find bei Annecy die schon ſeit mehreren Jahren in diesem Theil des Landes unter= brochen gewesenen geodätischen und topographischen Arbeiten des Generalstabes wieder aufgenommen worden ; acht Offiziere des genannten Corps werden dabei verwendet.

(5) Die „ Naval and military Gazette" vom 13. Mat bringt die Nachricht, daß 25,000 Mann der Miliz zu permanentem Dienste berufen werden sollen, daß aber die betreffenden Regimenter noch nicht ausgewählt seien. Ferner theilt sie mit, daß der Regierung Pläne zur Errichtung eines stehenden Lagers auf der Haide von Aldershott vorgelegt seien, das aus Hütten bestehen solle und bedeutende Vorzüge vor dem Zeltlager von Chobham haben werde. Schon vor der Abreise Lord Raglans nach der Türkei haben Ingenieure die erforder lichen Einleitungen zur Errichtung des Lagers getroffen, deffen Kosten 10,000 Pfd. Sterling nicht übersteigen werden.

Rußland. St. Petersburg, 5 Mai. Ein kaiserl. Ukas for= dert alle Grundherren auf, eine gewiſſe Anzahl Leib eigener zur Armee zu stellen. In gewissen Pro vinzen, befiehlt der Ukas , stellt der Grundherr von je fünf Leibeigenen einen vollkommen bewaffnet und ausge= rüstet. In anderen Provinzen ist das Verhältniß 7 zu 1, von 10 und 15 zu 1 , aber das Princip ist allgemein gültig . Da die Grundherren bis jezt die Zahl ihrer Leib eigenen verheimlichten , um der sie zu Grunde richtenden Conscription zu entgehen, so verfügt derselbe Ukas , daß solcher Betrug in Zukunft mit Güterconfiscation bestraft wird. Die Leibeigenen fallen an den Staat und ihre Be= sizer werden nach Sibirien geschickt.

Schweden. In Folge königl. Beschlusses wird auf Vorschlag der Marineverwaltung in der Gießerei zu Carlskrona ein Reverber-Ofen, vornämlich zur Anfertigung von eiser nen Laffeten zu den gewöhnlichen Kugel- und Bomben kanonen der Flotte erbaut und dabei auch noch sonst die genannte Gießerei in angemessener Weise erweitert.

Sardinien. - am A Turin, 4. Mai. .... Vor wenigen Tagen 30. April -erlitt die piemontesische Armee durch den Tod des Generals Baron Eusebio Bava, einen der be= liebtesten , tapfersten und muthigsten Führer des Heeres, einen schweren Verlust. General Bava war General inspector des Heeres, Senator des Königreichs und Präsi dent des ständigen Kriegscongresses. Er war zu Vercelli zu Anfang August des Jahres 1790 geboren und begann schon früh (im fünfzehnten Jahre) seine militärische Lauf bahn als Unterlieutenant in der französischen Armee, nach= dem er Zögling der Schule von St. Cyr gewesen. Er wohnte verschiedenen Feldzügen des Kaiſereichs in Spa nien, Portugal, Polen 2c. mit Auszeichnung bei und trat in der Folge in die piemontesische Armee über. Welch'

Norwegen. Der Storthing hat soeben die nöthigen Fonds bewilligt, um im südlichen Theil von Norwegen ein aus gedehntes Nez elektrischer Telegraphen zu errichten, welches auf mehreren Punkten mit dem gegenwärtig in Schweden in Ausführung begriffenen verbunden werden soll. In nicht sehr entfernter Zeit wird sonach auf dieſes Land vermittelst Schwedens und Dänemarks sich in tele graphischer Verbindung mit den übrigen europäischen Län= dern befinden.

Die Aeronautik im Dienſte der Taktik

nach von Hagen's System . (Schluß. ) S. 9. Gasreſervoir eines 40 füßigen Armeeballons. Das für eine einmalige Füllung erforderliche Gas wird in drei großen Cylindern von starkem verzinnten Eisen= bleche, sogenannten Pontonblech auf das Dreißigfache seines Volumens comprimirt * ) auf dem Leiterwagen mitgeführt. Ob diese Cylinder eines umschließenden Skeletts von Holz leisten bedürfen, oder ob es hinreichend ist , dieselben fest in Stroh eingeschnürt und verpackt auf dem Wagen mit zuführen, wird die Praxis bald ergeben. Jedenfalls dürfte es nothwendig sein, denselben dicht am Boden eine Metall oder Holzverstärkung von Reifen oder Bändern zu geben, damit das Zusammendrücken des Blechs möglichst verhindert wird. Zum Einlaſſen des Gaſes in das Reſervoir ist in dem einen Bodenstück eines jeden Cylinders ein hermetisch verschließbares messingenes Mundstück von circa 1 Fuß Durchmesser eingeseßt. Dieses Mundstück dient ebenso aber auch zum Entleeren des Cylinders , indem man hierzu einen Schlauch von Gutta Percha um dasselbe schnürt, durch welchen nach Oeffnung eines Ventils das Gas in den Ballon geführt wird. In Zeit von einer halben Stunde kann die Füllung eines 40 füßigen Luftballons auf diese Art von geübter Mannschaft vollbracht sein, indem das lezte , in den Cylindern noch verharrende Gas

*) Derartig comprimirtes Gas wurde früher häufig , z. B. in Paris und London zur Beleuchtung benußt , wegen der in diesem Zustande schwindenden Leuchtkraft aber wieder ab geschafft.

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durch. Hülfe der Wärme , jedoch ohne directe Anwendung von Feuer ausgetrieben wird. Das Gas von 0,333 spec. Gewicht wird aus dem Gasometer einer städtischen Gas beleuchtungsanstalt verdichtet bezogen und da jeder Kubik fuß desselben erpandirt 2 Loth zu tragen vermag und unser 40füßiger Ball, vollständig ausgerüstet ungefähr 1921 Pfd. wiegt, so find 960 Kubikfuß comprimirtes Gas für das Reservoir als Minimum erforderlich. Die in der vierten, fünften und sechsten Stunde des Glühens aus den Stein= fohlen gewonnenen Gase haben wenig Leuchtkraft, aber nur circa 0,260 spec. Gewicht, wäre daher durch die Armee aerostation für dieselben ein sicherer Absaß gefunden, so würde sicher jede Gascompagnie gern einen besonderen Gasometer für die Ansammlung dieser leichteren Gaſe ein richten und somit eine Verwendung von 30füßigen Ballons für jede Art der Füllung bei der Armee ermöglicht sein. Erplosionen des von uns vorgeschlagenen Gasreservoirs find übrigens durchaus nicht zu befürchten , sobald man nur die Blechcylinder sorgfältig vor den Sonnenstrahlen schirmt und durch Bedecken mit Strohmatten oder Ein wickeln in naßgehaltenes Segeltuch so fühl als möglich bewahrt.

unter welchem zwei Lieutenante und vier Unteroffiziere das Commando führen.

S. 10. Gaberzeugung aus Metall und Säuren. Der, 30füßige Recognoscirungsballon wird auf die früher von den umherreisenden Luftschiffern allgemein an= gewandte , bekannte Art durch Zersezung von Zink und Eisen in Wasser und Schwefelsäure gefüllt. Für die Er leichterung der Operation, die immer sehr mühsam bleibt und auf's Sorgfältigste geleitet werden muß, möchten folgende Vorschläge dienen : 1) Statt der bisher gebräuchlichen vielen Tonnen zur Aufnahme des Metalls 2c. gebrauche man eine oder zwet große mit Blei ausgefütterte und mit Bleidraht horizontal mehrfach durchzogene Tonnen. Auf den Draht wird als dann das Metall aufgeschichtet, so daß Waffer und Schwefel säure überall zu demselben Zutritt hat, und zwar rechnet man am Beßten auf 1 Kubikfuß Gas 6 Unzen Zink oder 41 Unzen Eisen , 6 Unzen Schwefelsäure (für das Eisen etwas mehr) und 30 Unzen Wasser. 2) umrühren, der Ingredienzien in der Tonne ver= mittelst eines luftdicht eingeführten eisernen Spatels im lezten Stadium der Gasentwickelung ist empfehlenswerth. Platinchlorid in jedes Ent 3) Ein Zusaß von Todoo 100 wickelungsgefäß befördert die Gaserzeugung. Das durch diese Operation gewonnene Wasserstoffgas ist bei günstiger Witterung und guten Materialien acht bis zehnmal leichter als die atmosphärische Luft.

S. 11. Bedienungsmannschaft eines Armeeballons. Zur Bedienung eines Feldballons ist eine Abtheilung von 30 Mann erforderlich , die am besten aus den Mann schaften der Marine genommen würden. Für die Pferde und Fahrzeuge müssen jedoch einige tüchtige Leute der Die Abtheilung reitenden Artillerie commandirt werden . der Aerostatiers wird durch einen Hauptmann befehligt,

S. 12.

Der Aerostat im Gefechte. Sobald durch den Oberfeldherrn der Befehl zu einer Ballonrecognoscirung gegeben ist, fährt der Wagen mit bem dicht darüber verankerten Ballon auf den bezeichneten Punkt, der Abtheilungsführer besteigt mit einem Offizier des Generalstabes die Gondel und die drei Haltseile des Ballons werden auf das Commando des ersteren anfäng= lich rasch, später langsam losgelaffen. Zu gleicher Zeit gehen die zu den Seilen Nr. 2 und 3 commandirten Leute bis auf ungefähr 100 Schritte vom Wagen in der Art mit halbrechts und halblinks auseinander, daß die End punkte beider Seile mit dem von Nr. 1 im Wagen als Spiße eines, auf der Erde liegenden rechtwinkeligen gleich= schenkeligen Dreiecks erscheinen. So verankert kann der Ball am besten den Druck des Windes ertragen und von Höhe zu Höhe ohne großes Schwanken der Gondel empor= steigen. Die Bewegungen des Acrostaten von dieser Zeit an erfolgen stets auf das Commando des Hauptmanns entweder vermittelst des Sprachrohrs oder durch vorher Die von oben ge= verabredete Signale *) mit Flaggen. gebenen Commandos werden bei dieser Gelegenheit durch einen unten im Wagen postirten Offizier wiederholt und Die gewonnenen Resultate alsdann sofort ausgeführt. der Recognoscirung aber schreibt der beobachtende Offizier (am besten in französischer Sprache) auf Kartenpapier und läßt dieses in einem mit Blet beschwerten Blechcylinder an einer Schnur hinab. Dem zweiten Offizier der Ab theilung liegt es lediglich ob, auf die derartig herabfallen= den Meldungen zu achten und für die sichere Weiterbe förderung derselben zu sorgen. Windstille , helle , warme Witterung ist für aerostatische Recognoscirungen günstig z starker Wind , Regen und Nebel machen dieselben unaus führbar. Bei einer Luftströmung von 20 Fuß in der Se cunde z. B. wird der Ballon mit einer Kraft von circa 250 Pfund weggetrieben , ein Druck, der durch Vermeh rung der Mannschaft an den Haltseilen wohl überwunden werden kann; macht aber der Wind 40 Fuß in der Se cunde, ſo übt derselbe eine Zugkraft von 1100 Pfund auf den Aerostaten aus , und würde gar bald auch die stärkste Hülle von Seide in Stücke reißen. Ungünstigen , schwachen Luftströmungen zu begegnen, die den Luftball vom Feinde abwärts treiben, stehen dem Luftschiffer folgende Hülfsmittel zu Gebote: 1 ) Er sucht, indem er sich einige hundert Fuß höher erhebt, eine günstigere Luftschicht anzutreffen. 2) Er macht Gebrauch von der an der Gondel ange= brachten Batterie (siehe §. 3b. ) , indem er in die Hülsen der Feuerschirme einige Zündlichter schiebt, diese ansteckt und zu gleicher Zeit ein rasches Steigen des Ballons be= wirkt. Ist nun vorher die Gondel richtig gestellt worden, so treibt die Kraft des Feuerstrahls den Ball so lange dem Winde entgegen , als die Lichter brennen und somit

*) Diese Signale müssen so einfach als möglich und ihre Zahl so beschränkt sein , daß man zu ihrer Erkennung keines Signalbuches bedarf.

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die ausströmenden Gase nach hinten reagiren. Dieses Manöver unterstüßt durch Anziehen und Nachlaffen der entsprechenden Haltseile, wird den in der Gondel Sißenden Gelegenheit geben, wenigstens einige Augenblicke lang den Feind in größerer Nähe zu beobachten. It die Recognoscirung vollendet, so wird der Aerostat vorsichtig herabgezogen und zur Reserveaufstellung zurück geführt. Während der Ball schwebt, darf nur im Schritte mit dem Wagen manöverirt werden. Es ist daher die

vornehmste Pascha der europäiſchen Türkei refidirt, sobald die Türkei sich im Kriegszustande gegen Defterreich befindet *) Roch ist ein Weg vorhanden , welcher direct von Widdin über das Städtchen Lescoftſcha auf das Plateau von Sofia führt, dieser Weg ist jedoch nur eine Abzweigung der Belgrader Straße. Ebenso führt einer über das Städtchen Wratsa nach dem Balkan und durch= schneidet diesen oberhalb Lofdscha. Derfelbe ist jedoch sehr schlecht und nur ein Aft der Straße von Nicopolis. Die zweite Straße führt von Nicopolis im Thal der Osma hinauf bis zu der Stadt Lofdſcha. Von hier steigt sie den Balkan hinan bis zu dem Dorfe Kuloſerißa und senkt sich dann raſch in größte Vorsicht anzuwenden, daß der aeronautische Apparat das Thal der Mariza in der Richtung gegen Philippopel. Diese nirgends den Evolutionen der Truppen hindernd in den Straße ist heutzutage wenig besucht, weil sie sehr schlecht ift . Man Weg tritt, oder gar dem Feinde in die Hände fällt. Gleich kann kaum ihre Spuren durch die Berge hin verfolgen. Die dritte Straße geht von Siftowa aus und steigt im Thale der Zantra bis der Artillerie dürfte es, um dieß Leßtere zu verhüten, noth Ernawa, wo sie sich in zwei Theile abzweigt. Der eine freigt bis wendig sein, den Aerostiers eine Deckungsmannschaft mit= zu den Quellen der Zantra und geht oberhalb des Dorfes Gebrowa zugeben, die sich während des Gefechts vorwärts des Bal= über den Balkan , von wo er dann durch das Dorf Chipka im Tundſchathale nach Kesanlyk hinabführt und von da über Esti lous aufzustellen hat. Saghra und Tschirmen nach Adrianopel geht. S. 13. Der andere Zweig wendet sich mehr gegen Weften , Aeigt im Thale eines Nebenfluffes der Tantra bis zum Dorfe Brebrowo Geschichtliches. und paffirt den Balkan bei Starka durch den Paß Demir-Kapu, von wo er mit einem Seitenfluß der Tundſcha nach Selimnia führt. Recognoscirungen mit Luftbällen wurden angestellt : Von hier geht er über Jambol und entlang der Tundſcha nach Am 5. , 6, 7. bis 13. Juni 1794 bei Maubeuge , am Adrianopel. 24. Juni 1794 bei Jmnet, am 26. desſ. M. bei Fleurus, Diese zwei Straßen durchſchneiden den Balkan gegen seine ferner vor Lüttich, Mannheim, Mainz, am 11. September Mitte hin und wo er am höchsten ist. Der Paß , durch welchen 1795 vor Andernach , am 18. dess. M. bei Coblenz , am man denselben oberhalb Kabrowa und zwischen den Quellen der 1. , 2. c. bis 6. August vor Maller bei Coblenz, endlich Jantra und Tundſcha überſchreitet , ist sehr hoch gelegen und zeigt noch an nicht festgestellten Tagen bei Straßburg , Franken ein schieferiges Gestein. Der Granit kommt jedoch an einzelnen Stellen in gepackten, schwärzlichen , oft mit Schnee bedeckten Felsen thal und Frankfurt a. M. zu Tage. Der Weg schlängelt sich um diese Felsen und fällt dann feil zwischen Thonbügeln hinab , welche langen Mauern ähnlich sehen und deren ſenkrechte Böschungen und pyramidale Formen, wie jene afrikanischen Bäume, in welchen die Termiten ihre Nefter bauen, nur den Schein der Festigkeit haben. Am Fuße der Kette liegt Kesanlyk, wo man den Rosenstock wie bei uns das Getreide pflanzt, Miscelle. weßhalb das Städtchen wegen feines Rosenöls in der ganzen Türkei [Der Balkan und seine Straßen , eine topographische berühmt ist. Der Uebergang über den Balkan oberhalb Selimnia C Skizze nach Beaujour.] Die Balkankette erleidet nur an etwa bietet weniger Schwierigkeiten dar , weil das Gebirge hier niederer wird; diese Straße ist jedoch wegen der geringen und armen Be 5 bis 6 Punkten eine Unterbrechung : am Trajanspaß bei Bagna, völkerung der Umgegend weniger begangen als die andere. am Paß von Tchiyka gegen Keſanlyk, bei Demirkapu gegen Selimnia, Die vierte Straße beginnt bei Ruftschuk und steigt das Com bei Dobral gegen Karnabad und bei Nadir- Derbend gegen Aidos. Durch diese Defiléen führen die verschiedenen Straßen, welche vom thal aufwärts bis Rasgrad , wo sie fich gleichfalls in zwei Ver zweigungen theilt. Die eine erhebt sich direct auf das Plateau von Donauthal nach Adrianopel und Conftantinopel gehen. Die erste dieser Straßen kommt von Belgrad oder Semendria, Eski-Dſauma, umgeht gegen Weßten_hin die Gebirgsgruppe, welche Ateigt das Thal der Morawa und Niſſawa hinan und führt nach diese Hochebene von der von Schumla trennt und steigt gegen das Dorf Esti-Hambul in das Kamtschykthal herab , wo sie sich wieder Niffa. Von vier erhebt sie sich gegen Sofia zu und gebt über eine berrliche, vom Jsker bewässerte Hochebene. Sie verfolgt diesen mit der Schumla-Adrianopelstraße verbindet. Der andere Zweig Fluß bis zu seinen Quellen bei Jchtiman , durchbricht dann die wendet sich mehr gegen Often und steigt im Thale eines Neben Kette beim Trajanspaß und senkt ſich im Thal der Mariza gegen flusses des Lom nach dem Plateau von Schumla, von wo er gleich. falls gegen Eski- Stambul hin in das Kamtſchykthal hinabführt und Bagna und Adrianopel hinab. Diese Straße umgeht den Balkan einen Arm noch weiter gegen Often nach dem Maraschthale ent auf der Westseite und ist die beste von allen, denn fie yat eine alte Römerstraße zur Grundlage. Dagegen ist sie die längste. Der fendet, der dann den Balkan bei Tſchali-Kawak übersteigt und über Dobral in das Tbal des Derbendere nach Karnabad hinabführt. schwierigste Theil derfelben ist der Punkt , wo sie auf der Mittag= Nach der Sofiaftraße ist dieß die besuchtefte ; fie führt über Katun seite der Kette gegen das Thal der Mariza herabsteigt. Doch Zli und Papasli nach Adrianopel. 3 Stunden unterhalb Bagna bei dem Dorfe Kis-Derbend öffnet Eine fünfte Straße hat ihren Ausgangspunkt in Silifiria. Sie fich das Thal und der Weg bietet nun kein natürliches Hinderniß führt das Thal der Drifta oder eines der Nebenflüsse des Taban mehr bis Adrianopel. bis nach ihren Onellen hinauf, steigt zwischen den Hügeln , welche Die Städte Niſſa und Sofia, welche an dieser Straße liegen, find von hoher ſtrategiſcher Bedeutung : die erftere , weil hier die die ersten Terraſſen des Balkan bilden, hindurch nach dem Plateau Straßen von Belgrad nach Adrianopel und von Widdin ebendahin von Schumla gegen das Städtchen Zenibasar , wo sie sich mit den zusammenlaufen ; die zweite, weil ihr Befiß den Trajanspaß eröffnet, verschiedenen Straßen vereinigt , welche von der unteren Donau St. durch welchen man , wie gesagt , am leichtesten vom Donauthal in kommen. - 30,000 Einwohner, meist das der Mariza gelangt. Sofia hat 25 — *) Dieser Standpunkt des Jahres 1829 wird insofern Türken , ist aber ebenso schlecht vertheidigt wie Niſſa. Die ganze eine Aenderung erlitten haben , als Sofia durch neue Erd Befestigung besteht in einer einfachen Umfassungsmauer , die von werke verstärkt wurde. Thürmen flankirt wird ; sie hat ein Reduit im Innern, wo der Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagsbandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

30.

Dienstag , Mai 1854.

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N № 64.

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Militär - Beitung .

Waldeck.

In Nr. 28 dieser Zeitung v. 1. 3. ist in einem Ar tikel über die deutsche Generalstabskarte " aus dem Referate eines Waldeckischen Kameraden für Nr. 539 der Pr. Wehr Zeitung eine Stelle citirt, die eine Ansicht über den hem menden Einfluß enthält , welchen die Regierungen und Kammern in kleinen Staaten auf die Militärverhältnisse und heißt es mit Bezug auf diese An= derselben üben, ficht dann weiterhin : „Würde nun dem , was Noth thut, vorzüglicher Vor "schub geleistet, wenn man alle Stände abschaffte und "die renitenten Regierungen reformirte, wie der Wal ,,decker Kamerad vorschlägt ?" Diese Maßregel möchte sich allerdings vielleicht hier und da als heilsam empfehlen , ihr Vorschlag ist indeß nicht, wie in Nr. 28 angenommen wird, durch den Ausspruch der oben gedachten diesseitigen Ansicht in der Wehrzeitung beabsichtigt worden. Durch diesen Ausspruch hat vielmehr nur das caeterum censeo wiederholt werden sollen, das wenigstens in den kleineren Staaten - für den Militär seine volle Be rechtigung findet, (man werfe nur einen Blick auf die Verhandlungen über Militärangelegenheiten in den be treffenden Ständekammern !) und das sich in dem Wunsche mathematisch formuliren läßt : Der Einfluß der Stände und Kammern auf die Militär verhältnisse des betreffenden Staates sei = 0; der der Regierungen, wenn in denselben die genügende militärische Vertretung fehlt und namentlich , wenn sie gar aus sogenannten (dem Lande ? ) verantwortlichen Ministerien bestehen , = Wird nun aus naheliegenden Gründen die unmittel bare und volle Erfüllung dieses Wunsches seine großen Schwierigkeiten haben, so wird demselben zunächst nur mittelbar und annäherungsweise dadurch ein Genüge werden können , daß durch eine möglichst genaue Präcifi rung der —- äußerem Vernehmen nach - gegenwärtig in Revision begriffenen näheren Bestimmungen der Bundes Kriegsverfassung, namentlich betreffs ausreichender Cadres, längerer Dienstpräsenz der Mannschaften, gemeinschaftlicher Uebungen im größeren Truppenverbande 2c., sowie dann

weiterhin durch eine möglichst strenge Ueberwachung der Ausführung dieser Bestimmungen, die Nachtheile des oben= gedachten Einflusses auf das geringste Maß beschränkt werden. Nur auf diese Weise wird man die in dem diesseitigen Referat gemeinten Hemmschuhe für die Verwirklichung der besten Absichten, welche die erlauchten Kriegsherrn im Interesse des Militärs hegen," beseitigen können, so lange man aus politischen Rücksichten den Boden des einmal geseßlich Bestehenden nicht verlassen kann. Es ist hiermit überall nichts Neues gesagt , denn seit Wiederaufnahme der Thätigkeit der Militärcommission des deutschen Bundes im Jahre 1851 findet sich, namentlich in der Wehrzeitung (fiche Nr. 305 , 317 u. a .) , soweit dicß überhaupt militärischer Besprechung zustand , das in Nr. 539 enthaltene caeterum censeo in mannichfacher Form wiederholt ausgesprochen. - Durch Obiges hatte nur dessen richtiges Verständniß herbeigeführt werden sollen.

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Großbritannien.

(5) In der Sigung des Unterhauses vom 5. Mai be= antragte der Kriegssecretär Herbert eine Vermehrung der Armee um 15,000 Mann, so daß die Augmentation, mit der bereits zur Ausführung gekommenen, 40,000 Mann betragen werde. Der Wunsch, die Armee für den Krieg möglichst tüchtig zu gestalten, habe die Regierung veran= laßt , so fuhr der Kriegssecretär fort, die gegenwärtige Organisation der Regimenter in Erwägung zu ziehen. In dem Etat derselben beständen die größesten Verschieden heiten; einige Regimenter hätten 1200 Mann in zwei Bataillonen, andere zehn Compagnieen, diejenigen in Indien 12 Compagnieen, andere endlich zählten 500 oder 800 Mann in verschiedenartiger Eintheilung. Das gegenwärtige Sy stem müsse als ein mangelhaftes bezeichnet werden , da es entweder zu einem Avancementsmangel oder zur Stellung der Offiziere auf Halbfold führe. In dem gegenwärtigen Augenblicke , der anstrengenden und schwierigen Dienst im Felde erheische, könne man diesen Zustand der Dinge füg lich nicht fortbestehen lassen. Seit langer Zeit sei es in England Gebrauch, ein Bataillon im Felde und ein ähn= liches als Reserve in der Heimath zu haben; daraus folge, daß beide Abtheilungen, die im Felde, wie die in der Hei math , beinahe gleiche Stärke hätten; ein sehr theueres

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Nebenbei würden die Reservebataillone früher

oder später in's Feld nachgesendet , so daß dann die Hei math ohne Reserve bleibe. Die Regierung ist zu der Ueber zeugung gelangt, daß dem Regimentssysteme eine feste Regel zu Grunde gelegt werden müsse und schlage demnach vor, alle Regimenter auf 12 Compagnieen zu bringen, von denen 8 für den Feldbienst, die 4 anderen zur Reserve bestimmt seien. Hierbei würde sich eine gute Vertheilung der Offiziere ergeben , während der Cadre in Kriegszeit der Vergrößerung, in Friedenszeit der Verringerung fähig sei. In Folge des vorgeschlagenen Systems von 12 Com pagnieen werde die Regierung in den Stand gesezt, nach Erfordemiß die Armee um 50,000 Mann zu augmentiren oder zu reduciren . In den lezten zwanzig Jahren seien häufige Reductionen häufigen Augmentationen gefolgt ; in dieser Zeit seien die Kosten dafür größer gewesen , als wenn man den jezigen Plan befolgt hätte. Gegenwärtig folle das Regiment aus 860 Mann bestehen , man wolle die Zahl auf 1000 Mann bringen. In dem britischen Dienst könne man für Ordonnanzen, Wachen , Kranke u. f. w. in Abzug bringen, so daß, wenn man 800 Mann in's Feld stellen wolle, man Regimenter zu 1000 Mann haben müsse. Die genannte Zahl erleide aber durch Stra= pazen , Krankheiten und Verluste weitere Abzüge, so daß es zweckmäßig fet , die Regimenter 1400 Mann stark zu organisiren, wenn man 800 im Felde thätig haben wolle. Die Gesammtzahl der im Jahre extraordinar auszuheben den Mannschaften betrage 40,000 Mann, das gewöhnliche jährliche Recrutencontingent könne zu 12,000 Mann be= stimmt werden, so daß im Ganzen 52,000 Mann in diesem Jahre ausgehoben werden müßten. Selbst in den Jahren, in benen man die größesten Anstrengungen gemacht, habe die Zahl der ausgehobenen Mannschaften nicht 40,000 erreicht; man könne sich daher nicht die Schwierigkeiten verbergen, die mit der beabsichtigten starken Aushebung verbunden seien. In den lezten Kriegen sei durch die Loosung für die Miliz in indirecter Weise ein nachtheiliger Einfluß auf die Recrutirung des stehenden Heeres ausge= übt worden; gegenwärtig besige man eine Miliz von un gefähr 70,000 Mann, die sämmtlich ohne Loosung erlangt seien. In Folge des gesteigerten Bedarfs an Arbeitern und der hohen Löhne , werde man auf Schwierigkeiten bet der Recrutirung stoßen, wenn man auch während der drei legten Monate eine größere Zahl Recruten als zu irgend einer früheren Zeit gewonnen habe, nämlich 10,000. In den nächsten zwei oder drei Monaten werde man wahr scheinlich Zuwachs aus der Miliz erhalten, da die Erfah= rung gelehrt, daß die Mannschaften nach zwei- oder drei wöchentlicher Uebung nicht ungern in die Ärmee eintreten. Die genaue Zahl der beantragten Aushebung betrage 14,799 Mann, so daß eine Vermehrung von 40,492 M. für das Jahr erwachse . - In Beantwortung einiger von Oberst Dunne und Oberst Lindsay aufgestellten Fragen wiederholte Herbert, daß jedes Regiment aus 8 Feld- und 4 Depotcompagnieen besteven solle und sprach seine Mei nung dahin aus, daß die Recrutenausbildung in England über eine unnöthige Zeitdauer ausgedehnt werde.. Die Cavalerie wolle man gleichfalls vermehren , aber nicht in demselben Maße wie die Infanterie; die noch rustigen Halbſoldoffiziere beabsichtige man

einzuberufen.

Oberst

North fragte, ob die neu zu creirenden Offizierstellen soche für Capitane oder für Lieutenante sein würden ? Herbert antwortete: Drei Offizierstellen . Fizgerald sprach die Hoff nung aus , der Kriegssecretär werde seine Aufmerksamkeit auch den Cavalerieregimenteru zuwenden. W. Jolliffe bezeugte seine Freude darüber, daß die Organisation ver bessert werden solle , bedauerte aber zugleich, daß den Jäger corps kein bestimmter Plaß hierbei angewiesen sei, indem er verlangte, England müsse stets eine Riflebrigade von mindestens 6 Bataillonen, statt der gegenwärtigen 4, besigen. Er wünschte außerdem eine Verbesserung der Organisation der Cavalerie , da dieselbe einer solchen mehr bedürftig sei, als die der Infanterie. Horbent erwiederte, zur Zeit liege nicht die Absicht vor , die Zahl der Jäger bataillone zu vermehren und seiner Meinung nach bedürfe die Infanterie dringender einer organisatorischer Verbeffe= rung als die Cavalerie. ―― Die verlangte Vermehrung wurde darauf zugestanden. Schweden. In Veranlassung eines von dem Gouverneur der Kriegsakademie gemachten Vorschlags : daß 1 ) für das Durchlaufen einer jeden Klasse bei der Akademie eine ge= wiffe Studienzeit eingehalten werden müsse ; 2) daß solchen jungen Leuten , welche sich bei der Akademie zur ersten Communion vorbereiten , die erwähnte Studienzeit um 11 Monat zu verlängern sei; daß ferner 3) denjenigen, welche in den niederen Abtheilungen als Aufseher fungiren, monatlich , so oft sie in dieser Eigenschaft verwendet wür den, eine Woche Studienzeit zu gut gerechnet werden müsse; sowie endlich 4) daß die unter 1 ) vorgeschlagene Bestim = mung bei Cadetten ihre Anwendung zu finden habe, welche nach dem 1. Januar 1852 angenommen worden oder in höhere Klassen übergetreten waren und die Anwendung des im zweiten Punkt gemachten Vorschlags vom Jahre 1853 an in Wirksamkeit treten , ebenso wie daß das im dritten Punkt vorgeschlagene Statut vom 1. September ― 1853 an, wo das Semester begonnen , gelten solle iſt vom Könige angeordnet worden : daß im Allgemeinen ein Cadet innerhalb vierzehn Monaten jede Klasse der Kriegs akademie zu durchlaufen habe und diese Vorschrift auch noch auf die nach dem 1. Januar 1852 angenommenen Cadetten Anwendung finden solle , sowie ferner, daß der Kanzler der Kriegsakademie von der erwähnten allgemeinen Zeitbestimmung diejenigen Ausnahmen machen könne, welche in den bemerkten Vorschlägen enthalten seien oder weiter noch durch besondere Umstände veranlaßt werden könnten.

Literatur. Das Kriegstheater. I. Das Türkische Reich in historisch-statistischen Schilderungen von Prof. Chr. Molbech, Oberst F. R. Chesney und Dr. Edw. 8. Leipzig , 1854. Expedition H. Michelsen. der Hausbibliothek, Carl B. Lork. (VI , 2 unpag . u. 326 S. ) 1 Thlr. Vergleichungen hinken, haben aber das Gute, die Um risse zu charakterisiren und zu verdeutlichen.

So ist uns

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bei dem Ueberdenken der möglichen und wahrscheinlichen politischen Zwecke des gegenwärtigen russisch - türkischen Krieges der Zuſammenhalt mit den punischen Kriegen lebendig vor die Seele getreten. England-Karthago und Rußland - Rom , welche sich seit Jahrzehnten in Inner und Vorderasien , an den levantischen Küsten mit den Handelsfühlhörnern begegneten , mit gleicher Freundlichkeit sorgsamer Erben dem siechenden Körper des türkischen Reiches den Puls beobachteten , sie mußten, je verwandter thre Wünsche und Zwecke , desto energischer polarisch sich abstoßen. Je mehr aber die politischen Spannungen zu nahmen, desto näher rückten die Entladungen ; der Zustand der türkischen Christen in der Türkei gab das leitende Mittel ab und das Gewitter war da. Kindlich ist , wie, vornämlich auch in Deutschland , politische Schreiber auf Ziel und Redner für Baarzahlung den abgequälten Paradeſchimmel tummeln , Rußland kämpfe nur für die conservativen und England für die revolutionären Inte reffen im gegenwärtigen Kriege. Wenn zwei Nationali täten dasselbe Areal sich zu affimiliren gedenken und man nennt das Bestreben der Einen, die es alsbald haben will, conservativ , und das der Anderen , welche es sich anzu= fterben, durch finanziellen Blutverluft sich anheimfallen zu sehen wünscht , revolutionär , so wollen wir mit dem nur und den gewählten Bezeichnungen weiter nicht rechten. Sonst ist aber der gegenwärtige Streit der Kampf des Adlers mit dem Leoparden um dasselbe Stück Wild. Beiderseitig nimmt man sich der vom Islam bedrängten christlichen Schafe an, um - nebenbei auch der Wolle theilhaftig zu werden; der Drang , ihnen den Segen der russischen Pflichten oder der englischen Rechte zuzuwenden, ist so heiß , daß die dem Schuße eiligst sich Anvertrauen den Brandwunden davon tragen dürften , welche sobald nicht verheilen möchten. Zieht man den gegenseitigen Be strebungen den angefrömmelten Schleier ab, so tritt der Anblick des beginnenden großen welthistorischen Dramas „russisch- römisch oder englisch - carthagiſch " lebendig vor Augen. Ob das auf Asien basirte socialistisch-autokratische Ruffenthum , oder das auf Europa gewurzelte individua= listische Germanenthum in früher oder später eintretendem Riesenkampfe, zu welchem gegenwärtig präludirt wird, den Sieg davon tragen dürfte, das ist die Frage. Man braucht nicht zu den politischen Sargmachern zu gehören und der Türkei vor ihrem leßten Athemzug das Maß zu nehmen, um über das hinterlassene Immobil nach dem Besizrecht zu verfügen ; so viel möchte aus der Ent stehungsgeschichte des gegenwärtigen Krieges herausleuchten, daß der Todeskampf des europäischen Islams durch den felben nur beschleunigt wird ; das Bewußtsein der unheil baren Gebrechen des durch nagende Civiliſation zerbröckelten Türkenreiches hat sich den Betheiligten selbst schon ein dringlich erschlossen , und wird sich durch das tête-à-tête * mit den civilisirten Heeren des Abendlandes noch eindring licher erschließen, namentlich wenn die Franzosen die Heim kehr aus Gallipoli und die Engländer vielleicht aus Smyrna vergessen sollten. Der Fanatismus selbst, diese türkische Lebenschsenz , der spiritus regens früherer Ruhmesthaten, ist abgestanden und hinfällig geworden, denn eine Religion, nach der man nicht mehr lebt, vermag auch für den Kampf nicht zu begeistern.

Eine Kenntniß der Geschichte des türkischen Reichs und des pathologischen Zusammenhangs der früheren und jezigen, inneren und äußeren Politik der Pforte mit den dermaligen Verhältnissen ist zum Verständniß der türkischen Zeitfrage durchaus nothwendig , nicht minder aber eine statistische Uebersicht über die , wie es scheint, mitunter doch etwas unterschäßten Hülfsquellen, weßhalb die eingetretene Agonie troß des brennenden Verlangens der neuen Römer und Carthaginenser noch immer länger dauern möchte , als das nächste oder die nächsten Menschenalter. Von sämmt= lichen geschichtlichen Bearbeitungen der Hausbibliothek ist kein Band so zur rechten Stunde erſchienen, wie der vor liegende. Er enthält 4 Abtheilungen. In der ersten wird ein Geschichtsabriß des türkischen Reiches in Europa bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts von Professor Chr. Mol bech gegeben ( S. 1 bis 57) . Das Entstehen der Türken macht in Folge glücklichen Zuſammentreffens thatkräftiger Herrscher und günstiger äußerer Umstände , sowie eines folgerichtig durchgeführten Soldatenlehnswesens ist darin übersichtlich aneinandergereiht. So groß die Schrecken und die Erfolge waren, welche ein energischer Sultan bei seinen Eroberungszügen auszubreiten vermochte, eben so rasch folgte wieder ein Verfall und Rückgang des Reiches unter geistesträgen, willensschwachen Beherrschern, die be= Die zweite kannte autokratische Krankheitserscheinung. Abtheilung enthält die Geschichte der rufſiſch -türkischen Feldzüge der Jahre 1828 und 1829 von Oberst J. R. Chesney (57-201 ) . Was das Thatsächliche im Rauhen anlangt, so befindet sich diese Schilderung im Allgemeinen in Uebereinstimmung mit anderwärtigen Bearbeitungen dieser Feldzüge, im Einzelnen trifft man auf manches Abweichende. Der Verfasser liebt in seinen Erwägungen nicht immer die betretenen Pfade ; ſeine Abschägungen von wichtig und minder wichtig wurzeln oft auf einer eigen= thümlichen Betrachtungsweise. Da wir in Deutschland unsere Ansichten über diese Feldzüge vornämlich durch Jm= port russischer Mittheilungen zu beschaffen pflegten , so ist es interessant , auch einmal den Erörterungen eines Offi ziers zu folgen , deſſen Anschauung eine überwiegend ruf fische gerade nicht genannt werden kann, deſſen Ürtheil in vielen Beziehungen eine Beachtung wohl verdient , da er nach eigenen Beobachtungen, zum Theil an Ort und Stelle, einer selbstständigen Ueberzeugung zustrebte , wiewohl uns bei dem Lesen auch viele Zweifel an der Richtigkeit der Schlüsse nicht fern geblieben sind. Die Reformperiode der Türkei , eine Geschichte der lezten zwanzig Jahre von Dr. Edward H. Michelsen (201—279) , bildet den Inhalt der dritten , sowie eine Statistik des türkischen Reichs von demselben Verfaſſer den der vierten Abtheilung (279-326). Wem dieser Band der Hausbibliothek zu Handen kommt , erlauben wir uns den Rath zu ertheilen , dieſen beiden Abhandlungen seine Aufmerksamkeit gerade nicht zu versagen; zum Verständniß der gegenwärtigen Verhältnisse, des Zustandes der Türkei, ihrer noch vorhandenen Lebenskraft und der bald zu hoch bald zu niedrig angeschlagenen Hülfsmittel , find sie sehr geeignet. So zahlreiche Mittheilungen die Zeitschriften der Gegenwart über diesen Gegenstand auch enthalten , so find es häufig doch nur Bruchstücke, Beiträge zu einer vor

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ausgefeßten Kenntniß, die zur völligen Würdigung der jezigen Verhältnisse, nach richtiger Gliederung ihres Ent stehens und Wachsthums , höchst selten führen. Nament= lich um nicht in den Cirkel der beliebigen Conjecturen ge= bannt zu sein, in welchen zeitungsschreibende Tendenzpoli tiker, die den Strom der Ereignisse zuvor durch ihre Parteineigungen filtriren , so gern zu verstricken suchen, um über das bevorstehende Schicksal der Türkei auf wirk liche thatsächliche Voraussetzungen zu eigener Anschauung gelangen zu können , ist die Kenntnißnahme der hier zu sammengestellten statistischen Verhältnisse nur zu empfehlen. Man wird das Werkchen nicht weglegen, ohne das eigene politische Urtheil in mannichfacher Hinsicht berichtigt zu finden.

Feld- oder Militärtelegraphen ist vor etwa zwei Jahren von Herrn Mechanikus Geiger in Stuttgart einer Militärcommiſſion vorgelegt und von dieser eben so ausführbar als zweckentsprechend gefunden worden. Der Plan wurde, so viel uns bekannt, auch auswärtigen Kriegsdepartements mitgetheilt , ohne jedoch, wie es scheint , die gebührende Berücksichtigung gefunden zu haben. Von der Anwen dung des elektrischen Telegraphen bei Gelegenheit der großen Ma nöber bei Olmüß im September v. 3. war vielfach in den Zei tungen die Rede , doch hat es sich hierbei , so viel man darüber erfahren, um keine eigens für diesen Zweck erdachte finnreiche Ein richtung gehandelt. Gegenwärtig werden nun in der Schweiz Versuche mit einem sogenannten Militärtelegraphen des Mechanikers Hipp (aus Reut lingen) mitgetheilt, worüber der " Bund" folgende nähere Auskunft gibt: Der Hipp'sche Militärtelegraph ift ein Schreibtelegraph nach einer neuen bei Telegrapben bisher nie angewendeten Construction. Der vollständige Apparat sammt Batterieen oder einer dieselben erseßenden Vorrichtung (was noch Geheimniß des Erfinders ift) nebst einem Vorrath von achthundert Fuß telegraphischem Schreib papier (Papierftreifen) befindet sich in einem Kästchen, das 9½ Zoll lang , 42 3ou breit und 5 Zoll hoch ist und mit Allem 10½ bis 11 Pfund wiegt. Ein dasselbe umschließendes ledernes Futteral mit Tragriemen , welches das Gewicht des Ganzen um ein Pfund vermehrt , macht den Apparat geeignet, mit Bequemlichkeit überall hin getragen zu werden. Der erste Versuch mit diesem Apparat wurde bei Weyermannshaus in Gegenwart des Bundesraths Ochsen bein und anderer höherer Offiziere gemacht , indem in ein paar Minuten der Telegraph in eine dort vorübergehende Linie einge= schaltet und dadurch mit allen Telegraphenbüreaur der Schweiz in Verbindung gebracht wurde , so daß man , um mit Genf , Basel, St. Gallen , Bellinzona u. s. w . zu reden , dieselben nur aufzu rufen hatte. Um aber diesen Telegraphenapparat für militärische Zwecke vollkommen brauchbar zu machen , blieb dem Erfinder noch eine weitere Aufgabe zu lösen , nämlich eine zweckdienliche Erftel lung einer ganz unabhängigen Telegraphenleitung . Den 20. April wurden in Gegenwart der betreffenden Commiſſion Versuche mit Erstellung einer unabhängigen Leitung nach einem neuen Syftem gemacht , eine Strecke von 2400 Fuß (720 Meter) wurde in 14 Minuten erstellt , und in 12 Minuten war die Leitung wieder abgebrochen und entfernt. Derselbe Versuch wurde am 2. Mai in etwas größerer Ausdehnung und mit Anwendung von zwei Apya raten auf dem Wylerfelde wiederholt. Am Freitag dem 5. Mai wurden sodann die Versuche in Thun unter schwierigen Umständen erneuert. Die Strecke vom Polygon auf der Thuner Allmend bis zur Militärcanzlei in der Stadt selbst , welche , nach dem verwen deten Leitungsdrahte zu schließen , etwa 6000 Fuß beträgt , wurde von dem dazu beorderten Militärperſonal (Sappeurs ) innerhalb 32 Minuten erstellt ; hierbei hatte man mehrere Straßenübergänge zu machen , über eine im Bau begriffene Brücke zu gehen und eine Strecke weit die Stangen in die gepflasterte Straße zu stellen. Die Erstellung der Leitung wurde nur von einem Endpunkte aus durch sieben Mann begonnen. Hätte man an beiden Endpunkten zu gleicher Zeit begonnen, dann wäre nur die Hälfte der dazu ver wendeten Zeit nöthig gewesen. Der verwendete Leitungsdraht war Eisendraht von Nr. 12 und wog 60 Pfund , das übrige hierbei verwendete Material wog 510 Pfund . Der Draht war durch schnittlich auf einer Höhe von 13 Fuß aufgehängt , bei Straßen übergängen aber auf einer Höhe von 19 Fuß. Die Stangen find nach einer neuen Art isolirt und steven ganz fest im Boden. Un mittelbar nach Erstellung dieser Leitung wurden zwischen dem Polygon und der Militärcanzlei Depeschen gewechselt und das Ab brechen wieder in derselben Zeit ausgeführt, wie das Erstellen .” — Bei dem ichigen Stand der elektrischen Telegraphie möchte über haupt die Aufgabe , einen zweckmäßigen Telegraphen für militärische Zwecke berzustellen, kaum noch zu den schwer zu lösenden zu zählen sein , und zu feiner Ausbildung dürften die gegenwärtigen groß M. artigen Feldzüge Gelegenheit genug darbieten.

Miscelle. [Die Benutzung des Telegraphen zu militärischen Zwecken.] Es gibt keine Erfindung und Entdeckung der Neuzeit, welche so schnell und in so ausgedehntem Grade für das praktische Leben nurbar gemacht worden wäre , wie die elektrische Telegra= phie. Gleichwohl hat diese die Gränze ihrer nußbaren Anwendung noch lange nicht erreicht , und es bleibt hierin dem Erfindungsgeift und der Speculation noch ein weites Feld der Thätigkeit offen. Da der Vortheil und die Bedeutung der Telegraphie mit den Ent fernungen wächst , welche sie zu vernichten bestimmt ist, so erscheint es natürlich , daß das nächste Bestreben Hauptsächlich darauf ge richtet war , das neue Communicationsmittel zu Verbindung mög licht entfernter Punkte in Anwendung zu bringen. Bald batte die Ausdehnung des Festlandes ein zu beschränktes Terrain ; man ver. suchte die Ueberschreitung von Meeresarmen und schritt , als dieß gelungen war, an die Führung unterseeischer Linien über große Meeresstrecken. So wurden nach und nach der Kanal_zwischen Calais und Dover , zwiſchen Dover und Oftende , der Belt , die Nordsee zwischen Lowestoft und Haag , der irische Kanal zwischen Holyhead und Dublin mit in Drahttauen eingehüllten iſolirten Telegraphendrähten , durchzogen , und in diesem Augenblick werden Vorbereitungen getroffen zur Herstellung einer Telegraphenverbin dung über das mittelländische Meer zwischen Europa und Afrika. Ift auch diese Unternehmung gelungen, so ist der Schritt zur Her. Stellung der projectirten transatlantischen Telegraphenlinie zwischen Zrland und Nordamerika nicht mehr so groß. In dem Maße, als man dahin gelangte , die Telegraphendrähte auf die größten Ent fernungen in ununterbrochener Linie fortzuführen , wurden auch die telegraphischen Apparate mehr und mehr vervollkommnet und ihre Einrichtung dahin verbessert, daß auch die directe Mittheilung tele graphischer Zeichen in der Größe der Entfernung kaum mehr eine Beschränkung findet. Eine directe Correspondenz beispielsweise zwischen London und Semlin wird bald nicht mehr für etwas Un gewöhnliches gelten. Weniger überraschend find die Erfolge , welche die elektriſche Telegraphie in ihrer Anwendung für specielle beschränktere Zwecke errungen hat , und es scheint wirklich , als habe man sich bis jetzt noch nicht die nöthige Zeit genommen zur Ausbildung der neuen Erfindung auch in dieser Richtung. So befteht bis jezt noch keine allgemein für praktisch erkannte Einrichtung , um den Eisenbahn zügen zu ermöglichen , an jedem Punkt einer Eisenbahn sich mit der ihr entlang laufenden Telegraphenlinie in Verbindung zu ſeßen und mit entfernteren Stationen beliebig zu correspondiren. In gleicher Weise hat die Anwendung des elektriſchen Telegraphen für militä rische Zwecke das Stadium bloßer Versuche noch nicht verlaſſen. Ein in allen Theilen gründlich ausgearbeitetes Project für einen

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmkadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Donnerstag , 366 Juni 1854. amat than astisite pinach pu And

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Militär - Beitung .

Großherzogthum Hessen. Darmstadt, 30. Mai. Zufolge Allerhöchster Ent schließung S. K. H. des Großherzogs soll an die Stelle des seitherigen Degens ein Säbel mit lederner Scheide eingeführt werden , welcher von sämmtlichen dermalen mit dem Degen bewaffneten Offizieren und Militär beamten aller Grade an dem seitherigen Kuppel zu tragen ist. — Nach weiterer Bestimmung wird dieser Säbel bei dem Feld- und Marschanzuge von denjenigen Offizieren und Militärbeamten, welche ihren Dienst zu Pferde aus üben , in einer stählernen Scheide und an dem für die Reiterei c. für den Feld- und Marschanzug vorgeschriebe nen Säbelkuppel geführt.

Freie Stadt Frankfurt. Frankfurt , 26. Mai. Nach dem Vorgang der meisten deutschen Bundesstaaten empfing heute auch die Mann schaft des Frankfurter Linienmilitärs das von hohem Senat zur Erinnerung an die Feldzüge von 1848 und 1849 ge= stiftete Felddienstehrenzeichen , bestehend für alle Mili tärgrade in einem aus Bronze gefertigten Kreuz, auf deffen Vorderseite im oberen Feld der Frankfurter Stadtwappen adler, im unteren Felde ein Eichenlaubkranz und quer durch die mittleren Felder 1848 und 1849" fich befinden. Die Rückseite trägt die Juschrift für treuen Dienst im Kriege". Getragen wird dieses Ehrenzeichen auf der linken Brust an einem weiß seidenen , auf beiden Seiten roth gestreiften Bande. Großbritannien.

London, 6. Mat. Die zweiten supplementären Voranschläge der Regierung für die See- und Land macht im laufenden Verwaltungsjahre sind jezt veröffent licht und auch vom Unterhause bewilligt worden. Außer dem normalen Flottenbudget und außer den bereits gemachten supplementären Bewilligungen verlangt die Regierung für den Flottendienst neuerdings 4,453,731 Pfd . St. , wovon 1,457,031 Pfd. St. für directe Ausgaben für die Flotte und 3,096,700 in Verbindung mit den Departements des Landheeres und des Zeugamts. Unter ersteren sind 461,000

Pfd. St. für Löhnung der Matrosen und Marinesoldaten, 200,000 für Schiffsvorräthe , 697,000 für Bauten und Reparaturen in der Flotte , und die kolossale Summe von 2,610,200 Pfd . St. für den Transportdienst. Das Land heer foll noch um 14,799 Mann vermehrt werden, wofür 300,000 Pfd . St. veranschlagt sind. Dann wird die Zahl der Truppen gegen voriges Jahr um 40,493 Mann ver mehrt, somit 142,776 Mann stark sein , und 1,132,740 Die Pfd. St. mehr als im vergangenen Jahre kosten. Mehrkosten des Feldzeugamts sind mit 742,132 Pfd . St. Somit wird im für Kleidung und 30,000 für Pferde. Ganzen das Ärmeebudget dieses Jahr um 8,423,099 Pfd. St. erhöht. Rußland. с St. Petersburg , 12. Mai. Das kürzlich erlassene Manifest über die Truppenvermehrung hat einen

großen Eindruck gemacht. Der Gutsbefizer verliert da= durch bedeutend an Vermögen ; des Kaisers Nachfrage nach Recruten geht ihm stets an den reellen Bestßstand von " Seelen". Familien verlieren Väter und Brüder. Be= sonders hart fühlt sich davon der dem Soldatendienste und Kriege höchst abholde Großruffe betroffen , und dieser ist es eben , der mit einemmal die unerhörte Zahl von 12 per Mille stellen muß. Als Kaiser Nikolaus in Bezug auf die Recrutirung 1836 das Reich in zwei Hälften theilte, damit der Reihenfolge nach jede abwechselnd ihr Contin gent stellen könne , wurde die Zahl mit 5 per Mille nor mirt. Seitdem jedoch wurde sie fast nie eingehalten - eine Folge des Beurlaabungssystems. Berechnet man den Werth einer " Seele" (Duscha) nach der Schäßung des Herrn Besobrasow vor 5 Silb. -Rub. Reinertrag jährlich zu 100 S.-N., so mtzieht eine Recrutirnng von 12 per Mille, was etwa 220000 Mann liefern dürfte, den betroffenen Gutsbesizern nen Capitalwerth von 22 Mill . S.-R. Einzelne Begierte, die beispielsweise 100 Seelen abgeben müssen , verlieren 10,000 bis 20,000 S.-R. Dieses die Großruffen betreffende Recrutenmanifest lautet folgender maßen : " Wir Nkolaus I. u. f. w.. Jn Anbetracht der Ent= wickelung er gegenwärtigen Kriegszustände haben wir es für nöthig erachtet, Unsere Armee und Flotte durch Bil dung neur Erfaßtruppen (Sapasnye Wojska) u ver z

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stärken und befehlen deßhalb : 1 ) In den Gouvernementen heitsdienst ist einstweilen noch keiner Umarbeitung unter= der östlichen Hälfte des Reiches soll die elfte Reihenfolge worfen worden. Die Vereinfachung der Handgriffe be= theilweiser Recrutenaushebung , gemäß dem besonderen, dingt übrigens auch Abänderungen in diesem Instructions = hiermit zugleich an den dirigirenden Senat gerichteten zweige. Da durch die Vereinfachung der Handgriffe in Vorschriftsukase, mit neun Seelen auf tausend stattfinden, den Instructionen mehr Zeit zu anderweitigen Nebungen um eine Ausgleichung mit der elften theilweisen Aushebung gewonnen wird , so kann nun das Bajonnetfechten etwas der westlichen Hälfte herbeizuführen . 2) Aus den Gou besser gepflegt werden , als bisher. Es ist dieß besonders vernementen der östlichen ( also derselben) Hälfte sind außer von Werth für unsere leichte Infanterie. dem noch drei Recruten auf tauſend Seelen auszuheben, die im Vergleich mit der Zahl der Ausgehobenen der west lichen Hälfte als Rückstand aus früherer Zeit nachgeblieben Die ruſſiſche Kriegführung an der unteren find. 3 ) Die Aushebung ist am 15. (27.) Juli zu be- C Donau. ginnen und am 15. (27. ) August zu schließen . 4) Von den zur Recrutenstellung verpflichteten Juden werden die II. Recruten kraft des 16. Ergänzungsabschnitts §. 685 des Vier Wochen sind verflossen, ſeit wir die erste Betrach= Recrutenreglements ausgehoben , demzufolge dieselben ge= tung über die Kriegführung an der Donau niedergeschrieben halten sind, bei jeder im Reiche angeordneten Reihenfolge haben , und heute sprechen sich die strategischen Absichten theilweiser Recrutirung 10 auf 1000 zu stellen. Gegeben in St. Petersburg, den 27. April (9. Mai) 1854. Nikolaus ." des russischen Oberfeldherrn schon etwas deutlicher aus. Diesem Manifest folgen zwei Ukase, einer an den diri= Was wir damals als Vermuthung aussprachen , ist zum großen Theil in Erfüllung gegangen . Die gegen Ba= girenden Senat, der bestimmt , daß von jedem Recruten stellenden 10 Silberrubel und 20 Kopeken per Recruten fardschik entsendeten russischen Streifpartheien sind mit der zur Einkleidung eingehoben werden (was eine Summe Meldung zurückgekehrt, daß in dortiger Gegend (im Wider I von mehr als 2,200,000 Silberrubel ergibt) ; der zweite spruche mit den meisten Zeitungsnachrichten) kein feind an den Kriegsminister in Betreff der Annahme und Ver liches Truppencorps concentrirt werde, folglich auch kein Eine militärische entscheidender Schlag auszuführen sei. wendung der Recruten. Promenade nach dem Balkan, ohne gesicherte Verpflegung, wäre aber doch kaum zu rechtfertigen gewesen. Statt deſſen Schweiz. hat General Lüders wie damals schon vorausgesezt Ueber die Berathungen der Commission zur wurde - den größeren Theil seiner verwendbaren Streit Vereinfachung des Exercirreglements unter Bun kräfte gegen Silistria rücken lassen , und , was noch mehr desrath Ochsenbein berichtet der Bund", sie habe nicht sagen will , der rechte Flügel der Russen hat inzwischen nur die Soldatenschule , sondern auch die Pelotons-, Ba die kleine Wallachei geräumt. Der geneigte Leser wolle taillons- und Brigadeschule , sowie die Vorschriften über sich aber erinnern , daß wir (S. 407) bemerkten : „ Die den Dienst der leichten Infanterie ausgearbeitet und ein Donaulinie von Rustschuk aufwärts habe jezt ihre stra= Reglement über das Bajonnetfechten entworfen. Die tegische Wichtigkeit verloren." Soldatenschule wurde bedeutend vereinfacht dadurch , daß Es könnte einigermaßen befremden, daß General Lüders, mehrere Handgriffe , wie das Präsentiren , Schultern , in der mit 60,000 Mann über die Donau gegangen war und Unsere Milizen seitdem noch verstärkt worden sein soll, nicht früher vor Arm nehmen , fallen gelaffen werden . tragen nach dem neuen Entwurfe in Zukunft beim Erer Silistria erschienen ist. Bei der großen Mangelhaftigkeit ciren , Manöveriren und im Sicherheitsdienst ihr Gewehr der Berichte über die kriegerischen Ereignisse auf dem rus bloß noch über" , gesenkt oder gefällt, und haben somit sischen linken Flügel sind die Gründe jener etwas auf bloß noch die entsprechenden Handgriffe und Gewehr beim fälligen Zögerung schwer zu erforschen. Von Tschernawoda Fuß einzuüben. Damit bei Linieninfanterie und Scharf bis Silistria sind nur 9 deutsche Meilen. Allerdings mag schüßen die Handgriffe möglichst gleich vorkommen , wird die Fahrstraße schlecht sein, auch werden die Türken die die erstere nach dem neuen Entwürfe las Bajonnet ab Brücken über die vielen der Donau zulaufenden kleinen nehmen , wie die Scharfschüßen. Bei ten Ladunge joll Flüsse abgebrochen haben. Bei Kusgun und Kutſchuk= Gainardschik sind vielleicht Brückenschanzen zu erobern ge= in Abweichung der bisherigen Vorschriften gleich die Kapsel aufgesezt werden. Außer den Handgrifen wurden auch wesen. Hiernächſt mußte man sich auch gegen Ausfälle der Besaßung von Raffowa schüßen. Die linke Flanke die Commandos möglichst vereinfacht und dabei soll be sonders mit dem Wörtchen Marsch" etwis sehr radikal würden die Kosacken hinreichend gedeckt haben. Ein Corps aufgeräumt worden sein . Vielleicht wurde dasei das Sprich von 30,000 Mann, wenn auch nur mit Feldgeschüßen ver wort : 99 Est modus in rebus" etwas gar zu wenig beachtet. sehen, würde aber die genannten Schwierigkeiten in 8 bis 10 Tagen wohl haben überwinden können. General Lüders Das, worüber sich die Commiſſion geeinigt ha, ist übrigens noch nicht endgültig festgesezt. Es sollen iun nach den scheint jedoch mehr als das Doppelte dieser Zeit gebraucht zu baben. Es dürften also die Gefechte , welche in der Grundsägen des Entwurfes in mehreren Cantonen ver suchsweise Uebungen stattfinden, um zu sehen, os die neuen Bestimmungen zweckmäßig und ausführbar ſúen. Erst wenn auf diese Weise Erfahrungen gewonnen sind, werden definitive Abänderungen getroffen werden. De Sicher

Gegend von Kustendſche, Karaſſu und Tschernawoda zwiſchen den Ruſſen und Türken stattgefunden haben sollen , nicht so ganz unbedeutend gewesen sein ; auch lauten die ärzt lichen Berichte über den starken Krankenbestand des rus

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fischen linken Flügels etwas bedenklich. Aber gerade dieser leştere Umstand hätte vielleicht Anlaß geben sollen , die Truppen in der Bewegung zu erhalten, was die Zahl der Kranken und Sterbenden gewiß vermindert haben würde. Die hauptsächlichsten Ursachen dieser geringen Thätigkeit des in einer Offensivbewegung begriffenen russischen Heer theils wird wohl erst die Geschichte aufzuklären vermögen. Die Blokade der Küste zwischen Varna und Odeſſa, sowie die Angriffsversuche auf die Donaumündungen und die am 22. April erfolgte Beschießung des Hafens von Odessa, haben dem russischen Feldherrn für den linken Flügel ſeines Donauheeres gewiß keine Besorgnisse eingeflößt. Es ist bekannt, daß die Räumung der kleinen Wallachei, welche bereits vor der Beſchießung Ödeſſas begonnen hatte, nicht durch äußere Umstände nöthig geworden ist. Sollte auch Desterreich ein Zurückziehen des rechten Flügels ver langt haben , so ist doch sehr zu bezweifeln , daß man russischerseits diesem Verlangen entsprochen hätte, wenn die strategischen Verhältnisse und Absichten dadurch beein= Im Gegentheil find wir der trächtigt worden wären. Meinung, daß die durch jene Räumung bewirkte Concentri rung der russischen Streitkräfte in der großen Wallachei einen offensiven Zweck hat, der sich bald deutlicher kund geben dürfte. Wären die Regeln der Kriegskunst so einfach wie die, der Fechtkunst , jo würden wir keinen Anstand nehmen zu sagen : „Feldmarschall Paskewitsch hat seinem Gegner durch die Räumung der kleinen Wallachei eine wissentliche Blöße gegeben". Aber die Kriegführung im Großen geht stets Hand in Hand mit der Politik und erhält durch diese erst ihren bestimmt formulirten Ausdruck. Nebenbei möchten wir aber denjenigen , welche in der neuen Hakenbildung des russischen rechten Flügels einen großen Fehler erblicken, zu bedenken geben, daß sie hierbei einen unrichtigen Maß stab anlegen. Die Concentrirung der Streitkräfte in dem jüdlichen Theile der großen Wallachei, mit einer auf un gefähr 40 Meilen reducirten Frontlänge , gewährt dem russischen Oberfeldherrn alle Vortheile der Bewegung auf inneren , d . h. kürzeren Linien . Dadurch ist die Mög lichkeit gegeben, dem Feinde , wenn er in der kleinen Wallachei mit starker Macht vorrücken und einen um= fassenden Angriff versuchen sollte, auf dem entscheiden den Punkte mit Ueberlegenheit entgegenzutreten und ein Corps nach dem anderen vollständig zu schlagen. Omer Pascha ist kluger Weise bis jest nicht in diese Falle gegangen , denn die in die kleine Wallachei einge rückten wenigen Truppen scheinen nur auf Beobachtung der Russen angewiesen zu sein. Der russische Oberfeld= herr hat aber durch diese Concentrirung vorläufig zwei wichtige strategische Zwecke erreicht. Eistens fann er nun zur Erzwingung des Donauüberganges bei Silistria, Turtukai und Rustschuk eine größere Truppenmasse ver wenden . Zweitens wird jede Art von Nachschub aus der Moldau und Bessarabien für jezt und fünftig wesentlich erleichtert und durch verhältnißmäßig geringere Transport kräfte bewirkt. Welchen Einfluß das leztere auf die Fort jezung der Operationen hat , wird Jeder wissen , der die Schwierigkeit der Zufuhren in den unteren Donauländern kennt. Diese Concentrirung ist aber wiederum nur durch die frühere Anhäufung ungeheuerer Vorräthe und durch

Beschaffung großartiger Transportmittel möglich geworden. Auf Seiten der russischen Gegner ist es in dieser Beziehung schlecht bestellt. Die Concentrirung einer größeren Streit masse findet nur bei Schumla ſtatt, wohin Zufuhren direct von Adrianopel und Karnabat, oder auch von Varna ge= langen können . Was sich an Unterhaltsmitteln noch in Bulgarien vorfindet , dürfte nur für die türkischen Be= sagungen der Donaufeftungen und für die schwachen Re serven in der bulgarischen Ebene ausreichen . Nun find zwar überseeische Zufuhren in die türkischen Häfen mög= lich. Aber zu ihrer Weiterschaffung in die verschiedenen und entfernteren Stellungen in und hinter dem Balkan werden die Transportkräfte kaum zu beschaffen sein. Unter so bewandten Umständen steht daher eine directe Theilnahme der türkischen Verbündeten an den Kriegs operationen auf dem Festlande nicht zu erwarten , und sie werden sich wohl auf die theilweise schon erfolgte Besetzung von Varna beschränken , vielleicht auch eine Division bis Adrianopel vorſchieben. Nach verläßlichen Berichten aus dem Lager bei Gallipoli fehlte es zu Anfang des Monats Mai noch sehr an Cavalerie und Artilleriebespannung, und es dürften noch Monate vergehen , bevor die West mächte ein operationsfähiges Corps von nur 50,000 Mann vorrücken lassen können , das aber den Balkan ge= wiß nicht überschreiten wird , um den Russen in der bul garischen Ebene entgegenzutreten. Leztere haben es daher im Laufe dieses Feldzugs voraussichtlich nur mit den Türken zu thun, welchen sie nach dem Falle von Silistria in jeder Hinsicht überlegen sind. Es fragt sich sogar, ob der Fall dieser Festung abgewartet werden müsse , che der rufftsche Oberfeldherr seine Schaaren in Bulgarien vor rücken läßt. Der Marsch über Hirsowa und Tschernawoda an den Tabanderefluß * ) ist zwar ein Umweg, würde aber wohl kein erhebliches Hinderniß darbieten , und für die Verpflegung dieser Truppen könnte bei den maſſenhaften Transportmitteln der Nuſſen inzwiſchen gesorgt worden sein. Aber ein Tadel über die etwas auffällige Einstellung der Offensivbewegung erscheint erst dann gerechtfertigt, wenn die Beweggründe unzureichend gefunden werden. Dieß veranlaßt uns zu einer anderen Betrachtung . Die Strategie sieht in ihren höheren Motiven in der engsten Wechselwirkung mit der Politik. Eine rein_mili tärische Beurtheilung der Unternehmungen und Unter= laffungen kriegführender Partheien , ohne gleichzeitige Be rücksichtigung der beiderseitigen politischen Verhältnisse und Absichten , wird daher in den meisten Fällen zu ganz un richtigen Anschauungen führen. Beispielsweiſe ſei hier nur bemerkt, daß man nach den Grundsägen der Strategie von einem Feldherrn ein entschlossenes Vorgehen fordern kann , während die maßgebende Politik ihm kategorisch ein Stillſtehen , vielleicht sogar eine scheinbare Unthätig= feit gebietet. Ein solcher Fall scheint jezt wirklich bei dem russischen Oberfeldherrn eingetreten zu ſein. Abgesehen von dem zwischen Oesterreich und Preußen abgeschlossenen Vertrage, nach welchem angeblich ein opera= tives Vorgehen der Ruffen gegen den Balkan von dieſen

*) Er entspringt öftlich von Basardschik und ergießt sich 2 Meilen unterhalb Silistria in die Donau; er hat ein theilweise sehr tief eingeschnittenes Bett.

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Mächten nicht gestattet werden soll , will uns bedünken, an der Donau einzurichten und zu befestigen , weitere insofern diese nicht von deut daß Rußland keinen Grund hat , nach schneller Entschei= Offensivoperationen aber dung des begonnenen Krieges zu streben, dagegen aber scher Seite verbeten werden - für den nächsten Feldzug wünſchen muß , die streitigen Punkte zu einer definitiven versparen, in welchem die politischen Verhältnisse für Ruß Lösung zu bringen , weil so großartige Kriegsrüstungen land sich vielleicht günstiger gestaltet haben. Das schließt nicht alle Jahrzehnte vorgenommen werden können . jedoch nicht aus , daß der rufſiſche Oberfeldherr zu einer Durch die Kriegserklärung der Pforte und der beiden Schlacht in der bulgarischen Ebene schon nach dem Falle Westmächte ist Rußland politisch in die Defensive ver= von Silistria gewiß sehr gern die Hand bieten werde; dieß segt worden. Zwar bedingt dieß nicht zugleich auch eine mag auch der Grund sein , warum die russische Reserve strategische Defensive , vielmehr dürfte ein entschiedenes cavalerie und ein größerer Theil des Kosackenheeres jest nach der Donau dirigirt wird. Aber Omer Pascha dürfte offensives Vorgehen in der Türkei, so lange Rußland noch überlegen ist , dem Zwecke am besten entsprechen. Aber kaum in Verfassung sein, sich in das freie Feld wagen zu können ; denn nach den neuesten Berichten hat er in den Desterreich, welches mit gezogenem Schwerte an der Gränze steht , würde einen solchen politischen Uebergriff deffen Stellungen bei Parawadi , Schumla und Tirnowa , d. h. auf einer Strecke von 24 deutschen Meilen , zwar 75,000 spätere Folgen sich kaum übersehen lassen - jedenfalls nicht gestatten , das beweisen die neueren und stärkeren Mann mit 120 Geschüßen, von welchen 46,000 Mann (die Mitte) bei Schumla concentrirt sind, aber es befinden Truppenaufstellungen an ſeinen füdöstlichen Gränzen. Nuß land hat aber aus einem anderen triftigen Grunde auch sich darunter viel irreguläre Truppen , und die Cavalerie keine Veraulassung, die Sachen auf die Spiße zu treiben, ist in so schlechtem Zustande, daß von den 14,000 Reitern denn sein Kampf gegen England und Frankreich ist von bei Schumla 6000 ohne Pferde sind . Der immer weiter sehr ernster Art. Erfahrungsmäßig leiden alle Coalitio= um sich greifende Aufstand in Macedonien macht eine Ver nen an dem inneren Gebrechen , daß die Coalisirten nur ſtärkung des Balkanheeres durch türkische Truppen unmög= so lange einträchtig nach dem vorgesteckten Ziele streben, lich , und die Verbündeten der Pforte , welche für ihre Artillerie und leichte Cavalerie zum Theil erst jezt die als ihre Sonderinteressen nicht dadurch beeinträchtigt werden . Pferde in — Aegypten kaufen lassen, weil in der Türkei der Nun ist aber leicht zu begreifen, daß England, Frankreich Bedarf nicht ausreichend gedeckt werden kann , find in und die Pforte eine Schwächung Rußlands zwar gemein diesem Jahre noch nicht operationsfähig , Omer Pascha sam wünschen können, nach Erreichung dieses Zieles jedoch wird sich daher auf die örtliche Vertheidigung der Balkan über die Ausbeutung der dadurch erlangten Vortheile jeden pässe beschränken müssen und dort wahrscheinlich nicht ernst falls sehr verschiedener Meinung sein werden, da Frank reichs und Englands Interessen im Mittelmeere sich feindlich angegriffen werden. Deutschlands und namentlich Desterreichs Stellung zu lich gegenüber stehen. (Das Wort , welches das mächtige Deutschland dazu sprechen würde, mag hier unberücksichtigt den kriegführenden Mächten wird durch den voraussicht= bleiben. ) lichen längeren Stillstand der großen Operationen auf Diese Verschiedenartigkeit der Interessen muß noth dem Festlande wesentlich erleichtert, sie kann daher noch Vergessen wir aber wendig Einfluß auf die kriegerischen Maßnehmungen haben länger eine abwartende bleiben. und mancherlei Colisionen erzeugen , welche lähmend auf nicht , daß durch bloßes Abwarten und Zusehen nichts die Kriegführung wirken und eine allmälige Auflösung entschieden werden kann , daß wir uns also auf ernſte der Coalition herbeiführen können. Durch kluges Ver Kämpfe vorzubereiten haben , um zur rechten Zeit und zögern der Entscheidung erndtet also Rußland alle die am rechten Orte den Willen der stärksten europäischen Vortheile, die ihm aus den Mißgriffen seiner Gegner von und noch dazu zwischen den streitenden Partheien als selbst zuwachsen , und vermeidet zugleich jede eigene Ueber Schiedsrichter stehenden Großmacht zur Geltung bringen zu können. Desterreich ist in dieser Beziehung mit gutem eilung. Könnte und wollte Rußland , unbekümmert um die Beispiele vorangegangen; es steht bereits zur Wahrung Operationen der feindlichen Flotten, mit überlegener Macht unserer wichtigsten materiellen Intereffen schlagfertig an gegen Constantinopel vordringen , so dürfte Oesterreich sich der Gränze. Hoffentlich wird man anderwärts begreifen, veranlaßt sehen , gemeinschaftliche Sache mit den West daß es sich nicht um österreichische Gränzfragen , sondern mächten zu machen. Bleibt aber Rußland an der Donau darum handelt, ob wir in den Donauländern, durch welche stehen, dann müſſen die Weſtmächte - um ihr Wort zu nebenbei auch unser orientaliſcher Handelsverkehr vermittelt -lösen sie von dort vertreiben und alle für sie damit wird , künftig zur Entrichtung hoher Zölle genöthigt und verbundene Gefahren in den Kauf nehmen , wozu sie sich vielen Plackereien unterworfen sein , oder als eine mäch schwerlich entschließen dürften. Auf andere Weise die tige Nation mit allen Nachbarn über Land und Meer Räumung der Donaufürstenthümer zu erzwingen , scheint unter den günstigsten Verhältnissen frei verkehren wollen, uns ohne Mitwirkung Oesterreichs nicht ausführbar. denn die gegenwärtige Kriegsfrage ist nichts anderes , als Nach allen Wahrscheinlichkeitsberechnungen dürfte daher eine der entscheidensten Fragen der Handelspolitik, weshalb Feldmarschall Paskewitsch in diesem Feldzuge sich begnügen, ein Zusammengehen mit England für uns Deutsche so die Festungen Silistria, Turtukai und Ruſtſchuk in seine viel heißen würde , als die Pferde hinter den Wagen Pz. Gewalt zu bringen , überhaupt eine neue Operationsbaſis ſpannen .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in DarmĦadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Samstag, Juni 1854. Mayni up day sundt 351 with hands

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LAURY

Allgemeine

Großbritannien .

Militär - Zeitung .

pelte, starke , wasserdichte Ueberspannung zum Vorschein, die so viele Luftzellen repräsentirt, als Zwischenräume vor London, 17. Mai. Zur Unterstügung hülfs handen sind , wodurch das Verfinken eines solchen Bootes bedürftiger Soldatenfrauen und Kinder ist ein unmöglich gemacht wird. Die Tragkraft und Stärke dieser Fonds von etwas über 40,000 Pfd . St. gesammelt wor= Boote soll unglaublich sein, und was die Leichtigkeit der den. Da jedoch neue Truppen nach dem Orient abgehen, Neuerung betrifft, stehen sie den alten hölzernen in Nichts so wird die Summe lange nicht ausreichen , so daß die ". nach. Wenn sie die Probe halten, wird man sich ein Ver Sammlung fortgesezt werden und wohl so lange dauern gnügen daraus machen, den alten Napier mit einhundert wird, als der Krieg selbst. Nach der Heeresordnung dürfen Stück solcher Fächer für die Hiße des bevorstehenden Waffen von 100 Gemeinen 6 heirathen (alle höheren Stellen vom tanzes zu überraschen . Unteroffizier ab bedürfen keiner Erlaubniß zum Heirathen) ; Frankreich ). jede Compagnie zählt demnach sechs Soldatenfrauen , die с nicht nur dem Regiment als privilegirte Wäscherinnen * Der # Moniteur de l'Armée" vom 16. Mai bringt die dienen , sondern außerdem Wohnung oder Quartiergeld Besoldungssäge der neuen Kaisergarde: Der erhalten. Geht ein Regiment in das Ausland, so dürfen Divisionsgenerat hat 18,750 Franken auf dem Friedens , ihm außer den Corporalsfrauen, auch sechs Frauen von 22,500 Fr. auf dem Kriegsfuß, der Brigadegeneral 12,500 Gemeinen per Compagnie folgen ; bei einer Einschiffung und 15,000 Fr , der Infanterieoberst 7975 Fr. , der Ba = nach Indien odet Australien wird die Zahl auf 12 für taillonschef 5220 Fr. , die Capitäne erster und zweiter die Compagnie erhöht. Ein Regiment jedoch, das sich Klasse 4200 und 3500 Fr. , die Lieutenante erster und zum Krieg im Auslande einschifft , darf keine einzige Sol zweiter Klasse 2930 und 2655 Fr. u. f. f. Der Sold datenfrau mitnehmen. Berechnet man die Stärke des eng der Mannschaft beträgt täglich für den Chasseur, Grenadier lischen Hülfsheeres im Orient auf 30,000 M., so sind und Voltigeur 80 E. und er steigt beim Feldwebel bis 1500 Soldatenfrauen und 2500 Soldatenkinder zurückge auf 3 Fr. 47 6. Der Solb der Cavaleristen ist nur blieben. Die mit Erlaubniß verheiratheten Soldaten bil wenig verschieden. Bei der Artillerie dagegen bewegt sich den, in Bezug auf Mannszucht und Führung , die Blüthe die Besoldung der Mannschaft zwischen 1 Fr. 16 6. und des Heeres. 5 Fr. 60 C. Die Regierung hat in Leeds Kugeln nach neuem Muster bestellt. Sie sollen zum Festungsangriff dienen. Der Militärjournalismus. London, 18. Mai. Die Admiralität ist gegenwärtig Der nachfolgende Aufsaß ist dem im Februar d. J. mit der Erprobung einer neuen Erfindung beschäftigt, die, wenn sie sich bewährt , den Manövern der Flotte in erschienenen zweiten Hefte des sechsten Bandes des Journal seichtem Fahrwasser unberechenbare Vortheile gewähren de l'Armée belge entnommen und scheint , den Chiffern muß . Ein Mr. Berthon hat nämlich Modelle von Booten nach zu urtheilen, aus der Feder des geistreichen Gente= gebaut, die 16 bis 18 Fuß weit sind , 200 Mann mit offiziers Aleris Brialmont herzurühren , dem das militā= 2 schweren Geschüßen führen , mit dieser Last nicht tiefer rische Publikum bereits mehrere ausgezeichnete Schriften als 12 Zoll in's Waffer gehen und nach dem Gebrauch verdankt. Wir glauben dem Lefer einen Dienst zu erweisen, wie ein Fächer zusammengefaltet werden, so daß sie wenig indem wir ihm die interessante Arbeit vorlegen. Wir Plaz an Bord der Kriegsschiffe einnehmen, deren jedes übersehen : leicht ein halbes Dugend dieser Boote mit sich nehmen Der Militärjournalismus ist neueren Datums und hat kann. Die Construction ist finnreich und einfach. Das beinahe den steigenden Zuwachs wie der politische Journa= Gerippe besteht nämlich aus lauter Längebalken , die an lismus gehabt. Bis zur Epoche der französischen Rev den Enden ineinander greifen . Werden diese Balkenstücke lution lag die Leitung der Angelegenheiten der Regierung ausgebreitet, so kommt in deren Zwischenräumen eine dop und der Armee allein in der Hand einer höheren Macht,

C

539 die, jeder Controlle bar, einzig und allein der Geschichte verantwortlich war. Eine hohe Geburt, die Protection eines Ministers , die Gunst eines Abbé genügten oft, um die höchsten militärischen Würden zu erlangen; das per sönliche Verdienst konnte sich nur selten und mit Bestegung tausenderlei Schwierigkeiten Geltung verschaffen. Neben einem Fabert, einem Villars , deren Genie und Muth fie erhoben hatte , erblickte man eine Menge von Marsins, Chamillards, Villerois und Soubises, die nur allein durch die Gunst des Hofes gehalten wurden . Selbst Vauban, das glänzendste Genie des Zeitalters Ludwigs XIV. , be durfte des Beistandes von Mazarin , um aus der Dunkel heit an's Licht zu treten. Damals handelte es sich nicht darum , diese Thatsachen zu besprechen und darüber zu seufzen ; der Herr hatte gesprochen, Louvois oder Madame Pompadour hatten ihr Urtheil gefällt , alles Uebrige war gleichgültig. Man ließ sich schlägen, aber das Herkommen wurde beobachtet und Niemand wagte es, sich zu beklagen. Beim Empfange des beklagenswerthen Urhebers der Nieder lage von Ramillies begnügte sich der große König , der dem Prinzen Eugen harter Weise ein Regiment verweigert hatte, minder strenge gegen den Höfling als gegen den Helden, zu sagen: "/ Mein lieber Marschall , in unserem Alter ist man nicht mehr glücklich !" Ein Mann , der bei der Favoritin und bei dem Beichtvater in Gunst gestanden, konnte kein Unrecht thun . Soubise wurde nach der schmach vollen Niederlage von Roßbach vou Ludwig XV. mit Ehren bezeugungen überhäuft; Niemand erhob dagegen seine Stimme, der Hof jauchzte ihm vielmehr zu. Erst Guibert wagte es , gegen diese Mißbräuche zu protestiren ; seine Verwegenheit wurde nicht gar zu schlecht aufgenommen, da ihm das Beispiel Friedrich des Großen zu Hülfe kam. Aber bald eröffnete sich für die Freiheit der Discussion ein weites Feld ; die so lange vernachlässigte französische Armee nahm wiederum ihren natürlichen Rang ein. Die von der Energie der Regierung und dem Enthusiasmus des Volkes getragenen Kriege der Republik veranlaßten eine Menge junger unterrichteter Leute die Laufbahn der Waffen zu erwählen. Die von ihren alten Fesseln befreite Kriegskunst schritt in dieser Epoche mächtig fort, das Kaiserreich erschien und hatte neue Fortschritte im Ge= ――― folge es war die Zeit der Kämpfe und gigantischen Arbeiten ; man handelte damals und discutirte nicht. Nachdem der Krieg beendigt , die französische Armee reducirt war und die Unthätigkeit der fieberhaften Thätig keit des Feldlebens folgte, kehrten viele Offiziere an ihren heimathlichen Heerd zurück ; viele junge verdienstvolle Männer, die in den Civilämtern mehr Anregung und Befriedigung zu finden hofften , verließen nach und nach den Weg der Schulen und der Casernen. Das geistige Niveau sank schnell herab ; Indifferenz und Eckel traten an Stelle des Enthusiasmus und der militärische Sinn war sichtlich im Verfall begriffen. Von diesem Zustande betroffen , dachten einige auserwählte Männer auf die Mittel, um der Armee ihre Wichtigkeit und ihren getrübten Glanz wieder zu verschaffen. Sie erkannten sehr bald, daß man zur Erreichung dieses Zweckes die alten Ge wohnheiten verlassen und der Aufregung des Schlachtfeldes die Liebe zur Wissenschaft und zu friedlichen Kampfen substituiren müsse. Nur auf diese Weise konnte die Armee

540 ihre Miſſion erfüllen und ibren Rang in einer Gesellschaft behaupten, bei der Alles nach Bewegung und Fortschritt drängte. Zu den zu Gunsten dieser heilsamen Reaction vorgeschlagenen Mitteln gehörte auch eins, das einestheils lebhafte Sympathieen , andererseits unbesiegbaren Wider stand hervorrief, nämlich die Herausgabe von Journalen mit der speciellen Mission , die Interessen der Armee zu vertheidigen, die Liebe zur Arbeit anzuregen und die Ent wickelung des Unterrichts bei den Truppen zu begünstigen . Das im Jahre 1825 durch die Generale Vaudoncourt, Segur und Lecouturier gegründete Journal des sciences mili taires erfaßte diese Mission trefflich und wurde daher der Gegenstand einer heftigen Polemik. Die Offiziere des alten Regime, wenigstens diejenigen, die einzig und allein dem Zufalle oder ihrer Bravour den Grad verdankten, den fie bekleideten und einige Männer neueren Datums , die aber der geänderten Zeit und Situation , keine Rechnung trugen , behaupteten, der Geist der Controverſe ſei unheil voll für die Armeen und man habe sich zu hüten , den Offizieren Gelegenheit zum Vertrautwerden mit der Feder zu verschaffen. Scheinbar sehr entscheidende Beispiele und Thatsachen mangelten ihnen zur Rechtfertigung dieser An= sichten nicht. Ihr meint" , riefen sie aus , die Armee bedarf der Journale und schriftstellender Offiziere ! Be= klagenswerther Frrthum ! Haben denn die Soldaten Cäſars, • Heinrichs IV., Karls XII. , Friedrichs und Napoleons die Feder geführt ? Wird man sich besser schlagen , wenn die Handhabung der Waffen und das Studium der Regle ments dem literarischen und wiſſenſchaftlichen Lanzenbrechen gewichen ist? wenn der Offizier aufgehört hat, Mann der That und des Krieges zu ſein und dafür Mann des Styles und des Cabinets geworden ist ? Man überlasse diesen elenden Zeitvertreib den Bürgern . Acta non verba , wie die Römer sagten , férir haut et parler bas , wie unsere Altvordern sich ausdrückten , das ist's , was sich für den wahren Militär geziemt , das Uebrige existirt nur zum Spiel für Kinder und zur Beluftigung der Priester! Reißet eine Pallisade ein , und die Stadt ist genommen ; gründet ein Journal , und der Feind dringt in den Play !" Diese, so wie ähnliche Beweisführungen wurden von den Offizieren, die eine gründliche Wiſſenſchaftlichkeit mit der Erkenntniß der Forderungen der Zeit verbanden , zu= rückgewiesen. Ihre Meinung siegte und eine dreißigjährige Erfahrung des Volkes , das am schwersten schädlichen Ein flüssen widersteht , hat den Beweis geliefert, daß sie bei dieser Discussion im Rechte waren. Da die ſo enthuſiaſtiſche, so lebhafte , ſo leicht bewegliche französische Armee die Probe des Militärjournalismus bestanden hat, da diese Armee auch heute noch von einem ausgezeichneten Geiste beseelt, zu allen großen Dingen fähig ist , so dürfte man zu der Erkenntniß gelangen, daß die kälteren und weniger leicht erregbaren Armeen der anderen Länder von einer Gehen wir gleichen Probe nichts zu fürchten haben. nicht nur ist weiter und sagen , der Militärjournalismus von Gefahren frei, er bietet ſogar entschiedene Vortheile dar , die von der Praxis längst klar dargelegt sind. Die Armee kann , wie jede menschliche Institution , sich nur erhalten , wenn sie im Fortschreiten begriffen. Wollte man fie von der bürgerlichen Gesellschaft vollständig abſondern und sie gleich den Mönchsorden durch unbeugsame Regeln

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feffeln , so würde man aus ihrem Schooße alle diejenigen verbannen, die die Arbeit, das Leben, die Bewegung lieben und somit die Elemente, welche allein fähig sind, ihr Macht und Ansehen zu verschaffen. Die Krieger Casars , Hein richs IV., Friedrichs und Napoleons hatten keine Journale und brauchten keine; im Felde bedarf der Soldat keiner Anregungen, jeder Lag bringt ihm eine neue Lehre und führt ihn einen Schritt weiter auf dem Wege zur Voll kommenheit. Aber während des Friedens , inmitten einer Gesellschaft, die ohne Rast fortschreitet und arbeitet, wird die geistige Thätigkeit zur gebieterischen Nothwendigkeit. Nach dem Kampfe muß man zu erhalten streben , man erhält aber nur, indem man fortschreitet. Da der Hori zont der bürgerlichen Gesellschaft sich fortdauernd erweitert, so würde man die Zeit und die wahren Interessen der Armee verkennen , wenn man sich in einen Kreis des Po pilius festbannen wollte. Der Offizier, der seinem Berufe genügen will , muß mehr als seine Theorie und seine Reglements kennen. Der Unterricht ist ein Bedürfniß der modernen Armeen , wie die Ritterlichkeit und die Ritter fitte ein Bedürfniß der Armeen des Mittelalters waren . Napoleon fühlte dieß so sehr , daß er seine Militärschulen die Henne mit goldenen Eiern" nannte; er wußte aus Erfahrung, daß die geistige Arbeit die Ideen erweitert und die Charaktere ſtählt. Che er der Sieger von Monte notte wurde, war er ein fleißiger Artillerieoffizier gewesen, hatte Casar, Herodot, Diodor von Sicilien, Filangieri, Smith und Guibert commentirt und mit Paoli den Grundriß einer allgemeinen Geschichte Corsicas entworfen . Die Mehrzahl seiner Generale befand sich in ähnlicher Lage ; Saint- Cyr, Foy, Dumas, Jomini, Lamarque, Pelet, Jourdan, Berthier , Rogniat , Suchet, Marmont und der Herzog von Belluno wußten die Feder eben so gut, wie das Schwert zu führen. Villars gehörte zur Äkademie der Wissenschaften, und der Sieger von Austerliß hielt es für eine Ehre , Mitglied des Instituts zu sein. Niemals beklagte er sich darüber , daß Offiziere ihre Muße den Studien widmeten, im Gegentheile, er ermuthigte sie dazu. Durch das zu Longwood am 15. April 1821 verfaßte Testament vermachte er dem Oberst Marbot, der eine sehr lebhafte Discussion mit mehreren Militärschriftstellern an geknüpft hatte, 100,000 Franken. „Ich fordere ihn auf", fagte er, die Feder zur Vertheidigung des Ruhmes der französischen Armeen und zur Verfolgung der Verläumder und Apostaten fortzuführen ." Man könnte von Napoleon fast sagen, er sei der erste Journalist seiner Zeit gewesen und habe eine ausgesprochene Vorliebe für das Pamphlet gehabt. Als Jocobiner schrieb er den Brief an Matteo Buttafuoco und le souper de Beaucaire ; als erster Consul und Kaiser ließ er selten einen Monat vorübergehen , ohne in dem Moniteur eine Lanze gegen Pitt , Castlereagh, Liverpool , Canning , die berühmtesten Staatsmänner und gewandtesten Journalisten Großbritanniens zu brechen. Dieselbe Thätigkeit, dieselbe Mannichfaltigkeit der Kennt= nisse zeichnete die Männer aus, die er zu Vorbildern erkoren. Cajar, Advocat, Tribun und berühmter Literat, schrieb nicht nur Commentare zn seinen Feldzügen , sondern auch Diatriben gegen die ersten Bürger Nome : Cicero, Pompejus und Cato den Censor. Friedrich II .

philosophe et soldat , Cultivant les beaux arts au sortir des batailles , hatte weder einen weniger umfassenden Geist, noch einen Er fertigte mit weniger erregbaren Character als er. Voltaire Satyren und Madrigale, trieb mit Clairault Geometrie, mit d'Alembert und Maupertuis Metaphysik. Man möchte daraus schließen , daß die Sieger von Pharsalus , von Leuthen und von Wagram den Militär journalismus nicht verdammt haben würden , wenn ihre Zeiten die Wiege desselben gewesen. Nichts desto weniger hat es Offiziere gegeben, die, obgleich sie keine Schlachten gewonnen, noch selbst Heere geführt, im Namen der Disci plin und der Militärinstitutionen gegen diese gefährliche Neuerung protestirt haben. Partisane des Schweigens und der Unbeweglichkeit halten sie sich im Besiz eines Arcanum , möchten die Armee mit einer chinesischen Mauer umgeben und alle Wege der Civilisation sperren. Weil sie ohne Talente reüffirt haben , erklären sie die Wissen schaften als unnöthig, und weil es ihnen, ohne sich lächer lich zu machen, unmöglich wäre , einen Artikel abzufaſſen, finden sie es ungeeignet , daß ihre Untergebenen sich einen Ruf durch Wirken auf dem Dienste fremden Gebieten erwerben. Da sie nicht mit eigenem Lichte glänzen können , möchten fie alle Anderen im Schatten ſehen und stellen als Grundsaß auf: daß der Grad und die Verwendung allein eine Unterscheidung bei dem Militär hervorrufen. Ihr Vorbild wird durch einen der Offiziere realiſirt , die mit rauher Stimme, mit brüsken Manieren , mit wetterver= branntem Gesichte nur dem Dienste und den Vergnügungen leben , deren Gespräche nur der Caserne und den Frauen gewidmet sind und die die Journale nur zum Anzünden der Pfeife oder Cigarre gebrauchen. In den Zimmern dieser Militärs findet man Rappiere , Rauchinstrumente, einige colorirte Bilder, Vögel oder einen gelehrigen Hund, aber keine Bücher. Stolz auf ihre Unwissenheit verachten sie die Männer der Studien und sehen diejenigen über die Schultern an, die die Schwäche besigen , die Feder zu führen und ihren Teint durch Nachtwächen und Arbeiten zu verderben . Ein beklagenswerther Irrthum, den ein bel gischer Schriftsteller durch folgende Apologie bezeichnet hat : „Bald nach Erfindung des Pulvers bemerkten einige Ritter hinter einem Gebüsche mit langen Arquebusen_be waffnete Männer, welche sie ruhig anschlugen. Im Ver= trauen auf ihre Rüstungen und auf die Kraft ihres Armes spöttelten diese Kriegsmänner : „Um diese Leute zu be= kämpfen, genügen unsere Diener." Aber plößlich erfolgte eine von einem Blige begleitete Detonation und das von einer unbekannten Kraft bewegte Blei der Arquebuſen schmetterte die spöttelnden Ritter in den Staub. Die Presse, die Tribüne, die Clubs find die Gebüsche, hinter denen sich unsere Feinde verbergen ; fie verachten, sie behandeln , wie Johann ohne Furcht die städtischen Milizen auf den Feldern von Othée behandelte, hieße uns der Gefahr aussehen , wie die Ritter des Mittelalters, deren Tugenden , Sorglosigkeit und hochfahrende Verach= tung wir besässen, in den Staub geworfen zu werden. Wie sie, glaubten wir uns unbesieglich , weil wir stark und tapfer find , aber auch wie sie vergäſſen wir , daß unsere * Rüstungen zwar hieb- und stichfest den Gefchoffen der neuen Feinde nicht zu widerstehen vermögen. Die

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treulose Kugel des Arquebusters , die berechnete Sprache des Advocaten, die schneidende Feder des Journalisten stehen auf gleicher Linie. Um das Wort zu bekämpfen , bedarf es des Wortes ; um die Feder zu bekämpfen bedarf es der Feder!" Der Militärjournalismus iſt demnach zur Vertheidigung der Intereffen der Armee erforderlich , wenn die Decono misten oder die enragirten Reformatoren sie angreifen ; er ist ferner nothwendig , um die Bildung in die unteren Grade zu tragen , die Studien zu begünstigen , den Sinn für geistige Arbeit zu stärken und der gesammten militä= rischen Maschine eine intelligente und sichere Leitung zu gewähren. Er liefert denjenigen , die nüßliche Jdeen vor zutragen haben , eine schleunige und bequeme Weise der Veröffentlichung , und denjenigen, die sich zu unterrichten wünschen , ein ökonomisches und leichtes Mittel stets au courant ihrer Kunst zu bleiben. Um selbstständige Werke, deren Absah natürlich ein beschränkter ist, herauszugeben, muß man einiges Glück haben , denn die Offiziere , die schreiben , haben selten und diejenigen , die nicht arbeiten, haben fast nie Bücher und bekümmern sich wenig um fie. Diese Verhältuisse machen die periodischen Schriften , in denen neue Ideen und interessante Thatsachen auf die ein fachste Weise für alle Geister und für alle Börsen mund gerecht gemacht werden , so außerordentlich nüglich. Die Sommitäten der französischen Armee erfaßten diese Vor theile , als sie im Jahre 1825 das Journal des sciences militaires gründeten. Im folgenden Jahre schufen die Generale Fririon , Haro , d'Houdetot, Lamarque , Pelet, Marbot und Valazé im Interesse der Armee ein neues Journal, den Spectateur militaire. Sie hatten zu Mitarbei= tern Chambray, Bardin, Oudinot , Preval, Bugeaud, Rumigny, Létang , Huguenin , Rogniat , Girardin und Andere, die mit derselben Auszeichnung auf den Schlacht feldern des Kaiserreiches figurirt hatten , mit der ſie jezt in den Spalten eines Journals auftraten. Troß der ge= ringen Geneigtheit der Restauration und einiger Truppen chefs hatte der Spectateur militaire einen außerodentlichen Erfolg und trug wesentlich zur Entwickelung der militä rischen Wissenschaft und Bildung bei . Neben den alten Generalen machten sich bald einige junge Offiziere bemerk lich, wie Ambert, Duvivier , Allard , Belmas , Roguet, Choumara , le Blanc, Dudinot u.. f. w. Bald darauf erwüchsen andere Publicationen gleicher Art. Wir citiren vorzugsweise das Journal des armes spéciales, das im Jahre 1834 durch den General Pairhans, den Capitän Piobert, Morin und mehrere Artiuerie- und Genieoffiziere gegründet wurde. Fast alle Staaten Europas sind diesen Beispielen ge= folgt, einige derselben wenden sogar den Militärjournalen besondere Gunstbeweise zu . In Preußen und Oesterreich werden sie von den einflußreichsten Personen unterstüßt. Die Preußische Wehrzeitung wird beispielsweise durch einen Hofrath, Vorleser des Königs, dirigirt und zählt zu ihren gewöhnlichen Redacteuren Offiziere, die dem Hofe nahe stehen. Sie wird durch die Truppencommandeure empfohlen und genießt, troß dieses Patronates einer sehr großen

Freiheit. Wir haben darin mehr als einmal Artikel ge= funden , deren kriegerische Kraftfülle (verdeur martiale) die Haare unserer Deputirten und unserer gardes civiques sträuben gemacht hätte. Dieselben Vortheile genießen einige militärische Zeitschriften in Frankreich , Deutschland, Eng land , Spanien und Holland, und bisher hat keiner dieser Staaten Grund zur Klage gehabt. Die guten Artikel find einflußreich und erzeugen eine günstige Wirkung , die schlechten schaden nur ihren Verfaſſern und den Zeitschriften, die sie aufnehmen. Die Oeffentlichkeit trägt die Correctur und Züchtigung in sich. Auf einen Verfasser, der reussirt, kommen zwanzig, welche fehlgehen ; daher reducirt sich die Zahl der Militärschriftsteller in allen Ländern auf einige specielle Personen . Es ist demnach nicht zu befürchten, daß das journalistische Fieber, wenn es sich der Armee bemächtigt, die Offiziere von ihrem Dienste und der Waffen laufbahn ablenkt. Stets wird es leichter sein, sich in der Caserne oder im Salon einen Ruf zu erwerben, als durch literarische und wiſſenſchaftliche Leistungen zu glänzen und nur wenige Offiziere werden ihren Namen durch Versuche compromittiren , deren Erfolg stets zweifelhaft ist und bei deren Verfolgung es möglich wird, daß ein General durch einen Lieutenant aus dem Sattel gehoben werden kann. Alle Wege führen , wie das Sprüchwort sagt , nicht nach Rom. Die Wahl des bequemsten wird stets die Politik der Menge bilden , das Betreten des dornigen und ruhm= vollen wird den auserwählten Geistern und Charakteren vorbehalten bleiben. (Schluß folgt.)

Literatur. Studien über Ballistik von Oberst Ludwig , Commandeur des Großherzoglich Badischen Artillerieregiments. 4. 20 S. und 20 Figurentafeln. Karlsruhe, 1853. Druck und Verlag von Friedrich Gutsch. 2/3 Thlr. In diesem Werkchen wird durch Beschreibungen und Zeich nungen dargethan, wie mittelft verschiedener, sehr wenig Raum ein nehmender Vorrichtungen, alle Schuß- und Wurfarten der Artillerie und die hierbei besonders intereffirenden Erscheinungen , sowie das Verhalten der Svißgeschosse in dem Raume eines Zimmers im verkleinerten Maßstabe gezeigt und den Unteroffizieren und fähigeren Kanonieren klar gemacht werden können. – Die Hauptvorrichtung, welche angewendet wird , besteht in dem bereits 1842 im zweiten Heft der "Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Kriegs" beschriebenen, jedoch nunmehr vervollkommneten Ludwig'schen Wurfapparat. Mittelft desselben und einiger weiteren Hülfsver richtungen , sowie in besonderer Weise construirter Geschosse , von denen hauptsächlich die Sprenggranate und die Granatkartätſche interessant find, welche wirklich zum Springen gebracht werden, kann dargestellt werden : der directe Kugelschuß , der Rollschuß, der Kartätschschuß , der Granatkartätschchuß , der Schuß und der Wurf mit der Sprenggranate , das Rotiren der kugelförmigen und der Spißprojectile , rer Einfluß des Luftwiderstands , des Bettirens, des Projectilgewichts und des Windes. Das Werkchen und die zugehörigen Maschinen dürften wohl für den Unterricht der Unteroffiziere an Artillerieſchulen zu empfehlen ſein , da bekanntlich eine lebendige Anschauung das Auffaſſen der Verhältnisse leichter macht , als die besten Erklärungen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruct.

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Dienstag , Juni 1854. Lomatalous

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MONE

2202 11 Jan Maste

Allgemeine

Militär - Beitung.

Großbritannien. London, 20. Mai. Der früher nicht bloß von der Presse, sondern auch im Parlament angeregte Plan, die jest in mehreren Händen verzettelte Leitung des Kriegswesens in einer Hand zu vereinigen, und zu diesem Ende ein ordentliches Kriegsministerium zu errichten , wird jezt von der Times in einem gewichtigen Leitartikel wieder angeregt, und soll , wie es heißt, seiner Ausführung nahe stehen. Der Verwalter desselben dürfte factisch, so lange der Krieg dauert, der eigentliche Premierminister von England sein, und die Blicke des Publikums richten sich auf Lord Pal merston, in welchem England nun einmal ob mit Recht oder Unrecht seinen ersten lebenden Staatsmann zu sehen sich gewöhnt hat. Seine Ernennung zum Staats secretär des Kriegs (jezt gibt es bloß einen „ Secretary at War" ) würde der Nation als die sicherste Bürgschaft für eine energische Kriegführung gelten. Wiederlande.

C * Der Brebaer "1 Militaire Spectator" enthält nach folgenden Artikel über das im verflossenen Jahre stattge habte Lager bei Zeist: Am 16. August 1853 waren auf der Ebene zwischen Utrecht und Amersfoort, nahe am Soesterberg, acht Ba taillone Infanterie von sieben verschiedenen Regimentern gelagert. Fünfzehn Jahre waren verflossen, seitdem unsere Armee zum lestenmale ein Lager bezogen hatte. Alle Tags- und Neuigkeitsblätter waren deßhalb auch voll von Anzeigen und Ankündigungen , die eine verlockender als die andere, und Omnibuse und Wagen kamen in Gang, um zu ge= ringen Preisen das neugierige Publikum nach der dürren Heide zu bringen, wo unsere Soldaten gelagert waren, um in der großen Schule" geübt zu werden. Mit einem Wort, die Theilnahme des niederländischen Publikums für das militärische Schauspiel, das ihm von allen Seiten angekündigt wurde, schien im Allgemeinen groß zu sein, und viele legten ihre gewöhnliche Gleichgültigkeit in allem, was militärische Angelegenheiten betraf, zeitweise ab , um den großen Manövern und Musterungen beizuwohnen,

welche unter dem persönlichen Befehl S. M. des Königs ausgeführt werden sollten. Da die meisten Lageblätter und beinahe die ganze Be= völkerung über das Lager bei Zeist ganz erfüllt waren, so mußte es natürlich vielen Offizieren befremdend sein, daß keine der beiden bestehenden Militärzeitschriften einem Gegenstand einen einzigen Artikel widmete *) , welcher viel mehr für uns , als für das nicht militärische Publikum von Wichtigkeit ist. Da feine geeignetere und geschicktere Feder als die unserige diese Pflicht auf sich nehmen wollte, so glauben wir es wagen zu dürfen , einige Betrachtungen über die Einrichtungen , die Truppen und die Beschäftigungen in dem genannten Lager niederzuschreiben . Die Einrichtung des Lagers war eben dieselbe, wie in den früheren Lagern bei Rijen und Oorschot (jedoch in kleinerem Maßstabe); nichts hatte in den 15 Jahren der Ruhe die mindeste Veränderung zu Weg bringen können, selbst nicht in Sachen, die bereits vor zwanzig Jahren verworfen worden waren; die Lagerung der Mannschaft war noch eben so schmuzig und schlecht und die unbrauch baren blechenen Feldflaschen waren wieder aus den Maga= zinen zum Vorschein gebracht und an die Mannschaften ausgegeben worden. Die Truppen empfingen bei ihrer Ankunft im Lager per Mann ein Gebund Stroh und eine Decke , welche Gegenstände am Tage ineinandergewickelt und längs der Wände der Zelte gelegt wurden. Des Nachts wurde das Stroh auseinander gebreitet und mit Hemd und Unter hosen kroch man in dasselbe hinein. Das unreine und

*) Die Red. D. " Militaire Spectator" macht hierzu folgende Anmerkung: 3m Novemberbeft unseres Blattes geschah des Lagers bei Zeist mit einigen Worten Erwähnung ; wir hatten gehofft , dadurch einen ausführlicheren Artikel und einige weitere Betrachtungen zu veranlaffen. Der Stoff war unse res Erachtens nach reichlich genug vorhanden. Man kann viel fagen, ohne Jemand zu naye zu treten ; auch gibt es Augenblicke, wo Sprechen Pflicht und Schweigen eine tadelns werthe Gleichgültigkeit an den Tag gibt." - Auch der zu Spectator" hat jezt unter Tymwegen erscheinende " Nic dem Titel; ,,Bilder aus dem Lager bei Zeift" eine ausführ= liche , humoristisch gehaltene Darstellung der Erlebniſſe und Zustände im Lager bei Zeißt gegeben. Wir hoffen aus letterer Der Uebers. Auszüge mittheilen zu können.

547 unangenehme solch einer Lagerung bedarf wohl keines Beweises , um so mehr, wenn man erfährt, daß innerhalb der ersten 14 Tage Decken und Stroh durch die anhal tenden Regen , welche fielen , tropfnaß wurden. Nach wenigen Tagen geht dergleichen Stroh in Schmuß und Fäulniß über, was für die Gesundheit des Mannes sehr nachtheilig ist. Die Kleidungsstücke, vornämlich die Mäntel und die Pantalons leiden viel wegen Mangel an gehöriger Bergung , da die meisten Leute dieselben bei sich behalten, set es , um solche als Kopfkissen zu benußen , oder sich mit denselben zuzudecken. Im September sind die Nächte bereits sehr falt und ein Gebund Stroh und eine Decke ist wenig genügend für einen guten Schuß. Um darin einige Verbesserungen einzuführen , schlagen wir Folgendes vor: Man gebe jedem Unteroffizier und jedem Soldaten einen Strohsack und eine Decke. Dieser würde wenig mehr Raum einnehmen, als das loſe Stroh und dabei den Vor theil haben , daß man solchen am Tage bequem aufstellen und sonach vor dem Regen schüßen kann , der gewöhnlich längs der Wände des Zeltes eindringt und alles durch näßt , was dagegen anliegt. Der Soldat dürfte alsdann trockener und reinlicher liegen. Könnte man vielleicht auch nicht per Compagnie ein längliches viereckiges Zelt geben, in welchem die Gewehrleisten aufgestellt und Lederzeug und Tschako's aufgehängt werden könnten ? Sicherlich würde man hiermit Raum in den Zelten der Mannschaften ge= winnen ; auch könnte der Stock, welcher an die Zeltstange befestigt ist, zum Aufhängen der Pantalons , Röcke ic. benuzt werden. Die Offiziere erhielten nur eine Decke; an Stroh war nicht zu denken , weil sie darauf kein Recht halten. Die Lieutenante waren zu zwei in einem Zelt untergebracht; gäbe man drei Offizierszelte per Compagnie , so könnte feder Offizier ein solches allein für sich erhalten, was den Sie würden dadurch selben bestimmt angenehmer wäre. mehr Raum bekommen und nicht in ihren freien Bewegungen gehindert werden , da der eine oftmals den anderen Erlaubniß zu fragen hatte , wenn er sich bewegen mußte. Weiter gebe man an die Offiziere eine eiserne Schlafstätte mit Strohsack, Kiffen und zwei Decken , so wie sie die Soldaten in der Caserne haben. Dieß dürfte ein großer Vortheil für den Offizier sein, da der Transport von den gemietheten Lagergegenständen sehr kostbar ist und beinabe die ganze Zulage verschlingt, welche der Lieutenant em= pfängt. Wir behalten uns vor , bei einer späteren Ge legenheit eine Angabe von den unumgänglich nöthigen Ausgaben eines Lieutenants, sowohl während des Marsches nach dem Lager, als während seines 30tägigen Aufent halts daselbst zu machen, woraus man entnehmen kann, wie wenig seine Zulage im Verhältniß zu den ihm ver bindlich auferlegten Ausgaben steht. Könnte das Ministe rium in Zukunft in angedeuteter Hinsicht besorgt sein , so dürfte es sich die Dankbarkeit des Lieutenants und Sol daten erwerben und beide möchten mit mehr guter Laune ihre Garnison verlassen , um in's Lager zu rücken. (Schluß folgt. )

548 Der Militärjournalismus. (Schluß. )

Belgten besaß lange Zeit kein Militärjournal und die ersten Versuche , ein solches zu schaffen , waren nicht mit Unnug wäre es , den Gründen dieſer Erfolg gekrönt. Thatsachen nachzuforschen ; es genüge zu sagen , daß die Stifter der ersten Militärjournale Gelegenheit zu der Be merkung hatten , daß die Vorurtheile gegen die schrift= stellernden Offiziere noch von einigen unserer Generale und Truppencommandeure getheilt würden. Im Jahre 1847 machte das besser inspirirte Kriegsdepartemant den Ver= such , der Armee ein specielles Organ zu widmen , eine Commission wurde gebildet , die Subscriptionen erfolgten zahlreich, das Journal sollte erscheinen, als sich eine Mei nungsverschiedenheit in Bezug auf den Inhalt der ersten eingesendeten Artikel erhob. Man discutirte lange Zeit, die Februarrevolution trat ein, die Commission wurde auf gelöst und ihr Werk blieb troß der zahlreichen Abonnenten in den Cartons . Dieser Ausgang ließ sich erwarten. Ein Militärjournal , das Bestand haben soll , muß einer ge= wissen Freiheit der Thätigkeit genießen, die mit der directen Unterstützung eines ministeriellen Departements nicht gut Alle Meinungen müssen sich in demselben verträglich ist. begegnen können und die in ihren Bewegungen ungehemmte Kritik darf sich nur Fesseln anlegen, wenn es sich um vollendete Thatsachen, wenn es sich um königliche oder Befehle der Militärbehörden handelt. Wir verlangen ent schieden , daß sich ein Journal strenge aller Auffäße ent= halte, die das Vertrauen oder die Achtung vor den Militär autoritäten schwächen könnten , aber diese Verpflichtung schließt keineswegs die Zulässigkeit aus, dasjenige zu prüfen, was sich noch im Zustande des Projectes befindet , die Frrthümer, von welcher Seite sie herrühren mögen , zu bekämpfen und die Behörden über einzelne Dinge, selbst auf die Gefahr hin, ihnen zu mißfallen, aufzuklären. In dieser Weise fassen wir den Militärjournalismus auf, in dieser Weise wird seine Aufgabe von den Redacteuren der Das im Jahre 1850 Journale des Auslandes erkannt. gegründete Journal de l'Armée belge hat diesen Weg be= Mit geringen schritten , wir wünschen ihm hierzu Glück. Hülfsmitteln und ohne Unterstüßung entscheidender Stellen hat es Resultate erzielt, die es befähigen, einen Vergleich mit den besten Zeitschriften des Auslandes nicht zu scheuen. Nur der Armee ergeben, ist es bereits mehrfach gezwungen gewesen , die Eigenliebe Einzelner zu verleßen und sich in ernste Schwierigkeiten zu verwickeln. Diese Schwierigkeiten rühren zum Theil daher, daß man in Belgien sich immer noch den Vortheilen des Militärjournalismus verschließt. Man will, sei es aus Vorurtheil, sei es aus Absicht, nicht zugeben, daß ein Journal, das keiner Parthei, keiner ein flußreichen Persönlichkeit angehört, eine nüßliche und selbst nothwendige Sache sei. Nichts ist indessen leichter, als Ein Organ , welches keine andere dieses zu beweisen. Armee verficht, ist augenscheinlich der die Interessen , als allein geeignet , unter allen Verhältnissen energisch die Vertheidigung der Militärinstitutionen zu übernehmen . Es wird auch , das einzige von allen Journalen , es wagen, gegen die öffentliche Meinung anzukämpfen , wenn diese fich zeitweise auf Jrrwegen befindet , eine Vorausſeßung,

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die gestattet ist, da wir Zeuge und Opfer solcher Ver Es gibt Zeiten , wo das Volk, diese irrungen waren. Stimme Gottes, an die tanzenden Tische, an die industriellen Armeen, an die Budgets von 25 Millionen glaubt. Aber die Rolle eines Militärjournals darf sich nicht darauf beschränken , zu solchen Zeiten die gefährlichen Irrthümer und Täuschungen zu bekämpfen , welchen zu schmeicheln die übrigen Organe der Oeffentlichkeit Interesse haben, da fie augenblicklich populär sind. Es muß die Utopien in dem Momente charakterisiren, in welchem sie an's Tages licht treten ; es mnß die feindlichen Manöver, ehe fie ge= wirkt haben, aufdecken ; es muß die Unvorsichtigen zurecht weisen , die Verläumder züchtigen, die Feinde entlarven und selbst manche Feindseligkeiten durch die einfache Drohung einer schleunigen und strengen Repreffalie verhindern. Es muß die Behörden von den wahren Intereffen der Armee unterrichten, ihnen die Aufklärungen vorlegen , die den Ermittelungen entgangen sein sollten , ihnen in kritischen Momenten zu Hülfe kommen und ihnen Elemente zur Schäzung und Würdigung sowohl der Sachen , als der Individuen verschaffen. Es ist fast unmöglich , daß die regelmäßigen Dienſt= leistungen des gewöhnlichen Friedensdienstes die Eigen schaften der Offiziere, welche nur ihnen leben , an's Licht bringen. Es bedarf weder des Genies, noch besonderer Kenntnisse , um selbst den schwierigsten Erfordernissen des Friedens zu genügen. Nur durch specielle Arbeiten können fich hervorragende Lalente und Fähigkeiten documentiren. Wenige Offiziere haben die Mittel, Werke herauszugeben, die, namentlich in Belgien, oft mit theueren Opfern ver knüpft sind ; wenige Offiziere haben andererseits die Mittel zum Ankauf solcher Werke , die nothwendigerweise einen hohen Preis besigen. Die Militärjournale beugen in glück lichster Methode dieſem doppelten Uebelſtande vor, sie bieten den Schriftstellern ein leichtes Mittel der Veröffentlichung, denjenigen, die von dem Wissen ihrer Kameraden Nußen ziehen wollen, ein billiges Mittel zur Bildung dar. Dieſe Vortheile haben in Frankreich und Deutschland eine rich tige Würdigung gefunden, während mehrere Offiziere durch Artikel in den Militärzeitschriften sich einen geehrten Namen und eine ehrenvolle Stellung zu verschaffen wußten. In Belgien sind diese Publicationen weniger günstig aufge nommen worden , es scheint jogar , daß man sie nur mit Mißgunst betrachtet. Diese von Oben stammende Kälte hat natürlicherweise auf die Zwischenstufen eingewirkt und die Entwickelung unserer periodischen Schriften gehemmt. Die Offiziere, die sie mit nüßlichen Arbeiten versehen konnten, enthielten sich ihrer Beisteuer und die übrigen beeilten sich keineswegs zu abonniren , zum Theil viel leicht , weil die Artikel nicht vollkommen das Interesse befriedigten, theils auch , weil sie ihren Chefs zu miß fallen fürchteten , wenn sie Publicationen unterstüßten, von denen sie wußten, daß sie denselben wenig angenehm waren. Es geht leider mit militärischen Werken ebenso , wie mit allen anderen Dingen ; sollen fie Erfolg haben, so muß man sie , namentlich beim Beginne, mit einigem Wohl wollen empfangen. Das einzigemal , als das Kriegs departement sich dem Unternehmen günstig zeigte, erreichte die Zahl der Abonnements auf eine Zeitschrift eine höhere Ziffer. Dieſe guten Umwandlungen waren nur von kurzer

Dauer, ein Umstand, der wahrlich zu beklagen ist. Wenn ein Journal durch der Armee ergebene Männer redigirt wird, die die Behörden achten und ehren , jede neue Idee, die sich in wohlwollender Absicht äußert , begünstigen und scrupulös in der Beobachtung der militärischen und lite rarischen Formen sind , dann sollte man glauben , es sei keine Schwäche, keine schlechte That mitzuwirken , es ſet dieß vielmehr eine ehrenwerthe Handlung , die von den Man kann es nicht Behörden ermuntert werden sollte. oft genug wiederholen, der wichtigste Punkt für eine Armee im Frieden ist , daß sie arbeite und fortschreite. Die Un thätigkeit erzeugt die Unluft und führt den Verfall der Militärinstitutionen herbei. Die Offiziere, die ihre geistigen Kräfte mit nüglichen Arbeiten kräftigen, besigen mehr Thatkraft, mehr Initiative, als diejenigen , deren Geist sich mit den Details eines maschinenmäßigen Dienstes ab müht und die in den weichen Vergnügungen des mate= riellen Lebens die zum Waffenberufe so nothwendige Energie der Seele und des Körpers einbüßen. Die Männer, des Handelns im Cabinet find fast immer die Männer des Handels auf den Schlachtfeldern . Als das von einer starken Coalition bedrohte Frank reich genöthigt wurde, nach allen Seiten Front zu machen, als es galt, im Zeitraume von wenigen Monaten Alles zu schaffen , Soldaten wie Material , da erwählte man zur Ausführung dieser wunderbaren Organiſation einen bisher wenig bekannten Mann, einen obscuren , aber un ermüdlichen Arbeiter, den das frühere Regime mißachtet hatte und den die Revolution noch als einfachen Genie= capitán fand : den berühmten und edlen Carnot. Durch ernste Studien gestählt und mit einer von den edlen Ge= fühlen und großen Ideen , welche man aus den Historikern Roms und Athens schöpft, erfüllten Seele, zeigte er sich beim Beginne des Sturmes seiner gefährlichen Mission gewachsen. Der Wohlfahrtsausschuß hatte kein thätigeres und muthigeres Mitglied als ihn. Er arbeitete 18 Stunden täglich , unterzeichnete im Durchschnitt 300 Briefe und Documente, arbeitete während er zu Mittag aß, brachte mehr Nächte in seinem Fauteuil als im Bette zu und mußte oftmals seine ernsten Beschäftigungen unterbrechen , um auf der Tribüne die heroischen Maßregeln zu vertheidigen, die er durch seine Verantwortlichkeit deckte. Das stets über seinem Haupte schwebende Schwert des Conventes ver= mehrte seine Gefahren , ohne seine Energie oder seinen Patriotismus auch nur im Geringsten zu verkümmern. Er zuerst wagte es, der unbestrittenen Gewalt von Robespierre und Saint- Just zu trozen. Troß den äußeren Schwierig keiten und des Taumels der demagogischen Leidenschaften gelang es ihm endlich, die Organisation der Militärkräfte Frankreichs zu vollenden, so daß vierzehn Armeen,_kampf=' fähig und siegesmuthig, im Stande waren, an die Gränzen zu rücken. Dann sezte er sich selbst an die Spize der Kämpfenden und schuf den Maffenkrieg , die Tirailleuran griffe, die lebhaften Bajonnetattaquen , welche die noch an die methodischen Regeln der älteren Kriegführung fich anklammernden Generale der Alliirten verwirrten und mit Niederlagen bedrohten. Bei Wattignies that er noch mehr, und rettete Frankreich. Von diesem unerwarteten Resul tate betroffen , ließ ihn der Convent unangefochten, als der Wohlfahrtsausschuß an die Rethe kam.

„Achtung

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vor diesem Manne! rief Bourdon von der Oise aus , er hat den Sieg in unseren Heeren organisirt!" Der National= stolz war diesmal stärker als der Haß und der Neid und der Henker zählte einen Kopf weniger auf der Guillotine. Das waren die Werke des vernachlässigten Geniecapi täns , der selbst in seiner Waffe zu einer Epoche , in der Frankreich Männer von Genie nicht gebrauchte, schlecht behandelt wurde. Er war damals nur eine Schreibeseele und ein armseliger Gelehrter , wie man ihn zu nennen beliebte; seine Vorgeseßten betrachteten ihn als einen tadel süchtigen und verdroffenen , wenn nicht sogar unfähigen Geist, der zur Beförderung wenig geeignet. Die Vortheile und Gunstbezeugungen wurden damals nur den schönen Salonerscheinungen , den unermüdlichen Tänzern , den schmeichelnden Höflingen und denjenigen Offizieren zu Theil, die man zu fener Zeit als die wahren mousquetaires, heute als die wahren troupiers charakterisirt , Leute , die Spieler , Renommisten, Ignoranten und Eitle sind und ihr Leben in den Caffées, den Theaters und noch anderswo verbringen. Die Mehrzahl derselben wurden Obersten und Generale, waren vorzüglich und hatten ein treffliches Renommée. Als aber die Herzöge von Braunschweig und Coburg sich in Eilmärschen mit Oesterreichern und Preußen näherten , dachte man nicht an sie , sondern erwählte den mißachteten armseligen Gelehrten , denselben, den man unge= eignet befunden hatte, irgend jemals etwas zu werden !.... Wir citiren diese Thatsache nur, um durch ein ſchlagendes Beispiel die unwiderlegbare Wahrheit zu erhärten, die die Erfahrung mehr als einmal bewiesen , die nämlich, daß der Militär, deſſen physische und moralische Energie durch geistige Arbeiten , die eben so ruhmvoll und eben so be= schwerlich, als die Arbeiten des Krieges sind, gestärkt und gestält worden, stets im Momente der Gefahr eine un endliche Ueberlegenheit über diejenigen besigen wird, welche ihre Thatkraft durch die Ruhe , ihre Intelligenz durch die Routine, ihre Energie durch Vergnügungen eingebüßt haben. „ Die Offiziere , die am meisten während des Kaiserreichs geglänzt haben“, sagt ein franzöſiſcher General, „ diejenigen , welche die schönste Stelle in der Geschichte behaupten werden , waren nicht die Haudegen , es waren die Männer, welche mit ausgedehnten Kenntnissen eine gründliche Bildung verbanden." Es wird den Männern der Studien und den Militär schriftstellern zur unvergänglichen Ehre gereichen, als Bei spiele und Beschüßer Napoleon, Saint- Chr, Haro, Oudinot, Lamarque, Foy, Rogniat, Pelet, Chambray, Vaudoncourt, Marmont, Preval , Bugeaud , Pairhans , Rumigny und andere Notabilitäten , beispielsweise nur der französischen Armee entnommen , zu haben. Die Zustimmung dieser berühmten Pathen des Militärjournalismus wird unsere Collegen für die Feindseligkeiten und Sarcasmen derjenigen entschädigen, die es lieber sehen , daß Offiziere ihre Pfeife im Billardzimmer rauchen , als daß sie Excerpte in einem Lesecabinet fertigen fie wird ihnen auch die Kraft ver= leihen, dem eifersüchtigen, versteckten und deßhalb zu fürch tenden Mißwollen gewiffer ehrsüchtiger Mittelmäßigkeiten zu troßen, die es zwar bequem finden, einen durch Kame= raden gegründeten Ruf auszubeuten, die aber nichts desto

weniger mit mißgünstigen Blicken auf Männer schauen, die den Muth haben , die Discuffion_ aufzunehmen und die Oeffentlichkeit zum Richter ihres Werthes zu machen. Man arbeitet schweigsam , unbekannt , kräftig und ent schieden , aber man erreicht keine Erfolge. Männer der Studien, es mag ein Leichtes sein , Euch zu verkleinern und herabzusehen, aber es wird ein Tag erscheinen , der Euch Eueren Rang anweiset und selbst , wenn dieser Tag ausbliebe , ſo habt Ihr eine Kraft und einen Einfluß, den Euch Niemand zu rauben vermag. Ein Mann trägt seinen Werth in sich , wenn man ihn auch nicht anzuer= kennen geneigt ist und wie es neuerdings einer der besten Historiker Belgiens aussprach : „Ein gutes Buch ist eine Macht, die keine andere Macht zu zerstören vermag. "

Literatur. Neuer Liederhain. Schule und Haus. Hofbuchhandlung.

Sammlung mehrstimmiger Lieder für gr. 8. Hannover , 1854. Hahn'sche

Es ist hinlänglich bekannt, daß unsere mittel- und füddeutſchen Soldaten ohne sonderliche Mühe oder irgendwelche_theoretische Vorbildung auf den mehrstimmigen Gesang einzuüben find. Wenn auch die kurze , vielfach in Anspruch genommene Dienstzeit den Unterricht meist auf Unteroffiziere , Stockleute , Scharfschüßen 20. beschränkt, so können doch schon auf diesem Wege manche gute Lieder in der Truppe heimisch gemacht oder darin erhalten werden. Wir sprechen natürlich nur von Volksliedern im weiteren Sinne. Die vorliegende Sammlung bietet deren auf gedrängtem Raume eine besonders gelungene Auswahl , gut gefeßt , mit gleich rein gehaltenen ächten Terten und Melodieen. Neben dem ursprüng lichen Eigenthum des Volkes finden sich die trefflichen Gefänge der Befreiungszeit , die besten der sogenannten Gesellschaftslieder und die gangbarsten Quartetten unserer neueren Componisten. Für den Militärgebrauch glauben wir die zweite , für Männerftimmen ge= feßte Abtheilung der billigen und auch äußerlich solid ausgestatteten Sammlung bestens empfehlen zu können. Wir ſeßen dabei voraus, daß die noch in Aussicht stehenden weiteren Hefte der „Jünglings und Männerlieder“ noch alle Soldatenlieder der ersten, für Knaben stimmen gefeßten , Abtheilung wiederholen , wie dieß mit einzelnen Nummern bereits im ersten Hefte geschehen ist.

Allgemeines verdeutschendes und erklärendes Fremds wörterbuch mit Bezeichnung der Aussprache und Betonung der Wörter und genauer Angabe ihrer Abstammung und Bil dung von Dr. Joh. Chrift. Aug. Heyse. Neu bearbeitet von Dr. K. W. L. Heyse, Professor an der Universität zu Berlin. Elfte durchaus verbesserte und sehr bereicherte Ausgabe. gr. 8. Hannover, 1853. Hahn'sche Hofbuchhandlung. (XVIII u. 950 S.) Ein anerkannt vortreffliches Buch , das sich unter seinen Con currenten ſchon ſo lange einer unbestrittenen Superiorität erfreut, daß es kaum noch einer besonderen Anpreisung bedarf. Eine elfte Ausgabe ist an sich schon ein mächtiger Empfehlbrief, und die vor liegende darf nach Plan und Ausführung ausgezeichnet genannt werden. Nur Eins hätten wir an ihr auszuſeßen , nämlich daß fie vielleicht zu reichhaltig, und dadurch etwas zu voluminös geworden ift. Der Druck ist sehr schön und überhaupt die Ausstattung lobenswerth.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruct .

NIGG 8. Donnerstag , Juni 1854. ‫ומרתה כולו‬ ‫בר‬ 63 was arab br mist and 116ding4

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Militär - Beitung .

Preußen.

Man schreibt der A. 3. " aus Berlin , 19. Mai : Wie es schon früher hieß, scheint man in Rußland wirk lich den feindlichen Flotten durch electrische Batterieen Vor einigen Tagen wurden mit beikommen zu wollen. derartigen Batterieen Versuche zur Sprengung von Minen auf der Hasenhaide angestellt , die günstig aus fielen. Der ehemalige preußische Ingenieurlieutenant Sie mens, der das unterirdische Telegraphensystem in Rußland herzustellen hat , machte die Versuche , denen viele hohe Offiziere beiwohnten. Die Allg. Ztg. hat vorlängst auch schon daran erinnert , daß Prof. Jacobi in Königsberg, Bruder unseres verstorbenen berühmten Mathematikers, die Sache wirklich in Vorschlag gebracht und zur Aus führung vorbereitet hat. Bei der Annäherung der Flotten würde die Füllung in's Meer versenkt und dann electrisch Um den Punkt genau zu ermitteln , wo die entzündet. Füllung liegt , gebraucht man den Kreuzungspunkt zweier gegenübergestellter Hohlspiegel. Daran wird kaum ge zweifelt werden können , daß , bei längerer Dauer des gegenwärtigen Kriegs, irgend ein vielleicht noch unbekanntes furchtbares Zerstörungsmittel zur Anwendung kommt. " Großbritannien.

London, 27. Mai. Vom Kriegsministerium ist heute die Ordre ergangen, den Stand mehrerer Regimenter auf je 12 Compagnieen zu erhöhen. Davon sind 8 Dienstcompagnieen mit dem Etat von 2 Stabsoffizieren, 8 Capitanen , 10 Lieutenanten, 6 Fähndrichen , 5 Unter offizieren des Stabs , 7 Stabssergeanten, 40 Sergeanten, 40 Corporalen, 17 Lambouren und 760 Gemeinen. Die anderen 4 find Depotcompagnieen, bestehend aus : 1 Stabs = offizier, 4 Capitänen , 4 Lieutenanten , 4 Fähndrichen, 1 Unteroffizier vom Stabe, 20 Sergeanten, 20 Corporalen, 8 Tambouren und 380 Gemeinen . Somit wird der Status der Regimenter auf 1200 Mann erhöht. Niederlande. (Schluß der Nachricht über das „Eager bei Zein".) Nun einige Worte über die Uebungen und die sonstigen Dienstverrichtungen in dem Lager.

Wir möchten wünschen , daß man in einem so kurzen Uebungslager unmittelbar mit der Linienschule begönne. Die Bataillonsschule und das sonstige Exerciren kann in jeder Garnison geübt werden ; warum denn im Lager damit die Zeit verschwenden ? Sollte man sich nicht ein paarmal in der Woche im Scheibenschießen üben können !? Der Ort ist dazu sehr geeignet und in der Nähe. In den meisten Garnisonen muß man eine, anderthalb , ja mit= unter zwei Stunden marschiren , um nur auf den Plaz des Scheibenschießens anzukommen, wodurch oftmals die Uebung selbst übereilend geschieht und diese so nüßliche nnd nothwendige Uebung mit Recht als eine ermüdende Corvée mag angesehen werden. air Die Truppen hatten im Allgemeinen ein gutes äußeres Ausschen und waren ziemlich gut geübt. Es ist auch noch zu bedauern , daß die Organisation unserer Infanterie so unvollkommen und mangelhaft ist, daß kein einziges Bataillon im Lager anwesend war, was nicht aus zwei und drei anderen Bataillonen auf die erforderliche Stärke gebracht worden war und dieß sowohl in den Cadres als in den Mannschaften. Warum (hörte ich einige Tage vorher jemand fragen) hat man nicht lieber zwei ganze Regimenter campiren lassen, anstatt acht Ba= taillone von sieben verschiedenen Regimentern ? - Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach : keines der In fanterieregimenter ist nach seiner jeßigen Zusammenseßung im Stande, in's Feld zu rücken , selbst nicht mit Einbe rufung seiner Beurlauben, weil bei den meisten derselben Mangel an Cadres herscht. Es gibt selbst ein Regiment, welches kein Depot hot. Am 16. September verließen alle Bataillone das Lager gut geübt und manverirfertig; vier Tage später jedoch war beinahe nichts mehr von den Bataillonen übrig ge = blieben, da alle die geliehenen Theile wieder an die ande ren Bataillone ihrr respectiven Regimenter zurückgegeben werden mußten und viele dieser Theile nach entfernten Garnisonen abrüčen mußten. Wo bleibt nun der Nußen von einem derarigen Lager ? Er fällt ganz in das Nichts und liefert den Jeweis, daß eine bessere, mehr entsprechende Organisation uid vor allem mehr Cadres für unsere Jn fanterie höchst nothwendig sind und daß man ohne dieß wenig Gutes in der Stunde der Gefahr von ihr erwarten fann.

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Als unsere Regimenter selbst in den lezten Jahren 1837 und 1838 aus dem Lager bei Reifen nach ihren Garnisonen zurückkehrten , blieben fie alle in ihrem nor malen Zustand , jedes Bataillon war gut organisirt und hatte nicht nöthig bei anderen Unterstüßung zu suchen. Wir wissen sehr gut, daß wir uns gegenwärtig in einer Zeit der Ruhe befinden , aber dieß nimmt nicht weg, daß die Cadres stark genug sein müssen, um den Kriegseffectiv stand aufnehmen zu können. Zu wenig Cadres find immer ein Beweis einer mangel haften Organisation. Ohne Cadres kann man keine gute Armee haben und bei dem Ausbruche eines Kriegs — wo wir die Schutterei auch noch mit Cadres versehen müssen wird man davon die bitteren Früchte pflücken . Die piemontesische Armee befand sich im Jahre 1848 in einem solchen Zustand als sie gegen Desterreich Krieg führen mußte und es ist bekannt , welche Mißgeschicke die Armee (ungeachtet ihrer Tapferkeit) erlitten hat. Und dieß war allein dem Mangel an gut geübten Cadres zu= zuschreiben. Lassen wir diese für Piemont so theuer erkaufte Lehre für uns nicht verloren gehen , damit man jezt , wo es noch Zeit ist, unsere Cadres vergrößere. Es kommt uns nicht zu, über das Exerciren und Ma növeriren zu sprechen , da dieß unter der persönlichen Lei tung des Königs geschah. Wir wollen nur erwähnen, daß die Anwesenheit deſſelben sehr günstig auf die Truppen wirkte und daß die Tage , die wir mit dem König im Lager zubrachten , zu den angenehmsten gehören. Seine Theilnahme für alles was den Soldaten betraf, die leut selige und wohlwollende Weise mit der Offiziere behandelt wurden, dieß alles mußte sehr günstig auf die Armee wirken , in der so viele gute Grundstoffe vorhanden find und die so oft ist mißmuthig geworden durch Verkennung und Benachtheiligung. Der 4. September , der Tag der Vorstellung des Prinzen von Oranien au die Armee wird für alle ein Tag dankbarer Erinnerung bleiben und die Worte, welche der König gesprochen, find mit unauslösch lichen Zügen in das Herz eines jeden dabei anwesenden. Offiziers gegraben. Möchte auch einmal der Tag an= brechen , an welchem die niederländische Armee ihrem Kö nige bezeugen können , daß Nederland und Oranien ihre unveränderliche Losung geblieben ist.

charakterisirendem Ausdruck alles Gezeichneten. Die Maß stäbe sind preußische Viertelmeilen 2500 Schritten und türkische Arschinen. Die Karte ist vor Ueberfüllung mit untergeordnetem Detail bewahrt, enthält aber dennoch die Angabe aller Thore, der hauptsächlichsten Moscheen , ein sehr versinnlichend hervortretendes Straßennes, alle Ca fernen, die wichtigeren Staatsgebäude und Militäretabliſſe ments , Fontainen und Wasserleitungen , Landungstreppen u. s. w. Die Wahrheit der Darstellung vermögen wir nicht zu beurtheilen , ihre Schönheit und Verständlichkeit aber verdient vollgültige Anerkennung; möchte es dem Verfasser doch ermöglicht gewesen sein , den Kuppen und Rücken die Höhenzahlen beizufügen. Die westliche große Stadtmauer hat dieser Karte zu folge cine Länge von etwa 6000 Schritten , vom Vorge birg der sieben Thürme, dem südlichsten Punkt der Stadt befestigung bis zum Aivan Serai am goldenen Horn. Der Kriegshafen im goldenen Horn von der Admiralität bis zum gegenüberliegenden Neuthor (Jeni- kapu) hat eine Breite von 700 Schritten , die Brücke eine Länge von 575 Schritten , die Breite des Handelshafens ist 320 Schritte ; vom Sommerharem bis zur die Breite des Bosporus Salidja Anlandetreppe in Skutari 1900 Schritte; andere Breiten des Bosporus find am Defterdar- Vorgebirge (Saliba Sultan Serai) 1700 Schritte, an den rumeliſch-anado= lischen Schlössern (wo Darius' den Bosporus überschritt) 900 Schritte , am Teufelsvorgebirg 740 Schritte u. f. w. Die größte Ausdehnung der wirklichen Stadt_iſt_von O.-N.-O. nach W.-S.-W., vom Kanonenthor am Sommer harem nach dem Vorgebirg der sieben Thürme hier zu 7000 Schritten aufgetragen. Für den Seegebrauch wäre es wünschenswerth , die entsprechenden Fadentiefen notirt zu sehen. Ein der Karte beigefügtes Gloſſarium türkischer Collectivwörter, erleichtert durch Ünterstützung des Gedächt= niffes die Auffassung der Localitäten.

Literatur.

In voriger Karte reicht die Darstellung des Bosphorus bis zum Teufelsvorgebirg (Scheitan Burun) nördlich der Schlösser (Hissari's) . Diese Karte beginnt südlich der Schlösser (Rumeli Hissari, Anadoli Hiſſari) am Arnauten dorf (Arnaut Kjöi) und reicht nördlich bis zur rumelischen Leuchtthurmburg (Rumeli Feneré Kaleffi) . Die in 4 Blättern bestehende Karte umfaßt ziemlich gleich großes Areal wie die vorige ; wir erlauben uns die Angaben der Battericen nach den Aufzeichnungen der Karte hier folgen zu laſſen :

Karten des russisch - türkischen Kriegsschauplatzes in Europa und Asien. Zweiter Artife *)

1) Karte von Constantinopel , den Vorstädten, der Umgegend und dem Bosphorus, im Auftrag Sr. Hoheit Sultan Mahmuds 11. mi dem Messtisch in 23000 aufgenommen in den Jahren 1836 1837 durch Freiherrn v. Moltke , Hauptmann vom Königl. Preuss. Generalstabe, gest. von V. Bembe . Berlin, Verlag von Simon Schropp u. Conp. 1842. 3 Thlr. Ein Blatt von ungefähr 70 Centineter Höhe und 65 Cent. Breite in fleißiger Ausführung , mit deutlichem, *) Vergl. den ersten Artikel in Nr. 40 d . A. M. 3.

Karte des nördlichen befestigten Theils des Bosphorus von den Hissaren bis zu den Leuchtthürmen am schwarzen Meere , im Auftrag Sr. Hoheit Sultan Mahmud II. mit dem Messtisch in 23 aufgenommen 1836-1837, durch Frei herrn v . Moltke , Hauptmann in Königl. Preuss. Generalstabe . Berlin , Verlag von Simon Schropp und Comp. 1846. 3 Thlr.

a) Rumelische Küste. 1 ) Rumeli-Feneri- Kalessi (kale Burg) erhöhte Batterie mit 26 Geschüßen; 2) Jechavet-Tabiassi ( tabia Batterie) mit Leuchtthurm, erhöhte Batterie mit 4 Geschüßen ;.

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3) Papas burnu Tabiassi, Caſerne und erhöhte Batterie mit 10 Geschüßen ; 4) Karybsche Kalessi , abgebrannte Caserne, etwas 1 erhöhte Batterie mit 38 Geschützen ; 5) Bujuk limani Tabiassi , meeresgleiche Batterie mit 22 Geschüßen ; 6) Dikili-tasch ; a. unterhalb Imros Kaleffi , den Ruinen eines byzantinischen Schlosses, Caserne und Meeres gleiche Batterie mit 10 Geſchüßen und 4 Mörſern; B. meeresgleiche Batterie und Caserne mit 24 Ge= schützen; 7) Selli Tabia , Caserne, meeresgleiche Batterie mit 23 Geschüßen; 8) Mezarburnu Tabiassi, neben dem österreichischen Ge sandtschaftshotel in Bujukdereh, meeresgleiche Batterie mit 10 Geschüßen; 9) Aghatsch atty (6 Bäume) , meeresgleiche Batterie mit 6 Geschüßen ; 10) Kiretsch burnu , etwas erhöhte Batterie mit 12 Ge= ſchüßen und 2 Mörsern z 11) Kjöi baschi Tabiassi , meeresgleiche Batterie mit 8 Geschützen ;

niaturpläne von Constantinopel u. f. w. dürften nur die geringe Beachtung finden, die sie verdienen. Auch darf nicht unerwähnt bleiben , daß die Schrift durch unange= nehme Kleinheit und mangelhafte Schwärze sich auszeichnet.

b) Anadolische Küste. 1) Anadoli Fener , Caserne , Leuchtthurm und etwas erhöhte Batterie mit 22 Geschüßen ; 2) Poiras Kalessi , Caſerne, erhöhte Batterie mit 39 Ge= schüßen ; 3) Fil burnu Tabiassi , erhöhte Batterie mit 14 Ge= schützen ; 4) Jaros Kalessi , Caserne und meeresgleiche Batterie mit 40 Geschüßen und 2 Mörsernz 5) Madschjar Kalessi, meeresgleiche Batterie mit 58 Ge= ſchüßen und 2 Mörsern . Fernerhin haben die Stationen der Wachtposten und die übrigen Cafernen Andeutung gefunden , auch die Höhenzahlen find theilweise eingetragen und tragen, bei der Schroffheit der Hänge, zur Versinnlichung nicht wenig bei. Auch diese Karte empfiehlt sich durch Klarheit des Ausdrucks , durch Einheit der Stimmung, welche aus der fast landschaftlichen Darstellung herausklingt. Wenn die kriegerischen Ereignisse in den Bosphorus sich eindrängen sollten , dürfte diese Karte viele Abnehmer finden , was ihrer bedeutenden Leistungsfähigkeit entsprechen würde. 3) Uebersichtskarte des türkischen Reichs Mit Benutzung von in Europa und Asien. F. v. Stülpnagel's Europa und Orient von Hrm. Berghaus . 2. Auflage. Gotha , Justus Perthes. 10 Ngr. Diese Karte in Farbendruck in kleinem Maßstab zeich= net sich vor anderen Uebersichtskarten durch keinerlei be= sondere Vorzüge aus, der Farbendruck erfüllt gerade keine besonderen Zwecke der Veranschaulichung; gewöhnliche Juluminirung der Gränzen leistet dieselben Dienste. Den Hauptstädten find die Bevölkerungszahlen beigeschrieben. In dem europäischen Theile der Karte, in Transkaukasien und zwischen mehreren Hafenstädten sind die Entfernungen in Meilen beigeschrieben. Drei kleine Randbildchen, Mi

4) Karte des Kriegsschauplatzes der curo päischen und asiatischen Türkei samnit den angränzenden Ländern. Nach der rus sischen Generalstabskarte in 4 Blättern und anderen vorzüglichen Quellen entworfen und gezeichnet von M. A. Schmidt. Dritte verbesserte Auflage. Ver lag und Eigenthum von F. Paterno in Wien. Druck von J. Rauh. Vervielfältigung ausschliesslich vor behalten . 10 Ngr. Die ersten Auflagen sind uns nicht zu Gesicht gekom= men , deßhalb können wir über Art der Verbesserung uns kein Urtheil erlauben. Ohne angegebenen Maßstab und geographiſche Linien enthält die Kärte, von 63 Centimeter Breite und 27 Centimeter Höhe, eine Uebersicht über die Länder östlich des Meridians von Wien bis zum Meridian von Derbend am kaspischen Meere, sowie südlich des Breitegrades von Wien bis zum Breitegrad des Golfes von Volo, jonach die europäische Türkei, einschließlich der Donaufürstenthümer und Serbiens , ferner Südungarn, das gesammte Littorale des schwarzen und aſow'schen Mee res , Cis- und Transkaukasien und die nördliche Halb scheid von Kleinaften . Zur ungefähren Orientirung, zum Ueberblick der Ortslagen befißt die Karte die Vorzüge einer großen, ansprechenden Schrift, so wie der Vermei dung verwirrenden Details. Gutes weißes Papier und tiefe Schwärze der Namen dienen ferner zur Empfehlung, die Andeutung von Schlachtfeldern mit den Jahreszahlen ist höchst unvollständig ; wenn die Karte nur Uebersichts karte sein soll, vermag fie gute Dienste zu leisten. 5) Europäische Türkei und Griechenland von L. Huber. Nürnberg, 1853. Verlag von S. Beyerlein. 48 kr. rhein. Bei 55 Centimeter Höhe und 50 Centimeter Breite enthält die Karte noch 3 Cartons (die Dardanellen, Moldau und Bosporus) ; bei kleinerem Umfang , aber größerem Maßstab als die vorige , ist die Karte von wenig ein ladender Physiognomik. Auch abgesehen von der minderen Weiße wird es dem sehr kleinen Druck, dem Gewimmel der Namen kaum gelingen , zu längerer Betrachtung und Vergleichung aufzufordern , troßdem die Terrainzeichnung nicht ohne Sorgfalt , das Straßennez ziemlich vollständig, mit Unterscheidung von Post , Caravanen- und Land straßen eingetragen ist. Das Mißverhältniß des engen = Rahmens mit dem stroßenden Detail ist, was den Ge brauch der Karte verleiden wird. 6) Das schwarze Meer nebst Kriegsschauplatz in der europäischen und asiatischen Türkei von F. Handtke . Druck und Verlag von C. Flem ming in Glogau. 10 Ngr. In der Breite reicht diese sauber ausgeführte Karte vom Meridian von Widdin bis zu dem vom Kasbek, in der Höhe vom Paralell von Taganrog bis zu dem von Kreta ; von Anadoli ist nur das westliche und nördliche

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Littorale und das türkische Armenien eingetragen, den übrigen Raum bedecken 2 Cartons , der Bosporus und die Dardanellen, beide mit Angabe der Seetiefen in Metern (diese Angaben in ziemlich beträchtlicher Zahl) mit Auf tragung der Ankerpläge, Batterieen und Leuchtthürme. Ein dritter Carton (die Häfen von Sebastopol in 200000) befindet sich in der Nordostecke. Das Terrain ist dem

Für den möglichen Fall also , daß Karten dieser Teri torien ein beträchtliches Interesse gewinnen können, würde auch die vorliegende reichhaltige , gut ausgestattete Karte Nachfrage finden und verdienen. Sie reicht vom Breite= grad der Halbinsel Taman, bis zum Wan - See und um faßt den Kaukasus in seiner Ausdehnung, sowie auch das Paschalyk Erzerum. Die politschen , stipulirten oder ein= gebildeten Gränzen der russischen Befizungen sind von den nur beschüßten oder ganz unabhängigen Territorien durch Farbe unterschieden; Zahlen , deren Erklärung am Rande sich vorfinden , beziehen sich auf die Verwaltungs- , Gau und Claneintheilung. Ohne unleserlich und überladen zu sein , tritt übrigens das Detail dennoch nicht mit der Schärfe und charakteristischen Deutlichkeit hervor, welche die Verwendbarkeit so sehr erleichtert, und vom äußeren wie vom inneren Auge gleich wohlgefällig wahrgenommen wird.

Maßstab entsprechend angedeutet; alles Uebrige mit Sorg falt cingetragen. Sollte es im schwarzen Meere zu ent= scheidenden Ereignissen kommen , wenn die russische Flotte ihren freiwilligen Hausarrest aufzugeben Befehl erhalten wird, so bietet die Karte für Orientirungen genügende Deutlichkeit , ebenso für den Ueberblick eines doch voraus zusehenden Zusammenwirkens von Flotten und Landheeren, eine angemessene Ausdehnung.

7) Karte vom Kaukasus nach der russischen Gene ralstabskarte in 4 Bl. und anderen guten Materia lien entworfen und gezeichnet von F. Handtke. Lithographie , Druck und Verlag von C. Flemming in Glogau . 10 Ngr. Zeitungsschreiber in russischem Interesse oder Sold stellen es als eine Lächerlichkeit dar , daß den Ruſſen von Schamyl und den Muriden eine bedeutende Verlegenheit bereitet werden könnte und glauben mit Anführung der geographischen Wahrheit, daß Lesahistan weit vom schwarzen Meere ist , dem Born der Voraussicht auf den Grund ge= gangen zu sein. Wie nun, wenn Schamyl mit den Tschet schenzen die grusiniſche Militärſtraße von Often, die Adighe, Abchasen, Offseten, Swaneten und wie die Völkerschaften alle heißen , dieselbe von Westen bedrohten oder besezten und damit der transkaukasische Verkehr rein an die Küsten straße am kaspischen Meere gewiesen wäre und auch die Kasikumyken ihrer früheren Unabhängigkeit wieder gedenk werden wollten ? Die russische Unterhandlungskunst, die Labamärkte , die Uncinigkeit der Stämme unter sich , wohl auch der Mangel an Kriegsbedarf und eine theilweise Hoffnungslosigkeit größerer Erfolge hatten seither die trauskubanischen Tscherkessen in Ruhe erhalten ; was vor nicht allzu langer Zeit von ihnen nicht gehofft werden fonnte , cine mächtige Flotte in unmittelbarer Nähe , von welcher Kriegsgeräthe aller Art , umsonst oder auf lange Sicht zu erhalten find , die Küstenforis von den Russen geräumt , einige fanatische Fermans vom Großherrn , und man soll glauben , daß Schamyl auf die Kabarda oder die kumykischen Vesten sich beschränken würde ? Dieß erscheint sehr unwahrscheinlich. Obschon die Russen selbst im schlimm= sten Falle sehr bedeutende Territorialverluste in jenen Ge genden kaum zu beklagen haben werden , da die Gebirgs = bewohner ihnen höchstens einige Forts zu zerstören oder die grusinische Straße verlegen können, so sind sie dadurch möglicherweise verhindert , ihre Streitkräfte in ausgedehn ter Weise in Kleinasien zu verwenden und genöthigt , alle Zufuhren auf großen Umwegen durch Convois von zahl reicher Bedeckung sich zu verschaffen.

8) Häfen von Ssewastopol , nach russischen Ori ginalaufnahmen reducirt. Berlin, Verlag von Simon Schropp und Comp. 1854. 5 Ngr. Nach vorliegendem Situationsplan liegt Sebastopol an der Nordküste einer Halbinsel , die sich von Norden nach Süden in einer Breite von 12 und von Osten nach Westen in einer Länge von 2 deutschen Meilen erstreckt. Die Stadt selbst liegt am westlichen , Schiffervorstadt, Docks , Spital und Artilleriepark am östlichen Gestade einer kleinen durchschnittlich 4 bis 500 Schritte breiten, dabei 3000 Schritte langen Bucht, die achte der von Westen nach Osten gezählten zahlreich und tief einschnei denden Buchten der Nordküste. Diese Bucht , die Süd liche genannt, ist selbst wieder Arm oder Theil einer 8000 Schritte langen , durchschnittlich 1500 bis 2000 Schritte breiten größeren Bucht , welche die Nordküste der erwähn = ten Halbinsel von der Südküste des übrigen Geländes scheidet. Am Eintritt ins Meer ist das Nordgestade dieser Bucht von einer Batterie und einem erhöhten Fort ver theidigt, während die Küste , woran Sebastopol liegt , mit 2 Forts und Batterien versehen ist. In letterer Zeit gaben verschiedene Blätter Details Wir erwähnen deß über diesen befestigten Hafenplay. halb hier nur noch , den Situationsplan betreffend , daß in Schritten , deutschen Meilen und der Maßstab Wersten aufgetragen ist. Das Garquis ist gerade nicht schön; in derben Strichen entworfen und ohne Höhenzahlen , er= mangelt es aber dennoch der Deutlichkeit nicht , um bei vor kommenden Ereignissen daselbst sich orientiren zu können . Soviel geht daraus hervor, daß wenn es den Aliirten ge= fallen sollte , etwa bei Balaklawa mit genügender Mann schaft und Artillerie an's Land zu steigen und südwärts oder südöstlich der Vorstadt die Höhen zu beseßen , die Einnahme der Stadt weniger Schwierigkeiten bieten dürfte, als von der scheerenartig umfaßten Seeſeite her. Doch möchte der Plan, gerade in Bezug auf etwaige Landwerke, vielleicht nichts weniger als vollſtändig ſein.

Reviziri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Samstag , Juni 1854.

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Militär - Zeitung .

Frankreich. Paris , 3. Juni. Ein Decret vom 9. Mai verfügt die Reorganisation der Armee von Paris unter dem Oberbefehl des Marschall Magnan , mit der Beftim mung, daß dieselbe hinfort aus 2 Infanterie- und 1 Ca valeriedivision bestehen solle. Ein weiteres Decret bestimmt das Nähere über die Organisation des Nord- und Südlagers. Den Oberbefehl über das erstere führt der Kaiser persönlich. Sein Generalstabschef ist der Divisions general Rolin. Das erste Armeecorps commandirt der Divisionsgeneral Baraguey d'Hilliers , das zweite General Guesviller, und das dritte General Carrelet. Den Ober befehl über das Südlager führt General d'Hautpoul, dessen Generalstabschef Brigadegeneral Carbuccia ist. Mehrere Regimenter, welche das Nordlager zu beziehen haben, sind bereits in Vimereur, bei Boulogne, eingetroffen ; fie sollen zum Bau der Lagerhütten verwendet werden.

über den electromagnetischen Telegraphen zwischen hier und Kronstadt veröffentlicht. Auf dieser Linie find zwei Leitungsdrähte eingerichtet ; der eine geht vom Kaiser lichen Winterpalast durch Alerandria, der andere von der Admiralität in Petersburg geradeaus nach Kronstadt. Der erste Draht ist ausschließlich zu Depeschen an den Kaiser bestimmt , der zweite zunächst zu Berichten aller Departe mente und der Canzlei des Marineministeriums an den Hauptcommandirenden in Kronstadt und umgekehrt , dann aber zu Börsen- und Privatdepeschen. Jene offiziellen Depeschen haben vor den Privaten stets den Vorrang. Depeschen politischen Inhalts (von Privaten ausgehend) werden in befördert. - Auch die telegra= keinem Falle Falle befördert. werden in keinem Phische Verbindung zwischen hier und Warschau ist vollendet und das betreffende Reglement bereits am 27. April vom Kaiser sanctionirt worden. Spanien.

Großbritannien.

London, 27. Mai. Ein Provinzialblatt , der „ Elgin Courier" , enthält die Notiz , daß ein Handwerker eine merkwürdige Zerstörungsmaschine erfunden habe, und vom Zeugamt aufgefordert worden sei , sie in Woolwich probiren zu lassen. Der Erfinder nennt sein Instrument 99 the Longitudinal Projectile" . Es ist 4 Fuß lang, fann aus einer Kanone geschoffen werden , und schlägt mit Sicherheit auf einer Entfernung von über einer deutschen Meile ein. Oder es kann aus einer Kanone auch so ab geschossen werden , daß sich die Maffe , wie sie aus dem Rohre fliegt, sofort regenschirmartig entfaltet und Alles, was in ihrem Bereiche liegt, vernichtet. Die Gewalt der Füllung soll so groß sein , daß ihr kein Schiff widerstehen kann , und mit 2 bis 3′ Schüssen glaubt der Erfinder ganze Colonnen von Truppen niederschmettern zu können. Wir müssen uns übrigens gefaßt machen, jest in jeder Woche von neuen ähnlichen Erfindungen zu hören , und man wird wohl thun, den Beschreibungen derselben kein übergroßes Gewicht beizulegen , so lange man nicht über ihren Werth specielle Bürgschaften hat.

(3) Dem Kriegsministerium ist ein Supplementar= credit von einer Million Realen auf sein Budget von diesem Jahre bewilligt worden , um die Reparaturarbeiten und den Wiederaufbau der Befestigungswerke des Plages Cadiz, welche man begonnen , mit größerer Thätigkeit betreiben zu können. - Zu Anfang vergangenen Monats hat man im Alcazar von Toledo die Bauarbeiten in An griff genommen , um dieses alt ehrwürdige Gebäude für die Aufnahme eines von dem Generaldirector der Infanterie, dem General Cordova, projectirten Instituts , einer Bil dungsanstalt für Offiziers - Söhne und Töchter seiner Waffe", wohnlich herzurichten. Wie man vernimmt, hat der betreffende Vorschlag des Generals, der im Wesent= lichen dahin geht , durch freiwillige, jährliche , bis zu einem Procent des Gehalts der Offiziere gehende Beiträge derselben die Mittel zur Errichtung und zum Bestand dieses Instituts zu gründen, auf geschehene Aufforderung *) einen solchen Anklang gefunden, daß der General binnen Kurzem die Statuten dieser durch Vereinigung gegründeten Anstalt behufs königl. Genehmigung und definitiver Installation eingeben wird. Die Zahl der bis zur Mitte des Monats

Rußland. St. Petersburg, 27. Mai. Heute wird das vom Kaiser im Laufe des vorigen Monats bestätigte Reglement

*) Die Revista militar vom 25. December brachte das deß fallfige Circular des Generals Cordova.

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Mai beigetretenen Offiziere aller Corps der Infanterie betrug bereits 4045.

manität und humanen Patriotismus angezogenen Verzagt= heit und Muthlosigkeit, deren traurige Folgen so manchen fest beschüßt und beschirmt geglaubten Thron , da einen dem Umsturz nahe , dort sogar einen von Citadellen um= gebenen, wirklich zum Umsturz gebracht haben. Die in Sicilien und hauptsächlich die unter General Filangieri stehenden Truppen haben in den verhängniß vollen Jahren mit Tüchtigkeit und Tapferkeit, fortdauern = den geschichtlichen Ruhmes würdig , sich geschlagen und ―――― gehalten. Welche politische Stimmung im Neapolitanischen außer dem Deutschenhaß die vorherrschende ist, dürfte schwer zu bestimmen sein; denn fast gleichmäßig durchzieht das Land. einmal die Mazzinistische republikanische Propaganda, dann die durch Sardinien getragene Idee der Einheit Italiens unter Victor Emanuel, des Rächers, constitutioneller Herr schaft , wie auch endlich die allenthalben noch zungelnde oder künstlich wieder wachgerufene Erinnerung an König Joachim, von dessen Erscheinung noch jest mancher alte Mann mit Begeisterung spricht. Es ist eigenthümlich, daß , während man in Nom unter der Bevölkerung , in und über der sich seit 4 Jahren die Franzosen bewegen, gar kein Französisch hört , man in Neapel allenthalben mit der französischen Sprache ausreicht , ja sogar jeder Neapolitaner beslissen scheint, geradbrechtes Französisch dem Fremden zu octroyiren. Der Neapolitaner zeigt gerne und mit innigem Stolze , was unter französischer Herrschaft zur Verschönerung seiner Stadt, zur Erleichterung des Verkehrs geschehen ist , und liebt es zu erzählen , welche Pracht Kaiser Napoleon's I. verwandte Könige dort ent wickelt haben, und welche Macht und Selbstständigkeit die Regierung gegenüber einem Uebergriff lustigen und über müthigen Klerus's ausgeübt hat. -

Kirchenstaat.

: Rom, 28. Mai. Man spricht hier davon, daß der Kriegsminister die Absicht habe, im Pallast Cenci ein Militär- Collegium einzurichten; es soll für die drei Waffen Infanterie, Cavalerie und Artillerie bestimmt sein. Dreißig Zöglinge , von denen jeder wenigstens 17 Jahre alt sein muß, will man in dasselbe mit einer Pension zu laffen ; nach Verlauf von vier Jahren sollen diese als dann als Unterlieutenante in die Truppen eintreten . Wenn man indessen weiß, wie es hier mit allen derartigen Ein richtungen geht, so fragt es sich sehr, ob diese an und für sich gute Sache in der That in's Leben treten wird .

Aus den Reisebriefen von Cit.

II. *) Die Armee des Königs von Neapel besteht aus zwei, innen und außen scharf von einander sich unterscheidenden Truppentheilen. Der kleinere, aus 4 Infanterieregimen tern und einem Jägerbataillon , dem 13., der sogenannten Schweizerdivision bestehend , ist hauptsächlich nach eigenen Traktaten mit einzelnen Kantonen aus Schweizern, übrigens aus allen außeritalienischen Völkern, unter denen seit 1848 und 1849 Deutsche in sehr großer Zahl , geworben ; der größere Theil wird aus den Königreichen Neapel und Si cilien conscribirt und ergänzt gegenwärtig das Heer auf einen Stand von 100-120,000 Mann. Alle die revolutionären Bewegungen , welche in den lezten Jahren wiederbolt Italien , Neapel und besonders Sicilien durchzogen, die vulkangleich noch immer rauchen, und und den den Boden, auf dem dem man man steht, hizen und und unsicher machen, haben die angegebene Stärke der neapolitaniſchen Armee nothwendig gemacht , und erhalten dieselbe fast immer auch in derselben präsent. Wenn gleich im Jahre 1848 die Revolution in Neapel selbst erst durch die Schweizer besiegt werden konnte, und auch die Leistungen der neapolitanischen Armee in dem nicht sehr glorreichen Zuge gegen die römische Republik, im darauf folgenden Jahre , der Art waren , daß sie viel von dem Nimbus verloren , den ihr bislang anerkannt schönes und militärisches Aeußere über dieselbe verbreitet hatte, so dürfte doch weniger die Armee im Ganzen einer Schwäche oder Feigheit anzuklagen sein, als vielmehr nach allen gemachten Erfahrungen und eingezogenen Erkundi gungen die Schuld der Erfolglosigkeit der Bemühungen der Soldaten mehr in unkluger, nicht guter Anwendung und Verwendung ihrer Kräfte, sowie in untüchtiger, nicht vor und umsichtiger Führung zu suchen und auch zu finden sein dürfte , vielleicht auch manchmal , besonders in Neapel selbst, in einer mit dem Kleide patriotischer Hu *) Vergl. den ersten Artikel in Nr. 42 - 45 d . A. M.-Z. von diesem Jahre.

In der Bevölkerung ist König Ferdinand , der, haupt sächlich seiner Familie lebend, sich nur den Truppen zeigt, wenig beliebt , wenn gleich zum größten Theile diese Ab neigung mehr der aus deutschem Hause abstammenden Königin , der Tochter des Helden Erzherzogs Karl von Desterreich gilt. Ob , oder überhaupt wie sehr übrigens in die Reihen des aus Eingeborenen gebildeten Heertheiles des König reichs eine Sympathie für das jezige Frankreich oder einen allenfallsigen Murat'schen Prätendenten eingedrungen, läßt sich für den Fremden , da die Offiziere außer Dienst in Civilkleidern allenthalben erscheinen, daher nicht zu erkennen sind , kaum vermuthen. Das Auge bleibt vorerst mit Vergnügen an der großen Propretät der Truppen im Allgemeinen haften, obgleich ihr Anzug noch vollkommen von dem neuer Zeit allen: = halben in Anwendung gebrachten Waffenrocke, und oen mit demselben in Verbindung stehenden Bekleidungs- und Armirungssystemen Ideen und Idealen abweicht. Die Uniform ist bei der Infanterie noch ganz nach dem alt= französischen, vor 15 Jahren als höchst elegant anerkannten Schnitte: lange, dunkelblaue , roth ausgeschlagene Fracks, rothe Beinkleider, dann über der Brust gekreuztes Leder werk; auch die Garden haben hoch den reich mit weißen oder gelben (bei Offizieren filbernen oder goldenen) Treffen besezten Rock.

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Die Mannschaft trägt von Wolle gefertigte, die Offiziere aber goldene oder silberne Franzenepauletten und den in allen größeren italienischen Armeen, die toskanische ausgenommen, noch eingeführten Ringkragen als Dienstzeichen. Als Kopf bedeckung dient der Tschako. Das Steinschloßgewehr ist im Verschwinden; bei den Garden ist es bereits ganz durch das Percussionsgewehr erſeßt. Die Eintheilung der Bataillone ist ganz nach fran zösischer Art mit den Elitencompagnieen an den Flügeln. Die Mannschaften sind im Durchschnitte schöne, schlanke, kräftige, leicht und gewandt sich bewegende frische Bursche, welche alle Evolutionen mit Präcision und sicherer Hal tung ausführen und bei jeder Gelegenheit viele Uebung und Vertrautheit mit ihren Waffen an den Tag legen. Die Casernen an allen strategisch wichtigen , zur Be herrschung der Stadt und des Hafens in der Hauptstadt Neapel , in den Castellen und kleineren Forts vertheilt, find räumig und gut gehalten. Die Schlafstellen sind alle von Eisen und ist die Verpflegung der Mannschaft be= sonders im Gegenhalt zur Nüchternheit des Südländers eine opulente zu nennen. Die Gardeabtheilungen der Infanterie , Marine und Jäger haben außer der Auszeichnung ihrer reicheren Uni formirung und der Ehre allenthalben im Wechsel mit den Schweizern die königlichen Palläste und Schlösser be wachen zu dürfen, keine materiellen Vortheile, d. h. höhere Löhnungsbezüge als die Linic. Die Besoldungen der Offi ziere sind im Verhältniß zum Preise der Lebensmittel und überhaupt der Bestreitung der Lebsucht und Bedürfnisse des Einzelnen sogar besser zu nennen, als die der meisten deutschen Armeen. Die Reiterei: - Husaren, welche als Garde fungiren, Ulanen , Dragoner , Karabiniere und Jäger zu Pferde im Ganzen 9 Regimenter ist vortrefflich , fast durch= gehends mit inländischen Pferden und lauter Hengsten beritten, deren Mehrzahl Rappen sind. Sie remontirt sich hauptsächlich aus den Provinzen Neapel , Calabrien und den Abruzzen , nur zu sehr kleinem Theile aus dem Römischen. Ihre Uniformirung ist schön und den Waffen gattungen entsprechend ; auch ist die Armirung des Mannes wie des Pferdes zweckmäßig und im guten Stande. Für schlechtes Wetter trägt die Cavalerie weiße, weite , radge schnittene Mäntel.

tanzt, gleichsam fie so in seine Genossenschaft ziehend. Man wird keinen einzigen Droschkenkutscher sehen, der nicht nach jeder seiner sehr raschen Fahrten mit seinem eigenen Taschentuch wenigstens den Kopf und den Hals seines Thieres von Schweiß und Staub reinigt und ihm einige freundliche Worte der Begütigung oder Ermuthigung zuflüstert. Durch diesen vielen Umgang des Thieres mit den Menschen mag es daher auch kommen, daß die Pferde alle hinwieder selbst so zahm und vertraut sind , daß sie in den Ställen der Cavalerie, ohne auch nur durch Latter bäume von einander getrennt zu sein , und obgleich sehr eng aneinander, doch ruhig und ohne daß irgend eine Unordnung oder ein Unglück vorkäme, gestellt sein können. Die Cavalerie ist im Allgemeinen beweglich, wenn

Der Neapolitaner gibt sich schon von frühester Kind heit an mit Pferden, oder doch wenigstens mit zum Zuge oder zum Reiten bestimmten Vierfüßlern ab , und benüßt fie nicht bloß zu jeder Fortschaffung seiner Feld- und Gartenerzeugnisse , sowie alles dessen, was er verkauft, sondern auch stets als Transportmittel seiner selbst und seiner Angehörigen und jedes , der ihm ein paar Gran Trinkgeld gibt. Es ist daher begreiflich , daß bei dem ungeheueren Nußen , den das schaffende Pferd einbringt, wie bei dem großen Stück Geld , welches im Verkauf an die Armee das Thier dem Einzelnen , dem ganzen Haus halt , sowie der Familie schafft und einträgt , stets dem= selben eine große Pflege und Sorgfamkeit geschenkt wird, die um so begreiflicher ist , als der Südländer überhaupt eine sehr große Vorliebe für alle Thiere hat, sich mit ihnen unterhält, ihnen vorsingt , ja sogar sie singend um

gleich das Reiten der Einzelnen schließen läßt , daß der Reitunterricht durchaus , wie es auch an den einzelnen öffentlichen Reitplägen ſattsam zu sehen, etwas läſſig und oberflächlich betrieben wird. Die nach französischem Systeme eingerichtete Artillerie ist in zwei Regimenter (1. König, 2. Königin) eingetheilt, aus denen sowohl die Batterieen für das Feldgeschüß als auch die Bedienungsmannschaften für den Festungsbedarf gezogen werden . Das Geſchüß, wie die sehr kräftigen und schönen Pferde , welche lettere größtentheils aus dem Rő mischen gekauft werden, Geschirr und Art der Bespannung sind in vorzüglichem Zustande, und werden auch die Erer= citien mit vieler Präcision ausgeführt. - Außer fahrender und reitender Artillerie (1 Compagnie - den Garden zu getheilt) hat Neapel auch noch Bergartillerie, die entweder zum Fahren auf kleinen Laffeten von Maulthieren ge= zogen , oder zerlegt , von Maulthieren getragen wird ; eine derartige complette Batterie mit Munition ir. bedarf 120 Maulthiere. Die technischen Truppen , sogar die Pompiers find, wie auch der Train der Armee , welcher alle Fuhren mit Maulthieren besorgt , in Bataillone formirt, und lezterer von selten gefundener Propretät. Marine, Genie und Generalstab sind sehr zahlreich in den Ranglisten der Armee vertreten , ob aber diese Corps das leisten , was von ihnen mit allem Rechte gefordert werden kann und muß, dürfte wohl nach so manchem Ge hörten in Zweifel gezogen werden. Der Südländer im Allgemeiuen ist , wie in seiner Nahrung, auch in seinem Wissen genügsam. Wie er nicht nöthig hat , seine Nah rungsmittel anderwärts als auf eigenem Boden zu suchen, -der ihm alle Bedürfuiffe reichlich liefert — so strebt sein Geist auch nicht viel über die Gränzen seines Landes hinaus. Selbst unter den Reichsten findet man Wenige, welche große Reisen gemacht hätten , und ebenso Wenige in den höheren Ständen , deren Wissen weit über den ge= wöhnlichen Schulunterricht oder die Bedürfnisse und An sprüche der einfachsten und oberflächlichsten Salonconver= sation hinausreichte. Die sogenannten wissenschaftlich Gebildeten , ja die Professoren ersehen ihren Mangel an Kenntnissen und positivem Wissen durch einen ungeheueren, den Leser wie den Hörenden ermüdenden Schwall von Worten und Phrasen , deren Inhalt im besten Falle ein compilatorisches Conglomerat schlecht verdauter Lecture und wenig begriffener Studien ist. Die technischen Corps von

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Neapel sind , abgerechnet die anderen richtig abgelernten Kunst- und Handgriffe ohne große Bedeutung . ( Schluß folgt. )

In dieser Zeit des Drängens und Treibens nach ver besserten Handfeuerwaffen , denen man ohne empfindliche. Nachtheile sich auch nicht mehr zu entziehen vermag , weil eine veränderte Taktik damit in nothwendigen Zusammen= hang getreten ist, in dieser Zeit des technischen Fortschritts und der Erfindungen ist es dem Infanterieoffizier , der auf der Höhe der Infanteriewissenschaft sich zu erhalten wünscht , dringend geboten , den neuen Handfeuerwaffen seine Aufmerksamkeit zu schenken, namentlich wenn zwingende Gründe seither nicht nöthigten , das Studium der Hand waffen wiederum vorzunehmen und zu ergänzen, wie solches Nicht Alle hatten Zeit doch bei Vielen der Fall war. und Gelegenheit, über gezogene Gewehre mit und ohne Stift sich das Erforderliche aus Brochüren und Zeit schriften zu entnehmen, der Wunsch einer versinnlichenden, nicht zu ausgedehnten Zusammenstellung liegt nunmehr im Das Bedürfniß ; der Verfasser hat ihm entsprochen.

Literatur.

Kurze Dar= Das gezogene Infanteriegewehr. stellung der Waffensysteme der Neuzeit und ihrer Anwendung in den Armeen Europas von Julius Schön, Hauptmann in der Königl. Sächs. Leib Infantericbrigade, Ritter des Kaiserl. Brasilianischen Mit 10 erläuternden Tafeln. 8. Rosen-Ordens . Dresden, 1854. Carl Höckner. (XIII u. 58 S. ) 1 Thlr. Recensionen sind Kinderkrankheiten, von denen die neu geborenen Bücher befallen werden , ist eine bekannte tref= fende Bemerkung Lichtenbergs ; vorstehendes Büchlein, ganz vor Kurzem zur Welt gekommen , beinahe naß noch in den Umschlagwindeln , wird , wegen der in ihm lebenden Gesundheitsfülle an Thatsachen , der darin niedergelegten geregelten Anschauungsweise diese Krankheiten leicht über stehen. Schon nach dem ersten Durchblättern wird man kaum noch die Absicht hegen, eigene therapeutische Bemer kungen der Besprechung einzuimpfen, vielmehr dürfte man meistens geneigt sein , einfach mitzutheilen , was man in dem Büchlein gefunden hat, welches keinerlei Ansprüche auf umfassende Darstellung und Begründung erhebt , son dern eine gedrängte, aber deutliche Uebersicht zu gewähren wünscht. Wenn uns ein gefälliger Waffendirector vor den Gegen stand seiner Neigung , seinen Modellſchrank führt , dessen Schlüssel er wie ein eifersüchtiger Liebhaber bewacht, und uns mit voller Begeisterung , mit leuchtendem Blicke ein gezogenes Infanteriegewehr nach dem anderen vor die Augen führt, den genau construirten Geschossen zugleich eine Be trachtung gestattet, und unfehlbar bei seinen Erläuterungen systematisch und chronologisch zu Werke geht , indem er mit den Erfindungen der dreißiger Jahre den Anfang macht und mit dem Wohlgefallen und dem klaren Ueber= blick eines durchbildeten Sammlers auf die fortſchreitenden Verbesserungen und ihre oft naheliegende und doch so lang sam gefundene Begründung aufmerksam macht: so werden wir dem unterrichteten Manne für die schnell und lehr reich verlebten Stunden den aufrichtigsten Dank aussprechen. Aehnlich ist es mit diesem Werkchen. Der Waffendirector ist der Verfasser, sein Musterschrank die schönen, in natür licher Größe sauber gezeichneten 10 Tafeln , die Erklä rungen sind in den klar und systematisch durchgeführten Tert gelegt. Dabei hat man noch den Vortheil , daß die genaue graphische Darstellung uns die Waffen gleichsam aufschneidet und damit das augenblickliche Verständniß erschließt. Von Haus aus wird uns gesagt , hier solle über die Waffensysteme der drei Gruppen , 1 ) das System der normalen Geschoßgestalt , 2) das der constanten Defigu ration und 3) des Ladens von hinten, nur eine Zusammen stellung nach angegebenen (guten) Quellen geboten werden.

Nebeneinander und Nacheinander einer Reihenfolge von Erfindungen und Erfahrungsergebniſſen, einen Tagescours bestehender Einrichtungen , die normirten Abmessungen be reits eingeführter Waffensysteme liefert er in bündiger Darstellung. Er beginnt mit den Einrichtungen Del vigne's und deren vielfachen Verbesserungen und Ver= suchen, und gelangt dann zu den Anordnungen der neueren und bekannten Meister im Büchsen- und Musketenbau, zu den Gewehringenieuren Pontchara , Augustin , Wild und Thouvenin und schließt mit dem schweizerisch amerikaniſchen Weitſchießſyſtem , welches in einem zweiten Anhang eine besondere Berücksichtigung findet , während in dem ersten die Vorbereitungszone des Miniéwesens zur Erörterung gelangt ; mit diesem Gang der Unter suchung fällt natürlich eine Entwickelungsgeschichte der gezogenen Gewehre und Spizgeschosse überhaupt zusammen. Eine erschöpfende oder nur jedesmalige Ermittelung der Gründe , warum dort und da von dieser oder jener Einrichtung abgewichen und einem anderen System , einer anderen Form von Gewehr und Geschoß der Vorzug ertheilt wurde , kann übrigens in dem Werkchen nicht überall gefunden werden. Wer aus der reinen Thatsache oder den gegebenen Andeutungen die Gründe der Aende rungen nicht herauszulesen vermag , was mitunter selbst für Eingeweihte seine Schwierigkeiten hat , der muß sich den erschöpfenderen Quellen zuwenden , die freilich für Einzelnheiten oft auf unnahbaren Repositorien sich befin= den , vor publicistischer Entjungferung von Registratoren wohl gehütet. Sobald jedoch durch allgemeine Erfahrung der rationelle Grund der Abänderung genauer bekannt war, hat der Verfasser nicht versäumt, seiner Mittheilung den Charakter organischen Vorschreitens zu geben. So wenig eine Regimentsbibliothek das Werkchen missen . kann, sofern die Anschaffungen auf richtigen Grundsägen fußen, so sehr eignet es sich bei dem bleibenden Werthe guter Zeichnungen in natürlicher Größe für die Anschaffung von Seiten Einzelner, zum Nachschlagen, zum Vergleichen als aide-mémoire. Uns scheint , als würde eine rasch bevorstehende zweite Auflage dem Verfasser das beste Zeugniß ablegen , daß er einem wirklichen Bedürfniß angemessen Genüge leistete.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmſtadt , und in deren Offizin gedruct.

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Dienstag , 330 Juni 1854. gidumans ou nochlour and has allegirug Hind : and Intros ni

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Militär - Beitung .

Preußen. Berlin, 2. Juni. Die Regierung hat neuerdings, nachdem Desterreich in dieser Beziehung bereits voraus gegangen , das Eisenbahnwesen in seiner militä= rischen Bedeutung auch insofern in's Auge zu fassen begonnen , als sie an den militärisch wichtigen Punkten, sowohl die Eisenbahnen selbst , als namentlich auch die Bahnhöfe , durch entsprechende Befestigungen zu sichern beabsichtigt. So werden eben jezt für die im Bau be griffene Breslau-Posener Bahn bedeutende fortificatorische Anlagen an jenen Punkten in Angriff genommen, wo, in der Nähe von Breslau, diese Bahn die Oder überschreitet. Der Ingenieuroberst v. Wangenheim leitet die Arbeiten. Hannover.

Hannover, 3. Juni. In militärischen Kreisen ist gegenwärtig viel von einer Denkschrift die Rede , die dem Kriegsministerium vorliegen soll, und in der auf die Noth wendigkeit einer Vermehrung unserer Armee hinge wiesen wird. (D. R. 3.) frankreich ). Paris , 1. Juni. 500 starke Maulthiere sind in Vernon angekommen , wo sie aufgezäumt und mit neu er fundenen Tragkörben versehen werden sollen, in welchen fie zwet Verwundete tragen können, die darin fo bequem wie in einem Bette liegen können. Diese Maulesel find Diese Maulesel find für die Armee des Orients bestimmt. Der Kriegsminister hat in Vernon noch 800 andere Manlthiere bestellt. - Das "/ Mémorial von Air" melbet Folgendes : Die topographische Lage des Marseiller Lagers ist nun entschieden. Die Truppenversammlungen werden südwest lich vom Gemeindewalde von Air stattfinden. Auf der Ebene von Cabriès werden Zelte und Baracken für 2000 Mann aufgeschlagen ; die übrigen Truppen, die im Süden zusammengezogen worden sind , werden in anderen Orten einquartiert werden. Die Ebene von Cabriès ist für ein militärisches Lager sehr gut geeignet ; die Luft ist gesund, Wasser im Ueberfluß vorhanden , der Manöverirplas sehr bequem , die Straßen sind sehr zahlreich und die Nähe der Eisenbahn und des electrischen Telegraphen , die von

Marseille, Air und des Teiches von Berre sind sehr vor theilhaft für die Verproviantirung. Großbritannien. London , 2. Juni. Ein vollständiger electrischer Telegraphenapparat, der auf dem Kriegsschau plaß seine Verwendung finden soll , ist im Arsenal von Woolwich beinahe vollendet und wird demnächst expedirt werden. Seine Einzelntheile sind auf leichten, vierrädrigen Wagen gepackt , deren jeder eine Quantität Draht für 12 englische Meilen faßt. London , 3. Juni. Die Admiralität hat den Ent= schluß gefaßt, eine Dampffregatte, den Vulcano, als vollständige Werkstätte für Ingenieure auszu rüsten und nach der Ostsee zu schicken. Sie wird Alles an Bord mit sich führen , was zur Ausbesserung von Schiffsmaschinen nöthig ist , so daß beschädigte Schiffe nicht erst nöthig haben werden , der Reparatur wegen in einen Hafen einzulaufen . Es ist dieß das erstemal , daß eine Flotte von einer schwimmenden Werkstätte begleitet wird. Ueber die Zweckmäßigkeit dieser Maßregel ist nur Eine Stimme. In der gestrigen Situng des Unterhauses freute sich Mr. Herbert, auf die Frage, ob die Regierung den Trup pen in der Türkei eine bequemere , für das heißere Klima passendere Uniform geben werde , mit Ja antworten zu können (Beifall). Der Generaliffimus habe , zum bessern Studium des Gegenstandes , eine Musterkarte europäischer Uniformgattungen sammeln lassen . Auf seine eigene Em pfehlung würden die Truppen, nach dem Beispiel der in dischen, leinene Helm- und Tschakoüberzüge zum Schuße gegen den Sonnenbrand erhalten , und Lord Raglan habe sich entschlossen , die enge Kravatte (von der "! Times " Garotte — Halsschraube - genannt) ganz abzuschaffen (Beifall) . Auch die Bartfrage (Gelächter) solle in Er wägung gezogen, überhaupt der ganze Gegenstand so bald als möglich von den Militärbehörden erwogen werden (Beifall). Schweiz. des

* Ueber die am 29. Mai stattgehabte Versammlung eidgenössischen Offiziersvereins in Baden

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(Canton Aargau) berichtet die „ Eidg . Ztg . " : Es hatten fich gegen 300 Offiziere aller Grade und Waffen und aus fast alleu Cantonen eingefunden ; nur von Uri, Unterwal den, Zug, Wallis und Genf war Niemand anwesend ; da gegen einige Offiziere von Schwyz , Tessin , Waadt und Neuenburg. Am meisten natürlich hatte Zürich und Aar gau gesendet. Der eidgenössische Stab war zahlreich und glänzend vertreten. Man sah die eidg. Obersten Ziegler, Egloff, Fischer, Bernold , Ott , Benz 2c. Die Verhand lungsgegenstände waren sehr zahlreich . Dank der prompten Geschäftsleistung des Präsidenten , eidg. Obersten Sieg fried , waren sie schon um 12 Uhr alle erledigt und zwar leider, ohne daß sich nur eine Discussion entsponnen hätte. Es wurde beschlossen , die in der Bundesversammlung ge= fallene Anregung auf Errichtung einer eidgenössischen, nicht Waffenfabrik, aber Stußerwerkstätte, durch eine Petition zu unterstüßen. Auf die Anregung der Section Aargau (Commandant Schwarz) wurde einstimmig be schlossen , bei dem Bundesrath sich dafür zu verwenden, daß an der neuen polytechnischen Schule ein eigener Lehr ſtuhl für die Militärwissenschaften (Taktik , Waffenlehre, Fortification , Generalstabsdienst und Kriegsgeschichte) er= richtet werde. Ferner ordnete die Gesellschaft auf den

in Asien ," welche von einem Sachverständigen _herzu rühren scheint , ein trauriges Bild von dem Zustande. derselben . In Erzerum, heißt es darin u. a. , sind die Mauern der Citadelle dergestalt in Verfall , daß man in der Besorgniß , sie einstürzen zu machen, in die Ka nonen nur die Hälfte der gewöhnlichen Salutirungs-La= dungen thut. Der Schlüffel von Erzerûm , die alte ge= nuefische Citadelle Hassan Kale, auf einem Felsen am Fuße des Taurus gelegen , ist vollständig verlassen und nur von Raubvögeln bewohnt. Der Hafen von Batum ist wegen seiner geschüßten Lage und Waſſertiefe als ein sehr günstiger Ausschiffungspunkt für Truppen dargestellt. Aber," fügt der Moniteur hinzu , da die Umgebungen von Batum fast unbewohnt und aller Cultur beraubt sind, so würde das dorthin abgesandte Corps für seine Ver= proviantirung von den zur See von Constantinopel und zu Land von Erzerûm kommenden Convois abhängen . " Diese lettere Bemerkung läßt fast annehmen , daß eine Landung in Asien zu den Möglichkeiten des engliſch-fran = zöfifchen Feldzugsplans gehört. Wie verlautet , soll nun eine aus englischen und französischen Ingenieuroffizieren bestehende Commission gebildet werden , die mit Hinzu= ziehung der türkischen Behörden eine Inspection aller Festungen auf türkischem Gebiete vornehmen und Pläne zu deren Verbesserung oder Neubau entwerfen wird.

Vorschlag von St. Gallen (Hauptmann Seifert) an, daß jährlich ein oder mehrere Preisfragen über militärische Gegenstände ausgeschrieben werden sollen. Artillerielieute nant Rothples von Aarau las eine interessante Abhand lung über die strategische Bedeutung des Luziensteiges vor, die ebenfalls zu keiner Besprechung führte , obwohl die= selbe die Stellung des Luziensteiges als unhaltbar nach wies . Basel, das sich in neuer Zeit hauptsächlich um die Construction neuer Waffen bemüht, legte wiederum (durch Commandant Hindenlang) eine von Hrn. Sauerbret con= truirte neue Büchse und Pistole vor , die allgemeines Interesse erweckten. Die Büchse war ein Jägergewehr neuer Ordonnanz , jedoch mit dem Vorschlag einer Kugel und Patrone begleitet, welche für Jägergewehr und Stußer zugleich dienen können . Der verdienten Redaction der schweizerischen Militärzeitschrift wurde der übliche Jahres beitrag von 550 Fr. dankbar decretirt. Als nächster Ver sammlungsort wurde Liestal bezeichnet , obwohl sich das selbe aus sehr gewichtigen Gründen gegen die Ehre sträubte. Leider blieb der Vorschlag , einmal in der Urschweiz , in Schwyz oder Zug zu tagen, in Minderheit , weil die Ge sellschaft dort keine Section habe , daher schwerlich wohl empfangen würde . Es hätten sich gewiß dort Sectionen gebildet und man wäre mit offenen Armen empfangen worden. Aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufgehoben. Wie man sieht , war der Tag nicht gerade sehr fruchtbar, dennoch gibt er neuerdings Zeugniß, daß sich die schweize rische Offiziersgesellschaft die Hebung und Vervollkomm= nung des schweizerischen Wehrwesens stets sehr angelegen sein läßt. - Gleichzeitig mit den Offizieren waren die schweizerischen Militärärzte sehr zahlreich unter dem Vorsitz ihres Nestors , Oberfeldarzt Flügel , versammelt.

Türkei.

e Der " Moniteur " entwirft in einer Abhandlung : „ Die festen Pläße der russisch - türkischen Gränze

Aus den Neiſebriefen von Cit. II. (Schluß. ) Vollkommen selbstständig und unabhängig von der übrigen Armee, unter ganz anderen Verhältnissen, -- nach ganz anderem Systeme montirt, verköstigt, bezahlt, nach anderen Reglements deutsch geübt, sowie erercirt und com mandirt , und vom Könige mit ganz besonderer Vorliebe behandelt, stehen die Schweizer schon in der Uniform aus gezeichnet da — und sind auch hier, wie es die Schweizer= truppen allenthalben und seit Jahrhunderten bewiesen, die sichersten, verlässigsten, ihrem Herrn, dem sie sich verdungen, treusten und aufopferndsten Truppen. Ihre Haltung ist unter allen Verhältnissen sehr ernst und würdig und herrscht auch bei den Uebungen in ihren Reihen große Ruhe und viele Präcision in Ausführung der Evolutionen. Die Offiziere müssen nach den bestehenden Verträgen und For mationsnormen ohne Ausnahme Schweizer sein und ihre Unteroffiziere, größtentheils alte gediente Leute, find eben= falls fast alle aus der Schweiz gebürtig. Die Schweizer- Infanterie hat drei Monturen , deren gewöhnliche Haus- und Abrichtungsmontur in einem dem österreichischen ähnlichen Kittel von Zwilch besteht, in dem sie der großen Hize halber auch gewöhnlich exerciren. Der tägliche Wachanzug besteht in einem Spenzer von weißem Tuche und die Galla- Uniform in einem rothen Hellblau ausgelegten Frack mit gelben Epauletten. Immer tragen sie dunkle blaue Beinkleider und als Kopfbedeckung einen niederen, schwarzen Tschako. Auch bei ihnen ist das Percussionsgewehr bereits ganz eingeführt.

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Ein Regiment Schweizer liegt, mit Jahreswechsel, stets in Sicilien , die anderen drei find , je nach des Königs Aufenthalt , in Neapel, Caserta oder einem anderen seiner reizend gelegenen , prachtvollen Landaufenthalte , dortselbst ganz oder theilweise eincasernirt ― in Garnison. Von vieler Schönheit , wenn gleich ihr Anzug nicht praktisch sein dürfte , find die Jäger des 13. Bataillons, denen nach alle 12 neapolitanischen Jägerabtheilungen_ge= bildet , uniformirt und bewaffuet zum Theil schon sind, demnächst aber jedenfalls organisirt zu werden die Bestim mung haben. Durchgehends ist die Größe der Jäger zwischen 5' 6" bis 8" gehalten und zeigt jeder Einzelne in seinem allerdings für das Auge gefälligen und leichten Anzuge eine sehr große Gewandtheit und Gelenkigkeit , er mag fich in Reihe und Glied, oder in aufgelöster Ordnung vor der Fronte oder allein auf der Straße unter den Waffen oder als Spaziergänger bewegen. Der Auswahl zu dem 13. Jägerbataillon wird, - wie ―――― es überhaupt bei den Jägerbataillonen sein sollte , eine ganz besondere und jedem klar an den Tag tretende Auf merksamkeit gewidmet. Der Anzug besteht : in einem niede ren, dunkelen Tschako, auf dem ein niederer, dichter grüner Hahnenfederbusch steckt, ferner einem dunkelgrünen , in die Taille eingeschnittenen, einen Zoll über die Hüften reichen den Spenzer, mit dichten Franzenepauletten und hellgrauen, ziemlich weiten, grün passepoilirten Beinkleidern . Üm den Leib tragen sie , über den Spenzer geschnallt , in einem 2 Zoll breiten Ledergurt, welcher auch die Patrontasche trägt , einen Hirschfänger , der an dem Stußen vermittelst einer Federsperre festgemacht werden kann. Der Stnßen hat , gleich dem der Piemontesen an der unteren Kolben tappe eine eiserne 4 bis 5 Zoll lange Verlängerung. Neuerdings wurden und werden noch Versuche mit dem nach Minie's System verbesserten Schweizerftußen gemacht, und sollen auch in der gauzen Infanterie, in sämmtlichen Compagnieen , gleich wie in der österreichischen Armee 15 bis 20 Mann mit dergleichen gezogenen Gewehren be= waffnet , als Schüßen eingetheilt werden. Die Löhnung der Schweizer ist nicht nur an und für fich höher als die der Landestruppen , sondern es wird auch durch öftere Erneuerung der Monturen dem Einzelnen der Verkauf seiner Kleidungsstücke ermöglicht , wodurch für ihn ein Vortheil entspringt. Ueberdem erhält jeder Mann fast jeden Tag 3 Gran (etwa 4 kr.) aus den Regiments erübrigungen, nachdem er in der Heimath schon 30 Ducati (60 fl.) Handgeld erhalten. Sämmtliche Fußtruppen des Königs von Neapel tragen für schlechtes Wetter den bei den Franzosen eingeführten hellgrauen, langen, mit Metallknöpfen beseßten anliegenden Kapotrod. Die in und um Neapel und an der Neapel berührenden Eisenbahnlinie gelegenen Truppen zu Portici , Capua, Caserta, immerhin eine Anzahl von 40,000 Mann, werden wöchentlich wenigstens einmal unter des Königs specieller Leitung entweder auf dem nahe an der Hauptstadt gelegenen Campo di Marte oder in den Ebenen zwischen Capua und Caserta zu größeren Manövern versammelt , welche der Schweizersoldat Königskampf" nennt. Bei diesen Uebungen zeichnet sich letterer durch die in seinen Reihen herrschende Ruhe aus , während in den Landestruppen , besonders in

der Cavalerie und Artillerie unendlich viel Unruhe sichtbar, sowie viel Lärmen und Schreien hörbar ist. Diese Königs kämpfe", allerdings eine gute Uebung für taktiſche Truppen ausbildung , dürften jedoch wenig dazu geschaffen sein, Strategen zu bilden , da das Terrain , auf dem die Manöver abgehalten werden, flach und eben wie ein Tiſch, nirgends ein Hinderniß von der Breite eines Chauffee= grabens oder der Höhe eines Maulwurfhügels bietet, daher von einer großartigen Combination oder Phantasie nie ein Zeugniß geben können. Bon großer Ausdehnung und reichhaltig versehen sind die Arsenale des Königreichs, sämmtlich in Neapel in den Kastellen vertheilt, und die sämmtlichen Werkstätten, immer= während im Gange die Vorräthe für die Land- wie die Seemacht zu vermehren und nach geprüften Mustern und Modellen zu verbessern. Von großer und nachhaltiger , mit dem beßten Er folge gekrönter Wichtigkeit ist in Neapel die Sorge, welche nicht bloß dem im Dienste stehenden kranken Soldaten gewidmet wird, sondern auch die wahrhaft väterliche Pflege, welche in den Spitälern und Invalidenhäusern auf den gesunden Inseln Jſchia, Capri 2c. dem alten schwachen, ausgedienten Soldaten vom Staate und vom Könige ge= widmet wird. Wie dieß auch anderwärts z . B. in Preußen schon seit König Friedrich Wilhelm 1. geschieht und in Desterreich nach des jugendlichen Kaisers Befehl jezt eingeführt wurde, werden alle Stellen von Portieren, Wächtern und Custoden an königl. Sammlungen, Gebäuden und Gärten , ferner alle Stellen an den Douanen der Eisenbahn und der Post u. s. w. , dann alle untergeord= neten Dienerstellen und sogar der Lakaien am k. Hofe nur durch ältere brav gedient habende Unteroffiziere der Armee beseßt, ein Verfahren , das vom entschiedensten Vortheile ist. Es wird dadurch dem Einzelnen eine Versorgung für's Leben über die militärische Dienstfähigkeit hinaus geboten , und er dadurch , gleich bei seiner Conſcription als Soldat , zu Eifer , Fleiß und Gehorsam angeeifert und durch eine solche Aussicht auf ein oft mehr als ge= häbiges Leben immer mehr festgehalten und angespornt.

Literatur. Der Feldzug des dritten deutschen Armeecorps in Flandern im Befreiungskriege des Jahres 1814. Mit Benußung amtlicher Quellen des (ſächſ.) Kriegsarchivs bearbeitet von Ludwig Ferdinand Bucher, k. sächs. Oberstlieutenant c. c. gr. 8. Nebst 2 Karten , 2 Plänen , 4 Tabellen und ein alphabetiſches Namensverzeichniß aller hervorragenden Theilnehmer am Feldzuge. Leipzig, 1854, bei Herr= mann Costenoble. (XII u . 332 S. ) 3 Thlr. Die neueste Zeit hat des Kriegsgeschichtlichen so viel Interessantes geliefert , daß man schon Veraltetes zu ſehen glaubt , wenn eine Schrift aus dem lesten deutsch - fran= zösischen Kriege erscheint. Aber die Kriegsgeschichte wird nicht so schnell geſchrieben als Zeitungsberichte, und wenn

575 auch diplomatische Actenstücke und amtliche Nachrichten über einzelne Kriegsereignisse jezt schneller als sonst bekannt werden , so bleibt dem späteren Geschichtschreiber doch noch manches Dunkel aufzuhellen , bevor man zu einer klaren Anschauung gelangen kann. In ähnlicher Weise verhält es sich mit dem vorliegen den Werke. Der Kriegszug gegen Frankreich im Jahre 1814 ist zwar schon vielfach beschrieben worden . Aber in Betreff des Feldzugs in Flandern , und der Theilnahme des dritten deutschen Armeecorps daran , gab es noch manche Lücke auszufüllen und manche unrichtige Darstellung zu verbessern . Der Herr Verfasser , damals Adjutant im 1 Generalstabe des Höchstcommandirenden , hat dieß mit Geschick und großer Gewissenhaftigkeit gethan , und es ist uns lange kein kriegsgeschichtliches Werk unter die Hände gekommen , in welchem das Lobens- oder Tadelnswerthe bei Freund und Feind in so deutsch-ehrlicher Weise her vorgehoben worden wäre. Das Werk ist daher als eine wirkliche Bereicherung der Kriegsgeschichte jener Zeit an zusehen , und es verdient namentlich auch in Preußen be kannt zu werden , weil die Ungenauigkeiten in den Me= moiren des Generals von Wolzogen dort schiefe Ansichten verbreitet haben könnten. Auf das Materielle der Schrift eingehend , haben wir zu bemerken , daß das dritte deutsche Armeecorps aus konigl. fächs. Truppen, aus der thüring- anhalter Division und aus der ruſſiſch- deutschen Legion gebildet wurde, und mit Einschluß der dazu commandirten Kosakenregimen tern eine Stärke von beinahe 40,000 Mann erhalten sollte. Hätten die Rüstungen in Sachsen schneller betrieben wer= den können , so würde dieses Armeecorps eine ungleich größere Stärke erlangt haben, denn Sachsen allein sollte mit Einschluß der Landwehr und des Banners der Frei willigen obige Streiterzahl aufbringen , was aber bei der Erschöpfung des Landes und nach den großen Verlusten an Streitkräften in den Feldzügen 1812 und 1813 un öglich wurde. Daher kam es, daß am 2. Januar 1814 nur 11 Bataillone und 9 Schwadronen Linientruppen mit 28 Geſchüßen aus Sachsen marschiren konnten , und das Corps durch die preuß. Division Borstell verstärkt werden mußte. Oberbefehlshaber war der Großherzog von Sachsen Weimar. Der Marsch ging durch das rauhe Eichsfeld über Göttingen , Minden , Kassel , Lippstadt , dann der Ueber schwemmungen wegen über Zwoll und Kempen nach Utrecht. Das Ueberschreiten des (alten ) Rheines , der Waal und Maas hatte manche Schwierigkeit , weil das eingetretene Thauwetter die bisherige Eisdecke unhaltbar zu machen drohte. Nach dem Ueberschreiten dieser Flüsse begannen die eigentlichen Kriegsoperationen. Es ist nicht unsere Absicht, dieselben hier näher zu beleuchten ; es genüge daher die Bemerkung , daß es sich hauptsächlich darum handelte , die vielen in französischer Gewalt befindlichen Festungen unschädlich zu machen und dadurch die Angriffsoperationen der Verbündeten gegen Napoleons Hauptmacht zu erleichtern . Man hatte es jedoch nicht bloß mit den Besaßungen der festen Pläge zu thun , sondern auch mit dem Corps des Generals

576 Maison, welcher sich zwischen den Festungen Antwerpen, Lille und Valenciennes bewegte , und sich durch deren Be= saßungen leicht verstärken konnte. Dieß führte zu einer Reihe von Operationen, die nach ihrem inneren Zusam= menhange vom Verf. in ſehr faßlicher Weise dargestellt werden. Einen interessanten Anhang bilden die Unternehmungen des russisch-sächsischen Partheigängercorps unter dem Oberſten Baron Geismar (S. 260-314) , welches dem dritten deutschen Armeecorps ebenfalls einige Zeit zugetheilt war, demselben aber in der Richtung auf Paris vorauseilte, mithin die Verbindung oft aufgeben mußte, dagegen aber auch dem General Maison im Rücken manche Besorgniß einflößte. Wenn aber in der Beilage II . von Verlusten gesprochen wird, welche dieses Partheigängercorps bei dem Angriffe auf Gaffel (Montcassel) und in der Citadelle von Doulens gehabt hat , so könnte daraus leicht gefol= gert werden, daß dieß die einzigen Verluste dieser Reiter schaar gewesen sind . Dem ist aber nicht so, denn die halbe Schwadron, bei welcher Referent sich befand, hatte nur allein in dem Gefecht bei Doulens am 22. Februar (vor Mon dicourt) drei verwundete Pferde, wobei sich der gewiß sehr merkwürdige Fall ergab, daß eines der Pferde, vom Husar Neumann II. geritten, einen Schuß durch den Bauch erhielt, welcher durch doppelte Ledergurte gegangen war, aber erst drei Tage nachher beim Umsatteln entdeckt wurde. Das Pferd hatte inzwischen weder das Futter, noch irgend einen Dienst versagt. Ein anderes Pferd , welches einen Schuß in den Hals erhalten hatte , mußte am anderen Morgen Das dritte Pferd erhielt nur einen getödtet werden. schmerzlichen Prellschuß an der linken Schulter, denn die Kugel war durch das Pistolenhulfter , den Sattelbock und die Frieskoße gegangen und ihre Kraft dadurch geschwächt worden. - Es wäre daher wohl angemessen gewesen, die Verluste der Geismar'schen Truppen vollständig oder gar nicht in die Tabelle aufzunehmen . Bei der sonst ganz tadellosen Schreibart des Verfaſſers hätten wir wünschen mögen , daß derselbe etwas mehr Consequenz in der Wahl einzelner Ausdrücke beobachtet hätte. So findet man z. B. Arrieregarde , Nachtrapp, Nachtrab , Nachhut zur Bezeichnung eines und desselben Eine gleiche Truppentheils zur Deckung des Rückens . Verschiedenheit kommt auch bei Erwähnung der Vortruppen vor. Will man die Fremdwörter Avant- und Arrieregarde vermeiden , so können sie nur durch Vorhut und Nachhut ersetzt werden. Vortrab 2c. iſt gänzlich veraltet und neben bei nichtssagend , weil selbst die Vorhut der Cavalerie nicht im Trabe bleibt , und die Infanterie diese Gangart nur in außerordentlichen Fällen anwendet. Der beigefügte Plan von Maubeuge und Umgegend entspricht zwar dem Zwecke , doch glauben wir , daß die bekannte Sorgfalt des Verf. eine Zeichnung geliefert hat, die ungleich correcter war , als es die Lithographie ist. Nebrigens fehlt sowohl dem Plane , als der Üebersichts karte des Kriegsschauplages der Maßstab. Da das Werk an sich empfehlenswerth und auch die sonstige Ausstattung zu loben ist , durften diese kleine Mängel nicht ungerügt bleiben.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlunç : C. W. Leste in Darmfladt , und in deren Offizin gedruckt .

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Königreich Sachsen. Ln. Dresden, 29. Mai. Von einer Zusammenziehung der Armee zu größeren Uebungen verlautet zur Zeit noch nichts. Wohl aber ist bereits die kriegsministerielle Ver ordnung erlassen worden , daß zu einer vierwöchentlichen Herbstübung - vom 6. September bis 6. October a. c. die Infanterie brigadenweise , und zwar die Leibbrigade zwischen Löbau und Herrnhut in der Lausiß, die 2. Brie gade bei Haynichen , die 3. bei Noffen und die Jägerbri gade bei Leipzig , cantoniren soll. Die 1. Infanteriebris gade bleibt zur Dienstleistung in der Residenz zurück. Artillerie und Reiterei halten ihre Uebungen in und bei den resp. Garnisonen ab. Die Sanitätscompagnie ist zu ihrem sechswöchentlichen Cursus seit dem 5. April in Dresden vereinigt. Türkei.

Einem Berichte des Constantinopler " C. J. " Corre spondenten der Allg . 3tg." entnehmen wir folgende Mit theilungen über die türkische Artillerieschule : "Da mit dem Beginn des Ramasan , der Fastenzeit bei den Türken, alle Tagsgeschäfte ruhen und die Schulen ge schlossen werden , vorher aber, nach europäischem Brauch, Prüfungen in den hiesigen höheren Lehranstalten statt finden , so ist es namentlich Sitte, daß der Sultan in eigener Person sich in die Artillerieschule begibt , um eine Prüfung der Schüler derselben in seiner Gegenwart vor= nehmen zu lassen. Die hiesige Artillerieſchule ist eine jener prachtvollen und großartigen Neubauten , die , wie die Artillerie- und Cavaleriecasernen, vor dem nördlichen Ausgang der großen Pera-Straße , am sogenannten großen Campo" gelegen find , und im Verein mit dem geräumigen Artillerieerercir plaß und seinen Depotsgebäuden diesem Stadttheil das Ansehen einer westeuropäischen Garnisonsstadt geben.

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Mich zog es nach der Artillerieſchule hin , hauptsäch lich , um den Sultan selbst und die Empfangsfeierlich teiten daselbst zu sehen. Bereits harrten Tausende in der Nähe des Gebäudes seiner Ankunft , und eine Reihe zum

Theil glänzender Equipagen und reich geschirrter Roffe deutete an, daß heute alle Notabilitäten und höheren Würdenträger sich an dem Ort des Empfangs eingefunden hatten. Zunächst fiel mein Blick auf die vor der Artillerieſchule in Front und zwei Stiedern aufgestellten Militärzöglinge. Dieselben theilen sich in zwei Klassen , nämlich in eine Vorbereitungsklasse und die Klasse der eigentlichen Offi ziercandidaten , welche demgemäß in zwei Abtheilungen formirt waren. Auf dem rechten Flügel einer jeden stan= den die zugehörigen Lehrer. Im Ganzen zählte ich an 400 Schüler , die hier versammelt waren. Da diese junge Generation dazu bestimmt ist, den ferneren Träger und das eingeborene Element der tür kischen Heeresreform abzugeben , so dürfte es Ihre Leser villeicht intereffiren etwas Näheres über dieselbe zu hören. Die Bestrebungen, eingeborene junge Leute durch mili lärwissenschaftlichen Unterricht zu tüchtigen Offizieren heran zubilden, gingen mit den angebahnten Reformen der Pforte and in Hand, fanden jedoch erst dann gedeihlichen Fort gang, als sich in dem zum größten Theil noch im Dienste der Pforte befindlichen preußischen Artillerie- Instructeur offizieren entsprechende Lehrkräfte derselben zur Verfügung stellten, und als es dem eigentlichen Schöpfer der türkischen Artillerie in ihrem dermaligen Ausbildungsgrade, General Kuzkowsky (Muchlis Pascha) , gelang , sich einen gänzlich unbehinderten Einfluß auf die geistige und materielle Ent wickelung dieser Waffe zu verschaffen. Unter diesem seinem schöpferischen Einfluß haben die Hauptleute v. Malinowsky, Grunewald und Schmidt als Lehrer der hiesigen Militär schule bereits Resultate erreicht , von denen man sich noch vor einer Generation in der Türkei schwerlich etwas träu Das Wichtigste aber ist , daß es diesen Männern be= reits gelungen ist , aus der Reihe ihrer Schüler einen kleinen Stamm von Lehrern auszubilden , und so dem Institut aus sich selbst heraus Halt und Fortgang zu fichern. Unter den vielen Schwierigkeiten , womit jene Instructeuroffiziere in ihrem Wirkungskreis zu ringen hat ten, hebe ich nur die eine und hauptsächlichste hervor, nämlich die, welche sich für sie aus der Sprachunkenntniß ergab , weshalb jedem derselben , während seines Unter

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Abhandlungen - hilft über die Schwierigkeit der Fragen hinweg und bewahrt vor Uebermüdung . In der Weise, wie es hier geschehen , gibt diese Form dem ganzen Werke einen eigenthümlichen , angenehmen Reiz. Was Zweck und Form anlangt , so sagt der Verf., daß er dem General Clausewiß den besten Theil seines kriegerischen Wissens verdanke und daß er diesen Dank Literatur . durch Ausprägung der in den Clausewitz'ſchen Schriften Goldkörner in gangbare Münzsorten babe enthaltenen Militärische Briefe eines Verstorbenen an seine Befundgeben wollen, daher er denn den Verstorbenen selbst ltenden de. de unterha Zur Freun noch leben redend und als Bewohner eines höheren Weltkreises ein= lehrung für Eingeweihte und Laien im Kriegswesen. geführt. - Bekanntlich besteht die erste Sammlung der te n Neues gegebe . Pz von Heraus . Erster Band früheren Ausgabe aus 17 Briefen , der erste Band der Ausgabe. 8. Stuttgart und Tübingen , 1854. neuesten Ausgabe enthält deren 28. Man gestatte , den J. 6. Cotta'scher Verlag. 2 Thlr. 12 Ngr. Inhalt derselben in gedrängter Kürze anzudenten. Im ersten Briefe erzählt der Verstorbene seine Reise Das gewichtigste Zeugniß für den Werth eines wiſſen schaftlichen Werkes ist in einer neuen Auflage oder Aus im Olymp und daß ihm der Auftrag geworden sei : allen gabe desselben zu suchen War der Autor mit durchdachten Feldherrn , über welche er sich in seinen hinterlassenen Säßen vor das Publikum getreten, so wird er später keine Werken geäußert , seine Aufwartung zu machen. Der Irrthümer zu berichtigen , keine wissenschaftlichen Begrün Cyclus der Besuche beginnt bei Friedrich d . H. , der dem . dungen zu widerrufen haben . Das ist der Fall mit der Briefsteller sehr artige Worte über seine Schriften fagt. neuesten Ausgabe der militärischen Briefe von Pz. Sie Eben so treffend , wie hier Clausewiß und in sarkastischen enthalten wohl Zusäße und Verbesserungen , aber keine Anspielungen die Afterweisheit charakterisirt werden , malt Abänderungen , die von einem früheren Irrthume zeugten. der große König mit einigen kräftigen Zügen das von ihm Hat der Verf. bei seinen wissenschaftlichen und geschicht befolgte Kriegssystem. Gleich freundlich wie bei Friedrich lichen Betrachtungen ebensowohl die Zukunft als die Gegen war der Empfang bei Gustav Adolph. Die Unterredung mit ihm dreht sich hauptsächlich um die philoſophiſchen wart und Vergangenheit im Auge gehabt , ſo lehrt uns heute ein Blick auf die erste Ausgabe , daß die für die Kriegstheorien. Der Verf. legt dem edlen Könige äußerst Zukunft geschriebenen Betrachtungen wahr geworden sind, beherzigenswerthe Worte in den Mund. wahr aus dem Grunde , weil sie nicht auf der Oberfläche Der zweite Brief beginnt mit einer Schilderung des der Dinge hafteten, sondern Ursache und Wesen ausfprschten geselligen Lebens im Olymp . Die Zutrittsfähigen zu den und immer die große Lehrerin der Wahrheit -— die Ge= soirées der Minerva erhalten zuweilen Aufträge , über schichte - zu Rathe zogen. deren Erledigung sie alsdann Bericht erstatten müssen. Ein solcher Auftrag führt den Verstorbenen mit Scharn= Wie Pz. in Allem , was wir von ihm kennen , ein edles, würdiges Streben, eine begeisterte Liebe für's Vater horst auf eine Reise nach Tenare dem Eingang in die Unterwelt, einem wahrhaft strategischen Schlüsselpunkt land, einen glühenden Enthusiasmus für die Zwecke unseres Standes an Tag legt, so bezeichnen auch die militärischen von pittoresker Ansicht" , dem Wohnorte überspannter Briefe dieselbe schöne Richtung in der Entwickelung poli Köpfe und mancher renomirten Strategen , die Karten= häuser bauen , um die Ausdehnung der Basis und die tischer , geschichtlicher und militärwiſſenſchaftlicher Wahr heiten. erforderliche Größe des Objectivwinkels zu ermitteln, Es gibt kein Buch in der Welt, das nicht dem Ladel parallele, divergirende und convergirende Operationslinien süchtigen eine Blöße darböte , aber das ist eine grund in den Sand zeichnen und den fupponirten geduldigen schlechte Neigung, ſo ſcharf nach Mängel zu fahnden, dabei Feind mit leichter Mühe aus dem Felde schlagen." die Vorzüge zu übersehen und äußere Form und Ausdruck Wer die Neigung vieler Menschen kennt , für alles Neue, anzugreifen, wenn man dem Wesen nichts anhaben kann. wenn auch Einseitige und Extreme zu schwärmen , den Die Kritik der militärischen Briefe bei ihrem ersten Er darf es nicht wundern , daß der Autor gegen die „ Ver scheinen war nicht frei von dieser Schwäche , denn sie an= künstler" zu Felde zicht, die, jede Erfahrung niederreißend erkannte das Gute in Wesen und Tendenz und schmähte und ihren theoretischen Consequenzen zu sehr vertrauend, über das Aeußerliche. Der Verf. jagt wohl mit Beziehung Systeme aufbauen , welche von gelehrten , dialektisch auf auf fene früheren Aussetzungen in der Vorrede zur gegen= gepuzten Trugſchlüſſen und Selbſttäuschungen ſtrogen und den Grlichtern gleich – die öffentliche Mei wärtigen Ausgabe : „Mancher Leser , der begierig nach dadurch Thatsachen oder abstrakten Kriegslehren forscht , wird die nung vom richtigen Wege ablenken . Gerade in der gegen= eingestreuten olympischen Phantasmagorien für ein über wärtigen Zeit, wo sich zwei Meinungen geltend machen flüssiges Beiwerk ansehen . Sie sind es aber keineswegs. wollen, deren eine die Nothwendigkeit taktischer Reformen Das nichtmilitärische Publikum , für welches diese Briefe in Folge der verbesserten Feuerwaffen behauptet und Alles ebenfalls berechnet waren , interessirt sich noch für andere über den Haufen stürzen möchte, was sich ihrer Theorie Dinge, die ohne ein solches Auskunftsmittel gar nicht nicht bequemen mag, während die andere , auf die Lehren hätten besprochen werden können ." Aber auch beim mili der Kriegsgeschichten bauend , den Krieg als eine Reaction. tärischen Publikum hat diese Form Beifall gefunden. Eine gegen verkünftelte und daher haltlose Ideen ansieht, haben erheiternde Sprache - selbst in strengwissenschaftlichen die betreffenden Ausführungen eine hohe Bedeutung. richts , ein sogenannter Dragoman zur Seite steht , der den deutschen Vortrag des Lehres den Schülern in tur fischer Sprache wiedergibt. (Schluß folgt. )

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Zur Ehre des Todestages Gustavs Adolphs wird eine große von Mars selbst angeordnete Heerſchau über sämmt liche unter dem Befehle des Königs gestandenen Truppen veranstaltet. Mit der Schilderung dieser Parade , der es nicht an verdeckten Anspielungen und offenen Angriffen auf manche Uebertreibung des Friedens fehlt, beginnt der dritte Brief, in deſſen weiterem Verlaufe bei einer akade= mischen Sizung die vor der Hand noch nicht erledigte Streitfrage : ob der Angriff stärker sei als die Verthei= digung ? mit eben so vieler Gründlichkeit als Anschaulich= keit erörtert wird. Mit wenigen Worten und einer ein=

Eisstücke zu schmelzen , um die Eigenschaften derselben zu ermitteln. Zu ihrem Erstaunen verwandelt sich das flüſ= sige Eis in eine breiartige Subſtanz , etwa wie Frosch laich , was zu gelehrten Disputationen Veranlassung gibt, von Charon aber unter tüchtigen Seitenhieben auf die Mucker recht humoriſtiſch erklärt wird. Charon ſagt unter Anderem : Damals (zur Zeit Noah's nämlich) haben wir noch keine Amphibien gehabt ; es gab kein Zwitter= ding , kein Neutrum. Jedes wußte bestimmt , wozu es auf der Welt war, wir standen mit uns selbst niemals im Widerspruch. Das Geschlecht der Amphibien ist aus den Fehlschlüssen der Philosophen entsprungen, die in dem Bestreben, das Wahre herauszufinden, die Wahrheit selbst verloren haben und mit einer künstlich erzeugten Wahr ―― heit ihr Spiel treiben zum Aerger aller Vernünftigen." Da Charon die Gasbeleuchtung von Tenare gepachtet hatte und darauf Bedacht nehmen mußte, möglichst feile Ingredienzen zu erhalten , so wendete er sich an Mercur, der ein neues Gas erfand , welches aus Lügen und Windbeuteleien bereitet wird. „ Die Verfertiger dieser travestirten Wahrheiten" , sagt Charon , kommen alle in mein Reich. Bevor ich sie überseße , müssen die Lügner und Windbeutel ihr ganzes Gas ausschwigen , ich komme also sehr wohlfeil dazu. " -- Endlich gelangen die Reisenden nach Tenare und finden Seydlig in die Erperimente Münch hausens vergarnt , welche zum Zwecke hatten , durch die Fütterung der Pferde mit Pillen von comprimirter Luft der Reiterei jenen höheren Grad von Schnelligkeit zu ver= schaffen , vermöge welcher sie gegenüber den Eisenbahnen und Dampfwagen zu ihrer früheren Ueberlegenheit gebracht werden soll. Referent müßte die im achten Briefe mitgetheilte Unter haltung Türenne's , Derfflinger's und Clausewig's Wort für Wort wiedergeben , wenn er die am meisten anspre= chenden Betrachtungen über Menschen- und Kriegerbildung citiren wollte. Alle sind gleich überzeugend und eben so viele Belege für die geklärte Auffassungs- und Darstel lungsgabe des Autors , der nebenbei auch den Verstorbenen recht freimüthige Bekenntnisse über das von ihm , als Director der allgemeinen Kriegsschule zu Berlin befolgte, aber ohne Anerkennung gebliebene Lehrsystem ablegen läßt. Bei Gelegenheit seines Urtheils über Türenne sagt der Verstorbene : „Von der Liebenswürdigkeit des Marschalls kannst Du Dir kaum einen Begriff machen und das ist keine der geringsten von den nothwendigen Eigen schaften eines Feldherrn , der ja nicht bloß befehlen, sondern seine Untergebenen im vollen Sinne des Worts beherrschen soll. Mancher glaubt diese Herrschaft gleich mit der Ernennung zum Oberbefehlshaber zu erhalten, oder sich dieselbe durch stolzes , barsches Benehmen ver schaffen zu können, aber weit gefehlt. Innere Tüchtigkeit und äußere Liebenswürdigkeit , verbunden mit einem recht schaffenen und festen Charakter , das nur gibt uns die Herrschaft über den großen Haufen, der in dieser Be= ziehung immer einen sehr richtigen Takt im Urtheil hat. " Auf diese höchst interessanten und gelungenen Aus führungen folgt eine Schilderung des Feldzugs von 1664 im Elsaß , dessen für Türenne glückliche Resultate mit Recht auf Rechnung der deutschen Uneinigkeit gesezt wer= den. ――― Derfflinger ergeht sich in einer Apologie auf den

fachen, lichtvollen Sprache ein Gesammtbild des 30 jährigen Kriegs in seiner militärischen und politischen Färbung dem Leser vor Augen zu führen , vermag nur eine Feder, die von einer in's klarste Bewußtsein übergegangenen Ge schichtskenntniß geführt wird. Jm vierten Briefe unterhält sich der Verf. mit Napo leon. Eine captatio benevolentiae an Clausewit , tüch tige Seitenhiebe auf die gelehrten Formenmenschen und einige anerkennende Worte über Blücher und Scharnhorst bilden den Gesprächsübergang zur Catastrophe von Jena, die nach der Meinung des Geistkaiſers das preußische Volk zum Dank gegen ihn verpflichte, weil ohne jene Demüthigung das Volk nicht aus seiner Lethargie erwacht, vielmehr ver knöchert und abgestorben sei und jede politische Bedeutung verloren hätte. Das Continentalſyſtem und der Rhein bund" , sagt Napoleon , „find für Deutschland zwei wich tige Lehren gewesen. Ahmet das erstere nach und laßt euch nie wieder zu partiellen Bündnissen mit benachbarten Groß mächten verleiten . " Goldene , herrliche Worte ! Der fünfte Brief verhandelt von Neuem und ausführ licher den Werth der Offensive. Die Reitergenerale des 30jährigen Krieges und schließlich Wallenstein nehmen an der Discussion Antheil und vereinigen sich nach Abwägung aller pro et contra sprechenden Gründe in der Ansicht, daß die Offensive, wenigstens in der lezten Zeit des unter ganz eigenthümlichen Verhältnissen geführten Kampfes die stärkere Form des Krieges gewesen sei. Aber nicht allein die kriegerischen Handlungen , aus denen die einzelnen Behauptungen gefolgert sind , sondern noch eine Menge von geschickt eingestreuten mit der Natur der Frage in näherer oder fernerer Verwandtschaft ſtehenden Bemerkungen geben den Dialogen dieſes Briefes einen höchſt anziehenden Charakter. Wissenschaftlich genommen , ist der sechste Brief be lehrender noch, wie der vorige, der vorherrschend historisch gehalten ist. Es werden die Merkmale und Begriffe des Augriffs und der Vertheidigung , sowie die Beweggründe zum kriegerischen Handeln in politiſcher , ſtrategiſcher und taktischer Beziehung festzustellen gesucht. Der Verstorbene kommt glücklich über die subtilen Unterscheidungen von Angriff und Vertheidigung hinweg , indem er zwei Mei nungen sich aussprechen läßt, mit seiner eigenen aber zu rückhält. Im fiebenten Briefe sprudeln Wig , Satyre und Phantasie in gleicher Reichhaltigkeit. Der Verf. beschreibt eine Reise nach Tenare, wohin er Scharnhorst begleitete, der von Mars den Auftrag erhalten hatte , Seydlig auf zusuchen. Die Reisenden erblicken am Ufer des Flusses die Naturforscher Linnée und Cuvier , damit beschäftigt,

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großen Kurfürsten von Brandenburg , der ein wahrhaft großherziger Fürst gewesen sei und, obgleich die Schweden sein eigenes Land hart bedrängten , dennoch sein persön= liches Interesse dem allgemeinen deutschen untergeordnet habe, da er die Franzosen als die gefährlichsten Reichs feinde betrachtete . Er beschreibt alsdann den Zug des Kurfürsten zur Befreiung Brandenburgs von den Schweden, zeichnet mit meisterhafter Hand die Hauptumriffe der Schlacht von Fehrbellin und schließlich den Gewaltmarsch des brandenburgischen Heeres im Winter 1679 von Berlin nach Tilsit zur gänzlichen Vertreibung der Schweden.

ganz unbedenklich erscheinen mag , muß eben deßhalb in der Anwendung auf concrete Fälle von entgegengesetter Beschaffenheit_unfehlbar zu den abweichendsten Erschei= nungen und Consequenzen führen. System ist daher auch in meinen hinterlassenen Schriften auf der Oberfläche gar nicht zu finden und statt eines fertigen Lehrgebäudes findet Werkstücke. Die wissenschaftliche der Leser Leser nichts als Werkstücke. Form liegt in dem Bestreben, das Wesen der kriegerischen Erscheinungen zu erforschen , ihre Verbindung mit der Natur der Dinge zu zeigen , aus denen sie zuſammenge= sezt sind. Der philosophischen Consequenz glaube ich nir gends ausgewichen zu sein; wo diese aber in einem gar zu dünnen Faden ausläuft, habe ich es vorgezogen , ihn abzureißen und an die entsprechenden Erscheinungen der Erfahrung wieder anzuknüpfeu. Denn so wie manche Pflanzen nur Früchte tragen , wenn sie nicht zu hoch in den Stengel schießen , so müssen in praktischen Künsten die theoretischen Blätter und Blumen der Erfahrung, ihrem eigenthümlichen Boden, nahe gehalten werden. Unstreitig wäre es ein Fehler, aus den chemischen Bestandtheilen des Weizenkorns die Gestalt der Aehre erforschen zu wollen, da man nur auf das Feld zu gehen braucht, um die Aehren fertig zu sehen. Anschauung ist oft besser als Erfahrung . " (Schluß folgt.)

Anknüpfend an diese Discussion gibt Derfflinger im neunten Briefe cine Beschreibung der von Friedrich Wil helm in's Leben gerufenen Organisation , Formation und Ausrüstung des brandenburgischen Heeres. Türenne reiht daran einen Eurzen geschichtlich wahren, aber nicht erquick lichen Abriß von dem Zustande des französischen Heeres unter seinen Befehlen, mit welchem er nur deßhalb Großes zu leisten vermochte, weil er sich stets nach den Umständen namentlich nach der eigenthümlichen Lage und Beschaffen heit seiner Gegner zu richten verstanden hätte.

Im zehnten Briefe geißelt der Verstorbene den Spe culationsgeist der Physiker , Chemiker und Homöopathen und reagirt mit seinem unerbittlichen Wige gegen alle Uebertreibungen und Anmaßungen in Kunst und Wiſſen schaft. Der elfte Brief bringt als Gegenstände der Betrach= tung die wissenschaftliche Tendenz der hinterlassenen Werke des Generals v. Clausewiß über Krieg und Kriegführung, ferner die Schwierigkeit , aber Möglichkeit einer philoso= phischen Kriegstheorie , die Unfruchtbarkeit aller streng systematischen Kriegslehren und endlich Zweck und Wesen einer vernünftigen Theorie des Krieges. Referent kann es sich um so weniger versagen , eine Stelle dieses Briefes anzuführen, als sie eine Charakteristik der Clausewiß'ſchen „Nur der bescheidene Zweifler an der Schriften enthält. Richtigkeit irgend welcher Behauptung ist der echte Wahr heitsforscher. Aber zwischen Descartes berühmt geworde= nem cogito , ergo sum und den Universalbeweisen einiger neuen Afterphilosophen liegt noch ein ungeheueres Feld, das der gesunde Menschenverstand immerhin bebauen möge. Wissenschaft und Philosophie sind und bleiben die höchsten und legten Bildungsmittel, welche dem Leben und Wirken, dem Geiste und Charakter des Menschen vollendete Klar heit , fiegreiche Energie und im Innersten tief beglückende Harmonie und Begeisterung verleihen. Daß aber der Be griff des Wissenschaftlichen nicht allein oder hauptsächlich im System und seinem fertigen Lehrgebäude besteht, sollte in unseren Tagen nicht mehr einer Auseinandersetzung bedürfen. Alles was eine relative Wahrheit oder Wirksamkeit besißt , wird seinem ganzen Wesen nach verkehrt und ver= schoben , muß sich in irgend welchem Grade unwahr und ungenügend erweisen , sobald daran die Forderung gestellt wird : sich als ein Unbedingtes auszuweisen. Und was im abstracten Sinne oder allgemeinster Bezüglichkeit

Kurze Anzeigen und Nachrichten. L. Die C. B. Lord'sche Verlagsbuchhandlung zu_Leipzig_hat vor Kurzem mit der Herausgabe einer Reihe von „ Jüußtrirten Con verfationsbeften" begonnen , die eine auf die Intereffen des Augen blicks berechnete Schilderung der Kriegsschaupläße zu liefern beab fichtigen, welche fich theilweise auf eigene Anschauung der Verfasser, dann auf die besten zuzüglichen Quellen füßt und durch Karten und Abbildungen erläutert werden soll. Zunächst ist die Heraus. gabe von acht Nummern in Aussicht genommen , welche den Sund und die Belte , die deutſche Offce , das schwarze Meer , Conftanti nopel und den Bosporus , das mittelländische Meer , die Donau von Belgrad bis Sulina und den Balkan ſchildern, und ſtatiſtiſche Uebersichten des Ruſſiſchen und Osmanischen Reichs enthalten ſollen. Die beiden erften uns vorliegenden, gut ausgestatteten Hefte bringen außer den in den Tert eingedruckten Zuluftrationen (Ansichten von der Einfahrt in den Sund , vom Kriegshafen in Kopenhagen, vom Kieler Hafen , von der Kriegswerfte in Karlskrona 2. → in Holz schnitten) eine Karte, vom Sund , nebst kleinem Plan von Kopen bagen, und eine Karte der Insel Gothland mit dergleichen in Car. tons von Chriftansö und der Einfahrt nach Karlskrona - und geben in anziebender Sprache eine Beschreibung des Sundes und der Belte , der füdlichen und öftlichen Küfte Schwedens, der Inseln Bornholm, Chriſtiansö und Gothland , sowie des bottnischen Meer busens. Der k. schwedische Hauptmann A. Hahr hat eine General karte von Schweden in zehn Blättern , sowie eine Kirchspielſtatiſtik des Landes bearbeitet. Auf Befehl des Königs sollen von diesen Arbeiten je 300 Eremplare auf Rechnung des Staates angekauft werden. Die bereits erschienene erste Lieferung der Karte enthält zwei Blätter, welche den größten Theil von Gefleborgs und St. Kopparborgs Län und die angränzenden Theile von Herjeåvalen und Medelpad enthalten. Der Preis der ganzen Karte wird 16 Rothlr. 32 Schill. betragen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruct .

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Allgemeine

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Militär - Zeitung .

Deutschland.

Frankfurt a . M., 9. Juni . Auf Veranlassung des Abgeordneten des achten Armeecorps , der dabei von dem des neunten unterstüßt wurde, hat die Bundesmilitärcom= mission in der legten Bundestagssihung die seit April 1853 ruhende Angelegenheit des Baues der Außenwerke von Rastatt und der Thorbefestigungen , sowie die Wiederherstellung des durch Elementarereignisse ein= gestürzten Theils der Ulmer Festungsgräben in Anregung gebracht. Königreich Sachsen.

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Ln. Dresden , 1. Juni. Wenn bei der veränderten Organisation der k. sächs. Armee im Jahre 1849 durch die Bildung eines wissenschaftlichen Generalstabes im Allgemeinen schon einem fühlbaren Bedürfnisse abgeholfen und eine Lücke ausgefüllt worden ist , so übt dieses Institut auch - abgesehen von seiner dienstlichen Wirksamkeit in so mancher anderen Beziehung einen unverkennbar wohl thätigen Einfluß auf das Wesen und den Fortschritt der Armee. Nächstdem, daß dem intelligenten, strebsamen und privatfleißigen jungen Offiziere durch dasselbe die Perspec tive zu einer neuen, so ehrenvollen Laufbahn eröffnet und in Folge des Wechsels mit den Mitgliedern des General stabes und den auf Zeit dahin commandirten Offizieren, die höhere kriegswissenschaftliche Bildung in den Offiziers corps mehr und mehr verallgemeinert wird ; so hat sich auch die Füglichkeit herausgestellt , für befähigte junge Offiziere der Infanterie und Reiterei eine Fortbildungs schule beim Generalstabe in Wirksamkeit treten zu lassen. Nachdem in dem lestverflossenen Jahre der Versuch hierzu mit dem günstigsten Erfolge gemacht worden ist , haben laut kriegsministerieller Verordnung — die Begrün dung einer bleibenden Fortbildungsschule und das dießfallsige Regulativ die Allerhöchste Bestätigung erhalten. Jahr dauerude Lehrcursus beginnt den 1. No= Der 1 vember d. J. Der Chef des Generalstabes ist mit der Commando führung der Fortbildungsschule , sowie mit den Detailan Die Zahl ordnungen für den Studienplan beauftragt. der theilnehmenden Offiziere hat man auf 5 bis 6 bei der Infanterie , und 2 bis 3 bei der Reiterei festgeseßt.

Die von den Brigadiers, resp . Regimentscommandanten vorzuschlagenden Offiziere ſollen sich, bei praktischer Brauch barkeit auf demjenigen Standpunkte der wissenschaftlichen Ausbildung befinden , der für die Austrittsprüfung aus der Kriegsschule festgestellt ist. Die Entscheidung , welche der angezeigten Offiziere in die Fortbildungsschule zu befehligen sind , erfolgt durch das Kriegsministerium. Der Studienplan umfaßt zwei theoretische und einen praktischen Cursus ; die ersteren sind auf die beiden Winter halbjahre, der lettere auf das Sommerhalbjahr berechnet. Die theoretischen Vorträge werden sich in der Haupt fache auf folgende Gegenstände , als : Mathematik, Zeich nen und Aufnehmen, Waffenlehre, Befestigungskunst, Taktik und Kriegsgeschichte erstrecken , die praktischen Uebungen während des Sommerhalbjahres aber in Aufnehmen in allen Beziehungen , Munitionsanfertigung , Exerciren mit Geschütz, Schießen und Werfen, Einschießen von Gewehren, Theilnahme an den Uebungen der Pionier- und Bontonter abtheilung, Detailrecognoscirungen und Besichtigung einiger Schlachtfelder bestehen.

Literatur. Militärische Briefe eines Verstorbenen an seine noch lebende Freunde. Zur unterhaltenden Be lehrung für Eingeweihte und Laien im Kriegswesen. Erster Band. Herausgegeben von Pz. c. (Schluß. )

Die Quintessenz des zwölften Briefes ist eine Recapi= tulation der Hauptmomente des 30 jährigen Krieges mit den sich daran knüpfenden politischen Folgen , deren Vor= theile für Deutschland der Verf. mit den verlorenen Brod krummen der Arbeiter unter den kolossalen Trümmern eines Es gibt", fo zusammengestürzten Palastes vergleicht. läßt er den Verf. sagen, in unserer Geschichte kaum etwas Demüthigerendes, als die sogen. zweite Belagerung Wiens durch die Türken 1685 und die aus französischem Uebermuthe anbefohlene Solche Verheerung der Pfalz im Jahre 1689. Ereignisse können wir Deutsche uns nicht oft genug in das Gedächtniß zurückrufen , da die Menschen und folglich

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auch die Regierungen nur zu sehr geneigt sind, den Schein für Wahrheit zu halten und sich in verderbliche Sicherheit einzuwiegen und ein Bundesstaat wie der deutsche sehr starker Anregungen bedarf, um die zur Wahrung seiner politischen Selbstständigkeit " - beschlossenen Maßregeln mit Energie durchzuführen. Die Ereignisse der damaligen ―――― Zeit der Türkenkrieg und die Verheerung der Pfalz zum Theil kritisch beleuchtet und immer mit empfehlens werthen aus patriotischem Gefühle kommenden Einschal tungen durchflochten , füllen den übrigen Brief. Die Einleitung zu den meisten Briefen bildet irgend eine mit den Verhältnissen des Erdelebens in Beziehung stehende Mittheilung aus dem Olymp. So auch hier im dreizehnten Briefe, in welchem der Briefsteller jedoch sehr bald auf einen ernsten und mit einnehmender Gedanken ſchärfe behandelten Gegenstand übergeht , zu deſſen Be sprechung ihm die "I Theorie des großen Krieges " und der von dem Verfasser *) dieses Werks angefochtene Sah : „daß der Krieg nichts Anderes sei , als die fortgesette Staatspolitik mit anderen ( d. h. gewaltsameren) Mitteln“ die Veranlassung gegeben, hat. Anfangs mehr eine kri tische Controverse gegen die Argumente der Theorie des großen Kriegs" entfaltet alsbald der Verf. die ganze Kraft und Unerbittlichkeit seiner logischen Darstellungen über die Beziehungen des Kriegs zur Politik. Der vierzehnte Brief beginnt mit der durch eine große Türkenparade verherrlichten Todesfeier des Herzogs Karl von Lothringen , bei welchem sich eine zahlreiche Gesell schaft seiner Zeitgenossen einfindet , um den Türkenkrieg einer nochmaligen Besprechung zu unterwerfen. Der Her zog Karl, Sobieski, die Kurfürsten von Bayern und Sachsen und Markgraf Ludwig von Baden verbreiten sich vorerst über das Geschichtliche jenes Krieges und beleuchten als dann mit der Fackel der Kritik ihre Mittheilungen und Behauptungen. Der Prinz Eugen nimmt den Verf. zu einer traulichen Unterhaltung bei Seite und ergänzt die, theils aus Discretion, theils aus Bescheidenheit der Spre cher entstandenen Lücken des entworfenen Kriegsbildes durch sehr gediegene Bemerkungen und eine in mehrfachen Stücken gerade für die heutige Zeit interessante Charakterisirung der Türken. - Ein Streich, durch die Intrigue Merkurs zur Demüthigung der Türken und des die türkische Parade commandirenden Kara Mustapha geschmiedet, durch allerlei die Genugthuung des Großveziers bezweckende Schleich wege des Ministers Louvois aber contreminirt , bildet ein Intermezzo , deffen Beschreibung manches Streiflicht auf die orientalischen Zustände wirft und durch Zusäße (in der vorliegenden neuesten Ausgabe der militärischen Briefe) eine Perspective zur Beurtheilung der im Oriente befolgten Politik öffnet. Ein Vergleich mit der früheren Ausgabe zeigt , daß der fünfzehnte Brief viele Abänderungen erfahren hat und daß die darin beschriebenen Feldzüge von 1687-1697 durch Hinzufügung neuer Daten und charakteristischer Be merkungen über die Heerführer des Kaisers bereichert sind. Der Hauptsprecher dieses Briefes ist der Prinz Eugen. Seine Mittheilungen commentirt der Verstorbene, welcher von dem Feldmarschall Guido Starhemberg lehrreiche Auf

schlüsse über die Unfälle der Deutschen in den Feldzügen 1693-1697 und über den Charakter , das Feldherrn= talent und das zur Entſcheidung führende' energische Ver fahren des Prinzen Eugen empfängt. Der Schlußsaß dieses Briefes , welcher 1837 geschrieben und wörtlich in die neueste Ausgabe übergegangen ist , lautet : „ Ueber den Beistand , welcher Frankreich bis auf die neueste Zeit der Türkei geleistet , sprachen wir (Eugen , Starhemberg und Clausewit) gemeinschaftlich unsere Entrüftung aus. Wie

*) General von Williſen.

kann eine christliche Macht die Inconsequenz so weit treiben, einem eingedrungenen Barbarenvolke , das alle Christen wie Hunde behandelt und die reichsten Länder Europas in Einöden verwandelt hat , bei jeder Gelegenheit hülf reich die Hand zu bieten ? Aber Englands Inconsequenzen gehen in dieser Beziehung vielleicht noch weiter. Das Wahre an der Sache ist, daß die Vermittelung einer ehr= geizigen und habsüchtigen Großmacht den eigenen Vortheil immer zunächst im Auge behalten und darnach trachten wird , andere Großmächte nicht größer werden zu lassen. Dasselbe gilt mehr oder weniger auch von Bündniſſen zwischen zwei Großmächten . Wer auf eigenen Füßen zu stehen vermag , wird in den meisten Fällen am klügsten handeln , seinen eigenen Weg zu gehen . Deutſchland kann es , sobald seine Fürsten einig sind, und sie werden es sein , wenn Desterreich und Preußen stets Hand in Hand gehen. Dahin mit aller Macht zu streben , ist die Auf gabe jedes deutschen Patrioten. " Im sechszehnten Briefe hält Minerva den Deutschen eine Strafpredigt über den Mangel ihres praktiſchen Sinnes, der durch ihre Gelehrsamkeit ausreichend nicht ersetzt werde Indem sie den und über ihre verkehrte Schulbildung. Deutschen den Spiegel der Selbsterkenntniß vor Augen hält , ermuthigt sie den General Clausewiß , deſſen An sichten über Flußvertheidigung fie für die passendsten hält, auf die öffentliche Meinung zu wirken und sich mit seinen Freunden über die beste Verfahrungsart einer tüchtigen Eine größere Vertheidigung des Rheins zu berathen . Gesellschaft maskirter Notabilitäten discutirt sofort die Die darüber ge= wichtige Frage der Flußvertheidigung . führte Debatte dürfte zu den gründlichsten Erörterungen des Buchs gezählt und der besonderen Aufmerksamkeit der Mänuer von Fach empfohlen werden. Im fiebenzehnten Briefe kommt der Verf. mit Napoleon zusammen und es entspinnt sich zwischen beiden eine höchſt geistreiche Unterhaltung über Gegenstände verschiedener Art. Es bedurfte hier einer Fülle geistiger Kraft und eines klaren pſychologiſchen Blickes , um die Schwierigkeit einer Ausprägung der Seelenthätigkeiten des großen Mannes in eine dialogische Form , zu überwinven. Der Verf. ver fichert, das Resultat des Kriegs von 1812 vorausgesehen zu haben , weil Napoleon den Charakter der Russen und die große Ausdehnung ihres Landes nicht hoch genug in Anſchlag gebracht und in dem fortwährenden Rückzuge der Russen eine Absichtlichkeit nicht erblickt habe. Das Aus= weichen des russischen Heeres schreibt Napoleon nur der Schwäche, Unentschlossenheit oder Uneinigkeit der ruffischen Heerführer zu , was der Verf. insofern widerstreitet , als er auf den Rückzugsplan des Generals von Phull auf merksam macht , der von dem Kaiser Alexander in seiner Grundidee festgehalten und befolgt worden set.

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Eugens unerbrochene Depesche bei Zenta wird zum Stoffe eines Meinungswechsels über den unbedingteu oder bedingten Gehorsam der höheren Befehlshaber. Ein wich tiges Capitel, welches dem scharfen Urtheile der Verthei= diger des unbedingten Gehorsams nur dadurch entgehen wird , daß Napoleon die Fälle unterschieden haben will, in welchen die handelnden Personen Instructionen statt Befehle erhalten" und daß erstere alsdann mit der größten Gewissenhaftigkeit befolgt werden sollen. Das Gespräch geht abermals auf andere Gegenstände - Intelligenz im Heere, Belohnung des wahren Verdienstes , literarische Thätigkeit 2c. --- über und endet mit einer Art Monolog Napoleons , dem der Leser seine Theilnahme nicht ver sagen wird. Der achtzehnte Brief beschäftigt sich mit den seit dem Beginn des zweiten olympischen Lustrums dem Verf. ein geräumten Vorrechten , wozu der freie Zutritt zu Charons fogenannter camera obscura gehört. Der Humor fließt bei der Beschreibung derselben und der durch sie wahr nehmbaren Erscheinungen in reichem Maße. Eben so ist eine Unterhaltung mit Charon über den Einfluß der Himmelszeichen auf die Geschicke der Menschen voll pikanter Ideen und die Phantasmagorien werden dabei oft zu ge treuen Lebensbildern. - Durch diese camera obscura wirft der Verstorbene ( 19. Brief) einen tiefen Blick in das Leben Karls XII. „der in den Geschichtsbüchern fast überall als Zerrbild dargestellt wird," und beurtheilt ihn seitdem ohne das Vorurtheil , welches er mit seinen Zeitgenossen viel leicht nur aus dem Grunde theilte , weil seine Unterneh mungen ein unglückliches Ende nehmen. Karl XII. tritt in diesem Briefe als ein Heros auf, bei deffen Charakter, Denkungsart und Handlungen der Verf. mit unverkennbarer Vorliebe verweilt. Das Abweichende von anderweitigen historischen Darstellungen des Schwedenkönigs und seiner Feldzüge besteht darin , daß der Autor die Persönlichkeit seines Helden, seine eiserne Consequenz , die Uebergriffe Rußlands und Frankreichs , die ganz eigenthümlichen und hier trefflich gezeichneten Zustände Bolens und die Cha rakterisirung seiner beiden Gegenkönige schärfer abwog, als es von anderen Geschichtsschreibern zu geschehen pflegte. Aus diesem sorgfältigen Studium entsprang dann auch ein ansprechendes Charakter- und Geschichtsgemälde. Es füllt der Hauptsache nach den 19., 20., 21., 22. und 24. Brief. Die Composition des Bildes gewinnt durch die eingestreuten kriegswissenschaftlichen Betrachtungen an Mannichfaltigkeit und Belehrung und auch die olympischen Ausschmückungen geben ihm einen wohlthuenden Farbenglanz. Der dreiundzwanzigste Brief bildet eine Unterbrechung in dieser Kette von Kriegsschilderungen. Der Verf. wird nämlich zu Minerva beschieden, um seine Ansicht über Preßfreiheit abzugeben. Die Die Göttin Göttin hatte hatte Merkur Merkur den den Auftrag gegeben, den Buchhändlern größere Vorsicht in der Wahl ihrer Verlagsartikel anzuempfehlen und glaubte durch diese Maßregel den Ausartungen der Presse am sichersten steuern zu können. Die Einwendungen des Götter boten führen zu einer Discussion , in welcher manchen Buchhändlern und den schlechten Schriftstellern derbe Wahr heiten gesagt werden. Am Schluffe der Unterhaltung spricht der Verf. seine Meinung zu Gunsten der freien Preffe aus , wünscht aber, daß sich der Grad der Freiheit

nach der sittlichen Bildungsstufe des Volkes richte. Einige Tage später bemüht sich Sharon , den Verf. zum Conver titen zu machen , indem er ihm auf Tenare ein allego risches Bild vorzaubert, auf welches alle Geister der Hölle gemalt find. „ Das sind die leidigen Folgen einer über triebenen Philanthropie“, sagte Charon, nachdem er die in Hunde verwandelten, den Mißbrauch übenden Verehrer der unbedingten Preßfreiheit wieder gebändigt hatte, denn was Ihr hier gesehen habt , war nichts weniger als ein Stückchen Wirkung der unbedingten Preßfreiheit, wie man fie zeitig genug erleben wird, so lange die Menschen bleiben wie sie sind. Philanthropie und Egoismus haben zu allen Zeiten die schroffsten Gegensäße gebildet , denn was für die besseren Menschen gut ist, taugt nicht für die schlechten. Die Philanthropen erblicken in der Preßfreiheit nur das Mittel , der Willkür auf dem Wege der Ueberzeugung entgegenzutreten , den Mißbräuchen der Staatsverwaltung die Spise zu bieten. Die Egoisten dagegen betrachten die Preßfreiheit als eine Waffe , mittelst welcher fie Alles zu bekämpfen suchen , was der Erreichung ihrer selbstsüchtigen Zwecke hinderlich ist ; sie fangen ihre Wortkämpfe mit scheinbar unbedeutenden Dingen an , suchen an sich unver fänglichen Grundſäßen das Bürgerrecht zu verschaffen, gehen aber allmälig von Folgerung zu Folgerung über und demonstriren am Ende, daß das Schlechte gut und das Gute schlecht sei." Der fünfundzwanzigste Brief zieht eine Parallele der Kriege Karls XII. und Napoleons gegen Rußland . Das Intereffe davon steigert sich mit jedem Worte, welches diese beiden Helden über ihre Einfälle in Rußland und über die Ursachen des Mißlingens derselben wechseln. Der Verf. sucht den Grund des Mißlingens der Napoleon'schen Operationen in der Ueberschreitung des Ziels und in der Ueberspannung der Kräfte von Seiten Napoleons und in der geschickten Benuzung aller Mittel , die französischen Streitkräfte vor dem entscheidenden Momente zu schwächen, auf Seiten der rufſiſchen Kriegsleitung . Jene Ueberspan= nung der Kräfte vergleicht Karl XII . mit dem langsamen Absterben eines durch ungeregelte Lebensweise und Aus schweifungen aller Art entnervten Athleten. Im sechs- und siebenundzwanzigsten Briefe werden nach träglich einige sehr befriedigende Erläuterungen , mitunter auch neue Aufschlüsse über den Feldzug von 1812 gegeben, die Schlacht bei Borodino und die Wichtigkeit ihrer Folgen besonders hervorgehoben , die Vernichtung Moskaus durch Rostopschin und den Abfall des Generals von York einer Betrachtung unterworfen und Notizen über die Mitwikung des Generals v. Clausewiß zu dem bekannten Vortrage zwischen Vork und Diebitsch eingeflochten. Die legten Briefe gewinnen bei dem sich entwickelnden Drama im Osten Europas eine doppelte Bedeutung und enthalten sehr beachtenswerthe Winke über den wahrſchein lichen Ausgang des Krieges. Der erste Band schließt in dem achtundzwanzigsten Briefe mit einer Unterhaltung olympischer Färbung zwischen Ziethen , Seydlig und Clausewiß. Ein Bruchstück aus der Lebensgeschichte Ziethens wird zum Anknüpfungspunkte rein militärischer Betrachtungen über das Verhalten des Untergebenen bei unwürdiger und ungerechter Behandlung von seinen Vorgesezten.

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Wenn der Leser sich der lohnenden Arbeit unterziehen wie ein ungeheurer Halbmond umschließt , und wird gegen Westen will, das Buch förmlich zu studiren, so wird er des Guten, durch einen fumpfigen Thalgrund gedeckt, der seine Gewässer in Wahren und Schönen so vieles gefunden haben , daß er den Kamtſchyk sendet. Scumla hat 30,000 Einwohner und theilt fich in zwei Theile , wovon der untere von den Chriften, der obere dasselbe mit der höchsten Befriedigung und mit dem Ge von den Türken bewohnt wird. Eine Umfassungsmauer , die von nuffe einer Lektüre aus der Hand legt , welche Kopf und kleinen Rundtbürmchen , die Schilderhäuſer ähnlich sehen , flankirt Herz gleich erwärmt. wird , umschließt_die_Stadt_von allen Seiten und zieht sich nach einem Plateau hinauf, welches von einer Citadelle gekrönt wire, Es ist ein großes Verdienst des Verfassers , aus dem und sich wie eine gewaltige Tenne bis an den Fuß des Gebirgs Studium der Handlungen großer Männer seine Charakter stocks erstreckt, fo daß diese Stätte von der Natur ausdrücklich zu schilderungen abgeleitet zu haben . Bei einer minder gründ einem festen Lager bestimmt scheint , dessen Kern die Citadelle von lichen Geschichts- und Menschenkenntniß, wie die im ganzen Schumla wäre. Man könnte dieß Lager jedoch gegen Westen auf Werke überall bemerkbare, würde man einem solchen Ver= der Straße von Eski Dschuma und gegen Often auf der von Pra vadi nach Karnabað umgehen , und während die Türken durch ein fahren nicht unbedingt vertrauen können ; hier aber nimmt von Siliftria anrückendes Corps in Schumla blokirt würden, könnten man die Worte der discutirenden Personen mit der Zuversich zwei andere Corps , wovon das eine von Ruftschuk über_Ras ficht eines Gesprächs zwischen Lebenden auf , die durch grad gegen Eski Dſchuma , das andere von der unteren Donau Darlegung der Ursachen , des Zusammenhangs und der über Basardschik gegen Pravadi rückte, im Thale des Kamtschyk Wirkungen ihrer Handlungen das Urtheil des Lesers wesent bei Eski- Stambul oder Marasch vereinigen. Diese Operation würde lich erleichtern. Es mag keine leichte Aufgabe gewesen dann alle Communication zwischen Schumla und Adrianopel und sein , von den olympischen Größen die verwirrenden An selbst Constantinopel unterbrechen. Schumla ist nur gegen Often hin zugänglich, gegen alle andere nahmen der Zeitgenossen , das Urtheil des Partheigeistes Seiten wird es besser durch seine Lage , als durch Verschanzungen und die Ausbrüche der Verehrung und des Hasses abzu vertheidigt. Deshalb hat es auch noch immer die Ruffen aufge streifen , um für die entsprechenden Handlungen die mit= halten , wenn sie es , che ſie ſich in die Balkanpäſſe wagten , mit schwingende Seite des Charakters herauszufinden und in Sturm nehmen wollten. Sie hätten sich begnügen müssen , es zu Worten auszudrücken . Ohne scharfe psychologische Forschung, blokiren und daran vorüber zu marschiren. Es wäre dann von felbft gefallen , sobald man seine Verbindung mit Conftantinopel ohne eine glückliche Combinationsgabe ist Derartiges nicht abgeschnitten hätte. zu Stande zu bringen. Eine Armee, welche vor Schumla erscheint , hat dreierlei zu Was der Verf. in das Bereich seiner Betrachtungen wählen : entweder die Stadt auf der Oftseite anzugreifen, was sehr und Forschungen gezogen hat, modelte er nicht zu einem schwierig ist , weil das Terrain hier zerrissen und von Sümpfeu willkürlichen Bilde , sondern er hauchte ihm jenen Geist durchzogen ist ; oder fie von den Höhen aus anzufassen , welche die und jenes Leben ein , welche er mit der Tiefe seines Ur Feftung gegen Westen einschließen und die sehr schwer zugänglich find ; oder fie cinzuschließen , was wegen der ungeheueren Ausdeh theils ergründet und ausgesucht hatte. Dadurch wurde nung des Gebirgsstocks, an den fich Schumla lehnt , fast unmöglich lebensfrisch treu, wahrhaftig und Darstellung seine ganze ist. In dem früheren Kriege zu Anfang dieses Jahrhunderts wagten und überzeugend. Die geschilderten Kriege, Personen, und es die Russen nicht , fie in der Front anzugreifen. Sic versuchten daher die Höhen , welche die Norospiße des Haldmondes bilden, zu Zeitzustände erscheinen vor den Augen des Lesers , als wenn er sie erlebt, gekannt und mit empfunden hätte, und crfteigen und fich daſelbſt feftzufeßeu ; allein fie vermochten weder Artillerie hinaufzubringen , noch überhaupt sich zu halten. Sofort was das Wissenschaftliche des Buches anlangt , so darf machten die Ruffen vergebliche Verfuche , Schumla einzuschließen z dreist gesagt werden, daß es viele Vorurtheile kühn durch aber nachdem sie lange vergeblich vor dem Plaße geftanden waren brochen und das Kannegießern mancher Militärautoren und ihn an verschiedenen Punkten anzufassen versucht hatten, ſahen fie fich genöthigt, umzukehren. Das nämliche ist ihnen nachher im gebührend gezüchtigt hat. Jahre 1828/20 geschehen ; weßhalb die Türken fich gewöhnt haben, Wir haben den sehnlichen Wunſch, durch unser Referat Schumla für die Thermopylen ihres Reiches anzusehen , und wo= einem Werke gerecht geworden zu sein , welches verdient, durch dieses auch in Europa einen Ruf erlangt hat , den es nicht in der Bibliothek eines jeden deutschen Offiziers eine Stelle verdient , da es , wie oben gezeigt wurde , umgangen werden kann. A. zu finden. Schumla wird aber immer eine sehr große militärische_Wich tigkeit behalten, nicht nur wegen seiner Lage an der directen Straße von Ruftschuk und Silistria nach Conftantinopel, sondern auch, weil es den Schluß des Thales bildet, welches sich nach dem Meerbusen von Varna hinzieht. Dieses Thal fällt von Schumla an allmälig Miscelle. bis an diesen Meerbusen und wird im Norden durch den Pravadi [Schumla und Varna , eine militärische Orientirung nach fluß , im Süden durch den Kamtschyk begränzt , welcher der Nord Beaujour.] Die Stadt Schumla , welche am Knotenpunkte seite des Balkan entlang zieht , wie der Dermendere dieß an der thut. Der Kamtschyk bildet sich aus zwei Flüssen , von sämmtlicher von der Donau kommender Straßen liegt , bietet die Südseite befte Stellung , um den Uebergang über den Balkan ftreitig zu welchen der eine von dem Plateau von Eski Dschuma, der andere herkommt, und welche sich bei dem Dorfe machen , weil sie sich am Hauptdurchgangspunkte der Gebirgskette vom Fuß der Balkankette Köpri-Köi nördlich und an der Spiße zweier _Thäler befindet , welche sich an dem Marafch vereinigen und sich sodann unterhalb Pravadi und dem Hamtschykfluffe nach dem Meerbusen von Varna vom Kap Emineh in das schwarze Meer ergießen. Der Pravavi hat einen kürzeren Lauf: er entspringt am Fuße der Berge von wenden. Schumla , und geht an Jenibasar vorbei nach Pravadi , welcher Schumla ist der gewöhnliche Sammelplaß der türkischen Armee ihm den Namen gegeben hat , um sodann durch den Devnaſee Ort in einem Kriege gegen die Ruſſen , weil es sich auf ihrer Haupt in eine Bai zu münden, welche im Norden durch die Spiße von operationslinie gegen Conftantinopel befindet , wie auf der anderen Soganlik, im Süden durch die von Galata eingeſchloſſen wird . Seite Sofia auf der der Oesterreicher liegt. Die Stadt lehnt sich (Schluß folgt. ) an eine Gebirgskette, welche fie gegen Norden, Westen und Süden Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruct.

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Dienstag, Juni 1854.

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hätte vermieden werden können , wenn man die Truppen etwas rechts gezogen hätte, wo der Grund niederer war. Lemberg, 5. Juni. Die österreichische Regierung hat Man machte den Oberst aufmerksam darauf, aber er ant nach einer erschienenen Kundmachung den Erlaß des wortete : er habe vom Obercommandanten Befehl, mit dem Pferdemaßes bei Ergänzung der Cavalerie bis Regiment da zu bleiben , wo er stehe, bis auf weitere In einer Schlacht auf gutem ebenen Felde auf 14 Fuß und 2 Zoll auf die Zeit der gegenwärtigen Ordre. Verhältnisse decretirt. Ebenfalls sollen von vierjährigen (sagte mir der österreichische Offizier ) würd' ich für 100,000 Pferden, welche bereits in's fünfte Jahr gehen , 12-20 Russen gegen eine gleiche Truppenzahl von jeder anderen auf 100 angenommen werden, und damit diese zum nächsten Nation wetten. Die Russen , wo sie in großen Massen Frühjahr zur Ergänzung geeignet seien , sollen sie zur agiren , kann man eben nicht zum Davonlaufen bringen (auf der Ebene von Austerlit liefen sie doch davon , aber Abrichtung sogleich einrangirt werden. (D. A. 3.) freilich in Masse) . Jede noch so große Lücke , welche die feindlichen Kugeln in ihre Glieder reißen , wird mit Hannover. der erstaunlichsten Ruhe und Präcision ausgefüllt. Aber * Aus dem Hannover'schen , 7. Juni. Guten Quellen sonderbar: eben diese Vollkommenheit ihrer Drillung macht nach , geht man damit um, unsere Infanterie dahin die Russen zu Soldaten geringerer Qualität auf einem umzuformiren , daß jede der fünf Brigaden statt fünf sehr coupirten Feld. Auf einem solchen Terrain , wo sie Bataillone sechs erhält. Das neu zu errichtende sechste nicht mehr als bloße Maschinen wirken können , sind sie soll aus den Reservemannschaften, d. h. den Pflichtigen hülflos, unschlüssig und leicht in Unordnung zu bringen."" der lezten Dienstjahre der ganzen Brigade gebildet werden, Es schien mir rathsam, diese Aeußerung eines erfahrenen (A. 3.) den Namen Landwehr führen und, so viel man vernehmen Militärs wörtlich wiederzugeben." konnte, unter den Befehl eines der Stabsoffiziere der Linie Türkei. Das Commando der Compagnieen sollten die treten. Hauptleute zweiter Klasse , deren jedes Bataillon einen (Schluß der in Nr. 71 abgebrochenen Nachricht "/ Mittheilungen führt , übernehmen ; dann bestände die Brigade aus vier über die türkische Artillerieſchule." Bataillonen oder zwei Regimentern Linie , einem leichten Die Kriegsschüler waren in der großen Mehrzahl junge und einem Landwehrbataillon. Leute vom 14. bis zum 20. Lebensjahr, von mittlerem aber kräftigem Wuchse und blühendem Ansehen. Meist Rußland. die Söhne der vornehmsten Familien und höheren Beamten, Der Wiener Correspondent der „ Times " schreibt : „Ein zeigten ihre Physiognomien jene feineren Züge , wodurch die Aristokratie jeder Nation sich nun einmal bemerkbar österreichischer Offizier höheren Rangs, der viele Gelegen heit hatte , die Russen im Gefecht zu sehen , spricht mit macht. Nicht zu verkennen war bei den meisten , daß die oft mehrjährige geistige Thätigkeit den Zügen derselben höchster Anerkennung von ihrem kaltblütigen Muth. Ein großer Fehler ihres Systems ist aber, daß den unterge einen lebendigen und veredelnden Ausdruck verlichen hatte, ordneten Befehlshabern wenig oder gar keine Selbstbe den man sonst bei dieser Nation vergeblich suchen wird, stimmung vergönnt ist, und daß in Folge dessen in einem und der sie, so zu sagen, dem gewöhnlichen Türkenthum Feldzug unzählige Menschenleben unnöthig hingeopfert selbst unähnlich machte. Was die geistigen Fähigkeiten dieser jungen Leute be= werden, bloß, weil die erlassenen Verhaltungsvorschriften buchstäblich erfüllt werden müssen. Während des Kriegs trifft , so rühmen die Lehrer selbst dieselben sehr, denn sie wohl zu erwägen bei früher schlechtem Elementar= von 1849 war ein russisches Regiment dem mörderischen zeigen — viel Auffassungsgabe, Interesse und ein gutes Feuer einer ungarischen Batterie ausgesetzt , welches ganz unterricht c

Oesterreichische Monarchie.

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Gedächtniß , doch soll der Fleiß zwischen den Stunden manches zu wünſchen übrig laſſen. Reinlichkeit und Accuratesse im Anzug , so was man das eigentliche Ajustement nennt , find eben nicht die starke Seite des türkischen Militärs , vom bin baschy (Major) an bis zum nefer ( Gemeinen) herab , und man sieht hier in der Residenz , mit alleiniger Ausnahme der Artillerie, für gewöhnlich so schmugige und oft gänzlich abgerissene Gestalten , daß ein deutscher Corporal der alten Schule durch deren Anblick sich mindestens einen gelinden apoplek tischen Zufall zuziehen würde. Um so wohlthuender war mir der Anblick und die gute militärische Haltung dieser Zöglinge. Wie die ganze türkische Infanterie, * ) ſo tragen auch sie den blauen Waffenrock mit einer Reihe gelber . Metallknöpfe und dunkelgraue Beinkleider mit rothem Passe poil. Die erste Klaffe, die eigentlichen Offizierscandidaten, haben carmoisinrothe Sammetkragen mit einer breiten golde= nen Verzierung am vorderen Theil, und tragen einen Säbel mit lederner Scheide in goldenem Koppel , was um die Hüften geschnallt wird. Die zweite Klasse, die sogenannte Vorbereitungsklasse , dagegen hat ziegelrothe Krägen mit . einem goldenen Stern, und trägt keine Säbel. Die Kopf bedeckung bestand in dem carmoisinrothen Fess mit blau seidener reicher Quaste, auf dem, als ausschließliches mili tärisches Emblem, ein rundes Blech von Messing, Tepe-lik (Gipfelstück) genannt, von der Größe eines Thalers. Diesen Feß tragen gleichförmig alle Waffengattungen vom Höchsten bis zum Niedrigsten . Gegenüber diesem Cadettencorps waren als Ehrenwache drei Bataillone (tabur) Infanterie mit einer Régiments musik und eben so viele Schwadronen (atly bölüjü) und Batterieen aufgestellt , während an den Eingängen der Artillerieſchule die eigentliche Leibwache des Sultans para dirte, deren hellrothe Jacken mit goldenen Verzierungen, aus der Ferne gesehen , ihnen Aehnlichkeit mit den eng= lischen Truppen verleihen. . Die Schüler werden , mit alleiniger Ausnahme der Geschichte , in allen praktischen und theoretischen Fächern unterrichtet, wie sie in den Militärschulen des Occidents stattfinden. Daß man das historische Fach nicht in den Lehrplan aufgenommen , scheint weniger seinen Grund in einem etwaigen Mangel an Lehrkräften, als vielmehr darin zu haben , daß man von oben herab mit der Vergangen heit brechen und geschehene Dinge, mit denen die Gegen= wart einen grellen Contrast bildet, ruhen lassen will . Nach vollendeter Prüfung werden an die Schüler, die sich durch Fleiß und Fortschritte besonders auszeichneten , Prämien vertheilt , wie denn auch ein Theil der ersten Klasse zu Lieutenanten (mülazim) befördert und der Armee einge reiht wird..... Bis jest kann von einem sich geltend machenden Offi zierselement und Corpsgeist der Offiziere in europäischem Sinn bei der türkischen Armee keine Rede sein . Die regu= lären Truppen sind im Verhältniß viel besser als ihre Offiziere. Was aber ist selbst die beste Truppe ohne tüch tige Führer? Das wird sich freilich bis zu einem gewissen

Maß im Laufe der Zeit ändern, und es ist nicht zu läug nen , daß - wenn jährlich 100 bis 130 fachwissenschaft lich gebildete junge Leute der Armee eingereiht werden --das Offizierrorps ein relativ besseres werden wird. Doch sind wir weit entfernt , von Hoffnungen zu träumen , die in dieser Beziehung sich längs des europäischen Begriffs hinaufrankten ; so lange der beste Elementarunterricht in der Türkei schlechter ist als bei uns in der elendesten Dorf= schule , so lange kann auch in den höheren Lehranstalten hier nur von einem sehr oberflächlichen Reſultat die Rede sein.

*) Noch sind freilich nicht alle Regimenter mit dem Waffenrock versehen , und tragen in Ermangelung desselben eine blaue Tucjacke; indeß ist ersterer Ordonnanz.

Gedanken über Kriegsgeſchichte und deren Studium.

Wenn wir nach den Mitteln suchen, die sich dem Offi= zier zu seiner Ausbildung darbieten, so weist die Erfah= rung vorzugsweise auf das Studium der Kriegsgeschichte hin. So weit wir in der treuen Schilderung der Begeben= heiten , in ihrem ursachlichen Zusammenhange, in der kri tischen Beleuchtung der Verhältnisse u. s. w. ein der Wahrheit entsprechendes Zeugniß erblicken , in welchem die Mannichfaltigkeit des Wechsels der Erscheinungen ohne ―― Zwang , also naturgemäß , erklärt wird ; soweit werdeu vir auch geneigt sein : aus dem Geschehenen Grund säße und Ansichten abzuleiten, die, je nach Maß gabe der Umstände , dem praktischen Wirken ein solides Fundament verleihen. Darin ist aber ins besondere der Nußen der Kriegsgeschichte zu suchen ; wozu noch kommt, daß auch dem Urtheil ein Spielraum eingeräumt wird , welcher dasselbe allmälig über die Gränzen des resp. Standpunktes des Stu direnden hinausführen kann. Dieses Vorschreiten in der Erweiterung des Urtheils wird angebahnt durch die Verbindung einzelner Kriegsereignisse mit den von ihrem Schauplage entfernt liegenden und ursprünglich bestimmenden Verhältnissen ; wie dieß sich z. B. in den Beziehungen der einzelnen Ope= ration zu dem Feldzugsplan angedeutet findet. So gelangen wir nach der Veranschaulichung des Ein zelnen gleichsam zur zweiten Staffel in dem Studium der Kriegsgeschichte , dem sich, als höchster Standpunkt oder als dritte Staffel , das kritische Abwägen des Geschehenen und dessen Beziehungen zum Hauptzwecke anschließt. Auf diese Weise würde man also vom Einfachen zum Zusammengefeßten fortschreiten, dabei die einzelnen Thatsachen und Verhältnisse in ihre Ursachen und Wirkungen auflösen , aus den verschiedenen Erfolgen einen Gesammterfolg bilden und schließlich eine Totalanschauung gewinnen , in welcher diese oder jene Maßnahmen, dieses oder jenes Verfolgen errungener Vor theile oder die Ausgleichung ungünstiger Verhältnisse n. s. w. als Lichtpunkte für die kritische Beleuchtung hervortreten. Um auf einem jeden der drei Standpunkte mit Nugen verweilen zu können, sind zunächst die Beziehungen aufzu= suchen , in denen die resp. Kriegshandlung zum Terrain und den ursprünglichen Anordnungen , mit Rücksicht auf Organisation , Stärke und Mischung der Waffen stand ;

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dann muß in Bezug auf den Charakter , die Kriegsweise und die Gewohnheiten beider Gegner Auskunft erlangt werden , um dadurch vielleicht manche Handlungen u. s. w. erklären zu können, die , wollte man sie nur aus den pofitiv vorliegenden Verhältnissen ermitteln , keinen hin länglichen Erklärungsgrund finden dürften . Je ausge= dehnter das Feld der Kriegshandlung sein wird , desto umfassender treten alle diese Anforderungen auf und desto mehr werden sie auch erweiterte Studien nothwendig machen. Diese Studien finden aber ihre Hauptgebiete in der Terrain lehre, in der Kenntniß der Wirksamkeit der Waffen ein zeln und verbunden, in der Art der Führung der Truppen und in den psychologischen Eigenthümlichkeiten derselben z sowie , mit Rücksicht auf den strategischen Plan, in den politischen Verhältnissen. Das Studium der Kriegsgeschichte scheidet sich in zwei Hauptrichtungen , von denen die eine das strategische Verständniß und die andere die Zergliederung tak tischer Operationen zum Zielpunkte hat. Beide Rich tungen sind in der Darstellung mit einander verbunden ; fie müssen sich gegenseitig aufklären , und, laſſen dadurch das Verhältniß erkennen, in welchem Strategie und Taktik überhaupt und in dem einzeln gegebenen Falle stehen. Dies gilt also nicht bloß von den großen Kriegshand lungen, deren Streben dem Gesammtzwecke naheliegen, sondern auch von den untergeordneten Handlungen, denen das strategische Elemement nie fehlen darf, - sollen sie überhaupt bei ihrem taktiſchen Wirken für das große Ganze von Erfolg sein. Bei jenem Vorschreiten des Studiums der Kriegsge schichte in zwei Richtungen sind es drei Punkte , welche die Aufmerksamkeit des Studirenden in Anspruch nehmen, nämlich : - der Stoff der geschichtlichen Bearbei tung, das Urtheil oder die kritische Beleuchtung , und die Art und Weise der Darstellung. Was den Stoff angeht, so ist dessen Wahl, nament= lich für das angehende Studium der Kriegsgeschichte, von großer Bedeutung. Bezieht sich jene Wahl auf einzelne Kriegshandlungen, deren Prüfung und Erforschung nament= lich dem jungen Offizier die Verhältnisse der Wirklichkeit so würde damit dem ersten Bedürf vorführen sollen ; nisse jenes Studiums genügt werden , indem die Betrach= tung einzelner Operationen , Schlachten , Gefechte , Be= lagerungen , Ueberfälle u . s. w. ersprießlicher sein möchte, als die Ueberschau der strategischen Verhältnisse ganzer Kriege, zu deren Auffassung und Würdigung schon ein höherer Grad der Befähigung gehört , welcher füglich nur nach längerem wissenschaftlichen Streben und nach erlangter praktischen Tüchtigkeit in dem resp . Grade erworben werden dürfte. Das hierbei so nothwendige sorgfältige Studium äußert fich darin, daß man sich nicht mit der Kenntniß des bloßen Factums begnügt , sondern auch alle jene Fäden aufsucht, durch die dasselbe mit verschiedenen Ürsachen , namentlich den Befehlen , den etwaigen Mißverständnissen , den Ein wirkungen von Außen u. s. w. verbunden ist. Wenn dieß schon bei den oben genannten Kriegshandlungen schwierig ist , um wie viel mühevoller und geistanstrengender wird das Auffinden jener Verbindungen sein , bei denen es sich um das volle Verständniß langjähriger Kriege handelt und

demzufolge das Studium auch in die Gebiete der Politik, Statistik, der Geschichte und Geographie des fraglichen Kriegsschauplazes u . s. w. streifen muß. Ein jeder kriegsgeschichtliche Stoff , mag er sich nun als Compler verschiedener Handlungen (z. B. Feldzug) oder solche als einzeln betrachtet darstellen , wird eine gewisse Mannichfaltigkeit des Wirkens der Streitkräfte und anderer Mittel , sowie auch das Wesen der Ereignisse zur Bearbeitung darbieten. Bei dieser Bearbeitung , welcher ein gründliches Studium der resp. Karten und Pläne zur Unterstüßung dient , dürften etwa folgende Punkte zur näheren Würdigung gelangen : die Machtverhältnisse nach Truppen , resp . Waffen stärke und Terrain , die verschiedenen Hülfsquellen , als Festungen , Magazine , Art der Verpflegung , Ergänzung der Truppen , ferner die moralischen Eigenschaften beider Gegner mit Wahrnehmung der diese Eigenschaften poten= zirenden oder mindernden Ursachen. Weiter käme zur Be achtung die Summe der wirklich zur Verwendung gekomme= nen Kräfte , und mit diesen , sowie mit dem resp. Terrain und Zweck ergäben sich zugleich die Anhaltepunkte zur Beurtheilung der bei der fraglichen Verwendung beobach= teten Dekonomie. Nach Feststellung dieser Punkte , denen natürlich der Zweck klar und unzweideutig zu Grunde liegen muß, würde die Führung der Truppen nach Maßgabe der Befehle, der feindlichen Gegenanordnungen und des Einflusses der Bodenbeschaffenheit einer speciellen Forschung unterworfen werden müssen , woran sich denn auch die Beurtheilung der sogenannten Nebenumstände knüpft , welche der Ver wirklichung der Absichten etwa Hindernisse in den Weg legten oder jene begünstigten. Das Wahrscheinliche und Mögliche ist hierbei sorgfältig zu trennen , weil eben doch nur das der Wahrscheinlichkeit nach Eintretende in der Regel eine größere Beachtung in Anspruch nimmt , als das, was möglicherweise dieſe oder jene Absicht stören oder befördern könnte. Hierher gehört denn auch die Beurthei lung des Zufalls , des Glücks nach dem positiv Gegebe= nen, und die daran sich etwa knüpfenden Unterstellungen, mögen diese nun in der That wirksam gewesen sein oder von dem Studirenden der Uebung wegen aufgestellt werden. Würde man auf diese Weise die Betrachtung , resp . Prüfung einzelner Kriegshandlungen erledigen , so wäre damit zugleich der Grund für die ausgedehnteren kriegs geschichtlichen Studien gelegt, bei denen die mannichfachen Verbindungen und Beziehungen der speciell erforschten Handlung mit und zu entfernter liegenden Verhältnissen hervortreten. Wir erreichen jomit die zweite Staffel bei dem mehrerwähnten Studium, oder einen Standpunkt, der uns diese oder jene Wahrnehmungen, nur in erwei= tertem Maße wie bei der einzelnen Handlung, wiederholen läßt. Von jenem Punkte schweift der Blick über einen größeren Raum , und das Eintreten und die Zeitdauer der Ereignisse , sowie die zwischen ihnen liegenden Zeit räume erweisen sich bei der Beurtheilung als sehr bedeut same Factoren ; ferner, was früherhin als vielleicht allein maßgebend erschien , kommt jezt nicht selten in secondäre Berücksichtigung, und Handlungen werden demgemäß sich als minder wichtig erweisen, die bei dem Zsolirtsein eines

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der speciellen Forschung unterworfenen Ereignisses als her vorragend bezeichnet wurden. Das strategische Element gewinnt bei der Ueber= schau des größeren Raumes , auf welchem die nach einem . Hauptzwecke zielenden Kriegshandlungen stattfanden, einen erweiternden Kreis der Wirksamkeit ; während das Zer= gliedern taktischer Operationen bei dem Studium als Vorbereitung zum Verständniß strategischer Zwecke, und die Operationen selbst als Mittel zur Erreichung jener Zwecke in der Wirklichkeit dienen. Das Zergliedern taktischer Operationen wird ausgeführt durch das Aufsuchen der dem Zwecke entspre= chenden Hauptrichtungen der resp . Handlung , der dahin zielenden Befehle, der etwa eingetretenen Hindernisse, der Maßnahmen betreffs der Verbindung geweinſam oder ge= trennt operirender Truppentheile, ferner der Anordnungen bezüglich der etwa stattfindenden Rückschläge , dann der Bestimmungen der taktischen Gentrirungspunkte. Weiter würde sich das Aufsuchen verbreiten über die Aufstellungen zum Gefechte mit specieller Rücksicht auf das Terrain , die Truppenstärke , die Waffen und die_nächst= liegende Absicht , hierauf über das Beginnen dieser oder jener entscheidenden Bewegung und Ausführung derselben, dann über das Wesen der Krisis des resp . Gefechts , seines Hergangs, seiner Beendigung, und endlich über die Maß nahmen bei dem weiteren Vordringen, dem Rückzuge oder dem Stillstande. In dieser Weise dürften nun auch die Specialitäten anderer taktischer Handlungen hervorgehoben werden, woraus sich dann die Eigenthümlichkeiten derselben folgern ließen. Das strategische Element dient den Operationen zum Grund und Boden, und in ihm finden wir die Summe der Wahrnehmungen zur Totalanschauung verarbeitet, um daraus die nothwendige Thätigkett des Ganzen zu folgern. Das strategische Element deutet demnach den verschiedenen Truppenkörpern (Armeeabtheilungen) die Operationslinien zu deren Märschen an ; es bestimmt die Punkte zu ihrer Aufstellung und Vertheidigung, ohne indeß hierbei so weit zu gehen , daß dadurch den taktiſchen Maßnahmen vorge= griffen würde , deren Ausführung oder Unterlassung doch nur auf augenblicklichen Ansichten der Befehlshaber beruhen . Es kann deßhalb auch nie eine Bewegung auf Operations= linien überhaupt angegeben werden , deren Ausführung von den Umständen abhängig ist ; ebensowenig , wie die Bestimmung des Zeitpunktes , wenn ein Zusammentreffen mit dem Feinde als günstig zu betrachten wäre. Die Strategie sezt sich mit dem zu verfolgenden Hauptzwecke in die engste Beziehung , ohne die etwaigen Erfolge oder Nachtheile der Prüfung und Würdigung zu entziehen ; sie stüßt ihre Handlungen auf das Endziel ; -- ihr Blick_muß demnach ein umfassender sein , der nicht selten da Opfer billigt , wo der taktischen Ansicht zufolge vielleicht nur scheinbar untergeordnete Zwecke zu erreichen vorliegen. (Schluß folgt. )

Miscelle. [Schumla und Varna , eine militärische Orientirung nach Beaujour. Soluß. ] Die Stadt Varna, welche am linken Ufer dieses Flusses , an seinem Austrittspunkt aus dem Devnasee liegt, ift nur von einer einfachen mit Thürmen flankirten Mauer um schlossen. Sie könnte jedoch leicht besser befestigt werden, weil sie auf der Hälfte ihrer Umfaffung von Wasser und auf der anderen Hälfte von Höyen umgeben ist, die man durch vorgeschobene Werke frönen könnte und die dann den Kern eines verschanzten Lagers bilden würden. *) In diesem Falle wäre die Stadt nur von der Ebene im Süden aus anzugreifen, auf welcher Seite fie aber durch Wasserkünfte geschüßt werden könnte. Die Lage von Varna zwiſchen dem Devnasee und dem Meere macht ihre Einſchließung schwierig, und man kann sie nur bewirken , indem man die Südseite befeßt, welche aber von den anderen so weit entfernt ist , daß sie die Be Lagerungsarmee zu einer Theilung ihrer Kräfte, somit zu einer Schwächung nöthigt. Die Festung Varna zählt 12 — 15,000 Einwohner. Sie ist der Stapelplag des Handels zwischen Constantinopel und Bulga= rien und von großer militärischer Wichtigkeit , weil sie die beste Rbede beherrscht , welche das schwarze Meer im Norden des Balkan befißt und zugleich eine der von der unteren Donau nach Conſtanti nopel führenden Straßen schließt. Diese Straßen vereinigen sich sämmtlich in Karafu_am_Tra janswall, von wo aus man sodann durch die Städtchen Karagatsch und Baſardschik auf die ersten Terrassen des Balkan , beim Dorfe Kosludscy steigt. Der Balkan trennt sich bei seiner Annäherung an das schwarze Meer in drei Aefte , von welchen sich der eine gegen Norden nach der Donau abkrümmt , ein zweiter ſich ſüdlich gegen den Bosporus zieht und der dritte sich gegen Often mit dem Cap Emineh nach dem schwarzen Meer zu fenkt. Bei Kosludschy tritt man in das Gebirge ; dieser Ort bildet den Knotenpunkt dreier Straßen , von welchen die eine in östlicher Richtung gegen Varna, die andere westlich über Zenibaſar nach Schumla und die dritte südlich gegen Pravadi läuft. Die lettere Straße ist die sechste, welche vom Donauthal nach Conftantinopel führt , es ist die directefte Straße Rußlands nach der Türkei. Es gibt zwar noch einen Weg von Varna nach Conftantinopel , der dem schwarzen Meere entlang geht ; derselbe ift jedoch nicht für Artillerie brauchbar , weil er zu gebirgig und von zu vielen Ravins durchschnitten ist. Die einzige für eine Armee brauchbare Straße geht also über Pravadi ; sie paffirt den Kamtschyk bei Köpri-Köi , durchſchneidet den Balkan beim Passe von Madir-Derbend und steigt dann in das Thal des Derbendere gegen Aidos hinab. Aidos ist der Durchschnittspunkt zweier Straßen, wovon die eine mit dem Derbendere nach Burgas , die andere durch Benli , Tus- Casri und Karabunar nach Umur Fakih führt, wo sich die Straßen nach Adrianopel und Conftantinopel trennen. Die erstere senkt sich in einer Thalsohle durch Akyunar in das Thal der Mariza gegen Adrianopel hinab , während die zweite über Kirkilisfeh , Serai und Zndschigis direct nach Constantinopel führt. Der Pak von Madir-Derbend, durch welchen man die Balkan kette pafsirt , gipfelt sich gegen seinen höchsten Punkt hin in einer doppelten Bergterrasse , die man bei Kuslidschi zu ersteigen beginnt und von welcher man dann Kirkiliffeh zu herabkommt. Von da geht man auf der Straße von Tſchatal-Burgas oder auf der von Serai nach Constantinopel. Die erftere führt in der Ebene fort , die zweite über die Gebirge. Dieß find die Hauptstraßen , welche vom Donauthal über den Balkan von Conftantinopel führen. Es ist zwar noch eine Straße vorhanden , welche von Sofia über Bratsa , Lofdscha , Selwi , Tirnawa , Rasgrad und Eski Dichuma nach Schumla und Varna führt ; allein diese Straße, welche der Nordseite der Kette entlang läuft, ist eine secundäre und vermittelt nur die Verbindung zwischen den Hauptſtädten Bulga= riens. St. *) Dieß ist jeßt ohne Zweifel geſchehen.

Anmerk. d. Uebers.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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München, 11. Juni. Nunmehr ist auch das neue Reglement für die Artillerie ausgearbeitet. Auch dieses wird demnächst praktischen Prüfungen unterworfen. Es dürfte eine Reform , resp . Verbesserung der taktischen Bewegungen aller Heeresabtheilungen bevorstehen. Nament lich wird auf Schnelligkeit der Formation geschlossener Stellungen, sowie Entwickelung derselben gesehen und daher möglichst leichte Beweglichkeit der einzelnen Truppenkörper zu erzielen gesucht. Großbritannien. London , 7. Juni. Die amtliche London Gazette" veröffentlicht ein königliches Decret und ein darauf be zügliches Circular vom Kriegssecretär Hrn. Sidney Her bert an die Obersten der Regimenter des britischen Heeres, wodurch denselben , welche die Bekleidung und Equi pirung der ihnen untergebenen Truppen zu besorgen haben, eine fire Summe für diese Mühewaltung aus geworfen wird , anstatt daß sie bisher bei der Abrechnung eine nach Umständen wechselnde Gewinn-Rata bezogen. Diese Zulage zum Sold beträgt fortan bei einem Obersten der Garde 1000 Pf. St. jährlich, beim ersten Garde Dragonerregiment 800, bei den übrigen Regimentern 600 bis zu 450 Pf. St. herab. Die Equipirungskosten wer= den dann , nach einer vom Kriegssecretariat zu erlassenden Norm , fest berechnet. — Ueber die Reform der Uni form , Tornister , des Lederzeugs u. s. w. in der englischen Armee enthalten die Zeitungen eine Menge 3u schriften und eigene Rathschläge. London, 9. Juni. In der gestrigen Unterhausfizung machte Lord John Russell die vor Pfingsten zugesagte Eröffnung über die neue Gestaltung des Militär departements. Zwei Fragen , bemerkte er , hätten die Aufmerksamkeit der Regierung in Anspruch genommen ; erstens die Frage , wie die unmittelbare Kriegsleitung in eine kräftigere Hand gelegt werden könne ; die zweite Frage beziehe sich auf die verschiedenen untergeordneten Departe ments zur Regelung des Armeewesens . Bisher stand, sagte er, die Kriegführung unter der unmittelbaren Controle des Colonialministers ; die Regierung kam jedoch zu der Ein

sicht, daß ein Minister unter dieser doppelten Last erliegen, und entweder die Colonicen oder den Krieg stiefväterlich behandeln müßte. Eine Trennung beider Aemter sei daher beschlossen. Was die Verwaltung der verschiedenen Mili tärdepartements betreffe (auch die Civildepartements der Armee genannt , wie das Amt des sogenannten Kriegs • secretärs , der die finanziellen Angelegenhei ten der Armee unter sich hat) , so solle die Oberaufsicht über dieselben dem künftigen Secretary of State for the War Departe ment" anvertraut werden. Diese verschiedenen Departe ments bestünden vor der Hand fort , da eine plögliche Reorganifiruag oder Amalgamirung derselben in diesem Augenblick große Ungelegenheiten verursachen und die ge fährlichsten Zeitverluste zur Folge haben würde. Dem neu zu schaffenden Ministerium bliebe es überlassen , jene Reorganisirung allmälig und stufenweise vorzunehmen . Auch bleibe das Anstellungsrecht in der Armee in den Händen des Generalissimus (Commander- in- Chief, jest Lord Hardinge) . Auch wäre es nicht nöthig, das Parla ment um Sanction der beschlossenen Trennung der Colo — nieen vom Kriegsdepartement anzugehen. Obgleich Lord Russell keine Namen nannte, so ist es doch öffentliches Geheimniß , daß das neugeschaffene Kriegsportefeuille dem Herzog v. Newcastle unwiderruflich zugesagt ist. Daily News äußert sich über die Verhältnisse folgendermaßen: ,,Die Regierung gesteht ihre Unfähigkeit, die Organisation des neuen Departements im Nu vorzunehmen , und die außerordentliche Schwierigkeit dieser Aufgabe kann man nicht läugnen. Das Zeugamt , die Heerverpflegung und die Verwaltung der Armeegelder, seit undenklicher Zeit getrennte Aemter, und zu wahren Labyrinthen von Schreib ftüblerei angewachsen, lassen sich nicht in einem Tage ver= einfachen und verschmelzen. Dieß kann auch nicht nach einem a priori entworfenen Plan , sondern muß auf dem praktischen Wege täglicher Erperimente geschehen. weit ist der Entschluß der Regierung annehmbar. Sie ernennt nicht einen Minister für ein fertiges Departement, sondern sucht einen Mann , der sich aus den vorhandenen Materialien ein neues Ministerium zu schaffen hat . Die Wahl des Mannes also wird den Werth der beschlossenen Reform bestimmen. Die Aufgabe erfordert einen Staats mann ersten Nanges, eine kleine Dosis schöpferischer Kraft, einen Anflug von Genialität ; und gerade deßhalb verfällt

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man auf eine respectable Mittelmäßigkeit, einen fleißigen und ehrlichen, aber Alles nur nicht räsch begreifenden und scharfblickenden Routinemenschen wie den Herzog v. New castle. Bei all' seinen Fehlern als Staatsmann besißt doch Lord Palmerston im kleinen Finger mehr Organi sationsgabe, als alle seine Collegen. Und gerade weil er für das neu zu schaffende Amt wie geschaffen ist , über= geht man ihn. Endlich soll der Generaliffimus die Armee anstellungen behalten. Dadurch wird der Kriegsminister in politischer Bezichung zu einer Null. " Lord Johns Be hauptung , der Generaliſſimus dürfe keinerlei politischen Charakter haben , nennt Daily News eine abgedroschene, nichtssagende Redensart. Factisch habe er politische Farbe und könne nicht umhin , eine zu haben. Zum Beweise sehe man sich die Zusammenseßung des Offizierscorps an. Wie alle anderen Ministerien , sollte auch der Kriegsmi nister die Anstellungen in seinem Fach in der Hand haben, denn er ist dem Parlament verantwortlich und kann im Hause interpellirt werden, der Generaliſſimus nicht." (Da= gegen ist nur zu bemerken , daß der englische Kriegsmi nister kein Militär ist. ) • * London , 10. Juni. In der gestrigen Oberhaus fizung erklärte der Herzog von Newcastle auf eine Anfrage des Grafen Hardwike, daß ein Ambulancecorps zur schnellsten und bequemsten Entfernung verwundeter Sol daten vom Schlachtfelde ·― binnen zwei Tagen per Schrau bendampfer nach dem Orient abgehen werde. Die Orga= nisation dieses Corps habe ihre Schwierigkeiten gehabt, ſei aber auf das Beste gelungen und jezt vollendet.

Vortheile zeigt, die , nach Maßgabe der Umstände , zum Gelingen der Gesammtwirksamkeit des Ganzen beitragen dürften. War der Hauptzweck durch die Gesammtheit der den beiden Partheien eigenthümlichen Verhältnisse vorgeschrieben, zu denen insbesondere auch noch politische Beweggründe sehr maßgebend treten - so wird der Nebenzweck zu= nächst aus dem , das Detail dieser oder jener Sachläge beachtenden Befehle hervorgehen und bei der Ausführung desselben eine Menge von Zuständen hervorbringen, welche in ihren Zielpunkten noch speciellere Zwecke verfolgen. Aus diesem Wechselverhältniß zwischen Haupt zweck und Nebenzweck schöpft die kritische Betrach= tung ganzer Feldzüge ihren Hauptstoff , wobei die strategische Uebersicht des Ganzen und die Zergliederung der taktischen Operationen , leztere jedoch in allgemeinen Zügen , die Factoren bilden. Die Stellung dieser Fac toren zu einander unter verschiedenen Einflüssen , thre Combination unter wechselnden Verhältnissen , ihr Jn= einandergreifen, ihre gegenseitige Abhängigkeit nach Maß gabe der Anschauung der Commandirenden und der ein tretenden kriegerischen und politischen Ereignisse ; ferner die Rücksichten , welche die Lebensbedürfniſſe, der physische Zustand der Truppen , die geistigen und Gemüthseigen schaften derselben u . s. w. auferlegen : - Alles dieß sind Gegenstände der kritischen Erörterung , aus denen das Endurtheil über die Gesammthandlung eines Feldzuges und seiner Grundzüge hervorgehen wird. Wenn es in praxi bei einer untergeordneten Hand lung schon nicht selten an genügenden Wahrnehmungen gebricht , um mit Sicherheit das Resultat unseres Wir kens zu bezeichnen , selbst wenn die Situation an sich eine einfache , wenig complicirte , genannt werden muß ; — um wie viel mehr wird der Mangel von Wahrnehmungen da eintreten, wo man sich bestrebt, aus der Mannigfaltig= keit und Vielheit eng verschlungener Verhältnisse, bei denen gar Vieles dunkel , unbestimmt, zweideutig und unbekannt bleiben möchte , ein allgemeines Urtheil abzuleiten . Auch ist dabei wohl zu erwägen, daß im Drange der Wirklich= keit Vieles geschicht , was vor dem Forum der sich Zeit gönnenden Reflerion und Speculation deßhalb nicht zur Prüfung kommt : weil eben die Prämissen zum großen Theile unbekannt bleiben, welche, bei dem Handeln selbst, durch das Gemüth und die moralische Kraft des Menschen vorgezeichnet , von dem Kritiker aber, bezüglich der in der Regel mageren Andeutungen , um so weniger gründlich gewürdigt werden , als er nicht unter dem Einflusse der Wirklichkeit steht. Man darf hiernach ſchließen , daß die kritische Erörte rung kriegerischer Ereignisse und Verhältnisse dem Stu direnden nur dann einen praktisch nüßlichen Leitfaden zur Erkenntniß und Wahrheit geben wird , wenn die Vorder= säße zu den Schlußfolgerungen bei dem Urtheile des Kri tikers in ungetrübter Klarheit hervortreten , wenn jene Schlußfolgerungen sich mit dem Wesen anderer und ver= wandter Verhältnisse ungezwungen verbinden lassen , und die ersteren also keine Widersprüche enthalten, denen gleich) sehr die resp . Zwecke als auch die Natur der Verhältnisse entgegentreten. Vorurtheile, Mangel an Unterscheidungs gabe, Mißachten der Nevenumstände , die bei der Krieg=

Gedanken über Kriegsgeschichte und deren Studium. (Schluß. ) Nach solchen Hauptzügen in taktischer und strategischer Rücksicht wird man sich bei dem Studium die einzelnen Thatsachen zurechtlegen ; man wird also zergliedern und sichten , das dem Wesen nach Verwandte zusammenstellen, es mit den Zwecken verbinden und dann erst das kritische Abwägen beginnen. Damit hätten wir nun die dritte Staffel bei dem Studium der Kriegsgeschichte erreicht, und wir sehen dabei die Gesammtheit der Kriegshand lungen innerhalb eines größeren oder kleineren Zeitab schnittes nicht mehr als ein in seinen Theilen nur locker verbundenes Ganze, sondern als eine Summe von Ereig= nissen , welche, zu einem gemeinschaftlichen Hauptzwecke mit einander verbunden und sich gegenseitig mehr oder weniger bestimmend , eine Menge von Nebenzwecken verfolgen, die theils durch Absicht, theils durch Benußung des Zufalls , des Glücks erreicht werden können. Wenn man hier unter dem Hauptzwecke im Allge meinen das Bestreben zweier Gegner versteht : durch Sieg den Kampf zu beendigen, sei es nun, daß dieses Resultat durch Gefechte und Schlachten oder durch Ermüdung und allmälige Aufreibung der Gegenparthei erreicht werde ; so können wir doch unter den von einzelnen Abtheilungen zu verfolgenden Nebenzwecken auch solche Zielpunkte verstehen , deren Erreichung nicht immer ein im Gefechte u. s. w. erlangtes Uebergewicht beurkundet, wohl aber andere

605 führung oft so eine bedeutende Rolle spielen ; ferner Hin neigen zur subjectiven Anschauung , ein ungenügendes Abwägen der Kräfte der kriegführenden Partheien u . s. w. lenken von der sicheren Straße ab und häufen ein Material zusammen , bei dem die Förderung der Praris höchst zweideutig bleiben wird. Ein anderes Moment , welches bei dem Studium der Kriegsgeschichte zur Beachtung kommt , ist die Art und Weise der Darstellung derselben. Das strategische Element wird, falls ganze Kriege u. s. w. behandelt werden, besonders bemerkbar hervortreten ; weniger findet dieß jedoch statt , wo von vereinzelten Kriegshandlungen die Rede ist, bei deren Bearbeitung einige Andeutungen genügen, welche das taktische Ereigniß mit der strategischen Absicht in Ver bindung seßen , um so einige Streiflichter auf das Maß der Anstrengung und auf die Entwickelung der Kräfte bei der fraglichen Handlung (Ereigniß) fallen zu lassen. Mag eine Darstellung sich vorzugsweise mit dem tak tischen oder strategischen Elemente, oder mit beiden ver eint beschäftigen, so muß sie doch immer ein in sich abge= schlossenes Ganze bilden und dem Studirenden die Mittel ―――― gewähren : alle jene Merkmale aufzufinden, welche als besonders einflußreich gelten. Eine jede Darstellung , bei der also wo möglich alle Verhältnisse berührt werden, die auf die einzelne Handlung oder die Gesammthandlung eines Feldzugs 2c. Bezug haben , und wobei auch die An = führung der scheinbar geringfügigen, doch wichtigen Neben umstände ihre Stelle findet , wird die wichtigeren Momente aus dem Complere des Ganzen her vorheben , um dadurch die von dem Studirenden zu machenden Auszüge nicht zu erschweren , welche späterhin, bei der Erweiterung kriegsgeschichtlicher Studien, zu man= nichfacher Aufklärung dienen können. Unter jenen wichtigeren Momenten verstehen wir alle diejenigen Handlungen , welche in strategischer Be ziehung von hervorstehendem Einflusse waren, und solchen, aus deren taktischem Verlauf insbesondere die Waffen wirkung, die Unterstüßung , die Benußung des Terrains u. s. w. veranschaulichend hervorgehen. Beispielsweise denke man hierbei nur an die Anordnung von Märschen zu irgend einer Concentration der Kräfte, an die Wahl von Operationsobjecten u . s. w.; so wie in letterer Be= ziehung an die wechselnden Verhältnisse und Perioden der Gefechte und Schlachten u. s. w. Mit Rücksicht auf das Studium wird daher die Art der Darstellung langjähriger Kriege den Charakter des Ueberschaulichen annehmen , bei dem es dem Studirenden vergönnt wäre : ― die Hauptmotive zu den Handlungen schnell und sicher aufzufinden . Ein Gleiches findet ſtatt bei der Schilderung einzelner Thatsachen als Gefechte und Schlachten u. s. w. , wo die specielle Anschauung , welche. fich mit der Zergliederung der taktischen Handlung beschäf= tigt, es ebensowenig wie die allgemeine Anschauung scheuen darf: Alles das zu geben, was Licht und Verständniß über die Handlung sowohl in strategischer als taktischer Hinsicht verbreiten kann. Die Motive wenigstens die taktischen - liegen in dem letteren Falle überhaupt näher ; die Handlung drängt sich in Raum und Zeit enger zusammen , und die Neben umstände , die Zufälle , das Wechſelverhältniß zwischen

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den Gegnern, das Maß der Beweglichkeit der verschiedenen Waffen , die Beschaffenheit des Terrains u. s. w. füllen den Rahmen der Darstellung aus, welcher durch die Mo tive , die Bedingungen , die Waffenstärke u. s. w. gebildet wird. Bei der Erörterung des positiv Gegebenen werden in der Darstellung bei weitem weniger Schwierigkeiten zu überwinden sein , als bei der Beurtheilung der geistigen und moralischen Einflüsse , weil bei diesen nur dann eine Evidenz dargethan werden kann, wenn der Charakter dieser oder jener Ereignisse genügend bestimmte Anhalt punkte bietet , an denen sich das Urtheil fortzuleiten ver= mag. Die Evidenz ist daher wohl von der Vermuthung und der Vorausseßung zu unterscheiden ; sowie denn auch das aus der Speculation Resultirende immer um so trüge= rischer erscheinen wird, je unbestimmter die Vermuthung 2c. zufolge dieser oder jener Erfahrung hervortritt , und je weiter man sich von dem Möglichen oder Wahrscheinlichen auf diese Weise entfernt. Ueberhaupt möchte der einfache Calcul , der mittelst der Reflexion zu einem Resultate ge= langt, fruchtbringender sein und den Studirenden in un mittelbarer Weise zum Ziele führen, als die Speculation , welche sich nicht selten allzufern liegender Motive und Unterstellungen bedient, wenn diese vielleicht nur ſcheinbar gute Dienste zu dieser oder jener Erläuterung bieten. Eine jede Darstellung kriegsgeschichtlicher Ereignisse beschäftige sich nicht mit der ungerechtfertigten sorgfältigen Ausarbeitung in einzelnen Richtungen, während dem nach anderen vielleicht wichtigeren Seiten hin eine geringere Sorgfalt hervortritt. Damit ist auch nur zu häufig für den Studirenden der Nachtheil verbunden , daß er seine Aufmerksamkeit vielleicht vorzugsweise da hinwendet , wo nur eine secundäre Wichtigkeit besteht. Der Begriff von wichtig" ist überhaupt hier ein relativer. Handelt es sich 3. B. um die Darstellung dieser oder jener strategischen Combination, ſo kann in der ersteren Manches als minder wichtig ausgeschieden werden, wenn Dieſes taktiſcher Natur, und so umgekehrt ; obgleich es fest steht, daß schon mancher strategische Fehler durch taktische Anstrengungen minder gefährlich oder ausgeglichen wurde. In einem solchen Falle namentlich die Vermittelung zwischen Strategie und Taktik aufzufinden , die speciellen Beziehungen beider in ― ein helles Licht zu sehen , ist nicht allein Sache des Urtheiles , als auch der Darstellungsweise. Mittel hierzu bieten die folgenrechte Entwickelung der Ereignisse aus näher oder entfernter liegenden Ursachen, die Beziehungen derselben zu den ursprünglichen Zwecken , die Verbindung dieser mit den allmälig hervortretenden Nebenzwecken, und das Aufsuchen der einflußreichen Zufälligkeiten und be sonders wichtigen Handlungen Einzelner. In der Darstellung liegt es auch , alle Zweifel über dieſe oder jene Erscheinungen möglichst aufzuklären , ohne zu unwahrscheinlichen Unterstellungen auf die wir be -reits oben hindeuteten seine Zuflucht zu nehmen , aus denen nur falsche oder zweideutige Resultate hervorgehen. Die Unterstellung sei daher der Natur der obwaltenden Verbältnisse angemessen ; sie gehe namentlich nicht über den Grad des Einflusses hinaus , den dieses oder jenes Factum 2c. der Erfahrung gemäß in der Regel ausübt ; sie gründe sich auf den ursachlichen Zusammenhang der

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Dinge , und meide endlich , dort überhaupt eine Evidenz darthun zu wollen , wo in jenem Zusammenhange einige wesentliche Glieder fehlen. Bei dem Gange der Darstellung vom Einfachen zum Zusammengeseßten wird der ursachliche Zusammenhang dem Studirenden am besten vor Augen gestellt ; denn bei der gründlichen und nicht weitschweifigen Würdigung des Einzelnen dürfte durch den allmäligen Fortschritt zum Complicirten die resp . Handlung um so gründlicher auf gefaßt werden , je mehr die verschiedenen Ursachen mit ihren Wirkungen sich folgerecht aneinander reihen , his man in dem Resultate der Handlung ihre Endwirkung findet. Es tritt dieß nirgends prägnanter vor das Auge, als bei der Darstellung von Gefechten, Schlachten n. s. w., während bei der speciellen Darstellung ganzer Feldzüge sich manche Schwierigkeiten zwischen dem „Zuviel" und dem Zuwenig " erheben, um ein Bild zu erhalten, in welchem sich die Folgenreihe der strategischen Maßnahmen sammt dem auf dem Gebiete der Taktik Geschehenen übersichtlich darstellt. Daher verdient auch die allgemeine Darstellung bei der Bearbeitung von Feldzügen 2. den Vorzug , weil ſie das Gedächtniß nicht überladet, und in der Regel doch nur dort diese oder jene taktische Handlung en detail be= handelt , wo aus deren Wirkungen sich weitere Momente zur Erklärung nachfolgender Ereignisse entwickeln. R- d .

Rbein (1689 ), den Sturm und die Eroberung von Ofen in Ungarn (1686), die Einnahme der Beuler Schanze Bonn gegenüber ( 1689) und die Schlacht bei Szalankament ( 1691 ) an . In leßtgenannter Schlacht commandirte Barfus das Centrum und griff , als sich der Sieg bereits auf die Seite der Türken geneigt hatte , die bis in das zweite Treffen vorgedrungenen türkischen Reiter in der Flanke an und verschaffte dadurch der Divifion Saurau Zeit zur Wieder fammlung und zur Herstellung des Gefechts , welches sofort durch den Markgrafen Ludwig von Baden siegreich entschieden wurde. In dem Berichte res Oberfeldherrn Markgrafen Ludwig an den Kaiser Leopold über die Schlacht bei Szalankament wird das rühm= liche Verhalten des brandenburgiſchen Generallieutenants v . Barfus bestätigt. Als Beilagen enthält das Werkchen : 1) Bericht an den Kur fürften, ob Bonn zu belagern oder durch Blakade einzuschließen Decret wegen des 2) Streites zwischen den Generalen von Barfus und von Schöning ; nebst zwei Anlagen ( 1690) . 3) Bericht des kaiserl. Feldmarschalls, Markgrafen Ludwig von Baden an den Kaiser Leopold I. über die Schlacht bei Szalankament (1601 ) . 4) Liſte des Verlustes der brandenburgischen Hülfsvölker an Todten und Verwundeten in der Schlacht bei Szalankament . 5 ) Kaiserliches Reichsgrafen- Diplom für den F.-M. Hans Albrecht v . Varfus ( 1699) . 6) Kurfürftliches Decret über Anerkennung der Reichsgrafenwürde für H. A. v. Barfus (1699) . 7) Levnspardon für das Geschlecht von Barfus wegen des Sieges bei Szalankament. Nebst Decret der Lehnscanzlei (1691 ). 8) Jus indigenatus für den F.-M. H. A. v. Barfus wegen Ankauf der Groß-Quittainen'ſchen Güter in Preußen. Nebst eigen händigem Schreiben desselben ( 1695) . 9) Grabschrift auf dem marmornen Denkmale in der Domkirche zu Alt -Brandenburg für A. die erste Gemahlin des F.-M. v. Barfus.

Literatur.

Kurze Anzeigen und Nachrichten.

H. A. Graf von Barfus , Königl. Preuß . General Feldmarschall. Ein Beitrag zur Kriegsgeſchichte unter den Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. von Brandenburg , insbesondere der Feldzüge gegen die Türken 1683, 1686, 1691 von Franz Wilhelm v. Barfus - Falken berg, General Major a. D. , Mitglied des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg 20. 8. Berlin , 1854. Verlag von Wilhelm Herz; Besser'sche Buchhandlung. (VI, 2 unpag. u. 72 S.) Obgleich die Verwendung des in dem vorliegenden Schriftchen biographisch geschilderten K. Preuß. Feldmarschalls von Barfus eine vielseitige war , so sind doch die Feldzüge , in denen er mitkämpfte - mit Ausnahme des Türkenkrieges — nur angedeutet und info ferne erwähnt , als sie zur Lebensgeschichte des Mannes gehören, deſſen Schicksale und Thaten natürlich nicht dargestellt werden konnten , ohne die Schaupläße der kriegrrischen Handlungen zu be= rühren, auf welchen er in untergeordneter oder selbstständiger Weise wirkte. Werthvoll dagegen und für die Kriegsgeschichte unter den Kurfürsten Friedrich Wilhelm und Friedrich III. von Brandenburg von Bedeutung ist der geschilderte Antheil der brandenburgischen Truppen an den Kämpfen des Reichs gegen die Türken, insbesondere in der Schlacht bei Szalankament (Satankamen) am 19. Auguft 1691 , worin das Reichsheer mit vergleichsweise geringen Kräften die türkische Streitmacht größtentheils vernichtete und noch wich tigere Vortheile erfochten baben würde , wenn jener volle Atändige Sieg zur völligen Vertreibung der Türken aus Ungarn benußt worden wäre. Unter den vorzüglichen Eigenschaften eines Feldherrn , die Barfus beseffen , nennt der Verf. besonders den , Fehler des Feindes in der Schlacht und in den großen Bewegungen sogleich erkannt und be. nugt zu haben und führt als Belege das Gefecht bei Uerdingen am

[m-e] Der Herausgeber des Journal des sciences militaires und Verleger militärischer Werke J. Corréard zu Paris , hat soeben eine gegenwärtig sehr interessante Schrift unter dem Titel : „ Guide maritime et stratégique dans la mer noire la mer d'Azof et sur le théatre de la guerre en Orient" veröffentlicht ( Preis : 30 Fr.). Es eignet sich dieses Buch, welches mit zahlreichen General- und Spe cialkarten, sowie Plänen und Ansichten der Küften, Rheden, Häfen und Festungen des Kriegstheaters ausgestattet iſt, vorzüglich zu einem sehr schäßbären Hülfsmittel für alle diejenigen, welche den Operationen der kriegführenden Mächte und den Phasen des orientalischen Kriegs überhaupt folgen wollen. Für die Bearbeitung dieses gehaltvollen Werkes , welches mit den vielen eben herauskommenden ephemeren Erscheinungen gar nicht in Vergleich gebracht werden kann , find vornämlich die im Jahre 1820 ausgeführten Arbeiten des Capitäns Gautier über die Topographie des schwarzen Meeres , dann die= jenigen des Chevalier Taibout de Marigny ( 1830) und des Capi täns Baudin ( 1846 ) und endlich die leßte Ausgabe des „Pilote de la mer noire" vom Chevalier de Marigny ( zu Ödeſſa 1850 erſchie nen) benußt und verglichen worden. London , 29. Mai. In allen hiesigen Kunst- und Landkarten= handlungen hängt seit einiger Zeit eine prachtvolle lithographirte Zeichnung am Schaufenster, betitelt : „ Die Stadt und die Be festigungen von Kronstadt." Der Plan ist aus der Vogel perspective aufgenommen und in großem Maßstab ausgeführt (32½ Zoll lang und 15 breit). Die Zeichnung, von Hrn . E. T. Dolby, ift von Sachkundigen für ein Meisterwerk sowohl in Bezug auf Correctheit wie Deutlichkeit erklärt worden , und unter den Massen , die sich vor dem Schaufenster zu drängen pflegen , zählt mancher mit eigenthümlichen Empfindungen die Kanonen_auf_den Wällen des Feindes. Die Admiralität dat dem Kaifer der Franzosen und den britischen Gesandten Eremplare davon zugesandt. (A. 3. )

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedrudt.

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Samstag, Juni 1854. 13 min

$13

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75.

MUTSRUG Cod 500

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Großbritannien. London , 10. Juni. Der United Service Gazette" zufolge soll jedes in der Türkei stehende englische Regiment um 150 Mann verstärkt werden , sobald die nöthigen Transportschiffe zu ihrer Ueberführung be schafft find. Die englische Infanterie wird, statt ihres jezigen unbequemen Collets (coatee) , einen Waffenrock ( frockcoat) erhalten. Das genannte Dienstjournal sagt ferner: " Die Säbel , welche jest für unsere leichte Cavalerie nach der Türkei gehen , werden von Sachver ständigen viel praktischer gefunden , als die bisherigen. Sie sind leichter , um zwei Zoll länger, und der nach dem Muster des hochschottischen Claymore geformte Griff schüßt die Hand besser. Es ist wirklich zum Erstaunen, welche ungeheuere Maffen militärischen Rüstzeugs täglich aus den Vorrathssälen des Londoner Tower nach der Türkei verschifft werden." Rußland. St. Petersburg , 9. Juni. Es ist bereits auf den ungeheueren Aufwand an Menschen für den gegenwärtigen Krieg aufmerksam gemacht worden. Bekanntlich hat der Kaiser am 23. April den seiner Zeit mitgetheilten Recruten ukas in Betreff der gewöhnlichen elften Reihefolge für die östliche Hälfte des Reiches erlassen. Auch wird erinnerlich sein, daß seitdem ein zweiter Ukas erschien , in welchem Bestimmungen für eventuelle verstärkte" und außerordent liche" Recrutirungen enthalten waren , mit Nachlaß am Zollmaß und am vorschriftsmäßigen Alter für die zur Aushebung herangezogenen Klassen . Es hat sich nun herausgestellt , daß auch die oben erwähnte elfte Reihe folge , der gewöhnlichen" Recrutirung nicht mehr die erforderliche Anzahl Recruten im Alter von 20 Jahren zu liefern vermag und so sah sich die Regierung gezwungen, dem Kaiser Bericht darüber abzustatten, worauf dieser dem dirigirenden Senat den Ukas zugehen ließ, bei dieser Re crutenaushebung die Vorschriften in Anwendung zu bringen, welche für eventuelle außerordentliche Recrutirungen erlassen worden sind. Es ist hiernach die gewöhnliche elfte Reihe folge aus Mangel an Leuten zwanzigjährigen Alters in eine außerordentliche in so fern umgewandelt , als , wie

aus dem Reglement hervorgeht, auf dem Lande die Alters klassen bis zum 35. Jahre , und in Städten- und Flecken selbst bis zum Alter von 37 Jahren zur Ergänzung des Ausfalls in der Zahl der 20jährigen Recruten herange= zogen werden sollen. Der Großrusse , welchen diese elfte Reihenfolge trifft , ist gewöhnlich im 25. Jahre verhei= rathet , und besist Familie und Hausstand. Auch unver heirathet ist er dem Kriegsstand abhold und folgt über= Sie können danach haupt der Fahne nur mit Gewalt. beurtheilen , welchen Eindruck unter der großrussischen Be völkerung diese neue Consequenz des Krieges für die ortho dore Kirche machen wird. Ein großer Theil der Groß russen sieht ohnehin den Bestrebungen der Staatskirche mit gleichgültigen Augen zu, da er nur äußerlich derselben angehört. Ich erinnere an die zahlreichen Secten der Starowerzen, Duchaborzen und Roskolniken, welche lettere troß der blutigsten Verfolgungen bis jest nicht auszurotten waren, während die beiden erstgenannten nur formell fener Kirche einverleibt worden sind , welche Peter I. durch das Aufgehenlaffen des Patriarchats im Kaiserthum zu einem wesentlich dem Staate dienstbaren Institute umschuf. Das oben erwähnte Reglement zur " Beschleunigung" (wie es im Original heißt ) der außerordentlichen elften Reihefolge ist vor sechs Tagen erschienen , aber bereits in alle be= treffenden Provinzen an die Gouvernements-, Militär und Bezirksbehörden , an die Schah- und Domänenkam mern zur sofortigen Vollziehung versendet. Diese Eile kündet keineswegs friedliche Dispositionen an ; bei solchen hätte man diese in's Fleisch der Großrussen einschneidende Maßregel mindestens , wenn nicht sistirt , so doch in ihren Wirkungen auf den Bestand der Familien und Wirth schaften gemildert. Erklärlich werden nun auch die überall veranstalteten Sammlungen zum Besten der hinterbliebenen " Familien", wenn man bedenkt, daß deren Versorger nicht einmal ein Alter von 37 Jahren vor der Recrutenpresse schüßt. In Folge der Aufforderung von Freiwilligen zum Eintritt in die zur Vertheidigung der finnischen Küsten bestimmte ,,Seerüstung " (Opoltschenie) haben sich nach offi= ciellen Angaben 6590 Mann gemeldet , von denen 4194 Mann tauglich befunden und den drei Kameradschaften (Druschinis) einverleibt wurden.

