2 Timothy and Titus Reconsidered: Der 2. Timotheus- Und Der Titusbrief in Neuem Licht 9789042937642, 9789042937666, 9042937645

After discussing 1 Timothy in the 19th Colloquium Oecumenicum Paulinum in 2006 (published as COP 18), the 21st Colloquiu

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2 Timothy and Titus Reconsidered: Der 2. Timotheus- Und Der Titusbrief in Neuem Licht
 9789042937642, 9789042937666, 9042937645

Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF
DER APOSTEL UND SEIN SCHÜLER: 2 TIMOTHEUS 1,1-18
2 TIMOTHÉE 2,1-26, OU LE LIEU DE FRACTURE
DRAWING AUTHORITY AND EXERTING POWER IN THE SECOND LETTER TO TIMOTHY
ALWAYS BE STEADY AND ENDURE SUFFERING
UNE LECTURE DE TITE 1,1–2,15
TITUS 3,1-15
PHILANTHROPY OF GOD AND HUMAN WORKS
LISTE DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

Citation preview

Colloquium Oecumenicum Paulinum 20

R. BIERINGER — O. FLICHY — M. GOURGUES — J. HERZER C. KARAKOLIS — M. MACDONALD — R. PENNA — M. WOLTER

2 TIMOTHY AND TITUS RECONSIDERED DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN NEUEM LICHT

Edited by REIMUND BIERINGER

Peeters 2018

2 TIMOTHY AND TITUS RECONSIDERED

Monographische Reihe von Benedictina Biblisch-Ökumenische Abteilung

Colloquium Oecumenicum Paulinum

Vol. 20

2 THIMOTHY AND TITUS RECONSIDERED DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN NEUEM LICHT

Edited by REIMUND BIERINGER

Peeters 2018

R. BIERINGER— O. FLICHY — M. GOURGUES — J. HERZER C. KARAKOLIS — M. MACDONALD — R. PENNA — M. WOLTER

2 THIMOTHY AND TITUS RECONSIDERED DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN NEUEM LICHT

Edited by REIMUND BIERINGER

Peeters 2018

A catalogue record for this book is available from the Library of Congress.

D/2018/0602/95 ISBN 978-90-429-3764-2 eISBN 978-90-429-3766-6 No part of this publication may be multiplied, saved in an automated data file or made public in any way whatsoever without the express prior written consent of the publisher.

Members of the Colloquium Oecumenicum Paulinum (through 2011) +S. Agourides J.-N. Aletti J. von Allmen D. Attinger J.M.G. Barclay C. K. Barrett +M. Barth +W. M. Bédard +P. Benoit +E. Best R. Bieringer +J. Blank M. Bockmuehl M. Bouttier C. Breytenbach C. Burini S. Byrskog +J.-M. Cambier +M. Carrez +M.-A. Chevallier S. Cipriani R. F. Collins +I. Compagnon B. Corsani J. M. Court +A. L. Descamps +E. Dinkler K. P. Donfried +F. Dreyfus J. D. G. Dunn +J. Dupont +E. E. Ellis C. F. Evans F. Festorazzi O. Flichy J. Fotopoulos J. Galanis G. Galitis M. Gielen J. Gnilka M. Gourgues C. Grappe E. Gräßer +J. Gribomont

G. Häfner F. Hahn L. Hartman J. Herzer O. Hofius M. D. Hooker R. Hoppe F. W. Horn D.G. Horrell J. Ivliev +J. Jeremias L. T. Johnson I. H. Jones Ch. Karakolis J. Karavidopoulos C. Kearns +K. Kertelge H.-J. Klauck M. Konradt +J. Kremer +W. G. Kümmel J. Lambrecht L. Legrand +X. Léon Dufour E. Lohse B. W. Longenecker +L. de Lorenzi +S. Lyonnet M. Y. MacDonald +G. W. MacRae F. Manzi D. Marguerat +J. McHugh +Ph. Menoud +H. Merklein V. Mihoc M. M. Mitchell +D. Mollat F. Montagnini +C. F. D. Moule J. Murphy-O’Connor F. Neirynck +N. A. Nissiotis +B. Orchard

D. Patte R. Penna C. Perrot M. Pesce +R. Pesch A. Pitta J.-M. Poffet P. Pokorný +I. de la Potterie M. Quesnel Y. Redalié Ch. Reynier +B. Rigaux S. Romanello +J. Sánchez Bosch K. O. Sandnes J. Schlosser +R. Schnackenburg U. Schnelle W. Schrage +E. Schweizer L. T. Simon +M. M. Smith Th. Söding B. Standaert +G. Strecker V. Subilia G. Tatum +M. Thrall P. J. Tomson D. Trakatellis C. M. Tuckett +G. Turbessi +W. C. van Unnik A. Vanhoye +A. Vögtle J. S. Vos +D. E. H. Whiteley U. Wilckens C. Wolff M. Wolter C. Zedda D. Zeller +M. Zerwick

Participants at the XXIst Colloquium Oecumenicum Paulinum September 14-18, 2010 R. Bieringer • C. Breytenbach • R. Collins • K. Donfried • O. Flichy • J. Fotopoulos • M. Gourgues • G. Häfner • L. Hartman • J. Herzer • M. Hooker • R. Hoppe • D. Horrell • J. Ivliev • C. Karakolis • M. MacDonald • D. Marguerat • V. Mihoc • R. Penna • P. Pokorný • M. Quesnel • Y. Redalié • J. Schlosser • B. Standaert • G. Tatum • C. Tuckett • M. Wolter

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Der 2. Timotheus- und der Titusbrief in der Diskussion ReimundBieringer, Leuven

1-3

5-16

Der Apostel und sein Schüler: 2 Timotheus 1,1-18 MichaelWolter, Bonn

17-37

2 Timothée 2,1-26, ou le lieu de fracture MichelGourgues,o.p., Ottawa

39-62

Drawing Authority and Exerting Power in the Second Letter to Timothy: Some Initial Remarks and the Example of 2 Timothy 3,1-17 ChristosKarakolis, Athens

63-86

Always be Steady and Endure Suffering (2 Timothy 4,1-22): Advising the Teacher in the Roman Imperial World MargaretY.MacDonald, Halifax 87-109 Une lecture de Tite 1,1–2,15 OdileFlichy, Paris

111-131

Titus 3,1-15: Gottes Menschenfreundlichkeit und die ethische Relevanz christlicher Hoffnung JensHerzer, Leipzig 133-179

VIII

INHALTSVERZEICHNIS

Philanthropy of God and Human Works in Titus 3,4-7 and in 2 Timothy 1,9-10 RomanoPenna, Roma 181-192 Liste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

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VORWORT

Die 21. Tagung des ColloquiumOecumenicumPaulinum begann am Dienstag, dem 14. September 2010, um 9 Uhr mit dem feierlichen Morgengebet in der Basilika St. Paul vor den Mauern in Rom. Sie endete mit dem ökumenischen Abschlussgebet am Grab des Apostels Paulus am Samstag, dem 18. September. Am Abend des gleichen Tages hielt Prof. Romano Penna eine öffentliche Vorlesung in der Basilika auf Italienisch mit dem Titel „Filantropia di Dio e opere umane (Tit 3,5; 2 Tim 1,9)“. Auch in diesem Jahr wurde das Kolloquium durch die herzliche Gastfreundschaft der monastischen Gemeinschaft der Benediktiner von St. Paul und ihrem Abt Edmund Power möglich gemacht. Seit 1968 treffen sich im Durchschnitt zweijährlich etwa 30 Paulusforscherinnen und –forscher aus verschiedenen Ländern und unterschiedlicher Konfession zu einer einwöchigen Tagung in der Abteil von St. Paul, um zusammen einen Text des corpusPaulinum in der Gebetsatmosphäre der Abtei und in unmittelbarer Nähe des in der Tradition als Grab des Apostels Paulus verehrten Wallfahrtsortes wissenschaftlich zu studieren. Die Referate wurden in der Monographischen Reihe von „Benedictina“, seit 2008 in der Reihe „Colloquium Oecumenicum Paulinum“ bei Peeters, Leuven, publiziert. Das 21. Colloquium Oecumenicum Paulinum widmete sich dem 2. Timotheus- und dem Titusbrief, nachdem das 19. Kolloquium bereits den 1. Timotheusbrief unter der Präsidentschaft von Prof. Karl Donfried zum Thema gehabt hatte. Die vier Referate zu 2 Tim wurden entsprechend einer Gliederung entlang den Kapitelsgrenzen verteilt. Die beiden Beiträge zu Tit konzentrierten sich auf die ersten beiden Kapitel bzw. das dritte Kapitel. Dabei kamen gemäß der Tradition des Kolloquiums evangelische, orthodoxe und katholische Forscher bzw. Forscherinnen zu Wort. Die Referate, die den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Voraus zur Verfügung standen, wurden in englischer, französischer bzw. deutscher Sprache gehalten. Für alle Referate stand ein halber Arbeitstag zur Verfügung. Nach einer Zusammenfassung von etwa einer halben Stunde wurden die Papers in drei Sprachgruppen diskutiert. Darauf folgte eine Plenumsdiskussion, bei der die Sprecher bzw. Sprecherinnen der einzelnen Sprachgruppen dem jeweiligen Referenten die Fragen ihrer Gruppen vorlegten und sich daraus eine weiterführende Diskussion entwickelte.

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VORWORT

Die traditionelle Exkursion am Mittwoch Nachmittag beinhaltete einen Besuch der römischen Synagoge und der Tiberinsel. In der Geschäftssitzung am Freitag Abend wurde das Thema des nächsten Kolloquiums im Jahre 2012 beschlossen („2 Thessalonians and Pauline Eschatology“) sowie Prof. Christopher Tuckett (Oxford) als Präsident nominiert. Nachdem Fr László Simon osb aufgrund anderer Aufgaben im Orden die Rolle des Sekretärs des Kolloquiums kurz vor dem Kolloquium abgeben musste, war Prof. Michael Wolter dankenswerter Weise bereit diese Aufgabe zu übernehmen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten die Gelegenheit, täglich am Konventsgottesdienst am frühen Morgen teilzunehmen. Zu Beginn eines jeden Arbeitstages wurde im Konferenzraum ein ökumenisches Morgengebet gesprochen, das von Teilnehmern vorbereitet und geleitet wurde. Wir sind Udo Schnelle (Halle) (Deutsch/evangelisch), John Fotopoulos (Notre Dame) (Englisch/orthodox) und Michel Quesnel (Lyon) (Französisch/katholisch) für die Vorbereitung der Wortgottesdienste sehr zu Dank verpflichtet. Beim gemeinsamen ökumenischen Abschlussgebet, an dem die Mönche der Abtei, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kolloquiums sowie einige Pilger teilnahmen, wurden der 2. Timotheus- und der Titusbrief in kleinen Abschnitten in den beim Kolloquium vertretenen Sprachen vorgelesen. Wir sind Erzbischof Francesco Monterisi, Erzpriester der Abtei St. Paul vor den Mauern, sowie Abt Edmund Power osb von St. Paul sehr zu Dank verpflichtet für die herzliche Gastfreundschaft und die vielfältige Hilfe bei der Vorbereitung und Durchführung des Kolloquiums. Für die konkrete Organisation danken wir insbesondere Frater Chariton Potthoff osb. Mit den Worten des heiligen Paulus sagen wir: Εὐχαριστοῦμεν τῷ θεῷ πάντοτε περὶ πάντων ὑμῶν μνείαν ποιούμενοι ἐπὶ τῶν προσευχῶν ἡμῶν, ἀδιαλείπτως (1 Thess 1,2). Das Colloquium Oecumenicum Paulinum hat in seiner fast vierzigjährigen Geschichte nahezu alle Texte des corpusPaulinum behandelt und der erste Durchgang nähert sich mit dem Studium des 2. Timotheus- und des Titusbriefes seinem Ende. In dieser Zeit hat das Kolloquium sowohl wichtige Impulse für das Studium der Paulustexte aufgenommen als auch gegeben, indem es ein Forum schief für den ökumenischen, wissenschaftlich-kritischen Austausch. Der besondere Ort am Grab des Apostels Paulus und die Ausstrahlung der Abtei hat die Mitglieder des Kolloquiums spirituell bereichert. Es hat auch die persönlichen Beziehungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen untereinander und zur Abtei gefördert und den Rahmen geschaffen für

VORWORT

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langjährige Freundschaften. Als wir am Ende des Kolloquiums die Abtei verließen fühlten wir uns reich beschenkt.

Reimund Bieringer, Leuven Präsident des 21. ColloquiumOecumenicumPaulinum

DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN DER DISKUSSION REIMUND BIERINGER Zu Beginn dieser Betrachtungen möchte ich den sieben Referenten und Referentinnen sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 21. ColloquiumOecumenicumPaulinum herzlich danken. Die Aufsätze, die sie für unsere Tagung vorbereitet haben, waren sowohl methodisch als auch inhaltlich sehr vielfältig und anregend. Die Diskussionen in den Sprachgruppen und im Plenum haben wesentlich zur Fruchtbarkeit dieses Kolloquiums beigetragen. Die Aufgabe dieser Einleitung ist es, die großen Linien, die in den Aufsätzen und in der Diskussion ans Licht kamen, aufzuzeigen, die neuen Einsichten bzw. Ansätze ins Auge zu fassen und einige Desiderata für die künftige Forschung zu benennen. Die Beiträge befassten sich in unterschiedlicher Intensität und Auswahl mit einer langen Reihe von Problemen, die ich in „Einleitungsfragen“ und „Theologische Fragestellungen“ unterteilen möchte. I. EINLEITUNGSFRAGEN In der Planung der Colloquia Paulina wurden die drei sogenannten Pastoralbriefe aus organisatorischen Gründen unter Voraussetzung der kanonischen Reihenfolge für die Besprechung auseinandergerissen. Aufgrund des vierzigjährigen Jubiläums des Colloquiums wurde 2008 die sukzessive Besprechung der Briefe des corpusPaulinum zugunsten des biblisch-theologischen Themas der Einheit der Christen unterbrochen.1 2006 wurde demnach der 1. Timotheusbrief und erst vier Jahre später der 2. Timotheus- und der Titusbrief diskutiert. Diese Aufgliederung geschah aus rein praktischen Gründen und impliziert keine Vorentscheidung hinsichtlich der Einleitungsfragen, die mit dem Problem der gegenseitigen Beziehungen der drei Pastoralbriefe zu tun haben. Das meiste von dem, was Karl Donfried, der Präsident des 19. Kolloquiums, in seinem Abschlussreferat zu den Einleitungsfragen der drei Pastoralbriefe gesagt 1. Jacques SCHLOSSER, Exégèsepaulinienneetdialogueoecuménique, in SCHLOSSER (ed.), Pauletl’unitédeschrétiens (COP, 19), Leuven: Peeters, 2010, pp. 217-237.

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REIMUND BIERINGER

hat, gilt auch unverändert für das Kolloquium im Jahre 2010 und bildet weiterhin die Grundlage der Diskussion.2 Es fällt auf, dass eigentlich alle Aufsätze des 21. Kolloquiums mit einer wenn auch unterschiedlich langen Erörterung zentraler Einleitungsfragen beginnen. Odile Flichy hat darüber hinaus dankenswerterweise eine Übersicht der Forschungsdiskussion zum Titusbrief zwischen 2006 und 2010 an den Beginn ihres Referats gestellt. 1. DieBeziehungendersogenanntenPastoralbriefezueinander In der kritischen Exegese ist es seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts üblich, den 1. und 2. Timotheusbrief und den Titusbrief als „Pastoral-Briefe“ zu bezeichnen.3 Die Grundlage hierfür ist einerseits der Platz dieser drei Briefe im Kanon und andererseits die Adressaten der Briefe. Denn diese Briefe haben gemeinsam, dass sie nicht an Gemeinden gerichtet sind, sondern an Individuen, und insbesondere an Timotheus und Titus, die aufgrund der anderen Briefe des corpusPaulinum als engste Mitarbeiter des Paulus bekannt sind. Während in unserem Kolloquium bzw. Band noch einige an der Corpus-Theorie festzuhalten scheinen4 oder keine Position beziehen5, folgt die Mehrheit unserer Referenten dem neuesten Trend, der fordert, auch auf die Pastoralbriefe eines der wichtigsten Grundprinzipe kritischer Exegese anzuwenden, dass nämlich jedes Buch des Neuen Testaments zunächst allein für sich interpretiert werden sollte6. Explizite Kritik an der Corpus-Theorie übt Jens 2. Karl Paul DONFRIED (ed.), 1TimothyReconsidered (COP, 18), Leuven: Peeters, 2008, pp. 153-182, bes. pp. 153-170. 3. Siehe P. ANTON, Exegetische Abhandlungen der Pastoral-Briefe Pauli an Timotheum und Titum, im Jahr 1726 und 1727 öffentlich vorgetragen, nunmehr aber nach bisheriger MethodetreulichmitgetheiletvonJohannAugustMajer, 1.TheilbegreiffenddieI.Epist.an Timoth., Halle: Wäysenhaus, 1753. 4. Siehe Wolter, DerApostel, in diesem Band, passim, der ohne Weiteres von den „Pastoralbriefen spricht“ und die These von einem corpusPastorale vorauszusetzen scheint. Vgl. dazu vor allem Michael WOLTER, Die Pastoralbriefe als Paulustradition (FRLANT, 146), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1988, pp. 19-20: „Es ist vielmehr davon auszugehen, daß sie von vornherein als einheitliches, dreiteiliges Corpus konzipiert sind“. In Anm 33 finden sich auch die relevanten Literaturhinweise. Vgl. auch Gerd HÄFFNER, DascorpusPastorale als literarisches Konstrukt, in ThQ 187 (2007) 258-273 und Annette MERZ, „Amore Pauli“: Das Corpus Pastorale und das Ringen um die Interpretationshoheit bezüglich des paulinischenErbes, in ThQ 187 (2007) 274-294. 5. GOURGUES, 2Timothée2,1-26, in diesem Band, pp. 39-62. 6. Siehe KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, p. 63, Anm. 2: „I will, therefore, limit myself as a rule to the examination of 2 Tim as an individual literary work and not as a part of the collection of the Pastoral letters.“ Vgl. MACDONALD, AlwaysBeSteady, in diesem

DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN DER DISKUSSION

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Herzer in diesem Band7 wie schon ausführlicher in früheren Veröffentlichungen8. Dies hat zur Folge, dass man nicht mehr selbstverständlich davon ausgeht, dass alle drei Briefe vom selben Autor, mehr oder weniger zur selben Zeit und vielleicht sogar am selben Ort verfasst worden sind. Damit wird nach Herzer die „Frage nach der Autorschaft in der üblichen Alternative ,echt oder unecht‘ obsolet, insofern beide Perspektiven (in der Regel) stets vor dem Problem stehen, alle drei Briefe einem Autor und einem Entstehungs- und Rezeptionszusammenhang zuschreiben zu müssen“9. Während in der bisherigen Diskussion die Tendenz bestand, die kanonische Reihenfolge ohne Weiteres und zumeist unreflektiert auch chronologisch zu verstehen, werden inzwischen in der Literatur fast alle möglichen zeitlichen Abfolgen der drei Briefe verteidigt (1 Tim – 2 Tim – Tit; 1 Tim – Tit – 2 Tim; 2 Tim – 1 Tim – Tit; 2 Tim – Tit – 1 Tim10; Tit – 1 Tim – 2 Tim; Tit – 2 Tim – 1 Tim). Wenn wir auch nicht auf alle Aspekte dieser Diskussion eingehen können, so ist doch eine Beobachtung für unser Kolloquium bzw. für unseren Band besonders wichtig, nämlich die besondere Stellung bzw. der besondere Band, p. 87: “Over the past decade there has been a growing awareness of the unique perspective offered by each of the Pastoral Epistles, …”. Ähnlich FLICHY, UnelecturedeTite 1,1-2,15, in diesem Band, p. 114: „la prise en compte des différences entre les trois lettres et le souci d’honorer la specificité de chacune ne fait l’objet d’aucune contestation.“ Auch HERZER, Titus 3,1-15, in diesem Band, p. 134 bekennt sich zu diesem Auslegungsprinzip, wenn er sagt: „In der folgenden Darstellung wird versucht, das dritte Kapitel des Titusbriefes in seinem briefinternen Kontext zu interpretieren, um das eigene theologische und epistolographische Profil herauszuarbeiten, ohne vorschnell die beiden anderen Briefe für die Position und theologische Argumentation des Titusbriefes zu vereinnahmen.“ 7. HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, p. 133: „Der verbreiteten Auffassung, die Pastoralbriefe seien als ein dreiteiliges literarisches Briefcorpus entstanden, stehe ich zunehmend skeptisch gegenüber … Im Laufe der exegetischen Arbeit an den Pastoralbriefe hat sich vielmehr immer deutlicher nahe gelegt, die drei Briefe als einzelne Schreiben anzusehen, deren literarische Gestalt und deren Inhalte nicht jeweils mit einem Blick auf alle drei Schreiben zu einem kohärenten Gesamtbild zusammengesetzt werden können, sondern je für sich in unterschiedlichen Briefsituationen und -konstellationen verankert werden müssen.“ 8. Siehe J. HERZER, Fiktion oder Täuschung? Zur Diskussion über die Pseudepigraphie derPastoralbriefe, in J. FREY et al. (eds.), PseudepigraphieundVerfasserfiktioninfrühchristlichenBriefen–PseudepigraphyandAuthorFictioninEarlyChristianLetters(WUNT, 246), Tübingen, Mohr Siebeck, 2009, pp. 489-536, passim; J. HERZER, AbschiedvomKonsens?Die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als Herausforderung an die neutestamentliche Wissenschaft, in TLZ 129 (2004) 1267-1282 sowie weitere Literatur vom selben Autor in HERZER, Titus 3,1-15, in diesem Band, p. 134, Anm. 4. Zur Kritik an der Corpus-These siehe auch M. ENGELMANN, UnzertrennlicheDrillinge?MotivsemantischeUntersuchungenzumliterarischenVerhältnisderPastoralbriefe (BZNW, 192), Berlin, de Gruyter, 2012. 9. HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, p. 134. 10. Diese und die folgende Reihenfolge werden bei PENNA, Philanthropy, in diesem Band, p. 181 erwogen, aber als letztlich für die Interpretation irrelevant bezeichnet.

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REIMUND BIERINGER

Charakter (z. B. die Gattung) von 2 Tim, die insbesondere von Karakolis hervorgehoben wurde11. 2. Verfasserfrage Zunächst stellen wir fest, dass die Diskussion um die Authentizität von 2 Tim und Tit weiterhin eine wichtige Rolle spielt, wenn sie auch in unserem Kolloquium nicht als solche behandelt wurde. Michael Wolter12, Christos Karakolis13, Margaret MacDonald14 und Romano Penna15 gehen weiterhin mehr oder weniger selbstverständlich davon aus, dass der historische Paulus selbst nicht der Autor eines dieser beiden oder gar beider Briefe war und dass es sich in 2 Tim und Tit um das Phänomen der Pseudepigraphie handelt. Vier Jahre nach dem Kolloquium über 1 Tim wurde aber noch deutlicher, dass der selbstverständliche Konsens, dass die Pastoralbriefe einfachhin als pseudepigraphisch anzusehen sind, immer mehr unter Druck gerät16. So wird immer häufiger die Frage gestellt, ob wir bei der Auslegung der Pastoralbriefe die Pseudepigraphie als Voraussetzung und somit als hermeneutisches Prinzip verwenden dürfen. Das heißt aber nicht, dass die kritischen Exegeten einfachhin zur Behauptung der Authentizität zurückkehren wollen. Sie wollen vielmehr die „Alternative ‚echt‘ oder ‚unecht‘“17 überwinden, da die Befürworter und die Gegner der 11. KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, p. 63: “From a certain point of view, however, 2 Timothy is a special case among these three letters: it is more personal than the other two; it contains more extended and detailed biographical elements; the exhortations to Timothy seem here to be more intense and pressing; most importantly perhaps, in 2 Tim “Paul” speaks from within a prison and is presented as awaiting his certain death.” Eine differenzierte Position, die Unterschiede und Ähnlichkeiten herausarbeitet, findet sich bei GOURGUES, 2Timothée2,126, in diesem Band; 62: „Cette seconde partie, dans les pratiques qu’elle dénonce et les réactions auxquelles elle exhorte, offre des affinités par rapport à 1 Tm et Tt mais, en même temps, des différences notables. Tout se passe comme si la situation problématique, avec les querelles de mots et pratiques similaires mentionnées en 2,14-26 …, possédait un visage propre, non assimilable à celui qui est dénoncé dans les deux autres Pastorales.“ 12. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, p. 17: „Die wichtigste Voraussetzung besteht darin, dass ich bei meiner Interpretation von einer pseudonymen Verfasserschaft des 2. Timotheusbriefes ausgehe.“ 13. KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, p. 63. 14. MACDONALD, AlwaysBeSteady, in diesem Band, p. 87, Anm. 1: „I am persuaded by the body of scholarship which views 1 Timothy, 2 Timothy (many have viewed the letter as based on authentic Pauline notes or an earlier letter), and Titus as pseudonymous.“ 15. PENNA, Philanthropy, in diesem Band, p. 181. 16. Das ist im Band zu spüren, auch wenn KARAKOLIS, Drawing Authority, in diesem Band, p. 63 seinen Aufsatz mit den Worten beginnt: „It is common ground in research that all three so-called Pastoral Epistles are pseudepigraphic and post-Pauline writings.“ 17. HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, pp. 134.

DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN DER DISKUSSION

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Echtheit verbindet, dass die beiden Timotheusbriefe und der Titusbrief einen einzigen Autor haben, nämlich entweder Paulus oder ein und derselbe Paulusschüler. Die neueste Diskussion will vielmehr für jeden der drei Briefe getrennt prüfen, wer der Autor gewesen sein könnte. Es wäre also durchaus möglich, dass die drei Briefe drei verschiedene Autoren haben und dass einer davon Paulus war. Es ist nämlich im Laufe unserer Diskussionen deutlich geworden, dass unter den sogenannten Pastoralbriefen der 2 Tim derjenige ist, für den die Authentizität als am wahrscheinlichsten eingestuft wird. So hat Michel Gourgues in seinem Beitrag18 und noch ausführlicher in seinem Kommentar19 die Meinung vertreten, dass zumindest die persönlichen Teile in 2 Tim 1,1-2,13; 3,10-13 und 4,6-22 authentisch sind. In seinem Beitrag zu Tit 3,1-15 hat Herzer vorsichtig, aber bestimmt darzulegen versucht, dass der Annahme der Echtheit des Titusbriefes nichts ernsthaft im Wege steht20. Die Bewertung der Pseudepigraphie spielte in Diskussionen des Kolloquiums sowie in den Aufsätzen dieses Bandes eine wichtige Rolle. Herzer führte „die Unterscheidung zwischen Fiktion und Fälschung“ ein und fügt hinzu: „Jede Fälschung beinhaltet notwendig eine Fiktion, aber nicht jede Fiktion ist auch Fälschung“21. Er unterscheidet auch zwischen Pseudepigraphie als intentionaler Fälschung, die immer moralisch negativ beurteilt worden sei und dem literarischen Phänomen der Schulpseudepigraphie, der keine Täuschungsabsicht zugrundeliege. Nach Herzer gehört allerdings zu diesem offenen Typ der akzeptierten Schulpseudepigraphie von den „Pastoralbriefen“ nur 1 Tim. Wenn 2 Tim und/oder Tit als pseudepigraph anzusehen seien, dann müssten sie als intentionale Fälschung und somit als moralisch verwerflich beurteilt werden. Flichy erwägt für den Tit „un type de pseudépigraphie qui ne se cache pas, parce que reconnaissable et accepté“22. Schließlich ist im Zusammenhang der Verfasserfrage und der Pseudonymität auf den Begriff der Fiktion hinzuweisen. Grundsätzlich lässt die Annahme der Fiktion die Frage der Authentizität offen, denn auch im Falle der allgemein als authentisch anerkannten Paulusbriefe muss von einem 18. GOURGUES, 2 Timothée 2,1-26, in diesem Band; passim (mit Bezug auf 2 Tim 2,1-26). 19. Michel GOURGUES, Les deux lettres à Timothée. La lettre à Tite (Commenaire de la Bible: Nouveau Testament, 14), Paris: Cerf, 2009, pp. 57-58. 20. HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, passim und vor allem pp. 167-179. 21. HERZER, FiktionoderTäuschung? (n. 8), p. 531. Siehe auch HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, pp. 160-161. 22. FLICHY, UnelecturedeTite1,1-2,15, in diesem Band, p. 127.

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REIMUND BIERINGER

gewissen Maß an Fiktion ausgegangen werden. Jede literarische Produktion ist Fiktion. Dies macht deutlich, wie wichtig es ist, die Frage der Beziehung zwischen Fiktion und historischem Geschehen zu diskutieren. Es fällt auf, dass oft Adjektive wie „fiktiv“ oder „fingiert“ als Gegensatz zu „tatsächlich“, „historisch“ oder „authentisch“ benutzt werden. Die unausweichlich bestehenden Spannungen zwischen beiden werden in den meisten Aufsätzen implizit oder explizit hermeneutisch fruchbar gemacht. Am deutlichsten ist dies im Beitrag von Wolter. Er spricht von einem fiktiven Autor, einem fiktiven Adressaten, einer fiktiven Briefsituation und einer fingierten Gattung. Wolter sieht in dieser Fiktion allerdings keineswegs einen Versuch der Täuschung der Leser, sondern vielmehr „einen Beitrag zu dem Projekt, die paulinische Tradition in dieser Zeit unversehrt zu bewahren“. Dieses Vorgehen ist „Bestandteil des neutestamentlichen Kanonisierungsprozesses ... Den paulinischen Briefen wird als Zeugnissen der Vergangenheit Autorität auch für diejenigen zugeschrieben, für die sie ursprünglich gar nicht bestimmt waren“23. Karakolis hat im mündlichen Vortrag die Frage des fiktiven Autors mit dem narratologischen Konzept des impliziten Autors verbunden24. 3. Gattung Für den 2 Tim wird des Öfteren die Abschiedsrede oder das Testament als Gattung vorausgesetzt25. Paulus setze hier Timotheus „als seinen Nachfolger ein“ und vertraue ihm das paulinische apostolische Erbe an26. Wolter drückt es wie folgt aus: „Während in diesen beiden Briefen [1 Tim und Tit] der Adressat eine vermittelnde Position einnimmt – er soll Weisungen, die für bestimmte Amtsträger oder Gruppen in den Gemeinden bestimmt sind, an diese weitergeben –, gibt es im 2. Timotheusbrief nur Weisungen, die ausschließlich an den Adressaten gerichtet sind und sein Verhalten beeinflussen wollen. Darüber hinaus ist schon oft notiert worden, dass der 2. Timotheusbrief (und wiederum nur er) solche Formelemente aufweist, wie sie für Abschiedsreden und Testamente charakteristisch sind.“27 23. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, p. 21 (siehe auch pp. 18-19). 24. In KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, pp. 63-86 ist dieser Aspekt nicht mehr vorhanden. 25. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, p. 22 und KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, pp. 76-78. 26. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, p. 22. 27. Ibid. Siehe auch M. WOLTER, DiePastoralbriefealsPaulustradition(FRLANT, 146), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1988, pp. 140-241 und A. WEISER,Freundschaftsbrief undTestament.ZurliterarischenGattungdesZweitenBriefesanTimotheus, in G. RISSE (ed.),

DER 2. TIMOTHEUS- UND DER TITUSBRIEF IN DER DISKUSSION

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MacDonald erkennt ebenfalls die Nähe des 2 Tim zu den Abschiedsreden und Testamenten, schließt sich jedoch der Position von B. Fiore28 an, der zu zeigen versucht, dass 2 Tim den „literary hortatory epistles“ näher steht29. Herzer hingegen diskutiert ausführlich Positionen, die auf die drei Pastoralbriefe die Gattung des antiken Briefromans anwenden30. Herzer zögert jedoch, sich auf die Gattung des Romans festzulegen, da diese wahrscheinlich eine moderne Erfindung ist. Er ist aber dennoch davon überzeugt, dass die Briefroman-Theorie einen wichtigen Beitrag zur Gattungsdiskussion geliefert hat, wenn er sagt: „Der Vorteil der RomanTheorie besteht also demgegenüber immerhin darin, dass sie das Problem der persönlichen Notizen unter pseudepigraphischem Vorzeichen tatsächlich plausibler erklären kann bzw. ernster nimmt, als dies bisher der Fall gewesen ist“31. In seiner Interpretation von Tit 3,1-5 räumt Herzer deshalb den persönlichen Notizen deshalb einen hohen Stellenwert ein. Andererseits hat Karakolis zu zeigen versucht, dass 2 Tim gattungsmäßig und stilistisch das Briefgenre der unbestrittenen Paulusbriefe zu imitieren versucht32. 4. Biographische Informationen über Paulus, Timotheus und Titus in denanderenBriefen In der neuesten Diskussion über die These der Pseudepigraphie spielen die detaillierten biographischen bzw. persönlichen Informationen zu Paulus, Timotheus und Titus in 2 Tim und Tit eine wichtige Rolle. Daher überrascht es nicht, dass diese Fragestellung auch in einigen Beiträgen zum Kolloquium bzw. Band betont wird33. Unter der Voraussetzung der Pseudepigraphie dienen die konkreten persönlichen Details, die als fiktiv Zeit-Geschichte und Begegnungen. FS Bernhard Neumann, Paderborn, Bonifatius, 1998, pp. 158-170, insbesondere pp. 160ff. 28. Siehe B. FIORE, The Pastoral Epistles (SP, 12), Collegeville, MN, Liturgical Press, 2007, p. 9. 29. MACDONALD, AlwaysBeSteady, in diesem Band, p. 92. 30. R.I. PERVO, RomancinganOft-NeglectedStone.ThePastoralEpistlesandtheEpistolary Novell, in TheJournaloftheHigherCriticism 1 (1994) 25-47. Vgl. auch T. GLASER, Paulusals Briefromanerzählt.StudienzumantikenBriefromanundseinerchristlichenRezeptioninden Pastoralbriefen (NTOA/StUNT, 76), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, pp. 32-41. 31. HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, p. 170. 32. KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, pp. 65-69. 33. Vgl. WOLTER, Der Apostel, in diesem Band, p. 22 und 36-37; KARAKOLIS, Drawing Authority, in diesem Band, pp. 76-78; MACDONALD, AlwaysBeSteady, in diesem Band, p. 88 und HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, pp. 167-179.

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angesehen werden, dazu, die Verfasser- und Adressatenfiktion glaubhaft zu machen. Herzer zitiert hier N. Brox, um die schwerwiegenden Implikationen der Pseudepigraphie-These zu veranschaulichen: „Traditionen, Namen, Erinnerungen aus der Umgebung des Paulus und sicher auch ausgesprochene Erfindungen werden im pseudepigraphischen Paulusbrief zu sehr variablen Mitteln, das fiktive Dokument literarisch und sachlich so auszustatten, daß es erfolgreich wird. Die Pastoralbriefe stellen nach Programm und Vielseitigkeit der Ausführung innerhalb des Neuen Testaments diesbezüglich wohl das Kabinettstück dar“34.

In seiner Diskussion von 2 Tim 2 erkennt Karakolis an, dass 2 Tim unter den Pastoralbriefen die persönlichsten Informationen über Paulus enthält. Er erklärt dies damit, dass der Autor die Echtheit des Briefes glaubwürdig darstellen will und dass er den Brief mit größtmöglicher Autorität ausstatten will35. Nach Wolter ist es das Ziel der „historisierenden Individualisierung“, z. B. der Erwähnung der Großmutter und Mutter des Timotheus, ein „Lektüremodell“36 zu entwickeln, das den Übergang von einer „Bekehrungsreligion“ zu einer „Traditionsreligion“37 signalisiert. Dass dies eine bewusste Täuschung und somit eine ethisch verwerfliche Handlungsweise impliziert, bleibt bei Karakolis und Wolter außer Betracht. Flichy übernimmt von Herzer die Unterscheidung zwischen Pseudepigraphie, die bewusst zu täuschen versucht, und Pseudepigraphie, die sich als Fiktion zu erkennen gibt38. Sie kann Tit nur als pseudepigraphische Schrift anerkennen, weil sie zu der Überzeugung gekommen ist, dass es sich in Tit um eine für die Leser erkennbare Fiktion handelt39. Herzer selbst tendiert in seinem Beitrag vielmehr dazu, den Tit als authentisch aufzufassen. Dass die „vergleichsweise ausführlichen persönlichen Abschnitte“ nach Herzers Auffassung „die pseudepigraphische Fiktion in die Nähe der Fälschung“40 rücken, ist dabei nur ein, wenn auch nicht unbedeutendes Argument.41 Die Ausführlichkeit und Konkretheit der persönlichen Informationen in 2 Tim und Tit, das ist 34. N. BROX, FalscheVerfasserangaben.ZurErklärungderfrühchristlichenPseudepigraphie (SBS, 79), Stuttgart, Katholisches Bibelwerk, 1975, p. 24. 35. KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, p. 78. 36. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, p. 18. 37. Ibid., p. 37. 38. HERZER, FiktionoderTäuschung? (n. 8), p. 533. 39. FLICHY, UnelecturedeTite1,1-2,15, in diesem Band, pp. 126-127. 40. HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, p. 167. 41. Vgl. auch GOURGUES, 2Timothée2,1-26, in diesem Band, passim, der die persönlichen Aussagen in 2 Tim 2,1-26 Paulus zuschreibt.

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während dieses Kolloquiums noch einmal deutlich geworden, sind ein Aspekt, an dem die Interpretation nicht einfach vorbeigehen kann42. Der hierbei im Kolloquium eingeschlagene Weg sollte in der Forschung weitergeführt werden. Bei Gourgues und Herzer führt die Analyse der Konkretheit und Ausführlichkeit der historischen Informationen zu dem Schluss, dass es sich bei diesen persönlichen Texten von 2 Tim (Gourgues) bzw. bei dem gesamten Brief (Herzer) um authentische Texte handeln muss43. 5. BeziehungzukonkretenTextenindenProto-Paulinenbzw.Deutero- Paulinen Ein wichtiger Aspekt der Beiträge dieses Bandes ist auch die Tatsache, dass die Beziehung von konkreten Texten in 2 Tim und Tit zu Texten in den paulinischen Homologoumena immer wieder, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise thematisiert wurde. Alle waren sich darin einig, dass die sogenannten Pastoralbriefe eine große Nähe zu den Homologoumena aufweisen, wenn auch gleichzeitig die Distanz von vielen betont wurde. Weniger Konsens war hinsichtlich der Frage zu entdecken, wie die Nähe (und die Distanz) zu interpretieren ist. Als Beispiele nennen wir hier die von Wolter aufgezeigten Parallelen in den Briefpräskripten von 2 Tim und den unbestrittenen Paulusbriefen, vor allem Röm44. Gourgues hat auf Parallelen zwischen 2 Tim 2,11 und Röm 6,8 sowie zwischen 2 Tim 2,12 und Röm 5,17 hingewiesen und als Erklärung ins Gespräch gebracht, dass sich Paulus und der Autor der 2 Tim Passagen auf dasselbe Traditionsgut stützen45. Nach Wolter haben wir es in den Pastoralbriefen und in 2 Tim im besonderen mit einer „Fortschreibung in einen veränderten Kontext“ zu tun46. Oder haben wir es, wie Flichy für Tit 1,1-2,15 in die Diskussion eingebracht hat, mit zwei durch den späteren Autor von Tit fiktiv komponierten Stimmen zu tun, der des Paulus und der des tatsächlichen Autors?47 Es schien deutlich, dass es kaum möglich sein wird, die Vermittlungsinstanzen zwischen den paulinischen Homologoumena und 2 Tim bzw. Tit zu identifizieren. Die 42. Siehe vor allem HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, pp. 170-178. 43. GOURGES, 2 Timothée2,1-16, in diesem Band, pp. 41-45 und HERZER, Titus 3,1-15, in diesem Band, pp. 150-152. 44. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, pp. 24-25. 45. GOURGUES, 2Timothée2,1-26, in diesem Band; p. 52. 46. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, p. 37. 47. FLICHY, UnelecturedeTite1,1-2,15, in diesem Band, p. 122.

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Annahme einer paulinischen Schule, missionarischer Kreise oder spezieller paulinischer Gemeinden erschienen allen zu spekulativ. Ungeachtet dieser Tatsache hat sich in allen Beiträgen gezeigt, dass die Verbindungslinien zu den authentischen Paulusbriefen von entscheidender Bedeutung sind für die Interpretation von 2 Tim und Tit. 6. Gegnerfrage Die Frage der Gegner in 2 Tim bzw. in Tit kam im Kolloquium immer wieder am Rande zur Sprache, obwohl es in den Briefen ein wichtiges Thema ist48. Die religionsgeschichtliche Einordnung der Gegener hat dabei kaum eine Rolle gespielt. Die Frage, ob die hinter 2 Tim 2,18 stehenden Gegner aus dem Bereich der Gnosis kommen, wurde etwa von Gourgues abgelehnt. Weder in den Beiträgen noch in der Diskussion wurde dieser Frage viel Aufmerksamkeit geschenkt. Auch die Frage der jüdischen Identität von Gegnergruppen (vgl. Tit 1,14) wurde nicht direkt angesprochen. 7. Methodologie Es war besonders fruchtbar für das Kolloquium, dass die Beiträge sich auf die altbewährte Tradition des Colloquium Oecumenicum Paulinum einließen, eng am Text zu arbeiten. Viele Diskussionen zu Einzelfragen der Exegese wurden im Kontext des Kolloquiums geführt und haben die Arbeit bereichert. Sie können hier nicht im Einzelnen aufgeführt werden. Die klassische historische Kritik, die Literarkritik und die philologische Detailarbeit haben ihre Gültigkeit und Fruchtbarkeit einmal mehr bewiesen. Wichtig waren auch bis zu einem gewissen Grad narratologische und sozialgeschichtliche Zugänge. Narratologische Aspekte kamen im Beitrag von Herzer zur Sprache, wenn er in Tit 3,12-15 „narrative Elemente einer literarischen Konstruktion eines historischen Szenarios“49 untersuchte. Eine sozialgeschichtliche Studie zu 2 Tim 4 wurde von Margaret MacDonald vorgetragen. Ihre Untersuchung bewegte sich im Bereich von Ehre und Scham (honor/shame) und im Kontext der Familie und Hausgemeinschaften. Das Ziel ihrer Interpretation von 2 Tim 4 war die 48. Vgl. KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, pp. 74-76 und 80-81. 49. Herzer mündlich in der Diskussion während des Kolloquiums. Siehe auch HERZER, Titus3,1-15, in diesem Band, pp. 169-171.

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Zusammenhänge zwischen Glaube und Erziehung und der familiären Atmosphäre von frühchristlichen Gruppierungen wie Hausgemeinden aufzuzeigen. In griechisch-römischer Literatur fand MacDonald Beweise für „wide-ranging educational influence of women“50, ein Einfluss, den sie auch in 2 Tim bestätigt sieht. Hier ist u.a. auf die im Kolloquium oft erwähnte Großmutter und die Mutter von Timotheus zu verweisen. In der Diskussion wurde hier vorgeschlagen, dass sich die Hausgemeinden in der Zeit von 2 Tim in einer Krise befinden, weil sie offensichtlich der Ort sind, wo falsche Lehren weitergegeben werden. Dies wurde als Interpretationshintergrund für 2 Tim 4 angeführt. In 2 Tim 4,9-18 entdeckt MacDonald auch anti-imperiale Konnotationen. Nach MacDonald verweist der „Rachen des Löwen“ (4,17), aus dem Paulus errettet wurde, auf das römische Imperium. Herzer fand in Tit keine anti-imperiale Polemik, sondern imperiale Sprache (z.B. σωτήρ), die dazu diene, die Bedeutung Gottes zu verdeutlichen. Die Diskussion dieser Einleitungsfragen nahm in diesem Kolloquium breiten Raum ein. Es sollte jedoch nicht übersehen werden, dass viele der Einleitungsfragen eng verbunden sind mit exegetischen sowie inhaltlichen und insbesondere auch theologischen Fragestellungen. II. THEOLOGISCHE FRAGESTELLUNGEN Die Besprechung theologischer Konzepte nahm in diesem Kolloquium einen vergleichsweise geringen Raum ein51. Es stellt sich daher die Frage, ob dies mit einem theologischen Defizit in 2 Tim bzw. Tit zusammenhängt oder vielmehr mit einem anderen Typ von Theologie in diesen Briefen, der von Lesern, die theologisch an den paulinischen Homologoumena geschult sind, schwieriger erkannt werden könne52. Christos Karakolis sprach von der theologischen Armut von 2 Tim, die er darauf zurückführte, dass theoretische Theologie in der Gemeinde kein Problem darstellte, sondern dass es vielmehr gegolten habe, praktische Probleme und Herausforderungen autoritativ anzugehen. 50. MACDONALD, AlwaysBeSteady, in diesem Band, p. 94. 51. Siehe WOLTER, Der Apostel, in diesem Band, pp. 33-37 („Rezeption paulinischer Theologie“); KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, pp. 72-74; HERZER, Titus3,115, in diesem Band, pp. 155-167. 52. Diese Frage wurde in der Diskussion von Daniel Marguerat ins Spiel gebracht. Vgl. HERZER, Titus 3,1-15, in diesem Band, p. 179, der hinsichtlich des Tit von „den wenigen Stellen“ spricht, „in denen überhaupt Theologisches oder Christologisches zur Sprache kommt“.

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Es herrschte im Kolloquium auch große Einmütigkeit hinsichtlich der Überzeugung, dass 2 Tim und Tit die paulinische Theologie voraussetzen und rezipieren. Einige Beiträge fanden in 2 Tim bzw. Tit die paulinische Rechtfertigungslehre in veränderter theologischer Sprache. Die Briefe 2 Tim und Tit sind für viele Referenten Teil des Kanonisierungsprozesses und schreiben die Theologie des Apostels in ihre konkrete, neue Gemeindesituation weiter (vgl. réécriture und relecture). Deshalb spielt der Begriff der Sukzession eine wichtige Rolle in der Interpretation dieser Briefe. Es wurde kontrovers diskutiert, ob es sich hier um eine Sukzession der Lehre (Wolter) handelt oder ob auch eine Sukzession des Amtes hiermit verbunden ist. Dabei ist der in den Pastoralbriefen neue Begriff der παραθήκη von großer Bedeutung53. In diesem Zusammenhang wurde auch diskutiert, welche Rolle das Verhältnis von Mann und Frau bei der Weitergabe der παραθήκη spielt, was die Aufgabe von Presbytern und Episkop ist, welche Funktion die Familie und die Hauskirche hierin haben und wie die Gegner diesen Vorgang beeinflussen. Desweiteren hat in diesem Kolloquium die These vom verbürgerlichten, an die Gesellschaft angepassten Christentum der Pastoralbriefe einige Risse bekommen (vgl. MacDonald, Herzer). Die Analyse von Macht und Autorität (Karakolis) war in diesem Zusammenhang von großer Bedeutung. Die Christologie und die Soteriologie von 2 Tim und Tit spielten in diesem Kolloquium vielleicht eine zu untergeordnete Rolle. Die Diskussion des Begriffs der ἐπιφανεία wurde in neuem Licht gesehen54, der Begriff σωτήρ wurde nur andiskutiert. Die Eschatologie kam hin und wieder zur Sprache55, müsste aber noch vertieft werden. Die sieben Beiträge dieses Bandes kommentieren den 2. Timotheusbrief und den Titusbrief jeweils von Beginn bis Ende. Sie sind somit eine Art Kommentar zu diesen Briefen. Das Proprium dieses „Kommentars“ ist, dass er als Gruppenarbeit durch die Beiträge verschiedener Exegetinnen und Exegeten von drei christlichen Traditionen (orthodox, evangelisch und katholisch) in drei verschiedenen Sprachen, Französisch, Englisch und Deutsch zustande gekommen ist. Es bleibt zu hoffen, dass diese Vielfalt, die sich auch in den Zugängen und Methoden wiederspiegelt, einen Beitrag für die Forschung am 2. Timotheusbrief und am Titusbrief liefern kann. 53. Vgl. KARAKOLIS, DrawingAuthority, in diesem Band, pp. 69-70. 54. WOLTER, DerApostel, in diesem Band, pp. 34-36. 55. MACDONALD, Always Be Steady, in diesem Band, passim and p. 97. See also ibid., p. 105: „Eschatological language infuses this chapter [chapter 4]“.

DER APOSTEL UND SEIN SCHÜLER: 2 TIMOTHEUS 1,1-18 MICHAEL WOLTER I. DIE VORAUSSETZUNGEN DER INTERPRETATION 1. Im Jahre 2010 lesen wir den Text des Briefes unter anderen Bedingungen als die historischen Erstleser, und wir entsprechen auch nicht dem Bild der intendierten Leser, für die der Autor seinen Text geschrieben hat. Wir können nach einer viele Jahrhunderte langen christlichen Rezeptionsgeschichte des 2. Timotheusbriefes, zu der auch 300 Jahre historisch-kritische Exegese gehören, nicht mehr so tun, als würden wir dieses Schreiben zum ersten Mal lesen und als hätten wir noch nie etwas von ihm gehört. Darüber hinaus fließen in die Interpretation des mir aufgegebenen Textes auch Erkenntnisse ein, die ich auf Grund der Lektüre der anderen Kapitel dieses Briefes gewonnen habe. Da ich mich nicht gerne dümmer machen möchte, als ich bin, will ich zu Beginn auch darlegen, welche Informationen, die ich 2 Tim 2–4 entnommen habe, meine Exegese von Kap. 1 beeinflusst haben. 2. Die wichtigste Voraussetzung besteht darin, dass ich bei meiner Interpretation von einer pseudonymen Verfasserschaft des 2. Timotheusbriefes ausgehe. Die Gründe, die für den pseudepigraphischen Charakter dieses Briefes (und der anderen beiden Pastoralbriefe) angeführt werden1, halte ich für stichhaltig. Alle drei Briefe nennen zwar Paulus als Absender, doch handelt es sich bei der Verfasserangabe um eine Fiktion, die in nachpaulinischer Zeit entstanden ist. Ich interpretiere den vorliegenden Text also als Teil eines Pseudepigraphons. Über die Zeit und den Ort der Entstehung dieses Briefes können wir keine genauen Angaben machen. Von nicht geringerer Bedeutung ist darüber hinaus, dass nicht nur Paulus als angeblicher Autor, sondern auch Timotheus als der in 2 Tim 1,2 genannte Adressat dieses Briefes eine Fiktion ist. Der tatsächliche Autor hat also den Brief nicht mit der Absicht geschrieben, dass er vom 1. Vgl. hierzu exemplarisch J. ROLOFF, DerersteBriefanTimotheus (EKK, XV), Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, 1988, pp. 23-39.

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historischen Timotheus, den wir als Mitarbeiter des Paulus2 und als Mitverfasser von vier Paulusbriefen3 kennen, gelesen wird4. Analoges gilt natürlich auch für den 1. Timotheusbrief und den Titusbrief. Mit dieser doppelten Pseudonymität intendiert der tatsächliche Autor eine Lektüre des 2. Timotheusbriefes, bei der die intendierten Leser von außen und aus einer späteren Zeit auf das zurückblicken, was ‚Paulus‘ an ‚Timotheus‘ geschrieben hat. Timotheus wird hier also nicht als Idealtypus für kirchliche Amtsträger dargestellt, sondern als eine historische Person, die der Vergangenheit angehört. Im Dienste dieser historisierenden Individualisierung steht auch, dass in 2 Tim 1,5 seine Großmutter und seine Mutter erwähnt werden5. Diese Konstellation intendiert ein Lektüremodell, das wir als Bestandteil des neutestamentlichen Kanonisierungsprozesses interpretieren können: Den paulinischen Briefen wird als Zeugnissen der 2. Vgl. Röm 16,21; 1 Kor 4,17; 16,10; 2 Kor 1,19; Phil 2,19; 1 Thess 3,2.6; siehe auch Apg 16,1-3; 17,14-15; 18,5; 19,22; 20,4; zu ihm vgl. vor allem W.-H. OLLROG, Paulusund seineMitarbeiter (WMANT, 50), Neukirchen-Vluyn, Neukirchener, 1979, pp. 20ff; H. von LIPS, TimotheusundTitus.UnterwegsfürPaulus, Leipzig, Evangelische Verlagsanstalt, 2008; B.M. MALINA, Timothy:Paul’sClosestAssociate, Collegeville, MN, Liturgical Press, 2008. 3. Vgl. 2 Kor 1,1; Phil 1,1; 1 Thess 1,1; Phlm 1. Er wird auch in 2 Thess 1,1 und in Kol 1,1 als Mitverfasser von zwei pseudopaulinischen Briefen fingiert. 4. Das wäre auch bei einer nachpaulinischen Entstehung des 2. Timotheusbriefes nicht ausgeschlossen. Die Voraussetzung für eine solche Annahme wäre allerdings, dass sich Hebr 13,23 („Wisst, dass unser Bruder Timotheus freigelassen wurden. Mit ihm – wenn er bald kommt – werde ich euch sehen“) tatsächlich auf diesen Timotheus bezieht und historisch zuverlässig ist, was aber durchaus im Bereich des Möglichen liegt; vgl. O. MICHEL, DerBrief an die Hebräer (KEK, 13), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 131975, pp. 543f; H.-F. WEISS, Der Brief an die Hebräer (KEK, 13), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1991, p. 763; M. KARRER, DerBriefandieHebräer.II.Kapitel5,11–13,25 (ÖTK, 20/2), Gütersloh, Gütersloher, 2008, p. 382; K. BACKHAUS, DerHebräerbriefunddiePaulusschule, in BZNF 37 (1993) 183-208, pp. 201ff. In diesem Fall könnte man möglicherweise sogar die Abfassung des Hebräerbriefs als Terminus post quem für die Datierung der Pastoralbriefe nehmen. Damit wäre aber nicht viel gewonnen, denn auch über die Abfassungszeit des Hebräerbriefs ist kein sicheres Urteil möglich. Hinzu kommt noch, dass man nicht weiß, ob 13,22-25 von Anfang an zum Hebräerbrief gehört hat, oder ob diese Verse dem Brief erst nachträglich hinzugefügt wurden. 5. In zahlreichen Kommentaren und Untersuchungen wird versucht, diese Historisierung mit Hilfe einer allegoretischen Interpretation der in V. 5 erwähnten Personen auszuhebeln. Nach L. OBERLINNER, DiePastoralbriefe.ZweiteFolge.KommentarzumZweitenTimotheusbrief(HTKNT, XI/2), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 1995, p. 25 mit Verweis auf N. BROX, Die Pastoralbriefe (RNT, 7/2), Regensburg, Pustet, 1969, p. 227, symbolisieren die Großmutter Lois und die Mutter Eunike hier die Vergangenheit der Kirche, und Timotheus werde hier die Position der 3. Generation zugewiesen, weil es tatsächlich auch bei den Gemeinden, für die der 2. Timotheusbrief geschrieben ist, „um die Christen der dritten christlichen Generation und um die sie bewegenden Fragen geht“. Gegen diese Interpretation spricht schon, dass die sog. ‚dritte Generation‘ eine historische Hilfskonstruktion der Exegeten ist, um die Pastoralbriefe vom Kolosserbrief und Epheserbrief zu unterscheiden, die man für Dokumente der ‚zweiten Generation‘ hält.

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Vergangenheit Autorität auch für diejenigen zugeschrieben, für die sie ursprünglich gar nicht bestimmt waren6. II. DAS THEOLOGISCHE UND LITERARISCHE SELBSTVERSTÄNDNIS DES 2. TIMOTHEUSBRIEFES 1. Die Einsicht, die wir im letzten Absatz des vorangegangenen Abschnitts gewonnen haben, macht es darüber hinaus möglich, einige Worte über das Selbstverständnis des tatsächlichen Autors des 2. Timotheusbriefes zu sagen. Wir müssen dafür nur 1,13-14 und 2,2 miteinander kombinieren: In 2 Tim 1,13-14 bekommt der fiktive Adressat, den wir im Folgenden immer „Timotheus“ nennen wollen, zwei Aufträge: In V. 13 wird ihm aufgetragen: „Halte fest das Urbild gesunder Lehren“ (‘Υποτύπωσιν ἔχε ὑγιαινόντων λόγων), und in V. 14 lautet die Anweisung: „Bewahre das gute Depositum“ (τὴν καλὴν παραθήκην φύλαξον). Wir können davon ausgehen, dass diese beiden Imperative semantisch isotop sind. Sie legen sich gegenseitig aus: ‚Das Urbild gesunder Lehren festhalten‘ bedeutet nichts anderes als ‚das gute Depositum bewahren‘ und umgekehrt. Dadurch, dass Timotheus das Eine tut, tut er auch das Andere. Wodurch, d.h. durch welche bestimmten Handlungen Timotheus dieser Aufgabe nachkommen soll, müssen wir dann den Imperativen von 2 Tim 2–4 entnehmen (vor allem kommen in Frage 2,2.8.14-16.23; 3,5.14; 4,2), obwohl es in allen Fällen weniger um das Was als um das Wie geht7. Von besonderer Bedeutung ist hierbei der erste Imperativ in 2,2: „Was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen8, das gib als 6. Und auf dieser Ebene können dann auch wieder die Adressatenfiktionen der Pastoralbriefe für spätere ‚Amtsträger‘ die Funktion von so etwas wie einem Pflichtenspiegel bekommen; vgl. zu dieser Differenzierung auch G. HÄFNER, ‚NützlichzurBelehrung’(2Tim3,16). Die Rolle der Schrift in den Pastoralbriefen im Rahmen der Paulusrezeption (HBSt, 25), Freiburg – Basel – Wien – Barcelona – Rom – New York, Herder, 2000, pp. 3ff. – Siehe aber auch unter Anm. 50. 7. Vorausgesetzt ist dabei ganz offensichtlich, dass der Autor davon ausgeht, dass auf Seiten des fiktiven Adressaten wie auch auf Seiten der intendierten Adressaten diesesBriefes über den Inhalt der ὑγιαίνοντες λόγοι und der καλὴ παραθήκη Klarheit besteht. Dieses Phänomen kann aber ohne Probleme dadurch erklärt werden, dass die Kenntnis des 1. Timotheus- und des Titusbriefes vorausgesetzt ist. Hier wird dann auch inhaltlich entfaltet, worin ‚die gesunden Lehren‘ und ‚das gute Depositum‘ besteht. 8. Diese Übersetzung der Umstandsbestimmung διὰ πολλῶν μαρτύρων ist umstritten. Sprachlich möglich ist auch ‚durch viele Zeugen‘ im Sinne von ‚durch Vermittlung vieler Zeugen‘; so z.B. H. MERKEL, DiePastoralbriefe (NTD, 9/1), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1991, pp. 61.62-63; OBERLINNER,Pastoralbriefe (n. 5), pp. 65.68. Trotzdem spricht aber mehr für die oben gewählte Übersetzung: Zum einen muss διά + Genitiv der Person durchaus nicht immer eine Vermittlung bezeichnen, sondern kann auch den begleitenden Umstand beschreiben;

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Depositum weiter9 an zuverlässige Menschen, die in der Lage sind, auch andere zu belehren (ἃ ἤκουσας παρ’ ἐμοῦ διὰ πολλῶν μαρτύρων, ταῦτα παράθου πιστοῖς ἀνθρώποις, οἵτινες ἱκανοὶ ἔσονται καὶ ἑτέρους διδάξαι)“. Das ‚Festhalten der gesunden Lehren‘ und ‚die Bewahrung des guten Depositums‘ besteht zunächst und vor allem darin, dass Timotheus sie an πιστοὶ ἄνθρωποι weitergibt, „die in der Lage sind, auch andere zu belehren“. Wir dürfen diesen Vers zur Interpretation von 1,1314 heranziehen, weil es hier eine weitere semantische Isotopie gibt: Die Formulierung „was du von mir gehört hast (ἃ ἤκουσας παρ’ ἐμοῦ)“ stand genauso auch schon in V. 13b und beschrieb hier eine Eigenschaft der „gesunden Lehren“ (V. 13a). Diese Verknüpfung macht deutlich, dass Timotheus den beiden Aufforderungen von 1,13-14 („das Urbild der gesunden Lehren festhalten“ und „das gute Depositum bewahren“) zunächst und vor allem dadurch nachkommt, dass er das, was ihm von Paulus übergeben wurde, an solche Menschen weitergibt, von denen es heißt, dass sie „in der Lage sind, auch andere zu belehren“. Es wird hier in diesen Versen eine Traditionskette erkennbar, die bei Paulus beginnt, über Timotheus weitergeht, dann „zuverlässige Menschen erreichen soll, die in der Lage sind, auch andere zu belehren (2 Tim 2,2)“, und die sich schließlich noch weit darüber hinaus fortsetzt (1,12d). In diese zeitliche Abfolge der Geschichte der unverändert bleibenden paulinischen Tradition können wir die Kommunikationen des 2. Timotheusbriefes ohne Probleme einordnen: (a) Das fiktiveKommunikationsgeschehen, das sich auf der Textebene des Briefes abspielt, bezieht sich auf die erste Stufe der traditio: dieWeitergabe des traditum10 von Paulus vgl. W. BAUER, Griechisch-deutschesWörterbuchzudenSchriftendesNeuenTestamentsund derübrigenurchristlichenLiteratur, Berlin – New York, de Gruyter, 61988, pp. 360.361. Zum anderen ist gerade der Ausdruck διὰ μαρτύρων auch in anderen Texten belegt, um zum Ausdruck zu bringen, dass etwas in Gegenwart von Zeugen geschieht; vgl. Num 35,30 (πᾶς πατάξας ψυχήν διὰ μαρτύρων φονεύσεις τὸν φονεύσαντα [„Jeder, der einen Menschen (er)schlägt in Gegenwart von Zeugen – du sollst den Totschläger töten“]); Philo v. Alexandrien, Leg. Gai. 187 (διὰ μαρτύρων κλαίειν [„vor Zeugen weinen“]); Plutarch, Mor. 338f (Darius ‚adoptiert‘ Alexander διὰ θεῶν μαρτύρων [= ‚unter Anrufung der Götter als Zeugen‘]). – Hinzu kommt noch, dass die Hinzuziehung von Zeugen bei der Übergabe einer παραθήκη in der Antike zwar nicht zu den unabdingbaren, aber doch gebräuchlichen Elementen der Depositalpraxis gehörte (vgl. Isocrates, Or. 21,4; Isaeus, Or. 6,27; Clemens v. Alexandrien, Quisdives 42,3.8; dazu: W. HELLEBRAND, PRE 18/3, p. 1192; J. RANFT, RAC 3, p. 779). 9. Normalerweise wird der Imperativ παράθου immer mit „vertraue an!“ übersetzt. Er ist aber mit παραθήκη (1 Tim 1,12d.14) stammverwandt. Auch hier spielt also die depositalrechtliche Metaphorik, die mit dem Nomen verbunden ist, hinein. 10. Ich wähle hier die lateinischen Formulierungen, weil der deutsche Begriff „Tradition“ uneindeutig ist: Er bezeichnet sowohl den Traditionsprozess (traditio) als auch das, was durch ihn überliefert wird, den Traditionsgegenstand (traditum).

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an Timotheus. (b) Darüber hinaus gibt es auch noch ein – so will ich es einmal nennen – historischesKommunikationsgeschehen, das sich zwischen dem faktischen Autor des 2. Timotheusbriefes und seinen intendierten Lesern abspielt. Dieses Geschehen kommt in 2 Tim 2,2 in den Blick: Der Autor gibt sich hier als einer jener „πιστοὶ ἄνθρωποι“ zu erkennen, „die in der Lage sind, auch andere zu belehren“. Dementsprechend ist das, was er mit seinem Brief tut, eben dies: ‚andere belehren‘. Mit diesen „anderen“ werden wir darum die Leser identifizieren können, für die der Autor seinen Brief schreibt. Die besprochenen Verse machen damit ein Selbstverständnis des 2. Timotheusbriefes sichtbar, das ein deutlich erkennbares Profil aufweist: Der Verfasser versteht sich als Teil einer Traditionskette, die von Paulus (1,13) bis zum Tag der eschatischen Vollendung reicht (1,12d). Er leistet einen Beitrag zu dem Projekt, die paulinische Tradition in dieser Zeit unversehrt zu bewahren. Dadurch, dass dieser Brief die historische Fiktion konstruiert, dass Paulus in Rom gefangen ist und den Tod vor Augen hat (1,17; 4,6-8.16-18), als er ihn schreibt, bekommt dieses Projekt noch schärfere Konturen. 2. Der Brief arbeitet mit dem Konzept einer Sukzession, das eine spezifische Gestalt aufweist: Die Sukzession von Paulus über Timotheus und „zuverlässigen Menschen, die in der Lage sind, auch andere zu belehren“ (1,13-14; 2,2), stellt ganz eindeutig eine personale Sukzessionskontinuität her. Diese Kontinuität ist nun aber nicht – und das ist von entscheidender Bedeutung – durch ein Amt vermittelt, das es als Institution auch unabhängig von denen gibt, die es bekleiden. Diejenige Größe, durch die die Kontinuität der personalen Sukzession hergestellt und garantiert wird, ist vielmehr die paulinische Tradition und ihre bleibende Integrität. Der 2. Timotheusbrief entwirft also nicht das Modell einer Sukzession des Amtes, sondern einer textgebundenen Sukzession der Lehre (2,2: διδάξαι), die sich als unversehrte Weitergabe der λόγοι (1,13) versteht, die Paulus seinem Schüler Timotheus übermittelt hat. Die ἱκανότης, die die πιστοὶ ἄνθρωποι nach 2,2 auszeichnen soll, bleibt darum immer durch einen Text normiert und auf ihn bezogen. Aus diesem Grunde ist in 2,2 auch nicht davon die Rede, dass die „zuverlässigen Menschen“ nicht andere in Ämter ‚einsetzen‘ oder ihnen ‚die Hand auflegen‘ sollen, sondern dass sie das, was ‚Timotheus‘ von Paulus „gehört“ und an sie „weitergegeben“ hat, wiederum andere Menschen „lehren“11. 11. Vgl. in diesem Sinne jetzt auch I.H. MARSHALL, ThePastoralEpistles (ICC), London – New York, T&T Clark, 1999, p. 727.

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3. Wir können unserem Text schließlich noch Informationen entnehmen, welche Situation für die Abfassung des Briefes und damit welche Gattung in ihm fingiert wird. Ausgangspunkt kann zunächst sein, dass der 2. Timotheusbrief einer anderen Gattung angehören will als der 1. Timotheusbrief und der Titusbrief12. Während in diesen beiden Briefen der Adressat eine vermittelnde Position einnimmt – er soll Weisungen, die für bestimmte Amtsträger oder Gruppen in den Gemeinden bestimmt sind, an diese weitergeben –, gibt es im 2. Timotheusbrief nur Weisungen, die ausschließlich an den Adressaten gerichtet sind und sein Verhalten beeinflussen wollen. Darüber hinaus ist schon oft notiert worden, dass der 2. Timotheusbrief (und wiederum nur er) solche Formelemente aufweist, wie sie für Abschiedsreden und Testamente charakteristisch sind13. Mit dieser formgeschichtlichen Beobachtung konvergiert die fingierte Abfassungssituation des Briefes (s.o.). In dieser Situation setzt er ‚Timotheus‘ als seinen Nachfolger ein und ermahnt ihn, dafür Sorge zu tragen, sein – des Paulus – apostolisches Erbe nicht nur selbst unversehrt zu bewahren, sondern auch dafür zu sorgen, dass es in Zukunft unversehrt bewahrt bleibt. Diese Situation der Einsetzung kommt vor allem in den beiden miteinander korrespondieren Aufforderungen von 1,6 (ἀναμιμνῄσκω σε ἀναζωπυρεῖν τὸ χάρισμα τοῦ θεοῦ)14 und 2,1 (ἐνδυναμοῦ ἐν τῇ χάριτι τῇ ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ) zum Ausdruck. Nachdem wir so den hermeneutischen Rahmen abgesteckt haben, in dem sich die folgende Interpretation von 2 Tim 1 bewegt, möchte ich zunächst einen Überblick über den gesamten Text geben.

12. Vgl. dazu den ausführlichen Nachweis bei M. WOLTER, DiePastoralbriefealsPaulustradition(FRLANT, 146), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1988, pp. 140-241. 13. Vgl. in diesem Sinne bereits Martin Luther in seiner Vorrede zum 2. Timotheusbrief im Septembertestament von 1522: „Diße Epistel ist eyn letze brieff“ (WA.DB, 7/2,272,3). – Die entsprechenden Elemente finden sich vor allem in 2 Tim 2,2; 3,1-7; 4,3-4; 4,6.7; siehe auch A. WEISER, Freundschaftsbrief und Testament. Zur literarischen Gattung des Zweiten BriefesanTimotheus, in G. RISSE (ed.), Zeit-GeschichteundBegegnungen.FSBernhardNeumann, Paderborn, Bonifatius, 1998, 158-170, pp. 160ff. 14. Dieser Vers will ganz offensichtlich den Eindruck erwecken, dass die „Ordination“ des ‚Timotheus‘ durch ‚Paulus‘ schon einige Zeit zurückliegt und dass das ihm dabei verliehene „Charisma“ erst einmal nicht zum Zuge gekommen ist. Mit dem vorliegenden Brief wird es gewissermaßen aktiviert. E.J. KILMARTIN, Ministère etOrdinationdansl’Églisechrétienne primitive, in MD 138 (1979) 49-92, p. 63 spricht mit einer glücklichen Formulierung in Bezug auf 2 Tim 1,6 von einem „charisme ‚pour un office‘ plutôt qu’un charisme ‚d’office‘“ wie 1 Tim 4,14.

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III. KOMMENTIERTE ANALYSE DES TEXTES UND SEINER STRUKTUR Die Textgliederungssignale, die der Verfasser des Briefes in seinen Text eingebaut hat, sind deutlich zu erkennen und machen eine Strukturierung des Textes relativ unproblematisch. 1. In 2 Tim 1,1-2 haben wir das Präskript vor uns, mit dem der gesamte Brief eingeleitet wird. Es ist in Anlehnung an das für alle paulinischen Briefe typische sog. ‚orientalische‘ Formular gestaltet15. Als typisch paulinisch können vor allem die Gestaltungen der superscriptio (V. 1a)16 sowie der salutatio (V. 2b)17 gelten. Auch wenn die Formulierungen des 2 Tim z.T. auch von den paulinischen Formulierungen abweichen,18 sind die Übereinstimmungen so deutlich, dass man aus ihnen schließen kann, dass der Verfasser unseres Briefes mehr als einen Paulusbrief kannte. 2. In 2 Tim 1,3-5 folgt das Proömium, das wie in Röm 1,8; 1 Kor 1,4; Phil 1,3; 1 Thess 1,2; Phlm 4; Kol 1,3; 2 Thess 1,3 mit einer Danksagung beginnt19. Nicht mehr als eine äußerliche, rein sprachliche Differenz dürfte sein, dass der Autor die Danksagung nicht mit dem sonst 15. Parallelen gibt es z.B. in Dan 3,31: „Der König Nebukadnezar an alle Völker, Nationen und Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen: Euer Friede werde groß!“ und in syrBar 78,2: „So spricht Baruch, ..., zu den Brüdern, die gefangen weggeführt worden sind. Erbarmen und Friede sei mit euch“. 16. Die engsten Übereinstimmungen gibt es mit 2 Kor 1,1; Kol 1,1 und Eph 1,1 (in allen drei Briefen lautet die superscriptiowie in 2 Tim 1,1: Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ Ἰησοῦ διὰ θελήματος θεοῦ). 1 Kor 1,1, lautet fast genauso: Παῦλος κλητὸς ἀπόστολος Χριστοῦ Ἰησοῦ διὰ θελήματος θεοῦ. 17. Hier ist es vor allem die Kombination von χάρις und εἰρήνη, die für Paulus typisch und einmalig ist (Röm 1,7; 1 Kor 1,3; 2 Kor 1,2; Gal 1,3; Eph 1,2; Phil 1,2; Kol 1,2; 1 Thess 1,1; 2 Thess 1,2; Tit 1,4; Phlm 1,3). Sie findet sich auch in 1 Petr 1,2; 2 Petr 1,2; Apk 1,4, was es wahrscheinlich macht, dass auch die Verfasser dieser Briefe mit dem paulinischen Präskript vertraut waren. 18. Das gilt vor allem für die Präpositionalphrase, die sich in der superscriptioaußer in den in Anm. 16 genannten Texten auch noch in Gal 1,1 findet und wie dort mit διά eingeleitet wird. Demgegenüber gibt es eine Formulierung mit κατά, die der Verf. des 2 Tim ergänzt (κατ᾽ ἐπαγγελίαν ζωῆς τῆς ἐν Χριστῷ Ἰησοῦ) nur noch in den beiden anderen Pastoralbriefen: 1 Tim 1,1 (κατ᾽ ἐπιταγὴν θεοῦ); Tit 1,1 (κατὰ πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ καὶ ἐπίγνωσιν ἀληθείας τῆς κατ᾽ εὐσέβειαν). In 1 Petr 1,2 folgt sie auf die salutatio. In der salutatioweicht die Einfügung von ἔλεος zwischen χάρις und εἰρήνη von den anderen Paulusbriefen ab. Es gibt sie aber auch noch in 1 Tim 1,2 und 2 Joh 3. 19. Demgegenüber fangen die Proömien in 2 Kor 1,3 und Eph 1,3 mit einer Benediktion an (εὐλογητὸς ὁ θεός; siehe auch 1 Petr 1,3). Mit diesem Unterschied geht parallel, dass die Danksagungen jeweils auf den Zustand der Adressaten bezogen sind, während die Benediktionen den Zustand der Briefschreiber (so in 2 Kor 1,3 und Eph 1,3) in den Blick nehmen oder das Wir, unter dem Absender und Adressaten zusammengeschlossen werden (1 Petr 1,3).