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Ueber die gegenwärtige Organiſation

auch mit der Equipirung und Cantonnirung der Truppen im Frieden beauftragt ist. Die reguläre mobile Infanterie zählt 32 Linien- und 3 Garderegimenter. Nachfolgend geben wir die Zahl der Regimenter und die Namen der Städte und Tribus , aus denen dieselben ausgehoben werden : Marend: 1 Regt., Khoï : 2 Negtr., Macou : 2 Regtr., Durmia oder Afchars : 2 Regtr. , Maraga : 2 Regtr., Ardebil : 1 Regt. , Shah- Seven : 2 Regtr. , Shaguagui : 2 Negtr., Karadag : 2 Regtr., Tabriz : 2 Negtr., Hamza : 2 Regtr., Kazbin : 2 Regtr., Sené : 2 Regtr., Hamadan : 2 Regtr., Karaguiozli : 2 Regtr. , Kermanchah: 2 Regtr., Demavend : 2 Regtr., 1 Regt. Garde- Grenadiere, Ba hadéran-Khaſſa , hadéran-Khassa recrutirt unter den persischen Chal dàern von christlicher Religion und commandirt von Samson Khan , von Nation Ruffe und orthodoren. Glaubens , 1 Regt. alte Garde, 1 Regt. neue Garde, Kahramaniéz zusammen 35 Regimenter. Zehn Reserveregimenter , welche unter den Befehlen des Khan-Baba Khan , Oheim des Schah , stehen , be= finden sich zwischen Sava und Bouroudjird in Cantonni rungen. 37 weitere Regimenter , welche die Zahl von 82 Regimentern auf dem Kriegsfüße vervollständigen, ge= hören den (Provinzén) Frak Adjemi , Farſiſtan , Kerman und Jezd an. Jeder Soldat erhält jährlich 6 Tomans (72 Franken) Sold und täglich eine Nation von einem halben Batman (3 Pfd.) Brod *) ; der Corporal erhält 96 Fr. und 1 2 Ration Brod ; der Feldwebel 144 Fr. und 2 Rationen Brod; der Unterlieutenant 442 Fr. und 21 Nationen Brodz der Lieutenant 480 Fr. und 3 Nationen Brod ; der Haupt mann 960 Fr. und 4 Rationen Brod nebst 1 Fourage= Ration , welche 2 Batmans ( 12 Pfd . ) Stroh und 1 Bat man Gerste beträgt. Der Major hat 1920 Fr. nebst 6 Nat. Brod und 3 Fourage-Rat,; der Oberstlieutenant 2640 Fr. jährlich nebst 10 Rat. Brod und 5 Fourage= Rationen täglich; der Oberst endlich 6000 Fr. nebst 20 Der Brigade = Rat. Brod und 10 Fourage = Rationen . General erhält 12,000 Fr. und überdieß für die Unter= haltung seiner Leute , die Einkünfte eines oder mehrerer Dörfer der Krone. Die den noch höheren Graden ange= hörigen Offiziere beziehen ihre Gehalte aus den Einkünften von Ortschaften , welche die Regierung ihnen zu diesem Zweck anweist , und deren Größe nicht fest bestimmt ist. Sie variiren je nach der Geburt, den Dienstleistungen und der größeren oder geringeren Verwandtschaft der Betreffen= den mit dem Könige.

der Persischen Armee. Nach den Mittheilungen des Oberßen Colombari *) ( — „ Spec fateur militaire“, Märzheft 1854 — ) im Auszuge deutsch bearbeitet von M- e. Unter den gegenwärtig im Osten unseres Welttheils herrschenden Verhältnissen mag es bei den verschiedenen über die Haltung Persiens umgehenden Nachrichten nicht ohne Interesse sein, den Zustand der Armee dieses Landes, sowie die Zahl der Truppen , über welche im Falle eines Kriegs verfügt werden kann , kennen zu lernen , weil diese Armee in der Collision , welche die Integrität des alten Reiches der Osmanen bedroht , vielleicht eines Tags be rufen werden kann , activen Antheil zu nehmen . Die persische Armee theilt sich in reguläre und irregu läre Corps. Die reguläre Armee besteht nur aus Ju fanterie und Artillerie ; die irreguläre Armee bildet sich aus Musketieren zu Fuß und aus Cavalerie.

Reguläre Infanterie. Die reguläre Infanterie (serbaz) ist in Regimenter eingetheilt, welche aus zehn Compagnieen (dèsté) , jede zu 100 Soldaten , bestehen. Acht von diesen Compag nieen sind Füsiliere (désté serbaz) , 1 Grenadiere (dèsté bahadéran) und 1 Jäger (dèsté mihk bouran) ; die Com pagnieen sind auf zwei Glieder formirt. Jede Compagnie hat 10 Corporale (deh-bachi), 5 Feld = webel (serdjoga) , 1 Unterlieutenant (naïbi- doujoum), 1 Lieutenant (naïbi- évél) und 1 Hauptmann (soultan) . Die fünf Compagnieen des linken Flügels des Regi= ments stehen unter den Befehlen eines Majors (iaver douyoum), diejenigen des rechten Flügels werden von Jede einem Oberstlieutenant (iaver- évél) commandirt. der zehn Compagnieen gibt zur Fahnenwache , welche in der Mitte des Regiments ihren Play hat , 1 Feldwebel. Zwei Adjutanten , 1 Chirurg ( djerah) , 1 Commissär, welcher mit dem Rechnungswesen beauftragt ist (mirza), 1 Trommelschläger mit einer großen Trommel (tabl-dar), 8 Pfeifer (neitchi) und 2 Hornisten (cheipourtchi) _ver= vollständigen das Regiment (foüdj) , welches 1218 Mann zählt und dessen Commando einem Oberften (serheng) anvertraut ist. Zwei Regimenter bilden eine Brigade (tip), welche von einem General (ser-tip) commandirt wird. Die Namen der höheren Militärgrade ſind : Diviſions General (serdar), General en Chef ( emiri- touman), Mar= fchall (emiri-nizam ) , Kriegsminister (viziri-nizam ) und der Generalcontroleur der Armee (adjoudant-bachi), welcher *) Oberst Colombari , während einer langen Reihe von Jahren in Persien , im Dienste des Schah , kehrte von da im Jahre " 1848 in seine Heimath , nach Frankreich , zurück. Er ver öffentlichte seither im Spectateur militaire" mehrere inte ressante Beiträge zur Kenntniß jenes Landes , insbesondere der militärischen Einrichtungen und Zustände deſſelben, denen er außerdem Mittheilungen über die jeßt daselbst herrschende Dynastie, über das Leben und die Wirksamkeit des Ministers Hadschi-Mirza Agaffi u. s. w . beifügte. Wir nehmen wohl später Veranlassung , noch weitere Auszüge aus jenen Mit theilungen in diesen Blättern zu veröffentlichen. Anm. d. Bearb.

Jrreguläre Infanterie (Toufengtchis) . (Musketiere.) Das Corps der Musketiere ist die erste Infanterie truppe , welche in Persien gebildet wurde. Ihre Organi= ſation datirt von Abbas 1. her. Bei seiner Errichtung zählte das Corps nur 10,000 Mann, allein später wurde

*) Es ist zu bemerken , daß , wenn die Armee nach einem Feld zuge in die Heimath zurückkehrt , fie nur die Hälfte des Soldes und keine Rationen erhält.

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es auf 80,000 gebracht. Diese Truppen werden von dem · • Staate von dem Augenblick an unterhalten, wo der Feld zug beginnt und erhalten nur Rationen und Munition. Die Provinzen Ghilan , Mazandéran und Asterabad liefern zusammen 25,000, Kurdistan 15,000, Kerman und die Küste des persischen Golfes 20,000 , Khoufistan (ara bische Truppen) 8000 und Khoraſſan 12,000, - zusammen " 80,000 Mann.

Kosten vergüten und ihnen eine Summe geben müssen, welche die Regierung bestimmt und welche im Verhältniß zur Wichtigkeit des Dienstes steht, mit dem sie beauftragt find. Desfenungeachtet ziehen doch diejenigen , welche es vermögen , vor, auf ihre eigenen Kosten zu leben, um die Ehre zu haben , beim Könige zu dienen , der beinahe nie mals ermangelt , von deren Diensten Kenntniß zu nehmen und sie anzuerkennen , was oft für sie der Weg zu den höchsten Stellen der Krone iſt. Die einfachen „ Goulam- chah“, welche das zweite Corps der Garde zu Pferde bilden , erhalten nur 25 Tomans für ihre Equipirung. *) Jhre Waffen gehören der Krone, ihr Pferd müssen sie sich ankaufen ; ihre Rationen und Fouragen sind dieselben, welche schon oben erwähnt wurden.

Es gibt auch eine Bürgergarde , welche ihr besonderes Banner hat und von der jedes Corps mit der Verthei= digung ihres eigenen Heerdes (mahal) beauftragt ist. Diese Bürgersoldaten haben oftmals den Feind verhindert , sich der von ihnen bewohnten Städte zu bemächtigen und haben eine große Tapferkeit gezeigt. So vertheidigten dieselben Tébriz gegen die Ottomanen im Jahre 1602 , verjagten die Afghanen von Kazbin u. s. w. Diese Truppe erscheint bei Feierlichkeiten bewaffnet und erhält keinen Sold ; die Waffen sind ihr Eigenthum. Reiterei (Couchouni Sévare) . Die gesammte persische Reiterei ist irregulär ; sie ver= bleibt gleichsam wie im Depot in den verschiedenen Tribus, aus denen sie entnommen wird und kann auf unmittel= baren Befehl des Kriegsministers mobil gemacht werden. Sie theilt sich in Hörden und können folgende Tribus an Reitern stellen : Khorassan 45,000, Fars, Kerman und Arabistan 50,000 , die Bakhtiaris 15,000 , Kurdistan 20,000 , Irak- Adjemi 20,000 , Azerbeidjan 40,000 , zu= jammen 190,000, was mit den 10,000 Reitern der Garde eine Totalsumme von 200,000 Reitern gibt, die durch ihre respectiven Khans oder durch einen Marschall der Cavalerie (sépèh-salar), durch Generale (sépèh- dar) , durch Obersten (bin-bachi) , durch Rittmeister (iouz -bachi) und durch Corporale (deh-bachi), welche 10 Mann befehligen, com= mandirt werden ; alle diese Chefs werden vom Könige ernannt. Die Garde zu Pferde besteht aus zwei Corps . Das erste , welches den Namen „ Goulam- piſch -khċdmet“ führt, dient als königliche Garde. " Ehemals war dasselbe aus Renegaten-Sclaven, die aus Georgien und anderen christ lichen Provinzen kamen, zusammengesezt ; gegenwärtig aber nimmt man in dieses Corps nur die Söhne guter Fami Dieselben erhalten lien muselmännischen Glaubens auf. für ihre Ausrüstung und den Ankauf eines Pferdes 40 To mans (480 Franken) und müssen sich außerdem hierfür eine Büchse , deren Schaftringe gewöhnlich von Silber find , einen gekrümmten Säbel , zwei Sattelpistolen und einen breiten kurzen Säbel (cama) anschaffen ; sie erhalten zwei Rationen Brod und eine Fourage-Ration. Ihr Sold beträgt jährlich 30 Tomans (360 Fr. ), sowie das erforder liche Zeug zu einer Kleidung für den Nevruz-Tag , den ersten des Jahres. *) Diese mäßige Summe würde für ihren Unterhalt nicht hinreichen , wenn sie nicht öfters in der Eigenschaft als "Kuluk" zu den Gouverneuren der Provinzen geschickt würden , welche solche in diesem Falle belohnen , deren

*) Feft der Frühlingsnachtgleiche ; altes Fest der Magier und in großer Verehrung bei den Persern.

Die Miliz zu Pferde , welche von den nomadiſchen Tribus gestellt wird , erhält keinen Sold , aber die be treffende Mannschaft ist von Steuern und Auflagen frei. Sie erhalten eine Brod- und eine Fourage-Ration und am Ende des Feldzugs weist man ihnen einen Theil der Beute zu . Außerdem gibt es noch Reitercorps , denen man einige Dörfer bewilligt, deren Einkünfte zu ihrem Unterhalt dienen . Wenn einem in activem Dienst stehenden Reiter sein Pferd getödtet wurde und derselbe wünscht dieses erseht zu haben, so muß er dem Inspecteur der Reiterei das Zeichen seiner Pferderüstung vorzeigen, weßhalb er dafür Sorge zu tragen hat, dasjenige Stück Leder, wo sich dieses befindet, abzuschneiden ; ohne diesen Beweis würde man seiner Recla = mation nicht Rechnung tragen. Züge von Tapferkeit und Wunden werden auf der Stelle von den Chefs oder vom Könige und von Hand zu Hand belohnt. Bei den allge= meinen Revuen der Reiterei, welche gewöhnlich vor einem königl . Prinzen stattfinden , wird an die Reiter eine Be lohnung vertheilt , deren Größe je nach ihrer guten Hal tung , ihrem Alter und ihrer Geschicklichkeit ein Ziel mit ihrer Feuerwaffe zu treffen , variirt. Im ersten Augenblick möchte vielleicht die vorhin an gegebene Zahl von 200,000 Reitern übertrieben erscheinen, vornämlich in Beziehung zu der Stärke der Gesammtbe völkerung Persiens, die nur 10 Millionen Seelen beträgt; aber man wird alsbald deren Genauigkeit als wahr an erkennen , wenn man erwägt , daß sich in Persien die Re crutirung der Cavalerie immer mit der größten Leichtig= keit bewerkstelligen läßt , weil , ähnlich wie der Madschare in Ungarn , der Perser es niemals versagt hat , in der Reiterei zu dienen , da dieser Dienst mit seinen Lieblings neigungen übereinstimmt . In der That kennt der Perser auf einem guten Pferde, versehen mit einer Flinte , keine Gefahr mehr. Durch eine langjährige Gewohnheit in der Handhabung seiner Waffe während des schnellsten Laufes des Pferdes geübt , schießt er vortrefflich und trifft in allen Richtungen und Lagen das Ziel. So treffen diese geschickten Schüßen eine auf 100 Meter Entfernung ge stellte Müße , und dieß , wenn sie ihrem Pferde den Zügel

*) Der perfische Reiter ift weniger verschwenderisch im Pferde rüstzeug , wie der Türke. Der Lurus ist bei ihm durch das Solire erfeßt; auch kostet das vollständige Rüstzeug in Allem nur 40 Franken .

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ganz überlassen . Ihre außerordentliche Geschicklichkeit in diesem Punkte hat sie immer verhindert , die europäische Cavalerie nach ihrem richtigen Werth zu schäßen. Die Perser haben, um ihrem Hang für die Reitkunst ganz sich hingeben zu können , vor dem Thor einer jeden Stadt einen weiten Hippodrom (Atmeïdan), wo sie jeden Freitag ihre Rosse tummeln. In Folge eines bei den persischen Tribus sehr verbreiteten Vorurtheils iſt es Gebrauch ge= worden, Frauen , welche sich im Zustand vorgerückter Schwangerschaft befinden , auf einem feurigen Pferde galoppiren zu lassen , um das Kind zu kräftigen und es in der Folge zu einem guten Reiter zu machen. Es dürfte vielleicht hier am Orte sein , Einiges über die Pferderaçen Persiens mitzutheilen, welche in der Armee verwendet werden.

Im Nachfolgenden sind die beiläufigen Preise angegeben . Der Vabou, Transport- oder Karavanenpferd , kostet 100 bis 150 Franken, das gewöhnliche Zugpferd 200 bis 400 Fr. , das Luruspferd 1200 Fr. Nur die von aus gezeichneter Schönheit gelten mehr. In diesem Fall steigt der Preis je nach Eigenschaften und der Reinheit der Race und kann bis 8000 Franken betragen. Kommen die Pferde bis auf diesen Preis, so steht man im Allgemeinen_davon ab, dieselben zu verkaufen und reservirt sie , um sie dem Könige als Geschenk anzubieten. Die für die Remontirung der Gestüte des Czar von den russischen Veterinärärzten angekauften Beschäler werden mit 1000 bis 5000 Franken bezahlt. (Schluß folgt.

Die khorassan'sche Raçe von Sebzévar , welche von den schönsten arabischen Beschälern (Nejdis ) und den großen und starken turkomanniſchen Stuten herstammt, muß als die beste und feurigste Naçe betrachtet werden, welche aus der Kreuzung mit arabischem Blut hervorgegangen ist; die jenige von Hezaré kommt in zweiter Linie. Der District Kharesme befizt ebenfalls zwei besondere Raçen , die eine „ Goclan", die andere „ Tekich" genannt. Die erstere ent springt aus einer Kreuzung mit dem arabischen Pferd, die andere gibt das große, im Laufe so unermüdliche turko mannische Pferd. Das turkomannische Pferd ist ein präch= tiges Thier; es hat gewöhnlich 15 oder 16 Palmen Höhe; es ist arabischen Ursprungs, aber durch die Kreuzung mit den Pferden des Landes hat sich diese Raçe verbessert und mehr Taille und Stärke erhalten. Es gibt , wie Mal colm *) sagt , wahrscheinlich keine anderen Pferde , welche besser den Fatiguen widerstehen , als diese und mehrere Tage hintereinander erstaunenswerthe Märsche ausführen können.

Nach diesen kommt das medische Pferd , sehr heller Goldfuchs, von dem bereits die griechischen Historiker reden, und das kleine kurdische Pferd, ein Thier voll Feuer und von einer seltenen Gewandtheit, um die höchsten Berge zu erklimmen. Außerdem befinden sich zu Soudjboulac, nahe bei Maraga , zu Lavassan , am Fuße des Pic von Déma vend und zu Schiras Gestüte , welche eine kleinere Raçe als die khorassan'ſche produciren , die sich aber mehr den Formen des Nejdis - Pferdes nähert ; diese Kreuzung ist aus persischen Pferden und arabischen Stuten entſprungen. Das " Tchaps "-Pferd , welches in den Ebenen der von dem Karoun gebildeten Halbinsel weidet und das „ Chatel obwohl dessen Brust wenig entwickelt und das arab" Hintertheil sehr niedrig gestellt ist, was das Aussehen stört, hat doch unschäßbare Eigenschaften für den Lauf. Persien besitzt noch eine große Anzahl anderer Nagen, welche aus verschiedenen Kreuzungen entspringen. Im Allgemeiner sind es vortreffliche Thiere , auch läßt die ostindische Compagnie jedes Jahr dergleichen für die Re montirung ihrer Cavalerie ankaufen.

*) Sir John Malcolm ift Verfaſſer einer Geschichte von Perfien .

Literatur. Bilder aus dem Lieutenantsleben , im Jahre 1846 ge= zeichnet von Rudolph v . Uthmann , Lieutenant im 7. In fanterieregiment , geblieben den 30. April 1848 im Gefecht bei Miloslaw ; herausgegeben zum Besten des Unterſtüßungs fonds für Unteroffiziere und Soldaten des 7. Infanterie regiments. qu. 4. Berlin, 1854 (??) Mittlers Sortiments buchhandlung (A. Bath) . 1 Thlr. 5 Ngr. Wir haben hier keines jener Erzeugnisse vor uns , die aus Standesrücksichten gekauft und aus kameradschaftlichem Mitgefühl gefühl gelobt werden müssen - fondern ein Unternehmen , deffen Erfolg auch ohne die interessante Persönlichkeit des Autors , den schönen Zweck der Herausgeber und die mit Recht bierauf zu be gründenden besonderen Empfehlungen , durch wirklichen Werth ge= fichert scheint. Dem nicht militärischen Publikum geben die Bilder aus dem Lieutenantsleben eine kurz , treu und taftvoll gehaltene Naturgeschichte dieser merkwürdigen Gattung wir Soldaten aber werden die eigene Gegenwart oder Vergangenheit mit Vergnügen, vielleicht sogar mit Nugen , in solchem Spiegel beschauen. Die wahrhaft humoristischen Elemente der beneidens . und beklagens. werthen, stolzen und lamentablen Lieutenantsexistenz sind mit künstle rischem Geschick aufgefaßt , freimüthig , ohne Bitterkeit oder Trivia= lität. Wir vermissen die rohen Verzierungen des Riblinger Regle ments so gern , als die mitunter übelriechende Natürlichkeit der Hackländerischen Wachtstuben. Die Originalblätter ſcheinen in der sauberen Ausführung wenig verloren zu haben ; die Zeichnung gibt nur das Wesentliche und hält die rechte Mitte zwischen der flüch= tigen Skizze und der übergroßen Sorgfalt der technischen Ausfüh rung , an welcher z . B. in den militärischen Genrebildern der Düsseldorfer Monatshefte der dürftige Wig oft vollends zu Grunde gebt Die proſaiſten Erklärungen find gut geschrieben und von fackundigem Humor durchdrungen , sehr unbeholfen dagegen die einleitenden Verse. Das Titelblatt ist mit vollem Rechte ganz der wahren Schußpatronin des ewig. boffenden Standes gewidmet ; fie bat ihr reiches Füllhorn über den träumenden Lieutenant ausge= Ordenstern und Champagnerbouteillen , verfohlene schüttet. Händedrücke und geftürmte Batterieen , das große Loos und eine Ertrapoftfahrt in süßer Gesellschaft das Alles schlingt sich in buntem Kranz um das Bett des Schläfers . Einen glücklichen Gegen saß dazu bietet das Schlußbild , auf welchem folicere Hoffnungen, in Gefalt einer sechs- oder siebenköpfigen Nachkommenſchaft den beruhigten Bater umschwärmen. Die stereotype Gläubigerscene ist mit Originalität beyandelt und fordert den denkenden Beschauer auf's Neue zur Lösung des alten Räthsels von den 300 Thalern und 365 Tagen auf!

Rediziri unter Nerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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6820 Dienstag , Juni 1854. to on malog Men Tingg

3540 № 76. N 24 d

STAN SARA generis pla whist

Allgemeine

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Militär - Beitung .

in den Jahren 1792-94 im Lazarethe daselbst, in Folge der Verwundungen aus den Gefechten jener Zeit , ge= Das Kreuz Darmstadt , 16. Juni. Heute schritt die erste Kammer storbenen österreichischen Krieger bezeichnete. zua Berathung des Militärbudgets für die Finanz- war alt und morsch geworden , und die Wehrzeitung Der Voranschlag für jedes brachte dieses zur Oeffentlichkeit. Der österreichische Kaiser periode von 1854 bis 1856. beschloß sofort, den Söhnen seines Landes ein neues Der General dieser drei Jahre beträgt 1,204,832 fl. lieutenant v. Bechtold hatte Namens des Finanzausschusses und würdiges Denkmal sehen zu lassen , und der König von Preußen befahl , den Grund und Boden des kaiser einen die Berathungen und Abstimmungen in der zweiten Kammer überblickenden Bericht erstattet und im Wesentlichen Leichenhofes anzukaufen, und stellte ihn seinem lichen die Adoption der Beschlüsse derselben beantragt. kaiserlichen Freunde zur Verfügung. Es wurde nun ein Die Kammer gab fast ohne alle Discussion diesen Vor neues kunstreiches Kreuz errichtet, welches gestern ein schlägen Gehör. Einige Abweichungen von den Beschlüssen geweiht wurde. Zu dieser Feier waren der österreichische der zweiten Kammer werden diese veranlassen , sich noch Vicegouverneur der Bundesfeftung Mainz und der Präses einmal mit dem Militärbudget zu beschäftigen. Die be der Militärbundescommission , sowie eine Deputation des deutendsten Bewilligungen find : Kriegsministerium selbst: in Mainz, Frankfurt , Ülm und Rastatt liegenden öfter reichischen Militärs eigens hierher gekommen. 33,456 fl. , Garderegiment Chevaurlegers 324,000 fl ., Ar tilleriecorps 86,000 fl. , erstes Infanterieregiment 151,000 fl., zweites 142,000 fl., drittes 144,000 fl., viertes 139,000 fl., frankreich. Eine Bemerkung eines Dienstalterszulagen 19,000 fl. Mitglieds der Kammer in Bezug auf das Commandement Paris, 22. Juni. Der Kaiser hat Befehl zur so der Residenz veranlaßte den Kriegsminister , Freiherrn fortigen Anfertigung von Kriegsraketen von großer v. Schäffer-Bernstein, sich zu erheben, und, gegenüber den Tragweite gegeben , weshalb der Kriegsminister verfügt Erfahrungen des Jahres 1848, zu bekennen, daß für hat, daß in der polytechnischen Schule in Meg zu diesem Zeiten revolutionärer Gelüfte die Residenz einen energischen, Zweck Versuche anzustellen seien. Bis jetzt ist es noch gleichsam bei Tag und bei Nacht mit berittener Beglet nicht gelungen, die Tragweite der Raketen über 18,000 Fuß fung zu Pferde sigenden Commandanten haben müsse. Zugleich ließ er durch einen seiner Regierungscommissäre, zu steigern. Niederlande. Hauptmann Becker , eine im vorigen Jahre erlassene, sich darüber aussprechende Ordre des Großherzogs verlesen. * Gravenhage, Ende Mai . - ... Die Armee Am Schluß der Situng ward noch die Vorlage des Kriegs ministeriums wegen der Resultate der Errichtung eines erhält nun neue Kopfbedeckungen und zwar Tschako's Fohlenhofs auf dem Selgenhof im Vogelsberg erledigt. nach französischem Muster; ferner werden die übrigen nun Der Beschluß der zweiten Kammer, darauf berechnet, daß gefeßlich genehmigten Aenderungen im Heerwesen mit Eifer künftig die Remonte im Lande selbst gefunden werde, und in's Werk gesezt. Auch die schon seit längerer Zeit be= dahin gehend , diesen Hof mit Fohlen stärker zu besehen, gonnenen Befestigungsarbeiten , namentlich an der Das bisherige Ergebniß war aufmun Festung Muiden , welche man mit großem Geldauf ward adoptirt. ternd und so selbstredend. wande zu einem uneinnehmbaren Bollwerke für Amsterdam und einem Stützpunkte für die sogenannte Utrecht'sche Wasserlinie umschafft, werden gegenwärtig nachhaltig be= Oesterreichische Monarchie. trieben. Köln, 14. Juni. Bei dem zwei Meilen von hier entfernten Schlosse Bensberg stand seit dem Jahre 1794 ein einfaches hölzernes Kreuz , welches die Ruhestätte der Großherzogthum Hessen.

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Ueber die gegenwärtige Organiſation

ſchüßes. Hinsichtlich der Solidität der Arbeit sind die zu Teheran angefertigten Laffeten ebenso vollkommen, wie die der englisch- ostindischen Compagnie. *) Jeder Batterie ist auch ein Munitionswagen mit con= grev'schen Raketen zugetheilt. (Im Jahre 1848, als Oberst Colombari Perften verließ , war das Raketencorps noch nicht vollständig organisirt, aber man beschäftigte sich sehr lebhaft damit.) Außer den 5000 Pferden , welche zum Transport der Artillerie bestimmt sind , gibt es noch eine gleiche Anzahl, welche von Sultanich bis Demavend vertheilt , in den ungeheueren der Krone gehörigen Ebenen weiden , sodann 8000 Dromedare , welche zum Transport des Artillerie parks dienen , und endlich 300 weitere Dromedare, welche für die Dromedar-Feldartillerie bestimmt find. Die Dromedar-Artillerie - in Persien ,Zembureck's " **) ist seit etwa 120 Jahren daselbst im Ge genannt brauch und hatte immer vielen Nugen in den Kriegen mit den benachbarteu Völkern und Stämmen geleistet. Nach Einführung des europäischen Militärsystems in jenem Lande wurde sie längere Zeit durch die neue Feldartillerie ver= drängt und vernachlässigt , bis man durch die Erfahrung ihren Werth für ein Land von der Bodenbeschaffenheit und dem Culturzustande wie Persien erkannte. In Folge hiervon wurde das Corps reorganisirt. Anfangs hatte man die Absicht, das bisher gebräuchliche, auf dem vorderen Ende des Tragsattels zwischen den Zinken einer ſtarken eisernen Gabel angebrachte Geschüß , durch dasjenige zu erſeßen, welches die Engländer bei der zweiten Expedition gegen Kabul unter General Nott angewendet hatten. Da dieses aber seinem Kaliber nach eine Laffete und zwei Thiere zum Transport derselben und der Munition erfor= derte, so ging man hiervon wieder ab und brachte nur einige Verbesserungen in der Construction des Tragfattels u. s. w. an. Das Geschüß , von Eisen , ist 0,70 Meter lang und hat ein Kaliber von 80 Miskal (beiläufig 13 Unzen) ; am Stoß des Geſchüßes ist eine Art Kolben, wie bei den Gewehren , nur von stärkeren Dimensionen, angebracht ; das Abfeuern geschieht mittelst eiuer Stein schloßbatterie. Der Tragfattel , an dem die erforderlichen Taschen für Munition angebracht sind, hat Raum für die Aufnahme des Artilleristen . Das Corps zerfällt in Compagnieen, jede zu 50 Dro medaren mit je 1 Artilleristen und den entsprechenden Chargen. Das Ganze wird von 1 Oberst , 2 Majoren, 4 Hauptmännern (soultan) und 8 Lieutenanten (naips) commandirt und hat ein Musikcorps von 25 Mann, gleich falls auf Dromedaren. Sattelzeug und sonstige Ausrüstung Das Corps ist zu der Thiere ist sehr gut hergestellt.

der Persischen Armee. (Schluß. ) Artillerie.

In Perfien gibt es nur reitende und Dromedar-Ar tillerie. Erstere versieht auch den Dienst der Artillerie zu Fuß. Sie zählt im Ganzen drei Regimenter , jedes zu 8 Compagnieen , in Allem 3420 Mann , worunter 162 Dieß erfordert die Verwendung von 4368 Offiziere. Pferden. Die Reserve zählt 600 Pferde , was ein Total von ungefähr 5000 Pferden für den Dienst von 27 Batte= Die Batterieen bestehen aus 18- , 12 , 9 , rieen gibt. 6- und 3Pfündner Kanonen und 24 und 12pfündigen Haubigen. *) Diese Artillerie , welche auf englische Weise einerercirt ist, hat alle bis jezt bei dieser Waffe einge führten Vervollkommnungen adoptirt. Wir geben nachfolgend die Zuſammenſeßung einer 9 Pfündner Batterie auf dem Kriegsfuß; sie kann als Mittel für diejenigen anderer Kaliber dienen . **) Neunpfündner Batterie auf dem Kriegsfuß. Geschüße. 5 Kanonen ***) mit 40 Pferden , 1 Haubize †) mit 8 Pferden , 6 Munitionswagen ††) mit 36 Pferden. Bedienungsmannschaft.

60 Kanoniere und Corporale, 3 Feuerwerker , 2 Sergeanten , 2 Trompeter , 3 Bombardiere. Reserve. 1 Schmiede mit 6 Pferden , 1 Geschüß mit 6 Pf., 1 Munitionswagen mit 4 Pf. und 12 Ersaßpferde. Die Zelte und Bagagen werden auf dem Rücken von Dromedaren getragen. Jede Batterie hat eine Erfah= laffete und drei Ersazräder, zwei Reserve-Munitionswagen, sowie noch einen Munitionswagen für die Haubige. tt) Bei der großen Reserve hat man das Doppelte dieser Zahl . Die persischen Feldlaffeten sowohl für Kanonen als für Haubigen sind alle Blocklaffeten und variiren in der Stärke je nach Verhältniß des Kalibers des Ge=

*) Man hat auch 36- und 24 Pfündner Kanonen , welche für die Belagerungsartillerie dienen und Haubißen , welche das selbe Kaliber wie die 12 Pfündner Kanonen haben und ge wöhnlich für die Gebirgsartillerie dienen. **) Das englische Pfund und der englische Fuß dienen als Ge wicht und Maß in allen Militärarſenalen Persiens. ***) Die 12 und 9 Pfündner Kanonen , sowie die 24pfündige Haubige werden mit 8 Pferden bespannt, die 6- und 3Pfündner Kanone, sowie die 12pfündige Haubiße dagegen uur mit 6 Pferden. +) Die 24pfündige Haubiße ist den 12 Pfündner Kanonen , die 12 pfündige Haubize den 6- und 3Pfündner Kanonen bei= gegeben. tt) Der Munitionswagen und das Geschüß manöveriren zu sammen unter dem Commando eines Corporals . ttt) Die Infanterie- Munitionswagen find nach dem Muster der russischen zweiräderigen Munitionswagen angefertigt.

Teheran in einem neu

erbauten außerordentlich großen

*) Für weitere Details ift der „ Pocket Gunner" - der auch vom Major Todd , Artillerieoffizier der engliſch - oftindiſchen Compagnie im Dienste des Schah , in's Persische überseßt wurde , zu vergleichen. **) Es entspricht dieser Ausdruck dem deutschen Wort „ Wespe“, und bat man der Dromedar-Artillerie durch einen im Orient gebräuchlichen bildlichen Ausdruck diesen Namen gegeben, um damit zu bezeichnen, daß diese leichte Artillerie den Truppen, welche sie bekämpfen und verfolgen soll , keine Ruhe noch Anm . d. B. Raft gönnt.

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viereckigen Gebäude untergebracht , in dessem Inneren sich der erforderliche Uebungsplaß für die Truppe befindet. * ) Außerdem finden sich in jeder bedeutenderen Stadt eine gewiffe Anzahl Artilleristen, welche in der Heimath bleiben. Nach den Cadres der Armee mußte ihre Zahl derjenigen der mobilen Artilleristen gleich sein , aber es ist dem nicht so. In der Artillerie hat jede Charge einen um 3 stärkeren Sold als der gleiche Grad in der Infanterie. Ebenso erhält jeder Kanonier 96 Franken jährlich und täglich eine Brod- und eine Fourage-Ration. Die Uniform der Artillerie besteht aus einer dunkelblauen Jacke mit rothen Ravers , in Pantalons von blauer Leinwand , einer aftra chan'schen Müße, schwarzen Stiefeln , Kapotrock, sowie Patrontaiche und Säbel der Cavalerie. Der Sattel ist mit Pistolen versehen

Obersten den Befehl erhalten, sich auf den Versammlungs punkt der Truppen zu begeben , so wird denselben eine Summe übermittelt, welche sie unter die Soldaten ver=

Der Rang des Obersten , welcher der erste in dieser Waffe ist, entspricht demjenigen eines Generals in der Infanterie. Der wichtigste Posten indessen, nach welchem ein Militär in der persischen Armee streben kann , ist der des „Emiri Topkhane“ , oder des Großmeiſters der Ar= tillerie. Dieser Grad wird von den Großwürdenträgern des Reiches sehr eifrig begehrt und derjenige, welcher denselben bekleidet, muß dem König ein großes Vertrauen einflößen, um allen Intriguen, die man allgemein gegen ihn schmiedet, zu begegnen und zu widerstehen . Die Artillerie ist die am besten disciplinirte und sicherste Truppe , welche Perfien befizt. Sie genießt in Folge hier von einer großen Achtung im Lande und der Schah sezt viel Vertrauen in fie. Das Personal der Artillerie besteht aus Freiwilligen , die , einmal engagirt , während ihrer ganzen Lebenszeit unter den Fahnen verbleiben, stolz, einer Waffe anzugehören , welche in ihrem Lande in großen Ehren steht. Werden einzelne Individuen indisciplinirt und reichen Strafen und Züchtigungen nicht aus, um dieselbe zu bessern und dem Corps zu erhalten, so werden fie mit Schande entlaffen. **)

Expeditionen ; Equipirung , Sold , Gesundheitszustand, Recrutirung und Eigenschaften des persischen Soldaten; Autorität der Chefs. Wenn sich die persische Regierung über eine Expedition entschieden hat, so bezeichnet sie auf dem der betreffenden Gränze zunächst gelegenen Punkt einen Ort , wohin alle Truppen sich begeben müssen; diese Vorhaben sind gewöhn lich mit einem solchen Geheimniß umgeben , daß die Per fonen , welche sich am Hofe befinden , die Absichten der Regierung erst in dem Augenblicke kennen lernen, wo man im Begriffe steht , den Feldzug zu eröffnen. Wenn die *) Diese kurzen Notizen über die Dromedar-Artillerie find einer ausführlichen Abhandlung des Oberſten Colombari über dieſe Waffe , welche von Abbildungen und Plänen begleitet ist, entnommen und hier eingeschaltet worden. Wir lassen dem nächst einen nach derselben in angemeffener Ausdehnung d. Bearb. bearbeiteten bezüglichen Artikel folgen. **) Der gegenwärtige Generaliffimus des Emir von Bokhara war ein einfacher perfischer Artillerift , der fich gegen die Disciplin vergangen hatte und von seinem Corps fortgejagt wurde, nachdem man ihm zuvor die Ohren abgeschnitten.

theilen müssen. Bei Ankunft der leßteren im Lager, ist die Regierung verpflichtet, denselben ihren ganzen rückständigen Sold, oft von mehreren Jahren her, auszuzahlen. Außer seinem Sold erhält jeder Soldat 1 Toman (12 Franken) zum Ankauf eines Lastthiers . Gewöhnlich vereinigen sich mehrere Leute zu diesem Zweck und kaufen ein Maulthier, einen Esel oder ein Kameel , welches ihre Bagage trägt und das sie selbst abwechselnd besteigen. Nach jeder Inspicirung tauscht man die beschädigten Waffen aus oder läßt sie repariren und händigt einem jeden Mann 14 Saipkrans (17 Franken) ein , um sich eine lederne astrachanische Müße und ein Paar Halbstiefel von gelbem Leder anzukaufen ; die übrige Kleidung des regulären Infanteristen , welche der Staat liefert , besteht aus einer Jacke von rothem oder blauem Tuch , Bein kleidern von weißer Leinwand und einem Mantel von grobem Tuche. Den „ Alkaluk" (wattirte Weſte) , sowie das Hemd muß sich der Soldat auf eigene Kosten be schaffen. Sobald einmal die Truppen equipirt und auf dem Marsche sind , wissen sie , daß sie nichts weiter zu erwarten haben, als was sie durch Marodiren oder Plünde rungen , die ihnen erlaubt sind , bekommen können . Von dem bemerkten Augenblick an bis zum Ende des Feldzugs erhält der Soldat keinen Sold ; man gibt ihm nur seine Brodration , die er theilweise gegen Käse , Fleisch u. s. w. eintauschen kann. Zuweilen kommt es vor, daß der Oberst oder General en chef Hämmel unter die Truppen ver= theilen läßt. Die persischen Soldaten , welche außerordentlich mäßig find, legen mit Leichtigkeit 15 Lieues täglich zurück_und sind sehr selten krank; gleichsam durch einen bizarren Con trast gehen sie indeffen von einer beinahe vollständigen Enthaltsamkeit zu einer großen Gefräßigkeit über , ohne Es kam vor, daß daß nachtheilige Folgen entstehen. Soldaten, welche während ganzer Monate nur auf die Nahrung von Brod und Klee beschränkt waren , eine enorme Quantität Fleisch verzehrten , sobald sie Gelegen= heit dazu fanden. Dergleichen Ercesse nehmen ihnen mo= mentan alle Energie und während der Dauer ihrer müh= samen Verdauung bleiben sie ausgestreckt in der Sonne liegen, unfähig zu irgend einem Dienste. Dieß veranlaßte auch einen persischen Großwürdenträger zu der Aeußerung, daß die persischen Soldaten dieselbe Natur wie die zur Bewachung der Dörfer in Persien bestimmten Hunde hätten, welche ruhig einschliefen , wenn sie wohl genährt würden, und nur dann gute Wache hielten , wenn sie hungrig seien. Nach den Mittheilungen des Dr. Maroth, welcher 1836 die persische Erpedition gegen Revenduz als Chefarzt be= gleitete , ist die Constitution der Perser und Türken sehr verschieden. Derselbe , welcher von 1827 bis 1834 Chef= arzt in türkischen Diensten war, versichert, daß in den Militärspitälern zu Constantinopel gewöhnlich der vierte Theil eines jeden Bataillons gewesen, während in Perfien die Zahl der Kranken auf 1000 Mann nur 17 betragen habe. Derselbe schrieb diesen Unterschied vor Allem der Trockenheit der Luft in Persien , der Beständigkeit der Jahreszeiten daselbst , sodann auch der Gewohnheit der

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Perser zu , stets unter Zelten zu leben , welcher Umstand in einem solchen Klima für die Gesundheit sehr günstig ist. In ganz Persien gibt es nur fünf Casernen , davon dret in Teheran und zwei in Tebriz. Die Truppen be wohnen dieselben nur sehr selten während der drei Winter monate und campiren den übrigen Theil des Jahres . Im Uebrigen ist dieser Umstand ebenso so günstig für die Pferde, wie für die Menschen. Zur Unterstüßung dieser Behaup tung glauben wir anführen zu müssen, daß der General Marey- Monge, früher Commandirender in Algerien , in einem Artikel über die arabische Pferderaçe erwähnt, daß die Araber der Ansicht sind, die freie Luft wäre der Stärke und Lebendigkeit der Pferde wie der Menschen sehr günstig . Das Zelt" - sagt derselbe - „gewährt Schuß vor der Sonne, dem Regen und vor dem Beschauen ; aber der Araber schließt es nicht wie wir. Er läßt mit Absicht einen weiten Zwischenraum zwischen dem unteren Theil des Zeltes und dem Boden , die Luft hat dadurch immer eine freie Passage. " Dieses Leben in freier Luft wird ein gebieterisches Bedürfniß für diejenigen Menschen, welche daran gewöhnt sind , und man konnte oft persische Sol daten sehen, welche während weniger strengen Wintern die Kälte des Zeltes dem Aufenthalt in den Wohnungen vorzogen , wo es ihnen an Luft mangelte. Sei es nun, daß man die Ursache hiervon der Reinheit und der Trocken heit der Luft , hygienischen Ursachen oder dem Leben in Lagern zuschreibt , so ist es Thatsache, daß die Zahl der Kranken in der persischen Armee niemals so groß war, daß man nothwendig gehabt hätte , regelmäßig Ambu lancen für die Truppen einzurichten. *) Die Perser sind von großer Statur und robust ; sie haben eine breite und intelligente Stirne und sind un längbar die schönste Raçe kaukasischen Stammes. Wenn man Leute gerade so zufällig nimmt, so findet man selten welche die unter 1,72 Meter Größe haben. Selbst in den Städten sieht man wenig Mißgestaltungen. Von Natur kriegerisch, werden sie gerne Soldaten und geht deßhalb die Recrutirung ohne irgend welches Hinderniß nicht allein welche , wie schon er für die Reiterei und Artillerie wähnt , aus Freiwilligen bestehen sowie für die In fanterie vor sich. **) Es kommt kein Beispiel vor, daß sie

sich verstümmeln, wie dieß die Fellahs (Bauern) in Aegypten thun, um der Conscription zu entgehen. Der Perser besißt eine außerordentliche Bravour; un= bekümmert um die Gefahr , geschlagen oder Sieger , ist er immer gleicher Stimmung . Diese Indifferenz ist die Folge des Nomadenlebens , an welches er gewöhnt ist. Von allen Seiten von einem weiten Horizont umgeben , richtet er sein Zelt an dem Orte auf, wo es ihm gefällt. Wird er davon verjagt, so transportirt er dasselbe etwas weiter, gråbt eine Rinne , um sein Feld zu bewäſſern und richtet sich von Neuem mit seinen Heerden ein , zum Voraus Seine darauf bedacht , sich seinen Rückzug zu sichern. großen Fehler sind , halsstarrig und diebisch zu sein. In lezterer Beziehung ist seine Geschicklichkeit der Art , daß er beinahe ungreifbar ist und selbst den Panduren über bietet , dessen Ruf doch schon seit langer Zeit gemacht ist. Die persischen Soldaten , stolz auf ihre Geschicklichkeit, rühmen sich selbst ihrer Streiche ; auch lieben ſie ſehr die Unterhaltung über diesen Gegenstand und lachen über den Dupirten. Ihre Hartnäckigkeit, den Diebstahl nicht ein zugestehen, überschreitet alle Gränzen. Es ist nicht selten, daß sie sich eher unter Stockstreichen tödten laſſen , als Es den gestohlenen Gegenstand wieder herauszugeben. kam vor, daß einer derselben Diamanten entwendet hattez Versprechungen des Pardons konnten denselben nicht be= stimmen , die Thatsache einzugestehen und er starb unter den Stockstreichen , die er auf die Fußsohlen empfing , in Man fand dann die dem er seine Unschuld betheuerte. Diamanten in seinem Munde. Der Oberst, der für seine Leute verantwortlich ist, hat das Recht, sie schlagen zu laſſen , ſelbſt bis auf den Lod. Aber es ist wohl selten, daß er von diesem Recht einen Mißbrauch macht; denn wenn derselbe Ungerechtig= keiten begeht , so reißen die Soldaten die Fahne vor sei= nem Zelte aus und fordern mit lauter Stimme seine Ab seßung , welche die Regierung ihnen niemals in dieſem Falle verweigert. Um den Obersten den ihnen unerläß= lichen moralischen Einfluß zu bewahren , wählt die Regie rung dieselben immer unter den Chefs des Tribus , aus welchem sich das Regiment recrutirt. Macht sich einer derselben eines schweren Vergehens gegen die königliche Autorität schuldig, so erseßt man ihn durch einen anderen, aus derselben Familie gewählten Oberst. Auf diese Art haben die Soldaten immer einen Chef, für welchen sie Vorliebe besigen und man kann gewiß sein , daß der neu angekommene im entgegengesezten Sinne seines Vorgängers handeln wird, in Folge des unversöhnlichen Hafſses, der sehr oft, selbst unter Brüdern, aus der in Persien herrschenden Polygamie entspringt. -

*) Auch Oberst Colombari machte an sich selbst die Erfah fahrung , daß er nach längerem Verweilen im Lager in ge schlossenen Räumen sich nicht aufhalten konnte und genöthigt war , felbft während der kälteren Jahreszeit bei offenen Fenſtern und Thüren zu schlafen. **) Das Verhältniß der Recrutirung auf die Bevölkerung ist 1 Mann auf 25. Jeder Recrute bringt bei seiner Ankunft beim Regiment dem Obersten ein Geschenk , aus Geflügel oder Eiern bestehend, um sich bei demſelben beliebt zu machen. Der Chef des Districts erhält eine Belohnung von der Re gierung , wenn man mit den Leuten , die er gesendet hat, zufrieden ist. Der Eigenthümer des betreffenden Orts ist der einzige , welcher es verweigert , Soldaten für die Armee zu liefern , denn wenn dieselben wieder in ihre Heimath zurückkehren, werden ſie anmaßend und wollen sich nicht mehr der Civilautorität unterwerfen.

Redigiri unter

Man kann annehmen , daß die persische Armee eine Stärke von 125,000 Mann Infanterie , reguläre und irreguläre , 200,000 Mann Reiter, 4000 Mann reguläre Artillerie (das Corps des Zemburecks und Raketiere mit eingeschlossen ) repräsentirt. Hierzu kommen noch 10,000 Pferde und 8000 Dromedare für den Dienst der Artillerie, nebst weiter einer großen Anzahl von Lastthieren für den Transport der Lebensmittel.

erantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Preußen.

Anhalt - Dessau- Cöthen.

Berlin , 20. Juni. Vorgestern fand in der Königl. Central -Turnanstalt die Schlußprüfung der Eleven statt, welche den dreivierteljährigen Cursus in der ge nannten Anstalt durchgemacht hatten. Die Feierlichkeit erfreute sich der Anwesenheit des Kriegsministers, mehrerer Generale und Stabsoffiziere, sowie der Räthe des königl. Cultusministeriums und Schulcollegiums , denen sich noch einige andere Freunde dieses Lehrfaches angeschlossen hatten . Es galt diesmal ein Vorführen der Leistungen auf dem praktischen Gebiete und waren es daher bei den Militär eleven ( 18 Offiziere verschiedener Truppengattungen) den verschiedenen Fechtarten, das Voltigiren und einzelne An wendungen des Kletterns, Steigens , Springens, wie solche im Kriegsfache zur Ausführung 2c. kommen können , die vorgeführt wurden ; wogegen die Civileleven , (6 Candi daten des Schulamtes) vorzugsweise in den verschiedenen Turnarten, als : Freiübungen, Voltigiren, Klettern, Springen mit und ohne Stab, aber auch im Degenfechten , die Resultate ihrer bisherigen Thätigkeit auf diesem Felde zeigen konnten. Wir geben nur wieder , was Männer, welche nun zum drittenmale einer solchen Prüfung beige wohnt, unverholen aussprachen, daß nämlich die Leistungen dieses Tages die früheren noch an Rundung , Sicherheit und Bestimmtheit übertrafen , wie denn in der That nicht nur keine der Uebungen mißlang, sondern einzelne Vor führungen den ungetheilten Beifall der Anwesenden und Sachverständigen erhielten. - Welche Anwendungen von dem Erlernten die Militärs sofort werden zu machen haben, das dürfte eine Frage sein , die mit der Organisation der Ausbildung der Soldaten überhaupt zusammenhängt, und daher an anderer Stelle zu entscheiden sein ; daß aber die nun aus der Anstalt ausscheidenden Lehrer zu sofortiger Thätigkeit gelangen möchten , das wünschen wir um ihrer selbst und um der Sache willen. Daß sie im Stande find, nachdem ihnen auch in theoretischer Beziehung der Weg dazu gezeigt worden, den Turnunterricht mit Erfolg zu leiten , das ist nicht zweifelhaft und daß es Zeit ist , den Lurnunterricht an unseren Schulen endlich überall in die rechten Hände zu legen, d. h. in die wirklicher Lehrer, das lehrt die Erfahrung nach beiden Seiten hin. (N. Pr. Ztg.)

Aus Anhalt, 17. Juni. Nachdem bereits zu An= fang dieses Jahres die völlige Vereinigung der Herzog= thümer Anhalt-Dessau und Anhalt- Cöthen zu einem Her= zogthume Anhalt-Dessau-Cöthen" stattgefunden hat, ist jezt auch die organische Vereinigung der seither ge= trennt bestandenen beiden Bundes contingente unter einem Commando mittelst höchster Ordre vom 28. v. M. öffentlich bekannt gemacht worden. Das gesammte herzog= lich anhalt- deffau-cöthensche Bundescontingent wird hin fort unter dem Commando des Obersten Stockmarr aus einem und einem halben Bataillon mit sechs Compagnieen bestehen, wovon vier unter dem Major Zabeler in Dessau und zwei unter dem Major Frhrn. v. Heimrod vorläufig in Cöthen garnisoniren . Gleichzeitig ist der bisherige Commandeur des nun aufgehobenen cöthenschen Truppen körpers , Oberstlieutenant von Davier unter gnädigstem Vorbehalt anderweiter Verwendung" zum Oberst befördert und zur Disposition gestellt worden. Eine aus dieser Vereinigung nothwendig hervorfließende Maßnahme ist ebenso die unterm 12. erlaffene höchste Verordnung, wonach die anhalt-cöthensche Kriegscommission aufgehoben wird, und die derselben bisher obgelegenen Geschäfte, überhaupt deren Befugnisse und Verpflichtungen dem Commando des vereinigten Contingentes übertragen werden. frankreich.

Das Pariser Journal " Modes Paris, 11. Juni. Parisiennes" beschreibt die Uniform der neugebildeten Palastwache , Cent - Gardes genannt, wie folgt: Die Hundert-Garden tragen für den gewöhnlichen Dienst einen aprikosenfarbenen Waffenrock, ein schwarzes Kreuz von Sammet auf der Brust und auf dem Rücken. Zur Parade tragen sie über diesem Waffenrock einen schwarzen Brust harnisch mit einem Medusenhaupt , die Augen der Meduse find Smaragden ; kurze Beinkleider von schwarzem Sammet, Stiefeln à l'ecuyère, mit einem rothen Maroquin - Riemen inwendig befestigt ; goldene Sporen mit doppelten Rädern; Stahlhelme mit blanken dolchartigen Spizen auf dem Helmkamm ; Federbüsche mit sieben Federn in Roth, Schwarz und Aprikosenfarbe, die fiebente herabhängend ; Stahl

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epauletten mit goldenen und filbernen Sternen ; Armschienen in Stahl , Gold und Silber; Schabracken von rother Seide; bordirte Schärpen mit den Chiffern des Kaisers und der Kaiserin und Adlern in Gold, Silber und Stahl. Das Wehrgehäng ist mit Edelsteinen besezt ; Handſchuh à la Crispin , rehfarben bis zur Hand , die Hand schwarz mit Stahi besest. Krummer Säbel; Tromblon am Sattel bogen , vierläufige Pistolen ; Streitart, Streitkolbe, Ring= Fragen, goldene Sichel à la Velleda, gehalten von goldenen Eicheln; Sättel roth mit Gold und Silber galonnirt, Zaumzeug rother Maroquin ; die Fußmanschetten der Pferde in denselben Farben. (A. 3.)

befehligen. Oberst Beatson hat troß seines bescheidenen Titels in England Generalsrang und bekleidet das Amt eines Generalinspectors der Cavalerie. Er war es, der in Ostindien die berühmte Reiterei des Nizam organisirt hat. Er wird von der ostindischen Compagnie befoldet und bezieht jährlich 5000 Pfd. St. Mit Erlaubniß seiner Regierung läßt er 12 seiner besten Offiziere aus Indien Er und General Quffuff waren aufgefordert worden, eine Denkschrift über den geeignetsten Plan zur Organisation der Baschi- Bozuks auszuarbeiten , und man versichert , daß beide Generale , ohne sich zu kennen , die selben Maßregeln vorgeschlagen haben . Beide verlangten absolutes Recht über Leben und Tod der nnter ihrem Be fehle stehenden Mannschaft und werden sofort an's Werk gehen."

Kußland und Polen. Warschau , 22. Juni. Die seit einer Reihe von Jahren im Gange befindlichen Fortificationsarbeiten, welche zum Zweck haben, die Citadelle von Warschau mit einer Kette detachirter Forts zu umgeben und die ganze Umgegend dieser kleinen Festung in einen befestigten Plaz zu verwandeln , sind in diesem Jahre mit großer Thätig= keit betrieben worden ; soeben wird ein Fort am Ende der Zakroczymer Straße beendigt, und um den Zugang zu demselben zu schüßen, wurden die zunächst gelegenen Häuser dieser Straße zur Abtragung angekauft. Alle diese Festungs werke sichern jedoch nur die nördlich von Warschau außer halb der Stadt gelegene Citadelle , während Warschau an ben drei anderen Seiten ganz offen und unvertheidigt ist. Schweden. Stockholm , 14. Juni. Auf Gothland , ſowie in den übrigen bedeutendsten Festungspläßen Schwedens, wer den die Fortificationsarbeiten eifright betrteben. Der reichstägige "Staats -Ausschuß“ hat zu diesem Zwecke die Bewilligung von 210,000 Thlr. für Carlsborg , 425,000 Thlr. für Carlscrona, Carlſten und Warholm, 48,000 Thlr. für topographische Arbeiten, 142,000 Thlr. für Anschaffung von Positionsgeschüßen und außerdem 400,000 Thlr. für Montirungsgegenstände und Armirung beantragt. Spanien.

× Nach dem „New - York Herald" beabsichtigt der Generalcapitán von Cuba die Errichtung von Neger bataillonen daselbst. Einem jeden Regimente sollen vorläufig zwei Compagnieen Infanterie, aus Schwarzen bestehend , beigegeben werden und diese dieselben Ehren und dieselbe Uniform wie die weißen Truppen haben. Türkei. * Das „ Salut public" von Lyon meldet Folgendes aus Conftantinopel über die Reorganisation der Baschi-Bozuks : „Diese unregelmäßige Cavalerie wird in zwei Corps abgetheilt werden. Sie sollte Anfangs vom englischen Oberst Beatson und Oberst L. Magnan befehligt werden und unter dem Oberbefehle des Generals Yussuff stehen. Die hohe Stellung und der außerordent liche Ruf des Obersten Beatson gestatteten indessen nicht recht , ihn unterzuordnen. Somit wird er eine Colonne von 5000 Mann und General Vuffuff eine ebenso starke

Literatur. Nückblick auf den Krieg gegen Rosas und die Schicksale der deutschen Truppe im Dienste Von einem Augenzeugen. Brasiliens. gr. 8. Berlin, 1854. Verlag von Veit u. Comp . ( 179 S.) Der Feldzug in Schleswig -Holstein ist durch eine lange Reihe von Mittheilungen so allgemein bekannt, seine Ent stehung, sein Verlauf und Ende so vielfach von politischer und militärischer Stellung aus abgehandelt worden , daß bei dem Intereffe jenes Kampfes eine Theilnahme an dem späteren Schicksale eines großen Theils der dabei Mit wirkenden unterstellt und der, unter dem oben angeführten Titel erschienenen Schrift eine rasche Verbreitung voraus gesagt werden kann , zumal , wenn der verehrliche Leser der Versicherung des Referenten Glauben beimessen will, daß er es hier mit einem gut geschriebenen den Stempel der Wahrheit tragenden Buche zu thun haben wird . Der Verf. desselben schildert zuerst die topographischen, staatlichen, politischen und militärischen Verhältnisse der südamerikanischen Staaten und die Verwickelungen , welche durch die brasilianische Intervention gelöst werden sollten . In allen Beziehungen entwirft er ein trauriges Bild von den Zuständen Südamerikas und selbst die großartigen Rüstungen der brasilianischen Regierung zum Feldzuge gegen Rosas , der mit unumschränkter Machtvollkommen = heit und unerhörter Tyrannei 20 Jahre hindurch mit seiner eisernen Hand die Bewohner der Republiken des La Plata= stromes niederhielt, erscheinen nach europäischem Begriffe und nach den Mittheilungen des Verfaffers trostlos und lächerlich. Die durch Rosas und seinen Partheimann Oribe ver übten Schenßlichkeiten in Buenos - Ayres , in der Banda Orientale und gegen Montevideo , sowie die durch den Bürgerkrieg an der brasilianischen Gränze hervorgerufenen Reibungen, veranlaßten die brasilianische Regierung endlich im Jahre 1851 zu den Rüstungen , für welche in Ham burg die deutsche, größtentheils aus der entlassenen schleswig holsteinischen Armee recrutirte Truppe angeworben wurde. Ueber die Anwerbung selbst sagt der Verfasser: „ Die Ge= schichte einer Truppe zu schreiben, welche sich leichtsinniger weise in solche Verhältnisse begeben hat, wird niemals etwas Trostreiches sein. Sie kann nur ein abschreckendes

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Bild, ein warnendes Beispiel für zukünftige solche Unter nehmungsgelüfte darbieten. Die Geschichte der deutschen Truppe aber, welche sich im Frühjahr 1850 für brasilia= nische Dienste in Hamburg erkaufen ließ, gewährt wenig stens den Trost, daß die Leiden derselben nur äußerst kurz gewesen sind. Wenn man heute nach Beendigung der Sache noch einmal ein solches Blatt Papier durchlieft, wie jeder einzelne der nahe an 1800 angeworbenen deut schen Soldaten es dreifach ausgefertigt, als einen zwischen ihm und einem Herrn do Rego Barros abgeschlossenen Contrakt, in der Stube des wohlbekannten Kaufmanns Valentin unterschrieb, dann muß man freilich zu der Ueber zeugung kommen, daß man sich durchaus nicht zu beklagen habe. Denn offenbar kann nur die größte Noth , der größte Leichtsinn oder die Sucht nach Abenteuern das Ein gehen auf einen solchen Contrakt entschuldigen. Abgesehen davon, daß durch denselben jeder Contrahent einzeln sich verpflichtete, der brasilianischen Regierung auf 4 Jahre als Soldat zu dienen, ohne daß ihm im Mindesten garan= tirt worden wäre, daß dieß in einer eigenen oder über= haupt in einer deutschen Truppe geschehen sollte, so boten auch selbst die deutlichen wenigen Paragraphen des Con trakts durchaus nur unbedeutende Vortheile für irgend welche Dienstleistung , für eine solche im brasilianischen Heere aber nur rein lächerliche dar. In Rio de Janeiro schon konnte man brasilianische Offiziere ihre Verwunde rung aussprechen hören , daß die Regierung die fremden Soldaten troß der Ueberfahrt noch billiger gekauft hätte, wie die im eigenen Lande geworbenen. Ja die Regierung selbst schien anfangs über die Billigkeit eines Handgelds von 25 Thalern, während sie für einen freien Neger oder Mulatten schon mehr als 100 geben muß , ein kräftiger Sklave aber im ganzen Lande nicht unter 500 zu erhalten ist, ganz erstaunt. Jedenfalls wird das Ministerium jezt diese übergroße Zufriedenheit mit seiner billig gekauften Waare nicht mehr haben. Dieselbe hat spottschlecht sich bewährt. Es war Nürnberger Waare." Freilich kann nur der Augenblick der Auflösung einer so bedeutenden Armee, wie die schleswig-holsteinische es war, die Feilbietung mancher immerhin tüchtiger Kräfte erklären. Der größere aus „Bummlern und Säufern" bestehende Theil der Angeworbenen rechnete auf das Gold und die Diamanten Brasiliens. Aus den Angeworbenen wurden 12 gleiche Compag nieen, nämlich ein Infanteriebataillon zu 6 Compagnieen, 4 Artillerie- und 2 Pontoniercompagnieen mit einem Birago'schen Ponton -Brückentrain gebildet. Das Com mando des Jufanteriebataillons übernahm als Oberst lieutenant der Major v. d. Heyde ; unter ihm diente der schleswig-Holsteinische Hauptmann v. Lemmers als Major. In dem feindseligen Verhältniffe dieser beiden Männer, in dem unzeitigen Bemühen des Ersteren : eine gewisse Zahl der contraktlich engagirten Offiziere, die wegen ihrer europäischen Vergangenheit in sein Offiziercorps nicht hineinpaßten, auszuscheiden und in dem intriguanten, nach schnödem Gewinn und um die Gunst des Oberbefehls habers der brasilianischen Expeditionstruppen Conde de Carias buhlenden Benehmen des Lezteren erblickt der Verf. den Keim. der Auflösung , Verworrenheit und Indisciplin der deutschen Truppe. Häufige , truppweise sogar ausge=

führte Desertionen und die abscheulichsten Erceffe wechselten fortwährend mit den ecelerregendsten Bildern der Zwie tracht und der Corruption des Majors v. Lemmers und machen es erklärlich , daß bereits am 10. December der ursprüngliche Etat des Infanteriebataillons von 22 Offi= zieren auf 7 herabgeschmolzen und eine Anzahl von 71 Soldaten deſertirt war. Nach der, durch das Treffen von Moron vor den Thoren von Buenos - Ayres beendigten Expedition, die der braſilia= nischen Armee einen Verluft von 2 Offizieren und 11 Unter= offizieren und Soldaten gebracht hatte, schritt das deutsche Infanteriebataillon seiner Auflösung so rasch entgegen, daß der kleine Rest desselben nur noch von einigen Ünter offizieren commandirt wurde. Alle Offiziere waren ent= weder entfernt, freiwillig ausgetreten oder als Arrestanten weggebracht worden. - Die beiden , durch Desertionen auf 180 Mann heruntergekommenen Pontoniercompagnieen hatte man vorher schon aus dem naiven Grunde, weil für die brasilianische Armee ein Brückenzug unnöthig sei aufgelöst und in Trupps von 20 Mann in die einbei mischen Regimenter gesteckt. Auch der Artillerie drohte ein ähnliches Schicksal. Das Commando über dieselbe über trug man einem brasilianischen Major Mallet, welcher natürlich sofort auf den Widerstand aller bei der Truppe anwesenden deutschen Offiziere stoßen und sich daher dem Beispiele des Majors v. Lemmers folgend , zum Sturze derselben mit den Unteroffizieren verbinden mußte". Das Glück bewahrte die Artillerie indeß vor weiteren Leiden. Bei dieser, in Folge innerer Ursachen herbeigeführten peinlichen Lage der Deutschen benußten die brasilianischen Unterbehörden jeden sich darbietenden Vorwand , sich der fremden europäischen Offiziere, deren Einfluß auf das Militärwesen des Kaiserreiches man fürchtete, zu entledigen, dadurch den verbindenden Kitt der Truppe zu zerstören, den Contrakt zu vernichten und hintenher die deutschen Soldaten zur Verstärkung des "glorreichen brasilianischen Exercito" zu benußen. Obgleich das brasilianische Ministe= rium den Untergang der Truppe der Form nach zu ver= hüten trachtete , so zeigte es sich doch den Unterbehörden gegenüber in völliger Ohnmacht und da ohnedieß dem Major v. Lemmers die moralische Vernichtung des Ba= taillons bereits gelungen war, so freute sich sogar die Mannschaft, als sie erfuhr , daß die thatsächliche Auf lösung nach beendigtem Marsche vollzogen werden solle. Der Gewehre und anderer überflüssig scheinender militä rischen Gegenstände hatte man sich sofort durch Verkauf außerlich den Charakter einer entledigt und somit auch Art Auswanderergesellschaft angenommen, welche, so lange man nichts von ihr verlangte, ruhig ihre Bestimmung abwartete". Endlich im August 1852 gewährte man Jedem, der es wünschte , unter Aufhebung seines Contraktes den Kein Einziger" , sagt der Verfasser , „machte Abschied. von dem lockenden Anerbieten Gebrauch , für 200 Mil Reis Handgeld sich bei irgend einem Corps des " illustre exercito" annehmen zu laffen und nichts half es dem Vicepräsidenten der Provinz, daß er alle Behörden der von entlassenen Soldaten durchzogenen Ortschaften ein schärfen ließ , dieselben auf jede Weise zur Anwerbung zu Die Soldaten Itefen nach allen Himmels verleiten. " gegenden auseinander , um in den Werkstätten oder bet

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den Colonisten Beschäftigung und Unterkommen zu suchen. Einige Offiziere gaben sich der Hoffnung hin, ferner noch im Militärverband des amerikanischen Kaiserstaates ver wendet zu werden, die meisten aber wurden genöthigt, sich auf andere Weise ihr Brod zu verdienen. So endete ein Unternehmen, welches in vielfacher Be ziehung eine Aehnlichkeit mit dem unerquicklichen Schau spiele eines deutschen Freischaarenlagers aus dem Jahre 1849 darbietet. „Man erkannte", sagt der Verf., „das Entehrende der ganzen Lage , die selbst begangenen Fehler und schämte fich " Die Schicksale der in den schleswig -holsteinischen Krieg fich stürzenden , aus ihrem früheren Militärverbande frei willig ausgetretenen Offiziere können unser volles Mit leiden in Anspruch nehmen, aber eine Rechtfertigung ihrer selbst verschuldeten späteren Verhältnisse verdienen sie nicht. So ehrenhast auch an und für sich der kriegerische Thaten drang sein mag, der sie aus den Reihen der vaterländischen Truppen hinaustrieb in einen Kampf, für den manches deutsche Herz schwärmte, so hoch und theuer ist vor Allem auch die Verpflichtung eines Offiziere , den Lorbeer bei seiner eigenen Fahne zu verdienen, den Ruf seines Kriegs Herrn abzuwarten und seinem Dienste jede andere persön= liche Neigung nnterzuordnen. Das Buch ist correct und mit derjenigen Sicherheit, Würde und Eleganz des Styls , sowie Klarheit des Aus= drucks geschrieben, welche einer Abhandlung , die neue, größtentheils unbekannte Verhältnisse schildert, nie fehlen dürfen , wenn sie dem Leser gefallen und ihrem Zwecke entsprechen soll. Nur die Correctur derselben ist nach= lässig und mangelhaft; die zahlreichen Druckfehler contraſti ren übel zu der übrigens guten äußeren Ausstattung. A.

der Länge , und von Stettin bis zum 62º hinsichtlich der Breite ; fie ist als Uebersichtskarte für die Flottenoperationen brauchbar, enthält eine Angabe der Leuchtthürme , deren Vollzähligkeit wir nicht zu beurtheilen vermögen , deren Feuer übrigens am ruſſiſchen Geftade gegenwärtig gar nicht , oder an falschen Orten als Frr lichter auflodern wird. 7 Cartons in größeren Maßstäben dienen zur besonderen Verdeutlichung. Sie betreffen : 1) den Kieler Hafen, deutschen Angedenkens ; 2) Stockholm mit Umgebung in 1/500 000, die Tiefen in Faden zu 6 Fuß angegeben; 3) Sveaborg und Hel fingfors , die Seetiefen in Faden ; 4) Reval mit Buchten und Juſel umgebung mit den Tiefen ; 5 ) die Inseln Graesholm , Frederiks. bolm und Chriftiansö bei Bornholm in 1/20.000 3 6) die Düna mündung; 7) die Kronstädter Bucht in 1/210.000 mit St. Peters burg und dem südlichen Litorale bis 1/2 Meilen westlich von Oranienbaum ; das Terrain , namentlich die Untiefen , Straßen, Newabrücken , Casernen , Laboratorien , die Sümpfe u. f. w., dem Maßstab entsprechend , find theilweise eingetragen.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. 4

Geographie und Kartographie haben bei Kriegen immer ein Beträchtliches gevortheilt , namentlich die leßtere vält gegenwärtig in Bezug auf die möglichen Kriegstheater guten Markt; diese günstigen Verkaufsverhältnisse wirken natürlich auch wieder auf die Leistungen zurück , aus welchem Grunde denn , bei billigen Preisen , gediegene Arbeiten zahlreich zu Gebote stehen. Diesesmal find es drei auf den baltiſchen Kriegsschauplaß bezügliche , bei C. Flemming in Glogau in Druck und Verlag erschienene, Nr. 1 und 3 von F. Handike gezeichnete , Karten , denen wir nach. Achende kurze Besprechung widmen. 1 ) Karte der Ostsee. (Preis 10 gr.) In 1/1/791/000 reicht von der Westküste Jütlands bis St. Petersburg hinsichtlich

2) Karte der russischen Ostseeprovinzen (Pr. 10 Sgr.) Nicht von besonderer Neuheit noch vorzüglicher Aus führung kann dieses Blatt nur annähernd als Generalkarte der darauf verzeichneten Territorien Dienfte leisten. Sie reicht vom Meridian von Danzig bis zu dem von Krasnoi, sowie vom Parallel der genannten Orte bis etwas nördlich von Wiborz in Finnland. Bei den Städtefignaturen entschied die Einwohnerzahl , von Eisen bahnen ist außer einem Streifchen bei Danzig auf der Karte nichts ersichtlich. 3 ) Der Finnische und Rigaische Meerbusen. (Pr. 10 gr.) Eine Seekarte mit vielen hunderten von Angaben der verschiedenen Seetiefen, jedoch nicht für ausreichenden Gebrauch an Ort und Stelle , dazu ift der Maßstab natürlich viel zu klein, son dern zu einer allgemeinen Uebersicht über die Vertikalfiguration der Meerestiefe der dargestellten Busen geeignet. 6 Windrosen oder Compaßorientirungen dienen zugleich als Rivellementscentra , fie erleichtern den Ueberblick über das Streichen der Fahrwaffer von gleicher Tiefe, auch find einige Fahrwasserftriche besonders genau notirt; die Leuchtthürme find mit Ausdehnung der Leuchtsphäre ein getragen. Auch Ankergrund und seitherige Warnungssignate haben tbeilweise Andeutung gefunden. 5 Cartons geben eine weitere Beranschaulichung der Beschaffenheit der Meerestiefen in der Nähe Diese Cartons enthalten ; 1 ) Reval ; verschiedener Seepläße. 2) Sveaborg; 3) Dünamünde und 4) die Kronstädter Bucht in derselben Weise, wie auf den Cartons zur Karte 1 , mit dem allei nigen Unterschiede , daß auf dem leßteren Carton noch die See tiefen in Fußen angegeben find , wobei , vorausgeseßt , daß die Zahlenangaben richtig sind , über die Möglichkeit an Kronstadt nur heran- oder gar vorbeizukommen , alle die Bedenken dem Beschauer fich nabe legen, welche in politischen und militärischen Blättern fo vielfältig erhoben worden find. Carton Nr. 5 enthält einen Plan von Kronstadt in einem größeren Maßstabe ( 2500 etwa) mit Häfen, Forts , Angabe verschiedener Gebäude , wie Caſernen , Magazine u. f. w. Wegen der zahlreichen Angaben der Seeticken gewinnt nun gerade diese Karte befonderes Intereſſe beim immerhin mög lichen weiteren Vorrücken der vereinigten Flotten in den baltischen Gewässern.

Von der Allgemeinen Militärzeitung erscheinen wöchentlich drei Nummern und zuweilen lithographirte oder in Kupfer gestochene Abbildungen , wenn solche nothwendig find. Die Versendung geschieht posttäglich -durch die Post und wöchentlich oder monatlich durch den Buchhandel. Lauten die Bestellungen nicht ausdrücklich auf das ganze Jahr, so müssen sie am Ende eines jeden Semesters erneuert werden , wenn keine Unterbrechung in der regelmäßigen Zusendung eintreten soll. Der Preis eines halben Jahrgangs ' wenn er durch den Buch handel oder unmittelbar von den mit dem Oberpostamt zu Darmstadt in directem Paquetschluß stehenden Posten bezogen wird beträgt 3 Thlr. 15 Sar. oder 6 fl. , excl. der Bestellgebühren , und wird vorausbezahlt. Der Umschlag dieser Zeitung steht zu Bekanntmachungen aller Art offen . Die Einrückungsgebühren werden für die Zetle mit 1 Sgr. oder 4 kr. berechnet. Reviziri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Samstag , Juli 1854.

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Oesterreichische Monarchie.

reffanter Versuch gemacht , dem auch der commandirende General , der Divisionsgeneral v. Brandt und der Com mandant Graf v. Monts ihre Theilnahme schenkten ; Hr. Anders hat nämlich die Erfindung gemacht , einen des Schwimmens unkundigen Soldaten , der mit voll ständiger Armatur, Gewehr, 60 Patronen und Gepäck ausgerüstet ist, in den Stand zu sehen, ohne alle andere Trajectmittel, als sein blechernes Koch geschirr, einen Fluß zu passiren. Das Kochgeschirr wird fest verschlossen , nachdem noch eine gleichfalls fest verschlossene leere blecherne Flasche in dasselbe gesteckt worden , in den Tornister gethan , und durch diese ein fache Vorrichtung wurde ein kriegsgerüsteter Soldat, wel= chem ein Kahn nachfuhr, auf der Warthe, Angesichts vieler Zuschauer vom Militär- und Civilstande, von der Bade anstalt bis zum Bielefeld'schen Speicher in aufrechter Stel lung, nur bis an die Brust im Wasser, ohne eigene Hülfe, getragen. Se. Erc. der commandirende General sprach sich höchst zufriedengestellt über das gelungene, auf Ver anlassung des t. Kriegsministeriums vorgenommene Experi ment aus. (Pos. 3tg.)

Wien, 23. Juni. Die schon längere Zeit im Werke stehende neue Organisation des Artilleriewesens ist nun von Sr. Maj. dem Kaiser genehmigt worden. Unsere Feldartillerie bestand bis jezt aus fünf Regimen tern, die ihren Stab in den vorzüglichsten Hauptstädten hatten, während die Batterieen den verschiedenen Armee Die meist weiten Entfernungen corps zugetheilt waren. der Regimentscommandos von letteren brachten manche Nachtheile mit sich , worunter die Hemmnisse , welche der wissenschaftlichen Fortbildung des Corps bei der häufig fernen Dislocirung der Compagnieen vom Stabe entgegen standen, nicht die geringsten. Um nun diesem Uebelstande zu begegnen und der Artillerie überhaupt eine größere Beweglichkeit zu geben , werden die bisherigen fünf Regi menter aufgelöst und dagegen zwölf neue errichtet werden, deren Stärke etwas geringer (etwa 80 Mann per Com pagnie) sein, ihre größere Zahl aber es möglich machen wird, den Siz der Regimentscommandos auf mehreren Punkten in der Nähe der Armeecorps zu vertheilen . Die bestehenden acht Festungsartilleriebataillone werden eben= falls aufgelöst, dagegen ein neues Küstenartillerieregiment, dessen Bedürfniß man in dem legten Kriege kennen gelernt hatte, errichtet und wahrscheinlich der Kern der bisherigen Festungsbataillone dazu verwendet werden . Die General artilleriedirection erhält einen besonderen Stab, ferner wird eine ständige Commission bei ihr gebildet werden, welche neue Vorschläge zu machen, Anträge zu begutachten, Erfindungen zu prüfen u. f. w . zur Aufgabe erhält. Preußen.

Berlin, 23. Juni. Die technische Commission, welche mit den nöthigen Untersuchungen beauftragt war, welche sich auf die Feststellung der Linie der projectirten Brom= berg - Thorn - Warschauer Eisenbahn mit Rücksicht auf die Festungswerke Thorns beziehen, hat ihre Arbeiten, welche am 13. d. beginnen sollten , wegen der Anwesen heit Sr. M. des Königs in der Provinz Preußen , noch ausgefeßt. Posen, 22. Juni. Gestern wurde in der hiesigen Schwimm- und Badeanstalt des Hrn. Anders ein inte

Württemberg. Dem Obersten v. Hamel , Stallmeister S. M. des Königs , wurde unlängst ein Erfindungspatent auf mechanische Sattelstege zur Verhinderung des Satteldrucks auf fünf Jahre ertheilt. Oberst v. Hamel ist bekanntlich auch Erfinder eines mechanischen Pferdes, dem vor Kurzem der " Moniteur de l'Armée" einen längeren Artikel widmete, in welchem die Vorzüge dieser Erfindung dargelegt werden , deren Zweck dahin geht , dem Reiter einen soliden Sig, eine elegante und geschmeidige Haltung und eine gute Hand zu geben. Frankreich. Paris, 20. Juni. Der heutige " Moniteur" enthält einen Erlas, welcher die Zusammenseßung der Gene ralsta ber Flotte festseßt. Diese bestehen demnach aus einem General oder Schiffscapitan , 2 Adjutanten, welche höhere Offiziere sein müssen , und aus 2 Ordon nanzoffizieren , welche Schiffslieutenanten oder Fähndriche aus dem Stabe des Schiffes sein müssen, an deffen Bord

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der Oberbefehlshaber sich befindet. Der Flottenstab besteht aus einem Stabschef mit Generalsrang, 2 Adjutanten mit Rang von Schiffscapitänrn oder Lieutenante, und 1 Ordonnanzoffizier. Der Stab eines Vice- oder Gegen admirals besteht aus 2 Adjutanten ( 1 Fregattencapitän, Der Stab 1 Schiffslieutenant, 1 Ordonnanzoffizier).

Belagerung zu decken , und betreibt die Arbeiten mit me= thodischem Eifer. Im anderen Falle nimmt man mit der Hauptmasse eine concentrirte und herausfordernde Stel lung, begnügt sich aber entweder mit einer engen Blocade der Festung, oder betreibt die Belagerung in solcher Weise, daß man sie leicht wieder aufheben kann und erheblichen Verlusten nicht ausgesezt ist. Vor Silistria scheint man es aber anders gemacht zu haben, und wir gestehen offen, daß das operative Ver=

eines Stationscommandanten besteht aus einem Fregatten capitän oder Schiffslieutenant , 1 Adjutanten und 1 Or= donnanzoffizier der Stab eines Schiffscapitans an der Spiße einer Division besteht aus einem Stabschef (Fre gattencapitän oder Schiffslieutenant) und 1 Ordonnanz offizier. Großbritannien. London , 21. Juni. Das erste von den sechs Dampf kanonenbooten , welche die Admiralität für die Ostsee flotte bauen läßt, und die es mit den russischen Kanonen= booten aufnehmen sollen , ist gestern vom Stapel gelassen und " Wrangler" getauft worden (Wranglers nennt man auf englischen Universitäten jene Studenten , welche beim Eramen die ersten Preise bekommen). Es sind kaum sechs Wochen, daß der Bau des Kiels in Angriff genommen wurde, und nach Verlauf von weiteren acht Wochen dürfte das halbe Duhend fir und fertig sein. Diese Boote werden ein langes Pivotgeschüß und sechs Breitſeitkanonen führen, ihr Tonnengehalt 476, ihre Länge 160 Fuß, größte Breite 25' 8" sein, ihre Maschinen je von 160 Pferdekraft, und dabei sollen sie nicht tiefer als 11'8 " in's Wasser gehen. Sie werden , der Anlage nach , zu den solidesten und Der Seemann schnellsten Schiffen der Flotte gehören. am Themseufer hat schon einen poetischen Namen für sie erfunden, er nennt ſie die Schwalben des Ostsecgeschwaders .

Die russische Kriegführung an der unteren Donau. III.

Die Nachrichten vom Kriegsschauplaze an der Donau find seit mehreren Wochen theils so lückenhaft, theils so widersprechend , daß es immer schwieriger wird , von dem, was wirklich geschehen ist und von beiden Seiten erstrebt werden soll , fich eine deutliche Vorstellung zu machen. In unserer legten Betrachtung (A. M.-Z. Nr. 65) haben wir die Vermuthung ausgesprochen, daß der russische Oberfeldherr nicht auf schnelle Entscheidung ausgehen, sondern durch Eroberung der Festungen Silistria, Turtukai und Rustschuk sich eine neue Operationsvafis an der Donau gründen, jedoch keine Gelegenheit vorbeigehen lassen werde, feinem Gegner, wenn dieser zum Entsaß der bedrohten Festungen herbeieilen sollte , eine tüchtige Schlappe beizu bringen. Bei allen Kriegsoperationen, in welchen Festungen eine einflußreiche Rolle spielen, kommt es hauptsächlich darauf au , ob man den Angriff auf eine Festung als Zweck, oder nur als Mittel betrachtet, den Gegner zur Schlacht zu nöthigen. Im ersteren Falle begnügt man sich , die

fahren des russischen Oberfeldherrn in den leßten sechs Wochen uns etwas räthselhaft geblieben ist. Man begann mit einer Beschießung der Festung vom linken Donauufer, welche später nach Besignahme der nächsten Inseln heftiger und wirksamer wurde. Dieses Verfahren hat man einen beschleunigten Artillerieangriff" genannt , eine Angriffs form, welche zuerst von den Engländern in dem Kampfe auf der pyrenäischen Halbinsel und meist mit gutem Er Durch diese Angriffsform folg angewendet worden ist . will man das Feuer der feindlichen Werke schneller zum Schweigen bringen, die zeitraubenden gedeckten Annähe rungsarbeiten ersparen , und früher zum Sturme der be= schädigten Werke schreiten. Ihre Anwendung bedingt aber ein fehlerhaftes Defilement der feindlichen Festung und eine Ueberlegenheit an schwerem Geschüß. Ein solches Verfahren steht also nicht ausschließlich im Belieben des Angreifers. Man darf bezweifeln, daß bei Silistria diese Bedingungen vorhanden gewesen sind . Ueberdieß konnte auch die 1 Beschießung der Wasserfront , selbst bei dem günstigsten Erfolge, den Sturmangriff nicht erleichtern, weil die stürmenden Truppen sich auf Kähnen nahen mußten. Dieß Alles kann man russischerseits unmöglich über sehen haben. Wir sind daher geneigt , zu glauben, daß alle Angriffe gegen die Wasserfront nur den Zweck gehabt haben , den Brückenschlag ober- und unterhalb der Festung zu erleichtern, welcher am 16. Mai beendigt wor den ist. Von diesem Tage an erhielten die Verhältnisse einen anderen Charakter. Die russischen Truppen gingen maſſen weise auf das rechte Ufer und traten in Verbindung mit den Vortruppen des linken Flügels unter General Lüders, welche bereits einige Tage früher vor Silistria angekommen waren. Bald darauf gingen auch bei Turtukai starke russische Truppenmassen auf das bulgarische Ufer, ohne von der schwachen Besazung des schlecht befestigten Plazes gehindert worden zu sein. Jest mußte sich bald entscheiden , ob der Angriff auf Silistria nur das Mittel oder der Zweck sein sollte. Es hieß zwar damals , daß ein russisches Corps von 42,000 Mann Infanterie und 18,000 Reitern mit 56 Geſchüßzen gegen Nasgrad vorrücke und ein siegreiches Gefecht mit den Türken bestanden habe, man weiß aber darüber nichts Näheres . Aller Augen waren nur auf Silistria gerichtet, gegen welches die beschleunigten Artillerieangriffe nun auch auf bulgarischer Seite fortgesezt wurden. Sturmangriffe erfolgten zu verschiedenen Malen (den 22. und 29. Mai, den 2. un 13. Juni am heftigsten). Die Einschließung der Festung auf der Landſeite war jedoch unvollständig, und scheint sich auf die östliche Hälfte beschränkt zu haben. Gleichwohl dürfte eine vollständige Einschließung_unerläß lich sein , wenn fortgesette regelmäßige Angriffe guten

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Erfolg haben sollen. Beschleunigte Angriffe gegen Silistria in der bisherigen Weise können aber nur dann zum_er= wünschten Ziele führen , wenn die Besaßung weniger stark und weniger entschlossen wäre , den Plaz bis auf das Aeußerste zu vertheidigen. Gegenwärtig scheint man die Belagerung vor Silistria aufheben zu wollen. *) Ob dieß eine Folge der Verwun dung des Generals von Schilders ist , welcher die Be lagerungsarbeiten leitete, oder eine Folge der Erkrankung des Feldmarschalls Fürsten Paskewitsch und einiger seiner Unterfeldherrn , vermögen wir nicht zu beurtheilen. Es ist aber erlaubt, zu fragen, ob die bisherigen Anstrengungen und die damit verbundenen , gewiß nicht unbedeutenden Verluste der Nussen in der Wichtigkeit Silistrias ihre Rechtfertigung finden ? Silistria wird auf bulgarischer Seite bis auf wirksame Kanonenschußweite von beherrschenden Höhen eingeschlossen, ohne deren Besit die Festung nicht zu behaupten ist, auch alle strategische Wirksamkeit verlieren würde. Dadurch erhält diese Festung für die Ruffen eine besondere Wich tigkeit als Brückenkopf, mit welchem ein großes ver= schanztes Lager verbunden werden kann. Voraussichtlich würden die Ruffen nach Bewältigung des Plages auch sofort an Herstellung einer wenigstens theilweise ― festen Donaubrücke gearbeitet haben , wozu von langer Hand die Vorbereitungen getroffen worden sind. An sich betrachtet, erscheint daher der Befit eines derartig ge ficherten Uebergangspunktes auf der kürzesten und besten Operationslinie nach Adrianopel ein wünschenswerthes Operationsobject. Eine andere Frage ist es aber, ob andere Offensivoperationen von dem Besize Silistrias ab hängig bleiben mußten ? Und diese Frage verdient wohl eine weitere Erörterung. Durch die Beseßung der Dobrudscha und die fast gleich zeitig erfolgte Räumung der kleinen Wallachei war der russische Oberfeldherr in die Lage versezt worden , seine gewaltigen Streitmassen zwischen Silistria und Basardschik auf beliebigen Punkten concentriren zu können. Die Stärke derselben in Bulgarien , einschließlich des Belagerungs corps vor Silistria und der Besaßungen am Trajans walle , dürfte selbst nach Abzug der Kranken mit 100,000 Mann wohl nicht überschäßt sein ; andere 50,000 Mann, unter denen sich aber die leicht Verwundeten und Kranken befinden mögen , standen auf dem linken Donauufer in und bei Giurgewo , Oltenisa , Kalarasch und Bukarest. Die ober- und unterhalb Silistria geſchlagenen Brücken ficherten die Verbindung. Daß es den Ruffen an Lebens mitteln gefehlt, haben wir nirgends gelesen, und da fie auch über ansehnliche Transportmittel zu verfügen hatten, woran ihre Gegner empfindlichen Mangel zu leiden schei nen, würde ein stoßweises Vorgehen gegen Varna, Kos ludschi, Jenibasar und Schumla wohl nicht unausführbar gewesen sein. Von den Donaubrücken unterhalb Silistria bis Jenibasar sind nur 10 deutsche Meilen ; bis Schumla ist nicht viel weiter. Da aber das Hauptquartier des Belagerungscorps in Kutschuk-Kainardschi steht oder ge

standen hat, muß man annehmen, daß das Corps,_welches die Belagerung decken sollte , noch weiter gegen Schumla vorgeschoben war, wodurch die Operationslinie dabin viel leicht um die Hälfte verkürzt wurde. Von Baſardſchik bis Koeludschi und Varna sind nur 5 bis 6 Meilen.

Berücksichtigt man nun, daß die rufſiſchen Streitmaſſen vor Stlistria ihren Uebergang auf das rechte Ufer der Donau mit dem 17. Mai begonnen und ohne Unter brechung fortgesezt haben, so darf man annehmen , daß ihre Offensivstöße in Bulgarien , von entschiedener Ueber legenheit an Cavalerie unterſtüßt, ſchon in den lezten Mai tagen beginnen konnten. Man weiß aber nur von wieder holten Gefechten in der Gegend von Basardſchik , die mit abwechselndem Erfolg geführt worden sind und die Ruſſen nicht vorwärts gebracht haben. Nach unserer Ansicht haben diese Gefechte einen mehr defensiven Charakter gehabt und sollten wohl nur zur Deckung der linken Flanke dienen. Von einem förmlichen Angriffe auf die Balkanstellung konnte natürlich nicht die Rede sein ; dieser würde einer festeren Bafirung an der Donau folglich den Fall Silistrias und anderer Vorkehrungen bedurft haben. Aber versuchsweise Offensivstöße gegen Jenibasar, Schumla oder Rasgrad, um der türkischen Hauptmacht an den Puls zu fühlen , würde ein weniger methodischer Feldherr als Fürst Paskewitsch wahrscheinlich nicht unterlassen haben. Die Belagerung von Silistria konnte inzwischen in aller Regelmäßigkeit fortgesezt werden. Was den russischen Oberfeldherrn zu einem operativen Vorgehen gegen die Balkanstellung, insofern ihm nicht durch politische Rücksichten die Hände gebunden waren, in den ersten Tagen des Junt insbesondere ver anlassen mußte, war die fehlerhafte Operation des tür kischen linken Flügels in der kleinen Wallachei , welche voraussichtlich mit einem schleunigen Rückmarsche nach Widdin endigen mußte, sobald das türkische Truppencorps nicht stark genug war, die rechte Flanke der Ruffen mit Erfolg anzugreifen. Das Reitergefecht bei Karakul am 28. Mai gereicht zwar den türkischen Waffen zur Ehre, konnte aber die Ruſſen nicht beirren. Bei der Unvollständigkeit der Nachrichten über die ein= zelnen Unternehmungen der russischen Mitte, und bei der Unbekanntschaft mit den Instructionen, welche Fürst Paske= witsch aus St. Petersburg erhalten haben kann , muß es dem fünftigen Geschichtschreiber überlassen bleiben, die Ur sachen zu erklären , welche den russischen Oberfeldherrn vier Wochen lang bei unzweifelhafter Ueberlegenheit von anderen Unternehmungen abgehalten haben , nachdem die Einleitung zu einer energischen Offensivbewegung in Bul garien getroffen und bereits beendigt war. Statt einer wohlfeilen Kritik des russischen Oberfeldherrn, wie man sie von deutschen Turkophilen in vielen Zeitungen lesen kann , dünkt es uns angemessener, die Aufmerksam= keit des Lesers auf einen sehr verwandten Gegenstand zu lenken, der wohl geeignet sein dürfte, in das Wirrsal widersprechender Nachrichten einen leitenden Gedanken zu importiren. Vergessen wir nicht, daß dieser Krieg seinen Ursprung in Handelsrivalitäten zwischen Rußland und England hat, wird laffen, abgehen Auffag diesen wir als , *) 3m Augenblicke Nun diese Vermuthung bestätigt, and die Räumung der russischen • deren eigentliches Feld ein anderer Welttheil ist. kann man zwar durch entscheidene Siege in Europa sehr Stellung an der Donau gemeldet.

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wichtige handelspolitische Zwecke in Asien erreichen, doch Literatur. nur, wenn dadurch eine vollständige Lähmung der Kriegs kraft des Gegners bewirkt worden ist. Es muß aber sehr Kurze Anzeigen und Nachrichten. bezweifelt werden , daß einige gewonnene Schlachten an der unteren Donau oder in den Balkanländern, ſelbst wenn [-m] Im Verlage von C. Flemming in Glogau iſt unlängst der Sieger bis Constantinopel , oder umgekehrt bis Kiew, erschienen : Generalkarte vom europäischen Russland und vorgedrungen sein sollte , eine solche Tragweite haben. den kaukasischen Ländern , nach den neuesten und besten Russischerseits würde man sich nicht verhehlen können, daß Quellen gezeichnet und entworfen von F. Handtke. (P. 10 Ngr.) bei der kampfbereiten Stellung, welche Oesterreich an seinen Mit gespanntem Hahn und Auge blickt der größere Theil Europas östlichen Gränzen genommen hat und Preußen eventuell nach den russischen Reiche. Prometheus vermochte den Thon zu beleben , auch der Czar verstand es , dem sogenannten Coloß mit nehmen wird , ein Vorgehen bis Constantinopel ganz un= thönernen Füßen ein solches Leben , eine derartige Marſchfertigkei t ausführbar bleibt.. Aber auch die mit der Pforte ver= zu verleihen , daß die gesammte Gleichgewichtsp olitik Europas vor bündeten Westmächte können nicht darüber in Zweifel sein, feinen Tritten aus den Fugen schwankt. Die Heimath der Hundert daß dieselben deutschen Großmächte ihnen niemals gestatten tausende von Bewaffneten , welche die russischen Abfichten zu ver werden, im südlichen Rußland vorzudringen, so lange nicht wirklichen bestimmt find, liegt in vorliegender Generalkarte in gerade nicht engem Rahmen vor Augen. Die Karte hat eine Höhe von die bewaffnete Jntervention Deutschlands das Cabinet von etwa 71 , eine Breite von 59 Centimetern und umfaßt die europäiſchen St. Petersburg zu einer Kriegserklärung an lezteres ver= Besißungen und Transkaukasien , also einen Raum von über anlaßt. 100,000 Q.-M. Die Provinzen und Gouvernements find durch Farben abgegränzt, die Zeichnung der Flüsse ist deutlich, die Städte Durch dieses Sachverhältniß wird die Lage der krieg führenden Mächte eine sehr eigenthümliche ; denn sobald signaturen unterscheiden sich nach der Einwoonerzahl ; Randnotizen enthalten ſtatiſtiſche Andeutungen, auch die Hauptstraßen sind – wenn das mächtige Deutſchland seine ſchiedsrichterliche Stellung auch etwas fein — doch fichtbar aufgetragen ; kurz die Karte erfüllt zur Geltung bringen will , seßt sich diejenige Parthet, die Bedingungen einer Generalkarte. Die Provinzialeintbeilung iſt welche den Schiedsrichterspruch nicht anerkennen mag , ge= etwas abweichend von der seitherigen, fie scheidet av : Nordprovinzen, Großfürstenthum Finnland , Ostseeprovinzen , Großrußland , Weiß fährlichen Conflicten aus. Zur Vermeidung eines solchen rußland , Lithauen , Polen , Kleinrußland , Neurußland , Wolga Conflictes gibt es aber einen Ausweg. Man verlege en. den Kriegsschauplah nach Kleinasien, wo die Siege provinzen , Uralprovinzen und die beiden Kaukafi [-m] An die Anzeige vorstehend erwähnter „ Generalkarte“ läßt auf das eigentliche Kriegsobject , wegen dessen größerer fich die einer Geschichtskarte“ anreihen , welche im Verlag von Nähe, auch stärker wirken müſſen. R. Nefselmann u . Comp . in Berlin erschienen ist und den Titel Es ist bekannt , daß die Osmanen ihre Niederlassung in Europa wie ein militärisches Standlager ansehen, gleich führt : Russland , eine geographisch - historische Ueber sicht seiner Eroberungen seit dem 18. Jahrhundert. 4 Far fam als einen Schemel für ihre Füße , während der benabscheidungen laſſen uns erkennen , mit welchen Bestandtheilen eigentliche Kern ihrer Macht im Schooße Kleinasiens ruht. von Schweden , Polen , der Türkei und Perfien sich Rußland im Ein Sieg in der aſiatiſchen Türkei wirkt daher viel inten= Lauf der genannten Zeit vergrößert hat , während in einer Notiz fiver, als ein Sieg im Balkanlande, und selbst das Vor tafel die Eroberungen nach Quadratmeilen und Einwohnerzahl dem dringen des Feldmarschalls Diebitsch im Jahre 1829 über jedesmaligen Befißktand des Reiches unter der Herrschaft der Czare feit Zwan Wasiljewitsch zugezählt find. Auch enthält die Karte Adrianopel hinaus würde die Pforte damals noch nicht den nicht großen , aber blutigen und eigenthümlichen Stammbaum zum Frieden gezwungen haben , wäre nicht in Constanti= des Hauses Romanow . Das Kärtchen selbst umfaßt weiter noch verschiedene geschichtliche Notizen. nopel ein Aufruhr entstanden, der hauptsächlich durch das fiegreiche Vordringen des Feldmarschalls Paskewitsch in [-m] Bei der fteigenden Wichtigkeit der Bahnlinien für mili. Kleinaften verursacht wurde. tärische Zwecke kann empfohlen werden : Karte von Mittel Aber auch Rußland dürfte sehr triftige Gründe haben, Europa zur Uebersicht der Eisenbahnen und Haupt auf die Befestigung seiner Macht in Transkaukasien allen verkehrstrassen nebst Angabe der electrischen Tele graphen. Entworfen von Carl Zimmermann. Neu bearbeitet Ernstes bedacht zu sein. Seit die Flotten der Westmächte und in Kupfer gestochen von F. W. Kliewer. Berlin, 1852. Verlag das schwarze Meer beherrschen , kann Rußland seine Ver= von Dietrich Reimer. (Pr. 25 Ngr. ) Die zwischen dem 40. und 60. Grad bindung mit Transkaukasien nur auf dem langen und be N. Br. und dem 8. und 50. Grad Deftl. L. gelegenen fertigen oder schwerlichen Landwege bewirken , welchen Schamyl , durch im Bau begriffenen Bahnen und Telegraphenlinien , in England, wie in Frankreich , Deutschland , den österreichischen Ländern und `Geld und Waffen unterstüßt , bald sehr unsicher machen Italien, find auf dieser Karte anzutreffen. Zwar ist fie für manches wird. Dorthin werden also größere Streitkräfte geführt Detail schon wieder ungenügend , denn jedes Jahr liefert neue Eine solche Verlegung des Kriegsschau werden müssen. Bauten und Projecte , allein die Karte gestattet Nachtragungen, plages würde zugleich den Conflict zwischen Rußland und die man selbst vornehmen kann. Zu Vergleichungen im Großen Deutschland beseitigen, der unter Umständen in einen sehr besißt sie die erforderlichen Eigenschaften , für Detailbetrachtungen und strategischen Gebrauch gehen ihr wesentliche Erfordenisse, schon ernsten Kampf ausbrechen kann , welcher jedenfalls nicht Kleinheit des Maßstabes liegend , ab . Die Ausstattung ist im Interesse Rußlands liegt. In einigen Wochen muß in der schön. So wichtig die Benußung der Eisenbahnen für Militär Pz. sich das entscheiden. zwecke ist , so dürftig erscheint im Allgemeinen noch das Karten material dafür, auf welchem auch die Zahl der Stränge in den Bahn . höfen , die Pferde und Güterverladungspläße , Wasserspeisungen u. f. w. notirt sein müßten.

Revigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

4.

Dienstag , Juli 1854.

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Allgemeine

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Militär - Beitung.

Preußen. Berlin , 21. Juni. Am 13. d. Mts. verstarb zu Bad Ems der General der Infanterie a. D. v. Scharn horst. Der General hatte die Waffe seines berühmten Vaters , die Artillerie , frühzeitig zu seiner Bestimmung gewählt , und im preußischen Heer seine ersten Dienste gethan. Als Napoleons Herrschaft drückend auf Europa Lastete und viele Offiziere sich nach Rußland und anderen Gegenden wandten , wie Graf Dohna und v. Clausewitz (nach Rußland), v . Willisen und v. Pfuhl (nach Dester reich) , v. Grolman und v. Hirschfeld (nach Spanien), ging auch v. Scharnhorst nach der pyrenäischen Halbinsel und theilte hier in der Artillerie des ausschließlich aus Deutschen formirten Truppencorps der King's German Legion" , mit den Briten den Ruhm jener glorreichen Feldzüge unter Wellington , zu dessen Leichenbegängniß Se . Maj. der König vor zwei Jahren ihn und den General v. Nostiz als Repräsentanten der preußischen Armee depu tirte. Zunächst stand Scharnhorst unter dem ausgezeichneten Führer der Artillerie , dem noch lebenden , später hannoverischen General Hartmann. Der Verlust eines Auges , das freilich mit einer Pension nach britischem Ge= brauch entschädigt wurde, war für ihn eine dauernde Folge des spanischen Heerlebens. Den Schluß der Kriege machte er wieder im vaterländischen Heer, und namentlich noch die Schlacht von Belle Alliance mit. Die Landkarten fammlung, welche Scharnhorst hinterläßt, gehört zu den bedeutendsten in Europa, und hat einen Werth von 30,000 Thlr.; vorzüglich ist die pyrenäische Halbinsel in der Sammlung vertreten. Man bedauert, daß General Scharnhorst keine Memoiren hinterlassen hat. Berlin, 24. Juni. Die trigonometrischen Auf nahmen des großen Generalstabes werden in diesem Jahre bis zu den Gränzen der Königreiche Sachsen und Bayern fortgesezt werden. Die Arbeiten in jener Richtung erstreckten fich seither über den Regierungsbezirk Merseburg und die angränzenden thüringischen Gebiete.

Belgien. Brüssel, 18. Junt. Das Lager zu Beverloo wird in diesem Jahre eine weit stärkere Anzahl Truppen

als sonst aufnehmen ; 19 Bataillone Infanterie, 24 Esca dronen Cavalerie und 6 Batterieen Artillerie werden unter Commando des Generallieutenants Grendel daselbst zu= sammengezogen werden.

Toscana. [ ] Nach einer Mittheilung aus Florenz vom 15. Juni wird das unlängst durch großherzogl. Decret errichtete Bataillon Scharfschüßen (vergl. Nr. 55 d. Bl .) binnen Kurzem formirt, ausgerüstet und eingekleidet sein. Ein österreichischer Hauptmann war beauftragt worden, an der Organisation dieses Bataillons Antheil zu nehmen und wird auch in dasselbe eintreten. Die Uniformirung wird aschgrau und mit geringen Unterschieden wie diejenige der Tyroler Jäger sein.

Militärische Spaziergänge durch Spanien.

Von A. S. III.

Madrid. 1.

Für Madrid hatte ich mehrere Empfehlungen und konnte deßhalb hoffen , hier manches Militärisch-Interessante zu sehen und zu hören , allein unglücklicherweise kam ich erst im Auguft dahin , und um diese Zeit befanden sich die betreffenden Herrn sämmtlich in den Bädern oder auf dem Lande , wie dieß die ganze vornehme Welt von Madrid während der heißen Sommermonate thut. Und wie sehr fie Recht hat, das empfand ich lebhaft, als ich mit meinen Empfehlungsbriefen vergebens von einer glühenden Straße in die andere in einem beständigen Nebel von Dampf und Dieß als Wink für andere Touristen. Staub wanderte. Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben , mein Ziel zu erreichen, als ich in dem interessanten Museum der Ingenieure einen gewandten Sergeanten traf, von dem ich erfuhr , daß zwar der General D. P. , nach welchem ich mich bei ihm erkundigte , nicht in la Corte *) - der

*) entsprechend dem französischen la cour: so wird die Stadt Madrid sehr häufig genannt.

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Residenz -- set, wohl aber ein muy amigo, großer Freund des Generals , der Oberst D. Ramon G. , der mich gewiß eben so gut aufnehmen würde. Man wird sich vielleicht wundern, daß ich mich nicht an eine beffere Quelle, als einen Sergeanten wandte, allein ich war vorher vergebens von Pontius zu Pilatus gerannt , um diese oder jene Offizierswohnung zu erfahren, aber Plazadjutantur, Regi mentskanzlei und selbst der Ordonnanzposten an der Puerta del Sol hatten keine, oder seit Jahren nicht geänderte Quartierlisten , der Eine schickte mich zum Andern und bei 27° Reaumur ! - Indeß der Sergeant hatte mir gut gerathen: ich wurde von dem Obersten mit der größten Artigkeit empfangen. Nicht nur erhielt ich durch seine Vermittelung einen Ingenieurhauptmann zur Begleitung nach allen Casernen 2c., die ich besichtigen wollte, sondern jener nöthigte mir auch nach spanischer Sitte noch viele kleine Andenken : Medaillen , Lithographien, Werke, welche Militärisches betrafen, auf und versicherte dabei mit liebens würdiger Herzlichkeit , daß er hiermit die vielen Aufmerk samkeiten, welche spanische Offiziere in Deutschland ge= noffen hätten, noch lange nicht erwiedert habe. Indessen war in Madrid eben jezt nicht viel zu ſehen. Wenn es als Regel betrachtet werden kann, daß man heiße Länder im Sommer besuchen müsse, weil sie in dieser Jahreszeit ihre größten Reize und Eigenthümlichkeiten ent falten, so erleidet diese Regel in Beziehung auf militä rische Dinge eine wesentliche Ausnahme. Die Hize schließt die Uebungen aus, und ich mußte mich deßhalb fast einzig auf die Besichtigung der Casernen und der militärischen Museen begnügen. Eine unserer ersten Fahrten ging nach der alten Cara= binierscaserne. Sie liegt in einem ziemlich entlegenen Stadttheile an der Straße nach Burgos , ist zwar groß, aber unschön, jedoch sehr geräumig in Quadratform erbaut, und wird außer von den Carabiniers noch von einem Bataillon Infanterie bewohnt. Die innere Einrichtung unterscheidet sich in Nichts von den Casernen , welche ich bereits besprochen habe. Die Ställe sind mittelmäßig gepflastert und die Pferde weder durch Stangen noch Stricke von einander getrennt. Das gewöhnliche Futter besteht, wie überall im Süden, aus Gerste und Stroh, welches leztere im Frühjahr mit Grünem gemischt wird. Die zur Hälfte spanischen, zur Hälfte englischen Pferde sind mit schönen wollenen (schwarz und roth carirten) Teppichen gedeckt, sehen aber ziemlich schlecht genährt aus. Da in Spanien fast alle Geschäfte der Landwirthschaft durch Stiere, Maulthiere und Esel besorgt werden , so sind die Pferde in unzureichender Menge im Lande vorhanden, obgleich die Reiterei in keinem Verhältnisse zur Infanterie steht, denn sie zählt nur 8000 Pferde bei 150,000 Mann Infanterie, also etwa den zwanzigsten Theil dieser. Zwar hat die Königin und ein Theil des Adels Gestüte spa nischer Pferde angelegt , auch find Landgestüte vorhanden (in Aranjuez) und in Andalusien haben sich neuerdings Gesellschaften gegründet , welche durch Wettrennen , die dort allgemeinen Anklang finden, die Pferdezucht zu heben suchen , aber vor der Hand find die Erfolge dieser Be= mühungen auf ein Minimum beschränkt. Das jezige spa= nische Pferd ist übrigens sehr sicher auf den Füßen, dauer haft und von angenehmer Gangart; aber wahrscheinlich

hat es der Umstand, daß es kein Terrain gewinnt, gegen= über von dem weit ausgreifenden Engländer in Mißcredit gebracht. Die Pferde , welche ich bei den Wettrennen in Granada Preise gewinnen sah, waren stets Mischlinge von englischen Stuten und spanischen Hengsten. ― Die aus dem Lande genommenen Cavaleriepferde sind größten theils Hengste, welche wie im ganzen Süden ohne Gefahr bei den Stuten stehen und , wie man mich allgemein ver sicherte, zu keiner der Unannehmlichkeiten Veranlassung geben, welche eine derartige Zusammenstellung - ohne alle trennende Schranken bei nordischen Pferden zu Folge haben würde, was wohl bei der Allgemeinheit dieser Bemerkung in Italien, Griechenland, Nordafrika, Syrien und der pyrenäiſchen Halbinsel weniger der Race als dem Klima zugeschrieben werden dürfte. Für einen vierjährigen Hengst werden von der Re montirungsverwaltung durchschnittlich 2000-2500 Realen (250-280 fl .) bezahlt, und derselbe im fünften Jahre zu reiten angefangen. Die Sättel find englische Ledersättel , welche über ein weißes Schaffell zu liegen kommen. Vor dem Sattel ist der Mantel, hinter demselben der Mantelsack (mit 1 Spenzer, 1 Paar Hosen, Weißzeug 2c.) befestigt. In dem einen Pistolenholster steckt eine Pistole, in dem anderen das Buzzeug. An der Zäumung ist ein eiserner Reif be= merkenswerth, welcher als Kinnkette dient und zugleich über die Nase läuft, über deren Mitte er einen Ring hat, durch welchen ein Zügel nach dem Vorderzeuge geht. Es soll diese Vorrichtung das bei der dortigen Naçe häufig vorkommende Steigen verhindern. Die Bewaffnung des Carabiniers besteht aus einem großen Pallasch mit Messinggriff, einem Steinschloßcara biner, an dessen Mündung sich ein Ring zum Festhalten des Ladstocks während des Ladens befindet , und einer Pistole. Die an einer weißen Umhängkuppel getragene Patrontasche enthält 20 Stück Patronen. Der Helm ist von Eisenblech mit einem Meſſingauf= saße und vorn mit dem spanischen Wappen in Messing geziert ; Messingpanzer, ein schwarzer (bei den Trompetern weißer) Roßschweif und ein Roßhaarbusch oben vollenden seinen Schmuck. Die Uniform besteht aus einem rothen Frack mit weißem Kragen und gelben Lizen, Epauletten von weißem Leder mit weißen Franzen, hellblauen (im Sommer weißen) Beinkleidern mit rothen Streifen und unten mit Leder besezt, wobei die Knöpfe zum Befestigen der Hosenstege fich an den Stegen befinden. Im Hause wird ein blauer (früher gelber) Spenzer getragen. Der Mantel hat keine Aermel, sondern nur eine Deffnung für den Arm, welcher durch den darüber fallenden Mantelkragen geschütt ist, eine Vorrichtung , welche die Bewegung des Arms zum Hieb und zur Führung des Pferdes erleichtert. Die Öffiziere tragen außer Dienst dunkelblaue (noch vor Kurzem dunkelgrüne) Interimsröcke und kleine dreieckige Filzhüte ohne Federn. Die Fußbekleidung besteht aus einem zum Schnüren eingerichteten Halbstiefel mit Anſchnallsporen. Die Reiteroffiziere werden in der erst seit drei Jahren Früher errichteten Kriegsschule zu Valladolid erzogen. hatten sie ihre Bildung gemeinschaftlich mit der Infanterie

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zu Toledo genoffen , bis die Reitergenerale eine Trennung durchseßten , die übrigens keineswegs Beifall findet , weil man glaubt, daß dieselbe nicht in der Nothwendigkeit be gründet gewesen sei und nur dazu beitragen werde, gewiffe Waffenvorurtheile zu verſtärken. ( Schluß folgt. )

Die Scharfschüßen werden zu den mit gezogenen Mus= keten versehenen Musketieren sagen , wenn diese jenen sich ebenbürtig dünken wollen : „Wartet nur, wie es Euch mit Euren langen Röhren ergehen wird , wenn Ihr aus freier Hand schießen wollt. Auf dem Sandsack, am Schießge= stell , aufgelegt, angestrichen möcht Ihr das große Wort eine zeitlang führen, aber das unaufgelegt", aus freier Hand" wird Euch bald wieder kleinlaut machen ." Und die Scharfschüßen werden Recht behalten , abgesehen von allen übrigen Erwägungsgründen, schon weil das lange Rohr mit einem ganz anderen Hebelarm an der Muskelkraft zehrt , den Arm erzittern macht , schon weil die Oscillationen des langen Rohres mit vorgestecktem Bajonnet beträchtlicher , somit die daher rührenden Ein flüsse auf die Richtigkeit der Schüsse mehr zu berücksich= tigen find. Um die Sicherheit und Festigkeit des Anschlags zu vermehren , dürfte vielleicht das Auskunftsmittel vorge= schlagen werden, den Anschlag für Büchsenschüßen - Füße auseinander , die linke Hand vor dem Zündstollen , den linken Elnbogen an die Brust - auch bei der gezogenen Muskete anzunehmen ; diesem allerdings gut fundamen= tirten festeren Anschlag steht aber die Vorderwichtigkeit der langen Maschinen wiederum hindernd entgegen. Wäre es darum zu thun, über das Schießen mit und ohne Bajonnet, aus gezogenen Gewehren nämlich, Autori täten anzuführen , so dürfte es nicht schwer fallen , eine Reihe beachtenswerther Bemerkungen zusammenzustellen. Wir begnügen uns , auf dasjenige hinzudeuten , was in der St. Omer'schen Schießschule hierüber Seite 153 ge= sagt ist: „Die Wichtigkeit des Gewehres als Hand- oder Stoßwaffe ist ganz secundär; der eigentliche Werth des Bajonnets liegt weit mehr in dem Vertrauen, das es dem Soldaten gibt , als in seiner physischen Wirkung ; auch hat man Unrecht gehabt , indem man die Wichtigkeit des Gewehres als Stoßwaffe überschäßte , ihm den unbestreit baren Vortheil der Schießwaffe aufzuopfern , indem man in den Infanterieverordnungen als Grundſaß aufstellte, in allen Fällen des Kriegs nur mit dem Bajonnet auf dem Lauf zu feuern, da doch das Bajonnet durch eine ermü= dende Vermehrung des Gewichts der Waffe ein beträcht= liches Hinderniß für genaueres Schießen ist." Bei hißigem Wortgeplänkel über diesen Gegenstand würde sicher auch von Jemand die Folgerichtigkeit geltend gemacht werden, daß wegen der Vorzüge des Stoßes es dann auch den Büchsenschüßen zur Pflicht und Regel gemacht werden müßte , ihre Meffer oder Yatagans aufzustecken ; und mit welcher Dekonomie von Freude würden die Herren Scharf schüßen diese ihnen zugedachte Vermehrung der allzeit fer tigen Kampfbereitschaft hinnehmen ? Man könnte das eben Gesagte eine Abschweifung nennen , da die Anwendung gezogener Musketen und der Büchsen nicht identisch ist, allein eine Analogie dürfte in der That für viele Fälle so weit doch nicht_abliegen , daß schon eine Berührung Was soll die gezogene derselben unstatthaft erschiene. Muskete? Vor allem weit schießen und treffen. Diesem Zweck müssen alle übrigen untergeordnet werden. Der Gebrauch des Bajonnets steht dennoch jeden Augenblick zu Gebot; sobald aber der Augenblick dazu naht, wird man sich auch des Befißes erinnern , und die Zeit zum

Bajonnet an Ort! Das gezogene Infanteriegewehr mit pfeilartigem Spig geschoß erfüllt die Bedingungen einer guten Schußwaffe in bedeutend höherem Grad , als das glatte Gewehr. Es kommt nunmehr darauf an , dem mit ersterem bewaffneten Infanteristen bei dem Gebrauche alle Vortheile zu ver= schaffen , welche diesen Gebrauch zu erleichtern , welche die Treffmöglichkeit zu erhöhen im Stande sind. Was macht den Büchsenschüßen seiner Waffe so sehr geneigt ? Außer der größeren Trefffähigkeit , oder dem geringeren Rückstoß , vornämlich auch die Kürze des Ge= wehre und daher rührende leichtere Handhabung, der hierin begründete bequemere Anschlag , wobei ohne Ermüdung der Arme ein längeres, wohlüberlegtes Zielen stattfinden fann. Versehen wir uns selbst in den Anschlag mit der längeren Muskete mit Bajonnet am Lauf. Man hält in den ersten Secunden das Gewehr mit ziemlicher Leichtig keit , der weit hinausgerückte Mittelpunkt der Schwere wirkt jedoch an einem durchschnittlich 3 Zoll längeren Hebelarm , als bei der Muskete ohne Bajonnet, um deß willen tritt alsbaldige Ermüdung , Zittern der Arme, Wanken der Mündung ein , und gehört schon eine be sondere Uebung dazu , während dieses Wankens , wenn denn doch losgefeuert werden soll , den richtigen Augen blick des Abdrückens zu erhaschen . Alles dieß_find_be= kannte Dinge. Vom Feuern mit gezogenen Musketen kann solches weniger gesagt werden. Eine Reihe interes santer Versuche und Erfahrungen stehen vielmehr bevor. So lange man ein unvollkommenes Infanteriegewehr hatte , wie die glatte Muskete mit der Rundkugel doch gegenwärtig bezeichnet werden muß, war es zweckentspre chend , die Eigenschaft des Gewehrs als Stoßwaffe in Permanenz zu erhalten. Nun aber will und kann man auf doppelte Entfernungen noch gut schießen ; ist es da nicht naheliegend , diejenigen Umstände , welche die Eigen schaft als Stoßwaffe bedingen , sobald sie die Wirkung der Schußwaffe zu beeinträchtigen vermögen , so lange zn beseitigen , also das Bajonnet an Ort zu bringen , bis man dem Feinde auf die Entfernungen der Glattgewehr Tragweite nahe gekommen ist , und sich dann erst des Gebrauches der Muskete als Stoßwaffe wieder zu erin nern? Wir legen auf die Bezeichnung erinnern" den Lon, weil demselben die Möglichkeit eines Vergeffens nahe liegt, ein Einwand, den man dem Gebrauche der Muskete mit abgenommenem Bajonnet entgegenstellte und wiederum entgegenstellen wird. Wir geben diese Möglichkeit ohne Rückhalt zu , ebenso wie wir zugeben, daß ein Ersaß von Infanteriepatronen stattfinden kann, wobei die Zündhütchen vergessen wurden, das lettere Vergessen ist aber jedenfalls mißlicher als das erstere , welches durch drei Worte wieder gut gemacht werden kann.

647 Aufstecken wird dem Befizer in höchst seltenen Fällen feh len ; diesen Ausnahmen zu Gefallen sich die Wirksamkeit des gezogenen Gewehres beinträchtigen zu lassen, ist mehr wie vorsichtig , iſt ängstlich. Welche Bewandtniß es mit dem " Bajonnetangriff", ,,Bajonnet einbrechen" hat ――――― nimmermehr wollen wir sie unterschäßen; allein so lange man doch nicht zum Hand gemenge übergeht, so lange weiterhin ein im sicheren wohl gezielten Schießen geübter Infanterist durch das Stoß instrument am genannten Hauptgeschäft erfahrungsgemäß nicht unbeträchtlich gehindert wird , indem von Seiten des Mannes die nachlassende Muskelkraft und von Seiten der Waffe die Laufschwingungen an der Mündung die Be mühungen genau zu treffen wieder beeinträchtigen, so lange, dächten wir, wäre das Gerathenere : „Bajonnet an Ort. "

Literatur. Beitrag zur Geschichte des Feldzugs von 1757. Mit getheilt durch 3. Heilmann , Königl. Bayer'schem Ober fieutenant, Brigadeadjutant, Ritter des Gr. Heff. Verdienst ordens Philipp des Großmüthigen und corresp . Mitgliede der Königl. Bayer'schen Akademie der Wissenschaften . 8. Berlin , 1854. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn; Zimmerstraße 84. 85. (4 unpag. u . 63 S.) Der Herausgeber dieser kleinen Schußschrift des Prinzen von Preußen gegen die ihm von Friedrich II gemachten Beschuldigungen während des Feldzugs von 1757 , spricht in dem Vorworte die Meinung aus, daß die seitherige Unbekanntschaft mit diesem Acten ftücke dem Rathe der vertrauten Freunde des Prinzen : dieſelbe zu vernichten oder wenigftens nicht zu veröffentlichen , zuzuſchreiben fet. Da die Schußschrift, welche in der k. bayerischen Hof- und Staatsbibliothek zu München vorgefunden wurde , interessante Auf schlüsse über das Verhalten des Prinzen nach der Schlacht bei Collin liefert, so verdient fie zur Aufklärung mancher in die Ge= schichtsbücher übergegangenen irrthümlichen Vorausseßungen eine weitere Verbreitung. Was den Inhalt des Schriftchens anlangt , so beſchränkt fich dasselbe auf eine Relation des Prinzen von Preußen über die Vor gänge vom 27. Juni bis 29. Juli 1757 , welcher als Beilage die Correspondenz des Prinzen mit seinem Bruder angefügt ist. Bekanntlich übertrug Friedrich nach der Niederlage bei Collin die durch einige Regimenter verstärkte geschlagene Armee seinem Bruder, der sich damals mit dem Feldmarschall Keith im Lager bei Leutmerit befand , wo auch der König am 27. Juni ankam und feine Befehle mündlich ertheilte. Zur Vorsicht legte der Prinz in einem Promemoria diese Befehle dem Könige zur Billigung und Vervollständigung vor, erhielt aber bei seiner Abreise dasselbe Blatt ohne Abänderung oder neue Inftruction zurück und handelte hierauf ganz so wie er es als Abficht seines königlichen Bruders annehmen zu dürfen glaubte. Die Unfälle bei Gabel und Görliß mochten den großen König erbittert und ungerecht gegen seinen Bruder ge macht haben ; jedenfalls geht aus dem Briefwechsel beider hervor, daß der Prinz_mit_Aengſlichkeit jede Unternehmung vermied , zu welcher der König seine Einwilligung nicht gegeben hatte , er bat wiederbolt um Inftructionen , die Rückantworten enthielten jedoch nur allgemeine Andeutungen, oft auch Billigungen und nur einmal rügte der König offen und unumwunden die rückgängige Bewegung des Prinzen , der jedoch nach seinen eigenen Mittheilungen in so verzweifelter Lage war, daß er in Berücksichtigung seiner abhängigen Stellung nicht unbedingt verdammt werden kann. Während der Prinz , von den Umständen gezwungen , seinen Rückmarsch antrat

648 - aber nicht , ohne vorher dem bedrängten Zittau beizuspringen und den größten Theil der in diesem Orte angehäuften Munition, Bagage 2c. an fich zu ziehen , blieb der König selbst bei Leutmeriß stehen und wurde zuerst durch die Eroberung von Zittau zur größes ren Thätigkeit und zu der am 29. bei Baußen erfolgten Vereinigung mit der vom Prinzen commandirten Armee angetrieben. Der Prinz legte das Commando_nieder und suchte sein Ver halten brieflich zu rechtfertigen , empfing aber eine Rückantwort, die als Ausdruck der königlichen Stimmung im Hauptquartier bes kannt geworden sein mag und sofort die Anschauungsweise der Geschichtschreiber dermaßen bestimmte, daß sich ihr Urtheil über den Prinzen theilweise in einer Einseitigkeit ausprägte , welche nur durch die Unbekanntschaft mit den Entschuldigungsgründen des Prinzen erkärt werden darf. - Nach dem abstoßenden Benehmen des Königs gegen seinen Bruder am 29. Juli ſchrieb leßterer fol genden Brief an den König : M. L. B. Die Briefe , so Ihr mir geschrieben und die Art, wie Ihr mich gestern aufgenommen , zeigen mir genugsam , daß ich nach Eurer Meinung Ehre und Reputation verloren. Dieses be trübt mich, es ſchlägt mich aber nicht darnieder, weil ich mir nicht den geringsten Vorwurf zu machen habe. Ich bin vollkommen überzeugt , daß ich nicht nach einer Caprice gehandelt. Ich habe nicht den Rath folcher Leute befolgt, so unvermögend waren, einen guten zu geben, sondern ich habe dasjenige gethan , was ich zum Besten der Armee habe vor nöthig gehalten. Alle Eure Generals werden mir diese Gerechtigkeit widerfahren laffen. Ich sehe vor unnüß , Euch zu bitten , meine Aufführung unterſuchen zu laſſen. Dieses würde eine große Gnade sein, so Ihr mir thätet, also kann ich mich dessen nicht getrößten. Meine Gesundheit ist durch die Fatiguen , noch mehr aber durch den Verdruß geschwächt worden. Ich habe mich in die Stadt logiret , um mich wieder zu erholen. Den Herzog von Bevern habe ich gebeten , Euch die Rapporte von der Armee zu machen. Er kann Euch von allem Red und Ant» wort geben. Seid versichert , M. L. B. , daß ohngeachtet der un verdienten Unglücksfälle, so mich überhäufen, ich niemals in meinem Leben werde aufhören , dem Staate ergeben zu sein , und als ein treues Mitglied desselben wird meine Freude vollkommen sein, wenn ich den glücklichen Ausgang Eurer Unternehmungen erfahre. Ich habe die Ehre zu sein 2c. Die eigenhändige Antwort des Königs lautete : Ihr habet durch Eure üble Aufführung meine Sache in ver zweifelte Umstände gefeßt. Es ist nicht der Feind , sondern Eure üble Maßregeln , welche mir Schaden zufügen. Meine Generals find gar nicht zu entschuldigen , entweder weil sie Euch übel ge rathen haben, oder doch zugegeben, daß Ihr so üble Entſchließungen genommen. Eure Ohren find nur gewöhnt, die Rede der Schmeichelei zu hören. Daun hat Euch nicht geschmeichelt und Ihr ſehet die Folgen hievon: für mich bleibt in dieser traurigen Situation nichts übrig, als die äußersten und leßten Mittel zu ergreifen. 3 werde ſchlagen und wenn wir nicht überwinden können , so werden wir uns alle niedermachen laffen. Ich beschwere mich nicht über Herz, wohl aber über Eure Unfähigkeit und Mangel an Beurtheilung, um die besten Mittel zu erwählen. Ich rede mit Euch aufrichtig. Wer nur noch einige Tage zu leben hat , darf sich nicht verstellen . Ich wünsche Euch mehr Glück als ich gehabt habe und daß Ihr nach allen den üblen und nachtheiligen Begebenheiten , so Euch be gegnet find , künftig lernen möget , wichtige Sachen mit mehrerem Das Unglück, Ernst , Vernunft und Resolution zu tractiren. welches ich voraussehe , ift größtentheils durch Euch veranlaßt worden. Ihr und Eure Kinder werden die Laft davon mehr tragen als ich. Seid unterdeffen versichert , daß ich Euch allemal geliebt habe und daß ich auch in derselben Gesinnung fterben werde. Aus diesem Briefe geht hervor , daß die über Friedrich_herein= gebrochenen Unglücksfälle Gemüth und Geist des großen Mannes empfindlich gedrückt und misstimmt hatten. In der Anwandlung von Kleinmuth wurde dieser Heldengeift bitter und ungerecht. Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet , erscheint der Brief des Königs charakteristisch zur Beurtheilung der Handlungen seines Bruders. A.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmkadt , und in deren Offizin gedruckt .

6. Donnerstag , Juli 1854. dbin milafahind วาย แล ว ร -hutte dad majaid p 30100 strig

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Allgemeine

Deutschland.

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Militär - Beitung.

Oesterreichische Monarchie.

Zur Vervollständigung der in Nr. 78 d. BI . Ulm , 28. Juni. Die in öffentlichen Blättern gegebene Nachricht, daß Oesterreich im Verein mit Preußen beim gegebenen Mittheilungen in Betreff der neuen Bundestage schon früher gestellte Anträge, den Ausbau Organisation des Artilleriewesens , lassen wir der hiesigen Bundesfestnng berührend , von Neuem noch mehrere Einzelnheiten folgen. Die 12 Artillerieregi= aufgenommen habe, hat hier in den betreffenden Kreisen menter, die nun gebildet werden, haben je aus drei Com keineswegs überrascht; einer solchen Natricht wurde schon pagnieen (außer der Bespannung) und 12 Batterieen zu längst entgegen gesehen , indem mit vollem Rechte wohl bestehen, welche je 8 Geschüße zählen. Die österreichische anzunehmen war, daß die Berichte der von beiden Mächten Feldartillerie wird daher im Ganzen aus 1152 Geschüßen schon im vorigen Jahre zu Untersuchung des Standes der gebildet sein. Tritt der Kriegszustand ein, so wird jedes Festungsbauten hierher gesendeten Specialcommissäre, und Regiment um 2 Batterieen vermehrt. Bei der ersten, zweiten zwar um so mehr nach dem neuerdings abgeschlossenen und dritten Armee werden zur Leitung dieser Waffengat= Bündnisse beider Staaten , ein solches Resultat würden tung Feldartilleriedirectoren creirt , bei der vierten Armee herbeiführen müssen. Es würde mehr als seltsam erschei= (in Galizien und Siebenbürgeu) vertritt dagegen ein Ar nen müffen, wenn eine so weit vorangeschrittene großartige tilleriebrigadier die Stelle des Feldartilleriedirectors. Das Befestigung noch länger unvollendet sollte liegen bleiben beständige Artilleriecomité, dessen Einrichtung anbefohlen sollen ; es steht daher wohl zu erwarten , daß unter den worden, hat überhaupt die Vervollkommnung dieser Waffen jeßigen Verhältnissen diese Anträge eine baldige Geneh gattung und insbesondere zur Aufgabe , die technischen migung erhalten werden, um die gute Jahreszeit nicht Branchen derselben durch wissenschaftliche Ausbildung zu wieder unbenüßt vorübergehen zu lassen. Wie man ver vervollkommnen. Der Stab der Generalartilleriedirection nimmt, sollen auch die Abgeordneten der Bundesmilitär besteht aus allen Generalen , dann Stabs- und Ober offizieren , die nicht bei einer abgesonderten Truppe (z. B. commission, die sonst in der Regel erst mit Ende des Baujahres hierher kommen, um die gemachten Arbeiten zu in der Bundesfeftung Mainz) angestellt sind. Die bis inspiciren , schon im Laufe des nächsten Monats hier ein herigen Artillerieinspectoren, welche einzelne Provinzen zu treffen. Diese Arbeiten sind im laufenden Jahre nur von beaufsichtigen haben , werden aufgelöst und durch Bri gadiers erſeßt. geringer Ausdehnung ; sie beschränken sich auf den Ausbau des Forts in der Friedrichsau und auf Arbeiten an dem Preußen . Fort auf dem Eselsberg, auf dem oberen Kuhberg , in C dem inneren Ausbau der großen Casernen, in dem oberen Die k. Staatsregierung beab= Berlin, 24. Juni. und unteren Donauanschluß und einigen anderen geringen sichtigt, wie die "Pr. C." erfährt , zur Vervollstän Arbeiten. Um aber die Werke auf dem unteren Kuhberg, digung des Telegraphenne ses im preußischen auf der Alpecker Staig 2c. zu vollenden, sollen neue Geld Staate die Anlage mehrerer neuer Telegraphenlinien verwilligungen nothwendig sein , und die oben erwähnten und Drahtführungen, auf schon vorhandenenen Linien noch Anträge fich auf diese beziehen. Sicherem Vernehmen nach in diesem Jahre zur Ausführung zu bringen. Von der= sollen jest wirklich Verhandlungen im Gange sein , um selben sind bis jest schon genehmigt oder bereits im Bau von Bundeswegen das Kispertsche Haus für das Festungs begriffen: 1 ) Eine neue Telegraphenlinie von Königsberg gouvernement anzukaufen, indem das Gebäude, in welchem nach Gumbinnen, welche längs der Chauffee zwischen bei Lesteres sich dermalen befindet, von Seite der Finanzver den Städten angelegt und vielleicht später über Tilsit und waltung, der es gehört, eine andere Bestimmung erhalten Memel weitergeführt wird. 2) Eine neue Telegraphen foll , man gedenkt nämlich die Kreisregierung hinein zu linie von Stettin längs der Chauffee über Basewalk, Anclam, Greifswald und Stralsund , mit einer Zweig= verlegen, einen großen Schwurgerichtssaal zu erbauen und dann das deutsche Haus zu einer Caserne einzurichten. linie von Anclam nach Swinemünde. Die vorhandene,

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auf dem rechten Ufer der Oder, von Stettin über Wollin nach Swinemünde führende, nicht mehr zuverlässige, unter irdische Leitung soll nach Vollendung dieser neuen Linie außer Betrieb gesezt und ausgehoben werden. 3) Eine neue Telegraphenlinie von Aachen nach der preußisch niederländischen Gränze zum Anschluß an die neue nieder ländische Linie , welche von der Gränze über Mastricht nach Arubeim geführt ist. 4) Eine neue Drahtleitung zwischen Köthen und Magdeburg zum Ersaße der vor handenen , provisorisch angelegten , Kupferdrahtleitung auf dieser Strecke. 5) Die Herstellung eines vierten Leitungs drahtes auf der ganzen Strecke von Berlin nach Deus, so weit ein solcher noch nicht vorhanden ist. 6 ) Die Span nung eines zweiten Drahtes auf der Linie von Duisburg bis zur niederländischen Gränze.

der Artillerie allerdings etwas beschränkter als bei der Infanterie erfordert natürlich auch eine entsprechende Anstalt. In die Beinkleider wird zu diesem Behuf ein Bügelbrett gesteckt , die Flecken werden mit einer Art Schloßer herausgerieben, und jene dann mit einem Bügel holz geglättet. Im Schenkzimmer verkauft ein Regiments= Handwerker Wein und Schnaps . Die Küche war wie die bei der Infanterie beschriebene. In dem geräumigen Hofe steht ein Schuppen für Geschüße und Wagen ; hieran schließt sich auf jeder Seite ein thurmartiges Patronenmagazin, in welchem die Patronen in Schränken aufbewahrt werden. In einem Abstand von zwei Schritten führt eine Mauer um diese Magazine, im Zwischenraum ist ein Löschapparat mit Wasser aufgestellt. Die Magazine sind mit Blizab= leitern versehen. In den nahen Ställen stehen die Pferde der Offiziere und Unteroffiziere und die zum Zug verwendeten Maul thiere. Die Öffiziere (aller Waffen) erhalten ihr Pferd vom Staate und hinterlegen dafür ein- für allemal cine kleine Summe , welche je nach dem Grade von 75 bis zu 250 fl. steigt. Geht ein Pferd im Dienste verloren , jo wird es unentgeldlich erseßt; doch hat der Offizier (auch bei der Reiterei) nur ein soches Dienstpferd, wobei es ihm jedoch frei gestellt ist, auf seine Kosten mehre zu halten. Die Maulthiere, von welchen im Frieden 6, im Kriege 8 auf ein Geschüß (Achtpfündner) gerechnet werden , find kräftige , und wegen ihrer Genügsamkeit und festen Ge= sundheit sehr brauchbare Thiere , nur etwas ungelenk in ihren Bewegungen. Ich sah hier wahre Riesenthiere , die man unmöglich anders als mit einer Treppe besteigen konnte , denn sie waren am Sattel wenigstens 62 bis 7 Schuh hoch. Die Ställe sind wie die der Reiterei beschaffen , nur daß das Sattelzeug nicht wie dort im Stalle, sondern in den Mannschaftszimmern verwahrt wird. Der Reit unterricht wird in der anstoßenden offenen Reitbahn ab= gehalten , die jedoch eine Vorrichtung zum Bedecken und Die Offiziere eine Gallerie für die Zuschauer hat. reiten auf schwarzen Schaffellen. Die Fußartillerie trägt dunkelblaue Röcke ( und Fräcke) mit rothen Franzenepauletten und blaue (weiße) Bein kleider; einen kleinen Tschako mit rothem Busch und des gleichen Randlige , der mit dem spanischen Wappen *) geschmückt und mit Messingpanzern versehen ist. Als Be= waffnung hat der Artillerist ein kurzes Steinschloßgewehr, ein Faschinenmesser nebst einer Tasche, welche 20 Patronen faßt. Das weiße , gekreuzte Lederwerk wird noch durch einen besonderen Leibgürtel zuſammengehalten . Er bedient fich ferner zweierlei Kamaschen : kleiner (schwarzer oder weißer) für den gewöhnlichen Dienst und großer, schwarzer für den Marsch. Diese werden über die Beinkleider ge= tragen und reichen bis über's Knie , wo sie mit einem ledernen Riemen gebunden werden. Die fahrende Artillerie hat weiße Spenzer mit weißen Kragen und Aufschlägen und rothen Passepoils, Epauletten mit Messingschaalen und rothen Franzen, dunkelblaue weite Beinkleider, Schuhe und Kamaſchen ; die berittenen Unter

Militäriſche Spaziergänge durch Spanien . Von A. S. III. Madrid. 1. (Schluß. ) Die Artilleriecaserne liegt auf einer Terraffe vor dem Palaste von Buen Retiro *) am Prado , und die wach habenden Offiziere pflegen sich mit der Betrachtung der Spaziergänger zu unterhalten, welche zwischen den Gärten des Buen Retiro und den Alleen des Prado hin- und herwandeln. Die Caserne bildet ein großes Viereck, wel ches jedoch nur zwei Stock hoch ist , und die Reitende und Berg-Artillerie beherbergt. In dem prächtig decorirten Offiziersdienstzimmer, welches eher dem Gemache eines Palastes ähnlich sah, erwartete uns ein Stabsoffizier, der uns sofort durch alle Räumlichkeiten führte. Die Mann schaftszimmer zeichneten sich durch große Ordnung und Reinlichkeit aus, waren übrigens ganz so eingerichtet , wie die früher beschriebenen , nur mit dem Unterschiede, daß die Betten der Mannschaft Ueberwürfe hatten. An die Schlafsäle stieß ein Verwaltungslokal , wo ein eisgrauer, mit Hauptmannsepauletten geehrter Sergeant als Montur agent fungirte. In der autographischen Anstalt daneben werden sämmtliche Befehle und Verordnungen , die das Regiment betreffen, autographirt. Das Unterrichtszimmer, wo die Kanoniere im Lesen, Schreiben und Rechnen unter wiesen werden , ist mit Schreibvorlegblätter unter Glas und Rahmen geziert. Hieran stieß die geräumige Barbier stube. Da das Rafiren ein Steckenpferd der Spanier ist, so wird auch beim Militär besonders darauf gesehen . Jene war mit einer Reihe sauberer Handtücher decorirt. **) Die Waschanstalt, welche zunächst kam, ist eine höchst noth wendige Einrichtung , denn nicht nur sieht man in Spa nien sehr auf reine Wäsche und der Spanier ist hierin jedenfalls sorgfältiger als der Deutsche, obwohl man das Gegentheil zu glauben gewöhnt ist, sondern das den ganzen Sommer über dauernde Tragen weißer Beinkleider - bei *) Eine Art Sanssouci. **) Die Mannschaftsabtritte find mit blauen und grünen Fayence platten belegt und gewinnen dadurch ein sehr properes Aus sehen.

*) Dasselbe besteht aus den Thürmen von Castilien und den Löwen von Leon.

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offiziere lange Kniekamaschen; die Offiziere im Dienst dunkelgrüne Fräcke und blaue Beinkleider , außer Dienst blaue Röcke , zu den ersteren Tschakos , Kartousche und Reiterfäbel, zu den lezteren Hut und Degen. Die fah renden Kanoniere tragen ein kurzes Steinschloßgewehr auf dem Rücken und kein Seitengewehr; die berittenen Unter offiziere Karabiner und Säbel. Dieser Artillerie find be rittene Zimmerleute -zur Beseitigung von Terrainhinder nissen, Herstellen von Defecten an den Wagen 2c. bei gegeben. Die Bergartillerie trägt weiße Spenzer, Beinkleider und Kamaſchen ; kurze Gewehre, Patrontaschen, Faschineu messer an weißer Umspannkuppel. Da die Artillerie eben jezt vor dem Thore von Alcalá mit ihren Schießübungen begann , so unterließ ich nicht, einer derselben anzuwohnen. Die Uebungen wurden von fahrender und Gebirgsartillerie ausgeführt. Von der ersteren rückte eine Batterie zu 4 Geſchüßen aus (2 Acht pfündner und 2 71 zöllige Haubigen), worauf 4 Offiziere : 1 Hauptmann, 2 Oberlieutenante und 1 Lieutenant, kamen; von der letteren gleichfalls 4 Geschüße und zwar Zwölf pfünder-Haubigen (fünfzöllige) -die Haubigen wurden. nämlich bis in die neueste Zeit in Spanien nach dem Ge wichte der Kugel benannt. Bei der fahrenden Artillerie kamen auf jedes Geſchüß 6 Maulthiere mit 3 Trainsol daten, und 7 Mann zur Bedienung , welche während des Marsches auf der Proskifte und den 3 hintereinander be ――――― festigten Kisten des Munitionswagens fißen . In jeder dieser Kisten befinden sich 30 Patronen , ebenso in der Proskifte , welche noch außerdem die nöthigen Werkzeuge enthält so daß also auf jedes Geschüß ein Vorrath von 120 Schuß kommt. Die Geschüße haben Blocklaffeten ― mit einem kleinen Magazin für die Zünder. Die Zün dung erfolgt durch die Friction eines eisernen Reibers, welcher über den im Zündloche steckenden Zünder gezogen wird , wodurch man das Aufbligen des leßteren vermeidet. Doch ist zwischen Rad und Laffete eine kleine Kapsel an= gebracht, in welcher für alle Fälle eine brennende Lunte ---verwahrt wird. Der Proznagel liegt sehr tief, wodurch das Auf- und Abproßen erleichtert wird ; er hat einen Widerhaken , um das Herausgleiten während der Be= wegung zu verhindern. Die Haubißen der Gebirgsartillerie [artilleria à lomo *)], auf welche sich die Spanier nicht wenig zu gute thun, haben leichte Blocklaffeten , an deren Achsen die Räder durch schwache Federn befestigt sind. Zu ihrem Transport find 3 Maulthiere erforderlich , von welchen das eine das Rohr und die 2 Hebebäume, das andere die Laffete und die Räder, das dritte 2 Munitionskistchen trägt. Für je 2 Ge schüße ist ein weiteres Maulthier berechnet, welches 2 Re Zur Bedienung und Füh servemunitionskitchen trägt. rung sind 10, beziehungsweise 12 Mann erforderlich, näm lich beim abgeproßten Geschüß : 6 Mann am Geschüß, 1 Mann beim Maulthier Nr. 1 , 1 Mann beim Maul thier Nr. 2 , 2 Mann beim Maulthier Nr. 3 und 2 Mann beim Maulthier Nr. 4. Wenn aufgeprogt ist , kommen je 3 Mann auf ein Maulthier, wovon einer das Maulthier

am Zügel führt und die zwei anderen zu beiden Seiten gehen, um die Last im Gleichgewicht zu erhalten . Das Exerciren und Schießen, wozu sich ein zahlreiches Publikum aus Madrid eingefunden hatte , fand gegen Abend in einer breiten Mulde etwa tausend Schritte von der Hauptstraße entfernt auf einem Stoppelfelde statt. Die mit schwarzen Ringen versehene Scheibe stand auf einem sanft ansteigenden Terrain in einer Entfernung von circa 1000-1200 Schritten. Das Exerciren ging vor einem General und mehreren höheren Offizieren , aber in aller Bequemlichkeit vor sich. Wenn die 8 Geſchüße einmal durchgefeuert hatten, wurde geruht, die Musik spielte und die Herrn Offiziere unter hielten sich über das Resultat, welches nichts weniger als glänzend war ; wenigstens bemerkte ich wenig Treffer, und da jedesmal , wenn dieß eintrat , ein Signal mit einem Horn gegeben wurde , so konnte man sich nicht hierüber täuschen. Die Schüffe gingen fast alle zu hoch. Die Ladung wurde nicht sehr rasch ausgeführt ; beim Auswischen waren an einem sehr langen , meist frumm gebogenen Wischer, zwei Mann zugleich beschäftigt . Häufig riß die Zündschnur ab oder versagte der Zünder. Beim Auf- und Abprozen wurden keine Hebel angewendet, weil der tiefe Proznagel nur eine ganz geringe Erhebung nöthig machte. Die Bewegungen der Bergartillerie gingen sehr leicht von Statten: Schwenkungen , Frontveränderungen , Auf märsche wurden so schnell und einfach ausgeführt wie bei der Infanterie; man brauchte ja die Maulthiere nur um zudrehen. Dagegen war das Aufladen der Geschüßtheile mit Schwierigkeiten verbunden, die Maulthiere waren unruhig , und da sie hoch, somit auch die Sattelgestelle für die kleine Mannschaft schwer zu erreichen waren , so dauerte es jedesmal ziemlich lange, bis Alles fest saß. Auch schien mir - so weit dieß ein Nichtartillerist beurtheilen kann - die Laffetirung zu leicht zu sein, weil man den Maulthieren nicht zu viel aufladen wollte: das Geschüß erlitt bei jedem Schuß einen Rückstoß von 5 bis 6 Schuh auf dem Stoppelfeld, der Richtteil flog zugleich jedesmal weit hinweg, so daß man das Gefühl hatte, als wollte die ganze Anstalt auseinanderfahren. Auch kam es ein paarmal vor, daß die Haubigen beim Abfeuern wirk lich umfielen. Nach 12 Stunden wurde der Heimmarsch angetreten, wobei ich wieder die Marschfertigkeit der Mannschaft be Die Batterieen kamen lang vor den wundern konnte.

*) lomo heißt der Rücken der Lasthiere - also eine Artillerie, welche sich dieses Rückens bedient.

Zuschauern in Madrid an. Noch muß ich eines Besuches im Artilleriemuseum erwähnen, welches in dem großen Häuserquadrat unmittel= Es war bar vor den Gärten des Buen Retiro liegt. zwar dem Publikum gerade verschlossen , weil ein neuer Katalog angefertigt und zu diesem Behufe beständig darin Allein der artige Director machte zu gearbeitet wurde. Gunsten des fremden Offiziers eine Ausnahme . Dieses Museum besteht aus mehreren größeren und kleineren Sälen und enthält durchaus nicht lauter Artilleriegegen= stände , sondern neben diesen noch eine Menge anderer interessanter Artikel. In dem ersten Saale steht das große rothseidene Zelt Carls V. nebst einem Bilde dieses Kaisers, der überhaupt auch in anderen spanischen Museen die

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655 Hauptrolle spielt , denn er ist ja der Glanzpunkt der spa= nischen Geschichte, und unter ihm war , wie die Spanier mit Umdrehung der Thatsachen naiv behaupten , auch Deutschland ihrer Nation " unterworfen ! -Auf langen Tafeln erblickt man sodann die ebenso genau als kunstreich gearbeiteten Modelle artilleristischer Etablissements : die der Kanonengießereien von Sevilla und Trubia, der Waffen= schmiede zu Toledo , des Hammerwerkes von Gijon ; die große Reliefkarte von ganz Spanien , deren Terrainver= hältnisse ich wenigstens im Bereich meiner Rundreise als richtig anerkennen mußte; die Modelle der Festungen Fuenterabia, Melilla, Coruña 2c. Der nächste Saal ent= hielt Modelle aller im Gebrauch gewesenen und noch be= findlichen spanischen Geschüße , Laffeten , Pulverwagen, Gepäckwagen, Räder , Sättel , Zäume 2c. Besonders fiel mir hier eine äußerst zierlich gearbeitete Halbbatterie der Maulthier-Artillerie mit der Bedienungsmannſchaft auf. Hieran schloffen sich Modelle von Schiff- und Floßbrücken, Zelten, Hebemaſchinen 2c. Dann kam ein Saal , welcher eine ziemlich vollständige Sammlung fremder Waffen ent hielt, und dessen Hintergrund mit großen Trophäen spa nischer Waffen, Helme, Uniformsstücke 2c. geschmückt war, welche sämmtlich tapferen Spaniern angehört hatten, vom gemeinen Soldaten bis zum Marschall. An jedem einzel nen Stück war der Namen des Tapferen und die That, welche ihm diese Ehrenauszeichnung erworben hatte, auf einem Täfelchen verzeichnet , gewiß eine sinnreiche nach ahmenswerthe Idee. Aus diesen Trophäen erhob sich das Modell vom Denkmal des 2. Mai 1808, deffen Original, ein Obelisk mit geschmackvollem Piedestal auf dem Prado gegenüber von dem Museo de Pinturas steht. Dieß Denk mal sieht zwar etwas zopfig aus . ist aber so sehr der Stolz der Spanier wegen der Erinnerung an jenen ruhm = vollen Schlag gegen die Franzosenherrschaft, daß man ihm überall in Museen, Bibliotheken 2c. begegnet. Da es zwei Artilleriecapitäne gewesen waren, welche zuerst das Signal zum Aufstand gegeben und dabei ihr Leben gelassen hatten, so paßt es natürlich vor Allem in das Artilleriemuſeum. Nun eröffnete sich eine Reihe kleinerer Gemächer, worin eine Sammlung sämmtlicher bei der Artillerie in Anwen= dung befindlicher Erze und Hölzer; eine Reihe von Be festigungsgeschüßen , Montalembert'sche Thürme , indische Waffen, Lanzen von Fischzähnen, Keulen, Schilde, Schleu= dern, Fahnen von den Philippinen ; dann wieder größere und kleinere Kriegsschiffe und endlich eine Reihe Büsten von spanischen Königen , berühmten Generalen , worunter der ritterliche Leon, Rednern , darunter Arguelles 2c. meist aus den lezten 50 Jahren aufbewahrt wurden . Die Bürger kriege sollen manches schöne und ehrwürdige Waffenstück zerstört haben. Sie sind die Klage aller Directoren von Museen. Freilich ist dieß das Geringste , was sie ver schuldet: die Zerrüttung eines Museums könnte man ver schmerzen, aber die Zerrüttung eines so tüchtigen Volkes ist eine ewig beklagenswerthe Thatsache, die noch immer nicht ihren Abschluß erreicht hat.

Literatur. Fest - Album der Königl. Hannov . Gardejäger. 1803 bis 1853. — Hannover , in Commiſſion der Hahn'ſchen Hof buchhandlung. Imper. 4. ½ Thlr. Diese Gedenkblätter an das im December vorigen Jahres durch die Gnade S. M. des Königs von Hannover zur fünfzigjährigen Gründungsfeier des Gardejägerbataillons veranstaltete militärische Feft, scheinen vorzugsweise geeignet , in den weitesten Kreisen freu digen Anklang zu finden. Haben schon die Feierlichkeiten , durch welche die Huld des Kriegsherrn den Ehrentag einer kriegsgeschicht lich denkwürdigen Truppe verherrlicht hat , ein Recht auf unſere Aufmerksamkeit , so wird die leßtere hier um so mehr in Anspruch genommen , als die Erinnerungen der hannöverischen Gardejäger auf die denkwürdigsten Zeiten der vaterländischen Geschichte zurück weisen. Das genannte Bataillon besteht ursprünglich aus dem 1. und 2. leichten Bataillon der 1803 begründeten engliſch-deutſchen Legion , einer Truppe, die ihre glorreichen Fahnen in zehnjährigem Kriege nach Portugal , Spanien, der Offee, Sicilien, den Nieder landen und Frankreich , bis auf die Höhen von Montmartre ge. tragen hat. Man weiß sich der hannöverischen Jäger von Barajoz her zu erinnern , und wer nennt La Haye Sainte, ohne ihrer zu gedenken ! Am 18. März 1803 hatte das engliſche Cabinet dem ersten Consul den Krieg erklärt. Der damalige Stand der deutschen Ver hältnisse machte es möglich , daß schon am 5. Juni Marschall Mortier in Hannover einzog. Eine preußische Beſeßung des Landes hätte eine andere Wendung herbeiführen können , eine desfallfige Einigung kam aber so wenig zu Stande, als es dem Feldmarschall Graf Wallmoden möglich wurde , die Landesvertheidigung durch eigene Truppen rasch und zweckmäßig zu organisiren. Statt der hierzu erforderlichen Mittel erhielt Wallmoden die bekannte Inftruc tion ſich des Bajonnets nur mit Moderation zu bedienen“ und „durch seine Anstalten keine Ombrage zu geben . "*) So mußte das kleine aber tapfere Heer über die Elbe zurück, während eine Armee von ausgehungerten und zerriffenen Franzosen ungehindert einzog , um namenloses Elend über Norddeutschland zu verbreiten. In Folge davon wurde die seit 200 Jahren glorreich bestandene hannover'ſche Armee entwaffnet und entlassen. ,,Algemeine Entmuthigung fenkte fich auf alle Gemüther und trop der anerkannten Humanität der franzöfifchen Heerführer Mortier und Berthier schlugen die Adler des fiegreichen Korsen blutige Wunden in das jeden Schußes entbehrende Land ." Wir haben diesen Worten des Festalbums nur beizufügen, daß Mortier von seiner anerkannten Humanität nicht gehindert wurde, bei der ersten Contribution von 20 Millionen auch eine weitere Million für seine eignen kleinen Bedürfnisse zu erheben , und daß die methodische Aussaugung des Landes in diesem Verhältniß weiter ging. „Da erscholl von Albions Küsten der Königliche Ruf Georgs III. an seine deutschen Unterthanen, sich unter seine Fahnen zu sammeln, die Schmach und Knechtung des Vaterlandes zu rächen , und es erhoben sich nun wieder Muth, Kraft und Hoffnung !" Der König ließ nach Entwaffnung seiner unfähigen Miniſter die Elb- und Wefermündungen blokiren, berief seine hannöverischen Soldaten und gründete die deutsche Legion , deren Thaten zu bekannt sind , um nochmals darauf zurückzulommen. Die Einzelnbeiten des denkwürdigen Feftes , welches durch die persönliche Anwesenbeit S. M. des Königs , ſowie durch die Theil nahme der Generale Halkett , Hartmann , Wiering , Ludowig und vieler Veteranen jener großen Zeit verherrlicht wurde , erfieht man mit Befriedigung aus den schriftlichen und bildlichen Darstellungen des Albums.

*) Pers.

Stein.

I. 249.

Revigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

Samstag, 8.

GOVE N № 81 .

Juli 1854.

MEFU

RANG

Allgemeine

Militär - Beitung .

Großherzogthum Hessen. с

Darmstadt , 30. Juni. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. K. H. des Großherzogs wird die Löhnung der Unteroffiziere der Linientruppen vom 1. k. M. an um zwei Kreuzer täglich per Mann erhöht. - Nach Nach dem dem neuen Löhnungsetat bezieht nun der Unteradjutant der Reiterei täglich 52 fr. , der der Infanterie und Fußar tillerie 50 kr.; ferner der Oberwachtmeister der Reiterei, der reitenden und Train-Artillerie 37 kr.; der Oberfeldwebel der Pioniere , der Fußartillerie und Infanterie 35 kr.; der Standartenführer der Reiterei 34 und der Fahnen träger der Infanterie 30 kr.; der Brigade- und Regi mentsstabsfourier 35 fr.; der Stabstrompeter der Reiterei 36 fr.; der Regimentstambour und der Musikmeister 34 kr.; der Wachtmeister der Reiteret , der reitenden und Train Artillerie 27 kr.; der Feldwebel der Pioniercompagnie und Fußartillerie 25 kr., der Infanterie 23 kr.; der Hautboist 1. Kl. der Infanterie 27 kr.; der Trompeter 1. Kl. der Reiteret, reitenden und Train-Artillerie 26 kr.; der Cor poral der Reiterei , reitenden und Train-Artillerie 23 fr., derjenige der Pioniercompagnie und Fußartillerie 21 kr., der Infanterie 19 kr.; der Bataillonstambour nach sechs jähriger Dienstzeit 23 kr., nach zwölfjähriger Dienstzeit 26 fr.; der Trompeter 2. Kl. der Reiterei 22 und 17 kr., der reitenden und Train-Artillerie 22 kr.; der Hautboist 2. Kl. der Infanterie 19 kr.; der Vicecorporal der Reiteret, reitenden und Train-Artillerie 17 kr., der der Fußar tillerie 14 fr.

Nassau. Se. H. der Herzog hat unterm 22. Juni Höchstseinen Bruder , den Prinzen Nikolaus von Nassau zum Haupt mann à la suite des Generalstabes ernannt. Der junge Prinz hat während eines beinahe zweijährigen Aufent haltes in Nordamerika , den Antillen und Mexico Ge legenheit gehabt , die militärischen Institutionen jener Staaten auf das Gründlichste kennen zu lernen und nament lich über den höchst beschwerlichen Gränzdienst der im fernsten Westen stationirten Truppen der vereinigten Staa= ten aus eigener Anschauung interessante Notizen an Ort und Stelle gesammelt. Von nicht minderem Interesse, wenn auch militärisch weniger lehrreich, war ein längerer

Besuch bei dem berühmten Dictator Santa Anna, welcher sich in Aufmerksamkeiten gegen den Prinzen überbot und Demselben Gelegenheit gab, die im Werden begriffene Organisation seiner Truppen und deren Werth zu prüfen. Ein längerer Aufenthalt auf der Insel Cuba, so wie in den größeren Garnisonen Canada's verschaffte dem Prinzen nicht nur die Bekanntschaft der betreffenden spanischen und englischen Generalcapitäne und Gouverneure , sondern auch durch deren freundliche Vermittelung die Kenntnißnahme militärischer Einrichtungen bis in die geringsten Details.

Militärische Spaziergänge durch Spanien.

Von A. S. III.

Madrid. 2.

Es versteht sich , daß das Regiment der Ingenieros, deffen Offiziere so viel Freundlichkeit für mich hatten, nicht das Leste war, was ich in Madrid von militärischen Dingen sah. Hatte es mich doch schon durch seine preußische Pickel haube gleich von Anfang an intereffirt. Diese verdankte es seinem Chef, dem General Zarco , welcher sich längere Zeit in Preußen und Oesterreich aufgehalten hatte. Aber dieser General scheint nicht allein für den äußeren Kopf schmuck seiner Truppe besorgt gewesen zu sein. Ich fand nicht nur das Innere des Ingenieurregiments in muster hafter Ordnung, sondern das trefflich eingerichtete Ingenier museum, das topographische Cabinet und die Kartensamm= lung legten zugleich ein Zeugniß davon ab, wie die geistige Ausbildung und Anregung des Ingenieurcorps, die jähr lichen , ausgedehnten Belagerungsarbeiten bei Guadala jara ) - von denen ich wenigstens ein Programm las wie die praktische Uebung jenes beständig im Auge be= halten wird. Was zuerst das Aeußere anbelangt, so unterscheidet sich der Ingenieur, die Pickelhaube ausgenommen, nur wenig von der Jafanterie. Die Pickelhaube selbst ist von schwarzem Leder mit neufilbernem Beschläg , vorn mit dem kastilia nischen Wappen geschmückt und mit neufilbernen Panzern *) sprich Gwadalachúra.

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versehen. In die Spize wird bei Gala ein weißer , von allen Seiten herabfallender Roßschweif gesteckt. Diese Haube ist namentlich mit aufgestecktem Buſche sehr schwer, wird aber der Zierde halber gerne getragen. Der Roß schweif wird für gewöhnlich in einem Blechfutteral_ver= wahrt, welches auf den Tornister zu liegen kommt. Im gewöhnlichen Dienst trägt der Ingenieur wie die Infanterie den grauen Kapotrock, aber mit rothen Franzen epauletten; in Gala einen dunkelblauen Frack mit rothem Kragen, Aufschlägen und weißen Wollligen auf lezteren; und blaue oder weiße Beinkleider. In der Caserne ist der nationale gelbe Spenzer der gewöhnliche Anzug . Als Bewaffnung hat der Ingenieur ein etwas kürzeres Piston gewehr als die Infanterie, dagegen ein längeres Bajonnet, welch' lezteres auf der rechten Seite in einer Scheibe am Leibgürtel befestigt ist. Dieser umspannt auch das Bando lier des unten breiteren und gekrümmten Faschinenmessers und die 40 Patronen faffende Tasche. Das Schloß des Gewehrs hat eine stählerne Vorrichtung zur Sicherung des aufgesezten Zündhütchens , welche vor den Zündkegel gedreht wird. Als Fußbekleidung bedient sich der Ingenieur der Schnürstiefel und Kamaschen. Wenn er mit seinem Ge schirr ausrückt, trägt er weiße Stulphandschuhe und für gewöhnlich keinen Cornister , dagegen ein weißes Brust und Schurzfell mit zwei Taschen am Gürtel und seinem Handwerkzeug (Bikel, Schaufeln) an schwarzem Lederwerk auf dem Rücken. Auf dem Marsche werden entweder die Lornister oder die Werkzeuge auf Maulthiere geladen, deren acht zu diesem Behufe jeder Compagnie folgen. Das Ge= pack der Offiziere und der übrige Apparat , worunter Boussole, Meßtisch , ein 50 Ellen langer Eisendraht als Längenmaß c. wird, in Kisten verpackt , gleichfalls von Maulthieren getragen, welche stets präsent gehalten werden. Ueberhaupt werden des gebirgigen Terrains und der wenigen guten Wege halber bei der spanischen Armee vorzugsweise Maulthiere und nur selten zweiräderige Karren als Be förderungsmittel des Gepäcks jeder Art verwendet . Die Ingenieurcaserne, welche nahe am Thor von Alcalá liegt, ist groß und stattlich, dabei im Inneren eleganter als die der Infanterie. Die Mannschaft liegt in großen hohen Sälen bis zu 50 Mann, denen nur eine genügende Heizeinrichtung für die kalten Madrider Winter fehlt. Mehrere Fußboden sind mit Asphalt belegt ; die Betten der Mannschaft sind durchweg von Eisen. Alle übrigen Gelaffe und Einrichtungen sind wie bei der Artillerie. Ich bemerke nur noch , daß ich hier die 60 Mann starke Regimentsmusik zu hören bekam, welche ziemlich eract spielte. Da man mich für einen preußischen Offizier hielt, so wurde ich von dem galanten Kapellmeister mit dem preußischen Ordonnanzmarsch empfangen, worauf der Marsch der Königin, der Infantin , der Fandango , ein Marsch aus Wilhelm Tell und der Krönungsmarsch aus dem Propheten folgte. Eine französische Musikalienhandlung versorgt die Madrider mit der neuesten Musik. Das Ingenieurmuseum im Palaste Buenarista in der Straße von Alcalá , wo sich auch die Bureaur der Inge= nieure und der Artillerie befinden, ist an einigen Wochen= tagen dem Publikum eröffnet , zu dessen Belehrung in den einzelnen Sälen Unteroffiziere der Ingenieure aufgestellt

find. Als ich dasselbe besuchte , fand ich besonders viele gemeine Soldaten unter den Beschauern . Der erste Saal zeigt eine Modellsammlung von Gegen ständen der Militärgymnastik in ausgedehntester Weise. Der Unterricht hierin wird bei den Ingenieuren nach der Die Militärgymnastik preußischen Vorschrift betrieben. hat neuerdings die besondere Aufmerksamkeit der höheren spanischen Militärbehörden auf sich gezogen. Ein hierauf bezügliches franzöſiſches Lehrbuch (von Amoros) ist in das Spanische übergetragen worden, um als Grundlage für den Unterricht zu dienen, welcher jedoch troß der dringen= den Ermahnungen des Kriegsministeriums nur bei einigen Regimentern recht betrieben wird. Hieran schließt sich eine Sammlung von Brückenmo = dellen aller Art : ein für die spanischen Ingenieure be= sonders wichtiger Gegenstand , da das Land nicht reich_an Brücken ist und häufig sogar an Hauptstraßen die Posten durch das Flußbett fahren müssen . Es sind Modelle von Hänge= , Pfahl- , Bock-, Pontons- , Faß-Brücken 2c.j unter den massiven verdienen die Modelle der Brücke von Neuilly besonders hervorgehoben zu werden , welche die Arbeiten dieses Brückenbaues in mehreren Abstufungen darstellen , so daß ein sehr anschauliches Bild des allmä ligen Fortschreitens der Arbeiten gewonnen wird. Nun folgt eine Sammlung von Häusermodellen nach verschiedenen Wölbungsmethoden ; dabei ein gewöhnliches zur Vertheidigung eingerichtetes Haus; - Modelle von Batterieen, deren Brustwehren theils mit Mauerwerk, theils mit Faschinen und Säcken verkleidet find. Der interessanteste Theil des Museums ist aber die Sammlung von Modellen sämmtlicher Fortificationssysteme, unter denen Montalembert und Coehorn am zahlreichsten vertreten sind; und insbesondere die darnach wirklich erbauten Befestigungen : so die Thürme von Linz und Verona, das Aleranderfort in Coblenz , die Befestigungen von Posen, mehrere Forts von Paris c., endlich eine Probe des neuen, dem Montalembert'sben verwandten Befestigungssystems des Spaniers Herrera Garcia. * ) Eine lange Reihe von Tafeln zeigt sodann die treff= lichen Modelle von Gerona , Gibraltar , Ceuta , Melilla, Carthagena , Alicante , Coruña , Teneriffa , St. Helena, S. Juan de Ulloa 2c. Besonders großartig ist das Modell von Cadiz mit seiner ganzen Umgebung , und ein wahres Kunstwerk das aus dem kostbarsten Holze geschnitte Kastell von Figueras, dessen Kasematten , Magazine , Minen= gänge sc. durch Abheben der Dächer auf das Genaueste eingesehen werden können . Die beiden letteren Modelle nehmen je einen ganzen Saal ein , welcher ringsherum mit Gallerieen für die Beschauer versehen ist. Nun schließen sich verschiedene Reliefkarten an : von Spanien , von der Schlacht bei Bailen und mehreren anderen ; das Modell des Hafens von Cadiz , mit den einzelnen Stufen seiner Erbauung (Holzrost, Mauerung x .) ; Modelle von Maschinen und Geräthen, welche bei Feuers brünsten verwendet und womit die Ingenieure besonders eingeübt werden ; Modelle verschiedener Schiffe. Eine

*) Consideraciones generales sobre la organizacion militar y sistema defensivo por D. Jose Herrera Garcia. Madrid, en la imprenta nacional. 1850.

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Sammlung aller in Spanien , auf den Antillen und den vorgehoben und namentlich für den Laien ein verständ Philippinen vorkommenden Hölzer macht den Beschluß. licheres , weil der landſchaftlichen Natur ähnlicheres, Bild Minder reich ist das topographische Kabinet , welches gewonnen wird. fich in einem Theile des Buen Retiro, hinter dem Ar Die praktischen Uebungen der Ingenieure finden , wie bereits oben erwähnt, gewöhnlich bei Guadalajara ftati, tilleriemuseum , befindet. Das interessanteste Stück des selben ist das von dem Obersten Gil Leon de Palacio mit in welchem Orte sich auch die Ingenieurschule befindet. außerordentlicher Genauigkeit ausgeführte Relief von Ma Im Nachfolgenden gebe ich Einiges von der Suppoſition, drid , welches einen Durchmesser von circa 10 Fuß hat. welche den ersten Uebungen im Jahre 1844 zu Grunde gelegt wurde. Die Hauptaufgabe war der Angriff und Von demselben Künstler sind die Reliefe von Valladolid, den Gärten und Schlössern von Aranjuez und den Land die Einnahme des Forts von S. Francisco, welch' letterer ein Treffen an den Ufern des Henáres zwischen dem , die figen der Königin, welche unter dem Namen casa de Reina und. casa de campo bekannt sind. Höchst interessant ist Belagerungsarbeiten deckenden Corps und einer zum Ent Um auch das Modell des Escorial mit seinen vielen Höfen; saz heraneilenden feindlichen Division voranging. die Rostgestalt tritt hier deutlicher hervor , als am Ori= die nöthigen Truppen zu bezeichnen, wurde das Ingenieur ginal Dann folgen die Modelle des Museo de Pinturas, regiment in verschiedene Abtheilungen getheilt , wovon die Des Monumento del dos de Mayo - vom 2. Mai 1808, einen die eigentlichen Ingenieurarbeiten verrichten , die der Reiterstatue Philipps III . von Tacca, des großartigen anderen die Artillerie, die Linie und die leichte Infanterie Theaters del Principe , vieler römischer und ägyptischer vorstellen sollten. Diese Abtheilungen wurden in verhält= Tempel, Wasserleitungen 2c. in Kork. nißmäßiger Anzahl - für die Belagerung Endlich das un auf die Garnison der Festung und das Belagerungscorps , - für ausgeführte Modell zum Schloſſe von Madrid durch Ju ---bara, welches zwar nicht an Schönheit — es ist Renaissance das Gefecht auf das Deckungs- und das Entsascorps styl aber an Großartigkeit alle Paläste der Erde weit . vertheilt, wobei die Bataillone durch kleine Colonnen be= übertroffen haben würde , zu dessen Vollendung aber auch zeichnet wurden. Die Garniſon und das Entsagcorps trug die Reichthümer eines neuen Indien gehört hätten. Man zum Unterschiede vom Gegner das Kapi ohne Ueberzug. Die Arbeiten begannen mit der Einschließung des zog es deßhalb vor, das jezige Schloß zu bauen, welches, obgleich viel bescheidener, dennoch bis jezt aus Mangel Plazes und endigten mit dem durch die offene Bresche an Geld nicht hat vollendet werden können. unternommenen Sturm. Die Mine , welche diese Bresche An Karten und Plänen ist dieses Kabinet_arm. Diese eröffnete , erhielt den Namen Pedro Navarro von dem befinden sich in den Bureaur in Buenavista. Dort werden berühmten spanischen Ingenieur dieses Namens ; ebenso die Detailpläne sämmtlicher spanischer Festungen , ihre wurden die Breschebatterieen nach renommirten Ingenieurs Beschreibungen, die jährlichen Arbeiten daran , die Bau wie Verboom , Cermeño , Lucuce , Urrutia , Blake 2c. *) überschläge , neue Projecte und Verbesserungen 2c. die Ge benannt, um durch diese historische Erinnerungen den Eifer schichte ihrer Belagerungen in einer Reihe von Schränken der Truppen zu erhöhen. Die Arbeiten wurden vollständig verwahrt. Dort finden sich auch die topographischen Karten tracirt, jedoch nur an Einem Punkte ganz ausgeführt. von Spanien , die Pläne fremder Festungen, die topo Als Nachtarbeiten galten alle nach Abnahme und vor praphischen Karten ausländischer Generalstäbe und topo Wiederaufsteckung der Fahne auf dem Hauptquartier voll = graphischen Bureaur - Frankreich, Preußen , Sachsen, zogenen Werke. Die Artillerie bestand aus den Mörsern , Haubigen Bayern, Hessen, Württemberg 2zc.. Unter den spanischen Plänen zeichnet sich der von Barcelona durch die Genauig= und Kanonen, welche die Ingenieurschule zum Behufe keit der Darstellung und die eleganten Aufrisse der Haupt ihres Unterrichts befist. gebäude aus . Der Plan von S. Sebastian dient als Die optischen Telegraphen wurden zur Communication Musterplan für die Instruction der Ingenieure. der einzelnen Lagertheile unter sich , sowie zu den Mit Diese Pläne werden theils von Offizieren , theils von theilungen zwischen Festung und Entsastruppen benüßt. Jeder Arbeit ging die betreffende Instruction und Er Unteroffizieren und Soldaten des Ingenieurcorps gezeichnet. Die Berge werden meist mit Tusche lavirt, die Höhen klärung der Anwendung voran ; auch mußten alle dabei von Horizontale zu Horizontale mit Zahlen eingetragen, beschäftigten Offiziere über ihre speciellen Aufträge Rela tionen ausarbeiten. desgleichen die Abstände der Horizontalen in Schritten. Mit den Bureaur ist eine Lithographie verbunden, Jeder Arbeitstag selbst wurde durch einen vorausge= worin theils die Befehle lithographirt werden , theils die schickten ausführlichen Tagsbefehl näher bestimmt. Äls zu der Zeitschrift : Memorial de Ingenieros , welche alle Monate erscheint , gehörigen Pläne , und nebenbei auch *) Als Beweis, wie hoch die Spanier solche historische Erinne militärische Kostümbilder, Paraden , Portraits von Gene rungen schäßen , bemerke ich noch , daß an einem Sonntag ralen 2c. , diese lettere übrigens sehr mittelmäßig . Auch zwischen jenen Uebungen im Prüfungssaal der Ingenieur= zu schule und in Beiſein sämmtlicher Offiziere des Ingenieur die Pläne dürfen mit denen , die man in Deutschland regiments und der Zöglinge der Schule die Portraits von sehen gewöhnt ist, im entferntesten nicht verglichen werden, vier spanischen Ingenieurgeneralen von den vorzüglichsten und ist an ihnen nur hervorzuheben , daß der größere Zöglingen feierlich aufgestellt und dabei deren von diesen - nicht mit Strichen nach dem Theil in Punktirmanier Zöglingen geschriebenen Biographien verlesen wurden, welche Lehmann'schen System - ausgeführt ist, wodurch die oft man sofort der Bibliothek einverleibte. Der commandirende General Zarco behielt sich dabei die Biographie Urrutias vor zu dunkelen Stellen , welche fenes System zur Folge hat, und stellte sich an die Spiße der Zöglinge. vermieden, die einzelnen Terraingegenstände deutlicher her=

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Probe gebe ich den Zusaßbefehl des ersten Tags (28. Dctober 1844).

rücken vor ; zwei Bataillone greifen die Ausgefallenen in der Flanke an , die sich sodann unter dem Schuße des Feuers vom bedeckten Weg in die Festung zurückziehen. 4) Zum Aufhören der Uebung wird Sammlung geschlagen. Beim Einrücken in die Garnison erhält die Truppe eine ―― Ration Branntwein . --- In ähnlicher Weise wurde für jeden Tag ein ausführ= licher Befehl gegeben. Die Uebungen dauerten, von schlechter Witterung vielfach unterbrochen , bis zum 11. December fort , wo dann das bereits erwähnte Treffen stattfand. Die Supposition hierzu war mit Vorausschickung der folgende: Zwei Heere operiren gegen= Hauptannahme einander. Das eine hat die Linie des Ebro mit Zara= goza * ) , das andere die des Tajo *) mit Toledo zur Basis. Gegen die Mitte des Kriegsschauplazes liegt die Festung Guadalajara , welche von den Truppen des Lajocorps besezt ist. In der Absicht , sich dieser Festung durch eine förmliche Belagerung zu bemächtigen , rückt eine starke Heeresabtheilung vom Ebro her, welche sich in ein Be lagerungs- und ein Beobachtungscorps theilt. Diesem entgegen eilt ein Entsaßcorps vom Tajo ber. Das Ebrocorps marſchirt in forcirten Märschen , erscheint unerwartet vor Guadalajara und schließt den Plag ein. Von Taracena *) an ――― an der Hauptstraße nach Zara goza , seiner Operationslinie ___________ beginnen dessen eigentlich taktische Bewegungen. Das Tajocorps liegt in Cantonirungsquartieren bei Toledo. Von ihm aus wird das Entsaßcorps entsendet, welches jedoch erst im Angesichte Guadalajara's erscheint, wenn die Breschebatterieen gegen die Festung erbaut sind und das Beobachtungscorps am Henares, eine halbe Meile von Guadalajara , eine durch einen Brückenkopf gedeckte Bockbrücke geschlagen hat , wodurch es in den Stand ge= sezt ist , auf beiden Seiten des Flusses zu manöveriren, seine Verbindung mit dem Belagerungscorps zu erhalten und zugleich die rechte Flanke des Feindes zu bedrohen, der über Alcalá von Toledo herrückt. Zwischen dem Ebro- und Tajocorps wird nun eine Schlacht geschlagen , welche damit endigt , daß das Tajo= corps seinen Versuch , den Flußübergang zu erzwingen, aufgibt und sich zurückzieht. Am folgenden Tage wird, da der Belagerte die Breſche batterieen beherrscht , die Bresche mittelst der Mine eröff net , jene erstürmt und die Festung genommen . Ich glaube, durch diesen kleinen Auszug **) dargethan zu haben, daß die Spanier auch in dieser Beziehung ihren übrigen Kameraden auf dem Continente nicht nachstehen und daß ein reges wissenschaftliches und praktiſches Streben namentlich in den Corps herrscht , welche die eigentliche Seele einer Armee bilden. Aehnliche Uebungen, wie die beschriebene, wurden ſeit= her öfter wiederholt.

Zusaß zum Tagsbefehl des 28. Octobers. Die für diesen Tag angeordneten Operationen zerfallen in 4 Theile , nämlich: 1 ) Die Einschließung des Plates ; 2) die Recognoscirung und den Angriffsplan ; 3) die Zwischenarbeiten ; 4) die Eröffnung der Transchéen und den Ausfall aus der Festung. Die Einschließung : 1 ) Marsch der Colonnen aus der Festung , bis sie dieselbe aus den Augen verlieren. 2) Aufstecken der Fahne ; Marsch der Colonne gegen die Festung zurück. - 3) Recognosciren des Generalstabs. 4) Abnehmen und Wiederaufpflanzen der Fahne ; Ein rücken in die Stellung ; Ausstellen der Posten ; Vollendung der Einschließung. - 5) Tirailleurgefecht ; Artilleriefeuer von beiden Seiten gegen die sich zeigenden Colonnen des Angreifers und Vertheidigers. — 6) Rückzug der Garnison in die Festung. Recognoscirung des Plages und Angriffs plan : 1 ) Aufstecken und Wiederabnehmen der Fahne ; Recognoscirung durch die Ingenieur- und Artilleriechefs. 2) Kanonenfeuer von der Festung auf die Recognosciren den. 3) Meffen der Distanzen und Verlängerungen. 4) Wahl der Angriffsfront und Entwurf des Angriffsplans. Zwischenarbeiten : 1 ) Abnehmen der Fahne ; Ruhe pause. ―――― 2) Ein Bataillon von der Brigade Castillo und eines von der Brigade Basaron marschiren nach dem Hauptpark der Tranchéen , um daselbst zu arbeiten. Zu dem gleichen Zweck marſchirt ein Bataillon von der Bri= gade Vabar nach dem Tranchée- Depot. 3) Mittag= Mittag effen der Truppen. 4) Vorbereitungen für die Gröff nung der Tranchéen durch die Leiter der Arbeiten. 5) Aufstecken der Fahne. Retraite die ganze Linie ent lang, sobald die Musik vom Hauptquartier gehört wird. 6) In der Dämmerung : Traciren der Tranchéen unter Anleitung der Ingenieure durch die hierzu ausgerüsteten Sappeure; Vorwärtsschieben der Posten , Aufstellung von Lauerposten auf beiden Seiten. Eröffnung der Tranchée und Ausfall aus der Festung: 1 ) Versammlung der Arbeiter beim Haupt park und im Depot ; Abgang derselben mit den nöthigen Werkzeugen und unter Leitung der höheren Ingenieur Sämmtliche Offiziere marschiren an der Spize offiziere. der Colonnen. Zur Deckung der Arbeiten machen sich weitere Bataillone bereit. (Hierher noch verschiedene De Zwei Raketen 2) Marsch nach der Tranchée. tails.) geben das Zeichen zum Abmarsch, welcher aus der Flanke nach den bezeichneten Punkten geschieht. Dort angekommen, wird das Gewehr mit dem Schloß nach oben niedergelegt, die Arbeiter werfen sich mit der Brust auf den Boden. Der commandirende General legt die erste Faschine. -Die Deckungsmannschaft ſigt ; ihre Vorposten liegen mit Die Arbeit beginnt_2c . dem Bauch auf der Erde. 3) Auf ein Zeichen von vier Raketen , die vom Haupt quartier aufsteigen , macht die Garnison einen Ausfall ; die Arbeiter greifen zu den Waffen ; die Deckungstruppen

*) sprich: Saragosa , Tacho , Tarasena. **) Aus der Brochüre : Ejercicios y simulacro de la escuela practica de Ingenieros en 1844. Madrid, imprenta de D. Benito Lamparero. 6 Bogen mit 2 Plänen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Deutschland . Frankfurt a. M. , 2. Juli. In der lezten Sizung des Bundestages wurde von Seite Desterreichs eine Vor lage wegen Wiederherstellung der Festungsfonds eingebracht, die an den Liquidationsausschuß verwiesen Mit dieser Angelegenheit hat es folgende Bez wurde. wandtniß : Aus diesen Fonds sind in den Jahren 1848 und 1849 für die Marine Auslagen im Betrag von 1 Millionen Gulden gemacht worden. Die für die Flotte ausgeschriebenen Matrikularbeiträge zu der Umlage von 10 Millionen gingen nicht ein, und anderes Geld zur Deckung war nicht vorhanden. Nach langen Unterhand lungen , die darüber gepflogen wurden, erstattete der deß fallsige Ausschuß im August v. J. einen sehr ausführlichen Bericht und stellte den Antrag, daß das Deficit von den= jenigen Staaten getragen werden solle , welche zu den Ausgaben für die Flotte weniger beigetragen hatten , als matrikularmäßig auf sie gefallen wäre, und zwar im Ver Diese Staaten waren : hältniß ihrer Minderleistung. Desterreich, Sachsen , Bayern , Kurhessen und die Nieder Desterreich allein würde nach dieser Repartition laude. 1 Million zu zahlen gehabt haben . Der Ausschußantrag ging vom Rechtsstandpunkt aus ; Desterreich hat aber von Anfang an gegen diesen protestirt , und so ist nun von Desterreich und Preußen zum Zweck der baldigen Wieder herstellung der Ordnung des Bundeshaushaltes und der Einigkeit der Bundesstaaten eine Verständigung dahin erzielt worden , daß Oesterreich nur 400,000 fl . zu ent richten hat und daß der Rest von den übrigen Staaten matrikularmäßig aufgebracht werden muß ein Modus, durch welchen Desterreich 300,000 fl. erlaffen werden. Preußen hat bei Ordnung dieser ziemlich verwickelten An gelegenheit im Intereffe der Regulirung des Bundeshaus halts und um die Fortführung des Bundeshaushalts zu ermöglichen , offenbar große Opfer gebracht , indem, wie bemerkt, die rechtliche Verflichtung zur matrikularmäßigen Leistung Desterreich allein obläge. Frankreich. Paris, 27. Juni. Nach dem kürzlich erschienenen Annuaire militaire" umfaßt unsere Armee gegenwärtig 328 Bataillone Linieninfanterie , 30 Bataillone leichte

Infanterie, 373 Schwadronen Cavalerie , 232 Batterieen Artillerie (die 1392 Feld- oder Positionsgeschüße bespannen oder bedienen können) , 16 Compagnieen Pontoniere , 54 Compagnieen Mineure und Sappeure, 11 Handwerker und 20 Traincompagnieen. Hierunter find 20,000 Mann Gendarmerie (wovon 13,000 beritten), die in außerordent lichen Fällen ebenfalls Militärdienste leisten können, nicht mit eingerechnet. Auch ist zu bemerken , daß die Marine infanterie , obwohl sie zur orientalischen Armee ihr Con tingent geliefert hat , nicht zur Landarmee , sondern zur Flotte gerechnet wird. Die Hauptveränderungen seit dem 2. December find : die Errichtung 10 neuer Schüßenba taillone, um ein besseres Verhältniß zwischen der schweren und leichten Infanterie herzustellen ; die Errichtung einer sechsten Schwadron bei allen Cavalerieregimentern , was einer Vermehrung um 60 Schwadronen gleichkommt ; die regimenterweise Scheidung der Artillerie in reitende , fah rende und Belagerungsartillerie ; endlich die Wiederher stellung der Kaisergarde. Im Ganzen ist die Armee feit dem 2. December 1851 um 31 Bataillone und 60 Schwa dronen vermehrt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. Juni. In diesen Tagen wird ein großes zweitägiges See- und Landmanöver stattfinden, an welchem Abtheilungen sämmtlicher schwedischer Waffen gattungen, sowie eine solche norwegischer Jäger, dann das seit der Rückkehr von Gothland hier vereinigte Dampf und Scheerenflotten- Geschwader, aus Kanonen -Jollen und Sloops bestehend , theilnehmen werden. Diese Kriegs übung verspricht von um so größerem Interesse zu sein, als bei dieser Gelegenheit neue Wassertransport- und Landungsversuche für schwere Waffengattungen (Artillerie und Cavalerie) geprüft werden sollen. Diesem militärischen Schauspiel werden die Chefs des Generalstabs und der Kriegs- und Marinedepartements, sowie der größere Theil des diplomatischen Corps beiwohnen. Die Einschiffung erfolgte gestern uuter dem Commando des Herzogs von Ostgothland , welcher den Oberbefehl über das combinirte Geschwader führt , in bester Ordnung.

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Ueber die Geschoßformen der Infanterie

Ein im Jahre 1775 in Frankreich gemachter Veesuch kann als Ausgangspunkt für die Annahme des centralen Stoßes durch die sich entwickelnde Pulvergase betrachtet werden. Man schnitt einen unbrauchbar gewordenen Mörser dicht an den Delphinen ab , so daß die geladene Bombe zum größten Theile über die Mündung hervorstand. Die Kammer faßte 31 Pfund Pulver ; das Geschoß, dessen Dimensionen nicht näher angegeben sind , hatte einen be deutenden Spielraum , und deffenungeachtet ward es unter einem Erhöhungswinkel von ungefähr 45º auf 275 Schritte (344 Ellen) getrieben. Nicht allein hierauf fußend , sondern überhaupt auf jeglicher Bewegung der Körper, welche keine selbstständige Bewegungskraft befizen , läßt sich behaupten , die Be wegung eines jeden Geschosses werde durch den Stoß der entwickelten Gase bei der chemischen Zerseßung des Schieß Wie ein jeder Stoß momentan pulvers hervorgerufen. oder dauernd sein kann ; wie der dauernde Stoß, ein gleichmäßig dauernder bis an das Ziel , oder ein zunehmend dauernder, indem die denselben hervor= rufende Kraft sich fortwährend steigert, in arithmetischer oder geometrischer Reihe , - oder ein abnehmend dauernder, indem der Einflnß der Stoßkraft im Ver= hältniß mit der Entfernung des geschleuderten Geschoffes vom Ursprunge des Stoßes sich verringert : so liegt dieser Annahme zunächst der Gedanke , daß die Rotation des Geschosses nicht durch die Kraft der Pulvergase, also nicht durch das Motiv der Bewegung , sondern durch äußere Bedingungen (Construction der Seelenwände der Feuer waffe, Anschläge des Geschosses im Rohre, unrichtige, aber die Bewegungskraft überwiegende Lage des Schwerpunktes) hervorgerufen werde und man demnach in der Bewegung eines jeden Geschofſes zu unterscheiden habe :

St

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Feuerwaffen.

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[Mit einer Figurentafel. *)]

Das Geschoß sämmtlicher Feuerwaffen, vor Allem jedoch das Geschoß des gezogenen Infanteriegewehrs hat im Laufe der lezten zwanzig Jahre so eine bedeutende Gestaltsver zum Theil steht sie demselben noch änderung erlitten bevor, daß es vielleicht nicht ganz uninteressant sein dürfte, dem allmäligen Eintreten derselben zu folgen. Vielleicht dürfte und an die augenblickliche Gestalt und Verwendung deffelben knüpfen, deren Beantwortung, deren Erwägung ein gleiches Interesse zu erwecken vermöchte. Vor Allem erscheinen Gestalt und Gewicht des Geschosses auf der einen, Bewegung desselben auf der anderen Seite besonderer Beachtung werth, um so mehr , als beide mit einander so zusammenhängen , als beide auf einander so Einfluß üben, daß eine vollständige Sonderung nicht vor= genommen werden kann . Muß man das ballististische Problem auch nur als theilweis gelöst betrachten , indem die Abweichungen von der vorausgefeßten Flugbahn bei großen Anfangsgeschwindig keiten nicht bloß unverhältnißmäßig zunehmen, sondern auch dieselben nach anderen Gesezen einzutreten scheinen ; indem der Widerstand der Luft in seiner Eirwirkung und deren Eintreten , also in seinen Geseßen , noch nicht derart er= mittelt ist, daß man vollständig sichere theoretische Berech nungen über die Flugbahn geschleuderter Körper aufstellen könnte ...... so ist das ballistische Problem nach dem Vorgange von Tartaglia , Vanucci , Viringoccio , Newton und Robins doch durch den Deutschen Tempelhoff (Ab handlung in Antonis physikalisch-mathematischen Grund fäßen und im Journal litt. de Berlin 1768 , ſowie im bombardier prussien 1781 ) fo weit der Lösung nahe ge= bracht, daß die Flugbahn unter mäßiger Anfangsgeschwin digkeit geschleuderter Geschosse als theoretisch bestimmbar erscheint.

*) Erläuterung : Fig. 1. Längen- und Querprofil des Roh. res , zur Bewegung des Geschosses. -- Fig. 2. Mündung mit 25 eckigem Sternzug. - Fig. 3. Mündung mit Rosen zug. Fig. 4. Desgl. mit quadratiſcher Bohrung und ku bischem Geschoß. - Fig. 5. Desgl. mit dreieckiger Bohrung und Gürtelgeschoß. Fig. 6. Mündung mit kleeblattför miger Bohrung (die Geschoßform fehlt) . — Fig . 7 a. b. c d. Ge schoffe mit angegossenen Zügen. - Fig. 8. Gürtel- u. Oval fugel. Fig. 9. Spiskugel. - Fig. 10 u. 11. Delvigne. kugeln erfter Construction. Fig. 12. Kugel der österreichischen Kammerbüchse, geladen. Fig. 13. Kugel der gewöhnlichen Büchse, geladen. Fig. 14. Rundkugel im Normalzustand zum Vergleich. - Fig. 15. Kugel zum Thouvenin'schen Syſtem, normal. Fig. 16. Dieselbe geladen mit einem leichten Ladeftockstoß. Fig. 17. Dieselbe mit zwei leichten Lade Rockstößen. Fig. 18. Dieselbe mit zwei kräftigen Ladestock ftößen. Fig. 19. Dieselbe mit drei kräftigen Ladeſtock ftößen. - Fig. 20 a. b. c.d. Minié- Geschosse. - Fig . 21a. Ge= schoß von Timmerhans. — Fig . 21b. Vorgeschlagenes Geschoß.— Fig. 27. Schweizer Fig. 22-26. Thouvenin- System. System. NB. Die Figuren der Geschosse find in natür= licher Größe dargestellt.

die fortschreitende (Pfeil- oder Stoß-) Be= wegung und die drehende (rotirende) Bewegung ,

welche wiederum als durch Fehler hervorgerufene Schwer punktsrotation oder als durch die Construction der Fenerwaffe bedingte Achsenrotation auftreten kann. Montalembert bemühte sich schon im Jahre 1755 durch Versuche den Beweis zu liefern , daß die Kanonenkugel entweder gar keine drehende Bewegung habe, oder sie doch erst erhalte , indem sie das Geſchüßrohr verlaffe. Es läßt sich nicht läugnen , daß die aus der Feuer waffe mit cylindrischem Flug (abgesehen davon, ob sie eine Kammer zur Aufnahme der Ladung besist, oder nicht) abgeschossene Rundkugel (sphärisches Geschoß) eine Rota= tion und zwar eine Schwerpunktsrotation erhält. Jedoch ist die Annahme jedenfalls gerechtfertigt, daß dieselbe durch die Anschläge im Rohre geweckt (hervorgerufen) werde, wenn man bedenkt, daß größere wie kleinere Kugelgeschosse mit einem nicht unbedeutenden Spielraume geladen werden, daß demnach vorzüglich bei größeren der Stoß nicht cen= tral, sondern oberhalb des Schwerpunktes erfolgt und daß demgemäß schon die bewegende Kraft auf einem Hebel wirkt , welcher um so größer ist, jemehr das Centrum des Geschosses und der Schwerpunkt vom Centrum des Rohres, nach welchem sich der Stoß richtet, entfernt liegen . Fig. 1 . mag zur Erläuterung des Gesagten dienen.

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Es set abcd des Längen- oder efgh das Querprofil eines Rohres, in welches ein Geschoß vom Durchmesser ig geladen worden. ዋ deutet die Richtung des centralen Stoßes gegen das Geschoß an , dessen Mittelpunkt und Schwerpunkt in x liegen mögen. Abgesehen davon , daß die entwickelten Pulvergase durch den Spielraum in seiner größten Dimension ei zum großen Theile vielleicht ent= weichen werden , ohne ihre Wirkung auf das Geschoß zu äußern ; so ergibt sich schon aus dieser oberflächlichen Zeich nung , daß die bewegende Kraft in y ihre Hauptwirkung äußert , während das Beharrungsvermögen des Geschoffes nur durch einen Stoß gegen x vollständig und mit einem male überwunden werden konnte. Demnach ist xy der Hebel, an welchem die Pulverkraft wirkt. Demnach schon ist eine Arendrehung in der Richtung des Pfeiles z vor geschrieben, und es bedarf gar keines Anschlages im Rohre, um eine Schwerpunktsrotation hervorzurufen. Ob nun das Geschoß auf der unteren Seelenfläche hinausgerollt wird, oder ob es noch einige die Wahr scheinlichkeit des Treffens gewiß nicht erhöhende Anschläge im Rohre erleider, bleibt in der Hauptsache ziemlich gleich gültig, da es hieraus wohl schon als unfehlbar constatirt erscheint, daß die Schwerpunktsrotation der Geschosse nicht zur Bewegung derselben gehört, sondern als ein constanter Fehler dieser angesehen werden muß.

Die durch die Länge des Rohres und den mit dieser im Verhältniß stehenden Umgang der Züge (Drall) her= vorgerufene Langenausdehnung der _cinmaligen Achsen= drehung des Geschosses , die Zahl , Breite und Tiefe , ja selbst der Querschnitt der angewendeten Züge lagen bis fast in die neueste Zeit gänzlich in den Händen der Empyrie und es ist heute vielleicht noch eine nicht hinlänglich auf

Schon frühzeitig versuchte man, wenn auch vorläufig nur bet den Handfeuerwaffen_die Nachtheile der Schwer punktsrotation durch eine dem Geschoß vorgeschriebene Aren= rotation zu beseitigen. Der Erfinder der gezogenen Handfeuerwaffe, der Büchse, ist unbekannt. Dieselbe wurde bis zum Jahre 1740 nur in einzelnen Ausnahmen als Kriegswaffe angewendet. Doch soll man sie schon 1498 in Leipzig zum Scheiben schießen benußt haben und es ist wohl als erwiesen anzu nehmen, daß Wolf Danner , ein Nürnberger, zu Anfange des 16. Jahrhunderts sich vorzüglich um das Schmieden, Bohren und Ziehen von Büchsenläufen verdient machte, während Augustin Kutter , ebenfalls ein Nürnberger, zu Anfange des 17. Jahrhunderts den sogenannten Stern und Rosenzug erfand. (Fig. 2 und 3.) Im Zusammenhange mit diesen , ohne theoretische Be gründung gemachten Anfängen , dem Geschoß eine Aren rotation zu geben , stehen die vereinzelten Versuche , dem Geschoß eine dem Querschnitt der Seele analoge Gestalt zu geben. So findet man zum Beispiel auf der königl. Gewehrgallerie zu Dresden ein Büchsenrohr mit quadra tischem Seelenquerschnitt , deffen kubisches Geschoß eine kegelförmige Spize hat. Ferner ein Büchsenrohr mit drei kantigem Querschnitt , dessen Kugel einen Bandansaß für die Züge hat. Ferner ein Büchsenrohr mit kreuzförmigem Querschnitt. Ferner einige Geschosse , welche in der Guß form schon die Erhöhung zu den Zügen erhalten und eine kegelförmige , oder parabolische , wunderbarerweise mit Pfeilzacken versehene Spize haben. Endlich ein Geschoß, welches aus einer Halbkugel , einem Stück Cylinder und einer Kegelspiße besteht und eine überraschende Aehnlich keit mit dem z. B. beim preußischen Zündnadelgewehr ein geführten Spizgeschosse zeigt. Die Figuren 4 bis 9 mögen das Gesagte veranschaulichen.

geklärte Frage, in welchem Verhältniß Umgang, Zahl, Breite, Tiefe — mit einem Worte Construction der Züge -―― Länge des Rohres, Caliber und Gestalt des Geſchoffes zu einander stehen. Es würde ein nicht unbedeutendes Capital an Geld, Zeit, Mühe und Nachdenken kosten, das Verhältniß dieser Bedingungen unter einander festzustellen ; dessenungeachtet läßt es sich leicht voraussagen , daß , wenn die Unter suchungen hierüber mit demselben Eifer und demselben Erfolge fortgesezt werden , wie man dieselben seit Beginn in der dreißiger Jahre ungefähr aufgenommen hat Zeit von wenig Decennien die Theorie der Flugbahn der Geschoffe andere Details wird aufweisen können, wie viel leicht augenblicklich. Fast man das Resultat vorläufig in allgemeinen Aus drücken zusammen , so kann man wohl aufstellen : die Be wegung des Geschosses wird durch die Stoßkraft der entwickelten Pulvergase hervorgerufen und bedingt 1 ) durch die Gestalt des Geschoffes und die hiermit im Zusammenhange stehende Lage des Schwerpunkts ; 2) durch die Größe und relative Güte der Ladung (Ver= hältniß zwischen Ladung und Schwere des Geschoffes) ; 3) durch die Art der Entzündung ; 4) durch die Länge , den Durchmesser (und hierdurch der Geschoßeinheit gegenüber bedingten Spielraum) endlich durch die innere (Seelen) Gestaltung des Rohres (glatt oder gezogen - rein cylindrisch oder konisch). Es wird im Zusammenhange eines auf die Untersuchung dieser Bedingungen gerichteten Verfahrens sich die Be wegung des Geschoffes als eine Pfeilbewegung zweifels ohne sicherer und begründeter erweiſen laſſen , als es hier und im weiteren Zu andeutungsweise möglich war sammenhänge mit einer richtigen Erkenntniß der Theorie der Geschoßflugbahn wird sich eine Geschoßform aufstellen lassen , welche allen zu stellenden Anforderungen genügt. Wie lange die Kugelgestalt des Geschosses das Ueber gewicht , auch in der Theorie, besaß und wie sehr sich die Meinung für dasselbe befestigt hatte , erfährt man am besten aus den Vorzügen , welche dem Kugelgeschoß beige= legt wurden, als das Pfeilgeschoß ( Spizgeschoß) sich Bahn zu brechen begann. Man behauptete , die Kugel leide am wenigsten vom Widerstande der Luft , da sie bei gleichem Durchmesser die geringste Oberfläche und den größten Kubikinhalt vereinige; man behauptete , die Kugel dringe keilförmig durch die widerstrebende Atmosphäre und werde am wenigsten durch den Einfluß derselben von der Regelmäßigkeit ihrer Flug= bahn abgeleitet ; man behauptete ferner, die Kugel ſet das nec ――――― plus war ultra jeder Geschoßgestalt zufrieden, aus dem glatten Gewehr, z . B. auf circa 150 Schritt 50 pCt. , im günstigsten Falle vielleicht 75 pCt.

671 Treffer auf eine mäßig große Scheibe zu erlangen und trat dem durch die Erfahrung geführten Beweise, daß das Spizgeschoß den Anfang zu einer rationellen Geschoßform - bilde, mit Zweifeln so lange entgegen , bis eben alle Zweifel aus dem Felde geschlagen und der Sieg der Spiß kugel über die Rundkugel als unwiderlegbar conſtatirt war. Die ersten Anfänge zur Begründung dieses Sieges wurden durch die unangenehmen Erfahrungen hervorge rufen , daß die Paßkugel sich bei der Büchse ziemlich schwer lade, daß die Munition in Transport oder Ver brauch noch nicht auf derjenigen Stufe von Einfachheit angelangt , welche bei jeder Kriegswaffe erforderlich endlich, daß Percuſſionskraft und Trefffähigkeit noch inner halb sehr eng gezogener Gränzen. Der Franzose Delvigne war der Erste, welcher die Zahl der Züge, sowie den Drall derselben minderte , und was als Hauptsache betrachtet werden muß - die

Sein Verdienst steht Gestalt des Geſchoffſes veränderte. unbestreitbar darin fest , daß er die Aushöhlung des Ge schoffes zuerst angewendet, wenn auch ohne besonderen Erfolg. Man verließ - wohl zu schnell - die erste Grund= idee, das Geschoß auszuhöhlen ――― nicht bloß , um es und wandte sich zu der, das Geschoß leichter zu machen möglichst scharf in die Züge zu preffen . Die Defiguration des Geſchofſes zu einer stets gleich= bleibenden, constanten Größe zu machen, welche demgemäß keinen Einfluß auf das Schießen selbst mehr haben durfte , das war das Ziel , welches in den so günstigen Resultaten des Thouvenin'schen Systems erreicht wurde. Das Geschoß ohne Defiguration zu laden und durch Er pansion in die Züge zu treiben , das Ziel des Minie'schen Systems , welches bei gleich befriedigenden Resultaten in Trefffähigkeit und Percussionskraft bedeutende technische Vorzüge bietet ―――― vor Allem leichte Ladung und sichere Reinigung. Der Weg vom ersten Versuche bis zum günstigen Er folge ward nicht ohne manche Zwiſchenſtation zurückgelegt. Es scheint der Erwähnung werth , daß man in dem Deutschen Berner ―――― Braunschweigisches Ovalgewehr die Grundzüge zu den von Minié mit so großem Erfolge angewandten Progreffivzügen findet, indem die zwei Züge dieses Systems, wenn auch nicht in die Tiefe, doch in die Breite nach dem Pulversacke zu wachsen. Nächstdem ist, durch die Anwendung der Gürtelkugel und die Idee der sphäroidischen Ovalkugel das erleichterte Eindringen in die Züge analog der älteren Zdee der angegossenen Züge bei möglichster Erleichterung der Ladung im Auge be= halten. Es mag nur beiläufig angeregt werden, daß man mit dieser Waffe, welche einst so außerordentliche Reſultate erzielen ließ, Versuche mit dem neuerdings von dem Belgier Timmerhans vorgeschlagenen und als anerkannt zweck mäßig eingeführten glockenförmig ausgehöhlten Geschoß anstellen möchte. Die Paß-, Oval-, Gürtel- und Flügelkugel (an welcher lesteren nur ein paar kurze Stücke Zug angegossen waren)

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- fie alle litten an demselben Uebelstande , der unregel Sollte man geneigt mäßigen Lage des Schwerpunktes . nach Timmer Geschoß sein, das zweizügige Gewehr mit dem hans zu versuchen ; so läßt sich diesen Versuchen des Prognostikon stellen , daß dieselben höchst günstige Resul tate werden erreichen laſſen. Beiläufig sei gerade hier erwähnt , daß die Arenrota= tion der Geschoffe gezogener Feuerwaffen nach rechts in wenn der Rechtsspirale der Züge beruht, und daß dieß auch höchst geistreich in Poggendorf's Annalen von ――― doch bereits in Schmidt's 1853 bewiesen worden Jäger- und Schüßengewehr ( 1827) und in Gumtau , Jäger- und Schüßen des preuß. Heeres ( 1834–35), ſowie in der auf letteres Werk bezüglichen Recension (Milit. Lit. Zeitung 1837 ) dieselbe Ansicht, wenn auch ohne streng mathematisches Fundament , aufgestellt ist. (Schluß folgt. )

Miscelle. * [Ein neues Zerstörungsmittel zur See.] Die Pariser Zeitungen waren vor einigen Tagen überschwänglich in Bewunde rung der Versuche , welche der Commandant des Louvre , Hr. St. Victor , im Beisein der ersten militärischen Notabilitäten mit einer im Wasser brennbaren Flüssigkeit anstellte. Er versenkte eine mit dieser Flüssigkeit gefüllte Glaskugel in das Baffin des Palais-royal und dieses stand plöglich in hellen Flammen . Ganz Paris träumt jest von der federleichten Zerstörung aller feindlichen Flotten , und es ist nichts natürlicher, als daß die Erfindung in tiefes Geheimniß gehüllt wird. Der Dr. Ragsky , Vorstand des chemischen Labora toriums an der geologischen Reichsanstalt in Wien , der sich in seiner früheren Stellung als Profeffor an einer militärischen Lehr anftalt häufig mit der Anwendung der Chemie auf die Kriegskunft beschäftigt hat, wurde durch die französische Emphase angeregt, seinerseits Versuche zu machen. Er führte sie in einer Wochenver sammlung des niederösterreichischen Gewerbvereins aus und leitete fie mit der bescheidenen Bemerkung ein , wie erst die Ausführung im Großen, die außer seinem Bereiche liege , die Thatsache über die Wirksamkeit feststellen werde , wie man aber nach aller Wahr scheinlichkeit auf dem von ihm eingeschlagenen Wege in den Befih eines furchtbaren Zerstörungsmittels von Schiffen gelangen dürfte. Aus diesem Grunde mache er die Versammlung mit seinem Er perimente bekannt , damit die Industriellen vielleicht zur weiteren Ausbeutung seiner Methode aufgemuntert würden. Es sei ja auch der kein Militär gewesen , welcher das Schießpulver erfand. Nun nahm Dr. Ragsky eine Glaskugel mit offenem Halse, von der Größe eines gewöhnlichen Ballons, warf ſie in einen mit Waſſer gefüllten Bottich , und in demſelben Augenblicke flammte die Oberfläche zur allgemeinen Erbeiterung lichterloh auf und brannte durch einige Minuten mit gleicher Intensität fort. Herr Ragsky erklärte zu gleich ohne Rückhalt sein Verfahren , welches in der Füllung einer Kugel aus Glas oder Blech mit Steinöl und einem Kügelchen von Kalium besteht. Diese Materien entzünden sich bei der Berührung mit cem Waffer , und während das Kalium den Zünder bildet, überträgt das Steinöl die Verbrennung auf andere Zündstoffe , zu welchen man die billigsen Materialien , wie Pech , Theer u. dergl. verwenden kann und von deren Beimengung die Dauer oder Steige. rung des Feuers abbängt. Ein Gran Kalium im Werthe von 1 Kr. und ein Pfund Steinöl um 54 Kr. genügen, um eine Waſſer menge von 10 Quadratfuß Flächenraum länger als eine Minute in Flammen zu erhalten.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

13. Donnerstag , Juli 1854. 711 737

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Allgemeine

Militär - Beitung.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 30. Juni. Wie man vernimmt, wird die noch nicht lange her eingeführte Organisation des obersten Armeecommandos (Kriegsministerium) wieder einige Veränderungen erfahren. Diese betreffen hauptsächlich das bei demselben eingeführte Verrechnungswesen , das vereinfacht , und noch präciser eingerichtet werden wird, und die Marineverwaltung. Lettere Lestere bildet eine eigene Abtheilung , und wird von einem Civilchef geleitet. Der Geschäftsgang bei derselben zeigt sich jedoch nicht so um= faffend , als man anfänglich vorausseßte , auch hat die Erfahrung gelehrt , daß ein Militär vom Fache dieselben zweckmäßiger zu leiten im Stande sei, und so wird , dem Bernehmen nach , ein höherer Marineoffizier die Leitung dieses Departements erhalten.

Preußen . Berlin , 4. Juli. Wie man vernimmt , steht binnen Kurzem die Reorganisation eines vormärzlichen Infti tuts , des Militärcabinets , bevor. Allerdings hat ein solches Militärcabinet auch seit 1848 nicht aufgehört zu existiren, aber seine früheren sehr ausgedehnten Compe tenzen waren auf- und untergegangen in dem constitutio= nellen Kriegsministerium. Theilweise ist das schon anders geworden, theilweise soll es noch viel anders werden, und die Wiederherstellung des alten Militärcabinets hat die Bedeutung einer Sanction der Theorie , nach welcher die Armee sammt ihrem Kriegsherrn so ziemlich außerhalb des conftitutionellen Schematismus steht. Dem Kriegsministe rium wird in Zukunft nur das eigentliche Verwaltungs wesen bleiben , alles andere resortirt vom Militärcabinet.

Hannover.

Man schreibt der " A. 3. " aus Hannover , 26. Juni : " Wie ich erfahre, hat die für Militärsachen niedergesezte Abtheilung des ständischen Finanzausschusses aus den Mit theilungen des Kriegsministeriums die Ueberzeugung ge= wonnen, daß das zur Ausrüstung unserer Armee erforder= liche Material nicht in gehöriger Anzahl und Eigenschaft vorhanden sei und sich für die Bewilligung von 250,000 Thlrn.

zur Anschaffung von Ersagvorräthen erklärt. Mit dieser Summe will nämlich die Regierung, welche das Gesammt bedürfniß auf mehr als 1 Million Thlr. anschlägt, für das im nächsten Rechnungsjahr anzuſchaffende nothwendigste Weitere 100,000 Thlr. hat die Material ausreichen. Regierung aus Landesmitteln als Zuschuß zur Einrichtung von drei Infanteriecasernements in Anspruch genommen ; diesen Antrag hat der Sonderausschuß abgelehnt , an die eben erwähnte Bewilligung auch die Bedingung geknüpft, daß von jezt an alljährlich neben dem Hauptbudget auch das Budget des Kriegsministeriums im Detail den Ständen zur Bewilligung in so weit vorgelegt werde, als es die im Jahr 1833 vereinbarten Regulative überschreiten wird. Arg Frankreich. [m-e] Am 1. d. Mts. fanden zu Toulon im Fort Saint Louis in Gegenwart zahlreicher Zuschauer sehr interessante Versuche mit Kriegsraketen statt , die neuerdings in der pyrotechnischen Schule der Marine für die Flotten abtheilung des schwarzen Meeres angefertigt wurden. Diese Raketen von 95 Centim. find mit 12pfündigen Granaten versehen. Dieselben haben sehr günstige Resultate gegeben und die Tragweiten sind viel bedeutender ausgefallen, als man solche bisher in den dreißig Jahren , während deren man sich in Frankreich mit der Vervollkommnung dieses Brandgeschosses beschäftigt, zu erreichen vermochte. Bei den früher zu Toulon und sonst stattgefundenen Versuchen konnte man nur Tragweiten von 3300 bis 3500 Meter erlangen ; bei den letteren brachte man dieselben auf 4000 bis 4300 Meter. Großbritannien . London , 1. Juli. Es heißt , daß die Uniformen aller Infanterieregimenter gänzlich geändert werden , namentlich der rothe Frack und die Bärenmüße der Grenadiere, und die hohen Leder-Kopfbedeckungen der Hochländer aufhören sollen. Rußland. Warschau, 4. Juli. Ein kaiserlicher Befehl ordnet an, daß sämmtliche Offiziere ihre Mäntel nach Schnitt

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und Farbe der gewöhnlichen Soldatenmäntel_einzurichten haben , vermuthlich , um das Erkennen der Offiziere vor dem Feinde zu verhindern und sie in dieser Weise einiger= maßen vor dem feindlichen Feuer zu schüßen.

festzustellen. Kann sich jemand unſerer Mitarbeiter dieser Aufgabe unterziehen ? Wann wird unsere Artillerie wohl auf den Fuß gebracht, der zur Vertheidigung unseres Landes nöthig ist? Wann werden die fünften Compagnieen bei der Infanterie *) mit Büchsen oder besseren Gewehren versehen ? Es ist nicht das erstemal , daß diese beiden Fragen gethan werden!

Dänemark. Kopenhagen, 1. Juli. Zu den kriegerischen An stalten , die man in der legten Zeit wahrgenommen , als : Truppendislocationen , Einberufung einer größeren Anzahl zum activen Dienst , Errichtung eines neuen Dragoner= regiments , Befestigungsarbeiten u. j. w., ist neuerdings noch hinzugekommen , daß die bürgerliche Artillerie von Kopenhagen unter den Ressort des Kriegs ministeriums gestellt und zu Uebungen auf der Langen linie , wie auf dem Walle der Citadelle beordert ist. Wiederlande. Das Matheft des Nieuwe Spectator" (Nr. 11 des achten Jahrgangs dieser militärischen Zeitschrift) bringt am Schluffe unter der Aufschrift Allerlei" folgende Be merkungen , Nachrichten und Notizen : Der gegenwärtige Krieg liefert uns noch sehr wenig Stoff zu Bemerkungen ; was geschieht, ist theils zu wenig bekannt, theils zu ungenau dargestellt, um mit einigem Grund Urtheile darauf bauen und Schlüſſe ziehen zu können. Gleichwohl scheint, aus dem, was der Beginn dieses Krieges zeigt, hervorzugehen, wie wenig bedeutend die Wirkung von Kriegsfahrzeugen gegen gnt angelegte Landbatterieen ist. Die großen im Artilleriewesen stattgehabten Verbesserungen find unserer Ansicht nach viel mehr zum Vortheil der Land- als der Seemacht gewesen. ― Der Herzog von Sachsen - Weimar ist Mitglied des Defensionscomités geworden ; dieß ist etwas sehr gutes. Auf diese Art kann noch von den ausgezeichneten Kennt nissen und der vielseitigen militärischen Erfahrung dieſes geachteten Befehlshabers Nußen gezogen werden. — Die Wahl des Obersten Delprat zum Mitglied der zweiten Kammer haben wir mit besonderem Vergnügen vernommen. Oberst Delprat ist ein Mann von allgemein geachtetem Charakter, der in Kenntniß und geistigem Ver mögen wahrscheinlich wenig seines Gleichen hat. Wir bringen ihm zur Ehre diese Huldigung zu , weil wir einigemale als Bestreiter seiner Meinungen aufgetreten sind und mög licherweise Gelegenheit haben, dieß später wieder zu thun . Falsch und unwahr ist es , diese Bestreitungen persönlichen Absichten zuzuschreiben. Der „ Nieuwe Spectator" hält fich mit keinen Streitigkeiten von Personen auf, wohl aber mit denen von Sachen ; diese behandelt er aber auch mit der größten Freiheit , ohne sich darum zu bekümmern , ob dieß jemand angenehm oder unangenehm ist. Wir haben in den lezten Jahren einigemal darüber nachgedacht, ob es nicht möglich wäre, feste Grundzüge für die Bestimmung der Garnisonen in Friedens zeit anzunehmen und ob dieses nicht besser sein sollte, als die Bestimmung dieß nach Willkür und nach der Ein gebung des Augenblicks einzurichten. Wir sind geneigt zu glauben , daß diese Frage zustimmend beantwortet werden muß ; aber das Mühsame ist, gute Grundzüge darüber

Ueber die Geschoßformen der Infanterie Feuerwaffen. (Schluß. ) Zu den ersten Formen der Spißkugel , welche man anwendet, gehört die bereits unter Fig. 9 erwähnte. Fast gleichzeitig ward eine Modification des Fig. 4 angeführten Geschoffes von Delvigne angewendet , ohne jedoch fürerst die gehörige Berücksichtigung finden zu können , weder mit sphärischer, noch mit konischer Vorderhälfte. (Fig. 10 u. 11.) Das Geschoß beim System Delvigne ward wiederum die Rundkugel , und als Beweis , welch' abenteuerliche Form das Geschoß nach dem Laden annehme , dienen die Fig. 12 und 13. Die Kugel der österreichischen Kammer büchse , die der alten (gewöhnlichen) Büchse , beide nach der Ladung, stehen der Rundkugel im primitiven Zustande (Fig. 14) gegenüber. Es bedarf wohl keines Beweises , daß die Lage des Schwerpunktes bei diesem Geschoffe je nach dem Modus des Auffeßens beim Laden , je nach der Dichtheit des Materials und der Vorzüglichkeit oder Mangelhaftigkeit des Guffes ebenso eine andere werden mußte , als die äußere Gestalt, und wenn man auch durch (meist jedoch viel_zu_unbedeutende) Ausbohrung des Ladestockknopfes der Abplattung des Geschosses in Etwas abzuhelfen suchte : so übersah man gänzlich den Hauptübelstand die fan= tige Defiguration, welche im atmosphärischen Fluidum den widersprechendsten Einflüssen unterlag. Eine normale Verunstaltung des Geschosses ward durch das System des Franzosen Thouvenin herbeigeführt . Man möchte glauben , Wer die Geschosse zu demselben in ihren mannichfachen Modificationen construirt , habe bei seiner eminent mühseligen Arbeit gar nicht daran gedacht, daß dieses Geschoß nach dem Aufsehen des Ladestockes voll = ständig defigurirt sein werde. Es kommt bei dem System Thouvenin weit mehr auf den Querschnitt des Rohres, die Dimensionen des Dorues, die Ausdrehung des Ladestockknopfes an , als auf die primitive Gestalt des Geschoffes. Fig. 15 bis 19 werden beiläufig den Unterschied an= deuten , welcher in der äußeren Form , in der Länge des an die Rohrwände und in die Züge gedrängten cylindrischen Geschoßtheiles, in der veränderten Lage des Schwerpunktes durch einen wenig aufmerksamen Schüßen hervorgerufen werden , und auf Percussionskraft und Trefffähigkeit nach= *) Die fünften Compagnieen ver niederländischen Infanterie Anm . d. Ueberf. find Schüßencompagnieen.

677 theilig einwirken können , ohne daß die Ursache erfolgloser Bemühung augenblicklich zu ermitteln_ift. Welche Nachtheile das System Thouvenin bei Con structionsfehlern mit sich bringt - davon sei abgesehen, da nur von normalen Constructionen die Rede sein kann ; aber auch die trefflichste Stiftbüchse wird schnell in dem wesentlichsten Theile des Rohres , in der Nähe des Stiftes, von atmosphärischen und chemischen Einflüssen zerstört werden , wenn nicht eine bessere und erfolgreichere Rei= nigungsmethode in Anwendung gebracht wird , als die bisherige. Der Höhenpunkt aller Geschoßconſtructionen erscheint im Geschoß zu dem Systeme Minié erreichbar. Dieses System ist geeignet , einer sorgfältigen Construction der primitiven Geschoßgestalt Anerkennung zu verschaffen , da die Form desselben beim Laden unverändert bleibt. Hier ist es wohl am Plaße , die Anforderungen zu erwähnen, welche man in der Jeßtzeit an ein Geschoß aus gezogener Feuerwaffe zu machen berechtigt ist. Das Geschoß der gezogenen Feuerwaffe ſoll in Bezug seiner Leistung (Trefffähigkeit und Percuſſionskraft) noch auf bedeutende Entfernungen Tödtkraft besigen und Sicher heit des Treffens gewähren. Bei den neuen Systemen nimmt man 200 Schritt als den Kernſchuß — bei einiger maßen geübten Schüßen 100 pCt. Treffer auf den Mann 400 Schritt als den Schuß auf den Trupp — 75 pCt. Treffer auf eine Scheibe von 3 Mannesbreiten — 800 Schritt als den Schuß auf Maffen - 50 pCt. Treffer auf eine Scheibe von 18 Mannesbreiten und doppelter Manneshöhe. Ueber die Größe des Geschoffes , über das Kaliber desselben , herrschen noch die verschiedensten Ansichten. Nicht bloß analog mit dem Durchschnittskaliber des glatten Feuergewehres , wie man es in den meisten europäischen Armeen führt , 17 , 5mm , hat man gezogene Gewehre eingeführt , sondern durch Herstellung von Progressivzügen (tiefer nach dem Pulverſacke zu) in glatten Röhren hat man das fusil de précision erlangt, ein Gewehr, das sich 3. B. nach 50 Schuß bei trockenem Wetter und sehr schlechtem, viel Rückstand hinterlassenden Pulver, noch eben so leicht und bequem lud , wie bei Anfang des Schießens . Bilden das englische Kaliber von ziemlich 20 , das schweizerische von fast nur 13mm die beiden äußersten Gränzen in Bezug des Geschoßdurchmessers : so kann man sich mit um so mehr Recht dem Verkleinern des Kalibers bis zur legten Dimension zuneigen, als die schweizerischen Versuche mit dem Wustenberger Geschoß Resultate geliefert haben , die streng genommen , die gehegten Erwartungen noch weit übertreffen , ― deffenungeachtet , daß das Ge schoß den Schwerpunkt weiter zurück liegen hat , als man der Theorie nach wünschen sollte. Wenn es allmälig angebahnt werden könnte , das Ka= liber jämmlicher Feuerwaffen auf höchstens 15 min zu redu= ciren ; so würde keine nnbedeutende Ersparniß an Munition erzielt werden können , ohne der Percussionskraft und der Wahrscheinlichkeit des Treffens Abbruch zu thun. Die äußere Gestalt des Geschosses ist allmälig zum Cylinder mit parabolischer Spiße vorgegangen , und find hierbei zwei wesentliche Dinge zu berücksichtigen. Die Kannelirungen (Nuthen) des cylindrischen Ge=

678 schoßtheiles, in der Ein-, Zwei- oder Dreizahl -

dienen

sowohl zur Befestigung des Geschosses an der Patrone, -als zur Anbringung eines gefetteten Pflasterfadens, als auch endlich und hauptsächlich zur Correctur der Geschoß= flugbahn . Nicht mit Unrecht hat man sie der Befiederung des Pfeiles verglichen und hier wiederum der Ansicht, daß die Bewegung des Geschosses doch eine Pfeilbewegung ―― sei , vielleicht ohne Absicht vorgearbeitet. Die Ausdrehung des Geschosses in seinem hinteren wh Theile zuerst rein cylindrisch, dann konisch, dann para= bolisch , später mit in der Mitte stehen gebliebenem Dorn und glockenförmig erweitert Während man Anfangs durch das culot (Hütchen , Eisenplättchen) die Wandung des cylindrischen Geschoßtheiles in die Züge drängte , ergab sich bei fortgesezten Versuchen, daß durch die bei der Pulver zerseßung stattfindende Gewalt, in Verbindung mit der entwickelten Wärme das zähe Blei auch ohne culot in die Züge gedrängt werde. Das Gewicht des Geschoffes steht in engster Verbin= dung mit der Construction desselben und mit dem Kaliber des Rohres, und erscheint ohne Einfluß auf die Flugbahn. Dagegen ist die Lage des Schwerpunktes von unwider legbarem Einfluffe , und vergleicht man die in den Fig. 9, 15-19, 20a. b. c., 21 a. u. 21 b., 22 u. 26a. angegebene Lage des Schwerpunktes , sowie die Neigung der langen Are gegen die Constructionsmagistrale , sowie die in den Fig. 23 , 24 , 25 , 26b. u. 27 bloß angedeutete Lage des Schwerpunktes der verschiedenen Geschoffe , so ergeben sich folgende Bemerkungen : Beim Thouvenin'schen System wird die Gestalt des Geschosses nach dem Laden wesentlich durch Aeußerlich feiten bedingt, wie schon weiter oben angeführt. — Liegt der Schwerpunkt des bei diesem System angewendeten Geschosses in seiner primitiven Gestalt wesentlich nach der Basis , Fig. 15 , so wird derselbe , je nach dem Aufsehen des Geschoffes 2c. eine veränderte Lage erhalten und Fig. 16 bis 19 zeigen Geschoffe des Stiftgewehres unter verschiede nem Aufſeßen des Ladeſtockes, jedoch in ein und demſelben Rohre geladen. Scheint es auch , als handle es sich nur um unbedeutende Differenzen, so vergleiche man wenigstens zwei Geschosse eines und desselben Stiftgewehres , das eine schwach, das andere stark aufgesezt , und man wird sich von der einflußreichen Differenz überzeugen . In ähnlicher Weise wie hier, wird auch bei den Fig. 22 bis 26b. verzeichneten Spizgeschoffen zum Thouvenin'schen Systeme das Geschoß nach Maßgabe des jedesmaligen Ladens Modificationen in Gestalt und Lage des Schwer punktes erleiden müssen , welche nicht ohne Einfluß auf das Schießen selbst sein können . Die Schweizer laden ein ähnliches Geschoß ohne Defigu ration , Fig. 27 , und bilden hieraus den Uebergang vom System Thouvenin zu Minié. Der Theorie am nächsten steht unzweifelhaft das Minié geschoß, indem bei dieſem die Lage des Schwerpunktes vollkommen in der Mitte der langen Are des Geschoffes zu liegen kommt , wie die Fig. 20 a. b. u . c. belegen mögen. Der Schwerpunkt des von Timmerhans vorgeschlagenen Geschosses (Fig. 21 a.) liegt ein klein wenig mehr nach der Spize ; sobald man aber den inneren Konus ein wenig verkleinert, oder ganz wegläßt, erhält man unfehlbar die=

679 felbe richtige Lage des Schwerpunktes , auf welcher die Pfeilbewegung des Geschosses hauptsächlich beruht. Wächst die Differenz der Lage des Swerpunktes derart, daß derselbe sehr weit hinten liegt , so wird man eine Schwerpunktsrotation des Spißgeschoffes nicht vermeiden können. Denn wenn auch anfangs die Geschwindigkeit der Körperbewegung solche nicht zuläßt , so wird , beson= ders beim Schießen auf größere Entfernung, ein Moment eintreten , wo die Einwirkung der Schwerpunktslage den Widerhalt der Nuthen , wie die gleitende Bewegung durch das atmosphärische Fluidum überwindet und das Geschoß nächst der fortschreitenden Bewegung eine Drehung um - in der Richtung der größten Länge die Schwerpunktsare erhalten. Wenn es nun auch für das Individuum ziemlich gleich gültig sein kann , ob es von einer rotirenden oder bloß von einer fliegenden Kugel getödtet wird : so ist doch diese Art Rotation schwerlich von günstigem Einflusse auf die Wahrscheinlichkeit des Treffens. Hiernach scheinen folgende Säße die Grundlage zur Geschoßconstruction bilden zu müſſen : 1 ) cylindro-paraboliſche Gestalt mit Ausdrehung und Nuthen ; 2) Lage des Schwerpunktes in der langen Are des Ge schosses, dergestalt, daß es beim Eintauchen in Queck Filber bis zur langen Are einfinkt und Horinzontal ſchwimmt. Unter diesen beiden Voraussetzungen läßt sich für das gezogene Gewehr ein Geschoß herstellen, welches eine leichte Ümänderung des Thouvenin - Systemes in das Minié System gestattet ―― da der Dorn bloß aus- und die Schwanzschraube einfach zugeschraubt zu werden braucht …… und werden die Resultate mit demselben bei Versuchen in größerem Maßstabe nicht minder günstig ausfallen , als im Kleinen. Fig. 21 b. gibt die Construction des in Rede stehenden Geschosses im Profil. Jedoch nicht allein beim gezogenen Gewehre erscheint die Anwendung eines derart, oder wenigstens nach den= selben Grundsägen construirten Geschosses günstige Erfolge zu versprechen. - Nein , auch das seit einer Reihe von Jahren ziemlich sticfmütterlich behandelte glatte Infanterie gewehr wird zweifelsohne günstige Schießresultate im Großen ergeben, wie Versuche in höchst bescheidenem Maß stabe bereits versprechen. Es würde gewiß nicht ohne Interesse, nicht ohne prak tischen und wissenschaftlichen Erfolg sein , Versuche im größten Maßstabe anzustellen , um folgende Fragen zu erledigen : 1) Welches ist die zweckentsprechendste Form des Ge= schosses bei Ladung ohne Defiguration ? 2) Welches ist die Flugbahn des Geschosses , und wie ist die Lage des Geschosses während derselben, wenn a) der Schwerpunkt rückwärts (an der Basis), b) der Schwerpunkt vorwärts (an der Spiße) , c) der Schwerpunkt in der Mitte der langen Are liegt?

680 3) Hat das Geschoß beim glatten Gewehre eine Aren= rotation , oder nicht ? 4) Welches ist die Arenrotation des Geschosses beim gezogenen Gewehr , wie lang ist eine volle Um= drehung , und in welchem Verhältniß steht sie zur Construction des Rohres ? NB. 3. und 4. würden z . B. durch Schießen gegen Wände von feuchtem Lehm meßbar werden. 5) Welches Geschoß hat die größte rafirende Flugbahn aus glattem oder gezogenem Gewehr- und dem= gemäß den Vorzug für die Kriegswaffe ? 6) Wie weit erstreckt sich bei einem festgesezten Maße der Ladung Trefffähigkeit und Percussionskraft, und wie gestaltet sich die Flugbahn des Geſchoffes auf dieser äußersten Gränze seiner Wirksamkeit ? 7) Welches ist die Anfangs-, welches die Endgeſchwindig= feit? in welcher Secundenzeit werden gewisse festbegränzte Räume vom Geschoß durcheilt? 8) Ist die Möglichkeit vorhanden , die Ausdrehung des Geschosses zur Aufnahme eines Brandsaßes zu beuußen , und unter welchen Voraussetzungen wird es zur Wahrscheinlichkeit, feindliche Munitionswagen, Gebäude c. auf große Entfernung in Brand zu 75. 1 ſegen?

Miscelle. [Militärische Benußung der Eisenbahnen.] Aus Ruß land vernehmen wir , daß der Generaladjutant Graf Kleinmichel für die Beschleunigung der Truppentransporte auf der Moskau Petersburger Eisenbahn ein kaiserliches Dankschreiben erhalten hat. (Rußland scheint uns in dieser Beziehung noch manche gute Lehre geben zu wollen.) In Defterreich ist kürzlich ein Husarenregiment von 8 Schwa. dronen , die Schwadron zu 190 Pferden , in zwei Tagen und einer Nacht auf der Eisenbahn von Böhmen bis Szegedin (circa 90 Mei= len) befördert worden , ein Beweis , daß man dort keinen Anstand nimmt , auch die Cavalerie so weit als thunlich mit Dampfkraft auf den Kriegsschauplaß zu versehen. Aus Frankreich wird der Augsburger Allgemeinen Zeitung (Paris , 2. Juli) geschrieben , daß die Truppen in den Provinzen, überall wo es thunlich ist , in der schnellsten und zweckmäßigsten Befteigung der Dampfwagenzüge geübt werden, zu welchem Zwecke die einzelnen Truppenkörper , marschmäßig ausgerüftet , auf die nächsten Bahnhöfe dirigirt werden. Die durch diese Uebungen erzielten Refultate sollen sehr befriedigend sein. Berücksichtigt man , daß es sich sowohl bei dem Beſteigen , als bei dem Verlaffen der Transportwagen in der Nähe des Feindes, oder wenn sonst Gefahr im Verzuge ist, oft um den Gewinn einiger Minuten handelt, so sollte man dergleichen Uebungen nicht für überflüffig_balten. Die Artillerie berechnet die Handhabung der einzelnen Geſchüße vom Halt und Abyroßen bis zum erßten Schuß nach Secunden. Das frühere Auftreten einiger Bataillone, welche einen stark bedrohten Punkt beseßen , oder einer hart bedrängten Truppenabtheilung zu Hülfe eilen ſollen, ist aber gewiß noch wich tiger und ein Zeitgewinn von nur zehn Minuten kann hier ent scheidend werden. (Pz. bat auf die Wichtigkeit solcher Uebungen schon 1842 in der ersten Ausgabe feiner Schrift die Eisenbahnen und ihre Benußung als militäriſche Operationslinien" S. 123 auf merksam gemacht und in der neuen Ausgabe ( 1853) S. 79 wieder. holt daran erinnert. Es scheint aber , daß dessen prophetischer Scharfblick in Rußland und Frankreich viel früher erkannt worden ift, als in seinem deutschen Vaterlande. ) с

Redigiri unter Rerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

15.

Samstag , Juli 1854.

8a №

84.

17?) 45 12 dining THE HIGHE

Allgemeine

Militär - Beitung .

Preußen. Berlin, 7. Juli. Der " St. -Anz ." enthält folgenden Allerhöchsten Erlaß, betreffend die Genehmigung des Or= ganisations - Reglements für die Marinestations = Commandos: Auf den Bericht der Admiralität vom 1. Mai c. ertheile Ich hierdurch dem hierbei zurückerfol genden Organisations-Reglement für die Marinestations Commandos meine Genehmigung. Der gegenwärtige Er laß ist nebst dem von Mir genehmigten Reglement durch die Gesezsammlung zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Sanssouci, 28. Juni 1854. Friedrich Wilhelm. v. Man= teuffel. An die Admiralität." Das Organisations = Reglement umfaßt in 9 Titeln 62 Paragraphen. Danach werden die Küsten Preußens und Oldenburgs , lettere in Bezug auf den , nach dem Staatsvertrage vom 20. Juli 1853 von Preußen zu gewährenden See- und Küstenschutz, in zwei Marinestationen der Nordsee getheilt. Die Ostsee station umfaßt alle preußischen Häfen und Küsten der Ostsee. Zur Nordseestation gehört das preußische Gebiet an der Nordsee , sowie die oldenburgische Küste.

treten zwei Züge (Pelotons) hintereinander, so daß sie alse 4 Mann hoch stattfindet.

Spanien. Eine t. Verfügung vom 19. Juni eröffnet dem Kriegs minister einen außerordentlichen Credit von 7 Mill. R. behufs der Anfertigung von 53,000 Percussions gewehren, welche die 100,000 für das Heer benöthigten, ergänzen sollen. Die Cortes sollen von der Verfügung in Kenntniß gesezt werden . Sardinien. Man schreibt der „A. 3." aus Turin vom 2. Juli : "I Man spricht hier von vier militärischen Uebungslagern, an denen auch die Conscribirten theilnehmen sollen : eines soll in Savoyen, ein zweites zu San Maurizio, ein drittes bei Alessandria und ein viertes auf der Insel Sardinien errichtet werden."

Frankreich. Paris, 6. Jult. Das gestern erschienene Bulletin des lois enthält das Decret vom 20. Februar 1854 , welches dem Kriegsminister für das laufende Jahr einen Credit von 52,250,000 Fr. für die orientalische Armee Von dieser Summe wurden verwendet zur Be= eröffnet. soldung der Truppen 20 Mill. , für Kleidungs- und Lage= rungsgegenstände 6 Mill. , für Remonte 8 Mill . , für Transporte 7; Miu. , für die Artillerie 1 ; Mill. , für das Geniewesen 1 Mill. , für Fourage 5 Mill. - Am 1. Juni hatte das Orient -Heer der Fran zosen nur 3 vom Hundert Kranke (die Truppen in Gallipoli , welche noch nicht so lange dort sind , freilich 5 vom Hundert) , die der Engländer dagegen mehr, man sagt 5 vom Hundert. — Der Marschall St. Arnaud hat die Bildung der Infanterie bei dem Orientsheer in zwei, statt in drei Gliedern befohlen. Bei der Quarrébildung , welche gegen die zahlreiche russische Ca valerie voraussichtlich oft in Anwendung kommen wird,

Literatur. Leben des Generals Grafen Bülow von Denne wis. Von K. A. Varnhagen von Ense. (Mit dem Bildniß des Generals in Kupferstich.) gr. 8. Berlin, 1853. Druck und Verlag von Georg Reimer. (462 S. ) 2 Thlr. Friedrich Wilhelm v. Bülow wurde als der dritte Sohn des Freiherrn Friedrich Ulrich Arwegh v. Bülow auf deffen Erbgut Falkenberg in der Altmark am 16. Februar 1755 geboren . Mitglieder seiner Familie hatten seit alten Zeiten hohe Staatsämter in Preußen bekleidet ; sein Vater besaß reiche Geistesanlagen und die geistreiche und aufgeklärte Bildung seiner Zeit , dabei aber Hang zu Grübeleten und Träumereien ; in der lesten Hälfte seines Lebens war derselbe ein vollkommener Sonderling , bewies aber, wo er irgend in's Leben eingriff, eine überraschende praktische Lüchtig keit. Seine Söhne erbten zum Theil sein sonderbares

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unruhiges Wesen ; unter ihnen ist besonders noch der vierte, Adam Heinrich Dietrich, durch seine geistreichen militä = rischen Schriften und durch sein unglückliches Ende bekannt geworden (Nr. 25 dieser Blätter). Unser Held kam im Januar 1768 als Fahnenjunker in das Regiment v. Braun, wurde am 24. December 1772 Fähndrich , am 1. April 1778 Lieutenant. In seiner Garnison Berlin fand er Gelegenheit , sich im Klavierspiel und in der Theorie der Musik gründlich auszubilden , so daß sie ihm eine Lieb lingsbeschäftigung für's Leben blieb und er sich auch in eignen Tonseßungen versuchte. Dieß, sowie seine sonstige treffliche Bildung verschafften ihm nach dem Tode Fried richs II. Zutritt am Hof. Am 2. März 1790 wurde er Stabscapitän; am 2. März 1793 Hauptmann von der Armee und mit dem besonderen Auftrag beehrt, den Prinzen Louis Ferdinand als militärischer Führer in den bevor stehenden Feldzug zu begleiten. Sie wohnten der Be lagerung von Mainz, sowie den anderen Hauptthaten der Feldzüge 1793 und 1794 mit Auszeichnung bei; am 3. April 1794 wurde Bülow Major. Nach dem Baseler Frieden kam Prinz Louis Ferdinand als Generalmajor und Jn haber eines Fußregiments nach Weftphalen, das Verhält niß löste sich damit auf und Bülow erhielt seinem Wunsche gemäß am 14. November 1795 eine Compagnie_in_der zweiten oftpreußischen Füsilierbrigade. Er bewies sich hier im leichten Infanteriedienst so tüchtig, daß er am 12. Sep tember 1797 zum Commandeur eines neuen Füsilierba taillons bestimmt wurde, deffen Errichtung fast ganz seiner Leitung überlassen blieb. Am 2. November 1802 ver=

zu sein und bei deffen Erkrankung den Oberbefehl zu übernehmen . Er vermählte sich vorher (27. Juni) zum zweitenmal mit der jüngsten Schwester seiner verstorbenen Frau. Unter sehr schweren Verhältnissen führte er seine Aufgabe mit Geschick und Eifer aus und blieb im Ganzen mit Blücher anfangs in gutem Vernehmen ; am 21. No vember 1808 wurde er Generalmajor , später noch beson= ders mit der Untersuchung der Capitulation von Prenzlow beauftragt. Als im Jahr 1809 mit der Erhebung Dester= reichs die Hoffnungen auf eine Wiederherstellung Preußens erwachten und aller Orten von den besten Männern des Staats für den Krieg gearbeitet wurde , wurde Blüchers und Bülows gutes Vernehmen , weil ihre Anfschten sehr auseinandergingen , gestört , so daß sie auf die Dauer nicht beisammen bleiben konnten. Bülow , in dieser Zeit erkrankt, erhielt für einige Zeit Erlaubniß, ſich vom Dienst zurückzuziehen , später (29. November 1811 ) ward er zum Brigadegeneral der westpreußischen Brigade ernannt. In dieser Stellung wußte er sich unter den schweren politischen Verwickelungen dieser Zeit mit seltener Einsicht und Ge= wandtheit zu benehmen. Nach dem Bündniß Preußens mit Frankreich , mit den nachfolgenden Kriegsereignissen und dem furchtbaren Ausgang des Kriegs wurde die Lage immer schwieriger. Bülow billigte die Convention von Lauroggen , billigte Vork's Handlungsweise und die Er hebung von Ostpreußen vollkommen; er hoffte und glaubte, die Zeit zu Preußens Erhebung sei da. Aber es war noch völlig ungewiß, ob und wann der König den Augen= blick dazu für gekommen halten würde ; es mußte daher das gute Vernehmen mit den französischen Befehlshabern und Truppen erhalten und dennoch gegen sie die größten Vorbereitungen getroffen werden . In diesem Sinn han delte er meist selbstständig , ohne erst Vorschriften abzu= warten, die überdieß immer nur allgemein und unbestimmt waren ; auch schrieb er dem König freimüthig , offen und ausführlich, wie er glaube, daß es Zeit sei, daß Preußen jezt im Bunde mit Rußland das französische Joch abwerfe. Seine Maßregeln und Unternehmungen wurden hernach durchaus gut geheißen und dienten der Sache des Vater landes zum größten Nußen. Er wurde nach Abschluß des preußisch-russischen Bündnisses (27. u . 28. Februar) zum Befehlshaber der von ihm gesammelten Truppen , am 14. März zum Generallicutenant ernannt. Am 31. März zog er mit seinen Truppen, etwa 11,000 Mann, in Berlin ein , von da am folgenden Tag gegen den Feind . Nun beginnt die Reihe von Thaten , wodurch sich Bülow einen weltgeschichtlichen Namen erwarb. In den

mählte er sich mit einer Tochter des Obersten von Auer, der ein Dragonerregiment in Königsberg befehligte. Am 23. Juni 1803 wurde Bülow Oberstlieutenant , am 23. Mai 1806 Oberst, behielt aber dabei seinem Wunsche gemäß seine Füfiliere. An den Unglückstagen des Oc= fobers 1806 nahm er nicht Theil ; er war mit seinem Bataillon in der Garnison geblieben. Im November stieß er zu dem Corps , welches 24,000 Mann stark unter General Kalkreuth an der Weichsel zusammenge= zogen wurde. Er wehrte glücklich den Franzosen den Uebergang über die Weichsel bei Thorn und zeichnete fich überhaupt durch Geschick und Thätigkeit im kleinen Krieg aus hatte aber das Unglück , in einem Ge= fecht bei Waltersdorf (5. Februar) den größten Theil seines Bataillons zu verlieren ; er selbst wurde verwundet. Nach seiner Herstellung erhielt er den Befehl auf der Danziger Nehrung mit dem schweren Auftrag , die Fran zosen dort zu beschäftigen , damit inzwiſchen ein ruſſiſches Corps zur See in die belagerte Feftung kommen föune. Die Sache mißlang durch anderer Schuld und Bülow erlitt dazu am 16. Mai eine empfindliche Niederlage. Fine Unternehmung , die er auf die Insel Rügen und von da nach Schwedisch-Pommern führte, wurde durch den Frieden von Tilsit unterbrochen. Zu dem allgemeinen Unglück kam für Bülow ein besonderes , der Tod seiner geliebten Frau. Er erhielt bald die chrenvolle Ernennung zum Mitgliede der Commission , welche in Königsberg nieder gesezt wurde , um das Verhalten der Generale und Offi ziere zu prüfen. Am 22. Juni 1808 wurde er nach Pom mern gesandt, um dem General Blücher , der dort den Kern der kleinen preußischen Macht befehligte , zu Hülfe

ersten Kriegsmonaten bis zum Waffenstillstand nahm er zunächst am Vorgehen kräftigen Antheil ; dann, als Napo= leon nach allen Seiten mit Ucbermacht auftrat , verthei= digte er mit Umsicht und Geſchick die Mark gegen den andringenden Feind und wies ihr namentlich bei Luckau (4. Juni ) blutig zurück. Während des Waffenstillstands hatte Bülow angestrengt mit der Bildung und Einrich tung neuer Truppentheile zu thun , die preußische Macht wuchs in dieser Zeit fast zur doppelten Stärke an. Beim Wiederausbruch des Kriegs befehligte Bülow ein Armee= corps , das dritte , in der Nordarmee unter dem Oberbe Es ist bekannt, fehl des Kronprinzen von Schweden. welche schwere Stellung er da hatte , weil der Kronprinz

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immer nur an den eigenen Vortheil und nicht an die große Offiziere des Heeres chrten nach des Königs Befehl sein Andenken durch eine dreitägige Trauer; der König ließ gemeinsame Sache , immer nur an Vorsicht , Rückzug und ihm ein Standbild errichten , das von dem großen Bild Vertheidigung, nie an ein kräftiges, dem allgemeinen Kriegs plan entsprechendes Eingreifen dachte. Die großen Siege hauer Rauch in Marmor ausgeführt und im Jahre 1822 bei Großbeeren (23. August) und bei Dennewig (6. Sep zugleich mit der Bildſäule Scharnhorsts enthüllt wurde.— tember) waren , so tapfer auch das 4. preußische Corps Dieß sind die flüchtigen Umrisse des Lebens , welches unter Tauenzien mitwirkte, hauptsächlich Bülow's Ver= uns in diesem Buche ausführlich erzählt ist. Es reiht sich dienst ; er war es , der jedesmal mit klarem Blick und an die anderen Bücher an, in welchen vaterländische Schrift durchaus selbstständigem Entschluß den rechten Augenblick steller das Leben der hervorragenden Männer jener großen ergriff und mit kräftigem rücksichtslosem Handeln die glück Zeit uns zur Erhebung und Racheiferungen wieder darzu liche Entscheidung herbeiführte. Auch am Vorrücken auf stellen angefangen haben , an Stein's Leben von Pers an Leipzig hatte Bülow hauptsächlichen Autheil; er versprach Yorks Leben von Droysen. Aber wir können es nicht mit Blücher , er würde ihn mit seinem Corps unter allen Um dem lepteren , noch weniger mit dem ersteren auf gleiche Stufe stellen. Es stimmt weit mehr mit den Werken ständen unterstüßen, möge der Kronprinz wollen oder nicht. Am 18. October erst kam er zur Theilnahme an der großen überein , welche vor zwei oder drei Jahrzehnten auch über Schlacht und trieb die Franzosen über die Parthe und bis jene Zeit und ihre Männer erschienen sind. Damals war nahe gegen Leipzig zurück ; am 19. nahm er nach blutigem die Zeit bekanntlich von dem Geiste jener großen Erhebung Kampf die Grimmaer Vorstadt. Nach der Schlacht mar sehr abgewichen. Andere Staatsmänner und Generale schirte er durch das nördliche Thüringen , dann durch als die Helden des Befreiungskriegs hatten das Ruder Hannover, am 17. November kam er nach Münster. Seine in der Hand und den Haupteinfluß in allen Angelegen= Bestimmung war eigentlich , am Niederrhein stehen zu heiten ; eine andere Stimmung und Betrachtungsweise ging bleiben , Wesel einzuschließen u. s. w. Dieß genügte ihm von ihnen auch in die Männer über , welche die Jugend nicht ; er entwarf den Plan , Holland zu nehmen, knüpfte unterrichteten , das Recht sprachen, die Soldaten erzogen. Verbindungen mit der oranischen Parthei dort , mit dem Alle besseren Männer wollten der Befreiungszeit und ihren Prinzen von Oranien in England und mit dem Prinz Männern ihren Ruhm nicht nehmen und erinnerten fich Regenten von England an , erhielt auch am Ende halb mit dankbarem Herzen daran ; aber das eigenthümliche und halb die Ermächtigung dazu. Das Unternehmen ge Wesen dieser Zeit , die gewaltige Kraft der Begeisterung, lang, in einer Zeit , wo das Hauptheer am Mittelrhein welche sich nicht ängstlich an hergebrachte Schranken und unthätig lag, entriß er dem Feinde nach und nach ganz Formen hielt , sondern gleich wie von Gott selbst dazu Holland, bis Anfang Februar war derselbe bis über Ant berufen , die Herzen unmittelbar zu Thaten entzündete, werpen zurückgeworfen. Um diese Zeit rückte der Herzog auf welche innerhalb der gewöhnlichen Ordnung nie zu von Sachsen-Weimar mit einem neugebildeten Corps in rechnen gewesen wäre : diese selbstbewußte ungestüme Kraft, Belgien ein. In Verbindung mit den Engländern war die aber durchaus im Dienste des Königs und des Vater er dort stark genug ; Bülow rückte daher nach Frankreich landes blieb , war den Männern jener späteren Zeit un zur Verstärkung von Blüchers Heer, wozu dieser schon aus angenehm. Das zeigt sich denn auch in den Schriften dem Hauptquartier den Befehl erwirkt hatte. Er vollzog jener Zeit. Selbst in den besseren unter ihnen erscheinen seine Vereinigung mit diesem Heer wenige Tage vor der die Befreiungskriege in einem schwachen Licht ; ohne daß Schlacht von Laon ; sein Corps behauptete in derselben eine Entstellung beabsichtigt wäre, gibt doch die Darstel= gegen Napoleon selbst die Hauptstellung , während dessen lung nicht die wahre Gestalt des Geschehenen. Die Thaten linker Flügel unter Marmont von York nnd Kleist völlig sind verwischt, die Männer erscheinen nicht in ihrer eignen geschlagen wurde. An der Schlacht von Paris nahm er Kraft und Bedeutung , alle möglichen einwirkenden Ur nicht Theil , wohl aber mußte er (31. März) mit_beim sachen sind bis in's Kleine hinein ausgesprochen und ab = Einzug sein. Am 4. April wurde er zum General der gewogen, aber die Gedanken und Gefühle, deren Schwung Infanterie ernannt ; am 3. Juni erhob ihn sein König das Meiste entschieden hat , treten nicht in ihrer Macht zum Grafen Bülow von Dennewiß mit einer später voll= hervor ; es sieht alles aus, als ob es nur auf Befehl und zogenen Schenkung an Gütern von etwa 200,000 Thalern nur mit den Mitteln geschehen wäre , womit der Staat an Werth. Später zum Oberbefehlshaber der Truppen gewöhnlich regiert wird . Das ist in neuerer Zeit anders und Festungen in Ost- und Westpreußen bestimmt , trat geworden ; es geht wieder ein kräftigerer Geist durch unser er Ende August seine neue Stelle an. Aber Napoleons Leben, wir verstehen jene Zeit wieder besser; sie wird uns Wiederauftreten rief ihn bald wieder in's Feld, er erhielt geschildert wie sie war. Vor allen anderen hat Perz im das 4. Corps der niederrheinischen Armee unter Blücher. Leben Steins" einen guten Lon angeschlagen ; in seinem An der Schlacht von Ligny ( 16. Juni) nahm er keinen Buche spiegelt sich die ganze Fülle , Tiefe und Mannich= Antheil, dagegen brachte er den Engländern bei Waterloo faltigkeit der die Zeit bewegenden Gewalten , fie alle find (18. Juni) mit seinem Corps die erste preußische Hülfe mit dem was sie geschaffen haben in's rechte Licht gestellt, und trug wesentlich zum großen Siege bei. Von seinem nach allen Seiten ist die ganze volle Wahrheit gesagt; König auf's neue ausgezeichnet und beschenkt , kehrte er es ist ein Kämpfen , ein Streben, ein Gähren und Brau im Herbst des Jahres in seine frühere Stellung nach sen, das wahrlich nicht Menschenweisheit, das nur Gottes Königsberg zurück. Aber Gott hatte ihm nicht beschieden, kraft zum Ziele führen konnte. Auch Droysen's Leben daß er noch hier die Früchte seiner Thaten lange in Frieden Vorks ist , wenn auch in der Schreibart nicht einfach und genießen sollte ; er verschied am 25. Februar 1816. Die natürlich genug, und wenn auch nicht von gleichem Reich

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thum des Stoffes , ein kräftiges Buch , das uns mitten in die große Zeit , worin es spielt, und in ihre gesunde Strömung hineinträgt. Gerade dieses aber vermissen wir bet diesem Leben Bülows " ; an einzelnen Stellen fühlen wir uns zwar von der Luft jener Zeit berührt ; im Ganzen bleibt aber das Buch im Ton eines Beobachters, der alles gewandt und geistreich beurtheilt, auch mit Wahrheitsliebe darstellt, aber den Thaten doch zu ferne steht, um sie uns mit ihrem vollen wirklichen Leben vorführen zu können. Wäre er recht von den Thaten erfüllt gewesen ; er hätte auch die Schreibart für sie von selbst gefunden , so aber ist dieselbe nicht ungezwungen und nimmt sich öfter, nament lich bei den eingestreuten Betrachtungen , wie eine Nach ahmung römischer Geschichtschreibung aus , die zwar ihrer Zeit viel versucht wurde , aber uns und unserer Sprache nicht natürlich ist. Das Buch erinnert an die Darstel lungen , die z . B. K. A. Menzel in der Fortsetzung der Becker'schen Weltgeschichte von derselben Zeit gegeben hat ; oder noch besser an des Verfassers eigene frühere Werke, 3. B. an sein Leben des Fürsten Blücher , das , obgleich noch die würdigste Lebensbeschreibung des großen Mannes, doch die kräftige Gestalt nicht in dem ganzen wunderbaren. Widerspiel ihres kernhaften Wesens vor uns bringt, nicht so , wie sie in den Ueberlieferungen jener Zeit lebt , wie fie uns z. B. aus einzelnen Liedern von Rückert ent gegentritt. Sollen wir noch Einzelnes sagen , so finden wir zu nächst das Bild des Helden nicht überall gleichmäßig und lebensvoll genug ausgeführt. Namentlich vermissen wir in der ersten Hälfte seines Lebens , etwa bis 1806 , die Menge der einzelnen Züge , woraus sich die Zeit und ihr Sohn recht erkennen ließe. Einzelne sehr bezeichnende Züge sind da , namentlich aus dem Leben im Elternhause, dann aus dem Leben im Militär , in Berlin , am Hof Hof,, aber sie geben noch kein vollständiges Bild. Dem Verf. hat es, wie er sagt, an Mittheilungen gefehlt, aber hätte er nur in lebendigen Zügen ein getreues Bild der Zeit gegeben , sein Held wäre dann auch mit wenigen Strichen deutlicher daraus hervorgetreten. Droysen im Leben Vorks hat, freilich auch mit reicherem Stoff , dieß besser ver standen , und doch hat auch er nicht für alles, z . B. nicht für Das , was der Mann aus dem schlichten christlichen Sinn in Haus und Schule für's Leben mitnahm , das volle Verständniß. Auch Bülows Thätigkeit in den ersten Monaten der Erhebung ist zu allgemein geschildert , nur aus vereinzelten Stücken spricht uns die Wirklichkeit an. Droysen hatte es freilich leichter , da York mehr in der Mitte der ersten Bewegung stand und mehr unmittelbaren Antheil an Allem nahm. Aber ein Mann wird vollständig nur aus seiner Zeit erkannt und aus dem, was er ihr nach allen Seiten war. Daher hat uns denn auch der Verf.

gibt, wenn er eine neue Zeit machen will. Bülow nimmt einen der ersten und ehrenvollsten Pläge unter den Män nern ein , welche , ohne das Ganze zu leiten , ihren guten Theil am Werk selbstständig ausgeführt haben. Er gehört in eine Reihe mit Vork und es scheint, daß ihm der Plaz gleich nach diesem gebührt, der übrigens doch größer war; Bülow hätte wohl keine Convention von Tauroggen ge= schlossen. Er hat weder in der Erziehung und Ausbil dung der Soldaten , noch in der Organisation , noch in der Kriegführung neue und ursprüngliche Gedanken gehabt; aber er hat große und schwere Aufgaben mit einer klaren Einsicht, einem scharfen und schnellen Blick, einem Muth, einer Thatkraft und Ausdauer ausgeführt , die weit über das gewöhnliche Maß hinausgehen ; er war als Feldherr jedem seiner Gegner, mit Ausnahme Napoleons selbst, mindestens vollkommen gewachsen. Bekannt ist, wie selbst seine Schattenseiten , sein eigner selbstgefälliger Sinn , in seiner Stellung für das Ganze mehr als einmal großen Vortheil brachte ; aber es darf auch nicht vergessen werden, wie oft er , ganz im Geist der großen Zeit die alle über sich selbst erhob, auch das gerechteste Selbstgefühl ganz unter den Dienst der Sache seines Königs und Vater landes beugte. Der Verf. hat dieß an vielen Stellen mit vollem Recht hervorgehoben ; nur da , wo er sein Nicht eintreffen zur Schlacht von Ligny zu rechtfertigen sucht (S. 416), hat er uns nicht überzeugen können . Was er dort anführt, ist viel zu allgemein ; nur eine ausführliche Betrachtung , auf genaue Angaben und Berechnungen von Zeit und Raum begründet , könnte die Sache entscheiden. Bülows ganzer Charakter aber , sowie seine Spannung mit Gneisenau, den er schon 1814 in Frankreich ein „ ver= branntes Gehirn" zu nennen gewagt hatte , weil er ihn nicht zu verstehen vermochte, machen es nicht unwahrschein lich, daß er nicht ohne Schuld war und Aeußerungen, wie die , er wolle den Teufel thun und anderer Dummheiten gut machen" , wirklich gethan hat. Wir werden im Lob des vorliegenden Buchs nicht nöthig haben, so ausführlich zu sein, als in unseren Ausstellungen. Der Name des Verf. ist schon eine anerkannt gute Em pfehlung ; er verbürgt hinlänglich , daß wir es hier mit feinem Machwerk eines gewöhnlichen Lebensbeschreibers zu thun haben, der das Bild seines Helden aus so und so viel Büchern und seiner eigenen armen Bewunderung zu sammenflickt. Wie gesagt , wir finden es zu kühl und glatt und nicht reich genug an Juhalt ; aber gemacht ist hier weiter nichts, weder Ereignisse, noch Männer. Man braucht nicht erst den Anfang nachzuschlagen, um zu sehen, daß der Verf. aus vielen und guten , zum Theil noch wenig oder gar nicht benußten Quellen geschöpft hat ; er schildert Menschen und Dinge nach ihrer wirklichen Er scheinungen und pust sie nicht mit hohlen Redensarten auf. Wir haben das feine und richtige Urtheil, die ge= wandte und geistreiche Darstellung anerkannt , wir fügen hinzu , daß man auch viel in dem Buche lernen kann, viel Es ist kein unwürdiges Militärisches und Politisches.

seinen Helden, so lebhaft und gewandt er am Schluffe sein Bild noch einmal zusammenfaßt, nicht mit voller Klar= heit und Bestimmtheit hingestellt. Es scheint uns , als hätte es dazu nothwendig der Bemerkung bedurft , daß Bülow nicht unter die Männer ersten Rangs gehört, nicht unter die Männer, welchen Gott seine Gedanken in's Herz

Zeugniß von einer Zeit , die wir noch lange nicht ausge Q. lernt haben.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Dienstag , Juli 1854. 13 mlnSi me 2424-953 DESH 2012

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N № 85.

but 3)

Allgemeine

Preußen.

Militär - Zeitung .

frankreich.

L Paris , 10. Juli. Die in Aussicht genommene Maß Berlin , 7. Juli. Als ein zeitgemäßes Unternehmen wird das mit Genehmigung der t. und städtischen Unter regel der Vermehrung der Cavalerie im Orient ist nun Die Gesezsammlung bringt ein Decret vom richtsbehörden hier jest in das Leben gerufene Institut erfolgt. zur Vorbereitung für die Prüfung zum einjäh 24. Juni , das die Bildung eines provisorischen rigen Militärdienste begrüßt , welches der durch seine leichten Cavaleriecorps " unter dem Namen Corps Schriften bekannte Lehrer der französischen Sprache und de Spahis d'Orient autorisirt , welches je nach den Literatur an der hiesigen k . Realschule , Prof. Herrmann, Umständen bis auf 8 Regimenter gebracht, aber auch mit seinen Collegen, dem Dr. Münchhoff und dem Mathe reducirt und wieder ganz aufgehoben werden kann . Jedes matiker Buchter gegründet hat. Bei der Tüchtigkeit und Regiment wird von einem Oberstlieutenant befehligt sein praktischen Erfahrung dieser Männer und bei dem glücklich und 4 Schwadronen zählen. Dieses Corps soll aus Ein angelegten Plane zur Erreichung der Zwecke des Instituts, gebornen" gebildet werden , worunter augenscheinlich die Baschi -Bozuks verstanden sind. läßt sich gewiß der günstigste Erfolg erwarten. Hervor gehoben hierbei sei nur die zweifache Erscheinung , daß Belgien. einerseits die Zahl der jungen Leute, welche sich zum ein jährigen Militärdienste melden , fortwährend im Wachsen Nach verläßlichen Berichten beabsichtigt die belgische ist , und daß andererseits die bei weitem größere Zahl Regierung in diesem Jahre zwei neue Telegraphen wegen mangelhafter Vorbereitung bisher die Prüfung nicht linien herzustellen , und zwar von Brügge nach Fort bestand und deshalb zurückgewiesen werden mußte. Knocke an der Weser- Schelde-Mündung und vom Harzelt Berlin , 9. Juli. Den Hautboisten der hiesigen nach dem Camp von Beverloo. Beide Linien werden vor= Garde-Infanterieregimenter ist wie wohl denen sämmt waltend im militärischen Interesse angelegt. Außerdem licher Infanterieregimenter der Armee vor einigen Tagen soll auch längs der im Bau begriffenen Dender-Waes ein Erlaß des Kriegsministers mitgetheilt worden , nach Eisenbahn eine Telegraphenleitung angelegt werden, welche welchem in Zukunft die Hautboisten einen Anspruch jedoch vorläufig nicht für den öffentlichen Verkehr benugt auf Civilversorgung nicht haben sollen. Auf die werden wird. Auch auf schon bestehenden Linien soll eine Cavalerie-Musikcorps erstreckt sich dieser Erlaß nicht, da Vermehrung der Leitungen eintreten. Man beab= dieselben einen wesentlich anderen , ja vollständig militä sichtigt nämlich außer der schon im vorigen Jahre begonne rischen Dienst haben, wie jeder andere Cavalerist, und nen Herstellung von zwei neuen Drahtleitungen zwischen die Musiker auch zum Signalblasen durchaus nothwendig Mecheln und Ostende : 1 ) eine neue Drahtlegung von find, was mit den Hautboisten nicht der Fall ist. Gent bis zur französischen Gränze bei Mouscron , welche ausschließlich für den inneren Verkehr und den Bahndienst bestimmt ist , so daß die beiden daselbst schon bestehenden Braunschweig. Drähte ganz für den internationalen Verkehr benußt wer Braunschweig , 26. Juni. Man stellt hier jeßt Ver= den können; 2) eine neue Leitung von Mecheln über Ant= suche mit einem aus der Effener Fabrik von Krupp her werpen bis zur niederländischen Gränze; 3) eine neue vorgegangenem Geschüße , einer zwölfvfündigen aus Guß Drahtleitung auf der Linie von Brüffel bis zur preußischen stahl gefertigten Granatkanone an, die für den Vollkugel-, Gränze zur Sicherheit des gesteigerten Verkehrs mit den Kartätsch- und Schrapnellschuß gleich dienlich ist. Falls Staaten des Telegraphenvereins ; und 4) eine neue Draht= sich dieses Geschüß bewährt, steht die Einführung des leitung von Brüssel bis zur französischen Gränze zu führen. selben für die herzogliche Artillerie in Aussicht. (D. R.-Ztg.)

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Zur Reglementsfrage. Von einem Infanteriften.

692 stimmung zu bringen. So entstanden in fast allen Staaten Es war natürlich , daß dabei das neue Reglements. Reglement des Heeres, das in den langen Kriegen die hervorragendste Rolle gespielt hatte , vorzugsweise als Das französische Reglement war die Muster diente. Grundlage, von welcher fast alle reglementären Arbeiten ausgingen. Seitdem find abermals fast volle vier Jahrzehnte in's Land gegangen , Zeit genug , um einen großen Theil der Bedingungen wieder aufzuheben , welche in den damals entstandenen Reglements ihren Ausdruck gefunden hatten. Die Wissenschaft hat reiche Muße gehabt , die Fragen zu verarbeiten , welche nur das Reglement zu lösen berufen ist , und die Massenhaftigkeit der fachlichen Literatur zeigt, Aber das daß mit Ernst und Eifer gearbeitet wurde. Wichtigste ist im Heere selbst geschehen , in allen Waffen und wahrlich nicht am mindesteu in der Infanterie , mit der wir es hier allein zu thun haben. Der Charaker des Heeres im Ganzen und die Eigenthümlichkeit der besonde= ren Waffe find wesentlich andere geworden. Wer die Jn= fanterie von heute mit der vor 30 bis 40 Jahren ver gleicht, für den bedarf es von vornherein keines Nachweiſes, daß das Reglement von damals seine Zeit überdauert haben muß. Einige Andeutungen mögen mir indeß ge= stattet sein.

Die Bewegung auf dem Felde der taktischen Wissenschaft hat mehr und mehr zur Erörterung von Fragen geführt, die für jedes Heer nur innerhalb der eigenen taktischen Größere Reglements ihre Entscheidung finden können. Druckschriften und kleinere Auffäße der militärischen Tages preffe haben für diese ein schon reiches Material vorge= Aber es will scheinen , als ob die Lösung der arbeitet. schwebenden Fragen vorerst vertagt bleiben solle. Der große Wurf den Preußen und mehr noch Desterreich mit ihren neuen Infanteriereglements gethan , hat noch zur Und doch sind Zeit eigentlich keine Nachfolge gefunden. die Fragen, um welche es sich handelt, namentlich die beiden, welche ganz vorzugsweise überall in den Vorder grund treten: die Ausbildung des einzelnen Soldaten für seinen Kriegsberuf und die Wahl normaler Gefechtsformen für die taktischen Uebungen des Trupps, - von so drängen der Wichtigkeit , daß wohl einmal der Erfolg aller großen Schlachtentaktik wesentlich mit davon abhängen mag, wie das Reglement über dieselben entschieden hat. Ob es rathsam sein mag , diese Entscheidung noch ferner zu vertagen, wage ich nicht zu erörtern. Mit Recht begehrt man nach ihr, damit die Praris im Heere wieder einen sicheren , nicht länger vom Kampf der Meinungen Das alte Reglement hat es sich nicht zur Aufgabe gefährdeten Grund gewinne. Aber auch das ist wahr, wir leben so sehr noch in einer Zeit wesentlicher Umge gestellt, für die taktische Truppenführung bestimmte Grund staltungen , namentlich gerade auch in Bezug auf die In fäße auszusprechen. Es entstand in einer Zeit , wo bei fanteriewaffen, daß allerdings das Zuwarten , zumal je fast allen Offizieren und selbst bei der Mehrzahl der Unter nach den besonderen Heeresverhältnissen, geboten sein kann. offiziere noch auf eine in eigener Erfahrung erworbene Selbst unter taktische Bildung gerechnet werden konnte. Eben der Standpunkt des Zuwartens, den man fast überall den Soldaten war ein Stamm von alten Burschen , die festhält, läßt indeß auch die Debatte noch offen, und darin Die lebendige den Krieg in der Nähe gesehen hatten. mag denn auch dieser Beitrag seine Berechtigung finden . , und war es gesichert schien Krieges des Ueberlieferung Für die Kameraden, die als Kritiker zu lesen pflegen, fei Es erschien nur nöthig, auch für eine gewisse Zeit hin. dabei nur das Eine voraus bemerkt, daß ich nicht ein den Nachzug in die feste Form hineinwachsen zu lassen. Durcharbeiten des einschlagenden Stoffes beabsichtige, was Was dann weiter zu geschehen habe , galt als Sache der ohnehin schon die räumliche Rücksicht in diesen Blättern Taktik, und mit dieser sollte das Reglement als solches nicht gestatten würde, sondern eine mehr aphoristische Zu nichts zu thun haben. sammenstellung von Einzelnheiten , die mir gerade hier So erschöpft sich denn das alte Reglement in allen bedeutend erscheinen. Künsten der geschlossenen Ordnung, von der Dressur des Soldaten bis zur Blüthe der Manöverirkunst in Brigaden Es gibt einen Reichthum von Abrich Es war unlängst schon in dieser Zeitschrift *) von der und Divisionen. Krisis die Rede , die in dem taktischen Reglementswesen tungsdetails für Stellung, Richtung , Handgriffe 2c., eine zu erkennen sei. Diese Krisis ist überall , wo das Regle Masse von Vorschriften für die Bewegung in Linie , eine ment der Zeit unmittelbar nach den großen europäischen Uebermenge von Formen für Bildung und Entwickelung Kriegen seine Entstehung verdankt, und gerade aus dieser von Colonnen, eine selbst dem Wähligsten genügende Aus Aber es gibt nichts Zeit stammt die überwiegende Mehrzahl aller taktischen wahl von Carrés und Feuerarten . Die neue Taktik, welche in einem Dienstvorschriften. oder wenig für das , was eigentlich allein allen Uebungen Vierteljahrhundert fast ununterbrochener Kriege zur Herr= den vollen Werth verleihen kann . Eingehende Andeu schaft gelangt war, hatte damals die alten taktischen Regle tungen für die Erzichung des Soldaten zu seinem Waffen = Die Bedingungen worauf handwerk , fest bestimmte normale Gefechtsformen , allge = ments thätsächlich beseitigt. diese ruhten , waren aufgehoben oder doch wesentlich ge= meine Grundsäße für die Leitung des Gefechtes , sichere ändert. Eine neue Reglementsgebung war nöthig , nm Vorschriften für den Betrieb der Uebungen , durch welche die geltende Norm wieder mit dem Stande der taktischen der Trupp zur Gefechtstüchtigkeit erzogen werden soll, find Wissenschaft und dem Charakter des Heeres in Ueberein selten in den alten Reglements , wenn sie sich überhaupt darin finden. Selbst das Plänkeln ist im Geiste der ge= *) Vergleiche den Auffaß „Reglement. Leitfaden. Unterricht“ schloffenen Ordnung behandelt, und, mag auch der Grund A. D. E. 19 v. d. 3. in den Nummern 14 ſaß der Terrainbenußung dabei im Allgemeinen anerkannt

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sein , so liegt doch überall in den Vorschriften nur allzu viel Nachdruck auf der regelrechten Bewegung nach Ab stand und Richtung und auf anderen ähnlichen Dingen, welche dem Wesen des ernsten Plänklergefechts geradezu widerstreben. Die stramme Form des geschlossenen Trupps ist es so fast allein, worin sich der Charakter des alten Reglements ausdrückt. Alles Weitergehende und selbst schon die An wendung dieser Form zum Gefechtszweck blieb außer seinem Bereich, weil es das Alles eben nicht als Gegenstand reglementärer Ordnung ansah. Ob das damals so richtig war, darum handelt es sich hier nicht. Wer das alte Reglement kritisch beurtheilen wollte , müßte sich eben auf den Standpunkt der Zeit stellen , aus welcher es stammt. Jezt ist die Frage, ob jene enge Umgränzung der regle= mentären Stoffe auch jezt noch richtig sein könne. Es handelt sich einfach um die Brauchbarkeit des alten Regle= ments für das Bedürfniß der Gegenwart , und zur Be antwortung dieser Frage liegen die praktischen Gesichts punkte nahe genug. Die Kriegserfahrung ist allmälig selten geworden, und wenn nicht die jeßigen politischen Verwickelungen einen gesunden Krieg bringen , so mag in den meisten deutschen Heeren nach noch etwa 10 Jahren von einer lebendigen Ueberlieferung des im Kriege praktisch Erlernten kaum Aber wäre auch der Schat mehr die Rede sein können.

eine Richtung gab , die dem Uebungszwecke nur wenig genügen konnte. Wir kommen später noch einmal auf dieses thatsächliche Verhältniß zurück. Aber schon jest können wir ihm eine andere Thatsache gegenüber stellen, das zweifellos allgemeine Bedürfniß wahrhafter taktischer Erziehung und Einübung von Mann und Trupp , und die Thatsache dieses immer schärfer hervortretenden Be dürfnisses genügt schon allein , um über die Brauchbarkeit des alten Reglements für die dermaligen Verhältniffe ab zuurtheilen. (Fortseßung folgt .)

Literatur. 1 ) Études historiques et militaires sur la Prusse par Ed. de la Barre Duparcq , capitaine du génie, professeur d'art militaire à l'école de Saint -Cyr. 8. Paris , 1854. Ch. Tanera , éditeur , librairie pour l'art militaire et les sciences , quai des Au gustins , 27. - Berlin . F. Schneider et Comp. unter den Linden Nr. 19. (VIII u. 317 S.) 2) Historische und militärische Studien über Preußen von Ed. de la Barre Duparcq , Capi= tän im kaiserl. franz. Geniecorps 2c. ――― Deutsch be= arbeitet von C. v. Reinhard, Lieutenant in der k. preuß. Armee. 8. Leipzig, 1854. Gustav Remmel 1 Thlr. mann. (VIII u. 131 S.)

kriegerischer Erfahrung im Heere noch so groß, so ist doch die Zeit schon lange vorbei , wo man es für begründet hielt , daß das Reglement die Formen und Grundsäße der Gefechtsführung allein dem taktischen Geschicke zu über Es wird wohl Niemand dieß Buch in die Hand neh= laffen habe. Der „Exercirplaz“ soll, wie schon sein Name ſagt, der men , um Neues über Preußen und sein Heer daraus zu Uebungsplat" sein , wo Mann , Trupp und Führer sich lernen , denn der Gegenstand ist natürlich in deutschen üben und ausbilden , um demnächst für den Kriegszweck Werken gründlicher und vollständiger behandelt. Dagegen Lüchtiges leisten zu können. Was da geschieht , soll eine ist es nüßlich und anziehend , denselben einmal vom fran erkennbar nahe Beziehung zu dem Ernste des Krieges zösischen Standpunkt besprochen zu sehen, namentlich durch einen Mann, der sich durch vielseitige Bildung und schrift= haben , und Alles , was den Kriegesernst fordert , soll da geschehen. Gerade hierin aber tritt eine der wesentlichsten stellerische Thätigkeit bereits einen Namen erworben hat. und geradezu gefährlichsten Schwächen des alten Regle (A. M.-3. 1849 Nr. 78, 79; 137 , 138 2c.) Das Buch enthält folgende Abschnitte : Bemerkungen ments zu Lage. Der Uebungsplas gilt dieſem nur als dazu bestimmt, in dem Soldaten den Appell, die geschlossene über den Charakter des Prinzen Heinrich von Preußen ; Zucht, bei den Chargen die Findigkeit für die mancherlei der große Kurfürst; Friedrich der Große ; die Infanterie oft mehr als künstlichen Vornehmungen zu bilden , nicht Friedrich's des Großen ; Seydlig und die preußische aber als der Ort , wo die Grundformen und die wesent Cavalerie; historischer Ueberblick der Organisation der lichsten Grundsäße der Gefechtsführung dem Trupp durch preußischen Armee von ihrer Entstehung bis auf die methodische Einübung so zu eigen gemacht werden sollen, neueste Zeit; Bemerkungen über die preußische Armee; Bemerkungen über die militärischen Orden; die Ehren daß im Falle des wirklichen Gefechts jeder in den bekannten gerichte ; die preußische Fortification im 19. Jahrhundert; Formen und Verfahrungsweisen sich heimisch wisse und Bemerkungen über die Militär-Journalistik. da , wenn er anders das Herz am rechten Flecke hat , in stinktiv das Rechte thue. Diese ausschließende Richtung Man sieht, daß die Abhandlungen in ihrer Beziehung des Reglements gab auch den Uebungen ihren bezeichnen zum preußischen Heerwesen und seiner Geschichte einen den Charakter. Der ganze Uebungsbetrieb bewegte sich inneren Zusammenhang baben ; sie sind übrigens meist in den Gränzen, welche das Reglement vorgezeichnet hatte, selbstständig behandelt. Sie machen ungefähr den Ein und was dieses dem taktischen Geschicke überlassen hatte, druck einer Reihe von Vorlesungen , welche ein richtiges und dessen war leider nur allzuviel , das blieb eben un Urtheil in der Sache in den Reihen der französischen Ar geübt, mochte es auch für die taktische Bildung der Chargen mee sollen hervorrufen helfen. Sie sind zu flüchtig , um und des Soldaten von noch so eingreifender Wichtigkeit sein. eigentlich wissenschaftliche Untersuchungen und Beobach= So war es lange, und, läugnen wir es nicht, noch ist tungen heißen zu können ; die Abhandlungen über den es vielfach so , und daß es so war und ist , davon liegt großen Kurfürsten und Friedrich den Großen enthalten die Ursache in dem Reglement , das der Uebungspraris 3. B. nur eine skizzenhafte Uebersicht ihrer Thaten, welche

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die Ergebnisse mit manchen geistreichen Aussprüchen darüber zusammenfaßt , die aber viel zu wenig in den Stoff ein geht, als daß sich der Leser daraus eine eigene gründliche, vollständig und allseitig durchdachte Ueberzeugung bilden könnte. Auch sind wesentliche Charakterzüge der beiden großen Fürsten theils weggelassen , theils unrichtig aufge= faßt. Dabei verfällt der Verf. manchmal auf die Anek dote und weiß damit allerdings mitunter das Wesen einer Erscheinung oder eines Charakterzugs lebendig und tref= fend wiederzugeben , aber zuweilen sind seine Anekdoten, wie es bei einem Schriftsteller, der unsere Volkseigenthüm lichkeiten nicht kennen kann, natürlich ist, nicht bezeichnend und nicht glücklich gewählt , zuweilen trifft er den rechten Ton der Erzählung nicht. In ähnlicher übersichtlicher Art, wie die genannten , sind auch die anderen Abschnitte gehalten; derjenige über die preußische Fortification ent hält z . B. geistreiche Aussprüche über diese und die ihr gegenüberstehende französische Befestigungsweise; aber die Betrachtung der beiden Systeme ist lange nicht genug bis in's Einzelne durchgeführt, um zu einem fest gegründeten Urtheil zu gelangen ; und dabei begegnen wir manchen luftigen Gedanken , wie z . B. , daß der strategische Zweck von Coblenz sei, eine französische Armee , welche von Mez nach Berlin marschirt, zu zwingen , sich nach Mainz zu werfen , statt den Rhein weiter unterhalb (nach Köln zu) zu passiren und sie dadurch zu nöthigen, um die öftlichen Provinzen Preußens zu erreichen , ein schwierigeres Ter rain , als die hannover'schen Ebenen zu durchschreiten. Uebrigens ist das Buch mit Geist und dabei anſpre= chend und würdig geschrieben ; man erkennt einen Soldaten darin , der nicht bloß seinen Beruf versteht, der auch dem fremden Soldaten, selbst wo er einmal den Gegner in ihm sehen muß , mit ritterlicher Anerkennung gerecht zu werden weiß. Namentlich in dem historischen Ueber blick über die Organisation der preußischen Armee" und in den „Bemerkungen über die preußische Armee" finden wir im Ganzen eine treffende und unbefangene Würdigung des Gegenstandes . Ohne daß gerade der tiefere Zusammen hang zwischen der geschichtlichen Entwickelung und der Eigenthümlichkeit von Volk und Staat nach allen Seiten vollständig dargestellt wäre , ist doch Vieles , worauf die preußische Armee beruht, richtig und klar hervorgehoben, ihre Stärke und Bedeutung für verschiedene Kriegsfälle gut geschäßt und die abweichende Organiſation der fran= zösischen Armee interessant gegenüber gestellt. Auch die Vergleichung der Einrichtung der Ehrengerichte ist beson= ders für die Offiziercorps beider Heere bedeutsam ; wie wir einmal in einer besonderen Betrachtung nachzuweisen gedenken. Wie der Verf. eine Anzahl militärwissenschaftlicher Werke anführt (S. 230 ff.) , um damit ein Beispiel der Bildung des Offiziercorps zu geben , macht er uns Deut schen das Compliment, daß wir namentlich bei Behand= lung der Philosophie der Kunst uns leicht in's Weite und Nebelhafte verirrten , indem uns die Ordnung und die Klarheit der Gedanken fehle, die zur erfolgreichen Be handlung eines so schwierigen Gegenstandes nöthig ſei.

Der Klarheit, Sicherheit und Leichtigkeit gegenüber, womit bekanntlich die Franzosen die exacten Wissenschaften zu behandeln wiffen , erkennen wir gerne etwas Wahres in dem Ausspruch an ; finden aber einigen Trost dafür in dem Umstand , daß die Franzosen unseren Clausewiß , den der Verf. auch nicht unter den berühmten Schriftstellern nennt, zu übersehen versucht haben und nicht übersehen konnten. Die deutsche Bearbeitung ist ein Zeugniß mehr für die Anerkennung, welche das französische Werk findet. Sie ist im Wesentlichen nur eine Uebersesung; nur einige kurze, übrigens zum Theil werthvolle Anmerkungen hat der Uebersezer beigefügt. Wir glauben, daß eine mehr selbst= ständige Behandlung der Sache , welche das französische Werk mit ausführlicher vergleichender Kritik bereingezogen hätte, nüßlicher gewesen wäre. Daß der Ueberseher sehr viele und bedeutende Auslaffungen , darunter zweimal (S. 251-260 und 267-275) von fast zehn Seiten, gemacht hat , hätte er im Vorwort doch wohl erwähnen follen. Q.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. Eine neue Brochüre „ Notice sur la Mer Baltique par L. Vande velde , ( capitaine au régiment de grenadiers. 8. Bruxelles, 1854. Charles Muquardt) " , dem Redacteur der militärischen Zeitschrift Journal de l'Armee Belge" , wirft über das geographische und fortificatorische Rundgemälde der Ostseeländer interessante Streif lichter. Es heißt darin : Die Erfahrung und die fortgesette Unter suchung lehrt , daß die Schifffahrt auf der Oftsee nur fünf Mo nate im Jahr offen und auch in dieser Jahreszeit von Schwierig keiten begleitet ist ; daß der finnische Meerbusen nur befahrbar ift unter dem Schuß der Leuchtthürme, der Piloten und Baken, welche die ruffische Regierung alljährlich nach dem Eisgang auslegen läßt ; daß die Handelshäfen Rußlands ――― - mit Ausnahme Riga's , eines Hafens , der fich tiefer in's Land zurückzieht - nur von geringer Bedeutung find ; daß zwei (Sweaborg und Kronstadt) unter den drei (der dritte ift Reval) großen Kriegshäfen Finnlands gesichert wurden gegen die Angriffe aller Flottengeschwader der Welt , daß diese unverwundbaren Häfen groß und weit genug find für die Aufnahme sämmtlicher Flottendivifionen Rußlands , daß die Haupt Atadt Petersburg , auf der Land- und Seeseite gegen Ueberrumpe lung gesichert , mit einer geringeren Streitmacht , als mit 150,000 Mann nicht angegriffen werden könnte , und endlich, daß die Insel gruppen von Aland und Desel fieben Monate lang durch die Eis fläche mit dem Festland verbunden bleiben , während dieses Zeit raums also Occupationstruppen , welche die Inseln etwa bewachen wollten, den Angriffen der Ruffen eben so preisgegeben wären , als hätte man sie auf den Küsten Finnlands selbst zurückgelassen. Was die ruffische Flotte betrifft , so wird sie wahrscheinlich den Kampf nicht annehmen , auch jeden Zusammenstoß vermeiden , wenn nicht etwa die Weftmächte ihre Kräfte theilen sollten ; möglicherweise würden dann die Ruffen das Glück der Waffen entscheiden laſſen, und es würde ein Treffen fich entspinnen. Aber wenn die unge heuere Flotte Englands und Frankreichs weder die großen Kriegs häfen vernichten, noch das russische Geschwader zum Kampf zwingen könnte , was soll sie dann thun in der Offee ? Etwa ein paar Strandnefter oder ein paar kleine Handelshäfen in Brand schießen ? Der Vernichtungs- und Ausrottungskrieg liegt außerhalb unserer Kriegsfitte , würde zu keinem Resultat führen und großer Nationen unwürdig sein. So der Verfaſſer jener Brochüre.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Donnerstag, Juli 1854.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

ten wohl auch einen erfreulicheren Ausgang gehabt haben. Preußen. Bisher, sezte Stüve hinzu, sei es fast Gewohnheit gewesen, Berlin , 7. Juli. Die höheren Orts verordnete das Heerwesen als einen feindseligen Druck auf das Land Dienstreise der zur allgemeinen Kriegsschule anzusehen , solche Ansicht werde durch Offenheit in der commandirten Offiziere wird unter Leitung des Ma Verwaltung gemildert . Er hielt dafür, daß die Zeit nahe jors v. Clausewit vom großen Generalstabe am 17. d. M. sei, wo die Wehrkraft sich zu bewähren habe, und wenn beginnen. Das Commando wird aus 2 Majors, 2 Haupt Hannover auch nur ein kleines Heer besise, so bilde das männern, 35 Lieutenanten, 4 Civilbedienten, 35 Offizier selbe doch einen nicht unbedeutenden Theil der Wehrkraft burschen bestehen, und wird dasselbe die Gegend von Deutschlands. Er schloß mit der Versicherung , daß der Köpenick , Taßdorf und Umgegend, Müncheberg , Frank Finanzausschuß die vollkommenste Ueberzeugung von der furt a. D. , Reppen , Droffen , Zielenzig berühren . Nothwendigkeit der Forderungen des Kriegsdepartements Berlin , den 9. Juli. Die diesjährigen Herbst gewonnen habe. Oberstlieutenant Schomer, als Vertreter übungen des dritten Armeecorps werden bekannt= des leztern , sprach seinen Dank für die kundgegebenen lich divisionsweise abgehalten. Man erfährt hierüber fol Gesinnungen aus , und erwartete , unter Hinweisung auf gende nähere Details : Bei den beiden Divisionen des ge die Zeitverhältnisse, die Zustimmung des Hauses ; sie er nannten Armeecorps beginnen nach erfolgter Zusammen folgte einstimmig zu allen Anträgen des Finanzausschusses, ziehung die Regimentsübungen, welche bei der Infanterie 8, nur die empfohlene Ablehnung der Infanteriecasernen hatte bei der Cavalerie 14 Tage dauern . Demnächst erfolgt eine einzige Stimme gegen sich , und zwar die des Mini eine fünftägige Brigadeübung, welche die 5. Division vom sters des Innern , der sich - freilich mit sehr schwachen 1. bis 5. September bei Frankfurt a. D., die 6. Division Gründen - vergeblich bemühte den Regierungsantrag vom 7. bis 11. September bei Brandenburg abhalten durchzusehen. Dieser Minister hat überhaupt wenig Glück wird, sodann bei der 5. Division dreitägige Feld- und Vor in der Kammer, nicht nur , daß er fast in beständigem postenübung und vom 11. bis 16. September Manöver Hader mit Stüve lebt , er erwirkt auch wenig. Horst und Feldmanöver. Am 18 September Abmarsch in die fragte darnach, ob die in der Bundeskriegsverfassung vor resp. Garnisonen. Die 6. Division hat nach den Brigade geschriebene Gleichmäßigkeit des Kalibers im zehnten Armee übungen Feld- und Vorpostenübung bis 15. September, corps eingeführt sei , oder doch wenigstens bei neuen An sodann 3 Tage Manöver bei Brandenburg und 3 Lage schaffungen Rücksicht darauf genommen werde. Das leßtere Feldmanöver mit wechselnden Quartieren zwischen Bran= fonnte Herr Schomer bejahen, das erstere nicht ; weil man denburg und Lehnin. Am 25. Abmarsch in die resp. eben die älteren Vorräthe so lange zu erhalten suche wie Garnisonen. möglich , müsse nothwendig viel Zeit vergeheu , ehe jene Vorschrift allgemein zur Ausführung gekommen sei." Hannover. Man schreibt den Hamb. Nachr." aus Hannover, 4. Juli : „Die Militärverwaltung hat sich allein die An erkennung der Kammern erworben , obwohl sie in ihren Forderungen gerade am anspruchsvollsten war. Am Schluß der heutigen Verhandlung über die Vermehrung des Armeematerials ergriff Stüve das Wort, um der Militärverwaltung seinen Dank für die offene und voll ständige Darlegung aller Verhältnisse auszusprechen , und den Wunsch daran zu knüpfen, daß alle andern Departe= ments ebenso verfahren hätten, dann würden die Arbeiten schneller von statten gegangen sein und in manchen Bunk

Nassau . Wiesbaden , 1. Juli. In der heutigen Sigung der vereinigten Kammern wurde der Gesezentwurf in Betreff der Kriegsschule mit einigen Modificatio = nen mit 13 gegen 9 Stimmen angenommen.

Frankreich. Paris , den 13. Juli. Heute Morgen ist eine Com pagnie Pontoniere mit vier Kähnen einer neuen Erfindung nach St. Cloud gefahren , um dort Versuche anzustellen

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deren Gelingen die Einführung dieses Transportmittels zum Anslandſezen von Truppen zur Folge haben würde. Die Kähne sind äußerst leicht, da sie bloß aus einem Gerüst mit einem waſſerdichten Ueberzug von Kautschuk beſtehen.

schwunden, soweit wenigstens der Soldat mit deren Trägern in unmittelbar nahe Berührung tritt. Die Dienststände find klein oder doch nur während einer ganz kurzen Zeit im Jahre in einer Größe , daß der Soldat davon den Eindruck eines achtunggebietenden militärischen Körpers aufnehmen kann. Die Dienstpräsenz ist auf ein Minimum herabgesezt, welches aus dem die Dienststände regelnden Budget sich ableitet. Das Ersatzwesen ist durch práciſe Geseze geordnet. An die Stelle von mehr willkürlichen Aushebungen ist der sittlich bedeutsame Grundſay allge= meiner Wehrpflicht getreten . Mag diese auch durch das Loos thatsächlich nur auf einen Theil , durch die Stell vertretung aber gerade wieder auf den unbemittelten Theil der Waffenfähigen beschränkt sein , so ist doch schon der Grundsay, daß jeder Waffenfähige auch waffenpflichtig set, charakteristisch für das heutige Heer. Selbst für den, der die nüchternste Anschauung der Dinge liebt, bleibt minde stens die Folge des Gesezes , die Thatsache eines regel mäßigen Wechsels , einer geordneten Aufeinanderfolge von Mannschaften, welche nach und nach und immer nur für eine verhältnißmäßig kurze Zeit in die Waffenschule ein= treten , um nachher wieder in ihr bürgerliches Verhältniß zurückzukehren, dem sie dann, wit Ausnahme weniger und kurzer Unterbrechungen, bis zum Ende ihrer Dienstzeit überlassen bleiben. Dadurch ist ein Zusammenhang des Heeres mit dem Leben außer ihm gegeben, wie man ihn früher nicht kannte. Ein Beharren ist nur kaum bei den Rahmen. Alles Uebrige wechselt in rascher Folge. Der Diensteintritt bezeichnet nicht mehr einen Abschnitt im Leben des Soldaten , son dern er ist ihm nur der Anfang einer Lehrzeit, die er eben erstehen muß , deren kurze Dauer ihm aber gewiß ist. Von einem Aufgeben der bisherigen Lebensbeziehungen , um in der neuen Lage sich für geraume Zeit einzurichten , ist darum nicht mehr die Rede, sondern nur von einer vorüber gehenden Unterbrechung derselben , welche die Lebensplane selbst ungestört läßt. Das Heer ist so in buchstäblichem Sinne eine Schule geworden, die in möglich fürzester Zeit von möglichst Vielen durchlaufen werden soll. Es ist die Waffenschule für das Volk , aber auch , wenn wir es auf höherem Standpunkte richtig auffaffen , eine Schule der Erziehung und Sittlichung des Volkes. Dieser veränderte Charakter des Heeres ergibt völlig

Zur Reglementsfrage. (Fort ſegung.) Ein Zweites, das für die Würdigung des alten Regle ments auf heutigem Stand der Heeresverhältnisse vom wesentlichsten Belang erscheinen muß, ist der Charakter des Heeres selbst , insoweit er vorwiegend durch die Re crutirungsweise bedingt ist. Zur Zeit , als man unmittel bar nach den großen Kriegen die Bearbeitung neuer Regle ments unternahm, war das Ersagwesen, vielleicht nur mit Ausnahme Preußens, nicht wie jest nach allen Richtungen durch bindende Gesetzesvorschrift geregelt. Nur die Be freiungen von der Dienstpflicht waren im Gesez vorgesehen, und ihrer waren reichlich genug. Die Aushebung junger Mannschaft dagegen war seit Jahrzehnten einfach nach Maßgabe des in der Kriegszeit oft wechselnden Bedarfs geschehen, und sie hatte dann den getroffen, den man eben vorzugsweise geeignet hielt, oder der die Mittel nicht be= saß, sich frei zu machen . Hier und da mochten sich wohl auch noch einige Nachklänge aus der schönen Zeit erhalten haben, da der junge Mann im Interesse des Truppen erſages als jagdbar galt , wie das noch heut zu Tage in dem verfassungsglücklichen Portugal vorkommen soll. Wer dann einmal Soldat war, der konnte darauf rechnen, daß er es eine gute Zeit zu bleiben hatte , oder daß er min destens doch den größten Theil seiner Dienstzeit bei den Fahnen verbringen mußte. Das Heer stand so nicht in dem innigen Zusammen= hang mit dem Leben außerhalb , wie das jezt ist. Es fühlte sich mehr als einen in sich geschlossenen Körper, mit eigenen Interessen , eigenen Rechten und eigenen geschicht lichen Ueberlieferungen. Es hatte einen scharf ausge= prägten Charakter, der zwischen Soldat und Bürger genau die Gränze zog. In diese Gemeinschaft trat der junge Soldat ein. Die längere Dienstpräsenz machte einen Abschnitt in seinem Leben , indem sie seine Neigungen, Wünsche und Hoffnungen auf die Gränzen hinwieß, welche seine neue Lebenslage ihm vorzeichnete. Er mußte sich einrichten und den Bürger absc ütteln, um für eine geraume Zeit nur eben ganz Soldat zu sein. Alles in dem Leben, worin er eintrat , drängte ihn dahin, und war zugleich wirksam dafür , daß die Umwandlung ihm leicht wurde. Stärkere Dienststände zeigten ihm das Soldatenleben in erhöhter Würde und Geltung. Die noch frische Ueber lieferung aus dem Kriegsleben, die ihm überall, selbst im Kreise der Kameraden entgegentrat , regte ihn an, und gab seinem Wesen Form und Richtung. Die volle Eigen thümlichkeit eines in harter Zeit erwachsenen Soldaten thums , in seiner Frische, wie in seiner rauhen Derbheit, ergriff und unterwarf ihn . Diese Heereszustände gaben auch der Waffenschule die fichere Handhabe. Aber die Zustände find jezt andere ge worden. Der ganze Charakter des Heeres ist umgewan delt.

Die lebendige Ueberlieferung des Krieges ist ver

andere Forderungen , welche an die soldatische Erziehung gestellt werden müssen . Die Aufgabe ist zweifelles schwerer geworden , aber auch lohnender, weil ihr Ziel ein höheres ist , weil die Wirkung der erzieherischen Thätigkeit im Heere über die Gränzen des Heerlebens und über die Dauer der Dienstzeit hinausreichen soll. Die Waffenschule zu = nächst verlangt eine ungleich zusammengefaßtere Thätig keit, eine so viel ernstere Richtung auf den praktischen Zweck. Wo sonst in der Eigenthümlichkeit des Hecres selbst erzieherische Elemente lagen, auf deren kräftige Mit hülfe sich rechnen ließ, ist es jezt das Wirken der Chargen fast allein , wovon die Erziehung des Soldaten abhängt. Wofür sonst eine verhältnißmäßig lange Zeit gegeben war, das muß jest binnen einer oft so kurzen Frist geleistet werden , daß ſelbſt die gesteigertſte Thätigkeit nicht immer des Erfolgs sicher sein kann. Die gesammte Dienstpräsenz des Einzelnen erreicht oft kaum die Dauer von 12 Jahren,

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und für die erste Einübung bis zum Eintritt in den Contingentsstand sind meist nur 2 bis 3 Monate gegeben. Und in dieser kurzen Frist sollen bleibende Resultate erzielt werden mit Leuten , die sich nicht etwa abgelöst von ihren bürgerlichen Beziehungen und nur als Soldaten fühlen, sondern die durch tausend Fäden , durch Gewohnheiten, Neigungen und Wünsche mit dem Leben draußen zusammen hängen, dem sie sich ohnehin nur für eine enge beschränkte Zeit entrückt wissen. Diese wesentlich anderen Verhältnisse haben dem Sol datenunterricht seine Stellung gegeben , den man vordem Der alte Spruch Plus on est instruit, mieux on obéit ist damit zur praktischen Geltung ge kommen. Aber das Gleiche gilt für den Unterricht im Waffenhandwerk, der auf Uebungspläßen aller Art seine Stelle findet. Dieser, wie aller Unterricht hat die Er ziehung des Soldaten für seinen Beruf zum Zweck. Je reicher sich die Erziehungsthätigkeit darin zeigt, Verständ niß und klares Bewußtsein dessen, was zu thun ist, neben der festen Willensunterordnung , aus welcher allein der wahre Gehorsam entspringt , in dem Soldaten zu wecken und zu bilden , desto sicherer kann sie ihres Erfolges ſein. Die Waffenschule kann , zumal wie die Dinge im Heer jezt stehen , nur da zum Ziele kommen , wo sie in wahr haft erzieherischem Sinne geleitet ist. Sie muß überall den ganzen Menschen im Soldaten zu fassen suchen. Es darf ihr nicht damit genug sein , daß körperliche Kraft und Gewandtheit das Verlangte leisten , sondern es bildet die Pflege und Leitung der geistigen und sittlichen Thätig keit im Soldaten einen noch wichtigeren und dabei edleren Stoff für ihr Wirken . In Allem , in jeder Vornahme muß nicht bloß ſie ſelbſt ihr Ziel , den Soldattn zur Kriegstüchtigkeit zu bilden, fest und sicher im Auge haben, ſondern es muß dieses Ziel aus ihrer Betheiligung auch für den Soldaten sichtbar hervortreten . Alles , was auf dem Uebungsplaß geschieht, muß den Soldaten lebendig daran mahnen , daß es nicht ein Waffenspiel ist , was er da treibt, sondern daß er in einer ernsten Schuld ſteht, die ihn für die noch ernstere Erfüllung seiner Waffenpflicht bilden soll. In solchem Sinne hat das alte Reglement die Auf gabe der Soldatenerziehung nicht aufgefaßt. Daß es das nicht that , ist kein Vorwurf, denn es lag in der Zeit und ihren Verhältnissen. Aber die Entwickelung des Heer wesens hat einmal zu völlig anderen Verhältnissen geführt, denen das nicht mehr genügt , was nur für Zustände an gelegt war, die längst nicht mehr sind, und eben mit dieser Umgestaltung der Heeresverhältnisse hat darum auch das alte Reglement einen großen Theil des Bodens verloren, auf dem es erwachsen war , und auf dem allein es mit Erfolg wirken konnte. Aber es ist nicht dieser veränderte Charakter des Heeres allein , was dem alten Reglement mehr und mehr seinen Boden genommen hat. Auch die Technik der Infanterie waffe ist eine andere geworden , und man ist jezt schon caran gewöhnt, Leistungen der Feuerwaffe als erfahrungs gemäß sicher in Rechnung zu ziehen , die man vordem für unmöglich gehalten hätte. Es ist das ein vielbearbeitetes Thema, und ich kann mich darum mit dem, was ich hier davon zu berühren habe, so viel kürzer fassen.

Es ist bekannt , mit wie wenig Ernst und Nachdruck die Schießübungen vor 30 und mehr Jahren fast überall betrieben wurden. Freilich , der Munitionsverbrauch war auch damals nicht gering. Aber was verschossen wurde, waren zumeist Plaspatronen bei den beliebten Erercitien im Feuer oder bei Paradeplänkeln auf dem ebenen Erer= cirplay , also bei Uebungen , wie sie eben vorzugsweise im Geiste des alten Reglements lagen. Gefechtsübungen, Feldmanövers und ähnliche Dinge waren selten, und es fehlte ihnen der eigentliche Lebensnerv , die ſyſtematiſche Vorschule. Der Scheibenstand vollends hatte nur wenige Freunde , und eigentlich in Ehren stand er wohl nur bei Jägern und Schüßen. Die Waffe war schlecht , obschon vielleicht nicht ganz so schlecht , als man es zu meinen Aber wäre sie auch und zu bebaupten gewöhnt war. wesentlich besser gewesen , es lag einmal im Geiste der typisch gewordenen Taktik , die überall , zum Colonnenstoß wie zum Plänklerschwarm, ihre Kräfte massenhaft aufbot, daß man auf das eigentliche Einzelnfeuer wenig Werth legte, und darum auch von der Vorübung dafür, von dem Scharfschießen nicht viel hielt. Allmälig indeß brach sich das Bedürfniß Bahn . Man hatte eben doch eine Schußwaffe, mochte sie auch als ſchlecht gelten, und sie sollte wenigstens das Mögliche leisten. Die Schießübungen gewannen nach und nach an Ausdehnung. Zugleich brachte die Technik eine Reihe von Verbesserun= gen , die bald Gemeingut der europäischen Heere wurden. An die Stelle der alten unsicheren Zündung trat eine neue, die fast allen nachtheiligen Einflüssen zu widerstchen vermag . Geschoß und Rohr erlitten Aenderungen, welche eine immer wachsende Sicherheit des Schusses verbürgten, und es wird nicht lange mehr dauern , bis der Fußsoldat überall das gezogene Rohr mit genauer Vistreinrichtung führt. Das Einzelfeuer tritt ſo in sein natürliches Recht ein und mit ihm die Uebung am Scheibenstand. Der Umschwung , den diese Dinge in die Gefechtsver= hältnisse bringen müssen, ist schon so reichlich in der mili tärischen Preſſe erörtert worden , daß es gerade hier dop = pelt am Plage sein mag, sich kurz zu fassen. Ich bin vor Allem fein Freund der fern schießenden Waffen , die am Ende den Kampf doch nicht entscheiden , wohl aber die wahre Kampfestüchtigkeit der Truppe gefährden können . Eben so wenig glaube ich an die Vortrefflichkeit des ver nichtenden Schnellfeuers , das vielleicht dem Feinde , sicher aber dem eigenen Munitionsvorrath und damit der eigenen Kampfesfähigkeit ein frühes Verderben bringen kann . Aber wenn man auch Alles abstreicht, was überschwängliches in den Erwartungen von den verbesserten Infanteriewaffen liegen mag, so bleibt immerhin noch genug übrig, um die Thatsache völlig veränderter Gefechtsverhältnisse außer Zweifel zu stellen. In der sicheren Waffe liegt eine ge= steigerte Kraft der Truppe, welche die Voraussetzungen der überlieferten taktischen Lehren wesentlich ändert. Der Rei terangriff verliert an seiner Wucht , weil das Gegenmittel stärker geworden ist. Die Geschüße, obschon in ihrer Lei= ftungsfähigkeit wesentlich gewachsen, find doch auf eine respektsvollere Entfernung verwiesen . Für den Infanterie kampf liegt ein geschärfter Accent auf der richtigen Ter= rainbenußung. Die alten Formen haben gegenüber diesem Umschwung

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thre Berechtigung verloren. Die lange Linie ist nicht bloß unbehülflich geblieben , wie ſie es sonst auch war, sondern fie ist fast wehrlos geworden gegen einen Feind , der mit feiner sichern Fernwaffe sich im Terrain einzunisten_ver= steht. Nur ganz besondere örtliche Verhältnisse können das Auftreten großer Linien noch zulassen. Aber fast mehr noch ist es so mit der eigentlichen taktischen Grundform, welche aus den großen Kriegen dieses und des vorigen Jahrhunderts überliefert ist, und deren Wesen sich in dem Zusammenwirken von Kolonnenmaſſen und Plänklerschwär men ausspricht. Die Masse kann jezt nur noch da am Plaze sein, wo der hohe Preis , der erkämpft werden soll, den Einſat eines sicher großen Verlustes rechtfertigt Viel leicht nur der lezte vernichtende Stoß auf den schon mürbe gewordenen Feind kann noch der überwältigenden Masse zufallen. Sonst aber wird die Kolonne im Gefechtsbereich fast nie auftreten, weil das wirkungsvolle Infanteriefeuer oder das Feuer der seit 4 Jahrzehnten in ihrer Offensiv kraft so bedeutend gesteigerten Geschüße sie vernichten müßte. Selbst als Vertheidigungsform gegen Reiterei hat die Masse ein Großes von ihrem früheren Werthe verloren, und man hat einsehen gelernt, daß auch der kleinere Trupp in seiner sicheren Feuerwirkung Widerstandskraft genug hat , daß aber das Zusammenwirken des Feuers solcher kleiner Infanteriekörper selbst für die Reitermasse vernich tend werden kann. Neben diesem Zurücktreten der alten typischen For= men aus ihrer lange unbestrittenen Geltung steht die bereits angedeutete Forderung einer Terrainbenußung, welche dem erhöhten Werthe der Waffe proportional ist. Der taktische Anspruch an jede Gefechtsstellung, daß sie die eigene Waf= fenwirkung steigern , die feindliche schwächen solle , ist jezt so viel mehr zum durchgreifenden Grundsaß geworden. Aber es kann ja weder die lange Linie , noch die dichte Masse dieser Doppelforderung ein Genüge thun, also keine der Formen , welche das alte Reglement für die bisherige taktische Einheit , für das Bataillon vorſieht. Eine neue Form ist darum nöthig , elaſtiſch genug , um überall der Sigenthümlichkeit der Bodenverhältniſſe ſich anzuſchmiegen, überall die volle Entwickelung der Feuerkraft zu gestatten, und doch wieder in sich zusammen hängend , um die Ein heit des Befehls und der Leitung und das sichere Zujam menwirken der Theile zum gemeinsamen Zweck zu verbürgen. In den Compagniekolonnen findet dieses Verlangen seinen Ausdruck, und sie sind es, denen in künftigen Käm= pfen die hervortretende Rolle zugewiesen sein wird. Die Compagniefolonne bildet das natürliche Mittelglied zwi schen Plänklerkette und Masse. Ihre Anwendung ist ein fach nur eben die Consequenz des gleichen Grundſaßes, der auch der geöffneten Gefechtsform ihre Berechtigung gibt. An die Stelle der bisherigen nur mehr mechani schen Theilung tritt damit eine wahrhaft organiſche Glie derung des Bataillons , die diesem den freien Gebrauch seiner Kräfte zurückgibt, indem sie jedem Gliede eine eigene Thätigkeit zuweißt, dem Gesammtwirken des Ganzen aber in der gesteigerten Kraftentwickelung seiner Glieder einen so viel höheren Erfolg sichert. Das taktische Bedürfniß

findet erst in dieser veränderten taktischen Grundform ſein volles Genüge. Der Charakter künftiger Kämpfe wird sicherlich der sein , daß das von den Plänklern eröffnete und von der Compagniekolonnen bis zur Erschütterung des Feindes weiter geführte Gefecht endlich , wenn über haupt nöthig , durch das überwältigende Auftreten der Massen zur Entscheidung gebracht wird . Aber das alte Reglement kennt die Compagnie nur als Bruchtheil des Bataillons , nicht als selbstthätiges Glied. Nur das ungetrennte Bataillon , in Linie oder Masse, gilt ihm als taktische Einheit, und alle Uebungs vorschriften ruhen auf diesem Grundgedanken . Die Com pagnie ist im Bataillon untergegangen , statt daß sie ein Glied am taktischen Körper sein sollte. Die praktische Taktik der Feldzüge mag freilich die Compagniekolonne oder andere im Grundsaße ihr verwandte Formen gekannt haben . Aber das Reglement kennt sie nicht, und wohl nur wieder darum, weil es Derartiges eben als Gefechtsformen ansieht, die als solche der Bethätigung taktiſchen Geſchickes, nicht aber der reglementären Ordnung anheimfallen. (Fortseßung folgt.)

Literatur. Andeutungen für die Selbft ausbildung der Herren fubaltern Offiziere zu Befehlshabern. Von einem Veteranen. 8. Graß, 1854. Druck und Papier von Jos. A. Kienreich. (XX u . 148 S.)

Das anerkannt Gute so lange zu wiederholen , bis es überall befolgt wird, ist ein weit verdienstlicheres Streben , als die Sucht : zu den vielen Wahrheiten , die zur Befriedigung der Standesge noffen nachgerade ausreichen dürften immer neue aufzusuchen , zu mal, wenn diese sogenannten neuen Wahrheiten ihre Verwandt schaft mit den bestehenden nicht verläugnen können. Diese Ansicht mag den Verf. der „ Andeutungen 2c .“ geleitet haben , als er es unternahm , den Herrn Subalternoffizieren der 1. E. öfterreichischen Armee seine, auf Erfahrung gegründete, offenbar einem wohlwollenden Herzen entsprungene Rathschläge zu ertheilen. In mancherlei dienßlichen Lagen werden den jüngeren Herrn Kame raven die Andeutungen wohl zu Statten kommen und man wird über die gnte Absicht , welcher jene Winke das Leben verdanken, gerne die stylistischen Mängel des Büchleins übersehen. Wäre immer jene Klarbeit und Präcifion der Darstellung gewahrt, die bei der artigen moralischen Betrachtungen unentbehrlich find , würden die allzubäufig vorkommenden Neologismen und Provinzialismen ver mieden worden sein, so könnte das Werkchen manchen guten Büchern ähnlicher Tendenz als ebenbürtig an die Seite gestellt werden. Mit einem Worte: die von dem Verf. entwickelten Grundfäße zeugen von einem echt soldatischen Geißte , die gewählten Stoffe dagegen hätten mit mehr ſtyliſtiſcher Vorsicht behandelt werden können. Das Verhalten der Offiziere ift in 13 Auffäßen angedeutet, welche überschrieben find : 1 ) die Adjuftirung, 2) die Bequartirung, 3) die Gebühren und Verpflegung, 4) die Gesundheitspflege, 5) das Betragen , 6 ) Gewöhnliche Dienstverrichtungen in Garnison, Außergewöhnliche Dienstleistungen in Garnison, 8) Waffen. kenntniß und Uebung im Gebrauche derselben, 9) Verhaltungen im Felde, 10) Charakter und Sitten, 11 ) fonftige nöthige und nüßliche Kenntnisse , 12) die Strafbefugniß , 13) Stellung des Offiziers als A.

Revigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Samstag , Juli 1854. MADE

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sal W 20 Sam Aspa 604 21851e

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Berlin , 14. Juli. Der St. - Anz. " enthält folgende Cabinetsordre: Ich bestimme hierdurch, daß von den Offi zieren des Seebataillons die Epaulettes statt in der bisherigen Form in der für die Landarmee vorgeschriebe nen, und zwar mit goldenem Halbmonde, getragen werden sollen. In dem Fond , dem Futter und der Ankerverzie rung wird nichts geändert. An Stelle des K. M. haben diese Offiziere an der Müße fortan die Nationalkokarde zu tragen. Sanssouci , den 2. Juli 1854. Friedrich Wilhelm. An die Admiralität.

St. Petersburg, 7. Juli. Der Chef der Kriegs schulen hat für das nächste Schuljahr , mit Genehmigung des Kaisers , im orenburgischen Cadettencorps die französische und deutsche Sprache als Lehrgegenstände im Studienplan streichen und an die Stelle derselben die tartarische, persische und arabische Sprache treten lassen. -

Frankreich. Paris , 10. Juli. Die Gesezsammlung enthält nun auch für das Seeministerium eine außerordent liche Creditanweisung im Belauf von 55 M. , was mit den beiden für das Landheer schon beiläufig 276 M. an außerordentlichen Lasten (denn das gewöhnliche Kriegs und Flotten-Budget ist darin nicht inbegriffen) ausmacht. Der Erlaß lautet : In Betracht, daß in Folge der Ver= mehrung der bewerkstelligten und Angesichts der Eventua litäten der Zukunft vorzubereitenden Rüstungen die durch das allgemeine Budgetgesetz für den Seedienst angewiese nen Summen zu den schon gemachten Ausgaben außer Verhältniß stehen ; in Betracht, daß es andererseits drin gend nöthig ist , die Bezahlung der Schiffsmannschaften zu sichern, und den den Flottenarbeiten ertheilten Antrieb zu unterhalten, haben Wir, auf den Bericht Unseres Mi nister-Staatssekretär für die Seemacht und Colonien, ver fügt, was folgt : Art. 1. Dem Departement der Seemacht und Colonien wird auf das Finanzjahr 1854 ein außer ordentlicher Credit von 55 Mill. 405,000 Fr. angewiesen, der folgendergestalt vertheilt ist : Cap. 1. Centralverwal tung (Personal) 20,000 Fr. Cap. 3. Sold und Zubehör 13 Mill. Fr. Cap. 4. Hospitäler 1 Mill. 200,000 Fr. Cap. 5. Lebensmittel 17 Mill. Fr. Cap. 6. Justiz 10,000 Fr. Cap. 7. Arbeitslohn 4 Mill . 558,000 Fr. Cap. 8. Allgemeine Flottenverpflegung 16 Mill. 667,000 Fr. Cap. 10. Pulver 1 Mill . 470,000 Fr. Cap. 15. Reisekosten u. s. w. 1 Mill. 400,000 Fr. Cap. 17. De potmaterial 80,000 Fr.

Die vom Kaiser Alexander im Jahr 1810 gewährte Befreiung Finnlands von der Unterhaltung eines National heeres (Indelt Armé = eingetheilte Armee) ist unlängst durch ein kaiserliches Manifest vom 23. Juni d. J. auf gehoben worden. Seit 1809 wurde nur noch eine Wachen= abgabe erlegt ; jezt aber sollen vorläufig zwei Schüßen bataillone , jedes von 600 Mann , von den dazu ver pflichteten Bauern (rotehallarne = die größeren bäuer lichen Grundbesizer, auf deren Eigenthum eine solche Lei= stung haftete) in Abo und Bjöneborg, sowie auch in Wasa und Uleaborgs Lehn wieder errichtet werden, und zwar so, daß zwei W Roten" einen Mann stellen. Hiernach tritt nun an die Stelle einer Geldabgabe für die Anwerbung von Truppen in Finnland eine persönliche Kriegsdienst leistung . In der Motivirung dieser tiefeinschneidenden Maßregel beruft sich der Kaiser u. A. darauf, daß Finn land während eines 45jährigen Friedens nebst einer un gestörten Entwickelung der geistigen und materiellen Kräfte einen dort unbekannten Wohlstand erreicht hat." Außer= dem hat der kaiserliche Senat in Finnland durch Bekannt machung vom 27. Juni verordnet, daß die Kosten für die erste Equipirung und Bewaffnung der Unteroffiziere und Gemeinen bei gedachten zwei Bataillonen nebst dem Unter halte aller zum Dienste berufenen Nationaltruppen aus den öffentlichen Mitteln Finnlands bestritten werden sollen.

Schweden. Dem am 12. November 1853 erstatteten Jahres berichte des Secretars der königl. Akademie der Kriegswissenschaften entnehmen wir, unter Ausschet dung des für deutsche Leser schon Bekannten oder minder Wichtigen, nachfolgende, vornämlich auf Schweden bezüg= liche Stellen, unter den im Original gegebenen Haupt

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abschnitten : Organiſation , Kriegskunst , Artillerie , Be festigungskunst und Topographie.

ordnung für die Infanterie und Cavalerie feft= gestellt worden. Durch die in dem Jahre 1851 versammelt gewesenen Organiſation. Reichsstände wurden Verbesserungen der Gehalte und Löh nungen der höheren und niederen Chargen der Artillerie Im Laufe der Jahre 1850 und 1851 nahm man im regimenter bewilligt, so daß diese nun dieselben Bezüge schwedischen Kriegswesen die wichtige Bestimmung an, welche genießen, wie die Garderegimenter zu Fuß. Nach vorge l einem bei uns längst eingesehenen Organisationsmange nommener näherer Vertheilung erhielten die drei Artillerie abhalf, nämlich : die geordnete Vertheilung der regimenter und das Feuerwerkercorps neue Etats . Ferner Bevaring zu den Stammtruppen , mittelst Anwei wurden neue Passevolans - Contrakte und Beklei sung bestimmter Bezirke für die zu jedem Regimente oder für die Artillerie und die Garde Vertheidungsreglements t nschaf ngsman e und deren Corps gehörig Beväri regimenter festgestellt; Gorhlands National - Beväring lung auch zu den geworbenen Regimentern , sowie zur erhielt einen neuen Etat und Wermlands Regiment ein Artillerie und Cavalerie , - eine Verfügung , welche in neues Ablöhnungs - Eintheilungswerk. Folge der verwickelten Beschaffenheit unseres Eintheilungs In Bezug auf die zur Anregung gekommene Frage werkes (Indeltafystemes ) mit manchen Schwierigkeiten ver wegen der Art der Unterhaltung der Gewehre bei bunden war. Der Vortragende für die Taktik der Akademie den Indelta rotirten Regimentern , ist verordnet wor= hat bereits diesen Gegenstand in seinem Jahresbericht aus den, daß in dem Maße als die Gewehr- Paffevolans auf führlich berührt , so daß hier eine weitere Erörterung hört , die Unterhaltung der Gewehre bei diesen Regimen überflüssig erscheint . *) tern auf Rechnung der Krone geschehen, sowie daß jedes Nachdem das neue Rotirungswerk in Jemtland Regiment mit einer Anzahl Reservegewehre versehen werden von den Ständen angenommen worden , wurde das in die soll, welche zum mindestens 10 der Nummerstärke desselben genannte Provinz verlegte , aus 8 Compagnieen bestehende zu entsprechen hat. Feldjägerregiment zu einem Feldjägercorps von In Folge der während der letzten Jahre bedeutend vier Compagnieen mit neuem Etat organisirt, wobei verbesserten Stellung der Wadstena - Invalidenkasse auch das Jagercorps zu Pferde eine neue Organi haben die Mittel erlaubt, daß sowohl die gegenwärtigen sation und einen neuen Etat erhielt. Die überzähligen Pensionäre der 3. und 4. Klaffe , als auch die künftighin Chargen wurden zur Uebung zum West- Norrlands - Bewä= zu beabschiedenden Corporale und Mannschaften in die rings-Bataillon detachirt, welches eine besondere Zusammen nächst höhere Klasse als die übergehen können , in welche sehung erhalten soll , da die Zugänge solches erlauben . fie eigentlich nach den bisher geltenden Vorschriften einzu Das feldärztliche Corps hat eine veränderte treten und Beträge zu beziehen hätten . Organisation erhalten , indem die Bataillonsärzte in Obwohl nicht gerade zur Armee gehörig , muß doch zwei Klaffen, eine erste und eine zweite , mit verschiedenen das neue am Schluſſe des Jahres 1851 errichtete Weg= Gehaltsbezügen eingetheilt wurden, von welchen fünf Regi und Wasserbaucorps hier genannt werden , sowohl menter und Corps 1 Bataillonsarzt erster, ein Regiment wegen seiner militärischen Organisation , als wegen des 1 zweiter, dreiundzwanzig Regimenter 1 erster und 1 zweiter, wichtigen Zusammenhange , den dessen Beschäftigung mit endlich vier Regimenter 1 erster und 2 zweiter Klasse cem Kriegswesen hat. erhielten. Es bleibt nun noch zu erwähnen, daß in Norwegen . Bereits im Monat Februar 1850 war ein Comité ge auf Befehl des Königs ein vollständiger Vorschlag zur bildet worden , um die Zweckmäßigkeit eines ſeit 1849 in Organisation der Armee daſelbſt ausgearbeitet wurde; der norwegischen Armee eingeführten Trainwagens zu die Zeitschrift der Akademie berichtete bereits hierüber. *) untersuchen, welcher zu dem sogenannten Prosensystem mit (Fortseßung folgt.) 4 gleich hohen Rädern und einer Kiste auf den Vorder wagen gehört und zusammen 1000 Liépfund wiegt. Dieses Modell wurde im Jahre 1851 mit einigen geringen Verände= rungen und mit verschiedener innerer Einrichtung auch für die schwedische Armee angenommen, und zwar je nachdem das Zur Reglementsfrage. selbe als Stabs-, Compagnie-, Verband- oder Munitions wagen dienen soll . Das jeweilige Gepäck ist so vertheilt, (Fortseßung.) daß es ohne Schwierigkeit auch auf Packsättel gelegt werden It so die verbesserte Waffe von entscheidendem Einfluß kann, im Falle ausnahmsweise der Train auf dem Rücken von Pferden fortgeschafft werden müßte. Von diesen Wagen schon durch das, was sie fordert, so ist sie es nicht minder sollen im Ganzen 550 angeschafft werden und zwar 460 durch das , was sie verbietet . Úebungen, welche der Natur für die Infanterie , 80 für die Cavalerie und 10 in Re der Waffe widerstreben , find unzulässig , weil sie nichts serve. Im Zusammenhang damit ist eine neue Train oder Falsches lehren. Es gilt das nicht bloß für die Plänklerschule, welche jezt erst in ihre ganze Bedeutung eintritt und darum so viel mehr eine streng methodische *) Ein Auszug aus diesem Jahresbericht für die Taktık" wird demnächst in diesen Blättern mitgetheilt werden. Anm . d. Bearb.

*) Die entsprechende Mittheilung folgt.

Anm. t. Bearb.

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Leitung fordert, nicht bloß für eine Menge von Bewegungen in geschlossener Ordnung , denen nun aller ernste Gehalt abgeht , sondern ganz zunächst für einen Gegenstand , den das alte Reglement und der alte Uebungsbetrieb mit be sonderer Vorliebe behandelt, für die Kunst der Handgriffe. Die mit der Waffentechnik Schritt haltende Entwickelung des Uebungswesens , welche die alten 91 Tempos der Chargirung mit der weiland Arkebuſe nach und nach bis auf 12 oder 8, oder gar noch weniger herabseßte , findet ihren Gipfelpunkt in einer Waffe , welche überhaupt eine tempomäßige Handhabung gar nicht mehr oder nur noch im beschränktesten Umfang zuläßt. Die Waffe ist zu edel geworden , um die altbeliebten Schlaggriffe sich gefallen zu lassen. Noch steht man freilich nicht in allen Heeren auf dieſem Punkte. Aber es läßt sich mit Bestimmtheit absehen, daß schon die nächste Zukunft wenigstens die Infanterie der mitteleuropäischen Staaten dahin stellen wird. Damit verschwindet auf einmal ein bisher bevorzugter Bestand= theil der Uebungen . Die alte Weise , welche immer und immer wieder zum Handgriff zurückkehrte , sobald sie sich im Zweifel darüber sah, was eigentlich getrieben werden solle, hat dann vollends allen Boden verloren . Das Werkzeug ist ihr genommen , das ihrer Thätigkeit bisher den nie versagenden Stoff gab. Schon der erste Unter richt in der Waffenführung muß ein anderer sein , weil die edlere Schießwaffe sich nicht behandeln läßt , wie es wohl mit der vergleichsweise rohen Muskete anging, und weil der ganze Charakter des Waffengebrauchs sich geän dert hat. Ist aber der Soldat einmal Herr über seine Waffe geworden , hat er einzeln sie richtig führen gelernt, so verbietet die Natur der Waffe für die Uebungen in geschlossener Ordnung geradezu jedes Zurückgehen auf die Art der Elementarweisung , alles Betreiben von Uebungen in dem, was die strebsamere Richtung im Heere bisher schon als den leidigen Klipp -Klapp zu bekämpfen gewöhnt war. Der Waffenunterricht muß dem folgen , was der Waffengebrauch fordert. Für diesen aber liegt aller Accent fest auf der Sicherheit des Schuffes, welche von der sorg lichen Behandlung der Waffe wesentlich mitbedingt wird, und damit ist abermals ein maßgebender Gesichtspunkt für den Uebungsbetrieb gegeben. Von so strengem Ernst aber auch dieser Gesichtspunkt ist, und so vollbegründet auch das Recht sein mag, womit man bisher gegen den oft verschwenderischen Aufwand an Zeit und Kraft durch das tödtende Einerlei bloßer Hand griffübungen ankämpfte, so läßt sich dennoch nicht läugnen, daß die nothwendige Umwandlung , welche das Uebungs wesen auch in dieser Richtung erleiden muß , immerhin so lange ihre Kehrſeite hat , als nicht das Gesammte des soldatischen Erziehungswesens in einer Weise sich umbildet, worin auch für das Weggefallene voller Ersah geboten ist. Auch die Handgriffübungen haben ihre ernste Seite und einen erzieherischen Werth, der nicht unterschäßt werden darf Die stramme Ordnung im geschlossenen Trupp, die Gleichheit und Gleichgültigkeit aller Bewegungen auf Com mando, das Zusammengreifen Aller in der Waffenführung, als ob es nur ein Mann wäre , geben dem jungen Sol daten den Eindruck der festen Zucht und Einheit , welche den Trupp stark macht , und sind ihm ein Mittel , sich in

die taktische Disciplin zu finden , welche an ihn verlangt werden muß. Der Wegfall des hörbaren oder doch minde stens fichtbaren Gleichgriffs ist darum ein Verlust, der des Ersages bedarf. Der Ersas freilich liegt nahe. Er liegt in der Grund forderung, welche schon oben aus den heutigen Heeresver hältnissen abgeleitet wurde , daß die Waffenschule nicht durch Dreſſur und mechanische Gewöhnung, sondern durch wahrhafte Erziehung wirken solle. Die Erziehungsthätig= keit aber, wenn sie sich regt und regen darf, wie sie es soll, ist nicht bloß eine festzuſammengefaßte, die mit dem vollsten Pflichtrecht und mit ganzer Hingabe der Persönlichkeit ihr Ziel verfolgt , sondern sie ist auch reich und finderiſch in Bezug auf die Mittel , welche sie anwendet. Schon die Caserne ist ihr nicht , wie das so lange war und wie es leider noch fast überall in Einrichtung und Ausstattung der Casernen sich ausspricht , nur bloß der Raum, in dem der Soldat Wohnung und Unterkunft findet, sondern sie ist ihr das Erziehungshaus , das durch den Charakter des Lebens darin den Soldaten zur Be= rufstüchtigkeit soll bilden helfen. Ordnung im dienſtlichen und privaten Leben, strenge Pünktlichkeit, Reinlichkeit, edlere Sitte, kameradschaftlicher Sinn, Liebe für den Beruf und Liebe zum Trupp, Gefühl für Ehre und männliche Würde, bereitwillige und vertrauende Unterwerfung des eigenen Willens unter den nothwendigen Gehorsam sollen in dem militärischen Erziehungshaus ihre Pflege finden. Alles, was da geschieht , die ganze Anordnung des Lebens darin muß nach diesen Zielen angelegt sein. Und in der Thä tigkeit der Chargen durch Aufsicht, Lehre und Beiſpiel, in dem vom gleichen Geiste getriebenen Zuſammenwirken Vie ler für den gemeinsamen Zweck , in der erweckten Aemu lation der Soldaten , in ihrer richtig geleiteten Beschäfti gung während der Freistunden durch Lektion , Unterricht, Gesang, gymnastische Spiele 2c. liegen schon reiche Mittel, um dem Ziele nachzukommen. Die Uebungen müssen ergänzend das leisten, was der Einfluß des häuslichen Lebens in der Caserne dem Sol daten allein nicht geben kann . Sie sollen den Soldaten waffenfertig machen, aber auch, das taktische Geschick und die taktiſche Zucht in ihm entwickeln und festigen , ohne welche seine Waffenfertigkeit unnüz ist. Art und Aufgabe der Uebungen ist so eine doppelte. In so fern sie sich auf bloße Waffenfertigkeit bezieht , ist sie einfach , und nur eigentlich das Zielschießen und der Bajonnetkampf ver= langen eine fortgesezte Weiterübung. Desto reicher ist die andere Seite. Plänkeln und Felddienst geben der metho dischen Thätigkeit des Erziehers ein weites Feld und dop= pelt, ſobald die eigentliche Gefechtsübung hinzu tritt. Das Geschick muß gebildet , aber auch die Zucht, die taktiſche Disciplin , der Appell , wie man es nennt , in dem Sol daten erzogen werden. Das Erstere ist zunächst Sache des richtig geleiteten Verſtändnisses , also des Unterrichts , wo immer auch dieser ertheilt werden möge , das Lezteré ganz eigentlich Sache der Nebung. Uebung. Der Appell muß dem Soldaten zur anderen Natur werden . Die in keiner Lage geminderte Achtsamkeit auf den Befehlenden , die rasche und ruhige Vollziehung des Befehls sind erste Erforderniß der gelungenen Ausbildung zum Soldaten, und sie werden es für künftige Kämpfe um so mehr sein, weil gerade die

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bessere Waffe und die dadurch veränderte Gefechtsweise einen Grad von eigener Thätigkeit und selbstständigem Handeln auch schon an den Soldaten fordert , wofür in den alten Formen kein Raum war. Die volle Schärfe der erzieherischen Thätigkeit auf dem Uebungsplaß findet eine ernste und schwierige Auf gabe, dem Soldaten diese feste taktische Zucht, den nie ver= sagenden Appell anzuerziehen , wodurch allein erst für die Gefechtstüchtigkeit der sichere Grund gewonnen wird . Aber es kann und wird sehr die Frage sein , ob die Uebungs stoffe, welche voraussichtlich fünftig allein für die eigentliche Waffenschule übrig bleiben , auch in dieser Richtung ge= nügen. Die Erziehung wird sich neue Uebungsstoffe suchen müssen, um zum Ziele zu gelangen. Ein Üebungszweig wird dadurch im Heere endlich zu seinem Rechte kommen, der bis jest vielfach unbeachtet zur Seite geschoben blieb, das Turnen. Es liegt ein tiefer Widerspruch darin, daß gerade im Heere, wo so oft alle Leistung nur eben von der vollen Entwickelung körperlicher Kraft und Gewandt= heit abhängt, das Turnen so äußerst wenige Freunde zählt, so daß man selbst da , wo die Sache denn einmal nicht mehr zu umgehen ist, mindestens den Namen durch das wohllautende Fremdwort " Gymnastik" zu erseßen sich ge= wöhnt hat. Der Widerspruch findet einigermaßen in dem leider nur allzu berechtigten Mißbehagen ſeine Erklärung, das die Bevölkerung des Turnplaßes nur mit Heckerhut und Demokratenbart sich denken mag . Auch das aber wird mit Einführung des gezogenen Rohrs sein Ende finden. Die entscheidendere Wichtigkeit, welche das Terrain für künftige Kämpfe haben wird , verlangt um so mehr eine rasche Ueberwindung örtlicher Hindernisse und ein schnelles Durcheilen unvortheilhafter Terrainstellen. Die Leibes übungen , welche sich zunächst darauf beziehen , (Laufen, Springen, Klettern, Uebungen auf dem Schwebebaum ze.) erlangen damit einen Werth , der einen ausgiebigen Be trieb fordert , um mindestens aus der gesammten Mann schaft, zumal aus den Chargen, sich eine Anzahl von tüch tigen Turnern heranzuziehen, deren sichere Leistung da, wo es gilt, als ermunterndes Beispiel dienen kann. Aber neben diesem unmittelbar praktischen Bezug hat das Turnen nicht minder einen hohen erzieherischen Werth, und es bietet in feinen Gemeinübungen, wie sie namentlich das Spieß'sche System lebendig entwickelt , ein Zuchtmittel , in dem für gar manches aus der alten strammen Schule, dessen Ver laffen die neue Waffe und Gefechtsweise fordert, ein mehr als vollgültiger Ersas fertig vorliegt. Das Turnen auf Commando , der rhythmische Vollzug der gymnaſtiſchen Uebungen fordert in noch höherem Grade die ganze Schärfe des Appells , des achtsamen Gehorsams , als unser bis heriges Ererciren in geschlossener Ordnung, und bietet dabei einen Reichthum von Anregung und Mannigfaltigkeit, der ihm gerade für die Erziehung des Soldaten, wo Gehor chen und Selbsthandeln gleichmäßig den Stoff bilden, erst die volle Bedeutung gibt. Es ist schon mehrfach, und auch in diesen Blättern, auf die militärische Bedeutung der Turnübungen hingewiesen worden und noch vor nicht lange hat erst noch Pz. fich

über den Werth rhythmisch geordneter Turnübungen an die Stelle ewig wiederkehrender, eintöniger Handgriffübun gen ausgesprochen. Aber es wird eben der ganzen Um wandlung bedürfen, welche die neue Waffe dem Uebungs wesen aufzwingt , um auch diesen Richtungen ein aner= kanntes Recht zu geben. (Fortseßung folgt. )

Literatur. Hannover's Staatshaushalt. Dargestellt von W. Lebzen, früherem Vorstande des Finanz- und Handelsminiſteriums. Hannover. Hahn'sche Hofbuchhandlung. gr. 8. I. Th. die Einnahmen. 1853. 473 G. II. Th. die Ausgaben (erste Hälfte). 1854. 250 S. Das unter dem obigen Titel erschienene ſehr umfangreiche Werk eignet sich nur wegen der in der erften Hälfte des zweiten Theils (die zweite Hälfte wird voraussichtlich in Jahresfrist erscheinen) vorkommenden fiebenten Abtheilung : „Kriegsministerium" zur Besprechung in einem militärischen Blatte. Wir beschränken uns auf eine Andeutung des Inhalts beider Theile. Der erste Theil enthält folgende 11 Abtheilungen : die Domänen, die Bergwerke und Salinen, die Wafferzoll- und Schiff fahrtsgefälle, die Posten, die Eisenbahnen, die Chauffee- und Brücken gelder , die Lotterien , die Sporteln der Oberbehörden , Zinsen von Activkapitalien, übrige unmittelbare Einnahmen der Generalkaffe, die Steuern und zum Schluß eine vergleichende Betrachtung der Einnahmen. Die vorliegende erfte Hälfte des zweiten Theils zählt folgende 8 Abtheilungen : das Königliche Haus , das Gesammt= minifterium , die Stände, die Landdrosteien , die Aemter und Amts gerichte , das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten , das Kriegsministerium , das Juſtizminifterium. Nach einem Rückblicke auf die Geschichte des Militäretats seit Anfang des vorigen Jahrhunders , in welchem die Nachzahlung der rückständigen Gagen und Pensionen von 1806/13, die Kosten der Freiheitskriege von 1813/15, die Heeresorganisation von 1820, 1833 und 1845 , sowie die dermalige Organiſation erwähnt werden, ver breitet sich der Verf. unter Anführung geschichtlicher Notizen über die Ausgaben des Militärjuftizwesens , des Armeemateriells , der Militärbildungsanstalten , der Offiziers-Pensionskaffe , der Hospital und Unterstüßungskasse , sodann über die Bequartierung und Ver pflegung der Truppen , die Militär- Aushebungscommiffionen , die Bergütung an Soldaten für Reisekosten von und nach den Garni fonsorten , den Zuschuß zur Etappenverpflegung fremder Truppen und endlich über die außerordentlichen einmaligen Ausgaben für die Rüstungen von 183/33 , 1840 und 1848/50, beſonders des Krieges gegen Dänemark. Eine Vergleichung dieser für die A. M.-Z. zur Besprechung ausersebenen Abtheilung : Kriegsministerium" mit dem übrigen Inbalte des Werkes können wir nicht anstellen, da uns der militä rische Theil des Buches fast ausschließlich beschäftigte ; wenn wir jedoch aus der Vollkändigkeit , Reichhaltigkeit und Gründlichkeit dieser Abtheilung auf das Ganze einen Schluß ziehen dürfen , so können wir sagen , daß bier eine bedeutende, nach allen Richtungen A. hin vollendete Leistung vorliegt.

Hierbei eine literarische Anzeige von F. A. Herbig in Berlin.

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung . 100% PRIOR

Schweden. (Fortseßung des Auszugs aus dem Jahresberichte des Secretärs der Akademie der Kriegswissenschaften zu Stockholm.) Kriegskunst. In unserem abgelegenen Land , erlauben uns nicht die Mittel , an der Spize neuer und kostspieliger Versuche zu gehen : aber ist irgend etwas von der Vernunft und der Erfahrung erkannt , so brauchen wir auch nicht die legten zu sein, die es annehmen, und so weit unsere geringen Mittel erlauben , folgen wir der Entwickelung der Kriegs kunst. Alle unsere Infanteriecorps , mit Ausnahme von Leib regiments Grenadiercorps , sowie dem Dal- und West mannland-Regiment, find nun mit Percussionsgewehren versehen. Auch Gothland's National - Beväring hat von der beim vorlegten Reichstag zur Veränderung von Steinschloßgewehren bewilligten Summe von 50,000 Rthlrn. ( 10,000 Rthlr.) erhalten und konnte dieselbe hiernach im Frühjahre 1852 mit 3000 Percussions gewehren versehen werden. Von Seiten des General feldzeugmeisteramtes war die Abgabe eines Gutachtens über die Zweckmäßigkeit eines durch die Kriegsverwaltung von Amerika bezogenen Gewehres eingefordert worden, das nach dem in lepterer Zeit so sehr gerühmten May= nard'schen Vorschlag eingerichtet war, welcher erlauben soll, daß der Soldat auf einmal die Zündungsmittel für 60 Schuß einlegen könne, wonach denn die etwas schwer greifbaren Zündhütchen unnöthig und die Ladung um 6 Tempo vermindert würde. Die zu Carl Gustavsstadt mit Geschick geleitete Gewehrfabrication hat erlaubt, den Preis der zu Husqvarna angefertigtrn Gewehre auf 20 Rthlr. 40 Schill. Bko . herabzusehen, so daß man hoffen kann , die Stände des Reichs würden schwerlich für ein Eingehen der einzigen der Krone gehörigen Gewehrfabrik_stimmen. Für die Scharfschüßen der Armee wurde im Jahre — 1852 ein Reglement festgestellt. Die Mannschaften der Garde und die Leibgrenadiere erhielten Fa schinenmesser. Bei der schwedischen Reiterei wurde die Königin der Waffe" die Lanze wieder eingeführt. In Ueberein stimmung mit dem bei verschiedenen ausländischen Reite

reien bestehenden Verhältniß hat man für den Anfang nur das erste Glied der Leibgarde zu Pferd damit be waffnet und nebenbei diese Waffe, zur Uebung damit, den beiden Dragonercorps zugetheilt. Zur Unterweisung in derem Gebrauch wurde bei den Nebungen ein Vorschlag versuchsweise angewendet. Ein Comité war gebildet wor= den, um die Fechtübungen zu Pferde anzuordnen und nachdem man die dänische Hiebfecht - Methode geprüft hatte, war eine Instruction für die Führung des Säbels angenommen worden. Im Sommer 1853 war zu Ljungby das größte Ca=' valerie - Lager aufgeschlagen gewesen, welches Schweden seit mehreren Jahren gesehen , nämlich für die drei Scho nen'schen Cavalerieregimenter, Smålands -Husarenregiment und vier reitende Halbbatterieen. Der von der Kriegsverwaltung mehrerer Länder ange= nommene Gebrauch, Offiziere zu den Uebungen großer Armeen abzusenden, wurde auch im Sommer 1853 von unserer Kriegsbehörde angenommen und ent= sendete Offiziere haben in Frankreich und Rußland den Feldmanövern daselbst beigewohnt. Dergleichen jährliche Reisen müssen gute Früchte für unsere Kriegsbildung ergeben. Artillerie. Bei zweien unserer Artillerieregimenter haben während der schon erwähnten beiden Jahre Versuchsschießen mit einer 12pfündigen Kanone, 12pfündigen Kugeln und 2 Pfd. Ladung , sowie mit einer 12 pfündigen Granatkanone, 12pfündigen Kugeln und 2 Pfd. Ladung , zu dem Zweck stattgefunden , sowohl Schußtabellen für diese beiden Ge= schüße aufzustellen, als auch die Wirkung des Feuers der= selben zu untersuchen. Bei der Artillerieschule schoß man mit Siemen'schen Granatkartätschen und gebrauchte dabei einen vom Obersten Freiherrn von Wrede erfundenen Zünder. Man weiß, daß der Zweck der Granatkartätschen ist, den Schuß zusammen= zuhalten , so daß die Granate nicht früher als ganz nahe vor dem Ziel springt, sowie daß die Schwierigkeit, diesen Zweck zu erreichen, in der sicheren Bestimmung des Spren gungsaugenblicks durch die sogenannte Tempirung des Zünders besteht. Die bis jezt gebrauchte Art hat die Ungelegenheit gehabt, daß sie auf unsicheren Handgriffen beruhte und deßhalb ungleich und verschieden ausfiel. Diese

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Ungelegenheit aber wird durch die von dem Freiherrn v. Wrede erfundene Tempirungszange vermieden, welche, nachdem die Zange einmal für die gewünschte Zeit (Flug zeit) gestellt ist , eine fehlerhafte Tempirung unmöglich macht , gleich leicht in der Dunkelheit wie am Tage geht und die Tempirung in die Hand des Offiziers legt. Im Winter 1852 auf 1853 war das schwedische Ar= tillerie Comité zusammenberufen gewesen. Außer wich tigen Organisationsfragen , welche Gegenstand der Erwägungen des Comité's waren , wurde auch ein voll ständiger Ausrüstungs- und Packordnungsplan, so wie eine Lagerordnung ausgearbeitet , welche bei einer vollständig ausgerüsteten 6 Pfündner Feldbatterie bei dem im Sommer 1853 auf dem Ladugardsgärdet ſtattfindenden Lager versucht wurden. Nach dem hierüber abgestatteten Bericht scheinen die aufgestellten Pläne wenig zu wünschen übrig zu lassen. Die auf Geschüße angewendete Idee, an der Kam mer zu laden, hat bei uns in Schweden eine neue An wendung gefunden. Im Laufe des Jahres 1853 wurde eine nach dem System des Freiherrn von Wahrendorf ein gerichtete 24pfündige Granatkanone, zur Festungs - Armi rung bestimmt, nach festgestellter Construction, in der Ge schüßgießerei von Aker angefertigt Laffete und Lauf schwellen von Gußeisen unterliegen gegenwärtig einem Probeschießen. Ihre Construction ist hauptsächlich in Ueber einstimmung mit derjenigen der 7zölligen Bombenkanone, mit einigen vom Lieutenant Fries vorgeschlagenen Ver änderungen , die vornämlich in einer um 2º vermehrten Neigung der Bahn der Laufschwellen besteht , wodurch diese kürzer gemacht und die Laffete leichter zum Wall gebracht werden kann , sowie in einer Tieferlegung des Schwerpunktes der Laffete, wodurch eine vermehrte Stetig keit gewonnen wird . Ebenso find 7zöllige Bombenkanonen, welche an der Kammer geladen werden für 12pfündige Ladung -- mit Laffeten und Laufschwellen zu Aker bestellt; ferner wird eine 7zöllige leichte, an der Kammer ladbare Bombenkanone für 6 Pfd Ladung behufs Versuchsschießen gegossen werden , sobald deren Construction festgestellt ist. Nachdem die Construction zu einem gußeisernen Block für den 9zölligen leichten Mörser festgestellt worden , ist ein solcher zu Hellefors in Ausführung genommen worden; derselbe befindet sich gegenwärtig unter Besichtigung. Der Block wiegt 6 Schiffspfund und ist mit den Seiten stücken und den Riegeln in einem Stück gegossen. Während der Uebungen der Artillerieſchule im Sommer 1852 versuchte man mit vielem Erfolg bei Bomben den vom belgischen Hauptmann Splingard erfundenen Zünder. Durch Wegnahme einer in der Sagröhre selbst angebrachten kupfernen Fütterung und des Korkringes, womit die Saß röhre in die umschließende hölzerne Röhre befestigt wird, hat eine nicht unbedeutende Vereinfachung in der Anfer tigung stattgefunden. Diese Vereinfachung konnte in Be tracht der großen Härte und Festigkeit , mit der die Saß hülsen in einer vom Oberfeuerwerker Lindeberg erfundenen Maschine gerollt werden , versucht werden. Bei derselben Gelegenheit versuchte man mit einem 7zölligen Mörser ein Ricochettiren, eine Anwendung, welche früher in Schweden in großem Ansehen stand, wie dieß Ehrensvärd's Ricochett-Mörser zeigt. Daß dieses kostspie

lige Feuer vortrefflich ausfiel , braucht nicht erwähnt zu werden. Mit unseren neuen Mörsern kann dieses Feuer im Allgemeinen doch nicht bewerkstelligt werden, ohne daß die Blocklaffete auf eine geneigte Ebene (bei dem Versuch ein feilförmiger Schemel) gestellt würde, um die erforder liche niedrige Elevation zu erhalten. Eine von dem Franzosen Thomas vorgeschlagene Art der zweckmäßigen Behandlung des Gußſtahls wurde zu Eskilstuna versucht. Der durch das Aufspringen des großen Pulverhauses bei Loudden entstandene bedeutende Pulververlust hat eine vermehrte Pulverfabrication von 300 bis 900 Centnern zu Kloster auf Rechnung der Krone veranlaßt. Durch den für den Bedarf der Pulvermühle entstandenen Sal= peter- Mangel sind im Jahre 1852 11,000 und im Jahre 1853 12,000 Lispfund roher Salpeter von ausländischen Orten bezogen worden. Zu Carlsten ist ein neues Pulverhaus erbaut worden ; zwei andere werden bei Warholm und eins bei Chriſtian stadt angelegt. (Fortseßung folgt.)

L'esprit de corps . Wenn ein geistreicher Correspondent eines der ersten deutschen Journale in ſeinen Schilderungen über die tür kische Armee im Vergleiche mit den europäischen Heeren sich zu der Bemerkung veranlaßt fühlt : „Zu etwas ist der esprit de corps doch gut", so mußte sich in uns der Gedanke geltend machen, als sei über einen so hochwich= tigen Zweig des ganzen militärischen Lebens unter den Gebildeten in der Nation ein Vorurtheil vorherrschend, welchem entgegenzutreten wir uns um so mehr erkühnen möchten , als es uns durchaus nicht gleichgültig ist , in welchem Lichte von Seiten der Intelligenz eine der bedeu tendsten Institutionen des Militärſtandes anerkannt wird. Die Gegenwart , in ihren weit ausgedehnten Bestre bungen nach Verbesserungen in allen Richtungen geistiger Thätigkeit , hat , so weit diese Tendenz das Gebiet des militärischen Lebens, insbesondere der militärischen Praris berührt hat , in dem sogenannten Corpsgeist irrthümlicher Weise geglaubt, das Element gefunden zu haben, welches sich am entschiedensten gegen alle, auch die nothwendigsten Reformen, zu stemmen pflege. Auf dem Princip der alt= ägyptischen Hierarchie ruhend, ſagt dieſe ziemlich verbreitete Meinung , hütet er mit Argusaugen das tiefe Geheimniß der Standeseigenthümlichkeiten , und wehe dem Unberufc nen, welcher den Vorhang aufhöbe von dem verschleierten Bild zu Sais. Exclusiv bis zum Aeußersten verschließt er dem Laien jeglichen Zugang, und oft versteckt sich Talent losigkeit oder irgend welcher Mangel persönlichen Vorzuges hinter der Allmacht der gewaltigen Pallas , welche auch den irregeführten Hochmüth auf Vortheile des Ganzen übertragen auf Einzelne, unter ihre schirmende Aegide ge nommen hat. Der Corpsgeist ist eine wankende Säule im militärischen Standesleben , eine verwitterte Verschalung an der Außenseite des Staatsgebäudes, welche zusammen fällt , wenn die Weltgeschichte in Gestalt eines neuen Sturmes wieder über den Erdball fegt. Doch aber, fügt diese Ansicht weiter bei, bedingt der esprit de corps einen

717 gewiffen innern , moralischen Zusammenhalt , welcher sich besonders im Punkte der Ehre offenbart , und der nun mit richtigem Lakt die schwierige Mitte des Schicklichen innehält. Das wird dann die Auszeichnung eines gebil deten europäischen Offizierscorps " sein gegenüber den Offt zieren eines Volkes , dessen waffenfähige Glieder im sorg losesten Verbande stehen, und welche zur Erreichung eines Zweckes , der für sie Lebensaufgabe sein soll , immer die eingreifende Hülfe eines Belebenden , aber ihnen fremden Princips beanspruchen müſſen. Nun mag es wohl , besonders in den großen Kriegs fahren und in der Epoche nach denselben , öfters vorge= kommen sein, daß die persönliche Tapferkeit und Bravour, welche durch die Zeitverhältnisse zu einer annehmbaren Existenz gelangt war, auf Grund jener Ehrenvorzüge, welche sich der Kriegerstand zu erfreuen hat, in einer ge= wissen erceptionellen Stellung sich gefallen , und die Fr= haltung derselben , und den Stolz auf diese Standesvor theile irrig als esprit de corps verstanden hat. Aber Stolz auf Standesvortheile ist Vorurtheil und ist nicht jenes edle und erhabene Bewußtsein , welches aus der Ueberzeugung gewissenhaft geleisteter Pflichterfüllung inner halb eines Standes entspringt, welchem eine hohe öffent liche Bedeutung beigelegt ist, und welcher eben diese hohe öffentliche Bedeutung nur durch die Manifestation der ihm inwohnenden sittlichen Vorzüge behaupten kann. Und dieses ist die Basis des eigentlichen und wahren esprit de corps. Diefer esprit de corps, welcher in gegenwärtiger Zeit in die europäischen Heere gegossen ist , hat eine doppelte Beziehung. Im engern Sinn ist derselbe der lezte Rest von Ritterlichkeit, welche den Waffenruhm des Mittelalters zur Blüthe gebracht und nun , wir dürfen es ungescheut fagen, seinen concretesten Ausdruck innerhalb der heutigen europäischen Offizierscorps gefunden hat. An feiner Spiße steht der Grundsay : Einer für Alle und Alle für Einen, und in ihm einbedungen sind Kameradschaftlichkeit und Brüderlichkeit. Fest geschlossen in den Phalanx einer Corporation -- wenn auch nicht im streng juristischen ―――――――― Sinne erhält und fördert derselbe die Grundsäge der Ehre , als des Palladiums des Offizierstandes und ver= bürgt sich für die Anerkennung und Achtung aller Zweige der menschlichen Gesellschaft. — Aus dieser speziellen Be deutung entwickelt sich die eigentliche Hauptbedeutung des esprit de corps im weitern Sinn, welcher diese Ritterlich keit, diese Aufopferungsfähigkeit für eine große Idee, überhaupt den Sinn für die Tugend in allen Richtungen nicht nur in sich selber aufnimmt und vertritt , sondern auch dieses Streben nach moralischer Vollendung auch in die Reihen der Untergebenen herab verbreitet. Diese hohe Bedeutung des engen Zusammenhalts der moralischen In teressen ist der Lebensnerv des soldatischen Lebens und ist die Quelle von Disciplin und Gehorsam und jenen ab foluten Nothwendigkeiten , ohne welche alles militärische Leben ein Unding wäre. Dieses Streben nach dem Wah ren, Guten und Schönen ist der Stolz des aufstrebenden Jünglings und das tiefe Bewußtsein des reifen Mannes, welcher hierin den Ausfluß der Civilisation erkennt , die ja selbst ihrerseits die Erkenntniß des absolut Wahren, Schönen und Guten zu ihrem höchsten und letzten End zweck gemacht hat.

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Möge, wer diesen Zeilen einige Aufmerksamkeit gewid= met hat, nicht den Gedanken gefaßt haben, als habe blinde Vorliebe für den Militärstand uns auf einen Parthei= standpunkt gestellt und in exclusive Ansichten verwickelt ; und wie uns überhaupt darum zu thun war, den Augen des nicht militärischen Publikums das Phantom eines nicht existirenden Corpsgeistes zu entrücken, so möge gleich= mäßig die Ueberzeugung hingenommen werden , daß vor liegende Zeilen in erwähnter Beziehung nur das enthalten, worüber die hervorragenden Größen der militärischen Wis= senschaft und Praxis einverstanden gewesen sind. A. H.

Militärisches aus der Schweiz. 1.

Der alte Zopf unsrer Infanteriereglements ist nun glück lich in das Feuer geworfen und der eidgenössische Kriegs rath machte einen kühnen Schritt vorwärts , indem er sich nicht allein zu den Verbesserungen der deutschen Armeen emporschwang , sondern noch darüber hinausgehen wollte ; allein des Guten zuviel ist ungesund und die Schweiz scheint nun verdammt, hübsch folgsam den Fortschritten sich anzuschließen , die außer ihren Gränzen gemacht werden und nichts Neues selbst zu erfinden , was allerdings nicht sehr schmeichelhaft klingt, oder wahr ist. Nun zur Sache. Der Soldatenunterricht stößt den Schulschritt rückwärts um, was wir ganz am Plaze finden. Bei dem Kehren wird nicht mehr Ganze Wendung als Avertissement commandirt, sondern gleich Rechtsum - kebrt, also nichts Neues . Allein neu ist, daß bei den Wendungen während des Marsches kein Commando : Marsch ! mehr comman= dirt wird , sondern nur Rechts- oder Links - um ! Rechtsum - kehrt! 2c. Ebenso zum Aufmarschiren und Rechtsum und und Schwenken während dem Marsche : Marscirt — auf ! und Rechts- oder Links — schwenkt ! Schon die Ver suche haben das Unpraktische dieses Sparsystems darge than , indem Unpräcission und Unordnung nicht zu ver meiden ist bei gut geübten Truppen : allein sonderbar ist diese Sparsamkeit , da schon bei der Formirung der Züge dadurch das Commando länger wird, dort heißt es ; Mit -- auf! statt daß Zügen aufmarschiren - marschirt man ganz einfach gesezt hätte : Mit Zügen aufmarschirt - Marsch! Es darf hier als nicht unwichtig angesehen werden , namentlich für den Commandirenden , daß man als Ausführungscommando wo möglich dasselbe Wort hat, wofür sich das kurze : Marsch ! am besten eignet und auch der Soldat gewöhnt sich leichter daran auf dieses : Marsch! alle seine Bewegungen auszuführen. Der bedeutendste Fortschritt ist die Vereinfachung der Handgriffe , Ladungen und Feuer. Bis dahin blie ben wir beglückt mit allen Handgriffen vergangener Zeiten, die durch die vielen Combinirungen eine Menge Zeit nut los in Anspruch nahmen. Endlich sah der Kriegsrath, zwar allerdings etwas spät , ein , daß die Schweizer Mi lizen durchaus alle dieſe Lurushandgriffe nicht nöthig haben, da man Truppen zusammenzicht, um sich zum Kampfe vorzubereiten oder zu kämpfen. Den Vortheil, dem Feind entgegengehen zu können, in viererlet Tragarten des Ge= wehres, hat noch Niemand. bewiesen. Deßhalb hat sich

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der Kriegsrath nun entschlossen , nur zwei Arten zu accep= tiren. Das Gewehr auf und das Gewehr ab, d. h. hoch geschultert (auf der linken Schulter) und beim Fuß oder während des Marsches gesenkt , indem er den des Präfentirens als überflüssig wegließ. Aus diesen zwei Fundamentaltragarten werden nun die Ladungen und das Fällen ausgeführt , wodurch bei der Instruction des Re cruten ungemein viel Zeit gewonnen wird. Sie kennen fa das Hochschultern oder Gewehr über auf der linken Schulter; Preußen, Heffen 2c. haben dasselbe längst. Das Commando in der Schweiz ist : „ Schultert's Gewehr! " und wird in zwei Bewegungen ausgeführt und von da in drei Bewegungen beim Fuß genommen oder gesenkt. -- Alle übrigen Bewegungen hier zu zergliedern , ist nicht nöthig, da wie gesagt, diese Vereinfachung für Ihre werthen Lehrer nichts Neues hat. Das Gleiche gilt auch von den La dungen , die bisher nur in acht Tempo's ausgeführt (indem man das Aufsehen der Kapsel , nachdem das Ge wehr geschultert war, vollführte), nun das Kapsel auffezen in sich schließen. Es gibt nur die langsame (in 9'Tempo) und geschwinde Ladung (ohne Commando), was wir ganz am Plaze finden. Die Feuer bleiben wie bisher, somit auch das seltsame Rottenfeuer, wonach auf „ Chargirt“ das ganze erste Glied feuern soll, so daß nun eine Pause eintritt, indeß man doch mit dem Rottenfeuer ein fortdauerndes Feuer bezweckt. — Dieß find die zwei Theile der Soldaten schule , der dritte umfaßt das Bajonnet fechten, ein Erercitium, das in der Schweiz noch nicht recht Wurzel faffen will und von dem die Herrn des Kriegsraths so wohl, wie auch der größte Theil der Oberinstruktoren keinen rechten Begriff haben oder haben wollen. Man gesteht wohl zu , daß es wichtig ist ; allein man sieht es mit Kummer ein, da es nicht so schön sich ausnimmt , wenn es eingeübt wird. So eilten die 22 Cantone die Re glements des Contingentes bisher durch , da sie sich nicht nach einem früher existirenden Reglement einüben wollten, das wirklich durch seine unpraktischen Anleitungen und als Conglommerat just der unbrauchbarsten Bewegungen aus den Reglementen aller Herren Länder anzusehen originell genug dasteht. Wenn man nun die Fechter sah , beschlich einem die Wehmuth. Jezt ist das Reglement Nr. 2 er schienen, das die Schweiz. Mil. Zeitschr. lobt , wir aber nicht mit Stillschweigen übergehen können, weshalb wir unsere Betrachtungen hierüber im nächsten Briefe fortseßen. Ein Herr Roberti aus Brescia hat in Nyon einen gün ftigen Versuch mit elektrischer Beleuchtung gemacht; er be leuchtete bei dem eidgenössischen Schüßenfeste 10 Scheiben tros schlechter Witterung, wobei sein Apparat auf dem Fest pavillon, somit vorwärts aufgestellt war. Derselbe will nun seine Versuche auch so weit ausdehnen , daß er zu dem Resultate zu gelangen hofft, ein angreifendes Heer schon auf weite Distanz hin beleuchten zu können , so daß ein nächtlicher Ueberfall vereitelt würde. Wir lassen einst weilen dahin gestellt , ob die Herstellung eines so großen Apparates möglich ist und ob eben nicht diese Beleuchtung, die ja doch von dem Apparate ausgeht , den Beleuchtern ebenso schädlich sein könnte, als den Beleuchteten und sehen den wirklichen Versuchen entgegen, die uns in Aussicht ge= ---- n. stellt sind.

Zur Reglementsfrage. (Fortseßung.) Es mag mit dem bisher Erörterten genug sein , um das Verhältniß zu bezeichnen, in welchem das alte Regle ment zu dem heutigen Bedürfniß taktischer Uebung und Erziehung steht. So gewiß es sein mag, daß das Regle= ment als Ausdruck seiner Zeit angesehen werden muß , so gewiß auch ist es , daß eben diese Zeit vorüber ist. Das geringe Maaß taktischen Inhalts in den reglementären Vorschriften genügt nicht , um einen Uebungsbetrieb zu ergeben, der dem Üebungszwecke irgend nahe kommt. Die taktischen Grundformen ſelbſt find andere geworden. Der ganze Charakter der Infanterie , nach Bewaffnung und Rekrutirungsweise, ist umgewandelt. Mehr als je ist eine Methodik nothwendig, in der Alles , was in Uebung und Unterricht geschieht , sich als Glied einer organischen Ge= sammtthätigkeit ausprägt, deren Ziel es ist, den Soldaten kriegstüchtig zu erziehen. Die alte Weise der Vereinzelung der Lehrstoffe und der Thätigkeiten war immer unfrucht bar, und ist es jezt in höherem Grade noch. Schon die unvermeidbare Wandlung der Gefechtsformen bedingt einen innigen Zusammenhang aller Einzelleistungen und darum auch aller Einzelschulen. Der volle Nachdruck für das Uebungswesen liegt aber da , wo er künftig für das Ge= fecht liegen wird , auf der Wirksamkeit der Compagnie. Das ganze Bereich der Uebungen von Mann und Trupp erschöpft sich innerhalb der Compagnie ; was darüber hin ausgeht , ist eine Schule für den Offizier , nicht für den Soldaten. Die Stellung der Compagnie wird dadurch eine andere. Die Verantwortlichkeit ihres Führers wächſt, damit aber auch die Selbstständigkeit, die freie Bewegung innerhalb nur mehr allgemein gezogener Gränzen , unbe engt von Detailbefehlen , Nebungsformen 2c., welche die verantwortliche Thätigkeit nach Zeit , Ort und Uebungs art in so enge Schranken bannen , daß damit gar wohl zulezt auch die Verantwortlichkeit aufhören mag . Für solche Entwickelungen ist kein Raum im alten Reglement. Es gibt nicht etwa, wie mitunter seine Freunde zu sagen lieben , nur die Elemente , deren Combination und lebendige Vernutzung dem selbstständigen Urtheil und praktischen Geschicke des Führers anheimfällt ; sondern es gibt in bestimmter Abgränzung eine Reihe von Schulen, vom Instructionstrupp bis zur Brigade und noch höher hinauf, welche in gemessener Zeit nach ihrem ganzen Jn= halt durchgearbeitet sein sollen. So wenig gegen diesen nothwendigen stufenweisen Fortgang zu erinnern ist, so ernst ist das Bedenken eben gegen den Inhalt, welcher die einzelnen Schulen ausfüllt , und der in dem Vorausge= gangenen theilweise seine Erörterung gefunden hat. Eine neue Reglementsgebung ist darum nöthig, um in der Ent wickelung wieder einmal einen Abschluß zu sehen. Wir bedürfen deffen nicht minder und aus nicht minder wich tigen Gründen, als auch auf anderen Lebensgebieten zeit weilig solche Acte geboten sind , um das Anerkannte aus dem Für und Wider der Meinungen auszuscheiden und so der pflichtmäßigen Thätigkeit einen neuen gesicherten Boden zu geben. Das Reglement ist unser Gesezbuch , und wie die Gesezgebung dem Rechtsbewußtsein ihrer Zeit den Aus druck geben soll, ſo ſoll auch das Reglement es sein auf

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dem Gebiete der Taktik und der taktiſchen Erziehung. Eine und dennoch sicherer vorwärts , und findet dabei in der veraltete Gefeßgebung aber führt zur Rechtsunsicherheit größeren Mannichfaltigkeit ihren Uebungsstoff (Anfänge oder zur Verlegung des Rechtsfinnes , und eben so führt von gymnastischen Uebungen, Zielen, Gewehrfechten, Plän ein Reglement, das seine Zeit überdauert hat, zur Un feln c.) ein Förderungsmittel , das man nach damaliger ficherheit im Nebungsbetrieb oder, was nicht minder schlimm Anschauung geradezu für verderblich gehalten hätte. ift , zum beharrlichen Fortbetrieb von Dingen , denen der Aber damit endet auch die frischere Regung , welche ernste Gehalt mangelt, auf Kosten anderer und wichtigerer der eigene gesunde Trieb dem Uebungswesen gegeben hat, Uebungsstoffe. Mit bloßen Zusatzbestimmungen kann da und es folgt ein völlig Anderes , als der oft viel ver nicht geholfen werden. So gemessen auch der Nachdruck sprechende Anfang erwarten ließ. Der Eintritt des Re= ſein mag , mit dem sie das werthlos Gewordene zu besei cruten in die Compagnie bezeichnet in vielen Beziehungen tigen, das werthvolle Neue in Aufnahme zu bringen ſuchen ; den Beginn des Rückgangs oder doch des Stillstands, ſtatt das Alte und Veraltete erhält sich dennoch. Mag auch daß von Stufe zu Stufe durch alle Schulen ein Fortschritt einmal die Beseitigung eines altbeliebten Drillstoffes ge im Uebungsresultat erzielt werden sollte. Die alte Weise, lingen, so ist der Gewinnst damit am Ende nicht groß, welche nur die stramme Ausführung der reglementären denn was übrig bleibt wird dafür von der herkömmlichen Formen will , tritt jeßt wieder in ihre volle Geltung. Weise um so mehr ausgebeutet. Als das Probestück jedes Schon die Compagnie rüstet sich danach , um vorbereitet Recruten, der überkünstliche Schrägmarsch durch wechselndes für das , was nun kommt , in das Bataillon einzutreten. Schräg und Gradausschreiten_bei unveränderter Front, Die Uebungen im Bataillon aber und ebenso die in größe endlich abgeschafft wurde , wußte man an anderen ver ren Körpern zeigen in ganzem Umfang die Ausführung wandten Dingen sich reichlich schadlos dafür zu halten. deffen , was oben als der vorwiegende Inhalt des alten Das Grundwesen blieb ſo und bleibt unverändert, ob auch Reglements bezeichnet wurde. Eigentliche Gefechtsbe= einzelne Glieder ihm nach und nach abhanden kamen. Alle zichungen mittelst methodischen Durcharbeitens von Dingen, Reform spielt an der Oberfläche , ohne irgendwie umge die ein Bild wirklicher Gefechtsverhaltungen geben könnten, staltend das eigentliche Wesen zu treffen . Es ist das ein finden grundsäßlich keine Stelle da. Wo Derartiges etwa historischer Zug, der sich nicht wegläugnen läßt. Die dernoch vorkommt, ist es eben eine immerhin seltene Aus lebende Generation hat mit der vergangenen Zeit ihre nahme, die dafür den einwirkenden Persönlichkeiten um so Verbindung in zahlreichen Zwischenstufen des Alters. Ge mehr zur Ehre gereicht . Im Ganzen bewegt sich alle schlecht um Geschlecht ist in die alte Weise hineingewöhnt Uebung um Dinge, die nach taktischem Inhalt und erziehe= worden , und die Ueberlieferung derselben ist dadurch ge rischem Werth auf gleicher Stufe stehen , wie das , was fichert , bis ein neues taktisches Gesetzbuch , wodurch das schon mit dem Instructionstrupp getrieben wurde. Alte nicht bloß theilweise aufgehoben , sondern vollständig Die Kunst der Handgriffe wird im Bataillon mit einer (auch vom Bücherbrett) entfernt wird , die Sache zum minutiösen Gewissenhaftigkeit weiter geübt , die mit den ersten Gewehrübungen des Recrutentrupps ebenbürtig wett= entscheidenden Bruch führt. Das Feuergefecht , wie es auf dem Exercirplag Ein Blick auf den Uebungsplaß bestätigt das mehr eifert. als genug . Der tiefe Umschwung in den Heeresverhält spielt, findet ſeine Pointe in dem künstlichen Feuerwechsel niffen ist für den Uebungsbetrieb im Ganzen ohne alle der ungeraden und geraden Abtheilungen (Züge , Com eingreifende Folge geblieben. Das Alte hat sich einen fast pagnieen , Halbbataillone , Bataillone) , und es gilt schon ungeschmälerten Besißstand erhalten , nicht etwa , weil es als ein Resultat von besonderem Werth , wenn die präs von lebendiger Ueberzeugung getragen wurde, sondern weil cise Feuerfolge der Abtheilungen durch genaue Abnahme das mechanische Gesez des Beharrens , der Gewöhnung des Commandos von Seiten ihrer Führer gelungen´ift. ihm Dauer gab. Die öffentliche Meinung im Heere ist Das ganze Detail der alten lineartaktischen Formen reiht sich ziemlich klar darüber , daß die übliche Weise , außer sich daran mit einem mehr als reichen Verbrauch von Zeit dem , was sie etwa als Schule des Gehorsams leistet, und Kräften. Frontmärsche im Bataillon und in langen faum irgend einen ernsten Zweck erfülle , am wenigsten Linien mehrerer Bataillone, unterbrochen durch wechselndes aber als das , was sie doch sein soll , als eine Vorschule Vor- und Zurückwerfen von Plänklerschwärmen und durch des Gefechts gelten könne. Richt minder hat man von zeitweilige Abgabe eines massenhaften Linienfeuers , weit oben her fast überall mit sicherem Blick die neuen Wege ausholende Frontänderungen unter Anwendung der offenen erkannt und bezeichnet , in welche das Uebungswesen aus Colonne, kunstvolle Marschschwenkungen ganzer Bataillone dem breiten Geleiſe des Gewöhnten hinüber geleitet werden in Linie , Ab- und Aufmärsche aller Art, Defiléenpaffiren müsse. Aber die Praxis ist dennoch nach Charakter und von Linie zu Linie, zugweiſes Durchziehen der entwickelten Leistung im Ganzen fast unverändert die gleiche geblieben. Treffen und verwandte Ausführungen werden mit einem Eigentlich nur in der ersten Recrutenschule zeigen sich Ernste behandelt , als ob sie gerade es wären , denen in die Anfänge einer charakteristischen Umwandlung. Die der Gefechtsführung eine hervortretende Rolle zufällt. Die Uebungsthätigkeit ist da gedrängter geworden, schärfer und Colonnenübungen beziehen sich nicht etwa vorzugsweise auf darum rascher auf's Ziel losgehend , freier in ihrer Be die Colonnenmasse , die, wie viel seltener auch ihre tak wegung und dadurch reicher an innerer Rührigkeit. Wer tische Anwendung künftig sein mag , doch immer eine Ge vor 20 bis 30 Jahren Recruten drillte , weiß die Unter Gefechtsform von entscheidendem Werthe bleiben wird ; schiede zu würdigen. Indeß man damals noch nach Wochen sondern es liegt der geschärfte Accent auf den Uebungen sich mit Lehrschritt, zerlegtem Tempogriff und verwandten in der offenen Marschcolonne, deren Leistung im Wurf Dingen abmühte, schreitet jezt die erste Einübung schneller manöver und in der Kunst des Defilirens ihren Gipfel

723 . punkt ſucht. Selbst für Maſſenbildung und Carréen tritt der Geist des reglementären Formenthums mit überwiegen dem Anspruch auf, und gerade hier auch ist es , wo die Menge von Ausführungsdetail zusammen mit der Reich haltigkeit an verschiedenen Formen für den gleichen Zweck (5, 6 und mehr Arten von Carréen) in einer Weise ver wirrend einwirkt , daß damit zulegt alle die Stetigkeit aufhört, von der die sichere Handhabung taktischer Formen wesentlich mitbedingt ist. Schon diese Anführungen mögen genügen, um die vor= herrschende Richtung zu bezeichnen , die im Betrieb des fenigen Uebungszweiges sich ausspricht , auf welchen fast alle Uebungsthätigkeit zusammengedrängt ist. Es ist natür lich , daß die anderen Uebungszweige die Folge davon zu Der Betrieb des Feldienstes ist dürftig, tragen haben. das Plänkeln auf dem Terrain selten und ohne methodische Schule. *) Desto bevorzugter sind die Plänkelübungen auf dem Exercirplaß, wo der Soldat allerdings ganz vor trefflich alle Detailkünfte des Paradeplänkelns , für das ernste Plänklergefecht aber schlechthin nichts oder nur Falsches lernen kann. So zieht sich das gleiche Grundgebrechen fast durch Aller Nachdruck liegt auf den ganzen Uebungsbetrieb. der äußeren Erscheinung , die doch nur da von Werth ist, wo sie die richtig erzogene innere Thätigkeit ausdrückt. Denn so gewiß es ist, daß der wahrhaft ausgebildete Soldat auch gut defiliren wird , so viel gewiffer ist es, daß ein Rückschluß von gutem Defiliren auf eine erfolg= reiche Ausbildung nie zugelassen werden darf. Eben diese aber , die vom Ucbungszwecke geforderte Erziehung von Mann und Trupp zur Gefechtstüchtigkeit kann bei solchem Die ernſte Nebungsbetrieb nimmer zum Ziele kommen. Gefechtslage findet gar keine oder ein falsches Vorbild auf dem Uebungsplaß. Das Einerlei des Formenthums, das jede eigentliche Steigerung, jeden grundsäßlichen Fortschritt von Schule zu Schule ausschließt, erzeugt Ermüdung und Unluft , von der jede Störung , jeder Regentag 2. zulegt willkommen geheißen wird . Die Uebung wird zu einer nur mehr körperlichen Arbeit , welche die inneren Kräfte ohne Thätigkeit läßt. Die Chargen erleiden Einbuße an ihrer Leistungsfähigkeit , weil ihnen das eigene Wirken fehlt, das sie zur Selbstständigkeit erziehen könnte. Am meisten aber wird die Charge in ihrer Geltung herabge drückt , von deren Tüchtigkeit zu allen Zeiten so unendlich viel abhing, und deren takitsch eingreifende Bedeutung in künftigen Kämpfen so viel schärfer noch hervortreten wird, Com der des die pagnie zählt nicht als ein Körper , dem eine selbstständige Bewegung zugestanden werden könne. Die alte Weise, die im Uebungsplan zum Befehl wird , regelt die Uebungen dem und in allem Detail nach Art, Wegfall der Selbstständigkeit aber schwindet auch das freu

dige und erfolgreiche Wirken und zuletzt selbst das Gefühl

*) Den Kameraden , welchen die Methodik der Plänklerschule am Herzen liegt, fei bier die 1848 erschienene vortreffliche Schrift des Grafen von Waldersee " Die Methode zur kriegsgemäßen Ausbildung der Infanterie für das zerstreute Gefect" auf's Neue empfohlen. A. d. V.

724 der Verantwortlichkeit, denn Selbſiſtändigkeit und Verant= wortlichkeit sind einmal Begriffe , die sich nicht trennen lassen. Das Bild , von dem ich einzelne Züge hier gab , ist trübe , aber ich glaube , daß es treu ist. Die eigene Er fahrung wird es jedem leicht machen, die fehlenden Züge nachzutragen. Der Kampf zwischen Streben und Gewöh nung ist ein alter, und die Militärliteratur ist seit Jabr zehnten Zeuge und Ausdruck davon. Es thut Noth, daß er zur Entscheidung komme, jest mehr als je, da die Ent wickelung der Heeresverhältnisse den Gegensaß des über= lieferten Uebungswesens zum Bedürfniß einer in taktischem Sinne geleiteten Waffenschule zur vollsten Schärfe heraus gebildet hat. Auch die Disciplin fordert die endliche Lö fung. Lob und Tadel haben nachgerade einen großen Theil ihres Werthes verloren , und manches Urtheil über die Waffenleistung eines Trupps mag an jenen Mann von Distinction erinnern, der von einem botanischen Gar= ten , den er besichtigt , als ganz besonders rühmenswerth hervorhob , daß die Wege säuberlich überkieset , die Ge= wächse fein nach geraden Linien gepflanzt und aufgestellt waren , und daß die Gewächsfübel aller Art genau den vorgeschriebenen Farbanstrich trugen. (Fortseßang folgt. )

Literatur . Der Felddienst der leichten Infanterie nach ihrer neuen Bewaffnung. Von S. v. Förster, Königl. Preuß. Hauptmann im 4. Jägerbataillon. Mit 57 lithographirten Zeichnungen und 5 Plänen auf 19 Tafeln . gr. 8. Berlin, 1854. Verlag von C. Grobe. (V u . 212 S. ) 1 Thlr. Der Verf. des unter diesem Titel erschienenen Werkes, bereits bekannt durch eine sehr gelungene Abhandlung über die Organisation von sogenannten Pionnirsectionen bei den Infanterieregimentern, hat in demselben Manches zu= sammengestellt, was man sonst in Schriften über den Feld= dienst der Jufanterie nicht findet , was aber in mehr oder weniger verwandtschaftlichem Verhältnisse mit ihm steht. Sollen wir unser Urtheil über das Gesammtwerk abgeben, so kann es nur günstig ausfallen, namentlich bezüglich des weiten Abschnitts , der die Ueberschrift führt : Der Dienst im Felde. Die erste Abtheilung „Friedensübungen als Vorberei= tung für den Dienst im Felde" fordert zu einigen Be merkungen auf, mit denen wir im Intereffe des Verf. und aus Rücksicht für die Wichtigkeit seiner Arbeit nicht hin term Berg halten wollen. Zunächst scheint uns dieser erste Abschnitt , der vom Tiraillement in der Compagnie und dem Bataillon , von der Auswahl der Lente zum Schüßendienst und Ausbil dung der einzelnen Schüßen und militärisch - gymnaſtiſchen Künsten handelt, zu reglementär gehalten , was nur dann von Werth werden kann , wenn das Buch so glücklich sein follte , zu einer Dienstvorschrift erhoben zu werden.

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Der vorherrschende Gedanke in der Einleitung ist die wegen , von ängstlicher Richtung , Stellung , Haltung des Nothwendigkeit einer mindestens dreijährigen Dienstzeit, Gewehrs , abgemessener Bewegung und dergl. mehr , darf Fordert man von ihm bei ihm nicht die Rede sein." um die männliche Jugend Preußens zu Soldaten und in den militärischen Tugenden zu erziehen. Es ist weiter Selbstvertrauen und Beurtheilungsvermögen, so muß man dargethan , daß eine verkürzte Dienstzeit Schwierigkeiten ihm auch gleich vornherein die Gelegenheit bieten , diese und Gefahren herbeiführe , die durch hervorragende Ta Seelenthätigkeiten ausbilden zu können. Nimmermehr kann lente an der Spige nicht genügend beseitigt werden könnten. das aber durch eine Abrichtung geschehen, wie sie der Verf. vorschlägt. Für seine Beweisführung, wenn es einer solchen über haupt bedarf , führt der Verf. die militärische Autorität In dem zweiten Capitel sind auch einige physiogno= Pz. an, der in einem seiner Auffäße über Massentaktik mische Beobachtungen von Lavater sc. zusammengestellt, die den fraglichen Gegenstand mit der an ihm gewöhnten wir an dieser Stelle nicht gesucht hätten. Physiognomische Gründlichkeit erschöpft hat. und phrenologische Beobachtungen entbehren zwar keines Das erste Capitel behandelt das Tiraillement auf der wegs der wissenschaftlichen Begründung, jedoch stehen diese Ebene. Die vielen ganz praktischen Erörterungen verlieren Lehren noch auf der Stufe ihrer Kindheit. So lange die durch allzubreite Erklärungen. Jeder Offizier wird z. B. desfallsigen Forschungen kein anderes Ergebniß liefern, verstehen , was auf S. 12 von einem aus der Flanke als daß bei ungewöhnlichen und sehr in die Augen feuernden Tirailleur gesagt werden wollte , ohne daß eine fallenden Gebilden die Uebereinstimmung mit den Aeuße= rungen gewiffer geistiger Kräfte nachgewiesen werden kann, weitere Erklärung des Begriffs : „nach innen treten", hin zugefügt worden wäre. Derartige öfters vorkommende so lange werden auch jene Lehren ohne Bedeutung für militärische Zwecke bleiben und sind einmal ganz bestimmte, Wiederholungen bei Wort- und Sacherklärungen können aber nicht als eine übertriebene Galanterie gegen das Denk wissenschaftlich begründete Merkmale zum Erkennen geistiger Eigenschaften gewonnen, dann werden auch die kurzen An vermögen des Lesers aufgenommen werden. Der Grundsaß , daß das Tiraillement auf der Ebene deutungen unseres Buches nicht mehr genügen . Vor der eben so wie der Parademarsch , der nach des Verf. Mei Hand betrachten wir sie, obgleich interessant, als ein über nung die Dreffur, den Appell , die Disciplin und die flüssiges Beiwerk in einer Abhandlung über den Felddienst Ordnung der Truppe darthue" , als Basis für die ab der leichten Infanterie. In Bezug auf den Anſchlag aus freier Hand ſagt der weichenden Regeln des eigentlichen (?) Krieges gelten solle, darf mit Recht beanstandet werden. Mag man den Parade Verf. unter anderem auf S. 30 : „ Der linke Ellenbogen marsch immerhin als eins der Merkmale der Dressur und ist mäßig nach unten gekrümmt , weil der Arm dadurch Disciplin betrachten , als ein Maßstab zur Beurtheilung eine größere Hebelkraft bekommt und dem Gewehre länger vollendeter Disciplin'kann er nicht angesehen werden ; wird und besser als Stüßpunkt dienen kann. " Wir bitten den er als etwas anderes , als eine Probe erlangter Exercir Verf., einmal einen Versuch damit anzustellen, dem linken fertigkeit , als Schluß fertiger taktischer Bildung , wird er Arm selbst durch Aufsehen des Ellenbogens in die Seite im Gegentheil als Zweck betrachtet und getrieben, so prägt einen Stüßpunkt zu verschaffen und alsdann die Ruhe man einer Truppe eine Einseitigkeit ein , an welcher die beim Visiren mit derjenigen zu vergleichen , die der An erste feindliche Kugel eine unerbittliche Nache übt. Aber schlagende auf die übliche und auch von dem Verf. vor= vollends eine Anwendung desselben Grundsaßes , dem der geschlagene Weise gewinnt ; vielleicht wird er alsdann einer Parademarsch als Zweck das Leben verdankt, auf das Lage des linken Arms den Vorzug geben , die , hier und Liraillement --- wenn auch nur auf dem Exercirplaye da angewandt , zu sehr günstigen Resultaten führte. erscheint doch wahrlich als eine Jronie auf den Charakter Die Abhandlung über das Anschlagen im Sißen 2c. dieser Fechtart, für welche man nicht verlangen sollte, daß drängt uns dieselbe Bemerkung auf, die wir bereits oben die Glieder im Vormarsch zu gleicher Zeit laden, um auch zu machen uns erlaubten. Der Verf. war nämlich in zu gleicher Zeit in die Linie einrücken zu können , oder seinen Erklärungen häufig zu umständlich. Wenn er z . B. daß auf das Signal Marsch ! Marsch ! Alles in gleich sagt : „der Mann kniet mit dem rechten Fuße auf die Erde nieder", so wäre das genügend , und der Zusah : mäßigem Tempo in die neue Position trabt. Jeder für die geschlossene Ordnung nöthige Zwang, „und zwar so fest wie möglich ; der linke vorwärts stehende jede Gleichmäßigkeit der Griffe und Schritte , jede strenge Fuß (?) wird dabei im Kniegelenk gebogen 2c. “ ist selbst Richtung c. muß bei dem Tirailliren aufhören und darf verständlich und daher überflüssig. selbst bei der ersten Unterweisung nicht in Anwendung ge In dem Capitel über gymnastische Künſte finden wir bracht werden ; die in der Schule empfangenen Eindrücke nichts Neues , wohl aber Vieles , was man in anderen haften sonst als Hemmnisse an dem Manne , wenn er die Armeen bereits als unzweckmäßig wieder abgelegt hat. eigentliche Aufgabe der aufgelößten Kampfordnung zu erfüllen Als Vorübungen zur späteren taktiſchen Ausbildung haben berufen wird. Wir gebrauchen die eigenen Worte des wir diese Turnkünfte noch nirgends auffallende Resultate Verf. gegen ihn , indem wir eine Stelle des zweiten Ca herbeiführen sehen. In der Regel gehen sie mit der tak pitels citiren , welche also lautet : „Der einzelne Schüße tischen Ausbildung Hand in Hand und was Hauptsache ist in den meisten Fällen sich selbst überlassen und die für ist , wird dann auch stets als solche mit besonderem Eifer ―― die geschlossene Fechtart vorgeschriebenen Formen können behandelt , die Nebensache und sie ist wohl das Tur= nen mehr oder weniger vernachlässigt worden. Das auf ihn keine Anwendung finden." Auch der von dem Verf. angeführte S. 109 des Exercirreglements schreibt liegt in der Natur der Sache und läßt sich auch rechtfer vor: „Der Schüße muß sich frei und ungezwungen be tigen. Kann man auf geradem Wege zu seinem Ziele

727 7328 gelangen, so wird man die Nebenwege verschmähen. Haupt zweck der gymnaſtiſchen Uebungen ist das Bajonnetiren, Hauptzweck des lezteren die Gewandtheit in einigen Stößen und Paraden. Auf diese den Gesammtdienstbetrieb dieses Zweiges der soldatischen Ausbildung zu reduciren , scheint uns die einzige durch Verhältnisse und Erfahrung gebotene Forderung bezüglich des Bajonnetirens . Auf S. 78 stehen einige Worte über die spanische Marschordnung , welche der Verf. für die anerkannt beste Die Formation ist nämlich die Colonne zu vieren, hält. wobei in der Reihestellung das zweite Glied einen Schritt seitwärts tritt und die geraden Nummern sich auf die rechte Soll diese viergliederige Seite ihrer Vorderleute stellen. Stellung für die beste Marschform ausgegeben werden, so dürfte die Bildung derselben in der Weise , daß man die geraden Rotten beisammen läßt und sie neben die un geraden seßt, vorzuziehen sein, weil dann zuſammengehörige Theile nicht zerriffen werden und weniger Veranlassung zur Unordnung vorliegt. Auf derselben Seite ist der Marschcolonne empfohlen, Tritt zu behalten und der Glaube als ein Vorurtheil be= zeichnet, daß der Soldat dadurch eher ermüde . Wir würden das Tritthalten nur für bereits ermüdete Mannschaft passend finden. So sonderbar das lautet , so sehr ist es doch durch die Erfahrung bestätigt. Das Tritthalten von vornherein führt bald zur Ermüdung und Abspannung, ein zwangloses Marschiren hält der Soldat viel länger aus ; tritt endlich die Ermüdung ein, so muß eine geistige Erregung gegen die Folgen der körperlichen Anstrengung reagiren, was alsdann durch Gesang, Trommel 2c. ge= scheben mag. Auch die Gehübungen unterwirft der Verf. einer Be trachtung; er selbst geht wohl zu weit, wenn er sagt : „Die Arme folgen natürlich herunterhängend , dem Vorschreiten der entgegengesezten Füße." Das hat Mutter Natur ge= lehrt und bedarf daher keiner Vorschrift. In dem ganzen zweiten Abschnitt finden wir keine Ur sache zu Ausstellungen . Vielleicht wäre es angemessener gewesen , alles dasjenige , was in verschiedenen Theilen des Buches über den Bau von Noth- und Feldbrücken, Barrikaden , Hüttenlager , Kochherde , Feldbacköfen, Brust wehren, Laufgräben , Schießscharten 2c. , kurz was in den Dienst der Infanteriepionniere einschlägt, gesagt wurde, in ein Capitel zusammenzufassen . Dieser Kritik folge schließlich das dem Buche gebührende Lob . Fast überall in dem ganzen Werke schreibt eine Feder , der man es alsbald ansicht , daß sie von einem tüchtig unterrichteten, fachlich gebildeten und erfahrenen Manne regiert wurde. Viele gesunde Ansichten , in das allgemein Bekannte ein geflochten , gründliche Behandlung des Stoffes , belehrende Beispiele und fie versinnlichende Pläne besiegeln die Wich tigkeit eines Werkes , dessen Güte und praktische Bedeu tung durch eine zweite Ausgabe wesentlich erhöht werden. könnte. Die zweite Abtheilung handelt von einzelnen Diensten und Bestimmungen im Felde , von dem Vorposten-, Lager und Cantonnementsdienst, von der flüchtigen Vertheidigungs

einrichtung fester Posten und von dem Angriff und der A. Vertheidigung derselben.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. Die bisher in Potsdam erschienene „Preußische Wehr Zeitung" hat mit der am 28. Juni ausgegebenen Nr. 612 zu erscheinen aufgebört und ihre sechsjährige Thätigkeit gefchloffen. Die Redaction macht dieß mit dem Bemerken bekannt , das Blatt gebe eben so ungeheißen , wie es ungerufen gekommen sei. Als Grund des Aufhörens wird angegeben , daß die Hauptaufgabe, welche fich die Wehr-Zeitung“ gestellt : „ das Recht des Soldaten thums auf eine ehrenvolle , nicht nur geduldete , Eristenz zunächſt der Revolution , dann aber allen seinen Feinden gegenüber zu ver fechten" , gelöſet ſei. * Der Obertelegraphift Erbe in Stuttgart hat eine schöne Reliefkarte von einem bedeutenden Theil des württembergischen Landes herausgegeben . Vier Blätter des topographischen Atlaſſes von Württemberg find es, welche auf derselben nach ihrer vertikalen Ausdehnung dargestellt , fogar im grünen Schmuck der Wälder fammt Weg und Steg vor Augen treten , rie Blätter I , XXVI, XLII , XLIV des genannten Atlaſſes. Der Mittelpunkt der Karte ist zwischen Tübingen und Herrenberg, etwa Reußten, die äußerßten Punkte gegen Norden etwa Möhringen , Hirschau , Obereichenbach, gegen Often Plieningen , Mittelstadt , Pfullingen , Erpfingen, gegen Süden Erpfingen , Hohenzollern, Vöhringen , gegen Westen Sulz, Haiterbach, Breitenberg bei Zavelstein. Sonach enthält die Karte die namhafte Zahl der Städte Reutlingen , Tübingen , Rottenburg, Hechingen , Böblingen , Herrenberg , Calw , Nagold , Horb , Sulz, Zavelftein , Wildberg , Haiterbach nebft ihren Umgegenden. Von Flußgebieten enthält fie: das Neckarthal von Sulz bie Mittelstadt, vollständig das Steinlach und Ammerthal , zum größten Theil das Nagold- , Echaz- , Würm- , Starzel- , Eyach-, Aich- und Glattthal. Namentlich diejenigen Flußthäler, welche auf der Karte vollständig dargestellt find , gewähren einen interessanten Anblick, der sich leicht und angenehm einprägt , wie überhaupt die Verschiedenheit der Bodengestalt vortrefflich zur Anschauung gebracht wird. Das Auge sieht hier , ohne wie bei der bloß gezeichneten Karte die Phantasie zu Hülfe nehmen zu müſſen , freilich sehr en miniature deutlich vor fich die fteilen Abfälle der Alb, die tiefen Einschnitte der Schwarz-" waldthäler die fanften Wellen des oberen Gäus , die Urwälder des Schönbuchs. Auffallend ist es uns nur , daß der Verfertiger die Himmelsgegenden umgekehrt hat, so daß der Neckar ftatt von Süd weft nach Nordoft von Nordost nach Südwest fließt und die Alb im Norden erscheint. BN. Unter dem Titel Burmah. Letters and papers written 1853 hat die Familie des verstorbenen Generalmajors 1852 H. Godwin *) (deffen militärische Führung des Birmanenkrieges so oft angegriffen worden) eine Art von Apologie seiner Dienst thätigkeit herausgegeben (London bei Bosworth. 72 S. gr. 8.) . Die Behauptung , daß der General ein 80jähriger halbinvalider Greis gewesen sei, wird in der Brochüre widerlegt : er war 67 Jahre alt, als er sich nach Birma einſchiffte. Der größte Theil der Bro chüre ift von ihm selbst geschrieben und umfaßt eine Reihe von Briefen und Regierungsdepefchen vom 19. Februar 1852 bis zum 15. October 1853. Seine Thaten im ersten Birmanenkriege (1824), wo er sich namentlich durch die Einnahme von Martaban auszeich= nete , war die Hauptveranlassung zu seiner Ernennung im zweiten birmanischen Kriege, dessen Ausgang für ihn weniger glorreich aus fiel, als der des ersten. Für die Geschichte des Birmanenkrieges ist diese Brochüre von bedeutendem Werth, da sie auf authentische Actenſtücke gegründet ist. *) Er starb in Simla , in Ostindien , im October 1853.

Reviziri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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SHE Donnerstag , 1 27. Juli 1854. 80p on de 31mmel Resort Pigni

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien, 14. Juli. Der durch seine Luftfahrten in Wien bekannt gewordene Aeronaut Godard hat eine Er findung gemacht, Luftballons zu militärischen Zwecken im Kriege zu verwenden. Die f. t. öster reichische Regierung acceptirte Godards für zweckmäßig befundene Erfindung und bot dem Erfinder die Mittel zur Ausbildung. Preußen. Berlin, 18. Juli. Die N. Pr. 3tg. " schreibt : Wie wir aus gut unterrichteten Quellen erfahren, sollen in Hinsicht der Veränderungen in der Ausrüstung und Bekleidung der Husarenregimenter nun definitive Bestimmungen ergangen sein. Das neue Gepäck ist vor läufig bet dem Garde , dem 2. , 3. , 6. , 7. , 10. und 11. Regimente eingeführt, die Arbeiten sind in Angriff genommen und dürften sich bald ihrer Vollendung nähern. Was die Bekleidung betrifft , so ist entschieden , daß die Hujarenregimenter auf den mehrfach geäußerten Wunsch derselben die Pelze in Form von Pelzattilas beibehalten ; dieselben sollen eingerichtet sein, daß sie im Winter über die jeßigen Attillas gezogen werden können, dagegen sollen die schwereren Aermelmäntel wegfallen und leichtere Rad= mäntel ohne Aermel , nur mit Aermelloch , welche bis unter's Knie reichen, an deren Stelle treten. Wir können dieser Bestimmung unsere freudige Beistimmung nicht ver sagen , da dieselbe auf's neue beweist , wie unser König und Kriegsherr stets bedacht ist, historischen Erinnerungen Rechnung zu tragen, indem hierdurch die Eigenthümlich keit einer Waffe , welche sich eine ruhmvolle Geschichte im Heere erworben hat , erhalten bleibt. "

Frankreich. Paris, 18. Juli. Nach dem Moniteur ist die Nord armee, welche sich in den vier Lagern bei Boulogne bil det , in folgender Weise organisirt : Erstes Corps , Divi fionsgeneral Graf Schramm; 1. Jnfanteriedivision, General Renault; 1. Brigade, General de Liniers ; 2. Brigade, General Chapuis . 2. Infanteriedivision , General Cour tigis ; 1. Brigade , General de Geraudon ; 2. Brigade,

General d'Erea. Cavaleriedivision , General de Gram mont; 1. Brigade, General 2. J. F. Esterhazy ; 2. Bri gade , General de Forton. Zweites Corps , Divisions general Guesviller ; 1. Infanteriedivision , General de Borrelli ; 1. Brigade , General L. V. de Noue ; 2. Bri gade , General Fririon. 2. Infanteriedivision, General Ladmirault; 1. Brigade , General Ladislas Esterhazy ; 2. Brigade, General de Leyriz . Cavaleriedivision, General Reyau; 1. Brigade, General Genestet de Planhol ; 2. Brt Drittes Corps gade , General Gaudin de Villaine. (Reserve). Divisionsgeneral Carrelet. Infanteriedivision, General Lafontaine. 1. Brigade , General Duchausson; 2. Brigade ,, General Liour. Cavaleriedivifion , General Grand. 1. Brigade, General Armand de Noxe ; 2. Bri gade , General Ney de la Moskowa. Schweden. (8ortfegung des Auszugs aus dem Jahresberichte des Secretärs der Akademie der Kriegswissenschaften zu Stockholm.) Befestigungskunst. Die Arbeiten an den wenigen befestigten Vertheidigungs punkten Schwedens schritten während der vorgenannten Jahre nach Maßgabe der geringen Voranschläge vorwärts, die zu denselben angewiesen waren. Zu Carlsborg vollendete man die bombenfeste Caserne bis zu ihrer Größe. Zu Warholm wurde hauptsächlich an der Ebe nung des inneren Festungsplanes gearbeitet , sowie die westliche Linie der Citadelle aufgeführt , wodurch dieselbe vollendet ist mit Ausnahme der inneren Einrichtung. Auf dem Carlsten, dessen Hauptbefestigung nun beendet und armirt ist, hat zur Bestreichung der südlichen Einfahrt durch niedriges Feuer die Anlage eines Werkes stattge= funden , das aus zwet Vertheidigungsthürmen besteht, von welchen der fleinere vollständig fertig und zum Theil mit 73ölligen Bombenkanonen armirt , und vom größeren der untere Stock aufgeführt und überwölbt, sowie die Ver bindungsmauer zwischen beiden zur Armirung vollendet ist. In den Scheeren bei Carlskrona wurden die Versen = fungen in der größeren der westlichen Einfahrten , dem Djupasund, fortgefeßt, und zwar so weit, daß noch von der dazu bestimmten Steinmasse zu versenken übrig bleibt. Auf Enholmen, außen vor Slitö, auf Gothland, haben

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Befestigungsarbeiten begonnen , um zwei kasemattirte Batte rieen aufzuführen. Die Schleifung der Festung Christian stadt, die Ausfüllung der Wallgräben, sowie die Vollen dung zweier neuen Ausfahrtswege , ist um so viel vorge= schritten , als dieß mittelst der Festungsgefangenen, welche diese Arbeit verrichten , geschehen konnte. (Schluß folgt. )

Aber Eines ist bei den Reglements dennoch gemeinsam, und das ist gerade die Grundbedingung ihres Werthes : die unverändert feste Richtung aller Vorschriften auf das praktiſche Ziel aller Uebungen. Ich wage kein kritisches Urtheil über diese Reglements . Es ist mir mit dem Eindruck genug , den das Lesen gibt, und dieser ist entschieden wohlthuend. Ein frischer, ächter Soldatensinn durchweht sie , und spricht erwärmend und anregend zu dem Leser. Das lähmende Formenthum, das Spiel mit äußeren Dingen , der bevorzugte Nachdruck, welcher so lange auf der bloßen Präcision von nur mehr mechanischen Verrichtungen lag , ――― das Alles ist abge= schüttelt. Das Reglement formt nicht außen an seinem Stoffe herum , sondern es faßt den Kern der Sache. Es will den Soldaten nicht für Paradestücke gedrillt, sondern für seinen ernsten Beruf wahrhaft erzogen wissen. Es gestattet keiner Verirrung ein Recht , wie solche im alten ucbungsbetrieb so reichlich vorliegen , daß am Ende die ganze Uebungsthätigkeit gar wohl dem Arzte verglichen werden kann , der sich im Bekämpfen der Krankheitssymp = tome vergeblich abmüht , statt den Organismus zu heilen, mir dessen Genesung von selbsten sowohl die Krankheits symptome schwinden , als auch die Zeichen der Gesundheit sich einstellen. Was diese Reglements an praktischen Wahrheiten und Lehren bieten , ist nicht alles neu, und kann es nicht sein. Aber mit um so größerer Freude begrüßt man alte Wahr heiten und Grundsäge in einem Reglement, weil man das als Befehl da ausgesprochen findet , dessen Verkennung und Nichtachtung die Praris des Uebungsplaßes in so schlagenden Beispielen täglich nachweist. Der Uebungs plas soll eine Schule der Soldatenerziehung sein , die Das ist Waffenübung eine Vorschule für das Gefecht. der Grundgedanke , der sich durch die ganzen Reglements sichtbar hindurch zieht. Er ist nicht etwa als Grundsay vorangestellt , weil er eben , so vielfach er auch mißachtet werden mag , doch immer als sich von ſelbſt verſtehend gelten muß , und es wird darum auch nur vorübergehend (Destr. Er. - Rglt. Nr. 726) daran erinnert, daß alles dasjenige, was einem friegsgemäßen Verfahren widerspricht , auch schon auf dem Erercirplase sorgfältig vermieden werden muß. “ Aber in dem strengen Festhalten an diesem Grundsaß betreten die neuen Reglements eine Bahn , die sicher ihre Früchte bringen muß , und theilweise schon reichlich gebracht hat. Vor Allem führen ſie praktisch den Beweis, daß allerdings das Reglement die wichtigsten Gefechtslehren geben kann und darum auch geben soll. Es war lange ein bequemer Ge meinplah, daß die Grundsäge und Formen des Gefechts nicht in's Reglement gehörten , sondern in cin taktiſches Wie verderblich das auf die Waffenschule Handbuch wirkte, ist in einzelnen Zügen oben erörtert worden. Die Thatsache vortrefflicher Reglements, welche auf völlig ent= gegengeseßter Grundanschauung beruhen , hat den alten Gemeinpas praktisch) ad absurdum geführt. Eben das Reglement soll ja der Inbegriff der taktischen Lehren ſein, welche das Heer anerkennt , und in denen darum jeder zu Hause sein soll, um überall mit sicherem Griff das Rechte zu thun. Die taktischen Musterschriften , von denen wir reden, haben dem Reglement diesen nothwendigen Stand

Zur Reglementsfrage. (Fortseßung.) Und damit mag es denn vom alten Reglement und vom herkömmlichen Uebungsbetrieb nun wirklich genug sein. Das Thema ist ja ohnehin schon so vielfach erörtert, und die tägliche Erfahrung des Ucbungsplates mahnt lebendig genug daran, was sein und was nicht sein sollte. Freilich , für Alles , was gethan oder unterlassen wird, bleiben zulcht doch immer Personen haftbar. Auch_inner halb der wenigst guten Vorschrift sind gedeihliche Erfolge möglich , wenn nur die Handhabung der Vorschrift in die rechte Hand gelegt ist, und selbst die beste Vorschrift wird da , wo sie ohne lebendiges Verständniß gehandhabt wird, schwerlich irgend nennenswerthe Früchte bringen können. Aber das kann der Vorschrift selbst ihre Bedeutung nicht mindern. Das Reglement soll immerhin der Grund sein, auf dem alles Uebungswesen ruht , und dieses wieder soll fich als die Schule bewähren, in welcher Mann und Trupp zur Gefechtstüchtigkeit erzogen werden. Je fester das Reglement fein Ziel im Auge hat , je kürzer der Weg, den es führt , je frischer und anregender es selbst auftritt, desto sicherer wird der Grund sein , den es dem Uebungs betrieb legt. Ich komme damit auf das zurück , was ich schon im Eingang dieses Aufsages berührte . Preußen und Dester reich haben mit ihren neuen Infanteriereglements einen mächtigen Schritt gethan , um einen Uebungsbetrieb zu schaffen , wie ihn die wahrhaft taktische Erziehung von Mann, Trupp und Führer fordert. Wer diese Uebungs vorschriften mit dem Ernste ansieht, welcher von der Wich tigkeit der Sache geboten ist, der wird anerkennen müssen, daß das wahr ist, was unlängst in diesen Blättern *) ge= fagt wurde, daß die neuen taktischen Reglements für die österreichische und preußische Infanterie Musterwerke find, die nicht sowohl zur Nachahmung , als vielmehr zur An nahme auffordern." In Einem find diese Reglements verschieden . Das preußische Reglement von 1847 erschien in einer Zeit des Friedens ; das Heer hatte seit Jahrzehnten den Krieg nicht gesehen. Die österreichischen Reglements von 1851 entstanden unter dem frischen Eindruck zweier blutigen Kriegsjahre, aus denen das kaiserliche Heer ver jungt und neu gekräftigt hervorgegangen war; die ge= steigerte Spannkraft des militärischen Lebens, wie nur der Krieg sie bringt , vereinigte sich mit einer reichen Fülle von noch neuer Erfahrung , um der Arbeit am Reglement den Erfolg zu sichern. Es ist natürlich , daß diese wesentlich verschiedenen Vorbedingungen der Arbeit auch wesentliche Unterschiede im Arbeitsresultat zur Folge haben mußten. *) Vergleiche den schon im Eingang angezogenen Auffaß in A. d. E. den Nrn. 14 - 19 v. d. 3.

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punkt zurückerworben , und die neue Reglementsgebung, welcher die meisten deutschen Heere entgegensehen , kann darauf weiter bauen. (Schluß folgt.)

selbstständig auftritt, oder wenn er als integrirender Theil eines größeren Armeckörpers zu wirken bestimmt ist." Hiernach soll jede Kriegslage, im Zusammenwirken der einzelnen Theile , als ein Ganzes übersehbar dastehen, jede Waffengattung und Branche genau die Rolle vorge zeichnet finden, welche ihr in der betreffenden Kriegslage zukommt, und jedes leitende Individuum , es mag ein General , ein Generalstabs- , ein Truppen -Offizier oder Unteroffizier sein, wider das abgeschlossen beisammen finden, was ihm bei der Ausführung der Rolle des ganzen Kör= pers insbesondere zu verrichten obliegt." Man sieht , der Verf. verspricht sehr viel , und doch kann man sagen, daß er bis jezt noch mehr geleistet, als er versprochen , und zwar weil er in einigen Punkten sei= nem Versprechen nicht nachgekommen ist und nicht nach kommen konnte. Dieses Paradoron erklärt sich leicht. Man kann eben nicht zweien Herren dienen ; man kann nicht zugleich für Offiziere aller Grade und auch für Unter offiziere schreiben , und eine wissenschaftliche Abhandlung kann nicht wohl ein Nachschlagebuch sein. Wie wir schon bei Anzeige der ersten Lieferung bemerkten , ein Buch der Art ist nur dann von Werth, wenn es den Geist der Dinge erfassen lehrt , welche es zum Gegenstande seiner Betrach = tungen macht. Wollte der Verf. dieser Bedingung ent= sprechen, so mußte er von jenen Rückſichten absehen. Daß er es thun würde , ließ sich schon bei der ersten Lieferung aus der Art erkennen , wie er seinen Stoff behandelte, und es freut uns , nunmehr sagen zu können , daß das Buch im Ganzen das geworden ist , was man hiernach erwarten konnte und überhaupt mit Rücksicht auf den höhe= ren Theil seiner Bestimmung von ihm zu erwarten berech tigt war. Der erste Theil, mit dem wir es vorerst zu thun haben, führt noch den besonderen Titel „ die Organisation und der Geschäftsbetrieb bei einer Armee im Felde, nebst der speciellen Schilderung der Organisation des k. k. österreichischen Heeres nach den neuesten bis zum Schlusse des Jahres 1853 erflossenen Bestimmungen von V. Streffleur, f. f. Ministerialsecretär , vormals t . t . Major und Pro feffor. Mit 10 tabellarischen Tableaus 2c." Der Passus „bei einer Armee" sezt eine allgemein wiſſenſchaftliche Behandlung des Gegenstandes, eine Entwickelung und Be gründung Alles dessen voraus , worin alle Armeen über einkommen sollten. Indessen ist nicht zu verkennen , daß eine solche Behandlungsweise ihre großen Schwierigkeiten hat , die in eben dem Maße wachsen, als die Darstellung in den Details vorschreitet. Das Einleben in eine be stimmte Organisation , die Gewohnheit einer bestimmten Dienstpraris machen es bei dem besten Willen nahezu unmöglich , daß nicht die wissenschaftliche Erörterung eine locale Färbung erhalte , und auch der Leser wird unwill türlich zur besserer Versinnlichung und zur Beurtheilung der Lehren die Bestimmungen des eigenen Dienstes in's Auge fassen. Erwägt man endlich , daß der Verf. vor= zugsweise und fast ausschließlich für das österreichische Heer geschrieben, so mag man es erklärlich finden, daß er nicht, wie jener Titel erwarten läßt, erst die Organisation und den Geschäftsbetrieb überhaupt und dann speciell die Or ganisation des österreichischen Heeres mittheilt , sondern daß er beide Aufgaben gleichzeitig zu erfüllen strebte. Die

Literatur. Die Armee im Felde. Ein Gesammtbild aller Vor schriften über die Organisation, den inneren Dienst betrich, die Verwaltung und die Leitung und Ver wendung des Heeres und der Heerestheile im Kriege ; zusammengestellt und eingerichtet zum Gebrauche für alle Waffengattungen , Branchen und Chargen von V. Streffleur. Mit vielen Beilagen , Tableau's und Zeichnungen . Erster Theil. Die Organisation der Armee im Felde. 8. Wien , 1854. In Com = mission bei J. F. Greß. (466 S.) Die erste Lieferung dieses Buches wurde bereits 1851 Nr. 72, die zweite und dritte 1852 Nr. 126 d . Bl . an= gezeigt. Da manchem unserer Leser die genannten Num mern nicht zur Hand sein mögen , so bemerken wir , daß die WArmee im Felde 2c. " ursprünglich beſtimmt war, die zehnte Abtheilung eines größeren Unternehmens „die Dienst vorschriften sämmtlicher Waffengattungen und Branchen der f. f. österr. Armee 2c." zu bilden. Im Schlußhefte hat der Verfasser indessen diesen Titel kassirt und dafür den oben angeführten gegeben. Hiermit ist jedoch nur der äußere Zusammenhang mit jenem größeren Werke aufge= hoben , da in dem Buche selbst sehr häufig auf die ande ren Abtheilungen hingewiesen wird. Das vorliegende Werk zerfällt in zwei Theile , von denen der erste nunmehr vollständig erschienen ist. Dem in der Vorrede enthaltenen Plane zufolge wollte der Verf. ,,die gesammelten formellen und rationellen Vorschriften und Grundsäße für den Felddienst möglichst kurz und bün dig , und zwar nicht nur für alle Waffengattungen und Branchen , sondern auch für alle Rangstufen und Armee körper vom Zuge bis zum Armeecorps, in ein Nachschlage buch in folgender Ordnung zusammenstellen. Der erste Theil sollte ein Bild „ der Organisation der Armee im Felde" enthalten , " aus welchem jedes einzelne Indi viduum, es mag der Infanterie, Cavalerie oder Artillerie, dem Generalstabe , der Adjutantur, einer Verwaltungs branche 2c. , ferner einem Hauptquartiere, einem Truppen körper oder einer Reſerveanſtalt angehören, den organiſchen Bau jeder einzelnen Armeeabtheilung für sich , und deren Zusammenwirken in größeren Armeekörpern bis zum Corps und ganzen Armeen erkennen kann , um in allen Kriegs lagen über den Dienstbetrieb und den Zusammenhang der einzelnen Theile orientirt zu sein. Im zweiten Theile endlich sollen die Unternehmungen der Armee im Felde" in einer systematischen Reihenfolge von der Vor bereitung zu einem Feldzuge bis zum Friedensschlusse vor geführt, und jede Unternehmung, es mag ein Marsch, eine Cantonirung , ein Lager , Bivouak, Gefecht 2c. sein , für jeden Truppenkörper aus zweifachem Gesichtspunkte ge= schildert werden, nämlich : wenn der betreffende Körper

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Vortheile , welche aus einer solchen Verschmelzung für österreichische Leser hervorgehen, liegen auf der Hand ; aber auch für die Angehörigen anderer Heere wird das Buch eine sehr werthvolle Gabe sein, nicht nur wegen der schon an und für sich und jest doppelt interessanten Schilderung der Organisation eines Heeres , das vielleicht in Kurzem wieder zu einer großartigen Thätigkeit berufen ist und dann eben diese Organisation bezüglich ihrer neuesten Ver änderungen zu erproben Gelegenheit hat , sondern auch und vornehmlich der rationellen Auffassung und Behand= lung halber , bei welcher Vieles zur Sprache kommt, was auch für andere Heere von Beccntung ist , und darunter Manches , was zu den brennenden Fragen gehört. Wie mühsam auch das Geschäft des Sammelns aller speciell auf den österreichischen Dienst sich beziehenden Materialien gewesen ist , so dürfte das Hauptverdienst des Verfassers doch weniger hierin , als in der logischen Zusammenstel lung derselben zu finden sein. Eine so umfassende ` und detaillirte Schilderung , wie sie hier von der Zuſammen= segung der so complicirten Heeresmaschine, von den Func tionen der einzelnen Theile und den Bedingungen eines ersprießlichen Zusammenwirkens derselben gegeben wird, ist unseres Wissens nie vorher versucht worden . Ist es hier auch nur mit Rücksicht auf ein bestimmtes Heer geschehen, so ist doch durch diese specielle Lösung der Aufgabe ein sehr erwünschter Anstoß gegeben und für eine allgemeinere Lösung nicht nur der Weg vorgezeichnet, sondern auch in vielen und wesentlichen Punkten der Ausführung bereits vorgearbeitet , da der Verf. sich mit den der Mehrzahl nach allerdings vortrefflichen Bestimmungen für die Or ganisation und den Dienstbetrieb des österreichischen Heeres nicht überall zufrieden stellt, sondern theils in allgemeine ren Betrachtungen auf die ihm nöthig scheinenden Ver besserungen hinweist, theils durch besondere Vorschläge und Organisationsentwürfe Abhülfe erstrebt. Vor Allem find es die Grundbedingungen einer vernünftigen Heeresorgani= ſation , die er mit Glück und Geschick entwickelt und in ihrer Nothwendigkeit begründet. So verlangt er nament= lich die taktisch -dienſtlich- ökonomische Selbstständigkeit jeder einzelnen Truppenabtheilung ; „ die Armeeabtheilungen sollen fich trennen und wieder vereinigen können und immer wieder ein organisches Ganze bilden, ohne daß der taktiſch- dienst lich-ökonomische Verband innerhalb des neu zusammenge sezten Körpers gestört wird ; alſo gewissermaßen der Mi krokosmus im Makrokosmus. Andere wesentliche Forde rungen sind, daß nach den taktiſchen Einheiten (Bataillon, Batterie 2c.) die Einrichtung und Stärke der Corps- und Armee-Reserveanstalten zu bemessen , und daß die Armee= körper , insbesondere die Verwaltungsabtheilungen schon im Frieden in stabile und mobile zu ſcheiden sein u.ſ w. Nach diesen Richtungen hin bleibt freilich in der Wirklich keit noch Vieles zu wünschen übrig, und einer vollständigen Uebereinstimmung der taktischen und ökonomischen Gliede rung stehen bei allen Heeren noch so manche Vorurtheile entgegen , daß man wohl noch auf lange hin einen prak tischen Erfolg der geistvollen Vorschläge des Verfassers bezweifeln muß . Zu jenen gehört namentlich die dem Regimentsverbande gewöhnlich beigelegte historische Bedeu

tung , obwohl sich mit Leichtigkeit nachweiſen licße , daß die werthvollen Erinnerungen sich nicht sowohl an das Regiment als Ganzes , sondern noch weit mehr an die einzelnen Bataillone 2c. knüpfen, und daß auf der anderen Seite das Regiment nicht als Marimum in dieser Be= ziehung gelten kann. - Es würde zu weit führen , näher auf die dahin gehörenden Erörterungen des Verfassers einzugehen ; wir begnügen uns mit der Bemerkung daß sie zu den werthvollsten Bestandtheilen des Buches gehören. Das Ganze zerfällt in neun Hauptstücke , deren erstes eine Uebersicht der Organisation einer Armee im Felde gibt. Hierzu gehören das erste, zweite und dritte der dem Werke beigegebenen vortrefflichen Tableaus . Das erste zeigt den Bestand , die Verzweigung und den inneren Zu sammenhang der einzelnen Leitungsbranchen (Operationen, innerer Dienst und Verwaltung) von der Compag nie_auf wärts durch alle Truppenkörper und Reserveanſtalten, sowie den organischen Bau jedes einzelnen dieser Armeekörper, und läßt erkennen , welche verschiedenartigen Organe zu= sammen gehören und zusammen wirken , um aus dem be treffenden Körper ein selbstständiges Ganzes zu bilden. Das zweite zeigt die räumliche Vertheilung der Branchen im wirklichen Kriegsleben und zwar während der normalen Das dritte gibt in detaillirter Operationen einer Armee Uebersicht den Stand an Mannschaften und Pferden und die Erforderniſſe an Geld , Munition, Geſchüßen, Fuhr werken, Pferden und Naturalien der Truppen , des Haupt quartiers und der Reserveanſtalten eines Armeecorps von 40,000 Streitbaren , sowie die während eines Feldzugs Diese Tableaus stets vollzählig zu haltenden Vorräthe. bilden die Grundlage für das Studium der in den nach Für diese folgenden Hauptstücken enthaltenen Details. wurde dieselbe Neihenfolge wie Tabl . 1. bezüglich der ver schiedenen Leitungsbranchen beobachtet. Demgemäß han= delt das zweite Hauptstück von dem inneren Dienste des Generalquartiermeisterstabes ; das dritte von dem Betriebe des inneren Dienstes (Adjutantur) ; das vierte schildert die Organisation und den Dienstbetrieb bei der Artilleriez das fünfte handelt von der Leitung der Cavalerie und von der Pferde- und Fuhrwerks - Ergäuzungsanſtalt ; das sechste von der Geniewaffe, das siebente von dem Pionnier- und Flotillencorps ; das achte von dem Armee- Fuhr- und Pack wesen , und das neunte von der Armeeverwaltung. In eine detaillirtere Beurtheilung einzugehen, dürfte dem Zwecke dieser Blätter entgegenstehen, und wir dispensiren uns um so lieber hiervon , als es nur wenige und dabei nicht_we sentliche Punkte sind , die wir etwa beanstanden möchten. Einer dem Schlußhefte beigefügten Nachricht zufolge wird der Verf. das Erscheinen des neuen Feldreglements für die k. f. österreichische Armee erst abwarten , bevor er zur Herausgabe des zweiten Theils, „ der Unternehmungen der Armee im Felde" , schreitet. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge dürfte jenes Reglement wohl noch lange auf sich warten lassen und es liegt somit der Wunſch nahe, das Erscheinen des zweiten Theiles nicht ferner an jene Bedingung geknüpft zu sehen , was auch gewiß kein Nach theil sein würde , da das Buch dann offenbar an allge= meiner Brauchbarkeit gewinnen müßte.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie.

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< Wien , 17. Juli. Unter die organischen Maßregeln, welche bezüglich der Formation unserer Armee bald nach der Wiederherstellung des durch die letzten revolutionären Ereignisse gestörten Friedens ergriffen wurden , gehörte auch die Auflösung der Grenadierbataillone als ge trennter Corps , und ihre Einreihung in die verschiedenen Linieninfanterieregimenter , aus denen sie gezogen waren. Diese Maßregel wurde jedoch mit der gleichzeitigen Be= stimmung getroffen, daß die so aufgelösten Grenadier bataillone in Kriegszeiten wieder zusammengezogen und, wie früher , abgesonderte Körper bilden sollen. Der Fall dieser Bestimmung ist nun eingetreten, und das Armee obercommando hat die Aufstellung von 36 Grenadierba taillonen angeordnet . Um die so jedem Regiment ent fallenden Grenadiercompagnieen zu ersehen, ist die Reserve zur Armee einberufen worden. Schweden. (Schluß des Auszugs aus dem Jahresberichte des Secretärs der Akademie der Kriegswissenschaften zu Stockholm.) Topographie.

Tak for

Während der zwei leztverflossenen Jahre schritten die topographischen Arbeiten in Schweden auf folgende Art vor. Die Ausdehnung des großen schwedischen Dreiecksnezes wurde in den nördlichen Theilen der Provinz Wermland durch Auswahl von Dreieckspunkten und Winkelbestim mungen aufwärts bis Fryksdalen fortgesezt. Die Schwie rigkeiten verminden sich , je mehr man den unbebauten Gegenden und den Finnmarken näher kommt. Die Wälder sind verschwunden , die Thäler weiter , die Berge höher, selbst bis zu 18,000 (schwed.) Fuß über dem Meeres spiegel Man hofft auf diesem Weg die lange gewünschte Vereinigung mit dem norwegischen Nez bei Kongsvinger zu gewinnen , sowie das Neg längs der Felsenrücken und gegen Dalarne auszudehnen. Meßtischaufnahmen geschahen in Nyköpings-Län und 25 Quadratmeilen in 50 Maßstab wurden auf die Karte gebracht. Verschiedene Offiziere der Armee haben in den Instructionsabtheilungen der betreffenden Jahre Unterricht in diesem Zweige des Geschäftes erhalten.

ſammenſegungen geschahen in Kronbergs- und Malmö Län ; diese wurden vollendet. Die Landschaftskarte über Dalsland ist bis zur Zeich= nung fertig; der Stich der Karte von Bohuslän in zwei Blättern naht seiner Vollendung . Von der Karte der Umgebung von Stockholm im Maßstabe 2000 in neun Blättern , sind nur noch die zwei leßten im Stich zurück. Vom Chef des topographischen Corps wurde der Vor schlag zu einer Telegraphenlinie durch die mittleren und südlichen Theile Schwedens , sowie deren Verbindung Dieselbe soll von Stockholm mit Dänemark aufgestellt. über Upsala nach Enköping , Westerås, Köping gehen, dann daselbst der Eisenbahn nach Svarta folgen , hierauf östlich um Skagern nach Mariestadt , Lidköping , Veners borg längs den Götha- Elf nach Göteborg, sowie dann durch Halland nach Helsingborg und Malmö gehen. Von Venersborg soll über Uddevalla ein Draht nach der nor wegischen Gränze am Wege nach Frederikshall laufen. Mit Ausnahme der Eisenbahnlinie und der Strecke längs der Götha Elf sollen die Leitungen überall der Richtung der Landstraßen folgen . Von dieser Linie ist der Theil nach Upsala bereits vollendet und der Benuzung über geben ; derselbe hat ungefähr 14,000 Rthlr. gekostet. Die ganze Linie soll , den bereits fertigen Theil ausgenommen, nur 200,000 Rthlr. kosten ; hierin sind indessen auch 40,000 Rthlr. für die Linie nach der norwegischen Gränze, sowie ein doppelter Draht von Venersborg nach Helsing borg , ferner 30,000 Rthlr. für die Leitung des Drahtes durch den Sund nach Helsingör inbegriffen . Die jähr lichen Kosten des Telegraphenwesens belaufen sich auf 30,000 Rthlr. Die großen Vortheile, welche diese wunder= baren Verbindungen für das Allgemeine , wie für den Einzelnen haben, entsprechen ganz wohl diesen Kosten und die auf der kurzen Upsala-Linie gemachte Erfahrung bat gezeigt, daß die Telegraphirung sich selbst bezahlt. Ja, es sind sichere Anzeigen vorhanden , daß, wenn der Staat für seine Correspondenzen bezahlen müßte , die Anlage= kosten der großen Linte sich nach einer gewissen Anzahl Jahre bezahlen würden. Die Lappländische Gradmessung ist unter Be= rechnung. In dem legtabgegebenen Bericht ist die Ver=

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bindung derselben mit der großen ruffischen erwähnt , ſo wie, daß dadurch ein Meredianbogen von 25 ° von Jømail (Braila) an der Donau bis nach Hammerfest am Eis meer, vom größten Gewicht für die mathematische Be= stimmung der Figur der Erde, gemessen wurde. Professor Struve, nach dessen Plan die Dreiecksmessung durch Finn land geschieht, hat bei einer Vergleichung zwischen der russischen Messung und den vom Professor Selander mit getheilten Angaben gefunden , daß die bis jezt ange nommene Erdabplattung bedeutend größer , sowie daß der Mittel-Meridiangrad um ganze 10 Toisen länger ist, als die älteren Gradmessungen ergeben . Dieses stimmt auch mit der Vergleichung zwischen den russischen Messungen und den englischen in Ostindien überein. Als man von der bei Uleåborg gemessenen Basis zur der bei Ober Lorneå gemessenen rechnete , blieb der Unterschied zwischen der Rechnung und der Messung nur 2 Zoll , welches die Zuverlässigkeit der Messungen beweist. Bei den südlichen und nördlichen Endpunkten des großen Dreiecksnezes , bei Ismail und bei Hammerfest werden zwei Denksteine zu Ehren J.J. M.M. des Kaisers von Rußland und des Königs von Schweden errichtet , welche die Ausführung dieser großen Arbeit befördert haben.

ganze_Haltung des Reglements folgt der so ausgesproche= nen Grundrichtung. Die Formen der geschlossenen Ordnung sind einfach. Ueberall tritt die Beziehung auf den Ernst der Anwen= dung heraus. Das Reglement kennt keine Bewegung, die für alle Zeit nach elementärer Zergliederung commandirt und vollführt wird (wie z . B. die zergliederte Kehrt= wendung 2c. des alten Reglements) , und es will über haupt keine Zergliederung, als da, wo sie zur ersten Ein Das Einüben der Gewehrgriffe übung durchaus nöthig. mit Vorzählen darf nur bei der Ausbildung des einzelnen Mannes , von jener im Gliede angefangen aber in keiner größeren Abtheilung stattfinden (A. R. Nr. 61 ) . Nur bei der ersten Einübung der Recruten können die Griffe in einzelne Bewegungen zerlegt und nach Zählen geübt wer den; dieß darf jedoch bei geschlossenen Abtheilungen, die Compagnie mit einbegriffen , weder als Gegenstand der Uebung, noch der Prüfung angewandt werden " (Pr. R. S. 10). Der Kunst der Handgriffe, die im alten Uebungs wesen so überwuchernd hervortritt, ist damit eine heilſame Gränze gesezt, zumal auch die Zwischenhalte völlig weg fallen , die sonst dem persönlichen Geschmack so viel Stoff zu fruchtloser Arbeit geben. Sobald die erste Anweisung geschehen, folgen sich die einzelnen Theile jedes Tempos ohne alle Pause (Pr. R. S. 9), so daß das ganze Tempo wie in einem Griffe ausgeführt wird (A. R. Nr. 61 ). Aehnlich ist's mit der Chargirung. Das Reglement kennt nur die Feuerarten , welche das Gefecht gestattet. Salve, Gliederfeuer (in Preußen Carréfeuer) und Einzel feuer (in Preußen Rottenfeuer) erschöpfen das ganze Be reich. Das künstliche Spiel mit wechselndem Feuer der ungeraden und geraden Abtheilungen ist mit noch gar manchem , das anderwärts ſeine Rolle fortspielt, einfach Befinden sich nur einzelne Theile des Bataillons beseitigt. in der Lage , von der Feuerwaffe Gebrauch zu machen, so werden diese auf Anordnung des Bataillonscommandanten

Zur Reglementsfrage. (Schluß. )

Ich hätte diese Aphorismen zur schwebenden Regle mentsfrage mit dem Vorhergehende schließen können, wenn es mich nicht drängte, als Beleg des zulezt Gesagten noch Einiges näher auszuführen. Ich kann es nicht besser, als wenn ich möglichst oft das Reglement selbst reden lasse. Das österreichische Abrichtungsreglement *) enthält gleich schon in der Vorrede goldene Worte über Beruf und Wirk samkeit des Vorgesezten als Erzieher der Soldaten . „Die erste Bedingniß zu einer zweckmäßigen und erfolgreichen Ausbildung des Soldaten besteht darin , daß man ihm eine entsprechende moralische Erziehung und einen wahren Begriff von dem Ehrenstand beibringe , dem er ange= Die unablässige Sorgfalt jedes Vorgefeßten hört. - ― muß dahin gehen, in der Brust des jungen Soldaten Liebe zu seinem Monarchen und seinem Stande, Anhäng = lichkeit an seine Vorgesetzten und Gemeingeist anzuregen.-Jede Mißhandlung , jede Gewaltthätigkeit bei dem Unter richt wird auf das Schärfste untersagt . Ein rauhes Be nehmen ist gemeiniglich ein Beweis eigener Unwissenheit, und vernichtet das Chrgefühl , die Seele des Soldaten. Trägheit , böser Wille, Widerspenstigkeit verdienen Strafe. && ist Strafe beffert, aber Mißhandlung empört." nt egleme von charakteristisch , daß gerade das Abrichtungsr vorne berein das sittliche Moment der Soldatenerziehung berührt. Der Standpunkt ist damit scharf bezeichnet, auf Die welchen das Reglement die Uebungen erheben will. *) Zur Abkürzung sei bei späteren Citaten unter A. R. das Abrichtungsreglement , unter E. R. das Erercirreglement für die f. f. Linten und Gränzinfanterie , unter P. R. das Exercirreglement für die k. preußische Infanterie verstanden. A. d. E.

hierzu befehligt" (E. R. Nr. 726) . Die ausschließende Richtung auf das wahrhaft Prak tische zeigt sich schon gleich in den ersten Vorschriften für Stellung und Marsch. Marsch. Die Glieder sind nicht so dicht Stellung aufgeschlossen, daß der Frontmarsch erschwert wäre. Das Reglement anerkennt, daß der Reihenmarsch ohne Ver längerung unmöglich ist, indeß die alte Uebungsweise Jahr für Jahr vergebens sich abmüht, diese Verlängerung zu bekämpfen. " Die Tete tritt auf Marsch " sogleich im vollen Schritte aus , die anderen Rotten folgen mit ver türztem Schritte , bis sich nach und nach für jede Rotte der nöthige Raum zur Vollführung des vollen Schrittes ergibt ( A. R. Nr. 356), denn der Raum , welchen der Mann zum Marschiren bedarf, ist bedeutend größer, als der, welchen er in der Front einnimmt , und die Abthei= lung verlängert sich darum im Reihenmarsch“ (P. R. S. 91 ) . Das preußische Reglement wendet deßhalb, wo irgend die Wegbreite es gestattet, den Colonnenmarsch an, das öster reichische nöthigenfalls den Marsch in Doppelreihen (du plirten Rotten), auf deren Bildung schon von vorne herein der Gliederabstand angelegt ist. Der volle Ernst, der die Waffenschule sich nur als eine Schule des Gefechts denken kann , zeigt sich in den Vorschriften über Feuergefecht, Bajonnetangriff 2c., Dinge,

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welche das alte Reglement im taktischen Sinne fast ganz lieferten Formen, aber mit bevorzugtem Nachdruck tritt unberührt läßt. Die Salve (Bataillonsfeuer) wird an= die taktische Form auf, welche zumeist der ernsten Gefechts gewendet, wo eine plößlich erschütternde Wirkung hervor taktik gemäß ist, in Preußen die Compagniecolonne ( ¦ Ba= gebracht werden soll (Ë. N. 719) . Das Gliederfeuer dient taillon) , in Defterreich die Divisionscolonne ( Bataillon). zum Uebergang in's Einzelfeuer ( E. R. 720) , und dieses Die Uebungsvorschriften zeigen den vollen Werth dieſer fritt nach den ersten wechselnden Schüffen der Glieder auf Form in der reichen Anwendung, welche sie derselben geben, bloßen Ruf ein (A. K. 451 ) , darf aber gegen Infanterie und die zumal in Oesterreich auf der noch frischen Er nur in den seltenen Fällen angewendet werden, wo der fahrung der lezten Feldzüge beruht, wo man sich vorzugs Feind durch natürliche oder künstliche Hindernisse abge weise oft in dieser Form schlug. Es ist nicht die Ver halten ist , sich so plötzlich zu nähern , daß man genöthigt zettelung der Kräfte , was diese Form kennzeichnet , wie wäre, ihm mit dem Bajonnet entgegenzurücken“ ( E. R. 722). das die Freunde des Alten so gerne sagen , sondern die Eben in dem rechzeitigen Uebergang zum Selbstangriff liegt lebendige Gliederung , die jedem Gliede eine eigene und aber die wahre Stärke der Defensive. Der Vertheidiger dadurch gesteigerte Kraftäußerung zumißt , die Elasticität, sendet dem angreifenden Feind auf 50 Schritt Nähe noch vermöge deren das Bataillon je nach den wechselnden Ver ein verheerendes Feuer (mit Tiefanschlag) zu , und stürzt hältnissen der Bodengestaltung und des Gefechts bald als fich dann mit dem Bajonnet auf ihn (A. N. 477 u . E. R. geschlossenes Ganzes auftritt, bald in einheitlich zuſammen 725 u. 791 ). Selbst gegen Reiterei kann ein solch über wirkende Gruppen über das Terrain sich ausbreitet , und raschendes Vorgehen des Vertheidigers zum Selbstangriff_so_eine Freiheit der Bewegung und des taktischen Han Erfolge haben (E. R. 792) . Immer aber muß das vor delns findet, wie solche die alte Form des immer in ein hergegangene Feuer sichere Wirkung ergeben haben. Diese Ganzes vereinigten Bataillons nie zu geben im Stande hängt ab von dem richtigen Anschlag auf Commando. ist. * ) Es ist nicht möglich , durch einzelne Schlagſtellen Man muß diesen darum sorgfältig üben, „ indem man Ab den praktischen Ernst zu bezeichnen, welcher auch aus den theilungen auf 150-50 Schritte sich gegenüber stellt, Vorschriften für dieſe taktische Form lebendig heraustritt, und zwar auf unebenem Boden, nicht aber in Casernen= und ich müßte ganze Paragraphen anziehen , wenn ich höfen oder auf ebenen Erercirplägen , wo der Soldat die gerade hier Belege geben wollte. Der Grundgedanke ist gefährliche Gewohnheit sich aneignet, auf Commando ohne überall mit Schärfe und Klarheit durchgeführt , und es Rücksicht auf den Standpunkt des Gegners immer nur ist einfach eine Consequenz desselben , wenn das öster wagrecht anzuschlagen und zu feuern " (E. R. 732). reichische Reglement schon von vorne herein die Stellung Der Bajonnetangriff fordert die volle Energie der ent der Compagnie im geschlossenen Bataillon danach bezeich= scheidenden Waffenthat. Jeder Aufenthalt, jede Zögerung net. Der Hauptmann hat immer den Befehl über seine ist verderblich , weil die Kraft davon gelähmt wird. Wer Compagnie; er verläßt nie den ihm zumeffenen Wirkungs mit dem Bafonnet angreift, darf sich nicht auf ein Feuer kreis verliert nie das Ganze aus Hand und Auge , um gefecht einlassen (Pr. R. S. 168 ) . Es wird im Sturm nur Theile seiner eigenen Compagnie (Zug oder Halbzug) marsch vorgegangen , und dann im Laufschritt auf den zu führen. Die Compagnie ist die kleinere Einheit, das Feind gefallen (A. R. 475 ) . „În keinem Falle darf wäh selbstthätige Glied im Organismus des Bataillons , und rend des Vorrückens Halt gemacht werden, um das Feuer sie bleibt es in jeder Lage. des Gegners zn erwiedern , da dieß unfehlbar zum Miß Das Reglement will oft Uebungen in dieser Form, lingen des Angriffs und zu ernsten Unordnungen führen um das Bataillon darin beweglich zu machen und den würde" ( E. R. 784) . Mißlingt der Angriff dennoch , so Abtheilungsführern Gewandtheit und Sicherheit zu geben nehmen die Unterstützungen und die Reserve das Gefecht ( E. R. 668). Die alten Formen der geschlossenen Ord auf, und ohne einen solchen Rückhalt ist darum kein An nung hat das Reglement , wie erwähnt, beibehalten, aber auf ihr richtiges Maß beschränkt. Ueberall tritt Einfach= griff zulässig (E. R. 785-788). Entwickelungen dürfen nie im Bereich des feindlichen Gewehrfeuers geschehen. heit und praktische Bestimmtheit heraus . Das Reglement H Der mit Feuern verbundene Aufmarsch kann darum auch gibt keinen Reichthum von Carréen , sondern nur eine nur ausnahmsweise , z . B. unmittelbar nach Passirung Formation , die in ihrer Stetigkeit die sichere Ausführung eines Defilee's , vorkommen" (C. N. 746). Das Feuer verbürgt, das preußische durch Aufrücken der Abtheilungen. geschieht dann compagnieweise, in welche Abtheilungen auch an Tete und Queue und Ausfüllen der Seiten durch die Colonne gebrochen sein mag ( E. R. 747) . Jede andere Schließende, das österreichische durch Wendung der mittleren. Abtheilungen in Doppelreihen , um so die Seiten des Art von allmäligem Anwachsen der Fenerlinie würde dem Begriff der organischen Gliederung des Bataillons wider Vierecks zu schließen. Die Regeln für das Feuergefecht fireben , ohne welche keine volle taktische Kraftäußerung im Carrée find scharf vorgezeichnet. Das Feuer wird nur möglich ist. in wirksamster Nähe abgegeben (E. R. 767 u . 768 ) . Der Anschlag geht auf die Brust des Pferdes , nicht auf den Das führt unmittelbar auf einen der wichtigsten Diffe Reiter (A. R. 465) . Eine zweite Kugel im Lauf ſteigert renzpunkte zwischen den alten und neuen Reglements . Das alte Reglement kennt , wie schon wiederholt hervor gehoben , nur das Bataillon in Linie oder Masse , und *) Der Auffaß in den Nrn. 14 der A. M.-3. bat den fast das ganze Uebungsbereich erschöpft sich in diesen For= Grundgedanken, welcher den Compagniecolonnen unterliegt, men. Die Compagnie ist ihm ein Theil , nicht aber ein mit einer Schärfe in seinen Consequenzen entwickelt , die Glied des Bataillons. Erft die neuen Reglements geben keinen Zweifel mehr läßt. Ich verzichie darum gerne darauf, A. d. E. der Compagnie Geltung und Werth. Neben den über hier weiter in diese Fragen einzutreten.

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die Feuerwirkung (E. R. 778) . Auch sonst in der ge schlossenen Ordnung liegt aller Nachdruck auf dem Ein fachen und praktisch Anwendbaren. Statt des künstlichen wechselweisen Durchziehens entwickelter Treffen läßt das Reglement das zweite Treffen in Colonne durch die Inter vallen des ersten vorgehen (Pr. R. §. 134) , und ebenso geschieht der Rückzug des ersten durch die Jntervallen des zweiten (Pr. R. §. 137). Wo etwa künstliche Dinge beibehalten blieben , wie 3. B. Marschschwenkungen entwickelter Bataillone 2c., find fie ausdrücklich als Friedensübungen bezeichnet, die man auf dem Erercirplaß etwa vornehmen kann , um die Ge wandtheit der Zugführer und der Mannschaft zu fördern (Pr. R. S. 82) , und so einen mehr gymnastischen , nicht aber einen taktischen Zweck zu erreichen. Spricht sich so schon in den Vorschriften für die Uebungen in geschlossener Ordnung die Richtung auf das unmittelbar Praktische mit vollster Schärfe aus , so gilt das doppelt für die Uebungen , welche ihrer Natur nach ein mehr selbstthätiges Handeln des Mannes fordern . Die österreichischen Reglements geben für die Uebungen im Zielen und Scharfschießen Regeln, deren Werth nicht ernst genug gewürdigt werden kann . Die Plänklerschule ist in den beiderseitigen Reglements mit einer Frische und prak tischen Lebendigkeit behandelt , die alle Fesseln abgestreift hat, womit das alte Formenthum gerade diesen Uebungs zweig so vielfach zuſammenſchnürt. Das preußische Negle ment beschränkt sich mehr auf die obersten Grundsäge, und hat dadurch eine Ergänzung möglich gemacht , wie sie in der oben angezogenen vortrefflichen Schrift des Grafen Walbersee über die Methodik der Plänklerschule vorliegt. Das österreichische Reglement gibt ſelbſt den ganzen Aus bau eines methodischen Betriebs dieser Schule , und schon die Kupfertafeln zeigen, wie streng der praktische Gesichts punkt festgehalten , wie in jeder Anwendung dieser Form der ganze Nachdruck auf das Terrain gelegt ist. Es ist hier vollends unmöglich , in einzelnen Schlagstellen anzu deuten, wie das Reglement von der Ausbildung des Einzel plänklers zu der der Plänklerrotte und so endlich zur Füh rung der Plänklerkette vorschreitet , wie jede Möglichkeit erwogen ist , um der Schule Erfolg zu geben. Der

digung auf dem Terrain durchgearbeitet werden , um die Truppe so endlich zur Brauchbarkeit auf jedem Terrain geschickt zu machen (E. R. 1091—1093 ) . Unterſtüßung und Reserve handeln , wie Terrain und Gefechtsverhält= niffe es fordern ; die Unterstüßung ist in Front mit Rotten abstand von einem Schritt, um auch in ſchwierigem_Ter= rain beweglich zu bleiben (A. R. 930 u . E. R. 914). Doch damit mag es denn auch von diesen Reglements genug sein. Sie können mit Recht als Musterschriften bezeichnet werden, und wer sie mit Ernst ansieht, dem wird es schwer, sich von ihnen zu trennen . Eines bleibt ihm gewiß, die Erinnerung an die endlich auch reglementär anerkannte Grundforderung , daß die Waffenschule eine Vorschule des ernsten Gefechts sein soll, und daß darum alles Dasjenige, was einem kriegsgemäßen Ver halten widerspricht , auch schon auf dem Exercir plaz sorgfältig vermieden werden muß (E. R. 726) . 7.

charakteristische Unterschied zwischen geschlossener und ge= öffneter Ordnung ist scharf bezeichnet. Der Plänkler soll wenig, aber gut feuern (Pr. R. 158). Abstände der Rotten find gar nicht oder nur annäherud bestimmt (Pr. R. S. 63 und A. R. 804) . Die Plänklerübungen auf dem Erer= cirplay ſind auf ihren wahren Werth zurückgeführt ; sie dienen nur dazu , die Truppe elementarisch vorzubilden (E. R. 1087) , und alle eigentlichen Plänkerübungen ge= schehen auf wechselndem Terrain (E. R. 1088 ) . Abstand, Richtung 2c. find durchaus dem Terrain und den Gefechts verhältnissen untergeordnet, und es muß strenge vermieden werden , aus dem Plänkeln ein Ererciren in ge= öffneter Ordnung zu machen" (E. R. 1089) . Mög= lichst oft müssen Abtheilungen gegen einander plänkeln, nicht aber in willkürlichem Manöveriren , sondern so, daß methodisch bestimmte Aufgaben für Angriff und Verthei=

Literatur. Instruction über die Büchse der preußischen Jäger und Schüßen. Fünfte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 24 in den Tert eingedruckten Holzschnitten. kl. 8. Berlin , 1854. Verlag von C. Grobe. (38 S.) Das kleine aber inhaltſchwere Schriftchen befaßt sich , wie in der Einleitung gefagt ist , nur mit denjenigen Gegenständen , deren Kenntniß zum Gebrauch der Büchse und zur Würdigung ihrer Vor züge unumgänglich nöthig ist. Es handelt von der Munition, unumgänglich nöthig Construction, Instandhaltung der Büchse , von den Reparaturen derselben und von dem Schießen mit derselben. Als Anhang führt es auf: die Bereitung des Klauenfetts oder Knochenöls und als Zugabe vier Zeichnungen, die äußere und innere Ansicht des Schloſſes, das Schloßblatt und das Stechschloß darftellend. Die Gegenstände find, mit wenigen Ausnahmen, deutlich, gründ lich und erschöpfend behandelt. Auf Seite 13 hätte wohl hinzugefügt werden können , wie viel Drall die Büchse hat. - Ungern vermißt man außerdem einige Worte über die Verfertigung und Verpackung der Büchsenpatronen. Wenn auch von der richtigen Anſicht ausgegangen wird, daß Vieles praktisch gelehrt werden muß, was dem Schüßen durch die Schrift = sprache unverständlich bleiben würde , so darf doch nicht unberück fichtigt bleiben , daß das Schriftchen seiner ganzen Haltung nach ein Leitfaden für Unterricht ertheilende Vorgeseßte ist und als fol. cher sich zunächst über alle jene Verrichtungen zu verbreiten hat, die dem Jäger jedenfalls geläufiger sein müssen , als z . B. die Berfertigung der Büchsentheile , die Kenntniß ihrer Reparaturen 2c . So wissenswerth auch die betreffenden Ausführungen find, so nöthig ift es auch auf der anderen Seite , die Verrichtungen zu erklären, welche in die Hände der Schüßen gelegt find. Die Verfertigung und Packung der Patronen aber wird ihnen jedenfalls eher anver traut, als die von besonderer technischer Fertigkeit abhängige Fabri cation des Pulvers. Sehr befriedigend ist das Capitel von dem Schießen mit der Büchse , sowie es überhaupt von Werth ist , mancherlei kleine Vor theile bei der Behandlung der Büchse aufgezählt zu ſehen, die man in ähnlichen Abhandlungen nicht findet . Ihre Angabe beweist, daß der Verf. fich mit seinen Stoffen gründlich und praktisch beschäftigt hat , denn nur dadurch konnte auch der Ausdruck so faßlich werden, A. wie er es in der That geworden ist.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagsbandlung. C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offist

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Großherzogthum Hessen.

Bayern .

Darmstadt, 30. Juli. Ein seit einiger Zeit von den Schüßencompagnieen der hiesigen Infanteriebrigade erprobtes System von kleineren Kochgeschirren ist unlängst durch Erlaß Großherzogl . Kriegsministeriums, vorerst für sämmtliche Schüßencompagnieen der Großherzogl . Infanterie definitiv eingeführt worden. Bei diesem Feld fochgeschirrsystem ist der Kochkessel nebst 2 Tiegeln für 8 Mann bemessen , nach dem französischen Systeme mit verhältnißmäßig kleineren Abmessungen eingerichtet , und von etwas leichterem Materiale gefertigt. Statt des Bi dons dient für die nämliche Kochkameradschaft von 8 Mann ein zweiter Keffel , dem Kochkessel ganz gleich , der also im Falle des Bedürfnisses ebenfalls zum Kochen gebraucht werden kann. Beide Kessel find wegen der gleichzeitigen Verwendbarkeit als Wassergefäß mit Ausgußröhren ver sehen. Jeder Kessel faßt genau 16 Schoppen hessisches Maas, so daß also Koch- und Wassergeschirr auf jeden Mann 2 Schoppen ergeben. Der Keffel wiegt im Mittel 2,6 Pfd. , also etwa 1 Pfd. weniger, als der französische Kessel und etwa 0,25 Pfd. mehr als der Bidon. Ein Tiegel wiegt 1,25 Pfd. , oder 0,25 Pfd. weniger als das französische Kafferol. Anstatt auf 15 Mann , wie seither, wird nunmehr auf 16 Mann 1 Beil und 1 Menagefad gerechnet. Die für 16 Mann erforderlichen vier Liegel und der Menagesack, werden ohne Wechsel die 4 Keffel und das Beil mit Wechsel unter 11 Mann zu tragen sein. Die Verpackung auf dem Tornister bleibt unverändert.

München, 26. Juli. Unter den Ersparungsmaß regeln im Militärwesen , welche von der vor einiger Zeit ernannten Ersparungscommission berathen und in Vor schlag gebracht werden , ist auch eine Abänderung der Pensionirungsnormen. Nach den jest geltenden Be= ftimmungen richtet sich die Größe der Pension nach der Charge des in den Pensionsstand Getretenen, ohne Rück sicht darauf, ob er in derselben längere oder kürzere Zeit gedient hat , während nach dem hier in Rede stehenden Vorschlag Pensionsklassen nach Maßgabe des Dienstalters gebildet werden sollen , wodurch allerdings die sehr hohe Ausgabeposition für Penfionen nach und nach etwas herab gedrückt werden könnte. Auch das Besoldungsregu = lativ foll abgeändert werden, und ist erst vor Kur zem auf Befehl des Königs im Kriegsministerium hierfür eine eigene Commission niedergesezt worden.

Oesterreichische Monarchie.

London, 18. Juli. Im geftrigen Unterhause bean= tragte Lord J. Russell eine Geldbewilligung zur Bestrei tung der Ausgaben für das Departement des neuen Staats secretärs für den Krieg. Bei dieser Gelegenheit sezte er in den Hauptzügen die Veränderungen auseinader, welche in den verschiedenen Militärdepartements beabsichtigt werden. Die Regierung habe über zwei Fragen zu einem Entschlusse kommen müssen, darüber näm lich, ob es wünschenwerth sei , in Kriegszeiten das Amt eines Staatssecretars für den Krieg und für die Colonieen in einer Hand vereinigt zu haben , und zweitens , ob es

Wien, 23. Juli. Man spricht hier von der Errich tung von fünf neuen Jägerbataillonen, und es soll in dieser Beziehung schon in der allernächsten Zeit eine allerhöchste Entschließung zu gewärtigen sein. Gewiß ist , daß dieser Plan nicht erst seit heute datirt; wenn wir nicht irren , war er schon im vorigen Jahre der aller höchsten Begutachtung vorgelegt worden , wurde jedoch damals, wahrscheinlich finanzieller Rücksichten wegen, wieder fallen lassen.

Großbritannien. London, 13. Juli. Die neue Uniformirnng der englischen Linien - Infanterieregimenter soll be= schlossen sein. Der rothe Rock mit doppelter Reihe von Knöpfen tritt an die Stelle des Fracks , Epauletten für den gemeinen Mann fallen weg ; Beinkleider blau , statt des Szako eine Art Pikelhaube aus Filz mit Verzierungen aus Neusilber. Bei den Jägern sollen alle Metallstücke der Uniform aus Bronze bestehen , Artillerie und Garde aber die alte Kleidung einstweilen noch beibehalten.

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im Hinblick auf die allgemeine Vertheilung der Staats geschäfte als zweckmäßig erscheine , Veränderungen in den Militärdepartements eintreten zu laſſen, um den Geschäfts gang zu vereinfachen und zu consolidiren. In Bezug auf die erste Frage hege die Regierung die Ansicht , daß eine Vereinigung jener beiden Departemente nicht wünschens werth sei. Die zweite Frage anlangend, stelle sich eine zu große Zersplitterung der verschiedenen Zweige des Heer weſens als Uebelstand dar. In Bezug auf die beabsich tigten Veränderungen bemerkte der Lord , daß das Com missariat (Intendantur) , für welches bisher das Schat amt Sorge zu tragen hatte, hinfort unter der Obhut des Staatssecretäre für den Krieg stehen werde. Ueber die übrigen Neuerungen sprach sich der Redner in ziemlich So viel aber sieht man aus unbestimmter Weise aus . seinen Aeußerungen , daß an eine Leitung des gesammten Heerwesens durch einen Einzigen noch immer nicht zu denken ist. So soll z. B. ein Theil der Miliz unter dem Kriegs minister, ein anderer unter dem Minister des Innern stehen . Die Hauptveränderung , sagte er, werde in der Trennung der Civildepartements von den rein militärischen Zweigen des Heerwesens bestehen. So werde der Oberbefehlshaber des Heeres (Commander in Chief) und der Generalfeld zeugmeister das Stellenbeseßungsrecht für die militärischen, und der Kriegsminister (Secretary of State for War) das für die Civilposten haben. Zum Schluffe beantragte noch Lord Russell die Bewilligung einer Summe von 17,300 Pf. St. Sir J. Pakington ist durch das, was er gehört hat , sehr bitter enttäuscht , und es kommt ihm vor, als wiffe die Regierung selbst noch nicht , was für Functionen der neue Staatssecretär auszuüben babe. S. Herbert suchte die Regierung zu vertheidigen und bemühte sich, darzuthun, daß es nicht angehe , das alte System auf einmal ganz über den Haufen zu werfen. Man müsse eben fein säuberlich und behutsam zu Werke gehen. Die von Lord. J. Ruffell beantragte Geldsumme wird hierauf bewilligt.

Es ließen sich also für die Ablehnung unbestrittener. dieses Verstärkungsmittels bei Rastatt mancherlei haltbare Gründe geltend machen, so lange man die Sache aus dem rein fortificatorischen Gesichtspunkte betrachtete und den Eine Festung strategischen als Nebensache behandelte. nämlich , deren Besaßung nicht stark genug ist, dem Feinde die Erorberung des verschanzten Lagers streitig zu machen, wird ohne ein solches leichter zu vertheidigen sein , als wenn der Feind in dem verschanzten Lager sich festgesezt hat, wodurch er eine Stellung erlangt, die unter Um ständen den Entsag sehr erschweren kann. Solche und ähnliche Gründe mögen wohl die Ablehnung veranlaßt haben. Allein diese Gründe ftüßen sich auf Voraussetzungen verschiedener Art, die wohl eine nähere Beleuchtung ver dienen. Der Kürze halber mögen hier nur die beiden wichtigsten erörtert werden : die Ausdehnung des ver schanzten Lagers und die Stärke der anfänglich verwend baren Vertheidigungskräfte. Jm vorigen Sommer hat man uns an Ort und Stelle versichert , daß das verschanzte Lager bei Rastatt, dem ursprünglichen Antrage gemäß, zur Aufnahme von 80,000 Mann eingerichtet werden solle. Ueber die Anlage und Begränzung desselben sowohl , wie über die projectirte Beschaffenheit der selbstständigen Schußwerke, wurden uns vertrauliche Mittheilungen gemacht , über welche wir , da alle darauf bezüglichen Fragen und Antworten nur im patriotischen und wissenschaftlichen Interesse geschehen, die größte Verschwiegenheit zu beobachten uns zur Pflicht ge= macht haben. Am geeigneten Orte sprachen wir uns darüber aus , daß die große Ausdehnung des Lagers den fortifi= catorischen und strategischen Verhältnissen der Festung Rastatt nicht zu entsprechen scheine, und suchten die Be forgniß zu widerlegen, daß diese Festung ohne verschanztes Lager allen Werth verliere. In dieser Beziehung dürften folglich unsere Ansichten mit den Ansichten der Special commission übereinstimmen. Aber zwischen einem so aus gedehnten verschanzten Lager und dem gänzlichen Wegfall eines derartigen Verstärkungsmittels liegt noch ein weites Feld , und in einer so wichtigen Angelegenheit mag man sich wohl vorsehen , das Kind nicht mit dem Bade auszu schütten. Rücken wir also der Frage etwas näher auf den Leib. Kein deutscher Militär wird so voreilig sein , aus der jezigen Kriegsstellung zwischen den Westmächten und Ruß land - denn die Pforte tritt immer mehr in den Hinter grund ―― folgern zu wollen , daß Dentschland keinen An griff von Frankreich zu gewärtigen habe. Selbst der ge= wiegteste Staatsmann vermag nicht zu beurtheilen , was in den geheimnißvollen Falten des franzöſiſchen Kriegs mantels verborgen liegt , und nur des günstigen Augen blicks harrt , wo längst gehegte Pläne zur Ausführung Festungen werden übrigens nicht für kommen sollen. vorübergebende Kriegszwecke erbaut , ste sollen einen blei benden Werth haben und möglichst viele strategische Zwecke erfüllen . Die strategische Wichtigkeit der Festung Rastatt ist schon aus ihrer geographischen Lage ersichtlich. Sie ist die ein zige Festung auf der über 40 Meilen langen Rheinthal ebene von der Schweizergränze bis an den unteren Main, welche in ihrer ganzen Länge von einer Eiſenbahn durch

Das verschanzte Lager bei Naſtatt

und

SIMTAN CONS

SUBSECO N

das Lager bei Boulogne. Es scheint nunmehr unwiderruflich beschloffen zu sein, daß die wichtige Bundesfestung Rastatt ohne verschanztes Lager bleiben soll . Wenn es sich nur darum handelte, die Anlage desselben bis zum vollständigen Ausbau der Festungen Ulm und Rastatt zu vertagen , so würde das gegen nichts zu erinnern und nur zu beklagen sein , daß man mit Vollendung dieser beiden Hauptstüßpunkte für die Vertheidigungsoperationen in Süddeutſchland so lange gezögert hat. Nach übereinstimmenden Berichten scheint aber die im vorigen Jahre ernannte Specialcommission über das früher beantragte verschanzte Lager bei Rastatt Dadurch ist diese fich abfällig ausgesprochen zu haben. Angelegenheit in eine neue Phaſe getreten und der öffent lichen Besprechung wieder anheim gefallen . Ganz allgemein betrachtet, ist der Nuzen verschanzter Lager bei Festungen , die bei Ausbruch eines Krieges mit dem Nachbarstaat den ersten Stoß auszuhalten haben, kein

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schnitten wird, und einen Kriegsschauplaß darbietet, deffen deſſen Gewinn für den Feind eben so wichtig ist , als seine Be hauptung für uns ; fie liegt dem ausspringenden Winkel gegenüber , welchen die französische Gränze mit Rhein bayern bildet. Von Rastatt aufwärts. wird die westliche Gränze Deutschlands zwar durch den Rhein geſchüßt ; doch wird man sich immer mehr mit dem Gedanken vertraut machen müssen , daß die jährlich zunehmende Dampfschiff fahrt das Üeberschreiten des Rheines sehr erleichtert , und auch der Brückenschlag schneller als sonst zu bewirken ist. Alle frühere Kriegserfahrungen am Rheine sind daher für die Vertheidigungsoperationen nicht mehr maßgebend, und man muß den dortigen Kriegsschauplah jezt mit anderen Augen betrachten. Ist nun Rastatt unzweifelhaft dem ersten Angriffe bloß gestellt, wäre es auch nur, um die Besaßung vollständig zu neutralisiren, so haben wir zwar die Genugthuung, daß die Festung nach allen Seiten vollkommen sturmfrei ist und die Besaßung, auch wenn sie nicht die volle Kriegs stärke hat, sich wochenlang gegen Uebermacht behaupten kann. Damit würde sie aber doch nur einen sehr kleinen Theil ihrer Bestimmung erfüllt haben. Die strategische Wichtigkeit Rastatts beruht hauptsächlich in ihrer vortheil haften Flankenstellung gegen den bei Straßburg über gegangenen und gegen das obere Donau- und Neckarge biet vorrückenden Feind. Eine Flankenstellung erhält ihren Werth aber erst durch die zu ermöglichende Flanken= wirkung , welche man nur zu oft für eine - clektro=

daher einer neuen Prüfung und resp . Berichtigung . Die Aufgabe: mit verhältnißmäßig wenig Truppen sich eine zeitlang auch gegen Uebermacht behaupten zu können, wird zwar auch ferner fortificatorisch gelöst werden müſſen , ist aber nicht mehr die hauptsächlichſte. Schon vor Erfindung der Eisenbahnen und Locomo= tiven ist man in ganz Europa bemüht gewesen , den Festungen durch Vermehrung der ſebstständigen vorliegenden Werke ein sogenanntes offenſives Element beizufügen. Die militärische Benußung der Eisenbahnen muß aber noth wendig dahin führen , daß das Feld der Fortification in dieser Beziehung noch besser kultivirt wird ; denn die Eisen bahnen gewähren den doppelten Vortheil , die Besazung bedrohter Festungen schnell verstärken , starke Besaßungen nicht bedrohter Festungen hingegen anderwärts ver wenden zu können. Heutigen Tags ist wohl die Annahme gerechtfertigt, daß der fünftige Einfluß der Eisenbahnen auf den Gang der großen Operationen nicht mehr bezweifelt wird , auch würde ein solcher Zweifler sich dem Verdachte aussehen, daß er von dem, was die Eisenbahnen hinsichtlich massen hafter Truppentransporte in den lezten fünf Jahren be reits geleistet haben , und was in Frankreich , Rußland, Oesterreich, Preußen und anderen Ländern von den Regie rungen angeordnet worden ist , um diese militärischen Leistungen noch zu vergrößern, gar keine Notiz ge= nommen hätte. Sobald man aber mittelst Dampfkraft auf Eisenbahnen einen Truppenkörper an den Ort seiner Bestimmung in so vielen Stunden befördern kann , als er auf der Landstraße Lagemärsche brauchen würde, ist die Benußung eines so schnellen Bewegungsmittels´zur Beschleunigung der Operationen überall felbstverständ lich, wo man sich dessen überhaupt bedienen kann. Da aber die Eisenbahnen nur verbesserte Kunststraßen sind, die ihren Werth erst durch das Vorhandensein der dazu ge= hörigen und ganz eigenthümlichen Transportmittel erhalten, so folgt daraus , daß diese Transportmittel unter sicheren Schuß gebracht werden müssen , weil man nicht immer vorher wissen kann , wann , in welcher Richtung und zu welchem Zwecke ihre Verwendung nöthig wird. Dieser Fall tritt in sehr augenscheinlicher Weise auf der badischen Rheinthalebene ein , wodurch wir für das verschanzte Lager bei Rastatt einen neuen Bestimmungs grund gewinnen. So lange keine Eisenbahn durch das Kinzigthal nach dem oberen Neckar- und Donauthale führt , müssen bet einem feindlichen Einfalle in Oberbaden die dortigen Eisen bahntransportmittel unter den Schuß der Festung Rastatt gestellt werden, da ihre Abführung in südlicher Richtung wenn auch die badische Oberrheinbahn bis zum Bodensee bereits vollendet sein sollte aus mehrfachen Gründen nicht zulässig erscheint. Dieses an sich sehr kostbare Mate= rial würde zwar bei Mannheim und Heidelberg, oder auch auf der_Bruchsal - Stuttgarter Verbindungsbahn jedenfalls eben ſo ſicher untergebracht sein, dann aber nicht zu Militär transporten von Rastatt ab verwendet werden können, wenn die durch das Murgthal anrückenden Verstärkungen offensive Demonstrationen in südlicher oder vielleicht auch nördlicher Richtung zulässig machen. Handelte es fich hierbei bloß um den Zeitverlust , so wäre es kaum der

magnetische gehalten hat; sie wird daher durch die Truppen maſſe bedingt, die man gegen die bedrohte feindliche Flanke oder Verbindungslinie_taktisch_verwenden kann. Hiermit find wir bis zu dem Standpunkt vorgedrungen , von wel chem sich besser beurtheilen läßt, ob Rastatt eines ver= schanzten Lagers bedarf oder nicht. Die Vertheidigung einer Festung wird nur dann vom besten Erfolge sein , wenn alle einzelne Truppenkörper -insbesondere deren Offiziere die übertragene Rolle gut einstudirt haben. Es würde daher wenig Menschen und Kriegerkenntniß beurkunden, wenn man die Besagung einer Festung wie eine arithmetiſche Größe behandeln und zur Vertheidigung der einzelnen Werke nur proportionell vertheilen wollte. Jedenfalls ist es praktisch-zweckmäßiger, die eigentlichen Vertheidiger der Werke von denjenigen Truppenkörpern zu sondern, welche außerhalb der Festung verwendet werden sollen. Für diese Anordnung spricht noch der Umstand , daß die leßteren voraussichtlich erst nach und nach als Verstärkung eintreffen werden. Da nun Rastatt ein Sammel- und Stüßpunkt für die Streit fräfte in der Rheinebene sein soll, muß man auch auf das gute Unterbringen der allmälig eintreffenden Verstärkungen Bedacht nehmen. Die Festung selbst kann aber ohne Nach theil für die Gesundheitsverhältnisse nicht viel über 10,000 Mann beherbergen. Schon dieß scheint die Anlage eines verschanzten Lagers nothwendig zu machen. Es gibt aber dafür noch triftigere Gründe. Dem gebildeten Offizier kann unmöglich entgangen sein, daß die strategische Wirksamkeit der Festungen durch ihre Verbindung mit Eisenbahnen eine viel ausgedehntere ge= worden ist. Die bisher maßgebend gewesenen Grundsäße für die fortificatorische Anlage einer Gränzfeftung bedürfen

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Rede werth , wenn die dazu erforderlichen Locomotivzüge von entfernteren Stationen abgehen müßten, um in Rastatt Truppen zu einer Fahrt nach Renchen 2c. aufzunehmen. Man muß dabei auch den Fall im Auge haben , daß französische Streifcorps bei Lauterburg über den Rhein gesezt worden sind , um die Eisenbahnverbindung zwiſchen Rastatt und Bruchsal zu unterbrechen. Das Leßtere kann aber nur verhütet werden , wenn von Rastatt ab mobile Colonnen die Eisenbahn befahren und dieselbe gegen feind liche Zerstörungsversuche schüßen , was , so weit die Kräfte reichen, auch in südlicher Richtung zu geschehen haben würde. In Bezug auf den militärischen Schuß dieser wichtigen Eisenbahn scheint es daher nothwendig, Rastatt zu einer Hauptstation einzurichten. Die früher so beschränkten Ansichten über die militä= rische Benuzung der Eisenbahnen haben aber zur Folge gehabt, daß der badische Schienenweg nicht in die Festung Rastatt hinein, sondern außerhalb in wirksamster Kanonen = schußweite an der Ostseite auf einem Damme fortgeführt worden ist, dessen sich der Gegner zu einer gedeckten Stel= lung bedienen kann , die zugleich auch das Murgthal ab= sperrt. Dadurch ist der Bahnhof fern von der Stadt in eine völlig freie Ebene zu liegen gekommen. Ein nach theiligeres Zusammentreffen von Localverhältnissen läßt fich kaum denken ! Diesem schon vielfach gerügten Uebel ftande wäre zwar durch eine Correction der Bahn abzu helfen , wie durch Verlegung des Bahnhofs innerhalb der beiden südöstlichen Forts. Aber der dazu geeignete Raum, welcher gegenwärtig nur von unbedeutenden Häusern be= sest ist, wird in Kriegszeiten wohl zu anderen militärischen Zwecken verwendet werden müssen und dürfte höchstens zur Aufnahme von Maschinengebäuden zu bestimmen sein. Sollen überhaupt die bereits zum Schuß der Eisenbahn im Festungsbereich angelegten Lünetten nicht überflüssig werden , so scheint es am zweckmäßigsten , den Bahnhof an seiner bisherigen Stelle zu lassen, denselben aber durch ein verschanztes Lager einzuschließen. Dieses Lager, welches zugleich die Bestimmung erhalten kann , den Ausgang des Murgthals zu decken , braucht aber nur auf 20,000 Mann berechnet zu sein , und muß mit einer Besaßung von 6-8000 Mann ſo lange Wider stand zu leisten vermögen , bis die Entsastruppen heran rücken, welche sich der Eisenbahn doch wenigstens bis Bruchsal werden bedienen können. Auf solche Weise dürften die Vortheile und Nachtheile eines verschanzten Lagers bei Rastatt dergestalt auszugleichen sein, daß die Vortheile überwiegen . (Schluß folgt.)

Darmstadt unter der Bezeichnung „Zur_Waffenlehre“ gütigst die Details der in den resp. Contingenten einge= führten Feuerwaffen nach folgender Anleitung , so weit dienstliche Nücksichten dem nicht hindernd in den Weg treten, zu übermachen. A. Munition.

Anregung. Bebufs einer Zusammenstellung der verschiedenen, augen blicklich in den europäischen Armeen eingeführten Feuer waffen bittet ein Offizier die Herrn Kameraden aller deut schen und außerdeutschen Truppen, ihm_durch freundliche Vermittelung der Buchhandlung von C. W. Leste in

Kaliber und Gestalt des Geschosses . Gewicht desselben . Gewicht der Pulverladung. Papier. Fahnenblatt. Art des Rollen und Würgens . Stärke. - Höhe. Zündhütchen. ― Zündhütchen. NB. Eine kleine Zeichnung oder ein Exemplar in natura würden doppelt dankbar aufgenommen werden. B. Feuerwaffen. - Infanterie , Reiterei , Artillerie, Pionniere.) Benennung des Gewehres : Lauf. Länge. Eisenstärke, am Pulversack, in der Mitte, an der Mündung. Die Abnahme derselben ist gleich= mäßig (in gerader Linie) oder beschleunigt (in einer Curve). -- Schwanzschraube. Länge. Zahl der Gänge. Nase. Haken. Baskül. Zündstollen , an= geschweißt , angelöthet, oder auf der Schwanzschraube. Zündstift. Ausmessungen desselben. Visir Stand, Art, Befestigung. Korn -- Stoff, Befestigung. Ba= jonnethaft (Bajonnetfeder). Schloß. Form des Schloßbleches. Zahl und Lage der einzelnen Theile. Gegenseitige Befestigung. Besonders bemerkenswerthe Details (Sicherungen 2c.). Schaft. Länge . Eintheilung. Stärkenverhältnisse. Stoff. Dünnung. Länge. Stärke. -Kolben. Länge. Ab= senkung. Backen. Bajonnet. Länge der Klinge. Gestalt und Stellung der Klinge. Verbindung des Bajonnets mit dem Ge= wehr (möglichst detaillirt). Ladestock. Länge. Gestalt. Stoff. Stärke - am Knopfe, in der Mitte , unten. Garnitur. Stoff. Befestigung des Rohres durch Bünde (Zahl und Gestalt) oder durch Schieber. Be= festigung des Abzuges . Plaz der Ladestockfeder. Spezialitäten besonders zu bemerken. Länge des ganzen Gewehres mit und ohne Bajonnet. Gewicht des ganzen Gewehres mit und ohne Bajonnet. Besonders interessante Einzelnheiten dürften vielleicht durch ein flüchtig gezeichnetes Croquis erläutert werden. Der Maßstab der Abmessungen sei der landesübliche, der rheinländische Zoll- oder der franzöſiſche Mêter-Maßstab. Die geehrten Herrn Offiziere und Militärbeamten, welche dieser Anregung geneigtes Gehör werden lassen , sind er= gebenst ersucht, sobald als es ihnen nur möglich , ihre Notizen, sei es über das Ganze , sei es über Einzelnes des Erbetenen , an die Buchhandlung von C. W. Leske ― in Darmstadt auf dem Wege des Buchhandels oder franco durch die Post zu übersenden und zugleich zu

(Glatt.

Gezogen.

bemerken, ob sie die Uebersendung eines Freieremplars gestatten , und unter welcher Adresse sie dieselbe wünschen.

Resigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Donnerstag,

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Allgemeine

№ 92.

Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie.

Wir geben nachstehend das Nähere der neuen Or ganisation der f. f. Feldartillerie (vgl. Nr. 78 u. 80 d. Bl .) . Die f. k. Feldartillerie wird gebildet : 1. Aus der General Direction. Diese ist mit der Centralleitung beauftragt , und zerfällt in 6 Abthei lungen , von welcher je drei Einem Sectionschef unter stehen. Die 1. Abtheilung versieht die organischen Ange legenheiten , Personalien , Pferdewesen und allgemeinen Dienst ; die II . das Wissenschaftliche, Projecte, Erfindun= gen und Schulwesen ; die III. das Judiciale; die IV. die gesammte Ausrüstung , Gebahrung mit den Artillerievor räthen , Gewehr- und Waffenwesen ; die V. Pulver- und Salpeterwesen; die VI. die ökonomisch = politischen An gelegenheiten ; als Hülfsämter bestehen das Expedit und die Registratur. Die Generaldirection ist als technisch administrative Artilleriebehörde dem Armeecommando unter geordnet. Zur Pflege und Vervollkommnung des Artilleriewesens und der Wissenschaften ist: II. Das Artillerie - Comité zusammengesetzt. Die ses besteht aus 1 General als Präses , 1 Obersten ad latus , 3 Stabsofficieren , 5 Hauptleuten und 10 Subal ternoffieieren, dann Unterofficieren und Gemeinen. Dieses Comité hat alle auf die Waffe bezugnehmenden Erfahrun gen , Versuche , Verbesserungen 2c. 2c. zu verfolgen, alle Instructionen , Lehrbücher , Vorschriften 2c. zu entwerfen, und enthält das Archiv , die Bibliothek , Modellensamm lung, das chemische Laboratorium, die Lithographie. Das Comité ist an die Seite der Direction gestellt, dieser aber im Dienstgange untergeordnet ; alle wichtigeren Anträge desselben werden im Original an die Militärcentralkanzlet geleitet. III. Feld- Artillerie- Directionen bestehen bei der 1., 2. und 3. Armee mit dem Size im Armeehauptquar tiere. Diesen unterstehen alle Artilleriebehörden, Truppen und Etablissements im Bereiche der ihnen untergeordneten Brigaden , so wie den leztern die sämmtliche ſtabile und mobile Artillerie ihres Bezirkes . Bei der 4. Armee wer= den die Funktionen dieser Direction von dem Brigade

commando in Lemberg versehen. Außerdem bestehen Ar tilleriebrigadecommanden in Prag, Lemberg , Wien , Graz, Pesth, Verona und Triest. IV. Artillerie - Stab. Hiezu gehören alle Generale, dann jene Stabs- und Oberoffiziere , welche theils auf sistemifirten Posten , theils aus besonderen Dienstanlässen außerhalb der Artillerietruppe angestellt sind. Der Stab zählt im Frieden : den Generaldirector, die Felddirectoren den Präses des Comité, die Sectionschefs und Brigadiere, den Arsenaldirector , den Festungsdirector in Mainz ; im Ganzen 16 Generale; 1 Oberst ad latus beim Comité, 1 Oberst als Generaldirections adjutant , 6 Oberstlieute= nante (hievon 3 bei der Generaldirection und 3 beim Comité), 1 Major als Artillerieausrüstungsdirector in Ulm, 1 Majorauditor, dann 3 Feldartilleriedirectionsad jutanten , 9 Hauptleute bei der Generaldirection , 5 bet dem Comité , 7 Brigade , und 2 sonstige Adjutanten , 5 Subalternofficiere bei der Direction , 10 beim Comité, 3 bei den Feldartilleriedirectionen , dann 124 Mann vom Feuerwerker ab. V. Feld - Artillerie - Truppen. Diese formiren : 12 Feld , 1 Küsten- und 1 Raketeurregiment. Jedes Feldregiment hat im Frieden : 1 Regimentsstab, 1 Urlau= berevidenthaltung, 4 sechspfünd. Fuß-, 4 Cavalerie-, 3 zwölfpfünd. Fußbatterien zu 8 Geschüßen und 3 Compag nien. Im Kriege : 1 Regimentsstab, 1 Urlauberevident haltung , 1 Procentoabtheilung , 4 sechspfünd. Fuß-, 6 Cavalerie-, 3 zwölfpfünd. Fuß- und 1 lange Haubiz batterie zu 8 Geschüßen, dann jedes der Regimenter Nr. 2, 9 und 10 fünf und ein jedes der übrigen 9 Regimenter vier Comp. Im Frieden hat jedes Regiment 2010 Köpfe, 365 Pferde ; im Kriege die Regimenter : 1., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 11. und 12. jedes 3898 Köpfe, 2281 Pferde, jene Nr. 2., 9. und 10. jedes 4124 Köpfe, 2281 Pferde. Das Küstenregiment besteht im Frieden aus dem Stabe , der Urlauberevidenthaltung und 3 Bataillons à 4 Compagnien, im Kriege hat jedes Bataillon 5 Com= pagnien. Die Stärke ist im Frieden 1859, im Kriege 3441 Köpfe. Das Raketeurregiment formirt im Frieden : 1 Regimentsstab, 1 Urlauberevidenthaltung, 18 Batterien zu 8 Wurstfahrzeugen und 2 Compagnien , im Kriege : 20

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755 Batterien zu 8 Wurstfahrzeugen und 3 Compagnien. Der Friedensstand ist 2108 Köpfe und 484 Pferde, der Kriegs stand 3865 Köpfe und 2466 Pferde. Die Stabsorte der Regimenter sind folgende : Feldregimenter : Nr. 1 Prag, 2 Olmüz , 3 Graz , 4 Lemberg , 5 Mantua , 6 und 7 Verona , 8 Mantua, 9 Wien, 10 und 11 Pesth -Ofen, 12 Hermannstadt. Raketeurregiment : Wienerneustadt. Küstenregiment in Triest, mit den 3 Bataillons zu Triest, Benedig und Zara. frankreich.

Aus Bern vom 7. Juli wird dem „ Moniteur" gemel det : Der Chef des Kriegsdepartements , Hr. Ochsenbein, hat dem französischen Gesandten in Bern einen schweizeri schen Jägercarabiner nach dem neuesten Muster , für den Marschall Vaillant übergeben lassen. Paris , 29. Juli. Auch der Feuerwerkerschule zu Mez ist es jest gelungen , mit Congreve'schen Raketen von 9 Centimeter Durchmesser und 1 Meter 10 Centimeter Länge (3 Zoll dick und etwas über 3 Fuß lang) auf 5600 Meter, d. h. fast anderthalb Stunden weit zu feuern, wobei das mörderische Geschoß fast 5 Fuß tief in den Boden eindrang. Die mittlere Abweichung vom Zielpunkt betrug nicht mehr als 75 Meter (etwa 250 Fuß). Man glaubt es mit stärkeren Raketen bis auf zwei Stunden weit zu bringen.

Spanien. *Die amtliche Revista militar" veröffentlicht folgende Angaben über den Bestand der spanischen Kriegs flotte. Dieselbe enthielt im Mai 1854 : a) im activen Dienst: 1 Segellinienschiff, 14 Fregatten (worunter 6 Dampfer), 7 Corvetten (worunter 1 Dampfer), 14 Briggs (worunter 4 Dampfer) , 3 Briggsgoeletten , 4 Briggs barken , 17 kleine Dampfer und noch 65 kleinere Segel schiffe ; b) im passiven Dienst : 1 Segellinienschiff, 1 Segel fregatte , 3 Briggs , 2 Briggsgoeletten und 4 kleinere Segelschiffe. In Bau oder Ausrüstung befanden sich : 2 Segellinienschiffe, 1 Segel- und 4 Dampffregatten, 5 Corvetten (4 Dampfer), 1 Segelbrigg und 4 kleinere Dampfer. Außerdem befinden sich im activen Dienst noch 240 kleine Fahrzeuge, so daß die Gesammtsumme der mehr oder minder disponiblen Schiffe sich anf 393 stellt, welche mit 1231 Kanonen und 258 Steinstücken (Pedreros) versehen sind. Die Dampfer haben im Ganzen 9972 Pferdekraft.

Das verschanzte Lager bei Rastatt

und

das Lager bei Boulogne. (Schluß. ) Zu der Zeit, als der gänzliche Wegfall des Rastatter Lagers commissarisch beschlossen worden sein mag, war

von der Errichtung eines französischen Standlagers an der Nordseeküste von Boulogne noch gar nicht die Rede. Seit= dem hat diese politisch strategische Fata morgana unseren norddeutschen Strategen viel zu denken gegeben , und der deutsche Michel , welcher zwar ein merkwürdiges Gedächt= niß für die früher empfangenen französischen Rippenstöße und Fußtritte hat , der eigenen Kraft sich aber gar nicht bewußt werden will , oder, wenn er einmal im „freiheits kriegerischen" Uebermuth von den eigenen Heldenthaten spricht , den Mund gleich so voll nimmt , daß man ihn fragen möchte : warum er damals die Franzosen (wie Mancher heute die Ruffen !) nicht gleich mit Haut und Haar verspeißt habe blickt mit ängstlicher Besorgniß nach jenem Gestade, von woher der weiland große Napo leon vor einem halben Jahrhundert in Eilmärschen an gezogen kam, nach Verlauf weniger Monate die ganze südliche Hälfte Deutschlands , einschließlich Oesterreichs, besiegt zu seinen Füßen liegen, und im nächsten Jahre die nördliche Hälfte diesem demüthigenden Beispiele folgen sah, obgleich die Russen Oesterreichs und Preußens Ver bündete waren, aber freilich immer zu spät kamen. Es würde weder an der Zeit noch am Orte sein, auf die Ursachen jener betrübenden Ereignisse hier näher ein zugehen. Wir begnügen uns daher mit der summarischen Bemerkung , daß jenes siegreiche Heer , durch vorausge= gangene zwölfjährige fast ununterbrochene Kämpfe mit allen europäischen Heeren, zu einer musterhaften Lüchtig feit gelangt war , die alle seine Gegner in den Genitiv stellte, und von dem größten Feldherrn des Jahrhunderts, welcher in seiner Person zugleich die höchste politische Ge= walt vereinigte, mit seltener Kunstfertigkeit gehandhabt und verwendet wurde. Kurzsichtigkeit und Uebercilung des österreichischen , wie später des preußischen Feldherrnz Verspätigung und Schwäche der russischen Hülfstruppen ; Eifersüchteleien der verbündeten Heerführer und politische Verblendungen verschiedener Art führten eine Niederlage nach der anderen herbei , bis endlich Napoleon über alle seine Gegner triumphirte und sich zum thatsächlichen Be= herrscher Deutschlands machte. Ein vergleichender Blick auf die gegenwärtigen Ver= hältnisse muß selbst dem bescheidensten Deutschen die Ueberzeugung beibringen , daß eine Wiederholung jener französischen Siegeszüge geradezu unmög= lich geworden ist. Frankreich und Deutschland scheinen. vielmehr die Rollen gewechselt zu haben, und wenn Erste= res noch einen Vorzug hat, so ist es der des einheitlichen Willens in der obersten Leitung. Dieser Vorzug begün= ftigt zwar überaschende Unternehmungen im großen Styl, fichert aber weder den Nachdruck, noch kann er Mißgriffe der Unterfeldherrn verhüten, denen die gereifte Erfahrung ihrer glücklichen Vorgänger keineswegs zur Seite steht. Eine Ausführung des Vergleichs liegt nicht in unserer Absicht. Doch wolle man berücksichtigen , daß 1805 der Rhein die nordöstliche , die Etsch die südöstliche Gränze des französischen Kaiserreichs bildete , daß Napoleon 1 . ganz Italien , die Schweiz und die Niederlande thatsäch= lich beherrschte. Bei den heutigen Gränzen Frankreichs würde das Standlager bei Boulogne, wenn auch dort wieder 120,000 Mann vereinigt werden sollten zu einem Kriegszuge nach

757 Deutschland kein glücklich gewählter Anfangspunkt sein, insofern nicht Belgien und Dänemark mit Frankreich fest verbündet sind und auch das Bündniß mit England fort besteht. An dergleichen französischen Sympathien darf aber wohl gezweifelt werden. Der Marsch eines franzö fischen Heeres die belgische Gränze entlang an den Rhein würde alle Vortheile der Ueberraschung entbehren . Der erste feindliche Akt müßte also dir militärische Besehung Belgiens sein , der ohne Zustimmung Englands gar nicht vollzogen werden werden kann. Leistet aber das König reich Belgien ernsten Widerstand und wird es dabei , wie man voraussehen darf, vom Königreich der Niederlande nachdrücklich unterstüßt , dann dürften mehrere Wochen vergehen, bevor dieser Widerstand überwältigt ist. Was der deutsche Bund als Nachbar in dieser Zwischenzeit vor aussichtlich thun werde, übergehen wir hier mit Stillschwei gen. Im Gegentheil mag angenommen werden , daß das belgische Heer geschlagen und entwaffnet , und das ganze viel verzweigte Eisenbahnneß mit seinem Transportmaterial der Benußung des französischen Feldherrn überlassen wor= den sei. Das wäre ohne Zweifel ein glücklicher Anfang für denselben, welcher das französische Invasionsheer schnell bis an den Niederrhein bringen würde. Aber was dann ? Eine Ueberschreitung des Niederrheines ist ungleich schwieriger, als die des Mittelrheines ; auch würden sich jämmtliche Dampfschiffe dort wohl in der Gewalt des Ver theidigers befinden , da er Zeit genug hat, sich ihrer zu bemächtigen. Bevor die Franzosen sich anschicken können, den Rhein zu überschreiten , was ohne vorgängige Erobe rung der Festung Cöln kaum denkbar ist , werden ihnen auf dem rechten Ufer zwischen Wesel und Ehrenbreitstein wenigstens 150,000 Preußen kampfbereit gegenüberstehen . Der französische Feldherr hat daher wenig Aussicht, diese starke strategische Barriere zu durchbrechen und in Nord deutschland vorzubringen, wenn nicht gleichzeitig ein anderes französisches (oder englisches) Heer von Schleswig aus eine fräftige Flankenoperation unternimmt. Aber Lezteres würde bald auf andere 100,000 Preußen stoßen , und da man in neuester Zeit wiederholt die Erfahrung gemacht hat, daß der Schiffstransport von Pferden mit großen Schwierigkeiten und Verlusten verbunden ist , wird das feindliche aus Schleswig vorrückende Heer an Cavalerie und Artillerie verhältnißmäßig so schwach bleiben, daß es sich von der Eider nicht weit wird entfernen dürfen. Wie außerordentlich günstig das norddeutsche Eisen bahnneh verzweigt ist, um jeden Flankenangriff von Schles wig her nachdrücklich abzuweisen, wollen wir nur nebenbei bemerken , auch sonst die Benutzung der Eisenbahnen zu unseren nordwestlichen Vertheidiguungsoperationen nicht weiter in Betracht ziehen. Es leuchtet ein, daß Frankreich unter solchen Umständen zu einer Offensivoperation gegen Norddeutschland wenig= ftens 300,000 Mann verwenden muß , denn es darf Bel gien nicht unbesezt im Rücken lassen , und würde zur Deckung der rechten Flanke an der unteren Mosel eben= falls ein starkes Corps aufzustellen haben. Damit ist aber der Aufwand an operativen Streitkräften noch nicht bestritten. Die geographischen Gränzen lassen sich bekannt lich nicht verkürzen, und wer dieselben in offensiver Absicht irgendwo überschreitet, hat selbstverständlich dafür zu sorgen,

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daß der Gegner auf anderen Punkten nicht etwas Aehn liches thut. Nach unserer Ansicht würde ein Ueberschreiten des Niederrheines ein sehr gewagtes Unternehmen bleiben, so lange nicht das deutsche Beobachtungsheer , welches wahrscheinlich zwischen den Festungen Luremburg, Landau und Mainz aufgestellt sein würde , zum Rückzuge hinter den Rhein genöthigt worden ist. Möglicherweise könnte dasselbe durch Ueberschreitung des Rheines zwischen Straß= burg und Lauterburg zurückmanöverirt werden. Dazu würden aber wohl andere 100,000 Franzosen erforderlich sein. Wir bezweifeln keineswegs, daß Frankreich eine solche Truppenmacht und selbst eine noch stärkere in das Feld zu stellen vermag. Seine Gränzen sind aber damit noch nicht gedeckt, während Deutschlands massenhafte Streit kräfte noch lange nicht in volle Wirksamkeit getreten sind. Das hauptsächlichste Hinderniß für ein offen sives Vorgehen der Franzosen in Norddeutsch land ist in Italien zu suchen. So lange die franzöſiſchen Heeresmaſſen nur die Rhein= linie von Basel bis zur Mündung bedrohen und ihre Hauptstärke im Norden operirt, braucht kein österreichischer Soldat die Hand zu rühren , und es würde hinreichen, ein österreichisches Beobachtungsheer von 60,000 Mann in Vorarlberg aufzustellen. Wenn also Desterreich, dessen Heeresmacht mindestens eben so stark und eben so tüchtig ist , als die französische , den Offensivstoß im nördlichen Deutschland mit einem dergleichen im südlichen Frankreich beantworten wollte, dann würde Frankreichs Spiel um so gewagter sein , weil seine verwundbarsten Theile im Süden liegen. Der erste kriegerische Akt würde darin bestehen , Sar dinien entweder für das deutsche Interesse zu gewinnen, oder zu unterwerfen. Sardiniens Streitmacht kommt der von Belgien ziemlich gleich . Seine Theilnahme an einem Kriege gegen Frankreich könnte für Leßteres sehr nach theilige Folgen haben. Sein Widerstand gegen Dester= reich, ohne eine namhafte Unterstügung Frankreichs , läßt sich aber nach Wochen berechnen, wenn auch die Gebirgs = festungen an der französischen Gränze länger vertheidigt werden sollten . Es fragt sich aber, ob Frankreich noch Truppen genug erübrigen werde , um die Unterwerfung Sardiniens verhindern zu können . Der zweite Akt wäre ein Einfall in das südliche Frankreich , dessen erschütternde Wirkung den Offensivstoß gegen Norddeutschland voll ſtändig pariren dürfte. Belgien würde zwar voraussichtlich etwas früher von den Franzosen unterworfen sein , als Sardinien von den Oesterreichern. Bevor aber die Fran zosen den Niederrhein überschritten haben, ſtehen die Defter reicher jedenfalls siegreich an der französischen Südgränze. Aus diesen Gründen halten wir es für höchst unwahr= selbst wenn es im Bunde mit scheinlich, daß Frankreich England bleibt - eventuell den abenteuerlichen Gedanken haben könnte, sein Kriegsglück in Norddeutſchland zu ver suchen , und das Herz des eigenen Landes den gewaltigen Stößen Desterreichs bloßzustellen . Wenn Frankreich jemals wieder einen Angriff auf Deutschland unternehmen sollte, muß es den Hauptstoß gegen Süddeutschland richten und mit einer energischen Offensive in Oberitalien in Ver= Alle maßgebende Verhältnisse weisen bindung bringen. Ein Kriegsschauplas ist kein gebieterisch darauf hin.

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Schachbret, auf welchem man seine Angriffe beliebig combi niren kann . Gebirgsrücken und große Wasserlinien, Heer straßen und Eisenbahnen schreiben unabänderlich vor, in welchen Richtungen große Streitmaffen mit Leichtigkeit vorgeschoben, und welche Operationsfelder mit verhältniß mäßig geringem Aufwand an Streitkräften besetzt und behauptet werden können. Die strategischen Combinationen werden sich also darauf beschränken müssen , die einzelnen Theile des ganzen Operatiosplanes gut aneinander zu fügen. Nur das Eine steht fest, daß große Entscheidungs schlachten nur in ebenen, überall leicht zugänglichen Gegen den geliefert werden können , daß aber Offensivstöße nur dann entscheidend werden , wenn sie gegen den Schwer punkt der feindlichen Macht gerichtet sind. Die Rheinthalebene zwischen Freiburg und Frankfurt a. M. ist das wichtigste Verbindungsglied zwischen unserem südlichsten und nördlichsten Kriegsschauplah; fie muß also unter allen Umständen der Gewalt des Feindes entzogen bleiben , damit er die Freiheit unserer strategischen Be wegungen und die Concentrirung unserer Streitkräfte auf Die Festung beliebigen Punkten nicht hindern könne.

conservativ fortschreiten wollenden Europas mit dem revolutionär um fich greifenden Rusland. Das Werkchen enthält also eine be trächtliche Zahl zum Theil recht treffend skizzirter Biographieen, wie die Friedrich Wilhelm IV Königs von Preußen, des Generals Gorczatoff u. f. w. folde der betheiligten Fürften , Generale und diplomatischen Berühmtheiten , welche die politische Verwickelung ent und verwirren belfen ; die entscheidenden ſtatiſtiſchen, finanziellen und politischen Gefichtspunkte der bei der Frage betheiligten Staaten vom atlantischen Ocean bis zum Sindukusch; die Erwähnung der diplomatisch wichtigen Actenstücke von den Verträgen bis zum offe nen Brief; namentlich die Aufdeckung des russischen Verfahrens, den Gegenstand seiner Begehrlichkeit von langer Hand durch die griechisch-slavische Hetärie z . B. mit den immer weiter greifenden Armen zu umstricken ; ferner eine Reihe topographisch-strategischer Notizen, die als Ergänzungen bei Betrachtung der Karten zu ver= werthen sind. Leider find manche Artikel dieser Art doch sehr kurz und ungenügend ; so hatte die Beschaffenheit der Festungen und ibrer Armirungen, die Wegbarkeit und die Terrainschilderungen der Abschnitte des Kriegstheaters , deren Ernährungsfähigkeit , und so fort, doch einläßlicher geschildert werden können. Nichtsdestoweniger kann das ohnehin billige Werkchen für Lesezimmer und Cabinette, Clubs , Militärcaſinos , sowie dem Einzelnen , der mit Auf merksamkeit den Begebenheiten folgt , nur empfohlen werden. 2) Der Kaukasus , feine Völkerschaften und deren Mit Kämpfe nebft einer Charakteristik Scamyls. einer genauen Karte. Wien , 1854. Pr. 48 kr. 88 S. Auch wer die Mittheilungen Bodenstedt's , Moriz Wagner's , des Prof. Koch und anderer Deutschen über den Kaukasus kennt , wird diese Brochüre , welche zwar des Neuen nicht viel , des fortdauernd Interessanten aber nicht wenig enthält , mit Vergnügen durchlesen. Nachdem es Schamyl, dem Außerordentlichen, gelungen, nach allen Richtungen cernirt und abgeschnitten von auswärtigen Unterfügungen, den defensiven Zweck zu erreichen , das Vordringen der Ruffen in der Tschetschna , im Andigebirge und Lesghistan überhaupt zu ver bindern, wird er es durchzuführen vermögen , nun auch die Arighé, die noch nicht unterworfenen Abaffen , die Svaneten und Offeten zu einer großen Eidgenoſſenſchaft zu vereinigen und sofort dem positiven Zwecke zuzuftreben, die Ruſſen aus dem ganzen Kaukaſus an vertreiben und ihnen auch die ganz und halbunterworfenen Distrikte wieder abwendig zu machen ? Die seitherigen russischen politiſchen Hülfsmittel mögen sich für den Augenblick wenig zu reichend erweisen und wenn jener ruffiſche Agent , so verleßend wie unwahr äußerte : „Gebt mir Orden, und ich kaufe Euch den halben deutschen Adel" , so möchte dasselbe Manöver gegenwärtig felbft bei manchen seither ergebenen tscherkessischen Fürsten kaum noch von besonderer Wirkung begleitet ſein. Viele Zeichen lassen schließen, das außergewöhnliche Begebenbeiten im Kaukasus sich vorbereiten. Wesentliches wird davon abhängen , ob es Schamyl gelingt , den forgfältig erzogenen Religionsfanatismus auch bei den westlich der grufinischen Militärstraße wohnenden Bergbewohnern zu entzünden, ihnen zu den von den Engländern und Franzosen erhaltenen Kriegs geräthen auch die Willens- und Federkraft, die Ausdauer und Opfer= freudigkeit , die treffliche politische und gebirgstaktische Disciplin feiner Kisten , Tschetschenzen und Lesghier zu verleihen. Die hobe Achtung , welche von Freund und Feind der wunderbar großartigen Thatkraft jener Heldenvölker , im Kampf auf kleinem Raume gegen das russische Riesenreich gezollt worden ist , begründet zugleich für die kommenden Ereigniſſe in jenen Gegenden die gespannte Auf Um mit geschärftem merksamkeit des militärischen Publikums. Ueberblicke folgen zu können , möchte vorliegendes Schriftchen vieles Empfehlenswerthe befißen. Zunächst verbreitet es sich über den Kaukasus und seine Bewohner in ethnograpbiſch- ſtatiſtiſcher Ueber. ficht , dann gibt es eine bündige Zusammenstellung über die Ge schichte des Landes und der russischen Befißergreifungen , hierauf folgt schließlich eine biographische Charakteristik Schamyls , feines Wirkens , feines Wollens und Könnens . Ein recht nettes Kärtchen vermag das Verständniß der Mittheilungen nicht unweſentlich zu erleichtern.

Rastatt liegt auf der Mitte dieser langen Thalebene, und ihre strategische Bestimmung ist so vielseitiger Art, daß ihr auch die Mittel nicht fehlen dürfen , ihren stra tegischen Einfluß durch Truppenentsendungen in dieser oder Dieß gibt ihr den jener Richtung geltend zu machen. Charakter eines großen Sammelplages , bei welchem der Zuwachs und Abgang an Streitkräften einem häufigen Eine große Festung würde Wechsel unterworfon bleibt. diesem Zwecke nicht so gut entsprechen , als eine kleinere, welcher ein verschanztes Lager zur Seite steht. Hoffen wir also, daß die angeregte Frage von der hohen Bundes Militärcommission noch einmal in Erwägung gezogen Pz. werde.

Literatur . Kurze Anzeigen und Nachrichten. [-m] 3m Verlag von J. B. Wallishauffer zu Wien find soeben erschienen : 1) Zeitungs - Lerikon zum Verständniß des durch die russisch-türkischen Differenzen hervorgerufenen Krieges. Ein alpha betisch geordnetes Nachschlagebuch für Zeitungsleser. Abgeschloffen am 29. März 1854 als am Tage der Kriegserklärung Englands und Frankreichs gegen Rußland. 148 S. Pr. 1 fl. Č.-M. Um fich über die Verwickelungen des gegenwärtigen Krieges, die mittel baren und unmittelbaren Ursachen desselben , die dabei in Betracht kommenden Länder und geographischen Punkte , die Interessen der dadurch berührten Völkerschaften, die Charakteriſtik der bis jeßt dabei aufgetretenen Persönlichkeiten , den Ueberblick zu verschaffen , zu bewahren und auf den Standpunkt der Thatsachen zu stellen, befißt das vorliegende Lerikon eine Reihe empfehlenswerther , zwar ge drängter, aber auf den Kern der Angelegenheit eingehender Artikel. Wiewohl sonst das Lerikonlesen eine wenig ansprechende und zweifel haft nüßliche Sache ist , so möchte eine derartige Beschäftigung bei erwähntem Lerikon eine Ausnahme machen , da hier alle Angaben auf Einen springenden Punkt Bezug nehmen , auf den Kampf des

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

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Militär - Beitung .

Deutschland. Ulm , 27. Juli. Zur Inspicirung der hiesigen Festungsbauten langten gestern Abend die Abgeordneten der Bundesmilitärcommission hier an , bestehend aus dem t. t. österr. Generalmajor Ritter v. Schmerling , dem f. t. Oberst Freih. v. Rzikowski, dem großherzogl. olden burgischen Major Plate und k. württemb. Major v. Bayer. Da diese Inspicirungen bis jest immer erst am Ende des Baujahres vorgenommen zu werden pflegten, so will man die diesjährige frühere mit Berathungen in Verbindung bringen, die hier über die Verwendung der bekanntlich zum Ausbau der Festung beim Bundestag beantragten oder schon bewilligten Summen gepflogen werden würden. Wie man aus guter Quelle vernimmt , so ist das Kis pert'sche Haus für das Festungsgouvernement noch nicht angekauft , doch sollen die Verhandlungen dem Ab= schlusse nahe sein. Oesterreichische Monarchie.

Wien , 26. Juli. Behufs der gesicherten Verpfle gung der Truppen im Felde ist von dem Armee Obercommando unter dem 16. folgende vorläufige Norm erlassen worden : Die Fußtruppen haben auf vier Lage das Brod (drei oder zwei Tage Brod, ein oder zwei Tage Zwieback), dann auf vier Tage Tabak und fünf Loth Salz per Kopf zu tragen. Außerdem ist für jeden Zug Salz auf vier Lage zum Menageabkochen mitzuführen, womit der oberste Kessel des Kesselkreuzes ausgefüllt wird. Einen gleichen Vorrath führt auch die Cavalerie mit Ein schluß der Fourage auf vier Lage , und überdieß 10 Loth Salz per Kopf, weil bei der Cavalerie die Unterbringung des Salzes in dem Kessel nicht thunlich ist. Die zum Agiren bestimmte Cavalerie ist nur mit zweitägiger Fou rage zu belasten. Den Zwieback hat der Soldat nur bei dem Mangel an Brod zu verzehren . Mit Salz und Tabak find die Truppen im Felde regelmäßig zu verpflegen. Der Mittrich des Schlachtviehes bei den in vorderster Linie stehenden Truppen ist auf einen viertägigen , nach zwei Lagen immer zu ergänzenden , Vorrath zu beschränken. Jedes Armeecorps und das Hauptquartier erhalten beweg

liche Colonnen-Verpflegsmagazine mit den erforderlichen Wagen zur Transportirung des Bedarfs an Brod, Zwie back, Kochmehl , Reis und anderen Gemüsen , an Salz, Tabak, Hafer , und zwar für erstere auf sechs und für das Hauptquartier auf vier Tage. Bei dem Ausmarsche hat jeder Truppenkörper einen eigenen Fleischhauer unter eigens festgesezten Bedingungen aufzunehmen. Preußen. Berlin , 11. Juli. Die Besichtigung der dießjährigen Uebungen des 5. und 6. Armeecorps , welche resp. bei Liegniß und zwischen Canth und Schweidniß zusammen= gezogen werden , soll , nach den vorläufigen Anordnungen Sr. M. , in folgender Weise stattfinden : Am 4. Sep tember Ankunft Sr. M. in Liegnis , am 5. Parade des 5. Armeecorps , am 6. Manöver mit markirtem Feinde, am 7. Ruhe, am 8. und 9. Feldmanöver, am 10. Ruhe, am 11. Feldmanöver und Reise Sr. M. zum 6. Armee= corps, am 12. Parade des 6. Armeecorps bei Canth, am 13. Manöver mit martirtem Feinde , am 14. Ruhe, am 15. und 16. Feldmanöver, am 17. Ruhe , am 18. Feld manöver, am 19. Abmarsch der Truppen (6. Armeecorps) (Pr. C.) nach den Garnisonen . — Die Sp. 3tg. schreibt : # Neuerdings ist in militä rischen Kreisen wieder die Idee angeregt worden, Berlin mit Befestigungen zu umgeben, um die Stadt bet einem etwaigen Andringen eines feindlichen Heeres be= haupten zu können." Hannover. Nach einer am 25. Juni erschienenen Generalordre soll im September d. J. für das große Herbstmanöver ein Lager bei Limmer zusammengezogen werden. Die Zahl der dort versammelten Truppen, in Verbindung mit unserer Garnison, wird sich auf etwa 7000 Mann belaufen .

Großbritannien. London, 20. Juli. Die militärische Angelegenheit des Tags ist die Veränderung der britischen Uni

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form. Prinz Albert nimmt sich mit Cifer der Sache an, und verkehrt viel darüber mit der Generalität. Die Muster wurden Sr. t. Hoh. gezeigt, che sie Jhrer Maj. vorgelegt wurden. Seitdem wurde eine zur Probe neu uniformirte Anzahl Soldaten Sr. t. Hoh. und dem Prinzen von Wales vorgestellt. Die neue Uniform der leichten Infanterie soll aus einem kurzen Waffenrock bestehen, und zwar nicht von rother, sondern von grauer Farbe, mit eben solchen Bein kleidern. Für das Auge wird sie freilich dadurch nicht gewinnen , aber weniger eine Scheibe für den Feind ab geben. An die Stelle des Mantels tritt eine Art Um wurf. Die wichtigste Reform trifft aber den bisher höchst ungeschlachten Tornister. Während der Infanterist bisher an Flinte und Gepäck 68 Pfund zu schleppen hatte, soll ihm diese Last auf 28 Pfd. erleichtert werden . London, 28. Juli. Für den Contreadmiral Chads ist von Woolwich eine Riesentanone nach der Oftiee abgeschickt worden, damit er mit ihr Experimente anstelle. Dieses Geschüß soll Kugeln auf eine Entfernung von 7600 Vards (ungefähr ein deutsche Meile !?) schießen .

Schaden , der dem Feinde erwächst, dem man einige leicht wieder aufzuführende Mauern und wohlfeile Geschüße zer= stört, während das eigene kostbare Material der Dampf flotte die härteste Einbuße erleidet , so wird man drohen und zum Schlage ausholen , ohne ihn zu führen. Von einem Admiral , der gesagt hat , er wolle das und jenes thun, zu verlangen, er solle um blinder Consequenz willen das Geäußerte auch ausführen ist eine Lächerlichkeit ; die Ungeduldigen , welche fort und fort daran erinnern , daß in dem baltischen Meere immer noch nichts von Belang geschehen sei , denen die Wiederholung eine Gewohnheit geworden , daß die That mit dem Wort nicht überein stimme, sie sind theils sachunkundige Enthuſiaſten , theils öffentliche oder geheime Gegner, die durch ihnen zu Gebot stehende Mittel, die Presse zum Beiſpiel, darauf hinarbeiten, daß man etwas Thörichtes , Uebereiltes begehe , dem die Reue auf dem Fußé folgen würde, theils mögen darunter solche zählen, die sich in die schwere Verantwortlichkeit des Admirals, wenn er vor Allem einem Triebe wilder Tapfer= keit sich hingeben wollte , nicht hineingedacht haben. Ob demnach der Kriegführung im baltischen Meere schon jezt der Vorwurf der Lässigkeit gemacht werden darf, darüber abzusprechen, scheint uns noch sehr verfrüht zu sein, denn theils politiſche Rücksichten, theils deren wechsel wirkende Einflüsse könnten den Grad von Reife vielleicht noch nicht erlangt haben, um ein unverweiltes Drauflos gehen zu rechtfertigen. Immerhin find Freunde , Feinde und Neutrale in lebhafter Spannung auf die Ergebnisse eines so interessanten Kampfes von Seiten einer gewal= tigen Flotte gegen eine furchtbare Strandvertheidigung, sobald auf beiden Seiten der feste Entschluß , den Zweck zu erreichen, in freiester Thätigkeit schwingt. Karten dieſes Kriegsschauplages gewinnen um deßwillen , schon in Folge der allseitig wachsenden Aufmerksamkeit und Spannung, an erhöhtem Interesse , namentlich diejenigen, die sich auf Kronstadt , die Perle der russischen Kriegshäfen , beziehen. Hier liegen uns nun vor : 1 ) Uebersichtskarte der Ostsee - Küste.

London , 29. Juli. Eine Ordre vom Kriegsmini= fterium erlaubt der ganzen Armee , auch der im Lande stehenden , das Tragen von Schnurrbärten , und das mit ist diese vexata quaestio endlich erledigt. Doch muß ein bartfreier Raum von 2 Zoll zwischen den Mundwinkeln Kinn , Unterlippe und der und dem Backenbart bleiben. obere Theil des Halses bis zur Cravatte müssen ebenfalls glatt_rafirt_ſein. Der Jammer dabei ist nur, daß dem Engländer selten ein ordentlicher Bart wächst. Rußland.

Der „Cop. 3tg. Corresp." wird aus St. Peters Zwei Bataillone burg den 24. Juli geschrieben : Schlittschuhläufer werden gegenwärtig in Kronstadt ausgerüstet. Es ist dieß eine namentlich aus Norwegen bekannt gewordene Truppengattung. Die Schlittschuhläufer haben die Bestimmung, im Winter über die Eisdecke gegen Inseln , die vom Feinde beseßt sein sollten , zu operiren. Auch in anderen Besagungsorten werden Schlittschuhläufer Bataillone ausgerüstet ."

Literatur. Karten vom baltischen Kriegsschauplatze. Erster Artikel.

A· Hat die vereinigte englisch-französische Flotte energisch den Willen dem Feinde empfindlichsten Verlust an Flötte, Flottenmagazinen und Seematerial zuzufügen , so bleibt fein Ausweg, Kronstadt und Sweaborg müffen angegriffen werden. Allein die Verwirklichung dieses Willens könnte möglicherweise enorme Opfer kosten. Ist der zu erreichende Zweck, vielleicht anderwärts, durch andere Machtstellungen schon nahe erreicht, und die kriegerische Spannung so stark uicht mehr, daß diese Opfer geradezu gebracht werden müssen, oder ist das , was man selbst einbüßen kann, un verhältnißmäßig viel kostspieliger und werthvoller, als der

Stuhr'sche Sortimentsbuchhandlung in Berlin. Die Karte reicht von der Westküste Jütlands bis St. Petersburg, dann von Stettin bis etwas nördlich der Alandsinseln . Einer ganz allgemeinen Uebersicht vermag sie zu genügen, einer nur etwas auf Detail eingehenden nicht mehr. Die Schrift tritt aus der farbigen Anlage des Meeres leserlich hervor, ist aber unschön. Besonderes Lob ist weder dem Fleiße des Entwurfs , noch dem der Ausführung zuzuer fennen. 2) Uebersichtskarte von der Ostsee und den anliegenden Ländern. Verlag von Julius Springer in Berlin. Der Maßstab ist noch kleiner als der der vor= erwähnten Karte. Das Hauptblatt ist von 11 Cartons umgeben, fie enthalten : Insel Desel und Dagen , Reval, Riga , St. Petersburg , Königsberg , Danzig, Swine münde , Kopenhagen , Kiel , Göteborg und Stockholm mit weniger Umgebung , in kleinem Maßstab, ohne hervorz tretende Verwendbarkeit. Die Eintragungen beschränken sich hier nicht ausschließlich auf die Küste. Sind auf beiden Karten die Angaben etwas dürftig , worunter die Uebersicht der vorhandenen nicht leidet, so ist dieß nicht der Fall mit

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3) der in Berlin bei Simon Schropp und Comp. Inselchen kann möglicherweise der Eichenwall Altenglands erschienenen Uebersichtskarte der Ostsee , des Fin zerschellen , oder doch so durchlöchert und zerfeßt die Um nischen Meerbusens und der angränzenden Länder. Diese kehr suchen , daß an einen zweiten Besuch sobald nicht mehr gedacht werden kann . Oder auch der Eichenwall umfaßt den Flächenraum vom 51. bis 61. Grad N. B. und vom 24. bis 48. Grad O. L. Die fertigen Eisen bietet dem Granitwall Troß , die Plänklergruppen in bahnen und die Entfernungen der Poststationen find ein Booten übermannen die Forts und erzwingen zwischen getragen, jedoch nicht auf allen Wegstrecken. Eine stroßende Scylla Alexander und Charybdis Kronslott eine Durch Fülle von Ortsnamen, ohne besondere Unterscheidung ihrer fahrt zu dem Allerheiligsten der russischen Seemacht. Ent Wichtigkeit vermag gerade nicht als Vorzug zu gelten. nehmen wir aus vorliegender Karte , was zur Verdeut Signaturenerklärung , Maßstab und Terrainzeichnung sind lichung der feierlich ernsten Situation dient , wenn dieſe gar nicht oder kaum vorhanden. Das Namengestrüppe Katastrophe eintreten wird , wenn zum Riesenkampfe die verhindert somit auch jedes Hervortreten der Wege und Männerherzen an die Rippen pochen, die schwarzen Schlünde Waffernese. Gerade das , was einer Uebersichtskarte be= das krachende Concert beginnen und das kindische "Kinder chen vorwärts " über Niemandes Lippen kommt. sonderen Werth verleiht, das schicklich angeordnete Zurück bleiben des Minderwichtigen hinter dem Wichtigen , ist Die Keffelinsel , welche in der Zeichnung sehr hübsch hier in hohem Grade vernachlässigt. Daß auf der Karte hervortritt , hat , wie bekannt , eine Länge von 6; See Vieles sich finden läßt, wollen wir nicht in Abrede stellen, meilen , also von 13,000 Schritten. Zwischen ihr und jedoch nicht ohne im Suchen Uebung oder Glück zu haben. dem finnländischen Ufer ist nicht durchzukommen , wegen Das Ganze hat eine zu nahe liegende Aehnlichkeit mit einer doppelten Reihe von Pfählen mit Granitblöcken aus einer Ameisencolonie , um zur Benußung besonders an= gefüllt. Oder wäre dennoch durchzukommen ? Dann be regen zu können. dürfte es eines Ephialtes. Südlich der Insel, dem Strande 4) Karte von Kurland und einem Theil der dicht sich nähernd , zieht der Rinnsaal des Meeresflusses , angränzenden Gouvernements Livland und denn das übrige Gewässer kann ja , wie fernerhin uns bekannt ist , nicht mit kleineren Schiffen , geschweige mit Litthauen , Sr. Excellenz dem Hasenpoth'schen Ober hauptmann , Landrath und Staatsrath Herrn Baron von solchen Kriegsleviathans wie ein Wellington, passirt werden. Korff, Ritter, hochachtungsvoll gewidmet von Ed. Bühler. Ein Blick auf vorliegende Karte zeigt uns nun die be Verlag von Karl Heymann . Berlin. Elegant cartonirt. strichenen Räume des unvermeidlich einzigen Fahrwaſſers. Hasenpoth ist der Name einer kurländischen Ober Woher bestrichen ? a) auf dem Nordufer von der Alexanderschanze , hauptmannschaft. Solcher Oberhauptmannschaften besigt Kurland 5 und zerfällt jede derselben wieder in 2 Unter auf dem Südstrande von der Michaelsredoute, Granit hauptmannschaften . Sie alle sind auf vorliegender topo wälle mit 150 Kanonen in 4 Etagen ; das eigentliche Fahr= graphischer Situationskarte von Kurland vorhanden und wasser bleibt übrigens über 2000 Schritte vom Süd zwar im Maßstab von etwas über 4ōōōōō. 50000. Diese Karte Karte Strande ab; b) auf dem südlichen Ufer vom Fort Peter mit 20 ist mit vieler Sorgfalt gezeichnet, und wenn die Schrift nur um wenige Punkte größer, gesperrter und etwas fetter Kanonen, das Fahrwasser bleibt 1900 Schritte vom Ufer ; wäre , so würde man wohl faum an deren Deutlichkeit c) vom Fort Alexander, von Granit, casemattirt, 116 Geschüße in 4 Etagen, 103öllige , 83öllige und etwas auszustellen wissen , da die sonstige Genauigkeit der 32 Pfündner; ihm gegenüber Ausführung mit Rücksicht auf den gewählten Maßstab, die tiefe Schwärze der Schrift , die Klarheit und Reich d) von der Rißbank, dazwischen das Fahrwasser oder die große Rhede , 33' Tiefe in einer Breite von 1000 haltigkeit der Signaturen alle Anerkennung verdient. Kron Schritten ; diese Rißbank ist in den Notizen als unvollendet und Privathöfe und Güter , Kirchspiele, Pastorate, Ober bezeichnet , seewärts 60 Kanonen (anstatt 250) in zwei und Unterförstereien , Krüge, Wind- und Waffermühlen, Reihen , jedoch vom schwersten Kaliber , dabei casemattirt, Poststationen , Wald, Morast , Weg- und Wasserlinien, von Granit und Holzwerk; Verwaltungsgränzen und statistische Notizen , alles dieſes ist auf der Karte mit Fleiß und Sorgfalt eingetragen ; e) vom Fort Beter I. mit 28 Kanonen in Casematten und 50 auf der Brustwehr, das Fort von Granit ; zwischen auch jenseits der Provinzgränzen hören nicht alle topo= ihm und graphischen Andeutungen auf. Die anerkennenswerthe f) Kronslott hat das Fahrwaffer eine Breite von Genauigkeit, Schärfe und Schönheit der Zeit nung , die 700 Schritten , das Fort hat 56 Kanonen in Casematten, vielseitige Verwendbarkeit eines wohlgeordneten Details 32 auf der Brustwehr , die Seefront von Holzwerk , das dürften dieser Karte eine zahlreiche Nachfrage zuwenden, übrige von Granitz wenn Kurland der Schauplah wichtigerer Kriegsbegeben heiten werden sollte. g) vom Fort Mentschikoff mit 48 Kanonen in 5) Die Bucht von Kronstadt und St. Peters 4 Etagen , 10zöllige , 83öllige und 120 Pfündner , von burg von H. Mahlmann . Berlin , 1854. Verlag von Granit. Das Fahrwasser hat hier eine Breite von etwa Simon Schropp und Comp. In 123vōō . Jedermann hat 400 Schritten, es geht dicht an dem auf der Westseite wohl in der neuesten Zeit mehr oder weniger genaue Pläne mit 70 Kanonen und 12 Mörsern beseßten Hafendamme dieses verhängnißvollen Defilés betrachtet und dennoch vorüber. Auf der Ostseite sind weiterhin noch an der Landebrücke erwecken fernere Darstellungen , die man zu Gesicht be= kommt, insbesondere in so schöner Darstellung wie hier, für Kriegsdampfer 16 Kanonen hinter Mauerwerk befind= ein wachsendes Intereffe. Hier also vor diesem blauen lich. Die sonstigen Werke , den Unterwall auf der Insel

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selbst, durch welchen die Stadt von der übrigen Insel getrennt ist , übergehen wir. Nach den auf dieser Karte

Intereffe fein. Wir beſchränken uns für heute, fie nur mit wenigen Worten vorzuführen , eingehendere Beurtheilungen über mehrere derselben uns vorbehaltend: 1 ) Della vita e delle imprese del Generale Barone Eusebio Bava. Cenni storico-biografici etc Torino . Diese biftoriſch-bio graphisten Skizzen aus dem Leben und den Schriften des von 1848 und 1849 her aus dem piemonteſiſch- öfterreichischen Feldzuge bekannten königl. piemontesischen Generals , welche uns von einem piemontefiſchen Offiziere in lebendiger Sprache vorgeführt werden, find zugleich ein interessantes und zeitgemäßes Memorandum , das eine Uebertragung sehr verdiente. 2) Storia militare del Piemonte di F. A. Pinelli , maggiore in ritiro. Diese Militärgeſchichte Piemonts umfaßt 3 Bände und liefert einen guten Beitrag zur Geschichte des Kriegswesens , das ja namentlich in Italien ein so seltsames Schicksal batte. Wir finden hier insbesondere die Kämpfe des Mittelalters ausführlich nach Dokumenten und den besten Hülfsquellen bearbeitet. Der Namen des Verfaſſers bürgt an und für sich schon für etwas Ge diegenes. Dieser Geschichte können wir eine Schrit zur Seite stellen, die uns vor Kurzem von dem geehrten Verfasser durch einen tos kanischen Generalstabsoffizier zugesendet wurde : 3) ,,Della arte militare in Italia dopo il Risorgimento. Prolu sione di Mariano d'Ayala." Es ist dieß eine 80 Seiten ſtarke Brochüre , welche die Militärgeschichte Italiens fragmentarisch zu ſammenstellt und ſonach als eine Art Abriß des italieniſchen Kriegs wesens zu betrachten ist. Natürlich ist sie ächt italienisch , d. h. in Der Art gehalten , daß das Vaterland Italien über Alles geht und allein der Boden ist , aus dem alles Große für die Militärwiſſen schaft teimte. Troß diesem patriotiſchen Egoismus iſt das Schrift chen dennoch von Interesse. An Schriften , welche den Feldzug 1848 und 1849 beschreiben, ift die italienische Literatur in leßterer Zeit mehrfach bereichert wor= den. Es sei ferne von uns , alle diese Schriften hier aufzählen zu wollen ; wir begnügen uns mit der Anführung zweier indem wir glauben , auf diese besonders aufmerksam machen zu müffen : 4) Die eine,,,Guerra combattuta in Italia negli anni 1848-49", von Oberft Pisacane verfaßt , einem Offiziere , der , nachdem ihn die Nemesis umber getrieben , sich endlich der italienischen Revolu= tion in die Arme warf, ist für jeden Militär , der sich von dem unmilitärischen, d . h . politischen Theile nicht abschrecken laſſen will, sehr interessant. Wir sind überzeugt , daß Pisacane der einzige italienische Revolutions - Militär - Schriftsteller ist, der so unge schminkt die Fehler tadelt, welche die militärischen Führer begangen, der mit solchem Sarkasmus Persönlichkeiten behandelt , an die sich sonst die Partheiſchriftsteller nicht leicht wagten. Es geschieht dieß namentlich mit Garibaldi , den manche Enthuſiaſten zu einem fo behren romantischen Helden stempeln. Läßt man sich nicht vor den vielfachen politischen Auswüchseu abschrecken , so ist sie immerhin der Durchsicht werth. Eine von der Buchhandlung von L. Hih in Chur (Graubündten) veranstaltete deutsche Ausgabe (von A. Cloß mann überseßt) , der , wie dem Originale , 2 Pläne (der Kriegs ſchauplaß_zwischen der Chiese und Etsch, sowie zwischen dem Ticino und der Sefia) beigegeben sind, ist unlängst vollendet worden. *) Die andere Schrift ift : 5) Storia politica militare della guerra di Lombardia nel 1848 di Carlo Mariano. 2 vol. Diese behandelt nur den lombardischen Feldzug von 1848 und ift in weit gemäßigterem Tone geschrieben, als die vorangegebene , auch in ihren Urtheilen mehr zurückhaltend, da wo es Persönlichkeiten gilt , die mit Rücksicht behandelt werden müssen. Daß diese Schrift erft jeßt erschienen, erlaubt ihr natür lich in ihrem Urtheile mehr Uebersicht, da anfänglich die Aufſchlüffe über so manche Momente dieses merkwürdigen Kampfes mangelten, welche jest nach Verfluß von 5 Jahren gegeben werden können. Die beiden Bände enthalten sehr viele Dokumente, die von großem - V. -n. militärischen Werth find.

gegebenen Notizen wären es also 658 Feuerschlünde hinter den Granitwällen , welche zur Tafelmusik bereit stünden. Auch der Plan von St. Petersburg ist recht versinnlichend und sauber ausgeführt , überhaupt empfiehlt sich die Karte durch eine recht nette und schöne Darstellung der Bucht wie der Küstenumgebung. In noch größerem Maßstab , etwa 23bʊʊ , ist ent= worfen : 6 ) Kronstadt , bei A. Bielefeld in Carlsruhe, mit 2 Cartons , Bucht von Kronstadt und Fort Mentſchikoff. Auch hier sind die bestrichenen Räume für bestimmte An= gaben von Geschüßstücken eingetragen, jedoch nicht so voll zählig wie im vorhergehenden Situationsplan. Kommt es zum ballistischen Erndtefest, so laſſen ſich die Stellungen der Flotte auf diesem Kärtchen mit Bequemlichkeit ein = tragen. 7) Plan der Festung Kronstadt nach den neue sten Aufnahmen im Jahre 1854 von Westerheide , Lieutenant und Jngenieur-Geograph. Verlag von Albert Abelsdorff, Stuhr'sche Sortimentsbuchhandlung in Berlin. Der Maßstab, wohl 33 , ist zur genaueren Orientirung ganz geeignet , zahlreiche Angaben der Fadentiefen lassen das allein mögliche Fahrwaffer alsbald auffinden , was durch die cotirten Gränzbestimmungen einzelner Tiefen noch mehr erläutert wird. Auch hier ist die Geschüßzahl einzelner, jedoch nicht aller Werke angegeben. Was aber diese Karte weniger empfiehlt, ist die dürftige Ausstattung ; das graue dünne Papier, die häßliche Schrift, der Mangel an Relief der wichtigen Oertlichkeiten, überhaupt der skizzen= hafte, nachlässige, croquisartige Charakter der Darstellung macht einen übelen Eindruck. Ist auch die Richtigkeit immer eine Haupterforderniß , so hat doch die Schönheit auch gewisse Rechte , die einer Berücksichtigung nicht un werth erscheinen , auf diesem Blatte aber wird das Auge ohne Wohlgefallen dem betrachtenden Verstande nur ge= zwungene Dienste leisten . Endlich liegen vor , auf einem Blatte : 8) Kronstadt and St. Petersburg und 9) The harbour of Sevastopol, published by O. C. Marcus, Oxford street London 1854. Jedes der Kärtchen hat noch einen Carton, ersteres den Golf von Finnland, leßteres die Krim . Auf beiden sind cotirte Angaben von Fadentiefen vorhanden, die Feuerlinien find roth angelegt und Forts, sowie Batte rieen alsbald erkenntlich. Die obere Karte , Kronstadt, hat einen Maßstab von 123 , die untere , Sebastopol, 1 einen solchen von etwa 3. Angaben der Leuchtthürme und hauptsächlichen Orientirungspunkte haben stattgefunden. Als Zeitungskärtchen dürfen beide empfohlen werden; weiter= gehenden Anforderungen könnten und sollten sie wohl nicht entsprechen.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. [

Den Lefern der A. M.-Ztg . dürfte die Kenntniß nachstehend angegebener neuer Werke der italienischen Militär-Literatur von

*) Vgl. A. M. -Ztg. Nr. 12 vom Jahre 1853.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmfladt , und in deren Offizin gedruckt.

STR Dienstag , 8. August 1854. Trind all ing in tutk 779 vbjudan , Han Bloggywas

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Deutschland. Bereits im vorigen Frankfurt a. M. , 2. August. Jahre wurden in der Bundesversammlung Verhandlungen über die Errichtung eines technischen Büreaus der Militärcommission gepflogen; es erfolgte sogar eine Abstimmung über einen damals vorgelegten Entwurf, aber die Angelegenheit blieb ohne weiteres Resultat , als daß sie an den Ausschuß zurückging. In diesem ist nun jest ein neuer Entwurf ausgearbeitet worden. Als Zweck des zu errichtenden technischen Büreaus wird angegeben , der Bundesmilitärcommission ein Hülfsorgan zu verschaffen, welches namentlich die Festungsangelegenheiten zu bear beiten hätte. Das Büreau soll vorläufig nur zur Er ledigung der Festungsbauten von Ulm und Rastatt errichtet Es soll bestehen aus drei Genieoffizieren von werden. Desterreich , Preußen und Bayern , drei Artillerieoffizieren tes 8. , 9. und 10. Armeecorps , einem Verwaltungsbe amten und einem Kanzleidiener. Die Geschäfte , die dem technischen Büreau zufallen , hat bis jezt die Bundes festungsabtheilung besorgt, welche aus einem österreichischen und einem preußischen Genieoffizier und einem Rechnungs beamten besteht. Wenn also das Project in's Leben tritt, so würde eine bedeutende Vermehrung des Personals erforderlich ohne irgend eine geschäftliche Veranlassung. Man hält darum den . Gedanken in sachkundigen Kreisen für keinen besonders glücklichen , da auch durch die Er richtung eines solchen Justituts der Geschäftsgang offenbar weitläufiger würde. Preußen. Der nach der Pos. 3tg." in Nr. 78 d . Bl. mitge theilte Bericht über den in der Anders'schen Schwimm anstalt in Posen gemachten Versuch , wird von Berlin aus in der " Schlesischen 3tg. " berichtigt. Hiernach ist das Verfahren, wodurch ein Soldat in den Stand gesezt wurde, mit Sack und Pack tiefes Wasser zu pafsiren, ohne dazu eine Hand zu rühren, genauer folgendermaßen beschrieben : „Der vollständig gepackte Tornister incl. Mantel wurde in einen Beutel von wasserdichter Leinwand gesteckt , so daß die darin befindlichen Gegenstände nicht Wasser ziehen

konnten , mithin auf demselben schwimmen und dadurch den Mann tragen. Damit derselbe aber nicht das Gleich gewicht verliert und nach vorn überfällt , wird das Koch geschirr mittelst eines Bandes vor der Brust befestigt. Das selbe ist indeß , um des Gleichgewichts willen , das bei seinem gewöhnlichen geringen Volumen gefährdet wäre, abgeändert construirt. In dem gewöhnlichen Geschirr sigt ein zweites , fast ebenso großes , das mit seinem offenen Ende in das erste hineingeschoben und im Gebrauchsfalle so weit als möglich herausgezogen wird, so daß beide zu= sammen ein mit Luft gefülltes verschlossenes Gefäß von 18 3oll Länge bilden. In dem zweiten Gefäß befindet sich ein Trinkgeschirr von demselben Metall, das ebenfalls aus zwei ineinandergeschobenen Stücken besteht. Dieß wird , wie die beiden leeren Kochgeschirre, ineinanderge schoben und zur Vermehrung des Volumens auf der con veren Seite des großen Kochgeschirrs befestigt. Das Ge wehr wird wagerecht am Tornister angebunden und durch Korkpfropfen verschlossen. Der also Ausgerüstete sprang vom Boot in's Wasser und schwamm mit dem Strome etwa 100 Schritt , worauf man ihn mit Leinen an's Land 30g. Die militärischen Inspicienten waren mit dem Ge lingen des von Seiten des Kriegsministeriums angeord neten Versuchs vollständig zufrieden." L — " Staats- Anzeiger" enthält einen königlichen Erlaß vom 7. Juli, durch welchen das Organisations= reglement für das Personal der Marine genehmigt wird. Dasselbe zerfällt in folgende Abschnitte : I. Das Marinepersonal im Allgemeinen , die beiden ersten Paragraphen lauten: §. 1. Das Personal der königl. Marine begreift in sich : a) das Seeoffizier- und Cadetten corps, b) das Matrosencorps, c) das Deck- Offizierperso nale, d) das Werftcorps , e) das Seebataillon , f) die Marine- Stabswache, g) das Lazareth- Gehülfenpersonal, h) die Marine-Ingenieure, i) die Marine- Verwaltungs beamten, k) die Marine- Geistlichen, 1) die Marine-Audi tore, m) die Marine-Aerzte. §. 2. Das Personal der Marine theilt sich in Seeleute, wozu Seeoffiziere und Cadetten , Steuerleute , Feuerwerker, Bootsleute und Ma trosen gehören , und in Nicht-Seeleute , wozu alle übrigen Personen gerechnet werden. II. Das Seeoffizier- und Cadettencorps. Dasselbe

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begreift folgende Chargen in ſich; 1 ) Admiral (mit Gene ralerang), 2) Viceadmiral (mit General-Lieutenantsrang), 3) Contreadmiral (mit General-Majorsrang), 4) Capitän zur See (mit Oberstenrang) , 5) Corvettencapitän (mit Majorsrang) , 6) Lieutenant zur See 1. Klaſſe (mit Hauptmannsrang) , 7) Lieutenant zur See 2. Klasse (mit Premier Lieutenantsrang) , 8) Seccadet 1. Klaſſe (mit Seconde-Lieutenantsrang) , 9) Seecadet 2. Klaſſe (mit Portepeefähndrichsrang) , 10) Volontärcadet. Um als Volontärcadet eintreten zu können, ist erforder= lich : a) ein Lebensalter von höchstens 15 Jahren, b) körper liche Tüchtigkeit , c) genügender Ausfall der wissenschaft lichen Prüfung . III. Das Matrosencorps mit den drei Unterabthei lungen : Allgemeine Bestimmungen, Matrosencompagnieen, Schiffsjungencompagnieen. IV. Deck-Offizierpersonal. Hierher gehören Deck-Offi ziere 1. Klaffe : Der Obersteuermann, der Oberfeuerwerker, der Oberbootsmann, der Obermaſchinist, der Obermeister; Deck- Offiziere 2. Klasse : der Steuermann, der Feuerwerker der Bootsmann, der Maschinist, der Meister. (N. P. Ztg . )

Nach einigen Stunden ritt ich in dieſe alte halbzerfallene, aber interessante Stadt ein, welche Baudenkmale aus allen Zeiten enthält : römische Waſſerleitungen , arabische Mo= scheen, Thürme und Höfe, altjüdische Synagogen, Kirchen im byzantinischen , gothischen und Renaiſſance-Styl. Mein erster Gang galt dem Alcazar , in welchem sich die Artillerieſchule befindet , an deren Offiziere Einen ich eine Empfehlung hatte. Der Alcazar ist eines der merk würdigsten und schönsten Baudenkmale_Spaniens. *) ___An der nordwestlichen Ecke des von der Eresma umflossenen Bergrückens von Segovia krönt den mit Ulmen und Pinien bepflanzten Abhang die halb mittelalterliche , halb mau rische Burg mit ihren zahlreichen Thürmen und Thürmchen, Balkonen und Bogenfenstern. Der Unterricht war eben beendigt , als ich über die (ehemalige Zug-) Brücke in die Vorhalle trat, und ich war so glücklich , bald den gesuchten Obersten zu finden, der mich sofort mit jener spanischen Artigkeit in der An stalt herumführte, welche durch ihren freimüthigen herz= lichen Ton jeden Fremden einnimmt und die ich nicht unter laffen kann , immer von Neuem hervorzuheben . Wir traten zuerst in den großen Sprechſaal , welcher mit seiner vergoldeten Stalaktitendecke an die Architektur der granadinischen Alhambra erinnert , denn auch der Alcazar war ja ein Königsschloß. Hier hängen die Por traits einer großen Anzahl spanischer Artilleriegenerale aus alter und neuer Zeit ; unter denselben die vorzüg= lichsten Zeichnungen von Zöglingen der Artillerieſchule seit einer langen Reihe von Jahren her , worunter man die Arbeiten mancher später historisch gewordener Männer ent= deckt; endlich die Verzeichnisse der aus dieser Anstalt her= vorgegangenen Offiziere seit 1765, nach Altersklassen unter Glas und Rahmen. Dieser Saal dient zu größeren Ver= sammlungen und als Sprechsaal für die Eltern und Ver= wandte der Zöglinge. Daran stößt das Thronzimmer, in welchem die Zög= linge vor einer Commission einzeln geprüft werden . Es ist mit den lebensgroßen Bildnissen der Königin und ihres Gemahls (von Esquivel) geschmückt , und enthält außer dem noch die Bilder sämmtlicher Directoren der Artillerie bis auf die neueste Zeit. Die markirten Züge Urrutias (von Goya) machen sich besonders bemerkbar. Dieje beständige Mahnung an die Geschichte , welche man in allen öffentlichen Anstalten Spaniens trifft , bildet einen äußerst wohlthuenden Contrast gegen die an manchen anderen Orten beliebte nüchterne , todte Reglementsver= götterung , welche eher geeignet ist , den Funken kriege= rischer Lust in der Seele des jungen Militärs zu ersticken , als zu wecken und zu nähren. Auf der anderen Seite befindet sich die Bibliothek. Auch über diesem Gemach wölbt sich eine vergoldete Decke mit arabischem Nischenwerk, unter welcher sich eine Gallerie mit den bemalten Holzstatuetten der spanischen Könige von Pelayo bis Juana loca rings um den Saal hinzicht. Die reichhaltige Bibliothek selbst wird auf Staatsfoften unter halten. Hieran reiht sich der zierliche Waffenſaal der Zöglinge.

Großbritannien. Man schreibt der „N. Pr. Ztg. " aus London , 10. Juli : Am Donnerstag den 13. finden in Chatham Uebungen im Festungskriege statt , denen die zur Abreise nach der Ostsee bestimmten höheren Offiziere beiwohnen werden . Unter den englischen Militärs beginnt sich jezt ein großer Eifer zu zeigen , um die Armeen des Festlandes in ihren bisher mit ziemlicher Geringschäzung behandelten Fort schritten in der Bewaffnung und Kleidung des Sol daten einzuholen. Ueber die zweckmäßigste Infanterie Schießwaffe scheint man aber immer noch nicht zur Entscheidung gekommen zu sein , und arbeitet , vielleicht aus keinem anderen Grunde , als dem der Nationaleitel keit , die nicht bloß nachahmen will, an einer neuen Er= findung auf diesem Gebiete. Das Zurückbleiben des eng lischen Militärwesens gegenüber dem festländischen , ist übrigens nur eins der Symptome eines ganz durchgrei fenden Verhältnisses, ohne dessen Verständniß ein Verständ niß der englischen Geschichte überhaupt nicht möglich ist.“

Militäriſche Spaziergänge durch Spanien.

Von A. S. IV.

Segovia.

Von Philipps IV. stillem Königsfiße zu La Granja *) mit seinen prächtigen Wassern und kühlen Schatten ritt ich an einem frischen Augustmorgen nach Segovia. So bald man die Schloßalleen hinter sich hat, — durch die ich den Tag vorher die blasse Königin , von 12 Gardes du corps mit gezogenem Palasch begleitet , hatte fahren sehen - beginnt wieder das kahle , hügelige Ackerland Castiliens , aus deffen Terrainwellen sich jedoch bald der weithinschauende Thurm der Kathedrale von Segovia erhebt. *) sprich La Grancha ; es heißt auch S. Ildefonso.

*) 3m Artilleriemuseum in Madrid findet man ein Modell des Alcazars.

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Die Schlafsäle derselben sind dagegen in einfach mili tärischer Weise ausgestattet; die Betten sind von Eisen und enthalten Matrage, Kopfpolster und Teppich . Jeder Zögling besigt einen Schrank, in welchem unten Wäsche, Kleider 2c. , oben die Bücher verwahrt werden und der zugleich als Schreibepult_dient. Der größte Theil der speist und schläft im Hause , die Zöglinge - 160 übrigen 30 in der Stadt. Der Speisesaal ist mit großen eichenen Tischen aus gerüstet und im Hintergrunde mit einem Bilde von Quin tanilla geschmückt , welches einen Zögling darstellt , dem ein Inspectionsoffizier die Hauptpflichten der Zöglinge auf einer Tafel vorhält , so daß diese ihre Instruction auch über Tische vor Augen haben. Die Unterrichtsfäle waren leider schon geschlossen. Wir besuchten daher nur noch die schöne Burgkapelle , wo der Gottesdienst mit den Zöglingen abgehalten wird - eine unerläßliche Zugabe jeder spanischen Erziehungsanstalt. Auf dem freien Plaße außerhalb der Burg steht ein Reit haus nebst Stallungen zum Gebrauche der Zöglinge, ferner ein kleiner Artilleriepark für ihre Erercitien und ein che misches Laboratorium , wo namentlich die Pulverbereitung praktisch gelehrt wird. Die Artillerieschule in Segovia zerfällt in zwei Abthei= lungen : die eigentliche Cadetenſchule mit 190 Zöglingen und die sogenannte Applicationsschule mit 120 jungen Artillerieoffizieren . In der ersteren haben die jungen Leute 3 Jahre zu verbleiben , worauf sie in die lettere treten, wo fie noch 2 Jahre lang Unterricht genießen. Der theoretische Unterricht wird stets Morgens abge halten, und zwar gewöhnlich von 8 bis 10 Uhr mit mathe matischen Studien, von 10 bis 12 Uhr mit Physik und Zeichnen betrieben. Von sonstigen Unterrichtsgegenständen hörte ich nichts. Nachmittags werden die praktischen Uebungen vorge= nommen darunter Infanterieererciren und zerstreute Fecht art, Artillerieexerciren an 6 der Anstalt gehörigen fünf zölligen Haubigen , Pulverfabrication , Reiten , wozu der Staat die Pferde liefert. Das Frühstück der Zöglinge findet um 7 Uhr, das Mittagessen um 1, das Abendzſſen um 8 Uhr statt. Ein jeder Zögling erhält als Beitrag zu seiner täglichen Spei sung 5 Realen vom Staate , wozu er aus eigenen Mit teln noch 21 Realen geben muß, so daß er seine Kost für 8 Realen (circa 1 fl.) täglich erhält. Die Bedienung hat er selbst zu bestreiten. Der Oberst , welcher nicht müde wurde , der freund= lichen Aufnahme, welche ihm bei einem kürzlich in Deutsch land gemachten Besuche zu Theil geworden, rühmend zu gedenken , führte mich troß der glühenden Hige noch eine gute Zeit in dem alten malerischen Neste herum. Der . Sinn für die Kunst wird in Spanien durch die großen Ueberreste der Vergangenheit wenigstens bei den Gebildeten stets rege erhalten, und so fand ich auch hier, daß neben dem Unterricht im Zeichnen , welcher einen Hauptlehr gegenstand an dieser , wie an allen Anstalten in Spanien bildet , die Offiziere der Applicationsschule häufig ihre freie Zeit durch Studien im Zeichnen und Malen unter dee Leitung eines Kunstprofessors ausfüllen. So häufig diese, so selten scheinen dagegen Sprachstudien zu ſein ;

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kaum ein spanischer Offizier hat mit mir französisch ge= sprochen - ob aus Unkenntniß oder aus Widerwillen gegen das gallische Idiom, kann ich nicht entscheiden. Keinen= faus sprach ich selbst so fertig spanisch , um jene vermit= telnde Sprache ganz unnöthig zu machen - wenigstens zu Anfang meiner Wanderung . — Dieser Umstand bildet einen großen Contrast gegen Portugal, wo man das Fran zösische fast mehr vernimmt , als die Landessprache. Wenn ich von Segovia nicht viel zu melden habe , so rührt dieß davon her , daß der gute Oberst nur darauf bedacht war, mir die glänzende Außenseite der Anstalt recht vor Augen zu halten , und das minder Glanzvolle eine Schwachheit , die den Spaniern beson= überging ✔ ders zugeschrieben werden muß, obwohl man sie auch ander wärts findet.

Literatur. Blüthe und Verfall des Osmanenreichs in Europa. Eine Geschichte der Türkenkriege seit dem ersten Auftreten der Osmanen in Europa bis auf die gegenwärtige Krisis von Hubert v. Boehn, Secondelieutenant im 10. Infanterieregiment. Mit einer Karte. 8. Berlin , 1854. F. Schneider und Comp. (327 6.) Ein persisches Sprüchwort, wo der Türke den Fuß hinseßt, da verdorret die Erde", bildet das Motto und zugleich die begründete und durchgeführte historische Moral vorliegenden Schriftchens. In einer übersichtlichen Ge= schichte des Osmanenreichs seit Erscheinen der Türkenherr= schaft in Europa und namentlich in einem Ueberblick über die Türkenkriege seit 4 Jahrhunderten entwickelt der Verf. das entsittlichende , entvölkernde, ja das entmenschende Staatsprincip des europäischen Islams. „ Gegen einen großen Theil der Presse, welche sich beeifert, unbegränzte Türkenfreundlichkeit zur Schau zu tragen , weniger aus orientalischer Stammverwandtschaft als aus Russenfurcht , thut es Noth, an die Weltgeschichte zu erinnern , um wieder einmal auf den natürlichen Standpunkt zu gelangen." Also heißt es in dem Vorwort. Welches ist der natürliche Standpunkt ? Wohl derjenige, von welchem der Türke als der " Erbfeind" betrachtet wird und nun ohne andere Rücksichten das Bestreben darauf gerichtet wird , ihn nach Asien , seinem Heimathlande zu rückzuschleudern , die Donaufürstenthümer, Bulgarien oder Constantinopel mit einbegriffen, den Ruffen zn überlassen, als wohlverdienten Siegerpreis für ihre „hochherzigen", „edelmüthigen" Bestrebungen ? Man könnte etwas der Art zwischen den Zeilen leſen, wenn man gelegentlich der russischen Eroberungskriege die gewählten Bezeichnungen mit den Urtheilen zusammen hält, welche bezüglich der österreichischen , englischen oder französischen Bestrebungen geäußert werden. Man wird sonach den Verf. unverholen nicht als einen Türkenfreund kennen lernen , aber , wie es den Anschein haben könnte, nicht aus Barbarenhaß oder Christentheilnahme,

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sondern aus Russenliebe. Das gedehnte Verweilen bei dem bekannten kaiserlich königlichen Kriegsunglück , die nirgends angedeutete Möglichkeit, daß das Ueberwiegen des österreichischen Einflusses wohl ein wünschenswerthes fet , um nicht von Seiten Europas den türkischen Erb feind mit dem ruffiſchen vertauſcht zu haben , wie gesagt, das Nichtantreffen dieser wesentlich deutschen Anschauung wird Viele verleiten , den politischen Theil des Werkchens als einen russophilen zu bezeichnen. Auch die Angriffe gegen die Diplomatie möchten doch von mancher ziemlich erfahrenen Justanz kaum getheilt oder gebilligt werden So heißt es, gelegentlich der Ver hältnisse des Jahres 1839, Seite 287 : Die Türkei sollte bestehen, das war beschlossene Sache. Die großen Leiter der staatsweisheitlichen Ideen hatten sich und der christ lichen Welt vordemonstrirt , daß es natürlicher und heil samer sei, die Legitimität einer usurpirten Barbaren herrschaft zu schüßen , als etwa der gefährlichen Be trachtung Raum zu geben, es könnte vielleicht eine andere Legitimität des unterdrückten Christenvolkes der rechtlich besißenden griechischen Nationalität aner= kannt werden. Es ist aber wohl keinem Zweifel unter worfen , daß wir heute im chriftlichen Europa von kei nem Osmanenreich mehr wüßten , wenn man betreffenden Ortes sich nur hätte über dessen Schicksal vereinigen kön= nen ; ob demnach sein heutiges Bestehen als ein Meisterstück oder eine Schwäche der Kunst der Diplomatie - gegen= über dem unverkennbaren Conflikt von Verlangen und Neid zu bezeichnen ist, das bleibt Sache der Auffassung und des Gefühls." Wenn nun irgend einem Gefühl die allerdings im Anfange des jezigen Kriegs drohende, nun aber schwin= dende Eventualität einer russischen Besißnahme weniger gefährlich dünkt, als den Diplomaten und Staatsmännern vom Fach, so ist damit nicht gesagt, daß die leßteren im Irrthum waren , wenn sie ihre englischen , französischen oder österreichischen beziehungsweise deutschen Interessen am Sterbebett des Kranken mit einiger Consequenz zur Geltung zu bringen suchten oder noch suchen , so wenig etwas der Art dem russischen Gesandten russischerseits zum Vorwurf gemacht werden wird . In dem Angedeuteten und der mitunter etwas unge= bräuchlichen Ausdrucksweise finden wir des Werkchens Schwächen. Seine Vorzüge bestehen in einer an gute, gediegene Quellen sich anschließende , nicht vorzugsweise compilatorisch aneinander geschobenen übersichtlichen Be= arbeitung. Der Verf. hat sich nach seiner subjectiven An schauung eine selbstständige Meinung errungen , er ſucht diese Meinung folgerichtig zu begründen , die im Motto angeführte Grundidee, wo der Türke den Fnß hinseßt, verdorrt die Erde , welche Anschauung durch die Geschichte so vollständig bewahrheitet ist , wie nur irgend eine , sie zieht , wir wollen uns des ausgetretenen Gleichnisses vom rothen Faden nicht bedienen , als Hauptgedanke durch die ganze Darstellung. Die unheilbaren Erbübel des Osmanen= reichs werden vom Verf. in das rechte Licht gebracht , die klaffenden Spalten in dieſem troß des neueren Kriegs ruhms dennoch todtmüden Staatsmechanismus werden in

ihrer eigentlichen erschreckenden Größe , die sogenannten Reformen in ihrer übertünchten Aeußerlichkeit und die krankhafte Hoffnung einer besseren Zukunft in ihrer Un erfüllbarkeit gezeigt. Die geschichtliche Darstellung ist in drei Perioden ge= schieden. Nach einer einleitenden Betrachtung über das Entstehen des Türkenreiches enthält die erste Periode das Wachsthum der Türkenherrschaft , ihre Ausbreitung über die griechische Halbinsel, ihr Kampf mit dem chriftlichen Europa und ihr goldenes Zeitalter unter Soliman dem Großen und deſſen unmittelbarer Nachfolgern. Die zweite Periode umfaßt das Zeitalter der sinkenden Macht des Osmanenreiches vom Ende des 17. bis zu den dreißiger Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts . Die dritte Periode schildert die Reformen der Neuzeit unter Mahmuds und des feßigen Sultans Regierung. In einem Anhange werden verschiedene Belegstellen nachgeführt. Die Objectivität der Darstellung kann durch zu derben Einschlag subjectiver Sympathicen und eine Umkehrung der wahren Politik der Interessen in eine unhaltbare Politik der Gefühle nicht gewinnen ; um deßwillen möchte das Werkchen die Anerkennung vielleicht nicht finden, welche der Fleiß der Bearbeitung doch verdient. Die Ausstat= tung ist angemessen und befriedigend.

Kurze Anzeigen und Nachrichten.

[- ] In Hamburg bei D. Meißner ist erschienen : Plano de la Ciudad y Puerto de Valparaiso. 1854. (Pr. 25 Ngr.) Entwurf und Zeichnung rühren von Gustav Scherff, Ingenieur. Der Maßstab ift 1/5000 , fonach in recht übersichtlicher Größe. Alle wichtigen , öffentlichen und Privatgebäude , Kirchen , Hotels und Confulatsgebäude find mit Nummern verfeben, deren Erläuterungen in den Randnotizen sich vorfinden. Die Namen der Straßen find allerwärts eingetragen ; der Plan empfiehlt sich durch Ausführlich keit , wie durch faubere , gefällige Darstellung ; alle Bezeichnungen sind übrigens in spanischer Sprache. [- ] Von dem vollständigen Special - Atlas der Dester reisischen Monarchie , nebft dazu gehörigen Tabellen und Ortsverzeichnissen von Hugo von Bose , Leipzig , Verlag von Ernst Schäfer , ist uns die erste Lieferung (à 10 Ngr. ) zu Geficht gekommen , welche in zwei Blättern das Erzherzogthum Desterreich enthält, von einem Blatt Regiſtern begleitet , welche enthalten : 1) die politische Eintheilung , Flächenraum und Einwohnerzahl ; 2) ein kartographisches Ortsregister der auf beiden Blättern einge tragenen (gegen 2150) Orte und Haupthöhen , und zwar in der Art, daß die Karte in Quadrate von nicht ganz 2 Meilen Quadrat seite zerlegt und mit Hülfe von Zahlen und Buchstaben eingetheilt ift; 3) ein Verzeichniß derjenigen Orte , welche im Quadratneß wegen Mangel an Raum und aus Besorgniß vor Ueberfüllung nur mit Ziffern bezeichnet worden sind. Der Maßstab in beiläufig gegen 1/700000. Der Karte gebricht es nicht an Leserlichkeit , die Höhenzahlen find beigeschrieben, aber von Terrainzeichnung ist, ver muthlich der befferen Uebersicht halber , nichts eingetragen, als ein zelne höchfte Kuppen und Kegel, was denn ein falsches Bild gibt. Die künstlichen mannichfachen Schriftgattungen find übrigens zu geziert und steif und entbehren ſomit der gefälligen Form. Nach dem Prospectus ist das Ganze auf 28 Blätter berechnet , immer mit beiliegendem Ortsregister , was für die rasche Findbarkeit seine Vorzüge hat. Es scheint als würde den weiteren Registern noch anderes statistisches Material , wie Militäreintheilung (Recruti rungsbezirke ?) überwiesen.

Revigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gebrudt .

Donnerstag, 10. August 1854. hiilud nied Yo Bideogir the to

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

Deutschland.

Frankfurt, 4. August. In der gestrigen Situng der Bundesversammlung wurde die Reintegration der Bundesfonds und der Ausbau der Bundesfestungen Ulm und Rastatt beschlossen. Jumitten der großen politischen Wirren der Gegenwart ist die Bundesversamm= lung eifrigst bemüht gewesen , in den durch die Ereignisse von 1848 bis 1850 gestörten Bundeshaushalt die noth wendige Ordnung zurückzuführen und es ist dem aller seitigen Bestreben geglückt , die den verschiedenen Bundes fonds entfremdeten Summen wieder zu ersehen und die Mittel zu den Bundeszwecken wieder flüssig zu machen. In Folge davon konnte denn auch der Ausbau der Bundes Festungen Ulm und Rastatt von der Bundesversammlung festgestellt werden : es wurde zu dem Ende die Summe von 1,878,000 fl. bewilligt. In derselben Sigung erstat= tete Preußen Anzeige wegen Besichtigung der Bundes festungen Ulm und Luremburg ; der königl. bayerische Gesandte gab die Erklärung seiner Regierung über die Compatibilität des Festungsbaus von Landau ab. Großbritannien.

London, 14. Juli. Die Belagerungsübungen in Chatham , denen Prinz Albert (in Civil), das Con trolamt und das Directorium der ostindischen Compagnie, sowie viele tausende von Zuschauern beiwohnten , und welche Oberst Jones leitete, der die nach dem Baltischen Meere bestimmten Sappeurs befehligt , sind nicht ganz so rund abgelaufen , als man wünschte. Zwar die große Mine explodirte mit Präcision und großem Effekt , aber die Bewegungen der Truppen waren langsam und nicht ganz ohne Verwirrung. Die erercirenden Truppen waren meist für den indischen Dienst bestimmt.

das Schwert des Krieges. Bei der Wichtigkeit dieser Ver hältnisse ist , auf Veranlassung der Regierung , von dem Ausschuß für Kriegsheilkunde eine Anweisung für die Aerzte des Heeres im Morgenlande" bearbeitet worden, welche in der "! Gazette des Hopitaur" abgedruckt ist. Es sind darin auch die Verhältnisse von Constanti nopel berücksichtigt und das Klima dieser Stadt ist nicht gerade als mild bezeichnet. Der Winter beginnt daselbst im Januar und ist vorzugsweise durch rasche und bedeu tende Temperaturveränderungen bezeichnet , welche nicht selten in wenigen Stunden 16 N. betragen. Die Ur jache davon ist der in der Lage der Stadt begründete rasche Wechsel zwischen südlicher und nördlicher Windrichtung. Dennoch wird es selten kälter als 5-6° R., und es friert nie bei windstillem Wetter. Das Frühjahr ist meistens feucht und unstat. Von Mitte Mai beginnt ohne Ueber gang die heiße, trockene Jahreszeit und dauert bis nach der Sommerfonnenwende. Von diesem Zeitpunkte an ist die Hiße gemäßigt durch die Nordwinde, welche regelmäßig von 10 Uhr Morgens bis Sonnenuntergang wehen und der Wärmemesser steigt nicht über 24 ° R. Der Herbst ist kühl, stürmisch und nebelig. In Rumelien, Bulgarien und den Fürstenthümern ist die Kälte viel heftiger und steigt auf 16-20 R.; ausgedehnte Wälder von Nadel hölzern , Eichen und Buchen bedecken die Abhänge der Berge und umschließen nicht selten Sümpfe , besonders in der Wallachei. Im Juli und August steigt die Hiße auf 350 , die Nächte aber find kalt und feucht . Um diese Zeit erhebt sich durch die Schneeschmelze die Donau über ihre Ufer; die Ueberbleibsel der kurz dauernden Ueberschwem mung gehen unter den Einflüssen einer Hize von 30° im Schatten rasch in Verwesung über und hauchen tödtliche Miasmen aus. Dann treten Gallen- und Wechselfieber, Lungen- und Hirnentzündungen , Rothlaufformen und die Ruhr auf.

Niederlande. Frankreich. с

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Aus der Geschichte der Feldzüge der Russen und Dester reicher an der niederen Donau ist es bekannt, daß das Klima und die Uncultur dieser Landstriche den auslän dischen Heeren von jeher mehr Opfer gekostet hat , als

* Gravenhaag, 10. Juli. Wie im vorigen, wird auch in diesem Jahre ein Lager in der Gegend von Zeyst stattfinden; 6000 Mann werden dort vereinigt werden. Nach der Mittheilung eines Journals soll Befehl zur Armirung der Festung Naarden am Südersee und

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aller dazu gehörigen Forts ertheilt worden sei. Die lehte Compagnie Truppen , welche noch seit Schleifung der Festungswerke zu Coevorden in Besaßung lag , hat jezt den Befehl zum Abmarsche nach Zwoll erhalten.

Fertigkeit rings geschmückt waren , durften wirklich kunst voll genannt werden und schienen mir weit über das erhaben, was man in gewöhnlichen Fabriken zu sehen bekommt. Ein Ueberrest altspanischen Kunstgeschmacks scheint hier zu walten , der durch die Anschauung der trefflichen Armeria real in Madrid und so mancher ähnlicher Privatsammlung ―― seine reiche Nahrung erhalten mag. Das kleine Mu ſeum im Mittelflügel enthielt mehrere Kunstwaffen aus älterer und neuerer Zeit , unter den legteren den Doppel gånger der auf die Londoner Ausstellung geschickten, außer= ordentlich biegsamen Klinge. Es war eben kein Ueber fluß von Arbeitern vorhanden und das Ganze machte nicht den erwarteten großartigen Eindruck auf mich. Zu spät machte ich die Bekanntschaft eines spanischen Offiziers , dessen belehrende Begleitung mir hätte von wesentlichem Nugen sein können. Es war ein in dem Militärcollegium angestellter Schweizer, dessen Anwesen= heit ich durch einen Zufall erfuhr und der mich mit deut scher Kameradschaftlichkeit aufnahm. Seinen Mittheilungen verdanke ich vielfache schäßbare Aufschlüsse sowohl über die spanische Armee im Allgemeinen, als insbesondere über das Militärcollegium oder die Kriegsschule der Infanterie zu Toledo. Dieses Collegium befindet sich in einem Kloster= gebäude vom zierlichsten Renaissancestyl an der Straße nach Aranjuez und unweit der Tajobrücke. Die kleine Enttäuschung, die mir, wahrscheinlich durch eigenes Verschulden, die Waffenfabrik gebracht, hatte mich leider abgehalten, früher als am legten Tage meine Em pfehlung an den Chef des Collegiums zu benüßen . Das an historischen und künstlerischen Denkmälern so überaus reiche , bizarr gebaute Toledo hatte mich zudem so schr gefesselt , daß ich es nur schwer über mich vermochte, aus der Poesie alter Kirchen, Thürme, Schlösser und Brücken, von den pittoresken Felsenufern des Tajo in die wohlbe kannte Prosa eines Cadettenhauses zu treten . Die Liebens würdigkeit der spanischen Offiziere erleichterte mir auch diesen Gang ; ich wurde mit der größten Bereitwilligkeit durch sämmtliche Localitäten der Anstalt geführt , bis ich auf der Kanzlei zufällig jenen schweizerischen Stabsoffizier fand , der mich nun nicht mehr von sich ließ und dessen Gesellschaft mir um so wohler that , als ich mich in der= selben nach so langer Zeit wieder der deutschen Sprache bedienen durfte , deren Entbehren die feinsten spanischen Aufmerksamkeiten nicht erseßen konnte. Das Militärcollegium in Toledo besteht seit dem Jahre 1812 , war aber, wie bereits bemerkt , bis zum Jahre 1850 für Infanterie und Cavalerie zugleich bestimmt, wo dann einige Generale der Cavalerie eine besondere Ca= valerieſchule in Valladolid durchſeßten. Die Anzahl der Zöglinge beträgt etwas über 400. Der Eintritt geschieht zwischen dem 12. und 17. Lebensjahre. Die Cadetten haben 5 Semeſter (à 6 Monate) durchzumachen ; die meiſten bleiben aber mehr als 5 , manche ſogar bis 10 Semeſter in der Anstalt. Hierauf treten sie als eine Art Junker in das Regiment, wo sie nach einem sechsmonatlichen prak tischen Dienstleben Offiziere werden. Sie sind in drei Compagnieen eingetheilt. Die nöthigen Offiziere , welche als Inspectoren und Professoren zugleich fungiren, werden aus der Linie hierher commandirt und erhalten Zulagen, und zwar der Stabsoffizier 30 fl. , der Hauptmann 25,

Militärische Spaziergänge durch Spanien. Von A. S. V.

Toledo.

Der alte Königsfit Toledo ist ein glänzendes Seiten Stück zu Segovia. Auch dahin geht es über die kahle Hochebene Altkastiliens , aus deren heißer Staubathmos phäre man jeden Augenblick die groteske Gestalt eines Don Quixote emportauchen zu sehen glaubt. Noch weit erhabener als Segovia und wahrlich geister haft stiegen die mittelalterlichen Klöster der Vorstadt , die zerhackten Zinnen auf dem Berge dahinter, die freistehenden maurischen Hufeisenthore vor mir empor, als ich beim schimmerndsten Mondlichte der stillen , öden Stadt ent= gegenfuhr. Eine einzige Nachtſtunde in dieſen engen Gaſſen, zwischen Ruinen von Moscheen und Palästen beim melan cholischen Stundenrufe der Serenos stellt uns Spaniens Vergangenheit lebendiger vor Augen, als die Lecture dicker Folianten. Sereno ! ruft der Wächter und der alte Himmel ist noch so heiter wie ehedem, aber die Herrlichkeit, die er sonst mit seinem Lichte verklärte, ist dahin , das Volk so zertrümmert, wie seine Alcazare ! Doch steigen wir in den Kreis der Thatsachen herab. Die berühmte Waffenfabrik von Toledo liegt außerhalb der Stadt am Fuße des Bergrückens , auf welchem jene ruht , und hart an den Ufern des Tajo , deffen Wasser fraft sie zu einem Theile der Arbeiten benußt , wenn es nämlich der Wasserstand erlaubt , was gerade während meines Besuches nicht der Fall war. Das Fabrikgebäude bildet ein einstöckiges Doppelqua drat mit zwei Höfen, welches vorn die Wohnung der Be amten, auf den Seiten rechts und links die Schmieden in fleinen Abtheilungen zu 2 , 3 Arbeitern , die Probirsäle, im Durchschnittsflügel die Waffenmagazine und im hinteren Theile die Werkstätten für die Eiseleure und Graveure enthält. Es werden hier die Klingen für Jnfanterie-, Artillerie und Cavalerieſäbel, beziehungsweise Faschinenmesser, ebenso die Offizierssäbel und Degen jeder Waffe und die Lanzen spißen geschmiedet , sowie die Messinggriffe und Scheiden . zu den ersteren gefertigt. Die Klingen werden aus drei Stück verschiedenen Eisens im rothglühenden Zuſtande zu= sammengeschmiedet. Meine Unkenntniß des Handwerks und der technischen Ausdrücke und noch mehr die zahnlose Unverständlichkeit meines Führes , den ich vergebens mit Fragen peinigte , gestatteten mir nicht , von diesem Eta blissement diejenige Detailanschauung zu gewinnen , die ich wohl gewünscht hätte. Es schien mir übrigens , als ob nicht nur das treffliche Eisen , sondern noch mehr der ausdauernde , so zu sagen , traditionelle Fleiß und die erprobte Methode der einzelnen Arbeiter jenes berühmte Resultat hervorbringt. Die Arbeiten der Graveure und Eiseleure, deren Zimmer mit den zierlichsten Proben ihrer

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der Lieutenant 20 fl. monatlich. Es haben täglich 4 Offi ziere (1 Hauptmann und 3 Lieutenante) den Dienst der Inspection. Rücksichtlich des Unterrichts ſind die Zöglinge in Klaſſen von 25 bis 30 Schülern eingetheilt. Der Studienplan , welcher in Riesenbuchstaben an der Wand über der Haupttreppe prangt, ist folgender : Soldatenverhalten. Erstes Semester : Arithmetik. Reli= Rechtsdienst. Innerer Dienst in der Compagnie.

offiziers 4 Realen (28 kr.), der eines Generals 5 bis 6 Realen (35 bis 42 kr.) , der eines Civilisten 8 Realen (56 kr. ). Da hierzu noch ein kleiner Beitrag von Staatswegen kommt , andererseits aber der tägliche Aufwand durch schnittlich 4 Realen nicht übersteigt , so wird hieran eine - Für die erste Kleidung , für große Ersparniß gemacht. ――― Betten 2c. bezahlt jeder Zögling beim Eintritt 1000 Realen (116 fl.). Der für gewöhnlich geschlossene Waffenſaal enthält die Waffen der Zöglinge : Bercussionsgewehre , Patrontaschen und Säbel an schwarzem Lederwerk (Leibgürtel). Der Saal, in welchem die Eltern der Zöglinge em = pfangen werden , ist mit Porträts von Inspectoren der Infanterie geschmückt, darunter die Generale Cordova, Roncali 2c. Im Fechtsaal fand ich Solinger Florete zum

gion. Französisch. — Landschaftszeichnen mit Bleistift. Gymnastik. Schwimmen . Soldatenverhalten. Zweites Semester : Algebra. Rechtsdienst. Innerer Dienst im Bataillon . Bataillons - Geographie von Spanien. No schule. Führersystem. Religion tizen aus der Allgemeinen Geographie. Landschaftszeichnen mit Bleistift. Gymnaſtik. Säbelfechten. Floretstoßen. Schwimmen . Drittes Semester : Geometrie. ―――― Soldatenverhalten. Rechtsdienst. Junerer Dienst im Regiment. --- Geschichte von Spanien. Notizen aus der allgemeinen Geschichte. Reli ― Gymnastik. Landschaftszeichnen mit der Feder. gion. Säbelfechten. Floretstoßen. Schwimmen. Viertes Semester : Trigonometrie. Praktische Geo metrie. Beschreibende Geometrie. - Administratives . Feld dienst. - Religion . — Topographisches Zeichnen. Gymna stik. Bajonnetfechten. Pistolenschießen. Schwimmen. Fünftes Semester: Feldbefestigung. Notizen aus der stehenden Befestigung. Brückenbau. Lagerdienst. Recognos ciren. Notizen über Artillerie. Linientaktik. - Reli

Stoßen; zum Hauen werden Stöcke mit eisernen Griffen verwendet. Die Gymnastik wird sowohl im Zimmer, als im Freien in ausgedehntestem Maße betrieben und vor zugsweise auf praktische Militärzwecke angewendet. Der Instructor ist ein sehr gebildeter Offizier, der ganz außer= ordentliche (nicht künstliche) Leistungen hierin hervorge= rufen hat. Zum Artillerieererciren find 4 Vierpfündner und 2 Achtpfündner vorhanden. Die Reitbahn ist eine offene; der Staat hält 12 bis 20 Pferde eigens für das Collegium. Das neben dem Collegium liegende Spital enthält Sommerzimmer und Winterzimmer : erstere sind schöne große Säle mit wirklich prächtigen Betten und Matten davor ; in den letteren ist jedes Bett mit einem Umhange ver=

gion. Zeichnen von Croquis und Marschrouten. Gym sehen und ein Ofen steht in der Mitte. Der Arzt wohnt in demselben Hause und ist durch einen Glockenzug mit nastik. Reiten. Tanzen. Schwimmen. Bei den Prüfungen werden einem jeden Zögling ein den Krankenzimmern in Verbindung gesezt. Die Spital Es sind besondere Zimmer zeln in Beiſein sämmtlicher Professoren 4 bis 5 Fragen vor= küche ist trefflich eingerichtet. gelegtz auch neue Professoren werden auf diese Art geprüft. für kranke Arrestanten und für ansteckende Krankheiten vorhanden. Mit dem Spital ist eine Badeanstalt ver Die Schlafsäle der Zöglinge liegen um schöne Säulen böse herum ; im Sommer stehen der Kühle wegen die bunden. Die Zöglinge baden jeden Monat zweimal; das Die Betten sind von Eisen Pulte in den Corridoren. Wasser wird (kalt und warm) durch Röhren in die Wannen und enthalten eine Matraße und ein Federbett mit blauem geleitet , aber nicht beliebig, sondern von einem gemein Ueberwurf. Den lehteren fand ich häufig zerrissen. Neben schaftlichen Punkte aus für jeden gleichmäßig und nach jedem Saale befindet sich ein eigenes mit Fayence ge der Anordnung des Arztes abgelaffen. Mit dem Collegium ist eine Unteroffiziersschule von pflastertes Cabinet zum Waschen und an dieses anstoßend ein gleichfalls mit Fayence belegter Abtritt. Diese Ein 25 Mann , welche abgesonderten Unterricht genießen und richtungen stammen von den Klosterzeiten her. -Nachts nach einem leichteren Gramen gleichfalls Offiziere werden, werden die Zöglinge in ihre Schlafsäle eingeschlossen. Auch sowie eine Ouvriers- Abtheilung verbunden, welche die für bei Tage bleiben die Schlafſäle , so lange der Unterricht die Anstalt nothwendigen Zimmermanns- , Maurer , dauert, geschloffen ; eine zahlreiche Dienerschaft , welche Schreiner- und Schlosserarbeiten versteht. Ein kleines Theater, dessen Zuschauerraum mit Por unter den Befehlen der Inspectionsoffiziere steht, sorgt träts von Carl V., Juan de Austria, Cervantes , Calderon, für die Ordnung und Reinlichkeit jener. Die Zöglinge erhalten Morgens Chokolade, Brod und Vega 2. geziert ist, dient zur Aufführung moderner Bühnen Migas (ein Gericht aus Brodkrummen , Del, Schmalz, stücke, welche von den Zöglingen vor ihren Eltern, Lehrern Knoblauch und ſpaniſchem Pfeffer) ; um 1 Uhr das Mit und Kameraden aufgeführt werden . So weit wäre alles recht gut , allein troß des pom= tagessen (Suppe , Gemüse, Fleisch , Braten , Nachtisch), Abends ein Vesperbrod aus Brod und Früchten bestehend pösen Zeugnisses , welches der Herzog von Montpensier und endlich ein Nachteffen (Braten, Salat , Nachtisch) . aus leicht begreiflichen politiſchen Gründen in das Fremden buch der Anstalt geschrieben hat und welches jedem Fremden Als Getränke wird nur Wasser verabreicht. Jeder Zögling hat sein eigenes Speisegeschirr und unter die Nase gehalten wird , dürfte doch die Außenseite Silberbesteck. Das Essen geschieht gemeinschaftlich in rei = _das_Beſte ſein. nen, eleganten Speisesälen. Wie es mit dem Unterrichte aussieht, konnte ich natür Für die Kost bezahlt der Sohn eines Subalternoffi=_lich nicht selbst beurtheilen ; wenn ich aber dem, was ich ziers täglich 3 Realen (circa 21 kr.) , der eines Stabs- von höchst glaubwürdiger und competenter Seite hierüber

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hörte, trauen darf, so ist der Studienplan schöner an der Wand ausgeführt als in den Lehrsälen, und Oberfläch lichkeit hier, wie in manchen anderen spanischen und nicht spanischen Anstalten ähnlicher Art das Panier. Von der Verwaltung mag der Umstand den besten Be griff geben, daß statt von den namhaften Ersparnissen der Zöglinge Oefen seßen zu lassen , wie der Verwaltungsrath beantragte und was bei den empfindlich kalten Wintern Toledos nichts weniger als Lurus ist , der Chef der An stalt ein eigenes Haus als Absteigquartier des General inspectors der Infanterie herstellen ließ, dessen Wohn-, Schlaf- und Empfangzimmer königlich eingerichtet, mit prächtigen Möbeln, Vasen , Kronleuchteru ic. geschmückt, mit Adjutantenwohnungen, vollständiger Küche 2c. versehen find. Wenn nun auch die Gasthöfe Toledos nicht brillant genannt werden können , so sollte man doch glauben , ein Soldat werde sich eben nicht unglücklich fühlen , wenn er ein paar Tage minder bequem wohnt. Der Betreffende hatte jedoch seinen Chef richtig beurtheilt, denn jene Auf merksamkeit trug ihm einen höheren Grad ein. Auch der hier herrschende Geist scheint nicht der beste zu sein. Das schreckliche Ereigniß, welches kurz nach meinem Besuche stattfand , wo bei einer Felddienstübung zwischen den oben erwähnten Unteroffizieren und den Ca detten die ersteren scharf luden und mehrere Cadetten erschossen , spricht laut von mangelhafter Leitung . Eine mehr komische Geschichte, die sich gleichfalls in der jüngsten Zeit zutrug , mag das Bild vervollständigen. Ein Offi zier der Anstalt hatte den vierstimmigen Gesang eingeführt. Dieß entschte den Chef der Anstalt, der es für eine revolu tionäre Regung ansah, so sehr , daß er es verbot. Die Zöglinge hatten aber eine große Freude an dem Singen gehabt und vernagelten nun aus Aerger über jenes Verbot die gegen die Wohnung des Chefs gehenden Fenster. Darüber ergrimmte dieser so sehr, daß er die Thäter wegen Insubordination erschießen lassen wollte ! Ein höherer Befehl that seinem Vorgehen jedoch energisch Einhalt. Auf den prächtigen Ruinen des kaiserlichen Alcazar brachten wir den heißen Abend zu und sprachen noch lange im Anblick jener Hochebenen von Almonacid , wo einst auch Deutsche geblutet hatten, von der großen Vergangen heit Toledos und Spaniens und - der größeren Zukunft Deutschlands !

seiner topographischen Thätigkeit gemacht. Wer die schönen Blätter der schweizerischen Generalstabskarte zu bewundern Gelegenheit hatte, sonach die Vorlage zu würdigen ver mag, der wird von dieser sauberen und mit besonderer Stimmung durchgeführten Reduction sich in hohem Grade befriedigt finden, denn in der That gehört Stimmung zum Geschäfte der Reduction , namentlich bei Darstellung so großartiger Terraingeſtaltungen , wie in der Schweiz. Innerhalb der Gränzen des zu wenig und zu viel das Geeignete , das Rechte , das Wahrheitsgetreue zu finden, hierzu gehört eine gewisse besondere Begabung für ver gleichende Auffaffung , die wir den Reductions ſinn nennen möchten, der für höhere Leistungen nicht allein oder ausschließend eine Sache der Uebung ist. Die be 1 treffenden Blätter der topographischen Karte in 23950 find uns jedoch im Augenblicke nicht zur Hand und müssen wir, von einer eingehenden Vergleichung absehend , uns darauf beschränken , über vorliegende Reduction nachfolgende No= tizen zu geben. Klar ausgesprochene Charakteristik der dargestellten Terraingegenstände, deutliche, angemessene, genügend ſcharf sich abhebende Schrift , durchsichtige Behandlung der Gra= dationen, elegante Auffaffung im Ganzen und "nette, zier liche, gleichmäßige Darstellung im Einzelnen , leserliche, sofort verständliche Signaturen , jedoch mit gelegentlicher Ausnahme der Kirchen , entsprechendes Relief des Wich tigeren ohne Vernachlässigung des minder Wichtigen, dieses find die zunächst erwähnenswerthen Kennzeichen des vor= liegenden Blattes . Wenn auch für die Staatsstraßen und Bezirksgränzen ein anderes noch auffälligeres Colorit ge= wünscht werden könnte , so ist damit nicht gesagt , daß die gewählte Anlage eine sehr wenig hervortretende wäre. Der Zug der Rücken , die Figuration ihrer Abzweigungen und Einſattelungen sind in so genauen Umriffen wieder= gegeben, daß die vorzügliche Verwendbarkeit und Gebräuch lichkeit dieses Blattes als Orientirungs- und - wegen des sorgfältig eingetragenen und unterschiedenen Wegen= -----als Dislocationskarte sofort in die Augen springt. neßes Dabei enthält sie an beigefügten Notizen Nachstehendes : 1 ) einen Carton in 6235 mit Angabe der Vegetations zonen der Cantone mit Abscheidung in eine Ackerbau-, Wald- , Alpen-, Felsen- und Trümmerzone ; 2) eine sta= tistische Tabelle über Flächenraum (in Jucharten zu 40,000 ) und Bevölkerung (nach der Zählung vom März 1852) ; 3) eine Sammlung der Höhenangaben, und zwar der Bergspigen und Kämme, der Thalsohlen , der Seen, der Bergübergänge und Wafferscheiden , der Straßenprofile, der Vegetationsgränzen und höchsten Wohnungen in Me tern und Pariser Fußen. Es verdient bemerkt zu werden , daß die auf der Karte befindlichen Theile der Nachbarcantone oder Vorarlbergs hinsichtlich der Terrainzeichnung mit gleicher Sorgfalt be= handelt wurden , wie die Cantone selbst. Indem wir uns die Erwähnung erlauben , welchen besonderen Genuß die genauere Betrachtung einer so fleißigen und sorgfältigen Arbeit gewährte, versäumen wir nicht, dieselbe zu vielseitiger Verwendung eintretendes Falles für militärische oder Reiſe- Zwecke angelegentlich zu empfehlen.

Literatur.

с Karte der Cantone St. Gallen und Appenzell. Nach der topographischen Karte im Massstabe von 1 250 , reducirt auf 123 , und bearbeitet von J. M. Ziegler. Eigenthum der topographischen Anstalt von J. Wurster u. Comp. in Winterthur. Verlag von Huber u. Comp. in St. Gallen und Bern. 1 Thlr. 14 Ngr . 2 fl. 48 kr. - 6 Schw.-Fr. Der durch sonstige fleißige und gediegene Arbeiten be kannte Verfasser und Kartograph hat auf vorliegender Karte den Canton St. Gallen und den von legterem enclavirten Zwillingscanton Appenzell zum Gegenstand

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmſtadt , und in deren Offizin gedruckt .

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12. August 1854. or Dhind the 30 การรักษาการ ต

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Allgemeine

Großbritannien.

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Militär - Zeitung .

Hälfte von dem leisten, wozu sie sich anheischig machen, London , 6. August. In militärischen Kreisen baut dann käme es gar nicht mehr darauf an , ob und wann, sondern bloß wie und für wie viel Pfund man Kronstadt man jezt große Hoffnungen auf die neuen Geschüße, Bei einem Volke von so ent= die nach Lancasters Princip elliptische Kugeln auf in die Luft sprengen will. eine weite Entfernung mit großer Genauigkeit schießen. schiedener Begabung auf dem Felde der Mechanik darf Kanonenboote, mit dieser furchtbaren, weittragenden Waffe dergleichen nicht wundern. Dem Charakter der Engländer ausgerüstet , könnten sich , so glaubt man , Kronstadt bis würde es am besten zusagen, den ganzen Krieg vermittelst zu einer Entfernung von 3 oder 4 englischen Meilen hydraulischer Apparate, Dampfmaschinen und Elektricitat zu führeu. Ein sehr beliebter und vielfach besprochener nähern , Anker werfen oder mit der Schraube laviren, Vorschlag ist jest der, ein Dußend Schraubendampfer als und einen schweren Eisenhagel gegen die Granitwälle und die hinter denselben geborgenen Schiffe schleudern, ohne Minenschiffe auszurüften , sie mit einer halben Welt voll daß diese auch nur einen einzigen wirksamen Gegenschuß Bausteinen, Kugeln und Schießpulver anzufüllen , einen thun fönnten . Es wurden vorgestern bei Shoeburynes Apparat anzubringen , der das Pulver entzündet, sowie im Beisein des Admirals Berkeley und vieler hohen Offi die Schiffe an den Mauern der Kronstädter Forts an ziere mit diesen Geschüßen verschiedene Versuche ange= langen, diese Fahrzeuge in Reih und Glied gegen den ftellt , die überaus befriedigend ausfielen. Die Geschüße Feind andampfen zu lassen, und ihm seine Granitmauern find 95 Centner schwer, haben gezogene Röhren nach Art über dem Kopf zusammen zu werfen. Dabei wäre nur Geld und kein Menschenleben (wenigstens kein englisches der Miniébüchsen von 10 Fuß Länge , und schießen mit Die Idee ist daher ziemlich Menschenleben ) zu wagen. bewunderungswürdiger Genauigkeit 68 pfündige eirunde Kugeln auf eine 5000 Ellen entfernte Zielscheibe. Ihre wohlwollend ; allerdings nicht ganz neu, den Gianibelli vor Antwerpen und andere erfinderische Köpfe zu anderen Tragkraft kann bis auf eine deutsche Meile (?) erhöht werden. Vorläufig begnügte man sich mit Scheibenschießen auf der Zeiten haben Aehnliches versucht. Aber dazumal freilich fannte man den Dampf und die Schraube nicht. Jest angegebenen Distanz. Es dauerte cine gute Weile , bis die schwere Kugel den langen Weg von der Mündung der braucht man bloß das Steuerruder festzumachen, die Dampf Kanone bis zur Scheibe durchflog (und sie schlug jedesmal flappe aufzuziehen und das Minenschiff ginge seinen vor genau ein) , aber wo sie niederfiel , da warf sie den Sand gezeichneten Weg auch ohne Menschenhülfe. Ob in diesem mit ungeheuerer Gewalt in die Höhe, daß er wie eine Vorschlag etwas Ausführbares liegt , bleibt dahingestellt. Säule aus dem Krater eines Vulkans aufschnellte. Im Man kann daraus sehen, womit sich die Leute hier zu Arsenal von Woolwich wird der Guß dieser Geschüße mit Lande am liebsten beschäftigen. Eifer betrieben, denn es ist beschlossen, die neuen Kanonen Freie Stadt Hamburg. boote mit ihnen zu bewaffnen. Eines derselben , der Arrow Man schreibt der Wes. Ztg ." aus Hamburg, 1. Au (Schraube) hat seine zwei Minié-68Pfündner bereits an gust: Unser Senat dürfte mit der Vermehrung des Bord, und wird zuerst bei Sir Charles Napier eintreffen. Leider ist die Jahreszeit für Kriegsoperationen in der hiesigen Contingents, der neuen Matrikel gemäß, Ostsee schon weit vorgerückt; wenn es aber im nächsten nicht mehr lange zögern, denn mit Bestimmtheit verlautet, daß wir in Zukunft (die freilich noch etwas auf sich warten Jahre zur Fortseßung derselben kommen sollte, dann kann man mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß die Engländer lassen kann) 2 Bataillone Infanterie, 2 Schwadronen Cavalerie und eine halbe Batterie Artillerie haben werden. mit einer Menge neuerfundener Apparate in's Feld rücken, Seit geraumer Zeit fehlt uns leßtere Waffengattung ganz." die ihre Schuldigkeit besser als die unterseeischen Batterieen des Feindes thun werden. Der Admiralität schwindelt's Toscana, vor der Menge von Vorschlägen und Erfindungen, Jeder preist seine Florenz, 10. Juli. Der „ Monitore Losc. " veröffent= die ihr tagtäglich vorgelegt werden. Waare als die beste an. Und würden sie Alle nur die licht zwei Großherzogliche Decrete. Das erste verfügt,

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daß das Corps der Militäringenieure und die Arciduca Ferdi militärische Erziehungsanstalt nando" fünftighin direct dem Generalcommando der tos canischen Truppen unterstehen sollen; das zweite enthält die Bestimmungen, unter denen junge Leute, je 4 per Bataillon, als Cadetten Militärdienste nehmen können.

Spanien eben so beliebt und geachtet, als man von jener das Gegentheil sagen kann . Ihre Reise durch Galicien und Valencia , von der ich zum Theil Augenzeuge war, Es versteht sich indessen , daß die war ein Triumphzug . Montpensiers nur Sympathien, feine Parthei haben, denn sie leben mit dem Hofe auf freundschaftlichem Fuße, halten sich von der Politik ferne und beschäftigen sich mehr mit gemeinnügigen Unternehmungen und Acten der Wohlthätig= feit. So lange überdieß ein Napoleon in Frankreich regiert,

Militärische Spaziergänge durch Spanien. Von A. S.

wäre die Frage, ob ein Orleans den spanischen Thron besteigen solle , eine müßige. Cifriger sprach man von der Präsidentschaft oder Regent= schaft eines Generals wie Narvaez oder Espartero. Wenn der Erstere eben so ehrlich als energisch , und der Lestere so kräftig und einsichtsvoll wäre , als er für ehrenhaft gilt, so wäre Spanien geholfen , wie ich oft sagen hörte. Von einer Parthei , welche ihr Augenmerk auf den Regenten von Portugal geworfen , hörte ich in Spanien nichts ; es konnte damals auch keine Rede davon sein , da noch Da. Maria da Gloria auf dem portugiesischen Throne saß. Wohl aber vernahm ich umgekehrt in Portugal viele Stimmen , welche einem Anschluß an Spanten das Wort redeten , weil es in Portugal immer noch schlimmer her ging als in Spanien, das heißt in politischer, commerzieller, administrativer Hinsicht. Daß Lissabon die natürliche Haupt stadt der iberischen Halbinsel sei , ist schon an anderen Orten erörtert worden. Hätte Philipp II . seinen Sig

VI. Die spanische Armee. *) Von Neuem ist eine Militärrevolution in Spanien ausgebrochen und bedroht dieſes eben so schöne als un glückliche Land mit neuen Leiden. Unwillkürlich fragt man fich, was das für eine Armee sein müsse , wo Meutereien der Art an der Tagesordnung zu sein scheinen ? Wir können es mit unseren Begriffen von Ehre und Treue nicht reimen, daß eine Armee , die doch äußerlich mit den übrigen europäischen Heeren harmonirt, in der zweifellos die strengste Mannszucht herrscht , bel jeder Gelegenheit fich von einzelnen Ehrgeizigen zum Treubruch hinreißen laffen könne. Wo sind denn die Ursachen dieser Erschei nungen sowohl bei der spanischen , als der portugiesischen Armee zu suchen ? 1 Vor Allem und hauptsächlich in der kraftlosen , lau nischen Weiberregierung Nicht nur in der Stille der vier Wände, sondern gar häufig auch an öffentlichen Plägen, auf der Promenade und im Kaffeehaus wird in der Hin ſicht mancherlei laut. Die Sehnsucht nach einem anderen Regimente durchdringt alle Klassen , und wenn die Bar theien nur erst mit sich selbst im Reinen wären , wen sie an Stelle sezen wollten, dann hätte die Stunde jener ge= schlagen. Als ich ( 1852) durch Spanien wanderte, waren Pläne, welche den Thron betrafen , ein Lieblingsthema aller Schichten der Gesellschaft. Man sprach von D. Carlos und seinem Sohne , und von Leuten, die vermöge ihres Bildungsganges und ihrer Gesellschaft der liberalen Parthei angehörten , hörte ich ihn immerhin als einen Ehrenmann bezeichnen. Wären wir nur von der gegenwärtigen Regierung erlöst , wir wollten uns" , sagte man, lieber wieder die Pfaffen ge= fallen lassen. Wäre doch D. Carlos nur damals , als er vor Madrid stand , muthig vorgerückt , er hätte Spanien namenlose Leiden erspart." Diese Klage um die Ver gangenheit war freilich lebhafter, als die Wünsche für die Zukunft, denn ein rechtes Gefallen hat man auch an D. Carlos nicht mehr ; aber merkwürdig war mir immer hin, zu finden , daß seine Parthei noch jest weit größer ist, als wir nach den Nachrichten unserer Zeitungen zu glauben geneigt sind. Ich hatte dieselbe Bemerkung in Portugal in Betreff D. Miguels gemacht. Offenbar hatten die englischen Blätter absichtlich Unwahrheiten in dieser Beziehung verbreitet. Andere dachten an eine Abdankung Isabels zu Gunsten ihrer Schwester, der Herzogin von Montpensier; denn diese lettere und ihr Gemahl find in

*) Dieser Artikel ist Mitte Juli d. 3. geschrieben. D. Red. d. A. M.-Z.

dahin verlegt, nie wäre Portugal abgefallen. So wie die Sachen jest liegen, müßte aber der Regent Portugals eine außerordentliche Persönlichkeit ſein, um mehr als eine Parthei in Spanien für sich zu gewinnen. Wenn ein Hauptgrund der spanischen Militärrevolu = tionen in der Energielofigkeit und Verderbtheit der Regie rung zu suchen ist , so dürfte die nächste Ursache in jenem abenteuerlichen , nach Ruhm und Gold jagenden Geiste liegen, welcher schon den alten spanischen Kriegshelden das Schwert gegen ihre Lehnsherrn in die Hand gab, welche einen Cid, *) und später einen Cortez und Pizarro beseelte, und zu so manchem romantischen Unternehmen Veranlassung gab. Etwas von diesem abenteuerlichen Wesen , das unter der Napoleon'schen Zwangsherrschaft das edle Gewand der Vaterlandsliebe anzog und hierbei neue Nahrung fand , lebt in jedem Spanier fort. Daß es aber in der Armee besonders laut hervortritt , ist nicht zu verwundern, da sich heut zu Tage ſolche Kämpfe, ſollen sie einige Aussicht auf Erfolg haben, nur durch die Mittel der Militärhierarchie in's Werk sehen lassen. Ehrenstellen und Reichthümer sind es also , was die spanischen Generale und Offiziere zu erringen streben, und die politischen Fragen müssen häufig nur den Deckmantel Aber auch da , wo für die Privatintereffen hergeben. wirklich politische Leidenschaft das Schwert entfesselt, han= delt es sich nicht etwa um die modernen Ideen des Libera lismus oder gar der Demokratie, sondern lediglich um die Befreiung des Landes vom Weiberregiment. Selbst die anererbten demokratischen Grundsäße der Aragonesen find von den modernen himmelweit verschieden, denn, wenn *) der nach den neueßten Erhebungen nichts weniger als un eigennüßig war.

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der Aragonese alle Staatsangehörigen auf gleiche Höhe gestellt wissen will , so will er nicht , daß sein Volk aus lauter Proletariern, sondern aus lauter Edelleuten bestehe, und die moderne Demokratie wird ihm stets ein Gegen stand tieffter Verachtung bleiben. Es müssen deßhalb auch die spanischen Erhebungen, von denen wir das Gegenstück in den beständigen abenteuer lichen Partheikämpfen des spanischen Amerika sehen , von cinem anderen , milderen Gesichtspunkte beurtheilt werden als die anderen europäischen Revolutionen. Und eben jezt ſcheint dieſes fortwährende Gähren und Ringen in Spanien eine Art Naturnothwendigkeit zu sein , die nicht früher enden wird , als bis der Mann daraus hervorgegangen sein wird , welcher Kraft, Einsicht und Ehrlichkeit genug besist, um von allen Partheien angenommen und als Re gent anerkannt zu werden. Die Sehnsucht nach einem solchen Manne ist in Spanien so groß, daß alle Partheien verschwinden werden , sobald er gefunden ist . Einstweilen dient dieses nnaufhörliche Fieber, welches das spanische Volk bewegt, freilich auch vielen niederen Leidenschaften, und es ist nicht zu läugnen , daß es manchen Generalen und Offizieren bei ihren Schilderhebungen nur um klein liche Vortheile für ihre Person zu thun ist. Ich verweise hier auf das, was ich früher über die portugiesische Armee ſagte. *) — Man kann den Unterschied zwischen dem deut= schen und spanischen Offizier vielleicht am besten so dar stellen , wenn man sagt : der deutsche Offizier ist zuerst und vor Allem Soldat , er denkt und fühlt militärisch ; der ſpaniſche ist zuerst Spanier und Hidalgo, er denkt und fühlt zuerst politisch und ritterlich , und erst in zweiter Linie als Militär. Aus dem spanischen Partheiwesen entspringt der Mangel an Einheit in der Führung der Truppen und in der Be stimmung der militärischen Einrichtungen, der Mangel an --Corpsgeist von dem überwiegenden Nationalgefühl ver drängt , an Ordnung und Ehrlichkeit in der Verwal tung. Der Staat und, was noch schlimmer ist, der Soldat wird von den Behörden betrogen, wie man mich allgemein versicherte. Die Regimenter leben in jeder Beziehung von einander getrennt ; wodurch Partheiungen und Revolutio nen sehr begünstigt werden , indem die Regimentscomman= danten einen diktatorischen Einfluß auf ihre Untergebenen zu üben vermögen. Vom rein militärischen Standpunkte aus betrachtet, steht die spanische Armee kaum auf einer niedereren Stufe als die übrigen europäiſchen , jedenfalls nicht unter der portugiesischen, wie Lichnowsky meinte, der sich wohl durch den äußeren Anblick einiger blanken Regimenter in Lissa bon, die er mit den abgeriffenen Soldaten einer spanischen Gränzfestung verglich , zu diesem ungerechten Ausspruche verleiten ließ. Der Spanier macht im Gegentheil einen soldatischeren Eindruck als der Portugiese (mit Ausnahme der portugiesischen Jäger) . Die militärischen Einrichtungen in Spanien sind immer noch geregelter, den Anforderungen der Zeit entsprechender als in Portugal, das gestehen portugiesische Offiziere selbst zu. Was die kriegerischen Resultate betrifft , welche die

spanische Armee in neuerer Zeit aufzuweisen hat , so sind fte allerdings weder im Penninsularkrieg noch in den späteren Bürgerkriegen besonders glänzend gewesen . In offenen Feldschlachten verließen die Truppen häufig vor= theilhafte Stellungen ohne Grund 2c. , allein dieß beruhte vorzugsweise in der Art der Führung . Die Truppen hatten zu den unwissenden , talentlosen , durch Hofgunst und Intriguen emporgekommenen Generalen wenig Ver= trauen, wurden falsch verwendet und von ihren Führern im Stiche gelassen . Wo sie von Engländern commandirt wurden , schlugen sie sich gut. Diese Uebelſtände dauern noch bis in die neueste Zeit fort. Da die Generale mehr politifiren und intriguiren, als militärische Studien treiben, so ist es sehr erklärlich, warum von den fünfhundert General offizieren, mit welchen Spanien dermalen gesegnet ist, — nach — den Aussprüchen spanischer Offiziere selbst kaum zwölf im Stande sein sollen , eine zusammengesezte Division zu conmandiren.

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In den ,,Militärischen Wanderungen durch Lissabon" s. A. M. 3. Nr. 90 , 91 , 109 , 131 , 148 u. 149 von 1853.

Etwas besser als die Generale werden die Stabs- und Subalternoffiziere prädicirt, denn sie stehen nicht so nahe am Herde der Intrigue, doch sollen auch bei Gewinnung dieser Chargen Revolutionen und Protectionen mehr thun, als das Verdienst. Da läßt sich freilich begreifen, warum man mehr auf die erstere speculirt, als das leßtere erstrebt. Doch ist hervorzuheben, daß außer den Schweizeroffizieren und Abkömmlingen von solchen , welche noch da und dort als ehrwürdige, aber von der Eifersucht der Spanier miß handelte Ueberreste der alten Garden figuriren, auch viele jüngere Offiziere vorhanden sind , welche eine bessere Bil dung in der Kriegsschule genossen haben und eine gediege nere Zukunft vorbereiten. Das eigentliche wiſſenſchaftliche Studium, deſſen Mangel im Felde wohl oft durch andere Eigenschaften ausgeglichen werden kann , im Frieden aber die Armee zur Maschine macht, ist in der spanischen Armee ziemlich untergeordnet. * ) Zwar besteht sowohl eine allgemeine mili: ärische Zeitschrift, als eine specielle für die Artillerie und das Ingenieur corps , allein hierauf beschränkt sich die spanische Militär literatur, **) und selbst jene Allgemeine Zeitschrift hat *) Die Specialcorps der Ingenieure und Artillerie dürften doch wobl - so weit unsere Kenntniß geht - in der Beziehung eine ebrenvolle Ausnahme machen. Der Thätigkeit derselben in wiſſenſchaftlicher Hinsicht ist mehrfach in diesen Blättern gedacht worden. Der ? Correspondent der A. M.-3. für die Nach. richten aus Spanien. **) Die spanische Militär-Literatur möchte doch nicht allein auf die genannten Zeitschriften beschränkt sein, und erlauben wir uns deßfalls auf die mehrfach in den leßteren Jahrgängen dieser Blätter gegebenen bibliographischen Notizen und An zeigen neuer militärfſcher Originalwerke in spanischer Sprache zu verweisen. Auch der „Defterreichische Soldatenfreund" hat unter feinen Nachrichten aus Spanien zuweilen auf neue T Militärsdriften aufmerksam gemacht und sind weiter in den legten Bänden und Heften der „Berliner Militär-Literatur Zeitung" Beurtheilungen über mehrere wichtigere Werke der spanischen Militär- Literatur enthalten. Wir beabsichtigen nicht hier eine bibliographische Revue zu geben, können uns aber doch nicht versagen , hier noch verschiedene neuere , bedeu tendere wissenschaftliche Werke zu erwähnen, deren Kenntniß für manchen der Lefer vielleicht nicht unwillkommen ift. Sie folgen nachstehend : Elementos de artilleria por Don M. F.

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ſchon mehr als einmal aus Mangel an Theilnahme auf gehört und ihr Gewand gewechselt. Bezeichnend ist in dieser Beziehung der Umstand, daß das neueste, von einem spanischen General geschriebene Werk über die spanische Armee in Paris in französischer Sprache erscheint , und nachher erst in Madrid , wo bis jest nur einzelne Ab schnitte in der Revista militar veröffentlicht würden , in spanischer Sprache herauskommen soll. Militärwissen schaftliche Bücher in dieser Sprache habe ich nur ein ein ziges eine Ueberseßung des Felddienstes von Brandt von einem Schweizeroffizier in den Madrider Buchhand lungen zu Gesicht bekommen , troßdem , daß ich ausdrück lich nach spanischer Militär-Literatur forschte. Die praktische Ausbildung der spanischen Offiziere mag übrigens nicht unter der ihrer Waffenbrüder in anderen Armeen stehen ; ja, die vielen Bürgerkriege, Erpeditionen, Märsche, dürften ihnen leicht mehr eigentliche Kriegser fahrung gegeben haben, als bei einzelnen deutschen Heeres abtheilungen gefunden werden möchte. Manöver (Schein gefechte) finden theils in größerem, theils in geringerem Maßstabe statt, und werden in den Zeitungen mit ge bührendem Pompe preisgegeben. Der spanische Unteroffizier ist mit Ausnahme einiger Grautöpfe , die meist bei den Regimentsverwaltungen be schäftigt find , ziemlich unwissend und unerfahren , was daher kommt, daß er nur kurze Zeit bei der Fahne ist. Er dient nämlich beinahe nie länger, als seine erste Capitu lation (8 Jahre) und kehrt dann in die Heimath zurück. Dadurch wird ein beständiger, starker Nachschub nöthig, und selbst die ersten Feldwebel stehen gewöhnlich in einem Alter von 27 bis 30 Jahren , das heißt in dem gleichen, wie die mit ihnen ausgehobenen und mit ihnen präsenten

Soldaten , was der Subordination Eintrag thun müßte, wenn die Disciplin nicht so strenge gehandhabt würde. Würden diese Unteroffiziere gut unterrichtet, und fänden sie an ihren Offizieren Muster von Dienstkenntniß und Diensteifer, so könnte die Kraft und der Lebensmuth der Jugend ausgleichen , was ihnen an Erfahrung abginge, aber von einem regelmäßigen Unterricht ist keine Rede und von den Offizieren lernen fie nur intrigquiren und revolutioniren. Auch sie wissen, daß Gunst und Revolten leichter zu Offiziersstellen verhelfen , als Kenntniſſe , und sie ziehen daraus ihre Consequenzen. Der gemeine Soldat aber, der nicht mehr werden will, ist ein wahrer Muſterſoldat. Ich will hier nicht von sei nem Gehorjom reden , denn dieser ist so unbedingt , daß er zum Verbrechen wird , das heißt , er folgt seinem Vor geseßten selbst gegen Regierung und Gesch. Die neueste Geschichte gibt zahlreiche Beispiele davon. Die Disciplin in der spanischen Armee ist über alles Lob erhaben. Frei lich soll sie , wie man mir sagte, vorzugsweise durch Schläge erhalten werden, und dieser schlimme Gebrauch so eingewurzelt sein , daß humane Offiziere , welche sich dieses Mittels weniger bedienen , für charakterschwach ge= halten und von der Mannſchaft weniger respektirt werden. Es mag dieß mit dem allgemeinen Erfahrungssaße Hand in Hand gehen, daß gegenüber von dem gemeinen Manne Härte , ja Tyrannei mehr ausrichte, und sogar lieber empfunden werde , als schwächliche Milde. - Die Ord nungsliebe des spanischen Soldaten im Innern seiner Ca serne, der Eifer , womit er Armatur und Montur sauber hält, kann jedem anderen Soldaten als Muster vor Augen gehalten werden. Seine Aufmerksamkeit , Willigkeit und Thätigkeit im gewöhnlichen Dienste sind eben so ausge zeichnet, als seine Genügsamkeit in der Noth, seine Aus dauer bei Beschwerden , ſein Muth , seine Hingebung bei Gefahren. Was seine taktische Ausbildung betrifft , ſo exercirt er mit Ruhe, ist besonders geschickt in Benuzung des Terrains und leistet, wie gelegentlich schon erwähnt, im Marichiren Außerordentliches. Ich sah Schweizer offiziere , welche in verschiedenen Armeen gedient hatten, wahrhaft in Begeisterung gerathen, wenn sie auf den_treff= lichen Charakter, die durch und durch militärischen Eigen schaften des spanischen Soldaten zu sprechen kamen. Sie zogen ihn unbedingt jedem anderen vor. Ich kann von der spanischen Armee nicht scheiden, ohne von Herzen zu wünſchen, daß die vielen vorzüglichen Eigen haften, welche sie einst zum Schrecken von Europa machten und die noch jezt , wenn auch schlecht geleitet , vernach= lässigt und zerrissen in ihr liegen , durch die starke Hand eines zweiten Alba oder Spinola wieder zu einem mach tigen Ganzen vereinigt werden möchten. Dann würde Spanien wieder die ruhmvolle Stelle unter den Völkern Europas einnehmen , deren Verlust kein Spanier_ver= schmerzen kann. Insofern mögen wohl auch die beſtän digen Militärrevolutionen nur die Wirkungen eines un widerstehlichen Instinktes sein , der Allen sagt : nur ein Mann des Schwertes vermöge Spanien wieder emporzu reißen , nimmermehr ein schwaches Weib aus dem ver fallenden Geschlechte der Bourbonen.

Tratado de los Senderos , Madrid, 1852-53 , 2 vols. topografia , por el coronel. D. Raf. Clavijo , Madrid, de 1853 . Legislacion militar de España , antigua y moderna, recogida , ordenada y recopilada por D. Ant. Vallecillo Vocabulario militar francés e ingles (1853 begonnen) . español , por el commandante grad. capitan de artill. D. J. M. Enrile. 1853. - Memorias sobre la Argelia escritas por el brigadier D. C. J. de Sandoval y D. A. Madera Capitanes celebres anti y Vivero , coronel etc. 1853. guos y modernos por D. Evaristo San Miguel. Vol. I. 1853 - Historia de la guerra civil y de los partidos liberal y carlista por D. A. Pirala Vol. I. 1853. -- Medicina y cirujia de los campos de batalla por D.R.H Poggio. 1853. Historia del combate naval de Trafalgar , precedida de la del renacimiento de la marina española , por D. J. Ferrer de Couto , 1853. - Diccionario ilustrado de los petrechos de guerra y demas efectos pertenecientes al material de artilleria ( 1852 begonnen ; bis jezt sind hiervon 8 Lieferungen erschienen). - Historia organica de las armas de infanteria y caballeria , por el teniente general conde de Clonard Dieses ausgezeichnete , feit 1852 begonnene Werk ist bereis bis zum 4. Bande vorgeschritten). -- Manual del pontonero, comprende todos los detalles de la instruccion etc. Redac tado por D. C. Ibañez e Ibañez y D. J. Modet y Eguia, ― Examen comparado del estado actual del capit. , 1853. arte de fortificar por el brigadier D. J. Herrera Garcia , Aplicacion razonada de los movimientos tacticos 1853 de la caballería , à las prácticas maniobreras y à los casos de guerra. Tratado aprobado etc por D. L. Corsini , 1854. Der Vorige.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Dienstag, 15. August 1854.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

vollen Prämien , nämlich chirurgischen Bestecks mit silber= nen Instrumenten, an die drei CharitéUnterärzte DDr. Eb Am 2. August, Mittags von 12 Uhr ab, feierte das t. medicinisch-chirurgische Friedrich - Wilhelms - Institut meier, Cammerer und Gobert. Zum Schluß der Feier und die E. medicinisch - chirurgische Akademie für führte der Geh. Medicinalrath und Prof. Dr. Jungken das Militär in dem großen Conferenzsaale des Insti die Wichtigkeit eines geordneten Studienplanes für Medi ciner in einem gehaltvollen Vortrage aus, an dessen Schluß tuts den 60. Stiftungstag des Instituts und den 44. er in dem Namen der militärärztlichen Bildungsanstalten der Akademie, in Gegenwart Ihrer Erc. des Generals die Versicherung der Dankbarkeit und Ehrfurcht gegen der Infanterie v. Selasinsky , des Generallieutenants Se. Maj. den König aussprach. v. Reiher, des Generalmajors v. Prittwiß und vieler höheren Stabsoffiziere des Kriegsministeriums und der Nassau. Garnison, mehrerer Räthe aus dem Ministerium des In der Organisation der oberen Militärbe= Krieges und des Ministeriums der geistlichen sc. Medicinal Angelegenheiten , vieler Civil- und Militärärzte, so wie hörden haben sich unterm 26. Juli folgende Verände= anderer Gönner und Freunde der Anstalten. Jn Abwesen rungen ergeben : Die oberste Militärbehehörde ist das Obercommando heit des Generalstabsarztes Dr. Grimm, welcher Sr. Maj. den König auf einer Reise nach München begleitet, eröff der Truppen , welches Se. Hoheit der Herzog stets per nete der Generalarzt Dr. Elsholz die Feierlichkeit mit einer sönlich führt. Die dahin gehörigen Geschäfte werden in Anrede, aus welcher wir folgende Notizen hervorheben der Militärkanzlei bearbeitet, an deren Spize als Chef wollen: Es traten im verflossenen Jahre von den Stabs ein Generaladjutant steht. Außer dem Chef der Militärkanzlei besteht dieselbe ärzten der Anstalt vier als Oberstabs- und Regiments aus einem Büreauchef, welcher in Verhinderungsfällen den ärzte, einer als Garnisousarzt und einer auf seinen Wunsch als Landwehrbataillonsarzt in die Armee ; einem wurde Generaladjutanten zu vertreten hat , den Flügeladjutanten durch Allerhöchste Cabinetsordre der erbetene Abschied be S. H. des Herzogs und den Offizieren des Generalstabes. Dem Obercommando unmittelbar untergeordnet sind : willigt; an deren Stelle sechs Assistenzärzte der Armee zu Oberärzten des Instituts ernannt wurden. - Auf Befehl 1 ) das Brigadecommando, 2 ) das Kriegsdepartement (beide Sr. Maj. des Königs begleitete der Stabsarzt Dr. Wegener als unter sich coordinirt), 3) die Militärschule und 4) die Alle an das Obercom= Se. f. H. den Prinzen Friedrich Wilhelm auf höchstdessen ständige Prüfungscommission. Reise nach Italien. Die beiden Stabsärzte Dr. Roland mando zu erstattenden Vorträge gehen durch die Militär und Dr. Marcus wurden während der Choleraepidemie kanzlei , in welcher auch die organisatorischen und regle= des vorigen Herbstes auf die beiden Postdampfschiffe Adler mentarischen Bestimmungen ausgearbeitet werden. und Nagler für die Fahrten noch Kronstadt und Stock Das Brigadecommando leitet die Ausbildung der Trup= holm commandirt. Von den Studirenden der militärärzt pen, und überwacht die Disciplin, sowie den inneren Dienst. lichen Bildungsanstalten, in welche 34 Eleven, ein Volon Zu seinem Geschäftskreis gehören alle Anträge wegen An tair und 21 attachirte Unterärzte neu eintraten , wurden stellung oder Entlassung von Offizieren sowohl mit als ohne Pension, wegen Ertheilung von Belohnungen und 29 auf hiesiger Universität zu Doctoren promovirt , 18 Eleven und 8 attachirte Unterärzte bestanden die Staats Ehrenzeichen und wegen Ernennung von Bataillonsrech= nern und Fahnenträgern . prüfungen als Aerzte und Wundärzte, resp. Operateurs, und 17 attachirte Unterärzte die als Wundärzte 1. Klaffe. Der Geschäftstreis der Kriegsdepartements erstreckt sich auf die Begutachtung des jährlichen Ergänzungscontin Nach absolvirtem Studium traten in den militärärztlichen gents , der Entlassungsgesuche der im Militärdienst stehen= Dienst ein, resp. zurück : 31 Eleven und 42 attachirte den conscriptionspflichtigen Mannschaft , der Anträge auf Unterärzte. An diese Uebersicht schloß sich ein Vortrag des Eleven Siegert , über die Anwendung des neuerlichst Bewilligung von Pensionen an dienstuntaugliche Militär= individuen , die Aufsicht über die Militärgerichtsbarkeit, von einem holländischen Arzte zuerst angewendeten Gyps die Aufsicht über die Offiziers- und Unteroffiziers - Wittwen = verbandes. Hierauf folgte eine Vertheilung von werth Preußen.

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und Waisenkaffe, über die Aufstellung und Vollziehung des Militär- Erigenzetats und über die Führung der In ventarien aller Militäranſtalten. Ferner gehören in seinen Geschäftskreis die Anträge auf Ertheilung der Heirathserlaubniß an Offiziere und Unteroffiziere, die Anträge auf Ernennung und Entlassung der Verwaltungsoffiziere, der Hoſpital- und Caſernenver walter , sowie des Zeugwarts. Das Personal des Kriegsdepartements besteht aus einem Chef und 4 Referenten , sowie dem nöthigen Registratur und Kanzleipersonal. Dem Kriegsdepartement unterge= ordnet find die Zeughaus- und Verwaltungscommiffion, sowie die Casernen- und Hospitalverwaltungen. (M. d. S.) Frankreich.

festigungskunst hat der als Schriftsteller renommirte und in alle Zweige der Kriegswissenschaften tief eingeweihte Verfasser die Militär-Literatur wieder um ein schäzbares Werk bereichert, indem darin ebensowohl zahlreiche Zu säge, welche seit jener Zeit für Vervollkommnung der Be festigungen vorgeschlagen oder ausgeführt worden find, als auch manche Verbesserungsvorschläge eigenes Forschens Aufnahme gefunden haben. Sonst ist die Anlage des Buches dieselbe geblieben : außer einer Einleitung besteht es aus 10 Capiteln. In der Einleitung vergleicht der Verf. die Verhält= nisse, welche früher zwischen Festungen und den Feld= armeen bestanden und wie sich diese Verhältnisse durch die heutige Art der Kriegführung verändert haben ; er be= gründet dadurch die Nothwendigkeit großer Pläße, welche sehr starke Garnisonen aufzunehmen vermögen, erörtert in anziehender Weise die unermeßlichen Vortheile , welche solche Pläße der Vertheidigung überhaupt, sowie der Un abhängigkeit des Staates und dem Wohle seiner Bewohner gewähren , wenn sie den strategischen Forderungen ent= sprechend angelegt sind , - und entwirft darauf in einem allgemeinen Bilde das Nez von Kriegspläßen nach den Grundsäßen der Strategie. Da nun ein solches System von Vertheidigungsanlagen aus ökonomischen Gründen nicht durchaus neu geschaffen werden kann , so beleuchtet er ferner die Mittel, welche für bereits bestchende Anlagen in Anwendung zu bringen find, um an ihnen möglichst dieselben Stüßen zu erbalten, wie solche durch ein geschickt berechnetes System unzweifelhaft dargeboten werden. Um nun die verschiedenartigen Fortschritte kennen zu lernen , welche die Vertheidigungkunst den stets wirksamer gewordenen Angriffsmitteln gegenüber allmälig gemacht hat, bis sie zu den modernen Einrichtungen gekommen ist, beschreibt die Einleitung in gedrängter Kürze die Be= feftigung mit Angriff und Vertheidigung der Alten, die in Folge der Anwendung des Schießpulvers nothwendig gewordenen Abänderungen, welche bald zu dem bastionirten Trace führten , endlich einige hierauf basirte Systeme der ältesten berühmtesten Ingenieure (Errard de Bar-le Duc, Deville, Marolois , Bagan), jedoch nur nach ihren charakteristischen Zügen , weil die Details für die gegen= wärtige Zeit von keinerlei Nugen sind. Das erste Capitel verbreitet sich über die einfa en, d. h. solche Systeme, welche nur aus der bastionirten Front mit Halbmond und bedecktem Wege bestehen , und beschränkt sich dabei auf diejenigen Systeme , welche in Frankreich zur Anwendung gekommen sind. Die Beschreibung beginnt mit Vauban's System , wenn dieß Trace , bei der unendlichen Verschiedenheit, welche ihm sein erleuchteter Urheber in der Anwendung auf die mannichfaltigen Boden= gestaltungen zu geben wußte, überhaupt den Namen System verdient. Das zweite und dritte System dieſes Meiſters in der Befestigungskunst hat hier nicht Aufnahme gefunden, vielmehr werden jene erst im neunten Capitel abgehandelt, wo einige mit inneren Retranchements verbundene Systeme beleuchtet werden. -- Hierauf folgt das System Cormon= taigne's , und endlich das hieraus durch weitere Ver= besserungen von den französischen Ingenieuren gebildete Systeme moderne. Nur so sorgfältigen , genau er wägenden Betrachtungen, wie sie der Verf. über den Zweck

Paris , 5. Auguft. Der "Moniteur" enthält folgen= des dem Kriegsminister zugegangene kaiserliche Schreiben:. „Herr Marschall ! Ich lenke Ihre Aufmerksamkeit auf die traurigen Vorkommnisse, die sich jedes Jahr zur selben Zeit wiederholen , wenn man genöthigt ist , während der großen Size Truppen marschiren zu lassen . Wenn fie tros aller ergriffenen Vorsichtsmaßregeln eintreten, so ist Niemanden ein Vorwurf zu machen : aber wenn man aus übertriebenem Eifer und um einen aus der Entfer= nung her ertheilten allgemeinen Befehl zu buchstäblich aus zuführen , die Gesundheit und selbst das Leben der Sol daten in Gefahr bringt, so will ich, daß die Befehlshaber streng getadelt werden. Ich führe keine Beispiele an, aber in mehreren Militärbezirken haben die Generale vielleicht nicht, wie sie gesollt hätten , die vom Kriegsminister_er= theilten Befehle mit behutsamer Umsicht vollstrecken lassen. Wenn in Kriegszeiten ein Corpsbefehlshaber zur bezeich neten Stunde an dem ihm im Voraus angewiesenen Punkte ankommt, so muß man ihn beloben , und wenn er die Hälfte seiner Leute unterwegs zurückgelassen hätte, denn dann ist das militärische Intereffe das erste unter allen; aber in Friedenszeiten ist die erste Pflicht eines Befehls = habers die Schonung_seiner Soldaten und die sorgfältige Vermeidung alles Deſſen, was ihr Leben unnöthiger Weise in Gefahr bringen kann . Ich bitte Sie daher, an die Befehlshaber der Militärbezirke ein Rundschreiben zu rich zu_rich= ten , das ihnen die zu ergreifenden Vorsichtsmaßregeln in Erinnerung bringt, um so viel als möglich der Wieder holung derartiger Unfälle vorzubeugen. Möge Sie hier nach, Hr. Marschall, Gott in seine heilige Obhut nehmen. Napoleon." Biaris, am 1. August 1854.

Literatur. De la fortification permanente par le général G. H. Dufour , ancien officier du génie, élève de l'école polytechnique et commandeur de la légion Les places fortes sont essentielle d'honneur. -ment conservatrices, et seul sous ce rapport, parmi les grands instruments de guerre , elles semblent — être justifiées aux yeux de l'humanité. Carnot. " Seconde édition (Avec 35 planches) . 8. Genève, 1850. Joel Cherbuliez, libraire-éditeur; Paris , méme maison. (VIII u. p. 9-506. ) 16 Fr. In dieser zweiten Auflage seines im Jahre 1822 zum erstenmale erschienenen Werkes über die beständige Be

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und die Anordnung der Werke dieser Systeme angestellt hat, konnte es gelingen , die Mängel zu entdecken und aufzuklären , welche das Bestreben veranlaßten , die Voll kommenheiten zu erforschen , deren das bastinäre Trace fähig ist. So ist denn auch dieses Capitel , indem es durch scharfsinnige Raisonnements den Studirenden in die Eleinsten Beziehungen einführt , ein sehr belehrendes ge= worden. Das zweite Capitel handelt von den Verbesse rungen des verbesserten Cormontaigne'schen oder des sogenannten modernen Systems , und enthält einige von dem Verf. selbst geschaffene Vorschläge, auf welche wir unbeachtet des beschränkten Raumes dieser Blätter dennoch näher eingehen zu sollen glauben , weil wir sie bei ihrer Einfachheit des höchsten wissenschaftlichen Inte resses werth erachten. Genaue Erörterungen des Angriffs zeigen vorerst, daß selbst bei dieſem verbesserten Systeme die Außenwerke keine reelle Stärke befizen und den Fort schritt des Belagerers nicht besonders aufzuhalten ver mögen. Dieser Umstand hat vielerlei Verbesserungsvor schläge hervorgerufen , die jedoch ungenügend erscheinen, oder zu absolut neuen , der Erfahrung entbehrenden Sy stemen geführt haben , weil sich die Erfinder allzu ſehr dem Schwunge eigener Einbildung überließen , anstatt ihr Augenmerk auf einfache Vervollkommnungen des bereits Bestehenden zu beschränken. Gleich den französischen In genieuren seit Pagan , die sich bestrebten , die Stärke des Bastionärtraces, welches mit Recht als das vollkommenste betrachtet werden könne , zu erhöhen , will sich daher der Autor damit begnügen , nur einzelne Verbesserungen des modernen französischen Systems möglicherweise zu erforschen, ohne einen der bereits erkannten Vortheile desselben auf zugeben. Er durchgeht nun die von den geschicktesten Ingenieuren ausgeübten Mittel , die Facen des Halb monds gegen den Ricochet zu sichern, dem die moderne Befestigung, vornehmlich aber deren Außenwerke , immer ausgesezt sein werden , wenn sie nicht der Zufall begün ftigt, daß ihre Facenverlängerungen auf Terrainstellen gerichtet werden können, die das Etablissement der Rico chetbatterieen verbieten. Eine gründliche Beleuchtung der beengten Vorschläge Bousmard's , sowie der für die Terre pleins der Außenwerke empfohlenen Traversen , und end lich der von Montalembert und seinen Verehrern gepriese nen Casematten und der überbauten Batterieen mit ihren vielen Inconvenienzen führt den Autor zu der Ueberzeugung, daß die vorgeschlagenen Mittel bis jezt ungenügend oder illusorisch find. Er hat daher versucht , den vorgeseßten Zweck durch eine andere Anordnung des Traces und des Reliefs des Halbmonds, ohne beträchtliche Veränderung der übrigen Theile des Systems, vollkommener zu erreichen. Die Construction des hiernach entstandenen Halbmonds weicht hinsichtlich des Traces vom Bousmard'schen nur wenig ab, ist aber bezüglich des Reliefs und der übrigen Einrichtung wesentlich von demselben verschieden. Wir brauchen bei der ausgesprochenen Absicht des Verfassers auch kaum zu bemerken , daß dieses Werk nicht vor den Hauptgraben vorgeschoben ist, sondern in demselben wie in dem Systeme moderne liegt. Die Kehlen der Facen erstrecken sich nicht bis zur Contreescarpe des Hauptgra bens , sondern stehen noch etwa 40 Meter von derselben

ab. Die Coupüren des Syſteme moderne werden hier von den Facen der Reduits des bedeckten Weges eingenommen, auf die wir später noch einmal zurückkommen . Die Spige des Halbmonds wird von einem nur für Schüßen einge richteten Cavalier gebildet , welcher sich 8 Meter über die Brustwehr, oder 10,5 Meter über den Terreplein der 1 Meter gegen die Kehlen geneigten Halbmondsfacen erhebt und daher diese , nach einer scharfen Berechnung , voll ständig gegen Ricochete sichert. Der Cavalier ist an seiner Kehle durch Profilmauern von solcher Stärke abgeschloffen, daß die Mauern zwar den Druck der Erdmasse aushalten, aber auch durch das Feuer des Plates (oder durch vor= bereitete Minen) leicht zertrümmert werden können , wenn der Belagerer nach bewirkter Bresche versuchen sollte , sich auf dem Cavalier festzuseßen. Schmale Treppen führen längs den Profilmauern vom Banket des Cavaliers in den Terreplein des Halbmonds. Ein Kern von Mauer trümmern in der Erdmaſſe unter dem Terrcplein des Cavaliers soll überdieß das Logement des Angreifers da= selbst erschweren und denselben zwingen, sich in dem Terre plein des Halbmonds zu logiren. Den Einwurf, daß der Feind vorziehen werde , anstatt des Cavaliers die Facen des Ravelins zu öffnen, halten wir durch die aufgezählten Schwierigkeiten für vollständig widerlegt, welche dem An greifer hier bereitet werden, indem diese Facen bezüglich des Ravelinsreduits und des finureich construirten Reduits des eingehenden Waffenplages im Rentrant liegen, wohin die plongirenden und die Rückenfeuer dieser Werke , sowie des Cavaliers und des Bastions concentrirt werden können . Der Halbmond hat 2 Meter mehr Breite , als im Systeme moderne und kann auf jeder Face 10 Geſchüße aufnehmen. Bequeme Rampen erleichtern das Manöve= riren der Artillerie und erhöhen die Wirksamkeit der Ver= theidigung. Gleiche Rampen vertreten die sonst gebräuch lichen schmalen Treppen aus dem Ravelinsgraben in den ausspringenden Waffenplag, um schnell Haubißen dahin bringen und die Angriffsarbeiten auf die Collateralwerke flankiren zu können. Das Reduit des Halbmonds hat, mit Rücksicht auf das feindliche Logement im Cavalier , am Saillant 1,80 Meter, an den Kehlen der Facen 0,50 Meter Commande= ment über den Halbmond , ist tracirt wie im Systeme moderne und nur zur Grabenvertheidigung eingerichtet ; sein Terreplein liegt im Niveau seines Grabens (2 Meter über der Sohle des Ravelingrabens , oder 4 Meter über derjenigen des Hauptgrabens) und kann daher von der Eine sanfte Lenaille und Courtine plongirt werden. Rampe führt aus dem Terreplein unmittelbar in die Die Flanken des Reduits bestehen Grabencaponniere. aus 6 Meter hohen crenelirten und mit Bankets versehe= nen Mauern, welche zugleich mit einem Thore für das Durchbringen von Geschüßen durchbrochen sind. Bei dieser Einrichtung kann zwar von den Flanken aus die Bresche im Bastion nicht mit Geschüß beschossen werden ; allein der Feind kann keine Bresche in den Hauptwall legen , bevor er nicht Herr von sämmtlichen Außenwerken geworden ist. Warum bei dieser Voraussetzung die Flanken nicht gänz= lich weggelassen und die Facen nicht fortlaufend bis zur Contreescarpe des Hauptgrabens geführt worden sind, wird aus wohl berechneten Gründen gerechtfertigt.

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Die Traversen im bedeckten Weg find sinnreich placirt und vom Glacis en tambours und nicht en crémaillères getrennt. Ein zweiter Verbesserungsvorschlag hat die Abhülfe des Fehlers im Auge, daß der Belagerer im bastionären Trace durch die Oeffnung des Halbmondsgrabens den Hauptwall in Bresche legen kann , sobald er die entferntesten Theile der Befestigung couronnirt hat. Die bisherigen Vorschläge, dieſe Oeffnungen mit Traversen zu verschließen , oder durch Contregarden unschädlich zu machen, erklärt der Verf. , nach genauer Betrachtung der damit verbundenen anderweitigen Nachtheile, ebenso für illusorisch, wie den zwar besseren, aber nicht allen Ver hältnissen (schwache Besaßung 2c.) entsprechenden und über dieß nicht durch Erfahrung geweihten Vorschlag Bous mard's , den Halbmond in das Außenfeld zu detaschiren. Er unterbreitet daher die folgenden Ideen dem Urtheile seiner Collegen und Meister Das Reduit des eingehenden Waffenplages bildet mit der Coupüre des Haldmonds , wie solche im modernen Systeme eingeführt ist , ein einziges Werk, so daß die innere Face den Terreplein des Halbmonds und dessen Graben vollständig bestreicht und somit die erwähnte Deff nung auf zweckentsprechende Weise verschließt. Gegen das Breschelegen wird diese Face durch ein weit in den Graben fich verflachendes Glacis , dessen Rückseite in Verbindung mit der senkrechten Profilmauer des Halbmonds zugleich die Contreescarpe des 7 Meter breiten Reduitsgrabens Ein zwischen dem Halbmond bildet, vollständig gedeckt. und diesem Grabenglacis hinausziehender 3 Meter breiter Gang wird durch die Schulter des Cavaliers jeder Ein sicht entzogen und dient theils zur Communication nach Außen, theils verhindert er den Angreifer, von dem Glacis auf den Halbmond zu steigen. Den Gang verschließt eine mit Eisen beschlagene, crenelirte Thüre , welche aus einer unter dem Grabenglacis angebrachten Gallerie Bestreichung erhält und dadurch vor dem Einstürzen mittelst Petarden geschützt werden soll ; aus einer anderen unter der Schulter des Cavaliers anzubringenden Gallerie kann der in den Gang vorgedrungene Belagerer Rückenfeuer erhalten. Beide Gallerieen sind vermöge ihrer Lage von keinem feindlichen Gegen den Ricochet, dem die innere Feuer zu erreichen. Face hinsichtlich ihrer Richtung allerdings ausgesezt wäre, wird dieselbe durch ein auf der Spise des Reduits auf geseztes , 1 Meter hohes Bonnet und durch eine etwa auf ihrer Mitte errichtete, hinlänglich hohe Traverse gesichert. Der Reduitgraben entblößt zwar die Schulter des Ravelin reduits und wird von dessen Infanteriefeuer nur in schiefer Richtung beschoffen ; da aber der Angreifer das Couronne ment des Waffenplages erst ausführen kann, nachdem er den Halbmond genommen , so ist dieser Nachtheil nur ein Die äußere Face ist sehr zweckentsprechend scheinbarer. angeordnet: ihre Contreescarpe richtet sich nämlich vor wärts auf die Spise des Cavaliers , rückwärts aber auf einen Punkt, welcher auf der Capitallinie des Bastions 25 Meter rückwärts von der Spiße der Magistrale ange nommen ist , wodurch der Graben unter dem plongirenden

Feuer des Bastions liegt. Vermöge des Reliefs und einer entsprechenden Neigung der Feuerlinie ist die äußere Re duitface gegen das außerdem vom Cavalier aus mögliche Rückenfeuer gesichert. Die Communication aus dem Hauptgraben in das Ravelinreduit und aus dem Graben des leßteren in den sehr räumigen, abgerundeten, eingehen= den Waffenplah geschieht mittelst Rampen, aus dem Reduit in seinen Graben mittelst einer Poterne. Man sieht schon aus diesem Hauptriffe, daß die vor geschlagenen Anordnungen tief durchdacht sind und dem Systeme bei ihrer Einfachheit einen bedeutenden Werth verleihen , wie er dem modernen Systeme nicht eigen ist. Diese Ueberzeugung wird noch vollständiger, wenn man die gründlichen Erörterungen mit dem Plane studirt, welche noch manche werthvolle Detaileinrichtungen beleuchten, die wir übergehen mußten. Aus dem gegen ein regelmäßiges Achteck des modificirten Systems durchgeführten Angriff entnehmen wir , daß derselbe von Eröffnung der Tran cheen 40 Tage erfordert (während ein Plaz nach Vauban nur 19 bis 20 , nach Cormontaigne 28 bis 30, nach dem modernen System 30 bis 32 Tage Widerstand leiſtet), — ein Ergebniß , welches noch bedeutend gesteigert werden kann, wenn man das durch die bequemen Communicationen erleichterte Vorbringen der Geschüße in die Außenwerke, die erleichterten Ausfälle mit allen Waffen und die Schwie rigkeit des Defilements der nahen Angriffsarbeiten gegen die plongirenden Feuer des Cavaliers mit in Rechnung zieht. Außer diesen Vortheilen hat das System noch fol= gende Vorzüge : a) Da die Halbmonde nicht ricochetirbar ſind, so wird der Feind gezwungen , unter ihrem Feuer direct und mit voller Ladung wirkende Batterieen zu erbauen. b) Die Leichtigkeit der offensiven Vertheidigung ist nicht durch die Unterdrückung der Contreescarpe erzielt, es ist vielmehr der Forderung einer möglichsten Sturm freiheit in hohem Grade Rechnung getragen. c) Die Zahl der Außenwerke ist durch die Verbindung der Coupüren des Halbmonds mit den Reduits der ein gehenden Waffenpläße vermindert ; die äußere Verthei= digung ist also vereinfacht und wird durch die Reduits noch energischer.

d) Da die Bastione durch die Oeffnung der Halb mondsgraben nicht in Bresche gelegt werden können, so bleibt die moralische Stärke der Besaßung bis auf den leyten Augenblick erhalten.

e) Die Breschebatterieen gegen die Bastione müſſen in einem Rentrant erbaut werden , wohin eine Masse von Feuern concentrirt werden kann. f) In den verschiedenen Operationen der Belagerung bis zum Sturme befindet sich der Angreifer überhaupt oft in Lagen , wo alle Feuer des Plates gegen ihn con = vergiren. g) Die Vorzüge des Systemes sind durch keinen erhöhten Geldaufwand erkauft worden . (Schluß folgt.)