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bei Paulus üblichen εὐχαριστῶ einleitet, sondern wie in 1 Tim 1,12 mit der Formulierung χάριν ἔχω. Möglicherweise haben diejenigen Exegeten recht, die diese Abweichung von den paulinischen Formulierungen damit erklären, dass ein „Anklang an die Terminologie der Abendmahlsund Herrenmahlfeier“ vermieden werden sollte20. – Auf drei Aspekte dieses Teiltextes möchte ich näher eingehen: a) Syntaktisch besteht das Proömium aus einem einzigen Satz, dessen Bauplan nicht besonders deutlich erkennbar ist. Als Grundstruktur gehe ich von zwei Hauptsätzen aus, die parataktisch nebeneinander stehen: χάριν ἔχω τῷ θεῷ ... ὡς ἀδιάλειπτον ἔχω τὴν περὶ σοῦ μνείαν ... Die Konjunktion ὡς ist vergleichend zu interpretieren21 und parallelisiert die beiden Hauptsätze: „Ich sage Gott (genauso) Dank ..., wie ich das unablässige Gedenken deiner bewahre ...“. Es folgen dann in V. 4a und V. 5a zwei präsentische Partizipien, die ebenfalls parallel sind: ἐπιποθῶν σε ἰδεῖν und ὑπόμνησιν λαβών. Vom ersten Partizip sind das Partizip Perfekt Passiv μεμνημένος ... (V. 4b) bzw. (von ἰδεῖν) der Finalsatz in V. 4c abhängig, während zur zweiten Partizipialkonstruktion in V. 5b-c eine Näherbestimmung ad πίστις angehängt ist. Diese beiden Partizipien sind mit den beiden Hauptsätzen nun in der Weise verbunden, dass V. 4 mit V. 3c zusammengehört und darüber Auskunft gibt, worum es in den tagnächtlichen Gebeten ging: um die Sehnsucht des ‚Paulus‘, sein ‚geliebtes Kind Timotheus‘ endlich wiederzusehen. Demgegenüber bezieht sich ὑπόμνησιν λαβών usw. (V. 5) auf χάριν ἔχω τῷ θεῷ (V. 3a) zurück und gibt an, wofür Paulus Gott dankbar ist22. Wir haben damit also einen schönen Chiasmus: (a) χάριν ἔχω τῷ θεῷ ..., (b) ὡς ἀδιαλείπτον ἔχω τὴν περὶ σοῦ μνείαν ... (b’) ἐπιποθῶν σε ἰδεῖν ... (a’) ὑπόμνησιν λαβών ... b) Eine besondere Nähe besteht zum Proömium des Römerbriefs, in dem die Formulierungen „(Gott,) ᾧ λατρεύω“ und „ὡς ἀδιαλείπτως μνείαν ... ποιοῦμαι“ (Röm 1,9) sowie der Wiedersehenswunsch 20. So stellvertretend für viele andere A. WEISER, DerzweiteBriefanTimotheus (EKK, XVI/1), Düsseldorf – Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, 2003, p. 88. 21. Siehe auch BAUER, Wörterbuch (n. 8), p. 1790; G. LOHFINK, Die Vermittlung des PaulinismuszudenPastoralbriefen, in BZ 32 (1988) 169-188, p. 173; WEISER, 2Tim (n. 20), p. 85. 22. Siehe auch MARSHALL, PastoralEpistles (n. 11), p. 689.

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(ἐπιποθῶ ... ἰδεῖν; Röm 1,11) denen von 2 Tim 1,3-5 recht nahe kommen. – Es wäre jedoch zu kurz gesprungen, wenn man das Proömium des 2. Timotheusbriefes ausschließlich von seinen Überschneidungen mit den paulinischen und deuteropaulinischen Proömien her erklären wollte. Es darf nämlich nicht übersehen werden, dass der Verfasser unseres Briefes hier auf eine Topik zurückgreift, die in der Umwelt des Neuen Testaments weit verbreitet ist. Es handelt sich um eine Brieftopik, wie sie für den Freundschaftsbrief charakteristisch ist. Zu ihr gehören vor allem23 die Versicherung, dass der Briefschreiber des Adressaten „gedenkt“, der Hinweis darauf, dass dieses Gedenken „unablässig“ (ἀδιαλείπτως) oder „Tag und Nacht“ erfolgt, und der Wiedersehenswunsch (2 Tim 1,4). Es spricht zudem einiges dafür, dass Paulus hier an die sog. „Proskynema-Formel“ anknüpft, die in zahlreichen außerneutestamentlichen Briefen belegt ist. Hierbei handelt es sich darum, dass die Briefschreiber ihren Adressaten versichern, sie würden in ihren Gebeten „unablässig“ für sie bitten24. Diese Formel steht dort, wo sie vorkommt, immer in derselben Position wie hier das Proömium, nämlich zwischen Präskript und Briefcorpus. Wenn diese Herleitung tragfähig ist, hätten Paulus und der Verfasser des 2. Timotheusbriefes die Fürbitte durch den Dank ersetzt und sich damit die Möglichkeit geschaffen, ihre Adressaten zu loben. Unter den Pastoralbriefen gibt es diese Elemente nur im 2. Timotheusbrief, und das macht die Besonderheit von dessen Gattung und Intention aus. c) Bei den Danksagungen in den Proömien der paulinischen Briefe handelt es sich in allen Fällen – und das heißt auch in unserem Text – nicht eigentlich um eine an Gott gerichtete Danksagung, sondern um den Bericht von einer Danksagung. Das unterscheidet die Danksagungen der paulinischen Briefe charakteristisch von dem in zahlreichen außerneutestamentlichen Briefen der hellenistisch-römischen Zeit ausgesprochenen Dank an die Götter25. Während dieser Dank immer in direkter 23. Die Belege habe ich an anderer Stelle zusammengestellt: WOLTER, DiePastoralbriefe (n. 12), pp. 206ff; siehe auch H. KOSKENNIEMI, StudienzurIdeeundPhraseologiedesgriechischen Briefes bis 400 n. Chr. (AASF.B, 102/2), Helsinki, Suomalaisen Kirjallisuuden Kirjapaino, 1956; WEISER, FreundschaftsbriefundTestament (n. 13), pp. 164ff. 24. Belege wiederum bei WOLTER, Die Pastoralbriefe (n. 12), pp. 207f; vgl. ansonsten A. DEISSMANN, LichtvomOsten, Tübingen, Mohr Siebeck, 41923, p. 154 Anm. 3; O. ROLLER, DasFormularderpaulinischenBriefe(BWANT, 58), Stuttgart, Kohlhammer, 1933, pp. 63f; KOSKENNIEMI, Studien (n. 23), pp. 139ff. 25. Vgl. hierzu P. ARZT, The ‚EpistolaryIntroductoryThanksgiving’inthePapyriandin Paul, in NovT 36 (1994) 29-46.

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Anrede die Götter anspricht, wendet ‚Paulus‘ sich hier nicht betend an Gott, sondern er berichtet ‚Timotheus‘ davon, dass er Gott dankt. Der Inhalt und Grund des Dankens wird in V. 5 genannt: die Erinnerung an des ‚Timotheus‘ „ungeheuchelten Glauben“. Rhetorisch handelt es sich bei diesem Dank-an-Gott-Bericht damit um ein Lob, und das Proömium fungiert damit hier wie auch in den anderen Briefen als eine Art von Captatiobenevolentiae26. Seine Intention besteht in diesem Sinne darin, affektives Einvernehmen zwischen dem Briefschreiber und seinem Adressaten herzustellen. Mit diesem Lob verbindet sich natürlich immer auch eine ganz bestimmte Pragmatik. Sie besteht darin, die Adressaten enthymematisch dazu zu bewegen, sich so zu verhalten, dass dieses gute Einvernehmen auch in Zukunft erhalten bleibt. Weil es sich so verhält, kann Paulus in V. 6 auch seine Mahnrede mit δι’ ἣν αἰτίαν (ἀναμιμνῄσκω), d.h. mit Hilfe eines anaphorischen Rückgriffs auf das Proömium einleiten. Diese Pragmatik tritt im Fall unseres Briefes besonders deutlich zutage, denn mit dem das Proömium abschließenden Ausdruck der Zuversicht, dass der „ungeheuchelte Glaube“ nicht nur in des ‚Timotheus‘ Mutter und Großmutter Wohnung genommen hat, sondern auch in ihm (πέπεισμαι δὲ καὶ ἐν σοί; V. 5), wird der Inhalt des Dankberichts zugunsten des übergeordneten pragmatischen Interesses sogar ein Stück weit zurückgenommen: ‚Timotheus‘ muss erst noch unter Beweis stellen, ob ‚Paulus‘ wirklich Grund hat, Gott für seinen Glauben zu danken. 3. Mit 2 Tim 1,6-14 beginnt das Corpus des 2. Timotheusbriefes. Die vorangestellte Begründung δι’ ἣν αἰτίαν bezieht sich wahrscheinlich auf V. 5 zurück: Weil ‚Paulus‘ davon ausgeht, dass ‚Timotheus‘ mit „ungeheucheltem Glauben“ erfüllt ist, trägt er ihm das Folgende auf27. Syntaktisch bereitet dieser Abschnitt keine Probleme. Auch in semantischer Hinsicht lässt sich der Text ohne große Mühe strukturieren. a) Wichtig ist zunächst, dass wir V. 6-12 als eine in sich geschlossene Einheit erkennen. Diese Verse gewinnen ihre Kohärenz vor allem durch eine ringförmige Struktur: Wir haben nicht nur im ersten und im letzten Satz ein Verb, dessen Subjekt ‚Paulus‘ ist (ἀναμιμνῄσκω und πέπεισμαι), 26. Mit einer als Danksagung formulierten Captatio benevolentiae lässt auch Lukas in Apg 24,3 Tertullus, den Anwalt des Synedriums, seine Anklagerede gegen Paulus vor dem Statthalter Felix beginnen. 27. Dafür spricht auch die Paronomasie ὑπόμνησις/ἀναμιμνῄσκω (V. 5a/V. 6a).

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sondern es werden auch zum Schluss die beiden an ‚Timotheus‘ adressierten Imperative aus V. 8 (μὴ ... ἐπαισχυνθῇς und συγκακοπάθησον) in Aussagen über ‚Paulus‘ wieder aufgenommen (V. 12: ταῦτα πάσχω und οὐκ ἐπαισχύνομαι). ‚Paulus‘ wird damit zum Vorbild für das, was von Timotheus verlangt wird. α) Damit tritt aber auch die Binnengliederung dieses Abschnittes deutlich zutage. Er besteht aus drei Teilen: V. 6-8 weisen Timotheus in die Aufgabe ein, die er übernehmen soll. Die drei Verben, mit denen das zum Ausdruck gebracht wird, was Timotheus tun soll, nämlich ἀναζωπυρεῖν τὸ χάρισμα τοῦ θεοῦ (V. 6b), μὴ οὖν ἐπαισχυνθῇς τὸ μαρτύριον τοῦ κυρίου ἡμῶν (V. 8a) und συγκακοπάθησον τῷ εὐαγγελίῳ (V. 8b) sind keine paränetischen Imperative, die auf ein konkretes Verhalten abzielen. Es handelt sich vielmehr um sog. protreptische Weisungen oder um Weisungen mit „Schwellenfunktion“28 die auf die grundsätzliche Existenzorientierung derPerson abzielen. Man könnte sie auch ‚existentielle Weisungen‘ nennen. Erst in V. 13-14 folgen dann paränetische Weisungen, die zu einem bestimmten Handeln auffordern. Wenn wir uns die Weisungen in V. 6-8 näher anschauen, stellen wir fest, dass der Bezug zu Paulus nicht nur über die ringförmige Struktur des gesamten Abschnitts hergestellt wird, sondern dass er auch schon in jeder einzelnen Weisung präsent ist: In V. 6 geht es darum, dass Timotheus das Charisma Gottes wieder zum Leben erweckt, das sich in ihm befindet durch die Handauflegung desPaulus29. Nach V. 8a soll Timotheus sich nicht nur des Zeugnisses vom Herrn nicht schämen, sondern er soll sich auch des Paulus nicht schämen, der um des Herrn willen gefangen ist30. Und dementsprechend bezieht sich die Vorsilbe συν- im Kompositum συγκακοπάθησον (V. 8b) nicht auf den Dativ τῷ εὐαγγελίῳ, sondern auf Paulus: ‚Leide mit mir mit!‘. τῷ εὐαγγελέῳ ist hier ein Dat.commodi. β) Dem entspricht am Ende dieses Abschnitts V. 11-12. Hier spricht ‚Paulus‘ nur mehr ausschließlich über sich selbst. Aufschlussreich sind in diesen beiden Versen die zeitlichen Perspektiven, die in V. 12 bei 28. K. BERGER, Formgeschichte des Neuen Testaments, Heidelberg, Quelle und Meyer, 1984, p. 217. 29. Die Position dieses Rückblicks nach der in V. 6a-b ausgesprochenen Aufforderung, „das Charisma Gottes wiederanzufachen“, macht es wahrscheinlich, dass ‚Paulus‘ hier auf so etwas wie die Ordination des ‚Timotheus‘ anspielt. 30. Der Ausdruck δέσμιος αὐτοῦ; siehe auch Eph 3,1; Phlm 1.9 sowie Eph 4,1 (δέσμιος ἐν κυρίῳ); Phlm 13 (δεσμοὶ τοῦ εὐαγγελίου) ist nicht im Sinne eines Gen. subjectivus aufzulösen, sondern muss als Gen. qualitatis verstanden werden.

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der Beschreibung der ‚paulinischen‘ Tätigkeit in den Blick genommen werden: Über die beiden präsentischen Verben πάσχω und οὐκ ἐπαισχύνομαι (V. 12a.b) haben wir bereits gesprochen. Sie nehmen die beiden Weisungen aus V. 8 wieder auf und beschreiben die Situation der Gegenwart. Deutlich erkennbar wird dabei auch die Relation zwischen ‚Paulus‘ und ‚Timotheus‘: ‚Paulus‘ gibt die Existenzweise vor: Er „leidet“, und ‚Timotheus‘ wird durch sein „Mitleiden“ in eine existentielle Gemeinschaft mit ihm gestellt. Darüber hinaus wird in diesen beiden Versen auch deutlich gemacht, warum das von ‚Timotheus‘ verlangte Mit-Leiden mit ‚Paulus‘ zugleich ein Leiden „für das Evangelium“ (V. 8d) ist: weil Paulus „zu ihm (εἰς ὅ)“ „als Verkündiger und Apostel und Lehrer“ eingesetzt wurde31 und er auf Grund der Ausübung eben dieses Auftrags leidet. Die Selbstvergewisserung in V. 12c (οἶδα γὰρ ᾧ πεπίστευκα) beschreibt zwar ebenfalls einen Zustand der Gegenwart, doch lenkt sie im Relativsatz den Blick zurück in die Vergangenheit, und zwar in doppelter Weise: Zum einen weist sie gewissermaßen biographisch zurück auf die ‚paulinische‘ Hinwendung zum Glauben (πεπίστευκα), die in einer Zeit stattgefunden hat, die schon weiter zurückliegt. Zum anderen weist sie über das Relativpronomen aber noch weiter zurück, nämlich auf Gott und dessen in V. 9-10 beschriebenes Heilshandeln, das auf einem Ratschluss basiert, der „vor ewigen Zeiten“ gefasst wurde32. Dieser protologischen Ausweitung der Perspektive entspricht dann in V. 12d der eschatologische Ausgriff „bis zu jenem Tag“, d.h. bis zum Tag der Parusie und des Gerichts33. Der Auftrag, den Timotheus in diesem Brief erhält und den ‚Paulus‘ dann gleich darauf in V. 13-14 erstmals konkret benennt, wird auf diese Weise als Bestandteil des universalen heilsgeschichtlichen Handelns Gottes dargestellt. Aus diesem Grunde spricht auch sehr viel dafür, dass ‚Paulus‘ mit seinem Vertrauen auf Gottes „Mächtig (δυνατός)“Sein in V. 12d auf V. 8b zurückverweist, wo er ‚Timotheus‘ aufgefordert hatte, „mitzuleiden für das Evangelium gemäß der Macht Gottes 31. Die Formulierung (τὸ εὐαγγέλιον) εἰς ὃ ἐτέθην ἐγὼ κῆρυξ καὶ ἀπόστολος καὶ διδάσκαλος (2 Tim 1,11) klingt an (τὸ μαρτύριον) εἰς ὃ ἐτέθην ἐγὼ κῆρυξ καὶ ἀπόστολος, ..., διδάσκαλος ἐθνῶν ἐν πίστει καὶ ἀληθείᾳ aus 1 Tim 2,6-7 an. Der Begriff εὐαγγέλιον ist hier metonymisch gebraucht und bezeichnet die Evangeliumsverkündigung, wie es z.B. auch in 2 Kor 2,12; Gal 2,7; Phil 4,15 und 1 Thess 1,5 der Fall ist. Analoges gilt natürlich auch für μαρτύριον in 1 Tim 2,6f. 32. Siehe dazu gleich im Folgenden. 33. Als ἡμέρα ἐκείνη wird dieser Tag im Neuen Testament auch sonst oft bezeichnet; vgl. Mk 13,32 par. Mt 24,36; Mk 14,25 par. Mt 26,29; Lk 6,23; 10,12; 17,31; 21,34; 2 Thess 1,10; 2 Tim 1,18; 4,8.

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(κατὰ δύναμιν θεοῦ)“34. – Damit sind wir aber schon längst beim Mittelteil: γ) V. 9-10 sind durch das Stichwort „Evangelium“ mit den beiden Rahmenabschnitten verknüpft. ‚Paulus‘ setzt es mit Hilfe der rhetorischen Figur der ἐπίφορα35 an den Schluss des ersten Abschnitts (V. 8b) und wiederholt es am Schluss des zweiten Abschnitts (V. 10c). Darüber hinaus knüpft er an dieses Stichwort in V. 11a auch mit dem relativischen Anschluss εἰς ὅ an. Dieser Abschnitt ist auch daran als Einschub zu erkennen, dass in ihm nicht mehr ‚Paulus‘ und ‚Timotheus‘ als Individuen vorkommen, sondern beide unter einem „Wir“, das auch alle anderen Christen einschließt, zusammengenommen werden (V. 9a.c.e.10a). Stilistisch ist dieser Teiltext vom ersten bis zum letzten Wort ausgesprochen kunstvoll und überlegt gestaltet. Die beiden Verse bestehen aus vier Paaren von Kola, die nicht nur parallel gestaltet sind, sondern in ihrer Sequenz auch kaskadierend aufeinander folgen: Beim ersten Paar (V. 9a-b) handelt es sich um zwei Participia coniuncta, die syntaktisch von θεοῦ, dem letzten Wort von V. 8b, abhängig sind. Unter Rückgriff auf sprachliche Traditionen der paulinischen Soteriologie36 wird hier das Heilshandeln Gottes beschrieben. Beide Verben bezeichnen natürlich nicht ein Nacheinander, sondern sie sind semantisch isotop: „Retten“ und „Rufen“ sind eins. Das zweite Paar (V. 9c-d) ist eine modale Partizipialphrase, die von den beiden Verben des ersten Paares abhängig ist, und mit Hilfe der rhetorischen Figur der correctio („non x, sed y“)37 den Modus des rettenden und rufenden Handelns Gottes beschreibt. In der Antithese von „nicht unsere Werke, sondern (Gottes) eigene ... Gnade“ steckt ein 34. Vgl. in diesem Sinne auch WEISER,2Tim (n. 20), p. 111: „... bereit zu sein, für das Evangelium zu leiden, da Gott dieKraft dazu gibt“ (Hervorhebungen im Original); ähnlich auch OBERLINNER, Pastoralbriefe (n. 5), p. 36: „ ... auf die Macht Gottes einerseits angewiesen, andererseits aber auch von ihr getragen“. 35. Vgl. dazu H. LAUSBERG, Handbuch der literarischen Rhetorik, München, Hueber, 2 1973, § 631: „Die absatzmäßige Wiederholung des Schlusses eines Kolon oder eines Komma ... heißt Epipher(/...x/...x)“. 36. Vgl. Röm 8,24; 1 Kor 1,21; 1 Thess 2,16 für σῴζειν Aor. mit Gott als zumindest logischem Subjekt; Röm 8,30; 9,24; 1 Kor 1,9; 7,18.20-22.24; Gal 1,6; 5,13; 1 Thess 4,7; Eph 4,1.4; Kol 3,15; 2 Thess 2,14 (dasselbe für καλεῖν). Vom „Ruf (κλῆσις)“ Gottes spricht Paulus in 1 Kor 1,26; 7,20; Eph 1,18; 4,1.4; Phil 3,14; 2 Thess 1,11. – In 2 Tim 1,9 wird er „heilig“ genannt, weil er der Ruf des „heiligen“ Gottes ist. Es geht also nicht um eine „Berufung zur Heiligkeit“; so K. LÄGER, Die Christologie der Pastoralbriefe (Hamburger Theologische Studien, 12), Münster, Lit, 1996, p. 69. 37 Vgl. LAUSBERG, Handbuch (n. 35), § 785 (1).

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Segment aus dem semantischen Feld der paulinischen Rechtfertigungslehre. Darauf werden wir noch ausführlicher zu sprechen kommen38. Das dritte Paar (V. 9e-10a) besteht wiederum aus zwei Participiaconiuncta, mit denen der Autor noch eine weitere Textebene hinuntersteigt. Sein Bezugswort steckt im zweiten Paar39. Obwohl δοθεῖσαν und φανερωθεῖσαν im Singular stehen, sind sie von πρόθεσιν und χάριν gemeinsam abhängig. Es handelt sich um eine Constructio ad sensum, und ‚Paulus‘ will auf diese Weise zum Ausdruck bringen, dass er πρόθεσις und χάρις als zusammengehörig versteht. Bei den Passivformen der beiden Partizipien handelt es sich um Passivadivina; es geht also auch hier um das Handeln Gottes. Und dass die beiden Aussagen dieses Paares aufeinander bezogen sind, ist ebenfalls unschwer zu erkennen: Es stehen sich gegenüber πρὸ χρόνων αἰώνων (V. 9e) und νῦν (V. 10a). Zum Ausdruck gebracht wird damit, dass die gegenwärtige Realität des Heils sich der vorzeitlichen Festlegung durch Gott verdankt. Obwohl der Ausdruck πρὸ χρόνων αἰωνίων in der gesamten antiken Gräzität nur hier und in Tit 1,2 belegt ist40, gibt es zu dieser theologischen Figur einige Parallelen in anderen Texten. Die gesamte Aussage hat ihre engste Entsprechung in 1 Petr 1,20 („Er [sc. Christus] wurde im Voraus erkannt vor Grundlegung der Welt [πρὸ καταβολῆς κόσμου], in Erscheinung getreten [φανερωθέντος] ist er aber am Ende der Zeit um euretwillen“) sowie in Eph 1,4 („ ... wie er uns ἐν αὐτῷ [sc. in Christus] auserwählt hat vor Grundlegung der Welt [πρὸ καταβολῆς κόσμου], dass wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe“)41. Theologisch dient diese Verankerung der gegenwärtigen Heilserfahrung der Vergewisserung: Sie will zum Ausdruck bringen, dass das Heilshandeln Gottes 38. S.u. S. 14f. 39. Der Rede von der „Gnade (χάρις), die uns gegeben wurde (δοθείς)“, entspricht bei Paulus 1 Kor 1,4 („Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade, die euch gegeben wurde [ἐπὶ τῇ χάριτι τοῦ θεοῦ τῇ δοθείσῃ ὑμῖν] in Christus Jesus“; siehe auch Röm 12,6) und nicht den häufigen paulinischen Aussagen über seine sog. ‚Amtsgnade‘ (Röm 12,3 [λέγω γὰρ διὰ τῆς χάριτος τῆς δοθείσης μοι]; 15,15; 1 Kor 3,10; Gal 2,9; Eph 3,2.7; siehe auch Röm 1,5). 40. Das ist das Ergebnis einer TLG-Recherche. 41. Diese Verankerung des göttlichen Heils- und Erwählungshandeln im vorzeitlichen Ratschluss Gottes ist schon in frühjüdischen Texten belegt; vgl. JosAs. 8,9 (mit Bezug auf das Gottesvolk: „das du auserwählt hast, bevor alle Dinge geworden sind“); AssMos. 1,14 („darum hat er mich [sc. Mose] ausersehen und gefunden, der ich πρὸ καταβολῆς κόσμου bereitet wurde, der Mittler jenes Bundes zu werden“); Ignatius v. Antiochien, Magn. 6,1 („Jesus Christus, der πρὸ αἰώνων beim Vater war und am Ende erschienen ist [ἐν τέλει ἐφάνη]“); Hermas, Sim. IX,12,2-3 („Der Sohn Gottes ist älter als seine ganze Schöpfung ... in den letzten Tagen der Vollendung ist er offenbar geworden [φανερὸς ἐγένετο]“); Mt 25,34; Apk 13,8; 17,8.

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durch Jesus Christus42 nicht ein geschichtliches Handeln neben anderen ist, sondern in Gottes Gott-Sein verankert ist. Auch wenn es in 2 Tim 1,9e-10a nicht um die christologische Feststellung einer personalen Präexistenz Christi geht, sind Joh 1,1 und Kol 1,15-17 nicht weit entfernt. Vom sog. „Revelationsschema“, wie es in Kol 1,26; Eph 3,5.10; Röm 16,25 belegt ist43, unterscheiden sich diese Texte dadurch, dass in ihnen der Begriff des Geheimnisses und die Hervorhebung von dessen bisheriger Verborgenheit fehlen. Darüber hinaus nehmen sie auch keinen zurückliegenden Zeitraum in den Blick, sondern blicken ausschließlich auf den Zeitpunkt in Gottes vorgeschichtlicher Urzeit zurück. Von dort aus schlagen sie einen Bogen in die Gegenwart. Die zwischen diesen Punkten liegende und vom „Revelationsschema“ unter das Signum der Verborgenheit gestellte Zeit bleibt hier unbeachtet44. Bei 2 Tim 1,9-10 und den anderen Texten handelt es sich darum nicht um eine Weiterentwicklung und sekundäre „Christologisierung ... des sog. Revelationsschemas“45. Wir haben in ihnen vielmehr eine vom Revelationsschema (und auch von 1 Kor 2,6-10) unabhängige Ausformulierung eines Vorstellungszusammenhangs zu sehen, die traditionsgeschichtlich nicht hinter, sondern neben den zu ihm gehörenden Texten steht.

Das vierte Paar (V. 10b-c) ist wiederum ein Paar von Participiaconiuncta. Sie sind abhängig von „Christus Jesus“ (Paar 3), gleichzeitig aber auch in sprachlicher Hinsicht (Partizip aktiv, Aorist, Genitiv) den Eigenschaften des ersten Paares (V. 9a-b) angeglichen. Beide Aussagen formen eine komplementäre Antithese, die nicht zwei verschiedene Handlungen beschreibt, sondern genauso wie beim ersten Paar ein und dieselbe: Dadurch, dass Jesus „Leben und Unvergänglichkeit“ ans Licht 42. Die Präposition ἐν hat hier wie auch in den vergleichbaren paulinischen Texten instrumentale Bedeutung: Röm 3,24 („die Erlösung durch Christus Jesus“); 16,13 („Rufus, der durch Christus Erwählte“); 1 Kor 1,2 („geheiligt durch Christus Jesus“); und 1 Kor 7,22 („der durch Christus Berufene“); Gal 2,17 („gerechtfertigt werden durch Christus“) und viele andere mehr. Handelndes Subjekt ist in allen Fällen Gott: Er ist es, der ‚erlöst‘, der ‚rechtfertigt‘, der ‚erwählt‘ und der ‚beruft‘, der ‚gibt‘. 43. Zu ihm vgl. N.A. DAHL, FormgeschichtlicheBeobachtungenzurChristusverkündigung in der Gemeindepredigt, in W. ELTESTER (ed.), Neutestamentliche Studien für R.Bultmann (BZNW, 21), Berlin, Töpelmann, 21957, 3-9, pp. 4-5; M. WOLTER, VerborgeneWeisheitund HeilfürdieHeiden.ZurTraditionsgeschichteundIntentiondes‚Revelationsschemas’, in ZTK 84 (1987) 297-319. 44. Siehe auch Th. SÖDING, DasErscheinendesRetters.ZurChristologiederPastoralbriefe, in K. SCHOLTISSEK (ed.), ChristologieinderPaulus-Schule.ZurRezeptiondespaulinischenEvangeliums (SBS, 181), Stuttgart, Katholisches Bibelwerk, 1999, 149-192, p. 160: „kein Gegensatz (soll) aufgebaut, sondern ein Zusammenhang sichtbar gemacht werden“. 45. N. BROX, Der erste Petrusbrief (EKK, XXI), Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger - Neukirchener, 1979, p. 83.

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gebracht hat, hat er den Tod vernichtet. Auf diesen Gesichtspunkt möchte ich gleich noch ebenso etwas ausführlicher eingehen wie auf die Frage, wie sich das διά (τῆς ἐπιφανείας τοῦ σωτῆρος ἡμῶν Χριστοῦ Ἰησοῦ) von V. 10a zu dem διά (τοῦ εὐαγγελίου) von V. 10c verhält46. b) Über V. 13-14 haben wir schon zweimal kurz gesprochen. Hier geht es nun nicht mehr nur um die Person des Timotheus, sondern um das, was er tun soll. Den Unterschied kann man auch daran erkennen, dass ‚Paulus‘ den Blick seines Adressaten zwar auch hier in die Vergangenheit zurücklenkt, doch auf einen ganz anderen Vorgang: In V. 6c wurde ‚Timotheus‘ an seine ‚Ordination‘ erinnert, also an einen seine Person allgemein qualifizierenden Vorgang. Demgegenüber sind es nun in V. 13b die „gesunden Worte“, die ‚Timotheus‘ von Paulus vernommen hat, für deren unversehrte Bewahrung er Sorge tragen soll. Hier bezieht sich die Weisung also nicht mehr auf ein Sein, sondern auf ein Haben und ein Handeln. 4. Beim letzten Teiltext, 2 Tim 1,15-18, ist vor allem die Rahmung durch die Appelle an das Wissen von ‚Timotheus‘ bemerkenswert: Das erste Wort lautet οἶδας und das letzte γινώσκεις. ‚Paulus‘ erinnert ‚Timotheus‘ an Fälle von Untreue und Treue gegenüber der Person des Paulus. Diese „persönlichen Notizen“ haben sicher nicht lediglich die Funktion, die Autorfiktion mit Glaubwürdigkeit auszustatten47. Die hier genannten Personen fungieren vielmehr als personale Exempla, wie sie für paränetische Texte spezifisch sind48. Sie illustrieren, wie ‚Timotheus‘ sich nicht verhalten soll (V. 15) und welches Verhalten von ihm stattdessen erwartet wird (V. 16-18). Diese Gegenüberstellung bildet eine Art paränetischer Synkrisis, die immer wieder und immer wieder gerade auch in dieser Antithetik am Ende von paränetischen Texten vorkommt49. Aufschlussreich ist, dass ‚Paulus‘ dem positiven Exemplum hier die Schlussposition zuweist (das ist sonst anders) und es auch viel breiter 46. S.u. S. 14. 47. Das ist die These von N. BROX, Zu den persönlichen Notizen der Pastoralbriefe, in BROX (ed.),Pseudepigraphieinderheidnischenundjüdisch-christlichenAntike (WdF, 484), Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977, 272-294. 48. Vgl. dazu L.R. DONELSON, Pseudepigraphy and Ethical Argument in the Pastoral Epistles (HUT, 22), Tübingen, Mohr Siebeck, 1986, pp. 94ff (bes. 107); B. FIORE, TheFunctionofPersonalExampleintheSocraticandPastoralEpistles (AnBib, 105), Rom, Biblical Institute Press, 1986, passim; L.T. JOHNSON, TheFirstandSecondLetterstoTimothy (AncB, 35A), New York u.a., Doubleday, 2001, p. 363. 49. Vgl. z.B. Lk 6,46-49 par. Mt 7,24-27. – Weitere Beispiele bei M. WOLTER, DasLukasevangelium (HNT, 5), Tübingen, Mohr Siebeck, 2008, pp. 264-265.

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ausführt als das negative. Dieser Sachverhalt könnte seinen Grund darin haben, dass ‚Paulus‘ in V. 17 an Onesiphoros so etwas Ähnliches lobt, was er in 2 Tim 4,9.21 von ‚Timotheus‘ erwartet: dass er nach seiner Ankunft in Rom ihn unverzüglich aufgesucht hat50. IV. DIE REZEPTION PAULINISCHER THEOLOGIE IN 2 TIM 1,9-10 Die Verse 9-10 sind nicht nur stilistisch interessant, sondern auch theologisch. Dieses Urteil basiert darauf, dass in diesen acht Zeilen Nähe und Distanz der Theologie der Pastoralbriefe zur paulinischen Theologie relativ deutlich erkennbar werden. 1. Beginnen möchte ich an der Stelle, wo die Distanz zur paulinischen Theologie scheinbar am größten ist, in V. 10b. Hier ist davon die Rede, das „unser Retter Christus Jesus“ (V. 10a) „den Tod vernichtet hat“ (καταργήσας μὲν τὸν θάνατον). Der Eindruck einer theologischen Distanz zu Paulus drängt sich vor allem darum auf, weil in 1 Kor 15,26 die Vernichtung des Todes (hier wie dort haben wir dasselbe Verb: καταργεῖσθαι) erst als letzter Sieg im Kampf des Sohnes gegen „alle Herrschaften, Mächte und Gewalten“ (V. 24) erwartet wird. Der Tod wird als „letzter Feind (ἔσχατος ἐχθρός)“ vernichtet. Bei Paulus wird er erst dann errungen, wenn die Toten auferstehen, d.h. bei der Parusie (V. 23). Demgegenüber geht 2 Tim 1,10b davon aus, dass dieser Sieg nicht mehr zum Noch-nicht des eschatischen Heils gehört, sondern ‚schon jetzt‘ errungen ist (καταργήσας, also Aorist). Wenn wir freilich näher hinschauen, ist die Distanz zu Paulus so groß nicht, zumal der Autor sich an anderer Stelle ausdrücklich von denen abgrenzt, die behaupten, dass die Auferstehung „schon geschehen“ sei (2 Tim 2,18). Wir müssen dann auch bei Paulus nicht lange suchen, um vergleichbare Aussagen zu finden. Exemplarisch herausgreifen möchte ich Röm 8,29-30, wonach – ich kürze ab – diejenigen, die zu Christus gehören, in der Gegenwart nicht nur „gerufen“ und „gerechtfertigt“ sind, sondern auch schon „verherrlicht“. Zuvor (z.B. Röm 5,2; 8,18) hatte Paulus die eschatische Verherrlichung als ein noch ausstehendes Heilsgut dargestellt, auf das die Christen lediglich hoffen können. Da wir zudem davon ausgehen können, dass dem Autor der Pastoralbriefe die 50. Diese Weisung gehört zweifellos zu denen, die ausschließlich als Bestandteil der historischen Fiktion plausibel sind. Auf ‚Amtsträger‘ in nachpaulinischer Zeit sind sie aus naheliegenden Gründen nicht transparent.

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nach wie vor bestehende Macht des Todes durchaus präsent gewesen sein wird (auch auf Paulus selbst hat er seine Hand gelegt), haben wir in 2 Tim 1,10b eine Ausformulierung der Dialektik von ‚Schon jetzt‘ und ‚Noch nicht‘ des eschatischen Heils, die dem, was wir von Paulus kennen, in nichts nachsteht. Vor allen Dingen wird hier aber ein Wirklichkeitsverständnis erkennbar, das dem paulinischen in jeder Hinsicht entspricht: Die Vernichtung des Todes nach 2 Tim 1,10b ist wie die Verherrlichung der Christen nach Röm 8,30 eine bereits in der Gegenwart vorhandene und existierende eschatische Realität, doch handelt es sich dabei um eine Realität, die als solche in der Welt der Menschen ebenso unanschaulich ist wie der Christus-Glaube oder die den Glaubenden zugesprochene Gerechtigkeit oder das Getauft-Sein oder die Hoffnung. Was dementsprechend noch aussteht, ist bei beiden Autoren die Transformation dieser Wirklichkeit in ein auch von den Menschen wahrnehmbares Geschehen, und das erwartet der Autor unseres Briefes, wie aus 2,18 indirekt hervorgeht, nach wie vor von der Zukunft. Zusätzlich erläutern kann man die Paulinizität dieser Vorstellung aber auch noch dadurch, dass wir die zweite Zeile dieses Paares in unsere Überlegungen einbeziehen. Wir hatten gesehen, dass in beiden Zeilen ein und dasselbe Geschehen beschrieben wird. Diese Isotopie macht es möglich, dass wir beide Zeilen ineinanderlesen können. Demnach hat „Christus Jesus“ (V. 10a) den Tod dadurch vernichtet (V. 10b), dass er „Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat“ – und zwar durch das Evangelium! Jesus Christus handelt zum Heil der Glaubenden durch das Evangelium – dass dieses Verständnis von Evangelium nicht weit von dem entfernt ist, was wir aus Röm 1,16 kennen (das Evangelium „ist eine Macht zum Heil für jeden, der glaubt“), bedarf keines ausführlichen Nachweises. Die besondere Nähe gerade dieses Textes zu dem, was der Autor der Pastoralbriefe hier schreibt, ist auf Grund anderer Querverbindungen zwischen den beiden Texten schon oft notiert worden51 und bestätigt die vorgetragene Interpretation. 2. Von hier aus fällt nun aber auch noch neues Licht auf den Begriff ἐπιφάνεια in V. 10a. Diesen Begriff gibt es im Neuen Testament außer 51. Vgl. z.B. WEISER, 2 Tim (n. 20), p. 104 mit dem Hinweis auf die Bezeichnung des Evangeliums als einer δύναμις θεοῦ in Röm 1,16 (siehe auch 2 Tim 1,8b) und darauf, dass auch „von seiner ‚rettenden Kraft‘ ... die Rede ist und dass sowohl der Offenbarungsgedanke als auch das Gerettetwerden aus Glauben thematisiert werden“. Darüber hinaus kann man auch noch die Entsprechung von μὴ οὖν ἐπαισχυνθῇς / οὐκ ἐπαισχύνομαι (2 Tim 1,8a.12b) und οὐ γὰρ ἐπαισχύνομαι τὸ εὐαγγέλιον (Röm 1,16) anführen.

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in 2 Thess 2,8 nur noch in den Pastoralbriefen (1 Tim 6,14; 2 Tim 1,10; 4,1.8; Tit 2,13). Hinzunehmen muss man auch noch die beiden verbalen Belege in Tit 2,11 und 3,4. An vier Stellen bezeichnet er die Parusie (2 Thess 2,8; 1 Tim 6,14; 2 Tim 4,1; Tit 2,13). Für das Verständnis dieser – vor allem aber auch der anderen beiden Stellen52 – ist es hilfreich, wenn wir uns noch einmal einen Aspekt des Ertrags vergegenwärtigen, den die Analyse dieses Begriffs durch Dieter Lührmann53 erbracht hat: Demnach wird mit diesen Begriffen nicht einfach nur das Erscheinen Gottes im Sinne seines Heraustretens aus der Verborgenheit bezeichnet, sondern er schließt immer auch das helfende und rettende Eingreifen Gottes zugunsten der zu ihm gehörenden Menschen ein54. Wenn in 2 Tim 1,10a von der „ἐπιφάνεια unseres Retters“ die Rede ist, so handelt es sich dabei um eine redundante Redeweise. Darüber hinaus ist nun aber auch noch von Bedeutung, dass der ‚Paulus’ der Pastoralbriefe in V. 10a vom „Zutage-gebracht-werden“ von Gottes vorzeitlichem Heilsratschluss und seiner Gnade (V. 9d) „durch(διά) die Erscheinung unseres Retters Christus Jesus“ genauso spricht wie vom „ans Licht bringen“ des Lebens und der Unverweslichkeit „durch(διά) das Evangelium“ (V. 10c). „Christus Jesus“ (V. 10a) steht damit hier genauso, wie es auch bei Paulus häufig der Fall ist (Röm 3,24; 5,1; 1 Kor 1,2.4.5; 2 Kor 1,19.20; 5,19.21; Gal 2,17; 3,14; Phil 3,14; 4,19), als Chiffre oder Abbreviatur für die Gesamtheit des Christusgeschehens, wie es im paulinischen Evangelium gedeutet und verkündigt wird. Die parallele Verwendung der Präposition konstituiert eine soteriologische Isotopie. Sie besteht darin, dass der pastorale Paulus hier nicht von zwei verschiedenen Vorgängen spricht, sondern von einem einzigen: Die „ἐπιφάνεια unseres Retters Christus Jesus“ bezeichnet nicht lediglich den Vorgang der Inkarnation, sondern die Gesamtheit des Christusgeschehens, zu dem auch seine Vergegenwärtigung im paulinischen Evangelium gehört. Von hier aus fällt auch Licht auf 2 Tim 4,8: Bei der 52. Dass die Bedeutung von ἐπιφάνεια in 2 Tim 4,8 (bei der Parusie wird der Herr „den Kranz der Gerechtigkeit“ Paulus übergeben „und allen, die seine ἐπιφάνεια liebgewonnen haben“) nicht auf das Erscheinen Jesu bei der Parusie eingeschränkt werden darf, sondern „das gesamte Christusgeschehen“ bezeichnet, hat L. OBERLINNER, Die‚Epiphaneia’desHeilswillens Gottes in Christus Jesus. Zur Grundstruktur der Christologie der Pastoralbriefe, in ZNW 71 (1980) 192-213, pp. 201-202, gezeigt (Zitat S. 201). 53. D. LÜHRMANN, Epiphaneia.ZurBedeutungsgeschichteeinesgriechischenWortes, in G. JEREMIAS, TraditionundGlaube.FSKarlGeorgKuhn, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1971, 185-199. 54. In diesem Sinne ist in 3 Makk 2,19; 6,4.39 das ἐπιφαίνειν der Barmherzigkeit Gottes verstanden als Erfahrung der Rettung Israels durch Gottes Eingreifen.

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Formulierung „alle, die seine (sc. des Herrn) ἐπιφάνεια liebgewonnen haben“, handelt es sich um nichts anderes als um eine Umschreibung für diejenigen, die auf das Evangelium, d.h. auf die Deutung des Christusgeschehens als rettendes Eingreifen Gottes, mit Glauben reagiert haben. Als Idiosynkrasie der Pastoralbriefe sind eigentlich nur die Begriffe ἐπιφάνεια und ἐπιφαίνω identifizierbar; alles andere ist gut paulinisch. 3. Einen paulinischen Klang bringt der Autor des 2. Timotheusbriefes zweifellos auch in V. 9c-d zu Gehör: Die Gegenüberstellung von „Werken“ und „Gnade“ ist in dem semantischen Feld, das wir „die paulinische Rechtfertigungslehre“ nennen, so fest verankert, dass es schwer fällt, hier keine Anknüpfung an jenen theologischen Begründungszusammenhang zu sehen. Wir begegnen ihm auch in Tit 3,4-7, wo freilich der Begriff der „Gnade (χάρις)“ durch den des „Erbarmens (ἔλεος)“ ersetzt ist (V. 5). Dafür gibt es hier zusätzlich die Begriffe „Gerechtigkeit (δικαιοσύνη)“ und „Gerechtfertigte (δικαιωθέντες)“ (V. 7). Die Antithese von „Gnade“ und „Werke“, der wir in 2 Tim 1,9c-d begegnen, hat jedenfalls ihr unmittelbar benachbartes paulinisches Widerlager in Röm 4,4 und 11,6. – Und doch ist der Unterschied zwischen der paulinischen Rechtfertigungslehre und ihrer Rezeption in 2 Tim 1,9 (und Tit 3,4-7) nicht zu übersehen. Er besteht vor allem darin, dass die „Werke“, die als für die Zuweisung des Heils unerheblich beurteilt werden, bei Paulus immer „Werke des Gesetzes“ als „Werke der Tora“ sind und dass die Antithese von „Gnade“ und „Werke“ bei Paulus immer in die Antithese von „Gnade“ und „Gesetz“ eingebettet ist (Röm 3,24; 4,16; 5,15.17.2021; 6,14; Gal 2,21; 5,4). Demgegenüber ist in 2 Tim 1,9c auch von „unseren Werken“ die Rede55, und es fehlt auch die Korrelation dieser Antithese mit der Aufhebung des Unterschieds zwischen Juden und Heiden (Röm 1,16f; 3,22-24.29f). Seinen Grund hat dieser Unterschied darin, dass die paulinische Rechtfertigungslehre ihren Entdeckungszusammenhang im Kontext des christlich-jüdischen Trennungsprozesses gefunden hatte, der in der Zeit der Pastoralbriefe schon lange kein Thema mehr war. Wenn ihr Autor die paulinische Rechtfertigungslehre rezipieren wollte, konnte er das darum nur so tun, dass er die „Werke“ von der Tora ablöst und sie in ethisierender Weise verallgemeinert. Analoges hatte zuvor schon der Autor des Epheserbriefes getan (vgl. Eph 2,8-10), und später wird Martin Luther eben dieses Verständnis von „Werken“ im Zentrum seiner anthropologischen Relecture der paulinischen Rechtfertigungslehre 55. Vgl. auch Tit 3,5: „Werke ..., die wir getan haben“.

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ansiedeln. Man kann also sagen: Die Rezeption der paulinischen Rechtfertigungslehre in 2 Tim 1,9 ist weit davon entfernt, eine ‚Verfälschung‘ zu sein. Sie ist vielmehr als eine Fortschreibung in einen veränderten Kontext hinein zu interpretieren. Das Urteil von Helmut Köster, die Pastoralbriefe betrieben einen „Ausverkauf der paulinischen Theologie unter ungünstigen Bedingungen“56, entbehrt jedenfalls in Bezug auf 2 Tim 1,910 jeder Grundlage. Auf der anderen Seite kann diese Kontinuität, durch die die Theologie der Pastoralbriefe mit der paulinischen Theologie verbunden ist, die fundamentalen Unterschiede zwischen ihnen nicht verdecken: Während Paulus seine Briefe an Gemeinden schreibt, die wir religionstypologisch als „Bekehrungsreligion“ bezeichnen können, weil ihr nur solche Menschen angehörten, die ihre kulturelle Sozialisation in einem nichtchristlichen Kontext erfahren hatten, setzen die Pastoralbriefe ein Christentum voraus, das inzwischen zu einer „Traditionsreligion“ geworden ist57: Es gibt das Bewusstsein einer eigenen, christlichen Vergangenheit. Es gibt so etwas wie eine christliche Sprache und eine christliche Enzyklopädie. Der Ursprung der Wahrheit liegt nicht mehr in der eigenen Bekehrung, sondern in der Vergangenheit, und dementsprechend kann die eigene Gegenwart mit Hilfe des literarischen Mittels der Pseudepigraphie in das Licht der Vergangenheit gestellt und von ihr aus gedeutet werden. Das hermeneutische Anliegen der Pastoralbriefe – und das gilt in prominenter Weise gerade für 2 Tim 1 – besteht dementsprechend darin, beides dadurch zusammenzubringen, dass sie den paulinischen Charakter eines Christentums zu begründen suchen, das keine Bekehrungsreligion mehr war, sondern sich inzwischen in eine Traditionsreligion verwandelt hatte.

56. H. KÖSTER, Gnomai Diaphoroi. Ursprung und Wesen der Mannigfaltigkeit in der GeschichtedesfrühenChristentums, in KÖSTER – J.M. ROBINSON (eds.), Entwicklungslinien durchdieWeltdesfrühenChristentums, Tübingen, Mohr Siebeck, 1971, 107-146, p. 145. 57. Vgl. dazu ausführlicher M. WOLTER, DieEntwicklungdespaulinischenChristentums von einer Bekehrungsreligion zu einer Traditionsreligion, in Early Christianity 1 (2010) 15-40, bes. p. 38.

2 TIMOTHÉE 2,1-26, OU LE LIEU DE FRACTURE MICHEL GOURGUES, O.P. Selon l’angle où on le considère, le chapitre 2 de la deuxième lettre à Timothée se présente comme un ensemble à la fois unifié et diversifié. C’est ce que nous allons vérifier dans un premier temps, en prenant une vue d’ensemble du genre littéraire du chapitre, de son contenu, de ses diverses composantes et de leurs traits caractéristiques. Cette première étape amènera à clarifier le sens de la formule «lieu de fracture» utilisée dans l’intitulé ci-dessus pour rendre compte de ce qui apparaît comme une particularité de ce chapitre à l’intérieur de la lettre. Nous pourrons ensuite, dans un second temps et selon une approche plus analytique, nous arrêter à l’interprétation d’éléments particuliers à l’intérieur des grandes sections que nous aurons distinguées. I. OBSERVATIONS

SUR L’ENSEMBLE DU CHAPITRE

1. Untoutunifiédupointdevuedugenrelittéraire Du point de vue du genre littéraire, 2 Tm 2 se présente comme un ensemble unifié. On y trouve en effet d’un bout à l’autre une succession d’exhortations adressées par Paul à Timothée. On peut en effet dénombrer pas moins de onze impératifs à la deuxième personne du singulier qui se pressent de proche en proche tout au long du chapitre1. Ces exhortations à l’impératif constituent comme l’armature de base, à l’intérieur de laquelle viennent s’intercaler ici et là des sections à l’indicatif. C’est le cas par exemple en 2 Tm 2,3-6 où l’exhortation initiale à prendre sa part de souffrances (2,3) est ensuite suivie de trois images illustrant chacune à sa manière l’idée d’engagement onéreux (2,3-6). De même en 2,16-21, l’exhortation à se détourner des «discours creux et 1. Ἐνδυναμοῦ («sois fortifié»: 2,1); παράθου («confie»: 2,2); συγκακοπάθησον («souffre avec»: 2,3); νόει («comprends»: 2,7); μνημόνευε («souviens-toi»: 2,8); ὑπομίμνῃσκε («rappelle»: 2,14); σπούδασον («applique-toi»: 2,15); περιΐστασο («détourne-toi»: 2,16); ϕεῦγε («fuis»: 2,22a); δίωκε («recherche»: 2,22b); παραιτοῦ («évite»: 2,23). À quoi s’ajoute encore en 2,19b un impératif à la troisième personne du singulier (ἀποστήτω, «qu’il s’éloigne») dans un passage inspiré de l’A.T.

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profanes» (2,16a) est suivie d’une section à l’indicatif dénonçant d’abord des méfaits liés à ceux-ci (2,16b-18) puis encourageant à travers deux images à s’en préserver (2,19-21)2. Si l’on considère le contenu ou l’objet des exhortations, il y a lieu de distinguer trois ensembles. 1) Le premier (2,1-2), très bref en comparaison des deux suivants, se présente comme une seule phrase tout au début du chapitre. Les thèmes qu’il met de l’avant, ceux de la force à acquérir et de l’héritage à transmettre, constituent l’écho et le prolongement de thèmes développés au chapitre précédent, en 1,7-83 et en 1,13-144 respectivement. 2) Le second ensemble (2,3-13) s’ouvre par l’impératif συγκακοπάθησον («souffre avec») et il se présente aussi comme l’écho et le développement d’une exhortation déjà esquissée au passage au chapitre précédent: «Souffre avec (moi) (συγκακοπάθησον) pour l’Évangile» (1,8b). Cette thématique de la souffrance court d’un bout à l’autre de la péricope et c’est elle qui lui confère son unité. Le verbe πάσχω («souffrir») lui-même est absent mais on en trouve à deux reprises un équivalent sous forme composée: pour une part, le verbe συγκακοπαθέω, déjà mentionné,au v. 3: «Souffreavec en bon soldat du Christ Jésus»; puis au v. 9, le verbe κακοπαθέω: «… selon mon Évangile, pour lequel jesouffre jusqu’à porter des chaînes comme un malfaiteur». À quoi s’ajoute à l’enfilade tout un vocabulaire apparenté et un langage imagé connotant de même l’idée d’épreuve, d’effort et d’exigences onéreuses: «porter les armes» (2,4), «lutter» (2,5), «prendre de la peine» (2,6), «chaînes», «enchaîner» (2,9), «endurer» (2,10), «mourir avec» (2,11), «tenir bon» (2,12). 3) Le troisième ensemble (2,14-26), le plus élaboré, apparaît à première vue assez touffu et désarticulé. Ce qui incite à y voir une unité est le 2. Deux autres exemples encore se présentent, l’un en 2,8-13 et l’autre à la fin du chapitre, en 2,23-26. Dans le premier cas, l’exhortation à se souvenir du Christ ressuscité (2,8) est suivie de l’évocation de ce que celui-ci représente pour Paul lui-même (2,9-10) puis pour l’ensemble des croyants (2,11-13). Dans l’autre cas, l’exhortation à rechercher la paix (2,22) et l’impératif «évite les arguties… sachant qu’elles engendrent les querelles» (2,23) enchaînent avec une section à l’indicatif en lien avec cette idée: «le serviteur du Seigneur, lui, ne doit pas être querelleur …» (2,24-26). 3. Le verbe ἐνδυναμόω(litt. «sois fortifié») de la première partie de l’exhortation (v. 1) fait écho au thème de la δύναμις énoncé à deux reprises en 1,7-8. 4. En 2,2, la suite de l’exhortation fait intervenir pour une part le verbe παρατίθημι et prolonge ainsi celle de 1,14 où il était question de la παραθήκη («dépôt») de 1,14; en outre, «ce que tu as entendu de moi» y fait écho aux «saines paroles que tu as entendues de moi» mentionnées en 1,13.

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fait que tout le contenu de ce passage s’organise autour de trois mises en garde (2,14-15 / 2,16-21 / 2,23-26) à l’égard de pratiques qui se situent toutes dans l’ordre de la parole: les «querelles de mots» (λογομαχεῖν: 2,14), les «discours creux et profanes» (τὰς βεβήλους κενοϕωνίας: 2,16), les «arguties stupides et incompétentes» (τὰς ... μωρὰς καὶ ἀπαιδεύτους ζητήσεις: 2,23). À y regarder de près, on se rend compte que ces trois mises en garde font intervenir successivement les mêmes éléments5: • la pratique dénoncée 2,14a 2,16a 2,23a • ses méfaits ou effets néfastes 2,14b 2,16b-18 2,23b • ce qui, par contraste, est à rechercher 2,15 2,19-21 2,24-26 Tant l’énoncé de leurs méfaits que celui des pratiques inverses à rechercher viennent confirmer que les pratiques contre lesquelles Timothée est mis en garde se situent bien effectivement dans l’ordre de la parole et des conceptions véhiculées par celle-ci. Dommageables pour la foi (2,14b.23b) et attribuées expressément à des «opposants» (2,25), ces pratiques sont en effet caractérisées à trois reprises par opposition à la vérité: en évitant les querelles de mots, Timothée se montrera le serviteur de «la parole de la vérité» (2,15); ceux qui s’adonnent aux «discours creux» se sont «écartés de lavérité» (2,18); il faut espérer que les opposants en arriveront à se convertir et à «connaître lavérité» (2,25). C’est donc en définitive cette préoccupation à l’égard d’obstacles opposés à la vérité qui unifie l’ensemble de 2 Tm 2,14-26. 2. Deuxpartiesbiendistinctesparailleurs Si, du point de vue du genre littéraire, le genre exhortatif avec son armature caractéristique à l’impératif confère une unité et une homogénéité à l’ensemble du chapitre, celui-ci présente par ailleurs, de divers autres points de vue, des différences notables qui amènent à y discerner deux parties bien distinctes. C’est ici que se vérifie le phénomène de rupture mentionné au départ. De dimension à peu près égale, les deux sections, constituées respectivement de 2 Tm 2,1-13 et de 2 Tm 2,14-26, comportent en effet des différences dont les unes, perceptibles en surface, 5. Le v. 22, qui exhorte Timothée à se garder des réactions passionnées de la jeunesse, est le seul à ne pas cadrer dans ce schéma. Cette exhortation se prolonge cependant et s’achève dans la mention de la paix à rechercher (v. 22b). Cela n’est pas sans lien avec l’objet de la troisième mise en garde qui suit immédiatement (2,23) et qui dénonce les querelles qu’engendrent les «recherches stupides» et qu’un serviteur de Dieu doit éviter (2,24).

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se laissent déjà discerner à première lecture, alors que la détection des autres requiert un examen plus approfondi. 1) La différence la plus flagrante tient à la place qui est faite, d’une section à l’autre, au «je» de l’auteur de la lettre et au «tu» du destinataire. En 2 Tm 2,1-13, les références à l’un et l’autre reviennent au moins quinze fois, sept en relation avec le premier6 et huit avec le second7. En 2 Tm 2,14-26, en revanche, le «je» disparaît entièrement pour ne plus faire de place qu’au «tu» seul8. 2) Une autre différence, liée à la précédente, consiste dans le ton des exhortations et dans les références qui les fondent. Puisque 2 Tm 2,1-13 se caractérise par l’intervention du «je» de Paul, les exhortations à Timothée y acquièrent une coloration plus personnelle et comportent à chaque fois une référence à l’apôtre, à son expérience, à sa prédication, aux liens uniques établis avec lui. Cela se vérifie dans tous les passages sans exception où, dans cette section, se présente un impératif adressé à Timothée: Toi, donc, monenfant, prends ta force (ἐνδυναμοῦ)dans la grâce … (2,1) Ce que tu as entendu de moi, (…) confie-le (παράθου) à des hommes sûrs … (2,2) Souffre avec (moi) (συγκακοπάθησον) comme un bon soldat du Christ Jésus (2,3). Comprends (νόει)cequejedis(2,7). Souviens-toi (μνημόνευε) de Jésus Christ ressuscité d’entre les morts (…) selonmonÉvangile,pourlequeljesouffre… (2,8-9a)

6. 2,1 (τέκνον μου, «monenfant»); 2,2 (ἃ ἤκουσας παρ’ ἐμου, «ce que tu as entendu de moi»); 2,3 (συγκακοπάθησον, «souffre avec [moi sous-entendu: cf. 2,9:κακοπαθῶ]»); 2,7 (ὃ λέγω, «ce que jedis»); 2,8 (κατὰ τὸ εὐαγγέλιόν μου, «selon monÉvangile»); 2,9 (ἐν ᾧ κακοπαθῶ, «en lequel jesouffre»); 2,10 (πάντα ὑπομένω, «jesupporte tout»). 7. 2,1a (σὺ οὖν, «toi donc»); 2,1b (ἐνδυναμοῦ, «sois fortifié»); 2,2a (ἃ ἤκουσας, «ce que tu entendis»); 2,2b (ταῦτα παράθου, «évite ces choses-là»); 2,3a (συγκακοπάθησον, «souffre avec»); 2,7a (νόει ὃ λέγω, «comprends ce que je dis»); 2,7b (δώσει γάρ σοι ὁ κύριος σύνεσιν, «le Seigneur te donnera l’intelligence»); 2,8 (μνημόνευε, «souviens-toi»). 8 2,14 (ταῦτα ὑπομίμνῃσκε, «rappelle ces choses-là»); 2,15 (σπούδασον σεαυτόν, «applique-toi»); 2,16 (τὰς ... κενοϕωνίας περιΐστασο, «des discours creux, détourne-toi»); 2,22a (τὰς δὲ νεωτερικὰς ἐπιθυμίας ϕεῦγε,«fuisles réactions passionnées de la jeunesse»); 2,22b (δίωκε δὲ δικαιοσύνην, «recherche la justice»); 2,23 (τὰς δὲ μωρὰς ... ζητήσεις παραιτοῦ, «les arguties stupides … évite-les»).

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En 2 Tm 2,14-26, en revanche, le ton des exhortations se fait plus impersonnel et plus «objectif», pour ainsi dire. À chaque fois en effet, les impératifs adressés à Timothée ne sont pas appuyés sur la référence à Paul, mais suivis de références ou d’énoncés généraux à la troisième personne (en italiques ci-après): Rappelle (ὑπομίμνῃσκε) sans cesse ces choses-là, en adjurant devant Dieu de ne pas se livrer à des querelles de mots: celanesertàrien,(sinon)aubouleversementdequilesécoute (2,14). Toi-même, applique-toi (σπούδασον)à te présenter devant Dieu commequelqu’und’éprouvé,unouvrierquin’apasàrougir, servantcommeilfautlaparoledevérité (2,15). Détourne-toi (περιΐστασο) des discours creux et profanes (…) siquelqu’unsegardedecespratiques,ilseracommeunvased’honneur… (2,16.21) Fuis (ϕεῦγε)les réactions passionnées de la jeunesse, recherche (δίωκε) la justice, la foi, l’amour, la paix avecceux quiinvoquentleSeigneurd’uncœurpur (2,22). Les arguties stupides et incompétentes, évite-les (παραιτοῦ), sachant qu’elles engendrent les querelles. Or,unserviteurduSeigneurnedoitpasêtrequerelleur, maisbonenverstous (2,23-24).

3) Les éléments que nous venons de relever comme caractéristiques de 2 Tm 2,1-13, à savoir la présence du «je» et du «tu», le ton personnel des exhortations avec leurs références à Paul, l’objet même des exhortations (la force à rechercher, le dépôt à transmettre, la souffrance à supporter), tout cela rapproche cette première partie du chapitre 1 de 2 Tm où les mêmes éléments sont présents9. Or, on constate que ceux-ci se retrouveront également pour la plupart dans la dernière section de la lettre, en 2 Tm 4,6-2210. En revanche, aucun de ces éléments n’est 9. On discerne en particulier dans l’exhortation de 2,3-13 les mêmes éléments fondamentaux que dans l’exhortation de 1,6-14: Exhortation à Timothée 2,3-7 // 1,6-7.8.13-14 Référence à l’expérience de Paul 2,9-10 // 1,6b.8b.11-12.13a Référence au Christ 2,8.11-13 // 1,9-10 Pour plus de précision, on pourra voir M. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée.Lalettre àTite(Commentaire biblique: Nouveau Testament, 14), Paris, Cerf, 2009, p. 274-275. 10. On observe en effet à partir de 4,6 le retour du «je», absent depuis 2,10 (sauf en 3,10-11, puis en 4,1, où intervient furtivement un «je» décoratif du même type que ceux que l’on rencontre en 1 Tm et Tt, au début d’une section qui pourrait tout aussi bien être formulée entièrement à la deuxième personne: cf. GOURGUES, Lesdeuxlettres (n. 9), p. 30, 33, 35. On note en 4,6-22 plus

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présent dans la deuxième partie de 2 Tm 2, où la thématique, toute centrée sur le souci de la vérité et préoccupée, comme nous l’avons vu, par les déviations dans l’expression de la foi, apparente davantage cette section à 1 Tm. Il est frappant d’observer en particulier comment le vocabulaire utilisé dans la dénonciation de ces déviations correspond à celui que l’on retrouve dans un contexte semblable en 1 Tm: 2 Tm λογομαχεῖν (2,14) βεβήλους κενοϕωνίας (2,16) περὶ τὴν ἀλήθειαν ἠστόχησαν (2,18) ζητήσεις (2,23)

1 Tm λογομαχίας (6,4) βεβήλους κενοϕωνίας (6,20) περὶ τὴν πίστιν ἠστόχησαν (6,21) ζητήσεις (6,4)

4) Cette dernière observation nous amène à considérer de plus près une autre différence, qui tient précisément au vocabulaire. On observe en effet que, de ce dernier point de vue, la première partie (2,1-13) du chapitre 2 de 2 Tm s’avère plus proche de Paul que la seconde (2,14-26). Cela se vérifie en particulier dans l’exhortation initiale (2 Tm 1,1-2), où tous les termes sans exception se retrouvent dans les huit lettres généralement considérées comme étant de Paul11. Dans la suite de la première partie, en 2 Tm 2,3-13, on trouve 14 mots inconnus de Paul, dont onze dans la seule exhortation des versets 3-7, où se suivent les trois comparaisons prélevées respectivement dans l’ordre militaire (2,3-4), sportif (2,5) et agricole (2,6)12. Dans la deuxième partie du chapitre, en 2 Tm de vingt occurrences du «je» et près d’une dizaine du «tu»; exhortations avec référence à Paul en 4,9.11.13.15.21; thème de la force en 4,17 (même verbe ἐνδυναμόωqu’en 2,1). 11. Soit, selon l’ordre canonique, depuis Rm jusqu’à Phm, en laissant de côté Col, Ep et les Pastorales. 12. 2,3: συγκακοπαθέω et στρατιώτης; 2,4: ἐμπλἐκω, βιος, πραγματία, στρατολογέω; 2,5: ἀθλέω, στεϕανόω, νομίμως; 2,6: γεωργός et μεταλαμβάνω. À quoi il faut ajouter en 2,9: κακοπαθέω et́ κακοῦργος; en 2,12.13, dans la citation de ce que nous identifierons plus loin comme un hymne préexistant, le verbe ἀρνέομαι. Il faut cependant remarquer que cinq de ces termes, sans être présents comme tels chez Paul, se rattachent à des imageries qui, elles, y sont bien présentes. Ainsi, στρατιώτης («soldat», 2,3), στρατευλογέω («enrôler», 2,4): même imagerie militaire en 1 Co 9,7, avec le verbe στρατεύομαι; ἀθλέω («lutter», 2,5): imagerie sportive fréquente chez Paul, avec notamment le verbe συναθλέωen Ph 1,27 et 4,3; στεϕανόω(«couronner», 2,5): même image de la couronne, στέϕανος, en rapport avec les compétitions sportives en 1 Co 9,25; γεωργός («cultivateur», 2,6): imagerie agricole présente ailleurs, notamment en 1 Co 3,9 avec le substantif γεώργιον. On trouve en outre sous une forme composée trois verbes dont la forme simple se trouve chez Paul: κακοπαθέω («souffrir», 2,9) et συγκακοπαθέω («souffrir avec», 2,3), composés de πάσχω(6 fois chez Paul; cf. πάθημα, 7 fois); μεταλαμβά́ν́ ω(«prendre part», 2,6), forme composée de λαμβά́ν́ ω(31 fois chez Paul). νομίμως(«selon la loi», 2,5) est la forme adverbiale de νόμος, un des termes pauliniens les plus fréquents (114 fois). On trouve encore en 2 Tm 2,11 l’énoncé de crédibilité πιστὸς ὁ λόγος, «sûre est la parole», inconnu de Paul mais attesté trois fois en 1 Tm (1,15; 3,1; 4,9) et une fois en Tt (3,8). Mais on constate des différences

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2,14-26, le nombre de mots inconnus de Paul grimpe à 30 en 13 versets, soit une moyenne de 2,3 par verset, ce qui correspond à peu près à la moyenne de 2,413 que l’on observe dans l’ensemble de la section centrale de la lettre (2,14–4,5) et qui dépasse de beaucoup la moyenne de 0,814 observable dans l’ensemble des sections en «je-tu», auxquelles appartient la première partie du chapitre (2 Tm 2,1-13). 5) Faut-il relever encore une autre différence et celle-ci s’avère-t-elle significative d’une autre façon? Toujours est-il qu’en 2,1-13 on observe une prédominance, sinon une exclusivité15, de la référence christologique, alors que celle-ci est totalement absente en 2,14-26, où s’affirme plutôt la référence à Dieu. La première section fait place en effet d’un bout à l’autre à quatre références au Christ16, en plus de s’achever sur un enchaînement de proclamations christologiques (2,11-13). À l’inverse, la deuxième partie (2,14-26) comporte quatre références à Dieu17, en plus de quatre emplois de la désignation Κύριος renvoyant à ce dernier18. On voit en quel sens le chapitre 2 de 2 Timothée apparaît comme le «témoin d’une fracture». Les facteurs que nous venons de relever incitent en effet à reconnaître en 2 Tm 2,14 le passage d’un contenu à un autre, d’un langage à un autre, d’un climat à un autre, d’un ordre de préoccupations à un autre, et vraisemblablement, selon moi, d’un auteur à un autre19. dans l’utilisation. Alors qu’en 2 Tm 2,11 la formule est employée, de façon tout à fait appropriée, pour introduire la citation d’un élément traditionnel, en 1 Tm et Tt son rôle apparaît beaucoup moins net, comme si l’on imitait, de façon plus ou moins pertinente, une formule reçue. 13. Soit 75 mots en 31 versets. Notons au passage que cette section centrale de 2 Tm (2,14–4,5) contient les huit mots communs aux trois Pastorales et absents chez Paul: cf. GOURGUES, Lesdeuxlettres(n. 9), p. 54. 14. Soit 45 en 52 versets: cf. GOURGUES, Lesdeuxlettres (n. 9), p. 52. 15. La seule référence à Dieu se trouve en 2,7, si c’est bien à ce dernier que renvoie ὁ κύριος. 16. 2,1 («Toi, donc, mon enfant, prends ta force dans la grâce, celle quiestdansleChrist Jésus»); 2,3 («Prends ta part de souffrances comme un bon soldat du ChristJésus»); 2,8 («Souvienstoi de JésusChrist ressuscité d’entre les morts»); 2,10 («À cause de cela je supporte tout à cause des élus, afin qu’eux aussi obtiennent le salut qui est dans le Christ Jésus avec la gloire éternelle»). 17. 2,14 («Rappelle sans cesse ces choses-là, en adjurant devantDieu (variante «le Seigneur») de ne pas se livrer à des querelles de mots»); 2,15 («Toi-même, applique-toi à te présenter devant Dieu comme quelqu’un d’éprouvé»); 2,19 («Mais le solide fondement de Dieu a tenu bon»); 2,25 («… reprenant avec douceur les opposants, au cas où Dieu leur donnerait une conversion»). 18. 2,19 bis (dans des citations de l’A.T.); 2,22; 2,24. 19. GOURGUES, Lesdeuxlettres(n. 9), p. 57-59; ID., «Temps court et temps long, temps urgent et temps courant: une tension interne dans la seconde lettre à Timothée», dans M. LEROY – M. STASZAK (ed.), PerceptionsdutempsdanslaBible(EBib), Leuven, Peeters, 2018, p. 396-418.