Redigiri unter Nerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. B. Leste in Darmkadt, und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag, 17. August 1854.

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Berlin, 5. August. Durch allerhöchste Cabinetsordre vom 20. v. M. ist die Bezeichnung Königliche Drdon nanzen" für die zur Disposition Sr. M. des Königs stehenden Unteroffiziere der Cavalerie aufgehoben und dafür die frühere Bezeichnung Leibgendarmerie" wieder ein geführt worden. frankreich.

с [*] Die Uniformen der kaiserlichen Garde in Frankreich sind nun durch eine Entscheidung des Kriegs ministers Marschall Vaillant endgültig festgestellt worden und werden ihr zufolge im Wesentlichen folgendermaßen beschaffen sein: Grenadierregimenter. Rock von dunkelblauem Tuch; in Parade ein zwei Revers vorstellendes , mit 7 Eleinen Knöpfen an jeder Seite aufgeknöpftes Bruststück von weißem Tuch mit weißem Paffepoil; im gewöhnlichen Dienste dasselbe von blauem Tuch mit blauem Passepoil. Kragen: dasselbe Blau wie die Uniform , mit gleichem Aermelaufschläge, gerade, scharlachroth mit Passepoil. demselben Passepoil ; Patten, in drei Spißen auslaufend, von weißem Euch mit dergleichen Passepoil. Schöße von dem allgemeinen Schnitt, Futter und Aufschläge scharlach roth , die letteren mit blauem Passepoil und auf jedem Gelbe Knöpfe mit einem eine weiße gestickte Granate. gekrönten Abler und der Umschrift Garde impériale". Wollene scharlachrothe Epauletten von der allgemeinen Form. Pantalon : dunkelblau mit scharlachrothem Passe poil, halbweit. Capot : dunkelblau, vorn zwei Reihen große Knöpfe, mit Taille, hinten mit Taschenaufschlägen, Beren jeder mit drei Knöpfen besest. Kragen und Kragen futter dieselbe Farbe, Aermelaufschläge ebenso, ohne Patten. Schwarze Bärenmüße , vorn mit Messingschild , oben mit Deckel. Auf dem Schilde ein gekrönter Adler auf einer springenden Bombe , welche die Regimentsnummer trägt. Der Deckel scharlachroth mit einer weißen gestickten Gra nate. In Parade weise Schnüre an der Bärenmüße . Auf dem Federhut runde rothe Federn. Pomponcocarde aus Poil - de - chevre. Hut : die allgemeine Form mit einer

schwarzen Poil - de- chevre - Treffe. Der Hut wird immer der Quer getragen. Die Patrontaschendeckel tragen einen metallenen gekrönten Adler und in jeder der vier Ecken eine Granate. Bei den Offizieren statt wollener goldene Stickerei. Voltigeurregimenter. Im Allgemeinen tritt bei ihnen Gelb (jonquille) an die Stelle des Scharlach, wel ches die Grenadiere tragen. Die Grundfarbe der Uniform und der Pantalons ist ebenfalls dunkelblau. Mautelkra gen : gelb mit blauen Passepoil. Kopfbedeckung : Tschako wie die Infanterie , mit dunkelblauem Tuche überzogen und mit weißer Treffe; auf jeder Seite zwei Chevrons aus eben solcher. Das Schild des Tschako von Messing mit einem gekrönten Adler auf einer Bombe , worauf die Regimentsnummer. Nationalcocarde von gemaltem Leder. Blende Bataillenband aus messingenen Panzerkettchen. mit Messing eingefaßt. Stuß von gelben runden Federn . (Schlus folgt.) Niederlande. Wir entnehmen dem Junihefte des " Nieuwe Spec tator" nachfolgende Mittheilungen : „Es soll nun dieses Jahr wieder ein Lager bei Zeifft stattfinden. Soll daselbst die Zeit wieder auf dieselbe Weise zugebracht werden, wie in dem Lager vom vorigen Jahr? *) Wir hoffen es nicht ; ― wir hoffen vielmehr, daß alles , was in einer gewöhnlichen Garnison ausgeführt werden kann , eben darum in dem Lager nicht zur Aus führung kommnt, - die Zeit ist dazu zu kostbar. In einem Lager muß man von der Versammlung einer großen, aus verschiedenen Waffen bestehenden Truppenmacht und von einem ausgedehnten Terrain Gebrauch machen, um die großen Truppenbewegungen auszuführen, welche ohne diese Hülfsmittel unausführbar sind und deren Kenntniß doch in dem Krieg so viele Vortheile verschaffen kann. Scheibenschießen und an der Leine ererciren, Wachtparade halten und Bataillonsexerciren, - das kann man überall ;

*) Vergl. den Bericht über das Zeijker Lager im Jahre 1853 in Nr. 67 u. 68 d. A. M.-3. vom laufenden Jahre.

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Sardinien. aber was man nicht überall thun kann, was man meiſtens allein in einem Lager vorzunehmen vermag , das sind die Alessandria, 21. Juli. Es finden hier gegenwärtig Bewegungen, welche ein großes Truppencorps vor dem große Truppenbewegungen statt. Die Reserve begibt sich Feinde auszuführen hat. Darin geübt zu werden , und in's Lager von St. Maurizio , wo sie 40tägige Waffen sich zu gewöhnen, die Bewegungen schnell und geregelt zu übungen vorzunehmen hat, und die Linientruppen rüsten machen , das ist von vielem Werth . ―― In der Beziehung sich zum Abmarsch nach Casale , wo große Manöver möchten wir wünschen, daß man bei uns in den jährlichen Die Citadelle ist in legterer Zeit in Lagern so zu Werke gehe , wie dieß die Desterreicher bei stattfinden werden. großartigem Maßstab verproviantirt und in einen solchen ihren großen Truppenvers..mmlungen thun , und unter Vertheidigungsstand gesezt worden , wie nie zuvor. Anderem in Italien bei den Manövern an dem Mincio im Jahre 1837 gethan haben. Etwas Eigenthümliches iſt es, daß wohl 12 Bataillone Infanterie und 1 Batterie nach Zeijft kommen , aber keine Literatur. Cavalerie ; leßtere wird besonders bei Rijen und an der dieser ogen Absonderung die Warum . Offel zusammengez De la fortification permanente par le général Waffe, während das Terrain bei Zeijst doch wahrlich offen G. H. Dufour , ancien officier du génie, élève de genug ist , um die Anwesenheit von Cavalerie nüglich und l'école polytechnique et commandeur de la légion selbst nothwendig zu machen ? Einige behaupten , daß die d'honneur etc. Truppen aus Zeijft und die Cavalerie von der Offel in (Schluß. ) den lezten Tagen des Lagers zuſammenkommen sollen, um dann gemeinschaftlich in dem Gelder'ſchen zu manöveriren . Im dritten Capitel werden die zur Vermehrung Die Zeit wird lehren , ob dieß war ist. der Stärke von Kriegspläßen dienlichen Mittel Das Regiment Grenadiere und Jäger hat sein abgehandelt , dieselben mögen in äußeren Werken oder in C 25jähriges Bestehen auf eine besonders feierliche und inneren Verschanzungen bestehen . Verfasser zieht die ersteren glanzvolle Weise gefeiert. Es war eigentlich eine Fest= aus wohlerwogenen Gründen vor, ohne den Werth der feier für die gesammte Infanterie gewesen, denn alle Regi lezteren zu verkennen , die man übrigens im Nothfalle menter dieser Waffe haben das Žhrige beigetragen, und auch noch während der Belagerung erbauen könne. Er tragen noch täglich das Ihrige bei, um das Regiment untersucht die Mängel der längst verläſſenen Fauſſebraie, Grenadiere und Jäger zu dem zu machen, was es ist; fie sowie der früher angewendeten hohen Escarpenmauern können mit Recht von demselben fagen : „c'est la chair de und des damit verbundenen Rondenwegs , und bespricht ma chair et le sang de mon sang. " Die Geschichte dann , mit genauer Würdigung ihres Werthes und ihrer des Regiments Grenadiere und Jäger ist recht zu Fehler , die als innere Verschanzungen dienenden einem günstigen Augenblick erschienen ; wir werden über Werke , nämlich den Cavalier in Verbindung mit Cou= Bastionsfacen , ― die Verschanzungen in püren der Baſtionsfacen, diese Arbeit des Herrn Landolt später mit der Gewiffen haftigkeit berichten, welche der Gegenstand verdient. Brüssel den Bastionen , von welchen er der geradlinigten Kehl im Jahre 1830 wird immer eine glänzende Seite in dieser verbindung den Vorzug vor den tenaillirten und bastio= nirten Abschnitten im Inneren der Bastione gibt, ____ den Geschichte ausmachen. Was wird doch aus unseren Westindischen Trup abgesonderten Cavalier auf der Courtine mit pen ? Vor einiger Zeit wollte man daſelbſt alles auf casemattirten Räumen , - die befestigten be = nachbarten Häuser des Plazes , - die doppelten einen anderen und besseren Fuß bringen ; das Kriegswesen daselbst sollte neu organisirt werden ; man sendete zu dem Enceinten, denen eine große Wichtigkeit beigelegt wird, Ende Offiziere von hier ab; — aber wie es scheint , hat wenn sie durch das zufällige Vorhandensein flankirter Mauern alter Befestigungen geboten werden , während eine Ver der Berg wieder eine Maus geboren : die abgescudeten Offiziere - verdienstliche und talentvolle Männer — schei doppelung durch Contregarden (wie bei Pagan und im nen keine Mittel gefunden zu haben, um ihre Aufgabe zu zweiten Vauban'schen System) , aus Gründen der Dekono Ende zu führen und sind unverrichteter Sache nach dem mie, sowie anderer Znconvenienzen wegen, nicht empfohlen - endlich die für die detascirten Escarpen, Mutterland zurückgekehrt. Alles ist geblieben wie es war. find, Carnot's, Retranchements casemattirten Wurffeuer Man hat nun in Europa genügend um viel an West --indien zu denken ; anders möchten indessen wir sagen : für welche sinnreiche Vervollkommnungen entworfen wer Unseres Erachtens ist es eine Lücke in dieſem ſonſt den. man organisire hier ein oder zwei gute Bataillone und so inhaltreichen Abschnitt, daß nicht auch derjenigen inneren. sende dieselben nach Westindien zur Ablösung der dort be= Retranchements Erwähnung geschehen ist, welche die neuere findlichen Truppen, die dann ihre gesezte Zeit wieder einige deutsche Befestigung angewendet hat, zumal dieselben auch Jahre im Mutterlande bleiben , um hier auf's Neue gut zu werden; denn es ergibt sich von selbst , daß ein Corps dem_bastionären Trace angepaßt werden können . schlecht werden muß, wenn man es fortdauernd , zersplit In dem zweiten Abschnitte dieses Capitels find die tert in kleine Posten in einer Colonie läßt , deren Sitt= äußeren Werke ( d . h. solche, welche durch ihre Graben lichkeit auf keinem hohen Standpunkt steht. Will man mit der Hauptenceinte in Verbindung stehen und somit da Einiges Gute behalten , so muß alle fünf oder sechs deren bei der Beschreibung der einfachen bastionären Front Jahre eine Ablösung stattfinden ; unaufhörlich muß neues noch nicht Erwähnung geschehen) und dann die avan= Blut hereingebracht werden." cirten Werke abgehandelt. Die so wichtigen Minen und

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die Waffermanöver haben aber , obgleich ebenfalls zu den Verstärkungsmitteln gehörig, hier keine Anfnahme gefunden, sondern bilden den Gegenstand eines späteren , besonderen Kapitels . Wir halten diese Absonderung in so fern für angemessen , als solche Anlagen keinem fortificatoriſchen Trace unterliegen und ihre Anwendung durch die Natur der Localitäten bedingt wird. Das vierte Capitel bespricht die verschanzten Lager und die Citadellen. Nachdem Zweck , Wichtig keit und Nußen der verschanzten Lager unter Hinweisung auf geſchichtliche Beispiele gewürdigt , sowie die Forde= rungen erwogen worden sind , welche solche Lager an das Terrain stellen müssen , verbreitet sich der Verfasser über den Charakter der hierher gehörigen Befestigungen und macht einige interessante Vorschläge für die Construction der avancirten selbstständigen Werke , welche in der Kette solcher Verschanzungen die Hauptstüßpunkte bilden. Dann folgt eine gedrängte Beschreibung der Maximilians thürme des verschanzten Lagers bei Linz. Was die Citadellen anlangt , si sucht der Verf. durch eine nähere Beleuchtung auseinander zu sehen , daß dieselben sowohl in politischer , wie militärischer Hinsicht unnüz und selbst gefährlich seien, und enthält ſich daher aller auf ihre An lage bezüglichen Anordnungen. Wir vermögen nicht, der Schlußfolgerung beizustimmen, da wir trog den bestechenden Auseinanderseßungen glauben , daß eine Citadelle unter besonderen Umständen die wichtigste Entscheidung sprechen fann. Vielleicht ist es gerade den neuesten Zeitverhält

renden Gallerien sollen in einer von der Grabensohle zn den Oefen aufsteigenden Ebene angelegt werden ." $8 folgt nun die Beschreibung der Gallerien , Gänge und Zweige nebst ihren Detaileinrichtungen und dann , dem eben genannten Princip entsprechend, die Anordnung eines der modernen Front angemessenen , nach Lebrun und Ma rescot combinirten Systems, bei deffen Construction Zweck mäßigkeit und Einfachheit der leitende Gesichtspunkt ge= wesen ist. Ohne Ueberschäßung dauert der unterirdische Kampf bei dem vorgeschlagenen System bis zum Einsturze der Contreescarpe 40 Tage. Das sechste Capitel behandelt einen der wichtigsten Gegenstände der ausübenden Fortification , nämlich die Kunst, Befestigungen dem unregelmäßigen Boden anzuschmiegen. Da jede vorkommende Situation andere Anordnungen erfordert, die nur das eigentliche Genie erfaffen und erschaffen kann , so enthält die Einleitung nur die Abänderungen, welche an den regelmäßigen Formen zu machen erlaubt sind, oder zu denen man durch die Be rücksichtigung des Baubodens und des Einflusses umgebender Höhen gezwungen wird. Von den vielen Aufgaben aus der darstellenden Geometrie auf einer Ebene finden wir die wichtigsten, aber für das graphische Defilement allgemein ausreichenden mit voller Sachkenntniß ausge= wählt und mit kaum übertrefflicher Klarheit gelöst. Hierauf folgt unter Angabe der Hauptregeln das graphische Defilement eines aus zwei Facen zusammenge= seßten Werkes gegen Schüsse mit voller Ladung von dominirenden Höhen, sodann die Construction von Traversen gegen Rückenfeuer im Inneren eines bereits defilirten Werkes , und endlich die Anwendung der ent= wickelten Lehren auf das Defilement einer modernen Front. Eben so anziehend und vollständig wie das Defile= ment, ist die graphische Construction des Reliefs der Werke den fortificatorischen und artilleristischen Forde rungen entsprechend durchgeführt , und zwar nacheinander das Profil des Halbmonds , des Reduits des Halb monds , des Bastions und des Reduits des Waffen plazes , der Baſtionsflanke , der Tenaille und der Courtine. Dieses an Inhalt und Nugen reiche Capitel wird von Jedem mit Freuden begrüßt werden , der seine Studien in der Befestigungskunst bis zu der graphischen Ausführung auszudehnen sich angeregt fühlt, oder berufen ist , und er wird dem Verfasser für die umfassenden Lehren und Regeln, für die gründliche wissenschaftliche Entwickelung der Prin= cipien , für die bündige und zugleich reine und vollständige Lösung der Aufgaben , sowie für die praktische und klare Durchführung überhaupt eine dankende Anerkennung nicht versagen können, Im siebenten Capitel sind diejenigen Detailein= richtungen zusammengefaßt worden , welche in dem Vor hergehenden noch nicht vorgetragen werden konnten. Sie zerfallen in graphische Details (Trace der verschiedenen Kreten der Werke , Geſchüßbänke , bedeckter Weg, Rampeu und Treppen, Poternen), in Details für die Aus führung der Werke (Auf- und Abtrag , Bestimmung -der Mauerdicken , Contreforts und Dechargemauern) , und in Nebendetails (Caſematten, überbaute Batterieen, Thore, Wachtlocale, Brücken und Zugbrücken , Pulver=

nissen vorbehalten , den Werth dieſes leßten Zufluchtsortes in seiner ganzen Bedeutung wieder zur Anerkennung zu bringen. Fünftes Capitel. Wassermanöver und Minen. In seinem Mémorial pour les travaux de guerre , das dem vorliegenden Werke vor einigen Jahren vorausge= gangen, hat der Verf. die Ladung und Zündung der Minen den Bau der Gänge und andere der Minenpraris zuge hörige Gegenstände bereits mit Ausführlichkeit abgehandelt. Da er nun vorausseßt , daß der Inhalt jenes Memorials dem Leser bereits bekannt ist , so hat er Wiederholungen möglichst vermieden . Mit Gumberg und Lebrun darin übereinstimmend , daß seit der Erfindung der Druckkugeln die complicirten Stockwerksminen gefährlich seien und daher die Defensivminen am besten nur in einer und derselben Ebene liegen , widerlegt er dagegen die andere Behaup tung jener Autoren , daß die Defen möglichst tief ange= ordnet werden sollen , indem ergestüßt auf die Doben heim'schen Ergebnisse - die Wirkungen der überladenen Minen gegen Defen von 10 Meter Tiefe und gegen andere in der Hälfte dieser Tiefe einer Betrachtung unterwirft. Da nun bei einer gewissen Anordnung mit den Oefen von mittlerer Tiefe der Feind eben so entfernt gehalten wird, und derselbe eben so wenig unter ihnen weggehen kann, wie bei tief liegenden Oefen , -— da jene ferner einen be deutend geringeren Pulveraufwand erfordern und nebenbei die Vortheile einer schnelleren Verdämmung , gesünderer Raume wegen des leichter zu bewirkenden Wasserabflusses und der Dekonomic des anfänglichen Baues für sich haben, so stellt der Verf. als Grundfaß auf: „Die Oefen der Defensivminen müssen in einer und derselben Ebene bei 4 bis 6 Meter Tiefe liegen , aber die zu den Oefen füh

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magazine). -- Dieses Capitel schließt sich dem vorher= gehenden würdig an. -- Die für den Auf- und Abtrag der Erde und für die Bestimmung der Mauerdicken ge gebenen Formeln zeichnen sich durch Einfachheit aus. Bezüglich des Werthes der Caſematten finden wir interes fante Betrachtungen, aus welchen wir nur entnehmen , daß der Verfasser kein allzu eifriger Verehrer der Casematten ist und dieselben nur empfiehlt, wenn gewisse Theile einer Befestigung auf andere Weise nicht vertheidigt werden können, oder wenn die Casematten nur einen gewaltsamen Angriff auf kurze Zeit abzuhalten haben , oder wenn sie (wie die inneren Reduits) von den feindlichen Batterieen nicht zerstört werden können, oder endlich wenn in bergigen Lagen die Befestigung nicht durch das gewöhnliche Defile= ment gedeckt, der Feind dagegen nicht hinreichend Artillerie gegen die Werke aufführen kann. Deſſenungeachtet sind die Details über die Einrichtungen der Casematten in ge nügender Ausführlichkeit aufgenommen und durch eine Mit theilung der von General Haro verbesserten Constructionen, welche bei Grenoble zur Ausführung gekommen sind , be reichert worden . ―― Auch den überbauten Batterieen als ausschließlichen Anwendungen ſpricht der Verfasser aus mancherlei nicht zu verwerfenden Gründen keinen erheb lichen Werth zu ; er will lieber die freie , offene Verthei digung , solche Batterieen aber nur in den besonderen Fällen angewendet wissen , wo es erfordert wird , einige Geschüße möglichst bis zum Ende der Belagerung zu con serviren. - Von den Zugbrücken finden wir die neuesten Constructionen , darunter auch die von General Poncelet erfundene Brücke. - Die Casernen hält der Verfasser für vortrefflich , wegen Unterbringung der Truppen , aber er glaubt , daß man sich auch ohne dieselben nicht schlechter vertheidigen wird. Sie sind daher abfichtlich in das Werk

Neuntes Capitel . Der Vollständigkeit wegen will der Verfaſſer Denjenigen, welche keine andere Beschreibung der verschiedenen Befestigungssysteme befizen , eine Idee von den mit inneren Abschnitten versehenen Syste men seinem Werke beigeben , obgleich er ursprünglich nur die einfachen zum Gegenstande seiner Untersuchungen zu machen beabsichtigte. Er glaubt sich aber nur auf die in Frankreich und Holland wirklich zur Ausführung ge= kommenen Systeme beschränken zu sollen und erörtert zu dem Ende das System Cöhorns und des zweiten und dritten des Marschalls Vauban, deren Werthe er nach einem Blick auf den Gang und Erfolg des Angriffs in einigen Worten erwägt. Im zehnten Capitel sind die Maßregeln der Ver theidigung und des Angriffs , unabhängig von dem Trace eines Plages, nach den Hauptzügen beschrieben. Es ist nicht leicht möglich , eine solche Fülle von Stoff in conciserer Weise zusammenzufassen , wie es hier geschehen ; als besondere Auszeichnung dieser Abhandlung aber be= trachten wir die echt militärische Auffassung und die be lebende , ermuthigende Sprache , mit welcher der Verfasser die erhebende Rolle des Vertheidigerns wie des Angreifers vor Aug und Sinne zu führen, und wodurch er den Werth des Befizes eines festen Plazes zur vollständigen Klarheit zu bringen gewußt hat. In einem Anhange haben endlich folgende sehr_in= tereffante Noten Aufnahme gefunden , durch deren Ab= sonderung von dem vorausgegangenen Lerte die betreffen= den Capitel an Uebersichtlichkeit gewiß nur gewinnen konnten :

nicht gezogen worden, es ist aber bezüglich derselben, sowie der Hospitäler, Arsenale 2c.; auf die Memoiren über Militärgebäude von Capitain Belmas verwiesen. Achtes Capitel . Forts in Gebirgsländern. Da der Ingenieur nicht nur berufen ist, die zugänglichſten und offensten Stellen eines Landes zu befestigen, sondern auch seine Kunst auf die Verschließung der Eingänge solcher Landesgränzen anzuwenden hat , auf welchen schon von der Natur mannigfaltige Hindernisse zusammengehäuft sind ; so hat der Verfasser die Wichtigkeit der Befestigungen des Gebirgslandes unverkennbar unter Berücksichtigung des eigenen Vaterlandes — durch tief eingehende Betrachtungen begründet. Obgleich der Mannigfaltigkeit der Localitäten wegen keine Regeln für solche Verschließungen aufgestellt werden können, so find doch die unerläßlichsten Forderungen, welchen die die Eingänge occupirenden Forts entsprechen müssen, hervorgehoben und mehrere finnreiche Constructio nen vorgeschlagen werden Dieselben bezicben sich auf die Zugänge in den Thälern (offene bastionirte Forts , Re douten mit Defensivcasernen, bastionirte und viereckige Forts mit Casematten sowie runde Redouten mit caffemattirten Batterieen , crenelirte Thürme , Martello'sche Thürme) und auf Befestigungen der Zugänge auf den Gebirgs hängen.

2) Berechnung der Dicke der Revetementsmauern und der Contreforts . 3) Ueber die Sinusoide von Belidor. 4) Bestimmung der Dicke der Gewölbepfeiler. 5) Auflösung einiger im sechsten Capitel nicht aufgenom= mener Probleme aus der deſcriptiven Geometrie. 6) Schäßung der Stärke der Besaßungen. 7) Die Anwendung der Pallisaden. 8) Ueber die Anwendung der Congrev'schen Raketen bei der Belagerung und über den Einfluß derselben auf die Fortification. 9) Ueber die Wirkung der Minen unter der Horizon= talebene ihrer Defen. Schließlich müssen wir noch hervorheben, daß das vor liegende Werk in allen Beziehungen klassisch genannt zu werden verdient und in keiner Sammlung militärischer Schriften fehlen dürfte. Die zugehörigen Figuren füllen 35 Foliotafeln an, find geſchmackvoll, correct und in großen Maßstäben deutlich gezeichnet und lassen höchstens zu wün schen übrig, daß den Darstellungen der besprochenen Haupt systeme zugleich einige Profile beigegeben worden wären, wie es bei dem modificirten Systeme und auch sonst viel fach geschehen ist. Die übrige Ausstattung ist durchaus empfehlend , der Preis von 16 Francs ein billiger.

1) Die nachträgliche, bereits erwähnte Berechnung des Reliefs des Cavaliers, um durch dasselbe die Halbmonds facen gegen Ricochete zu sichern.

Reviziri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

$18 Samstag , 19. August 1854. Connoissallowi qui s pa ninotsing PORTIO TNI

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Maffau . Bekanntlich ist unlängst ein neuer Gefeßentwurf für die Nassauische Militärschule angenommen worden (vergl. Nr.. 86 d . Bl.). Im Nachstehenden geben wir das Wesent lichste aus dem Gejeze über die Reorganisation dieser Unter richtsanstalt. §. 1. Die Militärschule hat den Zweck, junge Leute zu brauchbaren Offizieren heranzubilden. - S. 2. 3n der Militärschule werden in einem dreijährigen bis vier jährigen Cursus die den Offizieren erforderlichen allge meinen und Fachwissenschaften gelehrt. §. 3. Jedem Nassauer ist der Eintritt in die Militärschule gestattet, wenn er den in den Paragraphen 5, 6, 7 und 8 gestellten Anforderungen genügt. §. 4. Nichtnassauern , welche die in den folgenden Paragraphen gestellten Bedingungen erfüllen , kann der Eintritt in die Militärschule gestattet — werden. §. 5. Zur Aufnahme in die Militärschule sind dieselben Kenntnisse, wie zur Aufnahme in die dritte Klasse der Herzoglichen Gelehrtengymnasien oder in die zweite Klaffe des Herzoglichen Realgymnasiums erforderlich. Die Aspiranten , welche eine Lehranstalt des Herzogthums be sucht haben, müssen sich durch Zeugnisse , diejenigen aber, welche eine auswärtige Lehranstalt besucht oder bloß Privat unterricht genossen haben , durch ein , vor einer aus Leh rern der Militärschule , des Gelehrten- und des Real gymnasiums zusammengeseßten Prüfungscommission zu bestehendes Examen über ihre gefeßliche Reife ausweisen. S. 6. Der Eintretende darf in der Regel das 18. Lebens jahr nicht überschritten haben. Unteroffizieren und Sol daten , welche sich die vorgeschriebene Kenntnisse aneignen, ist auf Ansuchen der Eintritt in den Unterricht noch bis zum 24. Lebensjahr gestattet , wofern ihr bisher be thätigtes moralisches Verhalten sie dazu befähigt. Sie müssen vorher zwei Jahre in der Linie gedient haben 3 und bleiben während der Schuljahre in ihren Verhält nissen casernirt. S. 7. Enthält die Bedingungen, welche der Aufnahme vorhergehen , als : a) Untersuchung durch die Affentirungscommission zur Constatirung der förperlichen Tüchtigkeit. b) Einlieferung von 400 fl. Caution für die zukünftige Offiziersequipirung. c) Schrift liche Zusicherung der Eltern oder Vormünder, durch welche fte sich zu den vierteljährig pränumerando zu stellenden

Unterhaltungskosten der Schüler verpflichten. d) Zeugniß der besuchten Anstalten über Fähigkeiten, Betragen und Fleiß . - §. 8. Für jeden Militärschüler sind für Montur stücke, Kost und Unterricht 200 fl. incl . 30 fl. Taschen= GO geld jährlich einzuzahlen , für Nichtnassauer 350 fl. Ferner haben die Eltern oder Vormünder sich verbindlich zu machen, dem Schüler, sobald er die Anstalt als Offi= ziersaspirant verlassen hat, bis zu seinem Eintritt in die Offiziersgage jährlich 100 fl. Zuschuß zu gewähren . S. 9. Für Söhne von Staatsangehörigen , welche das Vermögen nicht besigen , um die obigen Zahlungen leisten zu können, sowie für unbemittelte Unteroffiziere und Sol daten, welche durch Fähigkeiten, Fleiß und gutes Betragen sich besonders auszeichnen , wird , wenn sie überhaupt zur Aufnahme befähigt sind , die Militärbehörde die ganze oder theilweise Verwilligung des erforderlichen Beitrags (§. 8. ) , sowie der Offiziersequipirungsgelder aus dem Militärbudget beantragen. - S. 10. Nach beendigtem Cursus findet eiue Prüfung statt vor einer eigends dazu. bestellten ständigen Commission , welche nebst den von den Vorgesezten und den Lehrern abgegebenen Zeugnissen maß gebend ist , ob der Examinand als Offiziersaspirant zu betrachten ist oder nicht. - Die bei der Prüfung erreichte Nummer wird in der Reihenfolge bei der Ernennung zum Offizier besonders berücksichtigt werden. - S. 11. Die Direction der Militärschule wird einem Offizier übertragen, welcher höchstens den Gehalt eines Majors bezieht und gleichzeitig Lehrer ist. Zum Vortrage der militärischen Wissenschaften werden noch zwei Offiziere höchstens mit Hauptmannsgehalt angestellt. Die übrigen Stunden er theilen Offiziere und Lehrer aus dem Civil , für welche im Ganzen eine Remuneration von 1500 fl . bewilligt wird. Für Meßübung, Reparatur an Instrumenten, Büreau- und sonstige Bedürfnisse werden 150 fl., für Auf wartung, Besorgung der Küche 300 fl. jährlich verwilligt. S. 12. Der Militärschule wird der frühere (seit dem Jahre 1848 dem Centralstudienfonds hingewiesene) Fonds als eigener Militärschulfonds zurückgegeben. In diesen, unter Controle der Ständeversammlung stehenden Fonds fließen von dem jährlichen Beitragsgeld eines jeden Schülers, der nicht Inländer ist , 150 fl. , welche dem Capitale beizu= schlagen find. — Alle sonst bei der Anstalt sich ergebenden Ersparnisse , sowie die Capitalzinsen werden zu den lau

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fenden Ausgaben der Militärschule verwendet und Zu schuffe aus der Staatskaffe nur so weit, als jene Mittel für die geseßlichen Bedürfnisse der Anstalt nicht ausreichen, (M. d. S.) verwilligt.

mit vier gestickten weißwollenen Granaten. Knöpfe : weiß mit gekröntem Adler , Umſchrift : "Garde impériale". Epauletten : weiß , blau duplirt. Pantalon : in Parade halb weit , um immer im Stiefel getragen werden zu Fönnen , von einem mattweißen und nicht gebläuten croi= firten Stoff. Regimentspantalon : krapproth mit blauem Passepoil. Mantel : frapproth. Helm von der der Garde besonders vorgeschriebenen Form; der Kopf von Stahl,

Frankreich .

( Schluß der Nachricht „Uniformen der kaiſert. Garde in Frankreich".) Fußjägerbataillon. Dunkelblauer einreihiger Rock. Schoosaufschläge : blau mit gelbem Passepoil , auf jedem eine Granate von gelber Wolle. Knöpfe von weißem Metall; darauf ein gekrönter Adler mit der Umschrift Garde impériale". Epaulette von grüner Wolle. Pan talon: dunkeleisengrau , weit , vorn mit sieben, hinten mit sechs Falten. Tschako wie bei den Voltigeure , aber mit gelben Wollverzierungen ; die Blende nicht mit Meſſing eingefaßt; Sturmband von lacirtem Leder. Die Bombe auf dem Metallschilde trägt ſtatt einer Nummer ein Jagd horn. Schwarzer Stuß von Hahnenfedern . Beinschienen von falbem Leder wie die Zuaven. Weißleinene Kamaschen. Die Stickerei an den Kragen und Aufschlägen der Offi ziere ist in gewundenem Lahn und Flittern von Silber; Knöpfe: Silber. Die Beinkleider tragen sie nicht wie die Mannschaften aufgeſchürzt, ſondern lang und mit Stegen. Paletot : dunkelblau mit himmelblauem Futter. Dunkelblauer Regiment reitender Artillerie. Dolman ; Kragen : blau ; Aermelaufschläge : scharlach mit blauem Passepoil ; denselben Schnitt und Auspuß wie die Dolmans des Guidenregiments, aber die Posamentirarbeit in scharlachner Wolle und auf der Brust fünf Reihen von je achtzehn Knöpfen. Pantalon : dunkelblau mit Paffepoil von scharlachrothem Tuch und auf jeder Seite des letteren ein dergleichen Streifen. Kalpak von Leber, cylindrisch, mit schwarz gefärbtem Seehundsfell überzogen , mit be= weglichem scharlachrothem Flügel , der unten abgerundet und ohne allen Treffenschmuck ist. Auf dem Kalpak Roß haarbusch. Mantel : dunkelblau. Der Dolman der Offi ziere hat in Parade die Gallons und Treffen von Gold, im gewöhnlichen Dienste von Kameelhaar. Die Gradab zeichen sind , wie bei den Husaren , auf den Aermeln. Ingenieurcompagnie. Rock: ähnlich wie bei den Ingenieuren der Linie , aber der Schnitt der Revere , der Schöße und der Aermelaufschläge wie bei den Grenadier regimentern. Der Kragen hat auf jeder Seite eine in gelber Wolle gestickte Granate auf dem schwarzen Sam met. Die Schoosaufschläge in gelber Wolle auf Schar lachtuch gestickt. Knöpfe : gelb , darauf, wie die Inge nieure überhaupt, Panzer und Pickelhaube mit der Um schrift ,,Garde impériale". Pantalon : ganz wie die Genie regimenter. Capot : blau mit Taille. Kragen: mit schwarzen, fcharlach paffepoilirten Sammetpatten . Aermelaufschläge : denselben Passepoil . Schwarze Bärenmüße mit glanzledernem Sturmriemen; weder Schild noch Deckel. Federbusch, Co carde und Schnüre wie die Grenadiere, nur sind die Schnüre scharlach, bei den Offizieren Gold. Curaffterregiment. Dunkelblauer Rock, wie die übrigen Cüraffiere ; einreihig. Kragen: scharlach, auf jeder Seite ausgeschnitten , Paffepoil und Futter: blau. Auf schläge : blau; Paffepoil und Patten : scharlach ; Schöße kurz, deren Futter und Aufschlag : scharlach, der lettere

der Kamm von Messing, fliegender Noßschweif und_ſchar= lachner Federbusch. Stulphandschuhe von weißem Schaf= leder mit Büffelaufschlag; im gewöhnlichen Dienste eng anliegende Handschuhe. Halskrause des Cüraß von Schar lachtuch mit weißem Schnürchen. In Parade hohe steife Reiterstiefeln aus einem Stück, der Kniegelenkausſchnitt in der Höhe der Kniescheibe. Sporen aus polirtem Eisen, leicht in die Höhe gebogen , zum Anſchnallen. Interims== rock der Offiziere : filberne Knöpfe und dergleichen Stickerei. Interimspantalon : krapproth mit blauen Streifen , halb weit. Capot : dunkelblau , zweireihig. Stichblatt bes Degens ciseltet und vergoldet; Griff von vergoldetem Filigrån. Handschuhe wie die Mannschaften, aber von Dammwild . Halskranse des Curaß , wie die Mannschaften, aber mit goldenem Schnürchen. Güraß der ganzen Truppe von besonderer Form. Lailleriemen von weißem Büffel. Säbel und Pistolen wie die Liniencavalerie; Carabiner von besonderer Form.

Schleswig - Holft e in.

Rendsburg, 30. Juli . Wie man hört, ist in diesen. Tagen die bestimmte Weisung zur ferneren Demolirung der Festung aus Kopenhagen eingegangen , und dürfte solche demnächst zu erwarten sein. An der westlichen Seite vom Schleswiger Thor soll der Anfang geschehen.

Einrichtungen und Leiſtungen der Artillerie.

In der Artillerie gibt es viele und wichtige ſchwebende Fragen, die hier nur zum Theil. erwähnt und nur zum Theil näher betrachtet werden können. Geeignet ist es zugleich , an zwei 1853 erschienene. Schriften von königl. bayerischen Artillerieoffizieren anzuknüpfen , die durch ihr tüchtiges Streben in mehreren Werken bekannt sind. Die erste ist: "Die Organisation und die Beistungen der Feld artillerie" von dem Major Schmoelzl ; die zweite : „Die Felbartillerie und ihre Organisation“ von dem Oberst= lieutenant Hüß , als Beurtheilung und wohl auch als Ergänzung der ersteren. In 1. der ersten Schrift wird das Verhältniß der Artillerie zu den beiden anderen Waffen als Zeitfrage behandelt und deßhalb aus Schriften , aus der Geschichte und aus: bestehenden Einrichtungen ein neuester Standpunkt erstrebt, woraus die bestimmte Antwort erfolge, daß 4 Geschüße auf 1000 Mann der übrigen Waffen zu rechnen seien. Die Fortschritte der Artillerie in der

813 neueren Zeit sind unbestreitbar und Folge der allgemeinen Erkenntniß , daß sie im Vergleich zu früherer Zeit eine größere Befähigung zur Bewegung , Aufstellung und Be dienung, verbunden mit höchst erreichbarer Wirkung , be fißen müsse. Die außerordentlichen Fortschritte der Wiſſen schaft und Technik sind ihr dabei von großem Nußen gewesen. Aber auch die Infanterie hat sich auf derselben Grundlage nicht minder vervollkommenet und in dem neuen gezogenen Gewehr nebst Spißgeschoß einen wahrlich kaum geahnten Zuwachs erhalten , der in der Anwendung sich gewiß merklich zeigen wird. Die Geſchüzzahl wird in be sonderen Fällen hauptsächlich von dem Werthe der Ju fanterie abhängig gemacht; dieser ist aber , wie bei einer allgemeinen Vergleichung erforderlich, auf zeitgemäßer Stufe anzunehmen , wonach keine so große Geſchüßzahl, nämlich 4 auf 1000 Mann der übrigen Waffen, entsprechend erscheint. Nach der Kriegsverfassung des deutschen Bundes find 2 Geschüße auf 1000 Mann des ganzen Contingents festgesezt und noch wenigstens 1 vollständiges im Vorrath zum Ersaz bei dem Abgange. Hiernach Hiernach kommen zur zur Kriegsthätigkeit 2 Geschüße auf etwa 920 Mann der übrigen Waffen (Infanterie und Reiterei) , oder 2,2 auf 1000 Mann derselben, also nach dem Vorschlage des Ver= faffers nahe doppelt so viel. Es wird sich aber bei sorg fältigster Erwägung dieses wichtigen Gegenstandes heraus stellen, daß 3 Geſchüße auf 1000 Mann bei einem Aus marsch erforderlich sind, außer der Bereitschaft im Zeughause zum Ersaß , der wegen der schwierigen Beschaffung auf wenigstens 2 Geſchüße zu bestimmen wäre , da diese Be reitschaft auch in den Stand seßt, die mittlere Geschüß zahl 3 zu erhöhen, um mit Berücksichtigung der Verhältnisse die Armirung des Truppenkörpers von 2 bis 4 Geschüße auf 1000 Mann bewerkstelligen zu können. Die zweite Schrift hebt diese Berücksichtigung hervor und gelangt zu den Gränzen 1 bis 4 Geschüße auf 1000 Mann, was sich für die niedrigste Gränze 1 durch die Voraussetzung erläutert , daß die Artillerie mit Raketen versehen ist, welche im Gebirgskriege die Geschüße größten theils erseßen würden. Es erscheint dieß richtig bei erprobter fester Annahme der Raketen , die aber bis jetzt noch nicht allgemein ist. Die mittlere Zahl von 2 Geſchüßen auf 1000 Infanterie , 4 auf 1000 Reiterei und noch 1 auf 1000 Infanterie und Reiterei gibt , nach gewöhnlicher Be stimmung auf 1000 streitbare Mann des ganzen Contin= gents und bei den Verhältnißzahlen 775 Infanterie, 143 Reiterei , 72 Artillerie und 10 Pionniere, 3,04 oder auch 3 Geſchüße auf 1000 Mann. Nach den Bundesbeſtim= mungen ist der Geschützahl reitende Artillerie, wonach bei 2 Geschüßen auf 1000 Mann 2,8 auf 1000 Reiter kommen ; bei 3 Geschüßen auf 1000 Mann würden unter gleichen Bestimmungen 4,2 auf 1000 Reiter zu rechnen sein, was mit der Ansicht des Verfassers übereinstimmt. In 2 der ersten Schrift wird eine Scheidung der Artillerie in Fuß- (Positionsartillerie) , fahrende, reitende und Raketenartillerie vorgeschlagen , und jeder Theil nach seiner Zweckmäßigkeit für das Ganze in Betracht gezogen. Man erkennt in diesen 4 Theilen als System 4 Stufen in zunehmender Befähigung zur Bewegung , Aufstellung und Bedienung bet derjenigen Waffe , welche Maschinen, Pulver, Menschen- und Pferdekräfte im Feldkriege zur

814 , Anwendung bringt ; dann müssen sie aber in abnehmender Wirkungsfähigkeit stehen , was auch annähernd der Fall ist , weil sonst die Theilung nicht gerechtfertigt und die Einrichtung mit größerer Fähigkeit zur Bewegung u. s. w. - Die erste und zugleich zur Wirkung vorzuziehen wäre. Stufe hat Stellungen zum Angriff oder zur Vertheidigung mit größter Wirkung durch schwere Geschüße und schwere Geschoffe zu halten , wobei es also mehr auf die Wirkung als Beweglichkeit ankommt , und wozu die 12pfündige Kanone von nur 16 Caliber Länge und die schwere lange 7 pfündige Haubize geeignet seien, und diese Geſchüße ſollen nur Kartätschen, sowie beziehlich Vollkugeln und Granaten verwenden. Obgleich, die Mannschaft erforderlichen Falles auf den Geſchüßen und den stets nahen Munitionswagen fahren kann und die Geschüßführer beritten sind, wird für. diese Artillerie doch eine nicht vollständige Theilnahme an. den oft schnell sich darbietenden verschiedenen Gefechtsver= hältniffen angenommen , da sie keine Granatkartätschen erhält , die gerade bei den 12pfündigen Kanonen und den schweren langen 7 pfündigen Haubizen von hervorragender. Wirkung gegen Infanterie und Reiterei auf größeren Ent fernungen find ; sie wird eher die Büchsenkartätschen für das Schnellfeuer der Nähe, als die Granatkartätſchen für das wirksame Langsamfeuer der Ferne entbehren können. -Die Anordnung der natürlichen Vifirlinie durch einen an = gemessenen , mit einer Erhöhung auf dem Kopf bewirkten Metallunterschied, so daß nie unter das Ziel zu richten ist, sowie ein verschiebbarer Aufſaß mit Diſtanzeintheilung für die verschiedenen Schußarten gehören an anderen Orten nicht mehr zu den Wünschen und find durch die Erfah= rung völlig bewährt.. Die zweite Stufe, fahrende Artillerie, erhält 6pfündige Kanonen und leichte lange 7 pfündige Haubißen , und hat durch ihre Bewegungsfähigkeit die der Infanterie zu über bieten und der der Reiterei auf kurze Strecken gleich zu Sie soll stets mit der auf Geſchüß und Wagen sein. fahrenden Mannschaft manöveriren , weßhalb die Beweg= lichkeit von den Wagen abhängig und dadurch geschmälert ist ; nur bei gewöhnlichen Märschen geht die Mannschaft zu Fuß. Wo nur die Hälfte der Manschaft fahre, also nur 1 Wagen sich 2 Geſchüßen anschließe, wäre die Orga= nisation total fehlerhaft, da hier wirklich nur Fußartillerie bestehe , die aber als fahrende von den Truppenführern Die Bemerkung liegt nahe , daß aller betrachtet würde. dings die Einrichtung , wo die Transportmittel für die Mannschaft unzureichend sind , wozu auch das Auffißen der ganzen Bedienungsmannschaft auf das Geschütz oder noch zum Theil auf die Handpferde gehört , der Artillerie Schwierigkeiten bereiten wird , da sie in der so ernst ge= forderten Beweglichkeit mit Pferden und Menschen nicht Die 6pfündige Kanone foll wird genügen können. 0,14 Büchsen- und 0,14 Granatkartätschen, die 7pfündige Obgleich hier die Haubige 0,20 von jeder Art erhalten. Granatkartätschen weniger Werth haben, als es bei den Calibern der Positionsbatterieen der Fall ist , so erscheint doch auch hier ihr Werth durch die geringe Zahl nicht gehörig beachtet; dagegen ist der der gewöhnlichen Kar tätschen zu hoch geschäßt. Das gezogene Gewehr der In fanterie, welches auf 500 Schritte wenigstens eben so viel leistet als das glatte auf 200 Schr., nöthigt die Artillerie

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zu der Anahme, daß sie auf den seitherigen nächsten Ent fernungen von 300 dis 500 Schr. in der Regel nicht mehr thätig sein soll , daß ihre kleinste Entfernung nur wenig unter 600 Schr. liegen darf, weßhalb die Kartätschen seltener zur Anwendung kommen werden, dagegen die Granatkartätschen öfter auf den größeren Entfernungen. Durch das neue gezogene Gewehr hat sich das von der Infanterie vorzüglich zu vertretende Nahgefecht erweitert, und die Artillerie ist mehr auf das Ferngefecht , wofür sie aber die Granatkartätſchen gewonnen hat, beschränkt worden. So wird es im Allgemeinen sein; aber in einzelnen Fällen, bei der Vertheidigung, wie bei dem Angriff, wird die Ar tillerie ganz nahe ihre Kartätschen oder selbst ihre Voll kugeln in den entscheidenden Zeitpunkten mit aller Sicher heit abgeben, wobei die Maschinen von großem Nußen find , da sie der moralischen Kraft hier bedeutende Unter stüßung gewähren können . Die dritte Stufe , reitende Artillerie , ist ohne Zweifel unentbehrlich. Aber wie überhaupt die Artillerie nicht als bloße Hülfswaffe der anderen Truppen betrachtet werden. darf, wie auch das Umgekehrte nicht geschieht , so ist hier besonders zu erwähnen , daß die reitende Artillerie nicht so eng zur Reiterei gehört , wie es nach der Aeußerung vielleicht aufgefaßt werden möchte : daß die Artillerie der Reiterei mehr nothwenig sei , als selbst der Infanterie. Die Reiterei hat unter Umständen ihre Aufgaben für sich wie die reitende Artillerie. Die Reiterei bedarf der Ar=

Wirksamkeit genöthigt würde. Sie wird daher außer den 6pfündigen Kanonen noch Haubigen und Granatkartätſchen haben müssen , weil dieß jedenfalls nicht verhindert , ihr Element der größten Beweglichkeit zu benußen . Bei der reitenden Artillerie wird man sich gegen das Auffißen von Mannschaft auf die Proze, auch bei der 6pfündigen Kanone , entschieden zu erklären haben , da dieß zu Hindernissen für diese Artillerie führt , die bedeu= tender find , als der Vortheil, daß sie dadurch etwas früher zum Schuffe kommt. Man wird bei jener Einrichtung mit Recht daran zu zweifeln haben, daß es eine vollstän= dige reitende Artillerie ist. Ein ganz verglichenes Geſchüßrohr ist nicht nöthig, weil eine Kopferhöhung , die wie die vorerwähnte gerade hinreicht , um niemals unter das Ziel richten zu müssen, den Vortheil geringerer Auffahhöhen gewährt. (Schluß folgt. )

tillerie , wo sie zum Schuß des Rückzuges auftritt, wo größere und weit führende Verfolgungen stattfinden , wo fie in Beseßung entfernter und wichtiger Terrainabschnitte dem Feinde zuvorkommen muß , auch bei Umgehungen und bei ihrem Auftreten als Maffe zu großen Entscheidungen ; fie soll aber der Artillerie nicht bedürfen , wo sie sich in günstigen Verhältnissen befindet , bei Ueberraschungen des Gegners und in dem zerstreuten Gefechte. Die reitende Artillerie muß die Beweglichkeit der Reiterei haben ; deß halb ist sie aber nicht eigentlich mit dieser zu verbinden und hat nicht bloß für diese zu wirken. Ein oft selbst ständiges Auftreten der reitenden Artillerie wird auch von dem Verfasser, ihrer Haupteigenschaft als Artillerie gemäß, erwartet. Indem an sie die meiste Beweglichkeit verlangt wird , muß sie noch entsprechend die größte Befähigung zur Aufstellung und Bedienung haben. Wenn auch alles hierfür Förderliche und von ihr am wenigsten leicht Aus führbare gethan ist , hat sie am meisten den Beruf, auf den näheren Entfernungen zu wirken , wo fie stets rasch schießen muß. Nahe liegend ist hierbei , daß sie deßhalb keine Granatkartätschen und keine Haubigen haben dürfe. Doch ist wahrscheinlich der Vortheil größer, ihr zu erhöhter Selbstständigkeit und Mehrseitigkeit jene , nur in geringe rem Verhältniß , zuzutheilen und von diesen einen mehr kanonenartigen Gebrauch zu gestatten. Muß man ihr auch das Schießen auf den näheren Entfernungen , die Mitwirkung bei der Reiterei , das schnelle Heranziehen an einflußreichen Orten vorzugsweise zugestehen, so wird sie in ihren Mitteln doch nicht beschränkt sein dürfen , weil sie hierdurch öfter zur Unthätigkeit oder zur unzureichenden

Literatur.

Heerwesen und Infanteriedienst der Königl. Preuß. Armee. Von A. v. Wißteben , Major à la suite des Kaiser Franz Grenadier-Regiments und interimiſtiſcher Com= mandeur des herzogl. Sachsen-Koburg- Gothaiſten Infanterie Regiments. Vierte vermehrte und verbesserte Auflage. Mit 76 in den Text eingedruckten Holzschnitten und 4 lithographirten Tafeln. 8. Berlin , 1854. Verlag : von C. Grobe. (XVI u. 562 S.) 2 Thlr. Diese vierte Auflage schlickt sich der dritten in Auswahl , An ordnung und Behandlung des Stoffs ohne wesentliche Aenderung an ; das vermehrt und verbessert" bezieht sich also auf Einzelnes. Daß die inzwischen im preußischen Seere eingetretenen Verände rungen, wie z. B. bei der Landwehrcavalerie, bei der Marine u . s. w . berücksichtigt find , versteht sich von selbst ; aber der Verf. ift nicht bei diesem Nothwendigsten stehen geblieben . Diese Auflage hat 11 Holzschnitte und 26 Seiten mehr als die dritte ; neu hinzuge kommen sind unter anderen die Abschnitte : „ die Central- Turnanſtalt“, die Kriegsartikel" vom 9. Decbr. 1852 (im vollständigen Tert, während früher nur die hauptsächlichen Strafbestimmungen derselben aufgenommen waren) , die Griffe mit der Fabne", von der Auf ftellung und Entwickelung einer Brigade", Anwendung der mit leichten Percussions . (Zündnadel-) Gewehren bewaffneten Truppen“, „Berechnung des Grabenprofils“ (einer Feldschanze). Doch erstreckt sich die Veränderung nicht bloß auf diese Zusäße ; manche Abſchnitte find auch theilweise umgearbeitet und dabei erweitert oder abge. kürzt worden. So find z. B. die " Einzelnen Bestandtheile des Heeres", darunter namentlich die "/ Infanterie" , ausführlich behan delt ; im Abschnitt das Gefecht“ ist aus „Angriff“ und „ Vertbei digung" der Kampf um einzelne Dertlichkeiten" als besonderer Abschnitt herausgenommen und , wenn auch nur in den Grund zügen , doch etwas eingehender dargestellt. Die Beilagen sind um 6 Nummern, varunter besonders interessante, wie z . B. die Kosten der Mobilmachung von 1850“ , vermehrt worden. Man sieht , der Verf. ift fortwährend bemüht , die Brauchbar. keit seines Werks noch im Einzelnen zu vervollſtändigen. Wie zeitgemäß und seinem Zweck entsprechend wir es von Anfang ge funden haben , darüber brauchen wir nur auf unsere früheren aus führlicheren Besprechungen desselben ( 1850 Nr. 171 und 1852 Nr. 7) zu verweisen. Die beste Anerkennung dafür liegt übrigens darin, 24. daß so bald schon die vierte Auflage nöthig geworden ist.

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

058 Dienstag , 22. August 1854 . Thy chinnad me mamma noleg tombattine di ‫בר " חח שור‬ sem mundi

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Deutschland. e Einem Berichte über die Münchner Gewerbeaus stellung entnehmen wir Folgendes über die dort ausge stellten Feuerwaffen: In London waren eine bedeu tende Zahl von Zündnadelgewehren zu finden; das Zünd nadelgewehr ist eine deutsche Erfindung, aber auf der deutschen Gewerbeausstellung hat nur ein einziger Büchsen macher Zündnadelflinten und Pistolen ausgestellt, Volkmann aus Sorau bei Frankfurt a. D. Leicht könnte man daraus auf den Schluß kommen , das Zündnadelgewehr sei ein vorübergehendes Meteor gewesen . Bei näherer Erkun digung findet man aber, daß das keineswegs der Fall ist, daß das Zundnadelgewehr vielmehr durch die Verbesse rungen, bie es nach und nach erfahren , bei den Armeen bereits festen Fuß gefaßt hat, aber die Büchsenmacher hüten sich, ihre Verbesserungen offen zu zeigen , denn sie haben keinen Schuß gegen Nachahmung. Gelegentlich sollen noch mehr solche Beispiele angeführt werden. Die Schußwaffen gehören nicht zum unbedeutendsten Theil der Ausstellung, doch sind die meisten ausgestellten Gewehre nur Luruswaffen , welche nicht von Fabriken, sondern von Büchsenmachern eingeschickt sind. Das Ausgezeichnetste hierin hat Lebeda in Prag geleistet. Büchsen , Jagdge wehre und Pistolen , vor denen die Kenner und Liebhaber in wahres Entzücken ausbrechen und nicht wissen , was fie mehr bewundern sollen : die Montirung, d. h. die gra= virten und eingelegten Arbeiten am Schaft und Schloß, oder die Adjustirung , d. h. die feine richtige Arbeit des Laufs. Auch Kuchenreuter in Regensburg hat Proben von seinen weltberühmten Pistolen eingesendet und noch viele andere tüchtige Büchsenmacher, die alle zu nennen der Raum aber nicht erlaubt. Auffallend ist dabei , wie das Vorurtheil immer noch an den damascirten Läufen hängt, während doch Läufe aus einem guten Gußstahl gleichartiger in der Masse sind , und daher sowohl reiner gearbeitet werden können , als auch mehr Widerstands. fähigkeit befizen, also in doppelter Beziehung den Vorzug verdienen ; abgesehen davon , daß die damascirten Läufe weit theurer sind und größtentheils vom Auslande bezogen werden müssen , während Gußstahl in vorzüglicher Güte im Inlande erzeugt wird. Dasselbe gilt in noch erhöhte rem Grade für schneidende Werkzeuge , namentlich Säbel

flingen. Aber nichts ist schwerer, als Vorurtheile auszu= rotten, besonders wenn es, wie hier, im Vortheil der Sachverständigen liegt, das Vorurtheil fortbestehen zu lassen , denn bekanntlich ist der Werth eines damascirten Stahls ein imaginärer und kann dem Verkäufer nicht nachgerechnet werden. Im Zollverein ist die bedeutendste Gewehrfabrication in Suhl, von wo auch nicht nur schöne Arbeiten von Büchsenmachern , sondern auch geschmiedete Gewehrläufe vom Henneberger Glashüttenverein ausgestellt find. Die f. württemb. Gewehrfabrik in Oberndorf fertigt ebenfalls nicht nur für eigenen Bedarf, sondern auch für den Handel Läufe, hat übrigens nur fertige Büchsen und Pistolen, auch eine Drehpistole in der bekannten rühmlichen Arbeit ausgestellt. Sonst hat von Württemberg nur Büchsen macher Beutter von Reutlingen eine Drehpistole (revolver) nach amerikanischem System ausgestellt , aus welcher sechs Schüsse hinter einander abgefeuert werden können , ohne frisch zu laden , und bei welcher Arbeit und Preis von den Sachkennern sehr anerkannt wird. In Desterreich war die Gewehrfabrication hauptsächlich in Kärnthen zu Haus, wo sich eben ein Mittelpunkt der Waffenfabrication wie in Lüttich und Umgegend bilden wollte; sie geht aber jezt dort zu Grunde, weil die österreichische Regierung, aus politischen Gründen, nicht nur eine halbe Million Bürger wehrgewehre, die bald nachher sehr vortheilhaft in der Türkei zu verwerthen gewesen wären , zerstören und als altes Eisen verkaufen ließ, sondern außerdem noch die Aus fuhr von Gewehren aus Desterreich überhaupt ganz ver boten hat. Die Kärnther Gewehre sind daher außerordent lich billig geworden; von Just aus Ferlach sind z. B. Pistolen da , wovon das Paar nur 1 fl. 40 kr. kostet, bei denen freilich dann auch die Arbeit danach ist. Brevillier in Neunkirchen hat außer anderen Gegenständen, wie Thür band, Pußscheeren , Haken u. s. w., auch Gewehrschloß theile für solche billige Gewehre ausgestellt aus adoucirtem Gußeisen , eine Methode, Wohlfeilbeit zu erzielen, die mehr und mehr Anwendung findet. Die kleinste Pistole hat Heinlein in Bamberg als Bestandtheil eines Uhrge hänges (Charivari) geliefert, deren Lauf nicht einmal einen Zoll lang ist, und welche dochvollkommen zum Schießen her= gerichtet und auf 30 bis 36 Fuß eingeschoffen ist. Solche Spielereien haben wohl keinen technischen Werth , finden aber eben auch ihre Käufer , wenigstens manchmal. “

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Preußen.

Geschüßen mit Pferden , nicht aber den Menschen unzu gänglich find , leichter gelangen , sich aufstellen und in großer Menge erscheinen kann. Ihr Nußen wird unter Umständen und bei gehöriger Anwendung von Bedeutung fein: im steilen Gebirge, zum Ueberseßen von Flüssen in leichten Fahrzeugen, in Gebäuden, überhaupt wo die Ge schüße nicht, oder zu spät, oder in zu geringer Zahl ein treffen können. Am zweckmäßigsten erscheint es , die Na feteu nur als eine Zugabe der Artillerie zu behandeln, indem man sie einer Batterie in gewiſſer Zahl und mit unterrichteter Mannschaft beigesellt, und dann angemessen

Berlin , 14. Auguft. Se. M. der König hat zum Andenken des Soldaten, der als Schildwache vor dem königlichen Bankgebände zu Berlin als erster Soldat am 18. März 1848 gefallen ist, eine aus schlesischem Marmor gehauene Votivtafel aufhängen laſſen, welche am 11. August über dem Eingange der Bank befestigt wurde und folgende Inschrift trägt : Grenadier Theiffen vom Kaiser-Franz-Grenadierregi= ment, aus dem Kreise Cochem , Regierungsbezirk Coblenz, fiel hier durch Meuchelmord als erstes Opfer der Revolte in Berlin den 18. März 1848 in Erfüllung seiner Pflicht als treuer Soldat. Sein Andenken chrt König Friedrich Wilhelm IV. " Königreich Sachſen.

!

Aus Sachsen, 6. August. Seit Kurzem ist bei einem Theile unserer Infanterie eine sehr praktische Neuerung, eine leichte Sommerkleidung eingeführt worden , welche aus kurzem Nock und Beinkleidern von grauem Drill beſteht. Naffau .

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Wiesbaden, 9. August. Vom 11. September d. I. an werden sämmtliche naffauiſche Truppentheile ein Lager bei Hofheim beziehen und vom 23. bis zum 28. ſollen daselbst Feldmanöver abgehalten werden.

Frankreich. Paris, 6. August. Der "!Moniteur de l'armée" gibt heute die definitive Befehlshaberliste des Nordlagers, an deren Spize es heißt: Lager-Commandant Sr. M. der Kaiser" mit dem Divifionsgeneral Rolin als Generalstabs chef. Die drei Armeecorps, deren jedes zwei Divisionen Infanterie und eine Division Reiterei bildet, stehen unter den Generalen Graf Schramm, Guesviller und Carrelét. Die gesammte Infanterie beträgt 6 Bataillone Jäger und 24 Regimenter, die gesammte Reiterei 12 Regimenter. Die Uebungen finden in den Zeiträumen statt: bis zum 15. August brigaden- und divifionsweise, dann bis zum 1. September armercorpsweise und dann bis zur Aufhebung des Lagers im Ganzen. Großbritannien. London, 4. August. Die Aenderung der Ar tillerieuniform ist beschlossen. Die Mannschaft be be= kommt blaue Waffenröcke mit doppelter Knopfreihe, blaue, gelb eingefaßte Aermelaufschläge. Die Epauletten fallen weg. An die Stelle der Szako tritt ein leichter Filzhelm mit Messingverzierungen , eine Messinggranate an der Spize; keine Federbüsche.

Einrichtungen und Leistungen der Artillerie. (Schluß. ) Die vierte Stufe , Raketen , ist eigenthümlich von den vorhergehenden verſchieden, indem sie keines Geſchüßrohres und Führwerkes bedarf, und daher an Orten , die den

in der Batterie, mit anderen Truppen oder für sich ver wendet. Es dürfte dieser noch wenig allgemein bekannte und erfahrene Theil der Artilleriekunst erst möglichst eins fach in der Artillerie aufzunehmen, auch wohl die Mann ſchaft unberitten und diese nur mit einigen Packpferden versehen sein. Mobile Mörser werden immer doch wenig beweglich und nicht leicht aufstellbar und bedienbar sein , weßhalb man ihnen für den Feldkrieg nicht das Wort zu reden vermag. Es dürfen aber die zum Werfen geeigneten Hau bißen nicht fehlen. →→→ Es würden sich nach dem Vorhergehenden 6 Geſchüß= arten ergeben, nämlich : eine leichte 12pfündige, eine schwere und eine leichte 6pfündige Kanone, eine schwere und eine leichte lange 7pfündige Haubiße und zweizöllige Raketen (noch die Mörser als siebente Geſchüßart) , „was gewiß, keine Vereinfachung genannt werden kann “. Man stimmt hierin mit dem Verfasser der zweiten Schrift überein. Aber auch dem Ausspruche schließt man sich : daß die Einfach= heit des Materials die Gebranchsfähigkeit der Artillerie nicht beeinträchtigen dürfe, und daß es schwere und leichte Feldartillerie geben müsse ; leptere zerfalle aber in fahrende und reitende Artillerie, unterscheide sich nicht im Material, nur im Transport der Bedienungsmannschaft zur Erzie= lung verschiedener Grade der Beweglichkeit. Das französische System von 1853 hat fast in ge= steigertem Maße eine schwere Felbartillerie, die schwere 12pfündige Kanone und die 10pfündige Haubiße , aber in vermindertem Maße eine leichte und zwar bloß die leichte 12pfündige Kanone ohne Haubize. Das Material ift dadurch vereinfacht, da es nur aus 2 Laffetenarten und 2 Geschoßcalibern besteht. Nach der ursprünglichen Auffaffung sollte die ganze Feldartillerie nur die leichte 12pfündige Kanone haben, wofür ſich jedoch das Artillerie comité nicht entschieden hatte. Nach allen Bestrebungen für Fortschritte mit Rücksicht auf das Bestehende wird eines nicht genug beachtet, näm Hch diejenige Haubiße, welche größere Elevationen als die Kanone zuläßt und außer der größten Ladung_ver= schiedene kleinere Ladungen hat, womit das für den Feld krieg unentbehrliche achte Feldwurfgeschüß eingeführt ist. Der Verfasser des Aufsaßes in den Nrn. 145-147 von 1853 der A. M.-3. legt dem neuen franzöfifchen Artillerie system einen hohen Werth bei und findet es durchlöchert, daß neben der Haubiskanone (canon-obusier), wodurch die Haubize nach dem schon einige Zeit bestehenden Ueber= gang von der kurzen zur langen nun gang mit der ver kürzten und dadurch genäherten Kanone eine geworden ist, noch die schwere 12pfündige. Kanone und die 10pfündige

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Doch erkennt diefer Anhänger bes Haubige fortbestehen. reinen Systems, daß die Granate in der Praris keines wegs die Vortheile hat , die man ihr zuschreibt : mannich fache Ursachen verhindern das Sprengen, so daß sie sehr häufig als Vollgeschoß und dann nur mit äußerst mittel mäßiger Wirkung in Anschlag zu bringen ſeiz bei der be stehenden langen Haubiße, wie bei der Haubiskanone, beide dem in so vielen Fällen so nüzlichen Wurffeuer gleich ungünstig , sei man des Verticalfeuers beraubt, Wer die lange Haubize besigt, wird zur kurzen nicht zurückkehren wegen des Widerspruches , da er diese vor nicht langer Zeit aufgegeben hat, und er wird nun im Weiterschreiten leicht zur Haubigkanone und zu einem Caliber, diesem Ideal der Einfachheit, gelangen; leichter noch gelangt hierzu, wer bereits bei den leichten Batterieen 8= oder 9pfundige Kanone hat. In diesem Falle eine 8find also besonders die Franzosen. Wer aber noch die kurze Haubize mit ihren verschiedenen kleinen Ladungen besitzt, dieses werthvolle Wurfgeschüß im Feldkriege, ferner eine 6pfündige Kanone , die in den leichten Batterieen Bewegung und Wirkung angemessen vereinigt, wird sich zu den französischen Haubiskanonen als einzigem Caliber ohne Zweifel schwerer entschließen können.

es alle Beachtung und thunlichste Benußung verbient. Ihr Artilleriematerial ist vereinfacht durch nur zwei Laffeten und nur zwei Caliber , und in höchster Steigerung nach dem Erfinder durch nur eine Laffete und nur ein Caliber. Es muß stark bezweifelt werden , daß bei dieser Einför= migkeit für Bewegung und Gebrauch die Leistungsfähig= keit der Artillerie in den mannichfaltigen Verhältnissen häufig nicht ungenügend sein werde. Die im Material ganz gleichförmige Artillerie wird unter Umständen zu schwer sein , besonders mit Rücksicht darauf, daß bei der leichten Fußartillerie die Bedienungsmannschaft oft durch die Zugpferde noch fortgebracht werden muß , gerade wo diese in schneller Gangart u. s. w. besonders viel zu leisten haben ; unter anderen Umständen wird es ihr an Munition fehlen , ihr Schnell und Nahfeuer beſchränkt , der Boden schwerer überwindlich sein; hauptsächlich aber ist sie gänz= lich des Wurffeuers beraubt.

Es erscheint das Neue in diesem Systeme der Franz zosen noch nicht unmittelbar nachahmungswerth , obgleich

Zur thunlichsten Benußung der neuen Erscheinung und zugleich auch zur eigenen selbstständigen Prüfung wird die neue französische 12pfündige Kanone mit anderen 12pfün digen Kanonen, die zu den schweren Batterieen gehören, in Vergleichung zu ziehen sein , um ohne souftige Neues rung bloß zur Erleichterung dieser Geschüßart veranlaßt zu werden. Man hat hierzu das Nachfolgende zusammen= gestellt.

Zwölfpfündige Kanonen.

(2 Pfd. = 1 Kilogramme , 40 Zoll = 1 Metre.)

Gewicht des Rohres Seelendurchmesser Seelenlänge Dieselbe Vollkugel, Gewicht Dieselbe , Durchmesser Pulverladung , Gewicht Dieselbe Ausgerüstetes Geschütz ohne aufgeseffene Bedienungsmannschaft Schiffe im Progkasten

Frankreich, Frankreich, Defterreich. Preußen. neu. alt. 11

Bayern.

Großher zogthum Beffen.

Pfb. Zoll Zoll Kugelcaliber Bfb. Boll Pfb. Kugelschwere

1320 4,85 72,6 15,5 12,0 4,69 3,00 0,25

1760 4,85 80,1 17,1 12,0 4,69 3,92 0,33

1540 4,73 68,4 15,0 11,0 4,56 2,80 0,25

1660 4,75 77,8 17,1 10,7 4,56 3,74 0,35

1600 4,69 77,9 17,1 10,9 4,56 3,36 0,31

1600 4,68 77,8 17,1 10,7 4,55 3,63 0,34

Pfd. Anzahl

3730 23

4325 23

3585 12

4280 28

4460 30

4050 28

Man erfieht aus dieser Zusammenstellung , daß der neue französische 12 Pfündner eigentlich nicht völlig neu ift , indem Desterreich einen nach Caliberlänge und kugel schwerer Ladung gleichen schon lange befißt; jedoch hat jener ein etwas leichteres Rohr und etwas größeren Durch messer der Seele und der Kugel, was vorzüglicher erscheint. Nach der Erfahrung hat der kürzere 12 fündner mit 1 kugelschwerer Ladung nur wenig, in der Praxis wohl nicht merkbar geringere Wirkungsfähigkeit, als der längere 12Pfündner mit kugelschwerer Ladung, aber seine Be fähigung zur Bewegung, Aufstellung und Bedienung wird merklich größer sein. Hierin liegt nach der erhöhten Forde rung in dieser Befähigung ein großer Vortheil. Wenn • die 12 pfündigen Rohre der in der Zusammenstellung weiter

aufgeführten Staaten auf 1300 Pfb. , 15 Caliber Länge undfugelschwere Ladung gebracht werden , erhält das ganz ausgerüstete Geschüß , insbesondere die Laffete mit Rohr , eine Erleichterung von mindestens 300 Pfd. , was für die Pferde , aber besonders für die Bedienungsmann schaft von Erheblichkeit ist. Es würde sich auch die 7 pfündige Haubiße, wo sie zur 12pfündigen Batterie ge= hört, mit 2900 Pfd. Gesammtgewicht sich dem 12 Pfündner von noch 3700 Pfb. mehr anschließen. Der 6pfündigen Kanone wird ihre Geltung als leichtes Feldgeschüß nicht streitig gemacht werden dürfen. Zur Beurtheilung hat man ebenfalls das Entsprechende in Nachfolgendem zufammengestellt und den französischen Acht pfündner angeschlossen.

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8pfb. R.

6pfündige Kanonen. Großherzog

Frankreich.

Defterreich.

Preußen.

Bayern. thum Heffen.

Gewicht des Rohres • Seelendurchmesser Seelenlänge Dieselbe · Vollkugel, Gewicht Dieselbe, Durchmesser Pulverladung • Dieselbe Ausgerüstetes Geſchüß ohne aufgeseffene Bedienungsmannschaft Schüsse im Progkasten

Pfd. Boll Zoll Kugelcaliber Pfd. Zoll Bfd. Kugelschwere

1160 4,24 69,8 17,0 8 1 4,10 2,45 0,31

764 3,78 54,3 15,0 5,5 3,62 1,68 0,31

800 3,77 61,9 17,1 5,3 3,62 2,10 0,40

820 3,75 61,8 17,1 5,5 3,62 1,68 0,31

820 3,77 61,9 17,0 5,5 3,65 1,81 0,33

Pfd. Anzahl

3620 32

2265 22

3250 50

3200 50

2950 50

In der 8pfündigen Kanone , nunmehr ausgebohrt zu einem 12pfündigen Rohr, haben die Franzosen auch ein 12pfündiges Rohr von 1060 Pfd. , da durch die Aus bohrung das 8pfündige Rohr um nahe 100 Pfd . leichter geworden ist, eine 15 Kugelcaliber lange Bohrung und 2,45 Pfd. oder wenig über kugelschwere Ladung hat. Es wird diese 12 pfündige Kanone , das leichteste fran zösische Feldgeschüß , ganz ausgerüstet , noch 3470 Pfd. Gewicht und nur 23 Schüsse unmittelbar bei sich haben. Hiermit eine 6pfündige Kanone von 2950 Pfd . im Ge= sammtgewicht und von 50 Schüssen verglichen , die also etwa 500 Pfd. leichter und in ihrer Leistungsfähigkeit mit Rücksicht auf das ihr Eigenthümliche in Leichtigkeit und Munitionsmenge unter nicht wenigen Umständen der leich= testen 12pfündigen Kanone überlegen ist, wogegen auch diese wieder in anderen Verhältnissen ihre Vorzüge hat; so vermag man durchaus nicht zu ergründen , was zum Wegfall der 6pfündigen Kanone Veranlassung sein könnte. Das Geschüß schwerer machen und dennoch die Bedie nungsmannschaft häufig auf demselben fortbringen zu wollen , enthält überdieß einen Widerspruch , der nicht zu beseitigen ist. Eine 12pfündige Kanone von 4050 Pfd. und 6 Mann von 1050 Pfd. gibt eine Masse von 5100 Pfd ., wovon bei dem Sechsgespann 850 Pfd. auf 1 Pferd kom= men , was 200 Pfd. mehr ist , als dem Zugpferd in den Batterieen mit Berücksichtigung aller Verhältnisse des Krieges zugemuthet werden darf, und nahe ſo viel , als nur an das Pferd im Belagerungstrain verlangt wird. Anders gestaltet sich die zu überwindende Last der Maschine bei dem 6pfündigen mit 6 aufgeseffenen Mann , indem hier das Zulässige, nur 660 Pfd., auf 1 Zugpferd kommen. So sehr man sich auch nach anderen Richtungen von dem Inhalte der beiden Schriften angeregt fühlt, so muß man aus Mangel an Zeit und wohl an Naum, in dieſem Blatte vorerst auf weitere Betrachtngen verzichten. Man erwähnt nur noch , daß sich die erste Schrift im ersten Theile weiter über die Kriegs- und Friedensorganisation der Feldartillerie verbreitet , dann in dem zweiten Theile über die Verwendung der Artillerie im Kriege , und daß fie durch eine große Menge von Beispielen aus der Kriegs geschichte und durch Anführung der Aeußerungen Anderer den hohen Werth der Artillerie sehr lebendig darstellt.

Die zweite Schrift ist eine Beurtheilung , zugleich eine Ergänzung der ersten, z. B. in den Granatkartätschen und Raketen ; überhaupt erscheint sie mit dieser vielfach ver wandt. Beide Schriften werden vermöge ihres reichen und anregenden Inhaltes , wenn ihnen die verdiente Auf merksamkeit geschenkt wird , der Artillerie von nicht ge= ringem Nußen sein.

Literatur. Marschall Vorwärts ! oder Leben , Thaten und Charakter des Fürsten Blücher von Wablftatt. Ein Buch für Deutsch lands Volk und Heer. Von Dr. Rauschnic . Ber befferte und vermehrte neueste Auflage mit 4 Stahlftichen. 8. Barmen. Verlag von W. Langewiesche. (396 S. ) Pr. 1 Thlr. 4 Sgr. In Parthieen 1 Thl. Ein Buch wie das vorliegende, welches schon längst im Publi kum bekannt und mit Beifall aufgenommen worden ist , bedarf der empfehlenden Worte nicht mehr , um auf seinen Werth aufmerksam zu machen. Bekanntlich sind nur die zwei ersten Abschnitte_des ſelben von Dr. Rauſchnick verfaßt , der dritte , vierte und fünfte floffen aus der Feder des Hf. L. Wiese , Verf. einer Biographie Andreas Hofer's, sowie eines Sagen- und Mährchenwaldes" und Weftphälischer Volkssagen in Liedern", der die gegenwärtige Aus gabe durch Verbesserungen , Bervollständigung der Biographie Blücher's und einen poetischen Anhang bereicherte. Das Buch erscheint , obgleich ein abgeschlossenes Ganze , als der erste Band eines größeren Werkes : Gallerie der Helden". Bis jezt sind von leßterem in Buchhandel gekommen der zweite Band das Leben Washington's" von Hofrath Dr. Eduard Gehe und der dritte Band , dessen erste Abtheilung das Leben Ferdinand von Schill's" von Dr. Heinrich Döring , dessen zweite Abtheilung das " Leben des Sandwirths Andreas Hofer" vom Vollender der Biographie Marschall Vorwärts" ( L. Wiese) enthält. Nach einer Benachrichtigung der Verlagshandlung ist es noch ungewiß, ob noch weitere Bände der "/ Gallerie der Helden" erscheinen werden , zu deren Abnahme jedoch Niemand verpflichtet ift. Da wir von den bis jest zur Gallerie der Helden" gehörigen Werken Einsicht genommen haben und ihre Gediegenheit kennen, fo dürfen wir das ganze Werf -―――- zumal für Bibliotheken - empfehlen. Was das vorliegende Buch selbst anlangt , so unterschreiben wir mit vollster Ueberzeugung das Urtheil der Zenaischen Literatur zeitung vom Jahre 1836 , welches von dem Werke sagt: „eine wohlgerathene Lebensbeschreibung eines wahren deutschen Helden, ohne Schmeichelei, und den Helden darstellend, wie er war in Reden A. und Thaten , ohne Bertuschen seiner Schwächen“.

Redigirt unter Nerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offişin gedruckt.

24.

Donnerstag, 888 August 1854. and thadrodapdo thi moss beste puugidi pak ind dig sauti yilin

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Preußen. Berlin , 3. August. Der Bau der neuen Kano nengießerei in Spandau ist nun so weit vorgeschritten, daß man im nächsten Jahre einen Theil der Gebäude zum Kanonengießen wird verwenden können . Berlin , 7. August. Dem Vernehmen nach werden die diesjährigen Herbstübungen des Gardecorps erst später und zwar in der Zeit vom 13. bis 21. f. Mts. stattfinden ; dagegen sind die des 6. Armeecorps für dieses Jahr gänzlich sistirt worden. Die stehende Brücke , welche bei Köln über den Rhein gebaut wird , erhält auf Ver langen des E Kriegsminsters einen Brückenkopf , den die Köln-Mindener- Eisenbahngesellschaft gleichfalls her stellen muß. Königreich Sachsen. Dresden, 16. August. Das „ Dr. J." enthält in dem amtlichen Theil Folgendes : Se. M. der König haben unter dem 10. August 1854 folgenden Tagesbefehl an die Armee erlaffen : Nach er folgtem Ableben Unsers vielgeliebten Herrn Bruders des Königs Friedrich August Majestät , haben Wir beschlossen, Uns zum Chef der Leib-Infanteriebrigade und des Garde Reiterregiments zu erklären . Auch geruhen Wir anzube fehlen, daß das 2. Reiterregiment Unsern bisher geführten Namen ablege, und bis auf Weiteres ohne Chef verbleibe. Desgleichen befehlen Wir an , daß die 1. Infanteriebri gabe von jest an den Namen : Kronprinz" zu führen habe. Wir geben Solches der Armee zur gehorsamsten Nachachtung hiermit bekannt. Johann. Rabenhorst.

diese Alternative in zweien Abtheilungen und unter Eins Bedingungen, Anschläge und Zeichnungen aufgeboten. liegen vom 8. d. M. auf dem Materialhofe zur Einsicht. Die Kaffecommission Rendsburg , den 1. August 1854. der Ingenieur- Direction." Die Demolirung der Festung Rendsburg wird also zu einer Zeit fortgeseßt und ihrem Ende zugeführt, in welcher alle Zugänge zur dänischen Hauptstadt und mehrere Punkte an den Belten stark befestigt und die nöthigen Vorbereitungen zur Befestigung des Sundewitt und der Insel Alfen von dänischer Seite getroffen werden ; in demselben Augenblicke ferner, in welchem noch Niemand weiß , welchen weiteren Verlauf und welchen Ausgang der jezige Krieg haben wird ; in demselben Augenblicke endlich, in welchem im Bundestage Einmüthigkeit darüber herrscht, die Bundesfestungen Rastatt und Ulm in immer stärkeren Vertheidigungszustand zu sehen, und in welchem Preußen So soll im Begriffe steht, seine Festungen zu armiren. denn ganz Norddeutschland jedem feindlichen Angriffe sculos preisgegeben und bloßgestellt sein. Denn daß mit Rendsburgs Demolirung höchstens den Dänen- und auch darüber sind competente Militärs noch nicht einmal einig - gedient fein kann , während für Deutschland daraus die größte Gefahr erwächst , muß auch dem blöde sten Auge und dem schwächsten Verstande klar werden. Einer solchen Thatsache gegenüber verliert der Anschluß Dänemarks für Holstein und Lauenburg an das öfter reichisch- preußische Schuß- und Trugbündniß vom 20. April d. J. alle Bedeutung. Am evidentesten würde dieß wer den, wenn sämmtliche deutsche Staaten mobilifiren sollten. (Wes.-3tg. )

Frankreid . Schleswig - Holstein. с Von der Niederel , 8. August . In verschiede nen be Schleswig und Holstein liest Blättern der Herzogth ümer man Folgendes : Demolirungsarbeiten in Rendsburg. Höherer Ordre zufolge wird am Sonnabend , als den 12. d. M. , zur öffentlichen Licitation gestellt : Die Demolirung des Alt= städter Walles von dem Schleswiger Thor bis zur Bastion Holstein und der Wälle auf " Schnitters Eiland" nebst den damit in Verbindung stehenden Arbeiten , und wird

Paris, 6. August. Ueber den, die Truppenmärsche bei großer Hise betreffenden f . Erlas (vgl. Nr. 97 d. Bl.) vernimmt man, daß durch Eilmärsche von Nogent und Vincennes nach Paris und von Courbevoie nach der Nordbahn Soldaten , in Folge des Sonnenstichs , gestor ben sind.

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Literatur.

Man findet hier abgehandelt die Recognoscirung einzeln liegender Gebäude und deren Vertheidigung und Angriff, sodann die Flußrecognoscirung , hierbei Angriff und Ver= theidigung eines Flußübergangs, das Paffiren eines Fluffes beim Rückzuge. Die Kanäle sind sodann, wohl mit Rück ficht auf die Eigenthümlichkeit des Vaterlandes des Ver= faffers mit einer Gründlichkeit behandelt, wie man sie in einfachen Lehrbüchern dieser Art selten findet. Speciell find noch alle Kanäle von Belgien aufgeführt. — Jest folgen die großen Communicationslinien (Eisenbahnen, Chauffeen und sonstige Wege) , Dämme und künstliche Ueberschwemmungen , Ortschaften , Gehölze und Wälder, ſowie die Recognoscirung dieser strategischen und taktiſchen Elemente und das Gefecht um dieselben. Die Gebirge , deren Necognoscirung und der Krieg in denselben machen hier den Schluß. Fünftes Capitel. Von der Strategie. (Auszug aus der Abhandlung über die Kriegskunst von General Jomini.) Der Verfasser gibt hier eine gedrängte Erklä= rung der in der Strategie vorkommenden Begriffe und deren Hauptbeziehungen und hat das Verdienst, die hierher gehörigen Ideen dieſer militärischen Autorität geschickt zu sammengestellt zu haben. Eine für den Laien recht nüß liche Abhandlung über die Mittel , sich strategischen Blick zu erwerben und endlich noch eine Angabe über Besetzung und Vertheidigung fester Pläße schließen das recht inte= ressante Capitel. Sechstes Capitel. Von den Militärbrücken. Hier werden die bekannten Arten der jezt gebräuchlichen Brücken mit ihrer Charakteristik kurz angeführt ; doch ist es auffallend, daß die Birago'ſche Brücke ganz unerwähnt bleibt. Der hier den Bockbrücken gemachte Vorwurf der Unsolidität , einer schwierigen Aufstellung der Böcke u . s. w. würde nach Aufführung dieser Brücke von dem Verfasser wohl nicht ausgesprochen worden sein. Wer das Birago'ſche System kennt, der weiß, daß es in den reißendsten Flüſſen, bei einer viel bedeutenderen Wassertiefe, als den hier als Gränze angegebenen 2 Metres und bei dem verschieden= artigsten Boden des Flußbettes ohne Anstand seine An= wendung findet. Es sind deßhalb in den Staaten, welche dieses System (wie z. B. vor allen Desterreich) eingeführt haben, gerade die stehenden Unterlagen das Hauptmaterial geworden und besonders geeignet, z . B. den Avantgarden beigegeben, die meistens kleineren Flüsse sehr rasch zu über brücken , ohne die gerade bei diesem System bekanntlich ebenfalls sehr praktisch angeordneten Pontons in großem Maße in Anspruch zu nehmen . Siebentes Capitel. Vom Aufnehmen im Felde. Da die Arbeiten dieser Art während des Krieges nur ganz einfacher Natur sein können, so begnügt sich der Verfasser damit, auch nur das Nothwendigste anzugeben . Ein ein= faches Winkel- und Längenmessen mittelst der Bouffole und des Schrittes , und , wo es die Umstände erlauben, Schäßen dieser beiden Elemente der Aufnahme mittelst des Augenmaßes , umfaßt ſämmliche hier gegebene Vor nahmen. Das weiter beschriebene Messen des Höhenunter schiedes zweier Punkte (mit einigen beigegebenen kleinen Tabellen) , ebenso das Messen der Berghänge , eine_kleine Abhandlung über die Bergdarstellung mittelst der Curven und der Schraffirmethode (wobei die sogenannten charakte=

Manuel de reconnaissances, d'art et de sciences mili taires ; ou Aide -mémoire pour servir à l'officier en campagne, rédigé par L. Vandevelde , lieute nant au régiment de grenadiers . 12. Bruxelles , 1853. Imprimerie de G. Stapleaux . Um den reichen, aber unter sich sehr verschiedenartigen Stoff vorliegenden Werkchens würdigen zu können, möchte es geeignet sein , sich erst einen Ueberblick des Inhaltes zu erschaffen. Das Buch, 320 Seiten in Taschenformat, zerfällt in zwei unter sich sehr ungleiche Theile oder Abschnitte. Der erste Theil , 290 Seiten des Ganzen umfassend, ist in acht Capitel getheilt. Das erste Capitel handelt von den Eigenthüm= Es ichkeiten und Hauptformen des Terrains. wird hier eine klar erörterte Nomenclatur vorausgeſchickt, welche einem unverkennbar gediegenen Artikel des Mémorial du dépôt de la guerre de France von M. Muriel im Auszuge entnommen und keine trockene Erklärung und abgerissene Aufzählung der vorkommenden Begriffe ist, sondern ein Zergliedern des Geländes mit gleichzeitiger Benennung der einzelnen Theile gibt und daher als eine nothwendige Vorbereitung zur Betrachtung des Gerippes der Terrainlehre erscheint. Sodann folgt eine durchdachte, und was gerade hier nicht fehlen darf, durch Erfahrung besiegelte Abhandlung, welche im großen Allgemeinen aus dieser Terrainlehre auf das Verfahren bei Recognoscirungen hinleitet und wohl geeignet ist, dem selbst ganz Unerfahre= nen einen recht klaren Begriff der Grundgedanken dieser wichtigen militärischen Vornahme zu entwickeln. Aus der Darlegung des Gerippes der Erdoberfläche , des Nezes der höchsten Terrainlinien und des Wasserzuges wird das Erkennen der bezeichnenden Hauptlinien für eine Recognos cirung hergeleitet. Der lezte Theil dieſes Capitels umfaßt endlich noch eine Charakterisirung der Ebenen, der Polder (des am Meeresufer und größeren Flußmündungen ange= schwemmten Landes) , der Heiden , der nassen Wiesen , der Sümpfe , der Torfmoore , Teiche und Seen , der Meeres küften , der Ebbe und Fluth und die Beziehungen aller dieser Punkte zu einer Recognoscirung. Das zweite Capitel , Kriegsarbeiten, Feldbe festigungen überschrieben , gibt in gedrängtester Form die einfachen Begriffe der Construction , sowie Erbauung der offenen und geschloffenen Schanzen , der verschanzten Linien, der Verstärkungsmittel und Annäherungshindernisse, überhaupt die bekannten Elemente der Feldfortification . Drittes Capitel. Vom Felddienste der Armeen von den untergeordneten Vornahmen im Kriege. Vorposten- und Patrouillendienst, Hinterhalte, Angriff und Vertheidigung der Convois, Märsche, Marsch ficherung, Rückzüge, die Lager für die verschiedenen Waffen und Lagerbau , Bivouacs, Cantonnements , militärische Posten und Stellungen, (Positionen) sind hier die Gegen stände der Betrachtung. Viertes Capitel. Dieses handelt von den lokalen Gegenständen , vom Standpunkt der Taktik und der militärischen Recognoscirung aus betrachtet.

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ristischen Bergstriche unerwähnt bleiben) möchten jedoch nicht ausreichen, einem Schüler die Aufnahme der Terrain unebenheiten ganz begreiflich zu machen . Ein ähnlich, wie hier bei der Bestimmung des Linearneßes eines auf zunehmenden Abschnittes gegebenes kleines Beispiel würde für jenen Zweck gewiß auch von besonderem Nußen ſein und vielleicht in einem Alles nothwendig kurz behandelnden Werkchen wie das vorliegende eine bessere Wirkung haben, als cine nicht so ausführliche und nicht durch Zeichnungen erläuterte Abhandlung , wie sie eine gründliche Erlernung der Terrainaufnahme eigentlich doch erfordert, und sie doch hier nicht gegeben werden kann . Deftere Auschauung der Natur und die Nachahmung ihrer Formen sind freilich allein die endgültigen Mittel , den Terrainaufnehmer und Zeichner zu bilden. Von den militärischen Re= Actes Capitel. Zuerst wird der Begriff der militä cognoscirungen . rischen Recognoscirung auseinandergesezt und deren Wich tigkeit durch mehrere kurz angeführte , aber bezeichnende Beispiele aus der Kriegsgeschichte nachgewiesen. Der Ver faffer unterscheidet drei Arten von Recognoscirungen : 1) Die speciellen Recognoscirungen, welche nochmals zerfallen : in die vom strategischen Gesichtspunkte ausgehenden Betrachtungen , welche eine das große Net eines Landes darstellende Uebersichtskarte nebst Beschreibung des Landes, der Bewohner, seiner Hülfsquellen 2c. liefern, und in diejenigen, welche, ganz in's nothwendige Einzelne gehend, einen kleinen Terrainabschnitt, z . B. ein Gefechts feld, ein Lager 2c. behandeln. 2) Die täglichen Recognoscirungen , welche täg = lich ausgeführt werden und die Sicherheit der Lager, der Cantonirungen , der Festungen zum Gegenstande haben, öfters auch in Folge eines besonderen Befehls vorzunehmen sind und der Hauptsache nach einen kleinen Umfang haben. 3) Gewaltsame Recognoscirungen. Hierauf folgen einige Bemerkungen über die Art der Ausführung des topographischen Theiles der Recognosci rung und der Zeichnung und endlich Angaben conventio= neller Bezeichnungen durch Farben , welche auf der Zeich nung anzuwenden sind. Bei der Annahme der hierzu verwendeten 13 verschiedenen Farben und Farbenmischungen möchte der Verfaſſer momentan den faſt durchaus festge haltenen praktischen Gesichtspunkt außer Acht gelassen haben. Der Unterscheidungen durch Farben sind zu viele und die Unterscheidungen unter sich selbst wohl nicht cha rakteristisch genug . Die Baumstücke bezeichnende Mischung von 4 Theilen Summigutt und 1 Theil Indigo , möchte wohl im Vergleich zu der Wald bezeichnenden Mischung von 5 Theilen Gummigutt und 1 Theil Indigo , gewiß keinen in's Auge springenden verschiedenen Farbenton her vorbringen. Selbst für den Frieden möchten die gewählten Unterscheidungen nicht ausreichen ; im Felde würden Eile bei der Ausführung der Zeichnung , Mangelhaftigkeit des Materials, Einfluß von Witterung auf den schon gefer tigten Plan beim Gebrauche selbst das Erkennen der zu bezeichnenden Gegenstände noch weiter beeinträchtigen. In dem Dienste, welchem der Berichterstatter angehört, besteht über die Anwendung von Farbentönen für die den Re cognoscirungen beizulegenden Croquis folgende Vorschrift : Der Wald, einerlei, ob Laub- oder Nadelholz, wird

nach seiner Dichte in drei Gattungen geſchieden und durch grün mit blau , grün mit schwarz und schwarz allein be= zeichnet. zeichnet. Die Gewässer werden blau gezeichnet , die Wiesen grasgrün angelegt und an den Stellen , wo fie naß sind, durch blane, wenn sumpfig, durch braune Hori zontalſtriche noch besonders bezeichnet. Obstbäume und Hecken werden durch besonders leicht und rasch zu zeich= nende Signaturen mittelst der Feder dargestellt; Ackerland, Haide , Sand u. dgl . werden , da sie die Bewegung der Truppen unbedingt zulaffen , gar nicht ausgedrückt. Alle sonstige Signaturen , wie für Häuser, Wegelinien 2c. find durch sehr einfach gewählte und in's Auge springende Be zeichnungen , welche mittelst der Feder schwarz ausgeführt worden , darzustellen. Eine nun weiter gegebene Tabelle, welche für die Dar stellung der Truppen verschiedener Staaten auf Plänen Farben feststellt, möchte wenig Werth für die Praxis haben. Eine zweite Tabelle stellt zusammen, für welche militärische Zwecke die verſchiedenen Maßstäbe angewendet werden von 1000 bis 100000 und gibt die Schrifthöhe der in den Plänen vorkommenden wichtigsten Gegenstände an. — Als Schluß des Capitels und des ersten Theiles des Werkchens ist noch eine Sammlung interessanter Beispiele von Re cognoscirungen angehängt; und zwar 1 ) von speciellen Recognoscirungen Recognoscirungen:: die strategische Recognoscirung einer Gegend, hier als Beispiel von Belgien zum Zweck einer Vertheidigung gegen einen von Süden kommenden Angriff; die taktische Recognoscirung einer Position , eine Wegrecognoscirung, die Recognoscirung eines Flusses, einer Stadt, einer Ebene; 2) von täglichen Recognos = cirungen : einer Brücke, eine Vorpostenkette entlang, eine Recognoscirung , welche zum Zweck hatte, Gefangene zu machen , Recognoscirung eines Ortes für einen auszu sehenden Beobachtungsposten ; 3) einige Berichte über gewaltsame Recognoscirungen. Schließlich ist noch das Beispiel einer Wegbeschreibung mit einer Zeichnung beigegeben , welches die Mittel erkennen läßt, wie ein mit einer Avantgarde marschirender Offizier kurzer Hand die nöthigen Notizen sammelt, um ein einfaches Bild zu lie= fern, welches alles Charakteristische des Weges enthaltend, den nachfolgenden Colonnen als praktiſcher Wegweiser dienen kann. Der zweite Theil des Buches ist wenig umfangreich und bezeichnet durch seine Ueberschrift " Données diverses" , daß ohne sonstige Rücksichten auf System und Einheit nur eine Zusammenstellung desjenigen für den Soldaten Nüß lichen und Nöthigen gegeben werden soll, was dem Ge= dächtniß schwer fallen muß , zu behalten oder sich sonst nur zerstreut vorfinden würde. Es ist hier aufgeführt : das belgische Maß- , Gewicht- und Münzsystem und das Verhältniß der Münzen zu denen anderer Staaten, sodann Angaben, um die Entwickelungen der Truppen aller Waffen bei Märschen , Manövern , im Lager 2c. würdigen zu kön= nen, d . b . z . B. wie viel Raum ein Mann, ein Pferd 20. im Gliede, beim Marsche auf der Straße 2c. einnimmt, sodann die Intervallen der größeren Truppenabtheilungen, die Tiefe der Colonnen , Angaben über die Zeit, welche marschirende Truppenabtheilungen brauchen , Bemerkungen über das Lagerschlagen , ferner, wie uns jedoch scheinen möchte , hier nicht ganz nöthige Notizen über die Stelle

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der Artillerie in den Normalstellungen der beiden anderen Waffen. Sodann werden die verschiedenen Arten der Kugelbahnen (Ricochett - Rollschuß 2c.) angeführt , die Tragweite der Feuerwaffen , die Waffenwirkung , das Ein dringen der Geschosse, das Kriegspulver und dessen Fabri cation , die Gewichte von Menschen , Pferden und Kriegs material, die Geschwindigkeit des Windes , des Tones, das Distanzeschäßen auf große Entfernungen und endlich noch sehr nüßliche Angaben über Lebensmittel und Fou rage . Eine vergleichende Statiſtik der europäischen Staaten schließt das Werkchen. Dieselbe enthält : die Zahlen, welche, den Flächeninhalt Belgiens als Einheit zu Grunde gelegt, die verhältnißmäßige Größe der übrigen Staaten Europas bezeichnen; sodann den Flächeninhalt , die Bevölkerung dieser Staaten und das Verhältniß beider Beziehungen zu einander , und endlich Angaben über die Stärke der Ar meen der europäischen Staaten. Das in der Reihenfolge der Abhandlung aufgestellte Inhaltsverzeichniß erleichtert das Aufsuchen der Einzeln = Mehrere heiten des in sich sehr verschiedenen Stoffes . in den Tert eingedruckte Figuren , eine zwischen die Ab handlungen eingeschaltete und 6 an's Ende angehängte Figurentafeln erklären in hinlänglich deutlichem Bilde die hierauf bezüglichen Stellen des Werkes . Das vorliegende Werkchen wird genannt : „Handbuch der militärischen Recognoscirungen 2c. oder Aide-mémoire zum Gebrauche des Offiziers im Felde." Beide Bezeich nungen scheinen nicht das auszudrücken , was das Buch leisten soll. Ein Handbuch müßte ausführlicher in dem Gegebenen sein und außerdem gewiß noch viele ganz un= erwähnt gebliebenen Punkte der berührten Wissenschaften oder Erfahrungen enthalten ; ein Aide-mémoire dagegen hat , wie uns bedünken will , keine Abhandlungen und Lehren zu entwickeln , sondern über alle Punkte des dar zustellenden Faches in übersichtlicher und gedrängter Weise nur Anhaltspunkte für das Gedächtniß zu geben. Wer ein Mittel lepterer Art benußen will , muß die Wissen schaft schon ergriffen haben und nur die Ergebnisse der Der Stoff des Forschungen und Erfahrungen suchen. Werkchens seint theils für den einen , theils für den anderen Zweck verarbeitet zu sein. Alles , was auf Re cognoscirung Bezug hat , ist mit besonderer Vorliebe nach Gründen der Wiſſenſchaft und den Säßen der Erfahrung, wiewohl möglichst gedrängt und nur das Praktische des Feldes im Auge haltend , auseinandergeseßt und gehört Die jedenfalls zu den werthvolleren Theilen der Arbeit. Abhandlung über Strategie zeigt in ähnlicher Weise eine gediegene Zusammenstellung der wichtigsten Punkte dieser Lehre. Nur die übrigen Capitel des ersten Theiles, sowie beſonders aber diejenigen des zweiten Theiles haben den Charakter des Aide -mémoire. Šie geben kurze Zusammen

geläufig geworden ist. Eine kurze Einleitung zu dieſem Buche würde das Aufsuchen des Standpunktes der Beur= theilung desselben erleichtert und zur ganzen Würdigung des nüglichen Schriftchens wesentlich beigetragen haben. Der Verfasser hat ohne Zweifel mit praktischem Sinne das ausgewählt , was dem Soldaten zum Erwerben der Bildung seines Standes vor Allem nöthig ist. Die Er= läuterung der gegebenen Lehren durch glücklich gewählte und geschickt formirte Beispiele geben der Abhandlung eine besondere Frische und erhöhen die Verständlichkeit und den Der erfahrene und praktischen Nußen des Werkchens. gebildete Soldat wird , wenn er auch hier nichts Neues lernt , doch gewiß mit Theilnahme das intereſſante Büch lein betrachten , während der jüngere Leser ohne Zweifel reichliche Belehrung für die Grundlage ſeines militäriſchen Wissens darin findet.

Kurzer Abriß der Schiffs artillerje. Eine leicht faß liche Darstellung der Grundlagen dieser Wissenschaft . Von Fredy Bostelmann , Flottenoffizier. kl. 8. Stade, 1851 . Verlag von Friedrich Steudel. In Commiſſion der Hahn'schen Hofbuchhandlung in Hannover. (VII u. 54 S. mit 10 Tab.) Der Inhalt des vorliegenden Werkchens ist ziemlich genau durch den vorstehenden Titel ausgedrückt. Nach dem Vorwort des Verfaffers richtete er im Winter 1849/50 an Bord der Fregatte Eckernförde (Gefion) eine Artillerieſchule ein und benußte die für seinen Vortrag gesammelten Notizen zur Grundlage dieses Schrift chens, indem er nur die nöthigen Zufäße machte, um für die See junker und die mit dem Unterrichte der Stückführer und Feuer werkers Maaten beauftragten Offiziere einen Leitfaden zu schaffen, der auch demjenigen verständlich genug sein soll , dem die Begriffe dieser Wissenschaft noch fehlen. Ein Vergleich des Inhalts mit der Absicht des Verfassers ergibt , daß der ausgesprochene Zweck auf befriedigende Weise gelößt ist. Die deutsche Literatur dieses Zweiges der Wissenschaft steht begreiflicherweise derjenigen der maritimen Nationen nach und es erscheint somit die Arbeit des Verfaſſers als eine dankenswerthe und willkommene Leistung auf diesem Felde der Kriegswissenschaft. Das Schriftchen enthält das Nöthige über Bereitung, Prüfung, Aufbewahrung 2c. des Schießpulvers, ferner über den Guß und die Formen der gebräuchlichsten Geschüße , einige sehr praktische Betrachtungen über die Größe der Zündlöcher und des Spielraums, eine Tafel über die Erpansion weißglühender Kugeln bei den ver schiedenen Calibern und eine solche der bleibenden Vergrößerung erhigter Kugeln nach erfolgter Abkühlung ; alsdann über die Theorie und Einrichtung der Bifirlinien, über die Sicherheit und Genauig keit des Treffens , über Art und Beschaffenheit der Projectile , über die passendsten Momente des Abfeuerns bei bewegter See , über Zündung und die gebräuchlichen Arten derselben und endlich über die Laffetirung der Schiffsgeschüße. Die dem Werkchen beigefügte Nomenklatur beschränkt ſich auf die beim Geschüßrohr vorkommenden Benennungen. Man vergist bierbei ungern eine Erklärung der im Conterte mehrfach gebrauchten technischen Ausdrücke Zehn Tafeln bilden den Anhang zu dem Schriftchen. Drei davon beziehen sich auf die Bestimmung der Entfernungen eines franzöfifchen und englischen Kriegsschiffes durch stellungen dessen, was man sonst nur zerstreut finden würde, die Winkelhöhe der Maften und auf die Dimensionen und Gewichte worunter sich manches Auserlesene vorfindet , laſſen aber, der englischen, französischen und amerikanischen Geſchüße und Ge. 3. B. in Beziehungen der Taktik und Waffenlehre, wie schoffe; die fieben anderen find Schußtafeln für die gebräuchlichsten es scheint absichtlich, Vieles weg, was man sich selbst sonst Geschüße der englischen, franzöfifchen und amerikanischen Marine, der amerikanischen Küftengeſchüße , welche auch in der Marine ge= leicht verschaffen kann oder dem nur einigermaßen erfahre braucht werden und der französischen und englischen Karronaden . A. nen Soldaten , wir möchten sagen , durch das Handwerk

Resigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagsbandlung C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Ac Samstag , 26. August 1854. bolin Antriton (ar 1951oltay 4H andmed

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Militär - Zeitung .

Preußen.

C Berlin, 19. August. Nach einer Mittheilung des Kriegsministeriums an sämmtliche Generalcommandos hat des Königs Majestät die Einführung der flachen Trommel bei der Armee befohlen. Die Anschaffung wird jedoch zur Vermeidung ertraordinärer Ausgaben nur allmälig erfolgen, je nachdem dieß die etatsmäßigen Mittel geftatten.

Königreich Sachsen.

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tretenen Offiziere dem glänzenden Beispiele ihrer Kame= raden zur Ehre Unserer Waffen und zum Ruhme Ruß lands folgen werden. Möge ihr Dienst Jhre väterliche Sorgfalt für sie vergelten. Nikolai. Beterhoff, 27. Juli (8. August) 1854. Niederlande. Haag, 16. Auguft . Der Kriegsminister hat in diesen Tagen eine Inspectionsreise gemacht, um sich persön= lich von dem Zustande der Festungswerke in Nord Holland und in Over-Offel längs des Offel zu über zeugen. Die für die beiden Uebungslager bei Zeist und bei Ryen in Nord-Brabant bestimmten Truppen fangen an, sich dahin zu begeben ; die Cavalerie und Ar tillerie der hiesigen Besaßung ist bereits dahin abmarschirt. Die Festungswerke in der Umgegend von Gor cum werden armirt; auch nach dem Helder und Delfzyl ist in diesen Tagen Kriegsmaterial abgesandt worden.

Se. Maj . der König haben Dresden , 14. August. nach Antritt Allerhöchst Ihrer Regierung an die Armee folgende Ansprache gerichtet: Soldaten ! Ein unerwartetes , furchtbares Ereignis hat das Land seines Fürsten , hat Euch Eueres Kriegs Herrn beraubt. Ich weiß es , die Zeichen der äußeren Trauer bezeugen nur unvollkommen den Schmerz, der Euere Brust erfüllt. Ihr waret Jhm treu - selbst in der schwersten Prüfungsstunde ! Die Treue, die den Besten der Fürsten mit Such verband, wird fortbestehen auch über Sardinien. Ihr werdet auch Mir jene Tugend, sein Grab hinaus. Genua, 31. Juli. Die Gerüchte, daß große Truppen= die den schönsten Schmuck des Kriegers bildet, bewahren. Ich stehe zu Euch und unserm Vaterlande ! Ihr steht zu- lager in Piemont gebildet werden sollten, und daß ein Theil der Armee bereits mobil gemacht sei, find gänzlich Mir und Meinem Hause! ungegründet. Das in der lezten parlamentarischen Seffion Johann." Dresden, am 10. August 1854. angenommene Recrutirungsgeseß schreibt vor, daß ein Theil der Militärpflichtigen nicht sofort unter die Fahnen zu Rußland . berufen , sondern nur als Reserve in die Armeelisten ein= Der WRuff. Inv." zutragen sei, welche nöthigenfalls einberufen werden könne. St. Petersburg , 11. August. enthält folgendes Allerhöchste Handschreiben an den Thron Da nun diese Reserven, welche im Ganzen aus nur 2500 Mann bestehen , dem erwähnten Geseß gemäß , alljährlich folger : "/ Ew. kaiserl. Hoheit. Ich habe mit aufrichtiger Freude einige Wochen zu versammeln sind, um in den Elementen den Bericht über den Zustand der militärischen Lehran des Militärdienstes eingeübt zu werden , so sollen , allein stalten im Jahre 1853 gelesen. Ihr unermüdliches Stre zu diesem Zweck, in der ersten Hälfte des gegenwärtigen ben, dem Throne und dem Vaterlande würdige Diener Auguftmonats drei Lager errichtet werden, das eine bei heranzubilden , zeigt der Erfolg. Schon haben viele von Turin , das andere bei Villafranca an der Riviera del Ihren Zöglingen mit ihrem, auf dem Schlachtfelde ver Ponente und das dritte bei Chambery. Dieß hat wahr goffenen , Blute die Hoheit der Gefühle besiegelt , durch scheinlich zu dem Gerücht Anlaß gegeben, als ob es sich welche die Erziehung der von Ihnen so zärtlich geliebten um besondere militärische Maßregeln und Rüstungen handele. Kinder belebt wird ; Meine Armee ist stolz auf fie. Ich bin überzeugt , daß auch die jest in ihre Reihen einge=

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Ueber die neueſten Truppen - Transporte

heit der Compagnie Rechnung zu tragen. Dieß alles muß zu einer bestimmten Zeit begonnen und vollendet werden, weil sonst zu befürchten steht, in den Eisenbahndienst Störung zu bringen. Die Kriegsverwaltung folgte dieſen Operationen_mit der größten Sorgfalt; jede Schwierigkeit war Gegenstand eines Studiums und einer Lösung gewesen, bestimmt, das Betreffende zu regeln. Ohne irgend eine der gebräuch lichen Vorsichtsmaßregeln zu vernachlässigen , ließ fie behufs der Beiwohnung und der Mitwirkung bei Anord nung der Transporte der Truppen mittelst der Eisen bahnen durch den Minister einen Generalstabsoffizier, den Commandanten Copnart bestimmen, dessen bezügliche Stu dien in Frankreich und im Auslande ihn zu diesem Auf trage besonders geschickt machten . Die Wahl des Ministers wurde vollkommen und glücklich gerechtfertigt . Es ist nicht ohne Intereffe , zu constatiren , wie die Ordnung und die Regelmäßigkeit in den verschiedenen Theilen der Embarkirung der Truppen auf Eisenbahnen der Vollziehung dieser Vornahmen in den besten Bedingungen. der Sicherheit nnd Schnelligkeit zu Hülfe kommen können. Die nachfolgenden Angaben geben hiervon ein Zeugniß. Eine der ersten Linienbataillone , welches embarkirt wurde (ungefähr 1000 M. stark), bedürfte zur Besteigung der Waggons 40 Minuten. Ein anderes Bataillon von derselben Stärke machte dasselbe Manöver in 20 Minuten. Bei einem dritten Bataillon , welches die über den be treffenden Gegenstand bestehenden reglementären Vorschriften inne hatte , reichten 12 Minuten hin. Ein Zeitverlust von 20 bis 25 Minuten würde, in dem Falle , daß der Transport eines Armeecorps durch ſucceſ= five Trains in bestimmten Intervallen geschehen müßte, schwere Inconvenienzen haben. Diese Verzögerung kann die auf der zu durchlaufenden Linie nicht vorgesehene Sen dung von Hülfslocomotiven veranlaſſen und in Folge da= von die Chancen der Begegnungen und Zufälle verviel= fachen. Mittelst der Eisenbahnen transportirte man in legteren Zeiten große Pulverquantitäten , Kriegsmaterial , Wagen des Trains aller Art , endlich auch Cavaleriedetachements und Cavalerieregimenter. Der Transport der Cavalerie ist noch viel complicirter, als derjenige der Infanterie. Man muß den Pferden die Sättel abnehmen , die Sättel ordnen , Pferde und Fou rage embarkiren , endlich die Reiter unterbringen . Alle Waggons eignen sich nicht für den Pferdetransport. Ge= wöhnlich nimmt man Viehwaggons von 1 Meter 90 Centi meter Höbe. Man bringt in weniger als fünf Minuten 6 bis 8 Pferde oder Maulthiere per Waggon , je nach dessen Länge , ein. Zwei oder drei Mann begleiten die selben ; jene haben kleine Size (Strapontins) , um sich während der Fahrt sezen zu können ; die übrige Mann schaft besteigt die Wagen , wie eine Intanterietruppe. Die Pferde gehen nicht immer ohne Schwierigkeit in die Waggons ; sobald sie aber einmal eingebracht sind, ist es selten , daß sie nicht ruhig bleiben oder sich durch die Gegenwart der Reiter wieder beruhigen. Man sieht selbst während der Fahrt den größten Theil der Pferde das Vorübergehen von Locomotiven betrachten , ohne zu

auf Eisenbahnen in Frankreich.

C (Nach dem „Moniteur de l'Armée" deutsch von :) Die Truppentransporte auf Eisenbahnen haben in den lezten Zeiten in Frankreich eine bisher ohne Beispiel ge= wesene Ausdehnung genommen. Diese ganz neuen Ope rationen wurden von einer großen Anzahl von Corps bewerkstelligt , welche der genügenden Jnstruction erman gelten , die nur die Erfahrung gibt. Ungeachtet dessen fand kein einziger Unfall statt ; die Ensemble- oder Detail bewegungen wurden ausgeführt , ohne daß man nöthig gehabt hätte, eine einzige der anfänglich adoptirten Marsch combinationen zu modificiren. Dieſe Reſultate sind um so bemerkenswerther, als sie die Möglichkeit constatiren, den Bewegungen der Truppen das einzige Element , was ihnen noch fehlte , zu geben, nämlich : die Eigenschaft, in einigen Stunden beträchtliche Entfernungen zu durchlaufen. Man verdankt dieselben einmal den Bemühungen und der Aufmerkſamkeit der Kriegs verwaltung, dann auch dem eifrigen Willen , der Thätig keit und der vollkommenen Einigkeit der verschiedenen Eisenbahncompagnieen , namentlich der Paris - Lyoner und der Nordbahn- Compagnie. Anfänglich erscheint nichts einfacher, als eine Embar firung von Truppen auf Eisenwegen ; indeffen zeigt diese Operation Schwierigkeiten von mehr als einer Art. Der Dienst der Eisenbahncompagnieen ist mathematisch geregelt und muß zu bestimmten Stunden den so verviel fältigten Bedürfniffen des Handels und der Industrie Genüge leisten. Wenn es leicht ist, dienstlichen Eventuali täten einzelner Militärs und kleiner Detachements zu ent= ſprechen, indem man dann nur den Convois einige Waggons hinzufügt, so ist dieß nicht dasselbe , wenn es sich darum handelt , Bataillone oder Corps , deren Stärke zwischen 700 bis 2300 M. variirt , mit Waffen und Bagage zu transportiren . Man kann diese Mannschaften nicht in die Trains des laufenden Dienstes vertheilen, sondern muß beſondere militärische Trains organisiren , Material und Locomotiven vereinigen und die Abfahrten dergestalt combi niren , daß jede Collision mit den im Gange befindlichen Zügen vermieden wird. Die Paris -Lyoner Compagnie war die erste, welche bezüglich der nach dem Orient diri girten Truppen ihre militärischen Erfahrungen machte : die Nordbahncompagnie vollendete die ihrigen. Beide Ge sellschaften gaben Proben ihres einträchtigen Handelns und eifrigen Willens , dem wir die verdiente vollste Ge rechtigkeit widerfahren laſſen müſſen. Unabhängig von dieſen materiellen Schwierigkeiten gibt es bei dieser Art des Transports eine solche von ganz verschiedener Ordnung. Es ist unerläßlich, die Bedürfnisse der Disciplin mit den Erfordernissen des Dienstes der Eisenbahnen in Uebereinstimmung zu bringen und wenigst möglich Plaß zu verlieren , dabei aber immer die Leute so zu ordnen , daß fie eine lange Reise ohne Beschwerde ertragen können. Ueberdieß muß man einige militärische Gewohnheiten momentan modificiren, wie z . B. die Mann schaften in dem Raum der Waggons entsprechende Ab theilungen theilen, ohne der Organisation und der Ein

erschrecken ; nur einige lassen Erstaunen und Furcht be=

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merkbar werden. Alsbald nach der Debarkirung können fie noch eine Etappe zurücklegen. Für eine Escadron , welche sich von den verschiedenen Theilen der Vornahme der Embarkirung Rechenschaft gibt, dürfte hierzu eine halbe Stunde hinreichen. Nichtsdesto weniger verwendeten hierzu Escadronen der schweren Ca valerie einige 75 und 70 Minuten , andere nur 50, 45 und 40 Minuten. Die Thätigkeit, welche gegenwärtig auf den franzö fischen Eisenbahnen herrscht, gibt derjenigen , welche sich während des Jahres 1853 in Rußland und Oesterreich bemerkbar machte, in nichts nach. Man bezeichnet als einen exceptionellen Fall , den auf der Moskau- St. Petersburger Eisenbahn im Monat Juni 1853 bewirkten Transport von 18,000 Mann und 500 Pferden , zu welchem man nur 12 Tage bedurfte. Eben so erachtete man als eine sehr rasche Operation die Ueber= führung von 7000 Mann von Prag nach Ollmüß in drei Tagen , gelegentlich des Lagers bei letterer Stadt. Jeder der von Paris ausgehenden Schienenwege hat zu den ver schiedenen Truppentransporten beigetragen ; die Nordbahn allein jedoch hat in weniger als fünf Wochen mehr als 40,000 Mann transportirt, die von allen Directionen und allen Punkten Frankreichs kamen. Die Bewegungen über schritten den Transport von 2000 Mann per Tag , ohne daß man nur einmal genöthigt gewesen wäre , die Fahrt stunde eines gewöhnlichen Zugs zu ändern ; einigemale fielen selbst die beträchtlichsten Transporte mit dem an Sonntagen fo vervielfältigtem Dienste zusammen . - Es läßt sich wohl durch keine vollständigere Erfahrung die Möglichkeit constatiren , die Eisenbahnen in Frankreich unter der Oberaufsicht der Kriegsverwaltung für militä rische Operationen und Bewegungen den Truppen dienstbar zu machen.

bei engem Druck den Stoff eines so bedeutenden Zeitraums nicht erschöpfen können. Zwar find alle Gegenstände , die das Heerwesen ausmachen , berührt und besprochen , aber ungleich , nicht nach ihrer Wichtigkeit auf besondere Forschungen gegründet , sondern offenbar nach den Ergeb niffen , welche dem Verf. gerade die Quellen lieferten, die er eben zur Hand hatte. Namentlich ist von den " Thaten und Feldzugen" fast keine Rede. Eine ausgeführte zu sammenhängende Geschichte derselben konnten wir hier natürlich nicht erwarten ; aber die entscheidenden , die Kriegskunst und das Heerwesen mitbestimmenden Thaten eines jeden Kriegs hätten ausführlich geschildert werden sollen , schon um an ihrem lebendigen Beispiel die Wahr heit der allgemeinen Säße über Aufstellung , Gefechts weise , Marschordnung , Verpflegung u. s. w. anschaulich zu machen. An einer einzigen Schilderung der Art, die nach allen Seiten lebendig und gewissenhaft ausgeführt ist, läßt sich meistens mehr lehren und lernen, als an vielen allgemein hingestellten , wenn auch aus richtiger Betrachtung und Vergleichung hervorgegangenen Angaben. Wesentlich Neues haben wir auch in diesen Bänden nicht gefunden; fie bleiben im Ganzen bei den Ergebnissen und Anschauungen, welche aus den, übrigens vielen und guten Büchern , die der Verf. benußt hat , bekannt sind. Der Verf. hat die Forschungen, insofern sich dieselben nur aus dem unmittelbaren Quellenstudium, aus der immer er= neuerten Vergleichung der Ueberlieferungen untereinander und mit dem geschichtlichen Charakter der Zeit ergeben, meistens nicht selbst gemacht ; doch hat er größtentheils gute Autoritäten und mit Einsicht und Sachkenntniß be= must. Der Darstellung fehlt es auch hier an der rechten Durcharbeitung , sowie namentlich an den ordnenden , be herrschenden , nothwendigen Gedanken, welche dem Ganzen erst die rechte Haltung geben, wo die Klarheit und Man nichfaltigkeit alles Einzelne für sich und doch wieder im rechten Verhältniß zum Ganzen hervortritt. Auch hätte der Verf. so manche Acten- und Schriftstellen, die an sich sehr zur lebendigen Veranschaulichung der Zeit und des Gegenstandes beitragen , nur in ihren wesentlichen Stücken in den Text aufnehmen, in ihrer ganzen Ausführung aber in einen Anhang verweisen sollen. Wir gehen auf einige einzelne Ausstellungen näher ein. Der Verf. schildert auf S. 5-7 , Bd . 2 , die Noth, welche Kaiser Marimilian 1. mit den Reichsständen hatte,

Literatur.

Geschichte der k. k. österreichischen Armee , ihrer Heranbildung und Organisation , sowie ihrer Schicksale, Thaten und Feldzüge , von der frühesten bis auf die jeßige Zeit, von Dr. Hermann Mey= die elenden Ausflüchte , welche sie immer machten , wenn nert. 2. Band : Geschichte des Kriegswesens und er ihre Hülfe an Geld und Soldaten verlangte. Er ist Heeresverfassung österreichischen Monarchie der in der hier nicht etwa unwahr, nicht einseitig oder partheiisch ; , zur Zeit Kaiser Maximilians 1. und bis zum dreißig= aber er hat doch nicht die rechte und volle Höhe des ge= jährigen Kriege VIII u. 194. ―― 3. Band : Geschichtlichen Standpunkts , welche verlangt werden kann, schichte des Kriegswesens und der Heeresverfassung nachdem cine so anerkannte Autorität wie Ranke über in der österreichischen Monarchie während des dreißig diese Dinge geschrieben hat. Er hätte auch der Bestre= jährigen Kriegs und bis zum Tode des Kaisers Leo= bungen erwähnen müssen, welche damals die besten Männer pold I. VIII u. 202 S. -- 8. Wien , 1854 ; in des Reichs, wie z . B. der Erzbischof Berthold von Mainz, Commission bet Carl Gerold und Sohn. machten , um den Zuständen des Reichs durch eine Ver= Diese beiden Bände entsprechen den Erwartungen nicht ganz , wozu der Titel des Werks berechtigt und die wir bei der Anzeige des ersten Bandes ( 1852 Nr. 94) aus gesprochen haben. Was wir dort über diesen gesagt , gilt auch für jene ; fie bilden kein eigentlich wissenschaftliches Werk. Man sieht gleich , daß zwei schwache Bände auch

fassung eine dauernde Gestalt und Ordnung zu geben, und wie der Kaiſer, nur auf seine kriegeriſchen und Staats plane bedacht , diese Bestrebungen immer durchkreuzte und bei Seite schob, so daß es kein Theil zu etwas Rechtem bringen konnte. Diesen Mangel am geschichtlichen Stand punkt zeigt der Verf. auch sonst , wie z . B. in der Be

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urtheilung der Reformation; er ist nicht beschränkt oder Derselbe wurde aber erst in der zweiten Hälfte dieſes Kriegs partheitsch , aber er hat nicht immer die volle Kenntniß berühmt und kam als General erst 1747 in kaiserliche Dienste, als er das bayerische Heer wegen des Separat= der Zeit, um jede Erscheinung richtig zu würdigen; manch mal geschieht es ihm sogar, daß er eine ziemlich verein friedens , den sein Kurfürft mit Frankreich gemacht , zum zelte Erscheinung als einen bedeutsamen Charakterzug der Kaiser hinüberführen wollte. Das Heer verließ ihn und Zeit in eigner Weise deutet, wie z . B. die That des er wurde von Bayern als Verräther erklärt , 1648 aber Obersten Karpazan ( S. 71 , Bd. 3. ) ; auch Waldsteins bei erneuerter Freundschaft mit Oesterreich wieder zu Gnaden (Wallensteins) Einfluß auf die Umgestaltung des Heer angenommen. wesens scheint er uns zu hoch anzuschlagen , gleichsam, Das Werk ist also keine zusammenhängende , gleich als wäre durch ihn eine Umwandlung gleich fertig durch mäßig ausgeführte und durchgearbeite Geschichte im wissen= geführt worden , die doch erst allmälig durch die Zeit ge schaftlichen Sinne ; es ist mehr eine geschichtlich geordnete ichah. Zusammenstellung von Abhandlungen über seinen Gegen= Eine der bedenklichsten Stellen scheint uns S. 32-33, stand. Aber es ist in diesem Sinne gut und zeitgemäß. Bd. 2 , wo der Verf. nach einer ungerechten und neuer Die Abhandlungeu enthalten eine Fülle schäßenswerther, dings noch ( Stahl der Protestantismus als politisches zuverlässiger Mittheilungen und geben in ihrer lebendigen Princip") schlagend widerlegten Auffassung der Reforma Darstellung meistens treue und belehrende Eindrücke . Sie tion das hauptsächlich durch Kaiser Marimilian 1. errich sind , wenn auch keine eigentliche Geschichte , doch Ge= tete Landsknechtthum so ziemlich als eine Rettung der schichtsbilder, aus denen alle Gebildeten , die den Gegen= Civilisation und Gesellschaft bezeichnet , in dem Sinne stand doch nicht bis in die Quellen verfolgen können, und ungefähr , wie man dieß in unseren Tagen den Heeren namentlich die Offiziere über die Geschicke des tapferen nachgerühmt hat. Es gibt meistens ein unrichtiges Bild, österreichischen Heeres viel Gutes und Wichtiges lernen wenn man auf geschichtliche Vorgänge , statt fie schlicht , können. Der Verf. hat manch neue oder doch in dieser wie sie waren , darzustellen , solche moderne Redensarten Ausführung noch nicht bekannte Einzelnheiten beigebracht, anwendet, die nur zu oft selbst ohne wirklichen Inhalt und und hat übrigens, wie gesagt, in seiner Zusammenstellung nur hochtönende Phrasen einseitiger Partheimänner find. Einsicht und Sachkenntniß bewiesen. Einen richtigen ge Bei der Frage, ob Lands- " oder „Lanzknechte" scheint schichtlichen Sinn zeigt er namentlich darin , daß er öfter uns der Verf. in seinen Gründen für die leßtere Schreib auch die Schilderung der Sitten der Zeit zu Hülfe nimmt, art nicht glücklich . Der Spieß der Landsknechte war ja um den Charakter des Heeres deutlicher zu machen ; und der Lanze des Ritters entgegengesezt und so viel be wenn er, um Leben und Art jener Soldaten zu zeichnen, stand noch vom Ritterthum, daß von der Ritterwaffe nicht ihre Lieder zu uns reden läßt , so hat er darin einen so wohl in dieser Weise der Name auf das neue Fußvolk guten Takt und eine so glückliche Auswahl bewiesen, daß übertragen sein kann. Bartholds ( Georg v. Freunds wir ihn darin nur etwas ausführlicher gewünscht hätten, berg") Auslegung , die bekanntlich auch Brandt ( Ge anderen aber sein Beispiel zur Nachahmung empfehlen schichte des Kriegswesens") annimmt, daß sie sich im möchten. 4. Gegensaß zu den Schweizern , die vom Gebirge waren, als Volk vom Lande, „Landsknechte" genannt hätten, hat den ganzen geschichtlichen und Sprachton jener Zeit für sich. Und ein Grund , den unser Verf. dagegen an= Die Königliche Allgemeine Kriegs - Schule und das führt, spricht gerade dafür. Er sagt nämlich, der „ kame= Militär- Bildungswesen 1765-1813 . Aus amtlichen radliche Ausdruck“, womit ſie ſich unter einander anredeten, Quellen dargestellt von Dr. Gottlieb Friedländer , Ge sei „Lanz" gewesen. Nun reden sich die Soldaten aus heimer Staats-Archivar, Archiv-Rath, Bibliothekar der Königl. einer Gegend oft heute noch so an ; sie wollen aber damit Allgem. Kriegs Schule. 8. Berlin, 1854. Druck und Ver lag von E. S. Mittler und Sohn . ( VIII u . 361 S. ) nicht „Lanz“ , sondern „Lands“, abgekürzt für „ Lands mann" sagen. Eine Geschichte der Fürsorge , welche die preußischen Regenten Vom Heerwesen anderer Länder hat der Verf. zum der Erziehung und Ausbildung ihrer Offiziere gewidmet haben, Theil gelungene Abriffe in sein Werk aufgenommen . Mit und insofern von besonderer Bedeutung für die Angehörigen des dem englischen Heer unter Cromwell ( S. 12 , Bd . 3. ) ist preußischen Staates und Heeres ; von allgemeinem Intereſſe da es ihm aber nicht so gut gegangen. Die Schilderung des gegen als höchft schäßenswerther Beitrag zur Geschichte des Militär selben ist einseitig und flüchtig und erinnert an die früher bildungswesens und insofern sie gar manchen nüßlichen Fingerzeig für die Bestrebungen der heutigen Militärpädagogik und die Beur verbreitete unrichtige Auffassung dieser Periode. Der Verf. theilung dahin gehöriger Fragen enthält. Dem Verfasser ftanden hätte in Raumers historischem Taschenbuch und in Macau vermöge feiner Stellung die besten und reichsten Quellen zu Ge lay's Geschichte von England bessere Mittheilungen über bote; aber es ist nicht allein diese Reichhaltigkeit des hier gebotenen Stoffes , sondern auch und in faft noch höherem Grade die geist diese großartige und außerordentliche Erscheinung finden volle Zusammenstellung und Verarbeitung desselben , welche im können. Verein mit den angedeuteten Beziehungen den bohen Werth_des Unter den berühmten kaiserlichen Reiteranführern aus Buches begründet , und es felbft für den , welchem der Gegenstand dem ersten Decennium" des dreißigjährigen Kriegs weniger nahe liegt , zum mindeſten zu einer höchft interessanten wird (S. 62 , Bd . 3. ) Johann von Werth genannt. Lectüre macht. Redigiri unter Nerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Dienstag, 18 August 1854. Spustenirsery กรม Sour9999 Ymgirlsd

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Deutschland. Frankfurt , 18. August. Dem Vernehmen nach ist man überein gekommen , daß unverzüglich eine Sigung des Bundestages stattfinden und in dieser die Abstimmung über den von der Bundes- Militärcommission ausgear beiteten Entwurf für Abänderungen der Bundes Kriegsverfassung erfolgen soll. Der Entwurf wird unzweifelhaft angenommen werden. Einige der wichtigeren Punkte, welche das politische Gebiet berühren , bleiben indeß noch weiteren Berathungen und späterer Beschluß nahme vorbehalten. Oesterreichische Monarchie.

Krakau, 16. Auguft . Die Befestigungsarbeiten bei Krakau dauern noch immer fort; um die Stadt herum find zum mindesten 30 Schanzen aufgeworfen . Das Fort auf dem hochberühmten Kosciuschko -Hügel wird nächstens armirt sein ; auch die Capelle auf der Seite des Denk hügels , welche man bisher noch hatte stehen lassen , wird jezt abgebrochen . Preußen.

ċ B. Berlin , 22. August. Gestern machte Hr. Sudre im Concertsaale des Schauspielhauses seine Experimente in der akustischen Telegraphie. Sein System führt Alles , was sprachlich auszudrücken ist , auf die 7 ein fachen Noten oder Töne zurück, und es machte einen wahr haft wunderbaren Effect, als die von der Gesellschaft auf gegebenen Säße , in die Sprache des Hrn. Sudre über fest (d. h. auf der Violine, dem Signalhorn , oder auch in verschiedenen Formen optischer Telegraphie vorgetragen) Seitens der von Hrn. Sudre eingeführten und in seine Telephonie eingeweihten Dame mit der größten Genauig keit entziffert wurden. Das System ist bereits bei fran zösischen Truppen versucht und scheint sich wohl zu eignen, um Commando's selbst bei Nacht und in weite Entfer nung auf dem Wege der gewöhnlichen Militärsignale zu verbreiten. Se. f. H. der Prinz Karl und Hr. Alex. v. Humboldt wohnten den Erperimenten bei. Die zum großen Theil aus angesehenen Militärs bestehende zahl

reiche Versammlung zollte der überraschenden Lösung schwie riger Aufgaben ungetheilten Beifall. Diese überraschenden Resultate dürften , wie man vernimmt , die Veranlassung sein, daß von militärischer Seite diese Erfindung einer näheren Prüfung in Bezug auf ihre Anwendbarkeit im Freien unterworfen wird.

Bayern. München, 22. August. Die Herbsterercitien der hiesigen Truppen werden heuer bei dem heftigen Auftreten der Cholera nicht stattfinden; es unterbleibt daher nicht nur die Einberufung der Beurlaubten , sondern es haben auch noch weitere Beurlaubungen stattgefunden , so daß von heute an nur so viel Mannschaft präsent ist , als, mit Abrechnung der Kranken, der Wachedienst erfordert. Die Waffenübungen werden nicht mehr auf dem Exer cirplay, sondern in den Casernenhöfen vorgenommen und dürfen nie länger als eine Stunde andauern . Die Wachen werden selbst an warmen Lagen mit Mänteln bezogen, und in den Cafernen hat jeder Mann eine zweite wollene Decke erhalten , um sich zur Nachtzeit gegen Kälte zu schüßen. Der Krankenstand in dem Militärspital ist seit einiger Zeit ungeheuer gestiegen , die Zahl der Todesfälle hingegen ist auffallend gering, was wohl daher rührt, daß Jeder, auch bei dem geringsten Unwohlsein , augenblicklich in's Spital geliefert wird , zu welchem Zwecke die Sant tätscompagnie in jeder Caserne einen Posten mit bespanntem Wagen hat, der alle 24 Stunden abgelöst wird. (S.M.)

frankreich. Paris , 22. August. Die Nordarmee, welche die Lager von Boulogne und St. Omer bilden wird, besteht aus folgenden Truppentheilen : dem 8. , 11., 13., 15., 16. und 18. Jägerbataillon, zusammen 6000 Mann; dem 1. , 3. , 6. , 12. , 15. und 17. leichten Infanterieregi= ment, zu 2 Bataillonen , 12,000 Mann; dem 2. , 4. , 5., 13. , 16., 22. , 23. , 24. , 29. , 33. , 34. , 38. , 41. , 44., 53. , 55. , 56. und 69. Linienregiment, zu 2 Bataillonen, 36,000 Mann ; 4 Schwadronen vom 9. und 5. reitenden Jäger-, 2. und 8. Husaren-, 2. und 6. Lanciers-, 1. und

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gehalten , und sein verwerfender Ausspruch genügte voll fommen, jede neue Idee, jeden Angriff gegen die bestehenden militärischen Einrichtungen einfach zu beseitigen. Mit sei= nem Tode war es , als ob nun auf einmal der Druck weggenommen wäre , der bis dahin alle Bewegung ge= hemmt hatte. Zahlreiche Druckschriften , welche die Prü fung der bestehenden Heereseinrichtungen zur Aufgabe haben, und das eigene Vorgehen der Regierung mit eingreifenden Neuerungen zengen davon , daß man das in langer Zeit Versäumte jest nachzuholen bestrebt ist. Auch der im Ganzen so wenig gelungene Versuch mit dem Lager bei Großbritannien. Chobham gehört dahin , und eben auch die Erfahrungen, Man schreibt dem „ S. M. “ aus Malta , 7. August : die man da gemacht , bieten dem Verfasser der uns vor So eben erfahre ich, daß die englische Regierung hier liegenden Druckschrift mehrfachen Anlaß zu Erörterungen Commission gegeben , 30,000 neue Waffenröcke und von oft unerquicklichster Art. Was uns die Schrift zunächst interessant macht , ist eben so viele wasserdichte Kopfbedeckungen für die englische Ostarmee zu verfertigen, welche nach vier Wochen weniger ihr Urtheil über die Verhältnisse im engliſchen abgeliefert werden müssen. An den hiesigen Fortifi Heere und besonders in der englischen Reiterei , als viel mehr der Umstand, daß auch auf dem Continent die An = cationswerken arbeitet man ohne Unterlaß fort. zeichen eines Rückgangs der Pferdezucht ſich erkennen laſſen, in dessen Folge die Remontirung voraussichtlich noch da auf immer wachſende Schwierigkeiten stoßen wird . Schon ist es in einzelnen, namentlich fleineren deutschen Staaten Literatur. kaum mehr möglich , den Bedarf an Remonte aus der in ländischen Zucht zu bestreiten, und die beharrlich steigenden On the deteriorated condition of our saddle -horses ; Kaufpreise beweisen , wie es mehr und mehr schwer wird, The state of our the causes and the remedy. diensttüchtige Pferde zu finden. Je nach den besonderen cavalry , and the imperfect system , under which Landesverhältnissen ist dieß freilich hier und dort ver= this force and that of our army generally is admi schieden. Norddeutschland namentlich ist noch zur Zeit nistered. London , 1853 ; bei T. Hatchard. weniger davon berührt , und seine großen geſchloſſenen Güter und ausgedehnten Weidepläße machen das wohl Die rückhaltlose Freimüthigkeit und einschneidende begreiflich , obschon es immerhin eine unläugbare That Schärfe, womit man in England militärische Fragen öffentlich zu verhandeln pflegt, ist uns auf dem Continent sache ist, daß auch dort die tüchtigen Reitpferde in rascher Zunahme seltener und theuerer geworden sind. Anderwärts schon oft der Gegenstand eines , wie wir glauben , ge= aber tritt der Uebelstand mitunter sehr stark zu Tage, und rechten Staunens gewesen. Wie wir das militärische es will kaum scheinen, daß ſelbſt die sorgfältigste Bewirth Wesen begreifen , will es uns nur schwer beigehen , daß Zustände und Einrichtungen im Heere, ja selbst persön = schaftung der Staatsgestüte , Fohlenhöfe 2. ausreichen dürfte , die Pferdezucht auf der Höhe zu erhalten und vor liche Dinge jeder Art rücksichtslos der öffentlichen Be= Allem den Bedarf an tüchtigen Remonten zu decken. sprechung sollen ausgesetzt werden können, ohne daß ernste Ein allgemeines Urtheil über die Ursachen dieser Er= Interessen des Heeres dabei Schaden nehmen. Auch die vorliegende Schrift ist eine Probe dieser für uns immer scheinung ist natürlich nicht möglich. Die Verhältnisse des Grundbesites , der Landwirthschaft , des öffentlichen Ver befremdlichen Freimüthigkeit. Sie ist zweifellos in guter kehrs und des öffentlichen Wohlstands und vielfach audere Absicht und mit eingehender Sachkenntniß geschrieben. Aber Dinge wirken bedingend zu dem Resultate zusammen, das ihr Urtheil über den Zustand der englischen Reiterei und immer mehr eine wichtige staatswirthschaftliche und mili über die Gebrechen der Militärverwaltung, wie fich dieses tärische Frage zu werden aufängt. Bei uns in Süddeutſch = an die Besprechung der rückgehenden Pferdezucht anknüpft, land sieht man eine wesentliche Ursache für die wachsende ist meist mit einer herben Schärfe gefällt , die wir von Unausgiebigkeit der inländischen Remontirung in dem Um dem englischen Reiteroffizier, * ) als welcher der sonst un genannte Verfasser sich erkennen läßt , immerhin etwas stande, daß die jungen Pferde zu frühe zur Arbeit ver= wendet oder in's Ausland verkauft werden , so daß der auffällig finden müßten , wenn das nicht überhaupt der im Lande verbleibende Rest von selbstgezüchteten Pferden vorwiegende Charakter fast aller polemischen Schriften der nur eine dürftige Ausbeute an brauchbaren Remonten zu englischen Militärliteratur wäre , zumal solcher, wie fie Es mag dieß sein , aber es be= gerade in lezter Zeit zu uns herüber kamen . Die Auto liefern im Stande ist. rität des eisernen Herzogs hatte Jahrzehnte lang die Be weist eben nur, daß die Verhältnisse der Pferdezucht_sich wegung der militärischen Intelligenz in England nieder in einer Weise geändert haben , welche die ernsteſte Auf merksamkeit fordert, weil endlich , wenn die Steigerung so fortginge, die Zukunft der Reiterei in den deutschen *) Kamerad 270, der in Nr. 17 der Wehrzeitung die Brochüre Staaten ebenso gefährdet sein müßte , wie die vorliegende bespricht, irrt fich in Angabe des Verfassers. Mr. Hatchard Schrift es jezt schon von der englischen Reiterei behauptet. ift nicht der Reiteroffizier, der die Brochüre schrieb, sondern Die Verwandtschaft der Erscheinungen dort und hier der Buchhändler , in dessen Verlag dieselbe erschien. 8. Dragoner , 1. , 2. , 5. und 7. Cüraffierregiment, zu= fammen 98 Schwadronen mit einem Effectiv von 12,000 Mann, 15 Batterieen oder 3000 Kanoniere. Die Ge sammtzahl dieser Truppen beläuft sich auf 60,000 Mann ; wenn man den Stab, das Geniecorps , das Fuhrwesen mitrechnet, so zählen die Truppen des Nordlagers nicht weniger als 70,000 Mann, und wenn man 15,000 bis 20,000 Mann der neuen Kaiſergarde mitinbegreift, dürften die großen Manöver von 80,000 Mann ausgeführt werden.

845 legt es uns darum nahe , das Intereſſe unserer Leser der obigen Schrift zuzuwenden, um so mehr, als dieselbe in ihrem ganzen Inhalt sich nicht etwa als die Arbeit eines obenhin rafonnirenden Tagesschriftstellers ankündigt, son dern als die zwar scharfe aber wohl erwogene Aeußerung eines erfahrenen und durchaus sachkundigen Reiteroffiziers . Freilich, die Verhältnisse in England find wesentlich andere, als diejenigen in fast allen Staaten des Festlandes. Aber eine gerade hier wichtige Thatsache gehört überhaupt unserer Zeit an , und zeigt sich örtlich verschieden nur in dem Grad ihrer Entwickelung; es ist der Umschwung in Verkehr und Industrie und in Wahl der Arbeitskraft, welche beiden zu dienen hat. Der Einfluß dieſes immer steigenden Umschwungs auf den Bedarf an Pferden ist mehr oder weniger schon jest auch bei uns sichtbar. Von der Größe des Bedarfs und der Nachfrage aber hängt es ab, ob die Pferdezucht einträglich sei oder nicht. Wo sonst der einzelne Reiter oder das einzelne Fuhrwerk nur mit Mühe und Zeitaufwand vom Wege kam, sind jezt wohl gebaute Straßen und geregelte Verkehrsmittel, welche dem Einzelnen den früher so werthvollen Pferdebesiß ganz oder beinahe werthlos machen. Gleichzeitig hat hat die todte Maschinenkraft mehr und mehr die lebenden Arbeitskräfte verdrängt, und der Bedarf an Pferden ist dadurch aber mals um ein Bedeutendes verringert worden . An die Stelle der Landstraße, auf welcher der Verkehr eine Menge von Pferden beschäftigte , tritt mehr und mehr die Eisen bahn. Reisende und Frachtgüter suchen das schnellere und wohlfeilere Transportmittel. Industrielle Unternehmungen bedienen sich der Dampfkraft. Selbst an den Flüssen ist das vielgeplagte Leinpferd nach und nach von dem Schlepp boot schon fast verdrängt worden. Vielfache Zwecke, zu denen man auch für Pferde von geringerer Güte noch immer auf Nachfrage und leidlichen Preis rechnen konnte, find so weggefallen oder die Nachfrage dafür ist geringer geworden , und nur eigentlich noch das gut eingeschlagene Pferd kann auf sicheren Absaß rechnen. Es ist so begreif lich genug , daß die Pferdezüchter bei der Ungewißheit, ob ihre Fohlen einschlagen werden , die Zucht beschränken oder die Fohlen frühe verkaufen , für Pferde aber , die gut einschlugen, einen gegen sonst ganz unverhältnißmäßig hohen Preis sezen. Alle diese Verhältnisse wirken schon seit lange in Eng land. Sein Bodenreichthum an Kohle und Eisen hat eine Größe der Industrie , eine Entwickelung der Maschinen kraft möglich gemacht, an welche unsere regsamsten Fabrik bezirke nicht hinan reichen können . Die Ausdehnung des inneren Verkehrs, der Bau von Schienenwegen und Kunst straßen, die Vermehrung der Verkehrsmittel aller Art hat damit Schritt gehalten. Aber in gleichem Verhältniß ist die Pferdezucht, durch welche England so lange berühmt war, rasch zurückgegangen. Der Verf. schildert das mit lebendigen Worten. England war lange Zeit berühmt, weil es einen Pferdeschlag zog, der in Schönheit, Schnel ligkeit und Kraft seines Gleichen nicht hatte, der zu Allem geschickt war, zu Prunk und Arbeit , zu Krieg und Jagd, zu Fahren und Reiten. Seit Jahrhunderten waren wir Stolz auf den Besiz und die Zucht dieser edelen Thiere. Seit mehr als zwei Jahrhunderten betrieben wir die Ver befferung der Zucht mit einem Eifer, worin die eigene

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Neigung mit dem kaufmännischen Sinne zusammenwirkte, der einen so hervorstechenden Zug im englischen Charakter bildet. Wir sind fast das einzige gesittete Volk, bei wel= chem die Lust am Pferde beiden Geschlechtern, jedem Alter, jedem Stande eigen ist. Der Engländer reitet aus Luft am Reiten , nicht aus Eitelkeit oder Mode , wie man es von dem Spanier, dem Deutschen und dem Franzosen sagen kann. Man sollte meinen, bei solchen Gewohnheiten und Bedürfnissen des Volkes müsse die Pferdezucht einen immer wachsenden Aufschwung nehmen. Aber es ist nicht so. Die Zucht geht zurück , und der Pferdemarkt liefert immer weniger und schlechtere Waare. Mehrfache Ur sachen wirken dabei zusammen . Vor Allem ift die Pferde= zucht kein ſo ſicheres und einträgliches Geschäft mehr, wie hie es war. Die Speculation der Grundbefizer hat andere Richtungen eingeschlagen. Die Nachfrage nach Pferden ist wohl noch groß; aber die Nachfrage an Schlachtvieh ist größer und das Geschäft damit ein besseres . Tausende von Morgen , welche früher der Pferdezucht als Weide oder zum Haferbau dienten , find jezt im Interesse der Schaafzucht nugbar gemacht. So find die Preise in die Höhe gegangen, und der höhere Preis soll jezt den Aus fall an Zucht ausgleichen. Aber der Preis allein kann keine Güte schaffen. Unser Schlag an Reitpferden iſt ſchon seit geraumer Zeit in stetem Rückgang , sowohl in Bezug auf Gestalt, wie auf Kraft und Ausdauer , und der schlechte Beritt unserer Cavalerie beweist es. Der so zahl= reiche Schlag von` tüchtigen Pferden, aus dem unsere Reiterei ihre Remonten zog, bis Kunststraßen und Schienen wege dem Reisen zu Pferd ein Ende machten , findet sich gar nicht mehr im Lande. Wir haben keine Staatsgestüte, und sind darum auf die Privatzüchter angewiesen. So lange der Bedarf für die Landstraße groß war , blieb die Zucht in der Höhe, und unsere Reiterei war gut beritten. Aber der Bedarf_besteht nicht mehr. Der Mantelsack ist von der Landstraße verschwunden. Mit Packpferden reißt Niemand mehr. Die Frachtfuhr ist selten geworden. Die Postkutsche gehört vergangenen Zeiten an. Mit der Ab= nahme des Bedarfs hat die Zucht abgenommen , weil der Privatzüchter seine Rechnung nicht mehr dabei fand. “ Was wir hier im Auszug mittheilen, schildert Zustände, wie sie auch bei uns im Entstehen sind , und die , wenn sie auch bei der Verschiedenheit unserer und der englischen Verhältnisse vielleicht nie eine solche Höhe erreichen, immer= hin die Zukunft der Reiterei mancher Heere ernsthaft ge= fährden können . Was der Verf. über die abnehmende Güte des englischen Reitpferdes sagt, hat weniger allge= meines Interesse. Aber es ist doch manche Andeutung dabei , die wohl auch bei der festländischen Pferdezucht Beachtung verdiente. Der Verf. spricht, wie wir schon oben im Auszug mittheilten , mit Bestimmtheit aus , daß das englische Reitpferd in Gestalt , Kraft und Ausdauer in stetem Rückgang sei, in rascher Zunahme immer schlechter werde. Die Erfahrungen bei der Reiterei dienen ihm als Beleg für diese Behauptung. „Schon im Halbinselkrieg zeigten sich unsere Pferde zu zart, zu wenig abgehärtet für den Dienst im Kriege, und forderten ein oft unerträg= liches Maß von Pflege. Die französische Cavalerie war im Beritt offenbar überlegen . Im lezten amerikanischen Feldzug sah man bei den Pferden des 15. und 16. leichten

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Dragonerregiments , die beide mit Lord Harcourt dahin kamen , noch einen Grad von Kraft, Schnelle und Aus dauer, den man kaum ein Dußend Jahre nachher schon nicht mehr fannte. Und jest ist der Pferdeschlag aber mals um ein Bedeutendes schlechter als damals . Im Lager bei Chobham stehen die Pferde im gedeckten Feldstall. 1805 im Lager bei Weymouth standen die Pferde im Freien und hielten sich vortrefflich. Die Chobhamer Ställe (this housing of the cavalry at Chobham) bieten einen Beweis mehr, wie viel das Cavaleriepferd schlechter ge= worden ist , wie viel weniger man ihm zumuthen kann." Der Verf. zählt noch eine Reihe von Erfahrungen auf, die den Rückgang der Güte des Cavaleriepferdes , seine abnehmende Ausdauer und Kraft beweisen. Er erzählt,

spielt. Das englische Pferd ist so von Geschlecht zu Ge= schlecht immer schlanker und leichter, immer hochbeiniger und schnellfüßiger geworden ; aber in gleichem Verhältniß hat es an eigentlicher Güte , an Kraft und Ausdauer verloren. Wer ältere Pferdebilder von ausgezeichneten Thiermalern mit der Raçe vergleicht, wie sie jest ist, oder die Kraftleistungen und lange Dauer berühmter englischer Renner aus früherer Zeit mit dem , was das englische Rennpferd jezt vermag , für den bedarf es kaum mehr, um die Behauptung, daß die Naçe schlechter geworden, als bewiesene Thatsache anzusehen. Als nächstes Mittel , die Pferdezucht wieder zu ver= bessern, schlägt der Verf. die Einführung arabiſcher Zucht= thiere vor. Er bezieht sich auf Preußen, wo man nach unangenehmen Erfahrungen mit dem englischen Vollblut= pferde wieder zur Zucht arabischer Pferde zurückkehrt, und so einen tüchtigen Pferdeschlag wieder herstellte, und auf Australien , wo die Kreuzung von engliſchem und ara bischem Blut einen vortrefflichen Schlag erzielt. Vor Allem will er rationelle Züchtung statt der bloß den augen blicklichen Gewinn erstrebenden Empirie, aufmunternde Prämien für die Züchter von vorzüglich guten und aus dauernden Pferden , öffentlichen Unterricht , um gefunde Begriffe vom Pferd und von Pferdezucht unter das Volk zu bringen 2. Wir können dem Verf. hier nicht weiter folgen , weil die Discussion dieser Mittel fast allein die

wie schon in Spanien nach kurzen Märschen immer ein großer Theil der Pferde gedrückt, der Stand der Regi menter also namhaft gemindert war , wie von da an das Gleiche selbst bei kurzen Friedensmärschen immer häufiger vorkam, und so die Zeichen eines wachsenden Rückgangs des Pferdeschlags immer deutlicher hervortraten. Das jezige Cavaleriepferd schildert er als ganz und gar un brauchar im Kriege. „Wir haben eine kostspielige Reiterei, aber untüchtig für das , was sie leisten soll. Die Pferde find zu schwach für die Last, die sie tragen sollen , leicht gedrückt nach kurzen Märschen , und so zart, daß schon ein kurzer Feldzug fie dezimiren müßte. Ihre Füße na= mentlich sind ohne Kraft, und nur wenige mäßige Märsche würdeu schon gerade genug sein , um einen großen Theil lahm zurückzulaffen." Die Ursache hiervon liegt nach dem Verf. zum großen Theil in der Verminderung der Pferdezucht und der da durch erschwerten Remontirung , welche wir schon oben berührten, weil auch bei uns ähnliche Erscheinungen auf treten. Ein Anderes , das den Pferdeschlag in England für den Cavaleriedienst mehr und mehr untüchtig macht, ist fast ausschließlich englisch , nämlich die ganz verkehrte Züchtung, welche in gleichem Verhältniß um sich griff, wie die Pferdezucht im Ganzen sich verringerte. Der ganze, früher so große Bedarf Englands an Reitpferden beschränkt fich jest fast allein auf Rennbahn und Jagd und auf das eigenliche Luruspferd. Nur dazu werden Pferde gesucht und zwar dann zu Preisen bezahlt , welche gegen früher eine mitunter fabelhafte Höhe erreichen. Die Züchtung ist so in eine ganz falsche Bahn geleitet worden. Ihre Aufgabe ist nicht mehr , edele Pferde von schöner Gestalt und ausdauernder Kraft zu erzielen , sondern es gilt ihr darum , dem Bedürfniß des Lurus nnd der Mode zu ge= nügen, also Renner zu liefern, deren Sieg auf Rennbahn oder Jagd ihrem Besizer eine flüchtige Freude bereitet, oder Luruspferde, deren leichter und graziöser Bau der Eitelkeit des Beſizers schmeichelt. So ist allmälig die Race verschlechtert worden , und der verhältnißmäßig nur geringe Bedarf des Heeres an eigentlichen tüchtigen Reit pferden konnte und kann dem Weitergreifen dieser Race verschlechterung um so weniger entgegenwirken , als auch im Heere selbst die Neigung für die von der Mode ge= uchten Thiere bei Auswahl der Militärpferde ihre Rolle

besonderen englischen Verhältnisse im Auge hat. Der übrige Theil der Schrift aber ist von großem allgemeinem Inte= reffe, zumal gerade eben , wo in dem begonnenen Kriege gegen Rußland der englischen Reiterei eine neue Probe ihrer Kriegstüchtigkeit bevorsteht. So wenig uns auch die herbe Form der Schrift gefallen mag , so glauben wir sie darum dennoch nochmals der Aufmerkſamkeit unserer Leser empfehlen zu sollen, und wir bedauern nur, daß sich unter den Kameraden der Reiterei noch Niemand gefunden hat, der sie in Uebersehung dem militärischen Publikum Deutschlands vorführte, um zugleich auf deutschem Stand punkte und für unsere deutschen Verhältnisse die darin erhobenen Fragen in der Weise zu besprechen, wie es nach Lage der Dinge immer mehr an der Zeit zu sein scheint.

Die Taktik der drei Waffen : Infanterie , Cavalerie und Artillerie , einzeln und verbunden. Im Geiste der neueren Kriegführung. Von C. v. Decker 20. Zweiter Theil. Die Taktik verbundener Waffen enthaltend. Dritte, neu durchgesehene Auflage von H. v. Decker , Hauptmanu der Artillerie. 8. Berlin , 1854. Druck und Verlag von E. S. Mittler und Sohn. (XVI u. 326 S. ) Der erste Theil (die Taktik der einzelnen Waffen) wurde in Nr. 40 von 1852 d. Bl. angezeigt. Wie dort , so überhebt uns auch hier der Name des Verfassers und der längst anerkannte hohe Werth des Buches jeder weiteren Bemerkung. Decker gehört unter die Classiker unserer Militärliteratur und wer immer das Bedürfniß wahrhaft geistiger Nahrung und Erquickung fühlt, der wire an einer so frisch und lebendig sprudelnden Quelle nicht vorübergehen, und je öfter er sie gekostet , um so lieber zu ihr zurückkehren.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Spanien. [ * ] In Folge der neuesten Ereignisse haben sich ver schiedene Veränderungen im Militärwesen ergeben, die wir - mit Ausschluß der Angabe personeller Wechsel und Verhältnisse -, nachfolgend den Lesern unserer Blätter mittheilen. Eine königl. Ordonnanz vom 10. August , gezeichnet von dem Kriegsminister Leopold O'Donnel , verfügt Re formen im Kriegsministerium. Das Staatssecretariat bildet eine politisch-militärische Corporation mit bestimmten Avancement in der einen und der anderen Carriere. Das Personal des Secretariats besteht aus 1 Unterstaatssecretär, 16 höheren Angestellten und 26 Hülfsangestellten. Die bisherigen Supernumerären und Attachirten gehen ein. Es wird mehr als 40 Expeditionäre der Armee geben. Durch dieseMaßregeln will man am Budget des Kriegsministeriums eine Ersparniß von 1,043,960 Realen bewirken. Auch die bisher bestandene Organisation der Militär verwaltung hat in Folge eines Decrets Aenderungen erlitten und ist theilweise die frühere Militärintendantur wieder hergestellt worden. Nähere Angaben hierüber man geln noch , wenn man indessen auch nur oberflächlich mit dem älteren spanischen Administrationswesen und dessen verwickeltem , schleppenden und vielfache Unterschleife be= günstigenden Gange bekannt ist, so möchte man diese Maß regel mehr als einen Rück- , denn als einen Fortschritt bezeichnen. Durch ein anderes königl. Decret vom 10. August wird das Infanterieregiment " Reina Gobernadora " (Königin Regentin) Nr. 27 aufgelöst. Aus den Stäm men dieses Regiments wird das am 27. Februar dieses Jahres in Folge des Aufstandes zu Saragossa aufgelöste Regiment " Cordova" , Nr. 10, neu organisirt und das Regiment „ Cuença", welches seit seiner Wiederer richtung (vergl . Nr. 31 der A. M.-3. von diesem Jahre) die Nr. 10 geführt hatte, hat in Zukunft die Nr. 27 zu zu führen. Diese Thatsachen sprechen genugsam für sich, als daß sie noch eines Commentars bedürften. - Als hierher gehörig mag ferner erwähnt werden , daß das am 6. August zu Barcelona meuterisch gewordene Bataillon von Tarragona" , mit Ausnahme einer treu gebliebenen

Compagnie aufgelöst und die Mannschaften nach den Inseln und Präsidios entsendet wurden , nachdem die drei Haupträdelsführer erschossen worden waren. Außerdem sprach man in Madrid von der Aufhebung der Garde der Königin zu Pferde und dann von der Wiedererrichtung der alten Provinzialbataillone. Was das erstere betrifft, so discutiren hierüber zum mindesten die Journale und wirft unter Anderen der „Glamor publico" die Frage auf, ob man nicht besser mit den Pferden dieses Corps zwei tüchtige Escadronen der Nationalmiliz beritten machen solle, als daß man dasselbe , welches Millionen von Duro's koste , noch länger fortbestehen lasse. eingegangenen Nach aus der Havannah in Madrid Nachrichten ist der dortige Generalcapitän , Generallieute= nant Bezuela , —- welcher nun durch Generallieutenant Jose de la Concha ersetzt werden wird , der schon früher — in jüngster Zeit auf's einmal diesen Posten bekleidete Thätigste mit der Anlage eines Systems von Be festigungen vor und um die Stadt beschäftigt ge= wesen , das sich vom Hafen Santa Clara bis zum Castell Atares ausdehnen soll. Die alten Mauern Havannahs sind von sehr unbedeutender Stärke ; auch hat sich dieselbe nach allen Seiten hin bedeutend vergrößert. Wie es hier nach den Anschein hat , mehren sich wieder die Befürch= tungen hinsichtlich beabsichtigter Unternehmungen von den Vereinigten Staaten aus auf diese Perle der Antillen " ; vielleicht erachtet man selbst in leitenden Kreisen der Union den gegenwärtigen Zeitpunkt für günstig genug, sich dieses Kleinod auf irgend welch' geeignete Art zu eigen zu machen. Endlich muß, am Schlusse unseres Berichts, noch einer für die praktische Ausbildung, kriegerische Befähigung und Tüchtigkeit der Armee höchst wichtigen Maßregel gedacht werden , welche noch unter dem Ministerium Blaser ge= troffen wurde. Es ist dieß die auf den Vorschlag des Generaldirectors der Infanterie, Generallieutenants Cordova angeordnete Errichtung einer Centralschießschule zu Toledo , verbunden mit einer solchen für Bajonnet= fechtkunst , Gymnastik und Schwimmen. In weit, unter den gegenwärtigen Umständen, diese so lobenswerthe Neuerung alsbald zur Ausführung gelangen und in's Leben treten wird , vermögen wir nicht anzugeben. Wir können aber nicht umhin, hier noch zu erwähnen, daß sich General

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lieutenant Cordova schon durch die Einführung sehr vieler nüßlicher Reformen in der spanischen Infanterie unläug bare Verdienste erworben , von denen insbesondere die, welche eine Verbesserung des Looses und erhöhtere Bil dung der Unteroffiziere bezwecken, sodann vielfache Aende rungen und Erleichterungen in der Ausrüstung des spa nischen Infanteristen , sowie Bestimmungen über Instand haltung der Waffen zc. angeführt werden müssen. Nicht mit Unrecht bezeichnete man ihn unlängst als einen neuen Grafen O'Reily, welch' ausgezeichneter General vordem unter Karl's III. glorreicher Regierung durch die Einführung vieler Verbesserungen in der spanischen Infanterie sich einen Namen gemacht hatte.

sagen , daß der Verf. anerkannt tüchtige Bücher, oft mit wörtlicher Uebertragung einzelner Stellen in sein eigenes, benust bat. Das ist namentlich der Fall bei den allge= meinen Betrachtungen über die ſtrategiſche Lage derjenigen Länder, welche die Schaupläge der hier geschilderten Kriege waren; sie erinnern größtentheils an Xylander's „Strategie und ihre Anwendung auf die europäischen und deutschen Staaten 2c." So heißt es z. B. in den Erläuterungen zur ersten strategischen Uebersichtskarte : „ Ist dagegen der westliche Gränzstaat , nämlich Frankreich , im Besize dieses Rheinthals, ſo find nicht nur dadurch ganz Frankreich und die Niederlande vollkommen gedeckt, sondern es ist Frank reich durch diesen Besiß stets möglich, offensiv gegen Deutsch land zu operiren ; es beherrscht einen großen Theil dieses Landes strategisch, es besißt hierdurch die vortheilhaftesten Defensionspunkte und Linien desselben. Durch den Ver= lust des Rheinthals ist Deutschland strategisch aufgelöst, es fehlt ihm das gemeinsame Band einer Verbindung zwischen Nord- und Süddeutſchland , welches den Rhein bildet 2c." - Ausführungen , die sich wörtlich auf S. 80 bildet 2c." des Xylander'schen Werkes wiederfinden, dem Verf. aber nicht zum Vorwurf gemacht werden können , da in ihnen eine neue Anerkennung für den geistreichen Schriftsteller liegt und Besseres in dieser Hinsicht nicht leicht gesagt werden kann. Der Verf. hätte füglich dem Sage: ,,der Besiß dieser Basis war seit Jahrhunderten der ſtrategiſche Grund der bis auf den heutigen Tag vergeblich gekämpften Kriege zwischen Frankreich und Deutschland" den Xylan der'schen Nachſaß hinzufügen können : ,,denn da die Ursache nicht gehoben , so ist es in dem Geseze der Strategie be gründet , daß sie einst wieder beginnen werden .“ Der wörtliche Abdruck eines fremden Gedankens ist jedenfalls ein redlicheres Verfahren , als die Umkleidung desselben in eine andere Form, nur bleibt zu wünschen , daß jedes mal die Quelle angegeben oder , wie üblich , die wieder gegebenen Stellen mit Anführungszeichen eingeklammert worden wären. Nächst Xylander scheint Clausewit und Kausler am häufigsten benugt worden sein, ein Beweis dafür, daß sich der Verf. nicht unbedingt auf die - freilich ungleich zahl= reichsten französischen Autoren verließ , denen bei der Schwärmerei für ihren Helden fast immer zu mißtrauen ist. Die Zahlenangaben bezüglich der Stärke und Ver lufte der gegen einander operirenden Heere weichen zwar manchmal von solchen Schriften ab , die sich bereits einer Authenticität zu erfreuen haben , doch möchte es nicht ge= rathen ſein, sich einem Köhlerglauben hinzugeben und Aücs für richtig zu halten, was selbst das beste Werk in dieser Beziehung festgestellt hat , bei einem kriegsgeschichtlichen Werke sind derartige Fehler nicht zu vermeiden. In einigen Fällen sind jedoch diese Zahlenabweichungen so auffallend, daß wir glauben, darauf aufmerksam machen zu müssen. So z. B. in der Schlacht bei Stockach , wo bekanntlich der rechte Flügel der Oesterreicher unter Meerfeld von

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Geschichte der Kriege von 1792 bis 1815 mit Schlachten = Atlas von Profeffor Dr. J. E. Woerl, Mitglied der f. schwed . Akademie der Kriegswissen schaften in Stockholm , der königl . preuß. Akademie der Wissenschaften in Erfurt, der geographischen Ge ſellſchaften in London und Paris x. Hoch 4. Freiburg im Breisgau, 1852. Herder'ſche Verlagshandlung. Je reicher die Quellen zur Bearbeitung der Kriegs geschichte fließen , desto schwieriger wird die Sonderung der Wahrheit aus den oft partheilichen, oft widersprechen den, oft leichtfertigen und dadurch verdächtigen Darstel lungen. Der wahre Historiograph hält sich an Thatsachen und prüft die Quellen , ohne sich durch die helleren oder dunkleren Farben beirren zu lassen , mit welchen die Ge Urtheile schichtschreiber vor ihm ihre Bilder bedeckten. und Betrachtungen , die alsdann aus dieser freilich große Begabung vorausseßender kritischen Behandlung der Seschichte fließen , haben einen um so größeren Werth und find um so fruchtbarer, je mehr der Geschichtschreiber die Gefahr zu vermeiden verstand , zu welcher die speculative Forschung zu führen pflegt. Seitdem man die Erfolge im Kriege nicht bloß dem Glück oder Zufall zuschreibt, sondern in den Vorberei= tungen zu kriegerischen Handlungen kunstgerechte Pläne erblickt, aus deren sorgfältiger Prüfung feststehende Grund fäße der Kriegswissenschaft und eine methodische Behand= lung derselben berleiten zu können , nicht mehr geläugnet wird, seitdem klärte sich auch der Boden des Positiven auf und die Wissenschaft trat mit ihren Reſultaten auf ein neues Feld, auf welchem die kritische Beurtheilung einen Maßstab, eine feste Stüße fand . Auch das Studium der Kriegsgeschichte wurde nun lohnender und lehrreicher, weil die Geschichtschreiber von dürren Abstractionen abließen und aus den vorliegenden Erscheinungen den leitenden Gedanken , das Vernunftgemäße heraussuchten , um die Anwendung desselben auf concrete Fälle zu erleichtern. In diesem Sinne ist Vieles und Gediegenes geleistet, dem Werke des Hrn . Prof. Woerl mithin tüchtig vorgearbeitet worden. Indeß bleibt eine Arbeit wie die vorliegende immerhin ein schwieriges , die ſelbſtſtändige Urtheilskraft herausforderndes Unternehmen . Es soll soll dem Werke durchaus nichts an seinem Werthe benchmen , wenn wir

Soukt und d'Haupoult bis gegen Raithaßlach zurückge worfen und von den bei Mahlspühren stehenden 8 Ba= taillonen unter Wallis aufgenommen wurde. Es entspann sich ein hißiges Gefecht , das so lange schwankte , bis der Erzherzog Karl selbst auf dem Kampfplage erſchien und vom Nellenberg - dem Centrum seiner Aufstellung -

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854 eine Verstärkung beorderte , die sofort den Sieg der öfter reichischen Waffen entschied. In unserem Buche ist diese französischen Cadres keinen unbezwinglichen Widerſtand zu finden ; auch lagen namhafte Corps weit von einander Verstärkung zu 900 Mann Grenadiere und Türaſſicre an zerstre ut. - Desterreich rüstete sich, eine Streitkraft auf gegeben. Was vermögen 900 Mann , wo 20,000 - denn Monarchie noch nie einem ungefähr von dieser Stärke waren die Oesterreicher auf zustellen , wie sie diese mächtige entgegengeführt hatte. Erzherzog Karl wurde als dem Kampfplage als die Unterstüßung eintraf - gegen Feinde gegen Generaliffimus der Schöpfer dieser Maſſen . Man benußte etwa 12,000 nichts ausrichten konnten ? Ueberdieß gibt Moment , wo Napoleon mit seinen Clausewiß die Verstärkung zu 6 Grenadierbataillonen und zu dem Zweck den schlachtgeübten Schaaren fich in Spanien befand, und erließ Mann - an und 12 Schwadronen - im Ganzen 9000 die Anordnung zu einer Landwehr, mittelst welcher die hiernach dürfte die Vermuthung nahe liegen , daß eine österreichischen deutschen Staaten allein , nebst einer nam O zu wenig in Abdruck gekommen ist. Alsdann hätte in haften Reserve, eine Linienarmee von 300,000 Mann in's einem Buche dieser Art ein so wesentlicher Druckfehler Feld stellen konnten. Ungarn , Croatien und Slavonien Als solcher berichtigt, ist nicht übersehen werden sollen. boten 50,000 Mann an und mehrere Magnaten waren er nicht. bereit, Cavalerieregimenter auf ihre Kosten zu errichten ; Es seien nun noch einige Bemerkungen über den Zn Tyrol erhob sich zum Aufstand 2c." - Hierauf werden halt des Werkes gestattet. bie Vorbereitungen der streitenden Mächte , die Gesammt= Aufsc gesch hlüsse über die Neue ilderten Feldzüge und ihrer Heere , ihre Stellungen , Verbindung , das stärke Schlachten finden wir nicht, aber die leidenschaftslose Hal Terrain mit besonderer Hindeutung auf seine strategische tung des Buches, die zwar gedrängte , aber doch alles Beschaffenheit u. s. w. dargestellt und endlich die ver Wissenswerthe über politische und strategische Absicht, Ver fahrungsweise und Folgen der kriegerischen Unternehmungen schiedenen Treffen und Schlachten dieses Feldzugs in der Weise geschildert, daß jedesmal die Vereinigung der Streit umfassende Zusammenstellung und die klare Darstellung kräfte vor, ihre Verwendung während , und ihre Stel werden ihm einen ehrenvollen Plaß in der Literatur der lungen nach der Schlacht angegeben und in den dazu ge= Kriegsgeschichte sichern . Als chronologischer Abriß der hörigen Plänen unter Beiseßung von Buchstaben gezeichnet Geschichte der Revolutions- und Napoleon'schen Kriege ist Die Schlachtgemälde enthalten - wenn auch nur find. es von unverkennbarer Bedeutung . Auf 377 Seiten (4.) in großen Zügen - Alles, was zur Anschaulichkeit und läßt sich nicht Alles sagen , was für das Studium der zum Verständnisse nöthig ist. Den Schluß bildet sofort Kriegsgeschichte werthvoll erscheint , doch ist, wie gesagt, eine Angabe der beiderseitigen Verluste und am Ende des das Wesentlichste gebracht und dürfte zur Uebersicht, zur beschriebenen Feldzugs wird dann noch ein Blick auf die Schaffung eines anschaulichen und lehrreichen Totalbildes Resultate geworfen , die in ihm erkämpft wurden. völlig genügen. 140 rein ausgeführte Uebersichtskarten Wir glauben die Ueberzeugung aussprechen zu können, und Schlachtenpläne sind eine reiche und wichtige Zugabe daß gerade die übersichtliche , das große Ganze in's Auge für das interessante Werk. Eine formelle Versäumniß, darin bestehend , daß diese Karten und Pläne nicht mit fassende Darstellung der Kriege von 1792 bis 1815 dem Buche einen größeren Leserkreis verschaffen wird , als wenn fortlaufenden Nummern versehen find , im Terte mithin sich der Verf. auf Einzelnheiten und auf ausgeführte hing nicht darauf ewiesen wurde, was jedenfalls eine Be kritische Beurtheilung eingelassen hätte . Die bereits vor lästigung des Lesers ist , können wir uns nicht erklären, handenen anerkannt guten Werke stillen das Bedürfniß da das Einbinden der Pläne in den Text dieser Unbe nach einem gründlichen Studium der Kriegsgeschichte, wäh = quemlichkeit nicht abhilft. rend das vorliegende Buch als Leitfaden allen - und Die Art und Weise , wie der Verf. seine Stoffe be insbesondere denjenigen Lesern vortreffliche Dienste leisten handelt, möge durch einen Abschnitt nachgewiesen werden, wird , denen ein Auszug aus der Kriegsgeschichte voll der zufällig aufgeschlagen vor uns liegt. Es ist der Feld kommen genügt. zug von 1809. Der Verf. bietet dem Publikum ein patriotisches Werk ; Fried ensschluß von Preßburg", so heißt es auf ,,Der möge es nach allen Richtungen hin gelesen , von den S. 142,,,trug den Keim zum neuen Krieg in sich. Defter Männern von Fach fleißig studirt werden , damit der aus reich hatte ein Menschencapital von 3 Millionen Seelen eingebüßt; die deutsche Kaiserkrone war dahin; Napoleons Sprache blieb fortan drohend. Jede Unternehmung des Gewaltigen , seine Hinweisungen auf Karl den Großen bezeichneten das Ziel , welches er im Auge hatte. Ein Feind der bestehenden Fürsten, gab er unverholen die Ge finnung zu erkennen , Land um Land zum Erbgut seiner Familie zu machen. Spanien bot hierfür einen neuen Beweis : aber der Widerstand des spanischen Volkes machte einen tiefen Eindruck auf ganz Europa . Desterreich hielt den Augenblick für geeignet, zu handeln. Es war zwar von einem Kreise mit Frankreich verbündeter Mächte um= schlossen, welche über mehr als 400,000 Bajonnete geboten; doch hoffte es in den Armeen des Rheinbundes mehr einen scheinbaren , als wirklichen und in den neu recrutirten

ihm zu ziehende Nußen ein allgemeiner werde .

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Die Russen nach Constantinopel ! Ein Beitrag zur orientalischen Frage von Hermann Goedsche. 8. Berlin , 1854. Verlag von Hugo Bieler und Comp. (VIII u. 123 S.) Eine Reise in den Orient liefert dem Verf. Anknüpfungs punkte zu geschichtlichen und politischen Betrachtungen, die er neben seinen Reiseerlebnissen in der unter vorstehendem Titel erschienenen Brochüre niederlegt. Die Brochüre eignet sich zwar nur wegen der in ihr enthaltenen Streiflichter

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auf die Zustände der Türkei und der dort auftretenden verbündeten Truppen zur Besprechung in einem militä= rischen Blatte, hat aber auch in jeder anderen Beziehung cin so unverkennbares Interesse, daß darüber einige Worte gesagt werden dürfen. Gleich vornherein machen wir darauf aufmerkam , daß das Werkchen aus der Feder eines Mannes gefloffen ist, deffen Bildung , Wissen und Urtheilskraft aus jeder Zeile heraussehen. Unter der Masse ähnlicher Schriften , die seit Jahresfrist den Weg in den deutschen Buchhandel ge funden haben , muß der vorliegenden Brochüre was inneren Gehalt und geschickte Bewältigung des Stoffes anlangt ein Plaß ersten Ranges eingeräumt werden. Fast jeder auf der Reiseroute des Verf. gelegene Ort gibt Gelegenheit zu geschichtlichen Bemerkungen aus der ältesten bis auf die neueste Zeit und Veranlassung, an die politischen Sünden Englands , Frankreichs und der Türkei zu erinnern, die zwar ein dickleibiges Buch füllen könnten, hier jedoch nur in ihren markirtesten Zügen hervorgehoben find. Das Räsonnement ist nicht oberflächlich , wie so unendlich Vicles , was ſeit der orientalischen Verwickelung geschrieben worden ist , sondern es stüßt sich auf unläug= bare Thatsachen und eine achtungswerthe Ueberzeugung. Die Antipathien gegen Rußland sind mit ihrem richtigen Namen genannt und die Motive der Ruffenfeindschaft so Elar nachgewiesen , daß nur eine grundsägliche Opposition gegen die Wahrheit dieser Nachweisungen sich verschließen fann.

schließt jene Allianz , die der beiderseitige Vortheil , das beiderseitige Mißtrauen diktirt hat. Um den englischen Berechnungen ein Ende zu machen , wodurch die künstliche Herrschaft dieses übermüthigen Krämervolkes gebrochen und jede Nation wieder in ihre gebührenden Rechte eingesezt werden könnte , will der Verfasser eine Invasion in Eng land. Verhehlt er sich auch nicht die damit verknüpften Schwierigkeiten , so hält er sie doch im Laufe der poli tischen Umwandlungen für nicht unwahrscheinlich und theilt hierin die , nach dem englisch-französischen Bündnisse aus gesprochene Idee eines Franzosen in dem Werke : L'Angle terre continentale ou il n'y a plus de Manche. Den Krieg , zunächst hervorgerufen durch das bedrohte Interesse Englands, bezeichnet der Autor als einen Kampf des positiven christlichen Glaubens gegen den Atheismus und Materialismus, einen Kampf der conservativen Prin = cipien gegen die communistische Revolution, in welchem Rußland die Miſſion der Vertheidigung habe. Von den militärischen Verhältnissen fagt der Verf. , daß die Türken mit ihrer Originalität auch ihren furchtbaren und ge fürchteten Charakter verloren haben , nur die Artillerie sei gut, die anderen Waffen in jeder Beziehung , namentlich aber in ihren Offiziercorps erbärmlich, von einem Corpsgeifte, einem moralischen und geistigen Einfluß der Offiziere auf die Soldaten keine Spur. Daß die wristliche Bevölkerung mit Begeisterung sich dem Kampfe ihrer Unterdrücker gegen ihre Beschüßer angeschlossen habe , nennt der Verf. eine Lüge der englisch - französischen Presse , und daß man sich auch in Deutschland über die Vorgänge in der Türkei täuſche und täuschen ließe, berube auf der Thatsache, daß die ganze journa listische Berichterstattung aus jenem Lande in den Händen fran zösischer und englischer Correspondenten oder politischer Flüchtlinge fei , die tendenzmäßig die Vervältnisse entstellen. Als Beispiel ab sichtlicher Fälschung sind die Berichte des Pariser Moniteurs ange= führt , der auf Grund eines türkischen Bülletins erzählte , daß die Ruffen am 15. März einen Angriff auf Turtukai versucht und dabei 2000 Mann verloren haben , während sich nachber erwies , daß sie überhaupt nur mit 800 Mann angegriffen, um eine türkische Batterie zu zerstören und nach Erreichung ihres Zweckes fich mit geringem Verluste zurückgezogen hatten. Der Verf. hat einer türkenfreund lichen Berliner Zeitung zum Spaſſe nachgerechnet , daß die Türkei eine Armee von 981,000 Mann auf den Beinen babe ! Wie zer rüttet die Verhältnisse der türkischen Armee troß aller Gasconaden find , beweist die erzählte Thatsache , daß in Ruftschuk albaneſiſche Deserteure auf das Schiff gebracht wurden , die sich geradezu ge= weigert hatten , nach der Razzia, die sie ihrer Heimath entrissen, den geringsten Dienst zu thun. In der lezten Abtheilung der Brochüre werden die Fragen erörtert , welche Stellung Preußen , resp. Deutschland zur Ursache des gegenwärtigen Streites einnehmen, bis zu welchen Gränzen die Neutralität beibehalten werden kann, welches die Vortheile und Nachtheile eines Anſchluſſes an die öftliche und westliche Seite und wie weit die Verhältnisse bereits vorgeschritten find. In der Aus beute dieser Fragen stellt sich der Autor auf einmal auf den preußischen Standpunkt , auf welchem er sich mehr von Sympa, thien , als von höberen Erwägungsgründen leiten läßt. Zwischen den Klippen und Sandbänken der sehr schwierig ge= wordenen politischen Stellung Deutschlands durchzusegeln, ohne zu stranden , ist die Aufgabe unserer Diplomaten ; hoffen wir , daß sie ohne Spaltung Deutschlands gelöst werde !

Wenn auch hier und da ein allzu großes Vertrauen zu Rußland hervorleuchtet, ein Vertrauen , welches durch manche der neuesten Vorgänge wahrscheinlich auch bei dem Verf., wo nicht aufgehoben, doch erschüttert worden sein dürfte -- wenn auf die Schilderhebung der Griechen und Slaven ein Gewicht gelegt wurde, dem die mittler weile eingetretene englisch-französische Procedur in und vor Athen die Unterlage eines berechtigten Calculs ge= nommen hat, so sind doch unstreitig die Ursachen der gegen= seitigen Betheiligung an dem orientalischen Kampfe in scharfer, einleuchtender und sachkundiger Weise gezeichnet, der Krieg selbst der Wahrheit getreu charakterisirt in etwa folgender Art. Für Rußland ist der überwiegende Einfluß am Bosporus eine Nothwendigkeit, die um so größer wurde, je mehr die Engländer in Indien ihre Eroberungen aus dehnten. Bis zum Jahre 1850 besaß es diesen Einfluß in Constantinopel, seitdem haben englische Intriguen_den= selben fortwährend geschwächt , zulest sogar vernichtet. Rußland mußte demnach einen entscheidenden Schritt thun, ihn wieder zu gewinnen und zu sichern, England dagegen, ihn zu stören , da er gefährdend für sein Festseyen in Palästina und Aegypten für die weitere Fortification seiner directen Verbindung mit Indien ist. Zum Lohne der Unter stüßung der Pforte gegen Rußland besett England die ihm gelegensten Punkte , um sie dann zu dehalten . Frankreich bedarf zur Sicherung der italienischen Acquisition , die zehnfach geringere Berechtigung hat , als die russische Be= sehung der Donaufürstenthümer , der Beschäftigung des mißtrauenden Englands auf anderweitigen Punkten und

Hierbei eine literarische Anzeige von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gerruct .

908 Samstag , 2. September 1854. whead god ni msgned tim

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Preußen. Nach Berliner Blättern ist das Problem der doppel läufigen Kanone gelöst worden. Es ist gelungen, ein derartiges Rohr zu construiren , für welches die bisherigen Laffeten nur geringer Aenderungen bedürfen. Seine Brauchbarkeit ist durch Versuche bereits außer allen Zweifel gefeßt. Es sind zwei Kanonenröhre , welche mit den Bodenstücken aneinanderstoßen, so daß die Mündungen nach entgegengesezten Seiten gehen. An der Stelle , wo sonst die Traube sigt , ist, gerade unter dem Schwerpunkt des Doppelrohrs eine einfache Vorrichtung , vermittelst welcher dasselbe in den Lagern der Laffete ruht. Eine sehr finnreich, eigens hierzu construirte, mit einer Mikro meterschraube versehene Maschine dreht das Rohr leicht um seinen Schwerpunkt , der zugleich sein Mittelpunkt ist, herum. Ein Zahnrad mit Sperrklinke dient zum Arretiren des Rohres. Man versichert, daß bei dieser Einrichtung der zweite Schuß dem ersten in der unglaublich kurzen Zeit von 5 Secunden folgen können , da man nur die Seiteneinrichtung zu berichtigen hat. Geladen war schon vorher und die Elevation wird durch Herumdrehen des Rohres dieselbe wie bei dem ersten Schusse. Da Versuche diese Kanonen als ganz praktisch gewährt haben , so ist gegründete Hoffnung vorhanden, sie bald allgemein einge führt zu sehen; auch beabsichtigt man durch eine senkrechte Stellung der beiden Rohre zu einander den unberechen baren Vortheil zu erreichen, aus einem Geschüß nach zwei Seiten hin Feuer zu haben, was besonders in Positionen von Wichtigkeit wäre , wo man in Front und Flanke zu gleich angegriffen werden kann. frankreich. Paris , 22. August. Die Lager der Nordarmee bei Boulogne, Wimereur und St. Omer werden jest bald vollständig von den dafür bestimmten Truppen bezogen sein. Die Uebungen und kleineren Manöver werden in den nächsten Tagen beginnen , die größeren Manöver find jedoch der lezten Hälfte des Septembers, nachdem die Ernte ganz beendigt sein wird, vorbehalten. Telegraphische Linien sehen die verschiedenen Theile des Lagers unter einander und mit Paris in Verbindung. - Der " Moni

teur de l'Armée" bestätigt, daß die wegen des Gesund heitszustandes von Marseille und den umliegenden Städten bisher verzögerte Bildung des Südlagers jest rasch von statten gehe , und daß die zwei Infanteriedivisionen vor Ende des Monats vollständig beisammen sein werden.

Die Sicherung der im Bereiche feindlicher Streifpartheien liegenden

୯ Eisenbahnstrecken und Bahnhöfe ; insbesondere auf der südwestlichen Eisenbahnstrecke Deutschlands . Die Idee, welche die Ueberschrift dieses Aufsages in sich schließt , ist , obgleich nicht neu , doch wichtig und drängend genug , um eine freie Meinungsäußerung daran zu knüpfen, so lange sich der Gegenstand noch im Stadium des Projects und der Discussion bewegt. Daß Rußland den Gedanken verwerthete, daß Oesterreich der militärischen Bedeutung der Eisenbahnen seine imposanten Kräfte zu= gewendet hat , daß Preußen fortificatorische Anlagen auf der Breslau- Posener Bahn auszuführen im Begriffe steht, daß auch die Bundesversammlung durch Beschluß vom 4. August v . J. die Eisenbahnen unter ihre Obhut ge= nommen hat, sind Thatsachen, die freilich schwerer wiegen, als fromme Wünsche. Aber wenn für den Osten Deutsch lands , der ohnehin in den größeren Truppenmassen der deutschen Großmächte mehr Schuß und Deckung genießt, als seine westliche Gränze, Fürsorge getroffen ist, so möge es erlaubt sein , auch jener Gränze zu gedenken , die des Schußes und der Fürsorge in noch höherem Maße bedarf. Die gegenwärtigen Betrachtungen haben vorzugsweise jene verwundbarste offene Stelle die südwestliche Gränze im Auge, die, man mag sich den strategischen Angriffs= plan unserer westlichen Nachbarn denken wie man will, immerhin dem ersten Offensivstoße ausgeseßt sein wird. Frankreich besigt auf der Strecke von Basel bis Lauter burg sechs feste Pläge, unter deren Schuß sich das vor theilhafteste Defensiv- sowohl als Offensivverhältniß ge= ftaltet. Gegen dieses günstige Verhältniß Frankreichs zu

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Deutschland hat leßteres keinen anderen Vortheil, als eine bedeutendere Heeresmasse , die aber anfänglich nicht bei sammen , vielmehr höchst wahrscheinlich in zwei Haupt theile getrennt ist und die Aufgabe haben wird, vom Norden und Süden aus gegen die feindliche Basis zu operiren und alsdann in der Vereinigung unmittelbar gegen den Dieses Centralpunkt der feindlichen Macht vorzurücken. für uns günstige Offenſivverhältniß ist jedoch von so mancherlei in der politischen Gestaltung des deutschen Bundes liegenden Eventualitäten abhängig, daß nur unter den glücklichsten politischen Umständen - unter der Vor ausseßung unbedingter Harmonie - mit Sicherheit auf dasselbe gerechnet werden darf. Die Geschichte aller Zeiten gestattet leider die Annahme einer solchen überwiegenden Offensivlage gleich vornherein beim Ausbruch eines Krieges nicht und das Streben ist daher völlig gerechtfertigt, welches dahin abzielt , den Mangel einer nur Einem Willen unter thanenen Macht durch Befestigungen unserer südwestlichen Gränzlinie zu erseßen , damit auch ein kleinerer Truppen förper so lange dem Invasionsheere die Spize bieten könne, bis die Offensivbewegungen Deutschlands beginnen. Sollte Deutschland jemals in der Lage sein , einem An= griffsheere gleich von Anfang mit einem aggressiven Stoße zu begegnen und dadurch das für uns deprimirende , für unsere Gegner moralisch erhebende Verhältniß zu verhüten, daß deutsche Gebiete die Ausbeute für die Magazine und der Schauplah günstiger Erfolge unserer westlichen Nach barn werde , so müssen die festen Anhalte in dem Rücken des süddeutschen Operationsheeres eben so wohlthätig auf feine Operationen einwirken , als wenn diese defensiver Natur wären und den, den Franzosen noch nie vereitelten Rheinübergang , wenn nicht unmöglich machen , doch so erschweren und ihr weiteres Vorgehen behindern , daß ein rasch concentrirtes Armeecorps in den Stand gesezt ist, den Feind alsbald wieder auf die linke Rheinseite zu werfen . Wir haben Ursache zum Mißtrauen , das Gelüste nach dem Besize des linken Rheinufers ist eine fire, gleich sam traditionelle Idee der Franzosen. Was Deutschland durch Raub und schlaue Benüßung seines Unglücks von seiner älteren Geschichte an bis auf den dreißigjährigen Krieg verloren hat, reizte die Franzosen zu immer neuen Erwerbungen auf Kosten unseres Vaterlandes und es liegt daher die Befürchtung nicht außerhalb der Gränzen des politischen Calcüls , daß das vermeintliche gute Recht Frankreichs auf das linke Rheinufer in der dermaligen europäischen Verwickelung mit erneuerter Kraft hervor brechen und sich geltend machen könne. Diesen Fall an= genommen , ist die Zeit zu Handlungen und zur Aus gleichung früherer Versäumnisse herangerückt , die keines wegs eine Herausforderung enthalten. Frankreich hat Deutschland noch nie um seine Zustimmung gefragt, weun es in seinem eigenen Interesse zu handeln für gut fand. Eine übertriebene Discretion unsererseits könnte leicht als Zeichen der Unselbstständigkeit aufgenommen und mißbraucht werden. Die Franzosen von der Unrechtmäßigkeit ihrer Rheinforderung überzeugen zu wollen, wäre ein nuß- und erfolgloses Unternehmen . Für uns erwächst daraus die Mahnung, Alles zu thun , was geschehen kann und über kurz oder lang geschehen muß , um dem Augenblicke vor bereitet entgegenzutreten , wo es Frankreich einfallen wird,

das Nationalthema mit dem Degen in der Fauſt auf die Tagesordnung zu bringen. Nachdem die hervorragendsten militärschriftstellerischen Notabilitäten ihr ernstes Wort in der Befestigungsfrage gesprochen , würde es anmaßlich sein , etwas Besseres oder Neues in dieser Sache sagen zu wollen , es kann sich nur darum handeln, immer wieder jene Ansichten in den Vorder grund zu schieben und der gründlichen und alsbaldigen Untersuchung zu empfehlen, die ein volles Jahrzehnt über sich weggehen lassen mußten, bis man sie und zwar - stück weise ausführte. Wir meinen hauptsächlich die Ansichten unseres klarsehenden Pz., der mit bewunderungswürdiger Beharrlichkeit an dem Fundamente eines Baues arbeitete, unter deffen Schatten Mancher mit der Miene des Werk meisters auszuruhen keinen Anstand nahm. Einer gleichen Verfündigung gegen den literarischen Gebrauch wollen wir uns nicht schuldig machen und darum offen aussprechen, daß die nachfolgenden Ausführungen dem Pz.'schen Werke ihr Dasein verdanken. Wenn wir den Namen Pz. voran stellen , so geschieht es , weil er als der Begründer dieses Zweiges der Militärliteratur angesehen werden muß , welche Ehre dem geiſtvollen Schriftsteller troß der militärischen Aphorismen in Nr. 604 und des Aufſaßes über Befestigung der Eisenbahnhöfe in Nr. 605 der preuß. Wehrzeitung , in welchen die Priorität des Gedankens uſurpirt wird, nicht geraubt werden kann, denn der Pz.'ſche Gedanke ist auf S. 241 ſeiner Eisenbahnschrift erster Aus= gabe bereits vor 12 Jahren eingegraben worden, zu einer Zeit, wo der Auffaz vom 15. August 1852 in der Wehr= zeitung aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht geschrieben, jedenfalls noch nicht vor die Oeffentlichkeit getreten war. Es ist erstaunlich , mit welcher Hartnäckigkeit von mancher Seite her die Pz.'schen Schöpfungent ignorirt wurden und wie man Stimmen finden konnte , die dem unpraktischen Transportsystem mit Wagenwechsel das Wort redeten, was lange Zeit hindurch die Verwerfung der Schienenwege als Operationslinien zur Folge hatte. Vielleicht dürfte die Thatsache, daß man in Preußen so lange zögerte , einen so wichtigen und vielseitig erörterten Gegenstand in nähere Erwägung zu ziehen, in den größtentheils aus Preußen kommenden Bedenken und Verneinungen eine ausreichende Major Blesson's eben so gerechte Erklärung finden. wie geistreiche Recension der Pz.'schen Eisenbahnschrift in dem 2. Hefte, Jahrg. 1843 der Milit. -Lit -Zeitung war die einzige Stimme aus Preußen , welche Pz. in dem literarischen Streite gegen den Verfasser der „ Darlegung der technischen und Verkehrsverhältnisse der Eisenbahnen 2c. " beistand und ſeinen Vorschlägen öffentlich Recht gab. Zu erst nach der Blesson'schen Recension der zweiten Ausgabe des Pz.'schen Werkes fand man sich in der Wehrzeitung zu einigen beifälligen Worten veranlaßt , wobei , um den Werth dieſer Anerkennung nicht zu überschäßen, nicht über= sehen werden darf , daß zur Zeit , als fie , ohnedieß ober flächlich genug ausgesprochen wurde , Desterreichs Einrich tungen zu starken Truppentransporten auf Eisenbahnen thatsächlich den Beweis von der Ausführbarkeit der Pz.'schen Ansichten bereits geliefert hatten. Und eben so wie sich die Idee einer Bennzung der Eisenbahnen zu starken Truppentransporten als gegründet erwiesen hat, eben so werden die Eisenbahnen auch als Operationslinien ihre

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Geltung erlangen und dann stellenweise durch fortift werden für strategische Strecken, d. h. für solche, deren catorische Anlagen gesichert werden müſſen. Ob Richtung einer feindlichen Invasion offen stehen , also zu= die Bahnen Staats- oder Privateigenthum find — gleich nächst für die Gränzbahnen , die zugleich auch mit der eigenen Operationsbasis zusammenfallen und dann für viel, ein künftiger Feldherr fragt sicherlich nicht nach dem Eigenthümer, er benußt die Bahnen als Operationslinien, solche , die senkrecht aus dem inneren Lande dahin führen und daher zur Offensive wie zur Defensive wichtig sind. da der Hauptzug des Krieges ihren Richtungen folgt und es mag ihm schwerlich in den Sinn kommen , die Geneh Das Gebot der Sicherstellung dieses großartigen Be= migung zur Vertheidigung eines Bahnhofgebäudes oder wegungsmittels flicßt aber auch aus der Nothwendigkeit : eines Bahnkörpers bei dem Eigenthümer einzuholen ; er mit möglichster Verlässigkeit auf das Concentriren der wird sich auf seinen Operationslinien einrichten und so Streitkräfte rechnen zu können. Kann man auf dieſe Zu mit den Feind entweder direct dahin locken oder sich seiner verlässigkeit nicht bauen , werden die Voraussetzungen ge= Marschrichtung auf denselben entgegenstemmen. Daß als täuscht , aus denen der Oberbefehlshaber seine Pläne dann der größte Theil des Baucapitals durch feindliche combinirte , treffen die Truppenkörper nicht zur bestimmten Zeit ein, so würde die Benüßung der Eisenbahnen zu Beschädigung in Frage gestellt werden muß, wenn man es versäumte, dasselbe rechtzeitig durch Sicherungs-, resp. militärischen Zwecken zu Anordnungen verleiten , deren Vertheidigungsanstalten zu schüßen , kann Niemand be zerstörte Ausführung einen weit verderblicheren Einfluß zweifeln. auf den Gang der kriegerischen Unternehmungen üben müßte, als zur Zeit, wo man dieses Bewegungsmittel noch Gegen die Anlage von fortificatorischen Werken erhoben sich seither die meisten Bedenken im Hinblick auf die ver nicht kannte, wo also ein verspätetes Eintreffen der Marsch colonnen höchstens nach Stunden berechnet werden mußte, mehrte Kostspieligkeit der Eisenbahnen und damit im_Zu fammenhange auf die vermeintliche Beschränkung der Bau während jezt die Möglichkeit vorläge , daß cine tagelange unternehmungsluft. Sind diese Bedenken gegründet ? Die Verzögerung alle Pläne des Feldherrn durchkreuzt . Wenn folgenden Darlegungen versuchen die Verneinung dieser Pz. mit Recht sagt, daß die Bewegungen der Truppen Frage. durch Benutzung der Eisenbahnen eine viel größere Zu Kann man einem Privatbauunternehmer aus polizei verlässigkeit erhalten , sobald die Benußung dieses Be lichen Gründen einen mit Geldopfer verbundenen Zwang wegungsmittels unter allen Umständen sicher gestellt ist, auferlegen, warum sollte man nicht auch aus höheren so hat er schon damit auf die Nothwendigkeit hingewiesen, nationalen , politischen und militärischen Gründen die Sicherheitsanstalten zu treffen , die nach seiner Angabe in Leitung, Regelung, Anlage und Richtung der Eisenbahnen solche zerfallen , welche zur ordnungsmäßigen Befahrung in die Hand nehmen können ? Die Speculanten haben der Eisenbahnen unverläßlich sind und in solche , durch freilich nur den Gewinn im Auge , der Staat als Ober welche Beschädigungen der Bahnen in feindlicher Absicht aufseher muß sein Interesse für alle Eventualitäten wahren. verhindert , oder nachdem sie vollbracht worden sind , in Jedermann weiß, daß fast alle Eisenbahnen mit einem kürzester Zeit wieder ausgebessert werden können. Pz. macht enormen Lurus gebaut werden. Man beschränke diese den Vorschlag , diejenigen Bahnhöfe , welche bei Offensiv= Sucht und die Liebhaberei der Ingenieure, sich selbst bewegungen , vermöge ihrer geographischen Lage den Aus Monumente zu sehen und man wird über Capitalien zu gangspunkt der Militärtransporte auf Eisenbahnen bilden, verfügen haben , die zur Anlage fortificatorischer Werke nach Art der Brückenköpfe mit einem Syſtem von Feld= nahezu genügen. Daß indessen die Speculation nicht ge= schanzen zu umgeben , um den auf der Bahn zuerst ange hemmt ist, wenn die Conceffionen zu Eiſenbahnbauten von kommenen Truppenkörpern das Festseßen und die Ver= Bedingungen abhängig gemacht werden, beweist die Er theidigung gegen überlegene Angriffe zu ermöglichen und fahrung z . B. in Bezug auf die Richtung, auf die Nöthigung zwar so lange , bis die in kurzen Zwischenräumen nach zu militärischen Bauten und auf die hierdurch vermehrte rückenden Verstärkungen das Gleichgewicht wieder herge= Kostspieligkeit der durch und an Festungen hinziehenden stellt haben und das Hervorbrechen aus der verschanzten Stellung erleichtern. Dergleichen Bahnhöfe gibt es im Eisenbahnen. Sind überhaupt die fortificatorischen Werke als Mittel zur Beschüßung des kostbaren und kostspieligen oberen Rheinthale nur wenige ; fie liegen an Orten , für Bahumaterials nicht Sparkassen , deren Einlagen den deren Befestigung Stimmen laut wurden , che man an die Sicherung der Eisenbahnen und ihrer Bahnhöfe dachte, Unternehmern in Kriegszeiten reichlich zurückerstattet werden, zumal bei der Erwägung , daß , je fester ein Land , desto und auch ohne das Vorhandensein einer Bahn die milita weniger Offensivkriege - und gerade diese sind es es,, die rische Aufmerkamkeit auf sich ziehen mußten, denn Deutſch den eigenen Bahnen Verderben drohen. - gegen dasselbe lands südwestliche Gränze ist , troß Rastatt , welches seit geführt werden und daß durch Verhinderung auch nur dem Pariser Frieden als Festung auf der Rheinlinie eines einzigen Krieges die Baukosten der Festungswerke erstanden ist , am wenigsten gedeckt , da die Pässe des vollständig gedeckt sind. Obgleich die Eisenbahnen dem Schwarzwaldes seitdem zugänglicher geworden sind und das Vordringen einer Armee in das Donauthal heute nicht commerziellen Interesse zu verdanken find, so hat doch das mehr durch Festungen in Altbreisach, Freiburg und Rhein militärische nicht minder ein Recht auf Berücksichtigung Die Anlage permanenter Fortifi= und durch Wahrung des lezteren wird auch das erstere felden gehindert wird. secundirt, dem Handel und Verkehr diejenige Garantie cationen dürfte sich auf die Bahnhöfe bei Offenburg und gegeben , ohne welche fie niemals Vertrauen gewinnen Freiburg beschränken lassen ; fie sperren die bedeutendsten können. Selbstredend ist der fortificatorisce Schuß nicht Pässe des Schwarzwaldes nach dem südlichen Deutschland für alle Eisenbahnen erforderlich, er kann nur verlangt und können dem Hervorbrechen eines franzöſiſchen Heeres,

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deffen Sammlung höchſt wahrscheinlich in Straßburg statt Deutſchland in die Rheinebene ausmündenden Bahnen, finden wird, für den ersten Anrann die Wagschaale halten. wenigstens die vorderen Strecken , mit ähnlichen Schuß Wird das Project einer Eisenbahn durch das Kinzigthal werken , Traversen 2c. verstärkt werden müſſen. jemals verwirklicht , so gewinnt der fortificatorische Schuß Bei der Sicherung des ganzen Bahnwesens kommen für den Bahnhof bet Offenburg eine doppelte Bedeutung. noch die Eisenbahntransportmittel in Betracht. Sollte es Ob es nicht angemessen wäre , diesen Bahnhof unter den nicht zweckgemäß sein , für ihre Unterbringung einige Schuß eines befestigten Lagers zu bringen, wollen wir der Centralbahnhöfe zu gründen. Pz. gibt in Nr. 91 und 92 Prüfung von Sachkundigen anheim stellen , uns scheint, dieser Blätter der Festung Rastatt eine derartige Bestim= als hätte die Erbauung eines Lagers an diesem Orte mung , zugleich als Beweggrund für den Bau eines ver manchen vollwichtigen Erwägungsgrund für sich, da durch schanzten Lagers daselbst. Für das obere Rheinthal möchte dasselbe bezüglich der oberen Schwarzwaldpässe auf dieser Sammelpunkt genügen ; für das übrige Deutschland directe Weise erreicht werden dürfte, was ein Lager unter ergibt sich eine gleiche Nothwendigkeit , namentlich auch in halb dieser Stelle nur secundär erfüllen kann. einer auf der linken Rheinseite liegenden Festung, so lange Die Bahnhöfe auf der linken Rheinseite kommen bei der Rhein seiner ganzen Länge nach an keiner Stelle eine In diesen Centralbahnhöfen der Befestigungsfrage in so ferne weniger in Betracht, als feste Ueberbrückung hat. fie durch die dortigen Festungen theils unmittelbar, theils könnten auch die von Pz. vorgeschlagenen Streitwagen, deren Erbauung äußerst wünschenswerth ist, aufbewahrt mittelbar gedeckt sind und die bedeutendsten , nicht inner werden. halb der Festungsrayons gelegenen Stationen durch recht zeitige passagere Vertheidigungsanstalten genügenden Schuß Wir begnügen uns mit diesen wenigen Betrachtungen erhalten können. Bet ausbrechendem Kriege werden Bruchsal, da es nicht in unserer Absicht liegt , das Thema zu Dós, Appenweier, Emmendingen, Krozingen, Schliengen 2c. erschöpfen , doch glauben wir, schließlich eine Bemerkung derartige passagere Werke nicht entbehren dürfen. beifügen zu dürfen. Die Bahnstrecken zwischen den Hauptstationen verdienen Seither wurden die laut gewordenen Ermahnungen als eine besondere Berücksichtigung. Pz. will sie unter anderen fromme Wünſche größtentheils in den Actenkasten geworfen ; vorgeschlagenen Mitteln durch mobile Colonnen schüßen, seitdem aber das Ausland die in unserem Vaterlande ge= gebenen Winke besser benugt hat , als wir selbst, seitdem die zum Theil auf besonders hierzu eingerichteten Streit wagen die bedrohten Stellen zu befahren haben, zum Theil ist es keine Phrase mehr, zu sagen : Wir dürfen nicht zu= brigadenweise, mit Artillerie und Cavalerie versehen, auf rückbleiben mit der Sicherstellung vorzugsweise und zunächst denjenigen Eisenbahnstationen echelonnirt sind, von welchen derjenigen Bahnstrecken, die voraussichtlich in dem Vorder Straßen nach den vom Feinde besetzten Gegenden führen. grund des Kriegsschauplazes liegen. Leider kommt dabei Die Einwendung , daß durch diese mobilen Colonnen und wieder der Kostenpunkt in Frage. ―――――― Jeder deutsche Staat durch die zur Bewachung der Bahnhöfe, resp. Bahnwärter hat Verpflichtungen für den anderen , die auf dem Wege häuschen aufgestellten Truppen eine Zersplitterung der des freiwilligen Vertrags und erfahrungsgemäß nur dann Streitkräfte herbeigeführt werde, verliert ihre Bedeutung gelöst werden , wenn die gegenseitigen Bewilligungen von im Hinblick auf die gleichzeitige Verwendung dieser Abthei= gegenseitigen Zugeständnissen begleitet sind . Oft durch= lungen zu Demonstrationen gegen den Feind , zu welchen kreuzen sich jedoch die gegenseitigen Interessen , oder be= Dabei kommt noch das gegnen sich nicht direct, nicht auf einem Wege. Leider auch der frühere Krieg nöthigte. günstige Verhältniß in Betracht, in welches jene Truppen sind auf diese Weise in das Eisenbahnuez Deutschlands an entscheidenden Tagen versezt sind, während früher auf Sackgassen gekommen. Entfremdungen der einzelnen Staa die Mitwirkung derartiger detachirter Abtheilungen nicht ten , Particularismus , sogar Störung der Einhelligkeit, unbedingt gerechnet werden konnte. die Niemand zu statten kommen, als den Feinden des Es ist dem Leser ohne Zweifel bekannt , was Pz. über Vaterlands, sind die nächsten Folgen solcher Erscheinungen. die Sicherstellung der Eisenbahnen gegen feindliche Unter Gerade jest ist die Zeit einer Einigung gekommen , in nehmungen auf Seite 169 bis 187 in der zweiten Aus welcher die Mittel zur Anlage eines eisernen Ringes um gabe seines Werkes : „ die Eisenbahnen und ihre Benutzung die Gränzen Deutschlands geschaffen werden können . Aber als militärische Operationslinien" über diesen wichtigen die finanziellen Kräfte der kleineren Staaten stehen mit Gegenstand gesagt hat. Zu der gegenwärtigen Betrach= denen der großen Nachbarstaaten in keinem Verhältnisse, trachtung bildet die angeführte Stelle ein wesentliches wir müßten also von leßteren überflügelt werden , wenn Complement. Den Leser, der sich für die Sache interessirt, nicht die Gesammtkräfte des Vaterlandes in Anspruch ge= bitten wir, jene Stelle nachzulesen. Dem Zwecke dieser nommen würden . Und darüber kann in höchster Instanz unserer Andeutungen entsprechend, bemerken wir nur noch, nur der deutsche Bund verfügen. Empfangen die mittleren daß wir für die im oberen Rheinthale gelegene Bahnstrecke Staaten von dem großen Vaterlande den Schuß und die eine theilweise fortificatorische Einrichtung in der Art für Garantie für ihre Vortheile, so werden sie sich ihm nur nothwendig halten, daß die Eisenbahndämme mit Graben, um so fester , inniger und vertrauungsvoller anschließen Bankets und Batterieanlagen, die Einschnitte dagegen mit und das überall gewahrte Interesse wird dann der ver Erdverschanzungen nachträglich zu versehen sein dürften bindende Kitt für die Macht , Größe und Selbstständig= A. und daß bei dem Neubau anderer aus dem südlichen keit des Ganzen .

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlun … . C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruct

208 Dienstag , 5. September 1854. in 9956

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Frankreich. Paris , 25. Auguft. Die Truppen der verschiedenen in Ausführung begriffenen Expeditionen sollen warme Kleider erhalten , die sie vor der Kälte in den nördlichen Breiten schüßen. Ein Haus in Mez hat eine starke Be stellung von mit Schafpelz gefütterten Ueberröcken erhalten. Die erste Bestellung lautet auf 45,000 solcher Ueberröcke. Dasselbe Haus soll bereits eine zweite ähnliche Bestellung erhalten haben. Es werden auch Massen von Fußbeklei dung mit hölzernen Sohlen und Müßen , welche Nacken und Ohren bedecken , verfertigt. Türkei. Wir entnehmen der " Allg. Ztg . " nachfolgenden in mehr facher Beziehung interessanten Artikel über die Orga= nisation und den militärischen Werth der osma nischen Armee : " Wir wollen , bei der genauen Kenntniß der türkischen Armee, bei einiger eigener militärischen Erfahrung , und bei dem Umstand , daß wir uns in einer völlig unab hängigen Stellung befinden , versuchen die türkische Armee getreulich zu schildern, und somit dem militärischen Publi kum Deutschlands einen richtigen Maßstab zur Beurthei lung derselben in die Hand geben. Der türkische Soldat im Allgemeinen ist im hohen Grad mäßig — hierin nur mit dem Spanier zu vergleichen - willig, so lange man ihn angemessen und in seiner gewohnten Weise behandelt, gelehrig gleich dem Italiener, wobei er sich doch durch die ungewohnte europäische Kleidung häufig in seinen Be wegungen genirt zeigt. tapfer, will aber geführt Er ist tapfer, sein, sobald es den Kampf in freiem Feld und mit euro päischem Gegner gilt, weil er dessen überlegene Taktik vollkommen anerkennt; unerschütterlich in Vertheidigung gedeckter Aufstellungen , wie insbesondere Schanzen , liebt es der türkische Soldat von den Janitscharenzeiten her sich durch Gräben 2. zu decken. Die Disciplin der Linien truppen ist über alles Lob erhaben Strafen , welcher Art immer, gehören zu fast unerhörten Ereignissen. Der türkische Subalternoffizier ist vom Staat aus viel zu schlecht gehalten, und besißt außer den Eigenschaften des gemeinen Soldaten, mit welchem er in einer durch die

Verhältnisse bedingten zu großen Vertraulichkeit lebt , nur etwas ausgedehnte Kenntnisse des Bataillonserercitums. Die Stabsoffiziere vom Adjutantmajor aufwärts -sind zum Theil aus den Schulen hervorgegangen; ihre Instruction ist demnach ziemlich befriedigend , so weit es positives Wissen - Exerciren betrifft; sie ist es weniger bezüglich der angewandten Taktik und des Felddienstes, und daher hält es oft schwer, einen tüchtigen und verläß= lichen Führer zu einer selbstständigen Abtheilung in den Linientruppen aufzufinden. Die höhere Leitung der Armee - ihre Generalität ist der wunde Fleck. Die alten Generale , welche einige Erfahrung in den Kriegen gegen Jbrahim Pascha gesammelt haben, sind sehr selten; fie ermangeln dazu meist der theoretischen Vorbildung - ja sogar der edlen Lesekunst. Bei dem Umstand , daß diese höheren Stellen meist nach Gunst und selten nach Ver= dienst oder wirklicher Befähigung verliehen werden, ist es wohl begreiflich , daß die Schwäche der Armee gerade in ihren Generalen liege. Der Generalissimus Omer Pascha ist der einzige Europäer, der bisher zu einer höheren Stellung im Heer gelangt ist. Während er einerseits der türkischen Sprache vollkommen mächtig ist ― und begreif= licherweise ist dieß zur Commandoführung , ja zu bloßer Verwendbarkeit im Heeresdienst unerläßliche Bedingung hat er seine ursprüngliche beschränkte militärische Bildung durch unermüdliches Selststudium , wobei ihm die Kenntniß mehrerer europäischer Sprachen zu Hülfe kam, in einem Grad erweitert, der ihn in die Reihen gelehrter Militärs sest. Erprobt tapfer , kaltblütig in der drohendsten Ge= fahr und von eisernem Willen, hat er sich allen Intriguen entgegen in seiner hohen Stellung behauptet, in welcher er in der Lage ist, seine Mitarbeiter zu bilden, zu wählen und nach Befähigung zu befördern. Gegen Mittelmäßig= keiten strenge und das Unbrauchbare mit kräftiger Hand beseitigend, hat Omer Pascha seine Generalität nur aus tüchtigen Leuten, so weit sie ihm zu Gebote standen , ge= bildet. Hierin liegt der Schlüssel zu seinen Erfolgen und die Erklärung des schreienden Gegensatzes zwischen den rumelischen und anatolischen Heeren. Es scheint, daß Mehmed Ali Pascha als Kriegsminister dieß völlig eingeschen habe; aber um in Anatolien einen Generaliffimus auf stellen zu können, müßte man einen zweiten Omer Pascha zu finden gewußt haben. Auch würde sich das Kriegs

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ministerium dadurch vollends seiner Macht und Herrlich Militäriſches aus der Schweiz. keit entkleidet haben, und da schien denn auch die persön = II . liche Eitelkeit den Patriotismus zu überwiegen . Mehmed Ali glaubte dem erkannten Mangel an tüchtiger Leitung Wir haben in unserem leßten Briefe *) von dem neuen abhelfen zu können , indem er auf Anempfehlung der Ge eidgenössischen Reglement die Soldatenschule vorgeführt und sandtschaften fremde Offiziere mit hohen Graden und wollen deßhalb in dem heutigen die Pelotonsschule be= sämmtliche in der Türkei befindlichen ungarischen Refugiés trachten, in welcher man ebenfalls einen Schritt vorwärts zur anatolischen Armce sandte. Dieses Auskunftsmittel machen wollte, der jedoch nicht vollständig gelungen scheint. ist jedoch weit entfernt , dem Zweck zu entsprechen , denn Wir übergehen nur leichthin die kleineren Abänderungen, von den ungarischen Refugiés höheren Rangs haben sich wie in den Feuern die Anordnung, daß die Führer nicht nur Stein und Kollmann die türkische Sprache einiger zurücktreten , sondern nur die Pelotonschef ; die Ersteren maßen angeeignet, während besonders die lestangekomme feuern mit, was allerdings im Bataillon , wo dieses bei nen Polen gar nicht türkisch können, und so tolerant auch behalten wird , einige Gewehre mehr in Thätigkeit ſezt, die Regierung ist , so können es die Truppen doch nicht jedoch die Führer selbst , die doch bei allen Bewegungen verwinden , sich von Christen und Fremden commandiren eine so wichtige Rolle spielen, nicht disponibel läßt, ab zu lassen , die in ihrer Unkenntniß der Gebräuche nur zu gerechnet davon , daß schon der Wechsel der Pläße , der oft das nationale und religiöse Gefühl der Türken ver Pelotonschef hinter sein Peloton und der Führer an seine legen. Ich wüßte nicht zu sagen, ob es bloßer Zufall Stelle und namentlich die Herstellung, einige Unordnung oder eine Probe türkischer Ironie sei , daß man solchen herbeiführen wird , namentlich bei einer Truppe, wo die Fremden absonderliche türkische Namen : Löwe, Falke, Bliz, Unteroffiziere und die Offiziere so wenig eingeschult sind. Luft , Neumond 2. beigelegt hat, welche das Gelächter der Die !! Schweiz . Mil. -Zeitschr. " billigt diese Einrichtung, allein Soldaten erregen. Es ist auch höchst komisch, eine kleine wir können uns - für die Schweizer-Miliz wohl ver wackelige Figur mit jüdischer Gesticulation als Löwen = standen ! nicht recht damit befreunden , wenn auch für pascha und den Falkenpascha mit doppelten Augengläsern ein stehendes Heer, das seine Cadres stets in Uebung zu sehen u. s. w. werden kann. Vom Linienmilitär ist die Artillerie die beste ; gebildet erhält, dieß wohl recht gut vorgeschrieben Zum Aufhören des Feuers wird nur " Wirbel" , kein und zum Theil selbst geleitet von preußischen Instructeurs Streich" mehr gegeben, was auch hier genügt, indem der ift fie im Zielen ausgezeichnet ; aber die geringe Sorgfalt Belotonschef im Beloton und auch der Bataillonschef im bei Auswahl der Zugpferde , die gänzliche Sorglosigkeit Bataillon leicht übersehen kann, ob Alles bereit ist zu den der Regierung auf Erzielung eines starken und etwas weiter auszuführenden Bewegungen ; für Linienevolutionen größeren Pferdeschlags hinzuwirken , bewirken , daß die freilich könnte dieß nicht ausreichen , allein solche finden Manöverirfähigkeit sehr gering geblieben. Allerdings tritt in der Schweiz zu selten statt , als daß darauf Rücksicht dieß auf dem Erercirplay , wo die kleinen , feurigen und genommen werden könnte. (Wir werden bei Besprechung ausgeruhten Pferde alles Erforderliche zu leisten scheinen, der Lager- und Manöverübungen noch darauf zu sprechen nicht hervor; aber nach Märschen auf durchaus schlechten kommen.) Wir haben noch zu bemerken , daß bei dem Wegen , während mehrstündigen Evolutionen zeigt sich die Carréfeuer (das , sowie das Carré in dem Pelotonsunter = Unzulänglichkeit der Bespannung nur zu augenscheiulich, richt schon provisorisch eingeübt wurde) die zwei vorderen und wenn vollends einer Kanone ein einziges Pferd von Glieder sich nicht mehr niederzuknieen , sondern nur zu den sechsen weggeschossen wird , ist es so gut wie unmög bücken haben. Offen gestanden, finden wir Beides sehr lich, sie weiter zu transportiren. Die Munitionskarren unpraktisch , weil in der Wirklichkeit noch mehr, als auf nach dem älteren preußischen Modell find , gleich den dem Erercirplag , diese Einrichtung Unordnungen herbei= Lafettirungen , zu plump und zu schwer , und die Wuth führt. Es läßt sich allerdings nicht läugnen, daß durch mancher Generale gegen alle Nothwendigkeit Positionsge das Feuer zweier Glieder ein dichterer Kugelregen erzielt schüß mit sich herumzuschleppen , erklärt hinreichend, warum wird , als dieß mit einem Gliede geschehen könnte (denn bis jest bei jeder unglücklichen Affaire ein großer Theil wir betrachten diese Art des Feuers , wie auch das Com = Zudem noch der Starr mando es richtig bezeichnet: Drittes und viertes Glied! der Geschüße dem Feind zufiel . finn, selbst im Gebirgskrieg sich der congreve'schen Raketen L'an! Feuer!" und Erstes und zweites Glied ! 2c. " als nicht bedienen zu wollen , obgleich wir bestimmt wissen, ein doppeltes Gliederfeuer), allein bedenken wir die Un daß solche von England angeboten worden. Wir müssen ordnung, die oft schon bei guten Truppen im Carré herrscht auf unsere Anschauung hin es als eine unerläßliche Be und wir werden wohl zugeben müssen, daß dieselbe bei dingung für die in Afien operirende Armee und ihre Er Milizen noch größer ist, weßhalb diese Methode des Nieder folge aussprechen , daß die Geſchüßzahl möglichst ver knieens in Deutschland schon in Mißcredit kam. Die mindert , und hingegen den verschiedenen Corps Raketen Schweiz. Mil. -Zeitschr. " will sich freilich von dem Nieder batterieen mit zweckmäßig berittenen Artilleristen zugewieſen nieen nicht trensen und glaubt, dem Niederbücken gegen= werden. über, daß die Leute in den zwei vorderen Gliedern ängst (Fortseßung folgt. ) lich und unruhig würden , was bei dem Niederknieen nicht der Fall sei; allein das sind nur Erfahrungen des Crercir

*) Vergl. Nr. 88 der A. M. -Ztg . v . d . 3.

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plazes , die sich anders gestalten , sobald wir ein Carré vor dem Feinde betrachten wollen. Wir müssen in diesem legten , doch dem einzig natürlichen, Falle uns inuiger mit dem Soldaten als Menschen befassen und seinen inneren Einwirkungen Rechnung tragen, es können uns hier die beliebten Phrasen, Patriotismus , Ehrgefühl , Disciplin, Dressur nicht als Richtschnur dienen . Das Manöver des Niederknieens kann nur dann nüßlich und ausführbar sein, nur dann keine Gefahr bieten, wenn die Mannschaft, welche niederknieen soll, gleich wie mit einem Federdruck auf das Commando sich beugt ; allein wenn dieß nicht der Fall ist, wird entweder das schnelle Abfeuern verhindert , oder es kann der Fall eintreten , daß ein Schuß ein freundliches Opfer erreicht , und was solche Fälle für Unordnung, für Zagen hervorrufen, mag am besten der beurtheilen, welcher schon mit ungeübten Truppen im Felde war , die so leicht Rede man mir vom panischen Schrecken ergriffen sind . nicht von gesunder Vernunft des Mannes, den ein solcher Zufall nicht aus der Festung bringen kann , nicht davon, daß ich hier einen außerordentlichen Fall ſeße , für den man keine besondere Bestimmungen treffen , ihm nicht zu Liebe diese Bewegung unterdrücken könne, sondern stüßen wir vielmehr unsere Regeln auf eine natürliche Basis und stellen sie so auf, daß sie für jeden vorkommenden Fall ftichhaltig sind. Wir könnten dem Verf. des Artikels : „ Einiges über das vereinfachte Erercirreglement der Jn= fanterie" in der „ Schw. Mil. -Zeitſchr.“ (Nr. 11 u. 12 was eigentlich und ff.) noch Vielerlei auseinanderseßen , gegen das Niederknieen anzuführen sei" , allein dieser Gegenstand ist schon sehr oft berührt worden und wir können ihn hier nicht , da er uns zu weit von unserem Ziele entfernen würde, weiter ausführen . Natürlich erscheint uns das Bücken noch weit weniger passend und würden wir demselben ohne uns zu bedenken das Niederknieen vor ziehen. Das beliebte Frercirplazmanöver : Feuer rückwärts ! wurde troh vielseitigen Vorschlägen des Abschaffens bei= behalten , doch mit dem Bemerken, daß dasselbe nur selten geübt werden sollte. Wenn dasselbe nun dieser Notiz nach nicht wichtig ist, weßhalb es beibehalten ? weßhalb eine Milizarmee , deren Zeit ohnehin so kurz zugemessen ist, damit belästigen ? Alleinman erlaube mir diese Frage ? zu was nüht dieses Feuer eigentlich , wann kann es im Felde vor dem Feinde zur Anwendung kommen ? ,,Wenn cine Abtheilung von hinten angegriffen wird“ , das ist die einfache Antwort , die man mir gibt, allein diese Antwort genügt mir nicht . Auf dem Exercirplay kann ich einen solchen Angriff supponiren, allein in der Wirklichkeit wahr lich nicht. Die taktischen Momente, welche ein solches Manöver bedingen , wünschte ich zu kennen , und ich gab mir schon alle Mühe, solche zu finden, ohne daß mir nur ein Fall sich darbot, der es bedingte. Vielleicht, daß wir später durch Vertheidiger dieser reglementarischen Bestim mung zu einer ausführlicheren Besprechung genöthigt werden könnten ; für heute wenigstens wollen wir uns mit diesen Andeutungen begnügen. Für den Sturmschritt wird nun auch das Avertisse= ment "I Sturmschritt" vorangesezt , allein auf das Com ད mando „Halt“ das Gewehr nur Gefällt behalten und nicht, wie es doch natürlich und jeßt bei den meisten Ar

meen richtig der Fall ist , fertig gemacht ; troßdem, daß auf den Sturm stets Feuer gegeben wird , das um so wirksamer ist , wenn es rasch abgegeben werden kann. Die Marschbewegungen von der Linie in die Flanke und umgekehrt , die Aufmärsche 2c. werden ausgeführt, ohne das Ausführungscommando : Marſch ! wie wir bereits im lezten Brief erwähnt und getadelt. Das Rückwärts abschwenken mit Zügen , sowie die Vorübungen zur Bil dung des Carrés (die Pelotonsschule lehrt nur das soge= nannte Carréfeuer, das wir oben besprochen haben) , und das Erstellen der Linie durch die Flanke fallen weg , an welchem Verluste wir keinen Schaden haben werden, wenn auch diese Windungen sich recht schön ausnehmen mögen. Der folgende Abschnitt (der fünfte) bringt nun die Compagniecolonne, welche jedoch bis dato nicht vollständig zergliedert ist. Sie besteht aus der Colonne mit 2 Pelo tons (die Compagnie ist in 2 Pelotons zu je 2 Zügen abgetheilt) oder mit 4 Zügen und wird durch Ploiren gebildet und durch Deploiren in Linie gestellt. Die For= mation der Compagniecolonne war früher im Anhang der Bataillonsschule angedeutet; ist somit jezt auch in der Schweiz zu ihrer Geltung gekommen, zwar etwas spät, allein besser spät als gar nicht. Dennoch schien sich die Militärcommission noch nicht recht mit dem Gedanken der= selben vertraut machen zu können . Sie begnügte sich mit der Bildung , dem Deploiren und dem Marsche und die Vorschriften haben bezüglich der beiden ersten Evolutionen das Praktiſche , daß sie nur auf Flügelzüge oder Pelotons geschehen sollen , welcher Grundsaß auch bei dem Ba taillonsunterricht durchgeführt werden wird; es darf nur ausnahmsweise auf die hinterste Abtheilung deploirt werden. Sonderbarer Weise ist für diese Compagnie= colonne die Directionsveränderung nicht angegeben , und wenn auch der Bataillonsunterricht dieselben aufstellen soll, wie die Schw. Mil. -Zeitschr. entschuldigend erwähnt, so ist dadurch unsere obige Bemerkung nicht umgestoßen; denn sobald wir die Schule für eine Compagniecolonne vor= schreiben , so muß dieselbe vollständig sein und die Vor schriften für die Bataillonsschule werden dadurch nur kürzer werden. Jngleichem gehört unseres Erachtens auch die Formation des Carrés in die Schule der Compagnie= colonne , indem , sobald man diese Colonne als taktischen Körper betrachten will , ihm alle Vertheidigungsmöglichkeit geboten sein muß. Vielleicht will man uns entgegnen, daß das Carré einer Compagniecolonne nicht formidabel genug ist ist,, um besonders einer Vorschrift zu bedürfen oder daß man mit der Compagnie - weil nur 4 Abtheilungen kein vierreihiges Carré bilden könne , als ob dieß eine Abnormität sei ! Wir glauben, daß die Schweiz sich in dieser Beziehung wohl die in so vielen deutschen Staaten gebildeten Carrés aus 4 Compagnieen ansehen könnte, um zu finden , daß ihre Formation einfach, schnell und prak tisch genug ist , um auch hier bei der Compagniecolonne Anwendung finden zu können. (Die Carréformation des Bataillons werden wir seiner Zeit an Ort und Stelle be= sprechen.) Die leste Abtheilung bildet das Verhalten und Feuer Das Defiléfeuer im Vorrücken wurde in einem Defilé. bisher der Art ausgeführt, daß auf das betreffende Com mando die vordere Abtheilung im Sturmschritt vorrückte,

871 hielt und Feuer gab , worauf sie im Laufſchritt sich hinter der Colonne sammelte , lud und sich dann der Colonne anschloß. Dieses höchst ermüdende Manöver ist abgeschafft und durch ein Defiléfeuer auf der Stelle erseßt ; wir können uns weder für das Erstere, noch auch für den Fall , daß ein Vordringen möglich ist, mit dem Lezteren befreunden (denn die eidgenössische Theorie will mit dem Defiléfeuer auf der Stelle nicht gerade eine Defensivstellung behaupten, sondern nur die etwelchen Salven als ein Mürbemachen des Feindes angewendet wiffen, um dann mit Sturm vor zurücken) . Das Erstere ermüdet die Mannschaft zu sehr und durch das rückwärts im Laufschritt Sammeln der Ab theilungen , die abgefeuert haben, wird die Distanz faktisch nicht gewonnen und die Colonne zu zersplittert. Bei dem lezten Falle jedoch verliert die Colonne Terrain, und das durch schwächt sich der moralische Muth des Soldaten. Es muß somit, wenn das Defiléfeuer von Erfolg sein foll , um vorzurücken , auch ein successives Vorrücken statt finden , den Fall durchaus nicht ausgeschlossen , wo die ganze Colonne ohne Abgabe des Feuers im Sturme vor= rückt ; das Zurückmarschiren der Abtheilungen , welche ge= feuert haben, ist ein unnöthiger Zeitverlust und ließe sich, wie dieß auch in vielen Armeen stattfindet, passender durch Schwenken rechts und links vollführen , was schneller ge= schehen ist und wodurch dann die nächste Abtheilung besser vorrückt. Freilich sollte der Sturm nicht zu ermüdend werden. Die Militärcommission hätte somit dieses Ma növer der Art bestimmen können, daß bei dem Defiléfeuer im Vorrücken , die Colonne sich vorbewegt, die erste Ab theilung mit gefälltem Gewehre , die anderen Gewehr auf. Auf Halt macht die erste Abtheilung fertig , der Chef commandirt : L'an! Feuer! Rechts und Links schwenkt! Ladt! der Colonnenchef: Sturmschritt Marsch! worauf die nunmehr vordere Abtheilung fällt und dann wie die vorige verfährt. Die zur Seite geschwenkte Abtheilung formirt sich durch Flankenmarsch hinter der Colonne und kann, hat sie noch nicht geladen , ganz gut im Marsche laden, Die successiven Dechargen haben noch den Vortheil , daß die Rauchwolke momentan die Colonne und namentlich Das Anhalten und Feuern, die Abschwenkung verhüllt. d. h. das Erstere , wird durch den Colonnenchef comman= dirt , der auf diese Weise seine Colonne stets beisammen hat, und dessen Ermessen es damit anheimgegeben ist, den Sturm fortzusehen oder durch öftere Dechargen den Feind mürbe zu machen. Es ist auf diese Weise dem Wirrwarr der Commando's abgeholfen und der Unordnung , welche in einem Defilé an und für sich schon so nachtheilig ist, vorgearbeitet. Ein Defiléfeuer auf der Stelle scheint uns für die Wirklichkeit ein etwas absurdes Manöver und wir zweifeln wirklich , ob es je vor dem Feinde eine rechte Anwendung finden wird, und wenn es je angewendet werden ſollte, würde das Zurückmarſchiren der abgefeuert habenden Abtheilungen mehr einem gefährlichen Rückzug gleichen. In einem solchen Falle kann nur das Vorrücken oder der wirkliche Rückzug vor großem Verluste retten . Allerdings liebt man es in der Schweiz ungemein , alle taktischen Bewegungen von defensivem Standpunkte aus zu beur

872 theilen , weil das Tercain

ein altes Vorurtheil!

die Defenfive gebiete ; allein faktiſch iſt dieß ein Frrthum, indem die Schweiz, einige Punkte ausgenommen, die jedoch den Gränzen wirklich zu ferne liegen und durch deren zu hohe Berücksichtigung man den größten Theil der Schweiz unberücksichtigt ließe , wohl wellenförmig , jedoch für die Infanterie unseres Jahrhunderts nicht unangreifbar ist. Doch wollen wir auch das Defiléfeuer auf der Stelle als anwendbar betrachten , so darf es nicht als Norm gelten und nicht an die Stelle des Defiléfeuers im Vorrücken gesezt werden , das Demaskiren muß schnell geschehen und zwar nach beiden Flügeln, um die Dechargen rascher folgen lassen zu können (bei ganz kleinen Abtheilungen wohl auch nach einem Flügel) . Denselben Grundſaß wünschten wir auch für das Defiléfeuer im Rückzug beobachtet. Immerhin ist jedoch für das schweizerische Infanterie reglement die Aufnahme der Compagniecolonne und des Defiléfeuers in den obligatorischen Theil des Reglements _ ein großer Fortschritt zu nennen. Die ausgedehnte Besprechung der Pelotonsschule ließ uns in dem heutigen Briefe nicht auf das Bajonnetfechten kommen , dem wir in unserem nächsten Briefe unsere Auf V. n. merksamkeit zuwenden werden .

Literatur. Der kleine Krieg in Oberschlesien im Jahre 1807. Ein Beitrag zur Geschichte des bayerischen Heeres. Nach vaterländischen Quellen bearbeitet von Jofeph Schmölzl, königl. bayer. Major , Mitglied der Artillerie Berathungs Commiſſion , Offizier und Ritter mehrerer Orden. Mit 4 Gefechtsplänen. 8. Leipzig , 1854. Bei Friedrich Fleiſcher. (VIII u. 140 S. ) Vorliegende Schrift verbreitet sich über die Ereigniſſe von der Formation res neunten Corps an bis zur definitiven Eröffnung der Feindseligkeiten gegen Glah. Der Verf. benußte hierbei , wie er in dem Vorwort bemerkt , die Quellen , die ihm aus den Tage= büchern der bayerischen Mitkämpfer flossen , außerdem aber auch das bekannte Werk des Obersten v. Höpfner (4. Bd .). Auffallend ift es, daß er an verschiedenen Orten von den Angaben dieses Werks auch in solchen Punkten abweicht , bezüglich deren die preußischen Quellen als die zuverlässigeren angenommen werden müssen ; auch zeigt eine Vergleichung des zu den Gefechten vor Glaß gehörenden Plans mit dem Höpfnerischen zum Theil sehr be deutende Verschiedenheiten. Eine wesentliche Vermehrung oder Be richtigung des von Höpfner Mitgetheilten dürfte in dieser Schrift nicht gefunden werden ; indessen kann sie ein nicht uninteressanter Beitrag zur Geschichte des genannten Zeitabschnitts genannt werden, insofern man bezüglich der bayerischen und theilweise auch württem bergischen Truppentheile und deren Führung einer Menge Details in ihr begegnet , welche in der preußischen Darstellung, selbst wenn fie ihr bekannt waren , weniger berücksichtigt werden konnten. Der fich biernach trot vieler ſtyliſtiſchen Härten und Verstöße ergebende Werth der Schrift wird noch erhöht durch Betrachtungen , welche der Verf. gelegentlich an die Darstellung der Ereignisse knüpft, und in denen sich , beiläufig gefagt , unbeschadet aller Selbständigkeit eine große Uebereinstimmung mit den Urtheilen des Obersten v. Höpfner kund gibt. Zu bedauern ist es , daß der Verf. nicht auch die Erstürmung des verschanzten Lagers bei Glaß beschrieben hat , was freilich gegen den der Schrift zu Grunde gelegten Plan gewesen wäre.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

358 Donnerstag, 7. September 1854. Tandon and bybillantee m #mained hild dchin HOMOS D เห รง pedant Alagang Lumaban de or die

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Militär - Beitung .

Großbritannien.

London, 24. August. Die Königin und Prinz Albert, begleitet von dem ersten Lord der Admiralität , wohnten gestern an der Südwestspiße der Jusel Wight den Ver= suchen bei, welche der „Arrow", eins der neuen Kanonen boote, mit den elliptisch gebohrten Kanonen Lancaster's anstellte. Die Versuche fielen nicht befriedigend aus. Von den sechs Probekugeln verschwanden drei spurlos. Eine fiel vor dem Ziel in das Wasser. Die beiden anderen schlugen in so gefährlicher Nähe bei einem Leuchtthurm und einer auf dem Grase lagernden Landpartie nieder, daß man ein Boot mit einer weißen Flagge absenden und um Einstellung des Feuers bitten mußte. Das schlechte Zielen wird aus dem heftigen Wellenschlage , das Verschwinden der Kugeln aus einer unrichtigen Füllung erklärt. Türkei. (Fortsetzung und Schluß der Nachricht über die Organisation und den militärischen Werth der osmanischen Armee". Die Infanterie kommt zunächst nach der Artillerie, was taktische Ausbildung und Leistungsfähigkeit betrifft. Leider ist ihre Bewaffnung in doppelter Hinsicht mangelhaft; einmal, weil die Bataillone zu acht Compagnien völlig gleiche Schießgewehre haben, und dann weil diese größten theils schlecht sind. Die Nachahmungswuth hat auch die Türkei zum Theil mit Percussionsgewehren versehen, wäh rend sie gleich den Europäern fortwährend die schlecht construirte , widerfinnig auf dem Rücken befestigte Patron tasche beibehielt , worin eigentlich und einzig die Schuld liegt, wenn man im Feld nach und nicht gerade wah rend dem Regen, gleichviel ob aus Percussions- oder aus Steinschloßgewehren , nicht schießen kann. Man hat hin und wieder Schüßenbataillone, mit französischen Carabinern bewaffnet, gebildet. Da ihre Zahl noch immer viel zu gering ist , so wäre es viel vernünftiger gewesen , den Flügelcompagnien der Bataillone diese nüßlichen Waffen zuzuweisen , wenn auch nur für das dritte Glied. Es muß, besonders einer Cavalerie gleich der russischen gegen über, als eine traurige Folge der zu getreuen Nachahmung der französischen Ordonnanzen bedauert werden, daß die Carréformation nicht dicht genug ausfällt ; die geringe

" Gliederdistanz wirkt nachtheilig auf jede Marschbewegung, und verhindert die so nüßliche Formation in Doppelreihen, aus welcher die beste Carréformation abzuleiten wäre. Die türkische Liniencavalerie befriedigt am wenigsten von Sie ist ganz nach dem den drei Waffen des Heeres . Muster der französischen Chasseurs - à - Cheval eingerichtet, also nach dem Vorbild der leichten Cavalerie eines Staats, der eigentlich keine leichte Cavalerie, weil keine National cavalerie, besigt. Und diese nach dem Modell einer solchen leichten Cavalerie formirte Truppe ist die einzige Linien cavalerie der Türkei. Wenn die kleineren türkischen Pferde einer größeren Geschwindigkeit fähig sind, als die schweren Pferde der russischen Cavalerie , so ist der Nachtheil nicht absolut auf der Seite der türkischen Cavalerie - wenn sie attakirt. Aber um in der Attake wirksam zu werden, muß die mit einem kleineren Pferdeschlag berittene Ca valerie mit den entsprechendsten Offensivwaffen — mit der schweren Lanze - versehen , und für das Handgemenge Kopfhiebe hauptsächlich gegen Hiebe von oben herab Was soll aber nun die türkische Linien gedeckt sein. cavalerie, ordonnanzmäßig nur zu einem Dritttheil mit leichten Lanzen bewaffnet, den Kopf nur mit einem Feß bedeckt , zu leisten vermögen ? Bringt man ferner in An= schlag , daß diese einzig vorhandene Liniencavalerie fort= während auch zum Dienst der leichten Cavalerie verwendet, und die Regimenter, ohnehin nicht vollzählig und im Ganzen nur 19 an der Zahl, durch Detachements ge= schwächt werden ; daß somit zu den Offensivoperationen in den Ebenen der Walachei 2c. dem Feldherrn höchstens 6000 Mann Liniencavalerie zu Gebote stehen, so muß man nur unser unerschütterliches Vertrauen in Omer Paschas Genialität besigen, welche ihn Gefechtsformen finden lassen wird , wo er fast ohne Cavalerie Erfolge erringen kann, um nicht an dem weiteren Fortgang der Operationen zu zweifeln. Nach diesen allgemeinen Erörterungen einiges Der Sattel der türkischen Liniencavalerie ist Specielle. vollkommen jener der französischen leichten, und somit viel zu groß. Die Regierung hat allerdings ibre Cavalerie mit Reitstangen und Trensen nach dem französischen Modell verschen, aber bei dem Unterschied der Pferderaçen ergibt sich ganz einfach, daß diese, wie sie für einen französischen Chasseurgaul passen, füglich für zwei türkische Pferde auf Daher werden die Dienstpferde stets einmal genügten.

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auf türkischen Candaren, welche das Eigenthum der Reiter find, geritten, und diese Zäumung gestattet durchaus keine Führung, somit keine schulgerechte Dressur der Pferde. Daher die verhältnißmäßig geringe Dauer der Pferde einer seite, und andererseits der Mangel an jener unerläßlichen Basis jeder guten Cavalerie Ausbildung der Einzeln = reiteret. Schließen wir diese Erörterung noch mit der Wahrnehmung, daß der gebildete Türke selbst sich für einen bessern Reiter, als jeden Europäer hält, obgleich er, in einen stublartigen Sattel eingepfercht, keinen Anstand nimmt, schon im vollen Rennen auf der geraden Linie die linke Hand an den Sattelknopf oder in die Mähnen ein zuschlagen ! Obgleich bei der Bildung der Redifs das preußische, und noch mehr das österreichische Landwehrsystem nachge ahmt wurde, so ist das heutige Heer der Türkei noch viel zu jung und die innere Verfassung der Türkei noch zu wenig geregelt, als daß diese Landwehr aus ehemaligen Soldaten bestehen könnte. Wirklich machen diese nur die Cadres aus, während sich die Reihen mit solchen Militär pflichtigen füllen, welche nicht zum activen Dienst durch das Loos berufen wurden. Diese Landwehr lieferte bis her nur Infanterie, und steht in militärischer Ausbildung hinter Linie umsomehr zurück, als ihre Chargen zum Theil nicht mehr felddienstfähige, nur durch Gunst bei dieser Gelegenheit, ohne Rücksicht auf Brauchbarkeit und Ver dienst beförderte Individuen zu ſein pflegen. Gleichwohl hat die Truppe hinreichende Consistenz, was umsomehr zu bewundern, als sie vom Sammelplage direct vor den Feind geführt worden. Im Heere unterscheidet sie sich von der Linie nur durch etwas mangelhaftere Ausrüstung. Die Lehencavallerie ist fast nur ein nomineller Zuwachs zum Heere. Wie bekannt bestehen in der Türkei von Alters her Militärlehen, Zaim und Timar genannt, deren Träger das Cavaleriecorps der Spahis bilden. Diese Spahis werden nun aufgeboten und erscheinen mehr oder minder langsam und nie in voller Zahl, selbst oder durch Stell vertreter, auf den Sammelplägen ; Pferd, Rüstung, Waffen und Kleidung sind ihr Eigenthum. Natürlich sind sie durch aus nicht einerercirt, aber immer gute Reiter nach türki scher Art, gut beritten und bewaffnet. Ihr historischer Name und die von ihnen wohlerkannte Pflicht, sich ihrer Ahnen würdig zu erhalten, macht aus den Spahis eine Truppe, die, vom Ehrgefühl geleitet, begeistert ist. Meist gebildetere und nicht mittellose Leute enthalten sie sich, auch ohne disciplinirt zu sein, jedes Excesses, und wenn man sie zu entsprechender Dienstleistung verwendet, leisten fie Alles, was man nur von einer leichten National- Ca= vallerie fordern kann . Leider haben sich im Laufe der Zeit die Lehen vermindert, und da hiermit eine Befreiung von der Recrutirung verbunden ist, scheint es nicht wohl mög lich, diese Truppe in einer angemessenen Stärke wieder herzustellen. Dringt sich hier doch der Gedanke an Ca valerie- Colonisation in voller Stärke auf. Eine gewisse Verwandtschaft zwischen den Spahis und den Jerli-Toptschis veranlaßt uns , auch dieser les tern zu erwähnen Sie bilden die türkische Festungs artillerie und sind eine Art Nationalgarde unter gedienten Officieren, die ihre eigenen Vorrechte genießt, und sich mehr durch Muth, als durch Kenntnisse auszeichnet. Mit

dem befestigten Orte, den sie bewohnen, auch ihre Familie und ihre Habe vertheidigend, sind sie ein wesentliches Ele ment hartnäckigen Widerstandes. Endlich kommen wir zu den Frregulären gewöhnlich Baschbozuk (zu deutsch : verdorbene Köpfe) genannt. Um sie richtig schildern zu können muß ich den Hergang bei ihrer Formation aus Selbstanschauung darstellen. Die Centralregierung ertheilt im Falle des Bedarfs den Provinzialgouverneurs den Auftrag, eine gewisse Anzahl Irregulärer, Infanterie oder Cavalerie , wie es eben nöthig , werben zu lassen. Wenn der Zweck der Werbung nun anspricht, so stellen fich - sobald die Kunde von einem solchen Befehle ver lautet, dem Gouverneur alsbald mehrere Concurrenten vor, welche durch Geschenke und Protectionen oder sonstige Nebengründe sich die ganze oder eine aliquote Aufstellung der verlangten Baschbozukzahl anzueignen trachten. Ju manchen Fällen ist es auch wohl umgekehrt und die Gou verneurs müssen durch verschiedene Begünstigungen sich die erforderlichen Unternehmer zu verschaffen trachten. Hat folch' ein Unternehmer, Delibaschi , die Ermächtigung zu werben erlangt , mit der immer ein Vorschuß aus den Regierungsgeldern verbunden zu sein pflegt , so begiunt er die Werbung entweder in Person , oder durch populåre als kühne unternehmende Männer oder große Strauchdiebe bekannte Delegirte . Die eigene zahlreiche Dienerschaft und ein paar Paukenschläger bilden den Kern der Truppe, dem sich bald einige thatenlustige, beutegierige oder so übel beleumundete Individuen, denen ein fernerer Aufenthalt in der Heimath unliebſame Berührungen mit den Behörden zuziehen würde – anschließen. Um die Zahl weiter zu completiren , werden nun solche Individuen angenommen, die nicht ausgerüstet oder selbst nicht beritten sind , und der Delibaschi versieht diese Taugenichtse und Landstreicher von den Vorschußgeldern mit den nöthigen Ausrüstungs gegenständen und selbst mit Pferden natürlich schlechtester Qualität. Sodann wird noch eine angemessene Anzahl blinder Passagiere geworben , welche nach Musterung und Ausmarsch wieder heimkehren . Hierauf revidirt die Civil behörde die neugeworbene Schaar; sie ist in Vorhinein schon bestochen , sieht ihren Vortheil dabei, der Pforte den schnellen Vollzug der erhaltenen Befehle zu melden , und ist froh, ſich die wilde Horde vom Halſe ſchaffen zu können, Zuweilen geschieht es , daß die Delibaschis auch offen= kundig unvollzählig abrücken , und dann auf dem Wege sich zu completiren versprechen . So rückt denn die Schaar nach ihrem Bestimmungsorte ab , ohne Bezeichnung des Weges, der Etappen und der Zeit des Eintreffens . Einige Stunden darnach ist sie auf kaum mehr als die Hälfte eingeschmolzen , und der Raubzug beginnt. Es liegt außer unserem Ziele, die Züge Hassan Jaſidschil's und Indſche= Arabs aus Damask , Palulü Muſtapha Bey's , Hadſchi Hassan Oglu's und andere zu schildern. Plünderung, Raub , Gewalt jedes verübbare Verbrechen bezeichnen fic. Prüfen wir vom militärischen Standpunkte aus diese orientalische Cavalerie , von der man in Europa so viel faselt , von der einst General Morand die Vernichtung der Russen erwartete. Ihre geschilderte Entstehungsweise spricht schon deutlich für ihren geringen Gehalt. Zum Theile elend beritten , meist schlecht bewaffnet, in keiner Weise exercirt, unter kriegsunerfahrenen Führern , nicht pünktlich

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von der Regierung und gar nicht von den Delibaschis, die fich für die geleisteten Vorschüsse . bezahlt machen , be folder, undisciplinirt und nur durch Beutesucht im Felde erhalten was taugt wohl diese Truppe ? Hier beweist fich praktisch wieder der alte Sat : daß ein Plünderer meist auch ein Feigling ist. Ueber die Erfolge dieser Truppe eine Erfahrung aus der asiatischen Türkei : die zahlreichen mohamedanischen Unterthanen Rußlands , ja sogar ein Theil der georgischen Stämme hatten bei Ausbruch des Krieges Sympathien für die Türkei bewiesen ; diese richtete die Aufführung der Baschbozuks in der Art zu Grunde, daß nicht nur die erwähnten russischen Unterthanen die Waffen gegen die Türken freiwillig ergriffen , sondern daß fich ganze türkische Gränzdistricte unter russischen Schuß gestellt, vom Feinde Waffen und Munition erbeten haben, um sich die türkischen Räuber vom Leibe zu halten. Ver geblich waren noch vor Ausbruch des Krieges der Pforte mehr oder minder praktische Organiſationsvorschläge be züglich der Baschbozuks unterbreitet, die, kaum den vierten Theil der Stärke der asiatischen Armee ausmachend , mehr als die Linientruppen an Verpflegung verbrauchen und unsäglichen Schaden anrichten . Wird sich die Pforte je zur nöthigen Energie erheben, um diesem Unwesen zu Steuern?"

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pfündner ergaben. (In Dinglers „Polytechniſchem Journal“ 1852, Nr. XXXIII veröffentlich. ) Hr. Krupp lieferte mir in Folge dessen eine 12pfündige Granatkanone vnn Guß stahl (also in noch nicht dagewesenen Dimensionen) nach vorgeschriebenen Angaben zur Untersuchung . Bei dem Eisenguß sichert außer den Proben haupt= sächlich der Gang der Arbeit die Güte. Der Guß des Krupp'schen Stahls ist Geheimniß, Mittheilungen darüber also nicht zulässig ; die Fabrik aber steht jedem zur Ansicht offen. Ueber die Sicherheit aller Manipulationen, welche ich daselbst gesehen, der sicherste Maßstab für die Voll kommenheit des Verfahrens , muß ich das allergünſtigſte Zeugniß ablegen. Ich enthalte mich jeder Bemerkung über die mir vorgelegten Gußstahlproben, die an Güte alles überstiegen, was ich je gesehen; sie haben in London ihre Anerkennung gefunden , und liegen allen Technikern von Fach jest in München zur Beurtheilung vor. Ich be= schränke mich auf eine kutze Angabe der mit dem Krupp'schen Zwölfpfündnerrohr von einer Commission hiesiger Artillerie offiziere unter meinem Präsidium angestellten Untersuchungen und Proben , wovon ich den Detailbericht der hochlöblichen Redaction zur gefälligen Einsicht übersende. Bei allen Üntersuchungen zeigte sich Rohr wie Arbeit von vollendeter Güte, die Genauigkeit in den Dimensionen, die Genauigkeit in den Formen 2c. übertraf jede Anforde rung , bei der einfachen Beschießung entsprach das Rohr in jeder Beziehung . Doch das alles kann auch ein Bronzer rohr leisten; die Hauptsache war die Widerstandsfähigkeit Das Krupp'ſche Geschüß von Gufiſtahl. *) gegen Ladung und Geschoffe , wozu die sogenannten Ge C Untersucht und beschossen von der braunschweigischen Artillerie schoffe , wozu die sogenannten Gewaltproben dienen . Nach im Sommer 1848. dem bewiesen, daß heftiges , andauerndes Feuer die Seele des Rohrs nicht meßbar angriff, schritt ich zum Beschießen Bis jest benuste man zu den Röhren der Feldgeschüße mit jeltenen Ausnahmen fast nur die Bronze, weil dieses mit im Rohr zerschellenden Hohlgeschoffen , Feuern mit Kugeln von geringen Dimensionen bei starken Ladungen Material allein bei hinreichender Härte die nöthige Zähig keit besaß , um bei heftigem Feuer vergleichsweise geringen (6fündner aus dem 12 Pfündner), also starken Anschlägen, Dimensionen und großen Ladungen die Mannschaft gegen zum Beschießen mit glühenden Kugeln bei langem Ver= das Zerspringen zu sichern, obgleich die Bronze im Rohr weilen derselben im Rohr. Bis zu 7 Stück wurden dabei auf einmal bei vierfacher Ladung angewendet ; die roth auf Thlr. , das Eisen nur auf 12 Thlr. per Pfund etwa zu stehen kommt. Bronzeröhre werden aber leicht glühenden Kugeln blieben bis zu einer Minute im Rohr. Das alles hinterließ nur eben sichtbare Flecke und Schram ausgeschossen, so daß ich bei besonders heftigem Feuer in den großen Kaiserschlachten öfters schon nach einem Schlacht- ・ men in dem wundervollen Rohr, nur eine der lezten war tag unbrauchbare Röhre gehabt habe. Ich nehme die Der Rücklauf der meßbar - sie betrug 0,005 Zoll . Dauer der Zündlochstollen nur zu wenig mehr als 100 Laffete stieg bei wachsender Ladung bis zu 17 Fuß; als Schuß an. Der Bronzeguß ist außerdem nicht fortge dieser fast gänzlich gehemmt wurde, brachen die Schild zapfen erst nach mehreren Schüssen (!). Der Traubenhals schritten , der Gießer hat heute die Verbindungen eben so wenig in der Hand als früher, die Heftigkeit des Feuer hatte nur die Dimension von 2,44 Zoll ( engl . ) , aber die Traube brach erst nach 313 mit vollem, Armausschwung gefechts wird dagegen im Krieg unzweifelhaft immer mehr zunehmen, die Pulverfabrikation (also die Abnugung des gegebenen Schlägen eines 42 pfündigen Hammers . Bei Rohrs durch die Ladung) vervollkommnet sich immer mehr, den Versuchen das Nohr zu sprengen , wendete ich bis kurz das Bronzerohr entspricht immer weniger den An fünffache Ladung und bis sieben Kugeln mit stark ge= preßten Vorschlägen an; ich ließ es endlich bei drei- und sprüchen des Feldartilleristen . Angeregt durch die besondere Aufmerksamkeit, welche Se. Hoheit, mein Kriegsherr, jeder vierfacher Ladung mit trockenem Sande füllen und ver möglichen Verbesserung im Heerwesen schenkt, knüpfte ich schloß es bis zur Mündung durch zwei (mit Blei ausge= daher mit dem Gußstahlfabrikanten, Hrn. Friedrich Krupp goffene) Granaten und Vorschlag. Bei allen diesen Ver in Effen, Kreis Siegen , Provinz Westphalen , eine Ver suchen ist das Rohr , mit Ausnahme einer geringen Aus bindung an , als mir die vortrefflichen Resultate zu Ge brechung am unteren Theile des Zündlochs , unversehrt ficht kamen, welche Untersuchungen der preußischen Artillerie geblieben - das Rohr zu sprengen ist nicht ge= lungen ! Prüfungscommission mit einem Krupp'schen Stahl- Drei= Ich stehe daher nicht an , zu behaupten , daß die *) Der „Allg. 3tg." entnommen. Krupp'schen Gußſtahlröhre ( aus westphälischen Erzen ge=

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wonnen) mehr leisten als bis jest die besten Bronzeröhre, daß ihre Einführung in die deutsche Feldartillerie daher den größten Vortheil gewähren , daß ihre Aufnahme in die Festungs- und Belagerungsartillerie , sowie vorzüglich auch bei den Pivot - Schiffsgeschüßen von großem Nüßen sein, namentlich aber auch dazu dienen würde , der deut schen Eisenindustrie Millionen zu erhalten (die deutschen eisernen Geschüße wurden bis jest von Finspong, Aker und Lüttich bezogen), und uns in Beziehung eines wichtigen Kriegsbedürfnisses unabhängig vom Auslande zu machen. Die Kosten der Gußstahlgeschüße sind nicht eher genau zu veranschlagen , als bis die Größe der Lieferung ange= geben, jedenfalls ist der Preis geringer , als der der Bronzegeschüße . Das Material der letteren kann zwar beim Umguß wieder gebraucht werden, doch sind die Kosten eines Neugusses bis auf ein Drittel des Neupreises zu veranschlagen . Dagegen garantirt Hr. Krupp eine minde stens drei bis vierfach größere Haltbarkeit seiner Röhre als die der besteu Bronzeröhre (beim Einschneiden und Einschrauben von neuen Stahlzündlochſtollen dürften noch ganz andere Resultate zu erwarten sein). Das Krupp'sche Stählrohr ist also absolut und relativ wohlfeiler , als die Bronzeröhre , deren Widerstandsfähig = feit immer mehr als eine ungenügende bezeichnet werden. muß , welche daher stets dazu zwingen, eine große Anzahl Reserveröhre im Park mitzuführen . Ein nicht unwesent licher Vortheil ist außerdem , daß die Stahlröhre (was bei Bronzeröhren nicht thunlich ) den Gebrauch glühender Kugeln gestatten , die bei der Leichtigkeit ihres Herstellens in den neuen Feldschmieden in der Zukunft dann eine größere Rolle spielen dürften , als die unsicheren Brand geschoffe . Eine früher oder später doch nöthig werdende Neube schaffung der Röhre in den deutschen Feldartillerien aus Stahl, wobei zwei Drittel der Kosten durch den Werth der Bronzeröhre gedeckt würden , gäbe außerdem Gelegen heit , in die deutschen Feldartillerien Einheit zu bringen und damit ihr Zusammenwirken , die Leichtigkeit des Er ſaßes 2c. unglaublich zu befördern . Da auch Se. Hoh. der Herzog mit großer Befriedigung das Krupp'sche Rohr in besonderen Augenschein genommen und meine Berichte bereits entgegengenommen hat, so lebe ich der Hoffnung, daß die Ausrüstung zweier Feldbatterien mit 12 pfündigen Granatkanonen (als Normalgeſchüße) von Stahl höchsten Orts genehmigt wird , was mir Ge legenheit zu weiteren Erfahrungen geben würde. Gern bin ich bereit, so weit ich irgend dazu im Stande, auf die Anfragen deutscher Militärbehörden oder meiner Herrn Kameraden von der Waffe die ausführlichsten Ant worten über die mit dem Krupp'schen Rohr angestellten Aufnahmen , Proben zc. zu ertheilen . Georg Orges , Oberstlieutenant , Commandeur der braunschweigischen Artillerie.

Literatur. Geschichte Kaiser Karl's des Fünften von Ludwig Storch. Mit dem Porträt Karl's nach Tizian. (Hiſtoriſche Hausbibliothek. Herausgegeben von Prof. Dr. Fr. Bülau. 29. Band.) 8. Leipzig , 1853. Verlagsbuchhandlung von Carl B. Lord. (269 S. ) 1 Thlr. Keine europäische Nation in der Geschichtskunde so benöthigt, um daraus wichtige politische Lehren und Abstractionen zu entnehmen es ist so lange noch als die deutsche und dabei war früherbin , gar nicht ber, unter den gebildeteren Nationen keine so arm an philofophifch durchdachten , von höberem Standpunkt zeugenden und mit politisch scharfem Blick entworfenen Geschichtswerken. Was man ehedem in Deutschland Geschichtschreibung nannte, war, wenn man ſo ſagen soll, Stallfütterung, zur Mäftung des Gedächtniſſes, nicht aber zur Kräftigung der politischen Einsicht. Der dem Deuts schen im Allgemeinen mangelnde politische Takt , die Hartschlägig keit des geringen Selbstgefühls , die vielen kleinen schlechten Zei tungen veranlaßten seit lange eine fo gänzliche Verholzung des politischen Sinncs , daß jede Regsamkeit in dieser Richtung , jeder pofitive Vorschlag für gefährliche Neuerungssucht und Gott weiß, was Alles gehalten wurde. Diese Zeit der tummen Meinungs losigkeit ist überwunden und in der Geſchichtſchreibung , namentlich auch in neuester Zeit, sehr viel Schäßenwerthes geleistet worden. Es ist kein geringes Verdienst der historischen Hausbibliothek durch Ueberseßung guter Geſchichtswerke des Auslandes und ge diegene, mit unbeirriem Blick erfaßte und geschmackvoll geschriebene Bearbeitungen dem geschichtlichen Bedürfniß gerecht zu werden und damit eine gründlichere , des Muthes nicht entbehrende politische Es gibt Wahrbeiten , namentlich solche Bildung zu verbreiten. politischer Natur , welche zur nährenden Erkenntniß häufig wieder holt werden, wie das tägliche Brod auf dem Tisch erscheinen müſſen. Die deutsche Geschichte zur Zeit Carls des Fünften enthält so viele Keime des Unsegens der späteren Zustände Deutschlands , daß fie eine vornämlich umfängliche Kenntniß im hoben Grade verdient. Man würde vergebens in dem Werkchen nach einer Würdigung der militärischen Befähigungen Carls V. , oder nach einer Beur theilung der Kriegszüge ſeiner Zeit aus kriegsgeschichtlichem Stand punkte fuchen; in diesen Beziehungen kann der vorliegenden Be handlung kein Vorzug vor anderen Arbeiten über diesen Gegen ftand zuerkannt werden. Aber der Standpunkt der allgemeinen Betrachtung ist ein wahrer , der nationalen Ueberzeugung Genüge leißtenderr.. Die Einwirkung der Persönlichkeit des Kaiſers auf die leitende Entwickelung der deutschen Verhältnisse gerade in dieser höchst wich tigen Epoche ist mit scarsbestimmten Umrissen skizzirt; zu einer Ausführung ist der Rahmen natürlich viel zu eng. Der Berfaffer gelangt zu dem Hauptergebniß, daß ein Kaiser von deutschem Sinn und wahrer Geißtesgröße im Stande gewesen wäre , der mächtigen Bewegung deutschen Volksbewußtseins nicht nur in religiöser , son. dern auch in politiſcher Hinsicht lohnende Ziele zu geben . Statt deffen versuchte Carl gegen die Freiheit des Geistes zu schwimmen , die Wogen schlugen über ihm und seinen weltbeherrschenden Plänen zusammen, er vermochte kaum den Unabhängigkeitsbestrebungen der kleinen Dynaften den so nöthigen Zaum aufzulegen und damit des deutschen Reiches Einheit zu schüßen. Mit dem Papst, tros dent Papst, mit Proteftanten , gegen Protestanten war er stets ein Habs burger, nnd Deutschland_ihm nichts anderes , als ein Mittel zu habsburgischen Zwecken . Sein Ziel hat er nicht erreicht, in wildem Fanatismus gegen dieselbeu Proteftanten , die ihm zur Förderung feiner Pläne oft gut genug gewesen waren , ſchied er aus dem Leben, unbetrauert von den Deutschen , deren Liebe ihm gefolgt wäre , wenn er es verstanden hätte , den mächtig wogenden Geist der deutschen Bewegung zu erfassen. Die denkwürdige , außerge wöhnliche Zeit hatte einen finnlichen , für Geiftesgröße wenig em= pfänglichen Herrscher gefunden. Insofern es dem Offizier ein Bedürfniß ist, zum besseren Ver ftändniß der Politik und ihrer Mutter, der Geschichte, nach neueren Bearbeitungen der wichtigeren Epochen deutscher Geschichte sich um zusehen , glauben wir auch diesen Theil der hiſtoriſchen Hausbiblio thek, wie bereits so manchen früheren , nur empfehlen zu sollen.

Reviziri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmſtadt , und in deren Offizin gedruckt

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Kurhessen. Kassel, 1. Septbr. Mit dem heutigen Tage haben die militärischen Herbstübungen in hiesiger Gegend be gonnen. Zu diesem Zwecke hat das 3. Infanterieregiment gestern Morgen Quartiere in den benachbarten Ortschaften Zwehren, Nordhausen, Wehlheiden u. s. w. bezogen, wäh rend das 3., in Hofgeismar garnisonirende Husarenregi ment am nämlichen Tage gegen Mittag die Residenzstadt passirte und sich nach Sondershausen, Heiligenrode, Betten hausen u. s. w., wo es für die Dauer der Manöver ein quartiert ist , begeben hat.

papras

Großbritannien. London, 26. August. Das 15,000 Mann starke Corps der Marinesoldaten soll neu organisirt werden, statt seiner rothen Röcke eine weniger in die Augen fallende Bekleidung erhalten, mit Minié-Büchsen bewaffnet und auf den Tirailleurdienst eingeübt werden. Die wünschenswertheste Reform aber , bemerkt Daily News, wäre die Beseitigung der vielen allzu hochbetagten Offi= ziere, wegen deren das Marinecorps in der englischen Armee sprüchwörtlich die Jnvalidenanstalt heißt. Niederlande. Haag, 1. Septbr. Der Vertheidigungsausschuß hat erklärt, daß Mestricht, Breda und Bergen op Zoom von jest an nicht mehr als Festungen , sondern bloß als Waffenpläge, Herzogenbusch , Gertruidenberg und Wil helmsstadt dagegen als Festungen ersten Ranges zu be= trachten seien.

Bemerkungen über die neuesten franzöſiſchen Truppentransporte auf Eisenbahnen. Die A. M.-3tg. bat in Nr. 102 über den hier be= zeichneten Gegenstand einen sehr beherzigenswerthen Auffah gebracht , dessen Angaben aus dem Moniteur de l'Armée geschöpft sind und bei der Wichtigkeit der Sache die all gemeinste Beachtung verdienen. Es geht daraus hervor, daß man in Frankreich diesem Zweige des Militärdienstes

eine Aufmerksamkeit schenkt , die in den meisten deutschen Bundesstaaten sich zur Nachahmung empfiehlt. Die fran zösische Militärverwaltung ist verständigerweise bemüht, die für die Abfertigung der einzelnen Truppenkörper auf der ursprünglichen Eisenbahnstation erforderliche Zeit durch Wir zweckmäßige Anordnungen thunlichst abzukürzen. haben das immer für einen der wichtigsten Incidenzpunkte gehalten, weil bei dem Besteigen und Verlassen der Wagen= züge, insbesondere wenn auch Pferde, Geschüße und Militär fuhrwerke auf der Eisenbahn befördert werden , die mili tärischen Anordnungen noch einflußreicher find , als die technischen Anordnungen der Eisenbahnverwaltung, wäh= rend unterwegs die Einwirkung der Militärbehörden fast ganz aufhört. Wir bedauern jedoch , daß entweder die Angaben des Moniteur oder die des Herrn Berichterstatters nicht bestimmt genug sind, um ermessen zu können , was die französischen Truppentransporte unter Umständen zu leisten vermögen , und finden uns daher zu nachstehenden Bemerkungen veranlaßt. 1 ) Wenn einzelne Bataillone von durchschnittlich 1000 Mann mit ihren Wagen und Pferden zur Besteigung des Wagenzuges 12 , 20 bis 40 Minuten gebraucht haben, so ist das unter Umständen ein sehr langer oder sehr kurzer Zeitraum , je nachdem die Zahl der zu transportirenden Pferde und Wagen ist, so wie die Zahl der auf dem Bahnhofe vorhanden gewesenen, stehenden oder beweglichen Rampen. Die Mannschaft eines Bataillons von dieser Stärke haben wir oft in 6 bis 8 Minuten auffigen sehen, wenn die Truppe vorher dicht am betreffenden Schienen gleise aufmarschirt war. 2) In Zeit von fünf Minuten sollen 6 bis 8 Pferde oder Maulthiere auf einen Wagen gebracht worden sein. Einzelne Schwadronen, deren Stärke zu mindestens 140 Pferde anzunehmen ist , sollen 75-70, andere 50-45, einige fogar nur 40 Minuten gebraucht haben. Wir be trachten dieses Resultat als ein sehr günstiges, und hätten daher gewünscht , auch etwas über die technischen Vorrich tungen zu lesen, die entweder auf dem Bahnhofe oder an den Transportwagen selbst angebracht worden sind. 3) Nach unseren Erfahrungen eignet sich , mit allei niger Ausnahme der Personenwagen , jeder Eisenbahn wagen zum Pferdetransport. Doch haben wir noch nie mals gesehen , daß den Pferden die Sättel abgenommen

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worden wären . Bei allen Cavalerietransporten auf Eiſen bahnen , die an uns vorübergegangen sind, waren die Pferde gesattelt und theilweise auch aufgezäumt. 4) Ueber das Verfahren bei Artillerietransporten hat der Hr. Berichterstatter sich aller speciellen Angaben ent halten. 5) Etwas auffällig waren uns die Angaben über die Truppentransporte auf rufſiſchen und öſterreichischen Eisen bahnen, die bei der Geringfügigkeit ihrer Resultate ohne erheblichen Werth sein würden. Auf der Moskau- Peters burger Bahn , welche 110 Meilen Länge hat, find einzelne Infanteriedivisionen mit Zubehör in den Jahren 1852 und 1853 in 2 bis 3 Tagen bis an Ort und Stelle befördert worden, denn dort hat man ganz besondere Militärtrains. Hat man einmal zum Transport einer solchen Division zwölf Tage gebraucht, wie der Auffah sagt , so ist das eben nur ein gelegentlicher Transport gewesen , dessen Resultat keinen Maßstab gibt für das , was eine solche Eisenbahn in dringlichen Fällen überhaupt zu leisten ver mag. Für den praktiſchen Militär iſt das aber gerade das Wesentlichste. Noch mehr waren wir verwundert, als etwas Außer ordentliches angeführt zu sehen , daß auf der Bahn von Prag nach Ollmüş 1853 in drei Tagen 7000 Mann, und auf der Pariser Nordbahn in fünf Wochen 40,000 Beides sind ebenfalls Mann transportirt worden sind. nur Gelegenheitstransporte. Wären diese 40,000 Mann auf der Landstraße marschirt , so würden sie das Marsch ziel mit Bequemlichkeit in der Hälfte der Zeit erreicht baben. Die Eisenbahnen sollen aber den Truppen nicht bloß die Anstrengung des Marsches ersparen, denn gerade die damit verbundene Anstrengung ist ein wesentliches Mittel , die Truppen zum wirklichen Kriegsdienste körper lich vorzubereiten , sondern sie sollen hauptsächlich die Be wegung der Truppen nach dem Kriegsschauplage möglichst beschleunigen. Ueber die neueren Leistungen der österreichischen Eisen bahnen in dieser Beziehung finden wir in der Schrift „Die Eisenbahnen und ihre Benußung als militärische Operationslinien , von Pz. Adorf, 1853 " folgende inte ressante Angaben : Die russische Division Panutine ist im Mai 1849 mit 14,532 Mann, 1993 Pferden, 48 Geſchüßen, 464 Muni= tions- und Gepäckwagen und 88 Schlachtochſen von Krakau bis Hradisch (40 Meilen) in zwei Tagen befördert worden. Die Betriebsverwaltung dieser Bahn traf dabei ſo zweck= mäßige Anstalten , daß zwölf Stunden nach Eingang der Ankündigung der Transport abgehen konnte, dem die anderen ohne Unterbrechung nachfolgten. Am 29. November 1850 find auf der nördlichen Staats bahn zwischen Wien und Prag (ungefähr dieselbe Meilen= zahl) 7837 Mann, 555 Pferde, 178 Geschüße mit Wagen aller Art und einer Ladung von 6167 Centnern Muni tion , Naturalien 2c. in einem Tage befördert worden. Gleichzeitig gingen außer diesen 8 Militärzügen noch 11 andere Personen- und Güterzüge über diese Bahn ; bei Ausschluß allen Verkehrs an diesem Tage hätte man also das Doppelte dieſer Streitkräfte befördern können . Auf derselben Bahn ſind in 26 Tagen (vom 13. Novbr. bis 8 Decbr.) befördert worden 75,411 Mann, 7686 Pferde,

1776 Geſchüße und Wagen aller Art mit 79,924 Centnern Munition und Militäreffecten. Außer den dazu erforder= lich geweſenen 138 Militärzügen sind gleichzeitig nach 471 Wagenzüge mit Personen und Frachtgütern über die Bahn gegangen. (S. 72-73 . ) Auf kürzeren Eiſenbahnstrecken kann verhältnißmäßig noch ungleich mehr geleistet werden . So sind z. B. im Sommer 1849 auf der Main-Neckarbahn von Darmstadt nach Heppenheim (3 - 3 ; Meilen) in sieben Stunden 5000 Mann Jufanterie mit einigen bespannten Geschüßen be fördert worden . Die Bahn hatte damals nur einfaches Geleis und wenig Transportmittel, sonst hätte dieser sehr dringliche Truppentransport in 1 bis 2 Stunden bewirkt werden können . Das würde in 4 Stunden schon 10,000 Mann mit dem dazu gehörigen Geſchüß geben. Wäre die zu befahrende Eisenbahnstrecke 12 Meilen lang gewesen (Frankfurt-Heidelberg), ſo hätte man bei Doppelgleis und ausreichenden Transportmitteln ( d. h . 25 Locomotiven und etwa 350 Transportwagen) in 24 Stunden 20,000 Mann Jnfanterie mit 40 bespannten Geſchüßen von Frank furt nach Heidelberg befördern können . Mannschaft und Pferde würden dabei vollkommen gefechtsfähig geblieben sein. Auf der Landstraße marſchirend wären zu dieser Operation zwei starke Tagemärsche erforderlich gewesen, die Truppe würde aber am Morgen des dritten Tages sich jedenfalls etwas matt gefühlt haben. Es liegt in den Eisenbahnen eine ungeheuere Be wegungskraft , deren sich ein umsichtiger Befehlshaber zu entscheidenden Operationen bedienen kann . Die deutschen Generalstabsoffiziere haben daher jezt nichts Dringlicheres zu thun , als sich mit den Bedingungen beschleunigter Truppentransporte auf Eisenbahnen vertraut zu machen, und die auf einzelnen Bahnen ihres Bereichs erforder= lichen techniſchen Vorkehrungen zu überdenken , welche zur Beschleunigung der Abfahrt" dienlich ſind. Nebenbei wollen wir bemerken , daß die Direction der Paris- Straßburger Eisenbahn schon vor 12 Jahren_offi= ciell angezeigt hat , daß sie in einem Tage 15,000 Mann Infanterie mit ihren Pferden und Wagen, ohne den regel mäßigen Betrieb zu stören, auf Erfordern von Paris nach Straßburg befördern können. Seitdem find ihre Betriebs mittel beträchtlich vermehrt worden. Quod bene notandum !!!

Literatur . Traité du fusil de chasse et des armes de préci sion etc. etc.; par H. Mangeot , arquebusier de la cour de Bruxelles et de S. M. le roi des Pays Bas, etc. Dédié aux chasseurs et amateurs d'armes. Ouvrage illustré de plusieurs gravures ( 14 pl. ) et d'un grand nombres de vignettes. 2me édition. 8. Bruxelles, 1853. En vente chez l'auteur, galerie de la reine , 11 , et chex les principaux libraires de la Belgique et de l'étranger. ―― [Bruxelles et Leipzic chez C. Muquardt. ] ·- (4 unp., 1 frontisp., VI et 347 p.) Prix; 5 Francs. Vorstehendes Werk umfaßt eine vollständige und gründ liche Abhandlung über die - hauptsächlich in Frankreich

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bekannten Handfeuerwaffen. Obgleich vorzugsweise für Jagdliebhaber bestimmt , muß dasselbe auch bei Militärs Interesse erregen und wird für sie sehr instructiv sein, da nicht zu verkennen ist , daß der Verf. über die behandelte Frage sich ernsten Studien unterzogen hat und durch häufig eingestreute historische Notizen eine anziehende Lectüre zu bieten wußte. Das rein Wiſſenſchaftliche des Buches ist präcis behandelt; die keineswegs seltenen Wiederholungen und die Nationaleitelkeit des Verf. stören jedoch hier und da den allgemeinen guten Eindruck. Das Buch zerfällt in 5 Theile , auf deren Inhalt wir im Folgenden etwas näher eingehen wollen. Erster Theil. Erstes Capitel : Ueber Phantasiewaffen; zweites Capitel über Fabrication feinerer Waffen. In dieser ausführlichen Abhandlung theilt der Verf. eine Cr findung mit, die seiner Meinung nach eine vollständige Umwälzung in der Fabrication der Flintenläufe hervor bringen müßte. Bisher neigte man zu dem Glauben, daß der Stahl , troß seiner Elasticität und Härte zu wenig Zähigkeit besige, nm allein und rein angewendet zu werden. Beranger, ein Waffenschmied in St. Etienne hat die Idee gehabt, einen Gußſtahl zu bereiten, um ihn bei der Fer tigung von Flintenläufen zu verwenden. Die Widerstands fähigkeit dieser einzig aus Stahl bestehenden Masse soll nichts zu wünschen übrig laſſen. Drittes Capitel : Cylin= drische Läufe. Der Verf. sagt: „Die wesentlichste Be dingung des cylindrischen Rohrs ist, daß es von elastischem Stoffe sci, d. h., daß es unter dem Drucke des durch die Entzündung des Pulvers erzeugten Gases federe. Darin stehen die Belgier den Engländern nach, welche deu Lurus rohren ein leichtes kaltes Schmieden angedeihen lassen, um die Poren zu schließen und jene zähe Elasticität zu vermehren, welche sie durch die Zinnlöthung (der Doppel läufe) nicht wieder zerstören, wie dieß bei der Verbindung mittelst der Kupfer- und Messinglöthung stattfindet, einer Arbeit, wobei die Rohre weißglühend gemacht werden, was ihnen einen Theil der Elasticität benimmt , welche sie durch das Schmieden erlangt haben. " Da aber vor der Zinnlöthung die zu verbindenden Eisentheile zuerst mit verdünnter Salpetersäure bestrichen werden , so wird dadurch ein nicht zu entfernender Rost in dem hohlen Theile zwischen der oberen und unteren Verbindungsschiene bei Doppelläufen erzeugt, der große Nachtheile übt. Viertes Capitel : Gonische Rohre. Die Vortheile einer conischen conischen Scele bezüglich der Richtigkeit und Kraft des Schusses hält der Verf. für mehr eingebildet als wirklich , gesteht jedoch den Nachtheil des Verschleimens , der bei den 4 bis 3 Probeschüssen , denen die Gewehre gewöhnlich unter worfen würden, nicht genug wahrgenommen werden könne. Fünftes Capitel : Spanische Läufe. Sie sind oben und unten weiter, als in der Mitte und taugen nur zu Gänse= flinten. Sechstes Capitel : Gezogene Läufe für die Jagd = flinte. Wegen der Schwere und der für Jagdwaffen ge ringen Ueberlegenheit über glatte Rohre werden sie nicht empfohlen. Sicbentes und achtes Capitel handeln von der inneren Politur der Flintenläufe , von den Patent schrauben und verschiedenen Arten von Kammern. Neuntes Capitel : Zündkegel und Zündhütchen. Erstere sollen für feine Waffen von Gußſtahl sein. Das beste Verhältniß der amalgamirten Materien zur Zündcompoſition ſei : 1 Unze

rohes, reines Quecksilber, 10 Unzen Alkohol zu 30 Grad, 6 Unzen Salpetersäure zu 40 Grad. Zehntes Capitel : Elftes Länge, Gewicht und Caliber der Flintenläufe. Capitel : Vom Schloß. Ueber den Vorzug guter Gewehr schlösser sagt der Verf.: „Die franzöſiſche (auch jede andere) Tapferkeit wurde oft nuslos gemacht durch den schlechten Zustand des Schloſſes der Gewehre , womit die Soldaten bewaffnet waren und es noch sind . Um das Losgehen des Schusses zu veranlassen , bedarf es eines zu starken Druckes am Abzug , eines Druckes , welcher auf die nach theiligste Weise auf die Richtigkeit des Schusses influirt durch die Erschütterung, welche er dem Arm, der Schulter und dadurch der Waffe mittheilt. Wie kann man in der Aufregung des Kampfes mit einem solchen Instrumente die Resultate erzielen wollen , welche kaum die bestcon= struirten Waffen erreichen lassen ? Dadurch werden 100 der Schüsse in den Boden und in die Luft gejagt !... die Geschwindigkeit und das leichte Losgehen des Schloffes sind im Kriege von unberechenbarer Wichtigkeit ; weit ent fernt , der Solidität der Waffe zu ſchaden , tragen sie zu ihrer Erhaltung bei , erleichtern ihre Instandhaltung und sichern ihr eine Dauer, welche Waffen nie haben können, deren Bewegungen mit so viel Nauheit und Reibungen verbunden sind ; nur dadurch wird man begreifen können, warum das Feuer der engliſchen Linien stets so mörderisch gewesen ist, obgleich ihre Gewehre alte Schießprügel waren, welche nicht 4 Sous werth zu sein schienen ." Die allzu große Pulverladung und der damit zuſammenhängende heftige Rückstoß des gewöhnlichen Percussionsgewehrs ver mindern die Wahrscheinlichkeit des Treffens in höherem Maße. als die mangelhafte Beschaffenheit des Schlosses, was von dem Verf. nicht in Anschlag gebracht worden ist. Das zwölfte bis fünfzehnte Capitel, welche vom Schafte, von den Garnituren , von den Gewehren mit beweglicher Schwanzschraube, von der Gänseflinte und der Verzierung der Waffe handeln, bieten nur Bekanntes. Die im sechs zehnten Capitel angestellten Betrachtungen über das Los schießen des Gewehres und die dabei zu beobachtende Vor sicht , über Pulver und Schießbaumwolle , über Läuge, Caliber und Gewichtsverhältniß von Pulverladung zum Geschoß, über die Stoffe zur Fabrication der Rohre und über die Leistungen verschiedener Fabriken sind intereſſant und praktisch ; es muß jedoch erstaunen, daß der Verf. den deutschen Fabriken , worunter hauptsächlich Suhl für Jagd waffen sich eines ausgebreiteten Rufes erfreut, mit keinem Worte Erwähnung thut , um so mehr , als die deutschen Fabricate den belgischen , französischen und engliſchen viel fach vorgezogen werden. Lüttich selbst verschmäht es nicht, sehr feine Arbeiten in Suhl graviren zu lassen, auch wird dieser Ort in neuerer Zeit von Lüttich im Dasmasciren nicht mehr übertroffen. Der Verf. bespricht zwar haupt= fächlich feinere Jagdwaffen , sonst würde es ihm nicht ver= ziehen werden können, manche Aufschlüsse zu geben unter lassen zu haben. Die deutschen Arbeiten , feine wie ordi= näre, find durchgängig mit Gewissenhaftigkeit gefertigt, wogegen die belgischen gröberen Gewehre zumal die geseßlich verbotenen, aber auf dem Wege des Schmuggels dennoch erportirten , fogennannten Scheingewehre und die in Birmingham gefertigten Gewehre dem Schüßen selbst oft am gefährlichsten werden , was überseeiſche Völker,

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denen die Engländer durch Tauschhandel ihre sanberen Fabricate zukommen lassen, mit ihren häufig verstümmelten Gliedern beweisen können . In Suhl muß jeder Fabrikant sein Geschäft verstehen und eine Meisterprüfung verstanden haben , während in Lüttich Kaufleute, welche selbst keinen Schraubenstock besigen , geschweige von der Fabrication etwas verstehen , Gewehre von Arbeitern vom Lande er handeln und zum Verkauf bieten , ohne auch nur eine Garantie leisten zu können.

Mündung des Laufs eingeführt wird , auf dem Boden der Seele einer gezogenen Waffe und zwar auf dem Rande der gekammerten Patentschraube mittelst des Ladstocks ein= zuschieben; er erseßte die sphärische Kugel durch dii cylindro= conische und wandte zuerst , um das Geschoß besser in der Verticalebene des Schusses zu erhalten , mit Erfolg die Ringe an demselben an, welche Idee ursprünglich von einem preußischen Offizier herrührt. 1841 brachte er noch die hintere Aushöhlung am Projectil an, um es durch Zweiter Theil. Erstes Capitel : Von der Reinigung die Gaswirkung auszutreiben . Nach des Verf. Erzählung und Unterhaltung der Waffen. Zweites Capitel : Von nahm das Artilleriecomité in Frankreich die Erfindung Delvigne's, als eines Infanterieoffiziers mit mißgünſtigen den Unfällen und den Mitteln , sie zu vermeiden. Drittes Capitel einige Worte über die englische Art zu schießen Augen auf. Durch die wohlwollende Vermittelung des und Vorschriften über das Schießen im Allgemeinen. Dabei Herzogs von Orleans wurde jedoch eine Probecompagnie ist der Gewohnheit Erwähnung gethan, daß der Eng Jäger zu Fuß errichtet und mit Versuchen nach Delvigne länder den Kopf beim Schießen nicht senkt , sondern den beauftragt. Auf diese Versuche bauend, traten Poncharra, Kolben zu der entsprechenden Höhe erhebt , ohne ihn an Thierry und Thouvenin mit neuen Systemen auf. Wegen die Schulter zu lehnen. Viertes Capitel : Von der Be= der Schwierigkeit des Ladens und Entladens, der Reinigung waffnung und Equipirung 2c. der Jagdliebhaber. Fünftes und Unterhaltung , wegen der Zeit , welche diese Verrich= Capitel : Von der Pulverflasche und der Vertheilung der tungen in Anspruch nahmen , wegen der Sorgfalt, welche Ladungen, die nöthig , weil Morgens , Abends und bei die Conservirung erheischt und wegen der schwierigen Hand bedecktem Himmel die Tragweite des Pulvers größer ist, habung blieb die neue Waffe nur in der Hand von Elite= als am hellen Mittag und bei Sonnenschein , da durch truppen . Ist die Höhlung der Geschosse zu bedeutend, so die Dichtigkeit der Luft ihre Elasticität vermehrt wird, ist die Austreibung zu stark und die Reibung zu beträcht= welcher man das Wachsen der Impulsionskraft des Pul lich , ist sie gering, so findet kein Austreiben statt. Daher vers zuschreiben muß. Sechstes Capitel : Vom Schrotsack brachte Minié den Spiegel von Eisenblech in Anwendung. und den verschiedenen Schrotarten . Siebentes Capitel : Um bei möglichst geringer Pulverladung eine große Trag= Von den Pfropfen. Achtes Capitel : Von den Patronen weite zu erzielen und die Direction zu regeln, indem er im Allgemeinen und den englischen insbesondere zur Ver das Geschoß zur diametralen Rotation nöthigte , brachte mehrung der Tragweite der Waffen. Neuntes Capitel : Minié 4 Züge an, welche am Pulverjack breit , nahe bei Nußen der Taubenjagd. Zehntes Capitel : Neue Projec sammen und tief find , aber nach der Mündung zu pro greffiv an Tiefe und Breite abnehmen und weiter von tile für die Eber- und Rothwildjagd . einander stehen. Mit welchem Anklange die Miniémuskete Dritter Theil. Erstes Capitel : Vom Pulver. Ge in allen Armeen Europas aufgenommen wurde, ist allge= schichtliches . Bestandtheile des Pulvers , die fast im näm mein bekannt. Der Verf. hält dieselbe für den Krieg und lichen Naturzustande auf der ganzen Erde vorgefunden die Jagd gleich brauchbar, wünscht ihr aber zu legterem werden, so daß also die verschiedene Qualität des Bul Zwecke einen Stecher. Im Laufe dieses Capitels bespricht vers nur abhängen könne : von dem Dosenverhältniß der der Verf. sehr klar und ausführlich den Guß der Kugeln einzelnen Substanzen, von dem Einfluß des Waffers und und die Anfertigung der Spiegel, die Ladung , das Viſir, Climas , von der größeren oder geringeren Sorgfalt bei das Vistrkorn (es soll eine Höhe haben gleich der Diffe= der Bearbeitung, von dem Grade der Aufmerksamkeit, renz zwischen der Eisenstärke des Laufes an der Pulver= welche man auf die Entfernung aller unreinen Theile ver kammer und an der Mündung) und das Schießen ſelbſt. — wendet hat. Zweites Capitel : Erprobung der Flinte. Vermißt haben wir in diesem Capitel die Erwähnung der Drittes Capitel: Von den verschiedenen Regierungen an Wild'schen Büchse , des Zündnadelgewehrs und überhaupt gestellten Proben ; Angabe der Fabrikorte der Feuerrohre aller neuen Erfindungen dieser Art , welche nicht gerade in Frankreich , England , Rußland , Oesterreich , Preußen den Franzosen zu verdanken sind. Zweites Capitel : Vom und Spanien. Viertes Capitel : Geschichtliches über die Pistolenschuß. Handfeuerwaffen. Der Verfasser verfällt in diesem Capitel Fünfter Theil. Darin sind enthalten : Vorschriften für in große Befangenheit und Partheilichkeit und vergißt, den Jäger und für Erhaltung der Gesundheit der Hunde ; daß die deutschen Arbeiter die gesuchtesten für alle Werk über Anstriche und Firnisse; Metallcompositionen; Här stätten des Auslandes find. tung des Eisens und Stahls ; das Anlaufenlassen der Erstes Capitel : Von den gezogenen Flintenläufe. Vierter Theil. Die ersten gezogenen Gewehre waren mit Gewehren. Das Buch ist hübsch ausgestattet, reichlich mit Vignetten Längezügen versehen ; später kam man auf die Spiralzüge, verziert und die beigefügten Fiqurentafeln ermangeln im um die diametrale Rotation zu reguliren. Delvigne hatte Ganzen nicht der nöthigen Reinheit und Genauigkeit. A. die Idee, ein Projectil , welches mit Leichtigkeit in die

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Op Dienstag, 12. September 1854. nom napratishdagi Angel Notars

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Preußen. 0. Berlin, 1. Septbr. Oberst v. Höpfner, Director der Königl. Allgemeinen Kriegsschule, der sich durch die Bearbeitung der Geschichte des Krieges von 1806 und 1807 als militärischer Schriftsteller einen großen Ruf im In- und Auslande erworben , *) ist von S. M. dem Könige zum Generalmajor ernannt worden ; derselbe ver = bleibt in seinem bisherigen Wirkungskreise . Wie schon in früheren Jahren, so findet auch jest wieder eine mili tärische Bereifung der Telegraphenlinien, Eisenbahnen und Posten durch einen Offizier des 1. Generalstabes statt; der Hauptmann von Tiedemann ist mit diesem Auftrag betraut worden.

Braunschweig. Braunschweig, 31. August. Es verlautet hier in in sonst gut unterrichteten Kreisen, daß die Militär - Con vention zwischen Braunschweig und Preußen von unserer Regierung gekündigt worden ist. (Magdb. Corr.)

Frankreich. C Paris , 30. August. Der Moniteur enthält heute in seinem officiellen Theile ein kaiserliches Dekret vom gestri gen Tage, wodurch die zwischen Frankreich und Großbri tanien am 10. Mai 1854 zu London abgeschlossene Ueber einkunft , bezüglich der Kriegsgefangenen, pro mulgirt wird. Es wird dadurch bestimmt, daß die Kriegs gefangenen des jezigen Krieges möglichst gleichmäßig zwischen den beiden Ländern getheilt und die Kosten für die selben gleichmäßig bestritten werden sollen. Ergibt sich nach Verlauf eines Vierteljahrs, daß auf der einen Seite die Kosten mehr betragen haben, als auf der andern , so soll zu einer Ausgleichung geschritten werden. Wird ein Depot von Kriegsgefangenen außerhalb der Befizungen eines der beiden Länder errichtet , so werden die Kosten für dasselbe von beiden Regierungen gemeinschaftlich be stritten. Bei einem Austausch von Kriegsgefangenen mit *) Vgl. die Nrn. 17 und 143 der A. M.-3. vom Jahre 1852.

dem Feinde wird kein Unterschied gemacht zwischen Unterthanen beider Mächte.

den

Großbritannien. London, 23. August. Die Cholera , welche das englisch -französische Lager im Orient grausam heimgesucht hat , veranlaßt die „ Times" zu einem Leitartikel , welcher darauf hinausläuft , daß es besser gewesen wäre , schon längst , selbst um den Preis von 10,000 Mann einen Angriff auf Sebastopol zu wagen , als fern vom Kriegs schauplaße die Mannschaften ruhmlos von der tödtlichen — Seuche dahingerafft zu sehen. Die Pestilenz" sagt die Limes - ist der Expedition schon auf dem Fuße nachgeschlichen und hat mehr kostbare Leben geraubt, als Den lezten ein blutiger Feldzug gethan haben würde. Nachrichten aus Varna zufolge schlug die Cholera thre Opfer noch immer zu Hunderten . Unser Verlust belief sich auf 30 Seelen täglich, und die französischen Truppen hatten, wie es hieß , im Sanzen nicht weniger als 7000 Mann verloren , von denen 2000 bei einer fruchtlosen Recognoscirung in der Dobrudscha umkamen. Kühleres Wetter erwartete man vor Ablauf mehrerer Wochen nicht, und da man es für das schlimmere von zwei Uebeln zu halten schien, unter Segel zu gehen, während die Cholera noch wüthete, selbst wenn dazu sonst Alles in Bereitschaft gewesen wäre , so war alle Aussicht darauf vorhanden, daß die Sterblichkeit in beinahe gleichem Maße anhalten werde ; 10,000 bis 15,000 Mann ist wohl kaum ein zu boher Anschlag für die Zahl der Todten und Dienstun tüchtigen bis zum Zeitpunkte der Einschiffung. Für's Erste gewährt die Einnahme von Bomasund nur einen kärglichen Troft für die Nichteinnahme von Sebastopol und das Wüthen der Cholera. London , 31. August . Der englische Ingenieuroffizier Lieutenant Armit hat eine Vorrichtung zum Schuße der die Geschüße hinter den Schießscharten be = dienenden Artilleristen gegen die Wirkung der Dieselbe hat den Beifall des Miniébüchsen erfunden. Felozeugamtes erhalten, und Lieutenant Armit wird sich zum Expeditionscorps in der Türkei begeben , um sie dort zur Anwendung zu bringen. Die Kosten der Vorrichtung werden sich für jede Schießscharte auf ungefähr 5 L. belaufen.

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Rußland.

auch noch auf die anderen Waffengattungen ausgedehnt wrrde, da bisher z . B. uur Bemitteltere zu den Offiziers -- n. graden in der Artillerie vorrücken konnten. Bern , 6. Septbr. Die beiden Uebungslager im Often und Westen der Schweiz (Frauenfeld und Yverdon) werden , je 6000 Mann starf , am 24. d. M. beginnen und 14 Tage andauern . Das erstere wird von Herrn Oberst Ziegler in Zürich , das zweite von Herrn Oberst Bontems aus Morges commandirt. Zu Inspectoren find für jenes Herr Oberst und eidg. Militärdirector Ochsen bein, für dieses Herr Oberst Bourgeois , zur Zeit Com= missär in Tessin , ernannt.

St. Petersburg , 26. August. Um dem täglich zu = nehmenden Bedürfniß an Armeeoffizieren zu ent= sprechen, hat sich die Regierung veranlaßt gesehen, die Er langung des Offiziergrades Söhnen von Eltern geistlichen. Standes, des griechisch - orthodoren, des armenischen und des lutherischen Bekenntnisses unter gewissen Einschrän kungen zu ermöglichen. Ein bezüglicher, gestern veröffent lichter Ukas bestimmt : 1) Kinder von Geistlichen und Diakonen des orthodoren armenisch-gregorianischen Bekenntniſſes, ingleichen die Kin der von Pastoren werden künftigbin der ersten Klasse von Freiwilligen (Wolno opredelajuschissja) , wenn sie in das Heer eintreten , zugezählt. (Diese Klasse Freiwilliger ist verpflichtet, vier Jahre in der Fronte zu dienen, bevor sie zum Offizieregrad zugelassen wird. Dem Adel ist keine Zeit zugemessen. ) 2) Beim Eintritt müssen sie das durch Programm vom 6. Mai 1844 vorgeschriebene Gramen bestehen. 3) Diejenigen, welche Atteste beibringen, daß sie den Lehrcursus der mittleren Klassen in Seminarien und entsprechenden Lehranstalten absolvirt haben (die Lehr anstalten zählen 7 Klassen) , sind vom Gramen dispensirt. 4) Nach überstandenem Gramen oder nach Beibringung der Atteste werden die Betreffenden als Unteroffiziere, die aber, welche das Eramen nicht bestehen, als Gemeine eingestellt.

Berichtigung und Erklärung in Betreff des vierten Buches der zu Stuttgart erschie= nenen

,,Denkwürdigkeiten zur neuesten Holsteinischen Geschichte."

Schleswig

Bom Generalmajor a. D. Frhr . v . d. Horft. Ich fühle mich veranlaßt , nachstehende Berichtigung und Erklärung mit dem Wunsche der Oeffentlichkeit zu übergeben , daß dieselbe in möglichst vielen Blättern Auf nahme finden möge. Das bei Mehler in Stuttgart er= schienene, mir erst spät zu Händen gekommene Werk : " Denkwürdigkeiten zur neuesten Schleswig-Holſteiniſchen Geschichte, 4. Buch, die Herzogthümer im Jahre 1850.“ Belgien. hat mich rücksichtlich mehrerer in ihm enthaltener Unge= hörigkeiten und Unrichtigkeiten, denen ich, cingedenk meiner In diesem Jahre findet nur eine einzige Manöver Periode im Lager von Beverloo statt. Dieselbe be= in der Schleswig-Holsteinischen Armee innegehabten Stel gann am 1. August und endet wahrscheinlich um die Mitte lung, entgegen zu treten, mich für verpflichtet halte , zu einer ernsten Rücksprache mit dem Verfasser , dem ehe des Monats September. Die daselbst befindlichen Truppen maligen Garnisonauditeur von Rendsburg, Herrn Theodor commandirt en Chef der Generallieutenant Greindl . Die ſelben bestehen aus : 2 Infanteriedivisionen ( 19 Bataillone), Lüders zu Heidelberg , veranlaßt. Auf die ihm zu diesem Zwecke nach Heidelberg über 1 Cavaleriedivision (24 Escadronen) , 2 reitenden und schickten Bemerkungen erhielt ich jedoch die Mittheilung, nie Detace= 1 und 1 Geniccompag Batterien, 4 fahrenden ment Train. Der 22. , 25. , 26. und 28. August , sowie daß Herr Lüders bereits im Herbst v. J. nach Amerika ausgewandert sei. Obwohl ich nun auf der Stelle ver der 1. und 2. September waren zu größeren Manövern anlaßt habe , daß ihm meine berichtigende Zuſchrift mög bestimmt. lichst bald dorthin nachgesandt worden ist , ich auch nicht Schweiz. daran zweifeln will , daß er, troß seiner Auswanderung, Im Canton Uri wird dem in den Dienst tretenden nicht anstehen werde , die geforderten Reparationen mög= Recruten die ganze Armatur und ebenso die Montur lichst dennoch eintreten zu lassen , so habe ich , unter Be außer Dienstmüße , Aermelweste und Zwilchhosen unent rücksichtigung der bei einer so weiten Entfernung leicht geltlich geliefert, troßdem , daß der Canton nicht in den vorkommenden Hindernisse und Verzögerungen , doch nicht anstehen dürfen, kurz Dasjenige aus meinen dem Herrn besten Finanzumständen ist , während in den größeren und reicheren Cantonen jeder Recrute sich solche selbst stellen Lüders zugefertigten Bewerkungen schon jezt der Oeffent muß oder , was dasselbe ist, sie zu bezahlen hat. Der lichkeit zu übergeben, was zur gehörigen Würdigung seines Canton Uri scheint jedenfalls hier einen richtigen Grund genannten Werkes nothwendig ist. Daß ich dieß thun sah ſaß zu befolgen , indem in der Schweiz der Milizdienst würde , habe ich dem Herrn Lüders in aller Aufrichtigkeit für den betreffenden Recruten oder Soldaten schon eine nachträglich mitgetheilt. hinreichende Ausgabe ist. Vor allen Dingen glaubte ich mich im Allgemeinen. In einigen Cantonen will man aus ähnlichen Gründen gegen das Ungeeignete der von Herrn Lüders auf höchſt denjenigen Bürgern , die sich zur Annahme von Offiziers gebäffige Weise vielfach eingeflochtenen, gar nicht zur Sache stellen eignen , da es ja häufig vorkommen kann , daß gehörenden , persönlichen Angriffe der verlegendsten Art sie nicht immer die Mittel zur , wenn gleich nicht sehr aussprechen zu müssen. Ein Werk, welches auf den Namen ―――― kostbilligen , Ausrüstung beißen einen Theil derselben eines historischen Anspruch macht, muß sich von der= unentgeltlich anschaffen . Es wäre zu hoffen , daß dieſer gleichen persönlichen , gewöhnlichen Klatschereien gleichenden Grundsa allgemein zur Geltung komme, und sich nicht Schmähungen und Erzählungen fern halten, wenn es den allein auf die Chargen der Infanterie beschränkt, sondern historischen Charakter nicht einbüßen und dagegen den einer

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Parthei- oder gar Schmähſchrift eintauſchen und mit vollem Recht auch verdienen will. Bei dieser Gelegenheit glaubte ich mich einer von Herrn Lüders vorzugsweise und mit höchstem Unrecht wahrhaft gemißhandelten Persönlichkeit deßhalb besonders annchmen zu müſſen , weil dieselbe in ihrer gegenwärtigen Zurückgezogenheit von der ihr wider fahrenen Verunglimpfung wahrscheinlich nichts hören wird, ihre Sache selbst zu führen daher außer Stande ist. Ferner machte ich Herrn Lüders ausführlich auf die große Unsicherheit der hinterher und zwar oft oft sehr lange Zeit hinterher eingesammelten Berichte und Mei nungen sogenannter " Augenzeugen" aufmerksam , denen ihre , häufig untergeordnete , Stellung mitten im Gewühl, bei dem allerbesten Willen , kaum eine klare Uebersicht über ihren eigenen Standpunkt, geschweige denn über den Zusammenhang des Ganzen gestattet. Am allerwenigsten aber können dergleichen , nur aus so unsicherer Erinnerung geschöpften Berichte solcher Augen= zeugen stichhaltig sein, gegen die offiziellen amtlichen Berichte der betreffenden Behörden selbst , oder gegen die Meldungen solcher Persönlichkeiten, die vermöge ihrer amt lichen Stellung zu diesen Berichten von Hause aus berufen waren, die daher auch gleich an Ort und Stelle die nöthigen Notizen für diese pflichtmäßigen Berichte machen mußten und daher nicht erst lange hinterher aus dunkler und häufig auch wohl verworrener Erinnerung zu schöpfen brauchten , wie fene ungenannt gebliebenen sogenannten „Augenzeugen" des Herrn Lüders. Hierbei stellte ich ihm alle für meine frühere , bei Mittler in Berlin erschienene Schrift : „ die Schlacht von Jdstedt" benutten , nur officiellen Quellen entgegen ; es sind dieß : 1 ) meine eigenen Wahrnehmungen an Ort und Stelle, die ich nicht allein gleich hinterher zu Papier brachte, sondern sie auch durch die Berichte meiner Adjutanten und Unterbefehlshaber vervollständigte. Da ich auf dem Haupt punkte der Schlachtlinie bei Oberstolk das Commando führte , so wird die Wichtigkeit dieser meiner eigenen Be richte wohl eben so wenig , als hoffentlich ihre Wahr haftigkeit in Abrede gestellt werden ; 2) die amtlichen Berichte der Brigaden , Bataillone, Compagnien und Batterien , sowie die Berichte von solchen namhaften Persönlichkeiten , die zu denselben von Hause aus berufen und verpflichtet waren. Alle diese Behörden und Personen wurden dem Herrn Lüders von mir namhaft gemacht. Sämmtliche erwähnten Berichte und Meldungen sind übrigens noch in meinen Händen und ich kann durch sie alle und jede meiner Auf stellungen über die Schlacht von Jdstedt belegen , sowie ich auch sehr gern noch immer bereit bin, alle darauf be= züglichen etwaigen Anfragen stets nach Kräften zu erledigen. Folgende, zur richtigen Schäßung des Lüders'schen Werkes ganz besonders geeigneten einzelnen Berichtigungen mögen hier einen Plaz finden : Vor den Seite 99 durch Herrn Lüders ausgesprochenen Behauptungen , als habe es uach dem Ueberschreiten des Langſees bei der dritten Brigade an den nöthigen Instruc tionen für die weitere Bewegung gegen Oberstolk gefehlt, und als sei dieſerhalb späterhin bei ihren Bewegungen die nöthige Uebereinstimmung vermißt worden , ist die eine so

falsch als die andere. Die genauen Instructionen , nicht allein für die Bewegung gegen Stolk, sondern für das bevorstehende Gefecht und sogar auch noch für das even tuelle weitere Vordringen von Stolk gegen Stenderup, sind von mir so deutlich und erschöpfend ertheilt worden, wie dieß nur immer zu verlangen war. Wem meine eigene Versicherung hierin nicht genügt, dem habe ich als Beweise noch die Berichte meiner Adju= tanten und auch die einiger Stabsoffiziere , z . B. der Commandeur des 9. Bataillons Majore v. Hagen Abtheilungscommandeur bei demselben Ba= und Lütgen zu offeriren, welche dieser Instruction ausdrück taillon licher und specieller Erwähnung thun Der Major Lütgen drückt sich in einem Schreiben an mich über diesen Punkt unter anderem wörtlich dahin aus : „daß meine gegebene Instruction so genau gewesen sei, wie ein Offizier sie nur erwarten fonnte." Die Dreiftigkeit, mit welcher Herr Lüders das Gegen = theil behauptet, ist daher etwas stark. Eben so wenig ist der angebliche Mangel an Uebereinstimmung in den Be wegungen der dritten Brigade bis zu dem Zeitpunkte be gründet , wo ihre bekannte unselige Zerreißung stattfand, welche durch den Major Wynecken vom Generalstabe während meines Verweilens in der Gefechtslinie , ohne mein Wissen und ohne die Möglichkeit eines späteren Redressirens, veranlaßt worden war. Gerade das Gegen theil davon fand statt; gerade das schöne und rechtzeitige neinandergreifen der Bewegungen aller Abtheilungen des 5. Jägercorps , des 9. und 10. Bataillons (das 11. war in Reserve geblieben) veranlaßten mich zu mehrmaligen Es ist lauten Aeußerungen der größten Zufriedenheit. kaum möglich , in einem so scharfen verwickelten Gefechte bei der ausdauerndsten Bravour zugleich einen besseren Geist der Ordnung, ein richtigeres Erkennen und Benußen aller Gefechtsverhältnisse sich zu denken , als dieß Alles in dem Gefechte bei Oberstelk ven Offizieren und Mann schaften der dritten Brigade auf so schöne Weise an den Tag gelegt wurde. Dieses wahrhafte Zeugniß bin ich meinen braven damaligen Waffengefährten, gegenüber den Mäkeleien un kundiger Splitterrichter, schuldig . Die von Herrn Lüders auf derselben und folgenden Seite gelieferte Darstellung des Angriffs und der Ein nahme von Oberstolk gehört nun vollends in das Gebiet der Fabel , wie jeder Militär von Fach , der sie gelesen hat, auch leicht erkannt haben wird. Die Sache verhielt fich ganz anders : Die 1. Compagnie des 5. Jägercorps , welche Herr Lüders ungehindert bis mitten in's Dorf ge= langen , sich , gefolgt von den übrigen drei Com pagnien , mit lautem Hurrahruf auf das dort in Marschcolonne sich bewegende 13. dänische Ba= taillon stürzen , dieses ohne Weiteres aus einandersprengen und in wilder Flucht bis in den Vordertheil des Dorfes treiben läßt" , diese 1 , Compagnie des 5. Jägercorps (Hauptmann v. Kor nazki) nebst der folgenden 2. (Hauptmann v. Kahlden) haben die Richtung nach der Mitte des Dorfes gar nicht eingeschlagen und diese Mitte auch nie erreicht ; der

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ganze so poetisch geschilderte Angriff, wie ihn Herr Lüders erzählt, hat nie stattgefunden. Die 1. Compagnie ward nämlich , gemäß dem eigenen Berichte ihres Chefs , wie nach meinem genauen persön= lichen Wissen , schon am Eingange des Dorfes in das Gefecht verwickelt. Der Gang dieses Gefechtes zog beide Compagnien die erste und zweite - gleich von Hause aus ganz links , mehr in die Jestedter Rich tung , nach den links liegenden Gehöften und Knicks . Hier fanden sie aber keineswegs einen marschirenden Feind , auch keinen, der sich so leicht auseinandersprengen Ließ , wie Herr Lüders dieß meint , sondern sie trafen auf einen in Gehöften und Knicks postirten tapferen Feind, der sich nicht allein wacker vertheidigte, ſondern die Jäger sogar einmal bis gegen den Eingang des Dorfes zurück drückte, von wo aus sie jedoch durch mich wieder vorge= schickt wurden. Dies kann durch den eigenen Bericht der ersten Ab theilung des Jägercorps belegt werden. Der brave Haupt mann v. Köppen , Commandeur der Abtheilung , fiel bet dieser Gelegenheit. Gegen die Mitte des Dorfes wurde dagegen die folgende Jägerabtheilung (3. und 4. Com pagnie) nebst der ersten Abtheilung des 9. Bataillons (Major v. Hagen und Hauptmann Lütgen) dirigirt ; aber auch diese Truppen erreichten sie nicht ohne blutigen Kampf; denn nur etwas über den Punkt hinaus , wo der Haupt weg des Dorfes mehr nach Norden umbiegt, traf ſie ſchon der schöne , mit so hoher Tapferkeit unternommene feind liche Cavalerieangriff , der mit dem völligen Untergange der kühnen Gegner endigte. Diesen Angriff empfing das 9. Bataillon in der Formation zu Halbzügen , die ganze Breite der Straße einnehmend , stehenden Fußes (keines wegs aber hinter den Knicks , wie Herr Lüders erzählt), während die Jäger sich in die zu beiden Seiten des Weges liegenden Knicks geworfen hatten und den so bei ihnen vorbei und auf das 9. Bataillon ansprengenden Feind in größter Nähe beschossen. Von hier ab ward das Dorf nur Schritt vor Schritt unter blutigem Kampfe genommen ; nie fand hier eine wilde Flucht des Feindes statt und es ist eine Verläumdung meines braven Gegners , dieß zu behaupten. Nicht allein zur Steuer der Wahrheit muß ich Dem öffentlich hiermit widersprechen , sondern auch , um mich vor dem Verdachte zu bewahren , als könne ein eben so prahlerischer , wie falscher Bericht von mir ausgegangen sein , oder auch nur meine Billigung erfahren haben. Der Feind war durch den unvermutheten heftigen An= griff auf Stolk zwar sichtlich überrascht , aber keineswegs entmuthigt , sondern er vertheidigte sich auf das Tapferste und der erwähnte Cavalerieangriff ward , troß der für einen solchen überhaupt so überaus ungünstigen örtlichen Verbältnisse auf eine überlegene , gut postirte Infanterie offenbar nur in der Absicht unternommen , um der sich hinterwärts noch im Marsche befindenden Infanterie Zeit zu ihrer Gefechtsformirung zu verschaffen. Insofern ich mich in dieser Unterstellung nicht irre , ward fene Absicht auch vollständig erreicht und das von der feindlichen Ca

valerie gebrachte Opfer war nicht verloren. Möge es jeder Cavalerie ein Muster zur Nacheiferung in ähnlichen kri tischen Momenten sein. (Fortseßung folgt. )

Literatur . Topographische Specialkarte von Deutschland und den angränzenden Ländern. Herausgegeben von G. D. Reymann , königl. preuss. Hauptmann und Plan kammer-Inspector , fortgesetzt durch C. W. v . Oesfeld , k. preuss. Oberstlieutenant und Director des trigonome trischen Bureaus. In 359 Blättern. Verlag von C. Flem ming in Glogau. Subscriptionspreis (bei 40 Blättern ) das Blatt 10 Ngr , einzeln 15 Ngr. Indem wir auf früher besprochene Serien dieser trefflichen Karte verweisen (in Nr. 108 , Jahrgang 1851 ; Nr. 65 , Jahrg. 1852 ; Nr. 30 , Jahrg. 1-53) beschränken wir uns für diesesmal über die hier wiederum vorliegenden 18 Sectionen , von Nord deutschland: Demmin , Dramburg , Lüneburg , Perleberg, Zehdenick, Angermünde , Berlin , Küßtrin ; von Süddeutschland : Straßburg, Tübingen , Ellwangen , Eichstädt ; von Belgien : Brügge , Cadzand, Namür ; von Frankreich : Doullens , Bar für Aube und Beaurëis, auf nachstehende Bemerkungen. Die meisten dieser Blätter sind wiederum von Handike ent worfen und zwar in den Jahren 1851 , 1852 und 1853. An ihnen fann man fernerhin wahrnehmen , wie Mitarbeiter und Verlags handlung bemüht find , sorgfältigere und immer schönere Arbeiten zu liefern, denn es finden sich verschiedene recht fleißig gestochene, mit Vorliebe gezeichnete Blätter darunter , nnd hat namentlich die Terrainzeichnung gegen früherhin in vielen Beziehungen recht auf fallend gewonnen, wovon man sich auf den ersten Blick überzeugen kann , wenn man die Section Namür z . B. mit älteren Blättern zusammenhält. Doch dünkt uns die Bergzeichnung ftellenweise zu monoton , nicht charakteristisch genug ausgeführt , die Reduction ohne tiefer gehendes Herausfühlen der besonderen Eigenthümlich. feiten vorgenommen zu sein. Wer jemals das Thal der Rench, das Lierbachthal durchwanderte , bei Allerheiligen und am Kniebis herumgekommen ist, wird wohl den Fleiß, nicht aber die Kraft, die Treue und das Relief der Darstellung, welches nicht in der Schwärze allein bestebt , rühmend anzuerkennen vermögen. Der große, vom militärischen Nugpunkte insbesondere zu schäßende Werth der Reymann'schen Karte beſteht aber nicht darin, daß eben jede Einzelnheit in ganz genauen Reductionen nach dem vorhandenen Material hinlänglich ähnlich wiedergegeben ist, fo rigorosen Anforderungen vermag ein Privatunternehmen nicht ohne die enormsten Hülfsmittel zu entsprechen , der Werth dieser Karte beftebt vielmehr , wenn nicht in der beften , ſo doch einer guten Darstellung in einem vorzüglich verwendbaren Maßstabe. Auf einem Blatte sind genau 54 geographische Quadratmeilen enthalten, auf den 359 Sectionen daber 19,386 Quadratmeilen. Welches kartographische Privatunternehmen hat sich eine derartige Aufgabe gestellt und mit so vielem Fleiße und rübmenswerther Ausdauer in fortschreitender Verschönerung und Vervollständigung das Gleiche geleistet ? Viele Concurrenzen werden sich nicht auftreiben laſſen. Wir kommen um deßwillen von Neuem darauf zurück , wie es wünschenswerth erscheint , dies Kartenwerk erforderlichenfalls der Feldausrüstung der Truppenbüreaus bis zu den Regimentsstäben herab zuzuweisen. Wir vermögen auch diesesmal die Besprechung nicht zu schließen , ohne die Karte einer ausgedehnteren Kenntniße nahme und Verbreitung für den Kriegsgebrauch warm empfohlen zu haben , denen wenigstens, welche sie noch nicht kennen zu lernen vermochten , denn allen Anderen empfiehlt fie fich felbft.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung. C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag , №

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14. September 1854.

M

Allgemeine

Militär - Beitung .

Frankreich. thway

Moniteur universel" vom 10. September = Der enthält in einem Schreiben aus Boulogne vom 9. einen Bericht über die großen Manöver , welche am Tage zu= vor bei dieser Stadt stattfanden und denen der Kaiser nebst dem Prinzen Albert mit großem Gefolge, sowie auch der f. preuß. General von Wedel mit mehreren Offizieren beiwohnte. Die Truppen des 1. und 2. Corps formirten zwei Armeen. Die eine, welche der Kaiser commandirte, deckte Boulogne; die andere, unter den Befehlen des Generals Schramm, machte, bei der Unterstellung, daß sie vor Calais ankäme , eine Demonstration gegen die genannte Stadt. Die erstere Armee bestand aus zwei Infanteriedivisionen des zweiten Corps mit ihrer Artillerie und aus der Ca valeriedivision des Generals Grammont mit ihrer Batterie. Die zweite Armee bestand aus zwei Infanteriedivifionen des ersten Corps und aus der Division Reyau mit ihrer Artillerie. Am 7. hatten diese Truppen ihre Lager und Cantonni= rungen verlassen, um ihre Bivouac-Positionen in folgender Ordnung zu nehmen : Die Armee des Generals Schramm längs des Baches von Blazcourt , den rechten Flügel an Bernes , den linken Flügel gegen das Dorf Blazcourt gelehnt. Dieselbe batte in Reserve, eine zweite Linie bil dend, eine Infanteriebrigade und ein Jägerbataillon. Eine Cavaleriebrigade befand sich bei dem Dorfe d'Etienville, zu beiden Seiten des Baches ; die andere Brigade war nahe bei dem Dorfe d'Uzelot postirt. Die Artillerie dieser Armee, von der ein Theil ebenfalls in Reserve war, nahm die für die Vertheidigung der Zugänge geeignetsten Post tionen ein. Die Vorposten befanden sich vorwärts des Baches von Blazcourt. Die Armee des Kaisers hatte eine der ersteren Armee beinahe parallele Position gegenüber eingenommen , bei der indeffen der linke Flügel ein wenig versagt war; der rechte war gegen Hidrequent , der linke gegen Ledquent angelehnt. Sie war ebenfalls in einer Linie aufgestellt und hatte gleichfalls eine Infanteriebrigade und ein Jäger bataillon in Reserve. Ihre Cavalerie war vorwärts von Rinrent, längs des Baches , welcher Marquise vorbei in

das Slack fich ergießt, aufgestellt. Die Artillerie war an den für die Vertheidigung dieser Position geeignetsten Stellen placirt. Die Infanterie war in zwei Gliedern aufgestellt. Die im Centrum oder auf den Flügeln der Linie verwendeten Jägerbataillone waren in kleinen Abtheilungen hinter den Terrainabschnitten und Hindernissen postirt. Das Scheingefecht begann am 8. gegen 7 Uhr Mor gens nach der Ankunft des Kaisers . Der Kaiser, welcher dem Angriff des Generals Schramm zuvorkommen wollte, versuchte das Centrum der Position desselben zu durchbrechen. Da er dieß indessen nicht ver mochte, beabsichtigte er dieselbe zu umgehen indem er sei nen linken Flügel versagte und seinen rechten auf die Höhen von Landrethun vorschob. Während zu diesem Behuf der rechte Flügel die Höhen von Landrethun gewann , indem er der Straße folgte , welche Ferques passirt, ging der linke Flügel parallel der Straße von Calais vor. Nach dem die Armee des Kaisers auf den Höhen von Landre= thun angekommen war , wendete sich die Cavalerie rechts, um vor dem Orte Pihin zu deployiren. Während dieser Bewegung dehnte sich die Infanterie vorwärts des Ge= hölzes von Saint- Jnglevert mit dem linken Flügel gegen den Mont Couple aus. Die Armee des Generals Schramm zog sich zurück, indem fie immer eine zur großen Straße fast senkrechte Linie innehielt und auf allen Positionen anhielt, welche zum Widerstand günstig erschienen. 1 Nach diesen Bewegungen nahmen die beiden Armeen die Bivouacs wieder ein , welche sie am Morgen inne gehabt hatten. Am 9. begaben sich die Truppen wieder in ihre Lager und Cantonnirungen. 0. Am 19. August starb auf seinem Landgute Jouy-aur Arches , bei Meß , der bekannte General Henry Jos. Pairhans in einem Alter von 72 Jahren. Er war am 22. Januar 1783 zu Met geboren, erhielt seine Bil dung auf der polytechnischen Schule, trat zur Marine artillerie über und avancirte in der Folge bis zum General lieutenant. Bereits seit länger als dreißig Jahren hatte er verschiedene Schriften über die Einrichtungen der fran= zösischen Artillerie insbesondere der Marine-Artillerie und deren Verbesserung veröffentlicht (- Considérations sur l'artillerie - Nouvelle force maritime - force et faiblesse

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militaire de la France etc. - ) und war es ihm gelungen, ſeine Gründe geltend zu machen und seine Erfindungen in Credit zu bringen. Das von ihm vorgeschlagene, seinen Namen führende Geſchüß (80pfündiger Mörser mit kegel fömiger Kammer) kam zum erstenmale vor Antwerpen im Jahre 1832 zur Anwendung und leistete dort gute Dienste. Gegenwärtig findet dasselbe nicht allein für die Marine, sondern auch zur Küstenvertheidigung und theilweise zum Belagerungskriege bestimmt , schon vielfach praktische An wendung, auch im gegenwärtigen Kriege scheint es eine bedeutende Rolle spielen zu wollen . Paris , 7. Septbr. Einem Chemiker, Namens Blanche, ist es gelungen, eine Art griechischen Feuers zu componiren , das dem gregorianischen nichts nachgeben soll. Es wurden bereits befriedigende Versuche in dem benachbarten Dorfe Puteaur angestellt , und nun sollen deren in größerem Maßstabe vor dem Kaiser in Boulogne zur Ausführung kommen. Man verspricht sich viel von dieser neuen Erfindung.

Copie einer solchen auf diese Weise vor Kurzem aufge= stellten Tafel dürfte nicht ohne Interesse sein. Auszug aus dem Peskase des Chefs der Militärunter= richtsanstalten (bekanntlich der Großfürst Thronfolger) : „Der Director des ersten Cadettencorps, Generalmajor Lichonin , hat auf Grund des III. Theils , Artikel 924, Punkt 6 des Coder der Militärgefeße eine Copie der für den früheren Zögling dieses Corps , den in der Schlacht gefallenen Major Turtschanoffski, bestimmten Inschrift ge= liefert. Der Bataillonscommandeur des Eriwan'schen Carabinierregiments Meines Namens (Thronfolger Ca farewitsch), Major Jwan Turtschanoffski, ist am 19. No vember 1853 (a. St. ) , von 3 Kugeln durchbohrt , an der Spize des Bataillons, in der Schlacht gegen die Türken, auf den Höhen von Basch - Kadik - Lars , bei dem Sturm auf die feindliche Batterie , auf die er sich als der Erste nach dem Sturmgebet warf, gefallen ; sein letztes Comando wort war : „ Vorwärts , meine Kinder ! " In Folge dessen befehle ich , den Namen des genannten Stabsoffiziers auf die schwarze Marmortafel in die Kirche des ersten Cadet „ Alerander." tencorps einzugraben.

Großbritannien. T * Die Compagnie des elektrischen Telegraphen hat der Regierung neuerlichst ein sehr vollständiges und dabei äußerst tragbares Assortiment von Apparaten der elek trischen Telegraphie geliefert, welches im Felde verwendet werden kann. Diese Apparate, von welchen man sich großen Nußen verspricht, werden nach dem Orient gesendet. Zwei Wagen enthalten , ein jeder ein vollstän= diges Assortiment von Jnstrumenten, Batterien und elektri schen Apparaten sowie vorbereitete Drähte. In einem Augen blick können Communicationen auf eine Entfernung von 10-12 Meilen auf der Erde oder unter dem Wasser errichtet werden. Ein jeder Wagen wird mit 6 Pferden bespannt und hat eine Wache von Sappeuren und Mi neuren des Gentecorps , welche man in diesem Augenblick für diesen speciellen Dienst einübt ; bereits kennen diese Abtheilungen vollkommen die Signale. Die Mittel , die Drähte im unebenen Terrain zu befestigen und durch Sümpfe und Flüsse zu leiten , sind sehr sinnreich und die Instru mente außerordentlich tragbar. Dieses neue Hülfsmittel gestattet auch vom Ufer nach einer Escadre zu correspondiren. Ein Capitän Corwell hat London, 4. Septembr. vor einigen Tagen in den Surrey Gardens Versuche gezeigt, den Ballon zum Telegraphiren zu be nußen, und versichert in einem Schreiben an die Tages blätter, daß er durch seine Vorrichtung außerdem mit großer Sicherheit Recognoscirungen vornehmen könne xc. Rußland.

C Eine schöne Sitte und ein treffliches Mittel, die Jugend zu aufopfernden Kriegsthaten zu begeistern , ist die Ein grabung der Namen und Thaten der aus der Zahl der Zöglinge der militärischen Vorbildungsan= stalten in der Schlacht Gefallenen auf schwarze Marmortafeln , die in den Kirchen der betreffenden Erziehungsanstalten (jede derselben in Rußland hat ihre eigene Kirche) so gleichsam den Zöglingen täglich an dem ihnen heiligsten Orte vor Augen aufgestellt werden. Eine

Schweiz . Bern. Das von der Espertencommission ausgearbeitete Infanterie - Exercirreglement , bestehend aus der Soldaten- , Pelotons , Bataillons- und Brigadeſchule, ist vom Bundesrathe dahin genehmigt worden , daß es nun mehr noch den beiden Räthen zur Sanction vorzulegen ist, ein rein formeller Akt , der so wenig in die Wagschale fällt, daß es bereits in mehreren Cantonen schon seit diesem Frühjahre eingeübt wird und bis 1855 definitiv Wir verweisen be= den Recruten eingeimpft werden soll. züglich der detaillirteren Besprechung auf unsere 60 Mili n. tärischen Briefe aus der Schweiz ".

Berichtigung und Erklärung in Betreff des vierten Buches der zu Stuttgart erschie= nenen // Denkwürdigkeiten zur neuesten Schleswig Holsteinischen Geſchichte.“ (Fortseßung.) Die Kritik, welche Herr Lüders an seine Gefechts = schilderung knüpft, könnte gern auf sich beruhen bleiben, wenn er dieselbe nur nicht auf so völlig falsche Thatsachen stüßte. So sagt er unter anderem Seite 103 u. f.: 1 ) „fast die ganze dritte Brigade_ſei in kleine Trupps aufgelöst worden , um das Gefecht der Jäger zu unterstüßen ," 2) diese Jäger würden allein stark genug gewesen sein, um Oberstolk zu nehmen ," 3) man hätte das Dorfgefecht möglichst vermeiden und das Dorf dagegen von Nordwest und Nordost um= gehen müssen," 4) es wären 2 Compagnien des 9. und das ganze 10. Bataillon auf einem und demselben, noch dazu schmalen , Wege den Jägern in das bren= nende Dorf gefolgt," und dergleichen mehr. Alle diese Angaben wie Ansichten , vom Anfang bis

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zu Ende, sind durch und durch falsch und es scheint fast, als wäre der Berichterstatter des Herrn Lüders eben so weit vom Schlachtfelde entfernt gewesen, als dieser selbst ; denn nur hierdurch wäre die völlige Unkenntniß der That sachen, der Gefechtsverhältnisse und des Terrains, wie sie aus den genannten Aufstellungen hervorgeht , zu erklären. 1) Die angebliche Auflösung fast der ganzen Brigade in kleine Trupps ist völlig unbegründet. Zu dem ersten Angriffe auf das Dorf ward nur die Hälfte der dispo nibleu Infanterie , d. H. sechs Compagnien (nämlich das 5. Jägercorps und die 1. Abtheilung des 9. Bataillons) verwandt. Die ganze zweite Hälfte von gleicher Stärke

angenommenen günstigeren Terrainverhältnissen, hätte mei nem Angriffe das Ueberraschende genommen , worauf es hier aber gerade ankam. Der Weg, den ich in dem ungesäumten , unmittel= baren Angriffe auf Stolk einschlug , war der durch die gesunde Vernunft gebotene, überdem der denkbar einfachste und der , welcher die mehrsten Chancen für das Gelingen bot. Ueberdem endigt das gewonnene Resultat hier auch wohl jeden Streit über die Form , denn ich möchte den Herrn Lüders wohl fragen , wie es bei irgend einer , von ihm etwa beliebten Angriffsform , so schön sie hinterher am grünen Tisch immer ausgekugelt jein möchte , wohl möglich gewesen wäre , gegen einen so tapferen Feind ein schnelleres und glänzenderes Reſultat zu erzielen oder auch nur zu erdenken, wie es sich hier aus dem geraden An= griff auf Oberstolk ergab. Man lese nur den feindlichen Bericht und für jeden Unbefangenen wird dieß glänzende Resultat selbst dort , troß seiner Umhüllung , deutlich zu erkennen ſein. 4) Es ist völlig falsch , daß die beiden Compagnien des 9. Bataillons , sowie das ganze 10. Bataillon , auf einem und demselben, noch dazu schmalen , Wege den Jägern in das brennende Dorf gefolgt sein sollen, wie Herr Lüders angibt. Nicht einmal das 5. Jägercorps in sich schlug einen und denselben Weg ein , wie ich bereits gezeigt habez denn die erste Abtheilung drang links in und neben dem Dorfe vor , während die zweite Abtheilung den Weg nach der Mitte des Dorfes einschlug. Das 9. Ba = taillon folgte dieser letteren Abtheilung gleich von Hause aus als Soutien und nahm, von dem Momente des Ca = valerieangriffs an, das weitere Gefecht hier selbstständig auf. Von dem 10. Bataillon, welches ich später aus der Reserve vorholte, ging die zweite Abtheilung, unter Haupt mann v. Lupinski, gleich links gegen die äußerste linke Häuserreihe und die seitwärts liegenden Knicks , vor, während die 1. Compagnie ( Döring) sich östlich wandte und nur die 2. (Blauel) auf demselben Wege in's Dorf drang , den auch das 9. Bataillon ein= geschlagen hatte. Wie schmal die Wege übrigens gewesen find , möge daraus zu entnehmen sein, daß unter anderem das 9. Bataillon auf dem Hauptdorfwege in der Forma tion zu Halbzügen vordrang und auch so den Angriff der feindlichen Cavalerie empfing. Nach dem, mir noch vor= liegenden , Rapporte dieses Bataillons von jenem Tage war dasselbe aber 102! Gemeine, incl. Offizierdiener, zum Gefechte stark, wonach nach Abrechnung dieser Lezteren ungefähr 1000 Mann für das Gefecht verblieben. Dieß beträgt für den Halbzug circa 62 Mann, oder, zu 2 Mann hoch, 31 Rotten . Wenn nun Herr Lüders einen Weg, auf welchem man in einer Fronte von 31 Rotten vor rückte , einen „schmalen" zu nennen beliebt , so habe ich zwar nichts gegen diese Bezeichnung einzuwenden, ich möchte dann aber wohl wissen, welche Breite er für seine „brei= ten" Wege in Anspruch nimmt. Der Herr Lüders gibt sich S. 104 und 105 seines Werkes alle Mühe , es auf's Neue in Frage zu stellen, ob der Major Wynecken den unseligen Befehl zum Rück zuge mir persönlich oder nur meinem Adjutanten v . Wangen= heim zur weiteren Bestellung überbracht habe. Lezteres

(nämlich das ganze 10. Bataillon und die 1. Abtheilung des 11. Bataillons) verblieb in geschlossener Reserve dies seits des Dorfes. Erst später, als das Gefecht im Dorfe immer verzweifelter und in seinem Resultate sogar unge wiffer wurde, nahm ich von dieser Reserve noch das 10. Bataillon zu einem Hauptstoße vor und machte so Die ganze übrige Reserve dem Streite hier ein Ende. (zwischen 5 bis 600 Mann des 11. Bataillons) blieb während des ganzen Dorfgefechtes unangebrochen und ge= schlossen diesseits Stolk stehen. 2) Wenn der Herr Auditeur Lüders wirklich glaubt, daß das Jägercorps allein ausreichend gewesen sein würde, um ganz Stolk zu nehmen, so ist er auf einem gewaltigen Holzwege. Einem Jeden , der das Gefecht mitgemacht hat , kann diese Behauptung nur ein Lächeln abgewinnen und meine Jäger selbst , denen er eine so heroische Rolle zutheilt , werden hiervon keine Ausnahme machen. That= fache ist , daß nicht einmal die Jäger im Verein mit den beiden Compagnien des 9. Bataillons , troß aller_An= strengung , aller bewiesenen Tapferkeit und alles Blut vergießens, im Stande waren , Stolk vollständig zu nehmen , sondern , daß ich erst unter Zuhülfnahme des ganzen 10. Bataillons den Feind aus diesem Dorfe völlig verdrängen konnte. 3) Auch die Aufstellung des Herrn Lüders , daß man das Dorfgefecht möglichst habe vermeiden und das Dorf dagegen von Nordwest und Nordost umgehen müssen , be= weist es deutlich , daß er , sammt seinem anonymen Be= richterstatter, von den Gefechtsverhältnissen und dem Ter rain nichts weiß, überhaupt von der Sache nichts versteht. In einem solchen Terrain, wie das dortige, und unter folchen Verhältnissen , wie die damaligen , wäre eine Um= gehung mit Massen ein baarer Unsinn gewesen. Statt eines fräftigen , unverhofften Stoßes , der allein nur hier nüßen konnte, wäre aus meinem Angriffe ein langweiliges Verwickeln und Verheddern in und zwischen den Knicks ohne Ein- und Ausgänge geworden , welches, bei der unmittelbaren Nähe des Feindes und bei der Jugend und Unerfahrenheit der Truppe , nie zu einem glücklichen , wohl aber sehr leicht , und sogar sehr wahr scheinlich , zu einem höchst unglücklichen Resultate geführt haben würde. Besonders aber würde es den Feind freudig überrascht und zur Heiterkeit gestimmt haben , wenn er mich auf der Westseite des Dorfes , gerade da , wo er vermöge des Terrains seine stärkste Position hatte , wenn er mich hier , zwischen Knicks und Sümpfen umherirrend, gegen sich langsam hätte heranwickeln sehen. Mit einem Worte : jede weitläuftige gelehrte Umgehung , sogar unter

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ist jedoch entschiedenste Thatsache ; ich kann es nicht allein, auf Grund eigenen Wissens , wiederholt auf das Be= stimmteste versichern , sondern durch den sehr detaillirten desfallsigen schriftlichen Bericht des Hauptmanns v . Wangen heim selbst belegen. Derselbe gibt es genau an , wo der Major Wynecken ihn traf; welchen , den Rückzug betreffenden Auftrag dieser ihm zur Ueber bringung an mich ertheilte; auf welchem Punkte in der Gefechtslinie er mir darauf die Bestellung überbrachte; welche kurz angebundene zornige, den mir zugemutheten Rückzug von der Hand weisende, Antwort ich ihm wörtlich ertheilte u.s. w., so daß bei Niemandem , der nicht mit Gewalt zweifeln will, noch irgend eine Ungewißheit hierüber obwalten kann. Wie an anderen Orten , beruft sich Herr Lüders auch hier wieder auf die schwankenden Angaben von Augen= zeugen , die in dem vorliegenden Falle ganz offenbar, wie so häufig Zeit und Ort verwechseln. Am bezeichnendsten hierbei ist aber die Berufung des Herrn Lüders auf eine desfallsige Mittheilung des Haupt= manns Grunewald vom Stabe des Generalcommandos, welcher jedoch nicht ein einzigesmal auf dem Schlachtfelde der 3. Brigade bei Oberstolk ge= wesen ist , aus eigener Anschauung von dort her also auch nicht das Mindeste wissen konnte. Únd dergleichen Erzählungen erlaubt sich Herr Lüders , den amt= lichen und pflichtmäßigen Berichten der Behörden entgegen= zusetzen! Der Herr Lüders gibt ferner , S. 107 , an , daß er die ganze Darstellung des Gefechtes der 3. Brigade zc. nach Mittheilungen zuverlässiger Augenzeugen aus meiner nächsten Umgebung gebracht habe. Ich weiß nun zwar nicht , wie weit Herr Lüders den Begriff von nächster Umgebung" ausdehnt , da es ihm nicht beliebt hat , die Namen seiner Berichterstatter zu nennen. So viel steht aber fest und kann einem Jeden , der 3 wünscht, von mir vor Augen gelegt werden , daß sämmtliche an jenem Tage zu meiner Um gebung gehörenden Offiziere sich feierlichst bei mir dagegen verwahren , dem Herrn Lüders über haupt jemals irgend welche Nachrichten über Thatsachen oder über meine Person geliefert zu haben. Mit wahrer Entrüstung und Empörung aber erheben sie sich gegen beides , bezüglich der von Herrn Lüders auf ihre Rechnung gesezten Erzählungen vom Tage der Jdstedter Schlacht her. (Schluß folgt.)

die Allerhöchste Genehmigung S. Maj. des Königs erhalten. Die Kriegsverpflegungsetats der mobilen und die Verpflegungsetats der immobilen Behörden und Truppen sollen danach künftig besondere von den Friedensetats unabhängige Etats sein und mit dem Augen= blicke der Mobilmachung in Wirksamkeit treten. Das Reglement enthält in 5 Abschnitten und 38 Beilagen alle auf das Kriegsverhältnks Bezug habende Bestimmungen in folgender Ordnung. Erster Abschnitt. Algemeine Bestimmungen über Mobilmachung und Kriegsformation , über Kriegszustand und Demobi: machung. Zweiter Abschnitt. Bestimmungen über die Kriegsausrüftungs gelder. Titel I. Ausrüftungsgegenstände. Titel II. Gewährung und Rückgewährung der Ausrüftungsgegenstände für Offiziere und Beamte. Dritter Abschnitt. Bestimmungen über die laufenden Compe tenzen. Titel I. Gehalt, Löhnung und Zulage. 1 ) Gehalt und Löhnung nung im Allgemeinen. 2) Gehalt und Löbnung in besonderen Verhältnissen. 3) Gehalts- und Löhnungsabzüge. 4) 3u lagen. Titel II. Etatsfonds. Im Allgemeinen. Allgemeine Unkosten. gelder. Waffen Zustandhaltungsfonds . Hufbeschlags- und Pferdearzneifonds. Büreaugeld. Titel III. Extraordinäre Ausgaben. 1 ) Communion-Unkosten. 2) Kosten für Kaſſenkaften , Dienftfiegel. 3) Extraordinäre Kosten für Arreſtaten und Deserteure. 4) Besondere Kosten für den Verkauf von Mobilmachungspferden und bei der Ausrangirung von Dienstpferden. 5) Gerichtliche Koften. 6) Mandatariengebühren. 7) Bekanntmachungskosten . 8) Kund schafterkoften. Bierter Abschnitt. Außerordentliche Bewilligungen. Titel I. Unterstüßungen und Vorschüffe für Offiziere , Beamte und Unterbeamte. Titel II. Familienunterstüßungen. Titel III. Bewilligungen zur Erleichterung des Uebergangs in das Friedensverhältniß. Titel IV. Besoldung der Rechnungsleger. Titel V. Remunerirung der Hülfearbeiter bei den Intendanturen. Titel VI. Bewilligungen an Offiziere und Beamte , welche in feindliche Kriegsgefangenschaft gerathen. Titel VII. Verpflegung feindlicher Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften , Beamten und Unterbeamten in der Kriegs gefangenschaft. Fünfter Abschnitt. Bestimmuugen über das Etats- , Kaſſen-, Zahlungs-, Liquidations- und Rechnungswesen. Titel I. Etats und Kaffenwesen . 1) Mobilmachungsetat, 2) Kriegsjahresetat , 3) General - Kriegskaffe , 4) Corpse Kriegskaffe , 5 ) Kaffen der Truppen und Adminiſtrationen, 6) Geschäftsreffort der Feldintendanturen. Titel II. Zahlungswesen. 1) Allgemeine Zahlungsgrundsäße, 2) Soldbücher , 3) Abrechnungsbücher , 4) Namentliches Löhnungsbuch , 5) Löhnungsberechnungen , 6) Familienzah lungen, 7) Rückstandszahlungen , 8) Zahlung der Civil gehälter. Titel III. Liquidationswesen. 1) Höbere Commandobehörden, 2) Truppentheile und Administrationen. Titel IV. Rechnungswesen. Im Algemeinen. Etatsfonds. Titel V. Aufbewahrung der Rechnungsbelege und Bücher. Der Anhang zu diesem Reglement enthält in zwei Haupt theilen die Bestimmungen über die immobilen Truppen , Militär behörden und Adminiftrationen und der Verpflegung der Kriegs Erfaß-Transporte. Der immobile Theil der Armee wird im Au gemeinen nach dem Friedens- Geld- Verpflegungs - Reglement und nach den anderweitigen Friedensbestimmungen verpflegt ; wegen den außer ordentlichen Verhältnissen eines Kriegszustandes find dabei jedoch die in dem ersten Theile des Anhangs enthaltenen Bestimmungen zu beobachten. A.

Literatur. Reglement über die Geld - Verpflegung der Armee im Kriege. 8. Berlin , 1854. Mittlers Sortiments buchhandlung (A. Bath) . (XII , 156 , 104 u . 60 S.) Das für die k. preußische Armee verfaßte Reglement über die Geldverpflegung der Armee im Kriege hat unterm 8. Juni d. 3.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

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Militär - Zeitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien, 10. Septbr. Mit dem Tode des Feldmar schalls Baron v. Wimpffen dürfte, wie man hört, die t. t. Arcierengarde , deren Capitän er war, eine Reorganisation erfahren , die schon seit Jahren bean= tragt war und bisher nur verschoben blieb. - Sicherem Vernehmen nach werden in Oesterreich sämmtliche Inva= lidenanstalten aufgehoben werden. Die invaliden Krieger werden den zugehörigen Gemeinden zur Verpfle= gung übergeben , welche die entfallenden Beträge für deren. Erhaltung aus den Staatskaffen beziehen werden. Das betreffende Gesez soll zugleich mit dem neuen Gemeinde gesetz, deffen Publication in baldiger Aussicht steht, kund gemacht werden. Auch die Errichtung von fünf neuen Jägerbataillonen soll nun definitiv beschlossen und die Vermehrung der leichten Cavalerieregi= menter wahrscheinlich sein.

16 Cent. , ein Oberarzt 2c. 75 Fr., ein Unterarzt 50 Fr., ein Wundarzt 29 Fr. 16 Gent. Die Betreffenden haben Wohnung und Beköstigung aus ihren Mitteln zu be= streiten. Ein Feldwebel , Unteroffizier 2c. erhält täglich 36 Cent., ein Corporal 26 Cent., ein Soldat 181 Cent. nebst einer Ration Brod und Heizung.

Schweiz.

Die beiden Truppenzusammenziehungen , welche die Schweizer Finanzmänner und sonstigen Oekonomen so sehr in Harnisch jagten, werden nun nächstens stattfinden. Bereits find für die der Ostschweiz der Obrist Bourgeois, für die der Westschweiz Obrist Bontems zu Commandanten erwählt und die Zeit des Zusammenzugs auf den 22. Sep tember bestimmt. Obristlieutenant Hofstetter, der sich in der Schweiz durch seine militärischen Vorlesungen und im Auslande durch sein Tagebuch aus Italien" einen Namen erworben , wird an dem legteren theilnehmen . Man ver Württemberg. spricht sehr viel von dieſen militärischen Schauspielen , die jedenfalls mehr für die Commandeure, als für die Unter Stuttgart, 11. Septbr. Die Herbstübungen der gebenen von Nußen sein werden. Wir werden seiner Zeit hiesigen Besagung wurden in den lezten Wochen mit ausführlich darüber berichten. Die eidgenössische großem Eifer betrieben. Brigadeerercitien bei Vaihingen Centralschule in Thun wird diesesmal 1200 Mann und Feuerbach , Felddienstübungen in der ganzen Um (Cadres ) stark sein. Der tüchtige Obrist Zimmerli ist Com gebung wechselten mit einander ab. Bei Degerloch lagerten mandant und sind ihm die Cadres von 6 Bataillonen Jn= wieder , wie vor zwei Jahren , mehrere Regimenter; heute fanterie in 3 Brigaden (das Ganze als eine Division figu= rirend) untergeben (Bern stellt 2 , Luzern 1 , Aargau 1, ist größeres Feldmanöver ebendaselbst. Die große Sorg falt , welche von den Behörden auf das Sanitätswesen Schwyz 1 und Teffin 1 ), ferner noch ein Geniestab, ein verwendet wird, hat bis jest bewirkt, daß der Gesund Artillerieſtab , ein Cavalerie- und ein Scharfschüßenstab. heitszustand unseres Militärs ungeachtet der mannichfachen Wir werden an einem anderen Orte Mehreres über die Thuner Centralschule zu sprechen haben. - Von der Anstrengungen ein vortrefflicher geblieben ist. Direction des Materiellen des eidgenössischen Kriegsrathes ist ein Circular an die Cantone ergangen, frankreich). wonach den Arsenaladministrationen die Weisung ertheilt C Paris, 14. Septbr. Hinsichtlich der russischen Kriegs wird , daß die blinden oder Erercirpatronen für gefangenen sind folgende Soldbestimmungen getroffen wor= Gewehre und Pistolen wenigstens Pfd. Pulver zu ent= den : Monatlich erhält ein Generallieutenant 250 Fr., ein halten hätten und daß deren Preis das Tausend à 15 Fs. Generalmajor oder Militärintendant 166 Fr. 66 Cent., 50 68. (7 fl. 14 kr. rhein.) festzuseßen set ; für die noch ein Oberst 100 Fr., ein Oberstlieutenant 83 Fr. 33 Cent., vorräthigen, welche schwächer als 70 sind, soll der Preis ein Major 75 Fr. , ein Hauptmann 50 Fr. , ein Ober sein das Tausend à 14 F8. 70 C8. Nach Appenzell lieutenant 37 Fr. 50 Cent. , ein Unterlieutenant 29 Fr. und St. Gallen kamen Briefe von Neapel, welche die

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Verheerungen der Cholera in den Schweizer regimentern als furchtbar ſchildern. Die Briefe, welche die einzelnen Soldaten an ihre Angehörigen schreiben, werden vorher durchlesen, indem man nicht will, daß solche im Auslande einen schlimmen Eindruck machen. Von dem zweiten Schweigerregiment ist die Hälfte im Spital della larco lazzeroni und ein Drittel ist bereits vom Tode da= hingerafft. Die Offiziere scheinen dadurch auch besonders stark zusammengeschmolzen, man nannte uns eine ganze ――――― n. Reihe , die bereits ein Opfer derselben wurden.

aber auch militärische Durchbildung und Erfahrung. Wie sehr alle diese Erfordernisse dem Herrn Lüders aber ab gehen, zeigt er abermals durch seine in Rede stehende Kritik, wie aus Folgendem zu entnehmen ist : Als mir das Durchschlagen durch das Gryder Holz geglückt war und ich die Defiléen hinter demselben glück lich passirt hatte, erhielt ich vom Generalcommando den ausdrücklichen Befehl , die Vertheidigung dieser Defiléen zu übernehmen. Dieß kann von mir noch ganz besonders durch den Specialbericht der 4. Bri gade , in welchem dieses Umstandes ausdrücklicher Erwäh nung geschicht, sowie durch eine sich darüber ebenfalls äußernde schriftliche Mittheilung meines Stabschefs , des Hauptmanns v. Krohn , dargethan werden. Ich mußte also dort bleiben , wo es dem Herrn Lüders mißfällig ist. Wenn ich diesen Befehl des commandirenden Generals aber auch nicht erhalten hätte, so würde ich, wie ich aus drücklich erkläre, auf eigene Faust dennoch dort geblieben sein, und zwar, weil dieß die dringendste Nothwendig= keit war. Der Zustand , den ich hinter den bezeichneten Defiléen antraf, war nämlich ein im höchsten Grade desolater. Nur einzelne Trümmer verschiedener_Truppentheile, namentlich der 4. Brigade , unter dem Oberfilieutenant v. Grotthuß, waren zu ihrer Vertheidigung vorhanden; der Feind drängte mit großer Uebermacht und aller Ge = walt nach und wäre es ihm gelungen, hier durchzudringen, so war die Armee gesprengt und die Schlacht von Jdstedt eine eben so eklatant wirklich verlorene Schlacht geworden , wie sie später nur eine in der Ein bildung verlorene ward. Es war also hier ein langes Besinnen nicht vonnöthen ; ich mußte aus den allerdringendsten Nothwendigkeits gründen an den Defileen verbleiben, nicht allein, um dem Feinde hier das so gefährliche Nachdringen zu verwehren, sondern auch , um Einheit in das Commando zu bringen, und endlich , weil es mir befohlen war. Nicht immer bei dem größten Haufen, wie Herr Lüders zu glauben scheint, sondern auf dem Flecken der größten Gefahr, ist in der Schlacht der richtige Plaß für den Befehlshaber. Ueberdem ließ ich durch den Hauptmann v. Krohn

Berichtigung und Erklärung in Betreff des vierten Buches der zu Stuttgart erschie nenen ,,Denkwürdigkeiten zur neuesten Schleswig Holsteinischen Geschichte."

(Schluß. ) Was nun die sehr oberflächliche Schilderung der Be wegung von Oberstolk aus gegen das Gryder Holz, so wie des Durchschlagens durch den dort aufgestellten Feind anbetrifft , welcher lettere Act von Herrn Lüders fast so dargestellt wird , als sei derselbe nur durch die Ungeduld der Leute unwillkürlich herbeigeführt worden , so will ich hiergegen nur einfach bemerken , daß ich noch während des Gefechtes auf dem Feld von Stolk (nicht aber erst einige 100 Schritte vor dem Holze selbst, wie Herr Lüders meint), daß ich in demselben Augen blicke , wo ein schleuniger Abzug durch das un vermuthet stattgehabte Zerreißen der Brigade nothwendig geworden war, dem Major v. Hagen des 9. Bataillons sogleich die nöthigen und be timmten Weisungen zum Durchschlagen durch das Gryder Holz ertheilte und daß die hierfür nöthige Bewegung auch ohne allen Verzug und ohne jede spätere Pause sogleich ausgeführt wurde.

Auch hierfür kann ich , außer meinem eigenen persön lichen Wissen , eine schriftliche Mittheilung des Majors v. Hagen als Beweis anführen , in welcher er dieses Um standes ausdrücklich erwähnt. Der Major v. Hagen com= mandirte nämlich unter mir die sämmtlichen gemischten noch möglichst viele Hülfe von Gyldenholm herbeihelen Detachements der Brigade , welche sich in dem Augenblicke und erhielt von dort noch weitere 5 Compagnien . Hier= durch hatte ich fast die volle Hälfte meiner Brigade hinter der bezeichneten Krisis des Gefechtes gerade um meine den Defiléen versammelt und hiermit, im Verein mit den Person befanden und durch deren unübertreffliche Haltung und Tüchtigkeit es allein gelang , durch den weit über erwähnten einzelnen Theilen der 4. Brigade , gelang es legenen Feind , der mir im Gryder Holze den Paß ver denn auch , den Feind zurückzuhalten. Ein besonderes Verdienst erwarb sich hierbei der mehr legt hatte , hindurchzudringen. Ueber den Langsee zu= genannte Major v. Hagen, durch welchen ich den nach rückzugeben , ist mir nie in den Sinn gekommen. Herr Lüders erlaubt ſich endlich , Seite 109, das sehr drängenden Feind, um ihn in seinen Angriffsbewegungen zu voreilige Urtheil , daß ich nach dem Durchschlagen durch irritiren, zu drei verschiedenenmalen selbst angreifen ließ. das Gryder Holz zu dem größeren Theil meiner Brigade Alle diese genannten Umstände, sowie die ihnen anzn = bei Gyldenholm hätte zurückkehren müſſen , anstatt_mit_passenden militärischen Grundsäße sind also dem Herrn wenigen hundert Mann bei der 4. Brigade im Katharinen- Lüders völlig unbekannt geweſen ; und dennoch erlaubt er holze zu bleiben 2c. fich , wohl abermals auf die Erzählungen sogenannter Augenzeugen hin ein so absprechendes Urtheil ! — Zur Abgabe eines solchen Urtheils , wie überhaupt einer militärischen Kritik, gehören vor allen Dingen Kennt= Sämmtliche vorstehenden Berichtigungen , nur weiter niß der Thatsachen und der Gefechtsverhältnisse , dann ausgeführt und mit noch mehreren Hinzufügungen ver=

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Literatur. c Ueber Organisation des Feld - Lazareth= Wesens und von Transport - Compagnieen Von Dr. A. L. Richter, für Verwundete . Generalarzt des Königl. Preuß. 8. Armeecorps, Ritter des Königl. Preuß. rothen Adler = Ordens dritter Klaffe mit der Schleife , Commandeur des Großherzogl. Badischen Ordens vom Zähringer Löwen, Mitgliede von Akademieen und Gesellschaften für Natur- und Heilkunde des In- und Auslandes. gr. 8. Bonn, 1854. Bei Adolph Marcus. (VI u. 106 S.) Der Zweck dieser Schrift, womit der als großer Re formator des Militär- Sanitätswesens rühmlichst bekannte Verfasser das fünfzigjährige Dienstjubiläum Sr. Ercellenz des Generallieutenants und commandirenden Generals des königl. preuß. 8. Armeecorps , Herrn von Hirschfeld be= grüßt, ist, wie aus dem Vorworte hervorgeht , eine ge= schichtliche Darstellung der Feld -Lazarethanstalten der königl. preuß . Armee zu geben , um aus deren Wirksamkeit nach hundertjährigen Erfahrungen diejenigen Normen zu errui ren , welche für die Organisation des Feld- Lazarethwesens zukünftig maßgebend sein dürften. Das reichhaltige Material zu dieser literarischen Novität ist, ihrem Titel entsprechend , in zwei Abtheilungen ver arbeitet worden , wovon die erste über Organisation des Feld-Lazarethwesens , die zweite über die von Transport= Compagnieen für Verwundete handelt. Nach einer kurzen Einleitung , worin uns der hoch geehrte Verfasser die Schauder erregende , durch mangel= hafte Heilpflege verschuldete Mißhandlung der nach der ewig denkwürdigen Völkerschlacht bei Leipzig gefallenen 20,000 verwundeten Krieger, unter Abdruck des Berichtes des Professors Reil an den Staatsminister v. Stein als ein warnendes Beispiel in das Gedächtniß zurückruft, ent= wickelt derselbe in den nächstfolgenden Bogen dieser ersten Abtheilung die vieles Interesse darbietende Geschichte des königl. preuß. Kriegs - Sanitätswesens . Schon zu den Zeiten Kurfürsts Friedrich Wilhelm (1657) sehen wir einige Fürsorge für die Erkrankten und Verwundeten getroffen , eben so ähnliche Anordnungen unter den nachfolgenden Regenten ( 1689 , 1712 , 1722). Erst im siebenjährigen Kriege ( 1756) wurden besonders organisirte Feldlazarethe errichtet und in stehende (Haupt= lazarethe) und fahrende (Ambulants) unterschieden, deren unvollkommene Einrichtungen man in dem bayerischen Erb folgekriege ( 1778) dadurch zu beseitigen hoffte , daß an 1286 Lazarethbeamte beschafft wurden. Allein die große Anzahl dieses , einen ungewöhnlich reichlich zu nennenden Besoldungsetat veranlassenden Personals vermochte die Mängel richt aufzuheben , welche in dem beschränkten Wissen derselben und in den schlechten ökonomischen Ein richtungen ihren Grund und zur Folge hatte, daß von 28,922 Behandelten 5459 größtentheils am Faulfieber und an der Ruhr starben , die ganze Organisation somit ihren Zweck gänzlich verfehlte. Friedrich Wilhelm II ., von der Mangelhaftigkeit dieser Anstalten überzeugt , erließ 1787, bei der Absicht, eine Armee nach den Niederlanden zu

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ſehen, habe ich dem Herrn Lüders zugehen lassen und ihm dabei bemerkt, daß, obwohl ich nicht gesonnen sei , mich mit ihm in einen Federkrieg einzulaffen (den ich über haupt hiermit ein für allemal von der Hand weise) , ich die gerugten offenbaren Unrichtigkeiten seines Werkes jedoch keineswegs auf sich beruhen laffen könne , sondern jeden= falls irgend eine Reparation beanspruche. Die inzwischen erfolgte Abreise des Herrn Lüders nach Amerika und die Unterstellung der Möglichkeit, daß auch ich vielleicht nicht lange mehr in der Nähe verweilen möchte, veranlassen mich , gegen meine frühere Absicht, zu einer Veröffentlichung des Gegenwärtigen noch vor der Rückaußerung des Herrn Lüders. Obwohl ich nun allerdings der Ansicht bin , daß über die ganze traurige Angelegenheit bereits zur Genüge, wohl schon zu viel , geschrieben ist und völliges Schweigen über fie das Beste wäre, so kann ich es andererseits doch nicht zugeben , daß diese , ohnehin schon so betrübende , Sache durch vorgebrachte Unrichtigkeiten noch mehr entstellt werde. Als Kritiker des ganzen Lüders'schen Werkes aufzu treten , fühle ich mich aber nicht bernfen ; ich habe nur einige der eklatantesten Punkte hervorheben wollen , welche zur Charakterisirung desselben dienen mögen und dazu diejenigen gewählt, zu deren Widerlegung mir , wegen meiner damaligen Stellung in der schleswig -Holsteinischen Armee und rücksichtlich des in der Schlacht von Jdstedt geführten Commandos, die besten Mittel zu Gebote stehen. Meine im Jahre 1852 bei Mittler in Berlin erschienene Schrift die Schlacht von Jdstedt" habe ich lediglich als einen , vermöge meiner in der Armee innegehabten Stel lung mir obliegenden , der Deffentlichkeit schuldigen Rap port betrachtet und deshalb auch nichts darin aufgenommeu, was nicht durch amtliche und pflichtmäßige Berichte voll ständig belegt werden kann. Dieses Umstandes muß Dieses Umstandes muß ich ich rückſichtlich mehrerer Abweichungen des Lüder'ſchen Werkes hier nochmals besonderer Erwähnung thun. Zu jenem öffentlichen Rapporte über die Schlacht von Jdstedt veranlaßte mich ―――― wie ich dieß auch in der Schrift jelbft erwähnte ganz besonders aber der Umstand, daß mein Vorgänger im Generalcommando es unterlassen hatte, einen solchen umfaffenden Bericht, welcher dem erschienenen dänischen Rapporte hätte entgegengehalten werden können, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Nach dem Erscheinen des Lüders'schen Werkes habe ich meinen erwähnten , bei Mittler erschienenen Bericht noch mals auf das Genaueste und Gewissenhafteste geprüft und mit den amtlichen Quellen verglichen. Nichts habe ich gefunden , was zu ändern wäre, nichts , was durch die vorhandenen Specialberichte nicht vollständig belegt werden könnte. Deßhalb fühle ich mich , gegenüber dem Werke des Auditeurs Lüders, veranlaßt, die völlige Authenticität jenes meines Berichtes über die Schlacht von Jöstedt hier durch nochmals auf das Bestimmteste zu erklären. Braunschweig im August 1854. Frhr. v . d. Horst , Generalmajor a. D.

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senden, ein Feldlazareth - Reglement, welches zwar gleichsam den Typus zu allen folgenden Reglements für die Friedens und Feldlazarethe bildete , aber keineswegs die gehofften günstigen Erfolge bewirkte , indem dieselben an den be schränkten Mitteln , an der bisherigen mangelhaften Dekonomieführung , insbesondere an dem ungebildeten, keine Achtung genießenden Heilpersonale , sowie an der Schwerfälligkeit der ambulirenden Lazarethe , gegenüber den besser organisirten französischen scheitern mußten, welche Mängel selbst noch in der Rhein- Campagne ( 1792-1795), wo die Hülfleistungen auf dem Schlachtfelde_faſt_aus= schließlich den regimentirten Wundärzten überlassen waren, während nun ein fliegendes Lazareth bestand, sich in einer betrübenden Weise fühlbar machten. Ueber ein Jahrzehnt war nun entschwunden , ohne dem Feld-Lazarethwesen irgend welche Verbesserung zugewendet zu haben, bis nach dem Frieden von Tilsit ( 1807) die erste zweckmäßige Ver änderung damit in's Leben trat , daß man die alleinige Leitung und Verantwortlichkeit einem ärztlichen ,,Dirigenten" übertrug , indem man anerkannte, wie über Kranke nur allein der Arzt , ohne Einspruch anderer Behörden , be fehlen müsse , lettere bloß dessen Beigeordnete, deffen Mittel zur Erreichung des Zweckes sein müßten. In dieser Periode ragen zwei Männer, der Generalstabschirurgus Dr. Görcke und der Generalkriegscommissär von Ribben= trop hervor, wovon der erstere zum Chef des gesammten Militär-Medicinalwesens im Frieden und Kriege ernannt, der leztere ihm zum Beirathe beigegeben wurde ; Männer, deren unter den rühmlichsten Schilderungen ihrer ausge zeichneten Kenntnisse , Thatkraft und ihres collegialischen Zusammenwirkens in einer ehrenvollen Weise gedacht wird. Obschon nun das Reglement von 1787 factisch nicht auf gehoben war, vielmehr Manches noch nach diesem aus geführt wurde, so erschienen zur Beseitigung der vielfach erkannten Mängel in den Jahren 1809-1812 von Görcke und Ribbentrop einzelne Instructionen , selbst königliche Ordres , welche innerhalb den Jahren 1812-1815 noch vermehrt wurden und den damaligen Zuständen auch an= gemessen schienen. Die damals aus 42,000 Mann be standene preußische Armee erhielt sechs „fliegende“ Lazarethe und drei Hauptlazarethe, die ersteren jedes für 200 , die legteren jedes für 1200, im Ganzen also für die Behand lung von 4800 Kranken , wobei die 1809 erlassenen In Atructionen für Aerzte und Beamte als Norm dienten und die, unter weiterer Vervollständigung für das Dekonomie personal , in dem Feldzuge nach Rußland ( 1812) , wo das preußische Hülfscorps (20,000 Mann) mit drei flie genden und anderthalb Hauptlazarethen versehen war, bei= behalten wurden. Wenn nun zwar die seitherigen Ein

greifende Maßregeln erforderte, nicht mehr aus, und man sah sich in die Nothwendigkeit verseßt, neben den vor handenen Feldlazarethen , in allen von den preußischen Truppen beseßten Ländern Provinziallazarethe zu errichten , welchen sich Wohlthätigkeits -Frauenvereine an= schlossen. Es bestanden 124 solcher Provinziallazarethe, drei Hauptfeldlazarethe für 3600, neun fliegende für 1800, ein Hauptreserve-Feldlazareth für 3000 Kranke und noch zwei mobile Abtheilungen desselben , welche in's Gesammt die Beschaffung von etwa 3000 Aerzten erforderlich machte. Diese scheinbar große Anzahl von Heilanstalten versank in dem noch größeren Bedürfnisse , da nach der Schlacht von Leipzig die Zahl der Kranken rasch auf 40,000 Mann gestiegen war und die Feldlazarethe den Truppen nach dem Rheine folgen_mußten. *) Der deutsche Patriotismus half indeß die große Noth besiegen , indem außer Errich tung jener Provinziallazarethe , Civil- und Militärbospi täler, C.fernen , Kirchen , Klöster u. s. w. zum Unter bringen der Kranken dienten , um die Ueberfüllung der Lazarethe zu verhindern, bis nach der Einnahme von Paris ( 1814) Evacuationslinien für die Lazarethe der Alliirten organisirt wurden , auf welchen die Kranken zurückgesandt und hierdurch die temporär errichteten Lazarethe allmälig aufgehoben werden konnten. Bei dem Eintritte des zweiten Feldzuges gegen Frank reich ( 1815) war die preußische Armee hinsichtlich der Organisation ihrer Feldlazarethanstalten unvorbereitet ; denn es waren die meisten Feldlazarethe aufgelöst , der größte Theil des ärztlichen Personals entlassen. Bei den Schlachten vom 15. bis 18. Juni scheinen fliegende Laza rethe , mit Ausnahme der Nr. 11 (am 16. Juni) nicht gegenwärtig gewesen zu ſein und die Hülfe bei dem preuß. Heere sich auf die regimentirten Aerzte beschränkt zu haben. Es bestanden nach Beendigung dieses Feldzuges neun Hauptfeldlazarethe (einschließlich zweier Reservelazarethe) und vierundzwanzig fliegende (einschließlich vier zur Re serve gehörigen) , welche eine Evacuirung rückwärts bis nach dem Rheine hin zuließen. Die im Anfange dieser Campagne stattgefundene mangelhafte Hülfleistung schreibt Verf. der Säumniß der Militär- und Verwaltungsbe hörden zu , während er die Thätigkeit und den Muth der Militärärzte (wovon der zehnte als Opfer fiel) rühmend hervorhebt. Hierauf gibt derselbe einen numerischen Nach weis über das Mortalitätsverhältniß in den beiden Be freiungskriegen und zwar des von 1814, wo praeter propter der neunte Mann gestorben sei , des von 1815, wo von 16,954 in den Lazarethen Behandelten 3 Procent starben , und schließt die Geschichte des Kriegsheilwesens mit den Feldzügen neuerer Zeit in Schleswig, Baden und Polen , worüber die Ergebnisse für den Zweck der vor liegenden Schrift indifferent erscheinen. (Fortseßung folgt. )

richtungen und Anordnungen den damaligen Anforderungen entsprachen , so geschah dieß doch vorzugsweise durch die raftlose Thätigkeit der damaligen Dirigenten , der beiden Generalchirurgen Dr. Völze und Dr. Büttner, sowie der des Generalkriegscommissärs von Ribbentrop ; sie reichten indeß bei der Erhebung Preußens ( 1813) , wo die Aus stattung der 80,000 und später durch Errichtung der Land wehr auf 180,000 Mann herangewachsenen Armee weiter

*) Unberücksichtigt läßt Verf. bier die große Anzahl Verwundeter aus der feindlichen Armee , welche , wie Ref. als dama liger Zeitgenosse zu behaupten vermag , um den vierten Theil jene Summa vermehrten.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmkadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Militär - Zeitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien, den 10. Septbr. Das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht Ordensverleihungen und Beförderungen wegen Verbesserungen der Munition und der Schieß waffen, welche von hiesigen Officieren gemacht worden find. Was die erstere betrifft , so sind seit zwei Jahren mehrfache Versuche mit einer von Oberstlieutnant von Lenk in der Artillerie gemachten Erfindung angestellt worden, wodurch die meisten bisherigen Uebelstände beim Gebrauch von Schießbaumwolle zu Kriegszwecken beseitigt werden. Das Resultat , welches dem Erfinder den Leopoldsorden brachte, war im Ganzen ein äußerst günstiges , und die Beschränkung bei der Anwendung im Felde besteht allein darin , daß die Schießbaumwolle zu Gewehrladungen als nicht geeignet befunden worden ist. Mit desto größerer Anerkennung sprach sich die Commission über die Ver wendung derselben bei der Artillerie aus, indem ihre Wurf kraft eine bei weiten größere ist, dieselbe bei der Entzün dung keinen Rauch erzeugt und keinen Schmuß in den Röhren zurückläßt. Auf Schiffen und in Festungen bringt fie auf diese Weise besonderen Vortheil , da das Zielen erleichtert und die Kanonen mit minderer Schwierigkeit ge= laden werden können. S. Maj. der Kaiser hat bereits die praktische Einführung dieser Erfindung in der Armee anbefohlen, und es sind vorläufig Kanonen für vier Bat= terien dieser Art im Guffe begriffen , da auch die Con struction derselben Abänderungen erhalten mußte. Der Lieutnant bei der Gewehrfabrication Joseph Lorenz erfand ſeinerseits eine verbesserte Ladungsmethode bei den gezogenen, sogenannten Kammerstußen , die gleichfalls von der Commission als bewährt befunden wurde und deren Vortheile darin bestehen , daß die so geladenen Gewehre eine bedeutende größere Tragweite haben und der Schuß auch sicherer trifft. Wie wir vernehmen, liegt der Vortheil in der Construction der Kugeln , die von weicherem Blet find und nicht nur schärfer in die Züge des Gewehrlaufes hineinpassen, sondern beim Laden leichter eingetrieben werden können. Auch diese Verbesserung wird bei der Armee ein= geführt werden. Frankreich.

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Durch kaiserliches Decret vom 1. September ist eine Reorganisation der Marine- Infanterie ver=

fügt norden. Die Marine =- Infanterie zum Schuße der Kolonim, zur Bewachung der Häfen und Arsenale und zur Verwendung bei Expeditionen zur See bestimmt, war seither in 3 Regimenter oder 120 active und 3 Ergan zungs -Compagnien vertheilt ; hinfort wird das Corps aus 4 Reginentern in 120 activen und 4 Ergänzungs - Com pagnier bestehen, mit einem Gesammtbestand von 14,761 Offizieen, Unteroffizieren und Soldaten , die Cipayen= Compainien , die schwarzen Compagnien und die Special corps ingerechnet. Der Generalstab bestand bisher nur aus einem Divisionsgeneral als General-Inspecteur, hin fort ist ihm ein Brigadegeneral als Inspecteur beigeordnet. Die Compagnien, welche zum Dienst in den Colonien verwendet werden, bleiben dort, wenn nicht außergewöhn= liche Umstände eintreten , längstens 4 Jahre. Die Uni formirung und Equipirung des Corps bleibt wie sie ist, aber die Bewaffnung besteht hinfort in gezogenen Kara binern und statt der Trommeln werden Hörner eingeführt. Die 4 Regimenter sind so vertheilt , daß das erste in Cherbourg und Martinique, das zweite in Brest, Guadeloupe und Oceanien, das dritte in Rochefort und Cayenne, und das vierte in Toulon , Réunion und Senegal liegt; die Depots find respective in Cherbourg, Brest, Rochefort und Loulon. Griechenland. Athen, 2. Septbr. Ueber die Organisation der Armee hat ein königliches , von Kalergis contrafignirtes Decret bestimmt, daß die Infanterie künftig aus 6 Linien und 3 Jägerbataillonen bestehen soll. Die 6 Infanterie bataillone bilden 3 Divisionen, commandirt von 3 Obersten, jedes Bataillon hat 6 Compagnien und 2 Ober-, 24 Subaltern , 79 Unteroffiziere, 18 Spielleute, 614 Ge= freite und Soldaten, und im Frieden überhaupt 737, im Krieg 1097 Mann. Die drei Jägerbataillone sollen aus den bestehenden und nächster Zeit aufzulösenden 8 Gränz= bataillonen formirt werden.

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Literatur.

fie entweder bis zur Ankunft eines schweren Lazarethes zu verweilen hatten, oder auf Anordnung des commandirenden Generals nach einem solchen zurücktransportirt wurden. Nach den schon in den Feldzügen von 1813-1815 gemachten Erfahrungen hat sich eine solche Einrichtung als unpraktisch herausgestellt , weil erstlich durch Combi nation der heterogenen Tendenz ihrer Wirksamkeit , welche die genannten Abtheilungen befißen, im Allgemeinen der Zweck verfehlt werden mußte, dann aber insbesondere, weil ihre Organisation wegen des zur Verpflegung von 2--300 Mann benöthigten Materials zu schwerfällig war, es für das Depot , wegen der Wandelbarkeit des Erfolgs der Waffen , als ein gewagtes Unternehmen erscheint, in der Nähe des Schlachtfeldes all' ſein ´kost= bares Material auszupacken, die Verwundeten allda unter zubringen u. f. w., weil ferner die fahrende Abtheilung eine Menge Utensilien mit sich führte, wovon kein Ge brauch gemacht werden konnte, eben wohl schwer beweglich war, sich von dem Depot oft so weit entfernt aufhielt, daß sie an dieses die Verwundeten nicht abzuschicken und endlich oftmals vorkommende Terrainschwierigkeiten nicht zu überwinden vermochte. *) Verf. bezeichnet daher das beschriebene Lazarethwesen mit seinen aus der Vorzeit her= rührenden Einrichtungen für die jeßige Art der Krieg= führung als unzweckmäßig und stellt, in Betracht des Zweckes eines leichten Feldlazarethes : Vornahme lebens rettender Operationen , Anlegung des ersten Verbandes und Besorgung des Transportes der Verwundeten, folgende Principien auf: 1 ) Die Idee des Zwecks des Depots als erstes Auf nahme-Lazareth, und daß dasselbe mit der fahrenden Ab theilung in unmittelbarer Verbindung bleiben solle , gebe man auf. 2) Man lasse während der Kriegsoperationen das ärztliche Personal eines leichten Lazarethes, mit der nöthigen Anzahl von Krankenwärtern , einen für sich bestehenden Körper bilden und diesen der integrirende Theil´ einer Division sein. 3) Ein solches , jeder Division beigegebenes „feldärzt liches Detachement" statte man mit dem nöthigen Bedarfe an Heilmaterial so aus , daß es so beweglich als möglich werde, um alle Terrainschwierigkeiten überwinden und den Truppen überall nachfolgen zu können. 4) Die Hauptaufgabe des Sanitätscorps beschränke sich auf das Anlegen der ersten Verbände und die Vor nahme unaufschiebbarer Operationen . 5) Zur Herbeischaffung der Verwundeten aus den Fecht linien, sowie züm Transport derselben nach einem stehenden Lazarethe, sollen die Krankenwärter nicht verwendet werden; diese Pflichten übergebe man einer besonderen Anſtalt, den " Transportcompagnicen". 6) Den Wagen für die Instrumente, Bandagen, Arzneien u . f.w. laffe man zweiräderig, einspännig, von allen Seiten leicht zugänglich und so einrichten , daß das Benöthigte ohne Zeitverlust davon genommen werden kann. 7) Die Lazarethbedürfniffe für 2-300 Kranke führe

Weber Organisation des Feld - Lazareth Wesens und von Transport- Compagnieen Von Dr. A. L. Rihter, für Verwundete. Generalarzt des Königl. Preuß. 8. Armeecops (Fortseßung.)

c.

Auf den nächstfolgenden Seiten dieser Abhandlung werden nun die Momente besprochen , welche Verf. für eine zweckmäßige Organisation des Feld-Lazarethwesens in futuro als maßgebend erachtet. In Betracht, daß jeder künftige Feldzug in topogra= phischer , strategischer und adminiftrieller Hinsicht (schon wegen der jeßigen Erleichterung des Transportes durch die Eisenbahnen) seine Eigenthümlichkeiten darbieten und somit auch besondere Anordnungen erheischen wird, erscheint ein aus der seitherigen Erfahrung gewonnener Entwurf zu der erwähnten Organisation jezo schon höchst noth wendig, um , im Falle eines rasch ausbrechenden Krieges, gehörig vorbereitet zu sein. Ein solcher Entwurf soll nicht etwa specielle Vorschriften für den Sanitätsdient ent= halten, sondern allgemeine Principien aufsteller, nach welchen die Krankenpflege im Felde, unter Rücksichtenahme auf das, was die etatsmäßigen Heilanſtalten und sonstigen Anordnungen ausführen sollen und können , möglichst In wie weit solche Anordnungen in der gesichert wird. neueren Zeit ihren Zweck erreicht haben , wird sich aus Folgendem ergeben : Die erste und nächste Hülfe soll dem Heere durch die regimentirten Aerzte zugewendet werden. Diese Hülfe ist beschränkt, denn sie reicht zwar aus zur Abwendung plöß lich entstehender Lebensgefahr, bei Cantonirungen, Bivouacs, Märschen u. s. w., nicht aber bei Gefechten oder Schlachten, wo eine große Anzahl Verwundeter auf einmal vor kommen, eine retirirende oder avancirende militärische Be wegung eintreten kann , es an Verbandmateriale gebricht u. f. f. Daher etablirte man , das Unzureichende dieser einseitigen ſanitätlichen Anordnung erkennend, Feldlazarethe und zwar fliegende oder leichte, welche (nach dem Feldlazareth-Reglement vom Jahr 1834) theils und vor zugsweise die erste ärztliche Hülfe auf dem Schlachtfelde oder in dessen Nähe leisten sollen , bis die Verwundeten einem fog. schweren Feldlazarethe übergeben werden können , theils , und namentlich bei längerer Waffenruhe, intermistisch den Dienst eines schweren Feldlazarethes selbst zu übernehmen haben. Eingedenk dieses Doppelzweckes wurde jedes leichte Feldlazareth in ein fahrendes und in das Depot abgetheilt, und in der nächſten Nähe des Schlachtfeldes aufgestellt , von wo aus die fahrende Ab theilung desselben mit dem dazu gehörigen Personale (2 Stabsärzten, 2 Oberärzten , 4 Unterärzten und 8 Krankenwärtern) , den beiden Transportwagen , einem Wagen mit Heilmitteln und einem Reservewagen auf die Verbindepläge eilen sollte, um hier die schwer Verwundeten, welche von den mit Tragen versehenen Krankenwärtern auf dem Schlachtfelde gesammelt wurden, in Empfang zu nehmen. Nachdem die nöthigen Operationen 2c. vorge= nommen worden , sollten dann die Verwundeten , um sie mit Speise und Trank erquicken zu können (mittelst der Transportwagen) nach dem Depot dirigirt werden , allwo

*) Vergl. unsere kritische Anzeige über : „das Institut der Chi rurgen-Gehülfen u. f. w. ", von demselben Verfasser, in diesen Blättern Jahrg. 1848 , Nr. 6 , Seite 48.

· 917 man , nebst der erforderlichen Anzahl von Verpflegungs beamten , Apotheken , Köchen , Waschweibeen u. s. w . in einer leicht beweglichen Anstalt , unter der Bezeichnung Felblazareth- Depot" , einer jeden Division nach, jedoch ohne Aerzte und Krankenwärter , welche erstere entweder durch die Civilärzte , oder vom Hauptlazarethe einſtweilen abzucommandirende Lazarethärzte so lange erseßt werden sollen , bis nach eingetretener Waffenruhe das feldärzt liche Detachement damit in Verbindung gebracht werden kann. Mit dieſem legteren, wie es scheint, auf Deconomie bafirten Vorschlage können wir uns nicht einverstanden erklären , weil dadurch die Wirksamkeit der Anstalt dem Zufalle unterworfen , wenn nicht ganz paralyfirt wird. Denn die Voraussetzungen , daß das Feldlazareth- Depot immer sich in oder bei solchen Ortschaften aufstellen werde, wo die Civilärzte und Krankenwärter in der erforderlichen Anzahl eristiren , auch die zum Hauptlazarethe zählenden Aerzte zu jeder Zeit abkömmlich seien, unterliegen einer großen Ungewißheit , worauf hin wir das Schicksal der Verwundeten nicht verweisen möchten . Wir sind daher der Ansicht, daß auch dem Feldlazareth- Depot eine ge= wisse Anzahl von Heilpersonal beigegeben werden müsse, deffen Thätigkeit mit der des unter 2. erwähnten feld= ärztlichen Detachements , welchem es sich vor Eintritt der Gefechte anzuschließen habe, beginne, sich dann mit der Beaufsichtigung des Transportes der Verwundeten nach dem Feldlazareth -Depot fortseße, um hier endlich in seine eigentliche Dienstfunction überzugehen. Der Verf. bespricht nun die Haupt- und Provinzial lazarethe. Der Zweck eines für jedes Armeecorps bestimmten Hauptlazarethes ist , die Verwundeten und Kranken von dem Depot des leichten Feldlazarethes aufzunehmen, daher es mit legterem in Verbindung bleiben muß , und sich in einem nicht zu entfernten Orte im Rücken der Armee zu localisiren hat. hat. Diese Beziehung zum leichten Feld lazarethe hat in allen Kriegen Preußens niemals ausge = führt werden können ; denn das Schwerfällige desselben, veranlaßt durch das für 4—600 Kranke (bei jeder Ab theilung) mitgenommene große Material, ließ das Folgen der Armee nur in weiter Ferne, bei stetem Avanciren und gesicherter Stellung des Rückens derselben zu , während seine Niederlassung es auf längere Zeit stabil machte und hierdurch mit den leichten Feldlazarethen und der ganzen Armee außer aller Verbindung kam. In Erwägung dieser Verhältnisse erscheint es geboten, bei Eröffnung eines Feldzuges zur Sicherung der Krankenpflege , sogleich Re serve , Bezirks- oder Provinziallazarethe zu er richten , neben welchen die Hauptfeldlazarethe gleichsam als Sontien bestehen, wie solches auch in der Verordnung vom 21. April 1813 ausdrücklich bestimmt wurde , worin die Hauptlazarethe als „Nothbehelf" oder „Zwischenan stalten" bezeichnet worden sind. Ueber die Errichtung und Zweckerfüllung solcher Hülfsspitäler, sowie über die hierauf bezügliche Dienstführung lassen sich zwar specielle Regeln vorher nicht aufstelleu , weil die verschiedenartigsten Ver hältnisse berücksichtigt werden müssen, und durch ein ſtarres Festhalten an denselben leicht der Zweck verfehlt werden. würde , doch kann man allgemeine Bestimmungen in Be reitschaft halten , welche zur Zeit des Bedarfs dann als

918 concrete Formen in's Leben treten. Verf. gibt hierfür nachstehende Anhaltspunkte : 1) Man spare , unbeschadet des Wohls der Kranken und Verwundeten , mit den zu Gebote stehenden Mitteln so viel man kann , jedoch nicht mit den Localitäten. 2) Daher bringe man die Kranken und Verwundeten immer so weit als möglich hinter die (fechtende , Ref.) Armee, aus Feindes-Land , wo thunlich in Provinzen befreundeter Verbündeter oder in's Vaterland zurück. 3) Man suche die Anlegung großer Spitäler zu um= gehen , bringe die Kranken und Verwundeten in möglichst viele und solche Ortschaften unter, deren Lage dem Weiter= transporte förderlich sind. 4) Hierdurch (2. u. 3.) wird eine fortwährend Evacua= tion aller derjenigen transportabeln Kranken nothwendig, deren Leiden eine längere Zeit zur Heilung bedürfen, oder eine Unbrauchbarkeit zum ferneren Kriegsdienste vorher= sehen lassen. 5) Die Anlegung von Hülfsſpitälern muß bei Eröff= nung eines Feldzuges vorbedacht und nach einem bestimmten Plane ausgeführt werden. 6) Dieselben werden in Städten des Vaterlandes oder verbündeter Länder (in unbeseßte Casernen , Klöster, Maga= zine , Schlöffer , Kirchen , Schulgebäude u. s. w.) theils aus Staats-, theils aus Communalmitteln errichtet, auch hierzu größere Sivilſpitäler benußt, nöthigenfalls Baracken erbaut. 7) Das Errichten derartiger Hoſpitäler schreite mit dem Avanciren der Armee fort, weßhalb für das Abſeßen der Kranken auf dem Marsche und für Aufnahme der durch einen Zusammenstoß mit dem Feinde entstehenden Verwundeten, Sorge getragen werden muß. 8) Alle diese Hülfsanstalten müssen als selbstständige Institute unter einer besonderen, der Armee in angemessener Ferne folgenden „ Centrallazareth -Verwaltungscommission" (einem Generalintendanten , Generalarzte und höheren Ver pflegungsbeamten) stehen, welche mit den Militärgouverne= ments in Verbindung tritt und einerseits nur von dem Oberbefehlshaber einer Armee , resp . von dem ihm bei= gegebenen Generalarzte und Generalintendanten, anderer= seits vom Kriegsministerium ressortirt. 9) Es werden die Hülfslazarethe in Arrondissements oder Bezirke eingetheilt, dem Militärgouvernement eines jeden eine Bezirkslazareth-Verwaltungscommiſſion"__(be= stehend aus einem pensionirten, aber noch tüchtigen Ober militärarzte, oder aus einem Regierungs -Medicinalrathe, aus einem Intendanturbeamten und einem Offizier) bei gegeben , welche sich mit der Centrallazareth -Verwaltungs commission stets in Verbindung zu sehen hat. Wegen der Wichtigkeit des ärztlichen Wirkungskreises bei der Bezirkslazareth-Verwaltungscommiſſion", verweist Verf. den Arzt derselben noch besonders " auf folgende Hauptpflichten : a) die Ueberfüllung der Räume in den Lazarethen zu verhindern ; b) Sorge zu tragen , daß die Krankheiten ihrer Art und ihrem Grade (wo thunlich, Nef. ) nach getrennt, Krankheiten verschiedener Art aber am wenigsten in ein und dasselbe Zimmer gelegt werden ;

919 c) die Verbreitung und Behandlung der Kräße * ) und Luftfeuche zu überwachen; d) darauf zu achten, daß Simulanten in den Lazarethen nicht beherbergt, ſowie, daß e) die Geheilten rechtzeitig der Armee nachgesendet werden und endlich

f) die für den Kriegsdienst unbrauchbar gewordenen Individuen zu bezeichnen und der betreffenden Com mission zu überweisen. Die Militärpolizei werde in den Hülfshospitälern von einem Offizier gehandhabt, die Verwaltung geschehe durch eine besondere Commission Ortslazareth - Verwaltungs Commission" (bestehend aus dem Bürgermeister , einem Beigeordneten und dem Stadtphysikus) , welcher die Be schaffung aller Lazarethbedürfniſſe, der nöthigen Aerzte, Ver= pflegungsbeamten , Wärter u. f. w. obliegt und die , in Betreff der Lieferung der Bedürfnisse und Ausführung der Anordnungen , mit der Bezirkslazareth - Verwaltungs __ commission in unmittelbarer Verbindung steht. Am Schluffe dieser Abtheilung gibt Verf. noch einige Andeutungen über die Wirksamkeit der Generalärzte bei der besprochenen Organisation des Feldlazarethwesens. Dieselbe soll beim Beginne der Feindseligkeiten sich zu= nächst auf die Leistung der Hülfe für die Verwundeten auf dem Schlachtfelde von Seite des feldärztlichen Detache ments beziehen. Demgemäß muß der Generalarzt in Ver= bindung mit dem Corpsintendanten dafür sorgen , daß die ärztlichen Anstalten an den ihnen zu bezeichnenden Stellen zur Hand find , um die Verwundeten herbeizu schaffen und nach geschehener ersten Hülfleistung in ein Hospital zurücktransportirt werden , während beide im Hauptquartiere eines Obercommandos sich zunächst mit Unterbringung und Vertheilung der Kranken und Ver= wundeten in die verschiedenen Hospitäler zu befassen haben, somit eine vermittelnde Behörde zwischen dem Obercom= mando und den in weiter Ferne organisirten Provinzial lazarethanstalten und die dirigirende Behörde über die bei der Armee befindlichen Feldlazarethe darstellen. (Schluß folgt.)

Geschichte des 24. Infanterieregiments. Von Franz von Zychlinski , Hauptmann im 24. Jufanterieregiment. Erster Theil : 1813 , 1814 , 1815. gr. 8. Berlin , 1854. Mittler's Sortimentsbuchhandlung ; A. Bath . ( X u. 342 S. ) 2 Thlr. Die Literatur der Regimentsgeſchichteu hat in der vorstehend genannten Erscheinung einen wertvollen Zuwachs erhalten. Der Verfasser hätte nicht nöthig gehabt, in dem Vorworte an die Soli darität des eigenthümlich brandenburgiſch-preußischen Geiſtes anzu knüpfen , um für ſeine Schrift die Berechtigung zu einer auch über *) Wenn sich die in den belgischen Militärsvitälern neuerdings eingeführte Behandlung der Kräße mittelft Bäder und Schwefel falk und dadurch erzielten Heilung in zwei Stunden ( !) be= währen sollte , dann dürfte jene beſorgliche Maßregel weg fallen. (Vergl. Wiener medic. Wochenschrift. 1854, Nr. 10. Seite 153.) Ref.

920 den Kreis der zunächst Intereffirten hinausgehenden Verbreitung darzuthux. Selbst wenn die Darstellung einer weniger geschickten Feder anheimgefallen wäre , so würde doch jeder gerne mit der Gefchichte eines Regiments fich bekannt machen, von dem der Mar ſcall „Vorwärts" zu wiederholtenmalen bemerkte (f. S. 341 ) : es bat nur Einen Fehler, es ist zu brav ! Liegt sonach in Stoff und Behandlung desselben genug der Aufforderung, mit Beidem bekannt zu werden , so mögen wir es doch nicht unterlassen , noch einen britten Grund zur Empfehlung namhaft zu machen , der zwar im Allgemeinen für alle Regimentsgeschichten gilt, in dem vorliegenden Falle aber besonders mahnend zu Tage tritt : wir meinen die mili tärische Nüßlichkeit des Buches. Es ist nicht das moraliſche Mo ment , auf das wir hindeuten , obgleich die Erhebung an der Ge schichte so rubmvoller Vorbilder in vielleicht nicht ferner Zeit recht förderlich sein mag, um Stoff zu ähnlicher Anregung für unsere Nachkommen zu hinterlassen ; wir haben hier vielmehr die Beleh. rung im Auge , die dem Offizier , insbesondere den jüngeren aus solchen Darstellungen zu Theil wird. Die kriegerischen Ereignisse der Jahre 1848 und 1849 waren zu unbedeutend und zu schnell vorübergehend , um den jüngeren Offizieren deutſcher Heere ein wabres , getreues Bild des Krieges zu gewähren , und ſo find die. selben noch immer auf Ueberlieferungen angewiesen, um sich einiger maßen über die Dinge in's Klare zu feßen , die in dem nächsten wirklichen Kriege ihrer harren und ihnen zunächst zu wissen nöthig find. Diesem Zwecke genügen ganz besonders die ihrer Natur nach mehr als andere friegsgeschichtliche Darstellungen in die Details eingehenden Geschichten einzelner Truppentheile ; die vorliegende aber ist eine wahre Fundgrube in Bezug auf Beispiele für die ver, schiedenen Kriegslagen und die Anforderungen , welche diesen ent sprechend an die Thätigkeit der Truppenführer geftellt werden. Vorzüglich aus diesem Grunde glauben wir, das Buch zum Mindeſten den Regimentsbibliotheken zur Anſchaffung empfehlen zu sollen.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. * Von Seiten des militärisch -geographiſchen Inftituts zu Wien ist das Erscheinen einer Kriegsstraßenkarte von Rußland angekündigt worden. Die Karte besteht aus 16 Blättern im Maße : der Wiener Zoll = 5 geogr. Meilen, und enthält das ganze Euro päiſche Rußland , Theile von Schweden , Preußen , Oesterreich, Türkei und Persien. Die Eintragung der Straßen wurde nach den neuesten Daten vorgenommen. BN. Von dem auch bereits in dieser Zeitung (Nr. 18 v. J. 1854) besprochenen Werke : „ Chronik sämmtlicher Ritter orden und Ehrenzeichen aller Souveräne und Regie. rungen" von H. Schulze (Berlin , im Selbstverlage des Ver faffers , Alexandrinenftr. 52.) find nunmehr die ersten zehn Liefe= rungen erschienen. Sie enthalten 80 Druckbogen gr. 4. mit 23 Mediantafeln Abbildungen von Ordensdecorationen , in natürlicher Größe durch Chrom-Lithographien dargestellt , und umfaffen in alphabetischer Reihenfolge alle Länder der Erde bis zu dem An fangsbuchstaben N. Das Manuscript und die Zeichnungen für die nachfolgenden Lieferungen des prachtvollen Werkes find druckfertig, so daß wenige Monate genügen werden , um dasselbe in seiner Vol lendung dem Publikum übergeben zu können. Es gereicht uns bei dieser Gelegenheit zur Genugthuung , daß die Ausführung des Werkes die gehegten Erwartungen noch übertroffen hat und zwar sowohl in Ansehung der Sauberkeit und Genauigkeit der Lithographien , als in Bezug auf die Vollständigkeit und Zuver lässigkeit des Ganzen und können wir dem Verfaſſer in Anerken= nung der Schwierigkeit seiner Aufgabe das Zeugniß nicht versagen, daß seine Arbeit die bisherigen Leistungen in diesem Zweige der Literatur weit überragt.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag , 21. September 1854. gaudialispuis Ha WEAT vaj mu taga bed tilabiedr Paling

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Frankreich. Paris , 11. Septbr. Die Regierung hat neuerdings eine sehr beträchtliche Anzahl von Belagerungskanonen bestellt , welche die Bestimmung haben sollen, demnächst gegen Kronstadt verwendet zu werden. Sie werden in dem Atelier des bekannten Mechanikers Petin verfertigt und müssen im Laufe des März1855 abgeliefert werden. Man hofft also hier nicht, daß sich Rußland durch die etwaige Einnahme von Sebastopol zur Nachgiebigkeit be stimmen lassen werde. Diese Geschüße sind nach einem neuen Systeme gebaut, und soll sich ihre Tragweite auf zwei und eine halbe Stunden (??) erstrecken.

Aphorismen, die Infanterie betreffend.

C 1.

Die Infanterie ist der Kern des Heeres , der eigent liche Körper desselben , an dem die anderen Waffengat tungen sich anschließen. Sie vermag auf jedem Böden zu fechten , weder der schwindelnde Steig der Alpen, noch das Dickigt des Waldes ist ihr unzugänglich ; in freier Ebene wie im durchschnittesten Terrain weis fie zu kämpfen und sich zu bewegen; und die Wälle der Festungen zu vertheidigen oder im Sturme zu ersteigen, gehört zu ihren Gleich stark im Angriff wie in der Verthei Aufgaben. digung fann fie im Nothfall die anderen Waffen ent behren und auf eigene Kraft geftüßt den Kampf mit dem Feinde bestehen , während ihr Beistand den anderen Waffen unentbehrlich ist , die ohne sie den erkämpften Sieg nicht zu behaupten vermöchten. An Anzahl der überwiegend stärkere Theil des Heeres ist die Infanterie die Haupts waffe , daher ihr der erste Rang gebührt , wenn auch die Artillerie und die Genietruppen eine größere Wissenschaft lichkeit für sich in Anspruch nehmen und die imponirende Erscheinung der Reiterei das bescheidenere Auftreten der Infanterie verdunkelt. Ihre Kampfesweise entbehrt das Ritterliche , welches die der Cavalerie auszeichnet, wo ein Jeder seinem Gegner in's Auge fieht und der eigenen Faust vertrauen muß, während der Fernkampf mit der Feuerwaffe, auf welchen die Infanterie doch zumeist angewiesen ist, mehr Opfer

fordert und weniger geeignet ist, die Brust im kecken Muthe zu heben , als der Kampf mit blanker Waffe. Der Dienst der Infanteristen ist der beschwerlichste. Belaitet mit Waffen und Gepäck muß er marschiren und fechten , muß er Berge erklimmen und Mauern ersteigen ; er maß bei Schanzarbeit mit Hacke und Schaufel die Erde aufwühlen und bei Belagerungen in den Trancheen wachen. Erschöpft vom langen anstrengenden Marsch muß er auf Wade ziehen und vielleicht noch stundenweit patrouilliren; mit einem Worte, die Ansprüche , welche der Dienst an den Infanteristen macht , sind unendlich und scheinen oft das Maß menschlicher Kräfte zu übersteigen. Gebührt der Infanterie als Hauptwaffe der erste Rang unter den verschiedenen Waffengattungen , welchen erst die neuere Zeit ihr zugestanden hat, so gebührt ihr mit nicht minderem Rechte die besondere Achtung der bürgerlichen Stände und die Berücksichtigung des Staates , denn es gehört nicht wenig Hingebung und moralische Kraft dazu, die Beschwerden , die ihr Dienst von dem Soldaten for dert, mit Freudigkeit zu ertragen. Aber jenes Ansehen, in dem sie bei allen übrigen Ständen stehen sollte , wird ihr nur selten gezollt, denn ihr glanzloses Wirken ist nicht geeignet, die Augen der Menge auf sich zu ziehen , und diese ihr gebührende Berücksichtigung von Seiten der Regie rungen findet sie nicht immer, denn sie ist die wenigst kost spielige Waffe , die Waffe , die am leichtesten wieder zu ergänzen ist, wenn die Kugeln des Feindes und die Be schwerden des Feldzuges fie aufgerieben haben. Was der Güraffier im Wallenstein vom ganzen Kriegerstande sagt, das mag der Jafanterist auf sich zunächst beziehen : „ Wir, wir haben vom Glanz und Schimmer nichts als die Müh und als die Schmerzen, und wofür wir uns halten in unseren Herzen !" 2. Der beschwerliche Dienst der Infanterie erfordert eigent= lich die kräftigsten Leute , aber im Gegentheil sieht man bei ihr in der Regel die schwächsten. Die kleinsten, schwäch lichsten Recruten , welche die übrigen Waffengattungen nicht mögen , oder auch nicht gebrauchen können , werden ihr zugewiesen , und damit nicht selten der Grund gelegt zu der übermäßigen Bevölkerung der Hospitäler im Kriege. Auf die Größe kommt zwar beim Infanteriedienst wentg an, aber desto mehr auf einen kräftigen Körperbau und

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es sollte daher so viel nur möglich vermieden werden, Schwächlinge in ihre Reihen einzustellen. Besser Lücken in denselben lassen, als sie mit Leuten auszufüllen , die der Ertragung von Beschwerden , wie der Dienst der In fanterie fie unausbleiblich herbeiführt, nicht gewachsen sind, die daher bald nach Beginn eines Feldzuges die Hofpitäler füllen und häufig den an ihre ungenügende Kräfte ge machten Anforderungen zum Opfer fallen, ohne dem Dienste irgend einen Nußen gebracht zu haben.

und Zweckmäßigkeit seiner Fußbekleidung. Sie muß dem Fuß, ohne ihn zu zwängen, fest anliegen, um jede Reibung zu verhindern und darf bei aller Dauerhaftigkeit doch auch nicht zu schwer zu sein. Der Schuh mit Gamasche würde diesen Erforderniſſen entsprechen, wenn er nicht den Nach theil hätte , daß sein fester Schluß bei schlechtem Wege zu sehr auf der Haltbarkeit der Gamaschenstrippe beruhte und daß dem Eindringen von Sand und Schmuß nicht genug gewehrt ist. Der Stiefel verhindert zwar das Ein dringen von Sandkörnern , hat aber dagegen neben seiner Schwere den großen Nachtheil, daß er in der Gegend der Knöchel den Fuß nicht fest genug umschließt, um Reibungen sowohl hier als an der Ferse zu vermeiden . Ein rinds lederner Schuh mit einem kurzen, nur bis über den Knöchel reichenden Ansaß von geschmeidigem Kalbleder , welcher zugeschnürt werden kann und dann den Knöchel dicht um schließt, so daß weder eine Reibung des Schuhes selbst noch auch das Eindringen von Sand und dergleichen statt= finden kann , dürfte die zweckmäßigste Fußbekleidung für den Infanteristen sein und selbst die kleine Unbequemlich= keit des Zuschnürens ist in Bezug auf die Raschheit des Ankleidens von keiner Erheblichkeit, da bei der Kürze des Ansages ein zeitraubendes Schnüren nicht erforderlich ist, sondern ein einziger Zug der Bänder hinreicht, dem Schuh den gehörigen festen Anschluß an den Fuß zu verleihen. Die Erfahrung , welche in allen Stücken die beste Lehr meisterin ist , hat dem Verfasser in einigen Feldzügen , wo er diese Art von Knöchelschuhen bei den ihm untergebenen Soldaten einführte , die Ueberzeugung von der Zweck mäßigkeit dieser Fußbekleidung gegeben , die er daher nicht genug empfehlen zu können glaubt.

3. Vergleicht man die Bekleidung des Infanteristen wie fie jest fast allgemein besteht gegen diejenige, welche noch vor nicht langer Zeit gebräuchlich war, so muß man zu= gestehen, daß sie in Hinsicht auf ihre Zweckmäßigkeit viel gewonnen hat. Aber es scheint uns, daß noch drei wesent liche Gegenstände der Bekleidung der Reform bedürfen, um diejenige Zweckmäßigkeit zu erreichen, welcher nachge strebt werden muß, wenn die Bekleidung dem Dienste des Infanteristen angemessen sein soll. Es sind dieß : die Kopf bedeckung , die Halsbekleidung und die Fußbekleidung. Die Kopfbedeckung darf weder schwer noch preffend sein ; Helm und Czako find gewöhnlich beides und wenn das leichte Käppi diese Uebel nicht theilt, so bleibt ihm doch der Nachtheil, daß der Nacken gänzlich ungeschütt ist gegen die Einflüsse der Witterung. Ein Jeder hat an fich selbst die Erfahrung gemacht , wie nöthig ein solcher Schuß ist und so wenig wir auch dem Zopfe das Wort reden mögen so ist doch unläugbar, daß durch ihn fener Swed , den Nacken zu schüßen, vollständig erreicht wurde. Da aber wenig Hoffnung vorhanden ist, den Zopf wieder in seine ursprüngliche Rechte eingesezt zu sehen , so muß man darauf bedacht sein , der Kopfbedeckung eine Form zu geben , welche fenen Schuß einigermaßen gewährt und wenigstens das Eindringen der Nässe verhindert. Ein Hut von weichem Filz , mit niedrigem , runden Kopf und breiter Krempe, welche auf der rechten Seite aufgeschlagen ift, um beim Anschlagen des Gewehres nicht zu hindern, ist leicht, fist fest ohne zu drücken , schüßt gegen Regen wie gegen die blendenden Strahlen der Sonne und erscheint ſonach als diejenige Kopfbedeckung , welche vor anderen die an eine solche zu machenden Ansprüche erfüllt. Daß eine zwängende Halsbekleidung, welche das Athmen erschwert und den Blutumlauf hindert, nicht für den In fanteristen geeignet sein kann, der mit Waffen und Gepäck belastet bergauf und ab marschiren muß und sich oft mit großer Schnelligkeit bewegen soll , bedarf nicht der Erwäh nung. Auf jedem Marsche , wenn es einigermaßen warm ist , kann man die Erfahrung machen , daß der Soldat, um sich Erleichterung zu verschaffen , sich der zwängenden Halsbinde entledigt und das erste Mittel , welches der Ärzt anwendet, um einen Ohnmächtigen zum Bewußtsein zurückzubringen ist, daß er die den Blutumlauf störende Halsbekleidung entfernt. So gut als man bei dem Ma= troſen ein leicht umgeschlungenes Halstuch für hinreichend zu seiner Halsbekleidung findet , eben so gut sollte man auch dem Infanteristen diese Wohlthat gewähren, oder ihn doch wenigstens von der engen Halsbinde und dem zwän genden, steifen Uniformskragen befreien. Das Wesentlichste für einen Fußgänger bleibt die Güte

4. Das Gepäck des Infanteristen , so wie die Tragart desselben gehört zu denjenigen Gegenständen , denen eine ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden muß. Es ist eine wahrhafte Gewissenssache , jede nur mögliche Erleichterung der Last zu bewirken , die dem Infanteristen aufgebürdet ist , so wie diejenige Art und Weise zu er= mitteln, wie dieſe Laſt an Gepäck und Munition am vor theilhaftesten getragen werden kann. Vielfältige Versuche und Vorschläge sind in dieser Beziehung in neuer und neuester Zeit mit mehr oder weniger Erfolg gemacht worden, doch immer bleibt wohl das Zweckmäßigste dahin zu wirken , daß das Mitführen von Bekleidungsstücken nach Möglichkeit beschränkt wird und der Infanterist in seinem Tornister, außer der nothdürftigsten Wäsche und der unentbehrlichen Fußbekleidung zum Wechsel , nichts oder doch nur wenig mit sich zu führen braucht. Natür lich muß aber dann von Seiten der Administrativverwal tung dafür gesorgt sein , daß es im Falle des Vedarfes dem Soldaten nie an den nöthigen Bekleidungsstücken mangelt. Eine schwer zu entfernende Belästigung des Gepäckes ist das Kochgeschirr, das der Soldat nothwendig bei sich führen muß, Man hat zwar in einigen Heeren besondere Keffelpferde eingeführt, welche das Kochgeschirr den Trup= pen nachbringen ; allein abgesehen davon, daß dadurch der Troß einer Armee nicht unbedeutend vermehrt wird , so sind auch die Kesselpferde nicht immer gleich da, wenn der

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hungrige Soldat das Geschäft des Kochens beginnen möchte und könnte , und oft muß der günstige Moment dazu versäumt werden, oder es müssen wohl gar die Ope rationen des Heeres von dem Eintreffen der Kesselpferde abhängig gemacht werden. So wünschenswerth es nun auch ist , das Gepäck des Infanteristen so viel nur mög lich zu erleichtern , so ist doch auf der andern Seite das Mitführen des nothwendigen Kochgeschirres ein so wesent= liches Erforderniß, daß unter zwei Uebeln hier das kleinste zu wählen ist und dieß ist unserer Meinung nach, die Reffel von den Soldaten tragen zu lassen. Da es wegen des Vortheils der Theilung der Arbeit unter Mehrere, sowie aus noch andern Rücksichten von Nußen , ja sogar nöthig ist , die Mannschaft in größere Menagen zu ver einigen, so dürfen natürlich die Refsel nicht zu klein sein, was allerdings ihre Führung erschwert, ein Nachtheil, der indeß sich dadurch mindert, daß mit dem Tragen derselben gewechselt wird und daher dem Einzelnen nur im Verlauf einiger Tage diese Last während eines Marsches zufällt. Nimmt man zu diesen Keffeln ein nicht zu schweres Ma terial , wie Eisenblech , und sorgt nur dafür , daß vor kommende Beschädigungen sogleich wieder hergestellt wer= den können , so ist die Last , welche der Soldat zu tragen hat , nicht zu groß , und er nimmt gern dieſe Bürde den Marsch über auf sich , in der sichern Aussicht , daß auf den Bivouac angekommen, ea auch sogleich mit Bereitung seiner Mahlzeit beginnen kann und nicht erst auf das un fichere Eintreffen der Keffelpferde zu warten braucht. (Fortseßung folgt.)

zu einer weiteren Organiſation dieſes Instituts gab, die in Bayern , Sachſen , Hannover, Sardinien, Frankreich und (muthmaßlich auch) in Schweden Nachahmung fand. Die hier mitgetheilten Auszüge aus den Reglements der Sanitätstruppen von Desterreich und Frankreich , glauben wir als bekannt übergehen zu können und verweiſen daher auf die Eitate. *) In der königlich preußischen Armee bestanden die Vor kehrungen für den Transport der Verwundeten darin, daß man hierzu Soldaten verwendete, welche die Verwundeten in die bei der Prima plana aufgestellten Zelte brachte, um hier von den Wundärzten der Truppen verbunden zu werden. Das Feldlazareth-Reglement von 1787 bestimmt, daß leicht Verwundete durch die Brod- und Proviantwagen fortzeschafft werden sollen , während für die schwer Ver wundeten ein auf acht Mann eingerichteter bedeckter Kranken wagen jedem Regimente beizugeben stehe; eine Anordnung, wie solche auch im fiebenjährigen. Kriege bestand und die fich bis zum Anfange dieses Jahrhunderts fortseßte. All mälig verschwanden indeffen die erwähnten Transportweisen, an deren Stelle requirirte Bauernwagen (als die alleinigen Transportmittel [selbst in den Kriegen 1813-1815]) traten, welche in der Nähe des Schlachtfeldes_aufgestellt waren, um die von im Treffen fechtenden Soldaten aus dem Kampfe dahingebrachten Verwundeten in Empfang zu nehmen. Dieser große Mangel veranlaßte König Fried rich Wilhelm III. durch Cabinetsordre vom 5. Januar 1814 zwar zu befehlen, daß für jede Brigade eine besondere Compagnie (120 Köpfe, 2 Offiziere , 1 Chirurg) zum Fortbringen der Schwerverwundeten aus den fechtenden Reihen nach den Verbindepläßen errichtet werden sollte, allein scheinbar unüberwindliche Hindernisse ließen dieſen und weitere hierauf bezügliche Befehle nicht zur Ausfüh= rung kommen , und selbst im Kriege 1815 war es nur bet der wiederholten Anregung dieses Gegenstandes geblieben, deffen Ausführung man sogar bei der Mobilmachung 1830, obschon man die Nüglichkeit desselben keineswegs verkannte, als schwer thunlich" erachtete. Verf. hat, eingedenk des Bedürfnisses eines im Felde mit dem Transport eigens beauftragten Personals , bereits 1847 in einer besonderen Schrift die Verwendung der Chirurgen=- Gehülfen als Blessirtenträger in Vorschlag gebracht , worüber wir in dieſen Blättern **) ausführlich referirten. Dieser Vor schlag kam im Mobilmachungsetat von 1853 auch zur Ausführung , während jedoch statt der Organisation eines Corps zum Transport der Verwundeten nur die Einrich tungen getroffen wurden , daß die bei jedem leichten Feld lazarethe vorhandenen Krankenbahren auf 18 vermehrt, dem Hauptlazarethe 9 Stück zugetheilt, von den Truppen die erforderliche Mannschaft zur Hülfeleistung commandirt und die Zahl der Transportwagen bei den leichten Feld= lazareths , Behufs Einbringung der Verwundeten nach dem Depot desselben , auf vier erhöht werden sollen.

Literatur. Ueber Organisation des Feld - Lazareth= Wesens und von Transport - Compagnieen für Verwundete. Von Dr. A. L. Richter, Generalarzt des Königl . Preuß. 8. Armeecorps c. ( Schluß. ) Wir erreichen nun die zweite Abtheilung der Schrift, welche die Organisation der Transportcompagnien für Verwundete zum Gegenstand hat. Hier schickt Verf. ebenwohl eine kurze historische Ent wickelung dieses Institnts voraus. Schon im neunten Jahrhundert wurden vom Kaiser Leo Blefsirtenträger an= geordnet; rohe Völker nehmen ihre Verwundeten (und Lodten) vom Schlachtfelde mit sich , eine Aufgabe, welche die Humanität aller gebildeten Völker zu lösen strebte. Im Kriege gegen Spanien wurde durch Perch der Transport der Verwundeten einem besonderen Perso nale (Rammasseurs des blessés) übertragen und Larrey gab den Ambulances volantes Bleffirtenträger (Brancar diers) bei, welche zugleich Krankenwärterdienst versehen. Diese Einrichtung ging in der französischen Armee späterhin ein. In Deutschland fand schon im Jahre 1814 bei der österreichischen Armee eine ähnliche Einrichtung statt, wurde aber ebenwohl fallen gelaffen , bis im italienischen Feld zuge man sich von deren Bedürfnisse überzeugt hielt und ein Sanitätsbataillon errichtete , welches die Veranlassung

*) 1 ) Organisations - Vorschrift 2c. für das K. K. Sanitätscorps. Wien , 1850. 2) Militär-Wochenblatt , 1852 , Beihefte für April, Mai und Juni, Seite 48, und 1853, Januar, Februar und März, Seite 9 - 13. **) Jahrg. 1848 , Nr. 5 u. 6 , Seite 36 — 48.

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„Der Verf. erklärt sich gegen diese Einrichtungen , in= dem er sagt: Zunächst wird durch die Verwendung der Krankenwärter zum Aufsuchen und Herbeibringen der Ver: wundeten den auf den Verbindepläßen wirkenden Aerzten die Unterstügung entzogen, deren fie in mannichfacher Rich tung bei den Operationen und Verbänden , sowie bei der Schwäche und Unbeholfenheit vieler Verwundeten bedürfen. Die Krankenwärter müssen die Verwundeten nach Anord nung lagern , auskleiden, wiederankleiden, erquicken, ihnen Arzneien reichen , die Glieder unterstüßen , für kaltes und warmes Waffer sorgen , kochen , die Verbundenen wieder aufladen und eine Reihe anderer Verrichtungen ausführen. Dieser ihrer eigentlichen Bestimmung können sie nicht ent zogen werden, wenn die Aerzte, deren Thätigkeit und Zeit zu höheren Zwecken sehr in Anspruch genommen wird, bet dem Andrange von Verwundeten , die nach Hülfe rufen, in der kürzesten Zeit das Möglichste leisten sollen. Sie können diese Unterstüßung fordern , deren Entziehung be reits Rust vor beinahe vierzig Jahren als ein Gebrechen des Feldlazarethwesens dargestellt hat . Die sechs Lazareth gehülfen, welche jest einem leichten Feldlazareth zugetheilt find , können sich dieser Verrichtungen nicht unterziehen, wenn sie auch hülfreiche Hand leisten, wo sie können, inso fern sie die Zeit dazu haben. Ihr Hauptzweck ist , die Aerzte bei ihrer sehr abgemessenen Zahl in ihrem Wirken zu unterstüßen und, so weit sie es im Stande sind , selbst kleine chirurgische Verrichtungen, leichte Verbände u. s. w. auszuführen. Welche Nachtheile aber herbeigeführt werden, wenn Soldaten aus den Fechtlinien zum Transport der Verwundeten mit zur Hülfe genommen werden , hat der Prinz August von Preußen unterm 1. December 1813 bereits Allerhöchsten Ortes sehr treffend und erschöpfend berichtet. * ) Außerdem ist nicht unbemerkt zu lassen , daß das Aufnehmen und der Transport der Verwundeten durch Krankenwärter und Soldaten in dieser Weise nicht mili tärisch organisirt und beaufsichtigt ist. Kranken wärter und Soldaten find außerdem nicht im Stande, an der Stelle, wo ein Verwundeter gefunden wird, eine Hülfe, die , wie z . B. bei Blutungen , lebensrettend werden kann, zu leisten, und beim Aufladen und Wegbringen die erforder= liche Vorsicht und Schonung zu beobachten. Die Mann schaften der österreichischen Sanitätscompagnieen werden patrouillenweise unter Aufsicht eines Führers, resp. Corpo rals und unter Befehl von Offizieren gegen die Gefechts stellen entsendet , um die Verwundeten aufzusuchen, und führen alle Handlungen nach Commando aus.“ **) Was die Transportwagen betrifft, so dürfte die in Aussicht gestellte Vermehrung genügen und hierdurch das Wegbringen der Verwundeten auf requirirte und Train Wagen somit nicht mehr dem Zufalle preisgegeben werden. In der österreichischen Armee hat jedes Corps 16 zwei

spännige Wagen , wovon 2-6 den Patrouillen mitge= geben werden , welche sich in einer gewiffen Entfernung von den im Aufsuchen der Verwundeten begriffenen Sani tätssoldaten aufstellen. Auf diesen Wagen werden die Verwundeten von den Verbindeplägen in das Aufnahme spital gebracht und nur dann Bauernwagen requirirt, wenn die eigenen Transportmittel nicht hinreichen. Ebenso wird der Krankentransport nur dann den Sanitätscom pagnien übertragen , wenn dieselbe bei dem Corps ent behrlich ist. Zur größeren Sicherung der Rettung verwundeter Krieger erscheint die Vervollkommnung des Feldsanitätswesens durch Errichtung einer militärischen Organisation des Transportwesens , mit Ueberweisung desselben an ein besonderes ausführendes und überwachen= des , zu einem eigenen Corps zusammengefaßtes Personal als eine absolute Nothwendigkeit. Solche Sanitäts compagnien brauchen erst bei beginnendem Kriege organisirt zu werden , zumal hierzu die Lazarethgehülfen und die überzähligen Militärkrankenwärter herangezogen werden können. Für jedes Armeecorps dürfte eine Com pagnie hinreicherd sein. Dieſelbe ſoll aus 180 Mann, zu drei Abtheilungen formirt , bestehen, jeder Abtheilung von 60 Blessirtenträger ein Offizier und Arzt als geſchäfts leitendes Personal, die nöthigrn Unteroffiziere und Signal bläser beigegeben werden und mit 30 Tragbahren versehen sein. Ihr Dienst beschränke sich während des Kampfes einzig und allein auf das Aufsammeln und auf den Trans port der Verwundeten nach den Verbindeplägen , bei Waffen ruhe von da nach dem nächsten Feldlazarethe , oder dehne sich bei längerer Dauer derselben auf Bewachungen der Hauptfeldlazarethe, der Fahrzeuge u. s. w., selbst auf den der Krankenwärter aus. Ihren Leistungen entsprechend, würden sie auch abzurichten sein ; die Unterrichtung der= selben dürfte sich daher nur auf die Handgriffe und Vor fichtsmaßregeln beim Auf- und Abladen der Verwundeten, beim Lagern des Körpers und der verwundeten Glieder, auf die Zeichen des wirklichen Todes und die Beerdigung zu beschränken haben . Die den Sanitätscompagnien beizugebenden 16 Wagen müssen in ihrer Construction einfach , leicht zugänglich, leicht beweglich und zweispännig , etwa wie die der öster reichischen Armee eingerichtet sein. Verfasser hält zwei räderige, mit dem Obergestell auf Federn ruhende und mit Planen aus beölter Leinwand versehene einspännige Wagen für die zweckmäßigsten . Diese, einen dankenswerthen und für das gesammte Kriegswesen mächtigen Beitrag liefernde Schrift können wir besonders allen denen angelegentlichst empfehlen, welche in das Wesen einer Organiſation der Feldlazarethe tiefer einzudringen und über das neue Institut der Transport= compagnien sich genauer zu instruiren beabsichtigen , even= tuell mit der Ausführung einer solchen Organisation be traut werden . Druck und Papier derselben sind gut. Dr. Aug. Ferd. Speyer, Caffel. Oberstabsarzt, Obermedicinalrath.

*) Auffäße vermiſchten Inhalts ; Beiheft zum Militär-Wochen blatt für November und December 1851. Artikel : Preußische Sanitätstruppen , Seite 2. **) Organisations- Vorschrift 2c. §. 10.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Zeitung.

Oesterreichische Monarchie. Fortwährend wird an der z. Krakau , 7. Septbr. Befestigung unserer Stadt mit aller Kraft gearbeitet, ſo daß sie vor Beginn des Winters als wirkliche (wenn gleich nicht starke) Festung wird betrachtet werden können. Bekanntlich ist der hiesige Plaz zu einem verschanzten Der Bau dieser Lager mit detachirten Forts bestimmt. Forts, deren vier errichtet werden (Warschau - Dombie Benedict — Kosziuszko - schritt vordem nur langsam

vorwärts; seit den kriegerischen Aussichten aber wurde mit verdoppelter Anstrengung gearbeitet. Das Fort Kosziuszko, wo der hohe Gedächtnißhügel des bekannten Helden auf geschüttet ist, ist bereits zur Armirung fertig. Zur Aus rüstung überhaupt sind bereits zwei bedeutende Geschütz transporte, zusammen 138 Geschüße zählend, eingetroffen. Frankreich.

с AA. Der Moniteur universel" vom 14. September gibt mit der Bemerkung: Daß die Lage der orientalischen Armee die öffentliche Aufmerksamkeit mit Recht beschäf= tigt, und daß schlecht unterrichtete Personen die Besorgniß ausgedrückt haben , die Militärverwaltung habe nicht in hinreichendem Maße für alle Bedürfnisse eines so bedeu tenden Truppenbestandes sorgen können , eine vollständige Darlegung über die aufgehäuften Vorräthe an Lebensmitteln und Kleidungsstücken, sowie über die stattfindende Verpflegungsweise. Aus diesem höchst interessanten Actenstück läßt sich mit völliger Gewiß heit berechnen, daß die französische Armee im Orient gegen wärtig 70,000 Mann zählt, und es geht ferner daraus hervor , daß es wenigstens für einen Theil derselben auf eine Wintercampagne abgesehen ist. Folgendes ist das nähere über die Verpflegungsweise der Truppen: Die ge wöhnliche Fleisch-Ration ist von 250 Grammes (; Pfd.) auf 350 Grammes (etwa Pfd.) gebracht worden , die Brod-Ration von 750 Gr. ( 1 Pfd.) auf 1000 Gr. (2 Pfd.) , die Reis-Ration von 30 Gr. (etwa 2 Loth) auf 60 Gr. (etwa 4 Loth) . Dann erhält auch jeder Seldat täglich noch eine starke Ration Kaffee und Zucker, die von Zeit zu Zeit durch eine Ration Wein erlegt wird. Diese Lieferungen hatten mit dem ersten Tag begonnen Am 20. August und seitdem regelmäßig fortgedauert.

waren es 7,670,000 Rationen Mehl, 4,870,000 Rationen Zwieback, zusammen also 12,500,000 Rationen Brod, dann 27,740,000 Rationen Reis , 5,200,000 Rationen Fleisch, 520,000 Rationen gefalzenes Rindfleisch, 2,140,000 Ra= tionen gesalzenes Schweinefleisch (Ende August noch weitere 2,800,000 Rationen Fleisch) , zusammen also 10,660,000 Rationen Fleisch , und endlich 2,110,000 Nationen sein, 946,000 Rationen Branntwein und 6,730,000 Rationen Kaffee und Zucker (Ende August noch weitere 4,584,000 Rationen) , zusammen also 13,370,000 Nationen Wein, Branntwein, Kaffee und Zucker, die an Ort und Stelle ab geliefert waren. Bis Ende August waren ungefähr 8 Mill. Nat. aufgezehrt, und es waren damals noch vorhanden 4,000,000 Rat. Brod, 19,000,000 Rat. Reis, 2,160,000 Nat. Fleisch und 4,870,000 Rat. Flüssigkeiten, also, da der Mann täglich von Artikel eine Ration erhält (die gewöhnliche Nation Brod ist von 750 auf 1000, Reis von 30 auf 60, Fleisch von 250 auf 350 Grammes erhöht) , genügende Vorräthe, um die Armee noch auf einen Monat mit Fleisch, noch auf zwei Monate mit Brod und Flüssigkeiten und noch auf neun Monate mit Reis zu versorgen. Zwei Drittel des Fleisches war bisher ungesalzenes , und dieß Verhältniß wird auch in Zukunft beibehalten werden, obgleich gerade darin , bei dem Mangel an Ochsen in der Türkei, und da der häufige Genuß von Hammelfleisch leicht Durchfall erzeugen soll , die Hauptschwierigkeit der Verproviantirung liegt. Das Mehl wird durch 24 aus Frankreich gesandte Feldbäckereien *) zu Brod gebacken . An Kleidungs-, Equi pirungs- und Lagerstücken sind die Truppen außer den reglementirten Gegenständen mit allem ausgestattet, was, sagt der Moniteur , die Kriegserfahrungen in Afrika und die Voraussicht eines an den Küsten des schwarzen Meeres zuzubringenden firengen Winters als der Gesundheit und Behaglichkeit des Soldaten zuträglich an die Hand gegeben haben. Es werden deßhalb die großen Equipirungsstücke nicht nur vollständig erneuert, sondern es werden der orien= *) Die Franzosen haben eine neue Art kleiner Feldbacköfen, ganz aus Eisen. Mit Eisenbügel und Blechen scheint man Dopelwände gebildet zu haben , welche mit Erde ausgefüllt find. Die Methode fcheint weit beffer als die preußische, wo zu 180 Broden , außer 27 Centner Eisen , 1200 Baffteine gebraucht werden , und die Herstellung 6 Maurer , 6 Hand langer und 6 Stunden Zeit erfordert.

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taliſchen Armee auch nachgeſchickt : 137,600 Flanellleibbinden, 70,000 Capugenmäntel, 70,000 Paar wollene Handschuhe, 70,000 Paar Gamaschen von Schafspelz, 70,000 Kaschias (eine Art Hals- und Gesichtsbedeckung), 15,000 Ueberzicher von Schafspelz , 280,000 baumwollene Hemden , 290,000 Paar Schuhe, 24,000 Paar lederne Gamaſchen, 25,000 Paar leinene Gamaschen, 21,000 Paar Stiefel, 6500 Paar Halb stiefel und 21,000 Unterhosen; dann eine vollständige Samm lung von Lazarethmaterial; weiter 160,000 ſackartige kleine Zelte, 215,000 Decken, 8200 Zelte von verschiedener Form, 40,600 große und 150,000 kleine Krüge, 43,000 Schüffeln und 43,000 Suppenkessel ; noch weiter eine große Auswahl von Lagergeräthschaften, Beilen, Hacken, Schaufeln, Hippen, Sensen, Sicheln, Stricken 2 .; dann 13,500 Querfäcke, 14,000 Spannfesseln und Taue, 1650 vollständige leichte Cavalerie fättel, 576,000 Hufeisen und 4 Millionen Hufnägel. Die Militärverwaltung hat außerdem alles Material abgesandt, was zur Errichtung einer Fremdenlegion in der Stärke von 2000 Mann Infanterie und 1000 Mann Cavalerie erforder= lich ist. Den 45 Regimentsmarketendereien find Feldmarke tendereien für. 12,000 Mann beigegeben . Die Hospitaler können 8250 Kranke aufnehmen , zwölf mobile Hospitaler nämlich je 509, ein Depothospital 1000, ein Reservehospital 750 und das Hoſpital im Piraeus 500 Kranke . An Ver= bandleinwand find 180,000 Stück vorräthig, an eingemachtem Obft 620,000 Krankenportionen ; fünfzehn Apotheken können die sämmtlichen Hoſpitäler drei Monate lang mit Arznei versehen, und eine Centralapotheke in Constantinopel kann deren Vorräthe auf ein weiteres halbes Jahr erneuern. Man

wenigstens die alten Patrontaschen entfernen , welche die Last zu sehr auf einer Stelle zusammenhalten und deren Form zur Tragart vor dem Leibe nicht geeignet ist. Eine Vertheilung der Last auf mehrere Stellen und eine Form der Behälter für die Munition , welche dem Körper ange= paßt ist und eine feste Lage gewährt ohne zu drücken, dürften die nothwendigen Erforderniſſe ſein, welche berüc fichtigt werden müssen , wenn der Vortheil die Munition bequemer zur Hand zu haben , nicht durch andere Nach theile aufgehoben werden soll. 6. Die Waffe des Infanteristen ist die Bajonnetflinte und er bedarf neben ihr keiner anderen. Das Seiten gewehr ist ein Lurus , zuweilen sogar ein beschwerlicher, aber der Soldat legt auf seinen Befiß einen großen Werth. Es ist ein kriegerischer Schmuck, durch dessen Mangel der Infanterist sich gegen andere Waffengattungen zurückgeſeßt fühlt und dieses Gefühl der Zurückseßung wirkt nieder drückend auf den Geist , der ihn beleben , wie auf das Selbstgefühl , das ihn erheben soll. Man gebe daher dem Infanteristen diesen kriegerischen Schmuck; aber um den urus nugbar zu machen , gebe man dem Seitengewehr eine Form, vielleicht in der Art des Faschinenmessers, in

welcher es das Beil erseßen kann und es wird dann dem Soldaten im Bivouac auf vielfache Weise nüßlich sein.

7. Das Bajonnet ist eine Waffe rein offensiver Natur, wie jede blanke Waffe ; es ist das lehte Mittel , zu dem ſieht alſo, ſo ſchließt der Moniteur diese Uebersicht, daß für der Infanterist greift, um den Feind über den Haufen zu alle Bedürfnisse der Truppen seit ihrer Ankunft auf dem werfen , wenn das Feuergefecht nicht zum Zwecke führt. Kriegsschauplah bis zum heutigen Tag ununterbrochen in Vor noch nicht langer Zeit wurde seine eigentliche Natur reichem Maß gesorgt ist, und daß die Reservevorräthe in der als Angriffswaffe in der Meinung des Soldaten noch gar unmittelbaren Nähe der besezten Punkte für die Erneue sehr verkannt , denn häufig konnte man auf die Frage : rung der Vorräthe ausreichen. Man darf überzeugt sein, wozu es diene , die Antwort hören : zur Vertheidigung daß diese Verproviantirung mit der größten Regelmäßigkeit gegen Reiterei". Nun soll das Bajonnet zwar diesen durch aufeinanderfolgende Sendungen fortgeseßt und daß Zweck auch erfüllen , aber es ist dieß nur ein sehr unter kein Theil des Dienstes jemals zu leiden haben wird. “ geordneter, denn der Reiter fürchtet die Kugel des Jn= fanteristen, weniger aber dessen Bajonnet, und der Reiter= angriff, welcher nicht an der unerschütterlichen Haltung Aphorismen, die Infanterie betreffend. der Infanterie und deren wohl angebrachtem Feuer ab= (Forfhebung.) prallt, wird schwerlich durch das Bajonnet vom Eindringen 5. abgehalten werden . Für den Moment des Angriffes muß Daß die Führung der Munition in einer auf dem das Bajonnet aufgespart und dann erst aufgepflanzt wer= Bis dahin den , wenn dieser unternommen werden soll. Rücken hängenden Tasche unbequem ist , leidet keinen Zweifel, denn die Erfahrung lehrt , daß der Soldat im mag es in seiner Scheite ruhen , denn es erschwert die Gefechte die Patrontasche nach vorn schiebt um leichter Führung des Gewehres, wie das richtige Schießen. Kommt mit der Hand in dieselbe gelangen zu können. Aber eben der Augenblick zu seinem Gebrauche, dann fühlt der Sol dat, indem er es aufpflanzt, daß nun ein anderer, ein so wenig vermag man es für zweckmäßig zu erkennen, wenn die Patrontasche mit Beibehaltung ihrer alten Form gewaltigerer Act des Dramas beginnt , zu dem auch neue vor den Leib gehängt wird, und am wenigsten dann, wenn Mittel nöthig sind , und er wird sich bewußt , daß das die Patrontasche nur durch einen Leibriemen befestigt ist Bafonnet ihm diese Mittel gewährt. Wo ein Reiterangriff und nicht auch von einem über die Schulter gehenden zu erwarten ist, da muß das Bajonnet zwar auch auf Riemen getragen wird. Unbezweifelt sind die Schultern gepflanzt werden , doch nicht mit Hast als einziges Heil mehr zum Tragen geeignet als es die Hüften find , und zum Schuß gegen den Angriff, sondern als vermehrtes der Druck, den die schwere mit Munition gefüllte Patron Andere Gelegenheiten, Mittel, um ihm zu widerstehen. tasche auf den Leib verursacht , kann nur nachtheilig sein. wo das Bajonnet sich auf dem Gewehre befinden soll, gibt Will man das Zweckmäßige auf einer Seite erreichen , so darf man ihm auf der anderen Seite nicht durch halbe Maßregeln entgegen wirken und muß in diesem Falle

es allerdings auch , wie z . B. bei Nacht auf Vorposten, bei dichtem Rebel u. dergl. mehr, oder auch überhaupt dann , wo ein plögliches Zusammentreffen mit dem Feinde

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möglich ist, außerdem aber sollte das Bajonnet nie auf dem Gewehre geführt werden und wäre es auch nur, um den Soldaten das Tragen desselben zu erleichtern.

schiren, behaupten Manche, lernt der Soldat bald im Beginn eines Feldzuges ehe es zum Kampfe kömmt ; aber die Truppe, welche ungeübt in dieser Hinsicht den Feldzug antritt, wird ein theures Lehrgeld zahlen und manchen ihrer Streiter nicht mit zum Kampfe bringen, der eben aus Mangel an früherer Uebung und aus Unbekannt schaft mit der nöthigen Sorge für Anlegung seiner Fuß bekleidung und seines Gepäckes , der Truppe nicht zu folgen vermag. Freilich sind die Uebungen im Marschiren zeit raubend und langweilig , aber sie sind unerläßlich; denn nur bei ihnen kann jene strenge und richtige Marschdisci= plin begründet werden, in welcher das Geheimniß beruht, lange Märsche ohne Erschöpfung der Truppe zurücklegen zu können. Vorschriften hierzu fehlen nirgends , aber die Anwendung geschieht nur zu häufig mangelhaft ; denn wenn eine Truppe bloß ein paar Stunden spazieren ge= führt wird , dann ist es schade um die darauf gewendete Zeit, da durch solch einen Spaziergang weder rüstige Fuß gänger gebildet, noch auch die nöthige Marschdisciplin dem Soldaten angewöhnt werden kann. Gewöhnlich hegt man die Meinung , daß, um eine längere Colonne in Orduung zu erhalten, man langsam marichiren müsse, doch ist dieß ein falscher Grundsaß ; ein lebhafter, gleichmäßig fortgesetter Schritt ermüdet weniger, oder mindestens nicht mehr , als wenn die Colonne fich nur im Schneckengange bewegt , und nur das abwechselnde Stocken und darauf folgende Laufen, um die Rotten wieder zu schließen, ist es, was den Marsch erschwert und ermü= dend macht. Nur eine strenge Marschdisciplin kann diesem Uebelstande abhelfen und man wird eine im Marſchiren geübte und an Marschdisciplin gewöhnte Truppe leicht daran erkennen , daß eine solche Colonne fich gleichmäßig und rasch bewegt, während bei einer ungeübten Truppe ein fortwährendes Schwanken in der Colonne stattfindet. Wir schließen mit den Worten eines geachteten Militär= Schriftstellers , welcher sagt : „Nicht die strenge Marsch= discipliu macht die Maroden, sondern die Vernachlässigung derselben." 10. Der Uebung im Zielschießen wird wohl überall jezt die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt, wenigstens von Seiten der höheren Behörden , wenn es auch nicht überall gelingen mag , daß die Ausführung dieser Uebungen, den Absichten der Behörden und den darauf gewendeten Kosten entsprechend, zweckmäßig geleitet wird. Die vorgeschriebene Anzahl Kugeln werden zu bestimmten Stunden verschossen; aber leider ist die Anzahl der Offiziere nicht gering, welche sich damit begnügen , wenn jenes nur geschehen und die Uebung bald beendigt ist , während sie doch selbst das allerregste Interesse daran nehmen sollten , ihre Soldaten zu tüchtigen Schüßen zu bilden, da sie so nahe dabei be theiligt sind und es ihnen nicht gleichgültig sein kann, ob fie im Kriege wohl geübte Schüßen unter ihren Befehlen haben oder nicht. Es ist sonderbar , daß es so ist, doch wird man schwerlich die Thatsache uns abläugnen können, und wir glauben nicht zu irren, wenn wir, weit entfernt, den Grund davon in der Bequemlichkeit der Offiziere zu suchen , ihn in einem gewissen dunkeln Gefühle finden, welches dem Offizier sagt, daß diese Uebungen ihren Zweck doch nicht vollständig erreichen . Allerdings wird man zu =

8. Dem Bajonnetfecten hat man bei seinem Erscheinen eine zu hohe Wichtigkeit beigelegt, indem man mit dieser Kunst dem Infanteristen auf den Gipfel seiner Ausbildung zu bringen vermeinte . Mit Feuereifer wurde es von Vielen erfaßt, die entweder in ihm für ihren Thätigkeitstrieb eine neue Nahrung fanden , oder wirklich glaubten , daß nur dadurch das Gleichgewicht zwischen den Reiterwaffen und

der Infanterie hergestellt werden und daß nur die Fertig keit in der Kunst zu dem wirksamen Gebrauch des Ba jonnets führen könnte. Unglaublich viel Zeit, Kräfte und Mittel wurden an manchen Orten auf die neue Kunst verwendet, ohne daß es eben gelang, ſie recht in das Leben einzuführen ; denn wenn man auch einige einzelne gewandte Bajonnetfechter bildete, so kam die Maffe doch nie über das Stümpferhafte hinaus und blieb weit entfernt davon, fich mit Vertrauen auf ihre erworbene Geschicklichkeit dem Reiter oder Infanteristen entgegenstellen zu können. Das Unpraktische des zuerst eingeführten Systems und der Methode des Unterrichts leuchtete bald ein und man ver= suchte andere Systeme und andere Methoden einzuführen, aber, wir wagen es auszusprechen , mit eben so wenig Das Einzige, was man erreichte , war, den Glück. Soldaten mehr als bisher auf die Bedeutung seines Ba= jonnets aufmerksam zu machen und dieses Eine ist aller dings kein unerheblicher Vortheil , welcher aus der Bas jonnetfechtkunst hervorging , was jeder Zufanterist auch Die Bajonnetfechtkunst selbst, dankbar anerkennen wird. so viel Verehrer sie auch noch hier und da haben mag, wird jedoch nie die Bedeutung gewinnen, die man ihr anfänglich verheißen zu können meinte, und zwar aus dem einfachen Grunde , weil der eigentliche , gewöhnliche Ge= brauch des Bajonnets nur wenig Regeln erfordert , aber desto mehr Kraft und Muth, die nicht gelehrt werden können. Mit sicherem Instinkte scheint der Soldat bei seinen Nebungen dasjenige herauszufühlen , was praktisch ist und fich diesem mit Vorliebe zuzuwenden; wir glauben aber nicht zu viel zu sagen , wenn wir behaupten , daß das Bajonnetfechten zu denjenigen Uebungen gehört, denen der Soldat am wenigsten hold ist. 9. Der Marschall von Sachsen sagt irgendwo in seinen Schriften , daß die Kriege vornehmlich mit den Füßen und dem Zeigefinger geführt werden, und dieser Ausspruch hat wenigstens in so weit seine Richtigkeit, als Schießen und Marschiren die Hauptthätigkeitsäußerungen der Infanterie find. In beiden muß daher der Infanterist zur möglichsten Ausbildung geführt werden, und da, wie bekannt, Uebung den Meister macht , auch diese Uebung immer fortgesezt werden. Eine Infanterie, die nicht marschiren kann, auf welche der Heerführer nicht mit Sicherheit zu rechnen vermag, daß sie zu rechter Zeit, in voller Zahl und gefechtstüchtig am Orte ihrer Bestimmung erscheint, ist unbrauchbar und wäre sie auch sonst ein Muster von Vortrefflichkeit . Mar

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geben müssen , daß durch ein zwei- bis dreimaliges Ziel schießen zu einer bestimmten Zeit des Jahres keine Schüßen gebildet werden können , die ihres Schuffes sicher sind und daß es hierzu weniger auf die Anzahl der verschoffenen Kugeln, als vielmehr auf eine fortgesezte Uebung ankömmt. Der Jäger von Profession muß sich unausgesezt im Schießen üben , wenn er nicht in seiner Fertigkeit zurückkommen will , und so sollte auch dem Soldaten die Gelegenheit, sich im Schießen zu üben, öfter gegeben und seine Uebungen nicht bloß auf eine bestimmte Zeit im Jahre beschränkt werden. Wir glauben , daß dieß zu ermöglichen wäre, ohne daß deßhalb der Kostenaufwand viel beträchtlicher zu werden brauchte, als derjenige, welchen diese Uebung fest erfordert und gewiß wäre der zu erreichende Vortheil wesentlich. Das ganze Jahr hindurch sollten Schießübungen angestellt werden und wenn auch die Anzahl der von jedem Soldaten nach dem Ziele zu verschießenden Kugeln nicht größer wäre als jezt , so würde doch die öfter wiederholte Uebung bessere Schüßen bilden, als es der Fall ist, wenn die Uebung nur auf einen gewiſſen Zeitraum beschränkt wird. Man kennt den Einfluß , welchen die Witterung, ein heller oder trüber Tag , ja selbst manche andere kleine Zufälligkeiten auf das Ergebniß bei dem Zielschießen aus üben, und wenn man auch diesem allen nicht immer aus weichen kann , so ist es schon ein Vortheil , wenn der Schüße unter verschiedenen derartigen Verhältnissen nach dem Ziele schießt, als nur unter dem einen, welches viel leicht gerade zur Zeit seiner jährlichen Uebung vorwaltet. Für diejenigen Truppen , deren größter Theil des Be= standes nur kurze Zeit des Jahres im Dienste gegenwärtig ist , würde es allerdings schwierig sein , eine Einrichtung zu treffen , nach welcher dem Soldaten die Gelegenheit häufiger geboten wird, sich im Zielschießen zu üben; indeß, wird nicht ein besonderer Werth darauf gelegt, daß ein Soldat wie der andere die gleiche Anzahl Kugeln nach dem Ziele verschießt, und wird nur das Zielschießen immer fortgesezt, so wird sich gewiß die Gelegenheit zu einer vermehrten Uebung für viele Soldaten finden , die sich alsdann zu sicheren Schüßen ausbilden und sich in fort= währender Nebung erhalten.

steigert und was niemals durch den Ton der Hörner erreicht werden kann. Um dieſen einen Zweck schon sollte die Trommel beibehalten werden, die übrigens ein so alt ehr würdiges Instrument ist , dessen Klang so manches Sol datenherz schon erfreute , deffen belebender Rhythmus die sinkende Kraft zu neuen Anstrengungen anfeuert, so daß man auch in dieser Hinsicht unrecht thut, ſie der Infanterie nehmen zu wollen und mit ihr gewissermaßen eine der alten Traditionen , die aus früheren Zeiten zu uns herab klingen , wenn auch die Trommel jezt nicht mehr die Be= deutung hat wie sonst. Aber freilich muß die Trommel nicht Knaben übergeben werden , deren Kraft nicht aus reicht , mit ihrer Last den Truppen zu folgen und die gerade dann fehlen , wo es gilt , mit Trommelschlag den wichtigsten Schlachtmoment zu bezeichnen und den Muth der Truppen zu befeuern. (Fortseßung folgt. )

11. Man hat in neuerer Zeit begonnen , die Trommel durch das Horn bei der Infanterie zu ersehen. Man nennt fie unpraktisch , kostspielig und für die jest geforderte schnelle Bewegung der Infanterie nicht mehr geeignet. Man kann in einiger Beziehung recht haben , aber nimmer ver mag das Horn die Trommel zu erseßen in jenen ent= scheidenden Momenten , wo die Infanterie in gedrängten Massen zum Kampf mit der blanken Waffe vorschreitet. Wenn von den zwölf Tambours eines Bataillons der Sturmmarsch eingeschlagen wird , danu liegt in diesem eintönigen , ununterbrochenen Schall der Trommeln , der das Kleingewehrfeuer übertönt und mit dem Donner der Geschüße wetteifert, etwas so Kräftiges, so feierlich Ernstes, so einfach Großartiges , was so ganz der Wichtigkeit des Momentes angemessen ist , was in jeder Bruſt den Muth

·

Literatur.

Handbuch zur Anweisung des Soldaten in der Gymnastik und im Bajonnetfechten. Bon Alphons v. Linsingen, Premierlieutenant im Königl. Hannover'schen 1. leichten Bataillon. Mit 30 Abbildungen auf 5 litbogra phirten Tafeln. 8. Hannover , 1854. Hahn'sche Hofbuch handlung. (XV u. 108 S.) Das vorliegende Werken zerfällt feinem Inhalte nach in die Gymnastik und das Bajonnetfechten. Erstere enthält in zwei Ab theilungen, vorbereitende lleburgen und Eigentlich gymnastische Webungen für die weitere Ausbildung des Soldaten. Der zweiten Abtheilung hat der Verf. in Berücksichtigung der gymnastischen Fotbildung der jüngeren Offiziere, der Unteroffiziere und gewandteren Soldaten eine etwas weitere Ausdehnung gegeben, namentlich auch in Bezug auf das Voltigiren. Das Bajonnetfechten so viel als thunlich den bisherigen für die königl. hannver. Infanterie vorgeschriebenen Anweisungen an gepakt , hat der Verf. auf ein Minimum reducirt, so etwa , wie_cs für Infanterie, die nur kurze Präſenzzeit hat , paſſend ist. Die Schule gegen den Infanteristen hat der Verf. dabei zur Hauptsache gemacht , unter ziemlicher Vermeidung unnöthiger Sprünge und Paraden in die Lüft. Die Fechterstellung gegen den Infanterißten würden wir so angeordnet baben , daß der Ausfall aus derselben , dem Manne ganz entbehrlich geworden wäre , daß die Füße also beinahe soweit wie zum Ausfalle auseinander schreiten und der Körper sich mög . lichtfenkt, um den Unterleib gehörig zu decken, wobei zugleich die Schwere des Körpers mehr auf den hinteren Fuß versammelt würde. Bei den in der Schule gegen den Infanteristen vorkommenden Stößen würden wir das Gewehr immer nur durch die linke Hand rutſchen und dicht vor dem Schloſſe wieder feft halten laſſen. Die balb contra quart bätten wir gerne als eine nach mißglücktem Stoße, bei zurückgebogenem Oberkörper oder während eines Sprunges rüd wärts , immer leicht ausführbare und nüßliche Parade eingeführt gefeben. Auch der Gewehrschlag links (terz Battute ) wurde wohl ohne dem Soldaten zu viel aufzubürden, in die Zahl der Sectionen aufgenommen werden können. Was der Verf. in der Vorrede bezüglich des praktiſchen Werthes des Bajonnetfechtens sagt , ist recht beherzigenswerth , wie denn überhaupt deffen Ansichten als gediegen bezeichnet werden können, weshalb das Werkchen , deſſen äußere Ausstattung gleich vortherl haft ist , mit Recht empfohlen werden darf.

Resigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmkadt , und in deren Offizin gerruckt .

Dienstag, 26. September 1854. 100% stardi noe dintrol 3 vormid filenam UsingSdning h nor our

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Allgemeine

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Militär - Beitung.

Oesterreichische Monarchie. Wien, 18. Septbr. Die Reorganisation unserer In Folge Militär - Justizpflege ist nun beendet. davon sind die sogenannten Judicia delegata militaria mixta, bei welchen die von Civilpersonen gegen Offiziere anhängig gemachten Rechtsstreitigkeiten verhandelt, und zu denen auch Civiljustizräthe beigezogen wurden , aufgehoben und die Geschäfte einem bloß aus militärischen Rechtskundigen be= stehenden Tribunal, unter der Benennung K. K. Militär gerichte, übertragen worden . -Unser großartiges, allseitig besuchtes und bewundertes neues Arsenal ist in seiner Herstellung so weit vorgeschritten, daß im künftigen Jahre schon Bau und innere Einrichtung, als : Werkstätten Ersterer allein kommt u. dergl. , vollendet sein werden. auf die Summe von acht Millionen Gulden zu stehen.

dieser Productionskraft, find die Bestellungen der Regie rug so bedeutend, daß man sich an den Privat - Gewerb fleiß wenden mußte, und beträchtliche Arbeiten mehreren Hüttenwerken unserer Stadt übergeben wurden , wo sie eine Lebhaftigkeit unterhalten , welche aller Welt zu Nuze kommt."

Aphorismen , die Infanterie betreffend. (Fortseßung. ) 12. Dem bekannten Ausspruche Napoleons : „ Es gibt nur eine Gattung von Infanterie, nämlich gute" fann man in gewisser Beziehung seine Richtigkeit nicht absprechen; allein von einer anderen Seite betrachtet, dürfte denn doch der Ausspruch des großen Meisters in der Kriegskunst nicht so unbedingt seine Gültigkeit haben und einiger Modifi= Frankreich. cation zu unterwerfen sein. Gewöhnlich besteht allerdings der Unterschied zwischen Linien- und leichter Infanterie e . Aus dem Charente- Departement meldet man Folgen des : " Die größte Thätigkeit herrscht jezt in der nur im Namen und in der Uniform , denn die Eine wie kaiserl. Geschüß - Gießerei von Ruelle. Zahlreiche die Andere hat dieselbe Ausrüstung und Bewaffnung, mit Besucher begeben sich zu der Stunde des Gießens jeden Ausnahme der mit Büchsen bewaffneten Jäger, welche Tag nach diesem schönen Gebäude , dem ersten seiner Art unserer Ansicht nach mit Unrecht der leichten Infanterie in ganz Frankreich . Außer den Kanonen von dem schwer zugezählt werden , beide müssen auf jedem Boden zu fechten ften Caliber, welche man zur Ausrüstung unserer Schiffe wissen und für das Gefecht in geschlossener Ordnung so und zur Beschüßung unserer Küsten gießt , werden dort gut eingeübt sein , wie für das Tirailleurgefecht. In der jezt auch noch Laffetten gegossen, die in allen ihren Theilen körperlichen Beschaffenheit ihrer Mannschaft besteht eben von einer seltenen Vollkommenheit sind und deren Preis, so wenig ein Unterschied , und ist ein solcher vorhanden, Dank dem dort angewandten Verfahren , weit unter dem so erstreckt er sich darauf, daß man sonderbarer Weise die ist , welchen der Privat- Gewerbfleiß bieten könnte. Alle kleineren , schwächlicheren Leute der leichten Infanterie zu 48 Stunden liefern die Werkstätten drei Laffetten, die das weist, während man gerade ihr einen Dienst überträgt, der Werk von 100 Arbeitern darstellen. Die Werkstatt für mehr Ausdauer in Ertragung von Beschwerden verlangt, die Detail =- Arbeiter ist mit einer schönen und mächtigen als der Dienst der Linieninfanterie. Maschine von neuem und kunstreichem System bereichert Bei dem jeßigen Standunkte der Kriegführung und worden , welche mit einer bedeutenden Ersparniß an Ar= der Verwendung der Infanterie dabei, ist es eine unerläß beitskräften das Gußeisen durchbohrt. Zu der Bronze liche Erforderniß für die gesammte Waffengattung, zu Gießerei sind zahlreiche Kanonen und Haubigen in Angriff dem Gefechte in ausgedehnter Ordnung, oder dem Tirail genommen worden. Dort befinden sich die beiden Ge leurgefecht, vollständig brauchbar und eingeübt zu sein, schüße , welche auf Befehl des Seeministers die Namen und es kann daher keine besondere Truppengattung geben, Bomarsund und Odessa bekommen sollen . Diese Geschüße welche vorzugsweise zu dieser Fechtart bestimmt wäre. find nach dem System Napoleons III. , fie haben eine Früher, als die Infanterie hauptsächlich nur auf das Ge= doppelte Bestimmung, und können sowohl Kanonenkugeln, fecht in geschlossener Ordnung angewiesen war und vom als Granaten abfeuern. Troß dieser Thätigkeit , troß Plänklergefecht ein nur wenig ausgedehnter Gebrauch ge=

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macht wurde , mußte eine besondere Truppengattung , die leichte Infanterie, bestehen , welche vorzugsweise für das Gefecht in ausgedehnter Ordnung gebildet war und konnte dem Bedürfniß genügen ; seit den Zeiten aber , wo das Tirailleurgefecht eine immer vermehrte Anwendung in den Schlachten fand, mußte der Unterschied, der zwischen Linien und leichter Infanterie bestand , immer mehr schwinden, in so weit dieser Unterschied in einer besonderen Befähigung zum Plänklergefecht gesucht wurde. Aber es gibt außer dem eigentlichen Gefechte noch eine andere Art der Thätig keit der Infanterie , nämlich der Sicherheits- und Kund schaftsdienst , oder mit einem Worte der Vorpostendienst, und für diesen Dienst ist es von unverkennbarem Vortheil, eine Truppe zu haben , welche vorzugsweise dazu bestimmt ist. Der Vorpostendienst hat so viel Eigenthümliches, was nicht aus den Dienſtvorschriften , sondern nur aus der Erfahrung gelernt wird , und um diese nothwendige Er fahrung sammeln zu können , muß einer Truppe die Ge legenheit hierzu unausgesezt geboten sein, was natürlich nicht der Fall ist , wenn der Vorpostendienst in einem Heere abwechselnd von der gesammten Infanterie versehen wird. Die Formen dieses Dienstes sind zwar einfach, sie gründen sich auf gewisse Regeln , deren Erlernung weder große Schwierigkeiten darbietet, noch auch eine besondere Intelli genz erfordert; aber um den Vorpostendienst vollkommen zu versehen, dazu gehört mehr als die bloße Kenntniß seiner Formen und Regeln. Wenn auch die ganze In fanterie diesen Dienst kennen und stets bereit sein muß, denselben auszuüben, so wird doch in der Betreibung und Ausführung des Vorpostendienstes ein großer Unterschied stattfinden , zwischen der Art und Weise , wie dief von einer Truppe geschieht, die nur selten Gelegenheit hatte, diesen Dienst dem Feinde gegenüber zu versehen , oder von einer Truppe, welche ihre Bestimmung fortwährend auf Vorposten führt. Der Vorpostendienst erfordert von dem Einzelnen eine gewisse Sicherheit im Benehmen, welche nur die Gewohn heit und ein längeres Vertrautsein mit der Natur dieses Dienstes gibt ; ein Selbstvertrauen auf sich und seine Wahrnehmungen ; eine Aufmerksamkeit auf hunderterlei unbedeutend scheinende Dinge, die dem nicht darin erfahrez nen Soldaten entgehen, die aber nichts desto weniger in naher Beziehung zu der Aufgabe stehen, welche eine Vor postentruppe zu lösen hat ; was sich Alles im gewöhnlichen Liniendienst nicht erlernen läßt, wo das Individuum mehr in der Masse verschwindet und weniger ein selbstständiges Handeln , als vielmehr ein rasches Befolgen des gegebenen Impulses gefordert wird. Um den Vorpostendienst richtig auszuüben , gehört ferner eine genaue Bekanntschaft mit den Eigenthümlichkeiten des gegenüberstehenden Feindes , - und daß jede Nation die ihrigen hat, wird man gerne zugestehen - mit der Art und Weise wie er den Vor postendienst versteht, mit seinen Gewohnheiten in Bezug auf Lagerung, Marsch, Ablösung der Vorposten und was dergleichen mehr ist. Wo anders, als auf den Vorposten, bei der täglichen Beobachtung des Femdes , läßt sich diese wesentliche Kenntniß erwerben, die unmöglich erlangt werden kann , wenn nur von Zeit zu Zeit der Vorpostendienst einer Truppe übertragen wird und sämmtliche Infanterie bataillone fortwährend in demselben wechseln.

Es erscheint sonach von überwiegendem Vortheil, wenn eine besondere , für den Vorpostendienst bestimmte Truppe besteht; indeß, dieſen Dienft täglich und unausgesezt dem felben Truppentheile übertragen zu wollen , würde diesen bald aufreiben , denn wenn auch die Gewohnheit das An ftrergende des Dienstes mindert, so macht derselbe dennoch immer bedeutende Ansprüche an die Kräfte der Mann schaft, wodurch, verbunden mit dem Verluste , welcher durch die unaufhörlichen kleinen Gefechte herbeigeführt wird , eine fortwährend im Vorpostendienst befindliche Truppe bald erschöpft und in ihrem Bestande vermindert werden würde. Ein gewisser Wechsel der Vorpostentruppe wird daher immer stattfinden müssen , aber dieser kann unter den ursprünglich zum Vorpostendienst bestimmten Truppentheilen erfolgen, so daß diese nach kurzer Zwischen= zeit der Ruhe immer wieder zu ihrem eigentlichen Wir kungskreis zurückkehren und die Gelegenheit finden , sich mehr und mehr mit ihm vertraut zu machen und sich die für ihre Bestimmung nöthigen, um nicht zu sagen uner läßlichen Erfahrungen zu erwerben. Man könnte zwar bei Beginn eines Feldzuges einige Infanteriebataillone bestimmen , welchen der Vorpostendienst ausschließlich über tragen wird und man würde damit den Zweck erreichen, daß diese Bataillone ſich bald vollständig für ihren Dienst ausbilden würden, denn das Formelle desselben muß noth= wendig im Frieden der gesammten Infanterie gleicherweise gelehrt worden sein. Aber man wird diesen Zweck, der besonderen Befähigung für den Vorpostendienst, schneller erreichen , wenn schon in der Organisation des Heeres im Frieden auf dieses Bedürfniß Rücksicht genommen ist und gewisse Truppentheile für den Vorpostendienst bestimmt find ; denn diese Truppentheile werden , ihre künftige Be stimmung im Kriege kennend, schon während des Friedens ihre Bestrebungen dieser Bestimmung zuwenden , werden fich damit vertraut machen und werden dann bei Eintritt eines Feldzuges , wenn ihr eigentlicher Wirkungskreis be ginnt , sich gewissermaßen schon auf bekanntem_Boden_be finden oder doch wenigstens nicht in eine neue, ihnen gänz = lich fremde Sphäre eintreten.

Wenn daher auch die sämmtliche Infanterie__eines Heeres sich weder in ihrer Ausrüstung und Bewaffnung, noch in ihrer Organisation und Ausbildung unterscheidet und in dieser Beziehung nur eine Gattung von Infanterie besteht , so ist es doch zweckmäßig im Betreff ihrer Ver wendung im Felde einen Unterschied zu machen, indem der eine Theil bestimmt ist, in den entscheidenden Kämpfen des Krieges aufzutreten , während dem anderen vorzugs = weise nur die Einleitung zu diesen Kämpfen und der Sicherheits- und Kundschaftsdienst übertragen wird. Jene ist die Linieninfanterie, diese die leichte Infanterie , denn wenn auch sie um nichts leichter ist wie jene , so entlehnt sie ihre Benennung von der einmal gebräuchlichen Bezeich= nung : leichter Dienst" für Alles, was auf das Sicher= heits- und Kundſchaftswesen bei einem Heere Bezug hat. Also nicht in der Gefechtsweise liegt das Kriterium für die verschiedenen Gattungen der Infanterie, denn hierin findet kein Unterschied statt und also auch nicht in der Bewaffnung , sondern in der vorzugsweisen Bestimmung des einen Theiles zum Vorpostendienst und daß in dieser

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Beziehung die Annahme von zweierlei Gattungen von In fanterie nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar nothwendig ist, glaubt man in Vorstehendem dargethan zu haben.

Indeß werden die Büchſenſchüßen nicht selten in ein solches, ihnen nachtheiliges Plänklergefecht verwickelt ; denn da im Gange des Gefechtes sich nicht immer voraussehen läßt, wenn und wo eine Abtheilung von Büchsenschüßen mit Vortheil gebraucht werden kann , diese daher häufig nicht zur Stelle sind , wo sie mit Nußen wirken könnten , oft aber da sich befinden , wo dieß zwar nicht der Fall ist, aber andere Truppen fehlen , so werden sie in Ermange= lung dieser zu einem Dienste verwendet , zu dem sie ihre Waffe nicht geeignet macht. Vertheilt unter den Plänklern, wo der Büchsenschüße durch diese gedeckt wird und mit Ruhe seinen sicheren Schuß anbringen kann, kann er von wesentlichem Nüßen sein, daher denn auch, wo diese Waffe eristirt , dieselbe unter der Infanterie vertheilt sein sollte. Besondere Corps aber von Büchſenſchüßen zu bilden, erscheint nicht zweckmäßig, denn, wie schon gesagt, gewöhn lich find sie nicht zur Hand, wo man sie braucht und wo fie sind , kann man sie nicht brauchen, oder sie werden der Solche Corps, Natur ihrer Waffe entgegen verwendet. wo sie bestehen, gehören dann zur Reserve, um über sie gebieten zu können, wenn die Gelegenheit zur vortheil haften Anwendung derselben sich zeigt, keineswegs aber sind sie den leichten Truppen beizuzählen, deren Wirksam= keit nicht allein auf dem weit reichenden und sicheren Schuß beruht , wie es bei der vornehmlich defensiven Waffe des Büchsenschüßen der Fall ist.

13. Erscheint es einerseits nöthig , daß eine vorzugsweise für den Vorpostendienst bestimmte leichte Infanterie be= steht, so ist es auf der anderen Seite nicht minder wesent lich dieselbe in besondere , selbstständige Bataillone zu for miren und sie nicht in organische Verbindung mit den Linienregimentern , als Theile derselben zu stellen. Ist diese Vorpostentruppe in die Regimenter der Linic ver schmolzen , so wird , abgesehen davon , daß ein solcher Truppentheil in Folge seiner besonderen Verwendung oft längere Zeit vom Regimente entfernt sein kann und dieß störend auf den Dienstgang einwirkt , sich auch niemals jener wohlthätige Corpsgeist in den Abtheilungen der leichten Infanterie ausbilden, der eine Truppe, in welcher er lebendig ist , dazu führt , ihrer besonderen Bestimmung so viel nur möglich zu genügen und der einen Stolz darein fest, sich durch kriegerische Eigenthümlichkeiten vor anderen Truppen auszuzeichnen ; es wird mit einem Worte ein solcher Bestandtheil eines Linienregiments niemals dahin kommen, sich als einer besonderen Bestimmung geweiht fühlen zu lernen und sein ganzes Bestreben dahin zu richten , sich für diese Bestimmung geeignet zu machen. Namentlich gilt dieß von den Offizieren , welche in der Unbestimmtheit, ob sie bei der zum Vorpostendienst be= stimmten Abtheilung des Regiments bleiben oder zu anderen Theilen desselben wieder versezt werden , sich niemals mit voller Liebe ihrem besonderen Berufe hingeben werden, niemals , wie man zu sagen pflegt, mit Leib und Seele leichte Infanteristen sein werden ; und auf den Offizieren beruht der Geist der Truppe , und auf dem Geiste , der in einer Truppe herrscht , beruht ihre Brauchbarkeit.

14. Durch Einführung des verbesserten Feuergewehrs, wird wohl die gezogene Büchse aus den Heeren verschwinden. Ihr Verlust ist nicht sehr zu beklagen , denn sie ist eine unpraktische Waffe für den Soldaten. Die Sorgfamkeit, die fie in ihrer Behandlung verlangt, die Verschiedenheit der Munition , die sich selbst bei denselben Corps nicht gleich bleibt, die Langsamkeit der Ladung sind Nachtheile, welche kaum durch die größere Tragweite und den sicheren Schuß aufgewogen werden. Der sichere Schuß auf große Entfernung ist zwar von ungemeinem Vortheil, namentlich bei Vertheidigungsstellungen , um den angreifenden Feind schon von ferne mit einem wirksamen Feuer empfangen zu können , und in diesem Falle wird ein mit Lüchsen bewaffnetes Corps von großem Nußen sein. Aber in den meisten Fällen , wo eine solche Verwendung von Büchsen schüßen von Nußen sein kann , sind diese nicht zur Hand und der Vortheil , der durch ihre Waffe zu erreichen wäre, geht verloren. Dagegen ist im gewöhnlichen Plänkler gefecht der Büchsenschüße , selbst wenn er die zu einem ficheren Schusse mit seiner Büchse nöthige Ruhe bewahrt, im Nachtheil, denn hier entscheidet meist ein rasches , so zu sagen , maffiges Feuer , dem der Büchſenſchüße nur langsam in vereinzelten Schüssen zu antworten vermag.

15.

So wie das Heer einer besonderen Truppe bedarf, welche mit dem Sicherheits- und Kundschaftsdienst vor= zugsweise beauftragt ist, so bedarf das einzelne Bataillon, ja selbst die Compagnie , eine Anzahl von Mannschaft, welche besonders für diesen Dienst geeignet ist , der zwar keineswegs von ihnen ausschließlich versehen werden soll, dessen wichtigere, besondere Gewandtheit verlangende Auf gaben aber ihnen zuzuweisen sind. Es sind dieß nament= lich die sogenannten Recognoscir- oder Schleichpatrouillen, so wie die Aufklärung der Umgebung der Truppe wenn fie in der Nähe des Feindes sich bewegt , oder eine Stel lung eingenommen hat. Immer ist es von großem Nußen, sowohl zu dem angegebenen Zwecke, als auch in anderen Fällen , eine stets verfügbare kleine Anzahl von Mann schaften zu haben, welche in der ganzen Truppe vertheilt, schnell aus dieser herausgezogen werden können , um alé gewandte Plänkler dem Feinde gegenüber verwendet zu werden; denn die Fälle sind nicht selten , wo eine solche augenblickliche Verwendung von Plänklern erheischt wird, die Truppe selbst aber in Folge des Gefechtsverhältnisses für den Augenblick hierzu nicht in Verfassung ist , wie 3. B. zur Verfolgung des mit dem Bajonnet geworfenen Feindes , oder zu Abhaltung des nachdrängenden Feindes bei einer rückgängigen Bewegung . Der fünfte Theil des Bestandes einer Truppe genügt zu diesen Zwecken , doch muß dieſe Mannschaft , um eben überall vorhanden zu sein, unter der ganzen Truppe ver theilt sein. Bei einer zweigliedrigen Stellung , welche für die Feuerwirkung der Infanterie die günstigste und daher diejenige ist, deren man sich überall bedienen sollte, findet diese Mannschaft ihren geeignetsten Play hinter der Front vertheilt, wo sie, an die vorderen Glieder sich anschließend,

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gewissermaßen eine Reserve bildet und wo sie auch noch dazu dienen kann, entstandene Lücken auszufüllen oder die sogenannten blinden Rotten zu ergänzen. (Fortseßung folgt. )

zugtes Gewicht auf die Entwickelung des französischen Infanterieweseus gelegt ist, erscheint uns zu natürlich, als daß wir deßhalb einen Vorwurf erheben möchten. Aber das scheint uns einen ernsten Vorwurf zu verdienen , daß diese Bevorzugung nicht conſequent durchgeführt, vielmehr die Geschichte der Infanterie während der leßten 60 Jahre, wo gerade der taktisch entscheidende Anstoß vom fran= zösischen Heere ausging, mit einer Flüchtigkeet abgehandelt ist, welche den vorliegenden Geschichtsabriß eigentlich als mit der preußischen Infanterie unter Friedrich d. G. ab geschlossen erscheinen läßt. Schon in den vorhergehenden SS. trat das taktische Moment mehr zurück. In den leßten SS. verschwindet es völlig , und von dem totalen Umschwung , welchen die Revolutionskriege der Infanterietaktik gaben, ist auch nicht mit einer Silbe die Rede.

Literatur .

Histoire sommaire de l'infanterie par Ed. de la Barre Duparcq , capitaine du génie , professeur d'art militaire à l'école de Saint - Cyr. 8. Paris , 1853 . Tanera. (VI et 40 p.) Die kleine Schrift , welche uns hier vorliegt, trägt einen Namen an der Spiße , der in der Militärliteratur Capitän de la Barre- Duparcq ist nicht unbekannt ist. ein fleißiger Arbeiter , und das Verzeichniß seiner Werke erreicht bereits eine stattliche Länge. Für uns diesseits des Rheins ist seine schriftstellerische Thätigkeit von be= sonderem Interesse wegen mehrerer Schriften, zu welchen er seinen Stoff theils mittelst Ueberseßung ( Erzherzog Karl , Zastrow , Blesson 2c. ) , theils mittelst eigener Be arbeitung (Clausewit) aus der deutschen Militärliteratur entnommen hat. *) Das vorliegende Büchlein scheint indeß, so leicht und flar es auch geschrieben ist , doch unter die schwächeren Leistungen des Verfassers zu zählen. Es ist in seiner ganzen Haltung mehr den geschichtlichen Einleitungen verwandt, welche man vor deutschen Lehrbüchern der Taktik zu sehen gewöhnt ist, als daß es eigentlichen Anspruch darauf hätte , als selbstständig wissenschaftliche Arbeit zu Schon die engen Raumgrenzen mußten in dieser gelten. Hinsicht ein bedenkliches Hinderniß sein. So löblich auch die Kürze ist , so können doch 40 Druckseiten nicht zu= reichen , eine wenigstens doch das Hauptsächliche er= schöpfende Specialgeschichte der Waffe zu geben, welche den Kern des heutigen Heeres bildet. Am wenigsten war das möglich in dem Sinne, wie Verfasser selbst seine Auf gabe auffaßt und bezeichnet , jo nämlich , daß die ganze Entwickelung der Infanterie nach Formation, Bewaffnung und Fechtart und damit die gesammte Eigenthümlichkeit dieser Waffe in dem Geschichtsabriß ihren Ausdruck finde. Mit dem plan nouveau , welchen die Einleitung für die Schrift ankündigt, hat es darum auch so gar viel nicht auf sich , sondern es beginnt eben das Büchlein einfach mit dem Fußvolf der ältesten Völker (Egypter, Juden, Perser) , behandelt dann die griechische Phalanx und die römische Legion und folgt so der Geschichte bis zur Gegen wart, indem es immer die einzelne typische Erscheinung herausgreift und etwas näher erörtert. Daß im Verlauf dieser Darstellung ein oft bevor *) Einige der früberen Schriften des Hauptmanns Duparcq sind in den Nummern 78 , 137 und 138 d . Jabrg. 1849, 134 und 144 d. Zahra. 1850 , 112 d . Jahrg . 1853, und 85 des Jahrg. 1854 der A. M.-3. angezeigt und besprochen. Red. d. A. M.-3.

Gerade jezt stehen wir durch Veränderungen im Waffenwesen , welche alle Voraussetzungen der bisherigen Infanterietaktik aufzuheben drohen , abermals auf dem Punkte, wo diese einem gänzlichen Umschwung nahe ist. Verfasser spricht am Schluffe davon , daß das fusil rayé und die balle cylindro-conique à culot wesentlich andere Beziehungen der Waffenwirkung zur Folge haben müssen. Aber den vollen Erüft und die ganze Bedeutung dieser Vorgänge würdigt er eben so wenig , als die eigenthüm= liche Taktik der Revolutionskriege und ihre Ursache , den veränderten nationalen Charakter des Heeres, aus welchem diese Taktik mit Nothwendigkeit hervorging. Das sind Mängel , welche von flüchtiger Arbeit zeugen. Wir wollen nicht Splitter suchen ; es gäbe der Dinge wohl sonst noch viele , über die wir uns tadelnd auslassen könnten , denn Tadeln gehört einmal da , wo Stoff dafür ist, zur kritischen Amtspflicht. Aber Suchen ist nicht nöthig , wo die Dinge sich selbst bieten. Wenn, um nur Eines zu nennen, unter den Verbesserungen , die Gustav Adolph bei der Infanterie einführte, die Patron tasche genannt ist, so ist das wohl Beweises genug, daß der Verfasser nicht überall die Sache scharf trifft, denn die Verbesserung lag sicher nicht in der Einführung der Patrontasche , sondern im Laden mit Patronen , wodurch der ganze Charakter des Feuergefechts sich änderte. Und ähnlicher Dinge finden sich leider noch viele in dem Büchlein. So wenig eigentlich wissenschaftliche Bedeutung wir hiernach auch dem vorliegenden Büchlein zuerkennen dür fen, so verdient es immerhin eine wenigstens bedingte An erkennung durch die abgerundete Form seiner Darstellung und durch den für die älteren Zritabschnitte allerdings auch sachlich genügenden Inhalt.. Eine Reihe graphischer Darstellungen, in den Tert eingedruckt, machen die älteren Formationen anschaulich , und für den Franzosen , der in den Franken gerne seine Ahnen sieht, mag auch das ein zige Bildchen, das der Schrift und zwar mittelst Eindruck im Tert beigegeben ist, seinen Werth haben, ein stattlicher Franke mit wehender Kriegeslocke , der einen schwer Ge= wappneten siegreich niederschlägt. Die gloire ist so schon für die früheste Zeit gar anregend verfinnbildlicht.

Redigirt unter Rerantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

116 .

Militär - Beitung.

Bayern. .h. München, 18. Septbr. Seine Majestät der König haben auf die zu Ihrer Kenntniß gekommenen vielseitigen Wünsche der Generale, Stabsoffiziere , Offiziere und Be amten des Heeres und des Pensionsstandes zu genehmigen geruht , daß dem in der Schlacht bei Poloczk 1812 den 18. August verwundeten und dort am 23. August in Folge dieser Verwundung gestorbenen , während einer 62jährigen Dienstzeit im Frieden und in fünfzehn Feldzügen hochver= dienten General der Infanterie, Erasmus Grafen von Deroy hier in München ein Denkmal errichtet werde und ein besonderer Ausschuß alle darauf bezüglichen Vor arbeiten und alle folgenden Geschäfte hierselbst zu führen habe. Dieser Ausschuß wird sogleich gebildet aus : dem Generalcapitän der Hartschiere, General der Cavalerie, Christian Freiherrn von Zweibrücken, als ersten Vorstand ; dem Generallieutenant und Commandanten der 1. Armee = division Friedrich von Flotow , als zweiten Vorstand ; 1 Obersten der Infanterie , 1 Obersten der Cavalerie, 1 Obersten der Artillerie , 1 Stabsoffizier des Ingenieur corps , 1 höheren Justizbeamten , 1 höheren Sanitätsbe amten, 1 höheren Administrationsbeamten, von der Münche = ner Besagung oder hierselbst angestellt und zwar jedesmal der Dienstälteste. Der Ausschuß hat an das Kriegs ministerium zu berichten und zu besorgen: 1 ) den Einzug in bemessenen Zeiträumen , die Verwaltung und die Ver rechnung der Beiträge; 2 ) die Antragstellung für den Ent wurf und die Ausführung des Denkmals ; 3 ) den Antrag für den Ort, woselbst dasselbe hier zu errichten wäre, und 4) alle sonstigen hier einschlägigen Geschäfte. - Zu den lang gehegten Plänen, deren Verwirklichung bisher vorzugsweise an finanziellen Rücksichten scheiterte, gehört die schon oft erwähnte Errichtung eines Ra fetencorps. Diese , so wie manche zweckmäßige Aende rung in der Organisation des Artilleriewesens überhaupt, bleibt nun für die kommende Finanzperiode aufgespart. Bezüglich des Naketencorps ist auch bereits der Etat be antragt, und wenn ich recht berichtet bin, so ist die Stärke desselben auf zwei Batterien berechnet; es soll demnach das ganze Corps unter das Commando eines Majors M. gestellt werden.

Frankreich. Die Erfindung eines Herrn Keysse, das Ende der Patrone für die Infanteriefeuerwaffe weg zunehmen , ohne dieselbe abzubeißen , hat von Seiten einer Commission von Artillerieoffizieren, welche mit deren Prüfung beauftragt war, einen günstigen Bericht erhalten. Der vorsitzende Generallieutenant der Artillerie hat den Erfinder benachrichtigt, daß sein Plan dem Commandirenden en Chef unterliege, um einen Versuch im Großen bei der Jufanterie zu machen, welche bei Nythe in der Hand Herr Keyffe habung der Miniégewehre eingeübt wird. follte auch nach Paris berufen werden, um seine Erfin= dung dem Kaiser vorzulegen. Paris, 24. Septbr. Mit dem griechischen Feuer von Blanche haben die Artillerie- und Feuerwerkscommissionen bei Nacht auf einem größeren Wasserbehälter Versuche angestellt, die gelungen find.

Rußland. St. Petersburg , 9. Septbr. enthalten nachstehendes Manifest :

Die hiesigen Blätter C

Von Gottes Gnaden Wir Nikolai der Erste , Kaiser und Selbstherrscher aller Reussen 2c. 20. 2c. , halten bei den gegenwärtigen Kriegsverhältnissen für unerläßlich, die Reservetruppen definitiv zu formiren- und befehlen demnach: 1 ) Die zwölfte reihenweise partielle Recrutirung in den Gouvernements der westlichen Hälfte des Reichs zur Ausführung zu bringen , mit Aushebung von zehn Mann auf je tausend Seelen , auf Grundlage der Be stimmungen des besonderen , hierbei an den dirigirenden 2) Diese Aushebung hat mit Senat erlassenen Ukases. dem 1. November zu beginnen und ist bis zum 15. De= cember d. J. zu Ende zu bringen. 3) Von den Hebräern, welche der Recrutenpflicht unterliegen, find , gemäß dem 16. Supplement zu §. 685 des Recrutirungsreglements, wonach dieselben verpflichtet sind, bei jeder im Reiche ver kündeten reihenweisen particllen Aushebung Recruten zu stellen , zehn Mann von tausend Seelen auszuheben . Ge geben zu Peterhof, am 26. August, 1854. Nikolai. "

C

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Ukas an den dirigirenden Senat. Durch ein am heutigen Tag erlassenes Manifest haben Wir die Aus führung der zwölften reihweisen partiellen Recrutirung in den Gouvernementen der westlichen Hälfte des Reichs ver fügt und befehlen demnach: 1 ) Diese Recrutirung ist mit dem 1. November zu beginnen und unfehlbar bis zum 2) 3ur uni 15. December d. 3. J. zu Ende zu bringen. formirung der Recruten ist das Geld von den Abliefernden zu dem Preise zu erheben , wie diese Uniformirung dem Commissariatswesen zu stehen kommt und zwar zu 10 R. 20 K. Silber. Die Dispositionen im Militärwesen haben Wir dem Kriegsminister anheimgestellt und die erfolgreiche Ausführung und Beendigung dieser Recrutirung in der festgestellten Frist übertragen Wir der Fürsorge des diri girenden Senats . Peterhof, 26. August 1854. Nikolai."

18 Mann bestehenden Abtheilungen , Corporalschaften, Sectionen, oder wie man sie sonst nennen will, unter allen Verhältnissen vereinigt bleiben, daß sie in der Caserne zusammen wohnen, im Lager dieselbe Baracke theilen, daß sie aus einem Kessel effen , zusammen auf Wache ziehen und im Gefechte neben einander stehen , muß sich unter ihnen die engste Kameradschaft bilden, das regste Interesse aneinander beleben. Ein Jeder nimmt an dem Ergehen des Anderen den wärmsten Antheil , sie stehen einander mit regem Eifer bei in ihren Menageverhältnissen wie unter den Kugeln des Feindes ; aber ein Jeder weiß auch, daß er von allen Uebrigen beobachtet ist und daß jeder Andere von ihm die Hülfe beansprucht , welche er von jenen zu erwarten hat. Wie in einem jeden Vereine durch Theilung der Arbeit und vereinigte Kräfte so Manches zu erreichen möglich ist, was dem Einzelnen unerreichbar bleibt , so ist es auch in diesen kameradschaftlichen Vereinen. Je mehr Kräfte hier zusammenwirken und sich in die Arbeit theilen, je leichter, besser und sicherer werden die Bedürfnisse des Einzelnen befriedigt. Während die Einen auf dem Bivouac einen Schuß gegen Wind und Wetter errichten und für ein gutes Lager sorgen, schaffen die Anderen Holz und Wasser herbei , zünden Feuer an und bereiten die Kessel vor, damit das Kochgeschäft sogleich beginnen kann , sobald die mit dem Empfange der Lebensmittel beauftragten Kameraden zurückkommen. Jeder verrichtet ein kleines Geschäft zum Vortheil des Ganzen und Alle können, wenn dieß ver richtet ist, sich der Ruhe überlassen bis auf die Wenigen, welchen das Kochgeschäft für diesen Tag übertragen ist. Die Erfahrung lehrt es , daß der Einzelne im Gefühl der Erschöpfung oft die augenblickliche Ruhe allen übrigen Bedürfnissen vorzieht und es sogar unterläßt , seine ihm Jelieferten Nahrungsmittel zuzubereiten , sich mit seiner Brodration und einem Schluck Branntwein begnügend, um nur der weiteren Bemühungen überhoben zu sein. Kraftlos tritt er den anderen Tag in das Glied und ist oft unvermögend, die auf's neue von ihm geforderten An strengungen zu ertragen. Selbst da, wo stärkere Menagen vereine von mindestens 6 bis 8 Mann nicht eingeführt sind und die Soldaten nur mit Kochgeschirren zu 2 bis 3 Mann versehen sind , werden diese Uebelstände sich zeigen ; der Einzelne kömmt nicht zur Ruhe, er ist zu viel beschäf= tigt mit der Sorge für alle feine Bedürfnisse , während bei stärkeren Menagen die Arbeit sich vertheilt, so daß Keiner zu viel zu leisten hat, und wohl auch hier und da ein über die Maßen Ermüdeter übergangen werden kann, ohne daß das ganze Menagegeschäft stockt oder er deßhalb auf eine ordentliche Mahlzeit zu verzichten braucht. Man sieht , wie wesentlich die Vereinigung zu solchen Abtheilungen von 16 bis 18 Mann für das Wohlbefinden der Mannschaft ist , und man wird zugestehen , daß es von großem Vortheil für den Dienst , zum mindesten für den Dienst im Felde ist , wenn die verschiedenen Verrich = tungen desselben immer von Truppentheilen versehen wer den , welche eng mit einander verbunden , von ihren Füh rern genau gekannt und an deren Befehle gewöhnt sind. hat man aber die Ueberzeugung von der Zweckmäßigkeit einer solchen Einrichtung , so sollte man auch dieselbe in das Leben einführen und die geringen Hindernisse, die ihr

-Nach Berichten aus Warschau vom 9. Septbr. werden dort die Befestigungsarbeiten im großartigen Maßstab fortgesetzt. Die Citadelle wird mit zwei neuen Forte versehen und von sechs kleineren Thürmen umgeben. Schiffbrücken werden vorbereitet , um im Fall des bean= tragten Abbrechens der nach Praga führenden Brücke ver wendet zu werden. Vor der Citadelle ist am Weichselufer ein Brückenkopf mit 18 Kanonen aufgeworfen. Am 6. d . M. hat Fürst Paskiewitsch die Befestigungsarbeiten besichtigt Auch an und zur Beschleunigung derselben aufgefordert. der von der Gränze nach Warschau führenden Straße werden an mehreren Punkten Vorbereitungen zur Anlegung von großartigen Verhauen und Batteriebauten getroffen . Mehrere Dörfer wurden für Förderung dieser Zwecke vom Aerar angekauft und abgebrochen. In Warschau selbst beläuft sich die Zahl der bis zum 9. September demolirten Häuser bis auf 200.

Aphorismen , die Infanterie betreffend. (Fortseßung.)

16. Zur Ueberwachung der Mannſchaft in disciplineller Hinsicht , so wie in ihren wirthschaftlichen Verhältnissen, und um den Einzelnen genauer kennen zu lernen und beffer leiten zu können , muß die Mannschaft einer Com= pagnie in gewisse größere und kleinere Abtheilungen ge theilt sein. Offiziere stehen den größeren Abtheilungen vor, welche wieder in kleinere Theile getheilt werden, denen Unteroffiziere vorgesezt sind, und um den Zweck einer ge= nauen Kenntniß des Individuums und dessen erleichterten Leitung zu erreichen , müssen diese Abtheilungen unver änderlich sein und ihre Führer und Vorgesezte dieselben bleiben. Aber auch bei der taktischen Aufstellung der Com pagnie sollten die Mannschaften dieser Abtheilungen ver eint werden und auch hier dieselben Vorgesezten , die sie unterrichteten , die ihre Wirthschaften leiteten , für ihre Bedürfnisse sorgten und von denen sie genau gekannt sind, wie sie dieselben kennen , ihre Führer und unmittelbaren Befehlshaber bleiben. Dadurch , daß diese aus 16 bis

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entgegenstehen, nicht beachten , sondern selbst bei der tak= tischen Eintheilung der Truppe von dem Grundsaße aus gehen , daß die disciplinellen Abtheilungen , Corporal schaften, stets vereint bleiben.

ermüdend war und weil man überdieß die Erfahrung ge= macht hatte, daß das erste Glied in dieser Stellung in der Regel zu tief schoß. Man zog vor, die Feuerwirkung einer Truppe um ein Drittheil zu vermindern und be trachtete das dritte Glied als eine Reserve , deren man sich vorzugsweise zum Plänkeln bediente. Bei einer Taktik,® welche auf eine symetrische Eintheilung des Bataillons in eine bestimmte Anzahl gleicher Theile begründet ist und wo die Abwesenheit eines solchen Theiles störend einwirkt, war jene Verwendung des dritten Gliedes allerdings ein Vortheil; allein seitdem durch das mehr und mehr vor= herrschende Plänklergefecht das dritte Glied nicht mehr hierzu ausreicht und man zu der Ueberzeugung gekommen ist , welchen Nußen es gewährt zu allen Entsendungen organisch verbundene Theile des Bataillons unter ihren gewohnten Führern zu verwenden, seitdem iſt dieſer Grund für die Beibehaltung des dritten Gliedes weggefallen. Die zweigliedrige Stellung follte daher, als die für die Feuerwirkung günstigste und deßhalb für die Infanterie naturgemäße , überall angenommen werden und Auf gabe der Taktik würde es bleiben , diejenigen Formen und Vorschriften zu finden, durch welche die Vortheile, welche die Beibehaltung des dritten Gliedes etwa bieten könnte, erseßt werdeu.

17. Eine Rangirung der Mannschaft nach der Größe in den Gliedern ist nicht allein für das Auge am gefälligsten, sondern bietet auch in anderer Hinsicht, namentlich zu leichter Erhaltung der Richtung Vortheile dar. Aber der Soldat ist zu anderen , höheren Zwecken bestimmt als zur Parade und eine so mathematisch genaue Richtung der Glieder findet ihre Anwendung mehr auf dem Erercir plage , als auf dem Schlachtfelde. Wo daher Gründe vorliegen , welche eine solche strenge Rangirung nach der Größe durch das ganze Glied einer Compagnie nicht zu laffen, so darf man auch nicht Anstand nehmen , diese Rangirung aufzugeben und eine dem Auge vielleicht weniger wohlgefällige anzunehmen. Hat man doch auch schon bei mehreren Heeren eine Rangirung nach der Größe in den Rotten eingeführt, die eben auch nicht wohlgefällig in die Augen fällt und bei dem vorgefeßten Zwecke, dem zweiten Gliede die Handhabung seiner Waffen zu erleichtern, den Nachtheil herbeiführt, daß sie die großen und starken Leute auf dem einen Flügel und die kleinen und schwächlichen auf dem anderen vereinigt, während doch die Kräfte gleich mäßig vertheilt sein sollten. Es ist in dem vorhergehenden Abschnitte davon die Rede gewesen , von welcher Zweck mäßigkeit es sein würde , wenn die Mannschaft der in disciplineller Hinsicht bestehenden Abtheilungen einer Com pagnie , auch bei der taktischen Aufstellung der Compagnie vereinigt bleiben könnte. Dieß ist aber mit einer Ran = girung nach der Größe durch die ganze Compagnie hin durch unvereinbar, denn wenn man auch die Eintheilung in Corporalſchaften mit Rücksicht auf die Rangirung vor nehmen wollte , so würde diese Eintheilung doch bei jedem Ersaz des Abganges gestört und die Corporalschaften müßten immer wieder von neuem gebildet werden , so daß eben der Zweck verloren gehen würde , durch stete Ver einigung derselben Soldaten unter denselben Führern, die engste Gemeinschaft herbeizuführen. Sieht man aber von einer genauen Rangirung nach der Größe ab, und behält diese nur im Allgemeinen bei, so daß die größten Leute in das erste , die kleineren in das zweite Glied gestellt werden und die Mannschaft jeder Abtheilung oder Cor= poralſchaft nur unter sich im Gliede nach der Größe ran girt , so wird man auch den Zweck erreichen können , die Mannschaft einer Corporalschaft stets vereinigt lassen zu können. 18. Die Kraft der Infanterie beruht auf ihrer Feuer wirkung, daher denn dieser die möglichst größte Entfaltung gegeben werden muß. Eine Stellung , die nicht jedem Soldaten den freien Gebrauch seiner Waffe im Gefechte erlaubt, ist sonach fehlerhaft und dieß ist der Fall in der dreigliedrigen Stellung , wenn nicht das erste Glied auf das Knie uiederfallen soll , um dem dritten Gliede die Möglichkeit zum Feuern zu geben . Dieses Niederfallen hat man jedoch aus guten Gründen abgeschafft , weil es für den mit Gepäck belasteten Soldaten sehr schwierig und

19. Eine gedrängte Stellung mit dicht aufgeschloffenen Gliedern ist nur für den ebenen Erercirplaß und hebt sich von selbst auf in der Bewegung auf unebenem Boden. Der Soldat bedarf des Raumes zur Bewegung und es ist kein Grund vorhanden , ihm denselben nicht ursprüng= lich zu gewähren, bevor er ihn sich selbst verschafft. Wird das zweite Glied mit einem Schritte Abstand vom ersten aufgestellt, so ist der hinreichende Raum vorhanden , daß nicht nur das zweite Glied sich mit Bequemlichkeit bewegen kann, sondern daß auch im Flankenmarsch der so vortheil hafte Marsch zu Vieren stets ohne weiteres angenommen werden kann. Daß bei Colonnenstellung die Tiefe der geschloffenen Colonne durch eine solche geöffnete Stellung der Glieder etwas vermehrt wird , kann nicht als Grund dagegen angeführt werden , wenn man den Vortheil der= selben übrigens anerkennt ; denn die wenigen Schritte, um welche die Tiefe einer Colonne vermehrt wird , bringen durchaus feinen Nachtheil, und wäre ein solcher vorhanden, so wird er dadurch aufgewogen , daß bei einer Stellung mit nicht dicht aufgeschlossenen Gliedern die Ordnung in der Colonne fich weit leichter erhält, weil eben in der Bewegung ein Jeder den nöthigen Raum vor sich hat, deffen er bedarf, um nicht im Finstern zu tappen und bei der kleinsten Unebenheit des Bodens dem Straucheln und Fallen ausgesezt zu sein.

20. Um die Masse des Heeres gefügsam und leichter lenk= bar zu machen , muß eine Gliederung bestehen , von den größeren Abtheilungen an, die aus allen Waffengattungen zusammengesezt sind , bis herab zum leßten selbstständigen Theile der einzelnen Waffengattung , welcher sonach die Einheit des ganzen Organismus bildet. Je schwächer diese Abtheilungen werden , je geringer wird ihre Selbst

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ständigkeit dem Feinde gegenüber , da sie an Kraft und Widerstandsfähigkeit abnehmen , und je nach der Eigen thümlichkeit der Waffengattung wird es endlich eine Ab theilung geben, welche als leßtes Glied der Kette die Ein heit bildet, aus deren Verbindung zur Mehrheit der Or ganismus des Heeres aufgebaut ist. Eine solche Einheit muß von den übrigen Gliedern der Kette leicht lösbar sein und daher Selbstständigkeit der Organiſation genug besigen, damit ohne Störung der zu ihrem Bestehen nöthigen Bedingungen eine solche Trennung stattfinden kann und fie muß stark genug sein, um auch allein dem Feinde gegenüber auftreten zu können , ohne bei jedem Kampfe sofort eines fremden Rückhaltes zu bedürfen . Bei der

eines Theiles die vermehrte Feuerwirkung beruht , ein schwacher Truppentheil wie eine Compagnie , sehr bald kampfunfähig werden würde, wenn sie auf sich allein stünde und nicht in unmittelbarer organischer Verbindung mit einem größeren Truppentheile wäre , von dem sie unter stüßt oder nach Umständen abgelöst wird . Durch das

Infanterie ist diese Einheit das Bataillon , d . h. eine organisch verbundene Maffe von 800 bis 1000 Streitern . In einer solchen Stärke findet das Bataillon Kraft genug um einen Kampf selbstständig aufzunehmen und in der Zahl seiner Streiter die Mittel , um nicht sogleich beim Beginn eines Gefechtes in seiner Totalität darin ver= wickelt zu werden , sondern eine Reserve sich bilden zu können , die stets nöthig ist , um den Eventualitäten eines Gefechtes zu begegnen. In der Unabhängigkeit von anderen Truppentheilen, d. h. in der abgeschlossenen eigenen Organisation und in der genügenden Kraft und Widerstandsfähigkeit, um selbst ständig im Gefechte auftreten zu können, liegt das Kriterium der Einheit für das einzelne Glied , durch deſſen Ver bindung mit mehreren, die höheren taktischen Abtheilungen des Heeres bestehen, und nicht darin , daß bei ihr jede weitere Gliederung aufhört. Die Einheit zerfällt in Bruch theile, das Bataillon_theilt sich in Compagnien , und die taktische Verwendung derselben, sie sei von welcher Art sie wolle , kann ihnen nicht den Charakter der Bruchtheile vom Bataillon rauben. Es ist möglich , ja sogar wahr scheinlich, daß in Folge der Einführung des verbesserten Feuergewehres und der daraus sich nothwendig ergebenden weiteren Entwickelung des Plänklersystems , in künftigen Kriegen die jest gebräuchliche Schlachtordnung der In fanterie eine Modification erleiden und sich zum Theil in vereinzelte Compagnien auflösen wird ; aber auch dann bleiben die Compagnien Bruchtheile des Bataillons , von dem sie Unterstüßung zu erwarten haben , zu welchen fie stets wieder zurückkehren und von dem sie nicht getrennt werden können , ohne die nothwendigsten Bedingungen ihres Bestehens zu verlieren. In der neueren Zeit haben. viel Stimmen sich vernehmen lassen , welche besonders in Bezug auf die erhöhte Feuerwirkung der Infanterie durch Einführung des verbesserten Feuergewehres , die selbst ständige Compagnie als taktische Einheit verlangen und fie vom Bataillonsverbande befreien wollen . Nimmt man auch an , daß mit Einführung des verbesserten Feuerge wehres die Feuerwirkung einer Truppe sich um das Sechs fache erhöht, so daß dann eine Compagnie in dieser Hin ficht so viel leisten würde , als jezt ein ganzes Bataillon, so ist doch nicht außer Acht zu lassen, daß auch die Gegen wirkung nicht fehlen wird und daß hierdurch sowohl als durch den raschen Verbrauch der Munition , worauf doch

Feuergefecht allein werden übrigens die Schlachten nicht ausgekämpft; es ist, wenn auch nicht immer , doch gewiß sehr oft die blanke Waffe, welche in leßter Instanz die Entscheidung herbeiführt , sei es im Großen oder auch in partiellen Gefechten, und hierzu ist die vereinte Kraft vieler Streiter erforderlich , welche die Compagnie nicht besigt. Man wird zwar einwerfen, daß dieses Alles geschehen könne , auch wenn die Compagnie als taktische Einheit völlig selbstständig organisirt ist , da fie doch immer in gewissen Verbindungen zu größeren Truppenabtheilungen unter höheren Befehlshabern stehen werde, und in gewisser Hinsicht kann man dieses zugestehen ; aber es ist noch ein anderer Grund , welcher gebietet , die Glieder, aus denen der Organismus des Heeres zusammengesezt ist, nicht mehr zu vervielfältigen , als unumgänglich nöthig ist, um die Heeresmasse lenksam und leicht beweglich zu machen. Mit Vervielfältigung der Glieder wird der ganze Mechanismus des Heeres ein complicirterer und die leichtere Lenkſamkeit desselben vermindert sich mit der steigenden Zahl der mehr oder weniger unabhängigen Befehlshaber. Möglichste Einheit im Befehl ist eine Grundbedingung für die Heer führung wie für jede kriegerische Handlung , daher denn eine Theilung des Heeres in viele kleine selbstständige Körper nur eine nachtheilige Zersplitterung jener Einheit des Befehles herbeiführen muß. Also auch abgesehen von den oben auseinander gefeßten Erforderniſſen in Nücksicht auf Organisation , Kraft und Widerstandsfähigkeit für den als Einheit geltenden Truppentheil einer Waffen= gattung und abgesehen von dem Vortheil, in adminiſtra tiver Hinsicht mit möglichst wenigen Behörden verkehren zu brauchen , ist es auch für die schnellere Vollziehung der Befehle von Nachtheil, wenn es in einem Heere der selbst ständigen abgesonderten Truppenkörper zu viele gibt und das Kriterium der Einheit nur in der taktischen Verwend barkeit gesucht wird. Das Bataillon bleibt die erste selbstständige taktische Körper des Heeres, aber es zerfällt in Theile, Compagnien , und diese sind in Beziehung zu ihm taktische Einheiten, wenn auch nicht selbstständige, so wie sie selbst in taktischer Beziehung auch wieder in Theile zerfallen, die man eben falls wieder als Einheiten in Bezug auf die Compagnie betrachten kann . Alle solche niedere Einheiten, die in einer höheren verbunden sind, müſſen von dieser momentan leicht trennbar sein , ohne daß deßhalb der Organismus dieser höheren Einheit als taktischer Körper gestört wird ; die Compagnien müſſen daher eine gewisse Unabhängig keit von einander besigen, aber sie sind deshalb noch nicht selbstständig , sondern sie sind nur Einheiten in taktischer Hinsicht und Bruchtheile eines Ganzen , des Bataillons, dem erst diese Selbstständigkeit zuſteht. Schluß folgt. )

Resigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

GGM

Samstag,



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30. September 1854. Scen

Allgemeine

Preußen.

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Militär - Zeitung .

Rußland.

Ueber die Bauten an dem Berlin, 24. Septbr. In Podolien sind neuerdings an den Festungen Chocim C preußischen Kriegshafen am Jahdebusen schreibt und Kaminiec - Podolsk die Bauten an den Be Die von Preußen zu erbauende festigungen mit großem Eifer fortgesezt worden. Auch man der Weserzeitung : Verbindungschaussee von der Landes chaussee ab über Ma vernimmt man aus Kalisch , daß alle nur irgend aufzu riensiel zum Heppenser Kriegshafen wird in diesem Jahre treibende Bauhandwerker , nicht allein in Polen , sondern bis Mariensiel fertig und vielleicht schon im nächsten Monat auch von diesseits der Gränze , gegen außerordentliche Be-= dem Verkehr übergeben werden . Darauf beschränken sich zahlung für den Festungsbau von Kiew angenommen aber , abgesehen von der im Dauensfelder Groden vor werden , woselbst schon Tausende von Arbeitern mit einer Heppens errichteten Landungsbrücke, die diesjährigen Bauten möglichst schnellen Herstellung der Festungswerke beschäf= der Hafenbauverwaltung. Dagegen hat die größte Thätig tigt sein sollen. Man dürfte hieraus wohl zu schließen keit obgewaltet , um im Jahdebusen und in der Einfahrt berechtigt sein , daß die Russen für den Fall , daß die in denselben die genauesten Tiefmessungen vorzunehmen, Truppen der Westmächte und der Türkei in Bessarabien da die älteren Arbeiten dieserhalb süs Bedürfniß nicht vordringen sollten , den steppenreichen Süden des Landes mehr ausreichen, auch verschiedene Aenderungen im Fahr ganz aufzugeben und sich auf den mittleren Dniepr zu wasser stattgefunden haben. Die neue Peilkarte von der rückzuziehen Willens find. Jahde auf den Grund der vorgenommenen Messungen Schweiz. wird bald angefertigt werden, förkn. Weitere Vorarbeiten haben in Bodenuntersuchungen bestanden , die nicht eben Bern , 18. Septbr. Der Bundesrath beschloß in seiner günstige Verhältnisse ergeben haben. Auch die Plane und Kostenanschläge für die eigentlichen Hafenbauten sollen, heutigen Sizung die Abhaltung der Truppenzu wenigstens von Seiten der im Herzogthum anwesenden sammenzüge zu verschieben, nachdem schon in einem früheren Erlasse des eidgenössischen Militärdepartements Techniker , bereits fertig gemacht sein. eine ausgedehnte sanitarische Justruction wegen der Cholera erlassen worden war, wonach warme Kleidung bei Morgens Frankreich. und Abendkühle, eine warme Nahrung vor dem Ausrücken empfohlen wird; ferner wird angerathen, den Genuß von Paris , 26. Septbr. Heute haben die Truppenbe Kartoffeln so viel thunlich zu vermeiden , keinen saueren wegungen bei Boulogne für die großen Kriegsma Wein und wo möglich kein Bier ausschenken zu lassen, der növer begonnen, welche übermorgen in der Umgegend von Devres in Ausführung gebracht werden sollen. Die rothe Wein ist besonders empfohlen ; strenge Obstverord nung, anempfohlene Reinlichkeit. Allein die Cholerafurcht Truppen der vier Lager von Honvault , Wimereur , Am= war größer, als der militärische Eifer und die Lager finden bleteuse und Helfaut rücken morgen früh um 6 Uhr aus, und stellen sich auf der Ebene zwischen Devres und Que nicht statt, wir werden nun von manchen Seiten ver ftréques am Lianeflusse auf. Die Operationen werden dret nehmen müssen , daß das Vaterland in Gefahr sei durch Lage dauern, vom 27. bis 29. Septbr. , an denen alle diese Verschiebung einer so nüglichen Uebung in einer so Kriegsvorkommnisse ausgeführt werden sollen. Der Kaiser kriegsdrohenden Zeit ; verlieren werden nur die Cantinen besiger und Ihr Correspondent , der dadurch des Ver wird das erfte und General Schramm das zweite Armee corps befehligen. Wie man versichert, wird auch eine gnügens entbehrt, Ihnen ein getreues Bild eines eidge= - 11. Scheinbelagerung , die Belagerung von Calais , ausge nössischen Lagers zu geben. führt , und dabei mehrere Werke des Forts Nieulay , die für nuglos gehalten werden , in die Luft gesprengt.

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Aphorismen , die Infanterie betreffend.

änderung begründet ſein__muß , und diese Theile sind die Compagnien. Sie sind sonach die taktischen Einheiten des Bataillons, in welchem sie zu einem Körper verbunden find , ohne ihre Integrität deßhalb aufzugeben , so daß eine ganz gleiche Stärke der verschiedenen Compagnien so wenig erforderlich sein darf, als eine bestimmte Anzahl von Compagnien zur Ausführung der verschiedenen tak= tischen Bewegungen und Formationen eines Bataillons. Es springt in die Augen , daß hiernach eine symetriſche Eintheilung des Bataillons nach Flügeln u. s. w . nicht stattfinden kann , sondern daß die Theilung einzig und allein auf den Haupttheilen , den Compagnien , beruhen muß , gleichviel, ob die Anzahl derselben eine gerade oder ungerade ist. Die Compagnien müſſen zwar ihre bestimmte Stelle im Bataillon angewiesen haben, welche wo möglich stets von ihnen eingenommen wird, damit ein Jeder mit Leichtigkeit seinen Plaz im Bataillon finden kann ; aber es darf dennoch auch keine Störung in den Bewegungen des Bataillons veranlassen , wenn die Umstände gebieten, daß diese normale Stellung für kurze Zeit nicht einge= halten werden kann. Eben so wenig darf die eintretende ungleiche Rottenzahl der Compagnien einen Einfluß aus üben auf die Genauigkeit in der Ausführung der Be wegungen und Formationsveränderungen, und es wird eine solche Ungleichheit auch keine Störung in die Be wegungen bringen, wenn man eben von jeder künstlichen Formation absieht , die eine völlige Gleichheit der Abthei= Lungen verlangt, wobei man sicher nichts verliert, denn alle jene künstlichen Formationen find schon an sich un praktisch . Die Compagnien müssen in eine gleiche Anzahl von Unterabtheilungen eingetheilt sein , um bei den faktiſchen Bewegungen oder Formationsveränderungen des Bataillons gleich gebildete Theile desselben darzustellen, mit denen die Bewegung erfolgt oder deren verschiedene Aneinander reihungen die Formationsveränderungen bedingen. Diese Unterabtheilungen , Züge , stehen zu den Compagnien in demselben Verhältniß, wie diese zum Bataillon und Alles, was von den Compagnien gesagt worden ist , findet seine Anwendung auch auf die Züge. Sie sind die Einheiten in der Compagnie. Ihre Anzahl muß zwar ursprünglich in den Compagnien sich gleich sein , aber eine zeitweilige Abwesenheit eines solchen Zuges darf keine der taktischen Bewegungen des Bataillons beeinträchtigen . Ihre Stel lung in der Compagnie muß momentan der Veränderung unterworfen werden können, ohne daß, z. B. selbst durch die sogenannte Inversion , ein störender Einfluß auf die Bewegungsfähigkeit des Bataillons herbeigeführt wird. Da die Compagnien als Einheiten des Bataillons bestehen , auf welche die Eintheilung desselben begründet ist, so kann ein Zerfallen des Bataillons in zwei gleiche Flügel nur dann entstehen , wenn die Anzahl der im Ba= taillon stehenden Compagnien eine gerade ist , es kann daher auch keine fest bestehende Mitte des Bataillons geben, auf welche Bewegungen oder Formationsveränderungen grundsäglich erfolgen könnten , sondern diese müssen stets, nach der Absicht des Bataillonscommandanten auf irgend eine Compagnie erfolgen , die er als Stüßpunkt der Be= Carrébildung und Colonne auf die wegung bestimmt. bestimmt. Mitte im jeßigen Sinne können streng genommen nicht

(Schluß. ) 21 . Die Elementartaktik der Infanterie , nämlich der die Bataillonsschule in sich begreifende Theil derselben , hat in den neueren Zeiten manche Verbesserung erfahren und hat unläugbar an Schnelligkeit und leichter praktischer Aus führbarkeit ihrer Bewegungen gewonnen. Aber das vor= gesteckte Ziel möglichſter Einfachheit kann sie nicht erreichen, so lange ihre Bewegungen, Colonnen- und Carrébildungen 2c., mit einem Worte ihre Formationsveränderungen , auf einer fest bestimmten Eintheilung des Bataillons in eine gewisse Anzahl gleicher Abtheilungen und Unterabtheilungen be ruhen, und so lange noch irgend eine Formationsverände rung unausführbar ist, wenn eine der gewöhnlich im Ba taillon stehenden Abtheilungen fehlt, oder diese Abthei lungen nicht gleiche Röttenzahl besigen . Von dieser Fessel, einer Eintheilung des Bataillons in eine bestimmte An zahl gleich großer Theile , muß sich die Taktik befreien, wenn sie den vernünftigerweise an sie zu stellenden Forde= rungen genügen und zu derjenigen Einfachheit gelangen will, die allein praktisch und der jezigen Art der Krieg führung angemessen ist.

Je mehr der sehr richtige Grundsat Anwendung findet, zu Entsendungen aus dem Bataillon so viel nur immer möglich ganze Abtheilungen desselben , wie Compagnien, Züge u. dergl. zu verwenden, je häufiger muß der Fall eintreten, daß gewisse taktische Formationen des Bataillons unterbleiben müssen , weil die Bedingungen dazu , die be stimmte Anzahl von Abtheilungen , nicht vorhanden sind . Entweder muß alsdann die beabsichtigte Formation ganz lich unterbleiben, oder der Bataillonscommandant ſucht sich zu helfen, so gut er kann , glücklich , wenn ihm die reglementarischen Vorschriften den nöthigen Spielraum dazu gewähren ; jedenfalls aber entstehen auf die eine oder die andere Weise Unzuträglichkeiten und Zweifel, welche die Sicherheit und Schnelligkeit der Ausführung beein= trächtigen. Unsere jezige Taktik stammt, wenigstens ihren Grundsäßen nach , aus Zeiten , wo eine andere Art der Kriegführung gebräuchlich war; und es ist natürlich, daß bei so ganz veränderter Weise die Truppen zu stellen und zu gebrauchen , auch ihre Elementartaktik der Veränderung Es ist zwar schon Manches in unterworfen sein muß. dieser Rücksicht geschehen , allein so lange man von der früheren Basis ausgeht , so lange kann auch die Taktik nicht völlig dem jezigen Standpunkte der Kriegführug ent sprechen, denn zu einem neuen Gebäude mit veränderten Verhältnissen , muß auch ein neuer Grund gelegt werden. Das Bataillon darf nicht als ein unzertrennbarer Körper betrachtet werden, dem man keines seiner Glieder berauben kann, ohne ihn zu lähmen , sondern vielmehr als ein Aggregat von Theilen, die zwar in enger organischer Ver bindung stehen, jedoch nicht ſo, daß der ganze Organismus leidet, wenn ein oder der andere Theil davon getrennt wird. Das Bataillon muß in gewisse Haupttheile zer fallen , auf welche jede Bewegung , fede Formationsver

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ausgeführt werden , aber es kann dem ohnehin unprak tischen hohlen Carré eine Vertheidigungsstellung in Co Ionne substituirt werden , wenn man eine besondere der gleichen Stellung überhaupt für nöthig hält, und anstatt der Colonne auf die Mitte kann durch ein Aneinander= reihen von Compagniecolonnen ein ähnlich taktischer Körper gebildet werden , welcher die gleichen Vortheile der con= centrirten Kraft und der leichten und schnellen Entwicke lung darbietet , wie die jezige Colonne auf die Mitte, ohne wie diese durch die Anwesenheit einer bestimmten Anzahl von Zügen bedingt zu sein. Auf weitere Details einzugchen, würde hier zu weit führen, indeß dürfte die Entwerfung einer Vorschrift für eine solche einfache , auf die angegebenen Grundsäße ge= baute Bataillonsschule nicht sehr schwierig sein , wenn nur dabei von allem Künstlichen abgeschen und mehr auf das praktisch Ausführbare und Nothwendige geachtet wird, als auf geometrische Figuren und mathematische Berechnungen.

theile vereint zu halten find , um dem Feinde überall mit der gehörigen Kraft entgegentreten zu können, wo er einen Apgriff beabsichtigen sollte , oder wir selbst einen solchen Dieselbe Regel schreibt vor , bei unternehmen wollen . einem Angriff auf den Feind stets ein Dritttheil der Truppe als Reserve zurückzuhalten , um, wo es nöthig sein sollte, den Angriff zu unterstüßen , den geschlagenen Feind zu verfolgen , oder wenn der Angriff mißlingt , die zurück Wird eine Truppenab weichende Truppe aufzunehmen.

22. Wie in der geschlossenen Ordnung die taktischen Be= wegungen im Bataillon auf die Compagnie und die der Compagnie auf den Zug begründet sein sollen , so müssen in der ausgedehnten Ordnung alle Bewegungen auf dem Trupp beruhen , d. h. auf einer Vereinigung von 6 bis 7 Rotten. Mittelst solcher von Unteroffizieren geleiteten Trupps, welche so zu sagen die legten nicht weiter trenn baren Glieder der Plänklerkette sind, wird die Führung einer Plänklerlinie wesentlich erleichtert, denn es ist schon an sich klar, daß, ie geringer die Anzahl der Glieder ist, die zu einem Körper verbunden sind, je leichter wird auch Der die Beherrschung und die Lenkung desselben sein. Commandant der Plänklerlinie braucht seine Aufmerksam keit nicht dem Einzelnen , sondern nur den Trupps zuzu wenden , deren Führer ihn unterstüßen. Diese sind leichter von seinen Absichten zu unterrichten und werden dieselben richtiger zu erfassen vermögen , als es dem einzelnen Plänkler möglich ist , der, wenn er auch die Befähigung dazu besigt , zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist und zu wenig das Ganze zu übersehen vermag , um die kurz an deutenden Befehle oder Signale des Commandanten immer im richtigen Sinne aufzufassen . Unter der unmittelbaren Leitung ihres Führers bilden die Trupps Vereine , deren Mitglieder zu gegenseitiger Unterstüßung verbunden find, die sich niemals trennen dürfen und deren bleibende Ver= bindung mit dem Ganzen die Sorge des Führers ist. Nur ein Plänklersystem . welches auf diesem Grund ſage, der Einheit des Trupps und nicht auf derjenigen der Rotte beruht, wird der Forderung einer leichten prak tischen Ausführbarkeit entsprechen , die man berechtigt ist, an ein solches zu stellen, und mit seiner Annahme werden die Klagen verstummen, welche man seither über die schwie rige Lenkung der Plänkler mit Recht führte. 23. Eine allgemeine taktische Regel ist es, daß eine in der Nähe des Feindes befindliche Truppe den dritten Theil thres Bestandes zum Sicherheitsdienst verwendet und eben so zur Einleitung eines Gefechtes , während zwei Dritt

theilung , z . B. eine Compagnie zur Vor- oder Nachhut oder zur Seitendeckung befehligt , so gibt die Regel an, daß sie ein Dritttheil ihrer Männschaft zu den weiteren kleineren Sicherheitsabtheilungen verwende und selbst diese kleinen Abtheilungen bedienen sich wieder eines Dritttheils ihrer Mannschaft zu den äußersten Spißen oder Plänklern. So treffen wir überall , wo es sich von der Verwendung eines Truppentheiles zu Gefechtszwecken oder zum Sicher heitsdienst handelt, stets auf eine Eintheilung in drei Theile. Ist aber diese Eintheilung in drei Theile immer wiederkehrend, so sollte auch gleich ursprünglich die tak= tische Organisation einer Truppe auf dem Grundsage einer durchlaufenden Eintheilung nach der Dreizahl beruhen. Das Bataillon sollte fonach sechs Compagnien zählen, die Compagnie in drei Züge getheilt sein und der Zug in drei Unterabtheilungen zerfallen. Es springt in die Augen , wie sehr eine solche Ein= theilung nach der Dreizahl den Uebergang aus der tak tischen Aufstellung in die oben angedeuteten Gefechtsver= hältnisse oder die Vertheilung der Truppe zu Sicherheits Indeß würde dieß nicht der zwecken erleichtern würde. einzige durch eine solche Eintheilung zu erreichende Vor

theil sein, denn da dieſe taktische Eintheilung der Compagnie in drei Züge und des Zuges in drei Unterabtheilungen, vollständig mit der disciplinellen Eintheilung der Com pagnie zusammenfallen würde, so würde auch der Grund sah, nach welchem zu jeder Entsendung nur eng verbundene. Theile des Ganzen unter ihren gewohnten Führern ge= nommen werden sollen, von selbst seine völlige Anwendung finden. Jedem der drei Offiziere einer Compagnie ist ein Zug untergeben , den er sowohl in disciplineller Hinsicht beaufsichtigt als in der taktischen Aufstellung befehligt, und jede der neun Unterabtheilungen bildet eine Corporal schaft , welche stets unter der Führung ihres vorgeſeßten Unteroffiziers bleibt. Zu jeder Entsendung, fie erfordere viel oder wenig Mannschaft , immer wird eine der schon vorhandenen Abtheilungen dem Zwecke entsprechen und stets bleibt die zusammen gehörende, eng verbundene, sich gegen= seitig wie ihre Führer genau kennende und von diesen ge kannte Mannschaft vereinigt . Je mehr der Grundsaß sich in der Taktik Geltung verschaffen wird, welcher alle Bewegungen und Formations veränderungen des Bataillons auf die Compagnie als Ein heit begründet , je nöthiger wird die Einfachheit in den taktischen Grundformen der Compagnie. Bei einer Thei lung nach der Dreizahl kann die Compagnie nur in zwet taktischen Formen auftreten , in Linie, oder in Colonne mit Zugsfront, da in der geschlossenen Ordnung die Thet lung bei dem Zuge aufhört. Die drei Unterabtheilungen des Zuges bestehen zwar , jedoch nicht als Einheiten, auf welche Formationsveränderungen zu begründen sind, son=

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dern nur als Bruchtheile , als Mittel, um beim Durch schreiten von Defilées u. dergl. m. hinreichend schmale Front zu erlangen. Dadurch , daß die Compagnie nur die eine Form der Colonne bietet, muß in die Bewegungen des Bataillons eine große Einfachheit kommen , während doch die Mannichfaltigkeit der Formationen, um die Mittel zu liefern dem eben vorliegenden Zweck zu entsprechen, sich wenigstens nicht vermindern wird , da die kleinen taktischen Körper der Compagniccolonnen sich leicht nach dem Be dürfnisse zu den verschiedensten Combinationen aneinander reihen lassen. Vei einer Eintheilung nach Hälften bietet die Com pagniccolonne, welche dann auf den vierten Theil der Compagniefront formirt ist, weniger Front und mehr Tiefe als die Compagniecolonne bei einer Theilung nach der Dreizahl, und dieß erscheint abermals einen Vortheil zu Gunsten der Lesteren zu begründen ; denn jede Colonne ist in dem Grade leichter zu bewegen, als die Ausdehnung der Front im Verhältniß zur Tiefe wächst , wenigstens bis zu einem gewissen Punkte , wo dann wieder ein Mißver hältniß im entgegengesezten Sinne entsteht. Eine ange= messene Ausdehnung der Front bei Compagniccolonnen. hat übrigens auch noch den Vortheil, daß dadurch nicht nur ihre eigene Wirkungsfähigkeit erhöht wird , denn in der Tiefe der Stellung liegt nicht die Kraft der Colonne, sondern daß auch , wenn die Compagniccolonnen eines Bataillons zu einer Angriffscolonne nach Art der Colonne auf die Mitte verbunden werden , die Ausdehnung der Front einer solchen Angriffscolonne ebenfalls vergrößert wird.

Einfachheit gewinnen würde , und daß auch in der aus gedehnten Ordnung diese Eintheilung sich der Forderung des Trupps als Einheit naturgemäß anschmiegt; so wird man geneigt werden , zuzugeben, daß die Eintheilung nach der Dreizahl keine willkürliche , wie die nach Hälften, sondern eine von Natur gebotene ist und daß über kurz oder lang sie sich ihre Geltung in der Taktik verschaffen wird.

In der ausgedehnten Ordnung , wo nicht die einzelne Rotte, sondern eine Vereinigung von 6 bis 8 Rotten das lezte Glied der Kette, oder so zu sagen die Einheit bilden soll, bieten sich die Unterabtheilungen der Züge bei der Eintheilung nach Dreizahl , als die einfachsten , natür lichsten Glieder dar, us denen die Kette der Plänkler besteht. Unter der Führung ihres Unteroffiziers bleiben auch hier die kameradschaftlich verbundenen Mannschaften zu gemeinsamer Wirksamkeit vereinigt und werden um so mehr zum festen Zusammenhalten und gegenseitiger Unter stügung geneigt sein, als ihr Interesse an einander durch fortwährendes enges Zusammenleben gesteigert wird. Ueberblickt man die Vortheile, welche eine taktische Ein theilung nach der Dreizahl gewährt, indem dabei nicht nur der Grundsaß : zu jeder Entsendung aus dem Bataillon nur schon bestehende und eng verbundene Abtheilungen desselben unter ihren gewohnten Befehlshabern zu ver wenden , von der größten bis zur kleinsten Abtheilung ganz naturgemäß seine Anwendung findet , sondern auch der Uebergang aus der taktischen Aufstellung in irgend ein Gefechtsverhältniß oder zum Sicherheitsdienst schon vorbereitet ist und auf das Leichteste bewerkstelligt werden fann; erwägt man ferner, daß selbst dem immer mehr sich Bahn brechenden Grundsaße : die Compagnie als Einheit im Bataillon zu betrachten und die taktischen Bewegungen desselben darauf zu begründen , durch eine solche Einthei= lung Vorschub geleistet wird , daß die Taktik selbst an

Literatur . Réorganisation rationelle de l'armée nationale en Suisse ou moyens de defense simples et peu dispandieux que ce pays peut opposer à l'ennemie en cas d'invasion ; par P. H. Clias, anç. off. d'artillerie légère. 8. Genève, 1854. Joël Cherbuliez, Das vorbezeichnete Scriftøen erschien im laufenden Jahre, und es war nöthig , daß der Verleger diefe Jahreszahl beiſeßte, indem man sonst leicht hätte vermuthen können , dasselbe datire von etlichen hundert Jahren früher ber und sei nur mit neuen Stichwörtern der Gegenwart ausgeflickt. — Unsere Schweizerische Militärliteratur ist so mager , daß natürlich das Erscheinen eines die Schweiz behandelnden Militärwerkes , ob groß oder klein , zu den Seltenheiten gehört und etliche öffentliche Organe mit Freuden die Gelegenheit ergreifen , es ihren Lefern vorzuführen , wenn auch das Publikum selbst ziemlich kalt dabei bleibt. Auf diese Weise freilich wird die Literatur nicht gefördert , die Discuſſion nicht ge weckt , um so mehr , da die Kritiker der Zeitungen nicht tief genug eindringen in den Geist der jeweiligen Production. Bei dieser Schrift ist dieß indessen doch mehr der Fall gewesen ; allein was nüßen die öffentlichen Stimmen ? Hr. Clias ist bereits eine Autorität und auch das Unsinnige , was er uns hier vorführt , findet ſeine Nachbeter. Der Anfang der Schrift ist ziemlich mäßig gehalten und ent bält vernünftige Geranken ; der Turn-Veteran ift in seinem Ele mente, er weist nach, daß für die Schweiz eine militärische Jugend erziebung die Basis der Militärorganiſation ſein müsse , daß alle förperlichen Erercitien in die Nationalſpiele , in das ganze Leben des Volkes verwebt werden sollten. Diese Gedanken sind zwar nicht neu, allein doch immer gut und ihre Wiederholung schadet in der Schweiz nicht viel, da sie noch nicht Boren faſſen wollen. Nun aber kommt die eigentliche Organisation , der Plan einer Verthei digung der Schweiz ! Mein Gott ! Hr. Clias scheint ſich ſehr in die Geschichte der Waldhätten, in die Kriegführung vor Erfindung des Scießpulvers verſeßt zu haben , daß er noch immer die Schweiz als ein von hohen , steilen Gebirgen umgebenes Land betrachtet, das nur schmale Durchgänge hat , die er verrammeln und feine aus Scüßen , Mineurs , Schleuderern (zum Herabſchleudern von Felsblöcken ! ), Sensenmännern, Führern, Signalgebern und Waffen schmieden zusammengeſcßte Armee dahinter aufstellen will. Keine Cavalerie , keine Artillerie ! das kostet unnüßes Geld , die Schweiz ist von der Natur zum Guerillakrieg bestimint. Die Päffe follen minirt fein , alles bereit , selbst auf den verschiedenen Verthei= digungslinien die Wälder in Brand zu stecken. Und das Alles muß schon jezt angefangen werden. Er gibt die Punkte an, -- doch wir wollen unsere Lefer nicht weiter mit diesem tollen Werkchen von 45 Seiten behelligen, das - was ist nicht Alles möglich in der Schweiz ! — in Schaffhausen nicht allein überseßt, fordern auch allen Patrioten warm empfohlen wird. Es wäre wirklich recht schön, eine solche Elias'sche Bande in den Schweizerwäldern beisammen zu sehen. Dennoch appelirt der Verfaffer an den gefunden Menschenverstand der Ur theilsfähigen und iſt ſicher in der Elite der Nation allein ein Echo n. zu finden . Wir gratuliren !

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlunę : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

404 Dienstag , 3. October 1854. X biosis emoRial dr . 79. Zombi frigh in vaslato

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N № 118. GITA • 7. And this missile adic

Wydad sterngymna XIE 1995 ratio DAY

Allgemeine

9 :

Militär - Beitung .

Bayern. .h. München , 19. Septbr. Se. Majestät der König haben zu verfügen geruht, daß der unterm 5. April lau fenden Jahres bekannt gegebene Garnisonswechsel für dieses Jahr ganz sistirt werden solle.

mit Dank der lebenswerthen Bemühungen und Anstren gungen erwähnen , welche angewendet wurden , um auch bei der indischen Armee die Beförderung , die Entlassung und die Pensionirung der Offiziere durch gesetzliche Bestim mungen zu regeln. Die Anstrengungen haben Schiffbruch gelitten wie nicht zu verwundern war — an dem Wider

* Das Juliheft des „Nieuwe Spectator" bringt fol gende Mittheilungen : Unsere indische Armee hat sich wiederum eines Sie ges zu rühmen und auf Borneo find die aufgestandenen Chinesen der Kraft unserer Waffen erlegen. Möchte man überall so wie dort auf die Ehre der Niederlande eifrig be dacht sein und diese Ehre durch einfeigherziges Zugeben unbilliger Forderungen nicht kränken lassen! - Nach einem verständlichen und guten Bericht der Kriegsereignisse der lezten Jahre in Indien sind wir sehr verlangend; dieser Bericht dürfte selbst noch) bündiger als der Rapport über die lebten Kriegsbegebenheiten auf Borneo sein, wel chen wir in dem Staats Courant" gelesen haben. Spar tan'sche Tapferfeit - davon haben unsere indischen Offiziere oftmals Beweise gegeben; aber Spartan'sche Kürze kann man weniger bei ihnen bemerken. Die Discussion über das indische Regierungs reglement gehört natürlich nicht in eine Zeitschrift wie der Nieuwe Spectator eine ist ; unter die hundert Ursachen

streben der gegenwärtigen Kammer; ein Widerstreben , das durch die flauen und wunderlichen Argumente des Herrn Storm van ' s Gravesande verstärkt wurde ; von ihm hatten wir Besseres erwartet. Legthin war in den Tagesblättern wieder von einer Zusammenziehung des 9. deutschen Bundes -Armeecorps die Rede, zu dem auch unsere Limburgischen Truppen *) gehören. Wir lassen es dahin gestellt sein, in wie weit diese Zusammenziehung wahr oder selbst nur wahrscheinlich ift ; es ist genug, daß sie möglich ist, um die Aufmerkſam keit auf den besonderen und unglücklichen Zustand zu lenken, worin sich die Offiziere befinden dürften , die zu den Lim burgischen Truppen gehören. Wären die Offiziere alle Limburger oder wären solche mit ihrem eigenen Willen bei den Limburgischen Truppen angestellt , - dann dürfte nichts hierüber zu sagen sein ; - aber nein , holländische Offiziere sind ohne ihren Willen oder ihre Zustimmung bei den Trup pen einer fremden Armee angestellt; holländische Offiziere können in den Fall kommen , die Waffen für eine Sache führen zu müssen , die ihnen fremd ist und für welche sie kein Herz haben ; holländische Offiziere können im Lauf der Ereignisse dazu gebracht werden , als Feinde ihrem eigenen Lande gegenüber zu stehen. Wer das gut nennt , denft anders hierüber als wir. Bitterkeit und Entrüstung erfüllen uns , wenn wir an das Verhältniß zu Deutschland denken , wozu unser Land durch die Bestimmungen von 1839 binsichtlich Limburgs gebracht ist. Es ist wohl eine eigenthümliche Staatsweis heit gewesen, welche solche Bestimmungen gutheißen konnte. Sah man denn die Folgen hiervon nicht ein? Oder sah man sie wohl ein und hat absichtlich so gehandelt, um

warum nicht, gehört auch die , daß wir nicht genug Kennt niß haben, um über diesen Gegenstand zu urtheilen. Wir stehen möglicherweise in der Hinsicht auf gleicher Stufe mit vielen Mitgliedern der Kammer, die doch über das Regle Indessen müssen wir hier doch ment gestimmt haben.

*) Wir glauben kaum noch die Bemerkung für nöthig zu erachten, daß unsere Ansichten mit dem oben bezüglich des Verhält niffes der Limburgischen Truppen zu Deutschland Erörterten nicht in Uebereinstimmung sind. Die Red. der Allg. Militär-Zeitung.

frankreich. Paris, 21. Septbr. Der im hicfigen Kriegsmini sterium befindliche amtliche Nachweis über die Ver= lufte der englischen und französischen Armee seit deren Abgang aus Frankreich und England zeigt die Gesammtsumme von 14,398 Mann , welche theils ge storben, theils für immer oder zeitweilig dienstuntauglich sind.

Niederlande.

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unser Land unwiderruflich an Deutschland zu fetten und diesem Reich das Recht zu geben , eine Art von Vogtei ― schaft über Niederland auszuüben ? Man könnte hier mit Wallenstein sagen : „Wär' der Gedanke nicht so ver wünscht gescheidt, man wär' versucht , ihn herzlich dumm zu "1 nennen.

Die Totalstärke eines Linienbataillons berechnet sich nach dem Vorstehenden auf: 26 Offiziere, 78 Unteroffi= ziere, 18 Spielleute, 614 Vicecorporale, Sappeure und ―― im Ganzen 736 M. mit 3 Pferden. Tritt Soldaten der Kriegsfuß der Mannschaft ein, so erhöht sich die Zahl auf 1097 M. Der Stab einer Linien-Infanteriedivision beſteht aus : 1 Oberst mit 2 Pf., 1 Adjutanten (Hauptmann 1. oder 2. Kl.) mit 1 Pf. , 1 Rapporteur (Lieutenant oder Unterlieute= nant), 1 Musikmeister und 24 Hautboisten (8 erster, 8 zweiter und 8 dritter Kl.) ; im Ganzen 28 M. 3 Pf. Dieser Cadre bleibt beim Uebergang vom Friedens zum Kriegs fuße unverändert. Die Jäger- Bataillone werden durch die Nummern 1, 2 und 3 unterschieden. Jedes Bataillon zählt 6 Com= pagnien; die erste vom rechten Flügel ab wird mit dem Namen Eliten- Compagnie bezeichnet. Die übrigen Com pagnien werden von dem rechten Flügel ab mit den Num mern 1 , 2 , 3, 4 und 5 bezeichnet .

Neue Organiſation der k. griechiſchen Infanterie.

Wir geben nachstehend im Wesentlichen den Text der unter dem 12. (22.) Áuguſt d . J. erlaffenen k. Didon nanz über die bereits in Nr. 112 d. Bl. kurz erwähnte neue Organisation der k. griechischen Infanterie. Die . griech. Infanterie wird in Zukunft aus 6 Linien und 3 Jägerbataillonen bestehen. Die 6 Linienbataillone formiren drei Divifionen mit den Nummern 1, 2 und 3 ; jede Division besteht aus zwei Bataillonen und wird von einem Obersten commandirt. Die 6 Linienbataillone werden durch die Nummern 1. und 2. Linienbataillon der 1. Di= vision, 3. und 4. Linienbataillon der 2. und 5. und 6. Linien bataillon der 3. Division unterschieden. Jedes Bataillon auch die der Jäger ―――――― hat eine Fahne. Jedes Linienbataillon besteht aus 6 Compagnien, von denen diejenige des rechten Flügels eine Grenadier-, die jenige des linken Flügels eine Voltigeurcompagnie_ist. Die Centrumscompagnien werden durch die vom rechten gegen den linken Flügel laufenden Nummern 1 , 2 , 3, 4 unterschieden. Die Compagnie eines Linienbataillons besteht auf dem Friedensfuße aus : 1 Hauptmann (1. oder 2. Klasse), 1 Lieutenant, 1 Unterlieutenant, 1 Oberfeldwebel, 2 Feld= webeln , 1 Fourier , 8 Corporalen , 3 Tambouren oder Hornisten (lestere bei den Voltigeur- Compagnien - 1 erster und 2 zweiter Klasse ), 8 Vicecorporalen, 2 Sappeuren und 92 Gemeinen. Auf dem Kriegsfuße bleibt der Cadre wie angegeben , die Zahl der Gemeinen erhöht sich aber auf 152. Das Totale der Compagnie beträgt hiernach auf dem Friedensfuße 120, auf dem Kriegsfuße 180 Mann. Ein Linienbataillon sezt sich folgendermaßen zusammen : 1. Oberstab , Unterstab , Militärbeamite. - Offi= ziere: 1 Oberstlieutenant, Commandant , mit 1 Pferd; 1 Major mit 1 Pf.; 1 Adjutant (Lieutenant oder Unter lieutenant) mit 1 Pf., 1 Geistlicher, 2 Chirurgen (1. oder 2. Kl .) , 1 Quartiermeister 1. Kl. (beauftragt mit dem Materiellen). Unteroffiziere ic.: Fahnenträger, 1 Fourier, 1 Tambourmajor (mit dem Grade des Feld webels), 1 Tambourcorporal, i Büchsenmacher (Feldwebel - mit dem Solde eines Corporals) , 1 Hülfs - Büchsen macher (Vicecorporal oder Soldat) ; 1 Profoß (Feldwebel), 1 Hülfs-Profoß (Vicecorporal ) . - Dieser Cadre bleibt auf dem Friedens- wie Kriegsfuße der nämliche. II. Compagnien : 6 Hauptmänner (3 erster u. 3 zweiter Klasse) , 6 Lieutenante, 6 Unterlieutenante , 6 Oberfeld webel, 12 Feldwebel, 6 Fouriere, 48 Corporale, 18 Tam boure und Hornisten (6 erster und 12 zweiter Klasse), 48 Vicecorporale, 12 Sappeure, 552 Soldaten auf dem Friedensfuse; auf dem Kriegsfuße erhöht sich die Zahl der lezteren auf 912. -

Eine Jagercompagnie hat auf dem Friedens- wie auf dem Kriegsfüße ganz die nämliche Stärke an Cadres und Mannschaft wie eine Liniencompagnie , mit dem einzigen Unterschiede , daß jede Jagercompagnie statt der 3 Tam boure 3 Hornisten hat. Ein Jägerbataillon sezt sich folgendermaßen zuſammen : 1. Oberstab , Unterstab und Militärbeamte. - Offi ziere: 1 Oberstlieutenant , Bataillonscommandant mit 1 Pf.; 1 Major oder Hauptmann 1. Kl. mit 1 Pf., Präsident des Verwaltungsrathes ; 1 Adjutant, Lieutenant oder Unterlieutenant, mit 1 Pf.; 1 Geistlicher; 1 Arzt 1. und 1 Arzt 2. Kl.; 1 Quartiermeister 1. oder 2. Kl., beauftragt mit dem Materiellen ; 1 Quartiermeister 2. Kl., Zahlmeister. - Unteroffiziere c.: 1 Unteradjutant, Fahnenträger; 1 Stabshornist mit dem Grade des Feld webels; 1 Profoß mit dem Grade des Feldwebels ; 1 Büchsen macher, Feldwebel, mit dem Solde des Corporals ; 1 Cor poral für die Functionen des Fouriers ; 1 Corporal, Schneidermeister; 1 Hornist- Corporal; 1 Vicecorporal, Gehülfe des Profoß; 1 Vicecorporal oder Soldat, Ge= hülfe des Büchsenmachers. II. Compagnien : 6 Hauptmänner (3 erster u . 3 zweiter Klasse), 6 Lieutenante, 6 Unterlieutenante, 6 Oberfeld= webel , 12 Feldwebel, 6 Fouriere, 48 Corporale, 18 Hor nisten (6 erster, 12 zweiter Kl.) , 48 Vicecorporale, 552 Jäger auf dem Friedensfuße; auf dem Kriegsfuße erhöht sich die Zahl der letteren auf 912. Die Totalstärke eines Jägerbataillons berechnet sich nach dem Vorstehenden auf: 26 Offiziere , 78 Unteroffi ziere , 18 Spielleute, 614 Vicecorporale und Jäger - im Ganzen 736 M. mit 3 Pf. Tritt der Kriegsfuß der Mannschaft ein, se erhöht sich die Gesammtzahl auf 1097 Mann . Im Kriege wird bei jeder militärischen Action einer jeden Division ein Jägerbataillon für den Dienst der leichten Infanterie attachirt. Außer dem eben angegebenen Falle sind die Jägerbataillone vollkommen unabhängig . Die acht Bataillone Gränztruppen, welche bisher existirten, werden, nach und nach vereinigt, die genannten drei Jäger Alle diejenigen Mannschaften der bataillone formiren.

965 erwähnten acht leichten Bataillone , welche die erforder= lichen Eigenschaften befißen und sich für eine vierjährige Dienstzeit verbindlich machen ( ihre Dienstzeit in den 1 Gränztruppen mit einbegriffen -) werden in die Jäger bataillone aufgenommen. Diejenigen , welche nicht ent= sprechen und die entweder nach dem Pensionsgeset das Recht zu ihrem Rücktritt sich vorbehalten haben, oder denen das Recht des Eintritts in die Veteranencompagnie zuge= standen wurde , müssen dem Kriegsministerium, als der desfallsigen competenten Behörde , ihre Ansprüche kund= geben, damit solche in Betrachtung gezogen werden. Alle früheren mit der gegenwärtigen Organisation im Widerspruche stehenden Formationen und Organisationen find aufgehoben worden. Mit dem 1. ( 13. ) Septbr. d. J. sollte die betreffende Ordonnanz in Ausführung gebracht werden.

Literatur. Eine Anleitung Der Feldwache - Commandant. für die Ausübung des Feldwachedienstes , so wie für die dabei vorkommende Besetzung und Vertheidigung von Dertlichkeiten. Von Bernhard von Baumann, Hauptmann im k. sächſ. 4. Infanteriebataillon . 8. Dresden, 1854. Selbstverlag des Hrn. Verf. Mit prononcirtem Mißtrauen , wir gestehen es offen, nahmen wir das Eremplar in die Hand, welches nach erfolgter Subscription uns zugegangen war. Das Thema ist in literarischer Hinsicht ausgebeutet gerade genug, von geschickten und ungeschickten , von erfahrenen und uner fahrenen Händen. Sind die Auflagen anderer, guter Werke vergriffen , daß neue Bearbeitungen Aussicht auf Erfolg bieten? Nach alter Gewohnheit lasen wir zuerst das Vorwort, die Zeilen , in denen der Verfasser theils zum Kritiker, theils zum Menschen spricht , und seine Absichten , seine Ideen, seine Hoffnungen meist klar und schmucklos hin stellt. Der Verf. hat sein Vorwort gut geschrieben ; es zeigt, daß er ohne Prätentionen auftritt, daß er klar über seine Sache ist und daß sein Buch dem Titel entspricht, nämlich in der That nach keinem größeren Maßstabe be arbeitet ist , als er angekündigt wurde. Das gewinnt. Wir haben also vor uns ein Buch , das sich mit dem Detail des Vorpostendienstes beschäftigt, das über allge meine Anordnung der Vorposten fast zu kurz weggeht wir hätten namentlich die gruppenweise Anordnung der Vorposten , diese specifische Formation der Vorposten für eine einzelne Nacht (§. 6.) , etwas weiter ausgeführt lesen mögen, obwohl wir nicht verhehlen dürfen , daß damit der Maßstab überschritten gewesen wäre, der Verf. also - dafür aber die Masse der kleinen Ausfüh Recht hat ――― rungen nach unserer Ansicht zweckmäßig erschöpfend be= handelt. Dazu kommt eine Anleitung zur Verstärkung einzelner Posten mittelst künstlicher Herstellungen, welche ebenfalls genau in dem bezeichneten Wirkungskreise sich bewegt. Was aber dem Buche in unseren Augen großen Werth verleiht, ist eine ſyſtematiſch geordnete Reihe von

966 kriegsgeschichtlichen Beispielen, welche zu den einzelnen Hauptregeln des Vorpostendienstes passen und theils die Erfolge bei Beobachtung , theils die Nachtheile bei Nicht beobachtung dieser Regeln hervorheben. Wer sich in seinem Leben einmal bestrebt hat, solche Beispiele aus der Kriegs geschichte zu irgend einem Lehrzwecke zu sammeln, der wird wissen, welche unsägliche Mühe in solch einer Arbeit steckt ――― wie oft man verzweifelnd ein Buch weglegt, denn nirgends hat es ja dem Berichterstatter gefallen , auf das Kleine und scheinbar Unbedeutende einzugehen. Solche Methode des Vortrags hat doppelten Vortheil. Einmal zeigt die Praxis deutlich die Anwendung des Lehr ―――― sazes ; der Schüler oder der Lesende gewöhnt sich daran, die Lehre in ihrer Umhüllung von Nebenumständen zu sehen und bewahrt sich dadurch vor einseitigen An= schauungen, vor der Verwirrung , welche häufig eine Folge rein theoretischer und wenn man hier so sagen darf abstrakter Studien ist, wenn diese plöglich in Contact mit den wechselvollen Erscheinungen des Lebens treten. Zwei tens aber wird der Vortrag sowohl als die Lectüre um Vieles interessanter , wenn auf die Lehre das Beispiel Wer von uns hat Unterricht an Unteroffiziere folgt. gegeben und hat dabei nicht zu Zeiten das Bedürfniß ge= fühlt, die drückende Schwüle der theoretischen Auseinander fegungen durch ein anregendes Beispiel zu unterbrechen ? Wie oft zermartert man seine Erinnerung und freut sich, in Ermangelung von kriegerischen Beispielen , eines aus den legten oder vorlegten Manövers citiren zu können! Fassen wir zusammen , so findet sich, die Idee des Buches ist wirklich gut gefaßt und recht tüchtig durchge= Gehen wir nun zu dem Einzelnen . Hier müssen führt. wir anfangen, mit dem Verf. ein klein wenig zu rechten. Er schreibt zu schwer. Man bemerkt wohl das Bestreben, Kürze mit Deutlichkeit zu verbinden , und oft ist es recht gut gelungen, manchmal aber erscheinen ellenlange Säße, bei deren Lesung sich Beklemmungen einstellen wollen . Wird auch dadurch der Charakter des Buches nicht alterirt, so fehlt doch der leichte Fluß der Darstellung , der zur An= genehmheit der Lectüre beiträgt. Die Einleitung behandelt mit wenig Worten das Allgemeine des Vorpostendienstes und nur so weit, als es zum Verständniß der eigenen Obliegenheiten dem Feldwache Commandanten bekannt sein muß. Das erste Capitel : Stärke , Anordnung und Auf stellen der Feldwachen, detachirten Posten oder Vedetten. Das Capitel umfaßt in 46 Paragraphen das darauf Be zügliche und den Patrouillendienst, welcher lettere füglich in der Ueberschrift hätte erwähnt sein können . Besehen §. 3 , z. B. Aufstel wir einige Paragraphen näher. lung der Feldwachen bei Nacht. Mit Eintritt der Dunkelheit pflegt man den Plaß der Feldwache zu wech Gründe hierfür sind : Die unmittelbare Gegenwart seln. ar dem (d. h . an einem, d . Ref. ) zu vertheidigenden Terraingegenstande, bessere Verbindung mit den Vedetten, besserer Plag für das Wachfeuer, das man namentlich in übler Witterung den Truppen nur ungern entzicht, Irre= leitung des Feindes , wenn man vermuthen darf, daß er den Aufstellungspunkt der Feldwache erfahren. Sind diese Gründe nicht vorhanden , ist namentlich die Feldwache an einen bestimmten Gegenstand, zu dessen unmittelbarer Ver=

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theidigung gebunden , so wechselt man den Plaß nicht. " Das ist klar und bündig , der Natur der Sache ange messen, fern von den schemamäßigen Aufstellungen so vieler S. 7. Vedetten . Um die Beobachtung über Bücher. haupt auszuführen , und die Aufstellung der Feldwachen selbst zu sichern, werden von diesen Schildwachen ---- Vedetten, und zwar in der Regel doppelte Schild ausgeseßt." Folgt nun Doppelvedetten wachen die Motivirung des Ausstellens von Doppelvedetten und dabei eine Bezugnahme auf eine fast sprüchwortlich ge wordene Redensart des verstorbenen alten , in der säch fischen Armee wohl berufenen Obersten v. Egidy : Ein Der Schluß des Paragraphen Mann ist kein Mann.

Der Leser wird jezt eine ungefähre Idee von dem Gange des Buches haben und hoffentlich mit uns überein stimmen , daß dieser Gang ein zweckmäßiger und wirklich belehrender ist. Die Paragraphen über die Patrouillen find gut ge= schrieben, klar und ohne die ermüdenden Detailvorschriften, welche häufig zu weit in die Specialitäten eingreifen und darum in dem Leser mehr Verwirrung als Klarheit her= vorrufen . Dagegen ist der Zweck einer jeden Gattung genau bezeichnet, und durch eine recht reichhaltige Samm lund von Beispielen für praktische Auffassung der Regeln gesorgt. Das zweite Capitel : Verhalten der Feldwache= ― gibt die Geschäfte an, und Postencommandanten welche vor dem Abmarsche 2c. zu erledigen sind ; dann die besonderen Instructionen , welche der Feldwache - Comman= dant an die Vedetten und alle auszusendenden Truppe zu ertheilen hat ; die Bereitschaft, die Meldungen, das Einziehen von Nachrichten und das Zuſammentreffen mit dem Feinde. Das dritte Capitel , Anordnungen zur Ver theidigung , - Bestimmung der Vertheidigungspunkte, Eintheilung der Defileen, bezüglich ihrer Benugung zu Vertheidigungszwecken recht zweckmäßig und einfach Aufstellung der Truppen. Das vierte Capitel , Verhalten während der Ver= theidigung. Das fünfte Capitel , Unterstützung der Vorposten, schildert deren Verhalten in allgemeinen Zügen ( Ein §.) „nicht um deren Commandanten Anweisungen zu geben, sondern um den niederen Graden ein Gesammtbild zu geben , und sie namentlich auch darauf hinzuweisen , daß auch die auswärtigen Abtheilungen Vertheidigungsan= stalten treffen müssen, welche Zeit und Kräfte der Mann schaft beanspruchen und manche Beschwerde mit sich bringen. " Dieser erste Theil umfaßt 107 Seiten , woraus ſchon hervorgeht , daß nichts Ueberflüssiges darin sein kann. Der zweite Theil, die Beispiele aus der Kriegsgeschichte umfassen ein sehr specielles , sachlich geordnetes Inhalts = verzeichniß und 156 Nummern , in Summa 331 Seiten. Die durch die ganze Kriegsgeschichte durchgehenden Regeln des Vorpostendienstes bringen es mit sich , daß die Beispiele aus älterer und neuerer Zeit abwechseln. Be= sonders ist natürlich die Zeit vertreten , wo lang dauernde Postirungen dem Vorpostendienste ein weites Feld öffneten, so wie der Krieg auf der pyrenäiſchen Halbinsel, vou 1808 an , der seiner Natur nach besonders reich an guten Lehren ist. Das Gesammturtheil können wir bahin abgeben, daß das Buch in Plan und Ausführung gelungen ist und seinen Zweck, ein nüßliches Handbuch für junge Offiziere und Unteroffiziere , ein Leitfaden beim Unterricht zu sein, gewiß zur Zufriedenheit erfüllen wird. Reden wir zum Schluß noch von den materiellen Dingen und erwähnen wir, daß die Ansstattung anständig und der Preis - 1 Thlr. für den Offizier, ½ Thlr. für den Unteroffizier , mäßig ist.

gibt die Entfernung der Vedetten von der Feldwache auf höchstens 1500 Schritt bei der Reiterei und 500 Schritt bei der Infanterie an. Beispiel 22 , 23. Wir sehen in den zweiten Theil, die Beiſpielſammlung und finden sub Nr . 22. Fehlerhafte Aufstellung der Vedetten. Ein Mann ist kein Mann. Gefecht bet Feistriß, den 6. September 1813. (Quelle : Krieg der der Desterreicher in Italien , gegen die Franzosen , 1813 und 1814, von Ludwig Frhr. v. Welden.) Die Darstellung ist ganz erschöpfend und der Cardinalpunkt , daß auf der linken Flanke ein Hauptzugang zur Stellung nur mit einer einfachen Vedette beobachtet war, gehörig hervorge hoben. Das Beispiel ist schlagend. Nr. 23. Fehlerhafte Aufstellung der Vedetten . Aus den Vorposten bei Düppel, 1849. Der Verf. schil dert die Aufstellung seiner Feldwache an der nördlichen Sonderburger Straße und eine, ihm übergebene , wirklich drollige Vedettenaufstellung. Gegen 300 Schritt von der Feldwache war die Straße abgegraben und verhauen. Die Feldwache hatte bei einem Angriffe dorthin zu rücken und die Sperrung zu vertheidigen ; 600 Schritt rechts , auf einer Höhe , stand die Nachbarfeldwache. Die Vedette an der Sperrung war von der Nachbarfeldwache gegeben. Meldungen dieser Vedette hatten den gewöhnlichen Dienst weg , d. h. an die Nachbarfeldwache zu gehen. Die feind lichen Bedetten standen 300 Schritt von der Sperrung, das Terrain war bedeckt, beschränkte Umsicht. Rückte nun der Feind vor, so hatte die Vedette an der Sperrung 500 Schritt zu ihrer Feldwache , 600 Schritt von da zur Feldwache des Verf. und 300 Schritt hatte diese vorzu gehen, thut Stunde Zeitaufwand , während der Feind nur 300 Schritt zurückzulegen hatte. Der Verf. erhob Vorstellungen dagegen und erlangte die Abänderung ; aber ehe diese einging, batte die Vedette eine anscheinend feindliche , aber wirklich oldenburgische ― Patrouille be= merkt und meldet dieß, von richtigem militärischen In stinkte geleitet, zuerst an die Feldwache auf der Straße. Bet regelmäßigem Dienstgange wäre die Sperrung vom Feinde genommen gewesen , ehe die Feldwache ------ durch den Schuß der Vedette herbeigerufen w wxndian zur Stelle sein konnte; es war also die Entfernung zu groß , und der Verf. bemerkt sehr richtig, daß mindestens zur Nachtzeit die Feldwache hätte dicht an der Sperrung stehen müssen.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Militär - Beitung .

Hannover.

Seit mehreren Jahren Hannover, 1. October. ist die Mannschaft des zu Goslar garnisonirenden 1. leichten Bataillons in der Gymnastik und im Bajonnetfechten, nach der vom Premierlieutenant v. Linsingen dieses Bataillons angenommenen Methode, und zwar unter deſſen specieller Leitung , ausgebildet worden. Im Laufe des verflossenen Sommers haben nun auf Allerhöchsten Befehl verschiedene Probeübungen mit den nach dieser Methode ausgebildeten Leuten stattgefunden. Es sind diese so befriedigend ausgefallen und haben die gymnastischen Leistungen sowohl , als auch die im Ge= brauche des Bajonnetgewehrs erlangten Fertigkeiten der Mannschaft des 1. leichten Bataillons so erfreuliche Resul tate gegeben , daß kürzlich durch eine Generalordre an die Infanterie die Verfügung getroffen ist, daß der Unterricht in der Gymnastik und im Bajonnetfechten nicht mehr nach dem im Jahre 1832 erlassenen Reglement, sondern nach dem vom Premierlieutenant v . Linsingen in diesem Jahre herausgegebenen Handbuche zur Anweisung des Soldaten in der Gymnastik und im Bajonnetfechten ertheilt werden soll. Das königl. Kriegsministerium hat die Kosten, welche durch die Anschaffung der für den Unterricht in der neuen Methode erforderlichen Apparate veranlaßt werden , auf die Kriegskasse übernommen. Der Unterricht in der Gymnastik und im Bajonnet fechten nach der neuen Methode soll im November d. J. beginnen. Es werden zu dem Ende jezt durch den Premier lieutenant v. Linsingen Offiziere und Unteroffiziere der Infanterie hier ausgebildet , deren Aufgabe es dann sein wird , in den Regimentern und Bataillonen, denen sie an gehören, zunächst wieder von jeder Compagnie eine erforder liche Anzahl von Anweisern heranzubilden und mit Hülfe dieser den Unterricht auf die Mannschaft auszudehnen. Rußland. St. Petersburg, 21. Septbr. Es ist neuerdings zur Aufmunterung und Belebung des Eifers der Zög linge in den Militär-Lehranstalten der Vorschlag geneh migt worden , jährlich zu vertheilende Prämien zur freien

Concurrenz der Eleven auszuschreiben. Zunächst ist in der Ingenieurschule und der Artillerieſchule ein Preis von 500 R. S. für den Zögling ausgesezt worden , der in seinem speciellen Fach die besten Atteste sich zu erwerben vermag.

Literatur. Militärische Briefe eines Verstorbenen an seine noch lebenden Freunde. Zur unter haltenden Belehrung für Eingeweihte und Laien im Kriegswesen. Zweiter Band. Herausgegeben von Pz. Neueste Ausgabe. gr. 8. Stuttgart und Tübingen, 1854. J. G. Cotta'scher Verlag. 1 Thlr. 18 Ngr. - 2 fl. 42 fr. Mit großer Freude begrüßen wir das Erscheinen des zweiten Bandes der in Nr. 71 und 72 d. Bl. angekün= digten militärischen Briefe. Derselbe umfaßt die 29 bis 52 Briefe und schließt somit da , wo der dritte Theil der früheren Ausgabe endigte. Wir gehen ohne Umschweife an unser Referat. 29. Brief. Nach dem Tode Königs Karl li. erhoben. bekanntlich Desterreich und Frankreich Ansprüche auf den Thron Spaniens. Da Ludwig XIV. Maßregeln getroffen hatte , für seinen Enkel Philipp von Anjou die Erbschaft in Besit zu nehmen und der spanische Gouverneur des Herzogthums Mailand , Fürst von Vaudémont, die Auf forderung des Kaisers , ihm als dem rechtmäßigen Herrn zu huldigen, zurückgewiesen und französischen Truppen die festen Pläge des Landes überlassen hatte , erhielt Prinz Eugeu den Auftrag, an der Spiße von 30,000 Manu die Franzosen aus Oberitalien zu vertreiben . Sein Gegner, Marschall Catinat stand ihm mit 25,000 Franzosen und einer gleichen Anzahl Verbündeter gegenüber. Die Er öffnung der Feindseligkeiten , die beiderseitigen Stellungen und Bewegungen im Feldzuge von 1701 , insbesondere die schwierige Umgebung der französischen Stellung zwischen dem Gardasee und der Etsch durch den Marsch Eugens über die unwegsamen Gebirge am linken Etschufer, die

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Ueberschreitung dieses Fluffes bei Caftelbaldo und die dadurch Königs nicht entgegenzutreten , denn jede neue Festung beabsichtigte Läuschung des Gegners , das Gefecht bei hätte ihm eine Gratification von mehreren tauſend Livres Carpi, Eugene weiteres Vorgehen über den Mincio bis eingetragen. Chiari, der erfolglose Angriff auf die österreichische Stel 31. Brief. Eine Fortseßung des vorigentheilt als lung daselbst , die Gefangennehmung des an die Stelle Resumé einer Unterhaltung die Ansichten über Landesver= Catinats zum Oberbefehl gelangten Villeroi in Cremona, theidigung im Allgemeinen und über die Beschüßung von Süddeutschland durch Festungen mit. Bei der Frage : ferner eine kritische Beurtheilung des beiderseitigen Ver= Sollen die Festungen nur an der Landesgränze liegen ? fahrens bilden die Hauptmomente des 29. Briefes. Catinat sagt darin unter Anderem, daß er durch seine Verthei= werden folgende bemerkenswerthe Grundsäße ausgesprochen. digungsanstalten die Oesterreicher 7 Wochen lang an jedem „Man darf also die Festungen als die ersten und größten Einfall in Oberitalien gehindert habe. Dieses Resultat Stüßen der Landesvertheidigung ansehen, doch dienen fie der strategischen Vertheidigung bitte ich auf meine Rech= uns hierbei auf verschiedene Weise und zwar 1 ) als ge= nung zu seßen, denn es ist die Wirkung meiner Stellung sicherte Vorrathshäuser, 2) zur Sicherung großer und im Gebirge gewesen. Hätte sich der Prinz einen Weg reicher Städte, 3) als Sperrpunkte von Land- und Waſſer= mit den Waffen in der Hand über den Montebaldo bahnen straßen , 4) als taktische Anlehnungspunkte , 5) als Zu wollen, so würde er schneller zum Ziele gelangt sein, denn fluchtsorte geschlagener oder schwacher Corps, 6) als eigent= seine Truppen waren ungleich besser als die meinigen und lichen Schild gegen den feindlichen Angriff, 7) als Deckung das entscheidet mehr als eine geschickte Benuzung und ausgedehnter Quartiere, 8) als Deckung einer nicht be= Verstärkung des Terrains durch Schanzen." Prinz Eugen sezten Provinz, 9) als Mittelpunkt einer Volksbewaffnung rechtfertigt dagegen seinen Umgehungsmarsch mit den und endlich 10) zur Vertheidigung großer Flüsse und des Worten : Ein Angriff auf die Stellungen am Monte Gebirges . Der Verf. erörtert die einzelnen Punkte mit der an ihm gewöhnten Klarheit und Umsicht und bringt baldo würde mich ungleich mehr Menschen gekostet und nicht so weit geführt haben , als der Marsch über das sehr gewichtige , namentlich strategische Gründe für die Gebirge." Die in diesem Briefe vorkommenden Neue= Befestigung einiger im Inneren des Landes liegenden großen Städte. " Ein großer Zweifel kann mit Recht entstehen rungen beziehen sich hauptsächlich auf die Gespräche der Könige Wilhelm und Friedrich über Karl V. und auf die (sagt der Verf. auf S. 57) , wenn die Gränzprovinzen des politische Lage Deutschlands und Desterreichs vor dem Landes von bedeutenden Städten ganz entblößt sind und Beginne des Kriegs. Zwar errang" , sagt der Verf., diese sich erft weiter rückwärts befinden , wie dieß nament „Leopold nach langem Kampfe nur einen verhältnißmäßig lich der Fall mit Süddeutschland ist, weil Schwaben der kleinen Theil der Hinterlassenschaft Karls V. Der italie großen Städte fast ganz entbehrt, während Bayern deren nische Antheil war aber von höchster Wichtigkeit für Deutsch sehr viele hat. Da aber der Rhein die Hauptverthei= land selbst, welches seine Machtstellung im nördlichen Jta digungslinie bildet und das Schwarzwaldgebirge nur eine lien und an der unteren Donau niemals aufgeben darf, secundäre Wichtigkeit hat, dem Feinde überhaupt um jeden wenn es über kurz oder lang von Frankreich und Ruß Preis verwehrt werden muß , sich im Rheinthale festzu land nicht erdrückt werden soll, woran England stets direct sezen , so dürfen auch die Festungen dort nicht fehlen." oder indirect sich betheiligen wird." Ueber die verschanzten Linien und Lager äußert sich der 30. Brief. Wir heben aus diesem Briefe einige wich Verf.: "Die Linien sind die verderblichste Art des Cordon tige Discuffionen über den Werth der Festungen hervor. krieges ." Das Hinderniß , welches sie dem Angreifer dar= König Friedrich äußert sich darüber folgendermaßen : „Was bieten , ist durchaus nur von Werth , wenn es durch ein mich in diesem Kriege ( 1703 in Flandern) am meisten in starkes Feuer vertheidigt wird , an sich ist es so gut wie Verwunderung seht, ist der Mißbrauch von Festungen und gar keins." Das Schicksal der Weißenburger und Stoll Befestigungen. Es lag zwar in der politischen Stellung hofer Linien und jene der Queich und Kinzig beweist das Frankreichs, daß es seinen Kopf mit einem starken Schilde zur Genüge. Die Gründe für und gegen verschanzte Lager zu decken suchte , um mehr Freiheit für seinen rechten Arm faßt der Verf. in der Schlußbetrachtung zusammen , indem zu bekommen, den es nach Deutschland streckte, und nebenbei er sagt: „ daß sie um so weniger zu entbehren sind , fe auch Italien leichter unter die Füße treten zu können, wäh kleiner das Land und je weniger Raum zum Ausweichen rend man sich mit dem Rücken an Spanien lehnte. Aber ist; daß sie um so weniger nachtheilig für uns find , je dieser Schild war so groß und schwer, daß dessen Hand sicherer auf Hülfe und Entsag zu rechnen ist, entweder habung zu viel Kräfte in Anspruch nahm, die dem rechten durch andere Streitkräfte oder durch schlechte Jahreszeiten, Arme entzogen wurden. Mit anderen Worten : wollte Mangel , Volksaufstand u. f. w. , daß sie um so wirk man nur die spanischen Niederlande und Frankreichs Nord samer find, je schwächer die Elementarkraft des feindlichen gränze decken , so brauchte man weniger Truppen und Stoßes ist." Bei der Frage über die Nothwendigkeit der weniger Festungen. Man hätte seinen Zweck durch schnelle Festungen im südlichen Deutschland kommt natürlich die und kühne Bewegungen , uicht durch_ſtarke Stellungen zu politische Stellung der Schweiz in Betracht. Die Mög = erreichen suchen sollen." Villars wissenschaftliche Ausfüh lichkeit eines passiven oder activen Antheils dieses neu rungen auf Seite 46 und 47 find besonders interessant, tralen Staates liegt in den Erwägungsgründen des Ver Vaukan stimmt ihnen mit der Versicherung bei , daß er faſſers und in so ferne haben die Festungen im südlichen die vielen Festungen und verschanzten Linien nur auf Be Dentschland auch den Charakter von Gränzfestungen, relativ fehl des Königs gebaut habe. Catinat wollte wissen, daß jedoch nur den von inneren Landesfestungen bezüglich der Vauban noch einen Grund hatte , der Festungsmanie des geographischen Lage Süddeutschlands zu Frankreich . Der

973 südwestliche Winkel Deutschlands bedarf in doppelter Be ziehung einer Sicherung durch permanente Festungen. Ab gesehen davon , daß jener Winkel einem wichtigen strate gischen Gebiete angehört, gebietet die Vorsicht , die ein fallende Armee so lange aufzuhalten , bis mit Hülfe der Eisenbahnen sich rasch ein Operationscorps zu offensiven Bewegungen versammelt hat. Zuerst sollte man füglich daran denken , die Gränzen des Staates zu vertheidigen, bevor man auf den unglücklicheren Fall Bedacht nimmt, dem Feinde das Festseßen im Inneren des Landes zu erschweren , denn" , sagt der Verf. ,,,der Staat ist ver theidigt , so lange die Gränzen es sind". Die Erfahrung hat allerdings die verschanzten Linien gerichtet und be= wiesen , daß sie zur Deckung der Landesgränze schlecht ge= eignet sind, daß auch die verschanzten Lager nur einen ganz relativen Werth haben , weßhalb sich Allgemeines darüber nicht sagen läßt; wenn aber die verschanzten Lager die Bestimmung erhalten , lediglich eine geringe Truppen macht in den Stand zu seßen , einem Angriffsheere den Weg zu versperren, wenn ferner das Bewegungsmittel der Eisenbahnen als besonders mitwirkend zu diesem Zwecke betrachtet werden darf, so treten sie aus ihrer unterge= ordneten Bedeutung heraus und dürften in einem künftigen Kriege eine keineswegs unwichtige Rolle spielen. Wir glauben , daß die südwestliche Ecke Deutschlands ein be= festigtes Lager nicht entbehren darf, wenn ihm auch die Anlehnung an natürliche Hindernisse fehlen sollte. Des Verfassers neuerer Aufsaß ,,Das verschanzte Lager bet Rastatt und das Lager bei Boulogne" in Nr. 91 und 92 d. Bl., gleichsam eine Ergänzung der betreffenden Aus führungen in seinen militärischen Briefen deutet auf Aehn= liches hin. Bei der Mittheilung der Debatten über die Befestigung von Paris recapitulirt der Verstorbene" zum Theil die in seinen Werken niedergelegten Ansichten und läßt alsdann Vauban , Villars , Marlborough , Eugen, Valentini, Scharnhorst und schließlich in einer vertrau= lichen Unterhaltung Napoleon sprechen , welcher sich bei= fällig über die Befestigung der Hauptstädte äußert. Wir verweilten bei diesem 31. Briefe seiner interessanten Wissenschaftlichkeit halber schon zu lange , als daß es uns gestattet wäre , weitere Details über die Befestigung von Paris anzuführen , glauben uns aber auf die Ver ficherung beschränken zu dürfen , daß die deßfallsigen Debatten zu den an wissenschaftlichen Gedanken reichsten und belehrendsten des ganzen zweiten Bandes gerechnet werden können. Jm 32. uud 33. Briefe findet der Feldzug von 1704 in Bayern seine Besprechung. König Friedrich, Markgraf Ludwig , Prinz Eugen , Tallard , Villars , Marlborough, Thüngen, sodann Seydlig, Fürst Leopold, Marsin, Chur chill c. find die Sprecher in beiden Briefen . Tallard ver theidigt sein Verfahren , durch welches er die Vereinigung mit Marsin zu Stande brachte, wogegen Markgraf Ludwig den Tadel , diese Vereinigung nicht gehindert zu haben, durch eine allerdings sehr unerquickliche Schilderung von dem politischen Verfalle und dem Zustande des Reichs heeres von sich abzuwälzen sucht. Eugen stimmt seinen Gründen nur theilweise bei , indem er sagt : Mit Recht macht man die Vortheile geltend , welche durch die Ein heit der Interessen und des Willens im Heere erzeugt

974 Aber wir haben ja noch in demselben Jahre werden . gesehen , daß auch die buntesten Heere glänzende Siege erfechten können, sobald man ihnen kriegerischen Geist ein zuhauchen versteht. Dieser Geist ist unabhängig von der Politik wie von den Regierungen , er geht unmittelbar vom Feldherrn aus, wird durch die Generale und übrigen Offiziere verbreitet und genährt. Dieser Geist war auch in den Truppen des Markgrafen nicht ganz erloschen, das haben dieselben einige Monate später bewiesen. Man hielt sich deßhalb berechtigt , einen größeren Widerstand von ihnen zu erwarteu." Er fügt dann noch bei , daß er keine Schlacht, wohl aber die Hinwegnahme der fran zösischen Wagenzüge erwartet hätte, was keineswegs über --die Kräfte des Markgrafen ging. Es ist freilich ein klägliches Verhältniß , daß z. B. das Reiterregiment des schwäbischen Kreises , welches in 8 Compagnien 582 M. zählen sollte, von 50 verschiedenen Städten gestellt wurde, mit welchen der Markgraf wegen Ergänzung, Besoldung und Unterhalt zu communiciren hatte ; indeß anerkennt Eugen die Verdienste des Markgrafen um den materiellen Zustand der Reichstruppen , in welcher Beziehung seine Sorgfalt keine Gränzen gekannt. König Friedrich ſchneidet diese Präludien rasch ab und die Operationen selbst werden nun ausführlich besprochen und kritisch beleuchtet . König Friedrich fand den Sieg bei Höchstädt sehr glänzend, aber er tadelt , daß man sich mit den errungenen Vortheilen. begnügt und nicht die geschlagene Armee ganz vernichtet hat, worauf Eugen entgegnete : ,,Sir , unsere Truppen waren seit 17 Stunden auf den Beinen und bis zum Um sinken erschöpft. Der Kurfürst kämpfte um seine politische Existenz und trat mit seinen und Marsins Truppen den Rückzug in so fester Haltung an, daß man ihn nicht zum Aeußerften reizen durfte. Sein Benehmen in der Schlacht erregte unsere allgemeine Bewunderung und wir bedauerten um so mehr, daß er sein Schwert für eine so schlechte Marlborough fügt noch hinzu : Sache gezogen hatte." Uebrigens marschirten die Franzosen mit solcher Schnellig = keit, daß schon ein Vorsprung von einigen Meilen sie gegen jede Einholung schüßte. Hätten wir ahnen können , daß Villeroi , der noch mit 20,000 M. frischer Truppen im Kinzigthale stand , Euch (zu Marsin gewandt) im Stiche lassen werde , so hätten wir den Franzosen noch vor Er reichung des Schwarzwaldes den Todesstoß gegeben. Wir waren aber nicht geneigt , die Früchte des an der Donau erfochtenen Steges in den engen Thälern des Schwarz waldes wieder zu verlieren, mußten daher auf die Ankunft des Markgrafen warten , der mit 18,000 M. vor Ingol ſtadt stand und zur Aufhebung der Belagerung auch nicht gleich bereit war. Bayern war erobert, der Feind auf der Flucht , warum sollte man durch raftlose Verfolgung die eigenen Truppen zu Grunde richten ?" Eugen gibt zu , daß zu langsam vorgeschritten wurde und daß es an einem vorbedachten Plane gefehlt habe; er wird hierbei von König Friedrich secundirt , dessen Ansichten uns die Quintessenz der_gauzen Kritik zu sein scheinen. Er sagt nämlich : ,,Die Benußung eines großen Sieges kann immer auf zweierlei Weise geschehen ; entweder, man verfolgt den geschlagenen Feind so lange , bis er aufhört uns gefähr lich zu werden, oder man läßt ihn ungehindert ziehen und benußt die dadurch gewonnene Zeit , um anderwärts neue

975 Vortheile zu erringen. Bevor man sich hierüber entscheidet, muß man aber wissen, ob der weichende Feind sich wirklich in einem solchen Zustande befindet , daß die Nachsendung eines bloßen Beobachtungscorps hinreichend ist, was der Augenschein am besten lehrt; auch muß der anderweit zu erreichende Vortheil wichtig genug sein , um das Ablassen vom Gegner zu rechtfertigen. Ein solcher Fall lag hier vor. Man hätte also Ulm bis zur Ankunft des Mark grafen nur beobachten und diesem die Einschließung über laffen , mit der Hauptmacht aber ungesäumt nach Karls ruhe oder Philippsburg marschiren , dort den Rhein über schreiten und Landau belagern sollen , ehe der Plaß Ver= stärkung erhalten konnte. Das plößliche Erscheinen vor Landau würde solche Bestürzung verursacht haben, daß der Widerstand gewiß unerheblich gewesen sein würde. Die vom Prinzen angeführten Verzögerungen ließen aber dem Feinde Zeit, sich von seiner Bestürzung zu erholen ; man quälte sich zehn Wochen vor Landau herum, opferte 10,000 Mann und hatte noch von Glück zu sagen , daß es dem Herzog Villeroi , welcher über 50,000 M. zusammenge= bracht hatte, nicht beliebte , einen ernstlichen Versuch zum Entsaße zu machen." Einige Worte über die Resultate des Feldzugs beschließen den 33. Brief mit den Worten : " Das schlaue Albion , welches keine Gelegenheit vorbei= läßt, sich Handelsvortheile zu verschaffen , zog den besten Gewinn daraus. Es unternahm die Belagerung von Gibraltar und ist seitdem auch im Besig dieser wichtigen Festung geblieben, wodurch es in den Stand gesezt wurde, den Franzosen die Herrschaft im Mittelmeere streitig zu machen.“ Jm 34. Briefe finden wir Napoleons Urtheil über den Feldzug von 1704, mit welchem er seinen Feldzug von 1805 vergleicht. Auf den Wunsch des Verstorbenen , die ursprünglichen Marschdispositionen kennen zu lernen, äußert Berthier: Schnelligkeit und Ueberraschung waren in dieſem Feldzuge die erste Bedingung des Sieges . " Es ist bekannt, in welch' glänzender Weise diese Bedingung erfüllt wurde. -Ein in Bezug auf das Nachrichtenwesen von Mürat ein geschlagenes Verfahren verdient wegen seiner praktiſchen Einfachheit Nachahmung. Berthier erzählt nämlich dem Verstorbenen: ,,Nachdem Prinz Mürat den Rhein über schritten hatte , entsendete er nach allen Richtungen starke Streifpartheien mit besonderen Aufträgen auf Kundschaft. Die Ergebnisse dieser Entsendungen wurden gesammelt und geordnet , aber nicht weiter berichtet , weil dieß nur Zeitverlust verursacht haben würde. Dagegen wurden die der Avantgarde zunächst folgenden Divisionen angewiesen, täglich Offiziere in Mürats Hauptquartier zu senden, um dort diejenigen Erkundigungen einzuziehen , welche ihnen nüßlich waren. Da nun die Befehlshaber der einzelnen Divisionen am besten beurtheilen konnten , was ihnen zu wissen nöthig sei, um der erhaltenen Aufgabe zu genügen, so war es auch viel kürzer , ihre Fragen zu beantworten, als wenn ihnen alle gesammelten Nachrichten zur beliebigen Auswahl abschriftlich mitgetheilt worden wären." Der ganze Feldzug ist lichtvoll dargestellt und obgleich auf wenigen Seiten erzählt, doch Alles aufnehmend, was

976 zur Uebersicht und Beurtheilung von Wesenheit ist.

Die

außerordentlichen Erfolge in dem rasch beendigten Feld= zuge, die strategischen Manöver Napoleons , die allge= meinen beiderseitigen Verhältnisse und die einzelnen tak tischen Ausführungen sind meisterhaft gezeichnet. Den Theoretikern par excellence möchten wir in Ney's Er= zahlung des Zusammenstoßes der Division Dupont mit den Oesterreichern bei Haßlach einen Spiegel der Erkenntniß vor Augen halten. Düpont's Infanterie bediente sich dort des Feuers nur zur Abwehr der unaufhörlichen Cavalerie: angriffe , bekämpfte aber die Infanterie des Feindes fast ausschließlich mit dem Bajonnet. Das dürfte doch, wie so manches Andere, die Fernschuß- Enthuſiaſten zum Nach denken anregen. Eine Erörterung der verschiedenen Verhältnisse , durch welche Mack in die traurige Katastrophe von 1805 ver wickelt wurde, beschließt den 34. Brief. Berthier sagt darüber : ,,Die Pläne zu seinen (Mack's) Unternehmungen wurden eben so schnell entworfen, als wieder aufgegeben, was allein hinreichend ist , auch die Unternehmungen des bestorganisirten Heeres erfolglos zu machen. Dagegen ließ er sich durch fire Ideen beherrschen ; die verderblichste für ihn war die , daß er die feindliche Hauptmacht in der guten Stellung an der Iller erwartete und daher nicht die geringsten Vorkehrungen traf, sich zu überzeugen, ob fie auch wirklich gegen diese Stellung mit Macht vorrücken würde. Aus jener firen Idee entsprang die unverantwort= liche Vernachlässigung der Donaulinie , namentlich des wichtigen Punktes Donauwerth. Vorstellungen des Erz herzogs (Ferdinand) der, obgleich erst 24 Jahre alt, doch vielen gesunden Verstand hatte , fanden bei Mack eben so wenig Anklang als die Ansichten der übrigen Generale, unter welchen es manche sehr tüchtige gab." (Schluß folgt.)

Kurze Anzeigen und Nachrichten. L. Die Verlagshandlung von Carl B. Lorck in Leipzig bat in lepterer Zeit zwei weitere Nummern - 4 und 5 der „Illu Arirten Converſations hefte“ herausgegeben , deren erfter schienene bereits in Nr. 71 dieser Blätter vom laufenden Jahre angezeigt wurden. Von besonderem Interesse ist für den Augen blick Heft 4 , welches in gedrängter Sprache und guter übersicht licher Darstellung eine Beschreibung der Küften des schwarzen Meeres mit der Halbinsel Krim bringt und sieben nette, rein ausgeführte Illuftrationen ――― Ansicht und Plan der Bucht von Sebastopol, Ansicht von Varna , Ansicht und Plan des Hafens von Odessa, Ansicht von Sinope und Kärtchen vom schwarzen Meere ---- fämmt= lich Holzschnitte, enthält. Heft 5 gibt in gleicher Weise eine Schilderung der türkischen Donau und des Balkan und hat außer einer entsprechenden kleinen Karte , in den Text gedruckte Ansichten von Belgrad , Kalafat und Widdin , Siliftria , Galacz , von den Donaumündungen , von Schumla und Adrianopel. 3m nächsten (6.) Hefte soll der „Kaukasus“ beschrieben werden. An Werth und hübscher Ansstattung schließen sich diese neuen Hefte den vorderen gleichmäßig an. Bei billigem Preis (5 Ngr. 18 kr. per Heft) verdient dieses Unternehmen besonders auch deßhalb Anerkennung, weil es, alle weitläufigun Betrachtungen vermeidend, sich fern von Partheinahme hält und feinen Stoff ganz objectiv behandelt..

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Samstag , 7. October 1854:

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Bayern. Der im Finanzministerium München, 27. Septbr. gestellte Antrag auf eine Abänderung des Militär pensions normative , wonach bei Ponsionirung von Offizieren nicht so fast der Dienstgrad , als vielmehr die Zahl der Dienstjahre maßgebend sein soll , scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen, und es war auch von Anfang an nicht zu erwarten, daß derselbe betheiligter Seits bei Der besonders her fällig aufgenommen werden würde. vorgehobene Umstand, daß die Pensionirungen zu mannic faltigen Verhältnissen unterworfen sind, die gänzlich außer dem Bereich der Schuld des zu Quieszirenden liegen, wird übrigens diesem Ersparungsantrag , welcher von einem unserer hervorragendsten Finanziers, der zugleich Mitglied der Abgeordnetenkammer ist, herrührt, kein Hinderniß sein, so bald eine im Kriegsministerium vorgeschlagene Einrich tung genehmigt wird, die dahin zielt, solche Offiziere, die ohne ihr Verschulden bei Erfüllung ihrer Berufspflicht dienstunfähig werden, auch noch als Pensionisten in höhere Grade und Besoldungsbezüge vorrücken zu lassen, so daß 3. B. ein im Felde in Folge von Verwundungen dienst untauglich gewordener Lieutenant nicht mehr wie bisher Zeitlebens Lieutenant bleiben würde, während seine Kame raden, die dem feindlichen Feuer weniger ausgesezt waren, zu Hauptleuten und günstigen Falls selbst zu Stabsoffi zieren vorrücken.

Literatur. Militärische Briefe eines Verstorbenen an seine noch lebenden Freunde. Zur unter haltenden Belehrung für Eingeweihte und Laien im Kriegswesen. Zweiter Band. Herausgegeben von Pz. 2c. (Schluß. ) Ein Zweifel Scharnhorst's , daß es Napoleon mit der Landung in England wirklich Ernst gewesen sei, leitet den 35. Brief ein. Des Verstorbenen Referat springt sofort auf die Organisation der Armee von Boulogne und

deren Marsch an den Rhein über, die, von Berthier erzählt, viele interessante Stoffe zum Nachdenken wohl auch Bei= spiele zur Nachahmung darbieten , namentlich in Bezug auf die administrativen Einrichtungen der Armee . Wah rend Berthier, Scharnhorst und Clausewiß noch über den Feldzug in Bayern und das weitere Vordringen Napoleons gegen den Inn debattiren , tritt Napoleon in die Ver sammlung und recapitulirt in einigen Hauptzügen manche persönlichen und die politisch - strategischen Verhältnisse dieses Feldzugs. ,,Die Präcision (sagt Napoleon) mit welcher alle Manöver in einander griffen , war so über raschend, daß ich weder früher noch später Aehnliches wieder erlebt habe und diese Präcision ist die Haupt sache meiner Erfolge gewesen, weßhalb ich den Feld zug von 1805 zu den kunstvollsten zähle , der jemals ge= führt worden ist. Ich hätte selbst im eigenen Lande nicht mit größerer Leichtigkeit manöveriren können , als ich es in Bayern , Desterreich und Mähren that und was mir an Kenntniß der feindlichen Verhältnisse abging , ersetzte das Gefühl der Ueberlegenheit an Zahl und Güte der Truppen, ich konnte also überall mit der nöthigen Zuver= — ficht Ueber die Theilung seiner Streit sicht zu Werke gehen." kräfte in Desterreich äußert sich Napoleon auf S. 157 folgendermaßen : ,,Man wird sich über diese fächerartige Ausbreitung meiner Streitkräfte verwundern , da in allen Lehrbüchern geschrieben steht und ich vorgeblich als obersten Grundsaß aufgestellt haben soll : daß man in der Offen= sive stets concentrirt bleiben solle. Die Profes soren der Strategie bedenken aber nicht , daß das Zu ſammenhalten der Streitmaffen nur so lange nöthig ist, bis man den Feind durch einige gewaltige Stöße aus dem Gleichgewicht gebracht, ihm die Fähigkeit geraubt hat, uns irgendwo mit Aussicht auf glücklichen Erfolg entgegenzu= treten. Das war aber nach den gemachten Erfahrungen nicht mehr zu befürchten, und mein zweitägiger Aufent= halt in Wien oder vielmehr in Schönbrunn , so wie die von allen Seiten eingehenden Meldungen überzeugten mich hinlänglich, daß die beiden russischen Armeen unter 10 bis 12 Tagen sich nicht vereinigt haben konnten. Diese Zeit mußte also benußt werden , meinen Gegnern insgesammt zu imponiren. Das Mittel dazu waren die nach allen Richtungen vorgeschobenen Colonnen. Ueberdieß darf man dabei nicht unbeachtet laffen, daß der kühne Sieger überall

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für stärker gehalten wird , als er ist. Es liegt tief in der Natur des Menschen , ſein Unglück weniger den be gangenen Fehlern , als äußeren Umständen zuzuschreiben. Auch der unglückliche Feldherr findet eine Art Troft in dem Gedanken , daß er nur der großen Ueberlegenheit seines Gegners habe weichen müssen und sezt diese wirklich auch da voraus , wo sie nicht vorhanden ist. Meine Maßregeln waren übrigens so gut getroffen, daß ich meine vereinzelnten Corps in Mähren wieder vereinigt haben. konnte, bevor der Feind im Stande war, mir eine Schlacht anzubieten , die ich selbst wünschte , um der Sache ein Ende zu machen . Wer übrigens erwägt , daß ich in 10 Wochen von der Küste von Boulogne bis vor die Thore Wiens gerückt war , Alles vor mich niederwerfend oder bertreibend, was meinem Siegeslaufe sich entgegenzustellen wagte, während die Russen nur mit ihrer vordersten Co lonne auf dem Kriegsschauplaße ankamen (bei Wels ), der muß schon in dieser fast beispiellosen Thätigkeit den Schlüffel zum Siege erkannt haben. Die Eroberung Wiens war eine der Hauptursachen der allgemeinen Entmuthigung der Oesterreicher, sie wirkte wie ein elektrischer Schlag und lähmte alle Kräfte der kaiserlichen Regierung ." Das Gespräch über den Feldzug von 1805 , welches ſich in den 36. Brief hineinzieht und dort mit der Schlacht bei Austerlit endigt , gibt dem Leser cine so verſtändliche Uebersicht des ganzen Feldzugs , der Gefechte , Schlachten und Operationen , daß eine aufmerksame und fleißige Lec türe desselben, man möchte sagen , den Mangel persön= licher Kriegserfahrung ersehen kann. Und das ist wahr= lich die schönste und lohnendste Löſung der Aufgabe , die sich unser Verfasser gestellt hat. Die ganz vorzüglich ge= lungene Darstellung zeigt, wie der Krieg war und ist und nicht , wie er nach der Meinung speculativer Köpfe sein könnte. Eine solche Darstellung ist aber auch ganz geeignet, vor falscher Richtung in dem Streben nach kriegswissen schaftlicher Wahrheit , vor oft sehr verderblich wirkender Einseitigkeit der Anschauung zu bewahren. Eine umfich tige Geschichtsforschung, wie sie in den militärischen Briefen fichtbar , fördert Wahrheiten zu Tag , an denen oft der ergraute Kriegsmann ohne Bewußtsein und ohne Erkenntniß vorübergegangen ist, weil sehr häufig der Hebel zum kriege= rischen Handeln eine unsichtbare Anlehnung hat , die für die Zeitgenossen schwer zu entdecken ist. Hören wir , welche Worte dem Erkaiser über seinen

von dem Gewinn eines Tages, einer Stunde, selbst einiger Minuten ab. Der Sieg von Austerlit liefert davon den Die Dekonomie der Zeit und der deutlichsten Beweis. Kräfte ist aber eine Kunst , auf welche sich nur Wenige Der Verschwender wie der Geizige verfehlen verstehen. den Zweck gleich sehr, obschon auf entgegengesetzte Weise. Der Erstere behält nichts übrig für unvorhergesehene Fälle Der Lettere will niemals und macht schnell Bankerott. etwas auf das Spiel segen und wendet deßhalb immer unzureichende Mittel an. Zur rechten Zeit marſchiren oder still stehen, kämpfen1 oder nichts thun , Hunderte opfern, um Tausenden das Leben zu erhalten , darin besteht die wahre Feldherrnkunst." Bezüglich der angegebenen Verluste in der Schlacht bei Austerlig müssen wir auf einen Zahlenwiderspruch mit einer anderwärts niedergeschriebenen Angabe desselben Verfaſſers aufmerksam machen. Nach S. 177 der militä= rischen Briefe beliefen sich die Gesammtverluste der Dester= reicher und Ruffen auf 25,000 Todte, Verwundete und Gefangene und 180 Geſchüße ; nach dem Milit. Convers. Lerikon (Schlacht bei Auſterliß) dagegen auf 26,000 M. und 80 Geschüße." Der 37. Brief ist anfangs humoriſtiſch ſatyriſcher Natur. Der Verstorbene berichtet zunächst über einen literarischen Verein im Olymp , dessen Vorsteher Beerenhorst ist und der zum Zweck hat, die Abneigung vor dem Bücherleſen auch bei denen zu überwinden , die früher eine Art von Eitelkeit darin ſuchten , „ nichts zu lesen als Küchen- und Komödienzettel." Die Vertheilung der Dahingeschiedenen in fünf ver= schiedene Bezirke enthält manche Anspielungen auf Ver= hältnisse und Zustände , die der Geißelung bedürfen. Die Worte Beerenhorst's , dem der Verf. zuweilen ein Para doron in den Mund legt , wie es scheint , um es dem Verstorbenen alsdann zu überlassen , die Anthiteſe aufzu= suchen und zu vermitteln , find zwar oft schonungslos, aber immer sehr wahr , obgleich nicht ganz zu läugnen, daß sich die hier gerügte Indolenz in dem legten Decenium vermindert hat. Wir pflichten dem Verf. vollkommen bei, daß die im 37. Briefe zur Sprache gebrachten wiſſenſchaft lichen Zwecke nur allein durch Anregung von Oben erreicht werden können ; nur auf diesem Wege kann allmälig das festwurzelnde Vorurtheil schwinden, daß ein wissenschaftlich gebildeter Offizier ein unpraktischer Theoretiker sei. Der 38. Brief beschäftigt sich mit dem Wesen und dem Wertbe des kriegerischen Genies ; die deßfallsige Unter redung zwischen Minerva und Mars trägt herrliche Ge danken im prosodischen Gewande. Der Verstorbene wird alsdann aufgefordert, auch seine Ansichten darüber auszu= sprechen , welchem von den großen Feldherrn früherer und späterer Zeiten der Vorrang gebühre. Er stellt seine An fichten in einer Paralelle zusammen, die er zwischen Gustav Adolf, Friedrich d . G. und Napoleon zieht. Diese Dar= stellung gehört offenbar zu den Glanzpunkten der milita = rischen Briefe , sie ist , was die Erwägung der politischen Verhältnisse jener Feldherrn , was die Würdigung ihrer Charaktere, was Zweck und Ziel der von ihnen geführten Kriege anlangt , meisterhaft ; meisterhaft in Diction , Ur theil und Sentenz. Der 39. Brief enthält eine ſtrategiſche Vorlesung des

ersten Feldzug in Deutschland in den Mund gelegt werden : Ich glaube Ursache zu haben, darauf ein wenig stolz zu sein , denn ich wurde unerwartet mit großer Uebermacht angegriffen . Aber ich sah schärfer und weiter als meine Gegner; ich kannte meine Kräfte und die ihren ; ich maß die Räume und die Zeiten. Meine Truppen marschirten, wenn die Feinde lagerten ; ich arbeitete , wenn die selben ruhten und dachte, wenn fie träumten . Die Resultate meines Denkens waren elektrische Schläge, durch welche ich meine Streitkräfte in Thätigkeit sezte; es waren flammende Blige, welche meine Gegner zu Boden streckten. König Friedrich hat sich auf ähnliche Weise den Beinamen ben , und wenn er auch nebenbei Flöte ,,der Große" blics und Verse machte , so hielt ihn das doch nicht ab, seine Pflichten als Regent und Feldherr sorgsam zu erfüllen .... Im Kriege hängt oft der ganze Erfolg

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Verstorbenen , welcher der Feldzug von 1705 in Italien von den Kräften hat, die in der Menschenbruſt ſchlum zu Grunde gelegt ist ; sein Zuhörer ist der alte Dessauer, mern , mithin erst geweckt und nach Zeit und Umständen der wiffen möchte , ob er vielleicht sich unbewußt auch ein angeregt werden müssen , wird im Kriege selten etwas Stratege gewesen sei. Die Art der Belehrung ist ganz Erhebliches vollbringen. Gerade weil mir alle gewöhn= geschaffen, selbst den alten Dessauer, der sich bekanntlich liche Grundbedingungen zur Eröffnung des Feldzugs ab sehr wenig um kriegerische Gelehrsamkeit kümmerte , zu gingen , mußte ich das Kühnste versuchen und es handelte überzeugen und auch der verehrliche Leser wird durch die sich zunächst nur darum , meine Truppen dafür zu be gegebenen Erläuterungen mit Befriedigung wahrnehmen, geistern. Der Umstand, daß ich als Feldherr mein Probe wie der Verf. die unterscheidenden Merkmale eines regel stück zu machen hatte, war mir sehr günstig. Den Mangel recht geführten Krieges feststellt. Der Feldzug wird dabei an Erfahrung erseßte ich durch Selbstvertrauen , wodurch kritisch zerlegt und gezeigt, welche Aufgabe der Politik, mein erstes Auftreten eine gewisse Zuversichtlichkeit erhielt, Strategie und Taktik in diesem Kriege zugefallen war. die dem großen Haufen immer imponirt. Sobald die Die eingestreuten Betrachtungen über den Besit, resp. Ver Operationen einmal im Gange waren , entwickelte ich die lust fester Pläße geben diesem ganz wiſſenſchaftlich ge= größte Thätigkeit und erlangte dadurch bald eine Ueber haltenen Briefe eine werthvolle Bereicherung. legenheit , die sich der methodischen Langsamkeit meiner Im 40. Briefe kommt der Feldzug von 1706 zur Gegner sehr fühlbar machte. " - Der Verstorbene com = kritischen Abhandlung . An der Unterredung nehmen außer mentirt Napoleon's Schlachtbericht von Lodi und kritisirt den Sprechern des vorigen Briefes noch der Herzog von das Verhalten Beaulieu's der Hauptsache nach in derselben Berwick als Vertreter der Franzosen und Beerenhorst als Weise, wie es dem Leser aus dem Werke über Krieg und Secundant des Verstorbenen, schließlich auch Eugen Theil. Kricgführung" (4. Band . Feldzug von 1796) bekannt Das Geschichtliche faßt Clausewit in einem Resümé zu= sein wird. Der interessante und äußerst belehrend darge ſammen , worin der Entſaß von Turin als das politische stellte Feldzug füllt die 42. , 43. und 44. Briefe. Die Operationsobject , das feindliche Heer als das strategische Debatten finden zum Theil im Beisein der mithandelnden Operationsziel und die Bewältigung des feindlichen Wider Personen statt , was , so oft fich der Verf. dieſer dialo ſtandes als das taktiſche Ziel dieses Feldznges bezeichnet gischen Form bedient, dem zu erörternden Gegenstande werden. Der Verstorbene streut der Thätigkeit des Prinzen stets einen großen Reiz verleiht und die Vielseitigkeit der Eugen , die er zur Erreichung dieser drei Tendenzen ent kritischen Abwägungen vermehrt. Es ist bekannt, welchen wickelt habe, den wohlverdienten Weihrauch. Besonders Einfluß das Verpflegungswesen auf die Kriegsoperationen bemerkenswerth bei den beiden leßten Briefen ist die her übt; daß Napoleon in dieser Beziehung eine große Er= vorstechende Art der praktischen Behandlung der zur Sprache leichterung durch sein vollständig organisirtes Raubsystem" gebrachten kriegerischen Operationen. Die Kritik sagt zwar, (Berthier S. 309 über diesen Gegenstand) und eine Un wie dieses oder jenes hätte besser angeordnet und ausge gebundenheit sich verschaffte , mit welcher er ein Ueberge= führt werden können und entspricht dadurch den Forde wicht über die Oesterreicher erlangte, die der Gewohnheit rungen der Wissenschaft , aber der militärische praktiſche nicht_entſagen konnten, ihr selbstgebackenes Commißbród“ Geist des Verfassers vergißt dabei niemals , das Geschicht zu effen, wird im 44. Briefe dargethan. Ueber die öfter liche so hinzunehmen, wie es ist und mit Rücksicht aller reichische Kriegführung in Oberitalien ist ferner der Tadel als Ursache wirkenden Verhältnisse seine Lehren und Ur gesprochen , daß die Oesterreicher stets auf das Umfassen theile festzustellen , ein Verfahren , welches , wie schon ihrer Gegner ausgingen und den Feind gefangen nehmen erwähnt, zur Folge hat , die in der Kriegsgeschichte ruhenden wollten , bevor sie ihn geschlagen hatten. So oft der Verf. seinen originellen Münchhausen auf strategischen und taktiſchen Wahrheiten für die große Menge zu verwerthen . treten läßt , kann man auf eine Satyre, auf treffenden Napoleon vergleicht im 41. Briefe die Felozüge von Wig gefaßt sein. Münchhauseu will seine Verbannungs 1706 and 1796 in Italien und erzählt die Hauptbegeben zeit in Tenare durch das Verdienst einer Erfindung ab heiten des lezteren selbst. Als der Verstorbene seine Be kürzen , womit er sich die Gunſt der Göttin Minerva zu wunderung über die glänzende Eröffnung des ersten Napo erwerben gedenkt und welche zum Zweck hat, den Menschen leon'schen Feldzugs ausdrückt , spricht Napoleon folgende mit Weisheit zu füttern . Sein Erperiment führt zu dem gewichtige Worte: „Nach den Grundsäßen Ihrer großen Ergebniß , daß jedes gelesene Buch ,,in Blut und Saft" Theoretiker, die sich immer des Beifalls der Menge zu fich verwandelt und der Inhalt zum geistigen Eigenthum des Lesers wird. Die Satyre gilt dem eitlen Streben erfreuen haben werden , weil sie die Kunst der Kriegfüh rung auf ein paar Formeln reduciren zu können glauben, unserer Zeit, aus jedem Schusterjungen einen Weiſen machen muß man in meinem Verfahren nur Leichtsinn und Unbe zu wollen , einem Streben , deffen ganze Ausbeute in dem sonnenbeit erblicken. Ich habe den Werth einer guten Saße ausläuft : in omnibus aliquid , in toto nihil. Operationsbasis, einer sorgfältig bekleideten und genährten, Beerenhorst und der Verstorbene bemühen sich ver mit allen Kriegsbedürfniſſen hinlänglich versehenen Armee gebens , durch ernste Betrachtungen und kräftige Seiten niemals verkannt. Soll man aber deßhalb nicht auf kühne hiebe auf die Beweisführung der Jung-Hegelianer den Unternehmungen ausgehen , weil keine dieser angeblichen experimentirenden Münchhausen von seinem Frrthume zu Grundbedingungen günstiger Erfolge vorhanden ist ? Die rückzubringen; zuerst als der große Weltweise Sokrates in der Versammlung erscheint und die Dialektik der Philo meisten Kriegstheoretiker vergessen über den Materialis mus und Formalismus ihrer Kriegsregeln nur zu leicht sophen an der Spree ihren einseitigen Verstand , ihren das Wesentlichste, den Menschen. Wer kein Verständniß gänzlichen Mangel an Gemüth , Phantasie, Geist und

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Liebe" mit schlagenden Worten rügt und die Grundzüge seiner eigenen Lehrweise entfaltet , begann das Licht der Wahrheit in Münchhausen zu dämmern. ,,Aber , ruft er aus , wie soll ich es anfangen , mich auszuzeichnen ? und auszeichnen muß ich mich, wenn ich aus diesem ver haßten Tenare erlöst werden will ." worauf Sokrates ant wortet: ,,Das ist eben die Narrheit unseres Jahrhunderts, daß so Viele nach falscher Auszeichnung streben. Sie wollen nur Aufsehen erregen , daher sinnen sie auf Unge wöhnliches ; um die Sache selbst ist es ihnen nicht zu thun. Solche Bestrebungen führen zu keinem vernünftigen Ziele. Ein Jeder wirke in seinem Berufe nach besten Kräften ; er vergesse niemals, daß er nur ein Ring ist in der großen Kette der menschlichen Gesellschaft und daß es nur wenigen auserkornen Geistern vergönnt ist , dieser Kette eine größere Spannung zu verleihen ." Was der Verf. am Schluffe des 45. Briefes über Unterricht , Bil dung und geistige Entwickelung den Weltweisen sprechen läßt , verdient allseitige Beherzigung. Die Fortseßung und das Ende des spanischen Erb folgekrieges geben die Stoffe vom 46. bis 48. Briefe. Die Bogenzahl unseres Referats mahnt uns zur Kürze. Dem Verf. entgeht bei seiner geschichtlichen Ueberschau kein wesentliches Moment, welches er nicht dazu benüßte , für das politische Verhalten Deutschlands eine Lehre anzu deuten , so namentlich im 48. Briefe , wo sein patriotischer Eifer mit lebendigen Farben zeigt , was aus Deutschland werden kann , wenn man die alten Fehler" vermeidet. Während eines interessanten Tischgesprächs gelegentlich einer Neujahrsgratulationscour bei Jupiter (49. Brief) bekommen zuerst verschiedene militärische Zustände einige sanfte Rippenstöße , alsdann bricht Gneisenau der älteren Kampfweise den Stab , weil man nach seiner Ansicht viele wichtige Vortheile geopfert habe, um dafür einen überaus künstlichen Mechanismus der Bewegung und des Feuers einzutauschen. Eine vernünftige Benütung der Oertlich keit, verbunden mit gegenseitiger Unterstüßung der Waffen, ſei dadurch fast unmöglich geworden und in den meisten Gefechten habe die Tapferkeit der Truppen weit mehr eut schieden, als die geschickte Führung derselben, wodurch der Erfolg abhängig werde von den Launen des Muths. Herzog Karl von Braunschweig und Leopold von Dessau verthei= digen die Linien-, Valentini die Colonnen -Taktik. Leßterer sagt : " Wenn man geschlossene Bataillone da verwendet, wo einige aufgelöste Schüßenzüge ausreichen , spielt man mit Thalern gegen Silbergroschen." Ganz originell läßt sich Schwerin über die Truppen seiner Zeit also aus : ,,Sie hatten keinen anderen Willen , als den ihrer Be= fehlshaber, wir klopften ihnen das Denkvermögen aus dem Leibe , wie den Puder aus den Röcken ... So mar schirten sie dem Tode unerschrocken entgegen , wer dabei eine Anwandlung von Schwäche bekam, wurde durch eine Tracht Prügel wieder gestärkt. Dieses Arkanum zeigte fich überall von bester Wirksamkeit." Des Verfassers persönliche taktische Ansichten - wären fie auch nicht aus seinen anderen Schriften bekannt lassen sich aus den Erwägungsgründen seiner olympischen

Notabeln leicht herausfinden , sie sind vorzugsweise in den Worten des Verstorbenen , Gneisenau's 2. ausgeprägt. Nach den taktiſchen Tischgesprächen und einer auf fie folgenden olympischen Scene bringt uns der Verf. einige Bemerkungen über die inneren Verhältnisse der Armee zur Zeit Friedrich d. G. und schließlich eine Abhandlung über Preßfreiheit , resp . Preßzwang. Die drei lezten Briefe geben wir dem Inhaltsver zeichniß nach. 50. Brief. Empfang bei Friedrich dem Großen am 130. Jahrestag seiner Geburt. Zwiegespräch desselben mit Joseph II . über die Legimität des Besizes von Län= dern. Gegenseitige Vorwürfe und Widerlegung derselben. Preußische und österreichische Zustände vor Ausbruch des ersten schlesischen Krieges . Schnelle Besißnahme von Schle= sien durch die Preußen. Schlechte Vertheidigungsanſtalten der Oesterreicher. Kurze Betrachtung über den Feldzug 1741. Warum der Sieg bei Molwiß nicht besser benut wurde. Ueber die Entfernung des Königs während dieser Schlacht. 51. Brief. Beklagenswerthe Zustände in Deutschland bei Ausbruch des österreichischen Erbfolgekriegs . Die An sprüche des Kurfürsten von Bayern. Bayerische,_fran= zösische, sächsische und preußische Truppen rücken in Oester reich und Böhmen ein ; Wien wird bedroht, Prag erobert. Capitulation eines franzöſiſch-bayerischen Corps in Linz. Kaiserwahl zu Frankfurt im Januar 1742. Die Dester= reicher fallen in Bayern ein; unpolitische Verheerungen. Friedrichs 11. Diversión in Mähren bewirkt die theilweise Räumung von Bayern. Die Schlacht bei Chotusih. Der Breslauer Friede. Einzelnheiten und Charakterzüge. 52. Brief. Bericht über die Kriegsereignisse in Böhmen Die Oester= und Bayern nach dem Breslauer Frieden. reicher wenden ihre ganze Macht gegen die Franzosen, welche in Prag eingeschlossen werden. Marschall Maille= bois rückt mit einem neuen französischen Heere nach Böhmen. Mißlungener Versuch zum Entsag von Prag und Rückzug der Franzosen in die Oberpfalz, dagegen müſſen die Oester reicher ganz Bayern räumen. Die Operationen an der Donau und am Jun. Prag wird endlich von den Fran= zosen verlassen. Schöner Rückzug des Marschalls Belleisle. Winterquartiere und Rüstungen auf beiden Seiten. Reich an politischen Betrachtungen , voll umsichtiger Würdigung der österreichischen , preußischen und deutschen Zustände, belehrend bezüglich der kritisch beleuchteten Feld= züge Friedrichs d . G. drücken diese drei lezten Briefe die ungeschminkte und dennoch niemals verleßende Wahrheits liebe des Verfaſſers aus , der überall überzeugt durch ent= larvte Wahrheit der Thatsachen und durch eine Ausdrucks weise, die nie ermüdet, immer anregt zum Studium und durchweg im höchsten Grade befriedigt. Obgleich wir bei der Besprechung des dritten Bandes auf das ganze Werk zurückkommen werden , können wir nicht umhin , auch der Verlagshandlung jezt schon ein Wort der Anerkennung zu sagen. Dem würdigen Inhalt angemessen , ist auch die äußere Ausstattung des Buches A. ausgezeichnet gut.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Lyr Doremi 951, 6444

Allgemeine

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Dienstag , 10. October 1854. ohisay inte 115 carbid Umum ( 3) sid und with vite

№ 121 . bong Zonantalo no dat chiv

SORRE

Militär - Beitung .

nur die verhältnißmäßig kurze Strecke von Bochnia bis Oesterreichische Monarchie. Man schreibt der Allg. 3tg." aus Galizien , Ende Dembiza an der Wisloka war soweit fertig geworden, daß die Schienen konnten gelegt werden. Wußte man doch September: Die Zuzüge von Kriegsmaterial nehmen kein noch nicht einmal, welche Richtung die Bahn von Auschwiz Ende; Geschüße ziehen in unabsehbaren Reihen an unserem Auge vorüber, um die Befestigungen zu armiren . Fast an nehmen sollte, ob sie dort über die Weichsel bis Trze= jeder strategisch wichtige Punkt wird befestigt. Krakau ist bina geführt in die oberschlesisch-krakauer Bahn einmünden, in ein verschanztes Lager verwandelt und seine Festungs oder ob sie auf dem rechten Weichselufer gebaut werden werke von Redouten umringt. Ebenfalls zum befestigten sollte. Das Machtwort des Feldzeugmeisters von Heß Lager umgeschaffen ist das erst im 18. Jahrhundert von entschied aus strategischen Rücksichten für das leztere. Die Stanislaus Poniatowski gegründete, blühende Städtchen Nordbahngesellschaft ist verpflichtet, die Strecke von Mäh Zaleschtschykt am Dniester, welcher dasselbe von drei Seiten risch- Ostrau bis Auschwiz bis zum März 1856 dem Be In der trieb zu übergeben ; in Auschwig wurde am 26. August umströmt, im südöstlichsten Kreise Galiziens . Bukowina ist Sutschawa am gleichnamigen Fluffe , hart d. 3. der Grundstein zu einem gemeinschaftlichen Bahnhof der Nordbahngesellschaft und der Regierung gelegt. Die an der moldauischen Gränze, Botuschan gegenüber, gleich falls verschanzt, und Gura humora, unweit der Moldawa, Regierung führt nun auf ihre Kosten die Bahn weiter bildet ein Hauptdepot. Auch um Lemberg , das bereits bei Zator vorüber über Skawina nach Podgorze (sprich auf dem Wronowskischen Berge eine in den legten Jahren Bodgursche), gleichsam der galizischen Vorstadt Krakau's ; die Krakauer Bahn wird aber, um Krakau nicht außer erbaute Citadelle besigt , werden Verschanzungen angelegt. lassen , durch eine Brücke über die Weichsel Die Sanlinie gehört zu den wichtigsten ; hier bildet Przez der Linie zu Bodgorze verbunden. Nach dem Salzberg mit der in mysl, am rechten Ufer des Flusses, einen Hauptpunkt, zu werke von Wjelitschka wird eine Zweigbahn führen. Die dessen unverweilter Befestigung sofort geschritten worden ist. Das schöne, ein gewaltiges Viereck bildende , mit Hauptbahn geht aber von Podgorze über Niepolomice nach Thürmen , Basteien und Laufgräben bewehrte Schloß Bochnia, und von dort weiter jedenfalls bis Jaroslau am San. Von dort scheint es noch nicht ausgemacht, ob ste Krafitschyn des Fürsten Sapicha, auf einem reizenden, die weiter über Lemberg durch Oftgalizien oder näher über Gegend weithin beherrschenden Höhepunkt am San zwischen Sambor nach Czernowiß geführt wird , in welch' legterem Radymno und Przemysl gelegen, und berühmt durch seine Galerie deutscher und polnischer Fürsten und römischer Fall Lemberg nur eine Seitenbahn erhielte. An der Strecke von Lemberg bis Dembiza arbeiten 24,000 , an der von Päpste, wurde im Innern des geräumigen Hofes mit auf Bochnia bis Krakau 7000 Mann der vierten Armee. An geworfenen Erdwerken versehen. Im Tarnower Kreis bet der Strecke von Podgorze bis Auschwiß wird vorderhand Pilsno, wo die Straßen nach Lemberg und dem Paß von noch nicht gearbeitet. Ob die Bahn, wie es heißt, binnen eben= scheiden, wird Dukla und längs den Karpathen fich falls mit Verschanzungen begonnen. So zieht sich über Jahresfrist fertig sein wird , steht dahin ; der Nordbahn ist es überlassen, wenn sie es für zweckmäßig erachtet, von das ganze Land ein Gürtel von Befestigungen , und nur Auschwiß eine Verbindung mit der oberschlesisch-krakauer der Mangel eines eigentlichen Waffenplages und einer Festung wird tief empfunden ; mit Krakau hat man zu Bahn in Trzebinia herzustellen. " Württemberg. C spät begonnen und zu lässig die Sache betrieben , weil Ulm , 2. Octbr. In dieser Woche werden auf dem man nicht ahnte, so bald eines Plages gegen Rußland bedürfen zu sollen. Und wer wollte läugnen daß zu allen hiesigen Bahnhofe Uebungen im Verladen von Mili diefen militärischen Maßregeln auch die jest mit Eifer be tärtransporten auf Eisenbahnen vorgenommen wer= triebenen Eisenbahnarbeiten, sonst ein Werk des Friedens, den. Schon im Juli 1847 wurden erstmals Versuche der gehören ? So vielfach ersehnt auch die Eisenbahn ward, Art angestellt; ein auf den Feldfuß geseztes Bataillon so sehr sie auch für Galizien einen Lebensnerv bildet , so machte damals eine Probefahrt von Ludwigsburg nach wollten die Arbeiten bisher doch nicht von statten gehen ; Eflingen , eine Feldschwadron von Ludwigsburg bie Plo

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führte auf eine Strecke von 4 bis 5 Stunden durch eine unangebaute Ebene , an deren Ende dicht am Flüßchen Seybus bivouacirt wurde. Von da bis Es -zucara waren noch 12 Wegstunden , allein ein starker Regen hatte den ohnehin beschwerlichen Fußpfad so schlüpfrig gemacht, daß die kleine Colonne zuerst am vierten Tage nach dem Ab für Militärtransporte zweckdienlichsten Einrichtungen ge= troffen zu haben. Die angeführten Uebungen werden sich marsch von Guelma in Es-zucara eintraf. Am anderen Morgen sollte der Convoi durch die Ghum (Aufgebot auf das Verladen von Mannschaft, Pferden und Fahr ―― zeugen erstrecken , werden in der zweiten Octoberwoche in - irreguläre Reiterei) des Häuptlings weiter zur Colonne escortirt werden – da traf in der Nacht die Kunde von Stuttgart, in der dritten zu Ludwigsburg in ähnlicher Weise vorgenommen werden und sollen sich fortan jedes dem Ueberfall und der grausenhaften Niedermeßlung eines Krankentransportes von 70 Mann ein. General Randon Jahr wiederholen , eine Maßregel, welche als äußerst hatte diesen Transport der erheuchelten Anhänglichkeit der ersprießlich anerkannt werden muß. Bewohner der Gegend von Amator allzuviel vertrauend, zwei Tage vorher ohne alle Bedeckung nach Es -zucara Streifereien in Algerien. entsendet. In einem Gebirgspaß, 5 Stunden westlich I. von Tebessa wurden diese Unglücklichen plöglich von mehreren hundert Arabern überfallen und schonungslos Im Sommer 1846 war General Nandon zu einer niedergemeßelt. An Vertheidigung von Seiten der armen Expedition nach der Gränze von Tunis und Tebeſſa auf gebrochen. Zum Transport eines ihm nachzusendenden Kranken und Verwundeten war um so weniger zu denken, Convoi's wurden die wenigen Garnisonsmannschaften von da die Meisten ihre Waffen bei der Colonne zurückgelassen Bona und Guelma (Calama der Römer auf einer kleinen hatten. Unter den Getödteten befanden sich 1 Capitän Anhöhe mitten in einem weiten Gebirgsthale) aufgeboten, und 1 Regimentschirurg ; nur einem einzigen Reiter des 3. Regiments der Spahis — einer Waffe, die ihrer vor um den Convoi bis Es -zucara zu escortiren, woselbst der züglichen Pferde und ihrer Charaktereigenthümlichkeit wegen selbe dem dortigen arabischen Chef dem Chalifen Musta pha, auf dessen Treue die französische Regierung sich ver hauptsächlich zum Verfolgen des Feindes gebraucht wird — laffen konnte , zum Weiterfortbringen übertragen werden war es geglückt , seinen Mördern zu entgehen und die follte. Am 10. September waren die nöthigen Kameele Gräuelscene dem General Nandon zu berichten, der später und Maulesel zusammengebracht und etwa 150 Mann unter vor ein Kriegsgericht gestellt und wegen der ihm zur Last dem Commando eines Capitans der Fremdenlegion sezten fallenden groben Versäumnisse zu einer dreimonatlichen sich von Guelma aus in Marsch. Suspension von Dienst und Gehalt verurtheilt wurde. Der Weg von Guelma nach Es -zucara , damals noch Diese kannibalische Mezelei machte auf die , meistens ―――― dieses wilden barbarischen Treibens unkun unfahrbar, beschränkte fich auf etliche, zuweilen nur auf jüngeren einen einzigen Fußpfad, wie ihn die Araber gewöhnlich digen Soldaten einen tiefen Eindruck, alle schwuren blu wie die Folge zeigen wird von einem Orte zum andern mit ihren Lastthieren im tige Rache und hielten Laufe der Zeit ausgetreten haben. Solche Fußpfade ge= Wort. Das Gefühl der Nache prägt überhaupt dem afri= statten in der Regel nur den Marsch in einer eingliedrigen kanischen Kriege den Charakter eines Vernichtungskampfes Reihe ; über Stock und Stein , Berge und Schluchten auf, das eben ist der Fluch eines Kampfes mit fanati= führen sie auch noch häufig durch Bäche , Gebüsch und ſirten, uncivilisirten Horden, die troß der Anwendung aller Wälder, ziehen sich in vielfachen Krümmungen an den möglichen französischen Systeme der Kriegführung bis jet nur hier und da in Furcht gesezt , aber noch nicht dem Abhängen der Berge hin und berühren selten die Ebenen. Colonisationszwecke der Franzosen unterthan gemacht werden Daher kommt es denn auch, daß die Franzosen bei allen ihren Erpeditionen in Algerien lange Zeit auf den Marsch konnten . Die ungeheueren Opfer der Unterjocher haben verwenden müssen und dann gewöhnlich zu spät am Orte kein anderes Neſultat gehabt , als daß eine große Armee beständig im Athem und auf den Beinen gehalten werden ihrer Bestimmung eintreffen. Ein Haupthinderniß des muß , um nicht die wenigen Früchte jahrelanger An= Fortkommens liegt außerdem in den starken Convois von Lebensmitteln und Offiziersbagage und kranken oder bles= strengungen zu verlieren. Ünter allen Stämmen machen die Araber im Aures firten Soldaten, die insgesammt auf Kameelen oder Maul thieren transportirt werden müssen . Nur in denjenigen gebirge , aber noch mehr die Kabylen den Franzosen am Gegenden des Landes , welche von den Franzosen bereits meisten zu schaffen , was in der Bosheit , Freiheitsliebe, colonifirt und mit Chauſſeen versehen sind , können die Kampfbegierde und Tollkühnheit dieſes Stammes seine Transporte durch Fuhrwesen bewerkstelligt werden . — So Ursache hat. Das kabylische Fußvolk scheut nicht wie der bald die Araber das Herannahen ihrer Feinde gewahren, Araber den Kampf Mann gegen Mann , es sucht ihn was sie sich durch Bergfeuer , Kundschaften 2c. mittheilen, vielmehr auf und schlägt sich mit einer Ausdauer und bleibt ihnen noch hinlänglich Zeit, mit Hab und Gut das Erbitterung , die dem französischen Soldaten eine bei Weite zu suchen. Wenn dann die Franzosen kommen, so weitem größere Furcht einflößen , als die Gefechtsweise der finden sie gewöhnlich leere Baraken oder gar nichts. Hier arabischen Reiterschwärme . Die Kabylen sind häufig nur durch erklären sich die vielfach verfehlten Expeditionen der theilweise mit langen Steinschloßgewehren und dem Vatayan Franzosen. bewaffnet , der nach dem Stamme der Flissa auch diesen Der Weg der Escorte von Guelma nach Es-zucara lezteren Namen trägt. Die Flissa verfertigen diese Waffe

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selbst und finden in ihren Eisenwerken reichlich das Material dazu. Ein Theil der Kabylen erscheint mit Prügeln und Steinen auf dem Kampfplage , erwartet den Augenblick, wo die Kugeln ihrer Genossen aus den Verstecken und Hinterhalten Wirkung zeigen , wirft sich dann auf den Feind , stürzt ihn in Abgründe oder bedient sich mit vieler Sicherheit der Steinwürfe. Auch den unbedeutendsten

An leßteren hatte man gewöhnlich für 6 bis 8 Tage auf den Tornistern , weil der Oberst die allzustarken Convot's nicht haben möchte. Am 5. vor Tagesanbruch jezte sich Es ist überhaupt üblich und die Colonne in Marsch. durch klimatische Verhältnisse geboten , daß solche Streif= colonnen vor oder kurz nach Sonnenuntergang schon die Die Com= Hälfte des Tagmarsches zurückgelegt haben. mandeure pflegen alsdann eine Raft von mehreren Stunden etwa während der größten Hize anzuordnen und in den späteren Mittagsstunden den Rest des Marsches zurück zulegen. Von Guelma ging die Marschrichtung immer östlich. Bis zum Fluffe Seybus , an dessen Ufer campirt wurde, war der Weg eben und leidlich gut, aber schon am 6. Mai fing er an beschwerlicher zu werden und führte über mehrere kleine nasse Flüsse, über Hügel und Berge, durch Gestrüpp und Moräste bis an den Fuß eines hohen Berges (Uſturgha), von dem mehrere Quellen herabriefelten und an welchem bivouakirt wurde. Am folgenden Morgen überschritt man nicht ohne Mühe diesen Berg auf einem einzigen Fußpfade. Der Uebergang dauerte volle 6 Stunden. Die Avantgarde der Colonne war bereits seit 3 Stunden am jenseitigen Bergfuße angekommen , hatte schon längst den Reisbrei zu sich genommen und ausgeruht, als man eben erst die Arrieregarde auf dem Gipfel des Berges erscheinen sah. Das Nachtlager wurde unweit Amator aufgeschlagen und man durfte sich auf einen nächtlichen Besuch bereit halten. Der Oberst hatte durch Spione die Nachricht von dem Entweichen der Bewohner von Amator erhalten, was ihn veranlaßte, am 9. die Colonne ruhig ihren Marsch • nach Tebessa fortseßen zu lassen, wo sie am 11. Mai an= langte und während zweier Rafttage, außerhalb der Ring mauern der Stadt in einer kleinen , von einem Bache be wässerten Ebene bivouakirte. Die Soldaten erhielten die Erlaubniß, bewaffnet in die Stadt zu gehen , theils um einige Einkäufe zu machen , theils um die Neugierde zu befriedigen. Tebessa trägt heute noch interessante Spuren der römischen Weltherrschaft an zwei festen Thoren mit römischer Bildhauerarbeit und an einem größeren Gebäude, dessen Dachwerk zwar eingefallen oder zerstört worden ist, über dem Haupteingang aber noch die deutliche Inschrift : ,,Genio Patriae Augusto" trägt ; die vordere Façade ist mit Bildhauerarbeiten und Malereien reichlich geziert. Tebessa ist in Gestalt eines Quadrats erbaut und mit einer hohen und breiten Mauer umgeben, die von 4 bastion artigen , an den Ecken angebrachten Thürmen beherrscht ist. Im Juneren der Stadt sieht es trostlos genug aus, krumme, schmußige Straßen , von Arabern erbaute und bewohnte niedrige, schlechte Häuschen und eben so wider liche Gestalten füllen das Innere des Quadrats — der Typus fast aller arabischen Wohnstätten. Noch waren viele Soldaten in der Stadt , als ein Schuß fiel und alsbald darauf wirbelten die Tamboure ,,la générale " im Lager. Augenblicklich waren die Thore gesperrt, die Mündungen der Geschüße gegen die Stadt gerichtet und einige Abtheilungen in Bewegung gesezt, um die Stadt zu umgehen und auf den ersten Kanonenschuß in dieselbe zu dringen , als gerade noch zur rechten Zeit der Caïd erschien , begleitet von etlichen der Vornehmsten der Stadt und den Obersten um Schonung derselben bat. Es

Terraingegenstand wiſſen die Kabylen zu ihrem Vortheile zu benüßen und kämpfen am liebsten in Gebüschen und Schluchten. Im Jahre 1851 ließ St. Arnaud in Kabylien Alles auf mehrere Stunden im Umkreise niederbrennen , um seine Bewohner nachdrücklich zu strafen und ihnen als einem seßhaften Volke dadurch den empfindlichsten Verlust beizu= bringen ; nichtsdestoweniger erholten sie sich bald und standen zu Ende des Jahres zum erneuerten Vernichtungskampf wieder auf. Diese grausame Kriegführung erscheint zwar häufig nur als eine Repressalie gegen die Grausamkeiten der verschiedenen Stämme und als eine Abschreckungs theorie , die aber bis jeßt ihren Zweck eben so sehr ver fehlten, als die Milde und die Versöhnungsliebe mancher französischen Generale. Die Zerstörung der Ernten ist ein sehr beliebtes Mittel der Franzosen zur Bestrafung der Stämme, aber sie wühlen damit in ihrem eigenen Ein geweide. Die Eingebornen haben fast gar keine Bedürf nisse und finden leicht wieder, was sie zum Lebensunter halt brauchen. Man schadet ihnen daher wenig durch solche Zerstörungen , wohl aber gibt man dadurch Anlaß zur Rache, und wenn die Franzosen in einem wieder Holten Feldzuge zur Züchtigung schreiten wollen, so finden fie selbst nichts zur Stillung ihres Hungers. Ueberhaupt wird das Verhältniß der afrikanischen Stämme zu den Franzosen nur nach und nach mit den Fortschritten der Kultur seinen verderblichen Charakter verlieren. Viele namentlich arabische Stämme sind zwar , wenn man ſo ſagen soll , gezähmt und unterhalten einen friedlichen Verkehr mit den Franzoseu , es findet dieß aber nur in solchen Districten statt , die jezt schon colonisirt_und_ins besondere mit guten Straßen versehen sind. Der fran zösische Einfluß äußert sich in solchen Gegenden hauptsäch lich auch in der größeren Friedfertigkeit der Stämme unter sich , da die Regentschaft gegen die früher so häufig vor gefallenen gegenseitigen Beraubungen alsbald mit derben Züchtigungen einschreitet. Jedenfalls werden die Kabylen die legten sein, die sich den Franzosen unterwerfen und aufrichtigen Verkehr mit ihnen pflegen.

II. Das französische Kriegsministerium hatte den Oberst Zénille vom 2. Fremdenregiment beauftragt, mit 3000 Bajonneten und 2 Escadronen Reiterei , welche Truppen aus der Provinz Constantine zusammengebracht werden sollten, einige damals noch nicht unterworfene Volksstämme südlich und nordöstlich von Tebessa längs der Gränze von Tunis zu unterwerfen. Der Versammlungsort war Guelma. Am 3. Mai 1847 waren die Truppenabtheilungen - auch Oberst Zenille mit einer Escadron Spahis in Guelma eingetroffen und inspicirt worden. Der 4. Mai wurde zum Einkaufen und Empfangen des nöthigen Menagebe darfs und der sogenannten vivres de campagne verwendet.