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II. APPROCHE ANALYTIQUE 1. ExhortationI(2Tm2,1-2) Les deux membres de l’exhortation initiale portent successivement sur l’accueil du don reçu de Dieu (2,1) et sur la transmission du don reçu de Paul (2,2)20. Le don reçu de Dieu est celui de la δύναμις, la force dont il a été question à deux reprises dès le début de la lettre (2 Tm 1,7.8). C’est à ce don que fait écho le verbe ἐνδυναμόω, employé ici à l’impératif passif. Il faut donc traduire, non par «fortifie-toi dans la grâce», ce qui laisserait croire que la croissance spirituelle relève de la volonté et de l’effort personnels, mais par «sois fortifié, prends ta force dans la grâce». Et comme l’impératif est au présent, il est donc fait référence à une grâce de Dieu dans laquelle Timothée est assuré de pouvoir puiser en permanence la force dont il a besoin. Il est frappant que la première des exhortations, avant toutes celles qui, dans la suite du chapitre, feront appel à Timothée et à sa responsabilité, se rapporte d’abord et avant tout à un don de Dieu à accueillir. L’autre don, Timothée l’a reçu de Paul: «ce que tu as entendu de moi» (ἃ ἤκουσας παρ’ ἐμου, 2,2a). Relevant de l’enseignement (2,2b), cela doit correspondre aux «saines paroles que tu as entendues de moi» (ὧν παρ’ ἐμοῦ ἤκουσας) dont il était question quelques versets auparavant et s’identifier ainsi au «beau dépôt» (παραθήκη) que Timothée était alors exhorté à conserver fidèlement (1,13-14). Ici, l’exhortation fait un pas de plus et engage Timothée à confier (παράθου) à son tour à d’autres l’enseignement qu’il a reçu. Pourquoi un chaînon est-il ajouté, non seulement en aval mais encore en amont: «… ce que tu as entendu de moi àtraversplusieurstémoins»? À la lumière de ce qui vient d’être dit en 2 Tm 1,13-14, il faut écarter l’idée que Timothée n’aurait pas entendu directement le «kérygme» ou l’ «enseignement» (1,11) de Paul21. Mais 20. Sur ce verset, outre les commentaires: A.M. JAVIERRE, ‘πιστοὶἀνθρώποι’(2Tim2,2). Episcopado y sucesión apostólica en el Nuevo Testamento, dans Studiorum Paulinorum CongressusInternationalisCatholicus(AnBib, 17-18), II, Rome, Pontificio Istituto Biblico, 1963, 109-118. – P. TRUMMER, ‘Treue Menschen’ (2 Tim 2:2): Amtskriterien damals und heute, dans AufsätzezumNeuenTestament (Grazer Theologische Studien, 12), Graz, Institut für Ökumenische Theologie und Patrologie, 1987, 95-135. 21. En effectuant le plus souvent un rapprochement avec 1 Tm 6,12, bon nombre de commentateurs comprennent διὰ πολλῶν μαρτύρων au sens de «en présence de nombreux témoins» et certains d’entre eux sont amenés à imaginer une circonstance particulièrement solennelle comme le baptême ou l’ordination, voire à parler de «succession apostolique»: cf. J. REUSS, Les deux lettres à Timothée, Paris, Desclée, 1971, p. 157; M. DIBELIUS

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2 Tm 3,14 fera mention par ailleurs de gens (τίνες) à qui Timothée est redevable de ce qu’il a appris et de ce dont il a acquis la certitude. Il faut donc comprendre que, si Paul a joué un rôle prépondérant dans la transmission de l’Évangile à Timothée, son «enfant» dans la foi (1,2; 2,1), il reste qu’il n’en a pas été pour lui l’unique témoin. Ce que Timothée a entendu de Paul s’est trouvé attesté en même temps de différentes façons par d’autres témoins (cf. 1,5). Notons que nous avons en 2,2b la seule occurrence du verbe «enseigner» (διδάσκω) en 2 Tm et qu’il ne s’y rapporte pas spécifiquement à la fonction d’enseignement de Timothée. Cela constitue une différence par rapport à 1 Tm, où le verbe, deux fois sur trois (4,11; 6,2), est utilisé à cet effet et dans un contexte où – comme en Tt 1,11 –s’affirme l’opposition à l’ἑτεροδιδασκαλεῖν. On constate la même chose à propos du substantif διδασκαλία: les trois fois où il figure en 2 Tm (3,10.16; 4,3), ce n’est pas en lien avec cette problématique, à la différence de 1 Tm, où le terme revient huit fois, en relation soit avec la tâche d’enseignement de Timothée (4,13) ou des presbytres (5,17), soit avec le contenu de l’enseignement (1,10; 4,16; 6,1), soit avec les deux à la fois (4,6.16). Autrement dit, 2 Tm témoigne d’une utilisation du vocabulaire de l’enseignement qui n’est pas lié, comme en 1 Tm, à la question de l’exercice ou du contenu authentique de ce dernier. 2. ExhortationII(2Tm2,3-13)22 Cette péricope comprend deux volets. 1) Le premier (2,3-7), qui s’ouvre et se termine par un impératif contient l’exhortation proprement dite encourageant Timothée à supporter la – H. CONZELMANN, ThePastoralEpistles(Hermeneia), Philadelphia, PA, Fortress Press, 1972, p. 107; A.T. HANSON, The Pastoral Epistles (New Century Bible Commentary), London – Grand Rapids, MI, Eerdmans, 1982, p. 128; J.D.G. DUNN, The First and Second letters to TimothyandtheLettertoTitus, dans L.E. KECK (éd.), TheNewInterpreter’sBible, Nashville, TN, Abingdon, 2000, 775-880, p. 842; L.T. JOHNSON, TheFirstandSecondLetterstoTimothy (AB, 35A), New York, Doubleday, 2001, p. 364; P. IOVINO, LettereaTimoteo.LetteraaTito (I libri biblici: Nuovo Testamento, 15), Milano, Paoline, 2005, p. 194. N’est-ce pas faire dire beaucoup à un texte aussi concis? 22. J.M. BASSLER, «He Remains Faithful» (2 Tim 2:13a), dans E.H. LOVERING Jr. – J.L. SUMNEY (éds), TheologyandEthicsinPaulandhisInterpreters, Nashville, TN, Abingdon, 1996, 173-183; L. DEISS, Souviens-toideJésusChrist:2Tim2,8-12, dans Assemblées du Seigneur (n.s.) 59 (1974) 61-66; M. GOURGUES, La résurrection dans les credos et les hymnesdespremièrescommunautéschrétiennes, dans O. MAINVILLE – D. MARGUERAT (éds), Résurrection.L’après-mortdanslemondeancienetleNouveauTestament, Genève – Montréal, Labor et Fides – Médiaspaul, 2001, 161-174; GOURGUES, «Remember Jesus Christ»

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souffrance. Entre les deux, s’enchaînent trois comparaisons, prélevées respectivement dans les domaines militaire (vv. 3b-4), sportif (v. 5) et agricole (v. 6). Ces trois images, qui se retrouvent chez Paul, sont utilisées ici pour souligner la nécessité de l’effort et des investissements coûteux auxquels il faut consentir pour parvenir à une réussite. L’imagerie militaire est bien attestée dans toutes les couches de la correspondance paulinienne, depuis 1 Th jusqu’à Phm23, en passant par 2 Co et Rm24. L’imagerie sportive, de même, est l’une des plus constantes, avec notamment les motifs de la couronne et de la lutte athlétique utilisés ici25. En alignant trois comparaisons d’affilée, notre passage se rapproche en particulier de 1 Co 9,7.10-11 où se suivent aussi les imageries militaire et agricole26. La «souffrance» à laquelle Timothée est exhorté à prendre part n’a pas le même visage que celle de Paul. Pour ce dernier, cette souffrance sera décrite un peu plus loin (2,9) comme liée à l’emprisonnement et aux chaînes alors que, pour Timothée, elle l’est plutôt à l’exercice de son ministère, à l’effort et à l’investissement exigeant que réclame ce dernier, comme cela sera précisé plus loin en 4,5: «Mais toi, sois sobre en tout, supporte la souffrance (κακοπάθησον), accomplis ton œuvre de prédicateur de l’Évangile, remplis à la perfection ton ministère». Dans les deux cas cependant, il s’agit d’une souffrance occasionnée par le service de l’Évangile. (2Tim2:8,11-13):FromaBaptismalInstructiontoanEncouragementAddressedtoMissionaries, dans ProceedingsoftheIrishBiblicalAssociation 31 (2008) 1-16; GOURGUES, «Souviens-toideJésusChrist»(2Tm2,8.11-13):del’instructionauxbaptisésàl’encouragement auxmissionnaires, dans D. GERBER – P. KEITH (éds), LeshymnesduNouveauTestamentet leurs fonctions (LD, 225), Paris, Cerf, 2009, 159-178; J. ROLOFF, Der Weg Jesu als Lebensnorm (2 Tim 2:8-13): Ein Beitrag sur Christologie der Pastoralbriefe, dans C. BREYTENBACH – H. PAULSEN (éds), AnfängederChristologie, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1991, 155-167; G.H.P. THOMPSON, Ephesians III.13 and II Timothy II.10 in the LightofColossiansI.24, dans ExpT 71 (1960) 187-189; Ph. TOWNER, ThePortraitofPaul andtheTheologyof2Timothy:TheClosingChapterofthePaulineStory, dans Horizonsin BiblicalTheology 21 (1999) 151-170, p. 157-160. 23. 1 Th 5,8; Phm 2, où l’on a comme en Ph 2,25, le terme συστρατιώτης, proche du στρατιώτηςde 2 Tm 2,3. 24. 2 Co 6,7; 10,4; Rm 6,13; 13,12. 25. La couronne en 1 Th 2,19; 1 Co 9,25; Ph 4,1; la lutte en Ph 1,27 et 4,3, où, comme nous l’avons noté plus haut (note 12), on a συναθλέω, le même verbe, à l’état composé, qu’en 2 Tm 2,5. L’imagerie sportive reviendra à la fin de la lettre en 2 Tm 4,7-8. 26. «Qui fait campagne (verbe στρατεύομαιcomme en 2 Tm 2,4) à ses propres frais? Qui plante une vigne et ne mange pas son fruit (καρπόςcomme en 2 Tm 2,6)? Qui fait paître un troupeau et ne se nourrit de son lait?» Un peu plus loin, en 1 Co 9,10-11, Paul recourt de nouveau, à propos de son ministère, à l’imagerie agricole (labourer, semer …), comme il l’avait fait auparavant en 1 Co 3,6-9: «Moi, j’ai planté, Apollos a arrosé (…). Vous êtes le champ (γεώργιον, à rapprocher du γεωργός, «agriculteur», de 2 Tm 2,6)».

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2) Le second volet (2,8-13) fait part à la suite de motivations aptes à soutenir Timothée. Dans ce passage où domine la thématique de la souffrance, l’appel à se souvenir du Christ ressuscité comme facteur de motivation est tout à fait indiqué. Le mystère du Christ est évoqué en deux étapes, au verset 8 puis aux versets 11-13. Entre ces versets s’insère la référence à Paul, à sa propre expérience de souffrance et à la façon dont lui-même trouve inspiration et motivation dans le mystère du Christ (2,9-10): A. Référence au Christ ressuscité 2,8 B. Expérience de Paul 2,9-10 A’. Référence au Christ ressuscité 2,11-13 a) L’expérience de Paul (2,9-10) Dans la formule initiale de 2,9, ἐν ᾧ κακοπαθῶ, littéralement «dans lequel je souffre», le pronom relatif se rapporte-t-il au Christ, mentionné au début du v. 8, ou bien à l’Évangile, mentionné à la fin? Deux données favorisent la seconde lecture. D’abord le rapprochement avec 2 Tm 1,10b-12: «… grâce à l’Évangile, en vue duquel j’ai été établi, moi, héraut, apôtre et enseignant: c’est pourquoi je souffre encore cela mais je n’en rougis pas». La souffrance de Paul lui est donc occasionnée par le service de l’Évangile et il faut alors comprendre au sens causal la préposition ἐνsuivie du datif («selon mon Évangile, à cause duquel je souffre»), comme c’est parfois le cas, notamment chez Paul27. L’autre indication consiste dans la mention de la Parole de Dieu (2,9b), qui se présente ensuite comme en parallèle de celle de l’Évangile (2,8b): on peut bien enchaîner les porteurs de la Parole, on ne saurait enchaîner la Parole. Et c’est à la lumière de cette conviction sans doute qu’il faut comprendre le v. 10. C’est en raison de l’annonce de l’Évangile que l’apôtre se retrouve en prison; sa certitude que la Parole qu’il a annoncée est porteuse d’un dynamisme de salut – certitude exprimée par Paul dès sa première lettre (1 Th 2,13) – lui permet de supporter l’emprisonnement et les souffrances, convaincu qu’ils n’empêcheront pas mais contribueront plutôt à ce que l’annonce de l’Évangile atteigne malgré tout sa fin qui est le salut des croyants.

27. F.-M. ABEL, Grammairedugrecbibliquesuivied’unchoixdepapyrus, Paris, Gabalda, 1927, p. 212, § 47e signale comme exemples Rm 1,24 et 1 Co 7,14; BDF, § 6 renvoient pour leur part à l’emploi de ἐν τούτῳ, au sens de «à cause de cela» (e.g. Ac 24,16; Jn 16,30). 2

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b) La référence au Christ ressuscité (2,8.11-13) Alors que le v. 8 proclame le mystère même de la résurrection, les versets 11-13 en dégagent les implications pour les croyants. De bons indices28 portent à voir dans l’un et l’autre de ces deux passages la référence à un ou des formulaires existants29 déjà connus des communautés. Voyons successivement les quatre proclamations de 2,11-13. 28. Pour un exposé détaillé de ces indices, voir les études signalées à la note 22 ci-dessus: GOURGUES, Remember Jesus Christ (n. 22), p. 4-7; GOURGUES, Souviens-toi de Jésus Christ (n. 22), p. 162-166. Résumons-les ici brièvement: 1) en 2,8: a) presque tout le vocabulaire de cette proclamation tranche par rapport à celui de 2 Tm; b) la formule «ressuscité des morts» est classique et elle se retrouve dans les différentes traditions du N.T., en particulier dans des passages où se laisse reconnaître la référence à des éléments traditionnels; c) à la différence de la résurrection dont la mention est de première importance dans l’argumentation en cours, celle de la lignée davidique – formulée de la même façon en Rm 1,3 – n’y joue aucun rôle, ce qui doit indiquer que l’on prolonge la citation d’un formulaire; 2) en 2,11-13: a) la formule d’introduction (2,11); b) le rythme et la structure: construction symétrique comportant quatre proclamations parallèles débutant toutes par une conditionnelle à la première personne du pluriel; c) le vocabulaire, absent en plus grande partie dans le reste de 2 Tm; d) les affinités par rapport à certains passages de Paul, notamment de la première proclamation, que l’on retrouve dans les mêmes termes en Rm 6,8, laquelle peut aussi faire référence à un formulaire; e) les proclamations de 2,12b («Si nous le renions») et de 2,13a («Si nous sommes infidèles»), moins appropriées dans un passage visant à motiver et à encourager, doivent s’expliquer comme éléments d’un formulaire dont on prolonge la citation. Faut-il voir dans le v. 13b un élément traditionnel ou une précision ajoutée par l’auteur de 1 Tm? On observe en tout cas que cette précision vient briser le rythme en singularisant la dernière proclamation et en l’écartant du modèle des trois précédentes. Alors que la plupart des auteurs discernent en 2,11-13 l’utilisation d’un formulaire déjà existant, certains s’y objectent, en raison du vocabulaire dans lequel ils croient reconnaître celui des Pastorales; e.g., Ph. TOWNER, The Letters to Timothy and Titus (NICNT), Grand Rapids, MI – Cambridge, Eerdmans, 2006, p. 507. Il est difficile de souscrire à cette vision si l’on s’en tient à 2 Tm avec laquelle les v. 11-13 ne partagent que peu de vocabulaire commun, sinon l’adjectif πιστός (2,13) et les deux verbes ὑπομένω et ἀρνέομαι (2,12-13) présents chacun une fois ailleurs. Mais dans le cas de ὑπομένω, employé juste auparavant au v. 10, il a pu l’être en fonction de la citation de l’hymne. 29. Si l’on peut détecter aux v. 11-13 la présence d’un formulaire traditionnel, il ne peut cependant s’agir que d’un fragment puisque le Christ auquel tout se rapporte ne s’y trouve pas nommé. Peut-être alors avons-nous, à la manière d’un couplet faisant écho à un refrain, le prolongement du formulaire cité au v. 8 qui, lui, s’ouvrait par la mention de Jésus Christ. Par ailleurs, la présence d’un gar(«si eneffet nous mourons avec lui») au début de la première proclamation au v. 11b rend difficile d’y voir le début d’une hymne ou d’un formulaire du même genre; peut-être la conjonction relève-t-elle de la rédaction de l’auteur cherchant à relier la citation au contexte. Certains ne discernent aucune relation entre le v. 8 et les v. 11-13; e.g. K. LÄGER, DieChristologiederPastoralbriefe (Hamburger Theologische Studien, 12), Münster, LIT Verlag, 1996, p. 73. Le lien apparaît pourtant manifeste entre «avec lui nous vivrons» (2,11a) et «Jésus Christ ressuscité d’entre les morts» (2,8). Ne peut-on aussi discerner un lien semblable entre «avec lui nous règnerons» (2,12a) et «de la lignée de David» (R. VAN NESTE, Cohesion and Structure in the Pastoral Epistles [JSNT.SS, 280], London – New York, T&T Clark, 2004, p. 164)? C’est seulement la suite (2,12b-13) qui apparaît sans lien avec le reste de la péricope, mais cela peut s’expliquer, comme nous l’avons vu, si l’on ne fait que prolonger la citation du formulaire.

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Celles-ci sont introduites en 2,11a par l’énoncé de crédibilité πιστὸς ὁ λόγος, «elle est sûre la parole», dont on a ici la seule attestation en 2 Tm, alors qu’on le rencontre à trois reprises en 1 Tm (1,15; 3,1; 4,9)30. Pour la majorité des commentateurs, l’énoncé sert effectivement à introduire les proclamations qui suivent. Pour d’autres, à la suite de A. Schlatter31, il doit renvoyer plutôt à ce qui précède, puisque, partout ailleurs, estime-t-on, il fait référence à des affirmations ou des proclamations d’ordre sotériologique. Comme le terme «salut» est présent au v. 10, c’est là qu’il faut chercher la «parole sûre». On se trouve ainsi à postuler pour 2 Tm le même usage que l’on croit détecter en 1 Tm – où il n’est du reste pas clair que le «faithful saying» y fasse toujours référence à des énoncés relatifs au salut (cf. 1 Tm 3,1). L’ensemble des données ne suggère-t-il pas qu’il faut plutôt, à l’inverse, éclairer l’usage de 1 Tm à partir de celui de 2 Tm? La seule utilisation que fait ce dernier de l’énoncé de crédibilité en 2,11a apparaît en effet tout à fait approprié pour introduire la citation d’une affirmation traditionnelle de la foi. Si la première à Timothée vient après la deuxième, ne peut-on penser que, dans ce cas comme dans d’autres, elle a repris un élément de 2 Tm, non sans le transformer – en 1 Tm 1,15 et 4,9 «sûre est la parole» se prolonge en «et digne de tout accueil» – et en modifier l’usage, l’énoncé visant simplement à souligner l’importance d’une affirmation et non plus à introduire une affirmation traditionnelle? Si en effet nous sommes morts avec lui, nous vivrons aussi avec lui (2,11b). «Si nous mourûmes avec lui», faudrait-il traduire littéralement. Συναπεθάνομεν est en effet un aoriste et il doit donc renvoyer à une expérience vécue dans le passé une fois pour toutes. Si l’on proclamait ici son espérance d’avoir part à la vie du Christ ressuscité à la suite de sa mort, ne parlerait-on pas plutôt de celle-ci au futur (comme ce sera le 30. Sur la formule πιστὸς ὁ λόγος et son utilisation dans les Pastorales, outre l’étude majeure de G.W. KNIGHT, TheFaithfulSayingsinthePastoralLetters, Kampen, Kok, 1968, on trouvera des synthèses plus ou moins élaborées dans E. SCHLARB, Die gesunde Lehre. Häresie und Wahrheit im Spiegel der Pastoralbriefe (MTSt, 28), Marburg, Elwert, 1990, p. 206-208; W.D. MOUNCE, Pastoral Epistles (WBC, 46), Nashville, TN, Word, 2000, p. 48-49; R.F. COLLINS, 1&2TimothyandTitus.A Commentary (NTL), Louisville, KY – London, Westminster John Knox Press, 2002, p. 41-44. D’où provient cette formule qui viserait, tantôt à attirer l’attention, tantôt à introduire une citation, tantôt les deux à la fois (KNIGHT, TheFaithfulSayings, p. 19-20)? Selon C. SPICQ, SaintPaul.Lesépîtrespastorales (Études Bibliques), I, Paris, Gabalda, 41969, p. 277, il s’agirait d’une formule connue dans la littérature et l’épigraphie anciennes, mais les exemples qu’il signale s’en rapprochent plus ou moins et n’apparaissent pas jouer le même rôle. 31. A. SCHLATTER, DieKirchederGriechenimUrteildesPaulus, Stuttgart, Calwer, 1936, p. 236.

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cas dans la troisième proclamation, où l’on aura littéralement: «si nous le renierons») ou au conditionnel présent (comme dans la deuxième: «si nous sommes fidèles»)? Mais, puisqu’on a l’aoriste, on se demande comment des vivants peuvent évoquer leur mort – le martyre, éventuellement – au passé32. Le rapprochement avec Rm6,8 permet de comprendre. On y trouve exactement la même affirmation et formulée pratiquement de la même manière: «si nous sommes morts avec Christ, nous croyons que nous vivrons aussi avec lui» [ Εἰ δὲ ἀπεθάνομεν (au lieu de συναπεθάνομεν) σὺν Χριστῷ πιστεύομεν ὅτι καὶ συζήσομεν αὐτῶ]. Il y a alors deux possibilités: soit que 2 Tm répète Paul, soit que ce dernier et 2 Tm fassent tous deux écho à un formulaire préexistant. La seconde possibilité est sans doute préférable: en 2 Tmla proclamation fait en effet partie d’un ensemble et les proclamations qui la suivent n’offrent pas un vocabulaire typiquement paulinien. Dans ce cas, Rm6,8 est l’écho fragmentaire d’un formulaire reproduit de façon plus élaborée en 2 Tm2,1113. Le fait qu’en Rm6,8 la proclamation soit introduite par πιστεύομεν ὅτι(«nous croyons que») constitue un indice supplémentaire de la référence à un énoncé traditionnel de la foi. Or, en Rm6, la mort-avec-le-Christ, comme la vie-avec-le-Christ, est clairement mise en relation avec le baptême: «nous avons donc été ensevelis avec lui lors du baptême dans la mort, afin que, comme Christ est ressuscité d’entre les morts par la gloire du Père, nous marchions nous aussi dans une nouveauté de vie» (6,4). Dès lors, ne faut-il pas voir en Rm 6,8 et en 2 Tm2,11 l’écho d’une proclamation, de caractère hymnique, utilisée lors du baptême? Dans ce cas, la mort-avec-le-Christ dont il est question n’est pas une mort au sens propre mais au sens spirituel et symbolique, le baptême faisant participer les croyants à la mort et à la résurrection de Jésus. Et on comprend qu’il soit question de cette mort au passé: «puisque nous sommes morts avec lui – «si nous avons commencé par mourir avec lui», selon la traduction de Spicq33 –, avec lui nous vivrons». La participation au mystère pascal inaugurée au baptême

32. À moins qu’il ne faille pas trop presser le sens de l’aoriste, du fait qu’on a ici une proposition conditionnelle. Comme le font observer les grammaires grecques, l’utilisation des temps dans les conditionnelles est en effet d’une extrême complexité et il n’est pas facile de déterminer, à partir de l’usage très diversifié du N.T., ce qui relève de la règle et ce qui relève des «anomalies» (nombreux exemples dans M. ZERWICK, Biblical Greek Illustrated by Examples, Rome, Pontificio Istituto Biblico, 1963, p. 101-113). 33. SPICQ, SaintPaul.Lesépîtrespastorales (n. 30), II, p. 749.

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trouvera son plein achèvement dans le partage de la vie (2 Tm 2,11b) et du Règne (2 Tm 2,12a) du Christ ressuscité. «Sinoustenonsferme,nousrègneronsaussiaveclui»(2,12a). Si la première proclamation (2 Tm2,11b) fait référence au baptême, les trois proclamations suivantes font alors référence à l’engagement consécutif à ce dernier et l’ensemble s’avère parfaitement cohérent. D’abord évoqué sous sa face positive, la fidélité (proclamation 2), l’engagement croyant l’est ensuite sous sa face négative, le reniement (proclamation 3) et l’infidélité (proclamation 4). Le verbe ὑπομένω, «tenir bon, tenir ferme, persévérer», exprime alors l’idée que les croyants sont appelés à demeurer fidèles à leur engagement baptismal et au rattachement au Christ inauguré alors. Dans le contexte d’utilisation de l’hymne en 2 Tm, la fidélité en est une qui se maintient à travers l’épreuve et les difficultés. Le même verbe ὑπομένω a en effet été utilisé par Paul juste auparavant (2,10) en relation avec sa propre expérience d’emprisonnement et de souffrances: «… c’est pourquoi j’endure (ὑπομένω) tout pour les élus». À cette expérience difficile la lettre fera de nouveau écho en finale, en même temps qu’elle proclamera une espérance: «Le Seigneur me délivrera de toute œuvre mauvaise et me sauvera en me prenant dans son royaume (βασιλεία) céleste.» (2 Tm 4,18). La même image de la participation au Règne du Christ servira alors à exprimer, dans une perspective individuelle, ce qui, dans l’hymne citée en 2 Tm2,12a, rend compte de l’espérance commune aux croyants: «si nous tenons ferme, avecluinousrègnerons (συμβασιλεύσομεν)». Il est intéressant d’observer que la même image se trouve aussi chez Paul en Rm5,17: «combien plus ceux qui reçoivent à profusion la grâce et le don de la justice règneront-ilsdanslavie(ἐν ζωῇ βασιλεύσουσιν) par le seul Jésus Christ». «Avec lui nous vivrons», affirme (proclame) 2 Tm 2,11b, avant de proclamer à la ligne suivante: «avec lui nous règnerons» (2 Tm2,12a). «Ils règneront dans la vie», lit-on chez Paul. Peut-être celui-ci, dans ce passage de Rm5, fait-il déjà écho à la même hymne baptismale à laquelle il se référera au chapitre suivant, en Rm6,8. Sinous(le)renions,celui-làaussinousreniera(2,12b). C’est ici que le εἰ du conditionnel est suivi d’un futur. Selon la grammaire, il exprime alors l’idée d’éventualité34: «si jamais nous le renions». Le verbe ἀρνέομαι, utilisé ici, possède un sens étendu et, employé sans complément, il pourrait rendre compte de diverses attitudes dans la ligne du 34. ABEL, Grammaire du grec biblique (n. 27), p. 289, § d; ZERWICK, Biblical Greek (n. 32), p. 113, no 333; BDF, p. 190.

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refus et de la négation. Le sens en est éclairé par la proposition principale qui vient à la suite, où il a comme sujet sous-entendu le Christ et comme complément «nous». On comprend alors que la signification à retenir est celle de «renier» et qu’il est question de reniement réciproque, exactement comme dans la parole de Jésus transmise par Matthieu (10,33) (cf. Luc 12,9): «quiconque me reniera (ἀρνήσηται) devant les hommes, moi aussi je le renierai (ἀρνήσομαι κἀγώ) devant mon Père qui est dans les cieux». Cette attitude sévère du Christ tranche par rapport à celle dont fera état la proclamation suivante: «… celui-là restera fidèle» (2,13a). Cela détonne également par rapport aux perspectives positives de communion au Christ énoncées dans les proclamations précédentes: «… nous vivrons aussi avec lui» (2,11b) et «… nous règnerons aussi avec lui» (2,12a). Quelle est donc l’attitude des croyants pouvant entraîner une attitude aussi implacable de la part du Christ? De cette dernière, il est question au futur, comme dans la conditionnelle: «… celui-là aussi nous reniera». On comprend que cela doit renvoyer au futur eschatologique, comme dans l’apodose des deux proclamations précédentes. Le Christ réagira donc à un reniement maintenu jusqu’au bout, à une option allant à l’encontre de l’engagement baptismal à la suite du Christ et qui n’aura fait place à aucun amendement. Cette attitude est en effet différente de celle dont il sera question dans la conditionnelle de la proclamation suivante («si nous sommes infidèles») et qui, elle, ne sera pas soumise au même jugement sévère. C’est donc que, par contraste, le «reniement» qui expose à ce dernier doit correspondre à un choix délibéré et persistant d’exclure le Christ de sa vie. D’un tel choix, puisque le maintien de la relation à lui ne s’impose pas, le Christ ne pourra pas ne pas tenir compte. Sinoussommesinfidèles,celui-làrestefidèle(2,13a). Pour exprimer la seconde attitude négative de la part des croyants, la dernière proclamation emploie le verbe ἀπιστέω. Ce terme peut, selon les contextes, revêtir diverses significations, notamment celle de l’incroyance ou de la non-foi. Ce sens est ici à exclure, puisque l’attitude des croyants est mise en contraste avec celle du Christ qui, lui, reste πιστός. L’opposition ne joue donc pas entre foi et non-foi, mais entre fidélité et infidélité. Notre passage affirme donc à propos du Christ ce que, dans un autre contexte, Paul affirme à propos de Dieu: «Quoi donc? Si certains furent infidèles (verbe ἀπιστέω), leur infidélité (ἀπιστία) va-t-elle annuler la fidélité (πίστιν) de Dieu? Certes non!» (Rm3,3-4). En quoi consiste cette infidélité des croyants? Le texte ne le précise pas. Mais du moins cette attitude est-elle bien distinguée de celle du reniement

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mentionnée précédemment. Pour décrire le reniement du premier des disciples de Jésus, la tradition évangélique unanime (Mc 14,68.70 par.; Jn18,25.27) utilise le même verbe ἀρνέομαι qui figure à deux reprises en 2 Tm2,12b. Pierre a renié Jésus mais il est revenu ensuite et Jésus ne l’a pas «renié». Selon la façon de voir de 2 Tm, un reniement suivi de repentir comme celui de Pierre compterait plutôt au nombre des «infidélités». À la différence du reniement qui représente un abandon définitif de la foi ou de la référence au Christ, une rupture de relation sans retour, l’infidélité doit représenter soit une rupture momentanée de relation, soit une relation croyante maintenue mais incohérente ou en déficit de quelque manière. 3. ExhortationIII(2Tm2,14-26)35 L’ensemble de la deuxième partie de 2 Tm, avons-nous vu, s’organise autour de trois mises en garde (2,14-15 / 2,16-21 / 2,23-26), dont nous allons considérer successivement les composantes que nous y avons repérées. a) Les pratiques dénoncées (2,14a; 2,16a; 2,23a) Les trois pratiques dénoncées, avons-nous vu, sont: au v. 14, les querelles de mots (λογομαχεῖν); au v. 16, les «discours creux» (κενοϕωνίας, litt. «les sons vides»); au v. 23, les «recherches» (ζητήσεις), discussions ou arguties, qualifiées sans ménagement de «stupides» (μωράς) et «incompétentes» (ἀπαιδεύτους). Nous avons vu que les mêmes pratiques sont dénoncées dans les mêmes termes en 1 Tm. Aussi bien cela amène-t-il des commentateurs à parler à leur propos d’ «hérésie» ou d’ «enseignement déviant» et de leurs auteurs comme de «faux docteurs»36. On observe pourtant des 35. A.T. HANSON, TheApostates:2Timothy2.19-21, dans StudiesinthePastoralEpistles, London, SPCK, 1968, 29-41; L.T. JOHNSON, IITimothyandthePolemicAgainstFalseTeachers, dans JRS 6-7 (1978-1979) 1-26; W. METZGER, Dieneôretikai epithymiaiin2Tim2,22, dans TZ 33 (1977) 129-136; P.A.P. MONTOYA, 2 Timoteo 2,14-21 – Apuntes de exégesis: ExegeticalAnnotationson2Tim2,14-21, dans Cuestionesteológicasyfilosóficas 34 (2007) 199-212; A. PENNA, ‘Inmagnaautemdomo…’(2Tim2.20sq.), dans StudiorumPaulinorum CongressusInternationalisCatholicus1961 (AnBib, 17-18), Rome, Pontificio Istituto Biblico, 1963, 119-125; G. SELLIN, ‘Die Auferstehung ist schon geschehen’. Zur Spiritualisierung apokalyptischerTerminologieimNeuenTestament, dans NovT 25 (1983) 220-237. 36. Par exemple, parmi bien d’autres: G.D. FEE, 1and2Timothy,Titus (NIBC), Peabody, MA, Hendrickson, 1988, p. 253: «false teachers»; A.J. HULTGREN, I-II Timothy, Titus (ACNT), Minneapolis, MN, Augsburg, 1984, p. 124: «heretical teachers».

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différences importantes, si l’on s’en tient aux données de chacune des deux lettres sans les confondre ni les additionner. En 1 Tm, les pratiques ainsi désignées sont mises en relation avec un «enseignement» déviant ou ἑτεροδιδασκαλεῖν (6,3; cf. 1,3), lui-même mis en opposition avec un enseignement «sain» (6,3; cf. 1,10) ou orthodoxe, «conforme à la piété» (6,3), et dont le contenu se trouve évoqué en termes de «mythes» (1,4; 4,7) et de «généalogies» (1,4). En 2 Tm, on ne rencontre aucun de ces termes en rapport avec ceux que 2,25 désigne simplement comme des «opposants». Nulle part il n’est question à leur sujet d’un rôle d’enseignement ni d’un ἑτεροδιδασκαλεῖν en opposition avec l’enseignement authentique de la foi. À la différence de 1 Tm, 2 Tm paraît s’en prendre simplement à des pratiques déviantes, à des façons de parler des choses de la foi, et non pas à un enseignement déviant par son contenu. Les réalités à l’égard desquelles il met en garde, notre passage en parle toujours comme de travers se situant à un niveau purement verbal: querelles de mots (2,14), paroles vides et dépourvues de contenu (2,16), arguties de niveau élémentaire (2,23). Et c’est ainsi que «leur parole» (2,17), c’est-à-dire celle des opposants, entre en opposition avec «la parole de la vérité» que Timothée a mission de proclamer (2,15). 2 Tm s’en prend ainsi à une façon superficielle d’aborder les choses de la foi en s’en tenant au niveau des mots, en discutant sur les formules sans aller au fond des choses, jusqu’à la «vérité». Puisqu’ils paraissent porter davantage sur l’expression de la foi que sur son objet, il n’est pas juste de parler d’ «hérésie» à propos des travers dénoncés, si l’on entend par là un système de représentations articulées et réfléchies rendant compte de façon erronée du contenu de la foi. En somme, 2 Tm paraît s’en prendre davantage à des discoureurs et à des rhéteurs superficiels qu’à des penseurs, à des «parleurs» qu’à des docteurs. Contrairement à de vrais théologiens, ces dialecticiens amateurs (2,23), par leur façon de traiter les paroles de foi comme n’importe quelle autre parole, en les réduisant au rang de bavardages «profanes», manifestent qu’ils n’ont pas le sens de Dieu, les seuls progrès qu’ils peuvent effectuer se situant dans la ligne de l’impiété (ἀσεβεία) (2,16). b) Les méfaits ou effets néfastes (2,14b; 2,16b-18; 2,23b) Pour décrire les effets négatifs des «querelles de mots» au v. 14 et ceux des «discours creux» au v. 18, l’auteur emploie deux synonymes: d’une part, le terme καταστροϕή, correspondantdu verbe καταστρέϕω, au sens premier «tourner sens dessus dessous»; d’autre part, le verbe

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ἀνατρέπω, dont la signification est identique. Quant aux «arguties», elles ont pour effet d’engendrer des querelles (2,23b), ce qui laisse entrevoir un même climat de trouble et de désordre. À propos des «discours creux», le v. 18 précise cependant que c’est la «foi de plusieurs» qui a été bouleversée, «tournée sens dessus dessous», et que ceux qui tiennent ces discours «se sont écartés de la vérité». Cela ne va-t-il pas au delà des affrontements verbaux et ne situet-il pas les effets en rapport avec le contenu même de la foi? D’autant plus que 2,18 précise encore que Hyménée et Philète se sont ainsi écartés de la vérité en «disant que la37 résurrection a déjà eu lieu». L’espérance de la résurrection des morts à la suite du Christ ne constitue-t-elle pas le noyau central de la foi (cf. 1 Co 15,12-19)? Dès lors, n’y a-t-il pas là une dérive qui ne tient pas seulement à des querelles de mots et à une argumentation bavarde autour des formules de foi, mais bel et bien au contenu même de celle-ci et à son objet le plus fondamental? N’est-ce pas la foi qui est attaquée dans son intégrité à la manière d’un organisme rongé par la gangrène (2,17a)? En réalité, l’illustration qui est fournie peut permettre de comprendre comment des discussions au niveau des mots peuvent avoir des répercussions sur la représentation du contenu même de la foi et en arriver ainsi à ébranler des croyants. Il s’agit en l’occurrence de la représentation du moment de la résurrection. Dès avant Paul et Rm 6,8, comme en témoigne notamment le fragment d’hymne baptismale cité en Ep 5,14 et, dans notre chapitre lui-même, en 2 Tm 2,11, la foi chrétienne a vu dans l’expérience spirituelle du baptême le lieu d’une participation à la mort et à la résurrection du Christ. Aussi bien pouvait-on parler au passé de cette résurrection avec le Christ déjà advenue, tout en proclamant par ailleurs l’espérance de la résurrection des morts qui marquerait la pleine communion au mystère du Ressuscité. C’est ce que fait Paul lui-même: «nous avons été ensevelis (aoriste συνετάϕημεν) avec lui par le baptême dans la mort, afin que, comme Christ a été ressuscité des morts par la gloire du Père, nous marchions nous aussi dans une nouveauté de vie. Car si nous avons été unis au Christ dans une mort semblable à la sienne, nous le serons aussi par une résurrection semblable» (Rm 6,4-5). La même conviction est soulignée fortement en Col (2,12-13; 3,1) et 37. Certains témoins, dont le Sinaiticus, n’ont pas l’article défini τήνdevant ἀνάστασιν. La présence de l’article est cependant mieux attestée et son omission peut être attribuée à des copistes en fonction de l’interprétation qu’ils donnaient à ce passage (B.M. METZGER, ATextual Commentary on the Greek New Testament, London, United Bible Society, 1971, p. 647-648).

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Ep (2,5-6) parlant au passé de la résurrection des croyants avec le Christ. Dès lors, en jouant sur les mots à partir de l’affirmation de foi, en assimilant résurrection baptismale et résurrection eschatologique, on parvient à la conclusion que celle-ci «a déjà eu lieu». De la confusion au niveau des mots on en arrive à la confusion au niveau de la foi. Aux yeux de certains, les choses sont plus complexes et l’affirmation selon laquelle la résurrection a déjà eu lieu ne dérive pas du gauchissement d’une conviction chrétienne parfaitement orthodoxe concernant le baptême, mais témoigne déjà d’une vision gnostique38. Des auteurs chrétiens du deuxième siècle, dans la description qu’ils font de la gnose, y relèvent effectivement une affirmation semblable à celle de 2 Tm 2,18, que la résurrection déjà advenue soit mise en relation avec l’expérience baptismale39, ou qu’elle soit représentée comme une expérience toute spirituelle40 parfois identifiée à la connaissance de la vérité41, parfois à l’union au Christ ressuscité comme ce sera le cas par exemple dans le Traitésurla résurrection (2e s.). Celui-ci, s’appuyant peut-être en partie sur 2 Tm 2, s’exprime ainsi:«…comme l’Apôtre l’a dit, nous avons souffert avec lui, et nous nous sommes levés avec lui et nous sommes montés au ciel avec lui. Et si nous sommes manifestés en ce monde Le revêtant, nous sommes ses rayons et nous sommes retenus par Lui jusqu’à notre couchant, c’està-dire notre mort en cette vie; nous sommes attirés au ciel par Lui comme les rayons par le soleil, n’étant retenus par rien. Telle est la Résurrection spirituelle.»42 Comme dans la gnose, les opposants de 2 Tm auraient nié la résurrection eschatologique au nom d’une anthropologie dualiste et d’une conception négative du corps et de la matière43. 38. J.N.D. KELLY, ACommentaryonthePastoralEpistles (Black’s New Testament Commentaries), London, Black, 1963, p. 185; N. BROX, DiePastoralbriefe(RNT, 7/2), Regensburg, Pustet, 1969, p. 246; R.H. FULLER, The Pastorals, dans G. KRODEL (éd.), Ephesians, Colossians, 2 Thessalonians, The Pastoral Epistles, Philadelphia, PA, Fortress Press, 1978, 97-121, p. 105; R.J. KARRIS, ThePastoralEpistles (New Testament Message, 17), Wilmington, DE, Michael Glazier, 1979, p. 28-29; HULTGREN, I-II Timothy, Titus (n. 36), p. 47; O. KNOCH, 1.und2.Timotheusbrief,Titusbrief(NEB.NT, 14), Würzburg, Echter, 1988, p. 58; L. OBERLINNER, DiePastoralbriefe. II. KommentarzumZweitenTimotheusbrief(HTKNT, XI, 2), Freiburg, Herder, 1995, p. 98; SCHLARB, DiegesundeLehre (n. 30), p. 121-122. 39. Irénée, Adv. Haer. 1,23,5 (à propos de Ménandre); cf. Évangile de Philippe 72,29–73,8. 40. Ps.-Clem. Hom.2,22,5; Justin, Apol. 1,26. 41. Irénée, Adv.Haer.2,31,2 (à propos de Simon le magicien). 42. 45,24-40; J. MÉNARD (éd.), Letraitésurlarésurrection(N.H.I,4), Québec, Presses de l’Université Laval, 1983, p. 47; M.L. PEEL, TheTreatiseontheResurrectionI,4:43.25– 50.18, dans H.W. ATTRIDGE (éd.), NagHammadiCodex(TheJungCodex) (The Coptic Gnostic Library, 1), Leiden, Brill, 1985, 137-215, p. 163. 43. Traitésurlarésurrection, 49,9-16.30-36; cf. Tertullien, Deres.carnis5.

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La première interprétation en lien avec le baptême apparaît néanmoins préférable. En effet, on ne trouve pas de traces ailleurs en 2 Tm de conceptions apparentées à celles que prônera plus tard la pensée gnostique. Le rapprochement de notre passage avec celle-ci vient d’une assimilation de 2 Tm à 1 Tm qui, elle, témoigne effectivement de telles affinités (cf. 1 Tm 4,3-5)44. C’est en raison de la même assimilation, avec l’idée que les deux lettres sont du même auteur et que la rédaction de 1 Tm a précédé celle de 2 Tm, que l’on peut voir dans les «opposants» dénoncés en 2 Tm les mêmes «faux docteurs» d’Éphèse et les tenants de la même «hérésie» qu’en 1 Tm, et que l’on est amené à s’étonner du fait qu’après avoir été excommunié (1 Tm 1,20) Hyménée puisse continuer à propager des idées néfastes (2 Tm 4,17). Si l’on s’en tient strictement aux données de 2 Tm, l’idée que la résurrection a déjà lieu se comprend mieux en relation avec la conception baptismale traditionnelle. L’argument décisif en ce sens vient du fait que, juste auparavant, dans la citation qui est faite en 2 Tm 2,11 d’un formulaire préexistant, il est précisément fait référence à cette conception baptismale. On comprend alors que, juste après la citation de la proclamation de foi, 2 Tm puisse s’en prendre à des interprétations erronées de celle-ci (2,18). D’autant plus que cette proclamation affirmait ensuite, dans sa deuxième partie, le caractère futur de la résurrection avec le Christ – «… avec lui nous vivrons (…) avec lui nous règnerons» (2,11b.12b) –, contrecarrant ainsi à l’avance l’affirmation de celle-ci comme déjà effectuée. c) Ce qui, par contraste, est à rechercher (2,15; 2,19-21; 2,24-26) Ainsi donc, pour une part, ce qui est dénoncé en 2 Tm paraît différent de ce qui l’est en 1 Tm et Tt, toutes deux préoccupées par un enseignement déviant, désigné comme ἑτεροδιδασκαλεῖν dans le premier cas (1 Tm 1,3), et comme le fait d’ «enseigner ce qu’il ne faut pas» (διδάσκοντες ἃ μὴ δεῖ)dans le second (Tt 1,11). Ce langage est absent en 2 Tm où il est question simplement de certaines façons de parler superficiellement des choses de la foi. Une autre différence consiste dans l’attitude prescrite à Timothée. En 1 Tm, celui-ci est exhorté, dès le début de la lettre, à intervenir avec vigueur contre ceux qui répandent un enseignement déviant: Je t’ai exhorté à demeurer à Éphèse afin que tu ordonnes (verbe παραγγέλλω) àcertainsden’enseignerriend’autre (μὴἑτεροδιδασκαλεῖν) 44. GOURGUES, Lesdeuxlettres (n. 9), p. 152-154.

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ni de s’appliquer à des récits mythiques et à des généalogies sans fin, qui favorisent des recherches inutiles plutôt que le plan de Dieu (connu) dans la foi (1 Tm 1,3b-4).

La même réaction énergique est attendue de Tite: Il y a, en effet, beaucoup d’insubordonnés, des diseurs de rien (ματαιολόγοι) et des séducteurs, notamment parmi les gens venus de la circoncision. Il faut leur fermer la bouche, eux qui bouleversent des maisonnées entières en enseignant ce qu’il ne faut pas, en vue d’un profit sordide (Tt 1,10-11).

Par contraste, en 2 Tm – dans notre chapitre à tout le moins –, ce à quoi ce dernier est exhorté à deux reprises, c’est à s’abstenir lui-même des pratiques dénoncées: «Détourne-toi des discours creux et profanes» (2,16); «Les arguties stupides et incompétentes, évite-les, sachant qu’elles engendrent les querelles» (2,21). Sans doute lui est-il dit en 2,14: Rappelle sans cesse ces choses-là, en adjurant devant Dieu de ne pas se livrer à des querelles de mots (μὴ λογομαχεῖν): cela ne sert à rien, (sinon) au bouleversement de qui les écoute.

L’attente qui s’exprime ici à l’égard de Timothée paraît bien consister à mettre en garde les croyants à l’égard d’affrontements verbaux et de tournois dialectiques inutiles plutôt qu’à faire taire ceux qui s’y adonnent45. Son rôle essentiel à lui consiste à dispenser fidèlement la parole de vérité (2,15). S’il a «à reprendre46les opposants», ce doit être avec douceur, dans l’espérance que Dieu leur donnera de se ressaisir et de se convertir (2,25-26). S’il est préoccupé d’abord et avant tout des attitudes à adopter par Timothée face aux travers qu’il dénonce47, notre passage ne s’y limite 45. Dans le même sens, parmi les commentaires récents: I.H. MARSHALL, ACriticaland Exegetical Commentary on the Pastoral Epistles (ICC, 38), Edinburgh, T&T Clark, 1999, p. 746; MOUNCE, PastoralEpistles (n. 30), p. 723; VAN NESTE, CohesionandStructureinthe PastoralEpistles (n. 29), p. 166. 46. On a ici le verbe παιδεύω qui renvoie à une attitude pédagogique et non pas, comme en Tt, le verbe ἐλέγχω, «réfuter», utilisé à deux reprises (1,9.13) à propos de l’attitude à adopter face aux «contradicteurs». Ἐλέγχωfigurera en 2 Tm 4,2 dans l’énoncé des tâches de Timothée: «proclame la parole, insiste à temps et à contretemps, réfute(Ἐλέγξον), menace, exhorte …» mais cette fonction compte de façon générale parmi celles que comporte la prédication de l’Évangile et n’est pas mise en relation spécialement avec les «opposants». 47. On voit mal ce que vient faire, dans le contexte, l’exhortation initiale du v. 22, d’ordinaire traduite littéralement: «Fuis les passions de la jeunesse.» Si, ici comme en d’autres

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pas. On note en effet aux v. 19-21 un élargissement des perspectives qui semble bien, à travers l’utilisation de deux images, concerner l’ensemble des croyants. La première image est celle du «fondement solide» (στερεὸς θεμέλιος: 2,19). Celui-ci est mis en opposition (particule μέντοι) avec les croyants ébranlés dont il vient d’être question à la fin du verset précédent. L’image doit donc renvoyer par contraste aux croyants qui résistent et dont la foi tient bon48. Ce fondement, est-il précisé, porte deux inscriptions complémentaires inspirées de l’Écriture49 et proclamant une double fidélité: celle de Dieu à l’égard des croyants et celle des croyants à l’égard de Dieu. Voilà qui assure la solidité des fondements: le Seigneur connaît les siens et ceux-ci s’abstiennent de l’iniquité, laquelle, dans le contexte, doit désigner les pratiques déviantes des opposants. Du registre architectural (v. 19), l’imagerie se déplace ensuite du côté des «grandes maisons», c’est-à-dire des demeures de riches disposant de vaisseliers aux pièces variées, dont certaines de grande valeur (v. 20). Cette seconde image est appliquée expressément en finale au tout-venant croyant: «Si quelqu’un se garde pur à l’égard de ces choses – entendons des pratiques à l’égard desquelles mettait en garde le v. 16 – il sera comme un vase d’honneur …». Les croyants qui ne se laissent entraîner ni ébranler sont comparables aux vases les plus passages du N.T., notamment chez Paul (ex. Rm 1,24; 6,12; 13,14) et en 2 Tm même (3,6), on voit dans les ἐπιθυμίαι des passions liées à l’affectivité et à la sexualité, la perspective ne peut être qu’individuelle, Timothée lui-même étant appelé à acquérir une maîtrise en ces domaines. Cependant, le terme ἐπιθυμίαpossède en lui-même un sens plus large, bien attesté aussi chez Paul (ex. 1 Th 2,17: «un vif désir de vous revoir»; Ph 1,23: «le désir de m’en aller et d’être avec le Seigneur»). Ici, le contexte, où il est question de relations aux autres faisant place à la paix (2,22), à la bonté (2,24) et à la douceur (2,25), invite à voir dans les νεωτερικαὶ ἐπιθυμίαιà éviter les réactions passionnées, impulsives ou intransigeantes caractéristiques de la jeunesse (KELLY, A Commentary on the Pastoral Epistles (n. 38), p. 47; MOUNCE, Pastoral Epistles (n. 30), p. 533), dispositions qui valent à l’égard des croyants fidèles (2,22b), mais aussi à l’égard des opposants (2,25). 48. Pour une majorité d’auteurs, l’image du fondement renvoie ici à l’Église elle-même, à la différence d’autres passages néotestamentaires où la même image est appliquée au Christ (1 Co 3,10-11) ou aux apôtres (Ep 2,20; cf. Ap 21,14). Cette compréhension s’appuie, pour certains, sur un rapprochement avec 1 Tm 3,15 où il est question de «l’Église du Dieu vivant, colonne et fondement de la vérité». Mais ce point d’appui s’avère fragile. Pour une part, en effet, le terme utilisé, ἑδραίωμα, n’est pas le même qu’ici (θεμέλιος) – là où 1 Tm emploie ce dernier terme, il s’agit d’autre chose (6,19: capital financier). En outre, il n’est pas sûr qu’en 1 Tm 3,15 les deux images soient appliquées à l’Église plutôt qu’à Timothée lui-même et aux serviteurs de la communauté: M. GOURGUES, ‘Colonneetsocledelavérité’.Notesur l’interprétationde1Tm3,15, dans ScienceetEsprit 59 (2007) 173-180. 49. Alors que la première inscription reproduit pratiquement (en substituant simplement «Seigneur» à «Dieu») le texte de Nb 16,5 (LXX), la seconde s’inspire plus librement de l’A.T. dont elle ne reproduit la formulation d’aucun passage déterminé, la dernière partie se rapprochant cependant de celle de Lv 24,16 et Is 26,13.

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précieux des vaisseliers de riches et leur maître, c’est-à-dire Dieu, pourra s’en servir pour toute œuvre bonne. L’exploration que nous avons effectuée du chapitre 2 de 2 Tm incite à y voir un ensemble composite comportant deux parties distinctes. Alors que la première (2,1-13) se présente comme une section très personnelle se rapportant à l’expérience vécue par Paul et Timothée, la seconde (2,14-26) fait part d’une situation problématique à laquelle se trouve confrontés Timothée et une ou des communautés dont rien n’indique clairement que celui-ci a la charge. Cette seconde partie, dans les pratiques qu’elle dénonce et les réactions auxquelles elle exhorte, offre des affinités par rapport à 1 Tm et Tt mais, en même temps, des différences notables. Tout se passe comme si la situation problématique, avec les querelles de mots et pratiques similaires mentionnées en 2,14-26 et mises au compte de l’impiété (2,16), du détournement de la vérité (1,18), de l’«iniquité» (2,19), possédait un visage propre, non assimilable à celui qui est dénoncé dans les deux autres Pastorales.

DRAWING AUTHORITY AND EXERTING POWER IN THE SECOND LETTER TO TIMOTHY: SOME INITIAL REMARKS AND THE EXAMPLE OF 2 TIMOTHY 3,1-17 CHRISTOS KARAKOLIS I. INTRODUCTORY REMARKS It is common ground in research that all three so-called Pastoral Epistles are pseudepigraphic and post-Pauline writings1. From a certain point of view, however, 2 Timothy is a special case among these three letters2: it is more personal than the other two; it contains more extended and detailed biographical elements; the exhortations to Timothy seem here to be more intense and pressing; most importantly perhaps, in 2 Tim “Paul” speaks from within a prison and is presented as awaiting his certain death. It would seem that the unknown author of 2 Tim intends, among other things, to provide his writing with immense authority. For whichever reason, he prefers not to appeal to his own personal authority, but he rather claims for himself the authority of Paul by attributing his own writing to him. It is obvious that Paul is the most important apostolic 1. See, for instance, the relevant argumentation in U. SCHNELLE, EinleitungindasNeue Testament, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 82012, pp. 405-410; N. BROX, DiePastoralbriefe: 1 Timotheus, 2 Timotheus, Titus (RNT), Regensburg, Pustet, 51989, mainly pp. 55-60; see, however, also the counterarguments in D. GUTHRIE, NewTestamentIntroduction, London, Inter-Varsity, 31970, pp. 584-622; W.D. MOUNCE, PastoralEpistles(WBC, 46), Nashville, TN et al., Nelson, 2000, pp. lxxxiii-cxxix; L.T. JOHNSON, The First and Second LetterstoTimothy:ANewTranslationwithIntroductionandCommentary(AB, 35A), New York et al., Doubleday, 2001, pp. 55-99. 2. In this study I will not enter into the discussion about the chronology of the three Pastoral Epistles and their literary and/or historical relationship to each other, which nowadays is considered to be much more complex and difficult to reconstruct, see on the matter R.E. BROWN, An Introduction to the New Testament (AB Reference Library), New York et al., Doubleday, 1997, pp. 672-675; G. HÄFNER, DasCorpusPastoralealsliterarischesKonstrukt, in TQ187 (2007) 258-273; J. HERZER, FiktionoderTäuschung?ZurDiskussionüber die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe, in J. FREY et al. (eds.), Pseudepigraphie und VerfasserfiktioninfrühchristlichenBriefen–PseudepigraphyandAuthorFictioninEarlyChristian Letters (WUNT, 246), Tübingen, Mohr Siebeck, 2009, 489-536, p. 534; A. YARBRO COLLINS, TheFemaleBodyasSocialSpace, in NTS57 (2011) 155-175. I will, therefore limit myself as a rule to the examination of 2 Tim as an individual literary work and not as a part of the collection of the Pastoral letters.

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figure (if not practically the only one3) for the recipients of the epistle4, or else the author would certainly not have chosen to identify himself with him. We can therefore conclude with a great degree of certainty that the historical community addressed to in this letter is a Pauline one, in which not only the figure of Paul, but even that of Timothy, being Paul’s disciple, are of the utmost importance and highly revered5. In this letter the imminent death of Paul makes the author’s words even more crucial. Actually the letter takes the place of the last word of the apostle, and becomes the expression of his last will. It contains his worries, his fears, his vision, his expectations, his exhortations, his complaints, his wishes, the account of his achievements, although not his theology, at least not in a detailed fashion. Indeed, the author skips or at best summarizes theological discussions, while insisting upon ethical principles, exhortations and the concept of tradition, reminding us of a dying man, who utters his last words and gives his last instructions to those present around his deathbed. Such instructions coming from a person of immense authority in great distress can exert an enormous amount of power upon their receivers. It seems that the author is not only interested in drawing authority from using Paul’s identity, but also in exerting the power that goes along with this identity upon the members of his community6. In the first part of the present paper I will present the main literary and theological elements of 2 Tim as a pseudepigraphic writing7 that provide 3. Cf. M. HARDING, Tradition and Rhetoric in the Pastoral Epistles (Studies in Biblical Literature, 3), New York etal., Lang, 1998, p. 103; G. HÄFNER, DiePastoralbriefe(1Tim/2 Tim/Tit), in M. EBNER – S. SCHREIBER (eds.), Einleitung in das Neue Testament (KStT, 6), Stuttgart, Kohlhammer, 2008, 450-473, p. 468; BROX, Pastoralbriefe (n. 1), p. 73, rightly observes that in the protopauline letters Paul always considers himself an apostle among all other apostles, even the last of the apostles, but in no case as the exclusive apostle with no reference to the other apostles whatsoever. 4. Cf. Ibid., p. 68. 5. Cf. Ibid., pp. 69-72; SCHNELLE, Einleitung(n. 1), p. 420. 6. Cf. the analysis of the pseudonymous author’s rhetorical strategy by K. ZAMFIR, Men andWomenintheHouseholdofGod:AContextualApproachtoRolesandMinstriesinthe Pastoral Epistles (NTOA, 103), Göttingen – Bristol, CT, Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, pp. 19-36. 7. As A. MERZ, AmorePauli:DasCorpusPastoraleunddasRingenumdieInterpretationshoheitbezüglichdespaulinischenErbes, in TQ187 (2007) 274-294, p. 274, rightly puts it: “Höchst zentrale Fragen der Auslegung der Pastoralbriefe unter der Voraussetzung ihrer Pseudonymität wurden zu lange nicht gestellt und werden gegenwärtig auf sehr verschiedene Weise beantwortet”. This sentence of Merz applies even more to the exegesis of the Pastoral Epistles within the Orthodox-theological context, which is generally very reluctant in accepting this presupposition mainly due to ideological or church-political, and less due to exegetical reasons, cf. among others G.A. GALITIS, ἩπρὸςΤίτονἘπιστολὴτοῦἈποστόλουΠαύλου:Ὁ ποιμένας καὶ οἱ αἱρετικοί (Ermineia Kainis Diathikis, 12c), Thessaloniki, Pournaras, 31993,

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its author with authority, as well as with the means to exert power upon its recipients. In the second part I will try to demonstrate in a detailed way how these very elements are used in the third chapter of 2 Tim. I will close the paper with some concluding remarks. II. AUTHORITY AND POWER IN 2 TIM 1. EpistolaryGenreandPaulineStyle 2 Timothy presupposes knowledge of pre-existing Pauline letters8. To begin with, the epistolary genre of 2 Tim is a clear indication that its author intended to embed it into Pauline tradition, to make it look like a Pauline letter amongst many, which should belong to the corpus of those Pauline letters that were probably known to him and the community he addresses9. The introduction of the author as “Paul” also demonstrates that the Pauline character of the letter is essential for drawing authority and exerting power on its readership10. The author does not need to call upon other apostolic authorities in order to make his word more powerful and efficient. It suffices for him to speak as Paul. This means that the community of the readers of the letter is most probably a Pauline community either having been founded by Paul himself or by Paul’s disciples, in the narrow or broad sense of the word. In any case it is closely connected with Pauline tradition and esteems anything Pauline very highly11. This pp. 30-105; C.S. VOULGARIS, Εἰσαγωγὴ εἰς τὴν Καινὴν Διαθήκην: Προλεγόμενα, Εὐαγγέλια, Πράξεις,ἘπιστολαὶΠαύλου, Athens, 2003, pp. 609-641; K. NIKOLAKOPOULOS, Ἐπόψειςτῆς παυλείου ρητορικῆς στίς δύο πρός Τιμόθεον Ἐπιστολές, in Ἡ πνευματική παρακαταθήκη τοῦ ἈποστόλουΠαύλου:ΠοιμαντικέςἘπιστολές, Thessaloniki, 2004, 287-303, pp. 302-303; see however also the critical position of I.D. KARAVIDOPOULOS, Εἰσαγωγή στήν Καινή Διαθήκη (Bibliki Bibliothiki, 1), Thessaloniki, Pournaras, 32007, pp. 303-308. 8. Cf., for instance, A. MERZ, DiefiktiveSelbstauslegungdesPaulus:IntertextuelleStudienzurIntentionundRezeptionderPastoralbriefe(NTOA, 52), Göttingen – Fribourg, Vandenhoeck & Ruprecht – Academic Press Fribourg, 2004, pp. 235-242; HÄFNER, Pastoralbriefe (n. 3), p. 455. The historical recipients of the letter did not distinguish between authentic and pseudonymous Pauline letters, cf. HARDING, Tradition (n. 3), pp. 104-106. Therefore, when referring to the Pauline letters in this paper I also include those letters that have been assumed to be pseudonymous in current research. 9. Cf. MERZ, Amore Pauli (n. 7), pp. 278-280; MERZ, Selbstauslegung (n. 8), pp. 223-224.227. 10. On the importance of Paul’s name in the pseudepigraphic writing of 2 Tim for its recipients from the point of view of intertextuality see MERZ, Amore Pauli (n. 7), pp. 280-281. 11. Cf. P. POKORNÝ – U. HECKEL, Einleitung in das Neue Testament: Seine Geschichte undTheologieimÜberblick, Tübingen, Mohr Siebeck, 2007, p. 666.

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background can explain why a letter convincingly claiming to have been written by Paul would make a great impact on the community of its actual historical recipients. The introduction of Timothy as the fictitious recipient of the letter is a further device for raising the significance of the letter. Already at the time of the letter’s writing, Timothy was definitely known as the cosender of most Pauline letters, and as Paul’s most entrusted collaborator who was being sent by his master to the most subtle and dangerous missions. Consequently, a personal letter of Paul to Timothy would be of exceptional importance because it would be expected to be confidential, and therefore revealing. Paul would namely be expected to speak to Timothy in a way that he would not speak to anybody else. Therefore, what Paul would say to Timothy would be of vital significance for Christians belonging to the Pauline tradition and living several decades after the death of their apostle12. In 2 Tim the author does not seem to be particularly inclined to imitate Pauline style or perhaps he even does not possess the literary ability to do so13. Therefore, there is no great difficulty in discerning his unique style compared to the original style of Paul by means of stylistic analysis14. On the other hand, the author of 2 Tim does use a number of characteristic Pauline semantic elements, possibly as a means of connecting his writing with Paul’s letters in the minds of his readers15. The typically Pauline praescriptioof the letter (1,1-2) is a very characteristic case in this regard16. The letter starts with the author stating his name as “Paul”, as well as his identity by the words “apostle of Jesus Christ through the will of God”. It also refers to Timothy as the addressee of the letter. Even if in the known Pauline letters Timothy is never the addressee, the presence of his name in the letter’s praescriptio clearly 12. Cf. L.R. DONELSON, Pseudepigraphy and Ethical Argument in the Pastoral Epistles (HUT, 22), Tübingen, Mohr Siebeck, 1986, pp. 57-59; MERZ, AmorePauli(n. 7), p. 284. On the intertextual importance of Timothy as the recipient of 2 Tim see MERZ, Selbstauslegung (n. 8), 228-230. 13. Cf. DONELSON, Pseudepigraphy(n. 12), p. 55. 14. Cf. M. GOURGUES, LesdeuxlettresàThimothée.LalettreàTite(Commentaire Biblique: Nouveau Testament, 14), Paris, Cerf, 2009, pp. 48-57; see the relevant bibliography in HERZER, Fiktion(n. 2), pp. 523-528. 15. On the theoretical background of the appliance of a fictive self-interpetation of Paul in the Pastoral Epistles as a whole see MERZ, Amore Pauli (n. 7), pp. 282-283 and MERZ, Selbstauslegung(n. 8), pp. 230-231. 16. Cf. the relevant analysis of W.A. RICHARDS, DifferenceandDistanceinPost-Pauline Christianity:AnEpistolaryAnalysisofthePastorals(Studies in Biblical Literature, 44), New York etal., Lang, 2002, pp. 108-110.

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has the function of pointing the reader to the other Pauline letters, in which Timothy occurs in the praescriptioafter Paul as co-sender17. The phrase Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ Ἰησοῦ διὰ θελήματος θεοῦ is also used in the exact same way in the praescriptioof 2 Cor 1,1, in which also Timothy is mentioned. Ἐπαγγελία is a theological term used by Paul, also in connection with the preposition κατά plus accusative18. Χάρις and εἰρήνη are heavily loaded theological terms that are used in every single praescriptioof the corpuspaulinum. The word ἔλεος is not found in any other Pauline praescriptiones (with the exception of the Pastoral 1 Tim 1,2). It is, however, used in the Pauline literature as a whole. The characterization of Timothy as ἀγαπητός is also applied to Philemon in Philem 1. The exact phrase τέκνον ἀγαπητόν applied to Timothy is also found in 1 Cor 4,17 (although not in the praescriptio). Furthermore, in Phil 2,22 Timothy is characterized by Paul as τέκνον. The end of the praescriptiois again typically Pauline although with a slight stylistic differentiation. While in all other Pauline praescriptiones the pronoun ἡμῶν is connected to God, in 2 Tim it is connected to Jesus Christ. The above short semantic comparison of the praescriptio of 2 Tim with the other Pauline praescriptionesdemonstrates that the pseudonymous author of 2 Tim makes a conscious effort to imitate the way Paul introduces his epistles. The praescriptio is hardly distinguishable from typical Pauline style, a phenomenon that does not apply to the rest of the epistle19. However, even in the rest of the epistle a noteworthy number of Pauline semantic features and theological terms can be found, such as χάρις (1,2.3.9; 2,1; 4,22), λατρεύειν τῷ Θεῷ, συνείδησις, μνεία (1,3), ἐπιποθῶ, πληροῦν in connection with χαρά (1,4), ἐνοικοῦν (1,5.14), χάρισμα (1,6), ἐπαισχύνεσθαι (1,8.12.16), μαρτύριον plus genitive (1,8), εὐαγγέλιον (1,8.10; 2,8), κατὰ τὰ ἔργα (1,9; 4,14), πρόθεσις (1,9; 3,10), χρόνος αἰώνιος (1,9), καταργεῖν, ἀφθαρσία (1,10), the connection of πίστις and ἀγάπη (1,22; 2,13; 3,10), σκεῦος (2,20.21), ἐπίγνωσις (2,25; 3,7)20. 17. See 2 Cor 1,1; Phil 1,1; Col 1,1; 1 Thes 1,1; 2 Thes 1,1; Phlm 1. 18. Gal 3,29; 4,28; cf. also Acts 13,23. 19. See the comparison between Pauline style and the style of the Pastoral Epistles in GOURGUES, Lettres(n. 14), pp. 48-55. 20. It is very difficult to decide whether these words were used because of their Pauline background or not. This decision would demand a much more extended research on their use

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On the other hand, there is a considerable amount of vocabulary that does not occur at all in the protopauline literature, and sometimes not even in the New Testament as a whole, such as the following: πρόγονος (1,3), ὑπόμνησις, ἀνυπόκριτος πίστις (1,5), ἀναζωπυρεῖν, ἐπίθεσις τῶν χειρῶν (1,6), πνεῦμα δειλίας, δυνάμεως, ἀγάπης and σωφρονισμοῦ (1:7), συγκακοπαθεῖν (1,8; 2,3), κλῆσις ἁγία (1,9), ἐπιφάνεια (1,10; 4,1.8), φωτίζειν ζωὴν καὶ ἀφθαρσίαν (1,10), ὑποτύπωσις (1,13), ὑγιαίνειν (1,13; 4,3), παραθήκη (1,12.14), ἀναψύχειν, ἅλυσις (1,16), συγκακοπαθεῖν (1,8; 2,3), στρατιώτης (2,3), πραγματεία (2,4), κακοπαθεῖν (2,9; 4,5), κακοῦργος (2,9), ὑπομιμνήσκειν, λογομαχεῖν (2,14), ἀνεπαίσχυντος, ὀρθοτομεῖν (2,15), βέβηλος, κενοφωνία, περιεστᾶναι (2,16), γάγγραινα, νομή (2,17), ἀστοχεῖν (2,18), νεωτερικός (2,22), ζήτησις (2,23), διδακτικός, ἀνεξίκακος (2,24), αντιδιατιθέναι (2,25), ἀνανήφειν, ζωγρεῖν (2,26), φίλαυτος, φιλάργυρος, βλάσφημος, ἀχάριστος, ἀνόσιος (3,2), ἄσπονδος, ἀκρατής, ἀνήμερος, ἀφιλάγαθος (3,3), προδότης, προπετής, τυφοῦν, φιλήδονος, φιλόθεος (3,4), ἀποτρέπειν (3,5), ἐνδύνειν, γυναικάριον (3,6), ἄνοια, ἔκδηλος (3,9), παρακολουθεῖν, ἀγωγή (3,10), γόης (3,13), πιστοῦν (3,14), σοφίζειν (3,15), θεόπνευστος, ὠφέλιμος, ἐλεγμός, ἐπανόρθωσις (3,16), ἄρτιος, ἐξαρτίζειν (3,17), ἐπισωρεύειν, κνήθειν (4,3), ἐκτρέπειν (4,4), κριτής (4,8)21. The above representative stylistic observations only underline what is already largely acknowledged in contemporary scholarly research, namely that the author of 2 Tim uses Pauline terminology trying to keep the connection to the Pauline tradition and to present his writing as a genuine Pauline letter, while on the other hand he unavoidably uses his own distinctive style and vocabulary too22. It would seem that the partial adopting of Paul’s style is not just a simple means for the author to disguise his pseudepigaphic writing23. It is perhaps and foremost a way for him to draw authority and exert in Koine. This is even more true with regard to words such as ἀλαζών, ὑπερήφανος (3,2), ἄστοργος (3,3), μόρφωσις, δύναμις (3,5), μανθάνειν (3,7.14), αἰχμαλωτίζειν (3,6), ἐπιθυμία (2,22; 3,6; 4,3), ἀλήθεια (2,15.18.25; 3,7.8; 4,4), ἀνθιστᾶναι (3,8; 4,15), which may be used by Paul, but are also common in his environment. 21. Every argumentation about the pseudonymous character of 2 Tim should begin with its immense difference from the Pauline homologoumenawith regard to vocabulary. 22. Even in antiquity the difference in style was an important criterion for discerning between authentic and pseudepigraphic writings, see A.D. BAUM, Pseudepigraphieundliterarische Fälschung im frühen Christentum. Mit ausgewählten Quellentexten samt deutscher Übersetzung(WUNT, 2/138), Tübingen, Mohr Siebeck, 2001, pp. 24-25. 23. Cf. T. GLASER, Paulus als Briefroman erzählt: Studien zum antiken Briefroman und seinerchristlichenRezeptionindenPastoralbriefen(NTOA, 76), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2009, pp. 306-307.

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power upon his recipients. By using the name of Paul as the author of the epistle, as well as the name of Timothy as its addressee, by starting the letter with a typical Pauline praescriptioand by imitating to a certain degree Pauline style and theological terminology the author seems to be trying to provide his writing with Pauline authority in order to persuade his recipients that everything he says is utterly important and, what’s more, right beyond any doubt, since it reflects the authentic will of God as it is transmitted directly by his apostle to his faithful. 2. Tradition The author of 2 Tim makes use of the fact that a strong Pauline tradition had already been shaped in his time, not only by adopting Paul’s identity and style, but also by underlining the necessity of keeping to the Apostle’s tradition. In 2 Tim 1,12-14 the fictitious Paul speaks about the παραθήκη, namely about the treasure that was entrusted to Timothy and should be preserved by him24. This παραθήκη comes from Paul himself, from his “sound words” (ὑγιαίνοντες λόγοι) which should be written in a spiritual way (ὑποτύπωσις) within Timothy’s very existence. This “good” παραθήκη will be kept intact by God through the Holy Spirit until the day of judgment. In fact, Paul lies in suffering because of his apostolic activity that creates and serves the παραθήκη25. If the Pauline παραθήκη is so important as such, then also the words of 2 Tim, which are supposed to be coming from Paul himself and therefore authentically representing this παραθήκη26, have an enormous authority. The author of 2 Tim pleads for the preservation of the Pauline παραθήκη providing it actually with the authority of the Bible itself. Since the παραθήκη contains the total of the oral and written Pauline tradition, it would also seem to include the contents of 2 Tim, which claims to belong to this tradition, being its last and, therefore, perhaps its most important part at that. In 2 Tim 2,2 Timothy is exhorted to transfer to the faithful what he himself has heard from Paul in the presence of many witnesses. The 24. See on the term παραθήκη among others A.Y. LAU, ManifestinFlesh:TheEpiphany ChristologyofthePastoralEpistles(WUNT, 2/86), Tübingen, Mohr Siebeck, 1996, pp. 26-39. 25. On the notion of παραθήκη as an expression of Pauline tradition as it is authoritatively transferred by the leaders of the Pauline communities and, therefore, Paul’s successors, see among others E. SCHLARB, DiegesundeLehre:HäresieundWahrheitimSpiegelderPastoralbriefe(MTSt, 28), Marburg, Elwert, 1990, pp. 230-239. 26. Cf. SCHNELLE, Einleitung(n. 1), p. 420.