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wurde dieſelbe unter der Bedingung bewilligt, wenn der Thäter ausgeliefert und die Stadt eine Geldbuße von 20,000 Fr. erlegen würde. Nach Verlauf von 2 Stunden war die Bedingung erfüllt und der junge Araber, der von feurigem Franzosenhaß getrieben , einen Sergeanten der Fremden legion erschossen hatte , durch einen Tchautsch (Scharf richter) auf einem Plage vor der Stadt enthauptet. Seinen Kopf stellte man an einem langen Spieße auf dem Stadt thore aus. Am folgenden Tage zog die Colonne durch einen langen unwegsamen Gebirgspaß (Thambes-Mons) über ein hohes Gebirg , vor welchem sich eine weite Ebene ausbreitet, die von einer, die Gränze von Tunis bildenden Gebirgskette geschlossen ist. Die nomadischen Bewohner dieser Gegend hatten sich zwar schon seit der , im Jahre 1842 erfolgten Einnahme von Tebessa unter französische Botmäßigkeit gefügt , verschuldeten aber seit mehreren Jahren die rück ständigen Contributionsgelder. Bei der Annäherung der Colonne hatten sie sich mit allem beweglichen Gut in die tunesischen Gränzgebirge geflüchtet, was nach den bestehenden Colonialgesezen als Auflehnung gegen die Herrschaft der Franzosen angesehen werden mußte. Die Aufforderung zur Rückkehr zu ihrer Unterthanenpflicht und Ergebung auf Gnade oder Ungnade blieb erfolglos und da zu be fürchten war , daß sie sich bei einer Verfolgung auf das tunesische Gebiet zurückziehen und dann einem tunesischen Beobachtungstrupp in die Armee geliefert und von diesen ihrer Habe beraubt werden würden, so nahm Oberst Zenille seine Zuflucht zu einem anderen Mittel, um ihrer habhaft zu werden ; er ließ nämlich das in ihr Gebiet fließende Wasser abgraben und glaubte dadurch die Flüchtigen, die es mit ihren zahlreichen Heerden nicht lange ohne Wasser aushalten konnten , zur Rückkehr zu vermögen. Sie hatten jedoch diesen Fall wahrscheinlich vorausgesehen und sich mit einem beträchtlichen Vorrath von Wasser versehen, denn es dauerte 14 Tage, bis sie die Franzosen um Milde rung ihrer Noth angingen. Die denselben gestellten sehr übertriebenen Geldforderungen zerschlugen die friedlichen Unterhandlungen und troß dem, daß man die Abgesandten als Geißeln im Lager zurückbehielt und später enthaupten ließ, dauerte es volle 5 Wochen , bis durch den Spion die Nachricht von einem beabsichtigten Rückzug des Stammes im Lager eintraf. Während des anhaltenden Lagerns auf einem Flecke gab es indessen auf Anordnung des Obersten oft die kurz weiligsten Unterhaltungen. Die Kühle des Morgens wurde zum Exerciren benußt, dann wurden die Lager- und Polizei wachen , sowie die Vorposten abgelöst und die übrige Zeit des Tages verwendete man zur Instandhaltung der Armatur oder man vergnügte sich mit Jagen, Fischen, Fechten, Spielen und Tanzen. Auf die Montirung hält der fran= zösische Soldat im Lager eben nicht allzu viel , in den Garnisonen verduldet man sich schon eher mit dem Flicken und Bürsten; die Offiziere geben das Beispiel und ſehen daher gerne durch die Finger. Im Lager und auf dem Marsch hat man sich nur seiner Haut zu wehren und denkt deßhalb nur an das Gewehr, man hungert, durftet , hat Gefahren und Entbehrungen aller Art zu bestehen und

lebt daher nur dem Augenblicke , da man nicht weiß , ob man am nächsten Tage von den Streichen des Yatagan verschont bleibt. Hat der Soldat überflüssige Nahrung, so vergeudet er sie mit derselben Geringschäßung , welche er auch gegen etwaige Geldersparnisse an Tag legt. Diese Unmäßigkeit , verbunden mit den darauf folgenden Ent behrungen und den klimatischen Einwirkungen fordert denn auch unzählige Opfer und lichtet die Reihen der afrika nischen Armee weit mehr , als die feindliche Kugel. Am 19. Juni gab Oberst Zenille den Befehl , den Feind am nächsten Morgen anzugreifen und zu vernichten. Zu dem Ende brachen die beiden Escadrons Cavalerie mit Wegweisern versehen gegen Mitternacht aus dem Lager auf, um die feindliche Stellung unbemerkt zu umgehen und alle Pässe im Rücken derselben zu sperren. Ungefähr die Hälfte der Infanterie, mit 2 Bergstücken ( 12pfündige Berghaubigen mit Blocklaffeten und kleinen Gabelprogen und mit Maulthieren bespannt , mehrere andere Maul thiere tragen die Munition) versehen , marschirte etwas später, von dem Obersten geführt, gegen den Feind ; die Zurückgebliebenen bewachten das Lager. Mit aufgehender Sonne wurde die Colonne deployirt, die beiden Flügeln der Linie etwas vorgeschoben, so daß in Gestalt eines Halbmondes das feindliche Lager umzingelt war. Auf das Commando des Obersten ; „ a la bajonet“ schlugen die Tamboure und im Sturmmarsch stürzten sich die beute= lustigen Soldaten auf den Feind , der auf dieſen ersten Chok nach allen Richtungen auseinanderstob, sich aber eben so schnell wieder sammelte und ein unwirksames Feuer auf die französische Linie eröffnete, die ihrerseits den Feind immer dichter einschloß und zuleßt durch 2 Compagnien, unterstüt von den Haubigen so sehr in die Enge getrieben wurde, daß die Meisten, das Vergebliche eines längeren Widerstandes wohl einsehend, ihr Heil in schneller Flucht ſuchten, aber nicht fanden, da sie unter die Säbel der in ihrem Rücken lauernden Reiteret liefen. Alle Männer, deren man habhaft werden konnte, wurden niedergemeßelt und nur die Weiber und Kinder verschont. Das ganze feindliche Lager, alle Geräthschaften, Kleidungsstücke und Schmucksachen, sodann ansehnliche Heerden Schaafe , Pferde , Rindvich , Kameele fielen in die Hände der Franzosen. Gegen 500 Leichen bedeckten den Kampfplag , die Franzosen zählten 17 Todte und 43 Verwundete. Nachdem die Todten beerdigt und die Ver= wundeten in schwebenden Sänften (Cacolets) auf Maul thiere geladen waren , wurde ein äußerst beschwerlicher Rückmarsch angetreten. Die Soldaten waren theils zu sehr mit Beute beladen , theils war auch das Fortbringen der großen Schaafheerde, die scheu nach allen Richtungen rannten , außerordentlich mühsam. Dazu kam eine bren= nende Hiße und Mangel an Trinkwaſſer. Zuerst um 3 Uhr Mittags war das Lager wieder erreicht und nun ging's an's Kochen und Bräten , die lockernsten Stücke wurden herausgenommen , der Rest weggeworfen , so daß Oberst Zénille , um diesem Unwesen zu steuern , an einem der nächsten Tage den größten Theil der Heerde an den Caïd von Tebessa verkaufte und den Rest nach Guelma schickte. (Fortseßung folgt.)

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 12. October 1854.

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№ 122.

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien, 1. Octbr. Die Angabe, daß eine Reorgani sirung der Leibgarden in Aussicht steht, muß als verfrüht bezeichnet werden. Die deutsche Garde ist übri gens erst im Laufe der lezten Jahre , wenn auch nicht reorganisirt, doch regenerirt worden, da dieselbe jest nicht mehr einzig und allein bejahrte Veteranen , sondern auch jüngere Offiziere, die während der lezten Feldzüge vor dem Feinde sich ausgezeichnet haben und in Folge von Blessuren oder Kriegsstrapazen zum activen Armeedienst untauglich wurden, in ihren Reihen zählt. — Bei der gestrigen Feldübung vor Sr. Maj. dem Kaiser ist aber mals eine Schießbaumwollbatterie ausgerückt. Es scheint daher dieses Kriegsmaterial für praktisch erachtet zu werden. Wien, 3. Oct. In der obersten Marineadmini stration stehen umfassende Veränderungen in Aus ficht. Die Geschäfte dieses Dienstzweiges werden gegen wärtig in einem Departement der Verwaltungsfection des Armecobercommandos , dessen Vorstand ein Hofrath ist, besorgt. Künftighin wird jedoch dieses Bureau insoweit eine mehr militärische Einrichtung erhalten, daß demselben Marinefachmänner in der Person von Flottenoffizieren ad= jungirt würden.

Baden. Karlsruhe , 2. Oct. Heute sind drei allerhöchste Ordres vom 30. v. M. erschienen , welche die Aufstel lung einer Festungsartillerieabtheilung in dem Artillerieregiment, und zwar vorerst die Aufstellung einer Festungsbatterie (4. Batterie des Artillerieregiments) betreffen. Nach der ersten Ordre beträgt die Präsent stärke dieser Abtheilung : 1 Hauptmann 1. Kl. , 1 Ober lieutenant, 2 Lieutenante, 1 Oberwachtmeister, 1 Batterie wachtmeister, 4 Zugswachtmeister, 6 Corporale , 1 Trom peter 2. Kl ., 1 Trompeter 3. Kl. , 12 Oberkanoniere, 84 Kanoniere , um welche Mannschaft der Dienststand des Artillerieregiments erhöht wird, wogegen die durch Befehl vom 19. März d. J. ausgesprochene Erhöhung des Dienst standes der vier Fußbatterien vom Tage der Aufstellung der Festungsbatterie an aufzuhören hat. Die Festungs

batterie wurde in den Cadres am 1. October, die Mann schaft dagegen wird am 16. desselben Monats aufgestellt werden und den Fußbatterien des Artillerieregiments ent= uommen . Die zweite Ordre bringt , unter Bezugnahme auf die vorhergehende , Bestimmungen über die Unifor mirung und Ausrüstung der Festungsartillerie , die dritte die in Folge jener neuen Organisation in dem Artillerie regiment eintretenden Versehungen und Beförderungen.

Frankreich. Paris, 28. Sptbr. Nach dem „Journal de Saône et Loire" werden Kanonenschaluppen nach einem neuen System in den verschiedenen Kriegshäfen gebaut. „Diese Schaluppen" heißt es, erhalten Kanonen vom schwersten Kaliber, haben nur 2 Metres Tiefgang und können ganz nahe heran an die feindlichen Forts. Sie erhalten von Außen eine 10 Centimetres dicke Bekleidung von Eisen, welche aus übereinandergelegten Eisenplatten besteht. Es wurden in den metallurgischen Anstalten solche Platten in Masse bestellt , und Seeingenieurs nach Creusot geschickt, um die Fabrikation dieser Platten zu überwachen. Man versichert , daß in Vincennes Versuche gemacht wurden, um die Widerstandskraft dieser Eisenplatten zu prüfen und 17 Kanonenkugeln auf eine Stelle treffen mußten, um ein Loch darin zu machen. So geschickt die russischen Kano niere sein mögen, so ist es nicht anzunehmen , daß sie 17 Mal denselben Punkt treffen. Es kann also angenommen werden , daß mit Hülfe dieser neuen Schaluppen unsere Matrosen nahe genug an Kronstadt werden herankommen können , um diesem Bollwerke das Schicksal Bormarsunds — zu bereiten." In den nächsten Tagen werden im Eure Departement vor dem Senatspräsidenten Troplong und dem Senator Lefebre Duruflé , Versuche in großartigem Maßstabe mit dem griechischen Feuer des Chemi kers Blanche gemacht werden, da die Versuche im Klei nen vollkommen gelungen sind.

Norwegen. Der am 13. September geschlossene norwegische Northing hat ein neues Recrutirungsgeseß ange= nommen, welches zum größeren Theile eine Nachbildung

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des entsprechenden französischen Gesezes ist. Dieses Gesez, welches die Stellvertretung zuläßt, verpflichtet alle Bürger ohne Unterschied zum Kriegsdienst , während das vordere bis jest bestehende, zur Conscription nur den eigentlichen Bauernstand zuzog und von dem Dienste zu Land und Waffer alle Söhne ron Personen befreite , welche Locali= täten bewohnen, die den Rang einer Stadt haben. Das neue Gesez, welches in der Beziehung eine gerechte Gleich heit unter allen Bürgern herstellt, ist mit allgemeiner Be friedigung aufgenommen worden .

stehenden Truppen die Revue passiren ; fast alle Häupt Nach beendigter linge der Umgegend waren zugegen. Revue defilirten die Truppen vor dem Oberst, dann wurde den Caïd's der Huldigungseid abgenommen und dieselben mit purpurnen Mänteln (Burnus) bekleidet, ein Geschenk, welches die Befehlshaber der neu unterworfenen Stämme zu größerer Verbindlichkeit gegen die Franzosen verpflichten foll, aber nicht immer die gewünschte Wirkung zeigt. Den Beschluß machten die verwegenen , vor den Augen der Truppen ausgeführten Reiterstückchen (Fantasia) der an= wesenden Araberchefs und ihrer Ghum's . Die Araber treiben diese Fantaſia ſchon als Kinderspiele und lieben fie im reifen Alter als eine ihnen eigenthümliche Fechtart sowohl einzeln , als in größeren Trupps und zeigen dabei eine außerordentliche Gewandtheit. Das Pferd tanzt näm lich einige Augenblicke auf den Hinterfüßen , wird dann in die rascheste Carriere gesezt , plößlich angehalten und nach dem abgegebenen Schuß des Reiters herumgeworfen. und wieder in die Carriere gesezt. Der Reiter schwingt dabei sein Gewehr über den Kopf, wirft es rasch über die Schulter und jagt , find es mehrere , nach allen Rich tungen auseinander. Der nun folgende Zug galt den Bewohnern von Amator und wurde mit so vieler Schlauheit ausgeführt , daß die französischen Tirailleure bereits in die feindlichen Zelte eingedrungen waren , als sich die waffenfähigen Männer eben erst vom Schlafe ermannt hatten. Die Gegenwehr dauerte nur kurze Zeit , denn als sich die Araber von allen Seiten durch Uebermacht eingeschlossen sahen , verloren fie mit einemmal allen Vertheidigungsmuth und ließen sich wie die Schaafe hinschlachten. Unter dem ermuthigenden Zu rufe : Vengeons nos camerades begann ein scheußliches Morden, weder Greis , noch Kind , noch die säugende Mutter www. so lautete der ausdrückliche Befehl des Obersten sollten geschont, auch keine Gefangene gemacht werden. Das Blut der Getödteten schwamm in den Zelten , die Leichen lagen darin schichtenweise über einander. Mau zählte 610 feindliche Leichen , während die Franzosen nur 3 Todte und 7 Verwundete hatten. So fabelhaft dieß auch klingt, so wahr ist es doch und läßt sich nur mit der Thatsache aufklären , daß die Araber ganz gegen ihre Gewohnheit jeden Widerstand aufgaben , als sie unver sehends überrascht und von einer großen Ueberzahl einge= schlossen waren. Eine beträchtliche Heerde von Nindvich und Schaafen, Mundvorräthe , Schmucksachen , auch der Degen und die Epaulettes des vor einem Jahre hier ermordeten kranken Offiziers waren die Gegenstände der Beute. Oberst Zénille benannte nach diesem Hinschlachten die Gegend: Amator rouge. Nach einer elfwöchigen Streiferei fehrten die einzelnen Abtheilungen in die ver schiedenen Garnisonen der Provinz Constantine zurück und verblieben daselbst während der Regenzeit, innerhalb welcher die Operationen in der Regel ganz eingestellt werden , da an ein Fortkommen in den südlichen Theilen der Provinzen, die bis jezt keine regelmäßig gebauten Straßen besigen, nicht zu denken ist. Die in den verschiedenen Lagern der Provinz Constantine vertheilten Truppen arbeiteten , wie dieß gewöhnlich im Winter zu geschehen pflegt , an den Forts und Straßen. Im Winter 1847 3. B. wurden einige Compagnien zum Arbeiten auf der Straße von

Streifereien in Algerien. (Fortseßung.) III. Aus dem Lager von Lebessa unternahm Oberst Zénille einen neuen Streifzug in die Gegend von La Calle, einem kleinen Seehafen am mittelländischen Meere , um den Stamm der Beni-Lagdar für mehrere feindselige Hand Iungen zu züchtigen ; er hatte nämlich das Lager eines Detachements arbeitender Soldaten öfters zur Nachtzeit beunruhigt, drang zuweilen auch Nachts in die um La Calle befindlichen Anpflanzungen und verheerte Alles, was er vorfand. Ende Juni hatte man den siebentägigen Marsch dahin zurückgelegt und Anstalten zur Ueberrumpe lung des Stammes getroffen. Durch die Spione von dem Abzug des Feindes in Kenntniß geseßt , beeilte sich der Oberst einen Vortrupp von 180 Mann , die des rascheren. Fortkommens wegen alles Gepäck in dem Lager zurückge= laffen hatten, auf den Feind zu werfen, der, zum Wider stand entschlossen , die französischen Tirailleurs noch von seinen Zelten aus mit Erfolg bekämpfte und aller Wahr scheinlichkeit nach Sieger geblieben wäre, wenn nicht noch zur rechten Zeit das Erscheinen einer Escadron Reiterei in seinem Rücken dem Kampfe ein rasches Ende gemacht hätte. Die Beute war unbedeutend , da der größte Theil der Heerden schon vor dem Erscheinen der Franzosen in Sicherheit gebracht worden war. Am 30. Juni begab sich die Colonne auf demselben Wege, den sie gekommen war, auf den Rückmarsch, lenkte jedoch am 3. Juli in westlicher Richtung von demselben ab und bivouakirte an einem kleinen Flüßchen , von wo am folgenden Tage ein Ausfall nach einem kleinen Dorfe unweit der tunesischen Gränze ausgeführt wurde. Die Franzosen griffen in einer doppelten Tirailleurkette an und waren nach einigen Stunden Herren des Kampfplages und einer zahlreichen Heerde. Schließlich wurde das Dorf ausgeplündert und an allen Ecken in Brand gesteckt. Am 6. Juli schlug man auf einer Hochebene ein Lager auf und erwartete während der folgenden 8 Tage die Entrich tung von Rückständen , welche mehrere Volksstämme der Umgegend verschuldeten. Auf dieser an Holz und Waffer reichen Hochebene, soll zur Zeit der römischen Weltherr schaft eine Stadt gestanden haben , deren Ueberreste noch jezt sichtbar sind. Bis zum 13. waren alle Contributionen eingegangen und mehrere Stämme hatten die Herrschaft der Franzosen anerkannt. Um diesem Akte ein prunkhaftes Ansehen zu geben , ließ Zénille die unter seinem Befehle

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Bona nach Guelma detachirt. Diese Straßen find jedoch Stämme, die keinen anderen Beweggrund zu ihrem Wider keine im europäischen Sinne , sondern einfache , bei uns stande haben , als dieselbe Freiheitsliebe, mit welcher sich so genannte Feldwege, die nur im Sommer zu Operationen auch die Frauzosen brüsten. Man seße dann auf jedes benußt werden können. Eigentliche Straßen gibt es der ausgeschwefelte Nest einen Denkstein mit den einfachen zeit in der Provinz Constantine nur eine zu jeder Jahres Worten : „Ehre den französischen Waffen " und mache dann zeit fahrbare von Constantine nach Philippeville, die nach den Plaz zur heimlichen Wohnstätte civilisirter Einwanderer. Bona führende alte römische ist nur stellenweiſe gut; auf Es gibt Phraſen und Entschuldigungsgründe in Fülle, die ihrer ganzen Länge liegen mehrere französische feste Lager, der französischen Ehre das Wort reden , aber was läßt von welchen aus die Arbeiten vorgenommen , aber nicht sich denn zur Bescheinigung des grausamen Mordes sagen, vollendet werden. den man an den als Geißeln zurückbehaltenen Abgesandten Ein Rückblick auf die bis hierher geschilderten Streif des Normadenstammes an der tunesischen Gränze verübte. zügen ladet zu einigen auf Thatsachen sich ſtüzende Be Was hatte dieser Stamm verschuldet ? Er verweigerte die trachtungen ein. Zuerst sei von der moralischen Art der rückständigen Contributionsgelder und wurde dafür als Kriegführung die Rede. Es ist zwar keineswegs zu läug Rebell, als Wortbrüchiger gestraft. Man vergesse bei der nen, daß die Eingebornen nach ihrem Charakter, ihrer Beurtheilung einer solchen Handlungsweise doch ja nicht Religion und Bildungsstufe die erste Veranlassung zu den die entscheidende Berücksichtigung, daß der Koran es geradezu jenigen Grausamkeiten gegeben haben , die im Verlaufe verbietet, einem " Ungläubigen" das Wort zu halten, und des Krieges von den auf ihre Bildung sich so viel zu gut daß Habsucht und Geiz in dem Volkscharakter der Araber thuenden Franzosen in einem wirklich schaudererregenden hervorstechende Züge bilden , die sie sogar verleitet haben, Maße verübt worden sind. Auch angenommen, jene Grau ihre Töchter der Prostitution anzubieten, um Geld zu ge= famkeiten seien als das wirksamste von den Arabern am winnen, welches sie dann sorgfältig verbergen , nur um meisten gefürchtete Mittel betrachtet worden, ihren Wider es zu befißen. Wollen die Franzosen mit den Stämmen stand zu brechen , so mußte man doch nach mehrjähriger in Frieden leben , so müssen sie Verkehrsmittel schaffen, Erfahrung zu der Ueberzeugung gelangt sein , daß man durch welche der Araber in Stand gesezt wird , seine Er fich getäuscht hatte. Jeder Öbergeneral stellte ein System zeugnisse zu verwerthen und erst hintennach dürfen sie Nußen Nur auf solche Art kann es verhütet auf, welches - weil individuell — von seinem Nachfolger daraus ziehen. verworfen wurde. In der ersten Zeit nach der Besißnahme werden , daß der Besiz Algeriens nicht so ungeheuere Summen absorbirt und die meisten Bedürfnisse der Armee Algeriens handelte man ohne Instructionen der Regierung, wechselte viel zu häufig das Obercommando und ließ gerade aus Frankreich herbeigeschafft werden müffen. Soll dem hierdurch den individuellen Ansichten einen Spielraum, der Muselmanne als Verbrechen angerechnet werden , was der durch Morderperimente aller Art ausgefüllt ist. Hatte Christ am Christen ehrt ? die Heilighaltung nämlich seiner Und bleibt nicht bei solchen un fich einmal ein bestimmter Plan von Seiten der französischen religiösen Vorschriften. Regierung festgestellt, so mußte von allen Generalen danach erquicklichen Handlungen der Coloniſationszweck nnerfüllt, verfahren und jener Plan zu einem unwandelbaren System wird der Anarchie damit gesteuert, werden die Laster und der Kriegführung erhoben werden, denn nur dadurch konnte Rohheiten beseitigt? Erbitterung, Rache und Grausam= man die persönlichen Meinungen der nach einander com= keiten auf der einen Seite und dieselben schimpflichen Er mandirenden ale von dem Regierungszwecke abstreifen scheinungen als Repreffalien auf der anderen Seite find und zum Ziele kommen. Es sei keineswegs gesagt, daß die Ergebnisse eines Verfahrens , welchem seit zwei Jahr fich alle Generale in der Wahl ihrer Mittel getäuscht, zehnten Millionen an Menschenleben *) und Geld geopfert aber was konnte es nüßen, daß der Einzelne zur richtigen wurden. Will Frankreich seinen Zweck in Algerien erreichen, Erkenntniß der afrikanischen Verhältnisse gelangt war, wenn so muß der Krieg daselbst aufhören nnd die Miffion für er schon nach wenigen Monaten von dem Commando hin die Civilisation an seine Stelle treten. weg intriguirt wurde. Am nachhaltigsten haben diejenigen (Fortseßung folgt. ) Generale gewirkt, die am längsten das Ruder führten, gleichviel, ob sie die Kriegslage falsch oder richtig beur= theilten; die einen irrten sich in der Anwendung der mate= riellen , die anderen in jener der moralischen Mittel, viele Literatur. in beiden. Die hieraus entspringenden Fehler konnten nur durch Consequenz ausgeglichen werden und hierzu be= Karten vom Kriegsschauplatze in der Krim. durfte man Zeit, die, wie gesagt , uur wenigen Generalen gegönnt wurde. Der größte Mißgriff lag jedoch immer Die Ereignisse in der Krim haben bei dem allgemeinen wie dann besonders dem militärischen Publikum das Bedürfniß nach in der Anwendung grausamer und unchristlicher Mittel, speciellen Karten dieses Theils des Kriegsschauplaßes hervorgerufen, die vor dem Richterstuhle der europäischen Civilisation um das Verständniß der dortigen Operationen zu erleichtern und kein Erbarmen finden mögen. Ist Wahrheit in den Worten dem Gange derselben beffer folgen zu können. Der unermüdliche des Generals Bugeaud : „Eine europäische Armee befindet buchhändlerische Speculationsgeift hat auch bereits schon mehrere einschlagende fartographische Hülfsmittel zu Tage gefördert und sich in Afrika in der Lage eines Stiers, der von einer glauben wir den Wünschen unserer Leser entgegenzukommen , wenn Unzahl von Wespen fich angefallen sieht" und glaubt man sich dieser lästigen Geschöpfe nur durch Vertilgung ―― entledigen zu können wohlan , so rücke man , wie dieß *) Die Franzosen nennen nicht unpassend ihre algierischen Be fizungen: cimetière de la France. ja öfters geschehen ist, mit Feuer und Schwefel gegen die

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wir im Nachstehenden diejenigen mit erläuternden Bemerkungen vorführen , welche zu unserer Kenntniß und Einsicht gelangt find. 1) Special-Karte der Krim. Nach J. J. N. Huot's grosser geognostischer und topographischer Karte zu A. v. Demi doff's Reise in die Krim (deutsch herausgeg von J. F. Neige bauer) , gezeichnet und lithographirt von R. Flender. Nebst Plan der Festung Sevastopol. Breslau , 1855. Verlag von J. U. Kern. 7 Ngr. 2) Die Krim. Kl. qu. Fol. Gezeichnet und gestochen von J.G Krom. 1854. Bei A. Bielefeld in Karlsruhe. 3 Ngr. - 9 kr. 3) Die Krymm (nebst Plänen sämmtlicher Häfen derselben . Ge zeichnet von F. Handtke). Druck und Verlag von C. Flem Thlr. -- 40 kr. rh. ming in Glogau. 4) Karte vom südwestlichen Theile der Krim mit Sebastopol. Nach authentischen Quellen vou A. Petermann. Zweite Auflage. Gotha , 1854. Justus Perthes. 3 Ngr. Die Karte Nr. 1 , wie bereits aus dem Titel ersichtlich , nach der geognoftisch- topographischen Karte der Krim zu dem in wissen schaftlicher Hinsicht so bedeutenden Reisewerke Anatol von Demi doff's über das füdliche Rußland , Ungarn , die Wallachei und Moldau *) bearbeitet , umfaßt die ganze tauriſche Halbinsel und die der Landenge von Perekop zunächst gelegenen Küßtenßtrecken des schwarzen und asow'sen Meeres (weftlich bis nahe Aleschki, un weit des Dniepr's , — öftlich bis Djanzogur) , sowie einen kleinen Theil der tscherkesischen Küfte bis und mit Anapa. Sie ist in dem angemessenen Maßstabe von 1 : 848,940 oder in halber Größe des uns zufällig zur Vergleichung vorliegenden Originals (Maßstab 1 : 424,470) gefertigt und diefem mit großer Treue und der dem kleineren Maßstabe genugsam entsprechenden Vollständigkeit nachge= bildet. Was Schönheit der Ausführung in Zeichnung und Stich betrifft , verdient fie dem Original als vollkommen gleich be= zeichnet zu werden. Die Gravirung der Berge ist überaus zart und weich gehalten , wobei indeſſen immerbin der Charakter des fürlichen Theils der Halbinsel in seiner Gesammtheit gut und kräftig hervortritt. Auf der Copie , wie auf dem Original find drei Arten von Straßenbezeichnungen : Poſtſtraßen , Landfraßen und gewöhn liche Fahrwege unterschieden , sowie eine Reihe allgemein üblicher Signaturen für Ankerpläße, Leuchtthürme, Redouten 2c. angewendet. An Ortseintragungen und sonstigen Bezeichnungen sehr vollſtändig, bat die Karte uns selbst die Namen der kleineren Dörfer, welche in den bisherigen Berichten über die dortigen kriegerischen Ereig= niffe genannt find , auffinden laſſen , – und find auf der Copie eben nur die ganz uubedeutenden Orte, Weiler und Höfe 2c. des Ori= ginals weggelassen , deren Eintragung auf das leßtere dieſes als etwas überladen erscheinen lassen. Die Namen find meiſtentheils nach der ruffischen Aussprache, mitunter in französischer Orthographie gegeben. An Maßstäben enthält die Karte: englische geographische Meilen , französische Meter , ruffische Werfte und deutsche Meilen. Der rechts in der oberen Ecke der Karte passend angebrachte Plan von Sebastopol ist etwa im Maßstabe von 1 : 55,000 und veranschaulicht sehr gut die topographische Lage der Stadt mit ihrer Umgebung. Wir können mit vollem Rechte dieſe gut gelungene, genaue kartographische Arbeit , besonders noch bei dem wesentlich niedrig gehaltenen Preise , rem militärischen Publikum zur An schaffung empfehlen. Die Karte Nr. 2 , ohne Angabe des Größenverhältnisses noch der benußten Hülfsmittel, aber, wie ein flüchtiger Blick schon zeigt , ganz nach demſelben Makkabe wie die unter Nr. 1 aufge= führte und vermuthlich nach den nämlichen Materialien gefertigt,

ist in Ausführung von der ersteren sehr verschieden. Mehr ſkizzirt und flüchtig in Zeichnung und Bergschraffirung gehalten , sowie bei weitem nicht in der Vollständigkeit und Genauigkeit wie jene, gibt fie gleichwohl die hauptsächlichsten geographischen Situationen und Bezeichnungen, erscheint aber von untergeordnetem Werth und vor nämlich nur für das Bedürfniß von „Zeitungslesern" genügend, die fie bei dem äußerst billigen Preise ihren Wünschen entsprechend finden werden. Alle Namen in derselben sind nach deutscher Aussprache eingetragen. Die Karte Nr. 3, von F. Handike entworfen und aus der be kannten thätigen Flemming'schen Verlagshandlung in Glogau her= vorgegangen , welche sich durch die Herausgabe einer ganzen Serie guter Karten der gegenwärtigen Kriegsschaupläße einen Namen ge macht hat , gibt in entsprechender , sauberer lithographiſcher Aus führung und im Maßstabe von 1 : 1,680,000, die Krim mit dem zu nächst gelegenen Feftlande, weftlich bis Nikolajeff, öftlich bis Maria, pol reichend , und einen Theil der tscherkesſiſchen Küfte sürlich bis Noworoffiist. Auch auf dieser Karte sind die Eintragungen , un geachtet ihres doppelt so kleinen Maßstabes gegen die vorderen , in hinreichender Vollſtändigkeit gegeben ; die Schrift ift rein und deut lich; das Meer ist blau angelegt , wodurch das Land beffer hervor= tritt. Was dieser Karte noch zur besonderen Empfehlung gereicht, find neun dieselbe umgebenden Specialkärtchen und Pläne. Diese ftellen in den Maßstäben von 1 : 50,000 bis 1 : 200,000 dar: die Umgebungen des Achmetscheskischen Hafens auf der Westküste der Krim ; die Kalamita-Bai mit Eupatoria ; das Terrain zwiſchen Sebastopol, Cap Chersonnes und Balaklawa ; den Plan von Se bastopol ; den Hafen von Balaklawa ; den Busen und die Landenge von Perekop , die Meerenge von Kertsch ; den Plan von Feodofia Wir zweifeln nicht , daß auch dieſe und den Plan von Anapa. Karte ihre Käufer finden werde. In sehr hübscher, netter und sorgfältiger Ausführung bringt uns endlich Nr. 4 im Maßstabe von 1 : 170,000 die füdwestliche Spiße der Krim , mithin denjenigen Theil derselben , welcher im Augenblick das Interesse zunächst und vorzüglich in Anspruch nimmt. Nach den von J. Arrowsmith im Juni dieses Jahres herausge= gebenen Karten bearbeitet , welche nach russischen Documenten ge zeichnet sind, umfaßt ſie das Terrain ¦ Meile nördlich vom Katſwa-Fluß bis fürlich zur Lapinskaja- Bucht und hat öftlich noch den neuer dings mehrfach genannten Ort Duvankoi. Die Karte_hat_an Maß ftäben englische und deutsche Meilen , sowie russische Werfte, bringt Notizen über die topographische Beschaffenheit dieses Theils der Krim , fowie Erklärungen zu den Fortificationen Sebastopols und ift mit Angaben von Faventiefen längs der Küsten versehen ; die Eintragungen sind dem größeren Maßstabe entſprechend. In unterer Ece links ist die allgemeine Situation der Krim mit den nördlichen Küstenstrecken des schwarzen und asow'schen Meeres , einerseits bis Akjermann, andererseits bis Anapa angebracht. Wir glauben kaum noch ein Weiteres zur Empfehlung dieses genugsam von selbst fich empfehlenden Blattes sagen zu müssen , das schon in zweiter Auflage vor uns liegt. Wir können diese Anzeige nicht schließen , ohne bier noch auf eine binnen wenigen Tagen in dem vorgenanten Flemming'schen Verlage erscheinende Spezialkarte der Krim im Maßstabe von 1 : 350,000 der der natürlichen Größe, bearbeitet von F. Handtke. 4 Blätter. Preis 1 Thlr. oder 1 fl. 48 fr. aufmerksam gemacht zu haben. Als Grundlage bei Bearbeitung derselben diente die militärisch-topographische Karte der Krimi, welche unter Leitung des Generalmajors Muchin vom ruſſiſchen Generalftabe aufgenommen, und in 10 Blättern im Maßstabe von 1 : 170,000 im militärisch-topographischen Depot von St. Peters burg geftochen wurde. Weiter ist dann noch , außer den neuesten Reisewerken, der in diesem Jahre zu Paris von Corréard ver öffentlichte „ Guide maritime et stratégique de la mer noire" für die Küstenzeichnung benüßt worden. — Sobald uns diese Karte zur Einsicht vorliegt, werden wir unſeren Leſern ein Näheres über die felbe berichten.

*) Das Original - in französischer Sprache - erschien zuerft 1839 (4 Bände in gr. 8. Paris. Mit vielen Kupfern, Karten und Plänen), dann in zweiter Ausgabe 1852. Eine deutsche von J. F. Neigebauer bearbeitete Ausgabe erſchien 1854 bei 3. U. Kern in Breslau (2 Theile in einem Bande 4 Rthlr., mit 2 Karten 6 Rthlr. 24 Ngr.) . Wir nehmen Veranlassung, dieses Werk , das bei den gegenwärtigen Ereigniſſen ein doppeltes Intereſſe bat , unseren Lesern zu empfehlen.

Resigirt unter Rerantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmfladt , und in deren Offizin gedruct .

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Allgemeine

Militär - Zeitung .

1 Fähigkeiten mangelt, — was haben sie ausgeführt ? Nichts weiter als die Eroberung einer kleinen, unbedeu Der Dtsch. Allg. 3tg." wird aus Wien vom 2. Oetbr. tenden Festung, die man nicht einmal hat behalten können. geschrieben: Es ist nun auch von offizieller Seite bestätigt Wenn solche Mittel solch ein Resultat zu Wege bringen, worden, daß die russische Regierung eifrig an der Be so ist dieß wohl einem gänzlichen Mißglücken gleich zu festigung von Kiew arbeiten lasse. Man sieht in hie achten." "In der lezten Nummer des „Bredaer Militair-Spec figen entscheidenden Kreisen in dieser Thatsache das Pro dukt derselben Anschauungen, die den Marsch der russischen tator's" haben wir den Bericht über den Besuch gelesen, Garden gegen Warschau veranlassen . Denn was die welchen einer unserer (niederländischen) Offiziere im Lager Er wurde dort sehr höflich und Festungsgruppe an der Weichsel für Polen ist , dieselbe von Boulogne machte. - kein Wunder: von den Fran Bedeutung hat Kiew für die russischen südwestlichen Länder, freundlich empfangen; das sogenannte Kleinrußland . In jenem russischen Kriegs zosen sind wir Höflichkeit und Artigkeit gewöhnt. Was uns theater, welches an die Bukowina und Siebenbürgen gränzt, indessen sehr verwundert hat, das ist, daß wir in dem Berichte ist Kiew ein sehr wichtiger strategischer Punkt, da er die lesen, zufolge der Versicherung eines französischen Offiziers 70,000 Dnieprlinie beherrscht und den Knotenpunkt der ukrainischen könne die ganze bei Boulogne versammelte Armee Communicationen bildet. Ueberdieß ist jene Stadt die Mann mit Einschluß der Artillerie und Cavalerie polische und religiöse Metropole von Kleinrußland , sowie binnen zweimal vierundzwanzig Stunden von Bou ein bedeutender Handels- und Stapelplay. Bis in die logne nach Marseille gebracht werden. Wir wollen glauben, Neuzeit hatte man in Rußland die hohe, militärische Be daß ein einzelner Reisender die Entfernung zwischen beiden deutung von Kiew entweder nicht gewürdigt oder eine Plägen in dieser Zeit zurücklegen kann; aber 70,000 Mann ! praktische Beachtung und Benüßung derselben wenigstens Rechnet man 35 Mann in jeden Waggon, so dürfte man Und das ist allein erst nicht für nothwendig erachtet , denn die modernsten Reise 2000 dergleichen nöthig haben. werke, welche dieses Orts Erwähnung thun, bezeichnen für die Menschen. Wie viel Transportmittel hat man ihn als eine Festung , deren Werke theils verfallen , theils erst nicht nöthig für Pferde und Material !? Sicher kann unvollendet find. Es scheint, man denkt jest anders über man diese Versicherung des französischen Offiziers als einen diesen Punkt und sucht bei guter Zeit die Lücke , welche französischen Puff betrachten. Bei vielen dürfte unser diesjähriges Zeifster Lager das schlechtbefestigte Kiew in der sonst gut verwahrten russischen Westgränze offen ließ , auszufüllen. die früheren, 1830-1838 in Nordbrabant abgehalte nen Lagerübungen in Erinnerung bringen und den Niederlande. königlichen Feldherrn , welcher damals an der Spiße der Armee stand. Noch lebendig dürften sich diese erinnern, * - vom geringsten Das Augustheft des „Nieuwe Spectator" bringt in welch' eine Begeisterung jeden beseelte, — wenn man über jeinem Allerlei" Folgendes : Soldat bis zum höchsten Befehlshaber " Bei dem gegenwärtigen Krieg ist es gut, sich der die braune Heide den Sieger von Quatre-Bras auf seinem Kriegsverrichtungen in der Ostsee zu erinnern , um schnellfüßigen Roß sich nähern sah; wenn man in dem ritterlichen Held eine Güte und Freundlichkeit bewunderte, daraus den Beweis zu entnehmen , daß eine feindliche die Jedermaans Zuneigung gewannen und daneben eine Seemacht unvermögend ist , Eroberungen in einem Lande zu machen, das noch nicht aller Wehrkraft beraubt ist. Würde , die Jedem Ehrerbietung einflößte; wenn man Zwei mächtige Flotten, vollständig ausgerüstet und be= bei den Kriegsübungen den ächten Feldherrn in ihm er waffnet , bemannt mit tapferen Seeleuteu , versehen mit kannte, der sich allein mit dem beschäftigt, was wahrhaft 10,000 Mann guter Landungstruppen und angeführt von wichtig und gewichtig ist und nicht zu Nichtigkeiten herab= Befehlshabern , denen es weder an Geisteskraft, noch an steigt, durch welche die kostbare Zeit nuglos versplittert

Rußland.

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und der Ehrerbietung Abbruch gethan wird, welche ein Befehlshaber im Allgemeinen einflößen muß. Dieß waren die Eigenschaften , die Wilhelm II. das Vertrauen, die Liebe und die Bewunderung der niederländischen Armee erwarben ; diesen Weg muß man betreten , will man zu demselben Ziel gelangen.

lieferte der Staat bis jezt immer gegen Zahlung) ſehr vortheilhaft gewesen wäre. Dieser Vorschlag wurde in= dessen verworfen und als Motiv aufgestellt, daß der Staat ein solches Opfer nicht bringen könne , weil derselbe da= durch vielen Bemittelten eine finanzielle Erleichterung ver= ſchaffe , die nicht am Plage sei , und weil es dem Staate ja stets überlassen bleibe, für Unbemittelte eine Ausnahme zu machen. Gewiß ist dieser Grundsaß für eine Republik, die doch als Princip die Gleichstellung Aller erhebt, höchst ungerecht , da dadurch der Arme seine Armuth fühlen muß oder aus Stolz seine finanziellen Kräfte zu sehr erschöpft. Man denke sich den armen Hirten , den unbe mittelten Arbeiter, der nicht allein , um seine Exercirzeit durchzumachen, seinen Erwerbszweig, wenn auch nur kurz, verlassen muß , sondern auch noch eine Equipirung sich anzuschaffen hat, welche nur für sehr wenig Lage des Jahres in Brauch kommt. In dieser Beziehung sind doch die Bürger der Dynastien weit beſſer daran.

Schweiz.

N. Wie schon mitgetheilt wurde , find die beiden Truppenzusammenziehungen vom Bundesrathe vers schoben worden, in Berücksichtigung der Cholera , welche namentlich in Thurgau auf dem zum Sammelplay des öftlichen Truppenzusammenzugs bestimmten Landestheile fich zeigte. Wie gleichfalls bereits bemerkt, hat diese Maß regel die Soldatenmanie eines gewissen Theils der Be= völkerung arg verlegt; indeß der größte Theil war den noch vernünftig genug, einzusehen , daß dadurch weder die Ehre des Schweizer- Militärs verlegt, noch das Vaterland in Gefahr gesezt wurde . Allerdings ist im Intereſſe des Militärs zu wünschen , daß die Uebungen nur verschoben sind und daß sie , sobald es die Umstände erlauben,_nach= geholt werden. Sie erscheinen uns gerade für eine Armee Streifereien in Algerien. von Wichtigkeit , welche so wenig Gelegenheit hat , die (Fortseßung .) Ensemble-Wirkung eines größeren Truppenkörpers zu be= obachten und gerade deßhalb ist es mehr als wünschens IV. werth, daß nun die höheren Offiziere mehr Zeit und Muse Im Frühjahr 1848 wurde in und bei Constantine eine haben, sich darauf vorzubereiten , damit nicht das theuere Geld zu einem Confusionsmanöver, wie weiland an der starke Colonne unter dem Befehle des Oberst Canrobert Kreuzstraße, vergeudet wird. zu einer Expedition in das Aures - Gebirge versammelt. Das Thuner Instructionslager, deffen Beginn Die Truppen bestanden aus drei Bataillonen des 19. leichten, wir seiner Zeit meldeten, scheint nicht zur Zufriedenheit des 43. Linien- und des Fremden -Regiments , einer Ab der Theilnehmer ausgefallen zu sein. Man klagt über theilung Tirailleurs indigènes (Fußvolk, während die aus fehlerhafte und sich durchkreuzende Anordnungen des Com den rein arabischen Stämmen recrutirte Reiterei Spahis mandanten , Oberst Zimmerli, wodurch die Truppen, heißen) und der nöthigen Artillerie und Reiterei, im Ganzen namentlich die Offiziere, mißstimmt, nicht das günstige 3600 Mann . Bevor von der Expedition ein Weiteres gesprochen Resultat_erzielten , das man zu erlangen hoffte , nament lich in Bezug auf das neue Reglement. So viel nach wird , sei es erlaubt, eine flüchtige Beschreibung der Stadt den wirklich mysteriösen Andeutungen der Zeitungen , die und Umgebung von Constantine zu geben. Constantine (das Cirta der Römer und Cossentina der uns jedoch in unserem Urtheile nicht vollständig leiten können , da ihre Quellen oft sehr partheiisch sind ; wir Araber) ist eine der merkwürdigsten Naturfestungen und erwarten deßhalb bestimmtere Nachrichten. Es ist jeden auch die Kunst hat Manches gethan, die Widerstands = falls schwer für einen Commandanten, in so kurzer Zeit fähigkeit des Plazes zu erhöhen. Der erste vergebliche so viele Branchen genügend auszubeuten und namentlich, Sturm auf denselben im November 1836 und die zahl wenn wie bei Einführung von Neuerungen ihm die nöthigen losen Anstrengungen und Opfer bei seiner Einnahme im Stüßen oft fehlen , denn die Cadres unserer Bataillone, October 1837 haben zur Genüge die Stärke der Festung Schwadronen und Batterien ſind ――― da sie noch dazu nicht offenbart. Die Stadt liegt auf einem ungeheuren, schroffen alljährlich solchen Gursen beiwohnen und in ihren Can Felsen , der sich aus einem engen , auf drei Seiten von tonen sehr wenig in Uebung bleiben sehr unbeholfene hohen Bergrücken eingeschlossenen Thalbecken mit faſt ſenk Triebräder der eidgenössischen Militärmaschine und deß rechten Wänden erhebt. Um diesen Felsen , der sich von halb ist die Instruction eines so bedeutenden Lagers zu Norden gegen Süden bedeutend abdacht, schlängelt sich so vielen Unterrichtszweigen keine kleine Arbeit. auf der östlichen und nördlichen Seite in einem tiefen Dem großen Rathe von Zürich ist ein Verschlag unter Felsenschlunde das Flüßchen Rummel , über welches östlich breitet worden, vermöge dessen der Staat die ganze Aus = der Stadt eine von den Römern erbaute , auf 4 haus rüstung der Soldaten (per Mann gegen 115 Fr. be hohen Pfeilern ruhende steinerne Brücke führt, deren Bogen An der Stelle , wo tragend) , außer dem Inhalte des Tornisters , bestreiten jedoch durch Balken geſtüßt ſind. sollte, ein Gesez, das sowohl in Bezug auf die finanziellen diese Brücke erbaut ist, beträgt der Abstand zwischen dem Verhältnisse jedes einzelnen Mannes , als auch , um eine Felsplateau , worauf die Stadt liegt und dem, durch die größere Gleichförmigkeit in den einzelnen Monturſtücken Brücke hiermit verbundenen Bergrücken (Mansurah) etwa zu erzielen (die Armatur und den größten Theil der Montur 280 Fuß, die Höhe der Brücke über dem Wasserspiegel

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an 400 Fuß. Diese Brücke (Bab- el-Cantara) und ein Thor im Westen der Stadt (Bab-el-Ued) find die Haupt zugänge in dieselbe . Die Hauptpaffage geht durch das leztere Thor, von den Franzosen la porte Valée genannt zu Ehren des Generals Valée, der als ältester Artillerie general nach dem , in der Breschbatterie auf dem Cudiat Ati erfolgten Tod des Generals Damrémont das Com= mando übernommen und am darauf folgenden 13. Octbr. Constantine erobert hatte. Die porte Valée ruht auf einem bis zu gleicher Höhe mit dem Felsen gebrachten Erdaufwurf, dessen steile Böschungen größtentheils ge mauert sind. Die Straßen der Stadt, welche von einer 30 Fuß hohen, in ein- und ausspringenden Winkeln ge= führten Mauer umgeben ist , sind meistens eng , frumm und ſchmuzig, nur die von den Franzosen angelegte grande rue und der place d'armes bieten eine den europäischen Das Innere der ziem= Städten gleichkommende Ansicht. lich hohen zwei bis dreistöckigen steinernen Häuſer besteht aus einem durch kleine Säulengänge eingeschlossenen Hof raum und kleinen schmalen Gemächern, die ihr Licht durch die Thüröffnung oder offene Zug- und Lichtlöcher erhalten. Die Dächer find hier nicht platt, wie man dieß in fast allen arabischen Städten findet , sondern spig und mit Hohlziegeln gedeckt. In der Stadt herrscht ein reges Leben, hervorgerufen durch die vielen gewerbtreibenden Juden, die darin leben und durch den Tausch- und Binnenhandel einer großen Menge aus der Umgegend herbeiftrömender Juden. Das Gewirr , Lärmen und Loben der Käufer und Verkäufer an einem der wöchentlichen Markttagen wird nur dann und wann durch den laut verkündigten Urtheilsspruch des Cadi unterbrochen , der auf öffentlichem Marktplaße zu Gericht ſigt und die Schläge auf die Fuß sohlen, sowie die Todesurtheile alsbald in Rechtskraft sehen läßt. Ist die Prozedur zu Ende , so lauft, tobt, schimpft und stiehlt die Menge nach Herzenslust , um den ― empfangenen Eindruck so schnell wie möglich zu verwischen. Hier ist ein verſchmigter, halbschwarzer Kabyle und bietet dem Vorübergehenden mit vieler Zungenfertigkeit seine Früchte an , dort hat ein Jude sein Zelt aufgeschlagen, worin er seine Schmucksachen, wohlriechende Dele c. aus framt ; an einer anderen Stelle wieder erblickt man halb nackte Negerinnen mit ihrem Brod , beide nicht sehr ein= ladend , während dort ein ungleich schöneres Bild in Gestalt eines freundlichen Judenmädchens mit einem ver führerischen Lächeln zu einem Trunke frischer Milch oder Limonade einladet ; und wieder an einem anderen Orte zeigt sich eine Bande iu Lumpen gehüllter Musikanten, Tausendkünstler und Schlangenbändiger und ſezt die um fie versammelte Menge müßiger Gaffer in Staunen und Bewunderung , bis sie auf einmal einen alten , hageren, dürftig aussehenden Derwisch erblickt und sich nun um diesen drängt , um mit Spannung und großer Andacht den. Erzählungen von den Großthaten ihrer Vorältern , den Auslegungen des Koran oder den neuesten Zeitereignissen zuzuhören. Am tollsten ist das Getümmel da, wo Kameele,, Schaafe , Pferde und Rindvich auf den Markt gebracht werden. An Schenswürdigkeiten findet man in Costantine : 1 ) die aus 4 großen Bogen bestehenden Ueberreste einer Wasserleitung aus der Römerzeit, oberhalb der Stadt

und der von den Frauzosen erbauten Holzbrücke über die Rummel ; 2) das ehemalige Residenzschloß der Beïs , jezt von dem zeitigen Gouverneur der Provinz bewohnt. Galerien , von Marmorsäulen getragen , laufen um die unteren Stockwerke herum , die Höfe sind mit Spring= brunnen , deren Waffer sich in marmorne Becken ergießt, Eine Mauer und prächtigen Blumenbeeten geschmückt. trennt das Schloß von dem früheren Serail, welches gleich dem ersteren mit Glasmalereien , Frescogemälden, Bildhauerarbeiten und Gypsfiguren geziert ist; 3 ) die große Moschee in der Nähe des Stadtthores mit einigex sehr hohen Minarets ; 4) das von den Franzosen erbaute Lazareth, daß größte in der Provinz, mit Raum und Lager stellen für 1000 Mann, es liegt auf dem höchsten Punkte der Stadt und beherrscht dieselbe gleichsam; 5) der zum Andenken des bei der Belagerung der Stadt gefallenen Generals Damrémont auf dem Hügel, wo die Bresch= batterien der Franzosen standen, errichtete 50 Fuß hohe Obelisk aus einem einzigen Felsenstück gearbeitet; 6) die kühn von den Nömern erbaute Brücke über die Rummel, welche über eine tiefe Schlucht führt und die Stadt mit dem gegenüberliegenden Berge verbindet; 7) das Arſenal mit vielen alten türkischen Waffen und 10,000 neuen fran= zösischen Musketen , an der Stelle , wo die Felsen sich an das Rummelthal wölben . Die Constantine umgebenden Bergketten des großen Atlasgebirges dehnen sich gegen Süden und Osten allmälig in sanfte Ebenen ab und nur gegen Norden bilden fie, eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, ein fruchtbares Thal , das , von der Rummel durchströmt , alle Produkte der heißen und gemäßigten Die Einwohner Zone hervorzubringen im Stande wäre. Constantine's , ungefähr 20,000 an der Zahl , find zur Hälfte Kabylen mit Türken , Kuluglis , Beduinen und Mauren untermischt , zur anderen Hälfte Juden , die fast ausschließlich den Handel und die Gewerbe in Händen haben. Oberst Canrobert zog mit seiner Streitmacht am 11. Mai über Batna und Lambessa (mit vielen römischen Ruinen) in einem beschwerlichen Marsche nach Medinah, einer Hoch ebene in dem Auresgebirge , die Ueberfluß an Wasser, Holz und Weiden hat und von einem zahlreichen Nomaden stamme bewohnt wird , der bei der Annäherung der Fran= zosen sich in das Dickicht der Wälder zurückgezogen hatte und darum nicht weiter verfolgt wurde. Der am 15. nach Melleah, einer gleich fruchtbaren , bevölkerten und von dem Flüßchen Ella bewässerten Ebene fortgesette Marsch, hatte die gute Folge, daß die Araber daselbst ihre Steuern entrichteten und die Colonne mit Speise und Trank erfrischten. Nach einem Rasttage ging es sofort in das Gebiet der Beni-Hannouth , die zwar die Berichtigung ihrer Rückstände auf den folgenden Tag versprachen, jedoch während der Nacht Anstalten zur Flucht machten und daher von einer Abtheilung Reiterei und Infanterie verfolgt wurden. Die Verfolgenden fanden noch die brennenden Wachefeuer, welche die Nomaden zur Nachtzeit in Kreisen um ihre Zelten und Heerden zur Verscheuchung der Raub thiere zu unterhalten pflegen; lange konnten sie deßhalb noch nicht aufgebrochen sein. Die Franzosen verfolgten daher ihre Spur auf eine Entfernung von etwa 6 Stunden und bemerkten öfters die Anzeichen ihrer kaum minuten= lang vorher stattgehabten Halte , ohne ste jedoch jemals

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zu Geficht zu bekommen. Ein aufgefangener Araber ge werth ist. Die Mannschaften sind auf den entlegeneren stand , daß die Bent-Hannouth mit den gleichfalls ent Posten in der Regel in Zelten untergebracht, von denen flohenen Bewohnern eines auf dem Verfolgungswege lie jedes 15 Mann aufnehmen kann . — genden Beduinendorfs nur einen Vorsprung von einer (Fortfeßung folgt demnäc ft.) viertel Stunde haben könnten , da indeß die Infanterie schon übermüdet war , so beschloß Canrobert von einer weiteren Verfolgung abzustehen und ließ die Soldaten ihren Unmuth durch Anzünden des Dorfes und Ausplun= Literatur. dern desselben austoben. Die Colonne zog hierauf gegen Süden und schlug in Allgemeiner Reise- und Eisenbahnatlas oder spe der wasserreichrn Ebene bei den Ben-ali-Mussa ein Lager cieller Wegweiser durch ganz Europa . Herausgegeben von auf, von wo aus am folgenden Tage ein anderer Ausfall Hugo von Bose ; auch unter dem Titel; Eisenbahn gegen die Bewohner der Hochebene, die die Franzosen " la Reise-Handbuch für Europa und Hand - Atlas der haute sultanie " nennen, erfolgte. Schon im Jahre 1845 Eisenbahn-, Post- und Dampfschiff-Verbindungen in Europa. Ein geographiſch-ſtatiſtiſch-hiſtorisches Reise- und Geswäfs= war es diesen Nomaden gelungen , einer Colonne unter bandbuch nebft 48 Karten , von Hugo v. Bose , Ober dem General Bédeau zu entgehen ; auf die dießmalige Auf lieutenant v. d. Armee u . f. w. kl. 8. Leipzig, 1854. Verlag forderung Canroberts zur Unterwerfung antworteten sie von Ernst Schäfer. (XXI u . 275 S.) dem Abgesandten mit Drohungen und Schimpfworten. Vorstehendes Reiſchandbuch nebst Atlas enthält eine gedrängte 5 Compagnien d'élite und die Reiterei wurden nun zu Schilderung der europäischen Eisenbahnsysteme , hinsichtlich deren ihrer Unterwerfung ausgeschickt, doch auch sie richteten Länge , deren Stationen und ihrer Entfernungen , der Haltestellen, eben so wenig gegen die bereits Entflohenen aus, als einst des dazu gehörigen Materials an Locomotiven , Personen- und Gepäckwagen , der zur Anlage erforderlich gewefenen Capitalien, Bébeau und mußten sich damit begnügen, Alles anzuzünden der großen Bauten , der Betriebsverhältnisse und Rentabilität , der und zu verheeren , was nicht fortgebracht werden konnte. Fahrpreise u. s. w.; sodann eine geographisch-historische Beschret Nachdem auch die drei Dörfer der Beni-ali-Muffa abge= bung der Stationsorte und Umgebungen mit gelegentlichen hifto brannt waren, wendete sich die Colonne wieder nach Médi rischen Andeutungen. Die erwähnten Angaben find jedoch häufig nah, überall dicke Rauchwolken hinter sich lassend , die lückenhaft und mitunter dürftig. Weiterhin find dieſen topogra= phischen Notizen corographische Uebersichten beigefügt mit handels . durch das Anzünden der beinahe gereiften Frucht entstanden . Statistischen Vergleichungen und theilweise recht genügend erläutern Die Ackerbau treibenden Beduinen des fruchtbaren Mina den Zahlenbelegen. Einen ansehnlichen Theil des Textes bilden Thals benahmen sich entgegenkommend, selbst freundschaft anders als im Jahr 1845, sodann gedrängte Auszüge aus den gegenwärtig so reichhaltig zu lich gegen die Franzosen Gebote stehenden Reisehändbüchern und Führern durch Städte und wo Bédeau sieben große Dörfer in diesem Thale verbrannt Gegenden. So trifft man renn auf ein für den Geschäfts, und Vergnügungsreifenden vornämlich intereſſantes Detail , die Sehens hatte , nachdem deren Einwohner in einem hartnäckigen würdigkeiten, Culturzuftände und deren Manifeftionen in Bildungs Kampfe für ihre Unabhängigkeit dem französischen Ge und Kunſtanſtalten , die Erwähnung der sonstigen Verkehrsmittel megel erlegen waren. Am 2. Juni lagerte die Colonne durch Post- und Dampfschiffanschlüsse , die Namen der Gasthöfe, unweit Mennha dem bedeutendsten Dorse dee Thals. Da sodann generelle Mittheilungen über die Schifffahrtsverhältniffe auf man den Bewohnern dieser Gegend nicht traute, weil der den Hauptverkehrsadern und ihren organisirten ausgedehnten Ver im Jahre 1837 von Constantine hierher geflüchtete Bey zweigungen. Die erwähnte Lückenhaftigkeit und Dürftigkeit manchen Achmed den Franzosen fortwährend schadete und an der Details liegt übrigens zum Theil auch in der Enge der gewählten Gränzen. Der Verfasser woute kein in jeder Beziehung vollſtän Spize der Riga's manche, den französischen Waffen nach diges Werk liefern, er beabsichtigte eine Orientirung und zwar eine theilige Unternehmung ausgeführt hatte , so umgab man gedrängte Orientirung im Großen in den jezt in der That ſchon das Lager mit einer Brustwehr, warf eine Redoute auf sehr verflochtenen Bahnneßen Europas zu geben. Wenn man längere Zeit den Ausdehnungen und Vervielfältigungen der moder und suchte sich überhaupt gegen jeglichen Angriff zu ſchützen. Die Spione hatten ausgewittert , daß sich der Er-Bey nen europäischen gigantischen Verkehrsmittel einen Ueberblick nicht geschenkt hat , so ist, um sich sofort auf eine bleibende , schnell in Méhédia aufhalte , es wurde daher eine Abtheilung von unterrichtende und für die generelle Auffassung förderliche Weife 400 Mann dahin entsendet, bei deren Annäherung Achmed die gewünschte Einsicht zu verschaffen, dieses Werkchen zu empfehlen; gegen die Sahara entfloh , jedoch wieder eingeholt und es befißt die Vorzüge umfichtiger Anordnung, Bündigkeit und tref dergestalt in die Enge getrieben wurde, daß er sich am fender Auswahl dessen, was eine Aufschluß gebende Skizztrung zu beschaffen , was das besondere eines Wobnoris , einer Gegend , die 15. in der Wohnung des Scheikh's von Biscara als Kriegsgefangener an den Commandanten des Verfolgungs industrielle und handelsſtatiſtiſche Eigenthümlichkeit und betreffenden Zustände eines Verkehrstheaters zu charakterisiren vermag . Dabei trupps auslieferte. Achmed wurde nach Constantine und find die Karten , wenn auch in kleinen Maßstäben , doch für deu von da nach Algier gebracht, wo er mit seinen Weibern Ueberblick genügend. Auch für die beginnende eisenbahnſtatiſtiſee und Kindern und einer Anzahl Mamelukken ein großes Literatur verdient das Werkchen Beachtung , und da diefe Literatur in militärischer Hinsicht so wichtig und ihre Förderung so noth Haus in der Straße Bab-el - Quad bezog. Jm Winter 1848 arbeiteten die französischen Soldaten wendia ist, so empfiehlt sich dieſer Eiſenbahnatlas als bahnſatiſtiſche , als Nawſchlagebuch für europäischen Bahnverkehr in wie gewöhnlich während der Regenzeit am Straßenbau • Orientirung mehrfacher Beziehung. Schade, daß das Werkchen zunächſt noc und an der Erbauung größerer Forts , von denen Naz von einer nicht unbeträchtlichen Zahl von Ungenauigkeiten und el-ma (St. Germain ) bei Biscara beſonderer Erwähnung Druckfehlern durchschoffen ist. Resinrs unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

17. October Dienstag , 1854. hit dhe pa third a i odl he grindin

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Deutschland . Ulm , 11. Octbr. Die Hoffnungen , die man auf die in diesem Jahre schon im Sommer erfolgte Ankunft der zu Inspicirung der Festungsbauten hierher gesendeten Ab geordneten der Bundesmilitärcommission gründete, daß näm lich in dem laufenden Baujahre ein Theil der vom Bun destage zum Ausbau der hiesigen Festung neu be willigten Summen noch zur Verwendung fommen würde, haben sich , obwohl etwas spät , verwirklicht. Außer den schon seit dem Frühjahr wieder begonnenen und seither un unterbrochen fortgesezten Arbeiten auf dem obern Kuhberg und auf dem Eselsberg , die in diesem Jahre noch fertig werden sollen, herrscht seit Ende vorigen Monats auch in andern noch nicht vollendeten Festungswerken, an denen die Arbeit ganz eingestellt war, und auch auf Punkten, wo sie noch gar nicht begonnen hatten, eine große Thätigkeit. So 3. B. in dem Fort auf der Alpeckersteig und auf dem un tern Kuhberg, so wie an den Mauern , die von der neuen Eisenbahnbrücke bis zu dem dortigen Thurm an der Do nau und von dem Thurm an der Donau in dem ehemaligen Oswald'schen Garten bis zu der alten Donaumauer gehen werden, um allen Zugang von der Donau her allmälig abzusperren. Der seitherige Wasserstand , der wohl sehr selten so niedrig war , fördert die legtgenannten Arbeiten so sehr , daß man vor Anbruch des Winters mit ihren Fundamenten fertig zu werden hofft. Im kommenden Jahre sollen nicht nur alle diese Arbeiten auf das Eifrigste fort gesezt, sondern auch ganz neue angefangen werden , und zwar , wie man vernimmt, soll ein Thurm zwischen dem obern und unteren Kubberg, ein anderer zwischen Söflingen und dem Eielsberg und ein besonderes Werk rechts von der Alpeckersteig, oberhalb des sogenannten Hohenstegs , in Angriff genommen werden .

ministerium für den jährlichen Bedarf während der nächsten Budgetperiode postulirten Summen betragen 12 Millionen Gulden.

Frankreich. Paris, 2. Octbr. Nach der Touloner ,,Sentinelle" geht man damit um , Ausschiffungs - Compagnien aus Matrosen zu bilden, welche in Handhabung der Waffen vollkommen geübt und sämmtlich mit Stuzbüchsen von sehr weiter Tragkraft , die fortan für die Verthei= digung der Küsten und am Bord der Schiffe für Aus schiffngsfälle eingeführt werden sollen, versehen sein werden. Rußland. In Warschau arbeitet man fortwährend an der Voll endung der Forts und Redouten , welche die War schauer Citadelle umgeben. Diese Redouten und Schanzen werden auf beiden Weichselufern angelegt , einige derselben haben große befestigte Kasernen , wie z . B. das Fort Sli wizfi. Der größte Theil dieser Redouten liegt indessen auf dem linken Weichselufer auf den flachen Anhöhen bis gegen Bielany. Gegenwärtig reißt man über hundert Häuser in der Zakrotschvmsfer und den anliegenden Straßen ein, um auf diese Weise den Plaz vor der Citadelle um die nach der Seite von Warschau zu angelegten Forts zu erweitern. Beim Einreißen dieser Häuser läßt man die Keller unbe schädigt, vielleicht um Minen zu legen. ( ?) Seit zwei Mo naten arbeiten gegen 10,000 Mann an der Errichtung von Fortifikationen um Rachow an der Weichsel im Sando mirschen ; es wird das gewissermaßen ein großer Brücken kopf werden, der den russischen Truppen zu jeder Zeit den freien Weiselübergang sichert.

Toscana. Bayern. München, 30. Septbr. Als eine der zunächst bevor stehenden Maßregeln zur Ersparung im Militärhausbalte bezeichnet man die Einberufung sämmtlicher, den bayerischen Gesandtschaften in auswärtigen Staaten zugetheilter Offiziere. Die in dem Kriegs

[ ] Nach einem Großherzogl. Decret vom 2. Juli d. J. fönnen unter dem Namen Cadetten bei jedem In fanteriebataillon und der Artillerie vier junge Leute Mili tärdienste nehmen. Bedingungen der Annahme sind : daß dieselben von chrbaren bürgerlichen oder Offizierfamilien herstammen, zum Militärdieuft tauglich find, eine gute mo

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raliſche und vorwurfsfreie politische Aufführung haben, älter als 17 und nicht über 25 Jahre sind und genügende Kennt nisse in den Schulwissenschaften besißen. Die Dienstzeit beträgt 8 Jahre und hat die Familie des Cadetten dem selben eine monatliche Unterstügung von 15 Livres solange zu geben, bis er zum Unterlieutenant befördert wird.

lichen Darstellung an den Tag gelegt, welches sich nicht nur in Urtheil und Schlußfolgerung, sondern auch in einer Sprache beurkundet, die alle Eigenschaften in fich ver einigt, welche von einer guten Geschichtschreibung gefordert werden können . Außerdem gibt der klaffische Boden, auf welchem das beschriebene Kriegstheater aufgeschlagen war, dem Verf. manche Gelegenheit zu Einschaltungen, welche das Interesse an seine Erzählungen steigern. Eine gedrängte Uebersicht des Inhalts der sehr ge= lungenen Schrift möge unser Referat_beschließen. Nach vielen Demüthigungen von Seite der Pforte ent= schloß sich die Republik Venedig im Jahre 1684 , dem Bündnisse zwischen Desterreich und Polen gegen die Türken beizutreten. Unterstüßt von Papst Innocenz XI. wandte sie sich auch, Hülfe suchend , nach Deutschland und erhielt vom Herzog Ernst August von Braunschweig und Lüne burg die Zusicherung einer Sendung von drei Regimentern Fußvolk in der Gesammtstärke von 2400 Mann , die am 12. Februar 1685 unter dem Commando des Obersten Hermann Philipp von Ohr den Weg nach Venedig an= traten , woselbst fie nach mancherlei Beschwerden und Schwierigkeiten am 17. April eintrafen. - Das unter den Befehl des venetianischen Generalcapitans Franzesko Morosini gestellte, aus Hannoveranern, Maltesern, Päpst= lichen, Florentinern, Venetianern und Slavoniern bestehende Heer hatte die Gesammtstärke von 8500 Mann mit einer Kriegsflotte von 39 Galeeren, 5 Galeaffen und 14 kleineren Fahrzeugen. Es lag in dem Plane der Republik , Morea wieder zu gewinnen und die Eroberungen in der Richtung nach dem Isthmus von Korinth fortzuseßen, nachdem Santa Maura und Prevesa gefallen waren. Morosini handelte jedoch ohne bestimmten Plan und schien nur darauf bedacht, neue Lorbeeren zu erringen. Da er bei Patras und Le panto einen Theil der Türken gelagert fand , wandte er sich nach Modon und Koron , welch' lester Ort als einer der wichtigsten Handelspläße in Morea zugleich wegen seiner günstigen Lage für die Fahrten der Venetianer nach der Levante von großer Bedeutung war. Koron fiel nach 47 tägiger Belagerung , aber das Belagerungsheer war auch durch Krankheit und feindliche Kugeln auf 5700 M. herabgeschmolzen und bereits am 31. August mußten von den Hannoveranern 33 Offiziere und 739 Gemeine als frank nach Zante geschickt werden. Im vierten Abschnitt (das ganze Buch besteht außer den Anlagen aus 12 Abschnitten) wird der Aufbruch nach der Braccia di Maina geschildert. Nachdem sich die Festung Karnata ergeben hatte, die Türken in der Schlacht bei Kalamata geschlagen und auf eine einfache Aufforderung auch die Festungen Vitulo , Khielafa und Passava über geben worden waren, endete der erste Feldzug, von welchem in einem von dem Verf. mitgetheilten Berichte gesagt wird : „ Das Jahr ist unglücklich für die Türken gewesen , aber unsere Erfolge sind eigentlich nur par hassard errungen, und weil die Türken den Kopf verloren. Fehler sind genug gemacht, Uneinigkeit genug da gewesen und hätten die Türken nur alles benußt , würden wir nicht so weit ge= kommen sein." Am 6. Detbr. hatten die Hannoveraner (Regiment Prinz , Podewits und Ohr) 494 Todte. Die Insel Zante wurde ihnen als Winterquartier angewiesen. Als Sammelplaß des Heeres für den Feldzug von

Literatur . Geschichte der Hannover'schen Truppen in Griechenland 1685-1689. Zugleich als Bei trag zur Geschichte der Türkenkriege. Nach archiva= lischen Quellen von Alexander Schwencke , Premier lieutenant im Königl . Hannover'schen 2. Infanterie regiment. 8. Hannover, 1854. Hahn'sche Hofbuch handlung. (XII u. 211 S. mit 1 Kupfertafel.) Was nur entfernt einer Charakteristik der Türken und ihrer Kriegführung ähnlich sieht, nimmt unter den der= maligen Zeitverhältnissen die Aufmerksamkeit der militä rischen Lesewelt besonders in Anspruch. Lag es auch nicht gerade in der Absicht des Verfassers der vorliegenden Ge schichte, dem Wissensdrang in bezeichneter Richtung neue Stoffe vorzuführen , so wird doch jedenfalls das Interesse an einzelnen Hannover'schen Regimentern in threm ihrem Kampfe Kampfe gegen die Türken während der Jahre 1685 bis 1689 heute auf einen Standpunkt gerückt, wo ihrer Geschichte eine allgemeinere Theilnahme nicht fehlen kann. Der Verfasser wollte zunächst nur in schmuckloser" Weise dasjenige erzählen, was die Hannoveraner in Griechenland geleistet und gelittet" haben, er wollte keinen erschöpfenden Beitrag zur Geschichte der Türkenkriege liefern , sondern nur die, von der italienischen Ruhmredigkeit entstellten oder igno= rirten friegerischen Handlungen seiner Vorfahren in's rechte Licht stellen. Wir glauben , daß der Verf. diese seine selbstgestellte Aufgabe vollkommen bewältigt hat durch eine Darstellung, die nicht allein von wohldurchdachten Studien zeugt , sondern auch mit offenbarem Fleiße und kritischer Umsicht behandelt worden ist. Die Relationen von den einzelnen Treffen und Belagerungen sind in sehr verständ= licher Sprache abgefaßt und geben ein Bild der Wirklich keit, das man nicht erst aus anderen Werken zu kennen braucht, um es wahr zu finden. Die Tagebücher, aus denen mitunter geschöpft wurde, enthalten um so lehrreicheres und wichtigeres Material, als die Offiziere, von welchen sie herrühren , in jener schlichten Zeit lebten, wo die Schreibseligkeit just nicht als Vorzug galt, daher seltener geübt wurde, wo aber, wenn man schrich , kein anderes Streben die Feder leitete , als das Beobachtete auf eine natürliche Art und ohne ge= spreizte Redensarten und Effecthascherei wiederzugeben. Durch die Benutzung dieser Tagebücher werden uns die damaligen Verhältnisse und das Kriegstheater recht an = schaulich gemacht. Der Verf. hat seine Vorstellungen immer mit seiner Sache in Nebereinstimmung zu bringen gewußt , sich rich tige Begriffe gebildet, überhaupt ein Talent zur geſchicht=

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1686 war der Hafen von Drapana auf der Insel St. Maura bestimmt worden. Zu diesem Feldzuge hatte Hannover 1678 M. Verſtärkungstruppen zugesagt, die am 24. Januar 1686 unter dem Befehle des Obersten Karl Ludwig Rau graf zu Pfalz in Münden abmarschirten , Ende März in Venedig und am 6. Mai in St. Maura ankamen . - Die Türken waren den Venetianern in der Eröffnung des Feldzuges zuvorgekommen. Capudan Baffa erſchien glöß lich mit einem 10,000 M. starken Heere in der Maina, um den Mainotten Khielafa wieder zu entreißen. Einige sächsische Bataillone , die rasch in die Festung geworfen wurden, vereitelten diesen Plan. Am 1. Juni ließ Morosini seine Truppen bei Alt-Navarino landen und diesen Ort, der alsbald freiwillig geräumt wurde, beseßen. Nicht so leichten Kaufs kam er in den Besit von Neu Navarino. Erst nachdem die zum Entsaß der Festung her= beigeeilten Türken geschlagen waren und sich Sefer Bassa aus Rache gegen die vornehmsten Einwohner der Stadt mit diesen in die Luft gesprengt hatte, ergab sich die Festung und Morosini richtete nun seine Schritte nach Modon und nachdem dasselbe gefallen , nach Napoli di Romania (Nauplia). Die deßfallfigen Unternehmungen, die Schlacht bei Argos , die Belagerung und Einnahme von Romania füllen den achten Abschnitt , der durch seine anziehenden Schilderungen ein vorzügliches Interesse erregt. - Die Vorstellungen des Generals v. Ohr über die traurige Lage der Hannoveraner und Slavonier als Befagung des von Grund aus zerstörten Nauplia veranlaßten den General capitän , wenigstens die Kranken nach Zante zu ſchicken. 1685 Hannoveraner wurden dahin eingeschifft, wovon unter wegs 90 starben ; in Napoli blieben nur 463 Geſunde zu= rück. Der Verlust in diesem Feldzug betrug für die

länger zum Dienste der Republik verpflichtet waren, gingen als Besaßung nach Napoli, Modon, Navarino und Patras ; das zulegt geworbene hannover'ſche Prinz-Regiment, die Heffen und Württemberger wurden wegen baldigen Ab laufs ihrer Capitulationszeit eingeschifft, um nach Deutsch land zurückzukehren. Nur 195 M. vom hannover'ſchen Regiment betraten den heimathlichen Boden. Wir bedauern, wegen räumlichen Zwangs die Gränzen unseres Referats erreicht zu haben, wir müssen auf die Mittheilung trefflicher Charakter- und Zeitschilderungen verzichten und uns begnügen , die Hauptmomente jenes Krieges angedeutet zu haben , dem Leser es überlassend, fich über die Einzelnheiten in dem Buche selbst zu unter richten; er wird alsdann sicherlich die Befriedigung theilen, mit welcher wir diese angenehme und belehrende Lecture A. aus der Hand gelegt haben.

Hannoveraner 1300 M. , worunter 58 Offiziere. Für den nächsten Feldzug ließ Hannover ein neues Regiment für den Dienst der Republik anwerben , welches unter Oberft Bremer in der Stärke von 1333 M. am 7. April 1687 nach Venedig abmarschirte und Ende Juni mit einem Regiment Württemberger und einem Regiment Hessen auf dem Kampfplaß erschien . Der Feldzug von 1687, die Schlacht bei Patras , die Flucht der Türken über den Isthums , der Marsch nach Korinth, die Umsegelung der Halbinsel Morea zum Zwecke der Belagerung und Einnahme von Athen finden in dem zehnten Abschnitt und die Winterquartiere in Athen , die Beunruhigungen durch die Türken , die Rückkehr der Regi menter Podewils , Ohr und Raugraf nach Deutschland, der Rückzug des christlichen Heeres nach dem Piraus und nach Porto Poros im elften Abschnitte ihre Beschreibung. Mit 1 Regiment Hannoveranern, 1 Reg. Hessen -Kasseler, 1 Reg. Hessen-Darmstädter, 4 Reg . Württemberger, 1 Reg. Braunschweig-Wolfenbüttler, 2 Reg. Bayreuther, 1 Reg. Waldecker, 1 Reg . Malteser, 1 Reg. Florentiner, 1 Reg. Lütticher und Wallonen, 2 Reg. Schweizer, 2 Reg. Mai länder, 4 Reg. Venetianer, 2 Reg. Slavonier, 600 Alba nesen, 2 Schwadronen Mailänder und 6 Schwadronen Venetianischer Dragoner in der Gesammtstärke von etwa 14,000 M. wurde der unglücklich endende Feldzug von 1688 eröffnet. Vor Negroponte erlosch der Glücksstern Morosinis , die Belagerung wurde aufgehoben und das venetianische Heer aufgelöst. Die Truppen , welche noch

Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Mit Unter 1 stüßung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin und unter besonderer Mitwirkung von H. W. Dove, C. G. Ehrenberg, H. Kiepert und C. Ritter in Berlin, K. Andree in Bremen , A. Peter= mann in London und J. E. Wappaus in Göt tingen. Herausgegeben von Dr. T. E. Gumprecht. 1. und 2. Band , zu je 6 (Monats = ) Heften. 8. Berlin, 1853 u. 1854. (S. 494, LXXI und 507, mit verschiedenen Karten und Steinzeichnungen.)

Die erfolgreiche Rührigkeit , die wachsende , anregende Thäigkeit , der ausdauernde Forschungstrieb der in dem Titel erwähnten berühmten Mitarbeiter, Fachmänner erster Größe auf dem Gebiete der geographischen Wissenschaft, drücken natürlich der vorliegenden Zeitschrift schlechthin, von vornherein das Gepräge der Gediegenheit und authen tischen Brauchbarkeit auf. Es ist hier der Ort nicht, kommt uns auch nicht zu, über den fachwiſſenſchaftlichen Werth dieser Zeitschrift des Weiteren uns zu verbreiten. E3 könnte nur die Frage entstehen , ob die hierin gebotenen Mittheilungen über die Ergebnisse neuester geographischer Forschungen in einer solchen Form geboten werden , daß eine unmittelbare Kenntnißnahme dieser Mittheilungen den militärischen Interessen auch unmittelbare Förderung und Erweiterung der Erkenntnisse in der angewandten Terrain lehre und Strategie z. B. , in Aussicht stellte , abgesehen davon , daß die Geographie als militärische Hülfswiſſen schaft aus dieser Zeitschrift zweifellos vorzüglich werth volle Beitrage zu erwarten hat. Zunächst tritt dieselbe an Stelle der allen Freunden und Beslissenen der Erdkunde wohl bekannten Monats= blätter der Berliner Geographischen Gesellschaft. Die in den beiden lezten Jahrzehnten in Deutschland vielfältig aufgekommenen und weitverzweigten Vereine für Erdkunde ― → zählen, dieß sei hier beiläufig zu bemerken gestattet, verhältnißmäßig ihre zahlreichsten Mitglieder in der Cor= poration noch nicht, welche von einer gründlicheren Kennt niß der Erdoberfläche und ihrer statistischen Verhältnisse so trefflich für ihre Zwecke zu vortheilen weiß. Bei den

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durchschlagend praktischen Zielen dieser Vereine hätte man erwarten solleu, daß selbst unter Berücksichtigung so mancher stichhaltigen Abhaltungsgründe sich dennoch mehr Offiziere daran betheiligen würden, als in der That der Fall war. Es mag dieß in vielen Fällen daher rühren , daß man wirklich den Umfang der Literatur nicht kennt , welchen diese Vereine gegenwärtig zu bieten im Stande find. Um deßwillen sind denn auch anderseitig die Beiträge für Karto graphie, vergleichende Geographie, Orographie und Hydro graphie von Seiten der reisenden, messenden und beſchrei = benden Offiziere , so ausgedehnt und reichlich noch nicht geflossen , als im Interesse der Wissenschaft gewünscht wurde und wie solches wohl in den kommenden Jahrzehnten der Fall sein dürfte. Die Kenntnißnahme dieser Zeitschrift und ihrer böchst interessanten Abhandlungen und Mitthei= lungen dürften unseres Erachtens zu mannichfacher An regung in dieser Richtung Anlaß geben. Mit vorstehender Behauptung fällt uns übrigens auch die Verpflichtung zu , hier einige weitere Notizen über den Inhalt dieser Zeitschrift zu geben. Alles früher den Ber liner Monatsberichten zugegangene Material wird nun hier seine Aufnahme finden , ebenso eine Reihe beſonders zugesagter Originalberichte und die Ergebnisse neuerer Forschungen , weiterhin , bei den in Berlin befindlichen reichen Literaturschäßen , vergleichende kritische Zusammen stellungen geographischen Materials. Den Mittheilungen dieser verschiedenen geographischen Wissensstoffe werden Nachrichten und Besprechungen geographischer Literatur und Kartographie beigegeben. „Sonach umfaßt die Zeit schrift: 1 ) Längere Originalauffäße von Mitarbeitern, 2 ) Auszüge und kürzere Bemerkungen erdkundlichen In halts , aus deutschen und fremden Zeitschriften und eine möglichst vollständige Vereinigung des bezüglichen Materials, 3) Anzeigen und Kritiken neuerer wichtiger, sowohl deutscher als fremder geographischer Werke und Karten, woran noch die Monatsberichte der Berliner geographischen Gesellschaft und alljährlich eine vollständige Bibliographie der gesammten geographischen Literatur mit Register sich anschließen werden." Also heißt es in dem Vorwort. Außer verschiedenen höchſt intereſſanten Mittheilungen, jedoch zunächst rein geographischen oder ethnographischen Inhalts , so von Dove die neuesten Fortschritte der Hydrographie" , von D. v. Kessel Reise von Sumatra nach Pontianak auf Borneo im Jahre 1846 ", von C. Ritter ,,die Auffindung der Nordwestpassage durch Capitän M'Clüre nach den offiziellen Berichten",,,die Javanesen" von einem deutschen in niederländischen Diensten gestandenen Offizier u. s. w., finden sich nun darin in der That sehr anregende Besprechungen der neueren betreffenden Literatur , sodann eine Reihe der interessantesten Notizen, Höhenmessungen, Kartenberichtigungen, und an das legte Heft vom 1. Band schließt sich auf 71 Seiten das bibliographische Verzeichniß der vom Januar 1852 bis Ende 1853 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke , Aufsäße , Karten und Pläne , zusammengestellt von W. Koner. Zu den Auf fäßen von unmittelbar militärischem Interesse gehören : ein

Aufsaß von Kiepert zur Kartographie und Statistik von Spanien ," von Gumprecht ,,die neueren Zustände von Spanien“ , von Willkomm die Gewässer der ibe rischen Halbinsel". Bei der noch immer mangelhaften Kartographie Spaniens , wobei die neuesten und besten Karten noch hohe Gebirge an Stellen eingetragen ent= halten, an welchen in Wirklichkeit gar keine eristiren, oder Ebenen, wo der Boden sich zu Bergen oder Gebirgsketten erhebt, bei einer noch ungenügenden Terrainkenntniß dieses Landes sind die hier geboteuen neuesten Ermittelungen für eine richtige Würdigung strategischer Combinationen in Spanien von besonderem Werthe , da gleichsam eine Re cognoscirnng der Flußthäler , wenigstens in dem Aufſag von Willkomm , darin geboten ist. Der lettere erörtert die hydrographischen Verhältnisse in 5 Hauptrichtungen und zwar, 1 ) die große Wafferscheide zwischen dem mittel ländischen und atlantischen Meere , 2) die Waſſerſcheiden zwischen dem Stromgebiet des Guadiana und Guadal quivir, 3) der Ebro und seine Zuflüffe , 4) der Duero, Tajo und Guadiana, 5) das Stromgebiet des Guadal= quivir. Der Auffaz von Gumprecht , vielmehr sein erster Theil , über die neueren Zustände Spaniens verbreitet sich über Größe , Oberflächengestaltung (mit einer Reihe be weisführender hypsometrischer Angaben) und geognostische Beschaffenheit. Es dünkte uns anmaßend, eine solche Zeitschrift, ein Organ solcher Mitarbeiter empfehlen zu wollen , allein eine Anzeige derselben auch in militärischen Blättern mag aus vielen Gründen besonders zeit- und fachgemäß er scheinen.

Die Seemacht Englands und Frankreichs militä riſch - ſtatiſtiſch. Nebst Unterscheidung der in deu Kriegs marinen beider Staaten gebräuchlichen Schiffe x . Bearbeitet von G. Zweytinger , Schiffbaumeister in Colberg . 8. Leipzig , 1854. Gustav Remmelmann. (38 S. ) Obiges kleines Heft enthält auf nur 38 Seiten ſehr interef fante Mittheilungen über die maritimen Streitkräfte Englands und Frankreichs und wird aus dem Grunde als ein willkommenes Com plement zu der Unzahl von - auf den orientalischen Krieg Bezug nehmenden Schriften betrachtet werden müssen , weil es völlig ver ftändliche Erklärungen über die Art , Gestalt und Einrichtung der Kriegsschiffe bringt und, zugleich mit geschichtlichen Notizen und der nöthigen Nomenklatur versehen , nichts Wesentliches vermissen läßt, was bezüglich des Themas zu wiſſen wünschenswerth ist. Bei der Aufzählung der Kriegsschiffe jeder Gattung , deren Bewaffnung , Befagung , Rangordnung 2c. unterscheidet der Ver faffer jedesmal die ausgerüßteten, die aufgelegten , d . h. noch nicht au und ausgerüsteten und die im Bau begriffenen Kriegsschiffe. Von besonderem Interesse und noch nicht allgemein bekannt , find die der englischen Flotten Rangliste (Navy list) vom Juli 1853 entnommenen Erörterungen über die Schraubenschiffe , sowie über haupt über die innere und äußere Einrichtung der Kriegsschiffe . Das Schriftchen zeichnet sich durch Klarheit des Ausdrucks aus und ist , der beigefügten Nomenklatur wegen , auch für den Laien verftändlich.

Revigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmfladt , und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag, 19. October 1854. TAE das I did call Tambone frit

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ORGE

№ 125 .

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To Fagan yord dod mihim M

Allgemeine

Militär - Beitung .

Rußland und Polen. Warschau, 8. Detbr. In dem hiesigen militä risch - topographischen Büreau ist man mit Zu richtung von Specialkarten des ganzen Landstrichs von Galizien beschäftigt, wobei man die während des Marsches der russischen Truppen über Krakau und durch Galizien nach Ungarn gesammelten Notizen benußt. Die Leitung dieser Arbeiten ist einem talentvollen Offizier übertragen. Desgleichen wird die frühere Specialkarte Bolens revidirt, deren Aufnahme Millionen kostete, und die von Minter in Kupfer gestochen wurde. Genieoffiziere sind mit Recherchen und Vergleichen beauftragt , die sich speciell auf die an Desterreich gränzenden Gouvernements beziehen . Sie haben zu ermitteln , ob und welche Modificationen auf der Karte angegebene Breiten, Wälder und Wege erfahren haben u. f. w. Allem Anscheine nach wird nichts versäumt, was bei kriegerischen Eventualitäten gewöhnlich zu geschehen pflegt.

Raketen einführte, ist in demselben Interesse nach Frank reich berufen worden, wo nun in den Laboratorien von Mez, Arras , Toulon und Straßburg eine große Zahl solcher Geschosse angefertigt wird . Das große Schwetze= rische Publikum will , troß gelungener Neuerungen, dem Enthusiasmus unserer Colonels für die neuere Militär Organisation , welche das Bundesheer von 63,000 auf 104,000 Mann brachte, nicht recht folgen. Die militä rischen Spiele, findet man , werden hier mit komischem Ernste betrieben, der sich durch mehrfache Vorstellungen der Kirche nicht davon abbringen ließ , gerade an Com muntontagen mit Pauken durch die Städte zu marschiren; der für die Berathungen über eine neue Kopfbedeckung, das Käppt, 18,000 Frcs. verausgabte und die Kosten eines Militärgerichts über einen Diebstahl von 15 Frcs. jüngst auf 800-1000 Frcs. ansteigen ließ ; der einige tüchtige Schüßen aus Unterwalden auf militärischen Grad verzichten hieß, weil ste -Schlißhosen trugen."

Niederlande. Auch in diesem Jahre fanden, gleichwie im vorigen, im Lager der Cadetten der Königl . Akademie für die See und Landmacht außer den gewöhnlichen Uebungen Ver suche mit dem elektro - ballistischen Pendel von Navez statt. Dießmal geschahen dieselben auf Ansuchen des Ministeriums der Marine mit einigen der Geschüße der Schiffsbatterie der Königl. Akademie , und zwar mit der 60 pfündigen Granatkanone , der 30pfündigen langen und mittellangen Kanone, der 30pfündigen Karronade und der langen 12pfündigen Kanone, und dieß sowohl mit Kugeln wie mit Granaten. Ebenso wurde das System von Navez auch auf die Stiftbüchse ange= wendet. - Außerdem machte man auch Versuche über die Wirkung des elektrischen Lichts in Vergleich mit den gewöhnlichen Leuchtkugeln.

Beurtheilung der ,,Grundzüge eines Systems der Infanterie nach den Anforderungen der heutigen Taktik. Vom k. bayer. Oberlieutenant L. Hoermann v. Hverbach." *) (Eingesendet.)

Bei der großen Aufmerksamkeit , welche gegenwärtig der taktischen Vervollkommnung aller Waffen geschenkt wird, ist jede dahin einschlagende literarische Erscheinung von Interesse, somit auch die vorstehend genannte Schrift , die indessen neben vielem Guten auch manche Schwächen hat, wie wir in Nachfolgendem zu zeigen versuchen werden. Wir beginnen mit den am Schluß des Werks kurz zusammengefaßten Säßen über den Gesammtinhalt , der

Schweiz. Man schreibt der ,,Neuen Preuß. 3tg." aus Bern, Ende September. Der Ungar Lukasch, welcher für Geld bet der Schweizerischen Artillerie die congrev'schen

*) 8. Augsburg, 1854. Verlag der Math. Rieger'schen Buch handlung. — Mit 9 lithograph. Tafeln. (VIII u. 183 S.) 1 Thlr. 21 Ngr.

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die unbedingt nothwendige Scheidung der Infanterie in schwere und leichte" ausspricht. schwere Infanterie" der Obwohl die Bezeichnung ,,heutigen Taktik" nicht ganz angemessen ist, und dafür " Linien-Infanterie“ passender sein dürfte, so ist dieß doch nicht so wesentlich, als die Form , unter welcher der Ver= fasser die leichte Infanterie erscheinen läßt. Die Gründe, welche denselben zu dieser Art der Organisation veran= laffen , möchten doch schwerlich ſtichhaltig genug sein , um die zur Zeit in allen größeren Armeen bestehende Ein richtung der Schüßencompagnien nebst eigenen Jäger bataillonen umzustoßen ; denn die Erfahrungen der Fran zofen in Algier und die lezten Feldzüge Oesterreichs haben den gegenwärtigen Bestand der Jägerbataillone noch be deutend vermehrt , und es muß also angenommen werden, daß man dabei die " Anforderungen der heutigen Taktik nicht minder im Auge gehabt , als der Verfaffer solche bet der Aufstellung seines Systems zu Grunde legen will.

Was nun den Ehrgeiz der Leute im Gewehrstand be trifft, so verständigen wir uns schließlich doch mit dem Verf., daß ob Füfilier, Schüße oder Scharfschüße — der Mann mit sehr geringen Ausnahmen nur ein Streben kennt : baldmöglichst beurlaubt zu werden , was man ihm auch über seine ehrenvolle Stellung demonstriren wolle. Sind wir aufrichtig und machen wir uns keine Illusionen über das Verhältniß des dienenden Mannes , so können wir uns viele Betrachtungen ersparen. Nehmen wir das selbstständige Jägerbataillon , laſſen die Leute immerhin präsent bleiben , so lange als nöthig (fiche S. 49), dann wissen sie es wohl nicht anders, wie etwa in der Cavalerie und Artillerie ; des Verfaſſers Füsiliere aber werden , weil sie früher in Urlaub gehen, troß Schnüren und sonstiger Herrlichkeiten auch den Scharf= schüßen nie beneiden, und dieser wieder den ganzen Kram, der ihm zur besonderen Auszeichnung gereicht, fort wünschen und sehnsüchtig dem heimzichenden Füsilier nachblicken. Geben wir unserem Jägerbataillon einen intelligenten Commandeur, fähige Eadres, gewandte, geeignet bewaffnete und ausgerüstete Leute, verwenden wir es im richtigen Mo ment und am rechten Play, dann ist hundert gegen eins zu wetten, dieses aus einem Guß hervorgegangene Ba= taillon dürfte dem aus den verschiedenen Abtheilungen zusammengeklebten Scharfschüßencorps , welches der Ein heit des Commandos entwöhnt , und obwohl mit allem Fleiß, aber sicher nicht gleichmäßig in allen Theilen aus gebildet , vorzuziehen sein. Bei der natürlichen Annahme, daß sich Jeder gleich gut schlägt , dürfte lezteres Corps manchmal unter Stockungen leiden , die , wenn auch auf den Uebungsplägen ohne Folgen , dem Feind gegenüber bedeutende Rückwirkungen nach sich ziehen möchten. Was S. 71 unter 2 gesagt ist, wird durch die preußischen Jägerbataillone in Wahrheit widerlegt. Fürchte der Verf. nicht, daß die Linieninfanterie darunter empfindlich leide, wenn auch einige Procente mehr gewandte Subjecte den Jägern zufallen , und er braucht deßhalb keine Sorge für die Gediegenheit der Zufanterie zu haben, wenn die Nothwendigkeit selbstständiger Jägerbatailloné erkannt wird. Bezüglich der Feuerwaffe folgen wir in der Wahl dem Verf., wollen aber das ganze Jägerbataillon damit aus rüften, so fern man demselben nur die fähigen Leute dazu gibt , ferner die zur Ausbildung nöthigen Mittel nicht beichränkt, und endlich einmal das allgemeine Flehen erhört, daß mehr Zeit und Mühe auf richtiges Schießen , Feld dienst und körperliche Uebungen , als auf ewiges Drillen von Front- oder Vorbeimärschen und Gewehrruiniren mit telst unzähliger blinder Ladungen und dergleichen (ſiehe S. 127) verwendet wird. Wie sehr sich der Verf. über die Formen in aufge= löster Ordnung" eines Breiteren ergangen, und die ge= schloffene Ordnung bis zur Bestimmung über die gleich gültige Reihenfolge von Handgriffen erschöpft hat, so ver missen wir seine Darlegungen über Marschsicherungs- und Vorpostendienst, insbesondere aber eine Beleuchtung über die Verbindung, die Uebergänge aus einer Form in die andere, die von der Wirklichkeit am häufigsten gefordert werden, und wozu Reglementsstudien allein kaum aus reichen, während unseres Dafürhaltens bei Aufstellung

Laffen wir auch dem Verf. jede Anerkennung zukommen, welche die Schärfe und Darlegung seiner Gedanken ver= dient, so'möchte der unbefangene Leser doch kaum zweifel haft werden , welcher Formation der Preis zuzuerkennen sei: der einer selbstständigen Ausbildung und entsprechenden Verwendung eigener Jägerbataillone oder dem vom Verf. gemachten Vorschlag, wobei vorzüglich davon ausgegangen wird , daß auch der kleinste für sich fechtende Infanterie körper der einzelnen Elemente von Schüßen und Scharf schüßen bedürfe. Selbst die moralischen Gründe wollen uns nicht ganz stichhaltig scheinen, und über Kleinigkeiten muß, wo taktische Rücksichten in's Spiel kommen, hinweg gesehen werden. Auch glauben wir im Gegentheil , daß bei des Verfassers Compagnieeintheilung , wo die Schüßen 2 . bisweilen Fatique- oder sonst dienstfrei sind, vielmehr An laß zur Zänkerei und Gehässigkeit gegeben wird. Sein Vorschlag scheint uns zugleich administrativer Natur zu sein, und entspräche damit allerdings auch den heutigen Anforderungen", denn indem er per Bataillon nur 4 Compagnien will (S. 77 zu 234 Gefreiten und Gemeinen, S. 94 und 182 zu 222 Gefreiten und Gemeinen ) , gibt er denselben doch nur 4 Offiziere , wendet aber freilich diese Ersparungen auf die verschiedensten Ausrüstungs gegenstände von Huppen, einfachen und doppelten Schnüren, verschiedenen Knöpfen und Emblemen zc. an. Beim Licht betrachtet, bleibt es stets die nämliche Sache, ob die Schüßen bei den Compagnien ausgesucht und ver= pflegt, oder ob sie statt nur im Felde , auch im Frieden in einer Compagnie vereint gleichmäßig gebildet werden, ebenso, ob die Scharfschüßen in den einzelnen Compagnien stehen, oder, wie es im Feld entsprechender Weise doch geschehen muß, schließlich im Bataillone oder in Halb bataillonen verwendet erscheinen. Wenn auch dem rüh menswerthen Ehrgeiz des einzelnen Offiziers , bei leichten Truppen dienen zu wollen, nicht allenthalben genügt werden kann , so ist wohl anzunehmen , daß er dem Wohl des großen Ganzen gern ein Opfer zu bringen bereit ist, und nicht am Ende allgemein anerkannte Schöpfungen der ,,neueren Taktik“ deßhalb angreift oder gar anfeindet. Den lieben Gott im Himmel da droben, Es können ihn Alle zugleich nicht loben.

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von Grundzügen eines Systems nach den Forderungen selben über eine Schulter, ist praktischer , da der Offizier während des Marsches sich öfters des Perspectivs , der der heutigen Taktik“ dieß von nicht geringer Bedeutung ist. Sind wir dem Vorstehenden gemäß mit dem Verf. in Karte, Brieftasche 2c. bedient ; sollte er da immer den Tor= nister abhängen, oder doch außerdem eine Feldtasche tragen? vielen Punkten entschieden nicht einverstanden , so wird Verfasser fraze preußische Offiziere , welches Urtheil fie uns dieß nie behindern , manch anderen gediegenen Vor über ihren Tornister fällen. Und wenn der Verf. Actuare, schlag und praktische Anschauungen zu begrüßen und uns als aus der Seele gesprochen erklären , zu welchen unter Feldwebel, Fouriere und Profosen der Torniſter ledig erklärt anderen der ,,Desterreichische Soldatenfreund" Nr. 69 und ihnen eine Feldtasche gibt, warum halst er dem Offi und 70 vom 30. August und 2. September 1854 Bei zier dieses unritterliche Möbel auf. ſpiele in größerer Ausdehnung gibt. So z . B. führen Auf S. 94 deckt der Verf. den Abgang , welcher sich wir nur kurz S. 64 den über die Unteroffiziere an, ob durch Beförderung , Versegung 2c. ergibt , mittelst Frei wohl er ihnen S. 66 etwas zu viel Feldherrntalent bei= willigen und Einsteher. Dienen erstere nicht auf Be messen möchte ; S. 112 Ausbildung der Pionniere , die förderung , oder in Anwendung des Sprichworts ultima aber besser den complet hinderlichen ledernen Schurz ab spes est miles , dann find es meist arbeitsschene Hand legen und gleich den Uebrigen sich mit dem bescheidenen werksbursche, und aus ihnen werden leichtsinnige Soldaten ; Bart begnügen sollten , obwohl sie freilich dann weniger Einsteher sind kurz und gut faules Volk, unwillig , das ― theatralische Erscheinungen wären . nur des Geldes wegen dient , und sein Capital vor dem Ist es etwa ein Druckfehler, daß S. 22 der Plänkler Abschied versezt und verschrieben hat. Nur guten Unter im Bereich der feindlichen Geschosse auf 600 bis 700 Schritte offizieren sei gestattet, einzustehen. einen Mann sicher treffen, und S. 44 auf 700 bis 800 Mit dem Institut der Soldatenjungen (S. 82 und Schritte auf's Korn nehmen soll ? Wenn nicht, so hat der S. 92) wird sich Niemand befreunden können , wer es Verf. recht , daß unsere bestehenden Jägerbataillone, wenn fie der den unvermeid / auch mit Büchsen bewaffnet, es nie so weit bringen. Wir lichen Umgang mit Soldaten, ohne deßhalb militärischen haben einen anderen Grundsah : da, wo die Treffwahr Geist eingeimpft zu bekommen , frühzeitig moralisch ver scheinlichkeit der Infanterieflinte auf den einzelnen Mann dorben und höchstens zu liederlichen Tambouren herange fich verliert, das ist 200 Schritte , da beginnt jene der zogen werden . Eine große Wohlthat für verheirathete Büchse , und kurz gesagt, Ausnahmen abgerechnet , was Unteroffiziere wird es aber sein , mittelst des vom Verf. über 400 bis 500 Schritte geht , ist Verschwendung, und zum Unterhalt dieser Jungen angesprochenen Capitals die verdirbt mehr, als auf kleinere Distanzen gewonnen werden frühzeitige Entfernung aus der Caserne und Erziehung fann. Gerade hier trauen wir uns einige Praris und in einem Institut oder in guten Schulen möglich zu darum Urtheil zu und halten für unrichtig , daß man, machen. ―――― wie es S. 71 heißt,,,bei einiger Uebung auf 600 Schritte Bei einer Abhandlung über den Unterricht (S. 94) einen sicheren Schuß hat". möchten wir den Verf. wenigstens auf die bekannte , in Was S. 32 aber den Compagniecommandanten sagt, der preußischen Armee mit großem Erfolg betriebene ist häufig eben so wahr , als traurig. Die Zeit mag's ,,von Rohr'sche Ausbildungsmethode" aufmerksam machen, bessern. Im speciellen Theil , der mit Sorgfamkeit bearbeitet die, wenn auch nicht durchgehends als ausführbar ange= ist , vermissen wir den ,,Waffenoffizier", hier bei der sehen, doch im Intereffe der von der heutigen Taktik Mannichfaltigkeit der Feuergewehre wohl mehr als irgend gestellten Anforderungen nicht hintenan gesezt oder gar übersehen zu werden verdient. sonst am Plaße . Hier können wir vielleicht am geeignetsten anknüpfen, Wenn wir den Verf. recht begriffen , ſteht der Füsilier unter zwei Strafgewalten (Major und Hauptmann) , der daß uns scheint , als ob die Ansichten des Verfassers unter Schüße und ebenso der Scharfschüße unter dreierlei . Welche anderen über Chargeneintheilung , deren Kennzeichen, Ab Competenzconflikte hieraus entstehen , mag sich Jeder ab richtungsmethode u. dergl . m. gar zu speciell den baye rischen Verhältnissen angepaßtsind ; ohne solches zu verwerfen, leiten , der ähnliche Plackereien erleiden mußte. Ob der Junker" , bei den meisten Armeen in dieser dürfte dieß doch, wenn es sich um ein "I System der Jn Weise nicht mehr bestehend, nicht entbehrlich sei, unterliegt fanterie", und darum handelt, Bestehendes zu annulliren und Ansichten , Vorschläge, Versuche" zu „ Grundzügen eines wohl keiner Frage, wenn erwogen wird, daß er zu leben Systems " festzustellen , eine vollendete Einsicht und Kennt gezwungen ist , wie der Offizier, und geringer bezahlt ist, als der Feldwebel , der monatlich 15 fl . Löhnung hat, niß der Einrichtungen größerer , mustergebender Armeen Die vorausseßen. Caserngenuß , Brod und Montnr nicht eingerechnet. den ohne besser, Nur da, wo es sich um Gründe für die dreigliederige Fahne trägt ein tüchtiger Unteroffizier guten Willen der Junker zu mißkennen, und die Schreib Stellung handelt, beruft sich S. 125 der Verf. wegen geschäfte mag er als jüngster Offizier unter Leitung des lezterer auf alle Heere Europas mit Ausnahme der Ueberspringen ja auch viele diese englischen", wozu wir bemerken, daß die preußischen Jäger Adjutanten erlernen. doch immer betrübte Existenz. bataillone auf zwei Gliedern stehen , weil hier das Ge Gegen den Tornister der Offiziere (S. 88) müssen wicht auf die Feuerwirkung gelegt wird, mit der richtigen wir entschieden protestiren , wenigstens gegen die Trag Annahme, daß zwei mit Büchsen bewaffnete Glieder mehr weise; denn er gehört ein- für allemal nicht zu den Epauletten . Treffer, als eine mit Infanteriegewehren versehene drei= gliedrige Stellung hat. Eine Feldtasche faßt eben so viel, und die Tragweiſe der

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Den Jägerbataillonen sollte man wohl die hinderliche Fahnensection erlassen, zumal sie keine Fahne führen, jeder Compagnie dadurch ein tüchtiger Unteroffizier oder Ge freiter entzogen, und sie nach den ersten beliebten Uebungs Frontmärschen des Bataillons zwecklos und in der Colonne hinderlich wird. Der reglementäre Theil , wozu erläuternde Pläne ge= geben sind, enthält bei vielem Guten mehrere nicht sehr wesentliche Aenderungen und wenig Neues von Belang für die heutige Taktik". Jedenfalls ist der „ Paradestellung" eine überflüssige Seite gewidmet. Außerdem möchten wir für diesen Theil auch u . a. auf "IWittich's Taktik des leichten Percussions gewehres " hingewiesen haben . Zum Schluß eine bündige Zusammenstellung der Be= waffnungs- und Ausrüstungstabelle des Verfassers , wozu wir uns des Urtheils überheben. Schießwaffen : 1 ) Jufanteriegewehr (Linie), 2) Dorn= büchse (Schüße und Scharfschüße ), 3) Gendarmerie gewehr (für den Profosengehülfen) [in Würtemberg haben die Gendarmen doppelläufige] , 4) Pistolen. Ausrüstung : 1 ) Offizierstornister , 2) großer und 3) kleiner Tornister, 4) Feldtaschen. Lederwerk: 1 ) Riemen über die Schulter, 2 ) Riemen um die Hüften. Knöpfe: 1 ) glatte oder Nummerknöpfe , 2) mit dem Aeskulapstab, 3 ) mit gekreuzten Pionnirärten, 4) mit gekreuzten Büchsen ; ―――――― wir schlagen noch vor 5) mit Hufeisen für Pferdewärter. Huppen: 1 ) grüne , 2) rothe huppen. Schnüre: 1 ) am Signalhorn, 2) an einer Schulter der Schüße, 3) von einer zur anderen Schulter reichend bei Scharfschüßen . Patrontaschenverzierung : 1 ) metallenes Schüßen horn, 2) gekreuzte Scheibenbüchsen. ―――――

Seiten Veranlassung gegeben. 3m Uebrigen enthält die Schrift Alles , was zu einer vollständigen Geschichte des Corps gehört, natürlich auch eine Angabe der verschiedenen Organiſationen , die dasselbe erlitten , und zuleßt iſt als Beilage eine namentliche Lifte aller Offiziere gegeben, die seit Errichtung des Corps in demselben gedient haben. *

So sehr wir vom Verfasser die feste Ueberzeugung hegen , daß sein Werk im Interesse des allgemeinen Besten unternommen worden, so möge er es doch auch nicht über sehen , wenn andere, selbst entgegengesezte Stimmen in gleicher Wahrung sich erheben , in der Gewißheit , daß solch' gemeinsames Streben durch gegenseitige Läuterung der Ansichten am Ende unverkennbar gute Früchte tragen wird.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. B.S. Die in der holländischen Militär- Literatur noch geringe Zahl der Corps- oder Regimentsgeſchichten iſt jüngfihin wieder um eine vermehrt worden , die in Veranlassung des am 7. Juli d. 3. gefeierten 25 jährigen Bestehens des " Grenadier- und Jägerregi= ments" geschrieben ist. Der Verfasser , 3. M. F. Landolt , erfter Lieutenant der Grenadiere , - hat seine Arbeit (Geschied kundige herdenking aan het vijf-en twintig jarig bestaan der ba taillons grenadiers en jagers , door enz. 8. Te Leiden , 1854. Bij D. Nothooven van Goor. - 1 fl . 80 c.) mit Vorliebe, sowie mit dem Geschick und der Sachkenntniß behandelt . welche der geringe fich darbietende Stoff das Corps hat mit einer einzigen Aus nahme (Brüffel 1830) feine ganze Bestehungszeit im Frieden zuge bracht --- nur immer möglich machte. Der Antheil, den das Corps an den Ereignissen des Jahres 1830 genommen , bildet natürlich den vornehmsten Lichtpunkt der Darstellung und haben dieſe dem Verfaſſer vornämlich zu einigen gut und gewandt geſchriebenen

8. Die Literatur der Karten vom Kriegsschauplaße in der Oftſee und an den Küßten derselben iſt jüngsthin wieder durch zwei Er= scheinungen : 1 ) Karte der Länder an der südlichen und mittleren Ostsee. Masstab 1 : 2,000,000 . Redigirt von Dr. Heinr. Kiepert. Imp.-Fol. Berlin , 1854. Dietr. Reimer. Thlr. - und 2) Kaart van den Oost-Zee , met hare golven, baaijen , rotsen, klippen , diepten , enz. enz. , benevens den platten grond op groote schaal van de voornaamste zee-plaatsen, krijgs-en handelshavens. Uit de naauwkeurigste bronnen geput en uit de beste zee-en landkaarten opgemaakt door J. A. Bo gaerts, Lithograph te Breda 1854. gr. imp. -fol . Masstab 1 : 2,584,000. bereichert worden , welche sowohl durch sichtliche Sorgfalt der Ar= beit, sowie Reinheit des Stichs und hübsche Zulumirung vor anderen ähnlichen Publicationen in bemerkenswerther Weise hervorleuchten. Die Arbeiten Kiepert's oder die unter seiner Leitung entstandenen, führen an und für sich eine Empfehlung mit ; bei näherer Betrach= tung zeigt die vorliegende Karte , daß sie derselben entspricht. Zn guter Ausführung stellt dieselbe dar : ganz Dänemark mit den Herzogthümern , das füdliche Norwegen , das südliche und mittlere Schweden (nördlich bis Hernösand reichend) , das füdliche Finn land , die Ostseeprovinzen , Ostpreußen , Pommern und Mecklen= burg , sowie die nördlichen Theile von Hannover und Olden= burg mit dem baltischen Meere , dem Sunde und den Belten und einem Theile der Nordsee. Bezüglich der Eintragungen ist zu erwähnen , daß die Karte alle Hauptverkehrswege enthält und sehr glücklich vor zu großer Ueberfüllung mit Namen bewahrt ist. Die Hauptstädte find durch Unterstreichung bezeichnet , doppelt die der preußischen Regierungsbezirke und der russischen Gubernien, einfach die der Kreiſe in Preußen und Rußland, der Aemter in Dänemark und Norwegen, der Läne in Schweden . Durch verschiedene Schrift arten ist die Größe der Städte , durch entsprechende Signaturen find Eisenbahnen , Chauffeen , große Landstraßen , Leuchtthürme 2c. bezeichnet ; Gebirgsdarstellung fehlt. An Maßstäben bringt die Karte : deutsche geograph. Meilen , preuß. und dänische Meilen, norwegische Meilen , schwedische Meilen und ruffische Werfte. Die zu Breda in den Niederlanden erschienene Karte Nr. 2 ist zu nächst und wesentlich nur Küstenkarte der Länder und Landestheile, welche die Ostsee umschließen ; der innere Raum jener ist aber sehr zweckmäßig mit einer Anzahl von Bei- und Nebenkarten , sowie Specialplänen besonders wichtiger Buchten , Hafenorte und See pläge der russischen Küften ausgefüllt. Bei etwas kleinerem Maß ftabe und beiläufig derselben Blattgröße , wie die erst aufgeführte Karte, umfaßt diese ein etwas größeres Areal , wie die vorige, reicht nördlich bis Tornea , füdlich bis Thorn , weftlich bis an den Zuyder-See und öftlich bis Olonez am öftlichen Ufer des Ladoga, Secs. Die Kartons bringen : einen netten Plan von St. Peters burg in 1 : 180,000, mit einer Ansicht der Admiralität, das Wasser der Newa blau , die Häuserquadrate braun angelegt ; dann eine Specialkarte der Bucht von St. Petersburg und Kronstadt_in 1 : 336,700, auf der finländischen Küste bis Torkala , auf der efth ländischen Küfte bis Navaja reichend , nebst einer Ansicht der Ein. fahrt in den Hafen von Kronstadt; ferner eine Karte und Plan von Kronstadt mit dem gegenüber auf dem Festlande liegenden Oranien baum in 1 : 106,400 ; endlich Specialkärtchen der Scheeren von Abo , Ecknäs , Helsingfors- Sweaborg , Borga, Lowisa , Frederiks hamn , Wijborg und Rothschensalm auf der finländischen , sowie dergleichen der Umgebungen und nächstgelegenen Küstenstrecken von Narwa und Kunda , Reval und Baltischport auf der efthländischen Küste, sämmtlich in 1 : 236,700 , ſehr rein und deutlich ausgeführt und mit zahlreichen Angaben von Fadentiefen versehen.

Resigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

TSOI

1001 Samstag , 21. October 1854. RoundMean audalla 20 pandaisioptro 100 02-265

bona wodnego



126 .

Brabitograd m jagah wach dal of Rudiralan

hat

Machperi ninadu

Allgemeine

Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie.

und des Handgeldes, durchaus ihren Zweck verfehlt. Ein höheres Handgeld wäre in England nur eine höhere Prämie auf Desertion, die überhaupt in diesem Lande nicht schwer und nicht selten ist. Noch häufiger würde es dann ge schehen , was jezt schon geschieht , daß Soldaten, bald nach geschehener Anwerbung, desertiren, und sich in einem anderen Regimente, wo sie nicht so leicht aufzufinden sind, anwerben lassen würden. Und dieß wäre die einzige Folge der Maßregel, denn jede überhaupt erschwingbare Höhe des Handgeldes bleibt doch weit hinter der Summe zurück, welche nöthig sein würde, um Leute, die sonst keine Neigung dazu haben , zu dem nüchternen Entschluffe zu bringen, ale Gemeine in eine Armee zu treten, in der selbst das Avancement zum Corporal so schwer, weil danach alle Gemeine und nicht wie in Preußen , nur eine beschränkte Anzahl streben. Auch um die Folgen einer Erhöhung des Traktaments stünde es nicht besser. Auch nicht ein Recrut mehr würde sich deßhalb anwerben lassen , aber das Trinken in der Armee und die heimliche Verheirathung würde um gerade so viel zunehmen , als der Lohn erhöht würde. Es gibt in einer Nation nur eine bestimmte, hier größere , dort geringere Anzahl von Menschen , welche überhaupt für das Kriegshandwerk auf dem Wege der Werbung zu gewinnen ist , und diese ganze Anzahl ist in England von Armee und Miliz schon in Anspruch ge= nommen. Ueberhaupt ist es, nachdem jezt die Miliz für Permanenz eingekleidet worden , nur noch eine Redensart, daß England ein weniger militärischer Staat als andere sei. (??) Es sind jest in Flotte , Heer und Miliz mehr Procent der Bevölkerung von Großbritannien unter Waffen, als es von der Bevölkerung des Zollvereins find, die doch noch um etwas größer ist. Und dabei beginnt vorzüglich - ich hebe die „ Daily-News" die demokratische Presse daraus hervor das Publikum darauf vorzubereiten, daß die erwiesene Unwirksamkeit des gegenwärtigen Re crutirungssystems über kurz oder lang Maßregeln eines für England neuen Charakters, nach continentalem Muster, d. h. wahrscheinlich, wie bei der Miliz-Aushebung schon der Fall, Ausfüllung etwaiger Lücken durch Zwangs- Aug hebung - mit dem Erfagmanns - System - nöthig machen werde. Wenn solche Prospecte im Militärwesen mit der fortschreitenden Centralisation und Bureaukratifirung in

Wien, 14. Detbr. Für den Militärstand ist eine Pensionsnormale ausgearbeitet worden, nach dessen Bestimmungen die Pensionen nicht , wie bis jeßt, bloß mit Rücksicht auf die Charge , sondern auf diese und die Zahl der Dienstjahre zugleich bemessen werden. Finanz rücksichten dürften indessen, da dieses System größere Aus lagen in Anspruch nehmen wird, das Inslebentreten des= selben noch verzögern. Großbritannien. Man schreibt der Neuen Preuß. 3tg." aus London, 12. Septbr.: „Es ist dem umsichtigen Theile des eng= lischen Publikums längst bekannt, obgleich man eine öffent liche Besprechung der Thatsache noch so viel als möglich vermeidet , daß die Recrutirung für die Armee in noch höherem Maße , als die für die Flotte , von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Man hat es bisher gerade nur noch zu Stande gebracht, den regelmäßigen Abgang in Friedenszeiten regelmäßig zu ersehen. Wie es bei einem anhaltenden Kriege, in dem noch obenein die Cholera eine Rolle spielt, werden soll, das weiß kein Menich. Vor der Aufgabe der Recrutirung für das laufende Jahr, die fich mit dem Mehrbedarf, der aus der parlamenta= rischen Bewilligung für den Krieg erwächst , auf 25,000 Mann beläuft, steht die Recrutirungscommission rathlos. In Schottland , sonst einer der wichtigsten Theile der Monarchie für die Recrutirung, will es mit derselben gar nicht mehr vorwärts gehen. Die Organisation der Miliz (Landsturm) mit ihrem Handgelde von sechs Pfund hat das Recrutiren für die Armee diesesmal nur noch schwerer gemacht. In früheren Zeiten wurden die Miliz- Soldaten so grob behandelt und so schlecht gehalten, daß Diejenigen, welche Aussicht hatten , von der Armee als Recruten an genommen zu werden, nicht daran dachten , sich in die Miliz aufnehmen zu lassen. Aber solche Behandlung der Miliz ist heute nicht mehr thunlich. Nun hat die Erfah rung längst in England wie überall ergeben, daß die Abhülfe, welche bei unzureichender Recrutirung am nächsten zu liegen scheint , nämlich die Erhöhung des Traktaments

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fast allen bürgerlichen Zweigen des Staatslebens , ent weder schon eingeführt oder beabsichtigt, zuſammengehalten werden , so sieht es allerdings aus , als ob es mit dem alten England und seiner Grundlage Germanischer Frei heit und Germanischen Rechtes auf die Neige gehen wolle, und als wenn die Insel ihre für die Belehrung Europas und seine Verknüpfung mit fernen Gestaden so wichtige Rolle jest , nachdem sie ihren Glanzpunkt erreicht , auszu spielen beginne."

joel gadot Is durch diese wenigen Uebungen nie eine Gewandtheit erlangen kann und er diese erst durch fortgesette Nebung erreicht, die ihm natürlich durch die Militärbehörden vermöge der Instructionseinrichtung nicht geboten werden kann. Wir könnten deßhalb zu dem schon vielseitig gezogenen Schluß kommen , daß es für die Schweizer Milizarmee unmöglich sei , dieses Erercitium vollständig einzuführen ; indessen sehen wir im Gegentheil , nach dem Plane eines unserer Bekannten , daß dieses nicht allein möglich , sondern wohl sehr leicht ausführbar ist.

Militärisches aus der Schweiz .

III. Sie werden ohne Zweifel vermuthen, daß eine Uebung, wie das Bafonnetfechten die schon so lange in allen Truppen Europas gekannt ist und deren Vortheil überall anerkannt wurde , auch in der Schweiz nicht unberücksich= tigt geblieben, ja daß der republikanische Geist der Söhne Tells sie zu einem nationalen Erercitium, wie die Schieß übungen gemacht habe. Dieser Gedanke der sich vielleicht schon manchem Fremden aufgedrängt , ist natürlich ; — in der Wirklichkeit aber ist eben weder höheren Orts , noch in den Gantonen selbst die Wichtigkeit dieser Uebung zur wahren Geltung gekommen. Im Jahre 1846 wurde zwar ein Fechtreglement von dem eidgenössischen Kriegsrathe ver faßt und an die Cantone vertheilt; allein dasselbe war höchst unvollständig , unpraktisch und dessen Durchführung nicht obligatorisch, weßhalb es denn auch in dem Bücher schranke blich, wahrlich auch der beste Plas , den man demselben anweisen konnte. Als man in einigen Cantonen - durch fremden Einfluß auf die Wichtigkeit des Bajonnetfechtens kam, tauchten, je nach der Weise der fremden Lehrmeister , verschiedene Lehrweisen auf, und da besonders bei der Offiziersgesellschaft, die 1851 in Basel ihre Sigungen hielt, durch einen Baſeler Offizier für diesen Unterrichtszweig eine Lanze eingelegt wurde , so benußte man dessen Schrift an mehreren Orten. Jest endlich, mit unserem neuen Reglement hat auch die Kriegscommission, das vernachlässigte Kind einer früheren Laune desavouirend, ein neues zur Welt gebracht, das jedoch den Anforderungen noch immer nicht entsprechend ist. Man betrachtet die Lehre des Bajonnetfechtens in der Schweiz von einem ganz einseitigen Standpunkte, sowohl von Seiten der oberen militärischen Behörden , als auch von Seiten der Regie rungen der Cantone selbst ; man möchte , überzeugt von der Wichtigkeit dieses Unterrichtszweiges , ihn gleich dem Erercitium obligatorisch in der Recruteninstruction figuriren lassen und bedenkt nicht, daß die Handhabung des Ge wehres zum Fechten weit schwieriger zur Vollkommenheit zu bringen ist, als die irgend einer anderen Waffe, somit die Lehrzeit von 5 Wochen nicht genügt , wenn man auch täglich bei den 8 Stunden andauernden Uebungen eine herausnehmen wollte. Somit glaubt man auch das Ba= jonnetfechtreglement so klein als möglich machen zu müssen und will sich nur mit einigen Stößen und Paraden be= gnügen. Allein damit ist nichts erreicht, indem der Mann

DRUMBS

Derselbe hat, schwärmend für die militärischen Institu= tionen der Schweiz, 1852 eine Schrift *) (bei Leonh. Hig in Chur) über diesen Gegenstand herausgegeben , um die Nothwendigkeit dieses Unterrichts darzulegen und die Mög= lichkeit auseinanderzusehen , wie derselbe allgemein und volksthümlich einzuführen sei. Seine Schrift wurde gelesen , besprochen ; allein wenig gekauft , da ihre regle mentarischen Vorschriften von den bestehenden abweichen . und da die Militärs , denen das Werkchen gewidmet war, fein rechtes Interessen an der Sache gewannen . Es scheint uns überhaupt für Debütanten ein gewagtes Unternehmen, in der Schweiz ein rein militärisches Werk, groß oder klein , in die Welt zu senden , das nicht gleich von vorn herein auf die eklatanteste Weise von hoher Stelle empfohlen wird ; denn die öffentlichen Organe nehmen sich desselben nicht warm genug an und das Publikum will nun einmal fich nicht außer dem faktischen Militärdienste militärisch beschäftigen. Das „Leipziger Lit. Central-Blatt“ ( 1852. Nr. 2 ) meint bei Beurtheilung jener Schrift , daß es die Schweiz nie dazu bringen könne , das Bajonnetfechten im Sinne des Verfassers durchzuführen. Uns liegt nun hier nicht die Schrift des Verfassers von 1852 , sondern sein neuestes , dem eidgenössischen Kriegsrathe vorgelegt ge= wesenes Manuscript vor , der die Antwort ertheilte , daß dasselbe zwar vorzüglich ausgearbeitet sei, daß indessen die Zeit zur Durchführung fehle 2c." Nach dem Plane des Verfaſſers sollen sich nur gleich den Schießgeſellſchaften Fechtgesellschaften bilden , somit das Bajonnetfechten ein nationales Exercitium werden, gestüßt und begünstigt durch die Gemeindebehörden und Regierungen; dieser Gedanke ist natürlich und wohl auch durchführbar. Da in der Schweiz jeder Soldat seine Waffe stets bei sich im Hause besißt , somit solche Fechtsäle sich da bilden können , wo Soldaten und Instructoren sind und diese , da wir kein stehendes Heer haben , sich überall befinden, so wäre wohl diese Durchführung vollkommen auszuführen. Aber die Zeit ! ruft man mir zu, der Schweizer hat, seines Militär erercitiums ledig , seine bürgerliche Beschäftigung , er hat nicht Muse, Jahr aus Jahr ein Soldatchens zu spielen ! und wahr= Als ob durch den Besuch eines Fechtſaales lich zum Besuche der Schießpläse, Schießfeste und anderer nationalen Belustigungen fehlt es nie an Zeit ganze Tage drauf gingen ! als ob eine gesunde gymnastische Uebung in einer freien oder Erholungsstunde des Tages dem Geschäfte Eintrag thue ! Es ist seltsam , daß gerade die Nation , welche nach alten Traditionen durch ihre

*) Das Bajonnetfechten. Leicht faßliche Darstellung , dasselbe in kurzer Zeit gründlich zu erlernen 2c.

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körperstarken Bürger berühmt war , jest der Gymnastik und namentlich der rationellen Gymnastik, wozu wir das Bajonnetfechten zählen müssen, keine Rechnung trägt. Auch die Theorie und Uebung im Schießen kann während der Dauer der Recruteninstruction nicht völlig erschöpft werden; allein die Schießübungen sind national und jeder Bürger holt nach, was er in der kurzen Instructionszeit nicht erreichen konnte; --- weßhalb will man es mit dem Ersteren nicht durchſegen , weshalb hat der eidgenössische Kriegs rath durch ein vollständig ausgearbeitetes Reglement nicht den Impuls dazu gegeben ? nicht auf die Nationalisirung dieses Grercitiums hingewiesen ? Dem Staate fällt nur die Heranbildung tüchtiger Jnstructoren zu, welche in den Gemeinden nach und nach vertheilt , bald diese Gymnaſtik allgemein gemacht haben, die Instruction in ihren Prin cipien und Verbesserungen leiten und verbreiten und die Träger der Fortschritte dieses Unterrichtes sein würden . Freilich mag der Fall eintreten , daß bei solchen frei willigen Uebungen Manche nicht theilnehmen oder doch nur wenig Nuzen ziehen ; denn wenn wir auch die logische Folgerung des Verfassers der erwähnten Schrift (S. 9) nicht gerade umstoßen wollen, so . scheint es uns denn doch an vielen Orten der Schweiz mit den Bürgern gerade nicht anders auszusehen , als in den Staaten , welche stehende Heere haben und bei denen die allgemeine Wehr pflicht nicht Brauch ist ; das Bewußtsein jeden Schweizer bürgers , Soldat zu ſein , ist für einen großen Theil ein sehr unangenehmes und die Fälle , daß sich Jünglinge so lange denn möglich der kurzen Zustructions- und Dieust zeit entziehen , mag wohl beweisen , daß der Patriotismus uicht zu hoch anzuschlagen ist. Allein die Regierungen müssen wenigstens dem Principe Rechnung tragen und keinem solchen Patriotismus , wo er sich zeigt , Vorschub leisten und in diesem Falle scheint der Vorschub am Blaze. Wir sind durch das Bajonnetfechten in das Feld der rationellen Gymnastik gerathen und dürfen deßhalb die Schrift des Hr. Clias *) nicht übergehen , obgleich nur ein Theil derselben die Militärgymnaſtik umfaßt . Wir finden in dem Verfasser einen Veteranen der Gymnastik, der seine ersten Instructionsversuche im Jahre 1806 machte und zwar zuerst in Dänemark, dann in Fries land (Feerenveen) , Amsterdam , Hamburg , Oldenburg Sein Streben ist ge= und erst 1811 im Canton Bern.

Paris privatim, als auch in England als Capitän - Sürin tendant den militär-gymnastischen Unterricht für Land- und Seetruppen leitete. Seine Methode brach sich in Frank reich erst später Bahn , woselbst er zwei Werke * ) , das eine über die natürliche Gymnastik des Mannes und das andere über den Gymnastikunterricht des Weibes , ver= öffentlichte. Das uns vorliegende Werk, das Reſultat aus allen Erfahrungen des Verfassers seit 1806 , ist in vier Hauptabschnitte eingetheilt , deren erster die allgemeinen Exercitien, umfaßt , sich über die physische Erziehung der ersten Kindheit ausläßt, Rathschläge für die erste Lebens epoche ertheilt und eine Gymnastik für Kinder und Greise erklärt. Dieser Abschnitt ist in therapeutischer Beziehung ſehr lehrreich und interessant. Der zweite enthält das eigentliche Turnen, die Erklärungen der verschiedenen Be wegungen in vier Capiteln : die Exercitien der unteren Gelenkmuskeln , die vorbereitenden Erercitien , um die Kraft der oberen Gelenkmuskeln zu stärken , die compli= cirten Erercitien , in denen wir nur solche finden , welche speciell im Leben Anwendung haben können , was natür lich im folgenden Capitel : Elemente des Voltigirens, der Wettkampf, Schwimmlehre nach neuester. Methode, welche jedoch hier nur angedeutet ist ( es ist die preußische oder vielmehr die des Verfassers , der sie in Preußen durch die Mitwirkung des Obersten Pfull zur Geltung brachte), das Emporsteigen an Masten und gymnastische Spiele noch mehr an Tag tritt. Diesem Abschnitte folgt die Militär gymnastik, der wir etwas mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Der Verfasser bezeichnet in diesem Abschnitte die früher vorgeführten Uebungen , welche besonders hierher gehören und die wir erst hier angeben wollen : die Muskelbewegungen zur Stärkung und Entwickelung der Bein- und Armmuskeln, die verschiedenen Arten, über ſchmale Gegenstände zu gehen, Sprünge, Klettern 2c., Schwimmen, Bajounetfechten . Als dann wird erörtert , welcher Surſus für jede einzelne Waffengattung durchzumachen ist und eine Glaffificirung für die einzelnen Instructionsbranchen , vertheilt nach den Chargen gegeben , denn der Verfasser will auch in der Gymnastik, daß das Wissen nach dem Range der einzelnen Individuen steige und daß namentlich bei der Marine die Schwimmer vollständig eingetheilt sind . Für dieſe Schwim mer werden alsdann die Werkzeuge und Instrumente be= zeichnet , mit denen sie je nach ihrer Bestimmung versehen . sein müssen. Das Bajonnetfechten ist nur angedeutet ; besonders viel Werth wird auf die doppelte Stellung - die rechte Hand im Kolbeneinschnitt und durch Fußwechsel, dann die linke im Einſchnitt durch den Wechsel der Hände — und den Aſſaut, ſowohl zwischen Infanteristen, als zwischen einem Infanteristen und Cavaleristen gelegt. Indessen scheint uns das Erstere , obgleich bei vielen Armeen im Brauche, nicht von Vortheil, da die Annahme dieser Stel lungen nothwendig auch den Angriff und die Vertheidigung aus denselben bedingt und somit von dem Soldaten mehr Gelenkigkeit verlangt würde , als er wenigstens in der Schweiz wh erlangen könnte. Wir sind für eine Normal= stellung, welche jede Vertheidigung zuläßt und aus welcher die Bewegungen einfach und natürlich sind ; die Tanzereien

wesen , die Gymnastik zu vereinfachen , und nm ſie allge= mein zu machen , nur solche Bewegungen auszuführen, die für das Leben nüßlich und dem Körper und der Gesund heit förderlich sind . Er gab 1814 zuerst die Idee , auch für das weibliche Geschlecht dieselbe anwendbar zu machen. Sein erstes Werk in deutscher Sprache ** ) — erschien 1816 in Bern, woselbst er als Rittmeister sein System in der Gymnastik der Reit- , der Schwimmkunst und dem des Bajonnetsechtens einführte und dann später sowohl in

*) Traité élémentaire de gymnastique rationelle , hygiénique et orthopédique etc. suivie d'une esquisse de gymnastique H. Clias etc. Genève. Joël Cherbuliez. militaire par. P. 1853.

**) Elementar- Gymnastik.

Bern , 1816.

*) Somascetique naturelle und Calistenie .

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des französischen Fechtens mögen recht ſchön ſein, die Fuß wechsel recht gelenkig ausschauen , allein all' diese Be wegungen geben feine Sicherheit , keine Kraft zum Stoße. Wir finoen nunmehr ein Capitel, welches lehrt, einen Fluß oder vielmehr Bach, der nicht über eine Mannshöhe tief ist, trocken zu passtren. Hr. Clias will zu dieſem Zwecke starke Leute ausgewählt haben , Grenadtere, die fich ausziehen und dann nackt in doppelter Reihe mit den Gewehren auf den Schultern und den Tornistern als Deck

in sich begreift, zu schaffen , welche der noch an so vielen Orten und in manchen Cantonen brach liegenden Turn kunst eine höhere nationale Bedeutung verliehe. Allein auch hierin ist der heurige Kriegsrath nicht sehr eifrig, indem die verschiedenen Militärcurse der Eidgenossenschaft Capitan diesen praktischen Theil sehr vernachlässigen. Elias machte seiner Zeit einen Vorschlag , im Lager von Thun einen Cursus der Militärgymnastik zu geben , der vom Kriegsrathe mit vielem Vergnügen aufgenommen : ersteren deßfalls zur Bestimmung der Stunden an den Lagercommandanten wies , der ihm jedoch die Erho lungsstunden mit der Erklärung zur Verfügung stellte, es bliebe keine andere Zeit zur Disposition. In Folge hiervon verzichtete Hr. Clias. Ein ähnliches Beispiel erzählt man uns von Genf in Bezug auf den Bajonnet= fechtunterricht. Sie sehen daraus, wie oft manche Unter beamten den hie und da am Tage liegenden guten Willen der oberen Militärbehörden durchkreuzen und so jede Neue rung oft im Keime zerstören. Dennoch hoffen wir, daß die durch das verringerte Reglement gewonnene Zeit uns noch mit einigen praktischen Erercitien beglücken werde. -

blättern lebendige Brückenpfeiler bilden. Bei Harker Strö mung will er die Linie durch Laue gehalten wissen , die an beiden Ufern befestigt sind und sollte dieß noch nicht hinreichen , bei jedem Paare einen Mann auf dem Tor nifter niederknicen lassen , um das Gewicht zu vermehren. Dieser Anleitung folgt nun das bekannte Manöver an Lauen einen Bach zu paffiren , die mittelst vier Pfeilern, je zwei an jedem Ufer , gespannt sind. Wir haben nicht nöthig , die genauere Beschreibung der einzelnen Theile zu geben, da diese Manier bekannt ist. Endlich werden uns die Zuſammenfügstangen vorge= führt, die zum Ersteigen von Mauern oder zum Entflieben über eine Mauer dienen. Es sind dieß drei Stangen theile von 8 Fuß Länge , die fich ineinanderfügen lassen und deren jede (fie sollen 3 Zoll Durchmesser haben) mit Holzzapfen versehen ist , um eine Turnleiter zu bilden. Die erste wird (zum Aufsteigen) gesteckt , dann steigt ein Mann auf, um die zweite zu placiren, indeffen die anderen folgen und dem vordersten stets die Anfugtheile hinauf gereicht werden , damit er die Leiter verlängere. Beim Hinabsteigen, wenn z . B. der Sturm nicht gelingt, nimmt der legte Mann stets das Anfugftück mit (d. h. wenn er Zeit und Kaltblütigkeit genug hat). Diese Einrichtung ist praktischer, als jene mit den Sturmleitern , da diese Anfugstangen oder Pflöcke schneller befestigt und auch solider find. Der oberste Stangentheil hat ein Halbkreuz , um es an der Mauer zu befestigen, damit die ganze Stange nicht schwankt. Der Transport solcher Stangen , meine Clias , sei nicht schwierig , „ ein Sappeur ( S. 214) kann leicht eine tragen und diese kann ihm bei manchen Ge legenheiten als Hebel dienen. Wenn man" , fügt er bei, „einen zweischneidigen Säbel daran befestigt, so würde sie als eine formidable Waffe gegen Reiterei dienen . Wenn man genöthigt ist, zu bivouakiren , so dürften solche zu= sammengefügte Stangen mit einem Stücke Leinwand schon ein ziemlich praktikables Schirmdach bilden." Den legten Abschnitt der Elias'schen rationellen Gymnaſtik : die Galli sthenie (Gymnastik für das weibliche Geſchlecht) ſehen wir nur anführungsweise hierher. Die dem Werke beigegebenen 12 Tafeln sind für das Verständniß der Bewegungen sehr nüßlich und wenn auch die specielle Militärgymnaſtik nicht ſehr reich bedacht ist, ſo läßt sich doch aus dem ganzen Werke ( aus dem Ab= schnitt 2) noch Manches in den speciellen Theil hinein ziehen ; es würde deßhalb eine für die Schweiz sehr loh nende Aufgabe sein, eine praktische Militärgymnastik, welche natürlich alle Elemente der rationellen Elementargymnastik

Im nächsten Briefe gebenken wir die Elemente zu be sprechen , welche der schweizerischen Militäreinrichtung eine neue Wendung geben dürften. --

Literatur. Kurze Anzeigen und Nachrichten. [2] Der holländische Lieutenant der Infanterie 3. K. H. de Noo van Alberwerelt hat eine „Anleitung zum Studium der vater= ländischen Geschichte zum Gebrauche von Unteroffizieren , die fich zum Offiziers-Examen vorbereiten wollen" , herausgegeben (Hand leiding tot de kennis der vaderlandsche geschiedenis , ten dienste van onderofficieren die zich tot het officiers-examen voorbereiden. gr. 8. Groningen 1854. J. Oomkens. 1 fl. 25 c. ). Dieselbe nimmt , wie der Nieuwe Spectator" bemerkt , hauptsächlich auf die neuere Geschichte bedacht , während über die ältere ziemlich cursorisch hingegangen wird. Die genannte Zeitschrift findet dieß gerade besonders vortrefflich, da die niederländische Geschichte, oder der Theil derselben , in welchem das Land Wichtigkeit erlange , erſt mit dem Aufstande gegen Spanien beginne. Der Lieutenant G. M. H. Pel , Adjutant beim Inftructions Bataillon, bereits als Verfaſſer zweier verdienfilicher , populär wissenschaftlich gehaltener Arbeiten einer Anleitung zur Kennt= niß der Befestigungskunft ( 1849)" und einer Kurzen Anleitung zur praktiſchen Geometrie ( 1852) " — bekannt, hat neuerdings eine kurze Anleitung zur Waffenkenntniß“ , gleichwie die vorgenannten Schriften für Unteroffiziere , die fich zum Offiziers-Eramen vor= bereiten, bestimmt, veröffentlicht. Der vollständige Titel der leßteren lautet : Beknopte handleiding tot de wapenkenntniss , bevattende de zamenstelling , het gebruik en de uitwerking der wapenen. Voorafgegaan door eene korte verhandeling over het buskruid, ten dienste van onderofficieren die zich tot het examen voor offi cieren bij de infanterij en kavallerij voorbereiden. Met 1 plaat. 8. Te Kampen 1854 v. Hulst. 1 fl. 25 c.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Veste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

0801 Dienstag , 24. October 1854. Tullin@ dan 10 and in 1890 153 20900 mi 90 ind to the sum

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Militär - Zeitung .

Deutschland.

Mainz, 9. Octbr. Vorgestern nahm die hier garni fonirende t. t. Mineurcompagnie am Fort Hardenberg eine große Minensprengung vor , welche sehr gut ausfiel. Viele Offiziere der benachbarten Garnisonen wohnten dieser Nebung bei. Großbritannien. London, 14. Detbr. Die Gazette bringt ein König liches Actenstück, gerichtet an den Prinzen Albert , die Lords Aberdeen , Palmerston , Derby, Raglan und die vielen Andern, die sich bereit erklärt haben , an die Spize eines Vereines zur Unterstüßung von Soldaten waisen und Wittwen zu treten. Die Bildung des Vereins wird hiermit von der Königin genehmigt, von der Krone in unmittelbaren Schuß genommen , und wird den Namen Patriotic Fund führen. Die einkommeuden Gelder kommen den Hinterlassenen des Land- und Secheeres und den Matrosen der Flotte gleichmäßig zu gut; damit sie eine gerechte Verwendung finden , werden die betreffenden Militär- und Flottenbehörden angewiesen , dem zu ernen= nenden Comité jeder Zeit mit Rath und Auskunft an die Hand zu gehen. Niederlande.

Haag, 8. Detbr. Es ist eine Verstärkung unserer Seemacht in Ostindien beabsichtigt, und sollen daselbst 1855 für den Dienst verwendet werden : 2 Fregatten, 2 Corvetten , 8 Briggs , 1 Schooner, 2 Wachtschiffe nebst 12 Dampfschiffen verschiedenen Ranges, zusammen bemannt mit 2348 europäischen und einer Anzahl malaischer Max trosen. Für den Dienst in Westindien sind 1 Corvette, 2 Briggs, 2 Schooner, 2 Kanonenboote und 1 Dampf= schiff, zusammen mit 530 Köpfen , bestimmt. In den niederländischen, Gewässern bleiben für den activen Dienst zur Verfügung : 3 Fregatten, 3 Wachtschiffe, 2 Corvetten, 5 Briggs und Schooner, 9 Kanonierboote, 1 Transport= schiff und 1 Instructionsschiff nebst 3 Dampfschiffen , mit einer Bemannung von 3156 Köpfen.

Literatur. Leitfaden für die Instruction des Soldaten der Großherzogl. Baden'schen Infanterie. Bearbeitet von du Jarrys Freiherrn von La Roche, Major und Commandeur des 2. Bataillons des Gr. 1. (Grenadier-) Regiments. 3. Auflage. 16. Karls= ruhe , 1854. Hasper'sche Hofbuchdruckerei. ( XII u . 114 Seiten.) Der Verfasser des obigen , schon durch das wiederholte Bedürfniß einer neuen Auflage empfohlenen Büchleins möge es kameradschaftlich entschuldigen , wenn ich die Anzeige seiner Arbeit mit einer Entgegnung einleite, zu welcher ein Auffat in Nr. 53 der A. M.-3. mich veranlaßt. 9 Ich habe in den Nrn. 14-19 der A. M.-3. von diesem Jahre die allgemeinen Gesichtspunkte zu erörtern versucht, welche aus Stoff und Art des militärischen Unterrichts sich als Anforderungen an jedes dafür bestimmte Buch ergeben. Die Thatsache, daß Tag für Tag neue ähnliche Bücher erscheinen , ist bedeutsam genug, und ich hielt es für wichtig, daß von irgend einer Seite nochmals die grundsägliche Discussion der ernsten Fragen angeregt werde, welche bei jeder derartigen Arbeit in Betracht kommen. Was sich mir ergab, drängt sich in wenige Säße zu sammen. 1 ) Der seit Jahrzehnten wesentlich veränderte Charakter des Heeres hat dem militärischen Unterricht eine völlig andere Stellung gegeben , oder er hat eigent= lich das Bedürfniß eines systematischen Unterrichts betriebs erst erzeugt. Der Unterricht steht jest gleich Eine berechtigt neben der praktischen Waffenschule. erfolgreiche Soldatenerziehung ist nur da möglich, wo Unterricht und Uebung sicher zusammengreifen, in einem Guffe wirken. 2) Der Unterricht bedarf des Anhaltes , eines Hülfs= mittels , das ihm Maß und Art vorzeichnet. Das Reglement taugt nicht dazu, weil es für einen ganz anderen Zweck und auf einem völlig anderen Stand punkt angelegt ist. Daher das Bedürfniß eigent= licher Unterrichtsbücher (Leitfaden , Handbuch sc.). 3) Die Hülfsmittel für den Unterricht erfüllen nur dann ihre Bestimmung , wenn in ihnen selbst der syste=

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matische Fortgang des Unterrichts ausgedrückt ist. bald es in Sprache und Darstellung vergriffen ist. Was Der Recrutenunterricht ist ein anderer , als der an Kamerad in Nr. 59 der A. M.-Z. an den Militär= den Soldaten , welcher aus der Recrutenschule ent= unterricht fordert, was der Verfasser des in Rede ſtehenden laffen ist , und dieser wieder ein anderer , als der Leitfadens selbst daran verlangt , dem stimme ich in allem an den Unteroffizier. Jede Unterrichtsstufe bedarf Wesentlichen durchaus bei , und mein Aufsaß in den darum besonderer Hülfsmittel. Die naturgemäße Nrn. 14-19 beweist es wohl, daß wir gerade hierin keine Gegner find. Aber eben darum , weil der Ernst, mit dem Gliederung der lezteren ist damit gegeben. Es dienen im Unterricht wir die Unterrichtsfrage ansehen, zwischen uns aus Zweifel für die Recruten: Dienstbuch und Unterrichtstafel, steht, muß ich es noch einmal sagen, daß eine Darstellung, für die Soldaten : 1. Theil des Leitfadens, wie die, wovon ich Probe gegeben, nur dazu angethan für die Unteroffiziere : 2. Theil " ſein kann , einem Buche allen Eingang in die Praxis des 4) Was für jede Unterrichtsstufe zu lehren ist , ergibt Unterrichts zu verschließen. Die Sprache sublimer Wiffen sich aus der Natur der Sache. Die Zumessung des schaft taugt nicht für den Soldaten, und wird nie für ihn Stoffes ist darum einfach. Schwieriger ist die sach taugen. Militärische Unterrichtsbücher sollen nicht , wie gemäße Anordnung , wirklich schwer zu treffen aber Kamerad mich mißversteht , in populärer Sprache für Müller und Schulze geschrieben sein , ſondern in dem edelen die angemessene Haltung nach Form und Sprache. Volkston , der Würde mit Faßlichkeit zu vereinen weiß, Charakter und Streben des Unterrichts müssen im Hülfsmittel ihren scharf ausgeprägten Ausdruck finden. und eine reiche Literatur beweist , daß man das gar wohl kann. Das Unterrichtsbuch soll kein fauler Knecht sein, Soll der Unterricht klares Verständniß geben, ächten der zu ermüdendem Vorlesen und dürrem Gedächtnißkram Soldatenfinn wecken , wahrhaft ſittlich zur freudigen einladet , sondern es soll klar und eindringlich zu dem Pflichterfüllung anregen , so muß das Hülfsmittel Soldaten reden , und vor Allem, es soll anregend auf den vor Allem in warmer, edler und doch leicht faßlicher Lehrer wirken , damit es das , was in mehr allgemeinen Sprache sich bewegen, die der höheren Richtung des Zügen im Buche niedergelegt ist , in lebendiger Erläute Unterrichts einen würdigen Ausdruck gibt, ohne darum rung weiter ausführe. Gerade das Leztere, worauf es an Verständlichkeit für den Soldaten Einbuße zu leiden. Die würdelose Trivialität vulgärer Rede hier ganz zunächst ankommt, erreicht man aber nicht durch weise , der dürre Gedächtnißkram des Katechismus, eine Sprache, dic, um das Vorlesen unmöglich zu machen, selbst das Lesen verleidet. Sollen die Lehren des Unter die gespreizte Künstlichkeit des Sermons sind gleich richtsbuchs Wurzeln treiben , so muß es dazu angethan mäßig Verirrungen, welche dem Unterrichtsmittel den Werth nehmen , weil sie auf den Unterricht selbst sein , daß der Unteroffizier und selbst der Soldat es auch als Lesebuch lieb gewinne, daß er es gerne zur Hand nachtheilig einwirken. 1 nehme, um Belehrung und Anregung darin zu finden. Die Begründung dieser Säße habe ich in dem früheren Ein Buch , das dem Unteroffizier wie dem Soltaten auf Auffage versucht. Als Beleg , wie sehr eine sonst gute Arbeit durch Mißgriff in der Sprache Einbuße an ihrem den ersten Blick die Ueberzeugung gibt , daß er auf Ver= ständniß der hohen Dinge darin für immer verzichten müſſe, Werth erleiden kann , habe ich dabei Einiges aus dem „Leitfaden zum Unterricht der Infanterie von Hauptmann wird nie Erfolge haben, und alle Thätigkeit der zur Ueber von Trotha" angeführt. Eine eigentliche Kritik dieses segerarbeit berufenen Offiziere wird nimmer ausreichen, Buches , dem ohnehin schon Anerkennung in diesen Blät= ihm Eingang zu schaffen , weil sie nie eine freudige Thä Das ist's, warum ich so großes Ge tern *) geworden , lag nicht in meiner Absicht. Es war tigkeit sein wird. mir genug damit, daß ich reichlich Beweisstücke daraus wicht auf die Form lege. Ich will zugestehen , daß der entnehmen konnte für meine Behauptung, daß das Streben Werth an sich durch den Inhalt bedingt ist. Aber Form und Sprache bedingen die Brauchbarkeit im Unterricht, nach höherer sprachlicher Haltung leicht zur Verirrung in und das werthvollste Buch kann darum unbrauchbar sein, eine Höhe der Diction führt , wo es dem Leser etwas ――――― Und damit nebelhaft zu Muthe wird , so daß von freudiger Lehrthä wenn ihm die angemessene Form mangelt. mag es der Entgegnung genug sein. tigkeit an der Hand des gegebenen Hülfsmittels nicht mehr Das Büchlein , dessen voller Titel oben angegeben ist, die Rede sein kanu. Der Aufsaß in Nr. 59 der A. M.-Z. von d . J. tritt bildet in seiner ganzen Haltung einen scharf ausgeprägten Er zeiht Gegensaß zu der größeren Arbeit, welche ich in vorstehender zu Gunsten des Trotha'schen Leitfadens auf. mich des vorschnellen Urtheils , indem ich das besprochene Entgegnung noch einmal berühren mußte. Es tritt nicht Buch nach einem flüchtigen Blick auf die Form verwerfe, mit dem Anspruch auf, eine in wiſſenſchaftlichem Sinn ohne auf den wesentlichen Inbalt mich eingelaffen zu haben. systematische Verarbeitung des Lehrstoffes zu geben. Sein Ich habe, da ich allerdings nur Form und Sprache des Erscheinen ist schlicht und einfach, und selbst auf die Vor erwähnten Buches berührte, hier auch nur auf diesen einen rede hat es verzichtet. Aber es iſt ſichtbar auf dem prak Punkt zu entgegnen, und ich muß es aus voller Ueber tischen Boden des Unterrichts selbst erwachsen , und eine zeugung wiederholen , was ich dort sagte , daß auch das reiche Unterrichtserfahrung hat ihm Gang und Haltung vorgezeichnet. Die wissenschaftliche Kritik könnte vielleicht nach seinem Inhalt vortrefflichste Buch für den Soldaten unterricht ganz und gar seinen Zweck verfehlen wird, ſo hier und da gegen die Anordnung des Stoffes ein Be= denken haben. Aber das wird reichlich aufgewogen da durch, daß der Ton mit voller Sicherheit getroffen ist, in *) Nr. 50 der A. M.-3. von 1852. A. d. R. d. A.-M. dem ein Unterrichtsbuch zu dem Soldaten reden soll , und

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daß für das praktische Bedürfniß des Unterrichts zuleßt eben doch fast Alles am rechten Plaze steht. Vor allem ist das Büchlein für ein fest umgränztes Unterrichtsgebiet bearbeitet. Es will für die Instruction des Soldaten dienen , nicht aber höher hinauf in Dinge, die den Soldaten nicht berühren , und deren Aufnahme den Gang des Soldatenunterrichts nur ſtören könnte. Gerade die richtige Dekonomie , die wohl erwogene Be= schränkung der Lehre ist ein Punkt , auf den volles Ge wicht gelegt werden muß. Das Nöthige muß gelehrt wer= den, und muß gut gelehrt werden. Sobald die Gränze überschritten wird , ist es mehr als wahrscheinlich , daß auch im Nöthigen das Resultat dürftig ausfällt. Gerade in dieser Hinsicht aber ist die vorliegende Arbeit so ge= lungen , daß kaum ein Ladel zu erheben ist. Die innere Anordnung ergibt sich aus der nachstehenden Inhaltsangabe. Dienstordnung für die Infanterie. Von den allgemeinen Diensteinrichtung und besonderen Pflichten des Soldaten. im Inneren. - Dienftrang der Militärpersonen. - Vom Dienst , von den Dienstverrichtungen und dem Melden . Militärisches Ceremoniel . — Von Geſuchen und Beschwerden. — Vom Verlesen. - Gerichtsdienst. Cafernendienst. Verhalten der Mannschaft in der Caserne. Zimmer und Feuerordnung. - Die Zimmertour. - Bisita tion der Zimmer. Von den Schildwachen. - Ehrenbe Garnisonsdienst. zeugungen der Schildwachen. Sicherheitsdienst Felodienst. Marsch- und Quartierpolizei. in der Bewegung. Sicherheitsdienst in der Stellung. Verhalten des Eraminirtrupps. - Dienst der Patrouillen . Verhalten im Gefecht. Packordnung. Behandlung und Zerlegung des Gewehrs . Schießunterricht. Sold- und Verpflegsverhältnisse der Mannschaft. Auszug aus den Kriegsartikeln für die Mannschaft.

erfahrung zeigt, wie gerne der Soldat meint, die Pulver kraft treibe die Kugel aufwärts , indeß das Steigen doch nur von der Lage der Visirlinie zur Seelenachse bedingt ist. Eine geringe Redactionsänderung würde diesen An= stand leicht beseitigen . - Andere Anstände sind nicht be= deutend genug, um hier genannt zu werden. Dagegen sind einige Abschnitte, namentlich Felddienst und Schieß unterricht , so vorzugsweise gelungen , daß sie besondere Würdigung verdienen. Im Ganzen , wiederhole ich , ist der vorliegende Leit faden ein Soldatenbüchlein , wie er es sein soll. Er gibt auf seinen 114 Seiten kleinsten Formats eine flare und kernige Darstellung dessen , was der Soldat zu lehren ist, und damit eine sichere Grundlage für den Soldatenunter richt und ein Lesebuch für den Soldaten, das dieser gerne zur Hand nehmen mag. Auch die Ausstattung ist würdig, und das Bild der Fahne mit darauf gedruckten Fahneneid, das dem Büchlein vorgeheftet ist , zeigt besser als jede Vorrede , daß man eine Arbeit vor sich hat , die es mit dem Unterrichte des Soldaten ernst meint , und die von frischem, warmem Soldatenfinn durchdrungen ist , so daß in dem wiederholten Bedürfniß einer neuen Auflage nur das gerechte Zeugniß verdienter Anerkennung zu ersehen ist. Ich könnte hiermit schließen , wenn nicht gerade auch an diesen Leitfaden sich eine Frage anschlöße, die vielleicht Besprechung verdient. Der Verf. scheint nicht in amtli= chem Auftrag gearbeitet zu haben. Sein Büchlein tritt entschieden im Charakter der Privatarbeiten auf , und die amtliche Einführung wird nur durch das Bedürfniß neuer Auflagen wahrscheinlich. Aehnlich ist's in vielen Staaten, und das Beste, das überhaupt auf diesem Gebiete bis jezt geleistet wurde, die Unterrichtsschriften von Graf Walder see, ist ebenfalls Privatarbeit. Es hat das in vielen Be ziehungen seine großen Vorzüge. Die geistige Bewegung ist ungehemmt , und die Concurrenz der Arbeit muß end lich das bringen , mit deffen Einführung zulezt die Be hörde das Rechte ergreift. Die Arbeit wächst so von selbst aus dem treibenden Bedürfniß; es ist ein gemeinsames Interesse da, ein gemeinsames Verlangen nach der gelun= gensten Arbeit . Aber so wahr das Alles in einem großen Militärstaate sein mag, so wenig paßt es auf die engeren. Verhältnisse eines kleinen Contingents. Die arbeitenden Kräfte sind da so viel weniger, der buchhändlerische Absag ist beschränkter, die Concurrenz ohne Opfer vielleicht ge radezu unmöglich. Da bleibt also nur die amtliche Arbeit, Wer die Verhältnisse kleiner um zum Ziele zu kommen. Contingente kennt , der weiß auch , mit welchen Erschwe= rungen jede solche Arbeit zu kämpfen hat. Was amtlich gelten soll , dafür hat die oberste Behörde einzustehen. Aber auch die Stimme der Truppe hat ein Recht , und eine Prüfung durch Commission ist nöthig, um der Arbeit die Autorität zu sichern, deren ſie bedarf, um rasch Boden So kommt es zu einer Reihe von zeitrauben= zu fassen den Prüfungen, Aenderungen und Schlußredactionen , auf die gar wohl das französische Sprichwort paßt, daß das Bessere des Guten Feind sei , und die möglicherweise sich selbst in Zeiten hinüberziehen können , welche zuletzt einen Abschluß geradezu unmöglich machen. Es wäre die Frage, ob es nicht für kleine Staaten ein Mittel gäbe, ungeach tet der vielen Beengungen eine Arbeit , deren man doch

Das Inhaltsverzeichniß umfaßt alle wesentlichen Punkte des Soldatenunterrichts . Einiges , das ich dazu zähle, fand vielleicht absichtlich keine Aufnahme , so der Ordon= nanzdienst, das allgemeine Verhalten auf Wache, die Mu nitionsarbeiten und die Regeln für das Plänklergefecht. Entbehrliches ist nirgends, und nur etwa die beiden legten Abschnitte könnten gemißt werden, da der Inhalt des Ab rechnungsbuches vielleicht hierfür genügen möchte. Alle weiteren Anstände, welche sich mir ergaben, find durchaus ohne Belang. Doch glaube ich , der Achtung vor der so tüchtigen Arbeit es schuldig zu sein , daß ich diejenigen, welche vielleicht bei einer fünftigen neuen Auflage Beach tung verdienen möchten, offen hier nenne. Die Fahne ist unter dem Ceremoniel abgehandelt. Die Bedeutung des Gegenstandes läßt wünschen , daß er gleich im ersten Ab schnitte seine Sielle fände. Der S. 19 nennt die Ver gehen gegen die Disciplin , also diejenigen , welche der disciplinären , nicht der gerichtlichen Bestrafung unterlie gen. Die an sich schon für den Soldaten schwierige Schei dung zwischen Vergehen und Verbrechen , welche leßteren im Auszug aus den Kriegsartikeln behandelt sind , hätte eine schärfere Bezeichnung des Inhalts von §. 19 zweck ―――― mäßig erscheinen laffen. Die Erörterung über Steigen und Sinken der losgeschoffenen Kugel (S. 88 u. 89) ist ungenau oder doch mißverstehbar. Ohnehin ist das im Unterricht ein etwas heikeler Punkt, und alle Unterrichts

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einmal bedarf, rasch zum Ziele zu fördern. Ich glaube, daß es in einer Concurrenz zu finden wäre , zu welcher die Behörde, unter Zusage reeller Unterstüßung, ausdrück lich aufrufen würde. Man spreche aus, was, in welchem Umfang und nach welchen Grundzügen man gearbeitet haben wolle, bestimme eine unerstreckliche Frist für die Ab lieferung der Arbeit und eine feste Unterstüßung für den Verlag (entweder in Geld oder durch Abnahme von Erem= plaren) , und laffe dann diejenige Arbeit zu dem Preise zu , welche als die beste erkannt wird. *) Das Preis richteramt kann dann einer Commission ebenso unbedenk lich überwiesen werden , als es erfahrungsgemäß mißlich ist , Aufgaben durch Commiſſionen lösen zu lassen , bei denen es um vielverzweigte und doch innerhalb fester Grund 7. linien gehaltene Arbeiten sich handelt.

rung von den Albanesen durch eine Tranchee mit einander ver. bunden wurden. Die Feftung war überhaupt nur bis zur Straße von Schumla cernirt ; alles weftlich derselben gelegene Land befand fich in den Händen der Türken , welche diesen Strich durch einige Taufend Baschi-Bozuk's besezt hielten , denen der Wald von Deli Ormen einen gesicherten Rückzug darbot. Arab-Tabia, ein einfaches, an der Kehle offenes Erowerk von schwachem Profil, war mit 6 Feldge ſchüßen (8 Pfündnern) und 1 kleinem Mörser armirt und hatte eine Befäßung von 3170 Mann, die zum Theil in den Seitentranceen 20. verwendet war. Vier Minen hatten gegen dasselbe gewirkt - die legte noch am Tage der Aufhebung der Belagerung (21. Juni) und waren von Seiten der Vertheidiger nach und nach zwei Ab schnitte und ein Reduit in demselben erbaut worden. Der zweite Artikel -- der Bericht über die Schlacht rührt von einem Augenzeugen derselben, von Indié - Déré dem französischen Consul zu Erzerum , Herrn de Challaye , her. Er ist sehr klar und bündig abgefaßt und schildert sehr gut den Berlauf und die Entwickelung der Schlacht, sowie die Ursachen des Verluftes derselben für die türkische Armee. Von vorn herein trug hierzu nicht wenig bei : das nicht gehörige Ineinandergreifen der gegebenen Dispositionen, die theils schlecht verstanden , theils übel ausgeführt wurden, dann die schlechte Haltung des türkischen rechten Flügels unter Kerim- Pascha , vornämlich aber die der gesammteu ottomannischen Reiterei , welche es gänzlich versagte , den Feind zn chargiren und im Moment , wo ihre Wirkung wahrhaft nüßlich gewefeu wäre, wankte, sich zerstreute und die Infanterie zur Flucht verleitete. Eben dieser zuerst engagirte rechte Flügel befand sich auch gleich von Anfang durch das härkere Kaliber der gegenüber stehenden russischen Artillerie im Nachtheil; die Kugeln der türkischen Geschüße fielen meistens vor den ruff. Bataillonen nieder, ohne Schaden zu verursachen. Die Haltung des linken Flügels unter General Kmety, der seine Colonnen in guter Ordnung und ohne Verluft auch nur eines Geschüßes zurückführte, verhinderte allein die vollständige Niederlage. Der Berichterstatter läßt dem Muchir Zarif- Pafcha alle Berechtigkeit widerfahren und lobt den Muth der in der Schlacht thätig gewesenen europäischen Offiziere, die er besonders namhaft macht ; ingleichen verhehlt er auch nicht, wie Kerim-Pascha, Reſſoul= Pascha und Surri-Pascha nebst dem größten Theil der Obersten und anderen türkischen Offiziere zuerst das Beispiel zur Flucht ge. geben. Er glaubt nicht verbergen zu dürfen, daß die türkisch anatolische Armee so vollständig demoralisirt sei , daß man nicht mehr auf sie zählen könne , es wäre denn , daß eine Diviſion fran zösischer Truppen so bald als möglich auf dem dortigen Kriegsschan plaße erscheine. Den Berlust der Türken gibt er auf 15 Geſchüße, 1800 Toote , 2500 Verwundete und 45000 Gefangene oder Deserteure an ; den Verluft der Russen schäßt er dem der Türken beinahe gleich. Die beiderseitigen Stärken vor der Schlacht werden Russische Armee : 25,500 M. mit 64 Geſchüßen, Tür angegeben kische Armee : 27,500 M. mit 78 Geſchüßen. Nach einer Note am Schluffe des Heftes sollen in den No. vember- und December- Nummern der Zeitschrift vollständige Relationen über die Feldzüge im baltischen Meere und in der Krim , nebft erläuternden Plänen mitgetheilt wer= den; auch ist gelegentlich der ebenfalls im vorliegenden Hefte ab. gedruckten Rede des Generals de Boblaye , Commandanten der Artillerie und Genieschule zu Mez , am Grabe des Gene= rals Pairhang“ eine demnächßtige ausführliche Mittheilung über das Leben und die Arbeiten dieses ausgezeichneten Artillerieoffiziers zugesagt. Der „Spectateur militaire“ hat mit dieſem Hefte auch sein früheres monatliches Erscheinen wieder aufgenommen , welches - veranlaßt durch das Decret über die Presse vom 17. Februar 1852 - feit Januar d. 3. in ein sechswöchentliches Erscheinen verändert worden war. Dabei werden von jezt an die Monatss hefte, in Folge des fich gegenwärtig mehr darbietenden Stoffes, gegen früber um zwei Druckbogen vermehrt und die Abonnements preise entsprechend erhöht , - für Paris und die Departements auf 35, für das Ausland auf 40 Fr. jährlich ; die nach Spanien, Rom, Griechenland, in die Türkei und die überfeeischen Befißungen gehenden Exemplare werden zu 45 Fr. berechnet.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. - Der Spectateur militaire“, dieſes ſo bedeutende Organ der periodischen militärischen Preſſe , das seit seiner Gründung (1826) eine reiche Fülle an gediegenen Arbeiten aus allen Zweigen des kriegerischen Wissens geliefert hat, bringt in seinem neuesten, soeben erschienenen Hefte ( 15. October) zwei Auffäße , auf welche wir, des Interesses wegen , welche dieselbe für die Gegenwart haben, die Aufmerksamkeit unserer Leser lenken zu müssen glauben. Der eine ist ein Tagebuch der Vertheidigung der im Mai und Juni d. 3. curch die Ruffen belagerten Feftung Siliftria", der andere ein „Bericht über die Schlacht von Indjé - Déré (bei Kars) am 5. Auguſt d. Z. zwischen der türkisch-anatolischen und der russischen Armee." Der erste Artikel ift die beinahe wörtliche Mittheilung des Rapports, welchen der Bataillonschef im Geniecorps D. de Villers, Ordonnanzoffizier des Marschalls St. Arnaud , nach den an Ort und Stelle eingezogenen Erkundigungen, Nachrichten und Aufnahmen bearbeitete ; derselbe wurde dem Directeur des „ Spectateur“ von dem Kriegsminister mitgetheilt, begleitet von erläuternden Plänen, nach denen ein solcher der Angriffsarbeiten der Ruffen gegen Siliftria mit deren Umgebung bis öftlich zum großen See ( Maßſtab 1 : 50,000) und ein Croquis des in der Belagerung fo berühmt gewordenen Forts Arab-Tabia nebst Profil ( 1 : 2000) , der Relation beigegeben find. Nach derselben zählte die Garnison - die Besaßung der Vorwerke mit eingeschloffen ―――――― anfangs über 12,000 , ſpäter unge fähr 15,000 Mann ; die ganze Armirung hätte in 124 Geschüßen bestanden , von denen der größere Theil -- 74 in den zehn detachirten Forts vertheilt war, sonach 50 auf die eigentliche Festung kamen. Das größte Außenwerk Mediidié , zwischen der Straße von Rasgrad und Schumla gelegen - hatte 25 , die übrigen zwischen 3-8 Geschüße. Außer einer kleinen Kasematte zunächſt dem Thore von Stambul, welche dem Commandanten Mussa Pascha zur Wohnung diente, befand sich kein bombenfreies Gewölbe im ganzen Play. Die Einwohner gruben sich Höhlen unter ihren Häusern und auf einem der Pläße richtete man eine Art geblendeter Silo's her, welches der Zufluchtsort der türkischen Frauen während der ganzen Belagerung war. Die Russen , welche seit dem 11. Mai die Festung vom linken Ufer bedrohten und beschossen und am 15. auch auf dem rechten Ufer erschienen , richteten — nachdem sie am 19. die erfte, am 22. die zweite Parallele erbaut , ihre Angriffe hauptsächlich gegen die Oftſeite der eigentlichen Feftung und die auf dieser Seite befindlichen Vorwerke Djermen-Tabia , Yelanli Tabia und Arab-Tabia , welch' beide lettere während der Belage *) Ein ähnliches Verfahren ist im Jahre 1849 von dem bel gischen Kriegsministerium eingeschlagen worden , als es sich um Unterrichtsschriften für die Regimentsſchulen bandelte. Ueber das Resultat berichtete die Allg. M.-3. in Nr. 138 A. d. Red. d . A. M.-3. vom Jahre 1852.

Revizie unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

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Bekanntlich hatte man den O'Donnell'schen Truppen Ende Juli, in Folge der bekannten Ereignisse, zwei Jahre

[ * ] Nur wenige Wochen sind verflossen , seitdem wir in diesen Blättern unseren Bericht über Veränderungen ihrer Dienstzeit erlassen. Die Soldaten, deren Dienst 1855 und 1856 abgelaufen wäre, verlangten nun ihre sofortige im spanischen Militärwesen niedergelegt haben *) und Enlassung. Da , wie leicht begreiflich , hiernach bedeu schon finden wir wieder Veranlassung uns über weitere Veränderungen in der Hinsicht zu verbreiten. Wir knüpfen tende Lücken im Heere entstehen mußten , so suchte die Regierung die aufkommenden Schwierigkeiten dadurch zu zuerst an Manches in dem vorderen Bericht Berührte an umgehen, daß sie jedem zum Austritt berechtigten und sich und gehen dann zu Anderem über. Es ist gleich im Eingange jener Mittheilung erwähnt zum weiteren Dienst verpflichtenden Soldaten eine Prämie worden, daß sich Veränderungen in der Organisation (nahezu 300 Franken) bewilligte. Nur Wenige wollten der Militärverwaltung ergeben hätten. Nach dem jedoch dieses Vortheils theilhaftig werden und die Regie= Wortlaut des betreffenden k. Decrets vom 5. August, das rung mußte endlich in den ersten Tagen des Septembers darin willigen , die betreffenden Soldaten allwälig — die uns jegt erst vorliegt, ist die Generaldirection der Militär Reihenfolge der Ausscheidung wurde durch das Loos be verwaltung aufgehoben und die General-Militärintendantur zu entlassen. Veranlaßt sowohl durch die so mit allen ihr zukommenden Attributionen wieder hergestellt stimmt entstandene namhafte Reduction des stehenden Heeres, wie worden. Die Functionen der Militärverwaltung werden noch durch andere influirende Umstände , schlug nun der noch fortdauernd diejenigen sein, welche sie bis dahin Kriegsminister O'Donnel , bereits vor der thatsächlichen waren ; ebenso bleiben noch die einschläglichen Reglements, Entlassung der Soldaten, in einer im Ministerrath vorge Instructionen und Bestimmungen - in Erwartung der lesenen Denkschrift , die Reorganisirung der früheren Na Arbeiten, welche für eine definitive Organisation vorbereitet werden - in Kraft. Zum General - Militärintendanten tional- und Provinzialmilizen vor, welche die Armee in wurde D. Francisco de Paula Orlando, Graf von Romera, vielen Fällen erseßen könnten und namhafte Ersparnisse in der Kriegsverwaltung ermöglichen würden. Unter dem ernannt. 15. September erschien nun auch ein königl. Decret, durch Auch einer bevorstehenden Aufhebung der Garde welches die f. Ordonnanz vom 22. Juni 1822 , sowie die vgl . A. M.-3. 1853 2. Febr. am (errichtet der Königin 1853 Nr. 21 ) wurde bereits gedacht. Durch k. Decret übrigen Bestimmungen , welche die Nationalmiliz be nach den öffentlichen treffen , bis zu dem Augenblicke, wo dieselbe durch königl. vom 25. August ist nun dieselbe Blättern aus Ersparungsrücksichten ― wirklich erfolgt und Verfügung vom 1. Februar 1844 aufgelöst wurde, wieder dagegen das Corps der Hellebardiere, dem früher hergestellt sind. Zum Generalinspecteur der National die Wache des k. Pallastes anvertraut war, aus den miliz des Königreichs wurde der Generalcapitän der Armee Stämmen der Infanterieabtheilung der aufgehobenen Garde Evariste San- Miguel ernannt und derselbe zugleich, durch ein späteres k. Decret , an die Spiße einer Commission der Königin nach dem organischen Decret vom 16. No vember 1845 wieder hergestellt worden . Zum General gestellt, welche die Aufgabe hat , das Gesetz über die commandanten der Hellebardiere wurde der Generalcapitän Nationalmiliz zu prüfen und einen Gesezesvorschlag über die Organisation und den Dienst derselben auszuarbeiten . Herzog von Castro Terreno, bisher Commandant der Garde Während dem man sich nun auf's Cifrigste mit der Was dann noch die gleichfalls der Königin , ernannt. Organisation dieser Nationalgarde beschäftigt, hat man es schon mitgetheilte Notiz über die Auflösung des Jäger bataillons " Tarragona " (Nr. 2) betrifft , so ift derselben doch von Seiten der Regierung für gut befunden die er forderlichen Maßregeln zu ergreifen um durch eine neue ergänzend hinzuzufügen, daß in Folge hiervon das leichte forderlichen Maßregeln zu ergreifen um durch eine neue Aushebung von 25,000 Mann die in der activen Armee Bataillon von Afrika, Nr. 2, den Namen „Madrid" erhielt und ihm dieselbe Nummer in der Ordnung der An und Reserve so füblbaren Lücken zu ergänzen ; das hierauf bezügliche k. Decret ist bereits erschienen und wird ein ent ciennetät bei den Jägern gegeben wurde. sprechendes Gejeß über die Vermehrung der Armee den A. r. R. constituirenden Cortes in einer der ersten Sizungen vor * Vgl. Nr. 104 d. A. M.-3.

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gelegt werden. Nach den für das Budget für 1855 auf gestellten Tableau's wird die spanische Armee in den ver= schiedenen Waffengattungen zählen : Infanterie 46,000 M., Artillerie 10,500 M., Genietruppen 2400 M. , Reiterei 11,000 M. oder im Ganzen 70,000 M. Spanien befizt schon seit längerer Zeit eine übermäßig große Anzahl von Generaloffizieren im Verhältniß der zu bekleidenden Posten und Stellen , ein Mißstand der durch die zahllosen, in Folge der Bürgerkriege und mehrfachen politischen Umwälzungen stattgefundenen Beförderungen und Graduirungen eingetreten . Um nun, bei dem weiteren Umstand, daß die Zahl der Generale der Armee durch ein Gesez fest bestimmt ist , diesen maßlosen Ueberschreitungen endlich Schranken und gerechte Grenzen zu sehen, ist durch ein königl. Decret vom 5. September bestimmt worden, daß erst nach drei Vacanzen im Cadre des allgemeinen Generalstabes der Armee eine Stelle bescht werden solle. Durch ein anderes gleichfalls vom 5. September datir= tes k. Decret ist eine sehr wichtige Maßregel, die Er = richtung einer berathenden Militär - Junta (Junta consultativa de guerra) verfügt worden. Außer einer bestimmten Anzahl von Generalen, die nach Vorschlag des Kriegsministers aus den Gencrallieutenanten und Marechaur de Camp in Disponibilität gewählt werden, find noch be rechtigte Mitglieder dieser Junta : die Directoren und Jn= spectoren aller Waffen und Institnte der Armee und der General-Militär-Intendant; die besonders in die Junta berufenen Generallieutenante (5) ſollen außer ihrem ge= wöhnlichen Gehalt jährlich 5000, die Marechaur de Camp (4), jährlich 6000 Realen beziehen. Die Aufgabe der Junta wird darin bestehen : über alle die Waffengattungen und Etabliſſements der Armee angehenden Veränderungen und Organiſations- Entwürfe zu berichten; sich mit der Be kleidung, Ausrüstung , Bewaffnung 2c. der Truppen zu ――― beschäftigen, und über alle Angelegenheiten von allge= meinen oder besonderem Intereffe für das Heer, über welche der Kriegsminister etwa ein Urtheil oder eine Entscheidung wünſcht, ein Gutachten abzugeben. Zum Präsidenten dieser, sonach dem Kriegsminister gleichsam als Hülfe beigegebenen Commission , ist von der Königin der Generalcapitän Marquis del Duero , Manuel de la Concha ernannt, und zum Secretar derselben der Brigadier Mariano Perez de los Cabos bestimmt worden . Wir schließen hier unseren dießmaligen Bericht, indem wir noch erwähnen, daß das Kriegsministerium - welches eben die größte Thätigkeit bezüglich der Reorganisation der Armee entfaltet, auch damit umgehen soll, das Zufan terie-Grenadier-Regiment, als solches, sowie das eine der beiden Jägerbataillone von Afrika auflösen. Die Beweg gründe zu dieſen Maßregeln sollen rein ökonomischer Natür sein, um Ersparungen im Kriegshaushalte zu machen.

tärisches aus der Schweiz" 1. ) und bis heute in dieser Hinsicht nichts gethan , sondern in Genf das Publicum mit seinem " Théatre des merveilles unterhält. - Es wäre übrigens eigenthümlich , wenn die Schweiz, welche seit dem Sonderbundsfeldzuge keine größeren Truppenbe wegungen vornahm, ein praktiſches Attribut für den Train in's Leben riefe, an welches weder die ſo praktiſche österreichische, noch die erfinderiſche französische Armee gedacht. Keinen = falls wird die Schweiz jedoch sobald Gelegenheit haben, das Praktiſche dieser Erfindung gründlich zu erproben und wir sind überzeugt , daß die deutschen Armeewerk- und Wagenmeister diese Andeutung genügen laffen , um selbst Modelle zu machen und sie dürften fast , bis der eidge nössische Kriegsrath einen Entscheid gefaßt, zur Lösung dieses Problems gelangt ſein.

Schweiz. Bern. Der eidgenössischen Kriegsdirection in Bern ist von einem Polen der Plan vorgelegt worden , wie fahrende Armeebacköfen construirt werden könnten . Wir sind begierig , darüber Näheres zu erfahren ; am Ende dürfte es uns jedoch ergehen , wie mit den Ver sprechungen Roberti's, welcher für die Militärwissenschaft so wichtige Versuche machen wollte (vgl. Nr. 88 d. Bl. „Mili

" (1 Pfund

Das Gewehrschloß. [Mit einer Kupfertafel.] 32 Loth Kilogramme ; 1 Fuß 100 Linien = 1000 Punkte = Metre. )

10 Zoll

1) Der Mechanismus des Gewehrschlosses verdient in mancher Hinsicht, vornämlich auch in Bezug auf das Av = ziehen bei gespanntem Hahne, eine besondere Aufmerkſam keit , da von einer gehörigen Wirksamkeit desselben und einem angemessenen leichten Abziehen das ruhige und rich tige Schießen , sowie das Vertrauen zu dem Gewehre nicht unwesentlich abhängt. Im Allgemeinen findet folgender ſ. die Hergang statt. Indem der Zeigefinger bei a (m. s. Zeichnung Fig. 1 ) an der Zunge des Abzuges wirkt, dreht sich dieser bei b um einen Stift und drückt bei c mit seiner Platte auf den Arm der Stange. Diese wird da= durch zu einer Drehung um die Schraube d und zu einem Ausgleiten des Schnabels von der Fläche fg am Zahne der Spannraft der Nuß gebracht. Auf die Nuß wirkt das Ende der Schlagfeder bei h , welche dieselbe zu einer schnellen Drehung um die Welle i und dadurch den an diese befestigten Hahn zu einem Schlage auf den Zünd kegel veranlaßt. 2) Die in der Zeichnung dargestellte mechanische Ein richtung kann als die gewöhnliche angesehen werden , da fie die meist gebräuchliche iſt. Man hat sie von dem Schlosse einer Muſterwaffe aus der neneren Zeit entlehnt. Folgende Betrachtungen werden ergeben, ob dieses Schloß in allen Theilen zweckmäßig angeordnet ist , und dadurch erkennen lehren , was hinsichtlich der Behandlung und der Herstellungen für zuverlässige Anwendung zu geschehen hat. Hauptsächlich aber sollen sie dazu dienen, eine genau wissen schaftliche und technische Beurtheilung des Gewehrschlösses zu ermitteln. 3) Der Zeigefinger kann am Ende a des Abzuges an= gelegt werden, indem derselbe bis zum Bügel mm herab gleitet , wo alsdann a ſich in der Mitte der Breite des Fingers befindet. Da das Abziehen langsam und durch allmälig verstärkten Druck geschehen muß , so bewegt sich demgemäß der in der Richtung an liegende Zeigefinger, indem er sich am vorderen Theile in dieser Richtung krümmt. Das Ende des Abzuges beschreibt hierbei den Bogen aq, welchem der Finger annähernd durch Hingleiten auf der Bügelfläche mm zu folgen hat. Der Bogen an diesem

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Ende erscheint geeignet , indem die Tangente al an den= * jelben in a senkrecht auf an iſt. " 4) Zum Ausgleiten des Stangenschnabels auf der Fläche fg der Nußraft hat der Stangenarm bei e den de Weg co, welcher gleich c'o' ist , wenn man de' macht, zurückzulegen, wodurch die obere Fläche der Abzug platte in die Richtung bo kommt, der Punkt e der Platte aber nach p, was ein Gleiten des Armes auf dieser Platte von p nach o deutlich macht. Dieses Gleiten geschieht zugleich walzend auf dem Arme , weßhalb dessen untere Das Ende des Abzuges bewegt Fläche abgerundet ist. sich hierbei in dem Bogen um b und gelangt von a bis q, indem aq ba a'q' ist, welchen Bogen man mit ba' beschrieben hat. 5) Sobald der Stangenschnabel die Spannrast ver laffen hat , ist die Wirkung der Schlagfeder zur Drehung der Nuß ungehemmt und die Hahnbewegung wird mit zu nehmender Geschwindigkeit erzeugt. Der Mittelpunkt r der Schlagfläche des Hahnes hat den Weg bis s auf den Zündkegel zurückzulegen, wobei das Ende der Schlagfeder h auf dem Nußkrappen bis t geglitten , dieser Punkt aber vermöge der Drehung der Nuß bis ' gekommen ist, welcher Punkt sich als Durchschnitt des Bogens vom Halbmesser it und des Halbmessers is' , wenn r's rs , ergibt; der Durch diese Weg des Endes der Schlagfeder ist ht'.

und Widerstand würden noch weniger zusammenfallen, wo= durch noch mehr Gleiten des Armes auf der Platte statt fånde ; ferner hätte das Ende des Abzuges einen größeren Weg zurückzulegen. Bei den vorliegenden Verhältnissen ist die rechte Mitte eingehalten worden. Doch wäre es zweckmäßiger, wenn bei der Länge von be die Drehachse in der Mitte zwischen den Schenkeln des Winkels odc (Fig. 2) läge, statt außerhalb zur Seite des Schenkels dc, weil alsdann jene Richtungen in co thunlichst zuſammen fielen und ein Gleiten von p nach o minder stattfände, höchstens um so viel , als die Bogen während der Be wegung in der Mitte m' von einander abweichen . Haupt sächlich ist es aber , daß die Kraft K (Fig. 3) , welche für die Drehung der Stange um d entgegengesezt in die Rich tung des Widerstandes W fallen müßte , um dem Zwecke ganz zu entsprechen, nun bei der Lage von b in eine ab weichende Richtung kommt, die eine Zerlegung in K' und K" erfordert, wovon nur erstere, also nur ein Theil , zur Drehung wirkt und legtere ein Klemmen in der Drehachse verursacht. Es muß daher K, um für die Drehung durch K' die erforderliche Kraft zu erhalten , und folglich auch der Druck am Abzuge um so größer sein , je mehr be von de abweicht. Das größere K verursacht alsdann auch eine vermehrte Reibung bei c. 8) Die Platte des Abzuges wirkt nahe am Ende auf den Stangenarm und zwar etwa z3 Zoll von der Mittel ebene der Stange. Dieß läßt ein Klemmen in der Dreh achse d (Fig. 1 ) erwarten und, wenn hier ein Spielraum stattfindet, auch ein Klemmen zwischen Schloßblatt und Studel , was um so merklicher sein wird , je länger der Arm ist. Obgleich diese Lage in verschiedenen Ebenen unvermeidlich scheint , so müssen diese doch auf den ge= ringsten Abstand gebracht werden , der wohl geringer sein fann , als der vorbemerkte. Da der Arm auf der Platte theils eine gleitende und theils eine Walzenreibung aus übt , so muß er wegen der leßteren angemessen abgerundet sein , was der Fall ist. Die Länge des Hebels cd , an welchem mittelst des Armes auf die Drehung um d ge = wirkt wird , ist um so vortheilhafter für die Leichtigkeit des Abziehens, je größer sie ist ; aber sie wird mit ed als zweckmäßig anzusehen sein, da sie genügt und, wenn größer, dem Schloß eine nachtheilige Ausdehnung gibt. Daß die Stangenfeder als Gegenwirkung zum Ausgleiten des Schnabels auf der Rästfläche an dem kurzen Hebel dd' ihre Kraft äußert und die Feder überhaupt nicht stark ist, erleichtert das Abziehen. Deßwegen darf die Stangen feder auch wirklich nicht stark sein und das abgerundete cylindrische Ende thunlichst nur eine Walzenreibung aus üben. 9) Der andere Hebel der Stange, woran sich der Schnabel befindet, ist wegen dieses Theiles bedeutend, da von ihm, sowie von der Lage und Gestalt der Rast fläche fg das Gleiten auf dieser und folglich das Abzichen vorzüglich abhängig ist. Da sich das Ende des Schnabels in dem Bogen um d bewegt, so hat auch das Gleiten in diesem Bogen zu erfolgen , wonach sowohl das Ende des Schnabels als die Raftfläche in demselben liegen müssen. Diese Rastfläche ist 8 Punkte oder etwa 3 Linie breit und weicht daher , wenn auch genau in dem mit einem Halb messer von etwa 5 Linien beschriebenen Bogen liegend,

Drehung ist der Punkt g' gʻ bis an das Ende des Stangen schnabels gekommen , und g' ergibt sich , indem man r's" = rs macht. 6) Der Abzug bildet einen Winkelhebel , dessen einer Theil die Zunge und dessen anderer die obere Fläche der Platte ist. Die Zweckmäßigkeit erfordert, daß die Kraft an der Zunge (der Druck durch den Zeigefinger) an dem untersten Ende a in einer auf den Hebel ab senkrechten Richtung wirkt, von welcher jedoch an (3.) abweicht , in dem die Senkrechte die Trangente an den Bogen aq in a ist. Bei dem Beginn des Druckes wirkt derselbe nur an dem Hebel ba' , wonach sich die Kraftäußerungen nach an und nach der Trangente wie ba . sin 60 ° : ba = 0,866 : 1 oder nahe 1 verhalten . Bei fortgeseztem Druck nähert sich die Richtung der jedesmaligen Tangente, und bei q ist 9 jenes Verhältniß sin . 72 ° : 10,95 : 1 oder 2 : 1 , was der größten Kraftäußerung sehr nahe ist. Wollte man der Zunge des Abzuges gleich Anfangs die Richtung_bq geben, so würde der vorerwähnte Zweck erreicht sein . Der Bügel wäre hierzu nur wenig, etwa um aq , nahe 124 Zoll, zurückzusehen , was in sonstiger Hinsicht zulässig erſcheint. 7) Die obere schmale Fläche der Platte des Abzuges, der andere Schenkel des Winkelhebels geht zweckmäßig durch die Mitte b des Stiftes . Sie liegt bei gespanntem Hahne mit e an dem Arm der Stange, und he ist der Hebel, an welchem der Widerstand (die Last) entgegen= wirkt. Je näher b an dem Arm der Stange sich befindet, desto geringer ist die Gegenwirkung , da der Widerstand an dem Arme, welcher durch den Druck der Stangenfeder bet d' und durch die Hervorbringung des Ausgleitens des Stangenschnabels auf der Rastfläche, sowie durch Reibung an anderen Stellen erzeugt wird, an einem kleineren Hebel in Bezug auf den Drehpunkt d sich äußert. In anderer Hinsicht aber hat ein Hebel , der kleiner als be ist , fol gende Nachtheile : die Richtungen cp und co von Kraft

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von der Ebene nicht merklich ab , denn zu dem Bogen von 8 P. gehört eine Sehne von 7,996 P. , welche von jenem äußerst wenig verſchieden ist. Bei der vorerwähnten Anordnung bleibt die Nuß während des Abziebens un verrückt, und es darf weder an der bei h wirkenden Schlag feder, noch an dem nach ir gerichteten Hahne eine Be wegung bemerkbar sein. Hinsichtlich der Länge des frag= lichen Hebels an der Stange ist es vortheilhaft, wenn sie nicht gering ist, weil dadurch der Widerstand auf der Rast fläche leichter gewältigt wird. Hier erscheint sie zweck mäßig, indem sie dafür genügt und die angemessene Lage der Stange mit ihrer Schraube neben der Nuß zuläßt. Da die Tangente an den Bogen fg (Fig. 4) , von dessen Mitte g" aus, oder die Verlängerung des als gerade an= zuschenden fg durch die Drehachse i der Nuß geht , so ist dieß ganz zweckmäßig , indem der auf fg ausgeübte und durch d gehende Druck D , welcher durch die Thätigkeit der Schlagfeder F am Hebel ih entsteht , senkrecht auf ig“ ist. Es wird die dem Druck gleiche und entgegengesezte Kraft K nach dem Geſeße des Gleichgewichts ohne Rück Fih ficht auf Reibung aus Kig " Fib, nämlich K = ig" gefunden . 10) Eine andere Lage von fg gegen i , wobei fg jedoch in dem Bogen aus d liegt, veranlaßt einen schiefen Druck gegen ig", der größer als der senkrechte und daher nach theilig für das Abziehen ist. Geht nämlich die Tangente in gan fg über i , so ist zwar der Druck , welcher von der Raftfläche auf das Schnabelende in der Richtung gud stattfindet, senkrecht auf der Tangente, aber geneigt gegen ig". Die nun dem Druck gleiche und entgegengesezte Kraft K' muß in K, senkrecht auf ig" und in K", in der F.ih Richtung g'i, zerlegt werden, wonach K = = K' • cos α ig" K Fih . Hat a z. B. ist und also K' = cos a cos α jg" •

fg (9. ) gegen dg" übereinstimmt. Es ist aber noch näher zu betrachten, wenn fg in einer fehlerhaften geneigten Lage gegen dg" sich befindet. In dem Falle , wo die Tangente in g an den Bogen aus d durch i geht (9.) , ist zu unterſcheiden, ob bei dem Fehler die Verlängerung von fg über oder unter i eintrifft. Bei jenem Fehler entfernt sich durch das Abziehen der Schnabel, indem er sich in dem Bogen um d bewegt, von der Rastfläche gegen g hin. Geschicht hierbei das Abziehen rasch , so kommt alsbald kein Punkt der Fläche mit dem Schnabel mehr in Be rührung , und das Ausgleiten desselben erleidet nur ge= ringen Widerstand , was ein unwillkürliches oder vorzei = tiges Aufschlagen des Hahnes sehr leicht herbeiführt. Aber auch bei dem langsamen vorschriftsmäßigen Abziehen , wo die Rastfläche an dem Schnabel bis g durch Vorbewegung des Hahnes angelehnt zu bleiben sucht, findet dasselbe wegen unvollständiger Anlehnung und wegen größerer Neigung von fg zu geringen Widerstand. Das Schloß steht alsdann zu kurz und zu leicht, wodurch für den besten und vorsichtigsten Schüßen während des Zielens, abgeſehen von zu befürchtenden Unglücksfällen , ein überciltes Los gehen erfolgen kann . Wer übrigens ein sehr leichtes und kurzes Abziehen versuchen will , findet hierin ein mit ge hörigem Maße anzuwendendes Mittel . Wenn die Ver= längerung der Raftfläche unter i fällt, findet das Ent gegengeschte statt. Der Abzug steht nämlich zu schwer, da die Nuß eine rückgehende Bewegung mit größerer Span Bei dem langsamen nung der Schlagfeder machen muß. Abziehen , wo eine Rückbewegung des Hahnes merkbar ist, wird dasselbe schwierig und um so mehr, je mehr die Richtung der Rastfläche unter i fällt. Bei raschem Abziehen ist das ganz verwerftliche und sehr nachtheilige Reißen amAb zuge nöthig. In den anderen Fällen ( 10. ) kommen außer den mit ihnen verbundenen noch insbesondere diese Fehler vor. 12) Die fragliche Nañfläche , deren Bedeutung schon recht hervorgetreten ist , darf ferner keine zu große Breite haben , weil das Ende a (Fig. 1 ) des Abzuges einen noch größeren Weg als aq zurücklegen müßte und das Abzichen zu lang dauern würde. Die Breite darf aber auch nicht zu gering sein, weil schon bei einem ersten Druck am Ab zuge der Schnabel ausgleiten und das Aufschlagen des Hahnes übereilt geschehen würde. Die Nastfläche muß ferner zur Förderung des Gleitens fein polirt und ohne die kleinsten Furchen sein. Solche nachtheiligen Furchen entstehen bei längerem Gebrauche , aber nm so eher und tiefer , je geringer die Härte der Nuß , je schärfer und rauber der Schnabel ist und je weniger geschmiert wird. – Die Endfläche des Schnabels muß in dem Bogen aus d liegen (9.) ; sie darf aber nicht breit sein , weil der Ein schnitt f' für die Sicherheitsrast nicht ausführbar wäre, doch auch nicht zu ſchmal, weil sie scharf und angreifend für die Rastfläche würde. Damit jedenfalls keine Kante (Schärfe) mit dieser Fläche in Berührung kommt, ist der Anschluß der Endfläche des Schnabels an deſſen Seiten flächen abzurunden. Daß auch dieſes Ende richtig gehärtet und fein polirt sein muß , erhellet leicht. Diese Be trachtung von Raſtfläche und Schnabel erscheint faſt mikros kopisch ; sie wird aber nichtsdestoweniger nüglich sein. (Schluß folgt.)

35° , so ist K' 2.k. Dieser schiefe Druck ist übrigens nur unbedeutend größer als der senkrechte bei geringer Abweichung der Tangente; ist z. B. α = 10º , so folgt K' - 1,02 K. Wenn die Tangente unter i fällt, wird der Druck ebenfalls größer und nach derselben Er klärung. Nur darin ist eine Verschiedenheit , daß in jenem Falle die Seitenkraft K“ von g″ nach i , in dieſem von i nach g" auf die Drehachse i wirkt . Von dem K' gleichen und entgegengesezten Druck mittelst fg gegen den Schnabel hängt die Reibung ab , welche durch die Wirkung auf den Stangenarm zu überwinden ist (7.) , ſo daß Druck , Rei bungswiderstand und Kraft an dem Stangenarm in gleichem Verhältniß zunehmen. Nach Versuchen an einer Vorrich tung, welche Veränderungen in der Lage von fg zuließ, haben sich die vorstehenden Betrachtungen bestätigt. Der größere Druck in g“ bei geneigter Richtung gegen ig“ im Vergleich zu der senkrechten erläutert sich auch einfach in der Praxis , wenn man an einem Hebel die auf der anderen Seite des Stützpunktes befindliche Last zu wältigen hat. 11 ) Nach dem Vorstehenden wurde in allen Fällen an= genommen , daß fo in dem Bogen aus d liege , was mit der senkrechten Stellung des als gerad anzunehmenden

Resigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagsbandlung: C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

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Allgemeine

Militär - Beitung.

thümlichkeiten unter welthistorischen Kämpfen und Ge fahren glorreich vertheidigt und ausgebildet hat, durch Man schreibt der Allg . Ztg." aus Triest , 13. Detbr.: würdige Darstellungen dem Andenken der nachfolgenden Geschlechter zur Belehrung und Nacheiferung lebendig zu „Nach der vor ein paar Tagen erfolgten Rückkehr Sr. f. H. des Hrn. Erzherzogs Ferdinand Marimilian find in erhalten , von des Königs Maj . ein Preis für deutsche der Leitung und Verwaltung unserer Kriegsmarine Geschichtsschreibung gestiftet worden. Es wurde durch Bekanntlich wurde dieses Patent für das beste Werk, welches im Bereich der wichtige Veränderungen erfolgt. vor Kurzem Sr. kaiserl. Hoh. an die Stelle des zum deutschen Geschichte je von fünf zu fünf Jahren in deut Commandanten des ersten Armeecorps in Wien ernannten scher Sprache erscheint , ein Preis von 1000 Thlr. Gold Feldzeugmeisters Grafen Wimpffen das Obercommando nebst einer goldenen Denkmünze auf den Vertrag von der Marine übertragen , und es ist nun in Folge dessen Verdun ausgesezt und hinsichtlich der Preisertheilung an der bisherige Admiralitätsrath aufgelöst worden , welcher geordnet, daß jedesmal eine aus neun Mitgliedern be= — wenn wir nicht irren, seit der Pensionirung des Admirals stehende Commission von dem Minister der geistlichen, Unter Dahlerup - dem Marine- Obercommandanten zur Seite richts- und Medicinal- Angelegenheiten aus ordentlichen stand. Das Marine- Obercommando hat eine ähnliche Mitgliedern der f. Akademie der Wissenschaften und ordent= Einrichtung erhalten , wie sie beim Armee- Obercommando lichen Professoren der t. Universität in Berlin gebildet besteht , und zerfällt in drei Sectionen , die militärische, werden und diese Commission aus den in der legten Periode unter Linienschiffscapitän Baron Bourguignon (der früher erschienenen Werken, welche entweder die allgemeine deutsche der Marinecommission in Frankfurt a . M. zugetheilt war), Geschichte oder einen besonderen Theil derselben behandeln die technische unter Linienschiffscapitän Schmid , und die und sich durch eindringende und umfassende Forschung so Gleichzeitig heißt es , daß Linienschiffs wohl , als durch Wahrheit und Leben der Darstellung administrative. capitan Fauß , der sich jezt mit der Fregatte Novara auf auszeichnen , das preiswürdigste Werk wählen solle. Der der Heimfahrt von England befindet, das Commando der über diese Wahl von der Commission gefaßte Beschluß wird Sr. M. dem Könige zur Bestätigung vorgelegt, und eine treff Flottenstation in der Levante erhalten soll liche Wahl, da Oberst Fauß zu unseren tüchtigsten Marine erfolgt die öffentliche Vertheilung des Preises in der zur Durch die Fregatte Schwarzenberg und Feier des Geburtstages Sr. Maj. stattfindenden öffent offizieren zählt. die in England gebauten Dampfer Radesky und Elisabeth lichen Sizung der Akademie der Wissenschaften. Die auf hat übrigens unsere Flotte in lezter Zeit eine namhafte Grund dieses Patents vor mehreren Monaten gebildete Verstärkung erhalten, so daß es ihr bei gleichmäßigem Commission hat nunmehr, unter den in den Jahren 1848 Fortschreiten in der nächsten Zukunft wohl bald möglich bis Ende 1852 öffentlich im Drucke erschienenen Werken sein wird , ihrer wichtigen Aufgabe mit dem von allen aus dem Gebiete der deutschen Geschichte , dem Werke Vaterlandsfreunden gewünschten Erfolg und Nachdruck zu des Directors der Allgemeinen Kriegsschule , Generalmajor E. v. Höpfner: "Der Krieg von 1806 und 1807" , in entsprechen." vier Bänden , den Preis zuerkannt , und ist dieser Beschluß bereits von des Königs Majestät bestätigt worden. Preußen. Oesterreichische Monarchie.

Durch das Allerhöchste Patent vom 18. Juni 1844 ift zum Gedächtniß des Vertrages von Verdun , mit wel= chem vor tausend Jahren die Geschichte des deutschen Volkes ihren Anfang genommen , und in dem Bestreben , die Be gebenheiten und Thaten , wodurch das deutsche Volk seit der durch jenen Vertrag bewirkten Trennung seine Eigen

Frankreich.

८ Der Moniteur de la Flotte" enthält einen technischen Artikel über die gegenwärtig vielbesprochene Frage , wie der Eingang in den durch die Versenkung von fünf Linien schiffen verrammelten Hafen von Sebastopol wieder ge=

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öffnet werden könne. Der Eingang in den Sund hat laut diesem Blatte acht bis zehn Faden (40-50 Fuß) Tiefe ; ein Linienschiff mißt gewöhnlich 25 Fuß im Wasser und eben so viel über demselben ; die versenkten Schiffe müssen daher ziemlich bis unter die Oberfläche des Wasser spiegels reichen. Ist zwischen den einzelnen Fahrzeugen nun der zum Durchgange eines Schiffes nöthige Raum nicht gelassen , so bleibt nichts Anderes zu thun übrig, als den Eingang in den Sund durch Vernichtung des künstlichen Dammes zu erzwingen. Die durch die ver senkten fünf Linienschiffe und zwei Fregatten dargestellte Masse wird auf 21,700 Tonnen, oder 21 Mill . 700,000 Kilogramme geschäßt. In solchen Fällen pflegt man zur Mine seine Zuflucht zu nehmen. Die trefflichen Erfolge, welche auf diesem Wege neuerdings erst in Cherbourg, Brest, Lorient, Toulon u. s. w. erzielt wurden, sind zwar bekannt , der ,,Moniteur de la Flotte" hält es aber für zeitgemäß, auch auf die glänzenden Resultate hinzuweisen, welche Oberst Pasley vor zehn Jahren erzielte. Der ge= nannte englische Ingenieur sprengte eine Brig und einen Schooner, die den Eingang in den Hafen von Gravesend an der Themse erschwerten , und das Linienschiff „ Royal George", das 1789 auf der Rhede von Spithead unter gegangen war, in die Luft. Pasley bediente sich der Ladungen von 20 , 118, 1000 und 1100 Kilogrammen. Die von 20 Kilogr. waren in Blechfässern, die von 118 Kilog. in Cylindern von Schmiedeeisen, die in einen Kegel ausliefen , eingeschlossen. An den Enden waren zwei Deffnungen angebracht : die eine zum Einlassen des Pul vers , die andere , um eine Röhre mit der Zündladung aufzunehmen . Die starken Ladungen von 1000 und 1100 Kilog. waren bald in eine Bleiröhre , die in einer Holz röhre steckte, eingeſchloſſen, bald in eine wasserdichte Holz = röhre, welche mit an einander gelötheten Bleistangen be= deckt wurde , um welche wiederum eine Hülle von Latten gelegt und ein altes Tau gewunden war. In die cylin= drische Hülle war ein rundes Loch angebracht, das zu der Zündröhre führte, die eine Pulverladung von 85 Grammen enthielt, an welche das Feuer gebracht werden sollte. Vor zehn Jahren war die Anwendung der Elektricität zu sol chen Zwecken noch bei weitem nicht so üblich, doch gelang es Pasley , mit einer Daniell'schen Batterie von zehn Flaschen von 053 Höhe und 009 Durchmesser und kupfer nen Leitdrähten von 5 Millimeter Durchmesser in einer Entfernung von 152 Meter einen Platindraht sofort glühend zu machen und mit demselben das Pulver zu ent zünden. Die Versenkung der Ladungen in das Meer und deren wirksame Anlegung ist Sache der Taucher. Da nun das Meer in dem Hafen von Sebastopol in der Regel still ist, so haben die Taucher bei Legung der Ladungen leichtes Spiel. Sollte die Sprengung auch nicht auf den ersten Versuch den Damm vernichten , so wird sie doch einige Breschen machen, welche die späteren Arbeiten wesent lich erleichtern; die Strömung wird nachhelfen und den Tauchern bei Bergung der Kanonen und des übrigen ver senkten Materials fördernd zu Statten kommen. Schließ lich bemerkt der ,,Moniteur de la Flotte , man habe gerade in England und Frankreich in dieser Wissenschaft während der lezten Jahre so bedeutende Fortschritte gemacht , daß man hoffen dürfe , die Säuberung der Einfahrt in den

Hafen von Sebastopol werde die Kräfte des Marine- und Ingenieurwesens der beiden Mächte nicht überſteigen. *)

Das Gewehrschloß. (Schluß. ) 13) Die Sicherheitsrast f' ist so gestaltet, daß der Stangenschnabel in sie ganz eintritt, wodurch ein Zahn an dieser Rast entsteht, der das Ausgleiten des Schnabels durch Drücken auf den Abzug verhindert. Die Spize des Zahnes muß ein wenig innerhalb des Bogens aus í durch g liegen , aber die nächste Abrundung der Nuß in den= felben fallen , damit bei dem Abziehen des gespannten Hahnes der Schnabel nicht in diese Rast tritt, auch nicht an die Spitze des Zahnes stößt , wodurch der Hahn an dem Schlag auf den Zündkegel gehindert würde. Hierzu trägt noch bei, daß der Abzug stetig angezogen wird, also die Wirkung auf denselben nach dem Ausgleiten des Schnabels von fg fortdauert, auch der Schnabel , indem der Abzug die Bewegung bis q" zuläßt , von der Nuß ein wenig über g sich entfernt. Dieses angeordnete Ueber= ziehen ist daher zweckmäßig. Wenn das Abziehen ſehr leicht stattfindet, ist die Wirkung auf den Abzug von so kurzer Dauer für das Ausgleiten des Schnabels , daß sie für das Ueberziehen noch nicht thätig ist, und daher der Schnabel an die Spize des Zahnes der Sicherheitsraft anstoßen oder in diese treten kann , besonders bei starker Stangen- und schwacher Schlagfeder. 14) Die Sicherheitsraft dient bei geladenem Ge= wehre_und_aufgeseztem Zündhütchen , wenn das Gewehr zum Schuffe noch nicht fertig, d. h. noch nicht unmittel= bar zum Schießen bereit sein soll , gegen unwiukürliches und zufälliges Losgehen insofern zur Sicherheit : daß ein Ziehen oder irgend ein zufälliger Druck an dem Abzuge ohne Wirkung ist; daß eine geringe Hebung des Hahnes durch eine zufällige oder unwillkürliche Einwirkung mit dem Einfallen des Stangenschnabels in jene Rast den Aufschlag desselben verhindert, denn ohne Absicht wird in diesem Augenblicke nicht auch zufällig auf den Abzug ge= drückt werden , wodurch der Schnabel von der Nuß abge zogen und daher von dem Eintritt in die Sicherheitsrast abgehalten würde ; daß eine größere Hebung des Hahnes selbst bis zum Eintreten in die Spannraft noch keinen Aufschlag bewirkt , da wieder nicht gleichzeitig an dem Abzug gedrückt wird ; daß auch bei einem Schläge auf den Hahn dieser von den Zündhütchen abgehalten bleibt ; end lich , daß auch sonstiger Schlag das Hütchen nicht un mittelbar treffen kann, indem dasselbe von der Hahn kappe umgeben ist. Die Sicherheitsraft ist an der Nuß thunlichst vorgelegt , so daß die Schlagfläche des Hahnes nur 18 P. absteht. Dadurch wird bei etwaigem Locker= werden des Zündbütchens , das übrigens gewöhnlich fest= sigt , deſſen Abfallen verhindert , und die Schlagfeder ist nur wenig gespannt, was zu deren Erhaltung dient. *) Bekanntlich ist in diesen Tagen von England aus unter dem Commando des Sergeanten Crane von der 1. Sappeur compagnie eine Abtheilung abgegangen , die den Versuch machen soll , mittelst galvanischer Batterien die versenkten Schiffe zu zerstören.

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15) Die Schlagfeder, welche den Hahn zu dem erforderlichen Schlag auf den Zündkegel treibt, wirkt bei gespanntem Hahne mit dem abgerundeten Ende ihres Krappens an dem Hebel ih ( Fig. 1 ) auf den Nuß krappen (6.), drückt in diesem Zustand der Ruhe die Fläche der Spannraft fg gegen den Stangeuschnabel und ver= bleibt in dem Zustande während des Abziehens (9). So bald der Schnabel die Rastfläche verlassen hat , wird die gespannte Schlagfeder thätig. Hierbei gleitet sie mit ihrem Ende auf der Fläche des Nußkrappens bist und legt zu gleich während der hierdurch bewirkten Drehung der Nuß und des Hahnes bis zum Aufschlag desselben auf den Zündkegel bei s den Weg ht zurück. Die Schlagfeder spannt sich in beiden Armen , indem diese , welche von ihrer Vereinigung aus sich in Bogenform von einander entfernen, sich in gerade Linien strecken und neben einander legen. Die Feder dreht sich hierbei kaum merklich um den Stift bei v und stüßt sich am Ende des kürzeren Armes bei w mit einem Vorstand an eine Stulpe , wo derselbe ein wenig eingreift und verschiebbar ist , und am Ende des längeren Armes mit dem Federkrappen bei h auf den Nußkrappen . Dieses Ende beschreibt einen flachen Bogen ht' , dessen Mittelpunkt nicht in dem Stifte der Feder, sondern etwas entfernter und höher, in x, liegt. 16) Wenn i, h und x (Fig. 5) in gerader Linie liegen, so ist dieß am günstigsten , weil die Wirkung der Feder zur Drehung der Nuß auf deren Hebel ih senkrecht, daher unzerlegt oder ganz ausgeübt wird. Sobald aber die

lich wie h"l' ", zeichnet. Das Federende hat bei gleicher Drehung hier nur den Weg hl" , dagegen vorher den Weg hk" zurückzulegen. Es wirkt übrigens die Feder= kraft dennoch schief gegen den jedesmaligen Hebelarm der Nuß , z B. bei 1″ schief auf den Hevel 1'i , und daher auch nicht die ganze Federkraft ; aber es ist ein größerer Theil als bei k" und derselbe von einer größeren Kraft, da die Feder noch mehr gespannt ist. In Bezug auf den Reibungswiderstand bei dem Gleiten tritt jedoch Nach theiliges ein. Wenn die Feder in 1 (Fig . 6) des Krap pens sich befindet , so zerlegt sich ihre Kraft in F ' , senk recht auf l'i, zur Drehung, und in F" , in der Richtung der Tragente bei 1 , zum Gleiten ; die Krümmung nach 17 tritt aber um so mehr entgegen , je größer dieselbe ist. Die nach der gestellten Forderung ausgeführte Krümmung zeigt sich aber auch dadurch nicht angemessen , daß sie bei gespannter Feder mit einem Haken hy (Fig. 1 ) aufge= richtet und daß ein sehr gekrümmter Federkrappen nöthig Man wird daraus erkennen , daß eine mäßige wäre. Krümmung, wie an dem gezeichneten Schlosse und wie gewöhnlich , zweckmäßig erscheint. 18) In der durch vierfache Vergrößerung ausgeführten geometriſchen Zeichnung sind die aufeinander folgenden Lagen 1 , 2, 3 , 4 und 5 (Fig. 7) des walzenförmig ge= bildeten Federendes von der höchsten Spannung der Schlag feder an dargestellt. In h an dem Hebel ih wirkt die Feder nur in der 1. Lage senkrecht, in den folgenden Lagen in zunehmend geneigter Richtung gegen den jedesmaligen Hebelarm ( 16. ). In der 2. Lage berührt das Federende in h noch denselben Punkt der Nuß, und es hat bis da= hin nur eine Walzenreibung stattgefunden , was vortheil haft ist. Zu der 3. Lage ist die Berührung in h", so daß die Reibung theils walzenartig und theils gleitend war. Hier ist der Anfang einer geringen Krümmung, die allmälig behufs der Weggewinnung wächst, weil durch die zunehmende Neigung der Richtung der Federkraft gegen den jedesmaligen Hebelarm das durch die Krümmung her= beigeführte Hemmniß gegen das Gleiten weniger nachtheilig wird. Von der 4. Lage an findet hauptsächlich nur glei tende Reibung statt, weil die Berührungspunkte h" , hiv... an derselben Stelle der Walze am Federende sind. In der 5. Lage , welche nahe die äußerste ist , hat man den Weg hk gewonnen. Der übrige Theil des Nuß krappens bis 1 dient nur dazu , daß die Feder sicher nicht vom Krappen abkommen kann. Entsprechend den Ab=

Drehung der Nuß begonnen hat und der Punkt h der Nuß z . B. nach h' gelangt ist , befindet sich das Feder ende k in k' , wenn die Fläche der Nuß in der Verlänge rung von ih liegt; fortgesezt h in h" , wo alseann das Federende in k" ist , u. s. w. Bei der geraden und in der Verlängerung von ih liegenden Nußfläche h"k" würde man eine Winkelbewegung (= 60 ° ) erlangt haben; aber das Federende hätte einen großen Weg hk" zurück zulegen und die Feder eine bedeutende Entspannung und Entkräftigung dadurch erlitten , und überdieß wäre ein schnell verminderter Theil nur zur Wirkung auf Drehung gekommen , jedoch ein schnell vermehrter Theil zur Be= förderung des Abgleitens . Von der in k" noch verbliebenen Federkraft F kommt nur F auf die Drehung (oder die noch in k" verbliebene Federkraft würde zur Drehung an dem kleineren Hebel ai wirken) und F" zur Beförderung des Gleitens bei der Bewegung des Hahnes zum Auf schlagen; bei dem Aufziehen desselben geschicht jedoch das Gleiten schwieriger. Will man die Winkelbewegung B' ( 68° ) haben, so trifft zuleßt die Verlängerung von ih als Tangente an den Weg des Federendes und eine Drehung findet nicht mehr statt, da der Hebel nunmehr O ist , indem die Richtung der Kraft durch i geht ; aber auch die Federkraft wird sich erschöpft haben. Eine Krüm mung der Ebene h"k", also ein Nußkrappen , vermag bezüglich der Gewinnung des Weges abzuhelfen. 17) Fordert man z . B. , daß die Richtung der Feder kraft in jedem kleinen Theil der Krappenfläche senk recht auf dem Theile ist, wie im Anfang bei h, so erhält man in h statt h'k' die Lage h'l', und ferner statt h"k" die Linie "l' " , welches eine stetig krumme Linie gibt, wenn man sie mit ganz kleinen Drehungen der Nuß, ähn

messungen am Schlosse wurden viermal vergrößert_ge= nommen : ih 120 Punkte, der Halbmesser für den Weg hk' des Federendes 1660 P., der Halbmesser dieses walzenförmigen Endes = 20 P. 19) Jm Wesentlichen wird die Gestaltung des Nuß krappes, deren Beurtheilung etwas verwickelt erscheint, ſich praktisch auf den Weg ht' gründen müssen , welchen man von dem Schlagfederende nutzbar machen kann und der an dem betrachteten , gezeichneten Schlosse 30 Punkte be= trägt, und ferner auf eine beschränkte Winkelbewegung S des Hahnes , die an dem erwähnten Schlosse von der Spannung bis zum Schlag des Hahnes auf den Zünd tegel 40 ° ist. Man hat alsdann dem Krappen nur so viel Krümmung zu geben , als für den Weg ht und den Winkel ß erforderlich ist, um das Abgleiten bei der Schlag=

1055 bewegung des Hahnes thunlichst zu beaünftigen. - Die Lage von i wenig über der Linie xh (Fig. 1 ) erläutert fich dadurch, daß für das erforderliche Ueberziehen des Hahnes die Feder noch eine etwas größere Spannung erhalten muß , wobei i alsdann in xh fällt. Der im Vorhergehenden ( 18.) mit geometrischer Zeichnung ausge= führte Krappen, sowie die daraus hergeleiteten Folgerungen in Bezug auf Gleiten des Federendes und auf die zurück gelegten Wege , stimmen völlig mit dem Betreffenden am Schlosse überein. Es ist nämlich der vierfach vergrößerte Nußkrappen des Schlosses dem gezeichneten gleich ; den Weg HT4ht' 120 P. aufgetragen , so erhält man ebenfalls den Winkel 40 ° von der Bewegung des Hahnes aus der Spannraft bis zum Schlag auf den Zündkegel; ferner den gleichen Winkel zum Neberziehen auf dem Wege von H bis h u. f. w . Auch die Erschei= nungen der anfänglichen Walzenreibung bis zur 2. Lage ( 18.) und zum Theil noch bis zur 3. Lage , dann das darauf folgende rasch zunehmende Gleiten des Federendes, stimmen mit dem Mechanismus am Schlosse genau über ein. Es dürfte sich hiernach ziemlich klar ergeben haben, wie ein Nußkrappen richtig zu betrachten und zu con struiren ist , und daß man den an dem Musterſchloß als zweckmäßig anzusehen hat. Nach Versuchen mit einem dem betrachteten Muster ähnlichen Schloffe , wobei nach= einander drei Nüsse mit sehr gekrümmtem , gewöhnlichem und geradem Krappen eingesetzt waren, haben in drei Lagen des Hahnes (hohe, mittlere und niedere Lage) durch Gewichte , welche die Schlagkraft , sowie die Kraft zum Aufziehen ausdrücken , die vorstehenden Betrachtungen (16. , 17. und 18. ) sich als Wahrheiten bestätigt. 20) Wenn man an dem vom Gewehr getrennten Schlosse und unter Ausschluß der Stangenwirkung durch Entfer= nung der Stangenfeder den Hahn aus der niedrigsten in die höchste Lage aufzieht und dabei die Richtung der ziehenden Kraft stets in der Tangente an den vom An= griffspunkt beschriebenen Bogen hält , so erfährt man an jeder Stelle einen nahe gleichen Widerstand : ebenso bei dem Niederlassen des Hahnes an jeder Stelle eine nahe gleiche, von der Schlagfeder ausgehende Zugkraft anf den Hahn. Jene Kräfte zum Aufziehen hat man an drei Stellen des Hahnes , nämlich bei hoher, mittlerer und niederer Spannung, an einem Schlosse 365 , 365 und 350 Loth gefunden , an dem Muſterſchloß 384 , 320 und 342 Loth ; die Zugkräfte an dem ersteren Schlosse 280, 250 und 225 Loth , an dem leßteren 288 , 224 und 229 Loth. Daß jene größer sind , ist in der auf dem Nuß krappen zu überwindenden größeren Reibung ( 16. ) be= gründet. Die nahe gleichen Zugkräfte , jedoch meist bei hoher Spannung am größesten , finden ihre Erläuterung in dem Vorhergehenden . Der Schlag des Hahnes auf den Zündkegel erhält seine Kraft aus der Geschwindigkeit, welche der Hahn bei dem Auftreffen hat , und aus dem Gewicht desselben . Die Geschwindigkeit ist am Ende des Weges rs, der die Mitte der Schlagfläche des Hahnes beschreibt, am größesten und wird dadurch erzeugt, daß vermöge der Schlagfederkraft jeden Augenblick ihre Ein

1056 wirkung stattfindet und dadurch eine Beschleunigung der Hahnbewegung entsteht. Je größer der Halbmesser ir ist, desto größer wird der Weg und desto größer die Geschwin= digkeit am Ende. In dem betrachteten Schloffe sind auch diese Verhältnisse als zweckmäßig anzuerkennen.

Literatur . Kurze Anzeigen und Nachrichten. BN. In dem Verlage der Decker'schen Geb. Oberhofbuchdruckerei ift kürzlich die dritte , vollständig neu bearbeitete , Ausgabe des Werkes Preußens Landwehr in ihren Einrichtungen" von dem wirkt. Geh . Kriegsrath Fleck erschienen . (8.10 Ngr. ) Der Verf. hat sich zu dieser neuen Bearbeitung seines, zuerst im 3. 1845 erschienenen Werkes durch den Umstand gedrungen gesehen, daß das Landwehrinftitut seit dem Erscheinen der zweiten Auflage des Werkes im Jahre 1848 sehr erhebliche Aenderungen erfahren hat , indem nicht uur die Formation der Landwehr und mit dieser auch die bis dahin bestandenen Vorschriften über die Ausbildung , Rangiruug und Beförderung der Landwehroffiziere wesentlich modificirt , die Competenzen der Landwehrmannschaften und Offiziere anderweit geregelt, sondern auch die Rechtsverhältnisse der Wehrmänner und Offiziere in strafrechtlicher Beziehung durch die neuere Straf- Gesch gebung umgeschaffen sind. Da sich die vielen , diese Abänderungen betreffenden Gefeßverordnungen und Bestimmungen in den amt lichen Blättern nur mit großem Aufwande von Zeit und Mühe auffinden laſſen , ein nicht geringer Theil derselben auch gar nicht zur Veröffentlichung gekommen ist , so hat ce große Schwierigkeit zu einer klaren Anschauung des Landwehrinftituts , so wie es sich durch die vorgenommenen Modificationen geſtaltet hat, zu gelangen. Eine Darstellung desselben nach den vorhandenen amtlichen Quellen war somit ein dringendes Bedürfniß. Der schon durch andere wiſſenſchaftliche Arbeiten rühmlichst bekannte Verfaſſer hat in dem vorliegenden Werke diese Darstellung in einem flaren und über fichtlichen Systeme vollständig erschöpfend gegeben und sich hierdurch gewiß ein neues Verdienst erworben. Es wird das Werk nicht nur den Militär- und Civilbehörden in ihrem amtlichen Verkehre mit der Landwehr ein zuverlässiger Rathgeber und sicherer Führer sein, sondern auch jedem Wehrmanne und Landwehroffizier, welcher fich über seine Rechte und Pflichten Kenntniß verſchaffen will , in kürzester Zeit die gewünschte Belehrung vollaus gewähren . * Dr. Mar Müller (ein Dentscher , Sohn des Dichters der „Griechenlieder" Wilhelm Müller), bekannter Sanskritist und Pro feſſor der neueren europäischen Sprachen in Orford bat eine sehr interessante fleine Schrift : „ Suggestions for the assistance of Officers in learning the languages of the Seat of War in the East. London , Longman and Co. 1854" herausgegeben. Sie gibt eine übersichtliche Charakteriſtik der asiatischen und europäischen Sprachen, nach ihren drei großen Familien : Semitisch , Arisch (Indogerma nisch) und Turanisch, in ihren Aeften und Zweigen, mit besonderer Rücksicht auf die auf dem jeßigen Kriegsſchauplaß im Orient und in den Ostseeländern gesprochenen Mundarten , und mit dem prak tischen Zweck den Offizieren der britischen Land- und Seemacht den etymologischen und grammatischen Familienzusammenhang dieser Sprachen zu veranschaulichen, und dadurch die Erlernung einzelner derselben zu erleichtern. Beigebunden ist eine mit deutsch-englischer Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit ausgeführte ethnologische und Die Beilage zur Sprachen- Karte von Auguft Petermann. Aug. 3tg. Nr. 288 vom 15. October enthält eine eingebendere Anzeige dieser für die vergleichende Sprachkunde höchft wichtigen Schrift.

Resigirt unter Rerantwortlichkeit der Verlagshandlung . C. B. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt

Dienstag , 31. October 1854.

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Allgemeine

Militär - Beitung . 5.2 107

J " Anwendung von Chloroform bei gefährlichen Schußwunden Preußen.. 119 od 1m to ma und sagt dabei, daß wohl, wenige Verwundete dessen Ge C Berlin, 18. Detbr. Das Ereignis , des heutigen brauch überleben würden, daß, jo grausam es auch scheinen Lages war die Feier der Einweihung des National möchte, die Schmerzen , die das Messer des Chirurgen Spigen der Civil- und Me , zu verursache, cin kräftiges Anstrengungsmittel seien und daß die welcher Krieger - Denkmals im Park des Invalidenhauses , zu sowie es besser sei, den Verwundeten, wenn auch noch so heftig, Magiftrat und Vertreter der Bürgerschaft, Anstalten und schreien zu hören , als ihn schweigend in den Tod ver Vereine durch besondere Einlaßkarten eingeladen worden sinken zu sehen. Bei der Landung muß das Backpferd waren. Die erhabene Feier dankt ihren Ursprung dem des Chirurgen eins der ersten sein u . s. w.. J ** Unterstüßungscomité von Berg und Mark, welches am 4.1 6. April 1848 eine öffentliche Ansprache an alle Vater= Wiederlande. 14 ་་ 15: lands- und Menschenfreunde erließ , zu Gunsten der in Amsterdam, 18. Detbr. Das X. Hauptstück der Aus den, Straßenkämpfen jenes Jahres verwundeten Krieger, sowie der Hinterbiebenen der Gefallenen Sammlungen zu gaben für 1855 für das Kriegsdepartement ent= eröffnen. Da die beigesteuerten Summen sehr reichlich bält Folgendes : 1 ) Kosten für dieses Departement 138,100 fl.; floffen und schon die erste Zeichnung 23,000 Tblr. ergab, 2) Traktemente, Büreaukosten, Zulage an Fonragegeldern für so entwarf man weiter einen Plan zur Errichtung eines den Generalstab, die Verwaltung der Armee 202,160 fl.; 3) Traktemente, Zulagen und Fouragegelder für die vers großartigen Monumentes zum Andenken an die 1848 zu schiedenen Waffengattungen 7,570,697 fl. 85 Cts .; 4) Re Berlin gefallenen Militärs. Dieß Project fand enthusia stischen Beifall , als am 10. März 1849 vom Comité der monte 120,000 fl .; 5 ) fönigl. Akademie für die See- und Aufruf zn freiwilligen Beiträgen für das genannte Monu . Landmacht 43,100 fl. 6) Reisekosten u. i . w. 24,000 fl.; ment erlassen wurde. Der Baufond belief sich bald auf 7) Militärarzuei 457,000 fl. , u. i. m.; Totalsumme für das Kriegsdepartement 11,445,270 fl. 12,000 Thaler und befand sich in fortwährendem Steigen. Eine Cabinetsordre des Königs vom 16. Januar 1849 batte den ursprünglichen Plan bereits anerkannt, und am 27. November 1850 wurde derselbe dahin erweitert, das Monument dem Andenken aller in den, Jahren 1848 und Literatur. 1849 gefallenen preußischen Krieger zu widmen , sowohl denen, welche bei Bekämpfung der Repolten in den ver Topographischer Atlas der Cantone St. Gallen schiedenen Provinzen , sowie in Schleswig - Holstein, Baden Masstab und Appenzell von J. M. Ziegler. und in Sachsen ihren Tod gefunden batten. Dieser Plan Stich und Verlag der topographischen An 2300 ist nunmehr ausgeführt und wurde das herrliche National stalt von Joh. Wurster und Comp. in Winterthur. denkmal am heutigen Lage, dem denkwürdigen 18. Oetbr., TI Ueber die Entstehung und Behandlung dieses ausge welcher gleichzeitig der Geburtstag des eventuellen Thron zeichneten topographischen Kartenwerkes 1 entnehmen wir folgers, der Prinzen Friedrich Wilhelm ist, unter erbe benden Feierlichkeiten eingeweiht.. theils aus einem Abdrucke aus Nr. 64 der Mittheilungen der Zürcher naturforschenden Gesellschaft , theils aus Be · merkungen, welche dem Blatte Scheibe beigegeben find, Großbritannien . 2551 folgende Notizen. Die Karte des Cantons St. Gallen wurde durch Herrn Die von dem Generalinspector der Militärspitäler, Stabsmajor Eichmann und seine Gehülfen , die Herrn Dr. Kall, den Chirurgen der englischen Erpedi tionsarmee in der Krim gegebenen Instructionen J. M. Eberle und H. Hennet in den Jahren 1840 enthalten manches Interessante. Er warnt z. B. vor der bis 1846 , nach dem für eidgenössische Vermessungen fest

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Die gefeßten Reglement , topographisch aufgenommen. Verification dieser Aufnahme, sowie diejenige des Stiches der Karte ward dem Herru Ingenieur Hartmann, Bau inspector des Cantons St. Gallen, die Gebirgszeichnung und die Leitung des Stiches dem Herrn J. M. Ziegler übertragen . Die Aufnahme geschah nach Horizontalen von 10 Meter Als vom großen Rathe St. Gallens der Höhenabstand. Stich der Karte im Aufnahmsmaßſtabe beschloffen worden war, zeigte sich, daß es , bei den bedeutenden Steigungen " des Bodens und wegen der großen Zahl von Felsparthien, für klare Darstellung und für den Gebrauch der Karte eber schädlich als förderlich geworden wäre, wenn man alle Niveaulinien hätte durchführen wollen. Deßhalb würde weiter beschlossen , diese Linien nur als Grundlage für die Gebirgszeichnung nur in der Weise dienen zu laſſen , daß die Schraffüren zwischen den Horizontalen gehalten werden die Abstände und in ihren Abseßungen diese vertreten, das ganze Land über durch jedoch Meter 100 von 100 zu gezogene Niveaulinien zu wahren und mit den entsprechenden Höhenzahlen stellenweise zu bezeichnen ; endlich durften bei größeren Steigungen (gegen 45° und mehr), bei welchen. die Schraffüren zu kurz ausfallen mußten , die Zwischen schichten auf doppelte Höhe (20 Meter) erweitert werden, · und wurde für noch bedeutendere Steigungen das Passende dem Zeichner überlaſſen. Diesen Bestimmungen ist nun bei der Ausführung der Karte consequent entsprochen worden . Bei dem starken Fortschritt der Naturwissenschaften und ihrer Hülfezweige hat sich übrigens der Verfasser nicht damit begnügt, den Forderungen des Ingenieurs und Topographen zu ge= nügen, --- er hat auch die Intereffen der Geognosten in hohem Grade befriedigt und mit unermüdlichem Fleiße und mit ausgezeichneter Sachkenntniß die Mittel und Wege verfolgt, welche es ihm möglich machten , mit Hülfe geologischer Forschungen und Ergebnisse die Gebirgszeich nung in einer solchen Weise durchzuführen, daß die charakte= ristischen Formen in den Maffen sich ausgedrückt finden, um schon durch die Physiognomie der Berge und Thäler auf deren Bildung und Lagerung hinzuweifen. Auf diese Weise und unterstüßt durch seltene Kunst fertigkeit in der Darstellung ist in dem topographiſchen Atlasse von St. Gallen ein Kartenwerk entstanden , dem wir - offen gestanden kein anderes von gleichem Maß= stabe zur Seite zu stellen wissen. Das Ganze umfaßt 16 quadratische Blätter von 0,600 Meter Seite , von denen 10 (Wattwyl, Herisau , Rapperschwyl , Schänis , Neßlau, Werdenberg, Wallenstadt, Sargans, Scheibe und Tamina) in schönster Vollendung vor uns liegen . Wir wagen es nicht , einem dieser Blätter einen Vorzug zuzuerkennen, — wie aus einem Gufſe ſtellt sich das eine wie das andere dar. Da die lokalen Verhältnisse des Landes im Allge= meinen an den Steil- oder den Kopfseiten der Schichten. den stärkeren Abfall nachweisen , so ist, neben den mathe matischen Grundsäßen der Schraffirmethode, für die specielle · Andeutung der Verschiedenheiten in den Massen in der Regel die Kopffeite jeweilen die schwärzere , auch da , wo das Gestein unter Erdbedeckung und Vegetation verborgen ift. In den entsprechenden Felsparthien ist die Gesteins art je nach der blätterigen oder derben Schichtung unter

schieden. Diese Principien sind mit ganzer Sorgfalt durch geführt und haben die Schönheit der richtigen Darstellung ungemein erhöht. In Beziehung auf Physiognomie_der Berge laſſen ſich die Kalke , die Kreidebildung , die Con glomerate und die Molaſſe bis in die Einzelnheiten hinab deutlich unterscheiden. Der oben erwähnte Abdruck aus den Mittheilungen der Zürcher naturforschenden Gesell schaft führt den Leser der Karte in den charakteristischsten Parthien herum. Daß in einem so sorgfältigen Nivelle ment die Meereshöhen ausgezeichneter Terrainstellen nicht fehlen, bedarf kaum der Erwähnung. Noch einige Worte über die künstlerische Ausführung . Aus allen Theilen der Blätter tritt die Natur in ihrer vollen Wahrheit hervor. Die kräftig gehaltene Schraffi= rung hat sich der kleinsten Nuancen des sonst großartigen Terrains bemächtigt und oft mit wenigen , stellenweise fast linienbreit entfernten , kühn gebogenen Strichen die kleinsten Mulden oder Erhöhungen in den natürlichsten Verschmel zungen oft mit den steilsten Parthien verbunden . Der Aufnehmer, der schaffende und leitende Zeichner wie der Graveur haben sich in der Karte ein wahres Denkmal geschaffen, und die Officin , welche solche Künstler *) be= schäftigt , verdient die rühmlichste Anerkennung. Der Aus druck des Gebirges ist für das Auge ein überraschender; die Meisterhand hat hier mit dem kräftigsten Griffel ein zartes Gemälde geschaffen , aus welchem die Formen wie erhaben hervortreten. Referent hat schon oftmals dieſe schönen Blätter mit Bewunderung betrachtet, wurde jedes mal unwillkürlich in die Betrachtung derselben gebannt und legt sie auch in diesem Augenblicke nur ungern aus der Hand. Da der Canton Appenzell von dem Canton St. Gallen umschlossen ist, so haben wir von jenem noch zu bemerken, daß er mit Zustimmung der Regierung des lchteren nach den Aufnahmen der Herren Merz, Vater und Sohn, (Maßstab 2585 ) auf möglichst gleiche Weise , wie das Terrain des St. Gallen'schen Gebietes , gezeichnet und gestochen, sowie mit nachträglichen Höhenbestimmungen des Herrn Eschmann versehen worden ist. Für die Ausfüllung der in die Sectionen fallenden Theile der angränzenden Cantone Graubündten , Glarus und Schwyz ist das Material aus dem eidgenöſſiſchen topographischen Büreau (55b55 mit Horizontalen von 30 Meter Höhenabstand ), für Zürich vom topogra= phischen Büreau diefes Cantons (200 mit Horizontalen von 10 Meter Höhenabstand) – für Thurgau ans dessen Cantonalkarte (3065 , jedoch ohne hypsometrische An gaben ) benußt worden. Wir sehen mit Verlangen der Vollendung dieses werth vollen Atlasses entgegnen und zweifeln nicht , daß es der Thätigkeit, welche in kurzer Zeit so viel geleistet hat, ge= lingen wird , die Schlußblätter in gleicher Vorzüglichkeit bald zu Tage zu fördern .

*) Das Gebirge ift theils R. Leuzinger gravirt.

von J. Rendegger , theils

von

1061 Die Türkei in der Gegenwart, Zukunft und Bergangenheit oder ausführliche geographisch statistisch-historische Darstellung des türkischen Reiches, nebst einer vollständig und sorgfältig ausgeführten Topographie der europäiſchen und aſiatiſchen Türkei ven Dr. F. H. Ungewitter. gr. 8. Erlangen, 1854 Verlag von J. J. Palm und Ernst Enke (Adolph Enke). [VI u . 320 S. einschließlich des Registers.]

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liegende Ursachen, die bürgerliche und staatsrechtliche Stel lung der Christen in der Türkei besprochen, Beispiele von Mißhandlungen der Christen aus der neuesten Zeit ange= führt und englischer und französischer Blätter in ihren Aeußerungen über die türkischen Zustände erwähnt. ) 8) Topo= graphie der europäischen und aſiatiſchen Türkei. 9) Das türkische Finanz- und Steuerwesen. 10) Das türkische Militär und die türkische Flotte. Kurzgefaßte Darstellung der russischen Land- und Seemacht. 11) Die türkische Staatsverfassung und die türkische Staatsverwaltung in der Theorie und in der Wirklichkeit. Der praktische Werth der von der Pforte vertragsmäßig übernommenen Ver pflichtungen. 12) Die wahre Bedeutung des Kampfes zwischen der Türkei und Rußland . Um was ist es Nuß land der Türkei gegenüber hauptsächlich zu thun ? Welches Hauptintereffe hat England bei der Aufrechterhaltung der Türket? Welches Hauptinteresse hat Defterreich, welches Frankreich , welches Preußen bei dem einstweiligen Fort bestehen oder dem gänzlichen Untergange der Türkei ? Aus fichten in die Zukunft.

Bei dem anarchischen Zustande der dermaligen euro päischen Journalistik in Bezug auf die vrientalische Frage thut es Noth , daß einmal wieder für die Menge ein sicherer , positiver Boden zur Beurtheilung der politischen Dinge gewonnen werde. Im Falle dieß bei dem Parthei bas, bei den geheimen Wünschen und offenen oder ver beckten Neigungen der Zeitungsscribenten möglich iſt, im Falle überhaupt sich diese leßteren nicht absichtlich gegen cigenes besseres Wissen verschließen und in ihren Eralta tionen noch einer soliden Ueberzeugung zugänglich sind, dürfte das vortreffliche, in jeder Beziehung mit Fleiß und Man darf von diesem nur allgemein angedeuteten Jn= Gewissenhaftigkeit geschriebene Buch des Herrn Dr. Unge haltsverzeichnisse auf die Reichhaltigkeit des Werkes schließen, witter geschaffen sein , den Standpunkt zu gewinnen , vou welches in den ersten 11 Capiteln das Fundament aufbaut welchem aus eine klare Einsicht in das Wesen der orien= für die richtige Anschauungsweise der türkischen Frage. talischen Frage möglich ist. Was kann hier belehren, was Der Leser erfährt hier Alles , was sein persönliches Nr= überzeugen, wenn es nicht eine genaue Kenntniß der Ver= theil berichtigen und feststellen kann und was zur Wür hältnisse , der gegenseitigen wahren Absichten und Be digung des großen Dramas gehört ; er wird allmälig hin strebungen , der Rechte und der tieferen Bedeutung eines geführt zur Schlußbetrachtung des Verfaffers , die — ſei Kampfes wäre, der - find menschliche Berechnungen zu seine eigene Denkungsweise und Sympathie , welche sie läſſig über kurz oder lang ganz Europa in Flammen wolle ―― als eine strenge , mitunter vielleicht zu grelle, jeßen und mit ihnen erst die Köpfe erleuchten wird , die aber jedenfalls höchst sinnvolle Darstellung der allgemeinen in unglaublicher Verblendung den journalistischen Unsinn Sachla ge aufgenommen werden muß. Die Geschichte hat nachbeten und zu spät einsehen werden, daß der wirkliche uns gelehrt , welchen Werth man einer herrschenden Stim Charakter dieses Kriegs von dem angeblichen sehr ver mung beilegen darf. Steuert nun auch der Verf. gegen schieden ist . Man darf nur die Extreme vermeiden , weder fie, so wird die Zukunft zeigen , daß er seine Berechtigung Russe noch Türke sein wollen und man wird auf dem hierzu aus der Erfahrung und einer geistvollen Combi Wege sein, den Deutschland, Desterreich voran, zum Wohle nation der Thatsachen und politischen Verhältnisse ge= für uns gefunden hat.. nommen hat. Zur Sache. Das Buch zerfällt in folgende 12 Capitel: Für den militarischen Leserkreis verdient das 10. Ca= 1) Das türkische Reich im weiteren Sinne. 2 ) Die euro = pitel eine eine besondere Beachtung. Aber, werden die Türken= besondere Beachtung. päische Türkei; deren geographische Lage, Gränzen, Flächen pitel Geographischer Ueberblick der freunde ausrufen , ist der Zustand des türkischen Heeres inhalt und Bevölkerung . trostloser und wahrhaft edelhafter, politischen Bestandtheile der europäischen Türkei. Türkische in der That ein so wie ihn der Verf. schildert, wie kommt es dann, daß dieses Berwaltungs - Eintheilung. 3) Klima , Bodengestalt, Ge= Gesindel seit Monden dem gefürchteten ruffischen Koloß birgssystem , Meerbusen , Landseen , Flußsystem , Bodenbe die Spiße zu bieten vermochte ? Wir fragen dagegen : Hat schaffenheit. ) Die Naturprodufte der Türkei und ihre Benugung, die Kunstprodukte. 5) Der Handel der Türkei. etwa die innere und äußere Stärke der türkischen Armee Geschichtlicher Rückblick auf die mittelalterlichen Handels sie selbst vor dem Untergang bewahrt ? Wer mit Aufmerk= samkeit und partheilos die Ereignisse verfolgte, wird die verbindungen mit den Ländern , welche gegenwärtig Be ganz der tür= standtheile des türkischen Reiches bilden. Die Handels Ursache der kischen Waffen jedenfalls nur gewiffen politischen Ein= verhältnisse der Gegenwart. 6) Geschichte der Türkei. Kurzgefaßte Geschichte des oströmischen oder byzantinischen wirkungen zuschreiben, die, neben dem ruffischen , durch Kaiserthums. Stammsiz der Türken oder Osmanen ; thre den Mangel an Intelligenz erzeugten Kardinalfehler_in Ausbreitung in Vorderafien und ihr endliches Vordringen diesem Kampfe : den Ochsen stets an den Hörnern zu fassen, nach Europa. Kurgefaßte Geschichte des türkischen oder das türkische Heer auf den Beinen hielt. osmanischen Reichs bis auf die neueste Zeit. 7) Die Leider hat uns Zweck und Bestimmung dieser Blätter Bewohner der Türkei mit Beziehung auf ihre Stamm zu enge Gränzen gezogen , um auf die Details in dieſer und Religionsverhältnisse 2c. In diesem Capitel wird die nicht rein militärischen Schrift einzugehen , aber erlaubt Stellung der Juden in der Türkei , die Entwickelung der sei es uns noch , dem vorzüglich gelungenen Werke des dem Christenhaffe auf Seiten der Türfen zum Grunde geistreichen Verfassers unsere besten Wünsche für die weiteste

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Verbreitung desselben mit 肾 auf den Weg in's Publikum J zu geben.

entsprechend , in zwei Theile , von den Pferden, und von der Jagd. Was der Emir, da ihm vom Commandanten im Schlosse Amboise, Boissonet, General Daumas' Werk vorgelesen wurde , capitelweise zuzusehen hatte, ist aneinandergereiht , Erfahrungsgrundsäße über die hier as l . ra Daum e Genera Vom . Die Pferd der Saha , die Züchtung, das Reiten, Fütterung , Wartung, Racen Zweiter Band . Aus dem Französischen von Earl lege , Wahl und Kauf der Pferde u. i. w. Gesundheitspf nt im Königl. Preuß. Gräfe, Lieutenant und Adjuta 8. Berlin , 1854. Allge 3ft auch Bieles, dabei für uns nicht nugbar, so gewährt 3. Artillerieregimente . es doch einen eigenthümlichen Reiz , die 翼 Ansichten eines meine Deutsche Verlagsanſtalt .‫ ( ܕ ܪ‬114 S. ) 221 Ngr. ausgezeichneten Reitervolkes kennen zu lernen , welches es !!! General Daumas hatte von seinem Werke, die Pferde verstand , auf den Weidegründen der alten Numidier, ein ausgezeichnetes Kriegspferd sich zu erhalten; doch auch der der Sahara, eine zweite Auflage erscheinen lassen , welche ↓ Bemerkungen des Emir Abd- el- Kader enthält und mit praktischen Winke sind nicht wenige darin anzutreffen. Der Geschichten wunderbarer Leistungen und Eigenschaften dienen weiteren Zusäßen und Schriftstücken versehen ist. " Uebersezer der ersten Auflage, des nunmehrigen ersten dem Erzählten fortwährend zu Belegen , Geschichten so } Bandes , glaubte , daß es denjenigen die von demselben außergewöhnlicher Art, daß , wenn sie nicht so achtbare Kenntniß genommen, nun auch interessant wäre, jene Be Gewährschaften für sich hätten, billige Zweifel wohl nicht merkungen kennen zu lernen ; er stellte sie in diesem zweiten verübt werden könnten. Damit die Pferdezüchtung den Bande zusammen , zugleich mit den der zweiten Auflage Rang einer exacten Wiſſenſchaft früher einzunehmen ver beigefügten Briefen des Generals Marey- Monge, möge , als dieß an vielen Orten bis jezt der Fall war, Divisionsgeneral und ehemaliger interimistischer General können Beiträge wie die vorliegenden sich nur förderlich gouverneur von Algier, des Oberstallmeisters der Cavalerie erweisen , wobei denn dem Uebersezer die gebührende An schule zu Saumur d'Aure , sowie des Inspecteurs der erkennung für die geschmackvolle Uebertragung nicht ver Gestüte Honel, welche sämmtlich im hohen Grade aner fagt werden darf. kennend über die Schrift des Generals Daumas sich aus eßung der Brochure von Ma= sprechen. Auch die Nebers ་ Kurze Anzeigen und Nachrichten. zotllier, französischer Consul in Tarsus ist beigefügt, die ntar Werk seinem zu von General Daumas als Comme Vollständiger Special - Atlas der Oesterreichischen 3.3 empfohlen ist. Monarchie nebst statistischen Angaben über die neueste politische Eintheilung jedes Kronlandes und kartographischen Woher brauchbare Kriegspferde nehmen ? Das ist der $ Bearbeitet von Hugo Orientirungs - Ortsverzeichnissen. Klageruf der Gegenwart. Ein großer Theil der Raçen von Bose , K. S. Oberlt. v. d. A. 2. q . 3. Lieferung. } hat sich offenbar verschlechtert , die Züchtung und ihre Leipzig, Verlag von Ernst Schaefer, Vortheile haben nachgelassen, das Interesse dafür hatte In Nr. 94 dieses Jahrgangs der A. M. - 3. , wurde die crite fich an vielen Orten gemindert, und beginnt erst in neuester Lieferung dieses Specialatlaffes angezeigt ; die hier vorliegende zweite Zeit hie und da wieder frisches Leben zu entfalten , dem und dritte Lieferung enthält die Kronländer Mähren mit Defter Bedürfniß kann in vielen Gegenden kaum noch und mit reichisch Schlesien , Galizien Steyermark und Salzburg, fämintlich schwerem Gelde entsprochen werden. Alle Welt erörtert mit beigefügtem Ortsnamensregister. Die Maßstäbe sind ähnlic der ersten Lieferung , ebenso weicht die Einrichtung der Quadrat. den dauernden Mangel und Mißſtand und alle Welt kann sich nicht verständigen , welche Raçen je nach den Eigen Eigen neße und die Darstellung durch Schrift und Zeichnung im Al nicht ab. Nur ist die Karte von Galizien auf eine wenig thümlichkeiten des Landes und Bedarfs zur Verbesserung gemeinen ansprechende , das Auge sogar verlegende Weise mit Namen über vorzuschlagen sein möchten Alle Mittheilungen aber, welche füllt und würde gerade bier eine Andeutung der Orte durch Buch die Eigenthümlichkeiten einzelner Raçen, ihrer Leistungs taben und Zahlen , mit entsprechender Erläuterung im Ortsregister fähigkeiten , heimischen Züchtung und Behandlung zum höchft angemessen gewesen sein ; hierzu gefellt sich noch eine Klein= Gegenstand haben , 7 sind gerade jest, da wir in der That heit der Schrift, wodurch der Eindruck des Unschönen nur vermehrt wird. Auf der Karte von Steyermark ist für die Eiſenbabuſignatur am Beginn einer neuen Entwickelungsepoche continentaler eine Aenderung eingetreten, warum, vermögen wir nicht einzusehen . Pferdezüchtung zu stehen scheinen, von besonderem Interesse. Auch auf den Blättern diefer Lieferungen begnügt sich die Terrain. Bekanntlich enthält nun die erſté Auflage , oder wie zeichnung mit alleiniger, Andeutung der Kuppen, mit Ausnahme der wir von der Ueberseßung ſagen, der erste Band, dasjenige, Karte von Salzburg , worauf eine ausgeführte Bergzeichnung ſich was General Daumas bei den Arabern über das ara vorfindet. Induſtriell ſtatiſtiſche pter speciell militärisch wichtige Signaturen enthalten die Karten nicht. Für die Zwecke, welchen bische Pferd jah , hörte und erlebte , kurz " wie sie es der Atlas zu dienen vermag , wäre es wünschenswerth, dear Orts machen. In diesem zweiten Band spricht nun der tapfere register die Bevölkerungsziffern , wenn auch nur im Rauben bei Emir in Zufäßen, Erläuterungen, in charakteriſch-poetischer gefügt zu sehen. Als Oricntirungsmittel für kk Truppenbewe gungen zur Auffindung der Dislocationen und Cantonnirungen Sprache zu uns , er , welchem , wenn er die Wahrheit, fich vielleicht die ganze Wahrheit zu sagen den Willen hatte dürfte die gute Anordnung des Atlases und feiner Ortsregister befonders förderlich erweisen , für welchen Gebrauch die gegenwär oder hätte, eine authentische Darlegung von · Niemanden tigen intereſſantén öfterreichischen Heeresbewegungen sofort Gelegen bestritten werden würde . Diese interessanten Mittheilungen beit geben , aus welchem Grunde eine Befaleunigung der weiteren des Emirs zerfallen , den Abhandlungen des ersten Bandes Lieferungen nicht unwünschenswerth erscheint. .::. 1° 1 45?) mar 2.1 KIMO NA 二

2006 Redigick unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmfladt, und in deren Offizin gevruct . S $20 $279 MS 2.11. CONG 119.9% 9: 3 ‫ܕ ܕ ܐ ܝܒܢ‬

2. Donnerstag , November 1854.

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Militär - Beitung .

Württemberg. u. Die dießjährigen Sommerübungen der Truppen wur den am 23. September in Gegenwart des Königs mit einem Manöver zwischen der Stuttgarter und Ludwigsburger Gar nison beendigt. Vorher hatten seit dem 11. September größere Felddienstübungen mit combinirten Massen in den einzelnen Garnisonen (darunter auch ein Nachtfelddienst [gegenseitige Aufstellung zweier Avantgarden, Uebergang von der Tages in die Nachtstellung, nächtliche Alarmirung]) in der lezten Woche auch ein Recognoscirungsgefecht zwi schen kleineren Theilen zweier Garnisonen stattgefunden. Konnte der Kenner hieraus neuerdings Veranlassung neh men, die zweckmäßige Ausbildung der 3 Waffen, ihre Mo bilität im Manövertren und das frische Ineinandergreifen bei combinirten Bewegungen anzuerkennen , so war bei der Infanterie insbesondere eine höchst ersprießliche Neuerung wahrzunehmen . Während in früheren Jahren das Tirail liren und der Felddienst dem geschlossenen Exerciren gegen über etwas verkürzt worden war, hatte man diesmal Dank der verdienstlichen Anregung von Seiten des Kom mando's dieser Waffe — jenen beiden Zweigen weit mehr Zeit gewidmet und ihre methodische Einübung nach verbes serten Vorschriften mit all' der Energie betrieben , welche deren Wichtigkeit beansprucht. Man hatte dabei den Com pagnieen unter persönlicher Verantwortlichkeit ihrer Com mandanten möglichst freie Hand gelassen , wodurch ein er folgreicher Wetteifer angeregt und die Ausbildung jedes Einzelnen in einer Weise gefördert wurde, welche sich später bei dem Uebergang zu den größeren Felddienstübungen in der sichereren Handhabung der Truppen unverkennbar aus sprach. Es ist mit Gewißheit zu erwarten , daß diese sehr zweckmäßige Neuerung in fünftigen Jahren noch weit loh nendere Früchte tragen wird. frankreich. Paris , 25. Octbr. Nach der Zeitung "Patrie" wid met die Regierung dem Nordlager eine große Fürsorge. Jeder Soldat erhält einen Flancügürtel und zwei Decken, jede Compagnie ein Wärmezimmer und zwei Küchen . Der Kaiser hat auf seine Kosten eiserne, 30 Metres lange und

10 Meires breite Baracken kommen lassen, die durch Defen gebeizt werden und zu Gesellschaftslocalen dienen sollen ; jede Divifion wird deren drei haben , eine für die Officiere und zwei für die Soldaten. Diese Baracken kosten den Kaiser mehr als 15,000 Fres. Da die Lager weit aus einander liegen, so ist, ebenfalls auf Kosten des Kaisers, ein Omnibusdienst eingerichtet, der täglich viermal die Lager mit Boulogne in Verkehr jeßt. Ide Brigade empfängt ferner 50 Bände als Grundlage zu einer Bibliothek, und man geht damit um, in jedem Lager wöchentlich einmal eine theatralische Vorstellung geben zu lassen.

Die Verwendung militärischer Kräfte zur Herstellung von Eisenbahnen. *) Aus Wien wurde unlängst berichtet, daß auf Antrag des Feldzeugmeisters Baron Heß, Höchstcommandirenden aller österreichischen Streitkräfte an der Ostgränze , die Fortseßung der Nordbahn bis Krakau sowohl als die Bahn von da bis Lemberg schleunigst zur Vollendung gebracht werden solle. Jest liest man bereits in öffentlichen Blät= tern, daß an leßterer kräftig gearbeitet werde und die Arbeiter durch mehr als 20,000 Soldaten verstärkt worden seten. Die zu diesen Arbeiten commandirten Soldaten werden von Civil- und Militäringenieuren angeleitet, erhalten vom Aerar einen kleinen Löhnungszuschuß und eine Entschädigung für die Montursabnuzung. Das ganze militärische Arbeitercorps steht unter Befehl eines Gene rals , dem die erforderliche Anzahl Offiziere und Unter= offiziere zugetheilt ist, die ebenfalls eine Gehaltszulage erhalten und soll durch seine streng geregelte Thätigkeit die ihm übertragenen Arbeiten so sehr fördern , daß man im nächsten Jahr eine Bahnstrecke von 15 Meilen Länge dem Verkehr übergeben zu können hofft. Desterreich, das bei der großen Entfernung seiner beiden westlichen und östlichen Kriegsschaupläße am meisten in der Lage war, die Verstärkungen mittelst Dampffraft heran ziehen zu müssen , lernte auch zuerst die ungeheueren Vor *) Der Allg. Zeitung entnommen.

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theile dieses mächtigen Bewegungsmittels kennen, und kaum Lehrmeister werden ; ihre von Quadersteinen sorgsam zu waren etwas rubigere Zeiten eingetreten , so wendeten sich fammengefügten großen Heerstraßen auf beiden Üfern des des Kaiſers Blicke der schleunigen Vollendung der ange Rheins und der Oder und weiter nördlich haben damals legten Schienenwege zu. Hiernächst wurden aber auch nicht geringere Verwunderung erregt, als gegenwärtig Verordnungen erlassen , alle wichtigeren Bahnhöfe so ein unsere eisernen Schienenwege, und aus ihren Standlagern zurichten, daß die Abfertigung der Truppentransporte mög= wurden allmälig blühende Handelsstädte. lichst beschleunigt , das Vorbeifahren anderer Locomotiv= Wenn es unbezweifelt fest steht, daß Eisenbahnen, züge aber dadurch nicht verhindert werde. Die Früchte schiffbare Flüsse und Canäle dem Handelsverkehr, wie der dieser weisen Anordnungen hat Feldzeugmeister Heß bei Kriegführung einen mächtigen Vvrſchub leiſten , sobald die der außerordentlich schnellen, den Gegner vollständig über Richtung dieser Bewegungslinien den mercantilen und stra tegischen Zwecken genügend entspricht , so muß ihre aus raschenden Zusammenziehung seiner gewaltigen Streitmassen gedehnteste Benuzung auch erhebliche Vortheile bringen. in Galizien bereits geerntet , eine strategische Evolution, die ohne theilweise Venuzung der Eisenbahnen in so kurzer In Bezug auf den Handelsverkehr ist das selbstverständ= Zeit nicht ausführbar gewesen wäre. In richtiger Wür lich . Die reichen Erzeugnisse der Landwirthschaft werden aber ihrem Eigenthümer wenig Gewinn bringeu, wenn er digung der Verhältnisse ist von ihm auch die Herstellung der galizischen Eisenbahn beantragt worden, denn ein um= fie nicht ohne unverhältnißmäßige Transportkosten auch nach entlegenen Märkten verführen kann . In Ungarn, fichtiger Feldherr denkt nicht bloß an die möglichen_Ereig = niffe der nächsten Tage, er hat auch eine weitere Zukunft Serbien und der Wallachei war die Donan bisher der im Auge und wird stets auf alle wichtigen Zwischenfälle hauptsächlichste Verkehrsweg. Aber abgesehen davon, daß vorbereitet sein. Ein Schienenweg mit Doppelgleis von der Landweg bis zum Verladungsplaß für manchen Ver= Wien und Prag über Oderberg , Krakau nach Lemberg, käufer zu weit, bei nasser Witterung oft auch kaum zu deffen Hauptstationen proviſvrisch befestigt sind , gibt in befahren war, gewährte die Donauschifffahrt_auch nicht Verbindung mit den ungarischen Schienenwegen der öster die wünschenswerthe Erleichterung , die ihr erst nach Be= reichischen Monarchie nach Osten hin eine Offensiv- und seitigung der örtlichen Hindernisse an der Sulinamündurg Defenſivkraft, wie sie keiner feindlichen Macht in dortiger und am eisernen Thor (bei Orsowa) verſchafft werden fann . Gegend zu Gebote steht. Galizien hingegen entbehrte bis jest jeder ähn = lichen Begünstigung und war ausschließlich auf ſeine Land Aber wahrhaft große Charaktere thun nichts halb. wege beschränkt, die bei dem örtlichen Mangel an geeignetem Der kaiserliche Feldherr ließ es nicht bei Genehmigung Baumaterial nicht besser unterhalten werden konnten , als feines Antrags bewenden, er sorgte auch für die Beschleu in den unteren Donaüländern , wo Sonne und Wind die nigung der Arbeiten , indem er einen leicht entbehrlichen hauptsächlichsten Straßenwärter sind . Das wird hoffent= Theil seiner imposanten Heeresmacht , für welche es im Augenblick keine kriegerische Beschäftigung gibt, zu den lich bald anders werden , und wenn man das schnelle Eisenbahnbauten verwenden ließ. Aehnliches dürfte im Fortschreiten der ungarischen Eisenbahnen zum Maßstab nimmt , ist mit Sicherheit zu erwarten , daß die Schienen nächsten Jahr auch in der Moldau und Wallachei wahr wege sich bald viel weiter nach Osten erstrecken werden . zunehmen sein , denn ein operatives Heer muß vor allem auf die Erleichterung seiner Verbindungen und seines all Was das Bedürfniß des gewöhnlichen Handelsverkehrs gemeinen Verkehrs mit dem Mutterlande bedacht sein, aus nicht hervorzurufen vermag, das wird im Verlauf der militärischen Operationen sich allmälig vervollständigen, welchem seine besten Hülfsquellen fließen. Die militärischen dafür bürgt der ernste Wille des Kaisers Franz Joseph Operationslinien mit ihren rückwärtigen Verbindungen und die schöpferische Thatkraft seines dortigen Feldherrn, find nicht bloß Heerstraßen für Kriegerschaaren, sie werden wäre es auch nur , um den Nachschub_des_todten Kriegs= zugleich Culturwege und dienen zur Verbreitung der Civili materials und der sonstigen Heeresbedürfnisse zu erleichtern. sation; daher findet man sie in möglichst gutem Zustand Es ist jest zur Genüge bekannt, mit welchen Schwierig auch nur bei Heereszügen civilifirter Völker und vermißt fie gänzlich auf osmanischem Gebiet. So heilt ein weiſer keiten die Kriegführung in den an das schwarze Meer Feldherr mit der linken Hand die Wunden, die seine gränzenden großen Ebenen zu kämpfen hat , und wie rechte den heimgesuchten Völkern unfreiwillig schlagen mußte, manche Operation ohne Erfolg geblieben ist , weil sie und nachdem er den stolzen Gegner überwunden hat, pflegt wegen Mangels an ausreichenden Transportmitteln für er mit Sorgfalt die bereits gelegten Keime zu besserer die Nachſchaffung der unentbehrlichsten Bedürfnisse nicht Cultur. Die Kriegszüge des Osmanen ließen seit Jahr zur vollständigen Ausführung kommen konnte , oder der hunderten nur verwüstete Ländereien hinter sich. Deutsch günstigste Zeitraum dafür aus demselben Grunde unbe = lands Krieger werden zeigen , daß der Krieg auch zu den nust bleiben mußte. Wurden doch selbst die Ruffen, un = Fortschritten der Cultur beitragen kann. geachtet ihres vortrefflich eingerichteten Verpflegsfuhrweſens, Die politischen Verhältnisse im Osten sind jezt derge lediglich durch die Schwierigkeit des Unterhalts beim stalt verwickelt, daß man nicht bloß an die nächsten mög weiteren Vorrücken an mancher entscheidenden Unterneh= mung gehindert. Ein großer Theil dieser Schwierig= lichen Ereignisse denken darf, sondern mit Aufbietung aller Kräfte ihre Wiederkehr zu verhüten suchen muß. keiten wird aber beseitigt , sobald Schienenwege auf dem Wir hoffen daher, daß man nicht auf halbem Wege stehen inne habenden Theil des Kriegsschauplages benußt werden bleiben und die bedrohten Gränzen für alle Zeiten sichern können , und wenn auch ihre Anlegung Millionen kostet, werde. Ein vorzügliches Mittel sind Eisenbahnen und so werden mindestens die Zinsen des Anlagecapitals schon militärische Standlager. Die Römer können hierin unsere durch die Ersparnisse gedeckt , welche durch die Benugung

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der Schienenwege in anderen nicht minder kostspieligen Zweigen der Heeresverwaltung eintreten können. So ausgedehnte Eisenbahnanlagen in Ländern mit dünner Bevölkerung fordern aber zunächst einen ſtarken Zuwachs an Arbeitskräften und eine genaue Regelung aller Arbeiten, damit ihre schnellere und zugleich wohlfeilere Vollendung möglich werde. In ergiebiger Weise vermag nur der Militärstand diese Verstärkung zu geben, der eben so wohl im tiefsten Frieden , wie in den großen Pausen der kriegerischen Thätigkeit ein sehr bedeutendes Arbeitercontingent stellen kann. Wir wollen vorläufig nur die augenblicklichen Verhältnisse in Betracht ziehen. In Folge der zwischen Rußland , der hohen Pforte und ihren Verbündeten ausgebrochenen Kriegs hat Defter reich sich genöthigt gesehen, an seinen östlichen Gränzen eine bedeutende Heeresmacht aufzustellen. Nußlands Näu mung der Donaufürstenthümer hat zwar den kriegerischen Zusammenstoß mit Oesterreich vermieden. In der Haupt sache sind aber die Gefahren für Deutschland dadurch nicht beseitigt worden , denn die Entscheidung der Hauptfragen wird endgültig erst durch die kriegerischen Erfolge bedingt, und in dem Augenblick, wo wir dieß schreiben , don= Nach allen nern die Kanonen schon vor Sebastopol. Anzeichen zu schließen, wird Kaiser Nikolaus die Waffen nicht eher niederlegen , als er dich mit Ehren thun kann ; seine Kriegsmittel sind aber so nachhaltig, daß er selbst nach erheblichen Verlusten immer noch auf Ermüdung seiner Gegner speculiren darf. Die Dauer dieses Kriegs läßt sich daher nicht berechnen, und alle Friedensvermitte= lungsversuche dürften nach Lage der Sache noch nicht an der Zeit sein. Daß eine Betheiligung Desterreichs und ganz Deutschlands an diesem Kriege zu deffen schnellerer Beendigung führen werde , müffen wir bezweifeln ; denn wäre auch Rußland vollständig gedemüthigt und unter harten, anscheinend uns günstigen Bedingungen zum Frieden gezwungen , so könnte gar leicht der Fall eintreten , daß das europäische Reich der Mitte bei der Ausbeutung dieses Friedensschlusses mit den Westmächten und der Pforte selbst in Streit geriethe. Ein ähnliches Verhältniß kann zu Rußland eintreten, wenn es diesem gelingen sollte, die Angriffe seiner Gegner vollständig abzuwehren. Unter

bindungswege in Richtungen , wie sie das Interesse der Staatswirthschaft und der muthmaßlichen Kriegsoperationen wünschenswerth erscheinen läßt. Eine Vereinbarung dieser Intereffen hat keine Schwierigkeiten, denn der Handel und der Krieg bedürfen gleichmäßig guter Straßen, gehen über haupt fast immer Hand in Hand . Waren es nicht ge= störte Handelsverhältnisse, welche den Ausbruch eines Kriegs veranlaßten, so wird der Krieg Anlaß geben, neue Handels wege aufzusuchen und zu gewinnen . Dieser Umſtand dürfte in den Donauländern ganz besonders zu berücksichtigen sein , denn auch die Engländer und Franzosen verlieren die dort zu erringenden Handelsvortheile nicmals aus den Augen, und schon ist mehrfach die Rede davon gewesen, daß erstere zur Anlegung von Eisenbahnen auf osmaniſchem Gebiet die Concession zu erlangen suchen. Das dazu erforderliche Geld und Material wird das reiche Insel land wohl ohne Mühe beschaffen , aber die Arbeitskräfte sind dort nicht so leicht zu gewinnen und schon durch die eigene Bodencultur sehr in Anspruch genommen . Dester= reich befindet sich daher in günstigerer Lage , und es kann von seinem dortigen Heer nicht bloß 20,000 Mann zu den Eisenbahnbauten stellen, sondern das Drei- und Vier fache. Aber die militärische Auffassung dieser Arbeiten ist nicht gleichgültig. Am allerwenigsten darfsie mit Lag Diese Arbeiten find löhnerarbeiten verglichen werden . lediglich als ein Mittel zu betrachten, wichtige Staats und besonders Kriegszwecke schneller und sicherer zu erreichen. Werden dergleichen Arbeiten als militärische Dienst leistungen angesehen , dann ist es auch selbstverständlich, daß die militärischen Dienstformen beibehalten werden, wie das ja auch bei allen Schanzarbeiten zu geschehen pflegt. Die Truppen marschiren daher bataillonsweise auf die ihnen angewiesenen Arbeitspläße und treten erst dort in besondere Arbeiterklassen ein. Natürlich kann hierbei nur von der Infanterie und den Pionieren die Rede seinz lettere werden sich aber ganz besonders nüßlich machen. Fremde Arbeiter unter die Soldaten zu miſchen , dünkt uns nicht angemessen , dieß würde auf die Organisation der Arbeitercorps nur störend einwirken. Den Ingenieuren und den Generalstabsoffizieren liegt die Vertheilung und Ueberwachung aller Arbeiten ob, wobei sie die Zeit zu bestimmen haben , in welcher einzelne Aufgaben beendigt sein können oder müssen. Die specielle Anleitung zu den verschiedenen Arbeiten ist Sache der Unteroffiziere und Soldaten des Pioniercorps . Die nächste Sorge der Commandobehörden ist auf die Bequartierung und Verpflegung des Arbeitercorps zu richten. Liegen Städte und Dörfer in der Nähe, so hat das keine Schwierigkeiten ; in der Regel wird es aber an bewohnten Orten fehlen , und sollen die Arbeiterabtheilungen am Morgen und Abend erst eine Meile Wege zurücklegen, um den Arbeitsplaß oder das Nachtquartier zu erreichen , so geht viel Zeit und Kraft verloren. Das Arbeitercorps wird sich also ganz feldmäßig einrichten und Lagerhütten bauen müssen. Am zweckmäßigsten dürften Häuschen von zusammengefügten Balken sein , die man nach Umständen abbrechen und anderswo wieder aufrichten kann , denn ein zeitweiliger Wechsel des Nachtlagers ist unvermeidlich. Man erlangt dadurch den Vortheil , die Arbeitstruppen

solchen Umständen ist das ruhige Verharren in schlag fertiger Stellung und die Verfolgung einer rein deutschen = Politik unstreitig das weiseste. Die beiden deutschen Groß mächte scheinen die Verhältnisse auch so zu beurtheilen, nur mit dem Unterschied , daß Oesterreich vollkommen schlagfertig und auf jedes Ereigniß gefaßt ist, Preußen aber nicht, obschon man in Berlin längst die Ueberzeugung gewonnen haben sollte , daß sein bisheriger Notenwechsel ohne schlagfertiges Heer an der Gränze die Sachen nur verschlimmert hat. Eine solche Anhäufung von Streitkräften wie Dester reich sie gegenwärtig in Galizien bewirkt hat , verursacht aber nicht nur einen außerordentlichen Anfwand , sondern hat auch mancherlei Uebelstände, zumal wenn ihre kriege rische Unthätigkeit durch die politischen Verhältnisse noch lange geboten werden sollte. Es muß also für eine nuß bare Beschäftigung der Truppen gesorgt werden. Die nüglichste von allen ist die Anlegung von Eisenbahnen, verbunden mit Herstellung anderer möglichst guter Ver

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dicht an der Eisenbahn unterbringen zu können, und es lassen sich später die abgebrochenen Häuschen um so leichter fortschaffen. Ein solches Hüttenlager erhält dadurch Aehn lichkeit mit einem militärischen Standlager, dem nur die fortificatorischen Schußmittel fehlen, die hier entbehrlich ſind.

verarmten vornehmen Familien . Drei Viertheile der Offiziere find daher auch bei den indiſchen und afrikaniſchen Compagnien Europäer. Bei den europäiſæen Soldaten bleibt in moralifter Beziehung allerdings viel zu wünschen übrig. Der Holländer selbst tritt nicht in indische Militärdienste, wenn er nur irgend eine andere Eristenz findet. Ein zu starkes nationales Vorurtheil verrscht nämlich bis auf den heutigen Tag im Mutterlande gegen den Colonial-Militär dienst. Die bekannte Seelenverkäuferei im 17. und 18. Jahrhuns dert beweist hinlänglich , daß man damals außergewöhnliche Mittel anwenden mußte , um sich militärische Kräfte für die Colonien zu verschaffen , und ebenso if Holland heute noch in der Nothwendig feit , Werbungen im Auslande, namentlich in Deutschland , zu ver= anstalten , und man kann wohl annehmen , daß von den Truppen, welche nach Indien gehen , die Hälfte Ausländer find. Was die für den Dienst angeworbenen Holländer betrifft , so ist der größte Theil aus den Strafcompagnien gewonnen , also der Ausschuß der holländischen Armee ; die Ausländer find zum Theil aus demselben Kaliber , ein anderer Tbeil aber besteht aus anständigen Leuten, welche, unbekannt mit den indiſchen Verhältniſſen, in der Hoffnung auf Avancement in Dienste treten. Namentlich rechne ich dazu eine bedeutende Anzahl gewesener Offiziere und Fähndriche, welche durch eigene Fehler oder Unglück ibre Carrière in Europa hatten auf geben müssen. Die meisten diefer Leute täuschen sich , und nur einem etwa von 20 gelingt es , fich wieder zum Offizier emporzu= arbeiten. Der Grund hiervon ist , daß Holland selbst genug Aspi ranten hat , welche als Offiziere in Indien angestellt zu werden wünschen, und daß , wenn man vor 30 und mehr Favren vielleicht eine zu große Anzahl Ausländer zu Offizieren beförderte, dieß in neuerer Zeit den Mißmuth der Nation erregt zu haben scheint , so daß man fich veranlaßt fühlte , zu dem anderen Extrem überzugeben , d. h. gar keine Ausländer oder nur mit sehr wenig Ausnahmen zu be fördern. 3 kann hierbei den Wunsch nicht unterdrücken , daß die überaus biedere und rechtliche holländische Nation ſich auf ihre eigenen Kräfte beschränken over bei den Werbungen gleich feststellen möge , daß kein Ausländer Offizier werden dürfe. Dadurch wüßte jeder klar und deutlich , was er zu erwarten hätte , und die Wer= bung würde dann nur jenen kleinen Theil einbüßen, welcher bisher mit chimäriſchen Hoffnungen auf Avancement in den Dienſt trat. Aus dem Obengesagten möge man übrigens nicht schließen, daß die ostindische Armee ihrem Zweck nicht entſpreche , indem ich nur vom moralischen Standpunkt und in der Hinsicht auch nur von dem europäischen Theil gesprochen habe. Die drei übrigen Viertel der Armee , welche aus Indiern bestehen , zeichnen sich durch ein rubiges und gehorſames Betragen aus , und was persönlichen Muts anbelangt , so find die Bugis *) den Europäern beinahe überlegen, und auch die Javanen und Amboinen **) können ihnen vielleicht gleichgestellt werden. Das Offiziercorps ift in den letzten zebn Jahren durch fäbige und gebildete junge Holländer recht sehr ver bessert worden; besonders aber bilden die Offiziere der Artillerie ein ausgezeichnetes Corps . Es werden jährlich 1000 bis 1200 Mann von Holland aus, und zwar in kleinen Transporten von nicht über 200 Mann , nach Indien befördert. Wenn diefelben in Batavia ankommen , werden die solidesten zurückbevalten ; der Reft geht nach Samarang, Sura= baja , Padang und den übrigen größeren Garniſonen und Depots. Hier werden wieder die Besten zurückbehalten und den Ueberrest Die versendet man endlich nach entlegeneren , kleineren Posten. leßten baben in der Regel noch mehrere kleinere Posten von 10 bis 40 Manu zu beseßen, wozu noch einmal eine Auswahl getroffen wire .

Sollte der Kriegszustand noch einige Jahre dauern, die galizische Eisenbahn von Lemberg ab am oberen Dniestr fortgeführt werden , dann scheint die Anlegung wirklicher Standlager zum örtlichen Schuß der Hauptſtationen uner= läßlich zu sein. Das ist noch weit mehr der Fall , wenn es die österreichische Regierung angemessen finden sollte, auch in der Moldan und Walachei Schienenwege anzu= legen , was bei fortdauernder Beseßung dieser Fürsten thümer - gleichviel unter welchem Titel - gewiß nicht unterbleiben wird. Werden nämlich die Donaufürsten thümer unter den Schuß Oesterreichs gestellt , so würde es fich dann nicht darauf beschränken, diese fruchtbaren Länder nur ausbeuten zu wollen, es würde zugleich deutsche Sitte, deutsche Cultur, überhaupt deutsche Civilisation dort ver breiten und eine friedliche Eroberung zum Besten der Be= troffenen gemacht haben. Vielleicht wird dann auch das Ziel der deutschen Auswanderung ein anderes. Möchte diese Hoffnung in Erfüllung gehen, die segensreichen Folgen für Deutschland würden dann schon nach einem Jahrzehnt sich bemerkbar machen. Aber der Weg zur Civilisation wird heutigen Tags durch die Eisenbahnen bezeichnet, das Pz . wolle man nicht übersehen.

Miscelle. [Einiges über die Zusammenstellung und Einrichtung der niederländiſch- indiſchen Armee.] Wir entnehmen die nachfolgenden Notizen der im 5. Hefte des ersten Bandes der Berliner Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde“ mitgetheilten Be= schreibung einer Reise von Sumatra nuch Pontianak auf Borneo“ von D. v. Kessel. Sämmtliche regulare Truppen in Indien mögen etwa 20,000 Mann betragen , wovon ungefähr der vierte Theil aus Europäern und ein anderes Viertel aus Negersoldaten besteht , welche vor einigen Jabren in der niederländischen Beſißung El Mina auf der Westküste Afrikas angekauft , angeworben und als Recruten nach Ostindien verführt wurden. Diese Werbung bat jedoch seit einigen Zabren aufgehört , und , wie ich meine , auf Grund von Reclama tionen der engliſchen Regierung , welche darin eine Art Sclaven handel zu erblicken glaubte. Die eigentliche Absicht war vielleicht, die niederländischen Colonien dadurch indirect zu schwächen. Außer diefen europäischen und afrikanischen Corps besteht die andere Hälfte der Armee aus indischen Soldaten von den verschiedenen Inseln, meistens aber aus Zavenen , zum kleineren Theil aus Bugis und Amboinen. Die ganze Armee ist in Bataillone zu 6 Compagnien getheilt, wovon die beiden Flanqeur- Compagnien gewöhnlich Europäer oder Afrikaner sind , während die 4 Centrum-Compagnien aus Indiern bestehen. Bei den indischen Compagnien find die Unteroffiziere zur Hälfte Europäer , zur Hälfte Indier. Zu Offizieren werden nur wenig indische Unteroffiziere befördert ; entweder nur im Kriege ausgezeichnet brave Solraten oder in Friedenszeiten Söhne aus

*) Bugis , ein Volksftamm auf Celebes von mubammedaniſcher Religion , der mit den Javanen auf gleicher Bildungs stufe steht. v. K. **) Die verschiedenen Bewohner der Molukken bezeichnet man mit dem allgemeinen Namen Amboinen, wenn ſie als Soldat engagirt sind ; es find viele sogenannte Chriſten dabei, v. K.

Redigiri unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. B. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samstag, 4. November 1854. PERUTLETS 130 plardam 100 09

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Militär - Zeitung .

Preußen.

[ Berlin, 26. Detbr. Wie der Börsenhalle" mitgetheilt wird , ist vor Kurzem auf Befehl des Militärcommando's ein Versuch mit Benuzung des Telegraphen im freien Felde im Anschluß an die bestehenden Telegraphen finien gemacht worden , der einen überraschenden Erfolg in Betreff der Geschwindigkeit , mit welcher die telegraphische Verbindung hergestellt werden kann , geliefert hat. Eine Colonne von 10 Mann legte innerbalb zwei Stunden den Telegraphendraht in freiem Felde auf eine Entfernung von einer preußischen Meile , und schon nach Verlauf von fünf Minuten nachh beendigter Arbeit hatte man mit Paris, Brüssel, Königsberg und Wien gesprochen. Großbritannien. London , 26. Octbr. Die Regierung läßt in der Gießerei von Low Moor 100 Kanonen von feltenem Kaliber anfertigen , die 94pfündige ovale Kugeln schießen werden. Außerdem hat ein Privatetablissement einen Son tract mit der Regierung abgeschlossen, in dem es sich ver= bindlich gemacht hat, wöchentlich 18 Stück der schwersten Geschüße zu liefern. Frankreich. Paris , 30. Detbr. Der Kaiser hat , einem Antrag des Marineministers gemäß , befohlen , daß die Namen Bomarsund und Alma auf die Fahnen der Ma rineinfanterieregimenter , die an der Belagerung des ersteren und legterer Schlacht Theil genommen haben, ge sezt werden sollen.

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Betrachtungen über die Kriegsereignisse in der Krim. *) Obgleich die veröffentlichten Berichte über die Unter nehmung der Westmächte gegen die taurische Halbinsel noch *) Aus der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung entnommen.

sehr lückenhaft sind, zum Theil sogar mit einander im Widerspruch stehen , läßt sich das Wahre vom Erdichteten jest besser als früher unterscheiden und ein Standpunkt gewinnen, der den Ausgang und die muthmaßlichen Folgen dieser großartigen Unternehmung eventuell zu beurtheilen gestattet. Es mag daher gerechtfertigt erscheinen , wenn wir den dortigen Ereignissen einige allgemeine Betrach= tungen widmen. Prüft man zunächst die politisch -militärische Bedeutung der Krim, so ergibt sich , daß dieselbe ihre Wichtigkeit hauptsächlich dem mit großen Kosten erbauten Kriegshafen Sebastopol verdankt. Wer im Besige dieses Hafens ist, beherrscht zwar noch nicht das schwarze Meer, weil diese Herrschaft erst durch entscheidende Seeschlachten begründet werden muß, ist aber doch in Verfassung , anderen See mächten dieselbe streitig zn machen. Die Herrschaft auf dem schwarzen Meere hatte Rußland bereits verloren, als die gewaltigen Kriegsflotten der Westmächte ihre nautische Ueberlegenheit dort geltend machten. Indeß bleibt diese Herrschaft so lange eine getheilte, als die ruffische Flotte noch auf dem Wasser schwimmt und der wichtige Hafen von Sebastopol nicht in die Gewalt der Westmächte fällt. Lettere hatten zwar bereits Varna und andere türkische Häfen zu ihrer Verfügung , würden aber ohne den Besit von Sebastopol genöthigt sein, mit großem Aufwande eine überlegene Kriegsflotte im schwarzen Meere zu unterhalten, deren Verwendung in anderen Weltgegenden dann unzu lässig bleibt. Man sest überhaupt nicht so massenhafte Streitkräfte in Bewegung, um durch sie nur unterge= ordnete Zwecke zu erreichen. Die schlagfertige Streitmacht eines Staates gleicht dem Einsaß beim Spiel , welcher dem möglichen Gewinne entsprechen muß. Die Abwendung einer augenscheinlichen großen Gefahr ist jedoch ebenfalls als Gewinn zu betrachten , und kann einen großen Staat allerdings zu gewaltigen Rüstungen veranlassen , selbst wenn ein augenblicklicher Gewinn dadurch nicht zu erzielen sein sollte. . Berücksichtigt man, daß die unbeschränkte Herrschaft auf dem schwarzen Meere zugleich einen mächtigen Einfluß auf die europäischen und asiatischen Küstenländer gewährt, so begreift sich leicht , wie dringend Oesterreich sich veran= laßt fühlen mußte, in den Donaufürstenthümern eine neue

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Stellung zu gewinnen, um nicht von dem schwarzen Meere gänzlich abgeschnitten zu werden , oder den freien Verkehr auf demselben durch einen vielleicht übermüthigen Sieger beschränkt zu sehen.

Weitere gehört in das Gebiet der Operationen auf dem Festlande.

Es ergibt sich hieraus zur Genüge , daß die Festung und der Hafen von Sebastopol ein sehr wichtiges Opera • tionsobject ist , deſſen Gewinn als ein angemessener Preis für die blutigen Anstrengungen der Weſtmächte erscheint. Wir müssen jedoch hier die Bemerkung vorausschicken, daß die Einnahme von Sebastopol noch keineswegs über den Besiz der tauriſchen Halbinsel entscheidet; dieser bedingt auch die Einnahme der starken Festung Perekop , welcher zur See schwer beizukommen ist. Wenn aber auch die ganze Halbinsel mit dem Schlüsselpunkte Berckop in die Gewalt der Westmächte fiele, so würde das auf die Fort seßung des Krieges im südlichen Rußland keinen erheb= lichen Einfluß haben. Zwar würden dann die Westmächte den größeren Theil ihrer Streitkräfte auf anderen Punkten verwenden können. Das ist aber auch russischerseits der Fall , und so lange nicht die zanze russische Seemacht in den dortigen Gewässern vernichtet ist , werden die West mächte zur Behauptung der Krim einer größeren Streit macht bedürfen, als Rußland braucht , um ein Hervor brechen von dort zu verhindern . Die Gründe für diese Behauptung sind in den eigenthümlichen Verhältnissen des Landes zu suchen , welche die Tragweite einer gewonnenen Schlacht bedeutend abkürzen. Das ganze großartige Unternehmen der Westmächte zerfällt in folgende drei Hauptabſchnitte : 1 ) Die Landung, 2) den Gewinn eines festen Stüßpunktes mit Hafen, 3) die Eroberung der ganzen Halbinsel und die Vernichtung der russischen Flotte. Möglicherweise kann leytere ſchon früher vernichtet werden . Erfahrungsmäßig ist die Landung einer bedeutenden Streitmacht eine der schwierigsten Kriegsoperationen , die fast immer mißlingt , wenn sie nicht zugleich vom Glück begünstigt wird. Unter Kriegsglück versteht man aber das Eintreffen der stillen Voraussetzungen . Gibt es auf der feindlichen Küste mehrere gute Landungspunkte , so hat der Angreifer zwar den Vortheil , seinen Gegner durch Demonstrationen über den wahren Angriffspunkt leicht täuschen zu können. Damit sind aber die hauptsächlichsten Schwierigkeiten noch nicht beseitigt. Die großen Kriegs und Transportschiffe müssen stets in einiger Entfernung von der Küste vor Anker gehen und ihre Mannschaft, Geschüße , Wagen und Pferde durch Boote an das Land sezen. Für den Angreifer bleibt dieß immer ein sehr ge= fahrvoller Moment. Ist die See unruhig , so geht bei dem Ausschiffen viel Zeit verloren, auch sind die Unglücks fälle häufiger. Bei stürmischer See muß die Ausschiffung ganz unterbleiben. Nach erfolgter Landung haben die Truppen zunächst festen Fuß zu fassen und ihre Verpfle= gung einzurichten . Die Sorge für das sichere Unterbringen der Munition und der Verwundeten steht dabei in erster Linie , denn ohne Kampf wird die Landung selten abgehen. Man muß sich also eines bequem gelegenen Waffen plages und eines Hafens bemächtigen , in dessen Nähe die Heeresbedürfnisse aufgehäuft werden können. Das sind die unerläßlichsten Bedingungen eines glücklichen Erfolgs, das

Vergleicht man das Gesagte mit der Landung der Ver bündeten in der Krim, so ist nicht zu verkennen, daß diese Unternehmung mit großer Geschicklichkeit eingeleitet und ausgeführt worden ist . Nur der Zeitpunkt dürfte nicht gut gewählt sein , wahrscheinlich hatte man darin_nicht ganz freie Wahl. Allerdings waren die maritimen Kräfte der Verbündeten von so großer Ueberlegenheit, daß der Erfolg vollständig gesichert schien . *) Dennoch unterließ man kein Mittel , den Gegner über das eigentliche An= griffsobject zu täuschen, und eine Concentrirung der feind= lichen Streitkräfte auf dem Landungspunkte oder in deſſen Nähe zu verhindern . Zu diesem Zwecke wurde laut ver= kündet , daß die großen maritimen Rüstungen in Varna gegen die Krim gerichtet seien , was in der Regel dann um so weniger geglaubt wird. Auch in St. Petersburg scheint man es nicht geglaubt zu haben , sonst würden dem Admiral Fürsten Mentschikoff wohl größere Streitkräfte überwiesen worden sein. Die Wahl der zwischen der Küste von Bessarabien und der Krim gelegenen Schlangeninseln zum Vereinigungspunkt der ganzen Armada war ebenfalls geeignet , die Zweifel des Gegners zu verlängern , weil die Verbündeten von dort aus eben so gut im Rücken der hinter dem Pruth stehenden russischen Hauptmacht landen konnten. Als endlich die verbündete Flotte an der Westküste der Krim erschien , und die ganze Linie von Eupatoria bis über den Hafen von Sebastopol hinaus mit ihren Segeln bedeckte , mußte natürlich jeder Zweifel schwinden , denn mit solchen Geschwadern demonstrirt man nicht. Jest war es zu spät , einer Landung direct ſich widerseßen zu wollen , wozu ein Heer von 100,000 Mann erforderlich gewesen wäre, und vielleicht nicht einmal hingereicht haben. würde. Wozu hätte es auch nüßen können, auf einzelnen Punkten Widerstand zu leisten , da die Verbündeten die ganze Westküste bedrohten , auf dem wirklichen Landungs punkte also immer mit Uebermacht auftreten konnten ? Bei der Schwäche Mentschikoff's, dessen gesammte Streitmacht, mit Ausnahme der Bejagung von Sebastopol und der Schiffsmannschaft , höchstens 50,000 Mann betrug , die aber nicht alle vereinigt werden konnten , wäre ein directer Widerstand sehr nuglos gewesen. Unter solchen Umständen hatte die Landung der Ver bündeten, welche in den Tagen vom 14. bis 17. September zwischen Eupatoria und Katſcha stattfand, keine erheblichen Schwierigkeiten. Doch ist sie keineswegs so glatt abge= laufen, wie die pomphasten französischen Berichte anfangs verkündeten. Schon am Abend des ersten Landungstages trat ein heftiger und anhaltender Regen ein, der nament=

*) Nach dem Moniteur de la Flotte zählten die verbündeten Geschwader 25 Linienschiffe, 29 Fregatten , mit Einschluß der kleineren Schiffe und der Transvertschiffe aber beinahe 700 Fahrzeuge, von welchen 200 ausschließlich mit Lebens mitteln beladen waren. Die Ruffen bingegen batten nur 17 Linienschiffe und 9 Fregatten , Corvetten oder Briggs. Die kleineren Schiffe zählen überhaupt nicht in der Schlacht. Auch haben die Ruffen viel weniger Dampfschiffe.

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lich den englischen Truppen sehr empfindlich wurde , weil man unterlassen hatte, gleichzeitig auch die Zelte und Lagergeräthschaften an das Land zu bringen. Selbst der Herzog von Cambridge mußte vierundzwanzig Stunden ohne Obdach bleiben und konnte sich weder durch warme Speisen und Getränke erquicken , noch die durchnäßten Kleider wechseln . Die Franzosen und Türken hatten sich darin besser vorgesehen. Der Mangel an Trinkwasser war jedoch allgemein , da es in der Nähe keine fließenden Ge wasser gibt und die Landseen nur Salzwasser enthalten. Am anderen Tage wurde die See unruhig und die Aus schiffung sehr erschwert. Manches schöne Pferd ging dabei zu Grunde, auch sollen mehrere Boote mit Mannschaft umgeschlagen sein. Indeß ging die Landung im Allge meinen glücklich von statten , und die Verbündeten konnten fich bald in schlagfertiger Ordnung landeinwärts bewegen. Das Belagerungsgeschüß wurde jedoch erst später und näher bei Sebastopol ausgeschifft. Man hat es dem Fürsten Mentschikoff zum großen Fehler angerechnet , daß er die Landung der Verbündeten in keiner Weise zu erschweren gesucht habe, und nicht ganz mit Unrecht. Zwar haben wir uns bereits dahin ausge sprochen , daß es dazu einer mehr als doppelt so starken Streitmacht bedurft hätte , als ihm zur Verfügung stand. Aber zwei Mittel hätten wenigstens nicht unversucht bleiben sollen. Das eine bot die Flotte dar, das andere die Ca= valerie in Verbindung mit reitender Artillerie, an welchen Waffen die Westmächte in den beiden ersten Tagen großen Mangel litten. Betrachten wir die Sache etwas näher. Die russische Flotte, 17 Linienschiffe und 9 Fregatten 2c. stark, wurde zwar im Hafen von Sebastopol blokirt, das Blokadegeschwader war aber kaum halb so stark. Da nun die Verbündeten der russischen Flotte selbst nachrühmen, daß sie gut geführt werde , die Mannschaft im Schießen trefflich geübt sei , und jenen passiven Muth habe , der auf seinem Posten zu sterben bereit ist , hätte ein Versuch zum Durchbruch sich wohl erwarten laffen. Die einge= tretene stürmische Witterung mußte die Ruffen zu einem selchen Unternehmen um so mehr anregen, da ihre Kennt= niß des dortigen Windwechsels ihnen eine gewisse nautische Neberlegenheit verschaffte , die sie den Westmächten gegen= uber schon bei Sinope erprobt hatten. Möglicherweise konnte das Auslaufen der ruſſiſchen Flotte zu einer Sec schlacht führen , in welcher vielleicht ein halbes Dugknd Linienschiffe verloren ging. Aber haben nicht die Russen jezt eine noch größere Anzahl Linienschiffe im Hafen ver senkt , ohne vorher ihre Breitſeiten spielen zu lassen? Ueberdieß entsteht die Frage, ob die Verbündeten von ihrer großen Ueberlegenheit einen entscheidenden Gebrauch hätten. machen können, da ihre größten Linienschiffe zum Truppen transport mit verwendet wurden. Hätten sie sich zum Ge= fecht aufstellen müssen , so würde das die Disposition zur Landung wesentlich gestört , diese selbst aber vielleicht um

gab , um im Rücken der großen feindlichen Flotte die bugsirten feindlichen Transportschiffe anzugreifen und in Brand zu stecken. Die Zeitungen berichteten damals, daß dieß beabsichtigt werde , es ist aber nichts davon zur öffent lichen Kunde gekommen. Statt deſſen beschränkt sich die russische Flotte auf die passiveste aller Vertheidigungs arten, was den ſeemännischen Geist eben nicht beleben wird. Beleuchten wir die Wirksamkeit des anderen Mittels . Vielleicht wird Mancher fragen : Was können 4000 bis 5000 Reiter mit etwa 16 Geschüßen gegen 60,000 Mann Infanterie mit 80 bespannten Geschüßen unternehmen ? Eine solche Formulirung der Frage würde aber nicht zu lässig sein. Erstens war diese Infanterie und Geschuß masse in den ersten Landungstagen noch gar nicht vereint und schlagfertig. Die Infanterie wurde divisionsweise ausgeschifft , und erhielt die dazu gehörigen Batterien erst später . Zweitens fonnte sich die russische Cavalerie ver eint auf eine dieser Divisionen werfen, fie beftig beschießen, ohne vom feindlichen Geſchüßfeuer selbst sehr belästigt zu werden, und ihr vielleicht eine Niederlage beibringen. Drittens konnten die Verbündeten gar nicht beurtheilen, ob sie es nur mit dieser Reiterschaar zu thun batten, oder derselben eine starke Infanteriemasse auf dem Fuße folge. Die Ungewißheit und der Zweifel sind im Gebiete der Taktik sehr einflußreiche Factoren , und wenn es ſich auch als Redefigur ganz hübsch ausnimmt , ſagen zu können : Wir sind auf unsere Flotte bafirt : so weiß man doch, daß in der Wirklichkeit eine solche Basis unter Umständen ganz nuglos werden kann . Nimmt man aber auch an, daß die Angriffsversuche der russischen Cavalerie ohne günstigen Erfolg geblieben wären, so würden sie die Verbündeten beim weiteren Vorrücken jedenfalls zu großer Vorsicht ge= nöthigt und ihnen wenigstens einen Zeitverlust verursacht haben. Für jeden Vertheidiger , der ansehnliche Verstär fungen zu erwarten hat , ist das schon ein erheblicher Gewinn.

einige Tage verzögert haben. Ging eines dieser Schiffe im Kampfe zu Grunde, dann war der Verlust an Mann schaft um so größer. Wollte Mentschikoff die Flotte nicht den Gefahren einer Seeschlacht ausseßen , so blieb immer noch ein anderes Mittel übrig. Man konnte Brander ausrüsten und alle kleinere Schiffe auslaufen lassen , deren es noch über 80

Den Leiern wird bekannt sein , daß die Russen ein Dragonercorps besigen , welches in Betreff der Auswahl und Einübung von Mann und Pferde unübertroffen da stehen dürfte. Dieſes aus & starken Regimentern bestehende Corps kann 8 Bataillone zu 800 Feuergewehren und 16 Schwadronen Lanzenreiter mit 32 Geſchüßen aufstellen. Glaubt man für die Erreichung des Gefechtszwecks weniger Bataillone zu bedürfen, so vermehrt ſich die Zahl Schwadronen, und zwar um & für jedes wegfallende ein zelne Bataillon . Wenn Alles zu Pferde bleibt , besteht das Ganze aus 80 Schwadronen oder ungefähr 12,000 Reitern. Dieses Corps hätte sich zu Zeit der Landung überaus nüßlich machen können , denn seine notorisch schwächste Seite , nämlich die große Anzahl lediger Pferde der abgesessenen Dragoner , wäre unter den dortigen Ver= hältnissen keinem Angriffe bloßgestellt gewesen. Wie man aus russischen Berichten vernimmt, soll das Dragonercorps auf dem Marsche nach der Krim ſein. Schluß folgt . )

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Literatur.

cationsmittes . Telegraphen. Induſtrie. Volkscharakter.“ Der zweite Theil handelt von der Festung Rendsburg. Erster Abschnitt: #Der strategische Werth der Festung. Lage. Ort. Bedeutung " Zweiter Abschnitt: „Der tak tische Werth der Festung. Verhältnisse der Localität der nächsten Umgebung und des Orts der Festungsanlage ; das System derselben ; Anordnung und Art der Werke. 1 ) Die Befestigung der Anstalt. 2) Die Befestigung des Neuwerks . 3) Die Befestigung des Kronwerks . Allge= meines Resultat." Ein Anhang" gibt die Uebersicht der dänischen Streitkräfte zu Land und zur See" . Man sieht aus dieser Uebersicht , daß der Verf. seinen Gegenstand nach allen Seiten ausgeführt hat; er hat ihn aber auch in allen diesen Beziehungen erschöpft. Er hat das Land selbst gesehen, außerdem die vorhandenen Quellen mit Auswahl benugt , z . B. v. Baggesens Werk „der dänische Staat" , den dänischen Hof- und Staatskalender von 1853" ; wie gewissenhaft er dabei verfahren ist, kann seine Kritik dieser Quellen beweisen ( S. 21 ) Dem Fleiß und der Sachkenntniß , womit das Material zusammen = gestellt ist, entspricht dann das richtige Urtheil , welches der Verf. bei Anwendung desselben auf die militärischen Betrachtungen beweist. Der militärische Charakter des Landes , wie der einzelnen Landstriche ist überall flar und bestimmt entwickelt; was die einzelnen Abschnitte für die Bewegung, für die Vertheidigung und den Angriff leisten, ist nicht bloß in allgemeinen Strichen , sondern in klaren, auf bestimmte und wahrscheinliche Voraussetzungen ge= gründeten Berechnungen dargethan ( S. 40 ff. , S. 46 ff , S. 66 ff.). Dann ist alles schließlich jedesmal in wenigen Säßen zusammengefaßt, welche die Ergebnisse mit der nöthigen Schärfe hervorheben ( S. 48 ff. , S. 56 ff. , S. 124ff.) . Nur hie und da finden wir den Einfluß einzelner Boden striche etwas zu hoch angeschlagen, auch geht der Verf. wohl in seinen Vorschlägen zur Anlegung von Eisenbahn und Telegraphenlinien (S. 78) , überdieß im Interesse der dänischen Regierung, etwas zu weit. Die beiden

Das Kriegstheater der dänischen Halbinsel und die Festung Rendsburg. Von A. Burow, Hauptmann a. D. Mit einer militärischen Karte der Halbinsel und einem Plane von Rendsburg. gr. 8. Altona, 1854. Diricksen und Ingwersen. (Vill u. 131 S.) 2 Thlr.

Wir haben in dieser Schrift eine kriegswissenschaft liche Arbeit vor uns, wie wir überhaupt deren noch wenige und in Bezug auf dieses Kriegstheater noch keine besigen. Ueber die für das Kriegswesen unserer Zeit so wichtigen. Feldzüge in Schleswig , Jütland und Holstein , 1848 bis 1850, ist zwar schon eine Reihe guter Schriften erschienen, dieselben umfassen indeß meist nur einzelne Theile und damit natürlich auch nur Stücke des Kriegstheaters ; über dieß haben sie sich , wie z . B. selbst der treffliche Beitrag von Lütgen über den Feldzug 1850 , auf die Beschreibung des Kriegsschauplages nur so weit eingelassen , als zum Verständniß durchaus nöthig schien. Hier hilft daher die vorliegende Schrift einem Mangel ab; erst mit ihrer Hülfe lassen sich jene drei Feldzüge nach der strategiſchen und taktischen Seite vollständig verstehen. Die Schrift hat aber auch einen allgemeinen wissen schaftlichen Werth; sie ist eine gelungene Beschreibung eines Kriegstheaters mit Rücksicht auf die Kriegsfälle, die darauf eintreten können. Solcher Arbeiten sollten wir mehr haben; für unsere Kriegsschulen ſowohl , als für alle , die in der Militärliteratur Belehrung suchen. An ihnen werden die allgemeinen strategischen Säße, werden viele taktische Wahr heiten erst recht klar; sie bilden die Grundlage für die Geschichten der Feldzüge wie der Schlachten , wenn diese wirklich Nugen haben sollen. Sie führen aus dem Reich der Phantasie, der überschwänglichen allgemeinen Gedanken, wozu das Lesen gewöhnlicher Geſchichten nur zu leicht ver führt , in die nüchterne Wirklichkeit zurück ; sie zeigen, von wie viel kleinen Einflüſſen die Entscheidung abhängt, wie viel gewissenhafte Aufnahmen und Beobachtungen , wie Karten, welche das Verſtändniß der Abhandlung befördern viel Zusammenstellungen und genaue Berechnungen den sollen , sind recht brauchbar; die von Rendsburg ist beson großen Bewegungen auch des begabtesten Feldherrn noth ders fleißig ausgeführt , bei der der Halbinsel dürften ſich wendig zu Grunde liegen müssen; sie führen mitten hinein die Abſchnitte deutlicher hervorheben ; auch ist das, freilich in die Thätigkeit des Generalstabs. durch den Maßstab veranlaßte, Aufsuchen der Ortsnamen Für solche Arbeiten also haben wir in dieser Schrift aus dem nebenstehenden Verzeichniß mit Hülfe von beige ein treffliches Beispiel vor uns. Eine Einleitung , die schriebenen Zahlen , doch mühsam, so sehr die Karte da allgemeinen Grundzüge der Strategie und Taktik in ihrer durch an deutlicher Haltung gewinnt. Die Schrift hat endlich auch eine militärisch - politiſche Anwendung auf die Fortification " , legt den wissenschaft lichen Grund. Der erste Theil behandelt dann in zwei Bedeutung , obgleich der Verf. dieselbe weder beabsichtigt, Abſchnitten das Kriegstheater der däniſchen Halbinsel. noch besonders behandelt hat. Die Ergebnisse der Ab Es geht daraus Erster Abschnitt: „Die geographischen Verhältnisse des handlung sprechen da für sich selbst. Kriegsschauplages in allgemein - militärischer und in ihrer hervor , daß Deutschland in jedem großen Krieg , wo ihm besonderen Beziehung zur Festung Rendsburg. " Erstes Dänemark feindlich iſt - und das war in der lehten Zeit immer der Fall —, ein Heer von 60 – 80,000 Manu Capitel : „Lage, Größe und Bevölkerung ; die geögnostischen, geologischen und klimatischen Verhältnisse und die Küsten braucht , um nur gegen Dänemark allein das nördliche formation." Zweites Capitel : „Die hydrographischen Ver Bundesland , darin die wichtigen Städte Hamburg und Drittes Capitel : " Die orographischen Ver Lübeck zu ſchüßen. Das Geringſte, was hier die deutschen hältnisse." hältnisse. Allgemeines Resumé.“ Zweiter Abſchnitt : „ Die Interessen gebieterisch verlangen, worauf auch die Preußische statischen Verhältnisse des Kriegsschauplates mit ihrer Wehrzeitung ihrer Zeit hinwies und wozu Deutschland militärischen Influenz. " Erstes Capitel : „Bodenbeschaffen ein unzweifelhaftes Recht hat, wäre, daß Rendsburg eine heit. Production . Anbau und Vertheilung der Bevölke deutsche Bundesfestung und das holsteinische Gontingent rung." Zweites Capitel : Art des Anbaues . Communi von der dänischen Armee gesondert würde. 0. Respirt dater Berantwortlichkeit der Verlagsbandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gebruci .

4201 Dienstag , 7. November 1854. lipn In matso ma ful od-els when 10 Ti 191909 15 and i sids We 2915

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ark Allgemeine Militär - Beitung.

Preußen.

Lissa (in Schlesien), 26. Detbr. In diesen Tagen wurde das enthüllt , aber ohne weitere Feierlichkeit. Auf der Höhe, wo der große König die genialen Dispositionen für die Schlacht ertheilte, zwischen Leuthen und Heydau nächst der Kunststraße ragt die schlanke, 80 Fuß hohe, Säule stolz empor. Im edelsten corinthischen Styl aus weißem Granit funstvoll gemeißelt, trägt sie in goldenen Lettern an Inschriften auf der Südseite: 99 Diese Säule errichtete König Friedrich Wilhelm IV. zum Andenken an König Friedrich des Grossen Sieg am 5. December 1757." Auf der Nordseite: Durch Beiträge des IV. Armee Corps. " Von ihr herab leuchtet weit in das Schlesier land die coloffale goldene Victoria, dargestellt im Fluge von Nord nach Süd , in der Rechten die Palme , in der Linken den Lorbeerkranz schwingend.

läßt die Regierung bei Armstrong u. Comp., den Erfindern des hydraulischen Krahnés , 25 Sprengapparate, 13 größere und 12 kleinere , anfertigen. Jeder derselben besteht aus drei concentrischen wasserdichten Cylindern, die in einander geschoben werden . Die Höhlung des innersten wird mit dem feinsten Schießpulver gefüllt; zwischen ihm und dem nächst äußeren kommt eine Lage gewöhnlichen Sprengungspulvers ; der dritte Zwischenraum bleibt un gefüllt. Ein Leitungsdraht verbindet die innerste Ladung mit einer entfernten galvanischen Batterie. Das Gewicht eines der größeren, vollständig gefüllten Apparate ist auf 80 Centner , die Füllung allein auf 20 Centner berechnet. Sammtische Appararate sollen im Laufe der nächsten Wochen fertig sein und beabsichtigt man vor ihrer Verschiffung einen Brobeversuch an einem bei Newcastle versenkten Fahrzeug anzustellen. Rußland.

Württemberg. u. Das Kriegsministerium hat sich zu einer versuchs weisen Aenderung in unserem Remontirungswesen entschlossen. Der Bedarf an Remonten soll wie bisher rom Lande gedeckt werden ; während aber bie jest die Pferde vier- bis fünfjährig aufgekauft und sofort zur Dressur an die Regimenter verabreicht wurden , sollen künftig zweijährige Fohlen acquirirt und noch zwei Jahre auf den Gestüten des Staates geweidet werden. Man bafirt sich hierbei auf die langjährige Erfahrung, daß unsere besten Fohlen noch sehr jung von auswärtigen Händlern aus dem Lande gezogen und taburch den Re monten die besten Kräfte entzogen werden. Unsere Reiterei darf hoffen, auf diese Art weit fräftigere, geschontere Pferde zur Ausbildung zu erhalten, denn auch die Wahr nehmung war bei obiger Neuerung maßgebend , daß die kleineren Pferdezüchter im Lande ihre Thiere viel zu früh strapeziren und deren natürliche Entwickelung dadurch be einträchtigen.

Warschau, 15. Octbr. Se. Königl. Hoheit der Groß fürst Thronfolger hat wegen großen Andranges und augen blicklicher Ueberfüllung aller Militär- Erziehungs Anstalten , deren oberster Chef Se. Kaiserliche Hoheit ift , für das laufende Jahr jeder neuen Aufnahme in die selben Einhalt gethan. Bekanntlich war namentlich von Seiten des polnischen Adels der Andrang dorthin in den lezten Jahren überaus groß, so daß gewöhnlich auf eine Vacanz in jedem dieser Cadettencorps zehn bis fünfzehn Candidaten zu warten pflegen .

Betrachtungen über

die Kriegsereigniſſe

in der Krim .

( Schluß. ) Großbritannien. London, 27. Detbr. Zur Sprengung der in Hafeneingang von Sebastopol versenkten Schiffe

Nachdem die Verbündeten ihre Landung glücklich voll= bracht hatten, mußten sie sich natürlich dem Angriffs object Sebastopol nähern. Sie thaten dieß auf dem kürzesten

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Wege zunächst der Küste, um in Verbindung mit der Flotte zu bleiben , die einen großen Theil der Heeresbe dürfnisse am Bord hatte, auch fortwährend Verstärkungen nachführte. Jest trat der Zeitpunkt ein, wo Mentichikoff das blutige Waffenspiel beginnen mußte. Er stellte sich hinter den terraffenförmigen und zum Theil verschanzten Ufern der Alma auf, wurde hier am 20. September mit Uebermacht angegriffen und nach kräftigem Widerstande zum Rückzuge genöthigt.

Gefangene. Der ruffische Verlust an Todten und Ver= wundeten ist jedenfalls nicht größer geweſen, als der ihrer Gegner , denn erstere befanden sich in gedeckter und zum Theil verschanzter Stellung, find nur bis über das Schlacht feld hinaus verfolgt, am nächsten Tage aber nicht wieder angegriffen worden . Dieser lettere Umstand ist vielsagend und kann als Beweis dienen , daß die Verbündeten durch die eigenen Verluste viel zu erschüttert waren, um den Kampf mit Aussicht auf glücklichen Erfolg fortzusehen. Waren sie das aber nicht, dann würde das Unterlassen der Verfolgung mit ganzer Macht ein unverzeihlicher Fehler gewesen sein , den die Schwäche der eigenen Cavalerie feineswegs entschuldigen könnte. Ein Sieg auf dem Schlacht felde ohne kräftige Verfolgung ist überhaupt nur ein halber und oft sehr zweideutiger Sieg , denn die besten Früchte erntet der Sieger erst während der Verfolgung . Wenn nun der Moniteur selbst berichtet, daß am 24. , 25. und 26. September in Conſtantinopel 1350 verwundete Fran zosen und 2060 verwundete Engländer angekommen sind ; wenn man aus Privatberichten weiß , daß während der Ueberfahrt noch einige Hundert an ihren Wunden Ge storbener in das Meer geworfen wurden, daß durch Trans = porte in den nächsten Tagen die Zahl der in Constanti nopel angekommenen Verwundeten auf 4500 gestiegen ist, so dürfte der Gesammtverlust der Verbündeten an der Alma mit 6000 Mann nicht zu hoch berechnet sein . Dieß be= trägt zwar erst ein Zehntel ihrer dortigen Streitmacht, scheint aber doch eine Wirkung hervorgebracht zu haben, vorsichtiger machte. Der an welche die Sieger etwas ― geblich fluchtartige" Rückzug der Russen gehört daher in die Reihe der tartarischen Mährchen. Ebenso verhält es sich mit der großen " Entmuthignng" der Ruffen. Vielleicht verdankt diese Fabel ihren Ursprung dem Umstande, daß Fürst Mentſchikoff ohne ferneren Wider stand sich in die Stellung bei Baktschiffarai zurückgezogen hat, da es doch so leicht schien, die Verbündeten auf ihrem beschwerlichen Landmarsche nach Balaklawa mit Erfolg anzugreifen oder wenigstens zu beunruhigen . Wer aber wirklich entmuthigt ist, hütet sich auch Fühlung an der feindlichen Klinge zu behalten. Mentschikoff scheint jedoch die Nähe seiner Gegner nicht gefürchtet zu haben , denn er ist später sogar bis an Sebastopol herangerückt und hat frische Truppen hinein geworfen, steht auch jezt noch dicht dabei. Der Marsch der Verbündeten nach Balaklawa, dessen Hafen ein Theil der englischen Flotte sich gleich zeitig bemächtigt hatte , gibt Stoff zu mancherlei Betrach= tungen. Die Beweggründe zu dieser seltsamen Operation werden wohl erst später zur öffentlichen Kunde kommen . Vielleicht wollte General Canrobert seine Feldherrnlauf bahn in origineller Weiſe eröffnen, und der englische Col lege hatte nichts dagegen. Forschen wir nach ſtrategiſchen Gründen , so gewinnt Folgendes einige Bedeutung. Sollten die Schlachtopfer an der Alma nicht nuglos gefallen sein, so mußte man schnell vor Sebastopol rücken, dessen Befestigungen auf der Nordseite man verhältniß mäßig schwach geglaubt zu haben scheint . Die Ausschiffung eines Theils des Belagerungsgeschüßes unweit des Belbek fluffes rechtfertigt die Annahme, daß der Angriff gegen die Nordseite gerichtet werden sollte. Man hoffte damit einen Angriff der Flotte in Verbindung bringen zu kön

Ueber die Schlacht an der Alma sind die lächerlichsten und widersprechendsten Gerüchte verbreitet worden. Die Franzosen , welchen die Gloire über Alles geht, ohne es dabei mit der Wahrheit sehr genau zu nehmen , schildern dieselbe als ein glanzvolles Ereigniß. In der nüchternen Prosa des Kriegerlebens erscheint diese Schlacht wie ein gewöhnliches Gefecht , in welchem beide Theile sich an den Puls fühlen, um darnach bemessen zu können, welches die starken und schwachen Seiten des Gegners sind , und wie man sich fünftig gegen ihn zu verhalten habe. Vergleicht man die seitdem von beiden Seiten darüber veröffentlichten Berichte , so dürfte anzunehmen sein , daß die Russen an fange dort nur 20,000 Mann hatten, aber bald nach Beginn des Gefechts durch General Chomutoff eine Ver stärkung von 10,000 Mann erhielten , welche auf und hinter dem rechten Flügel Stellung nahmen. Die Ver bündeten waren ungefähr doppelt so stark, hatten auch mehr bespannte Geschüße , aber weniger Cavalerie als die Ruffen. Der rechte Flügel der Verbündeten wurde über dieß durch das Geschüßfeuer einer Flottenabtheilung unter ftüßt. Angreifer und Vertheidiger wetteiferten an Tapfer keit und Kampfgeschicklichkeit , die Zahl der Todten und Verwundeten gibt ein rühmliches Zeugniß davon , und wenn Franzosen und Engländer ihre Gegner nach den vielfach entstellten Ereignissen an der unteren Donau be= urtheilt haben sollten, haben sie an der Alma die schönste Gelegenheit gehabt , ihren Irrthum einzusehen.

Nach Einigen ſollen die Russen in völlige Flucht ge schlagen worden sein, und Laufende von Gewehren und Tornister weggeworfen haben. Nach Anderen wurde das Gefecht von den Russen abgebrochen , sobald der rechte Flügel der Verbündeten seine Umgehung ausgeführt hatte, der Rückzug aber schachbretartig in schönster Ordnung an= getreten, ohne wesentlich gestört zu werden. Wir haben triftige Gründe , das lettere zu glauben , weil die seitdem bekannt gewordenen Thatsachen mit der ersteren Behaup tung im Widerspruche stehen. Eine vollständige Niederlage sezt voraus, daß der Be flegte durch ungewöhnlich große Verluste, wie durch wesent liche Störung seiner schlagfertigen Ordnung den Muth zu fernerem Widerstande verloren habe. Die Folgen davon find ansehnliche Verluste an Geschüßen und Gefangenen, endlich allgemeine Flucht. Man weiß aber jest , daß bei den Russen nichts dergleichen wahrzunehmen gewesen ist. Nach Pariser Briefen beschränken sich die Trophäen an der Alma auf zwei stehen gebliebene Festungsgeschüße mit zerschoffenen Laffeten, auf den Wagen des Fürsten Mentschi koff- deffen Verlust übrigens unerklärlich bleibt, infofern man nicht den Verbündeten falsche Nachrichten in die Hände ſpielen wollte ---- und auf einige Hundert meißt verwundeter

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nen , insofern es gelang , den Eingang des Hafens zu erzwingen. Die zu stark befundenen nördlichen Werke, die Nachricht von der Versenkung mehrerer russischen Linien schiffe am Eingange des Hafens , und die Hoffnung , die Südseite der Festung minder stark zu finden , waren un Streitig Veranlassung, daß man den ganzen Angriffsplan änderte, den man alſo auf irrige Vorausseßungen gegründet hatte. Das Gefecht an der Alma wird dadurch für die Verbündeten zu einem hors d'Oeuvre. Was das Marschmanöver von der Alma bis Bala klawa an sich betrifft , so kennt man zwar die Einzeln heiten nicht, die jedenfaus sehr intereſſant ſein dürften, doch finden wir darin nichts Außerordentliches . Vor Allem mußte die ursprünglich gewählte Angriffsfront von Se bastopol speciell recognoscirt werden. Dieß nöthigte die Hauptmacht, bis an den oberen Belbek vorzugehen , um diese Recognoscirung zu decken. Man entdeckte dabei Gegenden, die zu den cultivirtesten und angenehmsten der Krim gehören , und entging zugleich den Gefahren des Waffermangels , der sich zwischen Perekop und Sim feropol so fühlbar macht. Der bergige und waldige Cha= rakter der Gegend hatte für ein Heer ohne Proviant colonnen wenig Schwierigkeiten, verbarg manche Bewegung und erleichterte ſogar die Flankendeckung. Uebrigens nahm die ganze Operation nur 3-4 Tage in Anspruch und das Ziel, Balaklawa , war ein gesichertes. Hatte man einmal den Angriff gegen die Nordseite aufgegeben, so blieb nichts weiter übrig , als sich gegen die Südseite zu wenden , ein Landmarsch dahin war aber leichter und schneller ausgeführt , als die Wiedereinschiffung so vieler Truppen und Geschüße. Die Ueberlegenheit an Truppen ficherte den Erfolg. Man weiß nicht , aus welchem Grunde Mentschikoff die Verbündeten so ganz ungehindert ziehen ließ, es ist aber zu vermuthen , daß er diese Marschrichtung seinen Wünschen entsprechend fand , denn die Stellung der Ver bündeten in der Krim ist dadurch eine ganz andere ge= worden , ob besser oder ― schlechter, wagen wir nicht zu behaupten, und müssen erst den Erfolg der Belagerung abwarten.

die ganze so glücklich begonnene Unternehmung mit einer Katastrophe enden . Bei der großen Anzahl weittragender Geschüße vom schwersten Kaliber , welche die Belagerer gegen die Süd fronte Sebastopols bereits in Batterie gebracht haben, be= zweifeln wir keineswegs, daß es ihnen bald gelingen werde, Und die bekannte Tapferkeit große Breschen zu legen. der Franzosen und Engländer, welche durch die den Fran zosen theils angeborene, theils eingeübte Geschicklichkeit in Uebersteigung örtlicher Hindernisse wesentlich unterstüßt wird , läßt erwarten , daß sie nicht oft vergeblich stürmen werden. Aber auf eine directe Mitwirkung der verbündeten Flotte ist jezt nicht mehr zu rechnen , und die Versenkung so vieler russischen Linienschiffe am Eingange des Hafens kann unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine Wirkung äußern, die allen Anstrengungen der Verbündeten gleich= sam die Spiße abbricht. Vergesse man nicht, daß der Gewinn des Kriegshafens von Sebastopol der Hauptzweck des ganzen Kampfes, die Bezwingung der Festung aber nur das Mittel dazu ist. Die Festung wird aber von den nördlichen Forts vollständig beherrscht. Gelingt nun auch der Angriff auf die Südfront, wird selbst die ganze Stadt genommen , so ist der Kriegshafen immer noch nicht in der Gewalt der Verbündeten , die sich in der neuen Eroberung nicht ein= mal behaupten können , so lange sie nicht auch im Besit der nördlichen Forts find. Erst nachdem diese gefallen, kann daran gearbeitet werden, den Eingang in den Hafen zu öffnen und die versenkten Schiffe wieder flott zu machen. Das ist wenigstens die Ansicht englischer Militärs. Die nördlichen Forts müſſen alſo ebenfalls von den Verbündeten der Reihe nach erobert werden . Da dieselben , wie es scheint , ſehr fest sind , meist auf felfigem Grunde stehen - was die Annäherungsarbeiten erschwert ――― und Fürst Mentschikoff inzwischen die Besaßungen ansehnlich verstärkt hat , können noch viele Wochen vergehen , bevor die Ver Die Zeit bündeten sich aller Forts bemächtigt haben. Wenn also Mentschikoff bringt ihnen aber keine Rosen. die muthmaßliche Dauer des Widerstandes der Festung Sebastopol mit allen detachirten Werken , sowie die Zeit der Ankunft seiner Verstärkungen richtig berechnet hat und das Resultat ihm günstig ist, muß man die Aufopferung seiner Linienschiffe als einen Genieblig betrachten, der nur das Ende des Kampfes im Auge hat und durch anfäng= liches Mißgeschick sich nicht zu halben Maßregeln ver Pz. leiten läßt.

Inzwischen zieht Fürst Mentſchikoff über Perekop Ver stärkungen an sich. Bei der Schwierigkeit der Marschver pflegung und den großen Entfernungen des Marschzieles läßt sich auch annähernd nicht beurtheilen , mit wie viel tausend Mann heute oder in acht Tagen der Angriff auf die Verbündeten unternommen werden kann , noch weniger läßt sich der muthmaßliche Erfolg beurtheilen , denn auch die Verbündeten erhalten fortwährend Verstärkungen und dürften ihren Gegnern zur Zeit noch überlegen, wenigstens vollständig gewachsen sein. Man soll aber den Tag nicht vor dem Abend loben. Finden die Westmächte in dem von ihren Truppen beseßten Theile der Halbinsel nicht Alles , was sie den Winter hindurch zu ihrem Unterhalte brauchen , und können die Transportschiffe nach Eintritt der Stürme nicht mehr die Zufuhren fortseßen, dann sind bei längerem Widerstande der Festung und detachirten Forts Chancen denkbar, die man im Hauptquartier der Ver= bündeten jezt vielleicht nicht für möglich hält. Sollte Mentschifoff unter folchen Umständen in Verfassung sein, die Verbündeten mit Uebermacht anzugreifen, dann möchte

Literatur. Grundriß der Geschichte des Kriegswesens . Ein Hülfsbuch für das Studium der Kriegsgeschichte von Gustav v. Berneck, f. preuß. Rittmeister ic. 8. Berlin, 1854. Verlag von J. Strikker, Voffische Sortimentsbuchhandlung. (X u. 222 S. ) 1 Thlr. Der Verfasser, als Lehrer am Berliner Cadettenhaus und an der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule durch sein für lettere verfaßtes Lehrbuch Elemente der

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Taktik für alle Waffen" , welchem als Programm der „Grundriß des Vortrags der Taktik" vorausging - sehr vortheilhaft bekannt, hat in vorliegendem Buche ein Werk geliefert, das eine längst gefühlte Lücke unserer Militär Literatur ausfüllt , und das wir schon deßhalb , noch mehr aber wegen seiner Gediegenheit freudig begrüßen. Mit Recht sagt der Verfasser in seiner Vorrede : „Kein Studium ist für den Offizier in seinem Berufe wichtiger, als das der Kriegsgeschichte. Wenn es aber wahrhaft fruchtbringend sein soll, so muß ihm eine gründliche Kennt niß der übrigen Kriegswissenschaften zur Basis dienen. Die Kriegsgeschichte gibt dann der militärischen Bildung erst die Krone. Unter diesen Wissenschaften ist unstreitig die Geschichte des Kriegswesens für das Verständniß der Kriegsgeschichte am wenigsten zu entbehren; ja sie ist eigentlich von letterer unzertrennlich und wird in den meisten Werken , welche einzelne Kriege darstellen , für die betreffende Periode mit abgehandelt. In neuester Zeit hat fich deßhalb ein vortreffliches Werk ( Anleitung zum Stu dium der Kriegsgeschichte von Oberst v. Hardegg), welches leider noch unvollendet ist, die doppelte Aufgabe gestellt, Geschichte der Kriege und Geschichte des Kriegsweſens als eigentliche Kriegsgeschichte zu einem organischen Ganzen zu verschmelzen und sie zugleich als Einführung in das Gesammtgebiet der Kriegswissenschaften zu benußen . " Der Verfasser spricht sich zwar gegen diese Behand lung einer allgemeinen Kriegsgeschichte aus , was uns wundert ; er fürchtet, die einzelnen Disciplinen bei ſo weit gestecktem Umfang nur rhapsodisch abgehandelt , oder das Ganze bei gründlicher Erschöpfung zu einer bändereichen Encyclopädie anwachsen zu sehen. Wir können beide Be fürchtungen nicht theilen , da ja der erste Band jenes Werkes feit zwei Jahren vorliegt und in dieser Zeit die vielseitigste billigende Würdigung gefunden hat. Es ist uns noch erinnerlich , wie Pz. in seiner ersten Kritik ähn liche Bedenken erhob, später aber durch die glückliche Lösung der Aufgabe in den folgenden Lieferungen veranlaßt wurde, sich in der Allg. Zeitung mit der Grundidee des Verf. ganz einverstanden und über die Art der Behandlung im höchsten Grade anerkennend zu erklären . Wir haben diesen ersten Band in den Nummern 74, 75 u. 76 des Jahrg. 1853 der A. M.-3. besprochen *) und wer von unseren Lesern sich durch jene Besprechung zum Studium des Werkes selbst anregen ließ , wird gewiß unserer Ansicht beipflichten, daß der von dem Autor aufgestellte Begriff der Kriegsgeschichte als " Geschichte der gegenseitigen Beziehungen zwischen dem Gang der Kriege und der Entwickelung des Kriegswesens " der allein erschöpfende ist und daß die aus diesem ersten Bande ersichtliche Behandlung des Stoffes ganz geeignet ift, das vorgesteckte Ziel in vergleichungsweise engem Rahmen zu erreichen. Ohne hierüber weiter mit dem Verf. zu rechten , hul digen wir ganz seiner Anſicht , daß eine selbstständige Be

handlung der Geschichte des Kriegswesens dem Studium der Kriegsgeschichte noch immer wesentliche Dienste leisten könne dieß um so mehr, als der Schluß_des Har= degg'schen Werkes wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen wird. Wir hatten nämlich bis jest außer den älte ren lückenhaften Schriften von Berenhorst , Hoyer , Ochs, Carrion -Nisas, Chambray nur ein einziges Gesammtwerk über das Kriegswesen, das den Namen einer erschöpfenden wissenschaftlichen Arbeit verdiente , wir meinen die den ersten Band der preußischen Handbibliothek für Offiziere ausmachende „ Geschichte des Kriegswesens" von dem treff lichen Brandt . Dasselbe blieb jedoch unvollendet , denn es schloß mit dem 17. Jahrhundert (Schlacht bei Neer winden 1693) ; über das ganze 18. , wie über das lau fende Jahrhundert existirte noch keine umfassende Bear beitung. Das große Verdienst des Verfassers besteht nun darin , daß er die vier Bände von Brandt sehr zweckmäßig verkürzt und sie für die legten 150 Jahre selbstständig ergänzt hat. Die Umsicht und Präcision, mit welcher der überreiche Stoff durch Uebergehung aller Nebensachen, aber klare Hervorhebung des Wesentlichen auf den Umfang von nur 15 Bogen beschränkt wurde , verdient alle Anerken= nung ; wir haben übrigens diese praktische Kürze schon an des Verfaffers trefflicher Taktik schäßen gelernt. Nur mit der Eintheilung sind wir nicht ganz einver= standen . Es wurde nämlich die altmodische Unterscheidung in Alterthum , Mittelalter , neue und neueste Zeit beliebt, wie Brandt , Hoyer und die älteren Autoren fie gegeben. Das Alterthum behandelt I. Capitel Allgemeines, II . die Orientalen, III. die Griechen, IV. die Römer; das Mittel alter Cap . I. Allgemeine Uebersicht, II. die Zeit der Völker wanderung , III. das frühere Mittelalter bis zum Schluß der Kreuzzüge , IV. die Einführung der Feuerwaffen im späteren Mittelalter , V. die Zeit der italienischen"Kriege und Karls V.; die neue Zeit gibt nach einem Eingangs capitel als II. die Zeit der niederländischen Kriege , III. der 30jährige Krieg und die Schwedenzeit , IV. die Zeit des französischen Uebergewichts , V. die Zeit Friedrichs des Großen; die neueste Zeit 1. die Revolutionskriege und die Zeit Napoleons bis 1815 , II . die Zeit seit 1815. Wäre hier die Hardegg'sche Eintheilung in zwei Haupt

*) Die Vollendung des zweiten Bandes ist im Laufe dieses Winters in Aussicht geftellt und wir werden nicht säumen, denselben eben so gründlich wie den ersten zu würdigen.

perioden , a) vor, b) nach Einführung der Feuerwaffen, jede mit ihren klar geschiedenen drei Unterperioden nicht logischer gewesen ? Jedem Capitel der neuen und neuesten Zeit wird eine Aufzählung der Kriege vorausgeschickt ; auch diese hätten wir ausführlicher und deutlicher klaffifi cirt gewünſcht. Im Uebrigen können wir unsere Aner kennung über Inhalt und Behandlung des Ganzen nur wiederholen und unsere Leser dringend ersuchen , durch eigene Einsichtnahme sich von dem Werthe des besprochenen Werkes zu überzeugen. Die einzelnen Perioden find so scharf_charakterisirt , in ſo prägnanten Bildern einander gegenüber gestellt , daß Jeder es höchft erspricßlich finden wird, wenn er vor dem Studium eines einzelnen Krieges und Feldzugs das anschauliche Gesammtbild der betreffenden Periode aus dieſem trefflichen Buche sich vor Augen hält. μ.

Reviziri unter Nerant vortlichkeit der Verlagshandlung; C. B. Leste in Darmfladt , und in deren Offizin gedruckt.

9. Donnerstag, November 1854. sold mcl dr madroging and nima du 15 Stadt

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Bayern. Frankfurt , 3. Novbr. Gestern Abend gegen 8 Uhr starb der Militärbevollmächtigte Bayerns bei der Bundes militärcommission, Joseph Ritter von Xylander, könig lich bayerischer Generalmajor , Inhaber von 8 Ordens und Ehrenzeichen, ein Mann von schlichtem, offenen Wesen und vielseitiger wissenschaftlicher Bildung, die er durch die Veröffentlichung verschiedener militärischer Schriften - welche seinen Namen dauernd der Erinnerung über geben zur Genüge bethätigte. Längere Zeit versah derselbe auch in den letzten Jahren die Würde eines königl. baye rischen Gesandten bei der deutschen Bundesversammlung, bis er in dieser Stellung von Seiten des jeßigen Ge= sandten , des Freiherrn v . Schrenk, f. bayerischen Kämme rers und Staatsraths im außerordentlichen Dienste, ab gelöst wurde. Großbritannien.

N № 134.

schäftigt sich bloß mit Vermessung des Landes , mit Ent= werfung von Karten und Plänen, und arbeitete seit zehn und etlichen Jahren an der Vermessung des Königreichs Polen und an der Herausgabe einer vollständigen Militär karte desselben. Gegenwärtig untersucht und erforscht ein Theil der Topographen das anf dem linken Weichſelufer gelegene Land, und verbessert und vervollständigt gemäß dieser Forschungen die Karte, entwirft Specialpläne man= cher Gegenden in Gemeinschaft mit den Militäringenieuren, welche den Zustand der Straßen besichtigen , die Furten an den Flüssen ausforschen, Defensivpofitionen und pas sende Offensivlinien aufsuchen.

Literatur. Rußland, historisch und strategisch beleuchtet, von einem deutschen Offizier. gr. 8. Leipzig, 1854. Gustav Remmelmann . (108 6.) Thlr.

London, 30. Octbr. Die Regierung läßt gegenwärtig Der unbekannte Verfasser hat sich die Aufgabe gestellt, verschiedene Küstenpunkte, namentlich um Portsmouth herum , befestigen. Die Südküste von Shoreham und historisch und strategisch nachzuweisen , daß Rußland nicht die westliche Spiße der Insel Wight bekommen starke unüberwindlich sei und im Interesse der europäischen Civi Batterien, und in Aldershet, bei Cobham, wo die lisation überwunden werden müsse. Nach seiner Anschauungs vorjährigen Uebungsmanöver waren , wird ein perma weise wäre dieß ganz in der Ordnung, wenigstens ist es nentes Lager für 10,000 Mann mit Casernen , Stal im Geschmack der heutigen Tagespresse , mit Ausnahme Wenn aber von Rußland einiger preußischen Blätter. lungen, Magazinen und allem Zubehör angelegt. Ohne / Unterlaß finden eben Werbungen statt, um die Ba gesagt wird, daß nicht Alles Gold sei , was glänzt ", so taillone auf 1400 Mann zu bringen ; das vorgeschriebene kann man dieß eben so gut von seinen dermaligen Gegnern Recrutenmaß ist bei allen Waffengattungen um einen Zoll sagen , deren vielgepriesene Civilisation uns keineswegs Der Begriff von Civilisation hat herabgesezt, dafür das Handgeld um 2 Pfd . St. erhöht neidisch machen kann . worden (bei der Cavalerie anf 6 Pfd . St. , bei der Jn unendliche Schattirungen, und eine übertriebene oder fehler fanterie auf 7 Pfd. St. 15 Sh.) . haft geleitete Civilisation ist vielleicht noch mehr geeignet, ein Volk dem Verderben entgegenzuführen, als der augen fällige Mangel deren, der deßhalb noch kein wirklicher zu Rußland. sein braucht. Dagegen stimmen wir aus voller Seele in Aus dem Königreich Polen , 24. October. Ein den Vorwurf (S. 5 der Einleitung) , daß Deutschlands Theil des sogenannten Militärtopographencorps be Fürsten die besten , hauptsächlich durch das Blut ihrer findet sich gegenwärtig auf dem linken Weichselufer. Dieses Söhne errungenen , Früchte des Befreiungskrieges in Ruß Corps ist völlig abgesondert von den Ingenieuren der lands Schooß haben fallen lassen. Die Folgen zeigen Armee, die bisher größtentheils beim Festungsbau be sich jest in wahrhaft erschreckender Größe. Die Ursachen wenn man das damalige Verhalten schäftigt waren; es hält sich für gebildeter als jene, be jener Bescheidenheit

1091 gegen Frankreich und Rußland überhaupt ſo nennen darf find aber dieselben , welche uns beiden Mächten gegenüber jest so schwach erscheinen lassen. Die Schrift des Verfassers zerfällt in folgende sechs Abschnitte: 1. Geographisch -statistisch-militärische Uebersicht von Rußland. 11. Die russische Macht. 1. Rußland als Kriegsschauplas. IV. Die beiden unglücklichen Feldzüge Karls XII . und Napoleons. V. Folgerungen. VI. Ruß land in der gegenwärtigen Krisis . Die Wichtigkeit des Gegenstandes , welcher hier mit nicht gewöhnlicher dialek tischer Geschicklichkeit behandelt worden ist und daher viel gläubige Leser finden wird , nöthigt uns auf eine nähere Erörterung der Angaben und Behauptungen einzugehen.

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Verhältnisse zu beurtheilen , unter welchen diese Gebiets vergrößerungen überhaupt möglich geworden sind. Er be= gnügt sich mit der Thatsache und glaubt darin das sichere Kennzeichen seiner Ueberlegenheit zu erblicken . Allerdings bemerkt der Verf. sehr richtig , daß Eroberungen durch Waffengewalt noch nicht gesichert find, so lange nicht auch geistige und moralische Kräfte ihre Herrschaft geltend machen. Hieraus aber folgern zu wollen , daß es der geistigen und moralischen Ueberlegenheit des westlichen Europa leicht werden müsse , die Russen zu unterwerfen, dünkt uns sehr gewagt ! Zunächst müßte eine Gebiets = eroberung vorausgehen, die an sich schon große Schwierig= keiten haben dürfte. Dann wird es aber noch viel größere Schwierigkeiten haben , die Ruffen zu germanisiren , d . h. 1. Wir wissen nicht , aus welchen Quellen der Verf. ihnen deutsche Grundsäße , Sitten und Gebräuche beizu= seine Angaben geschöpft hat, vermuthen aber, daß es vor= bringen. In Rußland und anderwärts weiß man wohl zugsweise englische und französische gewesen sind. Den deutschen Fleiß und deutsche Geschicklichkeit zu schäßen und statistischen und militärischen Schriftstellern beider Nationen zu benußen , weßhalb man Deutsche in allen Ländern steht bekanntlich kein großes Beobachtungsvermögen zu Europas antrifft . Von deutscher Nationalkraft weiß man Gebote, weil sie überall den Maßstab der eigenen Ver= aber nichts , denn es fehlt ihr das gemeinsame Gepräge. hältnisse anlegen , und in der Regel Alles verwerfen was Die deutsche Ueberlegenheit wird sich daher erst dann be nicht in diesen Rahmen paßt. Der Deutsche ist viel un merkbar machen , wenn sie auch mit den Waffen in der parthetischer, schon deßhalb, weil er das Gute seiner eigenen erobernd auftritt und sich als eine Nation mit Einrichtungen unterschäßt, legtere aber auch nur ein locales Hand einheitlichem Streben zu erkennen gibt. Bis dahin und fein nationales Gepräge haben. Das vortreffliche sind alle deutsche Ansiedler im Auslande nur eine geduldete, Werk von Harthausen, über welches Kaiser Nikolaus gegen wenn auch vielleicht eine bevorzugte Klaffe , deren_civili= eine hochgestellte Person geäußert hat : „Er begreife nicht, firender Einfluß nicht groß sein kann, da der Deutsche die wie ein Fremder, ungeachtet der ihm zu Theil gewordenen üble Gewohnheit hat, überall sich selbst zu entnationali Begünstigungen, die starken und schwachen Seiten der siren und häufig sogar seinem Namen eine fremde Endung russischen Militärverfaſſung ſo gründlich habe kennen ler= gibt. Die dem Slaventhum vom Verf. zugesprochene nen", scheint der Verf. so wenig , wie manche andere gute , ‫ו‬Lebensunfähigkeit" ‫י‬ möchte wohl nur in seiner Einbildung Befremdend deutsche Quelle zu kennen. war es uns aber, beruhen. Jedenfalls hat das Slaventhum ein sehr zähes ―― auf S. 16 zu lesen , daß Odessa von einer Citadelle Leben , und Zähigkeit ist das charakteristische Merkmal gedeckt sein soll. Citadellen gibt es bekanntlich nur in aller Slaven , sie spricht sich namentlich auch in ihrer wirklichen Festuugen. Odessa ist aber eine offene Stadt Kriegführung aus . mit einigen Hafenbatterien und hat erst in neuester Zeit Wahrscheinlich ist es diese angebliche Lebensunfähigkeit einige Erdwerke erhalten. der Slaven , welche den Verf. veranlaßt hat , einen Gal 11. ,,Die russische Macht“ möchte vom Verf. bedeutend vanisirungsversuch mit ihnen zu empfehlen. Er erbli unterschäßt worden sein . Wer dieß nach den Ereignissen nämlich in der Leibeigenschaft - welt er übrigens weder an der unteren Donau und in der Krim noch zu be= die Soldaten , noch die Kronbauern unterworfen sind haupten wagt, läuft zwar Gefahr, sich eben so lächer eine vortreffliche Handhabe , die russische Monarchie um = lich zu machen, als Diejenigen , welche vor Kurzem noch zustürzen, und zwar durch das gelinde Mittel einer Revo verkündeten die maritimen Operationen der Westmächte Intion. Nun weiß man aber, daß Revolutionen in ſchwach in der Ostsee und im schwarzen Meere wären fast_reſul= bevölkerten Ländern schwer anzuzetteln sind. Wer soll tatlos geblieben . Wir tragen aber auch heute kein Be überhaupt revoltiren ? Der hohe Adel kann vielleicht einen denken , die russische Kriegsmacht für eine sehr bedeutende Wechsel des Herrschers wünschen. Wird er aber deßhalb zu halten, die ihren Gegnern noch manche harte Nuß auf die Leibeigenschaft aufheben ? Gewiß nicht ! Vom Heere zubeißen geben wird. können einzelne verführte Regimenter gegen die Regierung Der Verf. vergleicht ( S. 25) Rußland in nationaler sich empören. Was ändert dieß aber in der Hauptsache ? und geistiger Beziehung mit einer ungeheueren Niede Nichts , denn sie werden von anderen Regimentern bald niedergeworfen sein. Wir wollen die Möglichkeit nicht rung , die mitteleuropäische Nationalkraft und Civilisation aber mit einem höher liegenden Gewässer , das jene bestreiten , daß es in Rußland mehr Unzufriedene gebe, Eine totale Veränderung der dortigen als anderwärts. fast ringsum bedroht. Das ist ein sehr bequemer Ver= gleich , sobald es sich darum handelt, eine Ueberschwem socialen Zustände durch eine Revolution herbeiführen zu mungstheorie zu begründen. Aber der Vergleich hinkt. wollen , möchte aber dennoch schwieriger sein , als ander= Die Nationalität ist in Europa vielleicht nirgends so scharf wärts . Der Verf. beruft sich zwar auf die polnische Re ausgeprägt als gerade in Rußland. Das kommt unstreitig volution von 1830; diese war aber lange vor der Ein daher, daß Rußland seit Peter dem Großen auf dem Wege nahme von Warschau ( 1831 ) bekämpft , und zwar durch der Eroberung unablässig fortgeschritten ist. Auch der die Polen selbst. Dieser Sieg ist vielleicht der beste Dienst, gemeinste Russe weiß das , nur versteht er es nicht, die den Rußland uns Deutschen jemals erwiesen hat , denn

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ein selbstständiges Polen zum Nachbar zu haben , ist eine schlechte Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens. ,,Worauf beschränkt sich also dte russische Macht ?" fragt der Verf. S. 31 nach einer künstlichen Deduction ihrer Schwäche , und beantwortet diese Frage in dem Schlußsaße: auf seine Armee. Von dieser werden nun gleich darauf alle Schattenseiten aufgeführt, die wir wohl etwas bei Licht betrachten müſſen. Die russische Armee soll angeblich fast allen Armeen Europas an innerer Tüchtigkeit nachstehen , weil sie in der Hauptmasse aus den untersten Schichten des Volkes recru= tirt wird, die Leibeigenen das größte und schlechteste Con tingent stellen , die 25jährige (?) Dienstzeit den Militär stand wie eine lebenslängliche Verurtheilung ansehen läßt, die Offiziere wenig Bildung haben u . s. w. Im Wider spruche damit beneidet der Verf. auf derselben Seite die russische Armee um ihre Ausdauer , Lodesverachtung und Tapferkeit, deren einzige Quelle der blinde Gehorsam sein soll, und wünscht , daß dieser Gehorsam in gleichem Grade auch in den Reihen anderer Armeen gefunden wer den möge , obwohl kurz vorher von ihm behauptet worden ist, daß keine Armee so arm an Heldenthaten Einzelner sei als die russische , denn selbst in der heldenmüthigen Aufopferung des russischen Fähndrichs bei Vertheidigung der Strandbatterie in Odessa findet der Verf. nur eine einfache Pflichterfüllung . Es ist kein angenehmes Geschäft, dergleichen dialek tische Schachzüge verfolgen und den eigentlichen Kern der Behauptung mühsam ausschälen zu müssen . Wer das Schema einer vollkommenen Armee vor Augen hat, wird mit feiner europäischen zufrieden sein können , denn eine jede hat mehr oder minder große Mängel , deren Ab tellung oft gar nicht in der Macht der Regierung liegt. Den Einfluß des Recrutirungsmodus auf den Geist eines Heeres wollen wir nicht bezweifeln . Sieht man sich aber in der Geschichte nach Resultaten um, so wird man an diesem Geiste völlig irre. Die preußische Infanterie be stand unter Friedrich 11. zur Hälfte, ja faft zu zwei Drit teln aus Fremden, die sich gegen Handgeld anwerben ließen, bei Erhaltung der preußischen Monarchie nicht im geringsten intereffirt waren , schlecht besoldet , färglich bekleidet und verpflegt , sehr hart behandelt wurden, und gleichwohl die Welt durch ihre Bravour und Ausdauer in Erstaunen festen. Die heutige preußische Armee hat nur Jnländer in ihren Reihen ; kein Geset_befreit den Einzelnen von persönlicher Erfüllung seiner Dienstpflicht. Im deutschen Befreiungskriege, von welchem diese Zusammensetzung datirt, gefellten sich noch Vaterlandsliebe und ein glühender Franzosenhaß dazu. Kann man aber nachweisen , daß diese für eine heilige Sache begeisterten Kämpfer sich besser geschlagen hätten , als ihre bunt zusammengewürfelten Vor gånger, welche den grellsten Gegensas bildeten ? Ein streng durchgeführter Vergleich der Leistungen und Opfer möchte ſogar zu Gunsten der Armee des fiebenjährigen Krieges ausfallen. ― In England hat kein Mensch eine Verpflich tung zum auswärtigen Kriegsdienst, das ganze Landheer besteht daher aus Angeworbenen, und zwar aus den untersten Volksschichten. Aber dieses Heer hat gleichwohl Indien unterworfen , und sich bei jeder Gelegenheit im Ganzen wie im Einzelnen vortrefflich geschlagen. Blinder

Gehorsam und Mangel an Intelligenz find auch in ſeinen Reihen wahrzunehmen. Desterreichs Heer recrutirt sich zum größeren Theil aus den unteren Volksklassen ; besteht noch dazu regimenterweise aus verschiedenen Nationalitäten, die sich einander nicht immer geliebt haben . Die im Offi ziercorps verbreitete wiſſenſchaftliche Bildung ist jedenfalls geringer als im preußischen und manchem anderen deutschen Offiziercorps. Gleichwohl haben die kriegerischen Leistungen dieses Heeres in den Jahren 1848 und 1849 gewiß auch die Bewunderung des Verfassers erregt! - In Frankreich ist die Stellvertretung von jeher als ein wirklicher Menschen handel angesehen worden und liefert einen sehr namhaften Bestandtheil des Heeres. Mit der wissenschaftlichen Bil dung der Offiziere bei den Linientruppen ist es nicht weit her; die von der Infanterie hatten noch vor Kurzem Mühe, in der besseren Gesellschaft Zutritt zu erhalten , obgleich - französisch sprechen. Wer würde aber die kriege sie rische Tüchtigkeit des französischen Heeres bezweifeln wollen ? Die oberste Bedingung dieser Tüchtigkeit ist der Gehorsam ; aus ihm entspringt die unermüdliche Ausdauer, die Gleichgültigkeit gegen Beschwerden und Gefahren , die Todesverachtung. Diese Eigenschaften erblicken wir an den russischen Truppen in einem so hohen Grade , daß sie selbst den Neid des Verfassers erregen konnten. Wir legen großen Werth auf die Ausbildung der kriegerischen Intelligenz durch theoretische Belehrung, namentlich bei den Offizieren. Wurzelt aber diese Intelli genz nicht in den obeu genannten kriegerischen Tugenden eines Heeres , dann wird sie wenig nußen , vielleicht sogar schaden. Der militärische Charakter macht den tüchtigen Soldaten und nicht das viele Wissen. Vielwisserei führt oft zur Grübelei und Unentschloffenheit , bisweilen auch zur Ladelsucht und zum Ungehorsam. Doch wir können uns die Mühe ersparen , die guten militärischen Eigenschaften der Russen , die wir als Feind und Freund von ihnen kennen gelernt haben , hier des Weiteren zu besprechen. Die Franzosen und Engländer haben bereits in der Krim Gelegenheit gehabt, ihre nähere Bekanntschaft zu machen, und werden wohl schon jezt beffer über fie urtheilen , als der Verf. der angezeigten Schrift. Letterem haben wir daher nur noch bemerklich zu machen , daß die Dienstzeit im russischen Heere schon längst auf 15 Jahre beschränkt worden ist , und daß die Mannschaft nach Vollendung dieser Dienstzeit in die Re serve tritt, welche ausschließlich aus durchgebildeten Sol daten besteht, die man eher mit Napoleons alter Garde, als mit irgend einer anderen europäischen Kriegsreservé vergleichen kann. Was das Offiziercorps des russischen Heeres betrifft, so geht dieß zwar nur zum kleineren Theile aus den wissenschaftlichen Bildungsanstalten hervor, wie das übri= geus in den meisten großen europäischen Heeren auch der Fall ist, dafür ist aber das Gardecorps als eine Pflanz= schule kriegerischer Bildung und Befähigung zu betrachten ; es liefert zu den höheren Befehlshaberstellen die meisten Candidaten. Ueber die Einrichtung der militärischen Bildungsan = stalten , von deren Leistungen uns Proben bekannt sind, die manche ähnliche deutsche Anstalt neidisch machen könnten;

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über die große Wichtigkeit der Militärcolonien, in welchen eine eben so ruhmsüchtige als befähigte Generation heran gezogen wird ; endlich über die hohe kriegerische Bedeutung der verschiedenen Kosackenbeere , hat der Verf. sich wohl absichtlich nicht weiter auslassen wollen , weil dieß in die vermeintlichen Schattenseiten der rufſiſchen Streitmacht zu riel Licht gebracht haben würde.

Unterlagen gebaut hat. Das Resultat der Folgerungen“ ließ sich errathen ; es drängt sich in den einfachen Saz zusammen , daß Rußland überwunden werden kann, sobald es von ganz Europa energisch angegriffen wird. Daran zweifelt wohl Niemand. Wer aber den Gang der Welt= geschichte kennt , wird eben so wenig daran zweifeln , daß nach diesem Siege unter den Mitwirkenden selbst eine Reihe von Kriegen ausbrechen werde , deren Ende und Ausgang nicht zu übersehen ist. Der Alleinherrscher hat gegen verbündete Mächte, mit unendlich collidirenden poli tischen und_materiellen Intereſſen , entschiedene Vortheile auf seiner Seite , die er nach Zeit und Umständen geltend zu machen wissen wird.

III. Die Beurtheilung der russischen Gränzländer als Kriegsschaupläge hat uns ungleich besser angesprochen. Was über die Küstenländer des schwarzen Meeres gesagt wird , kann füglich mit Stillschweigen übergangen werden. Die Geschichte der Gegenwart liefert dazu einen Commentar, dessen Aufnahme wir bei einer zweiten Auflage dieser Schrift empfehlen. Vielleicht wird dann S. 39 vollständig gestrichen. IV. Die Parallele zwischen Karl XII. und Napoleon 1 . Kriegszug nach Rußland ist nicht uninteressant , aber auch nicht frei von vorgefaßten Meinungen. Die politischen Verhältnisse Beider haben jedoch viel zu wenig Berück sichtigung gefunden , als daß es sich der Mühe verlohnte tiefer auf die Sache einzugehen. Die Bestrebungen des Schwedenkönigs werden zur Zeit immer noch mißdeutet, weil ihre Tragweite verkannt wird . In Betreff Napoleons fommt natürlich auch die unterlassene Wiederherstellung Polens das Lieblingsthema seiner Ladler zur Sprache. Kennt der Verf. die Polen und ihre Geschichte ? Wir müssen es bezweifeln. Uebrigens haben die Polen damals über 70,000 Mann zur Verfügung Napoleons gestellt und bei jeder Gelegenheit sich gut geschlagen. Für den Kriegs zweck war dieß genug . Ein improvisirtes Königreich würde vielleicht nicht so viel haben leisten können. Dergleichen politische Schöpfungen macht man überhaupt nicht vor einem Kriege, sondern nach dem Siege, welchen die Polen erst erkämpfen helfen sollten. Ueber die Nichtverwendung der alten Garde in der Schlacht bei Borodino spricht sich der Verf. ebenfalls tadelnd aus. Ein bekanntes vielbesprochenes Thema, das an die Herren erinnert, wenn sie vom Rathhause kommen. Jeder Kampfzeuge konnte damals mit eigenen Augen wahr nehmen , daß das russische Heer zwar besiegt, aber nicht in die Flucht zu bringen war Wie es im Inneren des selben einen Tag später aussehen werde, hat selbst Kutusow nicht wissen können. Nach den Erfahrungen, welche Napoleon als Gegner der Ruffen bisher gemacht , durfte er noch viel weniger vorausseßen, daß die schließliche Verwendung der alten Garde (die junge hat wacker mitgekämpft) eine vollständige Entscheidung herbeiführen werde. Unter solchen Umständen und in der exclusiven Lage Napoleons war es daher rathſamer, den leßten Trumpf in der Hand zu be halten. Der Verf. scheint seine Kenntniß der Verhältnisse aus Ségur's historischem Roman geschöpft zu haben. V. Müßten wir nicht befürchten , die Geduld unserer Leser zu ermüden , so würden wir aus diesem Abschnitte einige Bruchstücke mittheilen. Es ist zu bedauern , daß der Verf. , dem ein entschieden schriftstellerisches Talent zuerkannt werden muß, sein Raisonnement auf keine besseren

VI. Die gegenwärtige Krisis " , in der sich Rußland befindet, wird nach dem Stande der Dinge vor dem Rück zuge der Ruffen aus der Wallachei beurtheilt. Es wäre unbillig , vom Verf. verlangen zu wollen , daß er die Kriegsereignisse an der unteren Donau richtiger beurtheile, als alle seine Vorgänger. Die Motive des russischen Feld= herrn werden wohl erst dann ihre richtige Würdigung finden können, wenn serbische und griechische Geschichtschreiber Enthüllungen machen , die den politischen Theil des russischen Kriegsplanes mit allen seinen militärischen Conse= quenzen zur Anschauung bringen. Was man nicht weiß, kann man natürlich auch nicht offenbaren. Wenn man fich aber sagen muß, daß man den dortigen Krieg nur nach seinen oberflächlichen Erscheinungen kennt, sollte man sich auch jedes absprechenden Urtheils enthalten . Aeuße= rungen wie auf S. 92, wo von der russischen Kriegfüb rung ohne vorgängige Kriegserklärung gesagt wird, daß sich viele Indianerstämme durch ein solches Verfahren ent ehrt haben würden ," sind nicht nur unziemlich , sondern verrathen auch eine große Unbekanntschaft mit der Kriegs geschichte. Sowohl bei Beginn des spanischen Erbfolgekrieges, als bei Beginn des dritten schlesischen Krieges wurde der erste Feldzug ohne Kriegserklärung ausgeführt. Und Kaiser Nikolaus hatte als Schußherr der Donaufürsten thümer unstreitig ein viel größeres Recht , diese Länder einstweilen als Unterpfand in Besiß zu nehmen, als Fried rich II. zur Beseßung Sachsens , das er einstweilen „ in Depot zu nehmen" erklärte, sich aber auch der ganzen Verwaltung bemächtigte. Dieser lezte Abschnitt enthält zwar noch Manches, was wir nicht mit Stillschweigen übergehen sollten , doch über lassen wir dem Leser unsere abfälligen Urtheile nach Gut dünken zu vervollſtändigen . Zum Schlusse nur noch die Bemerkung , daß diese kleine Schrift viel Wahres und Beherzigungwerthes ent= hält , und derselben namentlich in unseren Tagen viele Den Verf. bitten wir aber, sein Leser zu wünschen sind. schönes Talent der Darstellung zu cultiviren , und durch gründlichere Vorstudien praktischer nüßlicher zu machen. Die deutsche Gesinnung „ des deutschen Offiziers " kann ihm Bürge sein, daß er überall viel Gesinnungsgenossen finden werde.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

Samstag, 11. November 1854. jole Schir Hu Ons m Toutle and padn

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

Großherzogthum Hessen.

Darmstadt, 7. Novbr. Das gestern erschienene Groß herzogliche Regierungsblatt Nr. 38 enthält folgende Groß herzogliche Verordnung, die Versorgung von Unter offizieren und Soldaten durch Uebertragung von Civilstellen betr.: Ludwig III. von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen und bei Rhein 2c. 2c. Um Unseren Unteroffizieren und Soldaten, welche lang und brav gedient haben, sowie denjenigen , welche im Militärdienste untauglich geworden sind, festere Aussichten auf eine Versorgung im Civil dienste zu eröffnen , verordnen Wir hierdurch, wie folgt : S. 1. Die niederen Stellen in allen Zweigen des Civildienstes sollen ausschließend durch Militärpersonen, welche lang und brav gedient haben, oder durch brave und noch brauchbare Invaliden besezt werden. - §. 2. Nur wenn geeignete Civilpensionäre vorhanden sind, können diese bei Besetzung der im S. 1 bezeichneten Stellen mit den gedachten Militärpersonen und Invaliden concurriren. Ebenso sollen die bereits angestellten Civildiener in ihren Aussichten auf Weiterbeförderung durch gegenwärtige Ver ordnung nicht beeinträchtigt werden , insofern sie den Be werbern vom Militärstande im Dienstalter vorgehen. Hinsichtlich der Ansprüche solcher Civilpersonen , welche bereits vor dem Erscheinen der gegenwärtigen Verordnung eine dieser Stellen mindestens während Jahresfrist zur besonderen Zufriedenheit der vorgeseßten Behörden provi= sorisch verwaltet haben, behalten Wir Uns nähere Prüfung und Entscheidung im einzelnen Falle vor. — Uebrigens versteht sich von selbst, daß die Bestimmung des S. 1 weg fällt, wenn sich unter den Bewerbern vom Militär- oder Invalidenstande kein zu der Stelle geeignetes Individuum befinden , oder wenn es überhaupt an solchen Bewerbern fehlen sollte. - S. 3. Der Eintritt in die Gendarmerie bleibt künftighin wie bisher den Militärpersonen aus schließlich vorbehalten. - Aber auch bei der weiteren Ver= Ver sorgung durch Uebertragung der im §. 1 bezeichneten Civil stellen sollen die Unteroffiziere der Gendarmerie und die Gendarmen ebenfalls in einer den Verhältnissen angemesse nen Weise Berücksichtigung finden , wobei ihre frühere Dienstzeit im activen Militär , nach Art und Dauer der selben, mit in Betracht kommt. §. 4. Die allgemeinen

Erfordernisse für die Unteroffiziere und Soldaten der Linientruppen und der Gendarmerie, welche sich um Ver sorgung im Civildienste bewerben wollen, sind : 1 ) daß fie — wenigstens zwölf Jahre gedient, 2) daß sie sich durch Betragen und Diensteifer die besondere Zufriedenheit ihrer Vorgesezten erworben, namentlich als nüchterne und zu verlässige Männer bewährt haben, -3) daß sie zu der Stelle , um welche sie sich bewerben , geeignet sind. Ju besonderen Ausnahmefällen behalten wir uns vor, auch bereits beabschiedete Unteroffiziere und Soldaten zu berück sichtigen , wenn sie in dem Feldzuge von 1848 und 1849 mit Treue und besonderer Auszeichnung gedient haben und im Nebrigen den obigen Erfordernissen entsprechen . — Die Erfordernisse 2 und 3 gelten auch für Invaliden und bie Bedingung des vorwurfsfreien Betragens , der Nüchtern heit und Zuverlässigkeit erstreckt sich bei denselben auch auf die Zeit, während welcher sie sich im Invalidenstande be= funden haben. §. 5. Die Besetzung der im S. 1 erwähnten Stellen durch Militärs soll, soweit immer mög lich, auch dann stattfinden , wenn die Truppen im Felde stehen. S. 6. Unter Mehreren , welche die erforderliche Qualification zu einer Stelle befizen , soll dem größeren militärischen Verdienste der Vorzng gegeben werden, wobei besonders Dienstalter, Auszeichnung im Betragen und Diensteifer, Orden , Feldzüge und Wunden in Rücksicht — kommen. Bei Beseßung der einträglicheren Stellen gehen die Unteroffiziere (einschließlich der pensionirten) den Sol daten vor. - S. 7. Die Gesuche der als Bewerber um eine Stelle aufgetretenen . Unteroffiziere und Soldaten der Linientruppen und der Gendarmerie einschließlich derjenigen Civilpersonen, welche früher Militärdienste geleistet haben, stild von dem Ministerium, in dessen Geschäftskreis die Stelle gehört, dem Kriegsministerium mitzutheilen, welches über Qualification, Dienstalter und Betragen der Bewerber die betreffenden Regiments- und Corpscommandeure mit Bericht hören , die erstatteten Berichte dem betreffenden Ministerium zusenden und zugleich seine Ansicht darüber aussprechen wird, welcher der Bewerber nach §. 6 die meiste Rücksicht verdiene. S. 8. Wenn in einzelnen Fällen das Ministerium , in beffen Geschäftskreis die erledigte Stelle gehört , vorerst die provisorische Versehung derselben durch einen Unteroffizier oder Soldaten wünscht, desgleichen wenn eine Stelle interimistisch durch einen solchen

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versehen werden soll, fo kann derselbe zu diesem Zwecke auf eine mit dem Kriegsministerinm zu verabredende Zeit beurlaubt werden. §. 9. Wird ein im Civildienst auf Widerruf angestellter Invalide ohne schuldvolle Veran laffung von seiner Seite, wenn auch wegen Unfähigkeit, von der ihm übertragenen Stelle wieder entlassen und kann ein Ruhegehalt aus dem Civilpensionsfonds wegen Mangels der geseßlichen Vorausseßungen nicht bewilligt werden , so tritt er in den Genuß der früher bezogenen Invalidenpension wieder ein. Dasselbe ist der Fall, wenn die einem Invaliden übertragene provisorische oder interi mistische Versehung einer Stelle wieder aufhört. Darmstadt, den 31. März 1852. Ludwig . Frhr. v. Schäffer-Bernstein. v. Dalwigk. F. v. Schenck. v. Lindelof.

naueste kennen zu lernen , erfüllt damit nicht bloß eine Herzenspflicht, sondern glaubt dadurch auch den vielen Freunden und Verehrern, den Kameraden des Verstorbenen, sowie den jüngeren Offizieren , denen solche Muster hell vorleuchten müssen auf der Bahn der Pflicht , der Ehre und des Ruhmes , einen Dienst zu erweisen. Friedrich Scholl, geboren am 31. December 1789 zu Gießen , stammt aus einer ächten Soldatenfamilie, in welcher schon die Tugenden heimisch waren, die ihn so sehr auszeichneten . Sein Urgroßvater, sein Großvater und sein Vater dienten dem hessischen Fürstenhause als brave Offiziere tapfer und treu in den Kriegen ihrer Zeit. *) Wir finden darüber Näheres in der oben angeführten bio graphischen Skizze , und bemerken hier nur, daß, da auch die Söhne des Obersten Scholl wieder ihrem Fürsten als tüchtige Offiziere dienen **), wir hier die seltene Erschei= nung haben, eine Familie seit etwa 160 Jahren schon in der fünften Generation dem Staate wackere Offiziere geben zu sehen. Der erste derselben und sein Urenkel, unser Oberst Scholl, zeigen eine große Aehnlichkeit des Charak ters an Bescheidenheit, Pflichttreue und ächtem Soldaten geist, so daß es uns um so mehr interessirt , den weiteren gleichen, nach 113 Jahren sich wiederholenden Fall zu finden, daß Beide von ihren Fürsten noch nach ihrem Tode durch ein besonders ehrenvolles Begräbniß ausgezeichnet wurden. Scholl machte ſeine Studien in seiner Vaterstadt und bezog 1806 die dasige Universität , wo er drei Jahre lang mit dem besten Erfolge sich den Cameralwiſſenſchaften, besonders auch dem Studium der Mathematik und der Seine Lehrer, die militärischen Wissenschaften widmete. Profefforen Major Dr. Gammerer , Crome , Walther, Schmidt 2c. , sprachen sich auf's glänzendste über seine Kenntnisse, seine Talente und trefflichen Eigenschaften aus, welche Zeugnisse denn auch der junge Scholl , der seinem inneren Drange zum Militärstande folgend , um eine An= stellung im Generalstabe nachgesucht hatte, in einem von dem Commandeur der Großherzoglichen Artillerie General Hahn zu Darmstadt in Person unternommenen dreitägigen scharfen Eramen auf's ausgezeichnetste bewährte. Dieſer streng wissenschaftlich gebildete Offizier äußerte, die ganz vorzüglichen Zeugnisse der Gießener Professoren bestätigend, wie er zugleich glaube wahrgenommen zu haben , daß Scholl mit einer seltenen Wißbegierde einen schnell fassenden richtigen Verstand verbinde, und daher bei seiner Be scheidenheit und einem besonderen Hange zum Militär, diesem ein vorzügliches Subject zu versprechen scheine" ein treffendes Urtheil , welches die Folge auf's glänzendſte bewährte. Die höchste Militärbehörde erkannte nach dieser Prüfung an, Scholl werde ein sehr brauchbarer Offizier für den Generalstab werden, allein da nach der sehr zweckmäßigen Bestimmung des Großherzogs alle dem Militärstande sich widmenden jungen Leute zu Anfang als Unteroffiziere in irgend einem Corps dienen sollten , so

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Frankreich.

Paris , 6. Novbr. Die auch in militärisch-strategischer Beziehung so wichtige Gürteleisenbahn, welche die fünf hier mündenden Eisenbahnen (Rouen-, Nord- , Straß burg , Lyon- und Orleansbahn) unter einander in Ver bindung sezen soll , wird in Kurzem vollendet sein und dann, was bisher erst theilweise der Fall ist, dem Ver kehr übergeben werden. Die Bahn, welche zwischen der Octroimaner und den Festungswerken hinläuft, ist im Ganzeu 17 Kilometres 600 Metres (3; Wegstunden) lang und hat 46 Kunstarbeiten , worunter 1 Brücke , 33 Via ducte und 6 Aquäducte nöthig gemacht, deren Gesammt länge , 1000 Metres Arcaden cingerechnet, 4 Kilometres beträgt. Das bedeutendste Bauwerk ist die Brücke Napo leon, welche bei Bercy über die Seine führt . Zu den Kosten der Bahn , 12 Mill . , haben die fünf Eisenbahnen jede 1 Mill. , und der Staat den Rest beigetragen.

Friedrich

Großherzoglich hessischer

Scholl,

Oberst und Commandeur

des Großherzoglichen Artilleriecorps . Geb. am 31. December 1789, gest. am 27. Juli 1853. (Nach einer foeben bei Zonghaus zu Darmstadt , zum Besten des Invalidenfonds erschienenen biographischen Skizze von Chr. W. Pabst, großherzogl. heff. Hofrath 2c. , vormal . Hauptmann und Lehrer an der Militärschule zu Darmstadt .) Im Jahre 1853 am 27. Juli verlor das großherzogl . heff. Offiziercorps eines seiner geachtetsten Glieder, einen Mann , durch einen seltenen Verein geistiger und mora= lischer Eigenschaften in so hohem Grade ausgezeichnet, daß es auch jezt noch, nachdem ihm gleich damals ein wohl verdienter Nachruf folgte, der einen kurzen Blick auf sein chrenvolles Leben und Wirken warf*), am Orte sein dürfte, namentlich in diesen militärischen Blättern etwas ausführ= licher dieses durch hohe wissenschaftliche Bildung und alle Tugenden des Soldaten und Menschen hervorragenden Offiziers zu gedenken . Der Verfasser, der längere Zeit das Glück hatte, neben und unter demselben zu dienen und ihn unter den verschiedensten Verhältnissen auf's ge *) Darmstädter Zeitung Nr. 209 vom 30. Juli 1853.

*) Der erstere starb nach mehr als 50jähriger Dienstzeit 1740 als Oberflieutenant , der zweite 1748 als Hauptmann , der critte 1796 als Oberflieutenant. **) Der älteste als Hauptmann im 2. Infanterieregiment , der jüngere als Hauptmann in der Artillerie.

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wurde Scholl vorerst als Oberfeuerwerker (im Range der nachmaligen Unteradjutanten) , dem Großherzoglichen Ar= tillericcorps zugetheilt. Am 21. October 1809 trat er als solcher in diese Waffe ein , die er aber bald so lieb gewann, daß nur der Tod ihn davon zu trennen vermochte. Scholl lag nun mit demselben Eifer und Fleiße , die er bisher den Wissenschaften und seiner theoretischen Vor bereitung für den Militärdienst gewidmet hatte , seiner praktischen Ausbildung zum Soldaten , insbesondere zum Artilleristen rastlos ob. Schon am 7. October 1810 wurde er zum Secondelieutenant befördert , mit Datirung seines Patentes vom Tage ſeines Eintritts in die Artillerie. Als solcher wohnte er dem verhängnißvollen Feldzuge gegen Rußland im Jahre 1812 bei , in welchem er aber nur die Erfahrung machte , wie der Soldat mit Gleichmuth und Ausdauer Mühseligkeiten und Strapazen erdulden soll. Erst der folgende Feldzug in Sachsen und Schlesien gab ihm Gelegenheit zu zeigen, wie er neben seiner hohen Bildung und seinen vielfachen Kenntnissen auch die ächten Eigenschaften eines wahren Soldaten in hohem Grade befize : Tapferkeit und eine unerschütterliche Ruhe und Kaltblütigkeit , welche nichts aus der Fassung zu bringen vermag . Er bewährte diese unschäzbaren kriegerischen Tugenden namentlich in den blutigen Schlachten von Lügen und Leipzig. Der hohe Führer der Großherzoglichen Truppen in jenen ewig denkwürdigen Kriegen, des Prinzen Emil von Hessen Großherzogl . Hoheit, selbst das glän= glan zendste Muster aller kriegerischen Tugenden , sprach sich auf's rühmlichste über Lieutenant Scholl aus und bewahrte ihm bis an sein Lebensende seine besondere Achtung . Schon am 18. Mai 1813 wurde Scholl als Anerkennung jener seiner ausgezeichneten Eigenschaften und seines braven Verhaltens das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion ertheilt. Am 16. März 1814 ward er zum Premierlieute= nant befördert und am 1. Mai.j. J. mit dem Ritterkreuze 1. Kl. des Großherzogl. Ludewigsordens decorirt. Das folgende Jahr, in welchem Premierlicutenant Scholl dem zweiten Feldzuge gegen Frankreich anwohnte, der nochmals den hessischen Waffenruhm glänzend bewährte, Es blieb nnn schloß die lange Reihe blutiger Kriege. wieder Muße für die Pflege der Wissenschaften , die mili tärischen Uebungen und die Beachtung der goldenen Regel, die gemachten Erfahrungen weise zu benußen und im Frieden sich auf den Krieg vorzubereiten . So brav auch unsere Artillerie gleich den übrigen hessischen Truppen in den Schlachten und Gefechten der nun beendigten großen Kriegs jahre gekämpft hatte, so fühlte man doch , daß , um sie auf dem Standpunkte der Zeit und in gleichem Schritte mit anderen Artillerien zu halten , für ihre weitere Aus

sowohl zu einem wiſſenſchaftlichen Artillerie-, als auch zu einem brauchbaren Ingenieuroffizier für den großherzog= lichen Dienst weiter auszubilden . Diesem ehrenvollen Auf trage unterzog sich Premierlieutenant Scholl, gleich Haupt mann Gandenberger, mit der ihn überall charakterisirenden unermüdlichen Thätigkeit , so daß er am 5. Juni 1817 in Straßburg eingetroffen, am 6. October 1818 , mit einem Schage neuer Kenntnisse ausgerüstet , nach Darmstadt zu rückkehren konnte. Die biographische Skizze gibt nach einer Correspondenz Scholl's mit dem Verfasser einiges Nähere über den Aufenthalt in Staßburg, wo Scholl den. Unterricht des berühmten Professors Dobenheim, vormal. Oberstlieutenant im Geniecorps genoß , und Meß, wo er namentlich einer vollständigen praktischen Belagerungsschule beiwohnte. Dazwischen machten die entsendeten Öffiziere eine militärwissenschaftliche Reise durch das südwestliche Deutschland : von Straßburg über Ludwigsburg und Mün chen bis Salzburg , dann zurück über Regensburg, Nürn= berg und Mannheim nach Mez. Während des Aufenthaltes in Straßburg am 10. No = vember 1817 war Scholl zum Capitän 3. Kl. befördert worden . Die von den genannten Offizieren auf fenen großartigen Artilleriebildungsanstalten gesammelten Kennt nisse und Erfahrungen sollten dem Großherzogl. Artillerie corps reiche Früchte tragen. Vorher aber erhielt Hauptmann Scholl noch eine neue auswärtige ehrenvolle Mission . Er ward zum Mitgliede der von Seiten des deutschen Bundes mit der Wahl eines zwischen Landau und Luremburg zu befestigenden Plazes beauftragten Commission *) ernannt, als welches er vom 20. Januar bis 12. Juni 1819 zu Homburg in Rheinbayern verweilte. Am 15. September 1819 ward er dieses Auftrags , da die Mission beendigt war, wieder entbunden. (Schluß folgt.)

bildung den Forderungen der Wissenschaft gemäß, noch Der Großherzog befahl deßhalb, mehr geschehen müsse . " den Hauptmann Gandenberger und Premierlieutenant Scholl nach den Artillerieſchulen von Straßburg und Meg zu entsenden , um dort ihre Kenntnisse in der Geschüß kunde und den dahin einschlagenden Wissenschaften noch Ersterer sollte sich haupt möglichst zu vervollkommnen. sächlich mit dem Studium des Materiellen der Artillerie bis in die kleinsten Details beschäftigen ; Lezterer zugleich die höheren Artilleriewissenschaften, sowie die Befestigungs kunst in ihrem ganzen Umfange ſtudiren , um sich dadurch

Literatur . Der russisch - türkische Krieg in den Jahren 1853 und 1854 von der Ueberschreitung des Pruth durch die Russen bis zu ihrem Rückzug über diesen Fluß, in gedrängter Uebersicht vom militärischen Gesichts= punkt beschrieben und beleuchtet von einem süd deutschen Offizier. Mit 8 Beilagen und 2 Ueber sichtskarten. 8. Karlsruhe, 1854. Druck und Verlag der Hofbuchhandlung von G. Braun. (VIII u. 161 S.) Die vorliegende Schrift hat das Verdienst, den russisch türkischen Krieg bis zu dem im Titel bemerkten Zeitpunkt zuerst im Zusammenhang dargestellt zu haben. Wir glauben die Art , wie sie dieß gethan, am besten durch einen Aus zug aus dem Schluß andeuten zu können , wo der Verf. die fünf Hauptoperationen hervorhebt, wonach sich die Erzählung und Betrachtung natürlich eintheilt. 1 ) Strenge Defensive der ruffischen Armee in der *) Außer ihm bestand dieselbe aus den k. preuß. Offizieren Oberst Reiche und Ingenieurhauptmann Böthke und dem k. bayerischen Ingenieurhauptmann v . Schleitheim.

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Wallachei durch Beseßung des Donaustroms. Abwarten der Verstärkungen aus Podolien und Bessarabien. Offensiv-Operationen der türkischen Ärmee längs der ganzen Donaufronte , jedoch nur in kleinen und partiellen Uebergängen ohne größeren Nachdruck. Lebhafte Füh rung des kleinen Kriegs. 2) Offensiv-Demonstrationen der russischen Armee in der kleinen Wallachei gegen Kalafat (Serbien) . — Gleich zeitig Vorbereitung zu einem großen Offensivschlag an der unteren Donau. Defensive des türkischen Heeres mit besonderer Auf merksamkeit für den linken Flügel. 3) Uebergang der russischen Armee über die untere Donau und Vorschreiten des linken Flügels bis an den Trajanswall. Rückzug und Versammlung der türkischen Armee in den Balkanstellungen , Varna , Schumla , Ternova . 4) Offensiv-Operationen gegen Silistria und Belage rung der Festung durch die russische Armee. Ruhiges Zuwarten des türkischen Heeres in den Balkan stellungen und iſolirte Vertheidigung der Besaßung von Silistria. Einrücken der englischen und französischen Hülfsarmee in die Defensivstellung am Balkan, am rechten Flügel derselben. 5) Aufgeben der Offensive und Rückzug der russischen Armee zum Behuf eines Aufmarsches mit veränderter Fronte gegen die österreichische Armee. - Unterbrechung dieses

darüber unterrichten will , braucht sich nicht mehr durch den Wust der Zeitungen durchzuschlagen : dieß Verdienst gebührt der Schrift vor allen Dingen. Aber fie leistet noch mehr. Sie begleitet den Verlauf der Ereignisse auch mit Betrachtungen , in welchen sich ein ächt wissenschaft licher Geist ein klares und sicheres Urtheil ausspricht. So manche nähere Aufklärung wir noch bedürfen ; man kann doch daraus schon etwas lernen. Die Würdigung des Kriegs in seinen bisherigen Ergebnissen ist im Ganzen gelungen und gerecht ; man sieht daraus auch für die Zu kunft wenigstens so viel , daß dieses Rußland im Kern seiner Macht noch unversehrt dasteht, was ihm auch an moralischem Ansehn verloren gegangen sein mag. Wir

Rückzugs und Contremarsch gegen die türkische Armee. --Nach einer Defensivstellung von kurzer Dauer am Argisch : definitiver Rückzug hinter den Pruth. Vorrücken der türkischen Armee nach Rustschuk und kurzer Offensivstoß gegen die russische Besaßung von Giur gewo. - Hierauf concentrirte Defensivstellung bei Giur gewo und Rustschuk. Vorrücken einer Avantgarde nach Bukarest und bis an die Jakomicza nach dem Abzug des Feindes. Verharren der alliirten Hülfsarmee bei und um Varna." Das Buch zerfällt hiernach in fünf Abſchnitte , jeder Abschnitt wieder in Unterabtheilungen mit Bezug auf den Kriegsschauplas, auf die Ereignisse zu Land oder zur See ; jeder Abschnitt schließt mit strategischen und taktischen Schlußbemerkungen. Die Beilagen enthalten : 1 ) die ruf fische Armee im Süden des Reichs ; 2) die türkische Armee ; 3) die französische Armee im Orient; 4) das englische Expeditionscorps im Orient; 5) die russische Flotte des Schwarzen Meeres ; 6) die verbündete Flotte des Schwarzen und Mittelländischen Meeres ; 7) die russische Flotte des Baltischen Meeres; 8) die verbündete Flotte des Baltischen Meeres. Die Angaben sind mit großem Fleiß so genau und vollständig zusammengestellt , wie wir sie noch nicht gefunden haben. Die Karten genügen zur Uebersicht. Wir haben also hier eine klare und vollständige Ueber sicht der Ereignisse dieses Krieges vor uns ; ja die Dar stellung geht öfter ziemlich genau in wichtige Einzeluheiten ein, z . B. bei der Ueberschiffung der verbündeten Heere nach der Türkei, bei bedeutenderen Gefechten, wie Oltenisa, Cfitate , Giurgewo , in den Beilagen u. s. w. Wer sich

wüßten nur Weniges anzuführen , worin wir mit dem Verf. nicht einverstanden wären . Nur bei der Beurthei= lung des russischen Angriffs auf Silistria (S. 94, 95) scheint er uns nicht entschieden genug zu sein. Wie un= günstig auch die politischen Verhältnisse auf denselben ein gewirkt haben ; seine Leitung verdient auch vom rein mili tärischen Standpunkt Tadel. Die regelmäßigen Belage= rungsarbeiten begannen am 17./18. Mai, der Rückzug der Russen am 23. Juni ; in diesen 4 bis 5 Wochen haben sie nichts erreicht, nicht einmal ein Außenwerk genommen; daß es ihnen aber Ernst war , beweisen die blutigen Re cognoscirungen, beweist der Verlust so vieler höheren Offi= ziere. Es mußte ihnen auch Ernst sein , so lange noch irgend auf Oesterreichs Zuwarten zu hoffen war. Silistria war selbst für den Fall des Kriegs auch mit dieser Macht ein höchst wünschenswerther Besiß. In diesem Falle mußte es freilich isolirt bleiben; aber es war dann immer noch auf der Hauptbewegungslinie der Engländer , Franzosen und Türken, diese mußten entweder ein starkes Beobach tungscorps davor lassen und dann blieb es ihnen doch höchst lästig , oder sie mußten es mit großem Aufwand von Zeit und Kräften wieder zu nehmen suchen, gelang dieß nicht , ſo blieb es für die Russen ein wichtiges Pfand für den Frieden ; vor allen Dingen aber wäre es ein glän= zender Erfolg gewesen, der den Glanz der ruſſiſchen Waffen und das Selbstbewußtsein des Heeres mächtig gehoben hätte. Solchen Gründen gegenüber scheint uns die Zöge= rung im Vorrücken der Ruffen nach dem gelungenen Donau übergang durch die politische Lage nicht hinlänglich gerecht fertigt, scheint uns ebenso die Leitung der Belagerung selbst als eine nicht gelungene bezeichnet werden zu müssen. Uebrigens soll nach halboffiziellen franzöſiſchen Quellen die Besagung Silistrias nicht 9000, ſondern erst 12, dann 15,000 Mann betragen haben; auch wäre danach, gegen die Angabe unserer Schrift S. 79 , die ganze Westseite der Festung nicht cernirt gewesen (A. M.-Z. Nr. 127) . — Die strategiſchen Betrachtungen der Schrift hätten wohl etwas weiter ausgedehnt werden können ; dann mußte frei lich die Politik , namentlich die Frrthümer , Täuschungen und Fehler der russischen Politik, mehr hereingenommen werden. 0. Hierbei eine literarische Anzeige von Friedrich Vieweg und Sohn zu Braunschweig.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie . V Wien, 7. Novbr. In Folge eines Allerhöchsten Befehls wird die Ausrüstung von zehn neuen Ra teten batterien eifright betrieben - Zur Ausbildung von Kriegscommissären wird hier im December ein Lehreurs beginnen und wahrscheinlich bis zum nächsten August fortgesezt werden. Der Zweck derselben wird sein, Candidaten, die sich dem militärischen Verwaltungsdienst widmen wollen , gründliche Kenntnisse von Heeresorgani= ſation und militärischer Administration beizubringen. Auch angestellte Militärbeamte gewisser Branchen sollen zum Besuch dieses Cursus zugelassen werden. Großbritannien. London, 2. Novbr. Die Admiralität hat befohlen, 120 neue Kanonenboote , jedes zu 2 Kanonen, und 40 schwimmende Batterien , jede zu 70 (?) Geschügen, zu erbauen , die im nächsten Frühjahr gegen Kronstadt verwendet werden sollen . xx Dem Vernehmen nach hat auch die Regierung einen Contract zur Anfertigung von ungefähr 2000 Tonnen ungeheuerer Eisenplatten (im Preise von 50,000 L. ) abgeschlossen , welche zum Schuße der neu zu erbauenden, schwimmenden Batterien dienen , und diese gegen die Wirkungen der schwersten russischen Geschüße sichern sollen . Die Platten werden 8-12 Fuß lang, 21-36 Zoll breit und ungefähr 41 Zoll dick sein ; die einzelnen werden von 12 Tonne bis über 3 Tonnen wiegen. Durch die bisher mit diesen Eisenplatten angestellten Ver suche soll sich herausstellen, daß sie den schwersten Geschossen nicht nur Widerstand zu leisten vermögen, sondern daß diese Geschosse, wenn sie treffen, geradezu in Stücke zer schellen. So sehr ist es den Behörden darum zu thun, die Batterien im nächsten Frühlinge fertig zu haben, daß fie ihre Aufträge unter die Hauptfabrikanten von Glasgow, New- Castle , Lowmoor und anderen Städten im Norden von England vertheilt haben.

Frankreich.

で * Ein t. Decret im Moniteur" vom 2. November ver fügt eine Abänderung in der Organisation der Armee,

die jedoch keine sachliche Bedeutung hat. Es werden die 25 Infanterieregimenter, die bisher die Benennung leichte" führten, von den 75 Linien -Infanterieregimen= tern sich aber durch weiter nichts unterschieden , als durch citronengelbe Kragen und Epauletten anstatt rothen , in Linien-Infanterieregimenter verwandelt, als welche sie nun die fortlaufenden Nummern 75 bis 100 führen werden. Jw vorausgeschickten Bericht des Keiegsministers ist mit Recht hervorgehoben , daß die wahre leichte . In fanterie, die durch die speciellen törperlichen Eigenschaften der Leute, ihre Dressur, Bewaffnung und große Beweg lichkeit , sowie besonders ihre Festigkeit im Scharfschießen, im Gefecht mittelst der Plänfler , die allgemeinen Ope= rationen deckt, kühne Streifzüge ausführt 2c., in der fran= zösischen Armee gegenwärtig durch die auf 20 Bataillone gebrachten Jäger von Vincennes gebildet wird. Leztere dürften demnächst ungefähr auf die doppelte Zahl gebracht werden, denn es ist die Absicht jeder Infanteriedivision ein Jägerbataillon zuzutheilen; es würde also auf 8 Linien bataillone 1 Jägerbataillon kommen und da die französische Armee , einschließlich der Zuaven , der Fremdenlegion 2c. ungefähr 330 Bataillone Linieninfanterie hat , so würden zur Realisirung jener Abficht mindestens 40 Jägerbataillone errichtet werden müssen. Dabei ist die Infanteriedivision der Garde , die auf 16 Bataillone nur 1 Jägerbataillon zählt , noch nicht in Anschlag gebracht.

Friedrich

Scholl,

Großherzoglich hessischer Oberst und Commandeur des Großherzoglichen Artilleriecorps.

(Schluß. ) Im Jahre 1820 traten wichtige Reformen in der ganzen Organisation der großherzoglichen Truppen in's Leben. Eine eigene Commission aus tüchtigen Offizieren aller Waffen war zu dem Ende unter dem Vorsize Sr. Hoheit des Prinzen Emil niedergesezt worden , deren Mitglied auch der Artilleriehauptmann Scholl war. Alle Zweige der Militärverwaltung, die taktischen Einrichtungen, das Verpflegs- und Sanitätswesen , die Rechtspflege, die

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Unterrichtsanstalten , die theoretischen und praktischen Uebungen und Manöver erhielten wesentliche Verbesse Ein rungen, zum Theil gänzliche Umänderungen. *) mächtiges geistiges Streben regte sich jezt in allen Zweigen des Militärs , besonders trat in der Artillerie ein ganz neues Leben ein. Schon am 4. September 18 : 9 verfügte der Großherzog , um den Offizieren und fähigeren Unter offizieren des großherzogl . Artillericcorps Gelegenheit zu geben , sich in den höheren Theilen ihres Faches auszu bilden, daß die Capitäne Scholl und Gandenberger den= selben besondere Vorträge und praktische Anweisungen in den wichtigeren Zweigen ihrer Waffe ertheilen sollten. Hauptmann Scholl wurde mit dem Charakter eines öffent lichen Lehrers der Kriegswissenschaften und der Geschüß kunde bekleidet, Hauptmann Gandenberger ebenso für das Materielle und Technische der Artillerie. Mit unbeschreib

lichem Eifer wurde allseits den wohlmeinenden Absichten des allerhöchsten Kriegsherrn entsprochen. Den ganzen Tag von Morgens frühe bis zur Nacht war man raftlos be= schäftigt in den Lehr- und Zeichnenſålen , in den Werk stätten und Magazinen , auf den Uebungs- und Schieß plägen, in den Laboratorien 2c. Die Offiziere legten selbst überall Hand an , das zu erlernen , was noch zu erlernen war , um dann die Unteroffiziere und Kanoniere gründlich unterweisen zu können . Mannichfache Versuche wurden angestellt und Alles praktisch geübt, was die Artillerie kriegsgewandter und kampfgeübter machen konnte. Nur mit wahrer Freude kann man sich noch des regen Stre= bens erinnern , welches Alle beseelte , die Artillerie auf einen möglichst hohen Standpunkt der Vollkommenheit zu heben. Hauptmann Scholl leuchtete als ein würdiges Vorbild seinen Kameraden und Untergebenen voran. Sein Eifer und seine Thätigkeit waren unermüdlich. Wie man ihn als Soldaten tapfer, besonnen und umsichtig auf dem Schlachtfelde, pünktlich und gewissenhaft in jedem Dienste längst achtete, so lernte man ihn jezt auch als Lehrer immer mehr schäßen und lieben. Seine Vorträge waren stets klar, bestimmt, praktisch . Sein durchdringender Ver= stand und Scharfblick lösten leicht die schwierigsten Auf gaben der Mathematik, der Artilleriewissenschaft und Fortification. Er wurde der Hauptschöpfer unserer Mili tärbildungsanstalten , an denen er so lange als Lehrer, als Mitglied der Militärschuldirection und später als oberster Vorstand derselben segensreich wirkte , wobei noch so viele andere Dienstverrichtungen im Artilleriecorps und in der Waffendirection , sowie den damit in Verbindung stehenden Institute seine Kräfte oft fast übermenschlich in Anspruch nahmen. Im Jahre 1820 , welches so viele neue Schöpfungen für das großherzogliche Militär und die Artillerie insbe sondere in's Leben rief, ward auch eine Commiſſion nieder gesezt , bestehend aus den Capitänen Müller, Ganden = berger, Scholl und dem Lieutenant Pabst von der Ar= tillerie , welche ein vollständiges Erercirreglement der Artillerie (Feld- , Feftungs- und Belagerungsartillerie ) entwarf, das in diesem und dem folgenden Jahre in vier Theilen erschien. Am 1. Januar 1821 ward Scholl zum Hauptmann der neu errichteten reitenden Artillerie ernannt. Mit Vorliebe und Begeisterung wurde nun auch dieser neue Dienst gepflegt. *) Am 11. Januar 1822 wurde Scholl zum Capitän 2. Kl. ernannt und am 6. März 1823 wegen seiner besonderen Verdienste um das groß herzogliche Artilleriecorps " vom Großherzog mit dem Com mandeurkreuz 2. Kl . des Ludewigsordens ausgezeichnet, wel ches in der Regel nur Stabsoffiziere erhielten. Am 7. Mai 1824 trat Hauptmann Scholl in einen neuen seiner Talente und Kenntnisse würdigen Wirkungs

*) Der Verfaffer dieses bat in der unter Redaction der Herren C. v. Decker, F. v. Ciriacy und L. Bleſſon in Berlin erſchienenen „Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte Des Kriegs" Jahrg. 1826 , Heft 4, 5 , 6 und 7 eine um faffende , in alle Einzelnheiten eingehende Beschreibung der auf jene Reformen bafirten Organisation der großher zoglich beffifchen Truppen im Allgemeinen , sowie der Artillerie und der Militärbildungsanstalten, ins befondere" geliefert , die auch jezt noch für den denkenden Militär nicht ohne Interesse sein dürfte, wenn auch Manches seitdem anders geworden ist. Es ergeben sich als Haupt resultate dieser Organisation , bei deren Schaffung und Ausbildung besonders Männer wie Lyncker, Zimmer mann , Scholl 2. thätig waren : Strenges Festhalten an den Bestimmungen des Bundes ; -- eine durchaus geregelte, auf guten Grundfäßen und einem festen Systeme beruhende innere Verfassung der Truppen überall bestimmte Regle ments und Gefeße , nirgends Willkür , eine gerechte , alle Staatsbürger gleich treffende Recrutirungsweise, billige Grund fäße des Avancements und der Penfionirung , ein tüchtiges Berpflegewesen und die mußterhaftefte Sorgfalt für den Sol daten hierbei , eine ganz vortreffliche Rechtspflege , eine ſehr gute Einrichtung des Sanitätswesens -- zweckmäßige und vorzüglich gute Kleidung und Bewaffnung ; tüchtige Aus bildung jedes einzelnen Soldaten , jeder einzelnen Waffenart und des gesammten Truppencorps . Mit einem Worte, heißt es a. a. D. S. 264 , die großherzogl. heff. Kriegsdienſtver= faſſung zeigt das ernftliche Streben : „mit möglichst geringen finanziellen Mitteln , mit gehöriger Berücksichtigung der staats bürgerlichen Rechte und möglichster Schonung des bürger lichen Interesses der Unterthanen , dennoch ein tüchtig ge übtes Militär zu unterhalten, welches den Forderungen der Zeit und den speciellen Verpflichtungen gegen den Bund völlig entspricht ." — Selbst von der mili tärischen Preſſe in Frankreich , welcher diese Organisation durch den angefübrten Auffaß bekannt wurde , ward die felbe auf's rühmliaste erwähnt und als ein Muster darge Atellt (zu vergl. Nr. 11 der Aug. M -3 . von 1826 S.88)` Das 7. Heft der oben genannten Zeitschrift für Kunft, Wissenschaft und Geschichte des Kriegs" von 1826 enthält insbesondere die ausführliche Beschreibung der Organiſation und Uebungsweise der großherzogl. heff. Artillerie. Es ift daraus das Eigenthümliche derselben ersichtlich , namentlich das besondere Verhältniß , in welchem hier das Materielle zu dem Personellen steht , durch die Waffendirection in Ver bindung mit dem Artillericcorps , wodurch eine allfeitige Bildung der Offiziere in techniſch- und militäriſch-artille riftiſcher Hinsicht bezweckt wurde ; - vorzüglich aber leuchtet das fefte Streben nach einem vorgesteckten Ziele daraus her vor, nach möglichst vollkommener Ausbildung in allen Zweigen der Artillerie.

*) Verfaffer diefes , gleichfalls zu dieser neuen Waffe verfest, trat nun in noch innigeren dienſtlichen und freundlichen Ver kehr mit dem verehrten Manne , als dieß seit Jahren schon sowohl im Feld, als Garnisonsdienste , wie in der Schule der Fall gewesen war. Er hat seine Ansichten über diese herrliche Waffe und den Geist , aus dem wir diese neue Schörfung betrachteten, in einem Schriftchen : „Die reitende und die fahrende Artillerie eine Parallele , Darm Atadt 1826 bei Leske“ ausgesprochen.

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freis. Er wurde, unter Beibehaltung feiner übrigen Dienst functionen , mit Ausnahme derer in der Waffendirection und im Verwaltungsrathe, zur Dienstleistung bei dem Kriegsministerium befehligt. Auch das größere Publikum hatte jest Gelegenheit, bei ſeinem Auftreten als Regierungs commiffär auf den Landtagen die Schärfe ſeines Verstandes, die Klarheit und Präciſion ſeines Vortrags , die ihn als Lehrer schon so hoch stellten, sowie seinen parlamentarischen Taft zu bewundern. — Am 22. März 1828 erhielt Haupt mann Scholl den Charakter als Major, trat am 15. März 1829 in den Bezug der Capitänsgage 1. Kl . und wurde ---am 8. Januar 1834 mit dem Dienſtehrenzeichen decorirt. Bereits über 10 Jahre hatte Major Scholl, neben seinen Functionen im Artilleriecorps und bei der Militärſchul direction, seine Dienstleistungen im Kriegsministerium ver sehen , als ihn der Wunsch , sich ausschließlich wieder ersteren widmen zu können , zu dem Gesuche veranlaßte, ihn der lezteren zu entheben, welcher Bitte auch der Groß herzog , unter buldreichster Anerkennung seiner im Kriegs ministerium bewiesenen Geschäftsthätigkeit, am 21. No vember 1834 willfahrte.

Deutschland abwandten und fich unvergängliche Verdienste um das Vaterland erwarben. *) Bei den außerordent lichen Anstrengungen , welche damals das bedeutend ver stärkte großherzogliche Truppencorps machte, hatte nament lich auch die Artillerie und die Waffendirection besonders viel zu thun und es wurde somit die ganze Thätigkeit des Obersten Scholl , sowohl mit Uebung und Ausrüstung der Mannschaften und des Materiellen, als in den Werk stätten , Zeughäusern , Magazinen und Laboratorien in Die großherzog= hohem Grade in Anspruch genommen . liche Artillerie hatte damals mehr Geschüße mobil, als je seit ihrem Bestehen , über 20 im Laufe des Jahres 1849. Besonders rühmlich muß es aber anerkannt werden , wie Oberst Scholl in jener bedenklichen Zeit den guten mili= tärischen Geist seiner Truppe zu erhalten und zu heben verstand, so daß die Artillerie sich überall als Muster der Tüchtigkeit zeigte. Es sei uns erlaubt, nur einen charakte= riſtiſchen Zug von ihm hier anzuführen. Im Mai 1849 ward Oberst Scholl mit einem kleinen aus allen Waffen bestehenden Observationscorps zur Deckung Darmstadts gegen die den Odenwald bedrohenden badischen Insur genten abgeschickt. Seine beiden Söhne standen zugleich vor dem Feinde , der jüngere in Schleswig -Holstein, der ältere an der Bergstraße. Hier fiel am 30. Mai in dem Gefechte bei Hemsbach sein Schwiegersohn, der im Stabe des commandirenden Generals Frhrn . v. Schäffer- Bernstein be findliche Oberlieutenant Zimmermann vom Generalquartier

Major Scoll , der sich nun mit erneuerter Thätigkeit seinem Lieblingsberufe , der Artillerie, widmete, erhielt am 28. Juni 1840 (dem 25jährigen Erinnerungstage des Treffens bei Straßburg) das neu gestiftete Felddienst zeichen , wurde am 29. Juli 1840 zum wirklichen Major und etatsmäßigen Stabsoffizier der Artillerie und am 15. September 1841 zum Oberstlieutenant ernannt. Seine Liebe zu der Waffe, in welcher er diente und deren Zierde er war, nahm stets zu , wovon er einen neuen Beweis gab, als nach des verdienstvollen Generalmajors v. Lyncker Ableben im Jahr 1844 ihm der ehrenvolle Antrag wurde, die Stelle des Generalquartiermeisters zu übernehmen, welche er sicherlich auch höchſt würdig ausgefüllt haben würde. Nichts vermochte ihn aber von seiner Artillerie zu trennen, als der Tod ! Indessen übernahm er im Jahre 1845 das ebenfalls von dem Generalmajor v. Lyncker be= kleidete Amt des Präsidenten der Militärſchuldirection. Am 26. Februar 1847 erhielt er den Charakter als Oberst und wurde am 26. April 1848 mit Eintritt in den Bezug der Gage zum Commandeur des großherzoglichen Ar= tilleriecorps und zum Präsidenten der Waffendirection ernannt. So hatte denn Scholl die würdigste Stufe für seine Fähigkeiten und Kenntnisse , sowie für seine eigenen Neigungen erstiegen ; denn nie hat diese Waffe einen eif rigeren und treueren Anhänger zu den Ihrigen gezählt ! Der Antritt des Commandos der Artillerie durch den Obersten Scholl fiel in eine verhängnißvolle Zeit , das Revolutionsjahr 1848. Es wurde gleich der Thätigkeit und Energie dieses ausgezeichneten Mannes ein weites Feld geboten. In frischem Andenken ist es noch, welche Rührigkeit damals in allen Zweigen der hessischen Militär verwaltung herrschte und wie in den Jahren 1848 und 1849 es vorzugsweise die braven heffischen Truppen waren, welche mehrmals in Baden und in Frankfurt a. M. kämpften und den Aufruhr niederschlugen, namentlich aber durch ihr Festhalten und ausgezeichnetes Benehmen an der Bergstraße im Mai 1849 unter der den schwierigen Ver hältnissen so angemessenen, kräftigen Führung des Generals Frhrn . v. Schäffer-Bernstein die größten Gefahren von

meiſterstabe. Oberst Scholl empfing dieſe ſein Herz tief treffende Nachricht während jener Erpedition ; fie vermochte aber nicht, auch nur einen Augenblick seine Fassung und Kaltblütigkeit zu erschüttern . Er ist in Erfüllung seiner Pflicht gefallen ! " waren die einzigen Worte , die er auf jene Trauerbotschaft erwiederte, und diese Ruhe und Stand haftigkeit wirkten wahrhaft erhebend und ermuthigend auf das Vertrauen der jungen Soldaten , welches zu heben und zu kräftigen nie wichtiger war, als in jener kritischen Zeit, als welche die Militärannalen wohl kaum eine schwie rigere kennen . Wie die Großherzoge Ludewig 1. und Ludwig II. , so ehrte auch Ludwig III. die ausgezeichneten Dienste des Obersten Scholl. Am 9. Juni 1850 ertheilte ihm S. K.H. das Comthurkreuz 1. Kl . des Verdienstordens Philipps des Großmüthigen. Und als derselbe am 27. Juli 1853 einem längeren schmerzlichen Leiden , der Folge früherer Strapazen und seiner aufopfernden Thätigkeit , erlag , da befahl der Großherzog : in Anerkennung der vorzüglichen Leistungen und der Verdienste, welche der verstorbene Com mandeur des großherzoglichen Artilleriecorps Oberst Scholl sich während seines langjährigen , thätigen Wirkens im - daß derselbe mit den Kriege, wie im Frieden erworben, Ehrenbezeigungen und der Begleitung bestattet werden solle, welche für das Leichenbegängniß eines Generalmajors vor= Man vergl. des Verfassers Geschichte des „ Feldzugs gegen die badisch - pfälzische Infurrection im Jahre 1849, mit besonderer Beziehung auf das Neckarcorps, namentlich die großherzogl. beffische Armeedivision. Nach au thentischen Quellen , mit geschichtl. Darstellung der pfälzisch. badischen Revolution , von einem ehemaligen Offizier als Augenzeugen. Mit einer Uebersichtskarte des Kriegsschau plazes. Darmstadt bei Ludwig Pabft. 1850. gr. 8. 418 S. VI."

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geschrieben sind. — S. K. H. wünschten , daß das groß herzogliche Offiziercorps , sowie die hinterlassene Familie in dieser Verfügung ein weiteres Zeichen der hohen Ach tung erkennen möge , welche dem Verstorbenen unausge= sezt von seinem Kriegsherrn zugewendet gewesen ." Diesem den Verstorbenen noch so hoch ehrenden Befehle zufolge , fand denn das feierliche Leichenbegängniß am 29. Juli Nachmittags 4 Uhr statt. Ein Generalmajor führte den Leichencondukt , der aus der großherzoglichen Artillerie zu Fuß , drei Bataillonen Infanterie und einer bespannten Batterie reitender Artillerie bestand . Die Ge= neralität , alle übrigen Offiziere , wie viele Freunde und Verehrer des auch seiner bürgerlichen Tugenden wegen allgemein so hoch geschäßten Mannes , folgten dem Zuge, zunächst dem Sarge die beiden Söhne. Als der Conduft sich vom Sterbebause in Bewegung sezte, ergoß sich unter gewaltigem Donner und Bliß ein Gewitter wolkenbruch artig in Strömen , so daß die Straßen förmlich über schwemmt wurden; bald aber leuchtete wieder die klarste Sonne auf den Leichenzug und das offene Grab, in welches die irdische Hülle des bravsten Soldaten eingesenkt werden ſollte, - ein treffendes Bild seines Lebens ! Nach den ergreifenden Worten des Garnisonspredigers Sartorius ertönten abwechselnd mit den erhebenden Choralen der Musikchöre , der Donner der Geſchüße und die Salven der Bataillone , die einst im Leben so oft dieses ächte Sol datenherz höher hoben , das nun nicht mehr schlug ! Und als hierauf aus der Kameraden Hand dumpf die Erd scholle auf den Sarg niederrollte, da sah man auch in manchen Kriegers Auge eine Thräne. Wie aus einem Munde hörte man aber : wir haben einen Biedermann begraben, den bravsten Soldaten , den treuesten Diener seines Fürsten und Vaterlandes , eine Zierde der Wissen schaft, einen edlen Kameraden , einen humanen und ge rechten Mann , einen bewährten Freund. ―――― Sein An= denken wird unter uns ein unvergängliches und gesegnetes bleiben. Chr. W. Pab st.

in mehrfacher Hinsicht gültig erscheint. Eine gewöhnliche Schulgeographie ist für Regimentscadettenschulen unge nügend, ein umfassend geographisch-wissenschaftliches Werk auch nicht an seinem Plaze, um deßwillen wird gerade in diesem Unterrichtszweige noch ziemlich viel diktirt , da der Gesichtspunkte gar viele sind , von denen die Lehrer aus zugehen geneigt sein können. Der Verfasser vorliegenden Werkchens bezweckte ein Gerippe der gesammten Wissen= schaft zu geben , er seßte dabei voraus , daß die Andeu tungen des Compendiums mit weiteren Erläuterungen noch zu versehen sind und behandelte sofort den Wissensstoff nach den drei Beziehungen , mathematische , physische und politische Geographie , mit zeitweiliger Einschaltung mili tärisch wichtiger, für den Kadetten wissenswerther Verhält= niffe, wie Angabe der Brücken, sonstigen Communikations bauten, Heeresmacht, Organisation derselben, der Festungen, Militäretablissements u. s. w. Im Allgemeinen herrscht ein paſſendes Verhältniß in der Anordnung des Ganzen ; dem wirklichen politischen Theil geht immer die Beschreibung der Oberflächengestal= tung des Landes, die Anatomifirung des Knochengerippes und Adersystems des geographischen Objekts, die Schilde rung der orographischen und hydrographischen Beziehungen voraus , ehe dasjenige zur Erwähnung gelangt , was der Mensch, der Staat und die Geſellſchaft aus dem betreffen= den Territorium gemacht haben. Nachdem in solcher Weise die fünf Welttheile abgehandelt sind , wobei zu erwähnen nicht vergessen werden darf, daß die vorausgeschickten Leh= ren aus der mathemathischen und physischen Geographie in recht anschauſchlicher Form gegeben sind , betrachtet der II. Theil des Werkes noch insbesondere und genauer die geographischen Verhältnisse des österreichischen Kaiserstaates (Nr. 205 bis 262), gleichfalls zunächst nach Lage, Grän = zen , Eintheilung und sofort , dann nach orographischen und hydrographischen Gesichtspunkten ; hierauf folgen die Verkehrslinien , weiterhin die Topographie , Bevölkerung und Kulturzustände , ferner die Staatsverfassung , das Heerwesen und dessen Gliederung , die Festungen , Kriegs häfen und Militäretablissements . In dem Werkchen ist offenbar viel Einheit und Sy stem , es bleibt seinem compendiarischen Charakter durch= aus treu, indem es dem mündlichen Vortrage , sowie dem Scharfsinn und Nachdenken des Lesers die näheren Er wägungen und Erläuterungen überläßt. Weil es hier durch an Bündigkeit und rascher Uebersicht gewann , geht der Darstellung um deßwillen nicht alle Lebendigkeit und anziehende Detaillirung verloren , vielmehr sind einzelne

Literatur. Handbuch der reinen und politischen Geogra= phie, mit besonderer Rücksicht auf militärische Wich tigkeit , zum Gebrauche für die Regimentscadetten schulen der f. f. österreichischen Armee , verfaßt von Joseph Sláma, Ritter von Freienstein , Haupt mann erster Claffe im löbl . t. t. 16. Linien-Infan terie-Regimente. 8. Brünn 1854. Verlag von Bu schat und Irrgang. ( X u . 262 S. ) 1 Thlr. 6 Ngr. In den österreichischen Regimentskadettenschulen soll in zweijährigem Turnus die wissenschaftliche Ausbildung zur Offiziersreife vollendet sein , somit auch der geographische Vortrag in diesen Rahmen sich einfügen; leicht begreiflich ist um deßwillen, daß der in so vielen Lehrbüchern in der Vorrede angegebene schriftstellerische Berechtigungsgrund, der Verfasser habe zum Unterrichtsgebrauch unter der vor handenen Literatur kein geeignetes Werk vorgefunden, hier

Skizzirungen gerade wegen ihrer nur auf scharfe Charak teristik hinzielenden Kürze um so versinnlichender. Für Repetitionen zu Cadetten- und Offiziersprüfungen besigt das Werkchen, eben wegen der hervorgehobenen compen= diarischen Kürze, viele Vorzüge. Geht ihm auch die clas fisch - systematische und streng wissenschaftliche Anordnung der geographischen Schulbücher von Roon ab, so besigt es , im Hinblick auf seinen charakteristischen Schulzweck, recht empfehlenswerthe Eigenschaften und vermag Schülern wie Lehrern gute Dienste zu leisten.

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagehandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

artr 16. Donnerstag, November 1854. dedido d admiring sid 1 dar MATR " # 11965 m Rese ‫ز‬ 1977 Pr 1 o disfido 8 adopt 413 61

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Militär - Beitung .

Ueber die Belagerung von Sebastopol. *) Forts so bedeutend verstärkt zu haben scheinen , daß die Verbündeten von jedem beschleunigten Angriffe absehen und Das allgemeine Interesse , welches sich an den Aus sich zu einer regelmäßigen Belagerung entschließen mußten, gang der Belagerung von Sevastopol knüpft, nicht minder wodurch der Ausgang der ganzen Unternehmung in größere auch die von Ünkundigen oft mit großer Zuversicht ver Ferne gerückt wird. n breiteten Ansichten über den muthmaßliche Erfolg einzelner Eine regelmäßige Belagerung unterscheidet sich Unternehmungen mögen es entschuldigen , wenn wir im von dem beschleunigten Angriffe einer Festung im Wesent sse n Verfolg der WBetrachtunge über die Kriegsereigni in der lichen dadurch, daß man gegen die gewählte Angriffsfront Krim" (Nr. 132 und 133 der A. M.- 3.) auf die Be in künstlich gedeckten Stellungen vorgeht , und gegen die dingungen eines glücklichen Endresultats dieser Belagerung Hanptpunkte dieser Front nach und nach ein immer wirke etwas näher eingehen. Der aufmerksame Leser dürfte dann famer werdendes Geschüßfeuer eröffnet. Bei dem beschleu vielleicht sicherer beurtheilen lernen , von welcher Wichtig nigten Angriffe hingegen wird gleich im Anfange ein keit die einzelnen Vorfälle möglicherweise sein könnten. überlegenes Geschüßfeuer eröffnet und nachher zum Sturm Jede wirkliche Belagerung einer Festung beginnt mit geschritten. Die Wahl dieser letteren Angriffsart wird ihrer Einschließung , um der Besaßung die Verbindung jedoch durch besondere örtliche und andere Verhältnisse be= mit der Umgegend und mit den zu ihrer Verstärkung oder dingt, unter welchen eine geeignete Beschaffenheit der Werke, zum Entsage herbeieilenden Truppen abzuschneiden . Gleich Ueberlegenheit an Artillerie nach Zahl und Kaliber der hen g zeitig werden die starken und schwac Seiten der Festun Geschüße, nicht minder auch eine Ueberlegenheit an todes= recognoscirt, um die eigentliche Angriffsfront bestimmen zu muthigen Truppen in erster Linie stehen. In Bezug auf können. Eine vollständige Einschließung der Festung ist die Beschaffenheit der Werke möge hier nur bemerkt wer nicht unbedingt nothwendig, auch würden dazu bei Festungen, den, daß freistehendes Mauerwerk von Sandsteinquadern welche durch Flüsse und Meeresbuchten in mehrere abge= am leichtesten einzuschießen ist , daß Werke von Backsteinen sonderte Theile zerfallen , und überdieß noch von abge= größeren , Erdwerke aber den größten Widerstand leisten. sonderten Forts umgeben sind, ungewöhnlich viel Truppen Die Belagerugsarbeiten beginnen mit Tracirung Man begnügt sich in einem solchen der ersten Parallele, in welcher die zunächst erforderlichen erfordert werden. Falle mit der bloßen Beobachtung des nicht eingeschlossenen Angriffsmittel (Geschüße, Munition, Schanzarbeiter, Trup Theiles einer Festung, damit man wenigstens Kenntniß pen) untergebracht und gegen das feindliche Feuer mög von dem erhält, was der Besaßung an Verstärkungen zu licht gedeckt werden sollen. Dieser Graben erhält daher geht, insofern man diese selbst nicht zurückweisen kann. eine vollständig fortificatorische Einrichtung , die aber hier Die Hauptmacht der Belagerer nimmt der gewählten An nicht näher beschrieben zu werden braucht. Aus der ersten griffsfront gegenüber Stellung. Parallele geht der Belagerer in zickzackförmigen Graben Die örtliche Lage von Sebastopol macht eine vollstän= mehrere hundert Schritte vor , um eine zweite Parallele dige Einschließung außerordentlich schwierig und sogar anlegen zu können , deren Geschüßfeuer natürlich schon gefährlich , weil die durch den großen Hafen getrennten viel wirksamer ist, obschon die Batterien in den beiden Theile des Belagerungscorps sich gegenseitig nicht würden ersten Parallelen eigentlich nur die Bestimmung haben, unterstügen können . Die Verbündeten haben es daher vor das Fener derjenigen feindlichen Werke , welche dem Vor gezogen, die auf der nördlichen Seite des Hafens gelege rücken der Belagerungsarbeiten am hinderlichsten werden nen Forts nur beobachten zu lassen , und mit der Haupt können, zum Schweigen zu bringen oder wenigstens zu macht sich gegen die westliche und südliche Seite zu wenden. ermäßigen , hauptsächlich aber Ausfälle der Besatzung zu Dieß sind zugleich auch die schwächsten Seiten der Festung, rückzuweisen. Die Entfernung der anzugreifenden Werke, obwohl die Russen sie durch drei neue abgesonderte große die Tragweite und Zerstörungskraft der Geschosse bestimmt, ob die Breschebatterien schon in der zweiten Parallele ihren *) . Der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung vom 9. Novbr. d. 3." entnommen. Plaz finden können, oder ob wenigstens stellenweise

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noch eine dritte und vierte Parallele angelegt werden muß. Soll das Brescheschießen sehr wirksam sein , so muß man den unteren Theil des feindlichen Mauerwerks auf höch stens 500 bis 600 Schritte beschießen können. Ist jedoch der Fuß des Mauerwerks auf größere Entfernung einzu sehen, so kann das Breschelegen bei der jezt üblichen An wendung von Geschüßen sehr schweren Kalibers (nament lich Schiffskanonen) auch schon früher geschehen. Bei einem kunstgerechten Vorschreiten mit diesen An= näherungsgraben in paraleler und perpendikulärer Rich tung gegen die Festung vermindern sich die Verluste des Angreifers , insofern er nicht durch verheerende Krank heiten heimgesucht wird , sehr bedeutend , weil ihm das feindliche Geschüßfeuer wenig schaden kann , und treten nicht außerordentliche Störungen ein , so läßt sich die zur Vollendung des Angriffswerks erforderliche Anzahl Wochen und Tage mit ziemlicher Genauigkeit bestimmen. Bei regelmäßig gebauten Festungen , zu welchen Sebastopol aber keineswegs gehört, *) nahm man sonst bis zur Vol lendung der Breschebatterien in dritter Paralle 3 bis 4 Wochen als Minimum an. Auf den fast an allen Schauläden ausgehängten Plänen und Ansichten von Sebastopol sind die neueren russischen Werke allerdings nicht ersichtlich . Man wird sich aber die fortificatorischen Verhältnisse dieses wichtigen Plaßes leicht versinnlichen können, wenn man weiß, daß die eigent liche Stadt (das corps de la place , wie die Franzosen fagen) nur mit einer Ringmauer und Graben umgeben ist, die also gegen Breschebatterien nur kurzen Widerstand zu leisten vermag. An der Westseite befindet sich jedoch das Fort Alexander und die Batterie Sebastopol. Die drei neuen Forts liegen in der Entfernung von etwa tau= fend Schritten außerhalb der Ringmauer, und sollen das Vorrücken gegen die westliche , südliche und östliche Seite der Stadt erschweren. So lange keines dieser drei Forts überwältigt ist , verspricht auch ein Angriff auf die be= treffende Front keinen günstigen Erfolg. Diese Forts find mithin die nächsten Angriffs objecte. Behält man den Umstand fest im Auge, daß ein An= griff auf die Stadt Sebastopol nur insofern zu einem glück lichen Resultate führen kann , wenn dadurch zugleich der Fall der diesseitigen Hafenforts herbeigeführt wird , so erklärt es sich leicht, weßhalb die Verbündeten mit metho= discher Langsamkeit vorgehen , denn es handelt sich nicht bloß um ein stellenweises Eindringen in die Stadt, sondern zugleich auch um ein vollständiges Bezwingen des Wider Standes im Innern nnd von Seiten des Hafenforts, deren Batterien auch die Stadt beschießen können. Diese Auf gabe ist aber nicht so leicht, am wenigsten , wenn die Ver theidiger Russen sind .

Was nun die Angriffsarbeiten der Verbündeten betrifft, so weiß man, daß die Franzosen die Westseite und einen Thetl der Südseite , die Engländer den anderen Theil der. Südseite und die Ostseite angreifen . Von den Türken geschicht nur nebenbei Erwähnung , woraus zur Genüge hervorgeht , daß die Generale der Verbündeten in ihre kriegerische Brauchbarkeit außerhalb einer Festung auch beute noch erhebliche Zweifel sezen, obgleich man sich viel Mühe gegeben hat, die Türken als die Besieger der Ruſſen an der Donau darzustellen. Vorläufig hat man sich mit einer ersten und zweiten Parallele begnügt. Die lestere dürfte schon am 16. Detbr. vollständig beendigt worden sein, weil Tags darauf das Feuer aus allen Batterien eröffnet worden ist. Welche Wirkung dieses Feuer auf die vor liegenden Werke der Ruffen gehabt hat , wird man wohl erſt ſpäter erfahren, denn man gefällt ſich auf beiden Seiten in Uebertreibungen. *) Den Privatbriefen mancher Offi ziere sieht man es aber auf den ersten Blick an , daß sie in der Krim zum erstenmale vor dem Feinde gestanden -haben. Anfangs glaubte man ziemlich allgemein , daß die Verbündeten mit einer großen Ueberlegenheit an Ge schüßen vom schwersten Kaliber gegen Sebastopol auftreten und mithin bald zum Ziele kommen würden . Diese Voraus sehung sich aber nicht zu bestätigen, ja es hat ſogar feßung scheint sich den Anschein , als befände ich eine solche Ueberlegenheit auf Seiten der Ruffen , welche vielleicht eine noch größere Anzahl Schiffskanonen in ihre Vertheidigungswerke ge= bracht haben, als den Verbündeten möglich gewesen ist, zum Angriffe zu verwenden. Die Ueberlegenheit an Zahl und Gewicht der Geschosse verbürgt zwar noch nicht die größere Wirkung, kann auch durch besseres Schießen und Werfen ausgeglichen werden ; sicheres Zielen und Nichten der Geschüße ist jedoch nur so lange möglich, als es nicht durch den vor der Front sich lagernden Pulverdampf ver hindert wird . Bei einer lebhaften und anhaltenden Kano nade aus mehreren hundert Geschüßen dürfte weder von den abgesonderten Forts , noch von den übrigen Werken viel zu sehen sein . Auch Fürst Mentſchikoff ſagt in seinem Berichte an den Kaiser über das Feuer vom 17. October, daß man das Meer vor Rauch nicht habe übersehen können . Der hauptsächlichste Angriff an diesem Tage war gegen die westliche Front gerichtet , welche gleichzeitig auch von einer starken Flottenabtheilung angegriffen wurde. Die Franzosen eroberten eine vor dem Fort Alexander liegende und zum Theil verschanzte Anhöhe , welche ihren Bresche batterien eine vortheilhafte Stellung geben wird. Das Fort Nr. 3 , dem Vermuthen nach auf der Ostseite ge= legen, soll 38 demontirte Geschüße gehabt haben und ge= nöthigt gewesen sein , die Geschüßbedienung mehrmals zu erneuern. Das mag als Beweis von der Hartnäckigkeit

*) Bei Silistria ist die Befestigung der Landſeiten ungleich ftärker , die Wafferfront am schwächsten ; leztere konnte aber auch direct nicht angegriffen werden . Der Angriff der Ruſſen beschränkte sich überhaupt auf die beiden vor der Oftseite gelegenen Forts , deren Zerstörung zur Sicherheit des ruf fischen Brückenkopf unterhalb Silistria unerläßlich war. Die eigentliche Festung iſt , mit Ausnahme einer Beſchießung der Wasserfront, gar nicht angegriffen worden. Sebastopols Stärke als Feftung beſteht in den Hafenbatterien , dem Fort Alexander und einigen erst kürzlich erbauten abgesonderten Werken.

des russischen Widerstandes dienen. Die Beschießung von Sebastopol ist seitdem mit geringen Unterbrechungen fort= gesezt worden, doch scheint die Flotte sich dabei wenig oder *) Auch die amtlichen Berichte der verbündeten Seerführer suchen vieles zu bemänteln . So wurde erft fürzlich der Augsburger Allg. 3tg. aus London geschrieben : „Unter den 1400 Todten , welche die Alliirten an der Alma liegen ließen , waren nicht weniger als 750_3rländer.“ ( A. Aŭg . 3tg. Nr. 305. ) Die amtlichen Berichte sprachen nur von etwas über zweihundert Todten.

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gar nicht betheiligt zu haben. Ihre Verluste am 17. mögen nicht unbedeutend gewesen sein. (Schluß folgt. )

des nöthigen Schrittmaßstabes ; III. der Apparat zum Aufnehmen mit dem Groquirtische ; IV. das Croquiren selbst und zwar a) die Aufnahme des Terrainneßes (Wege, Gewässer , Gebäude 2c. ) , b) die eigentliche Terrainaufnahme, besonders das Legen der Horizon= talen , e) praktische Anleitung zum Entwerfen jeg= lichen Profils nach einer beliebigen, durch das Croquis gezogenen Profilliniez V. die zu einem Croquis nöthige Terrainbeschreibung, mit Hinzufügung eines Beiſpiels, worin das anliegende Croquis beschrieben wird. Anhang: Das Croquiren à la vue, mit Hinzufügung eines Croquis , welches das obige à la vue aufge= nommen darstellt. Die zu diesem letteren gehörigen Notizen. Bei 1. (Zeichenapparat) ſind 4 Anſchlagnadeln verlangt. Da ein Anlegen des Lineals an einen Punkt der Zeichnung nur geringe Uebung erfordert, so dürften diese Nadeln, wie es auch fast überall geschieht, entbehrt werden können. Da= gegen würde es passend erscheinen, auf das Mitführen von Papier aufmerksam zu machen, auf welches, von einem Auf ftellungspunkt des Tisches zum anderen weiterschreitend, ein Brouillon der Einzelnheiten des Croquis aufgezeichnet würde, um dasselbe dann auf jeder Station nach dem Maßstabe nnd durch die mathematische Grundlage des Tiſches ge= sichert in die Zeichnung einzutragen. Zu II . (Schrittmaßstab) ist Seite 18 gesagt : „Bei dem Begriffe von Maßstab von 10000 der wahren Größe halte man fest, daß das geschaffene Bild ein Quadratmaß und der Maßstab ein Längenmaß iſt, ſo daß nicht etwa 1 im Längenmaß 10 d. w. Gr. , sondern = do ift." Jeder nur wenig mathematisch Gebildete kennt diesen Unter schied ; auch wird diese Anmerkung dadurch unnöthig, wenn dem fraglichen Maßstabe , wie es bei den topographischen Darstellungen jezt überall gebräuchlich ist, beigeschrieben ist : der natürlichen Länge" statt "Ider wahren Größe". In IV. (a. das Aufnehmen des Terrainneges ) ist S. 28 gesagt : „ da jedoch bei dem Mangel einer Libelle und der daraus folgenden Wagerechtſtellung der Tiſchplatte nach dem Augenmaße , man durch einmaliges Schneiden der nach einem Objecte gezogenen ersten Visirlinie feine Garantie für die Richtigkeit der Lage des anvisirten Punktes hat, ſo sucht man sich den Beweis hierfür dadurch , daß man sich von einem beliebigen weiteren Standpunkte aus , wo man den betreffenden Gegenstand sehen kann, eine dritte Visir linie nach nach demselben hinzieht." hinzieht. " - Die Unrichtigkeit der linie Vifirlinien dürfte wohl zweifellos in den meisten Fällen in der bekannten , vermöge Einwirkung von Gestein , Wind, Mangelhaftigkeit der Gradeintheilung und überhaupt des Instrumentes selbst veranlaßten Unzuverlässigkeit der Bouſ= fole zu suchen sein ; sowie auch die angegebene Art , neue Stationspunkte durch Abschreiten auf einvifirten Richtungen zu bestimmen ohne weitere geometrische Controle, auch durch die oft unvermeidliche Fehlerhaftigkeit der Abschrei= tungen zu Fehlern der Vifirlinien führen wird. ―― In den nun weiter folgenden Zeilen ist das Dreieck, welches durch die drei nach einem zu bestimmenden Objecte gezogenen, fich aber nicht in demselben Punkte schneidenden Vifirlinien gebildet wird, das sogenannte fehlerzeigende Dreieck" ge= nannt. Da nun im Gegensaß hierzu ganz allgemein bei der Meßtiſchaufnahme das Dreieck, welches bei dem Rückwärts

Literatur. Das praktische Aufnehmen mit dem Croquir= tische, sowie die zu einem Croquis nöthige Terrain beschreibung von F. Mackeldey , Premierlieutenant ― im Kurhessischen Füsilierbataillon . Ein Hülfs = büchlein für meine jüngeren Kameraden und zugleich eine Instruction für alle Diejenigen, welche sich zum Offiziereramen vorbereiten , nebst einem Anhange, das Croquiren à la vue betreffend . Für den Gebrauch im Felde eingerichtet . Mit mehreren Kupfer tafeln und Plänen . gr. 12. Caffel, 1854. Theodor Fischer's Buchdruckerei; J. C. Krieger'ſche Buchhand lung. (109 S.) Preis 15 Ngr. Vorliegendes Werkchen, durch seine Einleitung der Ver= öffentlichung anspruchslos übergeben, stellt sich die Aufgabe, den noch ganz unerfahrenen Recognoscenten im Aufnehmen શા ø à la vue auf die zweckmäßigste Ärt zu unterrichten. Als nöthige Vorbereitung hierzu wird das Aufnehmen mittelst des sogen. Croquirtiſches gelehrt und sodann das eigentliche Croquiren selbst abgehandelt. Der Croquirtisch ist ein ein facher, aber vollständiger Meßtisch, wie er fast überall bei den Landesanfnahmen gebraucht wird ; nur ist in die Tisch platte eine Bouffole fest eingelassen , welche zur unmittel baren und alleinigen Orientirung dienen und das Rück wärtseinschneiden nach drei Punkten und das Corrigiren des dabei entstehenden sogen. fehlerzeigenden Dreiecks ent behrlich machen soll. Das einfache Diopter vertritt hier außerdem das Kippfernrohr. Es muß hierbei auffallen, daß der Verf. in der Einleitung das Aufnehmen mit dem Meßtische als Vorbereitung verwirft und als Grund an= gibt, daß zu seinem Gebrauche eine höhere theoretische Bildung, eine genauere Kenntniß von Manipulationen und physikalischen Gesezen nöthig sei, als bei der Anwendung seines Instrumentes . Wir halten den Croquirtisch ganz genau für einen Meßtiſch und glauben auch, daß es leichter jei, das fehlerzeigende Dreieck rasch zu corrigiren, als die Fehler, welche die alleinige Boussolenorientirung immer und selbst unter den für die Magnetnadel günstigsten Umständen ergibt, sachgemäß zu berichtigen. Der Gebrauch des Meß tisches, zur Erzielung der Grundlage für Recognoscirungen und nicht für ausgedehntere topographische Aufnahmen, ist bekanntlich sehr einfach : erst das Croquiren des Terrains und der Einzelnheiten, welche sich an die durch den Meß tisch erhaltenen Anhaltspunkte anschließen , enthält die eigentlichen Schwierigkeiten und erfordert größere Bildung im Auffaffen und Darstellen des Terrains , mehr Ueber legung , praktischen Sinn und schärferen Blick des Auf nehmers. Außerdem wird der Anfänger das Detail leichter und weniger ängstlich aufnehmen, je genauer ihm sein Instru= ment die Grundlage liefert, auf welche er jenes basiren muß. Zum Ueberblick des Werkchens folge hier das Inhalts verzeichniß : Das zur Aufnahme erforderliche Material : 1. der Apparat zum Zeichnen ; II. die Anfertigung

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einschneiden entsteht, diesen Namen erhält, so dürfte der Verf. zur Verständlichkeit passender eine andere Benennung für seinen Fall gewählt haben. S. 31 heißt es: „ Das einstweilige Einzeichnen der ein= zelnen Terraindetails geschicht bei einer jeden Auf stellung 2c." Dieser Notiz müßte wohl nothwendig die An= gabe vorausgehen, auf welche Weise diese Details erhalten werden und im Allgemeinen wenigstens einstweilen hier die Bemerkung nicht fehlen, daß man, von einem Stationspunkt zum andern gehend, alle Einzelheiten der zu durchschreitenden Linien, sowie der bis zu einer gewiffen Gränze zur Seite der= selben liegenden Terraintheile auf besondere Blätter auf zeichnet, um sie dann später auf das Meßtischplatt einzu= tragen. ――― S. 31 ist angerathen, zuerst die Wege, Gewäffer, Ortschaften 2. aufzunehmen und dann erst das Legen der Horizontalen vorzunehmen . Alle Aufnehmer , welche eine etwas längere Erfahrung haben , und deren Urtheil für die praktische Ausführung ähnlicher Arbeiten gewiß volle Geltung verdient, haben sich schon lange dahin entschieden, an jedem Stationspunkt alle Details, auch diejenigen des Terrains aufzunehmen und einzuzeichnen , so daß sie im Laufe ihrer Arbeit keinen Punkt des aufzunehmenden Ge ländes nochmals zu betreten nöthig haben. Wenn die Horizontalen ganz ohne Instrumente bestimmt werden, wie dieß vollständig ausreichend bei vielen Terrainaufnahmen geschieht und jedenfalls bei allen Recognoscirungen geschehen kann , ist noch viel weniger Grund vorhanden das oben genannte in zwei besondere Vornahmen getrennte Verfahren einzuschlagen. Die Bemerkung S. 32 unterscheidet gewiß sachgemäß für die Darstellung der Hohlwege und Raine durch An bringung von Keilstrichen statt gleich starker Hangstriche und zwar da die Verstärkung der Keilstriche , wo sich die am meisten über das Terrain erhöhte Kante dieser Gegen= stände befindet. Dieser Unterscheidung entgegen hat der Techniker bei der Ausführung der das Croquis darstellenden Tafel II. die faſt die ganze Länge der Eisenbahn beglei= tenden Escarpirungen überall durch gleich starke Hangſtriche dargestellt. Sollte es ferner, die Bemerkung S. 34 ergän= zend , nicht geeignet sein , auch für den Wald und dessen für taktische Zwecke unterschiedene einzelne Gattungen bez stimmte Farbenmischungen anzugeben ? - Ueber die S. 40, 41 und 42 angeführten ersten Elemente der mathematiſchen Grundlage, sowie über die sonstige Darstellung der Terrain unebenheiten muß jeder Aufnehmer vollkommen im Reinen. sein : die dort gegebene Ausführung dürfte, daher besonders mit Rücksicht auf die Anlage des ganzen Werkchens hier Auch die S. 43 unter c. ge= entbehrt werden können. gebene „ praktische Anleitung zum Entwerfen jeglichen Pro fils nach einer beliebigen , durch das Croquis gezogenen Profillinie" scheint uns von geringer Bedeutung zu sein. Taktische Zwecke werden ihrer nicht bedürfen, während für die Anlage von Feldbefestigungen ein mit so wenig scharfen. Mitteln erzeugtes topographiſches Bild auch wohl wenig geeignet sein wird, für genaue Profile hinlängliche Anhalts punkte zu geben . Den Grundgedanken der Gewinnung eines solchen Profils anzuführen, gehört vielleicht zur Voll ständigkeit; doch möchte die S. 46 gegebene trigonometrische Ermittelung des Neigungswinkels x (wenn nämlich die

Schnittlinie die Bergstriche in einem beliebigen Winkel schneidet) entbehrt werden können und auch der sonstigen Einfachheit der Anlage des Werkchens entgegen sein. BP Am Schluffe der Berechnung soll es ſtatt sin a heißen BD BP = sin a. BD Eine kleine Einleitung zu V. (die zu einem Croquis nöthige Terrainbeschreibung) gibt die nicht oft genug zu wiederholende Regel : bei der Betrachtung des Terrains nur das Wesentliche in's Auge zu fassen, alles Unwesentliche bei Seite zu laffen und in der Form des Abfaffens unter Vermeidung aller Floskeln einen gediegenen, kernhaften, überhaupt wirklichen Militärßtyl einzuhalten. Der Grund saß ist hier besonders hervorgehoben, daß die Beschreibung alles das aufnimmt, was nicht aus dem Croquis zu ersehen ist. Die hierauf folgenden Anhaltspunkte für den Entwurf einer ſolchen Beſchreibung, sowie ein beigefügtes Beispiel hierzu zeugen von dem praktischen Sinne und der taktischen Erfahrung des Verf., wenn auch hier und da die Beschreibung, jener angeführten Hauptregel entgegen, Manches enthalten möchte , welches , wie z. B. die Angabe der Lage eines Punktes, des Zuges einer Straße, eines Wassers 2. als unmittel bar aus dem Croquis ersichtlich, nicht nochmals in der Beſchreibung vorkommen sollte. Die der Natur der Sache nach etwas allge= mein gehaltenen Bemerkungen über das Croquiren à la vue find dem Schüler , welcher das eigentliche Croquiren richtig gelernt und sich besonders eine rasche Auffassung des Terrains angeeignet hat, gewiß von Nußen. Wäre es aber nicht außerdem nüßlich gewesen, eben, um dem Schüler den freieren Standpunkt für seine Betrachtungen anzuweisen, wenn irgendwo , z . B. als Einleitung, die Bemerkung Plaß gefunden hätte , daß alles für solche Recognoscirungen à la vue vorhandene Material, ſelbſt wenn es bier und da erft zu corris girende Unrichtigkeiten enthalten sollte, in geeigneter Weise zu be nußen sei und dann die Arbeit wesentlich fördern könne, wenigstens den Ueberblick erleichtere für den vorzunehmenden übrigen Theil der Aufnahme ? Für die Darstellung eines Croquis sind von den Generalſtäben bekanntlich besondere , durch ihre Einfachheit weniger Zeit erforder liche Bezeichnungen vorgeſchrieben, welche sich von denen wesentlich unterscheiden, welche (ähnlich denen, welche der Verf. oben angegeben hat) bei eigentlichen topographischen Aufnahmen angewendet werden. Es würde daber unseres Erachtens nothwendig geweſen ſein , viel leicht am Schluß der Abhandlung , dieses Formel anzuführen und besonders die Darstellung der Terrainunebenheiten mittelst der mit Bleistift ausgeführten sogenannten Schreibftriche oder des Anlegens der Böschungen mittelft durch den Pinsel aufgetragener Tuſche oder durch den Wischer aufgefeßter schwarzer Kreide , wenn auch ganz kurz anzuführen. In dieser Beziebung möchten auch die sonst zweck entsprechenden und klaren Figurentafeln einer Vervollständigung fähig sein. Die in Schraffirstrichen ( Tab. L. ) ausgeführte Scala, welche noch nach alter Manier 45º , als den halben rechten Winkel nehmend, durch Schwarz bezeichnet , könnte in der Darstellung des Verhältnisses vom Schwarzen zum Weißen genauer sein und auch für den meist großen Maßstab solcher Croquis weniger Shraffirſtriche auf den Zoll nehmen , wodurch eine für solche Zwecke nothwendige kernigere Darstellung entstehen würde. Ueber die , gerade für Auf. nahmen so praktische und bis icht hierbei allein gebrauchte Müff ling'sche Scala findet sich weder im Texte noch in den Tafeln irgend cine Bemerkung. Das ganze Büchlein macht , der Vielschreiberei und Bücher compilation der Zestzeit gegenüber , den erfrischenden Eindruck, daß der Berf. mit natürlichem Sinne die Abſtractionen seiner eigenen Praris gab , sich aller unnöthigen gelehrten Entwickelungen enthielt und deshalb wohl auch in Wirklichkeit, wie es der Titel angibt, ein Hülfsbüchlein für feine jüngeren Kameraden ſchrieb. Außerdem hat der Verf. das Verdienst, die Aufmerksamkeit der jüngeren militärischen Generation wieder einmal auf einen, immer noch nicht genug gewür digten und deshalb mit weniger Ernst als nöthig cultivirten Zweig des militärischen Wiſſens , aufmunternd vingewiefen zu haben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag , 18. November 1854.

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o Es ist in neuerer Zeit die gänzlich ungegründete Nachricht vielfach verbreitet worden, als ob die von vielen Regimentern der preußischen Armee, zur Anfertigung ihrer Bekleidungsstücke angeschafften Nähmaschinen sich nicht bewährt hätten. Im Gegentheil, gedachte Maschinen sollen, nachdem sich ihre Brauchbarkeit herausgestellt, nun bei sämmtlichen Regimentern der Armee eingeführt werden. Durch den Gebrauch der Nähmaschine erwachsen den Truppen sowohl für ihre Dekonomie , als auch in Betreff der Zeit Die An und der Arbeitskräfte bedeutende Vortheile. schaffungskosten einer solchen Maschine betragen höchstens 80 bis 90 Thlr. , welche in kurzer Zeit durch Ersparnisse beim Gebrauch gedeckt werden. Zum vollständigen Be triebe der Nähmaschine find circa 16 Arbeiter erforderlich, von welchen jedoch nur einige an der Maschine selbst ver wendet werden , die anderen verrichten die Vor- und Hülfs Man hat berechnet, daß auf diese Weise in arbeiten. derselben Arbeitszeit von gleichen Kräften die doppelte An zahl von Bekleidungsstücken und eben so gut und dauer haft geliefert werden könne , wie da, wo nur vermittelst der Handarbeit Kleidungsstücke angefertigt werden. Großbritannien. Die " Malta Times" vom 31. October meldet : „་ Am nächsten Donnerstag werden in unserem großen Hafen Versuche mit einer von Lieutenant Porter erfundenen unter seeischen Batterie angestellt werden. Fallen sie günstig aus, so wird man den Apparat mit der " Miranda " nach der Krim schicken, um ihn gegen die am Hafeneingang von Sebastopol versenkten russischen Schiffe in Anwendung zu bringen."

Frankreich. Paris , 5. Novbr. Marseiller Blätter melden , daß dort zwanzig Kisten mit Raketen von einer eigenthüm lichen Einrichtung und einer außerordentlichen Tragweite nach Balaklawa eingeschifft worden seien. Einem Privat schreiben aus Marseille zufolge verspricht sich die Artillerie

von diesen Geschossen enorme Wirkungen. Sie seien im Laufe des vorigen Jahres von dem Artilleriegeneral B. in Meß erfunden , und nachdem man vielmonatliche Versuche damit angestellt habe , von dem Kriegsministerium adop= tirt worden. Sie sollen eine Tragweite von 8000 Meter haben , könnten also außerhalb der Tragweite jedes feind lichen Geschüßes nach einer Festung geschleudert werden. Jedes Stück koste 5-600 Franken. Der Erfinder set selber vor Kurzem in Paris gewesen und habe vom Kaiſer das Versprechen erhalten, bei der nächstkünftigen Expedition in der Ostsee die französische Artillerie zu befchligen. (N. Preuß. 3tg.)

Ueber die Belagerung von Sebastopol. ( Schluß. ) Ein wesentliches Stück der unmittelbaren Vertheidigung einer Festung bilden die Ausfälle der Besagung, deren Zweck fein anderer ist, als das Vorschreiten der Belagerungsarbeiten zu hindern , einzelne derselben wieder zu zerstören, nebenbei auch die Belagerungstruppen um die nächtliche Ruhe zu bringen. Wie sehr die Verbündeten die Ausfälle der Ruffen fürchten , geht einfach daraus hervor , daß die zweite Parallele — nach Briefen franz. und engl. Offiziere ungewöhnlich stark befestigt und mit einer bastionirten Front versehen worden ist . Nichts destoweniger ist es den Russen in der Nacht vom 20. ge= lungen , in eine engl. Batterie zu dringen, 8 Mörser und 11 Kanonen zu vernageln. Natürlich endigt jeder Aus fall damit, daß die ausgefallenen Truppen vor Anbruch des Tages sich wieder in ihre Verschanzungen zurückziehen . Der Gegner hat daher wenig Ursache, wegen dieses Rück zugs sich eines Sieges zu rühmen. Sollten aber die aus gefallenen Truppen mit starker Macht in die Parallelen gedrungen sein und nicht wieder zurückgeworfen werden können , so würde das wahrscheinlich die Aufhebung der Belagerung zur Folge haben. Ausfälle mit so glücklichem Erfolg sind äußerst selten, werden aber doch möglich, wenn die Festung nicht vollständig eingeschlossen ist und die Be= sagung ansehnliche Verstärkungen erhält.

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Ist es dem Belagerer gelungen , eines oder mehrerer abgesonderter Forts der Angriffefronte sich zu bemächtigen, oder - wenn dergleichen Forts nicht vorhanden sind in den Hauptwall Bresche zu legen, was entweder durch über legenes Geschüßfeuer oder durch Minen bewirkt wird, dann schreitet derselbe endlich zum Sturme. Es gab eine Zeit, wo der Commandant einer Festung mit Ehren capituliren durfte" , sobald im Hauptwall Bresche gelegt war und die Sturmcolonnen zum Angriffe bereit standen. Man kann ſich diese etwas philantropische Ansicht nur durch den Um stand erklären , daß in früheren Zeiten die Stürme mit arger Mikhandlung und Plünderung der Bewohner zu endigen pflegten , welchen man diese Greuel gern ersparen wollte. Die heutigen Heere Europas sind aber in dieser

brave mais mal ordonnée , la défense de l'ennemi était d'un courage superbe et d'une habilité admirable * ) Es gibt in der neueren Kriegsgeschichte wenig Beispiele eines 10 glänzenden Widerstandes unter ganz ungleichen Ver hältnissen ; das angeführte Gefecht kann aber als Beweis dienen , wie einflußreich gute Vertheidigungsanordnungen werden können. Berücksichtigt man , daß Sebastopol nicht rollständig eingeschlossen ist , daß die Nussen vor Beginn des feind= lichen Sturmes ansehnliche Verstärkungen hineinwerfen können , daß man Zeit genug gehabt hat, den Widerstand im Innern jorgfältig zu organisiren, so läßt sich erwarten, daß es den Verbündeten nicht leicht werden wird , sich darin zu behaupten . Zum beffſeren Verständniß müſſen wir die allgemeinen Verhältnisse der kämpfenden Parthcien in nähere Betrachtung ziehen.

Beziehung etwas ritterlicher disciplinirt und würden sich durch Grausamkeiten gegen wehrlose Männer und Frauen, wie man sie im dreißigjährigen Kriege erlebt hat , selbst Man weiß jest aus dem Berichte des ruſſiſchen Ober entehrt fühlen . (Revolutionskriege machen leider hierin befehlshabers , daß er sich nach dem Gefecht an der Alma eine Ausnahme.) Bei einer so wichtigen Festung wie gegen die Ostseite von Sebastopol zurückzog , um nicht am Sebastopol ist nicht zu erwarten , daß der Commandant oberen Velbek nochmals einem ganz ungleichen Kampfe früber capituliren werde, als alle Widerstandsmittel erschöpft ausgesezt zu sein, in welchem er vielleicht vollständig unter find. Der Sturmangriff muß also mit allem Nachbruc legen und von Perekop abgeschnitten worden wäre. Man durchgeführt werden. weiß ferner, daß Mentschikoff den Marsch der Verbündeten Dich führt zu einem Gefecht im Innern der Stadt, nach Balaklawa deßhalb nicht störte, weil er zu derselben bei welchem wir einen Augeublick verweilen müssen , weil Zeit die für die Vereinigung mit den von Perekop heran es gleichsam die Probe auf das militärische Rechnungs ziehenden Verstärkungen so wichtige Stellung von Baktschi erempel ist. Nichts ist so schwierig, als die planmäßige Sarai zu erreichen suchte, was ihn nöthigte, dicht an den Leitung eines Stadtgefechts , wenn der Angreifer in Folge feindlichen Colonnen vorbeizuziehen feindlichen Colonnen vorbeizuziehen.. Dieser Marſch , ob= eines Sturmes eingedrungen , und der Vertheidiger zum gleich durch Geschüße und einen langen Wagenzug vielfach Die Ber ernsten Widerstande gehörig vorbereitet ist. erschwert, wurde so geschickt ausgeführt , daß die Ver bündeten dürften das in Sebastopol bald erfahren. Die bündeten keine Ahnung davon hatten und schon von gänz= Stadt hat meist rechtwinkelige Gaffen, die zum Theil von licher Demoralisation der Russen faselten. Die Stellung der Rückseite des Hafenforts der Länge nach beschossen Mentschikoff's auf diesem entlegenen Knotenpunkte sicherte werden können. Es steht zu erwarten, daß die Haupt ihu gegen unzeitige Angriffe und schläferte seine Gegner gebäude zur Vertheidigung eingerichtet, auch an wichtigen ein. Nach Ankunft der ersten Verstärkungen rückte er jedoch Straßenpunkten Barrikaden angelegt find. * ) Man gefällt der Festung wieder näher, ſtellte die Verbindung mit der= sich zwar in der Annahme , daß die Russen in Localge selben her, und verwendete einen Theil seiner Truppen zu fechten wenig Gewandtheit besigen , sie haben aber bei Angriffsbewegungen gegen das Belagerungscorps . Wäh mancher Gelegenheit das Gegentheil bewiesen . So wurde rend der Beschießung am 18. October zeigte sich der zur 3. B. das meist offene Städtchen Szawle in Litthauen, in Liprandischen (12. ) Infanteriedivision gehörende General welchem der russische Oberst Krinkow mit 5 Reserve major jemjakin mit einer starken Abtheilung am Tschernaja= Bataillonen verschiedener Infanterieregimenter , 5 Kanonen flüßchen und bedrohte die zur Deckung der Belagerung dort und 125 Reitern stand , im Ganzen nur 2500 Mann, aufgestellte englische Division, was große Unruhe verur größtentheils Recruten , am 8. Juli 1831 von 15,000 jachte. Die Folge davon war , daß das Feuer der eng= Bolen mit 28 Geschüßen unter den Generalen Gielgud, lischen Belagerungsbatterien am Nachmittage immer schwächer Chlapowski und Dembinski angegriffen. Krinkow , auf wurde. dessen Vernichtung es hierbei abgesehen war, hattte nur Am 25. rückte Generallieutenant Liprandi mit angeb die Wahl zwischen Sieg oder ehrenvollem Untergang, ent= lich 4 Infanterieregimentein , 4 Jägerbataillonen, 1 Ca schloß sich aber zu hartnäckigsten Widerstande. Der un valericbrigade und 24 Geschüßen abermals an die Tschernaja gleiche Kampf dauerte von 4 Uhr Morgens bis 2 Uhr vor, erzwang den Uebergang, eroberte vier zur Deckung Nachmittags und endete mit einem schmachvollen Rückzuge der Straße nach Balaklawa aufgeworfene Redouten und der Polen , welche dabei einen Verlust von 4000 Todten vernagelte darin 11 Geſchüße. Es scheint , daß die dort und Verwundeten hatten . Die Ruffen verloren 500 Mann . stehence englische Division , welche die rechte Flanke des Dembinski sagt hierüber selbst : si notre attaque était Belagerungscorps durch eine verschanzte Stellung decken } soll , nahe daran war , überwältigt zu werden , denn es mußte ihr eine wahrscheinlich weiter rückwärts in Re *) Nach einem Bericht des befonderen Correſpondenten des „Moniteur de l'Armée" in der Krim ( Nr. 63 v . 11. Novbr. ), ift man beim Belagerungscorps der Ansicht , daß die Russen im Inneren jedenfalls einen sehr hartnäckigen Widerstand *) Smitt, Geschichte des polnischen Krieges 1830-1831 , 3. B. S. 112-116. A. d. R. d. A. M.-Z. entgegenstellen werden.

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serve gestandene - französische Division zu Hülfe eilen, deren Ankunft das Gefecht bald wieder herstellte und die Ruffen zum Rückzuge nöthigte. Nähere Nachrichten über dieses Gefecht, das in seinen Folgen den Verbündeten sehr nachtheilig werden konnte, fehlen zur Zeit noch , *) man weiß nur, daß die Cavalerie auf beiden Seiten abwech selnd mit glänzendem Erfolge gefochten hat. In Erwar tung authentischer Berichte wollen wir die Maßregeln zur Deckung der Belagerung etwas näher betrachten, weil fie mit dem Ausgange der ganzen Unternehmung in engster Beziehung stehen. In älteren Zeiten und bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinein (namentlich im spanischen Erbfolge= friege) suchte sich der Belagerer durch doppelte verschanzte Linien (Circum- und Contra - Vallationslinien ) sowohl gegen Ausfälle der Besaßung, als gegen Angriffe der Entsastruppen zu decken. Das Sicherungsmittel war sehr gut, vermehrte aber die Schanzarbeiten und verzögerte die Belagerung. Als die Kriegführung eine schnellere Ent scheidung zu erstreben suchte , begnügte man sich nur , die Front des Belagerungscorps durch Verschanzungen zu decken , und übertrug einem besonderen Truppencorps den Schuß des Rückens. Gestatteten es die Verhältniſſe, ſo schlug man vor Beginn der Belagerung den Feind ganz lich aus dem Felde, oder nahm eine concentrirte Stellung, aus welcher man ihm leicht entgegengehen und jeden Ent saßversuch vereiteln konnte. In den meisten Fällen be gnügte man sich jedoch, auf der am leichtesten zu bedrohenden Seite des Belagerungscorps eine starke Stellung hinter natürlichen Annäherungshindernissen zu nehmen , deren Zugänge befestigt wurden. Der Cavalerie des Deckungs corps blieb die Aufgabe, das vorliegende Terrain meilen = weit zu durchstreifen , um von der Stärke und Marſch= richtung der Entsaßtruppen rechtzeitig Kunde zu erhalten, wonach die weiteren Vertheidigungsdispositionen geregelt wurden. Die Verbündeten haben sich vor Sebastopol

lagerungscorps nur so lange als gesichert zu betrachten, als es den Verbündeten gelingt, den Ruffen jede An= näherung zu verwehren . Die Vertheidigungsstellung hinter dem stellenweise tief eingeschnittenen Flußthale der Tschernaja gewährt aber eine solche Sicherung nicht, denn sie kann weiter oberhalb umgangen werden und dürfte sich über= haupt nur bis Karloffapus erstrecken , wo zwei aus dem Norden und Süden kommende Gewässer in die Tschernaja fallen. *) Die Stellung hat gleichwohl eine Ausdehnung von 1412 deutsche Meilen, was für eine Division von höchstens 10,000 Mann unter Waffen schon sehr viel ist, um den Durchbruch zu verhindern . Die Gefahr der Eng länder wird aber noch dadurch erhöht , daß sie genöthigt sind , den Russen das Tschernajathal streitig zu machen, weil aus demselben der Bedarf_an_Trinkwasser für das ganze Belagerungscorps herbeigeschafft werden muß. Geht die dortige Wasserleitung für die Verbündeten verloren, dann sind sie auf die Waſſerzufuhren von Varna beschränkt. Wie sehr die Stellung des Deckungscorps bedroht ist, geht aus dem Umstande hervor , daß Liprandi's Haupt masse zwischen Tschorguna und Traktir ſteht, d. h . gegenüber dem rechten Flügel der englischen Stellung . Nach neueren Berichten haben Liprandi's Truppen auch den Tſchirkajaſi Berg beseßt, die Stellung also bereits umgangen. Von dort aus können sie ungehindert bis an die verschanzten Höhen von Balaklawa gelangen und alle Zufuhren aus dem östlichen Theile der Krim abschneiden. Erst kürzlich wurde in dortiger Gegend ein Transport von 1300 Schlacht ochsen durch die Kojaken weggenommen. Die Heerführer der Verbündeten haben diese Nachtheile gewiß erkannt. Nach Lage der Sache vermögen sie aber weiter nichts zu thun, als zwischen Traktir und Balaklawa eine starke Reservedivision aufzustellen , welche den Russen entgegengeht, nachdem sie sich des Ueberganges bei Traktir bemächtigt haben, oder im weiten Bogen bis an die ver= schanzte Stellung vor Balaklawa gelangt sind. Ungleich größere Sicherheit würde man erlangt haben , wenn man früher die Nuffen in der Stellung am oberen Belbek an= gegriffen , hinter die Katscha zurückgeworfen und Baktschi Sarai besezt hätte. Man scheint aber dazu nicht ſtark genug gewesen zu sein , oder der Versuch ist mißlungen.

dieses lezteren Schußmittels bedient , es fragt sich aber, ob es ausreichend sein werde. Sebastopol wird im Süden von einer großen Hochebene umgeben, welche von mehreren muldenartigen Schluchten. durchschnitten ist , die alle nach der Meeresküste und dem Das ist die eigentliche Belagerungs Hafen auslaufen . zone. Diese Hochebene wird östlich durch das Thal der Tschernaja und weiter nach Süden hin durch einen sehr steilen , meist felsigen Abhang begränzt. Die wenigen Zu gänge find leicht zu vertheidigen. Hier hat also gleichsam die Natur für die Deckung der rechten Flanke und des Rückens der Belagerer gesorgt, und von den anderen Seiten droht keine Gefahr. Aber die ganze Stellung hat gleichwohl eine sehr ver wundbare Seite. Balaklawa , das Hauptdepot der Ver= bündeten und der einzige gute, wenn auch sehr beschränkte, Hafen für ihre Transportschiffe liegt außerhalb jenes fel figen Abhanges und bedarf des besonderen Schußes . Dieser wird ihm zwar durch die ringsum gelegenen verschanzten Höhen gewährt , doch ist die Verbindung mit dem Be

Sollte es den Russen gelingen, die Engländer von der Wasserleitung abzudrängen , sich des Uebergangspunktes bei Traktir dauernd zu bemächtigen, durch Demonstrationen die französische Reservedivision zu beschäftigen , mit der Hauptmasse aber bis Balaklawa vorzudringen, dann ist die Stellung des Belagerungécorps in hohem Grade ge= fährdet , und die Engländer werden Mühe haben , ihre Geschüße in Sicherheit zu bringen , zumal wenn die Be saßung zur rechten Zeit einen kräftigen Ausfall macht. Die Fortschritte der französischen Belagerungsarbeiten wür den dann gar nicht mehr in Betracht kommen , denn unter solchen Verhältnissen wäre ein Sturmangriff des unmittel= bar nicht bedrohten linken Flügels eine Vermessenheit. Und dennoch halten wir einen solchen Act des Ueber muths nicht für unmöglich, da die Franzosen ihren Rück

* Sine jeßt bekannt geworden. Vgl. Beilage zur Frankf.. A. d. R. d. A. M.-3. Post-3tg. vom 11. Novbr. d. 3.

*) Hier befindet sich auch der Tunnel der so wichtigen Waffer Leitung.

1127 zug nicht unbedingt auf Balaklawa nehmen müssen , son dern gegen die Buchten in der Nähe des Cap Chersones zurückgehen können , wo die Flotte zu ihrer Aufnahme bereit fteht. Es könnte sich daher leicht zutragen, daß Fürst Mentschikoff einem Sturme der Franzosen gegen die Westfront, der sie sich am meisten genähert haben , nur geringen Widerstand entgegenstellte , um die Franzosen in ein Stadtgefecht zu verwickeln , während die Engländer im freien Felde und die Türken bei Balaklawa mit Ueber macht angegriffen werden. Es wäre dieß ganz im Geiste der ruffischen Kriegführung , die freiwillige Opfer nicht scheut, wenn sie dadurch größeren Gewinn erzielen kann, bei Rückzugsbewegungen aber niemals zu befürchten hat, daß die Truppen von einem panischen Schrecken ergriffen werden. Wie nun aber auch der russische Feldherr den Entsag von Sebastopol einleiten mag , so ist doch ziemlich un zweifelhaft, daß die Verhältnisse der Verbündeten in der Krim sehr bedenklicher Natur geworden sind. Sie haben zwar in neuerer Zeit wiederholt Verstärkungen erhalten, die Nussen sind ihnen aber an Cavalerie sehr bedeutend überlegen , und diese Ueberlegenheit sichert leßteren die Freiheit der strategischen Bewegung , wobei die kühnen Streifzüge der Kosaken , dieser Meister im kleinen Kriege, nicht gering angeschlagen werden dürfen . So lange also den Russen nicht das ganze Terrain zwischen der Tschernaja und der Meeresküste entrissen werden kann, was nur durch eine Reihe siegreicher Gefechte möglich sein würde , ist der Rücken des Belagerungscorps und dessen Verbindung mit Balaklawa nicht gesichert. Hieraus können aber für die Belagerer so große Nachtheile entspringen, daß sie genöthigt find , entweder den größeren Theil ihrer Streitkräfte zur Vertreibung des Entsaßbeeres zu verwenden, was die Aus fälle der Besagung begünstigen und nebenbei eine wesent liche Störung der Angriffsarbeiten vor Sebastopol verur sachen oder auf einen ganz zu verzichten , weil die Verbündeten im Augenblicke des Eindringens am wenigsten in Verfassung sein würden, auch einem im Rücken erscheinenden starken Gegner mit Pz. Erfolg die Spige zu bieten.

Literatur. Atlas von Asien. Zu C. Ritter's allgemeiner Erdkunde . II. Abtheilung. Dritte Lieferung. Entworfen und bearbeitet von Dr. H. Kiepert. Herausgegeben durch C. Ritter. Berlin , 1854. Verlag von Dietrich Reimer. Der Inhalt dieser dritten Lieferung des Atlaſſes von Asien besteht aus: 1 ) Uebersichtskarte von Arabien zu C. Ritter's Erd kunze Buch III , Weſtaſien Theil XII und XI in 1 : 6,000,000 ; 2) fudweßliches Blatt von Arabien (Hirjaz und Jemen) zu C. R. Erdkunde Buch III , Weſtaſien Tveil XII in 1 : 2,000,000 , 3 ) Neber fiotekarte von Frau oder Wenhochaften zu C. R. Erdk. Buch III, Westasien Toeil VIII und IX in 1 : 5,000,000 ; 4) Westpersen oder die weitlichen Stufenländer des Granischen Hochlances zu demselben Terte in 1 : 3,000,000 ; 5) Turan over Turkiſtan zu Theil VII des

1128 genannten Werkes in 1,5,000,000. Außerdem enthalten an Car tons die Blätter diefer Lieferung noch ; Bl. 1 ) in 1 : 2,000,000 einen Theil der Küste von Oman - Gebiet des Imams von Mas fate von Maskate bis Sueik in einer Ausdehnung von 20 geo graphischen Meilen und eben so viel in's Land herein ; Bl. 2) die Halbinsel und den Hafen von Aven in 1 : 200,000, dabei die Meeres tiefen in Faven ; auf demselben Bl. ein Plan von Mekka nach Burd. hard in 1 : 30,000 mit Angabe der Stadtquartiere , Hauptgebäude und Pilgerlager; Bl . 4) Schiraz , Persepolis und Umgegend in 1 : 1,500,000 . Den 5 Blättern ist ein Druckblatt mit Erläuterungen beige geben, worin die Ursachen der Verzögerung dieser dritten Lieferung mitgetheilt und die Materialien angegeben werden, nach denen dieſe 5 Blätter entworfen wurden. Eben diefe Materialien sind zum Theil neuesten Ursprungs , aus den Berichten der zuverläſſighten Reisenden, russischen und englischen Aufnahmen , aus handschrift. lichen noch nicht zum Drucke gelangten Notizen entnommen und, wie der oberflächliche Hindlick schon belehrt , ein Ergebniß vielfäl= tiger Prüfungen , forgfältiger Vergleichungen des Aelteren mit dem Neueren. Auf das Blatt 5 , Turan , wird in den Erläuterungen insbesondere aufmerkſam gemacht , weil gerade hier von ruſſiſcher Seite beträchtliche und wichtige Arbeiten neuester Zeit zur Benußung gelangen konnten. Ueber den Umfang der auf verschiedenen Wegen erworbenen Notizen enthält das Beiblatt ausführliche Nachweisung. Die hier veröffentlichte Beurkundung des verwendeten Materials legt einestheils wieder das günftigste Zeugniß für die wissenschaft liche Gründlichkeit und Gewiſſenvaftigkeit des Bearbeiters ad , wie fie anderntheils die Thatsache feststellt , in welcher Ausdehnung bis icht die geographischen Verhältnisse jener Gegenden als festgelegt ader astronomisch bestimmt angesehen werden können und wie künf tige Reisende und Geographen für weitere Forschungen und Er inittelungen eine Basis und zuverlässige Ausgangspunkte zu finden vermögen. Die in Inner- Afien immer tiefer nach Süden hinab finkende Macht der Ruffen , die zunehmenden Mittel der für geographische Wissenschaft thätigen Gesellschaften, der wachsende Unternehmungs geist der Reisenden , namentlich der Ruffen und Engländer , das in Folge des türkiſch- (engliſch-)ruffiſchen Krieges lebendigere Treiben der politischen Agenten der beiden Weltmächte im Inneren Afiens, die Fortseßung des Kampfes selbst, ftellen , vielleicht für die nächste Zukunft soon, cine weitere nicht unbeträchtliche geographische Aus beute dicier Länder in Aussicht. Hat doch der gegenwärtige Krieg seiner nach dev Vieler feinen Schwerpunkt im Innern jenes Weltheils , wofelbft die Vor posten der zwei Riesenmächte seit längerer Zeit soon aufeinander getroffen waren. Um deßwillen dürfte auch das Erscheinen dieser Lieferung gerade in der gegenwärtigen Zeit von besonderem Znte resse sein , da bei der Correctheit, Deutlichkeit und Genauigkeit der Karten die militäriſch-politiſchen Begebenbeiten in Innerafien und die in Folge desselben weiterhin sich dort entſpinnenden Zustände und gegenseitigen Beziehungen nun weit sicherer überblickt und ver standen werden können. Troz der Kleinheit der Maßstäbe regt die Schönheit des Stiches wie der Zeichnung, die Schwärze, charakteriſtiſce Auswahl und Schärfe der Schrift zu einer recht aufmerksamen Betrachtung an , man gewinnt ein lebendiges Intereffe für die noch so wenig bekannten Territorien und es scheint uns naheliegend , daß rie alleinige Durchmusterung dieser Blätter Anlaß geben mag zur Be schaffung neuer Mittel und Aussichten für eine weitere Kenntniß jener Länder. Die Leser der Augsb . Allgemeinen, des Auslandes und anderer politischer Zeitungen und periodischer Blätter werden insbesondere das Erscheinen dieser weiteren Lieferung willkommen heißen, welche das richtige Erfaſſen der täglich intereſſanter werdenden politiſchen Verhältnisse Janer -Afiens so sehr befördert , ganz abgeſehen von dem hohen wissenschaftlichen Werthe dieses Kartenwerkes als gra vhische Beigabe zu der großen und außerordentlichen Arbeit des berühmten Geographen.

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Diens tag , ber 21. Novem 1854. 10 biroja Just wing bad pier pipatnt

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Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien, 7. Novbr. Unter den vielfachen großartigen militärischen und technischen Anstalten, welche die Auf merksamkeit der fremden Besucher Wiens auf sich zu ziehen geeignet sind , verdient in neuester Zeit das imponirende Arsenal ganz besonders hervorgehoben zu werden; alle Männer von Fach, welche man über dieses umfangreiche Mililäretablissement sich äußern hört, find in Ueberein stimmung über die colossalen Verhältnisse dieses Arsenals. Dasselbe geht nun seiner gänzlichen Vollendung mit starken Schritten entgegen und wird zur Zeit schon mit vielem Vortheile benut. Das Wiener Arsenal verdankt seine Entstehung den Volkserhebungen des Jahres 1848-1849, und wurde mit der Intention begründet , bei ähnlichen Vorkommnissen die für Truppenausrüstungen bestimmten Waffenvorräthe nicht in die Hände aufständischer Partheien gerathen zu lassen. Man hat daher in Form eines großen Vierecks, auf einem sehr geräumigen Plaße außerhalb der Stadt, die neu etablirten Waffenmagazine und Militär werkstätten vereinigt und für den Fall eines Angriffs zu einer wirksamen Vertheidigung eingerichtet. Im Innern dieses ungeheueren Gebäudecompleres befinden sich große, zu Truppenaufstellungen geeignete Pläge. Die Werk Stätten selbst werden von Sachkennern als sehr zweckmäßig und mit einer gewissen Eleganz eingerichtet bezeichnet. Besonders gut ausgefallen sind die schönen und sinnreichen Maschinen zur Bearbeitung aller Arten von Holz, wie es für die Zwecke der Artillerie und der Genietruppe ver= wendet wird. Zum Betriebe der Werkstätten und speciell der verschiedenen Hülfsmaschinen in dem Saale der Metall und Holzdrechsler , sowie in anderen Arbeiterlocalen, be= finden sich in dem Wiener Arsenal bereits acht Dampf= maschinen , mit zusammen über 80 Pferdekraft wirkend, aufgestellt, deren Dampfkessel, um gegen feindliche Even tualitäten in unruhigen oder kriegerischen Zeiten geschüßt zu sein, in den Souterains placirt worden sind. Der Besuch dieses merkwürdigen Etablissements ist allen Frem den, seien es Militärs , Techniker oder sonst für groß artige Anlagen fich intereffirende Männer angelegentlich zu empfehlen.

Großbritannien. London , 21. Octbr.

Auf der bekannten Schiffs

werfte von Scott-Russell in Millwall, auf der Hunds insel, Greenwich gegenüber, wird jezt mit äußerster Schnel ligkeit an der Herstellung einer schwimmenden Batterie gearbeitet. Der betreffende Contract ist von der Regierung erst Montag den 16. hier abgeschlossen worden. Seitdem find 220 Mann an dem Werke beschäftigt. Die Wände des Kastens sind von Eichenholz, 1 Fuß dick und durch= weg mit schmiedeeisernen Platten von 4 Zoll Dicke, wahreu Meisterwerken der Dampfschmiedekunst , bekleidet. Die Batterie ist bestimmt, 15 Stück Geschüß vom schwersten Kaliber zu tragen. Die Batterie ist 100 Fuß lang, 50 Fuß breit und wird durch zwei Dampfschrauben in Bewegung gefeßt. Noch eine solche Batterie ist in einer nordenglischen Werkstatt in der Herstellung begriffen. Sardinien. N. Turin , 7. Novbr. Am 31. October wurde in Genua von der ganzen Garnison unter dem Befehle des Generals La Marmora eine Landung auf dem Strande Foce ausgeführt ; das Ganze bot nicht allein ein schönes Schauspiel , sondern die pünktliche Ausführung aller Ma= növers bewies auch , welche vorzügliche Instruction die Truppen genießen und mit welchem Eifer sich namentlich die Offiziere ihrem Dienste widmen. Auch das dieß jährige Artillerielager von St. Morit (S. Maurizio) fiel zur Zufriedenheit aus und namentlich werden uns die gelungenen Schießülungen lobend erwähnt.

Was Noth thut! Die Verbesserung der Feuerwaffen - um mit dieſem stereotypen Ausruck zu beginnen -— hat bereits eine nicht unbedeutende Ahl von Schriften und Auffäßen hervor= gerufen , weld die nothwendigen oder wünschenswerthen ** Taktik überhaupt und insbesondere Veränderunge in der

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der Infanterie zum Gegenstande haben. Soweit fie fich durchaus gleichartig sein, so daß also die Compagnie die auf solche Veränderungen beziehen , welche speciell durch selben zur Führung des Gefechts erforderlichen Elemente die verbesserte Waffe bedingt sind , haben sie , bet allem befigt , wie sie das Bataillon, nur in größeren Zahlenver sonstigen Werthe, für die Praxis vorerst nur geringe Be hältnissen aufzuweisen hat; d. i. fie muß, wie das Ba= deutung, da fie eben der Kriegserfahrung entbehren und taillon, zum Gefecht in geschloffener und zerstreuter Ord= diese bekanntlich gar häufig die Dinge ganz anders ge= nung befähigt sein. Zu diesem leßteren und zur Erfül= staltet, als sie in der Theorie sich ausnehmen . Anders lung der weiter damit in Verbindung stehenden Anforde= verhält es sich mit den Vorschlägen , welche auf eine Ver= rungen sollte zwar jedes Individuum der Compagnie vor gebildet sein; indessen wird man lieber und vorzugsweise befferung der Taktik hinzielen , ohne vorerst den neuen Waffen eine besondere Entscheidung einzuräumen. Sie die hierzu am meisten Befähigten verwenden, und es wird find zumeist gegen Mängel gerichtet , welche durch die Er dieß bei Einführung einer besseren Schußwaffe um so fahrungen im Felde als solche bezeichnet sind , und streben nöthiger sein, da neben den anderen hierher gehörenden fomit nach dem zunächst Nothwendigen und Erreichbaren. Eigenschaften die eines guten Schüßen eine noch viel größere Bedeutung gewinnt, als es seither der Fall war. Die Auch ist nicht außer Acht zu lassen , daß eine in diesem Compagnie wird dennoch eine Schüßenabtheilung befizer Sinne veränderte Taktik viel leichter und ohne Ueber müssen, die sich aus den besten und gewandtesten Schüßen stürzung die Modificationen in sich aufnehmen kann, welche eine praktisch bewährte Verbesserung der Waffe demnächst zusammenseßt, und es dürfte nicht schwer halten, ihr eine Stärke von 5 bis der Compagnie zu geben. Die erheischen sollte. Schüßenabtheilungen der unter dem Befehle des Bataillons Schließt man die Aufgabe in diese engeren Gränzen chefs vereinigten Compagnien bilden die Schüßenabtheilung ein , so handelt es sich fast nur darum, der ſo zu des Bataillons , dem sonach immer eine seiner jeweiligen sagen sich selbst helfenden Taktik des Augenblics zu Stärke entsprechende Abtheilung für den Schüßendienst zu reglementärer Anerkennung zu verhelfen. Und in der Gebote steht. Gibt man dem Bataillon eine besondere That, was immer Gutes vorgeschlagen wurde, es ist nichts Schüßencompagnie, so ist diese entweder Elite, oder sie ist Neues für den Offizier, der seine Erfahrungen gemacht, es ist zumeist nur der Ausdruck dessen, was die Mehrzahl es nicht. In letterem Falle und dieser ist die Regel der denkenden, wenn auch nicht schreibenden Offiziere schon ist sie den anderen Compagnien gleich zu achten und wird lange als nothwendig oder doch wünschenswerth erkannt nur vorzugsweise zu Diensten verwendet, welche dieſe eben hat. Wie vielfach indessen die hierher gehörenden Fragen so gut leisten könnten und, wie die Erfahrung lehrt, denn das Bedürfniß geht über die Theorie - auch wirklich sehr behandelt wurden , so ist doch bis heute nur sehr wenig oft zu leisten berufen werden. 3ft sie aber wirklich Elite, damit erreicht worden, und es mag dieß mit daher kom= men, daß man für das Erreichbare entweder zu wenig so entzicht sie den anderen Compagnien Elemente , deren Mangel diese bei Detachirungen nicht selten schmerzlich oder zu viel gethan hat; zu wenig, indem man die Fragen empfinden werden, während bei solchen Detachirungen die ohne die gehörige Rücksicht auf ihre logische Verbindung Stärke der Schüßencompagnie das Bedürfniß der dem ober auch zu allgemein behandelt, indem man sogleich ein Bataillon verbleibenden Compagnien übersteigt; ein Ueber= System bei Heller und Pfennig aufstellte und durch mancherlei unerhebliches oder selbst unnüßes Beiwerk die fluß, der, wenn er auch hier nichts schadet, doch den Mangel verschuldet, der den detachirten Compagnien die Grundsäße weniger verständlich oder genießbar machte - und auf die Grundsäße kommt es doch vor Allem an. Lösung der ihnen gewordenen Aufgabe mindestens erschweren. Zwischen Beidem in der Mitte läge eine unumwundene, muß. Der Grundsaß der Combination verlangt eben, daß bestimmt formulirte Angabe und Darlegung der Grund das Verhältniß der Gefechtselemente stets dasselbe bleibe, züge; aber nur der Grundzüge , weil nur diese vorerst der wenn auch die Zahl der Einheiten , d . i . der Compagnien allgemeineren Zustimmung gewiß sind, und nach Annahme sich verändert. Man muß also entweder jenen Grundsatz derselben das Detail fich von selbst ergibt. Es gilt den aufgeben , oder jeder Compagnie ihre Elite belaſſen und Verfuch, die Aufgabe in diesem Sinne zu lösen, und indem die Schüßenabtheilung des Bataillons nur aus den Schüßen abtheilungen der Compagnien formiren , die sich gerade ich es unternehme, habe ich wohl nicht nöthig, mich gegen bei dem Bataillon befinden. den Vorwurf des Plagiats zu verwahren ; denn es ist kaum möglich , über diese Materien etwas Anderes , als schon Wie auf den Organismus , so darf auch auf den Bekanntes zu sagen. Mechanismus des Bataillons die Zahl der Compagnien keinen Einfluß äußern , die Compagnien müssen sich von Von den hierher gehörenden Punkten ist keiner fo dem Bataillon trennen und wieder mit ihm vereinigen wichtig, als derjenige , welcher das Verhältniß der Com können , ohne daß hierdurch eine Modification in der augen= pagnie zum Bataillon betrifft , und er verdiente darum auch der Angelpunkt der Taktik der nächsten Zukunft ge= blicklichen Formation des Bataillons , d. i. in den räum= nannt zu werden . Wie dieß Verhältniß sich gestalten lichen und taktischen Verhältnissen und Beziehungen der müsse, darüber herrscht wohl kein Zweifel mehr , und es Diese Forderung übrigen Compagnien nöthig würde. ist bereits als Ariome zu betrachten, daß die Compagnie, spricht für sich . Sie bedingt vor allen Dingen, was auch wie sie es disciplinär und administrativ bereits ist , auch schon aus dem Grundsaß, daß die Compagnie die taktische die taktische Einheit ist, aus der sich das Bataillon , die Einheit ist, mit Nothwendigkeit hervorgeht, nämlich , daß faktische Einheit par excellence zuſammenſeßt. Mit anderen die Compagnien in sich gegliedert sind (daß demnach der Worten , das Bataillon ist eine Combination von Com Compagniechef nicht ferner in den Fall kommt, zum Zugs pagnien, und diese müssen unter sich und mit dem Bataillon oder Halbzugschef degradirt zu werden und daß jedes Glied

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der Compagnie seinen bestimmten Chef habe, der nicht növeriren beginnt , darf dieß keine bindende Rücksicht mehr zugleich Chef einer Unterabtheilung ist) , sowie daß der sein und es ist dann nur zu beachten, daß nach jeder neuen ganze Mechanismus des Bataillons auf die Compagnie Formation die Nummern der Compagnien sich vom rechten als Einheit bafirt sei. Die Linienform der Compagnien Flügel aus bestimmen. Die Kenntnißnahme der jeweiligen würde, mit Ausnahme der Ployements und Deployements Nummer ist einzig Sache des Compagniechefs , und wenn mit ganzen Compagnien , zu schwerfällig sein, und man dieser, wie es in dem Wesen der Compagniccolonne liegt, wird sich darum , um jener Forderung zu genügen, in den an keinen bestimmten Plaz gebunden ist, so wird es kaum meisten Fällen der Colonnenform bedienen müssen. Dieß vorkommen , daß er über die Nummer im Zweifel ist. führt auf die Annahme der Compagniecolonne als Grund Ueberhaupt ist der Kreis der möglichen Verseßungen , da form für den Mechanismus des Bataillons. Damit ist sie im Mechanismus des Bataillons nur die Compagnien schon viel gewonnen ; aber es genügt noch nicht. Die betreffen , so sehr beschränkt , daß sich selbst der gemeine Trennung einer Compagnie vom Bataillon und ihre Wieder Mann mit Leichtigkeit zurecht zu finden vermag. Zwet vereinigung mit demselben kann nur dann ohne alle Stö Beispiele statt vieler. Ein Bataillon zu 4 Compagnien ist in Colonnenlinie (die Compagniecolonne mit Deployir rung vor sich gehen, wenn auf eine bestimmte Reihenfolge der Compagnien nicht ferner Rücksicht genommen werden abstand) aufgestellt und soll ein Defilé pafsiren , dessen muß, wenn man das Vorurtheil aufgibt, daß eine be Eingang fich vor der 3. Compagnie befindet. Diese sett stimmte Stelle nur von einer bestimmten Compagnie und sich sofort in Bewegung, ihr folgt die 4., dann die 2. und Sowie die Colonne in dieser Weise im von keiner anderen eingenommen werden könne. Also auf diese die 1. Marsche ist, numeriren die Compagnien in der neuen freieste Anwendung von Inversionen der Compagnien. Die großen Vortheile der Compagniecolonne als Grund Reihenfolge , und es ist wohl anzunehmen , daß dieß ohne großes Kopfzerbrechen stattfindet. Am Ausgange des form find evident, und überdieß in dem höchst werthvollen Auffaße Nr. 1-4 dieses Jahrgangs so genügend darge Defile's wird die nunmehrige 1. Compagnie sogleich in's Gefecht verwickelt und nimmt Stellung. Ift Raum für than , daß eine weitere Erörterung derselben überflüssig erscheint. Ueberhaupt gebührt dem Verfasser dieses Auf die Entwickelung des ganzen Bataillons vorhanden , aber fazes das Verdienst, jenen Grundsaß zuerst in dieser Aus nur rechts oder links, so marschiren die übrigen Compagnien dehnung öffentlich zur Sprache gebracht und auch die Be in ihrer augenblichen Reihenfolge nach der einen oder der anderen Seite auf. Wäre nur Raum rechts (links) für denken beseitigt zu haben, welche bisher einer ausgedehnteren Anwendung der Compagniecolonnen eutgegengestellt wurden. eine Compagnie , so marschirt die 2. rechts (links), die Er hat zugleich die Bedeutung der Compagniecolonne auf übrigen fucceffive links (rechts) der 1. Compagnie auf. ihr wahres Maß zurückgeführt , indem überall aus der Auch in diesen Fällen wird das augenblickliche Zurecht Arbeit hervorgeht, daß die Compagniecolonne nichts anderes finden in die neue Rangirung keiner Schwierigkeit unter Vor dem Eingange in das Defilé konnte man ist und sein soll , als eine Form, welche den Mechanismus liegen. des Bataillons mehr als jede andere vereinfacht, und somit links oder rechts abmarschiren und verlor dann einige Minuten. Werden indeffen öfters solche Minuten geopfert, das Bataillon beweglicher, handlicher, schlagfertiger macht. Um so weniger ist es zu begreifen , warum der Verfasser so können sich ganz erkleckliche Zeiten ſummiren , und es ist eine bekannte Sache, daß das Schicksal von Schlachten nicht noch einen Schritt weiter gegangen ist, und eine so nahe liegende Consequenz, die Inverfionen, wie seine Vor mitunter an Minuten hängt. Beim Debouchiren war in schrift über das Passiren eines Defilées mit Recht erwarten dreien der angegebenen Fälle die Inversion eine Noth ließ , nicht weiter berührt hat. Sie gehören so natürlich in wendigkeit, und solche Nothwendigkeiten gehören nicht eben das System, als sie bisher ein Schreckbild der reglementären zu den Seltenheiten. Sind nun die Inversionen in vielen Taktik gewesen sind ; denn in der Wirklichkeit sind sie oft Fällen nothwendig und in allen Fällen ohne Schwierig= keit in der Ausführung , so kann man auch mit Recht genug vorgekommen, obgleich ihre Anwendung mit Schwie rigkeiten verbunden war, welche bei der Annahme der verlangen, daß sie zum Gegenstande reglementärer Be= Compagniecolonne als Grundform gänzlich wegfallen. Daß stimmungen gemacht werden. Für diese ergibt sich dann als leitender Grundsaß , jeder Compagnie beim Uebergang der Verf. den Schüßencompagnien das Wort redet, thut nichts zur Sache ; denn sie gehören nicht in den Mechanis in eine neue Formation , die ihr zunächst gelegene Stelle mus des Bataillons. Dieser hat es nur mit vollkommen zuzuweisen. Für Concurrenzen, wie im ersten Beispiel bet der 4. und 2. Compagnie , oder im zweiten Beispiel bet gleichartigen Compagnien zu thun, und die Functionen derselben werden fortan so einfach und wenig verschieden der 2. bezüglich der neben der 1. einzunehmenden Stelle, sind besondere Bestimmungen nöthig. Uebrigens bleibt es sein, daß die Reihenfolge der Compagnien durchaus gleich gültig ist. Es versteht sich von selbst, daß jede Compagnie dem Bataillonschef unbenommen , die Compagnie, welche ihre fefte dienstliche Bezeichnung hat, und da diese die zunächst zur Hand ist, auf den Punkt zu dirigiren, den Taktik nicht berührt , so genügt es , die Compagnien nach er augenblicklich für den wichtigsten hält. — Ebenso niß ――― ihrem Hauptmann zu benennen , oder etwa so lächerlich und leicht auszuführen find die Inverfionen der Züge, lich dieß auch zur Zeit erscheinen mag fie nach Farben die natürlich nur innerhalb der Compagnien stattfinden. zu unterscheiden. Es ist weiter einleuchtend , daß für Aus diesem Grunde wird auch die Inversion der Glieder Parade , Alarmstellung u. dergl., überhaupt für die erste ohne Schwierigkeiten überall da eintreten , wo sie am Aufstellung und wohl auch für die Wiederversammlung schnellsten und wirksamsten zum Ziele führt. Es ist oben der Grundsaß ausgesprochen worden, daß des zersprengten Bataillons eine bestimmte Reihenfolge der Compagnien festgefeßt sein müffe. Sobald aber das Ma die Zahl der Compagnien in dem Mechanismus des Ba=

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taillons keine Veränderung bewirken dürfe, und es wäre noch nachzuweisen , daß die Form der Compagniecolonne dieser Forderung vollkommen Genüge leistet. Begreif= licherweise ist dieser Nachweis nur für zwei Formationen zu liefern , nämlich für die Angriffecolonne und das Carré. Manche wollen die Function der Angriffscolonne den einzelnen Compagniecolonnen übertragen. Indessen werden diese in vielen Fällen doch zu schwach sein, um einen entscheidenden Erfolg zu bewirken. Will man den Feind über den Haufen werfen oder seine Aufstellung durchbrechen, so darf man seine Kraft nicht zersplittern, sondern muß sie zusammenhalten , und insofern wäre schon die Bataillonsmasse (sämmtliche Compagniecolonnen dicht nebeneinander) geeignet , die seitherige Angriffscolonne zu erseßen. Besser wäre es vielleicht, der Colonne die Form eines Keils zu geben , so daß z . B. bei 3 Compagnien die mittlere , bei 4 die 2 mittleren den anderen um ihre ganze Tiefe vorausgingen. Dieß würde natürlich erst im Augenblicke des wirklichen Angriffs zu geschehen haben, und es ist sonach klar, daß bei der Angriffscolonne die Zahl der Compagnien den Mechanismus nicht alterirt. Was das Carrée anlangt, so hat man es in neueren Zetten ganz verwerfen wollen und entweder einfach die Linie für hinreichend erachtet , oder doch Formen vorge= schlagen , welche auf den inneren Raum nur wenig Be= dacht nehmen . So lange es übrigens noch Stäbe gibt, welche des Schußes bedürfen der Verwundeten nicht zu gedenken -- so lange wird man auch bei der mörde rischsten Feuerwaffe der Carrées sich nicht entschlagen kön nen, und unter diesen nimmt das hohle Carrée die erste Stelle ein, eben weil es den größten inneren Raum ge währt. Soll nun , dem mehrerwähnten Grundsaß ent= sprechend, die Zahl der Compagnien ohne Einfluß bleiben, so würde es sich darum handeln , ein Carrée festzustellen, welches für jede Combination von Compagnien nach den= ſelben Grundsägen vollzogen würde und die Absonderung oder das Anfügen von Compagnien gestattete, ohne eine Veränderung in der gegenseitigen Stellung der übrigen zu bewirken. Da übrigens bei dem hohlen Carrée die Gliede rung der Compagnie von Einfluß ist , so muß ich mir erlauben , erst diese kurz zu betrachten. Wie schon bemerkt, die Form der Compagniecolonne soll der Compagnie keinerlei Selbstständigkeit verleihen, welche sich der Leitung des Bataillonscommandeurs ent zicht; indeffen wird doch durch diese Form die Compagnie eine Bedeutung gewinnen , welche es räthlich erscheinen läßt, ihr eine ansehnliche Stärke zu geben. Diese kann nicht wohl unter 200 Feuergewehre betragen. Bringt man die Schüßenabtheilung mit in Abzug so bleiben für die geschlossene Ordnung 150 Mann oder 75 Rotten. Formirt man die Compagniecolonne zu zwei Zügen, so wird die Front zu breit, die Tiefe zu gering und die Colonne weniger beweglich sein. Bei vier Zügen oder Halbzügen wird die Feuerentwickelung der Tete im Verhältniß zur Stärke der Colonne zu gering , das Deployiren zu com= plicirt, darum weniger leicht und zeitraubend. Zwischen beiden Arten dürfte vielleicht die Colonne in drei Zügen,

deren erst neulich in diesen Blättern empfehlende Erwäh nung geschehen , die richtige Mitte halten. Bei einer Combination_von_zwei Compagnien (dicht nebeneinander) formiren die ersten Züge die Tete, die zweiten die Flanken , die dritten die Queue. Sind es mehr Compagnien , so werden natürlich die Flanken nur von den zweiten Zügen der Flügelcompagnien gebildet, und die der mittleren bleiben im Inneren des Carrées als Reserve. Die einzelne Compagnie formirt das Carrée in derselben Weise, nur werden die Flanken dann von den beiden Halbzügen des zweiten Zuges gebildet. Zieht man die Colonne in vier Abtheilungen vor, so ändert sich nichts , als daß die zweiten Züge aufschließen und die dritten zu den Flanken verwendet werden. Man sieht, die gegenseitige Stellung der Compagnien bleibt dieselbe und es ändern sich nur die Functionen der zweiten, resp. dritten Züge , je nachdem die Compagnie durch Absonderung oder Anschluß eine andere, Flanken- oder mittlere Compagnie wird. Ziehen wir aus dem Vorstehenden das Facit, so ergeben fich für die nothwendigsten Reformen in der reglementären Taktik der Infanterie folgende Grundzüge : 1 ) Die Compagnie ist die taktische Einheit des Ba= taillons. Eine weitere Gliederung findet nur innerhalb der Compagnien ſtatt. 2) Das Bataillon ist eine Combination gleichartiger Compagnien. Sein Organismus ist nur ein Ergebniß dieser Combination. 3) Da die Compagnie die taktische Einheit des Ba= taillons ist , so darf auch der gesammte Mechanismus des Bataillons nur auf die Compagnie als Einheit ba= firt sein. 4) Der Mechanismus des Bataillons muß bei jeder Combination von Compagnien derselbe sein. 5) Den Bedingungen 3. und 4. entspricht am_voll= kommensten die Compagniecolonne als Grundform für den Mechanismus des Bataillons , während 6) diese Form zugleich die freieste Anwendung der Inversionen erlaubt und somit zur Pflicht macht. Bevor nicht die Grundzüge zur Anerkennung gelangt sind , ist es nuslos , in die Details einzugehen , die über dieß variiren können, ohne an den Grundzügen ſelbſt etwas zu ändern . Was nun die Anerkennung, nämlich die that sächliche , reglementäre , betrifft , so ist die jeßige Zeitlage freilich wenig geeignet hierzu. Indessen ist zu berücksich= tigen , daß sie den Mechanismus des Bataillons in hohem Grade einfacher gestalten würde, und da man mit der Compagniecolonne bereits Bekanntschaft gemacht, so dürfte die Hauptschwierigkeit in dem Vergessen des Alten bestehen, wie wir dieß ja schon oft bei Einführung von Neuerungen erfahren haben. Auch sind es nur die Führer, welche hier in Betracht kommen ; denn der Soldat hat durchaus nichts Neues zu lernen. Die Führer aber, wenigstens diejenigen, welche noch vergessen können, sie werden herzlich froh sein, wenn endlich geschieht - was Noth thut.

Re digirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmſtadt , und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 23. November 1854.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Oesterreichische Monarchie. Wien , 14. Novbr. Die Reorganisirung mehrerer Waffengattungen unserer Armee, die erst kürzlich bei der Artillerie und Marine ausgeführt wurde, ist nun auch auf das Pionniercorps ausgedehnt worden. Dieses ausgezeichnete Corps wurde namentlich durch den ver= storbenen General Birago , von welchem die bekannten von ihm erfundenen Pontonsbrücken den Namen führen, zu einer Vortrefflichkeit gebracht, daß es unter den euro päischen Heeren seines Gleichen nicht hat und ihm eine um so größere Aufgabe zufällt , seit auch die Pontoniere mit demselben vereinigt worren sind. Diese Truppe wird nun aus sechs Bataillonen , jedes zu vier Compagnien, bestehen; ferner werden drei Brückenbespannungs- und ebenso viele Pionnierzeugdepots errichtet werden . Es wird zum Commandanten, statt wie bisher einen Obersten , in der Regel einen General haben und ihm zur Seite ein Stabsoffizier, zwei Hauptleute, wovon einer Adjutanten dienste versteht, dann ein Rechnungsrath steben. Wie ver lautet , wird der bisherige Oberst v. Mollinary, welcher schon Adjutant bei General Birago war und sich seither große Verdienste um das Pionnier- , namentlich um das Flottillencorps erworben hat, zum commandirenden General bei demselben befördert werden.

Preußen. Berlin , 13. Novbr. Gestern früh verstarb hierselbst im 79. Lebensjahre einer der wenigen noch übrigen Bete ranen, die sich in den Freiheitskriegen Lorbeeren erworben, der General der Cavallerie a. D. H. v. Colomb, Ritter des rothen Adlerordens erster Klasse mit Eichenlaub und Brillanten , des eisernen Kreuzes erster Kl. , Ehrensenior des eisernen Kreuzes zweiter Kl . , des ruff. Georgenordens vierter Kl., des ruff. St. Annenordens erster Kl . mit Bril lanten und des ruff. St. Stanislausordens erster Klasse. General von Colomb, - zulegt Gouverneur von Königs berg und Chef des 7. Husarenregiments , als welcher er war schon in im Jahre 1849 seinen Abschied nahm , den Jahren 1813 und 1814 ein hochberühmter Parteigån= Ein erst kürzlich von ihm selbst herausgegebenes ger.

Tagebuch *) aus dieser Zeit , macht die interessantesten Mittheilungen über diese seine damalige Thätigkeit. Jm Jahre 1815 führte er das erst von ihm errichtete achte Husarenregiment und focht mit demselben tapfer bei Belle Alliance. Er selbst drang zuerst in ein feindliches Infan teric- Carré. Sein Schwager der Fürst Blücher, berichtete in dem ersten Brief vom Schlachtfelde an seine Gattin darüber mit den Worten : Der Schwager hat sich mit seinem neuen Regiment als ein braver Offizier geschlagen." Von der Friedenslaufbahn v. Colombs ist wenig zu sagen, als daß er als ein sachkundiger Offizier von Stufe zu Stufe höher stieg. Er war namentlich ein vortrefflicher Cavallerist und galt in seinen jüngeren Jahren für den besten Reiter in der Armee. Erst im Jahre 1848, wo er als Commandeur der Provinz im Großherzogthum Posen stand , fand er Gelegenheit seinen festen kriegerischen Muth und seine Besonnenheit wieder zu entfalten. Er hatte schon bei den Unruhen 1846 große Klarheit und Festig= feit gezeigt. In den schwierigen Umständen des Jahres 1848 aber machte er sich außerordentlich verdient. Es war dieß um so anerkennenswerther , als er dabei mit dem General W., der eine völlig andere politische Ansicht hatte, und mit einem wichtigen außerordentlichen Commando be traut war, in, die bedenklichsten Conflicte gerieth. Bei all' seiner militärischen Tapferkeit war er ein Mann von großer Freundlichkeit und Herzensgüte. Das obenerwähnte Tagebuch giebt davon mehrfache interessante Züge und ist überhaupt ein ungemein schäzbares Werk für die , welche den kleinen Krieg studiren wollen. Es ist ein praktischer Lehrmeister.

frankreich. Man schreibt dem „Dresdner Journal" aus Paris, den 2. Novbr: „ Gestern soll in den Tuilerien ein großer Man glaubt, militärischer Rath gehalten worden sein. daß es sich um die neue Organisation der Armee

*) Es führt den Titel : Aus dem Tagebuche des Rittmeisters von Colomb. Streifzüge 1813 und 1814" und ist bei E. S. Mittler und Sohn iu Berlin erschienen. Pr,: 1 Thlr. 712 Ngr. - 2 fl. 15 fr.

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gehandelt hat. Sie haben aus dem heutigen Moniteur" ersehen, daß die Regimenter der leichten Infanterie als solche aufgehoben sind. Dieß ist nur der Vorläufer einer Reihe von Maßregeln , welche den Effectivstand der fran zösischen Armee auf 600,000 Mann bringen sollen. In dem für 1855 ausgearbeiteten Budget hatte man nur auf einen solchen von 351,000 Mann gerechnet. In Folge der lezten Ausbebungen beläuft sich derselbe in diesem Augenblicke in Wahrheit auf 500,000 Mann. Man wird daher, sobald die Prüfung dieser militärischen Fragen in den Specialcomité's definitiv beendet sein wird , nach und nach noch 100,000 Mann zu den Fahnen einberufen. Bekanntlich hat im November 1853 ein Decret die Zahl der Bataillone der Jäger von Vincennes von 10 auf 20, und jedes Bataillon von 8 auf 10 Compagnien erhöht. Diese Maßregel ist schon durchgeführt. Im nächsten Früh jahre wird Frankreich die größeste Armee haben , die es seit 40 Jahren besessen . Die Seemacht hält gleichen Schritt. In den Arsenalen arbeitet man mit Macht, und in diesem Winter allein wird man drei Linienſchiffe von hohem Bord vom Stapel lassen. Wenn unser Finanz zustand diesen riesenhaften Vorbereitungen entspräche , so würde unsere Macht unwiderstehlich sein. "

samkeit des feindlichen Schüßen auf ihn zu lenken , und dann, daß die Bekleidung ſo ſei , wie sie für die Verhält= nisse eines Feldzuges paßt , welcher ungewöhnliche körper liche Anstrengungen fordert und den Offizier wie den Sol daten allen Einflüssen der Witterung preisgibt. Auch im Frieden soll die Bekleidung des Offiziers der des Soldaten in Form und Farbe gleichen ; es ist das gleiche Ehrenkleid , das Beiden gemein ist , nur daß der Offizier, der immer als solcher erkannt werden muß , die Abzeichnung seines Grades trägt und daß vielleicht Gold oder Silber seine Bekleidung ziert , wo bei den Soldaten Wolle oder sonst etwas dergleichen denselben Zweck erfüllt. Ist der Soldat mit dem Capot bekleidet, jo muß es auch der Offizier sein, und auch dieſes Kleidungsstück ſoll wenig= stens in Farbe dem gleichen , welches der Soldat trägt. Die gleiche Bekleidung wie im Frieden, muß auch im Felde geführt werden , denn es ist doch wahrhaftig dem ernſten Beruf des Kriegers nicht angemessen und dürfte faſt als Spielerei erscheinen , wenn der Soldat im Friedensdienst schön gepust ist , im Kriege aber, in seinem eigentlichen Berufe, den schönen Rock zur Schonung zu Hause läßt und im minder glänzenden Kleide auftritt. Auf den Krieg soll sich bei den Soldaten Alles beziehen und daher auch der Rock, den er trägt ; und je geringer der Unterschied ist, zwischen den Einrichtungen die im Frieden gelten und denen , die der Krieg fordert, um so weniger wird der Soldat sich in diesem aus seiner gewohnten Sphäre heraus gerückt fühlen. Also von Hause aus muß die Bekleidung des Offiziers eine solche sein , die ihn so wenig als möglich von dem Soldaten unterscheidet , damit es dem feindlichen Schüßen nicht zu leicht gemacht werde, den Offizier als seinen Ziel punkt herauszufinden. Sicherlich würde es, wenigstens auf den deutschen Soldaten keinen günstigen Eindruck machen, wenn bei dem Antritt eines Feldzuges er den Offizier die gewohnte Bekleidung ablegen und eine andere anlegen sieht, die der seinigen mehr gleicht , und noch schlimmer müßte der Eindruck sein , wenn diese Veränderung in der Be= kleidung bloß dann stattfindet, wenn ein Gefecht zu erwarten steht. Eine solche Veränderung bleibt übrigens immer nur eine halbe Maßregel , die auf einer Seite übel wirkt und auf der anderen ihren Zweck nicht vollständig erreicht, da das geübte Auge des feindlichen Schüßen den Offizier immer herauszufinden wissen wird , er sei gekleidet wie er wolle , denn mehr noch als seine Kleidung macht ihn sein Handeln kenntlich und man wird ehne Mühe den Befehls haber einer Truppe schon in einer Entfernung erkennen, wo man kaum den Unterschied der Kleidung bemerken kann . Wollte man den Offizier in seinem Aeußeren ununter scheidbar vom Soldaten machen, so müßte man ihm auch dieselbe Bewaffnung geben, denn der Mangel derselben wird ihn auch im Soldatencapot selbst in den geschlossenen Reihen kenntlich machen . Bis zu einer gleichen Bewaff = nung wird aber wohl Niemand die Gleichförmigkeit aus = dehnen wollen , denn die Kräfte des Offiziers , der mehr feine Truppe zum Kampfe führen als selbst kämpfen soll, werden auf andere Weise hinreichend genug in Anspruch genommen , um ihnen nicht noch eine überflüssige Bewaff= nung aufzübürden. Der Offizier bedarf zwar einer Waffe, aber nur einer solchen , um im Kampfe von Mann gegen

Paris , 19. Novbr. Aus Lyon meldet man, daß das Lager von Sathonay definitiv beschlossen ist und 24,000 Mann daselbst zusammengezogen werden sollen. Da die Baracken aus Holz im Winter den Zelten aus Leinwand vorzuziehen sind , so hat der Bau der Lager hütten bereits begonnen.

Einige Worte über eine feldmäßige Bekleidung der Offiziere. In der gegenwärtigen Zeit , wo jeder Tag auch die Heere des deutſchen Bundes in die Waffen rufen und in's Feld führen kann, wo daher ein jeder auf den Krieg vor bereitet und für denselben ausgerüstet sein muß , ist es wohl nicht überflüssig , einen Gegenstand in's Auge zu faffen, welcher der Besprechung schon deshalb werth ist, weil er den einflußreichsten Theil des Heeres, die Offiziere, betrifft und nicht ohne Einfluß auf deren Wirksamkeit ist. Daß diese Wirksamkeit des Offiziers im Felde, wenigstens zum Theil von einer zweckmäßigen Bekleidung nicht un abhängig ist, wird man zugestchen ; deun ist diese Be kleidung nicht für die körperlichen Anstrengungen geeignet, die der Krieg fordert , ist sie der freien Bewegung hinder lich, bietet sie nicht dem Offizier den nöthigen Schuß gegen die Einflüsse der Witterung, oder macht sie ihn durch zu augenfälligen Unterschied von der des Soldaten zur will kommenen Zielscheibe des feindlichen Schüßen , so muß in allen diesen Fällen der Offizier und folglich auch der Dienst darunter leiden. Es stellen sich demnach vornehmlich zwei Gesichtspunkte dar, von denen aus die feldmäßige Bekleidung des Offi ziers in's Auge zu fassen ist : einmal , daß er durch seine außere Erscheinung sich nicht zu sehr von seinen Umgebungen auszeichne, um nicht gleichsam geflissentlich die Aufmerk

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Mann einem Gegner gewachsen zu sein; der Offizier zu nicht entziehen und wirkt nachtheilig auf den Dienst selbst Pferd führt Säbel und Pistole, der Offizier zu Fuß führe und auch auf die Würde des Offiziers. Wir kommen nun zu dem anderen Gesichtspunkt für ebenfalls einen tüchtigen Degen oder Säbel , aber ein Feuer gewehr würde ihm nur hinderlich sein oder auch ihn ver= die Betrachtung einer feldmäßigen Bekleidung des Offi= leiten , sich dessen in Fällen zu bedienen , wo seine Auf ziers , nämlich was dazu gehört , wenn dieselbe den Be merksamkeit wichtigeren Dingen zugewendet ſein ſoll . dürfnissen für den Krieg entsprechen soll. Vor allen Dingen Wir haben bis jezt nur die Offiziere im Auge gehabt, sei sie bequem und der freien Bewegung des Körpers auf welche in den Reihen der Truppen stehen , doch gilt für keine Weise hinderlich. Der Offizier der Fußtruppen, der die höheren Offiziere, wie für die des Generalstabes das= den ganzen Tag marschiren und vielleicht Berge ersteigen felbe. Man wird sie erkennen für das was ſie ſind , sie soll, darf z . B. nicht durch Fußstrippen an seinen Panta lons an der freien Bewegung des Kniees gehindert werden, mögen einen gestickten Rock tragen oder einen grauen un= wenn er nicht bald ermüden soll und eben so wenig darf scheinbaren Mantel , der feindliche Schüße wird immer eine zwängende Halsbekleidung die volle Freiheit der jeden rasch vorüberjagenden Reiter als einen Befehle über bringenden Adjutanten auf das Korn nehmen , und der Respiration beengen. Verwerflich sind die häufig im Rock angebrachten Wattirungen, wodurch man dem Körper ein Artillerist wird sein Geschüß gern auf eine Reitergruppe richten, in welcher er mit Recht den commandireneen General gebildete schöne Formen geben will, welche die Natur nicht mit seinem Gefolge vermuthet. kennt. Solche Panzer von Watte machen den Rock schwer, Es ist indeß noch ein Umstand , der es unserer Mei vermehren an heißen Tagen die Transpiration und be= engen die Brust. Nachtheiliger noch ist das enge Zu nung nach bedenklich macht , die Kleidung des Offiziers oder seine äußere Erscheinung im Gefecht bis zur Ver sammenschnüren des Rockes in der Gegend der Taille ; doch wechselung mit der des Soldaten zu verähnlichen. Der sind dieß Uebelſtände , welche mehr der thörigten Eitelkeit des Einzelnen zur Last fallen , als daß sie durch Vor Offizier wird auch den Seinigen dadurch unkenntlich ge= schriften geboten wären. Der Offizier soll nach den Be macht und nirgends ist es nöthiger als im Getümmel des Gefechtes , die Berechtigung zum Befehl sofort an der schwerden des Marſches auch auf dem Bivouak noch thätig äußeren Erscheinung zu erkennen , oder den Befehlenden sein , soll für ſeine Untergebenen ſorgen, ſoll den Verthei= an irgend einer Stelle schnell herauszufinden. Der Blick lungen der Lebensmittel u. dergl . vorſtehen, ſoll auf Vor posten die Wachen ausstellen , das Terrain recognosciren des Soldaten sucht nach seinem Offizier , um sich um ihn sammeln oder seine Winke befolgen zu können , wie aber u. dergl. m. , mit einem Wort, seine Kräfte werden viel fach noch in Anspruch genommen , ehe er sich der Ruhe muß ihm dieß erschwert werden, wenn der Offizier in seinem überlassen kann. Kommt er aber schon erschöpft auf dem Aeußern sich unter der Masse verliert. Bivouak an , wo soll er die Kräfte finden , um den An Wir wollen darauf keinen Werth legen, daß es für den Offizier, welcher das Unglück hat in Gefangenschaft sprüchen zu genügen, welche der Dienst nun an ihm macht. Eine zweckmäßige Bekleidung , die auf den Feldzug und zu gerathen, nicht ohne Bedeutung ist, wenn er vom Feinde nicht nur für die Parade berechnet ist , trägt wesentlich sogleich für das erkannt wird, was er ist, aber auch dieser dazu bei, die Kräfte zu erhalten und was man in dieſer Factor verdient, bei der Betrachtung, die wir hier anstellen, Hinsicht für den Soldaten als zweckmäßig erachtet hat, das mit in Rechnung gezogen zu werden. wende man auch für die Bekleidung des Offiziers an. In der russischen Armee tragen , dem Vernehmen nach, Freilich entspricht wohl noch in manchen Stücken die Be höhere und niedere Offiziere auf ausdrücklichen Befehl des kleidung des Soldaten , mehr oder weniger in den ver Kaisers im Gefecht den Capot des Soldaten , aber wir schiedenen Heeren , nicht völlig den Forderungen , die man haben die Ueberzeugung, daß ſich deßhalb das Verhältniß des Verlustes an Offizieren gegen den Verlust an Sol an eine zweckmäßige Bekleidung für seinen eigentlichen Beruf, den Krieg, machen kann, aber dann desto schlimmer daten nicht günstiger gestalten wird , als z . B. in den für den Offizier, denn er kann nicht verlangen, von einem französischen Kriegen , wo die Offiziere, wenigstens die der Nebelstande befreit zu sein, den der Soldat ertragen muß, Infanterie, dem feindlichen Schüßen noch mehr kenntlich waren als jest, da das bei den Soldaten über der Brust , da seine Bekleidung im Wesentlichen nicht von der des Soldaten sich entfernen darf. gekreuzte weiße Lederzeug diesen schon auf große Entfer nung vom Offizier unterscheidbar machte und wo sogar in Ein für das Feld sehr unbequemer Schmuck ist das manchen Heeren die Bekleidung des Offiziers unzweck Epaulett, und besonders wenn es, wie bei manchen Heeren mäßigerweise in Form und Farbe von der des Soldaten gebräuchlich und bei den höheren Graden unvermeidlich, Es bindert im Liegen, über die Schulter hervorsteht. ganz verschieden war. Hiermit ist jedoch keineswegs gesagt , daß jede Maß erlaubt nicht ohne bedeutenden Druck auf die Schulter regel außer Acht zu lassen sei , welche dazu beiträgt , den auszuüben , das Ueberziehen eines Mantels und macht Offizier in seiner Bekleidung dem Soldaten ähnlich zu im Gepäck einen nicht geringen Anspruch auf Naum. Bet machen, im Gegentheil bleibt es , wenigstens für den in diesen unläugbaren Nebelständen sollte es verbannt, und den Reihen der Soldaten stehenden Offizier wünschens durch eine andere, den Offiziersgrad bezeichnende Aus werth, daß dieß in möglichster Weise geschehe ; nur soll zeichnung ersetzt werden. man andere nicht minder wichtige Gründe dabei berück Einen Haupttheil der Feldbekleidung des Offiziers fichtigen , welche erheischen, den Offizier auch im Gefecht bildet der Mantel, den er stets mit sich führen muß. Es vom Soldaten unterscheidbar zu lassen , denn man wird sollte reglementarisch feststehen , daß der Offizier bei jeder ihn durch ſolche einseitige Maßregeln den Kugeln des Feindes Gelegenheit, wo der Soldat feldmäßig ausgerüstet erscheint,

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den Mantel so gut wie dieser bei sich führt , auf dem Einzelnen nach zuverläſſigen Quellen in besonderen Schriften aus Pferde, wenn er beritten ist, oder gewickelt über die Schulter führlich behandelt werden : es wird dadurch der allgemeinen Ge gehangen, wenn er zu Fuß ist. Es ist zu wichtig , daß schichte ein wesentlicher Dienst geleistet und zugleich der rechte Sol. datengeift durch das Bewußtsein des geschichtlichen Zusammenhangs der Offizier dieses Bekleidungsstück stets bei sich hat, um und den Hinblick auf das Beiſpiel der Väter belebt und gehoben. es anlegen zu können, sobald die Nothwendigkeit es erheischt Wir haben hier eine treffliche Schrift der Art vor uns. Die Dar und die Unbequemlichkeit, die dadurch entsteht, ist in keinem ftellung ist ein Muster von Einfachheit , fie erzählt in schlichten Worten die Save , die großen Begebenbeiten giebt sie herbei , so Verhältniß zu dem Nachtheil, den der Mangel des Man = tels in vielen Fällen herbeiführen kann. Der Diener ist weit es zum Verständniß nöthig ist, sonst hält sie sich ganz frei von unnöthigen allgemeinen Betrachtungen und Gedanken , sie ist nicht immer bei der Hand und eine kurze Zeit im Bivouak gerade , was sie sein will und soll. Diese Behandlung erweckt auf feuchter Erde , vielleicht durchnäßt, ohne Mantel zu= großes Vertrauen zum Inhalt ; der Verf. gibt, was ihm die Archive boten , es wird daher alles zuverläſſig sein. Obgleich nun seine gebracht, reicht hin , um den Offizier in's Hospital zu führen und ihn auf lange Zeit , wo nicht auf immer, dem Quellen zum Theil unvollständig waren , ist der Inhalt doch recht Dienste zu entziehen. Die Erfahrung früherer Feldzüge anziehend und ein lchrreicher Beitrag zur Geschichte jener Zeit. Wir geben zum Beleg nur einige Zuge. hat gelehrt, daß es am zweckmäßigsten ist, wenn der Mantel Ein Wachtmeister . der Reitercompagnie tödtete in Folge eines aus zwei verschiedenen Stücken besteht, einem weiten Rock Streits einen Corporal. Es war 1685, die Compagnie stand beim oder Baletot, der über der Uniform getragen werden kann kaiserlichen Reiterregiment de Pace in der Gegend von Eseg. Die und den der Offizier aulegt, sobald der Soldat den Capot Strafbestimmung wurde vom Fürsten von Anhalt dem Regiment anzieht, und einem großen , weiten , bis zu den Knieen überlassen , und dieß entschied , der Schuldige solle ohne Abschied entlassen werden. herabreichenden sogenannten Mantelkragen, welcher Schuß Aehnlich entscheidet noch in zwei anderen Fällen das Urtheil gegen Regenwetter gewährt und auf dem Bivouak zur Regiments . Ein Soldat , der desertiren und zugleich andere Decke dient. Dieser Mantelkragen ist es namentlich , den des zur Desertion hatte verleiten wollen , wurde verurtheilt , Nase und der Offizier stets mit sich führen muß und der ihm die Ohren zu verlieren und nach Vollzug des Urtheils fortgejagt. — ersprießlichsten Dienste leisten wird. Ein Lieutenant, der den Hauptmann nicht respectɩrt und ehrenrührig von ihm gesprochen hatte , wurde zur Abbitte verurtheilt, dann Ueberhaupt soll der Offizier im Felde alles Dasjenige aber entlaffen , weil auch die kaiserlichen Offiziere , wohl seiner bei sich führen , deſſen er häufig bedürftig sein kann , um Rohheit und Händelsucht wegen , erklärt hatten , nicht mehr mit nicht zu abhängig von der Anwesenheit des Dieners zu ihm dienen zu wollen. Schade , daß über Zuſammenſeßung und sein, der zwar immer der Truppe folgen, aber nicht stets Verfahren des Gerichts nichts Näheres angegeben werden könnte. in der Nähe seines Herrn sein wird. Der berittene Offi Bei einer Zusammenkunst vornehmer kaiserlicher Offiziere mit zier kann diese kleinen Bedürfnisse leicht auf dem Pferde türkischen bei Mobacz 1687 wegen Auslösung von Gefangenen war mit sich führen , der Offizier der Fußtruppen dagegen be= auf deutscher Seite auch ein franzöfifcher Marquis von Villars. darf dazu einer kleinen Tasche , die er umhängen kann. Derselbe näherte sich vertraulich einem türkischen Aga , der Reiter. künste machte, worauf der Türke gleich zu ihm sagte : „Du Franzos Daß der Offizier, wenigstens der der Infanterie , mehr bist ein gut Freund und Bruder der Türken ; worauf alle Herrn bei sich führe , verlange man nicht , denn er braucht seine und Generals gelacht.“ Der Franzose kam in große Verlegenheit. Kräfte weiter, als um sie durch Tragen von Dingen in Ein Jahr später bestätigte sich das Wort, indem Ludwig XIV. 1688 Anspruch zu nehmen, die ihm der Diener nachbringen kann, den 1684 geſchloſſenen Waffenſtillſtand brach und in die wegen des Es ist daher Türkenkriegs wenig geschüßte Pfalz einfiel. Im Vertrag , worin der ihm eben deßhalb beigegeben wird. mindestens etwas sehr überflüssiges , wenn dem Offizier ein danach die Anhaltisven Fürsten die Reitercompagnie an Chur brandenburg zum Krieg gegen die Franzosen üverlaſſen , find diese Tornister aufgenöthigt wird , um ihm das Ansehen zu auch der occidentalische Erbfeind" genannt. geben , als trüge er sein Gepäck wie der Soldat , während Auch das Ende der Fußcompagnie iſt merkwürdig. Sie wurde er doch nichts darin hat und auch nichts darin tragen soll. auf dem Heimmarsch aus Ungarn 1638 im Dorfe Nowaki zwei Alle solche auf den bloßen Schein berechnete Einrichtungen Meilen von Agram von Bauern Nachts überfallen ; die meisten wurden ermordet , alle ihre Have wurde geraubt. Der Rest nebft gränzen an Spiclerei ; jede Spielerei aber ist im Kriegs dienst schädlich , wenn sie auch noch so sehr das Gepräge einer Anzahl neugeworbener Recruten wurde später in kaiserliche Dienste abgetreten. des Ernstes an sich trüge. Wir könnten diesen Zügen noch manche hinzufügen, z . B.: daß für den Durchmarsch der Compagnien und der Eriaßmannschaften allemal die besondere Erlaubniß der verschiedenen Reichsländer ein= geholt werden mußten; daß die Dominikaner in Brünn Bürger söhne dieser Stadt , welche Soldaten der Compagnie im Streit Literatur. schwer verwundet hatten , im Kloster in Sicherheit bringen durften und hernach nicht ausliefern mußten , weil das Kloster eine Frei Das Anhaltische Reichscontingent in den Türken= ftätte war. Doch es sei genug. Wir bemerken nur noch , daß die Ein Beitrag zur Geschichte des Geschichte der beiden Compagnien deren Werbung und Zusammen friegen 1684-1689. Ansaltischen Militäre aus archivafifchen Quellen von Ferdi= feßung , den Eir , die Soldverhältnisse , die Bewaffnung , die klei nane Siebigk, herzogl. anbaltischem Oberlieutenant a . D. dung oft bis in's Einzelne, dann auch etwas allgemeiner die Märsche, die Quartiere , die Kriegsthaten derselben enthält. Das Schriften (Zur Unterfügung hülfsbedürftiger alter Krieger.) 8. Deſſau, ist nicht bloß für die anhaltische , sondern für die ganze deutsche 1854. Baumgarten u. Comp. (64 S.) ¦ Thir. Kriegsgefchichte von Zutereffe. Wir wünschen ihm deßhalb und Es ist erfreulich , daß in neuerer Zeit überall in Deutschland auch des auf dem Titel angekündigten milden Zweckes wegen einen neben der allgemeinen Kriegsgeswichte die Militärgeſchichten im guten Absah. p.

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag , 25. November 1854.

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

— Oberst K. v. Liel , vom General quartiermeisterstabe ist an Stelle des kürzlich mit Tod abgegangenen Generals Frankfurt a. M., 17. Novbr. Bekanntlich haben im Ritter von Xylander zum Bevollmächtigten Bayerns bet Sommer vorigen Jahres Musterungen der Bundes der Militär- Bundescommission in Frankfurt am Main contingente stattgefunden , über welche sodann von den ernannt worden. inspicirenden Generalen Berichte erstattet worden sind . Aus Unter den Veteranen der bayerischen Armee hat diesen ist nun Seitens der Bundesmilitärcommission ein der Tod in der neueren Zeit eine reiche Ernte gehalten. Generalbericht angefertigt worden, der jedoch noch nicht Seit dem Erscheinen des lezten Militär-Handbuches find an den Ausschuß hat übergeben werden können, weil noch von den Veteranen der bayerischen Armee im Pensions einige Data fehlten. Diese beziehen sich auf die Uebersicht stande verstorben : 2 Generallieutenante, Leistner und Stonor; der Etatstärke und des Kriegsmaterials der verschiedenen 6 Generalmajore : Fleischmann , Fuchs , Rohr, Zottmann, Contingente, und die Bundesmilitärcommission hat neuer Saporta, Halder; 9 Obersten : Blessen, Schintling, Mann, dings die Bevollmächtigten ersucht , diese Uebersichten ein " Tattenbach, Brakel, Hofstetten, Eftgelhart, Trips , Michels ; zureichen. Es ist somit Hoffnung vorhanden , daß diese 3 Oberlieutenante: Groppel , Fischer, Klein; 8 Majore: Gröninger, Nesselrode, Dufresne , Messerer , Zech , For Angelegenheit ihre baldige Erledigung finden und mit Nächstem vor die Bundesversammlung kommen werde, da temps , Kempter, Godin ; endlich 29 Hauptleute und Ritt mit sodann über die Mängel , welche sich bei den Inspec meister. tionen herausgestellt haben, die zu deren Abhülfe nöthigen Frankreich. Beschlüsse gefaßt werden können und ein praktisches Re sultat dieser Musterungen hergestellt wird. Man liest im Toulonnais" vom 9. November: "Das prächtige Arsenal von Toulon gilt mit Recht Bayern. für ein Wunder der Kunst. Die Gründung desselben datirt sich, wie man weiß, von Heinrich IV. und die nach Einer Kriegsministerial und nach stattfindenden Vergrößerungen verdankt man ins & München, 20. Novbr. verfügung znfolge sind von jeder Compagnie der in nächster besondere den Regierungen Ludwig XIV. und Napoleons I. Zeit mit Dornbüchsfen zu bewaffnenden 6 Jägerbataillone Louis Philippe fügte das zweite Arsenal hinzu , genannt 1 Offizier, 1 Unteroffizier und ein Jäger zur vorläufigen du Mourillon. Gegenwärtig gibt Napoleon III. unserer Instruction nach München beordert . Die Fertigung jener Stadt und der französischen Marine das dritte Arsenal, Waffe wird in der Gewehrfabrik zu Amberg unausgefeßt genannt de Castigneau, welches einzig und allein für die betrieben; das in Frankfurt befindliche 1. Jägerbataillon Dampfmarine bestimmt ist. Dieses lestere ist im größten dürfte bereits in den nächsten Tagen mit solchen Büchsen Maßstab in der Bannmeile östlich der Stadt angelegt. bewaffnet werden und dagegen die bisher geführten In Die in der Umgebung dieses Arsenals gelegenen Sümpfe fanterieflinten und Dorustußen abliefern . Der Lauf der sind beinahe ganz mit eingerammten Pfählen versehen und Waffe, in deffen Schwanzschraube ein Dorn von 1 ",48 ausgetrocknet ; ausgedehnte Gebäude in großartigen Ver Länge sich befindet, ist 34",2 lang; er hat vier Züge und hältnissen erheben sich bereits aller Orten und in einigen ist bis zu 1 " ,26 gebohrt. Das Korn ist von Kupfer, das Klappvisir verschiebbar; das Kettenschloß hat einen Stecher. Jahren wird das Arsenal von Castigneau seiner groß artigen Bestimmung entsprechen." Die Garnitur ist von Eisen. Die Länge der Büchse ohne Yatagan ist 4' 9" , ihr Gewicht ist 7 Pfd . 28 Loth (Maße und Gewicht bayerisch). Der Vatagan wird in einer Kuppel um die Hüften, die Patrontasche dagegen au einer solchen über die Schulter getragen. Deutschland.

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Literatur.

in einem neuen und helleren Lichte erscheinen ; aber auch die minder wichtigen Begebenheiten hat er mit gleicher Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit behandelt. Es würde zu weit führen, auf Einzelheiten einzugehen ; auch würden würden wir dann öfters genöthigt sein, etwas Latein auf marschiren zu lassen , und das wäre doch vorerst diesen Blättern zuviel zugemuthet , wenn schon das Attribut der Allgemeinheit , das sie sich selbst auf die Stirne gedrückt, Eine gedrängte vielleicht auch hierzu berechtigen könnte.

Die Kämpfe bei Dyrrhachium und Pharsa= lus im Jahre 48 v. Chr. Eine kriegswissenschaft liche und philologische Forschung nach Cäjars drit= tem Buche des Bürgerkriegs . Von Freiherrn August von Göler , Oberstlieut. und Flügeladjutant Sr. K. H. des Prinzen und Regenten Friedrich von Ba = den. Mit einer Karte und vier Plänen . gr. 8. Karlsruhe 1854. Verlag der Chr. Fr. Müller'ſchen Hofbuchh. (VIII u . 162 S. ) 1 Thlr. 6 Ngr. - 2 fl . rb. Bisher war die Uebersehung und Erklärung der alten Autoren fast ausschließlich in den Händen der Philologen von Fach. Daß hierbei den militärischen Schriften der Alten nicht überall eine richtige Auslegung zu Theil wurde, ist hiernach eben so erklärlich als verzeihlich ; immerhin war es ein großer Uebeistand , dem nur dadurch abzuhel fen ist, daß sich, wie bei Rüstow und Köchly, Soldat und Philologe in die Hände arbeiten oder daß der Soldat al lein das Geschäft des Interpreten übernimmt, wie es bei der vorliegenden Erscheinung geschehen. Wir haben vor nicht langer Zeit (gelegentlich der Anzeige der Kraner'= schen Ausgabe von Cajars Comment. de bello gallico ) darauf hingewiesen, daß die Kenntniß der alten Sprachen auch für den Offizier, wenn nicht nothwendig , so doch annehmlich und nüßlich sei. Hier haben wir nun , zum Mindesten für die Nüglichkeit, ſchlagendes Beweisstück ſelbſt denen gegenüber, welche sich nur durch die Darlegung eines handgreiflichen Nußens überzeugen lassen. Jeden= falls glauben wir, daß man mit beiden Händen nach dem Buche greifen wird , wie wir es jezt thun, um unsere Le ser in Kürze mit dem Inhalte dieser gediegenen Arbeit bekannt zu machen, der wir ein herzliches Glückauf zurufen. Der lezte Kampf mit Pompejus bildet, wenigstens der Bedeutung nach , das Schlußglied und überhaupt das wichtigste in der Kette der Unternehmungen, welche Cäsar zur Alleinherrschaft führten ; aber gerade in der Darſtel lung der hierher gehörenden militärisch höchſt lehrreichen Begebenheiten blieb noch manches Dunkel aufzuhellen, und wie man aus unserer Schrift die Ueberzeugung schöpfen mag, auch manche irrige Ansicht zu berichtigen. Der beste Gewährsmann wäre nun freilich Täſar ſelbſt und muß es auch im Ganzen sein . Indessen weiß man, daß er öfters Dinge als bekannt vorausseßt, die zu wissen uns heute sehr nothwendig wären ; auch ist nicht außer Acht zu las= sen, daß die Gommentarien auch politischen Zwecken zu dienen bestimmt waren und darum nicht überall eine un bedingte Glaubwürdigkeit verdienen. Bedenkt man endlich, daß auch die andern Autoren , welche von jenem Feldzug geschrieben haben, über die zweifelhaften Stellen nicht sel ten ebenso dürftig und unsicher find , als die Commenta= rien selbst , so mag man ungefähr die Schwierigkeiten be= greifen, welche sich einer möglichst wahrheitsgetreuen Dar stellung jener Ereignisse entgegenstellen , aber auch die Ueberzeugung gewinnen , daß nur der Soldat im Stande ist , diese Aufgabe befriedigend zu lösen , und das hat der Verfasser im vollen Sinne des Wortes gethan. Vor= nehmlich sind es die Hauptbegebenheiten jenes Feldzugs, die Kämpfe bei Dyrrhachium und die Entscheidungsschlacht bei Pharsalus , welche durch das Verdienst des Verfassers

Darstellung aber, die wir etwa von dem Gang der Ereig= nisse geben könnten , würde überhaupt nicht viel Neues ergeben , da die Bemühungen des Verfassers eben haupt= sächlich auf die Bestimmung von Einzelnheiten gerichtet waren. Es bleibt uns darum nichts übrig , als unſere Leser auf das Buch selbst zu verweisen, dessen Lectüre sich überhaupt Niemand entschlagen kann , der sich für die Kriegswissenschaften und insbesondere für die Geschichte der Kriege und des Kriegswesens der Alten interesfirt. Bemerken wollen wir noch, daß sich die Darstellung fast durchweg im Anschluß an den von den Commentarien selbst eingehaltenen Gang bewegt. Da noch manche der überhaupt in der lateinischen Sprache und insbesondere bei Cäsar vorkommenden mili tärisch technischen Ausdrücke sehr oft einer unrichtigen Deutung unterliegen und auch das Kriegswesen jener Zeit noch mancher Aufklärung bedarf, so hat der Verfasser in einem Anhange die wichtigsten jener Ausdrücke erläutert und einige Gegenstände der römischen Kriegskunst einer neuen Beleuchtung unterzogen. Außerdem enthält dieser Anhang die Ansichten des Verfassers über die Lage von Asparagium Dyrrhachinorum , über den Ort der Blokade bei Dyrrhachium , und über die Lage des Schlachtfeldes von Pharsalus , zugleich mit der Erörterung der Gründe für seine Annahmen ; ferner eine Uebersicht über Täſars und Pompejus Stärke an Legionen, und deren Dislocirung in den Hauptmomenten des griechischen Feldzugs ; endlich das diesen Feldzug behandelnde Capitel aus Napoleons Précis des guerres de César. Eine angenehme und schäßenswerthe Zugabe sind die lithographischen Beilagen. Dieselben enthalten auf 5 Tafeln eine Karte des Kriegsſchauplahes, die Pläne zur Blokade bei Dyrrhachium und zur Schlacht bei Pharsalus , eine Uebersicht der Märsche Gäsars und des Pompejus vom Apſus nach Dyrrachium und mehrere Abbildungen zu ver schiedenen Materien des Anhangs , welche das Kriegswesen der Römer betreffen. Auch die sonstige äußere Ausstattung ist vorzüglich zu nennen.

Geschichte des Regiments S. H. D. des Prinzen Georg von Hessen - Darmstadt 1688 und 1689. Nach archivalen Quellen bearbeitet von Karl Christian von Röder , Lieutenant im Gr. Hess. 3. Inf. - Rgt. 8. Darmstadt, 1854. Verlag der Hof buchhandlung von G. Jonghaus. (VII u. 56 S.) 10 Ngr. ---- 36 kr. rhein. Es ist noch nicht lange, seit in diesen Blättern (Nr. 124 v. d . J.) die von dem k. hann . Premierlieutenant Schwencke bearbeitete " Geschichte der Hannover'schen Truppen in

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Griechenland 1685-1689" den Lesern der A. M.-Z. vor geführt wurde. Die hier vorliegende Schrift ſteht nach Zeit und Ort in engem Zusammenhang damit. Ihr Stoff bewegt sich , nur in noch engeren Rahmen gefaßt , in dem gleichen Abschnitt des langen und blutigen Türkenkrieges, der mit dem Friedensbruche der Türken 1682 begann , in der Belagerung von Wien 1683 rasch seinen Höhenpunkt erreichte und zuleßt nach schweren Niederlagen der Türken mit dem Frieden von Carlowiz 1699 endete. Aber auch fie ist eben wegen des reicheren Details , das der beſondere Zweck forderte und zuließ, ein werthvoller Zuwachs zur Literatur dieses leßten großen Türkenkrieges , doppelt schon darum , weil dem Verf. in den Archiven zu Darmstadt und Stuttgart urkundliche Quellen zugänglich wurden , die bei den bisherigen Geschichtsarbeiten unbenußt geblieben waren. Die Schrift bildet darum zugleich eine Ergänzung sowohl der oben erwähnten Schwencke'schen Arbeit , als auch des schon 1845 erschienenen Werkes des kurhessischen Hauptmanns Pfister, 11 Der Krieg von Morea in den Jahren 1687 und 1688" , das vorzugsweise den Antheil der Hessen-Kaffel'schen Truppen an jenen denkwürdigen Kämpfen auf griechischem Boden behandelt. Was der Schrift, deren Inhalt und Ausführung wir unten näher besprechen werden , für ihr heimisches Heer besonderen Werth gibt, ist der Umstand, daß sie nicht bloß eine Lücke ausfüllt, welche die bisherige Geschichtsschreibung gelassen hat , sondern daß sie auch die Irrthümer aufhellt und beseitigt , welche bisher in Bezug auf die Theilnahme Hessen = Darmstädtischen Truppen an dem Feldzuge in Der Prinz Georg war Griechenland bestanden hatten. nämlich , obschon damals erst 11 Jahre alt, schon 1680 zum Commandeur der Leibgarde (jest 1. Infanterieregi Wahrscheinlich in Folge hiervon ment) ernannt worden. verwechselte man später das Regiment, das der Prinz für Venedig eigens angeworben und in den Feldzug gegen die Türken geführt hatte, mit dem , dessen Befehlshaber er So erklärt es sich , daß eine hand vorher gewesen war. schriftliche Geschichte von 1756 sämmtliche Feldzüge in Un garn und Morea bis zum Jahre 1690 , noch dazu unter vielfachen anderen Abweichungen vom wirklichen Sachver= halt , dem jezigen 1. Jnfanterieregiment zuweist , ein Jrr thum, der von da in allen veröffentlichten Geschichtsarbeiten festgehalten blieb , so in den 1821 zur Gedächtnißfeier des 200jährigen Bestehens erschienenen „historischen Notizen über das Großherzogl. Leibgarderegiment“ , dann in der 1828-1830 erschienenen , jedoch nur bis 1803 fortge führten Militärchronik von Hild , ebenso in dem 1847 anonym erschienenen Kriegskalender für die Gr. Heff. Truppen" und noch zulest in den Mittheilungen aus der Haus- und Heeresgeschichte , welche in den Beiträgen zur Landes- , Volfs- und Staatskunde des Großherzogthums Hessen von 1850 enthalten ſind. Erst der neuesten Zeit war es vorbehalten, zum Auf suchen und zu kritischen Vorarbeiten urkundlicher Quellen zurückzukehren , und daraus ist denn auch die vorliegende Schrift hervorgegangen . Es steht uns nicht zu , über die rbeiten an der Heeresgeschichte des Großherzogthums, insofern sie amtlicher Art sind, hier uns zu äußern. Aber das können wir nach eigener Kenntniß sowohl der Heeres geschichte als der zugänglichen Quellen doch schon auch

hier sagen, daß diese Geschichtsarbeiten durch Rückkehr zur Quellenarbeit auf einen Punkt gerückt sind , wo erfreu= liche Resultate sich hoffen lassen. Die Geschichte der Gr. Hess. Truppen , so reich und ehrenvoll sie auch ist, war doch bisher nur karg in der Literatur vertreten. Mit Ausnahme einzelner Veröffentlichungen , welche mehr per sönlich Erlebtes berühren, find von größeren Arbeiten eigentlich nur die Röder'ſche Geſchichte des Feldzugs von 1812 und die Schriften von Hofrath Pabst und Hauptmann Kehrer über die Ereignisse von 1848-― 1849 zu nennen, von Arbeiten aber, welche die Heeresgeschichte als solche zum Gegenstand haben, geradezu nur die Hild'sche Militär chronik und der Kriegskalender, deren wir schon oben Er= wähnung gethan haben. Beide haben , neben unläugbaren Mängeln , ihr zweifellos großes Verdienst. Hild's Chronik hatte mit allen den Schwierigkeiten zu kämpfen , welche sich jeder Arbeit an einem noch unberührten Stoffe ent= gegenstellen ; daß er selbst nicht Militär war, steigerte sie noch. Dennoch ist die Arbeit , abgesehen von der oft un klaren und unübersichtlichen Darstellung, in manchen Theilen wohl gelungen und mangelhaft eigentlich nur da, wo keine oder keine ausreichenden Urkundenquellen vorlagen , jeden= falls aber mindestens eine werthvolle Vorarbeit. Daß Hild es mit seinem Gegenstand ernst meinte, zeigt ein im Archiv von ihm auf Grund späterer Ermittelungen niedergelegter Widerruf seiner Irrthümer in Bezug auf das Regiment, dessen bearbeitete Geschichte wir hier anzuzeigen haben, und es ist nur zu beklagen, daß schriftstellerische Rücksicht ihn von Veröffentlichung seines Widerrufs abhielt , und daß so die einmal gedruckten Irrthümer sich forterbten. Anders ist es mit dem Kriegskalender. Dieser war von Anfang vorzugsweise nur nach gedruckten Quellen bearbeitet, und er übertrug so alle Irrthümer, welche bei dieſen unter gelaufen waren. Dennoch ist in dem Kalender ſelbſt und in dem beigefügten Abriß der Organisationsgeschichte eine Menge von werthvollem Material zusammengestellt, die Idee des Ganzen dabei eine so durchaus glückliche, daß wohl noch einmal eine Ueberarbeitung zum Druck zu wünschen wäre . Was dem Kriegskalender zunächst noch besonderen Werth gibt , ist eine als Anhang ihm beige gebene Sammlung kleiner Erzählungen aus der heimischen Kriegsgeschichte , die, mögen sie auch den reichen Stoff mehr als unerschöpft lassen , doch immerhin den Anfang bilden zu einer Arbeit , deren jedes Heer bedarf, zu einem Lesebuch für den Soldaten , das diesem in der lebendigen Darstellung wackerer Kriegsthaten aus der Vergangenheit des eigenen Heeres einen reichen Stoff der Anregung bie= tet , und die Fahne auf's Neue ihn achten und lieben lehrt , unter der er zu kämpfen berufen ist. In all' diesen Richtungen ist die Wiederaufnahme kri= tischer Arbeiten nach archivalen Quellen von hohem Werthe. Die vorliegende Schrift ist eine erste Probe davon , und wir freuen uns , sie als solche bezeichnen zu können . *) *) Auch die vor wenig Monaten bei E. Bekker dahier erschie= nenen Geschichtstafel der Gr. Heff. Infanterie dürfte als cine solche Probe neuerer Arbeiten zu nennen fein. Sie gibt in gedrängtefter Kürze und leichtübersichtlicher Form das Wichtigste aus der Geschichte der Gr. Jufanterieregimenter, und ist dadurch für jeden Freund der Geſwichte ein werth volles Orientirungsmittel. A. v. R. d. A. M.-Z.

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Ihrer inneren Anordnung nach zerfällt sie , nach einem Ueberblick der Ereignisse von 1683 bis zum Eintreffen des Regiments vor Negroponte (20. Auguſt 1688) , in_fol= gende Abschnitte: 1 ) Errichtung des Regiments , 2 ) Aus rüstung, 3) Formation, 4) Marſch bis Negroponte, 5) An= theil an der Belagerung von Negroponte, 6) lezte Nach richten über das Regiment, 7) Schluß. Wir verzichten darauf, dem Verf. durch die verschiedenen Abschnitte zu folgen, weil wir nicht meinen , daß die beurtheilende An zeige zugleich ein Auszug der beurtheilten Schrift sein solle. Es ist bekannt, wie die Republik Venedig in ihren damaligen Kämpfen gegen den "/ Erbfeind der Christenheit" fich um deutsche Hülfe umsah, und wie viele deutsche Fürsten in ihren Landen die Anwerbung von Regimentern für venetianischen Sold gestatteten. So war es auch mit dem Regiment von 1000 Mann in 10 Compagnien , das Prinz Georg von Hessen- Darmstadt aufstellte und be fehligte, und zu welchem (charakteristisch für jene Zeit) Sachsen-Meiningen fast eine ganze Compagnie , Sachsen Koburg die an der vollen Stärke dieser Compagnie noch fehlenden 20 Mann stellte. Die Darstellung der Errich tung , Ausrüstung 2. des Regiments zeichnet ein klares Bild des damaligen Heerwesens, das in diesen Beziehungen noch so ziemlich auf dem Stande war , wie wir es aus Lienhart Frönsperger's „ Fünf Büchern von Kriegsregiment und Ordnung" von 1555 kennen. Das Regiment kam am 20. August 1688 vor Negroponte an , und war fast noch Zeuge des glücklichen Angriffs, in dem die Belagerer unter dem Feldgeschrei „Jesu mit uns ! " die Außenwerke erstürmten . Von da an nahm es an dem ganzen Verlauf der Belagerung einen thätigen und ehrenvollen Antheil, bis diese endlich nach 100tägiger blutiger und zulcht doch fruchtloser Anstrengung aufgegeben und Eubba verlassen werden mußte. Das hartnäckige Festhalten des Dogen Morosini an einem Angriffsplane , der von Haus aus wenig Erfolg versprach, Ungunst aller Art , Wetter und Krankheit , dazu die zähe Tapferteit der Türken im Festungskrieg hatten das Unternehmen scheitern lassen. Das Heer zog ab nach einem Gesammtverlust von 20,000 Mann. Das Regiment allein hatte nahezu die Hälfte seiner Mannschaft verloren. Die spätere Geschichte des Regiments ist ohne besonderes Interesse; im Februar 1690 kehrte es in die Heimath zurück , und von da ab fehlen alle Nachrichten.

unbedrohte Brückenkopf Karababa deckte, dem Vertheidiger stets neue Kräfte über die Euripusbrücke zuführte. Um die Aehnlichkeit voll zu machen , war die Festungsanlage dort von einem vormals lombardischen Offizier geleitet worden, ebenso wie Sebastopol seine Fortificationen zu= nächst englischer Geniewissenschaft danken soll. Ob die Parallele auch bis zum Ausgang sich fortführen wird, steht der wohl nächsten Zukunft anheim. Der Verf. unserer Schrift hat darauf verzichtet , diese interessanten Pointen hervortreten zu lassen. Er hat sich mit dem Interesse begnügt, das der Stoff an sich gewährt, und es ist ihm gelungen , dieses in der einfachen, prunk losen , aber klaren und würdigen Darstellung der Ereig= nisse bis zu Ende festzuhalten. Das Regiment, Offiziere (darunter viele Namen noch lebender Familien) und Mannschaft, hat sich wacker gehalten und seinem fürst lichen Führer Ehre gemacht. Manche einzelne Züge heben sich besonders heraus , und auch das ist sicher eine That= sache von Werth, daß das Regiment Offiziere hatte, welche, da alle Ingenieure krank oder gefallen waren, deren Dienst mit voller Sachkunde übernehmen konnten. Vom hervor= tretendsten Interesse aber ist die Persönlichkeit des nur erst 19 Jahre alten Prinzen , der das Regiment befehligte. Dieselbe kühne Tapferkeit, die er schon im Feldzuge des Jahres vorher bewiesen , wo er nach amtlichem Bericht in der Schlacht bei Harſom ( 12. August 1687) „in Anſchung vieler Generalspersonen und anderer fremden vornehmen Volontärs sich an den Feind begeben und so lange char giret, bis daß er endlich einen sehr starken Türken mit eigener Faust erleget", - der feste Muth und sichere

So kurz hiernach auch die Zeit ist, innerhalb deren die Geschichte dieses Regiments sich abspielt, so ist doch schon die denkwürdige Belagerung von Negroponte, an der es rühmlichen Antheil hatte, ein Ereigniß von solcher Bedeutung, daß schon darum ein allgemeines Interesse an die Geschichte des Regiments geknüpft ist. Auch die Kämpfe der Gegenwart geben jeder neuen Darstellung von Kriegs ereignissen aus jener Zeit ein erhöhtes Interesse. Dop= pelt gilt das eben für die Belagerung von Negroponte, worin die Vergleichung manche Bezüge zu dem findet, was eben in der Krim vorgeht. Wie hier, so war auch dort das Unternehmen gegen einen Schlüſſelpnnkt gerichtet, der nur zur See zu erreichen war , dessen Bedeutung , nicht aber dessen Vertheidigungskraft man kannte, und der zu dem nur von einer Seite umschlossen werden konnte, so daß die offene Verbindung mit dem Festlande , welche der

Führerblick, der ihn später als Eroberer und Vertheidiger von Gibraltar auszeichnete, und der ihn zuleßt ( 14. Septbr. 1705) bei Erſtürmung des Forts Montjuich von Barcelona siegend den Heldentod finden ließ, bewährt sich auch hier in den Kämpfen um den Besig von Negroponte. Tadel haben wir wenig an dem Buche. Die Bearbei tung ist fleißig und sorgsam. Kleinere Ausstellungen sind kaum erwähnenswerth. So ist (S. 39) vom kurhessischen Bataillon die Nede, indeß Kassel erst 1795 die Kurwürde erwarb. Dagegen vermissen wir , als charakteristisch für die Zeit, einen Zahlungsetat, ein Mangel, der indeß wahrscheinlich durch die Unzulänglichkeit der Quellen sich entschuldigt. Die Ausstattung ist schön und würdig. Wir können nicht schließen ohne den Wunsch , dieser Schrift bald noch ähnliche folgen zu sehen. Die Heeres geschichte ist die Familiengeschichte für den Soldaten , der Ehrenspiegel , in dem die Vergangenheit fortlebt. Ein frischer Zug , ein zur rechten Zeit erzähltes Beispiel ist wirksamer, als aller Unterricht, als alle Rede, sei sie auch noch so eindringlich. Das gemeinsame Eigenthum_chren= voller Ueberlieferungen wirkt als ein fester Kitt im Trupp ; es liegt eine ernste Mahnung darin , die in Zeiten der Prüfung ihre Kraft bewährt. Jede Arbeit in dieser Rich tung ist darum werthvoll, möge fie lebende oder ausgestorbene Zweige der großen Familie berühren, als deren lebendiges Glied der Soldat im heimischen Heere ſich fühlen soll. 7.

Berichtigung. Aus Versehen wurde die Nummer von Donnerstag , 23. Novbr. mit der Nr. 139 ftatt " 140 " gedruckt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Dienstag , 28. November 1854.

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Deutschlan d. Bei Gelegenheit des kürzlich erfolgten Ueberganges des Gouvernements der Bundesfestung Mainz an Preußen theilt die N. P. 3tg. " die folgenden geschicht lichen Notizen mit. Nachdem Mainz in dem Pariser Protokoll vom 3. November 1815 zur Festung des Deutschen Bundes erklärt war, schlossen Desterreich und Preußen am 10. August 1817 zu Karlsbad eine Convention , welche den Besaßungsdienst und die militärische Verwaltung der= felben regelte. Am 8. October 1818 erklärten beide Mächte fich bereit, dem Deutschen Bunde die Festung Mainz zum Eigenthum zu überantworten. Die Bundesversammlung beschloß die Annahme dieses Anerbietens in der Sigung vom 5. October 1820. Die wirkliche Uebergabe von Mainz an den Deutschen Bund fand jedoch erst am 15. December 1825 statt. — In Art. 3 der oben erwähnten Karlsbader Convention war bereits festgesezt , daß das Gouvernement und die Commandantur zwischen Desterreich und Preußen nach einem 5jährigen Turnus wechseln solle, und diese Bestimmung wurde durch Beschluß vom 28. Juli 1825 von der Bundesversammlung adoptirt. Nachdem nun, in Folge früherer Verabredungen zwischen Oesterreich und Preußen, dem Erzherzog Carl bereits im Jahre 1816 das Gouvernement übertragen war, trat am 29. October 1824 der erste Wechsel ein. Es wurde nämlich für den Zeit raum vom October 1824 bis dahin 1829 von Preußen der Prinz Wilhelm zum Gouverneur und von Desterreich der Feldmarschalllieutenant von Mensdorf zum Comman = danten ernannt. Von da ab hat regelmäßig alle 5 Jahre ein Wechsel stattgefunden. Es fungirten nämlich : in dem Zeitraum vom 6. November 1829 bis 19. September 1834 als Gouverneur: Feldmarschall Herzog Ferdinand von Württemberg, als Commandant : Generalmajor Frhr. von Müffling; in dem Zeitraum vom 19. September 1834 bis 29. October 1839 als Gouverneur : Prinz Wilhelm von Preußen , als Commandant : Generalmajor Frhr. Bieret de Bihin; in dem Zeitraum vom 29. October 1839 bis 29. October 1844 als Gouverneur: Landgraf Philipp von Hessen-Homburg, als Commandant : Generalmajor von Quadt; in dem Zeitraum vom 29. Dctober 1814 bis October 1849 als Gouverneur : Prinz Wilhelm, von

Preußen, als Commandant : Generalmajor von Jezer ; in dem Zeitraum vom October 1849 bis 29. October 1854 als Gouverneur : Erzherzog Albrecht, als Commandanten : Generalmajor von Schack, Generallieutenant von Hahn, Generalmajor ron Herwarth ; in dem Zeitraum vom 29. October 1854 als Gouverneur: Prinz von Preußen, als Commandant : Feldmarschalllieutenant von Baumgarten.

Schweiz.

- N. Vom eidgenössischen Kriegsrathe ist die Bestim = mung getroffen, daß die gezogenen Gewehre für die Jäger bis auf neue Ordre erst bei einer Compagnie per Bataillon angeschafft zu werden haben, indeß bei den übri= gen Compagnien erst 1859 diese Waffe komplett zu machen sei (der früher bestimmte Termin war 1857). Die Eid genossenschaft vergütet 15 Frs. per Stück, wenn die An schaffung des Gewehres durch sie realisirt wird. Troß dem kommt dieses gezogene Jägergewehr dem Manne noch im= mer theuer genug zu stehen, ist jedoch dann eine gute und schöne Waffe, welche mit der Zeit bei den Schießfesten oft genug figuriren wird. Beweis ihrer Güte ist der, daß von Piemont aus eine starke Bestellung für eine der ersten Schießgesellschaften in Genua , deren Mitglied General La Marmora ist , gemacht wurde. (Bekanntlich gab die Zusendung Veranlassung zu einer Confiscation durch den Bundesrath, welcher anfänglich glaubte, die Bestellung gehe, von Revolutionären aus , die einen Einfall in der Combarbet beabsichtigten). frankreich. Das französische Kriegsmaterial, welches am 1. Januar 1849 einen Gesammtwerth von 459 Mill. Fr. hatte, be= stand aus 4967 Stück Belagerungsgeschütz von Bronze, 3411 von Eisen , 3800 Feldgeschüßen von Bronze, 2975 Mörsern, 4382 Bombenkesseln, 289 bronzenen Steinböllern, 6,091,234 Vollkugeln, 936,360 Bomben, 1,600,000 Hau= biggranaten, 212,215 Granaten, 177,588 gefüllten Kugel büchsen, 16 Millionen Kugeln , 25 Millionen Kilogram= men Schickpulver , 99 Millionen scharfen Patronen 2c., 2,940,000 Gewehren und über 1 Million Säbeln. Dieß Material ist seitdem noch vermehrt worden.

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Paris , 16. Novbr. An drei Orten wird jezt an dem Bau von Kanonenbooten und schwimmenden Batterien gearbeitet : in Nantes , Havre und in den Staatsgießereien von Creuzot , wo sie aus Eisen ange fertigt werden. Die Widerstandsfähigkeit soll ganz außer= ordentlich sein. Sie werden mit der Schraube bewegt, allein die Dampfmaschine ist mit einem Apparat versehen, der den Rauch vollständig verzehrt, so daß die schwimmende Citadelle fich nicht durch den Schornstein verrathen kann. Um das unvermerkte Herankommen noch mehr zu erleich tern, werden sie ganz meerfarben angestrichen werden. Ihr Bau ist sehr flach , in das Wasser werden sie nur gerade so tief gehen , als zum Tragen der Kanonen unumgäng lich nöthig ist. Dabei ist dennoch für die Mannschaft Alles auf das Bequemste eingerichtet.

und der gänzliche Mangel an brauchbaren Offizieren bei denselben die Ursache zu seiner Beförderung zum Sous lieutenant bei dem ersten Bataillon der Nationalgarde des Oberrheins wurde. Es war dieß eine Unregelmäßigkeit, da die Nationalgarden das Recht hatten , ihre Offiziere selbst zu wählen, welche indeß dadurch ausgeglichen wurde, daß die Grenadiere des Bataillons zu ihrer Compagnie wählten. Wenige Monate nachher wurde er zum Adju= tanten und bald darauf zum Hauptmann bei einer Com pagnie gewählt. In dieser Stellung blieb er, bis im November 1793 das Bataillon nebst anderen von der Rhein-Armee, der Mosel -Armee zugetheilt wurde , über welche General Hoche den Oberbefehl führte. Dieser for= derte diejenigen Offiziere auf sich zu melden , welche die Fähigkeiten zu haben glaubten, den Pesten eines General stabsoffiziers auszufüllen , da die vorhandenen nicht aus reichend waren. Soult meldete sich und wurde dem General

Paris , 17. Novbr. Der "I Moniteur" veröffentlicht heute ein kaiserliches Decret , welches verordnet , daß die 6. Compagnie des 3. Bataillous in jedem der 100 Linieninfanterie - Regimenter unverweilt ge= bildet werde.

Achren lefe auf dem Felde der kriegsgeschichtlichen Literatur.

I. Die kürzlich erschienenen Memoiren des Marschall Soult, herausgegeben durch dessen Sohn , deren erster Theil uns vorliegt, enthalten in diesem Theile eine gedrängte , über fichtliche Darstellung der ersten Kriege der Revolution von 1792 bis zum Ausbruch des Krieges im Jahre 1799, von denen die Feldzüge am Rhein und in Belgien vorzugs weise berücksichtigt sind , während die Begebenheiten auf den anderen Kriegstheatern nur beiläufig und mehr des Zusammenhanges wegen Erwähnung finden. Aber auch die Ereignisse auf den Kriegstheatern am Rhein und in Belgien, sind meist nur in allgemeinen Zügen gegeben und bloß diejenigen Kriegsereignisse , bei denen der Verfasser der Memoiren sich befand, erhalten eine mehr in die Einzelnheiten eingehende Darstellung , welche sich erweitert nach Maßgabe der höheren Stellungen , die er nach und nach in dem Heere einnahm. Die kritischen Urtheile, denen er hierbei die kriegerischen Operationen der Oberbefehls Haber unterwirft, so wie die Schilderungen der Persön lichkeiten und Beurtheilung der Fähigkeiten von den her vorragendsten französischen Heerführern auf diesen Theilen des Kriegstheaters, wie Hoche, Jourdan, Pichegru, Moreau und anderer, sind von hohem Interesse und ebenso die Blicke , die er uns auf den Zustand der damaligen fran zösischen Heere thun läßt. Im Anfang des Jahres 1785 trat der noch nicht völlig sechszehnjährige Soult in das damalige Regiment Royal Infanterie, bei welchem er in den unteren Graden diente, bis im Jahre 1791 die Errichtung der Nationalgarden

stabe des Generals Taponier zugetheilt. In der Function als Chef des Generalstabs finden wir ihn während des Feldzuges 1794 bei der Division des General Lefebre, wo er rasch hintereinander die Grade als Bataillonschef und Oberst erhält, bis er nach der Schlacht an der Roer, 11. November 1794 , zum Brigadegeneral ernannt wird. Den folgenden Feldzugen von 1795, 1796 und 1797 wohnte er dann an der Spize seiner Brigade in der Armee der Sambre und Maas bei. Wie fühlbar zu Anfang des Krieges der Mangel an brauchbaren Offizieren in den französischen Heeren war, von denen die älteren Truppen ihrer Offiziere theils durch Emigration , theils durch das Mißtrauen , welches jeden Adligen von den höheren Befehlshaberstellen entfernte, beraubt worden waren , während bei den Nationalgarden die aus Wahl hervorgegangenen Offiziere meist jeder mili tärischen Bildung und Erfahrung entbehrten, und wie erst nach und nach dieser Mangel durch Hervorziehung fähiger Männer beseitigt wurde, davon geben die vorliegenden Memoiren die gültigsten Beweise. So erzählt der Ver= faffer : Im Monat Mai 1793 stieß das Bataillon , bei dem ich stand, zum Armeccorps des Generals Kellermann, wo es einen Theil der Brigade Bourbonnais ausmachte. Alle Morgen wurden ganze Truppentheile auf Recognos cirung ausgesandt oder wurden beauftragt , vor Anbruch des Tages eine Stellung an der Gränze zu beziehen. Diese Maßregel war sehr gut, denn sie bezweckte die Wach famkeit zu unterhalten und die Truppen im Dienst zu unterrichten. Wenn die Reihe hierzu mein Bataillon traf, beauftragte mich der Bataillonschef gewöhnlich , ihn im Commando zu vertreten und die Offiziere gehorchten ohne Schwierigkeit meinen Befehlen , obgleich ich nur Adjutant oder der jüngste Hauptmann war. Der Bataillonschef war übrigens nicht ohne Befähigung , aber die Gewohn = heit fehlte ihm , eine Truppe zu führen und er fürchtete sich bloßzustellen. Ich war nicht viel erfahrener als er, aber ich hatte mehr Selbstvertrauen , so daß der Dienst nicht darunter litt. ―― Mehrere Postengefechte fanden statt, bei denen mein Bataillon sich auszeichnete. Eines Tages wurde es mit einem anderen Bataillon Freiwilliger deta chirt, deffen Oberst, ein sehr betagter ehemaliger Offizier, wenig zur Führung desselben befähigt war. Der Feind war vor uns, es mußten Maßregeln ergriffen werden und

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beide hierüber gleich verlegenen Chefs ſchlugen mir vor, Zeitraum war es unmöglich , das Werk zu beendigen ; mich dessen zu unterziehen. Ich hatte Vertrauen , nahm indeß wurden so viel Arbeiter angelegt , als der Raum Die Batterie war noch nicht den Vorschlag an und es gelang mir , den Feind zurück nur zu halten vermochte. zuwerfen. völlig beendigt, als die verhängnißvolle Stunde schlug ; Auch die Führung größerer Truppentheile mußte oft Saint-Just aber hielt sein grausames Versprechen . Der Offizieren niederen Grades übergeben werden, wenn in Artilleriehauptmann wurde sogleich verhaftet und zum Tode wichtigen Fällen der Oberbefehlshaber auf die zweckmäßige gesandt , denn das Schaffot folgte den blutdürftigen Ne Ausführung seiner Anordnungen rechnen wollte. So stellte präsentanten überall hin. Wenn wir nicht gesiegt hätten, 3. B. General Hoche in den Gefechten , welche der Ein fügt Marschall Soult hinzu , die Mehrzahl der höheren nahme der Weißenburger Linien und dem Entsaße von Offiziere unter uns würde demselben Schicksal erlegen sein. Eine charakteristische Probe von den Befehlen , welche Landau , im December 1793 , vorhergingen , die General Stabsoffiziere Jacopin , Grenier und Soult an die Spiße mitunter vom Wohlfahrtsausschuß an die Armeecomman = von Brigaden , obgleich die Ersteren nur den Grad des danten ergingen, gibt der Erlaß desselben vom 22. October Bataillonschef, der Lestere nur den eines Hauptmanns 1793 an den General Jourdan nach dem Siege bei hatten. Indem Soult dieses erzählt, feßt er hinzu : Durch Vattignies über die Oesterreicher. Der Wohlfahrtsaus die Berufung von Offizieren unteren Grades zu höheren schuß wollte von diesem Siege den möglichsten Nugen Befehlshaberstellen , erlaubte fich Hoche eine Neuerung, ziehen und befiehlt dem General Jourdan , den rechten welche üble Folgen haben konnte ; aber durch die Untüchtig Flügel seiner Armee in Bewegung zu seßen. „Die Sam keit der Generale war er dazu gezwungen. Er war ge= bre, heißt es in dem Decrete , ist zu überschreiten , sei es nöthigt zu fiegen, um seinen Kopf zu retten und er nahm oberhalb oder unterhalb Maubeuge oder auch in Maubeuge daher alle Diejenigen zu seiner Unterstüßung , die er für selbst; der Feind ist zu umringen, von allen Seiten zu fähig hielt, daß sie sein Vertrauen rechtfertigen würden. umstellen , und auf dem Theil des Territoriums einzu Man gehorchte und Niemand murrte; so groß war damals ſchließen , deſſen er sich bemächtigt hat ; die Verbindungen die Verläugnung , die in den Reihen der Armee herrschte, mit seinem eigenen Lande sind ihm abzuschneiden und er wo man nur verlangte, gut angeführt zu werden , um des ist von seinen Magazinen zu trennen, welche zu verbrennen Sieges gewiß zu sein. Indeß gab Hoche ein übles Bei find, wenn man sich deren nicht bemächtigen kann. Es spiel, indem er sich von der Richtschnur der militärischen soll ein Handstrich auf Namur ausgeführt und der Versuch Hierarchie entfernte, welches nicht nachgeahmt werden darf. gemacht werden , Quesnch zu nehmen . Während eine Welche Bewandtniß es übrigens mit dieser gerühmten Division der Armee nach der Seite von Mons operirt, Selbstverlängnung hatte und wie sie hervorgerufen wurde, wird die andere den Feind auf der Seite von Cysoing, geht aus dem Beispiel des Generals Donadien hervor, Maulde und Tournay drängen und wird dahin trachten, welcher bei derselben Gelegenheit, der Einnahme der Weißen ihre Vereinigung mit der ersten zu bewirken, sei es, indem burger Linien , die Cavalerie befehligte. General Hoche sie Mons und Tournay einschließt, oder indem sie zwischen hatte ihm einen Angriff in dem Augenblick anbefohlen, diesen Städten und der Gränze durchgeht. " Wie war es wo die feindlichen Reihen anfingen zu wanken , Donadien möglich, solchen Instructionen nachzukommen ! ruft Soult verstand nicht den Angriff gehörig einzuleiten und so ging aus. Jourdan, indem er sie empfing, hat über die Folgen der günstigste Moment vorüber, wo er vielleicht dem Feinde erschrecken müssen , die daraus hervorgehen konnten; aber es durfte nicht gezögert werden ; Robespierre war einer der einen großen Verlust hätte zufügen können. Einige Wochen zuvor noch Adjutant bei den Dragonern, war der General Unterzeichner des Befchles. Donadieu , nach dem Ausspruche des Marschall Soult, Der Geist , welcher die damaligen Heere der Republik nur der Unfähigkeit zu zeihen ; nichtsdestoweniger aber beseelte, wird vom Marschall auf folger.de Weise geschil= wurde er des Ungehorsams beschuldigt und seine Verhaf dert : Die Offiziere gaben das Beispiel der Ergebenheit; den Tornister auf dem Rücken , ohne Sold , denn es war tung sofort durch die Volksrepräsentanten angeordnet. Er wurde nach Paris geführt , vor Gericht gestellt und ent= erst viel später und erst als die Assignaten allen Werth hauptet. verloren hatten, daß sie, sowie die Generale , monatlich Ein anderes Beispiel, wie von den Volksrepräsentanten acht Franken in Silber erhielten , nahmen sie Theil an bei den Armeen der militärische Gehorsam unter der den Fassungen wie die Soldaten und empfingen die ihnen Schreckensherrschaft des Wohlfahrtsausſchuſſes verstanden unentbehrlichen Kleidungsstücke aus den Magazinen. Man wurde, erzählt der Marschall Soult bei Gelegenheit der gab ihnen einen Bon , um einen Rock oder ein Paar Belagerung von Charleroi im Juni 1794. Die Volks Stiefeln zu entnehmen. Indeß dachte keiner daran, sich repräsentanten Saint-Just und Lebas besichtigten eines über diese äußerste Noth zu beklagen oder sein Augenmerk Tages die Anlage einer Batterie , die man eben ange= vom Dienste abzuwenden, der ihr einziges Studium und der alleinige Gegenstand ihres Wetteifers war. In allen fangen hatte zu traciren. „Wann wird sie fertig sein?" Graden derselbe Eifer , dasselbe Streben selbst über das fragt Saint-Just den Hauptmann der Artillerie , der mit der Ausführung der Batterie beauftragt war. Das Gebot der Pflicht zu gehen; wenn Einer sich auszeichnete, hängt von der Zahl der Arbeiter ab, die ich erhalte, ant so suchte der Andere ihn durch seinen Muth, seine La= wortet der Offizier , indeß wird unausgesezt daran ge= lente, seine Handlungen zu übertreffen; es war dieß das arbeitet werden. ― "Wenn morgen um sechs Uhr die einzige Mittel vorwärts zu kommen ; die Mittelmäßigkeit Batterie nicht so weit fertig ist , daß das Feuer eröffnet konnte sich nicht_empfehlen. In den Generalstäben gab werden kann , so fällt Dein Kopf!" In diesem kurzen es unausgeseßte Arbeiten , welche alle Zweige des Dienstes

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umfaßten und noch reichten sie nicht aus ; man wollte an Allem theilnehmen, was geschah. Ich kann wohl sagen, es ist dieß die Epoche meiner Laufbahn, wo ich am meisten gearbeitet habe und wo die Chefs am meisten forderten. In den Reihen der Soldaten herrschte dieselbe Ergeben. heit, dieselbe Selbstverläugnung. Niemals sind die Armeen gehorsamer gewesen, niemals waren sie von größerem Eifer belebt; es ist dieß die Epoche der Kriege, wo die kriege= rischen Tugenden am meisten unter den Truppen herrschten. Die Anwendung eines Luftballons zur Recognoscirung der feindlichen Stellungen in der Schlacht von Fleurus ist bekannt, hören wir , was der Marschall Soult darüber sagt: Diese lächerliche Neuerung würde nicht verdienen, auch nur erwähnt zu werden , wenn man ihr nicht hie und da eine große Wichtigkeit beigelegt hätte. Die Wahrheit ist, daß der Ballon nur hinderlich war. Eine Compagnie Aerostiers, welche hinter der Armee aufgeſtelit war , war mit der Leitung des Ballons beauftragt; ein General und ein Ingenieuroffizier bestiegen zu Anfang des Gefechtes das Schiffchen, um von da aus die Bewegungen der Alliirten zu beobachten. Durch Rapportzettel, welche längs des Seiles , mit dem der Ballon geleitet wurde , herabge= lassen werden sollten, sollten ſie hierüber Nachrichten geben, aber in der Höhe, zu welcher man sie aufsteigen ließ, ent= gingen die Einzelnheiten ihren Beobachtungen. Man wurde daher nicht besser unterrichtet und Niemand achtete weiter darauf, die Feinde so wenig als wir selbst. Vom General Hoche, welcher nach kurzer Krankheit am 19. September 1797 in ſeinem Hauptquartier zu Weylar starb und dessen schneller Tod das noch nicht aufgeklärte Gerücht einer Vergiftung veranlaßte , gibt der Marschall folgende Charakteristik; General Hoche besaß die Eigen= schaften eines großen Feldherrn , welche noch durch die ver führerischsten äußeren Gaben gehoben wurden. Seine edle und würdevolle Haltung , ſeine offene , einnehmende Ge fichtsbildung erweckten das Vertrauen bei dem ersten An= blick, wie auf dem Schlachtfeld ; seine ganze Erscheinung war chrfurchtgebietend. Ein schneller und sicherer mili= tärischer Blick, ein unternehmender Charakter, den feine Schwierigkeit zurückzuschrecken vermochte , edle, erhabene Gesinnungen und zu gleicher Zeit eine große Gutmüthig = feit, eine fortwährende Sorgfalt für den Soldaten ; es bedürfte nicht Alles dessen , um daß der Soldat in ihm einen Chef liebte, der stets glücklich in seinen kriegerischen Unternehmungen gewesen war, und der den Ruhm hatte, der Vendée den Frieden gegeben zu haben. Man hat ihm Ehrgeiz vorgeworfen. Er war erst 30 Jahre alt, als ihn der Tod dem Vaterlande entriß ; in diesem Alter , an der Spiße einer Armee , mit dem Ruf dessen er genoß und dem eigenen Gefühl seines Werthes , war es sehr schwer, sich vor Ehrgeiz zu bewahren , besonders da er neben sich Männer sich erheben sah, denen zu gleichen er glauben konnte. Auch bin ich überzeugt , daß , wenn Hoche gelebt hätte, er dem 18. Brümaire würde zuvorgekommen sein, oder daß er wenigstens die Rolle des Pompejus über nommen haben würde, als der neue Täſar ſich der höchsten Gewalt bemächtigte.

Weniger günstig lautet das Urtheil Soult's über den General Kleber : Begabt mit vielem Verstand , im Besiz sehr großer Talente für den Krieg, von den Truppen ge= liebt , glücklich in den Gefechten , benußte der General Kleber alle diese Vortheile nur mit übler Laune und hatte Mühe , seine ihm von Natur eigene Trägheit zu über winden. Immer unzufrieden , herriſch , keine Schicklichkeit achtend , ertrug er nur ungern jede höhere Autorität als die ſeinige und suchte stets sich ihr zu entziehen. Ueber die militärischen Talente Pichegru's sagt Soult : Ich gehöre zu denjenigen, welche Pichegru für einen mittel mäßigen General halten , den die Zufälligkeiten der Um stände auf eine wunderbare Weise unterstüßt haben und der meistens nichts gethan hat , als die Früchte von Er folgen zu sammeln, an denen er keinen Theil genommen hatte.

Literatur. Kurze Anzeigen und Nachrichten. 1. BN. London . Neben der Biddulph'ſchen „Karte von Se bastopol" ist eine neue der Environs of Sebastopol mit den Batterien und den Approchen von dem k. Geographen James Wyld erschienen. Die Pofitionen der Verbündeten , wie der Be lagerten find darauf genau angegeben und durch vorhandene Colo rirung bezeichnet , auch find die Schußlinien eigends bemerkt. In der Ecke der Karte befindet sich die genaue Angabe des Bestandes der englischen Streitkräfte, nach Diviſionen und Brigaden mit den Namen der Anführer. Die Karte iſt ungemein übersichtlich , und dürfte bei der Verfolgung der Operationen ein bedeutendes Hülfs mittel darbieten. Für Deutschland wird diese Karte von A. Asher u. Comp. in Berlin debitirt. Unter dem Titel : „Mein Kamerad und meine Farben" (My Comrade and my Colours, fl. 8.) iſt vor Kurzem bei Trübner und Comp. in London ein recht nüßliches und populäres Soldaten= büchelchen erschienen. Der Verfaffer ift ein Geiftlicher , der Rev. Erskine Neale , Rector von Kirton , Verfaſſer eines Lebens des Herzogs von Kent. Es ist eine anzichende Anckdotenſammlung (meist aus den Kriegen der Engländer gegen Napoleon) , welche die Aufgabe hat , die Cardinaltugenden der englischen Armee an einer Rethe meist sehr glücklich und frappant gewählter Beiſpiele zu beleuchten. Jener kühle besonnene Muth , welcher die engliſche Armee in der modernen Kriegsgeschichte ftets so vortheilhaft aus gezeichnet hat, steht natürlich in erster Reibe. Während des Feld zugs in Spanien“ , erzählt der Verfasser , „wurde das Fort Mata= gorda der Schauplaß eines heißen Kampfes. Dreißig Stunden lang währte der Kugelregen vor dem Fort, und es waren 64 Leute von 140 gefallen , als General Graham eine Diversion , die er beabsichtigt hatte , unausführbar findend , Boote abſendete , um die Ueberlebenden wegzuführen . Die Frau eines Sergeanten , _mit Namen Patson, befand sich mit einigen Verwundeten in einer Cafe. matte, als ein junger Trommler beordert wurde, aus dem Brunnen des Forts einen Eimer mit Wasser zu bolen. Da fie sah , daß der Knabe zauderte , riß fie ihm das Gefäß aus der Hand , troßte der furchtbaren Kanonade , und als ein Schuß den Henkel des Gefäßes abris , bob sie es unerschrocken wieder auf und vollbrachte ihre Miffion." Wobl mochte die launige Glücksgöttin" , meint der Verfaffer, einer Armee ihre Gunft zuwenden, wo ein so kühler Heroismus fogar die fie begleitenden Weiber belebte." (A. 3.)

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Donnerstag, 48th 30. November 1854. 794 Bajra leyt 561ms ) Brilli Friv og i

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Militär - Beitung.

Großbritannien . London , 15. November. Das ärztliche Armee Departement hat endlich eine wesentliche Reform erfahren , wie aus einer Bekanntmachung des Kriegssecre tars S. Herbert zu sehen ist. Die Regierung hat nämlich beschlossen , einen regulären Apothekerdienst einzuführen, und bietet den Candidaten annehmbare Bedingungen : Lieutenantsrang in den ersten fünfzehn Jahren, und nach her Capitänerang. Der Sold steigt je nach der Anzahl der Dienstjahre von 5 bis 18 Sh. täglich ; die Pension (oder Halbfold) von 5 bis 9 Sh. täglich . Doch muß der Armeeapotheker auf 30 Jahre in Dienst treten. Die Re gierung hat das Recht, ihn nach fünf, zehn u. s. w. Jahren auf Halbsold zu sehen; er selbst dagegen kann nur im Fall er invalid wird früher seine Entlassung fordern.

Rußland. Zu Anfang dieses St. Petersburg, 14. Novbr. Jahres wies der Kaiser den Antrag des Adels unseres Gouvernements zurück, eine Art Landesvertheidigung zu bilden , weil mit den Grundsägen unserer inneren Regie rungspolitik eine außerhalb der strengen Disciplin und alleinigen Disposition des souveränen Willens sich be wegende Körperschaft, sei es auch zur Vertheidigung des Landes, nicht vereinbarlich sei. Damals glaubte man auch nicht, der Krieg werde einen Umfang annehmen, der nach Man war gerade ziemlich flar hervorzutreten beginnt. daher nicht wenig von der Kunde überrascht , die kaiser liche Familie werde zur Vertheidigung des Vaterlandes ein Schüßenregiment ausrüsten, und der Kaiser habe mit telst Handschreibens vom 25. October an den Appanage minister nicht allein die Genehmigung hierzu ertheilt, son dern auch die Appanagenbauern zur Bethätigung der von jeher berühmten Lapferkeit der Ruffen aufgerufen. Die erwähnte neue militärische Formation aus Appanagen bauern wird , wie eben erwähnt , unter Bezeichnung : Schüßenregiment der Kaiserlichen Familie" in's Leben treten und vorzugsweise aus Appanagenbauern der Domänen in den Gouvernements Nowgorod , Archangelsk und Wologda bestehen, wo es besonders viel geübte Jäger

gibt. Uebrigens sollen auch andere Individuen freien Standes angenommen werden, wenn sie ihre Geschicklich keit im Schießen nachgewiesen haben und nicht zur recruten pflichtigen Reihenfolge gehören. Das Regiment wird ver wendet, wo man es für gut hält , und nach Beendigung des Krieges wieder entlassen werden. Außer vollständiger Verpflegung der Soldaten erhält ein jeder Soldat dieſes Regiments 3 Silberrubel monatlich eine bisher in Rußland unerhörte Gage. Die Uniformirung wird der Bauerntracht angepakt, und der Bart darf beibehalten werden. Vorläufig behält jeder Schüße seine eigene Jagd flinte bis zur Austheilung gleichförmiger Waffen. Die Einkleidungskosten trägt der Appanagenfonds , ebenso die der Verpflegung bis zum Ausrücken des Regiments. Ob bei diesen friegerischen Maßnahmen friedliche Dispositionen vorauszusehen sind , mag Jeder selbst beurtheilen ; so viel ist sicher, daß die immer wiederholten Klagen über die verderblichen Scharfschüßen des Feindes mit zur Bildung des Schüßenregiments beigetragen haben. Uebrigens ist diese Formation ein Seitenstüd zu der Ruderflottille von Freiwilligen im finischen Meerbusen .

Niederlande. Der Nieuwe Spectator" bringt im Septemberheft 1. 3. folgende Mittheilungen : In dem beantragten Kriegsbudget haben wir mit Freude bemerkt , daß der Minister beabsichtigt, den Sold der Mannschaften um zwei Gents täglich zu erhöhen. Wie gering die Erhöhung auch sei, sie ist doch eine große Verbesserung; sie ist etwas gutes , billiges und nothwen diges, und darum hoffen wir, daß die geseßgebende Macht Die Verwaltung, ihre Zustimmung dazu geben wird. welche die Verbesserung vorschlägt , hat ein Recht auf den Dank der Allgemeinheit. Wir bringen um so lieber diese Huldigung , weil wir dadurch wieder zu erkennen geben wollen , daß unsere Zeit schrift keineswegs, wie man dieß mitunter mit Unrecht sich vorstellt , eme Oppositions - Zeitschrift ist , die nichts thut, als tadeln und mißbilligen. Unsere Sprache ist alle Zeit frei, aber nicht feindlich und wir halten uns stets an die Worte, welche wir bereits vor mehr als sechs

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Jahren in dieser Zeitschrift gesprochen und die uns fort dauernd zurRichtschnur gedient haben : ,,...es soll Opposition ſein in Hinsicht deffen, was fehlerhaft, verkehrt und schlecht ist ; - aber eine Opposition , die durch keine besonderen Rücksichten geleitet, allein die Sachen behandeln und so weit dieß möglich ist , die Personen außer Spiel lassen ſoll, eine Opposition , wie sie jede verständige Regierung wünschen muß; cine Opposition, die, wie es sich von selbst versteht , eine irrige Meinung haben kann , aber die doch bei ihren Irrthümern ehrlich und auf Treu und Glauben sein soll ; eine Opposition endlich , die wie auch die Zeiten ſein und die Zustände sich verändern mögen , sich ihrer früheren Sprache nicht schämen , nicht ihre früheren Prin cipien verläugnen darf, weil sie nichts anderes im Auge soll haben , als das Wohlsein der Armee , als die Aus breitung und Zunahme unserer Volkskraft." Aus dem vorgeschlagenen Budget ersehen wir auch, daß in künftigem Jahr die Milicicns der Infanterie nur sechs Monate unter den Waffen zubringen sollen. Der Minister scheint durch finanzielle Gründe zu diesem Ent schluß gebracht worden zu sein , wir glauben aber, daß auch ohne diese Gründe es wünschenswerth ist , die Mili ciens der Infanterie kein ganzes Jahr unter den Waffen zu behalten , und daß eine Zeit von sechs Monaten mehr als genügt, um einen Infanteristen zu üben . — Die zweite Kammer klagt über die hohe Summe des Kriegsbudgets . Da ist wohl einiger Grund zu dieser Klage. In gewöhnlichen Zeiten , wenn man es ernstlich will, kann diese Summe ohne Nachtheil für das Allge meine vermindert werden ; gleichwohl darf diese Verminde rung keine Millionen betragen. Aber in jeziger Zeit, wo wir jeden Augenblick in einen Krieg verwickelt werden können , möchte es Thorheit sein , an eine Verminderung der Ausgaben für die Armee zu denken. Ferner klagt die Kammer über die große Anzahl unserer Festungen. Sie hat recht , wenn sie behauptet, daß wir zu viele haben, aber sie hat unrecht , wenn sie glaubt, daß durch die Verminderung der Zahl unserer Festungen that= sächlich ansehnliche Ersparnisse entstehen würden . Die Ersparnisse dürften sehr unbedeutend sein, und es ist nicht wegen der Ersparnisse , sondern aus Rücksicht auf unsere Landesvertheidigung , daß wir weniger Festungen haben müssen. Wenn wir daher auf ein gänzliches Verlassen von Mastricht und Venlo dringen , so geschieht dieß nicht, weil diese Festungen jährlich an Unterhalt einige tausend Gulden kosten , denn dieß bedeutet nicht viel; wohl

vermocht hätten , „ als dem weiteren Verfall der Flotte vorzubeugen". Dieß ist ein düsteres Gemälde. In weit es übertrieben ist, laſſen wir dahin gestellt ſein ; aber sicher ist es , daß unsere Marine sich in keinem günstigen Zustand befindet. Es ist dieß hauptsächlich zwei Ursachen zuzuschreiben : einmal, daß zu wenig Geld für unsere Flotte verwendet wird und das anderemal, daß die Leitung unſerer Seemacht meistens wenig geschickten Händen anvertraut gewesen ist. Es wird bei unserer Marine zu viel ausgegeben für das Ueberflüssige und zu wenig für das Nothwendige : bei einem Budget von 5,900,000 Gulden betragen die Ausgaben für das Personal der Seemacht noch nicht ein Drittheil von dieser Summe , nämlich nur 1,878,000 fl.; dagegen nehmen die zwei ersten Abtheilungen desselben : Kosten der Administration" und Kosten nicht gehörend zu den Marine - Angelegenheiten" schon beinahe vier Tonnen weg. Das „Materielle der Seemacht “ erfordert 2,263,789 ft. Sollte man nun mit derselben Summe nicht viel bessere Ergebnisse erlangen, wenn man die Kriegsschiffe nicht selbst baute , sondern auf Bestellung bauen ließ ? - Aber unsere Marine geht nicht gern vom Alten ab , und wenn man solch' einen Vorschlag zur Bestellung von Schiffen macht, dann kommt sogleich die Geschichte von den vierzig Schiffen zum Vorschein , welche man vor Jahr und Tag in Eng land auf diese Weise bauen ließ und die so schlecht ent= sprachen , daß man sie nur die forty thieves" (vierzig Diebe) nannte. Als ob dieß ein abschreckendes Vor bild wäre! Als ob dieses damalige Ergebniß nicht anderen Ursachen zugeschrieben werden könnte! Die Maßregel, um die Marineoffiziere nicht alle aus schließend aus der Militärakademie heranzuziehen, scheint Beifall zu verdienen. Viel dürfte dabei noch von der

aber geschieht es , weil diese Festungen bei einem Krieg einige tausend Mann unserer besten Truppen nußlos preis geben. Darum ist es schlechterdings nöthig, daß die Lim burgischen Festungen zeitig ganz verlassen werden. Sich vorzustellen, daß man dieß bei dem Ausbruch eines Kriegs. noch thun kann , ist eine Thorheit. Soll man denn die ganze Armirung dem Feind überlassen ? Wenn etwas entmuthigend ist , so ist es wohl das, was bei dem Marinebudget über den Zustand unserer Seemacht gesagt wird . In der Erläuterungs - Denkschrift wird von einem nicht zweifelhaften Verfall der Flotte" gesprochen, von einer " Entwickelung von Dingen, die zum Untergang geführt" ; während die zu einer „tüchtigen Ver mehrung der Schiffe" geforderten Summen noch nicht mehr

Weise abhängen , wie diese Maßregel ausgeführt wird .

Ueber das Feuer der Infanterie. In dem russischen Berichte über die Schlacht vom 5. d. M. bei Sebastopol wird die überlegene Wirkung der mit gezogenen Gewehren bewaffneten feindlichen Infanterie als eine Hauptveranlassung zum Abbrechen des Kampfes und zum Rückzuge angeführt. Es wird gleichzeitig berichtet , daß in Petersburg die Errichtung eines Schüßen- Regiments verfügt worden sei, und zwar dieß, horribile dictu ! vorerst mit einer Bewaff nung und Bekleidung ad libitum und sogar mit Gestat= tung von Bärten , für welche nicht einmal die Richtung und die Winkel in Linien und Punkten gleichzeitig präcis vorgeschrieben ſind. Hiernach könnte es fast scheinen , als ob der Verfasser von drei Artikeln in den Nummern 53 , 60 und 70 der Aug. M.-Ztg. vom Jahr 1841 Ueber das Feuer der Infanterie" nicht ganz im Unrechte gewesen wäre , als er -nach Erwähnung dessen , was bis dahin und in der damals neuesten Zeit in Frankreich), wo unter Napoleon kein gezogenes Gewehr bei der Infanterie geführt wurde, zur Einführung gezogener Gewehre bei einem bedeutenden

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Theile der Infanterie geschehen und in Aussicht genommen war -- am Schlusse sagte : „ Die technischen Fortschritte aller Art , welche unsere Zeit charakterisiren , haben sich auch derjenigen Zer störungswaffe zugewendet (dem Infanteriegewehre), die man fast aufgehört hatte, für die erste zu halten.. Ob der Menschenfreund dieß zu beklagen oder sich ―― darüber zu freuen hat, dieß lassen wir unerörtert. Jedenfalls aber dürfte die Annahme einer wesentlichen Aenderung in der Bewaffnung eines europäischen Staates die ungesäumte Aufmerksamkeit aller übrigen in Anspruch nehmen!" Der Meinung derjenigen , welche deßhalb den Werth des der gezogenen Feuerwaffe gering achten, weil sie deren Resultate auf dem Scheibenstande , als für das Schlacht feld durchaus unmaßgeblich erklären, dürfte in jenen Auf ſägen genügend entgegnet worden sein . Jedenfalls erscheint diese Meinung von den russischen Vertretern derselben nunmehr aufgegeben . Sollten wir aber nunmehr die Frage zu beantworten haben, ob sich das gezogene Gewehr zur allgemeinen Einführung bei der Infanterie empfehle, so würden wir diese Frage jedoch nur dann entschieden bejahen können, wenn man gleichzeitig , endlich einmal , von jener Massen führung der Infanterie im Kampfe entschieden abstrahiren wollte, welche die rohen französischen Aufgebote von 1794 uns überliefert haben , und wenn man von jener Führung zu einer in allen Beziehungen freieren Führung, gegründet auf die Intelligenz und Bildſamkeit des Menschen, ent= schieden übergehen wollte. Einige Ansichten über eine solche Führung finden sich ausgesprochen in einer kleinen Schrift: "Die taktische Vorbildung der Infanterie zum Kampfe und deren Stellung und Bewegung im Kampfe; nach den heutigen rationellen Forderungen . Von C. F. Darmstadt , G. Jonghaus'sche Hofbuchhand lung. 1850."

mit noch drei anderen Bataillonen dieser Landwehr bei der 3. Brigade , Prinz von Hessen- Homburg , des Bülow'ſchen Armeecorps stand ; im December 1813 wurde er Comman deur des ostfriesischen Landwehrregiments und machte als solcher noch den Feldzug 1815 mit, während dessen er auch Oberstlieutenant wurde. Er ist in der Militärliteratur bereits durch seine Geschichte des Kriegs von 813-1814 bekannt, ein Werk , welches allgemeine Anerkennung ge= funden hat und beſonders wegen der treuen und lebendigen Schilderung vieler einzelnen Züge und Thaten jener großen Zeit bei vielen kriegsgeschichtlichen Schriften über dieselbe als Quelle benußt und angeführt worden ist. Eben in diesem Werk ist auch die Geschichte jener vier Bataillone beim Bülow'ſchen Corps verwebt ; die ostpreußische Land wehr bestand aber aus 20 Bataillonen , und zwar waren 10 Bataillone , 2 Cavalerieregimenter vor Danzig, 6 Ba= taillone , 3 Cavalerieregimenter vor Cüstrin . Die Absicht, die Geschichte auch dieser Abtheilungen zu schreiben, damit eine solche von der ganzen oftpreußischen Landwehr bestehe, war es vorzugsweise , welche den vorliegenden Schriften ihre Entstehung gegeben hat. Der Verf. ist aber durch den Zusammenhang der Begebenheiten und durch den natür lichen Zug zur Darstellung der ganzen Zeit nach Ver mögen beizutragen, über diese Absicht hinaus geführt worden. Die Blokade Cüstrins umfaßt daher zunächst die Beschrei= bung von Stadt und Festung , dann eine Nachricht über frühere Geschichte, einen Abriß der Ereignisse im 7jährigen Krieg mit der Beschießung und den Bewegungen vor der Schlacht von Zorndorf, eine kurze, doch mit mancher interessanten Einzelnheit belebte Erzählung der pflicht widrigen schmachvollen Nebergabe von 1806 , eine Ueber sicht der durch die Franzosen ausgeführten Arbeiten, endlich die ausführlichere Darstellung der Blokade vom 17. März 1813 bis zur Capitulation am 7. März 1814. Bei Danzig hat der Verf. die hohe Wichtigkeit der Stadt und Festung, sowie der Umstand , daß er während der Belagerung von 1807 selbst als Adjutant unter den Vertheidigern war, noch weiter geführt. Er gibt eine Uebersicht der Dertlich feiten Danzigs , eine ziemlich ausführliche Geschichte der Stadt bis 1806 dabei besonders die Belagerungen von 1807 und 1813 mit den Ereignissen während der Beseßung durch die Franzosen . Die Schriften haben zunächst darin ein lebendiges Interesse, daß sie von einem Zeitgenossen , ja theilweise Theilnehmer, des wichtigeren und größeren Theils der geschilderten Ereignisse herrühren. Sie zeigen, wie die selben damals betrieben und aufgefaßt wurden , sie geben ein Bild der Stimmungen jener Zeit der inneren und äußeren Bewegungen, aus denen die Thaten hervorge= gangen sind. Der Verf. zeichnet mit großer Liebe das Bild der ostpreußischen Landwehr und wir finden das ganz in der Ordnung . Sie war es ja, die aus freier, freudig jedes Opfer leistender Begeisterung von Männern , die immer unter die besten des Vaterlandes zählen werden, hervorgerufen, das erste Beispiel und damit einen mäch tigen Antrieb zu der Landwehreinrichtung gab, der Preußen seine Erhebung und seine Siege mit verdankt. Der Verf. hat Recht, wenn er auch heute noch in dieser Einrichtung eine der Hauptgrundlagen der Größe Preußens findet und darum auch von den Verkümmerungen nicht schweigt, welche

Literatur.

1 ) Geschichte der Befestigungen und Belage rungen Danzigs. Mit besonderer Rücksicht auf die ostpreußische Landwehr , welche in den Jahren 1813 1814 vor Danzig stand. Von Carl Fric cius. Nebst einem Plane von Danzig und dessen Umgegend. • 8. Berlin , 1854. Verlag von Veit und Comp. (VIII u . 335 S. ) 2 Thlr. 2) Geschichte der Blokade Cüstrins in den Jah ren 1813 und 1814. Mit besonderer Rücksicht auf die ostpreußische Landwehr von Carl Friccius. Mit einem Plane der Umgegend von Cüstrin. 8. Berlin , 1854. Veit u. Comp . ( 45 S. ) 10 Ngr. Der Verf. dieser Schriften , jest Generalauditeur der f . preuß. Armee , commandirte 1813 das 12. (Königs berger) Bataillon der ostpreußischen Landwehr , welches

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dieselbe selbst bei ihrer Entstehung und später noch mehr hat erleben müſſen. Er hat ferner Recht, wenn er an die Gefahren erinnert , welche Preußen , ganz abgesehen von der Regierung und der Politik des Augenblicks , von Rußland drohen, weil es ein natürlicher und nothwendiger Zug des russischen Reichs ist , sich auch auf dieser Seite nach Westen auszudehnen. Wie dieser Zug sich damals schon in dem Auftreten vieler hohen russischen Offiziere aussprach, ist aus vielen Schriften bereits bekannt, wissen wir ja doch, daß Kutusow mit seinen Generalen förmlich darauf getrunken hat, daß in 10 Jahren mindestens alles Land bis zur Weichsel russisch sein müsse. Hier finden wir nun bedeutungsvolle Bestätigungen solcher Thatsachen, namentlich im Benehmen des Herzogs Alexander von Württemberg mit seinen Offizieren, der das eroberte Danzig gegen den Befehl des Königs von Preußen mit russischen Truppen besezte nnd als Gouverneur verwaltete, und die Festung erst auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers Alexander und selbst da erst den Preußen übergab, als er fast alles Material fortgeschafft hatte. Der Verf. hat hier wie bei der Landwehrfrage den vaterländischen Standpunkt von 1813 treu bewahrt , man kann ihm aber keine Partheilichkeit vorwerfen. Für eine eigentliche Geschichte müßten wir freilich an manchen Stellen einen höheren Standpunkt ver langen, in dem sich der Ueberblick und alle die Erfah= rungen, die wir bis heute gewonnen haben , vollständiger und klarer aussprechen müßten ; aber die treue Unmittel barkeit des Zeitgenossen hat auch ihre Vorzüge. Daß die Schriften keine vollendeten Geschichtswerke sein wollen, erfennt man schon aus der Behandlung der Vorgeschichten, die selbst bei Danzig mehr übersichtlich ist und wohl nur auf Zusammentragung , nicht auf eigener Forschung des Verf. beruht. Sie enthalten aber, wie gesagt, einen reichen Stoff an Zügen und Bildern aus jener Zeitz zu den interessantesten gehören auch die unerhörten Berau bungen und Erpressungen, welche während der franzöſiſchen Verwaltuugen namentlich von höheren Offizieren und Be amten geübt wurden und hier wie überall die schönen kriegerischen Ehren des französischen Namens befleckten. Die Stadt hat während dieſer 6 Jahre über 40 Millionen bezahlen müssen , das wie ? und an wen ? aber ist weit ärger als die Summe ſelbſt. Wir wären versucht, einiges Nähere darüber auszuziehen , wenn es uns nicht zu weit führen würde. Die Schriften haben aber auch militärische Bedeutung. Die Beschreibungen der Festungen sind gut ; besonders aus führlich und mit Hülfe des sorgfältig gezeichneten Plans recht klar und verständlich ist die von Danzig. Darauf gründet sich nun die Beschreibung der Ereignisse während der Belagerungen und Blokirungen. Hier ist ein Stück eigentlicher Kriegsgeschichte. Der Verf. geht mit einer Vollständigkeit und Genauigkeit selbst auf Einzelnheiten ein, die seinem Sammlerfleiß und seiner Sachkenntniß alle Ehre machen. Besonders gilt das von der Schrift über Danzig. Die schöne Vertheidigung des Hagelsbergs gegen den geschickten und energischen Angriff 1807 ist ein Bei ſpiel aus, dem regelmäßigen Belagerungskrieg , aus dem

sich mehr lernen läßt , als aus langen theoretischen Ab handlungen. Ueberhaupt ist der zweimalige Kampf um die große Festung so reich an Kriegshandlungen aller Art und gibt fast nach allen Richtungen so sprechende Bei spiele aus dem Krieg und Kriegswesen , daß nicht leicht Jemand dieſe Darstellung ohne Gewinn aus der Hand legen wird. Was der Verf. über die Bedeutung Danzigs ſagt, tst zum Theil gegründet , doch zu allgemein gehalten. Der Verf. gibt an zwei oder drei Stellen kleine Be= richtigungen zu v . Höpfner's bekanntem Werke ; bei der interessanten Bemerkung über die Friedenshandlungen von Tilsit (Belagerungen ic. von Danzig S. 139) hätte er, wie uns scheint , Perz (1. 450 ) vergleichen sollen , wonach die Art , wie fich Kalkreuth hier entschuldigt , ungegründet ist. Steht die Schrift übrigens als Geschichtswerk nicht auf gleicher Stufe mit Werken, wie die von Perz, Höpfner und Droysen , so muß sie doch unter den Büchern , welche uns neuerdings in die nähere Kenntniß der Berfreiungs kriege so erfolgreich eingeführt haben, sehr willkommen ge= Q. heißen werden.

Kurze Anzeigen und Nachrichten. - Der Hauptmann L. Vandevelde , vom k. belgiſchen Grena dierregiment, bekanntlich Herausgeber des Journ. de l'armée belge und Verfasser mehrerer Schriften über den orientalischen Krieg bat in Muquardt's Verlagserpedition zu Brüffel Betrachtungen über den Feldzug in der Krím ( Considérations sur la cam pagne en Crimée -- 8. 32 S. 12 Ngr. ) veröffentlicht , die febr interessante Erörterungen enthalten und außerdem Details über die Schlacht an der Alma bringen. Die betgefügte Karte der Krim - bereits in 3. Auflage (fie wird auch besonders verkauft) — ift in großem Maßstabe nach offiziellen Angaben gezeichnet und um Vieles vermehrt. Unter dem Titel „ Proeve eener methodische handleiding tot oefening in de velddienst der ligte kavallerie ist ( bij P. S. v. Leeuwen en Zoon - 's Gravenhage ) vor Kurzem „von einem alten Cavalericoffizier" eine freie holländische Ueberseßung der in den Beiheften des Militärwochenblattes" ( 1847 , September) ent haltenen vortrefflichen Abhandlung des k. preuß. Generallieutenants von Schreckenstein: „ Versuch einer methodischen Anleitung zu Felodienfübungen der leichten Cavalerie“ erschienen. Die beiden in den Niederlanden erscheinenden Militär-Zeitschriften empfehlen diese Schrift angelegentlich der Aufmerksamkeit der holländischen Cavalerieoffiziere . * Das f. französische Kriegsdepot bat soeben die zweite Aus gabe des ausgezeichneten Planes veröffentlicht , der die von den alliirten Armeen vor Sebastopol eingenommenen Positionen darstellt. Dieser auf Befehl des Kriegsministers Marschall Vaillant angefertigte Plan ist auf die Recognoscirungen bafirt, welche am 18. October, in Gegenwart und unter dem Feuer des Feindes , von den Offizieren des Generalfabes ausgeführt, und dann mit den Recognoscirungen und Aufnahmen der Genic- und Artillericoffiziere , sowie denjenigen der Marine vervollständigt wurden. Die zweite Ausgabe ist besonders mit einer Recognos cirung des Thaies von Balaklawa und des Terrains der Schlacht von Inkermann vermehrt.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag , 2. December 1854.

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Militär - Zeitung .

Ueber die Versuche der Nussen zum Entſag von Sebastopol. *) Die Belagerung von Sebastopol macht so langsame Fortschritte , daß der aufmerksame Beobachter Muße genug hat , die Hauptmomente derselben im Interesse der Wissen Bei den sehr mangel schaft etwas näher zu beleuchten . haften Nachrichten über die technische Beschaffenheit der Angriffs- und Vertheidigungswerke muß man sich jedoch vorläufig darauf beschränken, den allgemeinen Verlauf der Ereignisse in das Auge zu fassen und einige Folgerungen daran zu knüpfen. Ueber die Maßregeln zur Deckung der Belagerung Heute haben wir uns bereits früher ausgesprochen . möge es uns vergönnt sein , die bisherigen Entsazversuche Wir beginnen mit der Russen in Betracht zu ziehen. Berichtigung einer Angabe in Bezug auf die Unternehmung des Generals Liprandi gegen Balaklawa am 25. October. Als wir den legten Aufsag einsendeten , schwankten die Angaben über die Stärke des vor Balaklawa erschienenen russischen Corps zwischen 5000 Mann Infanterie ohne Geschüß und 30,000 Mann aller Waffen , was in der Wirksamkeit dieser Operation einen wesentlichen Unterschied macht. Seitdem hat sich ergeben , daß Liprandi am 25. ſeine aus 17 Bataillonen bestehende Infanteriedivision, 2 Regimenter Kosaken und gegen 40 Geschüße zur Ver fügung hatte (ungefähr 15,000 Mann) und am nächsten Tage noch eine Verstärkung von Dragonern erhalten haben mag. Man weiß ferner, daß diese Truppenmasse von Tschorgun aus auf dem kürzesten Wege durch das eine halbe Meile in südlicher Richtung sich hinziehende Thal vorgedrungen ist , dann sich westlich gegen Balaklawa ge= wendet (5 Meile) und zwischen den vorliegenden unbesezt gebliebenen Hügeln sich zum Angriffe formirt hat; daß der Angriff auf die vier Redouten vor Balaklawa mit eben so viel Entschlossenheit als glücklichem Erfolg aus geführt worden ist , daß es den Verbündeten aber nicht gelungen zu sein scheint, die Russen aus dortiger Gegend wieder zu vertreiben. (Lettere sollen sich jedoch inzwischen gegen Kamara zurückgezogen haben.) *) Der " Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung" vom 26. Novbr. entnommen,

Hieraus geht deutlich genug hervor: 1 ) daß der wich tige Hafenort Balaklawa und die massenhaft dort aufge= häuften Vorräthe aller Art nicht genügend geschüßt gewesen sind ; 2) daß der Kundschafts- und Sicher= heitsdienst mit außerordentlicher Nachlässigkeit betrieben worden ist; 3) daß die zwischen Traktir und Balaklawa aufgestellte allgemeine Reserve (Infanteriedivision Bosquet, englische und französische Cavalerie) von der Annäherung der Russen weder zur gehörigen Zeit benachrichtigt worden, noch schnell genug zur Stelle gewesen ist , um die Re bouten den Russen streitig zu machen. Der größte Theil dieser Vernachlässigungen trifft zwar den türkischen Ober befehlshaber , welcher inzwischen auch seiner Stelle entsegt worden ist; der Generalmajor Campbell ist aber auch nicht ganz vorwurfsfrei, denn er befehligte die dort stehenden britischen Truppen (das 93. Regiment Hochschotten und Marinesoldaten bei Kadikoi) und hätte der bekannten türkischen Indolenz mißtrauen sollen. Er berichtet gleich= wohl selbst , daß die Russen sich schon früher (!) in der Nähe von Balaklawa gezeigt bätten. Die Geschichte dieser Belagerung wird einst ein langes Sündenregister aufzu= rollen haben, denn Nebermuth und Nachlässigkeit scheinen auf Seiten der Verbündeten stark vertreten zu sein. Zum Entsaz von Sebastopol stehen dem Fürsten Mentscht koff nur zwei Wege offen , weßhalb er in Anwendung der Mittel keine große Auswahl hat. Die Hochebene, auf welcher das Belagerungsheer steht, ist für größere Geschüß und Cavalerieabtheilungen nur an zwei schmalen Stellen zugänglich , nordöstlich aus dem Tschernajathale bei den Ruinen von Inkerman , südöstlich , wo die Straßen von Traktir und Balaklawa sich vereinigen und durch eine Thalschlucht auf die Hochebene führen. Beide Zugänge find Zwischen denselben und sind stark verschanzt und besest. zwar auf einer Strecke von 14 Meile ist die südöstliche Seite der Hochebene selbst von Infanterie nur mit großer Anstrengung zu ersteigen , wobei die geschlossene Ordnung der Bataillone an den meisten Stellen nicht beibehalten werden kann. In Folge dieser dem Belagerungsheer und namentlich den Engländern sehr günstigen Terraingestaltung kann dasselbe nicht leicht im Rücken angegriffen werden. Aehnliche Terrainschwierigkeiten gibt es auch auf der Nord seite. Für Mentschikoff erwächst aber daraus der taktische Nachtheil, daß seine Infanterie bei dem Angriffe auf die

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englische Stellung in den ersten Gefechtsmomenten nur von den Batterien der nächsten Forte und Feldschanzen unterſtügt werden kann, und die den Brigaden zugetheilten Batterien am Gefecht nicht eher wirksam Theil zu nehmen. vermögen , bis die Thalschlucht an der Wafferleitung frei geworden ist. Dieses ungünstige Verhältniß erfordert eine sehr umsichtige Leitung des Angriffs , und es bleibt dem russischen Befehlshaber kaum etwas Anderes übrig , als mit der gesammten Infanterie ohne Zögern im Sturm schritt gegen die englischen Verſchanzungen vorzurücken, um jeiner Artillerie und Cavalerie den nöthigen Spielraum auf der Hochebene zu verschaffen. Der Entsaßversuch am 5. November scheint in diesem

bastopol auch durch Wegnahme dieses Hafenortes erzielt werden kann. *) Geht dieser wichtige Punkt mit allen seinen Vorräthen verloren , so ist das für die Engländer schon an sich ein schwer zu erseßender Verlust. Gleich zeitig würden sie aber auch alle ihre Zufuhren nach der Bucht bei Chersones dirigiren und dahin ihre Rückzugs linic verlegen müssen. Abgesehen davon , daß sie dadurch mit den Franzosen collidiren , was bei dem Mangel eines gemeinsamen Oberbefehls zu mancherlei Unordnungen An laß geben kann, so würde auch die Behauptung der Waſſer= leitung im Tschernaja- Thale kaum noch zu ermöglichen sein und der dann eintretende Waffermangel für Menschen und Pferde äußerst emfindlich sein. **) Schon jezt sind viele Artilleriepferde aus dieser Ursache umgekommen. Zu diesem Zwecke würde aber Fürst Mentſchikoff mit General Liprandi die Rollen wechseln, d. h . mit der Haupt macht sich bei Balaklawa aufstellen müſſen , während der kleinere Theil seines Heeres die Stellung bei den Ruinen von Inkerman beſegt hält. Ein Truppencorps von 50,000 Mann aller Waffen bei Balaklawa und Kadikoi , dessen Kosakenschwärme die westliche Hälfte der Hochebene un= ficher machen , würde auch bei geringer Thätigkeit eine große moralische Wirkung hervorbringen und den Ver= bündeten manche ernste Besorgniß für die Zukunft einflößen. Derselbe felsigte Abhang , welcher den Rücken des Be= lagerungsheeres deckt , würde auch Mentschikoff's rechte Flanke decken, wenn er mit der Hauptmaſſe auf der kürzesten und besten Straße, welche die Tschernaja bei Traktir über schreitei, gegen Balaklawa vorrücken wollte. Der bei den Ruinen von Inkerman verbleibende Heertheil (etwa noch 20,000 Mann) würde dann anzuweisen sein , nur in dem Falle auf die Hochebene vorzurücken , wenn die Engländer aus irgend einem Grunde ihre dortige Stellung erheblich schwächen , oder ihren rechten Flügel weiter zurückziehen sollten . Die Frage: ob die Verbündeten sich in Verfassung befinden , einen solchen Ensaßversuch zu vereiteln und die Belagerung bis zum Ende zu führen , ist nicht unintereſ= sant , würde sich aber auch am Orte selbst mit Bestimmt= heit nicht beantworten laſſen , weil dabei zu viele Factoren einwirken , die zum Theil noch unbekannte Größen sind . Wir wollen hier nur die wichtigsten andeuten . Es ist be= kannt, daß Lord Raglan in seinem Berichte vom 3. Novbr. für die Stellung bei Balaklawa , vor welcher die Ruffen sich immer mehr verstärkten , sich sehr besorgt aussprach. In Folge der großen Verluste , welche die Verbündeten in den hartnäckigen Gefechten vom 25. und 26. Octbr. und vom 5. Novbr. erlitten haben, *** ) ist zwar in Paris und

Sinne eingeleitet worden zu sein, man darf sich deßhalb nicht wundern , wenn Mentschikoff's Truppen mehr Todte und Verwundete gehabt haben sollten, *) als ihre Gegner, die, übrigens alle verwendbare Streitkräfte aufbieten mußten, den gewaltigen Front- und Flankenangriff abzuwehren. Was gleichzeitig auf dem entgegengesezten Flügel der Ver= bündeten geschehen, ist Nebensache . Die Entscheidung kann nur auf der östlichen Hälfte der Hochebene erfolgen. Ueber Liprandi's Wirksamkeit an diesem Schlachttage ver= mißt man immer noch zuverlässige Berichte. Wahrschein lich suchte er den Hauptangriff des Fürsten durch Demon strationen von Balaklawa und Kamara her zu unterſtüßen. Die angeblich zu spät in die Gefechtslinie gerückte russische Division war jedenfalls eine andere , die vielleicht von Traktir aus die Hochebene ersteigen sollte, aber durch zu große Terrainschwierigkeiten aufgehalten worden sein mag. Außerhalb der Hochebene scheint kein Gefecht von Erheb= Daß mit dem Angriffe lichkeit stattgefunden zu haben. des Fürsten Mentschikoff ein starker Ausfall aus der Vor stadt Karabelnaja verbunden wurde, versteht sich von selbst. Sollen aber die Entsagversuche in derselben Weise wieder holt werden und besseren Erfolg haben , dann muß auf der Hochebene der linke Flügel Mentschikoff's fortwäh= rend Terrain zu gewinnen suchen , also verstärkt werden, um dem General Liprandi, der inzwischen gegen den jüd lichen Zugang vorzudringen hätte, sobald als möglich die Gelänge es den Ruſſen , bis Hand reichen zu können . an das große Ravin vorzurücken , welches die Hochchene in zwei ungleiche Hälften theilt und in den kleinen Kriegs hafen mündet , dann ist die Belagerung als vereitelt zu betrachten. Man scheint ſich aber im russischen Haupt quartier von einer derartigen Wiederholung des Angriffs nen günstigen Erfolg zu versprechen , was der Ver muthung Raum gibt , daß Mentſchikoff die Ankunft der legten Verstärkungen erwartet , um den Entsag dann in anderer Weise zu versuchen , wenn er nicht vielleicht ab= sichtlich zögert, da für Sebastopol selbst wenig zu fürchten. ist, und der Aufenthalt der Belagerer auf der von rauhen Winden heimgesuchten Hochebene, gegen die sie luftige Zelte und leichte Baraken nur nothdürftig schüßen , un vermeidlich viele Erkrankungen verursachen muß. Die außerordentliche Wichtigkeit Balaklawa's für die Verbündeten weist darauf hin , daß der Entsaß von Se *) Der Verlust der Russen betrug nach den Angaben des "Ruff. Invaliden " 250 Offiziere , 8310 M. Todte und Ver wundete. Nach Mittheilungen der „Wiener Presse“ foll der felbe 10 bis 12,000 M. betragen. A. d. R. d. A. M.-Z.

*) Lord Raglan bezeichnet die Stellung bei Balaklawa als seinen „rechten Flügel“. Das ist gegen den guten milită. rischen Sprachgebrauch. Balaklawa ist ein abgesonderter Posten und sein Rückzugspunkt. **) Nach neueren Berichten bezieht die Beſaßung von Schaftopol ihr Trinkwasser aus Brunnen und Cisternen und nicht aus der Wasserleitung, die vorzugsweise zur Speiſung der Docks bestimmt ist , jeßt aber wohl auch einem Theile des Entſaß beeres den Waſſerbedarf zu liefern haben wird. ***) Nach Briefen aus dem Lager vor Sebaftopol verloren die Engländer am 5. November 102 Offiziere (carunter 9 Generale) und 2500 M. ( Nach der „ Extra London Ga zette" vom 22. Novbr. genau : 145 Offiziere, 2450 M. Todte,

1173 London die Absendung ansehnlicher Verstärkungen beschloffen worden. Was aber davon aus türkischen Häfen einge troffen ſein kann , dürfte kaum die entstandenen Lücken ausfüllen, und die ersten von Frankreichs Küsten absegelnden Truppen werden vor dem Ende des Monats November wohl nicht eintreffen, da am 17. von den Diviſionen Dulac und de Salles (die 7. und 8. ) noch kein Mann in Toulon ein geschifft war, auch wird die Ueberfahrt durch die inzwischen eingetretenen Stürme verzögert. Die Engländer sind also noch viel später zu erwarten, und der Zustand der Pferde Waſſer= wird nicht der beste sein. Bet dem bekannten Waffer mangel in der Krim trägt man in London ſogar Bedenken, der auf 1000 Reiter zusammengeschrumpften Cavalerie neue Verstärkungen zugehen zu lassen . Das beiderseitige Macht verhältniß bei Balaklawa ist aber ein sehr entscheidender Factor. Wenn sich nun auch bestätigen sollte, daß Liprandi's Truppen ihre drohende Stellung vor Balaklawa nach dem allgemeinen Gefechte am 5. Novbr. wieder verlassen , sich sogar bis an die Tschernaja zurückgezogen haben, während die Verbündeten fich bei Balaklawa verstärkten und besser verschanzten, *) so würde den Fürsten Mentschikoff doch Nie mand hindern können , den Angriff auf Balaklawa mit allen verwendbaren Truppen zu erneuern. Thut er dieß nicht vor Ankunft der feindlichen Verstärkungen , dann mögen seine eigenen Verluste am 5. ihn für den Augen biid wohl zu sehr geſchwächt haben, oder er legt größeren Werth auf die Ermüdung und langsame Aufreibung seiner Gegner, da er für Sebastopol wenig zu fürchten hat. In diesem leßteren Falle hätten zwar die Verbündeten weitere Entsaßversuche ebenfalls nicht zu fürchten , und könnten sich bei Balaklawa etwas besser und bequemer zur Vertheidigung einrichten. Ihre Lage wird dadurch aber nur augenblicklich gebessert , denn wollen sie die Belage rung mit Aussicht auf Erfolg fortseßen , so müſſen ſie die Ruffen aus der Stellung in der Tschernaja vertreiben und ihr abermaliges Vorrücken gegen Balaklawa zu verhindern suchen. Aber selbst nach dem Eintreffen aller Verstärkungen wird ein solches Uebergehen in die Offensive den Ver bündeten nicht leicht werden , da ihnen die Russen unter allen Umständen an Cavalerie stets bedeutend überlegen bleiben, und sich dadurch nicht nur eine größere Freiheit der Bewegung sichern , sondern auch die Verbündeten bei dem Vormarsch gegen die Tschernaja in der rechten Flanke und im Rücken ernstlich bedrohen können. Was hindert die Russen , den größten Theil ihrer Cavalerie und alle Kosakenregimenter, von welchen sie in der Stellung an der Tschernaja ohnehin wenig Gebrauch machen werden, in das benachbarte Baidar- Thal (eine große Thalebene und nur eine Meile östlich von Balaklawa) zu entsenden und durch einige Bataillone zu verstärken ? Diese Truppen von dort zu vertreiben , bevor die Verbündeten zum An Verwundete und Vermißte. -~ R. d. A. M. 3. ) ; die Fran zofen 43 Offiziere, 1300 M. an Todten und Verwundeten. Täglich sollen gegen 100 Kranke in das Hospital wandern. (Augsb. Allg. 3tg. Nr. 327.) *) Nach Berichten der Augsb. Allg . 3tg." aus Wien vom 23. Novbr. find alle disponiblen Truppen der Alliirten mit Befestigungsarbeiten bei Balaklawa beſchäftigt,

1174 griffe auf die russische Stellung schreiten, würde schwerlich gelingen , denn weicht die Reiterschaar auch vor den an rückenden Infanteriemaſſen , ſo wird sie denselben doch wieder auf dem Fnße folgen, sobald diese den Rücken kehren. Gleichwohl darf man die russische Reiterschaar nicht hinter sich laffen , sobald man gegen die russische Stellung vorrücken will. Die Verbündeten befinden sich daher in einer Art strategischer Zwickmühle, welche , wenn sie rus fischerseits gut gehandhabt wird, ihnen bei jeder größeren Offensivbewegung sehr nachtheilig werden kann . Die ihnen dadurch abgenöthigten Märsche und Contremårsche , die stete Besorgniß , von dieser oder jener Seite angegriffen zu werden, find aber so ermüdend und aufreibend , daß die Zahl der Kranken sehr bald eine bedenkliche Höhe anneh men würde. Man übersehe dabei nicht , daß die Russen in dem bezeichneten Falle nur mit halber Kraft zu ope= riren brauchen, um die ganze Kraft ihrer Gegner unaus gesezt in Thätigkeit zu erhalten. Wirkt dieß aber schon bei günstigen Witterungs- und Verpflegsverhältnissen nach theilig auf den Zustand der Truppen , wie viel größer muß erst die Wirkung eines solchen Verfahrens auf einem Kriegsschauplaße sein , wo der Eingedrungene fast alle seine Lebensvedürfnisse , sogar das Wasser für Menschen und Pferde, aus fernen Landen herbeiholen muß , und nicht einmal die Gewißheit hat , daß sie zur rechten Zeit anlangen . Zwar lagern angeblich große Vorräthe von Sind sie aber auch gegen Lebensmitteln bei Balaklawa. Brandgeschosse und Brandstiftung gesichert? Wie die Verhältnisse der Partheien sich gegenwärtig gestaltet haben , muß Mentschikoff entweder den Angriff auf Balaklawa mit allen Kräften wiederholen , bevor die feindlichen Verstärkungen sämmtlich eingetroffen sind , oder seine Gegner allmälig aufzureiben suchen. Das legtere Mittel wirkt zwar langsam , aber vielleicht sicherer, denn die Ungunst der Verhältnisse ist auf Seiten der Verbünde ten. Daß ihnen die angekündigte Offensivbewegung Omer Pascha's gegen Bessarabien einige Erleichterung verschaffen werde, steht sehr zu bezweifeln. Abgesehen davon , daß ein türkisches Heer mit einem russischen von gleicher Stärke im freien Felde sich gar nicht messen kann, und einer fiche ren Niederlage entgegen geht , so würde diese Diversion auch viel zu spät kommen, um auf die Ereignisse in der Krim einwirken zu können , da Mentschikoff weitere Ver stärkungen jezt nicht bedarf, sie auch nicht aus Bessarabien beziehen würde , Gortschakoff aber stark genug ist , es mit Omer Pascha aufzunehmen . * ) Ohne Oesterreichs Mit= wirkung werden die Westmächte im südlichen Rußland nie mals erhebliche Fortschritte machen. Desterreich scheint aber eine solche Mitwirkung versagen zu wollen. Jedenfalls sind in den nächsten Tagen Nachrichten von entscheidenden Unternehmungen Mentschikoff's zu erwarten. Pz. *) Aus Conftantinopel wird vom 13. Novbr. berichtet , daß Mentschikoff mit 80,000 Mann bei Sebastopol, und Gortſcha koff mit einer gleich Harken Streitmacht in Beſſarabien steht. (Neuere , der „ A. A. Ztg. “ über die Stärke der Ruffen in und bei Sebastopol zugegangene „ als völlig glaubwürdig “ bezeichnete Notizen geben diese für den 3. November auf 108,500 M. mit 484 Feldgeſchüßen an. --- R. d. U. M.-3.)

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über Taktik, die ihrer Natur nach vorzugsweise zum Selbst unterricht bestimmt sind , zum nicht geringen Theile die Elemente der Taktik aller Waffen für Offizier Brauchbarkeit abhängt. In dieser Hinsicht ist die neue Aspiranten und Subaltern - Offiziere von G. von Auflage reich an wesentlichen Verbesserungen. Der „ Grund Berneck, Rittmeister und Mitglied der Obermilitär riß der Organisation des preußischen Heeres" (7 Seiten) Eraminationscommission , Lehrer am Berliner Ca ist der Einleitung entnommen und als „ Grundriß der dettenhause und an der vereinigten Artillerie- und Organisation der preußischen Kriegsmacht“ (26 S.) im Ingenieur-Schule. Zweite vermehrte Auflage. Mit Anhang beigefügt , die Entwickelung der taktischen Lehren 33 in den Tert eingedruckten Holzschnitten. 8. Berlin, dadurch jezt ununterbrochen. Der ganze zweite Theil, welcher von der angewandten Taktik handelt, ist umgearbeitet, so 1855. Mittler's Sortimentsbuchhandlung (A. Bath) . daß jeder Lehrgegenstand in dem Abschnitt, der ihm bestimmt (XVI u. 228 S. ) Preis : 1 Thlr. ist, seine volle Erschöpfnng findet, alle Lehrgegenstände aber Die erste Auflage dieſes Handbuchs der Taktik ist vor leicht und naturgemäß sich aneinander reiben. Namentlich zwei Jahren erschienen. Wir haben sie in Nr. 108 der find alle die Lehren , welche nach üblicher, obschon unbe A. M. -3. von 1852 ngezeigt und aus voller Ueberzeugung gründe ter Weise in der ersten Auflage noch in dem Ab unseren Lesern als eine werthvolle Leistung empfohlen, da schnitt vom kleinen Kriege zusammengefa ßt waren , jest die Beschränkung der Arbeit innerhalb der Bestimmungen gesonde rt abgehandelt , dieser Abſchnitt ſelbſt aber auf sein für das Offizierscramen der Königl. Preuß. Armee" uns richtiges Maß zurückgeführt , und so eine sichere , scharfe nicht hinderte , ihre allgemeine Brauchbarkeit für den ver Gliederung des Ganzen hergestellt , wie sie allem Unter wandten Zweck in jedem anderen Dienste zu erkennen . Was richt, zumal aber dem Selbstunterricht nöthig ist , um im wir damals am Schluffe unserer kurzen Kritik von dem Lehrmittel Förderung zu haben . Auch in den anderen Ab Buche gesagt haben, hat sich inzwischen an dem öffentlichen schnitt en (besonders in der Elementartaktik der Infanterie Urtheil in einer Weise bestätigt, die uns zur aufrichtigen. und Reiterei) ist die Eintheilung gegliederter, übersichtlicher Freude gereicht. Das Buch hat nicht etwa die „nachſichts geworden. Es hängt damit zusammen , daß die Zahl der volle Aufnahme gefunden, wozu der Verf. selbst es empfahl, S. sich vermehrt hat; ihre jest durchlaufende Bezifferung ſondern die gerechte Würdigung, welche jeder fleißigen und erleichtert die Verweisungen . fachkundigen Arbeit gezollt werden muß" . Die Verbrei. Die vielfach noch gerundeter und erschöpfender gewordene Be tung , welche es weit über die Gränzen hinaus fand , für handlung der einzelnen Stoffe hält Scritte mit ihrer ſchärferen die es zunächst angelegt war, und das hierdurch hervor= Sonderung ; neue Stoffe , welche der chgere Zweck der ersten Auf gerufene Bedürfniß einer neuen Auflage ist ein sprechender lage ausgeschloffen hatte, find aufgenommen. Gleich im Eingang Beweis dafür. ist das Begreifliche von Taktik und Strategie klarer gefaßt , das Charakteristische der Truppengattungen schärfer ausgeprägt. Die Die neue Auflage erscheint nicht bloß, wie der Titel Darstellung beachtet sorglich die Verbesserungen , welche die neueste ſagt, als eine vermehrte, sondern als eine nach Zweck und Zeit den Handfeuerwaffen und dem Artilleriematerial gegeben hat. Beschränkung auf Anordnung wesentlich neue Arbeit. Die Die vortretendste Gefechtsform für die Infanterie ist die Compagnie die Gränzen, welche durch die preußischen Vorschriften über colonne mit Plänklern , die in Gruppen, nicht mit gleich vertheilten Der Rotten, die wichtigsten Punkte des Gefechtsfeldes balten. Auch die das Offiziersexamen gezogen sind , ist aufgegeben Bedeutung der Eisenbahnen ist behandelt, ebenso ein anderer Stoff ist reicher geworden und doch streng in dem Maße kaktische Gegenstand , um den leider die Taktik in den lezten Jahren reicher geblieben, das aus dem Bedürfniß erster taktiſcher Studien geworden ist der Straßenkampf in empörten Städten. Ueberall, fich ableitet. Die Anordnung des Stoffes ist noch schärfer felbft in kleineren Aenderungen und weiteren Ausführungen ist die und übersichtlicher, als wir das schon bei der ersten Auf sorgsame Hand erkennbar , die mit ftrenger Selbstkritik zu beffern fuchte. Wir bekennen , daß auch die genaueste Prüfung uns nichts lage fanden und anerkennend erwähnen mußten. Das wiffen over beanstanden läßt , einen elementartaktiſchen Gegenstand Ganze erscheint in einer Weise verbessert, die, wir gestehen vielleicht abgerechnet, indem der Verf. in §. 69 wohl die noch immer es , weit über das hinaus geht , was wir selbst geglaubt controverse Reiterfrage , ob Wendung zu Dreien oder Vieren, hätte liefert, Beweis hätten fordern zu dürfen , und die uns den berühren dürfen. Die Holzschnitte , welche die elementartaktischen Dinge veran daß der Verf. gegen die eigene Arbeit selbst die strengste schaulichen , find gut , wie die ganze Ausstattung , die Auswahl der Kritik geübt hat. Wir würden die Gränzen des Raums , welcher und Abbildungen zweckmäßig und ausreichend. Die Beispiele aus der Kriegsgeschichte, welche zu einzelnen Abschnitten genannt sind, geben für Besprechung literarischer Erscheinungen gestattet ist, werthvolle Fingerzeige für ergänzende kriegsgeschichtliche Studien. überschreiten müssen , wenn wir darauf eingehen wollten, Das Buch ist durch viele Erweiterungen um etwa 50 Seiten ge das so allgemein ausgesprochene Urtheil durch nähere Nac = wachsen, aber es iſt compendiös und bandlich geblieben. Alle anderen weisung zu begründen. Doch mögen wenigstens einige Vorzüge find ungemindert, wie wir sie schon bei der ersten Auflage anerkannt haben , und namentlich gehört rahin eine so klare und Andeutungen hier ihre Stelle finden. edele Sprache , wie fie felten in wissenschaftlichen Werken zu finden Die Stoffeintheilung ist gerade bei Büchern , wie das ift. Wir können darum unsere Anzeige auch der zweiten Auflage hier vorliegende, eine Frage von ganz besonderer Wichtig = nur damit ſchließen , daß wir fie der ernsten Beachtung der Kame= feit. So wahr es auch ist, was der Verf. im Vorwort raden recht angelegentlich empfehlen. Das Buch will zwar zunächſt jagt, daß man sich in keiner Disciplin mehr vor einer nur dem Offizierszögling und dem jungen Offizier als Hülfsmittel Schematisirung nach peinlich gehaltenem System zu hüten für erfte taktische Stubien dienen . Aber es hat nicht bloß diese habe, als in der Taktik", so wahr ist es dagegen auch, engere Aufgabe vortrefflich gelößt, sondern es ist überhaupt ein Hand buch der Taktik geworden, das auch der in taktischen Dingen erfahrene daß von der Anordnung des Lehrstoffes eben in Schriften Offizier nur mit Befriedigung aus der Hand legen wird. 7. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt. Literatur.

ACTI Dienstag , 5. December 1854. 19 HINCTEURS DURINdend

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

- Der Gen.-Major Sir F. Smith läßt jezt höl zerne Baracken zur Benugung in der Krim anfertigen. Im Verlauf von 10 Tagen sollen 1000 solcher Häuser, von denen jedes 20 Personen aufnehmen kann, abgesandt werden, so daß, ohne Offiziere, 20 000 M. darin Aufnahme finden werden. Diese Baracken find 28 F. lang, 16 F. tief und bestehen aus Zoll dicken Brettern mit einem Ueber zug von asphaltirtem Filz. An den beiden Langseiten be finden sich die vom Boden erhöhten Schlafstätten, zwischen denen ein schmaler Gang. Vorrichtungen für Küche und Heizung , auch zum Schuß gegen die Witterung , sind ge= troffen.