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receivers of the παραθήκη should in their turn be capable of teaching others. This is the way to deal with the παραθήκη and this is how it is going to be kept secure and at the same time alive and active. Of course, the above exhortation is actually directed through Timothy towards the recipients of the letter who are knowledgeable of Paul’s teaching, since they possess the Pauline παραθήκη in their oral and written community tradition. The author only offers sparse fragments of Pauline theology in 2 Tim (see for instance 2,11-13). It does not seem important for him to present Pauline theology in a detailed fashion, but mainly to strengthen the link to Pauline tradition, which is already existent and revered, thus also reinforcing its authority27. The Pauline tradition should not be questioned (2,14). Questioning the Pauline tradition will rather lead the community to disaster. Authority is here again the main issue, an authority that should not be questioned under any circumstances having an absolute validity as it stands. Even the expression ὑγιαίνουσα διδασκαλία in 4,3 functions actually as a reference to Pauline tradition when being read in connection with the reference to ὑγιαίνοντες λόγοι in 1,13. In principle, what is spiritually sound and healthy is not necessarily Pauline. Since, however, it is supposed to have been transmitted by Paul, it is understood as being indeed Pauline in this sense. By elaborating on the term παραθήκη, meaning the Pauline tradition as a whole, the author presents 2 Tim as belonging to it, since it contains the last words of Paul. In other words, he claims scriptural authority for his writing and is on this basis able to exert power upon his recipients by presenting his teaching and guiding as an authentic and essential part of the Pauline παραθήκη. 3. Exhortations 2 Tim consists of exhortations to a great extent. There are 33 verbs in the imperative in this relatively short letter28. Although not all of them belong to an exhortatory context29, their number is indicative of

27. Cf. DONELSON, Pseudepigraphy(n. 12), p. 62; POKORNÝ – HECKEL, Einleitung(n. 11), p. 663. 28. An analysis of the letter’s imperatives is offered by RICHARDS, Difference (n. 16), pp. 115-117. 29. See 4,9.11.13.15.19.21.

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the author’s tendency to instruct his recipients30. Some of these instructions are clearly ethical, but in most cases they actually concern their faithfulness towards the παραθήκη and the ὑγιαίνουσα διδασκαλία in a direct or an indirect way31. In other words, the central message of these exhortations is that Timothy should remain faithful to the Pauline tradition and teaching. Furthermore, he should transfer this teaching to other trustworthy people who in their turn will also be able to teach others. Concretely: he should remember everything Paul taught him (1,13); he should not get involved in aimless discussions (2,23), but always speak the word of truth (2,15); he should stay away from new teachings (2,16), as well as desires (2,22); he should on the contrary pursue justice, love, and peace along with those who in clear heart speak the name of the Lord (2,22); he should be informed about what will happen in the last days, namely that there will be false teachers leading the faithful astray (3,1ff). Timothy should not have anything to do with such persons. He should remain in what he has already learned, keeping Paul in mind, from whom he has learned it (3,14). He should preach the word, he should admonish, control, console, be a leader for the community (4,2); he should be in a state of awareness, ready to suffer and do the work of a preacher of the gospel (4,5). Of course, this is not the kind of exhortations that one would expect the historical Paul to address to the historical Timothy. The instructions of Paul to his closest disciple, associate, and companion, to the man he fully trusted by assigning to him the most difficult and subtle missions, would not be just to stay away from the false teachers, but much more than that, to argue against them. After all Timothy as Paul’s disciple should have learned at least the essentials of his argumentative strategy32. Paul, as he appears in his homologoumena, cannot tolerate disagreement on theological or ethical issues. He does not let his opponents be, but encounters them in sober dialogue or in polemic rhetoric trying to persuade them, or at the very least his recipients, by employing concrete rhetorical strategies and developing new theological positions and arguments. However, in 2 Tim the Pauline theological teaching is a given 30. It is interesting to note in this regard that while the Pastoral Epistles are approximately 12% of the corpusPaulinum as a whole (242 out of 2.031 verses), their imperatives are about 21,3% of the total of Pauline imperatives, i.e. 90 imperatives out of a total of 422 imperatives. 31. Cf. 1,8.13-14; 2,1-3.7-8.14-16; 3,14; 4,2.5. 32. Cf. P. TRUMMER, DiePaulustraditionderPastoralbriefe(BET, 8), Frankfurt am Main – Bern – Las Vegas, NV, Lang, 1978, pp. 76-77.

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that has only to be preserved as it is. Since the addressees are endangered by the influence of the false teachers, they should not discuss with them at all, thus securing their faithfulness to the Pauline theological tradition. Although this is hardly an exhortation that the historical Timothy would have needed, it is, it would seem, a very essential exhortation towards Christian leaders, as well as simple believers, who struggle to maintain their own Pauline tradition and identity over against new teachings that threaten their community. The author uses his authority alias Paul, in order to impress upon his readers the importance of keeping the Pauline teachings they have already learned and of transferring them to others, while at the same time keeping away from every non-Pauline influence. By exhorting and instructing his recipients in the person of Timothy about how they should think, live and act, the author of 2 Tim clearly exerts power over them while drawing authority from his Pauline pseudoidentity. 4. Theology 2 Tim seems at first sight to represent a Pauline Naherwartung33. Verses 3,1ff refer to the last days implying that Timothy will still be alive when they arrive. On the other hand, there are also references to the last days, which lack any temporal precision (4,3-4). In 2 Tim the second coming of Jesus is clearly a vivid anticipation, but without the intensity found in Paul’s writings34. The community of the Pastoral Epistles seems to be a relatively institutionalized church that has already effectively adjusted to life within its social environment35. Therefore, it is probably a church with no intense eschatological expectation about the imminent future. When such a community suddenly gets to realize that it is actually living in the last days, the reaction of its members should normally include surprise, fear, awe, and even soberness and repentance, all leading to a radical change of attitude and way of thinking. Since it is Paul, who is supposedly speaking in 2 Tim, his eschatological warnings should be taken very seriously. The author of 2 Tim indeed presents the last days as an extremely dangerous time full of treacherous and corrupt people trying to lead all 33. Cf. Ibid., pp. 228-229; contra HÄFNER, Pastoralbriefe(n. 3), p. 461. 34. Cf. BROX, Pastoralbriefe(n. 1), p. 50; O. KNOCH, 1.und2.Timotheusbrief,Titusbrief (NEB.NT, 14), Würzburg, Echter, 1988, p. 60. 35. In this sense the Naherwartung of the Pastorals seems actually to be out of place, cf. 1 Tim 6,14-15, and among others Ibid.

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Christians astray and having already made their appearance within the community at that (3,1-9)36. Speaking about the last days that are already upon the community is a clear means on the part of the author to exert power upon his readers. In view of the imminent eschatological danger described in the epistle he seems to be expecting from them to return to the well-known Pauline παραθήκη and stick to the already tried Pauline ethical values, while at the same time distancing themselves from any new ideas. Admittedly, the eschatological teaching does not belong to the letter’s foreground. This, however, may belong to the author’s strategy, as a very intense eschatological expectation and teaching could have resulted in a disoriented and disorganized community, while one of the aims of the author was clearly to maintain and reinforce order and hierarchy within the community37. Apart from the above mentioned, eschatology is an indirect means of attributing the writing to Paul, since Naherwartungis a well recognizable Pauline theological theme. Furthermore, a basic consonance can be observed between 2 Tim and the Pauline literature as a whole with regard to christology and soteriology. The following examples are characteristic: Both in the Pauline literature as a whole and in 2 Tim, Jesus Christ is considered to be preexistent and divine (1,9)38, to have risen from the dead and to stem from David’s house39, according to Paul’s gospel (2,8). On the other hand, in 1,9 salvation is understood as coming from God’s will and grace, and definitely not from human works. Jesus Christ is called the savior (σωτήρ, 2,10). The preaching of the gospel is essential for the people’s salvation (2,8). The reference to dying along with Christ in order to live with him (2,11) is distinctly Pauline. Last but not least, our current life is characterized as life inJesus Christ (3,12). 36. Cf. G.W. KNIGHT III, The Pastoral Epistles: A Commentary on the Greek Text (NIGTC), Grand Rapids, MI, Eerdmans, 1992, p. 429; H. MERKEL, DiePastoralbriefe(NTD, 9/1), Göttingen – Zürich, Vandenhoeck & Ruprecht, 1991, p. 71, concludes the following: “Er sieht ‘in den letzten Tagen’ schlimmste Verderbnis über die Menschen kommen ... Und doch meint der Verfasser keineswegs ferne Zeiten, sondern die Gegenwart; sonst könnte Timotheus in V. 5 nicht ermahnt werden, sich ‘von diesen Leuten fernzuhalten’”; cf. also S. DESPOTIS, Ἡ χριστολογία τῶν Ποιμαντικῶν Ἐπιστολῶν, in Ἡ πνευματική παρακαταθήκη (n. 7), 131-147, p. 147. 37. Cf. ZAMFIR, MenandWomen(n. 6), 28-33. 38. Cf. H. STETTLER, Die Christologie der Pastoralbriefe (WUNT, 2/105), Tübingen, Mohr Siebeck, 1998, pp. 173-175; RICHARDS, Difference(n. 16), pp. 107-108. 39. K. LÄGER, DieChristologiederPastoralbriefe(Hamburger Theologische Studien, 12), Münster, LIT, 1996, pp. 72-81, considers this reference to stem directly from Rom.

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The above highlights of 2 Tim’s theology demonstrate that its author seems to be using distinctive Pauline theological terminology and ideas intending to provide his writing with a Pauline character40. He thus draws authority from the content of his writing while at the same time making his readers more apt to accept it. Pauline theological usage is a basic component of his rhetorical strategy for exerting power upon his readers. It is evident that a detailed theological teaching does not belong to the priorities of 2 Tim. Theology has a rather complementary function, when compared, for instance, to exhortations, which are indeed in the foreground41. Nevertheless, Pauline theological teaching functions in 2 Tim as the basis of the exhortations and as a concrete example of the theological content of Pauline tradition, namely of the παραθήκη that should by all means be kept intact42. 5. PolemicagainsttheOpponents In all three Pastoral letters the polemic against the opponents is a prominent theme. It is, therefore, a much discussed, although still open thematic who exactly the opponents where, what they believed and how they acted43. However, on the literary level the opponents seem to bring together all negative features one could possibly think of, while at the same time they appear as lacking any positive qualities whatsoever. This is typical polemic rhetoric44, which may not allow us to draw secure historical conclusions45, but on the other hand it is revealing with regard to the author’s rhetorical strategy.

40. Cf. POKORNÝ – HECKEL, Einleitung(n. 11), p. 663. 41. Cf. BROX, Pastoralbriefe(n. 1), p. 50. 42. Cf. LÄGER, Christologie(n. 39), pp. 180-181. 43. These opponents originate from within the Christian community, cf. among others A. SCHLATTER, DieBriefeandieThessalonicher,Philipper,TimotheusundTitus(GSL.NT, 8), Stuttgart, Calwer, 1964, pp. 223-224; KNIGHT, PastoralEpistles(n. 36), p. 432; J. HERZER, Juden–Christen–Gnostiker:ZurGegnerproblematikderPastoralbriefe, in BTZ25 (2008) 143-168, pp. 154-156. 44. Cf. V. HASLER, DieBriefeanTimotheusundTitus(Pastoralbriefe)(ZBK, 12), Zürich, Theologischer Verlag, 1978, pp. 72-73; JOHNSON, Letters(n. 1), p. 392; I. BROER, Einleitung indasNeueTestament, Würzburg, Echter, 32010, p. 542; P.H. TOWNER, TheLetterstoTimothyandTitus (NICNT), Grand Rapids, MI – Cambridge, Eerdmans, 2006, p. 553. 45. See R.J. KARRIS, The Background and Significance of the Polemic of the Pastoral Epistles, in JBL92 (1973) 549-564. In every case we have to assume that the opponents were a real danger to the community of 2 Tim’s recipients, cf. M. WOLTER, DiePastoralbriefeals Paulustradition(FRLANT, 146), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1988, p. 263.

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Concretely, in 2 Tim the opponents are presented as not having the truth anymore, since they teach that the resurrection has already taken place thus overturning the faith of some faithful (2,18). The mentioning of the names Hymenaios and Philetos (2,17) makes the charge against the opponents more concrete and credible. At this point the author characteristically follows his own instruction to “Timothy” (2,23) by avoiding to engage in any theological argumentation against the heretical teaching whatsoever. On the contrary, after briefly mentioning the heretics’ position, he elaborates on issues exclusively concerning the faithful members of the community. Later on he refers again to the opponents accusing them of belonging to those people of the last days, who will have every possible vice (3,1-9). In this context he mentions that the opponents lead Christians, and especially women astray (3,6-7). They resist the truth, they have corrupted minds, and they are disreputable as to faith (3,8). However, their foolishness will become conspicuous to everybody, as their time is up (3,9). They are like the magicians Iannes and Iambres who resisted Moses (3,8)46. A few verses later the author writes that evil people and swindlers will become even more evil and will deceive some of the faithful, while at the same time even deceiving themselves (3,13). It would seem that by using such radical polemic language against his opponents the author exerts the power that he draws from his “Pauline” authority47. By utilizing the motif of the imminent, eschatological danger that the opponents represent for the community, the author aims at strengthening the inner bonds among its members, and invites them to turn towards the already established church authorities, namely (a) Paul himself as the example of the ideal Christian48 (as opposed to the opponents) and the source of the community’s theological and ethical tradition (as opposed to the opponents’ heretical teaching and practice)49, and (b) Timothy representing the current community leaders who are the 46. The reference by name to the Egyptian sorcerers is actually no sufficient argument for considering the opponents of ch. 3 as non-Christian, as RICHARDS, Difference (n. 16), p. 125, suggests. On the contrary, there are many indications that the opponents of ch. 3 are connected with those of 2,14 and should therefore be regarded as Christians, cf. I.H. MARSHALL, ACritical andExegeticalCommentaryonthePastoralEpistles(ICC), Edinburgh, Clark, 1999, pp. 771772; C. KARAKOLIS, ‘Λέγοντες τὴν ἀνάστασιν ἤδη γεγονέναι’ (Β´ Τιμ. 2,18): Ἑρμηνευτική, συγκριτική καί θεολογική θεώρηση μιᾶς ἐσχατολογικῆς παρεκτροπῆς, in Ἡ πνευματική παρακαταθήκη(n. 7), 205-224, p. 211; see also the relevant analysis below in II 1. 47. Cf. ZAMFIR, MenandWomen(n. 6), 33-36. 48. Cf. DONELSON, Pseudepigraphy (n. 12), pp. 61-62; GLASER, Paulus (n. 23), p. 268; ZAMFIR, MenandWomen(n. 6), pp. 24-25. 49. Cf. SCHNELLE, Einleitung(n. 1), p. 420; ZAMFIR, MenandWomen(n. 6), pp. 24-25.

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guarantors of this tradition50. According to their Pauline tradition the members of the community should abstain from any of the vices mentioned by the author at the beginning of chapter 3 and at the same time keep away from any new teachings that are not in agreement with it. 6. BiographicalInformation-TestamentaryElements 2 Tim is the pastoral letter that contains the most personal information about Paul and, at the same time, the only letter of the corpuspaulinum that has conspicuous testamentary features51. The letter begins with the name of Paul followed by his title “apostle of Christ Jesus” (1,1). Timothy is called “beloved child” (1,2). Biographical information about Timothy, namely that his grandmother Lois and his mother Eunice were Christian (1,5)52, underlines the personal character of the letter and the supposed knowledge that the fictitious Paul has about Timothy, the latter being his close and trusted companion. Timothy apparently cried when he was separated from Paul. Now Paul wishes to see him again in order to be filled with joy (1,4). Timothy received the gift of God through the laying of Paul’s hands (1,6). He has personally received Paul’s παραθήκη by the apostle himself (1,12.14). Paul has been practically left alone (4,11.16). While Onesiphoros and his family did care about him in Rome for some time (1,16), Fygelos and Hermogenes have abandoned him (1,15). Onesiphoros is mentioned as having served Paul in Ephesus as well (4,19). Entering into details from the life of Paul, the author reminds “Timothy” of Paul’s persecution and suffering in Antioch, Iconium and Lystra (3,11)53. At present Paul is presented not only as being imprisoned, but 50. See on Timothy and Titus representing the leaders of the community in the Pastorals L. OBERLINNER, Gemeindeordnung und rechte Lehre: Zur Fortschreibung der paulinischen EkklesiologieindenPastoralbriefen, in TQ187 (2007) 295-308, pp. 301-304. 51. Cf. among others BROWN, Introduction(n. 2), p. 676; WOLTER, Pastoralbriefe(n. 45), pp. 202-241; A. WEISER, DerzweiteBriefanTimotheus(EKK, XVI/1), Düsseldorf – Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, pp. 30-44; Y. REDALIÉ, Lesépîtrespastorales (1 et 2 Timothée; Tite), in D. MARGUERAT (ed.), Introduction au Nouveau Testament: Son histoire,sonécriture,sathéologie(MoBi, 41), Genève, Labor et Fides, 2000, p. 312; I. SKIADARESIS, ἩΒ´πρόςΤιμόθεον:ΚύκνειοἆσμακαίδιαθήκητοῦἈπ.Παύλου,in Ἡπνευματική παρακαταθήκη(n. 7), pp. 393-411. 52. Cf. G. HÄFNER, ‘Nützlich zur Belehrung’ (2 Tim 3,16): Die Rolle der Schrift in den PastoralbriefenimRahmenderPaulusrezeption(HBSt, 25), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 2000, p. 227. 53. From an historical point of view the question has been asked if Timothy had been an eye-witness of Paul’s visit and adventures in these three Asia Minor cities according to the narrative of Acts. This question, however, does not concern the present paper.

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what’s more as being offered to God like a drink offering (σπονδή) while leaving the present life (4,6). “Paul” gives a short account of what he has achieved during his life, as is suited to someone who approaches his end: He has fought the good fight, he has fulfilled the way, he has kept the faith (4,7). Now, the only thing that is left for him to do is to receive the crown of justice, which the Lord will give him on the day of judgement, along with everyone who has loved the Lord’s presence (4,8). Timothy should come and visit him as soon as possible (4,9). In this context names of persons who have abandoned Paul are mentioned: Demas went to Thessaloniki having loved the present age. Kreskes has left to Galatia and Titus to Dalmatia (4,10). Luke is the only one who has stayed with the Apostle. Timothy should take Mark and come to him, as Mark can serve him well (4,11). “Paul” himself has sent Tychikos to Ephesus (4,12). He has left his cloak in Troas, in the house of Karpos. Timothy should bring this cloak along with his books, especially the parchments (4,13). Alexander the coppersmith has done evil to Paul, therefore Timothy should take heed of him (4,14-15). Paul has already publicly defended himself all alone, as all had abandoned him (4,16). He was saved from being eaten by the lions. He was also able to preach his gospel in public (4,17). He expresses the hope that the Lord will save him from every evil work and restore him in his heavenly kingdom (4,18). Then follow personal greetings: To Prisca and Aquila, as well as to the house of Onesiphoros (4,19). Again, there is a reference to former collaborators who are in various places: Erastos in Corinth and Trophimos in Miletos (4,20). Timothy should try to arrive in Rome before winter54. Greetings are conveyed through Paul by Euboulos, Poudes, Linos and Claudia, as well as by all brothers and sisters in Rome (4,21). It is evident that the author of 2 Tim applies more importance to personal details of the current situation of Paul and his companions, than, for instance, to extensively and convincingly imitating Paul’s literary style or conveying his authentic theology. He obviously deems this strategy as very effective for adding to the credibility of the letter55. His aim, 54. There is no reason whatsoever to assume that the place of Paul’s imprisonment and of the letter’s composition is not supposed to be Rome, cf. HÄFNER, Corpus Pastorale (n. 2), p. 272. 55. Cf. F. YOUNG, TheTheologyofthePastoralLetters, Cambridge, Cambridge University Press, 1994, pp. 138-139. On the importance of the Pastorals’ personal notes for their pseudepigraphic author see N. BROX, ZudenpersönlichenNotizenderPastoralbriefe, in BROX (ed.), Pseudepigraphieinderheidnischenundjüdisch-christlichenAntike (WdF, 484), Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977, 272-294.

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however, is not just to prove his letter authentic, but, as a result, to provide it with irrefutable authority. If the letter would be accepted by its readers as a genuine letter of Paul, then its content would obviously gain immensely in authority. This authority would then enable the author to exert power and influence his readers on the level of both the content of their faith and their ethical behavior56. The unquestionable authority of Paul is further underlined by the author’s references in the first person singular to the virtues of Paul, to his selfless sufferings, and to his imprisonment and imminent death (4,6). Moreover, an important person who is about to die gains even more in importance because of this very fact. His last words and wishes become sacred and are to be respected and fulfilled at all costs. In our case Paul is not just an important person, but the most important personality with regard to the Christian identity of the letter’s recipients57. Since this letter was supposed to be practically preserving the last words of the dying apostle to his most trusted disciple and associate, in a way it was indeed meant to be understood as his testament, which should be, as such, absolutely binding on its recipients58. Even the description of Paul’s grave sufferings, as well as his being abandoned by almost all of his associates, contributes to making his instructions and exhortations sound even more significant and pressing. This effect obviously belongs to the rhetorical strategy of the author of 2 Tim. On a symbolic level the urgently requested travel of Timothy to Rome could very well stand for the urgent need of the community members to remain faithful to the endangered and perhaps even partially abandoned authority and teaching of Paul59. Even the narrative detail about the coming winter would add, in this light, to the pressing effect of Paul’s requests. 7. Conclusions According to the above mentioned, the author of 2 Tim develops a concrete rhetorical strategy in order to draw authority and exert power on the recipients of the letter. Concretely, he chooses the epistolary genre, takes over Paul’s identity and addresses the epistle to Timothy, the Apostle’s closest companion, 56. 57. 58. 59.

Cf. DONELSON, Pseudepigraphy(n. 12), p. 57. Cf. WOLTER, Pastoralbriefe (n. 45), p. 270. Cf. YOUNG, Theology(n. 55), pp. 140-142; MERZ, AmorePauli(n. 7), p. 285. Cf. WOLTER, Pastoralbriefe (n. 45), pp. 267-268.

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in order to convince his audience about the authenticity and authority of the letter. He partly uses Pauline vocabulary, imitates Paul’s literary style, and adopts some of his basic theological terminology and ideas. He even uses the concept of tradition in order to state that everything not belonging to the Pauline teaching (παραθήκη) is to be considered as useless or even harmful. He exerts power by exhorting “Timothy”, and through him the recipients of his letter, to remain faithful to the Pauline παραθήκη, as well as to convey it to others, while at the same time avoiding getting involved in an argument with the opponents. He refers to the opponents in very severe language, thus urging the community members to strengthen their union and hold to the Pauline teaching. Lastly, he provides his readers with “auto”-biographical information and applies testamentary features to the letter in order to make it even more credible and authoritative. The rhetorical strategy as a whole of the author of 2 Tim for drawing authority and exerting power should be clear by now. In the final part of the present paper I will try to demonstrate in a more detailed fashion how this strategy functions, by attempting an exegesis of the third chapter of the epistle. III. THE EXAMPLE OF 2 TIM 3 Chapter 3 of 2 Tim belongs to a wider unit of the epistle that starts in 2,14 and ends up in 4,560. The third chapter itself should be divided into two main parts, namely 3,1-9, and 3,10-16. The first part describes an occurrence of the last days, according to which people are going to be much worse in every regard. Here, as opposed to 2,16-18, the problem seems to be not of a theological, but instead of a moral nature. Interestingly enough, the last days are already the days of the present, so the unethical people described in 2 Timothy 3 are accordingly not to be distinguished from the heretics of 2 Timothy 2. They belong together, although the author does not state this very clearly61. The second part depicts Paul as the counterexample to the opponents, and includes an exhortation towards Timothy to remain faithful to what he has learned, and to use the scriptures in order to restore those led astray. 60. Cf., for instance, JOHNSON, Letters(n. 1), p. 324. 61. Ibid., p. 393.

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1. TheFirstPart:3,1-9 In 3,1 the author uses the conjunction δέ in order to stress that in the last days things will be even worse than what he had mentioned at the end of 2 Tim 2. Beginning with τοῦτο the author underlines the importance of what will follow, urging his readers to pay special attention to what he is about to say. His reference to the last days – the word ἔσχατος being used only at this instance in all three Pastoral epistles – is a means to intensify the effect of his words62. The last days are what the Pauline Christians had been orientated to. In the previous Pauline writings, however, there is no reference to the moral decline of human kind during the last days. On the contrary, according to 2 Tim the eschaton will be the worst time ever from a moral point of view63. In 3,2-5 there is a series of characterizations of the people of the last days. All of these concern moral vices, since the theological dimension of the problem of the opponents has been already referred to in the second chapter. Concretely, the vices concern selfishness (φίλαυτοι, ἀλαζόνες, ὑπερήφανοι, τετυφωμένοι), sinful desires (φιλάργυροι, ἀκρατεῖς, φιλήδονοι), bad behavior (γονεῦσιν ἀπειθεῖς, ἀχάριστοι, ἄστοργοι, ἄσπονδοι, διάβολοι, ἀνήμεροι, ἀφιλάγαθοι, προδόται, προπετεῖς), ungodly mentality and attitude (βλάσφημοι, ἀνόσιοι, not φιλόθεοι), and hypocrisy (ἔχοντες μόρφωσιν εὐσεβείας, τὴν δὲ δύναμιν αὐτῆς ἠρνημένοι). The last category brings back in an indirect way the theological dimension of the problem of the heretics, since εὐσέβεια can semantically refer both to the correct worship, presupposing the correct faith, as well as to the correct moral conduct64. According to the above list there is almost no vice that the opponents are not guilty 62. Cf. L. OBERLINNER, DiePastoralbriefe:ZweiteFolge:Kommentarzum2.Timotheusbrief(HTKNT, XI/2), Freiburg – Basel – Wien, Herder,1995, p. 121; WEISER, Brief(n. 51), pp. 246-247. 63. Cf. R.F. COLLINS, 1&2TimothyandTitus:ACommentary(NTL), Louisville, KY – London, Westminster – John Knox, 2002, p. 244. 64. In 2 Tim, just like in Tit 1,1, the term εὐσέβεια is definitely open to both meanings. In this sense KNIGHT, PastoralEpistles(n. 36), p. 432, rightly notes that εὐσέβεια here actually means Christianity as a whole; cf. also OBERLINNER, Pastoralbriefe(n. 62), pp. 124-125; M.R. D’ANGELO, Εὐσέβεια:RomanImperialFamilyValuesandtheSexualPoliticsof4Maccabees and the Pastorals, in BI 11 (2003) 139-165, p. 159. For a comparison of the term εὐσέβεια between 2 Tim and Titus on the one hand, and 1 Tim on the other hand, see J. HERZER, ‘DasGeheimnisderFrömmigkeit’(1Tim3,16):SpracheundStilderPastoralbriefeim Kontext hellenistisch-römischer Popularphilosophie – eine methodische Problemanzeige, in TQ187 (2007) 309-329, pp. 317-328. For an analysis of the Graeco-Roman background of the term see A. STANDHARTINGER, EusebeiaindenPastoralbriefen:EinBeitragzumEinfluss römischenDenkensaufdasentstehendeChristentum, in NovT48 (2006) 51-82.

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of having. They bring together everything that is bad while they lack any positive quality whatsoever. As already noted, this annihilating way of presenting them should be understood as polemic rhetoric, and not as a precise description of the actual historical situation65. Moreover, the author mentions here actually all vices that his recipients should avoid, thus exhorting them in an indirect way towards a moral and godly way of life66. In 3,6-9 the author becomes more specific as to the problem created by the opponents. Claiming that the twisted people of the last days have already made their appearance within the community of the addressees he implies that the last days are actually already upon the community67. Some of these corrupt people are presented as entering houses and spiritually capturing sinful women who always want to learn something new, but never actually reach the real knowledge of truth68. According to the description of the problem, this has nothing to do with sexual sinning69. The problem concerns women who are strongly interested in gaining a better understanding of the Christian truth70. Nevertheless, being led by their desires, they tend to easily believe in new teachings spread by the debauched people of the last days71. As previously remarked, although in 3,2-4 the characterizations of these people concern exclusively moral vices, in 3,5 the author refers indirectly to both heresy and immorality using the word εὐσέβεια. 3,5 functions as a connection between 3,2-4 and 3,6-9. The author implies in other words that the corrupt people are 65. Cf. JOHNSON, Letters(n. 1), p. 392; G. HOLTZ, DiePastoralbriefe(THKNT, 13), Leipzig, Evangelische Verlagsanstalt, 51992, p. 180. M. DIBELIUS, DiePastoralbriefe(HNT, 13), Tübingen, Mohr Siebeck, 41996, pp. 86-87, does not attribute the distance from the real historical situation to the rhetorical strategy of the author, but rather to the fact that he uses traditional material. However, using traditional material does not exclude the possibility of making it part of a particular rhetorical strategy, cf. COLLINS, 1&2Timothy(n. 63), p. 246. 66. Ibid., p. 245. 67. Contra OBERLINNER, Pastoralbriefe (n. 62), pp. 119-122; MARSHALL, Commentary (n. 46), p. 769. 68. On the ironic use of the diminutive γυναικάρια, as well as on parallels from the hellenistic literature see DIBELIUS, Pastoralbriefe(n. 65), p. 87. 69. Cf. Ibid.: “Wenn aber der Verfasser seine Gegner der Unzucht zeihen wollte, so hätte er es doch wahrscheinlich deutlicher gesagt”; TOWNER, Letters (n. 44), p. 562, sees here ascetical tendencies in place of sexual activity; contra KNOCH, 1. und 2. Timotheusbrief (n. 35), p. 71; D’ANGELO, Εὐσέβεια(n. 64), p. 161. 70. Cf. ZAMFIR, MenandWomen(n. 6), p. 190. 71. According to HÄFNER, CorpusPastorale(n. 2), pp. 269-270, “the nature of this problem could be better understood if the image of women in the other two Pastoral Epistles is also taken into consideration”. 2 Tim 3,6-7 is definitely not enough by itself to witness a polemic of the author against the spiritual pursuits of women in general.

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not only unethical after all, but also heretical, which means that they cannot be regarded separately from the heretics mentioned in 2,16-1872. Thus, the author speaks about bad, ungodly and corrupt people, who will appear in the last days, and will be amiss both in their faith and in their moral practice. At this point it seems to be implied that the last days have already begun, but things are still going to get worse, when the last days will have advanced73. While in 3,2 the author uses the verb εἰμί in the future so as to describe the opponents, in 3,6 he uses the same verb in the present74 to describe some of them who have a particular interest in entering houses and leading astray sinful women. Thus, in the structural unity of 2,16–4,5 the author gives one example of a concrete heretical teaching, and one of a concrete unethical behavior. This seems to be enough for him to make his case about the evilness of the distorted people of the last days and to urge his readers to avoid every contact with them75. According to the author, the opponents teach and act against the truth, just like the two Egyptian sorcerers Iannes and Iambres (3,8). However, just like these two persons of the past, they will not succeed much longer in their evil designs because their foolishness will finally be revealed76. Summarizing the above: a) The author speaks about the last days, which have already begun. b) The corrupt people of the last days are already present in the community of “Timothy”. c) The list of their vices includes every possible vice and can be divided into the categories of selfishness, sinful desires, bad behavior, ungodly attitude and hypocrisy. d) The presence of these people creates problems not only on the ethical, but also on the theological level. This is why they cannot be distinguished 72. Cf. KNOCH, 1.und2.Timotheusbrief(n. 35), p. 60. 73. This would be a simple solution to the problem mentioned by HOLTZ, Pastoralbriefe (n. 65), p. 180, as “das Hauptproblem der Auslegung” in 3,1-9; cf. also the balanced approach of GOURGUES, Lettres (n. 14), p. 304. 74. Cf. OBERLINNER, Pastoralbriefe (n. 62), 120; HÄFNER, ‘Nützlich zur Belehrung’ (n. 52), p. 183. The equivalent is the use in 2,16-18 of προκόψουσιν and ἕξει in the future tense followed by ἐστίν and ἀνατρέπουσιν in the present, as well as by ἠστόχησαν in the aorist, referring to the heretics claiming that the resurrection has already happened. 75. This is the meaning of the verb ἀποτρέπου in 3,5, (cf. JOHNSON, Letters[n. 1], p. 406), and not just to avoid their vices (cf. COLLINS, 1&2Timothy[n. 63], p. 250). 76. The two magicians are not mentioned by name in the relevant stories of Exodus 7,1112.22; 8,3.14-15; 9,11; cf. CD 5,17-19). On the witnesses of their names in early Jewish and in Rabbinic tradition see among others DIBELIUS, Pastoralbriefe(n. 65), pp. 87-88; P. BILLERBECK, DieBriefe des NeuenTestaments und die Offenbarung Johannis(Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch, 3), München, Beck, 1926, pp. 660-664; HÄFNER, ‘NützlichzurBelehrung’(n. 52), pp. 175-182.

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from the heretics mentioned in 2,16-18. e) While the general list of their vices is fairly long, there are only two concrete examples, one of their problematic faith and one of their problematic behavior. f) From a semantic point of view the word εὐσέβεια in 3,5 combines in its meaning the theological and the moral side of their distortion, thus connecting 3,2-4 to 3,6-9. 2. TheSecondPart:3,10-17 In 3,10-11 the author writes in the first person singular, presenting himself as a counterexample to the opponents mentioned above77 with regard to both teaching and ethics78. Here everything is positive. Paul is presented as having all virtues that a Christian should possess. His qualities are diametrically opposed to the characteristics of the opponents: He possesses the truthful teaching (διδασκαλία) and has an analogous way of life (ἀγωγή), he has good intentions (πρόθεσις), especially with regard to fulfilling his mission79, he has the correct faith (πίστις), he is forbearing and forgiving (μακροθυμία), loving (ἀγάπη) and patient (ὑπομονή), he has already suffered persecution (διωγμοῖς), and afflictions (παθήμασιν) and has been saved by the Lord (ἐκ πάντων με ἐρρύσατο ὁ κύριος)80. In 3,12 the author defines the necessary proof for living indeed in a godly way, which is to be persecuted (διωχθήσονται). Concretely, not only does he, alias Paul, claim to have been persecuted himself, but he also foretells that this is eventually going to be the case for everyone who wants

77. And not to Timothy according to MERKEL, Pastoralbriefe(n. 36), p. 74. The opposition is obviously between the vices of the opponents and the virtues of Paul, cf. JOHNSON, Letters (n.1), 417. The problem of the opponents is not that they have not been Paul’s disciples, but that they represent the false teaching and have all possible vices. Of course the motif of the imitation is here present, as also in the protopauline literature, cf. 1 Cor 4,16; 11,11; Phil 3,17; 1 Thes 1,6; see also JOHNSON, Letters(n. 1), p. 422. 78. Cf. G. HÄFNER, Schriftauslegungund‘gesundeLehre’indenPastoralbriefen.Vonder ProblematikeinesspannungsfreienVerhältnisses, in U. BUSSE (ed.), DieBedeutungderExegesefürTheologieundKirche(QD, 215), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 2005, 171-198, p. 181. 79. Cf. KNIGHT, PastoralEpistles(n. 36), p. 439. 80. SCHLATTER, Briefe(n. 43), p. 228; Dibelius, Pastoralbriefe(n. 65), p. 89, is right in observing that in a genuine Pauline letter Paul would be referring at this point to the common afflictions of himself and Timothy, cf. Acts 16,17. The absence of a reference to Timothy’s afflictions at this point, therefore, underlines the archetypal characters of Paul as the suffering apostle and of Timothy as a relatively inexperienced disciple who has still much to learn (cf. 1 Tim 4,12).

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to live in a godly way in Christ Jesus81. On the other hand, according to 3,13 the opponents are neither being persecuted within the community nor outside of it. They will advance to the worst, deceiving others and going astray themselves. Here the author seems to combine two originally different thoughts in one sentence. The evil people will thrive as opposed to the people who live in Christ and who will be persecuted. However, their flourishing will only lead to the worst since it will be based upon deceiving other people, eventually being led themselves astray as well82. Chapter 3 ends with vs. 14-17. In these verses a new exhortation is personally addressed to “Timothy”. The readers represented by the character of Timothy should remain in what they have learned and been entrusted with, knowing by whom they have learned it. Here the author implies that Paul has not been the only teacher of Timothy83. According to the witness of 2 Tim (1,5), Timothy’s mother, as well as his grandmother, were Christians84, which would imply that Timothy had already learned in his family the holy writings as a young child. These holy writings can make him wise and lead him to salvation through faith in Christ Jesus. Each one of these holy writings85 is inspired by God86, thus being profitable for teaching, refuting of errors, correction and instruction in justice. Timothy is held responsible by Paul to do all of this, so that every person of God is equipped and trained for every good work87. 81. Cf. MERKEL, Pastoralbriefe(n. 36), p. 75; YOUNG, Theology(n. 55), p. 126. 82. As KNIGHT, PastoralEpistles(n. 36), p. 442, observes, πλανώμενοι is here probably in the passive and not in the middle voice, in light of the devil’s capability of making people do his will according to 2,26. 83. Cf. HÄFNER, ‘NützlichzurBelehrung’(n. 52), p. 226. 84. There is strong opposition to the historicity of this information, especially when compared to the relevant information of Acts 16,1-3, cf. MERKEL, Pastoralbriefe(n. 36), pp. 75-76. In any case, the author of 2 Tim wants to project to Timothy the ideal of a Christian leader following the tradition he has received from his family, from Paul and of course from Holy Scripture. 85. We do not here have to enter into the discussion about the precise meaning of πᾶσα γραφή, the alternatives being to mean either every individual book of the Old Testament canon or every Old Testament citation, see for a discussion on the issue among others A.T. HANSON, StudiesinthePastoralEpistles, London, SPCK, 1968, pp. 43-44. In every case, Christian writings do not seem to be included in the reference to the scriptures, cf. among others SCHLARB, Lehre(n. 25), pp. 257-260; HÄFNER, ‘NützlichzurBelehrung’(n. 52), p. 227; STETTLER, Christologie(n. 38), p. 199. 86. The precise definition of the meaning of the word θεόπνευστος is not of particular interest for the present study; see the relevant discussion on the term and its tradition-historical and religion-historical background among others in COLLINS, 1&2Timothy(n. 63), pp. 263264 and WEISER, Brief(n. 51), pp. 280-282. 87. DIBELIUS, Pastoralbriefe(n. 65), p. 90: “Das durch die Tradition vermittelte Verständnis der Schrift (d. h. des AT) macht den Gemeindeleiter tüchtig zum Kampf gegen die

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Summarizing the above, 3,9-17 is the answer of the author to the challenge of the evil people who are presented in 3,1-8. They behave wrongly, while, on the other hand, Paul has behaved rightly, and Timothy should now follow his mentor’s example. The same schema applies also to teaching, believing, respecting tradition and the holy scriptures, suffering for the gospel, having honest intentions and so on. In 3,9-17 there are two authorities that Timothy should follow: Pauline tradition (including the moral example of Paul himself) and the scriptures. These authorities should be sufficient, if respected and maintained in faith, to help “Timothy” overcome the challenge of the opponents and keep the community for which he is responsible on its way to salvation. CONCLUSIONS On the basis of the above, in the third chapter of 2 Tim the author is drawing authority by claiming to be identical with the apostle Paul, who foresees the approaching eschatological future, understands that the last days have already begun, has suffered for Jesus Christ, has taught Timothy (and through him the leaders and members of the community), is currently imprisoned, and is expecting his death in the very near future. Claiming for himself this enormous authority the author is in a position to exert power upon the recipients of his letter. Using the threat represented by the opponents and by the approaching last days the author reminds “Timothy”, and through him his readers, of Paul’s teaching, life and virtues. He warns him that everybody who wants to live in Christ will be persecuted, thus urging him to prefer rather to be persecuted than to betray the Pauline notion of being in Christ. He urges him to remain faithful to everything he has been taught and entrusted with. He reminds him that he has learned from several sources. He admonishes him to use the holy scriptures (τὰ ἱερὰ γράμματα) and exert himself power upon the community (πρὸς διδασκαλίαν, πρὸς ἐλεγμόν, πρὸς ἐπανόρθωσιν, πρὸς παιδείαν τὴν ἐν δικαιοσύνῃ). Possibly πᾶσα γραφή is different from ἱερὰ γράμματα, even including some of the Pauline letters or even the book of Acts88. Irrlehre”. In the same line HÄFNER, ‘NützlichzurBelehrung’(n. 52), 236, rightly notes: “Mit διδασκαλία, ἐλεγμός, ἐπανόρθωσις, und παιδεία ἡ ἐν δικαιοσύνῃ werden nicht allgemein christliche Verhaltensweisen beschrieben; es wird vielmehr abgehoben auf die Aufgabe des verantworltichen Vorstehers”; cf. also OBERLINNER, Pastoralbriefe(n. 62), p. 137. 88. Cf. BROX, Pastoralbriefe (n. 1), pp. 72-73; see, however, WEISER, Brief (n. 51), pp. 69-70, who demonstrates that the author of 2 Tim did not know the book of Acts.

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The power that the author exerts, however, seems to have special qualities. The author expresses clearly his intention to keep the community united, in the right faith and in the right moral attitude. He remains himself anchored in the Pauline tradition of the weakness being actually strength (2 Cor 12,9). Thus, he presents himself as being weak, imprisoned, unable to aid others, abandoned by almost all his friends and companions. He actually asks Timothy to be ready and willing to be persecuted and to suffer for Jesus Christ as well. Timothy should, of course, teach and even exhort members of the community that go astray. However, he should teach and admonish them in the way Paul has taught him to. Power in 2 Timothy 3 is actually the power of the weak according to the world’s criteria, and the power of the strong according to the gospel’s criteria. Any power that is exerted on the basis of this understanding should be inspired by Paul’s virtues listed in 3,10-11, and correspond to them. The ethos of Paul, according to his presentation in 2 Tim, is the criterion of the power that is exerted by the author in the epistle and that should also be exerted by the leaders of the community to its members89. The last sentence of chapter 3 is the quintessence of the author’s intentions in exerting his power upon the readers of his writing: “Every human being of God should be intact and equipped for every good work” (3,17). The author exerts here a power that intends to make the epistle’s receivers intact and enable them to do every possible good work. The word “power” is often used to characterize social structures and practices of subordination and oppression. The author of 2 Tim seems, at least, to exert power not in order to subordinate people, but in order to make them free of the threats, the dangers and the traps that he envisages, by leading them back to the Pauline theological and ethical teaching as the source of their Christian identity90 and the guide of their faith and life.

89. Cf. DONELSON, Pseudepigraphy(n. 12), pp. 127-128. 90. Cf. WOLTER, Pastoralbriefe(n. 45), pp. 267-270.

ALWAYS BE STEADY AND ENDURE SUFFERING (2 TIMOTHY 4,1-22) ADVISING THE TEACHER IN THE ROMAN IMPERIAL WORLD MARGARET Y. MACDONALD

According to Howard Marshall, 2 Timothy is the most difficult of the Pastoral Epistles to analyze, with various commentators differing in how they break up the text for interpretation1. With respect to 2 Tim 4,1-22 a majority, however, seem to have identified breaks at 4,1-8; 4,9-18; 4,19-22, but questions remain about whether major breaks should be seen at 3,17/4,1 and 4,8/92. Some have argued that divisions exist within chapter four with significant links to the material in chapter three. Howard Marshall sees 3,1–4,8 as part of the main body of the letter, forming a unit under the themes of “ungodliness and the consequent need for faithfulness and truth” (subdivisions at 3,1-9; 3,10-17; 4,1-8) with the appeal to visit Paul soon at 4,9-18 and the closing of 4,9-22 as separate sections3. I will argue below that there is an especially important thematic unity from 3,14 to 4,5; together these verses cover Timothy’s formation and the charge to Timothy. 2 Timothy 4,6-8 serves as a bridge to 4,9-22 dealing with Paul’s imminent death and his abandonment, and returning once again to Paul’s example of endurance in the face of suffering and persecution as emulated by Timothy in 3,10-13. Over the past decade there has been a growing awareness of the unique perspective offered by each of the Pastoral Epistles, of points of continuity between the undisputed letters of Paul and the Pastorals, and of the identity and ministry of the delegates. Luke Timothy Johnson, for example, has argued that the role of Timothy has too often been overlooked 1. I.H. MARSHALL, ACriticalandExegeticalCommentaryonthePastoralEpistles (ICC), Edinburgh, T&T Clark, 1999, pp. 34-40. Although authorship remains an issue of debate among commentators, I am persuaded by the body of scholarship which views 1 Timothy, 2 Timothy (many have viewed the letter as based on authentic Pauline notes or an earlier letter), and Titus as pseudonymous. For detailed discussion see Ibid., pp. 57-92. 2. For an illustration of the differences of opinion, one might compare the subdivisions proposed by C.K. Barrett (2,1–4,5; 4,6-18; 4,19-22), M. Dibelius (3,10–4,8; 4,9-18; 4,19-22) and C. Spicq (2,14–4,8; 4,9-18; 4,19-22) as presented in MARSHALL, PastoralEpistles (n. 1), p. 34. 3. Ibid., p. 38.

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in discussions of the Pastorals: “… the character and function of the delegate Timothy as presented in these letters corresponds perfectly to the context of Paul’s ministry”4. The example offered by Timothy is a key aspect of 2 Tim 4,1-22 and needs to be explored especially in relation to the role of teacher in the familial setting of the house church and the broader context of the Roman imperial world. The close relationship between Timothy, the coauthor of several letters (cf. 2 Cor 1,1; Phil 1,1; Col 1,1; 1 Thess 1,1; 2 Thess 1,1; Phlm 1), and Paul is well known. One of the interesting aspects of the use of example and imitation in a house-church setting is its relationship to family dynamics. References to Timothy in Paul’s letters abound with the use of childhood and father/son metaphors. The call for the Corinthians to imitate Paul, for example, is followed by the statement that he has sent Timothy, his “beloved and faithful child”, to remind them of his ways in Christ (1 Cor 4,16). Timothy’s worth to Paul is described as being that of a father to a son in Phil 2,19-235. There is also a sense that Timothy’s youth might be held against him and that he needs encouragement (1 Cor 16,10-11). Timothy is called (along with Paul) a slave (δοῦλος) of Christ in Phil 1,1. The same picture of a youthful, timid and easily despised figure appears in the Pastorals (1 Tim 4,12; 2 Tim 1,7)6. He is called Paul’s beloved child (2 Tim 1,2) and a true child (1 Tim 1,2)7. According to Acts 16,1 Timothy had a Greek father (Paul is clearly his fictive father), but his mother was a Jew who was a believer. There are several appeals to family structures which underscore the relationship between parenting and education in 2 Timothy. Paul, the fictive father, is ultimately Timothy’s teacher who calls Timothy to follow the pattern of sound words which he has heard from Paul (2 Tim 1,13). In his study of the role of the grammarian in antiquity, Guardians ofLanguage, Robert A. Kaster has offered evidence suggesting that the presentation of the relationship between Timothy and Paul follows conventional patterns in many respects: “Injecting himself into this deeply 4. L.T. JOHNSON, LetterstoPaul’sDelegates:1Timothy,2Timothy,Titus (The New Testament in Context), Valley Forge, PA, Trinity Press International, 1996, p. 30. 5. On the use of parenting and childhood metaphors in the letters of Paul see especially, R. AASGAARD, Like a Child: Paul’s Rhetorical Use of Childhood, in M.A. BUNGE (ed.), TheChildintheBible, Grand Rapids, MI, Eerdmans, 2008, 249-277. 6. J.M.G. BARCLAY, ThereisNeitherOldnorYoung?EarlyChristianityandAncientIdeologiesofAge, in NTS 53 (2007) 225-241, p. 238 has argued that 1 Tim 4,12 is the exception that proves the rule; the endorsement of Timothy’s youthful leadership is with “words… carefully chosen to validate this unusual phenomenon”. 7. For many of these parallels see JOHNSON, LetterstoPaul’sDelegates (n. 4), p. 30.

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traditional and highly charged relationship, the teacher was in turn captured by it. In one of the most common images of the teacher in late antiquity, he assumes the role of surrogate father: he ‘nurtures’ his students, his ‘children’; he is their father in letters”8. This fictive fathering and teaching of Timothy, however, does not preclude the influence of his immediate family. It is interesting to note that it is the example of women – a mother and a grandmother – that anchor him in faith according to 2 Tim 1,5 (cf. 3,15). Too little attention has been paid to this text; as will be discussed further below, it offers an interesting window into the importance of familial life for teaching in earliest Christianity. In 2 Tim 2,24 Timothy is called a slave of the Lord who must not be quarrelsome, but a teacher who is kindly and forbearing with his charges. Real slave tutors and child-minders might have offered the model here for in ancient society they often had more direct and formative influence on children and children’s early education than their parents9. In the undisputed letters of Paul, Timothy’s role and relationship to Paul are also cast as teaching and representing. Memory and imitation of Paul, for example, are key to 1 Cor 4,16 cited above10. In 1 Thess 3,2 Paul informs the Thessalonians that he has sent them Timothy to establish them in the faith and to exhort them. In this text Timothy is presented as Paul’s peer, his brother, sharing in his divine commission. Although his connection to Paul is certainly celebrated, Timothy’s own (and perhaps even independent) role as a teacher is crucial to 2 Tim 4,122. In Paul Timothy has found an example to emulate (1,13) and Timothy is also to remind the churches of Paul’s teaching (2,4). But Timothy’s own teaching mandate as a preacher and a teacher is expressed in the strongest possible terms; as will be discussed further below, he is to exhort others relentlessly in a manner that defies convention and cultural expectation (2 Tim 4,1-2). Timothy appears to be a teacher of teachers, ensuring that house churches have a teacher prepared to go head to head with false teachers. He is also a fearless evangelist, ready to preach the gospel in all circumstances and in the face of any threat. Imitating the role of his ‘father’ and representing Paul as one who not only teaches, but also endures suffering in the process, he is to do the work of an evangelist and to fulfill his ministry (διακονία; 4,5). 8. R.A. KASTER, GuardiansofLanguage:TheGrammarianandSocietyinLateAntiquity, Berkeley, CA – London, University of California Press, 1997, p. 68. 9. See C. OSIEK – M.Y. MACDONALD (with J. TULLOCH), A Woman’s Place: House ChurchesinEarlyChristianity, Philadelphia, PA, Fortress, 2006, pp. 68-94. 10. JOHNSON, LetterstoPaul’sDelegates (n. 4), p. 29.

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The role of Timothy as Paul’s delegate has recently been examined from a social-scientific perspective by Bruce Malina: “The letters labeled the first and second letters to Timothy present a picture of Timothy as a type of the ideal Jesus group leader”11. According to Malina, the way Timothy is presented is in keeping with the principle of a thirdgeneration interest. The presentation of Timothy as a young person, for example, is typical of the tendency to include recollections “of the sort of person Timothy must have been and therefore was”12. Malina understands Paul as a “change agent” and Timothy is a co-worker “chosen from among innovators and first adopters”. The letters addressed to Timothy speak to his prestige; he is essentially an ideal supervisor (ἐπίσκοπος), “the traveling change agent’s successor”. The localization of the letters to Timothy in Ephesus fits with the successor role implied by Paul’s final speech to the Ephesian elders in Acts 20,17-38. Malina argues that the letters to Timothy include information about which the second generation was not really concerned, including details explaining the transfer of the Pauline legacy to his successors and how that relates to development in the churches. In 1 Tim 1,3 Timothy is instructed to remain in Ephesus; this effectively marks the end of Timothy’s role as a change-agent co-worker and sets in motion his role as a local supervisor. There is even more information about travel and motivation in 2 Timothy (e.g., 3,10-14.18) and names are given to significant persons who in earlier traditions were anonymous (4,9-21) 13. There is much in Malina’s thought here that is convincing, yet taken on its own 2 Timothy does not support the role of episcopos(local supervisor)as directly as one might expect (even setting aside the obvious fact that this function is not mentioned in the letter). We should not underestimate the extent to which wider-than-local leadership is being envisioned. Especially in 2 Timothy, it is Timothy’s example as a teacher which is of greatest interest. As a prototype of Paul’s successors, his role seems to involve sanctioning a type of teaching authority that requires reaching forward and branching out – perhaps a combination of evangelization and selection and establishment of local teachers that have the courage to broaden the horizons. Howard Marshall has offered interesting remarks in this regard. 2 Timothy is often viewed as oriented toward 11. B.J. MALINA, Timothy:Paul’sClosestAssociate, Collegeville, MN, Liturgical Press, 2008, p. 123. 12. Ibid., p. 126. 13. Ibid., pp. 127-128.

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the vertical (setting up Timothy’s role and the Pauline legacy for a long future ahead), but, according to Marshall, the document perhaps should be seen as more horizontal in orientation: widening the circle of teachers for whom Timothy is responsible. He suggests that 2 Timothy is concerned with passing on the Pauline gospel to reliable people who can teach others (even if no formal church order is mentioned)14. There is no doubt that local or sedentary supervisors (Malina’s language) are being legitimized in the Pastoral Epistles as a whole; but with respect to 2 Timothy in particular, we should not exaggerate the extent of sedentary leadership and remain open to other types of teaching roles which the author of the Pastorals may be encouraging, closer to the traveling type of minister we find in the Didache15. Moreover, more work needs to be done to probe the interaction between perceptions of the teacher in the Roman world broadly, including that of grammarian, and the construction of the image of Paul the teacher/evangelist, Timothy his successor, and the teachers who follow Timothy’s example and the opponents who do not16. Before engaging in a close analysis of 2 Tim 4,1-22 it is also important to note that comparison between Paul’s farewell discourse to the Ephesian elders in Acts 20,17-38 and 2 Timothy has been central to examination of the literary character of the letter. 2 Timothy has been analyzed under the rubric of a testamentary letter or testament literature 14. MARSHALL, PastoralEpistles (n. 1), p. 53. On the importance on the theme of teaching in the Pastoral Epistles see C.S. SMITH, PaulineCommunitiesas“ScholasticCommunities”: AStudyoftheVocabularyof“Teaching”in1Corinthians,1and2TimothyandTitus, Tübingen, Mohr Siebeck, 2012. 15. It is interesting to note here that Timothy’s mandate is set in motion by prophecies (1 Tim 1,18). 16. Suggestive for understanding the role of Timothy and emphasis on teaching in 2 Timothy is Kaster’s description of the grammarian: “The eloquent man was nothing less than a distinct and artificial species: he had created himself, and was for that reason enormously proud of his achievement. At the threshold of that achievement stood the grammarian, controlling the access to eloquence with his texts in one hand and his cane in the other. The grammarian’s position here is captured in another recurrent metaphor, that of the custos, or guardian. The grammarian was, first, the guardian of language, custosLatinisermonis, in a phrase of Seneca, or ‘guardian of articulate utterance’, in the description of Augustine. He was to protect the language against corruption, to preserve its coherence, and to act as an agent of control: thus, early in his history we find the grammarian claiming the rights to limit the grant of citizenship (civitas) to new usages. By virtue of his command of poetic texts, the grammarian’s guardianship extended to another, more general area, as guardian of tradition (historiae custos). The grammarian was the custodian of all discrete pieces of tradition embedded in texts, from matters of parody (to which Augustine refers in his characterization), to the persons, events, and beliefs that marked the limits of vice and virtue”. See KASTER, Guardians ofLanguage (n. 8), pp. 17-18.

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such as we find in Acts or in the TestamentoftheTwelvePatriarchs. In this type of literature, one typically discovers statements of impending death, the recollection of the hero’s life as a paradigm, predictions of future occurrences which could include warnings, and exhortations concerning how to deal with the future (including ‘orthodoxy’ and ‘heresy’)17. Benjamin Fiore argues, however, that while the nature and purpose of 2 Timothy is somewhat clarified by comparison to testamentary letters (and, indeed, it is of great importance for 2 Tim 4,1-22), all of the Pastoral Epistles, which share a common concern with exhorting their readers to adhere to the traditional faith, find a closer model in literary hortatory epistles; these blend hortatory content and the epistolary form: “The teaching letter developed from the dialogue in philosophical schools and subsequently became a surrogate for the dialogue between the heads of the schools and their far-flung pupils”18. Fiore finds an especially apt parallel in the Cynic Epistles of Socrates (titular founder of Cynicism) and the Socratics; these works employed various hortatory devices to moderate some of the tendencies of more radical Cynicism and, as pseudonymous letters, employed the example of Socrates and prominent followers of the Cynic school to substantiate their philosophical perspectives19. He examines how some of these hortatory devices are reflected in the Pastorals, including some that were taught in rhetorical schools such as the rhetorical exercise of the chreia20. 17. Benjamin Fiore has identified the following features of 2 Timothy which are typical of testamentary literature, including many texts within our passage: (1) Paul is a paradigm (cf. 2 Tim 1,13; 3,10-12) and his example is strengthened with autobiographical references (see 1,11-12; 2,8-10; 3,10-11; 4,6-18); (2) Paul charges Timothy to select those who will continue the ministry that Paul has entrusted to him (2,2-3). They are to guard the tradition and be relentless promoters of the tradition (1,8.14; 3,14; 4,1-2); (3) while the appearance of heretics is predicted (2,20–3,9), God will sustain the faithful Timothy/teacher (1,12; 4,8.1618) just as he did Paul; (4) the faithful will be rewarded and the faithless will be punished (2,11-13; 4,8); (5) as is typical of farewell speeches, Paul declares his death to be imminent (1,8.17; 2,9; 4,6-8.16-18) and summons his associates (4,9-21). This summary follows closely the discussion in B. FIORE, ThePastoralEpistles (SP, 12), Collegeville, MN, Liturgical Press, 2007, p. 9. 18. Ibid., p. 12. 19. Ibid., p. 13. Note that JOHNSON, LetterstoPaul’sDelegates (n. 4), p. 32 has stated that scholars who have viewed 2 Timothy as an example of testamentary literature or as a farewell discourse have often argued in favor of the epistle’s pseudonymity. While admitting that the argument for this literary genre has merit, he finds a closer parallel in the personal paraenetic letter, “tilting the balance in favor of authenticity”. 20. According to Fiore 2 Tim 3,1–4,8 echoes the structure of the chreia described by ancient rhetoricians (cf. 1 Tim 1,3-20; 2 Tim 1,3-18). Among Pauline epistles, Fiore argues that only 2 Thessalonians 3 (also a disputed text) includes such a concise hortatory use of the chreia. See B. FIORE, PastoralEpistles (n. 17), pp. 16-18.

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The conceptual framework for this hortatory effort is one that links salvation with teaching (2 Tim 3,14-17; 1 Tim 4,16). The sacredness attached to instruction and to its texts is also attested in inscriptional evidence associated with grammarians from the period at the Pastorals21. In 2 Timothy, divinely inspired scriptures impart wisdom in the context of teaching and training for righteousness (2 Tim 3,16). The saving role of education, as we see reflected in the Pastorals, draws its origins from “Hellenistic moral philosophy” (Dio Chrysostom, Or. 32,15-16)22. This type of philosophical education is highly practical, centred on the pursuit of a life that is morally sound, and reflects the kind of teaching we see in the New Testament household codes (cf. Seneca, Ep. 94,1; Ps-Plutarch, Li. ed. 7D-F; cf. Tit 2,1-10). Fiore points out, however, that the Pastorals are unique in stressing a cognitive element in salvation itself; nevertheless, he notes an important distinction: “Of course, the Pastoral Epistles differ from the Hellenistic moralists in that the cognitive element derives from apostolic tradition and Scripture (2 Tim 3,14-17; Titus 1,9; see 1 Tim 3,6) and not simply human reason”23. I would suggest that to date scholars have not sufficiently explored the relationship between this quality of the Pastoral Epistles, and the house-church context24. One of the aims of the detailed treatment of 2 Tim 4,1-22 that follows is to highlight the relationship between faith, education, and the familial atmosphere of early church groups. I. FORMED IN TRADITION AND ACCORDING TO CONVENTION, TO DEFY CULTURAL NORMS (4,1-5)

BUT

READY

In this text, Timothy is exhorted in the most forceful terms as a model teacher and evangelist. For Luke Timothy Johnson, 2 Tim 4,1-8 represents the climax of Paul’s exhortation sharply distinguishing Timothy from his adversaries25. The representation of the formation of Timothy leading up to this text is intriguing. Of course Paul provides a main example (3,10) as the suffering and persecuted apostle, but Timothy has 21. See KASTER, GuardiansofLanguage(n. 8), p. 15. 22. FIORE, PastoralEpistles(n. 17), p. 14. 23. Ibid., p. 14. 24. On the links between origins in Hellenistic moral philosophy and a familial atmosphere, however, see the following recent study: A.B. HUIZENGA, MoralEducationforWomen inthePastoralEpistles (Supplements to NovumTestamentum, 147), Leiden – Boston, Brill, 2013. 25. L.T. JOHNSON, The First and Second Letters to Timothy (AnBib, 35A), New York, Doubleday, 2001, p. 425.

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also been formed within the context of family life, strikingly by his grandmother and his mother (1,5). The term chosen for the period of Timothy’s early education in 3,15 makes the context of family life unmistakable: Timothy has been instructed from infancy (βρέϕος). The influence of mothers on the education of children (including sons) is well documented in Greco-Roman literature, not only with respect to the development of character, but also with respect to curriculum and even speech. In describing the Hellenistic period, Plutarch describes the efforts of Eurydice (born c. 410 BCE), the mother of Philip II of Macedon and grandmother of Alexander the Great, who embarked on her own education late in life and is presented by Plutarch as an example of one who successfully taught her children self-control (Plutarch, TheEducationof Children 14b-c)26. In speaking of the Roman era, Plutarch also describes the educational influence and dedication of Cornelia, the mother of the Gracchi, who took charge of the household and children upon the death of her husband (Plutarch, Life of Tiberius Gracchus 1.6-7). Tiberius Gracchus (born c. 163 BCE) was, according to Cicero, educated in Greek literature due to the concern of his mother Cornelia (Cicero, Brutus 104). Making it clear that Cornelia’s influence was not limited to maternal care, Cicero proclaims: “I have read the letters of Cornelia, the mother of the Gracchi, and it would appear that her sons were actually raised not so much in their mother’s bosom as in her language!” (Cicero, Brutus 211; cf. Cicero, OntheOrator 3.45; Pliny, Letters 1.16.6)27. Likewise, Quintillian, points to the example of Cornelia to support his point that both parents, mothers and fathers, are central to the transmission of oratorical style (Quintillian, TraininginOratory 1.1.6-7)28. In keeping with this wide-ranging educational influence of women, 2 Timothy describes education from infancy in the sacred writings (ἱερὰ γράμματα) – the term widely employed by Greek speaking Jews to refer to the Scriptures, here described as making Timothy wise29. A second reference to scripture (γραϕή) occurs in the final verses of 2 Timothy 3, verses which have been the subject of much theological debate impossible 26. For translation, see M. JOYAL – I. MCDOUGALL – J.C. YARDLEY, Greek and Roman Education:ASourcebook,London – New York, Routledge, 2009, p. 142. 27. For translations of texts referring to Cornelia, see Ibid., pp. 157-158. 28. Ibid., p. 178. Teresa Morgan has argued that the acceptability of the educated woman increased the more closely it was associated with family life. See T. MORGAN, “Ethos: The Socialization of Children in Education and Beyond,” in B. RAWSON (ed.), A Companion to FamiliesintheGreekandRomanWorlds, Oxford, Blackwell, 2011, 504-20. See p. 518. 29. For list of relevant texts referring to Scriptures, see JOHNSON, The First and Second LetterstoTimothy (n. 25), p.419.

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to re-visit here. I agree with Luke Timothy Johnson, however, when he points to the educational focus of these verses in stating that the main emphasis is on Scripture’s usefulness, “which in ancient moral teaching is the ultimate test of the value of anything”30. The emphasis is on the practical function of Scripture for teaching (διδασκαλία), reproof (ἐλεγμός), correction (ἐπανόρθωσις) and most interestingly for the familial setting of the house church, training (παιδεία) in righteousness. Paideia (often translated as discipline) also occurs in Eph 6,4 in the instruction to fathers to raise their children in the discipline (παιδεία) and instruction (νουθεσία) of the Lord31. The reference to family in 2 Tim 3,15, reflecting conventional roles for women (though literary evidence typically refers to elite women), offers an important preparation for what is to follow in chapter four. The grounding in family life provides the basis for what is essentially a flying in the face of convention at the beginning of chapter four. There is perhaps a subtle hint of the challenge that is to come in the fact that there is no reference to a believing father in Timothy’s case (Paul is Timothy’s fictive father) – there is ample evidence that mixed marriages involving believing women were social irritants in the relations between church and society of this period32. But the reference to the model believing women seems more conventional than not, serving to enhance Timothy’s prestige by both churchly and worldly standards. Chapter three closes with a statement describing the completeness of the person of God (ὁ τοῦ θεοῦ ἄνθρωπος in 3,17) which may draw upon standard notions of masculinity (see further below) and which typically refers to special representatives of God, especially Moses33. Timothy stands upon a firm foundation, ready to combat any foe and to take on the stubbornness and unresponsiveness of the world. Perhaps even closer to the world of the Pastoral Epistles, is the emphasis on the Law and the education of children in Judaism of the period. In fact, in Josephus’s thought, the Law is the main educator from the time of infancy (AgainstApion 2.173, 178). With the birth of a Jewish child, the parents take on a commitment to educate, including the teaching of 30. Ibid.,p. 424. 31. Note that Johnson argues that the references to reproof and correction in 2 Tim 3,16 “point in the same direction” as the νουθεσία of 1 Cor 10,11. Ibid. 32. M.Y. MACDONALD, EarlyChristianWomenandPaganOpinion:ThePoweroftheHystericalWoman, Cambridge, Cambridge University Press, 1996. On the educational influence of mothers in the Pastoral Epistles, see M.Y. MACDONALD, ThePowerofChildren:TheConstructionofChristianFamiliesintheGreco-RomanWorld, Waco, TX, Baylor University Press, 2014. 33. For list of relevant citations, see JOHNSON, The First and Second Letters to Timothy (n. 24),p. 421.

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reading and training in the laws and the traditions of the forefathers (AgainstApion 2.204; cf. Philo, Hypothetica 7.14)34. In Josephus’ apologetic discourse, the education of children can even emerge as the ultimate sign of Jewish identity: “Above all we pride ourselves on the education of our children, and regard as the most essential task in the life the observance of our laws and pious practices, based thereupon, which we have inherited” (Against Apion 1.60, trans. Thackeray, LCL). Scripture and tradition in the Pastoral Epistles appear to be given a function which is much like that of the Jewish Law. The Law is that which makes a person wise (LXX Ps 18,8 making wise the babes) as in the expression “making you wise (σοϕίζω) concerning salvation” in 2 Tim 3,1535. The Greek term paideia (παιδεία; discipline or training) employed in 2 Tim 3,16 can refer not only to the upbringing of a child, but also to the formation of an adult. Using admittedly modern terminology, we might describe the instruction received by Timothy, like training in the Law, as falling under the category of life-long-learning and extending indefinitely from early childhood. The author of 2 Timothy seems to reflect the concept in calling for Timothy to continue in what he has already learned, including the sacred writings that he has known from childhood. Moreover, despite the exceptional nature of his youthful leadership, as John Barclay has observed, Timothy’s ongoing maturation is implied by the plea to leave behind youthful passions in 2 Tim 2,2236. Being bolstered by such a strong foundation and now ready for every good work, Timothy receives powerful instruction. There is a mood of solemnity. It begins, ‘I charge you’. It is interesting to note, given Timothy’s role as Paul’s successor, that in the Greek world the verb διαμαρτύρομαι was associated especially with legal acts of succession, including installment ceremonies37. The same verb appears twice previously in the Pastorals and once in 2 Timothy: 2,14 (the charge before the Lord to avoid disputing about words; cf. 1 Tim 5,21). The seriousness of the charge here is reinforced in two ways: (1) mention of witnesses, the presence of God and of Christ Jesus (in parallel as in 2 Tim 1,2; cf. 1 Tim 5,21); and (2) the eschatological connotations. In keeping 34. On Josephus and children see A. REINHARTZ – K. SHIER, “Josephus on Children and Childhood,” in StudiesinReligion 41 (2012) 364-375. 35. This is the translation offered in Ibid.,pp. 419-420. 36. BARCLAY, ThereisNeitherOldnorYoung?(n. 6), p. 237. 37. See C. SPICQ, Les Épîtres pastorales (Études Bibliques), Paris, J. Gabalda, 41969, p. 798; MARSHALL, PastoralEpistles (n. 1), p. 798; P.H. TOWNER, TheLetterstoTimothyand Titus (NICNT), Grand Rapids, MI, Eerdmans, 2006, p. 595.

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with many other Pauline texts, there is an appeal to Jesus’ return on a day appointed by God (e.g., 1 Cor 15,24-28) and to judgment (e.g., Rom 2,16 [use of same verb]; 1 Cor 9,27). The parousia is also described by means of references to Jesus’ appearance (ἐπιθάνεια) (1 Tim 6,14; cf. 2 Thess 2,8) and the kingdom. Towner aptly summarizes the effect of the exhortation as follows: “The combination of elements has the effect of first locating Timothy in the divine presence to hear the charge, with the reference to judgment giving the charge focus; then the following elements of parousia and kingdom serve as the eschatological ground of the charge (perhaps in anticipation of 4:8) ...”38. Given the hopeful presentation of Paul’s (Timothy’s role model) victory in 2 Tim 4,6-8, it is likely that the reference to judgment is to serve Timothy as more of a positive motivation tied to faithfulness than as a warning or threat39. On the other hand, the obstinacy and obtuseness of the opponents and even, at times, the world in general according to the Pastoral Epistles (highlighted in the following verses) resonates with the exclusionary function of judgment. 2 Timothy 4,2 is certainly one of the most remarkable verses in the Pastoral Epistles. Imperative verbs spell out what Timothy’s ministerial work will entail – essentially summarized again with slightly different emphasis in verse 5. Timothy is to preach (κηρύσσω; cf. 1 Tim 3,16; 1 Tim 2,7; 2 Tim 1,11) the word and be urgent (or be prepared) in opportune time and in inopportune time (εύκαίρως ἀκαίρως “in season and out of season”). In an important article, Abraham J. Malherbe argued that background for this expression was the philosophical debates of the time, especially polemic against the Cynics40. Convention dictated, which critics insisted the Cynics ignored, that rhetoricians should discern the appropriate time to speak in order to maximize the persuasiveness of one’s argument to a given audience (cf. Sir 32,4). Philosophers and moralists should take into consideration the emotions and moral conditions of those they sought to benefit41. But remarkably, in 2 Tim 4,2 Paul is urging Timothy to ignore the convention either because the audience of opponents is completely insensitive to rhetorical strategy or, what is more likely, the need to speak truth to the church (and probably also the 38. Ibid., p. 597. 39. Ibid., p. 597. 40. See A.J. MALHERBE, “In Season and out of Season”: 2Timothy 4:2, in JBL 103 (1984) 235-243. 41. In fact, there are several texts in the Pastoral Epistles which advise being gentle, patient and discriminating in speech and in relations with all people (1 Tim 4,12; 6,11; 2 Tim 2,24-26; Tit 3,2).

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world) is so great that such challenges to convention are required42. While it has not received the attention it deserves, the message that Timothy is receiving here is that the man of God is not the ideal erudite male43. In fact, he must be prepared (be alert to all opportunities) to stand apart from such rhetorical standards given the crisis before him. While the identity of the opposition cannot be debated here, it is clear that it is perceived by the author of the Pastorals as dangerous, growing, and winning support especially among women. The opponents are engaged in teaching, both in church meetings and in private conversations in people’s homes. They are said to deceive people in 2 Tim 3,13 (cf. 2 Tim 3,6)44. In many respects 2 Tim 3 presents Timothy as the honorable man schooled by honorable women, but here this line of argument reverses itself and Timothy must be prepared to relinquish the qualities of an honorable man by the world’s standards and to adopt tactics that might compromise his reputation in the public arena. Some of this shock value persists in what follows, but it is intertwined with more conventional expectations. Convincing and rebuking seem designed especially to bring hearers to knowledge of sin; in the case of unbelievers this would constitute a call to repentance. The language is sometimes uncompromising, with rebuking implying verbal challenge45. But there is also a call for Timothy to encourage or exhort with great patience (cf. 1 Tim 1,16) and teaching. Timothy is clearly to be ready for any situation encountered within the church or in society. Both the problems and the solutions in the Pastoral Epistles are often represented in terms of speech (that which corrupts and that which instructs leading to an identity as a man or woman of God). 2 Tim 4,3-4 reinforces the notion that the style of preaching that Timothy is to adopt is related to extreme conditions – a type of sickness (cf. 2 Tim 2,17 where the speech of opponents is said to eat away like gangrene). There is a prediction of a time (probably already arrived) when people will have ‘itchy ears’ (κνηθόμενοι τὴν ἀκοήν). What is implied here is a type of restlessness and desire to hear new things46. But given 4,1-2 we should probably also think of the 42. TOWNER, LetterstoTimothyandTitus (n. 35), p. 601 also believes that this latter possibility is more likely. 43. See especially J.A. GLANCY, Protocols of Masculinity in the Pastoral Epistles, in S.D. MOORE – J.C. ANDERSON (eds.), NewTestamentMasculinities (Semeia, 45), Atlanta, GA, Society of Biblical Literature, 2003, 235-264. 44. See MARSHALL, PastoralEpistles(n. 1), p. 41. 45. TOWNER, LetterstoTimothyandTitus(n. 37), p. 601. 46. JOHNSON, TheFirstandSecondLetterstoTimothy(n. 25), p. 429.