Gelegentlich der von England nach der Krim abgehen den Verstärkungen macht die ,,Times" mit Recht auf die Nothwendigkeit aufmerksam , das numerische Mißverhältniß durch bessere Bewaffnung, durch Unterstübung des Heeres mit allen dem maschinen kundigen England zu Gebote stehenden mechanischen Hülfsmitteln und Behelfen möglichst auszugleichen. Leider sind die jezt abgehenden Verstärkungen mit der ge meinen Muskete anstatt mit der Miniébüchse bewaffnet. Die Gewehrfabrikanten in Birmingham nämlich, die gegen die Errichtung einer Regierungsfabrik mit Erfolg protestirt haben, zeigen sich jezt außer Stande die neue Feuerwaffe rasch genug anfertigen zu können , und soll sich deßhalb Der Organismus der Befehligung. auch die Regierung bewogen gefunden haben, eine erforder liche Anzahl Miniébüchsen in Lüttich zu bestellen. Ob eine Unter den militärischen Einrichtungen , welche einen Regierungsfabrik wie die ,,Times" glaubt , beffere Dienste sehr wesentlichen Einfluß auf die verschiedenen Zwecke der leisten würde , lassen wir dahin gestellt sein ; die ,,Job kriegerischen Thätigkeit ausüben , nimmt der Organismus bery" in den Admiralitätswerften spricht dagegen ; aber gewiß der Befehligung eine sehr bedeutende Stelle ein, denn wir ist, daß englische Lieferanten bei allem Patriotismus den sie sehen in ihm nicht nur eine Bürgschaft für die zweckent durch glänzende Beiträge zu öffentlichen Sammlungen bethä sprechende Betreibung des Dienstes überhaupt, tigen, sich nie ein Gewissen daraus gemacht haben, die Regie sondern auch das Mittel angedeutet : - eine vollstän= rung und die Armee ein klein wenig über's Ohr zu hauen. dige Entwickelung und Fortbildung der Theorie und Praris in militärischen Dingen zu sichern. Wie zu Wellington's Zeiten wird auch heutzutage über die schlechte Qualität der Ingenieur-Werkzeuge geklagt die den In diesen beiden Richtungen würden also die höheren Ziel= Schanzarbeitern und Mineuren vor Sebastopol geliefert punkte jeder Befebligung zu suchen sein , und es erhebt welche Grundsäge müssen wurden. Der Patriotismus und das Privatinteresse wissen sich nun zunächst die Frage : zur Geltung gebracht werden, um der Allgemeinheit der sich mit einander abzufinden ; ersterer opfert stolz und öffent lich seine Hunderte von Pfunden dem " Patriotic - Fund", Anforderungen zu entsprechen, wie solche aus der mannich legteres gewinnt seine Tausende von Pfunden ohne Stolz fachen Complication militärischer Verhältnisse hervorgehen ? im Stillen. Die Privat- und die Regierungsfabrik, beide Jene Allgemeinheit der Anforderungen mit den ge= haben wohl gleiche Uebelstände. Ein anderer Vorschlag nannten Zielpunkten will offenbar die Ausführung eines der ,,Times", welcher leider etwas spät kommt , ist, zur Willens unter einheitlicher Leitung und Anord Errichtung der Erdwerke an 500 Navvies" (Eisenbahn nung , und dann die Feststellung der Verantwort= arbeiter) anzuwerben, die mit ihren eigenen Werkzeugen lichkeit je nach dem Grade des Befehligenden und ihrer Routine mit dieser Aufgabe zweimal so und den Verhältnissen , unter welchen derselbe schnell als die Soldaten fertig geworden wären. Bala handelte. Betrachten wir bei der Beantwortung der oben gestellten flawa bätte man durch Eisenschienen, die als Ballast eines weiter unten aufzuzählenden Transportschiffes sich befördern und binnen einer Woche Frage das Wesen jener fich legen ließen, mit dem Lager in Verbindung sezen sollen, Grundsäge näher, indem wir ihre Hauptbeziehungen zum wodurch beim Munitionstransportan Zeit, Mühe und Dienste aufsuchen, so erhalten wir damit zugleich die Be E. C. Material erspart worden wären . dingungen, unter denen der Organismus der Befehligung

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im vollen Umfange das zu leisten im Stande ist, was wir oben die höheren Zielpunkte , resp . Anforderungen nannten. 1) Die Zahl der Befehligenden entspreche dem Dieser Grundsah erscheint in wahren Bedürfnisse. seinem Begehren sehr einfach; dennoch aber ist er das Er gebniß aus der Betrachtung sämmtlicher Dienstbeziehungen eines militärischen Körpers , die das „ Nicht zu viel" und das " Nicht zu wenig in der zu bestimmenden Zahl der Es gibt demnach hierzu eine Befehligenden andeuten. Menge von Bestimmungsgründen , aus deren Würdigung entweder eine gewisse Stabilität beziehungsweise der festzusehenden Zahl der Befehlshaber, oder eine Vermehrung derselben , betreffs voraussicht lich eintretender Verhältnisse , vorübergehend oder ständig hervorgehen werden. Die Beurtheilung des Umfanges der verschiedenen Wir kungskreise und der in denselben enthaltenen Beziehungen leitet hauptsächlich zu diesem Ergebnisse , sowie denn auch zu der unmittelbaren und mittelbaren Befehligung . Beide Befehligungen tragen bei aller Stabilität in Rücksicht der Zahl der Befehlshaber , doch mehr oder weniger Wandel barkeit in sich, indem z. B. auch der untergeordnete Offi= zier principiell so gut wie der höhere Befehlshaber mit Gehülfen, resp . Unterbefehlshabern in die engsten , die einheitliche Leitung angehenden Beziehungen treten wird , wo räumliche Verhältnisse , taktiſche Absicht , Besorgung besonderer Aufträge u . a. D. hierzu auffordern . Daß dieß bei dem höheren Befchlshaber in bei weitem bedeu tenderen Grate stattfindet , versteht sich von selbst , da die mittelbare Befehligung hier vorwiegend als stabil zu be= trachten ist.

rungen betreffe der militärischen Ausbildung der Offiziere einnehmen , bei den mannichfachen Geschäften , die dem Generalstabe, der Adjutantur obliegen, kann es nicht schwer fallen: selbst im Frieden der Stellvertretung , in den verschiedenen Commandos, neben ihrer Gehülfenſchaft ſolche Beschäftigungen zuzuweisen, welche für das Ganze von sehr belangreichem Nugen sein werden . Da die einheitliche Leitung eines großen militärischen Ganzen sich nur in allgemeinen Zügen, resp. Anordnungen äußern kann , die specielle Ausführung der gegebenen Be fehle aber anderen überlassen bleiben muß , wobei , neben sich abstufender Verantwortlichkeit, eine zweckentsprechende Betreibung des Dienstes nach allen Richtungen hin statt finden wird, ſo gilt 2) der Grundſaß im Organismus der Befehligung: daß einem jeden der Befehlshaber ein bestimmter Wirkungskreis zugewiesen werde. Das Bestimmtsein des resp . Wirkungskreises gränzt selben nicht nur gegen andere ab , ohne indeß die Ber= bindung mit diesen zu lockern oder gar aufzuheben , fon=

Einen ständig vorhandenen Erſatz in den Personen von Stellvertretern müssen wir bei all' jenen Giadabstufungen annchmen, die in dem militärischen Organismus ein Com mando repräsentiren ; demzufolge ein verzögerter Gang oder gar ein Stillstand in den betreffenden Functionen um so weniger stattfinden darf, als nach der Maßgabe der höheren oder niederen Stelle des resp . Commandos beträchtliche Gefahren entstehen können, wenn Vorübung und Kennt niß bei Uebernahme des fraglichen Verhältnisses durch einen Anderen nicht miteinander verbunden sein sollten. Da aber durch Vorübung und Kenntniß die Gefahren nicht mit Zuversicht abgewendet werden dürften , so versteht es sich von selbst, daß das moralische Element in dem Stellver= treter eine würdige Repräsentation finde. Die Kriegsge= schichte ist hierzu reich an Belegen , deßhalb gebietet aber auch die Erfahrung : zeitig dem entsprechenden Be dürfnisse zu genügen und es nicht erst von dem Eintreten der Gefahr abhängig zu machen , inwiefern der eine oder der andere Posten eine Stellvertretung in ständiger Weise erhalte. Finanzielle Rücksichten treten hierbei , wo es sich um die Präsenz von ständigen Stellvertretern , namentlich im Frieden handelt, sehr oft störend ein ; denn man bedenkt nicht , daß eine Ersparniß der Art nicht selten doppelt und dreifach materiellen Schaden in einer näheren oder ferneren Zukunft bringen wird , ganz abgesehen noch von der Einbuße an moralischer Thatkraft und Hingebung in der Masse der Streiter. Bei dem Standpunkte, welchen dermalen die Anforde

dern regelt auch die Wirksamkeit des Einzelnen oder sein Verhältniß zum Dienſte ſelbſt , gegen Obere , Untergebene und Gradgenossen. Wir sehen hiermit eine Menge , je nach der Dienst leistung mehr oder weniger selbstständiger, Einheiten , die, ohne Störungen in dem Streben des Ganzen zu verur ―――― sachen, vielmehr dazu dienen : durch die Ausfüllung. ihres Wirkungskreises jenes Streben zu fördern , da das Verhältniß der Bei- und Unterordnung sie von Haus aus an den höheren Willen (Befehl) bindet. Die Bestimmung des Wirkungskreises des Einzelnen, noch mehr aber die richtige Würdigung dieses Verhält= Risses von Seiten des zunächst Oberen , ist eine wesent liche Bürgschaft für die tüchtige Betreibung des Dienstes. Es kommt hierbei eine psychologische Erfahrung in Be tracht , die nämlich : daß man dort , wo dem Unter gebenen die ungeschmälerte Scbstbestimmung und Verant wortlichkeit innerhalb der durch das Dienstverhältniß an= gedeuteten Gränzen überlassen wird , wo also derselbe ungerechtfertigte Eingriffe von Oben nicht zu besorgen hat, nicht nur dem Dienste sehr wesentliche Vortheile bereitet, sondern auch der Fortbildung und Entwickelung bedeutenden Vorschub leistet. Es gilt dieß besonders bei den unteren Offiziersgraden , wo der Mann , im Alter der Strebsam= keit stehend , in der Regel nach Ausbildung ringt , diese aber in militärischer Beziehung nur insofern finden kann, als der Obere mit Umsicht die Leitung des Dienstes zu handhaben weiß. Bei den mehr oder weniger sich wieder holenden Uebungen , resp . Beschäftigungen im Frieden, bildet die Beachtung obiger Erfahrung, mit weiterer Rück sicht auf das langsame Vorrücken zu höheren Graden, eine Art Acquivalent für das Zaudern Fortuna's. In der Bestimmung der Wirkungskreise liegt 3) der Grundsaz bei dem Organismus der Befehligund : -jene Kreiſe , mit Rücksicht auf die Ausführung ge= gebener Befehle so zu einigen und festzustellen, daß naturgemäß , d . h. ohne Sprünge, die niedere Function der höheren, und umgekehrt , die Hand reicht. In dieser Einrichtung sehen wir den Grund und Boden für die einbeitliche Leitung des größeren Ganzen ― und zugleich die erfüllte Forderung :; die Theilung der

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Geschäfte unter Mehreren , von denen der Einzelne be Aehnliche oder gleiche Erscheinungen finden wir bei ziehungsweise nur einen beschränkten Kreis überschauen Gustav Adolph , Turenne , Prinz Eugen u. a. Der erstere kann , wahrhaft nugbringend zu machen. Hierher gehören machte sich zuerst mehrfach verdient durch eine neue Gliede= auch die verschiedenen Gehülfen des Commandirenden . Sie rung in der Organiſation ſeiner Truppen, die er in Folge find die Organe des höheren Willens , indem sie dessen bedeutender Verluste vornahm, indem er größere Infanterie Befehle den zunächst Befehligenden überbringen oder sich massen zu taktiſchen Körpern formirte, die unter dem Namen der Erledigung gewisser Aufträge unterziehen , wobei sie der „Brigaden“ bekannt sind. Ganz besonders schenkte gleichsam die Person des Commandirenden vertreten , wie der König dem Organismus der Befehligung seine Auf dieß z . B. in dem Wirkungskreiſe des Generalstabes vor= merksamkeit, da er dem resp . Befehlshaber einer solchen zukommen pflegt. Brigade nicht nur einen angemessenen Wirkungskreis in Die Beziehungen jener Gehülfen zu dem Comman= dem Commando von etwa 2016 Manu gab, sondern auch direnden sind sehr mannichfaltiger Natur , und es tritt bei später , als durch mannichfache Verluste die Stärke der 1500 Mann zusammengeschmolzen, deren Functionen , gleichwie bei denen aller Befehlshaber, Brigade auf 1400 besonders die Beurtheilung der gegebenen Befehle hervor ; — jogar einen zweiten Obersten im Commando hinzufügtez zumal bei veränderter Sachlage, wie diejenige, unter wel ein sicherer Beweis , daß man das Bedürfniß einer stän= cher jene Befehle ertheilt wurden. Der höhere Wille, so digen Stellvertretung oder einer Theilung der Geschäfte R- d . entscheidend er auch sonst in die Wagschale fällt , fann sehr wohl fühlte. doch hierbei einer Modification unterworfen werden : - soust dürfte wohl nicht dem entschieden sich aufdrängenden, aber nicht vorhergesehenen Bedürfnisse entsprochen werden können . Literatur. Der Geist der Auffassung der Dinge , wie sich solche wirklich und nicht nach einer mehr oder weniger sicheren Ereignisse und Betrachtungen während der Vorausseßung darstellen , kommt von Seiten des Gehülfen Verwendung der Großherzogl. Hessischen der Auffassung der dem Commandirenden zunächſt ſtehenden Armecdivision tu den Jahren 1848 und 1849. Befehlshaber die der Ausführung natürlich näher stehen . In brieflichen Mittheilungen von A. Kehrer, Haupt ―――― als jener entgegen , und vermittelt so den Uebergang mann im Gr. Heff. 3. Infanterieregiment , Ritter zu der dem fraglichen Verhältnisse geltenden Beurtheilung. des Gr. Heff. Ludwigsordens 1. Klaffe. gr. 8. Worms, In jenem Factor des Organismus der Befehligung 1855. Bei J. M. Rahke. (IV ü . 304 S.) ruht eine der Hauptbürgschaften für das Gelingen solcher Die 28 Briefe , welche uns hier vorliegen , sind aus Pläne , die Elasticität genug besigen , um, unbeschadet des dem bewegten Leben der Jahre 1848 und 1849 an einen zu erreichenden Endzieles, Wandlungen erleiden zu können, ohne der Natur der vorliegenden Verhältnisse, unter denen Freund geschrieben und vom Verf. später aus seinem Tage= man zum Handeln genöthigt ist, Zwang anthun zu müssen. buche ergänzt , sowie mit anderen Zusäßen und Erweite= Bei der Modification der ursprünglichen Pläne durch die rungen versehen worden. Ihr Inhalt läßt sich nach that sächlichen Mittheilungen , nach politiſchen und nach mili Gehülfen ist natürlich vorausgeseßt, daß der Comman dirende sich nicht persönlich an dem Orte befindet , wo die tärischen Betrachtungen unterſcheiden . anbefohlene Handlung vor sich geht , daß also die Die thatsächlichen Mittheilungen erstrecken sich über die Gr. Hess. Armeedivision ; wo es auf Einzelnheiten ankommt mittelbare Befehligung eingetreten ist. Je größer ein unter einem Willen stehendes Heer ist, natürlich am meisten über die Truppentheile , welchen der Die allgemeinen Ereignisse sind einge je umfänglicher daher der Kreis wird , in welchem jener Verf. angehörte. Wille fich zur Geltung zu bringen hat, desto mehr wird flochten , so weit es für Verständniß und Zusammenhang die mittelbare Befehligung Plaz greifen , desto nüßlicher nöthig war; wo andere Truppen mit hessischen zusammen fochten, ist ihrer natürlich auch ausführlicher gedacht. Die werden aber auch ein wohlgeschulter, zahlreicher General Darstellung ist unpartheiisch und klar , vollständig und stab und tüchtige Unterbefehlshaber, von denen jeder die zuverlässig; es scheint, daß der Verf. Vieles aus Acten einheitliche Leitung eines Truppenkörpers im höheren Maß stabe zu übernehmen geeignet ist, um so diesem oder jenem geschöpft hat : es ist brauchbares Material für die künftige Geschichtsschreibung darin. Zwei Anlagen gehören hierher. Plane, der von dem Commandirenden ausginge, im vollen Sinne des Wortes entsprechen zu können. Die Geschichte 1 ) Nebersicht der Aufstellung , allmäligen Verstärkung, vom 13. Juni Friedrichs des Großen und Napoleons liefern für dieses Eintheilung und Stärke der Truppentheile an Neckarcorps genannt --- an der hessischen Bergstraße Gebiet der militärischen Thätigkeit die treffendsten Belege, und wir haben die strategischen Erfolge beider Feldherrn, und im Großherzogthum Baden im Jahr 1849." 2) Ein abgesehen von deren genialen Auffassung der Verhältnisse, Verzeichniß der Gr. Heff. Offiziere nach dem Stand vom nicht sowohl dem trefflichen Organismus der Befehligung, 20. Mai 1849. Besonders die erstere mühsame Zusammen= als auch und insbesondere dem Umstande zuzuschreiben, stellung ist recht brauchbar und dankenswerth. Die politischen Betrachtungen sind ein natürliches Stück daß die Generale im Sinne der Conception ihrer Feld in solchen Briefen ; die verschiedenen Ereignisse und Stim herrn zu handeln verstanden und nicht selten Anordnungen trafen, welche, wenn sie auch augenblicklich nicht ganz dem mungen mußten zu solchen Ergüffen Anlaß geben. Aber der Verf. ist dabei nicht stehen geblieben ; er hat die Be Blane, sondern mehr den speciellen , nicht voraus zu sehenden Verhältnissen entsprachen , dennoch den Haupt trachtungen hie und da zu Abhandlungen über Fragen der zügen des ersteren treu blieben. Staatsverfassung , der gesellschaftlichen Zustände u. s. w.

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erweitert; er hat sich nicht immer mit der Beurtheilung des Geschehenen und mit Erforschung seiner Ursachen be gnügt , sondern ist hie und da auch von der Entwickelung allgemeiner und abstrakter Säße ausgegangen. Man kann zweifelhaft sein , ob eine solche Behandlung der Sache einer Schrift wie dieser vollständig entspricht, da sie doch so tief und gründlich nicht ausgeführt werden konnte, um ihren Gegenstand zu erschöpfen und damit überzeugend zu wirken. Dazu würde es eines besonderen Werkes bedurft haben, wie deren ja auch in den lezten Jahren erschienen sind. Uns scheint , daß den allgemeineren Betrachtungen des Verf. hie und da die rechte thatsächliche und geschicht= liche Unterlage fehlt. Uebrigens enthalten sie manche be herzigenswerthe Wahrheiten, und man muß jedenfalls zu = geben, daß es eine gewandte Darlegung ähnlicher Grundsäge und Anschauungen ist, wie sie die Neue Preußische Zeitung und ähnliche Blätter , dann auch die Bricfe über Staats kunst u . s. w. geben. Wer aber auch hier nicht in allem mit dem Verf. übereinstimmt, wird doch seine Gesinnungen und Wünsche für die Einheit und Größe unseres deutschen Vaterlandes theilen. Die militärischen Betrachtungen sind ebenfalls nicht bei den unmittelbaren Eindrücken und Ergebniſſen des Er lebten stehen geblieben . Zu diesen Ergebnissen rechnen wir natürlich die mancherlei Fragen und Urtheile , welche der Verf. an die Truppenführung anknüpft. Wir hätten diesen Fragen noch eine und die andere hinzufügen können , hätten auch manche etwas abweichend beantwortet ; aber gar Vieles kann und darf freilich noch nicht gesagt werden. Auch was der Verf über das Verhältniß zwischen Offi zieren, Unteroffizieren und Soldaten ſagt, knüpft unmittel bar an Erlebtes an; der Verf. ist hier recht zu Hause und die lebendige Erfahrung macht alles noch anregender; er behauptet durchaus den würdigen, unseres Grachtens allein richtigen Standpunkt , daß der Offizier die Unteroffiziere und Soldaten nicht blos für einen besonderen Kreis von Uebungen und Thätigkeiten auszubilden , sondern daß es fie sittlich, geistig und körperlich zu erziehen hat. Mit der Frage über das Avancement auch bezüglich der Offiziere geht der Verf. aus der Anregung der Zeit auf eine allge meinere Behandlung über und entwickelt , ohne die Sache gerade zu eiſchöpfen, wahre und treffende Säße gegen die Springbeförderung und die verschiedenen Wege , die man dafür vorgeschlagen hat. Bei der Betrachtung über den Einfluß der verbesserten Gewehre auf die Taktik scheint uns der Verf. zu keinem recht klaren und sicheren Ergebniß gekommen zu sein. Dagegen sind die Fragen über Feld= menagesysteme und über Fuhrwesen , besonders Compagnie karren , ſehr klar und praktiſch , recht aus lebendiger Er fahrung heraus behandelt. Noch andere wichtige Fragen des Tags sind in den Kreis der Behandlung gezogen ; ist auch Vieles nicht neu , was darüber gesagt würde , so ist es doch gut und der Art, daß es leider immer noch nicht oft genug gesagt zu sein scheint. Wer die Schrift mit der Erwartung in die Hand nimmt , die sie durch den Titel erregt und auf die der Verf. auch im Vorwort hinweist, daß sie nämlich eine ge

ordnete und erschöpfende Geschichtschreibung nicht sein will, wird sie nicht ohne Befriedigung und Nugen aus der Hand legen. Die Form war glücklich gewählt; sie ist gewiß die geeignetste für den männichfaltigen Stoff und wird vom Verf. mit großer Gewandtheit Freiheit und an regender Lebendigkeit behandelt. Der Inhalt zeigt den Mann von Erfahrung von geübtem Urtheil und von ach tungswerthem Streben.

Zur Kritik der Schrift : Traité du fusil de chasse, etc. par H. Mangeot “ in Nr. 108 der A. M.-Z. von diesem Jahre. Wir lassen, dem Ersuchen des Herrn Mangeot zu folge, nachstehend den Abdruck seines an uns gerichteten Schreibens folgen. Red. d. A. M.-Z. Darmstadt, 2. Decbr. 1854. Bruxelles le 30 Novembre 1854. Monsieur le Rédacteur! Dernièrement un heureux hasard m'a procuré le numéro du 8 Septembre de votre estimable journal qui rend compte de mon travail théorique et pratique sur les armes à feu portatives ; je vous remercie de la bienveillante appréciation que vous en faites : cependant , je dois vous observer que si j'ai cité spécialement les armes et manufactures belges, anglaises et françaises cela tient à mes voyages dans ces divers pays et aux rélations que j'y entretiens. Voilà ce qui m'a mis à même de parler de leurs produits avec con naissance de cause , tandis que je n'avais aucuns renseigne ments précis sur les fabriques d'Allemagne. La question des armes est trop sérieuse pour la traiter légèrement. Celui qui agirait ainsi s'exposerait à commettre de graves erreurs ; aussi me suis-je abstenu. Quand j'ai eu a citer les noms des celébrités en arque buserie, je n'ai pas oublié vos artistes. Monsieur, la science, les arts et l'industrie n'ont pas de nationalités ils sont frères et soeurs dans tous les pays. Je n'ignore n'ignore nullement Monsieur, que l'Allemagne occupe un des premiers rangs parmi les peuples civilisés . Mais permettez-moi de vous faire remarquer que vos observations sur les armes communes sortant de la fabrique de Liège ont bien pu mériter autrefois la critique que vous en faites dans le compte rendu de mon traité ; cependant je dois vous dire que vos réfléxions cessent d'être justes pour ce qui se fait aujourd'hui. J'ose espérer, Monsieur, que vous voudrez bien me faire l'honneur d'insérer cette courte réponse dans votre journal, et je serais enchanté que l'Allemagne civile et militaire sût que je fais le plus grand cas de ses travaux scientifiques. artistiques et industriels. Recevez , Monsieur , avec l'expression de ma profonde reconnaissance celle de mes sentiments les plus distingués. H. Mangeot.

Redigirt unter Berantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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8811 Donnerstag, 7. December 1854. AVANT MA 01642 11 Vinhus ouard (the pum monstance



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Allgemeine

Militär - Beitung .

Preußen. Berlin , 24. Novbr. Eine Allerböchste Cabinetsordre vom 9. d. M. bestimmt, daß die Grundfarbe der Bekleidung des 7. Husarenregiments fünstig nicht schwarz, sondern dun kelblau sein soll.

Fuhrwerke. Ein Vordersiz kann drei Verwundete auf nehmen, und der eigentliche Wagen faßt zwei Betten, die, wenn man sie herausnimmt, zugleich zu Tragbahren ein= gerichtet sind. Hinten sind Behälter für die Habseligkeiten und Waffen der Verwundeten angebracht.

Bayern. Der Nürnberger Courier" bringt folgende nicht un interessante Zusammenstellung über das Avance= ment in der bayerischen Armee: Von den nach dem Militär-Handbuch vom Jahre 1831 effectiv gewesenen 19 Obersten der Infanterie sind nur noch 2 als Generallieutenante im Dienst ; von 19 Oberst lieutenanten : 1 Generalmajor ; von 37 Majoren : 2 Gene= rallieutenante ; von 217 Hauptleuten : 4 Generalmajore, 6 Obersten, 4 Oberstlieutenante, 2 Majore; von 222 Ober: lieutenanten : 2 Generalmajore, 6 Obersten , 18 Oberst lieutenante, 4 Majore ; von 400 Unterlieutenanten sind noch activ : 3 Obersten, 5 Oberstlieutenante , 27 Majore, 51 Hauptleute. Von der Cavalerie sind aus dem Jahre 1831 fein Oberst und kein Oberstlieutenant mehr activ , und nur 1 Major als Generallieutenant ; von 47 Rittmeistern ist 1 Generallieutenant, 4 Generalmajore, 2 Obersten, 1 Oberst= lieutenant ; von 51 Oberlieutenanten find 6 Obersten , 2 Oberstlicutenante ; von 101 Unterlieutenanten ist 1 Oberst, 6 Oberstlieutenante , 14 Majore , 13 Rittmeister. Von den im Jahre 1831 bei der Artillerie befind= lichen Offizieren sind aus 35 Hauptleuten 1 Generallieute nant (Kriegsmiuister von Lüder) , 4 Generalmajore und 1 Oberst ; aus 29 Oberlieutenanten 1 Generalmajor, 3 Obersten, 3 Oberstlieutenante, 2 Majore; aus 64 Unter lieutenanten 2 Obersten , 10 Oberstlieutenante , 14 Ma= jore , 8 Hauptleute hervorgegangen.

Frankreich. Paris , 26. Novbr. Nach dem Orient gehen dem= nächst Wagen von neuer Construction für den Transport der Kranken und Verwundeten ab. Es sind leichte, vierräderige, in trefflichen Federn hängende

Ein englischer Bericht über die

Schlacht bei Inkerman am 5. November nebst Bemerkungen von Pz.

Der Times" wird von ihrem Correspondenten aus Balaklawa unter dem 5. November über den Kampf an diesem Lage Folgendes geschrieben : "Es hatte die Nacht über faft unaufhörlich geregnet und der frühe Morgen ließ kein Aufhören des Regens erwarten. Als es dämmerte , hatte sich ein dichter Nebel auf die Höhen und das Thal von Inkerman gelagert. Unsere Vorposten waren völlig durchnäßt, und es ist nicht zu verwundern , wenn einige von ihnen nicht so munter waren , als Wachen im Angesicht des Feindes sein sollten ; denn man muß sich erinnern, daß unser kleines Heer durch seine raftlose Mühsal beinahe erschöpft ift. Die Regendünfte hingen, als der Morgen anbrach , so schwer , daß man kaum zwei Ellen vor sich hinsehen konnte.. Um 4 Uhr hörte man die Kirchenglocken in Sebastopol dumpf durch die kalte Nachtluft hallen , aber das war ein so gewöhnliches Vorkommniß , daß man nicht weiter darauf achtete. Indessen hatte während der Nacht das scharfe Ohr eines Sergeanten auf einem Vorposten der zweiten Division ein Wagen rasseln im unten liegenden Thale gehört und meldete diesen йm = stand dem Major Banbury ; man meinte jedoch, das Geräusch möge von Munitionskarren oder Arabas hergerührt haben , die auf der Straße von Inkerman nach Sebastopol fuhren. Niemand ließ es fich einfallen , daß in diesem Augenblick ungeheuere russische Streit massen die rauhen Höhen über dem Thal von Inkerman gegen die schußlose Flanke der zweiten Divifion leise hinanklommen. Alles war in Sicherheit und Ruhe eingewiegt. Die schlafenden Truppen im Lager ließen sich's nicht träumen , daß eben jeßt ein schlauer und unermüdlicher Feind eine überlegene Artillerie in Pofition brachte, um damit beim ersten Tagesschein auf ihre Zelte zu spielen. Sir de Lacy Evans , das sei hier erwähnt , hatte schon lange die Unsicherheit unserer Stellung auf diesem Punkt wahrgenommen und vor der Gefahr gewarnt. Es war die einzige einer Ueberrumpe lung ausgefeßte Stelle , indem hier eine Anzahl Schluchten und

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Krümmungen vom Thal_aus fich nach dem Kamme des Hügels binaufziehen , an deffen Seite unfere Flanke obne Verschanzungen, Verhaue oder schüßendes Vorwerk irgend einer Art sich anlehnte. Man sah ein, daß General Evans mit Grund warnte ; aber falsche Sicherheit oder übermäßiges Selbstvertrauen ließ die nöthigen Vor fichtsmaßregeln versäumen oder verschieben. Zwar eine Batterie mit Santfäcken , Schanzkörben und Faschinen ward am Abhang der Höhe über Inkerman auf der Oftseite aufgeworfen , aber man poftirte keine Kanonen dahin. In der Action vom 26. Detbr. hatte der Feind seine Stärke an demselben Punkte versucht , den er auch heute Morgens sich wieder zum Angriff auserfah , und es läßt sich vermuthen , daß die Russen damals nur eine Recognoscirung en force vornabmen , und hierauf Verstärkungen abwarteten , um an dieser unserer verwundbarsten Stelle ein schlafendes Lager im Dunkel eines Wintermorgens zu überfallen. Schwere Verantwortung lastet auf denen , deren Saumſal den Feind in den Stand ſeßte , uns da anzugreifen , wo wir am wenigften darauf gefaßt waren ! Wir baben keine Ursache , uns der Schlacht von Inkerman zu freuen. Wir haben allerdings den Feind geschlagen, find aber der Einnahme Sebastopols um keinen Schritt näher gekommen. Einen Feind Hark an Zahl, an Fanatismus und verbiffener Entschloffenheit , über dieß begeistert" , wie man's nennt , durch die Anwesenheit eines oder zweier Söhne deffen , der ihnen als Gottes Stellvertreter auf Erden gilt, haben wir gedemüthigt und ihm eine gründliche Nieder lage beigebracht ; aber wir haben dabei furchtbaren Verluft erlitten und find nicht in der Lage , auch nur noch einen einzigen Mann einbüßen zu können. England muß uns Verstärkung senden: es muß verschwenderisch mit seinen Söhnen sein , wie es mit seinem Geld und seinen Schiffen verschwenderisch gewesen ist , und wie feine hier stehenden Söhne willig Blut und Leben für den Dienst des Vaterlandes geopfert haben. „Es war kurz nach 5 Uhr heute Morgens , als der Brigade general Codrington in gewohnter Weise die Vorposten seiner Bri gade von der leichten Division visitirte. Es ward ihm berichtet, "alles Ache gut". Nach kurzem Gespräch mit dem dienstthuenden Hauptmann Pretyman vom 33. Regiment, in welchem man der Möglichkeit gedachte , daß die Russen diesen düsteren Morgen zu einem Angriff benüßen könnten , wandte der Brigadier , ein kalt= blütiger und braver Offizier , sein Pferd , um durch das Buschwerk nach seinen Linien zurückzukehren . Er war kaum einige Schritte weit , als sich am Fuße des Hügels und zur Linken der Pikets von der leichten Division ein scharfes Kleingewehrfeuer hören ließ. General Codrington wandte sich in der Richtung des Schießens, und sprengte dann zurück , um seine Division herauszuführen. Die Ruffen rückten mit Macht gegen uns ! Ihre grauen Mäntel machten fie fast unsichtbar , felbft als sie schon ganz nahe waren. Die Pi kets der zweiten Division hatten die anrückenden Infanteriecolonnen, welche durch den feinen Regenschauer die Steile des Hügels herauf klommen, kaum wahrgenommen, als sie auch schon durch einen Hagel von Flintenkugeln aus der Nähe zum Rückzug auf den Kamm der Höhe gezwungen waren ; doch machten fie jeden Schritt ftreitig, und antworteten auf das feindliche Feuer so lange , als sie noch eine Patrone hatten. Bald darauf wurden die Pikets der leichten Divifion angegriffen und ebenfalls zum Rückzug auf ihr Hauptcorps ge= nöthigt. Augenscheinlich war ein farker Ausfall auf die rechte Flanke der verbündeten Heere gemacht, um sie zur Aufhebung der Belagerung zu zwingen und, wo möglich, fie in's Meer zu treiben. In derselben Zeit , wo der Anmarsch der Ruffen auf unsere rechte Flanke stattfand , machten sie mit Reiterei, Geſchüß und einigem Fußvolk eine Demonstration in dem Thale gegen Balaklawa , um die Aufmerksamkeit der Franzosen auf den darüber liegenden Höhen abzuwenden und unsere Hochländer-Brigade und Marinetruppen zu beschäftigen ; aber dort kam es nur zum Austausch einiger harm losen Kanonen- und Musketenschüsse , und der Feind begnügte sich, feine Cavalerie , von Feldgeschüß unterſtüßt , im Nacken des Thals in Schlachtordnung aufzustellen, bereit, über die Höhen zu sprengen und unsere retirirenden Truppen zusammenzuhauen, falls der Sturm auf unseren rechten Flügel gelungen wäre. Ein Telegraphenposten war auf den Höhen über Inkerman errichtet und stand mit einem anderen in Verbindung, um unsere Niederlage sogleich dem Cavalerie. general anzuzeigen , und die frohe Nachricht wäre durch ähnliche Mittel nach Sebastopol hineingemeldet worden , um die Befaßung

zu einem allgemeinen Ausfall zu ermuntern. Ein rufſiſches Dampf. boot mit sehr schwerem Wurfgeschüß war in der Nacht den kleinen Fluß bei Inkerman (welcher selbst Inkerman beißt) hinaufgegangen und fügte uns während der Nacht großen Schaden zu durch die ungeheueren Bomben , die es gerade über den Hügel auf unsere Truppen schleuderte. Alles , was den Sieg an ihre Adler fesseln konnte , war von Seite_der_ruffiſchen Generale geschehen Die Gegenwart ihres Großfürsten Micael , der ihnen sagte : der Ezaar habe befohlen , noch vor Jahresschluß jeden Engländer und Fran zosen in's Meer zu werfen , ermunterte die gemeinen Soldaten. Würde die Anwesenheit dieser prinzlichen Zucarnation der göttlichen Vorsehung zur Enthusiasmirung der uniformirten Leibeigenen nicht hinreichen, so waren sie mit einem kräftigeren materiellen Begeiste rungsmittel reichlich verſehen ; man fand es in den Feldflaſchen der Gefallenen. Der Kartoffelfuſel hat den Heldenthaten der Roma nows von jeher tüchtig nachgeholfen . Außerdem hatten die Popen der orthodoren Kirche die Truppen vor ihrem Ausmarsch gesegnet" und ihren Waffen den Schuß aller Heiligen zugesichert. Eine Meſſe war der Armee gelesen und die Freuden des Himmels den im_hei= ligen Kampfe Fallenden, die Gnadenspenden des Czaaren aber denen verheißen worden, welche die Kugeln eines kezerischen Feindes über leben würden. „Die Mannschaft in unseren Lagern hatte eben einen Kampf mit dem Regen begonnen , um sich ihr Feuer zum Frühſtück anzu blasen , als der Allarmruf erscoll : Die Russen kommen ! Brigade= general Pennefather , welcher wegen Unwohlseins res Sir de Lacy Evans das Commando der zweiten Divifion übernommen hatte, berief alsbald feine Truppen unter die Waffen. Eine Brigade unter General Adams , bestehend aus dem 41. , 47. und 49. Regiment, ward auf den Gipfel des Hügels vorgeschoben , um das Vorrücken des Feindes auf der Straße durch das Buschwerk von Thal berauf zu hemmen. Die andere Brigade (Pennefathers eigene) , bestehend aus dem 30. , 55. und 95. Regiment , rückte vor , um jene auf der Flanke zu unterstüßen. Sie begegneten alsbald einem furchtbaren Feuer von Bomben und Vollkugeln aus Kanonen , die der Feind auf den Hochgründen vor unserer rechten Flanke postirt hatte, und zwar zeigte fich's bald , daß es wenigstens 40 schwere Geschüße waren. Mittlerweile hatte sich der Allarm durch unsere Lager ver breitet. Sir George Cathcart ließ mit größter Schnelligkeit so viele Leute seiner Division , als nicht in den Laufgräben beschäftigt waren , ausrücken , und führte diefelben , Theile des 20., 21. , 46., 57. , 63. und 68. Regiments, gegen den Feind , auf die linke Seite des von den Colonnen der zweiten Division befeßten Grundes . Es war die Abficht , daß eine Brigare , unter General Torrens , die Brigade des Generals Goldie unterstüßen sollte ; aber der Feind war, wie man bald fand , so zahlreich , daß die ganze Stärke der nur aus 2000 Mann bestebenden Division mit Nachdruck gebraucht werden mußte , um sie zurückzuſchlagen . Sir George Brown war mit den braven Burschen seiner leichten Division – den Rcften des 7. Füfilier- , des 19. , 23. , 33. , 77. und 88. Regiments unter den Brigadegeneralen Corrington und Buller -- in die Front geeilt. Als sie über den Standplaß der zweiten Division hinzogen , ge rietben fie plöglich in das Feuer eines unsichtbaren Feindes . Das düftere Aussehen des Morgenhimmels war noch unverändert. Regen schauer fielen durch den Nebel und machten den Boden so klebricht wie ein neugevflügtes Feld . Die Ruſſen feuerten im Ganzen auf's Geradewohl, aber nur mit zu viel Wirkung auf unsere anrückenden Colonnen. Während so unser ganzes Heer in Bewegung war, säumte der Herzog von Cambridge nicht die Garden unter dem Brigadier Bentinck heranzuführen - alles was ihm von seiner Division übrig war , denn die Hochländer stehen unter Sir Colin Campbell bei Balaklawa. Die prächtigen Garden fürzten im Lauf in die Fronte auf der rechten Flanke der zweiten Division und ge wannen den Gipfel der Hügel, gegen welche zwei russische Colonnen in so gedrungener Ordnung heraufstiegen, als die Beschaffenheit des Bodens es nur erlaubte. Die dritte Division, unter Sir R. Enge land , war gleichfalls unter die Waffen getreten als Reserve , und ein Theil derselben, bestehend aus dem 50. und Theilen des 4. und des 28. Regiments , wurde bald hernach mit dem Feind engagirt. Und nun entspann sich der blutigste Kampf , den man jemals gesehen seit der Krieg als ein Fluch die Erde getroffen hat . Wir waren bisher geneigt zu glauben , daß kein Feind dem britischen

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Soldaten wiederstehen könne , wenn dieser seine Lieblingswaffe schwingt , und daß bei Maida ( in Calabrien) allein der Feind das Bajonnet mit ihm gekreuzt habe ; aber bei Inkerman waren wir's, die ganzen Massen russischer Infanterie zu widerstehen hatten , die einzig und allein mit dem Bajonnet gegen uns anftürmten und wieder und wieder mit nur freigender Wuth auf uns einerangen. Die Schlacht bei Inkerman bietet jeder Beschreibung Troß. Es war eine Reihenfolge der furchtbarkten Handlungen der Verwegen beit , des blutighten Handgemenges ; auseinanderprallen, zusammen Atoßen , aufeinanderßtürzen und kämpfen in Schluchten und Thal engen , in Gebüschlichtungen und entlegenen Gruben , von allen menschlichen Blicken entfernt - und wo die Sieger , bald Ruffen bald Briten , nur emportauchten , um mit frischen Feinden anzu= binden, bis unſere alte , dießmal ſo rauh angefallene Ueberlegen heit sich endlich triumphirende Geltung verschaffte, und die Schlacht haufen des Czaars brachen und wichen vor unserem standhaften Muth und Frankreichs ritterlichem Feuer. Niemand, welchen Stand punkt er auch inne hatte, konnte auch nur einen kleinen Theil der Thaten dieses ereignißvollen Tages genau beobachten , denn Nebel dünfte und Sprühregen umhüllten den Kampfrlaß in dem Maße, daß es unmöglich war , auch nur auf wenige Ellen vor sich hin zu fehen. Dazu kam die unregelmäßige Beschaffenheit des Bodens und der jähe Abfall des Hügels gegen Inkerman, wo die tödtlichste Blutarbeit vor sich ging. Es war 6 Uhr , als das ganze Lager des Hauptquartiers in Aufruhr kam durch das nnaufhörliche Rollen des Kleingewehrfeuers zur Rechten und den Knall des Feldgeſchüßes. Lord Raglan erhielt die Anzeige , daß der Feind mit Macht an= dränge, und bald nach 7 Uhr ritt er auf den Wahlplay , gefolgt von seinem Stabe und begleitet von Sir John Burgoyne, dem Artilleriegeneral Strangways und mehreren Adjutanten. Das Schlachtgeschrei und der stetige Geschüßdonner verkündigten den Höhepunkt des Gefechts. Die mit großer Präcifion geworfenen Bomben der Ruſſen plaßten inmitten unſerer Truppen so häufig, daß der Knall fortwährenden Kanonenschüssen glich ; die maſſiven Eisentrümmer schmetterten den Tod nach allen Seiten. Sobald die Russen durch einen Riß im Nebel das Lager der zweiten Divifion erblickten , befchoffen sie es mit Vollkugeln und großen Bomben, und ein Zelt um das andere sank zusammen , oder wurde zerfeßt in die Luft geschleudert , und die im Lagerdienst beschäftigten Leute und die zwischen den Zelten angebundenen armen Pferde wurden getödtet oder verstümmelt. Oberst Gambier wurde beordert , zwei schwere Kanonen (Achtzehnpfündner) aufzufahren und auf ein Feuer zu antworten , welchem unsere leichten Geschüße durchaus nicht ge= wachsen waren. Bald ward er schwer, jedoch nicht lebensgefährlich verwundet , und Oberst Dickson trat an seine Stelle. Das von diesem Offizier geleitete Feuer der beiden großen Stücke trug mächtig zur Entscheidung des Tages bei und erregte die Bewunderung des Heeres. Aber schon lange zuvor hatte der Tod auf beiden Seiten eine gräßliche Aernte gehalten. Unsere Generale sahen nicht wohin fie fich wenden sollten ; fie konnten nicht sagen, wo der Feind Hand, von welcher Seite er herkam und wohin er zog. In Dunkelheit und Regen führten fie unsere Linien durch dichtes Geftrüppe und Dorngebüsch , das die Reihen brach und die Mannschaft erbitterte, während jeder Schritt mit einer Leiche oder einem Verwundeten von einem Feinde bezeichnet wurde , dessen Stellung sich nur aus dem Raffeln des Flintenfeuers und dem Einschlag der Kugeln und Bomben errathen ließ. „Sir George Cathcart , als er seine Leute durch das Feuer einer weit an Zahl überlegenen Masse russischen Fußvolks, welches ihre Flanke überflügelte , in Unordnung gerathen fah , ritt in die Schlucht, wo sie kämpften , hinab , um sie wieder zu sammeln . Er gewahrte zugleich, daß die Ruffen sich auf einem Theile des Hügels im Rücken seiner einen Flanke feſtgeſcht hatten ; aber fein tapferes Herz verzagte keinen Augenblick. Er sprengte vor die Front und ermuthigte seine Leute , urd als man ihm zurief: es feble an Mu nition, sprach er kaltblütig : Habt ihr nicht eure Bajonnete ?" Sir George drang an der Spiße der Seinigen wieder die Höhe empor, aber ein Hagel von Kugeln pfiff ihm entgegen und er fank vom Pferde ganz nahe vor den ruffifchen Colonnen. Unsere Mannschaft mußte fich durch einen Wall von Feinden hindurchschlagen und erlitt furchtbare Einbuße. Von allen Seiten umringt und mit Bajonneten nierergestoßen , machten fte sich mit einer verzweifelten Anstrengung

Luft und erreichten mit einem Verluft von beinahe 500 Mann den Kamm der Höhe. General Cathcarts Leiche wurde nachher wieder erobert ; er hatte eine Kugelwunde im Kopf und drei Bajonnetſtiche im Leib. In diesem Handgemenge , wo die Ruffen mit äußerstem Grimme fochten und auch die Gefallenen mit dem Bajonnet durch fließen, fanden Oberft_Swyny vom 63. Regiment, ein sehr wackerer Offizier, Lieutenant Dowling vom 20. , Major Wynne vom 68., und mehrere andere Offiziere ihren Tod , und Brigarier Goldie vom 57. Regiment erhielt die Wunden , an denen er seitdem ge= storben ist. Das Gefecht auf der rechten Seite war gleich ungewik und blutig. In der leichten Division wurde das 88. Regiment, welches zu weit vorgegangen war , umringt und in völlige Ver wirrung gebracht, bis 4 Compagnien des 77. unter Major Straton zu Hülfe eilten , die Ruffen niederschlugen und ihre Kameraden be freiten. Bald nach Beginn der Schlacht konnte man bemerken, daß die Ruffen Befehl hatten , auf alle berittenen Offiziere zu schießen. Sir George Brown wurde von einer Kugel durch den Arm und in die Seite getroffen. Ich sah ihn mit Bedauern auf einer Bahre vorübertragen ; ſein Gesicht war bleich und ruhig und fein weißes Haar wehte im Wind. Weiter rechtshin wüthete zwischen unseren Garden und dichten Colonnen russischen Fußvolks , die ihnen fünf mal an Zahl überlegen waren, ein Kampf, wie er noch selten erlebt worden sein mag. Sie hatten auf den Feind chargirt und ihn zu rückgeworfen , als fie bemerkten , daß fie überflügelt seien. Die Munition war ihnen ausgegangen , und sie wußten nicht , ob fie Freund oder Feind im Rücken hatten. Sie hatten keine Unter fügung, keine Reserve, und rangen mit dem Bajonnet gegen einen Feind, der ihnen jeden Zoll breit streitig machte da erschien eine neue russische Colonne zur Rechten in ihrem Rücken , und über schüttete sie mit Kartätſchen und Flintenkugeln. Die Garden wur den gebrochen , sie verloren zwölf Offiziere und die Hälfte ihrer Mannschaft lag am Boden. Der Rest zog sich auf der unteren Straße des Thales zurück. Bald aber erschien Verstärkung, und fie holten schnelle Rache für ihren Verlust. Um 11 Uhr rückten die Franzosen vor, und tournirten die Flanke des Feindes. Um 1 Uhr 40 Minuten traten die Russen den Rückzug an, mit einem Verluft von 9000 Todten und Verwundeten."

Bemerkungen zu dem Kampfe bei Sebastopol am 5. November.

Der vorstehende Bericht eines englischen Augenzeugen ist, wie es scheint, so unbefangen wahrheitsliebend, daß wir uns nicht versagen können , nachstehende Bemerkungen daran zu knüpfen. 1) Hat schon das Gefecht bei Balaklawa am 25. Octbr., wo die Verbündeten einen vollständigen und noch dazu massenhaften Ueberfall erlitten , ein grelles Licht auf ihre Sicherheitsanordnungen geworfen , so übersteigt das , was namentlich das englische Belagerungscorps vom 5. Novbr. erfahren hat, fast alle militärische Vorstellungen. Es liegt uns ein nach ruffischen Originalaufnahmen reducirter Plan von Sebastopol mit Umgegend im großen Maßstabe vor,*) auf welchem man dem Verlauf der Entsaßgefechte mit Leichtigkeit folgen kann , und den wir auch unseren Be merkungen zum Grunde legen wollen , da die Terrainbe schaffenheit mit den Angaben des englichen Berichterstatters genau übereinstimmt. Aus diesem Plane ist deutlich zu ersehen , daß die Ruffen bei einem massenhaften Angriffe auf das Belagerungscorps keine anderen Wege einschlagen konnten, als durch die Schluchten , welche aus dem Thal kessel bei Inkermann und von der Rhede her auf die Hoch

*) 3m Verlage bei Simon Schropp u. Comp . in Berin .

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ebene führen, zum größeren Theil aber von Gehölz einge faßt sind. Man kann ferner daraus ersehen, daß ein massenhafter Angriff, bei welchem auch Felddatterien und Cavalerie in gehöriger Anzahl mitwirken sollten, mit außer ordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte , bevor die Massen sich in Gefechtsbereitschaft seßen und ihrer Ar tillerie den erforderlichen Spielraum erringen konnten. 2) Hieraus geht deutlich hervor , was dem engliſchen Befehlshaber oblag , um einen solchen Angriff gleichsam im Beginnen zu ersticken. Wie auch die Belagerungsstel lung sein mag, so lag es doch auf der Hand , daß die Engländer ihre Feldwachen bis an , zum Theil ſelbſt in die Schluchten vorschieben mußten , welche nach der Vor stadt Karabelnaja führen und dicht vor ihrer Front liegen. Des Nachts und bei beschränktem Gesichtskreise mußten ihre Patrouillen in nicht zu großen Zwischenräumen die Schluchten abwärts gehen (inner- und außerhalb) um sich zu überzeugen , ob der Feind im Anmarsche sei. Wenn man dem Feinde so nahe steht und gleichsam Fühlung an der Klinge mit ihm bält , ist das ganz unerläßlich. 3) Was soll man aber dazu sagen , daß die große Schlucht bei Inkermann , die gerades Wegs in die rechte Flanke der Engländer führt und kaum tauſend Schritte von der Lagerstellung münden kann , weder besezt noch verschanzt gewesen ist ? Fand man es zu bedenklich am unteren Ausgange der Schlucht einen starken Beobachtungs posten in einer tambourartigen Verschanzung aufzustellen, weil ihn die Ruffen jedenfalls dort nicht gelitten haben würden, so mußte ein solcher Posten ganz unbedingt am obern Ausgange stehen , und die Beobachtung des nahen Gegners durch Patrouillen zu bewirken suchen. Man scheint aber erst drei Wochen nach Eröffnung der Laufgraben zu der Ansicht gekommen zu sein , daß für die Sicherheit der rechten Flanke , welche durch die Stellung der Russen an der Tschernaja bis über Traktir hinaus längst überflügelt war , doch wenigstens etwas geschehen müsse. Dergleichen durch nichts zu entschuldigende Vernachlässigungen für die Sicherheit der lagernden Truppen in solcher Nähe eines starken und unternehmenden Gegners sind aber doppelt auffällig , wenn man selbst einen allgemeinen Angriff unternehmen will, wie von den Verbündeten am 5. Novbr. angeblich beabsichtigt wurde. Der vorliegende Bericht er wähnt zwar von dieser Absicht nichts, stellt sie aber eben sowenig in Abrede . 4) Man muß den Russen zum Ruhme nachsagen, daß ſie Zeit und Ort des Angriffs gut gewählt, ihre Vorbe reitungen dazu geschickt verborgen , das konzentrische Vor rücken ihrer Infanteriemassen in leidlicher Ordnung aus geführt, und vom Anfang bis zum Ende mit einer Ener gie gekämpft haben, welche selbst dem Gegner die gerechte Bewunderung abnöthigte und zu manchem naiven Geständ niß veranlaßte, das einer Selbstkritik in wenig schmeichel hafter Weise sehr ähnlich ſieht. Wir sind immer der An sicht gewesen , daß, wenn es einmal zwischen den Truppen der Westmächte und den Ruſſen zum ersten Gefecht kom men werde, der Kampf mit blanker Waffe zwischen Eng ländern und Russen am mörderischsten werden dürfte, weil

die Mannschaft sich am meiſten ähnlich ist , und auch die Elementartaktik der Engländer an zu starren Formen la= borirt. Die Erfahrung hat dieß schon an der Alma be stätigt. Es muß aber jedem alten Soldaten ein heiteres Lächeln abnöthigen, wenn der englische Berichterstatter die Hauptursache der an den Russen wahrgenommenen Tapfer keit in ihren - Feldflaschen gefunden haben will. Ohne nur einen von den vielen Fällen anzuführen, wo englische Truppen vollständig betrunken in das Gefecht oder zum Sturm vorgegangen sind, möchten wir doch bescheiden auf merksam machen , daß es von schr weiſer Vorsicht des ruf ſiſchen Oberbefehlshabers zeugt , wenn er dafür gesorgt hat , seinen Truppen eine Herz- und Magenstärkung mit zugeben , um die Lebensgeister im Augenblicke der höchsten Kraftentwickelung zu erfrischen , nachdem sie den größten Theil einer naßkalten Nacht hindurch marschirt und auf den Sammelplähen sich zum Angriffe formirt hatten. Wer nach solchen Vorgängen am Morgen eines Schlachttages nicht nach der Flaſche greift, ist jedenfalls ein Mäßigkeits apostel. Auch der vornehmste englische Offizier würde dieß wohl nicht unterlassen haben , wenn die Ruſſen ihm dazu Zeit gelassen hätten. Ob man aber Dry Madeira oder Kartoffelfusel" auf die Lippen nimmt, ist in der Haupt= sache vollkommen gleichbedeutend. 5) Aus dem Berichte läßt sich übrigens mit vieler Ge= wißheit entnehmen , daß von der rufſiſchen Feldartillerie, die in Lord Naglan's Bericht zu 90 Geschüßen angegeben wird, nur der kleinste Theil thätig gewesen sein kann, eine Vermuthung, die wir schon früher aussprachen. Dagegen verdient die Anwendung großer Wurfgeschosse vom jensei tigen Thalrande der Tschernaja die Beachtung aller Tak tiker; sie liefert den Beweis , daß der russische Befehls haber seinen Angriff mit großer Umsicht eingeleitet und auch an ein mögliches Mißlingen gedacht hat. Es scheint daher , daß sein englischer Gegner noch viel von ihm_ler= nen kann . Man wird im britischen Inselreiche wohl ernſt= licher daran denken müſſen, die Offiziere künftig mit etwas mehr kriegerischer Intelligenz auszurüften , die noch Nie= mand geschadet , Manchem aber wesentlich genügt hat. Man übersehe nicht , daß die Unwissenheit der Befehls= Die tauriſche haber mit Menschenleben bezahlt wird. Halbinsel liefert dazu sehr traurige Belege. Was schließlich das Verhalten Mentschikoffs betrifft, so will es uns bedünken , daß er von seiner Uebermacht in jüngster Zeit zu wenig Vortheil zu ziehen sucht. Es kann ihm nicht unbekannt ſein, daß seine Gegner anſehn= liche Verstärkungen zu erwarten haben. Vor Ankunft der selben müßte er also alle Kräfte aufbieten , sie aus Bala flawa zu vertreiben und sich des dortigen Hafens zu bemächtigen. Erhalten die Verbündeten bedeutende Ver stärkungen, können sie gegen das Entsasheer die Offensive ergreifen , dann sind Wechſelfälle möglich , welche die bis herigen russischen Anstrengungen in der Krim leicht erfolg= los machen dürften. Die Zeit ist im Kriege ein oft allein entscheidender Factor; und versäumte Gelegenheiten kehren selten wieder. Geschrieben den 30. November. Pz.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag , 9. December 1854. whyl sid

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Allgemeine

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Militär - Beitung .

zu expediren. Ein Paar solcher Pistolen , die sechsmal nach einander, ohne frisch geladen zu werden , abgefeuert werden können , kommen allerdings auf 8 Pfd. zu stehen, aber die Wirksamkeit dieser Waffe ist jest glänzend erprobt. Im Nothfall könnte man die 4000 Revolvers nach der Krim schicken , die an die Mannschaft der Ostseeflotte ver

Es hat sich herausgestellt Berlin, 2. Decbr. herausgestellt,, daß die ursprünglich für den Bau der Festung Posen veran= schlagte Summe nicht ausreichend ist. Mittelst Cabinets = ordre vom 14. März 1844 waren für diesen Festungsbau bewilligt worden 2 Mill . 600,000 Thaler. Davon find theilt worden waren. bis jest 2 Mill . 478,000 Thaler gewährt. Mit dem Rest Der Sohn des Erfinders der Dampfkanone, Mr. der ursprünglich bewilligten Summe, welcher die im Bau Perkins , hat sich anheischig gemacht, der Regierung ein plane normirte Jahresrate bei Weitem nicht erreicht, derartiges Geschüß zu liefern, das eine 20 Gentner schwere es sollten nach dem Bauplane alljährlich 300,000 Thaler Kugel fünf englische Meilen (über eine deutsche Meile) ist die Vollendung des Baues schießen soll. Mit einem solchen Geschüß , das auf einem zur Verwendung kommen, Eine erhöhte Bewilligung wird deß 1 eigens dafür hergerichteten Schiffe von etwa 10,000 Tonnen nicht zu erreichen halb unerläßlich sein , es ist jedoch , wie es scheint, noch postirt werden müßte , behauptet er, Sebastopol zerstören zweifelhaft, ob dieselbe bereits auf den neuen Etat für zu können , ohne daß die Angreifer einen einzigen Mann 1855 kommen wird. zu verlieren brauchen. Aus Dublin wird der Times" gemeldet , die Re= Sachsen - Altenburg. gierung werde vom Parlament die Aufstellung von 10 Altenburg , 29. Novbr. In der Sizung vom 24. neuen Linieninfanterieregimentern forderu. Drei e berieth der Landtag hauptsächlich über ein Postulat der davon sollen aus Freiwilligen der Miliz gebildet, für Di anderen besonders geworben werden. Sämmtliche, Miliz Regierung von 4800 Thirn . zum Zwecke der Umände rung der zeitherigen Percussionsgewehre des regimenter werden eingekleidet und sollen außer den drei Contingents in Spizkugelgewehre nach Art der erwähnten Regimentern noch 10 andere aus freiwillig ein in der österreichischen Armee eingeführten Kammerbüchsen. tretenden Milizmännern organistet werden, um die am Nach dem Vorschlage der Commission sollte die Bewilligung Cap, in Canada und Australien stehenden Linieuregimenter Dagegen sollen in den Mittelmeerstationen des Postulats an die Bedingung geknüpft werden , daß abzulösen. auch die Regierungen von Sachsen - Weimar , Gotha und ausschließlich ältere Regimenter verwendet werden und die Meiningen die Schußwaffen ihres Militärs auf gleiche Reserven der activen Armee bilden. Die Lancasterkanone ist von ihrem Grfinder Weise einreichen würden. Nach längerer Debatte nahm um vieles verbessert worden , so daß man jest mit ihr, indessen die Landschaft, unter Verwerfung dieses Antrags, einen Vermittelungsvorschlag der Regierung an, nach wel bei geringerem Pulververbrauch , 600 Yards weiter als bisher wird schießen können. Die Regierung läßt jest chem zwar für jest nur die Hälfte der beanspruchten Summe verwilligt würde , um vor der Hand die beabsichtigte Um viele Geschütze nach diesem Principe anfertigen. Auch eine neue Art Haubigen, nach der Angabe von Oberst änderung wenigstens bei einem Bataillon eintreten laffen Chalmers, soll sich bei der Probe vortrefflich bewährt zu können, für den Fall einer Mobilifirung aber die Re gierung zugleich die Ermächtigung erhielt, alsdann auch haben. Sie wiegt 125 Centner und ist im Stande, zehn für die gleiche Ausrüstung des anderen Bataillons die zöllige Kugeln auf eine Entfernung von 16,500 Fuß zu werfen. Mittel aus den vorhandenen Ueberschüssen zu entnehmen . 15 447 1 .11 Frankreich. 91 Großbritannien. of a Der Moniteur" enthält heute, Paris, 24. Novbr. Die Regierung wird von allen Seiten gedrängt, so ein dem Vericht des Kriegsministers entsprechendes kaiser viele Revolvers , als aufzutreiben sind , nach der Krim liches Decret vom 22. November, welches im Art. 1. be=

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stimmt : Der Oberbefehlshaber der Orientarmee ist mit der Macht betraut, provisorisch alle vacant werdenden Offizier stellen bis zum Bataillons- oder Schwadronschef einſchließ lich zu befeßen. Art. 2. sagt : Diese Ernennungen werden erst definitiv , nachdem sie durch den Kriegsminister der kaiserlichen Genehmigung unterzogen worden , die Er nannten nehmen jedoch den Rang ihres neuen Grades von dem Tage ihrer provisorischen Ernennung an ein.

unwiderbringlicher Schaden erwachsen , wenn deutſche Con tingente, zu gemeinschaftlichen Operationen berufen, so wesentliche Abweichungen bei ihrem Sicherungsdienst kund geben, daß u. a. im Feldzug gegen Dänemark 1849 General von Bonin es dringend nöthig fand , ein eigenes gemein= Man bat schaftliches Vorpostenreglement auszugeben.

Schweiz . N. Von dem eidgenöff. Militärdepartement ist die Mit theilung an die Cantone gemacht worden , daß, um die Ein reihung von Recruten in die Reiterei zu erleichtern und zu befördern, ein jeder derartiger Mann von der Eidgenossen Die schaft eine Entschädigung von 60 Frcs . erhalten solle. Einführung der neuen Jägergewehre wird scharf kritisirt und getadelt und namentlich hervorgehoben , wie unzweck mäßig und nachtheilig es sei, ein drittes Kaliber einzuführen - denn das Kaliber des neuen Jägergewehres ist verschieden mit dem der Ordonnanzgewehre und mit dem der Stuger ; ferner wird bemerkt, es sei nicht geeignet, eine Waffe in der Truppe zu creiren, welche gute , geübte Schüßen verlange, die doch nicht so leicht und allgemein zu finden seien.

Anregung zum Verſuch ,

ein für alle deutschen Bundescontingente gemeinschaftliches Vorpostenſyſtem

jedoch nach Beendigung des Unternehmens schon auf dem Heimmarsch die Lehre vergessen , wie leider noch so viel anderes, worüber ein Wort zu verlieren hier nicht Raum ist. Wenn wir versuchen wollten , einige der verschiedenen Formen nur allgemein zu betrachten , fie aneinander zu reihen, und uns in die Lage ernster Anwendung verseßen, wie es vielleicht die nächsten Monate ſchon, hoffentlich unter verändertem Object, wie in vergangenen Jahren bringen, so müßte wohl nach und nach erhellen , daß der Versuch, zu dem wir hier anregen wollen , schon der Mühe ver lohnte. Dürfte doch, der weitreichenden Folgen gar nicht zu gedenken, vielleicht das eigene Leben jener Gleichgül tigen und Widersacher aus Grundsag" damit geschont und einem ruhmwürdigeren Opfer aufbehalten bleiben, als nur dem Mißverständniß einer Vedette zu fallen. Da der Zweck der Sicherungstruppe schon im Worte liegt, und also jede der vielfachen Formen immer auf das nämliche hinausläuft (hier ohne Berücksichtigung des Sy= stems von Marschall Bugeaud , vid. seine „ Bemerkungen über mehrere Einzelnheiten des Kriegs " ) , warum sollte sich da nicht eine Vereinbarung treffen lassen ? Es bedarf nur gelinder Einsicht und des guten Willens , und wir * wollen im Vertrauen darauf unverdroffen eine Ermög=

lichung des schon von vielen Seiten beregten Vorschlags um so mehr darthun , als es ſich nicht ſo faſt um das Principielle, sondern vielmehr um das rein Formelle der Sache handelt.

festzustellen. Wir bezeichnen Nachstehendes nur als eine Anregung, weil etwa schon beim Lesen der Ueberschrift die Einen achselzuckend an der Durchführbarkeit zweifeln, die Andern leider aus gewohnter Neberhebung gegen solche Vorschläge das Blatt weglegen . Immerhin ; vielleicht fällt doch ein Saamenkorn auf gute Erde , und wir wenden uns daher von den Zweiflern und Scheelsüchtigen an jene vorurtheils freien Kameraden, denen es ohne alle Nebenrücksichten nur um das reine militärische Interesse zu thun ist. Wollen wir im guten Glauben gemeinsamen Wirkens deutscher Bundeskräfte nur erst die Nüßlichkeit und die großen Vortheile gleicher Institutionen und gleichen Mate rials nicht verkennen , so wird die Verschiedenheit darin und der daraus entstehende Nachtheil um so lebendiger hervortreten . Es ist freilich gleichgültig , ob die Infanterie weiße oder dunkle , die Jäger graue oder grüne Röcke tragen, und ob wir rechts- oder linksumkehrt machen , welches Zeit- und Größenmaß wir für taktische Bewegungen an= nehmen , wenn die Colonnen sich nur auf entsprechende Weise formiren und dirigiren; es wird aber aus nahe liegenden Gründen schon sehr empfindlich , daß wir nicht gleiche Kaliber führen. - Indessen , alles dieß und noch noch viele hundert andere Verschiedenheiten lassen am Ende das gewünschte Resultat erreichen ; es kann aber von großen Nachtheilen begleitet sein und im entscheidenden Moment

Beispielsweise führen wir an , daß analog jeder Auf stellung im Großen sich auch eine Vorpostenkette darstellen läßt , vorerst ohne Rücksicht auf Bodengestaltung u. s. w., so daß die erste oder Vedettenlinie vor der zweiten oder Unterstüßungslinie liegt , diese aber hinter sich auf ange= messene Entfernung die dritte oder Reservelinie hat. Heißen nun in den verschiedenen Contingenten die Linien oder Theile derselben wie sie wollen, so ist es zwar gleichgültig, wenn nicht mehrere zusammen kämpfen ; dann aber mag es vorkommen , daß durch verſchiedenartige Benennungen und Begriffe über einen und den nämlichen Gegenstand empfindliche Frrthümer entstehen. Angenommen, der Vor postencommandant, in Voraussicht einer feindlichen Demon stration , befiehlt die Verstärkung einer Fe dwache aus Mannschaft der Pikets Nr.... und der Postenoffizier, zu einem anderen Contingent gehörig und im besten Glauben, das Rechte gethan zu haben , erstattet Meldung über den Vollzug. Die feindliche Demonstration ist nahe daran zu gelingen , weil der bestimmte Punkt fast entblöst statt ver= stärkt ist. Der zur Verantwortung gezogene Postenoffizier läßt leicht erkennen , daß nach seinen reglementären Be stimmungen gerade Piket das heißt , was der Vorposten commandant mit Feldwache bezeichnen wollte , und daher der Befehl entgegengesezt verstanden wurde. Ob nicht ein gegenseitiges Uebereinkommen hierin am ehesten in Frankfurt a . M. zu erzielen wäre ? Von den die deutschen Armeecorps bildenden Contingenten find theils

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Truppen da oder liegen nahe genug , daß Offiziere der= ſelben sich ohne Erheblichkeit betheiligen könnten , theils find Offiziere aus den Generalstäben fast aller übrigen Abtheilungen bei der Militär- Bundescommiſſion. Von jenen Contingenten , die ohnedem gleiche oder nur unwe fentlich von einander abweichende Felddienstreglements haben, sowie von den leztgenannten je ein Offizier zur Berathung gezogen , dürfte bei hinreichendem Eifer und Willen gewiß bald in dieser , weil anscheinend geringen , deßhalb nie genugsam gewürdigten Sache ein Ergebniß gefördert wer= den, deffen ersprießliche Folgen und wahrlich die Zeit drängt den Dank aller jener hervorrufen möchte, denen die Interessen des Tages, Einigkeit und gemeinsames Handeln der deutschen Armeen am Herzen liegt. Die vereinigte Garnison Frankfurts bietet zugleich Ge= legenheit , probeweise Ulebungen nach den Ergebnissen der gemeinsamen Berathung auszuführen , und benachbarte Truppentheile zu Darmstadt , Mainz , Offenbach , Wies baden, Hanau und Homburg könnten sich ohne viel Hinder nisse an dieſen Erercitien betheiligen. Die Sache liegt so nahe und hat noch den Vortheil , daß die Contingente nebst ihren Führern bekannter mit einander würden , wäh rend sie sich bis heute immer fremd geblieben sind, ja mehr als dieß , vielleicht Vorurtheile gegen einander hegten , die dann gewiß verſchwinden würden. Frankfurt im November 1854.

Wir wollen den Leser mit dem Inhalte des Buches näher bekannt machen . Es hat 12 Abschnitte , die der Reihe nach folgende Ueberschriften führen : 1 ) Einiges über die Bezeichnung der verschiedenen Truppenkörper vom geschichtlichen Standpunkte aus. 2) Die Militärdienst pflicht und die Stellvertretung. 3 ) Die Offiziersheirathen. 4) Die Pensionirung der Offiziere. 5) Conduitelisten. 6 ) Inhabersrechte. 7) Quittirung der Offizierscharge. 8) Die Montur und Ausrüstung. 9) Die Unteroffiziere. 10) Die Grenadiere. 11 ) Die Militärgränze. 12 ) Feld= marschall Graf Radesky . Der erste Abschnitt gilt den Schwierigkeiten beim Stu dium der österreichischen Kriegsgeschichte bezüglich der wech= selnden Benennung der Regimenter und der Verschmelzung der Bataillone , Regimenter 2c . in Folge organisatorischer Veränderungen. „Wer“, sagt der Verf., „ die österreichische Kriegsgeschichte lesen will , muß sich in das Memoriren der Namen und Jahreszahlen fügen, oder den 74 Bogen starken Schematismus stets in der Schreibtafel bei sich tragen." — Wichtiger als diese Unannehmlichkeit ist die Art der Ergänzung und die Verwischung historischer Er= innerungen, die , der gerügten Mißstände wegen, in einem Regimente natürlich nicht fortleben und eben so wenig als die Triebfeder zur Begeisterung und Nachahmung rühm würdiger Thaten benugt werden können . Der Verf. erzählt, daß bei einer Fahnenweihe der Oberst eines Regiments eine Ansprache hielt und als die alten Fahnen weggetragen wurden, die Worte sprach : „Blickt sie noch einmal an, diese Pfänder der Treue, eure Väter ( 1809-1816) haben sich um sie geschaart u. ſ. w. “ "Später", so erzählt der Verf., kam ich darauf, daß in den bezeichneten Jahren das Regiment ein schlesisches war, während es jezt ein galizisches ist. Die Söhne der Väter , die er meinte, füllen jezt die Reihen eines ganz anderen Regiments . Von einem Stolze auf eine in älterer Zeit ausgeführte Waffenthat kann meines Wissens nach in keinem Regi= mente eine Rede sein. Der Ruhm der Väter sollte sich aber auf die Kinder vererben , dadurch würde das histo rische Interesse gewahrt und der gute Geist gehoben . . . Ich erkläre es für eine Unmöglichkeit , ohne Benuzung des Kriegsarchives aus diesem Labyrinthe von Namen zu kommen ..." Die Vorschläge zur Abhülfe sind einleuch tend und scheinen ganz passend. Wir sagen : „scheinen“, weil uns die Gegengründe unbekannt sind und wir uns daher kein Urtheil anmaßen wollen. Das zweite Capitel bringt zuerst einige geschichtliche Bemerkungen , beleuchtet die Vorzüge des Reservesystems vor dem Landwehrsysteme und vergleicht alsdann den alten Stellvertretungsmodus mit dem neuen , wonach der Stell = vertreter nicht wie früher das mit dem Einsteller verein= barte Einstandscapital in Eigenthum , sondern nur die Zinsen (5 kr. täglich) der vom Aerar in Beschlag ge= nommenen Loskaufsumme von 600 fl . C.-M. erhält. Wir

Literatur. Aus dem Tagebuche jutanten. El. 8. Gustav Mayer. Zu versitätsbuchhandlung

eines österreichischen Ad Leipzig , 1854. Verlag von haben in der Beck'schen Uni in Wien. (4 unpag . u . 333 S.)

Eine Simme aus Oesterreich , die noch vor einem kurzen lustrum den Weg in die Oeffentlichkeit nicht gefunden haben würde ! Wohl dem Kaiſerſtaate, daß in ihm die Wahrheit gesagt werden darf und gehört wird , wenn ſie ohne Ver legung ausgesprochen , ohne die Absicht zur Aufreizung in's Publikum dringt. Den Verf. führt eine freimüthige und wohlwollende Absicht auf den literarischen Weg, um auf ihm einen frischen gesunden Stein zu dem wunderbar schönen Neubau zu tragen. Ob es ihm glückt, daß ſein Stein auch eingefügt werde ? Es ist kaum zu bezweifeln , wenn man mit Auf merksamkeit beobachtet hat, was ſeit einigen Jahren unter der thatkräftigen Regierung des angebeteten Monarchen vorgeht. Und welcher Weg wäre geeigneter, Mißstände, Ungehörigkeiten, Mißbräuche der Gewalt und Nichtachtung der Geseze zur höheren Kenntniß gelangen zu laſſen , als der vom Verf. betretene ? Der Verf. theoretisirt nicht viel, denn er hat in's prak-

tische Leben geschaut und stüßt seine Weisheit auf Erschei= glauben gerne, daß der Dienst aus dieser Neuerung keinen nungen, denen er dort begegnet ist. Vielleicht hat er hier Vortheil zu ziehen im Stande ist , da durch eine tägliche und da icine Farben zu dick aufgetragen und sich mitunter Zulage von 5 fr. die Unteroffiziere und Soldaten weniger zu viel mit Dingen beschäftigt , die durch neue Verord= Anlockung zum Fortdienen erhalten, als durch die Aus nungen bereits verbessert sind , immerhin aber ist der Reiz___sicht auf ein größeres Capital, das , zinsentragend , nach der ganzen Lecture immer wach und erhalten durch ge= vollendeter Capitulation an sie ausgezahlt wird. sunde Ansichten, durch eine lebhafte und gebildete Sprache. Im dritten Abschnitte eifert der Verf. gegen das Hei

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rathen der Offiziere, läßt sich aber verleiten, einiger that= sächlichen ›Mißbräuche wegen , das Kind mit dem Bade auszuschütten. Wenn Unterschleife vorkommen , die den verheiratheten Offizier später in große Verlegenheiten ver sehen, so beweist dieß noch immer nichts gegen die Sache, Die angeführten die der Berf. I zu unbedingt verwirft. Beispiele beurkunden nur , daß das Gesez hintergangen, 17 daß überhaupt mancher: Unfug getrieben wird , aber sie motiviren keineswegs , das Verdammungsurtheil, nach wel chem den Herrn Kameraden nur die Alternative zwischen dem Cölibate oder einer Ehe bliebe, die sie zuerst nach den Uebertritt in Pensionsstand schließen könnten . Die Ausführungen vom vierten bis siebenten Abschnitte können zur Beherzigung empfohlen werden. Wir finden darin eine Masse von in's praktische Leben einschlagenden Fragen berührt, die Zeugniß davon ablegen, daß der Verf. gründlich unterrichtet ist, seine Sache wohl durchdacht hat und zu klaren Ideen gekommen ist. Die Geheimnißkrämerei bet der Ausfertigung der sogenannten Conduitelisten , in welchen viel eher die Fehler als die guten Eigenschaften und zwar burdy Stabsoffiziere, die oft die betreffenden Offiziere kaum dem Namen nach kennen, aufgezählt wür den, geben dem Verf. Veranlaffung zu einigen gerechten Ausfällen gegen die Gebrechen dieser Juſtitution. „Kann“, sagt derselbe, der Oberst einen Offizier wegen eines Ver gehens zur Rede stellen, so erscheint es auch höchst billig, wenn er ihm seine Zufriedenheit über seins Benehmen * zu erkennen gibt. Die Eigenliche und das Chrgefühl sind die mächtigsten Hebet , welche , den Menschen zu seinen Handlungen bestimmen , warum sollte also dieſen nicht Rechnung getragen werden ?" Ganz wahr. " So , ſehr es auch seinen Zweck verfehlt, wenn ein Oberst nur lobt, jo niederdrückend ist es , wenn er nur tadelt. Und das ist eine leider oft vorkommende Thatsache, um so verderblicher in ihren Wirkungen auf Geist und Discipliu der Truppe, wenn der Höhere in Gegenwart seiner Untergebenen und umgekehrt schonungslos getadelt wird . Der Begriff von einem Ehrenmanne ist mit dem von einem Offizier ideell unzertrennlich Durchschneiden einzelne Handlungen diesen Begriff, so besteht ja das Geſeß, durch welches die Eben wesenheit beider alsbald wieder hergestellt wird . Die Ehre ist eine zarte Pflanze , sie ist der eigentliche . Levensnerv des Offiziers, die Bedingung seiner Stellung . Der Vor gesezte, der sich nicht als Procurator der Ehre seiner Untergebenen ansicht, mit ihr im Gegentheil ein falsches Spiel treibt , fennt nicht die Wichtigkeit der Prärogative, die ihm die militärische Hierarchie einräumt und kann niemals darauf zählen, daß er Herr werde über die Herzen seiner Untergebenen. Wird vollends der Ladel hinter dem Vorhange des Geheimnisses ausgesprochen oder niederge schrieben , so daß der oft ganz falsch beurtheilte Offizier in den Augen der hohen Behörden nur als ein Zerrbild der Wirklichkeit figurirt und nicht einmal das Recht und die Gelegenheit hat, die falschen Begriffe , die man sich von ihm gebildet hat, zu berichtigen oder sich seiner häufig unbewußten Fehler zu entäußern , so kann man allerdings gegenüber solcher Betrachtungen, dem Vorſchlage des Verf.

nur beipflichten : jedem Offizier Einsicht von seiner Conduite beschreibung und das Recht zu geben, etwaige irrige An= fichten durch Beibringung von begründeten Gegenbeweisen zu beseitigen . Ob der Verf. nicht zu weit geht , wenn er verlangt, daß jeder Lieutenant, Hauptmann 2c. seine Con duitebeschreibung dictiren solle , wollen wir dahin gestellt sein lassen. Sich selbst erkennen , ist eine schwierige Auf gabe , die nur von Wenigen richtig gelöst wird. Die Eigenliebe macht oft Querstriche, die dem selbstentworfenen Bilde die Wahrheit berauben. Bei dem sonst guten und einsichtsvollen Menschen tritt jedoch die Eigenliebe be= scheiden zurück, wenn ein fremder Maler Wahrheit_auf sein Bild gebracht hat. Obgleich Anfangs frappirt, findet er bei ruhigem Blute den ungetrübten Blick, der ihm sagt, daß des fremden Malers Farben treu find. Immerhin mögen daher die vorgesezten Stabsoffiziere die Conduite listen entwerfen , den Untergebenen aber Einsicht davon geben und die als begründet erkannte Meinungsabweichung neben ihre ursprünglich niedergeschriebene aufnehmen . Das abgeänderte Urtheil möchte doch wohl die höheren Be hörden veranlassen, der Ursache desselben nachzuspüren und die Beurtheilenden veranlaſſen, näher, als es zu geschehen pflegt, an ihre Untergebenen heranzutreten, um sie genauer zu studiren und kennen zu lernen. Bei der Besprechung der Regiments - Inhabersrechte läßt uns der Verf. einen tiefen Blick in das innere Getriebe der österreichischen Armee thun. Wir müssen annehmen, daß ein activer Offizier , der über das innere Leben der Armee ichreibt, in welcher er dient , für die vollständige Richtigkeit seiner Angaben einzustehen weiß und dürfen ihm daher unbedingten Glauben schenken . Unter dieser Voransjeßung finden wir in den betreffenden Abſchnitten manchen Anhaltspunkt zu nicht ganz erquicklichen Betrach= tungen, die wir jedoch aus dem Grunde nicht ausspinnen, weil des Verfassers Kritik Alles umfaßt , was sich zwar in einem Buche jagen, auf journalistischem Wege aber nicht wiederholen läßt. Wer sich für die österreichische Armee interessirt und welcher Offizier würde ihr seine intereſſirt Theilnahme verjagen den verweisen wir auf die Schrift selbst, indem wir uns darauf beschränken , die Jnhavers rechte bloß zu nennen. Der Inhaber besist das Recht des jus gladii et aggratiandi , das Recht zum Vorschlage bei Beförderungen der Stabsoffiziere in seinem Regimente, die Befugniß die Offiziere seines Regimtuts (einschließlich des Hauptmanns ) zu befördern : er kann dem sechsten Theil seines Offiziercorps die Bewilligung zur Heirath unter Einhaltung der deßfallsigen Bestimmungen ertheilen ; er kann Offiziers -Tauschgesuche genehmigen, ernennt Cadéten, endlich hat er mit seine Einsprache bei Verwendung der Regiments- Unkostenfonds... Auch die folgenden Abschnitte sind freimüthig geschrie= ben, ohne zu verlegen , es wird manchem Vorurtheil kühn entgegengetreten und mit geistiger Schärfe ein als solcher erkeimter Schaden untersucht und die zweckmäßigste Heilung desselben besprochen. Das Buch wird bei jedem Leser, wenn er auch nicht alle Ansichten des Verfaſſers theilt, dennoch einen günstigen Eindruck hinterlassen. 1

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Ofizin gedruckt .

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Dienstag , 12. December 1854.

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[19] München , 3. Decbr. Seit ungefähr zwei Wochen find hier bei der „ Commission zu den Versuchen mit Hand feuerwaffen" von jedem der 6 Jagerbataillone 1 Offizier und 10 Mann (Unteroffiziere und Soldaten) anwesend, um in der Behandlung der neu eingeführten Dornbüchse , sowohl theoretisch als praktisch geübt zu werden , worauf fie dann selbst wieder in den resp. Bataillonen als Jn ftructoren dienen sollen. Das 1. Jägerbataillon , zu Frank furt a. M. garnisonirend , hat von dieser neuen Waffe bereits 700, das 6. Jägerbataillon in München 300 Stück erhalten. Die Dornbüchse ist in Bayern , wo man mit vollem Rechte dem Thouvenin'schen Systeme sehr anhängt, aus dem früheren Dornstußen entstanden , der etwa eine Handbreite kürzer war. Die Construction der Dornbüchse ist theils das Verdienst der oben genannten thätigen Commission , theils rührt sie von dem in der Feuerwaffen Technik sehr erfahrenen Vorstande der Königlichen Gewehr fabrik zu Amberg a. d. Vils her. Ueber die Waffe herrscht einstimmiges Lob; fie entspricht vollkommen. Die Länge der Büchse ohne Vatagan beträgt 4' 9" bayerisch ; die Lauflänge ist 36" rheinisch. Die Büchse wiegt ohne Vatagan 7 Pfb. 28 Loth bayerisch , mit demselben ungefähr 2 Pfd. mehr. Das Geschoßgewicht ist 2; Loth, jenes der Pulver ladung 16 ( 2 ) Loth bayerisch. Die Büchse hat 4 seichte, aber scharfe Züge , die Drall besigen (auf 60" rheinisch 1 Umgang ). Das Kaliber beträgt 0,655 rheinisch. Ferner hat die Büchse einen Fall, der etwa 5--6" rhei= nisch vom Pulversack entfernt, beginnt ; der Unterschied zwi= fchen der Bohrung an der Mündung, und jener am Pulver sack beträgt 1 rheinisch. Das Geschoß ist cylindro- ogival. Das Visir der Büchse, zwischen 200 und 1000 Schritten zu 30" bayerisch regulirt , besteht aus einem feststehenden Stöckchen und einem in der Derivationscurve verschieb baren Visiraufias. Die Befestigung des Vatagans , nach dem Muster der französischen Stiftbüchse hergestellt, ist ein= fach und sehr stabil. Derselbe kann als Hau- und Stoß waffe benugt , aber auch in einer Kuppel um den Leib geschnallt werden. Der Preis der Büchse ist 32 fl. * )

Die Erweiterungsarbeiten Paris, 4. Decbr. an den Festungswerken von Toulon werden auf's eifrigste betrieben; die neuen Wälle steigen immer höher an. Eine Commission von Artillerieoffizieren hat dieser Tage in Vincennes Versuche mit einer neuen Art Na= feten gemacht, die 8000 Meter weit tragen und furcht= bare Verbeerungen anrichten. Die congrevischen Raketen gehen bekanntlich bloß 2000 Metres weit. Nachdem die Versuche über alle Erwartung gut ausgefallen find , werden 10,000 Stück von denselben in Vincennes und Mez an gefertigt, welche im nächsten Frühjahr gegen Kronstadt verwendet werden sollen. - Im Tuileriengarten waren unlängst Modelle der nach der Krim bestimmten Baraden sehen. Sie sind leicht von Holz gebaut und mit Lein u Jede Barade ift 5 Meter lang und bekleidet. wand 3 Meter breit und kann 10-15 Mann aufnehmen.

*) Obwohl eine der glaubten Nachricht

bereits in Nr. 141 der A. M.-3. vom 25 Novbr. obigen Mittheilung ähnliche Notiz entbalten war, wir doch noch diese , die erstere vervollständigende geben zu sollen. R. d. A. M.-3.

Rußland.

Ein vom 13. Novbr. datirtes kaiserl. Decret befiehlt die Errichtung von ferneren zwei Bataillonen der eingetheilten (indella) Armee von Finnland und ferner eines fünften und sechsten finnischen Scharf schüßenbataillons.

Bur Geschichte der Schlacht von Marengo. *) Die Schlacht bei Marengo ist unter allen Rapoleo nischen Siegen unstreitig derjenige , der dem Sieger die größten Erfolge und den glänzendsten Ruhm erworben hat; die Glorie von Marengo ist lange Zeit wie ein Zauberwort der Unbezwinglichkeit durch die Welt gegangen, und auch jezt noch mögen vor der Anschauung der Nach geborenen wenige Tage der Bonaparte'schen Geschichte von folchem Nimbus umgeben sein , wie der 14. Juni 1800.

*) Der Allgem. Zeitung" entnommen.

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Seitdem ist auch in deutschen Büchern * ) davon gewissen= Er hat dem 18. Brumaire erst die rechte Weihe gegeben, die Factionen der Revolutionäre and der Intriganten stumm haft Notiz genommen worden, aber die bescheidene Wahr gemacht, den Grund gelegt zum lebenslänglichen Consulat heit ist doch nicht stark genug gewesen , diesseits wie jen und zum Kaiserreich , zu den Friedensschlüssen von Lune feits des Rheins in der populären Betrachtung die Bona parte'sche fable convenue ganz zu verdrängen. ville und Amiens die Bahn gecbnet. Man sollte denken, Wir hielten diese Notizen , die wohl nur dem großen ein so weltgeschichtlicher Waffentag müßte in seinen cin= Publikum Neues bieten mögen , für nothwendig, um den zelnen Momenten so hell und deutlich dastehen wie irgend eine Schlacht der neueren Geſchichte ; und doch ist dem Werth darzuthun , den jeder neue selbstständige Beitrag nicht so. Eben der Glanz der Folgen hat am meisten zur Geschichte von Marengo bietet. Seit den Enthüllungen des Mémorial de la guerre ist die Bonaparte'ſche Ge| chicht= dazu beigetragen , die schlichte Einsicht in den Thatbestand zu verwirren; die Versuchung lag für die Sieger zu nahe, fchreibung natürlich nicht müßig gewesen; glaubte man mit Berthier's Relation fertig zu sein, so hat Thiers ſeit= auch den Kampf so brillant , so dramatisch darzustellen, dem der Kritik nenen Stoff zur Verhandlung gegeben. wie es die Wirkungen gewesen sind. Die Sieger haben Aus dem Grund verdient die Monographie über den Feld= aber fast ein Menschenalter über den Tag von Marengo allein das große Wort geführt, und auch heute noch be= zug von 1800, die neulich aus den Papieren des Herzogs v. Valmy veröffentlicht worden ist, **) eine kurze Be= herrscht das, was sie als Geſchichte des 14. Juni zurecht geschnitten haben, die populäre Anschauung auch der Ge sprechung; außerdem, daß sie manches Vorurtheil der großen Lesewelt berichtigen kann , liefert sie den erfreulichen Be= bildeten. weis , daß es auch Franzosen gibt , die über ihre Kriegs Es ist wohl den Leuten vom Fach zur Genüge, aber dem großen Publikum nur ausnahmsweise bekannt, welch' wun geschichte mit Wahrheitsliebe und Unbefangenheit sprechen können. Wohl zählen die Valmys jezt zu den Legiti derliche Entstehungsgeschichte die Bonaparte'schen Schlacht miften ; wir finden aber in der vorliegenden Schrift nichts, berichte über Marengo gehabt haben. Als im Jahr 1803 eine Arbeit darüber aus officiellen Quellen entworfen ward, was auch nur die leiseste Ungunst oder Animosität gegen und Berthier das Concept mit den Plänen dem Conful Bonaparte und seine Größe verriethe; dagegen überall vorlegte, machte dieser die auffälligsten Correcturen ; er nüchterne Auffassung der Thatsachen , ohne Pathos und ohne Rhetorik, Einsicht in die eigenen Mißgriffe, unpar= befahl dictatorisch, daß dieß und jenes in einer Form dar gestellt und gezeichnet ward , die dem wirklichen Sachver theiische Würdigung der Gegner, nirgends die beliebte halt und den Aussagen der Lebenden und Mithandelnden Thiers'sche Taktik , den Gegner fast noch einmal so stark geradezu widersprach. Dieser zwar gefälschte aber doch anzugeben, als die eigenen Streitkräfte, und dann prahle= noch von der Wahrheit nicht zu sehr abweichende Bericht risch auszurufen : c'était plus qu'il n'en fallait pour battre les Autrichiens ――― eine Phrase, die bei ihm namentlich in war 1805 gedruckt, und Berthier wollte ihn dem Kaiser der Schilderung des Feldzugs von 1800 fast stereotyp ge= bei der prahlenden Jahresfeier auf dem Schlachtfeld von Marengo überreicheu. Es convenirte ihm aber auch diese worden ist. Die Valmy'sche Schrift will hauptsächlich die großen Redaction nicht; er verlangte neue sehr wesentliche Mende rungen, welche den ganzen Verlauf der Schlacht in's Un= und entscheidenden Manöver von 1800 schildern ; sie will 1 neben Bonaparte auch Massena's und Moreau's Thaten kennbare verschoben , alles , um durch die fable convenue den wirklichen , für die Glorie des ersten Consuls aller um so lieber die verdiente Stelle gönnen , als die fran dings nicht allzu ergiebigen Hergang für immer zu ver zösischen Geschichtschreiber nur zu leicht versucht sind, diese beiden neben dem Sieger von Marengo in Schatten treten dunkeln. Diese Berthier'ſche „Relation de la bataille de Marengo ist dann 1806 im Druck erschienen; die fünf zu lassen. Doch macht auch bei Valmy , nnd unstreitig Eremplare aber , die von der Redaction abgezogen waren, mit Recht, der Zug über den Bernhard und der Sieg sollten (so lautete des Kaisers bestimmter Befehl) ſammi vom 14. Juni den eigentlichen Mittelpunkt der Darstellung aus, schon weil hier bei ihm, neben dem historischen Jute= allen handschriftlichen und gezeichneten Beweisstücken ver brannt, der Saß auseinandergenommen, die Kupferplatten reffe , auch die Pietät mitzureden hat , und der Sohn des abgeschliffen werden. Die Verthier'sche Relation hat dann Marschalls Kellermann das Verdienst ſeines Vaters gegen lange Zeit als Hauptquelle gegolten , obwohl die militä die Bonapartistischen Anfechtungen sicher stellen möchte. rischen Fachmänner nicht verhehlten , daß sie mehr dazu Wir brauchen kaum zu bemerken , daß für den Verfaſſer angethan sei, Zweifel zu erwecken , als zu beseitigen. Es die sogenannte Berthier'sche Relation gerade so viel gilt als sie werth ist; er stellt in der Einleitung ihre Glaub waren in ihr immer noch zu viel unwillkürliche Geſtänd= niffe der Wahrheit zwischen den Zeilen zu lesen , als daß würdigkeit fest und verweist auf die Arbeit im Mémorial die Lüge hätte bei der Kritik vollen Glauben finden können. de la guerre , die, wie wir von ihm erfahren , auf Ver= anlassung Gouvion St. Cyrs verfaßt worden ist. Er hat Erft 1822 und 1823 ward aber durch die nüchternen Mit daneben ein Paar Schriften benüßt, die von Augenzeugen theilungen der „Desterreichischen Militärzeitschrift" die Autorität des fabricirten Bonaparte'schen Berichts merklich erschüttert, bis im Jahr 1828 actenmäßig die Fälschung nachgewiesen worden ist. Von jenen fünf der Vernichtung *) S. die Geschichte der Kriege in Europa (v. Schulz. Berlin, 1838) . 6. Theil. 1. Band. S. 136. bestimmten Eremplaren hatte ein franzöſiſcher Oberst eines fich bei Seite gebracht ; dasselbe gab dann die Mittel an **) Histoire de la campagne de 1800 , écrite d'après des do cumens nouveaux et inédits ; par M. le Duc de Valmy , die Hand , die ganze Entstehungsgeschichte im Mémorial du dépôt général de la guerre actenmäßig darzulegen. fils du Général Kellermann. Paris , 1854.

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gleich nach der Schlacht veröffentlicht, später aber von der Napoleonischen Geschichtschreibung wohl nicht ohne Absicht ignorirt worden sind . Außerdem hat ihm der handschrift liche Bericht des Generals Monnier über die Brigade

den Desterreichern zu bestehen haben , bis zur Ankunft Bonaparte's mit der Division Monnier und der Consular garde; es war ungefähr die Zeit von 9 Uhr Morgens Der zweite Act knüpft bis gegen 2 Uhr Nachmittags. sich an Bonaparte's Ankunft auf dem Schlachtfeld, seinen ungünstigen Kampf, das Weiden auch seiner Garde, und schließt mit dem Rückzug der ganzen Armee. Erst nach 5 Uhr beginnt dann der dritte Abschnitt : die den Defters reichern unerwarte Erneuerung des Kampfes bei San Giuliano, Defair's rechtzeitiges Eingreifen und der plöz liche Umschwung, der den Kaiserlichen den bereits erfochte nen Sieg wieder ans den Händen windet. (Schluß folgt.)

Carra St. Cyr und die ungedruckten Aufzeichnungen des Marquis de Faverges, der sich im Stab des österreichischen Generals Zach befand , zu Gebot gestanden. Die genaue Kenntniß des Schlachtfelds von Marengo , die hier bet der Prüfung der einzelnen Berichte doppelt wichtig ist, hat er sich durch eigene Anschauung erworben. Die Schilderung des Zugs über die Alpen ist bei dem Herzog frei von den Uebertreibungen, deren sich die meisten Franzosen schuldig gemacht haben. Seine Darstellung ents hält weniger wunderbares als z . B. Thiers * ) , aber sie ist wahrhaftiger. Die Bonaparte'schen Lobredner wissen uns zu erzählen , wie der Gedanke des Marsches über die Alpen einem Blig ähnlich aufgetaucht , dann im tiefsten Literatur. Geheimniß vorbereitet , unübertrefflich ausgeführt worden ist, und wie alle Stellungen des ersten Consuls mit ſo vollendeter Virtuofität genommen waren , daß den Oester Die Krim und Odessa. Reise - Erinnerungen aus dem reichern nicht möglich war, diesen meisterhaften Combina= Tagebuche des Professor Dr. Karl Koch. (3. Band tionen zu entrinnen. Dagegen zeigt der Herzog v. Valmy, der Hausbibliothek für Länder- und Völkerkunde.) wie Bonaparte selbst geraume Zeit schwankte , ob er die 8. Leipzig , 1854. Verlagsbuchhandlung von Carl Leitung des Kampfes in Deutschland oder in Italien über B. Lord. (X u. 224 S.) 1 Thlr. nehmen solle , und wie erst allmälig der Gang der militä= Wie fich die natürliche Blume von der nachgemachten, rischen Ereignisse und Moreau's Abneigung gegen die vor geschlagenen Entwürfe zusammengewirkt haben , zu Ende falschen unterscheidet, so unterscheidet sich auch die Schilde März die bestimmte Entscheidung über den Kriegsplan in rung eigener Erlebnisse , Wahrnehmungen und Beobach Italien hervorzurufen. Auch die einzelnen Vorgänge beim tungen an Ort und Stelle gesammelt, von dem Collee Herabsteigen in die lombardische Ebene werden von dem taneum , von der buchhändlerisch speculativen Compilation . Verfasser unbefangener gewürdigt ; er verbirgt nirgends Und selbst der Umstand , daß der Verfasser vorliegenden die Schwächen der Bonaparte'schen Expedition , und wo Werkes bereits vor 10 Jahren die taurische Halbinsel und Thiers kaum Worte genug der Bewunderung finden kann, das Emporium füdrufſiſchen Handels, Odessa, besucht hatte, wie z . B. für die Stellung Bonaparte's kurz vor dem thut dem Interesse an der natürlichen, unbefangenen, wiffen= Tag von Marengo , da erinnert Valmy doch auch daran, schaftlich freien Darstellung nicht entfernt einen Abtrag. wie diese Position lediglich auf die eine Vorausseßung ge= Der bekannte Verfasser der „Wanderungen im Oriente", baut war, daß Melas mit den Oesterreichern ihm zu ent der Reisen im Kaukasus " , der " Karte vom kaukasischen rinnen" suchte. Gerade diese Vorausseßung war aber irrig. Ifthmus “ u. s. w . , schildert hier in zehn Capiteln seine Melas hatte seine Streitkräfte , einige 30,000 Mann , an Reise durch die Krim nach Odessa in den Herbsttagen des Schon der Zufall , daß seine damalige der Bormida zum Angriff vereinigt , während Bonaparte, Jahres 1844. sonst immer einMeister in der Concentrirung seiner Kampfes Durchwanderung des Landes der Kimmerier in dieselbe mittel , dießmal feine Truppen auf eine bedenkliche Weise Jahreszeit fiel , zu welcher die dießjährige Landung der zerstreut hatte. Wohl hat die entscheidende Division unter Gegner Rußlands unternommen wurde, trägt zu vermehr Desair nachher doch zur rechten Zeit in den Kampf ein= tem Interesse an der Schilderung von Dertlichkeiten bei, gegriffen, aber es war , wie wir sehen werden , nur um auf welchen der gegenwärtige Act des Riesenkampfes spielt, ständen, die außer Bonaparte's Berechnung lagen, zu ver da wir hierdurch für die klimatischen und landschaftlichen danken, daß diese Hülfe noch früh genug auf das Schlacht Zustände zu dieſer Jahreszeit genauere Kenntniß erhalten. feld kam. Die Hausbibliothek hat schon manchen glücklichen Griff Der Herzog v. Valmy theilt, der besseren Uebersicht in Benußung der Zeitverhältnisse für ihre Beiträge ge= lichkeit wegen , die Schlacht von Marengo in drei ver than, wie fte anerkannt eine gute Auswahl unter den ſchiedene Akte, die sich allerdings ziemlich ſelbſtſtändig von anziehenden Schriftstellern aller gebildeten Nationen zu einander trennen. Der erste umfaßt den Kampf an der treffen weiß. Bormida , welchen die Divifionen Victor und Lannes mit Profeffor Koch, Naturforscher und zunächst Botaniker von verbreitetem Rufe , der ohne irgendwelche politiſche *) Wir können überhaupt die Ansicht von dem großen militä Vormeinung das Land und seine Bewohner kennen zu rischen Werth der Thiers'schen Darstellung der franzöfifchen lernen trachtete , reifte im oben erwähnten Jahre von der Kriege durchaus nicht theilen. Seine frategischen Schlüsse Halbinsel Luman über die Meerenge von Kertsch nach dem find meift schwach , oft ganz falsch, feine taktischen Urtheile Hafen gleichen Namens, von da gelangte er nach Kaffa häufig geradezu verkehrt, die Thatsachen meist entſtellt. Man und quer durch das Land über Karaßubasar, Symphero vergleiche zur Probe einmal die Höpfner'sche Geschichte des Kriegs von 1806/7 mit der von Thiers. D. R. b. Allg. 3tg. pol, Baktschisarai nach Sebastopol . Er besuchte von dort

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aus deffen nähere Umgebungen , namentlich das Plateau von Balaklawa, dann weiterhin einen beträchtlichen Theil der Südküste mit ihren Schlössern und Rittergütern . Von Alaschta bog er wieder landeinwärts , zurück nach Sym pheropol, um von hier aus über die Steppe nach Perekop, Cherson und sofort nach Odessa zu gelangen. Die erwähnten Orte bilden so ziemlich auch die Ueber

sondern von dem schrägen Abhange , auf dem die Straße führt, und wo die Landhäuser der russischen Großen liegen, gebildet werde, wobei denn einige Profile die nähere Er läuterung zu geben bestimmt sind. Die Beschreibung Sebastopols, der damals schon höchft bedeutenden Kriegsbauten, der Umgebungen nach Inkerman und dem Tschernajathal hin u . s. w. konnte bei dem leben digeren Antheil , den der Verf. gerade den hierauf bezüg= lichen Erinnerungen seiner Reife gegenwärtig zuwendete, nur gewinnen. Aus inneren und äußeren Gründen em pfehlen sich also diese Schilderungen einer verbreiteten Kenntnißnahme auch von militärischer Seite, da die Schale der mehr persönlichen Erlebnisse einen wissenschaftlichen Kern umhüllt, welcher an seinem Werthe nichts verliert, wenn auch der byzantinische Adler wiederum allein auf der Halbinsel flaggt.

schriften der Capitel und die Knotenpunkte der Erzählung, und da der Verf. , wie die Leser seiner früheren Werke wohl wissen werden , eine feine , durch vielfältige Reisen geschärfte Beobachtungsgabe , eine glückliche , wenn nicht launige , so doch scharfsinnige und getreu wiedergebende Befähigung für Darstellung des Erlebten und Gesehenen besigt , seine Wahrnehmungen lebendig gefärbt in einen übersichtlichen, gefälligen Rahmen zu bringen weiß, so wird jeder Leser dieser Reiseerinnerungen zu der Anerken= nung sich verpflichtet fühlen , daß sie ihm ein deutliches, ficher begränztes Bild der Halbinsel , ihres Bodens , ihrer Cultur- und Bevölkerungsverhältnisse, wie der klimatischen, vegetativen und Agriculturzustände verschafft haben, ein Bild klarer und verständlicher, als wir es seither aus Zeitungsberichten und Brochüren zu erhalten vermochten. Eben diese wissenschaftliche und stets unpartheiliche Auffaffung , die gediegenen Beobachtungen des erfahrenen Reisenden, der damals schon dem Kriegshafen Sebastopol und der Struktur des südlichen, zwischen dieser Festung und Balaklara gelegenen , gegenwärtig mit Liuppen so dicht bespickten südlichen Plateaus eine sehr rege Aufmerk= samkeit schenkte, vermag ein durchsichtiges Verständniß der Localverhältnisse zu beschaffen , ein Verständniß , welchem Dauer schon um deßwillen innewohnt, weil nicht übersehen wurde, die wissenschaftlichen Grundlagen zu erwähnen . Der Verf. meint, um eine Andeutung davon zu geben, wie er seine Reiseerinnerungen mit der gegenwärtigen friege= rischen und politischen Sachlage_verknüpft, die Westmächte müßten selbst im glücklichen Falle der Einnahme von Se bastopol mit der Zerstörung der Flotte sich begnügenz eine dauernde Besetzung der Halbinsel wäre mit ungeheueren Opfern verbunden und würde doch nicht durchzuführen ſein. Zu einem Gibraltar wäre der Hafen nebst Festung nie zu gestalten. Wollte man nun die ganze Krim wegnehmen, so würden sich die Schwierigkeiten nur steigern , da die Nähe des mächtigen Gegners zu den außerordentlichsten Vertheidigungsmaßregeln zwänge. Die Krim würde aber nie im Stande sein , neben der Bevölkerung noch bedeu tende Heere zu ernähren, denn mit Ausnahme der wenigen Thäler fehle überall das Wasser und ohne dieses , da Wasserleitungen nicht gemacht werden könnten, wäre Frucht barkeit und namentlich Getreidebau nicht möglich. Der Glaube an die große Fruchtbarkeit der Krim , dem man sich selbst in Rußland allgemein hingebe, stamme noch aus der Zeit der großen Katharina , die der Fürst Potjemkin durch ephemere Colonieen zu täuschen gesucht habe. Im hoben Grade interessant sind die Mittheilungen des Verfassers bezüglich des Küstengebirges und des geo= logischen Hergangs bei dessen Bildung ; wie der eigentliche Kamm des Gebirges nicht von dem gegenwärtigen Rücken,

Kurze Anzeigen und Nachrichten. L. C. Durch ein fönigliches Decret wurde im Jahre 1848 eine Commission ernannt , um eine möglichst genaue geologisch . phyfiographische Specialkarte von Spanien , oder rich tiger einen Atlas von Specialkarten , begleitet von einer ausführ lichen Schilderung der orographischen, hydrographiſchen, klimatiſchen, bypsometrischen, geognoftisten , mineralogifchen, vegetativen und zoologischen Verbältnisse auszuarbeiten. Diese aus einer geogra phisch-meteorologiſchen , geologisch-mineralogiſchen , geologisch-palä, ontologischen, botanischen und zoologischen Section bestehende Com. mission begann die Lösung ihrer Aufgabe mit der Provinz von Madrid , welde fie bis zu diesem Jahre beschäftigt hat. Die ver schiedenen Sectionen haben alle Gegenden dieser Provinz zu wieder. holtenmalen auf königliche Kosten bereist und im vorigen Jahre in einer Schrift, welche den Titel führt: Memoria que comprende el resumen de los trabajos verificados, en el año de 1852 por las diferentes secciones de la comi sion encargada de formar el mapa geológico de la provincia de Madrid y el general del reino , presentada en 11de Junio de 1853 al Excmo - Señor Ministro de Fomento por D. Fran Madrid , 1853 . cisco Lujan, presidente de la comision. (88 S. 4. Mit Tabellen , Plänen und Karten . ) die Ergebnisse ihrer Forschungen dem betreffenden Minister vorge= legt. Es sind in diesem Berichte höchft interessante und für die physikalische Geographie Spaniens hochwichtige Auffäße enthalten. Der Bericht der geographisch-meteorologischen Section ift begleitet von einer vortrefflichen Höhenkarte des Guaderramagebirges, welches durch diese Section zum erstenmale einer genauen barometrischen Nivellirung unterworfen worden ist. Die Berichte der geologisch mineralogischen und geologiſch-paläontologiſchen Section enthalten eine gründliche Schilderung der orographischen , hydrographischen, geognostischen und mineralogischen Verhältnisse der Provinz von Madrid und besonders des castilianischen Scheidegebirges uud find von einer hydrographischen Karte und zwei vorläufigen petrogra phischen Skizzen der Provinzen von Madrid und Segovia begleitet. Die Berichte der botanischen und geologischen Section enthalten interessante Schilderungen der vegetativen und zoologischen Ver bältnisse des Scheidegebirges, besonders der noch ganz unbekannten, sehr hohen Sierra de Gredos . Dem zoologischen Berichte folgen ein Verzeichniß der in der Fauna von Madrid entdeckten neuen In fecten; eine Aufzäblung der Käfer , welche sich jeden Monat des Jahres in der Provinz von Madrid finden , und ein systematischer Katalog der im Gebiet der Fauna von Madrid beobachteten Vögel. Das Ganze ist sehr brillant ausgestattet.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verla gshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag, 14. December 1854. olmadan adapi old n odras bloks die ichor

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Preußen. Königsberg, 3. Decbr. Der hiesige Festungsbau ist so weit vorgeschritten , daß vor Kurzem auch das zweite E (Sackheimer) FestungsthorR dem Verkehr übergeben werden A fonnte. Dasselbe ist ein großartiges Bauwerk und mit P den Bildnissen der Heerführer Vork und Bülow v. Denne= wiz geziert. Im nächsten Jahre ist der Bau des dritten (Roßgärter) Thores vollendet , welches die Porträts von Scharnhorst und Gneisenau tragen wird.

Frankreich. Es wird demnächst eine Ver= Paris , 6. Decbr. mehrung der kaiserlichen Garde durch die Errich Gleichzeitig wird die tung dritter Bataillone geschehen. Gardeuniform eine Aenderung erleiden. Die Gre= nadiercorps erhalten einen rothen Rockragen und die Cüraffierregimenter einen Waffenrock, dessen Schöße, wenn die Leute zu Pferde sißen zurückgeschlagen und mit Agraffen festgemacht werden , so daß sie einigermaßen an das Co stüm Ludwigs XIV. erinnern . - Wichtiger als diese unter geordneten Fragen ist die Berathung über das Re crutirungssystem der Armee, mit welcher eben jezt eine besonders dafür niedergesezte Commission beschäftigt ist. Es handelt sich darum, nach Maßgabe eines im Wesent lichen früher schon vom General Lamoricière aufgestellten Plans , die Beschaffung von Einstehern aus den Händen der Gesellschaften in die Hände des Staats zu geben und jedem Einzelnen die Möglichkeit zu gewähren , gegen eine bestimmte, von der Regierung festgesette Summe einen Einsteher zu erhalten. Die constituirende Versammlung hatte bekanntlich dieses System verworfen. - An dem Eingang der Rhede von Toulon wird gegenwärtig, um deren Vertheidigungssystem zu ergänzen, an der Erbauung einer Batterie mit 30 weittragenden Geschüßen gearbeitet. Rußland . Die "Independance belge" meldet aus Finnland : Das russische Geniecorps benußt die Winterzeit , um von der Landseite aus neue Befestigungen zu Sweaborg und Helsingfors aufzuführen. Man sucht den Rayon

der Forts , die zwischen beiden festen Pläßen liegen, so weit als möglich auszudehnen , und es ist wahr , daß die Secarsenale beider Pläße von der Meerſeite aus so be festigt sind , daß die Admirale der Verbündeten es nicht S anzugreifen. diesem Jahre für angeffen gehalten , fie in E R P Großbritannien. London , 8.

Decbr.

Nach der

Times " wird die

Regierung vom Parlamente eine Vermehrung der Ar mee um 43 Linienbataillone , jedes zu 800 Mann , ein Artillerie- und ein Schüßenbataillon, im Ganzen um un gefähr 36,000 Mann verlangen.

Bur Geschichte der Schlacht von Marengo. ( Schluß. ) Der erste Act des Kampfes spielt hauptsächlich um das Dorf Marengo. Die Kaiserlichen überschritten die Bor mida, fanden aber an dem tiefen sumpfigen Graben , der sie von Marengo trennte, dem Fontanone , ein unerwar= tetes Hinderniß weiteren Vordringens. Erst nach wieder holten vergeblichen und verlustvollen Angriffen drangen die kaiserlichen Grenadiere glücklich über den Graben vor und warfen Victors Division zurück, indessen auch auf dem rechten Flügel der Franzosen Lannes's Stellung bei Castel Ceriolo erschüttert ward. Wie Lannes selbst berichtet : Nach einem Kampf von fünf Stunden (um 9 Uhr hatte er begonnen) durchbrach der Feind unser Centrum und zwang die Truppen Victors zum Rückzug ; in demselben Augenblick fand ich mich selbst beinahe vom Feind um= wickelt, und da ich sah, daß der linke Flügel ganz ge= wichen war, ordnete ich den Rückzug an. Damit schloß,. nach den wahrscheinlichsten Angaben , gegen 2 Uhr Nach= mittags der erste Act der Schlacht. Gleich hier stoßen wir auf wesentliche Differenzen mit der bonapartisirenden Geschichtschreibung, wie sie namentlich durch Thiers wieder populären Eure erlangt hat. Es ist nämlich nach den Berichten der beiden französischen Divisionsgenerale kein

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Zweifel, daß Bonaparte während dieser ganzen Zeit auf dem Schlachtfeld gar nicht anwesend war, und daß er erst kam, als die Colonnen den gemeinsamen Rückzug antraten. Außer dem ausdrücklichen Zeugniß Victors eristirt ein intereffanter Bericht des Grenadiers Petit, der sich un mittelbar in des ersten Consuls Escorte befand ; derselbe gibt ungesucht eine sehr anschauliche Darlegung des wirk lichen Verhältnisses. Man war", erzählt dieser Augen zeuge, im Hauptquartier*) erst gegen Ende des Mor gens von den Absichten des Feindes in Kenntniß gefeßt; Berthier hatte sich auf das Schlachtfeld begeben. Seit dem Morgen kamen Adjutanten in rascher Folge und ver kündeten den Fortschritt des Feindes ; auch Verwundete langten an und erzählten , daß die Desterreicher im Vor theil seien. Auf diese Nachrichten hin stieg der Consul um 11 Uhr zu Pferd und begab sich auf das Schlacht feld. Wir hörten allmälig das Kanonen- und Musketen feuer in größerer Nähe; eine sehr große Anzahl von Ver= wundeten kam zurück, es war um Mittag fein Zweifel mehr, daß wir mit allen österreichischen Streitkräften zu thun hatten." Man sollte denken, das alles ging so natür lich zu, daß Mißverständnisse kaum denkbar wären. Gleich wohl läßt Thiers den ersten Consul schon um 10 Uhr am Kampf theilnehmen , während derselbe höchstens in der ersten Nachmittagsstunde bei Marengo anlangen konnte; um es möglich zu machen , müssen denn freilich die An gaben der Augenzeugen , namentlich Victors, ignorirt und die Distanz zwischen Marengo und Torre di Garofalo um mehr als die Hälfte verringert , der Weg nach San Gui liano , z . B. nur auf drei Viertelstunden angegeben wer den , während er zwei Stunden beträgt. In der Schilderung des zweiten Acts der Schlacht ist die absichtliche Fälschung von Bonaparte'scher Seite am Die Darstellung , wie sie der Herzog thätigsten gewesen. v. Valmy nach dem handschriftlichen Bericht des Generals Monnier und nach den.im Kriegsministerium aufbewahrten Angaben der Offiziere dieser Brigade gibt , läßt die ein Die zelnen Vorgänge wieder deutlich genug erkennen . Division Monnier, die Bonaparte herangeführt hat, nimmt Caftel Ceriolo wieder, kann sich aber nicht darin behaupten; die Oesterreicher dringen auf der Ebene unaufhaltsam vor; vergebens sucht der Consul selbst die Kerntruppen seiner Garde dem überlegenen Feind entgegenzuwerfen, sie erliegen nach tapferem Widerstand und auch die Monnier'sche Divi fion muß aus Castel Ceriolo weichen. Der Rückzug der So berichten alle unbe Franzosen ist nun entschieden . ; auch Berthier hatte Hergang den fangenen Augenzeugen in seinem ursprünglichen Bericht die Wahrheit nicht ganz verwischt. Aber Bonaparte befahl , daß die Dinge an= ders geschehen sein sollten ; es wurde eine absichtliche Front veränderung fingirt, Caftel Ceriolo durfte nicht geräumt worden sein ; die Division Carra Sct. Cyr verbarricadirt so schrieb Bonaparte eigen fich in Castel Ceriolo" händig an den Rand, indem er die halbwahre Darstellung Berthiers, die doch wenigstens den Rückzug zugab , durch strich und baare Fictionen an die Stelle sette. "1 Um diesen

Manövern einige Wahrscheinlichkeiten zu geben , so äußert fich Valmy , hat man behauptet, daß die Brigade Carra Set. Cyr den ganzen Tag in Caftel Ceriolo verbarricadirt geblieben und die Consulargarde unerschütterlich wie ein Granitfels gestanden sei. Man kann aus den authen tischen Berichten, die wir angeführt haben , entnehmen, daß dieß Manöver eine Fiction ist, die nach dem Schlag ersonnen ward. Die Wahrheit ist vielmehr, daß der erste Consul, durch den Fehler getäuscht , den die Oesterreicher begingen , indem fie ( 13. Juni) Marengo räumten , fich von einem Feind überraschen ließ, den er auf der Flucht glaubte. Er kam dann spät auf das Schlachtfeld , nur mit einer Reſerve, die gegenüber dem, nach der Einnahme von Marengo überlegenen Feind unzulänglich war. Gr hat dann alles gethan, was ein geschickter und muthvoller General in dieser schwierigen und unerwarteten Lage hat thun können; er hat eine geschickte Diversion versucht und den Erfolg des Feindes bis zur Ankunft der Verstärkungen, die er erwartete, aufgehalten ." In den Nachmittagsstunden des 14. Juni war also die Schlacht verloren ; ohne die Erschöpfung des Generals Melas , deffen Alter und Gesundheit für die Strapazen eines solchen Tags kaum mehr ausreichten , war der Sieg den Desterreichern nicht mehr zu entwinden. Aber Melas begab sich, um Athem zu schöpfen , nach Alessandria zu rück , sein Stellvertreter Zach ließ sich, wie Hormayr ver sichert, von seiner Kurzsichtigkeit getäuscht, und durch seine wilde Limousiner Stute fortgerissen, gleich beim ersten neuen Zusammentreffen vom Feind gefangen nehmen , und die Truppen waren , nach dem Eingeständniß kaiserlicher Be= richte selbst, zu sorglos und zuversichtlich , um nicht durch einen unvorhergesehenen Choc verblüfft und verwirrt zu werden. Nur so erklärt ſich der panische Schreck, von dem einzelne Regimenter nachher fortgerissen wurden ,. die in den vorausgegangenen Stunden des Tags ihres alten Ruhms durchaus würdig gefochten hatten. Dieser dritte und entscheidende Act der Schlacht hängt mit dem Erscheinen Desair's zusammen . Desair, so erzählt uns Thiers, hört den Kanonendonner von Marengo, bricht von der Straße gegen Novi rasch nach dem Schlachtfeld auf, nähert sich schon um 3 Uhr San Giuliano und eilt selbst seinen Colonnen voran , um den ersten Consul zu begrüßen . " Heureuse inspiration d'un lieutenant, heureuse fortune de la jeunesse, " ruft Thiers begeistert aus. Defair hört, was geschehen ist, er läßt seine Blicke über das ver wüstete Schlachtfeld schweifen , zieht die Uhr heraus und spricht dann zu Bonaparte die einfachen und edlen Worte: Ja , die Schlacht ist verloren; aber es ist erst 3 Uhr, es ist noch Zeit genug , eine zweite zu gewinnen . So der wörtliche Bericht des berühmten französischen Geschicht= schreibers , der sich wohl Tausenden von Lesern in seiner ganzen dramatischen Lebendigkeit eingeprägt hat. Schade nur, daß die nüchterne und prosaische Kritik die Dinge anders erscheinen läßt, und der ganze Auftritt , wie ihn Thiers erzählt, eben dorthin gehört, wohin die Front veränderung und die Barrikaden von Castelceriolo ver wiesen worden sind . Doch sind die Thatsachen nicht un interessanter, wenn man sie etwas weniger effectvoll_zu= stust, und der edle Deſair wird dadurch um nichts größer, daß man ihn wie einen deus ex machina vom Kanonen=

) Dasselbe war am Morgen des 14. Juni zu Torre di Garo falo , dort wo sich die Ebene von Marengo der Scrivia nähert, gegen vier Stunden weit vom Dorf Marengo entfernt.

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donner gerufen erscheinen läßt, er dann kaltblütig die Uhr herauszieht und wie ein recht franzöſiſcher Prähler den bevorstehenden Sieg verkündigt. Die bonapartifirenden Darstellungen gehen alle mit Abficht etwas flüchtig über die Ursache von Deſair's Ab wesenheit hinweg. Bonaparte, am Tag vor der Schlacht immer noch von dem Gedanken beherrscht, die Oesterreicher wollten ihm „entrinnen" , hatte seine Truppen in bedenk licher Weise vertheilt und büßte seine irrige Vorausseßung am Schlachttage selbst damit, daß er weder beim ersten Kampf um Marengo , noch bei dem erneuerten Gefecht um Castelceriolo dem Feind hinlängliche Kräfte entgegen zustellen hatte. So war auch Deſair mit der Division Boudet gegen Novi vorgeschickt worden , um die Defter reicher dort zu beobachten; er kam zum Glück nur bis Rivalta , nicht weil er den Kanonendonner von Marengo hörte, sondern weil ein mächtig angeschwollener Bergbach fein weiteres Vorgehen hemmte. Es hat daher die größte Wahrscheinlichkeit, was Valmy aus den Berichten von Faverges mittheilt, daß ihn Bonaparte, als er am Morgen den Angriff auf Marengo vernahm , durch einen Boten zurückrufen ließ. Je croyais attaquer l'ennemi - hat nach mündlicher Ueberlieferung Bonaparte's Weisung ge= lautet il m'a prévenu : revenez , au nom de Dieu , si vous le pouvez encore. Das klingt entschieden ächter und historischer, als die ganze Comödienscenerie, womit Thiers seine Leser ergößt. Man kann den Bemerkungen, die der Verfasser unserer Monographie dieser Schilderung entgegenseßt, seinen Bet= fall nicht versagen. Es ist gewiß, sagt er, daß der General Desair die Worte, die ihm Thiers in den Mund legt, um 3 Uhr nicht hat aussprechen können , da er (nach dem amtlichen Bericht des Chefs seines Generalstabs) erst um 5 Uhr in der Linie ankam ; das waren also schon zwei Stunden weniger für eine zweite Schlacht" . Aber was die Behauptung noch zweifelhafter macht, ist der Umstand, daß sie mit der Bescheidenheit und dem sicheren Blick von Deſair unvereinbar ist. Es war nicht zulässig , mit so viel Vertrauen in dieſer leßten Stunde vom Sieg zu reden, wo die Armee , nachdem sie seit dem Morgen mit helden müthiger Ausdauer gefochten , tief erschöpft in San Giu liano ankam, die Flüchtlinge und Verwundeten den Weg verstopften und sich kaum 6 bis 8000 Mann Fußvolk, 1200 Reiter und 6 Kanonen in Linie stellen ließen. Der General Desair, der die Division Boudet gegen fünf --tausend Mann und 8 Kanonen herbeiführte, konnte fich nicht schmeicheln, das Gleichgewicht wieder herzustellen . Wohl aber hat Deſair, als beherzter Mann, keinen Augen= blick geschwankt , der Gefahr in's Angesicht zu sehen und einem siegreichen Feind den Weg zu verlegen. Er begriff ficherlich , daß der Verlust der Schlacht für Bonaparte nicht nur den Verlust von Italien , sondern der Regie rungsgewalt selber nach sich zog. In dieser Lage konnte ein energischer Entschluß allein die Armee vor einer Nieder lage und Frankreich vor neuen Erschütterungen bewahren; es ist leicht zu begreifen , daß nur ein solcher Entschluß von Bonaparte und den Generalen, die ihm zur Seite standen, gefaßt werden konnte. Ueber die Ausführung stimmen die Ermittelungen, welche der Herzog v. Valmy aus der sorgfältigen Be=

nußung französischer Quellen bringt , durchaus mit dem überein , was in deutſchen Darstellungen längst als das richtige angenommen war. Der Angriff erneuert sich bei San Giuliano in den Abendstunden (nach Duponts offi= ciellen Berichten kaum vor 6 Uhr) ; auch dießmal find die ersten Angriffe der Franzosen nichts weniger als glücklich, die bewährten österreichischen Grenadiere, die schon am Morgen das beste gethan, erschüttern die französische Auf stellung , und Desair selbst wird von einer tödtlichen Kugel getroffen , bevor er die Möglichkeit eines besseren Erfolgs vor Augen sieht. Hier hat denn mit entscheidender Wir= kung der ReiterangriffKellermanns, die „procella equestris “, wie sein Sohn sich ausdrückt, auf den Gang des Kampfes eingewirkt. In unseren sachkundigen deutschen Darstel= lungen ist dieser aus eignem Antrieb rasch und ungestüm unternommene Choc Kellermanns immer als die wesent= liche Ursache des Umschlags betrachtet worden ; er brachte in die bis jest siegreichen kaiserlichen Reihen die erste Ver wirrung, die nach der Gefangennehmung des Führers und der unerwarteten Erneuerung des Kampfes nur allzurasch in volle Unordnung und eine wahre Demoralisation der bis jest so tapferen Truppen umschlug. Die Flucht von San Giuliano nach der Bormida zurück, erscheint auch nach österreichischen Berichten nichts anders, als wie ein panischer Schreck, und eine Auflösung von Truppen, deren jezige Haltung den Ruhm vom Morgen kaum mehr erkennen ließ . Für franzöſiſche Leser mußte die Darstellung hier sehr einläßlich sein. Es galt, dem Sohn Kellermanns das Verdienst seines Vaters gegen die kleinen Entstellungen und Neticenzen , namentlich von Thiers , durch glaubwür= dige Zeugnisse in's rechte Licht zu sehen und zu beweisen, was bei uns immer unbefangen anerkannt ward , was auch die nicht bonapartischen Zeugnisse jenseits ausdrück= lich hervorheben : daß Kellermanns rechtzeitiger Angriff den entscheidenden Umschlag des Kampfes hervorgerufen hat. I

Literatur . Das Planzeichnen und Tuſchen , mit drei Uebungs blättern und einem Anhange über Planzeichnen in Tuschmanier nach Chauvin und nach Bröcker, von Bröcker, Artilleriehauptmann und Lehrer am Ca= dettencorps. gr. 8. Berlin, 1853. Nicolai'ſche Buch handlung. (40 S.) Vorliegende kleine Schrift, unverkennbar das Ergebniß längerer Erfahrung , gibt einen methodischen Gang zur Erlernung des Planzeichnens und Tuschens an. Drei bei= gegebene Tafeln dienen als Vorlage für die praktische Aus führung und bezeichnen, von Stufe zu Stufe fortschreitend, die Reihenfolge des Inhaltes des Büchleins. Da die Gewinnung einer leichten und gewandten Hand unstreitig das vorerst Wichtigste Wichtigste beim Erlernen des Plánzeichnens ist, so wird bei den ersten 21 Uebungsnummern hierauf vorzugsweise Rücksicht genommen und deßhalb im ersten Abschnitte des Buches der Gebrauch des Reißzeuges , das Messen von Linien und Winkeln , das Copiren , Verklei=

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nern und Vergrößern von Figuren , das Anfertigen von Maßstäben gelehrt. Der zweite Abschnitt enthält nun das Nothwendigste über die Theorie des Planzeichnens . Die Die mathematischen Geseße der Darstellung der Berge sind hier in einer so gründlich genauen Weise gegeben, wie man sie wohl selten bei Abhandlungen dieser Art finden möchte. Sollte hier nicht eine Bemerkung nüglich werden können, welche den Schüler darauf hinweist , sich durch die An schauung von Modellen verschiedener, besonders bezeich nender Terrainparthieen , die im Terte gegebenen Lehren verständlich und geläufig zu machen ? Cine längere Praris im Unterrichte des Bergzeichnens hat uns in der Hin weisung auf Modelle das beste Mittel erkennen lassen, den Schüler über die mathematische Grundlage der Zeich nung aufzuklären und dadurch zugleich besonders auch das Erlernen des Aufnehmens der Terrainunebenheiten am geeignetsten vorzubereiten. Die S. 6 gegebene Aus einandersehung der Lehmann'schen und Veüffling'schen Strichmanieren könnte unseres Erachtens für denjenigen Schüler , welcher sich selbst unterrichten will , wohl etwas ausführlicher und wohl mehr beschreibend , als kritisirend gehalten sein. Von den diesem Abschnitte sich anschließenden Uebungsnummern sind die Figuren 15-19 nur als Vor übungen zur Darstellung von geraden Bergstrichen nach Gestalt, Stärke , Richtung und Aneinanderreihung unter und neben einander bestimmt. Die Figuren 22 -- 26, welche in dem dritten Abschnitte erläutert werden , sollen als eigentliche Uebungsstücke zum Bergzeichnen dienen und zeigen deßhalb einige charakteristische Bergformen und deren Verbindungen. Am Schlusse des zweiten Abschnittes iſt noch die Erklärung der Cavalierperspective gegeben, deren Verständniß jedoch durch das Fehlen des Buchstabens b in der zugehörigen Figur XX etwas gestört wird . Gine Bemerkung zu Ende des dritten Abschnittes führt noch an, daß zur Darstellung eines Terraintheiles außer der Be zeichnung der verschiedenen Neigungen derselben auch die der einzelnen auf derselben befindlichen Gegenstände , wie Städte, Flüsse , Wälder 2. gehöre und verweist für das Auffinden dieser Signaturen , sowie auch bezüglich der Schrift auf die vom königl. preußischen Generalstabe heraus gegebenen Musterblätter. Unseres Erachtens sollte einer Vorschrift für das Planzeichnen eine Besprechung der Signaturen der Städte, Communicationslinien 2c. (deren Kenntniß für den Gebrauch einer Karte wenigstens eben so wichtig ist , als das Verständniß der Bergzeichnung) nicht fehlen. Vielleicht hätte gerade die Uebung im Zeich nen dieser Signaturen und der Schrift , zu Anfang des ganzen Werkchens gefeßt, außer zur Kenntnißnahme der Signaturen elbst, zur Erzielung einer leichten Hand dienen fönnen. Der vierte und legte Abschnitt des Werkchens endlich ist ein Anhang über das Tuschen , welches sowohl im militärischen Zeichnen, wie im Planfortifications- und Artilleriezeichnen, als auch beim Anfertigen aller technischen Zeichnungen zur Anwendung kommt. Dieser Abschnitt um= faßt eine, wie uns scheint, zum ersten Erlernen des Tuschens recht praktische Verfahrungsweise . Nachdem das Tuschen eines Cylinders , eines Kegels , einer Kugel 2c. gezeigt ist,

wird ein Terraintheil im Luſche ausgeführt , wobei durch zweckmäßige Einhaltung der bestimmten Gradationsgränzen auch bei geringer Uebung des Schülers der richtige Ton des Bildes leicht zu sichern ist. Die Arbeit des Tuschens eines Terraintheils zerfällt hiernach in ein Zeichnen der Conturen des Berges und der einzelnen Gradationsgränzen, sodann in das Änlegen der hiernach sich so ziemlich als Ebenen ergebenden einzelnen Flächen mittelst des naſſen Pinsels und endlich in das Abpunktiren der Uebergänge oder sonst zu hellen Stellen mit halbtrockenem Pinsel. Die beigefügte Beleuchtungsscala ist , abweichend von der ge= wöhnlichen Feststellung, für naturgemäße Beleuchtung an genommen und gibt, die volle Beleuchtung = 1 gesezt, jede andere nach Zehntheilen an . Würde es aus anderwärts hinlänglich besprochenen Gründen nicht praktiſcher sein, für das Tuschen von Terraintheilen auch für eine Böschung von rechten Winkel das Maximum der Schwärze als Gränze anzunehmen ? Bei der hier gegebenen Scala möch ten die verschiedenen Productionen nicht merklich genug unterschieden sein. Ueber die praktische Ausführung des Tuschens und die Wahl des Materials find Seite 27 von §. 126 die wichtigsten Anhaltspunkte zusammengestellt. Es ist dich vielleicht der nüzlichste Theil der Abhandlung über das Tuschen und jedem Anfänger zu empfehlen, welcher sich über diesen Punkt gründlich unterrichten will. -Eine kleine Abhandlung über Planzeichnungen in Tuſchmanier nach Bröcker und nach Chauvin schließt dieses Kapitel . Außer einer Aufführung der Vorzüge der Tuſch vor der Strichmanier ist eine kurze Beschreibung der Chau vin'schen Angaben über diesen Punkt gegeben und auf das Unpraktische derselben , welches vorzugsweise aus der An nahme einer schiefen Beleuchtung hervorgeht , hingewiesen. Die kritische Anzeige des Chauvin'schen Werkes in den Nummern 82 und 83 vom Jahre 1852 dieſes Blattes be= zeichnet die Ansicht des Berichterstattrrs über die Chauvin schen Vorschläge und stimmt in der Hauptsache , der un veränderlichen Annahme einer vertikalen Beleuchtung, mit dem Verfasser überein. Auch ist schon dort anerkannt, wie es von Wichtigkeit ist , die Strichmanier durch etwas an= deres Gediegene zu ersehen, wie sich die Tuſchmanier hier für wohl am meisten zu eignen scheint, und wie selbst statt dieser für nur wenige Zeit gewährende Darstellungen die Ausführung des Terrains in Blei oder schwarzer Kreide mittelst des Wiſchers schon öfters mit gutem Erfolge zur Anwendung kam. Wesen und Form des Büchleins sind gediegen behan= delt , besonders ist die Sprache der Auseinanderseßungen mathematisch bündig und klar. Papier und Druck find gut ; die Kupfertafeln , deren nur wenige Mängel vom Verfasser selbst Seite 39 angegeben sind, zweckentsprechend und elegant. Das Schriftchen ist geeignet , der oft zu Lage kommenden Oberflächlichkeit im Darstellen des Ter= rains entgegen, den Schüler darauf hinzuleiten, beim An fertigen des Bildes der Natur durch Karten und Plane, sich nicht dem Zufalle seiner Phantasie zu überlassen, son dern mit Gründlichkeit ein durch die Wissenschaft gestügtes und deßhalb getreues Bild zu liefern.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung: C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Zeitung.

Großbritannien.

Wir entnehmen der „N. Pr. Ztg ." nachfolgenden in mehr facher Beziehung interessanten Artikel : In der Armee Organisation ist es besonders England , wo jezt ein Problem aufstößt. Das vereinigte Großbritannien und Irland hat bei einer Bevölkerung von 28 Millionen nur eine Heeresmacht von 81,000 Mann in Europa, d. h. nur etwa den vierten Theil so viel wie Preußen bei seiner Bevölkerung von nur 17 Millionen. Dabei kostet dieses Heer nahezu eben so viel , wie das preußische , weil es eine professionelle Armee ist, in welcher der Mann lebens länglich dient oder versorgt wird. England hat früher mit dieser Leistung bestanden in Portugal und Spanien, weil die dortigen Kräfte sich um dasselbe schaarten, in Frankreich, weil es die deutschen Hülfsvölker im Solde hatte. Jezt, da es nach 40 Jahren immer noch bei dem selben System verblieben , kam England in den Fall, 25,000 Mann nach dem Orient zu verschiffen, d. h. Alles, was nächst seinen Besaßungen auf Gibraltar, Malta und den Jonischen Inseln , in den Garnisonen Englands , Schott lands und Frlands , höchstens aufzubringen war. Von diesen 25,000 Mann ist im Augenblick sicherlich schon die Hälfte aufgerieben, *) besonders die Verluste an Offizieren sind in dem Maße nie dagewesen, und wie auch die jeßigen Ereignisse sich noch etwa wenden , so liegt die Voraussicht nahe, daß bis zum Frühjahr die englische Armee im Orient Die Times hat gut reden, nie mehr wird zählen können. Die daß sie sogleich ein neues , wo möglich eben so starkes Contingent nachsenden will ; sie denkt nicht daran , wie und in welcher Zeit diese Verluste etwa ersezt werden

*) Nach einer den ,,Hamburger Nachrichten" aus Conftantinovel vom 14. Novbr. zugekommenen Mittheilung sollen von den vollzähligen 34,000 Mann der ersten nach dem Orient ge fendeten englischen Armee - abgesehen von den nachge kommenen Truppen, vor damals acht Tagen fast genau noch 22,000 M. gelebt haben. Ferner foll zufolge eines Artikels der Kölnischen Zeitung" aus Paris vom 23. November der General Bourbaki in einem Briefe erwähnt haben , die englische Armee zäble jest ( nachder Schlacht bei 3nterman) nicht über 10,000 , die französische nicht über 30,000 M. Red. d. Allg. M.-3tg.

sollen, woher die Cadres an Offizieren und Unteroffizieren nehmen, wenn die zurückbleibenden Truppentheile nicht so zu sagen aufgelöst werden sollen. Diese Cadres stehen überall in einem bestimmten Verhältniß zur Stärke der Armee, sie lassen sich nicht nebenher schaffen und vorräthig halten, und trägt nun England jest neben Frankreich gleiche Verluste , so geräth es hinsichts seiner Cadres in ein vier-, vielleicht sechsmal ungünstigeres Verhältniß der Möglichkeit des Ersages. Einige Tausend Mann werden wohl noch zusammenzuraffen sein, um sie in diesem Augen blicke nachzusenden , demnächst wird man bis zum Früh jahr vielleicht 20,000 Mann von den jest zahlreichen, brodlosen Leuten, besonders gegen gutes Handgeld, neu anwerben können ; aber dieß sind dann vorerst noch keine Soldaten, und noch weniger ist es eine Truppe mit ge= dienten Offizieren und Unteroffizieren. Wie wird also England im nächsten Frühjahr sich neben Frankreich auf stellen ? In Frankreich besteht allerdings eine der gediegensten Heeresorganisationen : eine allgemeine Dienstpflicht aufsieben Jahre mit vierjähriger Präsenz bei den Fahnen und mit Bei diesem System erhält das Land in Stellvertretung. den Gränzen seiner europäischen Machtstellung eine aus reichende Armee, um auch andere, als bloße Defensivkriege führen zu können , die Kriege der Politik, nach welcher man die Sympathie für die Civilisation" auch nach dem Orient trägt. Aber es ist bemerkenswerth, daß es hier eine unempfindlichkeit gegen jene überschwängliche Civili sation ist , welche Frankreich seine alte Armee erhalten. Im Jahre 1848 waren sie nahe daran , zu dem System der Nationalgarden überzugehen. Da war es Thiers, der ihnen (Sigung der Nationalversammlung vom 21. Octbr.) klar machte , daß in den Ländern , in welchen Jedermann Soldat set , es alle Welt schlecht sei, es seien Nomaden truppen , Barbarentruppen; er hielt ihnen Urtheile Tu renn e's , Montecucult's , Eugen's, Friedrich's 11., Napo= leon's vor , und sie ergaben sich dieser ,,Aristokratie des Verdienstes" . Man blieb daher bei einem System , wie es in den meisten deutschen Staaten besteht, und war so billig, für Preußens System mit seiner allgemeinen Dienst pflicht ohne Stellvertretung die Entschuldigung seiner be= sonderen Lage und historischen Entwickelung gelten zu lassen.“

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Nach einem an den Herausgeber des Morning Chronicle" gelangten Briefe hat ein gewisser Herr Soyer einen Apparat erfunden, den er Soldaten - Küche nennt. Mittelst desselben will er in zwei Stunden ein Essen für 1000 Mann zubereiten , wofür er nur vier Köche bedarf Jeder Apparat wird 100 Pfund Sterling kosten.

Aenderungen (in der Heeresorganisation z . B.) welche erst während des Druckes erkannt wurden , nachgeliefert hat. Er beabsichtigt , von Zeit zu Zeit weitere Nachträge der Art zu geben, was den Werth des Buches nur erhöhen kann; er wird dann ohne Zweifel auch Veranlassung neh men, verschiedene Druckfehler und Auslassungen in diesen Nachträgen selbst bei der zweiten Lieferung zu verbessern, so z . B. in der Einleitung zu S. 22 das „Feldtaschenbuch für bayerisches Militär, zugleich Felddienst mit kriegsge= schichtlichen Beispielen von Maillinger , bayer. Haupt mann und Diviſionsadjutant, München 1854", zu Cap. 3. S. 31 die neue Normirung der Zahl der Offiziere und Unteroffiziere in der deutschen Bundesarmee (1 Offizier auf 45 M.) , zu §. 80 die im laufenden Frühjahr vor genommene Neuorganisation der österreichischen" Artillerie in 12 Feld- und 1 Küstenregiment mit im Ganzen 268 Batterien anzuführen . Nun zu dem Buche selbst. Das 8. Capitel handelt von der Entwerfung des Kriegsplans ; das demselben voraus geschickte Motto (jedes Capitel führt ein solches und sie find durchaus treffend gewählt) sagt mit vollem Recht : „die Ehre des Entwurfes eines Kriegsplanes steht weit hinter derjenigen der Ausführung in der Wirklichkeit. “ Bei S. 17 , welcher bei Evidentstellung der Armee vor übertriebenen Annahmen und Jüufionen warnt , ist uns Rußland eingefallen, dessen Generalſtab in leyterem Punkte von jeher stark war §. S. 20 sagt mit Recht , eine absolut beste Armeegliederung lasse sich eben so wenig angeben, als ein solches Verhältniß der Waffengattungen zu einander. Der Verf. verlangt jedoch die Armeecorps so klein oder die Armeedivisionen so groß, daß zwischen dem Armee commando und den Brigadecommandanten nur eine Art von Zwischenstellen (Corps- oder Divisionscommandos) erforderlich sind. Ersteres wäre somit die preußische Or= ganisation von 1813 und 1814. Neben der Armeegliede rung und dem Waffenverhältniß gehört hierber die tak tische Gliederung in Vorhut, Schlachtcorps , Reserve, für welche S. 26 das Verhältniß 1 : 3 : 2 (also Vorhut , Schlachtcorps , Reserve des Ganzen) aufstellt . Nicht vergessen ist bei der Austheilung der Rollen unter die verschiedenen Armeeglieder auch die Persönlichkeit der Com mandanten in Anschlag zu bringen - - eine Rücksicht, welche nur allzu oft versäumt wurde und im Beginne eine Krieges gerne übersehen wird , denn der eine höhere Offizier hat mehr Geschick zur Wirksamkeit im Schlachtcorps, ein anderer für die Führung der Vorhut Vorhut.. Freilich seßt dieß voraus , daß die Armeeleitung oder deren Organ (der Generalstab) mit den Leistungsfähigkeiten aller höheren Führer genau bekannt sei. Die Mobilmachung (9. Capitel ) ist un gemein vollständig abgehandelt, namentlich haben wir die verschiedenen Remontirungsweisen noch nie so erschöpfend, wie in §. 22-28 zusammengestellt gelesen. Den wirk samsten Hebel zur schleunigen und guten Effectuirung einer Mobilmachung findet der Verf. in einem hinreichenden Baarvorrath. "Es gibt aber nichts Neues unter der Sonne z schon Montecuculi sagte : zum Kriegführen braucht man Dreierlei 1 ) Geld, 2) Geld und 3 ) Geld. Der Grund faz: in jedem Staatsschate sollten stets die Baarmittel zur Bestreitung der Kosten nicht nur einer vollständigen Mobilmachung, sondern auch eines ersten Feldzuges bereit

London , 9. Decbr. Es wurden gestern Versuche mit einer neuen Art von Mörsern angestellt , die befriedigend ausfielen . Diese Mörser wiegen 100 Ctr., haben ein Kaliber von 13 Zoll und werfen Kugeln von 200 Pfd. mit einer Ladung von 20 Pfd. Pulver. Ihr Vortheil besteht in einer besonderen Vorrichtung, die es möglich macht, selbst bei hochgehender See ficher zielen zu können und die zugleich den Uebelstand des Rückstoßes beseitigt. Diesen Mörsern kann man jede beliebige Ele= vation geben. In einem Winkel von 45 ° werfen sie mit einer Ladung von 20 Pfd. 2 Ctr. schwere Kugeln auf eine Entfernung von 12,600 Fuß.

Literatur . Skizze eines Vortrags über Generalstabs wissenschaft. Von J. v. H. Zweite und dritte Lieferung. 8. Stuttgart, 1854. Verlag vou Franz Köhler. Nachdem mit der ſoeben erschienenen dritten Lieferung der Schluß dieses Werkes vorliegt, beeilen wir uns , die in Nr. 45 des Jahrgangs 1852 der ersten Lieferung ge widmete Besprechung auf die zwei leßten auszudehnen . Das Urtheil, das wir über den Anfang des Werkes ge fällt , ist durch diese späteren Lieferungen in vollem Um fange bestätigt worden : die vorliegende Skizze über Generalstabswissenschaft -- wie der bescheidene Verfasser fte nennt ist die klarste, erschöpfendste Beleuchtung dieser Branche des Kriegswesens , welche bis jest geschrieben worden , und wird fortan für diesen Zweig militärischer Wissenschaft als mustergültig angesehen werden. Nur einen Vorwurf müssen wir dem geehrten Autor machen , daß er nämlich seinem Programme nur zur Hälfte treu blieb und dem theoretischen Theile seiner Wissenschaft den an= gewandten nicht unmittelbar folgen ließ. Es geschah, um die Skizze nicht zu voluminös zu machen. Hoffen wir jedoch , daß er letteren Theil so bald wie möglich zum Gegenstande einer besonderen Schrift machen möge , wie er dieß in der Vorrede zur dritten Lieferung angedeutet hat. Wir haben es also bloß mit dem theoretischen Theile zu thun, dessen sieben erste Capitel wir in der früher ge nannnten Nummer besprochen haben. Ehe wir jedoch im Terte fortfahren , müssen wir vorausschicken, daß die dritte Lieferung, welche den Schluß des Werkes enthält, zugleich Nachträge zum Ganzen gebracht hat , in welchen der Autor mit äußerster Gewissenhaftigkeit theils kleinere Irrungen der ersten Lieferung berichtigt , theils solche

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liegen" - wird in allen Staaten, großen wie kleinen (in lesteren ohnehin) ein stets unerreichtes Ideal bleiben : die Nationalökonomen gar würden Zeter darüber schreien. Wie sehr die Mobilmachung neuerer Zeit durch Eisenbahnen und Telegraphen (§. 39) begünstigt wird , hat die österreichische Feldarmee in Galizien im Laufe dieſes Som mers bewiesen .

einheitlichen Leitung des Gesammtgefects durch den Com mandirenden aufstellt, nämlich 1 ) daß dieser über den Gang des Gesammtgefechtes und der Theilgefechte in jedem Mo= ment genau unterrichtet bleibe , 2) daß die Untercomman= danten bei ihrem Verhalten in den Theilgefechten nie weiter

Die drei vorhergehenden Capitel (7, 8 u. 9) handelten von den Vorbereitungen zum Krieg , die 6 nächsten besprechen den Krieg selbst und zwar Cap. 10 die Ruhe ftellungen. Zur Berechnung des Lagerraums gibt § . 23 dem Generalstabsoffizier als allgemeine leichtfaßliche Norm, daß ein Bataillon etwa 6, eine Schwadron 5, eine Batterie 7 württemb. Morgen (à 38,400 Q.-F.) Raum bedarf. Allerdings sollte jede Armee ihre Raumtabellen haben, um daraus zu entnehmen , wie viel Raum die taktische Einheit einer Waffe in den verschiedenen Situationen der Ruhestellung, des Marsches und der Gefechtsaufstellung ein nimmt. Daß das Waſſer (§. 25) das unentbehrlichste Lager erforderniß ist, haben diesen Sommer die Russen und nach ihnen die Franzosen in der Dobrudſcha von Neuem erprobt. Als tägliches Holzbedürfniß rechnet §. 26 für ein Ba taillon oder eine Schwadron Klafter; Stroh 50 Ctr. pr. Bat. , 5 Pfd . auf 1 Pfd. Das Abkochen vor Beginn eines Marsches oder einer Unternehmung scheint und un praktisch , wie der Verf. am Schlusse des §. 29 zugibt, da es gar oft Nachts geschehen müßte und die Nachtruhe den Leuten noch mehr von Nöthen ist , als ein befrie digter Magen. Zum bequemen Abkochen verlangt §. 30 7 Stunden, nämlich 2 zu den Vorbereitungsarbeiten , 3 zum Kochen selbst , 2 zum Essen und den Nacharbeiten. Für Standlager mag das gelten , in Marschlagern wird der Soldat gewiß nicht so lange warten . Hier wirft sich die Frage auf: haben die Engländer und Franzosen diesen Sommer im Orient keine Versuche mit Fleischzwieback und Bouillontafeln angestellt? Die Bequemlichkeit des Trans ports , der Zeitgewinn beim Kochen springt in die Augen. Sind andere Inconvenienzen im Spiel , daß diese neue Methode der Fleischbrühebereitung sich nicht rascher ver breitet ? oder wäre sie wirklich der Aufmerksamkeit der Armeeverwaltung seither entgangen ? Das 11. Capitel (Märsde) bespricht natürlich auch die Function des Ge neralstabsoffiziers als Führer von Marschcolonnen . Hier ist dem Schreiber dieser Zeilen ein auffallendes Beispiel im Gedächtniß : Ein junger Generalstabsoffizier wurde sei nem Bataillon als Führer beigegeben. Ohne Karte , ja ohne geschriebene Marschbroute ritt dieser den lieben langen Tag (und es war kein Friedensmarsch) an der Tete des Lataillons, fragte von Dorf zu Dorf nach dem Weg und führte uns endlich Abends bei strömendem Regen vor eine senkrechte Waldklinge , vor welcher Bagage und Mann schaft umdrehte und fast in Auflösung im Quartiere an= langte. Mit Recht weist §. 37 darauf hin , wie wichtig die Organisation eines eigenen Wegweisercorps wäre. Das 12. Capitel (Gefechte) ist mit großer Gründlichkeit aus geführt. Die wichtigsten Functionen des Generalstabs offiziers - Wahl der Gefechtsstellungen , Einfügung der Truppen in die Stellung , Gefechtsplan ――― sind find mit mit einer einer Vollständigkeit behandelt, welche nichts zu wünschen übrig läßt. Gegen das , was §. 40 über die Bedingungen einer

gehen , als sich mit der ungehinderten Verfügbarkeit ihrer Truppen vertragen mag ― ist namentlich von den rus sischen Untergeneralen von je schwer gesündigt worden; wir erinnern nur an das Verhalten Sacken's gegen Ben= nigsen anno 1807 , Langeron's gegen Blücher anno 1813, an die diesjährigen Erscheinungen in der russischen Donau armee vor Silistria. §. 49 hätte der allbekannten und weit verbreiteten Taktik von Pz. die nicht minder trefflichen, vielleicht noch vorzüglicheren " Elemente der Taktik für alle Waffen von Berneck, Berlin, 1852. " beifügen dürfen. — Die Verpflegung (Cap. 13) ist ein wichtiges Thema, das auch von dem Verf. in seinem ganzen Werthe erkannt wird. Neu war uns unter den §. 7 angeführten außer ordentlichen Nahrungsmitteln der Haberzwieback als Fou rage; er wird bis jezt sehr selten angewendet, scheint aber größere Beachtung zu verdienen. Wenn der Verf. dem Infanteristen §. 13 als gewöhnlichen Ranzenvorrath eine Belastung von 7 Pfd. zumuthnt, so möchte das etwas viel sein , wenigstens für längere Märsche, wenn der Mann nicht sonst erleichtert wird. Handmühlen werden aller dings nur selten mitgeführt , wie § 18 anführt ; doch sind fie für manche Kriegstheater immer noch ein unentbehr liches Bedürfniß. Wenigstens hatte es Napoleon im ruſ fischen Feldzuge schwer zu bereuen, daß er zu spät auf diesen Zweig der Verpflegung aufmerksam wurde. Er erfuhr nämlich erst in Gumbinnen von einem dortigen Gutsbesizer , daß in ganz Westrußland das Getreide vor= zugsweise auf Handmühlen gemahlen werde , welche die flüchtenden Einwohner leicht mit sich nehmen könnten ; er befahl deßhalb erst 3 Tage vor Ueberschreitung der Gränze die Anfertigung einiger tausend Handmühlen – es war zu spät und die Armee war so gleich von Anfang dem Mangel preisgegeben . Fast in keinem taktischen Lehrbuche findet man die verschiedenen Arten der Verpflegung so vollständig angegeben , wie die FF . 29 ――― 42 fie ausführen; 55 ebenso die Krankenpflege §. 55-69. Als mittlere Quote der innerlich Kranken nennt §. 52 im Frieden 5 pCt , worunter Schwerkranke ; im Feld unter günstigen Ver bältnissen sogar weniger, was ganz richtig ist. Die Quote der Verwundeten stieg häufig auf 15 pCt. und höher, das Verhältniß der Leicht zu den Schwerblefsirten im Durch schnitt wie 2 : 1 . §. 62 erwähnt der durch Desterreich angeregten Sanitätstruppen und verlangt dieselben so zahl reich, daß man nicht mehr wie bisher Leute aus Neih und Glied zum Transport der Verwundeten verwenden müßte. Das 14. Capitel (Technische Arbeiter im Feld) be= handelt einen reichen Stoff mit vieler Gründlichkeit. Bei §. 16 (Ausbessern und Verderben der Schienenwege) hatten . wir eine Hinweisung auf Pz'e "Eisenbahnen als Opera tionslinien , ueueste Auflage von 1853" erwartet , wo vieles Zweckdienliche in dieser Richtung angedeutet ist. In S. 19 des 15. Capitels (besondere Kriegsvorfälle) ist bei dem Verheerungsgeschäft eben dieser Einwirkung auf die Eisenbahnen zur Zerstörung der Wegbarkeit keine Erwähnung geschehen.

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Wir kommen jezt zu dem dritten Abschnitt, welcher das Wie (die Form) der Wirksamkeit des Generalstabs zum Vorwürfe hat , nachdem der zweite das Was dieser Thätigkeit erschöpft hat. Hier gibt Cap. 16 die natur gemäße Gliederung des Generalstabs , welche in den

das 20. Capitel die ausführlichsten Vorschriften zur sorg fältigen Vorbereitung des Generalstabs im Frie den, sowohl des einzelnen Individuums als des Gesammt= körpers. Ein Hauptgewicht legt der Verf. bei Ausbildung des einzelnen Offiziers auf das Reisen und auf thätige Theilnahme an kriegerischen Expeditionen. Er hat hierin so durchaus Recht, daß man sich billig wundert, wie diese allerbeste Bildungsmethode von größerem Streben nicht in weiterem Umfange angewendet wird. Musterhaft ist

einzelnen Armeen mannichfachen Abweichungen unterliegt. So ist in der russischen Armee der Chef des Generalstabs von dem Generalquartiermeister geschieden , so daß von Ersterem das Büreau der Operationen , von Leßterem die Canzleten des inneren Dienstes und der Verwaltung res vollends , was das 21. Capitel über das Ideal der fortiren. - Das Motto des 17. Capitels (Befehls Einrichtung des Generalstabs im Frieden beibringt. gebung) stellt ein anschauliches Bild von dem Wesen des Da wird besprochen die Auswahl der paffendsten Garniſon Generalstabs auf. Es lautet : 11 Wie in der Organisation für den Generalstab, seine personelle Zusammensetzung in des menschlichen Körpers der geheimnißvolle und scheinbar Haupt und Gliedern. Von ersterem , dem Generalstabs unthätige Nervenapparat den Willen vom Kopf zu den chef, verlangt §. 11 neben dem Besize derjenigen Eigen kleinsten Gliedern führt und die Muskelzusammenziehungen schaften , wie sie schon im 2. Capitel von jedem General stabsoffizier gefordert wurden und zwar sie alle in veranlaßt oder die äußeren Eindrücke von den Ertremi potencirtem Grade ,,große Energie des Willens , un täten nach dem gemeinschaftlichen Mittelpunkt des Lebens eemüdliche Arbeitskraft, harmonische Verbindung von Wiſſen zurückführt, so ist der Generalstab , obgleich sonst immer ohne directe Autorität , doch das Organ des Befehls und schaftlichkeit und praktiſchem Sinn, ausgezeichnete Gewandt das Vermittelungsglied zwischen den Truppenabtheilungen heit in der Beurtheilung und der Behandlung der Menschen.“ und deren oberster Leitung." Auch das Motto des 18. Ca= Es springt in die Augen, daß der Chef ein um so besserer pitels (Büreaudienst) ist zu charakteriſtiſch, als daß wir • Leiter seines Generalstabes sein wird , je näher er diesem es nicht anführen sollten. "!Mit einbrechender Nacht", Ideale kommt. Damit der Generalstab sich nicht von der heißt es,,,wird es im Lager stille, die Müdigkeit und die Linie isolire , will der Verfasser nur die Specialitäten als Dunkelheit hemmen die kriegerische Thätigkeit, die Truppen stehend in demselben erhalten , mit den übrigen Offizieren legen sich zur Ruhe. Die materielle Macht schläft , der aber nach 7jährigem Curs (er rechnet 2 Jahre für den Gedanke wacht : der Feldherr und sein Generalstab arbeiten. theoretischen Unterricht, 3 zur Erlernung des Dienstes in den drei Waffen , 2 weitere für den Sanzlei- und den Man berechnet die Verluste des verflossenen Tages , ent= wirft die Dispositionen für den folgenden. Der Eine stellt topographischen Dienst) einen Wechsel in der Art veran= die Großthaten und die Heldenakte zuſammen, die am fol staltet sehen , daß die ausgebildeten Offiziere, natürlich genden Tag der Armee verkündigt werden sollen ; der Andere unter billigen Bedingungen, in die Linie zurücktreten. Man erreicht auf diese Art zwei Vortheile : einerseits werden entwirft einen Gefechtsbericht , welcher als historisches Material dienen soll. Dieser macht nach der allgemeinen dem Generalstab immer friſche Kräfte zugeführt , anderer Anordnung die zahlreichen Detailbefehle , jener überbringt seits wird so am besten der Geist des Generalstabes in in der Linie eindringen und beide Theile der Armee auf's mündlich geheime Instructionen u. f. w. §. 1 dieſes Ca pitels stellt den wichtigen Grundſaß auf: „ Was auf münd Junigste mit einander verknüpfen . Die Anordnung und lichem Wege kurz beseitigt werden kann , soll nicht auf Eintheilung der Bibliothek , wie wir sie in den SS. 21 schriftlichem Wege verlängert werden. Wozu wenige ge bis 26 finden , ferner des Kartencabinets (§ . 28-30) könnte sich jeder Generalstab , überhaupt jede größere Bil schriebene Worte ausreichen , das soll nicht zum Gegen stand langer Abhandlungen gemacht werden." Hierbei ist dungsanstalt zum Vorbilde nehmen. Je mehr die perso = uns unwillkürlich die umständliche und briefliche Leitung nellen, materiellen und formellen Verhältnisse eines Gene des österreichischen Generalstabs durch Mark im Jahre 1805 ralstabs dem hier aufgestellten Ideale entsprechen , desto ――――― eingefallen. Der §. 21 u. 22 des 19. Capitels (äußerer besser für ihn. Der Verf. beklagt zwar am Schluß , daß über die Beschäftigung des Generalstabs im Frieden noch Dienst) bespricht das Verhältniß des Generalstabsoffiziers zu dem Truppencommandanten , wenn er diesem zu spe kein vollständiges , ausführliches Werk existirt ; wir finden jedoch , daß ein solches nach den reichhaltigen Andeu ciellen Aufträgen beigegeben ist. Er macht Ersterem die jenige Zurückhaltung und Selbstverläugnung zur Pflicht, tungen der zwei legten Capitel seines Buches eher ent welche zur Lösung der Aufgabe unbedingt erforderlich ist, behrlich ist. so sehr auch vielleicht der Widerspruch des Truppencom Schließlich erlauben wir uns noch, den geehrten Verf. mandanten die Sache erschweren mag . An der Nichtbe an seine halbwegs gegebene Zusage zu mahnen, daß dieser » folgung dieses Gebotes , aus dem hieraus erwachsenen theoretische Theil der Generalstabswissenschaft später durch Zwiespalt zwischen den leitenden Kräften sind gar oft die einen angewandten vervollständigt werden soll. Wir hoffen, schönsten Unternehmungen gescheitert. die allseitige Anerkennung , welche das bis jezt Gelieferte Der vierte und legte Abschnitt betrachtet die Beschäf gefunden hat und finden wird , dürfte ihn bestimmen , ein tigung des Generalstabs im Frieden. Er ist reich so schönes Werk, das eine Zierde der deutschen Militär an praktischen Betrachtungen und Forderungen . So gibt literatur sein wird , nicht unvollendet zu laſſen. μ. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Dienstag , 19. December 1854. and radall alipers basid gravado usta hatial m 2.201

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Allgemeine

Militär - Zeitung.

Gallen hat schon unter den früheren Bundesverhältnissen Königreich Sachsen. einen beharrlichen Angriffs- und Vertheidigungskrieg gegen 0. Dresden , 12. Decbr. Einem Veteranen unserer die mit jedem Jahre sich vergrößernden Militärlasten ge= Armee, unter der Chiffre Pz. in allen militärischen Kreisen führt. Es gelang seinem unermüdeten Anfämpfen , den wohl bekannt, ist erst vor drei Monaten von des jest regie eidgenössischen Obersten manche Militärluft zu verderben. renden Königs Majestät - und zwar auf Vortrag des Indessen wuchsen die Militärbudgets doch mit jedem Jahre. Kriegsministeriums in Anerkennung Anerkennung seiner Verdienste Seit der neuen Bundesverfassung aber haben sie eine für um die Militärliteratur das Ritterkreuz des Albrechtsordens die Schweiz unverhältnißmäßige Höhe erreicht . Der Mili verliehen worden. Heute kann ich Ihnen berichten, daß tärdirector Ochsenbein gefiel fich darin, allerlei Neuerungen des Königs von Württemberg Majestät gleichfalls auf im Militärwesen einzuführen, um dasselbe namentlich in Antrag des dortigen Kriegsministeriums- unserem Lands seiner Hand recht zu centralisiren . Das Bundesheer wurde mann das Ritterkreuz des Ordens der württembergischen verdoppelt, so daß es über 100,000 Mann beträgt; der So viel hier bekannt ist , sollen die Militärunterricht Krone verliehen hat. wurde centralisirt; jährlich finden Trup erfolgreichen Resultate der in Württemberg veranstalteten penzusammenzüge und Uebungslager statt die Special sehr umfänglichen Versuche, die Truppentransporte auf waffencurse werden alle in Thun oder Aarau ertheilt; Eisenbahnen, insbesondere das Ein- und Ausladen von es werden Festungen gebaut, der Sold der Officiere wurde Geschüßen und Pferden thunlichst zu beschleunigen , das erhöht , kurz Alles ist darauf abgesehen, der Schweiz das hauptsächlichste Motiv zu dieser Auszeichnung gewesen sein. bisher noch nie gekostete Glück eines stehenden Heeres Es ist allgemein bekannt, daß Pz. feit einer langen Reihe im Dienste der Centralregierung ― zu bereiten und zu von Jahren diesen hochwichtigen Gegenstand mit praktischem verschaffen. Darüber ist nun überall in den Cantonen Scharfblick und eiserner Consequenz durch besondere Schriften viel Klagen , unter dem Volke große Unzufriedenheit. Die Eisenbahnen und ihre Benuzung als militärische Diesem Umstande ist es auchwohl zuzuschreiben, daß Ochsen Operationslinien ." 1842 und 1853. ) wie durch Auffäße bein, der Militärdirector, in keinem Winkel der Schweiz in mehreren Zeitschriften bearbeitet, und daß man ihn als mehr Gnade gefunden hat, daß er, der Stifter der neuen den Begründer dieses Zweigs der Militärliteratur anzu Schweiz, das einzige Mitglied des Bundesrathes ist, wel= sehen hat. Auch wird die Annahme erlaubt sein, daß des jüngsthin nicht mehr in den Nationalrath gewählt feine beharrlichen Mahnungen , alle technische Hindernisse worden ist. Diesen Stand der öffentlichen Meinung be bei dem Nebergange von Truppentransporten von einer nußte Landammann Baumgartner im Großen Rathe von Eisenbahn auf die andere zu beseitigen, hauptsächlich dazu St. Gallen, um einen Antrag zu stellen : daß der Canton beigetragen haben, uns von den Nachtheilen der abweichenden St. Gallen alle Mitstände einladen soll, bei der Bundes badischen Eisenbahnspurweite zu befreien. Solche Ver versammlung über die selbst die Vorschriften der Bundes dienste sprechen schon für sich selbst. Immerhin wird es aber verfassung überschreitenden täglich zunehmenden Militär jedem Offizier eine strebsamen Offizier jedem ftrebsamen Genugthuung sein, eine Genugthuung sein, durch durch dieses dieses lasten und Militärkosten Beschwerde zu führen und dieselbe Beispiel zu ersehen , daß die höchsten Militärbehörden den zu vermögen , daß sie die Militärleistungen auf das ge= praktisch nüßlichen Erscheinungen in der Militärliteratur bührende Maß zurückführen. Er begründete den Antrag ihre Aufmerksamkeit zuwenden und , indem sie sich des mit dem zweischneidigen Schwerte seiner beißenden Rede. Gegenstandes bemächtigen , aus fruchtbaren Gedanken Wäre er nicht Landamman Baumgartner gewesen , ganz ersprießliche Thatsachen zu ziehen verstehen , zur Vermeh gewiß wäre sein Antrag mit großer Mehrheit zum Be rung der Wehrkraft Deutschlands. schluß erhoben worden: denn er fand in und außer dem Rathssaale Anklang. Die Radicalen wagten es eben des= wegen auch nicht, ihn schlechtweg zu verwerfen. Sie nah Schweiz. Man schreibt der „ Deutsch. Volkshalle" aus der Schweiz, men daher zu der motivirten Tagesordnung ihre Zuflucht. 29. Novbr.: „Landammann Jacob Baumgartner von St. In den Motiven wurde anerkannt, daß die Militärlasten

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groß seien und zu gerechten Beschwerden Veranlassung gäben; allein es wird die Zuversicht ausgesprochen, die Stellvertreter der Schweiz und namentlich St. Gallens würden in der Bundesversammlung auf Abhülfe dringen, ohne hiezu vom Großen Rath gemähnt werden zu müssen. Zwei und lebenzig Mitglieder stimmten zu dieser Baum gartner's Antrag eigentlich rechtfertigenden Tagesordnung, fünfzig Mitglieder aber stimmten für einfache Annahme des Antrags von Baumgartner. Es läßt sich nun vor aussehen , daß dieser Antrag in der nächsten Bundesver sammlung zur Sprache kommen und daß man einen An= Lauf gegen das Militärbudget nehmen wird . Aber Ochsen bein wird sich hinter die blühenden Finanzen des Bundes und hinter die kritische Weltlage verschanzen und von da aus mit Hülfe seiner Getreuen den Sturm zurückweisen. Die Schweiz ist noch nicht reif, im Militärwesen zur Ein fachheit zurückzukehren.“

Zian und sein Sohn Kadur - ließen den Freiheitskampf gegen die Franzosen predigen , plünderten die nach der Wüste ziehenden Karawanen , überfieten benachbarte, den Franzosen unterworfene Gegenden, verbrannten ihre Hütten und Felder und schwächten durch diese Handlungen das ――― Ansehen der französischen Herrschaft. Die Gluthiße der Mittagssonne des 10. Juni 1849 hatte nachgelassen , ein leichter Ostwind wehte durch die Dase . und hatte die Einwohner Biscara's an die Ufer des Jcherda- Baches in die kühlen , von Oliven- und Palm bäumen beschatteten Gärten gelockt , um mit unbeſchreib lichem Ergößen einem aus Dudelsack, Rohrflöte und Tam bourin zuſammengesezten Orchester zu lauſchen oder ihre Pferde zu tummeln , als auf einmal der Generalmarſch ertönte und die kleine Besaßung Biscara's rasch zuſammen lief, um sich mit der eben angekommenen Colonne des Oberst Carabuccia zu vereinigen. Aus den Magazinen wurden Lebensmittel auf etliche Tage an die Truppen ver theilt und Kameele und Maulesel mit dem nöthigen Kriegs bedarf, Feldlazarethen , Bagage der Offiziere , Biscuit, Reis, Kaffee, Zucker, Salz 2. beladen. Der Oberst hatte den Befehl gegeben , daß zur Besaßung Biscara's nur die marschunfähige Mannschaft zurückbleiben solle ; Eingeborne, auf deren Treue man sich verlassen zu können glaubte, besezten die Posten und die Sicherheitspiquets, welche hin und wieder im Walde aufgestellt waren. Schon glänzte der Mond im hellsten Scheine über der dunklen Dase, als der Marsch nach Zaadcha , welches man zu überraschen gedachte, angetreten wurde. Mit dem Austritt aus dem Palmenwalde breitete sich das ungeheuere Sandmeer aus, eine Reihe niederer Sandhügel verflachten allmälig nach Süden. Grabesstille herrschte in der öden einsamen Wüste, kein Baum , keine Hütte, die an die Nähe von Menschen erinnern konnte. In großen Distanzen , die Voltigeure als Vor- , die Grenadiere als Hinterwache mit einer dop= pelten Tirailleurreihe zu beiden Seiten und landeskundige Spahis als Eclaireurs voraus , bewegte sich die Colonne in anbefohlener , lautloser Stille über das weite Sand Dichte Staubwolken blendeten die Augen , Nase meer. and Ohren verstopften sich im eigentlichen Sinne des Worts und mit jedem Schritte sank man 3-4 Zoll tief in den Sand ; dazu brannten die Füße auf's peinlichste und ein quälender Durst vermehrte die Mühseligkeiten eines solchen Marsches. Die Reihen beseelte von Neuem kriegerische Begeisterung und die Lebensgeister erwachten bei dem An blick des mit Anbruch des Tages sichtbar werdenden Marſch zicles . In der Nähe eines Berges , aus dem eine starke Quelle sprudelte, wurde Halt gemacht und alsbald dampfte die Kaffee -Marmite über dem Feuer , welches man aus dem einzigen Brennmaterial dieser Gegend aus Disteln zu Stande gebracht hatte. Es war empfindlich kühl ge= worden , die Capots waren vom Thau beneßt und Alles drängte sich nach dem Feuer. Nachdem man sich auf's Neue gestärkt hatte, waren die Beschwerlichkeiten des nächt lichen Marſches alsbald vergessen und eine frohe Hoffnung auf reiche Beute drückte sich auf den Gesichtern der Sol daten aus . Gegen 5 Uhr langte die Colonne auf

Streifereien in Algerien. (Fortsegung des in Nr. 123 abgebrochenen Auffages . ) V. Das Dorf Zaadcha war seit seiner freiwilligen Unter werfung ( 1844) unter französische Botmäßigkeit zu einer jährlichen Steuer verflichtet, die der Regentschaft zu gering schten und , nach vorausgegangener Zählung seiner Palm bäume, durch den Chef des arabischen Büreaus zu Biscara Lieutenant Sirocca vermehrt werden sollte. Lieute= nant Strocca erschien , von etlichen Spahis und seinem Bedienten begleitet, in der Mitte des Monats März 1849 zur Entledigung seines Auftrags in Zaadcha, wurde aber von den Bewohnern des Dorfes durch Drohungen und Schimpfreden an der Ausführung seines bereits begonne nen Geschäfts gehindert und konnte sich nur durch die schleunigste Flucht vor dem Yatagan der aufgewiegelten Menge retten. So hatten also die Bewohner Zaadcha's einen französischen Offizier, der im Auftrage seiner Re gierung an sie abgesandt und friedlich und ohne Argwohn zu ihnen gekommen war , gewaltthätig an der Vollführung seines Auftrags gestört und waren nach den Colonialge sezen als Aufrührer und Verräther der Nache des Gesches anheim gefallen. Schon am folgenden Tage ließ der Commandant von Biscara (St. Germain) ein Verbot alles Handels und Verkehre mit den Bewohnern Zaad cha's verkündigen und die Reiterei im Dienste Mustapha's zur Bewachung der Empörer aufbieten. (Der Chef dieser irregulären Reiterhorde , ein italienischer Renegat, der sich von einem französischen Deserteur zu einem Mameluken Mustapha's und später zum Chef seiner Reiterei empor geschwungen hatte, war bei der Einnahme von Biscara Im Jahre 1844 von dem Prinzen d'Aumale auf Fürbitte seines Gönners begnadigt worden, leistete seitdem den Fran zosen wesentliche Dienste, und wurde nach der Einnahme Zaadcha's mit dem Kreuze der Ebrenlegion decorirt.) Inzwischen hatte die französische Regierung den Oberst Carabuccia, einen geborenen Corsen , mit der Züchtigung Zandcha's beauftragt. Der Vorsteher dieses Ortes — Bou

halbe Kanonenschußweite im Nordwesten von Zaadcha an. Man gewahrte auf einem Felsplateau, in dessen Nähe mehrere starke Quellen entſpringen, die die Daſe mit Waſſer

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versehen, das Dorf Zaadcha_mit seinen hohen Minarets und platten Lehmdächern und noch zwei andere weniger volkreiche Dörfer Lechanah und Farfar. Aus den beiden legtgenannten Orten erschienen mehrere Abgesandten , um dem Oberst Beweise ihrer Treue und Anhänglichkeit an die Franzosen zu geben ; als erste Bedingung einer strengen Neutralität forderte der Oberst die Auslieferung sämmt= licher Waffen , was auch bewilligt wurde. Zur Vorsicht ließ jedoch der Oberst in aller Stille die Eingänge zu den beiden Dörfern beseßen und jede Communication mit Zaadcha abschneiden, welches jedoch gegen alles Vermuthen auf den Angriff der Franzosen vorbereitet war, denn ein reges Leben , ein freudiges Jauchzen , das Hoffnung und Zuversicht verrieth , das Blizen der langen Gewehre und die hochgeschwungenen Vatagans zeigten deutlich , daß die im Palmwalde und den Gärten aufgestellte Streitmacht Man sah Zaadcha's ungeduldig des Angriffs wartete. Bou-Zian und seinen Sohn Kadur, in himmelblaue Bur= nusse gehüllt, wie sie von einer Stellung zur anderen eilten, ihre Schaaren zum heiligen Kampfe für ihre Un abhängigkeit und das Gesez des Propheten entflammten und sie zur Ausdauer im Kampfe gegen die verhaßten Fremden anreizten. Die Batterien wurden aufgefahren und spielten gegen das Dorf, Tirailleure drangen hierauf in die ersten Reihen der ärten und auf der ganzen Linie entwickelte sich das

einen Sturm, sowie überhaupt an eine Fortsetzung des Kampfes in diesem Augenblicke nicht gedacht werden konnte, so wurde die errungene Position mit einigen Abtheilungen beſegt und mit dem Reste in das Lager zurückmarschirt, um während der ärgsten Mittagshiße der so sehr bedürf= tigen Ruhe zu pflegen, die Verwundeten zu verbinden und etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Die Leichen wurden in den heißen Sand der Wüste eingescharrt, wo sie später ein Raub der gefräßigen Hyänen und Geier oder von den rachedürftigen Beduinen ausgegraben wurden, um an ihnen noch im Tode die empörendsten Handlungen auszuüben. Wie blutig , wie mörderisch und hartnäckig der Kampf getobt hatte , zeigte das Bataillon der Vorhut , welches, 3 Offiziere, 12 Unteroffiziere und 90 Mann stark , zum Vordringen auf das Centrum des Kampfplages beordert war, nach kurzer Zeit , sämmtliche Offiziere, 7 Unteroffi ziere und 49 Mann (worunter 17 Todte) kampfunfähig hatte. Eine peinliche Grabesruhe folgte dem Tumulte des abgebrochenen Gefechts , nur einzelne , noch hier und dort fallende Schüsse und der Ruf der Schildwachen mahnten die versteckten Vorwachen, auf ihrer Hut zu sein und nur in dem Zelte des Obersten herrschte noch Leben und Dieust geſchäftigkeit. Die Sonne senkte sich allmälig nach Westen , ein ge= linder Ostwind spielte mit den Gipfeln der Palmen, unter deren Schatten sich die Compagnien zum neuen Kampfe aufgestellt hatten. „ Ehe die Sonne untergeht, muß Zaadcha unser sein, Kinder !" ſagte der Oberst, indem er die Reihen Vive la mit einem vertrauensvollen Blicke musterte. France ! vive le colonel ! morte aux énnemis ! " war die Antwort der Soldaten. Ein Theil der Mannschaft band aus Palmzweigen Faschinen , ein anderer fällte Bäume, um Material zum Uzberbrücken und Ausfüllen des Gra= Die Kanonen donnerten bens bei der Hand zu haben.

Gefecht mit heftiger Erbitterung. Die Wirkung der Ge= schüße war jedoch nur gering, zum Theil ganz ohne Er folg, die meisten Kugeln verfingen sich in dem dichten Palmwalde oder schlugen in die aus Lehm und Sand gebauten Hütten , nur Löcher von der Größe ihres Um fangs bohrend, ohne jene zu zerstören. Die Eingebornen, die wohl wußten , daß ihnen keine Gnade bevorstehe, em pfingen die Tirailleure mit einem lebhaften Feuer; hinter Palmbäume und den Umzäumungen versteckt, ließen sie jene auf nahe Distanzen herankommen und verfehlten selten ihr Ziel. Mit einer außerordentlichen Todesverachtung war es indeß den französischen Tirailleuren gelungen, mehrere Gärten mit dem Bajonnet zu nehmen und sich, troh einer verzweifelten Gegenwehr darin festzusehen. Aber auch der „ Gläubigen" Muth nahm mit der Steigerung der Gefahr zu; an ihrer Spise zeigten sich im heißesten Gefechte Bou-Zian und sein Sohn Kadur und ein fana tischer Marabut (Priester) , eine blutrothe Fahne haltend, ſtieg auf das zunächst gelegene Minaret und flehte von da in lauter Stimme den Propheten um seinen Beistand an. Jeder Schritt Boden mußte mit dem Bajonnet gewonnen werden, der Kampfplah war von Leichen bedeckt, ein gräß liches Kampfgeschret , vermischt mit dem Gewinsel der Sterbenden und Verwundeten , ertönte aus den Reihen der Franzosen, ein schallendes Hohngelächter war die Ant wort des Feindes . Nach vierstündigem Kampfe, nach un säglicher Anstrengung und ungeheuerem Verluste war man endlich an den das Dorf umgebenden 12-15 Fuß breiten und tiefen Wassergraben gekommen . Eine 2 Mann hohe Mauer umgab überdieß noch auf beiden Seiten diesen Waffergraben , der nirgends eine geeignete Stelle zum Ueberspringen oder Durchwaten darbot. Da das Material zum Brückenbau fehlte und die Sonnenhiße auf eine das Athmen erschwerende Weise zugenommen hatte, also an

wieder gegen Zaadcha, die Gärten waren nach zäher Gegen= wehr in der Gewalt der Angreifenden , mehrere Abthei lungen sogar in das Minaret und einige Häuser , welche von Zaadcha durch den Wassergraben getrennt sind , vor gedrungen , und die Feinde in das innere Dorf zurückge wichen , einige Breschen in die Mauer gelegt und mit dem Bajonnet erstürmt worden, als auf einmal die fanatisch wüthende Schaar Bou - Zian's mit Vatagan , Dolch und Pistole über die Stürmenden herfiel und sie in die Gärten zurückdrängte. In der Sucht der Selbsterhaltung drängte sich Alles nach dem Faschinendamm und was ſich nicht schnell retten konnte , stürzte in's Wasser oder verblutete unter den Streichen des Yatagans der ergrimmten Moslims. Der Oberst gab den Befehl zum Rückzug , der Rest der Bataillone versammelte sich am Lagerplaze und auch die Cavalerie, welche während des Angriffs auf Zaadcha bei Farfar und Lechanah aufgestellt war, traf daselbst ein. Man lagerte sich im Viereck, Reiterei und Bagage in der Mitte, die Geschüße auf den Ecken ; eine zusammenhängende Kette von Schildwachen schüßte die Fronten. Obgleich die Franzosen im Sicherungsdienste nachlässig sind, so hat ste doch die Erfahrung gelehrt, daß die Eingebornen nach den mißlungenen Razzias der Franzosen am gefährlichsten werden ; ihre Kampflust steigert sich zur Tollkühnheit und treibt sie insbesondere während der Rückzüge der Fran

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zosen sehr häufig zu Unternehmungen an, die augenscheinlich mit dem Tode endigen müſſen.

Casbah , um die vorübergehenden Beduinen zu mahnen, wie Frankreich seine Widersacher behandelt. Vierzehn Tage waren seitdem verfloffen , als in der Aus diesen Gründen und um mit Hülfe der Dunkel vom 5./6. August in der Nähe von Sidi-Okba, Nacht heit der Nacht den Abmarsch zu verschleiern, wurde gegen Mitternacht ganz geräuschlos der Rückmarsch nach Biscara einem den Franzosen befreundeten Dorfe, 3 Stunden r angetreten und diesmal von dem Feinde nicht belästigt, südöstlich von Biscara ein heftiges Musketenfeue ge= Ein Eilbote von Sidi-Okba meldet , daß weil er zur Warnung für alle Unschlüssigen und Zaghaften hört wurde. im Glauben, an den Bewohnern von Farfar und Lechanah dieser Ort von einer starken feindlichen Macht ange= Während der Berathschlagung über die vor eine harte Züchtigung vorzunehmen für gerathener fand, griffen set. zunehmenden Schritte war der Feind bis an den Dattel als die Verfolgung der Franzosen. wald von Biscara gekommen. In wenigen Augenblicken Die Zeit zwischen dem vereitelten Angriff auf Zaadcha stand die Besazung von Biscara in Schlachtordnung , die bis zur Wiederaufnahme ernsterer Feindseligkeiten mit diesem Infanterie in 3 Carré's bildete das Centrum, Cavalerie Orte füllen unbedeutende Gefechte aus , die zwischen seinen und Artillerie vertheilte sich auf die Flügel. Man sezte Bewohnern und den zu ihrer Bewachung beorderten Ghum's sich in Marsch und war bald außerhalb der Dase, auf des Scheikh's Mustapha vorfielen . Sie bieten an und welcher sich die feindlichen Reiter herumtummelten und für sich nichts Interessantes ; charakteristischer für die Auf alsdann gegen die seichten Ufer des Jcherda-Baches bis faffung der afrikanischen Kriegsverhältnisse dürfte die Art gegen Sidi-Okba zurückzogen , nachdem einige Granaten Bet und Weise der Gefangennehmung eines ehemaligen Offi in die dichteren Haufen geworfen worden waren. ziers Abd-el-cader's Namens Ali-ben -mila und das Ge Sidi-Okba versuchte sich der Feind zwar zu halten, allein fecht bei Sidi-okba ſein , weßhalb beider hier noch einer 2 Escadronen Chasseurs d'Afrique umritten das Dorf auf Erwähnung geschehen soll. seiner südlichen Seite und zwangen ihn zu einer Wendung gegen das Gebirge, wo er mit außerordentlicher Schnellig Eine gewitterschwangere Nacht , so wild und schauerlich, wie sie nur der afrikanische Himmel erzeugen kann , hatte keit einen Felsen erkletterte und sich hinter den Felsblöcken und dem Gestrüppe zur Vertheidigung rüstete / wäh fich über die Dase von Biscara gelagert. Der Sturm rend er seine Pferde hinter der kleinen Anhöhe zusammen wind entwurzelte die stärksten Oliven- und Palmbäume, stellte und nur von einigen Mann bewachen ließ. Die ungeheuere Sandsäulen wirbelten aus dem aufgepeitschten Infanterie nahm hierauf diese Position mit dem Bajonnet Sandmeer empor und stürzten prafselnd auf die Ebené und als sich die Vertheidiger des Felsplateaus nicht länger nieder, der ganze Horizont leuchtete in Blizesflammen , die halten konnten und nach ihren Pferden eilen wollten, Erde erzitterte nnd es schien, als ob der Himmel mit der Erde zu einem Chaos verschmelzen wolle. waren dieselben bereits durch französische Reiter hinweg Jedermann genommen und fast sämmtliche zum Fußkampf gezwungene entfloh diesem furchtbaren Naturspiele und suchte Schuß aber nicht befähigte Araber um so leichter von den ste in den Häusern , nur die Schildwachen standen auf ihren verfolgenden Chasseurs d'Afrique niedergemacht worden. Posten und lauschten von Zeit zu Zeit mit dem Ohre Eine Fahne , viele Kameele, Zelte , Burnusse, Lebens auf der Erde zur besseren Unterscheidung etwaiger feind licher Tritte. Plößlich huscht ein schwarzer Klumpen über mittel und die Schäße des Anführers fielen in die Hände die Mauer der Terasse des Commandantengebäudes zu der Franzosen und 400 feindliche Leichen lagen zerstreut auf der ganzen Ebene umher. Die Franzosen hatten einen Biscara, sieht sich vorsichtig um und kriecht langsam auf Händen und Füßen der Treppe der Terasse zu. Die Verlust von 50 Verwundeten und Todten , unter welchen leßteren der bei dem Sturme auf den Felsen mit der Fahne Schildwache stürzt sich auf das Gespenst und der laute Ruf: à la garde" treibt die nahestehenden Schildwachen in der Hand gefallene Commandant St. Germain, dessen herbei, die ihre Bajonnete auf die Brust der dunklen Ge irdische Ueberreste im Jahre 1851 nach Frankreich abgeholt und in der Gruft seiner Familie beigesezt wurden. stalt richten , in welcher sie einen stämmigen halbschwarzen (Fortsegung folgt. ) Araber erkennen, der sofort auf die Wache und des andern. Morgens vor den Commandanten gebracht wird . „Wie heißt du ?" redete ihn der lettere an. Ali- ben-mila"

Literatur. entgegnete dieser ruhig. Was verleitet dich , zur Nacht zeit bewaffnet in unser Lager zu dringen ?" ,, Der Durst nach Rache, der tief in der Brust eines jeden Musel mannes glüht , dem die Franzosen wie mir mitgespielt haben." Weißt du, daß du sterben mußt ?" "IAllah ist mit mir, in seiner Hand ſteht das Geschick eines Jeden. Meine Brüder werden mein Blut zu rächen wissen." Nachmittags 4 Uhr ſtanden die Besaßungstruppen in einem Viereck auf dem Plaze vor der Casbah , und in Mitte desselben fiel das Haupt Ali-ben -mila's unter den Yatagan= streichen der stets dienstfertigen Tschauch's . Sein Kopf stack lange Zeit auf einer Stange über dem Thore der

Preußische Husaren - Geschichten von Julius v. Wickede. I., II. und III. Theil. Zweite billige Ausgabe (Volksaus . gabe). gr. 12. Leipzig , 1854. Friedrich Ludwig Herbig. Die in den Nrn. 72 u. 154 vom Jahrg. 1853_und in Nr. 36 von 1854 d. B. angekündigten „Preußischen Husaren- Geſchichten“ find in einer neuen billigen Ausgabe (Preis : 2 Thlr. ) erschienen und hierdurch, was wünschenswerth war, denjenigen Lesern, für die fich vorzugsweise eignen , den Unteroffizieren nämlich , zugänglicher ge worden. Wir haben uns früher über den Inhalt und den unver kennbaren Werth dieser Lectüre ausgesprochen und dürfen uns , da die Ausgabe keine Veränderung erlebt hat, heute darauf beschränken, dem Leser von dem Erscheinen dieser neuen billigeren Ausgabe kurzer Sand Kenntniß zu geben.

Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leste in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

BEST 21. Donnerstag, December 1854. rad natual Bill in si ju di hd pholar it athdraw

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№ 152.

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Allgemeine

Militär - Beitung .

Preußen . Da es offenbar von großer Wichtigkeit ist, daß die Festungen des Landes mit dem allgemeinen Telegraphennege in Verbindung gesezt werden, so ist die Anordnung getroffen worden, daß die von Berlin aus nach dem Osten gehende telegraphisch telegraphischee Linie bei Bromberg eine Abzweigung nach Thorn hin erhalte , und ist bereits der Beginn zum Bau dieser Zweiglinie gemacht worden. 1 Die Befestigungen , welche an der festen Brücke über den Rhein bei Cöln ausgeführt werden sollen, bestehen in einem großen Fortificationswerk und einigen Brückenhäusern. Die Kosten für diese Befestigungen find auf circa 250,000 Thlr. veranschlagt. - In den Berliner Wagenfabriken werden jest für den Armeebedarf besondere, sehr zweckmäßig eingerichtete, Wagen zur Beförderung der Verwundeten in die Lazarethe gebaut. Die Wagen sind für je drei Kranke mit bequemen auf Federn ruhenden Lagerstätten versehen und so construirt, daß die Kranken weder bei dem Heraus oder Hineinschieben , noch auch bei dem Transport selbst schmerzhaft berührt werden können. Die Idee, für einen etwa bevorstehenden Krieg die Lazaretheinrichtungen dahin zu verbessern, daß des Abends auf dem Schlachtfelde farbige Laternen aufgestellt wer= den , um den Verwundeten zu zeigen, wohin sie sich zu wenden haben , um nach dem Lazareth oder doch in Ver pflegung und zum Verbande zu kommen , wird jest zur Ausführung gebracht werden , indem für das Gardecorps 150 solcher Lampen bestellt worden sind und bis zum 1. Januar fertig sein sollen. Am 15. d. M. fand in Gegenwart des Königs zu Potsdam ein Probeschießen mit einem Infanterie gewehr von neuer Construction statt. Dem Ver außer dem suche Waldersee Grafen v. wohnten außer v. Waldersee dem Kriegsminister Grafen suche wohnten auch die Generale v. Wrangel , Graf v. d. Groeben und v. Neumann bei. Großbritannien. Das englische Heer bedarf nach dem Budget von 1854 (natürlich mit Ausschluß der Marine) 27,503,042 , sowie

für einmalige und außerordentliche Ausgaben 2,037,405, also im Ganzen 29,540,447 Thlr. Das britische Budget von 1854,55 enthält einen eigenen Posten für die Erpe dition im Orient, wovon wir hier absehen , desgleichen von den nachträglichen , durch den Kriegsstand nöthig ge= wordenen Bewilligungen für die Armee. Folgende Ausäße betreffen die regelmäßigen Ausgaben : Armee 6,857,000, Feldzeugamt 3,846,000 , Commissariat 645,000 , Miliz 530,000, zusammen 11,878,000 Pfd . St. oder mehr als hieben und siebenzig Millionen Thaler!

Oldenburg. Oldenburg, 11. Decbr. Von der Regierung ist dem Landtage ein Gesezesentwurf wegen Aufhebung aller im Großherzogthum noch bestehenden Befrei= ungen von der Militärpflicht zugegangen .

Schweiz. Bern, 13. Dechr. Heute erklärte der Nationalrath eine vom Nationalrath Stockmar , dem Director ausge= dehnter Eisenwerke im Bernischen Jura, ausgehende Mo tion für Errichtung einer schweizerischen Waffen fabrik für erheblich , und überwies solche dem Bundes rath zur Begutachtung. Sie wird allervörderst motivirt mit der politischen Nothwendigkeit die Landesbewaffnung für alle Zeiten sicher zu stellen. Dann wird auf die treff lichen Rohstoffe hingewiesen, welche die Schweiz für die Waffenfabrication befißt. Interessant ist die Notiz, daß zur Zeit des ersten französischen Kaiserreichs die Fabrik zu Versailles nur Eisen aus den Hammerwerken von Belle fontaine für die Flinten der kaiserlichen Garde verarbeitete. Während der hundert Tage wurde ein besonderes Decret erlaffen, welches ausnahmsweise für den Bedarf der kaiser lichen Fabrik St. Etienne die Einführung eines bedeu= tenden Quantums Eisen von Bellefontaine und Under veliers, den zwei ältesten Hammerwerken des bernischen Jura, verfügte. Stockmar glaubt , die Waffenfabrication könne so gut wie die Uhrmacherei zu einem bedeutenden Exporthandel für die Schweiz führen. Er verlangt von der Eidgenossenschaft lediglich die Kosten für Grund und

1235 Boden, die Herstellung der nöthigen Wasserkraft und die Errichtung der Gebäude für die Fabrik, im Ganzen einen Beitrag von etwa 250,000 Fr. Die Fabrik sollte ferner von den Gränzen in die Alpen verlegt werden. Die Mo tion wurde vom General Dufour warm unterstüßt, was ihr dießmal ein günstiges Loos sicherte.

Stre Streifere ien in Algerien. (Fortseßung.) VI. Die Katastrophe von Zaadcha drohte den französischen Einfluß in den südlichen Theilen der Besizung zu unter graben. Die Arbeiten zur Befestigung und möglichst langen Ausdauer während einer Belagerung Zaadcha's wurden mit so fanatischem Eifer und in einem so bedeutenden Um fang betrieben, daß man ernstlich daran dachte, durch einen energischen Schritt die Colonie von der Spannung und Furcht zu befreien, in welche die Revolution von Zaadcha, man kann jagen , ganz Frankreich versezt hatte. Die französische Regierung beauftragte den Gouverneur der Provinz Constantine , den General Herbillon mit der oberen Leitung der neuen mit vielem Kraftaufwand unter nommenen Expedition und schon Anfangs October sezten fich aus fast allen Theilen der Colonie ansehnliche Truppen theile in Bewegung, um sich in Biscara zum Kampf gegen Zaadcha zu vereinigen . Während dieser Vorgänge im französischen Lager predigte Bou - Zian den heiligen Krieg gegen die Unterdrücker und " Ungläubigen", erließ Aufrufe an alle Araber, schickte sogar Emissäre in die Kabylie und die Wüste , um zum Beistand aufzufordern. In der That strömten auch viele Glaubensgenossen herbei , brachten Lebensmittel in das befestigte Zaadcha, zwangen die Un schlüssigen mit der Gewalt der Waffen und selbst die Ka bylen, die sonst taub für die Angelegenheiten der Araber find, hatten ihre Hülfe zugesagt. Am 13. Octbr. 1849 langte General Herbillon in Bis cara an , wo sich bereits das 8., 38. , 43. , 51. Linienin= fanterieregiment, das 22. leichte Jnfanterieregiment, 1½ Ba taillon légion étrangère , ein Bataillon d'Afrique, ein Bataillon indigenes , 2 Compagnien vom Geniecorps, 2 Belagerungs- und 3 Feldbatterien vom 8. und 11. Ar tillerieregiment, das 3. Regiment Spahis und das 3. Re giment Chasseurs d'Afrique, zusammen etwa 12,000 Mann versammelt hatten. Mit dieser Truppenmacht brach Gene ral Herbillon , 800 Mann zur Deckung des Rückens des Operationsheeres in Biscara zurücklaffend, am 16. Octbr. Abends 7 Uhr auf und traf des anderen Tages vor Zaadscha ein, welches von einer mindestens gleichen An= zahl Araber vertheidigt wurde. Zaadcha ſelbſt ſchien aus gestorben zu seyn , nur einzelne Personen zeigten sich hier und da auf der Mauer und machten herausfordernde Be wegungen mit Gewehren und Yatagans .

1236 Drei Angriffscolonnen, deren stärkste auf die Ostseite des Plages dirigirt wurde und die Artillerie bei sich hatte, eröffneten gleichzeitig ihr Feuer gegen Zaadcha, die Kava lerie blieb zur Bewachung des Lagers zurück. Der Feind wich hinter die massiven Wälle und fast ohne Gegenwehr gelangten die Franzosen in den Befih des leicht verschanzten Vororts , der durch den bekannten Waffergraben von der eigentlichen Festung getrennt ist. Erst jest wurde das Feuer der Araber lebhafter, aber troßdem führten die tech nischen Abtheilungen die nöthigsten Arbeiten zur Sicherung der errungenen Position aus . Mehr Zeit erforderte die Anlage der Breschbatterien , die zuerst nach mehreren Lagen vollendet waren. So nahte die Nacht , das Feuer wurde von beiden Seiten eingestellt, kaum war jedoch Mitternacht vorüber*) , so erneuerten die Araber den Kampf mit der größten Heftigkeit und Verwegenheit. General Herbillon hatte die Absicht, den Ort durch Minen in die Luft zu sprengen und hielt deshalb der Feind während des Tage durch blinde Angriffsmanöver hin , er mußte jedoch sein Vorhaben aufgeben , da der Boden in nächſter Umgebung Zaadcha's sumpfig und schon auf einige Schuhe tief zu wafferreich war. Nur eine dieser Miuen kam am tief 4. Tage Abends zu Stande und öffnete eine Sturmlücke, durch welche mehrere Colonnen in den Ort drangen und bereits eine Fahne auf dem Minaret aufgepflanzi hatten, als wie mit einem Zauberschlage die Araber wieder aus allen Häusern und Straßen vordrangen , mit gräßlicher Mordlust über die Franzosen herfielen und sie in ihre be festigte Position zurücktrieben. Herbillon mußte sich damit begnügen, Zaadcha von drei Seiten einzuschließen und Ab zugskanäle auf der etwas abschüssigen öftlichen Seite graben zu lassen, um Zaadcha durch Laufgräben näher kommen zu können. Allein die Ausdünstung verursachte Fieber, die sich durch heftige Krämpfe , Erbrechen und Durchfall äußerten und die davon Behafteten schnell dahinrafften. Am 27. Octbr. trafen 2000 Mann Zuaven unter ihrem Oberst Canrobert zur Verstärkung vor Zaadcha ein. Ein anderer Verstärkungstrupp **) von einigen hundert Mann war in der Nähe Biscara's von bedeutenden Streifräften angegriffen worden und hatte sich nur mit der größten Mühe durchschlagen können . Die Angekommenen erzählten das ganze Land sei in Aufruhr und sehe mit Spannung dem Ausgang des Kampfes vor Zaadcha entgegen. In dieser verzweifelten Lage , abgeschlossen von den Hülfs quellen und im Belagerungsheere der unbesiegbarſte aller die Cholera in ihrer vollen Wuth, durch welche Feinde die Reihen der Franzosen hundertweise gelichtet wurden, bedurfte es der vollen Energie einer raschen Handlung. Ein längerer Aufenthalt in der verpesteten Luft hätte die Armee nuglos zu Grunde gerichtet ; Zaadcha aufzugeben, wäre ein Frevel gegen die Ehre und das Glück der fran zösischen Waffen gewesen ; es blieb also nur ein Ausweg Zaadcha mußte fallen. ―――― Auf der südwestlichen Seite

*) Es ist bei den Arabern Sitte , vor Mitternacht kein Gefecht herbeizuführen ; auch lieben sie die nächtlichen Ueberfälle, jedoch nicht beim Mondscheine. **) Mit dieser Colonne war Pierre Bonaparte , der Neffe des jeßigen Kaiſers , zu der Belagerungsarmee gekommen.

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hatten die Araber ein krenelirtes Haus als leßtes Boll= werk der Vertheidigung. Da man ihm durch Minengänge, wie bereits erwähnt , nicht beikommen konnte, so suchte man ihm in Trancheen näher zu rücken und den Waffer graben durch Verhaue nicht allein zu überdämmen , sondern die aufeinandergelegten, mit den Aesten nach der feindlichen Seite gerichteten Palmbäume zu der Höhe der Festungs werke zu bringen , um auf diese Art einige dominirende Punkte zu gewinnen , die gleichzeitig als Ueberbrückung dienten. Während dieser Arbeiten sezte die Cholera thre Verwüstungen fort und dem Vertheidiger von Zaadcha Bou-Zian - war es zu allem Ueberfluß für die Be drängnisse der Belagerungsarmee gelungen, den Ort heim lich zu verlassen und an der Spiße von nahezu 4000 Reiter einen Entsah des Plazes zu versuchen. Als der General die nöthigen Sicherungsanstalten getroffen hatte, zog er mit den leichten Truppengattungen gegen die mit feindlichen Reiterschwärmen bedeckte Ebene und ordnete den Angriff seiner Reiterei dergestalt, daß der Feind die Fronte der entwickelten Bataillone entlang getrieben und durch ein gleichzeitig eröffnetes Artillerie- und Musketenfeuer daniedergestreckt wurde. Was nicht der Kugel erlag , floh in die Wüste , die Reiterei verfolgte die Fliehenden auf mehrere Stunden. Der Feind hatte eine bedeutende Nieder lage erlitten und die französische Infanterie hatte vollauf zu thun, um die zerstreuten feindlichen Waffen einzu fammeln. Während dieses Kampfes außerhalb Zaadcha's sah sich der General genöthigt , dem immer heftiger wer= denden Rufe zum Sturme nachzugeben und seine Anord nungen zum wiederholten Angriff zu treffen. Obgleich die Belagerungsarbeiten noch lange nicht vollendet waren, zog man es doch vor , lieber den Tod mit der Waffe in der Hand zu sterben, als der Cholera zu erliegen. Im Sturm schritt drang die Infanterie über den theilweise ausge= füllten Graben , von Schulter zu Schulter steigend , erklet= terte sie die Mauer. Reihenweiſe ſtürzten die ersten Ab theilungen in den Graben , neue Pelotons drangen über die Leichen ihrer Kameraden , die französischen Granaten tödteten Freund und Feind, aber nichts vermag die Wuth der Stürmenden zu mindern . Mit Handgranaten stürzen fie auf die feindlichen Haufen und durchbrechen sie all mälig. Oberst Canrobert pflanzt an der Spiße der Stür menden seine Fahne auf dem Walle auf, ein freudiger Siegesfubel durchdringt die Luft , der Feind zieht sich in seine Blockhäuser und in das crenelirte Haus zurück, von dessen Besißnahme er die Nachdringenden durch einen bef= tigen Kugelregen abhält. Bald waren jedoch mittelst schnell improvifirter Mauerbrecher die Lehmwände eingestoßen, die Thüren erbrochen und in einem mörderischen Handgemenge, in welches sich sogar Weiber mischten , fielen die Lezten des muthigen Stammes in Zaadcha . Weder Weib noch Kind überlebten den Fall Zaadcha's (26. Novbr. ) welches sofort der Erde gleich gemacht und schon am darauf fol genden Lage verlassen wurde. Der Marsch ging über Biscara_nach Batna , von wo aus am 26. December ein neuer Zug nach Nara unter dem Commando des Oberſt Canrobert unternommen werden sollte. Auf dem Wege nach Nara wurde die Colonne nur kurze Zeit durch eine schwache Vertheidigung des Eng passes von Minhas aufgehalten. Als die Colonne auf

den Höhen des Narathals anlangte, erblickte sie auf der gegenüberliegenden Hügelreihe die ganze Bevölkerung Nara's und vor sich eine wahrhaft paradiesische Gegend , überall Gärten , fruchtbares und bebautes Feld und eine Menge Mehrere Colonnen durchſchritten das von Ortschaften. Thal , die auf ihrem Wege liegenden Dörfer und Frucht haufen in Brand steckend, während Cavalerie in ein Seiten thälchen eingelenkt war, um dem Feinde in den Rücken zu kommen. Nach einem kurzen Kampfe traf die waffen fähige Mannschaft das Loos ihrer Genossen von Zaadcha, nur Weiber, Kinder und Greise blieben verschont. Die Heerden der Araber fielen in die Hände der Franzosen . Mit der Zerstörung Zaadcha's und Nara's kehrte schein bare Ruhe und Ordnung in die Provinz und damit Ver= trauen in die Coloniſten zurück , der Verkehr fand wieder seine Anknüpfungspunkte, auch der Handel gewann die frühere Lebhaftigkeit und die leßten Spuren der Cholera verschwanden mit dem Beginne der Sommerzeit. Im April 1850 rüstete sich eine neue Expedition nach Kabylien unter dem Commando des Gouverneurs der Provinz , General St. Arnaud. Eine Truppenmacht von 8000 Mann erhielt den Auftrag , die Gegend zwischen Constantine, Sétif und Djidjelli zu durchstreifen und zu unterjochen. Der Versammlungsort war Constantine, der Tag des Abmarsches der 6. Mai 1850. Am 8. Mai traf die Colonne in Milah , dem leßten Gränzorte des be= freundeten Gebiets, oberhalb der Vereinigung der Rummel mit dem Flüßchen Bussolah an , am 10. sezte sie zum erstenmale den Fuß auf ununterworfenes Land , und ſah sich auch schon von Feindseligkeiten der härtesten Art um ringt . Der Berg Auat war von den Kabylen dermaßen besezt und vertheidigt , daß der General St. Arnaud 4 Bataillone und 4 Geschüße beordern mußte. Die Position wurde zwar genommen , aber ein Verlust von 26 Ver= wundeten und 10 Todten hatte den Franzosen die bittere Erfahrung gebracht, daß sie es nicht mit Arabern, sondern mit Kabylen zu thun hatten , die den kleinen Tagesmarsch von dem Berge Auat bis nach Djidjelli am Meere 6 Tage lang aufzuhalten und durch unaufhörliches mörderisches Feuer, welches die französischen Reihen auf eine bis jet nicht erlebte Weise rezimirte , zu belästigen wußten. Die Beschwerden des schlechten Weges, die unbeschreibliche Wuth und Mordlust der Kabylen und ihrer Weiber stempelten diesen Zug zu einem der mühevollsten und verluſtreichsten, den die Franzosen seit der Eroberung Algiers zu bestehen hatten. Die Kabylen kennen keinen Stillstand im Kriege, Tag und Nacht fechten und beunruhigen sie ihre Feinde, so daß die Franzosen ganze Nächte hindurch in einer dop= pelten Reihe Mann an Mann das Lager umkauerten, um den heftigen Andrang der Kabylen nur einigermaßen ab= zuhalten. Natur und Boden stempeln den Kabylen von Kindesbeinen an zum Jäger, aus seinem Verstecke weiß er mit der langen Flinte ſein Ziel sicher zu erreichen , er ist ein vorzüglicher Schüße und tollkühn tapfer. Ueberall , wohin die Franzosen ihre Schritte lenkten, sahen sie sich von den Kabylen umſchwärmt, aber nirgends fanden sie einen Bissen Nahrung , nirgends irgend einen Gegenstand von Werth; die Kabylen waren überall und nirgends ; wo man ſie aufsuchte, waren sie mit Hab und Gut verschwunden , wo man sie nicht suchte, wuchsen fie

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wie aus der Erde . Die einzige Vergeltung , die die Fran zosen für die vielerlei Drangfale nehmen konnten, bestand in dem Verbrennen der Fruchtfelder und der verlassenen Hütten. Der ganze Zug war von einer ungeheuren Rauch fäule bezeichnet und in einer Ausdehnung von 2 bis 3 Stunden loderten helle Flammen zum Himmel ; kein Wunder also , wenn diese nuglosen Barbareien zu immer neuen Grausamkeiten und zu einer unbeschreiblichen Wuth gegen

Literatur.

Weber electro - magnetische Telegraphie. Ein Vortrag, gehalten im wissenschaftlichen Verein von Offizieren zu Pots= cam you Theodor von Pelchrzim , Hauptmann à la suite des Garce-Reserve- Infanterieregiments , Lehrer an der ver einigten Garde-Divifionsschule und am königl. großen Militär waisenhause zu Potsdam ; nebst einer Tafel mit 24 illumi nirten Figuren. 12. Potsdam , 1853. Horvath'sche Buch handlung (E. Döring). die Franzosen reizten. Der Verfasser hat hier kurz und bündig , aber auch klar und Die Colonne erreichte Djidjelli am 16. Mai , wandte in allgemein verständlicher Sprache auf nur 50 Seiten Taschen sich am 18. in südlicher Richtung nach der Flissa , kehrte und einer, wohl nicht feine, aber praktische Figuren zeigenden format am 26. nach Djidjelli zurück und schlug dann den Weg Tafel zuſammengestellt, wie weit die electrische Telegraphie gediehen Bugia von küste Gegend die in bis g Meeres der entlan ift. Er gibt nur die Erklärung der Hauptinstrumente und verweist (Bougie) ein , von wo aus sie zuerst am 20. Juni wieder den über weitere Einzelnheiten nähere Auskunft Suchenden auf das nach Djidjelli zurückkehrte. Am 22. Juni dirigirte St. Werk über electrische Telegraphie von Dr. Schellen ( 1850. S. 216 bis 242. Der Leser findet in dem so wenig umfangreichen Büch Arnaud die Colonne nach der Gegend von Collo , einem lein alle zum Verständniß ausreichenden Angaben über Zeit und eville, Wege dem auf li n Philipp nnd Djidjel zwische Hafen Art der Entdeckung, sowie über das Wesen der galvanischen Electri ß dahin, sengend, brennend und mordend, und beschlo end cität, über die Erfindung der Volta'ſchen Säule und der Daniel'schen lich am 8. Juli in Collo den Rückmarsch, da seine Streit Kette, dann besonders über die Aeußerungen dieser Electricität zur ng der magnetischen Kraft im Eisen , und wie dies endlich masse bis auf die Hälfte herabgeschmolzen war. Freilich Erregu zur Construction electro-magnetischer Telegraphen führte. Sovann trugen auch bösartige Fieber und sonstige Krankheiten zu ift ein Bild der in Deutschland bis zum Jahre 1850 gebräuchlichen den französischen Verlusten vieles bei , man kann jedoch Telegraphen gegeben und hierauf. mit Uebergehung der in Eng ohne Uebertreibung den durch die Kabylen während des land gebräuchlichen Magnetnavel- Telegraphen der Morse'sche Druc Telegraph und deffen Gebrauch beschrieben, wie er jeßt in unserem zweimonatlichen Zuges verursachten Verlust der Franzosen Das aus Punkten und Vaterland allgemein angewendet wird. auf 2500 -- 2800 Mann an Todten , Verwundeten und Strichen zusammengeseßte Alphabet für leßteren Telegraphen ist Vermißten anschlagen , wobei Ursache zu der Vermuthung t. vorliegt , daß die Kabylen einen bedeutend geringeren Ver beigefüg Zeder, welcher das Wesen der electro-magnetischen Telegraphic. luft hatten. Und was war nach diesen Opfern gewonnen ? dieser so interessanten , wie nüglichen Erfindung bes Jahrhunderts, auch nicht eine Handbreit Erde , denn sobald kennen lernen will , wird in dem kleinen, praktisch abgefaßten Vor nichts die Colonne zum Rückmarsch sich wendete, kamen die Ka= trage einen guten Leitfaden zum leichten Selbstunterrichte finden. bylen aus ihren Verstecken hervor und sandten ihr noch die tödtende Kugel nach ; die den Franzosen gehörigen Hafenpläge blieben nach wie vor im eigentlichen Sinne des Wortes von den Kabylen blokirt . Der Zustand der Miscelle. Colonisation war sogar nach dieser Expedition unerfreu= licher wie zuvor ; viele Dörfer waren in Folge der Cholera [Die Kriegsmarine Großbritanniens] , zur Zeit unter halb ausgestorben und werden ſich auch nicht ſobald wieder der Leitung von Sir 3. Graham , deren Budget in diesem Jahre bevölkern , da die Regierung der Colonisation nur halbe wohl von 6/10 auf 10 Mill . Pfc . Sterling steigen dürfte , zählt Maßregeln zuwendet und bis jest keine Mittel gefunden nach Angaben der „Navy - lift“ vom 1. April d. 3. 491 diensttaug hat , den aus Kabylien kommenden Aufwiegelungen Ein liche Schiffe mit 15,243 Kanonen und 54,354 Pf.Kr. , worunter halt zu thun, denn der mit diesem Lande geführte Kricg 35 Kriegeschiffe mit 2130 . und 9260 Pf.-Kr. im Bau begriffen blieb jeither nicht allein ohne Erfolg , sondern , was noch find. Die Zahl der Dampfer beträgt 190. Innerhalb obiger Zahlen find die im Hafendienst stehenden Schiffe ( 113 ) und die als Wacht schlimmer ist , er wurde ohne allen Zweck geführt und schiffe (19) , Cafernen , Spitäler 2c. benußten , ferner die Zou. erschien daher sowohl in den Augen der Eingebornen als Wachtschiffe und endlich die Flottille der oftindischen Compagnie auch in den der Soldaten als eine Handlung der Barbarei. (30-36 Sc . nicht enthalten. Von den gegenwärtig ausge= Die Kabylen leben vor wie nach in der Mitte des rüsteten Kriegsschiffen gehören 53 mit 2197 K. und 15,430 Pf.-Kr., französischen Besigthums als ein unabhängiges Volk, welches darunter 9 Segel- , 24 Schrauben und 20 Radschiffe , zur Oftiec Flotte ; der Mittelmeer-Flotte sind 37 Schiffe mit 1314 K. und der Colonisation und dem Ansehen der Franzosen immer= 8250 Pf. Kr. zugetheilt. - Zur Kriegsreserve in den Häſen Groß während einen ungeheuren Schaden zufügt. Die Beni britanniens gehören 68 Schiffe mit 1756 K. ( 14 Linienschiffe). Abbes zeichnen sich unter ihnen am meisten durch fana Zur Bemannung der 491 Schiffe find 150,000 Mann erforderlich. tischen Franzosenhaß aus und versehen fast alle anderen wobei als bemerkenswerth zu beachten ist , daß die Regierung de absichtigt, statt der Werbung eine regelmäßige Aushebung mittelft Stämme mit Kriegsbedürfnissen aus eigenen Fabriken. Einführung einer der franzöfifchen Conscription nahe kommenden (Fortseßung folgt.) Maßregel in's Leben zu rufen. Der Activftand an Offizieren be trägt i Flottenadmiral, 21 Flaggen- , 27 Vice-, 51 Contreadmirale, 252 Cavitäne, 505 Cemmandeure, 1022 Lieutenante. Die Marine infanterie zählt 110, die Artillerie 12 Compagnien, wozu 1 General, 29 Stabe- und 374 Oberoffiziere gehören. Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag , FAST 23. December 1854. 12217 2 hows that all Bald twal 5253 199 Tan

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Allgemeine

№ 153

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Militär - Beitung.

Trennung der Familienväter von ihren in der Garnison zurückbleibenden Familien gewährt werde: 1 ) Die Frauen Wien, 13. Decbr. Bei sämmtlichen Linien- Infanterie (oder die mutterlosen Kinder einer Familie zusammen) der regimentern der kaiserlichen Armee, die Grenadiere mit ein Militärs vom Hauptmann und Rittmeister 2. Klasse ab= geschlossen, sind bekanntlich seit längerer Zeit mit Kammer wärts bis zum Bataillonsschreiber einschließlich sollen den gewehren bewaffnete Scharfschüßen eingeführt, wie sie schon halben Servis des Mannes oder Vaters , mit Ausschluß des Serviszuschusses , erhalten. Diese Unterstügung kann früher bei den Compagnien der Gränzregimenter bestanden. Jede Infanterie- (und Grenadier-) Compagnie hat nam jedoch in den Fällen, wo bestimmungsmäßig eine Mieths lich 16 solcher Scharfschüßen , die im dritten Gliede an entschädigung zu zahlen ist , nur von dem Zeitpunkt ab den Flügeln des ersten und vierten und im Centrum des bewilligt werden , mit welchem die Miethsentschädigung zweiten und dritten Zuges stehen. Diese Art der Bewaff aufhört. 2) Den Frauen und Kindern der Unteroffiziere nung scheint sich durch die Erfahrung als eine zweckmäßige und Soldaten wird der ganze Frauen- und Kinder- Servis erprobt zu haben, da man jest auch alle Unteroffi gewährt. 3) Jede Familie derjenigen Militärs , welche ziere der Linien - Infanterie und der Grenadiere, zur Kategorie der Unteroffiziere und Mannschaften zu 2 Feldwebel und 12 Corporale per Compagnie , mit zählen sind, erhält für jeden der fünf Wintermonate, vom Kammergewehren bewaffnet hat. Früher waren in November bis März einschließlich , die Vergütigung von jeder Compagnie nur die (im zweiten Gliede im Centrum Klafter hartes Knüppelholz, insoweit diesen Familien tehenden) Corporale Nr. 7 und 8 mit solchen Gewehren nicht gestattet werden kann, in den Staatsforsten an be versehen. Die Anzahl der Scharfschüßen des Fußvolks ist stimmten Tagen der Woche Raff- und Lescholz zu sam Endlich ist 4) den zu 3 gedachten Familien , so dadurch ansehnlich vermehrt (um 84 per Bntaillon ) , und meln. dadurch die Einrichtung bei der Linien-Infanterie der bei weit fie es wünschen, auch Kommisbrod gegen Bezahlung den Feldjägern ähnlich geworden, wo die ersten zwei Glie von 22 Sgr. pro Stück, und zwar bis zu monatlich 4 sechspfündigen Broden für jede Frau und 2 sechspfündigen der mit Kammergewehren , das dritte Glied und sämmt liche Unteroffiziere mit gezogenen Büchsen bewaffnet sind. Broden für jedes Kind unter 14 Jahren, zu verabreichen. Sämmtliche mit Kammergewehren armirte Mannschaften, Gemeine wie Unteroffiziere, tragen das Haubajonet als Großbritannien. Seitenwaffe. Den Säbel tragen nur noch die mit glatten Gewehren bewaffneten Grenadiere, dann die Tambours, 00. Wie verlautet, find jest verschiedene Verände= Trompeter, Spielleute u. f. w. rungen im Militärwesen im Gange. So sollen unter — Der Soldatenf reund" verwandelt sich mit Anderem die englischen Regimenter, — die bekanntlich, " Neujahr in eine " Militärische Zeitung" und wird mit alleiniger Ausnahme von 3 Regimentern (Royal regi wöchentlich dreimal erscheinen. ment of foot , 12. und 91. Regiment) , nur aus einem - auf Bataillon (zu 6-10 Compagnien) bestehen , von werden, ) gebracht (? 2 Bataillone in , Compagnien 16 Preußen. welchen 4 Compagnien in Malta als Reserve, 4 in Eng Berlin , 15. Decbr. Des Königs Majestät haben land als Depottruppen dienen sollen , eine etwas sonder mittelst Allerhöchster Cabinetsordre vom 21. Novbr. d. J., bare Vertheilung. Wichtiger noch ist, daß in Zukunft der genehmigt, daß den Familien der Offiziere und Mann Oberbefehlshaber der englischen Erpeditionsarmee in der fchaften derjenigen Truppentheile, welche unter den gegen Krim, Lord Raglan, aus jedem unter seinem Befehle wärtigen Verhältnissen bereits in Cantonnements quartiere stehenden Linienregiment und Gardebataillon einen Unter gerückt sind, oder welche ihre Garnison noch späterhin ver offizier zur Beförderung zum Cornet oder Unterlieutenant Das deßfallsige königl. Decret ist be laffen müssen, folgende Unterstüßung auf die Dauer der vorschlagen kann.

Oesterreichische Monarchie.

1243 reits in der London Gazette" erschienen und wird damit eine bedeutende Neuerung in der Offiziers beförde rung in der englischen Armee angebahnt. Es gibt wohl keinen schlagenderen Beweis für die Fehlerhaftigkeit des bisherigen Offiziersergänzungsſyſtems , als daß man ge= zwungen ist , fie mitten im Krieg zu ändern , was immer mit großen Uebelständen verbunden ist. Die Regierung erhält jest wöchentlich 2000 Miniébüchsen aus heimischen Fabriken und will das 4. und 13. leichte Dragonerregiment mit ihnen bewaffnen . Sie würden unter dem Namen be= rittene Schüßen in's Feld geschickt werden . -- Nächstens gehen auch nach dem Kriegsschauplage 48 Geſchüße von schwerem Kaliber ab. Vielleicht ist hierbei die Notiz nicht ohne Interesse, daß die Regierung auf den Vorschlag ein gegangen ist , Geschüße aus Schmiede , statt wie bisher aus Gußeisen anfertigen zu lassen , wodurch) eine größere Dauerbarkeit derselben erzielt werden soll.

Streifereien in Algerien.

(Fortiesung .) VII. Aus den seitherigen Mittheilungen geht zur Genüge hervor, daß die afrikanische Kriegführung mit der euro päischen keinen Vergleich duldet. Was hier Regel , ist dort Ausnahme und umgekehrt. In einem europäischen Kriege wird von der passenden Unterstüßung und Ver bindung der drei Waffen der glückliche Erfolg abhängen, in Afrika erscheint diese Rücksicht völlig werthlos und alle in Europa üblichen taktischen Formen und Gefechtsweisen würden in Afrika von jedem verständigen Offizier als eine nuglose Pedanterie verlacht werden. Es kommt z . B. in Afrika sehr häufig , fast bei jeder feindlichen Begegnung vor, daß die Reiterei auf eigene Faust operirt, zu Um gehungen und zur Besetzung seit oder vorwärts gelegener Posten verwendet wird , ohne im geringsten auf die Be jesung Flußübergänge, ſegung rückwärts gelegener Hindernisse Defiléen 2c. Bedacht zu nehmen . Man hat mehrmals ohne Beobachtung derjenigen Regeln , deren Vernachlässigung in einem europäischen Kriege bitter gestraft werden würde, seinen Zweck erreicht und das genügte vollkommen , um sich in die Idee festzubeißen , daß die Reiterei an allen Streichen, selbst an nächtlichen Ueberfällen theilnehmen müsse. Obgleich das Getöse eines nahenden Reitertrupps den Feind aufmerksam macht und in der Regel der Zweck verfehlt wird , trennte man sich nicht von dem Vorurtheile, wo aber Ausnahmen von dieser Gewohnheit gemacht und 3. B. Infanterieabtheilungen zur größeren Beweglich keit ohne Gepäckvorgeschickt wurden, waren sie stets vom besten Erfolg begleitet. Die Truppenführer nehmen bei dieser Kampfesweise allerdings Gewohnheiten an , die nur in Afrika von keinen nachtheiligen Folgen begleitet find , in Europa dagegen zu wesentlichen Fehlgriffen und Unglücksfällen verleiten würden. Es muß daher einer ziemlich verbreiteten Ansicht, daß der afrikanische Kampf

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eine gute Schule für einen europäischen Krieg ſei, geradezu widersprochen werden. Der Soldat lernt die Mühſale des Krieges ertragen und die feindliche Kugel verachten, der Offizier hat Gelegenheit, sich im selbstständigen Wirken zu üben und sich zu höheren Befehlshaberstellen auszu = bilden , aber Offizier und Soldat lernen disciplinarische und moralische Rücksichten verachten und nehmen eine tak tische Vorbildung an , die wiederum auszumerzen minde= stens dieselbe Zeit erfordern würde , die nöthig wäre , um in einem europäischen Kriege die kampfungewöhnten Truppen kriegerisch vorzubilden, d. h. auf diejenige Stufe zu brin= gen, auf welcher sie ohne Zaghaftigkeit dem Feinde in's Auge sehen und den Beschwerden des Krieges troßen. Die Natur des afrikanischen Krieges bringt es mit sich, daß manche Nachsicht gegen den Soldaten geübt wird, seine . Entbehrungen, seine Anstrengungen und Leistungen find unermeßlich, eine Nachsicht gegen geringere Versündigungen ist daher erklärlich . Trunkenheit z . B. wird fast gar nicht bestraft , ebenso die häufigen Erceffe gegen die Marsch ordnung. Wäre nicht der unerbittliche Yatagan, so wür den die gröbsten Verstöße gegen die Marschordnung unge straft durchgehen . Die Disciplin ist sehr strenge , dem ungeachtet werden viele Vergehen begangen , namentlich Veräußerung von Militäreffecten , Zerbrechen der Waffen aus Zorn , Trunkenheit und Ausschweifungen aller Art. Eigentliche Insubordinationsvergehen kommen seltener vor und wenn - so geschehen sie in der Trunkenheit. Die

Nacht vor einem Ausmarsche sind die Casernen fast leer und man übt gegen diese Ausschweifung eine so weit= gehende Nachsicht , daß selbst hochstehende Offiziere den Vorschlag machten und ausführten, den ersten Marsch 'nur einige Stunden dauern zu lassen , um den Marodeurs Zeit zum Nachkommen zu verschaffen und die abgespannten Kräfte nicht anzustrengen. In Deutschland befolgt man diese Marschregel wohl auch, aber aus ganz anderen Grün Zur Arrieregarde verwendet man in Afrika in der Regel einige Reiterabtheilungen , um die zerstreuten Sol daten, die häufig aus Uebermüdung ein schattiges Pläßchen suchen , aufzustöbern und zur Colonne zu treiben; außer dem ist es Grundsaß, die Reiterei immer voran zu haben, den Spahis fällt dabei die Rolle der leichten , den Chas seurs jene der Reservereiterei zu , jedoch hat, mit Aus nahme der Schlacht am Jöly, diese Waffe nie anders als in aufgelöster Ordnung gekämpft . Bei einem Angriff schwär men die Reiter nach allen Richtungen und versammeln fich dann rasch wieder bei ihren Fahnen . „Die gelehrteste Theorie ist ganz rathlos, die Praris ist Alles" sagt General Jussuf in seinem Werke über die Kriegführung in Afrika. Derselbe General ist der Ansicht, daß man nur mit einem gut organisirten Spionirsystem erfolgreich gegen die Ein gebornen auftreten könne und will sie bei allen Gelegen= heiten überlisten. überliſten . Da aber die kriegerischen Stämme Al geriens durchweg selbst sehr listig sind und man nicht immer neue Listen zur Hand hat, so ist man oft über die Gränzen der List hinausgekommen und in ein Gebiet gerathen, welches die europäischen Lerika mit den Worten Verrath und Betrug bezeichnen . Die Taktik der Infanterie ist ganz einfach. * Während bei der Offensive die Cavalerie die Hauptrolle übernimmt, kommt die Infanterie in der Defensive und namentlich bei

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Selten den Rückzugsgefechten an die Reihe. Selten wird wird auch auch während mehrerer Lage Mangel an Waffer, so hat man ein ungefähres Bild von einem franzöſiſchen Soldaten auf hierbei anders als in Tirailleurlinien gefochten. In Dorf gefechten bleibt natürlich der Infanterie die Offensive, man dem Marsche in Algerien. schlägt sich einige Zeit im Tirailleurgefechte und geht bald Im Lager jedoch weiß sich der Soldat alsbald mög = zum Bajonnetangriff über. Größere geschlossene Massen lichst gut einzurichten; wenn er für Holz (welches oft nach getragen werden muß) und Trinkwasser gesorgt hat , so folgen und das Gefecht ist alsbald entschieden. Auf dem rupft er sich einen Arm voll dürres Gras , breitet es in offenen Terrain schlagen sich die Araber in der Regel nicht, geschieht es aber einmal so endigt der Kampf in dem seinem Zelte aus und überläßt sich der Ruhe. Das Auf Augenblicke , wo sie ihre Flanken oder Rücken bedroht richten der Zelte erfordert höchstens eine Zeit von 3 Mi sehen. Die Franzosen haben diese Furcht der Araber vor nuten, die Zeltkameradschaften helfen sich gegenseitig . Läßt es das Terrain zu , dann lagern die Truppen in einem Umgebungen oder Flankenangriffen gleich Anfangs kennen großen Vierecke. Die Infanteriezelte bilden die 4 Seiten gelernt und wissen stets Vortheil daraus zu ziehen. desselben ; vorwärts der Zeltreihen stehen die Gewehre, der Der französische Soldat hat auf dem Marsche nur das Nöthigste und unentbehrlichste an militärischen Effecten bei Raum zwischen beiden dient zum Aufstellungsplate. Etliche fich; der Mantel (Capot), der auf den Expeditionen, Schritte vor den Gewehren sind die Küchen der Infanterie. Razzias 2. stets getragen wird , eine Tuchhose , weiße Das Zunere des Vierecks füllen die Artillerie und Tavalerie, Gamaschen , die sich die Soldaten bis an die Knie_ver= der Commandirende mit seinen Adjutanten , Cantiniers, längern und über die Hose knöpfen , ein Hemd und eine Ghum's , Pferde , Laftthiere, Bagage und Convois. wollene Leibbinde und die leichte kegelförmige afrikanische Die Zelte der Mannschaft der Infanterie stehen in Tuchmüße bilden seine Kleidungsstücke . Im Tornister doppelter Reihe , diejenigen der Offiziere in einer dritten werden 30 Patronen und Lebensmittel (Biscuit , Reis, und vierten Reihe hinter fenen . - Sobald die Colonne Kaffee, Zucker und Salz) auf 6 bis 8 Tage fortgebracht, in's Lager eingerückt ist , bezeichnet der Aide du camp des Generals den Ort, wo geschlachtet werden soll; hierauf wohl auch auf demselben ein halber Teppich und der un entbehrliche Sac de campement , der die verschiedenartigsten wird das Fleich abgekocht und gespeist, die Brühe mit Dienste leistet und dergestalt zum Zusammenknüpfen ein etwas Reis oder Brod dient zur Abendsuppe . Morgens gerichtet ist, daß aus mehreren ein Zelt gebildet werden vor dem Abmarsch trinkt Alles Kaffee. Ift ungefähr die fann. An Waffen hat der Infanterist nur das gewöhn Hälfte des Wegs zurückgelegt, so findet ein längerer Halt liche , percuffionirte Bajonnetgewehr; am Leibriemen ist von mehreren Stunden statt, während welchen die Sol ― Dieß ist die gewöhnliche auf der linken Seite die Bafonnetscheide und die 20 Pa= daten den Reisbrei kochen. tronen fassende Patrontasche auf der Mitte des Leibs be Lebensweise des Soldaten im Felde oder auf dem Marsche, festigt. Der Leibgürtel wird hinten zusammengeschnallt. nur wenn Beute gemacht wird oder wenn die Colonne bei Jede aus 12 Mann bestehende Corporalschaft (escouade) einem von Franzosen bewohnten Orte anlangt, darf ſich besigt außerdem eine Marmite zum Kaffee- und Suppen derselbe auf eine Veränderung dieser Diät freuen. Wein kochen, zwei Gamellen zum Braten und eine große Wasser bekommt er nie, Brandwein wird zuweilen vor oder nach einem anstrengenden Marsche , nach Gefechten oder bei kanne (bidon) , die zuweilen mit Wasser gefüllt und dann von zwei Mann an einer Stange getragen wird . Eine übler Witterung als Gratification vertheilt. Im Allge= blechene , ein Litre faffende Wasserflasche , die jedem ein meinen lebt der Soldat dürftig und nur ausnahmsweise zelnen Manne als Trinkgefäß , Teller und Taffe dient, vervollständigt die Ausrüstung des französischen Soldaten in Algerien. Aber troß dieser bedeutenden Last läßt er nach einer Razzia gewiß nichts liegen, was einigermaßen von Werth ist , wenn er die Beute nicht sogleich an Juden oder ſon= ſtige Leute versilbern kann , deren oft eine ganze Menge unter dem Titel : Cantiniers den Colonnen folgen und selten das Geschäft als Schenkwirthe, sondern in der Regel das der Schacherer und Unterkäufer betreiben . Fehlt es den Soldaten an der Gelegenheit zur Verwerthung ihrer Gegenstände , wobei sie sich zuweilen vergreifen und auch ärarische Effecten in den Kauf geben, so schleppen sie solche oft Tage lang mit sich, bis sie endlich einen Käufer finden . Wahrhaft posfirlich sieht es aus, wenn eine Colonne nach einer Razzia heranrückt , oft hat man Mühe den Mann zu unterscheiden von der Masse von Burnussen, Stücken Zeug, Haiks, Tücher, zinnernem Geschirr, Schmuck fachen, Geflügel und arabischen Waffen , mit welchen er fich behängt. Und nun denke man sich bei einem derartigen Marsche noch eine zum Versengen drückende Hiße , förtwährende Beunruhigung durch den Feind und , was noch härter ist,

in Ueberfluß. Bei einer mäßigen Lebensweise trogt man in Algerien am besten den schädlichen Wirkungen des Klimas , jedes Ucbermaß rächt sich durch lebensgefährliche Krankheiten und so sehr man auch von dieser Erfahrung durchdrungen ist , so wenig geschicht, um Nuzen aus ihr zu ziehen. Die forcirten, mit Hunger und Durst begleiteten Märsche in Algerien und die darauf folgenden Unmäßig fetten raffen außerordentlich viele , namentlich junge Sol daten hinweg , ungleich mehr als die feindliche Kugel und man würde erstaunen , wenn die Sterbelisten zur öffent lichen Kenntniß gelangten. Entbehrungen , Unmäßigkeit, Unreinlichkeit, schlechte Bequartierung und Leichtsinn wirken mehr auf die Gesundheit des Soldaten als klimatische Ver= hältnisse , und wenn auch nicht geläugnet werden kann, daß man sich bemüht hat , die Ursachen der Sterblichkeit zu entfernen , so sprechen doch viele Thatsachen für die Behauptung, daß manche Unterlassungsfünden der gänz= lichen Entfernung aller schädlichen Ursachen, der Herbei führung eines leidlicheren Zustandes hindernd im Wege stehen. Die Offiziere seßen in dieser sowohl wie über haupt in jeder Beziehung alle ihre Kräfte an die gewiffen= hafte Erfüllung ihrer Berufspflichten , aber sie werden nur schr mangelhaft von den Unteroffizieren unterstüßt , die

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vermöge ihrer Stellung zu einer indirecten Einwirkung Der Offizier und auf die Soldaten die Mittel besißen. der Soldat leisten Alles und haben unzählige Beispiele von Hingebung und Tapferkeit geliefert, der Unteroffizier Verbildet , unwissend , im leistet im Allgemeinen Nichts . Kopfe politisch verzerrt und im Herzen moralisch verdorben, erscheint er als völliger Ignorant und sucht die durch Un redlichkeit und Gleichgültigkeit im Dienste verscherzte Auto rität durch Partheinahme für den Soldaten wieder zu gewinnen, so oft der lettere dem Strafverfahren des Offi ziers verfallen ist . Seine Unzufriedenheit beurkundete sich schon häufig in förmlichen Emeuten und die höchste Be hörde scheint bis jetzt das rechte Mittel noch nicht aufge= funden zu haben, durch welches nachhaltig der militärischen Versunkeit dieses Standes gesteuert werden kann. Unter schleife mancher Art, die sich die höheren Unteroffiziere zu Schulden kommen lassen, gehören nicht gerade zu den Seltenheiten , namentlich bei der Verrechnung der soge= nannten masse individuelle". Der eigentliche Stock dieser Maſſe beträgt 35 Fr. Etwaige Ersparnisse sollen zugut ge= schrieben und bei der einstigen Abrechnung herausgezahlt werden, der Sergeant -Major sorgt aber dafür , daß das Livret" nicht mit Additionszeichen beschmiert wird und ver= gißt wohl auch, die als empfangen eingetragenen Stücke an den Mann auszuliefern . Daß der Soldat unter diesen Um= ständen seine Ersparnisse lieber verlebt , als auf Nimmer wiedersehen in die bodenlose Börse seines Sergeant -Majors wandern zu lassen , ist leicht erklärlich. Schluß folgt. )

riffene Bildung zu bewußt und zu viel über ſich ſelber denkt und finnt , als daß wir durch fie so leicht zu ahnungsvollem , großem, unmittelbarem dichteriſchen Schaffen vindurchdringen könnten ; daß selbst unsere Sprache zu sehr eine eigene für's Voll, cine eigene für die Gebildeten sei u. f. w. Wir haben aber dennoch ein Helden lied. Es steht in Berlin in Erz gegoffen ; es ist der alte Friß mit feinen Soldaten. Der Meister Rauch hat kühn die Formen und Fesseln der überlieferten antiken Bildhauerei gebrochen und ein un fterbliches Werk geschaffen, das von deutschen Männern in deutschem Wesen, deutscher Art und Tracht , allem Volke verständlich , noch in späteren Zeiten erzählen wird. Auch Adolf Menzels Kriegsbilder dürfen wir nicht vergeffen unter dem , was der Kunft zur Ver ewigung des großen Königs gelungen ist , zu erwähnen . Was nun die bildende Kunst erreicht hat , wird es auch der Dichtung beschieden sein ? Wir wissen es nicht ; bis jezt ist das Werk noch nicht da. Was Scheerenberg und die anderen geleistet haben, sind nur Versuche. Es sind einzelne Stücke darin wohl ge= lungen, einzelne schöne gewaltige Kriegsbilder, die das Herz mächtig ergreifen. Aber am Ganzen fehlt's ; Form und Stoff wollen fich nicht vereinen. Entweder herrscht die erstere glatt und rund vor ; dann fehlt es am wirklichen Leben : oder es wird dieses mit ein. zelnen Erscheinungen hineingetragen und dann wird die Form steif, eckig , hart und ungleich. Dabei hängen sie noch in Mancem in der überlieferten Versmacherei , solche Worte, wie ,,Charon“, „ Nemesis“ , „Morpheus “ , „Recken" u . f. w ., die dem Volk nicht verständlich sind, dürfen in einem Heldenbuch nicht vorkommen. Es fehlt eben an der Meisterhand , die aus allen Erscheinungen des wirklichen Lebens das Große , Bleibende herauszubilden vermag, daß es wie aus unserem tiefften eigenen Wesen zu uns spricht. Dennoch dürfen wir uns dieser Versuche freuen. 3 ihre dichterische Schönheit nicht vollendet , so wird sie mächtig geboben durch den vaterländischen Herzschlag in ihnen. Es ist ein guter Gedanke , daß man damit hauptsächlich wieder unter die Jugend und unter die Soldaten tritt , die vaterländischen Geschichten und Thaten find ein Grundstein jeder ächten Erziehung. In dieſem Sinne dürfen wir auch das gegenwärtige Gedicht begrüßen. Es reiht sich den guten Versuchen würdig an ; es hat manches Aehn liche mit Scheerenberg's Gedichten nnd doch wieder Eignes ; es ift im Durchschnitt etwas unregelmäßiger und zuweilen auch noch holperiger im Versbau , hat aber doch gleiche Schwächen ; ein rechtes Ganze iſt es nicht , bat aber gelungene Stellen ; neben sentimentalen Zügen , wie die Erinnerung des Königs an Katte (S. 16 , 17) , steven doch manche , in denen die Art der Zeit und des Heeres zu kräftigem Ausdruck kommt, wie beim Rittmeister Rieben (S. 40 , 41) . Der Gegenstand ist gewiß zeitgemäß ; es scheint uns wahrlich an der Zeit zu sein, daß sich Preußen erinnert, wodurch es groß geworden ist. 9.

Literatur.

Zorndorf von Hermann Wauer. 8. Wriezen a. D. , 1854. Verlag von E. Röder. (52 S.) Es ließe sich viel darüber sagen , daß unsere Zeit keinen Beruf zum Heldenliede habe , z. B. daß wir die Einbeit und Einfalt der Lebensanschauung nicht haben ; daß unsere vielgestaltige, vielzer.

Aus den gegenwärtigen politischen Verhältnissen haben sich Rücksichten ergeben , wodurch sich die unterzeichnete Redaction und Verlagshandlung, - Bezug nehmend auf den Vorbehalt, welcher in der Bekanntmachung , die sich in Nr. 43 der Allg . M.-Zig. vom 28. Mai 1842 befindet, ausgesprochen worden ist, — veranlaßt ſehen, vom 1. Januar 1855 ab, die Zahl der wöchentlichen Nummern der Allgemeinen Militär-Zeitung auf zwei zu beschränken , welche Samstags in einer Doppel - Nummer , also einen ganzen Druckbogen stark, erscheinen werden. Hiermit verbinden indessen die Unterzeichneten zugleich den Vorbehalt, späterhin wieder, unter geeigneten Umständen , eine Erweiterung des Blattes eintreten lassen zu dürfen. Der Preis eines halben Jahrgangs wird wieder der bis zur Mitte des Jahres 1842 festgesezte sein, nämlich : 2 Thlr. 10 Sgr. oder 4 fl. wenn er durch den Buchhandel oder unmittelbar von den mit dem Oberpostamt zu Darmstadt in directem Paquetschluß stehenden Posten bezogen wird excl. der Bestell gebühren bei dieſen . Die Versendung geschieht jeden Samstag durch die Post und wöchentlich oder monatlich, je durch den Buchhandel. Lauten die Bestellungen nicht ausdrücklich auf das ganze nachdem es gewünscht wird , Jahr, so müssen sie am Ende eines jeden Semesters erneuert werden , wenn keine Unterbrechung in der regel mäßigen Zusendung eintreten soll . - Der Umschlag steht zu Bekanntmachungen aller Art offen. Die Inserations gebühren werden für die Zeile mit 1 Sgr. oder 4 kr. berechnet. Darmstadt, Ende December 1854.

Die Redaction und Verlagshandlung der Allgemeinen Militär-Beitung. Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmſtadt , und in deren Offizin gedruckt.

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Militär - Beitung .

Deutschland.

Frankfurt a . M. , 14. Dec. Der Militär- Ausschuß erstattete in der heutigen Sigung der Bundesversammlung Bericht über den neuen Entwurf der Bundes Kriegsverfassung. Ueber denselben war bereits im October abgestimmt worden. Die einzelnen Bota waren damals nicht so ausgefallen, daß sofort der Schluß gezogen werden konnte; es sind daher sämmtliche Abstimmungen wieder an den Ausschuß zurückgegangen. Dieser hat nun, auf Grund der gemachten Vorschläge , den neuen Entwurf. ausgearbeitet. Es erfolgte der Beschluß , binnen 3 Wochen über denselben abzustimmen. Uebrigens hat fast bei allen Paragraphen die Majorität sich für deren Annahme aus gesprochen. Von allen Staaten hat nur Hannover die Zu lässigkeit der Abstimmung selbst noch in Frage gestellt. Preußen. Berlin, 18. Dec. Vom Kriegsministerium ist die Ab ficht kundgegeben , nicht nur sämmtliche Festungen, sondern auch die hauptsächlichsten Gränzpunkte, und namentlich diejenigen an den Küsten, in das Telegra phennes hineinzuziehen . In Folge davon ist gegenwärtig überhaupt für den Fall , daß Telegraphenlinien nach unbes deutenden Orten errichtet werden , der Plan angeregt, daß an denselben die Postbeamten zugleich als Telegraphen beamte fungiren . Man meint, daß sie leicht so viel Zeit erübrigen werden , um die nebenbei jedenfalls nur seltenen telegraphischen Nachrichten zu befördern. Königsberg , 10. Decbr. Der Bau an der hiesigen Festung wird auch im künftigen Jahre fortgesezt werden ; jedoch soll die durch Allerhöchste Cabinetsordre vom 27. Febr. 1851 angenommene Baurate von 360,000 Thlr. für das nächste Jahr um circa ein Drittel verringert werden. Auch für dieses Jahr trat schon eine Verringerung dieser Bau rate ein. Bis zum Anfange dieses Jahres waren auf den hiesigen Festungsbau 2 Mill. 840,000 Thlr. verwendet ; für dieses Jahr kommen circa 240,000 Thlr. Baukosten hinzu, so daß bis ult. Decbr. d . J. etwa 3 Mill . 80,000 Thlr. auf den hiesigen Festungsbau verausgabt sein werden, und es bleibt mithin, da der Bauplan auf 8 Mill. 560,790 Thlr.

Gesammtkosten veranschlagt, vom 1. Januar k. J. ab noch die Summe von circa 5 Mill. 480,790 Thlr. übrig, welche noch zu verbauen ist.

Bayern. München, 13. Dec. Gestern starb hier nach kurzem Krankenlager der Vorstand des Hauptconservatorium der Armee, Oberst Anton Seyfried. Der Verstorbene , ein sehr verdienstvoller Offizier , crlag einem Cholera-Anfall ; er erreichte ein Alter von 71 Jahren. Großbritannien. In der Sizung des Oberhauses legte am 14. Decbr. der Herzog v. Newcastle eine Foreigners Enlistment Bill " vor, d. h. eine Maßregel , wodurch die Regierung zur Anwerbung von Ausländern ermächtigt wird. In früheren Zeiten gehörte diese Vollmacht zu den Vorrechten der Krone, die davon sehr häufig Gebrauch machte, bis im Jahr1794 die öffentliche Meinung sich gegen die Braris lebhaft gel tend machte. Von da an trat die Regel ein , daß die Regierung einer besonderen Parlamentsacte zur Anwerbung ausländischer Corps bedarf. Die erste Acte dieser Art datirt aus dem Jahr 1794, wo der König vorzugsweise französische Emigranten gegen die Revolution in Dienst nahm ; die zweite aus dem Jahr 1806 , als England eine kleine Musterkarte von Fremdenlegionen , eine corsikanische, eine griechische, eine deutsche u. s. w. in's Feld stellte. Zu allen Zeiten , bemerkte der Herzog , erschien die An werbung von Ausländern wünschenswerth , namentlich am Anfang eines Krieges , da Englandum Alles mit — einem Wort zu sagen keine Institution wie die preußische Landwehr besißt. In verfassungsmäßigem Respect vor der Meinung des Parlaments, habe die Regierung noch keinem fremden Staat eine officielle Mittheilung über ihr Pro ject gemacht, und denke dieß nicht zu thun, bevor die Bill Gefeß geworden. Es verstehe sich von selbst, daß die fremden Legionäre als abgesondertes Corps verwendet werden sollten ; denn bis 1837 war die Aufnahme eines Ausländers in die Reihen des britischen Heeres ganz unter sagt und die Acte von 1837 modificirte das Verbot bloß

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dahin , daß sie in jedem Regiment einen Ausländer auf keine Analogie. Die Legionen jener Zeit bestanden ent= je 50 Briten aufzunehmen gestattete. Dieses Gesez bleibe weder aus Hannoveranern , also britischen Unterthanen, in Kraft. Wenn man frage , woher die Regierung die oder Männern , die durch Napoleons Tyrannei und Er= Legionäre erwarte, so dürfte er darauf noch nicht aus oberungssucht aus der Heimath vertrieben, unter englischer führlich antworten, aber jedem würden sich von selbst ge Fahne für ihre eigene Nationalität und ihre eigene Sache wiffe Gegenden Deutschlands (!) und die Schweiz auf kämpften. Dieser Umstand kam auch als Motivirung in drã gen. Die zahlreichste aller englischen Fremdenlegionen der betreffenden Acte von 1804 vor. Aber woher wolle war im lesten Krieg die deutsche , und sie wetteiferte an die Regierung jezt die fremden Streiter beziehen ? Darüber Tapferkeit mit den britischen Truppen . Von 1807 bis verweigere sie jede Auskunft. Wolle sie eine Polenlegion 1815 wurde faum eine bedeutende Schlacht geschlagen, bilden ? Darin wäre etwas wie ein gemeinsames Intereffe, kaum eine wichtige Belagerung unternommen , bei der die gemeinsame Feindschaft gegen Rußland. Aber nein ! die deutsche Legion nicht thätig war. Die Zahl der auslän Anwerbung solle kein moralisches Reizmittel, sondern ledig= dischen Legionäre , die in England zu irgend einer Zeit lich den Köder guter Besoldung zu Hülfe nehmen. Das beisammen sein und eingeübt werden dürften, wäre auf halte er für eine bedenkliche constitutionelle Frage, und 15,000 Mann beschränkt. Der Herzog beantragte sofort die Regierung könne nicht leugnen, daß sie mit ihrem Pro ――――――― die zweite Lesung der Bill. Der Earl of Ellenborough ject das beschämende , für Rußland höchst aufmunternde protestirte gegen die Maßregel . Seiner Ansicht nach denke Geständniß ablege , daß die Völker von England, Schott die Regierung 15,000 Ausländer an Stelle von 15,000 land und Frland nicht im Stande seien , 50,000 Mann englischen Milizmännern im Julande zu verwenden , mög nach dem Kriegsschauplah zu senden , sondern ihr Heil licherweise englische Pöbelaufläufe mit fremden Bajonneten und ihre Sicherheit von fremden Söldlingen erwarten zu unterdrücken , und ſo das ganze Land in Harnisch zu müßten . - Lord Aberdeen klagte über die ungünstige Auf jagen. Welche Bürgschaft habe man für die gute Aufnahme einer Bill, welche doch das lebendigste Zeichen jener führung und die Tapferkeit solcher fremden Söldlinge, die Energie in der Kriegführung sei , zu der man die Regie sich mit den Legionen im legten Kriege nicht vergleichen rung unaufhörlich ansporne. Zudem mißdeute die Oppo ließen ; denn dieſe , meiſt Hannoveraner, fochten für ihren sition den Sinn der Maßregel . Es handle sich keineswegs König. Hätte die Regierung vor neun Monaten die ganze darum , Ausländer zum Miliz- oder Garnisondienst in Miliz aufgeboten , so sähe sie sich jezt nicht zu einem so England zu verwenden, vielmehr würde die deutsche Legion gefährlichen Erperiment getrieben, welches er mit allen nur behufs der nöthigen Einerercirung im Inlande weilen ihm zu Gebot stehenden Mitteln bekämpfen werde . - Der und dann sofort nach dem Kriegsschauplay abgehen. Mehr Herzog v. Richmond warnte jedenfalls vor der Anwerbung als 15,000 dürften nie auf einmal im Jnlande beisammen von Kriegsgefangenen und Ausreißern , allein er kann sein , aber nach Absendung der ersten 15,000 werde die nicht umhin, der deutschen Legion der alten Zeit Gerech- Regierung nöthigenfalls die Werbung fortseßen. Lord tigkeit widerfahren zu laffen , namentlich da noch mancher Malmesbury sah in der Bill ein Geständniß englischer Schwäche. Lord Grey bedauerte die Nothwendigkeit, zu von den tapferen Offizieren jenes Corps am Leben ist. Schwäche. Weder in Bezug auf Tapferkeit, noch auf Dienſteifer stand fremden Streitern seine Zuflucht nehmen zu müssen , aber die deutsche Legion hinter der britischen Armee zurück. Des im Hinblick auf den Drang der Zeit wäre es unpatrio Nach einer langen Königs erstes Regiment deutscher Infanterie, welches der tisch , die Maßregel zu verwerfen . Nach Gardendivision attachirt war, wurde stets in Momenten Antwortrede des Herzogs v. Newcastle , die nichts Neues In dringender Gefahr als Reserve in's Feuer gebracht. Er enthielt , wurde die Bill zum zweitenmal verlesen . erinnert an die Belagerung von Bayonne. Die deutsche der Sigung des Oberhauses vom 16. Decbr. wurde die leichte Infanterie , welche Sir Colin Halkett (jest Gou- auf die Anwerbung fremder Soldaten bezügliche verneur des Juvalidenhauſél in Chelsea) befehligte, schlug Bill endgültig angenommen, so jedoch , daß man die Zahl sich eben so gut, wie die britische, auch die deutsche Reiterei der Anzuwerbenden von 15,000 auf 10,000 herabſeßte. gab der englischen nichts nach , und er sei überzeugt , daß eine deutsche Legion bei Inkerman ihre Schuldigkeit ge= Sardinien. than hätte. ― Nach einer Pause erhob sich Lord Derby; er fand es seltsam, daß keiner der Minister den Einwürfen Turin, 8 Dec. In der gestrigen Sißung der zweiten seines Freundes Lord Ellenborough entgegnete. Er selbst Kammer wurden rou dem Finanzminister ein Gesezes beabsichtige, was er gegen die Maßregel einzuwenden habe, entwurf über Vervollständigung . der Festungs im Comité vorzubringen, die zweite Lesung aber nicht aufwerke von Casale , von dem Kriegsminister ein solcher zuhalten. Er bedaure, daß sein edler Freund für noth über Umgestaltu ng der militärischen Erziehungs wendig fand, den Charakter und Waffenrühm der deutschen anstalten vorgelegt. Legion aus falschem Patriotismus herabzusegen , da diese Deutschen sich nicht nur ebenso ausgezeichnet, wie die bri tische Armee geschlagen hätten , sondern bei den Sympa= Sachsen - Gotha. thien für England , welche ihnen angeboren seien, sich Die hiesige Staatsregierung hat Gotha , 19. Dec. gewiß beeifern würden, ihren ehemaligen Ruhm aufzu= frischen. Allein dieß habe mit der Frage nichts zu schaffen. den ursprünglich zum Betrag von 56,000 Thlr. verlangten Vom constitutionellen Gesichtspunkt betrachtet, habe die Credit für die Ausrüstung des diesseitigen Bundes vorgeschlagene Maßregel mit der von 1794, 1804 u. s. w. contingents gestern bis auf 35,000 Thlr. ermäßigt und

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der gemeinschaftliche Landtag heute an diesem ermäßigten Postulate die Summe von 30,000 Thlr. verwilligt. Auch mit der vorgelegten Aufstellung des Feldverpflegungsetats unseres Bundescontingents und der für den Fall einer Mobilifirung eintretenden Soldanſäße hat sich der Landtag Die Creditforderung von beute einverstanden erklärt.

unwillkommen sein , weßhalb es in gröberen Zügen ent worfen werden soll. Die Mauren , Neger , Schauïa , Mosabiten , Turkos und Kuluglis bekennen sich zum Islam (die weit ver breiteten Juden werden nicht zu den Eingebornen gezählt) find verschieden an Charakter, Sitten und Lebensweise und bilden untergeordnete Theile der Bevölkerung , weß halb vorzugsweise der Araber und Kabylen gedacht werden soll. Die Araber als Nachkommen der Muselmänner, die den Norden Afrikas erobert haben , find in Sitten, Ge= bräuchen und Kleidung gerade noch so , wie sie vor 1000 Jahren waren, leben entweder nomadiſch oder ſeßhaft und haben sich nur hier und da mit Kabylen vermischt . Wie alle ihre Stammgenossen lieben sie den Krieg, scheuen die Arbeit, haben wenige Bedürfnisse und wollen von der europäischen Sivilisation nichts wissen. Raub, Plünderung und der Karavanenhandel find fast ihre einzigen Beschäf tigungen. Neben einem schönen Aeußeren zeigt der Araber sich stolz und mit einem flammenden Auge unter Freund und Feind. Seine Kleidung ist einfach, ein weißer wollener Reiter= mantel (Haif) bedeckt seinen ganzen Körper . vom Kopfe bis zum Fuß , über die Schultern hängt außerdem ein Burnus von weißer oder schwarzer Schafwolle. Um die Füße schnürt er sich ein Stück Ochsenhaut, woran lange Stacheln befestigt sind . Der Reiche trägt leinene Hosen, der Arme entbehrt sie ganz . Auf dem, um den bekannten Haarbüschel glatt geschornen Kopfe fist ein rothes Käpp chen, und wer die Pilgerfahrt nach Mekka gemacht hat, darf einen Perlenkranz mit einem Amulet, worauf Koran sprüche stehen , über dem Burnus tragen. Sogar Pferde und Kameele find damit geziert und nach ihrer Meinung vor Krankheit geſchüßt. In dem Charakter des Arabers liegt ein auffallendes Gemisch von häßlichen Leidenschaften und moraliſchen Tugenden. Wollüftig, geldgierig, wortbrüchig, heimtückisch und grausam auf der einen Seite, zeigt er auf der anderen Großmuth, Gastfreundlichkeit, Mäßigkeit, Religioſität und eine innige Pietät für die Todten seines Glaubens . Man mag in Algerien gehen , wohin man will , so trifft man Bäume oder Sträuche, die von oben bis unten mit allerlei buntfarbigen Lappen oder Bänder behangen sind , oder man findet einen seltsam zusammengetragenen Steinhaufen von der Gestalt eines Regels. So oft nämlich ein Araber an einem Orte vorbeigeht, wo ein Verwandter im Gefecht oder durch Mord geblieben ist, so unterläßt er gewiß nicht, einen Stein niederzulegen und zum Andenken_an den Verstorbenen eine Art Grabmal aufzuhäufen . Der Baum, unter deffen Schatten ein Heiliger ausrühte, wird durch ein Band oder in Ermangelung desselben durch ein abgerissenes Stück Hemd , Haik oder Burnus geehrt. Bei Zaadcha lagen todte Araber auf eine Entfernung von 10 Schritten vor den Vorposten der Franzosen. Die Araber krochen auf Hände und Füße herbei und trugen sie hinweg, ohne daß es die französischen Posten bemerkt hätten. Die große Liebe des Arabers für sein Pferd und seine Waffe ist allbekannt. Eine besondere Eigenthümlichkeit desselben ist seine beispiellose Mäßigkeit und hierin liegt ein wesentlicher Vorzug , den sie in der Kriegführung vor ihren Feinden haben. Etwas Brod , ein Säckchen mit

100,000 Thlr. , welche das Staatsministerium für den Fall einer Mobilifirung gestellt hatte, ist dagegen von demselben bis auf Weiteres zurückgezogen worden.

Streifereien in Algerien. (Schluß. )

Was den Zustand der Colonie anlangt, so läßt sich wohl sagen, daß die Anzeichen des Gedeihens in die lezten Regierungsjahre Louis Philipps fallen. Früher handelte man, wie schon gesagt, plan- und systemlos , und die meisten Gouverneure ambitionirten mehr auf den Kriegs ruhm , als auf das Wachsthum der Colonie. Marschall Bugeaud hat unstreitig durch seine Einsicht von der Noth wendigkeit guter Straßen und durch die Beharrlichkeit, mit welcher er diese Ueberzeugung verfolgte, ungleich mehr für das französische Interesse gewirkt, als alle seine Vor gänger. Außerdem verdienen aber die Prinzen von Aumale und Joinville einer rühmlichen Erwähnung. Jhr An= denken steht in hohen Ehren, nicht allein bei der Armee, sondern auch bei den Colonisten Algeriens wegen ihres taktvollen , leutseligen Benehmens und ihren anerkannt erfolgreichen Bemühungen für die Ruhe , Sicherheit und das Aufblühen der Colonie. Die Cultur ist nur theil weise im Lande vorgeschritten und gibt da, wo sie zu finden ift, hinreichende Mittel zu einem , selbst luxuriösen Leben . Man sieht es überall , daß die Franzosen erst jest anfangen, das Colonisiren zu verstehen , denn es kommt allmälig mehr Zusammenhang , mehr ſyſtematiſche Entwickelung in die Cultivirung des Landes . Wären die Franzosen gleich Anfangs von mehreren Küstenpunkten aus langsam vor= wärts geschritten , hätten sie im Vorschreiten neben der Waffe auch den Spaten gebraucht, so würde Algerien jest eine herrliche und gesicherte Besizung sein , aber sie ver breiteten sich rasch über große Länderstrecken, strebten nach dem Besiz und der Herrschaft über dieselben , etablirten sich ohne alle Verbindung auf weit entfernt von einander liegenden Punkten und brachten nach zwei Jahrzehnten und ungeheuren Opfern nur ein Stückwerk zu Stande, den Oasen der Wüste zu vergleichen, die ohne Zusammen hang und völlig isolirt in dem weiten Sandmeere liegen. Die Zwischenräume füllen feindselige Stämme , die stets auf die Gelegenheit lauern , den Franzosen zu schaden. Troß allen diesen Fehlern ist Außerordentliches geleistet worden und wenn man die namenlosen Schwierigkeiten überdenkt , die man fand und sich selbst bereitete , so wird man jenen Leistungen die Anerkennung nicht versagen können. Ein Charakter- und Sittengemälde der Eingebornen zum Schluffe dieser Mittheilungen, dürfte dem Leser nicht

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Mehl und ein wenig Salz zur Bereitung seines Kuskussu bilden seine hauptsächlichsten Bedürfnisse ; gehen ihm auch diese einfachen Nahrungsmittel aus , so begnügt er sich einige Zeit mit Wurzeln. Er ist also an feinen Troß gebunden , der seine Beweglichkeit hemmen und findet auf seinem sicheren Roß keine Terrainſchwierigkeit , die er nicht überwinden könnte. In vielen Stücken den Arabern ähnlich , sind die Ka bylen jedoch viel beherzter , freiheitsliebender , tollkühner und mordlustiger als jene und werden durch diese Eigen schaften den Franzosen furchtbarer und schädlicher. Ihre völlige Unempfänglichkeit für europäische Cultur, ihr un gezähmter Unabhängigkeitssinn und ihre Unzugänglichkeit verursachen, daß man sie von allen Stämmen am wenigsten kennt. Ihre Lebensweise und Kleidung ist eben so ein fach, wie die der Araber, ihr Körper häßlicher, ihr Aeußeres unsauberer, ihr barbarischer Sinn unheildrohender. In ihrem Gemüthe finden die Marabuts einen ergiebigen Boden zur Erzeugung eines gränzenlosen Fanatismus und Aberglaubens und auf leßtere gestüßt , predigen sie fort= während den Religions- und Freiheitskrieg gegen die Fran zosen, in welchem sie eine gränzenlose Grausamkeit und Bosheit üben. Ihre Raubsucht bringt häufig die einzelnen Stämme unter sich in Fehde, wobei sie mit derselben schreck lichen Wildheit gegen einander stürzen, wie gegen die Block häuser der Franzosen ; es sind sogar Fälle vorgekommen, daß nach einem abgeschlagenen Angriff Einzelne zurück blieben und wie wüthend . mit dem Yatagan auf die Holz wände des Blockhauses zuschlugen . Sie leben seßhaft im Norden Algeriens , haben einige Fertigkeit in Manufacturarbeiten , treiben Viehzucht und Ackerbau und bauen ihre zum Theil steinernen Häufer mit einem gewissen Geschmacke. Als Krieger werden die Kabylen von den Franzosen bei weitem mehr gefürchtet als die Araber , denn sie sind neben den genannten gefährlichen Eigenschaften in dem Gebrauche ihrer Waffen sicherer und wissen noch mehr wie die übrigen Eingebornen jede Bodenfalte zu ihrem Vor theile zu benügen und Feigheit ist ihnen ein ganz fremder Begriff. Ste kämpfen immer zu Fuß und üben sich von frühester Kindheit an in den Waffen , so daß sie es darin zu einer gewissen Meisterschaft bringen . Im Gefechte erheben sie ein furchtbares Geheul, durch welches sie mehr mals schon ihren Zweck der Einschüchterung erreicht haben. Sie sind, und werden noch lange es bleiben, die erbittertſten Feinde der Franzosen. Der Zweck dieser Mittheilungen konnte fein anderer sein, als die Uebertreibungen und Entstellungen der fran zösischen Kiegsbulletins durch schlichte Erzählung wahr heitsgetreuer Thatsachen in's rechte Licht zu stellen und den verehrlichen Lesern der Militär - Zeitung ein, wenigstens an= nähernd richtiges Bild von der Kriegführung und den Verhältnissen der in Algerien kämpfenden Krieger vor Augen zu führen. Durch A.

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Literatur. Reiseerinnerungen aus Sibirien von Prof. Christoph Hanfteen. Deutsch von Dr. H. Sebald. (2. Baud der Hausbibliothek der Länder- und Völkerkunde.) 8. Leipzig, 1854, Verlagsbuchhandlung von Carl B. Lord. (VIII u. 215 S.)

Zur gebührenden Würdigung der kriegerischen Streitkraft eines Reiches gehört außer der unmittelbaren Kenntniß des eigentlichen Heerwesens auch noch die Bekanntschaft der mehr mittelbar auf die Militärstatistik einwirkenden geographischen Verhältnisse , es gehört fonach dazu die Kenntniß von den Zuständen des Landes , seiner Bewohner und deren völkerschaftlichen Eigenthümlichkeiten. Die mächtig einwirkenden Wechselbeziehungen von Land und Bewohnern auf die Natur und den Charakter der Kriege , auf die nahen und fernen Ziele der kriegerischen Handlungen , machen eine gesteigerte Kenntnißnahme auch der mehr politischen und ethnographischen Fac toren der täglich intereffanter und für ganz Europa bedeutungs voller sich abwickelnden Kriegsereignisse, in Folge des orientalischen Strettes , zu einer militärischen Aufgabe, und es bedarf einer ein gehenderen Auseinanderseßung nicht, daß Reisewerke parteilos schil dernder Beobachter bedeutsame Winke zu geben , viele hierauf be zügliche Gesichtspunkte zu erhellen und deutlicher zu umgränzen vermögen , von denen aus über Zwecke und Mittel des menschen vertilgenden Kampfes der Gegenwart ein immer richtigeres Ver ständniß sich ableitet. Vorliegendes Reisewerk bestebt , theilweiſe wenigftens , aus dem Stoffe , der obengenannten Anforderungen zu entsprechen vermag. Wenn der Verfasser gelegentlich seiner schon vor mehr als 20 Jahren unternommenen Reise sagt , das barbarische Rußland (hier in besonderer Beziehung auf die asiatischen Völkerschaften dieses Reiches ) helfe , ähnlich dem zahmen Elephanten , der zur Zähmung des wilden benußt werde , nach und nach seine unlenksamen Nach barn civilifiren, fo ift diefer für Sibirien und dessen Bewohner ge thanene Ausspruch , wegen der vorzugsweise ftabilen Natur sibiri rischer Verhältnisse , gewiß zur Zeit noch vollständig wahr. Die Vergünstigung nun, eine etwas ausgebreitetere Kenntniß des Landes und seiner Bewohner sich verschaffen zu können , mag gerade in Sibirien eine nicht allzu häufige sein, und Erinnerungen eines Reisenden , dem zur Unterstüßung seiner Bemühungen damals ein längerer Aufenthalt und eine besonders liberale Aufnahme zu ſtatten kam, dürften wohl hinsichtlich Sibiriens wohl auch heute noch von Interesse fein. Der norwegische Professor Hanfteen , von Chriſtiania, war in den Jahren 1828 , 1829 und 1830 - fünfundzwanzig Monate auf einer Reise begriffen , um die magnetiſchen Erscheinungen und Einwirkungen innerhalb Sibiriens zu untersuchen. Sein Weg führte von Petersburg nach Tobolsk , Tomst , Irkutsk , Jeniseist nach dem Polargürtel bei Turuchansk , von hier zurück nach Jeni seisk und der chinesischen Gränze entlang durch die Kirgiſenlinie nach der Waffenfabrik Statouft, von dort nach Orenburg, durch die Kirgisensteppe der kleinen Horde nach Astrachan ; der Rückweg fand dann der Wolga aufwärts über Moskau und Petersburg statt. Der Inhalt der Erinnerungen zerfällt in 10 Kapitel und be faßt sich , die wissenschaftlichen Ergebnisse ausschließend , mit dem persönlich Erlebten und der Schilderung der ethnographischen, lokalen und nationalen Wahrnehmungen , wobei ein erfrischender Humor, eine gesunde Auffassung das einfach Wissenswerthe mit dem anzie henden Detail der Darstellung zu verknüpfen weiß. Man lasse sich durch das Alter der Erlebnisse nicht abschrecken, es kommen Beziehungen zur Erörterung, die auch gegenwärtig in dem noch so unvollständig gekannten Rußland uneingeschränkte Gel tung haben mögen und im Stande find die von anderer Seite, absichtlich und unabfichtlich, verbreiteten Entstellungen der Wahrheit zu berichtigen .

Revigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt, und in deren Offizin gedruckt .

Donnerstag, 28. December 1854.

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Allgemeine

№ 155 .

Militär - Beitung .

Frankreich. Paris, 7. Decbr. Die Lazarethwagen , die man von Havre nach der Krim sendet, sind von Blech. Im Innern befinden sich zwei elastische Vetten von rothem Leder, welche mittelst Tragbahren transportirt werden. Auf dem Vorder= theile ist ein Siz angebracht, auf welchem drei Verwundete Plaz nehmen können. Außerdem hat man in allen ver= füglichen Theilen dieser Wagen , Koffer, Laden 2c. anges bracht, welche alle zur Verpflegung der Verwundeten ge= eigneten Apparate und Arzneimittel enthalten. Rußland.

Man schreibt der N. Pr. 3tg." über die russischen Eisenbahnarbeiten aus Warschau, 8. Decbr.: Die Untersuchungsarbeiten zur Feststellung der neuen Eisen bahnlinie von Moskau bis Odessa nehmen ihren unge= störten Fortgang und neuerdings werden wieder zwei kaiser liche Ukase vom 29. v . M. veröffentlicht , welche die vor bereitende Exploration neuer Zweigbahnen anordnen . Die eine davon wird die schon im Bau begriffene Warschau Petersburger Eisenbahn mit der Berlin-Königsberger verbinden, und wird in Folge der von Preußen schon ge= nehmigten Ablenkung dieser Bahn über Tapiau, Wehlau, Insterburg , Gumbinnen und Stalupöhnen bis an die russische Gränze, von dieser bis nach Eidthunen gezogen werden, — während die zweite die beabsichtigte Moskau Odessaer Bahn von Charkow aus über Alexandrow, Hieniae und Arabat mit Theodosia vereinigen soll . Die Schreck nisse des Krieges stören also , wie man sieht , keineswegs die friedlichen Unternehmungen unserer Regierung, sondern spornen sie vielmehr zu einer um so größeren Ausbreitung der öffentlichen Verbindungsmittel an. Das Eisenbahnnez, welches auf diese Weise über das große Kaiserreich ge spannt wird, umfaßt die mächtigen Strecken von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer, und von dem alten Kreml und den äußersten Gränzen dieses Welttheils bis an unser Königreich und die neuesten Provinzeu des ungeheueren Gesammtstaates. Wie wichtig eine solche Ausdehnung der Bahnen schon in strategischer Hinsicht sein wird , liegt am Lage und es steht daher zu erwarten , daß der bisherige

Eifer nicht allein in nichts nachlassen, sondern bei der be kannten Thätigkeit des Grafen Kleinmichel sich noch un aufhörlich vermehren werde."

Belgien. Brüssel, 17. Decbr. Nach dem Gesetzesvorschlag, welchen der Kriegsminister gestern der zweiten Kammer unterbreitete, wird das Militärcontingent für 1855 das gewöhnliche Maximum von 10,000 und der Effectiv= stand unserer Armee die bisherige Höhe von 70,000 Mann nicht übersteigen. Die Regierung will sonach von der ihr voriges Jahr eingeräumten Befugniß , die Armee nach Befinden auf 100,000 Mann zu bringen, noch keinen Ge brauch machen; ebenso scheint die Mobilifirung eines Theils unserer Armee, wovon vor einigen Wochen ernstlich ge sprochen wurde, bis auf Weiteres aufgegeben.

Ueber den Stillstand der großen Opera tionen in der Krim. *)

Seit dem 5. November ist vor Sebastopol in den ent scheidenden Operationen ein Stillstand eingetreten , der als Beweis dienen kann , daß das Kriegführen nicht , wie so Viele glauben, in einer ununterbrochenen Reihe von großen Gefechten und Schlachten besteht, und daß selbst bei Be lagerungen die Beschicßung zuweilen eingestellt werden muß. Wer den Krieg aus eigener Erfahrung fennt , wird das ganz natürlich finden. Ein Kampf , durch welchen eine Entscheidung herbeigeführt werden soll , erfordert einen so großen Aufwand an Kräften jeder Art , daß dazu nicht nur besondere Vorbereitungen nöthig sind, sondern auch nachher eine gewisse Ermattung eintritt , welche eine furze Waffen ruhe erwünscht sein läßt. Zwar wissen wir aus der neue

*) Der Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung" ent nommen.

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ren Kriegsgeschichte , daß bisweilen Schlag auf Schlag er erfolgt ist , bis der Gegner überwältigt war und das Gescß des Siegers anerkennen mußte ; namentlich gönnte Napo leon I. seinem Heere in der Regel nicht eher Ruhe , bis er das vorgesteckte Operationsziel erreicht hatte. Aber selbst der glänzendste seiner Feldzüge , der von 1805 gegen Oester reich , bat mehrere längere Pausen , in welchen der Angrei fer es seinen Verhältnissen entsprechend fand , die weiteren Schritte seiner Gegner abzuwarten , d. h. zeitweilig die Rolle des Vertheidigers zu übernehmen. Wären überhaupt die unwandelbaren Grundsäße der Kriegführung , insbesondere die Grundbedingungen einer schnell zu beendigenden Offen fivoperation allgemeiner befannt , so würden Männer von anerkannter patriotischer Gesinnung und hoher wissenschaft licher Bildung wohl niemals auf den abenteuerlichen Ge danken gekommen sein , daß die sogenannten stehenden Heere, d . h. ein zweckmäßig organisirtes Heerwesen, durch eine allgemeine Volksbewaffnung ersetzt werden könne , und daß die Begeisterung für den Zweck eines unternommenen Krie ges mehr gelte als schweigender , aber willfähriger Gehor fam. Die Tapferkeit der Einzelnen hat viel weniger Werth, als die Disciplin der Massen. Leßtere Letztere ist der Kitt, der der die ganze Heeresmasse , ungeachtet aller Beschwerden und Gefahren , fest zusammen hält, während der glühendste Enthusiasmus wie Strohfeuer verlischt. Im Gefecht selbst kann eine begeisterte Truppe Wunder der Tapferkeit ver richten, hat aber der Kampf ausgetobt , ohne daß die Be geisterung ihr Kampfziel erreichte , dann treten ganz andere Gefühle an ihre Stelle , und bis zur Hoffnungslosigkeit und Entmuthigung ist nicht mehr weit. Webe einem geschlage geschlage nen Heere, in welchem das eiserne Gesez_der_Disciplin keine Geltung hat; es wird beim leisesten Druck des Sie gers auseinanderstieben wie Spreu vor dem Winde. Aber nicht allein die Schlachten und Sturmangriffe auf verschanzte Stellungen sind ein Prüfftein für die Disciplin der Truppen und die Umsicht ihrer Befehlshaber. Die großen Pausen im Kriege machen an beide Theile nicht ge ringere Anforderungen. Dergleichen Pausen treten in der Regel nur ein , wenn die Kräfte sich müde gerungen baben, ohne daß dadurch auf dieser oder jener Seite ein Ueber gewicht sich geltend machen konnte ; denn es wäre wider finnig , einen Angriff zu wiederholen , solange man sich da von keinen glücklicheren Erfolg versprechen darf. Es ist dann die wichtigste Aufgabe für jeden Theil , auf Mittel zu finnen , entweder seine Angriffskräfte oder seine Wider fandsmittel zu vermehren , hauptsächlich aber das gesunkene Selbstvertrauen des Heeres , welches nach unglücklichen Ge fechten ohne den Gegenreiz der Disciplin sehr bald zum schleichenden Gifte werden und zur Jnsubordination führen würde , neu zu beleben. Der Kampf am 5. November ist zwar zum Nachtheil der Russen ausgefallen , und sie haben beim Rückzuge große Verluste erlitten . Aber die Engländer und Franzosen haben den Sieg ebenfalls sehr theuer bezahlt und müssen sich sagen, daß ein Feind , der seinen Angriff so geschickt einleitet, daß selbst die Vorposten dadurch überrascht wurden, ihn so energisch durchführt , daß alle Widerstandskräfte aufgeboten werden mußten, um den Durchbruch zu verhüten , und den Rückzug ungeachtet des verbeerenden Geschüßfeuers in sol cher Ordnung bewerkstelligt , daß selbst die Sieger ihre

Bewunderung nicht unterdrücken konnten , *) auch nach ab geschlagenem Angriff ein sehr zu fürchtender Gegner bleibt, dessen Nähe das Gelingen eines Sturmes auf das auch im Junern stark befestigte Sebastopol höchft zweifelhaft macht. Seit jenem mörderischen Kampfe find aber bereits sechs Wochen verfloffen, in welchem Zeitraum außer einer ab wechselnden Beichießung der Festung und einigen kleinen Ausfällen der Besaßung nichts von Erheblichkeit unternom men worden ist. Der heftige Secsturm am 14. November hat den Verbündeten allerdings große Verluste zugefügt und einen Wink gegeben , wie wenig verläßlich ihre schwim mende Operationsbasis sei. Indeß wurden diese Verluste bald soweit wieder ergänzt , daß die Truppen wenigstens gegen empfindlichen Mangel geschützt werden konnten. Vor Ankunft weiterer Verstärkungen mußten die Verbündeten sich aber auf die bessere Befestigung ihrer Stellungen vor Sebastopol und bei Balaklawa beschränken. Erwägt man, daß die Bezwingung von Sebastopol nebst Hafen und Flotte der Zweck der ganzen Unternehmung ist , der Winter fich aber mit starken Schritten naht und die Belagerungstrup pen faſt ohne Obdach sind , so erkennt man leicht die Ge fahr im Verzuge. Gleichwobi droht den Verbündeten noch größere Gefahr, wenn sie die Belagerungsarbeiten in der bisherigen Weise fortseßen wollten , ohne den Plaz vorher isolirt zu haben , denn eine starke und gut vertheidigte Festung ist nicht zu bezwingen , so lange ein Entsagheer von anerkannter Tapferkeit schüßend ihr zur Seite steht. Zur Vertreibung des leßteren ist aber eine den Ruſſen bedeutend überlegene Streitmacht nöthig , weil mehr als eine siegreiche Schlacht erforderlich sein dürfte , bevor Fürst Menzikoff außer Stand gesezt ist, der seiner Obhut anver trauten Festung im entscheidenden Moment zu Hülfe zu kommen. In Berücksichtigung dieser Verhältnisse scheinen die Ver bündeten ihren Operationsplan nunmehr ändern , den Spiel raum für die Belagerung erweitern und sichern zu wollen. Aber hierzu bedarf es umfänglicher Vorbereitungen, und während in den entscheidenden Operationen ein Stillstand eingetreten ist, wird mit größter Anstrengung an den Vor bereitungen zu einer Offensivoperation gegen das Entsag beer gearbeitet. Fürst Mentschifoff befindet sich in einer ähnlichen, wenn auch weniger gefährlichen Lage. Seine Unthätigkeit seit dem 5. November läßt sich aber nur durch die Voraus sehung erklären , daß er nach den erlittenen Verlusten sich nicht mehr stark genug fühlte , zum Entsaz von Sebastopol eine zweite Schlacht zu liefern. Allerdings würde ein wic derholter Angriff auf die Hochebene voraussichtlich keinen besseren Erfolg gehabt haben, selbst wenn er mit einer un geschwächten Streitmacht hätte ausgeführt werden können. Die Terraingestaltung ist dort den Verbündeten zu günstig und in solcher Weise würden sie sich wohl auch nicht wieder überraschen lassen. Dagegen bleibt es unerklärlich, weß halb Mentschikoff die Verbündeten nicht bei Balaklawa an= gegriffen hat, ehe die dortigen Befestigungen so bedeutend verstärkt werden konnten. Die Verwüstungen , welche der heftige Sturm am 14. November in der Flotte und im feindlichen Lager angerichtet hatte , und die Verbündeten *) Man vergleiche den Bericht eines englischen Offiziers in Nr. 146 der A. M.-Z. von diesem Jahre.

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einige Zeit mit großen Besorgnissen erfüllen mußten , for derten zu einem solchen Angriffe dringend auf, und da Liprandi's Divifion die drohende Stellung vor Balaklawa gar nicht verlassen zu haben scheint , bedurfte es nur einer Linksziehung der russischen Hauptmasse gegen Tschorgun, die zwar nicht ohne einige Schwierigkeit, aber ohne alle Gefahr ausgeführt werden konnte . Die Zurücklaffung einer Reservedivision bei Zukermann würde Sebastopol gegen einen Sturmangriff, der unter solchen Umständen überhaupt nicht Nach zu befürchten stand , hinlänglich geschüßt haben. neueren Berichten vom Kriegsschauplage hat Fürst Men tſchikoff ſeit Kurzem zwar sein Hauptquartier nach Tschor gun verlegt , was vermuthen ließ, daß er Balaklawa in nächster Zeit mit aller Macht angreifen werde, was jedoch wieder aufgegeben worden zu sein scheint. Ueberhaupt ist der günstigste Zeitpunkt dazu bereits vorüber , denn die Ver bündeten haben inzwischen ansehnliche Verstärkungen erhal ten , für ihre Bedürfnisse ist durch reichliche Zufuhren ge sorgt, und die angekündigte Ausschiffung von 30,000 8 manen bei Eupatoria dürfte den Russen einige Verlegen heiten bereiten, insofern nicht dieses Corps durch ein etwa gleich starkes russisches Reservecorps von Perekop her in Schach gehalten werden kann. Die Verzögerung des entscheidenden Angriffs auf Bala flawa führt zu mancherlei Vermuthungen. Entweder Men tschifoff's Heer war von dem Kampfe am 5. November noch zu erschüttert und die seitdem erhaltene Verstärkung zu schwach, um den Angriff früher wiederholen zu können, oder der Fürst hielt in seiner Lage ein ruhiges Abwarten dessen, was der Gegner thun werde, für flüger und glaubte auch einen stärkeren Feind im Laufe des Winters durch häufige Allarmirungen ermüden , durch viele kleine , aber heftige Ausfälle allmälig vernichten zu können. Allerdings ist wie General vou Clausewit sehr treffend sagt Nichts thun zuweilen die größte Weisheit des Feldherrn. " Man

zu beschäftigen , dann würde Rußland in der Lage sein, den stärksten und besten Theil seiner Streitmacht gegen

Oesterreich zu verwenden und auch dieses im Schach zu halten , da es nicht wahrscheinlich ist , daß die Westmächte ein zweites Heer nach dem orientalischen Kriegsschauplaze senden und Desterreich einen Angriff auf Rußland aus eigener Bewegung unternehmen werde. Bleibt man jedoch bei der (schon in Nr. 144 der A. M.-3 . ausgesprochenen) Vermuthung stehen , daß Fürst Mentschikoff es auf eine Ermüdung seiner Gegner ab= gesehen habe, so drängen sich dem unbefangenen Beob= achter mancherlei Bedenken auf, die wir in der Kürze hier noch erörtern wollen. Das entscheidende Moment in diesem Vertheidigungs plane ist die Witterung. Die Krim ist im Allgemeinen ein viel zu armes Land , um so große Streitmaffen auch nur zwei Wochen ernähren zu können. Die Unterhalts mittel müssen daher aus zweiter Ferne herbeigeschafft wer den. Die Verbündeten bedienen sich hierzu der Flotte, die Russen sind auf das Landfuhrwerk beschränkt. Zwar ist lesteres ungewöhnlich zahlreich , und ein Zug von tausend Wagen keine Seltenheit. Aber bei starkem Regen werden die Steppenwege fast unfahrbar , weßhalb die Wagen leicht sein müssen und nur eine geringe Ladung aufnehmen können. Die Ladung eines solchen Wagenzuge wird daher kaum so viel betragen , als die Ladung eines einzigen großen Transportschiffes . Es wird von glaubwürdiger Seite versichert, daß die unausgefeßten Zufuhren der Ruffen schon jest den täglichen Bedarf des Heeres kaum zu decken vermögen. Tritt nun in Folge von Regengüffen und Schneeftürmen eine längere Unterbrechung der regelmäßigen Zufuhren ein , so dürfte der Mangel an Lebensmitteln für Mann und Pferd bei den Russen sich bald sehr fühl= bar machen . Truppen, welche durch anhaltenden Mangel entkräftet muß sich aber doch klar bewußt sein , daß die Lage des und nebenbei noch allem Ungemach der Witterung ausge seht sind , schlagen sich erfahrungsmäßig nicht mit dem Gegners während dieser operativen Unthätigkeit in demsel erforderlichen Nachdruck gegen besser genährte Truppen, ben Grade sich verschlimmert, als die unsrige sich verbessert. Für beide Theile handelt es sich in solchen Fällen um eine werden auch durch Krankheit schneller aufgerieben , selbst die Verwundungen haben nachtheiligere Folgen , weil ein frühzeitige Vermehrung der Streitkräfte bei gesicherter Vers erschlaffter Körper dem brennenden Schmerz der Wunde pflegung. Kann Fürst Mentschikoff darauf nicht mit aller Zuversicht rechnen , dann ist ſein bisheriges Nichtsthun ent leichter unterliegt. Denkt man sich nun den Fall , daß weder ein Beweis von Ohnmacht , oder er versteht den die Verbündeten ihre sehr reichhaltigen Zufuhren sicher an Werth der Zeit nicht zu schäßen. Es ist aber auch noch das Land bringen , und durch ihre hölzernen Baraken gegen das Ungemach der Witterung besser geschüßt sind, der Fall denkbar, daß ihm höhern Orts die Aufgabe gestellt worden sei , die Verbündeten zu fortwährender Vermehrung als die Russen , so kann im Laufe von wenigen Wochen ihrer Streitkräfte in der Krim zu reizen , um sie dadurch ein Umschwung der inneren Verhältnisse und Zustände außer Stand zu sezen , anderwärts mit Macht beider Heere eintreten , welche den Verbündeten ein ent= auftreten zu können Eine wirkliche Gefahr für Ruß schiedenes physisches und moralisches Uebergewicht gibt, land dürfte daraus nicht erwachsen , denn sollte auch die wenn sie es nicht schon durch Vermehrung der Streiter Krim zum größeren Theil von den Verbündeten erobert zahl erlangt haben sollten . Ebenso ist aber auch der umgekehrte Fall denkbar, daß werden , so ist doch sehr die Frage , ob sie sich darin be haupten können , ohne dazu ein Heer von 100,000 Mann die Ruffen, durch Witterungs- und Wegebeschaffenheit verwenden zu müssen , denn die ruſſiſchen Heeresmassen haben begünstigt, ihre Verstärkungen und Zufuhren leichter heran dann einen viel fürzeren und minder beschwerlichen Weg, ziehen können , während dieß den Verbündeten in ans um die Sache dort zur Entscheidung zu bringen , bevor reichendem Maße nicht gelingt, denn die Stürme auf dem auch die auf der Nordseite von Sebastopol liegenden Forts schwarzen Meere und die Witterungsverhältnisse auf der gefallen, geschleift , oder wieder in Vertheidigungsstand ge taurischen Halbinsel erstrecken sich oft nur über beſondere sezt worden sind. Gelänge es aber der russischen Kriegs Gegenden und keineswegs über den ganzen Flächenraum. politik , ein ſo beträchtliches feindliches Heer in der Krim Namentlich sind auf den höher gelegenen Landstrichen west

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lich der Straße von Balaklawa nach Simferopol rauhe Literatur. Winde und starke Nachtfröste vorherrschend , während auf Die Armeen der friegführenden Mächte und ihre der entgegengeseßten Seite viel mildere Lüfte wehen , die neuchte Organisation in militärisch - ſtatistischer Zu Höhen mehr mit Wald bedeckt , die Thäler fruchtbarer fammenstellung. Von einem deutschen Offizier. Velin-Aus find, von der südlichen Operatiouszone aber kaum berührt gabe. gr. 8. Leipzig, 1854. Gustav Remmelmann . ( 124 S.) werden. Es läßt sich wohl fagen , daß der Büchermarkt nachgerade mit Soweit die Absichten der kriegführenden Partheieu aus Werken überfüllt ist , die zur sogenannten orientalischen Frage in ihren Anordnungen sich errathen lassen , strebt eine jede irgend einer Beziehung stehen und dennoch tauchen in der Literatur dahin, ihre Stellung zu verstärken, Truppen heranzuziehen fast jeden Tag neue Erscheinungen auf, nach denen mit Begier gegriffen wird , weil die , im wahren Sinne des Wortes brennende und die winterlichen Standlager bequemer einzurichten, Frage Niemanden theilnahmlos läßt. Wir Offiziere scheinen an entscheidende Angriffs operationen aber nicht eher zu unter dem Zeitpunkte angekommen zu sein, wo eine Kenntniß der mili nehmen , bis Aussicht auf glücklichen Erfolg vorhanden tärischen Kräfte und Einrichtungen der am orientalischen Kriege ist. So lange das eingetretene Gleichgewicht zwischen An direct oder indirect betheiligten Mächte ein größeres Intereſſe für griff und Vertheidigung bei Sebastopol nicht wesentlich uns hat, als politische Abwägungen und Betrachtungen. Insoferne ift denn auch das vorliegende Werk eine willkommene Erscheinung, gestört wird, dürfte den beiderseitigen Feldherrn kaum etwas wo nicht gar ein Bedürfniß, denn anerkannt tüchtige neuere Werke Anderes zu empfehlen sein , weil die Wirkungen einzelner dieser Art , wie z . B. Hirtenfelds Militärisches Handbuch" und glücklicher Waffenerfolge zu gering sind , um die damit die in Berlin bei E. S. Mittler und Sohn erschienene „ Organi Ob die beabsich verbundenen Verluste zu rechtfertigen . beabsich= fation" mehrerer europäischen Heere können , obgleich in vielen tigte Diversion im Rücken der Kussen über Eupatoria Stücken vollständiger , natürlich die seit beinahe Jahresfrist einge tretenen Veränderungen nicht enthalten , die in der vorliegenden wichtige Folgen haben , und eine Veränderung in den Schrift eine Aufnahme fanden. Unter den beutigen Zeitverhälte beiderseitigen Stellungen herbeiführen werde, dürfte abzu nissen muß aber nothwendigerweise diejenige Angabe am meisten warten sein. Strategische Winkelzüge dieser Art ſind nir genügen , welche uns von der dermaligen Beschaffenheit der Armeen Kenntniß gibt , vorausgeseßt, daß diese Angaben gewiffen gends . weniger anwendbar als in der Krim , wo das operative Vorgehen mit 30,000 Mann die umfänglichsten haft und genau find. Wir--- können diese Eigenschaften dem Buche des deutschen Offiziers " - allgemein genommen nachrühmen, Verpflegungsanstalten nöthig macht, wenn nicht die Truppen da wir dasselbe mit den neueren Werken und Mittheilungen unserer und vielleicht im entscheidendsten Momente in die größte Militär-Zeitschriften verglichen und gefunden haben , daß hier be Verlegenheit kommen sollen. Zwar war sind die Verbündeten züglich der Organisation der Landheere und Flotten , ihrer Forma nach der Schlacht an der Alma mit einer noch größeren tion , Stäbe , Behörden , Dienstzeit , Ergänzung , Bewaffnung, Bil Truppenzahl ohne besondere Vorbereitungen an Sebastopol dungsanstalten und sonstigen militärischen Einrichtungen das Wesent lichste mit möglicher Genauigkeit aufgenommen ist. Nur über die vorbei bis an Balaklawa vorgegangen. Aber die Ver numerische Stärke der dem weichen rie hältnisse , unter welchen jener kühne Marsch ausgeführt Angaben und zwar mitunter wesentlich von solchen Mittheilungen wurde , waren oon den gegenwärtigen gänzlich verschieden. ab, die wir als zuverlässig zu betrachten Ursache haben. Ein foeben Die Feldherrn der Verbündeten wußten , daß Mentschikoff erschienenes Werk : „ Der Offizier im Felde" von dem österreichischen zu schwach sei, ihren Marsch aufzuhalten ; sie wußten, daß Oberlieutenant Franz Grüll bringt unter Anderem eine Uebersicht der Stärke und Organisation aller europäischen Heere. Es ist an fie bei Balaklawa einen Theil ihrer Flotte mit Lebens zunehmen, daß ihm als österreichischem Offizier die beßten Quellen mitteln und 8000 Mann Landtruppen vorfinden würden, bezüglich der österreichischen Armee zur Hand waren , weßhalb und konnten daher ganz unbesorgt diese Richtung ein= wir einige Vergleiche anstellen wollen. Er gibt z . B. die Ge schlagen. Bei ihren jezigen Offensivbewegungen müssen sammtstärke der österreichischen Infanterie zu 521,847 , die der fle aber Alles mitbringen , was sie bedürfen, und auch für Cavalerie zu 71,382 M. an , während das vorliegende Buch dafür die Zahlen 457,000 , resp. 67,000 nachweift. Für die Stärke der regelmäßigen Nachschub sörgen , was bei dem Mangel an 62 öfterreichischen Linieninfanterieregimenter findet man im „ Offi fahrbaren Wegen und geeigneten Transportmitteln unge= zier im Felde" die Zahl 425,878 und im vorliegenden Werke 369,800 . mein schwierig ist. Die Russen und ihre Gegner gleichen Aehnliche Abweichungen von anderen mitunter offiziellen Zahlen jest zwei Fechtern , die sich so nahe auf den Leib gerückt angaben kommen in der preußischen , englischen , französischen und find, daß ihre Klingen fich nur in der ganzen Stärke be= ruffischen Armee vor. So scheint uns die Stärke der französischen Cavalerie zu 86,000 M. mit 82,000 Pferden viel zu boch gegriffen rühren können . In solcher Stellung bleiben alle Fechter zu sein , selbst wenn wir die 23,000 Pferde , die Frankreich zur künste nuglos ; man muß entweder den Gegner mit der Vervouständigung seines Kriegsetats bedarf, als wirklich vorhanden bewaffneten Faust in das Gesicht schlagen, oder durch einen betrachten und sammt der etwa 14,000 Pferde starken berittenen Sprung rückwärts sich von ihm losmachen und dann einen Gendarmerie in die Rechnung bringen wollen. Die Armeen , über welche der Verf. Auskunft ertheilt und die neuen Angriff versuchen . Zwei Heere können sich aber er in nähere oder entferntere Beziehung zum Kriege ftellt , find die nicht mit derselben Leichtigkeit bewegen, wie zwei Fechter, von Rußland, der Türkei, England, Frankreich, Defterreich, Griechen daher werden die Verbündeten und ihre halsstarrigen Gegner Land , Preußen , dem deutschen Bunde, Schweden , Dänemark, Bel wohl noch länger in den eingenommenen Stellungen ver gien , den Niederlanden und Sardinien. Es sei uns erlaubt , ſchließlich den Wunsch zu wiederholen, weilen und die Befreiung aus dieser unbequemen Lage den wir in Nr . 55 der A. M.-Z. von 1854 an die Herausgeber Pz. vom Wolkenhimmel erwarten müssen. ähnlicher Werke gerichtet haben , nämlich von Zeit zu Zeit in be sonderen Nachträgen die fortwährend vorkommenden Armeeneuerungen zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, damit die Besißer solcher Werke nicht genöthigt sind , fie nach kurzer Zeit als unbrauchbar aus der Hand zu legen. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

Samstag, 30. December 1854.

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Allgemeine

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Militär - Beitung.

Sayern. Aus amtlichen Berichten über die im 3. Quartal d. J. ärztlich behandelten Individuen der König lich bayerischen Armee ergibt sich : Es wurden im Ganzen behandelt 9750 Unteroffiziere und Soldaten ; von diesen 8325 geheilt, 208 ungeheilt oder dienstuntauglich entlassen, und 6 in andere Krankenanstalten verbracht; 72 Judividuen starben , 1139 verblieben für das folgende Quartal. In den Casernenlokalen der gesammten Armee wurden ferner behandelt 330 Soldatenfrauen und Kinder, von denen 307 genasen , 2 transferirt wurden , 7 starben — und 14 verblieben. In der ganzen Armee kamen 3 Selbst morde vor. Das Verhältniß der Gestorbenen zu den Ge beilten ist wie 1 : 115, am — günstigsten in der Festung Landau, nämlich wie 1 : 178. Bei der Invaliden- und Veteranenanstalt stellt sich das Verhältniß wie 1 : 43 ; bei Frauen und Kindern wie 1 : 64.

Hannover. Hannover , 1. Decbr. Mit den eben stattfinden den Vorbereitungen zum Zwecke der Militär- Aushebung ist ein Gerücht in Verbindung gebracht worden , daß unsere Infanterie um zwei Jägerbataillone vermehrt werden solle. Lezteres ist jedoch bis jezt eben nur ein Gerücht , welches mehr dem Wunsche zu avanciren als den politischen Ver hältnissen seine Entstehung verdankt und erst dann zur Wahrheit würde , wenn die Vergrößerung unserer Armee vom Bunde vorgeschrieben werden sollte. Dann aber würde auch gleichzeitig wohl eine Vermehrung der Artillerie erfolgen. Großbritannien. Der Globe enthält folgenden vom Kriegsministerium erlassenen Generalbefehl : Dem Oberbefehlshaber des Heeres gereicht es zum Ver gnügen, folgenden Brief zur Kenntniß des Heeres auf der Krim zu bringen : Kriegsministerium, 9. Novbr. 1854. Mylord! Da der Regierung Ihrer Majestät das Wohl ergehen der unter Ihrem Befehle stehenden Armee sehr

ernstlich am Herzen liegt, so habe ich die Ehre, Ew. Herr lichkeit zu benachrichtigen, daß, um so viel wie möglich dazu beizutragen und für die Gesundheit des Soldaten Sorge zu tragen, eine außerordentliche Verabfolgung von Kleidungs stücken für jeden Soldaten beschlossen worden ist. Um diesen Beschluß ins Werk zu seßen , habe ich Befehl ertheilt zur sofortigen Einschiffung der Kleidungsstücke , welche im ge wöhnlichen Lauf der Dinge im nächsten April ausgetheilt worden wären, so daß die Soldaten sich derselben auf der Stelle bedienen können ; eine zweite Vertheilung wird im Jahre 1855.56 ftattfinden und am 1. April 1856 werden an die Regimenter, welche die außerordentliche Lieferung erhalten haben, die Kleidungsstücke für 1856/57 , wie ge wöhnlich , vertheilt werden. Was die Regimenter betrifft, welche das Hochländercostüme tragen, so habe ich die Ehre, Sie zu benachrichtigen , daß Instructionen ertheilt worden. sind, um den Soldaten sofort einen Tartan zu verabfolgen. Sidney Herbert. So ist also bereits Sorge getragen für die Belleidung der Soldaten bis zum Jahre 1857. Von der Sorge, welche jezt für sie getragen wird, wissen die Soldaten leider wenig Rühmliches zu sagen. Wenigstens sind alle Correspondenzen vom Kriegsschauplag voll von Klagen über die mangel haften Leistungen der Intendantur , und die Presse , die Times an der Spize , stimmt in diese Klagen ein. Wie früher zu Gallipoli, so behaupten auch jezt in der Krim die Franzosen in dieser Beziehung einen bedeutenden Vor rang vor den Engländern. Namentlich sollen die franken und verwundeten Engländer auf scheußliche Weise verwahr loft sein.

Rußland. St. Petersburg , 16. Decbr. Die hiesigen Blätter enthalten nachstehendes allerhöchstes Manifest über eine neue Recrutirung : Von Gottes Gnaden Wir Nikolai der Erste, Kaiser und Selbstherrscher aller Reuffen u. s. w. Da Wir es

für unumgänglich nothwendig erachten , unter den gegen= wärtigen Umständen Unsere Armeen und Flotten in voll= ständiger Truppenzahl zu erhalten , befehlen Wir: 1 ) Die zwölfte reihweise partielle Aushebung in den Gouverne= menten der Osthälfte des Reichs, und zwar zu zehn Mann

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auf je tausend Seelen , auf Grundlage des besonderen hierbei mit erlassenen Úkases an den dirigirenden Senat vorzunehmen. 2) Diefe Aushebung am 15. Februar 1855 zu beginnen und am 15. März desselben Jahres zu be endigen. 3) Von den Hebräern, welche der Recrutenpflicht unterliegen , find, gemäß dem 16. Supplement zu §. 685 des Recrutirungsreglements , wonach dieselben verpflichtet find , bei jeder im Reiche verkündeten reibweisen partielen Ausbebung Recruten zu stellen , zehn Mann von tausend Seelen auszuheben. Gegeben zu Gatichina, am 1. ( 13) . De cember 1854. Gez .: Nikolai." Hierauf folgt ein Ukas an den dirigirenden Senat des Inhalts : 1 ) Diese Re crutirung ist mit dem 15. Februar zu beginnen und un fehlbar bis zum 15. März 1855 zu Ende zu bringen. 2) Zur Uniformirung der Recruten ist das Geld von den Abliefernden zu dem Preise zu erheben , wie diese Uni formirung dem Commissariatswesen zu stehen kommt, und zwar zu 10 R. 20 Kop. Silber. Wie früher die Infanteriecorps , soll jezt auch das Grenadiercorps bedeutend verstärkt werden , indem einem kaiserlichen Ukas zufolge jedes Regiment um zwei sogenannte Ersazbataillone vermehrt werden soll .

erhöhen und zu begünstigen vermag . Wer eben nicht ab= sichtlich die Augen verschließt, wird darüber nicht im Un klaren sein. Die lezten 10 Jahre haben zwar auch in Europa ungeheure Werke zur Förderung des Verkehrs entstehen sehen , aber man erwäge das Zahlenverhältniß der europäischen Bevölkerung zu den 23 Millionen Unions bewohnern und vergleiche dann die Zunahme der Verkehrs mittel , so wird man über die Riesenschritte der industriellen Weiterentwickelung jenes Landes mit Recht erstaunen. In vorliegendem Atlas ist der Stadt Boston die Notiz bei gefügt, daß sie der Ausgangspunkt von sieben Eisenbahnen sei, daß ferner im Staate Massachusets mehr Spindeln in Thätigkeit wären , als im gesammten deutschen Zoll verein , das heißt nichts anderes , als der schwerfälliger geregelten Entwickelung anderwärtiger Handels- und Jn = dustriethätigkeit mit Siebenmeilenstiefeln vorauseilen. Wer den aber solche Zunahmen an Nationalwohlstand, an Macht, Geld und Menschen auf die militärischen Verhältnisse eines Staates , seine Beziehungen zum Auslande , wirkungslos bleiben ? Nach dem natürlichen Verlauf der Dinge gewiß nicht. Auch für den nichtamerikanischen Offizier ist es deßhalb von nicht geringem Intereffe, Arbeiten wie die vorliegende zu durchblättern , in welcher durch Zeichnung und Tert der gegenwärtige Stand der Verkehrs- und An bauverhältnisse der Union vor Augen geführt werden. Wessen Berufsgeschäfte es ihm vergönnten , in Zeit schriften und Zeitungen den reisenden Fortschritten der ameri= kanischen Rührigkeit zu folgen , dem wird dieser Atlas, außer manchem im Text befindlichen Detail , nicht beson ders viel Neues bieten . Bei weit aus der Mehrzahl ist dieß jedoch nicht der Fall und um deßwillen erscheint gerade die gewählte Form , durch Zeichnung und Notizen zu be= lehren und zu berichtigen, eine ganz geeignete, um gleich sam von zwei Standpunkten zu überblicken, was der thä tige Angloamerikaner, der fleißige, aber europäiſche Ein wanderer und der durch Noth zur Arbeit gezwungene Vagabund gethan haben, um Jagdgründe in angebautes Gelände zu verwandeln , und durch welche Verkehrsadern das Gesammtvermögen Umlauf und Zuwachs erhält. Zum genaueren Verständniß etwa bevorstehender milita= rischen Verwickelungen vermag dieser Atlas , wenn auch nur übersichtlich , Mancherlei beizutragen, wenn er, dem berühmten Geographen Dr. Carl Ritter gewidmet , _zu= nächst auch nur auf den Zweck hinarbeitet, beim Stu dium der Erdkunde und dem Auswanderer von Nußen zu sein, auf welchen Zweck denn auch die in dem Texte enthaltenen wissenschaftlichen und praktischen Notizen sich beziehen. Tabellarische Uebersichten, vom Meteorologen und Phy fifer Dove, bezüglich der Mitteltemperaturen von Monaten, Jahreszeiten und des Jahres, an einzelnen Orten und im Vergleich zu gleichen Breiten in Europa , find_reichlich vorhanden, so in Pensylvanien für 7 , in Maſſachuſets Die den für 8 , in New - York für 45 verschiedene Orte. Karten zugewiesenen Tertblätter enthalten außerdem über die Meereshöhen , sowie über Anbau , Fruchtbarkeit , Ver= werthung der Produkte und klimatische Einwirkungen, eine Reihe von Andeutungen. Auch sind nicht unwichtige Mitthei= lungen über Dampfschiff- und Eisenbahnverbindungen, über die Countyeintheilung u. s. w . beigefügt. Eine tabella=

Mecklenburg. In der gestrigen Landtags= Malchin, 16. Decbr. fizung wurde der neue Recrutirungsgeseßentwurf berathen und gleichzeitig Beschluß über denselben gefaßt. Regierungsseitig war proponirt worden, daß in Kriegs zeiten die Stellvertretung nicht statthaben, sondern jeder Militärpflichtige selbst dienen solle. Auf Porschlag des Comités entschied sich das Plenum aber selbst in diesem Falle für Beibehaltung der Stellvertretung. Bekanntlich hörte 1848 die Stellvertretung bei uns auf, wurde aber nach Beseitigung des Staatsgrundgesezes alsbald wieder eingeführt.

Schweiz. Aus der Schweiz, 21. Decbr. Im Nationalrath wurde die beantragte Einführung des Jägergewehrs durch 50 gegen 42 Stimmen abgelehnt. Der Credit von 70,000 Fr. für Errichtung einer Salpeter= fabrik wird bewilligt.

Literatur. 1 ) Atlas von Nordamerika. Nach den neuesten Materialien mit besonderer Rücksicht auf physika lische Verhältnisse und genauer Eintheilung der County-Eintheilung, der Eisenbahnen , Canäle, Post strassen und Dampfschifffahrt , in 18 Blättern mit erläuterndem Texte , herausgegeben von Henry Lange. Braunschweig. Verlag von George Wester mann. Nordamerika gehört vorzugsweise zu den Staatenge bieten , welche durch freie Entwickelung innerlicher Kraft mit überraschendem , ungehemmtem Streben zu Demjenigen beitragen , was das kosmische Leben der Menschheit zu

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rische Uebersicht über Areal , Bevölkerung , Regierungsfige der Staaten nebst Angabe der oceanischen Dampfschiffver bindungen nach Europa find der Erläuterung des ersten Blattes zugetheilt. Die Karten selbst zerfallen in nach folgende Hauptabtheilungen : Uebersichtskarte; 12 Blätter für die einzelnen Staaten in verschiedenen Maßstäben, bet dem Mangel einer authentischen Landesvermessung den neueren Annahmen sich anschließend , bei der Kleinheit des Maßstabs mit dem auszeichnenden Merkmal der Special karten nicht überall in Uebereinstimmung. Das 14. Blatt enthält das britische Nordamerika mit den Distrikten und Eintheilungen der Hudsonsbaigesellschaft in Stationen. Die vier lezten Karten enthalten die geographische Ver= theilung des ethnographischen Elements , einiger . Thiere und Pflanzen , sowie schließlich eine Ansicht der Bai von San Franzisko und der Flußthäler des Sacramento und San Joaquin . Obschon das rein Geographische und Handelsstatistische in diesem Atlas seine Besprechung in den geeigneten Zeit schriften zu finden hat, so bietet er doch auch dem mili tärischen Gesichtspunkte verschiedene intereſſante Seiten, die zu einem richtigen Verständniß der in jenen Gegenden sich entspinnenden Streitfragen, betreffen sie nun Cuba, Mexiko, Canada oder den Ifthmus, wesentlich beitragen. Der ke sondere Werth dieses Kartenwerkes liegt darin, daß zur Berichtigung der seither gebräuchlichen Atlanten eine sehr versinnlichende und für viele Beziehungen praktische Form gewählt worden ist. Wer jedoch ein größeres Kartenwerk vorziehen würde , dem empfehlen wir die :

fornien und Neumeriko sonach noch zu Meriko gehören ? Wie kommt es , daß von Nebraska, Utah , dem Nordwest gebiet und Niemisota die Karte entweder gar keine oder weit zurückdatirende Andeutungen enthält? Daß die neueren projectirten und im Bau begriffenen Bahnlinien to the fare West zum Theil fehlen , ist sehr verzeihlich , allein. daß Missouri, Arkansas und Jowa die Brauchbarkeit der Karte nach Westen abschließen , kann für das Jahr 1851 nicht gut geheißen werden, wiewohl zu erwähnen nicht ver= geffen werden darf, daß die Verlagshandlung das Ver= sprechen leistete , dieses Kartenwerk durch die Karten des Oregongebietes , von Californien und Teras nach den neuesten und besten Hülfsmitteln zu vervollſtändigen. Uebri= gens dürfte dem Herausgeber auch der Entschuldigungs grund zur Seite stehen , daß alle Zeitaufwand erfordernde Kartenwerke und namentlich von der Union , oft vor der

Zwei scheinbar sich gegenseitig ausschließende Behaup tungen erhalten durch diese große , schöne Karte ihre Be= stätigung ; einmal , daß in Culturstaaten nichts schneller veraltet als Karten , das anderemal , daß gute Karten ihren Werth lange behalten. Für die erste Behauptung spricht der Umstand , daß mit der Zunahme von Bevölke rung und Verkehr neue Wohnsiße sich bilden , die Ver fehrsmittel und Verbindungslinien fich mehren (und wo in der Welt rascher als in Amerika) ; für die andere Be hauptung läßt sich geltend machen , daß in guten Karten die selten und langsamer sich ändernden Territorial- und physikalischen Beziehungen mit Sorgfalt festgelegt und an= gedeutet find , so daß, abgesehen von politischen Aende rungen, wenn auch eine bedeutende Häufung des geogra= phisch wichtigen Neuen eintreten sollte , solches doch mei ftens in das vorhandene chorographische Nez sich einfügen läßt und somit spätere Einschaltungen und Zusäße nicht allzuſehr erschwert sind und eine solide Grundlage für alle küntigen Arbeiten immer gewonnen bleibt.

Herausgabe schon zu veralten begonnen haben. Diese 16 Blätter, welche einen Raum von 4176 Qua= dratzollen bedecken , enthalten übrigens einen so reichen Schat geographischer Thatsachen, sind mit so vielem Fleiße, praktischer Uebersichtlichkeit , genauem Anschluß und mei= stens, außer in den stark bevölkerten Oststaaten , mit fo bequemer Leserlichkeit ausgearbeitet , daß man troß der erwähnten Mängel diesem Werke eine vielfache und dauernde Verwendbarkeit versprechen darf. Der Umstand allein schon , daß diese Karte unter der Aufsicht der Landoffice in Washington mit allen Details verfertigt wurde, dürfte dazu dienen, fie als Geschäfts-, Handels- und Agenturen = karte zu empfehlen. Den Zwecken unseres Blattes entsprechend , können wir die zulest genannten Beziehungen nicht weiter berühren und fassen um deßwillen nur den Gesichtspunkt in's Auge, ob diese Karte für den Unterricht in Militärschulen sich eignen möchte. Wir befanden uns hierüber alsbald im Klaren , als wir die 16 Blätter neben und untereinander auf der Erde ausgebreitet hatten und einen völligen Ueber blick, einen Gesammteindruck uns verschafften . Hierbei trat denn die kräftige Colorirung, die aus einem Guß herausgearbeitete Behandlung , in großen Umrissen , in voller Wirkung vor Augen ; die ungeheure Arbeit eines jugendlichen größartigen Staatenverbandes lag in County's und kleineren Distrikten abgetheilt , von Städten und Städtchen überdeckt, von schiffbaren Flüſſen , Bahnlinien und vielen anderen Verkehrssystemen durchwimmelt, wie anatomifirt uns vor den Füßen. Wir fühlten die Größe der Beihülfe , den eine solche Darstellung in angemessener Ausdehnung einem geographischen Unterricht zu leisten vermöchte , bei welchem man nicht das Gedächtniß mit Detailangaben zu füllen , sondern den Verstand zu bilden, die Beobachtungs- und Auffassungsgabe für Territorial verhältnisse zu schärfen beabsichtigt. Wer diese Karte in ihrem Zusammenhang einmal genau betrachtet hat, dem wird der Flüsselauf, die Gränzgestaltungen , die Lage der Staaten und Städte gegeneinander so leicht nicht mehr Doch ist uns auch die Ansicht geworden, entschwinden.

Die Herausgabe dieser Karte nimmt als Abschluß periode das Jahr 1851 für sich in Auspruch. Wie kommt es aber, daß auf der Uebersichtskarte noch immer die alten Gränzen der Union aufgetragen wurden, wonach der Gila River die Südgränze gegen Mexiko noch nicht bildet, Cali

daß ein blau angelegtes Flußnet, ein hellroth oder orange gefärbtes Eisenbahnsystem , sich vortheilhafter von dem übrigen Detail abheben würde, daß ein , wenn selbst regen bogenartiges Farbenspiel , durch den Reiz für das Auge und als Erholung für die blutrothen balkenartigen Gränz

2) Specialkarte der Vereinigten Staaten von Nordamerika von Calvin Smith ; 16 Blatt in grösstem Royal-Quarto. Elegant colorirt. 5 Liefe rungen. Verlag von Theodor Fischer in Cassel, 1851. Gegen Vorausbezahlung 3 Thlr.; Laden preis 3 Thlr. 221 Sgr.

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farben, auch eine schnellere Orientirung für den inneren Sinn zur Folge haben dürften. Wir empfehlen diese Karte als Wandkarte in voller Ueberzeugung, daß vermittelst ihrer der bezügliche geo graphische Unterricht eine beträchtliche Förderung zu ge= winnen vermag. Wir schließen dieſe unsere Besprechung amerikanischer Atlanten mit einer Anzeige von

der neuesten Forschungen , das Mögliche geleistet wurde. Wir sagen nur einfach zu einer Verwendung in militär geographischer Hinsicht in der ohnehin zerstreuenden Form eines Atlasses von Specialkarten fehlen diesem Karten werk manche wesentlichen , in einer zu großen Ausdehnung zu suchenden Eigenschaften, welche bei einer beschränkteren Wandkarte, bei der von Calvin Smith z. B. entsprechender berücksichtigt wurden , da hier nicht vorzugsweise die Ver fehrs- und statistischen Zwecke, sondern vielmehr die topiſchen Beziehungen ausgiebigere Behandlung und Würdigung fanden.

3) Vollständiger Handatlas von Nordamerika, gezeichnet , gravirt und gedruckt von L. Holle. 40 Blätter. Wolfenbüttel , 1853. Holle'sche Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung . In 10 Lieferungen zu 4 Blättern soll dieser Atlas in kurzen Zwischenräumen erscheinen. Die drei ersten Liefe= rungen liegen uns hier zur Ansicht vor und zwar 4 Blätter Uebersichtskarte , ferner Teras in 2 Blättern, sodann noch 6 Einzelustaaten in verschiedenen Maßstäben von 2500000 bis 18000 Die Karten der einzelnen Staaten sind mit den numerirten Nezquadraten östlich und westlich der für die Landesvermessung festgelegten Hauptmeridiane versehen. Sie enthalten die vollendeten und , zum Theil , die im Bau befindlichen Bahnen , die Canäle , Poststraßen, die Grafschaftsstädte , Stadtbezirke und Poststellen , theilweise auch die Bevölkerungsangaben der Grafschaften unter Ver= gleichung der Jahre 1840 und 1850. Die Terrainzeich nung nimmt übrigens mehr Bedacht auf Andeutung der ausgezeichneteren fumpfigen Niederungen , als auf Dar stellung der Verticalerhebungen . Im Ganzen ist der Atlas mehr für den Geschäftsver= kehr, für die Handels- und Induſtriebedürfniſſe , für den Auswanderer und seine mehr oder minder gewissenhaften Rathgeber und Agenten , als für einen immerhin an Be schränkung gewiesenen geographischen Unterricht geeignet, denn eine sonstige militärische Benußung wüßten wir diesem Atlas zunächst nicht zuzuweisen. Damit wollen wir übri gens dem Werthe desselben für die geographische Wissen schaft , als graphiſch - ſtatiſtiſches Hülfsmittel in feiner Weise zu nahe treten , da in sorgfältiger netter Behand lung, in Beziehung auf Ausdehnung und in Benutzung

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Miscelle. [Die Menschenverluste bei Inkerman.] Es dürfte viel leicht nicht uninteressant sein, die Verluste vom 5. Novbr. mit denen in anderen Gefechten zu vergleichen. Wenn wir die Action bei Inkerman zu acht Stunden annehmen , von 6 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags, so ergibt sich, daß ein Verlust von 286 Mann überhaupt und 36 Mann pro Stunde auf 1000 Mann stattfand. Wir schlagen dabei den russischen Verlust der offiziellen Angabe nach zu 8760 , den englischen zu 2370 , den franzöſiſchen zu 1726 Todte und Verwundete an, und feßen voraus, daß 8000 Engländer und 6000 Franzosen gegen 31,000 Ruſſen gefochten haben. Dieser Verlust stimmt überein mit dem in der zehnftündigen Schlacht bei Zorndorf, wo 36 Todte und Verwundete pro Stunde auf 1000 Mann kamen ; er ift größer als in der Schlacht bei Borodino, denn der Verluft pro 1000 war dort überhaupt nur 288, da die Schlacht aber 12 Stunden dauerte , nur 24 pro Stunde. In der Schlacht bei Kunersdorf, die ebenfalls acht Stunden dauerte , blieben da gegen 37 auf 1000 Mann , überhaupt 4150 pro Stunde , 294 auf 1000 Mann. Die blutighe aller Schlachten der neuen Geschichte im Verhältniß zu den Massen ist jedoch Zorndorf mit 355 Total verluft auf 1000 Mann , mehr als ein Drittel der engagirten Truppen. Wenn gleich anscheinend die Affaire von Leuthen noch blutiger war, 46 auf 1000 Mann pro Stunde , so ift dieß doch nur im Vergleich zur Zeit , nicht im Allgemeinen der Fall , denn fie dauerte nur vier Stunden. Man wird daraus erkennen , daß die Gefechte mit den Ruffen stets die blutigsten waren , und fie find es geblieben bis heute. Wir wiederholen , daß bei Inkerman der Verluft pro Stunde faft genau der von Zorndorf und Kuners◄ (A. 3. ) dorf ift.

Aus den gegenwärtigen politischen Verhältnissen haben sich Rücksichten ergeben , wodurch sich die unterzeichnete Redaction und Verlagshandlung, Bezug nehmend auf den Vorbehalt , welcher in der Bekanntmachung , die sich in Nr. 43 der Allg. M.-Ztg. vom 28. Mai 1842 befindet, ausgesprochen worden ist, -veranlaßt sehen, vom 1. Januar 1855 ab , die Zahl der wöchentlichen Nummern der Allgemeinen Militär-Zeitung auf zwei zu beschränken , welche Samstags in einer Doppel - Nummer, also einen ganzen Druckbogen stark, erscheinen werden. Hiermit verbinden indessen die Unterzeichneten zugleich den Vorbehalt, späterhin wieder, unter geeigneten Umständen, eine Erweiterung des Blattes eintreten lassen zu dürfen. Der Preis eines halben Jahrgangs wird wieder der bis zur Mitte des Jahres 1842 -festgesezte sein, nämlich : 2 Thlr. 10 Sgr. oder 4 fl. wenn er durch den Buchhandel oder unmittelbar von den mit dem Oberpostamt zu Darmstadt in directem Paquetschluß stehenden Posten bezogen wird excl. der Bestell gebühren bei dieſen. -Die Versendung geschieht jeden Samstag durch die Post und wöchentlich oder monatlich, - - je nachdem es gewünscht wird , durch durch den Buchhandel. Lauten die Bestellungen nicht ausdrücklich auf das ganze Jahr, so müssen sie am Ende eines jeden Semesters erneuert werden , wenn keine Unterbrechung in der regel ―――― mäßigen Zusendung eintreten soll. - Der Umschlag steht zu Bekanntmachungen aller Art offen. Die Juſerations gebühren werden für die Zeile mit 1 Sgr. oder 4 kr. berechnet. Darmstadt, Ende December 1854. Die Redaction und Verlagshandlung der Allgemeinen Militär- Beitung. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verlagshandlung : C. W. Leske in Darmstadt , und in deren Offizin gedruckt.

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