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draw of language and rhetoric itself. Rather than being attracted to healthy teaching, people will multiply or accumulate (ἐπισωρεύω) teachers (διδάσκαλος) in a misguided quest for satisfaction. In her recent study, Marianne Bjelland Kartzow has drawn attention to another possible nuance of meaning associated with the expression “itchy ears” or “tickling in the ear”: gossip. She notes the use of the concept by Clement of Alexandria who associates it with a lack of manliness; he refers to “tickling and titillating in an unmanly fashion” and “ears which are plagued with itching” (Strom 1.3.22.5)47. Kartzow also points to links between 2 Tim 4,3 and ancient descriptions of slander. For example, Lucian speaks of men who receive pleasure from having their ears titillated with slander (Slander 21)48. Since gossip is feminized in ancient discourse there may be an indirect connection to the false teaching as attractive to women (2 Tim 3,6). Moreover, the false teachers themselves are slanderers (2 Tim 3,3). Where he would forgo the strategies of the honorable man in being urgent in season and out of season, somewhat ironically, Timothy must also distance himself from all those with itchy ears – clearly those whose attitude to speech and teaching is opposite to that of the honorable man. These are people who avoid truth and turn to myths49. Kartzow summarizes the perspective of the Pastoral Paul succinctly: “The teaching of the opponents is like gossip: it is pleasant to hear and people want more of the same, but the sound teaching of the Pastoral Paul is of another kind”50. The eschatological language and warnings about the misguided nature of the opponents lead to a strong statement in 2 Tim 4,5 which both summarizes the material in 4,2 and puts greater emphasis on the need to persevere in evangelism despite such problems. Leading up to the plea for Timothy to be steady and to do the work of an evangelist (εὐαγγελιστής; cf. Acts 21,8) and to fulfill his ministry (διακονία), Timothy is instructed not to be ashamed of the testimony of the Lord nor 47. M.B. KARTZOW, Gossip and Gender: Othering of Speech in the Pastoral Epistles, Berlin – New York, de Gruyter, 2009, p. 198. She cites the text and translation of Clement of Alexandria in M. DIBELIUS – H. CONZELMANN, ThePastoralEpistles (Hermeneia), Philadelphia, PA, Fortress, 1972, p. 120. On the association of tickling in the ear with slander, she also cites F. RIENECKER, A Linguistic Key to the Greek New Testament, Grand Rapids, MI, Regency Reference Library, 1980, p. 648. 48. KARTZOW, Gossip and Gender (n. 47), p. 198. She cites other relevant texts pp. 197-199. 49. These may be the Jewish myths referred to elsewhere in the Pastorals (though their Jewish nature is not explicit here, cf. 1,14; 1 Tim 1,4; 4,7). 50. Ibid.,p. 199.

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of Paul and to share in suffering for the gospel (2 Tim 1,8). Timothy’s mission is in imitation of Paul’s mission and, in 1 Tim 4,5, Timothy is instructed to endure suffering. It is sometimes difficult to distinguish between correcting opponents and outreach to the wider world in the Pastorals, but 2 Timothy clearly has missionary colouring. If (as I maintain), the Pastorals come from the end of the first century or early second century CE, one might be tempted to conclude that the references to universal salvation are mere reminiscences associated with the association of Paul with Timothy and Titus in an earlier generation. However, the fact that in 2 Tim 2,2 Timothy is told that what he has heard from Paul before many witnesses he is to entrust to faithful people who will be able to teach others also, suggests an interest in succession in keeping with this later New Testament period (cf. 1 Tim 5,17). The ideal Timothy and the ideal teachers/preachers who succeed him must conduct their duties as out in the public for all to see (e.g., 1 Tim 4,12-15; 5,19-21.2425; 2 Tim 2,2; cf. Tit 2,7-8)51. Once again, there are connotations of the honorable male who like the ἐπίσκοποι will be assessed according to the determinants of public reputation (1 Tim 3,7), but the reference to enduring suffering in 2 Tim 4,5 and the flying in the face of convention that is suggested in 2 Tim 4,2 acknowledge participation in a movement that is increasingly being judged as competing for allegiance with respectable associations and challenging the dominant social order. II. PAUL THE APOSTLE AND TEACHER ON THE VERGE OF EXECUTION (4,6-8) This section continues with the solemn tone of ceremony and acts as bridge linking Timothy’s example to Paul’s example as the suffering apostle. There is a clear shift from the direct to address to Timothy (you) to the figure of Paul, “for I, on my part” ( Ε ̓ γὼ γάρ). Paul’s imminent departure is introduced while at the same time offering a reason for Timothy’s succession to ministry. The strong link between Paul and Timothy serves to bolster Timothy’s authority52. The fact that the Pastorals are addressed to fellow workers suggests that Paul’s authority need not be communicated directly by him (he will soon be dead, 2 Tim 4,6-8), but 51. This has been emphasized by MALHERBE, “In Season and out of Season” (n. 38), pp. 240-241. In this paragraph, I am following closely the argument I developed in M.Y. MACDONALD, ThePaulineChurches:ASocio-historicalStudyofInstitutionalizationinthePauline andDeutero-PaulineWritings, Cambridge, Cambridge University Press, 1988, pp. 174-176. 52. R.F. COLLINS, 1 and 2Timothy and Titus: A Commentary (NTL), Louisville, KY – London, Westminster John Knox Press, 2002, p. 272, see also p. 265.

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may be communicated through his special assistants, especially with respect to the transmission of healthy teaching and protection against false teaching. These verses are one of the main reasons why 2 Timothy is often compared to a last testament as Paul reflects on his imminent departure (ἀνάλυσις; cf. Phil 1,23; 1 Clem 44.5); he is already on the point of being sacrificed. The text is replete with ancient symbolism, especially the agon motif found in popular philosophy and used elsewhere in Paul (1 Cor 9,24ff; Phil 3,12ff)53. Raymond Collins has highlighted the similarity between this text and Phil 2,16-17 where the cultic imagery of sacrifice is also employed in conjunction with athletic metaphors54. In addition to the athletic image of the runner, the author also draws upon military imagery: Paul has fought the good fight. The two types of imagery were, in fact, brought together earlier in the text at 2 Tim 2,1-7 in an effort to bolster Timothy’s resolve. The use of military imagery in particular reinforces the idea that while Paul the evangelist has been spreading the gospel throughout the world, he has also being doing battle with the world. The strong sense of battle with the dark forces of society (or powers which make inroads into society) can be sensed in the elaborate use of military imagery in Eph 6,10-17, which is reminiscent of the speeches of generals calling soldiers to battle, reminding them of their superior strength and bracing them for a successful outcome (cf. 1 Thess 5,8)55. In 2 Tim 2,4 Timothy is a soldier who must not get caught up in civilian or worldly pursuits. His mission must not be compromised. Paul here, as an example to Timothy, is one filled with hope and the certainty of salvation; he will emerge as victorious. But he is also forthright with respect to his fate as a Roman prisoner; he must confront the sacrifice which the world will impose. 2 Tim 4,6-8 presents Paul as being on the cusp between this world and the next world of eschatological fulfillment – he has a type of liminal status as one who is facing condemnation and death. He is very much like the Paul of Eph 6,20: an ambassador in chains56. But fettered as he is, the word of God will not be fettered (2 Tim 2,9). 53. See especially V.C. PFITZNER, PaulandtheAgonMotif (SupplNT, 16), Leiden, Brill, 1967, p. 177. 54. COLLINS, 1and2TimothyandTitus (n. 52), pp. 272-273. 55. See A. LINCOLN, Ephesians (WBC, 42), Dallas, TX, Word, 1990, pp. 432-434. He cites Quintillian 6,1,1 and Aristotle, Rhetoric 3,19. 56. For an exploration of this feature of Paul’s identity, including 2 Timothy, see R. CASSIDY, PaulinChains:RomanImprisonmentandtheLettersofSt.Paul,New York, Crossroad, 2001.

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The athletic imagery of 2 Tim 4,8 serves to enhance the image of Paul in 2 Timothy as the Apostle, par excellence. He will soon receive the crown of righteousness, not a perishable wreath. The athletic imagery has eschatological force – here the righteous (δίκαιος) judge awards the crown “on that Day”. There are many repeated concepts in 4,1-8 such as “judge” “appearance” and “time”. But it is important not to miss the use of metaphors which reverse societal expectations. Similar to the daily spiritual warfare which will ultimately lead to triumph, the judge will award the crown of righteousness (using military imagery, Eph 6,14 refers to the breastplate of righteousness). Unlike earthly races, however, there is no exclusionary competition leading to only one victor. The text returns from a focus on Timothy to Paul’s example, but then broadens the vision to include victory for all who have loved and longed for Christ’s appearance57. By Roman imperial standards, the fact that Paul’s race has brought him to the verge of Roman execution is a cause for shame, but for Paul martyrdom represents the crown of his discipleship – one that he will share with others58. While it is not explicit as in 2 Tim 4,1-5, the notion of teaching underlies this text and remains a key aspect of the presentation of Paul’s identity. 2 Timothy presents Paul not only as an apostle, but also explicitly as a preacher and teacher (2 Tim 1,11; cf. 1 Tim 2,7). In 2 Tim 4,7 the Christian message is described as something to be preserved in loyalty and, by implication, passed on to Timothy and others (2 Tim 1,13-14; 2,1-2). Paul has run the race; he has kept the faith59. The text recalls 2 Tim 1,12 -14 (with its challenges of translation and interpretation) which also refers to that Day and where Paul is represented as having protected the “deposit” (or truth entrusted to him, παραθήκη; cf. 1 Tim 6,20), bearing witness to it as an authoritative teacher. Likewise, Timothy is to guard the truth or deposit. The use of athletic and military imagery by the philosophic moralists suggests that the struggle for the preservation of truth runs just under the surface of 2 Tim 4,6-8 60. Faithfulness in this case means keeping the faith. The context requires courage. 57. See COLLINS, 1and2TimothyandTitus(n. 52),p. 275. 58. CASSIDY, PaulinChains(n. 56), p. 112. 59. COLLINS, 1and2TimothyandTitus(n. 52), p. 274 writes the following: “The Pastor’s observation has to do with Paul having maintained the orthodoxy of the Christian message. His faith continues to have an effect. It has been passed on to Timothy, who is charged with maintaining it (1:13-14; 2:1-2)”. 60. COLLINS, 1 and 2Timothy and Titus (n. 52), p. 274 refers especially to Epictetus, Discourses 1.24.1-10; Seneca, Letters 34.2; 109.6; Philo, AllegoricalInterpretation 3.14.

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The broader setting is the imperial world, but the more immediate setting involves house-church communities of men, women, and families where apostasy (see further below) and opponents are perceived as very real threats. Paul provides the central example to be imitated and Timothy’s legitimacy is rooted in Paul’s authority, but Timothy’s education within a familial setting (with faithful women as role models) is presented as offering vital preparation for his role as Paul’s successor is 3,14–4,5. We are probably to understand this education as central to the moral qualities – the virtues – that will foster his ability to imitate Paul. The virtue that Paul demonstrates most clearly in 2 Tim 4,6-8 is bravery. In his treatise on why daughters should receive the same education as sons, Musonius Rufus stresses the importance of education as a preparation to endure suffering: “… those properly educated, whoever they may be, male or female, must become accustomed to endure suffering, to have no fear of death and not to allow themselves to collapse in the face of adversity, since these are the habits which produce manly courage, and I established the fact a little earlier that women, too, must have their share of manly courage” (Musonius Rufus 4)61. III. PAUL CONFRONTING ABANDONMENT AND APOSTASY WORLD (4,9-18)

IN THE IMPERIAL

This section begins with the second of three summons (cf. 2 Tim 1,4; 4,21) to Timothy (who is probably somewhere in Asia; cf. 2 Tim 1,15) to come to Paul’s side in Rome (2 Tim 1, 17)62. Luke is apparently with Paul and he hopes Timothy will bring Mark to attend to him in prison (2 Tim 4,11). Timothy appears to be close enough to Troas to be able to pick up the cloak (winter approaches, cf. 2 Tim 4,21) that he has left behind (2 Tim 4,13). Although it is not completely clear that he has left them in Troas, he is also to bring books (τὰ βιβλία) and parchments (τὰς μεμβράνας) (scriptural writings, torah scrolls, personal papers?). These verses raise the issue of reliable and unreliable Christians and, ultimately, of apostasy63. Although faithful companions and co-workers are listed (Luke [cf. Col 4,10 listed along with Demas], Mark, Tychicus) Paul has 61. Musonius Rufus, Greek and Roman Education, Trans. JOYAL – MCDOUGALL – YARDLEY, pp. 185-186. 62. On these geographical settings and their relationship to 2 Timothy, see CASSIDY, Paul inChains (n. 56), pp. 109-110. 63. On apostasy and early Christianity see especially S.G. WILSON, Leaving the Fold: ApostatesandDefectorsinAntiquity, Minneapolis, MN, Fortress, 2004.

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been abandoned by many of his companions (earlier in the letter the author speaks of Paul being abandoned by Phygelus, Hermogenes and all [pantes] who are in Asia; 1,15) including Demas, Crescens, and Titus (in the latter two cases, it is possible that they left with Paul’s acquiescence)64. The expression, “in love with the present world” suggests apostasy in the case of Demas, though he is presented as a reliable Christian in Philemon (Phlm 24; cf. Col 4,10)65. Alexander the coppersmith is an intriguing figure who is depicted as having some potential contact with Timothy. The strong language implies that he has grievously offended Paul by opposing his message. It may be a matter of false teaching (see also the case of Hymenaeus and Philetus, 2 Tim 2,14-19) or he may have been involved in turning authorities against believers. Perhaps somehow the coppersmith’s trade was compromised by the activities of church members, keeping in mind the case of Demetrius the silversmith mentioned in Acts who made silver shrines to Artemis and whose loss of business was at the heart of a riot at Ephesus (Acts 19,2341; one Alexander is mentioned in conjunction with these events; cf. 1 Tim 1,20)66. The mention of the coppersmith turns immediately to a proclamation of Paul’s ongoing success in preaching the gospel despite the efforts of authorities and abandonment by believers (4,16-17). The circumstances underlying the strong statement of Paul’s forsaken status in 2 Tim 4,16 are unclear. At his first defense (ἀπολογία), no one came to his aid. This apologia might refer to an informal hearing (a temporary rescue from the lion’s mouth in the form of delay 4,17) leading to a more formal trial and the situation in view is one of ongoing imprisonment. Or, Paul may have been released after the first trial (and rescued from the lion’s mouth 4,17) only to be imprisoned for a second time. It is also not clear what circumstances have precipitated Paul’s deep disappointment. The desertion does not seem to have involved apostasy in this 64. Demas also appears in the ActsofPaulandThecla (AP 1.14), teamed with Hermogenes the coppersmith, and turns out in the end to be one of Paul’s enemies. JOHNSON, The FirstandSecondLetterstoTimothy (n. 24),pp. 438-439 argues that it is likely that Crescens and Titus left for missionary purposes. This is the only mention of Crescens in the NT, but Titus is well known as playing a key role in Paul’s ministry. 2 Tim 4,9 is the only direct reference to Dalmatia in the NT, but there is overlap with the region mentioned in Rom 15,19, Jerusalem to Illyricum. 65. As an argument in favor of 2 Timothy coming later than Philemon in Paul’s journey as a prisoner, see CASSIDY, PaulinChains (n. 56),pp. 106-107. 66. JOHNSON, TheFirstandSecondLetterstoTimothy(n. 25),p. 448 asks the following question: “Did the author of 2 Timothy derive the name of Alexander from this account, yet also confuse Alexander, whom he here calls a coppersmith, with Demetrius the silversmith, the instigator of the riot in Ephesus (Acts 19, 24)?”

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case for the author clearly expresses hope for mercy in relation to the deserters. Perhaps there were Christians in Rome who may have been a position to affect the juridical processes. Perhaps some – though powerless to affect formal proceedings – lacked the resolve to be publicly visible and to minister to him (these people would likely be distinct from those who send their greetings in 2 Tim 4,21). Whatever the circumstances, Paul has Luke with him; he requests the presence of Mark, and longs for Timothy’s comfort before winter. In thinking about the various scenarios, we confront the complex circumstances that believers would have experienced in the face of imprisonment and martyrdom and are reminded of the shades of grey surrounding the categories of faithfulness, denial, and abandonment67. Despite the clear confidence in rescue, this text has strong anti-imperial connotations. Most notably, there is the description of the first rescue from the lion’s mouth which has already taken place. Although other propositions have been made (e.g., Paul is simply being influenced by the language of LXX Ps 21,22), the lion in this context of imprisonment seems most likely to refer to the Roman empire/Roman execution. Looking to the future, the Lord will rescue him again from every evil and save him for his heavenly kingdom. Eschatological language infuses this chapter; the kingdom is mentioned within the solemn charge (2 Tim 4,1) and now again immediately before the final greetings. Victory over the shackles of the Empire is celebrated in terms of the success of the gospel which Paul (in the setting of the first defense) was given strength to proclaim fully (τὸ κήρυγμα πληροϕορηθῆͺ in 4,17) that all the Gentiles might hear. The immediate context of the proclamation is Roman imprisonment and trial, potentially with judges, court personnel, soldiers as witnesses68. The gospel will not be confined by institutions and human might. By Roman standards, the abandoned, imprisoned, and shackled Paul is a shameful sight to behold. For believers, even for close associates like Timothy, the dishonor might have been too much to accept especially as friends and family members followed Paul into disgrace. The Pastoral Paul’s warning in 2 Tim 1,8 to Timothy (not to be ashamed to testify to our Lord, nor of Paul his prisoner, but to be willing to suffer for the gospel; cf. 1,12) takes on new poignancy in light of the end of the letter. But many in Paul’s entourage and/or the successors who kept alive his memory may have lacked the necessary courage. There is good 67. For various possible scenarios, see CASSIDY, PaulinChains (n. 56), pp. 114-116. 68. Ibid., p. 119.

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reason to believe Richard Cassidy’s speculation about Demas seeing Paul’s chains as a cause for shame: “It may thus be that Paul considers Demas to be guided by the code of honor and shame followed by the secular Roman world instead of being oriented to the truly unimpeachable status that Paul possesses as Christ’s prisoner”69. IV. FINAL GREETINGS: NOTABLE FIGURES FROM THE UNDISPUTED LETTERS AND ACTS (4,19-22) The closing of the letter with final greetings contains some notable figures from the undisputed letters of Paul and Acts. The reference to Prisca and Aquila (Acts 18,1-3; 18,18–19,1; Rom 16,3-5; 1 Cor 16,19) offers testimony to the importance of this missionary couple for the life of the church. Prisca and Aquila’s role was clearly so important that their influence is attested by three different church authors from the middle of the first century to (as late as) the early second century: Paul, Luke-Acts, and the author of the Pastorals. As Paul’s co-workers and house-church hosts, they are associated with three major cities of the Roman Empire: Rome, Ephesus, and Corinth. Given the presence of Timothy in Asia, they are apparently being envisioned as living in Ephesus70. As in some other texts (Acts 18,18.26; Rom 16,3) Prisca’s name comes before that of her husband which (because it was not the normal convention), has been taken to mean that she was either of higher social status than her husband, or even the more successful missioner of the two71. The reference to Prisca offers the first of two indications in the final greetings (also Claudia; 4,21) that the Pastoral Paul’s efforts to circumscribe the roles of women did not include erasing the memory of Paul’s female collaborators and associates. Such references are also in keeping with the mention of Lois and Eunice in 2 Tim 1,5. Two other figures in the list of greetings are known from other texts. The first is Erastus of Corinth, described as the treasurer of the city by Paul in Rom 16,23 in greetings sent most likely from Corinth, and whose status has found confirmation in an inscription from Corinth that describes a certain Erastus as a financial officer. Here there is only a brief statement that he remained at Corinth. The second figure is Trophimus who appears 69. Ibid., p. 118. 70. For detailed discussion of the chronology of events in the life of Prisca and Aquila, see OSIEK – MACDONALD,AWoman’sPlace (n. 9), pp. 29-35. 71. Ibid., p. 33.

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in Acts 20,5 as an Asian travelling with Paul; he is described explicitly as Trophimus the Ephesian in Acts 21,29. In 2 Tim 4,18 we find a very “human” reference to Paul leaving him behind in Miletus, “a suburb of Ephesus”72. The remaining figures are not mentioned elsewhere in the New Testament. But of these the reference to members of the household of Onesiphorus, whom Timothy should greet, is especially intriguing. The construction leaves open the question of whether Onesiphorus is himself intended to be greeted with the members of his household (he is most likely the head of the household). The references to both Onesiphorus’ household and to the service he offered to Paul individually earlier in the letter (1,16) leave open various possibilities: Onesiphorus could be envisioned as being with Paul (though this is not stated explicitly) or elsewhere and his household has sacrificed his presence for the sake of ministry73. Taken together, the two verses describing Onesiphorus offer some rare evidence in the Pauline letters of familial solidarity in conversion, if we are to understand the text as a reference to a whole believing family. Although the conversion of a head of a household followed by the remainder of the family is well-attested in Acts, only the references to the household of Stephanas offer indisputable evidence of the phenomenon in the undisputed letters of Paul (1 Cor 1,16; 16,15). Finally, it should be noted that the greetings that Paul conveys to Timothy in 1 Tim 4,21 indicate that his isolation does not mean that he is being presented as having no contacts at all with fellow believers. The circumstances of his imprisonment are complex, charged with emotion, and only understandable from a modern perspective to a limited degree. CONCLUSION In his study of Paul within the context of Roman imprisonment, Richard Cassidy has offered the following insightful observation about the Pastorals: “… if associates or later disciples of Paul wrote in his name, they did not hesitate to adopt the most politically controversial aspect of Paul’s identity. For within these letters, Paul’s persona as a Roman prisoner is indeed presented in high relief”74. It is significant that 72. See JOHNSON, TheFirstandSecondLetterstoTimothy (n. 25),p. 444. 73. See discussion in Ibid., p. 444. CASSIDY, PaulinChains (n. 56), p. 109 suggests that the language of 2 Tim 1,16-18 might even suggest that Onesiphorus has died. 74. CASSIDY, PaulinChains(n. 56), p.106.

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Timothy is not only presented as a teacher/successor in 2 Timothy, but that he is also to share in Paul’s suffering and that he is being summoned to share in his circumstances. While the Pastorals have often been judged to be highly compromising in terms of the imperial standards of the world (and they undoubtedly reflect many conventional values and interests; cf. 1 Tim 2,1-2; Tit 3,1), it is important to recognize the anti-imperial tone of some of the exhortations75. The interest in Empire in the study of Pauline literature needs to be brought to bear more extensively on the Pastoral Epistles. Points of contact between imperial ideologies and the constructions family and masculine identity which overlap with such ideologies are no doubt present within the Pastorals, but 2 Timothy also offers a window into elements of resistance, perhaps most poignantly in the Pastoral Paul’s declaration: “The word of God is not chained”(2 Tim 2,9)76. Despite the desire to project an image as a household of God led by honorable teachers, raised in an honorable family, 2 Timothy 4 also challenges listeners to confront, accept, and even celebrate what by the world’s standards is shameful: a gospel message that must be proclaimed bravely at all times, in season and out of season, in imitation of Paul. The perspective adopted in 2 Timothy fits well with a movement of growing visibility and facing the challenges of institutionalization at the end of the first century CE. Even the names and personal details (illness, the cloak), which may have resulted from the efforts of a pseudepigrapher to collect and interpret, can be understood in this context77. The text reflects the complexities of travel, relocation, and lodging in the Roman world that were central to the context of the undisputed letters of Paul and continued as part of the life of the early Christians into the second century, as the letters of Ignatius demonstrate. But it is the feeling of isolation, abandonment, and the dangers of apostasy that we sense perhaps more clearly in 75. For an excellent discussion of imperial values and its relationship to discourses of masculinity in the Pastoral Epistles, see M.R. D’ANGELO, “KnowingHowtoPresideOverHis OwnHousehold”:ImperialMasculinityandChristianAsceticisminthePastorals,Hermas, andLuke-Acts, in S.D. MOORE – J.C. ANDERSON (eds.), NewTestamentMasculinities (Semeia, 45), Atlanta, GA, Society of Biblical Literature, 2003, 265-295. 76. CASSIDY, PaulinChains(n. 56), p. 111. 77. On references to names and personal business and pseudepigraphy, see L.R. DONELSON, Pseudepigraphy and Ethical Argument in the Pastoral Epistles (HUT, 22), Tübingen, Mohr, 1986. For a detailed discussion of the relationship between the list of names and the undisputed letters and full discussion of both the perspectives of pseudonymity and of authentic Pauline authorship (he is in favor of the latter) see JOHNSON, TheFirstandSecondLetters toTimothy (n. 25), pp. 446-451.

ALWAYS THE STEADY AND ENDURE SUFFERING (2 TIMOTHY 4,1–22)

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2 Timothy than in any other Pauline text and this must have resonated powerfully in church groups at the end of the first-century CE. The presentation of Timothy as both educated in a sound familial setting and equipped by Paul himself to be a reliable, fearless teacher and preacher (called at times to forgo the posture of an honorable man) could not but breathe hope in house churches in a Roman imperial setting.

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PRINCIPALES ORIENTATIONS DE LA RECHERCHE DEPUIS

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1. LesPastorales Les lignes principales qui se dessinent aujourd’hui dans le panorama des recherches consacrées aux Lettres Pastorales rejoignent, pour l’essentiel, le «programme» de recherche auquel invitait le travail mené autour de la PremièreLettreàTimothée, lors du XIXe ColloquiumPaulinum, en 20061. Dans son introduction au volume des actes du colloque, le professeur Karl Donfried, prenant tout d’abord acte de l’absence de consensus sur la question de l’auteur de ces lettres, sur leur caractère pseudépigraphique ou non, et de la diversité des orientations représentées par les différents intervenants2, y affirmait le besoin «d’examiner chacune de ces lettres individuellement» sans les considérer a priori comme un ensemble3. Il soulignait ensuite la nécessité de «repenser» la manière d’aborder l’étude de la tradition paulinienne en envisageant plus largement le déploiement de sa trajectoire à l’aide de tous les outils exégétiques disponibles4. Dans ce cadre, l’étude de Gerd Häfner5 offre un vigoureux prolongement au débat suscité par la remise en cause d’un consensus qui semblait bien établi quant à la pseudépigraphie des Pastorales6. Après une reprise 1. K.P. DONFRIED, Rethinking Scholarly Approaches to 1 Timothy, dans K.P. DONFRIED (éd.), 1TimothyReconsidered (COP, 18), Leuven, Peeters, 2008, 153-182. 2. Ces positions différentes reflètent les deux tendances de la recherche depuis que se développe, depuis une vingtaine d’années, une critique du consensus sur la pseudépigraphie des Pastorales; cf. M. GOURGUES, Les deux lettres à Timothée, la lettre à Tite (CBNT, 14), Paris, Cerf, 2009, p. 39. 3. DONFRIED, Rethinking (n. 1), p.155. 4. Ibid., p. 182. 5. G. HÄFNER, DasCorpusPastoralealsliterarischesKonstrukt, dans TQ187 (2007), no 4, 258-273. 6. Cf. en particulier l’apport des travaux d’A. MERZ, DiefiktiveSelbstauslegungdesPaulus. IntertextuelleStudienzurIntentionundRezeptionderPastoralbriefe (NTOA, 52), Göttingen – Fribourg, Vandenhoeck & Ruprecht – Academic Press Fribourg, 2004; MERZ, The Fictitious Self-ExpositionofPaul:HowMightIntertextualTheorySuggestaReformulationoftheHermeneuticsofPseudepigraphy,dans T.L. BRODIE – D.R. MACDONALD – S. PORTER (éds),TheIntertextuality of the Epistles. Explorations of Theory and Practice, Sheffield, Sheffield Phoenix

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systématique des arguments avancés par Luke Timothy Johnson7 (et, avant lui, par William A. Richards), Häfner justifie, au terme d’une analyse précise du contenu et du vocabulaire de chacune des lettres, la pertinence de l’hypothèse d’un corpus organisé et homogène, occupant une place particulière dans l’ensemble du corpus paulinien. Une lecture suivie des trois lettres, dans l’ordre 1 Tm–Tt–2 Tm, fait, en effet, apparaître l’éclairage progressif apporté au lecteur sur l’identité des adversaires de la communauté ainsi que la cohérence d’un itinéraire repérable tant au niveau des noms de personnes (Hymenaios et Alexandre, Tychique) qu’à celui des données spatio-temporelles (un trajet de l’ouest vers l’est)8. Sans être un «roman» au sens propre, les Pastorales relèveraient donc, par certains de leurs éléments, du genre romanesque. C’est bien la même préoccupation que l’on retrouve dans le volume collectif PseudepigraphieundVerfasserfiktioninfrühchristlichenBriefen9, dont les différentes contributions visent à «repenser et re-conceptualiser ce qui est devenu la façon habituelle de comprendre la pseudépigraphie antique et, en particulier, les paradigmes critiques désormais attachés aux pseudépigraphes du Nouveau Testament»10. Resituant la recherche sur la pseudépigraphie paulinienne dans le champ plus vaste de l’histoire de la littérature antique, Eve-Marie Becker11 procède à un recadrage rigoureux de l’emploi des catégories d’«orthonymie»12, de «pseudonymie/pseudépigraphie» Press, 2006, 113-132; MERZ, ‘AmorePauli’:DasCorpusPastoraleunddasRingenumdie InterpretationshoheitbezüglichdespaulinischenErbes, dans TQ187 (2007) no 4, 274-294. 7. L.T. JOHNSON, FirstTimothy1,1-20:TheShapeoftheStruggle, dans DONFRIED (éd.), 1TimothyReconsidered (n. 1), 19-39. 8. Dans cette même perspective, cf. Y. REDALIÉ, Paul après Paul. Le temps, le salut, la moraleselonlesépîtresàTimothéeetàTite (Le Monde de la Bible, 31), Genève, Labor et Fides, 1994, p. 41: «On peut retrouver quelque chose comme une ‘narrativité’ de la correspondance à Timothée». 9. J. FREY etal.(éds), PseudepigraphieundVerfasserfiktioninfrühchristlichenBriefen. Pseudepigraphy and Author Fiction in Early Christian Letters (WUNT, I/246), Tübingen, Mohr Siebeck, 2009. 10. «The purpose of this collection of essays is not simply to add to the number of existing studies, but rather to review the current state of the study of pseudepigrapha and in so doing to rethink and reconceptualize what had become the customary way of understanding ancient pseudepigraphy and in particular the critical paradigms that have become attached to the New Testament pseudepigrapha»; D.E. AUNE, Reconceptualizing the Phenomenon of Ancient Pseudepigraphy.AnEpilogue, dans FREY etal.(éds), PseudepigraphieundVerfasserfiktion infrühchristlichenBriefen(n. 9), pp. 789-824,p. 791. 11. E.-M. BECKER, VonPauluszu‘Paulus’.PaulinischePseudepigraphie-Forschungals literaturgeschichtlicheAufgabe, dans FREY etal.(éds), PseudepigraphieundVerfasserfiktion infrühchristlichenBriefen(n. 9), 363-386. 12. Ibid.,p. 379: «Mit der Nennung seines Namens gibt sich Paulus als eine historische Person und als literarisher Autor, also gleichsam als ‘Autorenpersönlichkeit’ zur erkennen und agiert nicht als anonym bleibender Vermittler religiöser Tradition».

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à propos des lettres de Paul. Elle fait valoir, entre autres, d’une part, la césure que représente, par rapport au judaïsme hellénistique13, le fait que Paul signe ses lettres et, d’autre part, le fait que les lettres pseudépigraphiques reprennent une stratégie littéraire déjà présente dans les passages de polémique contre les adversaires que l’on trouve dans les Lettres «orthonymes» de Paul. Elle souligne également que la bataille pour imposer le «véritable» enseignement de Paul étant une donnée littéraire des lettres du Nouveau Testament, les catégories d’authenticité littéraire et de pseudépigraphie ne sont pas superposables au binôme «vrai/faux» pour qualifier le contenu de ces écrits. Les questions touchant à la fonction de la pseudépigraphie «paulinienne» dans l’histoire de la littérature et de la théologie sont ainsi posées sur de nouvelles bases de réflexion. En particulier, J. Herzer14 réaffirme la nécessité de revoir le paradigme hérité du 19e siècle et la thèse d’un corpus pseudépigraphique issu d’un seul auteur et constitué par les trois lettres pastorales. La complexité désormais reconnue du phénomène pseudépigraphique, ainsi que la «diversité de ses causes, de ses formes et de ses motivations»15 impose d’examiner et d’évaluer chaque écrit pour lui-même, à l’aide de critères fiables établis sur la base d’une perception différenciée des différentes formes de pseudépigraphie. La distinction entre la fiction dont relève une «pseudépigraphie d’école»16 fondée sur un consensus reconnu et une pseudépigraphie visant à duper le lecteur en lui faisant tenir le faux pour le vrai est, sur ce point, décisive à ses yeux17. 1 Tm (comme Ep) serait à classer dans la première catégorie, tandis que 2 Tm et Tt lui seraient antérieures, relevant d’une tradition paulinienne déjà présupposée par 1 Tm. Invalidant la thèse d’un Corpuspastorale, authentique ou pseudépigraphique, il propose de reprendre, à frais nouveaux, la question de la paternité paulinienne de 2 Tm et Tt. Le débat sur ce sujet est assurément loin d’être clos: pour G. Häfner, dans l’hypothèse d’un Corpus pastorale, Tt est un maillon intermédiaire 13. Ibid.,p. 378: «Im Bereich frühjüdisch-hellenistischer Literatur muss eher das orthonyme Schreiben Philos oder Josephos oder zuerst Ben Siras erklärt werden als die allgemein übliche Abfassung anonymer oder pseudonymer Schriften, wie wir sie in überwiegendem Maße in der sog. deuterokanonischen bzw. parabiblischen Literatur finden». 14. J. HERZER, Fiktion oder Täuschung? Zur Diskussion über die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe , dans FREY et al. (éds), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichenBriefen(n. 9),489-536. 15. Y. REDALIÉ, LerôledelafiguredePauldanslathéologiedesépîtrespastorales, dans RB115 (2008), no 4, 596-612, p. 599. 16. «Schulpseudepigraphie». 17. HERZER, FiktionoderTäuschung?(n. 14), p. 531.

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entre 1 et 2 Tm18; pour J. Herzer, Tt et 2 Tm sont à distinguer de 1 Tm et à étudier indépendamment; pour M. Gourgues19, les sections en «je / tu» de 2 Tm20 pourraient être authentiques; pour J.D. Quinn, c’est Tt qui devait être à la première place dans l’ordre original de la collection21. En revanche, la prise en compte des différences entre les trois lettres et le souci d’honorer la spécificité de chacune ne fait l’objet d’aucune contestation. 2. LalettreàTite Les commentaires de Philip H. Towner (en 2006) et de Michel Gourgues (en 2009) font état de la recherche actuelle, en particulier, de son «adieu au consensus»22 pseudépigraphique. Pour Towner, «le temps pourrait bien être venu de dire adieu à la désignation ‘les épîtres pastorales’»23. À ses yeux, la clé herméneutique de la théologie de la lettre tient tout entière dans l’expression ὁ ἀψευδὴς θεός (Tt 1,2): en proclamant le «Dieu qui ne ment pas», Paul se situerait d’emblée dans une attitude polémique à l’égard de la religion et de la culture crétoises dont il viserait à condamner le système de valeurs. De ce fait, la lettre constitue bien davantage «un document polémique et subversif» qu’une lettre pastorale24. M. Gourgues, qui s’inscrit, lui aussi, sur cette même ligne de remise en cause de l’unité du corpus, plaide pour une lecture différenciée des trois lettres, au terme de laquelle la thèse de l’authenticité de 2 Tm pourrait retrouver une certaine plausibilité (1 Tm et Tt reprenant son contenu en fonction d’un nouveau contexte ecclésial)25. Il est toutefois à remarquer 18. C’est également la position de M. TSUJI, PersönlicheKorrespondenzdesPaulus:Zur StrategiederPastoralbriefealsPseudepigrapha, dans NTS 56 (2010) 253-272. 19. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée (n. 2), pp. 58-59. 20. 2 Tm 1,11–2,13 et 4,1-22. 21. J.D. QUINN, TheLettertoTitus.ANewTranslationwithNotesandCommentaryand anIntroductiontoTitus,IandIITimothy.ThePastoralEpistles (AB, 35), New York etal., Doubleday, 1990, p. 19. 22. Cf. J. HERZER, Abschied vom Konsens? Die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als Herausforderung an die neutestamentliche Wissenschaft, dans TLZ 129 (2004), no 12, 1267-1282. 23. Cf. Ph.H. TOWNER, The Letters to Timothy and Titus (NICNT), Grand Rapids, MI, Eerdmans, 2006, p 88-89, cité par GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 19), p. 41. 24. Ibid., p. 75: «From this theological perspective, the letter to Titus becomes less a pastoral document and much more a polemical and subversive crafting of the gospel into a directive to Pauline coworker (and to those churches in which he will work) that denounces the utter deception of Cretan religion and life». 25. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2), p. 58: «Tout se passe comme si 1Tm – et Tt, sa jumelle en format réduit – s’était proposé de prolonger, de préciser et d’expliciter 2 Tm en fonction d’un contexte ecclésial transformé».

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que, parce qu’elle reste centrée sur la question de l’auteur et sur celle du degré d’authenticité du texte, sa lecture de Tt reste fondée sur une comparaison systématique avec 1 et 2 Tm, postulant, de ce fait, une cohérence sémantique des termes employés et un éclairage réciproque des trois lettres. Or, précisément, la recherche de la spécificité de la lettre ne requiert-elle pas de se déplacer du pôle «auteur» au pôle «lecteur» et de prendre également en compte la position et les compétences de celui-ci, tant celles que le texte lui présuppose que celles qu’il entend lui faire acquérir? La fonction des ressemblances et les différences qui ont été largement mises en lumière par les commentateurs et leur font adopter ou refuser, selon l’évaluation qu’ils en font, l’hypothèse d’un corpus unifié, émanant d’un même auteur, pourrait ainsi être évaluée à l’aune de la stratégie littéraire spécifiquement déployée dans chacune de ces trois lettres et constituer un argument non négligeable dans la détermination de leur origine. Particulièrement développée dans la lettre à Tite (1,1-4), l’adresse est un lieu privilégié pour la mise en place de la situation d’énonciation qui commande le développement du corps de la lettre et fait, à ce titre, fonction de cadre herméneutique (I). Pour la plupart des commentateurs26, l’ensemble des versets 1,5–2,15 constitue la première partie de la lettre (les autres propositions de structure reconnaissant toutes une césure du texte en 2,1527). La stratégie littéraire mise en œuvre par l’auteur peut s’y repérer, tant dans sa forme (II) que dans ses effets de sens (III). II. LA SITUATION D’ÉNONCIATION MISE EN PLACE PAR L’ADRESSE (TITE 1,1-4) Le nom et la double qualification par lesquels se présente l’auteur de la lettre ne permettent aucun doute sur l’identité de ce dernier. Qu’il s’agisse de la personne historique de l’Apôtre des nations ou d’un rédacteur s’abritant derrière un pseudonyme, le signal à l’adresse du lecteur est clair: il doit comprendre qu’il s’agit d’une «vraie» lettre de Paul28. 26. M. DIBELIUS – H. CONZELMANN, ThePastoralEpistles (Hermeneia), Minneapolis, MN, Fortress Press, 1972 (traduction anglaise d’après l’édition allemande de 19664); GOURGUES, Les deuxlettresàTimothée(n. 2); L. OBERLINNER, DiePastoralbriefe.KommentarzumTitusbrief (HTKNT, XI, 3), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 1996; REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8). 27. W. MOUNCE, Pastoral Epistles (WBC, 46), Nashville, TN, Nelson, 2000; R. VAN NESTE, CohesionandStructureinthePastoralEpistles (JSNT.SS, 280), London – New York, T&T Clark, 2004; C. SPICQ, Épître à Tite, Texte, Traduction, Commentaire (EB), Paris, Gabalda, 19694; QUINN, TheLettertoTitus (n. 21); TOWNER, Letters (n. 23). 28. Pour TSUJI, PersönlicheKorrespondenz (n. 18), cette présentation ainsi que le choix d’une lettre personnelle relèvent de la mise en scène littéraire, la stratégie de l’auteur visant

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La formulation redondante de l’auto-présentation, recourant d’emblée à deux désignations utilisées dans les adresses des lettres envoyées aux communautés chrétiennes29 le lui signale massivement, à la faveur de l’énoncé solennel des titres de «serviteur de Dieu»30 et d’«apôtre de Jésus-Christ» dont l’effet cumulatif porte non seulement sur les fonctions de Paul mais aussi sur leur origine divine. Il en va de même pour le développement qui leur fait suite (Tt 1,1b-3): l’ample explicitation qu’il contient des deux titres31 revendiqués par l’Apôtre ayant un équivalent, sur le plan formel, dans celle qui se trouve dans l’adresse de la lettre aux Romains (Rm 1,1b-5) et, plus brièvement, dans celle de la lettre aux Galates (Ga 1,1), la teneur «paulinienne» de son contenu semble assurée32. Présentés comme un élément constitutif de l’auto-présentation de Paul, ces versets sont, de ce fait, déterminants dans la mise en place du cadre herméneutique de la lettre. Les lectures différentes dont ils font l’objet expliquent, pour une grande part, l’absence de consensus dans l’interprétation globale du texte. Une première divergence porte sur le sens donné à la préposition κατά, employée à quatre reprises entre les versets 1 et 433. Les commentaires récents34 font valoir que le sens habituel de «selon», «conformément à» ne convient pas pour les deux premières expressions. En effet, la foi des élus «ne pouvant être la mesure de l’apostolat de Paul», ils optent pour un sens final de la préposition, ce qui convient mieux au fait que la mission de Paul est orientée «en vue de la foi des élus», la foi et la connaissance de la vérité étant elles-mêmes «en vue de la piété»35. précisément à convaincre de l’authenticité de la lettre un lectorat critique à l’égard des écrits pseudépigraphiques. Si l’hypothèse d’un effet intentionnel d’authenticité peut être retenue, rien ne prouve que «faire vrai» pour parer aux reproches de «non authenticité» (Echtheitskritik) est la seule justification du genre littéraire de Tt. 29. δοῦλος en Rm 1,1 et Ph 1,1; ἀπόστολος en Rm 1,1; 1 et 2 Co; Ga 1,1; Ep et Col 1,1. 30. La juxtaposition des deux titres a probablement imposé la substitution de l’expression δοῦλος θεοῦ à la formulation habituelle de Paul: δοῦλος Χριστοῦ Ἰησοῦ (Rm 1,1; Ph 1,1). 31. Considérer que les précisions apportées ne concernent que le seul titre d’apôtre est une lecture «trop étroite» note, à juste titre, OBERLINNER, DiePastoralbriefe (n. 26), p. 52. 32. J. SCHLOSSER, La didascalie et ses agents dans les épîtres pastorales, dans RevScR 59 (1985) 81-94, p. 90: «L’examen récent d’A. Lindemann [PaulusimältestenChristentum,Tübingen, Mohr Siebeck, 1979] aboutit à la conclusion que l’auteur des Pastorales a très probablement connu et utilisé l’Épître aux Romains et, avec un degré de probabilité moindre, 1 Corinthiens». 33. κατὰ πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ, κατʼ εὐσέβειαν (1,1); κατʼ ἐπιταγήν (1,3) κατὰ κοινὴν πίστιν (1,4). 34. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2); QUINN, TheLettertoTitus (n. 21). 35. Cf. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2), p. 355; QUINN, TheLettertoTitus (n. 21), p. 62; TOWNER, Letters(n. 23),p. 666. Cette lecture, qui voit dans la préposition κατά

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Bien qu’il soit peu satisfaisant de donner des sens différents à la même préposition dont la quadruple répétition en ces quelques versets invite au contraire à souligner le parallélisme de sens36, et de rattacher l’expression κατὰ πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ au seul titre d’apôtre, minimisant de ce fait la portée du titre de «serviteur de Dieu», cette lecture pose à juste titre la question du lien établi par le texte entre Paul et la communauté des élus de Dieu». La préposition κατά n’induit-elle pas, en effet, que c’est au titre de son appartenance, par la foi, à la communauté des «élus de Dieu»37 que Paul se dit «serviteur de Dieu et apôtre de Jésus Christ», et, réciproquement, que c’est lorsqu’elle est en accord avec l’Apôtre que la communauté chrétienne peut revendiquer avec assurance son identité propre d’«élus de Dieu»38, fondée sur la «connaissance de la vérité selon la piété»39 que constitue sa foi? Soucieux d’honorer «l’amphibologie du grec (peut-être intentionnelle)», C. Spicq la traduit à l’aide d’une périphrase: «pour ce qui est de la foi des élus». Une traduction à la fois moins vague et évitant l’interprétation réductrice que peut induire le français «selon» ou «conformément à» pourrait être: «en accord avec / comme le veut la foi des élus de Dieu». Un deuxième point de discussion porte sur le rapport au temps dans les versets 2 et 3. Paul évoque-t-il le fondement ou bien le but40 de la foi et de la vérité chrétiennes que sont «l’espérance de vie éternelle promise un équivalent de εἰς remonte à Chrysostome, Théodoret et Théodore de Mopsueste; SPICQ, ÉpîtreàTite(n. 27),p. 59. 36. Avec J. HERZER, «Das Geheimnis der Frömmigkeit» (1 Tim 3,16). Sprache und Stil der Pastoralbriefe im Kontext hellenistisch-römischer Popularphilosophie – eine methodische Problemanzeige, dans TQ 187 (2007) no 4, 309-329, p. 320, qui souligne le strict parallélisme syntaxique des deux compléments introduits par la préposition κατά - et reliés par un καί épexégétique: la foi des élus est le «critère fondamental» sur lequel se mesure l’apostolat de Paul, ce critère étant entendu, non pas dans le sens réducteur dénoncé par les commentateurs, mais parce que, sans la communauté des croyants, la mission de Paul serait sans fondement. Dans le même sens, cf. REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8), p. 143: «La foi des élus n’indique pas tant que Paul et son message ont pour but d’amener à la foi mais plutôt qu’ils sont en accord avec elle, c’est-à-dire que la foi des chrétiens actuels et celle des origines pauliniennes sont, doivent être identiques». 37. L’expression apparaît en Rm 8,33 pour désigner la communauté chrétienne. 38. Cf. OBERLINNER, DiePastoralbriefe(n. 26), p. 51. 39. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2),p. 355: «La piété à laquelle est ordonnée la connaissance de la vérité possède une signification globale renvoyant à l’expérience croyante dans son ensemble, comprenant à la fois convictions et engagement de foi»; REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8), p. 180: «Plus qu’à un savoir spéculatif, c’est à une ‘cohérence existentielle’ qu’on est invité». 40. La préposition ἐπί désigne couramment «ce sur quoi repose un état, une action ou un résultat». Le sens final «en vue de» qu’elle peut prendre également est retenu par certains commentateurs; Cf. MOUNCE, PastoralEpistles(n. 27), p. 380.

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par Dieu de toute éternité» et la «manifestation de la parole» de Dieu aux «temps fixés» par lui? Se situe-t-il dans une perspective eschatologique41? Envisage-t-il cette espérance et cette manifestation dans leur rapport au temps passé, celui de l’itinéraire du Christ42 ou dans leur rapport au temps présent, celui de la prédication chrétienne43? Le fait que la double qualification par laquelle Paul s’identifie comme «serviteur de Dieu» et «apôtre de Jésus Christ» renvoie à la vérité de la foi qu’il partage avec la communauté chrétienne, donne du poids à l’hypothèse d’une référence au présent de la communauté, soutenue par L. Oberlinner. Certes, «l’espérance de la vie éternelle» est, par nature, orientée vers sa réalisation eschatologique. Elle est, cependant, aussi et avant tout, celle dont vit, déjà dans la durée de son actualité présente, la communauté chrétienne, une espérance garantie par une promesse échappant à toute limite temporelle, celle «d’avant les temps éternels»44 du «Dieu qui ne ment pas»45. Mais46 la promesse n’est pas seulement «espérance»: «aux temps fixés qui lui sont propres» – des temps qui, tout en relevant eux aussi de la sphère divine, 41. «Ce qui a été promis (la vie éternelle) n’est pas identique à ce qui a été manifesté (la parole de Dieu). De ce fait, l’accomplissement de la promesse reste réservé au futur eschatologique […] La manifestation du λόγος dans le kérygme confié à Paul est ordonnée l’arc tendu entre la protologie de la promesse et la réalisation eschatologique de la vie éternelle» (cf. M. WOLTER,DiePastoralbriefealsPaulustradition,Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1988, pp. 83-84). 42. REDALIÉ, LerôledelafiguredePaul (n. 15), p. 606: «D’une part, il s’agit d’un temps passé […] L’épiphanie condense en un seul terme les différentes étapes de l’itinéraire du Christ (ministère, passion, mort, résurrection) et sa prédication. D’autre part, les temps fixés sont des temps futurs […] C’est encore le motif de l’épiphanie qui exprime la manifestation finale du Seigneur (Tt 2,13)». 43. Pour OBERLINNER, DiePastoralbriefe(n. 26),p. 54, «l’espérance de la vie éternelle», ancrée dans la promesse de Dieu, est à comprendre moins comme une orientation vers l’avenir (la perspective eschatologique n’étant pas exclue, cependant) que comme désignation du présent de la communauté, défini par le ministère et l’autorité de l’apôtre Paul. 44 L’expression πρὸ χρόνων αἰωνίων n’est pas à comprendre comme une donnée temporelle concrète, au sens d’une promesse faite «avant les générations», mais plutôt comme la marque de la souveraineté radicale de Dieu; cf. OBERLINNER, DiePastoralbrief(n. 26),p. 56; dans le même sens, cf. WOLTER, DiePastoralbriefe(n. 41),pp. 84-85. 45. Même si l’auteur de la lettre a à l’esprit le contexte mythologique crétois et, en particulier, les mensonges et tromperies de Zeus à l’égard des humains; Cf. TOWNER, Letters (n. 23), p. 670, cette épithète a essentiellement pour effet de renforcer l’autorité de la parole de Paul. Elle a également une dimension proleptique, laissant entendre qu’il sera plus loin question de mensonges au sujet de Dieu. 46. Contrairement à GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2), p. 357, qui donne au v. 3 la valeur d’une incise, donner sa valeur adversative à la particule δέ permet d’articuler les deux indications temporelles: la promesse est «de toujours à toujours» mais Dieu a manifesté (concrètement) «aux temps fixés qui lui appartiennent» sa parole dans le kérygme confié à Paul.

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sont également inscrits dans l’histoire de la communauté croyante – Dieu a «manifesté sa parole», la parole du kérygme confié à Paul. La concomitance de cette manifestation et de la mission ordonnée à Paul, induite par la juxtaposition des deux verbes à l’aoriste (ἐφανέρωσεν, ἐπιστεύθην), contribue à estomper le caractère passé des événements évoqués («les différentes étapes de l’itinéraire du Christ»47 et le début de l’activité missionnaire de Paul). Elle souligne, au contraire, que la prédication paulinienne dont vit actuellement l’Église non seulement est indissociable de l’événement de la révélation de la parole de Dieu, mais, du fait qu’elle tient sa légitimité d’un ordre du Dieu confessé comme «sauveur» par la communauté chrétienne, est un élément constitutif du plan de salut divin. Paul se présente donc comme investi de l’autorité suprême en matière de foi, le kérygme qu’il proclame contenant la révélation de la parole de Dieu et son offre de salut en Christ48. Il incarne, par son apostolat, la vérité de la foi dont vit la communauté. Se dit ainsi, implicitement, le lien intrinsèque de la communauté à sa figure fondatrice: en cas de crise, par exemple, si des «mensonges» étaient proférés sur Dieu, ou en son nom, Paul est le point de référence absolu. C’est à tous ces titres qu’il s’adresse à Tite, son «enfant légitime», précisant immédiatement le cadre communautaire de la «foi commune» dans lequel, au nom de son autorité d’apôtre – autorité renforcée par le recours à l’image de l’autorité paternelle – il reconnaît en Tite son héritier, destiné à prendre sa part dans la responsabilité apostolique et à la poursuivre. Une relation «normative»49 est ainsi postulée entre l’Apôtre et son collaborateur (et, à travers lui, aux responsables des communautés chrétiennes). Encadrée par les deux références à l’œuvre de salut de Dieu le Père et du Christ Jésus, son fils, cette normativité est, elle aussi, présentée comme conforme à la volonté divine. Une première composante, essentielle, du cadre herméneutique, campé par cette longue adresse, à l’intérieur duquel se donne à comprendre le corps de la lettre, touche donc au statut normatif de la parole de Paul, postulée comme «le passage obligé de l’annonce du salut»50 et, de ce fait, comme la référence absolue en matière de vérité de la foi. 47. REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8),p. 174. 48. Le parallèle établi entre τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ (1,3) et Χριστοῦ Ἰησοῦ τοῦ σωτῆρος ἡμῶν (1,4) souligne le lien entre le Père et le Fils dans le déroulement du plan de salut (cf. TOWNER, Letters[n. 23], p. 674). 49. Cf. REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8), p. 145. 50. REDALIÉ, LerôledelafiguredePaul(n. 15), p. 606.

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Une seconde composante concerne la communauté des «élus de Dieu» dont Paul partage la foi. Successivement définie par la piété que suscite la connaissance de la vérité, par une vie fondée dans l’espérance de la vie éternelle promise par un Dieu fiable, par sa reconnaissance de la manifestation de la parole de Dieu dans le kérygme paulinien, et par sa foi dans le salut de Dieu dans le Christ Jésus, elle constitue un groupe «orthodoxe» aux frontières bien délimitées, susceptibles de la préserver d’éventuelles déviances mensongères. La figure de Tite51 introduit une dernière composante. Elle est liée à l’héritage de l’Apôtre, un héritage qui est au cœur du modèle ecclésial élaboré dans les versets suivants et en constitue l’enjeu. Dans l’articulation de ces trois composantes, reflétée par la structure argumentative de la première partie de la lettre, la stratégie littéraire déployée par l’auteur peut être repérée. III. UNE LETTRE «À DEUX VOIX» 1,5–2,15)

COMME STRATÉGIE LITTÉRAIRE

(TITE

1. Lastructureargumentativede1,5–2,1552 La structure argumentative de cette première partie de la lettre est clairement soulignée par les liens logiques qui marquent la progression de la pensée et en relient les différentes étapes: – Τούτου χάριν (1,5), établit une relation de cause à effet entre le contenu de l’adresse et la mission confiée à Tite, mission qui consiste à poursuivre53, en Crète54, le travail de Paul relatif à l’organisation de

51. Le choix du destinataire de la lettre contribue également à l’effet d’authenticité de la lettre. Paul mentionne la présence de Tite à ses côtés lors de l’assemblée de Jérusalem (Ga 2,1.3), son arrivée en Macédoine, au retour de la mission de conciliation que Paul l’avait chargé de mener auprès de la communauté de Corinthe (2 Co 7,6.13.14), et son rôle dans l’organisation de la collecte (8,6.16.23; 12,18). 52. Cf. la présentation d’ensemble de cette structure argumentative, en annexe. 53. Le jeu d’écho entre les deux occurrences du verbe λείπω et de son composé ἀπολείπω suggère l’interprétation suivante: Paul a «laissé» (ἀπέλιπόν σε) Tite en Crète pour mettre en place «de manière droite» (ἐπιδιορθώσῃ) ce qu’il a lui-même «laissé» (τὰ λείποντα), à savoir (καί épexégétique) une situation dans laquelle des anciens ont la charge de veiller sur la communauté. 54. Les traditions du Nouveau Testament ne font pas état d’une activité missionnaire en Crète ni d’un lien de Tite avec cette île. Paul prisonnier y fait escale dans la première étape de son voyage maritime vers Rome (Ac 27,7) avant que la tempête ne se déchaîne au large de ses côtes (Ac 27,12.13). Pour TSUJI, PersönlicheKorrespondenz (n. 18), pp. 265 et 268, le choix d’un lieu fictif qui ne contredise pas la biographie connue de Paul fait partie de la

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la communauté en établissant, «dans chaque ville», des «anciens55 irréprochables» (Tt 1,5-6)56. Deux γάρ (1,7.10) introduisent respectivement la justification de l’énoncé des qualités requises d’un épiscope (en 1,7-9) et la raison pour laquelle il doit être capable de délivrer un «enseignement sain»57 et de réfuter les contradicteurs (en l’occurrence l’existence de nombreux et redoutables contradicteurs, décrits en 1,10-13a). διʼ ἣν αἰτίαν (1,13b), dans le prolongement de la mission donnée à Tite en 1,5-6, rattache à la menace que représentent ces contradicteurs mensongers la tâche de mettre lui-même énergiquement en œuvre la réfutation des adversaires, afin de ramener à «une foi saine» (1,13b14) des croyants qui se sont détournés de la vérité et le manifestent par leurs actes (1,14-16). À l’opposé de leur comportement – ce que souligne le «σὺ δέ» à valeur fortement adversative (en 2,1) –, il doit, pour sa part, exhorter les différentes générations de la communauté – les hommes âgés (2,2), les femmes âgées et, par leur intermédiaire, les jeunes femmes (2,3-5), les jeunes hommes (2,6-8) et les esclaves, 2,9-10) – à témoigner, par leur comportement vertueux, de l’exemplarité de la foi chrétienne au sein de la société (2,2-10). Reliée à l’ensemble de l’exhortation développée en 1,13b–2,11 par un γάρ explicatif (2,11), la justification théologique d’un tel enseignement conclut l’argumentation précédente (la reprise des trois verbes λάλει, παρακάλει, ἔλέγχε, en 2,15, confirme la dimension récapitulative et la fonction de transition du verset ).

stratégie de l’auteur pour pouvoir imaginer une correspondance personnelle entre Paul et Tite sans éveiller les soupçons de son lecteur. 55. Cf. Ac 14,23; 20,17. 56 Avec van NESTE, CohesionandStructure (n. 27), pp. 236-237, plutôt que d’envisager une apodose implicite après la conditionnelle introduite par εἴ τίς je considère que le verset 6, introduit par εἰ est une citation de ce que Paul a ordonné à Tite concernant l’établissement d’anciens. 57. REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8), p. 69: «L’idée de santé appliquée au raisonnement, présente dans la tradition grecque depuis Homère, est très diffusée à l’époque du NT, avec une connotation générale de bon sens». A. MALHERBE, Medical Imagery in the Pastoral Epistles, dans W.E. MARCH (éd.), TextsandTestaments.CriticalEssaysontheBibleand Early Christian Fathers, San Antonio, TX, Trinity University Press, 1980, pp. 19-35; MALHERBE, Paul and the Popular Philosophers, Minneapolis, MN, Fortress Press, 1989, pp. 121-136 souligne l’usage fortement polémique de l’imagerie médicale dans les Pastorales. L’enseignement sain, celui qui est fidèle à la tradition paulinienne telle que la conçoit l’auteur de la lettre s’oppose à l’enseignement «contaminé» des contradicteurs (cf. μεμίανταιen 1,15).

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2. Undoubleregistredelangage La structure argumentative ainsi repérée fait également apparaître une intéressante répartition de deux types de discours. Elle organise, en effet, la séquence sur deux registres différents, du point de vue des énoncés: le premier est celui qui correspond aux consignes données par Paul à Tite. L’autorité de l’Apôtre s’y exprime haut et fort, par le biais du mode impératif et du jeu des pronoms personnels de la première et deuxième personne du singulier. Ainsi, – 1,5: ἀπέλιπόν σε...ἵνα…ἐπιδιορθώσῃ,καὶκαταστήσῃς ... ὡς ἐγώ58 σοι διεταξάμην – 1,13b: ἔλεγχε αὐτοὺς ἀποτόμως – 2,1: Σὺδὲλάλει – 2,6: παρακάλει – 2,15: λάλεικαὶπαρακάλεικαὶἔλεγχε Le deuxième registre correspond aux passages qui se trouvent comme insérés à l’intérieur du cadre injonctif que tracent ces versets. Ainsi, en 1,7-13a.14-16 et en 2,2-5.7-14, est-il proposé, à la troisième personne, une description de la situation de crise vécue au sein de la communauté. Un point de vue très négatif, à base de jugements sans appel et sans nuances s’y exprime sur un groupe qualifié de «contradicteurs» – un terme suffisamment général pour pouvoir faire référence, au-delà du cadre «crétois», à une situation connue des lecteurs de la lettre. L’étroite imbrication syntaxique de ces deux registres en gomme les contours particuliers, articulant ainsi habilement les consignes données à Tite concernant le choix de l’épiscope, la réfutation de ces adversaires de la foi et l’enseignement de la «saine doctrine» et les raisons qui les justifient. Ainsi, sous l’apparence d’un discours unifié, ce sont comme deux «voix» qui se font entendre: celle du Paul «historique» s’adressant à son disciple Tite pour lui confier une nouvelle mission, et une autre voix, anonyme, qui pourrait être celle de l’auteur implicite de la lettre, pour en éclairer le contexte et les enjeux. Le «décalage» noté par les commentateurs dans l’articulation de certains versets pourrait être, en quelque sorte, la trace de ce «dialogue» entre ces deux registres de langage. Il pourrait également, contribuer à expliquer tel ou tel passage dont l’interprétation reste discutée.

58. L’insistance mise sur la personne de Paul («comme moi, je t’ai ordonné») suggère l’existence de contre modèles à éviter.

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Ainsi, – 1,7-13a: Passant, sans explication, du titre d’«anciens» à celui d’«épiscope», le passage présente une liste de défauts à éviter et de qualités à posséder qui illustre, de manière concrète, le profil type du responsable de communauté que Tite doit établir dans chaque ville. Malgré l’apparente équivalence des deux termes59 et les hypothèses d’ordre historique qui donnent sens à leur juxtaposition60, l’écart demeure entre la référence à deux modèles connus d’organisation ecclésiale. Le premier, caractérisé par la présence d’«anciens», reste lié à l’activité missionnaire passée de Paul et à son souci d’établir des «anciens» à la tête des communautés fondées par lui, à l’image des «anciens» de la communauté de Jérusalem61. Le second, faisant état de la charge d’épiscope, correspond probablement davantage à un stade ultérieur de structuration des églises locales62 et renvoie plutôt à la réalité de la situation vécue par la communauté décrite dans la lettre. Là où, du temps de Paul, il n’y avait que les «anciens» – et, pour cette raison de vraisemblance historique, Paul ne peut pas demander à Tite d’instituer un autre type de responsable pour veiller à la bonne marche de la communauté – existe désormais une autre charge, non nécessairement exclusive de la précédente, confiée à un seul «surveillant», probablement choisi parmi le collège des «anciens». Le glissement des termes et le passage du pluriel au singulier peuvent être l’indice d’une évolution en ce sens. Une telle hypothèse éclaire, en tout cas, l’enchaînement des versets 6 et 7: Tite est chargé par Paul d’instituer des «anciens» selon des critères bien précis, critères justifiés par la situation de crise connue des lecteurs de la lettre. Ce qui intéresse avant tout la voix qui s’exprime sous le couvert de l’autorité de Paul, c’est de dresser le portrait de l’épiscope idéal63 et de dénoncer simultanément le danger de voir un modèle 59 GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2),p. 362; OBERLINNER, DiePastoralbriefe (n. 26),p. 72; J. SCHLOSSER, Leministèredel’episcopèd’aprèslesépîtrespastorales, dans SCHLOSSER, ÀlarecherchedelaParole.Étudesd’exégèseetdethéologiebiblique (LeDiv, 207), Paris, Cerf, 2006, 561-596, p. 586. 60. Cf. GOURGUES, LesdeuxlettresàTimothée(n. 2), pp. 362-364; REDALIÉ, Paulaprès Paul (n. 8), pp. 348-350; SCHLOSSER, Le ministère (n. 59), pp. 591-596; TOWNER, Letters (n. 23), p. 685. 61. Cf. Ac 20,17. REDALIÉ, PaulaprèsPaul(n. 8), p. 345: «La mention des épiscopes et des diacres en Ph 1,1 indique sans doute la présence de ministères qui se développent dans la communauté de Paul avec son assentiment». 62. Cf. l’état d’achèvement des ministères attesté par les lettres d’Ignace d’Antioche au début du IIe siècle. 63. Cf. L. OBERLINNER, GemeindeordnungundrechteLehre.ZurFortschreibungderpaulinischenEkklesiologieindenPastoralbriefen, dans TQ 187 (2007), no 4, 295-308, p. 306.

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contraire mettre en péril la fidélité de la communauté à la tradition paulinienne. En effet, d’un côté, la reprise du thème de la «maison» vient souligner la continuité entre la figure des anciens et celle de l’épiscope. Au titre de celui qui «régit la maison de Dieu» (ὡς θεοῦ οἰκονόμον), l’épiscope doit être aussi «irréprochable» que devaient l’être, du temps de Paul – du moins, selon la lecture de l’histoire que fait l’auteur de la lettre – les «anciens» dans le cadre de leur maison familiale. De l’autre, en revanche, la liste des défauts et des qualités, à l’aide de laquelle se dessine la figure de l’épiscope, semble se situer sur un autre registre. Explicitant la consigne donnée par Paul au moyen d’un de ces catalogues de vices et de vertus bien connus de la littérature antique et probablement déjà en circulation dans l’Église64, elle s’organise en une progression savamment ménagée jusqu’à la double exigence d’être fidèle à «la doctrine» en délivrant un «enseignement sain» et de réfuter les contradicteurs. Le portrait du groupe des opposants, authentifié par la citation du «prophète crétois» (1,12) s’annonce déjà clairement dans la dénonciation de l’autosuffisance, de l’intempérance, de la cupidité. On note, en effet, que les allusions visant des personnes précises – elles seront désignées au verset suivant comme «ceux de la circoncision» – ont remplacé les consignes d’ordre plus général que faisait Paul des relations devant régner au sein de la famille d’un «ancien». Le ton enflammé et la violence des termes qui caractérisent les versets 10-13 trahissent l’émotion de celui qui parle et sa volonté de dénoncer dans ces opposants «insoumis, vains discoureurs et marchands d’illusion» (ἀνυπότακτοι, ματαιολόγοι καὶ φρεναπάται) des gens dont l’enseignement déviant (διδάσκοντες ἃ μὴ δεῖ), sordidement intéressé, représente une menace terrible pour la bonne marche des maisons chrétiennes. L’attaque est d’autant plus virulente qu’elle s’abrite derrière la réputation légendaire des Crétois, donnant ironiquement à un proverbe populaire de bas étage le statut d’une citation littéraire (comparable à celui du vers d’Aratos cité par Paul devant l’Aréopage d’Athènes). Une tonalité semblable domine dans les versets 13b-16, après la brève interruption du verset 13a qui redonne la parole à Paul, comme pour remettre la situation décrite dans la perspective d’une lettre écrite par Paul et revenir à un langage plus maîtrisé: le cinglant «il faut leur fermer la bouche» du v. 11 se nuance en «reprends les sévèrement afin qu’ils aient une foi en bonne santé». Dès le v. 14, les accusations reviennent, à la fois ciblées dans leur dénonciation explicite de «fables juives» à 64. REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8), p. 341.

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considérer comme autant de «préceptes humains contraires à la vérité», et généralisantes dans la séparation entre les «purs» d’un côté, les «impurs» (dans leur intelligence et leur conscience) et les «sans foi» de l’autre. Une ultime flèche, aiguisée et pleine de venin, est décochée en direction de ces derniers: leur comportement contredit leur prétention de croire en Dieu, ils sont «abominables, rebelles et inaptes à toute œuvre bonne». – Le même décalage apparaît à nouveau au chapitre 2, après les deux injonctions faites à Tite de «prêcher ce qui convient à un enseignement sain» (2,1) et d’encourager les jeunes gens (2,6). On note que les principales qualités requises d’un épiscope, décrites en 1,8-9, et, en particulier, la responsabilité de la prédication pour préserver la foi de la communauté, se retrouvent, appliquées aux différents groupes d’âge qui composent la communauté. En particulier, ce sont elles qui déterminent le profil de l’idéal proposé, au travers de Tite, aux jeunes gens et, avec eux, à toute la communauté65 (2,6-7): faire preuve de contrôle de soi et de modération (σωφρονεῖν) en toutes choses en étant soi-même un exemple vivant, un modèle (τύπον66) de bonnes œuvres, d’intégrité (ἀφθορίαν) et de dignité (σεμνότητα) dans son enseignement, de parole saine et inattaquable (λόγον ὑγιῆ ἀκατάγνωστον). On note également que ces versets introduisent puis interrompent les instructions concernant les hommes âgés et les femmes en 2,2-5, et précédent celles qui s’adressent aux esclaves, en 2,9-10. Ainsi, sous couvert de préciser la mission donnée à Tite, ils contribuent à adapter une liste conventionnelle67 de devoirs pour les membres d’une maisonnée (maris et femmes, enfants, esclaves) à la structure communautaire, celle-ci étant conçue dans une perspective de transmission et de modèle à suivre68, de manière à ressouder l’ensemble des croyants dans un même témoignage de foi, fidèle à la vérité. Les enjeux de cette fidélité sont clairement soulignés par les trois subordonnées finales en ἵνα (2,5.8.10), dont l’énoncé correspond aux motivations respectivement données aux hommes âgés et aux femmes tout d’abord, puis aux jeunes gens et aux esclaves. En effet, 65. Un idéal qui ne concerne pas spécifiquement les jeunes gens mais aussi toute la communauté. (Cf. OBERLINNER, Die Pastoralbriefe [n. 26], p. 118). De même, la soumission exemplaire à leurs maîtres, qui semble spécifiquement demandée aux esclaves, est représentative d’une manière de vivre qui témoigne de la valeur de la foi chrétienne au sein de la société. 66. Cf. SPICQ, ÉpîtreàTite(n. 27), p. 622. 67. Cf. OBERLINNER, DiePastoralbriefe(n. 26), p. 117. 68. Avec REDALIÉ, PaulaprèsPaul (n. 8), p. 435.

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tant par leur comportement moralement irréprochable aux yeux de Dieu69, que par des paroles et des actes qui illustrent concrètement leur fidélité à l’enseignement de l’Apôtre (si bien qu’au sein de la communauté, les contradicteurs n’auront plus rien à objecter), et par leur souci de faire honneur au salut de Dieu révélé par cet enseignement, les différentes classes d’âge de la communauté attesteront de ce qui fonde leur foi. La présence d’un pronom personnel de la première personne du pluriel, (περὶ ἡμῶν) au v. 8, confirme que l’ensemble de cette parénèse correspond à une voix qui par-delà celle de Paul s’adressant à Tite, cherche à mobiliser sa propre communauté. La justification théologique de cette longue parénèse, introduite par un nouveau γάρ en 2,11, et toujours référée au «nous» communautaire (ἡμᾶς et ζήσωμεν en 2,12; ἡμῶν et ἡμᾶς en 2,14), lui est également attribuable. Formellement rattachée au développement précédent (ἡ χάρις τοῦ θεοῦ σωτήριος πᾶσιν ἀνθρώποις faisant écho à τὴν διδασκαλίαν τὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ et à ἐν πᾶσιν au v. 10), la longue phrase qui se déploie en 2,11-14 est articulée à l’ensemble de l’enseignement éthique adressé à la communauté (2,1-10)70, tout en s’inscrivant, par la reprise du motif de l’épiphanie, dans le prolongement du kérygme paulinien et de son statut de manifestation de la parole divine (1,3). Effet du déploiement de la manifestation de la grâce de Dieu dans l’histoire des hommes, le message chrétien, dans son double aspect kérygmatique et parénétique, est bien ce qui fonde la vie éthique du croyant et justifie son espérance dans l’événement de son accomplissement final. Parénèse et confession de foi se rejoignent pour inscrire dans l’histoire du salut, «entre deux épiphanies»71, le présent de la communauté. Conclusion: une stratégie de «fiction pseudépigraphique» sans intentiondetromper? Dans le cadre du débat toujours ouvert sur le caractère pseudépigraphique de la lettre à Tite, la prise en compte de la présence de ce double registre de langage peut aider à éclairer la spécificité littéraire de cet écrit au sein du phénomène plus large et diversifié de la pseudépigraphie. 69. la Loi, 70. 71.

Dire Dieu et faire son contraire blasphème le nom de Dieu: «Toi qui te glorifies dans en transgressant cette Loi, c’est Dieu que tu déshonores» (Rm 2,24), Ibid., p. 448. Ibid., p. 206. REDALIÉ, LerôledelafiguredePaul (n. 15), p. 606.

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Si l’on retient les critères formels retenus par J. Herzer72 pour distinguer des «contrefaçons» intentionnelles visant à tromper leurs destinataires, les écrits relevant d’une «pseudépigraphie d’école» légitime, parce que reconnue comme telle, il apparaît que la lettre à Tite répond aux caractéristiques de cette catégorie, au moins par son application de l’enseignement de Paul, connu de ses auditeurs, à un nouveau contexte. Elle se rapprocherait ainsi du genre pseudépigraphique de 1 Tm, la seule des trois pastorales relevant d’une «pseudépigraphie d’école» pour J. Herder. En effet, comme 1 Tm, où se constate le même procédé d’écriture, Tt présuppose «une structure communautaire dirigée par un épiscope et interprète, sur cet arrière-plan, différents topoi de la tradition paulinienne, dont le rôle des femmes et la métaphore de la maison. Ces références visent à consolider la ‘maison de Dieu’, gardienne de la vérité, que constitue la communauté et de marquer les frontières qui la séparent de groupes déviants»73. S’il peut jouer au niveau de la datation respective de ces deux lettres, le constat de la reprise en 1 Tm de traditions présentes «en germe» dans Tt n’empêche pas que cet écrit puisse relever tout à fait, lui aussi, d’un type de pseudépigraphie qui ne se cache pas, parce que reconnaissable et accepté. L’hypothèse d’une écriture pseudépigraphique n’impose pas de classer la lettre à Tite dans la catégorie «contrefaçon ayant l’intention de tromper». IV. LA VISÉE PASTORALE DE CETTE STRATÉGIE – Plusieurs effets de sens produits par cette «mise en scène» paulinienne peuvent être maintenant rassemblés. 1. En juxtaposant, dans un rapport d’équivalence, la figure collective des «anciens», établis par Paul à la tête des communautés fondées au cours de ses voyages missionnaires, et celle, singulière, de l’épiscope, le «veilleur», peut-être issu lui-même du groupe des «anciens», l’auteur de la lettre inscrit sur une ligne de continuité historique le passage vers une structure «monarchique» de la communauté. Par ailleurs, en définissant le profil de l’épiscope idéal à partir des consignes données par Paul à Tite, son représentant légitime, il donne un statut normatif aux 72. Ces critères sont les suivants: a) l’existence d’écrits précédents de même type, b) l’imitation du modèle (recours au pseudonyme), c) l’application à une nouvelle situation et un nouveau contexte de positions et de déclarations connues de l’autorité académique, d) l’introduction de matériau connu au service du projet littéraire, e) le contexte d’un consensus ouvert concernant le recours à la pseudonymie; Cf. HERZER, FiktionoderTäuschung? (n. 14), p. 533. 73. Ibid., p. 533.

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critères qu’il retient, tout en faisant de son collaborateur le premier d’une lignée dont les successeurs devront se reconnaître les héritiers. 2. En plaçant la description de la situation de crise dans laquelle se trouve sa communauté sous le regard de Paul, il en propose, en quelque sorte, une «relecture», celle que l’Apôtre n’aurait pas, selon lui, manqué de faire, fidèle à son souci premier de préserver la vérité de son «Évangile». Il justifie ainsi la vigoureuse condamnation du courant de contradicteurs, jugé déviant et, de ce fait, menaçant pour la «foi saine» de la communauté, fondée sur «l’enseignement sain» hérité de la prédication de Paul. 3. Il en appelle à l’autorité de Paul pour réaffirmer les principes de «l’enseignement sain» (ἃ πρέπει τῇ ὑγιαινούσῃ διδασκαλίᾳ) et en rappeler le fondement sotériologique, le kérygme paulinien étant constitutif de la parole de salut révélée par Dieu. 4. C’est également en référence à l’autorité de l’Apôtre (et, indirectement, à celle de l’épiscope qui tient de lui son autorité) qu’il invite la communauté chrétienne à vivre en fidélité à l’héritage paulinien. Son comportement éthiquement exemplaire, fait de modération, de justice et de piété, mais surtout, fruit de la grâce éducatrice de Dieu et donnant, de ce fait, tout son sens aux valeurs prônées par la société antique, doit ainsi offrir un témoignage concret de sa foi au regard du monde. – Mais, s’interroger sur la visée de ces effets de sens débouche sur un vaste champ d’hypothèses. On ne peut, en effet, que s’interroger: s’agit-il, pour l’auteur de la lettre, manifestement une figure d’autorité dans la communauté (un ancien ayant connu Paul, directement ou indirectement?), d’écarter le choix d’un épiscope venu des rangs des «contradicteurs»? S’agit-il, au contraire, de conforter l’épiscope en place, en l’encourageant à tenir bon une politique de fermeté susceptible de réunifier une communauté divisée sur la manière d’interpréter l’héritage paulinien? Ou bien encore, d’intervenir pour surmonter une crise liée au choix d’un épiscope, en proposant des critères normatifs permettant de choisir entre deux candidats se réclamant l’un et l’autre de Paul? Comment interpréter, par ailleurs, la portée de son discours parénétique ainsi que son caractère «conservateur»74? S’agit-il, dans une perspective 74. Je reprends ici des questions soulevées lors de la discussion générale sur cette section de la lettre.

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apologétique, de présenter au regard du monde extérieur le visage édifiant d’un christianisme fondé sur des valeurs universelles? Ou bien, dans une visée corrective adintra, de recadrer une conception plus «libérale» du paulinisme répandue, entre autres, chez les femmes et les jeunes gens! La réception de l’héritage paulinien est, quoi qu’il en soit, au cœur de la problématique de ces chapitres. CONCLUSION:

LA FICTION LITTÉRAIRE ET LE

«PAULINISME» DE TITE

Le débat sur le «paulinisme» de Tt est donc loin d’être clos. Par rapport à l’arrière-plan paulinien de Tt 1,1–2,15, deux thèmes développés dans ces chapitres pourraient contribuer à dessiner son visage75 et mériteraient, à ce titre, d’être plus spécifiquement étudiés. Le premier, celui de l’édification de la «maison de Dieu» pour la transmission de l’héritage fait écho à 1 Co 15,1-3: «Je vous rappelle, frères, l’Évangile que je vous ai annoncé, que vous avez reçu, auquel vous restez attaché et par lequel vous serez sauvé si vous le retenez tel que je vous l’ai annoncé; autrement vous auriez cru en vain. Je vous ai transmis ce que j’ai reçu»76. Le second, concerne le caractère indissociable de l’orthodoxie et l’orthopraxie dans la pensée théologique de Paul, la vie chrétienne se définissant comme témoignage du don de la grâce de Dieu et de la vie nouvelle en Christ. On le retrouve, par exemple, dans l’exhortation que Paul adresse aux Philippiens: «Agissez en tout sans murmures ni réticences, afin d’être sans reproche et sans compromission, enfants de Dieu sans tache au milieu d’une génération dévoyée et pervertie, où vous apparaissez comme des sources de lumière dans le monde, vous qui portez la parole de vie: c’est ma gloire pour le jour de Christ, puisque je n’aurai pas couru pour rien ni peiné pour rien» (Ph 2,14-16) 77. 75. Cf. R. WALL The Function of the Pastoral Letters within the Pauline Canon of the NewTestament:ACanonicalApproach, dans S. PORTER (éd.), ThePaulineCanon, Leiden – Boston, Brill, 2004, 27-44, p. 38. Si la thèse de cet auteur, selon laquelle on ne trouve, dans les Pastorales, dans Tt en l’occurrence, aucun élément suggérant la création d’une nouvelle structure organisationnelle sociale de l’Église mais simplement une réflexion sur la fonction religieuse de la «maison de Dieu», n’est pas vraiment convaincante, sa lecture canonique des Pastorales met, néanmoins, en lumière une certaine continuité théologique avec les lettres authentiques de Paul, en particulier sur les deux thèmes évoqués ci-dessus. 76. Γνωρίζω δὲ ὑμῖν, ἀδελφοί, τὸ εὐαγγέλιον ὃ εὐηγγελισάμην ὑμῖν, ὃ καὶ παρελάβετε, ἐν ᾧ καὶ ἑστήκατε, διʼ οὗ καὶ σῴζεσθε, τίνι λόγῳ εὐηγγελισάμην ὑμῖν, εἰ κατέχετε, ἐκτὸς εἰ μὴ εἰκῇ ἐπιστεύσατε. Παρέδωκα γὰρ ὑμῖν ἐν πρώτοις, ὃ καὶ παρέλαβον. 77. Πάντα ποιεῖτε χωρὶς γογγυσμῶν καὶ διαλογισμῶν, ἵνα γένησθε ἄμεμπτοι καὶ ἀκέραιοι, τέκνα θεοῦ ἄμωμα μέσον γενεᾶς σκολιᾶς καὶ διεστραμμένης, ἐν οἷς φαίνεσθε ὡς φωστῆρες ἐν κόσμῳ λόγον ζωῆς ἐπέχοντες, εἰς καύχημα ἐμοὶ εἰς ἡμέραν Χριστοῦ, ὅτι οὐκ εἰς κενὸν ἔδραμον οὐδὲ εἰς κενὸν ἐκοπίασα.

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ODILE FLICHY

ANNEXE:

LA STRUCTURE ARGUMENTATIVE DE

TITE 1,1–2,15

1,1 Παῦλος δοῦλος θεοῦ, ἀπόστολος δὲ Ἰησοῦ Χριστοῦ κατὰ πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ καὶ ἐπίγνωσιν ἀληθείας τῆς κατʼ εὐσέβειαν 2 ἐπʼ ἐλπίδι ζωῆς αἰωνίου, ἣν ἐπηγγ είλατο ὁ ἀψευδὴς θεὸς πρὸ χρόνων αἰωνίων 3 ἐφανέρωσεν δὲ καιροῖς ἰδίοις, τὸν λόγον αὐτοῦ ἐν κηρύγματι ὃ ἐπιστεύθην ἐγὼ κατʼ ἐπιταγὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ, 4 Τίτῳ γνησίῳ τέκνῳ κατὰ κοινὴν πίστιν· χάρις καὶ εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρὸς καὶ Χριστοῦ Ἰησοῦ τοῦ σωτῆρος ἡμῶν. 5 Τούτου χάριν ἀπέλιπόν σε ἐν Κρήτῃ ἵνα τὰ λείποντα ἐπιδιορθώσῃ, καὶ καταστήσῃς κατὰ πόλιν πρεσβυτέρους, ὡς ἐγώ σοι διεταξάμην, 6 εἴ τίς ἐστιν ἀνέγκλητος, μιᾶς γυναικὸς ἀνήρ, τέκνα ἔχων πιστά, μὴ ἐν κατηγορίᾳ ἀσωτίας ἢ ἀνυπότακτα. 7 δεῖ γὰρ τὸν ἐπίσκοπον ἀνέγκλητον εἶναι ὡς θεοῦ οἰκονόμον, μὴ αὐθάδη, μὴ ὀργίλον, μὴ πάροινον, μὴ πλήκτην, μὴ αἰσχροκερδῆ, 8 ἀλλ ὰ φιλόξενον, φιλάγαθον, σώφρονα, δίκαιον, ὅσιον, ἐγκρατῆ, 9 ἀντεχόμενον τοῦ κατὰ τὴν διδαχὴν πιστοῦ λόγου, ἵνα δυνατὸς ᾖ καὶ παρακαλεῖν ἐν τῇ διδασκαλίᾳ τῇ ὑγιαινούσῃ καὶ τοὺς ἀντιλέγοντας ἐλέγχειν.10 Εἰσὶν γὰρ πολλ οὶ καὶ ἀνυπότακτοι, ματαιολόγοι καὶ φρεναπάται, μάλιστα οἱ ἐκ τῆς περιτομῆς, 11 οὓς δεῖ ἐπιστομίζειν, οἵτινες ὅλους οἴκους ἀνατρέπουσιν διδάσκοντες ἃ μὴ δεῖ αἰσχροῦ κέρδους χάριν. 12 εἶπέν τις ἐξ αὐτῶν, ἴδιος αὐτῶν προφήτης, Κρῆτες ἀεὶ ψεῦσται, κακὰ θηρία, γαστέρες ἀργαί· 13 ἡ μαρτυρία αὕτη ἐστὶν ἀληθής. διʼ ἣν αἰτίαν ἔλεγχε αὐτοὺς ἀποτόμως, ἵνα ὑγιαίνωσιν ἐν τῇ πίστει, 14 μὴ προσέχοντες Ἰουδαϊκοῖς μύθοις καὶ ἐντολαῖς ἀνθρώπων ἀποστρεφομένων τὴν ἀλήθειαν. 15 πάντα καθαρὰ τοῖς καθαροῖς· τοῖς δὲ μεμιαμμένοις καὶ ἀπίστοις οὐδὲν καθαρόν, ἀλλ ὰ μεμίανται αὐτῶν καὶ ὁ νοῦς καὶ ἡ συνείδησις. 16 θεὸν ὁμολογοῦσιν εἰδέναι, τοῖς δὲ ἔργοις ἀρνοῦνται, βδελυκτοὶ ὄντες καὶ ἀπειθεῖς καὶ πρὸς πᾶν ἔργον ἀγαθὸν ἀδόκιμοι. 2,1 Σὺ δὲ λάλει ἃ πρέπει τῇ ὑγιαινούσῃ διδασκαλίᾳ. 2 πρεσβύτας νηφαλίους εἶναι, σεμνούς, σώφρονας, ὑγιαίνοντας τῇ πίστει, τῇ ἀγάπῃ, τῇ ὑπομονῇ. 3 Πρεσβύτιδας ὡσαύτως ἐν καταστήματι ἱεροπρεπεῖς, μὴ διαβόλους μηδὲ οἴνῳ πολλ ῷ δεδουλωμένας, καλοδιδασκάλους, 4 ἵνα σωφρονίζωσι τὰς νέας φιλάνδρους εἶναι, φιλοτέκνους, 5 σώφρονας, ἁγνάς, οἰκουργούς, ἀγαθάς, ὑποτασσομένας τοῖς ἰδίοις ἀνδράσιν, ἵνα μὴ ὁ λόγος τοῦ θεοῦ βλασφημῆται.

UNE LECTURE DE TITE 1,1–2,15

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6 Τοὺς νεωτέρους ὡσαύτως παρακάλει σωφρονεῖν· 7 περὶ πάντα σεαυτὸν παρεχόμενος τύπον καλῶν ἔργων, ἐν τῇ διδασκαλίᾳ ἀφθορίαν, σεμνότητα, 8 λόγον ὑγιῆ ἀκατάγνωστον, ἵνα ὁ ἐξ ἐναντίας ἐντραπῇ μηδὲν ἔχων λέγειν περὶ ἡμῶν φαῦλον. 9 Δούλους ἰδίοις δεσπόταις ὑποτάσσεσθαι ἐν πᾶσιν, εὐαρέστους εἶναι, μὴ ἀντιλέγοντας, 10 μὴ νοσφιζομένους, ἀλλ ὰ πᾶσαν πίστιν ἐνδεικνυμένους ἀγαθήν, ἵνα τὴν διδασκαλίαν τὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ κοσμῶσιν ἐν πᾶσιν. 11 Ἐπεφάνη γὰρ ἡ χάρις τοῦ θεοῦ σωτήριος πᾶσιν ἀνθρώποις 12 παιδεύουσα ἡμᾶς, ἵνα ἀρνησάμενοι τὴν ἀσέβειαν καὶ τὰς κοσμικὰς ἐπιθυμίας σωφρόνως καὶ δικαίως καὶ εὐσεβῶς ζήσωμεν ἐν τῷ νῦν αἰῶνι, 13 προσδεχόμενοι τὴν μακαρίαν ἐλπίδα καὶ ἐπιφάνειαν τῆς δόξης τοῦ μεγάλου θεοῦ καὶ σωτῆρος ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ, 14 ὃς ἔδωκεν ἑαυτὸν ὑπὲρ ἡμῶν ἵνα λυτρώσηται ἡμᾶς ἀπὸ πάσης ἀνομίας καὶ καθαρίσῃ ἑαυτῷ λαὸν περιούσιον, ζηλωτὴν καλῶν ἔργων. 15 Ταῦτα λάλει καὶ παρακάλει καὶ ἔλεγχε μετὰ πάσης ἐπιταγῆς· μηδείς σου περιφρονείτω.

TITUS 3,1-15: GOTTES MENSCHENFREUNDLICHKEIT UND DIE ETHISCHE RELEVANZ CHRISTLICHER HOFFNUNG JENS HERZER I. VORBEMERKUNG Vor der exegetischen Erörterung des dritten Kapitels des Titusbriefes und der Darstellung thematischer Schwerpunkte sind einige kurze Hinweise erforderlich, um die Voraussetzungen für die folgenden Ausführungen deutlich zu machen. Der verbreiteten Auffassung, die Pastoralbriefe seien als ein dreiteiliges literarisches Briefkorpus entstanden, stehe ich zunehmend skeptisch gegenüber. Es hat sich inzwischen gezeigt, dass die in der Forschung etablierte Theorie eines literarischen ‚Corpuspastorale‘1 letztlich nicht leisten konnte, was man damit verbunden hat. Die Fragen, die diese Theorie aufwirft sowie die vielfältigen und zum Teil widersprüchlichen Interpretationen der Pastoralbriefe, die von ihr ausgehen, lassen berechtigte Zweifel aufkommen, dass auf dieser Grundlage ein angemessenes Verständnis der drei Pastoralbriefe möglich ist. Im Laufe der exegetischen Arbeit an den Pastoralbriefe hat sich vielmehr immer deutlicher nahe gelegt, die drei Briefe als einzelne Schreiben anzusehen, deren literarische Gestalt und deren Inhalte nicht jeweils mit einem Blick auf alle drei Schreiben zu einem kohärenten Gesamtbild zusammengesetzt werden können, sondern je für sich in unterschiedlichen Briefsituationen und -konstellationen verankert werden müssen2. Damit ist nicht behauptet, 1. Vgl. exemplarisch P. TRUMMER, CorpusPaulinum–CorpusPastorale.ZurOrtungder PaulustraditionindenPastoralbriefen, in K. KERTELGE (ed.), Paulusindenneutestamentlichen Spätschriften. Zur Paulusrezeption im Neuen Testament (QD, 89), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 1981, 122-145; H. VON LIPS, Vonden„Pastoralbriefen“zum„CorpusPastorale“.EineHallischeSprachschöpfungundihrmodernesPendantalsFunktionsbestimmung dreierneutestamentlicherBriefe, in U. SCHNELLE (ed.), Reformation undNeuzeit.300Jahre TheologieinHalle, Berlin – New York, de Gruyter, 1994, 49-71. 2. Zu den forschungsgeschichtlichen und sachlichen Problemen vgl. J. HERZER, Fiktion oderTäuschung?ZurDiskussionüberdiePseudepigraphiederPastoralbriefe, in J. FREY – J. HERZER – M. JANSSEN – C.K. ROTHSCHILD (unter Mitarbeit von M. ENGELMANN) (eds.), PseudepigraphieundVerfasserfiktioninfrühchristlichenBriefen–PseudepigraphyandAuthorFictioninEarlyChristianLetters(WUNT, 246), Tübingen, Mohr Siebeck, 2009, 489-536. Die Theorie eines Corpus Pastorale wird von M. ENGELMANN, Unzertrennliche Drillinge? MotivsemantischeUntersuchungenzumliterarischenVerhältnisderPastoralbriefe (BZNW, 192), Berlin, de Gruyter, 2012, einer substantiellen Kritik unterzogen.

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JENS HERZER

dass es keine Verbindungen zwischen den Briefen gibt bzw. sie nicht aufeinander bezogen sind, aber die Frage, wie diese Beziehungen zu beschreiben sind, lässt sich durch die Korpus-Theorie nicht zufriedenstellend beantworten3. Diese Frage im Einzelnen zu erörtern und zu begründen ist hier nicht der Ort; exemplarisch ist dies bereits an anderer Stelle geschehen4. Unter diesen Voraussetzungen wird aber die bei der Auslegung der Pastoralbriefe stets gegenwärtige Frage nach der Autorschaft in der üblichen Alternative ‚echt oder unecht‘ obsolet, insofern beide Perspektiven (in der Regel) stets vor dem Problem stehen, alle drei Briefe einem Autor und einem Entstehungs- und Rezeptionszusammenhang zuschreiben zu müssen5. Die Unterscheidung in Einzelbriefe eröffnet daher auch in der für die Auslegung keinesfalls irrelevante Autorfrage Verstehens- und Interpretationsmöglichkeiten, die über bisherige Versuche etwa im Blick auf den zweiten Timotheusbrief hinausgehen6. Sicherheit ist in dieser Frage ohnehin nicht zu erreichen, so dass methodische Vorsicht in der Interpretation von großer Bedeutung ist. In der folgenden Darstellung wird versucht, das dritte Kapitel des Titusbriefes in seinem briefinternen Kontext zu interpretieren, um das eigene theologische und epistolographische Profil herauszuarbeiten, ohne vorschnell die beiden anderen Briefe für die Position und theologische Argumentation des Titusbriefes zu vereinnahmen. Dazu wird zunächst die Grundstruktur des Textes erläutert (II.) und anschließend der Text 3. Vgl. dazu J. LUTTENBERGER, Prophetenmantel oder Bücherfutteral? Die persönlichen NotizenindenPastoralbriefenimLichtantikerEpistolographieundliterarischerPseudepigraphie (ABG, 40), Leipzig, Evangelische Verlagsanstalt, 2012. 4. Vgl. HERZER, Fiktion oder Täuschung (n. 2), passim; weiterhin J. HERZER, Abschied vomKonsens?DiePseudepigraphiederPastoralbriefealsHerausforderungandieneutestamentlicheWissenschaft, in TLZ 129 (2004) 1267-1282; J. HERZER, „DasGeheimnisderFrömmigkeit“(1Tim3,16).SpracheundStilderPastoralbriefeimKontexthellenistisch-römischer Popularphilosophie – eine methodische Problemanzeige, in TQ 187 (2007) 309-329; J. HERZER, Rearrangingthe‚HouseofGod‘.ANewPerspectiveonthePastoralEpistles, in A. HOUTMAN – A. DE JONG – M. MISSET-VAN DE WEG (eds.), Empsychoi Logoi – Religious InnovationsinAntiquity.StudiesinHonourofPieterWillemvanderHorst (AJEC, 73), Leiden, Brill, 2008, 547-566; J. HERZER, Juden–Christen–Gnostiker.ZurGegnerproblematik derPastoralbriefe, in BTZ 25 (2008) 143-168. 5. Eine Ausnahme bilden W.A. RICHARDS, Difference and Distance in Post-Pauline Christianity:AnEpistolaryAnalysisofthePastorals (Studies in Biblical Literature, 44), New York, Peter Lang, 2002, der jeden Brief einem unterschiedlichen Autor in unterschiedlichen Epochen in der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. bzw. um die Wende zum 2. Jh. zuweist, sowie ENGELMANN, UnzertrennlicheDrillinge?(n. 2), die den rezeptionellen Charakter des Corpus Pastorale begründet. 6. Vgl. z.B. M. PRIOR, Paul theLetter-WriterandtheSecondLettertoTimothy (JSNT.SS, 23), Sheffield, Sheffield Academic Press, 1989; J. MURPHY-O’CONNOR, 2TimothyContrasted with1TimothyandTitus, in RB 98 (1991) 403-418.

TITUS 3,1-15: GOTTES MENSCHENFREUNDLICHKEIT

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abschnittweise exegetisch erschlossen (III.). Im IV. Teil werden drei thematische Aspekte unter den Überschriften DieGüteundMenschenfreundlichkeit Gottes und das Problem der imperialen Macht (IV.1), Die Epiphanie des „Retter-Gottes“ und die Hoffnung der Glaubenden (IV.2) sowieChristseinundweltlicheHerrschaftsstrukturen–dasProblemder innerneutestamentlichen Intertextualität (IV.3) in Konzentration auf wesentliche Punkteausführlicher dargestellt und schließlich der Schlussabschnitt Tit 3,12-15 als situativer Rahmen des Briefes interpretiert (IV.4). II. DIE GRUNDSTRUKTUR VON TIT 3 IM BRIEFKONTEXT Im dritten Kapitel des Titusbriefes beenden die Verse 1-11 den argumentativen Hauptteil des Briefes, bevor V. 12-15 mit persönlichen Angaben und Grüßen den Brief insgesamt abschließen. Tit 3,1-11 lässt sich noch präziser strukturieren, wobei die Abgrenzung der einzelnen Abschnitte umstritten ist und eine Reihe verschiedener Gliederungsvorschläge vorliegt. Bereits die Abgrenzung zu Kapitel 2 ist insofern problematisch, als im Blick auf 2,15 nicht eindeutig bestimmt werden kann, worauf sich die Aufforderung zum Reden und Ermahnen und somit das einleitende ταῦτα bezieht: zurück auf die komprimierten und bekenntnisartigen Aussagen von 2,11-147 oder gar auf das gesamte Kapitel 2 oder nach vorn auf die folgenden Aussagen in Kapitel 3. Jerome Quinn etwa zieht 2,15 mit 3,1-2 zusammen, gesteht jedoch zu, dass es sich unter dieser Voraussetzung in 3,1 um eine „abrupt transition“ handele8. Doch 2,15 lässt sich sinnvoll als Teilabschluss der Argumentation von Kapitel 2 verstehen, was durch die auffällige Korrespondenz von 2,1 (σὺ δὲ λάλει) und 2,15 (ταῦτα λάλει) sowie durch die dadurch entstehende Rahmung nahe gelegt wird. Tit 3,1 setzt daher mit αὐτούς einen deutlichen Neuanfang, der sich auf die in Kapitel 2 angesprochenen Gruppen bezieht. Das Stichwort ὑποτάσσεσθαι nimmt den Duktus der 7. Vgl. dazu etwa H. VON LIPS, Die Haustafel als ‚Topos‘ im Rahmen der urchristlichen Paränese.Beobachtungenanhanddes1.PetrusbriefesunddesTitusbriefes, in NTS 40 (1994) 261-280, p. 270. Nach M. DIBELIUS – H. CONZELMANN, DiePastoralbriefe (HNT, 13), Tübingen, Mohr Siebeck, 41966, p. 5, stellt die Ermahnung an die verschiedenen Gruppen der Gemeinde in Tit 2,1-10 das „Herz“ des Briefes dar. Zu Tit 2,1-15 als „Zentral-Abschnitt“ vgl. K. LÖNING, EpiphaniederMenschenfreundlichkeit.ZurRedevonGottimKontextstädtischerÖffentlichkeit nachdenPastoralbriefen, in M. LUTZ-BACHMANN (ed.), UnddennochistvonGottzureden (FS H. Vorgrimler), Freiburg u.a., Herder, 1994, 107-124, pp. 119-124. 8. J.D. QUINN, The Letter to Titus. A New Translation with Notes and Commentary and AnIntroductiontoTitus,IandIITimothy,ThePastoralEpistles (AB, 35), New York u.a., Doubleday, 1990, pp. 177-178.

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Ermahnung von 2,1-10 wieder auf (vgl. 2,5.9). Während allerdings die christologische Begründung der Ermahnungen von 2,1-10 in 2,11-15 auf den erzieherischen Aspekt der Erscheinung von Gottes Gnade in Form der Hingabe Christi verweist (2,11f), erfährt die Mahnung hinsichtlich des Verhaltens gegenüber der Obrigkeit in 3,1-3 eine eigene theologische Untermauerung durch den Hinweis auf die Erscheinung von Güte (χρηστότης) und Menschenfreundlichkeit (φιλανθρωπία) Gottes (3,4). Innerhalb des Abschnitts 3,1-11 ist zudem 3,1-8 als eine erste Sinneinheit zu verstehen, die in V. 8 mit einer rückbezogenen πιστὸς-ὁ-λόγος-Formel abgeschlossen wird. Lorenz Oberlinner hingegen grenzt nur 3,1-7 als Einheit ab und zieht V. 8 zum nächsten Abschnitt9, was allerdings dem primär abschließenden und auf Vorangehendes verweisenden Charakter des ταῦταSatzes in V. 8c nicht vollständig gerecht wird, der darin der ebenfalls rückbezogenen ταῦτα-Formulierung in 2,15 entspricht10. Demgegenüber lässt 3,1-8 eine plausible argumentative Struktur erkennen, die nicht zuletzt durch das Stichwort der „guten Werke“ in V. 1 und V. 8 gerahmt wird. Die V. 9-11 schließen an diesen Abschnitt sachlich an, indem der Nützlichkeit der mit dem christlichen Bekenntnis begründeten Unterordnung unter die imperiale Ordnung (V. 8c) solche Verhaltensweisen gegenübergestellt werden, die diesem Anliegen zuwider laufen. Konkret spielt dabei offenbar die Streitsucht eine herausragende Rolle, durch die Spaltungen in der Gemeinde drohen11. III. EXEGETISCHE ERSCHLIESSUNG DES TEXTES 1. Tit3,1-8:WeltlicheHerrschaftundGottesMenschenfreundlichkeit Die Bedeutung von Loyalität gegenüber weltlicher Herrschaft für die ethischen Weisungen des Titusbriefes wird daran erkennbar, dass 3,1 als eine 9. L. OBERLINNER, DiePastoralbriefe. KommentarzumTitusbrief (HTK, XI/2.3), Freiburg u.a., Herder, 1996, p. 160; ähnlich K. LÖNING, „GerechtfertigtdurchseineGnade“(Tit3,7). ZumProblemderPaulusrezeptioninderSoteriologiederPastoralbriefe, in T. SÖDING (ed.), DerlebendigeGott.StudienzurTheologiedesNeuenTestaments (FS W. Thüsing) (NTA, 31), Münster, Aschendorff, 1996, 241-257. 10. Vgl. weiterhin 1 Tim 3,14; 4,6; 6,2; 2 Tim 2,14. 11. Zur Auslegung von Tit 3,1-11 vgl. auch J. HERZER, „Dasistgutundnützlichfürdie Menschen“(Tit3,8).DieMenschenfreundlichkeitGottesalsParadigmachristlicherEthik, in C. BÖTTRICH (ed.), EschatologieundEthikimfrühenChristentum (FS G. Haufe), Frankfurt u.a., Peter Lang, 2006, 101-120; Engl. trans. „TheseThingsAreExcellentandProfitableto Everyone“(Tit3:8).TheKindnessofGodasParadigmforEthics, in R.L. BRAWLEY (ed.), Character Ethics and the New Testament: Moral Dimension of Scripture, Louisville, KY, Westminster John Knox, 2007, 127-140.

TITUS 3,1-15: GOTTES MENSCHENFREUNDLICHKEIT

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Art Überschrift fungiert, die in den folgenden Versen expliziert und mit einem Bekenntnistext begründet wird. Dabei lassen sich zugleich verschiedene Verbindungslinien innerhalb des Textes erkennen. Auffällig ist vor allem die Klammer um die theologisch-christologische Erörterung der V. 3-7 durch das Stichwort „gute Werke“ in V. 1 und V. 8. Exemplarisch erläutert V. 2, was positiv damit gemeint ist, während die V. 9-11 dies in negativer Weise aufgreifen. Strukturell werden jedoch die „unnützen und vergeblichen“ Dinge (3,9c) von allem anderen durch die vorgeschaltete Feststellung „dies ist gut und nützlich für die Menschen“ (V. 8c) abgegrenzt, in welcher das Demonstrativpronomen ταῦτα den gesamten Argumentationsgang von V. 1-8b umgreift. Die Aussage von der „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ wird so bereits strukturell zum entscheidenden Ausgangs- und Bezugspunkt der ethischen Relevanz „guter Werke“, die ihrerseits die Unterordnung unter die gegebenen Strukturen zur Voraussetzung hat. Diese Relevanz der guten Werke wird in V. 8 unter pragmatischem Gesichtspunkt aufgegriffen: Die unter den gegebenen Voraussetzungen getanen „guten Werke“ sind „nützlich und gut“, aber sie sind dies nicht an und für sich, sondern nur insofern, als sie aus dem Vertrauen auf Gottes Heilshandeln heraus getan werden. V.1: Die Einleitung mit der Aufforderung zur „Erinnerung“ unterstreicht den abschließenden Charakter des Abschnittes. Gegenstand der Erinnerung ist nicht nur die Unterordnung unter die Führungsmächte, sondern neben den allgemeinen ethischen Weisungen von 1b-2 sind dies ebenso die Darstellung der Verfehlungen der Vergangenheit (V. 3) wie auch die erneute und ausführlichere Beschreibung des Heilsgeschehens (V. 4-7). Der zusammenfassende Charakter von 3,1-8 wird darüber hinaus durch den allgemeinen Duktus der Mahnungen sowie durch die Aufnahme einiger Stichworte aus Kapitel 2 nahe gelegt, insbesondere das der „guten Werke“ in V. 1 und 9 (vgl. 2,14: das von Gott gereinigte Volk als ζηλωτὴς καλῶν ἔργων). Dabei werden nicht konkrete ἔργα benannt, sondern eine grundlegende Haltung beschrieben, an der die „Qualität“ der Werke erkennbar ist bzw. sich deren positiver Charakter zeigt. Ein innerhalb der paulinischen Tradition mögliches Missverständnis im Blick auf das Verhältnis von „guten Werken“ und der Rechtfertigung aus Gnade wird in V. 5 ausdrücklich reflektiert. Dabei rückt das Motiv der Erscheinung Gottes in den Blick, die Ausgangspunkt des Rettungsgeschehens ist. Der mit αὐτούς scheinbar konkrete Verweis auf einen bestimmten Personenkreis markiert einen Neueinsatz, dessen Bezug nicht klar ist. Die Mahnung zur Unterordnung ist als Erinnerung formuliert, so dass vorausgesetzt

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JENS HERZER

ist, dass „sie“ dies eigentlich schon wissen12. αὐτούς könnte daher durchaus auf die ganze Gemeinde bezogen sein13, da die Aussage allgemein formuliert ist und nicht erkennbar wird, dass nur bestimmte Gruppen oder einzelne Personen im Blick sind. Wird vom Kontext her zunächst die Perspektive von 2,1-10 wieder aufgenommen, so steht doch das Thema des Ungehorsams seit 1,10 vor Augen (εἰσὶν γὰρ πολλοὶ ἀνυπότακτοι …). Man kann daher davon ausgehen, dass das hier beschriebene Problem eines der Hauptanliegen des Verfassers ist und er über die verschiedenen Gruppen und deren angemessenes Verhalten sowohl in der Gemeinde als auch in der Welt spricht, so dass mit αὐτούς nicht nur der in 1,10 gemeinte Personenkreis (μάλιστα οἱ ἐκ τῆς περιτομῆς)14, sondern alle aufgeführten Gruppen der Gemeinde angesprochen sind15. Unter dem Gesichtspunkt der Erinnerung ist zu klären, worauf sich die Unterordnung unter die „Herrschaftsmächte“ (ἀρχαῖς ἐξουσίαις) bezieht. Ungewöhnlich an der Wendung ἀρχαῖς ἐξουσίαις ist das Fehlen eines verbindenden καί, wie es an vergleichbaren Stellen selbstverständlich zu sein scheint, vgl. Lk 12,11; 20,20; Kol 2,10.15; Eph 3,10 (jeweils mit kleineren Unterschieden sprachlicher Art und unterschiedlichem inhaltlichen Bezug). In Codex D (Zweitkorrektor), dem Mehrheitstext sowie der lateinischen und syrischen Überlieferung wird daher in Tit 3,1 ein glättendes καί eingefügt bzw. vorausgesetzt. Nach Blass – Debrunner – Rehkopf handelt es sich bei der Wendung ἀρχαῖς ἐξουσίαις um eine asyndetische Verbindung im Sinne von „den Herrschaften und Mächten“16. Als Parallele dazu wird gelegentlich auf die Frage des Sokrates an Alkibiades bei Platon, Alkibiades I,135a-b verwiesen17, eine Stelle, die allerdings zur Erklärung der ungewöhnlichen 12. A. MERZ, DiefiktiveSelbstauslegungdesPaulus.IntertextuelleStudienzurIntentionund RezeptionderPastoralbriefe (NTOA, 52), Göttingen – Fribourg, Vandenhoeck & Ruprecht – Academic Press Fribourg, 2004, p. 236, sieht darin eine explizite „Aufforderung zur Erinnerung auf (sic) entsprechende frühere Äußerungen des vorgeblich selben Verfassers …, womit die fingierte Selbstreferenz auf Röm 13,1ff als zuverlässig markiert gelten kann“; dazu s.u. Abschnitt IV.3. 13. Vgl. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), pp. 162-163. 14. Vgl. QUINN, Titus (n. 8), p. 177, der αὐτούς in Tit 3,1 sogar mit „these Jewish Christians“ wiedergibt. Quinn sieht hierin einen „rhetorical flashback“ (p. 183), nach dem paulinischen Muster, gemäß dem etwa der Abschnitt Röm 9,30–10,21 das Kapitel Röm 9 von Röm 10 trennt oder auch 1 Kor 13 zwischen 1 Kor 12 und 14 angeordnet ist. Aber diese Texte haben eine ganz andere Grundstruktur und können daher kaum als rhetorisches Muster für Tit 1–3 dienen. 15. Darin ist 3,1-8 strukturell und inhaltlich mit Kapitel 2 verbunden, vgl. A.J. MALHERBE, ParaenesisintheEpistletoTitus, in J. STARR – T. ENGBERG-PEDERSEN (eds.),EarlyChristian ParaenesisinContext(BZNW, 125), Berlin, de Gruyter, 2004, 297-317. 16. BDR, §460,2. 17. Οὐκοῦν ὡσαύτως ἐν πόλει τε καὶ πάσαις ἀρχαῖς καὶ ἐξουσίαις ἀπολειπομέναις ἀρετῆς ἕπεται τὸ κακῶς πράττειν; Vgl. dazu A. WEISER, Die gesellschaftliche

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Wortverbindung in Tit 3,1 nichts beiträgt, sondern sie als eine – durchaus nicht unmögliche – sprachliche Nachlässigkeit erscheinen lässt18 und im Übrigen nur die sonst übliche Verwendung der Begriffe im neutestamentlichen Sprachgebrauch unterstützt. Alfons Weiser rechnet daher wohl zu Recht mit einem „Hendiadyoin“ und sieht darin jedwede politische „Obrigkeit, Instanz und Behörde“ eingeschlossen19. Da nicht konkret formuliert, ein ausschließlicher Bezug zu politischen Kräften nicht angezeigt ist und – wie Röm 8,38 (für ἀρχαί); Kol 1,16; Eph 3,10 u.a. zeigen – sowohl ἀρχαί als auch ἐξουσίαι andere als politische Mächte bezeichnen können, erscheint die etwas offenere Übersetzung „Herrschaftsmächte“ oder auch „Herrschaftsinstanzen“ angemessen20. In 1 Tim 2,1f wird diese relativ weite Perspektive ausdrücklich auf die politischen Machthaber konzentriert und damit das in Tit 3,1 sicherlich Gemeinte präzisiert.

Unter der Voraussetzung, dass mit der Unterordnung unter die „Herrschaftsinstanzen“ zunächst ein interner Rückverweis innerhalb des Briefes impliziert ist, sowie der Beobachtung, dass keineswegs nur politische „Mächte und Gewalten“ mit dem Begriffspaar bezeichnet werden können, lässt sich dies im Kontext des Titusbriefes generell auf zu respektierende gesellschaftliche Strukturen beziehen. Eine Engführung auf die Auseinandersetzung mit imperialen Herrschaftsstrukturen in einem engeren politischen Sinn (etwa mit Blick auf den Kaiserkult) wäre der Formulierung des Textes nicht angemessen, zumal dann vorauszusetzen wäre, dass der Text zu einer positiven Einstellung diesen konkreten politischen Erfordernissen gegenüber auffordern würde. Auf die in der Ermahnung in den Blick genommene Gemeinde sind damit vielmehr sowohl innergemeindliche Strukturen (hinsichtlich des Respekts gegenüber den Presbytern bzw. Episkopen, vgl. 1,5-12) wie auch gesellschaftliche Erwartungen (hinsichtlich der Einordnung mit dem Ziel eines unanstößigen, tugendhaften Lebens) gleichermaßen eingeschlossen. Ian

VerantwortungderChristennachdenPastoralbriefen (Beiträge zur Friedensethik, 18), Stuttgart u.a., Kohlhammer, 1994, p. 39. 18. Vgl. V. HASLER, DieBriefeanTimotheusundTitus–Pastoralbriefe (ZBK.NT, 12), Zürich, Theologischer Verlag, 1978, p. 95. 19. WEISER, Verantwortung (n. 17), p. 39. Vgl. DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 110: „Behörden und Obrigkeiten“. 20. In diesem Sinne auch A. SCHLATTER, DieKirchederGriechenimUrteildesPaulus. EineAuslegungseinerBriefeanTimotheusundTitus, Stuttgart, Calwer Verlag, 1958, pp. 199200. G. HOLTZ, Die Pastoralbriefe (THK, 13), Berlin, Evangelische Verlagsanstalt, 1980, p. 230, hat vermutet, ἀρχαί sei im Sinne von „dämonisch“ zu verstehen, aber das wird durch den Kontext – anders als bei den angegebenen Referenzstellen 1 Kor 15,24 sowie Kol 1,16; 2,15.20 – nicht nahe gelegt.

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Howard Marshall hat hier zu Recht darauf hingewiesen, dass damit ein genuin paulinisches Argument präsentiert wird21. V.2: Was „gute Werke“ sind, wird nun auf einige wesentliche Aspekte konzentriert, die nicht spezifisch christlich sind, sondern Werte von allgemeiner Gültigkeit repräsentieren. Angemessen formuliert Victor Hasler: „Nicht von einer ängstlichen oder berechnenden Unterwürfigkeit ist die Rede, sondern vom Einbringen christlicher Normen ins römische Herrschaftssystem“22. Ein Begriff wie βλασφημεῖν ist in diesem Zusammenhang nicht eindeutig semantisch bestimmt. Der intransitive Gebrauch schließt hier einen Bezug auf konkrete Inhalte (wie etwa in Tit 2,5 auf den λόγος τοῦ θεοῦ oder 1 Tim 6,1 auf den Namen Gottes und die διδασκαλία) bzw. gar auf eine Lästerung Gottes aus. Er kann entweder auf konkretes Verhalten hin ausgerichtet sein (vgl. in diesem Sinne 1 Tim 1,20) oder wie hier im Kontext mit anderen Begriffen eine Grundhaltung im Umgang mit gesellschaftlichen Institutionen bzw. anderen Menschen insgesamt (auf einen personalen Bezug verweist μηδένα in Tit 3,2) beschreiben: keine üble Nachrede, Friedfertigkeit, Nachsicht23 und Freundlichkeit gegenüber allen Menschen. Eine ähnliche, im Detail aber unterschiedliche Aspekte benennende Aufzählung findet sich etwa in Kol 3,12f. Insbesondere die Eigenschaft der πραΰτης (Freundlichkeit, Sanftmut, Demut) benennt die respektvolle und zuvorkommende Zurückhaltung, wie sie Paulus für den gegenseitigen Umgang gelegentlich verwendet (vgl. 1 Kor 4,21; 2 Kor 10,1; Gal 6,1). Obwohl in Tit 3,4 andere Begriffe verwendet werden, weist die Sanftmuts- bzw. Freundlichkeitsforderung von V. 2 bereits auf die theologische Begründung mit der Erfahrung der Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes voraus. V.3: An die Liste positiver Haltungen schließt sich ein Lasterkatalog an, der im inklusiven „Wir“ auf eine vergangene Zeit zurückblickt. Die Imperfektform des Verbums zeigt die Dauerhaftigkeit bzw. die Nachhaltigkeit der genannten Dinge an. Die inklusive Sprache lässt vermuten, dass die Formulierung implizit auch die Vergangenheit des Paulus einschließt. Die Aussage ist also einerseits geprägt vom sog. „Einst-Jetzt-Schema“24, 21. Vgl. I.H. MARSHALL, FaithandWorksinthePastoralEpistles, in SNTU.A 9 (1984) 203-218; vgl. auch LÖNING, Paulusrezeption (n. 9), p. 242: Tit 3,1-7 „gehört zu den eindeutigen Beispielen für die Paulusrezeption der Pastoralbriefe“, wobei man hier nicht mit literarischen Abhängigkeiten rechnen müsse. Dazu s.u. Abschnitt IV.3. 22. HASLER, Pastoralbriefe (n. 18), p. 95. 23. Die Begriffe ἐπιεικής und ἄμαχος werden in 1 Tim 3,3 auf den Bischof bezogen. 24. Vgl. M. WOLTER, DiePastoralbriefealsPaulustradition (FRLANT, 146), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1988, pp. 66-67, der insbesondere auf die Parallelität von Tit 3,3-7 und 1 Kor 6,9-11 hinweist, eine literarische Abhängigkeit aber zu Recht ausschließt und die

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korreliert andererseits aber auch mit den biographischen Reflexionen des Paulus. Der Rückblick auf die Vergangenheit vor seiner Offenbarungserfahrung spielt für Paulus immer wieder eine Rolle; es gibt wenige Briefe, in dem dies nicht in irgendeiner Form zur Sprache käme, nicht zuletzt auch in den Pastoralbriefen (1 Tim 1,12-16)25. Interessant dabei ist, dass der Apostel dafür kein festes „literarisches“ Schema entwickelt, sondern immer wieder aktuell reflektiert und formuliert (vgl. Gal 1,13f; Phil 3,5-8; 1 Kor 15,9) und oft auch nur einzelne Aspekte andeutet und sie für seine eigene Vergangenheit mit voraussetzt, etwa im Blick auf mangelnde Erkenntnis (2 Kor 4,6; 5,16f), unzureichenden Gehorsam (Röm 11,30-32), Sünde und Feindschaft gegen Gott (Röm 3,25f; 5,8-11; 6,1-23), Versklavung unter die Weltelemente (Gal 4,3) oder auch Hass und Verfolgung der Gemeinde (Gal 1,13.23). Insbesondere der Aspekt des Neides spielt bei Paulus in den Ermahnungen an seine Gemeinden immer wieder eine Rolle im Blick auf den Umgang miteinander (Gal 5,26; Phil 1,15)26. Nach Röm 1,28-30 sind – neben anderen – insbesondere Bosheit (κακία), Neid (φθόνος), Begehrlichkeit (ἐπιθυμία) und Unverstand (ἀσύνετος/ἀδόκιμος νοῦς – in Tit 3,3: ἀνόητος) Kennzeichen der Gottlosigkeit. Die Absage an die Begehrlichkeiten (ἐπιθυμίαι27), die Folge der Sünde sind (vgl. Röm 7,7f), gehört daher zum Grundbestand paulinischer Ethik (vgl. Röm 6,12 als Konsequenz der Taufe; 13,14; Gal 5,16.24; 1 Thess 4,5; Kol 3,5; ferner Eph 2,3; 4,22)28. Der Begriff στυγητός (verabscheut, gehasst) ist Hapax legomenon im Neuen Testament; er findet sich auch nicht in der Septuaginta29.

gemeinsame Tradition einer „postconversionalen Mahnrede“ (67) annimmt. Allerdings ist zu beachten, dass 1 Kor 6,11 in der 2. Person Plural und somit gerade nicht – wie Tit 3,3-8 – inklusiv formuliert ist. 25. Zur Aufnahme dieses Topos in den Pastoralbriefen vgl. M. ENGELMANN, „Ich, Paulus“.DiePaulusbilderderPastoralbriefe, in M. LANG (ed.), PaulusundPaulusbilder:Konstruktion – Reflexion – Transformation (ABG, 31), Leipzig, Evangelische Verlagsanstalt, 2013, 221-276. 26. Vgl. dazu C. BÖTTRICH, Die‚AnatomiedesNeides‘imSpannungsfeldzwischenjüdischerundchristlicherParänese, in BTZ 25 (2008) 52-74. 27. Der parallele und daher nahezu synonyme Begriff ἡδονή findet sich sonst nicht bei Paulus. In der antiken Literatur vorwiegend stoischer Tradition finden sich zahlreiche Belege über diejenigen, die „den Lüsten dienen“ (δουλεύειν ταῖς ἡδοναῖς), vgl. G. STRECKER – U. SCHNELLE (eds.), NeuerWettstein.TextezumNeuenTestamentausGriechentumundHellenismus,Bd.II/2:TextezurBriefliteraturundzurJohannesapokalypse, Berlin – New York, de Gruyter, 1996, pp. 1042-1050. 28. Der einzige positive Beleg für ἐπιθυμία ist Phil 1,23. 29. Vgl. aber 1Clem. 35.6; 45.7 ohne erkennbaren Bezug zu Tit 3,3; 1Clem. 35.6 spielt auf Röm 1,32 an.

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V.4: Nach dem Rückblick auf die vorchristliche Vergangenheit erfolgt ein weiterer Blick zurück auf den Wendepunkt, der das bisherige Leben veränderte. Wie in 2,11 zeigt die Aoristform ἐπεφάνη auch hier die Einmaligkeit des Geschehens an. Auch die Aussage selbst hat eine vergleichbare Struktur. War es in 2,11 die rettende Erscheinung der Gnade Gottes, so geht es nun um die Erscheinung der „Güte und Menschenfreundlichkeit“ Gottes, der sich dadurch als Retter auszeichnet. Es daher vorauszusetzen, dass in Tit 3,4 die Begriffe χρηστότης und φιλανθρωπία synonym zu χάρις in 2,11 verstanden werden können und somit dieselbe inhaltliche Aussage mit anderen Worten entfaltet wird, zumal beim Abschluss des theologischen Arguments in 3,7 erneut der Begriff χάρις verwendet wird30. Die terminologische Variation in V. 4 ist daher keineswegs unpaulinisch31, sondern verdankt sich – trotz der unterschiedlichen Begrifflichkeit – dem Versuch eines integrativen Anschlusses des theologischen Arguments an die ethische Weisung, die in V. 2 auf den Erweis jeglicher Art von Freundlichkeit der Glaubenden gegenüber allen Menschen hinauslief sowie der Aufnahme des gesamten semantischen Feldes, das durch die enge Verbindung von Begriffen wie Herrschaftsinstanzen, Unterordnen, Gehorsam, Epiphanie, Retter sowie Gnade bzw. Güte und Menschenfreundlichkeit konstituiert wird und dadurch durchaus in gewisser Hinsicht mit der imperialen Sprache Roms korrespondiert. Mit „Güte“ und „Menschenfreundlichkeit“ werden zwei zunächst menschliche Tugenden, die in besonderer Weise dem Kaiser bzw. den Herrschenden zukamen (s.u. Abschnitt IV.1), auf Gott als dem Retter übertragen. Damit wird nicht nur der Begriff der „Gnade“ konkret und anschaulich umschrieben, sondern zugleich die Entsprechung menschlichen Verhaltens zu dieser Zuwendung von Gottes Gnade deutlich gemacht. V.5-7: Auf die Epiphanieaussage folgt eine konzentrierte Zusammenfassung des Rechtfertigungsgeschehens, das alle wesentlichen Aspekte umfasst und geradezu trinitarisch genannt werden kann: Es ist der erbarmende Gott, der durch die Taufe rettet und durch die Geistvermittlung erneuert – ein Geschehen, das durch den Retter Jesus Christus möglich 30. Bei Philo, Vit.Mos. 1.242 findet sich die Verbindung χάρις καὶ φιλανθρωπία. Angesichts der zusätzlichen Verwendung von ἔλεος in Tit 3,5 ist interessant, dass nach Hermogenes von Tarsos (ca. 160–220 n. Chr.), περὶ ἰδεῶν λόγου 2,5 der Begriff φιλανθρωπία synonym für ἔλεος bzw. οἰκτιρμός stehen kann. Zugleich korrespondiert die in 2,12 ausgesprochene Erwartung der Erscheinung der δόξα Gottes insofern der Vergegenwärtigung der bereits erschienenen Gnade bzw. Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, als Letztere der Grund für jene Hoffnung ist. 31. N. BROX, DiePastoralbriefe (RNT, 7.2), Regensburg, Pustet, 41969, p. 306, hingegen sieht darin einen Gegensatz.

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ist und dazu führt, dass die Glaubenden gerechtfertigt sind und Erben des ewigen Lebens werden. In einer antithetischen Struktur, die in der Form οὐκ ... ἀλλά für das Genre der Paränese charakteristisch ist32, wird am Anfang klargestellt, dass dieses Geschehen nicht auf Werken beruht, „die wir (bereits) in Gerechtigkeit getan hätten“ – dann wäre ohnehin eine (weitere) Rechtfertigung sinnlos33. Der Autor spricht hier nicht ausdrücklich von Werken des Gesetzes, wie dies in anderen Zusammenhängen paulinischer Rechtfertigungslehre zu finden ist, sondern lässt den Horizont bewusst offen und somit – ähnlich wie in Röm 1,18ff – die Möglichkeit der Identifizierung für Judenchristen und Heidenchristen durch die Formulierung ἔργα τὰ ἐν δικαιοσύνῃ34. Demgegenüber wird betont – wie auch sonst Paulus gelegentlich formuliert –, dass Rettung durch Gottes Erbarmen geschieht35. Damit ist zugleich das Rechtfertigungsgeschehen als Rettungsgeschehen bestimmt, das letztlich die Erbschaft des ewigen Lebens ermöglicht (Tit 3,7). Dies impliziert eine eschatologische Perspektive (vgl. 3,11), in welcher vor dem Hintergrund der paulinischen Tradition „Rettung“ die Rettung vor dem Gericht Gottes meint (vgl. Röm 5,9). Klaus Löning hat hervorgehoben, dass „Tit 3,5.7 der paulinischen Rechtfertigungslehre inhaltlich nicht wirklich entspricht“36, da sich der Bedeutungsgehalt von Paränese und ihrer Begründung verschiebe und mit 32. Vgl. dazu MALHERBE, Paraenesis (n. 15), p. 304. 33. Aufgrund der Formulierung und ihrer logischen Implikation könnte man fragen, ob hier eine persönliche Perspektive des Paulus mitschwingt, der sich wohl nach eigener Einschätzung seiner vorchristlichen Vergangenheit als ein „Gerechter“ verstanden hat – κατὰ δικαιοσύνην τὴν ἐν νόμῳ γενόμενος ἄμεμπτος (Phil 3,6). 34. Das weitgehende Fehlen des Begriffes νόμος in den Pastoralbriefen (vgl. aber immerhin die Andeutung in Tit 3,9 [der Begriff νομικός als Berufsbezeichnung in Tit 3,13 hat wahrscheinlich eine andere Semantik, s.u.], sowie die unmissverständlichen Hinweise in 1 Tim 1,7-9; vgl. dazu A. LINDEMANN, PaulusimältestenChristentum.DasBilddesApostels unddieRezeptionderpaulinischenTheologieinderfrühchristlichenLiteraturbisMarcion (BHT, 58), Tübingen, Mohr Siebeck, 1979, pp. 145-146; MERZ, Selbstauslegung [n. 12], pp. 237-238 mit n. 110) zählt zu den Dingen, die gegen eine paulinische Verfasserschaft angeführt werden. Allerdings kann ein solches statistisches Argument kein großes Gewicht haben; νόμος kommt bei Paulus ohnehin nur im Römer-, Galater-, ersten Korinther- und Philipperbrief vor, mit deutlichem Schwergewicht auf Römer- und Galaterbrief, d.h. der Apostel kann auch ohne diesen Begriff theologisch argumentieren und verwendet ihn nur dort, wo es auch als Problem zu behandeln ist. Der Titusbrief ist immerhin „nur“ an den Heidenchristen Titus geschrieben, dem auch ein fiktiver Paulus solche Zusammenhänge nicht erklären muss wie etwa der authentische Paulus den Galatern oder auch in der Situation, in der er etwa den Römerbrief schreibt. 35. S.u.; vgl. dazu C. BREYTENBACH, DereinzigeGott–VaterderBarmherzigkeit.ThoratextealsGrundlagedespaulinischenRedensvonGott, in BTZ 22 (2005) 37-54, pp. 49-53. 36. LÖNING, Paulusrezeption (n. 9), p. 248.

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„Werken der Gerechtigkeit“ nicht das Erfüllen der Tora gemeint sei. „Insofern ist die Soteriologie von Tit 3,3-7 in der Sache nicht paulinisch“37. Das allerdings ist angesichts der vorwiegend judenchristlichen Gegnerschaft im Titusbrief (vgl. 1,10 ausdrücklich!) schwerlich überzeugend. Das gilt auch und vor allem unter der Annahme einer pseudepigraphischen Fiktion, bei der Tit 1,10 zu einer Leseanweisung würde, die deutlich auf paulinische Rechtfertigungsvorstellungen rekurriert. Umso auffälliger wäre, dass diese nicht mit der Argumentation des Paulus etwa in Röm 3 deckungsgleich ist.

Die konzentrierte Form des Textes macht es nötig, dass die Verknüpfung der einzelnen Satzteile von V. 4-7 sorgfältig nachvollzogen wird. Der mit der temporalen Konjunktion ὅτε einleitenden Epiphanieaussage in V. 4 korrespondiert die Rettungsaussage in V. 5b, d.h. die Rettung liegt auf derselben (punktuellen) Ebene der Vergangenheit und ist somit als Folge der Erscheinung von Gottes Menschenfreundlichkeit definiert. Der V. 5a gibt daher nicht sogleich den Grund für die Rettung an, sondern – gleichsam als Parenthese – zunächst dafür, warum Gott sich überhaupt dem Menschen freundlich zuwendet, nämlich κατὰ τὸ αὐτοῦ ἔλεος (vgl. Röm 9,16-18.23; 11,30-32; weiterhin 2 Kor 1,3; 4,1; ferner Eph 2,4)38. Indem Gott seine „Menschenfreundlichkeit“ dem Menschen nach seinem (sc. Gottes) eigenen Maßstab des Erbarmens zuwendet, ist es möglich, dass der Mensch gerettet und gerechtfertigt wird, und zwar von Gott selbst vor dessen Gericht. Gottes Erbarmen als Maßstab der Rettung und Rechtfertigung ist damit zugleich als Maßstab des Gerichts bestimmt. Durch die zeitliche Zuordnung zu V. 4 (ἔσωσεν ist wie ἐπεφάνη Aorist) ist diese Rettung als ein Geschehen der Vergangenheit beschrieben, auf das Paulus – gemeinsam mit Titus – zurückblicken kann. Unter der oben beschriebenen Voraussetzung, dass damit eine eschatologische Perspektive impliziert ist, muss man präzisieren, dass die Rettung im Gericht bereits durch die Rechtfertigung vorweggenommen und somit auf Hoffnung hin angelegt ist, wie V. 7 zum Ausdruck bringt (so bereits 37. Ibid., p. 249. Vgl. dazu auch M. THEOBALD, Israel-undJerusalem-Vergessenheitim CorpusPastorale?ZurRezeptiondesRömerbriefsimTitus-sowieim1.und2.Timotheusbrief, in: T. NICKLAS – A. MERKT – J. VERHEYDEN (eds.), Ancient Perspectives on Paul (NTOA/StUNT, 102), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, 317-412; zum Stichwort Israelvergessenheit s. auch H. FRANKEMÖLLE, Frühjudentum und Urchristentum: Vorgeschichte – Verlauf – Auswirkungen (4. Jahrhundert v.Chr. – 4. Jahrhundert n.Chr.) (Studienbücher Theologie), Stuttgart, Kohlhammer, 2006, pp. 315-317. 38. Im 1 Tim 1,2 ist in Anlehnung an 2 Tim 1,2 von Erbarmen nur in der Briefeingangsformel die Rede. Vgl. ferner 2 Tim 1,16-18.

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in Tit 1,2; vgl. zum Zusammenhang von Rettung und Hoffnung auch Röm 8,24; 1 Thess 5,8f). Die zeitlichen Strukturen des Textes machen somit deutlich, dass dahinter die Vorstellung vom „Schon-und-NochNicht“ steht, wie sie bei Paulus insbesondere in der Metapher vom „Angeld des Geistes“ zum Ausdruck kommt (2 Kor 1,22; 5,5-7; vgl. Eph 1,14; weiterhin Röm 8,16-27). Hierbei ist der Geist die entscheidende Größe, welche die Glaubenden der eschatologischen Gültigkeit des Heilsgeschehens vergewissert – und eben dieser Geist spielt auch in Tit 3,5f eine entscheidende Rolle. Das geistliche Geschehen der Rettung bzw. Rechtfertigung wird in der Taufe konkret. Zu beachten ist, dass die Formulierung „Bad der Wiedergeburt und Erneuerung (durch den) Heiligen Geist“ nicht zwei unterschiedliche Dinge benennt, die zeitlich oder logisch aufeinander folgen würden. Die von διά abhängige Genitivkonstruktion legt es vielmehr nahe, „Wiedergeburt“ oder „Wiederentstehung“39 und „Erneuerung des Heiligen Geistes“ auf λουτρόν zu beziehen: In der Taufe wird die Metapher der Wiedergeburt konkret als Erneuerung durch den Geist40. Man könnte daher sogar noch weitergehen und das verbindende καί explikativ verstehen: Die Erneuerung durch den Heiligen Geist ist die Wiedergeburt. Dass auf der Wirkung des Geistes das Schwergewicht der Aussage ruht, wird durch die Fortführung des Gedankens in V. 6 deutlich. Damit korrespondiert auch die Begrifflichkeit: In der Taufe, d.h. in der „Waschung/Reinigung“ (so λουτρόν wörtlich) der Wiedergeburt, wird der Geist über die Glaubenden „reichlich ausgegossen“41. Durch das Adverb πλουσίως wird die Unerschöpflichkeit des Erbarmens Gottes im Geschehen der Geistausgießung zum Ausdruck gebracht, dessen Wirkung hier primär in der Rechtfertigung und damit der Rettung vor dem Gericht sowie der Hoffnung auf die Erbschaft des „ewigen Lebens“ besteht42. Es ist vielfach darauf hingewiesen worden, dass sich die Terminologie an dieser Stelle von anderen Äußerungen des Paulus zum Thema Taufe unterscheidet. Während Paulus den Begriff der ἀνακαίνωσις in Röm 12,2 zur 39. Vgl. C. ZIMMERMANN, WiederentstehungundErneuerung(Tit3:5).ZueinemerhaltenswertenAspektderSoteriologiedesTitusbriefs, in NovT 51 (2009) 272-295. 40. Anders nuanciert Zimmermann (ibid., p. 275) indem sie die Genitivverbindung πνεύματος ἁγίου sowohl auf παλιγγενεσία als auch auf ἀνακαίνωσις bezieht und übersetzt: „Gott hat uns gerettet durch das Bad der παλιγγενεσία und der Erneuerung, die vom Heiligen Geist ausgehen“. 41. Eine Assoziation von Röm 5,5 ist hier nicht zu vermeiden, wonach Gottes Liebe in die Herzen durch die Gabe des Geistes ausgegossen wird. 42. Vgl. MERZ, Selbstauslegung (n. 12), pp. 299-300.

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Bezeichnung des Neuwerdens des Lebens im Glauben verwendet (vgl. anders konnotiert in 2 Kor 4,16), findet sich die Metapher vom „Bad der Wiedergeburt/Wiederentstehung“ bei Paulus nicht; es kommt aber auch sonst im Neuen Testament nicht vor, so dass man es traditionsgeschichtlich innerhalb der christlichen Tradition nur schwer verorten kann. Während sich der Begriff λουτρόν in einer ähnlichen Wendung in Eph 5,26 findet (Christus reinigt die Gemeinde τῷ λουτρῷ τοῦ ὕδατος ἐν ῥήματι), ist παλιγγενεσία in dieser Form singulär (vgl. lediglich die Vorstellung einer postmortalen Wiedergeburt in Mt 19,2843). In Joh 3,5 ist von der Taufe als „geboren/gezeugt werden von oben her“ (γεννεθῆναι ἄνωθεν) die Rede, 1 Petr 1,3 spricht von einer Neugeburt aufgrund von Gottes Barmherzigkeit zu einer lebendigen Hoffnung (κατὰ τὸ πολὺ αὐτοῦ ἔλεος ἀναγεννήσας ἡμᾶς εἰς ἐλπίδα ζῶσαν, vgl. auch 1,23), meint damit aber wahrscheinlich nicht die Taufe44. Für das Verständnis von Tit 3,5 ist hingegen entscheidend, dass mit dem Begriff der παλιγγενεσία die paulinische Vorstellung von der Neuschöpfung (καινὴ κτίσις) und des damit verbundenen Neuwerdens (γέγονεν καινά, 2 Kor 5,17) in einer transformierten Begrifflichkeit aufgenommen wird, die als solche eher einen pagan-philosophischen Hintergrund hat45. Man muss dabei jedoch beachten, dass der Begriff παλιγγενεσία in Tit 3,5 in einem hymnisch geprägten Kontext begegnet und daher gerade wegen seiner Singularität für eine Kontrastierung der Vorstellung mit paulinischer Tauftheologie nur bedingt signifikant ist46.

Etwas unverbunden wirkt die Wendung „durch Jesus Christus, unseren Retter“, zumal mit dem Begriff „unser Retter“ die Gottesaussage von V. 4 aufgenommen wird: Gott und Christus können in einer bestimmten funktionalen Zuordnung gleichermaßen als Retter bezeichnet werden, ohne beide miteinander zu identifizieren (s.u. Abschnitt IV.2). In der Satzkonstruktion entsteht der Eindruck, als beziehe sich die Christusaussage lediglich auf die Ausgießung des Geistes von Gott durch Christus. Insofern diese Geistausgießung auf das Rettungs- und 43. Vgl. z.B. auch Philo, Cher. 114: μετὰ τὸν θάνατον; ἀλλ’ οὐκ ἐσόμεθα οἱ μετὰ σωμάτων σύγκριτοι ποιοί, ἀλλ’ εἰς παλιγγενεσίαν ὁρμήσομεν οἱ μετὰ ἀσωμάτων σύγκριτοι ποιοί. 44. Vgl. J. HERZER, PetrusoderPaulus?StudienüberdasVerhältnisdesErstenPetrusbriefes zur paulinischen Tradition (WUNT, 103), Tübingen, Mohr Siebeck, 1998, 215-223. In 1 Petr 3,20-22 ist anders von Taufe die Rede – der Begriff ἀναγεννᾶν wird nicht wieder aufgenommen, auch nicht vorausgesetzt. 1Clem. 9.4 trägt den Begriff παλιγγενεσία in die aus 1 Petr 3 bekannte Noah-Interpretation ein; vgl. ferner Philo, Vit.Mos. 1.65. 45. Vgl. ZIMMERMANN, Wiederentstehung (n. 39), p. 281. 46. Ob dabei der kretische Kontext eine sprachprägende Rolle spielt, insbesondere die dort lokalisierbaren Mysterientraditionen des Isis- und Osiris-Kultes, ist kaum sicher auszumachen, aber auch nicht auszuschließen (vgl. dazu ibid., pp. 284-285).

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Rechtfertigungsgeschehen bezogen ist, wird eine ausschließliche Beschränkung der Aussage auf Gott inhaltlich nicht sinnvoll sein. Das Heilsgeschehen ist bei Paulus auch sonst stets grundsätzlich so verstanden, dass Gott durch Christus handelt. Und so schließt auch der Gedankengang in V. 7 ab, indem zunächst die „Rechtfertigung aus Gnade“ als Zusammenfassung des ab V. 4 Ausgeführten festgehalten und die Konsequenz (ἵνα) dieses Geschehens für die Zukunft der Glaubenden formuliert wird, nämlich wie Erben Anspruch auf Vollendung dieses Heilsgeschehens zu haben, auf die sich die Hoffnung der Glaubenden richtet. Gegenstand des Erbes ist ewiges Leben. Das hier in den Pastoralbriefen singuläre Erbschaftsmotiv in Tit 3,7 findet sich auch sonst in unterschiedlicher Weise bei Paulus (vgl. z.B. Röm 8,17; Gal 3,29; 4,7; Kol 3,24; vgl. Eph 1,14.18), zumeist ohne konkrete Bestimmung des Erbgutes. Interessant in dieser Hinsicht ist – vor allem wegen der Erwähnung der guten Werke in Tit 3,1 –, dass Paulus in Röm 2,6f denen, die ihr Leben in der „Geduld guter Werke“ führen, ewiges Leben in Aussicht stellt und sie denen gegenüberstellt, die durch Streit, Ungehorsam gegenüber der Wahrheit Gottes Zorn über sich bringen. Der Begriff „ewiges Leben“ wird auch sonst bei Paulus verwendet, um das eschatologische Ziel des Glaubens zu benennen (vgl. bes. Röm 6,22: τὸ δὲ τέλος ζωὴν αἰώνιον, weiterhin Röm 5,21; 6,23; Gal 6,8)47. Konkrete Ausführungen dazu finden sich leider nicht; blickt man jedoch insbesondere auf den Zusammenhang mit dem Erbschaftsmotiv und hier auf negative Aussagen, wem diese Erbschaft verweigert wird, dann lässt sich immerhin sagen, dass das ewige Leben mit dem Eingang in die und die Teilhabe an der Königsherrschaft Gottes zu tun hat48. Innerhalb des Titusbriefes wird mit dem Motiv des ewigen Lebens ein Bogen zurück an den Anfang geschlagen, wo bereits im Präskript von der Hoffnung auf das ewige Leben die Rede war (1,2). Hier nun wird vor dem Hintergrund des Rechtfertigungsgeschehens die Gewissheit zum Ausdruck gebracht, dass das Erbe dieser Hoffnung auch angetreten werden kann. Erstaunlich ist, dass der zweite Timotheusbrief das Motiv nicht aufnimmt, obwohl Paulus hier seinen bevorstehenden Tod reflektiert und daher dem Ziel seines Glaubens sehr viel näher ist. Im ersten Timotheusbrief wird es an zwei Stellen aufgegriffen (1,16; 6,12), 47. „Ewiges Leben“ ist ansonsten ein bevorzugter Terminus in der johanneischen Tradition. 48. Vgl. 1 Kor 6,9-10; 15,50; Gal 5,21; vgl. Eph 5,5. Auch die Vorstellung, „bei Christus zu sein“ (Phil 1,23), muss hier zumindest erwähnt werden; vgl. auch 2 Kor 6,16 und die ähnliche Vorstellung von der Gottesgemeinschaft in Apk 21.

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aber nicht mehr mit dem Begriff der Hoffnung verbunden, sondern in einer formelhafteren Weise. V.8: Der gewichtige theologische Abschnitt schließt mit einer Beteuerung: πιστὸς ὁ λόγος. Dass damit ein Abschluss und nicht eine Einleitung in das Folgende gegeben ist, macht der Rückbezug mit περὶ τούτων auf das eben Gesagte deutlich. Damit ist auch ausgeschlossen, sie an dieser Stelle als Zitationsformel zu verstehen. Man hat immer wieder auf den formelhaften Gebrauch der Wendung πιστὸς ὁ λόγος hingewiesen, der charakteristisch für die Pastoralbriefe sei49. Sie kommt insgesamt 5mal vor, davon 3mal in 1 Tim (1,15; 3,1; 4,9) sowie je einmal in Tit (Tit 3,8) und 2 Tim (2,11). Was unter der Voraussetzung eines literarischen Corpus pastorale plausibel erscheint, wird unwahrscheinlich, betrachtet man die drei Briefe als separate Schreiben. Unter diesem Gesichtspunkt ist die je einmalige Verwendung der „Formel“ im Titusbrief und im zweiten Timotheusbrief unauffällig – erst im ersten Timotheusbrief ändert sich deren Gewicht durch den vermehrten und charakteristisch anders akzentuierten Einsatz. Außerhalb der Pastoralbriefe ist die Wendung in dieser Form nicht belegt (einzige Ausnahme ist Josephus, Ant XIX.132, hier aber nicht als Beteuerungsformel). Speziell im Titusbrief ist der Formelcharakter zumindest dadurch relativiert, dass bereits in 1,9 vom „treuen Wort“ im Blick auf die Lehre die Rede war; und wenn in 3,1-8 die grundlegenden Elemente dieser Lehre benannt wurden, dann erscheint die Wendung πιστὸς ὁ λόγος eher als eine aktuelle Formulierung im Kontext des Briefes denn als Formel, wobei mit λόγος in diesem Kontext konkret das voranstehende Bekenntnis bzw. die darin formulierte Verheißung bezeichnet ist.

Wie schon in 2,15 wird Titus auch in 3,8 direkt angesprochen: Er selbst muss in dem, was der Apostel schreibt, gefestigt sein, um die von ihm anzuleitenden Menschen zu jenen guten Werken zu ermutigen, von denen bereits zuvor die Rede war. Die Unterscheidung zwischen den Glaubenden (πεπιστευκότες) einerseits und „allen Menschen“ andererseits weist zurück auf dieselbe Differenzierung am Anfang der Argumentation in 3,1f. Waren die Glaubenden dort aufgerufen, allen Menschen gegenüber freundlich zu sein (V. 2), so wird nun erneut auf die „Nützlichkeit“ ihres Tuns hingewiesen, das in Gottes erbarmender Zuwendung begründet liegt. Der Begriff „nützlich“ (ὠφέλιμος) mag in diesem Zusammenhang erstaunen. Doch darf dies nicht vordergründig verstanden 49. Vgl. den Überblick bei H. STETTLER, Die Christologie der Pastoralbriefe (WUNT, 2/105), Tübingen, Mohr Siebeck, 1998, pp. 45-48.

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werden, sondern im Kontext der theologischen Zusammenfassung der Heilsbotschaft liegt die „Nützlichkeit“ wohl vor allem darin, dass diese Botschaft durch das Tun der Christen allen Menschen vor Augen steht und auch ihnen zum Verstehen hilft50. Die Nützlichkeit ethischen Handelns liegt in dessen gemeinschaftsstiftender und gemeinschaftsfördernder Wirkung. Im Zusammenhang mit Tit 2,11f wird man den Aspekt der Nützlichkeit in Tit 3,8 auch mit dem im Blick auf die ethischen Weisungen bedeutsamen erzieherischen Aspekt der Gnade Gottes verbinden können51. 2. Tit3,9-11:WarnungvorvergeblichenAuseinandersetzungen V.9: Der ermahnende Nachtrag in V. 9-11 steht nicht unverbunden zum Vorangehenden. Angesprochen ist erneut Titus. Dem zuvor in V. 8 als „gut und nützlich“ Beurteilten wird nun gleichsam das Unnütze gegenübergestellt, was auch durch den Gebrauch der Partikel δέ angezeigt wird. „Unsinnige Diskussionen“ gehören nicht zu den auf die Heilsbotschaft gegründeten guten Werken der Glaubenden. Der unspezifische Begriff ζητήσεις könnte als eine Art Generalisierung zu verstehen sein, so dass mit Genealogien, Auseinandersetzungen und „gesetzlichen Streitereien“ nur mehr angedeutet wird, worum es geht. Abgesehen von der Tatsache, dass in der Briefrhetorik allgemeine klischeehafte Bemerkungen oft nicht hinreichend deutlich sind und gern mit einer gewissen pragmatischen Intention gebraucht werden, ist man konkret im Kontext des Titusbriefes auf den Anfang zurückverwiesen, wo Titus nach 1,10 sich insbesondere vor „denen aus der Beschneidung“ hüten soll, denen er unter anderem unterstellt, ματαιολόγοι zu sein. Der Begriff μάταιος wird in entsprechendem Sinn auch in 3,9 wieder verwendet. Auch die Erwähnung von Genealogien und „Streitereien um das Gesetz“ (nur so kann die Wendung μάχαι νομικαί sinnvoll übersetzt werden) deuten mit hoher Wahrscheinlichkeit auf einen jüdischen Hintergrund der impliziten Gegner hin52. 50. Zum Aspekt der „Nützlichkeit“ menschlichen Handelns im Zusammenhang der Heilsbotschaft – positiv wie negativ – vgl. Röm 2,25; 3,1; 1 Kor 13,3; 14,6; Gal 5,2; ferner Hebr 4,2; Mt 16,26 par Lk 9,25. 51. Vgl. zu diesem edukatorischen Aspekt der Soteriologie vor allem A.J. MALHERBE, „ChristJesusCameintotheWorldtoSaveSinners“:SoteriologyinthePastoralEpistles, in J.G. VAN DER WATT (ed.), Salvation in the New Testament: Perspectives on Soteriology (SupplNT, 121), Leiden – Boston, Brill, 2005, 331-358, bes. pp. 340-343. 52. Vgl. dazu HERZER, Juden–Christen–Gnostiker (n. 4),pp. 147-154.

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V.10-11: Mit dem „auf Spaltung bedachten Menschen“ (wörtlich: dem „häretischen Menschen“) ist eine allgemeine Aussage gemacht, die durchaus aber eine konkrete Person im Blick haben kann und nur deshalb allgemein formuliert, um dem mit der Intervention beauftragten Titus den nötigen Handlungsspielraum zu ermöglichen. Trotz der Aufforderung, sich nicht auf unnütze Streitereien einzulassen, soll Titus sich dennoch um solche Menschen bemühen, versuchen, sie „zur Vernunft“ (νουθεσία) zu bringen, aber bei erkennbarem (εἰδώς) Misserfolg dann auch die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Die Haltung des Betreffenden wird mit der seltenen Vokabel ἐξέστραπται beschrieben, die in LXX Deut 32,20 (par OdSal 2.20) für das von Gott abgewandte und dadurch „verkehrte Geschlecht“ (γενεὰ ἐξεστραμμένη) verwandt wird. Es geht also um jemanden, der sich in seiner Haltung völlig von dem abgewandt hat, was in der Gemeinde in Geltung steht und der dadurch die Einheit und den Zusammenhalt der Gemeinde gefährdet. Diese Gefährdung anderer im Glauben gerät ihm zur Sünde, mit der er sich selbst das Urteil spricht (ὢν αὐτοκατάκριτος) und zeigt, dass er die von Gott initiierte Rettung (3,5) verwirkt hat. 3. Tit3,12-15:AnweisungenundSchlussgrüße Das Postskript des Briefes enthält konkrete Anweisungen des Paulus an seinen Mitarbeiter. Die Struktur von Plänen, Anweisungen, Grüßen und Gnadenwunsch ähnelt der des Römerbriefes oder auch des ersten Korintherbriefes53. Auffällig ist lediglich V. 14, der scheinbar nicht in den Fluss von Anweisungen und Grüßen hineinpasst und wie ein Nachtrag oder Einschub wirkt. V.12: Als Situation ist vorausgesetzt, dass Artemas und Tychikos bei Paulus sind, von denen einer Titus bald in Kreta ablösen soll, damit dieser zu Paulus kommen kann. Warum Paulus seinen Mitarbeiter bei sich haben will und warum er sich beeilen soll, bleibt offen. Allerdings wird man den Hinweis zur Eile (σπούδασον ἐλθεῖν) nicht zu eng im Sinne eines unmittelbaren Kommens verstehen dürfen. Abgesehen davon, dass derartige Aussagen im Kontext persönlicher Notizen zur Briefphraseologie gehören und daher kaum allzu wörtlich verstanden 53. Vgl. H. MERKEL, DiePastoralbriefe(NTD, 9/1), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1991, p. 106. Vgl. 1 Kor 16,6, wo Paulus davon spricht, vielleicht in Korinth den Winter verbringen zu wollen; eine „Abhängigkeit“ ist freilich nicht erkennbar; vgl. hingegen die entsprechende Vermutung bei OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 196. 13

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werden sollten54, hängt diese Aufforderung vielmehr mit der Angabe zusammen, Paulus werde in Nikopolis den Winter verbringen – offenbar mit der Aussicht, die Stadt im Frühjahr wieder zu verlassen; und spätestens bis zum Winteranfang soll Titus es zu Paulus geschafft haben55. Es ist daher auch kein eigentlicher Widerspruch, den Mitarbeiter einerseits zur Eile bzw. – der Grundbedeutung des Stammes σπουδ- entsprechend – zum eifrigen Bemühen um ein baldiges Kommen aufzufordern, andererseits ihm einen zwar verhältnismäßig kurzen aber doch ausführlichen Brief für seine Wirksamkeit in Kreta zu schreiben. Dabei wird man berücksichtigen müssen, dass die Anweisungen des Titusbriefes im Blick auf die kretischen Gemeinden und ihre Leiter auch für denjenigen Mitarbeiter gelten, den Paulus zur Ablösung des Titus schicken will56 und daher nicht nur für Titus allein von Bedeutung sind. Ein Artemas ist in der paulinischen Tradition sonst nicht bekannt. Der Name ist eine Kurzform von Ἀρτεμίδωρος („Geschenk/Gabe der Artemis“)57 und somit paganen Ursprungs, lässt aber keine Rückschlüsse auf eine heidenchristliche Herkunft des Artemas zu58. Im Duktus der alternativen Formulierung Artemas oder Tychikos schwingt eine gewisse Unsicherheit mit, ob nicht doch vielleicht Tychikos für die Ablösung des Titus geeigneter ist. Tychikos stammt nach Apg 20,4 aus der Asia, was mit seiner Erwähnung der asiatischen Gemeinde von Kolossä gegenüber als „geliebter Bruder und zuverlässiger Diener und ‚Mitknecht‘ im Herrn“ in Kol 4,7 (vgl. Eph 6,21) korrespondiert. Apg 20,4 setzt zugleich voraus, dass er neben anderen Mitarbeitern Paulus auf seiner letzten Reise nach Jerusalem und – so könnte man es jedenfalls anhand des Szenariums vermuten – ihn später auch auf der Romreise begleitet hat. Zieht man 2 Tim 4,12 hinzu (Τύχικον δὲ ἀπέστειλα εἰς Ἔφεσον), dann hat Paulus Tychikos nicht nach Kreta geschickt, wie nach Tit 3,12 zumindest als Absicht 54. Vgl. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 194: Unter dem Vorzeichen der Fiktion sei das Motiv der Eile – wie die persönlichen Angaben insgesamt – als „Kennzeichen des pseudepigraphischen Charakters der Pastoralbriefe zu bewerten“. 55. Vgl. dazu näher unten Abschnitt IV.4; ähnlich in 2 Tim 4,21: σπούδασον πρὸ χειμῶνος ἐλθεῖν, vgl. 4,9. 56. Die Ablösung des Titus in Kreta sieht OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 196, unter dem Vorzeichen der „Amtsübergabe“. 57. Vgl. BDR, §125(3). 58. Vgl. zur verbreiteten Verwendung von griechisch-römischen Namen mit theophoren Elementen in hellenistisch-jüdischen Familien T. ILAN, JüdischeIdentitätunddieNamenvon JudeninderAntike, in R. DEINES – J. HERZER – K.-W. NIEBUHR (eds.), NeuesTestamentund hellenistisch-jüdischeAlltagskultur.WechselseitigeWahrnehmungen,III.InternationalesSymposium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti, 21.–24. Mai 2009 in Leipzig (WUNT, 274), Tübingen, Mohr Siebeck, 2011, 201-216.

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notiert ist, sondern nach Ephesus, d.h. zurück an den Ort, wo er offenbar schon vorher bekannt und anerkannt war59. Nimmt man jedoch die Personalnotizen über Tychikos von 2 Tim 4,12 und Tit 3,12 zusammen, ergibt sich notwendig die Schlussfolgerung, Paulus habe letztlich doch Artemas nach Kreta zur Ablösung des Titus entsandt. Unklar bliebe dabei unter der Voraussetzung einer pseudepigraphischen Konzeption, warum Artemas in 2 Tim 4 nicht – wie Titus und Tychikos – erneut genannt ist, um das Personalkonzept stringenter zu machen. V.13: Wie Artemas so ist auch Zenas (abgeleitet von Ζηνόδωρος – „Geschenk/Gabe des Zeus“60) sonst im Neuen Testament unbekannt, doch wird er immerhin näher als νομικός vorgestellt, d.h. als Rechtsgelehrter61 oder Jurist62 bzw. konkret als Anwalt63. Unsicher ist hierbei, ob der Begriff νομικός an dieser Stelle speziell auf die Gelehrsamkeit im jüdischen Gesetz zu beziehen ist (vgl. die spärliche Verwendung in Lk 7,30; 10,25; 11,45-46.52; 14,3; sowie Mt 22,35), was im Kontext des Titusbriefes nicht unmöglich ist (vgl. die Auseinandersetzung mit jüdischen Gegnern in 1,10-15 sowie die Warnung vor μάχαι νομικαί in 3,9), aber in der Regel abgelehnt wird64. Ebenso wenig lässt sich aber aus dem griechischen Namen ableiten, Zenas sei Experte nicht im jüdischen, sondern im griechischen oder römischen Recht gewesen65. Wichtig ist im Textzusammenhang, dass die Bezeichnung des Zenas als νομικός – wenn sie nicht sinnlos sein soll – in Beziehung zu setzen ist mit der Forderung, ihn zu Paulus zu schicken, also in der Situation begründet liegt: Auch ein im jüdischen Gesetz Gelehrter kann als Anwalt in einer persönlichen Angelegenheit fungieren66. Darüber hinaus ist der Begriff noch einmal von dem des νομοδιδάσκαλος in 1 Tim 1,7 zu unterscheiden, womit dort der Anspruch der Gegner benannt ist, Lehrer bzw. Ausleger des jüdischen Gesetzes zu sein (vgl. 1,8-9). 59. Daher rührt wohl auch die pseudepigraphische Erwähnung des Namens in Eph 6,21, ein Vers, der darüber hinaus geradezu als Zitat aus Kol 4,7 anmutet, vgl. G. SELLIN, DerBrief andieEpheser (KEK, 8), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, pp. 490-491. 60. Vgl. BDR, §125,3. 61. So die Übersetzung bei BROX, Pastoralbriefe (n. 31), p. 312 und OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 193. 62. Vgl. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 197. 63. HASLER, Pastoralbriefe (n. 18), p. 99. 64. Vgl. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 197. 65. So P.H. TOWNER, The Letters to Timothy and Titus (NICNT), Grand Rapids, MI – Cambridge, Eerdmans, 2006, p. 802; vgl. oben die Bemerkungen zu Artemas und die Namensgebung in hellenistisch-jüdischen Familien. 66. W. GUTBROD, Art. νομικός, in ThWNT 4 (1942) 1080-1081, weist ferner darauf hin, dass die Nachstellung des Juristentitels geläufig ist und die Formulierung in Tit 3,12 dem entspricht.

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Der Name Apollos hingegen verweist wahrscheinlich auf jenen einflussreichen und anerkannten Verkündiger, den Paulus insbesondere im Zusammenhang mit Korinth erwähnt (1 Kor 1,12 – neben sich selbst, Kephas und Christus; 3,4-6.22; 4,6; 16,12). Lukas stellt ihn als alexandrinischen Juden vor, der wortgewandt und schriftgelehrt in Ephesus lehrte, bevor er nach Korinth kam (Apg 18,24–19,1). Beide – Zenas und Apollos – sind also gelehrte Personen, der eine als Jurist, der andere insbesondere als Rhetor und mit der jüdischen Tradition Vertrauter. Inwiefern dies mit der im Titusbrief vorausgesetzten Situation zusammenhängt, wird zu fragen sein67. Die Aufforderung an Titus, sie sorgfältig für ihren weiteren Weg auszurüsten, identifiziert die beiden Personen nicht als „wandernde Evangelisten“68 oder – zumindest nicht in erster Linie – als Überbringer des Briefes69, sondern ist aufgrund des Kontextes wahrscheinlich eher mit der Situation des Paulus zu korrelieren. Unter diesen Voraussetzungen gewinnt V.14 dann doch ein anderes Gewicht und ist nicht nur ein Nachtrag, der in allgemeiner Weise bereits Gesagtes wiederholt70. Es werden damit vielmehr die paränetischen Ausführungen zu den „guten Werken“ in Tit 2,14; 3,1 und vor allem 3,8 aufgenommen und exemplarisch auf die Verhaltensweisen in der Paulusgruppe (οἱ ἡμέτεροι) übertragen. Die betonte Hervorhebung der „Unseren“ (οἱ ἡμέτεροι) sowie der Anschluss mit δὲ καί legen nahe, dies auf die im vorangehenden Vers genannten Personen zu beziehen71 und gleichsam das, was in 3,1-8 über die guten Werke und ihren soteriologischen Grund gesagt wurde, den beiden Personen nun konkret vor Augen zu halten und sie so zu ermutigen und zu motivieren für das, wofür Paulus sie benötigt und Titus sie ausrüsten soll. Daher ist ebenfalls wahrscheinlich, dass sich die ἀναγκαῖαι χρεῖαι nicht nur auf die für die Reise notwendige Ausrüstung beziehen, sondern wohl auch die Bedürfnisse im Blick hat, die 67. Zur Gesamtinterpretation s.u. Abschnitt IV.4. 68. SCHLATTER, Kirche (n. 20), p. 209, mit Hinweis auf 1 Kor 9,14; 2 Kor 11,7-9. 69. So z.B. F.J. SCHIERSE, DiePastoralbriefe (WB, 10), Düsseldorf, Patmos, 1968, p. 176; HOLTZ, Pastoralbriefe (n. 20), p. 237. Aus dem Text geht nicht hervor, dass Zenas und Apollos zu den Amtsträgern der Gemeinde gehören, vgl. in diesem Sinne OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 198. 70. In diesem Sinne DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 114: „Verallgemeinerung von 13“. 71. Diese Bezeichnung ist in einem vergleichbaren Sinn sonst nur noch in Mart.Pol. 9.1 belegt und auf die Gemeindeglieder bezogen, die Polykarp bei seinem Gang in das Stadion rufen hört. Sie ist also keineswegs so geläufig, dass eine Adressatengemeinde sie sogleich auf sich beziehen würde. Auch bei einer Fiktion wäre in der Aufforderung von V. 13 zunächst Titus im Blick auf Zenas und Apollos angesprochen – und somit macht der Kontext den Bezug deutlich.

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den Apostel in seiner Situation beschäftigen. Die Wendung wird auch sonst zumeist auf die Bedürfnisse des alltäglichen Lebens bezogen72. V.15: Der abschließende Gruß ist erstaunlich knapp und setzt voraus, dass der Empfänger die ungenannten Personen kennt – sowohl die, die sich bei Paulus befinden als auch die Glaubensgeschwister (τοὺς φιλοῦντας ἡμᾶς ἐν πίστει), die zu grüßen sind. Die Verwendung von φιλοῦντες im Briefgruß ist als Konvention belegt73, ἐν πίστει entspricht etwa dem Gruß ἐν Χριστῷ von Phil 4,21. Die Grüße an die Geschwister sind auch der Grund dafür, dass der bei Paulus geläufige Gnadenwunsch am Schluss eines persönlichen Briefes im Plural gehalten ist (vgl. ähnlich Phlm 25; 2 Tim 4,22). In den Gemeindebriefen hat der Gnadenwunsch meist die – jeweils leicht veränderte bzw. erweiterte – Grundform ἡ χάρις τοῦ κυρίου Ἰησοῦ (Χριστοῦ) μετὰ (τοῦ πνεύματος) ὑμῶν (Röm 16,20; 1 Kor 16,23; 2 Kor 13,13; Gal 6,18; Phil 4,23; 1 Thess 5,28; Phlm 25); die Kurzform wie in den Pastoralbriefen (vgl. auch 2 Tim 4,22; 1 Tim 6,21 – jeweils ohne πάντων) findet sich noch in Kol 4,18 sowie in Hebr 13,25. In der Auslassung der Christusformel eine gegenüber Paulus veränderte, d.h. „umfassendere“ Bedeutung von χάρις zu vermuten74, ist daher nicht notwendig. IV. THEMATISCHE SCHWERPUNKTE IN TITUS 3 Nach Tit 3 stellt Gottes menschenfreundliches Handeln aus Gnade zugunsten aller Menschen die Basis dar, auf der alle Glaubenden ihrerseits gegenüber allen Menschen handeln sollen. Dabei kommt offenbar der Unterordnung unter weltliche Herrschaftsstrukturen eine besondere Bedeutung zu. Daraus lässt sich erschließen, dass für den Autor die Loyalität gegenüber den gegebenen gesellschaftlichen, staatlichen und wohl auch gemeindlichen Autoritätsstrukturen zur Voraussetzung wird, unter der ein allen Menschen „nützliches“ Handeln möglich ist. Dies korrespondiert in der Sache mit jenem Topos vom „ruhigen und frommen Leben“, der im ersten Timotheusbrief ausdrücklich so formuliert wird (1 Tim 2,2; vgl. 1 Thess 4,11; 2 Thess 3,12) und eigentlich auch im Kontext von Tit 3 zu erwarten wäre. Inwiefern die Auslassung der sprachlichen Konkretion signifikant ist, wäre zu fragen, vor allem vor dem Hintergrund dessen, dass in 72. Vgl. Philo, Jos. 243; Spec. Leg. 2.65 (εἰς τὰς πρὸς τὸ ζῆν ἀναγκαίας χρείας ἐργάσασθαι); Decal. 99 (πρὸς τὰς ἀναγκαίας τοῦ βίου χρείας); Virt. 104; sowie Diodorus Siculus 1.34.11. 73. Vgl. DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 116. 74. So OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 201.

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der Explikation des Bekenntnisses deutlich erkennbar imperiale Sprache und Begrifflichkeit aufgenommen und auf Gott bezogen wird. Dies bietet der erste Timotheusbrief in dieser Weise nicht, geht also mit seinem Grundsatz des „ruhigen und stillen Lebens“ paränetisch verallgemeinernd über den konkreten Hintergrund des Titusbriefes hinaus. Damit wird zugleich der Duktus des ersten Timotheusbriefes im Sinne einer grundsätzlichen Orientierung der Gemeinde generalisiert. Im Titusbrief hingegen wird die imperiale Begrifflichkeit oft im Sinne einer subversiven und antiimperialen Haltung interpretiert. Es wird zu prüfen sein, inwiefern dies berechtigt ist75. Zur Semantik der imperialen Sprache in Tit 3 gehören die Begriffe χρηστότης und φιλανθρωπία ebenso wie θεὸς σωτήρ, ἐπιφάνεια, χάρις, μακάρια ἐλπίς. Dem kann hier im Einzelnen nicht nachgegangen werden, so dass nur einige wichtige Aspekte exemplarisch hervorzuheben sind. 1. Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes und das Problem der imperialenMacht Die Charakterisierung von Gottes Handeln mit den Begriffen χρηστότης und φιλανθρωπία ist einzigartig im Neuen Testament. Beide Eigenschaften des göttlichen Handelns werden auf Christus fokussiert: Er inpersona ist bzw. repräsentiert die Erscheinung von Gottes Güte und Menschenfreundlichkeit76. Auf dem Hintergrund der „Außenperspektive“ in V. 1, 75. Vgl. dazu den Beitrag von Margaret MacDonald in diesem Band, pp. 87-109 mit Blick auf den zweiten Timotheusbrief. 76. Vgl. L. OBERLINNER, Die‚Epiphaneia‘desHeilswillensGottesinJesusChristus.Zur GrundstrukturderChristologiederPastoralbriefe, in ZNW 71 (1980) 182-213, der insbesondere das Zusammenspiel von gegenwärtiger und zukünftiger Perspektive der Epiphanie-Vorstellung hervorhebt (bes. pp. 200-203), und die Christologie der Pastoralbriefe insgesamt als „Epiphaniechristologie“ bezeichnet (pp. 211-212), im Anschluss an W.E. PAX, Epiphaneia. EinreligionsgeschichtlicherBeitragzurbiblischenTheologie (MTSt, 1/10), München, Zink, 1955, sowie D. LÜHRMANN, Epiphaneia.ZurBedeutungsgeschichteeinesgriechischenWortes, in G. JEREMIAS u.a. (eds.), Tradition und Glaube. Das frühe Christentum in seiner Umwelt (FS K.G. Kuhn), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1971, 185-199. Den Zusammenhang von Epiphanie und Christologie betont auch V. HASLER, Epiphanie und Christologie in den Pastoralbriefen, in TZ 33 (1977) 193-209. Nach Hasler entwirft der Verfasser der Pastoralbriefe „eine eigenständige Offenbarungstheologie“, der „die Christologie so eingeordnet (wird), daß sie ihre soteriologische Selbständigkeit verliert und lediglich eine funktionale Rolle in einem Heilssystem erfüllt, das ganz dem Epiphanieschema verpflichtet ist und die Transzendenz Gottes bewahrt“ (p. 197). Diese allerdings eher negative Bestimmung des Verhältnisses von Epiphanie und Christologie wird dem komplexen Befund in den Pastoralbriefen, insbesondere in Tit 3, kaum gerecht. Das Problem wird dadurch angezeigt, dass Hasler die wesentlichen Begründungszusammenhänge für diese These aus dem ersten Timotheusbrief gewinnt und für die Pastoralbriefe insgesamt reklamiert. Vgl. zum Ganzen HERZER, Menschenfreundlichkeit (n. 11), passim.

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die auf Loyalität und angemessenes Verhalten innerhalb der gesellschaftlichen Strukturen ausgerichtet ist, bekommt das folgende theologische Argument mit dem Wortfeld „Güte“, „Freundlichkeit“, „Retter“ und „erscheinen“ in der Tat eine gewisse subversive Intention. Es ist immer wieder zu Recht darauf hingewiesen worden, dass dieses Begriffsfeld eine spezifische Rolle in der Sprache des römischen Imperiums für die Beschreibung der Haltung des Kaisers dem Volk gegenüber spielten77, insbesondere hinsichtlich des semantischen Zusammenhanges von ἐπιφάνεια/ ἐπιφαίνειν und σωτήρ/σωτηρία78. Von Gott in dieser Weise zu sprechen und kaiserliche Herrschaftsattribute auf Gott zu übertragen, hat das Potential, die Herrschaft des Kaisers zu untergraben. Dies steht in einer eigentümlichen Spannung zur Forderung nach Loyalität, weil für Christen die Autorität Gottes die Macht des Kaisers wie aller gesellschaftlichen Instanzen und Strukturen übersteigt. Loyalität und Unterordnung staatlichen und gesellschaftlichen Mächten gegenüber müssen daher in ein Verhältnis zur Autorität Gottes bzw. Christi gesetzt werden. Während Paulus den Begriff χρηστότης sowohl als menschliche Eigenschaft (Röm 3,12; 1 Kor 13,4; 2 Kor 6,6; Gal 5,22; vgl. Kol 3,12; Eph 4,32) als auch als Eigenschaft Gottes (bes. Röm 2,4 [Gottes Güte leitet zur Buße]; 11,22; vgl. Eph 2,7) verwendet, kommt der Begriff φιλανθρωπία bei ihm sonst nicht vor und ist sowohl im Neuen Testament als auch in der 77. Vgl. bes. C. SPICQ, LaPhilanthropiehellénistique,vertudivineetroyale.Àproposde Ti 3,4, in Studia Theologica 12 (1958) 169-191, pp. 181-190, mit der abschließenden Feststellung: „Cette ‚épiphanie‘ est celle du ‚Roi des Rois’ (ITim. VI,15), c’est-à-dire du seul vrai Dieu (ITim. I,17) dont la providence éclipse celle des souverains terrestres“ (p. 190). Neben Tit 3,4 findet sich das Begriffsfeld φιλανθρωπία κτλ. im Neuen Testament nur noch in Apg 27,3 und 28,2 bezogen auf menschliche Tugend. Vgl. ferner R. LE DÉAUT, ΦΙΛΑΝΘΡΩΠΙΑdans lalittératureGrecquejusqu’auNouveauTestament(TiteIII,4), in MélangesE.Tisserantvol. I (Studi e Testi, 231), Vatikanstadt, Bibliotheca Apostolica Vaticana, 1964, 255-294; OBERLINNER, ‚Epiphaneia‘ (n. 76), pp. 197f; WOLTER, Pastoralbriefe (n. 24), pp. 64f n. 4. Zur Problematik vgl. auch A. STANDHARTINGER, EusebeiaindenPastoralbriefen.EinBeitragzumEinfluss römischenDenkensaufdasentstehendeChristentum, in NovT 48 (2006) 51-82. 78. Vgl. LÜHRMANN, Epiphaneia (n. 76), pp. 189-193: ἐπιφάνεια ist primär das rettende Eingreifen der Götter zugunsten der Menschen. Lührmann betont, dass „(d)ie religiöse Verwendung des Wortes … nichts mit dem Herrscherkult zu tun (hat), ἐπιφάνεια ist nicht Synonymon zu παρουσία“ (ibid., p. 191). Doch die Belege bei A. DEISSMANN, LichtvomOsten. DasNeueTestamentunddieneuentdecktenTextederhellenistisch-römischenWelt, Tübingen, Mohr, 41923, p. 318 n. 4 sowie p. 320, legen – trotz der Kritik Lührmanns – nach wie vor nahe, dass es hier eine semantische Breite in der Verwendung des Begriffes ἐπιφάνεια gegeben hat, der gerade im Kontext des Herrscherkultes dem der παρουσία nahe steht (vgl. in anderem Zusammenhang auch 2 Thess 2,8). Zur Genese des σωτήρ-Begriffs und seinem Gebrauch im Neuen Testament vgl. insbesondere die umfassende Studie von F. JUNG, ΣΩΤΗΡ.StudienzurRezeptioneineshellenistischenEhrentitelsimNeuenTestament (NTA. NF, 39), Münster, Aschendorff, 2002.

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Septuaginta überhaupt selten. Die beiden einzigen neutestamentlichen Belege sind Apg 28,2 für das Nomen sowie Apg 27,3 für das Adverb, jeweils auf Menschen bezogen. Der Befund, dass der Begriff der alttestamentlichen Tradition fremd und erst in jüdisch-hellenistischen Schriften spärlich belegt ist79, macht deutlich, dass er – wie andere Begriffe in den Pastoralbriefen auch – seinen Hintergrund eher in der griechischen Popularphilosophie hat und von da – wie vor allem Josephus und Philo zeigen (s.u.) – auch in die jüdisch-hellenistische Literatur aufgenommen wurde. Interessant sind die Belege aus der Sapientia Salomonis, nach denen Menschenfreundlichkeit eine Eigenschaft der Weisheit ist (Sap 1,6; 7,23) und von daher zur Eigenschaft des Gerechten werden soll (12,19)80. Bei Josephus sind bis auf eine Ausnahme alle Belege des Begriffes auf Menschen bezogen; allein in Ant. 1.24 ist er – hier allerdings recht grundsätzlich – auf Gott bezogen, und zwar im einleitenden Appell an die Leser, sie mögen die Geschichtsdarstellung recht beurteilen und feststellen, dass darin nichts der Hoheit und Menschenfreundlichkeit Gottes widerspricht81. Die Zusammenstellung der Begriffe χρηστότης und φιλανθρωπία findet sich bei Josephus als Charakterisierung menschlicher Eigenschaften nur in Ant. 10.164 (vgl. auch Philo, Spec. Leg. 2.141; Leg. Gai. 73.3; Jos. 176 u.ö.: χρηστὰ καὶ φιλάνθρωπα)82, wobei immerhin deutlich wird, dass sich die beiden Begriffe semantisch nahe stehen. Von Mose kann Philo, Spec. Leg. 2.63, sagen, er habe sein Leben πρὸς θεὸν δι’ εὐσεβείας καὶ ὁσιότητος καὶ τὸ πρὸς ἀνθρώπους διὰ φιλανθρωπίας καὶ δικαιοσύνης geführt. In Ant. 1.96 nennt Josephus Gottes Güte als Grund für die Verschonung der Menschheit nach der Sintflut, nach Ant. 11.144 ist es Gottes Güte zu verdanken, dass Israel die Sünden vergeben werden und ihm nach dem Exil Jerusalem und das Land zurückgegeben wird – neben Ant. 12.21 und 20.90 die einzigen Belege, an denen der Begriff χρηστότης auf Gott bezogen ist, wobei an anderen Stellen die Bedeutung „Menschlichkeit“ mitschwingt (vgl. z.B. Ant. 10.164; 2.157; 7.184). Auch nach Philo, Quaest.Gen. 2.54b gilt: Χρηστὸς ὢν καὶ φιλάνθρωπος ὁ θεός. Ein Gottesbezug liegt ferner vor in MartJes. 3.9; ApkMos. 42.2; ApokrEz. 4.1; TestAbr. 2.2, 4. Aufschlussreich für den traditionsgeschichtlichen Hintergrund sind insbesondere diejenigen Belege, an denen der Begriff φιλανθρωπία eine

79. 1 Esra 8,10; Est 8,12; 2 Makk 4,11; 6,22; 9,27; 3 Makk 3,15.18.20; 4 Makk 5,12; Sap 1,6; 7,23; 12,19. Die relativ wenigen verstreuten Belege zeigen, dass der Begriff in der jüdischen Tradition keineswegs geläufig war. 80. Vgl. ferner z.B. EpArist. 265; 290; PseudHekat. 6.5 (von Ptolemaios); das Adjektiv in TestAbr. II 2.4; EpArist. 36; 208; das Verbum EpArist. 257. 81. οὔτ’ ἄλογον αὐτοῖς οὔτε πρὸς τὴν μεγαλειότητα τοῦ θεοῦ καὶ τὴν φιλανθρωπίαν ἀνάρμοστον. 82. In Virt. 51ff widmet Philo neben ἀνδρεία und εὐσέβεια einen ganzen Abschnitt der φιλανθρωπία.

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Eigenschaft des Herrschers gegenüber seinen Untergebenen benennt83. Philanthropie als Eigenschaft der Götter (vgl. Artemidoros 4.22) geht auf den Herrscher über. Nach Themistios, Oratio 1.8 ist Menschenfreundlichkeit die „königlichste“ der Tugenden schlechthin und allein als Prädikat und Name Gottes würdig. Umso signifikanter ist es, wenn diese Tugend auf den Kaiser übertragen wird (vgl. Themistios, Oratio 11.147). „Der Philanthrop schlechthin ist ein Souverän, tugendhaft per definitionem, der seinen Untertanen verpflichtet ist und ihnen Privilegien und Geschenke gewährt aus Güte und Mitleid ebenso wie aus Gerechtigkeit und Großmut“84. Die entscheidenden Charakteristiken der Philanthropie sind die Großzügigkeit und Güte85.

Vor diesem traditionsgeschichtlichen Hintergrund wird das Potential imperialer Semantik in Tit 3 in ihrer Übertragung auf Gott anschaulich. Allerdings lässt sich dem Text selbst keine explizite Kritik an imperialen Machtstrukturen entnehmen, auch ist nicht konkret von „Königen“ die Rede, wie etwa in 1 Tim 2,286, so dass nicht nur die Verwendung imperialer Begrifflichkeit und die als Erinnerung formulierte und daher scheinbar selbstverständliche Forderung von Unterordnung unter die weltlichen Herrschaftsstrukturen zu korrelieren sind. Im Blick auf die Frage nach der Loyalität sind darüber hinaus die Macht des Kaisers und die von seiner Macht bestimmten gesellschaftlichen Strukturen mit Gottes Autorität in ein angemessenes Verhältnis zu setzen. Diese Verhältnisbestimmung ist dahingehend vorzunehmen, dass nur unter der Voraussetzung und Anerkennung von Gottes Autorität dem Staat und der Gesellschaft gegenüber Loyalität eingefordert werden kann. Aus dieser Perspektive korrespondiert die von den Glaubenden erwartete „Freundlichkeit gegenüber allen Menschen“ (3,2) mit Gottes eigener „Güte und Menschenfreundlichkeit“ (3,4)87. Gottes Güte ist es, die die Menschen 83. So bereits die in n. 79 genannten Belege aus der LXX; vgl. ferner Philo, Spec.Leg. 2.63; Abr. 208; Prob. 83f, vgl. dazu SPICQ, Philanthropie (n. 77), pp. 176-181. 84. Ibid., p. 186: „… le philanthrope κατ’ ἐξοχήν est un souverain, vertueux par définition, attaché à ses sujets et qui leur octroie privilèges et dons, autant par bonté et pitié que par justice et magnanimité“. Spicq hat die Bandbreite des Begriffes der Philanthropie zusammengestellt und sieht diese Vielschichtigkeit in der Verwendung in Tit 3,4 aufgenommen. 85. Ibid., mit Hinweis auf Pseudo-Aristoteles, Von Tugenden und Lastern 1250 b 32; Priene-Inschrift CXII.59; CXIII.55; CXVIII.29. 86. Vgl. auch 1 Petr 2,13. Wie in Tit 3 so vermeidet auch Paulus in Röm 13 die explizite Erwähnung des Kaisers. 87. Zwischen χρηστότης und φιλανθρωπία ist kein erkennbarer Unterschied. Beide Begriffe sollten als Hendiadyoin verstanden werden, gleichsam als zwei Seiten einer Medaille, vgl. dazu den o.g. Beleg bei Philo, Quaest.Gen. 2.54b; zum Gebrauch von χρηστότης vgl. z.B. Röm 2,4; 11,22 (χρηστότης bezogen auf Gott, vgl. Eph 2,7) sowie 2 Kor 6,6; Gal 5,22;

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aus den Zusammenhängen der Vergangenheit rettet, indem er ihnen sein Erbarmen (V. 5) bzw. seine Gnade (V. 7) gewährt und dadurch neue Lebensperspektiven eröffnet. Der so in der Taufe „Neugeborene“ und durch den Geist „Erneuerte“ (3,5) soll daher seinerseits entsprechend leben. Das Wirken des Heiligen Geistes ist unter diesen Voraussetzungen als diejenige Kraft zu verstehen, die es dem Glaubenden ermöglicht, Gottes Handeln im eigenen Handeln anderen Menschen gegenüber zu entsprechen88. Diese Art der ethischen Argumentation wurde als für die Pastoralbriefe charakteristischer Ausdruck eines „bürgerlichen Christentums“ verstanden, und zwar im Sinne der Vorstellung eines entwickelten, etablierten und an die Gesellschaft assimilierten Status der christlichen Gemeinde, der sich von der charismatischen Dynamik paulinischer Ethik und Ekklesiologie weit entfernt habe89. Doch ist es problematisch, darin einen Gegensatz zu konstruieren, denn es ist genau diese „bürgerliche“ Dimension des christlichen Glaubens innerhalb einer nichtchristlichen Gesellschaft, die den Kern des ethischen Arguments ausmacht und kaum als Hinweis auf einen späteren Status eines „assimilierten Christentums“ aufzufassen ist. Es ist diese „bürgerliche“ Dimension, präziser: die nach außen gerichtete Dimension christlichen Glaubens in der Welt, die bereits Paulus auf unterschiedliche Weise zur Sprache bringt und die hier in einer bestimmten Konkretion aufgegriffen und fortgeführt wird90. Von Anfang an hatten die christlichen Gemeinden nicht nur mit ihren inneren Strukturen und Auseinandersetzungen zu kämpfen, sondern dabei stets auch die Erscheinung der Gemeinde gegenüber Außenstehenden bzw. der Gesellschaft zu reflektieren. Kol 3,12 (χρηστότης bezogen auf die Glaubenden, negativ auch Röm 3,12). Die Ergänzung φιλανθρωπία in Tit 3,4 könnte durch den spezifischen Kontext veranlasst sein, in dem es um Loyalität in der Gesellschaft geht. 88. Vgl. zu diesem Zusammenhang O. MERK, GlaubeundTatindenPastoralbriefen, in ZNW 66 (1975) 91-102; MARSHALL, FaithandWorks (n. 21), passim; zum Glaubensbegriff in den Pastoralbriefen neuerdings umfassend B. MUTSCHLER, GlaubeindenPastoralbriefen. PistisalsMittechristlicherExistenz (WUNT, 256), Tübingen, Mohr Siebeck, 2010. 89. Vgl. LÖNING, Epiphanie (n. 7), pp. 107-109, 117-124, der diese Charakterisierung bestreitet und damit auch positive Interpretationsversuche des Begriffes „Bürgerlichkeit“, wie etwa bei R. SCHWARZ, BürgerlichesChristentumimNeuenTestament.EineStudiezuEthik, Amt und Recht in den Pastoralbriefen (ÖBS, 4), Klosterneuburg, Österreichisches Katholisches Bibelwerk, 1983, „grundsätzlich“ für verfehlt hält (vgl. LÖNING, Epiphanie [n. 7], p. 107 n. 1). Vgl. auch M. REISER, Bürgerliches Christentum in den Pastoralbriefen?, in Bib 74 (1993) 27-44. WEISER, Verantwortung (n. 17), pp. 48-49, plädiert dafür, diese Begrifflichkeit ganz zu vermeiden. Vgl. zur Problematik HERZER, SpracheundStilderPastoralbriefe (n. 4), passim. 90. Neben insbesondere Röm 13,1-7 vgl. z.B. 1 Thess 4,11f.; 1 Kor 5,1; 6,1; 11,2-16 u.a.

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2. DieEpiphaniedes„Retter-Gottes“unddieHoffnungderGlaubenden Ein besonderes Problem in den Pastoralbriefen insgesamt und im Titusbrief im Besonderen ist die Verhältnisbestimmung zwischen Gott und Christus91. In den Pastoralbriefen können beide als Retter bezeichnet werden92, wobei der Befund durchaus unterschiedlich ausfällt. Während im ersten Timotheusbrief ausschließlich Gott als σωτήρ benannt wird (1,1; 2,3; 4,10), ist es im zweiten Timotheusbrief ausschließlich Christus (1,9f; vgl. 4,18; in 1,9 wird der Vorgang der Rettung mit Gott verbunden). Im Titusbrief hingegen werden Gott und Christus als Retter bezeichnet, und zwar jeweils in einem unmittelbaren Zusammenhang (Tit 1,3.4; 2,10.11.13; 3,4.6). Dieser Sprachgebrauch des Titusbriefes wirft die Frage auf, ob hier Gott und Christus noch unterschieden sind oder ob bereits Christus mit bzw. sogar als Gott identifiziert wird. Bevor diese Frage für Tit 3 erörtert wird, soll das Problem zunächst an der Wendung in Tit 2,13 veranschaulicht werden, da die Epiphanieaussage von Tit 3 mit derjenigen von Kap. 2 korrespondiert. Die Aussage in Tit 2,13: προσδεχόμενοι τὴν μακαρίαν ἐλπίδα καὶ ἐπιφάνειαν τῆς δόξης τοῦ μεγάλου θεοῦ καὶ σωτῆρος ἡμῶν Ἰησοῦ Χριστοῦ, kann zunächst folgendermaßen übersetzt werden: „… erwartend die selige Hoffnung und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes sowie unseres Retters Jesus Christus“. In dieser Übersetzung ist vorausgesetzt, dass nicht Christus als „großer Gott“ bezeichnet wird, sondern Gott und Christus unterschieden bleiben: Die hoffnungsvolle Erwartung richtet sich auf die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und zugleich auf die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus. Eine andere Möglichkeit wäre, beides zusammen zu ziehen und das Pronomen ἡμῶν auf θεός und σωτήρ gleichermaßen zu beziehen, und zwar im Sinne der Erwartung der „Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters“ – nämlich Jesus Christus, wodurch Jesus Christus als eben jener große Gott und Retter identifiziert würde93. Sprachlich möglich 91. DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 8, sprechen von einem „eigentümlich schwebende[n] Verhältnis zwischen Gott und Christus“. 92. Vgl. dazu C. BÖTTRICH, „GottundRetter“.Gottesprädikationeninchristologischen Titeln, in NZST 42 (2000) 217-236, bes. pp. 222-228;M. KARRER,Jesus,derRetter(Sôtêr). Zur Aufnahme eines hellenistischen Prädikats im Neuen Testament, in ZNW 93 (2002) 153-176. 93. Vgl. in diesem Sinne u.a. F.F. BRUCE, „OurGodandSaviour“:ARecurringBiblical Pattern, in S.G.F. BRANDON (ed.), TheSaviourGod:ComparativeStudiesintheConceptof Salvation, Manchester, Manchester University Press, 1963, 51-66; M.J. HARRIS, Jesus as God:TheNewTestamentUseofTheosinReferencetoJesus, Grand Rapids, MI, Baker Book,

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wäre schließlich auch, das καί explikativ zu verstehen im Sinne von „das heißt“. Dann ginge es um die Erwartung der Herrlichkeit des großen Gottes, d.h. um die Erwartung unseres Retters Jesus Christus. In diesem Fall wäre die Aussage präziser gefasst: Da im ersten Teil nicht von der Erwartung Gottes selbst, sondern seiner Herrlichkeit als einer maßgeblichen Eigenschaft Gottes die Rede ist, wäre Jesus Christus dann unser Retter, der diese Eigenschaft, sc. die Herrlichkeit Gottes, repräsentiert. Es ginge dann also um die Erwartung Christi als des Repräsentanten der Herrlichkeit Gottes. Auch hierbei wären Gott und Christus nicht miteinander identifiziert, sondern blieben unterschieden. Das Gottesepitheton μέγας θεός ist dabei durchaus ungewöhnlich und im Neuen Testament singulär. In der antiken Welt jedoch ruft es bestimmte Assoziationen wach, die wohl in diesem Kontext auch beabsichtigt sind. Bruno Müller hatte in einer eindrucksvollen Sammlung gezeigt, in welch hohem Maße die Wendung μέγας/μέγιστος θεός allein in der griechischen Mythologie des Mittelmeerraumes verbreitet war94. Auch Josephus kennt und verwendet sie für den Gott Israels95. Homer z.B. nennt Poseidon μέγας θεός (Ilias 8.200), Platon lässt einen Athener Sonne und Mond als große Götter bezeichnen (Leg. 7.821b). Interessant sind vor allem jene Belege, in denen die Gottesbezeichnung auf Herrscher und römische Imperatoren – genannt werden Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius, Domitian, Trajan, Hadrian oder Marc Aurel – übertragen wird96. Zitiert sei lediglich eine Inschrift aus dem Jahr 38 n. Chr., deren Widmung dem Caligula μεγίστῳ καὶ [ἐ]πιφανεστ[άτ]ῳ θεῷ [Γαίῳ] Καίσαρι („dem größten und in einzigartiger Weise erschienen Gott Gaius Caesar“) gilt97, da hier eine Verbindung zwischen Gottesepitheton und Epiphaniemotiv vorgenommen wird, wie sie auch in Tit 2,13 vorliegt. Das Epiphaniemotiv wird in Tit 3,4 erneut 1992; K. LÄGER, DieChristologiederPastoralbriefe (Hamburger Theologische Studien, 12), Münster, LIT, 1996, pp. 92-98; STETTLER, Christologie (n. 49), pp. 257-258; KARRER, Retter (n. 92), p. 173; JUNG, ΣΩΤΗΡ (n. 78), p. 322, wobei die Erörterung des σωτήρ-Titels in den Pastoralbriefen angesichts dessen Bedeutung bei Jung zu undifferenziert erfolgt. Kritisch vgl. MALHERBE, Soteriology (n. 51), pp. 347-348. 94. B. MÜLLER, ΜέγαςΘεός, Halle, Niemeyer, 1913, pp. 281-411. 95. Vgl. μέγιστος θεός in Josephus, Ant. 9.133, 211; 11.3, 90; 12.257; 13.64, 67; 15.385 u.ö.; μέγας θεός in Ant. 8.319 bzw. μεγαλειότης τοῦ θεοῦ in Ant. 1.24; 2.168; 8.111. Bei Philo findet sich nur ein Beleg für μέγας θεός in Somn. 1.94. In der Septuaginta fehlt die Gottesbezeichnung μέγας/μέγιστος θεός. Zur äquivalenten alttestamentlichen Vorstellung vom „höchsten Gott“ (ὁ θεὸς ὁ ὕψιστος) vgl. R. FELDMEIER, „DerHöchste“.DasGottesprädikatHypsistosinderpaganenReligiosität,inderSeptuagintaundimlukanischenDoppelwerk, in IDEM, DerHöchste.StudienzurhellenistischenReligionsgeschichteundzumbiblischenGottesglauben (WUNT, 330), Tübingen, Mohr Siebeck, 2014, 135-150. 96. Vgl. MÜLLER, ΜέγαςΘεός (n. 94), pp. 389-395. 97. Ibid., p. 394, Nr. 363.

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eine wichtige Rolle spielen. Für die gesamte Wendung in Tit 2,13 ist weiterhin eine Trajan-Inschrift vom Ende der 90er Jahre des 1. Jh. interessant, weil sie die Verbindung der Titel in Tit 2,13 in ähnlicher Weise belegt: τ]ὸ[ν μέγι]σ[τον θ[εὸν καὶ] Σωτ[ῆρα] τῆς οἰ[κ]ουμένης Αὐτοκράτορος θεοῦ υἱὸν ... Αὐτοκράτορα [Νέρουαν Τ]ραι[αν]ον Καίσαρα („den größten Gott und Retter des Erdkreises, Sohn des Alleinherrschers … den Alleinherrscher Nerva Traianus Caesar“)98. Die Tatsache, dass das in Tit 2,13 verwendete Wortfeld auch im Kaiserkult belegt ist, lässt erneut einen politischen Akzent im Titusbrief erkennen.

Das Problem der Verhältnisbestimmung zwischen Gott und Christus wird also an Tit 2,13 besonders anschaulich, weil sich unter sprachlichen Gesichtspunkten keine sichere bzw. eindeutige Entscheidung treffen lässt. Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass die Wendung nicht im Sinne einer Identifizierung Christi als Gott verstanden werden muss. Inhaltlich jedenfalls und auch sprachlich begründet liegt eher das Verständnis nahe, dass die Herrlichkeit des „großen Gottes“ inGestaltdes Retters Christus erscheint. Dies ist inhaltlich dadurch angezeigt, dass – wie oben beschrieben – nicht Gott selbst erwartet wird, sondern die Eigenschaft seiner δόξα – und diese ist auch sonst bei Paulus sichtbar in Christus (vgl. bes. 2 Kor 4,6). Insofern läge hier also ein christologischer Gedanke vor, der durchaus in der Grundstruktur paulinischer Christologie verortet werden kann. Diese Deutung wird unterstützt durch die Zuordnung in Tit 3,4 und 3,6 im Rahmen des Bekenntnistextes. Zunächst ist auffällig (und dies entspricht 2,11.13), dass in Tit 3,4 ebenfalls nicht von der Erscheinung Gottes selbst, sondern wiederum von der Erscheinung seiner Eigenschaften die Rede ist: In 2,11 war es die χάρις, in 2,13 die δόξα, in 3,4 schließlich sind es χρηστότης und φιλανθρωπία. Im Bekenntniskontext spielt darüber hinaus die Aussage über die Ausgießung des Geistes eine besondere Rolle, von dem festgestellt wird, dass er „reichlich über uns ausgegossen ist durch Jesus Christus, unseren Retter“ (3,6). Die Rettungsfunktion Christi liegt also darin, in der Vermittlung des heiligen Geistes die Gewissheit der hoffnungsvollen Erbschaft des ewigen Lebens (3,7) zu begründen. Gott hingegen hat das Leben der Glaubenden aus der Situation der Unvernunft und des Unglaubens (3,3) geführt, sie „durch seine (sc. Gottes) Gnade“99 gerechtfertigt und das Erbe bereitgestellt, dessen der Heilige Geist durch den bleibenden Bezug der Hoffnung auf 98. Ibid., p. 395, Nr. 367; vgl. dazu auch KARRER, Retter (n. 92), pp. 158-170. 99. ἐκεῖνος muss sich hier zurück auf Gott beziehen.

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Christus vergewissert. Die aus der Rechtfertigung resultierende Hoffnung – von der ebenfalls in 2,13 schon die Rede war – basiert also auf der Tatsache, dass Jesus Christus das rechtfertigende Rettungshandeln Gottes repräsentiert und daher – wie dieser, aber mit anderen Funktionen – als der Retter (σωτήρ, 3,6; vgl. 2,13) bezeichnet werden kann, insofern er die Erscheinung der rettenden Gnade Gottes (ἡ χάρις τοῦ θεοῦ σωτήριος, 2,11100) verkörpert (vgl. auch 3,6f). Nur unter der Voraussetzung dieser funktionalen Zuordnung101 können auch Gott und Christus zugleich σωτήρ genannt werden, was in 3,4 und 3,6 aufgrund der relativen Nähe der Aussagen besonders auffällig ist. Damit ist ein letzter Aspekt verbunden, nämlich die Frage, worauf sich konkret die Erwartung der Erscheinung der Herrlichkeit Gottes bezieht. In der Regel wird diese Epiphanie-Aussage auf die zukünftige Parusie Christi bezogen. Als solcher wird der Epiphaniebegriff zumeist als hellenistisches Substitut für den paulinischen Parusiebegriff verstanden. Doch ist dies keineswegs eindeutig. Zunächst würde damit die Aussage von Tit 2,13 in eine deutliche Spannung zu den die Aussage rahmenden und auf die irdische Erscheinung Christi ausgerichteten Aussagen in 2,11 und 3,4 treten. Diese Spannung lässt sich freilich unterschiedlich interpretieren bzw. auflösen102. Darüber hinaus ist 1 Tim 6,12 der einzige Beleg für ἐπιφάνεια innerhalb der Pastoralbriefe, der in diesem Sinn eindeutig als Äquivalent für das paulinische παρουσία gebraucht wird. Alle anderen Belege sind auf die erste, irdische Erscheinung Christi hin ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund und unter Berücksichtigung der vorauszusetzenden Situation des Paulus, wie sie im Titusbrief zum Ausdruck kommt, erscheint Tit 2,13 als ein adäquater und im Kontext plausibler Ausdruck der Hoffnung des Apostels, Gott möge ihm als Retter in seiner Lage103 beistehen und an ihm seine Herrlichkeit erweisen. Die 100. Unsicher ist in diesem Zusammenhang die Lesart σωτήριος in Tit 2,11, die zwar die schwierigere ist, aber im Sinaiticus nur vom zweiten Korrektor bezeugt ist, daneben jedoch von A, C*, D* u.a. Ursprünglich liest der Sinaiticus σωτῆρος, was wiederum als Angleichung an sonstigen Gebrauch des Titels in den Pastoralbriefen verstanden werden könnte. Wie in der Argumentation deutlich wird, ist aus inhaltlichen Gründen die Annahme der Ursprünglichkeit der Lesart σωτήριος wahrscheinlicher. 101. Vgl. MALHERBE, Soteriology (n. 51), p. 348, für den allerdings die funktionale Zuordnung die Grundlage dafür ist, dass Christus dann selbst als Gott bezeichnet werden kann. 102. Vgl. ENGELMANN, Unzertrennliche Drillinge? (n. 2), pp. 156f: Die drei Belege im Titusbrief sprechen „jeweils von einer Aktivität Gottes in Bezug auf das irdische Leben Jesu ... und (sind) dabei insofern von einer eschatologischen Spannung geprägt ..., als das jeweils beschriebene Erscheinen / Sichtbarwerden voraus verweist auf eine endgültige Epiphanie (2,13) oder die Erfüllung der Hoffnung auf das ewige Leben (1,2; 3,7)“. 103. S.u. Abschnitt IV.4.

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vielfach zu Recht hervorgehobene semantische Nähe dieses Begriffes zur Enzyklopädie der Herrscher-Epiphanie ist damit umso deutlicher104. 3. Christsein und weltliche Herrschaftsstrukturen – das Problem der innerneutestamentlichenIntertextualität Tit 3,1-8 steht unter dem Aspekt der Unterordnung innerhalb der neutestamentlichen Überlieferung Röm 13,1-7 sowie 1 Petr 2,13-17 besonders nahe, während in 1 Tim 2,1f ein aktives Handeln in der Fürbitte „für Könige und alle, die Macht ausüben“ in den Vordergrund tritt und der Aspekt der Unterordnung allenfalls implizit vorausgesetzt ist. Mit unterschiedlicher Akzentsetzung wird in diesen Texten die christliche Haltung der Loyalität gegenüber der weltlichen Herrschaft thematisiert105. Im Blick auf die ethisch reflektierte Gestaltung christlichen Lebens unter einer nichtchristlichen oder gar antichristlichen Herrschaft ist Loyalität einer der wahrscheinlich umstrittensten Werte, ein Zusammenhang, der in der oben bereits angedeuteten Spannung zwischen Loyalität und antiimperialem Potential der theologischen bzw. christologischen Sprache zum Ausdruck kommt. Während Paulus in Röm 13 die Forderung der Unterordnung unter die weltliche Herrschaft damit begründet, dass er sie als gottgegeben versteht, wird Loyalität in 1 Petr 2 auf einer anderen Ebene beschrieben. Weltliche Herrschaft wird hier ausdrücklich nicht als Gabe Gottes, sondern als menschliche Institution bezeichnet (ἀνθρωπίνη κτίσις, 2,13), die es in Ehren zu halten gilt (τὸν βασιλέα τιμᾶτε, 2,17), weil sie – und hier trifft sich die Intention mit Röm 13,3 – zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung dient (vgl. 1 Petr 2,14b)106. Als Gottes Wille für die Glaubenden wird in diesem Fall beschrieben, dass sie mit ihrem Verhalten dem weltlichen Charakter der Herrschaftsstruktur gerecht werden sollen (2,15)107. In Tit 3 hingegen ist die Ausrichtung noch einmal eine andere, indem nicht über die Legitimation der 104. S.o. pp. 155-156, einschließlich Anm. 76-78. 105. Vgl. G. HAUFE, Christ und Staat nach dem Neuen Testament, in A. MEINHOLD – R. LUX (eds.), Gottesvolk. Beiträge zu einem Thema biblischer Theologie, (FS S. Wagner) Berlin, Evangelische Verlagsanstalt, 1991, 98-113, pp. 101-106; HERZER, Menschenfreundlichkeit (n. 11), passim. Dass für ein unbescholtenes Leben eine solche Unterordnung als eine gesellschaftliche Norm selbstverständlich war und vor allem als „klug“ galt, macht z.B. Cicero, DeLegibus 3.2.5 deutlich und beruft sich dabei einen sizilianischen Juristen namens Charondas aus dem 6. Jh. v. Chr.: Necverosolumutobtemperentoboediantquemagistratibus,sedetiam uteoscolantdiligantquepraescribimus,utCharondasinsuisfacitlegibus. 106. Vgl. dazu HERZER, PetrusoderPaulus (n. 44), pp. 229-231. 107. Vgl. zum Ganzen ibid., pp. 227-244.

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Herrschaftsstrukturen reflektiert, sondern lediglich auf konkrete Verhaltensweisen ihnen gegenüber bzw. unter ihrer Voraussetzung abgehoben wird (πᾶν ἔργον ἀγαθὸν ἑτοίμους εἶναι, 3,1b108; vgl. ähnlich Röm 13,3: οἱ γὰρ ἄρχοντες οὐκ εἰσὶν φόβος τῷ ἀγαθῷ ἔργῳ ἀλλὰ τῷ κακῷ). Allen drei Texten gemeinsam ist jedoch die Aufforderung zur Unterordnung (ὑποτάσσεσθαι), die als Ausdruck der Loyalität verstanden wird109. Dabei muss je nach Kontext entschieden werden, was damit gemeint ist. In Tit 3,1 als dem Fokus der vorliegenden Ausführungen ist der Begriff nach Lorenz Oberlinner im Sinne von „uneingeschränkter Anerkennung der staatlichen Gewalt“ zu verstehen, was aus den Parallelen Röm 13,1-7 und 1 Petr 2,13-17 hervorgehe110. Die Verwendung von ὑποτάσσεσθαι in den sog. Haustafeln der Pastoralbriefe könnte eine solche Bedeutung auch für Tit 3,1 nahe legen (vgl. insbesondere Tit 2,4-5.9; 1 Tim 2,11). Allerdings besteht zwischen Tit 3,1-8 und Röm 13,1-7 insofern ein Unterschied, als in Tit 3 die Obrigkeit nicht als göttliche Setzung bezeichnet wird, es sei denn, man setzt dies als implizit gegeben voraus, da dieser Aspekt nicht eigens thematisiert wird111. In der Forschung besteht allerdings kein Konsens darüber, ob Tit 3,1 bei den Leserinnen und Lesern Röm 13 voraussetzt oder sogar indirekt darauf anspielt112. Eine nähere Bestimmung des Verhältnisses würde daher helfen, die Intention des Autors in Tit 3 hinsichtlich seines Verständnisses von Loyalität zu ermitteln113. Zwar wird man – wie oben angedeutet – die relative Nähe 108. Gegen BROX, Pastoralbriefe (n. 31), p. 303, der diesen Versteil nicht auf die Unterordnung unter die gesellschaftlichen Autoritäten bezieht. 109. LÖNING, Paulusrezeption (n. 9), p. 246, spricht sogar von „bürgerlicher Loyalität“. Der Loyalitätsbegriff ist im Zusammenhang mit dem Konzept der εὐσέβεια in den Pastoralbriefen zu beschreiben, das im ersten Timotheusbrief deutlich ausgeprägt ist, im zweiten Timotheusbrief und im Titusbrief hingegen weit weniger im Mittelpunkt steht; vgl. STANDHARTINGER, Eusebeia (n. 77), passim; HERZER, Sprache und Stil der Pastoralbriefe (n. 4), passim. 110. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 161. 111. Vgl. WEISER, Verantwortung (n. 17), p. 40. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 164, spricht demgegenüber mit LÖNING, Paulusrezeption (n. 9), p. 247, von einer Transformation des Motivs der „bedingten Loyalität … zum Motiv der unbegrenzten Menschenliebe, wie sie Gott als Herrscher erwiesen hat, als er ‚uns‘ rettete“. 112. So etwa R.F. COLLINS, 1&2 Timothy and Titus. A Commentary (NTL), Louisville, KY – London, Westminster John Knox, 2002, p. 357; MERZ, Selbstauslegung (n. 12), p. 236. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 161, vermutet eine gemeinsame Tradition, vgl. auch LÄGER, Christologie(n. 93), pp. 98-102. 113. Das gilt sowohl unter Voraussetzung der pseudepigraphischen wie authentischen Verfasserschaft. Würde man den Titusbrief als authentischen Brief verstehen (vgl. neuerdings L.T. JOHNSON, TheFirstandSecondLetterstoTimothy:ANewTranslationwithIntroduction andCommentary [AB, 35A], New York u.a., Doubleday, 2001; TOWNER, Letters [n. 65]), so

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zwischen Röm 13 und Tit 3 für die traditionsgeschichtliche Beurteilung berücksichtigen müssen, zumal beide Texte zur paulinischen Überlieferung gehören, doch lässt sich gerade unter dieser Voraussetzung weder sprachlich noch inhaltlich eine direkte intertextuelle Relation zwischen Tit 3 und Röm 13 nachweisen. Daher sollte Tit 3,1-8 methodisch zunächst ohne Röm 13 oder gar 1 Petr 2 als Referenztexte interpretiert werden, um nicht vorschnell Intentionen einzutragen, die den Blick auf das Spezifische des ethischen Arguments behindern114. Dieses Spezifikum besteht darin, dass die Unterordnung sich in Gehorsam und der Bereitschaft zu „jedem guten Werk“ äußert, wodurch sich die Glaubenden von denen unterscheiden, die aufgrund ihres Ungehorsams dazu nicht in der Lage sind (1,16; vgl. positiv 2 Tim 2,21; 3,17). Dies gilt nicht nur für den innergemeindlichen Umgang, sondern auch für das Verhalten der Christen gegenüber Außenstehenden (πρὸς πάντας ἀνθρώπους, Tit 3,2). Ein Hinweis auf Christenverfolgung, wie ihn Alfons Weiser unter Verweis auf 2 Tim 3,12 annimmt115 und wie sie etwa für den Kontext des ersten Petrusbriefes vorausgesetzt werden kann, ist weder in Tit 3 noch sonst im Titusbrief zu erkennen. Die Loyalitätsforderung soll ja solchen Entwicklungen gerade entgegenwirken bzw. zielt darauf ab, dass es so weit erst gar nicht kommen soll. Darüber hinaus ist Tit 3,1a inhaltlich nicht von 3,1b zu trennen, wie Weiser es vornimmt116, sondern V. 1b steht zu V. 1a in einem ergänzenden, explikativen Zusammenhang. Gerade angesichts wäre er von Paulus nach dem Römerbrief geschrieben und würde Röm 13 voraussetzen. Dennoch müsste man berücksichtigen, dass diese Voraussetzung zunächst nur für Paulus als dem Autor angenommen werden könnte, nicht notwendiger Weise auch für Titus als dem Empfänger des Titusbriefes. Man muss daher nicht annehmen, dass Titus die Äußerung in Tit 3,1-8 nur verstanden hätte, würde er Röm 13 kennen. Eine etwas andere Konstellation ergäbe sich unter pseudepigraphischer Perspektive, wonach eine Kenntnis von Röm 13 eher anzunehmen wäre, so dass sich durch diese intertextuelle Referenz die Perspektive der Interpretation verändern würde. Aber dabei müsste auch die Fiktionalität stärker berücksichtigt werden, denn wenn der Titusbrief pseudepigraphisch wäre, dann würde der Verfasser von seinen Leserinnen und Lesern offenbar erwarten, dass sie den Brief lesen, alsobPaulus ihn geschrieben hätte. Das verkompliziert den Rezeptionsvorgang erheblich, weil es dann nämlich nicht mehr ausreichen würde, einfach auf geprägte Traditionen hinzuweisen, sondern man müsste erklären, welche Rolle diese Traditionen für den Verstehensvorgang spielten, vgl. MARSHALL, Faith andWorks (n. 21), p. 205; OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 161. 114. Vgl. ähnlich LÖNING, Paulusrezeption (n. 9), p. 244. Demgegenüber setzt etwa das bei MERZ, Selbstauslegung (n. 12), p. 242, zugrunde gelegte Intertextualitätsmodell unter den Prämissen der Pseudepigraphie des Briefkorpus voraus, dass „die intertextuelle Präsuppositionsstruktur der Pastoralbriefe als vorgeblicher Paulusbriefe … ihre Rezeption im Gesamtzusammenhang der den intendierten LeserInnen bekannten schriftlichen und mündlichen Paulustraditionen (erfordert). Dazu zählen auf jeden Fall die folgenden Paulusbriefe: Röm, 1/2Kor, Phil, Phlm“. 115. WEISER, Verantwortung (n. 17), p. 40. 116. Ibid., pp. 44-45.

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der Herausforderung durch eine nichtchristliche oder gar christenfeindliche politisch-bürgerliche Ordnung ist das Verhältnis der Christen untereinander und zu allen (anderen) Menschen in besonderer Weise auf die Probe gestellt. Der hierbei verwendete Begriff πειθαρχεῖν ist selten; er kommt im Neuen Testament nur hier und in Apg 5,29.32 sowie 27,21 vor117. In Apg 27,21 ist damit das bereitwillige Hören gemeint, das die Bereitschaft impliziert, aus dem Gehörten entsprechende Konsequenzen abzuleiten. In Tit 3,1 entspricht dies der Erwartung der Bereitschaft zu guten Werken und wird dem Ungehorsam vergangener Zeiten gegenüber gestellt (V. 3). 4. Tit3,12-15alsTeileinerPaulus-„Story“–eineSkizze Die vergleichsweise ausführlichen persönlichen Abschnitte im zweiten Timotheusbrief und im Titusbrief stellen nach wie vor eine schwierige interpretatorische Herausforderung dar118. Unter der weithin anerkannten Perspektive einer pseudepigraphischen Abfassung der Pastoralbriefe als Corpus pastorale fällt es schwer, diese konkrete Ausführlichkeit zu erklären, weil dadurch die pseudepigraphische Fiktion in die Nähe der Fälschung rückt und damit nicht mehr ohne weiteres als unproblematisches Stilmittel angesehen werden kann119. Das dahinter stehende Problem ist 117. Aufgrund der immer wieder gesehenen Nähe der Pastoralbriefe zur Apostelgeschichte bzw. zur lukanischen Sprache (vgl. z.B. A. STROBEL, SchreibendesLukas?Zumsprachlichen ProblemderPastoralbriefe, in NTS 15 [1968/69] 191-210; J.D. QUINN,TheLastVolumeof Luke:TheRelationofLuke-ActstothePastoralEpistles, in C.H. TALBERT [ed.], Perspectives on Luke-Acts [Perspectives in Religious Studies], Macon, GA, Mercer University Press – Edinburgh, T&T Clark, 1978, 62-75; S.G. WILSON, LukeandthePastoralEpistles, London, SPCK, 1979; I.H. MARSHALL, TheChristologyofActsandthePastoralEpistles, in S.E. PORTER – P. JOYCE – D.E. ORTON [eds.], Crossing the Boundaries [FS M.D. Goulder] [BIS, 8], Leiden u.a., Brill, 1994, 167-182) wird man an dieser Stelle angesichts der wenigen Belege dieses Begriffes vorsichtig sein müssen, von einem lukanischen Sprachgebrauch zu sprechen. 118. Der erste Timotheusbrief enthält auffälliger Weise keine derartigen persönlichen Notizen. 119. Zur Veranschaulichung vgl. N. BROX, FalscheVerfasserangaben.ZurErklärungder frühchristlichenPseudepigraphie (SBS, 79), Stuttgart, Katholisches Bibelwerk, 1975, p. 24: „Traditionen, Namen, Erinnerungen aus der Umgebung des Paulus und sicher auch ausgesprochene Erfindungen werden im pseudepigraphischen Paulusbrief zu sehr variablen Mitteln, das fiktive Dokument literarisch und sachlich so auszustatten, daß es erfolgreich wird. Die Pastoralbriefe stellen nach Programm und Vielseitigkeit der Ausführung innerhalb des Neuen Testaments diesbezüglich wohl das Kabinettstück dar“. Peter Trummer hat dies aufgenommen und verschärft, um letztlich ebenfalls die Art der Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als „noch“ legitim erscheinen zu lassen. Insbesondere der zweite Timotheusbrief zeige, dass und inwiefern „eine sich als legitim verstehende(.) ‚kirchliche(.)‘ Pseudepigraphie“ an ihre

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sachlich und nicht zuletzt auch forschungsgeschichtlich sehr komplex und kann hier nicht ausführlich behandelt werden120. Eine interessante literarische Lösung hat Richard Pervo vorgeschlagen, der die Pastoralbriefe von der Gattung des antiken Briefromans her interpretieren will und als Gattungsparallele u.a. die Chion-Briefsammlung heranzieht121. Abgesehen von der Tatsache, dass altertumswissenschaftlich die Existenz dieser Gattung generell unsicher bleibt und daher umstritten ist122, „Grenzen und (ihr) Ende“ gekommen sei. „Dies gilt sowohl hinsichtlich der zeitlichen wie sachlichen Entwicklung, aber auch der literarischen Durchführung: Sie [sc. die Pastoralbriefe, JH] treiben die Fiktion und literarische Form bis ins äußerste, sie betreiben ‚totale Pseudepigraphie‘ und sind wohl überhaupt das ‚Kabinettstück‘ einer ntl. Pseudepigraphie“; TRUMMER, Corpus Paulinum (n. 1), p. 129 (alle Zitate); ähnlich L.R. DONELSON, Pseudepigraphy and EthicalArgumentinthePastoralEpistles (HUT, 22), Tübingen, Mohr Siebeck, 1986, p. 55. BROX, Verfasserangaben, p. 178, selbst hat immerhin das Problem deutlich gesehen: „Man kann nicht mit theologischen Motivationen darüber hinwegeilen, dass die sog. Pastoralbriefe des Neuen Testaments ... vom literarischen Unternehmen her eine methodisch angelegte Täuschung, eine bewusste und künstlerisch raffiniert durchgeführte Autoritätsanmaßung darstellen“. Vgl. demgegenüber z.B. U. SCHNELLE, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 62007, p. 325: „Die literarische Form der Pseudepigraphie war im letzten Drittel des ersten christlichen Jahrhunderts das wirksamste Mittel, um die neu aufgebrochenen Probleme aus der Sicht der Verfasser der Pseudepigraphen im Sinn der von ihnen jeweils in Anspruch genommenen Autoritäten zu lösen. Die moralische Kategorie der Fälschung ist deshalb ungeeignet, die Zielsetzungen der Pseudepigraphie zu erfassen“. Demgegenüber ist auch für B.D. EHRMAN, ForgeryandCounterforgery.TheUseofLiteraryDeceit in Early Christian Polemics, Oxford, Oxford University Press, 2013, die Fälschung die maßgebliche Kategorie zur Beurteilung neutestamentlicher Pseudepigraphie. 120. Vgl. dazu HERZER, FiktionoderTäuschung (n. 2), passim. 121. R.I. PERVO, RomancinganOft-NeglectedStone.ThePastoralEpistlesandtheEpistolaryNovel, in TheJournaloftheHigherCriticism 1 (1994) 25-47. 122. PERVO, Romancing(n. 121), p. 27, nennt als Argument: „Epistolary novels obviously existed, for they are discussed in Pauly-Wissowa“. Zur Gattung Briefroman vgl. N. HOLZBERG (ed.), DergriechischeBriefroman.GattungstypologieundTextanalyse (Classica Monacensia, 8), Tübingen, Narr, 1994; sowie vor allem die Kritik bei K. LUCHNER, Pseudepigraphieund antikeBriefromane, in FREY – HERZER – JANSSEN – ROTHSCHILD (eds.), Pseudepigraphieund Verfasserfiktion (n. 2), 233-266. Zur Problematik der Gattungsdefinition vgl. T. GLASER, PaulusalsBriefromanerzählt.StudienzumantikenBriefromanundseinerchristlichenRezeption in den Pastoralbriefen (NTOA/StUNT, 76), Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, pp. 32-41, der die Pastoralbriefe als Briefroman interpretiert und dabei von einer grundsätzlichen „Unbestimmtheit der Gattung Briefroman“ (ibid., p. 37) ausgeht. „Wenn man nun einen Briefroman liest, so weiß man, dass man einen liest, ohne zu wissen, dass man einen liest“ (ibid., p. 41, im Original kursiv). Interessanterweise gibt es in den antiken Rhetorik-Handbüchern keine Hinweise auf das Wissen um die Gattung Briefroman. Es ist daher höchst zweifelhaft, ob ein antiker Autor wie der der Pastoralbriefe bewusst einen literarischen Briefroman verfassen konnte. Vermutlich gilt hier der zitierte Satz Glasers gleichermaßen. Unter den konstruierten Voraussetzungen ließe sich auch die Sammlung der authentisch geltenden Paulusbriefe als Briefroman lesen, weil die dahinter stehende authentische Missionsgeschichte bereits das Potential einer Erzählung besitzt, vgl. dazu Glasers Bezug auf Baurs Einschätzung des Phlm, ibid., pp. 16f. Immerhin muss man bedenken, dass auch die von Pervo und Glaser herangezogenen Briefsammlungen oft Zusammenstellungen aus echten und

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benennt Pervo folgende spezifische Merkmale: Pseudonymität, historische Verankerung, Ausrichtung auf bestimmte Charakterzüge, philosophische bzw. moralische Absicht, Integrität und Kohärenz der Sammlung sowie als entscheidendes Kriterium die Präsentationeiner Erzählung123. Trotz berechtigter grundsätzlicher Zweifel an der Briefroman-Theorie, die hier nicht im Einzelnen dargestellt werden können, stellt sie einen Aspekt in den Vordergrund, der für die Interpretation der Pastoralbriefe eine größere Rolle spielen muss, als dies in der Forschung gewöhnlich der Fall ist. Sie bestimmt nämlich die persönlichen Notizen nicht als inhaltlich kaum relevante pseudepigraphische Stilmittel, sondern weist ihnen eine konkrete Funktion im Blick auf die narrativ zu bestimmende Situierung der Briefe zu. Dies ist unter pseudepigraphischer Perspektive ebenso interessant und notwendig wie unter der Voraussetzung der Authentie der Pastoralbriefe, denn so wie die Pastoralbriefe als echte Paulusbriefe in die Chronologie der paulinischen Mission eingeordnet werden müssen, so muss sich erst recht unter pseudepigraphischem Vorzeichen – noch dazu als eines literarischen Corpuspastorale – eine kohärente Konzeption im Blick auf die fiktiv vorausgesetzten Situationen des fiktiven Autors und seiner ebenso fiktiven Adressaten ergeben124. Dies unechten Briefe sind. Eine substantielle Kritik bietet ENGELMANN, UnzertrennlicheDrillinge? (n. 2), pp. 80-87. Letztlich erweist sich die Gattung Briefroman auch in den aktuellen Studien als eine Erfindung der Moderne, die als Erklärungsmuster auf antike Briefsammlungen übertragen wird; vgl. dazu auch die kritischen Bemerkungen von LUCHNER, Pseudepigraphie, pp. 242-249. Luchners Kritik wird bei Glaser nicht aufgenommen. Skeptisch äußert sich auch G. HÄFNER, „Nützlich zur Belehrung“ (2 Tim 3,16). Die Rolle der Schrift in den PastoralbriefenimRahmenderPaulusrezeption (HBS, 25), Freiburg u.a., Herder, 2000, p. 12. 123. PERVO, Romancing (n. 121), pp. 29-30. Dies ist ausführlich aufgenommen bei GLASER, Briefroman (n. 122), pp. 277-283. Glaser stellt aufgrund seiner Perspektive grundsätzlich und sachlich notwendig den intertextuellen bzw. rezeptionskritischen Ansatz von Merz infrage: „Für die Pastoralbriefe hieße dieser Ansatz nichts anderes, als dass sie fiktionale Texte sind, als solche gelesen werden wollen und keine ‚hermeneutische Brille‘ anbieten sollen, die originalen Paulusbriefe (oder das, was der Verfasser dafür gehalten haben mag) so undnichtanders zu lesen. Sie bieten m.a.W. eine Lesestrategie des Paulusereignisses an, das sie neben andere setzen“ (ibid., p. 15; vgl. pp. 283-322). Allerdings geht auch Glaser von der Kenntnis der meisten Paulusbriefe sowie darüber hinaus auch der hinter der Apostelgeschichte und der Thekla-Akten stehenden Traditionen beim Verfasser der Pastoralbriefe aus (ibid.). 124. Zur sog. doppelten Pseudonymität der Pastoralbriefe vgl. W. STENGER, Timotheusund TitusalsliterarischeGestalten, in Kairos 16 (1974) 252-267. Zum narrativ-dezeptiven Charakter pseudepigraphischer Briefe und speziell des Titusbriefes vgl. J.W. MARSHALL, „ILeft YouinCrete“:NarrativeDeceptionandSocialHierarchyintheLettertoTitus, in JBL 127 (2008) 781-803, der – obwohl im Ganzen wenig differenziert argumentierend – doch treffend bemerkt: „Behind every letter is a story, but behind a forged letter there are at least two – and one is a lie. The technique of the pseudonymous letter is to bridge surreptitiously the gap between the fiction it tells and the historical situation in which it seeks to have an effect“ (p. 781).

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entspricht der Suche nach der Erzählung im Briefroman125. Der Unterschied zu dem im Folgenden zu skizzierenden Entwurf besteht jedoch darin, dass die Briefroman-Theorie davon ausgeht, die Pastoralbriefe seien als ein literarischer Briefroman mit fiktional-narrativem Charakter konzipiert, der auch als solcher rezipiert wurde. Doch davon kann keine Rede sein. Die Möglichkeit, dass auch unter einer Autorfiktion pseudepigraphische Briefe an eine authentische Situation gebunden sein können, wird dabei ausdrücklich ausgeschlossen126. Insofern stellt die Briefroman-Theorie eine Variation der etablierten Theorie eines literarischen Corpus pastorale (Peter Trummer) dar, mit dem Unterschied, dass bei dieser die inhaltlichen und theologischen Aspekte der ekklesiologischen Fragen im Vordergrund stehen, bei jener hingegen die Erzählung des „Paulusereignisses“ (Glaser)127. Der Vorteil der Roman-Theorie besteht also demgegenüber immerhin darin, dass sie das Problem der persönlichen Notizen unter pseudepigraphischem Vorzeichen tatsächlich plausibler erklären kann bzw. ernster nimmt, als dies bisher der Fall gewesen ist128. Im Folgenden soll kurz die Implikation für die Interpretation von Tit 3,12-15 skizziert werden, und zwar unter der Voraussetzung, dass nicht die Pastoralbriefe als dreiteiliger Briefroman eine kohärente Paulusgeschichte erzählen, sondern dass zunächst jeder Brief für sich genommen und damit auch der Titusbrief eine (mehr oder weniger) plausible Situierung in der Paulusgeschichte aufweist bzw. voraussetzt. Diese Situierung wird in besonderer Weise durch die narrativen Elemente der persönlichen Notizen markiert bzw. konstruiert. Ein kaum lösbares methodisches Problem ist die Frage, inwiefern diese Angaben mit dem kompatibel sind, was sonst in der Überlieferung von Paulus bekannt ist, und zwar sowohl durch die authentischen Briefe, wie auch andere pseudepigraphische Briefe und natürlich auch die Paulustradition der 125. Vgl. PERVO, Romancing (n. 121), pp. 29-30. 126. Vgl. GLASER, Briefroman (n. 122), pp. 22-23 n. 42, wonach eine narrative Lektüre dann nicht möglich sei, wenn man in den Pastoralbriefen echte Briefe sehen würde. Dies ist allerdings kaum überzeugend, zumal nicht erweisbar ist, dass die zum Vergleich herangezogenen antiken Briefsammlungen literarisch als Briefroman entstanden sind und so gelesen werden wollten. Auch die stets präsente und erkennbare implizite Situation von echten Briefen macht es im Falle ihrer Sammlung und damit gleichsam ihrer Literaturwerdung möglich, sie als Briefroman zu lesen, ohne dass diese Rezeptionsmöglichkeit für die Frage nach ihrer Entstehung und ihrer ursprünglichen Pragmatik relevant wäre; vgl. dazu ENGELMANN, UnzertrennlicheDrillinge?(n. 2), passim. 127. Vgl. TRUMMER, CorpusPaulinum (n. 1), passim. 128. Vgl. GLASER, Briefroman (n. 122), pp. 28-29.

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Apostelgeschichte. Diese Frage differenziert sich zusätzlich in zwei Aspekte. Der eine betrifft die Frage, was von diesen Traditionen bei den Rezipienten vorauszusetzen und zum Verstehen des Briefes und seiner Intention und Situation notwendig ist, denn nicht alles, was ein Autor weiß und voraussetzt, muss notwendig auch bei den Rezipienten vorausgesetzt sein. Unter literarischen Gesichtspunkten, zumal vor dem Hintergrund der Briefroman-Theorie, wäre dies allerdings entscheidend, wenn es stimmen sollte, dass in den Pastoralbriefen als „Briefroman um Paulus … die Erzählung primär erst in der Lektüre (entsteht), insofern die Lesenden die Hinweise in den Briefen aufgreifen und miteinander und mit von anderwärts her Bekanntem in Verbindung bringen“129. Dass man sich hier auf höchst spekulativem Terrain bewegt, dürfte deutlich sein130. Der andere Aspekt der Frage richtet sich auf den Autor selbst, ob und inwiefern seine Angaben von dem abhängig sind, was uns aus der Paulusbiographie bekannt ist oder ob und in welchem Maße mit erfundenen Details (z.B. auch in der Paulusüberlieferung sonst unbekannte Personen oder Orte wie Nikopolis) zu rechnen ist und wie dieses überlieferungsgeschichtliche Wissen schließlich mit dem potentiellen Wissen der intendierten Rezipienten korreliert. Diese Fragen sind methodisch kaum zu beantworten131. Dennoch ist die Differenzierung der Frage nach den persönlichen Notizen sowohl unter pseudepigraphischem wie auch unter authentischem Vorzeichen notwendig, denn auch und gerade wenn der Titusbrief authentisch sein sollte, ist nicht notwendig oder gar sicher vorauszusetzen, dass die situativen Details auch mit dem übereinstimmen, was wir bzw. auf einer anderen Ebene auch die Empfänger der Pastoralbriefe etwa aus der Paulusgeschichte der Apostelgeschichte wissen bzw. – das ist ein weiterer Aspekt – wie zuverlässig Lukas in den relevanten Details ist132. Dabei spielt schließlich auch die Frage eine Rolle, wer eigentlich die Empfänger der Pastoralbriefe sind bzw. was der Autor mit diesem Brief bei wem erreichen will und ob für sein Anliegen die persönlichen Situationsangaben 129. Ibid., p. 276. 130. Vgl. dazu unten zu den Vermutungen Glasers zur Enzyklopädie der potentiellen Leserinnen und Leser. Glaser (ibid., pp. 294-296 u.ö.) geht von einer Kenntnis und Benutzung der Apostelgeschichte durch den Autor aus, was impliziert, dass das Verstehen der in den Pastoralbriefen entwickelten Paulusgeschichte auch bei den Empfängern von der Apostelgeschichte her möglich ist. 131. Vgl. dazu J. HERZER, „Lukasistalleinbeimir“(2Tim4,11).Lukas,diePastoralbriefeund dieKonstruktionvonGeschichte, in J. VERHEYDEN (ed.), LukeonJesus,PaulandChristianity:What DidHeReallyKnow? (Biblical Tools and Studies, 29), Leuven, Peeters, 2017, 27-58, bes. pp. 29-35. 132. Zu den aktuellen Diskursen der Acta-Forschung vgl. K. BACKHAUS, LukasderMaler. DieApostelgeschichtealsintentionaleGeschichtederchristlichenErstepoche, in K. BACKHAUS – G. HÄFNER (eds.), Historiographie und fiktionales Erzählen. Zur Konstruktivität in GeschichtstheorieundExegese (BTSt, 86), Neukirchen-Vluyn, Neukirchener, 22009, 30-66; J. FREY – C.K. ROTHSCHILD – J. SCHRÖTER (eds.), DieApostelgeschichteimKontextantiker undfrühchristlicherHistoriographie (BZNW, 162), Berlin u.a., de Gruyter, 2009.

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tatsächlich eine Rolle spielen. Bei der Briefroman-Theorie liegt immerhin darauf das entscheidende Gewicht, denn wenn der Roman als solcher nicht erkannt und gelesen würde, hätte der Autor sein Ziel nicht erreicht. In all diesen Fragen ist allerdings die Forschung inzwischen so disparat geworden, dass eine Erörterung schwer fällt.

Im Titusbrief weisen die Angaben am Schluss auf den Briefanfang zurück133. Tit 1,5 setzt einen kurzen Aufenthalt des Paulus auf Kreta voraus, der bei seiner Abreise seinen Mitarbeiter zurücklässt (ἀπέλιπον)134, um τὰ λείποντα ἐπιδιορθῶν, was maßgeblich in der Einsetzung von Presbytern besteht. Die Tatsache, dass der kretische Kontext auch im Folgenden in der ethischen Weisung eine ausdrückliche Rolle spielt (1,12), deutet darauf hin, dass die Situierung des Briefes in diesen lokalen Koordinaten inhaltlich bedeutsam ist135. Während Kreta die Situation des Briefempfängers markiert, bestimmt die Ortsangabe Nikopolis in 3,12 die Situation des Absenders, wobei die Partikel ἐκεῖ vielfach als Hinweis darauf interpretiert wird, dass sich Paulus noch nicht dort befinde, sondern noch auf dem Weg sei136. Zwingend ist dies freilich nicht. Die lokale Dimension der Briefsituation ist vielmehr geprägt und gleichsam gerahmt von der Verhältnisbestimmung Kreta – Nikopolis, die ergänzt wird durch den zeitlichen bzw. jahreszeitlichen Hinweis auf das bevorstehende Überwintern in Nikopolis. Weitere Umstände werden nicht erwähnt. Die Betonung der Dringlichkeit des Nachkommens des Titus zu Paulus (vgl. Tit 3,12) sowie die lokale Konstellation Kreta – Nikopolis legen die Schlussfolgerung nahe, dass damit das Kommen vor dem Winter impliziert ist. Von Kreta aus kann man nur mit dem Schiff nach Nikopolis kommen, und dies eben geht nur vor dem Winter, der die Seefahrt zu gefährlich werden lässt (vgl. auch Apg 27,9-12). 133. Vgl. dazu auch GLASER, Briefroman (n. 122), pp. 224-237; HERZER, „Lukasistallein beimir“ (n. 131), pp. 46-56. 134. Vgl. WOLTER, Pastoralbriefe (n. 24), pp. 183-184: Vor dem Hintergrund der mandata principisseien die Begriffe ἀπολείπειν und καταλείπειν „Termini technici, die den Vorgang der Einsetzung von Stellvertretern beschreiben“ (p. 183), was impliziere, dass die einsetzenden Könige bzw. hohen Amtsträger nicht persönlich zur Einsetzung anwesend sein müssen, vgl. GLASER, Briefroman (n. 122), p. 226. Ob dies jedoch auch als Intention des Autors des Titusbriefes vorausgesetzt werden kann, ist nicht zu erweisen. 135. Zum kretischen „Kolorit“ des Titusbriefes vgl. G.M. WIELAND, RomanCreteandthe Letter to Titus, in NTS 55 (2009) 338-354; ZIMMERMANN, Wiederentstehung (n. 39), passim; M. VOGEL, DieKreterpolemikdesTitusbriefesunddieantikeEthnographie, in ZNW 101 (2010) 252-266. Vgl. auch P.W. VAN DER HORST, TheJewsofAncientCrete, in JJS 39 (1988) 183-200. 136. Vgl. z.B. bereits H.J. HOLTZMANN, DiePastoralbriefekritischundexegetischbehandelt, Leipzig, Engelmann, 1880, pp. 21.503; DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 114 u.a.

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Angesichts dieser Situation ist ebenfalls naheliegend anzunehmen, dass die Erwähnung des Zenas als νομικός damit zusammenhängt. Was der Begriff beinhaltet, bleibt offen, zumal Zenas im Unterschied zu Apollos aus der sonstigen Paulusüberlieferung nicht identifiziert werden kann137. Wenn die – wahrscheinliche – Bedeutung Jurist bzw. Anwalt für νομικός richtig sein sollte138, dann könnte dies ein Hinweis auf eine Situation des Paulus sein, in der er einen Juristen bzw. Anwalt braucht (vgl. V. 14). Und schließlich lässt sich dem Gruß „aller, die bei mir sind“ in 3,15 entnehmen, dass Paulus nicht allein ist, wobei keine weiteren Namen genannt werden. Damit ist vorausgesetzt, dass Titus als Adressat weiß, um wen es sich handelt, denn sonst hätte ein solcher Gruß keinen Sinn139. Im Hinblick auf die vorausgesetzte – oder gegebenenfalls auch literarisch konstruierte – lebensgeschichtliche Situation ist zu berücksichtigen, dass der Titusbrief keine missionarische Verkündigung des Paulus auf Kreta voraussetzt140. Durch die ausschließlich auf eine ordnende Tätigkeit des Titus ausgerichteten Ermahnungen und die bereits auf Kreta vorfindlichen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Gruppen und „denen aus der Beschneidung“ (1,10-16) wird vielmehr nahegelegt, dass der nach Kreta kommende und ausdrücklich unvollendeter Dinge (1,5) wieder abreisende Paulus bereits christliche Gemeinden vorfindet, die ihm gegenüber offenbar aufgeschlossen sind, sich aber nicht seiner eigenen Missionsarbeit verdanken141. Dem entspricht auch der Auftrag an Titus: Nicht er soll dauerhaft in den Gemeinden für Ordnung sorgen, sondern mit dieser Aufgabe seinerseits (kretische) Presbyter beauftragen, die dies nachhaltig übernehmen sollen. So wenig über Kreta aus der paulinischen Tradition bekannt ist, so unbekannt ist auch die Stadt Nikopolis in der überlieferten Paulustradition. 137. S.o. Abschnitt IV.3 zu V. 13. In den Paulusakten (APl. 3.2 [236]) wird ein Zeno(n) als Sohn des Onesiphoros (vgl. 2 Tim 1,16; 4,19) bezeichnet, was jedoch legendarisch sein dürfte; vgl. DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 115. 138. Vgl. u.a. ibid., p. 114; OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), pp. 197-198. 139. Dies gilt auch unter der Voraussetzung, dass es sich um ein brieftypisches formelhaftes Element handelt, vgl. GLASER, Briefroman (n. 122), p. 224. 140. DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), p. 115, halten einen Aufenthalt des Paulus in Nikopolis/Epirus für „wohl glaublich“, ebenso auf Kreta, wobei sie im Blick auf Kreta von einer missionarischen Arbeit ausgehen. Immerhin berichtet die Apg 27,7-13 von einem kurzen Aufenthalt des Paulus auf Kreta unter den besonderen Umständen der römischen Schutzhaft auf dem Weg nach Italien bzw. Rom (s.u.). Da die Apostelgeschichte den Paulusmitarbeiter Titus völlig übergeht, ist dessen Nichterwähnung im Zusammenhang mit dem Kretaaufenthalt des Paulus in Apg 27 wenig signifikant. 141. Zur Bedeutung der Anwesenheit von Kretern beim Pfingstfest (Apg 2,11) in diesem Zusammenhang s.u.

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Es ist oft die Frage gestellt, aber nach wie vor nicht befriedigend beantwortet worden, warum ein pseudonymer Autor diese beiden Ortsangaben für einen fiktiven Paulusbrief an seinen Mitarbeiter Titus verwendet haben sollte142. Gegenüber den bisherigen Versuchen, Kreta von Ephesus her zu bestimmen und plausibel zu machen und Nikopolis zu übergehen, setzt Timo Glaser im Zusammenhang mit der Briefroman-Theorie voraus, dass Kreta und Nikopolis rein literarisch gebrauchte Namen143 seien und als solche enzyklopädisches Wissen aufrufen, das in der Antike Gemeingut gewesen sei. Zu Kreta führt Glaser als allgemein vorauszusetzendes enzyklopädisches Wissen an: Die Weitläufigkeit der Insel als Gegentyp zur Stadt Ephesus, welche im 1 Tim die Situation bestimmt; das Klischee von den Kretern als „Lügner, üble Tiere und fette Bäuche“ (Tit 1,12) als Bekanntmachung mit der Situation des Titus und „kleine Knobelaufgabe …, die weiter hilft, die Enzyklopädie zu Kreta zu aktivieren“144; die jüdischen Gegner als Bezug zur Vorstellung, die Juden hätten ihren Ursprung in Kreta (vgl. Tacitus, Hist V.2); und schließlich die Bitte um die Ausstattung von Zenas und Apollos zur Weiterreise als Hinweis auf Kreta als Verkehrsknotenpunkt145. Mit dem Namen Nikopolis sei ferner das Wissen um die Stadt als Verbindung zu Italien enzyklopädisch relevant, die Beziehung zur Kaiserideologie und des Kaiserkultes sowie die Architektur der Stadt als Ausdruck der pax Augusta146. Die Erwähnung von Nikopolis bringt nach Glaser speziell

142. Vgl. J. ROLOFF, DerersteTimotheusbrief (EKK, XV), Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, 1988, p. 42, wonach die Aussagen über Kreta „eigentlich“ Aussagen über Ephesus seien, da Kreta ephesinisches Missionsgebiet sei; vgl. auch W. THIESSEN, ChristeninEphesus.DiehistorischeundtheologischeSituationinvorpaulinischerundpaulinischerZeitundzurZeitderApostelgeschichteundderPastoralbriefe (TANZ, 12), Tübingen – Basel, Francke, 1995, p. 251. A. WEISER, DerzweiteBriefanTimotheus (EKK, XVI/1), Düsseldorf – Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, 2003, p. 59 (mit n. 87), vermutet: „Die Christengemeinden Kretas sind wahrscheinlich unter Mitwirken des Titus von Ephesus aus gegründet worden. Deshalb zeigt sich selbst in der Ortsangabe ‚Kreta’ (Tit 1,5) eine Beziehung zu Ephesus“. J.D. QUINN – W.C. WACKER (eds.), TheFirstandSecondLetters toTimothy (The Eerdmans Critical Commentary), Grand Rapids, MI – Cambridge, Eerdmans, 2000, p. 17, vertreten eine typologische Deutung: Kreta und Ephesus „may be understood typologically: but it is any large, Greek-speaking metropolis of the latter first century in which more or less established congregations of Jewish and Gentile Christians live close to one another“. Das mag für Ephesus gelten können, für Kreta jedoch kaum. Nach COLLINS, I & IITimothyandTitus (n. 109), p. 11, handelt es sich bei Kreta als einer Insel lediglich um ein „creative narrative element”. 143. Vgl. OBERLINNER, Titusbrief (n. 9), p. 195; mit anderer Intention GLASER, Briefroman (n. 122), pp. 229-237. 144. Ibid., p. 231. 145. Ibid., pp. 232-233. 146. Ibid., pp. 234-236.

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Folgendes zum Ausdruck: „Wenn nun Paulus Titus mitteilt, dass er in die ‚Siegesstadt‘/nach Nikopolis reisen will, so wird … beides evoziert: Paulus ist auf dem Weg nach Italien und er wird in Kontakt kommen mit einer massiven Präsenz des Kaiserkultes und der Rechtsideologie“147. Warum allerdings Kreta dafür literarisch notwendig war, bleibt offen, zumal der erste Timotheusbrief, der ja Teil des behaupteten Briefromans wäre, das Szenario unnötig verkomplizieren würde148.

Auf die Problematik dieser Behauptungen kann hier im Einzelnen nicht näher eingegangen werden. Wichtig und im Sinne der Fragestellung weiterführend ist allerdings der Hinweis, dass die Nennung Kretas mit den Erwähnungen der Insel in der Apostelgeschichte zusammenhängt. Dort wird einerseits in Apg 2,11 aus der Präsenz von Kretern beim Pfingstereignis plausibel, dass es auf Kreta bereits lange vor der paulinischen Mission Christen bzw. christliche Gemeinden gegeben hat (bzw. gegeben haben könnte), die offenbar – so setzt der zeitliche Abstand des Titusbriefes voraus – eine gewisse Problemgeschichte hinter sich hatten und so von Paulus bei seinem Kretaaufenthalt vorgefunden wurden. Darüber hinaus wird Kreta in Apg 27 als Station der Rom- bzw. Italienreise (Apg 27,1) des Paulus genannt, eine geographische Ausrichtung, die auch im Titusbrief – wie Glaser zu Recht hervorhebt – mit der Reiseabfolge Kreta – Nikopolis gegeben ist, denn Nikopolis ist als Winterhafen auf der Reise nach Rom für die Schifffahrt bekannt und bedeutsam149. Im Resümee lässt sich die begründete Vermutung formulieren, dass die im Titusbrief vorausgesetzte Situation (ob literarisch-fiktiv oder realiter) mit derjenigen vergleichbar ist, die Lukas als Reise des Paulus nach Rom beschreibt. Allerdings erwähnt der Titusbrief weder einen Schiffbruch (Apg 27,13-44), noch die Insel Melite (Apg 28,1), Lukas seinerseits weder Nikopolis noch Titus. Der Titusbrief beschreibt bzw. konstruiert daher ein anderes Szenario der Romreise des Paulus als 147. Ibid., p. 236. 148. Vgl. die entsprechenden Vermutungen ibid., pp. 204-244. 149. Das von Octavian im Jahr 30 v. Chr. nach seinem Sieg bei Actium über Marcus Antonius gegründete Nikopolis (Sueton, Augustus 18.2) war als griechische Polis eine politisch und wirtschaftlich wichtige Hafenstadt an der nordwestlichen Küste Griechenlands in der Provinz Epirus (vgl. Strabo, Geogr. 7.7), gelegen in einer zum Überwintern für Schiffe gut geeigneten Lage auf einer Halbinsel zwischen dem Ionischen Meer und dem Ambrakischen Golf, vgl. F. SCHOBER, Art. Nikopolis 2, in RE XVII/1 (1935) 511-518, p. 512; D. STRAUCH, Art.Nikopolis3, in DerNeuePauly 8 (2000) 936-937. Eine andere Stadt dieses nicht seltenen Namens (der RE-Artikel listet insgesamt acht Städte dieses Namens) kommt im Kontext der paulinischen Missionstradition nicht infrage, zu den verschiedenen Möglichkeiten vgl. DIBELIUS – CONZELMANN, Pastoralbriefe (n. 7), pp. 114-115.

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Lukas bzw. als das, was man der Apostelgeschichte gemeinhin an historischen Daten entnimmt150. Zu fragen wäre deshalb, inwiefern die Angaben des Lukas den Tatsachen entsprechen bzw. wie sie literarisch zu erklären und zu interpretieren sind (vgl. z.B. die Deutung des Inselnamens „Melite“151). Der Titusbrief jedenfalls setzt voraus, dass Paulus von Kreta in Richtung Nikopolis gereist ist, wobei damit die Absicht der Weiterreise nach Rom impliziert sein kann152. Die Erwähnung des bevorstehenden Winters bringt eine Dynamik der Dringlichkeit in die Szenerie, durch die auch die Überwinterung in Nikopolis ein plausibles Element darstellt, da im Winter eine Weiterreise – wohin auch immer – aufgrund der damit gegebenen nautischen Gefahren grundsätzlich nicht möglich ist. Immerhin deutet die Überwinterung auf die Absicht einer Weiterreise per Schiff hin, denn eine Reise zu Land wäre auch in den Wintermonaten möglich. Die bevorstehende Überwinterung und damit Verzögerung der Reise gibt Titus bzw. dem „Anwalt“ Zenas die Gelegenheit, zu Paulus zu kommen und ihn auf der weiteren Reise zu begleiten. Falls der Autor – was nicht sicher zu erweisen, aber von der Szenerie insgesamt wahrscheinlich ist – die in Apg 27 beschriebene Reise des Paulus und damit die bevorstehende Prozesssituation in Rom vor Augen hatte, dann ist auch die eilende Anforderung eines νομικός durchaus plausibel und veranschaulicht das Szenario durch ein weiteres Element. Gegen diese Situierung des Titusbriefes während der Überführung des Paulus nach Rom in Begleitung römischer Soldaten wurde oft die Formulierung angeführt, mit der Paulus davon spricht: Er habe „beschlossen, dort den Winter zu verbringen“ (ἐκεῖ γὰρ κέκρικα παραχειμάσαι, Tit 3,12). Eine solche aktive Entscheidung passe aber nicht zu seiner Situation als Gefangener Roms, in der er selbst keine Entscheidungen 150. Dabei ist zu beachten, dass nicht vorausgesetzt werden kann, dass der Autor des Titusbriefes die Apostelgeschichte kannte, denn das Wissen von christlichen Gemeinden auf Kreta hat auch Lukas bereits der Tradition entnommen, und die Umstände der Romreise des Paulus können auch in unterschiedlicher Form überliefert worden sein. Es ist allerdings auch nicht ausgeschlossen, dass das im Titusbrief vorausgesetzte Szenarium unter bestimmten Voraussetzungen auch mit der bei Lukas literarisch gestalteten Erzählung in eine kohärente Beziehung gesetzt werden kann. 151. In der RealencyclopädiederclassischenAltertumswissenschaft ist unter dem Eintrag Melite (Μελίτη) immerhin neben Malta (in den Namensformen Melita/Melete/Meleta, vgl. J. WEISS, Art. Melite 11, in RE XIV/2 [1931] 543-547, p. 543) eine weitere Insel mit dem Namen Melite in der Adria ausgewiesen, vgl. FLUSS, Art.Melite16, in RE XIV/2 (1931) 547548, u.a. mit Hinweis auf Plinius, Hist. Nat. 3.152. WEISS, Art. Melite 11, p. 543 verweist darüber hinaus auf die Möglichkeit der „Verwechslung der Insel mit der gleichnamigen (h. Mljet-Meleda) an der dalmatischen Küste“. 152. Vgl. GLASER, Briefroman (n. 122), p. 236.

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treffen könne. Doch abgesehen von der Frage, inwieweit der Titusbrief die Apostelgeschichte tatsächlich literarisch voraussetzt, was eher unwahrscheinlich ist, so zeigt doch die Darstellung des Lukas zumindest, dass auch er nicht davon ausging und dies auch nicht explizit schreibt, Paulus hätte in Begleitung der Soldaten in Ketten gelegen. Von Ketten ist jedenfalls in der Apostelgeschichte wie in den Pastoralbriefen dann erst in der römischen Situation selbst die Rede (2 Tim 1,16; Apg 28,20153). Immerhin könnten solche Umstände auch erklären, warum Paulus nach Tit 1,5 abreisen musste, bevor er selbst die noch ausstehenden Dinge geregelt hatte. Vor diesem Hintergrund gelesen kann die aktive Perfektform κέκρικα auch implizieren, dass Paulus an der Entscheidung der Überwinterung beteiligt gewesen sein konnte und darüber „zu der Überzeugung gelangt“154 sei, dass Nikopolis die Station für das Überwintern sein würde. Dem Titus teilt er dies nun schriftlich mit, nachdem schon die Abreise von Kreta aufgrund des nahen Winters nicht geraten war (vgl. Apg 27,9-12), eine Entscheidung übrigens, an der sich Paulus nach der Darstellung des Lukas als „Gefangener“ Roms ebenfalls beteiligte, wenn er sich auch nicht durchsetzten konnte. Schließlich wird man aus der Tatsache, dass es im Blick auf die Überwinterung zu einer Entscheidung kommen musste, vielleicht auch entnehmen können, dass die eigentliche Absicht darin bestand, diese Verzögerung zu vermeiden. Erst als die Überwinterung feststand, war ein Brief an den zurückgelassenen Mitarbeiter überhaupt möglich und nötig. Zur Problematik der Verhältnisbestimmung von Tit 3 und Apg 27 gehört auch die Spannung, die sich mit dem Hinweis auf das Überwintern in Tit 3,12 ergibt, wenn man ihn im Zusammenhang mit Apg 27 interpretieren will. Auch in der lukanischen Schiffbrucherzählung spielt die Warnung des Paulus vor dem Beginn des Winters und damit der widrigen Reiseumstände eine wichtige Rolle (Apg 27,9). Wenn aber bereits die Abreise der Kohorte mit Paulus und den anderen Gefangenen aus Kreta wegen des

153. Nach Apg 21,33 legt der römische Hauptmann nach der Festnahme durch die Juden Paulus in Ketten, bereut dies aber nach 22,29-30, als er erfuhr, dass Paulus römischer Bürger sei, und befreit ihn unverzüglich von den Ketten. Apg 27,3 erwähnt zudem ausdrücklich, dass der befehlshabende Centurio Paulus gegenüber freundlich (φιλανθρώπως) gesinnt gewesen sei und ihm einige Freiheiten erlaubte. Lukas geht also in seiner Darstellung der Romreise keineswegs davon aus, dass Paulus als Strafgefangener in Ketten nach Rom überführt wurde. Nach Apg 26,31-32, kurz vor der Abreise aus Jerusalem, sind sich der jüdische König und der Präfekt einig, dass Paulus nichts getan habe, was rechtfertigen würde, ihn in Ketten zu legen oder gar zum Tode zu verurteilen. 154. In einem vergleichbaren Sinn wird das Perfekt in Apg 16,15 verwendet; vgl. auch LXX Dan 4,26. Vgl. BDR, §397 n. 5: „urteilen, daß etwas sei“.

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bevorstehenden Winters problematisch erschien und dann letztlich in der lukanischen Darstellung sogar zu einer Seenotsituation führte, dann wäre die Bitte des Paulus an Titus um ein baldiges Kommen (und zwar mit der wahrscheinlichen Implikation: möglichst noch vor dem Winter) mit der Erzählung des Lukas nur schwer kompatibel, da Paulus dann dem Titus die Gefahren der winterlichen Seefahrt zumuten würde, denen er selbst bereits zum Opfer gefallen war. Doch erhebt sich auch im Blick auf dieses Problem die Frage, ob bzw. inwieweit Tit 3 und Apg 27 in historischer und/oder literarischer Hinsicht miteinander zusammenhängen und wie „realistisch“ das in Apg 27 beschriebene Schiffbruchszenario tatsächlich ist. Der Titusbrief selbst lässt jedenfalls nicht erkennen, dass Paulus gerade noch vor dem Winter bzw. auch schon unter widrigen Umständen nach Nikopolis gekommen sei.

Im Ergebnis lässt sich daher festhalten, dass für eine plausible Situierung des Titusbriefes nicht nur Kreta, sondern auch die Angabe von Nikopolis bedeutsam ist. Allerdings lässt sich den beschriebenen Aspekten nicht entnehmen, ob sie lediglich einer narrativen Funktion entspringen oder eine reale Situation beschreiben. Beides ist angesichts der Textgestalt möglich, aber für eine Entscheidung sind sie insgesamt zu spärlich, zumal in eine solche auch andere Faktoren einfließen müssen. Während das Szenario des Titusbriefes durchaus mit der im zweiten Timotheusbrief vorausgesetzten Situation des in römischer Gefangenschaft sitzenden Paulus in einer sich ergänzenden Weise in Zusammenhang gebracht werden kann, besteht für die Briefroman-Theorie eines Corpuspastorale das größte Problem darin, das Reiseszenario des Titusbriefes mit der im ersten Timotheusbrief vorausgesetzten Konstellation in eine konzeptionelle Kohärenz zu bringen, ein Problem, das bereits die Vertreter der Authentizität aller drei Pastoralbriefe hatten und das man in der Regel mit der Behauptung einer zweiten römischen Gefangenschaft des Paulus zu lösen versuchte155. Das liegt nicht nur an historischen Problemen, 155. Vgl. z.B. W. METZGER, Die letzte Reise des Apostels Paulus. Beobachtungen und ErwägungenzuseinemItinerarnachdenPastoralbriefen (AzT, 59), Stuttgart, Calwer Verlag, 1976. TOWNER, Letters (n. 65), pp. 11-15, versucht eine Einordnung der Pastoralbriefe in das Itinerar der Apostelgeschichte ohne die Voraussetzung einer zweiten römischen Gefangenschaft, da deren Rekonstruktion zu unsicher ist. Auch unabhängig von der Frage nach der Authentizität der Pastoralbriefe wird eine erneute Mission des Paulus nach dem ersten Romaufenthalt vermutet, vgl. H. LÖHR, ZurPaulus-Notizin1Clem5,5-7, in F.W. HORN (ed.), Das EndedesPaulus.Historische,theologischeundliteraturgeschichtlicheAspekte (BZNW, 106), Berlin – New York, de Gruyter, 2001, 197-213; B. WANDER, Warum wollte Paulus nach Spanien?Einforschungs-undmotivgeschichtlicherÜberblick, in HORN (ed.), DasEndedes Paulus, 175-195; dazu J. Herzer, The Mission and the End of Paul Between Strategy and Reality:AResponsetoRainerRiesner, in A. PUIG I TÀRRECH/J.M.G. BARCLAY/J. FREY (eds.),

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sondern auch an der unterschiedlichen epistolographischen Charakteristik des ersten Timotheusbriefes auf der einen und des zweiten Timotheusbriefes und des Titusbriefes auf der anderen Seite. Immerhin hat sich in der intensiven Arbeit des Colloquium Paulinums an der exegetischen Erschließung des Titusbriefes gezeigt, dass insbesondere der Titusbrief an den wenigen Stellen, in denen überhaupt Theologisches oder Christologisches zur Sprache kommt, nicht so weit von paulinischen Vorstellungen entfernt ist, wie oft angenommen, auch wenn sich die konkrete Begrifflichkeit von derjenigen anderer theologischer Erörterungen des Apostels unterscheidet.

The Last Years of Paul. Essays from the Tarragona Conference, June 2013 (WUNT, 352), Tübingen, Mohr Siebeck, 2015, pp. 411-431.

PHILANTHROPY OF GOD AND HUMAN WORKS IN TITUS 3,4-7 AND IN 2 TIMOTHY 1,9-10 ROMANO PENNA I begin by stating that my lecture regarding Titus and 2 Timothy, the two Letters referred to in the title, suppose a methodological choice according to which all the three Pastoral Epistles are pseudepigraphic, that means they have been written after the death of Paul, even if partially in line with the thought of Paul, by an admirer of the Apostle, and at a chronological distance a number of years after his death1. However, I believe that it is irrelevant, as far as I am concerned, to ask what kind of order the composition of the three letters follows: whether 2 Tim (perhaps attributed to the historical Paul) – Tit – 1 Tim or rather Tit (because of its less developed ecclesial structure) – 1 Tim – 2 Tim. If in the title we put Tit first, this is because of the presence of the “philanthropy” of God which axiomatically, as we shall see, precedes human action. As regards the structural introduction of the two phrases in their own context, I refer to the contributions by Jens Herzer2 and Michael Wolter in this volume3. The chosen theme concerns the theological thought of the author (or of the authors?) and it deals precisely with the relation between the gratuity of the intervention of God in Jesus Christ and the moral works of man. These are exactly the two poles which we want to reflect upon. It can be immediately seen that a theme of this kind can be inserted in the inner part of the ideal relation of these epistolary pages with Paulinism, 1. Cf. R.E. BROWN, AnIntroductiontotheNewTestament, New York et al., Doubleday, 1997, pp. 638-680; Y. REDALIÉ, Les épîtres pastorales (1 et 2 Timothée; Tite), in D. MARGUERAT (ed.), Introduction au Nouveau Testament. Son histoire, son écriture, sa théologie, Geneva, Labor et fides, 2000, 307-326. Besides: R. FABRIS, Latradizionepaolina, Bologna, EDB, 1995, pp. 207-290; J. HERZER, Fiktion oder Täuschung? Zur Diskussion über die PseudepigraphiederPastoralbriefe, in J. FREY u.a. (eds.), PseudepigraphieundVerfasserfiktioninfrühchristlichenBriefen–PseudepigraphyandAuthorFictioninEarlyChristianLetters(WUNT, 246), Tübingen, Mohr Siebeck, 2009, 489-536. 2. Cf. J. HERZER, Titus3,1-15:GottesMenschenfreundlichkeitunddieethischeRelevanz chrislicherHoffnung, in this volume, pp. 133-179. 3. Cf. M. WOLTER, DerApostelundseinSchüler:2Tim1,1-18, in this volume, pp. 17-37. See also A. WEISER, Der zweite Brief an Timotheus (EKK, XVI/1), Düsseldorf – Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, 2003, pp. 102-104.

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if not with Paul himself, as we have to say in due time. First of all we will compare the two texts with one another. 1. AComparisonofTit3,4-7and1Tim1,9-10 Treating Tit 3,4-7 and 1 Tim 1,9-10 as parallels, is justified by certain objective data which we shall recall briefly. Without considering the poetic form which is suggested for both phrases by their typographical presentation in the critical editions of Nestle-Aland, and even admitting that their respective syntactic constructions are different4, we need to focus on their lexical and thematic similarities. In point of fact, what is characteristic of both phrases is a strong emphasis on divine mercy which is expressed with diverse synonymous terms (in Tit 3,4-7: χρηστότης, ϕιλανθρωπία, ἔλεος, σώζω; in 2 Tim 1,9-10: σώζω, κλῆσις, χάρις δοθεῖσα). The idea of a revelation which has already happened can be noted in both phrases through the use of terms which are themselves similar, one of which has the same etymon (in Tit 3,4: ἐπεϕάνη, “appeared”; in 2 Tim 1,10: ϕανερωθεῖσαν … διὰ τῆς ἐπιϕανείας, “manifested through the appearance”). Moreover, this revelation is said to have happened with the initiative of God associated with Jesus Christ (in Tit 3,4.6 [v. 5e adds the Holy Spirit] and in 2 Tim 1,9.10). Besides, both phrases use the title σωτήρmostly with a Christological connotation in Tit 3,6 and 2 Tim 1,10 (with only a theological meaning in Tit 3,4). Lastly, in both phrases mention is made of the “deeds”–“works” (ἔργα) and this in the form of a dispute, attributing to them a negative value with respect to their being excluded (Tit 3,5a; 2 Tim 1,9c). With regard to this subject, it needs to be noted that for the more than twenty times that the Pastoral Epistles use the term ἔργον our phrases are the only two cases that adopt an unfavourable meaning, while in the other eighteen cases the concept substantially always has a positive value. This last consideration is much more surprising in so far as in the subsequent context of Tit 3,5a the works are positively evaluated saying that they are “to be ready for any honest work” (v. 1) and “to apply themselves to good deeds” (v. 8). 4. Tit 3,4-7 is constructed with a secondary phrase of a temporal type (v. 4: ὅτε δὲ ... ἐπεϕάνη, “But when ... appeared”) and with a main verb in the affirmative type (vv. 5d-7: ἔσωσεν ἡμᾶς, “... he saved us ...”), while 2 Tim 1,9-10 is constructed with three principal phrases (v. 9a: τοῦ σώσαντος, “who saved us”; v. 9b: καὶ καλέσαντος, “and called us”; v. 10b: καταργήσαντος, “who abolished death”) which stand in apposition to the name of “God/θεός” (v. 8b) which is repeatedly qualified in this way.

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As it can be well understood, all these affirmations give sufficient motivation to study Tit 3,4-7 and 2 Tim 1,9-10 as almost synoptic texts which should be studied together at least insofar as their two basic subjects are concerned. 2. The“philanthropy”ofGod With regard to the subject of divine mercy which is expressed with different terms (cf. above), we shall direct our attention to the ϕιλανθρωπία, which we are assuming as the exponent of the above mentioned group of synonyms expressing the same reality, this being the most original and interesting. With this term, we associate the concept of ἐπιϕάνεια, “appearance”, which is very much bound to them, to give strength to the meaning. Regarding both of them, we will first see briefly what is their linguistic and cultural background, so that then we will consider closely the significance which they have in the letters. a) The first is a word which is very rare in the New Testament, in fact it is found only twice: in Acts 28,2 referring to the “kindness” of the natives of Malta who kindly welcomed Paul and his companions after the shipwreck on the voyage to Rome; and in Tit 3,4 with reference to God to show his kindness which is manifested in Jesus Christ towards man (it is to be noted that the word is associated to χρηστότης, “goodness”). In the Septuagint, ϕιλανθρωπία does not occur as the translation of a Hebrew word, but it is only present in Greek phrases, namely 2 Macc 6,22; 14,9; 3 Macc 3,15.18. It is important to note in these cases that the word does not have any theological value, but it always describes a kind of attitude on the part of either an Israelite, the just man in general or people who are strangers to Israel5. Only the adjective ϕιλάνθρωπος is used in this sense not with regard to God but to personified divine Wisdom as in Wis 1,6 (“For wisdom is a kindly spirit”) and in 7,23 (“For in it there is a spirit … beneficent, humane …”). In fact, attributing to God this same quality is a Greek derivation coming from non-biblical contexts, particularly in the classical era and even

5. In this sense, in addition to the abstract noun we encounter the verb ϕιλανθρωπεῖν in 2 Macc 13,23, the adjective ϕιλάνθρωποςin 1 Esdr 8,10; Wis 1,6; 7,23; 12,29; 2 Macc 4,11; 4 Macc 5,12, and the adverb ϕιλανθρώπως in 2 Macc 9,27; 3 Macc 3,20.

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more in the Hellenistic period6. It is only in this cultural environment that it is exclusively used, at least in the first instance, as a quality of a god or of the gods and then, by extension, of sovereigns, in other words as a noble attitude exercised towards inferiors. It is, therefore, in this context that Tit 3,4 is to be situated. The most ancient attestations of this etymon date back to the 5th century B.C., precisely to Aeschylus who in the tragedy Prometheus Bound mentions exactly the titan Prometheus and his “madness to do the good to humans” (ϕιλανθρώπου τρόπου)7, and in Aristophanes who in one of his comedies has recourse to the god Hermes addressing him in this way: “Please (χάρισον), you who, of the gods, are so good to man (ϕιλανθρωπότατος) and the most generous (μεγαλοδωρότατος)”8. Also in Plato the god Eros is celebrated as one who “among the gods has the greatest friendship with men (ϕιλανθρωπότατος), being their helper and doctor (ἐπικουρός τε καὶ ἰατρός) of that diseases whose recovery would be for the mankind the greatest happiness (μεγίστη εὐδαιμονία)”9. Only secondarily, philanthropy is attributed to some special men like Socrates10, in particular to sovereigns11, and then to all those who love those who are similar to them12. According to Diogenes Laertius philanthropy has three species: as it is manifested in a friendly salutation, in the readiness to help people who find themselves in difficulties (ὅταν τις βοηθητικὸς ᾖ παντὶ τῷ ἀτυχοῦντι), and specifically in hospitality13. In the first century of our era two authors, contemporaneous with the beginnings of Christianity, hold the word in particularly high esteem. 6. Cf. R. LE DÉAUT, ΦΙΛΑΝΘΡΩΠΙΑdanslalitératureGrecquejusqu’auNouveauTestament(TiteIII,4), in MélangesE.Tisserantvol.I (Studi e Testi, 231), Vatican City, Bibliotheca Apostolica Vaticana, 1964, 255-294; C. SPICQ, La Philanthropie hellénistique, vertu divine et royale, in SPICQ, Les épîtres pastorales, II, Paris, Gabalda, 1969, 657-676; SPICQ, Notesdelexicographienéo-testamentaire (OBO, 22/2), vol. 2, Fribourg – Göttingen, Èditions universitaires – Vandenhoeck & Ruprecht, 1978, pp. 922-927 (ϕιλανθρωπία); U. LUCK, GrandeLessicodelNuovoTestamento, XIV, Brescia, Paideia, 1984, pp. 1101-1114; J.I. RUIZ ALDAS, LarecepcióndelconceptodephilanthropíaenlaliteraturaCristianadelosprimeros siglos, in ScriptaTheologica 42 (2010) 277-308. See also G. SCARPAT, LibrodellaSapienza, I, Brescia, Paidea, 1989, pp. 82-87. 7. Vv. 11.28; cf. v. 123. 8. Aristophanes, Eirene 392-394. 9. Plato, Symposium 189c-d. 10. Cf. Plato, Euthyphro3d. 11. See above LetterofAristeas 208: the philanthropy of the king must be inspired by that of God. 12. Cf. Aristotle, NicomacheanEthics 1155-1120. 13. Cf. Vitaephilosophorum 3.98: In short it manfests itself “with the love of social relations (διὰ τοῦ ϕιλοσυνουσιάζειν = in the pleasure of staying together)”.

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The first is Plutarch who not only considers philanthropy as a typical quality of God14, but he uses it also in relation to enemies15. The other one is the Jewish philosopher Philo Alexandrinus according to whom philanthropy is “the masterly way which leads to holiness”16 and it is even extended to enemies (besides to strangers, to slaves and even to animals)17, in such a way that whoever wants to be a friend with God must be at the same time also a ϕιλάνθρωπος18. But according to Philo, philanthropy is primarily a quality of God himself19, who shows it both in creation20 and in the history of Israel21. b) The second concept22 (which is expressed both by the verb ἐπιϕαίνω in Tit 3,4 and also with the noun ἐπιϕάνειαin 2 Tim 1,10) is found in the New Testament in the three Pastoral Epistles (cf. the noun in 1 Tim 6,14; 2 Tim 1,10; 4,1.8; Tit 2,13; and the verb in Tit 2,11; 3,4)23. In the Septuagint, this etymon is rather rare and also late24, while it is more frequently found in Greek literature outside the biblical writings. Here apart from the original physical meaning “that which shines at the surface”25, the word is given a religious meaning in Hellenistic 14. Cf. DecommunibusnotitiisadversusStoicos 1075E. 15. Cf. Praeceptagerendaereipublicae 799D. 16. Cf. Virt. 51. 17. Cf. Virt. 105-140. 18. Cf. Decal. 110; also Abr. 107-118. 19. Cf. Virt. 77.188; Abr. 79; Cher. 99 (about the presence of God in the soul of the wise): “God, the Lord of everything, because of mildness and ϕιλανθρωπίαcondescended to visit the universe, coming down from the borders of the heaven to the ends of the earth for the good of our kind)”. 20. Cf. Op.Mund. 81: “We can hope in God, the friend of virtue (ϕιλάρετος), the friend of beauty (ϕιλόκαλος) and also the friend of human beings (ϕιλάνθρωπος) …”. 21. Cf.. Vit.Mos. 1.198 (with regard to the intervention of God to remove the famine of the people of God): “This happened because of the innate goodness and philanthropy (διὰ τὴν σύμϕυτον ἐπιείκειαν καὶ ϕιλανθρωπίαν) … with which God exercised mercy (ἐλεήσας) …” 22. Cf. R. BULTMANN – D. LÜHRMANN, art. φαίνω κτλ., in ThWNT 9 (1973) 1-11, esp. pp. 8-11; E. PAX, Epiphaneia. EinreligionsgeschichlicherBeitragzurbiblischenTheologie (MTS, 1/10), München, Kaiser, 1955; L. OBERLINNER, Die ‘Epiphaneia’ des Heilswillens GottesinChristusJesus.ZurGrundstrukturderChristologiederPastoralbriefe, in ZNW 71 (1980) 193-213; C. SPICQ, Notes de lexicographie néo-testamentaire (OBO, 22/1), vol. 1, Fribourg – Göttingen, Èditions universitaires – Vandenhoeck & Ruprecht, 1978, pp. 284-287 (ἐπιϕάνεια). 23. Moreover we need to mention the noun ἐπιϕάνεια in 2 Thess 2,8 (here it is a synonym of παρουσία), the verb ἐπιϕαίνω in Lk 1,79; Acts 27,20, and the adjective ἐπιϕανής in Acts 2,20. 24. This refers mainly to the noun, which is found twelve times (nine of which in 2 Macc 2,21; 3,24; 5,4; 12,22; 14,15; 15,27; 3 Macc 2,9; 5,8.51; in addition to 2 Sam 7,23; Esth 5,1; Am 5,22). The verb occurs 23 and the adjective 21 times. 25. As in Democritus, Fr. 155.

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times with a reference to an enlightening which accompanies divine help. For instance, an inscription from Chios dated 189 B.C. speaks of a public benefactor who on his return to Rome is hailed by the citizens “who benefitted of his ϕιλανθρωπία” and also to “honour the gods because of their ἐπιϕάνειαduring the war”26; besides, in an inscription from Cos the defeat of the Gauls at Delphi in 278 B.C. is attributed to an ἐπιϕάνεια of Apollo27, while Diodorus Siculus refers to some “epiphanies” of Isis in the cure of many evils28. In Hellenistic Judaism there is an explicit reference to an “epipháneia/help of God to those who are worthy”29. Used about certain men, the concept expresses their divine condition, as is seen in the case of Julius Caesar who in the inscription from Ephesus dating 48 B.C. is openly proclaimed “god manifest” (θεὸς ἐπιϕανής)30. Considering the terminology which is found in the two Pauline texts, the sound of celebrating God and Christ, united together for that which they accomplished, becomes more than evident. As it was said before, the title σωτήρ is used of both, but, surprisingly, it must be noted, that it is not found anywhere in the authentic letters of Paul; more precisely, it is not found in a relationship with God, it is found only once, in Phil 3,20, as qualifying “the Lord Jesus Christ” but only within an eschatological context. However, in our case, it deals with an attribute that highlights an intervention of a divine nature31. In fact, in the Greek literature (not including the Bible) the title describes some particular gods and generally, the Greek sovereigns, and in the Greek of the LXX the word is practically used only as a divine title (35 times; never for the Messiah)32, while it does not seem that the contemporaneous Judaism refers it to the figure of the Messiah33. The group of synonymous nouns (χρηστότης,ϕιλανθρωπíα,ἔλεος, χάρις)34 in the two epistolary texts which we are studying regarding the 26. Cf. F. CANALI DE ROSSI, Iscrizionistoricheellenistiche. Decretiperambasciatorigreci alsenato, Roma, Herder, 2002, p. 61 (= no 152 lines 1-3). 27. Cf. W. DITTEMBERGER, SyllogeInscriptionumGraecarum, no 398,1-21. 28. Cf. Diodorus Siculus, Bibl.Histor. 1.25.3-4. 29. LetterofAristeas264. Cf. also 2 Macc 15,34 and 3 Macc 5,35. 30. DITTEMBERGER, SIG (n. 27), no 760. 31. Cf. W. FOERSTER – G. FOHRER, art. σωτήρ, in ThWNT 7 (1964) 981-1013, pp. 992993; SPICQ, Notedilessicografianeotestamentaria (n. 6), vol. 2, pp. 626-641. 32. In this case, the Greek word translates the Hebrew forms mōšîăc (cf. Isa 45,15.21), yēšac (cf. Ps 24[25],5), yešūāc (cf. Deut 32,15; Isa 12,2), all deriving from the verbal root yāšac, “to save”. 33. FOERSTER – FOHRER, art. σωτήρ (n. 31), p. 1013: “No writing can prove that at the time of the NT ‘liberator’ and ‘saviour’ were current designations of the Messiah”. 34. The relationship of the first two is already found in the Greek parts of the book of Esther as qualities of King Ahasu-e’rus (cf. Esth [LXX] 8,12k-l).

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salvation-intervention of God, shows most evidently his generous goodness. It can hardly be defended that in this word there is a political intention to censure the Roman Empire, as some authors tend to say35. Despite the fact that, in Hellenistic-imperial times, these words had a political use implying praise for the sovereigns and above all the emperor36, one has to admit that the author does not offer any specific polemic against the ruling authorities. Tit 3,1 rather states: “Remind them to be submissive to rulers and authorities (ἀρχαῖς ἐξουσίαις ὑποτάσσεσθαι), to be obedient, to be ready for any honest work”. At most, it can and it should be admitted that a word of this kind, with its particular qualities, which is attributed only to God and to Jesus Christ, implies even though indirectly a critique of the structures of the imperial power whereby its prerogatives are transferred to God (cf. 1 Cor 8,4-6). In fact, it is properly speaking the generous goodness of God which constitutes the content of the Gospel proclaimed. Also the historical Paul shares at least the concepts of χρηστότης (Rom 2,4; 11,22), of ἐ̓λ ́ εος (Rom 9,23; 11,31; 15,9), and especially of χάρις(apart from its reference in the forms of salutations, cf. Rom 3,24; 5,15; 1 Cor 1,4; 15,10; 2 Cor 1,12; 6,1; 8,1; 9,14; Gal 1,15; 2,21)37. Moreover, the historical Paul would speak also of the ἀγάπη of God and of Christ (cf. Rom 5,5.8; 8,35.37.39; 2 Cor 5,14), while in the Pastoral Epistles it means only a virtuous dimension of the Christian life (cf. 1 Tim 1,5; 2,15; 4,12; 6,11; 2 Tim 1,7; 2,22; 3,10; Tit 2,2) even when it is specified by the complement “in Christ Jesus” (1 Tim 1,14; 2 Tim 1,13). With regard to the content of the Gospel, an element which is surely surprising is the fact that the Pastoral Epistles ignore completely the Pauline phrase δικαιοσύνη θεοῦ, “righteousness of God”, which counter-distinguishes in an original way the Gospel language of the Apostle in the meaning of the unfathomable divine mercy revealed in the Gospel (cf. Rom 1,17; 3,5.21.22.25.26; 10,3bis; 2 Cor 5,21)38; rather, when the Pastoral Epistles mention “righteousness”, they do not even link it with faith, but they give it only the meaning of a human-Christian virtue which has to be followed with diligence (cf. 1 Tim 6,11; 2 Tim 2,22; 3,16; 4,8; Tit 3,5)39. 35. Cf. HERZER, FiktionoderTäuschung?(n. 1), p. 491. 36. Cf. A. DEISSMANN, LichtvomOsten, Tübingen, Mohr, 41923, p. 311, n. 4. 37. In the Pastoral Epistles the word χάρις in its theo-christological meaning is found in addition to the epistolary salutations, also in 1 Tim 1,14; 2 Tim 1,9; 2,1; Tit 2,11; 3,7. 38. Cf. R. PENNA, LetteraaiRomani (SOC, 6), Bologna, EDB, 2010, pp. 64-73. 39. The exclusion of deeds done in δικαιοσύνη in Tit 3,5a (“not because of deeds done by us in righteousness”) wants to say that “for the purpose of salvation, not only deeds in general

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Something which is really unique may also be noted in the Pastoral Epistles, because they neither make reference to the cross nor to the blood and not even to the death of Jesus40, that is missing also in the kerygmatic formula of 1 Tim 3,16. Because of this, the Pastoral Epistles differ fundamentally from the historical Paul. Even the statement found in 2 Tim 1,10, according to which God with the epiphany of Jesus Christ “abolished death” (καταργήσαντος τὸν θάνατον) properly speaking has no christological meaning, because the double mentioning of life and of immortality which immediately succeeds, is understood within an exclusively anthropological perspective, even though it is redemptive. On the other hand, according to the historical Paul, the elimination of death is not a present event but it will come in the future at the eschatological time of the final resurrection (cf. 1 Cor 15,26: ἔσχατος ἐχθρὸς καταργεῖται ὁ θάνατος). The text which is being studied says simply that the act of salvation of God in Christ has a double effect, one negative (death) and one positive (the gift of life and immortality). Moreover, it is also noted that the author of the Letter to Titus employs the concept of “epiphany” (manifestation), the verb ἐπιφαίνω in 2,11 and 3,4 and the noun ἐπιϕάνεια in 2,13, two contexts that are rather close despite different meanings. In fact, while in Tit 3,4 (parallel to 2 Tim 1,10) it is stated that the “kindness” of God has already appeared (using the aorist ἐπεϕάνη, cf. 2,11: “For the grace of God has appeared for the salvation of all”), in an intermediary phrase between the two, that is, in 2,13 the text speaks about “the appearing (ἐπιϕάνεια) of the glory of our great God and Saviour Jesus Christ” (using the word as a synonym of παρουσία as in 2 Thess 2,8) explicitly qualified as an object of waiting and of hope. Evidently, in our terminology, the author of the text argues by making use of the dialectic “already” and “not yet”. In any case, it is important to note that he relates the manifestation of the grace only to the “already” of the historic present! 3. Thedeedsofthehumanperson The revelation of the goodness of God is even more underlined and revealed through the explicit exclusion of the “deeds”, both in Tit 3,5a and in 2 Tim 1,9b. Rather, the explicit statement of a radical exclusion are excluded, but even those which we have accomplished in ‘righteousness’”; see P. TRUMMER, DiePaulustraditionderPastoralbriefe (BET, 8), Frankfurt a. M., Lang, 1978, p. 187. 40. The same must be said of the παθήματα. Those that are mentioned in 2 Tim 3,11 are not sufferings of Christ (as in 2 Cor 1,5; Phil 3,10; cf. Heb 2,10; 10,32; 1 Pet 1,11; 4,13; 5,1.9) but of Paul.

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of the deeds (Tit 3,5a: “not because of deeds done by us in righteousness”; 2 Tim 1,9c: “not according to our works”) helps precisely to highlight the unique mercy of God as the only luminous factor of the salvation of the human person (Tit 3,5d: ἔσωσεν ἡμᾶς; 2 Tim 1,9a: τοῦ σώσαντος ἡμᾶς). Somehow, the affirmation becomes even stronger than what Paul says with regard to this subject, because he never argues about the justification event referring to the specific word of “salvation”41. In fact, according to Paul justification without deeds is something which characterises the believer even now, while salvation is an eschatological event (as it can be clearly seen in Rom 5,9.10; 8,24; 13,11b). However, many more considerations are possible with regard to the texts studied. It can be noted first of all, as it had been referred to before, that of the twenty occurrences, the noun ἔργον/ἔργα has a negative meaning only in these two texts insofar as the deeds are explicitly excluded intentionally from the event of salvation. This exclusion can be seen even more because in the other occurrences they are almost always qualified by the term “good”/ἀγαθά(1 Tim 2,10; 5,10; 2 Tim 2,21; 3,17; Tit 1,16; 3,1) or “beautiful”/καλά (1 Tim 3,1; 5,10a.25; Tit 2,7.14; 3,8.14). Besides, we have to state that, while the typical language of Paul associates the deeds with the law/νόμος, 2 Timothy and Titus not only ignore the specific construct “works of the law” (present in Rom 2,15; 3,20; Gal 2,16; 3,2.5.10)42, but they do not even discuss the question of their relationship with faith. This is an evident sign that the problematic question dealt with by the historical Paul is completely left behind, at least in those terms, even if it cannot be denied that it is taken for granted and therefore already solved. It is only in 1 Tim 1,8-9, while arguing with the “doctors of the law” mentioned immediately before (v. 7: νομοδιδάσκαλοι, identified probably with Jewish Christians with ascetic inclinations)43, the word “law” is mentioned in order to say that it is of

41. It must be remembered that the construct εἰς σωτηρίαν in Rom 1,16 has to be understood in an eschatological perspective (so with Dunn and Fitzmyer against Käsemann and Jewett). 42. Cf. M. BACHMANN, KeiloderMikroskop?ZurjüngerenDiskussionumdenAusdruck ‘Werke’desGesetzes’, in BACHMANN (ed.), LutherischeundNeuePaulusperspektive.Beiträge zueinemSchlüsselproblemdergegenwärtigenexegetischenDiskussion (WUNT, 182), Tübingen, Mohr Siebeck, 2005, 69-134. 43. Cf. L. OBERLINNER, DiePastoralbriefe, vol. 1: KommentarzumErstenTimotheusbrief (HTKNT, XI/1), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 1994, pp. 23-30; C. MARCHESELLI-CASALE, Leletterepastorali (SOC, 15), Bologna, EDB, 1995, p. 103; J. ROLOFF, DerersteBriefan Timotheus (EKK, XV), Zürich – Neukirchen-Vluyn, Benziger – Neukirchener, pp. 71-72.

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no help for who is just44. In any case, these are the only instances of νόμος in the Pastoral Epistles45. While on the one hand, Paul opposes deeds and faith understood in reciprocal alternatives (cf. Rom 3,27-28; Gal 2,16), now, according to 2 Tim 1,9-10 the works are opposed directly to the “purpose and the grace (κατὰ πρόθεσιν καὶ χάριν)” that knows both moments: that of a pre-temporal stage already qualified by the figure of Christ Jesus (v. 9e), as can be read also in other New Testament writings as in Eph 1,4 (“He chose us in him [= Christ] before the foundation of the world”) and 1 Pet 1,20 (“He [= Christ] was destined before the foundation of the world”); and that of an actual manifestation mediated through the “epíphany of our Saviour Christ Jesus” (2 Tim 1,10a; cf. also Tit 3,7) that happened “now” and which has parallels in other canonical texts (like Col 1,26; Eph 3,5.10; Rom 16,25; and Heb 1,1: “in these last days”). From a theological point of view, this anchoring of salvation experienced in the present time in a pre-temporal stage helps to communicate a certitude, that is, the intervention of God in Jesus Christ is not a historical event among others, but it knows its origin and its meaning in God46. This plan of revelation, as far as is of interest to us, sheds absolute light on the divine grace which contrasts with the works of humans. It needs to be recognised that also in Rom 11,6, Paul opposes the works to divine grace: “But if it is by grace, it is no longer on the basis of works; otherwise grace would no longer be grace”. But it must have been further recognised that Paul’s argument in the context within the framework of the Letter to the Romans refers specifically to the people of Israel and to the theme of his election which happened by grace. On the other hand, the Pastoral Epistles, not only ignore the word ᾿Ισραή́λ, but they never mention the ᾿Ιουδαίοι. Also the fact that they do not mention the Ἕλληνες, bears witness most probably to the absence of the acknowledgment of the very problem posed by the salvation-historical and ecumenical relationship between Jews and Greeks, which instead in Paul finds ample reflection. This shows that the Pastoral Epistles have been written in a post-Pauline period, when (or: by someone for whom) the missionary problem was no longer perceived as urgent, in order that more attention is concentrated on the inner life of the communities to whom these Letters were sent. 44. See 1 Tim 1,8-9: “Now we know that the law is good, if anyone uses it lawfully, understanding this, that the law is not laid down for the just but for the lawless …”. 45. One has to note also the adjective νομικός in Tit 3,9.13 and the adverb νομίμως in 1 Tim 1,8; 2 Tim 2,5 (without any theological value except the one referred to in 1 Tim 1,8). 46. Cf. WOLTER, DerApostelundseinSchüler (n. 3).

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Furthermore, it has to be observed and insisted upon, as it had already been done, that the divine event that excludes the works is designated as an event of “salvation” and not as an event of “justification”. The author (or the authors) of 2 Timothy or Titus do not know the phrase δικαιοσύνη θεοῦ any more and they limit the understanding of δικαιοσύνη to an ethical attitude. Not only that, but they even largely ignore the verb δικαιόω, “to declare and to make right, justify”, so frequent in the authentic letters of Paul (25 times, 15 of which in Romans alone) to show the new status of holiness before God received through his free gift. In fact, the use that is made in 1 Tim 3,16 with respect to Christ (ἐδικαιώθη ἐν πνεύματι, litt. “was justified in the Spirit”) is totally atypical of Paul, as it has nothing to do with the believer, but only with the risen Christ, of whom the text acknowledges that God has confirmed his role of mediator47. It is only in the text under consideration, that of Tit 3,7, where we read that the “washing of regeneration (παλιγγενεσία) and renewal (ἀνακαίνωσις) in the Holy Spirit which he poured out upon us richly” (3,5e-6a) has this declared purpose: “… so that we might be justified (δικαιωθέντες) by his grace (τῇ ἐκείνου χάριτι) and become heirs in hope of eternal life” (Tit 3,7). There truly resounds a genuine thought of Paul which recalls texts like, for example, Rom 5,9 (“Since, therefore, we are now justified [δικαιωθέντες νῦν] by his blood, much more shall we be saved by him from the wrath of God”); 6,23 (“But the free gift of God is eternal life in Christ Jesus our Lord”); 8,17 (“And if children, then heirs, heirs of God and fellow heirs with Christ”); 8,24 (“For in this hope we were saved”)48. Even the reference to baptism, which we are not considering here, is placed on the same line. A common element in the two texts of the Letters, is the eschatological perspective which is more expressed in the text just quoted (Tit 3,7b) but is seen even though implicitly in 2 Tim 1,10b where we read that our Saviour Christ Jesus “abolished death and brought life and immortality to light through the gospel”. This solemn and celebrative language can call to mind a hymnic text of a baptismal liturgy49; what is certain is that the concept of incorruptibility (ἀϕθαρσία)in the New Testament is used also in the letters of Paul,50 and it goes back to the furthest extension of meta-historical life. 47. Cf. OBERLINNER, 1Tim(n. 43), pp. 165-166. 48. Cf. also 2 Cor 4,10; Eph 1,18; Col 1,5. 49. Cf. L. OBERLINNER, Die Pastoralbriefe, vol. 2: Kommentar zum Zweiten Timotheusbrief (HTKNT, XI/2), Freiburg – Basel – Wien, Herder, 1995, pp. 43-44. 50. Cf. the noun ἀϕθαρσία in Rom 2,7; 1 Cor 15,42.50.53.54; Eph 6,24; 2 Tim 1,10 and the adjective ἄφθαρτος in Rom 1,23; 1 Cor 9,25; 15,52;1 Tim 1,17; 1 Pet 1,4.23; 3,4.

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CONCLUSION The tension that is proposed in the title between the philanthropy of God and the works of humans can say only one thing, namely that God loves human beings beyond their deeds: not only their evil deeds (cf. 2 Tim 4,18: “The Lord will rescue me from every evil”), but also the works done with the sole charism of the conformity with the law (cf. Tit 3,5). In this sense, the ϕιλανθρωπία is a synonym of μακροθυμία, “magnanimity, generosity”, as expressed by Paul himself: “Christ Jesus came into the world to save sinners. And I am the foremost of sinners; but I received mercy (ἠλεήθην) for this reason, that in me, as the foremost, Jesus Christ might display all his magnanimity as an example (τὴν ἅπασαν μακροθυμίαν πρὸς ὑποτύπωσιν) to those who were to believe in him for eternal life” (1 Tim 1,15-16). In fact, the Pastoral Epistles have a bearing not only on the thought of Paul but also on his historical figure to show in him the greatest example of those who believed in Christ notwithstanding that they came from a long way and even being hostile to him. The fact that the deeds are excluded from what is decisive, that is, from the intervention of God in favour of the human person, does by no means exclude them from the daily commitment of a baptized person. This is why there remain the “good” works which were referred to previously. This qualification is explained and makes sense not because of the ethics which is observed in human operations, but in its very root which is pre-moral, that is, anterior to any of our ethos; and it consists, on the one hand, of the goodness and the philanthropy of God in Christ and, on the other hand, of the faith of the Christian sealed by baptism. As 1 Tim 1,14 says: “The grace of our Lord overflowed for me with the faith and love (μετὰ πίστεως καὶ ἀγάπης) that are in Christ Jesus” (cf., analogically, 2 Tim 1,13: “with the faith and love [ἐν πίστει καὶ ἀγάπῃ] that are in Christ Jesus”). Here it is clearly seen that the combining of faith and love is formulated by referring to a succession which is typical of the tenet of Paul as he writes in Gal 5,6: “For in Christ Jesus … what is of any avail, but πίστις (faith) working through ἀγάπη (love)”. Christ himself in whom historically the total gratuity of God is revealed, is always the reason which makes possible51 the two essential components of the Christian life. 51. Cf. WEISER, DerzweiteBriefanTimotheus (n. 3), p. 132: “Jesus Christus als deren Ermöglichungsgrund”.

LISTE DER MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER

REIMUND BIERINGER, Professor für Exegese des Neuen Testaments, Faculty of Theology and Religious Studies, Katholieke Universiteit Leuven, Belgien. MICHEL GOURGUES, Professor für Exegese des Neuen Testaments, Faculté de théologie, Collège universitaire dominicain, Ottawa, Kanada. ODILE FLICHY, Professorin für Exegese des Neuen Testaments, Centre Sèvres, Facultés Jésuites de Paris, Frankreich. JENS HERZER, Professor für Exegese des Neuen Testaments, Institut für neutestamentliche Wissenschaft, Theologische Fakultät der Universität Leipzig, Deutschland. CHRISTOS KARAKOLIS, Professor für Neues Testament, Theologische Fakultät, Nationale Kapodistrias-Universität Athen, Griechenland. MARGARET Y. MACDONALD ist Dekanin der Faculty of Arts, St. Mary’s University, Halifax, Kanada. ROMANO PENNA, Emeritierter Professor für Neues Testament und christliche Ursprünge, Facoltà di Teologia della Pontificia Università Lateranense, Rom, Italien. MICHAEL WOLTER, Emeritierter Professor für Neues Testament, Evangelisch-Theologische Fakultät, Rheinische Friedrich-WilhelmsUniversität, Bonn, Deutschland.

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